HOCHWASSERRÜCKHALTEBECKEN

STRAßBERG/

Entwurfs- und Genehmigungsplanung

Heft 7.1:

Umweltverträglichkeitsstudie in der Fassung der 1. Planergänzung

April 2017 200521920 - I -

Inhaltsverzeichnis Seite 1 Vorhaben und allgemeine Grundlagen 1 1.1 Ausgangssituation 1 1.2 Anlass 1 1.3 Rechtliche Grundlagen 3 1.4 Vorgehensweise, Methode 4 1.5 Lage im Raum und Abgrenzung des Untersuchungsgebietes 5 1.6 Fachgesetzliche und fachplanerische Ausweisungen und Festlegungen 7 1.6.1 Landesentwicklungsplan 7 1.6.1.1 Bindende Ziele 7 1.6.1.2 beachtliche Grundsätze und sonstige Erfordernisse 8 1.6.2 Regionaler Entwicklungsplan 9 1.6.2.1 Bindende Ziele 9 1.6.2.2 beachtliche Ziele, Grundsätze und sonstige Erfordernisse 10 1.6.3 Landschaftsrahmenplan 12 1.6.4 Landschaftsplan, Flächennutzungsplan 12 1.6.4.1 Landschaftsplan der Gemeinde Güntersberge 12 1.6.4.2 Entwurf des Flächennutzungsplans der Gemeinde Güntersberge 12 1.6.4.3 Entwurf des Landschaftsplans der Gemeinde Straßberg 12 1.6.4.4 Flächennutzungsplan der Gemeinde Straßberg 13 2 Beschreibung des Vorhabens und der untersuchten Alternativen 13 2.1 Beschreibung des Vorhabens 13 2.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 13 2.1.2 Folgemaßnahmen 15 2.1.3 Externe Kompensations- und Kohärenzmaßnahmen 20 2.2 Untersuchte Alternativen 21 2.2.1 In Bezug auf das Hochwasserrückhaltebecken 21 2.2.1.1 Alternativenprüfung nach § 34 Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG 22 2.2.1.2 Alternativenprüfung nach § 45 Abs. 7 BNatSchG 23 2.2.1.3 Alternativenprüfung nach § 31 Abs. 2 WHG und § 47 Abs. 3 i. V. m. § 31 Abs. 2 WHG 24 2.2.1.3.1 Ausnahme von den Bewirtschaftungszielen für Oberflächengewässer für den Bau des HRB 24 2.2.1.3.2 Ausnahme von den Bewirtschaftungszielen für Grundwasser für den Bau des HRB 25 2.2.1.3.3 Ausnahme von den Bewirtschaftungszielen für Oberflächengewässer für den Betrieb des HRB 26 2.2.1.3.4 Ausnahme von den Bewirtschaftungszielen für Grundwasser für den Betrieb des HRB 27 2.2.1.4 Fachplanerische Alternativenprüfung 28 2.2.2 In Bezug auf Folgemaßnahmen 29 2.2.2.1 Materialentnahme - Standortvergleich und Bewertung 29 2.2.2.2 Änderungen am Damm des Elbingstalteiches 38 2.2.2.3 Sonstige Folgemaßnahmen 40 3 Beschreibung der Umwelt und ihrer Bestandteile am Standort und im Einwirkungsbereich des Vorhabens 41 3.1 Naturraum, Topographie und Geologie 41

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3.2 Schutzgebiete und gesetzlich geschützte Biotope 42 3.2.1 Fauna-Flora-Habitat-Gebiete 42 3.2.2 Vogelschutzgebiet 44 3.2.3 Naturschutzgebiete 45 3.2.4 Landschaftsschutzgebiete 46 3.2.5 Naturdenkmale 48 3.2.6 Gesetzlich geschützte Biotope 48 3.3 Schutzgut Menschen einschließlich der menschlichen Gesundheit 49 3.3.1 Wohnen/ Siedlungsflächen 49 3.3.2 Freizeit und Erholung 49 3.4 Schutzgut Pflanzen und Tiere, biologische Vielfalt 49 3.4.1 Pflanzen/ Biotope 50 3.4.1.1 Potenzielle natürliche Vegetation (PNV) 50 3.4.1.2 Reale Vegetation, Biotoptypen und Flächennutzung 50 3.4.1.3 Geschützte und seltene Pflanzenarten 53 3.4.2 Tiere 55 3.4.2.1 Säugetiere 58 3.4.2.2 Vögel 65 3.4.2.3 Amphibien 70 3.4.2.4 Reptilien 71 3.4.2.5 Insekten 73 3.4.2.6 Landschnecken 85 3.4.2.7 Fische und Rundmäuler 86 3.4.2.8 Makrozoobenthos 88 3.5 Schutzgut Boden 92 3.5.1 Bodentypen 92 3.5.2 Altlasten 93 3.6 Schutzgut Wasser 94 3.6.1 Grundwasser 94 3.6.2 Oberflächenwasser 96 3.6.2.1 Fließgewässer 96 3.6.2.1.1 Selke 96 3.6.2.1.2 Steinfurtbach 99 3.6.2.1.3 Westerbach 100 3.6.2.2 Stillgewässer 101 3.7 Schutzgut Klima und Luft 101 3.8 Schutzgut Landschaft 102 3.9 Kulturgüter und sonstige Sachgüter 102 4 Beschreibung und Bewertung der zu erwartenden Umweltauswirkungen des Vorhabens einschließlich der zugehörigen Folgemaßnahmen 103 4.1 Auswirkungen auf das Schutzgut Menschen 103 4.1.1 Baubedingte Auswirkungen 103 4.1.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 103 4.1.1.2 Folgemaßnahmen 105 4.1.2 Anlagenbedingte Auswirkungen 106 4.1.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 106 4.1.2.2 Folgemaßnahmen 106 4.1.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 107 4.1.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 107 4.1.3.2 Folgemaßnahmen 107 - III -

4.1.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Menschen 107 4.2 Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere, biologische Vielfalt 108 4.2.1 Pflanzen/ Biotope 109 4.2.1.1 Baubedingte Auswirkungen 109 4.2.1.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 109 4.2.1.1.2 Folgemaßnahmen 109 4.2.1.2 Anlagebedingte Auswirkungen 111 4.2.1.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 111 4.2.1.2.2 Folgemaßnahmen 112 4.2.1.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 113 4.2.1.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 113 4.2.1.3.2 Folgemaßnahmen 116 4.2.1.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen 116 4.2.2 Tiere 118 4.2.2.1 Baubedingte Auswirkungen 118 4.2.2.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 118 4.2.2.1.2 Folgemaßnahmen 122 4.2.2.2 Anlagebedingte Auswirkungen 128 4.2.2.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 128 4.2.2.2.2 Folgemaßnahmen 131 4.2.2.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 133 4.2.2.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 133 4.2.2.3.2 Folgemaßnahmen 140 4.2.2.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere 140 4.2.3 Besonders geschützte Biotope 142 4.2.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 142 4.2.3.2 Folgemaßnahmen 143 4.2.4 Geschützte Tier- und Pflanzenarten 143 4.2.5 FFH-Gebiet DE 4332-302 „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ 144 4.3 Auswirkungen auf das Schutzgut Boden 145 4.3.1 Baubedingte Auswirkungen 145 4.3.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 145 4.3.1.2 Folgemaßnahmen 146 4.3.2 Anlagebedingte Auswirkungen 146 4.3.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 147 4.3.2.2 Folgemaßnahmen 147 4.3.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 147 4.3.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Boden 148 4.4 Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser 149 4.4.1 Grundwasser 149 4.4.1.1 Baubedingte Auswirkungen 149 4.4.1.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 150 4.4.1.1.2 Folgemaßnahmen 150 4.4.1.2 Anlagebedingte Auswirkungen 150 4.4.1.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 151 4.4.1.2.2 Folgemaßnahmen 151 4.4.1.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 152 4.4.1.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 152 4.4.1.3.2 Folgemaßnahmen 153 - IV -

4.4.1.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser - Grundwasser 153 4.4.2 Oberflächengewässer 154 4.4.2.1 Baubedingte Auswirkungen 154 4.4.2.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 154 4.4.2.1.2 Folgemaßnahmen 154 4.4.2.2 Anlagebedingte Auswirkungen 155 4.4.2.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 156 4.4.2.2.2 Folgemaßnahmen 156 4.4.2.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 158 4.4.2.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 158 4.4.2.3.2 Folgemaßnahmen 164 4.4.2.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser - Oberflächenwasser 165 4.5 Auswirkungen auf das Schutzgut Klima und Luft 166 4.5.1 Baubedingte Auswirkungen 166 4.5.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 166 4.5.1.2 Folgemaßnahmen 166 4.5.2 Anlagebedingte Auswirkungen 166 4.5.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 166 4.5.2.2 Folgemaßnahmen 167 4.5.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 167 4.5.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 167 4.5.3.2 Folgemaßnahmen 167 4.5.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Klima und Luft 168 4.6 Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft 169 4.6.1 Baubedingte Auswirkungen 169 4.6.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 169 4.6.1.2 Folgemaßnahmen 169 4.6.2 Anlagebedingte Auswirkungen 169 4.6.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 169 4.6.2.2 Folgemaßnahmen 170 4.6.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 170 4.6.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 170 4.6.3.2 Folgemaßnahmen 171 4.6.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft 171 4.7 Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter 172 4.7.1 Baubedingte Auswirkungen 172 4.7.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 172 4.7.1.2 Folgemaßnahmen 172 4.7.2 Anlagebedingte Auswirkungen 172 4.7.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 172 4.7.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg 172 4.7.3.2 Folgemaßnahmen 173 4.7.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter 173 4.8 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern 174 4.9 Voraussichtliche Entwicklung der Umwelt ohne das Vorhaben 175 5 Maßnahmen zur Vermeidung, zum Ausgleich und zum Ersatz nachteiliger Umweltwirkungen 177 - V -

5.1 Vermeidungsmaßnahmen 177 5.2 Maßnahmen im Untersuchungsgebiet 181 5.3 Maßnahmen außerhalb des Untersuchungsgebietes 185 5.4 Schutzgutbezogene Gegenüberstellung der Konflikte und Maßnahmen 186 5.4.1 Schutzgut Menschen einschließlich der menschlichen Gesundheit 186 5.4.2 Schutzgut Pflanzen 187 5.4.3 Schutzgut Tiere 188 5.4.4 Schutzgut Boden 191 5.4.5 Schutzgut Wasser 193 5.4.5.1 Grundwasser 193 5.4.5.2 Oberflächengewässer 193 5.4.6 Schutzgut Klima/ Luft 194 5.4.7 Schutzgut Landschaft 195 6 Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Unterlagen 196 7 Allgemeinverständliche Zusammenfassung 197 7.1 Begründung und Beschreibung des Vorhabens 197 7.2 Beschreibung der Umwelt und ihrer Bestandteile 197 7.3 Wesentliche zu erwartende Umweltauswirkungen des Vorhabens und der zugehörigen Folgemaßnahmen 199 7.3.1 Schutzgut Menschen und menschliche Gesundheit 199 7.3.1.1 Baubedingte Auswirkungen 199 7.3.1.2 Anlagebedingte Auswirkungen 199 7.3.1.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 199 7.3.2 Schutzgut Pflanzen 200 7.3.2.1 Baubedingte Auswirkungen 200 7.3.2.2 Anlagebedingte Auswirkungen 200 7.3.2.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 200 7.3.3 Schutzgut Tiere 201 7.3.3.1 Baubedingte Auswirkungen 201 7.3.3.2 Anlagebedingte Auswirkungen 201 7.3.3.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 201 7.3.4 Schutzgut Boden 202 7.3.4.1 Baubedingte Auswirkungen 202 7.3.4.2 Anlagebedingte Auswirkungen 202 7.3.4.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 202 7.3.5 Schutzgut Wasser 202 7.3.5.1 Grundwasser 202 7.3.5.1.1 Baubedingte Auswirkungen 202 7.3.5.1.2 Anlagebedingte Auswirkungen 203 7.3.5.1.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 203 7.3.5.2 Oberflächengewässer 203 7.3.5.2.1 Baubedingte Auswirkungen 203 7.3.5.2.2 Anlagebedingte Auswirkungen 204 7.3.5.2.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 204 7.3.6 Schutzgut Klima und Luft 205 7.3.6.1 Baubedingte Auswirkungen 205 7.3.6.2 Anlagebedingte Auswirkungen 205 7.3.6.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 205 7.3.7 Schutzgut Landschaft 205 7.3.7.1 Baubedingte Auswirkungen 205 7.3.7.2 Anlagebedingte Auswirkungen 205 7.3.7.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 206 - VI -

7.3.8 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter 206 7.3.8.1 Baubedingte Auswirkungen 206 7.3.8.2 Anlagebedingte Auswirkungen 206 7.3.8.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 206 7.4 Maßnahmen gegen schädliche Umweltauswirkungen 206 7.4.1 Vermeidungsmaßnahmen 207 7.4.2 Ausgleichsmaßnahmen 208 7.4.3 Ersatzmaßnahmen 209 7.4.4 Artenschutzmaßnahmen sowie Maßnahmen zur Kohärenzsicherung 209

Tabellenverzeichnis Seite

Tabelle 1: Variantenbetrachtung Materialentnahmestelle - Tiere 32 Tabelle 2: Variantenbetrachtung Materialentnahmestelle – Biotoptypen 33 Tabelle 3: Variantenbetrachtung Materialentnahmestelle – Anfahrtswege 34 Tabelle 4: Vom Vorhaben betroffene Biotoptypen 52 Tabelle 5: Besonders geschützte und seltene Pflanzenarten 54 Tabelle 6: Übersicht der ausgeführten Kartierungen 55 Tabelle 7: Gesamtartenspektrum Kleinsäuger 59 Tabelle 8: Gesamtartenspektrum Fledermäuse 61 Tabelle 9: Gesamtartenspektrum Brutvögel 66 Tabelle 10: Nahrungsgäste sowie potenzielle Brutvogelarten 70 Tabelle 11: Gesamtartenspektrum Amphibien 71 Tabelle 12: Gesamtartenspektrum Reptilien 72 Tabelle 13: Xylobionte Käfer – besonders geschützte Arten 74 Tabelle 14: Laufkäfer – besonders geschützte und bemerkenswerte Arten 76 Tabelle 15: Tagfalter und Widderchen – besonders geschützte und gefährdete Arten 78 Tabelle 16: Heuschrecken – besonders geschützte und gefährdete Arten 81 Tabelle 17: Gesamtartenspektrum Libellen 84 Tabelle 18: Landschnecken – besonders geschützte Arten 86 Tabelle 19: Gesamtartenspektrum Fische und Rundmäuler 87 Tabelle 20: Makrozoobenthos – Indikatorarten und gefährdete Arten 89 Tabelle 21: Auswirkungen Schutzgut Menschen 108 Tabelle 22: Baubedingte Biotopverluste 110 Tabelle 23: Anlagebedingte Biotopverluste 112 Tabelle 24: Einstaudaten 114 Tabelle 25: Auswirkungen Schutzgut Pflanzen 117 - VII -

Tabelle 26: Auswirkungen Schutzgut Tiere 140 Tabelle 27: Auswirkungen Schutzgut Boden 148 Tabelle 28: Auswirkungen Schutzgut Wasser - Grundwasser 153 Tabelle 29: Hauptwerte unbeeinflusst/beeinflusst für die Selke unterstrom P(D=72 h) 162 Tabelle 30: Auswirkungen Schutzgut Wasser - Oberflächengewässer 165 Tabelle 31: Auswirkungen Schutzgut Klima und Luft 168 Tabelle 32: Auswirkungen Schutzgut Landschaft 171 Tabelle 33: Auswirkungen Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter 173 Tabelle 34: Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern 175 Tabelle 35: Vermeidungsmaßnahmen 177 Tabelle 36: Maßnahmen im Untersuchungsgebiet 181 Tabelle 37: Externe Maßnahmen 186 Tabelle 38: Zusammenfassende Darstellung geplanter Vermeidungsmaßnahmen 207 Tabelle 39: Zusammenfassende Darstellung geplanter Ausgleichsmaßnahmen 208 Tabelle 40: Zusammenfassende Darstellung geplanter Artenschutz- und Kohärenzsicherungsmaßnahmen 209

Abbildungsverzeichnis Seite

Abbildung 1: Lage des Vorhabens, Einzugsgebiet der Selke oberhalb von Straßberg 6 Abbildung 2: FFH-Gebiet „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ 44 Abbildung 3: Ökologischer Zustand des Einzugsgebiets der (Karte 5 aus [37]) 98

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Anlagen

A-7.1-1 Tabellen Biotoptypen und Pflanzenbestände, Artenlisten Tiere und Pflanzen in der Fassung der 1. Planergänzung A-7.1-2 Faunistische Erhebungen, Ergebnisbericht 2006 in der Fassung der 1. Planer- gänzung A-7.1-3 Fischereibiologisches Gutachten im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung zum Vorhaben Hochwasserschutz Selke – Rückhaltebecken Straßberg, Büro für Gewässerökologie und Fischereibiologie Dr. Ebel (2003/ 2004, Ergänzun- gen 2009) in der Fassung der 1. Planergänzung A-7.1-4 Hochwasserschutzkonzept Selke – Staubauwerk Straßberg – Ergebnisse der Erfassungen von Fledermäusen, Eisvogel, Gebirgsstelze, Wasseramsel, Kammmolch, MYOTIS, Büro für Landschaftsökologie (2003) in der Fassung der 1. Planergänzung A-7.1-5 Untersuchungen zum Vorkommen der Spanischen Fahne (Euplagia quadri- punctata PODA, 1761) im Selketal zwischen Güntersberge und Straßberg, Timm Karisch, Diplom-Biologe, in der Fassung der 1. Planergänzung A-7.1-6 Kartierungsleistungen Makrozoobenthos in der Selke für die Errichtung eines Hochwasserrückhaltebeckens bei Straßberg (Umweltbüro Dr. A. Weiß, 2013) in der Fassung der 1. Planergänzung A-7.1-7 Aktualisierung der Bestandsdaten Biotope im Bereich des geplanten HRB Straßberg (Ökotop GbR 2013) A-7.1-8 Aktualisierung der Bestandsdaten Fauna im Bereich des geplanten HRB Straßberg - Amphibien, Reptilien, Avifauna, Säugetiere, Libellen, Heuschre- cken, Tagfalter, xylobionte Käfer - (Ökotop GbR 2013) Aktualisierung der Bestandsdaten Fauna im Bereich des geplanten HRB Straßberg - Fledermäuse - (Ökotop GbR 2013) Maßnahmenkonzept für CEF-Maßnahmen für Schwarzstorch (Ciconia nigra) und Wachtelkönig (Crex crex) (Ökotop GbR 2016) Recherche zu Artvorkommen und artenschutzrechtliche Alternativenprüfung für den Hochwasserschutz im Selketal (Ökotop GbR 2016)

Lose beigefügte Pläne Maßstab B-7.1-1.1 Schutzgebiete und gesetzlich geschützte Biotope 1 : 5.000 B-7.1-1.2 Schutzgut Pflanzen, Bestand und Konflikte, Biotoptypen und Nutzungen 1 : 5.000 B-7.1-1.3 Schutzgut Tiere, Bestand und Konflikte, Ergebnisse der faunistischen Erhebungen: Säugetiere (Luchs, Haselmaus, Fledermäuse, sonst. Kleinsäuger) 1 : 5.000 B-7.1-1.4 Schutzgut Tiere, Bestand und Konflikte, Ergebnisse der faunistischen Erhebungen: Vögel 1 : 5.000 B-7.1-1.5 Schutzgut Tiere, Bestand und Konflikte, Ergebnisse der faunistischen Erhebungen: Amphibien, Reptilien, Fische, Makrozoobenthos, Wirbellose 1 : 5.000 B-7.1-1.6 Schutzgüter Boden, Kultur- und Sachgüter, Bestand und Konflikte Bodentypen, Altlasten und Montandenkmale 1 : 5.000 B-7.1-1.7 Schutzgüter Wasser, Luft, Klima, Menschen und Landschaft, Bestand und Konflikte 1 : 5.000 - IX -

Abkürzungsverzeichnis AB: fo-kl/f-ks (u.a.) definierter Substrattyp nach AG Boden (1994) A-Horizont Oberboden, oberste Bodenschicht (ohne Humusauflage) AvwV Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm – Geräu- schimmissionen BArtSchV Bundesartenschutzverordnung BB-LF; GG-SS definierter Substrattyp nach AG Boden (1994) BBodSchG Bundesbodenschutzgesetz BE Baustelleneinrichtung BGB Besonders geschütztes Biotop nach § 30 BNatSchG bzw. § 22 NatSchG LSA BImSchG Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftver- unreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge (Bundes-Immissionsschutzgesetz) BImSchV, 32. Geräte und Maschinenlärmschutzverordnung BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz CEF-Maßnahmen Continuous ecological functionality-Measures (Maßnahmen zur Erhal- tung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität der Lebensräume) C/N-Verhältnis Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis, bioverfügbare Anteile von Kohlenstoff (C) und Stickstoff (N) in Pflanzen und im Boden Ca Calcium, Kalzium °C Grad Celsius DIN Festlegungen des Deutschen Instituts für Normung e.V. 3D dreidimensional FFH-RL Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union FNP Flächennutzungsplan GGh fo-u/f-vl definierter Substrattyp nach AG Boden (1994) GOK Geländeoberkante ha Hektar HPI Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft, Weimar

HW x, HQx Hochwasser, Hochwasserabfluss, x = Wahrscheinlichkeit HRB Hochwasserrückhaltebecken HSB Harzer Schmalspurbahn HWE Hochwasserentlastung LAU Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt LAWA Länderarbeitsgemeinschaft Wasser LBP Landschaftspflegerischer Begleitplan LHW Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, Sachsen- Anhalt LKW Lastkraftwagen LP Landschaftsplan LRT Lebensraumtyp gemäß FFH-Richtlinie LSA Land Sachsen-Anhalt - X -

m NHN Meter über Normal-Höhen-Null m ü. NN Meter über Normal-Null m/s Meter pro Sekunde m³/s Kubikmeter pro Sekunde MHQ mittlerer Hochwasserabfluss Mio Millionen MTB Messtischblatt MQ Mittelwasserabfluss N Stickstoff NatSchG LSA Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt NSG Naturschutzgebiet ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr P Phosphor PNV, pnV potenzielle natürliche Vegetation PP-BB: p-vu/pfl-vl definierter Substrattyp nach AG Boden (1994)

Q30 Abfluss, der an 30 Tagen im Jahr unterschritten wird REP Regionaler Entwicklungsplan RL LSA / RL LSA Rote Liste Sachsen-Anhalt RL-D Rote Liste Deutschland RQ Regelabfluss r-Strategen Lebewesen mit hoher Reproduktionsrate SCI Sites of Community Importance (FFH-Gebiete) SPA Special Protected Areas (Vogelschutzgebiete) STAU Staatliches Amt für Umweltschutz, Sachsen-Anhalt UG Untersuchungsgebiet UVPG / UVP Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz / Umweltverträglichkeitsprüfung UVPG LSA Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz im Land Sachsen-Anhalt UVS Umweltverträglichkeitsstudie VSRL, VRL Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union WG LSA Wassergesetz Sachsen-Anhalt WHG Wasserhaushaltsgesetz WRRL Wasserrahmenrichtlinie

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Verwendete Unterlagen

[1] Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt Hochwasserschutz Selke. Hochwasserrückhaltebecken Straßberg. Tischvorlage als Grundlage für den 1. Scopingtermin. Erstellt von Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft, Erfurt. 2003

[2] Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens im Selketal bei Straßberg. Niederschrift der Besprechung gemäß § 5 UVPG am 28.07.2004 (mit Stellungnahmen der beteiligten Behörden)

[3] Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt: Hochwasserschutz Selke. Hochwasserrückhaltebecken Straßberg. FFH-Verträglich- keitsuntersuchung von zwei Standortvarianten Erstellt von Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft, Regionalbereich Mitte, Weimar 12/2004 Darin enthalten Untersuchungen von: - MYOTIS Büro für Landschaftsökologie: Hochwasserschutzkonzept Selke - Staubauwerk Straßberg – Ergebnisse der Erfassungen von Fledermäusen, Eisvogel, Gebirgsstelze, Wasseramsel, Kammmolch. Halle/, März 2003 - EBEL, Dr. G. – Büro für Gewässerökologie und Fischereibiologie: Fischereibio- logisches Gutachten im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung zum Vorha- ben Hochwasserschutz Selke – Rückhaltebecken Straßberg. 2003/2004 mit Ergänzungen 2009 - KARISCH, T.: Untersuchungen zum Vorkommen der Spanischen Fahne im Selketal zwischen Güntersberge und Straßberg. Dessau, 9/2003

[4] Landesforstbetrieb Ostharz Schriftliche Stellungnahme zu den Auswirkungen des HRB auf die Lebensgewohn- heiten der im Untersuchungsgebiet vorkommenden Großsäuger 04.10.2006

[5] Gemeinde Güntersberge Kartenausschnitt aus dem Flächennutzungsplan. Vorentwurf 1991

[6] Gemeinde Straßberg Landschaftsplan Straßberg (Entwurf) Bearbeiter: Schwahn Landschaftsplanung, Göttingen 1998

[7] Gemeinde Straßberg Kartenausschnitt aus dem Flächennutzungsplan. Vorentwurf (undatiert)

[8] Siepmann-Schinker, D. - XII -

Auswirkungen von Hochwassereinstau in HRB auf Boden, krautige Pflanzen und Wald. In: Ökologische Durchgängigkeit von Hochwasserrückhaltebecken (Zusam- menfassung der Vorträge). Freiburg 2006

[9] Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (Hrsg.) Vorläufige Bodenkarte 1:50.000 (VBK 50).

[10] Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Auszug aus der Selektiven Biotopkartierung für das UG Digitale Übermittlung der Shapes 2007

[11] Landesamt für Umweltschutz Halle, FB 4 Managementplan für das FFH-Gebiet „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ und da- zugehöriger Ausschnitt des EU SPA „Nordöstliches Harzvorland" Bearbeiter: SALIX – Büro für Ökologie und Landschaftsplanung 2010/2011

[12] Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Stellungnahme vom 30.05.2006 der Abteilung 2 „Bau und Kunstdenkmalpflege“ zu den geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen im Selketal nordwestlich von Straß- berg

[13] Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Stellungnahme vom 07.04.2006 der Abteilung 4 „Archäologie“ zu den geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen im Selketal nordwestlich von Straßberg 2006

[14] Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Begehung und GPS-Einmessung von Teilbereichen des Untersuchungsgebietes nördlich Straßberg vom 17.05.2006

[15] Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Mitteilung über Altablagerungen, Altstandorte und Altlasten (FB 2, AZ 23.112- 67213N) mit ST-BIS-Shapes 2006

[16] Heitkamp, U. Gewässerökologie der Selke und ihrer Nebenbäche. Kurzfassung eines Vortrags gehalten auf der Selketalkonferenz am 31.08.2002 in .

[17] Regionale Planungsgemeinschaft Regionaler Entwicklungsplan für die Planungsregion Harz Öffentlich bekannt gemacht am 23.05.2009

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[18] Regierungspräsidium Magdeburg Verordnung über das Naturschutzgebiet „Oberes Selketal“ 1992 / 2004

[19] Bergische Universität Wuppertal; Fachbereich D, Abteilung Bauingenieurwesen Hochwasserrückhaltebecken Straßberg - Gewässergüte und Sauerstoffsituation bei Volleinstau Auftraggeber: BCE Erfurt GmbH 2007

[20] Dornbusch, G., Staatliche Vogelschutzwarte Steckby Mitteilung über Schwarzstorch-Brutplätze im 3-km-Radius um den Vorhabensbereich HRB Straßberg vom 07.04.2010

[21] Oefler, Romy Hochwasserrelevante abiotische Stressoren für die Vegetation (Diplomarbeit) Technische Universität Bergakademie Freiberg, Fakultät für Geowissenschaften, Geotechnik und Bergbau 2004

[22] Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V. (DVWK) (Hrsg.) Die Auswirkungen des Betriebs von Hochwasserrückhaltebecken auf Lebensräume, Tier- und Pflanzengemeinschaften. DVWK-Fachausschuss Betrieb von Hochwasser- rückhaltebecken. In: DVWK-Materialien 4/1993

[23] Bundesministerium f. Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hrg.) Bundesamt für Gewässerschutz: Leitfaden zur Umweltverträglichkeitsprüfung an Bundeswasserstraßen 2007

[24] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2007

[25] Bund/ Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser UVP-Leitlinien: Arbeitsmaterialien für die Umweltverträglichkeitsprüfung in der Was- serwirtschaft 1997

[26] Ökotop GbR Aktualisierung der Bestandsdaten Biotope im Bereich des geplanten HRB Strassberg November 2013

[27] Land Sachsen-Anhalt; Landesamt für Umweltschutz Standarddatenbogen zum FFH-Gebiet DE 4332-302 „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ 2004

- XIV -

[28] Björnsen Beratende Ingenieure Erfurt GmbH Hochwasserrückhaltebecken Straßberg - Grundlagenermittlung Auftraggeber: Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt August 2006

[29] Bergische Universität Wuppertal Hochwasserrückhaltebecken Straßberg – Laborversuche zur Bestimmung der Sau- erstoffzehrung überstauter Flächen Auftraggeber: Björnsen Beratende Ingenieure Erfurt GmbH 2008

[30] Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft (HPI) HRB Meisdorf/Selke – Wasserbauliche Kompensationsmaßnahmen Entwurfs- und Genehmigungsplanung Auftraggeber: Talsperrenverband Sachsen-Anhalt 2009

[31] Gewässerbericht 2005-2008 LHW Datenblätter für Oberflächenwasserkörper, Hauptgewässer Selke, S. 751-764 Ge- wässerkundlicher Landesdienst, Sachgebiet Chemie

[32] Gesellschaft für Grundbau und Umwelttechnik mbH (GGU) Hochwasserrückhaltebecken Wippra, Grundwasserverhältnisse im Bereich des Dammes – Hydrogeologische Modellierung Auftraggeber: Talsperrenverband Sachsen-Anhalt 2005

[33] Haferkorn, J. und Lange, U. Agro-Oekosysteme und Habitatinseln in der Agrarlandschaft. 2. Struktur und Funkti- on von Habitatinseln. 2.2 Hecken und Gehoelze. Die Kleinsaeugerzoenosen und de- ren Dynamik in einigen Waldinseln der Agrarlandschaft. Wissenschaftliche Beitraege der Martin-Luther-Universitaet Halle-Wittenberg. Reihe P. Biowissenschaftliche Bei- traege. Halle (Saale). 1991

[34] Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt Fischarten und Fischgewässer in Sachsen-Anhalt, Teil II Fischgewässer, Magdeburg 2014

[35] Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt Dokumentation zur Inanspruchnahme weniger strenger Bewirtschaftungsziele und Fristverlängerungen für Grund- und Oberflächenwasserkörper in der Zuständigkeit Sachsen-Anhalts für den Bewirtschaftungszeitraum 2016 bis 2021

[36] Bergische Universität Wuppertal Hochwasserrückhaltebecken Straßberg – Sauerstoffsituation bei Vollstau Auftraggeber: Björnsen Beratende Ingenieure Erfurt GmbH 2016

- XV -

[37] FGG Flussgebietsgesellschaft Aktualisierung des Bewirtschaftungsplans nach § 83 WHG bzw. Artitel 13 der Richtli- nie 2000/60/EG für den deutschen Teil der Flussgebietseinheit Elbe für den Zeitraum von 2016 bis 2021; Maßnahmenprogramm und Umweltbericht. Internet: http://www.fgg-elbe.de/berichte/aktualisierung-nach-art-13.html, letzter Aufruf: 13.01.2016. 2015

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1 Vorhaben und allgemeine Grundlagen 1.1 Ausgangssituation

Hochwasserereignisse an der Selke wie in 1994 und 2002 führen immer wieder zu hohen volkswirtschaftlichen Schäden. Im Rahmen des Hochwasseraktionsplans Selke wurden im Auftrag des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) seit 1999 verschiedene Schutzkonzepte aufgestellt und bewertet. Im Ergebnis des Abwägungsprozesses wurde seinerzeit als optimales Schutzkonzept eine Lösung ausgewählt, bei der • die Selke in den Ortslagen in einem vertretbaren Umfang ausgebaut wird, • zusätzlicher Hochwasserrückhalteraum in bestehenden Harzteichen durch Änderung der Bewirtschaftung geschaffen und ausgenutzt wird und • die Hochwasserscheitelwerte in dem erforderlichen Maß durch die Hochwasserrückhalte- becken Straßberg (wirksam für den Oberlauf) und Meisdorf (wirksam für den Unterlauf) re- duziert werden.

Im Siedlungsraum ist das hundertjährliche Hochwasser (HQ100) nach wie vor eine wichtige Größe, siehe § 76 WHG. Entsprechend dem Hochwasseraktionsplan Selke wurde als Schutz- ziel für geschlossene Ortschaften das Hochwasserereignis mit einem Wiederkehrintervall von

100 Jahren (HQ100) definiert. Für die Bereiche zwischen den Ortslagen wurden geringere Schutzziele festgelegt. Durch die Umsetzung der Maßnahmen des Hochwasseraktionsplans soll im Selketal ein nachhaltiger Hochwasserschutz erzielt werden, der für die Ortslagen ei- nem HQ100 entspricht. Mit jeder einzelnen Maßnahme kann eine Verbesserung der Situation gegenüber dem derzeitigen Zustand erreicht werden.

Der Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt hat nach einer Voruntersuchung möglicher Alternativen und der Bewertung von technisch möglichen Varianten die Björnsen Beratende Ingenieure Erfurt GmbH mit der Entwurfs- und Genehmigungsplanung des HRB Straßberg und mit den dazu gehörigen landschaftsplanerischen Leistungen beauftragt.

1.2 Anlass

Das Vorhaben, bei dem es sich um einen planfeststellungspflichtigen Dammbau handelt, der einem Gewässerausbau nach § 67 und 68 WHG gleichgestellt ist, unterliegt dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG in der Fassung der Bekanntmachung vom 24.02.2010). Gemäß UVPG Anlage 1 Nr. 13.6.2 ist bei dem „Bau eines Stauwerkes oder einer sonstigen Anlage zur Zurückhaltung oder dauerhaften Speicherung von Wasser, wobei weni- ger als 10 Mio. m³ Wasser zurückgehalten oder gespeichert werden“ eine allgemeine Vorprü- fung des Einzelfalls gemäß § 3c durchzuführen. Die allgemeine Vorprüfung des Einzelfalles nach dem Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVPG) hat ergeben, dass das Vorhaben UVP-pflichtig ist [1].

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Darüber hinaus sind die mit dem Vorhaben verbundenen Folgemaßnahmen teilweise ihrer- seits UVP-pflichtig. Dies gilt insbesondere für die Folgemaßnahmen in Gestalt eines Gewäs- serausbaus im Sinn von § 67 Abs. 2 WHG nach Maßgabe des § 3b UVPG i. V. m. Anlage 1 Nr. 13.18.1 bzw. die Änderungen am Damm des Elbingstalteichs nach Maßgabe des § 3c UVPG i. V. m. Anlage 1 Nr. 13.6.2 UVPG:

• Umverlegung der Selke im räumlichen Bereich des Dammbauwerkes auf einer Länge von 260 m um bis zu 5 m in Richtung Talmitte • bauzeitliche Umverlegung der Selke im räumlichen Bereich des Dammbauwerkes auf einer Länge von 330 m • Änderungen am Damm des Elbingstalteichs (Erhöhung der Standsicherheit durch Vor- schüttung eines Auflastfilters) • Umverlegung der Selke vom Dammfuß des Elbingstalteich weg zur Mitte des Selketals (Verschiebung von 40 m) auf einer Länge von 100 m

Daneben gilt dies auch für die Folgemaßnahmen

• Umverlegung der Bahntrasse der Schmalspurbahn im räumlichen Bereich des Dammbau- werkes und darüber hinaus auf einer Länge von insgesamt 420 m um bis zu 5 m in Rich- tung Talmitte • bauzeitliche seitliche Materialentnahme auf einer Fläche von 3,8 ha am rechten Hang (Großer Amptenberg; Tiefe von 3 m bis 16 m unter GOK) nach Maßgabe des UVPG bzw. des UVPG LSA.

Zur Sicherung der Kohärenz von NATURA 2000 ist u. a. die Revitalisierung der Selke zwi- schen Hoym und Gatersleben geplant (Maßnahme E 1neu). Dabei handelt es sich um einen Gewässerausbau im Sinn von § 67 Abs. 2 WHG, der nach Maßgabe des § 3b UVPG i. V. m. Anlage 1 Nr. 13.18.1 UVP-pflichtig ist.

Dementsprechend hat der Vorhabenträger auch insoweit gemäß § 6 UVPG die entschei- dungserheblichen Unterlagen über die Umweltwirkungen des Vorhabens vorgelegt.

Gemäß § 5 UVPG wurde am 28.07.2004 eine Besprechung (Scoping) mit den zu beteiligen- den Behörden über Inhalt und Umfang der beizubringenden Unterlagen im Landesverwal- tungsamt Sachsen-Anhalt durchgeführt. Eine umfangreiche Tischvorlage des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft [1] war Grundlage für die Besprechung. Der Untersuchungsrahmen für die UVS sowie für die FFH-Verträglichkeitsuntersuchung (vgl. FFH- Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung) wurde auf Grundlage der Hinweise und Ergänzungen der beteiligten Behörden [2] festgelegt.

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Veranlasst durch die im Rahmen der ersten Anhörung eingegangenen Stellungnahmen und vorsorglich – zur Vermeidung von Missverständnissen – stellt der Vorhabenträger hiermit klar, dass es sich nicht um ein „Gesamtvorhaben Hochwasserschutz Selketal“ handelt und dass das ebenfalls geplante Hochwasserrückhaltebecken Meisdorf kein kumulierendes Vorhaben im Sinn des § 3b Abs. 2 UVPG darstellt (siehe dazu im Detail Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 12.4).

1.3 Rechtliche Grundlagen

Die UVS soll als Grundlage für die behördliche Prüfung dienen. Sie enthält die Ermittlung, Beschreibung und Bewertung der unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen des Vorha- bens auf die Schutzgüter Menschen, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Klima, Luft und Landschaft, Kultur- und sonstige Sachgüter sowie der Wechselwirkungen zwischen den Um- weltmedien. Nach § 6 UVPG sind folgende Unterlagen vom Vorhabenträger vorzulegen:

• Beschreibung des Vorhabens und der wichtigsten Merkmale der verwendeten technischen Verfahren, • Beschreibung von Art und Umfang der zu erwartenden Emissionen, der Abfälle, des Anfalls von Abwasser, der Nutzung und Gestaltung von Wasser, Boden, Natur und Landschaft sowie Angaben zu sonstigen Folgen des Vorhabens, die zu erheblichen nachteiligen Um- weltauswirkungen führen können. • Beschreibung der geplanten Vermeidungs-, Verminderungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaß- nahmen • Beschreibung der zu erwartenden erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen des Vorhabens • Beschreibung der Umwelt und ihrer Bestandteile im Einwirkungsbereich des Vorhabens • Übersicht über die wichtigsten, vom Träger des Vorhabens geprüften anderweitigen Lö- sungsmöglichkeiten und Angabe der wesentlichen Auswahlgründe im Hinblick auf die Um- weltauswirkungen des Vorhabens. • Allgemein verständliche, nichttechnische Zusammenfassung

Neben dem UVPG und dem UVPG LSA sind insbesondere folgende Gesetze und Richtlinien in der jeweils geltenden Fassung für die Prüfung der Umweltverträglichkeit des Vorhabens relevant:

• Gesetz zur Neuregelung des Rechts des Naturschutzes und der Landschaftspflege (Bun- desnaturschutzgesetz – BNatSchG) • Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt

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• Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushaltes – Wasserhaushaltsgesetz (WHG) • Wassergesetz des Landes Sachsen-Anhalt (WG LSA) • Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH-RL, Fauna-Flora-Habitat-RL, konsolidierte Fassung 2006/105/EG) • Richtlinie 79/409/EWG (Vogelschutzrichtlinie, kodifizierte Fassung 2009/147/EG) • Richtlinie 2000/60/EG zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Ge- meinschaft im Bereich der Wasserpolitik (WRRL-RL) • Richtlinie 2007/60/EG über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken (Hochwasserrichtlinie) • Waldgesetz für das Land Sachsen-Anhalt (WaldG LSA) • Denkmalschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt

1.4 Vorgehensweise, Methode Die Erfassung und Bewertung der Projektwirkungen folgt dem UVPG, der UVP-Leitlinie „Ar- beitsmaterialien für die Umweltverträglichkeitsprüfung in der Wasserwirtschaft“ (LAWA 1997) [25] sowie dem „Leitfaden zur Umweltverträglichkeitsprüfung an Bundeswasserstraßen“ (BMVBS/ BfG 2007) [23].

Das Vorhaben einschließlich Folgemaßnahmen wird zunächst einschließlich möglicher Alter- nativen und Varianten in Art und Umfang, Bedarf an Grund und Boden sowie Betrieb und Unterhaltung beschrieben. Die Umwelt am Standort und im Einwirkungsbereich wird ein- schließlich etwaiger Vorbelastungen detailliert dargestellt. Zentraler Teil der UVS ist die Unter- suchung der Wirkungen, die das Vorhaben voraussichtlich auf die Schutzgüter haben wird. Angelehnt an das Verfahren der ökologischen Risikoanalyse werden die ermittelten Auswir- kungen verbal-argumentativ bewertet und tabellarisch zusammenfassend dargestellt. Vermei- dungs- und Verminderungsmaßnahmen werden, bezogen auf die ermittelten Beeinträchtigun- gen, abgeleitet und beschrieben.

Die Verträglichkeit des Vorhabens einschließlich Folgemaßnahmen mit den Zielen der FFH- Richtlinie sowie mit den artenschutzrechtlichen Belangen sind getrennt untersucht worden; die Ergebnisse werden als eigene FFH-Verträglichkeitsstudie, Hefte 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung und Fachbeitrag Artenschutz, Heft 7.4 in der Fassung der 1. Planergänzung vorgelegt und in der UVS lediglich zusammenfassend dargestellt. Im LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung werden die Eingriffe und Beeinträchtigungen qualitativ und quantitativ flächenscharf erfasst und die notwendigen Kompensationsmaßnahmen planerisch erarbeitet sowie flächenscharf dargestellt.

Die Übereinstimmung des Vorhabens einschließlich Folgemaßnahmen mit den wasserwirt- schaftlichen Bewirtschaftungszielen wird ausführlich in Heft 9 (wasserwirtschaftlicher Fach-

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beitrag) in der Fassung der 1. Planergänzung behandelt. In der UVS werden die maßgebli- chen Aspekte zusammenfassend dargestellt.

Die Wirkungen der Kohärenzsicherungsmaßnahme E 1 neu auf die Umwelt und die Verträg- lichkeit dieser Maßnahme mit den Zielen der FFH-Richtlinie und den artenschutzrechtlichen Belangen ist in Heft 8 in der Fassung der 1. Planergänzung ausführlich beschrieben. Die UVS fasst die maßgeblichen Aussagen zusammen.

1.5 Lage im Raum und Abgrenzung des Untersuchungsgebietes

Der Standort für das HRB befindet sich bei Fluss-km 58+182 ca. 1,5 km oberhalb der Ortslage Straßberg/ Harz in einem Abschnitt der Selke mit einer Breite der Talsohle von ca. 115 m. Die Selke fließt in diesem Bereich unmittelbar am Fuß des rechten Talhangs neben der Trasse der HSB. Die Trasse der Schmalspurbahn verläuft im gesamten Einstaubereich am rechten Talhang und quert ca. 300 m unterhalb des Dammstandortes die Selke, um den Bahnhof Straßberg zu erreichen. Unterhalb des Dammstandortes befindet sich eine Streusiedlung (4 Gebäude, sogenannte Alte Fluor). Der Abstand dieser Gebäude zum luftseitigen Dammfuß beträgt über 200 m. Der Damm des Elbingstalteichs liegt im Bereich der Stauwurzel seltener

Einstauereignisse (HQ50).

Die Selke ist ein Nebenfluss der Bode, deren Mündung nördlich von Gatersleben im Harzvor- land liegt. Das Einzugsgebiet der Selke bis zum Standort des HRB Straßberg umfasst rund 46 km². Durch das HRB wird der Scheitelabfluss eines hundertjährlichen Hochwasserereignis- ses (HQ100 = 20,7 m³/s) auf eine Regelabgabe schwankend zwischen 1,0 und 9,0 m³/s ge- drosselt. Dieser Abfluss entspricht einem kleinen Hochwasserereignis und kann zuzüglich der unterhalb einmündenden Nebengewässer durch die Ortslage Straßberg schadlos abgeführt werden.

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Abbildung 1: Lage des Vorhabens, Einzugsgebiet der Selke oberhalb von Straßberg

Als UG der UVS wurde ein gemeinsamer Bereich für alle nach § 2 UVPG zu betrachtenden Schutzgüter gewählt. Dabei wurde die Gesamtheit aller bau-, anlage- und betriebsbedingten Auswirkungen des Vorhabens und der Folgemaßnahmen zusammengefasst (vgl. Kapitel 4) und der größte, alle Auswirkungen umfassende Untersuchungsbereich abgegrenzt. Somit ist es möglich, alle umwelterheblichen Auswirkungen des Vorhabens einschließlich der Folge- maßnahmen zu erfassen und zu bewerten. Der untersuchte Bereich umfasst somit alle durch

Bauwerke und temporäre Bauflächen betroffenen Flächen sowie den Stauraum bei HQ100max. Darüber hinaus werden auch die Talhänge und Kuppen bis zu einer Grenze, die sich aus der Lärm- bzw. Störempfindlichkeit von Tierarten ergibt, betrachtet. Die Selke und ihr Uferbereich bis unterhalb der Ortslage Straßberg sowie der Elbingstalteich gehören ebenfalls zum UG. Einbezogen sind auch Bereiche, die als alternative Materialentnahmestellen in Betracht gezo- gen und auf ihre Eignung hin untersucht wurden. Das UG hat eine Flächengröße von ca. 220 ha, die Abgrenzung ist in den jeweiligen Plänen eingetragen. Spezifische Auswirkungen, die über das UG hinaus reichen, wurden im Rahmen der Alternativenprüfung berücksichtigt.

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1.6 Fachgesetzliche und fachplanerische Ausweisungen und Festlegun- gen

Bei dem geplanten HRB Straßberg/Selke einschließlich der Folgemaßnahmen und den zuge- hörigen externen Kompensations- und Kohärenzmaßnahmen handelt es sich um eine raum- bedeutsame Maßnahme im Sinne des § 3 Abs. 1 Nr. 6 ROG. Die Planfeststellungsbehörde ist somit an die Ziele der Raumordnung gebunden und hat die Grundsätze und sonstigen Erfor- dernisse der Raumordnung bei Abwägungs- und Ermessensentscheidungen zu berücksichti- gen. Folgende Ziele der Raumordnung sowie Grundsätze und sonstige Erfordernisse sind für das Vorhaben relevant:

1.6.1 Landesentwicklungsplan

Der LEP 2010 enthält die landesbedeutsamen Ziele und Grundsätze der Raumordnung, die der Entwicklung, Ordnung und Sicherung der nachhaltigen Raumentwicklung zugrunde zu legen sind (§ 4 Abs. 1 LPlG).

1.6.1.1 Bindende Ziele

Die Planfeststellungsbehörde ist u.a. an folgende Ziele gebunden (ausführlichere Informatio- nen in Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.9):

• Z 121 – Z 124, Vorranggebiete für Hochwasserschutz Vorranggebiete sind laut § 3 Abs. 1 Nr. 2 ROG verbindliche Vorgaben in textlichen oder zeichnerischen Festlegungen. Die Selke sowie die Stauflächen von vorhandenen und ge- planten Hochwasserrückhaltebecken sind nach dem LEP als Vorranggebiet für den Hochwas- serschutz festgelegt. Das Hochwasserrückhaltebecken Straßberg liegt nicht nur im Vorrang- gebiet für Hochwasserschutz "Selke" (Ziel Z 123 Nr. 1), sondern ist mit Ziel Z 123 Nr. 4 als geplantes Hochwasserrückhaltebecken auch direkt angesprochen und somit selbst auch Bestandteil des Vorranggebietes. Das zur Zulassung beantragte Vorhaben entspricht damit vollständig den maßgeblichen Zielen der Raumordnung

• Z 77, Harzer Schmalspurbahnen Das Netz der Harzer Schmalspurbahnen ist als Kulturgut und zur Sicherung einer umweltver- träglichen Mobilität sowie zur Entlastung des Harzes vom Kraftfahrzeugverkehr zu erhalten, weiterzuentwickeln und in den ÖPNV des Landes zu integrieren. Im Zuge der Errichtung des Dammbauwerkes ist dieses betroffen. Zudem wird der Bahnverkehr während der Bauarbeiten und im Hochwasserfall unterbrochen. Das Vorhaben entspricht damit dem maßgeblichen Ziel der Raumordnung. Die bau- oder hochwasserbedingte Unterbrechung des Betriebes ist ledig- lich temporärer Natur und aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung geboten. Ein Widerspruch zum maßgeblichen Ziel der Raumordnung ist damit nicht verbunden.

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• Z 131, Forstwirtschaft Eine Inanspruchnahme von Wald für andere Nutzungen ist auf das unbedingt erforderliche Maß einzuschränken und durch Ersatzaufforstungen auszugleichen. Das Vorhaben entspricht dem Ziel der Raumordnung. Die Inanspruchnahme von Wald ist auf das unbedingt erforderli- che Maß begrenzt. Zudem sieht die Planung entsprechenden forstwirtschaftlichen Ausgleich vor. Es wird hier auf die Planrechtfertigung für das Vorhaben verwiesen.

1.6.1.2 beachtliche Grundsätze und sonstige Erfordernisse

Die Planfeststellungsbehörde hat u.a. folgende Grundsätze und sonstige Erfordernisse bei ihrer Entscheidung zu berücksichtigen (ausführlichere Informationen in Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.9):

• G 86, Schutz von Landschaft und Natur bei raumbedeutsamen Planungen Bei allen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen ist dem Schutz von Natur und Land- schaft Rechnung zu tragen. Das Vorhaben entspricht diesem Grundsatz der Raumordnung. Das Vermeidungsgebot und der Vorsorgegrundsatz wurden beachtet. Die Auswirkungen des Vorhabens auf Natur und Landschaft werden durch Minderungsmaßnahmen reduziert und es werden Kompensationsmaßnahmen sowie Kohärenzsicherungsmaßnahmen durchgeführt. So kann die vom Gesetzgeber und auch von der Raumordnung vorgeschriebene Konfliktlösung erreicht werden.

• G 87, Sicherung des Freiraums Um die Funktions- und Regenerationsfähigkeit der Naturgüter zu erhalten und zu sichern, soll die Beanspruchung des Freiraums auf das notwendige Maß beschränkt werden. Die Inan- spruchnahme und Zerschneidung großräumig unzerschnittener Freiräume soll vermieden werden. Das Vorhaben steht im Einklang mit diesem Grundsatz der Raumordnung. Zwar erfolgt eine Inanspruchnahme des Freiraums durch eine technische Anlage des Hochwasser- schutzes und den Betrieb der Anlage im Hochwasserfall. Die Inanspruchnahme beschränkt sich jedoch auf das notwendige Maß. Im Interesse eines nachhaltigen und effektiven Hoch- wasserschutzes für die Flussgebietseinheit Selke kommt keine weitere Minderung oder gar Vermeidung der Inanspruchnahme des Freiraums in Betracht.

• Z 120 und G 90 Nr. 8 und Nr. 11, Vorbehaltsgebiet für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems "Teile des Harzes" und "Fließgewässer im nördlichen und nordöst- lichen Harzvorland" Das betreffende Gebiet ist Vorbehaltsgebiet für den Aufbau eines ökologischen Verbundsys- tems "Teile des Harzes" und "Fließgewässer im nördlichen und nordöstlichen Harzvorland" (LEP 2010 Ziffer 4.1.1.). Die Grundsätze der Raumordnung sind bei der Abwägung der Plan- feststellungsbehörde zu berücksichtigen, eine Zulassungsschranke sind sie jedoch nicht. Den relevanten Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege wird durch Minderungs- und

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Kompensationsmaßnahmen bzw. Kohärenzsicherungsmaßnahmen Rechnung getragen. Durch die Beteiligung der Träger der öffentlichen Belange und auch der anerkannten Natur- schutzverbände ist zudem die fachliche Prüfung der Vorhabensplanung gewährleistet.

• G 115 und G 116, Landwirtschaft Für die Landwirtschaft geeignete und von der Landwirtschaft genutzte Böden sind zu erhalten. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind möglichst so zu gestalten, dass Flächen mit einer regional überdurchschnittlichen Bodenwertzahl nicht in Anspruch genommen werden. Auch diesen Grundsätzen der Raumordnung wird das Vorhaben gerecht. Zwar ist es erforderlich, landwirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch zu nehmen, hierbei ist aber die besondere Zweckbestimmung zu berücksichtigen. Die Umverlegung der Selke und auch die Renaturie- rung der Selke (Inanspruchnahme von Grünland) sind zwingend an das vorhandene Gewäs- ser geknüpft. Die Maßnahmen können nicht ohne weiteres auf anderen Flächen umgesetzt werden. Gleiches gilt letztlich für den Standort des HRB und den Staubereich des HRB. Auf- grund seiner Zweckbestimmung ist das HRB an das vorhandene Gewässer Selke gebunden.

1.6.2 Regionaler Entwicklungsplan Der REP Harz [17] ist der Raumordnungsplan für den Teilraum Harz im Sinn des § 8 Abs. 1 Nr. 2 ROG; vgl. § 3 Abs. 1 Nr. 2 LPlG. Er ist aus dem Landesentwicklungsplan zu entwickeln. Die dort festgelegten landesbedeutsamen Ziele und Grundsätze der Raumordnung sind zu übernehmen, zu konkretisieren und zu ergänzen. Ziele und Grundsätze, die der nachhaltigen Raumentwicklung der betreffenden Planungsregion dienen, sind festzulegen; vgl. § 6 Abs. 1 LPlG.

1.6.2.1 Bindende Ziele

Die Planfeststellungsbehörde ist u.a. an folgende Ziele gebunden (ausführlichere Informatio- nen in Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.9):

• Z 1, Z 2, Z 4 und Z 8, Vorranggebiet für Hochwasserschutz Das Selketal im Bereich des HRB Straßberg gilt als Vorranggebiet für den Hochwasserschutz (REP Harz 4.3.1.). Dies entspricht den Vorgaben des LEP 2010. Das Vorhaben entspricht als technische Anlage zum Hochwasserschutz exakt diesen Zielen der Raumordnung. Insbeson- dere wird mit dem zur Zulassung beantragten Vorhaben das Ziel Z 8 erfüllt.

• Z 1 bis Z 4, Vorranggebiet für Natur und Landschaft Das Selketal ist zugleich Vorranggebiet für Natur und Landschaft (REP Harz 4.3.3.). Natur und Landschaft wird damit grundsätzlich Vorrang vor weiteren Nutzungen eingeräumt. Das Vorha- ben steht nicht in Widerspruch zu den genannten Zielen der Raumordnung. Insbesondere wird durch das Ziel Z 4 der Nutzungskonflikt zwischen dem Vorranggebiet für Natur und Landschaft

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und dem Vorranggebiet Hochwasserschutz eindeutig bereits auf der Ebene der Raumordnung gelöst, indem dem Interesse am Hochwasserschutz Vorrang eingeräumt wird.

• Z 9, Schienenverkehr Das Netz der Harzer Schmalspurbahnen ist als Kulturgut und zur Sicherung einer umweltver- träglichen Mobilität und zur Entlastung des Harzes vom Kraftfahrzeugverkehr zu erhalten, weiterzuentwickeln und in den ÖPNV des Landes zu integrieren (REP Harz 4.8.2.). Dies entspricht den Vorgaben des LEP 2010. Das zur Zulassung beantragte Vorhaben steht nicht im Widerspruch zu diesem Ziel der Raumordnung.

1.6.2.2 beachtliche Ziele, Grundsätze und sonstige Erfordernisse

Die Planfeststellungsbehörde hat u.a. folgende Grundsätze und sonstige Erfordernisse bei ihrer Entscheidung zu berücksichtigen (ausführlichere Informationen in Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.9):

• G 3, G 6 und G 7, Vorranggebiete für Hochwasserschutz Innerhalb von Vorranggebieten für Hochwasserschutz sollen lediglich in Ausnahmefällen bauliche Anlagen, die nicht zum Aufenthalt von Menschen bestimmt sind, zulässig sein. Die- sen Anforderungen wird das Vorhaben gerecht. Allerdings ist es erforderlich, den Hochwas- serschutz durch technische Anlagen zu ergänzen, um die Erreichung das Gesamtziel (Schutz der Siedlungsbereiche vor einem hundertjährigen Hochwasser, geringeres Schutzniveau für die übrigen Bereiche) zu ermöglichen; siehe auch Ziel Z 8.

• Z 3 und Z 4 sowie G 1 bis G 7, Vorbehaltsgebiet für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems Im REP wurden zur Vermeidung und Minderung von Isolationseffekten zwischen Biotopen oder ganzen Ökosystemen Vorbehaltsgebiete für den Aufbau eines ökologischen Verbund- systems festgelegt (REP Harz 4.5.3.) (Harz und die Harzvorländer und die Bode- und Sel- keaue). Das Vorhaben entspricht diesen Grundsätzen der Raumordnung. Soweit mit dem Vorhaben einen Eingriff in Natur und Landschaft sowie eine erhebliche Beeinträchtigung verbunden ist, sind Kompensationsmaßnahmen und Maßnahmen zur Kohärenzsicherung vorgesehen.

• Z 1 und G 2 bis G 4, Vorbehaltsgebiet Tourismus und Erholung Im REP wurden Vorbehaltsgebiete für Tourismus und Erholung ausgewiesen, u.a. gemäß Ziel Z 1 der Harz und die Harzvorländer. Das zur Zulassung beantragte Vorhaben entspricht die- sen Grundsätzen der Raumordnung. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, ist das HRB aufgrund der besonderen Konzeption (Integration des Durchlasses für die Selketalbahn in das Dammbauwerk) selbst geeignet, ein technischer oder touristischer "Anziehungspunkt" werden. Auf die obigen Ausführungen unter Ziffer 1.6.1.1 wird verwiesen.

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• Z 1 und Z 3 sowie G 2, Vorbehaltsgebiet für Forstwirtschaft Das Gebiet ist Vorbehaltsgebiet für die Forstwirtschaft konkret das Vorbehaltsgebiet "Waldge- biete des Harzes" (REP Harz 4.5.7., Z 1 Nr. 4). Das zur Zulassung beantragte Vorhaben widerspricht diesen Grundsätzen der Raumordnung nicht. Auf die obigen Ausführungen unter Ziffer 1.6.1.1 wird verwiesen.

• G 1 bis G 15 sowie G 7-1, Natur- und Landschaftsschutz Natur und Landschaft sind einschließlich der Gewässer und Wald zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln. Für den Schutz des Landschaftsbildes sieht der Grundsatz G 14 vor, dass technische Überprägungen, die sensible bzw. wertvolle Sichtachsen stark beeinträchtigen können, vermieden werden sollen. Das Vorhaben steht zu diesen Grundsätzen der Raumord- nung nicht in Widerspruch. Das HRB kann nur im Außenbereich zur Umsetzung gelangen und muss den Bezug zur Flussgebietseinheit Selke aufweisen. Deshalb kann insbesondere den Grundsätzen für den Schutz des Landschaftsbildes nur bedingt Rechnung getragen werden. Allerdings sieht die Vorhabenplanung entsprechende Minderungs- und Kompensationsmaß- nahmen vor. Im Einzelnen kann auf die vorstehenden Ausführungen zu den bindenden Zielen der Raumordnung (Ziffer 1.6.1.1) verwiesen werden.

• G 3 und G 5 sowie G 9-1 und G 9-4, Landwirtschaft Die Landwirtschaft ist in allen landwirtschaftlich geprägten Teilen der Planungsregion als raumbedeutsamer und die Kulturlandschaft prägender Wirtschaftszweig zu erhalten und weiterzuentwickeln. Das Vorhaben steht auch mit diesen Grundsätzen im Einklang. Auf die obigen Ausführungen unter Ziffer 1.6.1.1 wird verwiesen.

• G 1, G 3 und G 8 sowie G 9-2 und G 9-4, Forstwirtschaft Der Wald ist wegen seiner wichtigen ökologischen und wirtschaftlichen Funktionen sowie seiner wichtigen Funktionen für das Klima zu erhalten. Das Vorhaben steht mit diesen Grundsätzen im Einklang. Auf die obigen Ausführungen unter Ziffer 1.6.1.1 wird verwiesen.

• G 5, G 6 und G 13 sowie G8-8 und G 13-1, Erholung, Freizeit und Tourismus Ein Netz von Wander- und Reitwegen sollte schrittweise aufgebaut werden. Ebenso kommt dem Aufbau eines zusammenhängenden landesweiten Radwegenetzes für den touristischen Radwanderverkehr besondere Bedeutung zu. Vorhaben entspricht diesen Grundsätzen der Raumordnung. Auf die obigen Ausführungen unter Ziffer 1.6.1.1 wird verwiesen.

• G 1-1, G 3-1 und G 3-3, Freiraumstruktur und Naturhaushalt Für die Planungsregion Harz ist eine ausgewogene Siedlungs- und Freiraumstruktur zu entwi- ckeln. Das Vorhaben entspricht diesen Grundsätzen der Raumordnung. Die Planung berück- sichtigt die Bedeutung des Selketals für den Bodenschutz, den Wasserhaushalt und den Natur- und Landschaftsschutz. Sie greift die ökologischen Funktionen des Selketals durch Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen und Kompensationsmaßnahmen auf. Schließlich

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handelt es sich auch bei dem HRB um eine freiraumgebundene Nutzung in Form des techni- schen Hochwasserschutzes, für welche mit der vorliegenden Planung der gebotene Einklang mit dem Freiraum-, Natur- und Landschaftsschutz hergestellt wird.

1.6.3 Landschaftsrahmenplan

Für den Landkreis Harz liegt kein Landschaftsrahmenplan (§§ 9, 10 BNatSchG) vor.

1.6.4 Landschaftsplan, Flächennutzungsplan

1.6.4.1 Landschaftsplan der Gemeinde Güntersberge

Ein Landschaftsplan (LP; §§ 9, 11 BNatSchG) wurde von der Gemeinde Güntersberge für den vom Vorhaben beanspruchten Bereich nicht aufgestellt.

1.6.4.2 Entwurf des Flächennutzungsplans der Gemeinde Güntersberge Im Entwurf des Flächennutzungsplans (FNP; § 5 BauGB) der Gemeinde Güntersberge [5] sind alle Flächen des UG als Wald/ Forst (auf den Hängen) bzw. Wiesen/ Grün im Außenbe- reich (in der Selkeaue und den seitlichen Tälern) bezeichnet.

Eine Fläche für den Hochwasserschutz ist bisher nicht dargestellt. Der Entwurf des Flächen- nutzungsplans der Gemeinde Güntersberge ist demzufolge noch gemäß § 1 Abs. 4 BauGB an die bindenden Ziele der Raumordnung (siehe oben Ziffer 1.6.1.1 und Ziffer 1.6.1.2) anzupas- sen.

1.6.4.3 Entwurf des Landschaftsplans der Gemeinde Straßberg Der Entwurf des LP Straßberg [6] stellt die Nutzung und die naturschutzfachliche Bewertung des Gemeindegebietes flächendeckend dar. Die Selke unterhalb des geplanten Dammbau- werkes wird als naturnahes Gewässer mit beidseits 5-10 m breitem, unbewirtschaftetem Gewässerrandstreifen klassifiziert. Die Flächen entlang der Selke sind als Röhricht, mesophi- les Grünland, Nadelforst (standortfremd) sowie Wohn-/Mischgebiet dargestellt. Entlang der Selke sind durchgehend Auengehölze (Erlen, Weiden) vorhanden.

Der LP-Entwurf trifft die Aussage: "Die Überschwemmungsbereiche der Fließgewässer werden von baulichen Anlagen frei- gehalten. Die Feuchtwiesen mit seltenen und geschützten Pflanzenarten werden durch exten- sive Bewirtschaftung offen gehalten."

Das zur Zulassung beantragte Vorhaben steht dazu nicht in Widerspruch. Auf die obigen Ausführungen unter Ziffer 1.6.1.1 und Ziffer 1.6.1.2 wird verwiesen.

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1.6.4.4 Flächennutzungsplan der Gemeinde Straßberg

Der FNP der Gemeinde Straßberg [7] konkretisiert die Aussagen des LP. Er weist im Bereich der Ortslage gemischte und gewerbliche Bauflächen, außerhalb der Ortslagen Flächen für die Landwirtschaft und Grünflächen aus. Die Selkeaue ist als Überschwemmungsgebiet darge- stellt.

Das zur Zulassung beantragte Vorhaben steht dazu nicht in Widerspruch. Auf die obigen Ausführungen unter Ziffer 1.6.1.1 und Ziffer 1.6.1.2 wird verwiesen. Im Übrigen ist auch hier § 1 Abs. 4 BauGB und die dort geregelte Anpassungspflicht zu beachten.

2 Beschreibung des Vorhabens und der untersuchten Alternativen 2.1 Beschreibung des Vorhabens

Der Standort für das HRB befindet sich im Harz nordwestlich von Straßberg. Das HRB ist als „grünes Becken“ ca. 1,5 km oberhalb der Ortslage an der Selke geplant. Die Selke ist ein Nebenfluss der Bode, deren Mündung nördlich von Gatersleben im Harzvorland liegt. Das Einzugsgebiet der Selke bis zum Standort des HRB Straßberg umfasst rund 46 km². Durch das HRB wird der Scheitelabfluss eines hundertjährlichen Hochwasserereignisses (HQ100 = 20,7 m³/s) auf eine Regelabgabe schwankend zwischen 1,0 und 9,0 m³/s gedrosselt. Dieser Abfluss entspricht einem kleinen Hochwasserereignis und kann zuzüglich der unterhalb ein- mündenden Nebengewässer durch die Ortslage Straßberg schadlos abgeführt werden.

Das Vorhaben besteht aus den eigentlichen Maßnahmen zum Bau und Betrieb des HRB, den damit verbundenen Folgemaßnahmen und den erforderlichen Kompensations- und Kohärenz- sicherungsmaßnahmen. Das Vorhaben und die Folgemaßnahmen sind in Heft 1 in der Fas- sung der 1. Planergänzung in den Kapiteln 7 bis 10 ausführlich dargestellt. Sie werden im Folgenden nochmals kurz zusammengefasst:

2.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

• Damm Der Damm wird als Erddamm mit schrägliegender Innendichtung ausgeführt. Der Damm hat luft- und wasserseitig Böschungsneigungen von V:H 1:2,0 im oberen und V:H =1:2,5 im unteren Bereich. Auf der Luft- und Wasserseite sind je eine Berme (b = 4,0 m) angeordnet. Ein Dammkronenweg (b = 5,0 m) führt über das Bauwerk. Die Wege im Dammbereich werden mit wassergebundener Deckschicht hergestellt. Die Dammaufstandsbreite im Tal beträgt 100 m. Das Hochwasserrückhaltebecken wird als Trockenbecken, in Form eines „grünen Hochwasserrückhaltebeckens“ errichtet, in dem das natürliche Selketal sowie die Anschlussbereiche der Seitentäler als Rückhalteflächen dienen.

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• Kombinationsbauwerk Das Kombinationsbauwerk wird als Massivbauwerk hergestellt. In dem Staumauerbereich befinden sich der Gewässer-, der Bahn- und der Betriebsdurchlass. Die Verschlüsse für die Durchlässe sind in einem Schachtbauwerk unmittelbar vor der Staumauer bzw. in einem Vorbau untergebracht. Über die vier Wehrfelder der Hochwasserentlastungsanlage wird der Kronenweg mittels einer Brücke geführt. Im Bereich des Gewässer- und des Bahn- durchlasses wird ein Stahlbetonvorbau zur Aufnahme der Stahlrollschütze und der Antriebe vor das Durchlassbauwerk gesetzt.

• Untergrundabdichtung Bauwerk und Untergrund bilden eine Einheit. Zur Verringerung der Um- und Unterströmung sowie einer Vergleichmäßigung des Potentialabbaus sind ein zweireihiger Erosionsschutz- schleier und eine flächige Kontaktverpressung unter dem Dammbauwerk vorgesehen. Um die Grundwasserverhältnisse langfristig und regional nicht zu verändern, werden durchläs- sige Strömungsbereiche/-fenster im Untergrund unter dem Dammbauwerk belassen, die den ungehinderten Grundwasseraustausch (Um- und Unterströmung) sicherstellen.

• Betriebsraum Auf ein Betriebsgebäude wird verzichtet, da die Anlage als nicht dauernd besetzt konzipiert ist. Für die Unterbringung der Antriebs- und Steuerungstechnik ist ein Betriebsraum 6,0 m x 4,0 m im Massivbauwerk (über dem Gewässerdurchlass) vorgesehen. Für die Anordnung eines Hydraulikaggregates ist ein zusätzlicher 1,6 m breiter Raum vorgesehen.

• Pegel Zur Überwachung der Einstauhöhe ist ein Staffelpegel neben der Betriebstreppe auf der Wasserseite des Damms vorgesehen. Weiterhin sind Druckmesssonden zur automatschen Überwachung der Einstauhöhe vorgesehen.

• Treibholzsperre Zum Rückhalt von Treibgut wird ca. 100 m oberhalb des Gewässerdurchlasses eine v-för- mige Treibholzsperre angeordnet. Sie verhindert den Eintrag von Treibgut in den Gewäs- serdurchlass bei Abflusszuständen unterhalb des Vollstaus, so dass der Gewässerdurch- lass sicher geschlossen werden kann. Nicht verhindert wird das Auftreiben des Treibguts während des Einstaus und dessen Verdriftung. Die Treibholzsperre ist über einen Be- triebsweg erreichbar, so dass eine Beräumung einfach durchzuführen ist.

• Hochwasserrückhalteraum Das wasserwirtschaftliche Ziel des Hochwasserschutzkonzeptes für das Selketal besteht darin, den Hochwasserschutz im Selketal so weit zu verbessern, dass für die Ortslagen ein 100-jährliches Hochwasser schadlos abgeführt werden kann. Dazu wird bei einem Hoch-

wasserereignis mit einem Wiederkehrintervall von 100 Jahren der Scheitelwert von Qmax =

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25,7 m³/s auf eine Regelabgabe von QAb = 1,0 bis 9,0 m³/s abgesenkt. Dies entspricht ei- nem kleinem Hochwasserereignis.

2.1.2 Folgemaßnahmen

• bauzeitliche Ableitung von Grundwasser und anfallendem Niederschlagswasser in die Selke (Bauwasserhaltung Absperrbauwerk) Im Zusammenhang mit dem Bau des Hochwasserrückhaltebeckens ist eine Bauwasser- haltung bezogen auf das im Baustellenbereich anfallende Niederschlagswasser und bezo- gen auf das anstehende Grundwasser notwendig, um im Baubereich die notwendige Bau- freiheit zu schaffen. Bauzeitlich werden am Absperrbauwerk in verschiedenen Bereichen während der Gründungsarbeiten bauzeitliche Wasserhaltungen installiert werden (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 9.2)

Die Baumaßnahmen und die Grundwasserfassung werden getrennt, sodass es zu keiner Verunreinigung von Grundwasser und Oberflächenwasser kommen kann, bevor es wieder der Selke zugeführt wird. Zusätzlich werden Klär- und Absetzbecken angeordnet.

Das gefasste Grund- und Niederschlagswasser wird unterhalb der zu bauenden Anlagen bei Gewässer-km 57+935 wieder in die bauzeitlich umverlegte Selke am Damm zugegeben (Koordinaten 640596 E 5721404 N) und unterstrom in das alte Selkebett weitergeleitet.

• Umverlegung der Selke im Bereich des Absperrbauwerks Im Zusammenhang mit dem Bau des Hochwasserrückhaltebeckens ist es erforderlich, das Gewässer Selke im räumlichen Bereich des geplanten Dammbauwerkes in Richtung Tal- mitte (um 5 m) zu verlegen. Für die Durchführung der Selke durch das Durchlassbauwerk ist diese auf einer Strecke von 260 m zu verlegen. Außerhalb des Ingenieurbauwerks wird mit ingenieurbiologischen Bauweisen der Übergang auf den oberhalb und unterhalb vor- handenen Gewässerquerschnitt hergestellt (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergän- zung, dort Kapitel 9.3).

• Bauzeitliche Umverlegung der Selke im räumlichen Bereich des Absperrbauwerks Schon bauzeitlich ist es erforderlich die Selke zu verlegen, um das Durchlassbauwerk in der tiefen Baugrube zu errichten. Zugleich handelt es sich – im technischen Zusammen- hang mit dem Bau des Hochwasserrückhaltebeckens bzw. des Absperrbauwerks – um ei- ne mit der Umverlegung der Selke verbundene Minderungsmaßnahme. (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 9.4)

Das bauzeitliche Gerinne wird bis zu einem HQ20 dimensioniert. Es erhält eine Sohlbreite von 3 m und wird bis zu 2 m tief in das Gelände eingeschnitten. Die bauzeitliche Verle- gungsstrecke umfasst 330 m. Der Aushub wird - soweit geeignet - seitlich als Damm auf-

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gesetzt. Die Sicherung des Umleitungsgerinnes erfolgt mit einer Steinschüttung und einem Geotextil als Trennschicht (Filter) zum anstehenden Boden.

• Bauzeitliche Ableitung von Grundwasser und anfallendem Niederschlagswasser bei Umverlegung der Selke (Bauwasserhaltung Umverlegung Selke) Im Zusammenhang mit der Umverlegung der Selke im Bereich des Absperrbauwerkes wie auch im Zusammenhang mit der bauzeitlichen Umverlegung der Selke in diesem Bereich ist eine Bauwasserhaltung bezogen auf das im Baustellenbereich anfallende Nieder- schlagswasser und bezogen auf das anstehende Grundwasser notwendig, um im Baube- reich die notwendige Baufreiheit zu schaffen. (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planer- gänzung, dort Kapitel 9.5)

• Umverlegung der Bahntrasse der Schmalspurbahn Das gegenständliche Vorhaben bedingt als Folgemaßnahme, dass die Gleise der Harzer Schmalspurbahn in das Bauwerk integriert werden müssen und hierfür auf einer Länge von 440 m die Gleistrasse um etwa 6 m nach Nordosten zu verlegen ist. Im Einzelnen ist die technische Planung der Umverlegung der Bahntrasse der Schmalspurbahn in Heft 3.2 be- schrieben und in den zugehörigen Anlagen/ Plänen dokumentiert. (siehe dazu auch Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 9.6)

Die Bahntrasse wird auf einer Länge von 440 m verlegt. Im Bereich des Trogbauwerkes wird eine feste Fahrbahn ausgeführt. Im Durchlassbereich und im Bereich des Tosbeckens wird die feste Fahrbahn als Gleistragplatte mit Schienenkanälen ausgebildet, im weiteren Bereich des Dammbauwerks als Gleiswanne.

• Bauzeitliche seitliche Materialentnahmestelle Um das Dammbaumaterial mit möglichst geringen Transportwegen zu gewinnen, wird seit- lich der Dammbaustelle auf dem rechten Hang (Großer Amptenberg) eine bauzeitliche Ma- terialentnahme mit einer Fläche von bis zu 3,8 ha aufgeschlossen. Es ist vorgesehen, bis in eine Tiefe von 3 m bis maximal 16 m unter GOK Material zu gewinnen. Die Fläche der Ma- terialentnahme umfasst 39.000 m². Der Abbau wird vorwiegend durch Reißen erfolgen. In geringem Umfang und in größerer Tiefe erfolgt der Abbau ggf. durch Meißeln. Durch das Schieben hangabwärts erfolgt eine Durchmischung des Materials. (siehe Heft 1 in der Fas- sung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 9.7)

• Bauzeitliche Ableitung von auf der Fläche der Materialentnahme anfallendem Nieder- schlagswasser sowie Grundwasser in die Selke (Bauwasserhaltung Materialent- nahme) Das auf der Fläche der Materialentnahme anfallende Oberflächenwasser sowie das anste- hende und mit der Materialentnahme angeschnittene Grundwasser ist während des Ab-

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baus mit einer geeigneten Wasserhaltung zu sammeln und der Selke zuzuleiten. (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 9.8)

Die Bauwasserhaltung in der Entnahmestelle wird durch einfache Gräben erfolgen, welche je nach Bauphase verlegt werden. Das Wasser wird in Sammelbecken gesammelt und über Schwimmer gesteuerte Pumpen in den Vorfluter weitergegeben. Es wird ein Absetz- becken zur Kontrolle der Schwebstoffe im Baustellenbereich der Entnahme angeordnet.

Das Sickerwasser wird vornehmlich in flächig angeordnete Gräben gefasst und in Richtung Unterwasser zur Selke hin geleitet. Hierbei muss die Bahntrasse einmal gequert werden. Dies erfolgt über einen der vorhandenen Durchlässe in der Bahntrasse und nach Verle- gung der Bahntrasse über die neue Unterquerung der Bahntrasse.

Die Einleitung in die Selke liegt bei den Koordinaten: 640596 E 5721404 N. Dieser Einlei- tungspunkt wird als genereller Einleitungspunkt für die Bauwasserhaltung genutzt. Er liegt außerhalb des direkten Baubereiches, sodass eine konstante Wiedereinleitung von diesem Punkt aus betrieben werden kann.

Mit der Rekultivierung und Anschluss der Fläche an die permanente Wasserhaltung des Dammbauwerks wird die Bauwasserhaltung eingestellt und die entsprechenden Bauwerke zurückgebaut. Aufgrund der Erstellung eines permanenten Einschnitts im rechten Hangbe- reich wird das Grundwasser dauerhaft beeinflusst. Es wird sich eine Senkung des Grund- wasserstandes entsprechend der lokalen Verhältnisse einstellen (siehe Heft 1 in der Fas- sung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 9.7).

• Änderungen am Damm des Elbingstalteichs Am Elbingstalteich sind im Zusammenhang mit dem gegenständlichen Vorhaben Maß- nahmen zur Ertüchtigung des Dammes sowie dessen Standsicherheit notwendig. Hierbei handelt es sich um einen planfeststellungspflichtigen Dammbau, der einem Gewässeraus- bau gleichgestellt ist. (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 9.9)

Zur Erhöhung der Standsicherheit der luftseitigen Böschung des Elbingstalteichs ist die Vorschüttung eines Auflastfilters aus Hartgestein vorgesehen. Die Böschung wird abge- flacht, der Baum- und Strauchbestand auf der Böschung werden entfernt, so dass eine Kontrolle des Bauwerks gem. DIN 19700 möglich ist. Der Grundablass wird über den Be- reich der Vorschüttung hinaus durch ein Stahlbetonbauwerk verlängert.

• Bauzeitliche Ableitung von Grundwasser und anfallendem Niederschlagswasser in die Selke (Bauwasserhaltung Elbingstalteich). Im Zusammenhang mit den Maßnahmen am Elbingstalteich ist eine Bauwasserhaltung be- zogen auf das im Baustellenbereich anfallende Niederschlagswasser und bezogen auf das

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anstehende Grundwasser notwendig, um im Baubereich die notwendige Baufreiheit zu schaffen. (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 9.10)

• Umverlegung der Selke vom Dammfuß des Elbingstalteichs Im Zusammenhang mit dem gegenständlichen Vorhaben und den dadurch bedingten Maß- nahmen an Elbingstalteich ist es weiterhin erforderlich, die Selke im Bereich des Dammfu- ßes des Elbingstalteichs umzuverlegen. (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergän- zung, dort Kapitel 9.11)

Die Selke wird im Bereich des Elbingstalteichs in ein neues Bett verlegt. Die Planung ist im Heft 3.2 (z. B. in Plan B-3-2.3, B-3-2.9, etc.) im Detail beschrieben. Die Selke verläuft der- zeit unmittelbar am Dammfuß des Elbingstalteichs. Die Selke wird von Selkekilometer 60+036 bis 59+934 vom Dammfuß weg ca. 40 m in die Talmitte verlegt. Durch die Verle- gung der Selke wird die Fließgewässerdynamik, die Mindestwasserführung und die Ge- wässerdurchgängigkeit nicht beeinträchtigt, da der neu zu errichtende Gewässerabsschnitt der Selke hinsichtlich Gestaltung dem alten entspricht. Der alte Gewässerabschnitt wird nach Inbetriebnahme des neuen Gewässerabschnitts teilweise zurückgebaut und verfüllt.

• Bauzeitliche Ableitung von Grundwasser und anfallendem Niederschlagswasser bei Umverlegung der Selke vom Dammfuß des Elbingstalteichs (Bauwasserhaltung Um- verlegung Selke) Im Zusammenhang mit der Umverlegung der Selke vom Dammfuß des Elbingstalteichs ist eine Bauwasserhaltung bezogen auf das im Baustellenbereich anfallende Niederschlags- wasser und bezogen auf das anstehende Grundwasser notwendig, um im Baubereich die notwendige Baufreiheit zu schaffen. (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 9.12)

• Umverlegung sowie Ausbau und Neuanlage von Wegen Im Zusammenhang mit dem gegenständlichen Vorhaben ist es erforderlich, vorhandene Wege umzuverlegen und auszubauen sowie neue Wege herzustellen. Die baulichen Maß- nahmen zur Herstellung des Wegenetzes während der Bauphase ist in Plan B-1-4.3 und B- 1-10.1 bis B-1-10.3 dargestellt. Während der Bauzeit werden die Wege weiterhin genutzt werden können. (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 9.13)

Der Selkeweg (Nr. 13, Plan B-1-4.3) wird im Dammbereich in einem Teilabschnitt hang- aufwärts verlegt, so dass er an der Dammkrone vorbeiführt.

Von dem Selkeweg wird eine Bauzufahrt (Nr. 4, 5, 7, Plan B-1-4.3), die später als Be- triebsweg genutzt wird, bis zum luftseitigen Dammfuß gebaut (Wendekreis). Im Zuge der Bauausführung wird die Zufahrt zum wasserseitigen Dammfuß ergänzt (Nr. 9, 13, 14, Plan B-1-4.3). In einer späteren Bauphase, wenn die Materialentnahme aufgeschlossen wird,

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sowie die Betonbauarbeiten am rechten Talhang durchgeführt werden, wird die Bauzufahrt von Straßberg-Obermühle an der rechten Talseite entlang (Straßberger Weg; Nr. 1, Plan B-1-4.3) bis zur Materialentnahme/Dammbaustelle genutzt. Zusätzlich wird ein Weg zum Tosbecken gebaut (Nr. 5, 6, 9, Plan B-1-4.3), der weitgehend auf der derzeitigen Bahntras- se verläuft. Im Bereich der Materialentnahme wird die Wegtrasse verschwenkt, so dass der Weg unmittelbar an der Krone des Absperrbauwerkes vorbeigeführt wird. In dem Seitental unmittelbar oberhalb des Absperrbauwerks wird der Weg steil (12 %) hinunter ins Selketal und dann dem Verlauf der Bahntrasse folgend bis an das Absperrbauwerk geführt (Nr. 7, Plan B-1-4.3). Bauzeitlich werden Überfahrten über die Bahntrasse eingerichtet, um den Erdbau im Ringverkehr durchführen zu können.

Die Wege werden im Wesentlichen mit hydraulisch gebundenen Trag- und Deckschichten ausgeführt. Nur in Steilbereichen werden Asphaltdeckschichten erforderlich, um Erosion zu vermeiden. Die Wege werden nach Abschluss der Bauarbeiten in einen nutzbaren Zustand versetzt, bzw. nicht benötigte Wegeverbindungen (z. B. im Bereich Materialentnahme und linke Dammschulter) werden zurückgebaut. Der Kronenweg wird später für Wanderer und Spaziergänger freigegeben. Die Betriebswege zu den wasser- und luftseitigen Dammfüßen bzw. zum Tosbecken und Einlaufbereich werden als Betriebswege genutzt und der Öffent- lichkeit nicht zugänglich gemacht. Zur Erschließung des geplanten Bauvorhabens und zur späteren Erreichbarkeit des Hoch- wasserrückhaltebeckens sind der Ausbau und die Neuanlage von Wegen (siehe Plan B-1- 4.3) erforderlich. Die Wege sind in den Plänen B-1-4.3, B-1-10.1 bis B-1-10.3 in Lage- und Höhentrassierung mit Stationierungen dargestellt.

Die vorhandenen Wege im Baustellenbereich werden zeitweise umgeleitet oder geschlos- sen. Für den land- und forstwirtschaftlichen Verkehr werden hinreichend sichere Strecken über/um die Baustelle gewährleistet.

Ein Ausweichwanderweg führt südlich aus Straßberg kommen hinaus bis zum Milchweg. Dieser führt entlang des Ampenberges bis zum Stolberger Stadtweg. Diesem Weg folgt man, entlang des Martingsberges bis nach Güntersberge.

• Umverlegung der Abwasserdruckleitung Güntersberge-Straßberg Im Zusammenhang mit dem gegenständlichen Vorhaben ist es erforderlich, die vorhan- dene Abwasserdruckleitung Güntersberge-Straßberg umzuverlegen. (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 9.14)

Im Bereich des herzustellenden Dammbauwerkes wird die Abwasserdruckleitung mit den Steuerkabeln aus dem Talraum heraus in den geplanten Hangweg umverlegt. Die Länge der neu herzustellenden Trasse beträgt ca. 380 m.

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• Neu: Umverlegung der Stromleitung Güntersberge-Straßberg (Erdkabel) im Bereich der seitlichen Materialentnahme Im Zusammenhang mit dem gegenständlichen Vorhaben ist es beabsichtigt, die Stromlei- tung Güntersberge-Straßberg (künftig Erdkabel, 20 kV) im Bereich der seitlichen Material- entnahme umzuverlegen. Dadurch kann die bisher geplante Folgemaßnahme (Rückbau der Freileitung und Ersatz-Verlegung eines Erdkabels) entfallen.

Im Vorfeld des Hochwasserrückhaltebeckens Straßberg wird die heute bestehende Frei- leitung in einen Wirtschaftsweg auf der südwestlichen Seite des Selketals verlegt. Aufgrund der geplanten Materialentnahmestelle müssen der betreffende Wirtschaftsweg und mit ihm das darin befindliche Erdkabel verlegt werden (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planer- gänzung, dort Kapitel 9.15).

2.1.3 Externe Kompensations- und Kohärenzmaßnahmen Mit dem Vorhaben sind Kompensationsmaßnahmen verbunden, die außerhalb des Untersu- chungsgebiets liegen. Die Maßnahmen E 1 neu und E 2 neu dienen gleichzeitig als Kohä- renzmaßnahmen.

E 1 neu Revitalisierung der Selke bei Gatersleben (KOH-Maßnahme 5) Die Maßnahme E 1 neu hat die Revitalisierung von Flussbett und Auenkorridor der Selke zwischen Gatersleben und Hoym (E1 neu: Alte Asche bis oberhalb Wehr Gatersleben) zum Inhalt. Der Kompensationsraum liegt im bzw. unmittelbar angrenzend an das FFH-Gebiet Nr. 172 „Bode und Selke im Harzvorland“ (DE 4133-301).

Ziel der Maßnahme ist die Entwicklung naturnaher Lebensraumstrukturen in naturnahen Fließgewässerstrecken für die Ichthyozönose der Unteren Salmonidenregion, insbesondere Groppe und Bachneunauge, im Zusammenhang mit der Revitalisierung von naturnahen Fließgewässerstrecken mit Entwicklungspotenzial zum FFH-LRT 3260 (Fließgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation mit des Ranunculion fluitantis), die Schaffung des prioritären FFH-Lebensraumtyps Auwald des FFH-Lebensraumtyps 91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior und die Schaffung von mageren Flachland-Mähwiesen des FFH-LRT 6510.

Zu diesem Zweck wird mit wasserbaulichen Maßnahmen ein neues Initialgerinne in der linken Aue vorgegeben. Damit wird sich auf die Initiierung und lenkende Unterstützung des natürli- chen morphologischen Entwicklungspotenzials des Gewässers konzentriert, ohne jedoch eine dauerhafte Linienführung im Entwicklungskorridor vorgeben zu wollen. Eine Flächeninan- spruchnahme über den Entwicklungskorridor hinaus soll jedoch mit geeigneten Mitteln (u.a. unter Zuhilfenahme von Pflanzungen in Form von Auwaldstreifen, regelmäßige Kontrollen der eigendynamischen Entwicklung) verhindert werden (vgl. Heft 8).

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E 2 neu Umwandlung von Intensiv-Acker in eine magere Flachlandmähwiese (LRT 6510) bei Ermsleben (KOH-Maßnahme 6) Im Rahmen der Ökopoolmaßnahme der Landgesellschaft Sachsen Anhalt im Bereich von Ermsleben ist die Entwicklung von Acker zu Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) an der Selke geplant. Die Flächen haben eine Größe von insgesamt ca. 3,96 ha und grenzen unmittelbar an die Selke bzw. den gewässerbegleitenden Gehölzstreifen an. Die Entwicklung des LRT erfolgt über eine gezielte Nutzungsanpassung

E 3 neu Neuanlage naturnaher Wald bei Auf einer Grünlandfläche nördlich von Harzgerode wird, angrenzend an vorhandene Waldbe- stände, ein naturnaher Laubmischwald (Eichen-Linden-Hainbuchenwald) entwickelt. Die Waldränder werden zum Offenland hin gestuft aufgebaut.

V 10 Lebensraumverbesserung für den Wachtelkönig (CEF-Maßnahme 3) Im Zuge der Maßnahme soll durch eine extensive Grünlandnutzung eine Fläche intensiv bewirtschaftetes Grünland zwischen dem Dammbauwerk und Straßberg als Brutlebensraum für den Wachtelkönig optimiert werden.

2.2 Untersuchte Alternativen

Im Rahmen der Prüfung der Umweltverträglichkeit eines Vorhabens sind vom Vorhabenträger zumutbare Alternativen gemäß § 6 (3) Satz 5 UVPG zu ermitteln und darzulegen.

Vorliegend hat der Vorhabenträger folgende Alternativen geprüft:

2.2.1 In Bezug auf das Hochwasserrückhaltebecken

Bei der wasserrechtlichen Planfeststellung für den Bau und den Betrieb des HRB Straßberg handelt es sich um eine Abwägungsentscheidung, bei der u. a. auch eine fachplanerische Alternativenprüfung stattzufinden hat. Gleichzeitig wird durch spezielle fachgesetzliche Vorga- ben, insbesondere im Zusammenhang mit Abweichungs- oder Ausnahmeentscheidungen, eine fachspezifische Alternativenprüfung vorgeschrieben.

Vorliegend ist neben der fachplanerischen Alternativenprüfung (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 11) eine fachspezifische Alternativenprüfung im Zusam- menhang mit der Abweichung nach § 34 Abs. 3 BNatSchG (siehe FFH-Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 8.1.2), der Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG (siehe Fachbeitrag Artenschutz, Heft 7.4 in der Fassung der 1. Planergän- zung, dort Kapitel 7.2) und den Ausnahmen nach § 31 Abs. 2 WHG und § 47 Abs. 3 i. V. m. § 31 Abs. 2 WHG (siehe dazu Heft 9 in der Fassung der 1. Planergänzung) geboten.

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In diesen Alternativenprüfungen hat der Vorhabenträger • konzeptionelle Alternativen – bezogen auf das Gesamtkonzept Hochwasserschutz Selke • Standortalternativen – bezogen auf das HRB Straßberg und • Ausführungsalternativen – bezogen auf das HRB Straßberg betrachtet.

2.2.1.1 Alternativenprüfung nach § 34 Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG

Auswahl der konzeptionellen Alternative Auf der Grundlage der durchgeführten Grobanalysen in Bezug auf die Auswirkungen auf relevante Natura 2000-Gebiete und in Bezug auf wasserwirtschaftliche Ziele sowie der ver- gleichenden Betrachtung der jeweiligen Ergebnisse, stellt sich die konzeptionelle Alternative X, welche als Baustein das gegenständliche Vorhaben beinhaltet, als vorzugswürdig im Sinn des § 34 Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG dar.

Es ist festzustellen, dass es sich bei den konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII um Alter- nativen handelt, bei denen sich die naturschutzrechtlichen Schutzvorschriften (§ 34 BNatSchG) als ebenso wirksame Zulassungssperre erweisen wie bei der konzeptionellen Alternative X. Darüber hinaus sind die konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII in Bezug auf die wasserwirtschaftliche Belange nicht als vorzugspflichtig auszuweisen. Die Betroffenheit der wasserwirtschaftlichen Ziele bei den konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII fällt sogar deutlich größer aus. Ein möglicher erreichbarer Gewinn für den europäischen Habitatschutz bei den konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII im Sinn einer marginal geringeren Beein- trächtigung der relevanten Lebensraumtypen und Arten hätte eine deutlich größere und lang- fristigere Verschlechterung in den wasserwirtschaftlichen Zielen zur Folge. (siehe FFH- Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 8.2.2.1).

Auswahl der Standortalternative Als Vorzugslösung war der Standort II bei Selke-km 58,182 zu wählen, weil er sich als vor- zugswürdig im Sinn des § 34 Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG darstellt

Grund für die Auswahl des Standortes II ist, dass es sich bei den anderen Standortalternativen um Alternativen handelt, bei denen sich die naturschutzrechtlichen Schutzvorschriften (§ 34 BNatSchG) als ebenso wirksame Zulassungssperre erweisen wie beim Vorhabenstandort II. Es war zu beachten, dass auch und gerade naturschutzexterne Gründe, namentlich wasser- wirtschaftliche Belange, die anderen Standortalternativen nicht als vorzugspflichtig ausweisen.

Auswahl der Ausführungsalternative Als Vorzugslösung war die Ausführungsalternative 4 zu wählen, weil sie sich als vorzugswür- dig im Sinn des § 34 Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG darstellt.

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Keine der Ausführungsalternativen ist im Hinblick auf die Betroffenheit von Natura 2000- Gebieten und wasserwirtschaftlichen Belangen im Vergleich zur Vorzugslösung (Ausfüh- rungsalternative 4) vorrangig (siehe FFH-Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 8.2.2.3).

2.2.1.2 Alternativenprüfung nach § 45 Abs. 7 BNatSchG

Auswahl der konzeptionellen Alternative Auf der Grundlage der durchgeführten Grobanalysen in Bezug auf die Auswirkungen auf planungsrelevante Arten und in Bezug auf wasserwirtschaftliche Ziele sowie der vergleichen- den Betrachtung der jeweiligen Ergebnisse, stellt sich die konzeptionelle Alternative X, welche als Baustein das gegenständliche Vorhaben beinhaltet, als vorzugswürdig im Sinn des § 45 Abs. 7 BNatSchG dar.

Es ist festzustellen, dass es sich bei den konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII um Alter- nativen handelt, bei denen sich die naturschutzrechtlichen Schutzvorschriften (§ 44 BNatSchG) als ebenso wirksame Zulassungssperre erweisen wie bei der konzeptionellen Alternative X. Darüber hinaus sind die konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII in Bezug auf die wasserwirtschaftliche Belange nicht als vorzugspflichtig auszuweisen. Die Betroffenheit der wasserwirtschaftlichen Ziele bei den konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII fällt sogar deutlich größer aus. Ein möglicher erreichbarer Gewinn für den europäischen Habitatschutz bei den konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII im Sinn einer marginal geringeren Beein- trächtigung der planungsrelevanten Arten hätte eine deutlich größere und langfristigere Ver- schlechterung in den wasserwirtschaftlichen Zielen zur Folge (siehe Artenschutzfachbeitrag, Heft 7.4 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 7.2.2.1).

Auswahl der Standortalternative Als Vorzugslösung war der Standort II bei Selke-km 58,182 zu wählen, weil er sich als vor- zugswürdig im Sinn des § 45 Abs. 7 BNatSchG darstellt

Grund für die Auswahl des Standortes II ist, dass es sich bei den anderen Standortalternativen um Alternativen handelt, bei denen sich die naturschutzrechtlichen Schutzvorschriften (§ 44 BNatSchG) als ebenso wirksame Zulassungssperre erweisen wie beim Vorhabenstandort II. Es war zu beachten, dass auch und gerade naturschutzexterne Gründe, namentlich wasser- wirtschaftliche Belange, die anderen Standortalternativen nicht als vorzugspflichtig ausweisen.

Auswahl der Ausführungsalternative Als Vorzugslösung war die Ausführungsalternative 4 zu wählen, weil sie sich als vorzugswür- dig im Sinn des § 45 Abs. 7 BNatSchG darstellt.

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Keine der Ausführungsalternativen ist im Hinblick auf die Betroffenheit von planungsrelevan- ten Arten und wasserwirtschaftlichen Belangen im Vergleich zur Vorzugslösung (Ausfüh- rungsalternative 4) vorrangig (siehe Artenschutzfachbeitrag, Heft 7.4 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 7..2.2.3).

2.2.1.3 Alternativenprüfung nach § 31 Abs. 2 WHG und § 47 Abs. 3 i. V. m. § 31 Abs. 2 WHG

2.2.1.3.1 Ausnahme von den Bewirtschaftungszielen für Oberflächengewässer für den Bau des HRB

Es ist festzustellen, dass im Sinne von § 31 Abs. 2 Nr. 3 WHG die Ziele des Hochwasser- schutzes nicht mit anderen geeigneten Maßnahmen erreicht werden können, die wesentlich geringere nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt und hier insbesondere auf den ökologi- schen Zustand des Oberflächengewässers Selke haben, technisch durchführbar und nicht mit unverhältnismäßig großem Aufwand verbunden sind. Dies gilt insbesondere auch für die Ausführung des Gewässerdurchlasses und der angrenzenden Bereiche.

Auswahl der konzeptionellen Alternative Ähnlich wie bei der Planrechtrechtfertigung für das Hochwasserrückhaltebecken Straßberg ist zu berücksichtigen, dass der erforderliche Hochwasserschutz für ein Gewässer regelmäßig nicht mit einer einzigen, punktuellen Maßnahme erreicht werden kann, sondern es einer kon- zeptionellen Herangehensweise für das Gewässer insgesamt mittels einer Kombination aus mehreren einzelnen Schutzmaßnahmen (Bausteinen) bedarf, welche sowohl dem Gesamtziel wie auch regional bzw. lokal verfolgten Zielen dienen. Auf der Grundlage der durchgeführten Grobanalysen in Bezug auf die Auswirkungen auf wasserwirtschaftliche Ziele sowie der ver- gleichenden Betrachtung der jeweiligen Ergebnisse stellt sich die konzeptionelle Alternative X, welche als Baustein das gegenständliche Vorhaben beinhaltet, als vorzugswürdig im Sinn des § 31 Abs. 2 WHG dar.

Festzuhalten ist, dass es sich bei den konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII um Alternati- ven handelt, bei denen sich die wasserrechtlichen Vorschriften als ebenso wirksame Zulas- sungssperre erweisen wie bei der konzeptionellen Alternative X. Darüber hinaus stellen sich die konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII in der Gesamtbetrachtung nicht als deutlich günstiger in Bezug auf die Bewirtschaftungsziele dar. In Bezug auf die naturschutzrechtlichen Belange sind die konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII ebenfalls nicht als vorzugspflichtig auszuweisen.

Im Ergebnis ist vorliegend die im Vergleich gewässerschonendere konzeptionelle Alternative X aufgrund der Schwere der Betroffenheit wasserwirtschaftlicher Belange bei den konzeptio- nellen Alternativen III/IV und VIII vorzugswürdig (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planer- gänzung, dort Kapitel 7.5.1.2.5.3.1).

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Auswahl der Standortalternative Aus der Prüfung der theoretisch denkbaren Standortalternativen folgt, dass hinsichtlich der Schwere der Betroffenheit wasserwirtschaftlicher Belange den Alternativen I, IIa, IIb und IIc nicht der Vorrang gebührt. Insbesondere ist mit dem Bundesverwaltungsgericht festzustellen, dass sich bei diesen Standortalternativen die wasserrechtlichen Schutzvorschriften (§ 27 WHG) als ebenso wirksame Zulassungssperre erweisen wie beim geplanten Standort und der Vorhabenträger deshalb nicht gehalten ist, vom geplanten Standort abzuweichen.

Auswahl der Ausführungsalternative Aufbauend auf den Planungsgrundlagen und den Ergebnissen der Beckenbemessung wurden für das Absperrbauwerk, die Hochwasserentlastung, die Regelorgane und verschiedene Teile der Betriebseinrichtungen Varianten untersucht. Daraus folgt, dass hinsichtlich der Schwere der Betroffenheit wasserwirtschaftlicher Belange den betrachteten Alternativen nicht der Vor- rang gebührt. Insbesondere ist mit dem Bundesverwaltungsgericht festzustellen, dass sich bei diesen Ausführungsalternativen die wasserrechtlichen Schutzvorschriften (§ 27 WHG) als ebenso wirksame Zulassungssperre erweisen und der Vorhabenträger deshalb nicht gehalten ist, von der geplanten Ausführung abzuweichen.

2.2.1.3.2 Ausnahme von den Bewirtschaftungszielen für Grundwasser für den Bau des HRB

Es ist festzustellen, dass im Sinn von § 47 Abs. 3 WHG i. V. m. § 31 Abs. 2 Nr. 3 WHG die Ziele des Hochwasserschutzes nicht mit anderen geeigneten Maßnahmen erreicht werden können, die wesentlich geringere nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt und hier insbe- sondere auf den Zustand des Grundwasserkörpers haben, technisch durchführbar und nicht mit unverhältnismäßig großem Aufwand verbunden sind. Dies gilt insbesondere auch für die Ausführung des Bauwerkes einschließlich Untergrundabdichtung.

Auswahl der konzeptionellen Alternative Für die zu prüfenden konzeptionellen Alternativen ist festzustellen, dass es sich jeweils um Hochwasserrückhaltebecken handelt, deren Dammbauwerke eine entsprechende bautechni- sche Gründung und Untergrundabdichtung (mit Strömungsfenstern) benötigen. Deshalb ist davon auszugehen, dass sich die konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII in Bezug auf den Grundwasserkörper nicht als vorzugswürdig erweisen, sondern vielmehr mit einer vergleichba- ren Veränderung der physischen Gewässereigenschaft verbunden sind. Insbesondere ist mit dem Bundesverwaltungsgericht festzustellen, dass sich bei den konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII die wasserrechtlichen Schutzvorschriften (§ 27 WHG) ebenso als wirksame Zulassungssperre erweisen wie bei der konzeptionellen Alternative X und der Vorhabenträger deshalb nicht gehalten ist, von der verfolgten konzeptionellen Alternative X abzuweichen.

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Auswahl der Standortalternative Für die zu prüfenden Standortalternativen ist festzustellen, dass alle Standortalternativen den Grundwasserkörper (GWK SAL GW 064; Harzer Paläozoikum) betreffen und der in Rede stehende Wirkpfad identisch ist. Deshalb muss auch bei allen Standortalternativen von einem Verstoß gegen die allgemeinen Bewirtschaftungsziele für Grundwasser (wasserwirtschaftli- ches Verschlechterungsverbot) ausgegangen werden mit der Folge, dass alle Standortalter- nativen den wasserrechtlichen Zulassungsschranken unterliegen.

Auswahl der Ausführungsalternative Für die zu prüfenden Ausführungsalternativen (vgl. oben Abschnitt 7.5.1.2.5.3.3) ist festzu- stellen, dass alle Ausführungsalternativen den Grundwasserkörper (GWK SAL GW 064; Har- zer Paläozoikum) betreffen und der in Rede stehende Wirkpfad identisch ist. Deshalb muss auch bei allen Ausführungsalternativen von einem Verstoß gegen die allgemeinen Bewirt- schaftungsziele für Grundwasser (wasserwirtschaftliches Verschlechterungsverbot) ausge- gangen werden mit der Folge, dass alle Ausführungsalternativen den wasserrechtlichen Zu- lassungsschranken unterliegen.

2.2.1.3.3 Ausnahme von den Bewirtschaftungszielen für Oberflächengewässer für den Betrieb des HRB

Es ist festzustellen, dass im Sinne von § 31 Abs. 2 Nr. 3 WHG die Ziele des Hochwasser- schutzes nicht mit anderen geeigneten Maßnahmen erreicht werden können, die wesentlich geringere nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt und hier insbesondere auf den ökologi- schen Zustand des Oberflächengewässers Selke haben, technisch durchführbar und nicht mit unverhältnismäßig großem Aufwand verbunden sind.

Auswahl der konzeptionellen Alternative Bei den konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII handelt es sich um Alternativen, bei denen sich die wasserrechtlichen Vorschriften als ebenso wirksame Zulassungssperre erweisen wie bei der konzeptionellen Alternative X. Insbesondere stellen sich die konzeptionellen Alternati- ven III/IV und VIII in der Gesamtbetrachtung nicht als deutlich günstiger in Bezug auf die Bewirtschaftungsziele dar.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass auch naturschutzrechtliche Belange die konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII nicht als vorzugspflichtig ausweisen. Damit stehen gewichtige Gründe der Auswahl der Alternativen III/IV und VIII entgegen und ist es jedenfalls deshalb gerechtfertigt, an der konzeptionellen Alternative X festzuhalten (BVerwG Urteil vom 3. März 2011, BVerwG 9 A 8.10, für den Schutz des Trinkwassers).

Auswahl der Standortalternative Aus der Prüfung der theoretisch denkbaren Standortalternativen folgt, dass hinsichtlich der Schwere der Betroffenheit wasserwirtschaftlicher Belange den Alternativen I, IIa, IIb und IIc

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nicht der Vorrang gebührt. Insbesondere ist mit dem Bundesverwaltungsgericht festzustellen, dass sich bei diesen Standortalternativen die wasserrechtlichen Schutzvorschriften (§ 27 WHG) als ebenso wirksame Zulassungssperre erweisen wie beim geplanten Standort und der Vorhabenträger deshalb nicht gehalten ist, vom geplanten Standort abzuweichen.

Auswahl der Ausführungsalternative Die Ausführungsalternativen haben Auswirkungen auf wasserwirtschaftliche Ziele. Hinsichtlich der Schwere der Betroffenheit wasserwirtschaftlicher Belange ist den betrachteten Alternati- ven nicht der Vorrang gebührt. Insbesondere ist mit dem Bundesverwaltungsgericht festzu- stellen, dass sich bei diesen Ausführungsalternativen die wasserrechtlichen Schutzvorschrif- ten (§ 27 WHG) als ebenso wirksame Zulassungssperre erweisen und der Vorhabenträger deshalb nicht gehalten ist, von der geplanten Ausführung abzuweichen.

2.2.1.3.4 Ausnahme von den Bewirtschaftungszielen für Grundwasser für den Betrieb des HRB

Es ist festzustellen, dass im Sinn von § 47 Abs. 3 WHG i. V. m. § 31 Abs. 2 Nr. 3 WHG die Ziele des Hochwasserschutzes nicht mit anderen geeigneten Maßnahmen erreicht werden können, die wesentlich geringere nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt und hier insbe- sondere auf den Zustand des Grundwasserkörpers haben, technisch durchführbar und nicht mit unverhältnismäßig großem Aufwand verbunden sind.

Auswahl der konzeptionellen Alternative Für die zu prüfenden konzeptionellen Alternativen (vgl. oben Abschnitt 7.5.1.2.5.3.1) ist fest- zustellen, dass es sich jeweils um Hochwasserrückhaltebecken handelt, deren Betrieb mit gleichen Wirkungen auf das Grundwasser verbunden ist. Deshalb ist davon auszugehen, dass sich die konzeptionellen Alternativen III/IV und VIII in Bezug auf den Grundwasserkörper nicht als vorzugswürdig erweisen.

Auswahl der Standortalternative Für die zu prüfenden Standortalternativen ist festzustellen, dass alle Standortalternativen den Grundwasserkörper (GWK SAL GW 064; Harzer Paläozoikum) betreffen und der in Rede stehende Wirkpfad identisch ist. Deshalb muss auch bei allen Standortalternativen – hilfs- weise - von einem Verstoß gegen die allgemeinen Bewirtschaftungsziele für Grundwasser (wasserwirtschaftliches Verschlechterungsverbot) ausgegangen werden mit der Folge, dass alle Standortalternativen den wasserrechtlichen Zulassungsschranken unterliegen.

Auswahl der Ausführungsalternative Für die zu prüfenden Ausführungsalternativen ist festzustellen, dass alle Ausführungsalterna- tiven den Grundwasserkörper (GWK SAL GW 064; Harzer Paläozoikum) betreffen und der in Rede stehende Wirkpfad identisch ist. Deshalb muss auch bei allen Ausführungsalternativen von einem Verstoß gegen die allgemeinen Bewirtschaftungsziele für Grundwasser (wasser-

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wirtschaftliches Verschlechterungsverbot) ausgegangen werden mit der Folge, dass alle Ausführungsalternativen den wasserrechtlichen Zulassungsschranken unterliegen

2.2.1.4 Fachplanerische Alternativenprüfung

Die nachfolgenden Ausführungen zeigen, dass das gegenständliche Vorhaben sowohl im Hinblick auf das Vorhaben als Bestandteil des Gesamtkonzeptes für die Selke wie auch im Hinblick auf die Prüfung „klassischer“ Ausführungs- und Standortalternativen unter fachplane- rischen Gesichtspunkten vorzugswürdig ist. Die Methodik der fachplanerischen Alternativen- prüfung zeichnet sich durch ein gestuftes Vorgehen aus. Auf der ersten Prüfungsstufe einer fachgutachterlichen Prüfung werden die verschiedenen, fachlich theoretisch denkbaren kon- zeptionelle Alternativen, die Standortalternativen sowie die Ausführungsvarianten in Bezug auf das Erreichen des Planungsziels und die technische und rechtliche Realisierbarkeit zugeführt. Auf der zweiten Prüfungsstufe erfolgt ein Vergleich der danach ernsthaft in Betracht kom- menden Alternativen im Wege einer Grobanalyse (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planer- gänzung, dort Kapitel 11).

Auswahl der konzeptionellen Alternative Die erste Prüfungsstufe hat ergeben, dass nur die Alternativen III/IV, VIII und X einer näheren Betrachtung im Wege der Grobanalyse zuzuführen sind (vgl. Anlage A-1-4 zu Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung). Die zweite Prüfungsstufe führte zur Feststellung, dass die Alternativen III/IV und VIII wegen vergleichbarer Betroffenheit des FFH-Gebietes „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ sowie wegen Beeinträchtigung anderer gewichtiger Gemeinwohlbe- lange (Bewirtschaftungsziele Gewässer) nicht vorzugswürdig sind. Somit stellt sich die kon- zeptionelle Alternative X als vorzugswürdig dar.

Auswahl der Standortalternative Auf der ersten Stufe sind diejenigen Planungsalternativen, die nach einer Grobanalyse nicht ernsthaft in Betracht kommen, von der weiteren Prüfung ausscheiden. Dies traf für die Stand- ortalternative I zu. Auf der zweiten Stufe wurden die weiter zu prüfenden Standortalternativen hinsichtlich planerischer Aspekte untersucht und wurde der Frage nachgegangen, ob diese Alternativen mit erheblichen Beeinträchtigungen anderer Gemeinwohlbelange verbunden sind oder ein unverhältnismäßiges Opfer für den Vorhabenträger bedeuten. Diese Prüfung hat ergeben, dass keine der Standortalternativen im Hinblick auf die planerischen Aspekte, die Betroffenheit von Natura 2000-Gebieten, die Betroffenheit von wasserwirtschaftlichen Belan- gen und auch aus Gründen der Verhältnismäßigkeit im Vergleich zur Vorhabenalternative (Standort II) vorrangig ist.

Auswahl der Ausführungsalternative Aufbauend auf den Planungsgrundlagen und den Ergebnissen der Beckenbemessung wurden für das Absperrbauwerk, die Hochwasserentlastung, die Regelorgane und verschiedene Teile

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der Betriebseinrichtungen Varianten untersucht. Nach der Erörterung und Abwägung der Varianten für die einzelnen Teile des Gesamtprojektes wurden die verbliebenen Varianten in Gesamtvarianten kombiniert und aus diesen die Vorzugsvariante ausgewählt.

Auf der ersten Stufe wurden diejenigen Planungsalternativen, die nicht ernsthaft in Betracht kommen, von der weiteren Prüfung ausgeschieden. Auf der zweiten Stufe wurden die weiter zu prüfenden Ausführungsalternativen hinsichtlich planerischer Aspekte untersucht. Weiterhin wurde der Frage nachgegangen, ob diese Alternativen mit erheblichen Beeinträchtigungen anderer Gemeinwohlbelange verbunden sind oder ein unverhältnismäßiges Opfer für den Vorhabenträger bedeuten. Dabei war zu berücksichtigen, dass schon die nach § 34 Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG durchgeführte Alternativenprüfung (vgl. Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planer- gänzung, Kapitel 8.2) und die wasserrechtlichen Alternativenprüfungen (vgl. Heft 9 in der Fassung der 1. Planergänzung) ergeben hatten, dass keine der Ausführungsalternativen im Hinblick auf die planerischen Aspekte, die Betroffenheit von Natura 2000-Gebieten, die Be- troffenheit von wasserwirtschaftlichen Belangen und auch aus Gründen der Verhältnismäßig- keit im Vergleich zur Vorhabenalternative (Ausführungsalternative 4) vorrangig ist.

2.2.2 In Bezug auf Folgemaßnahmen

Der Vorhabenträger hat darüber hinaus für folgende Folgemaßnahmen ebenso eine Alterna- tivenprüfung durchgeführt:

2.2.2.1 Materialentnahme - Standortvergleich und Bewertung

Als mögliche Bereiche für die Gewinnung von Baumaterial für das Absperrbauwerk wurden als Alternative zu einer Anlieferung des Materials über die Straße drei mögliche Materialentnah- mestellen in der Nähe des Vorhabens untersucht: Nullvariante Gewinnung und Antransport von Fremdmaterial Materialentnahmestelle A am Absperrbauwerk Materialentnahmestelle B auf dem Kleinen Amptenberg Materialentnahmestelle C nördlich Kämpental

Nullvariante Die Nullvariante betrachtet den Fall, dass das Dammbaumaterial nicht vor Ort gewonnen wird, sondern Fremdmaterial an einem anderen Standort gewonnen und über das öffentliche Ver- kehrswegenetz zur Baustelle antransportiert werden muss.

Insoweit ist von Folgendem auszugehen: • Das benötigte Dammbaumaterial muss an anderer Stelle gewonnen werden. Diese Roh- stoffgewinnung ist in jeden Fall mit einem Eingriff in Natur und Landschaft und einer Be- troffenheit dieses Schutzgutes einschließlich des Schutzgutes Boden verbunden. Je nach

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Lage der Gewinnungsstelle und naturräumlicher Ausstattung können zudem Belange des Flächen- und Artenschutzes betroffen sein. • Die Gewinnung des benötigten Dammbaumaterials an einem anderen Standort ist eben- so mit Immissionen (Lärm, Staub) verbunden. • Je nach Lage der Gewinnungsstelle können auch wasserwirtschaftliche Belange nicht ausgeschlossen werden. • Die Länge und Dauer des Materialtransports vom Abbauort zur Baustelle für das Damm- bauwerk wird die Transportlänge und -dauer vom Standort der geplanten seitlichen Mate- rialentnahme um ein Vielfaches übersteigen. • Mit dem Antragsport von Fremdmaterial sind vielfältige negative Umweltauswirkungen verbunden. Neben den Lärm- und Abgasemissionen durch die Transportfahrzeuge kommt es auch zu Staubemissionen und zu Verschmutzungen entlang der Fahrtstrecke. Aufgrund der längeren Fahrtstrecke sind hiervon erheblich mehr Flächen (Biotope, Tiere) betroffen. Da die im öffentlichen Straßenverkehr eingesetzten Fahrzeuge eine geringere Zuladung haben, als die im Baustellenverkehr vor Ort einsetzbaren Fahrzeuge, wird der Transport nicht nur durch die längere Strecke, sondern auch durch die größere Anzahl an Fahrten zu höheren Umweltbelastungen führen. Auch eine größere Beeinträchtigung von Schutzgebieten entlang der Strecke ist nicht auszuschließen. • Auch in Bezug auf die klimatischen Auswirkungen ist der Materialtransport über öffentli-

che Straßen aufgrund des höheren Kraftstoffverbrauchs und des höheren CO2- und Schadstoffausstoßes mit negativen Umweltauswirkungen verbunden. • Für die entlang der Strecke wohnenden Menschen treten die genannten negativen Um- weltauswirkungen (Lärm-, Abgas-, Staubemissionen) aufgrund ihrer Häufigkeit und Dauer in erheblichem Umfang auf.

Daraus folgt: Mit der Nullvariante ist schon keine Zielerreichung gegeben. Mit der bauzeitli- chen seitlichen Materialentnahme wird primär das Ziel verfolgt, geeignetes Material für die Herstellung des Dammbauwerkes zu gewinnen. Sekundär wird das Ziel verfolgt, die baube- dingten Massentransporte auf ein Minimum zu beschränken. Das sekundäre Ziel kann nicht erreicht werden.

Im Übrigen ist festzustellen, dass mit der Nullvariante (keine Nutzung einer Materialentnah- mestelle vor Ort) erhebliche Umweltauswirkungen insbesondere für die Schutzgüter Men- schen, Tiere, Pflanzen, Boden und Landschaft verbunden sind.

Materialentnahmestellen A, B und C Alle möglichen Materialentnahmestellen liegen am oberen Rand des Selketals (siehe Plan B- 7.1-1.2).

Aus Sicht der Umweltverträglichkeit sind die drei möglichen Materialentnahmestellen hinsicht- lich ihrer Auswirkungen auf die Schutzgüter gemäß UVPG zu betrachten. Dabei zeigt sich,

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dass sich wesentliche Unterscheidungsmerkmale nur in Bezug auf das Schutzgut Tiere und Pflanzen ergeben.

Da die Auswahl des Standortes zur Materialentnahme somit maßgeblich anhand der Wirkun- gen auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere erfolgt, werden im Folgenden die der Standortwahl zugrunde liegenden Bewertungen erläutert.

Schutzgut Menschen Durch die Gewinnung des Baumaterials vor Ort kann der baubedingte LKW-Verkehr in den Ortschaften erheblich reduziert und damit die Belastung der Anwohner erheblich vermindert werden. Der größte Abstand zur nächstgelegenen Wohnbebauung besteht von der Mate- rialentnahmestelle B. Durch die exponierte Lage am oberen Rand des Selketals sind jedoch weit reichende Auswirkungen im Selketal zu erwarten.

Durch die LKW-Transporte von der jeweiligen Materialentnahmestelle zur Dammbaustelle werden der Selketal-Stieg (Materialentnahmestelle C) bzw. ein örtlicher Wanderweg am west- lichen Talrand (Materialentnahmestellen A und B) in Anspruch genommen.

Die möglichen Materialentnahmestellen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Schutzgut Menschen nicht wesentlich.

Schutzgut Pflanzen und Tiere Die Auswirkungen der Materialentnahme sind für das Schutzgut Pflanzen und Tiere hinsicht- lich der Inanspruchnahme von Flächen, die Störung von Habitaten und die Grundwasserab- senkung zu unterschieden. Die Materialentnahmestellen unterscheiden sich dabei hinsichtlich der dort vorkommenden Biotope und der Entfernung zum geplanten Absperrdamm. Die bei- den von der Baustelle weiter entfernt liegenden Materialentnahmestellen B und C müssen durch umfangreichen Neubau oder Ausbau von Wander- bzw. Forstwegen erschlossen wer- den. Für die Entnahmestelle A ist nur eine kurze Zufahrt erforderlich.

Die Materialentnahmestellen A und B befinden sich außerhalb des FFH-Gebietes „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“. Die Materialentnahmestelle C liegt im südlichen Bereich mit ca. 300 m² im FFH-Gebiet und grenzt direkt an eine als LRT 9170 „Labkraut-Eichen-Hainbuchen- wald“ kartierte Fläche an.

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Tabelle 1: Variantenbetrachtung Materialentnahmestelle - Tiere

Entnahmestelle A Entnahmestelle B Entnahmestelle C Artengruppe (Flachland-Mähwiese, (Fichtenforst) (Fichtenforst) mesophiles Grünland) Großsäuger, Habitat von 7 nachge- Lebensraumverlust für Lebensraumverlust für Kleinsäuger, wiesenen Fledermaus- artenarme Zönosen artenarme Zönosen Fledermäuse arten häufiger Waldarten, häufiger Waldarten, sowie Habitat von 9 sowie Habitat von 5 nachgewiesenen Fle- nachgewiesenen Fle- dermausarten. dermausarten. Zufahrt führt durch Habitat der Haselmaus Brutvögel Geringe Betroffenheit Lebensraumverlust für Lebensraumverlust für von Brutvögeln (Feldler- artenarme Zönosen artenarme Zönosen che, Baumpieper) häufiger Waldarten. häufiger Waldarten, (geringster Gesamtstör- Bauzeitliche Betroffen- Transportweg tangiert radius, kürzester Trans- heit des Waldkauzes artenreiche Habitate. portweg). Bauzeitliche und erhebliche bauzeit- Vorkommen stör- Betroffenheit des Wald- liche Betroffenheit des empfindlicher Brutvo- kauzes. Schwarzstorches gelarten im Umfeld, (Horststandort südwest- bauzeitliche Betroffen- lich der Materialent- heit des Waldkauzes. nahmestelle). Mittlere Betroffenheit sonstiger Brutvögel. Amphibien Geringe bzw. keine Gefahr des Verlustes Gefahr des Verlustes Betroffenheit wandern- wandernder Amphibien wandernder Amphibien der Amphibien. auf Transportweg. auf Transportweg. Reptilien Geringe potenzielle Potenzielle Verluste von Potenzielle Verluste von Betroffenheit durch geringer Erheblichkeit geringer Erheblichkeit kürzesten Transport- auf Transportweg. auf Transportweg. weg. Holzbewohnende Keine Entwicklungsha- Lebensraumverlust für Lebensraumverlust für Käfer bitate, keine bedeuten- artenarme Zönosen artenarme Zönosen den Nahrungshabitate häufiger Waldarten, häufiger Waldarten, betroffen. Transportweg quert Transportweg quert wertvolle Nahrungsha- wertvolle Nahrungsha- bitate (blütenreiche bitate (blütenreiche Säume im Bachtäl- Säume im Bachtäl- chen). chen). Laufkäfer Betroffenheit von Offen- Lebensraumverlust für Lebensraumverlust für land-Habitaten mit artenarme Zönosen artenarme Zönosen potenziell mittlerem häufiger Waldarten, häufiger Waldarten, Wert. weitere Verluste durch Verluste auf Transport- langen Transportweg. weg (kürzer als B), geringste Betroffenheit. Tagfalter und Betroffenheit potenziell Transportweg quert keine wertvollen Falter- Widderchen wertvoller Falter-Habi- potenziell wertvolle Habitate betroffen. tate. Habitate (Bachtälchen), sonst keine Betroffen-

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Entnahmestelle A Entnahmestelle B Entnahmestelle C Artengruppe (Flachland-Mähwiese, (Fichtenforst) (Fichtenforst) mesophiles Grünland) heit. Heuschrecken Betroffenheit potenziell Transportweg quert keine wertvollen Heu- wertvoller Heuschre- potenziell wertvolle schrecken-Habitate cken-Habitate. Habitate (Bachtälchen), betroffen. sonst keine Betroffen- heit. Libellen Keine Betroffenheit von Keine Betroffenheit von Keine Betroffenheit von Libellenhabitaten Libellenhabitaten Libellenhabitaten Landschnecken Geringe Betroffenheit Lebensraumverlust für Lebensraumverlust für von Schneckenbiotopen artenarme Zönosen artenarme Zönosen (trockener Standort, häufiger Waldarten, häufiger Waldarten, kurzer Transportweg) weitere Verluste durch weitere Verluste durch langen Transportweg langen Transportweg Fische und Keine Betroffenheit von Keine Betroffenheit von Keine Betroffenheit von Rundmäuler Fließgewässern Fließgewässern Fließgewässern Makrozoobenthos Keine Betroffenheit von Keine Betroffenheit von Keine Betroffenheit von Fließgewässern Fließgewässern Fließgewässern

Unterschiede zwischen den Materialentnahmestellen ergeben sich insbesondere bei den geschützten Arten der Säugertiere und Vögel sowie den Amphibien und Reptilien. Hier sind durch die Materialentnahmestelle A geringere Auswirkungen zu erwarten, als bei den Mate- rialentnahmestellen B und C.

Tabelle 2: Variantenbetrachtung Materialentnahmestelle – Biotoptypen

gesetzlich Entnahme- Entnahme- Entnahme- Biotoptyp Biotopwert geschützt stelle A stelle B stelle C

Betroffene Biotope im Bereich der Materialentnahmestelle (Fläche in m²) GMG § Magere Flachland- Hoch 35.900 m² Mähwiese GTA § Bergmähwiese Hoch 400 m² GMA Mesophiles Grün- Mittel 980 m² land GTX Bergwiesenbrache Mittel 390 m² HEB / HRC Einzelbaum / Mittel 400 m² Baumgruppe VWA Weg, unbefestigt Gering 610 m² 1.750 m²

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gesetzlich Entnahme- Entnahme- Entnahme- Biotoptyp Biotopwert geschützt stelle A stelle B stelle C

Betroffene Biotope im Bereich der Materialentnahmestelle (Fläche in m²) XYF Reinbestand Gering 110 m² 27.010 m² 30.400 m² Fichte

Gesamtfläche 38.400 m² 28.760 m² 30.790 m²

Die direkt betroffenen Biotope der Varianten B und C = Fichtenforst weisen einen geringen Biotopwert und für viele Tierarten nur eine geringe Habitateignung auf, sie wären daher der Inanspruchnahme der nach § 22 NatSchG LSA geschützten mageren Flachland-Mähwiese und Bergmähwiese (Variante A) vorzuziehen.

Tabelle 3: Variantenbetrachtung Materialentnahmestelle – Anfahrtswege

Entnahmestelle Entnahmestelle Entnahmestelle Biotoptyp/ Nutzung Biotopwert A B C

Ausbauzustand der Anfahrtswege Nutzung vorhande- ner Wege (Verbreite- rung, Ausweichstel- gering 950 m 740 m len, Bitumendecke erforderlich) Neu herzustellende mittel-hoch 20 m 240 m Zufahrt Gesamtlänge 20 m 950 m 980 m

Bei den sehr langen Anfahrten zu den Materialentnahmestellen B und C erhöht sich jedoch die Gefahr von Tierverlusten durch Kollision von u.a. Amphibien und Reptilien sowie bei der Variante C der streng geschützten Haselmaus.

Auch ist die Störung von Wild und Brutvögeln bei den Varianten B und C sehr stark. Die zu durchfahrenden Seitentälchen der Selke stellen wertvolle Lebensräume (z.T. FFH-LRT) dar, die stark durch den Bau oder Ausbau von Fahrstraßen beeinträchtigt würden. Potenziell er- heblich wäre eine bauzeitliche Störung des Schwarzstorchs, der süd-westlich der ver- gleichsweise abgelegenen, ruhigen Waldflächen der Materialentnahmestelle B einen Horst- standort hat.

Indirekte Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere entstehen durch die mit der Mate- rialentnahme verbundene Grundwasserabsenkung (siehe Schutzgut Wasser). Detaillierte Untersu- chungen zu der Grundwasserabsenkung liegen für die Materialentnahmestelle A vor (siehe Anla- gen A-1-5 und A-1-6 zu Heft 1), Grundwassermodellierung), diese sind im Analogieschluss auch

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auf die Materialentnahmestellen B und C übertragbar. Es liegen an den drei Standorten ähnliche topographische Verhältnisse vor (Hang oberhalb der Selke) und auch die Größe der Materialent- nahmen ist vergleichbar.

Durch die Materialentnahme ist im Hangbereich der Kluftgrundwasserleiter auf ca. 80 ha großflä- chig dauerhaft betroffen. Da dieser jedoch ca. 5-10 m tief unter der Geländeoberfläche ansteht, ist mit Auswirkungen auf die Biotope nicht zu rechnen. Der in großer Tiefe liegende Kluftgrundwas- serleiter hat für die Wasserversorgung der darüber stockenden Vegetation keine oder nur eine geringe Bedeutung. Sie versorgt sich direkt aus Niederschlagswasser und oberflächennahem Hangwasser. Da der oberflächennahe Boden-Wasserhaushalt und die Vegetation/ Biotope durch die Grundwasserabsenkung nicht beeinträchtigt werden, ist auch nicht mit negativen Auswirkungen auf die Habitatstrukturen und die Tiere zu rechnen.

Obwohl sich innerhalb der Absenkungstrichter unterschiedlich große Flächenanteile des FFH- Gebietes „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ und darin unterschiedlich große Anteile an betroffe- nen FFH-Lebensraumtypen sowie verschiedene besonders geschützte Biotope befinden, stellen diese kein Unterscheidungsmerkmal für die Materialentnahmestellen dar, weil die Auswirkungen gleichermaßen als unerheblich eingestuft werden.

Als Ergebnis der Betrachtung der Auswirkungen durch die Grundwasserabsenkung an der Mate- rialentnahmestelle A lässt sich feststellen, dass es zu keinen erheblichen negativen Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere kommt. Dieses Ergebnis lässt sich durch Analogieschluss (siehe oben) auch auf die Materialentnahmestellen B und C übertragen. Hinsichtlich der Auswir- kungen der Grundwasserabsenkung sind die Materialentnahmestellen daher als gleichwertig anzusehen.

In der Summe der Beeinträchtigungen (Inanspruchnahme von Flächen, die Störung von Habi- taten und die Grundwasserabsenkung) sind die Materialentnahmestellen B und C somit als naturschutzfachlich nachteiliger zu bewerten als die Inanspruchnahme der Materialent- nahmestelle A direkt an der Dammbaustelle. Hier wird eine geschützte Flachland-Mähwiese und Bergmähwiese in einem Umfang von ca. 3,6 ha in Anspruch genommen. Der Verlust der Vegetation und des Lebensraumes für daran angepasste Tierarten ist zwar erheblich, jedoch nach Abschluss der Baumaßnahme reversibel. Die Fläche befindet sich zudem außerhalb des FFH-Gebietes.

Die Materialentnahmestelle A weist auf Grund der Lage unmittelbar an der Dammbaustelle insgesamt geringere Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften und das FFH-Gebiet im Selketal auf.

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Schutzgut Boden In den drei potenziellen Materialentnahmestellen, wurden jeweils 2 Schürfe zur Probengewin- nung für Proctorversuche und eine Kernbohrung zur Beurteilung der Festigkeit in der Tiefe aufgefahren. Die Eigenschaften der erkundeten Böden waren in allen Materialentnahmestellen den Anforderungen entsprechend gut. Es bestehen hinsichtlich der Art des bergfrischen Fels- gesteins, der Art und Mächtigkeit des Felszersatzhorizontes wie der lehmigen Deckböden keine wesentlichen Unterschiede.

Für die Materialentnahmestelle A wird mit ca. 38.400 m² die größte Fläche in Anspruch ge- nommen. Deutlich kleiner ist der Flächenbedarf für die Materialentnahmestellen B (28.760 m²) und C (30.790 m²). Bei den betroffenen Böden handelt es sich um Braunerden unter Nadel- wald (Materialentnehmestellen B und C) und Parabraunerde und Pseudogley unter einer Bergwiese (Materialentnahmestelle A). Grundsätzlich kommt allen nicht versiegelten oder bebauten Böden mit einem natürlichen Bodengefüge eine hohe Bedeutung für den Natur- haushalt zu. Dies trifft insbesondere auf Waldstandorte zu, auf denen sich die Böden unge- stört entwickeln konnten. Land- und forstwirtschaftlich genutzte Standorte besitzen zumindest einen mittleren ökologischen Wert (vgl. Kapitel 3.5).

Die möglichen Materialentnahmestellen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Schutzgut Boden. Aufgrund der geringeren Flächeninanspruchnahme sind die Mate- rialentnahmestellen B und C etwas besser zu bewerten, als die Materialentnahmestelle A.

Schutzgut Wasser Aufgrund der Lage der möglichen Materialentnahmestellen am oberen Talrand und der Tiefe des Bodenabtrags wird es an allen drei möglichen Standorten zu einem Anschnitt des Grundwassers und in der Folge zu einer großflächigen dauerhaften Grundwasserabsenkung kommen. Detaillierte Untersuchungen zu der Grundwasserabsenkung liegen für die Materialentnahmestelle A vor (siehe Anlagen zur Heft 1 A-1-5 und A-1-6, Hydrogeologisches Modell und Grundwassermodellierung), diese sind im Analogieschluss auch auf die Materialentnahmestellen B und C übertragbar. Es liegen an den drei Standorten ähnliche topographische Verhältnisse vor (Hang oberhalb der Selke) und auch die Größe der Materialentnahmen ist vergleichbar.

Die Grundwasserabsenkung betrifft den 5 bis10 m unter der Geländeoberfläche anstehenden Kluftgrundwasserleiter. Der Absenkungstrichter wird eine Fläche von bis zu ca. 80 ha aufwei- sen. Auf ca. 80 % der Fläche (ca. 65 ha) beträgt die Absenkung ca. 0 bis 0,4 m, die maximale Absenkung beträgt ca.1,4 m auf einer Fläche von ca. 0,01 ha. Das aus der Materialentnahme- stelle anfallende Grundwasser wird gesammelt und durch Ableitung ins Selketal dem natürli- chen Wasserkreislauf wieder zugeführt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Aus- wirkungen auf das Grundwasser in vergleichbarem Umfang an allen drei möglichen Material- entnahmestellen auftreten, so dass sich die Materialentnahmestellen A, B und C hinsichtlich der Auswirkungen auf das Grundwasser nicht unterscheiden.

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Durch keine der drei möglichen Materialentnahmestellen würde ein direkter Eingriff in Oberflä- chengewässer erfolgen. Es befinden sich jedoch Oberflächengewässer im Bereich der Grundwasserabsenkungstrichter der Materialentnahmestellen A und B. Im Bereich der Mate- rialentnahmestelle A ist der südlich gelegene Westerbach betroffen. Im Bereich der Material- entnahmestelle B sind jeweils ein nördlich und südlich gelegener namenloser Graben betrof- fen. Durch die dauerhafte Grundwasserabsenkung der Materialentnahme strömen nach Mo- dellberechnungen im Westerbach 0,1 l/s weniger Grundwasser ab (siehe Heft 1 Anlage A-1-6, Grundwassermodellierung). Der vom LHW angegeben Mittelwasserabfluss des Westerbachs beträgt 10 l/s (siehe E-mail vom 06.03.2017). Damit liegt der Einfluss der Materialent- nahmestelle A auf Wasserabfluss im Westerbach bei ca. 1 % und ist damit zu vernachlässi- gen. Von ähnlichen Ergebnissen ist auch bei den beiden namenlosen Gräben auszugehen, die im Bereich der Materialentnahmestelle B liegen. Der Wert dürfte eher sogar geringer ausfallen, da ein geringerer Abfluss in den Gräben zu erwarten ist. Im Bereich der Material- entnahmestelle C befinden sich keine Oberflächengewässer, so dass Auswirkungen hier auszuschließen sind.

Für alle drei möglichen Materialentnahmestellen ist somit davon auszugehen, dass keine erheblichen Auswirkungen auf Oberflächengewässer auftreten werden. Hinsichtlich der Aus- wirkungen auf Oberflächengewässer sind die Materialentnahmestellen daher als gleichwertig anzusehen.

Die möglichen Materialentnahmestellen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Schutzgut Wasser nicht und sind deshalb als gleichwertig anzusehen.

Schutzgut Klima/ Luft Die Materialentnahmestellen B und C liegen in Waldbereichen und damit in Frischluftentste- hungsgebieten. Die Materialentnahmestelle A liegt im Bereich eines Kaltluftentstehungsge- bietes. Beide Gebiete sind gleichermaßen klimatisch relevant.

Die möglichen Materialentnahmestellen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Schutzgut Klima/ Luft nicht wesentlich.

Schutzgut Landschaft Die möglichen Materialentnahmestellen liegen am oberen Rand des Selketals. Es handelt sich in allen Fällen um Kuppen, die zur Materialgewinnung abgetragen werden. Je nach der Vornutzung (Wald oder Offenland) wird die Materialentnahmestelle nach dem Abbau wieder hergestellt. Als neues landschaftliches Element wird die Abbaukante mehr oder weniger sicht- bar werden. Auf Grund der Wiederherstellung hat die Größe der in Anspruch genommenen Fläche eine untergeordnete Bedeutung.

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Die möglichen Materialentnahmestellen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Schutzgut Landschaft nicht wesentlich.

Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter Kulturgüter sind an den möglichen Standorten der Materialentnahme nicht betroffen. Zu den sonstigen Sachgütern zählen im Sinne der Umweltverträglichkeitsprüfung die land- und forst- wirtschaftlich genutzten Flächen. Da die Flächen nach dem Abbau zum größten Teil wieder der ursprünglichen Nutzung zur Verfügung stehen, ergeben sich für das Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter keine wesentlichen Auswirkungen.

Die möglichen Materialentnahmestellen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter nicht wesentlich.

Wechselwirkungen Wechselwirkungen, die über die bei den einzelnen Schutzgütern bereits berücksichtigten Auswirkungen hinausgehen, bestehen nicht.

Fazit Die Materialentnahmestellen unterscheiden sich nur hinsichtlich der Schutzgüter Tiere und Pflanzen und Boden. Das Schutzgut Tiere und Pflanzen ist dabei höher zu gewichten, da es hier um geschützte Tiere und Lebensräume handelt. Die Materialentnahmestelle A weist auf Grund der Lage unmittelbar an der Dammbaustelle insgesamt geringere Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften und das FFH-Gebiet im Selketal auf. Die Materialentnahmestelle A ist daher vorzugswürdig.

2.2.2.2 Änderungen am Damm des Elbingstalteiches Am Elbingstalteich sind im Zusammenhang mit dem Hochwasserrückhaltebecken Maßnah- men zur Ertüchtigung des Dammes sowie dessen Standsicherheit nach Ertüchtigung notwen- dig.

Nach der Analyse des Bauwerksbestandes, die auf Grundlage der Altunterlagen und des Heftes 4.3 durchgeführt wurde, sind in der Vorplanung Varianten zur Ertüchtigung des Dam- mes und auch zum Abriss bzw. Teilabriss des Dammes untersucht worden. Es wurden fol- gende Varianten untersucht:

Variante 1 In der Nullvariante wird auf Maßnahmen am Elbingstalteich verzichtet.

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Variante 2 Der Stau des Elbingstalteichs wird abgelassen und der Stauraum renaturiert. Das Bauwerk bleibt bestehen, allerdings wird der Grundablass voll geöffnet, so dass bei einem seltenen Einstauereignis im Selketal ein Einstau des Elbingstalteichs durch den Grundablass erfolgt.

Variante 3 Der Damm des Elbingstalteichs wird geschlitzt. Der Stau wird abgelassen und der Stauraum renaturiert. Es wird eine an der Talsohle 4 m breite Öffnung freigelegt, durch die der Steinfurt- bach geführt wird. Der Durchlassbereich wird mit Wasserbausteinen gegen Strömungskräfte gesichert. Der Weg wird über eine Brücke mit 7 m Spannweite geführt. Die Abwasserdruck- leitung wird an die Brücke angehängt.

Variante 4 Die Nutzung des Elbingstalteichs wird aufgegeben. Der Stau wird abgelassen und der ehe- malige Stauraum renaturiert. Der Damm des Elbingstalteichs wird mit sämtlichen Nebenanla- gen abgerissen. Die Durchgängigkeit des Tals und des Gewässers wird wiederhergestellt. Der Forstweg wird in das Tal geführt und quert über eine Wegbrücke den Steinfurtbach. Die Ab- wasserdruckleitung wird talquerend im Weg neu verlegt und führt unter dem Steinfurtbach durch. Ein Be- und Entlüftungs- sowie Revisionsschacht ist vorzusehen.

Variante 5 Die Stauanlage Elbingstalteich wird entsprechend den Anforderungen nach DIN 19700 sa- niert. Die Sanierung umfasst den Damm, die Hochwasserentlastungsanlage, den Grundablass und die Abwasserdruckleitung im Dammbereich.

Variante 6 Das vorhandene Dammbauwerk wird abgerissen und an gleicher Stelle durch einen Neubau ersetzt. Der Damm wird aus dem Material der Materialentnahme des HRB Straßberg als Zonendamm mit mineralischer Kerndichtung errichtet. Die Bemessung erfolgt so, dass ein beidseitiger Einstau möglich ist. Sofern das Material des vorhandenen Damms geeignet ist, kann es wieder verwendet werden. Vorbehaltlich einer späteren Optimierung wird wegen des möglichen wechselseitigen Einstaus von einer beidseitigen Dammneigung von 1 : 3 ausge- gangen.

Vorhabenvariante Zur Erhöhung der Standsicherheit der luftseitigen Böschung ist die Vorschüttung eines Auf- lastfilters aus Hartgestein vorgesehen. Die Böschung wird auf V:H = 1 : 2,5 abgeflacht. Der Baum- und Strauchbestand auf der Böschung wird entfernt, so dass eine Kontrolle des Bau- werks gem. DIN 19700 möglich wird. Der Grundablass wird über den Bereich der Vorschüt- tung hinaus durch ein Stahlbetonbauwerk verlängert. Die Maßnahmen am Elbingstalteich zur

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Ertüchtigung des Dammes sowie dessen Standsicherheit nach Ertüchtigung sind im Detail in Heft 3.2 dargestellt.

Prüfung der Varianten Mit Ausnahme der Variante 1 (Nullvariante) erfüllen alle Varianten das Planungsziel Hoch- wasserschutz. Zweifel an der technischen Realisierbarkeit der Varianten 2 bis 6 und der Vor- habenvariante bestehen nicht.

Bei den Alternativen 2 bis 4 handelt es sich jeweils um einen Gewässerausbau in Gestalt einer Gewässerbeseitigung (Beseitigung des Elbingstalteichs). Als solche widerspricht sie grundsätzlich den allgemeinen Bewirtschaftungszielen für Oberflächengewässer. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass der Elbingstalteich innerhalb des FFH-Gebietes „Selketal und Berg- wiesen bei Stiege“ liegt und laut Hinweis der Oberen Naturschutzbehörde Vorkommen des Edelkrebs (im Standard-Datenbogen aufgeführt) und der Flussmuschel möglich sind. Es kann deshalb nicht ausgeschlossen werden, dass ein Gewässerausbau in Gestalt einer Gewässer- beseitigung aufgrund naturschutzrechtlicher Vorgaben unzulässig ist

Dem gegenüber stellen sich die Alternativen 5 und 6 sowie die Vorhabenalternative als recht- lich zulässig dar. Soweit es sich um dem Gewässerausbau gleichgestellte Dammbaumaß- nahmen handelt, unterliegen auch diese der Genehmigungspflicht. Rechtliche Hindernisse können jedoch - jedenfalls für die Vorhabenvariante - ausgeschlossen werden.

Die Vorhabenalternative stellt sich zudem auch nach § 34 BNatSchG als zulässig dar; vgl. FFH-Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung. Im Vergleich der Vorhabenvariante mit den Varianten 5 und 6 ergeben sich keine erheblichen Unterschiede hinsichtlich den Umfangs der Baumaßnahme am Dammbauwerk und der damit verbundenen Auswirkungen auf Natur und Landschaft. Für den Elbingstalteich ist bei der Vorhabenvariante nur eine Teilabstau erforderlich, während bei den Varianten 5 und 6 ein kompletter Ablass des Teiches zur Sanierung des Grundablasses erforderlich wäre. Die Auswirkungen der Vorha- benvariante auf das Ökosystem Elbingstalteich und auch die Nutzer (Angler) des Teiches ist damit geringer, als bei den Varianten 5 und 6.

2.2.2.3 Sonstige Folgemaßnahmen

Der Vorhabenträger hat auch im Zusammenhang mit sonstigen Folgemaßnahmen eine Alter- nativenprüfung durchgeführt, soweit für die betreffenden Folgemaßnahmen überhaupt Alter- nativen ernsthaft in Betracht kamen.

Dabei waren zum einen jeweils technische Zwangspunkte zu berücksichtigen, aufgrund derer keine Standort- oder Ausführungsvarianten ernsthaft in Betracht kamen. Das liegt insbeson- dere für die Umverlegung der Selke im Bereich des Dammbauwerks und im Bereich des

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Elbingstalteichs auf der Hand: Die Planung musste hier nicht nur die bestehenden Anschluss- punkte für den Anschluss des neues Gewässerabschnittes an das bestehende Gewässerbett berücksichtigen, sondern auch die geologischen und hydrologischen Verhältnisse sowie die wasserwirtschaftlichen Anforderungen.

Gleiches gilt für die Umverlegung der Bahntrasse der Schmalspurbahn, die Umverlegung der Abwasserdruckleitung Güntersberge-Straßberg und die Verlegung der Energieleitung Gün- tersberge-Straßberg (Erdkabel) im Bereich der seitlichen Materialentnahme.

Gleiches gilt schließlich für die Umverlegung bzw. den Aus- und Neubau von Wegen. Dabei waren neben den bautechnischen Anforderungen auch und gerade das Vermeidungs- und Minderungsgebot zu beachten.

Im Übrigen wurde für die Folgemaßnahmen, welche wasserbaulichen Maßnahmen darstellen, die Alternativenprüfung nach § 31 Abs. 2 WHG und § 47 Abs. 3 I. V. m. § 31 Abs. 2 WHG durchgeführt (vgl. Heft 9 in der Fassung der 1. Planergänzung). Es war festzustellen, dass die mittelbar auch für die Folgemaßnahmen relevanten Ziele des Hochwasserschutzes nicht mit anderen geeigneten Maßnahmen erreicht werden können, die wesentlich geringere nachtei- lige Auswirkungen auf die Umwelt und hier insbesondere auf den ökologischen Zustand des Oberflächengewässers Selke haben, technisch durchführbar und nicht mit unverhältnismäßig großem Aufwand verbunden sind.

3 Beschreibung der Umwelt und ihrer Bestandteile am Standort und im Einwirkungsbereich des Vorhabens 3.1 Naturraum, Topographie und Geologie Das UG liegt im Naturraum "Unterharz", der von einer flachwelligen Hochfläche gebildet wird, die in Richtung Osten abfällt. In der Untergliederung von SPÖNEMANN [6] wird die Fläche der "Güntersberger Hochfläche" zugerechnet. Sie stellt sich als ein welliges, zum Teil auch kuppi- ges, großflächig entwaldetes Gebiet dar, das Höhen zwischen 400 m und 500 m erreicht. Die Selke mit ihren zahlreichen Nebenbächen zerteilt diese Hochfläche.

In der sanft welligen Hügellandschaft sind die Höhenunterschiede und strukturellen Gelände- merkmale durch den Wechsel von widerstandsfähigen und weichen Gesteinen geprägt. Die Wasserscheide zwischen dem Flussgebiet der Bode im Norden und der Selke im Süden wird im Westen von unterdevonischem Quarzit gebildet und im Osten durch einen Grauwacken- zug. Als Wasserscheide im Süden zwischen Selke und Wipper liegt ein Quarzitzug. Mit ihrem Bogen umfasst die Selke im Norden das Granitmassiv des Rammberges, das gerahmt ist von einem Faltensystem aus Wissenbacher Schiefer und Hauptquarzit.

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Die Selke, die das Gebiet entwässert, verläuft zwischen Güntersberge und Straßberg in einer weitgehend unbebauten Talmulde. Östlich von Straßberg schwenkt der Gewässerlauf nach Nordosten ab. Bedeutendste Zuflüsse der Selke oberhalb von Straßberg sind der Steinfurt- bach sowie der Westerbach.

Die geologische Situation im Tal der Selke ist durch fluviatile Lockergesteinsablagerungen gekennzeichnet, pleistozäne bis rezente Hangschutt- und Hanglehmdecken befinden sich auf den Hochflächen und Talflanken ebenso wie paläozoische Felsgesteine der Harzgeröder Faltenzone, die oberflächlich entfestigt und zersetzt sind.

Das UG liegt im Zentrum der Harzgeröder Faltenzone. Charakteristische Gesteine unterhalb der Deckschichten sind Ablagerungen des jüngeren Devons bis zum Unterkarbon (Dinant- Stufe). Diese sind tektonisch kompliziert aufgebaut und auch in Form von Rutschmassen (Olisthostrome) vorkommend. Das Selketal wird an der Sperrstelle beidseitig durch zwei nahezu parallel verlaufende Gangspalten begrenzt, die rd. 2 km voneinander entfernt liegen. Diese präquartären Störungen werden durch hydrothermale Erzlösungen als Aufstiegswege genutzt. Die Vererzungen bilden den Lindenberger Gangzug im Norden und den Straßberg Neudorfer Gang im Süden. Der Gesteinskomplex wird durch Tonschiefer und untergeordnet durch Grauwacken, Quarzite und Diabase gebildet.

3.2 Schutzgebiete und gesetzlich geschützte Biotope 3.2.1 Fauna-Flora-Habitat-Gebiete

Das Vorhaben soll innerhalb des FFH-Gebietes Nr. 096 (SCI 96, DE 4332-302) „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ verwirklicht werden.

Das FFH-Gebiet „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ ist entsprechend des Kabinettsbe- schlusses des Ministeriums für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sach- sen-Anhalts vom 28./29. Februar 2000 als FFH-Gebiet vorgeschlagen und im Oktober 2000 an die EU-Kommission gemeldet worden (Kabinettsbeschluss des Ministeriums für Raumord- nung, Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalts vom 09.September 2003 - Flächenerweiterung). Mit der Aufnahme in die Liste von Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung in der kontinentalen biogeografischen Region erfolgte im Dezember 2004 die Bestätigung durch die Kommission der Europäischen Gemeinschaften (Amtsblatt der Europä- ischen Union - Amtsblatt EG Nr. L 12 / 481 vom 15.01.2008).

Das FFH-Gebiet DE 4332-302 „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ befindet sich im nordöst- lichen Teil des Harzes in einem Raum, der von den Orten Meisdorf, Pansfelde, Harzgerode, Straßberg, Breitenstein, Friedrichshöhe, Stiege, Güntersberge, , Friedrichsbrunn und umgrenzt wird. Es orientiert sich in seiner Lage an dem durch Mittel- und

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Oberlauf der Selke einschließlich ihres Quellgebietes gebildeten Talsystem und weist eine Ost-West-Ausdehnung von ca. 30 km sowie eine Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 12 km auf. Im westlichen Teil auf der Harzhochfläche umfasst es Teile des Quellsattels von Hassel und Selke bei Stiege, anschließend den Selkelauf mit mehreren Nebentälern bzw. Zuflüssen bis zum Ortsrand von Meisdorf. Zum Gebiet gehören das Steigerbachtal und die Mordtäler west- lich von Friedrichshöhe, die Täler von und Limbach bei Güntersberge, zwischen Güntersberge und Straßberg das Elbingstal mit dem Steinfurtbach sowie mehrere kleine Nebentäler, darunter die Kämptentäler und das Westerbachtal, um Straßberg die teils weitläu- figen Bachsysteme von Rödelbach und sowie das Uhlenbachtal nordöstlich von Siptenfelde. Zwischen und Meisdorf befindet sich der größte Flächenabschnitt des FFH-Gebietes mit ausgedehnten Waldungen und zahlreichen Nebenbächen der Selke.

Das FFH-Gebiet besteht aus 10 flächenhaften Teilgebieten mit einer Gesamtfläche ca. 4.522 ha [27]. Das Selketal oberhalb von Straßberg ist eine Teilfläche des großflächigen Schutzge- bietes. Charakterisiert durch ausgedehnte Laubwälder, insbesondere Buchenwälder, die von Bachtälern, historischen Teichanlagen, Bergmähwiesen, Borstgrasrasen und steilen Felshän- gen mit teilweise xerothermer Vegetation unterbrochen sind, stellt es insgesamt einen reprä- sentativen Komplex unterschiedlichster Lebensraumtypen in sehr guter Ausprägung dar. Die Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ sowie die Aus- wirkungen des Vorhabens auf die Erhaltungsziele sind der FFH-Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung zu entnehmen.

Das FFH-Gebiet „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ grenzt an das FFH-Gebiet DE 4133- 301 „Bode und Selke im Harzvorland“ an. Somit unterliegt der Selkelauf bis zu seiner Mün- dung in die Bode dem europäischen Habitatschutz.

Weit außerhalb des Wirkraumes des HRB Straßberg ist das FFH-Gebiet teilweise deckungs- gleich mit dem Vogelschutzgebiet DE 4232-401 „Nordöstlicher Unterharz“.

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Abbildung 2: FFH-Gebiet „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“

3.2.2 Vogelschutzgebiet Das Vogelschutzgebiet „Nordöstlicher Unterharz“ (SPA 019, DE 4232-401) ist teilweise de- ckungsgleich mit dem FFH-Gebiet „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“.

Mit 16.989 ha ist das Vogelschutzgebiet „Nordöstlicher Unterharz“ eines der größten EU- Vogelschutzgebiete in Sachsen-Anhalt. Es besitzt eine Ost-West-Ausdehnung von ca. 30 km. Im Westen befindet sich die Rappbodetalsperre, die hier die Grenze des Gebiets darstellt. Im Norden begrenzen die Orte Thale, und Ballenstedt das Vogelschutzgebiet. Im Osten schließt sich Meisdorf an. Von dort verläuft die Grenze in Richtung Süden bis Harzgerode und weiter über Friedrichsbrunn und Allrode bis Hasselfelde.

Das Gebiet wurde im Jahr 2000 als EU-Vogelschutzgebiet gemeldet. Etwa zwei Drittel der Fläche sind auf 4 FFH-Gebiete verteilt. Das Vogelschutzgebiet „Nordöstlicher Unterharz“ ist Bestandteil des Naturparks Harz und befindet sich nahezu vollständig innerhalb der LSG Harz bzw. Harz und Nördliches Harzvorland. Für das Vogelschutzgebiet "Nordöstlicher Unterharz" erfolgte die Meldung an die EU-Kommission im Zuge der Bekanntmachung des Meldestandes der Europäischen Vogelschutzgebiete gemäß § 10 Abs. 6 BNatSchG durch die Veröffentli- chung im Bundesanzeiger vom 26.07.2007.

Das SPA erstreckt sich zwischen den Städten Thale und Ballenstedt entlang des nördlichen Harzrandes bis in die Mittel- und die Unterharzhochfläche. Im Südwesten grenzt es nördlich der Stadt Hasselfelde an das durch die Rappbodetalsperre überstaute Rappbodetal und im Südosten nähert es sich der Stadt Harzgerode.

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Erhaltungsziele sind u.a. die: • Sicherstellung der Eignung der Fließgewässer des Gebietes einschließlich ihrer Uferzonen als Brut- und Nahrungshabitate • Erhaltung bzw. Erhöhung des Flächenanteils der naturnahen Laubwälder, Erhalt bzw. Erhöhung des Alt- und Totholzanteils in den Beständen, Förderung der Naturverjüngung, Nutzungsverzicht in den bisher schon forstlich nicht genutzten Bereichen, v.a. in den Steil- hanglagen des Selke- und Bodetals • Erhaltung und Entwicklung des Offenlandmosaiks • Erhaltung bzw. Erhöhung des Flächenanteils der naturnahen Laubwälder, Sicherung des Anteils extensiv genutzter und störungsarmer Grünland- und Feuchtbiotopkomplexe als Nahrungshabitate des Schwarzstorches

Das große und vielgestaltige Waldgebiet mit den naturnahen Flusstälern von Selke und Bode sowie zahlreichen kleineren Fließgewässern und Teichen in den Nebentälern ist ein wichtiger Lebensraum für Wald und Gewässer bewohnende Vogelarten in den mittleren und unteren Höhenlagen des Harzes.

3.2.3 Naturschutzgebiete

Das Vorhaben soll innerhalb des Naturschutzgebietes (NSG) „Oberes Selketal“ verwirklicht werden. Das NSG ist deckungsgleich mit dem entsprechenden Teilbereich des FFH-Gebietes DE 4332-302 „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“. Das Naturschutzgebiet wurde mit Verord- nung des Regierungspräsidiums Magdeburg vom 29. November 2004, Az.: 47.22401/2,

Amtsblatt für den Regierungsbezirk Magdeburg. 15.04.1998 unter Schutz gestellt. Schutzzweck ist gemäß § 3 Abs. 2 der Verordnung die Erhaltung, Siche- rung und Entwicklung des Selketales mit seinen charakteristischen Biotoptypen, Lebensge- meinschaften, wildwachsenden Pflanzen- und Tierarten sowie die Erhaltung der natürlichen Vielfalt und besonderen Eigenart des Gebietes mit naturnahen Laubwaldgesellschaften, Le- bensstätten besonders geschützter, bestandsbedrohter Pflanzenarten und extensiver Grün- landgesellschaften mit den Lebensstätten von Wildkatze, Bechsteinfledermaus, Klein- abendsegler, Schwarzstorch, Eisvogel, Wasseramsel, Mittelspecht, Feuersalamander, Bergmolch, Fadenmolch, Westgroppe, Elritze, Schmerle, Bachneunauge 0.

Zur langfristigen Sicherung und Entwicklung der Lebensbedingungen der Pflanzen- und Tier- welt des Gebietes sind gemäß § 3 Abs. 3 der Verordnung erforderlich:

1. die Erhaltung und Entwicklung von naturnahen Waldbeständen mit hohem Alt- und Totholz- anteil und die Gewährleistung der natürlichen Sukzession in bestimmten Waldbereichen,

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2. die Erhaltung und Entwicklung von extensiven Grünlandgesellschaften (beispielsweise Borstgrasrasen, Feuchtwiesen), 3. die Erhaltung der natürlichen Gewässerdynamik und der natürlichen Überschwemmungs- gebiete der Selke einschließlich ihrer Zuflüsse, 4. die Bewahrung des Gebietes vor anthropogenen Schad- und Störeinflüssen.

Gemäß § 4 der Verordnung sind im Naturschutzgebiet alle Handlungen verboten, die das Gebiet oder einzelne seiner Bestandteile zerstören, beschädigen, verändern oder zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung führen können. Darüber hinaus sind einzelne Handlungen untersagt, andere wiederum freigestellt oder nur nach Anzeige bzw. Zustimmung der oberen Naturschutzbehörde zulässig.

Gemäß § 13 der Verordnung kann von den Verboten auf Antrag eine Befreiung erteilt werden, wenn u. a. überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit die Befreiung erfordern.

3.2.4 Landschaftsschutzgebiete Das Vorhaben soll innerhalb des Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Harz und nördliches Harz- vorland“ verwirklicht werden [1].

Das Landschaftsschutzgebiet wurde mit Verordnung des Landkreises Wernigerode vom 8. Dezember 1999 Amtsblatt für den Landkreis Wernigerode vom 31. März 2000, Nr. 3, S. 89 ff. und mit Verordnung des Landkreises vom 4. Februar 1994 Veröffentlichung im Quedlinburger Kreisblatt (Amtsblatt des Landkreises Quedlinburg) Nr. 5/94 vom 16.03.1994, S. 9 unter Schutz gestellt. Vorliegend ist die Schutzgebietsverordnung des Landkreises Werni- gerode einschlägig.

Besondere Schutzzwecke sind gemäß § 3 Abs. 2 der Verordnung:

1. die ökologische Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes oder die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter zu erhalten oder wiederherzustellen, die Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft zu bewahren und die besondere Bedeutung des Gebietes für die Erholung zu gewährleisten; 2. die Förderung des allgemeinen Verständnisses für die Schutzwürdigkeit der Natur- und Kulturlandschaft und für die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen und schonenden Umgangs mit der Natur;

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3. die Freihaltung des Gebietes von Bebauung und technischen Anlagen mit Fernwirkung und die Konzentration der Bebauung auf die Ortslagen, sowie die landschaftliche Einbindung der vorhandenen Bebauung; 4. die unverbauten Waldsäume, die als abgestufter Übergang zu Freiflächen im Walde, zur Feldflur, zu Gewässern und Siedlungen zahlreichen Pflanzen- und Tierarten vielfältige Le- bensmöglichkeiten bieten, sowie die vielfältigen Biotoptypen als Lebensstätten der heimi- schen Pflanzen- und Tierwelt zu erhalten, zu entwickeln oder nach Änderung bzw. Aufgabe entgegenstehender Nutzung wiederherzustellen und somit die Lebensbedingungen für be- drohte heimische Pflanzen- und Tierarten und deren ungestörte Populationsentwicklung zu verbessern; 5. den Wald mit hohem Nadelholzanteil möglichst mit standortheimischen Baumarten zu verjüngen, bzw. bei Erstaufforstungen standortgerechte Baum- und Straucharten zu ver- wenden; 6. die Erhaltung und Wiederherstellung von Dauergrünland, sowie die Überführung der inten- siven landwirtschaftlichen Nutzung in umweltschonende Bewirtschaftungsweisen; das Landschaftsbild, auch von ehemals bergbaulich genutzten Landschaftsteilen, zu pflegen, zu beleben, zu gliedern und gegebenenfalls wiederherzustellen, sowie geowissenschaftlich wertvolle Flächen, Objekte und Fundplätzen von Mineralien und Fossilien für Forschung, Lehre und Heimatpflege zu erhalten; 7. die Erhaltung und Verbesserung der Eignung des Gebietes für die Erholung in Natur und Landschaft.

Gemäß § 4 Abs. 1 der Verordnung sind im Landschaftsschutzgebiet alle Handlungen verbo- ten, die den Charakter des Gebietes wesentlich verändern oder dem in § Abs. 2 genannten besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen. Verboten ist insbesondere die Errichtung von bauli- chen Anlagen, der Neubau von Forst- und Verkehrswegen, der Bodenabbau, die Veränderung von Gewässern usw. Gemäß § 4 Abs. 2 der Verordnung kann von den Verboten auf Antrag eine Befreiung erteilt werden, wenn u. a. überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit die Befreiung erfor- dern.

Daneben stehen einzelne Handlungen unter dem Vorbehalt der Erlaubnis; § 5 der Verord- nung. Dies betrifft u. a. die Errichtung und wesentliche Veränderung von Ver- und Entsor- gungsleitungen oder die erstmalige Aufforstung von bisher nicht forstlich genutzten Grundflä- chen.

Gemäß § 7 der Verordnung sind schließlich bestimmte Handlungen freigestellt, u. a. der ordnungsgemäße Betrieb von Hochwasserschutzbecken.

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3.2.5 Naturdenkmale

Es befinden sich keine Naturdenkmale im UG [1].

3.2.6 Gesetzlich geschützte Biotope

Pauschal gesetzlich geschützt sind alle gemäß § 30 BNatSchG und § 22 NatSchG LSA vor- kommenden Biotope. Durch das Landesamt für Umweltschutz (LAU) sind vier Biotope inner- halb des UG abgegrenzt worden:

Nr. 6 Großes und Kleines Kämpental Nr. 8 Bachtal am Riechenberg Nr. 11 Selketal-Auenwaldreste (3 Einzelflächen) Nr. 14 Bachtal am Amptenberg

Gemäß der vom LAU zur Verfügung gestellten Biotopblätter handelt es sich um z. T. brachlie- gende mesophile Wiesen submontaner Prägung, Binsen- und Seggensümpfe mit Feucht- grünlandarten und Rohrglanzgras-Gesellschaften, Fragmente der früheren Weichholzaue (Weiden-Auwald, Erlen-Auwald und Uferstaudenfluren) und Fettwiesen [10].

Während der Biotoptypenkartierung 2013 wurden die geschützten Biotope neu erfasst. In den vom LAU abgegrenzten Bereichen wurden die Biotopflächen auskartiert, weitere Biotope im UG wurden neu aufgenommen. Danach kommen folgende gesetzlich geschützten Biotope im UG vor:

FBE Naturnaher Bach ohne Arten des Fließgewässer LRT FFC Naturnaher Fluss ohne Arten des FFH-Fließgewässer-LRT FGR Graben mit artenreicher Vegetation (unter als auch über Wasser) FQC Sicker- und Rieselquellen / Seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Nasswiese GFD Seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Nasswiese GMG Magere Flachland-Mähwiese GTA Berg-Mähwiese HRB Baumreihe aus überwiegend heimischen Gehölzen HYA Gebüsch frischer Standorte (überwiegend heimische Arten) NSH Verlandungsbereich der Stillgewässer NUY Feuchte Hochstaudenflur RNY Borstgrasbestände SOC Nährstoffreiches, anthropogenes Stillgewässer WEA Weichholzauenwald

Die innerhalb der genannten Biotope vorkommenden seltenen und/ oder besonders ge- schützten Pflanzenarten sind in Anlage A.7.1-6 zusammengestellt.

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Die Darstellung der Schutzgebiete und gesetzlich geschützten Biotope ist dem Plan B-7.1-1.1 zu entnehmen. Die Flächen des FFH-Gebietes im UG zeigt die FFH-Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Plan B-7.2-1.

3.3 Schutzgut Menschen einschließlich der menschlichen Gesundheit 3.3.1 Wohnen/ Siedlungsflächen

Der Anteil an Siedlungsfläche an der Gesamtfläche des UGs ist sehr klein (ca. 6%). Die Ortschaft Straßberg mit dörflichem Charakter beginnt erst etwa 1,2 km unterhalb des geplanten Hochwasserrückhaltedammes. Eine Streusiedlung mit wenigen Einzelhäusern befindet sich ca. 200 m unterhalb des geplanten Dammes (Alte Fluor). Die Ortslagen Güntersberge und Siptenfelde befinden sich weit außerhalb des UGs.

3.3.2 Freizeit und Erholung Das Erholungspotential des Selketals im UG wird vor allem von den Relikten des Bergbaus, den Möglichkeiten der ruhigen Naherholung (Wandern) sowie von der Harzer Schmalspur- bahn bestimmt.

Im Landschaftsplan ist die Gemeindefläche von Straßberg als Vorranggebiet für die Erholung dargestellt mit dem primären Ziel der Förderung des Tourismus [6]. Im Zentrum des Ortes stehen die alte Dorflinde und eine denkmalgeschützte Kirche mit geschnitztem Kanzelaltar.

Ruhige Naherholung Das Selketal hat einen hohen Wert für die ruhige Naherholung. Auch im UG ist es durchzogen von einem ausgedehnten Wander- und Radwanderwegenetz. Hauptwege verlaufen links- und rechtsseitig entlang der Selke sowie durch die seitlichen Täler und über die Höhenzüge [12]. Drei Bergbaulehrpfade führen zu noch sichtbaren Relikten des Erzbergbaus, z.B. zu alten Schächten. Der im westlichen Bereich des UGs vorhandene Elbingstalteich dient als Angelgewässer ebenfalls der ruhigen Naherholung. Früher hatte er u.a. eine Funktion als Trinkwassernotreservoir.

3.4 Schutzgut Pflanzen und Tiere, biologische Vielfalt

Biologische Vielfalt = Biodiversität ist definiert als „Summe aller lebenden Organismen in terrestrischen und aquatischen Ökosystemen und der ökologischen Komplexe, denen sie angehören: Dies schließt die Vielfalt innerhalb von Arten, zwischen Arten und die Vielfalt von Ökosystemen ein“ (UNEP-CBD 1992). Die Ziele des internationalen Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (CBD) hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-

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torsicherheit 2007 in die „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“ [24] gefasst. Danach soll sich u.a. der Anteil der vom Aussterben bedrohten und stark gefährdeten Arten bis 2010 verringert haben. Bis 2020 sollen überlebensfähige Populationen der Arten, für die Deutsch- land eine besondere Erhaltungsverantwortung trägt, vorhanden sein, und für den größten Teil der Rote Liste-Arten soll sich die Gefährdungssituation um eine Stufe verbessert haben. Die dauerhafte Sicherung von Schutzgebieten mit Etablierung eines funktionierenden Manage- mentsystems ist Teil dieser Strategie und soll der Wiederherstellung vielfältiger Lebensräume als Grundlage für den Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Vielfalt der in den unterschiedli- chen Lebensräumen vorkommenden Arten dienen.

Die Erfassung und Bewertung der im UG vorkommenden Pflanzen- und Tierarten deckt somit auch das Schutzgut „biologische Vielfalt“ ab.

Aus vorhandenen Daten der Voruntersuchungen (Anlagen A-7.1-3 bis 5), Daten der Natur- schutz- und Forstbehörden [6], [11] und eigenen Erhebungen (2003, 2006 sowie 2013 und 2014) zu Flora und Fauna wird die Beurteilung des Naturschutzwertes, der Vorbelastung und der funktionalen Bedeutung der betroffenen Arten und Lebensräume abgeleitet.

3.4.1 Pflanzen/ Biotope 3.4.1.1 Potenzielle natürliche Vegetation (PNV) Als potenzielle natürliche Vegetation (PNV, pnV) wird die Vegetation bezeichnet, die sich ohne weitere Einwirkung des Menschen auf Grundlage der natürlichen Standortfaktoren und der bereits erfolgten anthropogenen Eingriffe in Natur und Landschaft entwickeln würde.

Auf den Böden des UG ist gemäß dieser Definition überwiegend eine typische Hainsimsen- Buchenwald-Bestockung (Luzulo-Fagetum, submontane Ausbildung) zu erwarten. Die feuch- ten bis nassen, nährstoffreichen Böden der Talauen mit schnell fließenden Bächen würden von einem Hainmieren-Erlenwald (Stellario nemorosae-Alnetum glutinosae) oder feuchten Bergahorn-Eschenwald (Carici pendulae-Aceretum) eingenommen.

3.4.1.2 Reale Vegetation, Biotoptypen und Flächennutzung

Die reale Vegetation im UG entspricht nur auf relativ kleinen Flächen der oben beschriebenen PNV. Menschliche Tätigkeit und Nutzung, vor allem in Form von Bergbau, Landwirtschaft und Forstwirtschaft, hat in den vergangenen Jahrhunderten die natürliche Vegetation verdrängt und signifikant verändert. Die real vorhandene Vegetation ist im Plan B-7.1-1.2 dargestellt. Die Biotoptypenbeschreibung beruht auf der Biotoptypenkartierung aus dem Jahr 2013 [26].

Wälder und Forste Die Hangbereiche des Selketales werden von nahezu geschlossen Gehölzbeständen einge- nommen. Es dominieren wenig naturnahe Forste, überwiegend Nadelholzbestände. Natur-

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nahe Wälder deren Ausprägung der potenziell natürlichen Vegetation nahe kommen, sind nur relativ kleinflächig vorhanden. Hierzu zählen die Labkraut-Eichen-Buchenwälder sowie die Hainsimsen-Buchen- und Schlucht- und Hangmischwälder.

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald Im UG ist der Waldtyp der Eichen-Hainbuchenwälder in der Ausprägung des Waldlaubkraut- Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum betuli) vertreten. Die Bestände sind in Teilen forstlich überprägt, z.T. als FFH-LRT E9170 im Managementplan für das FFH-Gebiet [11] ausgewiesen. Eine Fläche wurde als LRT Fläche 91E0* südlich der geplanten Materialent- nahmestelle C kartiert.

Schlucht- und Hangmischwald, Hainsimsen-Buchenwald Im Großen Kämpental sind Waldbereiche als Hainsimsen-Buchenwald (z. T. LRT E9110) sowie als Linden-Ahorn-Mischwald (Tilio platyphyllis-Acerion pseudoplatani) ausgebildet. Die Bestände sind weitgehend ungestört und weisen einen hohen Altholzanteil auf.

Auenwälder Innerhalb der grünlandgeprägten Aue kommen Erlen- und Eschenwälder (Stellario nemorum- Alnetum glutinosae) als naturnahe und auentypische Waldgesellschaft überwiegend als Gale- riebestände entlang der Selke vor. Hainmieren-Schwarzerlenwald (Stellario nemorum-Alnetum glutinosae), in dem neben Erlen und Eschen in Einzelexemplaren auch Eberesche, Hängebir- ke, Bergahorn vorkommen, wechselt sich mit Weidenauenwald (Bruch- und Silberweide, Strauchweiden) ab. Die Galeriewälder sind als prioritärer Lebensraumtyp LRT 91E0* einge- stuft worden [11].

Grünländer und Hochstaudenfluren, Röhrichte In den Talauen befindet sich überwiegend Grünland mittlerer bis feuchter Standorte, das von Röhrichten und feuchten Hochstaudenfluren durchsetzt ist. Es dominieren flächenmäßig die feuchten Grünländer. Einige Bereiche wurden als artenreiche Flachland-Mähwiese (Lebens- raumtyp LRT 6510) kartiert, in einigen Seitentälchen zudem Flächen als artenreiche Berg- wiese (LRT 6520) eingestuft [11].

Feuchte Hochstaudensäume sind im UG innerhalb des Grünlandes anzutreffen. Hier wurde ein Graben nörd-westlich des Absperrdammes sowie eine weiter Fläche in der Nähe des Bahnhofs kartiert. Diese werden durch die Mädesüß-Sumpfstorchschnabel-Staudenflur (Fi- lipendulo ulmariae-Geranietum palustris) repräsentiert. Bestandsbildend sind Großes Mäde- süß, Rohrglanzgras, Wasserknöterich, Große Brennnessel und auf leicht quelligen Standorten die Waldsimse.

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Gewässer Die Selke ist im UG ein weitgehend naturnah entwickelter kleiner Fluss, der auch gradlinige und stark eingetiefte Abschnitte aufweist. Es handelt sich um ein relativ naturnahes Gewässer mit einer hohen ökologischen Wertigkeit (vgl. Kapitel 3.6.2). Das Gewässer ist gemäß Ma- nagementplan als Entwicklungsfläche LRT E3260 eingestuft worden [11]. Die Aussagen des MMP konnten im Zuge der Kartierung der Biotoptypen 2013 bestätigt werden. Nach der Kar- tieranleitung des Landesumweltamtes Sachsen-Anhalt gehören Abschnitte ohne charakte- ristische Unterwasservegetation auch bei entsprechender Struktur nicht zum Lebensraumtyp. Zwei aus den Seitentälern des Kleinen und Großen Amptenbergs zufließende Bäche sowie ein Abschnitt nord-westlich des Elbingstalteichs weisen jedoch ausreichend Unterwasserve- getation auf, um als LRT 3260 eingestuft werden zu können. Die Gräben in der Aue sind nur temporär wasserführend.

Der Elbingstalteich mit einem Stauinhalt von ca. 67.000 m³ stellt ein relativ großes, fischrei- ches Stillgewässer dar, das heute als Angelteich dient. Ursprünglich angelegt wurde der Elbingstalteich um 1725. In den Anfangszeiten diente er als Wasserspeicher für die Energie- gewinnung zum Betrieb der Straßberger Bergbauanlagen im Zechenfeld und Rödelbachtal. Die Wässer wurden südlich und parallel in einem höher angelegten Niveau zur Selke geführt. Teilweise verläuft die Selke heute in diesem ehemaligen Mühlbach am Talrand. Zeitweise wurde der Teich als Trinkwassernotreserve genutzt. Der Elbingstalteich wurde in der Biotopty- penkartierung 2013 (siehe Anlage A-7.1-7) als anthropogenes nährstoffreiches Staugewässer (Biotop-Code SOC) erfasst.

Unterhalb des geplanten Dammstandortes befindet sich am Rande der Streusiedlung Alte Fluor ein kleiner Privatteich, der mehreren Amphibienarten Lebensraum bietet.

Tabelle 4: Vom Vorhaben betroffene Biotoptypen

Code Bezeichnung der Biotope

BW Bebaute Fläche FBE Naturnaher Bach ohne Arten des FFH-Fließgewässer FFC naturnahes Fließgewässer ohne Arten des FFH-Fließgewässer-LRT FGR Graben mit artenreicher Vegetation FQC Sicker- und Rieselquellen / Nasswiese GFD Seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Nasswiese GFX Feuchtwiesenbrache GFY sonstiges Feuchtgrünland GMA Mesophiles Grünland

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Code Bezeichnung der Biotope

GMF Ruderales mesophiles Grünland GMG Magere Flachland-Mähwiesen (entspricht z.T. LRT 6510) GMX Mesophile Grünlandbrache GTA Berg-Mähwiesen (entspricht z.T. LRT 6520) GTX Bergwiesenbrache HEA Solitärbaum auf Wiesen HEB alter Einzelbaum, landschaftsprägend HEC Baumgruppe/-bestand aus überwiegend heimische Arten HED Baumgruppe/-bestand aus überwiegend nicht-heimischen Arten HEX Sonstiger Einzelbaum HRC Baumreihe aus überwiegend nichtheimischen Gehölzen HTA Gebüsch frischer Standorte (überwiegend heimische Arten) HYA Gebüsch frischer Standorte (überwiegend heimische Arten) URA Ruderalflur, gebildet von ausdauernden Arten VBA Bahn- oder Gleisanlage VSB Straße (versiegelt) VWA Unbefestigter Weg VWB Befestigter Weg WEA/WWA Erlen-Eschen- und Weichholzauwald (entspricht z.T. LRT 91E0*) WUC Kahlschlag XB Pionierwald XGV Mischbestand Nadelholz-Laubholz, nur heimische Baumarten XGX Mischbestand Nadelholz-Laubholz, überwiegend heimische Baumarten XGY Mischbestand Nadelholz-Laubholz, überwiegend nicht-heimische Baumarten XQV Mischbestand Laubholz, nur heim. Baumarten XQX Mischbestand Laubholz, überwiegend heimische Baumarten XY Reinbestand Nadelholz

3.4.1.3 Geschützte und seltene Pflanzenarten

Im UG kommen nach derzeitiger Datenlage keine streng geschützten Pflanzenarten vor, jedoch mehrere nach BNatSchG besonders geschützte Arten sowie selten gewordene Pflan- zenarten, die auf der Roten Liste Deutschland bzw. Sachsen-Anhalt geführt werden; sie sind in nachstehender Tabelle mit ihrem Schutz- und RL-Status zusammengestellt.

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Tabelle 5: Besonders geschützte und seltene Pflanzenarten

Wissenschaftlicher BNatSchG FFH RL LSA RL D Deutscher Name Name

Bertram-Schafgarbe, Achillea ptarmica - - - V Sumpfschafgarbe Berg-Wohlverleih, Arnika Arnica montana § Anh. V 2 3

Blasen-Segge Carex vesicaria - - - V Centaurea pseu- Perücken-Flockenblume - - 3 - dophrygea Herbstzeitlose Colchicum autumnale - - 3 -

Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis - - 3 3 Karthäuser Nelke Dianthus carthusianorum § - - V

Großblütiger Fingerhut Digitalis grandiflora § - 3 -

Großer Augentrost Euphrasia officinalis - - 3 -

Acker-Hohlzahn Galeopsis ladanum - - 2 -

Bach-Nelkenwurz Geum rivale - - 3 -

Märzenbecher Leucojum vernum § - - 3

Pechnelke Lychnis viscaria - - - V

Stattliches Knabenkraut Orchis mascula - - 3 -

Wiesen-Schlüsselblume Primula veris § - - -

Kleiner Klappertopf Rhinanthus minor - - 3 V

Körnchen-Steinbrech Saxifraga granulata § - - V

Gewöhnlicher Teufelsabbiß Succisa pratensis - - 3 V

Trollblume Trollius europaeus § - 3 3

Quellen: LAU (Biotopblätter) sowie eigene Erhebung 2006 BNatSchG ( § ) = Art besonders geschützt gemäß BNatSchG § 7 (2) Nr. 13 FFH = Art gelistet in Anhang (V) der FFH-Richtlinie Gefährdungskategorien der Roten Listen (RL D = Rote Liste Deutschland; RL LSA = Rote Liste Sachsen-Anhalt): RL 2 = stark gefährdet, RL 3 = gefährdet, V = zurückgehende Art lt. Vorwarnliste (keine Gefährdungskategorie)

Wiesen, Waldränder und Gewässerufer mit den besonders geschützten Arten Arnika, Troll- blume, Großblütigem Fingerhut, Märzenbecher, Wiesen-Schlüsselblume sowie mit den auf der Roten Liste geführten Arten Perücken-Flockenblume, Teufelsabbiss, Augentrost, Bach-Nel- kenwurz, Stattliches Knabenkraut, Herbstzeitlose und Breitblättrigem Hohlzahn befinden sich teilweise im Stauraum >HQ50. Auf der Fläche des geplanten Dammbauwerks kommen Groß- blütiger Fingerhut, Breitblättriges Knabenkraut, Kleiner Klappertopf und Herbstzeitlose vor.

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Standorte von einzelnen Exemplaren der besonders geschützten Arten werden bau- und anlagebedingt verloren gehen. Weitere Standorte können in unterschiedlicher Höhe und Dauer betriebsbedingt überstaut und damit - abhängig von Dauer, Zeitpunkt und Häufigkeit der Ereignisse - in unterschiedlichem Maße beeinträchtigt werden.

3.4.2 Tiere

Zur faunistischen Bestandsermittlung im Umfeld der vorhabenbedingt beanspruchten Flächen wurden zahlreiche Untersuchungen über einen längeren Zeitraum durchgeführt (Tabelle 6).

Tabelle 6: Übersicht der ausgeführten Kartierungen

Datum / Inhalt Kartierer / Methode Zeitraum 2003 Eisvogel, Wasseramsel, Gebirgsstelze, Büro Myotis Fledermäuse und Kammmolch Juni Brutvögel zwei vollständige Begehungen Juni bis Fledermäuse Kontrollen bekannter und poten- August zieller Quartiere in Gebäuden und Bauwerken, Suche nach poten- ziellen Baumquartieren, Netz- fänge, Detektoreinsatz und Ein- satz eines Nachtsichtgerätes Juni und Juli Kammolch zwei nächtliche Begehungen

2003 Schmetterlinge Dipl.-Biologe T. Karisch August Spanische Flagge zwei Tagesbegehungen und ein nächtlicher Lichtfang

2003-2004 Fische Büro für Gewässerökologie und Fischereibiologie Dr. Ebel April bis Mai Charakterisierung der Bestandssituation Elektrobefischungen der Fisch- und Rundmaularten

2004 Fledermäuse Büro Myotis Januar Kontrolle Winterquartier Begehung

2006 Brutvögel, Kleinsäuger, Amphibien, Repti- Büro Milan lien, Xylobionte (holzbewohnende) Käfer, Laufkäfer, Tagfalter und Widderchen, Heuschrecken, Libellen, Landschnecken und Makrozoobenthos April bis Mai Vögel / Brutvögel vier flächendeckende Gesangs- begehungen Mai bis Mitte Terrestrische Kleinsäuger: Erfassung mittels Lebendfallen in September Haselmaus, Waldspitzmaus, Zwergspitz- fünf Kleinsäugerrelevanten Flä- maus, Gelbhalsmaus, Waldmaus, Rötelmaus chen Erdmaus, Feldmaus

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April und Mai Amphibien Untersuchung fünf repräsentativer Gewässer an vier Terminen Mai Reptilien gezielte Suche nach Reptilien an xerothermen Standorten; Ke- scherfang, Klopfschirm und Ge- siebeproben Mai bis Insekten: xylobionte Käfer Kescherfang, Klopfschirm, Gesie- September beproben, Suche nach Käfern am Entwicklungs- oder Nahrungsort, nach Larvenstadien, Puppen und Fraßspuren April bis Insekten: Laufkäfer Erfassung durch Bodenfallen, Oktober Handfänge Juni bis Tagfalter und Widderchen Sichtbeobachtung und Lebend- August fang auf 5 repräsentativen Offen- landhabitaten bzw. -habitatkomplexen Mai bis Heuschrecken Sichtbeobachtung, Verhören September (auch mit Ultraschall-Detektor), Handfang und Keschern, Beifang Juni bis Libellen Sichtbeobachtung und Lebend- August fang Mai bis Landschnecken Bodenerfassungen, Handauf- September sammlungen und Siebverfahren 2006 Makrozoobenthos AQUEM-Verfahren 2006 Großsäuger Büro Milan Luchs und Wildkatze Befragung des Landesforstbe- triebs Sachsen-Anhalt, Forstbe- trieb Ostharz

2009 Fische Büro für Gewässerökologie und Fischereibiologie Dr. Ebel Januar Ergänzungen zum Fischvorkommen Elektrobefischung

2013 / 2014 Aktualisierung der faunistischen Daten zu Büro Ökotop / Umweltbüro Dr. Brutvögel, Amphibien, Reptilien, Klein- A. Weiß und Großsäuger, Fledermäuse, Libellen, Heuschrecken, Tagfalter, Xylobionte Käfer und Makrozoobenthos Mai bis Juli Vögel / Brutvögel 5 Begehungen Frühjahr gezielte Nachkartierung von Kammmolch und Tag- und Nachtbegehungen Feuersalamander Juli Reptilien gezielte Nachkartierung Herbst Weitere Untersuchungen zur Haselmaus Nest-Tubes Mai bis Fledermäuse Detektorerfassung, Batcorder, September Netzfänge Mai bis Libellen 5 Begehungen an den Gewässern August von 2006, Sichtbeobachtung, Fangen mittels Kescher

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Juli und Heuschrecken Begehungen, gezieltes abke- September schern Juni bis Tagfalter und Widderchen: Aktualisierung Begehungen auf 7 Offenland- August des Bestandes von 2006 Probeflächen September Insekten: xylobionte Käfer Begehung der Probeflächen aus und Oktober 2006 September Prüfung der Habitate der Laufkäfer auf Ver- Begehungen und Oktober änderungen Mai Makrozoobenthos Begehung von vier Probestellen Frühjahr Bestandserfassung der Eulen und Spechte; drei Begehungen 2014 gezielte Nachsuche nach einem vermuteten Schwarzstorchhorst

Im Jahr 2003 erfolgten spezielle Erhebungen zu Eisvogel, Wasseramsel, Gebirgsstelze, Fledermäusen und Kammmolch durch das Büro MYOTIS (siehe Anlage A-7.1-4) sowie Untersuchungen zum Vorkommen der Spanischen Flagge durch den Biologen Dr. T. Karisch (siehe Anlage A-7.1-5). Die Daten wurden im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, erstellt von Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft zu zwei Standorten des Hochwasserrückhaltedammes Straßberg erhoben. Zudem erfolgten im Jahr 2003/ 2004 (mit Ergänzungen im Jahr 2009) Untersuchungen zu den Fischvorkommen in der Selke und den Nebengewässern durch das Büro für Gewässerökologie und Fischereibiologie Dr. Ebel (siehe Anlage A-7.1-3).

Im Jahr 2006 wurden vom Büro Milan weitere systematische Felderhebungen im gesamten UG für die Indikatorgruppen Brutvögel, Kleinsäuger, Amphibien, Reptilien, Xylobionte (holzbewohnende) Käfer, Laufkäfer, Tagfalter und Widderchen, Heuschrecken, Libellen, Landschnecken und Makrozoobenthos (mit dem bloßen Auge erkennbare Lebewesen der Gewässersohle, einschl. Wasserschnecken, Muscheln, Kleinkrebse) erhoben (siehe Anlage A-7.1-2). Auch wurden 2006 Daten über Vorkommen von Großsäugern im Harz durch Befra- gung des Landesforstbetriebs Sachsen-Anhalt, Forstbetrieb Ostharz gesammelt.

In den Jahren 2013 und 2014 aktualisierte das Büro Ökotop die bis dahin vorhandenen faunistischen Daten für die Artengruppen Brutvögel, Amphibien, Reptilien, Klein- und Großsäuger, Fledermäuse, Libellen, Heuschrecken, Tagfalter und xylobionte Käfer (siehe Anlage A-7.1-8). Im Jahr 2013 erfolgte auch eine Nachkartierung des Makro- zoobenthos (mit dem bloßen Auge erkennbare Lebewesen der Gewässersohle, einschl. Wasserschnecken, Muscheln, Kleinkrebse) durch das Umweltbüro Weiß (siehe Anlage A-7.1- 6).

Die Ergebnisse sind auf den Plänen B-7.1-1.3 und B-7.1-1.4 dargestellt. Entsprechend der naturschutzfachlichen Bewertung, die vorrangig die Seltenheit einer Art im Naturraum berück- sichtigt, zeigen diese beiden Pläne schwerpunktmäßig die Funde von Rote-Liste Arten in den einzelnen Untersuchungsflächen und -transekten auf. Aufgrund der großen Anzahl von be-

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sonders geschützten Arten konnten diese nicht im Einzelnen als Fundpunkte kartografisch verortet werden.

3.4.2.1 Säugetiere

Großsäuger Zum Vorkommen von Großsäugern und Wild im UG wurde 2006 der Landesforstbetrieb Ost- harz [4] befragt. Darüber hinaus wurden 2013 Monitoringdaten, Sichtungen und Zufallsnach- weise des Luchs sowie Monitoring-Daten der Wildkatze zur Verfügung gestellt.

Der Harz ist fast flächendeckend von der streng geschützten und in Anhang IV der FFH-RL geführten Wildkatze besiedelt. Er bildet heute die nördlichste Grenze des mitteleuropäischen Areals der Art. Dabei kann der Ostharz als Kernlebensraum eingestuft werden. Nach den Daten von M. GÖTZ (Stand 03.12.2013) liegen innerhalb des UG keine Nachweise der Wild- katze vor. Im 2-km-Umkreis um das UG herum liegen 6 Wildkatzen-Beobachtungen der Nachweiskategorie „Verdacht“ vor. Die Beobachtungsdaten verteilen sich auf Waldgebiete der vom Selketal abgewandten Hoch- und Hanglagen rund um das UG. Verifizierte Nachweise neueren Datums gibt es in 4-5 km Entfernung zum UG westlich von Güntersberge, südöstlich von Breitenstein sowie aus dem Waldgebiet zwischen Friedrichsbrunn und Alexisbad. Das Selketal mit umliegenden großflächigen Wäldern kann demnach zum Streif- und Reproduk- tionsgebiet der Art gezählt werden.

Für den streng geschützten und in Anhang II und IV der FFH-RL aufgeführten Luchs wurde Anfang 2000 erstmals in Deutschland im Harz ein Wiederansiedlungsprojekt gestartet. Seit- dem hat sich der Luchs über den gesamten Harz und z. T. auch die Vorländer bis hin nach Nordhessen ausgebreitet. Nachweise (Sichtbeobachtungen, Risse, Fotofallennachweise usw.) werden von der Projektleitung des Luchsprojektes im Nationalparks Harz zentral erfasst. Aus dem südlichen UG (Tal zwischen Straßberg und Siedlung Alte Fluor) liegt ein eindeutiger bzw. bestätigter Nachweis der Art vor. Unweit davon außerhalb der UG-Grenze wurde ein teleme- trierter Luchs innerhalb des UG für die östliche Baustellenzufahrt geortet. Das gleiche Indivi- duum wurde auch an verschiedenen anderen Stellen um das südliche UG herum in weniger als 2 km Entfernung geortet. Nördlich der Stauwurzel des Elbingstalteichs und damit nah an der Grenze des UG liegt ein unbestätigter Hinweis vor. Insgesamt zeichnen sich somit meh- rere vom Luchs frequentierte Bereiche ab: • Elbingstal und nördlich angrenzende Bereiche bis über die B242 hinaus • Waldgebiet südlich von Siptenfelde über Seitental an der Siedlung Alte Fluor bis in das südliche UG • strukturreiche Halboffenlandschaft nördlich des Kiliansteichs • die ausgedehnten Wälder zwischen Straßberg, Neudorf, Mädgesprung und Friedrichs- brunn.

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Der gesamte Harz ist außerdem Lebensraum von Rehwild, Rotwild, Wildschwein, Muffelwild, Dachs, Fuchs, Hase und Baummarder.

Terrestrische Kleinsäuger 2006 wurden Kleinsäuger im Rahmen der Kartierung auf insgesamt fünf kleinsäugerrelevan- ten Flächen in vier Nächten von Anfang Mai bis Mitte September mittels Lebendfallen erfasst. Da die Bestandsdichten der Kleinsäuger von Jahr zu Jahr stark schwanken können, ist das Untersuchungsjahr 2006 als ein Jahr mit sehr geringer Bestandsdichte einzustufen.

2013 erfolgten weitere Untersuchungen zum Nachweis der Haselmaus mittels 24 Nest-Tubes in geeigneten Habitatstrukturen am Fuß des nordöstlichen Talhanges, im Bereich des Großen Kämpentals sowie innerhalb der südwestexponierten Laubwaldbestände. In diesen Tubes können eingetragene Vorräte (idealerweise mit Fraßspuren) oder aus Gräsern bzw. Laub gebaute Nester von Kleinsäugern gefunden werden. Weiterhin wurde an den Hängen sowie im Talgrund im Herbst unter Haselsträuchern nach Nüssen mit arttypischen Fraßspuren ge- sucht. Geeignete Gehölzstrukturen wurden nach dem Laubfall außerdem nach Freinestern abgesucht.

In der folgenden Tabelle sind die festgestellten Arten sowie deren Schutzstatus nach BNatSchG und Rote-Liste-Einstufung zusammengestellt.

Tabelle 7: Gesamtartenspektrum Kleinsäuger

Deutscher Artname Wissenschaftlicher Art- BNatschG FFH-RL RL D RL LSA name Haselmaus Muscardinus avellanarius §§ IV V 1 Waldspitzmaus Sorex araneus § - - - Zwergspitzmaus Sorex minutus § - - 3 Gelbhalsmaus Apodemus flavicollis § - - - Waldmaus Apodemus sylvaticus § - - - Rötelmaus Clethrionomys glareolus - - - - Erdmaus Microtus agrestis - - - - Feldmaus Microtus arvalis - - - -

Schutz: BNatSchG = Gesetzlicher Schutz nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); FFH-RL = in Anh. II oder IV der FFH-RL aufgeführt Gefährdung: RL-D = Rote Liste Deutschland(BOYE et al. 1998); RL-LSA = Rote Liste Sachsen-Anhalt; 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art

Einzige streng geschützte Art im UG ist die Haselmaus. Sie ist in walddreichen Hügelländern sowie in den Mittelgebirgs- und Gebirgslandschaften verbreitet. Die Vorkommen in Sachsen- Anhalt beschränken sich im Wesentlichen auf den Harz einschließlich der Randlagen, das

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Saale-Unstrut-Triasland und den Zeitzer Forst. Im UG gelangen im Jahr 2013 an mehreren Stellen Nachweise der Haselmaus: in der Gebüschstruktur unterhalb eines Wanderweges sowie an der Kuppe oberhalb des Großen Kämpentals. Auf der Kuppe wurde im Oktober in einem Tube ein verlassenes Haselmausnest gefunden. Die übrigen Nachweise gehen auf Nussfunde zurück. Der Eichenwald im Norden des Gebietes kann auch als mindestens tem- porär besiedelt angesehen werden, da die Struktur teils sehr günstig ausgebildet und ein reiches Nahrungsangebot (Eicheln) vorhanden ist. Ein Nachweis über Nüsse war hier nicht möglich (keine Haselsträucher), jedoch wurden direkt unterhalb auf der anderen Seite des Weges Fraßspuren der Haselmaus gefunden. Die Gebüschstruktur oberhalb der Siedlung Alte Fluor erbrachte die meisten Nachweise über Fraßspuren. Hier wären mit großer Wahrschein- lichkeit auch Nester zu erwarten gewesen, leider wurden die Tubes an diesem Standort je- doch alle entwendet bzw. beschädigt.

Bei den übrigen festgestellten Arten handelt sich überwiegend um euryöke Wald- und Gehölz- arten (Waldspitzmaus, Gelbhalsmaus, Waldmaus, Rötelmaus). Der arten- und individuen- reichste Untersuchungsstandort ist der sehr strukturreiche bachbegleitende Auwald oberhalb (westlich) der großen Selke-Brücke. Die neben den Waldarten gefangene Erdmaus bevorzugt feuchte Habitate, kommt aber eher in offenen Lebensräumen vor. Sie besiedelt im UG vor allem die feuchten Grünlandbrachen und vergrasten Gehölzsäume. Die fließgewässerbeglei- tenden naturnahen Gehölze sind der wahrscheinlich bedeutendste Lebensraum für Kleinsäu- ger. Die am häufigsten nachgewiesene und verbreitete Kleinsäuger-Art ist die Waldspitzmaus. In Jahren mit durchschnittlicher Populationsdichte dürfte die Art jedoch seltener sein als die euryöken Waldarten der echten Mäuse und Wühlmäuse. Die Zwergspitzmaus fehlte in den Fallen der Waldstandorte, wurde aber in Bodenfallen an verschiedenen Offenlandstandorten gefangen. Die meisten Nachweise betreffen nicht oder sehr extensiv genutzte feuchte Grün- landbereiche, aber auch einen halboffenen felsigen Xerothermstandort. Das Vorkommen der gefährdeten Art dokumentiert den naturschutzfachlichen Wert dieser Lebensräume für Kleinsäuger. Die in der Feldflur als Massenart auftretende Feldmaus besiedelt auch die Grün- landbereiche der Talaue.

Fledermäuse Die Erfassung der Fledermäuse erfolgte 2003 durch Kontrollen bekannter und potenzieller Quartiere in Gebäuden und Bauwerken, Suche nach potenziellen Baumquartieren, Netzfänge, Detektoreinsatz und Einsatz eines Nachtsichtgerätes. Um die Daten zur Fledermausfauna zu aktualisieren, fand 2013 eine Detektorerfassung an 5 Terminen zwischen Ende Mai und Ende September statt. Parallel wurde an 4 Standorten ein Batcorder aufgestellt. Ergänzend zu den akustischen Erfassungsmethoden wurden an vier Terminen (Mai bis August 2013) Netzfänge durchgeführt. Schließlich wurde das gesamte UG am 16.05.2013 auf Fledermausquartiere sowie potenziell als Fledermausquartiere geeignete Strukturen hin untersucht.

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Aus dem UG und seinem weiteren Umfeld liegen aus den Jahren 2003 und 2013 zusammen Nachweise von insgesamt sechzehn Fledermausarten vor. Von der Mehrheit der Arten wur- den sowohl Sommerquartiere, Wochenstuben, Winterquartiere als auch Paarungsquartiere innerhalb des UG registriert. Die weiteren registrierten Arten nutzen mit hoher Wahrschein- lichkeit den Wirkbereich bzw. große Teile des Wirkbereiches zur Nahrungssuche (siehe Anla- gen A-7.1-4 und A-7.1-8).

In der folgenden Tabelle sind die ermittelten Arten mit Schutzstatus, RL-Gefährdungsgrad und Status bzw. vermutetem Status der Art im UG zusammengestellt. Alle Arten sind streng ge- schützt.

Tabelle 8: Gesamtartenspektrum Fledermäuse

Jahr Wissenschaftlicher BNat RL Status Deutscher Name FFH RL D nach- Name SchG LSA im UG gewiesen SL, WSt 2003 Bechsteinfledermaus Myotis bechsteinii §§ II / IV 2 1 (?), WQ SL, WSt, 2003 Braunes Langohr Plecotus auritus §§ IV V 2 WQ 2013 Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus §§ IV G 2 D, JL 2013 2003 Fransenfledermaus Myotis nattererii §§ IV * 2 ? 2013 2003 Großer Abendsegler Nyctalus noctula §§ IV V 3 D 2013 Große SL, WSt 2003 Myotis brandtii §§ IV V 2 Bartfledermaus (?) 2013 2003 Großes Mausohr Myotis myotis §§ II / IV V 1 SL 2013 Kleine 2003 Myotis mystacinus §§ IV V 1 SL Bartfledermaus 2013 2003 Kleiner Abendsegler Nyctalus leisleri §§ IV D 2 PQ 2013 Barbastella bar- 2003 Mopsfledermaus §§ II / IV 2 1 SL bastellus 2013 Pipistrellus 2013 Mückenfledermaus §§ IV D G SL pygmaeus 2003 Nordfledermaus Eptesicus nilssonii §§ IV G 2 SL, JL 2013 Nymphenfledermaus Myotis alcathoe §§ IV D - SL 2013 Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii §§ IV * 2 D, SL 2013

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Jahr Wissenschaftlicher BNat RL Status Deutscher Name FFH RL D nach- Name SchG LSA im UG gewiesen D, PQ, 2003 Wasserfledermaus Myotis daubentonii §§ IV * 3 SL 2013 Pipistrellus pi- JL, SL, 2003 Zwergfledermaus §§ IV * 2 pistrellus PQ 2013

Schutz: BNatSchG = Gesetzlicher Schutz nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); FFH-RL = in Anh. II bzw. IV der FFH-RL aufgeführt * Landesspez. Bewertungen der Lebensraumtypen und Arten der Anhänge der FFH-RL in der atlantischen und kontinenta- len biogeogr. Region – Bericht 2007 (www.sachsen-anhalt.de) Gefährdung: RL-D = Rote Liste Deutschland; RL-LSA = Rote Liste Sachsen-Anhalt; 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt; D = Daten unzureichend, * = Ungefährdet, - = nicht aufgeführt Status: D-Durchzug, JL-Jagdlebensraum, SL-Sommerlebensraum, PQ-Paarungsquartier, WK-Wanderkorridor, WSt- Wochenstube, WQ-Winterquartier, ? – Status unklar

Die Bechsteinfledermaus wurde 2003 nachgewiesen. 2013 konnte kein erneuter Nachweis erbracht werden, allerdings liegen Nachweise von Wochenstuben- und Winterquartieren in der Umgebung vor. 2003 gelang der Nachweis mittels Netzfang am Elbingstalteich und das UG wurde als Sommerlebensraum der Art eingestuft. Da sich Wochenstuben in Baumquartieren befinden und die Art im Harz ihren Vorkommensschwerpunkt besitzt, sind Wochenstuben innerhalb des UG bzw. im direkten Umfeld nicht auszuschließen.

Im UG konnte 2013 von einer Langohrfledermausart ein akustischer Nachweis an einem Offenlandstandort erbracht werden. Diese leise rufende Artengruppe ist generell akustisch schwer zu erfassen und dadurch wahrscheinlich unterrepräsentiert. Da das Graue Langohr den Harz meidet, kann der erbrachte Nachweis dem Braunen Langohr zugeordnet werden. Für diese Art stellt das UG aufgrund der aktuellen Nachweise und der Altnachweise einen Sommerlebensraum mit Wochenstuben- und Winternachweisen in der Umgebung dar. Da die Art sowohl an Gebäuden wie auch in Bäumen Quartier bezieht, sind weitere Wochenstuben innerhalb des UG bzw. im direkten Umfeld möglich. Winternachweise sind aus den Stollen- und Höhlensystem des Harzes bekannt, jedoch kann die Art auch in Baumquartieren über- wintern.

Die Breitflügelfledermaus konnte im UG über das akustische Monitoring nur sehr selten nachgewiesen werden. Es erfolgten 2013 ein Nachweis mittels Detektor und drei mittels Bat- corder an Offenlandstandorten. 2003 wurde die Art im UG nicht kartiert. Quartiere dieser Gebäudefledermaus sind im UG (außer innerhalb bebauter Flächen) nicht zu erwarten. Die Fransenfledermaus wurde 2013 über das akustische Monitoring nur selten und vereinzelt im UG nachgewiesen. Allerdings konnten mittels Netzfang zwei Männchen dieser Art erfasst werden. Aufgrund der Nachweise 2003 und 2013 stellt das UG einen Sommerlebensraum dieser Art dar. In der Umgebung gibt es jedoch Wochenstuben- sowie Winterquartiernach- weise.

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Der Große Abendsegler konnte 2003 nachgewiesen werden und nur ein weiteres Mal 2013 mittels Batcorder im Offenland. Es ist somit nicht davon auszugehen, dass diese Art das UG als Sommerlebensraum regelmäßig nutzt. Auch in früheren Untersuchungen wurde die Art im UG nur sehr selten als Durchzügler nachgewiesen, da Gebirge meist umflogen werden.

Große und Kleine Bartfledermäuse wurden im UG über das akustische Monitoring an zwei Batcorderstandorten (Offenland, Wald) über den gesamten Zeitraum nachgewiesen. Während der Detektorerfassung konnten die Arten auf allen Transekten, jedoch hauptsächlich entlang eines Weges mit Gehölzreihe, nachgewiesen werden. Eine Differenzierung in Große und Kleine Bartfledermaus ist hierbei nicht möglich. Aufgrund der akustischen Nachweise im UG kann das Vorkommen von Wochenstubenkolonien im UG nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Von der großen Bartfledermaus sind Wochenstuben aus der Umgebung bekannt, Winterquartiere sind von der Großen und der Kleinen Bartfledermaus in der Umgebung be- kannt.

Das Große Mausohr wurde 2013 nur vereinzelt in Waldgebieten akustisch Nachgewiesen. Allerdings wurde im Rahmen der Netzfänge ein laktierendes Weibchen an der Selke erfasst. Somit stellt das UG einen selten genutzten Sommerlebensraum dar. Bedeutende Sommer- quartiere dieser Art befinden sich in den Ortschaften Meisdorf und Rottleberode, welche 18 km bzw. 13 km vom UG entfernt sind. In der Umgebung gibt es zahlreiche Nachweise von Winterquartieren.

Im UG konnte der Kleine Abendsegler mittels Detektor und Batcorder regelmäßig, jedoch nur in geringer Anzahl nachgewiesen werden. Aufgrund der Nachweise aus dem Jahr 2003 stellt das UG ein Paarungsgebiet der Art mit Wochenstubennachweisen in der Umgebung dar. Wochenstuben innerhalb des UG bzw. im direkten Umfeld sind daher wahrscheinlich.

Die Mopsfledermaus wurde 2013 nur an einer Stelle mittels Batcorder an einem Offenland- standort nachgewiesen. Aufgrund der Nachweise aus dem Jahr 2003 (Netzfang am Elbings- talteich) stellt das UG dennoch einen Sommerlebensraum dieser sehr seltenen Art dar. Wochenstuben im UG sowie der Umgebung können nicht ausgeschlossen werden. Neben Gebäuden befinden sich Wochenstuben und Winterquartiere auch in Bäumen in Spalten, Höhlen und hinter abstehender Rinde.

Ein sicherer Nachweis der Mückenfledermaus im UG gelang im August 2013 mittels Batcor- der an einem Offenlandstandort. Weitere Nachweise konnten im Juni 2013 mittels Batcorder- erfassung zum Netzfang erbracht werden. 2003 wurde die Art nicht nachgewiesen. Das UG kann somit als ein nicht näher spezifizierter Sommerlebensraum der Art eingestuft werden.

Die akustisch schwer zu bestimmende Nordfledermaus konnte 2003 und 2013 nicht sicher nachgewiesen werden. Jedoch gibt es einen Hinweis auf ein Vorkommen im Gebiet, der im

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Juli 2013 und somit innerhalb der Wochenstubenzeit mittels Detektorerfassung erbracht wer- den konnte. Es existieren Vorkommen und Wochenstuben unweit des UGs von denen aus das UG innerhalb des artspezifisch beflogenen Aktionsradius liegt. Das UG stellt somit einen selten genutzten Sommerlebensraum für die Art dar.

Die Nymphenfledermaus wurde im UG 2013 erstmalig nachgewiesen. Anhand der Detek- torerfassung konnten Artnachweise zwar relativ selten, dafür über den gesamten Zeitraum, aufgenommen werden. Außerdem konnte an zwei Netzfangstandorten (Elbingstalteich, Wald) jeweils ein Männchen dieser Art gefangen und weitere akustische Nachweise erbracht wer- den. Aufgrund der aktuellen Nachweise stellt das UG einen Sommerlebensraum der Art dar. Durch die Habitatausstattung mit temporären Gewässern und Nähe zum Selkelauf sind auch Vorkommen von Wochenstuben im UG bzw. der Umgebung zu erwarten. Hier werden vor allem Spaltenquartiere in Bäumen genutzt.

2013 wurde die Rauhautfledermaus erstmalig im UG nachgewiesen. Die Art wurde nur wenige Male mittels Batcorder und einmal mittels Detektor erfasst. Dies deutet auf eine ver- einzelte Nutzung des UG während der Zugzeit hin. Außerdem konnte mittels Netzfang ein paarungsbereites Männchen dieser Art gefangen werden. Das UG stellt damit zusätzlich einen selten genutzten Sommerlebensraum der Art dar.

Die Wasserfledermaus wurde 2013 während des gesamten Untersuchungszeitraumes, vor allem durch Detektorerfassung, regelmäßige Akustiknachweise, Sichtnachweise und mittels Netzfang erfasst. Am Elblingstalteich wurde ein paarungsbereites Männchen kartiert und die Nutzung des UG als Paarungsgebiet nachgewiesen werden. Aufgrund der Nachweise in 2003 und 2013 stellt das UG einen Sommerlebensraum der Männchen sowie ein Paarungsgebiet der Art dar. Wochenstuben sind im Gebiet nicht zu erwarten, allerdings können Weibchen und Jungtiere ab dem Spätsommer das UG auf ihrem Weg zu den Winterquartieren im Harz durchfliegen.

Die Zwergfledermaus war die am häufigsten nachgewiesene Art im UG, besonders häufig im Wald. 2013 wurden regelmäßig Jagdsequenzen aufgenommen und ein Reproduktionsnach- weis für das Gebiet durch den Fang eines laktierenden Weibchens erbracht. Aufgrund der Nachweise in 2003 und 2013 stellt das UG ein vermutlich stark genutztes Reproduktionsge- biet mit ehemaligen Wochenstubennachweisen in der Umgebung (Kliniksanatorium Albrechts- haus, Stiege) dar. Weitere Wochenstuben sind in Gebäudequartieren im Umfeld zu erwarten.

Differenzierte Angaben zu den Lebensraumansprüchen und der Betroffenheit der einzelnen Fledermausarten sind dem Fachbeitrag Artenschutz, Heft 7.4 in der Fassung der 1. Planer- gänzung zu entnehmen.

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3.4.2.2 Vögel

Für die Erfassung der Brutvögel wurden im Juni 2003 vom Büro MYOTIS zwei vollständige Begehungen des Selkelaufs zwischen dem Bahnabzweig Alexisbad und der Ortslage von Günthersberge durchgeführt. Dabei wurden alle Brückenbauwerke und nahe am Gewässer stehenden Gebäude einer besonderen Untersuchung vor allem in Bezug auf Brutplätze von Eisvogel, Wasseramsel und Gebirgsstelze unterzogen.

2006 erfolgte eine weitere Untersuchung des gesamten UG durch das Büro Milan im Rahmen von vier flächendeckenden Gesangsbegehungen von Mitte April bis Anfang Mai 2006. Hier wurden insgesamt 54 Brutvogelarten im UG nachgewiesen. Weitere 5 Arten wurden als Nah- rungsgäste eingestuft. Die Erfassung der vorkommenden Brutvogelarten erfolgte entspre- chend der bundesweit vereinheitlichten Methodenstandards von Revierkartierungen (SÜDBECK et al. 2005), d.h. überwiegend durch Registrierung von revieranzeigenden Merk- malen (v.a. Gesang, Paare, Nestfunde, Füttern). Die Nest- oder Revierstandorte gefährdeter und wertgebender Brutvogelarten wurden dabei punktgenau erfasst.

2013 erfolgten zwischen Mai und Juli insgesamt 5 weitere Begehungen durch das Büro Ökotop. Ziel war die akustische bzw. visuelle punktgenaue Erfassung der Vogelarten des Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie sowie gebietstypischer Indikatorarten wie Wasseramsel und Gebirgsstelze. Dabei im Gelände mit erfassbare nach BNatSchG streng geschützte oder in den Roten Listen Deutschlands und/oder Sachsen-Anhalts gelistete bzw. anderweitig bemerkenswerte Arten wurden bei der Kartierung mit aufgenommen. Im Frühjahr 2014 erfolgten, aufgrund der geeigneteren Jahreszeit, drei weitere Begehungen für die Be- standserfassung der Eulen und Spechte. Nachdem 2013 zudem mehrere Beobachtungen des Schwarzstorches im Gebiet gelangen, erfolgte im Frühjahr 2014 außerdem eine gezielte Nachsuche nach einem vermuteten Schwarzstorchhorst. Hinsichtlich des weiteren Artenspek- trums bestand kein Aktualisierungsbedarf, da gravierende Änderungen der Vorkommen häufi- ger Vogelarten gegenüber der Erfassung 2006 nicht zu erwarten waren.

Detaillierte Angaben zur Verteilung der Arten innerhalb des UG sind dem Ergebnisbericht der Faunistischen Untersuchungen Anlagen A-7.1-2 und A-7.1-8 sowie dem Plan B-7.1-1.3 (hier nur Darstellung der streng geschützten Brutvogelarten mit Rote-Liste-Status) zu entnehmen. Da alle europäischen Vogelarten nach Artikel 1 der Vogelschutzrichtlinie besonders geschützt sind, enthält die folgende Tabelle auch die überall häufigen und ungefährdeten Arten.

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Tabelle 9: Gesamtartenspektrum Brutvögel

Anzahl Reviere / Deutscher Artname BNatSchG VSR RL D RL LSA Brutpaare

Amsel 2003: 20 § Art. 1 - - Bachstelze 2003: 1 § Art. 1 - V 2003: 6 Baumpieper § Art. 1 V V 2013: 4 Blaumeise 2003: 18 § Art. 1 - - Buchfink 2003: 36 § Art. 1 - - 2003: 3 § Art. 1 Buntspecht * - 2014: 9 Dorngrasmücke 2003: 1 § Art. 1 - V Eichelhäher 2003: 8 § Art. 1 - - Erlenzeisig 2003: 4-(5) § Art. 1 - - 2003: 1 Feldlerche § Art. 1 3 V 2013: 3 Feldschwirl 2003: 1 § Art. 1 V V Fitislaubsänger 2003: 34 § Art. 1 - - Gartenbaumläufer 2003: 3 § Art. 1 - - Gartengrasmücke 2003: 17 § Art. 1 - - Gebirgsstelze 2003: 2 § Art. 1 - - Gimpel 2003: 7 § Art. 1 - - Goldammer 2003: 16 § Art. 1 - V Grauschnäpper 2003: 4 § Art. 1 - - Grauspecht 2014: 1 §§ Anh. I 2 - Grünfink 2003: 8 § Art. 1 - - 2013: 1 §§ Art. 1 Grünspecht * V 2014: 2 Haubenmeise 2003: 8 § Art. 1 - - Heckenbraunelle 2003: 23 § Art. 1 - - Kernbeißer 2003: 6 § Art. 1 - - Klappergrasmücke 2003: 6 § Art. 1 - - Kleiber 2003: 8 § Art. 1 - -

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Anzahl Reviere / Deutscher Artname BNatSchG VSR RL D RL LSA Brutpaare

Kleinspecht 2014: 1 § Art. 1 V - Kohlmeise 2003: 32 § Art. 1 - -

Mäusebussard 2003: 1 §§ Art. 1 - - Misteldrossel 2003: 6 § Art. 1 - - Mönchsgrasmücke 2003: 33 § Art. 1 - -

2003: 2 Neuntöter § Anh. I * - 2013: 2 Pirol 2003: 1 § Art. 1 V V Rabenkrähe 2003: 1 § Art. 1 - - Raufußkauz 2013: 1 §§ Anh. I * - Ringeltaube 2003: 13 § Art. 1 - - Rotkehlchen 2003: 31 § Art. 1 - - Schlagschwirl 2003: 3 § Art. 1 - - Schwanzmeise 2003: 2 § Art. 1 - - Schwarzspecht 2014: 2 §§ Anh. I * - 2013: 1 §§ Anh. I Schwarzstorch * 3 2014: 1 Singdrossel 2003: 8 § Art. 1 - - Sommergoldhähnchen 2003: 22 § Art. 1 - - Star 2003: 7 § Art. 1 - - Stieglitz 2003: 2 § Art. 1 - - Stockente 2003: 2 § Art. 1 - - Sumpfmeise 2003: 8 § Art. 1 - - 2003: 1 Sumpfrohrsänger § Art. 1 * V 2013: 2 Tannenmeise 2003: 19 § Art. 1 - - Trauerschnäpper 2003: 2 § Art. 1 - - Teichrohrsänger 2013: 2 § Art. 1 - 2

2003: 1 §§ Art. 1 Turteltaube 3 - 2013: 2 Wachtelkönig 2013: 1 §§ Anh. I 2 V

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Anzahl Reviere / Deutscher Artname BNatSchG VSR RL D RL LSA Brutpaare

Waldbaumläufer 2003: 6 § Art. 1 - -

2003: 1 §§ Art. 1 Waldkauz 2013: 1 - V 2014: 4 Waldlaubsänger 2003: 2 § Art. 1 - V Waldschnepfe 2003: 1-(2) § Art. 1 V - 2003: 1-(2) Wasseramsel § Art. 1 * - 2013: 1 – 2 Weidenmeise 2003: 10 § Art. 1 - - Wintergoldhähnchen 2003: 12 § Art. 1 - - Zaunkönig 2003: 20 § Art. 1 - - Zilpzalp 2003: 18 § Art. 1 - -

Artenzahl 62

Grau hinterlegt: Streng geschützte Arten nach BNatSchG (§§) und Arten der VRL (Anh. I), die durch Baumaßnahmen gestört werden könnten. Schutz: BNatSchG = geschützt nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); VSR = Anh. I: Art der Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie der EU; Art. 1: alle heimischen Vogelarten sind gemäß Art. 1 VRL besonders geschützt Gefährdung: D = Rote Liste Deutschland, RL-LSA = Rote Liste Sachsen-Anhalt: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art, * = ungefährtdet

Die Gesamtbedeutung des UG für Brutvogelgemeinschaften ist durch das naturnahe Gewäs- sersystem der Selke und ihrer Zuflüsse im Komplex mit dem umliegenden Offenlandbiotopen (temporär überstautes Grünland, permanent nasse Hochstaudenfluren und Röhrichte) und die verschiedenen, in Teilen noch naturnahen und strukturreichen Waldbiotope als hoch zu be- werten.

Der Schwarzstorch ist Nahrungsgast im UG, der 2014 nachgewiesene Horststandort befindet sich ca. 320 m südwestlich des UG. Wasseramsel und Gebirgsstelze sind charakteristische Fließgewässerarten des schnell fließenden Selke-Oberlaufes, die im UG in durchschnittliche Dichte (je 2 Reviere auf 3 km Fließgewässerlänge) vorkommen. Das Revier der Wasseramsel südlich des geplanten Staudamms konnte 2013 nicht mehr bestätigt werden. Eine Wiederbe- siedlung jedoch ist potenziell möglich. Für Brutvögel wertvolle höhlen- und strukturreiche Altholzbestände sind vor allem die fließgewässerbegleitenden Galeriewälder aus teilweise alten Weiden und Erlen mit charakteristischen Feuchtwaldarten wie Sumpfmeise, Weiden- meise und Schwanzmeise sowie der Laubmischwald am Talrand des östlichen UG und die

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Alteichenreihe am Talrand des westlichen UG mit konzentriertem Vorkommen anspruchsvolle- rer Höhlenbrüter (z.B. Waldkauz, Grauschnäpper, Trauerschnäpper, Kleiber, Star).

Ein artenreicher Brutvogellebensraum ist auch die Streusiedlung und deren Umfeld unterhalb des geplanten Dammstandortes aufgrund des hohen Strukturreichtums. Wertgebende Cha- rakterarten der Fichtenjungwüchse an den Talhängen im zentralen UG sind Waldschnepfe und Turteltaube. Vereinzelt kommen Schlagschwirl und Feldschwirl als wertgebende Arten hochwüchsiger Gras-Kraut-Fluren im Übergangsbereich zwischen Gehölzen und Offenland vor. Für das Brutpaar der Turteltaube am Hangfuß des Hirschkopfs gelang 2013 kein erneuter Nachweis. Eine Wiederbesiedlung ist aufgrund der vorhandenen Habitatstrukturen jedoch wahrscheinlich.

Die Schlehengebüsche am Waldrand des westlichen UG sowie die halboffenen Gebüsche entlang der Bahnlinie im zentralen UG sind potenzielle Bruthabitate des Neuntöters. Am Elbingstalteich hat sich das Bruthabitat für den Neuntöter infolge des Gehölzzuwachses seit 2003 verändert. So gibt es noch Potenzial für Neuntöter an den vorkommenden Dornensträu- chern, doch ist mit einer erneuten Revierbesetzung aufgrund der gering geeigneten Habi- tatstrukturen nicht zu rechnen. Das Habitat im Neuntöterrevier am Hangfuß des Kleinen Amp- tenbergs ist nach wie vor geeignet, war aber 2013 nicht besetzt. Dennoch ist eine erneute Besiedlung in den kommenden Jahren wahrscheinlich. Zudem wurden 2013 Brutstandorte des Neuntöters in Dornstrauchhecken entlang eines Feldweges nachgewiesen.

Das Wirtschaftsgrünland des Talgrundes ist als Bruthabitat für bodenbrütende Offenlandarten (z.B. Wiesenbrüter, Feldlerche) wahrscheinlich zu kleinräumig und möglicherweise zu intensiv genutzt, es ist jedoch ein bedeutendes Nahrungshabitat für viele Brutvogelarten der Waldrän- der und fließgewässerbegleitenden Galeriewälder. Im Grünland oberhalb des geplanten Dammstandortes rief von Mitte Juni bis Mitte Juli 2013 durchgehend ein Wachtelkönig. Es handelt sich somit um ein dauerhaft von einem Männchen besetztes Revier, Hinweise auf eine Brut konnten jedoch nicht registriert werden. Schon 2003 wurde fast gleicher Stelle, jedoch südlich der Siedlung Alte Fluor, ein Rufer registriert. Das südliche UG um den geplanten Dammstandort ist somit als ein langjährig oder zumindest wiederholt besetztes Brutgebiet einzustufen.

Ein Brutplatz des Mäusebussards befand sich 2006 im altfichtendominierten Hangwald west- lich der Selke. Der Horstbaum steht sich zwar nicht im Baufeld, jedoch in der Nähe der Bau- stelle. Das Revier des Mäusebussards war 2013 nicht jedoch mehr besetzt und hat sich, wie aus den Beobachtungen ersichtlich wurde, weiter nach Westen außerhalb des UG und des Einflussbereiches des Bauvorhabens verlagert.

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Tabelle 10: Nahrungsgäste sowie potenzielle Brutvogelarten

Deutscher Artname Status BNatSchG VSR Beobach- Bemerkung tungsjahr

Eisvogel NG, pot. BV §§ Anh. I 2004/5 Jagdflüge Fichtenkreuzschnabel NG § Art. 1 2006 Familientrupps Habicht NG §§ Anh. I 2006 überfliegend Rotmilan NG § Anh. I 2006 Jagdflüge Sperber NG §§ Anh. I 2006 Jagdflüge

Schutz: BNatSchG = geschützt nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); VSR = Anh. I: Art der Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie der EU; Art. 1: alle heimischen Vogelarten sind gemäß Art. 1 VRL besonders geschützt

Brutröhren des Eisvogels wurden weder 2013 oder 2006 noch im Zuge der Kartierung 2003 (siehe Anlagen A-7.1-2, A-7.1-4 und A-7.1.8) im Bereich des Baufeldes und des Stauraums festgestellt. Das gesamte Selketal ist jedoch als Jagd- und Fortpflanzungshabitat für diese gewässertypische Art geeignet.

3.4.2.3 Amphibien Für die Erfassung des Kammmolches wurden 2003 zwei nächtliche Begehungen im Juni und Juli 2003 durchgeführt. Dabei wurden für die Art geeignete Gewässer ausleuchtet und durch- keschert. Darüber hinaus wurde bei der Fledermauskartierung 2003 ebenfalls auf Kammmol- che geachtet.

2006 erfolgte eine Untersuchung fünf repräsentativer Gewässer an vier Terminen zwischen Mitte April und Mitte Mai. Weitere Nachweise wurden im Rahmen anderer faunistischer Erfas- sungen, insbesondere der Libellenfauna, erbracht. Bei dieser faunistischen Erhebung 2006 wurden vier Amphibien-Arten festgestellt. Alle vier Arten sind nach BNatSchG besonders geschützt.

Eine weitere, gezielte Nachkartierung von Kammmolch und Feuersalamander erfolgte im Frühjahr 2013. Bei diesen Nachkartierungen (Tag- und Nachtbegehungen im Mai) wurden auch alle weiteren im UG angetroffenen Amphibienarten dokumentiert. Während der Nacht- begehungen wurden alle untersuchten Gewässer bzw. Gewässerabschnitte abgegangen und die ufernahe Wasserfläche abgeleuchtet, um Larven, Laich und nicht rufende Amphibien (insbesondere Molche) zu erfassen. Außerdem wurden die Gewässer auf rufende Froschlur- che verhört. In Gewässern mit einer Mindesttiefe von 0,3 m wurden Lichtfallen ausgebracht. Tagbegehungen wurden genutzt, um adulte und metamorphosierte Tiere, Larven und Laich- ballen bzw. Laichschnüre zu erfassen. Hierzu wurden die Gewässerränder abgekeschert oder die Tiere mit der Hand eingefangen.

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Tabelle 11: Gesamtartenspektrum Amphibien

Deutscher Wissenschaftlicher Jahr BNatSchG FFH-RL RL LSA RL D Name Name kartiert Bergmolch Triturus alpestris 2006: AD § - G * 2013: AD Erdkröte Bufo bufo 2006: AD, R § - V * 2013: AD, R Fadenmolch Triturus helveticus 2006: AD § - R * 2013: AD Grasfrosch Rana temporaria 2006: R § - V V Teichmolch Lissotriton vulgaris 2013: AD § - * *

Schutz: BNatSchG = Gesetzlicher Schutz nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); FFH-RL = in Anh. II oder IV der FFH-RL aufgeführt Gefährdung: D = Rote Liste Deutschland, RL LSA = Rote Liste Sachsen-Anhalt: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art; * = ungefährdet Nachweis: AD = adulte Individuen am Gewässer, R = Reproduktionsnachweis, L = Nachweis im Landlebensraum, E = Einzelnachweis

Die Bedeutung des UG als Lebensraum für Amphibien ist durch das weitgehend naturnahe Gewässersystem der Selke und ihrer Zuflüsse im Komplex mit temporär überstauten Wiesen und anderen Temporärgewässern sowie teils naturnahen und strukturreichen Waldbiotopen als Landlebensräume als hoch zu bewerten. Hervorzuheben sind die Nachweise des Faden- molches, als einer in Sachsen-Anhalt nur im Harz vorkommenden Art sowie der sehr individu- enstarke Laichplatz der Erdkröte im Teich unterhalb des geplanten Absperrdammes. Der Grasfrosch laicht als verbreitetste Amphibienart in den temporär überstauten Wiesenberei- chen der Talaue und Nebentälchen. Sporadische Vorkommen des gefährdeten Feuersala- manders in Seitenbächen der Selke sind nicht auszuschließen, aktuell konnte die Art jedoch nicht nachgewiesen werden.

Obwohl es zahlreiche Nachweise des Feuersalamanders aus Tälern des Unterharzes, darun- ter auch im mittleren Selketal gibt, gelang trotz intensiver Suche bei optimalen Bedingungen (milde Regennächte) weder 2006 noch 2013 kein Nachweis der Art. Es wurden auch keine Vorkommen der streng geschützte Arten Kammmolch und Geburtshelferkröte festgestellt, die im MTB 4332 aufgeführt sind. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass die Arten im UG tatsächlich nicht vorkommen.

3.4.2.4 Reptilien 2006 erfolgte eine einmalige gezielte Suche nach Reptilien an xerothermen Standorten bei trocken-warmem Wetter im Mai. Weitere Nachweise gelangen während der anderen faunisti- schen Untersuchungen sowie als Beifänge der Laufkäfer-Bodenfallen. Im UG wurden während der Untersuchungen im Frühjahr und Frühsommer 2006 nur 2 Reptilienarten festgestellt.

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Eine weitere gezielte Nachkartierung von Reptilien erfolgte am 09.07.2013. Dabei wurde das UG an geeigneten Stellen wie trockene, sonnenexponierte Standorte, lichte Waldhänge, Wiesen, Abschnitte des Bahndammes, steinige Hänge und sonnige Felskuppen untersucht. Zum Nachweis der Schlingnatter wurden zehn künstliche Verstecke (Reptilienbretter), verteilt auf drei Standorte, ausgebracht. Darüber hinaus wurde auch während der Begehungen zur Untersuchung anderer Artengruppen auf Reptilien geachtet und alle Nachweise dokumentiert.

Tabelle 12: Gesamtartenspektrum Reptilien

Deutscher Wissenschaftlicher Jahr BNatSchG FFH-RL RL LSA RL D kartiert Artname Artname Blindschleiche Anguis fragilis 2006, § - - - 2013 Waldeidechse Lacerta vivipara 2006, § - - - 2013

Schutz: BNatSchG = Gesetzlicher Schutz nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); FFH-RL = in Anh. II oder IV der FFH-RL aufgeführt Gefährdung: D = Rote Liste Deutschland, RL-LSA = Rote Liste Sachsen-Anhalt: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art

Die Blindschleiche ist in Sachsen-Anhalt relativ weit verbreitet, mit Schwerpunkten in größe- ren, zusammenhängenden Waldgebieten. Der Harz weist eine sehr hohe, aktuelle Fund- punktdichte auf. 2006 gelang je ein Einzelnachweis am Hauptweg Güntersberge-Straßberg im mittleren Abschnitt und im westlichsten Teil des UG am Nordrand des Auengrünlandes (Ge- büschsaum).

Die Waldeidechse besiedelt bevorzugt halboffene Habitate mit einer gewissen Bodenfeuchtig- keit, die gleichzeitig auch sonnenexponierte Bereiche bieten. Von der Waldeidechse gelangen 2006 Nachweise auf den Magerrasen oberhalb der Stauwurzel, am Rand eines Seggenrieds sowie in einer Bodenfalle (Grünlandstandort).

Mit dem Nachweis von vier subadulten Blindschleichen und drei subadulten Waldeidechsen während der Kartierungen 2013 ist zu schlussfolgern, dass beide Arten das untersuchte Ge- biet mit sich reproduzierenden Populationen besiedeln. Die Nachweise verteilen sich auf den geeigneten Standorten (Bahndamm, Felskuppen, trockenwarme Talhänge) über das gesamte UG.

Mit zwei nachgewiesenen besonders geschützten, relativ verbreiteten und nicht gefährdeten Reptilienarten weist das UG einen mittleren Wert für diese Tiergruppe auf.

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Der Verbreitungsatlas der Lurche und Kriechtiere Sachsen-Anhalts zeigt einzelne Nachweis- punkte der Ringelnatter bei Straßberg. Innerhalb des UG käme wegen seiner Habitatausstat- tung der Teich an der Streusiedlung als potentieller Teillebensraum der Ringelnatter in Be- tracht. Unentdeckte Vorkommen der Art scheinen nicht ausgeschlossen.

Die für das MTB 4332 aufgeführten streng geschützten Arten Schlingnatter und Zauneidechse wurden weder 2006 noch 2013 registriert. Für diese Arten als typische Vertreter von Trocken- standorten sind zwar geeignete Habitate in Form von besonnten lichten Waldhängen und trockenen sonnenexponierten Felskuppen oder Bahndammabschnitten vorhanden, aber trotz gezielter Suche konnten beide Arten nicht im UG nachgewiesen werden.

3.4.2.5 Insekten

Holzbewohnende (xylobionte) Käfer 2006 wurden Xylobionte (holzbewohnende) Käfer an fünf repräsentativen Habitaten an sieben Terminen zwischen Mai und September erfasst. Es wurden Kescherfang, Klopfschirm und Gesiebeproben angewendet sowie eine Suche nach Käfern an Entwicklungs- und Nahrungs- orten, nach Larvenstadien, Puppen und Fraßspuren durchgeführt.

Im September und Oktober 2013 wurden die Probeflächen aus 2006 nochmals begangen und zudem in stärkeren Gehölzbestandteilen mit Höhlungsbereichen gezielt nach Vorkommen des Eremiten und des Hirschkäfers gesucht. Bei der Kartierung des Eremits wurde nach Käfern bzw. Käferresten, Larvenstadien, Puppen sowie nach Mulmauswurf mit Kotpillen an Altbäu- men mit Höhlungsbereichen gesucht. Hirschkäfer bzw. Käferreste wurden an Alteichen ge- sucht. Ein Nachweis der beiden Arten gelang nicht und kann mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

In den Habitaten des UG wurden 2006 und 2013 67 xylobionte Käfer-Arten aus 19 Familien bestimmt. Das Gesamtartenspektrum ist den Anlagen A-7.1-2 und A-7.1-8 zu entnehmen. In der nachfolgenden Tabelle sind aus dem Gesamtartenspektrum nur die nach BNatSchG besonders geschützten, wertgebenden Arten zusammengestellt.

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Tabelle 13: Xylobionte Käfer – besonders geschützte Arten -

Deutscher Artname

Jahr Nachweisort und/ oder Wissenschaftlicher kartiert Habitat Artname BNatSchG RL D LSA RL Häufigkeits klassen Nachweis - status

Cerambycidae (Bockkä- fer) Polyphage Entwicklung in Alosterna tabacicolor 2006 § - - B/C Ad Laubhölzern, bevorzugt wird (DEGEER, 1775) 2013 Eiche u. Ahorn Zierbock 2006 Entwicklung in verschiedenen Anaglyptus mysticus § - - A Ad 2013 Laubhölzern, oft in Weißdorn (L, 1758) Gemeiner Widderbock 2006 Käfer fliegen auf Blüten, § - - B/C Ad Clytus arietis (L., 1758) 2013 polyphage Entwicklung Corymbia maculicornis 2006 Entwicklung in Laub- u. Nadel- § - 3 B/C Ad (DEGEER, 1775) 2013 holz Roter Schmalbock 2006 § - - B/C Ad Entwicklung in Nadelholz Corymbia rubra (L., 1758) 2013 Blaubock 2006 Entwicklung in Nadelholz Gaurotes virginea (L., § - 3 A Ad 2013 (meist Fichte) 1758) Mattschwarzer Blütenbock Larven entwickeln sich poly- 2006 Grammoptera ruficornis § - - B/C Ad phag unter der Rinde von 2013 (F., 1781) trockenen Zweigen Braungrauer Splintbock polyphage Entwicklung in 2006 Leiopus nebulosus (L., § - - B/C Ad Laubholz, Larve unter der 2013 1758) Rinde abgestorbener Zweige Gefleckter Schmalbock 2006 Leptura maculata PODA, § - - B/C Ad polyphage Entwicklung 2013 1761 Vierbindiger Schmalbock 2006 Entwicklung meist in feuchtem, Leptura quadrifasciata L., § - - A Ad 2013 morschem Weichholz 1758 Dunkelschenkliger Kurz- deckenbock 2006 § - - B/C Ad Entwicklung in Nadelholz Molorchus minor (L., 2013 1758) Pachytodes 2006 Entwicklung in Laub- u. Nadel- cerambyciformis § - - B/C Ad 2013 holz (SCHRANK, 1781) Eichenwidderbock 2006 Plagionotus arcuatus (L., § - - A Ad polyphag, besonders in Eiche 2013 1758) Kiefernzweigbock 2006 an Fichtenstamm, Entwicklung § - 3 A Ad Pogonocherus fascicula- 2013 in Nadelholz

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-

Deutscher Artname

Jahr Nachweisort und/ oder Wissenschaftlicher kartiert Habitat Artname BNatSchG RL D LSA RL Häufigkeits klassen Nachweis - status tus (Degeer,1775) Dorniger Wimperbock Larven entwickeln sich poly- 2006 Pogonocherus hispidus § - V A Ad phag unter der Rinde abge- 2013 (L., 1758) storbener Zweige Rothaarbock 2006 Entwicklung in Laubholz, Pyrrhidium sanguineum § - 3 A Ad 2013 besonders Eiche (L., 1758) Schrotbock 2006 Rhagium inquisitor (L., § - - B/C La, Ad Entwicklung in Nadelholz 2013 1758) Schwarzfleckiger Zangen- bock Entwicklung meist in Laubholz 2006 La, Pu, Rhagium mordax § - - B/C (Buche, Eiche), im UG auch 2013 Ad (DEGEER, Entwicklung in Birke 1775) Kleiner Pappelbock 2006 Saperda populnea (L., § - - A Fr an lebendem Zitterpappelast 2013 1758) Käfer auf Blüten, Entwicklung Gemeiner Schmalbock 2006 in liegenden, stark vermorsch- Stenurella melanura (L., § - - B/C Ad 2013 ten, feuchten Ästen (u.a. 1758) Quercus, Pinus) Pflaumenbock 2006 Entwicklung in dünnen Ästen Tetrops praeusta (L., § - - A Ad 2013 von Laubbäumen 1758) Scarabaeidae Rosenkäfer / Blat- 2006 Larven entwickeln sich in thornkäfer § - - A Ad 2013 Mulm von Baumhöhlungen Cetonia aurata (L., 1761) Schutz: BNatSchG = Gesetzlicher Schutz nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); Gefährdung: RL D = Rote Liste Deutschland, RL LSA = Rote Listen Sachsen-Anhalt: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art Häufigkeitsklasse: A: 1 (Einzelfund, sehr selten); B/C: 2-5 (vereinzelt, selten); D/E: 6-20 (mäßig häufig); F/G: 21-100 (häufig); H-L: >100 (sehr häufig bis massenhaft); Nachweisstatus: Ad = Adult, La = Larve, Pu = Puppe, Fr = Fraßspuren

Artenreichster und damit wertvollster Lebensraum für holzbewohnende Käfer ist die Untersu- chungsfläche im altholzreichen Laubmischwald im Bereich des geplanten Absperrdammes.

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Laufkäfer Eine Erfassung von Laufkäfern erfolgte 2006 auf acht repräsentativen Flächen mit Hilfe von Bodenfallen von Ende April bis Anfang Oktober. Zusätzlich wurden vor allem am Ufer der Selke Handfänge durchgeführt.

Die Artengruppe wurde 2013 nicht erneut kartiert. Laufkäfer sind eine wenig mobile Arten- gruppe, wobei der Grad der Mobilität je nach Flugvermögen, Körpergröße und ökologischem Toleranzbereich unterschiedlich ist. Im September und Oktober 2013 wurden die Probeflä- chen aus 2006 nochmals begangen und eventuelle Veränderungen der Habitatcharakteristik gegenüber 2006 notiert. Es haben keine wesentlichen, Biotope verändernden Maßnahmen im Gebiet stattgefunden, so dass kein verändertes Artenspektrum gegenüber 2006 zu erwarten ist. Es wurden während des Untersuchungszeitraums 1712 Laufkäferindividuen in 66 Arten er- fasst. Das Gesamtartenspektrum ist Anlage A-7.1-2 mit Angaben zu Gefährdung, Schutz, Häufigkeit sowie Nachweisstatus im Untersuchungsjahr 2006 und Habitatansprüchen zu entnehmen. In der nachfolgenden Tabelle sind aus dem Gesamtspekrum nur die wertgeben- den nach BNatSchG besonders geschützten und die RL-Arten sowie die gemäß Arten- und Biotopschutzprogramm Sachsen-Anhalt nur im Landschaftsraum Harz vorkommenden Arten zusammengestellt.

Tabelle 14: Laufkäfer – besonders geschützte und bemerkenswerte Arten

Wissenschaftlicher Ökologische Habitatspektrum

Name Ansprüche ABSP BNatSchG RL D LSA RL FA ÜT

sonnige Waldwege, Cicindela campestris - § - - Heiden, vegetations- eu, xer m I (Linné, 1758) arme Sandböden Carabus coriaceus feuchte Laubwälder, - § - - eu, sil b L (Linné, 1758) Waldränder

Carabus auronitens (Fa- feuchte Laub- und - § - - eu, sil, hyg b I bricius, 1792) Mischwälder

Carabus problematicus x § - - Wälder, Hecken eu, sil b? I? (Herbst, 1786)

Carabus granulatus feuchte Laubwälder, - § - - eu, hyg, sil d I (Linné, 1758) Feuchtwiesen

Carabus auratus (Linné, trockene Flussauen, - § - - eu, the b I 1761) trockene Waldränder

Carabus convexus Feuchtbiotope, Bruch- - § 3 - eu, hyg b I+ (Fabricius, 1775) wälder

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Wissenschaftlicher Ökologische Habitatspektrum

Name Ansprüche ABSP BNatSchG RL D LSA RL FA ÜT

Carabus nemoralis (Müller, lichte Wälder, Gärten, - § - - eu, sil b L (I) 1764) Wiesen

Carabus glabratus x § - - alte Laubwälder st, sil b L (Paykull, 1790)

Carabus sylvestris x § - - Wälder eu, sil b? I? (Panzer, 1796)

Cychrus caraboides (Lin- feuchte Laubwälder, x - - - eu, hyg, sil b L né, 1758) Waldlichtungen

Notiophilus germinyi Calluna-Heiden, eu, xer, pra, - - 3 - m I? (Fauvel, 1863) Trockenrasen phy

Bembidion tibiale Gebirgsbäche, Schot- x - - - st, hyg, rip m I (Duftschmid, 1812) terufer Wärmehänge, Heide, Harpalus luteicornis - - V - sandige Ufer u. Fluß- eu, xer m I (Duftschmid, 1812) auen Sümpfe, sumpfige Pterostichus diligens st, hyg, pal, - - V - Ufer, Bruchwälder, d I+ (Sturm, 1824) phy anmoorige Heide Pterostichus burmeisteri Wälder (vor allem x - - - eu, hyg, sil b I (Heer, 1841) Fagetalia)

Molops elatus (Fabricius, feuchte Laubwälder, x - - - st, hyg, sil b I 1801) feuchte Waldränder

Molops piceus (Panzer, feuchte Laubwälder, x - - - st, hyg, sil b I 1793) feuchte Waldränder sandige Ufer, Ruderal- Amara eurynota (Panzer, - - V - fluren, Felder und eu, xer m I+ 1797) Feldraine schlammige vegetati- Chlaenius nigricornis - - V - onsreiche Ufer, Sümp- eu, hyg m I (Fabricius, 1787) fe, nasse Wiesen Sümpfe, sumpfige Panagaeus cruxmajor - - V - Ufer, Wiesen u. Wäl- st, hyg, pal m I (Linné, 1758) der ABSP = Arten- und Biotopschutzprogramm Sachsen-Anhalt Landschaftsraum Harz (LAU 1997), x = innerhalb Sachsen- Anhalts nur im Harz vorkommend bzw. hier ihren Verbreitungsschwerpunkt besitzend; BNatSchG = Gesetzlicher Schutz nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); Gefährdung: RL D = Rote Liste Deutschland, RL LSA = Rote Listen Sachsen-Anhalt: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art; Ökologische Ansprüche: eu = eurytop, st = stenotop, Ub = Ubiquist; hel = heliophil, hyg = hygrophil, the = thermophil, xer = xerophil, cam = campicol, lim = limicol, pal = paludicol, phy = phytodetriticol, pra = praticol, rip = ripicol, sil = silvicol, ter = terricol; Flügelausbildung (FA): m = makropter, b = brachypter

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(mit verkürzten Flügeln), d = dimorph; Überwinterungstyp (ÜT): I = Imaginalüberwinter, I+ = Imaginalüberwinterer mit Herbstbestand, L = Larvalüberwinterer

Die Laufkäferfauna im UG ist mäßig artenreich; 10 Arten sind besonders geschützt. Aufgrund der wenigen gefährdeten Arten wurde keinem der untersuchten Lebensräume ein hoher na- turschutzfachlicher Wert bezüglich der Laufkäferfauna zugewiesen.

Tagfalter und Widderchen Für die Erfassung der Spanischen Flagge wurden 2003 zwei Tagesbegehungen und ein nächtlicher Lichtfang im August 2003 durchgeführt. 2006 erfolgte eine zusätzliche Kartierung von Tagfaltern und Widderchen auf insgesamt 5 repräsentativen Offenlandhabitaten bzw. -habitatkomplexen, an 5 Terminen zwischen Anfang Juni und Ende August. Die Bestim- mung der Arten erfolgte über Sichtbeobachtung und Lebendfang. Im UG wurden 2006 insge- samt 41 Tagfalter- und 3 Widderchenarten festgestellt.

Eine Aktualisierung des Bestandes erfolgte von Juni bis August 2013. Im Rahmen von 5 Begehungen wurde der Artbestand auf 7 Offenland-Probeflächen erfasst. Die Probeflächen wurden dabei schleifenförmig abgegangen und die adulten Individuen visuell, ggf. unter Zuhil- fenahme eines Keschers, bestimmt. Weiterhinwurde auf Hinweise zur Bodenständigkeit (Re- produktion) der nachgewiesenen Arten (Paarungen, Raupennachweise) geachtet. Insgesamt wurden im Jahr 2013 im UG 38 Tagfalter-Arten sowie 3 Arten der Widderchen festgestellt. Von diesen Arten sind 17 besonders geschützt.

Aus dem Gesamtartenspektrum der kartierten Arten sind in der folgenden Tabelle nur die nach BNatSchG besonders geschützten und die Rote-Liste-Arten zusammengestellt. Arten der Anhänge II oder IV der FFH-RL waren nicht darunter.

Tabelle 15: Tagfalter und Widderchen – besonders geschützte und gefährdete Arten

Wichtige

Deutscher Wissenschaftlicher Futterpflan- Jahr Lebens- Artname Artname ogische zen kartiert LSA räume BNatSchG RL RL D Ökol Gruppe

Ampfer- OMR, 2006 Adscita statices § - V OT, OF Ampfer Grünwidderchen OFeu 2013 Braunfleckiger 2006 Boloria selene § - - OF Ofeu Veilchen Perlmutterfalter 2013 Braunscheckiger Clossiana selene - - V OF Ofeu Veilchen 2013 Perlmuttfalter Dukaten- OWie, Lycaena virgaureae § 3 OB Sauerampfer 2006 Feuerfalter WRand Feuriger Perl- W, 2006 Argynnis adippe § 3 3 W, OB Veilchen muttfalter WRand 2013

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Wichtige

Deutscher Wissenschaftlicher Futterpflan- Jahr Lebens- Artname Artname ogische zen kartiert LSA räume BNatSchG RL RL D Ökol Gruppe

Gelbwürfliger Carterocephalus OWie, - - V OB Süßgräser 2006 Dickkopffalter palaemon WRand Gewöhnlicher OWie, Klee, Horn- 2006 Bläuling / Hau- Polyommatus icarus § - - OT, OM WRand, klee, Kronwi- 2013 hechel Bläuling Oack cke OWie, Legumino- 2006 Goldene Acht Colias hyale § - - O OR, OAck sen, Luzerne 2013 Großer Perlmutt- W, 2006 Argynnis aglaja § V V W, OB Veilchen falter WRand 2013 Großer Schiller- Apatura iris § 2 V O OF, OFeu Weiden 2013 falter W, 2006 Kaisermantel Argynnis paphia § - - W Veilchen WRand 2013 Geißblatt, WL, Heckenkir- Kleiner Eisvogel Limenitis camilla § 2 3 W, OB 2006 WRand sche, Schneeball OWie, Kleiner Feuerfal- 2006 Lycaena phlaeas § - - O WRand, Sauerampfer ter 2013 Oack Kleiner Heufalter Coenonympha pam- 2006 / Kleines Wie- § - - O Owie Süßgräser philus 2013 senvögelchen Kleiner Würfel- OWie, Fingerkraut, 2006 Pyrgus malvae § - V O Dickkopffalter WRand Erdbeere 2013 Kleines Fünf- Wicke, Horn- 2006 fleck- Zygena viciae § - V OM Owie klee 2013 Widderchen Sauerampfer, Lilagold- OFeu, OT, 2006 Lycaena hippothoe § 2 2 OB Schlangen- Feuerfalter WRand Knöterich Mädesüß- OFeu, Wiesenknopf, 2006 Brenthis ino 3 V OF Perlmutterfalter Moor Mädesüß Perlgrasfalter / Weißbindiges Coenonympha arca- OWie, 2006 § - - OB Süßgräser Wiesenvögel- nia WRand 2013 chen Prächtiger Polyommatus aman- OWie, 2006 § 3 - E Vogelwicke Bläuling dus WRand Rotklee-Bläuling Polyommatus semi- 2006 / Violetter Wald- § 3 V O Owie Klee argus 2013 bläuling Rundaugen- Erebia medusa § 3 V W, OB WRand, Süßgräser 2006

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Wichtige

Deutscher Wissenschaftlicher Futterpflan- Jahr Lebens- Artname Artname ogische zen kartiert LSA räume BNatSchG RL RL D Ökol Gruppe

Mohrenfalter OWie, 2013 OFeu, OT Schwefelvögel- OWie, 2006 chen / Brauner- Lycaena tityrus § - - O Sauerampfer WRand 2013 Feuerfalter Schwalben- Doldenge- Papillo machaon § - - O OT 2013 schwanz wächse Sechsfleck- Hornklee, 2006 Zygena filipendulae § - - OM Owie Widderchen Kronwicke 2013 Schutz: BNatSchG = Gesetzlicher Schutz nach § 7 (2) Nr. 13+14 (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); Gefährdung: RL D = Rote Liste Deutschland, RL LSA = Rote Listen Sachsen-Anhalt: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art Verzeichnis der Abkürzungen (zur Tab. Tagfalter und Widderchen) E Eurytope Arten Geb Gebüsche entlang der Wege, im Offenland Heide Heideflächen, allgemein O Offene Landschaft OAck Agrarlandschaft, Ackerflächen OB Offene Landschaft mit Hecken, Feldgehölzen, Waldsäumen, Alleen OF Offene Landschaft, Feuchthabitate OFeu Naßwiesen, Feuchtwiesen OM Offene Landschaft, mesophile Habitate OMR Offene Landschaft, Magerrasen OR Ruderalflächen, Ödland OT Offene Landschaft, Trockenhabitate OWie Wiesen und Offenland, allgemein S Siedlungen W Wald und waldähnliche Gehölze WL Laubwald, Laubmischwald WRand Wald-, Weg- und Grabenränder

Das UG weist eine artenreiche Tagfalterfauna auf. Auf der Grundlage der Habitatansprüche ist davon auszugehen, dass alle oder zumindest die meisten Arten im Gebiet reproduzieren. Die für Tagfalter wertvollsten Habitate sind die Magerrasen und mageren Frischwiesen nahe der Stauwurzel, blüten- und staudenreiche Bereiche der Talaue im mittleren und östlichen Tal- raum außerhalb des regelmäßig genutzten Mähweide-Grünlandes (Vernässungsstellen, Säu- me, Grünlandbrachen sowie Nasswiesen, feuchten Staudenfluren und Magerrasen in den Seitentälchen. Stark beweidete Grünlandflächen, Selkehochwasser sowie lang andauernde, kalte Winter wirken sich im Ist-Zustand dezimierend auf die Populationen aus. Dies trifft z.B. auf Mähwiesen zu, die im Frühjahr stark beweidet werden.

Mit neun Arten der Gefährdungskategorien der Roten Listen (Deutschland, Sachsen-Anhalt) kommt im UG ein hoher Anteil naturschutzfachlich wertvoller Arten vor. Von besonderer Be- deutung ist das Vorkommen der in Sachsen-Anhalt stark gefährdeten Arten Kleiner Eisvogel (Limenitis camilla) und Lilagold-Feuerfalter (Lycena hippothoe). Der Kleine Eisvogel besiedelt

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Laubwaldsäume und galt noch 1997 als in Sachsen-Anhalt verschollen/ausgestorben. Der Lilagold-Feuerfalter gehört zu den landschaftsraumbedeutsamen Arten. Beide Arten wurden nur 2006 und nur in jeweils einem Habitat nachgewiesen. Der Lilagold-Feuerfalter wurde 2013 wahrscheinlich aufgrund der Bewirtschaftung der Offenlandflächen nicht mehr aufgefunden, da die betreffende Grünlandfläche im Nordwesten des UG schon im Frühsommer 2013 durch Rinderstandweide komplett abgeweidet war. Der Kleine Eisvogel wurde 2006 nur auf einer Probefläche gefunden, deren Habitatqualität sich seitdem drastisch verändert hat. Ähnlich ist die Situation beim Dukaten-Feuerfalter. Als einzige landschaftsraumbedeutende Art wurde 2013 im UG somit nur noch der große Perlmuttfalter nachgewiesen. Durch zahlreiche Rau- penfunde wurde die besondere Bedeutung des UG als Reproduktionsgebiet des Mädesüß- Perlmutterfalters (Brenthis ino) belegt.

Heuschrecken Die Untersuchung der Heuschrecken erfolgte 2006 auf insgesamt 11 repräsentativen Flächen an vier bis fünf sonnig-warmen Tagen von Mai bis September. Die Bestimmung der Arten erfolgte durch Sichtbeobachtung, Verhören (auch mit Ultraschall-Detektor), Handfang und Keschern. Außerdem wurden Beifänge der Laufkäfererfassung ausgewertet. Auf den unter- suchten Flächen wurden 2006 insgesamt 23 Heuschreckenarten festgestellt. 2013 wurden erneut die Flächen aus dem Jahr 2006, sowie zusätzliche Flächen im Bereich der Materialent- nahmestellen bzw. deren Zufahrten begangen. Die Erfassung erfolgte im Rahmen von zwei Begehungen im Juli und September. Heuschreckenarten wurden vorwiegend anhand ihrer Gesänge bestimmt, leise bzw. versteckt lebende Arten wurden durch gezieltes abkeschern von geeigneten Strukturen erfasst. Ingesamt wurden 2013 im UG 19 Heuschreckenarten festgestellt, wobei 6 Arten der Gruppe Langfühler- (Ensifera) und 13 Arten der Gruppe Kurz- fühlerschrecken (Caelifera) zuzuordnen sind.

Die nachfolgende Tabelle zeigt als Auszug aus dem Gesamtartenspektrum die nach BNatSchG besonders geschützten sowie die gefährdeten Arten und deren bevorzugte Habita- te.

Tabelle 16: Heuschrecken – besonders geschützte und gefährdete Arten

Deutscher Wissenschaftlicher Jahr bevorzugte Habitate Artname Artname kartiert BNatSchG LSA RL RL D Hibernation Laubheuschrecken (Tettigoniidae) extensiv genutzte Frisch- 2006 Plumpschrecke Isophya krausii - 3 V E wiesen, Gehölzränder, 2013 Halbtrockenrasen

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Deutscher Wissenschaftlicher Jahr bevorzugte Habitate Artname Artname kartiert BNatSchG LSA RL RL D Hibernation Feldheuschrecken (Acrididae) trockenwarme Flächen Blauflügelige Oedipoda 2006 § V 3 E mit geringem Deckungs- Ödlandschrecke caerulescens grad der Vegetation Magerrasen und Heide- Stenobothrus gebiete; Extensiv- Heidegrashüpfer 2006 - - V E lineatus Grünländer vor allen mit Schafsbeweidung Wiesen, Schlagfluren, Kleine Euthystira 2006 Waldsäume, Röhricht- - 3 - E Goldschrecke brachyptera 2013 Seggenried-Komplexe, Staudenfluren Kleiner Stenobothrus kurzgrasige, wärmebe- 2006 - 2 2 E Heidegrashüpfer stigmaticus günstigte Magerrasen grundwasserbeeinflusste Stethophyma 2006 Grünländer und Stauden- Sumpfschrecke - 3 - E grossum 2013 fluren, Röhrichte, Seg- genrieder grundwasserbeeinflusste, Chorthippus Sumpfgrashüpfer 2006 - 3 V E extensiv genutzte montanus Feuchtgrünländer Schutz: BNatSchG = Gesetzlicher Schutz nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); Gefährdung: RL D = Rote Liste Deutschland, RL LSA = Rote Listen Sachsen-Anhalt: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art; Hibernation: E = Ei, L = Larve, I = Imago

Das UG beherbergt eine artenreiche Heuschreckenfauna. Die 2013 erfassten Heuschrecken- arten entsprechen einem Anteil von 32% der im Land Sachsen-Anhalt nachgewiesenen Heu- schreckenarten, womit das UG als artenreich für diese Tiergruppe bezeichnet werden kann. Bei der Mehrzahl der im UG festgestellten Arten handelt es sich jedoch um häufige bzw. sehr häufige Arten.

2006 wurde zudem die „besonders geschützte“ Art Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) kartiert. Diese Art wurde auf einer isoliert im Grünland liegenden, stark besonn- ten Felskuppe im Nordwesten des UG kartiert. Hier dominierte 2006 noch Silikatmagerrasen mit einigen vegetationsfreien Bereichen und die Fläche wurde als das wertvollste Heuschre- ckenhabitat des UGs beschrieben. 2013 sind die Kuppen in Folge von Sukzession mit Borst- gräsern bewachsen und weisen nur noch sehr wenig vegetationsfreie Stellen auf. Damit ha- ben sich die Habitatbedingungen für die xerophilen Arten wie Oedipoda caerulescens und Stenobothrus stigmaticus, die im Jahr 2006 noch in den Häufigkeitsklassen 2-3 auf der Probe- fläche vorkamen, deutlich verschlechtert. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass

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die Arten nur noch in sehr geringer Individuenzahl (unter der Nachweisgrenze) vorkommen bzw. vollständig auf der Untersuchungsfläche ausgestorben sind. Möglicherweise können Einzelindividuen die Fläche in günstigen Jahren von benachbarten Habitaten außerhalb des UG wiederbesiedeln. Aufgrund der weiteren Sukzession ist die Etablierung von größeren bzw. stabilen Populationen dieser Arten im Bereich der Probefläche aber eher unwahrscheinlich. Die Art ist auch normalerweise nur an den äußersten Rändern des Harzes bekannt.

Auch der Sumpfgashüpfer (Chorthippus montanus) konnte 2013 nicht erneut nachgewiesen werden. Grundsätzlich sind die Untersuchungsflächen, auf denen die Art 2009 nachgewiesen wurden, nach wie vor hinsichtlich der Habitatansprüche geeignet. Es kann daher davon aus- gegangen werden, dass beide Arten immer noch im Gebiet vorkommen und ein Nachweis nur aufgrund geringerer von Schwankungen der Individuendichte oder geringerer Bearbeitungsin- tensität ausblieb.

Eine typische Heuschreckenart extensiv genutzte Frischwiesen in Kombination mit wärmeex- ponierten Gehölzrändern ist die Plumpschrecke (Isophya krausii), die auf zwei extensiv be- wirtschafteten bzw. brachliegenden Grünlandflächen mit angrenzendem Gehölzsaum 2009 und 2013 nachgewiesen wurde. Für diese selten vorkommende Art ist Deutschland in hohem Maße verantwortlich.

Als in Sachsen-Anhalt gefährdete Arten der Feuchtbiotope wurden die 2009 und 2013 die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) und die Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera) auf mehreren Flächen nachgewiesen. Auffällig bei den Kartierungen 2013 war, dass die Arten nicht nur an den ursprünglichen Flächen, sondern zudem noch an anderen, zuvor nicht besie- delten Probeflächen gefunden wurden. Dies könnte einen über mehrere Jahre günstigen Wasserhaushalt im Feuchtgrünland des Talgrundes widerspiegeln, infolge dessen eine Aus- breitung dieser Arten begünstigt wurde.

Libellen 2006 wurden Libellen an insgesamt fünf repräsentativen Gewässern bzw. Fließgewässerab- schnitten an fünf Terminen zwischen Anfang Juni und Ende August aufgenommen. Die Be- stimmung der Arten erfolgte über Sichtbeobachtung und Lebendfang. Es wurden im Untersu- chungsjahr 2006 insgesamt 21 Libellenarten erfasst. Die Neuerfassung 2013 erfolgte im Rahmen von 5 Begehungen zwischen Mai und August an denselben Gewässern wie 2006. Die Determination der Libellenarten erfolgte durch Sichtbeobachtung, sowie dem Fangen mittels Kescher. 2013 wurden 23 Libellenarten erfasst. Dabei ergaben sich keine wesentlichen Änderungen des Artenspektrums gegenüber der Untersuchung von 2006.

Die folgende Tabelle zeigt das gesamte Artenspektrum mit Angaben zu Gefährdung, Schutz und ökologischen Ansprüchen. Alle heimischen Libellenarten sind „besonders geschützt“.

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Tabelle 17: Gesamtartenspektrum Libellen

Wissenschaftli- Deutscher Artna- Jahr cher Habitatstrukturen me kartiert Artname RL LSA RL RL D BNatSchG LRT

Gebänderte Calopteryx 2009 V V § rF Schwimmrasen, Wasserried Prachtlibelle splendens 2013 Blauflügel- 2009 Uferried mit überhängenden Calopteryx virgo 2 3 § rF Prachtlibelle 2013 Blättern, Ufergehölze Gemeine 2009 Lestes sponsa - - § U Wasserried, Wasserröhricht Binsenjungfer 2013 2009 Weidenjungfer Lestes viridis - - § eW Wasserried, Ufergehölze 2013 Gemeine Platycnemis 2009 - - § eFS Wasserried, Schwimmrasen Federlibelle pennipes 2013 Pyrrhosoma 2009 Frühe Adonislibelle - - § U ohne engere Bindung nymphula 2013 2009 Große Pechlibelle Ischnura elegans - - § U ohne engere Bindung 2013 Enallagma 2009 Becher-Azurjungfer - - § U Grund- und Tauchrasen cyathigerum 2013 Hufeisen- Coenagrion 2009 - - § U ohne engere Bindung Azurjungfer puella 2013 Erythromma 2009 Großes Granatauge V V § U Schwimmrasen najas 2013 Herbst- 2009 Aeshna mixta - - § U Wasserried, Wasserröhricht Mosaikjungfer 2013 Blaugrüne 2009 Aeshna cyanea - - § eW Wasserried und –röhricht Mosaikjungfer 2013 Braune 2009 Aeshna grandis - V § U ohne engere Bindung Mosaikjungfer 2013 2009 Schwimm-, Grund- und Große Königslibelle Anax imperator - - § eW 2013 Tauchrasen Zweigestreifte Cordulegaster 2009 detritusreicher Feingrund im 3 3 § rF Quelljungfer boltoni 2013 Oberlauf Gemeine Hochstaudefluren, Ufer- und Cordulia aenea 2013 V V § U Smaragdlibelle Wasserriet Glänzende Somatochlora 2009 - - § eFS Grund- und Tauchrasen Smaragdlibelle metallica 2013 Libellula Vierfleck 2009 - - § U ohne engere Bindung quadrimaculata Libellula Plattbauch 2013 - - § U ohne engere Bindung depressa Orthetrum 2009 Großer Blaupfeil - - § U offener Feingrund cancellatum 2013 Gemeine Sympetrum 2009 - - § U Wasserried, Wasserröhricht

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Wissenschaftli- Deutscher Artna- Jahr cher Habitatstrukturen me kartiert Artname RL LSA RL RL D BNatSchG LRT

Heidelibelle vulgatum 2013 Gefleckte Sympetrum 2009 - 3 § MT Ufer- und Wasserried Heidelibelle flaveolum Große Sympetrum 2013 - - § U ohne engere Bindung Heidelibelle striolatum Sympetrum 2009 Blutrote Heidelibelle - - § eW Wasserried und -röhricht sanguineum 2013 Schutz: BNatSchG = Gesetzlicher Schutz nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); Gefährdung: RL D = Rote Liste Deutschland, RL LSA = Rote Listen Sachsen-Anhalt: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art; LRT = Lebensraumtyp nach DONATH 1987): U = Ubiquist, rF = rheophile Fließwasserart, eFS = euryöke Fließwas-ser-See-Art, eW = euryöke Weiherart, MT = Moortümpel-Art

Das UG beherbergt eine mäßig artenreiche Libellenfauna. Naturschutzfachlich von besonde- rer Bedeutung ist das Vorkommen der gefährdeten und landschaftsraumbedeutsamen rheo- philen Fließgewässerarten Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) und Zweigestreifte Quell- jungfer (Codulegaster boltoni) in der Selke. Die Arten wurden 2009 und 2013 kartiert. In den dem UG zufließenden Seitenbächen konnte ein Vorkommen der beiden Arten nicht festgestellt werden, ist jedoch zumindest in einem Seitenbach nicht völlig auszuschließen. Neben den spezifischen Fließgewässerarten ist das Vorkommen der Gefleckten Heidelibelle (Sympetrum flaveolum) im Bereich von temporär überstauten Feuchtwiesen für das Gebiet naturschutz- fachlich bedeutsam.

Der Elbingstalteich und der kleine Teich an der Streusiedlung (beide außerhalb der Einstau- flächen) sind ausschließlich von ubiquistischen und euryöken Libellenarten in mittlerer Arten- zahl besiedelt. Diese arten haben wenig spezifische Lebensraumansprüche und können dementsprechend ein breites Habitatspektrum besiedeln. Jedoch sind 2013 auch einige Arten vertreten, die auf der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands und/oder Sachsen-Anhalts geführt werden. Die Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis), Großes Granatauge (Erythrom- ma najas) und Federlibelle (Platycnemis pennipes) sind zudem mäßig anspruchsvolle Arten.

3.4.2.6 Landschnecken Die Erfassung von Landschnecken erfolgte 2006 auf fünf repräsentativen Habitaten an sieben Terminen zwischen Mai und September. Dabei inbegriffen waren Bodenerfassungen in jeweils 10 Quadraten. Die Artengruppe wurde 2013 nicht erneut erfasst, da 2006 sehr ausführlich durch Handaufsammlungen und Siebverfahren untersucht wurde. Die Artengruppe ist sehr immobil und eng an den jeweiligen Lebensraum gebunden. Zudem haben keine wesentlichen,

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Biotope verändernden Maßnahmen im Gebiet stattgefunden, so dass kein verändertes Arten- spektrum gegenüber 2006 zu erwarten ist. In den untersuchten Habitaten wurden 2006 insgesamt 28 Landschneckenarten nachgewie- sen. Einzige „besonders geschützte“ Art ist die Weinbergschnecke. Sie wird auch auf Anhang V der FFH-Richtlinie geführt, ist jedoch in Deutschland weit verbreitet. Arten der Gefährdungs- kategorien der relevanten Roten Listen (Deutschland, Sachsen-Anhalt) wurden nicht gefun- den; Ena montana, die Bergturmschnecke wird lediglich auf der Vorwarnliste geführt. Das Artenspektrum ist Anlage A-7.1-2 zu entnehmen. Die wasserlebenden Mollusken sind im Zuge der Makrozoobenthos-Erhebung erfasst worden.

Tabelle 18: Landschnecken – besonders geschützte Arten

Wissenschaftlicher

RL Habitatstrukturen Deutscher Name Name - FFH BNat SchG RL LSA RL RL D

Anhang Weinbergschnecke Helix pomatia L., 1758 § V - - kalkhaltige Standorte

Schutz: BNatSchG = Gesetzlicher Schutz nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); FFH RL = auf Anhang II IV oder V der FFH-RL geführt; Gefährdung: RL D = Rote Liste Deutschland, RL LSA = Rote Listen Sachsen-Anhalt: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art

Der Unterharz stellt mit seiner reich gegliederten Landschaft und Vegetation ein Sammelbe- cken verschiedener ökologischer und zoogeographischer Elemente dar. Sie spiegeln die nacheiszeitliche Entwicklung wider. So können die vorkommenden Arten als Fragmente von Schneckengesellschaften wie der Nesovitrea petronella-Perforatella bidentata Gesellschaft, der Azeka goodali-Macrogastra ventricosa-Gesellschaft sowie der Succinea oblonga-Vallonia excentrica-Gesellschaft eingeordnet werden. Einzige besonders geschützte Art ist die Wein- bergschnecke. Seltene Arten der Gefährdungskategorien der Roten Listen wurden nicht ge- funden. Ena montana, die Bergturmschnecke wird lediglich auf der Vorwarnliste geführt. Die für Landschnecken bedeutendsten Habitate im UG sind die bodenfeuchten bachbegleitenden Auwaldreste und linearen Galeriewälder entlang der Selke und der altholzreiche Laubmisch- wald im Bereich des geplanten Absperrdammes.

3.4.2.7 Fische und Rundmäuler

Die Erfassung des Fischbestandes 2003 erfolgte durch Elektrobefischung und Auswertung vorliegender Quellen (vgl. Anlage 7.1-3 Fischereibiologisches Gutachten). Außerdem erfolgte eine Kartierung fischökologisch bedeutsamer Habitate. Die Artengruppe wurde 2013 nicht erneut erfasst, da keine wesentlichen Veränderungen der Biotope (Selke, Nebenbäche) seit 2003 stattgefunden haben. Es ist kein verändertes Artenspektrum zu erwarten.

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Die Selke zeichnet sich durch eine hohe strukturelle Diversität mit der für den Gewässertyp charakteristischen Elementen aus. Die Befischungsergebnisse belegen das Vorkommen von folgenden Fischen und Rundmäulern (siehe Anlage A-7.1-3):

Tabelle 19: Gesamtartenspektrum Fische und Rundmäuler

Wissenschaftlicher Deutscher Artname Erhaltungszustand BNatSchG FFH-RL RL D RL LSA Artname

Aal Angullia angullia - - - 3 - Bachneunauge Lampetra planeri schlecht (U2) § Anh. II - 2 Bachforelle Salmo trutta fario - - - - 3 Dreistacheliger Gasterosteus - - - - - Stichling aculeatus Elritze Phoxinus phoxinus - - - - 2 Flussbarsch Perca fluviatilis - - - - - Gründling Gobio gobio - - - - - Plötze Rutilus rutilus - - - - - Schmerle Barbatula barbatula - - - - - Westgroppe Cottus gobio schlecht (U2) - Anh. II - 2

Schutz: BNatSchG = Gesetzlicher Schutz nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG (§ = besonders geschützte Art, §§ = streng geschützte Art); FFH-RL = in Anh. II oder IV der FFH-RL aufgeführt; Gefährdung: D = Rote Liste Deutschland, RL-LSA = Rote Liste Sachsen-Anhalt: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art

Wertgebend für das UG sind die nach Anh. II FFH-RL geschützten Arten Groppe (Cottus gobio) und Bachneunauge (Lampetra planeri).

Die Groppe stellt große Ansprüche an die Wasserqualität und besiedelt klare, schnellfließende naturnahe Bäche und kleinere Flüsse der Forellen und Äschenregion. Bevorzugter Lebens- raum sind strukturreiche, steinige Gewässer mit ausreichend Versteckmöglichkeiten und eine hohe Wasserqualität. Die Art ist stark gefährdet durch Gewässerverunreinigung (Abwässer und Nährstoffeintrag), Verringerung der Strukturvielfalt und Verbauung. Belastungen in Ge- wässern führen zwar nicht zwangsläufig zum Aussterben einer Groppenpopulation, bewirken aber das Abwandern der Tiere. Ein Zurückwandern ist dann oft durch Querbauwerke unmög- lich.

Das Bachneunauge lebt stationär im Oberlauf von klaren, sauerstoffreichen Bächen und Flüssen in der Forellen- und Äschenregion und kommt oft zusammen mit Bachforelle und Groppe vor. Es benötigt strukturreiche, saubere Bäche mit feinsandigen bis torfigen Sedimen- ten und schwachen, organischen Schlammauflagen, in denen es lebt. Kies und steinige Ab- schnitte werden dagegen für die Paarung und Eiablage benötigt. Diese speziellen Ansprüche

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an den Lebensraum sind auch die Ursache für die Gefährdung der Art. Generell lebt das Bachneunauge nur in Fließgewässerabschnitten mit sehr guter Sauerstoffversorgung. Auf- grund der Einleitung von Abwässern und Schadstoffen sowie fischereiwirtschaftlicher Maß- nahmen wie dem Einsetzen der Regenbogenforelle konnte das Bachneunauge nur in weni- gen, vom Menschen unbeeinflussten Bächen überleben. In Sachsen Anhalt u.a. im Einzuge- bereich von Bode, Selke, Wipper, Helme und im Jeetze-System.

Im Bereich der gesamten Befischungsstrecken der Selke zwischen Silberhütte und Günters- berge wurden gemäß EBEL nur wenige Exemplare von Bachneunauge und Groppe festge- stellt. Auch Elritze und Schmerle kamen nur in Einzelexemplaren vor, während Bachforellen über 80 % der gefangenen Individuen ausmachten. Für den Elbingstalteich wurde keine Fischbestandserhebung durchgeführt, ein Vorkommen von Groppe oder Bachneunauge in diesem Stillgewässer ist jedoch nicht auszuschließen.

3.4.2.8 Makrozoobenthos

Als Makrozoobenthos (Wirbellosenfauna) werden alle substratgebundenen (Gewässergrund, Vegetation, Holz etc.) wirbellosen Gewässertiere bezeichnet, die noch mit bloßem Auge wahrnehmbar sind. Die kleinsten Vertreter im Süßwasser, z.B. einige Wasserkäfer und - wanzen, erreichen lediglich eine Körperlänge von weniger als 2 mm, die größten, z.B. der Edelkrebs, werden bis zu 20 cm groß. Das Makrozoobenthos bezeichnet somit keine syste- matisch einheitliche Gruppe des Tierreichs. Viele Arten halten sich nicht unmittelbar am Ge- wässergrund auf, sondern besiedeln die untergetauchte Vegetation. Hinsichtlich der Artenzahl stellen die wasserbewohnenden Insekten die weitaus größte Gruppe in Binnengewässern. Während z.B. die Wasserschnecken und Muscheln sowie die aquatischen Krebstiere und viele Wasserkäfer und -wanzen ihren gesamten Lebenszyklus im Wasser durchlaufen, gibt es auch eine Reihe von Tierordnungen, die nur das Larvenstadium im Wasser verbringen und nach ihrer Metamorphose zum Landleben wechseln. Zu diesen "merolimnischen" Arten gehö- ren z.B. die Libellen, Köcher-, Stein- und Eintagsfliegen. Erfassungen des Makrozoobenthos wurden im Untersuchungsraum durchgeführt (vgl. Anlagen A-7.1-2 und A-7.1-6).

2006 wurde das Makrozoobenthos, d.h. mit dem bloßen Auge erkennbare Lebewesen der Gewässersohle, einschl. Wasserschnecken, Muscheln, Kleinkrebse aufgenommen. Die Un- tersuchung erfolgte insgesamt in fünf Fließgewässerabschnitten und dem Elblingstalteich. Die Entnahme der Proben erfolgte quantitativ entsprechend der im Handbuch Fließgewässerbe- wertung veröffentlichten Methode (AQUEM-Verfahren). Die Probestellen sind im Plan B-7.1-4 dargestellt. Es wurden 2006 insgesamt 99 verschiedene Arten und höhere Taxa des Makro- zoobenthos registriert, wobei aquatische Entwicklungsstadien der Tiergruppen Moostierchen, Muscheln und Schnecken, Strudelwürmer, Egel, Kleinkrebse, Eintags-, Stein-, Schlamm- und Köcherfliegen, Libellen, Wanzen und Käfer bearbeitet wurden.

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Im Zuge der Nachkartierung im Mai 2013 wurde im Rahmen einer Begehung das Makro- zoobenthos an vier Probestellen an der Selke und einem Nebenbach neu erfasst. Auf die Beprobung des Elbingstalteichs wurde verzichtetet, da hier 2006 keine Arten der RL Sachsen- Anhalts nachgewiesen wurden. Die benthische Biozönose des Elbingstalteichs wird vorrangig von Arten der Stillgewässer bzw. langsam fließenden Gewässer bestimmt und unterscheidet sich daher von der Artenzusammensetzung der Selke. Im Rahmen der Erfassung wurden einige Taxa direkt vor Ort Bestimmt, ein anderer Teil später im Labor. Zudem wurden Vor-Ort- Parameter wie pH-Wert, Leitfähigkeit, Sauerstoffgehalt, Sauerstoffsättigung und Temperatur des Wassers aufgenommen. 2013 wurden insgesamt 102 Arten und höhere Taxa des Makro- zoobenthos festgestellt. Berücksichtigung fanden alle aquatischen Entwicklungsstadien (Lar- ven und (Prä-)Puppen der Wasserinsekten, d.h. Eintags-, Stein-, Schlamm- und Köcherflie- gen, Libellen, Wanzen, Zweiflügler, Larven und Adulti der Wasserkäfer, Adulti der sonstigen Artengruppen, z.B. Wenigborster, Muscheln, Schnecken, Strudelwürmer, Egel, Kleinkrebse).

Die folgende Tabelle zeigt aus dem gesamten Artenspektrum nur die gefährdeten Arten und die Indikatorarten zur Saprobie der Gewässer. Das Gesamtartenspektrum ist Anlage A-7.1-2 sowie Anlage A-7.1-6 zu entnehmen. Nach BNatSchG besonders geschützte Arten sind nicht darunter.

Tabelle 20: Makrozoobenthos – Indikatorarten und gefährdete Arten

RL Landschaftsraum Wissenschaftlicher Jahr Saprobie- Tiergruppe RL D LSA bedeutsame Artname kartiert wert (Bergl.) Arten Gastropoda Acroloxus lacustris 2006 2,2 V - - Ancylus fluviatilis 2006 2 - - - Gyraulus albus 2006 2,1 - - - Radix balthica 2006 2,3 - - - Isopoda Asellus aquaticus 2006 2,7 - - - Amphipoda Gammarus pulex 2006 2,1 - - - Ephemeroptera Baetis muticus 2006 1,4 - - 1 Baetis niger 2006 - - 3 1 Baetis rhodani 2006 2,3 - - - Centroptilum luteo- 2006 - 1,9 - - lum Cloeon dipterum 2006 2,2 - - -

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RL Landschaftsraum Wissenschaftlicher Jahr Saprobie- Tiergruppe RL D LSA bedeutsame Artname kartiert wert (Bergl.) Arten Ecdyonurus torrentis 2006 - - - 2 Epeorus assimilis 2006 1,4 - - 2 Ephemera danica 2006 1,8 - - 1 Habroleptoides 2006 1 - - - confusa Habrophlebia fusca 2006 - - 3 2 2006 Habrophlebia lauta 1,7 - * 1 2013 Leptophlebia 2006 - 1,5 - 3 submarginata Paraleptophlebia 2013 1,8 - 3 - submarginata Rhitrogena 2006 1 1,6 - 3 semicolorata 2013 Siphlonurus 2006 - - - G aestivalis 2013 Plecoptera Amphinemoura sp. 2006 1,4 - - - Odonata Calopteryx 2006 - 2,2 V - 2013 Coleoptera Elmis maugetii 2006 1,5 - - - Hydrocyphon de- 2013 - - - 3 flexicollis Lv. Limnius volckmari 2006 1,6 - - - Orectochilus villosus 2006 2 - - - Oreodytes rivalis 2006 1,7 - - - Strictotarsus 2006 - 2,4 - - duodecimpustulatus Megaloptera Sialis fullginosa 2013 2,0 - 3 - Trichoptera Agapetus fuscipes 2013 1,0 - * - Anabolia nervosa 2006 2 - - - Anomalopterygella 2006 - - - 2

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RL Landschaftsraum Wissenschaftlicher Jahr Saprobie- Tiergruppe RL D LSA bedeutsame Artname kartiert wert (Bergl.) Arten chauviniana Athripsodes albi- 2006 - - - 2 frons cf. Chaetopterygop- 2013 2 1,0 - R sis maclachlani Cyrnus insolutus 2006 - 3 - - Drusus annulatus 2006 - - - 2 Goera pilosa 2006 1,9 - - - Hydropsyche 2013 2,0 - D - pellucidula Lepidostoma basale 2013 1,8 - * - Odontocerum albi- 2006 - 1,4 - * corne 2013 Plectrocnemia 2006 - 1,5 - - conspersa Polycentropus 2006 - 2 - - flavomaculatus Potamophylax 2013 - 1,5 - * luctuosus Potamophylax - 2013 2,0 - 2 cf. rotundipennis Rhyacophila dorsa- 2006 - lis 2,0 - - Gruppe Sericostoma perso- 2006 - 1,5 - - natum Diptera Prosimulium hirtipes 2006 1,5 - - - Bryozoa Cristatella mucedo 2006 - - - -

Gefährdung: D = Rote Liste Deutschland, RL LSA = Rote Liste Sachsen-Anhalt: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = extrem seltene Art oder Art mit geographischer Restriktion; V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, P = Potenziell gefährdete Art; Landschaftsraumbedeutsame Arten: 1 = überregional gefährdet, besiedelt für den Landschaftsraum Harz typische Lebensräume, 2 = innerhalb Sachsen-Anhalts nur im Harz vorkommend bzw. hier einen Verbreitungsschwerpunkt besitzend

Die Selke ist Lebensraum zahlreicher anspruchsvoller Arten des Makrozoobenthos. Weder 2006 noch 2013 wurden nach BNatSchG besonders oder streng geschützte Arten bzw. nach FFH-Richtlinie geschützte Arten ermittelt. Acht 2006 ermittelte Spezies gehören zu den land- schaftsraum-bedeutsamen Arten des Harzes. Die Eintagsfliegen Habrophlebia fusca und

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Rhithrogena semicolorata sowie die Köcherfliege Athripsodes albifrons sind als naturschutz- fachlich wertvolle Arten einzustufen. Bedeutsam ist auch das Vorkommen der Eintagsfliegen Baetis muticus und B. niger, die als überregional gefährdete und landschaftsraum- bedeutsame Arten des Harzes nur hier registriert werden konnten. Des Weiteren kommt die Eintagsfliege Siphlonurus aestivalis vor, für die in Sachsen-Anhalt eine Gefährdung anzuneh- men ist. Im Hinblick auf die allgemeine Probestellencharakteristik und Substratzusammenset- zung können die Daten aus der Voruntersuchung 2006 und 2013 als nahezu identisch be- zeichnet werden.

Der Elbingstalteich ist ein künstliches Stillgewässer. Hier wurden 2006 insgesamt 26 höhere Taxa registriert. Euryöke und weit verbreitete Arten überwiegen. Bemerkenswert ist das Vor- kommen der Teichnapfschnecke (Acroloxus lacustris) sowie die hier untypischen Fließgewäs- serart Baetis muticus.

Außer Pisidium subtruncatum wurden keine Muschelarten und außer Gammariden keine Vertreter der Crustacea im UG festgestellt. Es ist nach Aussage der Oberen Naturschutzbe- hörde jedoch nicht völlig auszuschließen, dass im Elbingstalteich auch Großmuscheln und/ oder Edelkrebse vorkommen. Entsprechende Nachuntersuchungen sind im Zuge des Ab- staus rechtzeitig vor Baubeginn vorgesehen.

3.5 Schutzgut Boden 3.5.1 Bodentypen

Im UG lassen sich folgende Bodentypen mit unterschiedlicher Genese abgrenzen [9] (die Bezeichnungen in Klammern stehen für definierte Substrattypen nach AG Boden 1994):

Parallel zur Selke ist in ca. 50-150 m Meter Breite Gley (GGh fo-u/f-vl) in Folge von Staunässe mit reduzierenden Verhältnissen in den unteren Bodenhorizonten ausgeprägt. Gleye bieten der Vegetation stets ausreichend Wasser, während im Unterboden Sauerstoff fehlt. Sie sind von Natur aus nährstoffreicher als benachbarte Böden, wobei die Nährstoffverfügbarkeit jedoch durch den Sauerstoffmangel häufig herabgesetzt ist. Die in ihrer Genese nicht durch Staunässe gekennzeichneten Braunen Auenböden (AB: fo-kl/f-ks) schließen sich am Hang an. Sie weisen eine tiefreichende Verwitterung auf, sind im Allgemeinen sauerstoffreich und besit- zen eine hohe Ca-Sättigung. Auf den Kuppen sind die Böden großflächig als Braunerden (PP- BB: p-vu/pfl-vl) charakterisiert. Diese basenarme Form der Braunerde ist weitgehend auf die Nadelholzbestockung zurückzuführen.

Der südliche Teil des UGs unterhalb des geplanten Dammbauwerks umfasst die Flächen entlang der Selke. Hier sind auf dem Talboden im Überflutungsbereich Gleye und weiter vom Gewässer entfernt Braune Auenböden ausgeprägt.

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Die Materialentnahmestelle befindet sich überwiegend auf Parabraunerde und Pseudogley (BB-LF; GG-SS) unter einer Bergwiese (vgl. Plan B-7.1-1.5).

Den Böden, die sich unter naturnahen Gehölzbeständen (Laubwald, Vorwald) entwickelt haben, ist ein hoher ökologischer Wert zuzuordnen. Landwirtschaftlich als Intensivgrünland oder forstwirtschaftlich durch Fichtenmonokulturen genutzte Böden haben einen mittleren ökologischen Wert. Ökologisch geringwertige Böden befinden sich im Bereich von Straßen- und Wegetrassen sowie von Abgrabungen und Aufschüttungen.

Das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) hat die Böden in Sachsen-Anhalt hinsichtlich der Erfüllung ihrer Funktionen bewertet [16]. Der Grad der Funktionserfüllung ist in fünf Kategorien eingestuft worden und reicht von 1 = sehr hoch bis 5 = sehr gering. Zusätzlich wird die Kategorie 9 = Wald vergeben, ohne Einstufung in einen Grad der Funktionserfüllung.

Generell sind die Bodenfunktionen wie folgt zu untergliedern: • Pflanzenstandort (Standort für natürliche Vegetation / Standort für land- und forstwirt- schaftliche Nutzung • Regelung im Wasserhaushalt (Oberflächenwasserabfluss, Grundwasserneubildung) • Archiv der Natur- und Kulturgeschichte • Schadstoffpuffer

Die zur Verfügung gestellten Datensätze des LAU [15] zeigen für das UG flächendeckend Wald = Kategorie 9 auf. Böden unter Wald haben sich überwiegend über lange Zeiträume weitgehend ungestört entwickelt und sind deshalb hoch schutzwürdig. Auch dem Dauergrün- land in der Talaue ist eine Funktionserfüllung von hoch bis sehr hoch zuzuweisen. Archivböden nach §2 Abs. 2 Nr. 2 BBodSchG sind gemäß LAU-Datensatz im UG nicht vor- handen.

Der Boden stellt aufgrund seiner vielfältigen Funktionen im Naturhaushalt - z. B. als Träger der Bodenfruchtbarkeit, Lebensraum für Bodenorganismen, höhere Pflanzen und Tiere, Wasser- speicher und Filter ein generell zu erhaltendes Gut dar. Alle nicht überbauten bzw. versiegel- ten Flächen sind deshalb grundsätzlich von hoher Bedeutung für den Naturhaushalt und hoch empfindlich gegenüber Verdichtung und Versiegelung.

3.5.2 Altlasten Nach Mitteilung des Amtes für Planung, Wirtschaftsförderung, Umwelt u. Straßenverkehr, Landkreis Quedlinburg, ist im Vorhabenbereich nicht mit dem Auffinden von schädlichen Bodenveränderungen zu rechnen [28]. Dies besagt nicht, dass die vorhandenen Böden nicht auch mit Schwermetallen in einem für diesen Bereich üblichen Maß belastet sind.

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Aus der bergbaulichen Vergangenheit des Selketals nördlich von Straßberg kann nicht ausge- schlossen werden, dass die Auesedimente mit Schwermetallen im typischen Parameterum- fang der Bunterzgewinnung (Arsen, Blei, Cadmium, Kupfer, Chrom) belastet sind. Üblicher- weise finden sich in diesen Verhältnissen die maßgebenden Schwermetallkonzentrationen am Feinstkorn (Ton- und Schlufffraktion) der historischen Pochwerkhalden. Erosion und Gewäs- sertransport führen zu einer weitflächigen Verbreitung der Belastungen innerhalb des Selke- tals in Form ubiquitärer Grundbelastungen.

In der Planung werden für die Entsorgung möglicher belasteter Sedimente keine Maßnahmen und Kosten vorgesehen, da sämtliches Material auf der Großbaustelle verbleibt. Arbeits- schutzrechtlich wird davon ausgegangen, dass die Schwermetalle in den Tonen und Schluffen hinreichend fixiert sind, so dass keine besonderen Schutzmaßnahmen erforderlich werden. Näheres bleibt der Ausführungsplanung vorbehalten, für Altlastenuntersuchungen können z. T. Rückstellproben aus den Erkundungsbohrungen genutzt werden.

Ca. 200 m südlich des geplanten Dammes befindet sich eine Altlastenverdachtsfläche (Kenn- ziffer 15364022 5 3290). Diese Fläche hat die Bezeichnung „Alte Flur (Selketal), Fluorwerke“ [15] und ist im Plan B-7.1-1.6 dargestellt. Der Bereich ist vom Vorhaben nicht betroffen.

3.6 Schutzgut Wasser Das Schutzgut Wasser umfasst das Grundwasser und die Oberflächengewässer; vgl. auch vgl. § 2 Abs. 1 WHG.

3.6.1 Grundwasser Das UG gehört laut Landesbericht über die Bestandsaufnahme der Gewässer nach Art. 5 WRRL vom 31.03.2005 zum Grundwasserkörper DE_GB_SAL GW 064 „Harzer Paläozoi- kum“. Die Flächengröße des Grundwasserkörpers beträgt 777 km², wovon 727 km² in Sach- sen-Anhalt liegen.

Vom Gewässerkundlichen Landesdienst (GLD, Mitteilung vom 12.10.2015) wird der mengen- mäßige und chemische Zustand wie folgt angegeben: Der Grundwasserkörper wurde im Ergebnis der Zustandsbestimmung 2013 - auf Basis der Messwerte aus dem Jahr 2012 – in einen „guten chemischen Zustand“ nach EU- WRRL eingestuft. Die Bewertung erfolgte ent- sprechend Methodik Zustandsbestimmung GW Land ST für die Parameter Nitrat, PSM und Biozidprodukte, Arsen, Cadmium, Blei, Quecksilber, Ammonium, Chlorid, Sulfat, Tri- und Tetrachlorethen anhand von Qualitätsnormen, Schwellenwerten und Geringfügigkeitsschel- lenwerten nach LAWA. Die hohen Gehalte an Eisen, Mangan, Arsen, Kobalt, Nickel und Zink im Grundwasser wurden dabei als geogen bedingt eingeschätzt. Die sulfidische Vererzung des Grundgebirges mit den entsprechenden Verwitterungs- und Oxidationsprodukten beein-

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flussen den chemischen Charakter des Grundwassers maßgeblich. Der mengenmäßige Zu- stand ist ebenfalls mit „gut“ bewertet.

Der Grundwasserkörper liegt im Hauptgrundwasserleiter. Die Ausprägung der Deckschicht wird zu nahezu 90% als günstig eingestuft. Die ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Wald/Gehölze mit ca. 80% den größten Anteil an der Deckschicht haben. Acker- und Grün- land haben mit jeweils unter 10% einen geringen Anteil, ebenso Feuchtflächen mit ca. 3 %.

Die Zielerreichung nach WRRL für Chemie und Menge werden als wahrscheinlich eingestuft. Dabei ist festzustellen, dass keine weniger strengen Bewirtschaftungsziele gelten. Das Land Sachsen-Anhalt hat von dieser Möglichkeit nur für wenige Oberflächen- und Grundwasserkör- per infolge gegebener Altlastenproblematik oder mit Rücksicht auf Bergbaufolgen Gebrauch gemacht. Ausweislich der Dokumentation zur Inanspruchnahme weniger strenger Bewirtschaf- tungsziele und Fristverlängerungen für Grund- und Oberflächenwasserkörper in der Zustän- digkeit Sachsen-Anhalts für den Bewirtschaftungszeitraum 2016 bis 2021 [35] wurden für den gegenwärtigen wie auch für den künftigen Bewirtschaftungszeitraum nur für einzelne Oberflä- chenwasserkörper und Grundwasserkörper weniger strenge Umweltziele definiert. Demge- genüber muss für nahezu alle Oberflächenwasserkörper und für eine Reihe von Grundwas- serkörpern in Sachsen-Anhalt von Fristverlängerungen (hier: § 47 Abs. 2 Satz 2 WHG) Ge- brauch gemacht werden, weil sich die geltenden Bewirtschaftungsziele aufgrund natürlicher Gegebenheiten noch nicht erreichen ließen oder die technische Durchführbarkeit für konkrete Maßnahmen zur Umsetzung und zur Erreichung der Bewirtschaftungsziele noch fehlt. Dies gilt auch und gerade in Bezug auf den chemischen Zustand und die Stoffe Quecksilber und Nitrat.

Hinsichtlich Grundwasserstand und den Strömungsverhältnissen ist von Folgendem auszuge- hen:

Der Grundwasserstand im Tal steht (0,3 bis 0,6 m unter GOK) fast auf Geländehöhe an.

An den Hängen tritt niederschlagsabhängig eine mehr oder wenig intensive Wasserführung in offenen Klüften - vermutlich zumeist nur oberflächennah - auf. An den Hängen ist davon aus- zugehen, dass infolge der großen Heterogenität des Kluftgefüges kein gleichmäßiges Fließge- fälle vorliegt. Je nach Verwitterungsgrad des Tonschiefers ist mit unterschiedlich hohen Grundwasserständen im Hangbereich zu rechnen.

Das Niederschlagswasser infiltriert im Hangbereich über die Zersetzungs- und Auflockerungs- zone in die Klüfte des Festgesteins. Von einer Ankopplung des Kluftwassers an die Lockerge- steinsabdeckung im Selketal kann ausgegangen werden, da das Kluftwasser in Richtung Talsohle entlastet.

Im UG befindet sich kein Wasserschutzgebiet.

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3.6.2 Oberflächenwasser 3.6.2.1 Fließgewässer 3.6.2.1.1 Selke

Die Selke, das bedeutsamste Fließgewässer im Untersuchungsgebiet, entspringt im Mittelharz nahe der Wasserscheide von Bode- und Unstruteinzugsgebiet südöstlich von Stiege auf einer Höhe von ca. 530 m ü. NN. Dem Schichteinfall der herzynischen Scholle folgend, durchquert das Gewässer das Harzgebiet in vorwiegend östlicher und nordöstlicher Richtung auf einer Laufstrecke von etwa 40,7 km. Das Gefälle im Harzgebiet variiert zwischen etwa 5 und 10 ‰, lediglich oberhalb von Güntersberge sind Gefällewerte zwischen etwa 10 und 40 ‰ ausgebil- det. Bei Meisdorf tritt die Selke aus dem Unterharz, durchfließt in überwiegend nördlicher Richtung das Harzvorland und mündet nach einer Gesamtfließstrecke von etwa 67 km nord- westlich von Hedersleben auf einer Höhe von 99 m ü. NN in die Bode [11].

Über die Selke und ihre zahlreichen Zuflüsse entwässern große Teile der Ostharzhochfläche. Das Einzugsgebiet im Harz umfasst eine Fläche von 184 km². Das MHQ liegt bei 15,2 m³/s, der MQ bei 1,1 m³/s [2]. Dem Hauptgewässer fließen im UG sechs Nebengewässer zu. Hierzu zählen der Westerbach und der Steinfurtbach (als Elbingstalteich aufgestaut) sowie vier weite- re namenlose Bäche. Die Selke ist geprägt von sehr starker Bett- und Geschiebedynamik.

Bei der Selke handelt es sich um einen sommerkühlen Silikatbach der Mittelgebirge mit gro- bem Substrat, starken Abflussschwankungen und ausgeprägter Abflussdynamik mit länger dauernden Niedrigwasserperioden und kurzen, z.T. extremen Hochwasserspitzen. Die Ab- flussmaxima der Selke treten in Monaten Dezember/ Januar und März/ April auf. Dadurch ist mit den stärksten Hochwasserereignissen im Winterhalbjahr zu rechnen [11]. Im August und September sind die Abflüsse am geringsten. Schneeschmelzen, die sich z.B. mit Starkregen überlagern, können zu großen Hochwasserereignissen führen. Seltener treten große Ereignis- se, verursacht durch Starkregen, im Sommer auf. Hinzu kommen niedrige Temperaturen, die selten über 15°C steigen, ein hoher Sauerstoffgehalt, Nährstoffarmut (niedrige N- und P- Gehalte) sowie Elektrolytarmut [16].

Das Land Sachsen-Anhalt hat entsprechend der WRRL die Aufgabe, einen zusammenhän- genden und umfassenden Überblick über seine Gewässer zu ermitteln und einen Bewirtschaf- tungsplan mit Umweltzielen aufzustellen. Der Gewässerbericht 2009-2013 des LHW [37] stellt die Ergebnisse aus den Untersuchungen im Rahmen des Gewässerüberwachungsprogramms Sachsen-Anhalt dar.

Die Selke gehört im Untersuchungsgebiet zum Oberflächenwasserkörper SAL20OW03-00. Dieser erstreckt sich auf einer Fließgewässerlänge von 47 km vom Ablauf der TS Mühlenteich bei Güntersberge bis zur Selkemühle bei Ballenstedt und wurde als „überwiegend natürlicher“

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Wasserkörper ausgewiesen und dem prägenden LAWA-Gewässertyp 5 „grobmaterialreiche silikatische Mittelgebirgsbäche“ zugeordnet.

Der ökologische Zustand der Selke im Abschnitt zwischen Ablauf Talsperre Mühlenteich und Selkemühle (SAL20OW03-00) wird mit „mäßig“ angegeben. Dabei wird auf die folgende Ein- stufung der Qualitätskomponenten nach LHW [37] Bezug genommen:

Ökologischer Zustand nach für den Fließgewässerabschnitt SAL20OWK03-00 Ökologischer Zustand gesamt mäßig Biologische Qualitätskomponenten mäßig - Fischfauna mäßig - Makrozoobenthos mäßig - Makrophyten & Phytobenthos mäßig - Phytoplankton nicht bewertet Hydromorphologie schlechter als gut - Wasserhaushalt schlechter als gut - Durchgängigkeit schlechter als gut - Morphologie schlechter als gut allgemeine chem. phys. Parameter nicht eingehalten (o2, TOC, BSB7, ph-max, P-ges, ortho-P, NH4-N Bewertung spezifische Stoffe UQN überschritten Tabelle 2: Zustandsbewertung der Selke (SAL20OWK03-00)

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Abbildung 3: Ökologischer Zustand des Einzugsgebiets der Bode (Karte 5 aus [37])

Im Bericht zur Beschaffenheit der Fließgewässer und Seen in Sachsen-Anhalt 2005 – 2008 (LHW Nr. 6/2011) war der ökologische Zustand noch mit „schlecht“ bewertet.

An den Probenahmestellen (vgl. Anlage A-7.1-2, Kapitel 2.11.3) im späteren Rückstaubereich und in einem kleinen Nebenbach wurde 2006 ein Saprobienindex von 1,8 ermittelt. Unterhalb des geplanten Absperrdamms wurde ein Wert von 2,0 berechnet. Das Gewässer ist demnach der β-mesosaproben Zone (Gewässergüteklasse II: mäßig belastet) zuzuordnen. Im Gewäs- serbericht ist die Selke wie beschrieben charakterisiert. Die Zuflüsse der Selke im Untersu- chungsgebiet sind nicht gesondert erfasst und dargestellt. Oberhalb des Untersuchungsge- biets ist der Katzsohlbach erfasst, unterhalb der Rödelbach und der .

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Für die Selke ist eine Gewässerstrukturgütekartierung nach dem Verfahren der LAWA durch- geführt worden. Der Damm sowie der Rückstaubereich befinden sich im Oberflächenwasser- körper SAL20OW03-00. Dieser erstreckt sich auf einer Fließgewässerlänge von 47 km vom Ablauf der TS Mühlenteich bei Güntersberge bis zur Selkemühle bei Ballenstedt und wurde als „natürlicher Wasserkörper ausgewiesen“ sowie mit der Güteklasse 5 klassifiziert. Die Einstufung als "stark veränderter" Abschnitt beruht offenbar vor allem auf den Schadstrukturen im Gewässerumfeld (HRB rechtsseits und parallel verlaufende Wege linksseits, angrenzende Nadelholzmonokulturen). Es muss davon ausgegangen werden, dass die Selke hier wie auch in den meisten Abschnitten in der Vergangenheit anthropogen deutlich verändert worden ist (Begradigung, Verlegung, Uferverbau). Im UG haben sich aber inzwischen wieder überwie- gend naturnahe Strukturen entwickelt. Das Gewässerbett weist nur stellenweise eine starke Eintiefung und auch einige begradigte Abschnitte auf (siehe Anlage A-7.1-3).

Schließlich ist festzustellen, dass für das Oberflächengewässer Selke keine weniger strengen Bewirtschaftungsziele im Sinn von § 30 WHG gelten. Das Land Sachsen-Anhalt hat von die- ser Möglichkeit nur für wenige Oberflächen- und Grundwasserkörper infolge gegebener Altlas- tenproblematik oder mit Rücksicht auf Bergbaufolgen Gebrauch gemacht. Ausweislich der Dokumentation zur Inanspruchnahme weniger strenger Bewirtschaftungsziele und Fristverlän- gerungen für Grund- und Oberflächenwasserkörper in der Zuständigkeit Sachsen-Anhalts für den Bewirtschaftungszeitraum 2016 bis 2021 [35] wurden für den gegenwärtigen wie auch für den künftigen Bewirtschaftungszeitraum nur für einzelne Oberflächenwasserkörper und Grundwasserkörper weniger strenge Umweltziele definiert. Demgegenüber muss für nahezu alle Oberflächenwasserkörper und für eine Reihe von Grundwasserkörpern in Sachsen-Anhalt von Fristverlängerungen Gebrauch gemacht werden, weil sich die geltenden Bewirtschaf- tungsziele aufgrund natürlicher Gegebenheiten noch nicht erreichen ließen oder die techni- sche Durchführbarkeit für konkrete Maßnahmen zur Umsetzung und zur Erreichung der Be- wirtschaftungsziele noch fehlt. Dies gilt auch und gerade in Bezug auf den chemischen Zu- stand und die Stoffe Quecksilber und Nitrat. Für den Oberflächenwasserkörper SAL20OW03- 00 wurde von derr Fristverlängerung Gebrauch gemacht.

3.6.2.1.2 Steinfurtbach

Beim Abschnitt des Steinfurtbachs, der den Elbingstalteich durchfließt, handelt es sich um ein durch Menschen erheblich verändertes Gewässer. Eine Einstufung als erheblich verändert nach § 28 WHG erfolgte allerdings nicht.

Für den Steinfurtbach liegen keine offiziellen Daten zur Bewertung des ökologisches Zustan- des und des chemischen Zustandes vor. Aus einem Bericht dem Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt [34] ergibt sich:

„ Der Steinfurtbach (auch Elbingstalbach genannt) entspringt nordwestlich von Bärenrode und mündet nach ca. sechs Kilometern Lauflänge etwa zwei Kilometer unterhalb von

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Güntersberge linksseitig in die Selke. Er wird sowohl im Oberlauf bei Bärenrode als auch im Unterlauf (Elbingstalteich) kurz vor Einmündung in die Selke durch je einen Bachverbauungsteich aufgestaut. Trotz geringer Wasserführung ist der Steinfurtbach (als Elbingstalbach) durch die Beschreibungen und Untersuchungen von Hajo Hrncirik (1967) recht bekannt geworden. Im ganzen Ostharz gab es damals kein Gewässer mit einem derart reichen Elritzenbestand. Der Bach floss bis Ende der 1980er Jahre in schönen Mäandern durch ein sonniges Wiesental und diente tausenden von Elritzen sowie Groppen und Forellen als idealer Lebensraum. Kurz vor Ende der DDR-Ära wur- de der Bach zur Gewinnung zusätzlicher Weideflächen für Pensionsrinder begradigt und zerstört. Die Bemühungen von Hrncirik, die Öffentlichkeit gegen den Gewässerausbau zu sensibilisieren und so den Ausbau zu verhindern, mussten leider in der damaligen Gesellschaftsordnung erfolglos bleiben. Kurze Zeit später gab es die DDR nicht mehr und damit auch keine Pensionsrinder im Harz. Bei Befischungen von WÜSTEMANN (2003) im Unterlauf des Steinfurtbachs wurden zwar nach wie vor Elritzen (verbreitet), Bachforellen (verbreitet) und Groppen (selten) festgestellt, doch in wesentlich geringe- ren Häufigkeiten als früher.“

Diese Beschreibung lässt auf einen „schlechten“ ökologischen Zustand des Steinfurtbachs schließen.

3.6.2.1.3 Westerbach

Beim Westerbach handelt es sich um einen Zufluss zur Selke nördlich der Ortslage Straßberg und südlich des geplanten Standortes des Hochwasserrückhaltebeckens. Auch für den Wes- terbach liegen keine offiziellen Daten zur Bewertung des ökologisches Zustandes und des chemischen Zustandes vor (sogenanntes Kleingewässer). Im Bericht dem Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt [34] wird der Westerbach nicht er- wähnt. Deshalb ist wohl von einem „schlechten“ ökologischen Zustand und einem „nicht gu- ten“ chemischen Zustand auszugehen

Lediglich hydrologische Daten (Abflussdaten) sind wie folgt bekannt: • MQ = 0,10 m3/s 3 • HQ2 = 0,35 m /s 3 • HQ5 = 0,54 m /s 3 • HQ10 = 0,73 m /s • HQ25 = 1,05 m3/s 3 • HQ50 = 1,35 m /s 3 • HQ100 = 1,70 m /s

Der Westerbach nimmt damit keinen entscheidenden Einfluss auf die Abflussverhältnisse der Selke.

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3.6.2.2 Stillgewässer

Am unteren Ende des Elbingstals liegt als einziges Stillgewässer im UG der Elbingstalteich in Fließrichtung links der Selke. Es handelt sich um ein künstliches Gewässer im Sinne des § 28 WHG, das durch den Aufstau des Steinfurtbachs geschaffen wurde und im Dauerstau betrie- ben wird. Der Elbingstalteich besitzt einen Damm zum Selketal, der Überlauf mündet über ein kurzes Reststück des Steinfurtbachs in die Selke. Der im Jahr 1725 angelegte Elbingstalteich stellt ein relativ großes, fischreiches Stillgewässer dar, welches als Angelteich dient. Der Grundablassstollen wird von Fledermäusen als Winterquartier genutzt (siehe Kapitel 4.2.2.3).

Im Gewässerbericht 2005-2008 des LHW [31] und im Gewässerbericht 2009-2013 des LHW [37] ist der Elbingstalteich nicht aufgeführt. Der Elbingstalteich wird in der vorliegenden aktuel- len Kartierung der Biotoptypen (vgl. Anlage A-7.1-7) als anthropogenes nährstoffreiches Stau- gewässer mit einem Verlandungsbereich im Norden (Zufluss des Steinfurtbachs) erfasst. Mangels anderweitiger Daten und Hinweise muss für den Elbingstalteich angenommen wer- den, dass sein ökologischer Zustand „schlecht“ und der chemische Zustand „nicht gut“ ist.

Im Rahmen der faunistischen Erhebungen 2013 wurde der Elbingstalteich auf Vorkommen von Arten des Makrozoobenthos beprobt (siehe Anlage A-7.1-6). Es ergaben sich keine Hin- weise auf eine erhöhte trophische Belastung des Stauteiches (vgl. auch Anlage A-7.1-2).

3.7 Schutzgut Klima und Luft

Das UG liegt im Bereich vorherrschend westlicher Winde und damit im Regenschatten des Ober- und des Hochharzes. Es ist dem „Mitteldeutschen Berg- und Hügellandklima“ zuzuord- nen. An der Klimastation Harzgerode (7,5 km nordöstlich von Straßberg, 401 m ü. NN) wurde eine mittlere Jahrestemperatur von 6,4 °C, 33,2 Eistage/Jahr und 119,8 Frosttage/Jahr ge- messen. Die mittlere Dauer der Vegetationsperiode liegt bei 170-215 Tagen und die mittlere Jahressumme des Niederschlags beträgt in Harzgerode 635 mm, im Gemeindegebiet Straß- berg mindestens 700 mm [6].

Im Bereich der offenen, als Grünland oder Acker genutzten Höhenlagen wird vor allem in windschwachen, klaren Nächten Kaltluft gebildet, die über die Hänge abfließt. Im Talraum sammelt sich im Ist-Zustand die Kaltluft, was zur Bildung eines mächtigen Kaltluftsees führen kann. Der Abfluss erfolgt zwar dem Relief folgend in Richtung der tiefer liegenden Bereiche, die Gehölzbestände in den Bachtälern bilden jedoch Hindernisse für die Kaltluftströme.

Klimatisch ausgleichend wirken die Waldbestände. Tagsüber fließt kühlere, feuchtere Luft aus den Waldbereichen in das gehölzfreie Umland, nachts strömt wärmere Luft aus den Waldflä- chen in die stärker auskühlende offene Landschaft. Der Wald wirkt zudem gegenüber Luft- schadstoffen filternd und trägt bedeutend zur Frischluftbildung bei.

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3.8 Schutzgut Landschaft

Das Selketal ist Teil eines für den Ostharz typischen Mittelgebirgsbachnetzes. Die Hänge sind großflächig mit Fichtenforsten, aber auch mit naturnahen Laubwaldgesellschaften bestanden; vereinzelt sind Bergmähwiesen in die Waldflächen eingestreut. Künstliche Höhlen, Stollen und Schächte, die durch die jahrhundertelangen Bergbau in der Region entstanden sind, und natürliche Felslandschaften mit xerothermer Vegetation sind überall anzutreffen.

Die Selke verläuft - bis auf einige begradigte Abschnitte - stark geschwungen bis geschlängelt und bestimmt dadurch das Landschaftsbild maßgeblich. Die offenen Auenbereiche im Selketal weisen abwechslungsreiche Strukturen auf. Besonders die begleitenden Erlen- und Weiden- galerien innerhalb der Grünlandflächen bilden prägende Strukturelemente und landschaftliche Leitlinien.

Der Eindruck einer unzersiedelten Landschaft wird durch die wenigen Einzelgebäude unter- halb des geplanten Dammes und durch die Trasse der Selketalbahn kaum gestört.

Alle Flächen mit naturnahen Auen und Wäldern sowie offene Höhenlagen mit weiter Sicht in die Landschaft haben eine besondere Bedeutung für das Landschaftsbild und damit auch für die landschaftsgebundene Erholung. Die Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet trägt die- sem Umstand Rechnung. In der Verordnung zum Landschaftsschutzgebiet wird als besonde- rer Schutzzweck in § 3 Abs. 2 das Landschaftsschutzgebiet als zu pflegen, zu beleben, zu gliedern und ggf. wiederherzustellen genannt. Darüber hinaus ist die Eignung des Gebietes für die Erholung in Natur und Landschaft zu erhalten und zu verbessern.

3.9 Kulturgüter und sonstige Sachgüter Es befinden sich mehrere Montandenkmale und historische Bergbaurelikte im UG. Zwei Flä- chen am südlichen Fuß des Großen Amptenberges und eine Fläche im Bereich des Wester- bachs („Straßberger Gangzug“) sind vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt als mittelalterliche Bergbauanlagen ausgewiesen. Im Tal- und Hangbereich zwischen Großem und Kleinem Ampenberg existieren eine Vielzahl weiterer Bergbaurelikte in Form von Meilerplätzen, Pingen, Hohlwegen und Stollen [14] (vgl. Plan B-7.1-1-5).

Die Trasse der zur Harzer Schmalspurbahn gehörenden Selketalbahn sowie der Elbingstal- teich als künstliches Gewässer sind Objekte der Bau- und Kunstdenkmalpflege [13].

Die Harzer Schmalspurbahn (HSB) mit über 140 km Gesamtlänge ist ein wichtiges techni- sches Denkmal der Region. Die "Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft (GHE)" eröffnete bereits 1887 die erste meterspurige Eisenbahn im Harz. Da die Strecke auf vielen Kilometern durch das Tal der Selke verläuft, erhielt die Bahn den Beinamen "Selketalbahn".

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Die meisten Touristen fahren mit den Zügen der HSB von und zum Brocken. Die Selketalbahn gilt als die schönste Schmalspurbahn im Harz.

Der Elbingstalteich wurde um 1725 angelegt. Als Wasserspeicher diente er damals der Ener- giegewinnung zum Betreiben der Straßberger Bergbauanlagen im Zechenfeld und Rödelbach- tal. Das Wasser wurde südlich und parallel in einem höher angelegten Niveau zur Selke auf zwei Pochwerke geführt. Mit dem Niedergang des Silbererzbergbaus in der Mitte des 18. Jahrhunderts verlor der Elbingstalteich seine Bedeutung als Bergbauteich. Zwischen 1973 und 1974 wurde er rekonstruiert und danach auch als Trinkwassernotreserve vorgehalten; heute dient er nur mehr als Angelgewässer.

Im Bereich des Elbingstalteichs befindet sich ein denkmalgeschütztes Objekt. Es ist allerdings unklar, ob der Elbingstalteich an sich oder das Staubauwerk Denkmalwert besitzt.

4 Beschreibung und Bewertung der zu erwartenden Umweltauswirkun- gen des Vorhabens einschließlich der zugehörigen Folgemaßnahmen

Auf Grundlage der Vorhabenbeschreibung werden die Auswirkungen auf die Umwelt, die durch Bau, Anlage und Betrieb des HRBs sowie die zugehörigen Folgemaßnahmen zu erwar- ten sind, in den weiteren Unterkapiteln schutzgutbezogen im Detail beschrieben und bewertet. Dabei wird soweit möglich zwischen dem Hochwasserrückhaltebecken Straßberg und den Folgemaßnahmen unterschieden (vgl. Kapitel 2.1). Soweit erkennbare Beeinträchtigungen durch Gegenmaßnahmen ganz oder teilweise vermieden werden können, wird dies erläutert. Die Vermeidungsmaßnahmen sind im Einzelnen in Kapitel 5 beschrieben und werden ent- sprechend im LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung übernommen.

4.1 Auswirkungen auf das Schutzgut Menschen 4.1.1 Baubedingte Auswirkungen Baubedingte Auswirkungen auf das Schutzgut Menschen sind durch Immissionen (Lärm und Staub) sowie Erschütterungen möglich und zu erwarten. Weiterhin ist die Benutzbarkeit der Wege für Spaziergänger oder zum Radwandern zeitweise eingeschränkt (z. B. wird die Nut- zung des Waldweges zur Baustelle Elbingstalteich während der ca. halbjährigen Bauzeit durch LKW-Verkehr beeinträchtigt) oder durch Umverlegung der Wege im Bereich des Dammbauwerkes temporär unterbrochen.

4.1.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Während der Bauzeit für das Hochwasserrückhaltebecken Straßberg (Dammbauwerk) von ca.

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3 Jahren sind Störungen der Anwohner durch Immissionen und Erschütterungswirkungen entlang der Zufahrtswege zur Dammbaustelle nicht zu vermeiden. Betroffen ist vor allem die Wohnbebauung unterhalb des Dammes (Entfernung von der Baustelle ca. 200 m) sowie entlang der Zulieferstrecken für Beton und Stahlteile. Auch weiter zurückversetzt liegende Wohnbebauungen entlang der Straßen können beeinträchtigt werden, wenn sie nicht durch eine geschlossene Randbebauung abgeschirmt sind. Soweit Erschütterungswirkungen im Zusammenhang mit der geplanten Nutzung von Baustraßen nicht vermieden oder gemindert werden können, kommt zumindest die vom Vorhabenträger vorgesehene Beweissicherung (vgl. Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 13) zum Tragen.

Für die überörtliche Erreichbarkeit der Baustelle bestehen drei Möglichkeiten:

• von Nordwesten/ Nordosten auf der B 242 kommend über Siptenfelde direkt zum Damm- bauwerk, • von Nordosten auf der B 242 kommend über Silberhütte und Straßberg zum Dammbau- werk, • von Süden über die A 38 kommend auf der L 234, • von Süden über die A 38 kommend auf der B 85, L 236/ L235/ L234 über Berga, Rottle- berode, Schwenda und Straßberg zum Dammbauwerk.

Für die überörtliche Erreichbarkeit gilt, dass sich der Baustellenverkehr auf der Ebene Auto- bahn und Bundes- und Landesstraße im Rahmen der Verkehrsfunktion und des „normalen Verkehrsaufkommens“ der betreffenden Straßen bewegt und die Alternativen insoweit gleich- wertig sind. Eine Belastung des Schutzgutes Mensch, welche dem Vorhaben zuzurechnen ist, ergibt sich damit nicht.

Zur Vermeidung und Minderung der zu erwartenden Immissionen (Lärm und Staub) ist vorge- sehen, lärmgedämpfte Baumaschinen und abgasarme Fahrzeuge zu verwenden. Ohnehin ist durch die einschlägigen Vorschriften (z. B. 32. Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung - 32. BImSchV)) sichergestellt, dass technische Standards auch und gerade zur Vermeidung schädlicher Um- welteinwirkungen wie Lärm und Staub eingehalten werden. Ausgehend davon ist nicht anzu- nehmen, dass die zu erwartenden Immissionen die für schutzbedürftige Nutzungen maßgebli- chen Grenzwerte überschreiten werden.

Die Einschränkungen bei der Benutzbarkeit der vorhandenen Wander- und Radwanderwege sind temporär und werden auf das absolute Mindestmaß beschränkt. Die Nutzung der Wan- der- und Radwege im Bereich des Dammbauwerks ist bauzeitlich nicht möglich, es werden jedoch Umleitungen ausgeschildert.

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Die ausgewiesenen Umleitungen der Wanderwege sollen auf Anregung des Landkreises und der Stadt dauerhaft für die gesamte Bauzeit Bestand haben und sich an bereits bestehenden und markierten Wegen orientieren. Daher wird folgende Umleitung des Selkestieges für die Dauer der Bauzeit vorgeschlagen:

• aus Straßberg kommend südlich hinaus bis zum Milchweg • auf dem Milchweg entlang des Amptenbergs zum Stolberger Stadtweg • auf dem Stolberger Stadtweg am Martinsberg vorbei nach Güntersberge

Die vorgeschlagene Umleitung ist gleichermaßen für Wanderer und Radfahrer geeignet. Der gesamte Baustellenbereich wird weiträumig umgangen, so dass Konflikte mit dem Baustellen- verkehr und Beeinträchtigungen aus dem Baubetrieb weitgehend vermieden werden können.

4.1.1.2 Folgemaßnahmen Im räumlichen Umfeld des Dammbauwerkes einschließlich Umverlegung der Selke und Um- verlegung der Bahntrasse sowie der bauzeitlichen seitlichen Materialentnahme kann die Bebauung Alte Fluor von baubedingten Immissionen (Lärm und Staub) betroffen werden. Unzumutbare Erschütterungswirkungen können demgegenüber ausgeschlossen werden, weil weder zur Herstellung des Dammbauwerkes noch zur bauzeitlichen seitlichen Materialent- nahme Sprengungen erforderlich sind.

Zur Vermeidung und Minderung der zu erwartenden Immissionen (Lärm und Staub) ist vorge- sehen, lärmgedämpfte Baumaschinen und abgasarme Fahrzeuge zu verwenden. Ohnehin ist durch die einschlägigen Vorschriften (z. B. 32. Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung - 32. BImSchV)) sichergestellt, dass technische Standards auch und gerade zur Vermeidung schädlicher Um- welteinwirkungen wie Lärm und Staub eingehalten werden. Ausgehend davon ist nicht anzu- nehmen, dass die zu erwartenden Immissionen die für schutzbedürftige Nutzungen maßgebli- chen Grenzwerte überschreiten werden.

Umfangreiche Schüttmaterialtransporte für den Bau des Rückhaltedamms können durch die direkt an der Baustelle gelegene Materialgewinnung vermieden werden. Da das Material für den Damm durch Meißeln und Reißen gewonnen wird, werden Sprengungen (mit Lärm und Erschütterungen) vermieden. Dennoch ist auch durch die Abbautätigkeit in Form von Meißeln und Reißen und dem LKW-Verkehr mit Lärm- und Staubemissionen und somit eine Beein- trächtigung der Wohnbebauung im Abstand von ca. 300 m zu erwarten. Für die Arbeiten an der Materialentnahmestelle gelten daher auch die o.g. Vermeidungs- und Verminderungs- maßnahmen.

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Bei der bauzeitlichen Ableitung des Grund- und Niederschlagswassers von den Baustellen in die Selke führt durch den Betrieb von Pumpen zu weiteren Lärmemissionen. Diese Beein- trächtigung wird jedoch als nicht erheblich eingestuft, da die Lärmintensität der Pumpen nicht hoch genug ist, um über größere Distanzen beeinträchtigend zu wirken.

Im Bereich der Bauarbeiten am Damm des Elbingstalteichs sind die Wander- und Radwege zeitweise gesperrt, es werden jedoch Umleitungen ausgeschildert (siehe Hochwasserrückhal- tebecken Straßberg). Schließlich sind die Einschränkungen bei der Benutzbarkeit der vorhan- denen Wander- und Radwanderwege temporär und auf das absolute Mindestmaß beschränkt.

Die Umverlegung der Selke am Dammfuß des Elbingstalteichs hat keine baubedingten Aus- wirkungen auf das Schutzgut Menschen. Baubedingter Lärm und Erschütterungen führen auf Grund der Entfernung zu keinen erheblichen Auswirkungen auf Anwohner (Hotelanlage ca. 850 m entfernt). Wanderer/ Radfahrer sind nicht betroffen, weil die Wanderwege um die Bau- stelle herumgeleitet werden.

Auch die Umverlegung der Abwasserdruckleitung und die Verlegung der Stromleitung (Erdka- bel) im Bereich der seitlichen Materialentnahme führen zu bauzeitlichen Lärmemissionen und sind von bauzeitlichem Zulieferverkehr betroffen. Es gelten die o. g. Vermeidungs- und Ver- minderungsmaßnahmen.

4.1.2 Anlagenbedingte Auswirkungen Anlagebedingte Auswirkungen sind durch die Umverlegung von Wegen zu erwarten.

4.1.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Durch das talquerende Dammbauwerk mit Kombinationsbauwerk, Pegel und Treibholzsperre ist eine dauerhafte Verlegung von Wander- und Radwegen notwendig. Von einer erheblichen Einschränkung der Erholungsnutzung (Tourismus, Naherholung, Wandern/ Spazierengehen, Radfahren, Joggen) durch diese Verlegung ist nicht auszugehen, da Anschlüsse an die vor- handenen Wege wiederhergestellt und einige Wegebeläge besser als zuvor begeh- und be- fahrbar sein werden (auch für Anwohner der Alten Flour nutzbar).

4.1.2.2 Folgemaßnahmen Die umverlegte Selke und Bahntrasse im Bereich des Dammbauwerks haben anlagebedingt keine negativen Auswirkungen auf das Schutzgut Menschen.

Auch von der nach Abschluss der Bauarbeiten begrünten Materialentnahme und dem fertig- gestellten Damm am Elbingstalteich mit umverlegter Selke sind keine anlagebedingten Aus- wirkungen auf das Schutzgut Menschen zu erwarten.

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Von der umverlegten Abwasserleitung und Stromleitung sind anlagebedingte Auswirkungen auf das Schutzgut Menschen auszuschließen.

4.1.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Während aller Einstauereignisse wird die Nutzbarkeit der Harzer Schmalspurbahn einge- schränkt. Die Nutzbarkeit der Wanderwege im Selketal wird bei Einstauereignissen ab HQ50 eingeschränkt. Durch die Rückhaltung des Hochwassers ergibt sich eine Schutzwirkung für die flussabwärts an der Selke gelegenen Ortschaften.

4.1.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Die Kappung der Hochwasserscheitel ist für die Unterlieger ausschließlich positiv. Der Schutz vor Hochwasser ist ausdrücklicher Zweck des Vorhabens. Im Einstaubereich befinden sich keine Wohnhäuser oder sonstigen Gebäude. Durch das HRB wird die Bebauung unterhalb des Dammbauwerks vor Hochwasser geschützt. Oberlieger (in Güntersberge) sind nicht vom Einstau betroffen, da maximal bis zum Bereich des Elbingstalteichs eingestaut wird.

Für die touristische Nutzung des Gebiets ergeben sich temporäre Einschränkungen während eines Einstauereignisses durch Überflutung der Wanderwege sowie durch Unbenutzbarkeit des Gleisabschnitts der Selketalbahn. Nach Ablauf des Wassers ist stellenweise mit Ablage- rungen von Geröll, Schlamm und Totholz zu rechnen. Im Bereich der Wege und der Bahnstre- cke werden diese Ablagerungen im Rahmen der Unterhaltung kurzfristig beseitigt. Die Auswir- kungen werden als nicht erheblich eingestuft, da sie nur in großen Zeitabständen eintreten und auch im Ist-Zustand während und nach größeren Hochwasserereignissen die Wege im Tal und am Talrand zeitweise nicht benutzbar sind.

Bei Einstauereignisse ab HQ50 wird eine Umleitung für den Selketalstieg entsprechend der bauzeitlichen Umleitung empfohlen (siehe Kapitel 4.1.1, Hochwasserrückhaltebecken Straß- berg).

4.1.3.2 Folgemaßnahmen Durch die Folgemaßnahmen sind keine betriebsbedingten negativen Auswirkungen auf das Schutzgut Menschen zu erwarten. Durch die Umverlegung von Wegen im Bereich des Dammbauwerks wird die Hauptwegeverbindung im Selketal aufrechterhalten.

4.1.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Menschen

In der folgenden Tabelle sind die in den vorangegangenen Kapiteln ermittelten Auswirkungen auf das Schutzgut Menschen zusammengestellt und hinsichtlich ihrer Erheblichkeit bewertet. Die relevanten negativen Auswirkungen sind in dem Plan B-7.1-1.7 als Konflikte dargestellt.

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Tabelle 21: Auswirkungen Schutzgut Menschen

Auswirkungen Baubedingt Anlagenbedingt Betriebsbedingt

Hochwasserrückhaltebecken

Straßberg Störung der Wohnnutzung am Dammbauwerk (Alte Fluor) durch x - - Lärm, Abgase, Erschütterungen Störung der Wohnnutzung ent- lang von Baustraßen durch Lärm, x - - Abgase, Erschütterungen Störung der Erholungsnutzung in der Landschaft durch Lärm, Abgase, Erschütterungen und/ x 0 x oder die Sperrung von Wander- wegen Schutz der Unterlieger vor Hoch- - - + wasser durch Betrieb des HRB

Folgemaßnahmen

Störung der Wohnnutzung am Dammbauwerk (Alte Fluor) durch x - - Lärm, Abgase, Erschütterungen Störung der Wohnnutzung ent- lang von Baustraßen durch Lärm, x - - Abgase, Erschütterungen Störung der Erholungsnutzung in der Landschaft durch Lärm, Abgase, Erschütterungen und/ x 0 0 oder die Sperrung von Wander- wegen

0 keine signifikanten Auswirkungen - trifft nicht zu x geringe Beeinträchtigung + positive Auswirkungen xx erhebliche Beeinträchtigung ( ) Prognose unsicher

Erhebliche dauerhaft negative Wirkungen auf den Menschen, seine Gesundheit und sein Wohnumfeld und die Möglichkeit der Erholungsnutzung des Gebietes gehen vom Vorhaben nicht aus. Der Schutz vor Hochwasserereignissen, die zu einer Gefährdung von Leben und Eigentum der Anwohner im Selketal führen können, wird existenziell verbessert.

4.2 Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere, biologische Vielfalt Tiere und Pflanzen und somit auch die biologische Vielfalt (Biodiversität) sind durch das Vor- haben in unterschiedlichem Maße direkt durch Habitatverlust oder Habitatschädigung und/

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oder indirekt durch temporäre Überstauung und langfristige Veränderung der Lebensräume betroffen.

4.2.1 Pflanzen/ Biotope 4.2.1.1 Baubedingte Auswirkungen

Baubedingte Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen entstehen durch die bauzeitliche Flächeninanspruchnahme für Baustraßen, Zwischenlager und sonstigen Baustelleneinrich- tungsflächen. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden auf dem größten Teil der Flächen die Biotoptypen wieder hergestellt, so dass die Beeinträchtigung nur als temporär anzusehen ist. Daneben erfolgt durch die Bauwasserhaltungen eine räumlich und zeitlich begrenzte Absen- kung des Grundwasserspiegels und damit eine Veränderung des Bodenwasserhaushalts. Im Bereich der Materialentnahmestelle erfolgt durch die Bauwasserhaltung eine sukzessive Grundwasserabsenkung, die ihr Maximum bis zum Abschluss der Bauarbeiten und der Rekul- tivierung der Fläche erreicht und dann dauerhaft bestehen bleibt. Die Auswirkungen werden daher als dauerhafte, anlagebedingte Auswirkungen (Kapitel 4.2.1.2.2) betrachtet.

4.2.1.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Die bauzeitliche Inanspruchnahme der Vegetationsbestände im Bereich des Dammbauwerks und am Zwischenlager 1 führt zu einem temporären Verlust dieser Bereiche als Lebensraum für Pflanzen. Betroffen sind vor allem wertvolle und teilweise geschützte Gehölz- und Grün- landbestände. Der Verlust der Auwaldbereiche ist nicht zu vermeiden, obwohl die bauzeitli- chen Flächen auf ein Minimum begrenzt wurden. Es sind daher umfangreiche Schutzmaß- nahmen vorgesehen (vgl. Kapitel 5.1). Im Randbereich liegende wertvolle Bereiche werden vorab ausgegrenzt und als Tabuflächen markiert. Eine Verminderung der Flächeninanspruch- nahme auf das für die Bauausführung zwingend notwendige Maß wird grundsätzlich ange- strebt und im Zuge der Baumaßnahme vor Ort festgelegt.

4.2.1.1.2 Folgemaßnahmen

Durch die bauzeitliche Umverlegung der Selke im Bereich des Dammbauwerks ist ein Eingriff in das Fließgewässer sowie wertvolle und teilweise geschützte Gehölz- und Grünlandbestän- de unvermeidbar. Die Umverlegung erfolgt jedoch in Bereichen, die für die Errichtung des Dammbauwerks ohnehin bauzeitlich und dauerhaft in Anspruch genommen werden müssen. Die für die bauzeitliche Umverlegung in Anspruch genommenen Flächen sowie das Gewässer selbst werden nach Abschluss der Bauarbeiten wieder hergestellt, sofern die Flächen nicht durch das Damm- oder Durchlassbauwerk oder die Pegelmessstrecke beansprucht werden (siehe dazu Kapitel 4.2.1.2).

Die Bauwasserhaltungen am Dammbauwerk ist räumlich und zeitlich begrenzt und betrifft überwiegend Bereiche, die durch die Flächeninanspruchnahme für den Baubetrieb ohnehin beeinträchtigt sind. Die Bauwasserhaltung auf der Materialentnahmefläche führt sukzessive zu

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einer großflächigen Grundwasserabsenkung, die nach Abschluss der Materialgewinnung dauerhaft erhalten bleibt. Die Auswirkungen werden daher als dauerhafte, anlagebedingte Auswirkungen (Kapitel 4.2.1.2.2) betrachtet.

Im Bereich der Materialentnahme und am Zwischenlager 2 wird bauzeitlich in geschützte Grünlandflächen eingegriffen. Darüber hinaus werden Grünlandbereiche, Gebüsche und Baumreihen in Anspruch genommen. Die Flächen der Materialentnahme werden nach der Gewinnung des Dammbaumaterials wieder hergestellt. Aufgrund der Abgrabungen entsteht im Süden der Fläche eine Böschung/ Steilwand die der natürlichen Entwicklung überlassen wird und so wertvolle Felsbiotope ausbilden kann.

Am Elbingstalteich werden bauzeitlich wertvolle und teilweise geschützte Gehölz- und Grün- landbestände für die Dammertüchtigung und die Umverlegung der Selke in Anspruch genom- men. Diese Flächen werden nach Abschluss der Bauarbeiten wieder hergestellt.

Die zeitlich befristete Teilabsenkung des Wasserspiegels des Elbingstalteichs während des Abtrags der Dammkrone um 0,5 - 1 m führt zu einer temporären Verkleinerung des Stillge- wässerbiotops und zum Trockenfallen von Wasserpflanzenstandorten. Es handelt sich um eine zeitlich befristete Maßnahme, die Unterwasservegetation kann sich bei Wiedereinstau uneingeschränkt wieder entwickeln.

Die voraussichtlich bauzeitlich benötigten Flächen (Baustreifen, Zufahrten zum Baufeld, Be- reiche zur temporären Lagerung von Boden- bzw. Dammbaumaterial, Baustelleneinrichtung) sind in der folgenden Tabelle überschlägig zusammengestellt. Die bauzeitlich benötigten Flächen werden nach Abschluss der Baumaßnahmen rekultiviert (vgl. LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung).

Tabelle 22: Baubedingte Biotopverluste

Biotoptyp/ Nutzung Biotopwert Fläche

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg und Folgemaßnahmen (Dammbauwerk)

Laubmischwald mittel-hoch ca. 0,1 ha

Reinbestand Nadelholz mittel ca. 0,05 ha

Erlen-Eschen-Weichholzauenwald (LRT 91E0*; BGB), sehr hoch ca. 0,26 ha Einzelbäume, Baumgruppen

Naturnaher Fluss (BGB) hoch ca. 0,02 ha

Feuchtwiesenbrache, magere Flachlandmähwiese, mittel-sehr hoch ca. 0,09 ha (teilweise BGB, keine Ausprägung als LRT)

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Biotoptyp/ Nutzung Biotopwert Fläche

Feuchtwiesenbrache, mesophiles Grünland, sonstige mittel-hoch ca. 1,47 ha Feucht- oder Nasswiese

Bahntrasse gering ca. 0,01 ha

Folgemaßnahmen (Materialentnahmestelle, Zwischenlagerfläche 2, Elbingstalteich)

Mischwald Laubholz-Nadelholz, Pionierwald mittel-hoch ca. 0,28 ha

Auwald (LRT 91E0, BGB) sehr hoch ca. 0,15 ha

Einzelbäume, Baumgruppen, Gebüsch (z.T. BGB) mittel-hoch ca. 0,04 ha

Gebüsch trocken-warmer Standorte (BGB) hoch ca. 0,03 ha

Naturnahes Fließgewässer (BGB) sehr hoch ca. 0,01 ha

Mesophiles Grünland, Magere Flachlandmähwiese mittel-sehr hoch ca. 5,15 ha (BGB), Bergmähwiese (BGB)

Magere Flachland-Mähwiesen (LRT 6510; BGB) sehr hoch ca. 0,04 ha

Unbefestigter Weg gering ca. 0,09 ha

Befestigter Weg gering ca. 0,02 ha

4.2.1.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Anlagebedingte Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen entstehen durch die dauerhafte Flächeninanspruchnahme für das Dammbauwerk und seine technischen Einrichtungen. Auch die Umverlegung der Selke und der Selketalbahn im Bereich des Dammbauwerks sowie die Ertüchtigung des Damms am Elbingstalteich, die Umverlegung der Selke im Bereich des Elbingstalteichs und die Verbreiterung und Umverlegung von Wegen beanspruchen dauerhaft Biotopflächen. Im Bereich der Materialentnahmestelle erfolgt durch den Abbau eine dauerhaf- te Grundwasserabsenkung Grundwasserabsenkung (siehe Anlagen zur Heft 1 A-1-5 und A-1- 6, Hydrogeologisches Modell und Grundwassermodellierung).

4.2.1.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Auf den für das Dammbauwerk und seine technischen Einrichtungen benötigten Flächen gehen wertvolle Gehölz- und Grünlandbestände dauerhaft verloren. Betroffen sind Einzelge- hölze, Waldbestände und Erlen-Eschen-Weichholzauenwald (prioritärer LRT 91E0*). Zudem werden (Feucht-)Grünlandbereiche in der Aue (mesophiles Grünland /Grünlandbrache und Feuchtwiesenbrache sowie Magere Flachlandmähwiesen (zum Teil Ausprägung als LRT 6510) dauerhaft in Anspruch genommen.

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4.2.1.2.2 Folgemaßnahmen

Der Bereich der dauerhaft umzuverlegenden Selke erfolgt in einem Abschnitt, der als BGB (naturnaher Fluss) ausgewiesen ist. Die Umverlegung erfolgt jedoch in Bereichen, die bereits durch das Dammbauwerk und seine technischen Einrichtungen (Durchlassbauwerk und Pe- gelmessstrecke) bauzeitlich und dauerhaft in Anspruch genommen wurden. Eine zusätzliche Beeinträchtigung von Biotopen entsteht hierdurch nicht.

Die dauerhafte Umverlegung der Selketalbahn führt entlang der Trasse kleinräumig zur Inan- spruchnahme von Biotopen. Dabei handelt es sich jedoch um Flächen, die für die Errichtung des Dammbauwerks ohnehin bauzeitlich und dauerhaft in Anspruch genommen werden müs- sen. Diese werden nach Abschluss der Bauarbeiten wieder hergestellt, sofern sie nicht durch das Durchlassbauwerk dauerhaft in Anspruch genommen werden.

Am Elbingstalteich werden durch die Ertüchtigung des Damms wertvolle und teilweise ge- schützte Gehölzbestände und Fließgewässerabschnitte in Anspruch genommen. Es handelt sich um den Zulauf des Elbingstalteichs zur Selke (Steinfurtbach) und einen Abschnitt der Selke (BGB) mit umgebendem Auwald (LRT 91E0*). Darüber hinaus ist der Gehölzbestand auf dem derzeitigen Damm des Elbingstalteichs betroffen.

Durch die dauerhafte Umverlegung der Selke am Elbingstalteich erfolgt ein Eingriff in ein naturnahes Fließgewässer sowie wertvolle und teilweise geschützte Gehölz- und Grünlandbe- stände. Die Umverlegung erfolgt jedoch aus einem Bereich heraus, der für die Dammertüchti- gung ohnehin bauzeitlich und dauerhaft in Anspruch genommen werden muss. Für den neuen Verlauf der Selke werden wertvolle Grünlandbereiche in Anspruch genommen.

Für den Ausbau von Wegen als Baustraßen und die Umverlegung von Wegen im Bereich des Dammbauwerks werden wertvolle und teilweise geschützte Waldflächen und Grünlandberei- che, (BGB und LRT) dauerhaft in Anspruch genommen. Die als Baustraßen verbreiterten Wege können nach Abschluss der Bauarbeiten nicht zurückgebaut werden, weil sie für War- tungszwecke weiter benötigt werden.

Tabelle 23: Anlagebedingte Biotopverluste

Biotoptyp/ Nutzung Biotopwert Fläche

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg und Folgemaßnahmen (Dammbauwerk)

Laubmischwald, Mischbestand Laubholz-Nadelholz mittel-hoch ca. 1,04 ha

Nadelwald mittel ca. 0,76 ha

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Auenwald (LRT 91E0*, BGB) sehr hoch ca. 0,36 ha

Kahlschlag, Ruderalflur gering-mittel ca. 0,12 ha

Einzelbaum/ Baumgruppe/ Baumbestand/ Einzelstrauch mittel-hoch ca. 0,26 ha

Naturnaher Bach / Fluss ohne Arten des Fließgewässer mittel-sehr hoch ca. 0,1 ha LRT (z.T. BGB)

Magere Flachlandmähwiese (LRT 6510, BGB) sehr hoch ca. 0,05 ha

Feucht- oder Nasswiese, mesophiles Grünland, magere mittel-sehr hoch ca. 1,92 ha Flachland Mähwiese, Bergmähwiese (BGB, kein LRT)

bebaute und unbefestigte Wege und Bahntrasse gering ca. 0,8 ha

Folgemaßnahmen (Elbingstalteich, Aus- und Neubau von Wegen, Umverlegung der Selke)

Auwald (LRT 91E0*; BGB) sehr hoch ca. 0,16 ha

Naturnaher Fluss ohne Arten des Fließgewässer LRT hoch ca. 0,04 ha (BGB)

Mesophiles Grünland hoch ca. 0,05 ha

Befestigter Weg gering ca. 0,38 ha

Nadel-/ Laubmischwald mittel-hoch ca. 0,5 ha

Nadelwald gering ca. 0,06 ha

Der Abbau des Dammbaumaterials an der Materialentnahmestelle führt zu einer dauerhaften Absenkung des Grundwassers. Erhebliche Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen sind dadurch jedoch nicht zu erwarten (siehe Kapitel 2.2.2.1).

4.2.1.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Betriebsbedingte Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen entstehen durch die periodische Überstauung von Biotopen bei Hochwasserereignissen, die zum Betriebsfall des Hochwasser- rückhaltebeckens führen. Je nach Hochwasserereignis werden die Biotope im Stauraum auf unterschiedlicher Fläche mit unterschiedlicher Dauer und unterschiedlicher Höhe eingestaut.

4.2.1.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Im Betriebsfall werden im Hochwasserrückhalteraum Biotope wie in Tabelle 24 dargestellt überstaut (die Stauhöhe bezieht sich auf die Gewässersohle der Selke am Dammstandort).

Hochwasserereignisse unter dem HQ5 werden nicht eingestaut. Der maximale Einstau wird

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bei einem Hochwasser HQ100 erreicht. Bei höheren Hochwasserereignissen springt die Hoch- wasserentlastungsanlage an, durch die das Wasser kontrolliert über das Dammbauwerk geleitet wird.

Tabelle 24: Einstaudaten

Hochwasserereignis Einstaufläche Einstauhöhe Einstaudauer

HQ5 0,0 ha 0,0 m 0,0 Tage

HQ10 6,3 ha 5,4 m 3,0 Tage

HQ20 16,2 ha 9,4 m 5,0 Tage

HQ50 28,3 ha 13,3 m 8,0 Tage

HQ100 39,4 ha 16,7 m 10,2 Tage

Vom Einstau sind überwiegend wertvolle und teilweise geschützte Gehölz- und Grünlandbe- stände im Selketal betroffen. Es handelt sich dabei um gewässerbegleitende Erlen-Eschen- Weichholzauenwälder (LRT 91E0*) und Nass- und Feuchtwiesen, mesophiles Grünland und Flachlandmähwiesen (LRT 6510).

Die Reaktion der terrestrischen Vegetation auf Überstauung wird in einer qualitativen Verän- derung der Pflanzengesellschaften gesehen. Am Dammbauwerk wird die Vegetation im Be- triebsfall am höchsten und längsten überstaut. Bei voller Belaubung der Bäume und voll ent- wickelten Grünlandbeständen im Sommerhalbjahr ist mit deutlich höheren Beeinträchtigungen zu rechnen als bei einem Einstau im Winterhalbjahr (der im Selketal der wahrscheinlichere Fall ist [11]). Standorte im natürlichen Überschwemmungsbereich der Selke werden sich qualitativ geringer verändern als Standorte, die derzeit bei Hochwasser nicht überschwemmt werden. Die Empfindlichkeit der Vegetation ist unabhängig davon auch bestimmt von der Artenzusammensetzung des Bestandes.

Pflanzen, die im natürlichen Überschwemmungsbereich der Gewässer vorkommen, sind an Überflutungen angepasst: Einjährige Pflanzen werden sich aus im Boden vorhandenen oder verdrifteten Diasporen nach jedem Hochwasser rasch neu entwickeln. Auch Gräser und Stau- den können sich aus ihren unterirdischen Organen rasch regenerieren. Langlebige Arten wie Bäume und Sträucher besitzen z. T. spezielle Anpassungen an zeitweise hohe Wasserstände oder stocken vorwiegend in seltener bzw. nur kurzzeitig überfluteten Bereichen (Arten der Hartholzaue). Den Anpassungsleistungen der Pflanzen sind in Bezug auf die Dauer der Über- flutung allerdings Grenzen gesetzt. Stressoren sind abnehmender Sauerstoffgehalt und ver- ringerte Assimilation wegen der geringeren Lichtintensität im stehenden Wasser; dazu kann eine höhere Anfälligkeit gegenüber Krankheitsschäden kommen. Kommt es während der Einstaudauer zu einem Kälteeinbruch, kann die Bildung einer Eisdecke dazu führen, dass nach Ablauf des Hochwassers Eisschollen auf der Vegetation verbleiben und vor allem bei

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Jungpflanzen zu Schäden führen. Generell sind Jungbäume empfindlicher als ältere Bäume; am gefährdetsten sind Sämlinge.

Untersuchungen zur Überflutungstoleranz von Baumarten der Aue am Oberrhein [22] nach dem Sommerhochwasser 1987 zeigten, dass Weiden unterhalb einer Dauer von 145 Tagen keine Schäden aufwiesen. Pappeln hielten 115 Tage Überflutung ohne Schaden aus, Feld- und Flatterulme sowie Stieleiche ca. 80 - 90 Tage. Geringere Toleranzen zeigten Hainbuche (45 Tage), Roterle und Bergahorn (15 Tage) sowie Linde (8 Tage). Nadelgehölze weisen generell eine sehr geringe Überflutungstoleranz auf. Ein direkter Vergleich mit den Verhältnis- sen im Stauraum des HRB Straßberg ist allerdings nicht sinnvoll, denn am Oberrhein werden die Biotope z. T. wochen- und monatelang, aber in sehr geringer Höhe überflutet bzw. über- staut. OEFLER gibt in [21] mit Bezug auf die Untersuchungen in den Überflutungsräumen am Rhein an, dass genaue Aussagen, ab wie viel Tagen Vollüberstauung die Bäume Vitalitätsein- schränkungen erleiden oder absterben, nicht getroffen werden können. Ursache dafür seien fehlende Untersuchungen und Erfahrungen zur Vollüberstauung der verschiedenen Baumar- ten. Auch das WWF-Aueninstitut sowie Mitarbeiter der Fachrichtung Forstwissenschaft der TU Dresden konnten nach OEFLER keine klaren Aussagen über die Verträglichkeit von Vollüber- stauungen im Zusammenhang mit der Zeitdauer machen.

Zu Verschiebungen in der Artenzusammensetzung der krautigen Vegetation kann es durch das Absterben von empfindlichen Arten kommen. Eine Beeinträchtigung durch Sedimentein- trag und dadurch einhergehender Eutrophierung kann ausgeschlossen werden. Für den Ein- stau von HQ100 wurde eine mittlere Ablagerungshöhe im Stauraum von 0,5 mm ermittelt. Setzt man den Mittelwert der ermittelten Auflandungshöhen für HQ10 – HQ100 an, ergibt sich die „mittlere theoretische Auflandungshöhe“ von nur 1,4 mm/a.

Eine nach Einstaudauer und -häufigkeit gestufte Vorhersage der Auswirkungen in einem grünen HRB ist praktisch unmöglich. Grundsätzlich führt ein Einstau dazu, dass sich die Saustoffkonzentration im Wasserkörper durch den oxidativen Abbau von organischen Be- standteilen (überstaute Vegetation und organische Bodenbestandteile) reduziert. Sobald die Sauerstoffkonzentration kritisch kleine Werte annimmt, stellt dies eine Gefährdung für Fauna und Flora dar. Da ein solcher Effekt mit dem Betrieb des Hochwasserrückhaltebeckens nicht eintreten darf und soll, wurden folgende Maßnahmen bei der Planung berücksichtigt:

• Bis zu einem HQ5 erfolgt kein Einstau.

Ereignisabhängige Steuerung ab > HQ5: Um eine unnötig lange Einstaudauer zu vermei- den, wird der Hochwasserabfluss nach Erreichen des Stauziels, sobald es die Gerinneka- pazität in den Ortslagen unterhalb zulässt, bis auf 9,0 m³/s erhöht.

• Die Einstaudauer beträgt je nach Hochwasserereignis zwischen 3 (HQ10) und 10 Tagen

(HQ100).

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• Ökologische Stauraumbewirtschaftung (Verlagern von Altholz, Absammeln von Fischen, Entfernen von Ablagerungen) • Beobachtung der Auswirkungen des Betriebes auf das Oberflächengewässer

Damit ist im Ergebnis festzustellen, dass im Einstaubereich für die Dauer des Einstaus zwar eine Sauerstoffzehrung auftritt, diese aber nicht die für die biologischen Qualitätskomponenten (insbesondere Fische) relevanten Grenzwerte erreicht.

Das Risiko im worst case ist ein Vollsteinstau während eines Sommerhochwassers. In einem solchen Fall sind diejenigen Biotope am größten betroffen, die in der Nähe des Dammbau- werks liegen. Die unregelmäßig auftretende Störung der Biozönosen kann zu einer Behinde- rung der Regeneration und Wiederbesiedlung und damit zu potenziell erheblichen Beeinträch- tigungen führen; z. B. kann sich der Erhaltungszustand von LRT im Zeitablauf deutlich ver- schlechtern, abhängig von der Häufigkeit der Ereignisse. Eine flächenbezogene Erfassung und Bewertung der Biotoptypen im Staubereich erfolgt differenziert nach HQ10 bis HQ100 im LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Anlage A-7.3.1. In der FFH- Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung werden die einstaube- dingten Beeinträchtigungen der LRT nach Anhang I FFH-RL flächenbezogen erfasst und die Erheblichkeit hinsichtlich der festgelegten Schutz- und Erhaltungsziele bewertet.

Unterhalb (luftseitig) des Dammbauwerks werden Teile der flussbegleitenden Vegetation bei Hochwasser seltener oder teilweise nicht mehr überflutet. Der Umfang der auftretenden Hochwasserereignisse und der damit verbundenen dynamischen Prozesse am Gewässerlauf wird flussabwärts vom Dammbauwerk auf ein HQ5 reduziert. Im Zuge der Untersuchungen zur FFH-Verträglichkeit von zwei Standorten des HRB in [3] wird jedoch festgestellt, dass schon bei Ereignissen

4.2.1.3.2 Folgemaßnahmen

Betriebsbedingte negative Auswirkungen der Folgemaßnahmen sind nicht zu erwarten.

4.2.1.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutz- gut Pflanzen In der folgenden Tabelle sind die in den vorangegangenen Kapiteln ermittelten Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen zusammengestellt und hinsichtlich ihrer Erheblichkeit bewertet. Die relevanten negativen Auswirkungen sind in dem Plan B-7.1-1.2 als Konflikte dargestellt.

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Tabelle 25: Auswirkungen Schutzgut Pflanzen

Auswirkungen Baubedingt Anlagenbedingt Betriebsbedingt

Hochwasserrückhaltebecken

Straßberg Beeinträchtigung und Verlust wertvoller Biotope (LRT, BGB) im xx xx - Bereich des Dammbauwerks durch Flächeninanspruchnahme Beeinträchtigung wertvoller Bioto- pe im Einstaubereich durch - - (0 bis xx) Überflutung Beeinträchtigung der Biotopent- wicklung unterhalb des Damm- - - 0 bauwerks durch Verringerung der Abflussdynamik

Folgemaßnahmen

Beeinträchtigung und Verlust wertvoller Biotope (LRT, BGB) im 0 - - Bereich des Dammbauwerks durch Bauwasserhaltung Verlust wertvoller Biotope im Bereich der Materialentnahmeflä- xx 0 - che durch Flächeninanspruch- nahme Beeinträchtigung und Verlust wertvoller Biotope (LRT, BGB) im 0 - - Bereich der Materialentnahmeflä- che durch Bauwasserhaltung Verlust wertvoller Biotope (LRT, BGB) im Bereich der Ertüchtigung des Elbingstalteichs und für die xx xx - Selkeverlegung durch Flächenin- anspruchnahme Beeinträchtigung des Stillgewäs- serbiotops und von Wasserpflan- x - - zenstandorten im Bereich des Elbingstalteichs durch Abstau Verlust wertvoller Biotope im Bereich von Wegen durch Ver- - xx - breiterung und Neuanlage/ Verle- gung

0 keine signifikanten Auswirkungen - trifft nicht zu x geringe Beeinträchtigung + positive Auswirkungen xx erhebliche Beeinträchtigung ( ) Prognose unsicher

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Der Verlust von Pflanzen und ihren Lebensräumen wirkt sich bau- und anlagebedingt insbe- sondere durch die Inanspruchnahme von FFH-Lebensraumtypen erheblich auf das Schutzgut aus. Die betriebsbedingten Auswirkungen sind nur unter großer Unsicherheit einzuschätzen, erhebliche Beeinträchtigungen sind daher nicht auszuschließen.

4.2.2 Tiere 4.2.2.1 Baubedingte Auswirkungen

Baubedingte Auswirkungen auf Tiere entstehen durch die temporäre Inanspruchnahme von Flächen für die Baustelleneinrichtung, die Materiallagerung und die Zufahrten zur Baustelle. Dadurch gehen (Teil-)Lebensräume verloren. Eine Störung der Tiere durch Lärm, Erschütte- rungen und Beunruhigung entsteht auch über die in Anspruch genommenen Flächen hinaus. Außerdem besteht die Gefahr der Verletzung oder Tötung von Tieren durch den Baustellen- verkehr.

Gerade die mobilen Tierarten sind jedoch in der Lage, sich den Beeinträchtigungen durch Ausweichen auf benachbarte Lebensräume zu entziehen. Durch das Verbot von Nachtarbeit als Vermeidungsmaßnahme, kann die Störung für dämmerungs- und nachtaktive Arten be- grenzt werden. Ein Queren der betroffenen Bereiche wird damit für wandernde Arten zumin- dest zeitweise ermöglicht.

Im Bereich der Materialentnahmestelle erfolgt durch die Bauwasserhaltung eine sukzessive Grundwasserabsenkung, die ihr Maximum bis zum Abschluss der Bauarbeiten und der Rekul- tivierung der Fläche erreicht und dann dauerhaft bestehen bleibt. Die Auswirkungen werden daher als dauerhafte, anlagebedingte Auswirkungen (Kapitel 4.2.2.24.2.2.2.2) betrachtet.

4.2.2.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Groß- und Kleinsäuger Großsäuger sind bauzeitlich durch die Inanspruchnahme von (Teil-)Habitaten in Wald- und Gehölzflächen betroffen. Hinzu kommen die Störung der Habitate durch den Baustellenver- kehr in Form von Lärm, Erschütterungen und Unruhe. Es ist davon auszugehen dass Groß- säuger, u.a. auch Wildkatze und Luchs, das Gebiet infolge dieser Störungen während der Bauzeit meiden. Da die Arten großflächige Reviere bewohnen sind nur wenige Tiere in einem relativ kleinen Ausschnitt ihres Revieres betroffen. Die zeitlich begrenzte Störung wird sich nicht erheblich beeinträchtigend auf die betroffenen Individuen auswirken. Erhebliche Störun- gen von wandernden oder jagenden Tieren werden durch eine Baubeschränkung auf die Zeit zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang vermieden. Damit können die weitgehend däm- merungs- und nachtaktiven Tiere den Baustellenbereich ungestört passieren.

Eine Beeinträchtigung der streng geschützten Haselmaus ergibt sich jedoch im Zuge der Baufeldfreimachung im Bereich des Dammbauwerks durch die Inanspruchnahme von Habitat-

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und Verbundstrukturen und hervorragenden Nahrungsräumen. Bei Baufeldfreimachung im Winter ist eine Tötung von in der Laubstreu überwinternder Individuen nicht auszuschließen.

Fledermäuse Fledermäuse sind im Bereich des Dammbauwerks durch die temporäre Inanspruchnahme von Gehölzen und höhlen-/ spaltenreichen Altbäumen als Quartierbäume betroffen. Hier werden zudem naturnahe Auwaldstrukturen entfernt, die einigen Arten als Jagdhabitat dienen. Fle- dermäuse zählen jedoch zu den hochmobilen Arten, die in der Lage sind, auf umliegende Lebensräume auszuweichen. So stehen die großflächigen Wälder im Umfeld, insbesondere im altbaumreichen Tal des Steinfurtbaches, den Tieren ungestört auch weiterhin zur Verfü- gung. Baustellennahe Bereiche können auch während der Bauzeit als Nahrungshabitate genutzt werden, da die Bautätigkeit tagsüber und die Jagd in der Dämmerung und zur Nacht- zeit stattfindet. Störungen während der Bauzeit innerhalb der Jagdgebiete sind unwahrschein- lich, da Erschütterungen und Lärm die Tiere offenbar nicht stören (es wurden Winter- sowie Sommerquartiere in Widerlagern von Brücken und Bahndämmen gefunden). Die Tiere nutzen zudem ständig wechselnde Quartiere, so dass aufgrund der großräumig vorhandenen Ersatz- lebensräume (Jagdreviere, Altbäume) in den umliegenden Wäldern nicht davon ausgegangen werden muss, dass die Störungen Auswirkungen auf die lokale Population haben werden.

Vögel Im Bereich des Dammbauwerks sind baumbrütende Vogelarten durch die temporäre Inan- spruchnahme von Bäumen und Sträuchern als Nistmöglichkeit und Nahrungshabitat betroffen. Bodenbrütende Arten sind in gleicher Weise durch die Inanspruchnahme von Grünlandflächen betroffen. Hinzu kommen die Störung von Nistplätzen und Nahrungshabitaten durch Lärm, Bewegung und Staub. Für die meisten Arten ist jedoch für die Dauer der Bauarbeiten ein Ausweichen in geeignete Habitate in der näheren Umgebung möglich.

Für die planungsrelevanten Vogelarten sind die folgenden baubedingten Beeinträchtigungen ermittelt worden:

Baubedingt geht das Grauspecht-Revier im Bereich des Dammbauwerks in seiner jetzigen Form verloren. Ein Ausweichen auf benachbarte Habitate ist unwahrscheinlich, da sich diese hauptsächlich im näheren Umfeld der Dammbaustelle befinden und auch durch baubedingte Störungen betroffen sind. Wahrscheinlich wird das Revier bauzeitlich in ungünstige Habitatab- schnitte des UG verdrängt oder nicht besetzt.

Baubedingt können auch Brutstandorte (Höhlenbäume) des Grauspechts verloren gehen. Da in der näheren Umgebung jedoch ausreichend Habitatstrukturen zur Verfügung stehen, ist von keiner erheblichen bauzeitlichen Beeinträchtigung des Grauspecht-Revieres auszugehen.

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Für das Grünspecht-Revier im Bereich des Dammbauwerks sind baubedingte Störungen (Lärm und Staubemissionen) sowie der Verlust von höhlenreichen Altbäumen nicht auszu- schließen. Es ist jedoch ein Ausweichen auf angrenzende Lebensräume möglich, eine erheb- liche Beeinträchtigung der Art ist daher nicht zu erwarten.

Für das Habichtrevier kommt es während der Bauzeit im Bereich des Dammbauwerks zu Störungen durch Lärm und Unruhe. Aufgrund der großen Reviere kann der Vogel ohne schäd- liche Auswirkungen ausweichen. Zudem ist diese Greifvogelart allgemein wenig störungsemp- findlich gegenüber menschlichen Tätigkeiten. Das Revier steht nach Abschluss der Bauarbei- ten der Art wieder vollständig zur Verfügung.

Es sind allenfalls Randbereiche des Raufußkauzreviers betroffen. Daher können erhebliche baubedingte Konflikte für die Art ausgeschlossen werden.

Es sind allenfalls Randbereiche des Rotmilanreviers betroffen. Aufgrund ihrer großen Reviere kann die Art den temporären Habitatverlust ohne erhebliche negative Auswirkungen auf die Population kompensieren. Daher können erhebliche baubedingte Konflikte ausgeschlossen werden.

Die Schwarzspechtreviere in den Seitentälern nördlich und südlich des kleinen Amptenberges sind durch Lärmemissionen betroffen, es ist jedoch ein Ausweichen in geeignete Habitate der näheren Umgebung möglich. Daher können erhebliche baubedingte Konflikte ausgeschlossen werden.

Die bauzeitlichen Störungen des Sperbers im Bereich des Dammbauwerks werden sich nicht negativ auf die Art auswirken, da diese Greifvogelart – zumindest außerhalb des Horstbe- reichs – allgemein wenig störungsempfindlich gegenüber menschlichen Tätigkeiten ist. Wäh- rend der Bauzeit kann der Sperber aufgrund seiner hohen Mobilität auf andere Flächen aus- weichen.

Während der Bauzeit sind Störungen der Turteltaube im Bereich des Dammbauwerks durch Lärm und Unruhe zu erwarten. Zudem gehen bauzeitlich Gehölze verloren. Da geeignete Brutstandorte für Turteltauben an Auengehölzen und Waldrändern in der näheren Umgebung erhalten bleiben, ist baubedingt ein Ausweichen auf Habitate in der näheren Umgebung mög- lich.

Der Waldkauz ist durch temporäre Flächeninanspruchnahme und baubedingte Störungen betroffen. Es stehen allerdings ausreichend Ersatzhabitate in der näheren Umgebung zur Verfügung, so dass von keiner erheblichen baubedingten Beeinträchtigung auszugehen ist. Der Flächenverlust bzw. der Verlust geeigneter Bäume mit Höhlen ist im Verhältnis zur Ge- samtgröße der vom Waldkauz genutzten Reviere gering.

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Amphibien Größere dauerhafte Laichgewässer von Amphibien befinden sich nahe der Dammbaustelle (Privatteich). Eine Flächeninanspruchnahme erfolgt nicht. Es ist jedoch eine erhebliche Beein- trächtigung der An- und Abwanderung der dort laichenden Arten zu erwarten. Auch sind bau- bedingte Tierverluste durch Überfahren nicht auszuschließen. Dies trifft insbesondere auf die Erdkrötenpopulation zu, deren Wanderkorridore über die Dammbaustelle sowie über die Zufahrtsstraße führen. Die Art weist eine ausgesprochene Treue zu den Reproduktionsge- wässern auf und Tiere kommen über Jahre hinweg aus mehreren Kilometern Entfernung angewandert. Für diese Art sind Auswirkungen auch über die Grenzen des UG hinaus zu erwarten. Bei den übrigen Arten erfolgen kleinräumigere Wechsel zwischen Wasser- und Landlebensraum. Da im Selketal und an den Talhängen ein hohes Potenzial verfügbarer Landlebensräume gegeben ist, orientieren sich Wanderungsbeziehungen hier vermutlich eher radiär um die besiedelten Gewässer. Durch die Sicherung der Baustraßen und -flächen mit Amphibienzäunen und das Absammeln und Umtragen der Tiere in den Wanderungszeiten können Tierverluste vermieden und die Auswirkungen so reduziert werden.

Reptilien Aufgrund der flächendeckenden Verbreitung von Blindschleiche und Waldeidechse im UG sind Reptilien auch im Bereich des Dammbauwerks betroffen. Der Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten ist wahrscheinlich, die baubedingte Tötung von Individuen nicht auszuschlie- ßen. Beide Arten sind jedoch im Harz weit verbreitet, der eventuelle Verlust von Einzeltieren hat keine Auswirkungen auf den Bestand der gesamten Population im Selketal. Die Arten werden auch durch den Amphibienzaun (s. o.) aus dem Gefahrenbereichen abgehalten.

Insekten, Landschnecken Holzbewohnende Käfer sind baubedingt durch den Verlust alter Bäume im Bereich des Dammbauwerks betroffen. Es befinden sich jedoch genügend Ausweichhabitate in der nähe- ren Umgebung, um die temporären Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen zu kompensieren.

Laufkäfer sind baubedingt vor allem durch Lebensraumverluste im Offenland und an Gewäs- sern betroffen. Es befinden sich jedoch genügend Ausweichhabitate in der näheren Umge- bung, um die temporären Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebens- räumen zu kompensieren.

Libellen sind durch temporäre Inanspruchnahme von Lebensraum an und in Gewässern betroffen. Es befinden sich jedoch ausreichen Ausweichhabitate in der näheren Umgebung, um den Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen auszuwei- chen. Nach Abschluss der Bauarbeiten stehen die Lebensräume der Art in vollem Umfang wieder zur Verfügung.

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Insekten wie Tagfalter, Widderchen und Heuschrecken sind baubedingt vor allem durch Le- bensraumverluste im Offenland (blütenreiche Wiesen) betroffen. Es befinden sich jedoch ausreichend Ausweichhabitate in der näheren Umgebung, um den Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen auszuweichen. Nach Abschluss der Bauarbeiten stehen die Lebensräume der Art in ausreichendem Umfang wieder zur Verfügung. Auf dem Dammbauwerk werden darüber hinaus zusätzliche Lebensräume durch die Dammbegrünung geschaffen.

Im Bereich der Baustraßen besteht für alle Insektenarten eine Gefährdung durch den Baustel- lenverkehr. Landschnecken sind durch den Verlust von (Teil-)Habitaten in Wald- und Gehölzflächen be- troffen. Es befinden sich jedoch ausreichen Ausweichhabitate in der näheren Umgebung, um die Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen zu kompensieren.

Fische und Rundmäuler, Makrozoobenthos Fische und Rundmäuler sowie das Makrozoobenthos sind durch die temporäre Inanspruch- nahme von Lebensraum in und an der Selke betroffen. Während der gesamten Maßnahme ist die Durchgängigkeit der Selke jedoch gewährleistet. Dies wird dadurch garantiert, dass die neuen Gewässerabschnitte (Umverlegung der Selke im Planzustand, bauzeitliche Umverle- gungsstrecke, etc.) so gestaltet werden, dass diese zum einen den Anforderungen an ein durchwanderbares Gewässer erfüllen (Sohlrauigkeit, Strömungsgeschwindigkeiten, Struktur, Gefälle, etc.) und zum anderen die freien Fließstrecken analog zu den angrenzenden natürli- chen Abschnitten der Selke gestaltet werden.

Lediglich während der Umleitungszeiten, wenn das Wasser von einem Gewässerabschnitt in einen anderen verlegt wird, kann es dazu kommen, dass Lebewesen in den noch offenen Gewässerabschnitt gelangen, der jedoch geschlossen werden soll und/oder den geöffneten noch nicht finden, obwohl dieser bereits durchwanderbar wäre. Die Lebewesen, die in den zu schließenden und trocken zu legenden Abschnitt gelangen, werden im Rahmen der o. g. Maßnahmen bei der Trockenlegung des Gewässers soweit wie möglich gesammelt und in andere geeignete Gewässerabschnitte umgesiedelt. Zudem erfolgt der Durchstich zur Umlen- kung außerhalb der Hauptlaichzeit.

4.2.2.1.2 Folgemaßnahmen

Groß- und Kleinsäuger Mit der Bauwasserhaltung am Dammbauwerk sind Lärmemissionen durch den Betrieb von Pumpen verbunden. Da die Geräte schallgedämmt sind und regelmäßig laufen, ist mit einer gewissen Gewöhnung der Tiere zu rechnen. Mit der bauzeitlichen Umverlegung der Selke sind ebenfalls keine erheblichen Beeinträchtigungen verbunden, da diese auf Flächen erfolgt, die ohnehin für das Dammbauwerk in Anspruch genommen werden.

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Da im Bereich der Materialentnahmestelle Grünlandbiotope anzutreffen sind, ist die Beein- trächtigung von Großsäugern, die sich vor allem in Waldgebieten aufhalten, in diesem Bereich als nicht erheblich einzustufen. Kleinsäuger können den bauzeitlichen Störungen und dem baubedingten Habitatverlust durch Ausweichen auf angrenzende Lebensräume ausgleichen.

Auch am Elbingstalteich sind Groß- und Kleinsäuger bauzeitlich durch den Verlust von (Teil-) Habitaten in Wald- und Gehölzflächen betroffen. Die betroffenen Arten können den bauzeitli- chen Störungen und dem baubedingten Habitatverlust durch Ausweichen auf angrenzende Lebensräume ausgleichen.

Durch den Ausbau von Wegen und Umverlegung der Abwasser- und Stromleitung sind bau- zeitlich Lärm sowie Erschütterungen zu erwarten. Die betroffenen Flächen liegen in der unmit- telbaren Nähe von bestehenden Wegen und sind daher bereits für die meisten Tiere gestört und von geringer Bedeutung für ihren Lebensraum. In Anbetracht der Streifgebietsgrößen und der Territorialität der Arten sind nur wenige Tiere in einem kleinen Ausschnitt ihres Revieres betroffen. Die baubedingten Störungen werden sich voraussichtlich nicht erheblich beeinträch- tigend auf die betroffenen Individuen auswirken. Erhebliche Störungen von wandernden oder jagenden Tieren werden durch eine Baubeschränkung auf die Zeit zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang vermieden. Damit können die weitgehend dämmerungs- und nachtaktiven Tiere den Baustellenbereich ungestört passieren.

Fledermäuse Mit der Bauwasserhaltung am Dammbauwerk sind Lärmemissionen durch den Betrieb von Pumpen verbunden. Da die Geräte schallgedämmt und Fledermäuse als relativ lärmunemp- findlich gelten. Mit der bauzeitlichen Umverlegung der Selke sind ebenfalls keine erheblichen Beeinträchtigungen verbunden, da diese auf Flächen erfolgt, die ohnehin für das Dammbau- werk in Anspruch genommen werden.

Die Grünlandbereiche der Materialentnahmestelle, welche einigen Arten als Jagdgebiet die- nen, werden bauzeitlich in Anspruch genommen. Da ausreichend Grünlandflächen in der näheren Umgebung zur Verfügung stehen, können die Tiere für die Dauer der Bauzeit in diese Bereiche ausweichen. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden die Grünlandflächen wieder- hergestellt und stehen den Fledermäusen wieder als Nahrungshabitat zur Verfügung.

Fledermäuse sind Bereich am Elbingstalteich durch den Verlust von Gehölzen und höhlen-/ spaltenreichen Altbäumen als Quartierbäume betroffen. Hier werden zudem naturnahe Au- waldstrukturen entfernt, die einigen Arten als Jagdhabitat dienen. Fledermäuse zählen jedoch zu den hochmobilen Arten, die in der Lage sind, auf umliegende Lebensräume auszuweichen. So stehen die großflächigen Wälder im Umfeld, insbesondere im altbaumreichen Tal des Steinfurtbaches, den Tieren ungestört auch weiterhin zur Verfügung. Baustellennahe Bereiche können auch während der Bauzeit als Nahrungshabitate genutzt werden, da die Bautätigkeit

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tagsüber und die Jagd in der Dämmerung und zur Nachtzeit stattfindet. Störungen während der Bauzeit innerhalb der Jagdgebiete sind eher unwahrscheinlich, da Erschütterungen und Lärm die Tiere offenbar nicht stören (es wurden Winter- sowie Sommerquartiere in Widerla- gern von Brücken und Bahndämmen gefunden). Die Tiere nutzen zudem ständig wechselnde Quartiere, so dass aufgrund der großräumig vorhandenen Ersatzlebensräume (Jagdreviere, Altbäume) in den umliegenden Wäldern nicht davon ausgegangen werden muss, dass die Störungen Auswirkungen auf die lokale Population haben werden. Die baubedingte Beein- trächtigung ist daher nicht als erheblich einzustufen.

Durch den Ausbau von Wegen und Umverlegung der Abwasser- und Stromleitung sind bau- zeitlich Lärm sowie Erschütterungen zu erwarten. Fledermäuse gelten dagegen als relativ unempfindlich und dass die betroffenen Arten die Wege weiterhin als Jagdhabitat nutzen werden.

Vögel Im Bereich der Folgemaßnahmen sind baumbrütende Vogelarten durch die temporäre Inan- spruchnahme von Bäumen und Sträuchern als Nistmöglichkeit und Nahrungshabitat betroffen. Bodenbrütende Arten sind in gleicher Weise durch die Inanspruchnahme von Grünlandflächen betroffen. Hinzu kommen die Störung von Nistplätzen und Nahrungshabitaten durch Lärm, Bewegung und Staub. Für die meisten Arten ist jedoch für die Dauer der Bauarbeiten ein Ausweichen in geeignete Habitate in der näheren Umgebung möglich.

Für die planungsrelevanten Vogelarten sind die folgenden baubedingten Beeinträchtigungen ermittelt worden:

Die Selke wird im Bereich des Dammbauwerks im Baufeld verlegt, so dass es bauzeitlich für Gebirgsstelze und Wasseramsel innerhalb des betroffenen (vergleichsweise kurzen) Bachab- schnitts für als Nahrungshabitat nur sehr eingeschränkt zur Verfügung steht. Brutstandorte der Wasseramsel werden bauzeitlich durch die Baumaßnahmen am Gewässer erheblich beein- trächtigt. Wasseramseln reagieren besonders empfindlich auf strukturelle Veränderungen am Gewässerbett und in den Uferbereichen, weshalb ein direkter Verlust des Brutreviers zu er- warten ist. Ein Ausweichen der Wasseramsel in Bereiche oberhalb des Elbingstalteiches ist nicht möglich, da sich hier bereits Reviere der Art befinden.

Während der Bauarbeiten am Elbingstalteich, die direkt in das Gewässer eingreifen, wird ein längerer Gewässerabschnitt unterhalb der Baustelle als Jagdhabitat für den Eisvogel durch die zu erwartende Gewässertrübung nicht nutzbar sein. Zudem tritt eine Störung durch Bau- lärm und Unruhe ein. Die Baustelle wird eine gewisse Barriere im Jagdgebiet darstellen, weil die Jagdflüge überwiegend entlang der Gewässer stattfinden. Da die Vögel in der Lage sind, die Baustelle weiträumig zu um- und überfliegen, werden sie bauzeitlich zwar gestört, jedoch nicht von ihren bachauf- oder abwärts gelegenen Nahrungsrevieren getrennt.

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Für das Grünspechtrevier am Elbingstalteich sind baubedingte Störungen (Lärm und Staube- missionen) sowie der Verlust von höhlenreichen Altbäumen nicht auszuschließen. Es ist jedoch ein Ausweichen auf angrenzende Lebensräume möglich, eine erhebliche Beeinträchti- gung der Art ist daher nicht zu erwarten.

Für das Habichtrevier kommt es während der Bauzeit im Bereich des Elbingstalteichs zu Störungen durch Lärm und Unruhe. Aufgrund der großen Reviere kann der Vogel ohne schäd- liche Auswirkungen ausweichen. Zudem ist diese Greifvogelart allgemein wenig störungsemp- findlich gegenüber menschlichen Tätigkeiten. Das Revier steht nach Abschluss der Bauarbei- ten der Art wieder vollständig zur Verfügung.

Die Nutzung der östlichen Feldwege als Baustellenzufahrt zum Dammbauwerk führt zu star- ken baubedingten Störungen und Staubbelastung der jeweils direkt an der Straße verlaufen- den Dornstrauchhecken. Der bauzeitliche Verlust des Neuntöter-Bruthabitats ist anzunehmen. Ob sich nach der Bauzeit wieder ein Brutpaar ansiedelt, hängt davon ab, inwieweit die Ge- hölzstrukturen noch vorhanden, strukturell geeignet und vital sind. In der näheren Umgebung sind jedoch ausreichend Ersatzhabitate vorhanden, so dass von keiner erheblichen bauzeitli- chen Beeinträchtigung für den Neuntöter auszugehen ist.

Im Bereich der Folgemaßnahmen sind allenfalls Randbereiche des Raufußkauzreviers betrof- fen. Daher können erhebliche baubedingte Konflikte ausgeschlossen werden.

Im Bereich der Folgemaßnahmen sind allenfalls Randbereiche des Rotmilanreviers betroffen. Aufgrund ihrer großen Reviere kann die Art den temporären Habitatverlust ohne erhebliche negative Auswirkungen auf die Population kompensieren. Daher können erhebliche baube- dingte Konflikte ausgeschlossen werden.

Die Schwarzspechtreviere in den Seitentälern nördlich und südlich des kleinen Amptenberges sind durch Lärmemissionen betroffen, es ist jedoch ein Ausweichen in geeignete Habitate der näheren Umgebung möglich. Daher können erhebliche baubedingte Konflikte ausgeschlossen werden.

Der 2014 kartierte Horststandort des Schwarzstorches ist durch baubedingte Störungen an der Materialentnahmestelle erheblich betroffen. Da der Schwarzstorch während der Brutzeit als sehr störungsempfindlich gilt, kann ein Horst dadurch in der Eignung als Brutstandort stark beeinträchtigt und aufgegeben werden. Zudem gehen bauzeitlich Nahrungsflächen, Über- gangsbereiche von Wald zu Offenland in den Tälern zwischen großem und kleinem Ampten- berg und südlich vom kleinen Amptenberg verloren.

Die bauzeitlichen Störungen des Sperbers im Bereich der Folgemaßnahmen werden sich nicht negativ auf die Art auswirken, da diese Greifvogelart – zumindest außerhalb des Horst-

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bereichs – allgemein wenig störungsempfindlich gegenüber menschlichen Tätigkeiten ist. Während der Bauzeit kann der Sperber aufgrund seiner hohen Mobilität auf andere Flächen ausweichen.

Während der Bauzeit sind Störungen der Turteltaube am Elbingstalteich durch Lärm und Unruhe zu erwarten. Zudem gehen bauzeitlich Gehölze verloren. Da geeignete Brutstandorte für Turteltauben an Auengehölzen und Waldrändern in der näheren Umgebung erhalten blei- ben, ist baubedingt ein Ausweichen auf Habitate in der näheren Umgebung möglich.

Der Waldkauz ist durch temporäre Flächeninanspruchnahme und baubedingte Störungen am Elbingstalteich betroffen. Es stehen allerdings ausreichend Ersatzhabitate in der näheren Umgebung zur Verfügung, so dass von keiner erheblichen baubedingten Beeinträchtigung auszugehen ist. Der Flächenverlust bzw. der Verlust geeigneter Bäume mit Höhlen ist im Verhältnis zur Gesamtgröße der vom Waldkauz genutzten Reviere gering.

Amphibien Größere dauerhafte Laichgewässer von Amphibien befinden sich im Bereich des Elbingtaltei- ches. Baubedingt ist eine erhebliche Beeinträchtigung der An- und Abwanderung der dort laichenden Arten zu erwarten. Auch sind baubedingte Tierverluste durch Überfahren nicht auszuschließen. Dies trifft insbesondere auf die Erdkrötenpopulation zu, deren Wanderkorri- dore zum Elbingstalteich auch über die Zufahrtsstraße führen. Die Art weist eine ausgespro- chene Treue zu den Reproduktionsgewässern auf, und Tiere kommen über Jahre hinweg aus mehreren Kilometern Entfernung angewandert. Für diese Art sind Auswirkungen auch über die Grenzen des UG hinaus zu erwarten. Bei den übrigen Arten erfolgen Wechsel zwischen Wasser- und Landlebensraum kleinräumiger. Da im Selketal und an den Talhängen ein hohes Potenzial verfügbarer Landlebensräume gegeben ist, orientieren sich Wanderungsbeziehun- gen hier vermutlich eher radiär um die besiedelten Gewässer. Durch die Sicherung der Baustraßen und -flächen mit Amphibienzäunen und das Absammeln und Umtragen der Tiere in den Wanderungszeiten können Tierverluste vermieden und die Auswirkungen so reduziert werden.

Reptilien Aufgrund der flächendeckenden Verbreitung von Blindschleiche und Waldeidechse im UG sind Reptilien durch alle Folgemaßnahmen betroffen. Der Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten ist wahrscheinlich, die baubedingte Tötung von Individuen nicht auszuschließen. Beide Arten sind jedoch im Harz weit verbreitet, der eventuelle Verlust von Einzeltieren hat keine Auswirkungen auf den Bestand der gesamten Population im Selketal. Die Arten werden auch durch den Amphibienzaun (s. o.) aus dem Gefahrenbereichen abgehalten.

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Insekten, Landschnecken Holzbewohnende Käfer sind baubedingt durch den Verlust alter Bäume im Bereich des Elbingstalteichs betroffen. Es befinden sich jedoch genügend Ausweichhabitate in der nähe- ren Umgebung, um die temporären Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen zu kompensieren.

Laufkäfer sind baubedingt vor allem durch Lebensraumverluste im Offenland und an Gewäs- sern betroffen. Es befinden sich jedoch genügend Ausweichhabitate in der näheren Umge- bung, um die temporären Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebens- räumen zu kompensieren.

Libellen sind durch temporäre Inanspruchnahme von Lebensraum an und in Gewässern betroffen. Es befinden sich jedoch ausreichen Ausweichhabitate in der näheren Umgebung, um den Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen auszuwei- chen. Nach Abschluss der Bauarbeiten stehen die Lebensräume der Art in vollem Umfang wieder zur Verfügung.

Insekten wie Tagfalter, Widderchen und Heuschrecken sind baubedingt vor allem durch Le- bensraumverluste im Offenland (blütenreiche Wiesen wie an der Materialentnahmestelle) betroffen. Es befinden sich jedoch ausreichen Ausweichhabitate in der näheren Umgebung, um den Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen auszuwei- chen. Nach Abschluss der Bauarbeiten stehen die Lebensräume den Arten in ausreichendem Umfang wieder zur Verfügung.

Im Bereich der Baustraßen besteht für alle Insektenarten eine Gefährdung durch den Baustel- lenverkehr.

Landschnecken sind durch den Verlust von (Teil-)Habitaten in Wald- und Gehölzflächen be- troffen. Es befinden sich jedoch ausreichen Ausweichhabitate in der näheren Umgebung, um die Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen zu kompensieren.

Fische und Rundmäuler Makrozoobenthos Fische und Rundmäuler sowie das Makrozoobenthos sind durch die temporäre Inanspruch- nahme von Lebensraum in und an der Selke betroffen. Während der Bauarbeiten sind die verlegten Selkeabschnitte innerhalb der Baufelder für Fische und andere Gewässerlebewesen nur sehr eingeschränkt nutzbar, d.h. die die Qualität der Lebensräume ist beeinträchtigt, die ökologische Durchgängigkeit ist jedoch weiterhin gegeben. Als Schutzmaßnahme werden kurz vor Baubeginn der betroffene Abschnitt der Selke abgefischt und die Fische in Gewässerab- schnitte oberhalb des Elbingstalteichs wieder eingesetzt.

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Durch die temporäre Absenkung des Wasserspiegels während des Abtrags der Dammkrone am Elbingstalteich um 0,5 – 1 m erfolgt eine Reduzierung des Lebensraums der aquatischen Lebewesen für den entsprechenden Zeitraum um etwa die Hälfte. Über den Fisch-, Muschel- und Krebsbestand im Teich liegen keine Untersuchungen vor. Im Zusammenhang mit der Bestandserhebung des Makrozoobenthos wurde durch Augenschein ein hoher Fischbestand festgestellt. Das Vorkommen der FFH-relevanten Kleinfischarten Groppe und evtl. Bachneun- auge ist möglich.

Der Elbingstalteich zählt zu den künstlichen Flachwasserseen, die keine ausgeprägte thermi- sche Schichtung aufweisen. Mit einer massiven Veränderung der Trophie aufgrund einer verstärkten Nährstoffrücklösung von vorher im Sediment gebundenen Nährstoffen muss aufgrund des durch den Steinfurtbach weiterhin erfolgenden Zu- und Abfluss nicht gerechnet werden. Im Zeitraum des Teilabstaus können ggf. vorhandene Muscheln und Edelkrebse gefährdet werden, deren Vorkommen im felsig-steinigen Dammbereich nach Aussage der Naturschutzbehörde nicht völlig ausgeschlossen werden kann. Der Teilabstau erfolgt sehr langsam, damit Fische und andere wasserlebende Tiere sich dem sinkenden Wasserspiegel anpassen können. Im Zuge des Teilabstaus ggf. festgestellte Exemplare sind umzusetzen (Zwischenhälterung erforderlich in Absprache mit der Unteren Fischereibehörde). Da es sich um eine zeitlich eingrenzbare, reversible Beeinträchtigung handelt und entsprechende Ver- meidungsmaßnahmen getroffen werden, wird von keinen erheblichen oder nachhaltig wirken- den Beeinträchtigungen der Gewässerfauna im Elbingstalteich ausgegangen. Die Wasserqua- lität im Teich wird durch die Bauarbeiten nicht negativ beeinträchtigt.

4.2.2.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Anlagebedingte Auswirkungen auf Tiere entstehen durch die dauerhafte Inanspruchnahme von Flächen für das Dammbauwerk und zugehörige technischen Einrichtungen sowie die Vorschüttung am Elbingstalteich. Die Inanspruchnahme von Flächen führt zu Veränderung und Verlust von (Teil-)Lebensräumen. Das Dammbauwerk kann als Hindernis bei Wanderbe- wegungen im Talraum wirken.

Der Abbau des Dammbaumaterials an der Materialentnahmestelle führt zu einer dauerhaften Absenkung des Grundwassers. Erhebliche Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere sind dadurch jedoch nicht zu erwarten (siehe Kapitel 2.2.2.1).

4.2.2.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Großsäuger und Kleinsäuger Anlagebedingt sind Kleinsäuger aber auch Großsäuger wie Wildkatze, Luchs und Schalenwild durch den Verlust/ die Veränderung von (Teil-) Habitaten, insbesondere Wald im Bereich des Dammbauwerks betroffen. Die beeinträchtigten Flächen sind im Vergleich zu den umliegen- den, großen und weitgehend ungestörten Lebensräumen und den großen Revieransprüchen

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sehr gering. Gerade für die hochmobilen Tierarten stellt das Dammbauwerk kein unüberwind- liches Hindernis dar.

Die Haselmaus ist anlagebedingt jedoch durch den dauerhaften Verlust von Habitat- und Verbundstrukturen im Bereich des Dammbauwerks betroffen.

Fledermäuse Durch den Verlust von Gehölzen und höhlen-/ spaltenreichen Altbäumen als Quartierbäume sind Fledermäuse im Bereich des Dammbauwerks betroffen. Der Großteil der Flächen hat nur ein geringes Quartierpozential, dennoch werden die vorhandenen Strukturen zerstört. Fleder- mäuse zählen zu den hochmobilen Arten, die in der Lage sind, auf umliegende Lebensräume auszuweichen. So stehen die großflächigen Wälder im Umfeld, insbesondere im altbaumrei- chen Tal des Steinfurtbaches, den Tieren ungestört auch weiterhin zur Verfügung. Das Dammbauwerk selbst hat keinen negativen Einfluss auf das Fledermaushabitat. Als Wanderkorridor und Überfluggebiet, teilweise auch als Jagdhabitat steht das Selketal den Arten weiterhin zur Verfügung. Sie sind außerdem in der Lage, das Dammbauwerk zu über- fliegen.

Vögel Die meisten Vogelarten können den dauerhaften Beeinträchtigungen durch den Verlust und die Veränderung von Lebensräumen ausweichen. Das Dammbauwerk kann von den meisten Arten überflogen werden, die geplante Wiederbegrünung und Sukzessionsüberlassung der Materialentnahme wirkt sich schon kurzfristig positiv auf die Habitatqualität für Vögel des Offenlandes (u.a. Feldlerchen) aus.

Für die planungsrelevanten Vogelarten sind die folgenden anlagebedingten Beeinträchtigun- gen ermittelt worden:

Die Wasseramsel wird anlagebedingt durch die Verlegung des Selkelaufes im Bereich des Elbingstalteiches stark beeinträchtigt. Wasseramseln reagieren empfindlich auf strukturelle Veränderungen am Gewässerbett und in den Uferbereichen, weshalb ein Verlust des Brutre- viers zu erwarten ist. Die ökologisch orientierte Gestaltung der ausgebauten Selkeabschnitte kann eine Wiederansiedlung von Wasseramseln in den Folgejahren dennoch ermöglichen.

Das Grauspechtrevier am Dammbauwerk geht in seiner jetzigen Form (inkl. Höhlenbäume) verloren. Da in der näheren Umgebung jedoch ausreichend Habitatstrukturen zur Verfügung stehen, ist von keiner erheblichen Beeinträchtigung auszugehen. Durch strukturbegünstigende Geländegestaltung (vgl. Kapitel 5) nach Abschluss der Bauarbeiten kann das Habitat wieder regeneriert werden.

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Im Bereich des Dammbauwerks ist nur ein geringer Teil des Grünspechthabitates betroffen. Es stehen ausreichend Ersatzhabitate in der näheren Umgebung zur Verfügung.

Am Dammbauwerk geht ein Brutstandort der Turteltaube verloren. Da geeignete Brutstandorte für Turteltauben an Auengehölzen und Waldrändern erhalten bleiben, ist ein Ausweichen auf Habitate in der näheren Umgebung möglich.

Im Bereich des Dammbauwerks werden Bäume mit potenziellen Bruthöhlen des Waldkauzes gerodet. Es stehen allerdings ausreichend Ersatzhabitate in der näheren Umgebung zur Verfügung, so dass von keiner erheblichen Beeinträchtigung auszugehen ist. Der Flächenver- lust bzw. der Verlust geeigneter Bäume mit Höhlen ist im Verhältnis zur Gesamtgröße der vom Waldkauz genutzten Reviere gering. Das Nahrungsrevier steht nach der Fertigstellung des Dammes wieder zur Verfügung.

Amphibien Amphibien können den dauerhaften Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen ausweichen. Es werden zudem vorhandene Lebensräume optimiert (vgl. Kapitel 5). Aufgrund der ökologischen Durchgängigkeit des Kombinationsbauwerks können Amphibien das Dammbauwerk durchwandern, sie sind zudem auch in der Lage, das Damm- bauwerk zu überqueren.

Reptilien Reptilien können den anlagebedingten Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen ausweichen. Das Dammbauwerk selbst stellt kein unüberwindbares Hin- dernis bei Wanderungen dar.

Insekten, Landschnecken Holzbewohnende Käfer sind anlagebedingt durch den Verlust alter Bäume im Bereich des Dammbauwerks betroffen. Es befinden sich jedoch genügend Ausweichhabitate in der nähe- ren Umgebung, um den anlagebedingten Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen auszuweichen. Ausbreitungsmöglichkeiten werden durch das Dammbau- werk nicht unterbunden.

Libellen sind durch den anlagebedingten Verlust von Lebensraum an und in Gewässern, dauerhafte Umverlegung der Selke, betroffen.

Landschnecken sind durch den Verlust von (Teil-)Habitaten in Wald- und Gehölzflächen be- troffen. Es befinden sich jedoch ausreichen Ausweichhabitate in der näheren Umgebung, um die Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen zu kompensieren. Ausbreitungsmöglichkeiten werden durch das Dammbauwerk nicht unterbunden, lediglich eine

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Behinderung des Gen-Austausches für die wenig mobile Artengruppe der Landschnecken ist durch das Dammbauwerk nicht auszuschließen.

Fische und Rundmäuler, Makrozoobenthos Die technische Überprägung des Fließgewässers im Durchlassbauwerk und angrenzenden Bereichen (z. B. Tosbecken, Pegelstrecke) betrifft gut ausgeprägte Gewässerbiotope (Arthabi- tat der FFH-Anhang II-Arten Groppe und Bachneunauge). Die Planung wurde nach den aktu- ellen Regelwerken zur Sicherstellung der Durchgängigkeit gestaltet (z.B. DWA-Merkblatt 509).

Damit ist die Gewässerdurchgängigkeit der Selke von Q30 = 0,081 m³/s bis zu einem Q330 =

1,165 m³/s gegeben. Q330 ist hierbei kleiner als ein HQ1. Folglich ist die aquatische Durchgän- gigkeit für Lebewesen für Normalwasserverhältnisse gegeben.

Bereits im Ist-Zustand kann bei ungünstigen Abflussverhältnissen (sehr niedrige oder stark erhöhte Wasserführung der Selke) eine temporäre Einschränkung der Durchgängigkeit der Selke für gewässeraufwärts wandernde Kleinfische und einige Arten des Makrozoobenthos nicht ausgeschlossen werden. Generell ist jedoch davon auszugehen, dass auch bei Hoch- wasserereignissen Wanderverhalten der Fische stattfindet. Sie wandern entsprechend situati- onsangepasst, ggf. mit mehr Pausen und längeren Ruhephasen. Entscheidend ist aber, dass mit der Gestaltung des Durchlasses die Durchwanderbarkeit, d.h. für mindestens 300 Tage im Jahr für Fische die Aufstiegsmöglichkeit gegeben ist. Diese Anforderung ist durch die Gestal- tung des Durchlassbauwerks erfüllt.

4.2.2.2.2 Folgemaßnahmen

Großsäuger und Kleinsäuger Durch die Umverlegung der Selke sowie der Bahntrasse sind keine erheblichen dauerhaften Auswirkungen auf Groß- und Kleinsäuger zu erwarten.

Nach Abschluss der Bauarbeiten wird der Bereich der Materialentnahmestelle wieder rekulti- viert und steht den Arten als Lebensraum wieder zur Verfügung.

Anlagebedingt sind Kleinsäuger, aber auch Großsäuger wie Wildkatze, Luchs und Schalen- wild, durch den Verlust/ die Veränderung von (Teil-) Habitaten, insbesondere Wald im Bereich des Elbingstalteichs betroffen. Die beeinträchtigten Flächen sind im Vergleich zu den umlie- genden, großen und weitgehend ungestörten Lebensräumen und den großen Revieransprü- chen der Großsäuger sehr gering. Auf den durch Aus- und Neubau von Wegen in Anspruch genommenen Flächen gehen Habi- tate (Waldflächen und Grünlandbereiche vollständig und dauerhaft verloren. Die Flächen liegen jedoch in unmittelbarer Nähe zu den Wegen und besitzen eine eher geringe Lebens- raumqualität durch die bereits bestehenden Störungen.

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Fledermäuse Durch die Umverlegung der Selke sowie der Bahntrasse sind keine erheblichen dauerhaften Auswirkungen auf Fledermäuse zu erwarten. Quartiere sind nicht betroffen, Jagdhabitate bleiben erhalten.

Nach Abschluss der Bauarbeiten wird der Bereich der Materialentnahme wieder rekultiviert und steht den Arten wieder als Jagdhabitat zur Verfügung.

Im Bereich des Elbingstalteichs sind Fledermäuse durch den Verlust von Gehölzen und höh- len-/ spaltenreichen Altbäumen als Quartierbäume betroffen. Fledermäuse zählen jedoch zu den hochmobilen Arten, die in der Lage sind, auf umliegende Lebensräume auszuweichen. So stehen die großflächigen Wälder im Umfeld, insbesondere im altbaumreichen Tal des Stein- furtbaches, den Tieren ungestört auch weiterhin zur Verfügung.

Auf den durch Aus- und Neubau von Wegen in Anspruch genommenen Flächen gehen Habi- tate der Arten (Waldflächen und Grünlandbereiche) vollständig und dauerhaft verloren. Die Jagdhabiate in diesen Bereichen bleiben jedoch erhalten. Sofern Quartierbäume betroffen sind werden Ersatzquartiere geschaffen.

Vögel Im Bereich der Folgemaßnahmen ist nur ein geringer Teil des Grünspechthabitates betroffen. Es stehen ausreichend Ersatzhabitate in der näheren Umgebung zur Verfügung.

Am Elbingstalteich werden Bäume mit potenziellen Bruthöhlen des Waldkauzes gerodet. Es stehen allerdings ausreichend Ersatzhabitate in der näheren Umgebung zur Verfügung, so dass von keiner erheblichen Beeinträchtigung auszugehen ist. Der Flächenverlust bzw. der Verlust geeigneter Bäume mit Höhlen ist im Verhältnis zur Gesamtgröße der vom Waldkauz genutzten Reviere gering. Das Nahrungsrevier steht nach der Fertigstellung des Dammes wieder zur Verfügung.

Amphibien Es sind keine anlagebedingten negativen Auswirkungen auf Amphibien zu erwarten.

Reptilien Reptilien können den anlagebedingten Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen ausweichen. Erhebliche negative Auswirkungen sind durch die Folge- maßnahmen nicht zu erwarten.

Insekten, Landschnecken Holzbewohnende Käfer sind anlagebedingt durch den Verlust alter Bäume im Bereich des Elbingtalsteichs betroffen. Es befinden sich jedoch genügend Ausweichhabitate in der nähe-

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ren Umgebung, um den anlagebedingten Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen auszuweichen. Ausbreitungsmöglichkeiten werden durch das Dammbau- werk nicht unterbunden.

Nach Abschluss der Bauarbeiten werden die Bereiche an der Materialentnahmestelle wieder rekultiviert und die umverlegte Selke renaturiert. Anlagebedingte Beeinträchtigungen auf Laufkäfer können somit vermieden werden.

Es sind keine anlagebedingten negativen Auswirkungen auf Libellen, Tagfalter und Widder- chen sowie Heuschrecken zu erwarten.

Landschnecken sind anlagebedingt durch den Verlust von (Teil-)Habitaten in Wald- und Ge- hölzflächen am Elbingstalteich betroffen. Es befinden sich jedoch ausreichen Ausweichhabita- te in der näheren Umgebung, um die Beeinträchtigungen durch Veränderung und Verlust von Lebensräumen zu kompensieren.

4.2.2.3 Betriebsbedingte Auswirkungen Betriebsbedingte Auswirkungen auf Tiere entstehen durch Einstau des HRBs und der damit verbundenen Überflutung von Lebensräumen. Die Auswirkungen entstehen periodisch auf unterschiedlich großen Flächen und für unterschiedlich lange Zeiträume. Bei einigen Tierarten unterscheiden sich die Auswirkungen zwischen einem Einstau in den Sommermonaten und in den Wintermonaten.

Für die Dauer des Einstaus sind die überfluteten Flächen als Lebensraum und Nahrungshabi- tat für die meisten Tierarten nicht nutzbar. Indirekter Faktor einer Überstauung ist der plötzli- che Entzug von Nahrungsquellen für zahlreiche Tierarten. Betroffen sind v.a. Fledermäuse und Kleinvögel, deren Jagdreviere die Grünländer, Waldränder und Säume im Staubereich sowie das Gewässer selbst darstellen. Ein Teil ihres Beutespektrums reproduziert im Intersti- tial des Gewässergrundes (z.B. Eintagsfliegen) und geht temporär verloren. Da Vögel und Fledermäuse generell sehr mobil sind, werden sie, ähnlich wie Großsäuger, Greifvögel und andere Vögel mit großräumigen Revieren, den temporären Verlust von Teilen ihres Nah- rungshabitats durch Ausweichen in angrenzende ähnlich strukturierte Bereiche kompensieren. Der temporäre Verlust von Nahrungsflächen bzw. -quellen ist daher nicht erheblich.

4.2.2.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Groß- und Kleinsäuger Großsäuger sind gut schwimmfähig und können während eines Einstaus dem Wasser aus- weichen. Der Betriebsfall kann zu einem völligen Verlust der Kleinsäuger im Einstaubereich führen, so dass diese als Beutetiere der Großsäuger ausfallen. Da der Einstau nur von relativ kurzer Dauer ist und in großen zeitlichen Intervallen auftritt, können die Tiere zum Schutz und

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zur Nahrungssuche auf die umliegenden Flächen ausweichen. Es ist von keinen betriebsbe- dingten Beeinträchtigungen auf Großsäuger auszugehen.

Für die bodenlebenden Kleinsäugerzönose ist bereits ab einem HQ10 von einem völligen Verlust auszugehen. Besteht bei natürlicher Überflutungsdynamik noch eine geringe Chance des Ausweichens der Tiere, ist dies durch den sehr schnell erfolgenden Aufstau aller Wahr- scheinlichkeit nach nicht mehr gegeben. Jedoch sind Kleinsäuger in hochwasserbeeinflussten Lebensräumen gut an Überflutungen angepasst. Dies ist insbesondere in hochwasserbeein- flussten Wiesen und Auwäldern zu beobachten. Hier werden die Populationen periodisch eliminiert. Nach dem Trockenfallen erfolgt dann eine Wiederbesiedlung von höher gelegenen Rückzugsräumen bzw. Randstrukturen. Bei langjährigen Abfängen in solchen Lebensräumen wurden in Auwäldern an der Saale z.B. bei der Rötelmaus Schwankungen der jährlichen Höchstdichten zwischen einzelnen Jahren bis zum 22-fachen Wert verzeichnet [33].

Im UG können sich zudem in den nach Inbetriebnahme des HRBs nicht mehr überfluteten Bereichen östlich des Dammes eventuell Kleinsäugerpopulationen längerfristiger aufbauen. Die überfluteten Bereiche könnten dann, bei einer Durchgängigkeit des Durchlasses und der Anbindung des Dammbauwerks an die Talhänge, zügig aus diesen Bereichen heraus wieder- besiedelt werden. Da westlich des Dammbauwerks Flächen als Ausgangspunkt einer Wieder- besiedlung verbleiben, wird nicht von einer erheblichen zusätzlichen Beeinträchtigung der Boden lebenden Kleinsäuger durch das geplante Vorhaben ausgegangen.

Für die Haselmaus ist durch einen Einstau in den Wintermonaten eine Tötung von im Laub- streu überwinternder Individuen nicht auszuschließen. Die Habitate der Haselmaus sind je- doch in sehr seltenen Fällen, erst ab einem HQ50 betroffen. Aufgrund der Seltenheit einer erscheint das Risiko einer betriebsbedingten Tötung von Individuen in den Wintermonaten vernachlässigbar gering, es kann jedoch auch nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.

Fledermäuse Bei Fledermäusen ist zwischen Einstauereignissen im Winter und Sommer zu unterscheiden:

Große Winterhochwasser (ab HQ50) können zu einer Überflutung des Winterquartiers im Grundablassstollen des Elbingstalteichs führen. Auch Winterquartiere in Bäumen im Bereich des Dammbauwerks, wo der Einstau am höchsten ist, können betroffen sein. Es kann zum Einschluss der Tiere im Winterquartier und somit zum Tod ganzer Kolonien durch Ertrinken kommen. Selbst wenn die Tiere rechtzeitig aus dem Winterschlaf erwachen und sich durch Flucht retten, ist ihr Überleben in der kalten Umgebung, bei fehlendem Winterquartier und Nahrungsmangel ungewiss.

Bei großen Sommerhochwassern können Wochenstuben in Bäumen innerhalb des Einstaube- reichs überflutet werden. Erwachsene Tiere sind in der Lage ihre noch nicht flugfähigen Jun- gen bei steigendem Wasserstand aus dem Gefahrenbereich zu transportieren. Ob die Tiere

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ihre Jungen vor dem ansteigenden Wasser rechtzeitig in Sicherheit bringen können und ge- eignete Ausweichquartiere finden, ist jedoch ungewiss.

Für die erwachsenen Tiere in Tagesverstecken besteht nur eine geringe Gefahr, da diese dem steigenden Wasser ausweichen können, indem sie ein anderes Tagesquartier aufsuchen. Ein betriebsbedingtes Risiko kann für die Arten Großer Abendsegler, Kleiner Abendsegler, Rau- hautfledermaus, Mückenfledermaus, Wasserfledermaus, Bechsteinfledermaus, Fransenfle- dermaus, Kleine Bartfledermaus, Große Bartfledermaus, Nymphenfledermaus, Mopsfleder- maus und Braunes Langohr nicht ausgeschlossen werden.

Durch die Überflutungen kann es zu einer Veränderung der Habitatstrukturen kommen (Beein- trächtigung von Biotoptypen siehe Kapitel 4.2.1.3) und es können langfristig essenzielle Habi- tatstrukturen für Wasser-, Teich- oder Nymphenfledermaus verloren gehen. Betriebsbedingte Auswirkungen auf die Nahrungsverfügbarkeit für Fledermäuse lassen sich nur schwer ab- schätzen. Die Einstauereignisse können zu einer Verringerung und zeitlichen Verschiebung der Nahrungsverfügbarkeit führen (siehe Anlage 7.1-6). Davon könnten Wasser-, Mücken-, Teich-, Rauhautfledermaus und auch das Große Mausohr betroffen sein.

Vögel Die meisten Vogelarten sind als ausgewachsene, flugfähige Tiere durch den Einstau nicht gefährdet. Gelege und Jungvögel - insbesondere von Bodenbrütern - aber auch von allen anderen Vogelarten, deren Nester sich in überstauten Bäumen befinden, werden bei einem Einstau während der Brutzeit verloren gehen. Da es sich aber um häufige Vogelarten handelt, ist durch ein Einstauereignis von keiner Gefährdung der lokalen Populationen auszugehen.

Die Wasseramsel ist betriebsbedingt im Hochwasserrückhalteraum betroffen, vor allem bei einer Verlagerung des Revieres in Richtung Dammbauwerk. Eine nördliche Verlagerung ist nicht möglich, da hier sich hier bereits besetzte Reviere befinden. Im Falle eines Einstaus ist hier von einem Verlust des Geleges auszugehen. Auch das Nahrungshabitat der Wasseram- sel, einer hinsichtlich der Nahrungssuche stark spezialisierten Vogelart, geht während des Einstaus verloren. Aquatische und teilaquatische Beutetiere der Wasseramsel werden aus dem Flussbett in die umliegenden Biotoptyen im Selketal verdriftet. Die Selke stellt erst nach dem Neuaufbau dieser Zönose wieder ein geeignetes Nahrungshabitat dar.

Für die planungsrelevanten Vogelarten sind die folgenden betriebsbedingten Beeinträchtigun- gen ermittelt worden:

Ein Einstaufall während der Brutzeit kann zu Verlusten von Eiern oder Jungvögeln des Eisvo- gels führen. Insgesamt werden durch die relativ selten eintretenden Einstauereignisse keine bestandsmindernden Verluste prognostiziert, sodass sich das Bauvorhaben nicht negativ auf den günstigen Erhaltungszustand der Population des Eisvogels im Selketal auswirken wird.

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Ein Einstaufall während der Brutzeit kann zu Verlusten von Eiern oder Jungvögeln des Grün- spechts in Baumhöhlen führen. Da der Grünspecht aber mehrere Brutreviere in der näheren Umgebung aufweist, ist durch ein Einstauereignis von keiner Gefährdung der lokalen Popula- tion auszugehen.

Im Einstaufall stehen die überfluteten Flächen nicht als Jagdrevier für die Greifvogelarten Habicht, Mäusebussard, Rotmilan und Sperber zur Verfügung. Bedingt durch die Seltenheit des Ereignisses und der weitläufigen Ausweichmöglichkeiten sind die Auswirkungen auf die Arten als nicht erheblich einzustufen.

Betriebsbedingt können Gelege oder Jungvögel des Neuntöters im Stauraum i verloren ge- hen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist allerdings sehr gering, je nach Jahreszeit ist auch eine Nachbrut möglich.

Im Einstaufall können potenzielle Jagdhabitate des Schwarzstorchs kurzzeitig nicht genutzt werden. Auf Grund der Gesamtgröße der Reviere und der Seltenheit eines Betriebsfalls wird diese Auswirkung als nicht relevant für die Art eingestuft.

Das Brutrevier der Turteltaube befindet sich möglicherweise randlich im Einstaubereich eines

HQ100. Da die Nester in Bäumen angelegt werden, ist mit dem betriebsbedingten Verlust einer Brut jedoch nicht zu rechnen. Bei einem Einstau ist ein Teil des Nahrungshabitates betroffen. Da die Vögel auf außerhalb des Stauraums gelegene Grünland- und Ackerflächen auswei- chen können, sind sie in der Lage, diese wenige Tage anhaltende Situation zu überbrücken.

Das Wachtelkönigrevier würde unterhalb des Hochwasserrückhaltedammes betriebsbedingt nicht beeinträchtigt werden. Oberhalb des Dammes ist jedoch durch den Einstau mit veränder- ten Vegetationsstrukturen zu rechnen, welche sich auch auf die Habitateignung auswirken. Zudem führt eine Überstauung während der Brutzeit zu einem Verlust des Geleges.

Im Einstaufall können Baumhöhlen und ein Teil des Jagdreviers des Waldkauzes betroffen sein. Trifft der Einstau eine Baumhöhle mit Eiern oder Jungvögeln, geht die Brut verloren. Die Altvögel können dem Einstau ausweichen. Die temporäre, nur wenige Tage anhaltende Ein- schränkung des Jagdreviers ist im Verhältnis zur Gesamtreviergröße nicht erheblich.

Amphibien Ein Einstau während der Reproduktionsphase kann die Funktion der überstauten Temporär- gewässer als Entwicklungshabitat zunichtemachen. Bei Einstau nach der Ablaichphase ist mit der Verdriftung von Laich bzw. Larven aus den überstauten Temporärgewässern ins später trocken fallende Umland zu rechnen. Inwieweit sich dies auf die Populationen auswirkt, hängt davon ab, wie viele Gewässer im Talgrund überstaut werden. Bei einem Einstau bis HQ10 ist

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mit keinem nennenswerten Gewässerverlust (ausgenommen der Selke selbst) zu rechnen, bis zu einem HQ100 werden immer mehr Temporärgewässer überstaut. In jedem Fall bleiben jedoch auch im Einstaufall sowohl unterhalb des Dammes als auch oberhalb der Stauwurzel von Berg- und Fadenmolch besiedelte temporäre Gewässer erhalten. Auch der unterhalb des Dammes liegende Privatteich (Nachweis von Erdkröte, Fadenmolch und Grasfrosch) ist nicht betroffen. Hohe Reproduktionsverluste von Amphibien können jedoch auch ohne Einstau auftreten, denn in Jahren mit niedrigen Frühjahrs- bzw. Frühsommerniederschlägen trocknen die zum Ablaichen genutzten Klein- und Kleinstgewässer im Selketal frühzeitig aus (vgl. Anla- ge A-7.1-2), die Metamorphose der Larven kann dann nicht stattfinden.

Durch Überstauung gehen temporär auch Landlebensräume aller Arten verloren und es be- steht das Risiko des Verlustes adulter Tiere. Ausgewachsene Amphibien sind jedoch schwimmfähig und kaum gefährdet. Während der Aktivitätssaison weichen die Tiere aller Voraussicht nach auf die nicht überstauten Randbereiche des Tales bzw. der unteren Talhän- ge aus. Individuenverluste können als potenzielle Beeinträchtigung im Wesentlichen auf einen Einstaufall im Winter beschränkt werden.

Im Allgemeinen wandern in die dann frei gewordenen Lebensräume Einzeltiere bzw. Teilpopu- lationen aus angrenzenden Flächen ein, so dass solche Verluste im nächsten Reproduktions- zyklus wieder kompensiert werden. Folgen jedoch mehrere Trockenjahre und/ oder Einstauer- eignisse durch das Hochwasserrückhaltebecken Straßberg in geringen Abständen, ist ein erheblicher Populationseinbruch nicht auszuschließen. Obwohl die Reaktivität von Amphibien im Winter deutlich herabgesetzt ist, sollten sie sich trotzdem bei veränderten Lebensraumver- hältnissen an diese anpassen können.

Reptilien

Durch die flächendeckende Verbreitung im UG sind Reptilien ab einem HQ10 im Hochwasser- rückhalteraum betroffen. Der eventuelle Verlust von Einzeltieren hat jedoch keine Auswirkung auf den Bestand der gesamten Population im Selketal. Die Arten können einer Überstauung durch Ortswechsel in die nicht überstauten Bereiche des Tales bzw. an die Talhänge auswei- chen, sofern der Einstau nicht extrem schnell erfolgt. Eine negative Beeinträchtigung ist je- doch bei einem Einstau im Winter möglich, wenn sich die Tiere inaktiv in ihren Verstecken befinden und nicht schnell genug ausweichen können.

Insekten Laufkäfer, holzbewohnende Käfer, Tagfalter und Widderchen, Heuschrecken und Libellen sind als ausgewachsene Tiere flugfähig und damit im Falle eines betriebsbedingten Einstaus unge- fährdet. Frühe Entwicklungsstadien (Larven, Puppen) sind nicht oder nur eingeschränkt be- wegungsfähig und werden deshalb überwiegend absterben. Da die meisten Insektenarten mobil bis sehr mobil sind, kann ein möglicher Populationseinbruch durch Zuwanderung aus angrenzenden Habitaten kompensiert werden. Verluste von Entwicklungsstadien bzw. in

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Winterruhe verharrenden Insekten sind zu erwarten, werden jedoch aufgrund ihrer raschen Ausgleichbarkeit aus den umliegenden, nicht eingestauten Flächen als nicht erheblich bewer- tet.

Fische und Rundmäuler Fische wie Bachforelle, Äsche und Elritze haben als Jung- und Alttiere die Möglichkeit, durch aktives Ausweichen in den Bereich der Stauwurzel den nachteiligen Wirkungen einer Über- stauung ihrer Lebensräume im Stauraum zu entkommen. Möglich ist eine verschlechterte Energiebilanz, die jedoch nicht quantifiziert werden kann. Wenig mobile Arten wie Groppe und Schmerle sind als Jung- und als Alttiere nicht oder nicht in ausreichendem Maße in der Lage, dem zunehmenden hydrostatischen Druck im Staukörper aktiv auszuweichen. Embryonal- und Larvalstadien aller Fischarten sind ebenfalls nicht zu Ausweichbewegungen in die flach über- stauten Bereiche fähig.

Treffen sehr hohe Lufttemperaturen und große Hochwasserereignisse (ab HQ50) aufeinander, kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Sauerstoffverlust und die Wassertemperatur die Toleranzlimits einzelner Arten erreicht und Fische im Stauraum geschädigt werden. Um dies zu vermeiden, ist die maximale Einstaudauer auf 10 Tage begrenzt. Zudem finden die meisten Hochwasser in den Wintermonaten statt. Bei einem großen Hochwasserereigniss im Sommer können größere Verluste daher nicht ausgeschlossen werden. Wenn ein Einstau zudem in die Reproduktionsphase bzw. die Entwicklungszeit der Larven fällt, kann eine Verdriftung (von Larven und Adulten) in später wieder trocken fallende Bereiche zu weiteren Verlusten führen.

Dieser Prognose entsprechend wird für alle in der Selke vorkommenden Arten mit deutlichen Individuenverlusten gerechnet, bis hin zum Totalausfall einzelner Entwicklungsstadien von Bachneunauge, Bachforelle, Äsche, Elritze, Groppe und Schmerle. Als nachhaltige und daher erheblich wirksam wird der teilweise (bei Groppe, Bachneunauge) sehr langsame Wiederbe- siedlungsprozess eingestuft.

Eine Beeinträchtigung der Fischfauna in der Selke unterhalb des Absperrbauwerks kann ausgeschlossen werden. Zum einen sind derart pessimale Verhältnisse (bei dem beschriebe- nen Szenario muss ein 100jährliches Hochwasser im Hochsommer auftreten und es muss in kürzester Zeit nach den Regenfällen, die zum Betriebsfall führten, eine starke Erwärmung der Luft erfolgen) höchst unwahrscheinlich. Zum anderen erfolgt selbst bei entsprechender Er- wärmung des Wassers und stärkerer Sauerstoffzehrung im Staukörper jedenfalls im Durch- lass eine Sauerstoffanreicherung. Zusätzlich wird der abfließenden Welle sauerstoffhaltiges und kühleres Wasser aus den Nebenbächen kurz unterhalb des Absperrbauwerks zugeführt.

Makrozoobenthos Größere Bestandsverluste sind bei Einstauereignissen auch bei vielen Arten des Makro- zoobenthos zu erwarten. Insbesondere die auf hohe Fließgeschwindigkeiten und schnellen

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Wasseraustausch angewiesenen Arten werden bei stagnierendem Wasserkörper und abneh- mendem Sauerstoffgehalt geschädigt. Die Schädigung wird umso stärker sein, je länger der Einstau andauert und je deutlicher sich der Wasserkörper erwärmt. Die Bestandsverluste werden jedoch nicht als erheblich eingestuft, weil sie rasch durch Eindrift und aktive Bewe- gungen aus den gewässeraufwärts liegenden Abschnitten und den seitlichen Zuflüssen der Selke ausgeglichen werden. Viele bergbachtypische Arten sind in der Lage, in kurzer Zeit Massenvorkommen zu entwickeln, so dass erhebliche Beeinträchtigungen von Arten des Makrozoobenthos nicht zu erwarten sind.

Überwiegend werden die beschriebenen Auswirkungen auch bei jedem "normalen" Hochwas- serereignis auftreten, d. h. Tiere werden verdriftet und/ oder getötet, Entwicklungsstadien sterben ab oder werden geschädigt. Die in regelmäßig überfluteten Biotopen vorkommenden Arten sind an diese Ereignisse gut angepasst, d. h. sie sind hinsichtlich ihrer Populationsdy- namik überwiegend als r-Strategen einzustufen. Im geplanten Rückhalteraum sind insbeson- dere an den Talrändern auch Flächen betroffen, die außerhalb der natürlichen Überflutungs- bereiche liegen und deren Fauna somit nicht angepasst ist. Die Auswirkungen auf diese Le- bensräume bzw. die dort vorhandenen Tiere können, wie oben beschrieben, teilweise erheb- lich sein.

Die Sauerstoffkonzentration im Zufluss hängt im Wesentlichen von der Wassertemperatur und dem Gehalt an organischem Material ab. Insbesondere bei langem Aufstau und gleichzeitig sommerlich sehr hohen Temperaturen steigt die Wassertemperatur im Staukörper. Entspre- chend der Untersuchungen zur Bestimmung der Sauerstoffzehrung der überstauten Flächen [36] (vgl. Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Anlage A 2-4) sollte die Dauer des Einstaus 11-12 Tage nicht überschreiten. Der Sauerstoffgehalt kann in Abhängigkeit von der Temperatur, der Sauerstoffkonzentration im Zufluss und insbesondere in Abhängigkeit von der Zehrungsrate (Menge und Struktur der überstauten Biomasse) während eines Einstaus stark abnehmen. Simulationen zur Sauerstoffbilanz zeigten, dass unter sehr ungünstigen Annah- men der Sauerstoff im Wasserkörper nach etwa 12 Tagen aufgebraucht sein könnte. Durch die stufenweise Erhöhung der Regelabgabe von 1,0 m³/s auf 9,0 m³/s in der ablaufenden Hochwasserwelle wird eine Einstaudauer von max. 11-12 Tagen nicht überschritten. Die Sauerstoffkonzentration im Wasser nimmt ab und erreicht somit aber keine kritischen Werte.

Dauerhafte Auswirkungen auf die Wasserbeschaffenheit unterhalb des HRB sind nicht zu erwarten. Während des Durchströmens der Betriebsdurchlässe erfolgt eine vollständige Sau- erstoffanreicherung [29] [36] (vgl. Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Anlage A 2-4). Nach kurzer Fließstrecke unterhalb des HRBs münden der Westerbach und weitere Nebengewässer in die Selke. Erhebliche fischökologische Auswirkungen durch akuten Sauer- stoffmangel und erhöhte Wassertemperaturen unterhalb des HRBs werden daher nicht erwar- tet.

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4.2.2.3.2 Folgemaßnahmen

Aus den Folgemaßnahmen ergeben sich keine negativen betriebsbedingten Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere.

4.2.2.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutz- gut Tiere

In der folgenden Tabelle sind die in den vorangegangenen Kapiteln ermittelten Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere zusammengestellt und hinsichtlich ihrer Erheblichkeit bewertet. Die relevanten negativen Auswirkungen sind in den Plänen B-7.1-1.3 bis B-7.1-1.5 als Konflikte dargestellt.

Tabelle 26: Auswirkungen Schutzgut Tiere

Auswirkungen Baubedingt Anlagenbedingt Betriebsbedingt

Hochwasserrückhaltebecken

Straßberg Habitatinanspruchnahme und Störung von Groß- und Kleinsäu- x 0 bis x - gern im Bereich des Dammbau- werks Ausnahme: Haselmaus xx x - Habitatinanspruchnahme und Störung von Fledermäusen im x 0 - Bereich des Dammbauwerks Habitatinanspruchnahme und Störung von Vögeln (Spechte, 0 bis x 0 bis x - Turteltaube, Käuze, Greifvögel) im Bereich des Dammbauwerks Ausnahme: Grauspecht xx xx - Habitatinanspruchnahme von Amphibien, Reptilien, Insekten x x - und Landschnecken im Bereich des Dammbauwerks Habitatinanspruchnahme von Fischen, Rundmäulern und Mak- xx x - rozoobenthos im Bereich des Dammbauwerks periodische Veränderung/ Verlust von Lebensräumen, Individuen- verlust von Großsäugern, Vögeln, - - 0 bis x Amphibien und Reptilien durch Flächeninanspruchnahme für den Einstau periodische Veränderung/ Verlust von Lebensräumen, Individuen- - - (xx) verlust von Kleinsäugern durch

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Auswirkungen Baubedingt Anlagenbedingt Betriebsbedingt

Flächeninanspruchnahme für den Einstau periodische Veränderung/ Verlust von Lebensräumen, Individuen- verlust von Insekten und Land- - - xx schnecken durch Flächeninan- spruchnahme für den Einstau Folgemaßnahmen Habitatinanspruchnahme und Störung von Groß- und Kleinsäu- gern im Bereich des Dammbau- x x - werks, der Materialentnahmestel- le, des Elbingstalteichs und der Wege Ausnahme: Haselmaus xx x - Habitatinanspruchnahme und Störung von Vögeln (Spechte, Käuze, Greifvögel, Eisvogel, Gebirgsstelze, Turteltaube) im 0 bis x 0 bis x - Bereich des Dammbauwerks, der Materialentnahmestelle und des Elbingstalteichs Ausnahme: Wasseramsel, xx 0 bis x - Neuntöter, Schwarzstorch Habitatinanspruchnahme von Amphibien, Reptilien, Insekten und Landschnecken im Bereich x x - des Dammbauwerks, der Materia- lentnahmestelle, des Elbingstal- teichs und der Wege Habitatinanspruchnahme von Fischen, Rundmäulern und Mak- rozoobenthos im Bereich des xx x - Dammbauwerks und des Elbings- talteich

0 keine signifikanten Auswirkungen - trifft nicht zu x geringe Beeinträchtigung + positive Auswirkungen xx erhebliche Beeinträchtigung ( ) Prognose unsicher

Erhebliche negative Auswirkungen auf Tiere sind bauzeitlich und anlagebedingt durch das Vorhaben nicht auszuschließen. Als Wirkpfad ist vorrangig die Veränderung von Boden und von Wasserverhältnissen, die direkt oder indirekt über den Verlust von Pflanzen zu einem Verlust von Habitaten führen. Störung/ Vergrämung und Tierverluste durch Kollision können vermindert, jedoch nicht völlig vermieden werden. Der Einstau des HRB führt zu einem tempo- rären Lebensraumverlust und potenziell zu Individuenverlusten.

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4.2.3 Besonders geschützte Biotope

Die besonders geschützten Biotope (BGB) im UG sind durch das LAU abgegrenzt worden und im Rahmen der Biotoptypenkartierung 2013 neu erfasst worden. Projektbedingt werden meh- rere BGB in Anspruch genommen (vgl. Kapitel 3.2.6 sowie Plan B-7.1-1.1).

4.2.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Das Dammbauwerk und seine technischen Einrichtungen beanspruchen keine BGB.

Im Betriebsfall sind durch den Einstau je nach Hochwasserereignis unterschiedliche Biotope betroffen: HQ10 FFC Naturnaher Fluss ohne Arten des Fließgewässer-LRT FGR Graben mit artenreicher Vegetation HYA Gebüsch frischer Standorte (überwiegend heimische Arten)

HQ20 FGR Graben mit artenreicher Vegetation

HQ50 FBE Naturnaher Bach ohne Arten der Fließgewässer-LRT FFC Naturnaher Fluss ohne Arten des Fließgewässer-LRT FGR Graben mit artenreicher Vegetation FQC/GFD Sicker- und Rieselquellen/ Seggen-, binsen-, oder hochstaudenreiche Nasswiese GFD Seggen-, binsen-, oder hochstaudenreiche Nasswiese GMG Magere Flachland-Mähwiese GTA Berg-Mähwiese HRB Baumreihe aus überwiegend heimischen Gehölzen WEA Erlen-Eschenwälder und Weichholzauenwälder an Fließgewässern

HQ100 FBE Naturnaher Bach ohne Arten der Fließgewässer-LRT FFC Naturnaher Fluss ohne Arten des Fließgewässer-LRT FQC/GFD Sicker- und Rieselquellen/ Seggen-, binsen-, oder hochstaudenreiche Nasswiese GFD Seggen-, binsen-, oder hochstaudenreiche Nasswiese GMG Magere Flachland-Mähwiese GTA Berg-Mähwiese HYA Gebüsch frischer Standorte (überwiegend heimische Arten) WEA Erlen-Eschenwälder und Weichholzauenwälder an Fließgewässern

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4.2.3.2 Folgemaßnahmen

Durch die Folgemaßnahmen am Dammbauwerk werden im Zuge der Umverlegung der Selke und der Bahntrasse besonders geschützte Biotope beansprucht. Es handelt sich dabei um die Selke als naturnaher Fluss ohne Arten des Fließgewässer-LRT (FFC) und die gewässerbe- gleitenden Gehölzbestände in Form von Erlen-Eschenwäldern und Weichholzauenwäldern an Fließgewässern (WEA).

Durch die Materialentnahmestelle werden eine magere Flachland-Mähwiese (GMG) und ein Gebüsch frischer Standorte (überwiegend heimische Arten) (HYA) beansprucht. Die durch die Materialentnahmestelle verursachte Grundwasserabsenkung führt zu keinen erheblichen Beeinträchtigungen von BGB (siehe Kapitel 2.2.2.1).

Im Bereich des Elbingstalteichs werden die Selke als naturnaher Fluss ohne Arten des Fließ- gewässer-LRT (FFC) und ein Gebüsch frischer Standorte (überwiegend heimische Arten) (HYA) beansprucht.

Die Umverlegung sowie der Aus- und Neubau von Wegen schneidet aufgrund der linearen Ausprägung eine ganze Reihe von besonders geschützten Biotopen kleinflächig an. Es han- delt sich dabei um:

FBE Naturnaher Bach ohne Arten der Fließgewässer-LRT FQC/GFD Sicker- und Rieselquellen/ Seggen-, binsen-, oder hochstaudenreiche Nasswiese GFD Seggen-, binsen-, oder hochstaudenreiche Nasswiese GMG Magere Flachland-Mähwiese GTA Berg-Mähwiese WEA Erlen-Eschenwälder und Weichholzauenwälder an Fließgewässern

Für die unvermeidbaren Eingriffe in die BGB wird im Rahmen des Verfahrens eine Befreiung beantragt (vgl. Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung).

4.2.4 Geschützte Tier- und Pflanzenarten Zu den nach BNatSchG besonders geschützten Arten gehören alle wild lebenden Tier- und Pflanzenarten, die • in Anhang A oder B der VO (EG 338/97) aufgeführt sind, • in Anhang IV der FFH-RL aufgeführt sind, • eine europäische Vogelart im Sinne des BNatSchG sind oder • in der BArtSchV als besonders geschützt gekennzeichnet sind.

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Einige Arten genießt darüber hinaus einen gesteigerten Schutz. Zu den nach BNatSchG streng geschützten Arten gehören alle besonders geschützten Tier- und Pflanzenarten, die • die Arten nach Anhang A der VO (EG 338/97), • die Arten nach Anhang IV der FFH-RL, • die nach BArtSchV streng geschützten Arten.

Durch das Hochwasserrückhaltebecken Straßberg und die Folgemaßnahmen sind besonders und streng geschützte Arten im UG betroffen. Die Betroffenheit der besonders geschützten Arten wird im Rahmen der Abarbeitung der Eingriffsregelung im LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung berücksichtigt. Die darin entwickelten Ausgleichs- und Ersatzmaßnah- men zielen auf die Biotoptypen und decken dabei gleichzeitig die Lebensraumansprüche der betroffenen besonders geschützten Arten mit ab.

Die Betroffenheit der streng geschützten Arten und die damit möglicherweise ausgelösten Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG werden im Fachbeitrag Artenschutz, Heft 7.4 in der Fassung der 1. Planergänzung behandelt. Durch das Hochwasserrückhaltebecken Straßberg sind Auswirkungen auf streng geschützte Säugetiere (Mehrzahl der im UG vorkommenden Fledermausarten, Haselmaus), europäische Vogelarten (Wachtelkönig, Grauspecht) durch das Dammbauwerk und die Flutung des Einstaubereichs zu erwarten. Durch die Folgemaß- nahmen im Bereich der Materialentnahmestelle, des Elbingstalteichs und der Baustraßen sind Auswirkungen auf streng geschützte Säugetiere (Mehrzahl der im UG vorkommenden Fle- dermausarten), europäische Vogelarten (Neuntöter, Schwarzstorch) und die kleine Flussmu- schel zu erwarten. Für die betroffenen Arten werden spezielle Maßnahmen entwickelt, für einige der Arten wird darüber hinaus ein Antrag auf Ausnahme von den Verboten des § 44 BNatSchG gestellt (vgl. Fachbeitrag Artenschutz, Heft 7.4 in der Fassung der 1. Planergän- zung).

4.2.5 FFH-Gebiet DE 4332-302 „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“

In der FFH-Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung wird aufge- zeigt, dass durch das Hochwasserrückhaltebecken Straßberg und deren Folgemaßnahmen erhebliche Beeinträchtigungen von Erhaltungszielen des FFH-Gebietes nicht mit hinreichen- der Wahrscheinlichkeit auszuschließen sind. Eine Zulassung des Vorhabens kann daher nur im Rahmen einer Abweichungsprüfung gemäß Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-Richtlinie erfolgen (vgl. FFH-Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung).

Umfangreiche Maßnahmen zum Erhalt der Kohärenz innerhalb des UGs und mit dem angren- zenden FFH-Gebiet „Selke und Bode im Harzvorland“ sind vorgesehen. Alle Maßnahmen sind in FFH-Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung detailliert be- schrieben.

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Als Kohärenzmaßnahmen außerhalb des UGs ist die Revitalisierung der Selke bei Gatersle- ben (E 1 neu, KOH-Maßnahme 5) und die Umwandlung von Intensiv-Acker in eine magere Flachlandmähwiese (LRT 6510) bei Ermsleben (E 2 neu, KOH-Maßnahme 6) vorgesehen.

4.3 Auswirkungen auf das Schutzgut Boden

Durch die Baumaßnahmen werden Gleye, Braunauenböden, Parabraunerden und in geringe- rem Umfang Pseudogleye bauzeitlich beeinträchtigt und dauerhaft überbaut. Von Überstau- ung sind im Hochwasserrückhalteraum überwiegend Gleye und Braunauenböden betroffen, bei Hochwasserereignissen ab HQ20 seltener auch Braunerden. Auswirkungen auf den Bo- denwasserhaushalt im Bereich der Materialentnahmestelle durch die Grundwasserabsenkung werden unter dem Schutzgut Wasser-Grundwasser behandelt (siehe Kapitel 4.4.1).

Den betroffenen Böden wird ein mittlerer bis hoher ökologischer Wert zugeordnet, da es sich mit Ausnahme der befestigten Wege und des Bahndamms um relativ ungestörte Böden unter Wald und Dauergrünland handelt.

Die Belange des Bodenschutzes wurden mit Blick auf schädliche Bodenveränderungen und berührte Altlasten eigenständig geprüft. Das Vorhaben führt weder zu schädlichen Bodenver- änderungen noch werden altlastenbezogene Gefahren verursacht.

4.3.1 Baubedingte Auswirkungen Baubedingte Auswirkungen auf die Böden entstehen durch die temporäre Inanspruchnahme von Flächen für die Baustelleneinrichtung, die Materiallagerung und die Zufahrten zur Baustel- le. Es erfolgt eine Störung des natürlichen Bodengefüges durch Umlagerung und Verdichtung. Darüber hinaus besteht ein erhöhtes Risiko des Eintrags von Schadstoffen aus dem Baube- trieb. Zu den betroffenen Bodenarten gehören Gleye, Braunauenböden, Parabraunerden und in geringerem Umfang Pseudogleye.

4.3.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Auf den bauzeitlich in Anspruch genommenen Flächen am Dammbauwerk (inkl. Zwischenla- ger 1 und alle temporären Baustraßen) wird der Oberboden abgeschoben, getrennt gelagert und später wieder eingebaut. Dadurch erfolgt eine Störung des Bodengefüges. Durch das Befahren mit schweren Maschinen und die Lagerung von Baumaterial ist mit einer Verdich- tung des Bodens zu rechnen. Insgesamt sind ca. 1,9 ha Gleyböden und Braunauenböden betroffen.

Die Beeinträchtigung der Bodenfunktionen ist nach der Rekultivierung (Tiefenlockerung und Wiedereinbau des Oberbodens) auf den bauzeitlich genutzten Flächen mindestens mittelfristig

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wirksam. Insbesondere die Gleyböden des Talgrundes sind empfindlich gegenüber Verdich- tung.

Es besteht ein erhöhtes Risiko des Eintrags von Bau- und Bauhilfsstoffen, Treibstoff und Schmiermitteln in den Boden. Durch Verwendung schadstofffreier bzw. -armer Baustoffe und Biokraftstoffe und Bioschmiermittel wird das Risiko minimiert. Die Betankung, Wartung und Reparatur von Baumaschinen und -fahrzeugen darf grundsätzlich nur auf dafür vorgesehenen, besonders geschützten Flächen erfolgen.

4.3.1.2 Folgemaßnahmen

Eine bauzeitliche Inanspruchnahme von Böden erfolgt für die Materialentnahmestelle (inkl. Zwischenlager 2) und im Bereich des Elbingstalteichs. Der Oberboden wird abgeschoben, getrennt gelagert und später wieder eingebaut. Es erfolgt eine Störung des Bodengefüges. Durch das Befahren mit schweren Maschinen und die Lagerung von Baumaterial ist mit einer Verdichtung der Böden zu rechnen. Zur Gewinnung von Baumaterial für das Dammbauwerk wird auf der Materialentnahmestelle Gestein in einer Tiefe von 3 bis maximal 16 m abgetra- gen. Insgesamt sind ca. 5,2 ha Parabraunerde- und Pseudogleyböden im Bereich der Materia- lentnahmestelle und der Zwischenlagerfläche 2 betroffen. Im Bereich des Elbingstalteichs sind ca. 1,3 ha Gleyböden und Braunauenböden betroffen.

Die Beeinträchtigung der Bodenfunktionen ist nach der Rekultivierung (Tiefenlockerung und Wiedereinbau des Oberbodens) auf den bauzeitlich genutzten Flächen mindestens mittelfristig wirksam. Insbesondere die Gleyböden des Talgrundes sind empfindlich gegenüber Verdich- tung.

Es besteht ein erhöhtes Risiko des Eintrags von Bau- und Bauhilfsstoffen, Treibstoff und Schmiermitteln in den Boden. Durch Verwendung schadstofffreier bzw. -armer Baustoffe und Biokraftstoffe und Bioschmiermittel wird das Risiko minimiert. Die Betankung, Wartung und Reparatur von Baumaschinen und -fahrzeugen darf grundsätzlich nur auf dafür vorgesehenen, besonders geschützten Flächen erfolgen.

4.3.2 Anlagebedingte Auswirkungen Anlagebedingte Auswirkungen auf die Böden entstehen durch die dauerhafte Inanspruchnah- me von Flächen für das Dammbauwerk und zugehörige Betriebseinrichtungen sowie die Vorschüttung am Elbingstalteich und Umverlegung der Selke im Bereich des Dammbauwerks und des Elbingstalteichs. Die Inanspruchnahme der Flächen führt teilweise zum Verlust beleb- ter Bodenflächen durch (Teil-)Versiegelung und zur Veränderung des Bodenaufbaus.

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4.3.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Im Bereich des Dammbauwerks wird zur Gründung der Ober- und Unterboden bis auf das Grundgestein abgetragen und dauerhaft überbaut. Hier gehen dauerhaft alle Bodenfunktionen verloren. Der Bodenverlust bzw. die Umlagerung natürlichen Oberbodens hat erhebliche Auswirkungen auf alle Bodenfunktionen. Durch den Wiedereinbau des abgetragenen Oberbo- dens lässt sich die Schichtenfolge nicht vollständig wiederherstellen, die Beeinträchtigung ist irreversibel. Nur sehr langfristig werden sich auf den umgelagerten Flächen und aufgeschütte- ten Substraten der Dammböschungen naturnahe Bodenstrukturen entwickeln. Flächen, die zum Ausgleich entsiegelt werden könnten, sind im UG nicht vorhanden. Insgesamt sind ca. 5,4 ha Gleyböden und Braunauenböden betroffen. Darin enthalten ist auch der Aus- und Neubau von Wegen, durch die eine (Teil-)Versiegelung erfolgt.

4.3.2.2 Folgemaßnahmen Durch die Anlage des neuen Bachbettes der Selke im Bereich des Dammbauwerks und im Bereich des Elbingstalteichs entstehen weitere, dauerhafte Beeinträchtigungen und Oberbo- denverluste. Im Bereich der Materialentnahmestelle wird der gelagerte Oberboden bei der Rekultivierung wieder eingebaut. Da sich langfristig unter Wald sowie unter extensiv gepfleg- tem Dauergrünland wieder ein naturnaher A-Horizont entwickeln wird, kann die Beeinträchti- gung dadurch gemindert werden. Die Vorschüttung am Damm des Elbingstalteichs führt zu Beeinträchtigungen und Oberbodenverlusten entsprechend denen des Dammbauwerks. Insgesamt sind ca. 1,3 ha Gleyböden und Braunauenböden betroffen.

4.3.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Betriebsbedingte Auswirkungen auf die Böden entstehen nur durch das Hochwasserrückhal- tebecken Straßberg bei einem Einstau des HRBs und der damit verbundenen Überflutung von Böden.

Von der Überstauung sind im Einstaubereich überwiegend Gleye und Braunauenböden betrof- fen, bei Hochwasserereignissen ab HQ20 seltener auch Braunerden. Bei maximalem Einstau

(HQ100) werden ca. 40 ha Boden überstaut. Die Auswirkungen entstehen periodisch auf unter- schiedlich großen Flächen und für unterschiedlich lange Zeiträume. Die Bodenstrukturen im Hochwasserrückhalteraum können durch Nährstoffeintrag aus eingetragenen Sedimenten, größere Geschiebeablagerungen sowie durch die Auflast des Wasserkörpers beeinträchtigt werden.

Soweit es sich um Gleye, also um grundwasserabhängige Böden handelt, sind diese an peri- odische Überflutungen weitgehend angepasst. Es kann von einer raschen Regeneration nach Ablauf des Wassers ausgegangen werden. Die nicht grundwasserabhängigen und nie von Hochwasser überfluteten Böden an den Hängen (Braunauenboden und Parabraunerden) können in ihren Bodenfunktion temporär beeinträchtigt werden.

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Nach einem Hochwasserereignis bleiben Sedimente auf den überstauten Böden zurück. Die Art und Mächtigkeit der Ablagerung richtet sich nicht in erster Linie nach der Überstaudauer, sondern nach der Lage der Fläche. In Ufernähe lagern sich beim Austritt des Hochwassers aus dem Gewässerbett die größten Sedimentmengen ab, größere Geschiebemengen können sich auch im Bereich der Stauwurzel und vor dem Dammbauwerk ablagern. Hierbei handelt es sich v.a. um gröbere Materialien (Kiese, Sande). Eine deutliche Abnahme der Mächtigkeit von Feinsedimenten zeigt sich mit zunehmender Entfernung vom Gewässerbett.

Für den Einstau von HQ100 wurde eine mittlere Ablagerungshöhe im Stauraum von 0,5 mm ermittelt. Setzt man den Mittelwert der ermittelten Auflandungshöhen für HQ10 – HQ100 an, ergibt sich die „mittlere theoretische Auflandungshöhe“ [20] von nur 1,4 mm/a. Durch die künstliche Durchmischung von organischer Streuauflage und mineralischem Sediment und der damit verstärkten Regenwurmaktivität entstehen lockere und nährstoffreiche Böden, die ein üppiges Pflanzenwachstum ermöglichen [8]. Die Sedimentation in grünen HRB wird der- zeit an mehreren Instituten im Rahmen von Forschungsvorhaben untersucht. Die Sedimenta- tionsvorgänge werden durch ein adäquates Monitoringkonzept erfasst und die Ergebnisse dann in den Betriebsplan in Form von Sedimentationsmanagementmaßnahmen eingepflegt.

Die Auswirkungen eines Einstauereignisses einschließlich Auflast der Wassersäule werden aufgrund der kurzen Dauer und Seltenheit der Ereignisse nicht als erheblich für das Schutzgut Boden eingestuft.

4.3.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Boden

In der folgenden Tabelle sind die in den vorangegangenen Kapiteln ermittelten Auswirkungen auf das Schutzgut Boden zusammengestellt und hinsichtlich ihrer Erheblichkeit bewertet. Die relevanten negativen Auswirkungen sind in dem Plan B-7.1-1.6 als Konflikte dargestellt.

Tabelle 27: Auswirkungen Schutzgut Boden

Auswirkungen Baubedingt Anlagenbedingt Betriebsbedingt

Hochwasserrückhaltebecken

Straßberg Veränderung der Bodenstruktur im Bereich des Dammbauwerks durch Abtrag, Auftrag und Ver- xx xx - dichtung von Boden, z. T. auch Versiegelung Verschmutzungsgefahr im Be- reich des Dammbauwerks durch (x) - - Betriebsstoffe

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Auswirkungen Baubedingt Anlagenbedingt Betriebsbedingt

Sedimentation und Auflast im - - (x) Einstaubereich durch Überflutung Folgemaßnahmen Veränderung der Bodenstruktur im Bereich der Materialentnahme, des Elbingstalteichs, der zweifa- chen Umverlegung der Selke und xx xx - der Wege durch Abtrag, Auftrag und Verdichtung von Boden, z. T. auch Versiegelung Verschmutzungsgefahr im Be- reich der Materialentnahme, des (x) - - Elbingstalteichs und der Wege durch Betriebsstoffe 0 keine signifikanten Auswirkungen - trifft nicht zu x geringe Beeinträchtigung + positive Auswirkungen xx erhebliche Beeinträchtigung ( ) Prognose unsicher

Erhebliche und nachhaltig wirksame Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen sind als bau- und anlagebedingte Auswirkungen im gesamten Baufeld des Hochwasserrückhaltebecken Straßberg und der Folgemaßnahmen durch Abtrag, Überschüttung und teilweise Versiegelung von natürlich gewachsenen Böden unter Wald und Grünland zu erwarten. Die betriebsbeding- ten Auswirkungen durch die relativ seltenen und kurzzeitigen Überstauungen werden voraus- sichtlich keine erheblichen Auswirkungen auf die Bodenfunktionen haben.

4.4 Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser Das Schutzgut Wasser umfasst das Grundwasser und die Oberflächengewässer; vgl. auch § 2 Abs. 1 WHG.

4.4.1 Grundwasser 4.4.1.1 Baubedingte Auswirkungen Baubedingte Auswirkungen auf das Grundwasser entstehen durch die temporäre Absenkung des Grundwasserspiegels infolge der notwendigen Bauwasserhaltungen. Die Baumaßnahmen und die Grundwasserfassung werden getrennt, sodass es zu keiner Verunreinigung von Grundwasser kommen kann, bevor dieses der Selke wieder zugeführt wird. Zusätzlich werden Klär- und Absetzbecken angeordnet.

Im Bereich der Materialentnahmestelle erfolgt durch die Bauwasserhaltung eine sukzessive Grundwasserabsenkung, die ihr Maximum bis zum Abschluss der Bauarbeiten und der Rekul- tivierung der Fläche erreicht und dann dauerhaft bestehen bleibt. Die Auswirkungen werden daher als dauerhafte, anlagebedingte Auswirkungen (Kapitel 4.4.1.2.2) betrachtet.

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4.4.1.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Durch den Bodenabtrag besteht ein erhöhtes Risiko des Eintrags von Bau- und Bauhilfsstof- fen, Treibstoff und Schmiermitteln in das Grundwasser. Durch Verwendung schadstofffreier bzw. -armer Baustoffe und Biokraftstoffe und Bioschmiermittel wird das Risiko einer Grund- wasserverschmutzung minimiert. Die Betankung, Wartung und Reparatur von Baumaschinen und -fahrzeugen darf grundsätzlich nur auf dafür vorgesehenen, besonders geschützten Flächen erfolgen.

4.4.1.1.2 Folgemaßnahmen

Wird Untergrundwasser angeschnitten, werden bei den erforderlichen Bauwasserhaltungen lokale Grundwassersenkungen auftreten, welche sich nach Abschluss der Maßnahmen wieder aufheben werden. Eine dauerhafte Beeinflussung des Grundwasserkörper (GWK SAL GW 064; Harzer Paläozoikum) ist durch die Bauwasserhaltungen aber nicht absehbar. Dabei ist auch die Tatsache zu berücksichtigen, dass im Bereich der Bauwerke zum Großteil wenig durchlässige Böden anstehen und deshalb die Bauwasserhaltungsmengen entsprechend klein ausfallen werden. Da die Maßnahmen auch nur temporär durchgeführt werden, ist von einer Änderung des Grundwasserkörpers im Hinblick von Menge, Lage und Vorkommen nicht auszugehen. Auf den Chemismus des Grundwassers haben die temporären Maßnahmen der Bauwasserhaltung keinen Einfluss.

Die Bauwasserhaltung auf der Materialentnahmefläche führt sukzessive zu einer großflächi- gen Grundwasserabsenkung, die nach Abschluss der Materialgewinnung dauerhaft erhalten bleibt. Die Auswirkungen werden daher als dauerhafte, anlagebedingte Auswirkungen (Kapitel 4.4.1.2.2) betrachtet.

Der Eintrag von Treibstoff oder Schmiermitteln in das Grundwasser durch Betriebsstörungen von Baumaschinen kann generell nicht ausgeschlossen werden. Das Risiko ist hinsichtlich der Grundwasserbeeinträchtigung erhöht durch bauzeitlichen Abtrag der Deckschichten bei der Bauwerksgründung. Es werden daher Bioschmier- und Biotreibstoffe verwendet, um eine Grundwassergefährdung weitestgehend auszuschließen. 4.4.1.2 Anlagebedingte Auswirkungen Anlagebedingte Auswirkungen auf das Grundwasser entstehen durch die Untergrundabdich- tung des Dammbauwerks und die Versiegelung von Flächen.

Im Bereich der Materialentnahmestelle erfolgt durch den Abbau eine dauerhafte Grundwas- serabsenkung Grundwasserabsenkung (siehe Anlagen zur Heft 1 A-1-5 und A-1-6, Hydrogeo- logisches Modell und Grundwassermodellierung).

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4.4.1.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Um eine Um- und Unterströmung des Dammbauwerks zu verhindern, die in dem klüftigen Tonschiefer zu langfristigen Erosionsprozessen und dem Versagen des Bauwerks führen können, sind ein zweireihiger Erosionsschutzschleier und eine flächige Kontaktverpressung unter dem Bauwerk vorgesehen. Dabei werden Strömungsfenster im Untergrund belassen, die den ungestörten Grundwasseraustausch sicherstellen sollen (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 7.1.3). Dadurch können die negativen Auswirkungen auf die kurz- bis langfristigen Grundwasserverhältnisse praktisch eliminiert werden [32].

Der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens führt somit zur keiner Veränderung der physischen Gewässereigenschaften des hier relevanten Grundwasserkörpers. Indem der Damm mit einer Untergrundabdichtung (Erosionsschutzschleier mit Grundwasser-Strömungsfenstern, flächige Kontaktverpressung) hergestellt wird, werden aber die natürlichen Verhältnisse dergestalt betroffen, dass der Grundwasserstrom nicht wie bisher gesamtflächig im Grundwasserleiter fließt, sondern durch die in der Untergrundabdichtung vorgesehenen Strömungsfenster ge- lenkt wird. Einen Einfluss auf den mengenmäßigen Zustand oder den chemischen Zustand des Grundwasserleiters nimmt das Dammbauwerk einschließlich Untergrundabdichtung aber damit grundsätzlich nicht.

Die Bodenversiegelungen und Abdichtungen durch das Dammbauwerk und seine technischen Einrichtungen vermindern die Grundwasserneubildung nicht. Das Niederschlagswasser kann weiterhin an Ort und Stelle oder in direkter Nähe versickern bzw. es strömt dem Fließgewäs- ser wieder zu. Dem örtlichen Grundwasser- und Oberflächenwasserhaushalt geht es nicht verloren.

Das Grundwasser bewegt sich im Gebiet vorrangig von den Hängen in Richtung Selke. In der Talsohle steht das Grundwasser im Ist-Zustand bis dicht unter GOK an. Mit einer Änderung dieser Situation durch den Dammbau und die Untergrundabdichtung wird nicht gerechnet. Das Grundwasser fließt weiterhin dem Taltiefsten und damit der Selke zu.

4.4.1.2.2 Folgemaßnahmen

Die Bodenversiegelungen und Abdichtungen durch die Vorschüttung am Damm des Elbings- talteichs und durch den Aus- und Neubau von Wegen vermindern die Grundwasserneubildung nicht. Das Niederschlagswasser kann weiterhin an Ort und Stelle oder in direkter Nähe versi- ckern bzw. es strömt dem Fließgewässer wieder zu. Dem örtlichen Grundwasser- und Ober- flächenwasserhaushalt geht es nicht verloren.

Eine Verschlechterung des mengenmäßigen Zustandes des hier relevanten Grundwasserkör- pers ist mit der notwendigen Umverlegung der Selke im Bereich des Absperrbauwerkes und im Bereich des Elbingstalteichs nicht verbunden. Eine direkte oder indirekte Entnahme findet

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anlagenbezogen nicht statt. Auch das mengenmäßige Gleichgewicht (§ 47 Abs. 1 Nr. 3 WHG) wird nicht betroffen. Die jeweils räumlich begrenzte Verlegung hat keine Auswirkungen auf die wasserwirtschaftlichen Verhältnisse in Bezug auf das Grundwasser. Die Umverlegung im engen räumlichen Zusammenhang mit der Lage des bisherigen Gewässerbettes statt. Der Grundwasserkörper kann infolgedessen nicht beeinflusst werden. Da der umverlegte Gewäs- serabschnitt im Nahbereich des alten Gewässerabschnitts befindet und das Gewässer selbst in Längserstreckung sowie auch hinsichtlich der Breite im Vergleich zum Talraum und den dort anstehenden relativ hoch anstehenden Grundwasserständen klein darstellt, ist von einer Beeinflussung nicht auszugehen. Die Ex- und Infiltrationsprozesse werden nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass alte und neue Selke sich gleichen, nicht beeinflusst werden, weshalb auch keine Auswirkungen auf das Grundwasser zu erwarten sind. Der jeweils neu gestaltete Gewässerabschnitt übernimmt die identischen Aufgaben und Eigenschaften (Infilt- ration, Exfiltration, Grundwasseraustausch, etc.) des alten Abschnittes.

Eine Verschlechterung des chemischen Zustandes des hier relevanten Grundwasserkörpers ist mit der notwendigen Umverlegung der Selke im Bereich des Absperrbauwerkes und im Bereich des Elbingstalteichs ebenso nicht verbunden. Ein Eintrag von Schadstoffen im Sinn der Richtlinie 2006/118/EG (Grundwasserrichtlinie) in den Grundwasserkörper ist nicht zu erwarten. Im Zusammenhang mit der notwendigen Umverlegung der Selke im Bereich des Absperrbauwerkes finden keine Einträge durch Benutzungen im Sinn des § 9 Abs. 1 Nr. 4 oder Abs. 2 Nr. 2 WHG statt.

Der Abbau des Dammbaumaterials an der Materialentnahmestelle führt zu einer dauerhaften Absenkung des Grundwassers. Erhebliche Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser sind dadurch jedoch nicht zu erwarten (siehe Kapitel 2.2.2.1).

Die biologischen und chemischen Güteparameter unterliegen keiner Veränderung. Der Grundwasserstand wird sich in Form der bereits beschriebenen Art und Weise ändern, da die Materialentnahme als eine Art Oberflächendrän wirkt. Dadurch wird der Flurabstand vergrö- ßert, der Druck reduziert und die Fließgeschwindigkeit im GW-Leiter hin zum Drän vergrößert. Wie bereits angedeutet, ist davon auszugehen, dass sich Indikatoren wie Sauerstoff oder Temperatur nicht verändern.

4.4.1.3 Betriebsbedingte Auswirkungen Betriebsbedingte Auswirkungen können durch den Aufstau von Grundwasser entstehen.

4.4.1.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Der Betrieb des Hochwasserrückhaltebeckens führt zur einer temporären, kurzzeitigen Verän- derung der physischen Gewässereigenschaften des Grundwasserkörpers (GWK SAL GW 064; Harzer Paläozoikum), indem im Hochwasserfall > HQ 5 das Grundwasser im gesamten

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Staubereich auf das Niveau des Staupegels angehoben wird, wodurch die natürlichen Ver- hältnisse betroffen und verändert werden – ungeachtet der nicht vollständigen Abdichtung aufgrund der Vermeidungs- und Minderungswirkung der vorgesehenen Strömungsfenster (Grundwasseraustausch von Oberwasser und Unterwasser).

4.4.1.3.2 Folgemaßnahmen

Durch die Folgemaßnahmen entstehen keine betriebsbedingten Auswirkungen.

4.4.1.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutz- gut Wasser - Grundwasser

In der folgenden Tabelle sind die in den vorangegangenen Kapiteln ermittelten Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser - Grundwasser zusammengestellt und hinsichtlich ihrer Erheblich- keit bewertet. Die relevanten negativen Auswirkungen sind in dem Plan B-7.1-1.7 als Konflikte dargestellt.

Tabelle 28: Auswirkungen Schutzgut Wasser - Grundwasser

Auswirkungen Baubedingt Anlagenbedingt Betriebsbedingt

Hochwasserrückhaltebecken

Straßberg Erhöhtes Risiko des Schadstoff- eintrags im Bereich des Damm- (x) - - bauwerks durch Betriebsstoffe während der Bauphase Veränderung des Grundwasser- strom im Bereich des Dammbau- - 0 - werks durch die Untergrundab- dichtung Grundwasseraufstau im Bereich des Hochwasserrückhalteraums - - 0 bei Einstauereignissen Folgemaßnahme Erhöhtes Risiko des Schadstoff- eintrags im Bereich der Selkever- legung, der Materialentnahme (x) - - und des Elbingstalteichs durch Betriebsstoffe während der Bau- phase Veränderung des Grundwasser- haushalts im Bereich der Materia- lentnahmestelle durch die Ablei- - (x) - tung von Grund- und Nieder- schlagswasser von den Bauflä- chen 0 keine signifikanten Auswirkungen - trifft nicht zu x geringe Beeinträchtigung + positive Auswirkungen xx erhebliche Beeinträchtigung ( ) Prognose unsicher

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Erhebliche dauerhafte Beeinträchtigungen des Grundwassers sind weder anlage- noch be- triebsbedingt zu erwarten. Dem erhöhten Risiko von Schadstoffeinträgen während der Bauzeit kann durch entsprechende Schutzmaßnahmen vorgebeugt werden.

4.4.2 Oberflächengewässer 4.4.2.1 Baubedingte Auswirkungen

Baubedingte Auswirkungen auf die Oberflächengewässer entstehen durch die Bauarbeiten an der Selke. Es handelt sich einerseits um die bauzeitliche Umverlegung des Gewässers und andererseits um das erhöhte Risiko des Eintrags von Schadstoffen aus dem Baubetrieb.

Weitere Auswirkungen entstehen durch die Absenkung des Wasserspiegels des Elbingstal- teichs.

Der Westerbach liegt im Bereich der Grundwasserabsenkung durch die Materialentnahmestel- le. Im Bereich der Materialentnahmestelle erfolgt durch die Bauwasserhaltung eine sukzessive Grundwasserabsenkung, die ihr Maximum bis zum Abschluss der Bauarbeiten und der Rekul- tivierung der Fläche erreicht und dann dauerhaft bestehen bleibt. Die Auswirkungen werden daher als dauerhafte, anlagebedingte Auswirkungen (Kapitel 4.4.2.2.2) betrachtet.

4.4.2.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Im Zuge des HRB Straßberg entstehen keine baubedingten Auswirkungen (bauzeitliche Um- verlegung der Selke siehe Folgemaßnahmen).

4.4.2.1.2 Folgemaßnahmen

Bauzeitlich ist es erforderlich die Selke im Bereich des Dammbauwerkes und am Elbingstal- teich zu verlegen. Die bauzeitlichen Umverlegungen erfolgen jeweils in ein neues, künstliches Gewässerbett. Die Durchgängigkeit dieser bauzeitlichen Umverlegungen sowie die Fließge- wässerdynamik und die Mindestwasserführung werden weiterhin gewährleistet sein, da die Planung nach den aktuellen Regelwerken zur Sicherstellung der Durchgängigkeit erstellt wurde (vgl. z. B. DWA M 509).

Eine Verschlechterung des chemischen Zustandes des Oberflächengewässers Selke ist infolge der erforderlichen bauzeitlichen Umverlegungen im Bereich des Absperrbauwerkes und am Elbingstalteich nicht zu erwarten. Die Umverlegung selbst hat keinen Einfluss auf den chemischen Zustand des Gewässers. Baubedingt wird zudem mit entsprechenden Vermei- dungsmaßnahmen sichergestellt, dass keine Einträge von Schadstoffen im Sinn der Anlage 7 der Oberflächengewässerverordnung (OGewV) in das Gewässer stattfinden. Zudem ist die Betankung, Wartung und Reparatur von Baumaschinen und -fahrzeugen grundsätzlich nur auf dafür vorgesehenen, besonders geschützten Flächen durchzuführen.

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Der Wasserspiegel im Elbingstalteich wird bauzeitlich langsam um ca. 50 % abgesenkt. Das über den Steinfurtbach zufließende Wasser wird über eine auf das Mindestmaß beschränkte bauzeitliche Überleitung in die Selke abgeleitet.

Baubedingt können Auswirkungen auf den Steinfurtbach oberhalb des Elbingstalteichs infolge der Maßnahmen am Elbingstalteich ausgeschlossen werden. Soweit bauzeitlich aus Sicher- heitsgründen der Teilablass des Elbingstalteichs erforderlich ist, ist ein Abfischen als Vermei- dungsmaßnahme vorgesehen. Im Übrigen kann auch der geringe Stauraum während der Bauphase weiterhin als Lebensraum dienen. Für wassergebundene Pflanzen im Bereich der Ufer und der Gewässerrandbereiche führt der bauzeitliche Teilablass ebenfalls nicht zum dauerhaften Verlust ihres Lebensraums. Vielfach wird die nötige Versorgung mit Wasser im Wurzelbereich gleichwohl gegeben sein. Die ggf. vorhandene Unterwasservegetation kann sich bei Wiedereinstau uneingeschränkt wieder entwickeln.

Der Steinfurtbach wird baubedingt nicht unterbrochen werden. Während der Arbeiten an der Verlängerung des Grundablasses wird eine - bauzeitlich auf ein Mindestmaß beschränkte - Überleitung in Abstimmung mit der Inbetriebnahme des verlegten Selkeabschnittes erfolgen. Allein eine baubedingte Trübung im Steinfurtbach unterhalb des Dammes des Elbingstalteichs kann trotz aller Vermeidungsmaßnahmen nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Diese ist jedoch räumlich und zeitlich begrenzt. Weiterhin wird mit entsprechenden Vermeidungsmaß- nahmen sichergestellt, dass keine Einträge von Schadstoffen im Sinn der Anlage 7 der Ober- flächengewässerverordnung (OGewV) in die Gewässer stattfinden. Durch die geplante Bau- maßnahme und das Baukonzept, welches vornehmlich eine bauliche Anpassung der landsei- tigen Böschung des Dammbauwerkes vorsieht, wird insbesondere das Gewässer Elbingstal- teich nicht beeinflusst.

Der Westerbach liegt im Bereich der Grundwasserabsenkung durch die Materialentnahmestel- le. Im Bereich der Materialentnahmestelle erfolgt durch die Bauwasserhaltung eine sukzessive Grundwasserabsenkung, die ihr Maximum bis zum Abschluss der Bauarbeiten und der Rekul- tivierung der Fläche erreicht und dann dauerhaft bestehen bleibt. Die Auswirkungen werden daher als dauerhafte, anlagebedingte Auswirkungen (Kapitel 4.4.2.2.2) betrachtet.

4.4.2.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Anlagebedingte Auswirkungen auf die Gewässer entstehend durch die Umverlegung der Selke im Bereich des Dammbauwerks und im Bereich des Elbingstalteichs sowie die techni- schen Einrichtungen des Dammbauwerks (Durchlassbauwerk, Pegelmessstrecke). Im Bereich der Materialentnahmestelle erfolgt durch den Abbau eine dauerhafte Grundwas- serabsenkung (siehe Anlagen zur Heft 1 A-1-5 und A-1-6, Hydrogeologisches Modell und Grundwassermodellierung).

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4.4.2.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Im Bereich des Dammbauwerks wird das bisher relativ naturnahe Fließgewässer technisch überformt. Es wird im Durchlass auf 80 cm Sohlbreite/ 2 m Breite Böschungsoberkante ver- engt und zusammen mit der anschließenden Pegelmessstrecke im Untergrund vollständig befestigt. Eine dauerhafte Barrierewirkung für die Gewässerfauna wird weitestgehend ausge- schlossen, weil die für Kleinfische relevante Fließgeschwindigkeit eingehalten wird und das vor Beginn der Verlegung entfernte Sediment des Baches in 0,2 m Stärke über der befestigten Sohle wieder aufgefüllt wird.

Um die Passierbarkeit des Bauwerks für Fische verifizieren zu können, ist die Herstellung einer Kontrollstelle mit temporär einsetzbarer Reuse vorgesehen (Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 7.1.1). Der gewässerspezifische natürliche Sedimenttransport durch das Dammbauwerk hindurch wird sichergestellt.

Das hydrologische bzw. hydraulische Abflussregime wird durch die im Vergleich zum Ein- zugsgebiet als kleinräumig zu bezeichnende Maßnahme (HRB mit Trockenbecken) nicht beeinflusst. Das Wasserdargebot wird weiterhin ausschließlich von den natürlichen Randbe- dingungen bestimmt und in keinster Weise von dem zu errichtenden HRB.

Die Durchgängigkeit bei Abflüssen von Q30 bis zu Q330 ist durch die Planung des Bauwerks sichergestellt, da die Planung Strömungsverhältnisse sicherstellt, welche für die maßgeben- den Leitfischarten passierbar sind.

Durch die notwendige technische Gestaltung des Durchlassbauwerkes und der Anbindungs- bereiche (Pegelstrecke, Tosbecken, Vor- und Nachsicherung) an die Selke wird die Fließge- wässerdynamik in diesem Abschnitt auf einer Länge von ca. 140 m unterbunden. Dies ist aus Gründen der Funktionsfähigkeit und Standsicherheit des Bauwerkes zwingend erforderlich. Über diesen räumlichen Bereich hinaus nimmt das Absperrbauwerk keinen Einfluss auf die Fließgewässerdynamik der Selke. Deshalb kann auch eine Verschlechterung der Zustands- klasse in Bezug auf die biologischen Qualitätskomponenten unter dem Gesichtspunkt der Hydromorphologie ausgeschlossen werden.

4.4.2.2.2 Folgemaßnahmen

Im Zusammenhang mit dem Bau des Hochwasserrückhaltebeckens ist es erforderlich, das Gewässer Selke im räumlichen Bereich des geplanten Absperrbauwerkes in Richtung Talmitte (um 5 m) zu verlegen. Diese Umverlegung hat keinen Einfluss auf den chemischen Zustand des Gewässers. Eine Verschlechterung des ökologischen Zustandes des Oberflächengewäs- sers Selke ist infolge der notwendigen Umverlegung im Bereich des Absperrbauwerkes dem- gegenüber nicht auszuschließen. Insbesondere ist nicht auszuschließen, dass die Umverle- gung Einfluss auf die Artenzusammensetzung und die Artenhäufigkeit sowie die Altersstruktur

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der Fischfauna (hier: Forellenregion, Leitfischart Bachforelle) und die übrigen biologischen Qualitätskomponenten im Abschnitt zwischen Ablauf Talsperre Mühlenteich und Selkemühle (SAL20OW03-00), konkret zwischen Güntersberge und Straßberg, nimmt. Die Umverlegung betrifft zwar nur einen kleinen Bereich dieses Gewässerabschnittes (260 m). Zudem wird durch die entsprechende Ausgestaltung des Umverlegungsgerinnes gewährleistet, dass neues Fischhabitate entstehen können. Die hier maßgebliche Forellenregion ist regelmäßig gekennzeichnet durch eine sehr starke Strömung, weshalb das Wasser über Kies und größere Steine umgewälzt und mit Sauerstoff angereichert wird und die Wassertemperatur selten über 10 °C steigt. Der Grund besteht aus Felsgestein, Geröll und Grobkies. Diesen Kennzeichen entspricht die geplante Ausgestaltung des Umverlegungsgerinnes. Zu beachten ist jedoch, dass infolge der Umverlegung die Biozönose wird gestört wird und sich artspezifisch erst wieder aufbauen muss. Zwar wird das neue Flussbett aus dem Sohlsubstrat des ursprüngli- chen Gewässerbettes gebildet, um die Wiederherstellung der gewässertypischen Biozönose zu beschleunigen. Dennoch können die unvermeidlichen Eingriffe und Beeinträchtigungen auf die verschiedene Lebensräume nicht vollständig durch funktionale Kompensationsmaßnah- men an Ort und Stelle ausgeglichen werden. Demgegenüber werden die Parameter Sauer- stoff, Temperatur und Nährstoffe durch die notwendige Umverlegung nicht nachteilig beein- flusst und verändert. Die Flutung des im Zuge der Umverlegung neu hergestellten Abschnittes erfolgt mit Selkewasser. Allerdings kann es während der Bauphase unterhalb der Baustelle im Gewässer zu Trübungen kommen. Die notwendige Umverlegung der Selke im Bereich des Absperrbauwerkes nimmt zudem Einfluss auf die hydromorphologischen Qualitätskomponen- ten.

Auch im Bereich des Elbingstalteichs erfolgt eine Umverlegung der Selke (Neuanlage wenige Meter südlich des bisherigen Verlaufs) im Vorfeld zur Ertüchtigung des Deiches. Es ist nur eine sehr geringe, punktuelle Uferbefestigung am Auslaufbauwerk vorgesehen, so dass die Strukturen von Gewässerbett und Ufer sich naturnah durch die Eigendynamik des Fließge- wässers entwickeln können. Die permanente Passierbarkeit für Gewässerlebewesen im Baustellenumfeld ist sichergestellt, weil das neue Bachbett bereits vor Verfüllung des alten Gerinnes hergestellt wird (s.o.). Im Übrigen gelten die vorstehenden Ausführungen zur Umver- legung der Selke im Bereich des Dammbauwerkes entsprechend.

Am Elbingstalteich sind im Zusammenhang mit dem gegenständlichen Vorhaben Maßnahmen zur Ertüchtigung des Dammes sowie dessen Standsicherheit notwendig. Anlagebedingt erge- ben sich keine Einträge von Schadstoffen im Sinn der Anlage 7 der Oberflächengewässerver- ordnung (OGewV) in die Gewässer Elbingstalteich und Steinfurtbach. Anlagebedingt ergeben sich weiterhin für den Elbingstalteich keinerlei Veränderungen. Es ist zu beachten, dass die geplante Baumaßnahme vornehmlich eine bauliche Anpassung der landseitgen Böschung des vorhandenen Dammbauwerkes vorsieht. Dadurch wird das Gewässer Elbingstalteich als Lebensraum für Tiere und Pflanzen nicht beeinflusst. Gleiches gilt anlagebedingt im Ergebnis auch für den Steinfurtbach. Die Maßnahmen am Damm des Elbingstalteichs wirken sich

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ersichtlich nicht auf das Gewässer oberhalb des Elbingstalteichs aus. Soweit im Zuge der Maßnahmen der Grundablass verlängert werden muss und damit eine technische Überprä- gung auf diesem Abschnitt erfolgt, reduziert dies weder qualitativ noch quantitativ die Funktion des Steinfurtbachs als Lebensraum für Tier und Pflanzen. Zum einen kommt einem Grundab- lass in der vorhandenen technischen Ausprägung ohnehin kaum Lebensraumqualität zu. Zum anderen wird nicht der gesamte Abschnitt des Steinfurtbachs zwischen Damm des Elbingstal- teichs und Mündung in die Selke überbaut. Vielmehr verläuft der Steinfurtbach künftig zwi- schen dem verlängerten Grundablass und der Mündung in die Selke in dem alten Selkebett (vgl. Plan Heft 3.2, Anlage B-3.2-3). Damit findet letztlich sogar eine Aufwertung als Lebens- raum für Tiere und Pflanzen statt. Die Maßnahmen am Damm des Elbingstalteichs haben auch keine nachteilige Wirkung auf die Mindestwasserführung im Steinfurtbach und im Elbing- stalteich. Das hydraulische Abflussregime, welches maßgeblich durch den Bestand des Elbingstalteichs und dessen Dauerstau bestimmt wird, wird durch die Maßnahmen nicht be- einflusst.

Der Abbau des Dammbaumaterials an der Materialentnahmestelle führt zu einer dauerhaften Absenkung des Grundwassers. Erhebliche Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser sind dadurch jedoch nicht zu erwarten (siehe Kapitel 2.2.2.1).

4.4.2.3 Betriebsbedingte Auswirkungen Betriebsbedingte Auswirkungen können nur durch die Ableitung von austretendem Grundwas- ser und den Einstau auf das Gewässer Selke eintreten.

4.4.2.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Das geplante grüne Hochwasserrückhaltebecken stellt eine Anlage des technischen Hoch- wasserschutzes dar, welche bestimmungsgemäß im Hochwasserfall – hier: ab einem Hoch- wasserereignis mit einer Jährlichkeit von > T = 5 a – zum Einsatz kommt.

Bei der Beschreibung sowie auch bei der Bewertung der Auswirkungen des Betriebes des Hochwasserrückhaltebeckens auf das Oberflächengewässer Selke ist deshalb der Zustand, in dem sich das Gewässer aufgrund des Hochwasserereignisses befindet, zu berücksichtigen und von den betriebsbedingten Wirkungen der Anlage zu unterscheiden.

Grundsätzlich gilt: Der natürliche Wasserhaushalt wird durch die ständige Zustands- und Ortsänderung des Wassers mit den Hauptkomponenten Niederschlag, Abfluss, Verdunstung und dem Wasserdampftransport in der Atmosphäre innerhalb des Wasserkreislaufes geprägt. Hochwasser- und Trockenzeiten sind dabei Erscheinungen des natürlichen Wasserhaushal- tes. Die natürlichen Lebensgemeinschaften am und im Fluss sind häufig auf den Wechsel der Wasserstände gut eingestellt.

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Hochwasser bedeutet für ein Gewässer im Hinblick auf die allgemeinen physikalisch- chemischen Qualitätskomponenten und die hydromorphologischen Qualitätskomponenten deshalb (zusammengefasst und vereinfacht) folgendes:

• veränderte (höhere) Abflussverhältnisse • gegenläufige Effekte in Bezug auf den Sauerstoffgehalt: Absenkung durch erhöhten Nährstoffgehalt und Erhöhung durch erhöhten Zufluss • möglicher Einfluss der Temperatur der Niederschläge auf die Wassertemperatur • gegenläufige Effekte in Bezug auf den Nährstoffgehalt: höherer Nährstoffgehalt durch Abschwemmungen und Verdünnungseffekt • veränderte Schwebstoffsituation: höherer Schwebstoffgehalt durch Abschwemmungen • höherer Sedimenttransport • veränderte (höhere) Druckverhältnisse durch höheren Wasserstand • gegenläufige Effekte in Bezug auf Schadstofffrachten: zunächst Anreicherung durch Abschwemmungen und Verdünnungseffekt

Ausgehend davon sind die Wirkungen des Betriebes des Hochwasserrückhaltebeckens im Detail in Heft 9 in der Fassung der 1. Planergänzung beschrieben. Hierauf wird verwiesen.

Zusammengefasst gilt folgendes:

Einstaubereich Einstauereignisse können abhängig von Jahreszeit, Lufttemperatur und Dauer zu gravieren- den Veränderungen der chemischen und physikalischen Parameter im Wasserkörper durch oxydativen Abbau von organischer Substanz (Vegetation, Oberboden) führen. In der warmen Jahreszeit und bei maximalem Einstau kann der Sauerstoffgehalt im Wasser nach 12 Tagen gegen Null tendieren (Worst-case-Betrachtung, vgl.[19]. Die Einstaudauer bei HQ100 beträgt jedoch nur 10 Tage [36].

Grundsätzlich führt ein Einstau dazu, dass sich die Saustoffkonzentration im Wasserkörper durch den oxidativen Abbau von organischen Bestandteilen (überstaute Vegetation und orga- nische Bodenbestandteile) reduziert. Sobald die Sauerstoffkonzentration kritisch kleine Werte annimmt, stellt dies eine Gefährdung für Fauna und Flora dar. Da ein solcher Effekt mit dem Betrieb des Hochwasserrückhaltebeckens nicht eintreten darf und soll, wurden folgende Maß- nahmen bei der Planung berücksichtigt:

• Bis zu einem HQ5 erfolgt kein Einstau.

• Ereignisabhängige Steuerung ab > HQ5: Um eine unnötig lange Einstaudauer zu vermei- den, wird der Hochwasserabfluss nach Erreichen des Stauziels, sobald es die Gerinneka- pazität in den Ortslagen unterhalb zulässt, bis auf 9,0 m³/s erhöht.

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• Die Einstaudauer beträgt je nach Hochwasserereignis zwischen 3 (HQ10) und 10 Tagen

(HQ100). • Ökologische Stauraumbewirtschaftung (Verlagern von Altholz, Absammeln von Fischen, Entfernen von Ablagerungen) • Optimierung der Grünlandbewirtschaftung im Stauraum (2x jährlich Mähen, Entfernung des Mähgutes (vgl. Kapitel 5 sowie LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Maßnahme A 5.1) • Beobachtung der Auswirkungen des Betriebes auf das Oberflächengewässer

Damit ist im Ergebnis festzustellen, dass im Einstaubereich für die Dauer des Einstaus zwar eine Sauerstoffzehrung auftritt, diese aber nicht die für die biologischen Qualitätskomponenten (insbesondere Fische) relevanten Grenzwerte erreicht.

Gleiches gilt im Ergebnis für die Wassertemperatur. Diese wird im Stauraum beeinflusst durch Zulauftemperatur, Zulauf- und Abflussganglinien, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind und Strahlungsverhältnisse während des Einstaus. Dies trifft insbesondere für sommerliche Hoch- wasserereignisse zu. Durch eine entsprechende Planung ist aber sichergestellt, dass nicht die für die biologischen Qualitätskomponenten (insbesondere Fische) relevanten Grenzwerte erreicht.

Wird der Abfluss im Hochwasserfall gedrosselt und tritt ein Rückstau, d.h. eine Strömungsbe- ruhigung im Reservoir auf, lagern sich die Schwebstoffe im Bereich der (wandernden) Stau- wurzel ab und es kann je nach dem ein schwach ausgeprägter Trübestrom in verschiedener, über den gesamten Einstaubereich verteilter Ausprägung auftreten. Ähnliches gilt für den Geschiebetransport, welcher aber nur innerhalb des Abflussquerschnittes stattfindet. Vorlie- gend sind allerdings keine klassischen Trübeströme, wie diese bei großen Talsperren mit Dauerstau auftreten, zu erwarten. Vielmehr ist im Hochwasserfall von entsprechend flächigen Ab- und Umlagerung von feinen Bodenbestandteilen auszugehen.

Analog zu den Ausführungen zu den Schwebstoffen wirkt sich das Strömungsgeschehen bei Hochwasser auch auf die Sedimentation im Stauraum aus. Die Sedimentation ist auf den Einstaubereich und den Stauwurzelbereich beschränkt. Eine exakte Prognose oder Vorschau von Geschiebetrieb und –frachten ist wissenschaftlich nicht möglich. Jedoch ist am vorhande- nen Standort erfahrungsgemäß nicht damit zu rechnen, dass das vorhandene Rückhaltevolu- men durch Geschiebeeintrag in den nächsten Jahrzehnten entscheidend reduziert wird. Dies ergibt sich aus dem Umstand, dass das geplante HRB erst ab einem HQ5 eingestaut wird und nur dann Schwebstoffe im Stauraum sedimentiert. In Anbetracht der Größe des Stauraums und der geringen Eintrittshäufigkeit ist die Sedimentationsfracht eines relevanten Hochwasse- rereignisses aufgrund des geringen Schwebstoffdargebotes im Einzugsgebiet (hoher Wald- und Grünlandanteil mit hoher Erosionsstabilität und hohe Sohlstabilität der Selke) als klein zu bewerten.

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Im Einstaubereich erhöht sich ab einem HQ5 die Wassertiefe am HRB durch den auftretenden Einstau. Im Gegensatz zu den relativ flachen, natürlichen Überflutungen der Aue ist das Tal der Selke im Betriebsfall bis maximal 16,7 m hoch (bei HQ100) überstaut. Der Einstau übt durch den erhöhten Wasserstand einen hydrostatischen Druck auf den Untergrund aus. Die- ser steigt linear mit der Einstauhöhe an und kann je nach Einstauereignis bis zum ZV (HQ100) und höher (max. BHW2) reichen.

Im Bereich des Absperrbauwerks Fl-km 60,6 treten im Flussbett Strömungsgeschwindigkeiten von v = 1,0 bis 1,5 m/s auf (Planzustand). Während des Betriebs bei Hochwasser-Ereignissen mit einer Jährlichkeit von > T = 5 a ergeben sich lokal im Bereich der Sperre größere Fließge- schwindigkeiten, da die Durchlassbauwerke im Vergleich zum gesamten Talraum eine gerin- gere Abflussbreite bzw. einen geringeren Abflussquerschnitt erzeugen.

Auswirkungen des Einstaus auf das Gewässerbett der Selke im Stauraum sind nicht zu erwar- ten, weil Auf- und Abstau zu keiner starken hydraulischen Belastung des Bachbettes führen.

Mit Schadstoffeinträgen infolge Mobilisierung von Schadstoffen aus belasteten Böden ist nicht zu rechnen. Im Projektraum liegen keine Altlastenverdachtsflächen vor. Die im Projektraum nicht auszuschließenden Schadstoffe sind geogener Herkunft. Die kurze Dauer der HW- Ereignisse bzw. des Einstaus des HRB können keinen oder nur einen sehr geringen Austrag von möglichen geogenen Schadstoffen im Boden bewirken.

Die Gewässerdurchgängigkeit kann durch Querbauwerke gestört bzw. nicht mehr gegeben sein. Vorliegend ist allerdings zu beachten, dass die Planung nach den aktuellen Regelwerken zur Sicherstellung der Durchgängigkeit erstellen wurde (vgl. z. B. DWA M 509). Damit ist die

Gewässerdurchgängigkeit der Selke von Q30 = 0,081 m³/s bis zu einem Q330 = 1,165 m³/s gegeben. Q330 ist hierbei kleiner als ein HQ1. Folglich ist die aquatische Durchgängigkeit für

Lebewesen für Normalwasserverhältnisse gegeben. Ab einem Q330 = 1,165 m³/s werden kleine Fischarten und juvenile Fische den Aufstieg durch den ökologisch gestalteten Gewäs- serdurchlass ggf. nicht mehr schaffen. Es ist davon auszugehen, dass bereits bei dem jährli- chen Hochwasser bzw. bei mittlerem Hochwasser (MHQ) keine Fischmigration mehr auftritt bzw. bei Hochwasserabflüssen mit entsprechender Schwebstoff- und Geschiebeführung natürlicherweise eingeschränkt. Während des Einstaus wird die Drosselabgabe bei mindes- tens QAb = QR1 = 1,0 m³/s gehalten, wobei hier die volle Durchgängigkeit erhalten bleibt.

Sobald Regelstufe 2 QR2 = 2,0 m³/s erreicht wird, ist - entsprechend dem Hochwasserfall - von einer Durchgängigkeit nicht mehr auszugehen.

Ein Einstau der Selke führt kurzzeitig zur Veränderung der Geschiebeverhältnisse und damit ggf. der Struktur und Dynamik des eingestauten Gewässerabschnittes. Es kann zu einer Verschlammung der Sohle kommen und durch den Eintrag von Nährstoffen kann Sauerstoff- mangel im Kieslückensystem der Gewässersohle sowie im Staukörper entstehen. Die im

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Flussbett abgesetzten Sedimente (Schlamm (Feinsande, Schluffe) und Detritus) werden aus der Gewässersohle nach kurzer Zeit aber wieder ausgespült.

Die Fließgewässerdynamik wird im Einstaubereich bis zur Stauwurzel ab einem Abfluss von HQ5 eingeschränkt. Es kommt zu einem Ein- bzw. Rückstau. Der Einflussbereich beträgt hier wenige Meter bis hin zu 1.500 m bei einem HQ100.

Unterhalb des Dammes Durch das HRB Straßberg werden die Hauptwerte (Hochwasserabfluss ab HQ5) der Selke unterstrom des Bauwerks beeinflusst.

Tabelle 29: Hauptwerte unbeeinflusst/beeinflusst für die Selke unterstrom P(D=72 h)

HQ2 HQ5 HQ10 HQ20 HQ50 HQ100 Selke [m³/s] unbeeinflusst 3,37 5,55 8,33 13,19 17,44 25,73 beeinflusst 3,37 1,0 ... 9,0 1,0 ... 9,0 1,0 ... 9,0 1,0 ... 9,0 1,0 ... 9,0

Abflüsse unter HQ5, sprich auch Niedrigwasserabflüsse, werden vom HRB nicht beeinflusst.

Dies gilt auch für die entsprechenden Fließgeschwindigkeiten. Für Abflüsse HQ5 bis HQ100 und größer werden die Abflussspitzenwerte, die Wasserstände und die Fließgeschwindigkei- ten reduziert. Die Mindestwasserführung unterhalb des Dammes wird durch das HRB nicht beeinflusst. Bis zu einem Hochwasserereignis HQ5 findet kein Einstau statt. Mit dem Einstau bleibt in jedem Fall eine Mindestabgabe von 1 m³/s gewährleistet.

Durch Kappung der Hochwasserspitzen > HQ5 ist eine Verringerung der Fließgewässerdyna- mik unterhalb des HRB zu erwarten. Teile der Aue werden seltener als bisher überflutet, möglicherweise entstehen Kolke, Uferabbrüche und Anlandungen in geringerem Umfang als bisher.

Voruntersuchungen [47] an der Selke belegen allerdings, dass auch bei Hochwasserständen bis HQ5 eine Geschiebeumlagerung und Erosion im Bachbett erfolgt. Es werden morphody- namische Umlagerungsprozesse (Sedimentakkumulationen) nicht unterbunden, weil sich neue hydromorphologische Strukturen auch bei kleinen und daher häufigen Hochwasserer- eignissen ( HQ5 tendenziell ab.

Als weitere Folge der Kappung der Hochwasserspitzen >HQ5 werden Teilflächen der bisheri- gen Überflutungsaue nicht mehr überströmt. Der besonders wertvolle FFH-Lebensraumtyp

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91E0* Erlen-Eschen-Weichholzauenwald (siehe Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergän- zung) befindet sich überwiegend unmittelbar an der Selke und ihren Nebengewässern und ist somit dieser Auswirkung nicht betroffen. Weiter entfernte Flächen werden durch das bei Hochwasserereignissen besonders hoch anstehende Grundwasser und über das von den Talhängen zuströmende Wasser ausreichend versorgt, so dass erheblich Auswirkungen nicht zu erwarten sind.

Durch den Betrieb des HRB wird der Sauerstoffgehalt des Oberflächengewässers Selke unterhalb des Dammes nicht nachteilig beeinflusst. Beim Ablassvorgang wird das Wasser durch Verwirbelungen wieder mit Sauerstoff angereichert; ebenfalls wird über die der Selke zufließenden Nebenbäche sauerstoffreiches Wasser in die fließende Welle eingespeist und eine Temperaturabsenkung bewirkt. Von erheblichen betriebsbedingten Auswirkungen auf das Oberflächenwasser unterhalb des HRB wird deshalb nicht ausgegangen.

Durch den Betrieb des HRB wird die Temperatur des Oberflächengewässers Selke unterhalb des Dammes nicht nachteilig beeinflusst. Zwar könnten theoretisch im Sommer nach einer Einstaudauer von 10 Tagen unter den bereits geschilderten Worst-Case-Annahmen Wasser- temperaturen von bis zu 28°C auftreten, jedoch ist das Eintreten eines solchen Szenarios, wie im Modell angenommen, im Hinblick auf das vorherrschende Hochwasserregime der Selke als äußerst unwahrscheinlich einzustufen. Außerdem führt die Vermischung des aus dem Stau- ecken abgelassenen Wassers mit kaltem Gebirgsbachwasser aus den unterhalb des Damm- bauwerkes vorhandenen Zuflüssen rasch zu einem Temperaturausgleich. Lediglich dann, wenn das Einstauereignis in den Zeitraum April-Juni fällt und während dieser Phase hohe Wassertemperaturen erreicht werden, verzögert sich der Temperaturausgleich.

Wird der Abfluss im Hochwasserfall gedrosselt und tritt ein Rückstau, d. h. eine Strömungsbe- ruhigung im Reservoir auf, lagern sich Schwebstoffe innerhalb des Staubereiches ab, die nicht nach Unterstrom transportiert werden. Da dies aber nur ab ein HQ5 eintritt, ist von keinen merklichen Folgen für den Geschiebe- bzw. Stoffhaushalt der Selke Unterstrom des geplanten HRBs auszugehen.

Analog dazu wirkt sich das Strömungsgeschehen bei Hochwasser auch auf den Feststoff- haushalt unterhalb des HRB aus. Schwebstoffe werden bei Hochwasserereignissen größer

HQ5 im Einstaubereich sedimentieren und nicht nach Unterstrom weiter geleitet. Gleichzeitig tritt unterhalb des Damms kein Hochwasserabfluss auf, sodass es dort zu keinen Erosionser- scheinungen am Flussbett und den anliegenden Uferbereichen kommen wird. Das Geschiebe wird sich weiterhin im Hauptgewässergerinne fortbewegen und kann daher nach Einstau durch das Gewässer ungestört nach Unterstrom weiter transportiert werden. Grundsätzlich ist mit keinen großen Auswirkungen auf die Sedimentations- und Erosionsprozesse unterhalb des Damms zu rechnen. Gleichwohl ist festzuhalten: Aufgrund der Hochwasserschutzwirkung bzw. des Rückhalts bei extremen Ereignissen werden sich die morphodynamischen Einflüsse

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weniger stark ausprägen als im Vergleich ohne HRB. Die hydraulischen Parameter im Ge- wässer und die Erosions-, Transport- und Akkumulationsdynamik werden infolge der Durch- flussreduktion verändert.

Das geplante HRB drosselt den Abfluss, sodass Unterstrom nur Abflüsse bis QAb = 9 m³/s bei

Qzu = HQ100 auftreten. Entsprechend gedrosselt wird auch die Wassertiefe bzw. der hydrosta- tische Druck im Fließgewässer im Hochwasserfall. Da die Wassertiefe bei großen Abflüssen aufgrund von Ausuferungen nur relativ geringfügig zunimmt, kommt es bei Hochwasser größer

HQ5 lediglich zu vernachlässigbar kleinen Druckreduzierungen im Gewässerbett unterhalb des Damms. Auswirkungen auf die Gewässerstruktur und die Umwelt können deshalb ausge- schlossen werden.

Durch den Betrieb des HRB erfolgt kein Schadstoffeintrag in das Oberflächengewässer Selke unterhalb des Dammes. Wie vorstehend dargelegt, ist schon im Einstaubereich kein Schad- stoffeintrag infolge Mobilisierung von Schadstoffen aus belasteten Böden zu erwarten. Folglich gilt gleiches für das Gewässer unterhalb des Dammes.

Unterstrom wird der Abfluss im Hochwasserfall gedrosselt. Der für die Selke für die Bemes- sung von Fischwanderhilfen festgelegte Abflusswert von Q330 = 1,165 m³/s tritt infolge dessen unterstrom häufiger und länger auf. D.h. dass sich unterhalb des HRB die Durchgängigkeit des Gewässers verbessert. Das HRB wirkt sich somit für das ökologische Bestandssystem im

Unterwasser positiv aus, da Hochwasserspitzen ab HQ5 gedämpft werden. Die Fischmigration wird dadurch weniger stark beeinflusst. Da die Mindestwasserführung bei Hochwasser QAb,min

= 1,0 m³/s entspricht welches ca. dem Abfluss Q330 entspricht, verbleibt hinsichtlich der Durchgängigkeit immer ausreichend Abfluss in der Selke, wobei der genannte Abfluss das Migrationspotential im Unterwasser nicht negativ beeinflusst.

4.4.2.3.2 Folgemaßnahmen

Infolge der Materialentnahme werden zudem die Grundwasserstände dauerhaft beeinflusst werden, da im Rahmen der Renaturierung keine vollständige Verfüllung der Materialentnah- mestelle vorgesehen ist. In den Bereichen, in denen der Grundwasserleiter „angeschnitten“ wird, findet ein Austritt des Grundwassers an der Oberfläche statt, was zur Folge hat, dass sich die Grundwasserstände senken. Das austretende Grundwasser wird gefasst und in die Selke eingeleitet. Insoweit ist für den hier relevanten Oberflächengewässerkörper (SAL20OW03-00) festzustellen, dass eine Verschlechterung des ökologischen oder des che- mischen Zustandes sicher ausgeschlossen werden kann. Weder aufgrund von Menge noch aufgrund des chemischen Zustandes des abzuleitenden Grundwassers sind Einwirkungen auf den ökologischen und chemischen Zustand des Gewässers zu erwarten.

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4.4.2.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutz- gut Wasser - Oberflächenwasser

In der folgenden Tabelle sind die in den vorangegangenen Kapiteln ermittelten Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser - Oberflächengewässer zusammengestellt und hinsichtlich ihrer Erheblichkeit bewertet. Die relevanten negativen Auswirkungen sind in dem Plan B-7.1-1.7 als Konflikte dargestellt.

Tabelle 30: Auswirkungen Schutzgut Wasser - Oberflächengewässer

Auswirkungen Baubedingt Anlagenbedingt Betriebsbedingt

Hochwasserrückhaltebecken

Straßberg Erhöhtes Risiko des Sediment- und Schadstoffeintrags im Be- (x) - - reich des Dammbauwerks durch Arbeiten am Gewässer Verschlechterung der Durchgän- gigkeit der Selke im Bereich des - 0 - Dammbauwerks durch die techni- schen Einrichtungen Verringerung des Sauerstoffge- halts und Erwärmung des Was- - - x sers durch den Einstau Verringerung der Erosion und Umlagerung unterhalb des - - x Dammbauwerks durch den Ein- stau Folgemaßnahmen Erhöhtes Risiko des Sediment- und Schadstoffeintrags im Be- (x) - - reich des Dammbauwerks durch Arbeiten am Gewässer Veränderung des Wasserhaus- halts im Elbingstalteich durch x - Absenkung des Wasserspiegel und Ableitung des Steinfurtbachs Veränderung der Gewässerstruk- tur im Bereich des Dammbau- - 0 bis x - werks und des Elbingstalteichs durch Umverlegung der Selke 0 keine signifikanten Auswirkungen - trifft nicht zu x geringe Beeinträchtigung + positive Auswirkungen xx erhebliche Beeinträchtigung ( ) Prognose unsicher

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Erhebliche dauerhafte Auswirkungen sind bau- und anlagebedingt nicht zu erwarten. Be- triebsbedingte negative Auswirkungen können gemäß worst-case-Prognose bei maximalem Einstau im Sommer nicht ausgeschlossen werden.

4.5 Auswirkungen auf das Schutzgut Klima und Luft 4.5.1 Baubedingte Auswirkungen

Baubedingte Auswirkungen auf die Luftqualität können durch Abgase und Staubentwicklung im Baubetrieb entstehen. Die Baufeldfreimachung kann zu mikroklimatischen Auswirkungen führen.

4.5.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Staubentwicklung durch die umfangreichen Bodenarbeiten und den Fahrbetrieb auf der Bau- stelle sind nicht zu vermeiden. Hinzu kommen die Abgasemissionen der Baufahrzeugen und - maschinen. Durch die Beseitigung der Vegetationsdecke im Zuge der Baufeldfreimachung wird sich vorübergehend das örtliche Mikroklima verändern. Frischluftproduktion sowie Staub- und Schadstoffabsorption werden verringert und durch fehlende Beschattung erwärmt sich die Luftschicht in Bodennähe. Diese Wirkungen treten nur im Baustellenbereich und seiner unmit- telbaren Umgebung auf. Nach Rekultivierung der bauzeitlich beanspruchten Flächen und Begrünung des Dammes sind sie nicht mehr wirksam. Die bauzeitlichen Beeinträchtigungen werden daher nicht als erheblich eingestuft. Die Staubentwicklung kann durch Beregnung in Trockenzeiten verringert werden.

4.5.1.2 Folgemaßnahmen

Entsprechendes wie für das Hochwasserrückhaltebecken Straßberg gilt auch für die Bauarbei- ten an der Materialentnahmestelle, dem Elbingstalteich, für die Umverlegungen der Selke und der Bahntrasse sowie für die Baustraßen.

4.5.2 Anlagebedingte Auswirkungen Anlagebedingte Auswirkungen auf das Lokalklima können durch Barrierewirkung im Bereich des Dammbauwerks entstehen.

4.5.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Im Zuge einer Untersuchung für das geplanten HRB Meisdorf (LORENTZ, DÜRING, 2007, zitiert in [30]) wurde festgestellt, dass sich das Selketal im Ist-Zustand in Kaltluftsituationen vollstän- dig mit Kaltluft füllt. Der geplante Hochwasserrückhaltedamm würde demnach von Kaltluft relativ frühzeitig überströmt. Nach Herstellung des Dammes kann durch die große Öffnung für die Bahn permanent ein Abstrom erfolgen. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass sich

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kein relevanter Rückstau vor dem Bauwerk einstellt. Veränderungen der derzeitigen Situation sind daher weder wasser- noch luftseits des Dammes zu erwarten.

Eine Verringerung des Frischluftstroms in Richtung der talwärts liegende Bebauung ist eben- falls auszuschließen, weil sich die Flächennutzung im UG und damit die Produktion von Frischluft im Ist- und im Planzustand nicht in einem relevanten Umfang unterscheiden wird. Der Verlust von Sauerstoff produzierenden Gehölzen und Grünländern wird langfristig durch Wiederaufforstungen und die Entwicklung von Grünland ausgeglichen, die zusätzliche Flä- chenversiegelung ist vernachlässigbar gering.

Das Lokalklima verändert sich im Dammbereich geringfügig, weil die Sonneneinstrahlung auf den Böschungen eine stärkere Erwärmung hervorruft als auf den (feuchteren) Grünlandflä- chen im Talgrund und im Wald. Einen Einfluss auf das Klima im Selketal hat diese nur im Mikrobereich messbare Erwärmung jedoch nicht.

4.5.2.2 Folgemaßnahmen Nach Abschluss der Bauarbeiten werden die Materialentnahmestelle und die Baufelder am Elbingstalteich wieder begrünt, es sind keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Klima und Luft zu erwarten.

4.5.3 Betriebsbedingte Auswirkungen Betriebsbedingte Auswirkungen auf das Klima können nur durch die die große offene Wasser- fläche im Einstaufall entstehen.

4.5.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Während eines Einstaus kann es im Bereich des Hochwasserrückhalteraums durch die relativ große Wasserfläche zu verstärkter Nebel- und im Winter zu Reifbildung kommen. Dieser Effekt tritt jedoch zeitlich nur begrenzt und im Abstand von mehreren bzw. vielen Jahren ein und wird keine erheblichen Auswirkungen auf Vegetation und Fauna oder die gesamtklimati- sche Situation haben. Betriebsbedingte Emissionen mit Einfluss auf Klima und Luft gehen von dem Hochwasserrückhaltebecken Straßberg nicht aus.

4.5.3.2 Folgemaßnahmen

Durch die Folgemaßnahmen entstehen keine Auswirkungen auf das Klima oder die Luftquali- tät.

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4.5.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Klima und Luft

In der folgenden Tabelle sind die in den vorangegangenen Kapiteln ermittelten Auswirkungen auf das Schutzgut Klima/ Luft zusammengestellt und hinsichtlich ihrer Erheblichkeit bewertet. Die relevanten negativen Auswirkungen sind in dem Plan B-7.1-1.7 als Konflikte dargestellt.

Tabelle 31: Auswirkungen Schutzgut Klima und Luft

Auswirkungen Baubedingt Anlagenbedingt Betriebsbedingt

Hochwasserrückhaltebecken

Straßberg Luftverschmutzung im Bereich des Dammbauwerks durch Bau- x - - fahrzeuge und -maschinen Verschlechterung des Mikrokli- mas im Bereich des Dammbau- x - - werks durch die Entfernung von Bewuchs Veränderung des Lokalklimas im Bereich des Dammbauwerks - 0 - durch Barrierewirkung Veränderung des Lokalklimas im Einstaubereich durch die große - - 0 offene Wasserfläche Folgemaßnahme Luftverschmutzung im Bereich der Materialentnahmestelle und des x - - Elbingstalteichs durch Baufahr- zeuge und -maschinen Verschlechterung des Mikrokli- mas im Bereich der Materialent- nahmestelle und des Elbingstal- x - - teichs durch die Entfernung von Bewuchs 0 keine signifikanten Auswirkungen - trifft nicht zu x geringe Beeinträchtigung + positive Auswirkungen xx erhebliche Beeinträchtigung ( ) Prognose unsicher

Erhebliche negative Auswirkungen auf Klima und Luft sind weder kurzzeitig noch dauerhaft zu erwarten.

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4.6 Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft 4.6.1 Baubedingte Auswirkungen

Baubedingte Auswirkungen auf das Landschaftsbild können durch die Entfernung von Be- wuchs im Zuge der Baufeldfreimachung und die Anwesenheit von Baumaschinen und - fahrzeugen entstehen.

4.6.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Während der Bauzeit wird eine starke optische Beeinträchtigung des Landschaftsbildes eintre- ten, weil der Baustellenbereich vollständig vegetationslos sein wird. Durch Baumaschinen, Materiallager, Baucontainer wird die visuelle Störung verstärkt. Diese Auswirkungen sind temporär und nicht vermeidbar.

4.6.1.2 Folgemaßnahmen

Die vorgenannten Auswirkungen treten auch im Bereich der Materialentnahme, im Bereich der Umverlegungen der Selke und im Zusammenhang mit den Maßnahmen am Elbingstalteiches auf. Aufgrund der großen Fläche und der exponierten Lage sind sie im Bereich der Materia- lentnahmestelle besonders augenfällig. Im Bereich des Elbingstalteichs kommt Freilegung von Uferbereichen durch den Teilabstau hinzu.

4.6.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Anlagebedingte Auswirkungen auf das Landschaftsbild können durch die Veränderung der Topographie und die Schaffung von technischen Elementen entstehen.

4.6.2.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Eine erkennbare dauerhafte Veränderung der Topographie und der Landschaftsbildqualität entsteht durch das Dammbauwerk und durch die sichtbaren Beton- und Stahlteile des Durch- lassbauwerks für Bahn und Gewässer.

Das natürliche Relief wird im Bereich des Dammbauwerks überformt, der Sichtraum im Tal ist vollständig verstellt. Die Nahwirkung im Tal ist für den Betrachter, insbesondere auch die Fahrgäste der Selketalbahn, hoch. Aus den umliegenden Höhen/ Talhängen sowie von den Waldwegen, die an den Talrändern verlaufen, ist das Bauwerk nur von wenigen Punkten aus wahrzunehmen, weil diese ganz überwiegend im Wald liegen bzw. weil die Sicht auf den Damm durch den Gehölzsaum entlang der Selke verdeckt ist. Für Bewohner der Streusied- lung unterhalb des Dammes ist das Bauwerk zum Teil durch vorhandene Gehölze verdeckt, von anderen Punkten des Tales aus ist der Damm als Störfaktor wahrnehmbar. Von Straß- berg aus ist der Damm durch den Gehölzbestand entlang der Selke nicht einsehbar.

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Der größte Teil des Dammbauwerks wird nach kurzer Zeit durchgehend begrünt sein, so dass die direkte und dauerhafte Störwirkung sich auf den Nahbereich und hier auf das Kombinati- onsbauwerk beschränkt.

4.6.2.2 Folgemaßnahmen

Die Landschaft im Bereich der Materialentnahme wird sich topografisch deutlich verändern durch sichtbar bleibende Abgrabungsstrukturen („aufgelassener Steinbruch“). Nach dem Aufwuchs von Gehölzen und Grünland wird sich die Fläche jedoch in das Landschaftsbild einfügen.

Durch den Verlust des Gehölzbestandes auf dem Damm des Elbingstalteichs und die unbe- wachsene Vorschüttung wird sich kleinflächig die Landschaft verändern. Diese Veränderung ist allerdings nur aus der Nähe wahrnehmbar.

Der umverlegte Selkeabschnitt im Bereich des Elbingstalteiches wird nach vollständigem Aufwuchs der Ufergehölze von dem übrigen Selkeverlauf nicht mehr unterscheidbar sein. Gleiches gilt für den umverlegten Selkeabschnitt im Bereich des Dammbauwerkes.

Durch den kleinflächigen Ausbau und geringen Neubau von Wegen wird sich die Landschaft nicht grundlegend verändern.

4.6.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Betriebsbedingte Auswirkungen auf das Landschaftsbild können durch die große offene Was- serfläche im Einstaufall entstehen.

4.6.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg

Eine großflächige Überstauung wird sehr selten eintreten und im Maximum 11 Tage andau- ern. Der Talraum im Bereich des Hochwasserrückhalteraums wird dann von einer Wasserflä- che eingenommen, d. h. das Landschaftsbild verändert sich für diese Zeit beträchtlich. Auf viele Menschen wirkt ein solches Ereignis anziehend und interessant.

Nach einem Einstau können mehr oder weniger starke Treibgut- und Sedimentablagerungen im Stauraum auftreten. Soweit erforderlich können diese kurzfristig beseitigt werden und führen daher zu keiner erheblichen Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Auch ein Abster- ben von Bäumen und Sträuchern ist nicht auszuschließen (vgl. Kapitel 4.2.1.3). Als negativ für das Landschaftsbild werden solche Veränderungen nur lokal begrenzt wahrgenommen. Zu- dem treten im Auenbereich der Gewässer Situationen wie das Absterben von Vegetation und die Ablagerung von Treibgut auch bei „normalen“ Hochwasserereignissen zumindest in be- grenztem Umfang auf.

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4.6.3.2 Folgemaßnahmen

Durch die Folgemaßnahmen entstehen keine betriebsbedingten Auswirkungen.

4.6.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft

In der folgenden Tabelle sind die in den vorangegangenen Kapiteln ermittelten Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft zusammengestellt und hinsichtlich ihrer Erheblichkeit bewertet. Die relevanten negativen Auswirkungen sind in dem Plan B-7.1-1.7 als Konflikte dargestellt.

Tabelle 32: Auswirkungen Schutzgut Landschaft

Auswirkungen Baubedingt Anlagenbedingt Betriebsbedingt

Hochwasserrückhaltebecken

Straßberg optische Beeinträchtigungen im Bereich des Dammbauwerks xx - - durch die Baufeldfreimachung und Baumaschinen optische Beeinträchtigung im Nahbereich des Dammbauwerk - xx - durch das Bauwerk und die technischen Einrichtungen Landschaftsbildveränderung im Einstaubereich durch die Wasser- - - xx fläche Folgemaßnahme optische Beeinträchtigung im Bereich der Materialentnahme- stelle und des Elbingstalteichs xx - - durch Baufeldfreimachung, Ab- grabung, Abstau und die Anwe- senheit von Baumaschinen Landschaftsformveränderung im Bereich der Materialentnahme- 0 - stelle durch die Abgrabung optische Beeinträchtigung im Nahbereich durch die Dammvor- - x - schüttung am Elbingstalteich 0 keine signifikanten Auswirkungen - trifft nicht zu x geringe Beeinträchtigung + positive Auswirkungen xx erhebliche Beeinträchtigung ( ) Prognose unsicher

Erhebliche negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild treten bauzeitlich im gesamten UG und dauerhaft im Nahbereich des Dammbauwerks auf. Mittel bis langfristig wird die Wirkung durch die Begrünung des Dammbauwerks, die Rekultivierung der Materialentnahmestelle und

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den Aufwuchs von Bäumen die optischen Beeinträchtigungen dauerhaft gemindert. Die be- triebsbedingten Auswirkungen werden als erheblich, jedoch nicht ausschließlilch negativ eingeschätzt.

4.7 Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter

Es befinden sich keine denkmalgeschützten Gebäude im UG, jedoch mehrere Montanrelikte.

4.7.1 Baubedingte Auswirkungen

Baubedingte Auswirkungen können durch die Inanspruchnahme von denkmalgeschützten Objekten entstehen.

4.7.1.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Es liegen zwei Montanrelikte in direkter Nähe des Baufeldes am Dammbauwerk. Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen Hohlweg und eine Pinge [14]. Vor Beginn der Bauarbei- ten sind in Absprache mit den Denkmalbehörden Sondierungen und ggf. Sicherungsmaßnah- men durchzuführen.

4.7.1.2 Folgemaßnahmen

Im Bereich des Elbingstalteichs befindet sich ein denkmalgeschütztes Objekt. Es ist allerdings unklar, ob der Elbingstalteich an sich oder das Staubauwerk Denkmalwert besitzt. Auch hierzu werden vor Baubeginn weitere Absprachen mit der Denkmalbehörde besitzt.

4.7.2 Anlagebedingte Auswirkungen Anlagebedingte Auswirkungen sind nicht zu erwarten, da keine historischen Kulturgüter/ Montanrelikte überbaut werden [12]. Zur Vorschüttung am Damm des Elbingstalteichs siehe Kapitel 4.7.1.

4.7.3 Betriebsbedingte Auswirkungen Betriebsbedingte Auswirkungen können durch den Einstau von Flächen mit Bergbau- und Montanrelikte entstehen.

4.7.3.1 Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Im Falle eines Einstaus werden Bergbau- und Montanrelikte auf Flächen, die zuvor nicht durch den Überstauung betroffen waren, überstaut [13]. Das gilt vor allem für überirdische „Relikte“, wie Pingen, Hohlwege und mittelalterliche Verhüttungsplätze, deren Strukturen durch Über- stauung und Sedimentation evtl. unkenntlich gemacht werden könnten. Die Stauwurzel reicht bis an die Staumauer des Montanrelikts Elbingstalteich.

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Ausdrückliches Projektziel des HRB Straßberg ist der Schutz der Kultur- und Sachgüter ge- wässerabwärts an der Selke.

4.7.3.2 Folgemaßnahmen

Durch die Folgemaßnahmen entstehen keine betriebsbedingten Auswirkungen.

4.7.4 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter

In der folgenden Tabelle sind die in den vorangegangenen Kapiteln ermittelten Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter zusammengestellt und hinsichtlich ihrer Erheblichkeit bewertet. Die relevanten negativen Auswirkungen sind in dem Plan B-7.1-1.6 als Konflikte dargestellt.

Tabelle 33: Auswirkungen Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter

Auswirkungen Baubedingt Anlagenbedingt Betriebsbedingt

Hochwasserrückhaltebecken

Straßberg Beeinträchtigung von Denkmalob- jekten im Bereich des Dammbau- (x) - - werks durch die Bauarbeiten Beeinträchtigung von Denkmalob- jekten im Einstaubereich durch - - (x) Überflutung Schutz von Kultur- und Sachgü- - - + tern gewässerabwärts Folgemaßnahmen Beeinträchtigung eines Denkmal- objektes im Bereich des Elbings- (x) - - talteichs durch die Bauarbeiten Beeinträchtigung eines Denkmal- objektes im Bereich des Elbings- - (x) - talteichs durch Vorschüttung 0 keine signifikanten Auswirkungen - trifft nicht zu x geringe Beeinträchtigung + positive Auswirkungen xx erhebliche Beeinträchtigung ( ) Prognose unsicher

Vor Beginn der baulichen Maßnahmen wird eine Prospektion und detaillierte Aufnahme des Geländes mit montanen Bodendenkmalen in Absprache mit der zuständigen Denkmalbehörde durchgeführt (siehe Plan B-7.1-1.5).

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Erhebliche negative Auswirkungen auf Kultur- und Sachgüter sind unter Berücksichtigung der Vorgaben der Denkmalbehörde nicht zu erwarten. Dagegen wirkt sich das Hochwasserrück- haltebecken Straßberg positiv auf den Schutz von Kultur- und Sachgütern unterhalb des HRB in den bisher durch Hochwasser gefährdeten Ortschaften aus, Schäden in Millionenhöhe an Wohn- und Gewerbebebauung sowie Infrastruktureinrichtungen und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen werden vermieden.

4.8 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

Mit Wechselwirkungen werden überwiegend ökosystemare Wirkungsketten und -netze zwi- schen und innerhalb der Schutzgüter bezeichnet. Da diese Wirkungsketten sehr komplex und vielfältig sind, ist ihre hinreichend genaue Erfassung ohne umfangreiche wissenschaftliche Spezialuntersuchungen und -auswertungen nicht möglich. Insbesondere lassen sich Wech- selwirkungen nicht in Zahlen fassen und bewerten. Die Verflechtungen zwischen den bioti- schen und abiotischen Schutzgütern und die möglichen Wechselwirkungen zwischen ihnen sind aus den vorausgegangenen Einzelbewertungen abzuleiten.

So bringen der Abtrag und damit die Schädigung von unversiegeltem Boden durch das Hoch- wasserrückhaltebecken Straßberg und die Folgemaßnahmen zwangsläufig auch einen Verlust der wertvollen Lebensräume für Pflanzen und Tiere mit sich. Aufschüttungen, Bodenumlage- rungen, Abgrabungen und Versiegelungen wirken sich sowohl auf die Landschaft als auch auf Pflanzen und Tiere, Grund- und Oberflächenwasser, das Klima und den Boden aus. Boden- verunreinigungen bringen Auswirkungen auf das Oberflächen- und Grundwasser mit sich und können über diesen Pfad auch zu negativen Wirkungen auf Tiere (Lebensraum der aquati- schen Fauna) und Menschen (Trinkwasser) führen.

Die Veränderung des Grundwasserhaushalts durch die Bauwasserhaltung und die Anhebung von Grundwasser bei Hochwasserereignissen führen zu einer Veränderung des Bodenwas- serhaushalts und haben damit Einfluss auf das Pflanzenwachstum und die Vegetationsent- wicklung. Diese wiederum beeinflusst die Lebensraumqualität der vorkommenden Tierarten.

Der Verlust von Vegetationsflächen während der Bauzeit führt zu einer Verschlechterung der Lebensraumqualität für Tiere und beeinflusst die lokalklimatischen Verhältnisse. Hierbei han- delt es sich jedoch um temporäre Einflüsse, die mit Durchführung der landschaftsplanerischen Maßnahmen wieder ausgeglichen werden.

Durch den Einstau kann es zum Absterben von Bäumen kommen, was den Totholzanteil im UG erhöht und die Lebensbedingungen für Spechte verbessert. Durch die große Wasserflä- che kann es zu einem Anstieg der Insektenzahl kommen, die wiederum den Fledermäusen als Nahrungsquelle dienen. Darüber hinaus kann die Einstaufläche im Betriebsfall zu einem

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Attraktionspunkt für Touristen werden. Gleichzeitig wird die touristische Erschließung des Gebietes behindert, da die Selketalbahn nicht mehr verkehren kann und der Selkestieg nur auf einer Umleitung begehbar ist.

Tabelle 34: Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

-

asser en und

w -

Schutzgüter Luft /

a Mensch Pflanzen Tiere Boden Grund Oberflächen wasser Kli m Kultur Sachgüter

Menschen x x x x x x x

Pflanzen x xx x xx xx x 0

Tiere x xx x x xx x 0

Boden x xx 0 x x x 0

Grundwasser 0 x 0 x x x 0

Oberflächenwasser xx x 0 x x x 0

Klima/ Luft 0 x 0 0 0 x 0

Kultur- und sonsti- ge Sachgüter x 0 0 0 0 0 0

0 keine signifikanten Wechselwirkungen zu erwarten X Wechselwirkungen vorhanden / zu erwarten XX erhebliche Wechselwirkungen möglich

In der obigen Matrix sind die erkennbaren Wechselwirkungen zusammengestellt. Erhebliche Wechselwirkungen hinsichtlich der Beeinträchtigungen sind, wie oben erläutert, vor allem zwischen Pflanzen und Tieren, Pflanzen und Boden sowie Tieren/ Pflanzen und Oberflächen- wasser zu erwarten.

4.9 Voraussichtliche Entwicklung der Umwelt ohne das Vorhaben Als Vergleichsgröße zu den genannten Auswirkungen des Vorhabens (siehe Kapitel 4) wird die voraussichtliche Entwicklung der Schutzgüter im UG herangezogen. Durch die Auswei- sung als NSG und FFH-Gebiet wird den Naturschutzzielen im Selketal Vorrang eingeräumt. Bei der Prognose der Entwicklung der Flächen im FFH-Gebiet „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ sind deshalb die Vorgaben der Schutzgebietsausweisung und des Managementplans [11] für das Gebiet zu berücksichtigen. Diese sehen langfristig die Erhaltung und Wiederher- stellung eines günstigen Erhaltungszustandes der Lebensräume (einschließlich dafür charak-

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teristischer Arten) nach Anhang I und der Habitate der Arten nach Anhang II der FFH- Richtlinie und den Schutz und Erhalt weiterer gebietsrelevanter Tier- und Pflanzenarten vor (siehe FFH-Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.1.3).

Für das im UG fast vollständig deckungsgleiche NSG „Oberes Selketal“ ist als Schutzzweck die Erhaltung, Sicherung und Entwicklung des Selketals mit seinen charakteristischen Bio- toptypen, Lebensgemeinschaften, wildwachsenden Pflanzen- und Tierarten sowie die Erhal- tung der natürlichen Vielfalt und besonderen Eigenart des Gebietes mit naturnahen Laub- waldgesellschaften, Lebensstätten besonders geschützter, bestandsbedrohter Pflanzenarten und extensiver Grünlandgesellschaften mit den Lebensstätten von Wildkatze, Bechsteinfle- dermaus, Kleinabendsegler, Schwarzstorch, Eisvogel, Wasseramsel, Mittelspecht, Feuersa- lamander, Bergmolch, Fadenmolch, Westgroppe, Elritze, Schmerle, Bachneunauge 0 vorge- geben.

Unter Berücksichtigung der Naturschutzziele ist davon auszugehen, dass keine landschaftli- chen Veränderungen im Selketal oberhalb Straßbergs eintreten und. nicht mit einer Ausdeh- nung von Wohn- und Gewerbeflächen oder einer verstärkten Bodenversiegelung zu rechnen ist. Ein Verlust natürlicher Überflutungsflächen ist nicht zu erwarten.

Allgemein geht die landwirtschaftliche Nutzung in den Mittelgebirgslagen zurück. Die brachge- fallenen oder nur sporadisch genutzten Grünlandbereiche haben sich Ende des 20. Jahrhun- derts vergrößert. Bei längerfristigem Ausbleiben der Mahd kommen im bisherigen Offenland Gehölze auf, d.h. das Landschaftsbild verändert sich stellenweise durch sukzessive Ausdeh- nung der Waldbestände.

Die Randbedingungen für die Landwirtschaft ändern sich jedoch in letzter Zeit stark. Insbe- sondere die Möglichkeit, aus nachwachsenden Rohstoffen und Reststoffen Energie zu gewin- nen, führt unter Umständen zu einer deutlich intensiveren Nutzung der land- und auch der forstwirtschaftlichen Flächen z. B. durch Verwendung von Restholz/ Totholz, häufigere Mahd von Grünland bzw. dessen Umwandlung in Strukturen, die die Produktion von mehr Biomasse erwarten lassen. Solche Nutzungsänderungen können mit hohen ökologischen Risiken ver- bunden sein, wenn sie naturnahe Wälder oder mesophiles, artenreiches Grünland beanspru- chen.

Bei Nichtverwirklichung des Projekts wären die Unterlieger entlang der Selke und Bode Ge- fährdungen (Leben, Gesundheit, Eigentum) ausgesetzt wie bisher, d.h. jedes größere Hoch- wasserereignis, das zu Ausuferungen der Selke und Bode führt, kann wieder zu erheblichen Schäden und einer starken Gefährdung der hier lebenden Bevölkerung führen.

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5 Maßnahmen zur Vermeidung, zum Ausgleich und zum Ersatz nachtei- liger Umweltwirkungen

Das BNatSchG verpflichtet den Träger eines Vorhabens zur größtmöglichen Schonung aller Ressourcen. Beeinträchtigungen der Umwelt sind zu vermeiden und nicht vermeidbare nega- tive Auswirkungen auf die Schutzgüter sind so gering wie möglich zu halten. Im Rahmen von Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen werden die Auswirkungen zunächst so weit wie möglich reduziert. Nicht vermeidbare Auswirkungen werden durch Maßnahmen auf den Eingriffsflächen und im Einstaubereich ausgeglichen. Darüber hinaus verbleibende Auswir- kungen müssen durch Ersatzmaßnahmen außerhalb des UGs kompensiert werden. Alle Maßnahmen werden detailliert im LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung be- schrieben und bilanziert.

5.1 Vermeidungsmaßnahmen Die aufgeführten Vermeidungsmaßnahmen sind teilweise allgemeiner Natur und teilweise spezifisch schutzgutbezogen. Die Maßnahmen werden im Planungsprozess, vor, während und nach der Bauausführung des Vorhabens sowie im Betrieb wirksam. Ein Teil der negativen Auswirkungen des Vorhabens lässt sich durch die Maßnahmen auf ein unerhebliches Maß reduzieren, andere negative Auswirkungen überschreiten durch die Vermeidungsmaßnahmen die Erheblichkeitsschwelle nicht.

Die Vermeidungsmaßnahmen werden in den LBP übernommen (siehe LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4) und dort konkretisiert.

Tabelle 35: Vermeidungsmaßnahmen

Schutzgut Maßnahme Im Rahmen des Hochwasseraktionsplans Selke wurden verschiedene Schutz- konzepte aufgestellt und im Hinblick auf ihre Wirksamkeit bewertet. Nach Allgemein vergleichenden Untersuchungen von mehreren Alternativen (vgl. Kapitel 0) wurde der Standort des HRB Straßberg ausgewählt. Zur Vermeidung von unnötigen Lärm- und Schadstoffemissionen sind Bauma- Alle schinen und -fahrzeuge einzusetzen, die dem Stand der Technik entsprechen. Schutzgüter (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, Techni- sche Maßnahmen) Die Häufigkeit von Transportfahrten wird durch regionale Gewinnung des erforderlichen Baumaterials stark herabgesetzt; Umweltbelastungen der Anlie- Alle ger auf den Transportwegen durch Schadstoffe und Lärm werden deutlich Schutzgüter vermindert. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, Technische Maßnahmen) Die gesamte Baumaßnahme soll zügig und koordiniert abgewickelt werden. Alle Unnötige Verzögerungen im Bauablauf sind zu vermeiden, um die vom Baube- Schutzgüter trieb ausgehenden negativen Auswirkungen zeitlich so weit wie möglich zu

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Schutzgut Maßnahme beschränken. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, Technische Maßnahmen) Die Umweltbaubegleitung (UBB) beginnt direkt nach der Baurechtserlangung und erstreckt sich über die Ausführungsplanung, die Vorbereitung der Vergabe, die Bauausführung, bis zum Abschluss der Umsetzung des Projektes, wozu Alle auch die Funktionskontrolle der landespflegerischen Maßnahmen bis zum Schutzgüter Abschluss der Umsetzung (einschließlich Fertigstellungs- und Entwicklungs- pflege) zählt. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 23) So weit wie technisch möglich, ist eine naturnahe Gestaltung der Selke im Bereich des Durchlasses bzw. auf den ober- und unterhalb des Massivbau- werks liegenden Abschnitten und am Elbingstalteich durchzuführen, um den Tiere dauerhaften Erhalt der Durchgängigkeit zu gewährleisten. Es erfolgt eine Ver- Wasser wendung von naturraumtypischen Steinen zur Befestigung und Gestaltung des Landschaft Gewässerbetts und Herstellung einer besiedelbaren, durchgängigen Gewäs- sersohle aus naturraumtypischem Substrat als 0,2 m starke Auflage über der Betonsohle im Durchlassbauwerk. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planer- gänzung, dort Kapitel 4.4, V 19) So weit wie technisch möglich erfolgt eine naturnahe Gestaltung des temporä- ren Umlaufgerinnes zum Erhalt der Durchgängigkeit während der Baumaß- nahme. Eine Verwendung von naturraumtypischen Steinen und gewässerab- Tiere schnittstypischem Substrat zur Befestigung des Gerinnes ist notwendig. Eine Wasser Verrohrung oder ein Einbau von Sohlschalen ist nicht vorgesehen. Für die Landschaft FFH-Arten Groppe und Bachneunauge wird die Passage der Baustelle und des neuen Gerinnes ermöglicht. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergän- zung, dort Kapitel 4.4, V 20) Bei der Durchführung der Bauarbeiten und des Baustellenverkehrs sind die gesetzlichen Ruhezeiten unbedingt einzuhalten. Arbeiten in der Nachtzeit sind Tiere nicht zulässig. Die vorgeschriebenen Grenzwerte der Allgemeinen Verwal- Menschen tungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm - Geräuschimmissionen – sind zu

beachten. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, Technische Maßnahmen) Der Erhalt von Gehölzen und anderen wertvollen Vegetationsbeständen im Randbereich des Baufeldes wird durch fachgerechten Stamm- und Wurzel- Pflanzen schutz, Abgrenzen von Tabuflächen durch Bauzäune und Vermeidung von Tiere Überschüttung des Wurzelbereichs von Bäumen gewährleistet. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 3) Schutz von Grünlandbeständen zur Verringerung von Habitatverlusten ge- schützter Arten, insbesondere des wertvollen Grünlandbestandes (LRT 6510) im Bereich der bauzeitlichen Zufahrt zum Damm des Elbingstalteich. Vor Bau- Pflanzen beginn werden die betroffenen Flächen mit Geovlies fachgerecht abgedeckt Tiere (kein Abschieben der Vegetation und des Oberbodens) und später unter Ver- wendung von Saatgut angrenzender Mähwiesen wieder rekultiviert. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 4). Ansaat nur mit autochthonem Saatgut (Heudrusch, Heumulch von Bergwiesen Pflanzen im Eingriffsbereich oder aus der nahen Umgebung) zur Vermeidung einer Tiere Florenverfälschung. Bei allen Ansaatmaßnahmen wird der Einsatz von Regel- saatgut, das stets auch gebietsfremde Arten enthält, ausgeschlossen. (LBP,

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Schutzgut Maßnahme Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 5) Auf den durch die Baumaßnahme offenen Bauflächen sind aufkommende Neophyten (z.B. Drüsiges Springkraut, Kanadische Goldrute und Japanischer Pflanzen Staudenknöterich) vor der Blüte abzumähen bzw. mit der Wurzel auszureißen Tiere und abzufahren. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 6) Erhalt des rechnerisch festgelegten Mindestabflusses in der Selke im Betriebs- Pflanzen fall, um negative Auswirkungen auf die Arten des Fließgewässers (insbesonde- Tiere re Groppe und Bachneunauge) zu vermeiden. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, Technische Maßnahmen) Im Bereich des LRT 91E0* anfallendes Totholz wird in Bereiche verlagert, die zum LRT 91E0* gehören, jedoch außerhalb des Einstaugebietes liegen. Somit kann ein hoher Alt- und Totholzanteil innerhalb des gesamten LRT gesichert werden. Es ist davon auszugehen, dass schon im Ist-Zustand aufgrund der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung der angrenzenden Flächen nur wenig Totholz in den LRT-Flächen verbleibt. Durch die Verlagerung wird die Entfer- Pflanzen nung des ökologisch wertvollen Alt- und Totholzes im Zuge der Stauraumbe- Tiere wirtschaftung vermieden. Bei Ablauf eines betriebsbedingten Einstaus können Fische in Geländesenken des Selketales verbleiben, die später trocken fallen. Die Maßnahme „Absam- meln der Fische und Umsetzen in das Fließgewässer“ ist daher in die Betriebs- anweisung aufzunehmen. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, Technische Maßnahmen) (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 24) Gehölzrodungen werden auf die Zeit vom 1. Oktober bis 28. Februar zum Tiere Schutz der Brutvögel und anderer wildlebender Tiere beschränkt. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 7) Zur Verbesserung des Nahrungshabitates des Grauspechtes wird das Vorhan- densein von Extensivgrünland luftseitig des geplanten Hochwasserschutz- Tiere dammes gefördert. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 8) Vor Baubeginn erfolgt das Anbringen einer nicht überkletterbaren Ummante- lung an Horstbäumen des Schwarzstorches zur Minimierung möglicher Präda- Tiere tionsverluste. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 9) Lebensraumverbesserung für den Wachtelkönig durch Extensivierung von Tiere Grünland. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.3, V 10) Aufgrund der Nutzung der östlichen Feldwege als Baustellenzufahrt sind zwei Brutstandorte des Neuntöters betroffen. Damit die Gehölzstrukturen auch nach Abschluss der Bauarbeiten noch vorhanden, strukturell geeignet und vital sind, Tiere werden im Bereich der Dornensträucher Baumschutzzäune entlang der Straße aufgestellt. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 11) Vor der Rodung von Altbäumen und Gehölzen ist der betroffene Baumbestand sowie Gehölze im Bereich des Haselmausbiotopes durch einen Experten auf Tiere vorhandene Baumhöhlen und -spalten sowie überwinternde Haselmäuse zu überprüfen. Aufgefundene ruhende Fledermäuse oder Haselmäuse sind zu

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Schutzgut Maßnahme entnehmen und in zuvor aufgehängte Fledermauskästen bzw. Haselmaustubes umzusiedeln. Die Baumhöhlen sind zu verschließen, um eine Neubesiedelung vor der Rodung zu verhindern (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergän- zung, dort Kapitel 4.4, V 12). Anbringen von Fledermauskästen mindestens 1 Jahr vor Beginn der Baumaß- nahme (außerhalb des Stauraumes), um möglichst viele Tiere aus dem Baufeld und dem späteren Einstaubereich abzuziehen. Die exakten Aufhängungspunk- Tiere te (Bäume) und die geeigneten Kästen sind im Zuge der Ausführungsplanung mit Fledermausexperten vor Ort auszuwählen. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 13) Die Bauarbeiten am Damm des Elbingstalteiches sind außerhalb der Winterru- he der Fledermäuse (November bis März) zu terminieren, um eine Störung der Tiere Arten zu vermeiden. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 14) Um den Habitatverlust der Haselmaus zu kompensieren, werden vor Baube- ginn haselreiche Gehölzbiotope außerhalb der Einstauflächen in der Nähe der Tiere bestehenden Habitate neu angelegt. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 15) Individuenverluste von Fischen im Baufeld werden durch Abfischen des Fließ- gewässers kurz Baubeginn vermieden Es ist neben der normalen Befischung eine Elektro-Befischungsmethode anzuwenden, die speziell für FFH- Untersuchungen der Arten Bachneunauge und Groppe entwickelt wurde. Für Tiere Bachneunaugen ist eine käscherlose Ringanode zu verwenden. Das Wieder- eindringen der Fische in den Baubereich muss z.B. mit Sandsackbarrieren verhindert werden. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 16) Der Elbingstalteich ist vor dem Abstau auf Vorkommen von Groppe und Bach- neunauge, Edelkrebsen und Muscheln (Kleine Flussmuschel) zu untersuchen. In Abstimmung mit der Fischereibehörde bzw. Naturschutzbehörde ist festzule- Tiere gen, in welchem Umfang Maßnahmen zum Schutz der genannten Arten erfor- derlich sind. Die erforderlichen Maßnahmen sind mit der Fischereibehörde und der Naturschutzbehörde abzustimmen. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 17) Der Abstau des Elbingstalteichs wird zum Schutz des Fischbesatzes auf die Zeit von Oktober bis Ende Februar eingeschränkt (außerhalb der Laich- und Juvenilzeit von Fischen). Der Teilabstau des Elbingstalteichs erfolgt langsam über ca. einen Monat vor dem Beginn der Bauarbeiten. Die Lebewesen im Tiere Teich (potenziell insbesondere Groppe und Bachneunauge) können sich so auf den sinkenden Wasserspiegel einstellen. Sollten trotzdem einzelne Exemplare in später trocken fallenden Geländemulden verbleiben, sind sie entsprechend umzusetzen. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 18) Das Baufeld wird frühzeitig mit einem temporären Amphibienschutzzaun ver- sehen (im Februar/ März vor Baufeldfreiräumung). Die Fangvorrichtungen werden regelmäßig kontrolliert. Der Amphibienschutzzaun dient auch dem Tiere Fernhalten von Reptilien aus dem Baufeld und sollte auch östlich des unmittel- baren Baufeldes aufgestellt werden. Der Zaun wird die gesamte Bauzeit über aufrechterhalten. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort

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Schutzgut Maßnahme Kapitel 4.4, V 21) Um die Amphibienpopulation langfristig zu sichern, werden außerhalb der Einstauflächen (luftseitig des Dammbauwerkes) mehrere Kleingewässer für Tiere Amphibien vertieft, um eine längere Wasserführung zu gewährleisten. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 22) Der belebte Oberboden wird schonend abgetragen und fachgerecht in begrün- Boden ten Mieten gelagert (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 1) Durch geeignete Vorkehrungen wird das Risiko einer Kontamination von Bo- den, Oberflächenwasser, Grundwasser und damit auch eine Gefährdung der Gewässerfauna vermindert. Hierzu zählen: Vorhalten von Ölbindemitteln, Boden Verwendung von Biotreib- und Bioschmierstoffen auf der Baustelle, regelmäßi- Wasser ge Kontrolle der Fahrzeuge, kein Betanken im Baubereich, Verbot des Ausspü- Pflanzen lens von Mischfahrzeugen und Betonbehältern im Baubereich, Vorklärung von Tiere Betonierwasser, Bereitstellung von Material für eine mobile Ölsperre am unter- stromigen Ende des jeweiligen Baufeldes. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.4, V 2)

5.2 Maßnahmen im Untersuchungsgebiet

Die Maßnahmen im UG dienen der Wiederherstellung und Entwicklung von Flächen, die nur bauzeitlich genutzt werden sowie der Gestaltung von Flächen auf den Bauwerken (Dämmen). Im Einstaubereich werden Maßnahmen zur Steuerung der Biotopentwicklung umgesetzt.

Tabelle 36: Maßnahmen im Untersuchungsgebiet

Schutzgut Maßnahme Auf einem Teil des Zwischenlagers 1 luftseits des Dammes (derzeit Grünland) wird eine Waldfläche am Dammfuß mit Verbindung zum vorhandenen Waldbe- Pflanzen stand angelegt (Anpflanzung von Laubmischwald). Das talquerende Bauwerk Tiere wird nach entsprechender Entwicklung des Baumbestandes zum Teil verdeckt Landschaft und wirkt dadurch optisch weniger störend. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 2.2.4) Nach Abschluss der Bauarbeiten an der Materialentnahmestelle wird im Be- reich dieser relativ ebenen Teilflächen, die Felsbändern vorgelagert sind, Pflanzen Oberboden aufgetragen und die Flächen anschließend der freien Sukzession Tiere überlassen. Es entwickelt langfristig ein Laubmischwald (Buchen- Landschaft /Eichenmischwald). (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 3.2) Im Bereich des Dammbauwerkes muss ein Abschnitt der Selke bauzeitlich verlegt werden und kann nach Abschluss der Bauarbeiten wiederhergestellt Pflanzen werden. Der dauerhaft neu entstehende Bachlauf wird - entsprechend dem für Tiere diesen Gewässertyp geltenden Leitbild - naturnah entwickelt. Das Sohlsubstrat Wasser der alten Selke wird vor Baubeginn separat gelagert und in dem neu angeleg- ten Gewässerabschnitt für das Bachbett verwendet. (LBP, Heft 7.3 in der Fas- sung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 2.2.6)

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Schutzgut Maßnahme Der Überlauf des Elbingstalteiches mündet aktuell in einen Kolk, der die Über- leitung zur Selke bildet. Der Kolk muss bauzeitlich ebenso wie das Bachbett verfüllt werden, um die Baumaßnahmen am Damm durchführen zu können. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden der Kolk sowie ein angrenzender Teil Pflanzen des alten Bachbettes wieder geräumt. Dieser Teil des alten Selkeverlaufs Tiere oberhalb des Kolkes soll als „Altarm“ entwickelt werden, d. h. er wird zeitweise Wasser wassergefüllt bzw. durchflossen sein. Es entsteht ein wertvoller semi- aquatischen Lebensraum. Das Gewässerprofil wird so wiederhergestellt, dass eine eigendynamische Entwicklung möglich ist und eine natürliche Verzahnung von Gewässer und Aue entsteht. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planer- gänzung, dort Kapitel 4.5, A 4.3) Durch die Verstärkung des Dammes am Elbingstalteich muss ein Abschnitt der Selke verlegt werden. Der dauerhaft neu entstehende Bachlauf wird - entspre- chend dem für diesen Gewässertyp geltenden Leitbild - naturnah entwickelt. Das Sohlsubstrat aus dem derzeitigen Selkebett wird vor Baubeginn separat Pflanzen gelagert und als Sohlsubstrat für das neue Bachbett verwendet. Das Gewäs- Tiere serprofil der verlegten Selke wird so angelegt, dass der Fluss sein Bett und die Wasser Aue durch eigendynamische Entwicklung selbst gestalten kann und eine natür- liche Verzahnung des Gewässers mit der Aue entsteht. Die Neubesiedlung der Abschnitte mit Gewässerlebewesen wird sukzessive aus dem oberhalb und unterhalb gelegenem Gewässer-Abschnitten erfolgen. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 4.4) Nach Abschluss der baulichen Maßnahmen werden die Böschungen des Dammbauwerks begrünt. Es wird regional gewonnenes Saatgut verwendet, Pflanzen das möglichst von artenreichen Wiesen der direkten Umgebung gewonnen Tiere wird, um eine Florenverfälschung im Schutzgebiet auszuschließen. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 1.1) Betriebswege und Bermen erhalten zur Verminderung der Bodenversiegelung Pflanzen einen Schotterbelag, der ebenfalls mit regionalem Saatgut eingesät wird Tiere (Schotterrasen). (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 1.2) Entlang der wasserseitig gelegenen, bauzeitlich genutzten Wegeränder und Böschungen der Zufahrt zum Durchlassbauwerk sowie auf bauzeitlich genutz- Pflanzen ten Flächen zwischen Bachlauf und Bahntrasse soll sich nach Abschluss der Tiere Bauarbeiten eine Hochstaudenflur entwickeln. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 2.1.1) Auf den Baustreifen entlang des Dammbauwerks wird wieder Wald (Laub- mischwald) angepflanzt. Fachgerechte Rekultivierung (Tiefenlockerung und Pflanzen Auftrag des vor Baubeginn abgetragenen und fachgerecht in Mieten gelagerten Tiere Oberbodens). Baustraßen sind vollständig zurückzubauen, das Material fach- gerecht zu entsorgen. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 2.2.1) Die Wegränder und Böschungen der Zufahrt zum Durchlassbauwerk werden Pflanzen nach Abschluss der Arbeiten durch natürliche Prozesse von ein- bis mehrjähri- Tiere gen Pflanzen besiedelt. Es entwickelt sich eine Ruderalflur. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 2.2.2) Pflanzen Oberhalb der Mittelwasserlinie (auf neuen Bachböschungen und angrenzenden Tiere Flächen) erfolgt eine Entwicklung von Auenwald durch Anpflanzung, um den

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Schutzgut Maßnahme Verlust des LRT 91E0* im Bereich der Baustelle (teilweise) zu ersetzen. Die beeinträchtigten Funktionen des Auenwaldes, der vielen Tierarten, u.a. Fle- dermäusen und Vögeln, als Jagd- und Fortpflanzungshabitat dient, werden durch die Neupflanzungen langfristig kompensiert. (LBP, Heft 7.3 in der Fas- sung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 2.2.3) Wiederherstellung einer Nasswiese auf der Zwischenlagerfläche 1. Die beein- trächtigten Funktionen des Grünlandes, insbesondere als Jagdhabitat für Fle- Pflanzen dermäuse und Vögel, werden durch die Entwicklung von extensivem Grünland Tiere (Nasswiese) kompensiert, die wiederum für eine arten- und individuenreiche Insektenfauna die Nahrungsgrundlage darstellen. (LBP, Heft 7.3 in der Fas- sung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 2.2.5) Durch die Abgrabung an der Materialentnahmestelle entstehen steile, freilie- gende Felsstandorte. Der Hang ist nach Norden ausgerichtet, es entstehen Pflanzen somit eher feucht-schattige als trocken-warme Biotope. Auf den Felsbändern Tiere soll sich durch freie Sukzession eine angepasste Vegetation (Silikat-Felsfluren) entwickeln. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 3.1) Nach Abschluss der Materialentnahme erfolgt eine schonende Tiefenlockerung und Andeckung mit dem vor Beginn der Abbautätigkeit abgeschobenen Oberboden. Anschließend wird die Fläche mit autochthonem Heusaatgut, gewonnen nach der Methode Engelhardt - Heudrusch® (oder vergleichbarer Pflanzen Methode) eingesät. Das Saatgut sollte möglichst von derselben Fläche recht- Tiere zeitig im Sommer vor Beginn der Materialentnahme gewonnen werden. Alter- nativ kann samenreifes Mähgut von artenreichen Bergwiesen aus der Umge- bung (Direktübertragung) ausgebracht werden (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 3.3) Die bauzeitlich benötigte Wiese an der Materialentnahmestelle (Zwischenlager- fläche 2) wird nach Beendigung des Vorhabens wiederhergestellt. Nach einer tiefgründigen Bodenlockerung wird zunächst der vor Baubeginn abgetragene Pflanzen und getrennt gelagerte Oberboden wieder angedeckt. Anschließend wird die Tiere vorher abgeschobene und in Mieten gelagerte Grasnarbe zerkleinert als obere Schicht aufgebracht und leicht verdichtet (Nutzung der vorhandenen Diasporen). Zur Einsaat verwendet wird autochthones Heusaatgut. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 3.4) Die Verstärkung des Dammes am Elbingstalteich bedingt Eingriffe in die Bachufergehölze, die dem prioritären LRT 91E0* zuzuordnen sind. Der Verlust Pflanzen soll durch die Wiederherstellung von Auwald entlang des neuen (verlegten) Tiere Selke-Bachbettes so weit wie möglich ausgeglichen werden. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 4.1) Die oberste Schicht des verstärkten Dammes am Elbingstalteich wird aus autochthonem Gesteinsmaterial (Schotter, größere Steine beigemischt) aufge- Pflanzen baut. Auf dem sekundären Geröllfeld entsteht neben einem warm-trockenen Tiere Standort für Pflanzen auch ein wertvolles Rückzugsgebiet für Insekten und für Kleintiere wie Reptilien, Eidechsen, Kleinsäuger. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 4.2) Die Baustellenzufahrt über die als LRT 6510 kartierte Flachlandmähwiese am Pflanzen Elbingstalteich ist vor Aufbau der Tragschicht (Schotter) mit Geovlies abzude- Tiere cken (dadurch kein Abtrag der Grasnarbe erforderlich). Nach Rückbau der

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Schutzgut Maßnahme Zufahrt erfolgt die Wiederbegrünung durch natürlichen Aufwuchs aus im Boden vorhandenen Diasporen. Zusätzlich ist Heusaatgut/-mulch von angrenzenden Flachland-Mähwiesen aufzutragen, um eine rasche Entwicklung sicherzustel- len. Die Saatgutgewinnung erfolgt rechtzeitig im Jahr vor der Baumaßnahme oder es wird – jahreszeitlich bedingt – frisches, samenreifes Mähgut in dünner Schicht aufgebracht. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 4.5) Durch die Herstellung der Baustellenzufahrt am Elbingstalteich wird eine Teil- fläche Gebüsch trocken-warmer Standorte beansprucht. Nach Abschluss der Pflanzen Baumaßnahme wird die Fläche rekultiviert und wieder mit standortgerechten Tiere heimischen Gehölzen bepflanzt. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planer- gänzung, dort Kapitel 4.5, A 4.6) Zur Sicherung des Dammfußes wird eine kleinere Fläche leicht aufgehöht, um im Hochwasserfall ein direktes Anströmen zu verhindern. Auf der Fläche wird Pflanzen sich durch freie Sukzession ein Gebüsch-/ Gehölzbestand frischer Standorte Tiere entwickeln. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 4.7) Am westlichen Ufer des Elbingstalteiches wird eine Baustellen- Pflanzen Einrichtungsfläche auf derzeitigem Fichten-Kahlschlag angelegt. Die Fläche Tiere wird nach Abschluss der Arbeiten rekultiviert und mit Laubmischwald bepflanzt. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 4.8) Entwicklungsmaßnahmen innerhalb des überstauten Bereichs Entwicklung einer Mageren-Flachlandmähwiese auf Grünlandflächen im Ein- staubereich HQ50. Die für den worst case prognostizierten qualitativen Beein- Pflanzen trächtigungen des Grünlandes im Einstaubereich müssen kompensiert werden. Tiere Mesophile Grünlandflächen im Einstaubereich des HQ50 sollen durch diese Maßnahme erhalten bleiben. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergän- zung, dort Kapitel 4.5, A 5.1.1) Dauerhafter Erhalt der Grünlandnutzung auf LRT 6510-Flächen durch Pflege-

maßnahmen im Bereich HQ50 (Schutz des LRT 6510). Die für den worst case prognostizierten qualitativen Beeinträchtigungen des Grünlandes im Einstaube- Pflanzen reich sollen durch dauerhafte landwirtschaftliche Nutzung ohne Düngung kom- Tiere pensiert werden und der Biotoptyp bzw. Lebensraumtyp magere Flachland- mähwiese (LRT 6510) durch ein gezieltes Pflegeregime im Einstaubereich des

HQ50 erhalten bleiben. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 5.1.2) Dauerhafter Erhalt der Grünlandnutzung auf LRT 6510-Flächen durch Pflege- maßnahmen im Bereich HQ20 (Schutz des LRT 6510). Die für den worst case prognostizierten qualitativen Beeinträchtigungen des Grünlandes im Einstaube- Pflanzen reich sollen durch dauerhafte landwirtschaftliche Nutzung ohne Düngung kom- Tiere pensiert werden und der Biotoptyp bzw. Lebensraumtyp magere Flachland- mähwiese (LRT 6510) durch ein gezieltes Pflegeregime im Einstaubereich des HQ20 erhalten bleiben. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 5.1.3) Dauerhafter Erhalt der Grünlandnutzung durch Pflegemaßnahmen außerhalb Pflanzen von LRT-Flächen im Bereich HQ - HQ . Die für den worst case prognostizier- Tiere 10 20 ten qualitativen Beeinträchtigungen des Grünlandes im Einstaubereich sollen

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Schutzgut Maßnahme durch dauerhafte landwirtschaftliche Nutzung ohne Düngung kompensiert werden und der Biotoptyp durch ein gezieltes Pflegeregime im Einstaubereich des HQ10-HQ20 erhalten bleiben. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planer- gänzung, dort Kapitel 4.5, A 5.1.4)

Pflanzung von Auwald entlang der Selke (HQ20-HQ100) (Schutz des LRT 91E0*). Entlang der Selke stockt im Einstaubereich fast durchgängig ein meist galerieartig ausgeprägter Erlen-Eschen- bzw. Weichholzauenwald (LRT Pflanzen 91E0*). Falls nach einem Einstau Ausfälle erkennbar werden, ist im Bereich Tiere von HQ20-HQ100 die Pflanzung von Erlen und Weiden vorgesehen. Dabei sind Weiden vorzugsweise in der Nähe des Dammbauwerks zu verwenden, da alle Weidenarten eine größere Überstauungstoleranz aufweisen als Erlen. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 5.2) An den Talhängen im Stauraum befinden sich Nadelbaumbestände. Diese sind besonders empfindlich gegen Überstauung. Sie sollen sukzessive durch Unter- pflanzung in Laubmischwald umgebaut werden Die Nadelbäume werden nach und nach entnommen. Die Stabilität des Waldes gegen temporäre Überstauung wird gefördert, eine gute Durchwurzelung der Hänge trägt zur Erosionssiche- Pflanzen rung bei. Zielbiotop ist ein Bestand entsprechend der potentiellen natürlichen Tiere Vegetation der Region (Hainsimsen-Buchen(misch)wald), wobei auf Flächen, die länger und höher eingestaut werden, Buche durch Stieleiche (Quercus robur) und Hainbuche (Carpinus betulus) ersetzt wird, weil diese Baumarten auch auf feuchten bis nassen Böden gut gedeihen. (LBP, Heft 7.3 in der Fas- sung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 5.3)

In der Randzone des Überstaus HQ50/100 - angrenzend an Schlucht- und Hangmischwald im Großen Kämpental – sind die Laub-Nadel-Mischbestände Pflanzen sukzessive in Schlucht- bzw. Hangmischwald umzubauen. Der Umbau erfolgt Tiere durch Unterpflanzung. (LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4.5, A 5.4)

5.3 Maßnahmen außerhalb des Untersuchungsgebietes

Bedingt durch die umfangreiche Flächeninanspruchnahme für das Hochwasserrückhaltebe- cken Straßberg (Dammbauwerk du technische Einrichtungen) und die Folgemaßnahmen können die Eingriffe und Beeinträchtigungen nicht vollständig im UG ausgeglichen werden. Es sind zusätzliche Maßnahmen außerhalb des UGs erforderlich („externe Maßnahmen“).

Es ist vorgesehen, den verbleibenden Ausgleichsbedarf durch drei unterschiedliche Maßnah- men abzudecken. Bei der Planung der Maßnahmen wurden Anforderungen aus der FFH- Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung und der Bedarf an forstli- chem Ausgleich berücksichtigt. Es handelt sich um die Renaturierung eines Selkeabschnittes, die Neuanlage von Grünland und die Anpflanzung von Wald.

Die Details zu den geplanten Maßnahmen sind dem LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4 zu entnehmen, eine Übersicht gibt die nachfolgende Tabelle.

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Die Maßnahme E 1 neu ist in Heft 8 „Revitalisierung der Selke bei Gatersleben - Kohärenz- maßnahme E1 neu zum HRB Straßberg“ detailliert dargestellt.

Tabelle 37: Externe Maßnahmen

Nr. Maßnahme Schutzgut E 1 Revitalisierung der Selke bei Gatersleben Pflanzen neu Maßnahme zur Kohärenzsicherung und zum Ausgleich von Eingriffen Tiere Umwandlung von Intensiv-Acker in eine magere Flachland-Mähwiese (LRT E 2 Pflanzen 6510) bei Ermsleben neu Tiere Maßnahme zur Kohärenzsicherung und zum Ausgleich von Eingriffen E 3 Neuanlage naturnaher Wald bei Harzgerode Pflanzen neu Maßnahme zum Ausgleich von Eingriffen und zum forstlichen Ausgleich Tiere V 10 Lebensraumverbesserung für den Wachtelkönig (CEF-Maßnahme 3) Tiere

5.4 Schutzgutbezogene Gegenüberstellung der Konflikte und Maßnah- men

Die in Kapitel 4 ermittelten erheblichen Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter werden den Vermeidungsmaßnahmen sowie den Kompensationsmaßnahmen gegenüber gestellt. Da die Maßnahmen multifunktional geplant sind, kann eine Maßnahme mehreren Auswirkungen auf unterschiedliche Schutzgüter reduzieren.

5.4.1 Schutzgut Menschen einschließlich der menschlichen Gesundheit

Konflikte Hochwasserrückhaltebecken Straßberg • Baubedingte Störung der Wohn- und Erholungsnutzung am Dammbauwerk und entlang von Baustraßen durch Lärm, Erschütterungen und Abgase

Konflikte Folgemaßnahmen • Baubedingte Störung der Erholungsnutzung im Bereich der Materialentnahme, am Elbings- talteich und entlang von Baustraßen durch Lärm, Erschütterungen und Abgase

Vermeidungsmaßnahmen • Zügige Bauabwicklung zur Beschränkung der Dauer der Bauzeit • Einhaltung von Ruhezeiten, Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm - Geräuschimmissionen - • Verwendung von Baumaschinen nach dem Stand der Technik • Verkürzung der Transportwege durch regionale Gewinnung des Baumaterials • Aufrechterhaltung von Wegeverbindungen während der Bauzeit und beim Einstau • Befeuchtung und regelmäßige Reinigung von Baustraßen zur Unterbindung von Staubent- wicklung

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Durch die Vermeidungsmaßnahmen können die Auswirkungen auf das Schutzgut auf ein unerhebliches Maß reduziert werden. Kompensationsmaßnahmen sind nicht erforderlich. Für die Wohnbebauung wird eine Beweissicherung in Bezug auf Schäden durch Erschütterungen durchgeführt.

5.4.2 Schutzgut Pflanzen

Konflikte Hochwasserrückhaltebecken Straßberg • Bau- und anlagebedingte Beeinträchtigung und Verlust wertvoller Biotope (LRT, BGB) im Bereich des Dammbauwerks durch Flächeninanspruchnahme • Betriebsbedingte potenzielle Beeinträchtigung wertvoller Biotope durch periodische Flä- cheninanspruchnahme für den Einstau

Konflikte Folgemaßnahmen • Bau- und anlagebedingte Beeinträchtigung und Verlust wertvoller Biotope (teilweise LRT, BGB) im Bereich des Dammbauwerks, der Materialentnahmestelle, des Elbingstalteichs und der Wege durch Flächeninanspruchnahme • Baubedingte Beeinträchtigung des Stillgewässerbiotops und der Wasserpflanzenstandorte Elbingstalteich durch Absenkung des Wasserspiegels

Vermeidungsmaßnahmen • Beschränkung der Flächeninanspruchnahme auf das zwingend notwendige Maß, Festset- zung von Tabuzonen • Schutz von Biotopen und Einzelgehölzen am Rand des Baufeldes und der Baustraßen • Verwendung von autochthonem Saatgut • Kontrolle der Neophytenentwicklung • Naturnahe Gestaltung des bauzeitlichen Umlaufgerinnes der Selke • Naturnahe Gestaltung des Selke-Bachbettes beiderseits des Durchlassbauwerks • Ökologische Bauüberwachung der gesamten Baumaßnahme

Durch die Vermeidungsmaßnahmen können die Auswirkungen auf das Schutzgut nur zum Teil auf ein unerhebliches Maß reduziert werden. Für die Inanspruchnahme von Biotopflächen sind Ausgleichsmaßnahmen im UG erforderlich.

Ausgleichsmaßnahmen im Untersuchungsgebiet • Begrünung des Dammbauwerks durch Entwicklung von magerem Grünland auf den Bö- schungen des Dammes • Wiederherstellung bauzeitlich beanspruchter Flächen durch Anpflanzung/ Entwicklung von Laubmischwald, Wiederanpflanzung von Auenwald, Wiederherstellung von Grünland, Ent- wicklung von feuchter Hochstaudenflur, Entwicklung von Ruderalflur

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• Naturnahe Gestaltung der Materialentnahmestelle durch Entwicklung von Silikat-Felsflur, Sukzessionsfläche mit dem Entwicklungsziel strukturreiches Halboffenland, Laubmisch- wald, Wiederherstellung von Magergrünland/ Bergmähwiese und Wiederherstellung von Berg-Mähwiese auf Zwischenlager • Im Bereich der Dammertüchtigung am Elbingstalteich erfolgt die Neuanlage und Wieder- herstellung von Auwald, Herstellung von Silikatflur sekundärer Standorte, Wiederherstel- lung einer Flachland-Mähwiese, Wiederherstellung von Gebüsch auf trocken-warmem Standort, freie Sukzession einer Aufschüttungsfläche am Dammfuß, Rekultivierung der BE- Fläche am Elbingstalteich (Laubmischwaldpflanzung) • Entwicklungsmaßnahmen im Stauraum durch dauerhaften Erhalt der Grünlandnutzung, Ersatzpflanzung von Auwald entlang der Selke, sukzessivem Umbau von reinen Nadel- holzbeständen in Laubmischwald, sukzessivem Umbau von Laub-Nadel-Mischwald in Laubmischwald

Durch die Ausgleichsmaßnahmen können die verbliebenen Auswirkungen auf das Schutzgut nur zum Teil ausgeglichen werden. Für die Inanspruchnahme von Biotopflächen sind zusätz- lich Ersatzmaßnahmen außerhalb des UGs erforderlich.

Ersatzmaßnahmen außerhalb des UGs • Ersatzmaßnahmen entlang der Selke zwischen Hoym und Gatersleben durch Renaturie- rung des Gewässers und seiner Aue • Ersatzmaßnahmen in der Nähe von Ermsleben auf den Ökopoolflächen der Landgesell- schaft Sachsen-Anhalt durch die Anlage von extensivem Grünland • Ersatzmaßnahmen in der Nähe von Harzgerode durch die Entwicklung eines naturnahen Waldbestandes

Durch die Vermeidungsmaßnahmen sowie die Maßnahmen innerhalb und außerhalb des UGs können die Auswirkungen auf das Schutzgut reduziert und vollständig ausgeglichen und ersetzt werden.

Die Ausgleichsmaßnahmen im UG und die Ersatzmaßnahmen außerhalb des UGs, die mit der Anlage von Wald verbunden sind, dienen auch dem Waldersatz nach § 8 Waldgesetz Sach- sen-Anhalt (vgl. LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 5.5). Die Ersatzmaßnahmen außerhalb des UGs zur Renaturierung der Selke und zur Anlage von Grünland dienen auch der Sicherung der Kohärenz der NATURA 2000-Gebiete (vgl. FFH- Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 8.4).

5.4.3 Schutzgut Tiere

Konflikte Hochwasserrückhaltebecken Straßberg • Bau- und anlagebedingte Habitatinanspruchnahme und Störung von Säugetieren, Vögeln,

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Amphibien und Reptilien, Insekten und Landschnecken im Bereich des Dammbauwerks durch Flächeninanspruchnahme • Betriebsbedingte periodische Veränderung/ Verlust von Lebensräumen und Individuen im Einstaubereich durch Überflutung

Konflikte Folgemaßnahmen • Bau- und anlagebedingte Habitatinanspruchnahme und Störung von Säugetieren, Vögeln, Amphibien und Reptilien, Insekten und Landschnecken im Bereich des Dammbauwerks, der Materialentnahmestelle, des Elbingstalteichs und der Wege durch Flächeninanspruch- nahme

Vermeidungsmaßnahmen • Beschränkung der Flächeninanspruchnahme auf das zwingend notwendige Maß, Festset- zung von Tabuzonen • Schutz von Lebensräumen (Biotope und Einzelgehölze) am Rand des Baufeldes und der Baustraßen • Gehölzrodungen werden auf die Zeit vom 1. Oktober bis 28. Februar zum Schutz der Brutvögel und anderer wildlebender Tiere beschränkt • Lebensraumverbesserungen für den Grauspecht, der durch das Vorhaben betroffen ist, erfolgen mindestens 1 Jahr vor Beginn der Baumaßnahme. • Schutzmaßnahmen für Fledermäuse werden durch frühzeitiges Aufhängen von Fleder- mauskästen (mindestens 1 Jahr vor Beginn der Baumaßnahme) ergriffen. Vorhandene Fledermausquartiere im Baumbestand werden vor der Rodung lokalisiert, die Tiere werden durch einen Experten fachgerecht entnommen und umgesiedelt. Details (Art, Anzahl der Nisthilfen, Bereiche, in denen die Platzierung erfolgt) werden mit der zuständigen Natur- schutzbehörde abgestimmt. • Individuenverluste von Fischen im Baufeld werden durch mehrfaches Abfischen des Fließ- gewässers kurz vor seiner Verlegung vermieden. Falls erforderlich wird auch der Elbings- talteich im Zuge des bauzeitlichen Abstaus (teilweise) abgefischt. Bei der E-Befischung sind speziell für den Fang von Rundmäulern wirksame Methoden (mit Ringanode und län- gerer Befischung) anzuwenden. Das Wiedereindringen der Fische in den Baubereich muss z.B. mit Sandsackbarrieren verhindert werden. • Zur Verminderung der beeinträchtigten Gewässerstrukturen der Selke im Baufeld und im Übergang zum natürlichen Gewässerbett erfolgt eine naturnahe Gestaltung des Selke- Bachbettes beidseits des Durchlassbauwerk sowie eine naturnahe Gestaltung des bauzeit- lichen Umlaufgerinnes. • Der Elbingstalteich ist vor dem Abstau auf Vorkommen von Groppe und Bachneunauge, Edelkrebsen und Muscheln (v.a. Kleine Flussmuschel) zu untersuchen. Es erfolgt ein lang- samer Abstau des Elbingstalteichs, damit die aquatischen Organismen genügend Zeit ha- ben, aus den trocken fallenden Lebensräumen in Richtung des verbleibenden Wasserkör- pers abzuwandern. Die trocken fallenden Bereiche werden beobachtet, falls erforderlich

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werden Fische, Edelkrebse und Muscheln abgesammelt und bis zum Wiedereinsetzen in eine Zwischenhaltung gebracht. • Nach Absinken des Wasserspiegels im Stauraum nach einem Betriebsfall können Gewäs- serlebewesen, v.a. Fische, in Geländesenken zurückbleiben. Der trocken fallende Stau- raum wird kontrolliert und die Tiere werden ggf. in die Selke umgesetzt. • Das Baufeld wird frühzeitig mit einem temporären Amphibienschutzzaun versehen (im Februar/ März vor Baufeldfreiräumung). Die Fangvorrichtungen werden regelmäßig kontrol- liert. Der Amphibienschutzzaun dient auch dem Fernhalten von Reptilien aus dem Baufeld und sollte auch östlich des unmittelbaren Baufeldes aufgestellt werden. Der Zaun wird die gesamte Bauzeit über aufrechterhalten. • Optimierung von Kleingewässern außerhalb der Einstauflächen (längere Wasserführung), um das Bestehen der Amphibienpopulation zu sichern. • Sicherung von Dornstrauchhecken entlang der Baustellenzufahrt (Brut- und Nahrungshabi- tat des Neuntöters) durch Aufstellen eines massiven Sichtschutzzaunes zur Vermeidung von Gehölzschäden und Staubeintrag. • Entwicklung von extensivem Grünland als Lebensraum für den Wachtelkönig • Anlage von Kunsthorsten für den Schwarzstorch, Schutz vor Nesträubern • Um den Habitatverlust der Haselmaus zu kompensieren, werden vor Baubeginn haselrei- che Gehölzbiotope außerhalb der Einstauflächen in der Nähe der bestehenden Habitate (nördlich des Dammbauwerkes auf Kahlschlagflächen) neu angelegt. • Ökologische Bauüberwachung der gesamten Baumaßnahme

Durch die Vermeidungsmaßnahmen können die Auswirkungen auf das Schutzgut nur zum Teil auf ein unerhebliches Maß reduziert werden. Für die Inanspruchnahme von Lebensräu- men sind Ausgleichsmaßnahmen im UG erforderlich.

Ausgleichsmaßnahmen im UG • Begrünung des Dammbauwerks durch Entwicklung von magerem Grünland auf den Bö- schungen des Dammes • Wiederherstellung bauzeitlich beanspruchter Flächen durch Anpflanzung/ Entwicklung von Laubmischwald, Wiederanpflanzung von Auwald, • Wiederherstellung von Grünland, Entwicklung von feuchter Hochstaudenflur, Entwicklung von Ruderalflur • Naturnahe Gestaltung der Materialentnahme durch Entwicklung von strukturreichem Halb- offenland bestehend aus einer Silikat-Felsflur und Sukzessionsfläche mit dem Entwick- lungsziel Laubmischwald, Wiederherstellung von Magergrünland/ Bergmähwiese und Wie- derherstellung von Berg-Mähwiese auf Zwischenlager. • Im Bereich der Dammertüchtigung am Elbingstalteich Erfolgt die Neuanlage und Wieder- herstellung von Auwald, Herstellung von Silikatflur sekundärer Standorte, Wiederherstel- lung einer Flachland-Mähwiese, Wiederherstellung von Gebüsch auf trocken-warmem Standort, freie Sukzession einer Aufschüttungsfläche am Dammfuß, Rekultivierung der BE-

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Fläche am Elbingstalteich (Laubmischwaldpflanzung), Laubmischwaldpflanzung (Wieder- herstellung entlang B-Zufahrt, falls erforderlich) • Entwicklungsmaßnahmen im Stauraum durch dauerhaften Erhalt der Grünlandnutzung, Ersatzpflanzung von Auwald entlang der Selke, Sukzessiver Umbau von reinen Nadelholz- beständen in Laubmischwald, Sukzessiver Umbau von Laub-Nadel-Mischwald in Laub- mischwald

Durch die Ausgleichsmaßnahmen können die verbliebenen Auswirkungen auf das Schutzgut nur zum Teil ausgeglichen werden. Für die Inanspruchnahme von Lebensräumen sind Er- satzmaßnahmen außerhalb des UGs erforderlich.

Ersatzmaßnahmen außerhalb des UGs • Ersatzmaßnahmen entlang der Selke zwischen Hoym und Gatersleben durch Renaturie- rung des Gewässers und seiner Aue • Ersatzmaßnahmen in der Nähe von Ermsleben auf den Ökopoolflächen der Landgesell- schaft Sachsen-Anhalt durch die Anlage von extensivem Grünland • Ersatzmaßnahmen in der Nähe von Harzgerode durch die Entwicklung eines naturnahen Waldbestandes

Durch die Vermeidungsmaßnahmen sowie die Maßnahmen innerhalb und außerhalb des UGs können die erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut auf ein unerhebliches Maß reduziert bzw. vollständig ausgeglichen und ersetzt werden.

Die Vermeidungsmaßnahmen, wie die Lebensraumverbesserung für den Grauspecht, der Bau von Kunsthorsten, der Schutz vor Nesträubern, die Schaffung von Extensivgrünland für den Wachtelkönig, das Aufhängen von Fledermauskästen und die Anpflanzung von Haselnuss- sträuchern außerhalb des Einstaubereiches, dienen auch als vorgezogene Ausgleichsmaß- nahmen (CEF-Maßnahmen für den Artenschutz (vgl. Fachbeitrag Artenschutz, Heft 7.4 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4). Die Ersatzmaßnahme der Revitalisierung der Selke südöstlich von Gatersleben dient im Rahmen der Sicherung der Kohärenz der NATURA 2000-Gebiete auch der Groppe und dem Bachneunauge (vgl. FFH- Verträglichkeitsstudie, Heft 7.2 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 8.4).

5.4.4 Schutzgut Boden

Konflikte Hochwasserrückhaltebecken Straßberg • Bau- und anlagebedingte Veränderung der Bodenstruktur im Bereich des Dammbauwerks durch Abtrag, Auftrag, Verdichtung und z. T. Versiegelung von Boden • Baubedingte Verschmutzungsgefahr im Bereich des Dammbauwerks durch Betriebsstoffe • Betriebsbedingte Sedimentation und Auflast im Einstaubereich durch Überflutung

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Konflikte Folgemaßnahmen • Bau- und anlagebedingte Veränderung der Bodenstruktur im Bereich der Materialentnah- mestelle, des Elbingstalteichs und der Wege durch Abtrag, Auftrag, Verdichtung und z. T. Versiegelung von Boden • Baubedingte Verschmutzungsgefahr im Bereich der Materialentnahmestelle, des Elbings- talteichs und der Wege durch Betriebsstoffe

Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen • Der belebte Oberboden wird schonend abgetragen und fachgerecht in begrünten Mieten gelagert. Er wird später zur Rekultivierung der bauzeitlich beanspruchten Flächen und zur Andeckung der Dammböschungen verwendet. • Die Inanspruchnahme von bauzeitlich genutzten Flächen (z. B. für Material- und Bodenzwi- schenlagerung) wird so weit wie möglich minimiert. Verdichtete Böden werden nach Ab- schluss der Bauarbeiten tiefgründig gelockert. • Größere Geschiebeablagerungen werden nach einem Einstauereignis entfernt.

Durch die Vermeidungsmaßnahmen können die Auswirkungen auf das Schutzgut nur zum Teil auf ein unerhebliches Maß reduziert werden. Für die Beeinträchtigung von Bodenfunktio- nen und die dauerhafte Überbauung sind Ausgleichsmaßnahmen im UG erforderlich.

Ausgleichsmaßnahmen im UG • Betriebswege und Bermen erhalten zur Verminderung der Bodenversiegelung einen Schot- terbelag, der mit regionalem Saatgut eingesät wird (Schotterrasen).

Durch die Ausgleichsmaßnahmen können die verbliebenen Auswirkungen auf das Schutzgut nur zum Teil ausgeglichen werden. Für die Beeinträchtigung von Bodenfunktionen und die dauerhafte Überbauung sind Ersatzmaßnahmen außerhalb des UGs erforderlich. Da eine Entsiegelung von Flächen als Ersatzmaßnahme im UG und seinem Umfeld nicht möglich ist, werden die verbliebenen Auswirkungen auf das Schutzgut Boden im Rahmen der Multifunkti- onalität der Maßnahmen für das Schutzgut Pflanzen und Tiere ersetzt.

Ersatzmaßnahmen außerhalb des UGs • Siehe Schutzgut Pflanzen und Tiere

Durch die Vermeidungsmaßnahmen sowie die Maßnahmen innerhalb und außerhalb des UGs können die Auswirkungen auf das Schutzgut auf ein unerhebliches Maß reduziert werden.

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5.4.5 Schutzgut Wasser 5.4.5.1 Grundwasser

Konflikte Hochwasserrückhaltebecken Straßberg • Baubedingt erhöhtes Risiko des Schadstoffeintrags im Bereich des Dammbauwerks durch Betriebsstoffe

Konflikte Folgemaßnahmen • Baubedingt erhöhtes Risiko des Schadstoffeintrags im Bereich der Selkeverlegung, der Mate- rialentnahme und des Elbingstalteichs durch Betriebsstoffe • Baubedingte Veränderung des Grundwasserhaushalts im Bereich des Dammbauwerks, der Materialentnahmestelle und des Elbingstalteichs durch die Ableitung von Grund- und Nieder- schlagswasser von den Bauflächen • Anlagebedingte dauerhafte Absenkung des Grundwassers im Bereich der Materialentnahme- stelle

Vermeidungsmaßnahmen • Verwendung schadstofffreier bzw. -armer Baustoffe und Biokraftstoffe und Bioschmiermit- tel, Vorhalten von Ölbindemitteln • Kein Betanken im Baubereich; Verbot des Ausspülens von Mischfahrzeugen und Betonbe- hältern im Baubereich • Vorklärung des Wassers aus der Bauwasserhaltung vor Einleitung in die Selke

Durch die Vermeidungsmaßnahmen kann das Risiko von Grundwasserverschmutzungen auf ein unerhebliches Maß reduziert werden. Sollte dennoch ein Unfall auftreten, so können grö- ßere Schäden durch Vorsorge- und Sicherungsmaßnahmen verhindert werden.

5.4.5.2 Oberflächengewässer

Konflikte Hochwasserrückhaltebecken Straßberg • Baubedingt erhöhtes Risiko des Sediment- und Schadstoffeintrags im Bereich des Dammbau- werks durch Arbeiten am Gewässer • betriebsbedingte Verringerung des Sauerstoffgehalts und Erwärmung des Wassers durch den Einstau • betriebsbedingte Verringerung der Erosion und Umlagerung unterhalb des Dammbauwerks durch den Einstau

Konflikte Folgemaßnahmen • Baubedingt erhöhtes Risiko des Sediment- und Schadstoffeintrags im Bereich des Dammbau- werks durch Arbeiten am Gewässer • Baubedingte Veränderung des Wasserhaushalts im Elbingstalteich durch Absenkung des Wasserspiegel und Ableitung des Steinfurtbachs

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• Baubedingte Veränderung der Gewässerstruktur im Bereich des Dammbauwerks und des Elbingstalteichs durch Umverlegung der Selke

Vermeidungsmaßnahmen • Naturnahe Gestaltung des Selke-Bachbettes beidseits des Durchlassbauwerk und am Elbingstalteich sowie naturnahe Gestaltung des bauzeitlichen Umlaufgerinnes. • Einhaltung der für Kleinfische relevanten Fließgeschwindigkeit im Durchlassbauwerk und Einbau des vor Beginn der Verlegung entfernte Sediments des Baches in 0,2 m Stärke über der befestigten Sohle der Selke • Verwendung schadstofffreier bzw. -armer Baustoffe und Biokraftstoffe und Bioschmiermittel • Betankung, Wartung und Reparatur von Baumaschinen und -fahrzeugen darf grundsätzlich nur auf dafür vorgesehenen, besonders geschützten Flächen erfolgen • Vorklärung des Wassers aus der Bauwasserhaltung vor Einleitung in die Selke, Bereitstel- lung von Material für eine mobile Ölsperre am unterstromigen Ende des jeweiligen Baube- reichs. • Vorhalten von Ölbindemitteln • Möglichkeit zur Verkürzung der Einstaudauer durch gesteuerten Ablass

Durch die Vermeidungsmaßnahmen können die Auswirkungen auf das Schutzgut und das Risiko von Gewässerverschmutzungen auf ein unerhebliches Maß reduziert werden. Sollte dennoch ein Unfall auftreten, so können größere Schäden durch Vorsorge- und Sicherungs- maßnahmen verhindert werden.

5.4.6 Schutzgut Klima/ Luft

Konflikte Hochwasserrückhaltebecken Straßberg • Baubedingte Luftverschmutzung im Bereich des Dammbauwerks durch Baufahrzeuge und - maschinen • Baubedingte Verschlechterung des Mikroklimas im Bereich des Dammbauwerks durch die Entfernung von Bewuchs

Konflikte Folgemaßnahmen • Luftverschmutzung im Bereich der Materialentnahmestelle und des Elbingstalteichs durch Baufahrzeuge und -maschinen • Verschlechterung des Mikroklimas im Bereich der Materialentnahmestelle und des Elbingstal- teichs durch die Entfernung von Bewuchs

Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen • Einsatz von Baufahrzeugen und -maschinen auf dem Stand der Technik • Die Inanspruchnahme von bauzeitlich genutzten Flächen (z. B. für Material- und Bodenzwi- schenlagerung) wird so weit wie möglich minimiert.

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• Befeuchtung und regelmäßige Reinigung von Baustraßen zur Unterbindung von Staubent- wicklung

Durch die Vermeidungsmaßnahmen können die Auswirkungen auf das Schutzgut auf ein unerhebliches Maß reduziert werden.

5.4.7 Schutzgut Landschaft

Konflikte Hochwasserrückhaltebecken Straßberg • Baubedingte optische Beeinträchtigungen im Bereich des Dammbauwerks durch die Baufeld- freimachung und Baumaschinen • Anlagebedingte optische Beeinträchtigung im Nahbereich des Dammbauwerk durch das Bau- werk und die technischen Einrichtungen • Betriebsbedingte Landschaftsbildveränderung im Einstaubereich durch die Wasserfläche

Konflikte Folgemaßnahmen • Baubedingte optische Beeinträchtigung im Bereich der Materialentnahmestelle und des Elbings- talteichs durch Baufeldfreimachung, Abgrabung, Abstau und die Anwesenheit von Baumaschi- nen • Anlagebedingte optische Beeinträchtigung im Nahbereich durch die Dammvorschüttung am Elbingstalteich

Vermeidungsmaßnahmen • Begrünung des Dammbauwerks und der Vorschüttung • Rekultivierung der Materialentnahmestelle • Begrenzung der Einstaudauer auf das für den Hochwasserschutz notwendige Maß • Naturnahe Gestaltung der umverlegten Abschnitte der Selke

Durch die Vermeidungsmaßnahmen können die Auswirkungen auf das Schutzgut nur zum Teil auf ein unerhebliches Maß reduziert werden. Für die Beeinträchtigung des Landschafts- bildes durch die Bauwerke und die Materialentnahme sind Ausgleichsmaßnahmen im UG erforderlich.

Ausgleichsmaßnahmen im UG • Entwicklung einer Silikat-Felsflur • Sukzessionsfläche mit dem Entwicklungsziel Laubmischwald • Wiederherstellung von Magergrünland/ Bergmähwiese • Wiederherstellung von Berg-Mähwiese auf Zwischenlager • Entwicklung von magerem Grünland auf den Böschungen • Entwicklung von Schotterrasen auf den Bermen • Neuanlage und Wiederherstellung von Auenwald

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• Wiederherstellung von Gebüsch auf trocken-warmem Standort • Freie Sukzession einer Aufschüttungsfläche am Dammfuß

Durch die Vermeidungsmaßnahmen sowie die Maßnahmen innerhalb des UGs können die Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft auf ein unerhebliches Maß reduziert werden.

6 Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Unter- lagen Für die Beschreibung und Bewertung des Bestandes der Schutzgüter lagen alle erforderlichen Unterlagen vor. Daten zu den Schutzgütern Tiere und Pflanzen wurden durch aktuelle Kartie- rungen selbst erhoben.

Kenntnisse über die Auswirkungen des Betriebs von HRB ohne Dauerstau im Mittelgebirge liegen bisher kaum vor bzw. konnten noch nicht lang- oder mittelfristig dokumentiert werden. Verfügbare Quellen berichten lediglich über die Entwicklung von Gehölzbeständen in Flutpol- dern an großen Flüssen, deren Betrieb hinsichtlich Einstauhöhe und Einstaudauer jedoch nicht vergleichbar ist. Auch sind die Vegetationsbestände in großen Flussauen zumindest über den steigenden Grundwasserstand, der auch landseitig durchaus über GOK ansteigen kann, an das Hochwassergeschehen angebunden. Wie sich seltene Einstauereignisse auf die Gehölz- und sonstige Vegetation sowie die Tierwelt der sonst nie von Hochwasser erreichten Lebensräume langfristig qualitativ auswirken wird, konnte nicht in befriedigendem Maße abge- schätzt werden.

Zur Absicherung der getroffenen Prognosen wird ein Monitoring der Entwicklung der Flächen im Einstaubereich des HRB durchgeführt, das über das normale Monitoring der Flächen im FFH-Gebiet hinausgeht und für die Maßnahmen zum Artenschutz und zur Kohärenzsicherung werden Erfolgskontrollen durchgeführt (beides siehe Monitoringkonzept, Erfolgskontrollen, Risikomanagement, Heft 7.5).

Wie der Sedimenteintrag und die Einschwemmung von Treibgut sich quantitativ entwickeln werden, konnte nicht in befriedigendem Maße abgeschätzt werden. Die Sedimentation von grünen Becken ist derzeit Stand der Forschung und wird an mehreren Instituten im Rahmen von Forschungsprojekten untersucht. Im Rahmen dieses Vorhabens wird generell nach dem Stand der Technik geplant. So werden Sedimentationsvorgänge in erster Linie durch ein adäquates Monitoringkonzept erfasst und die Ergebnisse dann in den Betriebsplan in Form von Sedimentationsmanagementmaßnahmen eingepflegt. Zur Absicherung der diesbezüglich getroffenen Prognosen wird ein Monitoring durchgeführt (siehe Heft 1 in der Fassung der 1. Planergänzung).

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7 Allgemeinverständliche Zusammenfassung 7.1 Begründung und Beschreibung des Vorhabens

Hochwasserereignisse an der Selke wie in 1994 und 2002 führen immer wieder zu hohen volkswirtschaftlichen Schäden. Durch Umsetzung verschiedener Maßnahmen des Hochwas- seraktionsplans Selke soll im Selketal mittels eines Hochwasserrückhaltebeckens ein nachhal- tiger Hochwasserschutz erzielt werden. Das HRB ist als „grünes Becken“ ca. 1,5 km oberhalb der Ortslage an der Selke geplant. Das Vorhaben besteht aus den eigentlichen Maßnahmen zum Bau und Betrieb des HRB, den damit verbundenen Folgemaßnahmen und externen Kohärenzmaßnahmen. Die einzelnen Maßnahmenbestandteile sind in Kapitel 2.1 beschrie- ben.

7.2 Beschreibung der Umwelt und ihrer Bestandteile

Das UG liegt im Naturraum "Unterharz", einer flachwelligen Hochfläche, die von der Selke mit ihren zahlreichen Nebenbächen zerteilt wird. Es wird von dem FFH-Gebiet DE 4332-302 „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“, dem NSG „Oberes Selketal“ dem Landschaftsschutz- gebiet „Harz und nördliches Harzvorland“ sowie mehreren besonders geschützten Biotopen überlagert.

Schutzgut Menschen einschließlich der menschlichen Gesundheit Die Streusiedlung (Alte Fluor) befindet sich ca. 200 m unterhalb des geplanten HRBs, die Ortschaft Straßberg liegt etwa 1,2 km unterhalb des HRBs. Das Selketal hat einen hohen Wert für die ruhige Naherholung (Wander- und Radwanderwegenetz), der Elbingstalteich dient als Angelgewässer.

Schutzgut Pflanzen/ Biotope Die Bestandsbeschreibung und –bewertung beruht auf einer Biotopkartierungen von 2013. Die Hangbereiche des Selketales werden überwiegend von Nadelholzbeständen eingenommen, naturnahe Wälder sind nur kleinflächig vorhanden. Entlang der Selke wachsen naturnahe Auwälder. In der Talaue überwiegt Grünland mittlerer bis feuchter Standorte. Die Selke ist ein weitgehend naturnah entwickelter Fluss mit einer hohen ökologischen Wertigkeit. Der Elbingstalteich ist ein relativ großes, fischreiches Stillgewässer, das als Angelteich dient.

Schutzgut Tiere Die Bestandsbeschreibung und –bewertung beruht auf einer faunistischen Kartierungen von 2013/ 2014. Innerhalb des UG liegen keine Nachweise der Wildkatze vor, aufgrund von Nachweisen in 4-5 km Entfernung zählt das Selketal dennoch zum Streif- und Reproduktions- gebiet der Art. Für den Luchs liegen aus dem südlichen UG sowie der näheren Umgebung mehrere Nachweise vor. Einzige streng geschützte Art der Kleinsäuger im UG ist die Hasel- maus, die 2013 an mehreren Stellen im UG nachgewiesen wurde. Bei den übrigen Arten der

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Kleinsäuger handelt sich um euryöke Wald- und Gehölzarten. Fledermauserfassungen liegen aus den Jahren 2003 und 2013 vor. Es wurden sechzehn Fledermausarten nachgewiesen, von der Mehrheit der Arten wurden sowohl Sommerquartiere, Wochenstuben, Winterquartiere als auch Paarungsquartiere innerhalb des UG registriert.

Für die Erfassung der Brutvögel wurden 2003, 2006 und 2013 Erfassungen durchgeführt. Die Gesamtbedeutung des UG für Brutvogelgemeinschaften ist durch das naturnahe Gewässer- system der Selke, den umliegenden Offenlandbiotopen und die verschiedenen, in Teilen noch naturnahen und strukturreichen Waldbiotope, als hoch zu bewerten.

Es wurden keine streng geschützten oder nach Anhang IV bzw. II-FFH-RL geschützten Am- phibien, Reptilien, Insekten, Schnecken oder Makrozoobenthosarten kartiert. Die Erfassung des Fischbestandes 2003 erfolgte durch Elektrobefischung und Auswertung vorliegender Quellen. Wertgebend für das UG sind die nach Anh. II FFH-RL geschützten Arten Groppe (Cottus gobio) und Bachneunauge (Lampetra planeri).

Schutzgut Boden Parallel zur Selke ist im Talbereich Gley ausgeprägt, der an den Hängen in Auenböden über- geht. Auf den Kuppen sind großflächig Braunerden vorzufinden. Die Materialentnahmestelle befindet sich auf Parabraunerde und Pseudogley. Nach der Bewertung des LAU sind die Böden im UG als hoch bis sehr hoch bewertet worden.

Schutzgut Wasser Das UG gehört zum Grundwasserkörper „Harzer Paläozoikum“. Es befindet sich kein Wasser- schutzgebiet im UG. Die Selke als Oberflächengewässer ist von starker Bett- und Geschie- bedynamik geprägt. Die Abflussmaxima treten in den Monaten Dezember/ Januar und März/ April auf. Dadurch ist mit den stärksten Hochwasserereignissen im Winterhalbjahr zu rechnen [11]. Die Gesamtbewertung des Ökologischen Zustands ist „schlecht“, im UG treten die Struk- turklassen 4 (deutlich verändert) bis 6 (sehr stark verändert) auf. Das Gewässer ist zudem der Gewässergüteklasse II (mäßig belastet) zuzuordnen. Nach der Gewässerstrukturgütekartie- rung wurden Damm sowie Rückstaubereich als "stark veränderter" Abschnitt (Güteklasse 5) klassifiziert. Der künstlich angelegte Elbingstalteich, wird im Dauerstau betrieben. Er besitzt einen Damm zum Selketal sowie einen Überlauf, der in die Selke mündet.

Schutzgut Klima und Luft Das UG liegt im Regenschatten des Ober- und des Hochharzes. Es ist dem „Mitteldeutschen Berg- und Hügellandklima“ zuzuordnen. Im Bereich der offenen Höhenlagen bildet sich nachts Kaltluft, die über die Hänge abfließt und im Talraum einen Kaltluftsee bildet. Klimatisch aus- gleichend wirken die Waldbestände.

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Schutzgut Landschaft Das Selketal ist Teil eines für den Ostharz typischen Mittelgebirgsbachnetzes. Die Selke verläuft - bis auf einige begradigte Abschnitte - stark geschwungen und bestimmt das Land- schaftsbild maßgeblich. Der Eindruck einer unzersiedelten Landschaft wird durch die wenigen Einzelgebäude unterhalb des geplanten Dammes und durch die Trasse der Selketalbahn kaum gestört.

Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter Es befinden sich mehrere Montandenkmale und historische Bergbaurelikte im UG. Die Trasse der Selketalbahn sowie der Elbingstalteich sind Objekte der Bau- und Kunstdenkmalpflege.

7.3 Wesentliche zu erwartende Umweltauswirkungen des Vorhabens und der zugehörigen Folgemaßnahmen 7.3.1 Schutzgut Menschen und menschliche Gesundheit 7.3.1.1 Baubedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Während der Bauzeit sind Störungen der Anwohner im Bereich Alte Fluor und entlang der Baustraßen durch Lärm, Abgase und Erschütterungen nicht zu vermeiden. Es werden daher lärmgedämpfte Baumaschinen und abgasarme Fahrzeuge verwendet. Die Erholungsnutzung in der Landschaft ist durch die Inanspruchnahme von Wanderwegen gestört. Ein Umleitungs- konzept wurde mit dem Landkreis erarbeitet.

Folgemaßnahmen Während der Bauzeit sind Störungen der Anwohner im Bereich Alte Fluor und entlang der Baustraßen durch Lärm, Abgase und Erschütterungen nicht zu vermeiden. Es werden daher lärmgedämpfte Baumaschinen und abgasarme Fahrzeuge verwendet. Die Erholungsnutzung in der Landschaft ist durch die Inanspruchnahme von Wanderwegen gestört. Ein Umleitungs- konzept wurde mit dem Landkreis erarbeitet.

7.3.1.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg und Folgemaßnahmen Es sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

7.3.1.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Bei Einstauereignissen kommt es zu einer Sperrung von Wanderwegen, die Harzer Schmal- spurbahn muss ihren Betrieb vorübergehend einstellen. Ein Umleitungskonzept für die Wan- derwege wurde mit dem Landkreis erarbeitet. Durch die Reduzierung des Hochwasserabflus-

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ses werden die Unterlieger des HRB Straßberg vor Gefahren durch Überschwemmungen geschützt.

Folgemaßnahmen Es sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

7.3.2 Schutzgut Pflanzen 7.3.2.1 Baubedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Während der Bauzeit kommt es zu Beeinträchtigungen und Verlust wertvoller Biotope (LRT, BGB) im Bereich des Dammbauwerks durch Flächeninanspruchnahme. Es sind umfangreiche Schutzmaßnahmen sowie Tabuflächen geplant. Durch die Bauwasserhaltungen sind keine signifikanten Beeinträchtigungen zu erwarten.

Folgemaßnahmen Während der Bauzeit kommt es zu Beeinträchtigungen und Verlust wertvoller Biotope (LRT, BGB) im Bereich der Materialentnahmestelle durch Flächeninanspruchnahme. Es sind umfangrei- che Schutzmaßnahmen sowie Tabuflächen geplant. Durch die Bauwasserhaltungen sind keine signifikanten Beeinträchtigungen zu erwarten. Der bauzeitliche Abstau des Elbingstal- teichs führt zu Beeinträchtigungen des Stillgewässerbiotops und von Wasserpflanzenstandorten.

7.3.2.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Beeinträchtigungen und Verlust wertvoller Biotope (LRT, BGB) erfolgen im Bereich des Damm- bauwerks durch Flächeninanspruchnahme für das Dammbauwerk. Es sind umfangreiche Schutzmaßnahmen sowie Tabuflächen geplant.

Folgemaßnahmen Es kommt zum Verlust wertvoller Biotope (teilweise LRT, BGB) im Bereich der Ertüchtigung des Elbingstalteichs und für die Selkeverlegung durch Flächeninanspruchnahme und im Bereich von Wegen durch Verbreiterung und Neuanlage/ Verlegung. Es sind umfangreiche Schutzmaßnah- men sowie Tabuflächen geplant.

7.3.2.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Je nach Standort im Einstaubereich werden wertvolle Biotope durch Überflutung unterschied- lich stark geschädigt. Signifikante Beeinträchtigungen der Biotopentwicklung unterhalb des Dammbauwerks durch Verringerung der Abflussdynamik sind nicht zu erwarten.

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Folgemaßnahmen Es sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

7.3.3 Schutzgut Tiere 7.3.3.1 Baubedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Während der Bauzeit kommt es zu Beeinträchtigungen und Störung durch Inanspruchnahme von Habitaten im Bereich des Dammbauwerks. Betroffen sind insbesondere Säugetiere (Ha- selmaus), Vögel (Grauspecht) und Fische, Rundmäuler und Makrozoobenthos. Ebenfalls betroffen sind Amphibien, Reptilien, Insekten und Landschnecken.

Folgemaßnahmen Während der Bauzeit kommt es zu Beeinträchtigungen und Störung durch Inanspruchnahme von Habitaten im Bereich des Dammbauwerks, der Materialentnahmestelle, des Elbingstal- teichs und der Wege. Betroffen sind insbesondere Säugetiere (Haselmaus), Vögel (Was- seramsel, Neuntöter und Schwarzstorch) und Fische, Rundmäuler und Makrozoobenthos. Ebenfalls betroffen sind Amphibien, Reptilien, Insekten und Landschnecken.

7.3.3.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Durch das Dammbauwerk kommt es zu Beeinträchtigungen durch die Inanspruchnahme von Habitaten. Betroffen sind Säugetiere, Vögel (insbesondere Grauspecht) und Fische, Rund- mäuler und Makrozoobenthos. Ebenfalls betroffen sind Amphibien, Reptilien, Insekten und Landschnecken. Für Fledermäuse sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

Folgemaßnahmen Durch das Dammbauwerk, die Materialentnahmestelle, den Elbingstalteich und die Wege kommt es zu Beeinträchtigungen durch die Inanspruchnahme von Habitaten. Betroffen sind Säugetiere, Vögel und Fische Rundmäuler und Makrozoobenthos. Ebenfalls betroffen sind Amphibien, Reptilien, Insekten und Landschnecken.

7.3.3.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Durch den Einstau im Hochwasserfall kommt es zu periodischen Veränderungen/ dem Verlust von Lebensräumen und dem Individuenverlust von alle Tierartengruppen.

Folgemaßnahmen Es sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

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7.3.4 Schutzgut Boden 7.3.4.1 Baubedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Während der Bauzeit kommt es zu Veränderungen der Bodenstruktur im Bereich des Dammbau- werks durch Abtrag, Auftrag und Verdichtung von Boden, z. T. auch Versiegelung. Es besteht eine Verschmutzungsgefahr im Bereich des Dammbauwerks durch Betriebsstoffe der Baumaschinen und -fahrzeuge.

Folgemaßnahmen Während der Bauzeit kommt es zu Veränderungen der Bodenstruktur im Bereich der Materialent- nahme, des Elbingstalteichs und der Wege durch Abtrag, Auftrag und Verdichtung von Boden, z. T. auch Versiegelung. Es besteht eine Verschmutzungsgefahr im Bereich der Materialentnahme, des Elbingstalteichs und der Wege durch Betriebsstoffe der Baumaschinen und -fahrzeuge.

7.3.4.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Durch das Dammbauwerk kommt es zu Veränderungen der Bodenstruktur i durch Abtrag, Auftrag und Verdichtung von Boden, z. T. auch Versiegelung.

Folgemaßnahmen Durch die Materialentnahmestelle, die Ertüchtigung des Elbingstalteichs und den Neubau von Wegen kommt es zu Veränderungen der Bodenstruktur durch Abtrag, Auftrag und Verdichtung von Boden, z. T. auch Versiegelung.

7.3.4.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Als Folge des Einstaus kommt es im Einstaubereich zu Sedimentation und Auflast (Wasserdruck).

Folgemaßnahmen Es sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

7.3.5 Schutzgut Wasser 7.3.5.1 Grundwasser 7.3.5.1.1 Baubedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Während der Bauzeit ist ein erhöhtes Risiko des Schadstoffeintrags im Bereich des Dammbau- werks durch Betriebsstoffe nicht auszuschließen.

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Folgemaßnahmen Während der Bauzeit ist ein erhöhtes Risiko des Schadstoffeintrags im Bereich der Selkeverle- gung, der Materialentnahme und des Elbingstalteichs durch Betriebsstoffe nicht auszuschließen.

7.3.5.1.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens führt zur keiner Veränderung der physischen Gewässereigenschaften des betreffenden Grundwasserkörpers. Indem der Damm mit einer Untergrundabdichtung (Erosionsschutzschleier mit Grundwasser-Strömungsfenstern, flächige Kontaktverpressung) hergestellt wird, werden aber die natürlichen Verhältnisse dergestalt betroffen, dass der Grundwasserstrom nicht wie bisher gesamtflächig im Grundwasserleiter fließt, sondern durch die in der Untergrundabdichtung vorgesehenen Strömungsfenster ge- lenkt wird. Einen Einfluss auf den mengenmäßigen Zustand oder den chemischen Zustand des Grundwasserleiters nimmt das Dammbauwerk einschließlich Untergrundabdichtung aber damit grundsätzlich nicht.

Folgemaßnahmen Die seitliche Materialentnahme führt als Erdaufschluss zur dauerhaften Veränderung der physischen Gewässereigenschaften des Grundwasserkörpers (GWK SAL GW 064; Harzer Paläozoikum), indem der Grundwasserstand entsprechend der geplanten Abgrabung abge- senkt wird.

7.3.5.1.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Der Betrieb des Hochwasserrückhaltebeckens führt zur einer temporären, kurzzeitigen Verän- derung der physischen Gewässereigenschaften des Grundwasserkörpers (GWK SAL GW 064; Harzer Paläozoikum), indem im Hochwasserfall > HQ 5 das Grundwasser im gesamten Staubereich auf das Niveau des Staupegels angehoben wird, wodurch die natürlichen Ver- hältnisse betroffen und verändert werden – ungeachtet der nicht vollständigen Abdichtung aufgrund der Vermeidungs- und Minderungswirkung der vorgesehenen Strömungsfenster (Grundwasseraustausch von Oberwasser und Unterwasser).

Folgemaßnahmen Es sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

7.3.5.2 Oberflächengewässer

7.3.5.2.1 Baubedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Während der Bauzeit besteht ein zeitlich begrenztes Risiko des Sediment- und Schadstoffein- trags im Bereich des Dammbauwerks durch die Arbeiten am Gewässer.

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Folgemaßnahmen Während der Bauzeit besteht ein zeitlich begrenztes Risiko des Sediment- und Schadstoffein- trags im Bereich des Dammbauwerks durch die Arbeiten am Gewässer. Im Elbingstalteich kommt es des Wasserhaushalts durch Absenkung des Wasserspiegel und Ableitung des Steinfurtbachs zu Veränderungen.

7.3.5.2.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens führt zu einer Veränderung der physischen Ge- wässereigenschaften des Oberflächengewässers Selke, namentlich im Bereich des Durch- lassbauwerkes (Gewässerdurchlass) und den angrenzenden Bereichen (Tosbecken, Pegel- strecke). Hier wird sich das Erscheinungsbild des Gewässers verändern. Das Gewässer wird technisch überprägt – ungeachtet der gleichwohl gewährleisteten Mindestwasserführung und der aquatischen Durchgängigkeit. Die Fließgewässerdynamik wir in diesem Abschnitt bau- werksbedingt unterbunden.

Folgemaßnahmen Durch Umverlegung der Selke kommt es zu Veränderungen der Gewässerstruktur im Bereich des Dammbauwerks und des Elbingstalteichs.

7.3.5.2.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Wirkungen des Betriebes des Hochwasserrückhaltebeckens sind:

• Änderung der Abflusswerte bei Hochwasserereignissen > HQ 5 im Einstaubereich und unterhalb des Dammes • Reduzierung der Sauerstoffkonzentration im Einstaubereich • Erhöhung der Wassertemperatur im Einstaubereich • Sedimentation von Schwebstoffen im Einstaubereich und Reduzierung unterhalb des Dammes • Erhöhung der Druckverhältnisse im Einstaubereich • Reduzierung der natürlichen Fließgewässerdynamik im Einstaubereich und unterhalb des Dammes • Geschiebedefizit und Eintiefungstendenz der Gewässersohle im Unterwasser • Unterbindung der Geschiebedurchgängigkeit im Einstaufall

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7.3.6 Schutzgut Klima und Luft 7.3.6.1 Baubedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Während der Bauzeit kommt es zu Luftverschmutzungen im Bereich des Dammbauwerks durch Baufahrzeuge und -maschinen. Durch das entfernen von Bewuchs verschlechtert sich das Mikroklimas im Bereich des Dammbauwerks.

Folgemaßnahmen Während der Bauzeit kommt es zu Luftverschmutzungen im Bereich der Materialentnahme- stelle und des Elbingstalteichs durch Baufahrzeuge und -maschinen. Durch das entfernen von Bewuchs verschlechtert sich das Mikroklimas im Bereich der Materialentnahmestelle und des Elbingstalteichs.

7.3.6.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg und Folgemaßnahmen Es sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

7.3.6.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg und Folgemaßnahmen Es sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

7.3.7 Schutzgut Landschaft 7.3.7.1 Baubedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Während der Bauzeit entstehen optische Beeinträchtigungen im Bereich des Dammbauwerks durch die Baufeldfreimachung und Baumaschinen.

Folgemaßnahmen Während der Bauzeit entstehen optische Beeinträchtigungen im Bereich der Materialentnahmestel- le und des Elbingstalteichs durch Baufeldfreimachung, Abgrabung, Abstau und die Anwesenheit von Baumaschinen.

7.3.7.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Durch das Dammbauwerk und die technischen Einrichtungen kommt es zu optische Beeinträchti- gungen im Nahbereich des Bauwerks.

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Folgemaßnahmen Durch die Dammvorschüttung am Elbingstalteich kommt es zu optischen Beeinträchtigungen im Nahbereich des Elbingstalteichs.

7.3.7.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Bei einem Einstau kommt es durch die je nach Einstauereignis unterschiedlich große und und lange andauernde Überflutungsfläche zu einer Landschaftsbildveränderung im Einstaubereich.

Folgemaßnahmen Es sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

7.3.8 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter 7.3.8.1 Baubedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg und Folgemaßnahmen Während der Bauzeit kann es zu Beeinträchtigungen von Denkmalobjekten im Bereich des Dammbauwerks und des Elbingstalteichs kommen.

7.3.8.2 Anlagebedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Es sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

Folgemaßnahmen Durch die Vorschüttung am Damm des Elbingstalteichs kann es zu Beeinträchtigungen eines Denkmalobjektes kommen.

7.3.8.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Hochwasserrückhaltebecken Straßberg Bei einem Einstau können Denkmalobjekte im Einstaubereich durch Überflutung beeinträchtigt werden. Kultur- und Sachgütern unterhalb des Hochwasserrückhaltebeckens Straßberg werden durch die Reduzierung des Hochwassers geschützt.

Folgemaßnahmen Es sind keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten.

7.4 Maßnahmen gegen schädliche Umweltauswirkungen Die im Folgenden aufgeführten Maßnahmen werden in den LBP übernommen (siehe LBP, Heft 7.3 in der Fassung der 1. Planergänzung, dort Kapitel 4) und dort konkretisiert.

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7.4.1 Vermeidungsmaßnahmen

Tabelle 38: Zusammenfassende Darstellung geplanter Vermeidungsmaßnahmen

Bezeichnung Kurzbeschreibung

V 1 Schutz des Bodens

V 2 Schutz des Grund- und Oberflächenwassers

V 3 Schutz von Gehölzbeständen

V 4 Schutz von Grünlandbeständen

V 5 Verwendung von autochthonem Saatgut

V 6 Kontrolle der Neophytenentwicklung

V 7 Zeitliche Beschränkung der Gehölzrodung

V 11 Sicherung von Dornsträuchern (Bruthabitat des Neuntöters) durch Bauzaun Kontrolle des Altbaumbestandes sowie Gehölzen des Haselmausbiotops V 12 am Dammstandort vor der Rodung Bauarbeiten am Damm des Elbingstalteichs außerhalb der Winterruhe der V 14 Fledermäuse Anpflanzung von Haselnussträuchern außerhalb des Einstaubereiches (für V 15 die Haselmaus) V 16 Abfischen der Selke vor Baubeginn Überprüfung des Elbingstalteichs auf das Vorkommen von FFH-Anhang II V 17 Arten (Groppe, Bachneunauge, Kleine Flussmuschel) sowie sonstiger streng geschützter Arten (Edelkrebs). V 18 Rechtzeitige Terminierung des Teilabstaus Elbingstalteich Naturnahe Gestaltung des Selke-Bachbettes beidseits Durchlassbauwerk V 19 und am Elbingstalteich V 20 Naturnahe Gestaltung des bauzeitlichen Umlaufgerinnes

V 21 Einrichtung von Amphibienzäunen Optimierung von Kleingewässern außerhalb der Einstauflächen (längere V 22 Wasserführung), um das Bestehen der Amphibienpopulation auch nach einem Einstauereignis zu sichern V 23 Umweltbaubegleitung Ökologische Stauraumbewirtschaftung (Verlagern von Altholz, Absammeln V 24 von Fischen, Entfernen von Ablagerungen)

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7.4.2 Ausgleichsmaßnahmen

Tabelle 39: Zusammenfassende Darstellung geplanter Ausgleichsmaßnahmen

A 1 Maßnahmen auf dem Dammbauwerk Entwicklung von magerem Grünland auf den Böschungen des Hochwas- A 1.1 serrückhaltedammes Entwicklung von Schotterrasen auf den Bermen des Hochwasserrückhal- A 1.2 tedammes A 2 Maßnahmen im Bereich des Dammbauwerks

A 2.1 Wasserseitiger Bereich des Dammbauwerks A 2.1.1 Entwicklung einer feuchten Hochstaudenflur (wasserseitig)

A 2.2 Luftseitiger Bereich des Dammbauwerks Anpflanzung von Laubmischwald auf bisherigen Waldflächen A 2.2.1 (luftseitig) A 2.2.2 Entwicklung einer Ruderalflur (ein- bis mehrjährige Arten) (luftseitig)

A 2.2.4 Anpflanzung von Laubmischwald auf der Zwischenlagerfläche 1

A 2.2.5 Entwicklung einer Nasswiese

A 2.2.6 Wiederherstellung naturnahes Bachbett

A 3 Maßnahmen im Bereich der Materialentnahmestelle A 3.1 Entwicklung von Silikat-Felsfluren

A 3.2 Freie Sukzession, langfristige Entwicklung zu Laubmischwald

A 3.3 Entwicklung einer mageren Flachland-Mähwiese Wiederherstellung einer mageren Flachland-Mähwiese an der Zwischenla- A 3.4 gerfläche 2 A 4 Maßnahmen im Bereich des Elbingstalteichs A 4.2 Herstellung einer Silikatfelsflur sekundärer Standorte (Dammvorschüttung)

A 4.3 Wiederherstellung des Kolkes und von Teilen des alten Bachbettes

A 4.4 Verlegung der Selke, Entwicklung eines naturnahen Bachbettes

A 4.6 Wiederherstellung von Gebüsch auf trocken-warmem Standort

A 4.7 Freie Sukzession einer Aufschüttungsfläche am Dammfuß Laubmischwaldpflanzung auf der Baustelleneinrichtungsfläche am Elbings- A 4.8 talteich A 5 Maßnahmen im Einstaubereich

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Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt Hochwasserrückhaltebecken Straßberg/ Selke, Entwurfs- und Genehmigungsplanung Heft 7.1: Umweltverträglichkeitsstudie in der Fassung der 1. Planergänzung 209

Entwicklung einer Mageren-Flachlandmähwiese auf Grünlandflächen im A 5.1.1 Einstaubereich HQ50 Dauerhafter Erhalt von LRT 6510 durch Pflegemaßnahmen im Bereich A 5.1.2 HQ50 (Schutz des LRT 6510) Dauerhafter Erhalt der Grünlandnutzung auf LRT 6510-Flächen durch A 5.1.3 Pflegemaßnahmen im Bereich HQ10 - HQ20 (Schutz des LRT 6510) Dauerhafter Erhalt der Grünlandnutzung durch Pflegemaßnahmen außer- A 5.1.4 halb von LRT-Flächen im Bereich HQ10- HQ20 A 5.2 Pflanzung von Auwald entlang der Selke (Schutz des LRT 91E0*)

A 5.3 Sukzessiver Umbau von reinen Nadelholzbeständen in Laubmischwald

A 5.4 Sukzessiver Umbau von Laub-Nadel-Mischwald in Laubmischwald

7.4.3 Ersatzmaßnahmen

E 3 Neuanlage naturnaher Wald bei Harzgerode

7.4.4 Artenschutzmaßnahmen sowie Maßnahmen zur Kohärenzsicherung

Tabelle 40: Zusammenfassende Darstellung geplanter Artenschutz- und Kohärenzsi- cherungsmaßnahmen

V 8 Lebensraumverbesserung für den Grauspecht (CEF-Maßnahme 1) Anbringen einer nicht überkletterbaren Ummantelung an Horstbäumen des V 9 Schwarzstorches zur Minimierung möglicher Prädationsverluste (CEF- Maßnahme 2) V 10 Lebensraumverbesserung für den Wachtelkönig (CEF-Maßnahme 3)

V 13 Aufhängen von Fledermauskästen (KOH-Maßnahme 1; CEF-Maßnahme 4) Anpflanzung von Haselnusssträuchern außerhalb des Einstaubereiches V 15 (CEF-Maßnahme 5) Anpflanzung von Weiden-Weichholz Auenwald als Entwicklung zu LRT A 2.2.3 91E0*(luftseitig) (KOH-Maßnahme 2) A 4.1 Wiederherstellung von Auenwald (LRT 91E0*) (KOH-Maßnahme 3)

Wiederherstellung einer Flachland-Mähwiese, Entwicklung zu LRT 6510 A 4.5 (KOH-Maßnahme 4)

E 1 neu Revitalisierung der Selke bei Gatersleben (KOH-Maßnahme 5) Umwandlung von Intensiv-Acker in eine magere Flachlandmähwiese (LRT E 2 neu 6510) bei Ermsleben (KOH-Maßnahme 6)

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Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt Hochwasserrückhaltebecken Straßberg/ Selke, Entwurfs- und Genehmigungsplanung Heft 7.1: Umweltverträglichkeitsstudie in der Fassung der 1. Planergänzung 210

Bearbeiter – Björnsen Beratende Ingenierue GmbH: Sachbearbeiter: Erfurt, im April 2017 Dipl.-Ing. (FH) M. Fuß Björnsen Beratende Ingenieure GmbH ppa. Dipl.-Ing. S. Linke (MSc) Dipl.-Ing. agr. K. Giesler

Dipl.-Ing. (FH) Jan Kretzschmar

Bearbeiter - PRO TERRA TEAM GmbH Ass. iur. E. Pohl Magdeburg, im April 2017 PRO TERRA TEAM GmbH

Enrico Pohl

Bearbeiter – Rechtsanwälte Dr. Dammert & Steinforth Rechtsanwältin S. Tolkmitt Leipzig, im April 2017 Dr. Dammert & Steinforth, Rechtsanwälte

Silvia Tolkmitt Rechtsanwältin

Bearbeiter – Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt

Dipl.-Ing. A. Rudolf Blankenburg, im April 2017 Dipl.-Ing. S. Schulmann Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt

Dipl.-Ing. Joachim Schimrosczyk

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