Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt. Sonderheft 2004 auna-lora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt NATURSCHUTZ auna-lora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt Land im auna-lora-Habitatrichtlinie der IV Anhang nach Pflanzenarten und Tier- Die SACHSEN-ANHALT LAND IM 41. Jahrgang • 2004 ISSN 1436-8757 • Sonderheft Männchen der Grünen Mosaikjungfer (oto: J. Ruddek) Haselmaus (oto: W. Wendt) Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt

41. Jahrgang • 2004 • Sonderheft • ISSN 1436-8757

Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der auna-lora-Habitat-Richtlinie im Land Sachsen-Anhalt

Seite

1 Vorwort 3 2 Einleitung 4 3 Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der H-Richtlinie 6 3.1 Allgemeine Bemerkungen 6 3.2 Wirbellose 9 3.2.1 Schmetterlinge (Insecta, Lepidoptera) 9 3.2.2 Libellen (Insecta, Odonata) 23 3.3 Wirbeltiere 31 3.3.1 Lurche (Amphibia) 31 3.3.2 Kriechtiere (Reptilia) 57 3.3.3 Säugetiere (Mammalia) 62 3.4 Blütenpflanzen (Spermatophyta) 108 4 Übersicht 111 5 Monitoring zur Ermittlung der Bestände und Einschätzung der Bestandsentwicklung im Rahmen der Berichtspflichten an die Europäische Union 115 6 Ausblick 133 7 Literatur 134

1 Wasserfledermaus im Winterquartier ($oto: W. Wendt)

2 1 Vorwort

Udo Kamm

Die Europäische Union erließ im Jahr 1992 die schen und floristischen Arbeit scheint in Zukunft auna- lora-Habitat-( H)Richtlinie, um einen unbedingt notwendig. besseren, grenzübergreifenden Schutz gefähr- Ein wirksamer Habitatschutz bzw. nachhalti- deter Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten als ge artenschutzgerechte Nutzungsformen in Bestandteil des europäischen Naturerbes zu einer Kulturlandschaft sind die entscheiden- gewährleisten. Um dieses Ziel zu erreichen, den Voraussetzungen für einen guten Erhal- wurde das europaweite Netz von Besonderen tungszustand von auna und lora. Sie erfor- Schutzgebieten NATURA 2000 für die in An- dern unterschiedliche Herangehensweisen für hang I und Anhang II der H-Richtlinie aufge- die einzelnen Arten. Die vorliegende Publika- führten Lebensraumtypen und Arten ausgewie- tion gibt hierfür Handlungsempfehlungen und sen. Ebenfalls von gemeinschaftlicher Bedeu- ist eine Basis für das Monitoring im Rahmen tung sind die streng zu schützenden Arten des der Berichtspflichten. Anhangs IV der H-Richtlinie. Zur Überwa- chung ihres Erhaltungszustandes ist ein Moni- toring durchzuführen und alle sechs Jahre über die Erfolge der Schutzanstrengungen zu berich- ten. Um diesen Berichtspflichten nachzukom- men und fachliche Grundlagen für praktische Schutzmaßnahmen zu schaffen, begann das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt die vorliegenden Daten zu den betreffenden Tier- und Pflanzenarten zusammenzutragen. Das vorliegende Sonderheft der Zeitschrift Na- turschutz im Land Sachsen-Anhalt stellt die Ergebnisse der mehrjährigen Arbeiten vor und setzt auf diese Weise die Publikationen zu den Arten des Anhangs II, den Lebensraumtypen des Anhangs I der H-Richtlinie und den Vo- gelarten nach Anhang I der Vogelschutzrichtli- nie fort. Dabei wurde auf die bewährte Zusam- menarbeit mit ehrenamtlichen Spezialisten, Vereinen, engagierten Planungsbüros und achwissenschaftlern in Behörden, Hochschu- len und Museen zurückgegriffen. Nur auf diese Weise war es möglich, die sehr vielfältigen und weit gestreuten, zugleich aber auch sehr spe- ziellen Daten zu erheben und auszuwerten. Eine allgemeine Intensivierung der faunisti-

3 2 Einleitung

Martin Trost

Der Naturschutz, im föderativen Deutschland von ..H- und Vogelschutzgebieten nicht maß- in Landeszuständigkeit organisiert, erhält zu- geblich. Nach den Artikeln 12 und 13 der ..H- nehmend Impulse auf europäischer Ebene und Richtlinie ist für diese Arten jedoch ein stren- wird dadurch vor neue Anforderungen an den ges Schutzsystem („system of strict protection“) Schutz von Lebensräumen und Arten gestellt. einzuführen, das sich insbesondere auf absicht- Einen wichtigen internationalen Rahmen stellt lichen .ang, Tötung und jegliche Störungen der das Übereinkommen über die biologische Viel- Arten und ihrer Lebensräume sowie ihre Ent- falt von Rio de Janeiro 1992 dar. Innerhalb der nahme aus der Natur, den Besitz und Handel Europäischen Union wurden durch die ..H- erstreckt (Einzelheiten s. Art. 12 und 13 ..H- Richtlinie (RICHTLINIE 92/43/EWG) und die Vo- RL, in anderen Artikeln der ..H-RL werden gelschutzrichtlinie (RICHTLINIE 79/409/EWG) EU- weitere Anforderungen und auch Ausnahmen weite Vorgaben zum Schutz besonders gefähr- formuliert). Nach Art. 11 ist der Erhaltungszu- deter Arten und Lebensräume aufgestellt. Wäh- stand auch der Anhang IV-Arten zu überwa- rend bisher überwiegend im Rahmen der Bun- chen, Art. 17 beinhaltet die Berichtspflichten der desländer bzw. Deutschlands agiert wurde, sind Mitgliedstaaten an die EU. Interessant ist au- nun zunehmend auch „gemeinschaftliche Inter- ßerdem, dass nach Art. 12 Abs. 4 „ein System essen“ zu berücksichtigen. Zugleich hat die EU zur fortlaufenden Überwachung des unbeab- in .orm der LI.E-Verordnung ein .inanzie- sichtigten .angs oder Tötens“ der Tierarten rungsinstrument für die Durchführung von Pro- nach Anhang IV einzuführen ist. jekten zur Erhaltung und Entwicklung der na- Die Daten zu Vorkommen der Arten nach An- türlichen Ressourcen geschaffen. hang II der ..H-Richtlinie waren eine Grundla- Kern der mittlerweile in Bundes- und Landes- ge für die Meldung der Vorschlagsgebiete an recht umgesetzten Richtlinien ist das kohären- die EU (PETERSON & TROST 2000). Im Nachgang te europäische Schutzgebietssystem NATURA zur „zweiten Tranche“ der ..H-Gebietsmeldung 2000. Dieses Netz von Besonderen Schutzge- wurden nochmals alle verfügbaren Artnachwei- bieten soll nachhaltig den günstigen Erhal- se im landesweiten Zusammenhang überprüft tungszustand der in den Anhängen I und II der (LAU 2001b). Auf der Grundlage dieser Infor- ..H-Richtlinie benannten Lebensraumtypen mationen war eine gezielte Reaktion des Lan- und Arten sowie der im Anhang I der Vogel- des Sachsen-Anhalt auf die Bewertung der schutzrichtlinie benannten Vogelarten gewähr- ..H-Gebietsvorschläge durch die Europäische leisten. Über die Einhaltung dieses Ziels ist Kommission möglich. durch die Mitgliedstaaten der EU in sechsjähri- Da eine Bearbeitung der Arten nach Anhang gem Abstand Bericht zu erstatten. Ein Monito- IV ..H-Richtlinie für die Auswahl von ..H- und ring zur Bewertung des Erhaltungszustandes Vogelschutzgebieten vorerst nicht zwingend der Arten und Lebensräume ist Voraussetzung erforderlich war, sind diese aus Kapazitätsgrün- zur Erfüllung der Berichtspflichten. den zunächst nachrangig behandelt worden. Die Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaft- Das Landesamt für Umweltschutz Sachsen- lichem Interesse nach Anhang IV der ..H- Anhalt begann im Jahr 2001 mit Untersuchun- Richtlinie sind, mit Ausnahme der zugleich im gen zum Bestand dieser überwiegend seltenen Anhang II enthalten Arten, für die Ausweisung Arten. Ziel war es, die vorhandenen Daten zu-

4 sammenzufassen, Kenntnislücken und Unter- lich Rote-Liste-Kategorien, Grundlagen der Bi- suchungsbedarf aufzuzeigen und die für ein ologie, Ökologie und Verbreitung der Arten ab- Monitoring zur Erfüllung der Berichtspflichten gehandelt sowie Angaben zu Gefährdung und nötigen Arbeiten zu konzipieren. Dafür erfolg- Schutz gemacht. Karten der Verbreitung in ten zunächst Recherchen zu bekannten und Sachsen-Anhalt und .otos ergänzen die Text- publizierten .unddaten unter Einbeziehung di- beiträge. Weiterhin erfolgt eine Darstellung der verser Sammlungen in Museen, wissenschaft- für ein Monitoring zur Einschätzung der Be- lichen Einrichtungen und in Privatbesitz. Außer- standssituation im Land Sachsen-Anhalt anzu- dem wurden Experten und Spezialisten in Be- wendenden Methoden sowie des dafür ge- hörden befragt und eine Durchsicht der „grau- schätzten Zeitbedarfs. en Literatur“ (unveröffentlichte Studien und Wie bereits bei den Arten nach Anhang II ..H- Gutachten) vorgenommen. .ür ausgewählte Richtlinie (LAU 2001b) wurde auf die bewährte Arten und Gebiete wurden gezielte Geländeer- Zusammenarbeit mit ehrenamtlich wissen- fassungen durchgeführt. schaftlich arbeitenden Spezialisten und .ach- Da das Schutzgebietssystem NATURA 2000 die verbänden, die den Hauptteil der fachlichen Vorkommen der Arten nach Anhang IV ..H- Arbeit leisteten, zurückgegriffen. Besonderer Richtlinie nicht repräsentieren muss, wurde kein Dank gilt daher den an dieser Arbeit beteilig- räumlicher Zusammenhang zwischen ..H- ten Artgruppenspezialisten sowie ihren .ach- Gebieten und Arten gesucht, sondern flächen- vereinigungen: der Entomologenvereinigung deckend gearbeitet. Sachsen-Anhalt e.V., dem Landesfachaus- Die Datenlage ist unterschiedlich. Im Vergleich schuss .eldherpetologie im Naturschutzbund mit den Arten nach Anhang II ..H-Richtlinie be- Deutschland, dem Arbeitskreis .ledermäuse steht vielfach Nachholbedarf in Bezug auf Unter- Sachsen-Anhalt e.V. und dem Botanischen Ver- suchungsintensität und Nachweisdichte. Die Tat- ein Sachsen-Anhalt e.V. Unterstützt wurde ihre sache, dass sich aber auch die Kenntnisse zu Arbeit dankenswerterweise durch die Mitarbei- Vorkommen der Anhang II-Arten gegenwärtig ter der Naturschutzbehörden, der .orstämter noch ständig erweitern, lässt darauf schließen, und Museen. dass derartige Erfassungen wohl immer nur ei- Zu Dank verpflichtet sind wir folgenden Kolle- nen bestimmten Bearbeitungsstand ohne An- gen, die unveröffentlichte Manuskripte zur Ver- spruch auf Vollständigkeit repräsentieren und fügung stellten bzw. wertvolle Anregungen und stets mit neuen Aspekten zu rechnen ist. Hinweise gaben: Herr Dr. M. JENTZSCH (Hal- In dem vorliegenden Sonderheft wird die Be- le), .rau Dr. A. KAYSER (Reesdorf), Herr Dr. H. standsdarstellung der Arten nach ..H-Richtli- PIEGERT (Biosphärenreservat Karstlandschaft nie fortgesetzt. Die Artkapitel zeigen den aktu- Südharz), Herr Dr. P. SACHER (Nationalpark ellen Wissensstand. Dabei werden übersicht- Hochharz) und Herr M. UNRUH (Großosida).

5 3 Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der H-Richtlinie 3.1 Allgemeine Bemerkungen

Martin Trost

Eine ganze Reihe von Anhang IV-Arten ist Individuen derart weite Aktionsräume besitzen, zugleich im Anhang II der H-Richtlinie ent- dass selbst Messtischblattangaben nicht immer halten und war daher auch für die H-Gebiets- aussagefähig sind. auswahl maßgeblich. Diese Arten wurden be- Die räumliche Bearbeitungsdichte ist sehr un- reits in dem den Anhang II-Arten gewidmeten terschiedlich. Neben Arten, von denen eine gute Sonderheft (LAU 2001b) abgehandelt. bis flächendeckende Übersicht besteht (z.B. Die Tabelle 1 führt alle Arten des Anhangs IV eldhamster, Amphibien, Reptilien), gibt es einschließlich der in Sachsen-Anhalt ausgestor- Taxa, deren undmeldungen sich auf die be- benen bzw. verschollenen Arten auf. Nicht ent- vorzugten Untersuchungsgebiete der wenigen halten sind allerdings Arten, die seit sehr lan- Bearbeiter konzentrieren. Auch die zeitliche ger Zeit unwiederbringlich ausgestorben sind Dichte ist unterschiedlich: z.T. bzw. für einige und daher auch nicht mehr in den Roten Listen Bereiche liegen ausschließlich historische un- Sachsen-Anhalts geführt werden (z.B. Braun- de, bei Libellen nur aktuelle konkrete Nachwei- bär – vgl. HEIDECKE et al. 2004). se vor. Die ermittelten Vorkommen können also Die landesweite Kenntnis über das Vorkommen i.d.R. nicht im Sinne einer lokalen Population der Arten ist die fachliche Grundlage für jegli- verstanden werden, sondern sind meist nur als che Schutzsysteme sowie für das Bestandsmo- Nachweis bzw. undmeldung zu interpretieren nitoring. Diese orderung kann allerdings für (siehe auch LAU 2001b). Es wurde stets der die meisten Arten nicht als erfüllt angesehen Kenntnisstand des Jahres 2003 zu Grunde ge- werden. Dies resultiert sowohl aus der langfris- legt. tigen Vernachlässigung faunistischer or- Dies wirkt sich selbstverständlich auf die Aus- schung in Deutschland, als auch aus objekti- wertungen aus. Eine hohe Zahl von Meldungen ven Problemen. Aufgrund der Lebensweise der (ein hoher Prozentsatz der Vorkommen Sach- Arten ist es oftmals ausgesprochen schwierig, sen-Anhalts) in einem bestimmten Naturraum in Bezug auf die Bestandssituation aussagefä- ist nicht in jedem all ein Hinweis auf große hige Daten zu erheben. Daher sind Hinweise Bestände, sondern unter Umständen eher Aus- notwendig, die bei der Wertung der hier vorge- druck lokal besonders intensiver Untersuchun- stellten Daten zu berücksichtigen sind. gen. Die notwendigen Bewertungen der Bestän- Probleme entstanden unter anderem durch die de bzw. ihres Erhaltungszustandes gestalten oft erhebliche räumliche Unschärfe historischer sich entsprechend schwierig. und z.T. auch aktueller undmeldungen. Eini- Nichtsdestotrotz bilden die hier erarbeiteten ge Arten wurden auf Messtischblatt-Basis kar- Daten den gegenwärtigen Kenntnisstand real tiert, was z.B. beim eldhamster eine landes- ab und sind, Interpretation mit biologischem weite Übersicht ermöglichte, aber die ortsge- Sachverstand vorausgesetzt, eine wichtige Ent- naue Zuordnung erschwert. Wegen der Mobili- scheidungshilfe für weitere Konzepte und Maß- tät der Tierarten sollten punktgenaue undan- nahmen. gaben ohnehin stets vor dem Hintergrund der In jedem Artkapitel werden eingangs verschie- Habitatbindung der Arten gewertet werden. dene relevante Gefährdungs- und Schutzkate- Mitunter ist eine ortskonkrete undangabe auch gorien aufgeführt. Alle Arten nach Anhang IV nicht sinnvoll, so z.B. bei der Wildkatze, deren der H-Richtlinie sind zugleich besonders

6 Tabelle 1: Arten nach Anhang IV der H-Richtlinie in Sachsen-Anhalt

Art Anh. Art Anh. II IV II IV Schmetterlinge Lacerta agilis (Zauneidechse) Ɂ x Parnassius mnemosyne (Schwarzapollo) Ɂ x Emys orbicularis (Europäische xx Maculinea arion Sumpfschildkröte) x = (Schwarzfleckiger Ameisen-Bläuling) Ɂ Säugetiere Maculinea nausithous Cricetus cricetus (Feldhamster) Ɂ x (Dunkler Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling, xx Muscardinus avellanarius (Haselmaus) Ɂ x Schwarzblauer Bläuling) Ɂ Castor fiber (Biber) x x Maculinea teleius (Heller Wiesenknopf- xx Canis lupus (Wolf) = xx Ameisen-Bläuling, Großer Moorbläuling) = Felis silvestris (Wildkatze) Ɂ x Euphydryas maturna xx Lynx lynx (Luchs) (wiedereingeführt) Ɂ xx (Eschen-Scheckenfalter, Kleiner Maivogel) Mustela lutreola (Europäischer Nerz) = xx Lycaena dispar (Großer Feuerfalter) x x Lutra lutra (Fischotter) x x Coenonympha hero Rhinolophus ferrumequinum Ɂ x xx (Wald-Wiesenvögelchen) = (Große Hufeisennase) = Lopinga achine (Bacchantin) = x Rhinolophus hipposideros Proserpinus proserpina xx x (Kleine Hufeisennase) (Nachtkerzenschwärmer) Ɂ Barbastella barbastellus (Mopsfledermaus) x x Eriogaster catax (Hecken-Wollafter) = xx Myotis myotis (Großes Mausohr) x x Libellen Myotis bechsteinii (Bechsteinfledermaus) x x Leucorrhinia pectoralis (Große Moosjungfer) x x Myotis brandtii (Große Bartfledermaus) Ɂ x Ɂ Aeshna viridis (Grüne Mosaikjungfer) x Myotis mystacinus (Kleine Bartfledermaus) Ɂ x Gomphus flavipes (Asiatische Keiljungfer) Ɂ x Myotis nattereri (Fransenfledermaus) Ɂ x Ophiogomphus cecilia xx Myotis daubentonii (Wasserfledermaus) Ɂ x (Grüne Keiljungfer, Grüne Flussjungfer) Pipistrellus pipistrellus (Zwergfledermaus) Ɂ x Ɂ Leucorrhinia albifrons (Östliche Moosjungfer) x Pipistrellus pygmaeus (Mückenfledermaus, x Käfer Hochrufende Zwergfledermaus) Ɂ Cerambyx cerdo (Heldbock) x x Myotis dasycneme (Teichfledermaus) Ɂ xx Dytiscus latissimus (Breitrand) = xx Pipistrellus nathusii (Rauhautfledermaus) Ɂ x Graphoderus bilineatus xx Nyctalus noctula (Abendsegler) Ɂ x (Schmalbindiger Breitflügel-Tauchkäfer) Nyctalus leisleri (Kleinabendsegler) Ɂ x Osmoderma eremita (Eremit) x x Eptesicus serotinus (Breitflügelfledermaus) Ɂ x Rosalia alpina (Alpenbock) = xx Eptesicus nilssonii (Nordfledermaus) Ɂ x Weichtiere Vespertilio murinus (Zweifarbfledermaus) Ɂ x Unio crassus (Kleine Flussmuschel, Gemeine xx Plecotus auritus (Braunes Langohr) Ɂ x Flussmuschel) Plecotus austriacus (Graues Langohr) Ɂ x Fische Blütenpflanzen Acipenser sturio (Stör) xx = Angelica palustris (Sumpf-Engelwurz) x x Coregonus oxyrhynchus (Elbeschnäpel) xx = Apium repens (Kriechender Scheiberich, xx Lurche Kriechender Sellerie) Triturus cristatus (Kammolch) x x Artemisia laciniata xx Bombina bombina (Rotbauchunke) x x (Schlitzblättriger Beifuß) = Alytes obstetricans (Geburtshelferkröte) Ɂ x Botrychium simplex xx Bufo calamita (Kreuzkröte) Ɂ x (Einfacher Rautenfarn) = Bufo viridis (Wechselkröte) Ɂ x Coleanthus subtilis (Scheidenblütgras) x x Pelobates fuscus (Knoblauchkröte) Ɂ x Cypripedium calceolus (Frauenschuh) x x Hyla arborea (Laubfrosch) Ɂ x Jurinea cyanoides (Sand-Silberscharte) x x Rana arvalis (Moorfrosch) Ɂ x Lindernia procumbens x Rana dalmatina (Springfrosch) Ɂ x (Liegendes Büchsenkraut) Ɂ Rana lessonae (Kleiner Wasserfrosch) Ɂ x Liparis loeselii (Sumpf-Glanzkraut) x x Reptilien Luronium natans (Froschkraut) x x Coronella austriaca (Glattnatter, Schlingnatter) Ɂ x Thesium ebracteatum xx (Vorblattloses Vermeinkraut) =

= – ausgestorbene/verschollene Arten nach den aktuellen Roten Listen Sachsen-Anhalts (Stand 2004) Ɂ – im vorliegenden Heft als Artkapitel behandelt

7 geschützte Arten bzw. streng geschützte Arten Bundesrepublik Deutschland. Die Abbildung 1 nach § 10 BNatSchG. Die angegebene Gefähr- stellt die Gliederung des Landes in naturräum- dungseinstufung entspricht der jeweils aktuell liche Haupteinheiten dar (nach SSYMANK et al. gültigen Roten-Liste auf der Ebene Sachsen- 1998), die eine wichtige Grundlage zur Bewer- Anhalts (Stand 2004, s. Artkapitel) bzw. der tung der Artvorkommen darstellt.

Atlantische Region D28: Lüneburger Heide D31: Weser-Aller-lachland D33: Nördliches Harzvorland

Kontinentale Region D05: Mecklenburgisch- brandenburgisches Platten- und Hügelland D09: Elbtalniederung D10: Elbe-Mulde-Tiefland D11: läming D12: Brandenburgisches Heide- und Seengebiet D18: Thüringer Becken mit Randplatten D19: Sächsisches Hügelland und Erzgebirgsvorland D20: Östliches Harzvorland und Börden D29: Altmark D37: Harz

Abbildung 1: Karte der naturräumlichen Haupteinheiten Sachsen-Anhalts (nach MEYNEN & SCHMIDT- HÜSEN 1953-62, SSYMANK et al. 1998)

8 3.2 Wirbellose

3.2.1 Schmetterlinge (Insecta, Lepidoptera)

Parnassius mnemosyne (LINNAEUS, 1758) – Schwarzapollo Norbert Grosser

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 1 - Vom Aussterben 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang IV der bedroht bedroht § 10 (2) 10. b) und streng geschützte FFH-RL Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art etc.) in der kollinen bis montanen Stufe des Parnassius mnemosyne hat eine Spannweite Harzes in Betracht. Der Oberharz (Brockenmas- von 5,5–6 cm. Die Grundfarbe ist weiß mit trans- siv) war nie besiedelt. In anderen Teilen des parenten !lügelspitzen (teilweise Außenbezir- Verbreitungsgebietes tritt die Art auch in Na- ken), in der Discoidalzelle des Vorderflügels mit del-Laubmischwäldern und Offenlandhabitaten 2 schwarzen Punkten, die Hinterflügel haben auf. Auch Grenzbereiche von Laubmischwäl- schwarze Zeichnungselemente zwischen Cos- dern zu Offenland (extensiv genutztes Grün- ta und Subcosta, am Ende der Discoidalzelle land) werden besiedelt. und am Innenrand. Gelegentlich sind alle !lü- In beiden aufgeführten Typen ist die Anwesen- gel dunkler bestäubt. Die Art zeigt einen Ge- heit von Hohlem oder Mittlerem Lerchensporn schlechtsdimorphismus: männliche Tiere sind (Corydalis cava und C. intermedia) in nicht zu im Thorakalbereich, insbesondere Patagia, schattiger Lage Voraussetzung für die Eiabla- grau bis silbergrau behaart, die weiblichen Tie- ge und die Entwicklung der Larven. Dadurch ren besitzen im gleichen Bereich eine rötliche ist anzunehmen, dass Parnassius mnemosyne Behaarung. Bei weiblichen Tieren ist nach der ursprünglich gezwungen war, innerhalb größe- Begattung eine Sphragis (Begattungstasche) rer Waldgebiete den frühen Sukzessionsstadi- sichtbar, die äußerlich unterseits am Hinter- en zu folgen (s. auch Mosaikzykluskonzept von leibsende deutlich sichtbar (milchigweiße !är- REMMERT). Entsprechend der Habitatdynamik bung) inseriert ist. entwickelte sich vermutlich auch die Populati- onsdynamik. Migrationsfähigkeit ist dabei eben- Biologie und Ökologie so wichtig wie die !ähigkeit, die neu entstan- Als Primärhabitate kommen nach den derzeiti- denen Habitate schnell zu besiedeln und ent- gen Vorstellungen offene Sukzessionsflächen standene günstige Nahrungsnischen zu beset- in Laubmischwäldern (nach Brand, durch um- zen. So kann bei optimalen Habitatbedingun- gestürzte Altbäume, Windbruch, Schneebruch gen in wenigen Jahren eine große Population

Schwarzapollo 9 Larven (Lerchensporn-Arten). Die fertig entwi- ckelte Larve überwintert im Ei. Ihre weitere Entwicklung koinzidiert mit der von Lerchen- sporn im Larvalbiotop. Es erfolgt !raß an den Blättern, Wechsel der Pflanzen innerhalb des Bestandes und teilweise Verstecken in der Streuschicht. Die Verpuppung erfolgt in einem Kokon am Boden. Nach kurzer Puppenruhe liegt die !lugzeit zwischen Mitte bis Ende Mai und Anfang bis Mitte Juli. Das Imaginalhabitat liegt in enger Nachbarschaft zum Larvalhabitat und muss blütenreich wenn auch nicht allzu spezifiziert sein, da die !alter polylektisch sind. Männchen des Schwarzapollos (oto: N. Grosser) Das Vorhandensein von blütenreichen Waldwie- sen, -schneisen, Kahlschlägen, Windbruchflä- entstehen, die genauso schnell wieder reduziert chen, Brandflächen, Randbereichen von !orst- wird. Typisches Verhalten von r-Strategen (kurz- straßen etc. in der Nähe des Larvalhabitats zeitig) wechselt mit langen Phasen einer K-Stra- (wenige hundert Meter) ist also Grundvoraus- tegie. Mit dem Einsetzen der Rodungsphase und setzung für eine Existenz der Art im Bereich gezielter forstlicher Bewirtschaftung entstanden der Buchenwaldzone des Harzes. neue Habitate an den Grenzflächen ursprüngli- cher Wälder und anthropogener Wiesen. Verbreitung Die Art ist univoltin. Die Eiablage erfolgt ein- Das Verbreitungsgebiet reicht von den Pyrenä- zeln in die Nähe der Nahrungspflanzen der en in Westeuropa über Mittel- und Nordosteu-

Habitat des Schwarzapollo bei Rothesütte/Thüringen (oto: N. Grosser, 2003)

10 Schwarzapollo Tabelle 2: Vorkommen von Parnassius mnemosyne in den naturräumlichen Haupteinheiten. Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten.

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise in außerhalb von bis seit Gesamt FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 absolut % absolut % absolut % absolut absolut D37 – Harz 22 95,6 11 50 11 50 22 4 D20 – Östliches Harzvorland 1 4,4 – – 1 100 1 – und Börden Sachsen-Anhalt 23 100 11 47,8 12 52,2 23 4 ropa (Typenfundort !innland), Osteuropa bis gen im Bereich ehemaliger Lebensräume des zum mittleren und südlichen Ural, bezieht Teile Harzes und Harzvorlandes gegeben hat. Es ist der Türkei, Transkaukasiens, Libanons, Syri- also nicht auszuschließen, dass im !alle des ens, Iraks, Irans, Afghanistans, Sibiriens und Vorhandenseins geeigneter Habitate und des des Tienschans ein. Es handelt sich nicht um Vorkommens der Nahrungspflanze in nicht un- ein geschlossenes Verbreitungsgebiet, sondern tersuchten Gebieten Restpopulationen vorkom- um ein disjunktes Areal, das in Europa Teile der men können. Pyrenäen, des Massif Central, der Alpen, der Alle „jemals gemachten“ !unde (außer in Nie- deutschen Mittelgebirge, Südpolens, Tschechi- dersachsen) beziehen sich auf die Naturräum- ens, der Slowakei, Italiens, Bulgariens, Grie- lichen Haupteinheiten D37 (Harz), D18 (Thü- chenlands, Mazedoniens, Süd-!ennoskandiens ringer Becken mit Randplatten) und D20 (Öst- und des Baltikums einbezieht. Innerhalb Deutsch- liches Harzvorland und Börden). lands liegt das nördlichste Vorkommen im Ost- Die Zuordnung zu !!H-Gebieten bei Altfunden harz, weitere isolierte Populationen sind am ohne genaue Lageangaben erweist sich aller- Vogelsberg, in der Rhön, in der Schwäbischen dings als schwierig, bei drei dieser Altfunde ist Alb, im Donautal, bei Schaffhausen, im Nord- eine genaue Zuordnung nicht möglich. schwarzwald und in den Alpen anzutreffen. Gefährdung und Schutz Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Der „als vom Aussterben bedroht“ geltende Es liegen derzeit aus Sachsen-Anhalt keine !alter muss nach den Erkenntnissen der Kar- aktuellen !undmeldungen und Nachweise vor. tierung 2003 als verschollen angesehen wer- Jedoch gibt es aus der Vergangenheit eine grö- den, da die letzten sicheren Nachweise mehr ßere Anzahl von !undorten, die übergreifend als zehn Jahre zurück liegen. die Länder Sachsen-Anhalt, Thüringen und Nie- Gründe für das Verschwinden sind die sich dersachsen betreffen. bereits langfristig entwickelnde Isolation der Die Anzahl historisch nachgewiesener !und- bekannten Restpopulationen (Teilpopulationen) punkte (Habitate) nimmt seit dem Ende des 19. im Harz und die schnelle Wiederaufforstung frei- Jahrhunderts ab. Nach 1950 gibt es nur noch er !lächen (Kahlschläge, Windbruchflächen, !undmeldungen aus den Gebieten der heuti- Windwurfflächen, Schneebruchflächen) mit zum gen Länder Thüringen und Sachsen-Anhalt. Teil standortfremden !ichten. Im Bereich der Etwa 1970 beziehen sich diese Angaben noch Buchenwälder sind es die Entwicklung dichter, auf acht !undpunkte, 1990 auf zwei sicher in der Krautschicht dunkler, lerchenspornfreier nachgewiesene Populationen. Die letzten si- Wälder. Blütenreiche !reiflächen nehmen ab, cheren !undnachweise datieren aus dem Jahr insbesondere aufgrund von Aufforstung, durch 1992. Danach gab es nur noch unsichere Mel- die Einstellung der traditionellen Mahdnutzung dungen von Nichtspezialisten aus dem Bereich und extensiven Weidenutzung sowie die Umnut- der letzten 1980 bekannten !undgebiete. Ein- zung von Grünland in eutrophe uniforme Wild- schränkend muss jedoch angeführt werden, äcker, in Intensivweideland und Ansaatgrünland dass es keine komplexen Erfassungsbemühun- sowie durch Nährstoffeintrag oder Düngung.

Schwarzapollo 11 Vielfach breiten sich dort eutrophe Brennessel- Mitte Mai bis Ende Juli) mit Mahdbewirtschaf- und andere Staudenfluren, die einen geringen tung (Mahdtermin nicht vor dem 1. Juli, in La- Blütenreichtum aufweisen, aus. gen oberhalb 700 m 15. Juli) oder ersatzweise Die aktuelle Kartierung von 50 potenziellen Ha- extensiver Beweidung (Rinder). Diese !lächen bitatbereichen von Parnassius mnemosyne im müssen in der Nachbarschaft von Eiablageha- Bereich des Harzes und ehemaliger !undortan- bitaten des Schwarzapollo (teilbesonnte Ler- gaben (Sachsen-Anhalt) und von zwölf ebensol- chensporn-Bestände an Waldrändern nicht zu chen !lächen in Thüringen hat ergeben, dass dichter Buchen-Wälder bzw. -forsten) liegen. Ein davon bezüglich der Habitatstruktur nur 31 po- gegliederter, lückiger Buchenbestand mit Über- tenziell geeignete Habitate sind und nur eine hältern erscheint unter den Bedingungen der !läche bezüglich der Habitatstruktur optimal er- !orstwirtschaft sinnvoll. Auf !reiflächen mit Ler- scheint. In Thüringen sind noch alle zwölf !lä- chensporn bzw. auf blütenreichen Waldwiesen chen potenziell geeignet, aber ebenso ist nur (!alterhabitat) dürfen, um Nährstoffeinträge zu eine !läche optimal. vermeiden, keine Holzlager- und Bearbeitungs- Gleicht man die potenziellen Habitate mit dem plätze angelegt werden. Spontan entstandene Vorhandensein von Lerchensporn, der Nah- kleinere Windbruchflächen in potenziellen Ha- rungspflanze der Larven, ab, dann verbleiben bitaten sollten der Sukzession überlassen wer- in Sachsen-Anhalt noch elf !lächen, die aktu- den. Eine Umwandlung von Buchen- oder Bu- ell eine Besiedlung durch Parnassius mnemo- chen-Laubmischwaldbeständen in Nadelholzbe- syne möglich erscheinen lassen. stände darf nicht erfolgen. Da die geeigneten Eine hundertprozentige Sicherheit des Nicht- Habitate in den genannten !!H-Gebieten maxi- vorkommens von Lerchensporn in den ande- mal ein Viertel des ehemaligen Verbreitungsge- ren Gebieten ist jedoch nicht gegeben. Von die- bietes der Art im Harz darstellen, wäre eine Ver- sen elf Gebieten erscheinen sechs mäßig und knüpfung der !!H-Gebiete 96 (Selketal und fünf gut geeignet. Bergwiesen bei Stiege) und 161 (Bodetal und Mäßig geeignete !lächen mit Lerchensporn lie- Laubwälder des Harzrandes bei ), sofern gen im !!H-Gebiet 161 (Bodetal und Laubwäl- ein Biotopverbund durch Vorhandensein von der des Harzrandes bei Thale), im Naturschutz- Buchen- oder Laubmischwäldern gegeben ist, gebiet (NSG) Schieferberg, im !!H-Gebiet 82 wünschenswert. Im Bereich des !!H-Gebietes (Devonkalkgebiet bei Elbingerode und Rübe- 97 (Buchenwälder um Stolberg) sollte der Ver- land) bzw. außerhalb von Schutzgebieten. Gut bund zum auf Thüringer Territorium liegenden geeignete !lächen befinden sich innerhalb der NSG Alter Stolberg angestrebt werden. !!H-Gebiete 96 (Selketal und Bergwiesen bei Damit Managementmaßnahmen nicht in zu gro- Stiege), 97 (Buchenwälder um Stolberg) und 161 ßen und kaum definierbaren !lächen durchge- (Bodetal und Laubwälder des Harzrandes bei führt werden, ist in den nächsten Jahren im Thale). !rühjahr eine flächenkonkrete Kartierung der Aus aktueller Sicht sind folgende Schutzmaß- Larvalbiotope in den potenziellen Vorkommens- nahmen zur Erhaltung der Habitate der ver- gebieten durchzuführen. Durch die Ermittlung schollenen Populationen von Parnassius mne- noch intakter Biotopkomplexe und ein nachfol- mosyne erforderlich: gendes Monitoring bezüglich eventueller !al- Erhalt bzw. Wiederetablierung blütenreicher tervorkommen kann der Bedarf an Maßnahmen Waldwiesen (Bergwiesen mit Blühaspekten von abgeklärt werden.

12 Schwarzapollo Maculinea arion (LINNAEUS, 1758) – Schwarzfleckiger Ameisenbläuling Peter Schmidt

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art Anhang IV der FFH-RL bedroht nach § 10 (2) 10. b) und Anhang II der streng geschützte Art Berner Konvention nach § 10 (2) 11. b)

Kurzbeschreibung der Art Nach den !lugstellen der !alter zu urteilen, Dieser größte mitteleuropäische Bläuling besitzt dürften im Norden des Landes der Sand-Thymi- eine Vorderflügellänge bis 2,2 cm. Die !lügel- an (Thymus serpyllum) und im Süden der !rüh- oberseite ist leuchtend blau mit breiter schwarz- blühende Thymian (Thymus praecox) die wich- brauner Randbinde, die !ransen sind weiß. Auf tigste Rolle spielen. Nach acht Tagen schlüp- den Vorderflügeln ist die Postdiskalreihe fen die Raupen. Sie fressen oligophag an Blü- schwarzer, länglicher !lecke meist gut ausge- ten und !rüchten von Thymian und Dost. Nach bildet, aber sehr veränderlich. Auch auf den SETTELE et al. (1999) wurde bei sehr jungen Hinterflügeln ist die Postdiskalreihe sehr ver- Raupen Kannibalismus beobachtet. Im Herbst änderlich, die einzelnen !lecken sind verhält- lässt sich die Raupe von der Pflanze fallen und nismäßig klein. Die Unterseite der !lügel ist wird von Ameisen (Myrmica sabuleti) in deren grau bis graubraun mit gut entwickelten schwar- Nester eingetragen. Die Raupen leben im Amei- zen, weiß geringten !lecken, die !ransen sind senbau parasitisch und fressen die Larven und gescheckt. Auf den Hinterflügeln ist eine meist Puppen der Ameisen. Die Überwinterung erfolgt kräftige, ausgedehnte blaugrüne Basalbestäu- im vierten Larvalstadium. Im !rühjahr wächst bung. Die Weibchen sind den Männchen ähn- dann die Raupe schnell heran. Die Verpuppung lich, die schwarzen Postdiskalflecken sind in der findet im !rühjahr innerhalb der Ameisennes- Regel größer. Die Art ändert in der blauen ter statt, nach vier Wochen schlüpft der !alter. Grundfarbe der Oberseite, der Zeichnung und Die Entwicklung dauert etwa 330 Tage (SETTE- der Größe ab. Die Zahl und Größe der Bogen- LE et al. 1999). flecken und die Saumbreite der Vorderflügel- Der !alter fliegt von Ende Juni bis Mitte August oberseite zeigt z.T. erhebliche Veränderungen, (WEIDEMANN 1995) und lebt durchschnittlich die nach BERGMANN (1952) „... offenbar zu den zwölf Tage. Auffällig ist für unsere Region, dass Witterungsverhältnissen und der Bodenfeuch- die überwiegende Zahl der !alterfunde in der tigkeit während der Entwicklung aus der Pup- Gegend von Naumburg für Anfang Juni gemel- pe in gesetzmäßiger Beziehung stehen.“ det wurde. Schon BERGMANN (1952) weist auf diesen Zeitpunkt hin und in den Jahren bis 1983 Biologie und Ökologie wurde diese Beobachtung ebenfalls gemacht. Die Art ist einbrütig. Sie gehört zu den „Amei- Die Art ist recht standorttreu. Bei den Männ- sen-Bläulingen“, sie sind myrmekophil („mit chen ist ein Patrouillenflug zu beobachten. Ameisen befreundet“). Die Anzahl der im Habi- Die Populationsdichte ist niedrig, da sich pro tat vorhandenen Ameisennester limitiert die Ameisennest meistens nur eine der parasitischen Anzahl der !alter. Raupen findet. In kalten Jahren sinkt die Popula- Das Weibchen legt 200 bis 300 Eier einzeln an tionsstärke gegenüber warmen Jahren ab. den Blüten- und Kelchblättern von Thymian- Maculinea arion saugt bevorzugt an blauviolet- Arten (Thymus spp.) und Gemeinem Dost (Ori- ten Blüten. Die wichtigsten Nektarpflanzen ganum vulgare) ab. Genauere Beobachtungen scheinen ebenfalls die Thymian-Arten zu sein, liegen hierzu aus Sachsen-Anhalt nicht vor. z.T. ergänzt durch den Gemeinen Dost.

Schwarzfleckiger Ameisenbläuling 13 Thymian-Beständen. Weiterhin werden lichte, blütenpflanzenreiche Kiefernwälder mit breiten Schneisen oder offenen !lächen mit größeren Beständen von Sand-Thymian besiedelt, sel- ten auch Ruderalflächen mit Thymian-Bestän- den oder ältere Ackerbrachen. Dabei ist die lü- ckige Struktur der Vegetation und nicht das Vorkommen einer bestimmten Thymianart ent- scheidend für die Habitateignung eines Stand- orts. Versaumende Halbtrockenrasen mit reich- lichen Dost-Beständen werden – anders als z.B. im makroklimatisch stärker begünstigten Kai- serstuhl (Baden-Württemberg) – in Sachsen- Schwarzfleckiger Ameisen-Bläuling, Weibchen bei Anhalt zumindest gegenwärtig nicht besiedelt. der Eiablage (oto: P. Pretscher) Verbreitung Der !alter ist ein Mono-Biotopbewohner. Sein Maculinea arion ist von Westeuropa durch die Lebensraum sind xerotherme Standorte mit gemäßigte Zone bis Ostasien verbreitet. Im kurzrasigen, auch buschreichen Magerrasen Norden reicht das Areal bis !ennoskandien (Silbergrasfluren, Sandtrockenrasen, Halbtro- (ohne Norwegen), im Süden bis Italien und ckenrasen, Kalktrockenrasen, Schafschwingel- Korsika. Isolierte Vorkommen befinden sich auf fluren) mit teilweise lückiger Vegetation (Stör- der Iberischen Halbinsel und dem Balkan; im stellen, wie z.B. Maulwurfshügel) und guten übrigen Mittelmeeraum fehlt die Art jedoch. In

Xerothermrasenlandschaft bei Steigra als Habitat des Schwarzfleckigen Ameisen-Bläulings (oto: M. Trost, 2003)

14 Schwarzfleckiger Ameisenbläuling Tabelle 3: Vorkommen von Maculinea arion in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt In außerhalb von bis seit FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 absolut % absolut % absolut % absolut absolut D09 – Elbtalniederung 1 1,8 – – 1 100 1 – D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 9 15,8 – – 9 100 8 1 D11 – Fläming 2 3,5 – – 2 100 1 1 D18 – Thüringer Becken 14 24,6 5 35,7 9 64,3 7 7 mit Randplatten D19 – Sächsisches Hügelland 6 10,5 ––610042 und Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland 5 8,6 1 20,0 4 80,0 4 1 und Börden D29 – Altmark 8 13,8 1 12,5 7 87,5 6 2 D33 – Nördliches Harzvorland 10 17,2 – – 10 100 2 8 D37 – Harz 3 5,2 – – 3 100 3 – Sachsen-Anhalt 58 100 7 12,1 51 87,9 36 22

England ist die Art ausgestorben und wurde Aus diesem Gebiet kamen in der Vergangen- 1983 künstlich wieder angesiedelt. heit fast ein Drittel aller !undmeldungen für das In Hamburg und Berlin wurde der !alter bisher Land Sachsen-Anhalt. nicht gefunden. Während in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Gefährdung und Schutz Sachsen die letzten Beobachtungen vor 1980 Die Schutzmaßnahmen für Maculinea arion bekannt wurden, gibt es aus den südlicher ge- müssen die Habitatansprüche der Ameisen mit legenen Bundesländern !undangaben nach einbeziehen, da das Vorhandensein der Wirts- 1980. Die Art ist in der Ebene und im Bergland ameisen in ausreichender Dichte Vorausset- bis zu einer Höhe von 800 m ü.NN zu finden. zung für die Entwicklung des !alters ist. Häu- fig reagieren die Wirtsameisen empfindlicher als Bestandssituation in Sachsen-Anhalt die Raupenfraßpflanzen, z.B. schon auf eine Im Land waren ursprünglich ca. 40 !lugstellen geringe Zunahme der Vegetationshöhe. (58 Nachweise) bekannt. Leider muss festge- Die Gefährdung resultiert hauptsächlich aus der stellt werden, dass Maculinea arion nach 1980 Sukzession von Magerrasen infolge Nutzungs- nur noch an drei !lugstellen beobachtet wur- auflassung und Eutrophierung (Vegetationsver- de. Die Beobachtungsdaten aus der Altmark, dichtung, Verbuschung). Zu einem Rückgang der Colbitz-Letzlinger Heide, der Mosigkauer der Nahrungspflanzen und der Ameisennester Heide und von Klöden liegen alle vor dem Jahr oder zur weitgehenden Biotopzerstörung kann 1970. Im Harz und im südöstlichen Harzvorland auch Überweidung, Herbizideinsatz, Auffors- kommen die letzten !undmeldungen ebenfalls tung und Überbauung führen. aus der Zeit vor 1970, jedoch auf dem Öhlerts- Zum Schutz der Art sind xerotherme Magerra- berg bei Huy-Neinstedt im Kreis sen zu erhalten. Konkret bedeutet dies z.B. die konnten die !alter noch bis 1978 beobachtet Entfernung von Aufforstungsflächen, die Ent- werden. buschung und Erhaltung von Magerrasen durch Aktuelle !undangaben gibt es nur noch aus den Beweidung oder Mahd (teils intensiv, teils ex- Jahren 1990 und 2001 für das NSG Schmoner tensiv) oder den Erhalt von Störstellen mit Thy- Busch, Spielberger Höhe und Elsloch südlich mian-Beständen (trockene Wegstellen, Hang- Querfurt und eine schon ältere Angabe von anrissstellen, Schotterflächen etc.). 1983 aus dem NSG Tote Täler bei Naumburg.

Schwarzfleckiger Ameisenbläuling 15 Coenonympha hero (LINNAEUS, 1761) – Wald-Wiesenvögelchen Christoph Schönborn

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 1 - Vom Aussterben 0 - Ausgestorben besonders geschützte Art nach Anhang IV der FFH-RL bedroht oder verschollen § 10 (2) 10. b) und streng Anhang II der geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Gräser. Die Raupe lebt etwa 310 bis 330 Tage Das Wald-Wiesenvögelchen ist ein kleiner dun- und überwintert im dritten oder vierten Larval- kelbrauner Tagfalter mit einer Vorderflügellän- stadium in Grasbüscheln. Sie verpuppt sich im ge von ca. 1,6 cm. Die Oberseite der Vorder- Mai an trockenen Grashalmen, nach ca. 17 flügel ist einfarbig, auf den Hinterflügeln findet Tagen schlüpft der !alter. sich eine kurze Binde aus drei oder vier heller Die !lugzeit fällt in den Zeitraum zwischen Ende geringten Ocellen nahe dem Rand. Die Unter- Mai und Anfang Juli und ist mit durchschnitt- seite, besonders der Hinterflügel, ist auffälliger lich zwölf Tagen pro Jahr sehr kurz. gezeichnet. Nahe am Rand stehen meist sechs Als schlechter, bodennaher !lieger ist das Wald- schwarze Ocellen mit weißem Kern und oran- Wiesenvögelchen äußerst standorttreu. Die Po- gefarbenem bis rotbraunem Ring, die größer pulationsdichte ist niedrig („low density species“). sind als bei den verwandten Arten. Innen wer- Der !alter besucht keine Blüten. Gelegentlich den sie von einer unregelmäßig gezackten wei- wurde Saugen an Tautropfen beobachtet (THUST ßen Binde begleitet. Wichtiges Erkennungs- et al. 2001). merkmal ist eine silberne, metallisch glänzen- Coenonympha hero ist eine Art lichter feuchter de Binde zwischen der Ocellenreihe und einer Wälder, die primär in durch Windwurf oder die schmalen rötlichen Saumbinde. Die Art ist nicht Tätigkeit von Makroherbivoren natürlich ent- geschlechtsdimorph und wenig variabel. standenen Lichtungen zu Hause gewesen sein dürfte. In Mitteleuropa hat sie sich zu einem Biologie und Ökologie charakteristischen Begleiter der Mittelwälder !ortpflanzungsbiologie und Verhalten weisen und ähnlicher Waldbewirtschaftungsformen das univoltine Wald-Wiesenvögelchen als ex- entwickelt. Während in Süddeutschland auch tremen K-Strategen aus. Die Reproduktion ist waldnahe Pfeifengraswiesen und gebüschrei- mit durchschnittlich 56 Eiern pro Weibchen che Niedermoore besiedelt werden, sind für den (BINK 1992) außergewöhnlich niedrig. Das mitteldeutschen Raum eher innerhalb des Wal- Eistadium dauert etwa vierzehn Tage. Die rela- des gelegene feuchte Grasinseln als Habitate tiv großen Eier werden nicht an die Nahrungs- beschrieben worden (BERGMANN 1952, THUST et pflanzen, sondern einzeln an trockene Grashal- al. 2001). In Betracht kommen vor allem linden- me in Bodennähe, an Holzreste in der Streu- reiche Eichenbestände als !olge von Mittel- schicht u.ä. Strukturen angeheftet. Dabei wer- wald- oder Hutenutzung. Wichtige Requisiten den besonnte, aber luftfeuchte und windge- sind einzeln stehende Büsche in den Lichtun- schützte Stellen bevorzugt (STEINER & HERMANN gen als Ansitzwarten der territorialen Männ- 1999). Als !utterpflanzen der Raupe werden chen. Oft handelt es sich dabei um den !aul- verschiedene Gräser (Poaceae, Cyperaceae) baum (rangula alnus). Mit dem Niedergang der angegeben, jedoch ist die tatsächliche Nah- Mittelwaldwirtschaft ist die Art in den meisten rungspräferenz im !reiland unbekannt. Wahr- Regionen Mitteleuropas im Aussterben begrif- scheinlich spielen dabei standörtliche !aktoren fen. Populationen in Nasswiesen (Süddeutsch- eine größere Rolle als die Artzugehörigkeit der land) scheinen sich etwas länger zu halten.

16 Wald-Wiesenvögelchen Verbreitung Coenonympha hero ist eurasiatisch verbreitet und kommt in der gemäßigten Palaearktis von !rankreich bis zur Ussuri-Region, Japan, Chi- na und Korea vor. Sie fehlt auf den Britischen Inseln sowie im gesamten Europa südlich der Alpen. Im Norden werden Südfinnland, Süd- schweden und das Baltikum erreicht. In Euro- pa sind die Vorkommen überall stark rückläufig oder bereits erloschen, nur in Weißrussland und Estland soll es stabile Populationen geben (VAN SWAAY & WARREN 1998). In Deutschland ist bzw. war die Art nur sehr lo- kal verbreitet. Die nördliche Grenze verläuft etwa von Aachen über Köln, Hannover und die Altmark zur Oberlausitz (PRETSCHER 2001). Ei- Wald-Wiesenvögelchen (oto: P. Pretscher) nige wenige !unde liegen auch von weiter nörd- lich gelegenen Orten vor. Mit Ausnahme von 1900 sind die Vorkommen im Süppling, bei Bayern und Baden-Württemberg, wo noch grö- Haldensleben, im Bebertal, im Nordharz (Wer- ßere Populationen bestehen, ist das Wald-Wie- nigerode, , Selketal), in der Mosig- senvögelchen im übrigen Deutschland bis auf kauer Heide und im Prößdorfer !orst bei Zeitz Restbestände ausgestorben. Ein solches Rest- erloschen. Bei Letzterem handelte es sich um vorkommen bestand mindestens bis 1998 im ein Waldgebiet, das sich früher zwischen Lucka niedersächsischen Lappwald in unmittelbarer (Thüringen) und Langendorf (Sachsen-Anhalt) Nähe der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. erstreckte und schon früh dem Braunkohleab- Die Art kommt bzw. kam hauptsächlich im Hü- bau zum Opfer gefallen ist. Nach 1900 wurde gelland vor, ist aber auch in der Ebene und in die Art noch von Mansfeld, vom Bergholz bei der submontanen Stufe zu finden. Kütten und offenbar besonders oft und regelmä- ßig aus dem Allstedter und Ziegelrodaer !orst Bestandssituation in Sachsen-Anhalt gemeldet. Diese Vorkommen bestanden unge- Das Wald-Wiesenvögelchen wurde aus Sach- fähr bis 1940. Ein letzter Nachweis aus Arend- sen-Anhalt von nur dreizehn Lokalitäten be- see aus der Zeit vor 1973 ist nicht ausreichend kannt, die überwiegend in großen und historisch belegt. Aktuelle !unde sind nicht bekannt. Sie alten Waldgebieten liegen. Schon um oder vor sind im Lappwald (angrenzend an ein Vorkom-

Tabelle 4: Vorkommen von Coenonympha hero in den naturräumlichen Haupteinheiten

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise in außerhalb von bis seit Gesamt FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 absolut % absolut % absolut % absolut absolut D09 – Elbtalniederung 1 7,7 1 100 – – 1 – D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 1 7,7 ? ? ? ? 1 – D18 – Thüringer Becken 2 15,4 2 100 – – 2 – mit Randplatten D19 – Sächsisches Hügelland 1 7,7 – – 1 100 1 – und Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland 3 23,1 2 66,7 1 33,3 3 – und Börden D31 – Weser-Aller-Flachland 1 7,1 ? ? ? ? 1 – D37 – Harz 4 30,8 3 66,7 1 33,3 4 – Sachsen-Anhalt 13 100 ? ? ? ? 13 0

Wald-Wiesenvögelchen 17 men auf niedersächsischer Seite) sowie in Weitere Gefährdungsfaktoren sind die Auffors- ehemals militärisch genutzten und daher aufge- tung feuchter Waldwiesen v.a. mit Nadelbäu- lichteten Bereichen des Allstedter !orstes und men (in potenziellen Habitaten im Lappwald bei der !inne nicht völlig auszuschließen. Walbeck – Weferlingen), großflächige Grund- !ür die Angaben „Haldensleben“ und „Mosigkau- wasserabsenkungen infolge Melioration (Süpp- er Heide“ kann mangels genauerer Lokalisation ling bei Weißewarte), Braunkohlebergbau (nörd- nicht entschieden werden, ob sie sich auf ein lich Zeitz) und wahrscheinlich auch das be- heutiges !!H-Gebiet beziehen. Die Zuordnung schleunigte Zuwachsen der Wälder durch zu den Naturräumen ist aufgrund ungenauer his- atmosphärischen Stickstoffeintrag. Aus Süd- torischer Angaben besonders unsicher. deutschland wird ferner über die Zerstörung von Coenonympha hero-Habitaten durch Dimilin- Gefährdung und Schutz Spritzung zur Schwammspinnerbekämpfung Der Schlüssel zum Verständnis des Aussterbens (WEIDEMANN 1995) sowie durch Autobahnbau von Coenonympha hero liegt einerseits in der (EBERT & RENNWALD 1991) berichtet. Aufgabe der Mittelwaldwirtschaft, andererseits Ein Schutz der Art kann, falls in Sachsen-An- in dem extrem geringen Ausbreitungspotenzial halt noch bodenständige Populationen aufge- der Art, das eine Besiedlung neu entstandener funden werden, nur über die Aufnahme einer Lichtungen unmöglich macht, wenn die Habitat- entsprechenden Waldbewirtschaftung mit stän- inseln nicht ausreichend miteinander vernetzt digen Eingriffen auf größerer !läche erreicht sind. Dabei wird davon ausgegangen, dass das werden. Zugewachsene Waldwiesen sind zu Wald-Wiesenvögelchen auf Waldlichtungen in entbuschen, wobei Einzelsträucher belassen !orm von Metapopulationen existiert (SETTELE & werden müssen. Demgegenüber ist der Pro- REINHARDT 1999). Nadelholzforste zwischen den zessschutz hier grundsätzlich kein geeignetes Teilpopulationen wirken als Migrationsbarrieren Instrument, da die natürliche Mosaikzyklus- (THUST et al. 2001). Bereits mit der Umstellung Dynamik die nötigen Habitate erst nach langen vieler Wälder auf die Hochwaldbewirtschaftung Zeiträumen schafft, nämlich dann, wenn extrem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind gefährdete Arten wie C. hero längst verschwun- wahrscheinlich viele Vorkommen in Sachsen-An- den sind (THUST et al. 2001). halt erloschen.

18 Wald-Wiesenvögelchen Proserpinus proserpina (PALLAS, 1772) – Nachtkerzen-Schwärmer Peter Schmidt

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Sachsen- Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Anhalt Übereinkommen V - Art der 2 - Stark gefährdet besonders geschützte Art Anhang IV der FFH-RL Vorwarnliste nach § 10 (2) 10. b) und streng Anhang II der geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Die Vorderflügellänge beträgt 2 – 2,1 cm. Das Kopf, Kragen, Schulterdecken und ein schma- Weibchen ist etwas größer und dunkler als das les Mittelband auf der Brust des Schwärmers Männchen. sind dunkel grünoliv, der übrige Thorax und das Abdomen sind graugrün gefärbt. Die Art kann Biologie und Ökologie im Kolorit variieren, das von olivgrün über grün Die Art ist einbrütig, gelegentlich wird eine zwei- nach fahlbraun reicht. Die kolbigen !ühler sind te unvollständige Generation im August in Ge- schwarz mit weißen Spitzen. Der Rüssel ist gut bieten beobachtet, wo sie bodenständig ist. Die entwickelt. Die Vorderflügeloberseite ist grau- Eier werden meist über eine größere !läche grün, darauf befindet sich ein gebogenes brei- verteilt und einzeln an Blattunterseiten abge- tes, braunolives Mittelband mit einem kräftigen setzt. Zuerst sind die Eier weißlich, dann ver- dunkelgrünen Diskalstrich, das sich vom Vor- färben sie sich grün. der- zum Innenrand verjüngt und hellgesäumt Die Raupe ist sehr farbvariabel, sie kann grün, ist. Der !lügelaußenrand ist unregelmäßig ein- aber auch hell- bis schwarzbraun sein. Die Er- gekerbt und ebenfalls dunkelgrün gewölkt. Im scheinungszeit der Raupen scheint von der Mittelteil der Submarginalregion befinden sich Witterung abhängig zu sein. In warmen Som- zwei hell graugrüne Querstreifen. Die Hinter- mern können sie schon Ende Juni, in kühlen flügel sind lebhaft ockergelb mit breiter schwar- und feuchten Sommern erst Mitte August zer Saumbinde, unterseitig olivgrün mit weißer schlüpfen. Die Raupe lebt einzeln bis Ende Mittelbinde. August. Sie verbirgt sich tagsüber am Boden

Tabelle 5: Vorkommen von Proserpinus proserpina in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von bis seit FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 absolut % absolut % absolut % absolut absolut D09 – Elbtalniederung 14 11,7 1 7,1 13 92,9 – 14 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 13 10,8 2 15,4 11 84,6 4 9 D11 – Fläming 10 8,3 – – 10 100 1 9 D18 – Thüringer Becken 22 18,3 1 4,5 21 95,4 1 21 mit Randplatten D19 – Sächsisches Hügelland 11 9,2 ––1110083 und Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland 29 24,2 2 6,9 27 93,1 12 17 und Börden D29 – Altmark 10 8,3 – – 10 100 1 9 D33 – Nördliches Harzvorland 5 4,2 1 20,0 4 80 1 4 D37 – Harz 6 5,0 1 16,7 5 83,3 4 2 Sachsen-Anhalt 120 100 8 6,7 112 93,3 32 88

Nachtkerzen-Schwärmer 19 Weidenröschen (Epilobium hirsutum) in feuch- ten Wiesen am Rande von Gräben und Bächen. Proserpinus proserpina ist eine hygrothermo- phile Art. Der !alter fliegt im Mai und Juni, ist nachtaktiv, kann aber auch seltener tagsüber bei Blütenbesuch beobachtet werden. Er ist sehr mobil, nicht standorttreu und tritt in gerin- ger Häufigkeit auf. Er saugt in der Dämmerung an Blüten von Nelkengewächsen (Caryophylla- ceae), Lippenblütlern (Lamiaceae), Geißblatt- gewächsen (Caprifoliaceae) und Schmetter- lingsblütlern (!abaceae). Nachtkerzen-Schwärmer (oto: P. Pretscher) Der !alter lebt an sonnigen, warmen !eucht- standorten wie Bachufern und Wiesengräben und steigt erst am Abend zu den Blütenstän- mit Beständen der !utterpflanze, niederwüch- den auf, um die Blüten zu fressen. Die Raupen sigen Röhrichten, !lusskies- und !euchtschutt- wachsen sehr schnell. Oft entwickelt sich die fluren, in lückigen Unkrautgesellschaften auf Art vom Ei bis zur Puppe in vierzehn Tagen. steinigen oder sandigen Böden. Er kann auch Die Art überwintert als Puppe. an nektarreichen Pflanzen in Gärten beobach- Die Raupen leben oligophag an Nachtkerzen- tet werden. gewächsen wie Weidenröschen (Epilobium Der !alter fliegt vor allem in der Ebene bis in spp.) und Nachtkerze (Oenothera spp.). Eine die oberen Lagen des Hügellandes, ist aber bis häufig belegte Pflanze ist vor allem das Zottige in eine Höhe von etwa 1 500 m zu finden.

Weidenröschenbestand an einer Böschung als Habitat des Nachtkerzenschwärmers (oto: P. Pretscher, 1999)

20 Nachtkerzen-Schwärmer Verbreitung mehr, ebenso nicht in der Region um Aschers- Proserpinus proserpina kommt in Nordafrika im leben, wo in den 1970er Jahren zahlreiche Be- marokkanischen mittleren Atlas vor. In Europa obachtungen bekannt wurden. Aktuelle !unde ist er von der Iberischen Halbinsel über Mittel- wurden im Raum Dessau-Bitterfeld-Wittenberg europa, Italien einschließlich Sizilien über das gemeldet. gesamte südliche Jugoslawien, Albanien, Bul- In Halle und im Saalkreis wurde der !alter an garien, Rumänien bis Griechenland und weiter vielen Stellen gefunden. Allerdings liegen eini- über die Schwarzmeerküste bis in den Kauka- ge der Angaben schon mehrere Jahrzehnte zu- sus verbreitet. Von dort reicht das Areal über rück. Aktuelle !unde wurden vom Ziegelrodaer Anatolien und Nordiran, Turkestan und den Hima- !orst im Kreis Merseburg-Querfurt, von der Re- laja bis nach Westsibirien. gion um Naumburg und von Sangerhausen ge- Die Art hat in Norddeutschland die Nordgrenze meldet. Während insgesamt in Sachsen-Anhalt ihres Verbreitungsgebietes. Sie wird in allen seit 1860 die Art von 71 !undorten gemeldet Ländern der Bundesrepublik Deutschland ge- wurde, sind in den Jahren nach 1980 noch Beob- funden, nur in Mecklenburg-Vorpommern liegen achtungen an 40 !lugstellen gemacht worden. letzte !undmeldungen in der Zeit vor 1980 (GAE- DIKE & HEINICKE 1999). Gefährdung und Schutz Proserpinus proserpina ist sehr mobil und nicht Bestandssituation in Sachsen-Anhalt standorttreu. Er ist dadurch in der Lage, schnell In Sachsen-Anhalt wurden zahlreiche !lugstel- neue Populationen in entfernten Biotopen zu len des !alters gemeldet. Es besteht eine deut- bilden. Die Vorkommen der Nahrungspflanzen liche Abhängigkeit von der faunistischen Durch- sind stabil. Die Art verschwindet häufig für Jah- forschung eines Gebietes. Im Norden sind im re von bekannten !lugstellen, um dann wieder Raum Stendal-Havelberg-Genthin mehrere gefunden zu werden. Deshalb ist auch kein !undorte bekannt, wo der !alter auch in den spezifischer Biotopschutz zu fordern. In den letzten Jahren, zum Teil wiederholt, beobach- Gebieten, in denen der !alter sporadisch oder tet wurde. Im Raum Magdeburg gibt es einige regelmäßig gefunden wird, ist zu empfehlen, neuere !unde, während ältere Angaben aktu- Wiesengräben und Bachufer mit Beständen der ell nicht mehr bestätigt wurden. In diesem Be- Nahrungspflanzen nicht zwischen Mai und Au- reich erfolgte keine faunistische !orschung gust zu säubern.

Nachtkerzen-Schwärmer 21 Verbreitungskarte des Schwarzapollos Verbreitungskarte des Schwarzflecken-Ameisen- bläulings

Verbreitungskarte des Wald-Wiesenvögelchens Verbreitungskarte des Nachtkerzenschwärmers

22 Verbreitungskarten Schmetterlinge 3.2.2 Libellen (Insecta, Odonata)

Aeshna viridis (EVERSMANN, 1836) – Grüne Mosaikjungfer Rosmarie Steglich unter Mitarbeit von Joachim Müller

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 1 - Vom Aussterben 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art Anhang IV der FFH-RL bedroht bedroht nach § 10 (2) 10. b) und Anhang II der streng geschützte Art nach Berner Konvention § 10 (2) 11. b)

Kurzbeschreibung der Art Aeshna viridis hat wie alle Aeshniden einen mosaikartig gemusterten Hinterleib. Die Brust- seiten sind grün mit dünnen braunen Nähten. Die #arbe der Hinterleibseiten der Weibchen ist ebenfalls grün. Auf den Hinterleibsegmen- ten zwei bis neun der Männchen befinden sich blaue #lecken, so dass Verwechslungsgefahr mit Aeshna cyanea besteht.

Biologie und Ökologie Aeshna viridis ist eine stenöke Weiher-Art mit Bindung an Schwimmrasen, insbesondere mit Krebsschere (Stratiotes aloides). Sie besiedelt in Verlandung begriffene Gewässer und Altwäs- ser in #lussauen, die mit Krebsschere bewach- sen sind. Die #lugzeit ist kurz, sie erstreckt sich von Ende Juni bis Anfang September. Die Eiablage erfolgt submers in die fleischigen Blätter der Krebssche- re. In diesen Pflanzenbeständen halten sich auch die Larven auf. Weibchen der Grünen Mosaikjungfer (oto: J. Ruddek)

Verbreitung Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Die Art gehört zur eurosibirischen Invasions- In Sachsen-Anhalt sind nur relativ wenige Aes- fauna. Die westlichsten Vorkommen liegen ge- hna viridis-Vorkommen bekannt (MÜLLER 1999a). genwärtig in den Niederlanden. Die Nordwest- Die bisher (offenbar) beständigsten liegen bei Grenze erstreckt sich von den Niederlanden Wittenberg im Biosphärenreservat Mittlere Elbe, über Schleswig-Holstein und Mittelschweden in der Alten Elbe bei Magdeburg-Calenberge, in bis Süd-#innland. Ostwärts reicht das Areal bis den Grabensystemen am Schollener See und West-Sibirien. In Deutschland ist A. viridis fast in weiteren Krebsscheren-Gewässern des Elb- ausschließlich auf die Norddeutsche Tiefebe- Havel-Winkels, in einem Krebsscheren-Weiher ne beschränkt. bei Schönhausen sowie im Wrechow nördlich Aulosen (Landkreis Stendal).

Grüne Mosaikjungfer 23 Während der Bestandskontrollen im Jahr 2002 Es besteht noch Untersuchungsbedarf, ob die konnten nicht alle bekannten Krebsscheren-Ge- Krebsschere hier tatsächlich als bestimmender wässer aufgesucht und intensiv untersucht #aktor bei der Habitatwahl fungiert (STERNBERG werden. In einigen Gewässern mit intakten & BUCHWALD 2000). Krebsscheren-Beständen (Elb-Havel-Winkel, Mittlere Elbe) konnte die Art zwar nicht nach- Gefährdung und Schutz gewiesen werden, Vorkommen werden aber Der Schutz von Aeshna viridis geht mit dem erfahrungsgemäß nicht ausgeschlossen. Die Schutz der Krebsschere konform, d.h. der gegenwärtig offenbar noch nicht vollständig er- Schutz der Art wäre mit dem #ortbestand der fassten Vorkommen liegen in Sachsen-Anhalt Krebsschere (Stratiotes aloides) gegeben. Die vermutlich hauptsächlich an der mittleren Elbe Hauptgefährdung wird durch Eutrophierung und im „Wörlitzer Raum“ bei Dessau und im Elb- Verlandung der Krebsscherengewässer verur- Havel-Winkel in mehreren kleinen, miteinander sacht. Neben Nährstoffeinträgen aus der Land- verbundenen Beständen, die sogar inmitten wirtschaft und anderen Quellen ist die Ein- intensiver Agrarlandschaft liegen können. schränkung der natürlichen #lussdynamik dafür

Krebsscherengewässer in der Altmark als Habitat der Grünen Mosaikjungfer (oto: D. rank, 1996)

24 Grüne Mosaikjungfer Tabelle 6: Vorkommen von Aeshna viridis in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten (nur Nachweise seit 1980)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von bis seit FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 absolut % absolut % absolut % absolut absolut D09 – Elbtalniederung 14 11,7 1 7,1 13 92,9 – 14 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 13 10,8 2 15,4 11 84,6 4 9 D11 – Fläming 10 8,3 – – 10 100 1 9 D18 – Thüringer Becken 22 18,3 1 4,5 21 95,4 2 20 mit Randplatten D19 – Sächsisches Hügelland 11 9,2 – – 11 100 8 3 und Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland 29 24,2 2 6,9 27 93,1 12 17 und Börden D29 – Altmark 10 8,3 – – 10 100 1 9 D33 – Nördliches Harzvorland 5 4,2 1 20,0 4 80 1 4 D37 – Harz 6 5,0 1 16,7 5 83,3 4 2 Sachsen-Anhalt 120 100 8 6,7 112 93,3 33 87

verantwortlich, da neue Auengewässer nicht Räumung sowie extensiv genutzte, mindestens mehr entstehen können und bestehende Alt- 10 m breite Gewässerrandstreifen (als Reife- wässer wegen fehlender Durchströmung be- und Ruhehabitate) notwendig. Die Wiederher- schleunigt verlanden. stellung naturnaher Abflussverhältnisse in den Zum gezielten Artenschutz sind abschnitts- Auen sollte angestrebt werden. weise schonende Entkrautung und Biomasse-

Grüne Mosaikjungfer 25 Gomphus (Stylurus) flavipes (CHARPENTIER, 1825) – Asiatische Keiljungfer Rosmarie Steglich unter Mitarbeit von Joachim Müller

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen G - Gefährdung V - Art der besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL anzunehmen, aber Vorwarnliste (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der Status unbekannt nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Verbreitung Die gelb wirkende Libelle hat wie alle Gomphi- Die Nominat-Rasse ist neuerdings wieder ver- den einen gekeilten Hinterleib. Die Beine sind mehrt bis nach West-Europa verbreitet und wird gelb gestreift (Name: flavipes). Der hintere zur eurosibirischen Invasionsfauna gerechnet schwarze Bruststreifen ist nicht gegabelt. (SUHLING & MÜLLER 1996, MÜLLER & STEGLICH 2001). Seit den 1990er Jahren mehren sich die #unde (zuerst) an der Elbe und (danach) westlich der Elbe. In Sachsen-Anhalt wurde Gomphus flavi- pes zunächst nur an der Elbe (MÜLLER 1997, 1999, STEGLICH 2000, MÜLLER & STEGLICH 2001), aber später auch an der Saale und Unstrut nachgewiesen (2003 erste #unde durch MÜL- LER sowie STEGLICH und CLAUSNITZER).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Die seit den 1990er Jahren erfolgten Wieder- funde in der Elbe sind u.E. auf die Verbesse- Asiatische Keiljungfer (oto: J. Müller) rung der Wasserqualität bei gleichbleibender guter Ökomorphologie zurückzuführen und gel- Biologie und Ökologie ten mit hoher Siedlungsdichte als z.Z. stabil, Die stenöke #ließwasser-Art mit Bindung an wenn die Situation nicht durch Kanalisierung sandigen #eingrund besiedelt die sandigen beeinträchtigt wird (MÜLLER & STEGLICH 2001). Buhnenfelder der Elbe und anderer #lüsse Gomphus flavipes ist im gesamten Elbelauf in (MÜLLER 1996). Dadurch eignet sie sich als In- Sachsen-Anhalt sowie in jüngster Zeit auch in dikatorart für naturnahe Gleithangzonen-Ver- Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpom- hältnisse in den Buhnenfeldern. mern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein Der Schlupf beginnt Ende Mai/Anfang Juni und (MÜLLER 1997, MÜLLER & SCHORR 2001) nachge- erstreckt sich bis in den August hinein (Spät- wiesen worden. sommer-Art). Die adulten Tiere halten sich nach dem Schlüpfen oberhalb des Spülsaums ab- Gefährdung und Schutz seits vom Gewässer bevorzugt an den Auen- Eine Gefährdung besteht hauptsächlich durch waldrändern und #euchtwiesen (Nahrungs- die Zerstörung des Larven-Habitats in den Gleit- raum) auf und kommen nur zur Paarung zur hangzonen der Buhnenfelder der Elbe infolge Elbe zurück. Die Eiablage erfolgt in das lang- von #lussausbau, Intensivierung von Unterhal- sam fließende Wasser der Buhnenfelder oder tungsmaßnahmen, Eutrophierung, Vermüllung, in die #lussmitte. Zuschütten und Zerstörung der Uferbereiche

26 Asiatische Keiljungfer Tabelle 7: Vorkommen von Gomphus flavipes in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten (nur Nachweise seit 1996)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtalniederung 27 38,0 26 96,3 1 3,7 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 39 54,9 38 97,4 1 2,6 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 2 2,8 1 50,0 1 50,0 D20 – Östliches Harzvorland und Börden 3 4,2 – – 3 100 Sachsen-Anhalt 71 100 65 91,6 6 8,4

(SCHORR 1990, MÜLLER 1999a, 1999b). #ür ei- Sachsen-Anhalt hat für die Erhaltung der Art in nen effektiven Schutz sind in erster Linie alle der Elbe eine besondere Verantwortung von eu- Handlungen zu unterlassen, die die intakte ropaweiter Bedeutung (MÜLLER & STEGLICH 2001). #lussmorphologie beeinträchtigen. Zum Schutz vor landwirtschaftlichen Nährstoffeinträgen soll- ten Pufferzonen eingerichtet werden.

Naturnahes Sandufer der Elbe bei Magdeburg als Habitat der Asiatischen Keiljungfer (oto: S. Ellermann, 2001)

Asiatische Keiljungfer 27 Leucorrhinia albifrons (BURMEISTER, 1839) – Östliche Moosjungfer Rosmarie Steglich unter Mitarbeit von Joachim Müller

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 1 - Vom Aussterben 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL bedroht bedroht (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art landungsgewässer, dystrophe Waldseen und Die ansonsten bei der Gattung weiße Stirn (Gat- Moorweiher. Dort schlüpft Leucorrhinia albifrons tungsname) kann im Gegensatz zu den ande- Mitte Mai bis Anfang Juli, die #lugzeit reicht bis ren Leucorrhinia-Arten bei Leucorrhinia albi- Anfang August (STERNBERG & BUCHWALD 2000). frons verdunkelt sein. Die oberen Hinterleibs- Nach neueren Arbeiten erfolgt die Emergenz anhänge sind weiß. Der #lügelrand ist schwarz bis zur ersten Augustdekade (WISCHHO# 1997 mit weißer Randzeichnung. Die genaue Bestim- in STERNBERG & BUCHWALD, 2000). mung ist durch die sekundären Geschlechts- Die Eiablage erfolgt ufernah über der freien merkmale zu sichern. Wasserfläche mit Grundrasen und Tauchfluren.

Verbreitung Die zur eurosibirischen Invasionsfauna (MÜL- LER 1996) gehörende Leucorrhinia albifrons ist in Mitteleuropa in den letzten Jahren selten ge- worden und nur noch zerstreut vorhanden (SCHORR 1990). In Sachsen-Anhalt sind bisher nur zwei #undorte bekannt, die Alte Elbe bei Magdeburg und der Bergwitzsee (HENNIG 1999, JAKOBS in lit., schr. Mitt. über SCHARAPENKO Sept. 2002, LÜDERITZ et al. 2000, eigene Untersuchung STEGLICH - vgl. auch MÜLLER 1999a).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Aufgrund der bisher wenigen bekannten Vor- Weibchen der Östlichen Moosjungfer (oto: J. Huth) kommen ist die Bestandssituation schwierig einzuschätzen. Es besteht erheblicher Unter- Biologie und Ökologie suchungsbedarf. Die Vorkommen werden als Die Moor-See-Art mit Bindung an Schwimmra- stark gefährdet deklariert, da nach STERNBERG sen (MÜLLER 1996) besiedelt mesotrophe Ver- & BUCHWALD (2000) in Deutschland ein bisher

Tabelle 8: Vorkommen von Leucorrhinia albifrons in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten (nur Nachweise seit 1992)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 3 100 2 66,7 1 33,3 Sachsen-Anhalt 3 100 2 66,7 1 33,3

28 Östliche Moosjungfer in seinen Ursachen nicht völlig geklärter Be- tation zu reduzieren). Der Schutz des in Sach- standsrückgang zu verzeichnen ist. sen-Anhalt schon aus natürlichen Gründen sel- tenen Lebensraumes hat oberste Priorität. Gefährdung und Schutz Zur Umsetzung eines effektiven Artenschutzes Die Art gilt europaweit als stark gefährdet, vor sollten die ökologischen Ansprüche von Leu- allem durch Eutrophierung, Grundwasserabsen- corrhinia albifrons und Ursachen des Rückgan- kung, Entwässerung sowie #ischbesatz (insbe- ges näher erforscht werden (STERNBERG & BUCH- sondere mit Graskarpfen, um submerse Vege- WALD 2000).

Nährstoffarmes Moorgewässer als Habitat der Östlichen Moosjungfer (oto: J. Huth, 2000)

Östliche Moosjungfer 29 Verbreitungskarte der Grünen Mosaikjungfer Verbreitungskarte der Asiatischen Keiljungfer

Verbreitungskarte der Östlichen Moosjungfer

30 Verbreitungskarten Libellen 3.3 Wirbeltiere

3.3.1 Lurche (Amphibia)

Alytes obstetricans (LAURENTI, 1768) – Geburtshelferkröte rank Meyer; Thoralf Sy

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 3 - Gefährdet R - Extrem seltene besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL Art mit (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der geographischer nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention Restriktion

Kurzbeschreibung der Art Eine Besonderheit der Südharzer Gipskarst-

Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von etwa 4 – 5 cm landschaft bildet die Besiedlung episodisch was- ist die Geburtshelferkröte ein eher kleiner, ge- serführender Gewässer, wie z.B. des Bauern- drungener %roschlurch mit kurzen Hinterbeinen grabens bei Questenberg. Im östlichen und und meist graugefärbter Oberseite sowie einer nördlichen Harzvorland werden dagegen bevor- schmutzigweißen oder hellgrauen Unterseite. zugt verschiedene, oftmals auch noch in Be- Auffällig sind die relativ großen, stark hervor- trieb befindliche Abbaustätten besiedelt (v.a. tretenden Augen mit senkrechten, schlitzförmi- Kies- und Sandgruben). gen Pupillen („Katzenaugen“). Vom Trommel- %ür die Geburtshelferkröte ist aufgrund ihrer fell bis in die Lendengegend ist beiderseits eine terrestrischen Lebensweise die Struktur des Reihe größerer, manchmal rötlicher Warzen Landlebensraumes von besonderer Bedeutung ausgebildet. Die Paarungsrufe, die bisweilen (GÜNTHER & SCHEIDT 1996), wobei eine Bevor- auch von den Weibchen abgegeben werden zugung vegetationsarmer bzw. vegetationsfrei- können, bestehen aus aneinandergereihten er Habitate augenscheinlich ist. Es kann eine Klängen, die aus größerer Distanz an Glocken- Bevorzugung von Plätzen mit lückiger oder gar geläut erinnern, weshalb die Art volkstümlich fehlender Vegetation bestätigt werden, insbe- oft „Glockenfrosch“ genannt wird. sondere bei Einstrahlung in den Nachmittags- und Abendstunden. Solche Strukturen sind Biologie und Ökologie zuweilen äußerst kleinflächig und selbst in %ich- Hinsichtlich der Wahl der Larvalgewässer weist tenschonungen und Waldungen (Sonnenfens- die Geburtshelferkröte eine hohe Habitatplas- ter auf nacktem Waldboden) anzutreffen. Gerne tizität auf. Im Harz bilden aufgestaute Bachtei- werden auch die geschotterten Dammbereiche che unterschiedlicher Größe den dominieren- der Kunstteiche im Unterharz angenommen. den Gewässertyp, außerdem werden auch %euer- Relativ typisch ist die Siedlungsnähe vieler löschteiche und Betonbecken angenommen. Vorkommen, wo insbesondere unverfugte bzw.

Geburtshelferkröte 31 dekade zu verzeichnen, gelegentlich auch schon früher. Männchen mit Eipaketen können ab Mit- te/Ende April bis Mitte/Ende August gefunden werden. Während der %rühjahrs- und Sommer- monate kann es mehrere Aktivitätsgipfel geben. Die Hauptrufaktivitäten klingen zumeist Ende Juni ab. Je nach Einstrahlung und Erwärmbar- keit des Larvengewässers überwintert ein be- stimmter Anteil der Quappen (THIESMEIER 1992).

Verbreitung Geburtshelferkröte (oto: M. Trost) Den Verbreitungsschwerpunkt der Art bildet das westliche und südwestliche Europa. Das Areal ohne mineralische Mörtel errichtete Naturstein- erstreckt sich bis Zentralspanien und Portugal, mauern geeignete Landhabitate für die Ge- im Norden bis Mittel-Belgien und in den Süden burtshelferkröte darstellten. der Niederlande (Südlimburg), im Nordosten bis Namensgebend ist eine Besonderheit im Re- in das südliche Niedersachsen und in westli- produktionsgeschehen. Das Männchen streift che Teile Thüringens und Sachsen-Anhalts. sich nach der an Land erfolgenden Paarung die Hier, im nordöstlichen Harzvorland und Unter- befruchteten Eischnüre um die %ersengelenke harz, wird zugleich die Ostgrenze des Verbrei- und trägt sie bis zum Schlupf der Larven mit tungsgebietes erreicht. Diese verläuft dann sich herum. Bei normalem Witterungsverlauf weiter zum Thüringer Wald, in das nordwestli- sind erste Rufaktivitäten in der ersten April- che %ranken nördlich des Mains bis zum

Bremer Teich bei Gernrode/Harz als Habitat der Geburtshelferkröte (oto: A. Westermann, 1995)

32 Geburtshelferkröte Schwarzwald. %erner ist der Nordwesten der Schweiz besiedelt (NÖLLERT & NÖLLERT 1992, GASC et al. 1997).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Die Geburtshelferkröte zeigt eine nahezu aus- schließlich kollin-montane Verbreitung, wobei der Harz und seine Vorländer, nicht jedoch das Kyffhäusergebirge besiedelt werden. Die Areal- grenze, welche mit dem nördlichen Grenzver- lauf der Verbreitung in unserem Bundesland zusammenfällt, verläuft im Wesentlichen entlang der Mittelgebirgsschwelle und wird nur verein- zelt, infolge der Existenz zusagender, meist bergbaulicher Habitatstrukturen, überschritten. Dies trifft zumindest auf den nördlichen und öst- Männchen der Geburtshelferkröte mit Eischnüren lichen Harzrand zu, wo die Art bis in die hügeli- (oto: A. Westermann) gen Bereiche der ackerbaulich intensiv genutz- ten Tiefländer der westlichen Magdeburger Bör- Gegenstand gezielter Untersuchungen war noch de verbreitet vorkommt. Bei Gorenzen im Un- in den turnusmäßigen straßenbegleitenden terharz erreicht Alytes obstetricans den östlichs- %angzaunaktionen repräsentativ erfasst wird. ten Punkt, bei Badeborn östlich Ballenstedt den Das Land Sachsen-Anhalt besitzt eine beson- nördlichsten Punkt ihres Areals überhaupt. dere Verantwortung für den Schutz der Geburts- Hinsichtlich der Gesamtverbreitung kann von ei- helferkröte, da es die Nordostgrenze der Ge- nem guten Kenntnisstand ausgegangen werden. samtverbreitung bildet. Die Schutzmaßnahmen Bei weiterer intensiver Durchforschung des Harz- müssen geeignet sein, eine Arealregression raumes, v.a. des Ostharzes und des Südharzer abzuwenden und vor allem auf eine Verminde- Zechsteingürtels, muss jedoch mit weiteren %un- rung der Gefährdungen und Beeinträchtigun- den gerechnet werden. Innerhalb von sechs ge- gen abzielen. Diese ergeben sich vor allem aus meldeten %%H-Gebieten sind Vorkommen der Art der schutzunverträglichen Rekultivierung ehe- bekannt, die meisten liegen jedoch außerhalb. maliger Abbaustellen. Die Renaturierung ver- bauter Bachabschnitte sowie die Rekonstrukti- Gefährdung und Schutz on von zwischenzeitlich nutzungsaufgelasse- %ür die Geburtshelferkröte liegen aus Sachsen- nen Teichen dienen direkt der Bestandsförde- Anhalt keine verlässlichen Angaben zur Be- rung der Art, sofern sie keiner fischereilichen standsentwicklung vor, da sie bislang weder Nutzung mehr unterliegen.

Tabelle 9: Vorkommen von Alytes obstetricans in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten (nur Nachweise seit 1990)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 10 14,9 8 80 2 20 D20 – Östliches Harzvorland und Börden 1 1,5 – – 1 100 D33 – Nördliches Harzvorland 20 29,8 1 5 19 95 D37 – Harz 36 53,7 16 44,4 20 55,6 Sachsen-Anhalt 67 100 25 37,3 42 62,7

Geburtshelferkröte 33 Bufo calamita LAURENTI, 1768 – Kreuzkröte rank Meyer; Thoralf Sy

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 3 - Gefährdet 2 - Stark gefährdet besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art den besiedelt. Eine regionale Besonderheit der Die Kreuzkröte ist der kleinste Vertreter unter nordwestlichen Altmark sind die Vorkommen in den drei einheimischen Echten Kröten (Bufoni- Bohrschlammgruben der Erdgasförderung. In dae), wobei bei den Weibchen (selten erreich- anderen Bundesländern selten zu beobachten te) Maximalwerte von über 8 cm, bei den Männ- ist die in Sachsen-Anhalt relativ häufige Besied- chen von 7,9 cm ermittelt wurden (GÜNTHER & lung von %lutrinnen, Kleingewässern und selbst MEYER 1996). Gewöhnlich bleiben jedoch die Altarmen des Deichvorlandes, so an Elbe und Tiere deutlich kleiner, auch der Geschlechtsdi- Saale. Diese durch die Kraft des (Hoch-)Was- morphismus bezüglich der Körperlänge ist nur sers entstandenen Gewässer müssen als Pri- schwach zugunsten der Weibchen ausgeprägt. märhabitate angesehen werden. Daneben wer- Auf einer gelbbraun bis oliv marmorierten den auch sehr häufig Qualmgewässer in Deich- Grundfärbung ist eine gelblich gefärbte Rücken- nähe sowie überflutete Polder (Havel) als Laich- linie ausgebildet. Die Bauchseite weist auf gewässer angenommen. schmutzig-grauweißem Grund ein dunkles %le- Die Kreuzkröte gehört zu den Spätlaichern. Un- ckenmuster auf. ter sehr günstigen meteorologischen Bedingun- Die rätschenden oder knarrenden Paarungsru- gen wandern die ersten Tiere in der ersten, fe zählen zu den lautesten der einheimischen spätestens jedoch in der zweiten Aprilhälfte an Amphibien. das Laichgewässer, jedoch erstreckt sich die Die Kreuzkröte kann auch durch ihre %ortbe- Laichperiode über mehrere Wochen. Dabei ist wegungsform eindeutig identifiziert werden. Die eine polyphasische Aktivität mit mehreren Ma- sehr kurzen Hinterbeine, die allenfalls für kur- xima erkennbar, welche oftmals eine %rüh-, ze Sprünge geeignet sind, bedingen das mäu- Haupt- und Spätlaichphase markieren. Die letz- seartige, sehr schnelle Laufen. ten Paarungsaktivitäten sind gewöhnlich Mitte Juli, spätestens Anfang August registrierbar. Biologie und Ökologie Nach Ankunft am Gewässer suchen die paa- Die Kreuzkröte ist eine echte Pionierart, die sehr rungsbereiten Weibchen die Männchen auf und schnell neu entstandene, flache, sich schnell verlassen nach erfolgter Laichablage sofort erwärmende und oftmals nur temporäre Gewäs- wieder das Gewässer, während die Männchen ser besiedelt. Dabei dominieren durch mensch- hier oftmals viele Tage oder Wochen verhar- liche Nutzungen hervorgebrachte Strukturen ren. Die ein- oder doppelreihigen Laichschnü- (Sekundärlebensräume), v.a. Abgrabungen al- re werden in 1–10 cm Tiefe frei auf dem fla- ler Art wie z.B. Sand-, Kies-, Ton- und Kaolin- chen Gewässerboden abgelegt. Die relativ gruben und die %olgelandschaft des Braunkoh- schnell schlüpfenden, tief schwarz gefärbten lenbergbaus. Aber auch %ahrspuren auf Trup- Larven erreichen eine Endlänge von ca. 2,3– penübungsplätzen, wassergefüllte Ackersenken 2,4 cm und sind damit die kleinsten einheimi- und technogene Habitate wie Klärteiche, Asche- schen Amphibienlarven. Die Kreuzkröte macht spülfelder, betoneingefasste %reibäder und %eu- eine sehr kurze Embryonal- und Larvalphase erlöschteiche sowie Kleinstgewässer auf Bau- durch. Die frisch umgewandelten Kröten sind stellen von Gewerbe- oder Wohngebieten wer- durchschnittlich 0,8 – 1 cm lang.

34 Kreuzkröte Verbreitung Das Gesamtverbreitungsgebiet erstreckt sich von der Iberischen Halbinsel über %rankreich und die mitteleuropäischen Staaten bis in das kontinentale Osteuropa, wo es das Baltikum und die westlichen Teile der Ukraine und Weiß- russlands erfasst (GASC et al. 1997). In Eng- land sind zwei Schwerpunkte, nämlich im Süd- osten und an der Nordwestküste, erkennbar, in Skandinavien kommt die Art in Dänemark so- wie Süd- und Westschweden einschließlich der vorgelagerten Inseln vor. Die Alpen und Kar- paten bilden eine Verbreitungsbarriere, so dass Kreuzkröte (oto: . Meyer) Apenninen- und Balkanhalbinsel unbesiedelt sind. Den Kenntnisstand zur Verbreitung in den burg ist die Art aus allen anderen Landkreisen 21 besiedelten europäischen Staaten (ein- bekannt. Dabei fallen einige Schwerpunkte auf schließlich Russland) stellt SINSCH (1998) dar, wie z.B. weite Teile der Altmark, die großen %luss- die Verbreitung in Deutschland ist bei GÜNTHER täler und deren Ränder, das Nördliche und Östli- & MEYER (1996) ausführlich beschrieben. Die che Harzvorland sowie die Braunkohlenbergbau- Art kommt hier in allen %lächen-Bundesländern folgelandschaften. Demgegenüber werden ande- vor und besiedelt dabei vor allem das %lach- re Gebiete fast oder vollständig gemieden wie die und Hügelland, wenngleich auch nicht in ein- gewässerärmeren oder waldreicheren Gebiete heitlicher Dichte. In Bayern erreicht sie im Al- sowie die kolline und montane Höhenstufe (ge- penvorland ihre südliche Verbreitungsgrenze. samter Harz). Die meisten Vorkommen werden nicht durch die %%H-Meldung erfasst, dennoch Bestandssituation in Sachsen-Anhalt liegen Nachweise aus 30 %%H-Gebieten vor. Die Kreuzkröte weist in Sachsen-Anhalt eine re- lativ weite Verbreitung auf. Mit Ausnahme der Gefährdung und Schutz Landkreise Merseburg-Querfurt und Bördekreis Die Kreuzkröte ist ein typisches %aunenelement sowie der kreisfreien Städte Dessau und Magde- der intensiv in Anspruch genommenen Kultur-

Tabelle 10: Vorkommen von Bufo calamita in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten (nur Nachweise seit 1988)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 95 16,0 42 44,2 53 55,8 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 72 12,1 9 12,5 63 87,5 D11 – Fläming 53 8,9 3 5,7 50 94,3 D12 – Brandenburgisches Heide- und 1 0,02 – – 1 100 Seen-Gebiet D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 8 1,4 1 12,5 7 87,5 D19 – Sächsisches Hügelland mit 24 4,0 – – 24 100 Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 65 10,9 7 10,8 58 89,2 D28 – Lüneburger Heide 4 0,7 – – 4 100 D29 – Altmark 218 36,8 8 3,7 210 96,3 D31 – Weser-Aller-Flachland 33 5,6 6 18,2 27 81,8 D33 – Nördliches Harzvorland 20 3,4 4 20 16 80 Gesamt 593 100 80 13,49 513 86,5

Kreuzkröte 35 landschaft, was durch die Besiedlung eines fang der 1990er Jahre existente, sehr hohe hohen Anteils nutzungsgeprägter Lebensräume Bestandsniveau wird nicht weiter aufrecht zu verdeutlicht wird. Diese sind jedoch durch wirt- erhalten sein. Vor diesem Hintergrund sollten schaftlichen Strukturwandel und spezifische alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die Art sozioökonomische Entwicklungen zunehmend sowohl im Rahmen des militärischen Übungs- in ihrem %ortbestand bedroht. %olgende Haupt- betriebes als auch bei der Rohstoffgewinnung gefährdungen spielen dabei eine Rolle: zu erhalten. Vordergründig artenschutzorien- • Rückgang des aktiven Braunkohlenbergbaus, tierte Maßnahmen, welche vorherige Nutzun- so dass keine neuen Sekundärhabitate mit gen imitieren sollten, haben bisher ambivalen- vergleichbaren %lächendimensionen entste- te Ergebnisse gezeitigt. Selbst die geplante hen, oder bereits realisierte naturschutzrechtliche • massive Habitatverluste im Rahmen des Sa- Sicherung ehemaliger Militär-Liegenschaften nierungsbergbaus durch Böschungsstabilisie- wird das Problem voranschreitender Sukzessi- rung, Reliefnivellierung, Wegebefestigung, onsvorgänge und des massiven Verlustes von Aufforstung und vor allem durch Restloch-%lu- Offenlandbiotopen nicht lösen können. Arten- tung (MEYER & GROßE 1997), schutzorientierte %olgenutzungskonzepte schei- • Nutzungsaufgabe und Konversion vieler mi- tern vielfach sowohl an finanziellen Engpässen litärischer Übungsplätze, wo fortschreitende als auch an den Hürden, die sich aus der Sukzession von Offenländern einen starken Kampfmittelbelastung vieler %lächen ergeben. Habitatschwund bedingt. Einen hohen Stellenwert sollte daher die Siche- In Anbetracht des drastischen Schwundes an rung und Wiederherstellung von Primärlebens- besiedelbaren großflächigen Sekundärhabita- räumen einnehmen, die für die langfristige ten wird es in Sachsen-Anhalt zu schweren Überlebenschance der Kreuzkröte eine hohe Bestandseinbußen kommen, die sich sowohl in und wachsende Bedeutung besitzen. Daher %orm einer Ausdünnung der Gesamtvorkom- sollten viele bereits in Planung befindliche Pro- men als auch durch rückläufige Populationsgrö- jekte der %lussauenrenaturierung zeitnah um- ßen bemerkbar machen werden. Das noch An- gesetzt werden.

36 Kreuzkröte Bufo viridis LAURENTI, 1768 – Wechselkröte rank Meyer; Thoralf Sy

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark gefährdet 3 - Gefährdet besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art den gleichermaßen besiedelt. Wenngleich die- Unter den drei Echten Kröten (Bufonidae) nimmt sen anthropogenen Gewässern der größte Stel- die Wechselkröte hinsichtlich der Körperlänge lenwert zukommt, werden in den Auen der gro- eine Mittelstellung ein. Die Maximalwerte der ßen Ströme auch „Primär“-Habitate besiedelt. Kopf-Rumpf-Länge liegen bei den Weibchen bei An Elbe, Saale, Mulde, Schwarzer Elster und 10, bei den Männchen bei 9 cm (NÖLLERT & NÖL- Havel wird die Art regelmäßig an Altarmen und LERT 1992). Artdiagnostisch bedeutsam ist die Altwässern sowie Überflutungstümpeln und sehr kontrastreiche Zeichnung der Oberseite, %lutrinnen im Deichvorland angetroffen. Die die auf weißlichem oder grauem Grund ein Besiedlung von Binnensalzstellen ist für ver- Muster scharf abgesetzter, häufig auch mit- schiedene Lokalitäten Sachsen-Anhalts belegt. einander verschmolzener, grüner und dunkel Ruf- und Laichaktivitäten von Wechselkröten umrandeter %lecken aufweist. Vor allem bei den sind bei uns ab Mitte April zu erwarten, deren Weibchen sind oftmals die größeren Warzen an Höhepunkt liegt jedoch zwischen Ende April den Körperflanken orange bis rötlich gefärbt. und Mitte Juni. Auch danach können noch ru- Weitere Artmerkmale sind die waagerecht el- fende Tiere verhört und auch Laichabgaben liptische Pupille, eine zitronengelbe bis grünli- registriert werden, insbesondere wenn nach che Iris sowie flache, nahezu parallel zu- einer längeren Trockenphase Starkniederschlä- einander verlaufende Parotiden. Der vorwie- ge fallen. gend während der Laichzeit abgegebene, sehr langgezogene und melodische Ruf („ürrr ... ürrr Verbreitung ... ürrr“) erinnert an das Trillern eines Kanari- Das Gesamtverbreitungsgebiet besitzt eine envogels. sehr große West-Ost-Ausdehnung und reicht von den Balearen bis in die Gebirgssteppen Biologie und Ökologie Mittelasiens (GASC et al.1997). Die Alpen wer- Hinsichtlich der Habitatwahl zeichnet sich die den gemieden, nördlich davon wird die westli- Wechselkröte durch eine hohe Plastizität aus. che Arealgrenze im Wesentlichen vom Rhein- Den Schwerpunkt bilden verschiedene Typen tal gebildet, das nur an einigen Stellen über- von Abgrabungsgewässern wie Ton-, Mergel-, schritten wird. Sie verläuft weiter über das öst- Kies- und Sandgruben und Deichaushubentnah- liche Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu mestellen. Charakteristisch ist weiterhin die den östlichen dänischen Inseln und reicht im Nähe zu menschlichen Siedlungen. Vor allem Norden bis Südschweden und in den Süden Dorfteiche stellen einen sehr häufigen Laichge- Estlands. In das Areal eingeschlossen sind das wässertyp dar, aber auch inmitten der Städte ist gesamte Osteuropa, der Balkan und Italien so- die Art anzutreffen, wobei sie hier Garten- und wie zahlreiche Mittelmeerinseln. Parkteiche sowie temporär wasserführende In Deutschland sind zwei große, mehr oder Kleinstgewässer auf Baustellen annimmt. Tech- weniger voneinander getrennte Verbreitungs- nogene Lebensräume wie Klär- und Sickertei- gebiete erkennbar (GÜNTHER & PODLOUCKY 1996). che, Spülfelder und Betonbecken aller Art wer- Das eine bildet die %ortsetzung der Vorkommen

Wechselkröte 37 Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Die Wechselkröte erreicht in Sachsen-Anhalt einen Teil ihrer westlichen Arealgrenze (GÜN- THER & PODLOUCKY 1996). Von Norden aus Schles- wig-Holstein kommend verläuft diese im Elb- Havel-Winkel und in der östlichen Altmark nach Süden, stößt dann im Bereich des Weser-Al- ler-%lachlandes und Nördlichen Harzvorlandes zungenförmig nach Westen bis in die Nieder- sächsischen Börden im Raum Hildesheim vor und verläuft, den Harz östlich umschließend, nach Süden bis zum Nordrand des Thüringer Beckens. Die Art kommt zwar in fast allen Lan- desteilen vor, es sind jedoch keine Gleichver- teilung, sondern Nachweishäufungen und ein Wechselkröte (oto: V. Neumann) Nord-Süd-Gefälle erkennbar. Die höchsten %undpunktdichten werden in der planaren Stu- im äußersten Nordosten %rankreichs entlang des fe im östlichen und nördlichen Harzvorland, im Rheins über den Kölner Raum, Rheinland-Pfalz Helme-Unstrut-Schichtstufenland und im Elbe- bis in das mittlere Baden-Württemberg und zu tal erfasst. Die Wechselkröte ist bislang aus 27 Inselvorkommen in Bayern, während sich das gemeldeten %%H-Gebieten bekannt, die Mas- nördliche an die Vorkommen in Dänemark, Po- se der Nachweise wurde jedoch außerhalb er- len und der Tschechischen Republik anschließt bracht. und große Teile Ostdeutschlands einnimmt.

Temporäres Kleingewässer in Halle-Lieskau als Habitat von Kreuz- und Wechselkröte (oto: . Meyer, 1995)

38 Wechselkröte Tabelle 11: Vorkommen von Bufo viridis in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten (nur Nachweise seit 1988)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 43 5,3 13 30,2 30 69,8 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 74 9,2 9 12,2 65 87,8 D11 – Fläming 8 1,0 2 25 6 75 D12 – Brandenburgisches Heide- und 1 0,1 – – 1 100 Seengebiet D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 62 7,7 4 6,4 58 93,6 D19 – Sächsisches Hügelland und 132 16,3 1 0,8 131 99,2 Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 417 51,5 49 11,8 368 88,2 D29 – Altmark 27 3,3 1 3,7 26 96,3 D31 – Weser-Aller-Flachland 2 0,2 – – 2 100 D33 – Nördliches Harzvorland 41 5,1 4 9,8 37 90,2 Sachsen-Anhalt 807 100 83 10,3 724 89,7

Gefährdung und Schutz Wechselkröte in besonderem Maße von der Die Wechselkröte ist in einigen Nachbarländern menschlichen Wirtschaftstätigkeit ab. Schutz- mit Vorkommen an der Arealgrenze bereits unverträgliche Nachnutzungen bzw. völlige stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht, Vernichtung von Sekundärhabitaten im Rahmen z.B. in Thüringen und Niedersachsen. In Sach- der „Rekultivierung“ von Abgrabungen, z.B. sen-Anhalt wird die Situation noch optimisti- durch Verfüllen, Planieren, Aufforsten etc., und scher eingeschätzt. Eine generelle Gefährdung ein sukzessionsbedinger Rückgang nicht oder ist durch großflächigen Verlust sich selbst er- nur extensiv genutzter Offenlandflächen im haltender, dynamischer Primärhabitate gege- Landlebensraum führen zu empfindlichen Be- ben, der vor allem durch die Entfunktionalisie- standsrückgängen. Bedeutsam ist auch die rung der %lussauen (Kanalisierung, Grundwas- Vernichtung von Kleingewässern im Siedlungs- serabsenkung durch Tiefenerosion etc.) bedingt bereich durch Bebauung, Ablagerungen etc. wurde. Damit hängen die Vorkommen der

Wechselkröte 39 Pelobates fuscus (LAURENTI, 1768) – Knoblauchkröte rank Meyer; Thoralf Sy

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark gefährdet – besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Teiche, Altwässer und Sölle, daneben auch Die Knoblauchkröte ist ein für einheimische Gewässer in Abgrabungen, stellen die wichtigs- Verhältnisse mittelgroßer, gedrungen gebauter ten %ortpflanzungshabitate in Sachsen-Anhalt %roschlurch aus der %amilie der Krötenfrösche dar. Eine große Rolle bei der Laichplatzwahl (Pelobatidae). In der Grundfärbung herrschen spielt das Vorhandensein einer gut ausgepräg- Braun- und Grautöne vor. Auf dem Rücken sind ten Unterwasservegetation und das Vorhan- oft hell- bis dunkelbraune Längsbänder erkenn- densein sonniger bis halbschattiger Bereiche. bar, daneben gibt es aber auch gefleckte oder Hier ist die Knoblauchkröte oftmals nur anhand nahezu zeichnungslose Individuen. In der Rü- ihrer charakteristischen klopfenden Rufe wahr- ckenmitte befindet sich ein heller Längsstrei- zunehmen, die unter Wasser abgegeben wer- fen. An den %lanken und Gliedmaßen sind häu- den. Auch die Paarung und Laichablage finden fig ziegelrote Pünktchen und Tupfen vorhanden. in der Regel unter der Wasseroberfläche statt Charakteristisch ist neben der senkrechten und sind damit unauffälliger als bei anderen Pupille („Katzenauge“) der große scharfrandi- heimischen %roschlurchen. Die Larven schlüp- ge %ersenhöcker an den Hintergliedmaßen, fen nach vier bis zehn Tagen und wachsen im welcher dem Eingraben der Art in lockeren Laufe von 70 bis 150 Tagen auf Gesamtlängen Boden dient. Der deutsche Trivialname leitet von 8–10 cm heran, teilweise können Riesen- sich von einem Sekret mit knoblauchähnlichem larven bis zu 20 cm Länge gefunden werden. Geruch her, das zuweilen als Abwehrreaktion Wird das Endstadium der Entwicklung nicht im abgesondert wird. ersten Jahr erreicht, können die Larven im Ge- wässer überwintern. Biologie und Ökologie In unseren Breiten besiedelt die Art hauptsäch- Verbreitung lich agrarisch genutzte Landschaften. Seltener Das Verbreitungsgebiet der Knoblauchkröte findet man sie in Waldgebieten, wo sie am häu- erstreckt sich von Nordost-%rankreich bis Mit- figsten Laub- und Mischwälder, aber auch lich- telasien. Im Norden werden Dänemark und te Kiefernforsten besiedelt. Zudem zeigt die Südschweden erreicht, im Süden zieht sich die Knoblauchkröte eine deutliche Präferenz für Verbreitungsgrenze von Norditalien über den leicht grabbare, sandige Substrate. Seltener Nordrand der Schwarzmeerküste und des Kas- werden auch schwere Lössböden und lehmi- pischen Meeres bis zum Aralsee (NÖLLERT 1990, ge, z.T. sommertrockene, harte Böden besie- NÖLLERT & GÜNTHER 1996). Als kontinentale delt (NÖLLERT 1990, NÖLLERT & NÖLLERT 1992), Steppenart besiedelt die Knoblauchkröte in dauerhaft staunasse Böden werden in der Re- Deutschland vornehmlich die agrarisch genutz- gel gemieden. ten Landschaftsräume der Tiefebenen. Ihren Die Knoblauchkröte ist hinsichtlich ihrer Le- Verbreitungsschwerpunkt besitzt sie demzufol- bensweise eine unauffällige und versteckt le- ge im Norden und Osten Deutschlands (NÖL- bende Art. Die Laichgewässer sind größtenteils LERT & GÜNTHER 1996). Die Mittelgebirge und eutroph und permanent wasserführend. Weiher, deren Vorländer werden weitgehend gemieden.

40 Knoblauchkröte Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Die Knoblauchkröte ist in Sachsen-Anhalt rela- tiv weit verbreitet. Als Verbreitungsschwerpunk- te zeichnen sich dabei die großen %lusstäler, Teile der Altmark aber auch weite Regionen des Halleschen und Köthener Ackerlandes sowie einige Bergbaufolgelandschaften ab. Größere Verbreitungslücken bestehen offenbar in der Magdeburger Börde, in Teilen der Altmarkhei- den (z.B. Colbitz-Letzlinger Heide) sowie z.T. im Zerbster Ackerland. Nachweise fehlen zudem aus dem Harz ab einer Höhenlage von Knoblauchkröte (oto: J. Huth) ca. 300 m. Vereinzelte Nachweise existieren für die Harzvorländer, die Hügellandschaften des intensiver genutzten Kulturlandschaft unterliegt Vorflämings sowie für Gebiete an der südwest- sie dennoch einer Vielzahl von möglichen Ge- lichen Landesgrenze. Die Art ist aus 50 gemel- fährdungsfaktoren. Als solche sind vorrangig zu deten %%H-Gebieten bekannt, die meisten nennen: verkehrsbedingte Verluste auf den Nachweise wurden jedoch außerhalb derselben Wanderungen zu und von den Laichgewässern, erbracht. Verlandung, %ischbesatz, Biozidanwendungen und mineralische Düngung, Tiefpflügen und ein Gefährdung und Schutz Struktur- und Habitatverlust in den Agrarräu- Die Knoblauchkröte zählt in Sachsen-Anhalt zu men. Trotzdem sind bislang keine gravierenden den verbreiteten Arten. Als %aunenelement der Bestandsrückgänge nachweisbar, so dass die

eldsoll bei Rahnsdorf (Landkreis Wittenberg) als Habitat der Knoblauchkröte (oto: . Meyer, 2002)

Knoblauchkröte 41 Tabelle 12: Vorkommen von Pelobates fuscus in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten (nur Nachweise seit 1988)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt In außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 133 12,4 36 27,1 97 72,9 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 203 18,9 36 17,7 167 82,3 D11 – Fläming 78 7,3 5 6,4 73 93,6 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 28 2,6 5 17,9 23 82,1 D19 – Sächsisches Hügelland und 86 8,0 16 18,6 70 81,4 Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 268 25,0 36 13,4 232 86,6 D28 – Lüneburger Heide – ––––– D29 – Altmark 214 19,8 5 2,3 209 97,7 D31 – Weser-Aller-Flachland 46 4,3 15 32,6 31 67,4 D33 – Nördliches Harzvorland 14 1,3–––– Sachsen-Anhalt 1070 100 154 14,4 9029 84,3

Art derzeit nicht als gefährdet gilt (MEYER & die Art. Im Umfeld bekannter Laichgewässer ist BUSCHENDOR% 2004). der Einsatz von Dünger und Pflanzenschutz- Die Extensivierung der Nutzung in den Vorkom- mitteln zu verbieten oder zumindest zu be- mensgebieten, die Sicherung vorhandener und schränken (Anlage von Gewässerrandstreifen). die Wiederherstellung ehemaliger Laichgewäs- Die Installation wirksamer Amphibienschutzan- ser, die Verhinderung weiterer Grundwasserab- lagen an Straßen kann die verkehrsbedingten senkungen sowie die Neuanlage von Gewäs- Verluste mindern. sern sind wesentliche Schutzmaßnahmen für

42 Knoblauchkröte Verbreitungskarte der Geburtshelferkröte Verbreitungskarte der Kreuzkröte

Verbreitungskarte der Wechselkröte Verbreitungskarte der Knoblauchkröte

Verbreitungskarten Lurche (I) 43 Hyla arborea (LINNAEUS, 1758) – Laubfrosch rank Meyer; Thoralf Sy

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark gefährdet 3 - Gefährdet besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art zone der Gewässer, wo der Laich in orm meh- Der Laubfrosch ist ein relativ kleiner roschlurch, rerer kleiner Klümpchen von drei bis 50, selten wobei die Kopf-Rumpf-Länge zumeist zwischen 100 Eiern meist an Pflanzenteile abgesetzt wird.

3 – 4 cm, selten über 4,5 cm liegt. An den in- Die gesamte Entwicklungszeit bis zur Metamor- ger- und Zehenspitzen sind Haftscheiben aus- phose dauert in Abhängigkeit von der Tempe- gebildet, was ihn zusammen mit der glatten, ratur, der Larvendichte und anderen aktoren glänzenden und oberseits zumeist einfarbig hell- zwischen 40 und 100 Tagen (häufigste Werte grünen ärbung unverwechselbar macht. Auf der 65 bis 80 Tage). Die Mehrzahl der Larven be- weißlichen bis grauen Unterseite ist die Haut- endet die Metamorphose folglich zwischen Juli oberfläche stärker granuliert. Vom Nasenloch und August (NÖLLERT & NÖLLERT 1992, GROSSE über das Trommelfell zieht beiderseits ein & GÜNTHER 1996). Die Winterquartiere werden schwarzer, oft cremefarbig gesäumter Streifen Ende Oktober/Anfang November bezogen. Bis die lanken entlang bis in die Hüftgegend, wo zu diesem Zeitpunkt können zuweilen noch ru- er fast immer eine nach vorne oben gerichtete fende Männchen (Herbstrufer) gehört werden. Hüftschlinge ausbildet (NÖLLERT & NÖLLERT 1992). Männchen können manchmal schon nach der Die sehr lauten und harten Paarungsrufe sind ersten Überwinterung geschlechtsreif werden, weithin hörbar und mit einem Knattergeräusch Weibchen zumeist nach der zweiten Winter- (rhythmisches „äpp...äpp...äpp“) zu beschreiben. ruhe.

Biologie und Ökologie Verbreitung In Sachsen-Anhalt findet man fast drei Viertel der Der Laubfrosch ist in Europa weit verbreitet und Vorkommen in den Niederungen unter 100 m kommt von der Iberischen Halbinsel über rank- ü.NN, den Rest zwischen 100 und 300 m ü.NN. reich, die Beneluxländer, Dänemark, Südschwe- Die höchsten undpunkte liegen im Südharz bei den, über das Baltikum bis Russland vor. Im Blankenheim und Pölsfeld bei 300 m ü.NN. Hin- Süden erreicht er das Mittelmeer und ist öst- sichtlich der Laichgewässer dominieren Teiche lich bis zur Balkanhalbinsel und bis über die und Weiher, daneben werden aber auch größe- Grenzen Europas hinaus im nördlichen und re Seen, temporäre Kleingewässer, Quelltümpel, westlichen Vorderasien und in der Kaukasus- Wiesenlachen, Gräben aller Art und Waldgewäs- region zu finden. In Deutschland ist der Laub- ser angenommen. Den Landlebensraum bilden frosch in der planar-kollinen Stufe zwar in allen meist Röhrichte sowie gewässernahe Hochstau- Bundesländern vertreten, besitzt jedoch dabei den, Gebüsche, Hecken und Bäume, teilweise auch große Verbreitungslücken. auch Äcker und Gärten. Die ortpflanzungszeit erstreckt sich je nach Bestandssituation in Sachsen-Anhalt den regionalen klimatischen Bedingungen von Der Laubfrosch ist in Sachsen-Anhalt nur weit- Anfang/Mitte April bis Mitte/Ende Juni, manch- lückig verbreitet. Schwerpunkte befinden sich mal bis in den Juli. Die Paarung vollzieht sich auf den westlichen Altmarkplatten, in der obe- vorwiegend in den Nachtstunden in der Ufer- ren Ohreniederung und im Drömling sowie in

44 Laubfrosch den lussauen der Mittelelbe und der Unterläu- fe von Mulde, Saale und Weißer Elster. Auch walddominierte Landschaften wie die Dübener Heide, der Ziegelrodaer orst und Teile des Burger Vorflämings und Südharzes weisen be- merkenswerte Vorkommen auf. Dagegen sind große Landstriche wie die Börden, die Quer- furter Platte, der Harz und sein Nördliches und Östliches Vorland frei von Nachweisen. Es ist schwer zu interpretieren, warum der Laubfrosch im Gebiet der östlichen Altmarkplatten, der nördlichen Elbeaue sowie im Elb-Havel-Winkel nicht vorkommt. Die Art wurde in 31 gemelde- Laubfrosch (oto: A. Westermann) ten H-Gebieten nachgewiesen. vor allem aus dem Aga-Reichenbacher Gebiet Gefährdung und Schutz (UNRUH 1980) bekannt. Auf erste deutliche Rück- BORGULA (1995) sieht in der Zerstörung der Ha- gangserscheinungen in diesem Gebiet wies bitate und ihrer Vernetzungen eine der Haupt- schon SÄNGER (1956) hin. Als Ursachen wer- ursachen für den Rückgang des Laubfrosches. den in den vorwiegend agrarisch geprägten ür Sachsen-Anhalt ist dieser Habitatverlust Räumen vor allem Überdüngung der Gewäs- beispielhaft aus dem Zeitzer Raum belegt. Noch ser und meliorative Aktivitäten in euchtgebie- Ende der 1970er Jahre waren viele Vorkommen ten erwähnt. Gegenwärtig werden vor allem

Habitat des Laubfrosches in der Saale-Elster-Aue bei Halle (oto: M. Schulze, 2003)

Laubfrosch 45 Tabelle 13: Vorkommen von Hyla arborea in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten (nur Nachweise seit 1988)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 7 1,3 4 57,1 3 42,9 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 122 22,1 39 32,0 83 68,0 D11 – Fläming 12 2,2 2 16,7 10 83,3 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 48 8,7 18 37,5 30 62,5 D19 – Sächsisches Hügelland mit 86 15,6 40 46,5 46 53,5 Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 72 13,0 22 30,6 50 69,4 D28 – Lüneburger Heide 7 1,3 – – 7 100 D29 – Altmark 117 21,2 4 3,4 113 96,6 D31 – Weser-Aller-Flachland 79 14,3 35 44,3 44 55,7 Sachsen-Anhalt 550 100 164 29,8 386 70,2

Sekundärgewässer besiedelt, es sind nur eini- TESTER & LORY 1995). Erforderlich ist deshalb ge wenige natürliche Habitate verblieben. ein komplexer und großflächiger Schutz, der Generell stellen Eutrophierung und Verlandung entsprechende Erhaltungsmaßnahmen wie die sowie Austrocknung von Kleingewässern lan- Gewässerneuanlage und die Aufrechterhaltung desweit bedeutsame Gefährdungsursachen bzw. Wiederherstellung der Vernetzung der dar. Weitere aktoren sind ischbesatz, Ver- ortpflanzungsgewässer und Landhabitate ein- müllung, Beschattung und Zerstörung der Ufer- schließt. Der langfristige Erhalt einer Metapo- region, vor allem durch Viehtritt. pulation des Laubfrosches sollte dann gesichert Da die Laichgewässer des Laubfrosches oft nur sein, wenn entsprechende Reproduktionszen- zeitweilig und jahrweise unterschiedlich zur tren nicht mehr als 1 – 2 km voneinander ent- ortpflanzung geeignet sind, ist er eine Kenn- fernt liegen und die dazwischen liegenden Be- art für dynamische, vielfältige und großflächi- reiche geeignete Habitatstrukturen mit Hecken ge Biotopverbundsysteme (BITZ et al. 1995, und Kleingewässern aufweisen.

46 Laubfrosch Rana arvalis NILSSON, 1842 – Moorfrosch rank Meyer; Thoralf Sy

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark gefährdet 3 - Gefährdet besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Strukturen, auf dem Gewässergrund oder auf Der Moorfrosch zählt mit dem Spring- und Gras- horizontal orientierter submerser Vegetation frosch zur Gruppe der „Braunfrösche“. Gegen- abgelegt. Die Laichplätze liegen fast immer im über den beiden anderen Arten zeichnet er sich lachwasser und sind meist sonnenexponiert. durch das spitze Maul und den hochgewölbten Die Tiere verweilen oft noch mehrere Wochen inneren ersenhöcker aus. Bei nach vorn an- in der Nähe der Laichgewässer. gelegtem Hinterbein ragt das ersengelenk Die Habitate des Moorfrosches zeichnen sich nicht über die Schnauzenspitze hinaus. Die i.d.R. durch hohe Grundwasserstände aus. Be- Kopf-Rumpf-Länge adulter Moorfrösche in siedelt werden dementsprechend vor allem Deutschland beträgt im Durchschnitt zwischen Nasswiesen, Zwischen-, Nieder- und lachmoo-

4,5 – 6 cm (GÜNTHER & NABROWSKI 1996), das re sowie Erlen- und Birkenbrüche. Die Laichge-

Gewicht zwischen 15 – 30 g. wässer sind eutroph, zum Teil auch meso- bis Die Oberseite ist zumeist bräunlich, seltener dystroph. Bei den Landlebensräumen dominie- rötlich, gelblich oder grau und weist häufig le- ren Sumpfwiesen und lachmoore, sonstige cken und einen hellen Rückenstreifen auf. Die Wiesen und Weiden sowie Laub- und Mischwäl- Unterseite ist gewöhnlich weißlich bis gelblich, der, vor allem Auen- und Bruchwälder. oft mit gelblich getönten Partien in der Achsel- und Weichengegend. Artcharakteristisch ist die Verbreitung bei den Männchen in der Paarungszeit ausge- Der Moorfrosch besitzt ein großes eurasisches bildete blaue ärbung der Oberseite und Keh- Verbreitungsgebiet. Die West- und Nordgren- le (GÜNTHER & NABROWSKI 1996). Die von den ze verläuft durch Ost-rankreich, Nord-Belgi- Männchen geäußerten Paarungsrufe können en, die Niederlande, Süd-Norwegen, Schweden mit einem „Blubbern“ oder „Glucksen“ um- und innland. In Osteuropa erreicht die Art das schrieben werden. Weiße Meer und die Barentssee. Die Südgren- ze verläuft vom Elsass durch Süd-Deutschland, Biologie und Ökologie Österreich, Ost-Slowenien, Kroatien, Ungarn, Der Moorfrosch gehört zu den „Explosivlai- Nord- und Zentralrumänien und erreicht in der chern“ des zeitigen rühjahrs. Unter günstigen Ukraine und Russland das Schwarze Meer. Bedingungen werden bereits im ebruar wan- Weiter im Osten besiedelt der Moorfrosch die dernde Moorfrösche festgestellt, der Großteil Steppenzone bis zum Süd-Ural, Nord-Kasachs- der Tiere findet sich jedoch im März am Laich- tan, den Altai und den Baikalsee (NÖLLERT & gewässer ein, wobei die Männchen gewöhnlich NÖLLERT 1992). einige Tage vor den Weibchen ankommen. Paa- Innerhalb Deutschlands ist die Verbreitung der Art rungs- und Laichaktivitäten können dann inner- in Ost- und Norddeutschland gebietsweise noch halb einer Woche abgeschlossen sein, können flächendeckend, während sie im Süden, Westen sich aber bei zwischenzeitlichen Schlechtwet- und in der Mitte große Lücken aufweist. In Meck- terperioden auch über drei Wochen erstrecken. lenburg, Brandenburg und Teilen Sachsens und Der Laich wird zwischen lockeren vertikalen Sachsen-Anhalts werden die bundesweit größ-

Moorfrosch 47 Ohretal mit dem Drömling. In der Altmark kommt der Moorfrosch zahlreich in den Niederungen der Altmoränenlandschaften vor, während die Sander und Endmoränen der Altmarkheiden mit Ausnahme der elbenahen Bereiche gemieden werden. Die Lössböden der Ackerebenen wer- den gar nicht oder nur spärlich besiedelt. Gro- ße Verbreitungslücken bestehen somit in der Magdeburger Börde sowie im Zerbster und Halleschen Ackerland. Aus dem Harz fehlen ebenso aktuelle Nachweise wie aus weiten Tei- len des südlichen Sachsen-Anhalts. Im Helme- Unstrut-Buntsandsteinland liegen bei knapp 300 m ü.NN die höchstgelegenen Vorkommen in Sachsen-Anhalt. In den Verbreitungszentren Moorfrosch (oto: V. Neumann) tritt der Moorfrosch teils in noch individuenstar- ken Populationen mit z.T. mehreren Hundert ten Abundanzen und die höchste Verbreitungs- Rufern auf. An Amphibienschutzeinrichtungen dichte erreicht (GÜNTHER & NABROWSKI 1996). an Straßen wurden stellenweise mehrere Tau- send Individuen gezählt (z.B. Untere Havel). Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Außerhalb der Vorkommensschwerpunkte sind ast lückenlos besiedelt werden die lussau- die Populationen oft wesentlich kleiner oder in- en der Elbe, Saale, Mulde und Havel sowie das dividuenarm.

Überflutetes Auengrünland an der Unteren Havel als Habitat des Moorfrosches (oto: . Meyer, 1995)

48 Moorfrosch Tabelle 14: Vorkommen von Rana arvalis in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten (nur Nachweise seit 1988)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 227 25,3 97 42,7 130 57,3 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 246 27,4 96 39,0 150 61,0 D11 – Fläming 68 7,6 7 10,3 61 89,7 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 17 1,9 9 52,9 8 47,1 D19 – Sächsisches Hügelland und 20 2,2 14 70,0 6 30,0 Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 100 11,1 15 15,0 85 85,0 D29 – Altmark 183 20,4 22 12,0 161 88,0 D31 – Weser-Aller-Flachland 35 3,9 23 65,7 12 34,3 D33 – Nördliches Harzvorland 1 0,1 – – 1 100 Sachsen-Anhalt 897 100 283 31,5 614 68,5

Gefährdung und Schutz mungsgebieten, eine der wichtigsten Schutz- In der aktuellen Roten Liste der Lurche Sach- maßnahmen dar. Pufferzonen rings um die sen-Anhalts (MEYER & BUSCHENDOR 2004) wird Gewässer dienen dem Schutz vor Einträgen der Moorfrosch als gefährdet (Kategorie 3) ein- von Pestiziden und Dünger, vor einer übermä- gestuft. Insbesondere außerhalb der Schwer- ßigen Beweidung sowie als Landlebensraum punktvorkommen ist eine Ausdünnung des be- der Adulten und Juvenilen. Die Landlebensräu- siedelten Areals festzustellen. Als hauptsäch- me sollten extensiv bewirtschaftet werden. rü- liche Gefährdungsursachen sind tiefgreifende here Eingriffe in den Wasserhaushalt (z.B. in lussregulierungen und der Verlust von Reten- verwaisten Vorkommensgebieten) sind in Ab- tionsflächen sowie Grundwasserabsenkungen, hängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten so intensive Landwirtschaft, Beseitigung flacher weit wie möglich rückgängig zu machen. Eine Ufer, ischbesatz, Gewässergüteprobleme und Besetzung der Laichgewässer mit ischen ist straßenverkehrsbedingte Verluste zu nennen. zu verhindern. Da neue Gewässer vom Moor- Die Entwässerung der terrestrischen Lebens- frosch rasch besiedelt werden können, sind räume trug gleichfalls zum Erlöschen vieler auch Neuanlagen in geeigneter Umgebung zu Populationen bei. empfehlen. An Straßen mit hohen Verkehrsver- Der Erhalt der natürlichen Dynamik der luss- lusten sind angemessene Schutzmaßnahmen auen stellt deshalb, verbunden mit der Siche- zu ergreifen. rung und Reaktivierung von Überschwem-

Moorfrosch 49 Rana dalmatina BONAPARTE, 1840 – Springfrosch rank Meyer; Thoralf Sy

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 3 - Gefährdet R - Extrem seltene besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL Art mit geogra- (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der phischer Restriktion nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Areal sehr gut mit der Rotbuchen-Verbreitung Der Springfrosch zählt gemeinsam mit dem zur Deckung bringen lässt. Hauptsächlich be- Gras- und Moorfrosch zu den einheimischen siedelte Laichgewässer-Typen sind wasserge- „Braunfröschen“, zwischen denen eine große füllte Erdfälle bzw. Dolinen des Hornburger Verwechslungsgefahr besteht. Im Vergleich der Sattels und des Bartenslebener orstes ebenso Körperlängen nimmt der Springfrosch eine Mit- wie kleinflächige Schwarzerlenbrüche, die häu- telstellung ein, wobei die Männchen kaum grö- fig die einzigen Stillgewässer innerhalb ge-

ßer als 6 – 6,5 cm, die Weibchen knapp 8 cm schlossener Waldstandorte bilden. Die Spring- lang werden (NÖLLERT & NÖLLERT 1992). Bei der frosch-Laichgewässer im Ohre-Aller-Hügelland, ersenprobe ragt das ersengelenk entweder aber auch im Südharz, liegen häufig in Wald- knapp oder einige Millimeter über die lange und randlage zu Waldwiesen oder auf diesen selbst. meist leicht zugespitzte Schnauze hinaus. Die Im Ziegelrodaer orst laicht die Art in Erlenbrü- meist hellbraune bis rötlichbraune ärbung der chen und Tongruben ab. Allen Gewässern ge- Oberseite ist oft uniform ausgeprägt und wenig mein ist eine zumindest teilweise Besonnung kontrastreich. Die Unterseite ist einheitlich sowie flache struktur- oder vegetationsreiche weißlich bis gelblich, eine leckung oder Mar- Uferabschnitte. morierung fehlt in der Regel oder ist lediglich Der Springfrosch ist ein ausgesprochener rüh- in der Kehl- und Brustregion vorhanden. Die laicher, der oftmals schon in die Gewässer ein- sehr schwach wahrzunehmenden Paarungsru- wandert, wenn diese noch teilweise eisbedeckt fe („wog ... wog ... wog“) werden zu Beginn der sind, so dass er häufig übersehen wird und bei Laichperiode meist unter Wasser abgegeben. Amphibienkartierungen unterrepräsentiert ist. Meist befestigt der Springfrosch die Eiballen an Biologie und Ökologie Seggenstängeln oder Laichkräutern einige Zen- Der Springfrosch ist in Mitteleuropa und so auch timeter unterhalb der Wasseroberfläche, selte- in Sachsen-Anhalt mehr als alle anderen rosch- ner dienen zur Befestigung der Eier Äste oder lurcharten an Wälder gebunden, wobei sich sein Zweige.

Tabelle 15: Vorkommen von Rana dalmatina in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten (nur Nachweise seit 1988)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 56 63,6 35 62,5 21 37,5 D20 – Östliches Harzvorland und Börden 1 1,1 – – 1 100 D31 – Weser-Aller-Flachland 13 14,8 – – 13 100 D33 – Nördliches Harzvorland 2 2,3 1 50,0 1 50,0 D37 – Harz 16 18,2 1 6,2 15 93,8 Sachsen-Anhalt 88 100 37 42,0 51 58,0

50 Springfrosch Verbreitung Das Gesamtareal überstreicht große Teile Euro- pas und reicht von der französischen Westküste und dem nordöstlichen Baskenland über nahezu ganz rankreich, das südliche Belgien und Lu- xemburg und das südwestliche und nordöstliche Deutschland bis nach Dänemark und Südost- schweden. Die Verbreitungsgrenze verläuft wei- ter über Südpolen, die Tschechische Republik und die Slowakei, die südwestliche Ukraine und Ru- mänien entlang der westlichen Schwarzmeerküs- te und schließt die gesamte Balkanhalbinsel ein. In Italien ist die Art weit verbreitet (NÖLLERT & Springfrosch (oto: B. Lehmann) NÖLLERT 1992, GASC et al. 1997). Naturraum Harz vereint die höchste Anzahl von Bestandssituation in Sachsen-Anhalt undpunkten. Das Gebiet umfasst die natur- Einen detaillierten und nach wie vor aktuellen räumlichen Einheiten Mittel- und Unterharz so- Kenntnisstand zur Situation in Sachsen-Anhalt wie das Südliche und Östliche Harzvorland. In präsentieren MEYER et al. (1997). Die Verbrei- Verbindung mit dem hohen lächenanteil ist der tung zeigt ein sehr disjunktes Muster, wobei sich Harz zweifelsohne eines der bedeutendsten die undpunkte auf die westlichen Landesteile Vorkommensgebiete. Die landesweit höchste konzentrieren. Im Wesentlichen lassen sich drei undortdichte weist der Ziegelrodaer orst süd- Verbreitungsschwerpunkte erkennen, deren östlich von Querfurt als Teil des Helme-Unstrut- nördlichster im Ohre-Aller-Hügelland liegt. Der Buntsandsteinlandes auf. Einzelne Nachweise

Wassergefüllter Erdfall im Bartenslebener orst als Habitat des Springfrosches (oto: . Meyer, 1996)

Springfrosch 51 wurden auch aus Regionen erbracht, die weitab len oder Trockenlegen von Waldgewässern der bisher bekannten Verbreitungszentren lie- oder ischbesatz ergeben, nennenswerte Ver- gen und einer genaueren Prüfung bedürfen. luste durch den Verkehrstod wurden bislang Bislang sind Vorkommen aus neun gemelde- nicht bekannt. In einigen Gebieten stellt die ten H-Gebieten bekannt. Jagdausübung in der Hinsicht einen Konflikt dar, dass ütterungen oder Salzlecken häufig Gefährdung und Schutz in unmittelbarer Nähe der Laichgewässer an- Der Gefährdungsgrad des Springfrosches wur- gelegt wurden, was häufig zu erheblichen Schä- de lange überbewertet und fehleingeschätzt. digungen der Gewässervegetation führt. Voll- Negativentwicklungen von Vorkommen können kommen unbekannt ist, inwieweit sich geneti- sich lokal aus Waldbaumaßnahmen oder Be- sche Isolationseffekte auswirken und den ort- einträchtigungen der Laichhabitate wie Verfül- bestand der Art gefährden könnten.

52 Springfrosch Rana lessonae (CAMERANO, 1882) – Kleiner Wasserfrosch rank Meyer; Thoralf Sy

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen G - Gefährdung D - Daten defizitär besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL anzunehmen, aber (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang III der Status unbekannt nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art frankreich nordwärts über die Benelux-Staaten, Der Kleine Wasserfrosch ist der kleinste der drei Norddeutschland (Grenzverlauf unklar), weiter heimischen Wasserfrosch- (oder „Grünfrosch“-) entlang der polnischen Ostseeküste über die ormen, dem erst seit einigen Jahrzehnten ein baltischen Republiken bis Russland. Im Süden eigener Artstatus zuerkannt wurde. Das wich- ist er bis in das Donaudelta verbreitet; die wei- tigste Artmerkmal ist der große halbkreisförmi- tere Südgrenze folgt der Donau, später der ge innere ersenhöcker, der stets länger als die Save und verläuft durch das nördliche ehema- halbe Länge der ersten Zehe ist. Während der lige Jugoslawien bis in die Po-Ebene. Er fehlt Paarungszeit fallen die Männchen durch eine in Teilen Norddeutschlands und wahrscheinlich markante Gelbfärbung auf. Bei beiden Ge- vollständig in Dänemark und Südschweden (vgl. schlechtern sind gelb bis orange gefärbte le- GÜNTHER 1990, GASC et al. 1997). cken auf den Hinterseiten der Oberschenkel ausgebildet. Eine vollkommen sichere und zweifelsfreie Artdiagnose ist jedoch nach wie vor nur auf der Basis genetischer Untersuchun- gen möglich.

Biologie und Ökologie Unter den Gewässerhabitaten des Kleinen Was- serfrosches dominieren kleine Gewässer, wie kleine Teiche, Weiher, Temporärgewässer, Ab- baugruben und Gräben. Sie sind oftmals flach, besonnt und vegetationsreich und können sich in der eldflur (z.B. eldsölle im läming), im Grünland (Drömling) und auch im Wald (Harz, Kleiner Wasserfrosch (oto: U. Zuppke) Dübener Heide, Ziegelrodaer orst) befinden. Teilweise haben die Gewässer auch anmoori- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt gen, leicht sauren Charakter wie z.B. einige Die Determinationsprobleme führen dazu, dass Gewässer im Drömling, Ziegelrodaer orst und der Kleine Wasserfrosch bei vielen Erhebun- im Randbereich der Colbitz-Letzlinger Heide. gen unterrepräsentiert ist. Es ist daher anzu- Ansonsten entspricht die Lebensweise weitge- nehmen, dass die in der Abbildung dargestell- hend der der anderen beiden, nahe verwandten ten Vorkommen nicht die wirkliche Verbreitung Wasserfroscharten, vor allem die enge Bindung in Sachsen-Anhalt widerspiegeln. Es kann an das Gewässer betreffend. Außerhalb der zunächst nur davon ausgegangen werden, dass Gewässer hält sich die Art nur selten auf. diese Art von den drei Wasserfroscharten die seltenste ist, eine sehr lückenhafte Verbreitung Verbreitung aufweist und in einigen ihrer Vorkommensge- Das Areal des Kleinen Wasserfrosches über- biete nur in geringer Anzahl oder gar verein- streicht weite Teile Europas und reicht von Süd- zelt nachgewiesen wurde. Landesweit muss der

Kleiner Wasserfrosch 53 Bestand als klein bewertet werden. Auch regi- stufe. Nachweise der Art liegen aus sieben ge- onal kann die Bestandssituation nicht anders meldeten H-Gebieten vor. eingeschätzt werden, zumal die Lebensräume in den überwiegenden ällen sehr begrenzt Gefährdung und Schutz sind. Gesicherte Nachweise stammen z.B. aus Die fundierte Gefährdungsanalyse bereitet im dem Unstrut-Triasland (Ziegelrodaer orst), alle des Kleinen Wasserfrosches große Pro- Harz, Hochfläming und Südlichen läminghü- bleme, da weder verlässliche historische Da- gelland, Drömling, Tangergebiet und dem Zeit- ten vorliegen noch ein abschließendes Bild hin- zer Bergbaugebiet. Darüber hinaus existieren sichtlich der aktuellen Verbreitung existiert. Es diverse „Verdachtsgebiete“, wo mit unden der kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Art zu rechnen ist, z.B. im sachsen-anhaltischen er, wie auch die anderen beiden Wasserfrosch- Teil der Dübener Heide (JAKOBS 1986). Der Klei- arten, deutlich weniger als andere heimische ne Wasserfrosch besiedelt in Sachsen-Anhalt Amphibienarten gefährdet ist. Das Hauptaugen- vorwiegend die planare und kolline Stufe und merk sollte daher zunächst auf die Klärung sei- überschreitet im Harz nicht die 450 m-Höhen- ner aktuellen Bestandssituation gelegt werden.

Moorgewässer im Mahlpfuhler enn als Habitat des Kleinen Wasserfrosches (oto: . Meyer, 2003)

54 Kleiner Wasserfrosch Tabelle 16: Vorkommen von Rana lessonae in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren undpunkten (nur Nachweise seit 1991)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 3 4,6 – – 3 100 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 3 4,6 2 66,7 1 33,3 D11 – Fläming 9 13,8 – – 9 100 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 17 26,2 9 52,9 8 47,1 D19 – Sächsisches Hügelland und 3 4,6 – – 3 100 Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 11 16,9 3 27,3 8 72,7 D29 – Altmark 6 9,2 – – 6 100 D31 – Weser-Aller-Flachland 8 12,3 6 75 2 25,0 D33 – Nördliches Harzvorland 2 3,1 – – 2 100 D37 – Harz 2 3,1 – – 2 100 Sachsen-Anhalt 64 100 20 31,2 44 68,8

Kleiner Wasserfrosch 55 Verbreitungskarte des Laubfrosches Verbreitungskarte des Moorfrosches

Verbreitungskarte des Springfrosches Verbreitungskarte des Kleinen Wasserfrosches

56 Verbreitungskarten Lurche (II) 3.3.2 Kriechtiere (Reptilia)

Coronella austriaca LAURENTI, 1768 – Schlingnatter, Glattnatter #rank Meyer; Thoralf Sy

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark gefährdet G - Gefährdung besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL anzunehmen, aber (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der Status unbekannt nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art strauchheiden auf Truppenübungsplätzen wie Die Schling- oder Glattnatter ist neben Kreuz- der Colbitz-Letzlinger, Glücksburger und Ora- otter und Ringelnatter die dritte in Sachsen- nienbaumer Heide. Anhalt heimische Schlangenart. Die Grundfar- Ausschlaggebend für das Vorkommen der be kann variieren und grau, gelblich, rötlich oder Schlingnatter ist neben den oben genannten bräunlich sein. Kennzeichnend ist ein dunkel- Habitatstrukturen auch eine ausreichende Beu- brauner Streifen, der vor oder hinter dem Auge teverfügbarkeit, wobei vor allem Eidechsen beginnt und sich bis zum Hals fortsetzt. Die Ge- (Zauneidechse, seltener Waldeidechse und samtlänge von ca. 75 cm wird nur selten über- Blindschleiche) und Kleinsäuger bedeutsam schritten. sind. Der Trivialname Schlingnatter deutet auf die entsprechende Art des Beuteerwerbs bzw. Biologie und Ökologie -tötens hin. Als wärmeliebende Schlangenart ist die Schling- natter überall dort zu erwarten, wo die Habitat- Verbreitung strukturen eine ausreichende Wärmeversor- Das sehr große und weite Teile des gemäßig- gung gestatten. Die ?undorte liegen oftmals in ten Eurasiens überstreichende Areal reicht vom den Übergangsbereichen zwischen offener und Norden der Iberischen Halbinsel über Süd-Eng- bewaldeter Landschaft mit einer Verzahnung land und Süd-Skandinavien, den mediterranen von niedriger Vegetation einerseits und nack- Raum bis in das nördliche Kleinasien. In Deutsch- tem, unbewachsenem, steinigem oder sandi- land ist die Art zwar in fast allen Bundeslän- gem Boden andererseits. Die Schlingnatter prä- dern vertreten, weist aber einen deutlichen Ver- feriert offene Stellen, Wegschneisen und Scho- breitungsschwerpunkt in den klimatisch be- nungen in Laub-, Nadel- und Mischwäldern, günstigten Mittelgebirgsräumen des Südens Hecken an Wegböschungen und Steinrücken und Südwestens auf. So ist sie in Hessen, dem sowie Randstandorte wie Gräben, Dämme, Dei- westfälischen Bergland, Rheinland-Pfalz, dem che, Wälle, Hänge, Steinbrüche und Gruben- Saarland, Baden-Württemberg und Nordbayern habitate. ?undorthäufungen finden sich auf weit verbreitet. Nach Norden zu splittert sich Weinbergen, Weinbergsbrachen sowie auf mit das Areal immer mehr in disjunkte Vorkommen Gebüsch und Hecken durchsetzten Trocken- auf (GÜNTHER & VÖLKL 1996). und Halbtrockenrasen, wo leicht erwärmbare Böden, zahlreiche Versteckmöglichkeiten im Bestandssituation in Sachsen-Anhalt anstehenden oder zu Terrassen aufgeschich- Es kann davon ausgegangen werden, dass die teten Gestein und hohe Wärmeeinstrahlung ent- Schlingnatter aufgrund ihrer heimlichen Le- scheidende ?aktoren für die Etablierung indivi- bensweise sehr häufig übersehen wird und die duenreicher Bestände bilden. Einen wichtigen in der Abbildung dargestellten Nachweise kein Habitattyp bilden darüber hinaus die Zwerg- Abbild ihrer tatsächlichen Verbreitung gestat-

Schlingnatter 57 ten. Sowohl historisch bekannte als auch aktu- ell bestätigte Häufungspunkte stellen die Süd- harz- und Kyffhäuserregion, der Nordharz und seine Vorländer, das Saale-Unstrut-Gebiet ein- schließlich der Saale-Ilm-Platten, der ?läming und Teile der Altmark dar. Weitere Nachweise stammen aus der Dübener Heide, dem Gebiet des Zeitzer ?orstes und von den Talzügen der Weißen Elster zwischen Crossen und Salsitz im Burgenlandkreis. Damit kann für Sachsen- Anhalt von der Existenz vieler isolierter Popu- lationen ausgegangen werden. Im Harz wird Schlingnatter (!oto: J. Huth) eine obere Verbreitungsgrenze von 650 m ü.NN angenommen. Entsprechend dem aktuellen aufgaben auf Trocken- und Halbtrockenrasen, Kenntnisstand kommt die Schlingnatter in 20 Weinbergen und Zwergstrauchheiden können gemeldeten ??H-Gebieten vor. mittel- bis langfristig zu deutlichen Habitatver- lusten führen. Im Rahmen der forstlichen Nut- Gefährdung und Schutz zung muss ein besonderes Augenmerk auf den Es liegen nur unzureichend gesicherte Daten Erhalt strukturreicher Waldränder, Blößen und zum tatsächlichen Gefährdungsgrad der Splitterflächen gerichtet werden. Regelmäßig Schlingnatter in Sachsen-Anhalt vor. Ihre Situ- führen Verwechslungen mit der Kreuzotter zum ation ist untrennbar mit dem ?ortbestand der Töten der Tiere. An exponierten Stellen sollten von ihr besiedelten Kultur- und Halbkulturland- entsprechende aufklärende Maßnahmen der schaften verbunden. Großflächige Nutzungs- Öffentlichkeitsarbeit ergriffen werden.

Tabelle 17: Vorkommen von Coronella austriaca in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren !undpunkten (nur Nachweise seit 1988)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 4 2,7 – – 4 100 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 24 16 5 20,8 19 79,2 D11 – Fläming 20 13,3 3 15 17 85 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 25 16,7 16 64 9 36 D19 – Sächsisches Hügelland und 3 2 – – 3 100 Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 5 3,3 1 20 4 80 D29 – Altmark 14 9,3 1 7,1 13 92,9 D33 – Nördliches Harzvorland 16 10,7 7 43,8 9 56,2 D37 – Harz 39 26 10 25,6 29 74,4 Sachsen-Anhalt 150 100 43 28,7 107 71,3

58 Schlingnatter Lacerta agilis LINNAEUS, 1758 – Zauneidechse #rank Meyer; Thoralf Sy

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 3 - Gefährdet 3 - Gefährdet besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art mittlere maximale Vegetationshöhe) mit min- Die Zauneidechse ist eine von zwei in Sach- destens 50 cm tiefem grabbaren Substrat bei sen-Anhalt heimischen Vertretern der Hals- überwiegend südlicher Exposition gefunden. Es bandeidechsen. Sie wird mit bis zu 24 cm Län- ist anzunehmen, dass insbesondere die An- ge deutlich größer als die Waldeidechse und sprüche an die Vegetationsstruktur durch kli- weist im Vergleich zu dieser einen plumpen matische ?aktoren modifiziert werden, so dass Körperbau auf. Die Männchen ziert besonders beispielsweise in den weniger kontinental ge- während der Paarungszeit im ?rühjahr eine tönten Gebieten im Norden des Landes vorran- kräftig grüne ?ärbung der ?lanken, wogegen die gig von der Besiedlung spärlicher bewachse- Weibchen durch eine relativ kontrastreiche ner Habitate auszugehen ist. braune ?leckenzeichnung gekennzeichnet sind. Beiden Geschlechtern gemeinsam sind die un- Verbreitung verwechselbaren Vertebralstreifen. Das Areal der Zauneidechse reicht von der fran- zösischen Atlantikküste im Westen bis zum Bai- Biologie und Ökologie kalsee im Osten. Die südliche Verbreitungs- Die Zauneidechse ist eine typische Art wärme- grenze erstreckt sich von den Pyrenäen über begünstigter Standorte und bevorzugt dabei die nördlichen Alpen, den nördlichen Balkan relativ deckungsreiche und reich strukturierte und das Nordufer des Baikalsees bis in den Lebensräume. Zu den wichtigsten Habitaten Nordwesten Chinas (BÖHME 1984). Die in Süd- zählen Trocken- und Halbtrockenrasen, ?els- schweden und Südengland gelegenen nörd- fluren, Binnendünen, Sandtrockenrasen und lichsten Vorkommen gelten als stark gefährdet Zwergstrauchheiden, Gebüschlebensräume (CORBETT 1989). Die Art ist in ganz Deutschland und lichte Wälder. Sehr weit verbreitet ist sie verbreitet, wobei sich die höchsten Nachweis- auch in den Braunkohle-Bergbaufolgeland- frequenzen für Ost- und Südwestdeutschland schaften. Unter den anthropogen geprägten ergeben. Habitaten finden sich zudem Sand- und Kies- gruben, Truppenübungsplätze (z.T. stillgelegt), Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Bahndämme, Straßen-, Weg- und ?eldränder Nachweise der Zauneidechse sind aus allen sowie ?reiflächen innerhalb von Wohn- oder In- Teilen Sachsen-Anhalts bekannt. Bezogen auf dustriegebieten. die Anzahl der ?undpunkte ist sie hier die häu- Bei Untersuchungen in der Porphyrlandschaft figste Reptilienart und in der planar-kollinen bei Halle stellten MÄRTENS et al. (1997) fest, dass Stufe weit verbreitet. Es ist dennoch davon aus- Vegetationsstruktur und Tiefe des grabbaren zugehen, dass die Darstellung der Verbreitung Bodensubstrates (Eiablagen!) noch vor der Ge- der Art aus erfassungsmethodischen Gründen ländeexposition die einflussreichsten Lebens- unzureichend ist. Echte Verbreitungslücken er- raumvariablen darstellen. Die höchsten Indivi- geben sich in den höheren Lagen des Harzes duendichten wurden demnach auf relativ dicht- und möglicherweise auch in Teilen des nördli- wüchsigen Bereichen (90 % Deckung, 85 cm chen Sachsen-Anhalts (Teile der Altmark, Bör-

Zauneidechse 59 den). ?ür 55 gemeldete ??H-Gebiete sind Nachweise der Zauneidechse bekannt.

Gefährdung und Schutz Die Kenntnisse zur Verbreitung und vor allem zur Bestandssituation der Zauneidechse in Sachsen-Anhalt sind noch sehr unvollständig. Als primär Waldsteppen bewohnende Art ist die Zauneidechse in Mitteleuropa eigentlich als Kul- turfolger zu bezeichnen, woraus sich aber Ge- fährdungsaspekte ableiten. Eine der Hauptursa- chen ist zweifellos der zunehmende Verlust der Habitateignung trockenwarmer Standorte durch Zauneidechse (!oto: A. Westermann) Nutzungsaufgabe und sukzessionsbedingte Ver- buschung und Bewaldung von Offenländern, wie Umsetzung von Prozessschutz-Konzepten be- sie sich beispielsweise auf großen aufgegebe- wirken Lebensraumverluste in Abbaugebieten, nen Truppenübungsplätzen des mittleren und v.a. in der Bergbaufolgelandschaft. Weiterhin ist nördlichen Sachsen-Anhalts mit ehemals aus- die Zauneidechse durch die zunehmende (Split- gedehnten Heidegebieten vollzieht. Die perma- ter-)?lächeninanspruchnahme gefährdet, die nent rückläufige Schafbeweidung auf Xerotherm- einerseits die Lebensräume der Art direkt ver- rasen bewirkt in Kombination mit luftbürtigen nichtet und andererseits die Isolation der Popu- Nährstoffeinträgen oder Düngereinwehungen lationen untereinander verstärkt. Eine besondere einen ähnlichen Effekt, nämlich die vermehrte Rolle spielen dabei Straßen-, Weg- und ?eld- Akkumulation von Phytomasse. Schutzunver- ränder, aber auch Bahndämme, lineare Gehöl- trägliche ?ormen der Rekultivierung, aber auch ze und kleine Brachlandflächen.

Sandtrockenrasen in der Annaburger Heide als Habitat von Zauneidechse und Schlingnatter (!oto: !. Meyer, 2002)

60 Zauneidechse Tabelle 18: Vorkommen von Lacerta agilis in den naturräumlichen Haupteinheiten Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren !undpunkten (nur Nachweise seit 1988)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 61 6,6 20 32,8 41 67,2 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 104 11,3 20 19,2 84 80,8 D11 – Fläming 45 4,9 5 11,1 40 88,8 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 59 6,4 18 30,5 41 69,5 D19 – Sächsisches Hügelland und 67 7,2 9 13,4 58 86,6 Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 436 47,2 153 35,1 283 64,9 D28 – Lüneburger Heide 1 0,1 – – 1 100 D29 – Altmark 98 10,6 8 8,2 90 91,8 D31 – Weser-Aller-Flachland 15 1,6 1 6,7 14 93,3 D33 – Nördliches Harzvorland 25 2,710401560 D37 – Harz 13 1,4 5 38,5 8 61,5 Sachsen-Anhalt 924 100 249 26,9 675 73,0

Verbreitungskarte der Schlingnatter Verbreitungskarte der Zauneidechse

Zauneidechse / Verbreitungskarten Kriechtiere 61 3.3.3 Säugetiere (Mammalia)

Cricetus cricetus (LINNAEUS, 1758) – #eldhamster Thomas Hofmann

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach § 10 Anhänge II u. IV der bedroht (2) 10. a) und streng geschützte Art Berner Konvention nach § 10 (2) 11. a) Anhang IV der FFH-RL

Kurzbeschreibung der Art Die Paarungszeit der Hamster beginnt kurz Der etwa rattengroße gedrungen wirkende nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf. Die ?eldhamster ist oberseits gelb- bis rotbraun und Wurfgröße schwankt zwischen fünf und zwölf unterseits schwarz gefärbt. An der Übergangs- Jungen. Ein zweiter Wurf ist möglich, dessen zone sind weiße ?lecken unterschiedlicher Grö- Überlebenswahrscheinlichkeit jedoch stark von ße ausgeprägt. In regional unterschiedlicher der landwirtschaftlichen Bearbeitung des Ge- Häufigkeit können auch abweichend gefärbte bietes abhängig. Tiere beobachtet werden (schwarz, gescheckt, Die Nahrung des ?eldhamsters besteht haupt- gelb, weiß). sächlich aus Pflanzen (Gräser), Pflanzenteilen An Tieren aus Sachsen-Anhalt konnten STUBBE (Wurzeln, Knollen) und Samen (Getreidekörner et al. (1998) folgende Maße ermitteln: Kopf- und Hülsenfrüchte). Hinzu kommt eine große

Rumpf-Länge 18,7 – 28,5 cm und Schwanzlänge Bandbreite an tierischen Nahrungsbestandtei-

3,5 – 6,8 cm. Die ermittelten Körpermassen wäh- len wie Schnecken, Heuschrecken, Regenwür- rend der Sommermonate betrugen 182 – 505 g. mern und sogar Mäusen bzw. anderen kleinen ?ür den Beginn des Winterschlafs ist jedoch von Wirbeltieren. einer Erhöhung dieser Werte auszugehen. Als ?ressfeinde des Hamsters treten sowohl Greifvögel (Rotmilan, Mäusebussard) und Eu- Biologie und Ökologie len als auch verschiedene Säugetierarten (?uchs, Der Lebensraum des ursprünglichen Steppen- Dachs, Hermelin) in Erscheinung. tieres ?eldhamster sind in Mitteleuropa Agrar- flächen. Hier werden tiefgründige Rendzinen Verbreitung und Schwarzerden besiedelt (WEIDLING & STUB- Das Vorkommen des palaearktisch verbreite- BE 1998a). Im Hinblick auf die angebauten Kul- ten ?eldhamsters reicht in Europa von Westeu- turen werden besonders Getreide-, aber auch ropa bis nach Russland, ist aber stark aufge- mehrjährige Klee- und Luzerneschläge bevor- splittert (MITCHELL-JONES et al. 1999). So beste- zugt. hen zum Teil isolierte Vorkommen in Westeu- ?eldhamster leben größtenteils ungesellig, ropa (Belgien, Niederlande, ?rankreich) und in wobei die Männchen größere Territorien besit- Deutschland. In Ost- und Südosteuropa exis- zen als die Weibchen (WEIDLING 1997). Typisch tieren wieder zusammenhängende Vorkommen ist die Anlage tiefer Bausysteme mit Wohn- und (für die Situation in den einzelnen Ländern vgl. Vorratskesseln, deren Eingänge während des Angaben in STUBBE & STUBBE 1998). Winterschlafes (Oktober – April) verschlossen In Deutschland finden sich größere zusammen- werden. In dieser Zeit ernähren sich die Tiere hängende Vorkommen lediglich noch in Mittel- nur von den im Herbst eingetragenen Vorräten, deutschland (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, im Extremfall 34 kg Erbsen (WENDT 1989). Thüringen, Westsachsen). Die Populationen in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz,

62 ?eldhamster Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt ist im Osten Deutschlands das Verbreitungszentrum des ?eldhamsters. In früheren Jahren wurde die Art als „Schädling“ massiv verfolgt, so wurden z.B. 1966 über 1 Mio. Hamsterfelle auf der ?läche des heutigen Sachsen-Anhalt aufgekauft (SELUGA 1998). Heute existieren nach dem großflächigen Zu- sammenbruch der Bestände nur noch im Harz- vorland und Teilen der Magdeburger Börde zu- sammenhängende Vorkommen (SELUGA 1998, NICOLAI in litt.). Nördlich und östlich davon konnten nur vereinzelt Hamster nachgewiesen werden. Im südlichen Sachsen-Anhalt ist das Verbrei- tungsgebiet der Art deutlich aufgesplittert. Nachweise liegen hier vor allem aus der Gol- !eldhamster (!oto: W. Wendt) denen Aue (Helmeniederung), der Querfurter Platte und der Umgebung von Naumburg vor (SELUGA 1998, KAYSER & STUBBE 2003). UNRUH Hessen und Baden-Württemberg dagegen sind (2003) führt zwei eng begrenzte lokale Vorkom- bereits mehr oder weniger stark verinselt (WEID- men im Landkreis Weißenfels und eines im LING & STUBBE 1998b). Landkreis Merseburg-Querfurt an.

Getreideacker im Nördlichen Harzvorland als Habitat des !eldhamsters (!oto: A. Kayser)

?eldhamster 63 Tabelle 19: Vorkommen von Cricetus cricetus in den naturräumlichen Haupteinheiten. Zahlenwerte auf der Basis von kartierten Messtischblattquadranten (nur Nachweise seit 1990)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 2 1,8 – – 2 100 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 2 1,8 – – 2 100 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 17 14,9 – – 17 100 D19 – Sächsisches Hügelland und 10 8,8 – – 10 100 Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 67 58,8 – – 67 100 D33 – Nördliches Harzvorland 16 14,0 – – 16 100 Sachsen-Anhalt 114 100 – – 114 100

Gefährdung und Schutz • Durchführung der Bodenbearbeitung so spät Die größte Gefährdung für den ?eldhamster wie möglich im Herbst oder so früh wie mög- geht heute, nachdem die direkte Verfolgung der lich im ?rühjahr (kein Tiefpflügen!), Art eingestellt wurde, von der Intensivlandwirt- • Anbau von (Winter-)Getreide und mehrjäh- schaft aus. Hierbei spielen besonders die Un- rigen ?eldfutterkulturen (kein Anbau von Zu- tergrundverdichtung durch den Einsatz großer ckerrüben!), Maschinen, die schnelle und verlustarme Ern- • Aussparung einzelner Streifen bzw. des Vor- te mit anschließendem Stoppelumbruch, der gewendes bei der Mahd, verstärkte Einsatz von Agrochemikalien sowie • allgemeine Extensivierung der Landwirt- die Großflächen-Bewirtschaftung eine wesent- schaft (Erhöhung der Struktur- und ?rucht- liche Rolle (STUBBE et al. 1998). Hinzu kommt artenvielfalt), gerade im Osten Deutschlands ein verstärkter • Minimierung des Einsatzes von Agrochemi- Anbau von „hamsterunfreundlichem“ Sommer- kalien (v.a. kein Einsatz von Rodentiziden!), getreide und Raps auf Kosten von z.B. mehr- • aktiver Schutz bekannter Hamstervorkommen. jährigen ?utterkulturen. Alle ermittelten ?eldhamstervorkommen liegen Aus den Gefährdungsursachen ergeben sich außerhalb von ??H-Gebieten. Dies ist haupt- die notwendigen Schutzmaßnahmen. Nach sächlich dem Umstand geschuldet, dass der STUBBE et al. (1998) gehören dazu: Lebensraum dieser Art (Agrarflächen) in der • kein sofortiger Stoppelumbruch nach der Schutzgebietskulisse des Landes Sachsen- Ernte, Anhalt nicht mit erfasst ist.

64 ?eldhamster Muscardinus avellanarius (LINNAEUS, 1758) – Haselmaus Thomas Hofmann

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen V - Art der 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL Vorwarnliste bedroht (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang III der nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Die Nahrung der Haselmäuse umfasst vorwie- Charakteristisch für die Haselmaus ist die ober- gend vegetarische Bestandteile (Knospen, Sa- seits gelblich- bis rötlichbraune ?ellfärbung in men, ?rüchte) aber zumindest zeitweilig (?rüh- Verbindung mit dem buschig behaarten Schwanz. sommer) auch Insekten und deren Larven. Kehle und Brust sind auffallend weißlich ge- Als ?ressfeinde der Haselmaus treten im Harz färbt. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 6,5 – 9,0 vor allem den gleichen Lebensraum besiedeln- cm, einer Schwanzlänge von 5,5 – 8 cm und ei- de Eulenarten wie Wald- und Raufußkauz in Er- ner Körpermasse von 15 – 35 g ist sie die kleins- scheinung (HAENSEL & WALTHER 1970/71, WAG- te Vertreterin der Schlafmäuse (Gliridae). NER & JENTZSCH 2000).

Biologie und Ökologie Verbreitung Die nacht- und dämmerungsaktive Art bewohnt Die westpaläarktisch verbreitete Haselmaus unterholzreiche Laub- und Mischwälder, Kahl- besiedelt Europa von Südschweden bis zum schläge, Waldsäume, aber auch ?eldhecken Mittelmeer und östlich bis Russland. Die Art vor allem im kollinen und montanen Bereich. fehlt in Teilen Großbritanniens, in Irland, auf der Eine wichtige Voraussetzung scheint das Vor- Iberischen Halbinsel und in weiten Teilen Skan- handensein einer gut entwickelten Strauch- dinaviens (MITCHELL-JONES et al. 1999). Auch aus schicht (Brom- oder Himbeere) zu sein. Belgien, den Niederlanden und dem norddeut- Haselmäuse sind sehr gute Kletterer. Als Ta- schen sowie dem polnischen Tiefland sind kei- gesverstecke werden kugelförmige Nester ne zusammenhängenden Vorkommen bekannt.

(Durchmesser 12 – 15 cm, seitlicher Eingang) In Deutschland ist die Art vor allem im kollinen aus trockenem Gras und Laub freistehend in und montanen Bereich verbreitet. ?ür Ost- dichten Gebüschen oder in Höhlungen (z.B. deutschland betrifft dies den Harz, die Rhön, Nistkästen) angelegt. den Thüringer Wald, das Erzgebirge, das Elb- Der in unseren Breiten von Oktober bis April sandsteingebirge und die Lausitz (GÖRNER & dauernde Winterschlaf wird am Boden unter der HENKEL 1988). Ein isoliertes Vorkommen auf Laubschicht, zwischen Baumwurzeln oder aber Rügen konnte kürzlich bestätigt werden (SIE?- auch in Erdlöchern bzw. ?elsspalten abgehal- KE 1998, BÜCHNER et al. 2002) ten. ?ür diesen Zeitraum werden im Herbst ?ettdepots angelegt. Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Nach Untersuchungen von SCHULZE (1973) im JENTZSCH (2004) hat die verfügbaren Daten zur Südharz brachten die dortigen Haselmäuse in Verbreitung der Haselmaus in Sachsen-Anhalt den Monaten Mai bis September (Maximum zusammengestellt. Danach existieren aktuell

Juni – August) zwei bis sechs (1x7, 1x8) Junge mit dem Harz, dem Unstrut-Triasland und dem zur Welt. Im Gegensatz zu anderen Gebieten Zeitzer ?orst drei mehr oder weniger getrennte Europas konnten im Südharz Zweitwürfe nur Vorkommensgebiete im Süden und Südwesten sehr selten nachgewiesen werden. des Landes. Wichtigstes Verbreitungsgebiet ist der Harz, wo sich die Vorkommen auf den Süd-

Haselmaus 65 Gefährdung und Schutz Zu gegenwärtigen Gefährdungen der Art bzw. deren Ursachen sind zum jetzigen Zeitpunkt nur wenige Aussagen möglich. Untersuchungen in Großbritannien haben gezeigt, dass die ?rag- mentierung von Waldflächen bzw. eine Verrin- gerung der Pflanzenartenvielfalt negative Ein- flüsse auf die Verbreitung der Haselmaus haben (BRIGHT et al. 1996). Gerade das Verschwinden einzelner Pflanzenarten kann dazu führen, dass die notwendige Abfolge der jahreszeitlich ver- Haselmaus (!oto: S. Büchner) schiedenen Bestandteile der Nahrung nicht mehr gegeben ist. Das führt z.B. dazu, dass nicht ge- harz (Gipskarst) sowie das Harzplateau im nügend Winterfett angesetzt wird und die Tiere Ober- und Ostharz konzentrieren (OHLENDOR? während der Winterschlafs verhungern. Auch der 1987, JENTZSCH 2004). Im Unstrut-Triasland wird durch zunehmenden Wegfall der Kahlschlagwirt- das Gebiet südlich der Unstrut und westlich der schaft und das Unterdrücken natürlicher Sukzes- Saale besiedelt, wo die Art in den Laubmisch- sion stetige Rückgang von Waldrandstrukturen wäldern offenbar nicht selten ist (JENTZSCH in den Wirtschaftswäldern kann sich nachteilig auf 2004). Nachweise aus dem Gebiet des Zeitzer die Art auswirken (SPITZENBERGER & BAUER 2001). ?orstes werden von UNRUH (1981, mdl. Mitt. Demzufolge sollten Schutzmaßnahmen für die 2002) aufgeführt. Haselmaus auf die Erhöhung der Strukturviel- Das Vorkommen der Haselmaus in Sachsen- falt innerhalb der Lebensräume abzielen sowie Anhalt ist derzeit nur unzureichend untersucht. einer ?ragmentierung bzw. Zerschneidung in- Das Verbreitungsbild basiert zum überwiegen- nerhalb des Areals entgegenwirken. den Teil auf Einzelbeobachtungen.

Tabelle 20: Vorkommen von Muscardinus avellanarius in den naturräumlichen Haupteinheiten. Zahlenwerte auf der Basis von hinreichend genau lokalisierbaren !undpunkten

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt In außerhalb von bis seit FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 absolut % absolut % absolut % absolut absolut D18 – Thüringer Becken 57 50,4 45 78,9 12 21,0 3 54 und Randplatten D19 – Sächsisches Hügelland 1 0,9 ––1100– 1 und Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland 7 6,2 3 42,8 4 57,1 5 2 und Börden D33 – Nördliches Harzvorland 8 7,1 7 87,5 1 12,5 3 5

D37 – Harz 40 35,4 28 70,0 12 30,0 4 36

Sachsen-Anhalt 113 100 83 86,7 30 26,5 15 98

66 Haselmaus Strukturreiche Waldrandzone bei Pölsfeld/Südharz als Habitat der Haselmaus (!oto: K. Hartenauer, 1998)

Haselmaus 67 elis silvestris SCHREBER, 1775 – Wildkatze Thomas Hofmann

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL bedroht (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang II der nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Die Hauptpaarungszeit der Wildkatzen liegt in Das langhaarige, dichte ?ell der Wildkatze ist den Monaten ?ebruar und März. Im April/Mai gelblichgrau gefärbt, wobei die Rückenpartie werden dann drei bis fünf (sechs) behaarte blin- dunkler (grauer) und die Bauchseite heller de Junge geboren, die nach ca. drei Monaten (gelblicher) erscheinen. Auf dem Rücken ist ein selbständig sind. In einigen Regionen können schmaler schwarzer Aalstrich erkennbar. Der im Spätsommer Zweitwürfe beobachtet werden dicke, buschige Schwanz endet stumpf und (PIECHOCKI 1990). trägt außer dem schwarzen Schwanzende zwei Der Nahrungserwerb der Wildkatze erfolgt bis drei geschlossene schwarze Ringe. Schwanz- durch Pirsch- oder Ansitzjagd. Erbeutet werden form und -färbung können als Hinweis auf Wild- vor allem Kleinsäuger bis zur Größe eines Ka- katzen dienen, erlauben aber, wie auch die Kör- ninchens und Vögel. Auch die Aufnahme von pergröße und ?ellfarbe, keine sichere Bestim- Amphibien und Reptilien konnte nachgewiesen mung (HEMMER 1993a). Eine eindeutige Tren- werden (HEMMER 1993a). nung zwischen wildfarbenen Hauskatzen bzw. Natürliche ?einde stellen der Luchs, dem eine Hybriden und echten Wildkatzen ist lediglich an- ausgesprochene Aversion gegen Wildkatzen hand des Schädelvolumens und der Darmlän- nachgesagt wird, und vor allem für Jungkatzen ge (PIECHOCKI 1990) bzw. mittels molekularge- der Uhu, der ?uchs und einige Vertreter der netischer Methoden möglich (HILLE et al. 2000). Musteliden (z.B. Baummarder, Hermelin) dar. Die Kopf-Rumpf-Länge adulter Wildkatzen be- trägt 45 – 67 cm und die Schwanzlänge 21,5 – Verbreitung 35 cm, wobei die Männchen die größeren Maße Das durch einen überregional massiven Rück- aufweisen. ?ür Wildkatzen aus dem Harz und gang zersplitterte Areal der Art umfasst in Eu- Nordthüringen ermittelte PIECHOCKI (1986) Kör- ropa Schottland, die Iberische Halbinsel, Itali- permassen von 3,0 – 6,5 kg (Männchen) bzw. en, Teile ?rankreichs und Deutschlands sowie

2,3 – 4,9 kg (Weibchen). die Karpaten und den Balkan (MITCHELL-JONES et al. 1999). In ?ennoskandinavien und Nord- Biologie und Ökologie osteuropa fehlte die Art auch in früheren Zei- Die einzelgängerisch lebenden Wildkatzen sind ten (Schneelagen!). Aktuell erfolgt bedingt nacht- und dämmerungsaktiv. Wichtigster Le- durch Wiederbesiedlung und v.a. Wiedereinbür- bensraum sind alte Laub- und Mischwälder mit gerung eine Ausweitung des Verbreitungsge- einem hohen Anteil von Waldrandzonen (Lich- bietes. Genaue Angaben über Wildkatzenvor- tungen, Windbrüche) bzw. deckungsreiches kommen sind jedoch schwierig, da eine Ver- Gelände im direkten Waldrandbereich. ?ür den wechslung mit Hauskatzen bzw. das Auftreten Harz gibt PIECHOCKI (1986) eine Bevorzugung von Hybriden nicht ausgeschlossen werden der sonnenexponierten Südhanglagen an. An kann. hohe Schneelagen ist die Art schlechter adap- In Deutschland hat die Art derzeit noch zwei tiert als etwa der Luchs. größere Vorkommensgebiete. Diese befinden sich zum einen in Mitteldeutschland (Harz, Sol-

68 Wildkatze ling, Kyffhäuser, Hainich, Knüll) und zum an- deren in Südwestdeutschland (Eifel, Hunsrück, Pfälzer Wald) (POTT-DÖR?ER & RAIMER 1998).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt In Sachsen-Anhalt besiedelt die Wildkatze das gesamte Harzgebiet sowie Teile des östlich an- grenzenden Mansfelder Berglandes (PIECHOCKI 1990, SACHER mdl. Mitt.). Höhere Bereiche (bis

1 000 m) werden während andauernder Schnee- lagen gemieden, ansonsten aber auch frequen- tiert. Ähnliche Beobachtungen liegen aus dem ebenfalls flächendeckend besiedelten Westharz Wildkatze (!oto: A. Westermann) vor (POTT-DÖR?ER et al. 1998). Bis Anfang der 1990er Jahre konnten nur spo- radisch Einzeltiere außerhalb des Harzgebie- grund fehlender Angaben zur Dichte und Le- tes beobachtet werden (PIECHOCKI 1990, RICH- bensraumnutzung der Art keine quantitativen TER 1991). Seit 1996 belegen Nachweise aus Aussagen möglich. Aus 27 ??H-Gebieten liegen den Harslebener Bergen (Totfund - SACHER mdl. Nachweise der Wildkatze vor. Jedoch dürften Mitt.), dem Hakel (Jungtiere - STUBBE & STUBBE jeweils ?lächen innerhalb und außerhalb von 2001) und dem Huy (DANKEMEIER zit. in STUBBE ??H-Gebieten zum Revier der Tiere zählen. & STUBBE 2001) jedoch eine dauerhafte Besied- lung des nördlichen Harzvorlandes. Gefährdung und Schutz Zum Bestand der Wildkatze im sachsen-anhal- Die Gefährdung der Wildkatze hat heute vier tischen Vorkommensgebiet sind derzeit auf- wesentliche Ursachenkomplexe:

Strukturreiches Waldgebiet bei Pölsfeld/Südharz als Habitat der Wildkatze (!oto: K. Hartenauer, 1998)

Wildkatze 69 • Verlust bzw. Verinselung der Lebensräume: katzen sowie Luchs (Aussetzungen im Harz!) Der Harz und sein Vorland stellen in Sachsen- und freilaufende Hunde für Alttiere eine Ge- Anhalt zwar einen zusammenhängenden Le- fahr dar. bensraum dar, sind aber isoliert von weiteren Höchste Priorität im Wildkatzenschutz hat der zusammenhängenden Wildkatzenvorkommen Schutz der Lebensräume bzw. die Entwicklung (z.B. Eifel-Hunsrück-Gebiet). Die verstärkte eines effektiven Lebensraumverbundes: menschliche Nutzung und die damit einher- • Erhaltung strukturreicher Wälder mit Alt- und gehende Zerschneidung der Landschaft er- Totholzbereichen, höht die Gefahr einer weiteren Isolierung und • zulassen natürlicher Sukzession (Entstehung Verinselung der Wildkatzenpopulationen. von ?reiflächen), • Anthropogene Todesursachen: An erster Stel- • wiederherstellen/Ausbau von Saumstrukturen, le ist hier der stetig anwachsende Straßen- • Gewährleistung eines guten Höhlen- und verkehr zu nennen, dem ein beträchtlicher Unterschlupfangebotes (Alt- und Totholz er- Teil der Wildkatzen zum Opfer fallen kann halten, Kontrolle von Holzpoltern vor dem Ab- (PIECHOCKI 1990). Daneben treten durch jagd- tragen), liche Aktivitäten bedingte Verluste (?ehlab- • Sukzession von Steinbrüchen bzw. ?elshän- schüsse, Einsatz von Totschlagfallen, Nach- gen, suchen mit freilaufenden Hunden) zumindest • Vermeidung weiterer Zerschneidung/Zersied- im Harz in den Hintergrund. lung der Lebensräume, • Verlust genetischer Identität: Das Ausmaß der • Lebensraumvernetzung in ?orm von Hecken Introgression der Wildkatze mit Hauskatzen in und ?eldgehölzen (z.B. zwischen Südharz Sachsen-Anhalt ist schwer abzuschätzen, und Kyffhäuser bzw. Nordharz und Harzvor- zumal bis jetzt lediglich auf phänotypischen land), Untersuchungen basierende Ergebnisse vor- • Installation sicherer Verkehrstrassenquerun- liegen (PIECHOCKI 1990). Molekulargenetische gen (in Sachsen-Anhalt vor allem an der A38) Untersuchungen in anderen Populationen zei- im Verlauf des Lebensraumverbundes (JUN- gen einen besorgniserregend hohen Grad von GELEN 2000), Bastardierung der beiden ?ormen, z.B. in • Schaffung von Ruhezonen (Schutzgebiete!), Schottland (HUBBARD et al. 1992). Hinzu kommt, • Verzicht auf Rodentizide in der ?orstwirt- dass Wildkatzen für verschiedene Katzen- schaft. krankheiten anfälliger zu sein scheinen als die, Weiterhin sind innerhalb der Lebensräume Ein- oft veterinärmedizinisch behandelten, domes- schränkungen in der Jagdausübung erforder- tizierten Verwandten (RAGNI 1993). lich wie keine Bejagung wildfarbener Katzen, • Prädation: Natürliche ?einde spielen wahr- Verbot von Totschlagfallen und Baujagden, um scheinlich heute nur eine untergeordnete Rol- das unbeabsichtigte Töten von Wildkatzen zu le. Dennoch stellen Uhu und Marder für Jung- vermeiden.

Tabelle 21: Vorkommen von !elis silvestris in den naturräumlichen Haupteinheiten. Zahlenwerte auf der Basis von kartierten Messtischblattquadranten (nur Nachweise seit 1990)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten* FFH-Gebieten* absolut % absolut % absolut % D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 9 15,8 –––– D20 – Östliches Harzvorland und Börden 2 3,5 –––– D33 – Nördliches Harzvorland 5 8,8 –––– D37 – Harz 41 71,9 –––– Sachsen-Anhalt 57 100 – – – – * hier keine Zahlenangabe, es ist davon auszugehen, dass in jedem ?all sowohl ?lächen innerhalb als auch außerhalb von ??H-Gebieten zum Territorium gehören

70 Wildkatze Lynx lynx (LINNAEUS, 1758) – Luchs, Nordluchs Thomas Hofmann

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark gefährdet D - Daten defizitär besonders geschützte Art nach § 10 Anhang III der Berner (2) 10. b) und streng geschützte Art Konvention nach § 10 (2) 11. b) Anhang II und IV der FFH-RL

Kurzbeschreibung der Art Jungtiere von Rot- und Damwild sowie Muffel- Der Luchs ist eine mittelgroße Katzenart. Da wild erbeutet. In geringerem Maße werden klei- die Schulterhöhe in etwa der Rückenlänge ent- nere Beutetiere bis Hasengröße (Hasen, Mäu- spricht, erhält der Körperumriss nahezu quad- se, Vögel) genutzt (HEMMER 1993b). ratische Proportionen (HEMMER 1993b). Charak- teristisch sind die etwa 4 cm langen Haarpin- Verbreitung sel an den Ohren (Pinselohren) und der hell- Der in der gesamten Holarktis vorkommende graue Backenbart. Das dichte ?ell kann in der Luchs war in den Waldgebieten Europas mit Aus- ?ärbung zwischen rotbraun und gelb- bis hell- nahme der Iberischen Halbinsel (dort Pardelluchs grau variieren, wobei die Körperunterseiten – Lynx pardinus als autochthone Art) ehemals (Bauch, Brust, Kehle und Kinn) meist weißlich weit verbreitet. Die starke Bejagung in Verbin- gefärbt sind. Der Schwanz ist vergleichsweise dung mit der Zerstörung des Lebensraumes führ- kurz und erscheint am Ende wie abgeschnitten te dazu, dass der Luchs in vielen Gebieten West- (Stummelschwanz). und Mitteleuropas seit ca. 200 Jahren ausgerot- Die Kopf-Rumpf-Länge ausgewachsener Tiere tet ist (BUTZECK et al. 1988, HEMMER 1993b). Vi- beträgt 80 – 130 cm. Die Körpermasse adulter tale Restpopulationen überlebten lediglich in

Weibchen erreicht 15 – 20 kg, die der Männchen Skandinavien, Nordosteuropa (v.a. Baltikum und

20 – 25 kg (HEMMER 1993b). Russland), den Karpaten und auf dem Balkan (MITCHELL-JONES et al. 1999). Gefördert durch die Biologie und Ökologie Aussetzung von Karpatenluchsen konnten Der Lebensraum der Art sind ausgedehnte, „neue“ Populationen in den Vogesen, im Schwei- deckungsreiche Waldgebiete. Morphologische zer Jura, in den Alpen (v.a. Schweiz) sowie in Anpassungen (Hochbeinigkeit, große Auflage- Kroatien und Slowenien etabliert werden. fläche der Pfoten) ermöglichen dem Luchs, im In Deutschland wurde der Luchs im 19. Jahr- Gegensatz zur Wildkatze, auch ein Leben in hundert vollständig ausgerottet. Heute existie- Gebieten mit langanhaltenden Schneelagen bis ren in einigen Gebieten wieder dauerhafte Luchs- zu 0,5 m Höhe (HEMMER 1993b). vorkommen, die aber zum überwiegenden Teil Die Tiere leben einzelgängerisch in ausgedehn- auf Aussetzungen zurückgehen. Dies betrifft die ten Revieren. Deren Größe schwankt je nach Vorkommen im Bayerischen Wald (Aussetzung Lebensraum, kann aber bis zu 300 km2 betragen. in Böhmen) und dem Pfälzerwald (Aussetzung Die Paarungszeit liegt im Spätwinter (?ebruar/ in den Vogesen) (WOTSCHIKOWSKY 2002). Die März). Nach ca. 73 Tagen Tragzeit werden im Nachweise von Luchsen in der Sächsischen

Mai durchschnittlich 2 – 3 Junge geboren, die Schweiz, speziell dem Elbsandsteingebirge fast ein Jahr von der Mutter geführt werden. (RIEBE 1994) und im Thüringer Wald (Einzelbe- Der Nahrungserwerb erfolgt durch Pirschjagd obachtungen) (KLAUS zit. i. RIEBE 1994) deuten und Überraschungsangriff. Die mit Abstand auf eine Wiederbesiedlung der hercynischen wichtigste Nahrung des Luchses stellen in Mit- Mittelgebirge hin, wobei die Herkunft der Tiere teleuropa Rehe dar. Daneben werden aber auch (Karpaten?) jedoch unklar ist.

Luchs 71 men mit großer Sicherheit aus dem im West- harz initiierten Aussetzungsprojekt. Ausgehend von den Lebensraumansprüchen der Art ist in Sachsen-Anhalt nicht mit Ansied- lungen außerhalb des Harzes zu rechnen (SCHADT et al., zit. in WOTSCHIKOWSKY 2001). Da die in Niedersachsen ausgewilderten Tiere erst seit Ende 2002 durch Ohrmarken sichtbar markiert sind und nicht telemetrisch verfolgt werden, lässt sich der Bestand der Art in Sach- sen-Anhalt schwer ermitteln. ?ür den Hochharz deutet die Häufung von Beobachtungen in be- Luchs (!oto: A. L. Sacher) stimmten Bereichen (Brockennordhang, Raum Schierke) darauf hin, dass zwei (eventuell drei?) In neuerer Zeit werden auch im Nationalpark Tiere hier ihren Einstand haben (SACHER mdl. Harz (Niedersachsen) Luchse ausgesetzt (BARTH Mitt.). Aus den Beobachtungen in anderen Tei- & POHLMEYER 2000, BARTH 2002), um in diesem len des sachsen-anhaltischen Harzes lassen Mittelgebirge eine eigenständige Luchspopula- sich keine Rückschlüsse auf die Zahl der hier tion zu begründen. vorkommenden Luchse ziehen.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Gefährdung und Schutz In Sachsen-Anhalt sind derzeit lediglich aus Die anthropogene Gefährdung der Art ist für das dem Harz (v.a. Hochharz, aber auch Süd- und kleine sachsen-anhaltische Vorkommen als ge- Ostharz) Nachweise von Luchsen bekannt (SA- ring einzustufen. Der Straßenverkehr stellt zwar CHER mdl. Mitt.). Die beobachteten Tiere stam- eine potenzielle Gefahr dar, ist aber aufgrund

Habitat des Luchses am Brocken/Nationalpark Hochharz (!oto: !. Meyer, 1996)

72 Luchs der geringen Luchsdichte und der nächtlichen ne Rolle. ?ür nachweisbare Übergriffe auf Haus- Aktivität der Tiere gegenwärtig zu vernachlässi- tiere erhalten Tierhalter eine finanzielle Entschä- gen. Auch eine zweite Gefahrenquelle für den digung durch das Land Niedersachsen (SACHER Luchs, die illegale Bejagung, spielt im Harz kei- in litt.).

Verbreitungskarte des !eldhamsters Verbreitungskarte der Haselmaus

Verbreitungskarte der Wildkatze

Verbreitungskarten Säugetiere (I) 73 Myotis brandtii (EVERSMANN, 1845) – Große Bartfledermaus Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark 2 - Stark besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention gefährdet gefährdet 10 (2) 10. b) und streng Anhang IV der FFH-RL geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Die Winterquartiere sind in erster Linie in un- Die Große Bartfledermaus (Myotis brandtii) ist terirdischen Objekten wie Stollen, Höhlen, al- eine Glattnasenfledermaus, deren Körpermas- ten Bergwerken, Bunkern u.a. zu suchen. Vie- se zwischen 4,3 – 9,5 g schwankt. Erwachsene le der Bartfledermäuse des Harz-Vorlandes und

Tiere erreichen Unterarmlängen zwischen 3,3 – angrenzender Bereiche überwintern in den un- 3,9 cm (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Die Gro- terirdischen Objekten des Harzes. Es werden ße Bartfledermaus wird erst seit den 1960er Jah- aber auch Keller von Gebäuden genutzt. ren von der Kleinen Bartfledermaus (Myotis my- Ende Juli bis Mitte August schwärmen die Tie- stacinus) unterschieden. Myotis brandtii ist ge- re in großer Anzahl an den großen Naturhöh- kennzeichnet durch ein hellbraunes meist gol- len des Harzes (Rübeland und Südharz) (OH- den glänzendes :ell auf der Körperoberseite, die LENDOR: 2003). Unterseite ist meist hellgrau. Schnauze, Ohren Die Große Bartfledermaus kann als wanderfä- und :lughäute sind mittel- bis hellbraun. Wichti- hige Art eingeschätzt werden, zwischen Repro- ges Unterscheidungsmerkmal zur ähnlichen duktionsquartier und Winterquartier können Schwesternart Kleine Bartfledermaus ist bei den Entfernungen bis zu 300 km zurückgelegt wer- Männchen die :orm des Penis, der bei erwach- den (OHLENDOR: unpubliziert). senen Tieren keulig verdickt ist. :ür beide Ge- Das Nahrungsspektrum der Art umfasst Schmet- schlechter kann zur Bestimmung der Neben- terlinge (Lepidoptera), Schnaken und andere höcker im Ober- und Unterkiefer am P3 heran- Zweiflügler (Diptera) sowie Spinnen (Arachni- gezogen werden, der höher als oder gleichhoch da) (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). wie P2 ist und P2 ist nicht deutlich kleiner als Individuen der Art können mit bis zu knapp 40 P1 (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Jahren sehr alt werden (ACHRITANKOW & OWO- DOW 2001). Biologie und Ökologie Als geeignetes Nahrungshabitat im Sommerle- Verbreitung bensraum geben viele Autoren für die Große Der Grund für die nur lückenhafte Kenntnis über Bartfledermaus mückenreiche feuchte Wälder, die Verbreitung der Art ist die schwierige Be- Auenwälder und Wälder mit stehenden Gewäs- stimmung. Nach NIETHAMMER & KRAPP (2001) sern an (:ORCH 1994, OHLENDOR: & OHLENDOR: geht das Verbreitungsareal in Mitteleuropa bis 1997, SCHOBER & GRIMMBERGER 1998 u.a.). In Ge- zu den Karpaten – in den Randgebieten (:rank- bäudequartieren wird sie im Sommer wesent- reich, westliches und südliches Europa) exis- lich seltener angetroffen als die Kleine Bartfle- tieren nur Einzeltierfunde. :ür folgende Berei- dermaus. che von NE bis SW existieren Nachweise: Bal- Die Reproduktionsquartiere befinden sich in tikum, Skandinavien, Osteuropa, Deutschland, Gebäuden hinter :ensterläden und Holzver- Südosteuropa, Balkan, Westeuropa (Niederlan- schalungen, auf Dachböden, in Baumhöhlen de, Belgien, :rankreich), Österreich, Schweiz oder in :ledermaus-:lachkästen. Jungtiere re- und Großbritannien. produzieren erst im zweiten bzw. im dritten Jahr In Deutschland ist die Große Bartfledermaus (OHLENDOR: & HECHT 2001). in fast allen Bundesländern nachgewiesen, es

74 Große Bartfledermaus sind aber noch keine gesicherten Angaben zum genauen Status und der Bestandsentwicklung möglich (BOYE et al. 1999).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Die Große Bartfledermaus kommt in den mü- ckenreichen Regionen des Tieflandes in Wäl- dern mit oder in der Nähe von Gewässern vor. Auch im Harz ist sie in den :lusstälern anzu- treffen. Die Winterquartiere befinden sich fast aus- schließlich im Harz. Aus den Kellern und Bun- keranlagen im Tiefland sind keine bzw. nur sel- ten Überwinterungen bekannt. Die aktuelle Ver- Säugendes Weibchen der Großen Bartfledermaus breitung der Reproduktionsquartiere ist bei (oto: B. Ohlendorf) OHLENDOR: & HECHT (2001) dargestellt. Aufgrund des guten Bearbeitungsstandes in unserem weisen Umsetzung des ABSP Harz (OHLENDOR: Land empfahl das Bundesamt für Naturschutz 1997) wertvolle :elsquartiere mit fledermaus- Sachsen-Anhalt als Referenzland für die Art. freundlichen Verschlüssen gesichert. An vier Auf der Grundlage der seit 1996 in einem Lang- Großhöhlen in Rübeland wurden die Einflugmög- zeitmonitoring erhobenen Daten in Reproduk- lichkeiten geändert, da hier Beutegreifer wie tions- und Winterquartieren kann der Bestand Hauskatze, Steinmarder und Waschbär :leder- als stabil eingeschätzt werden. mäuse leicht erbeuten konnten. Im Siedlungsbereich ist die Art besonders durch Gefährdung und Schutz Umbaumaßnahmen in und an Gebäuden ge- Große Bartfledermäuse leben bevorzugt in höh- fährdet. So verändert sich z.B. mit dem Verlust lenreichen Erlenbruchwäldern. Diese Wälder von :ensterläden die Chiropterenzönose erheb- sind, wie im Arten- und Biotopschutzprogramm lich (OHLENDOR: & OHLENDOR: 1996). Es entsteht (ABSP) Elbe dargestellt (OHLENDOR: 2001), durch ein Quartiermangel. Alle in und an :assaden Grundwasserabsenkungen oder durch Holzein- lebenden :ledermausarten sind akut gefährdet, schlag gefährdet. Im Harz wurden mit der schritt- wenn die Quartiere vor Baumaßnahmen nicht

Tabelle 22: Vorkommen von Myotis brandtii in den naturräumlichen Haupteinheiten (Nachweise seit 1983)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D05 – Mecklenburgisch-brandenburgisches 1 0,1 – – 1 100,0 Platten- und Hügelland D09 – Elbtal-Niederung 28 3,7 15 53,6 13 46,4 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 104 13,6 51 49,0 53 51,0 D11 – Fläming 25 3,3 18 72,0 7 28,0 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 31 4,1 21 67,7 10 32,3 D20 – Östliches Harzvorland und Börden 31 4,1 8 25,8 23 74,2 D28 – Lüneburger Heide 3 0,4 – – 3 100,0 D29 – Altmark 411 53,7 238 57,9 173 42,1 D31 – Weser-Aller-Flachland 63 8,2 1 1,6 62 98,4 D33 – Nördliches Harzvorland 1 0,1 – 0,0 1 100,0 D37 – Harz 67 8,8 40 59,7 27 40,3 Sachsen-Anhalt 765 100 392 51,2 373 48,8

Große Bartfledermaus 75 bekannt sind. Es empfiehlt sich, mit den Eigen- Anbringen von „:ledermausbrettern“ an :assa- tümern von relevanten Gebäuden vor den Bau- den ist z.B. die Möglichkeit gegeben, den Quar- maßnahmen Kompromisse zu schließen. Durch tiernotstand zu mildern.

Myotis mystacinus (KUHL, 1817) – Kleine Bartfledermaus Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark 1 - Vom besonders geschützte Art nach § 10 Anhang II der Berner Konvention gefährdet Aussterben (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang IV der FFH-RL bedroht nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art natürlichen Quartiere befinden sich in Wäldern, Die Körpermasse dieser kleinsten Myotis-Art hier hinter sich lösender Borke oder in Stamm- beträgt 4 – 8 g, die Unterarmlängen erwachse- rissen. Die Sommerquartiere im Siedlungsbe- ner Tiere liegen zwischen 3,2 – 3,6 cm (SCHO- reich sind meist an Gebäuden zu finden. BER & GRIMMBERGER 1998). Wie bereits erwähnt, Die Kleine Bartfledermaus bildet keine sympa- werden die beiden Bartfledermausarten erst seit trischen Reproduktionsgesellschaften mit ande- den 1960er Jahren unterschieden. Kennzeichen ren Arten. der meist kleineren Myotis mystacinus ist das Als Jagdlebensräume werden u.a. Parks, Gär- lange, etwas krause :ell mit dunkelgrauer Haar- ten, Gewässer sowie Wiesen- und Waldbioto- basis. Die :ärbung der Körperoberseite vari- pe genutzt (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Be- iert stark, von dunkel nussbraun über graubraun vorzugt werden nach bisherigem Kenntnisstand bis zu hellbraun. Die Unterseite ist meist dun- Jagdhabitate in strukturreicher Siedlungsumge- kel- bis hellgrau. Die :ärbung der fellfreien bung mit Bachläufen, Hecken und einem ho- Hautpartien wie Schnauze, Ohren und :lughäu- hen Angebot an Grenzlinien wie Wald- und Ge- te ist in der Regel schwarzbraun. Als besonde- büschränder bis hin zum geschlossenen Wald re Bestimmungsschwierigkeit kommt bei den (MESCHEDE et al. 2000). Bartfledermäusen hinzu, dass sich die :ärbung Das Winterquartierspektrum ist ähnlich dem der der :ellkleider der Jungtiere mit dem Älterwer- Großen Bartfledermaus. Beide Bartfledermaus- den verändert. Dies kann insbesondere zum arten besiedeln im Winter eher kühlere :els- Verwechseln juveniler Myotis mystacinus mit quartiere. Beobachtungen aus Kellern im Tief- Myotis brandtii führen. land sind sehr selten, jedoch häufiger als bei Bei den Alttieren können die :orm des Penis, der Großen Bartfledermaus. der nicht keulig verdickt ist wie bei M. brandtii, Auch das Nahrungsspektrum ähnelt dem von bzw. die :orm des Nebenhöckers im Gebiss als M. brandtii, wobei M. mystacinus eine etwas wichtige Merkmale zur Artdiagnose verwendet größere Anzahl an Arten fängt. werden. Verbreitung Biologie und Ökologie Nach SCHOBER & GRIMMBERGER (1998) und NIET- Die Kleine Bartfledermaus ist eine der kleins- HAMMER & KRAPP (2001) ist die Art in ganz Euro- ten :ledermausarten Deutschlands. Sie besie- pa verbreitet und erreicht im Norden etwa den delt eine Vielzahl von Habitattypen und ist auch 65. Breitengrad. Die Kleine Bartfledermaus ist in Stadtrandbereichen mit lockerer Bebauung in ganz Deutschland nachgewiesen, ein eindeu- und in Parkanlagen von Städten verbreitet. Ihre tiger Verbreitungsschwerpunkt ist jedoch nicht

76 Große Bartfledermaus / Kleine Bartfledermaus erkennbar (MESCHEDE & HELLER 2000). In den dermausarten gehört. Der Bestand ist sehr nördlichen Bundesländern fehlen Wochenstu- schwierig einzuschätzen. Anhand der Winter- bennachweise, was jedoch methodisch bedingt nachweise sind keine Bestandsentwicklungen sein kann. erkennbar.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Gefährdung und Schutz Die Kleine Bartfledermaus ist in Sachsen-An- Als typische „:ensterladenfledermaus“ hat die halt dispers verbreitet, wobei im Harz eine Kleine Bartfledermaus im urbanen Raum beson- :undkonzentration im Winter und zur Schwärm- ders unter Quartierverlust zu leiden. Die Som- zeit vorliegt. Aktuelle Reproduktionsquartiere merquartiere an Gebäudefassaden sind z.B. sind derzeit nur aus der Altmark bekannt. durch die Abnahme von :ensterläden akut ge- Allerdings bildet die Art nur kleine Reprodukti- fährdet. In einem :all konnte beim Abriss eines onsgesellschaften, wodurch sie weniger auffäl- Hochhauses bei Allstedt unter der Blechverklei- lig ist. Bei einem zwei Jahre andauernden wö- dung einer Mauerabdeckung auf einem Dach der chentlichen Abfangprogramm in der Heimkeh- direkte Quartierverlust nachgewiesen werden. le gehörte die Kleine Bartfledermaus unter den Die Art bleibt bei Sanierungen leicht unentdeckt elf gefangenen Arten zu den sehr selten nach- und ist dadurch besonders gefährdet. gewiesenen Spezies (OHLENDOR: 2002a). Un- Alte Laubwälder mit Bäumen in der Zerfallspha- ter 2 407 zur Schwärmzeit im Jahr 2001 in den se, bei denen sich die Borke löst, stellen opti- Rübeländer Höhlen gefangenen :ledermäusen male Lebensräume dar. In Wirtschaftswäldern befanden sich im Gegensatz zu 164 Großen ist das Quartierangebot ungleich schlechter. (7 %) nur 99 Kleine Bartfledermäuse (4 %) (OH- An den Harzer :elsquartieren wurden umfang- LENDOR: 2003). reiche Sicherungsmaßnahmen vorgenommen, Die genaue Determination der Bartfledermaus- wie eine Verbesserung der Verschlusssicher- arten in Sachsen-Anhalt zeigte, dass die Klei- heit und Einflugsoptimierungen. ne Bartfledermaus zu den sehr seltenen :le-

Tabelle 23: Vorkommen von Myotis mystacinus in den naturräumlichen Haupteinheiten (Nachweise seit 1960)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D05 – Mecklenburgisch-brandenburgisches 1 0,5 – – 1 100,0 Platten- und Hügelland D09 – Elbtal-Niederung 1 0,5 1 100,0 – – D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 11 5,2 1 9,1 10 90,9 D11 – Fläming 16 7,5 8 50,0 8 50,0 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 15 7,0 4 26,7 11 73,3 D19 – Sächsisches Hügelland 3 1,4 – – 3 100,0 und Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 16 7,5 6 37,5 10 62,5 D28 – Lüneburger Heide 1 0,5 – – 1 100,0 D29 – Altmark 54 25,4 10 18,5 44 81,5 D31 – Weser-Aller-Flachland 13 6,1 4 30,8 9 69,2 D33 – Nördliches Harzvorland 4 1,9 – – 4 100,0 D37 – Harz 78 36,6 41 52,6 37 47,4 Sachsen-Anhalt 213 100 75 35,2 138 64,8

Kleine Bartfledermaus 77 Myotis nattereri (KUHL, 1817) – 2ransenfledermaus Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark 2 - Stark besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention gefährdet gefährdet 10 (2) 10. b) und streng Anhang IV der FFH-RL geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art bachtete Erfrierungen an den Ohren deuten auf Die mittelgroße Myotis-Art weist eine Körper- Überwinterungsplätze hin, die zeitweise nicht masse zwischen 5 – 12 g auf, sie erreicht Un- frostfrei sind wie z.B. Baumhöhlen, Mauerspal- terarmlängen von 4,2 – 5,5 cm (SCHOBER & ten etc. GRIMMBERGER 1998). Charakteristika der :ran- Die :ransenfledermaus sucht ihre Beute meist senfledermaus sind ihr S-förmig gebogener von der Vegetationsoberfläche ab, wo sie nach Sporn, welcher etwa die Hälfte der Schwanzflug- Spinnen, Zweiflüglern, Schmetterlingen und Kä- hautlänge erreicht, sowie der freie Schwanz- fern jagt. Als Jagdhabitate werden Grenzstruk- flughautrand mit zwei dichten Reihen starrer turen (Hecken, Waldränder) bevorzugt. Borsten („:ransen“). Das :ell ist auf der Kör- peroberseite hell grau mit nur geringer bräunli- Verbreitung cher Tönung. Auf der Unterseite ist es hell weiß- Das Verbreitungsgebiet der :ransenfledermaus grau und deutlich gegen die Oberseite abge- erstreckt sich über fast ganz Europa, sogar weit grenzt. Die Schnauze ist relativ lang und meist nach Norden (bis Nordirland, Schottland und hell fleischfarben. Der Tragus ist hell gelblich, Südschweden), und reicht über den 60. Breiten- zur Spitze hin dunkler und länger als die halbe grad hinaus (NIETHAMMER & KRAPP 2001). Im Sü- Ohrlänge. den erstreckt sich das Areal bis an das Mittel- meer und nach Nordafrika, im Osten bis zum Ural, Biologie und Ökologie Kaukasus, die Türkei und Israel. In Deutschland Als Quartiere werden von der :ransenfleder- ist Myotis nattereri in fast allen Bundesländern maus sowohl Baumhöhlen als auch Stollen, mit Wochenstuben nachgewiesen, wobei kei- Höhlen und Gebäude angenommen. ne besondere Bevorzugung bestimmter Natur- Die Reproduktion findet vorwiegend in :leder- räume erkennbar ist (BOYE et al. 1999). mauskästen statt. So existiert in Thüringen (südwestlich von Gera) eine gut untersuchte Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Wochenstubenkolonie in :ledermaus- und Vo- Die Art ist in Sachsen-Anhalt weit verbreitet. gelnistkästen (WEIDNER 1998). Andere Repro- Sie kommt sowohl im Tiefland als auch in den duktionsquartiere wie z.B. die Baumhöhle ei- mittleren Lagen des Harzes in :ichtenmonokul- ner Eiche am Stammfuß im Elbe-Havel Winkel turen vor. Der Bestand ist stabil. Reprodukti- oder in Wohngebäuden sind selten. onsquartiere sind aus der Altmark, dem Ur- Als Winterquartier eignen sich für Myotis nat- stromtal der Elbe und aus dem Harz bekannt. tereri im Harz alle :elsquartiere, die frostge- Die hohe Nachweisdichte ergibt sich durch den schützt, jedoch kühl, trocken sowie zugluftfrei Einsatz und die Kontrolle von :ledermauskäs- sind, möglichst nicht 100 % Luftfeuchte errei- ten. In großen Eiskellern im Tiefland ist die chen und vor allem Spalten oder Bohrlöcher :ransenfledermaus dominant anzutreffen (OH- aufweisen (OHLENDOR: 1989). Die Art überwin- LENDOR: 2002b, HAHN et. al 2003), in den gro- tert in einem eng begrenzten Temperaturbe- ßen Gruben im Harz überwintern nur wenige reich (stenotherme Überwinterer). Häufig beo- Tiere. In den Schwärmquartieren, den ausge-

78 :ransenfledermaus dehnten Höhlen bei Rübeland und in der Heim- kehle, dominiert die Art. Aufgrund des guten Bearbeitungsstandes in Sachsen-Anhalt empfahl das Bundesamt für Naturschutz unser Land als Referenzland für die Art.

Gefährdung und Schutz :ür das Vorkommen aller :ledermausarten sind naturnahe Wälder in allen Altersausprägungen, sowohl als Lebensraum mit Quartieren als auch als Jagdhabitat, eine elementare Voraussetzung. Die :ransenfledermäuse besiedeln hier weniger die leicht erkennbaren Spechthöhlen in Bäumen, dafür aber alle anderen leicht zu übersehenden Höhlenformen in Bäumen wie Astlöcher, :äul- ransenfledermaus im Winterquartier (oto: W. nishöhlen, Zwieselhöhlen, Stammrisshöhlungen Wendt) etc. Diese werden bei forstlichen Eingriffen oftmals beseitigt bzw. können im umtriebsorien- nokulturen erheblich das defizitäre Höhlenange- tierten Wirtschaftswald kaum entstehen. :leder- bot ergänzen. Die Zerstörung von :ledermaus- mauskästen können vor allem in Nadelwaldmo- kästen durch Schusswaffen oder durch Herun-

Lebensraum der ransenfledermaus im NSG Kreuzhorst bei Magdeburg (oto: B. Ohlendorf, 2004)

:ransenfledermaus 79 terschlagen sind Ausnahmen, die jedoch zu Ver- lusten führen können (OHLENDOR: 2002b). Im urbanen Bereich sind die Tiere durch Sa- nierungsarbeiten an unverputzten Hausfassa- den mit Hohlblocksteinen besonders stark ge- fährdet. Außerhalb des Harzes ist der Schutz von Quar- tieren in Bunkeranlagen, alte Zisternen und Kel- lern verschiedener Ausführungen zu gewährleis- ten. „Ökologische :allen“ wie Behältnisse mit Wasser, aus denen die Tiere nicht mehr heraus- kommen können, sind zu beseitigen.

ransenfledermaus vor dem Abflug (oto: B. Ohlen- dorf)

Tabelle 24: Vorkommen von Myotis nattereri in den naturräumlichen Haupteinheiten. (Nachweise seit 1965)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D05 – Mecklenburgisch-brandenburgisches 1 0,2 – – 1 100,0 Platten- und Hügelland D09 – Elbtal-Niederung 98 15,8 9 9,2 89 90,8 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 43 6,9 – – 43 100,0 D11 – Fläming 22 3,6 6 27,3 16 72,7 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 34 5,5 6 17,6 28 82,4 D19 – Sächsisches Hügelland 1 0,2 – – 1 100,0 und Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 68 11,0 11 16,2 57 83,8 D28 – Lüneburger Heide 2 0,3 – – 2 100,0 D29 – Altmark 204 33,0 36 17,6 168 82,4 D31 – Weser-Aller-Flachland 30 4,8 2 6,7 28 93,3 D33 – Nördliches Harzvorland 6 1,0 1 16,7 5 83,3 D37 – Harz 110 17,8 33 30,0 77 70,0 Sachsen-Anhalt 619 100 104 16,8 515 83,2

80 :ransenfledermaus Myotis daubentonii (KUHL, 1817) – Wasserfledermaus Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 3 - Gefährdet 3 - Gefährdet besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention 10 (2) 10. b) und streng Anhang IV der FFH-RL geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Verbreitung :ür die Wasserfledermaus wird eine Körper- Auch diese Myotis-Art ist in fast ganz Europa masse von 7 – 17 g sowie eine Unterarmlängen verbreitet, im Norden etwa bis zum 63. Brei- von 3,5 – 4,2 cm angegeben (SCHOBER & GRIMM- tengrad (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Das BERGER 1998). Das :ell ist locker mit dunkel Verbreitungsareal reicht vom Mittelmeer bis graubrauner Haarbasis, wobei die Körperober- Mittelnorwegen, Mittelschweden und Mittelfinn- seite braungrau bis dunkel bronzefarben ist. Die land (einschließlich Britische Inseln ohne Ir- meist scharf abgegrenzte Unterseite ist silber- land). Es sind im Süden keine Nachweise in grau, die Schnauze rötlichbraun und die Ohren Albanien, in der südlichen Hälfte Griechenlands und :lughäute sind dunkel graubraun. Die Was- und in der Türkei bekannt. Im Osten reicht das serfledermaus ist z.B. von den Bartfledermäu- Areal bis Japan (NIETHAMMER & KRAPP 2001). sen besonders gut durch ihre großen :üße, die In Deutschland kommt die Wasserfledermaus nicht mit der Schwanzflughaut verwachsen überall dort vor, wo größere Seen und Teiche sind, zu unterscheiden. vorhanden sind. In hoher Populationsdichte ist die Art insbesondere in den nördlichen Bundes- Biologie und Ökologie ländern Schleswig-Holstein, Brandenburg und Die Wasserfledermaus ist eine der häufigsten Mecklenburg-Vorpommern vertreten (BOYE et al. :ledermausarten Deutschlands, deren Bestän- 1999). de in den letzten Jahren deutlich positive Ten- denzen zeigen. Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Sie bejagt vornehmlich offene Wasserflächen, Die Wasserfledermaus ist in Sachsen-Anhalt Bäche und kleinere :lüsse, wo sie dicht über insgesamt häufig, ihr Bestand wird aber über- der Wasseroberfläche Insekten fängt oder die- prägt durch die saisonalen Wanderungen. Es se direkt von der Wasseroberfläche abgreift. Sie gibt große Verbreitungslücken, die auf Gewäs- jagt aber auch an wasserfernen Stellen wie z.B. serarmut oder fehlende Bearbeitung hinweisen. Waldlichtungen (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Die Art reproduziert sich im Umfeld der großen Ihre Beute sind vorwiegend Zweiflügler (häufig :lüsse wie Elbe, Havel und Saale und an den Zuckmücken), Köcherfliegen, Schnabelkerfe, großen Seen wie Arendsee, Schollener See und Netzflügler und Schmetterlinge (SCHOBER & Stausee Berga-Kelbra. Im Harz gibt es zwei GRIMMBERGER 1998). Reproduktionsgebiete, zum einen an der Rapp- Den Tag verbringen die Tiere unter abstehen- bode- mit Wendefurter Talsperre und zum an- der Rinde, in Baumhöhlen oder auch in Höhlen deren an der Königshütter Überleitungssperre und Stollen. Die Reproduktionsquartiere befin- (OHLENDOR: im Druck). Zu Reproduktionsquar- den sich meist in Specht- oder anderen Baum- tieren liegen wenige Daten vor, wenngleich bei höhlen, die Winterquartiere in Höhlen, Stollen, Netzfängen zahlreiche laktierende Weibchen Bunkern, Kellern, alten Brunnen u.a. nachgewiesen wurden. Obwohl faktisch an al- len Gewässern einzelne Wasserfledermäuse angetroffen werden können, sagt das nichts

Wasserfledermaus 81 Norddeutschen Tiefland. Der Durchzug hat Mit- te August sein Maximum. In der zweiten August- woche erreicht die Art die großen Schwärm- quartiere im Harz, ihre Paarungs- und Überwin- terungsquartiere. Hier ist die Wasserfledermaus nach der :ransenfledermaus, die 14 Tage spä- ter in die Höhlen „einschwärmt“, die zweithäu- figste Art (OHLENDOR: 2002a, 2003). In den Höh- len überwiegt deutlich der Männchenanteil. Das Schwärmverhalten an den großen Eiskel- lern wie in Gardelegen oder in Klötze wurde bislang nicht untersucht. Wasserfledermäuse im Winterquartier (oto: B. An kleineren Gewässern in Sachsen-Anhalt le- Ohlendorf) ben meist nur Männchen. Im Harz und Harz- vorland konnte an der Selke je :lusskilometer über die Dichte der Reproduktionsquartiere in ein Besatz von acht bis zwölf Männchen ermit- Sachsen-Anhalt aus. telt werden (OHLENDOR: et al. 1996). An der ge- Spätestens Ende Juli erscheinen an vielen samten Bode mit Ausnahme der oben erwähn- Kleingewässern, so auch im Harz, durchziehen- ten Talsperren leben ebenfalls nur Männchen. de Wasserfledermäuse und Jungtiere aus dem Daraus lässt sich schließen, dass der Harz und

Lebensraum der Wasserfledermaus an der Havel bei Neuschollene (oto: B. Ohlendorf)

82 Wasserfledermaus sein Umfeld im Sommer ausgesprochene Männchengebiete sind, während die Reproduk- tionsgebiete im Norden, Nordosten und Osten des Landes liegen.

Gefährdung und Schutz Die größte Gefahr auch für diese Art ist die in- tensive Bewirtschaftung der Wälder. Dadurch gehen natürliche Quartiere verloren bzw. kön- nen erst gar nicht entstehen. Es gibt zahlrei- che Beispiele aus dem Nordosten des Landes, wo Teile von baumhöhlenreichen Wäldern ab- geholzt wurden, das Holz nicht einmal verwend- bar war, jedoch die Quartiere verloren gingen. Bei der Auszeichnung der Waldbestände für forstliche Eingriffe ist unbedingt auf Höhlenbäu- me zu achten. Gewässer, die ihres Uferbaumbestandes be- raubt werden, verlieren für die Art an Attraktivi- tät als Jagdhabitat. Die großen Schwärm- und Überwinterungsquar- tiere im Harz oder in den Eiskellern im Norden von Sachsen-Anhalt bedürfen der besonderen Obhut. Vor allem „ökologische :allen“, wie die Erreichbarkeit der Einflüge durch nahrungsspe- zialisierte Hauskatzen, müssen beseitigt werden. Wasserfledermaus (oto: B. Lehmann)

Tabelle 25: Vorkommen von Myotis daubentonii in den naturräumlichen Haupteinheiten (Nachweise seit 1962)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D05 – Mecklenburgisch-brandenburgisches 1 0,2 – – 1 100,0 Platten- und Hügelland D09 – Elbtal-Niederung 101 15,5 63 62,4 38 37,6 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 64 9,8 25 39,1 39 60,9 D11 – Fläming 10 1,5 – – 10 100,0 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 46 7,1 12 26,1 34 73,9 D19 – Sächsisches Hügelland 1 0,2 – – 1 100,0 und Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 140 21,5 20 14,3 120 85,7 D29 – Altmark 103 15,8 27 26,2 76 73,8 D31 – Weser-Aller-Flachland 9 1,4 1 11,1 8 88,9 D33 – Nördliches Harzvorland 7 1,1 1 14,3 6 85,7 D37 – Harz 169 26,0 101 59,8 68 40,2 Sachsen-Anhalt 651 100 250 38,4 401 61,6

Wasserfledermaus 83 Verbreitungskarte der Großen Bartfledermaus Verbreitungskarte der Kleinen Bartfledermaus

Verbreitungskarte der ransenfledermaus Verbreitungskarte der Wasserfledermaus

84 Verbreitungskarten Säugetiere (II) Pipistrellus pipistrellus (SCHREBER, 1774) – Zwergfledermaus Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 3 - Gefährdet 2 - Stark besonders geschützte Art nach § Anhang III der Berner Konvention gefährdet 10 (2) 10. b) und streng Anhang IV der FFH-RL geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Die Zwergfledermaus bildet an Gebäuden Re- :ür diese kleinste europäische :ledermausart produktionsquartiere hinter Holz-, Schiefer- beträgt die Körpermasse 3,5 – 8 g und die Un- oder Blechverschalungen (OHLENDOR: 1983). terarmlänge 2,8 – 3,4 cm (SCHOBER & GRIMMBER- Die Einflüge in ihre Spaltenquartiere sind leicht GER 1998). Die Ohren sind kurz, dreieckig und erkennbar, da die Tiere hier Kot absetzen, der an der Spitze abgerundet. Die :ärbung des :ells an der :assade kleben kann. ist an der Haarbasis dunkel- bis schwarzbraun. In ihren Winterquartieren kann die Art in meh- Die Körperoberseite ist rot-, kastanien- oder reren tausend Exemplaren auftreten (BOYE et dunkelbraun, die Unterseite erscheint gelb- bis al. 1999). graubraun. An der Schnauze, den Ohren und den :lughäuten ist die Art schwarzbraun gefärbt. Verbreitung Wie sich in den letzen Jahren herausstellte, Die Zwergfledermaus gehört zu den Arten mit muss man bei der Zwergfledermaus, ähnlich wie der weitesten Verbreitung in Europa (BRAUN & bei den Bartfledermäusen, zwei Arten unter- DIETERLEN 2003). Nach GÖRNER & HACKETHAL scheiden. Das ist zum einen die gewöhnliche (1987) kommt sie in ganz Europa mit Ausnah- Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) und me des äußersten Nordens und Nordostens vor. zum anderen die in Deutschland anscheinend Ihr Areal reicht bis nach Nordafrika sowie im seltenere sogenannte Hochrufende Zwerg- oder Osten über den Vorderen Orient, Zentralasien Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) (z.B. bis nach Korea und Japan. In Deutschland ist HÄUSSLER et al. 2000, BRAUN & HÄUSSLER 1999). sie in allen Bundesländern gut nachgewiesen Wichtige Kriterien zur Unterscheidung der bei- (oft mit Wochenstuben) und zählt oftmals zu den sehr ähnlichen Arten sind die Ortungslaute den häufigsten Arten einer Region.

(bei Pipistrellus pipistrellus meist bei 45 – 50 kHz, nie über 55 kHz), die Penisform, die :ärbung Bestandssituation in Sachsen-Anhalt sowie bestimmte morphologische Messwerte. Das disperse Verbreitungsbild der Zwergfleder- Die ebenfalls sehr ähnliche Rauhautfledermaus maus in Sachsen-Anhalt ist auf große Bearbei- ist eindeutig anhand der Länge des V. :ingers tungslücken zurückzuführen, die Anzahl der und der Behaarung der Schwanzflughaut von registrierten Reproduktionsquartiere entspricht der Zwergfledermaus zu unterscheiden. nicht der tatsächlichen Situation. Im Harz ist die Art in den Lagen bis 500 m ü.NN weit verbrei- Biologie und Ökologie tet. Es liegen nur wenige Winternachweise vor. Pipistrellus pipistrellus ist neben der Wasserfle- Sie überwintert nicht in den Stollen und Höhlen dermaus die häufigste :ledermausart Deutsch- des Harzes. lands. Sie lebt in Wäldern und Parkanlagen, In der Colbitz-Letzlinger Heide befinden sich aber auch in Städten mit lockerer Bebauung. große Reproduktionsgesellschaften in :leder- In Wäldern bevorzugt sie Bäume mit sich lö- mauskästen. An anderen Orten ist die Art sel- sender Borke als Quartier, sie ist aber auch hin- ten in Kästen anzutreffen. Schwärmquartiere ter aufgewellter Teerpappe an Hochsitzen und sind in Sachsen-Anhalt nicht bekannt. Hausdächern zu finden.

Zwergfledermaus 85 Kontakt hat. Derartige Spalten können theore- tisch an fast jedem Gebäude entstehen, bevor- zugt befinden sich Quartiere in :achwerkhäu- sern im losen Gefach, in den Dehnungsfugen von Hochhäusern oder hinter Verblendungen aller Art. Bei Sanierungen besteht die Gefahr, dass diese Quartiere mit oder ohne Tiere ver- nichtet werden. Deshalb ist die Zwergfleder- maus durch Umbaumaßnahmen und durch Abriss von Gebäuden am häufigsten in ihrem Bestand gefährdet. In letzter Zeit sind zahlrei- che Quartiere, meist aus Unwissenheit, zerstört worden. Daher wird die Art in der Roten Liste Sachsen-Anhalts (HEIDECKE et al. 2004) als stark gefährdet eingestuft. Die Kenntnisse über das Vorhandensein von Zwergfledermaus (oto: B. Ohlendorf) Reproduktionsquartieren sind gering, deshalb sind kaum Schutzmaßnahmen möglich. Da die Gefährdung und Schutz Quartiere eigentlich leicht erkennbar sind, wird Die Zwergfledermaus bevorzugt als Quartier um verstärkte Wachsamkeit bei der Sanierun- Spaltenhohlräume, in denen sie Bauch-Rücken- gen von Gebäuden gebeten.

Tabelle 26: Vorkommen von Pipistrellus pipistrellus in den naturräumlichen Haupteinheiten (Nachweise seit 1965)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 17 3,6 – – 17 100,0 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 7 1,5 4 57,1 3 42,9 D11 – Fläming 20 4,3 8 40,0 12 60,0 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 50 10,7 9 18,0 41 82,0 D19 – Sächsisches Hügelland 2 0,4 – – 2 100,0 und Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 24 5,2 – – 24 100,0 D28 – Lüneburger Heide 4 0,9 – – 4 100,0 D29 – Altmark 176 37,8 22 12,5 154 87,5 D31 – Weser-Aller-Flachland 34 7,3 – – 34 100,0 D33 – Nördliches Harzvorland 11 2,4 1 9,1 10 90,9 D37 – Harz 121 26,0 71 58,7 50 41,3 Sachsen-Anhalt 466 100 115 24,7 351 75,3

86 Zwergfledermaus Pipistrellus pygmaeus (LEACH, 1825) – Mückenfledermaus Hochrufende Zwergfledermaus, Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen G - Gefährdung besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention anzunehmen, aber 10 (2) 10. b) und streng Anhang IV der FFH-RL Status unbekannt geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art ohne größere Verbreitungslücken). In Deutsch- Aufgrund der erst vor wenigen Jahren erfolg- land liegen mittlerweile aus fast allen Bundes- ten Einstufung als eigenständige Art (vgl. Ka- ländern Nachweise der Mückenfledermaus vor. pitel Zwergfledermaus) ist der Kenntnisstand über Pipistrellus pygmaeus noch vergleichs- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt weise gering. Die Mückenfledermaus ist neben Aus Sachsen-Anhalt liegen bislang nur wenige der Zwergfledermaus die kleinste einheimische Daten vor, die Verbreitung der Mückenfleder- Art und ähnelt dieser sehr. Die Körperobersei- maus ist nicht geklärt. Es gibt gesicherte De- te weist eine hellere :ärbung auf als die der tektornachweise von der Elbe zwischen Burg Zwergfledermaus. Adulte Männchen besitzen und Magdeburg. Im Havelberger Dom wurden einen orangefarbenen Penis ohne sichtbares bislang nur Zwergfledermäuse (P. pipistrellus) weißes Mittelband. Die Ohrbasis ist am Grund ermittelt. Auch die Detektoruntersuchungen aufgehellt. Das Rufamplitudenmaximum der Or- in einigen der Harzer Reproduktionsquartiere tungslaute liegt bei ca. 55 kHz, teilweise auch brachten bisland keinen Nachweis der Art. darüber. Derzeit wird für die Zwergfledermaus und die Mückenfledermaus ein spezielles Programm Biologie und Ökologie entwickelt, bei dem mit Hilfe der Detektorun- Die Mückenfledermaus wurde bevorzugt in tersuchung und dem genetischen :ingerab- Auenwäldern, in Waldgebieten in Gewässernä- druck das prozentuale Verhältnis des Vorkom- he und an Teichen nachgewiesen. Das Verhal- mens der beiden Arten in Sachsen-Anhalt ge- ten dieser Art ist noch nicht ausreichend er- klärt werden soll. Es ist zu vermuten, dass die forscht. Mückenfledermaus im Elbeurstromtal einen Verbreitungsschwerpunkt hat. Verbreitung Saisonal ist Mitte Juli bis Anfang September Die Angaben zur Verbreitung dieser neu be- auch mit durchziehenden Tieren zu rechnen. schriebenen Art basieren in erster Linie auf De- tektornachweise aus vielen Ländern sowie auf Gefährdung und Schutz europaweit gestreute :undpunkte von gene- Die Mückenfledermaus ist als Spaltenspezia- tisch geprüften Tieren. list an Wohngebäuden ebenso gefährdet wie BRAUN & DIETERLEN (2003) verweisen auf ein die Zwergfledermaus. Deshalb treffen die für außergewöhnlich ausgedehntes Verbreitungs- diese Art ausgeführten Gefährdungsursachen areal, das von der Südspitze Europas bis Mit- und Schutzmaßnahmen vermutlich auch für die telskandinavien reicht (dem Anschein nach Mückenfledermaus zu.

Mückenfledermaus 87 Pipistrellus nathusii (KEYSERLING & BLASIUS, 1839) – Rauhautfledermaus Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark 2 - Stark besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention gefährdet gefährdet 10 (2) 10. b) und streng Anhang IV der FFH-RL geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art den anderen Arten im Kasten (OHLENDOR: et al.

Die Rauhautfledermaus zählt mit ca. 6 – 15 g 2002). Bereits um den 10. – 15. Juli werden die Körpermasse zu den kleineren der einheimi- Reproduktionsquartiere wieder aufgelöst. Die schen :ledermausarten. Die Unterarmlänge Jungtiere bilden große Jungengesellschaften liegt zwischen 3,2 – 3,7 cm (SCHOBER & GRIMM- (50 – 80 Individuen). Aus verschiedenen Repro- BERGER 1998). Das :ell ist im Sommer auf der duktionsquartieren kommend, konzentrieren Körperoberseite rot- bis kastanienbraun, nach sich die Tiere an wenigen Stellen, welche immer dem Haarwechsel im Herbst mehr dunkelbraun, in nahrungsreichen Wäldern liegen. Zuerst ver- oft mit deutlich grauem Überflug. Die Untersei- lassen die adulten Weibchen, später die Jun- te ist hell- bis gelbbraun. An der Schnauze, den gen und zum Schluss die Männchen diese Re- Ohren und den :lughäuten ist die Art schwarz- produktionsgebiete. braun gefärbt. Von der ähnlichen Zwergfleder- Aus Sachsen-Anhalt liegen nur wenige Winter- maus unterscheidet sich die Rauhautfleder- nachweise vor (OHLENDOR: et al. 2002). Die maus eindeutig anhand der Länge ihres V. :in- meisten Individuen überwintern in den Nieder- gers (länger als 4,2 cm) und der Behaarung der landen, :rankreich oder in Südwestdeutsch- Schwanzflughaut. land. Die Rauhautfledermaus jagt bevorzugt Mücken Biologie und Ökologie und Kleinfalter. Im Tiefland befinden sich die natürlichen Som- merquartiere der Rauhautfledermaus in Wäl- Verbreitung dern mit altem Baumbestand hinter Borken und In Europa ist die Rauhautfledermaus nördlich in Stammaufrissen, aber auch in Baumhöhlen. bis etwa zum 60. Breitengrad verbreitet (GÖR- Die Art trifft Mitte April aus den Überwinterungs- NER & HACKETHAL 1987). Im Osten erstreckt sich gebieten in den Reproduktionsgebieten ein. Die das Areal bis in die Türkei, den Kaukasus und adulten Weibchen verpaaren sich sofort in Paa- den Iran. rungsgesellschaften, gebildet aus einem Männ- Grundsätzlich kommt die Art in ganz Deutsch- chen und bis zu 14 Weibchen. Die Weibchen land vor, jedoch aufgrund ihrer Zugaktivität zu können dann, abhängig von der Größe des allen Jahreszeiten verschieden häufig (MESCHE- Quartieres, kopfstarke Kolonien mit bis zu 30 DE & HELLER 2000). Der Verbreitungsschwer- Individuen bilden. Es werden häufig Zwillinge punkt liegt in den östlichen Bundesländern, die geboren. Die Rauhautfledermaus ist in Sach- Wochenstuben befinden sich hauptsächlich in sen-Anhalt in interspezifischen Reproduktions- den Wäldern des Norddeutschen Tieflandes. gesellschaften mit der Großen Bartfledermaus und der Zwergfledermaus (Mückenfleder- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt maus?) anzutreffen (OHLENDOR: 1998a). Bei ei- Seit 1995 wird in Sachsen-Anhalt erfolgreich ein ner Anwesenheit von ca. fünf reproduzierenden Monitoringprogramm mit :ledermauskästen Weibchen plus zehn Juvenilen werden die Ge- speziell für die Rauhautfledermaus und die Gro- sellschaften autark, d.h. sie trennen sich von ße Bartfledermaus entwickelt und realisiert (OH-

88 Rauhautfledermaus LENDOR: 1999). Damit konnte die Vorstellung, dass sich die Rauhautfledermaus nur in Bran- denburg und Mecklenburg-Vorpommern erfolg- reich reproduziert, widerlegt werden (OHLENDOR: 1998a, OHLENDOR: et. al 2002). Gegenwärtig gehört die Rauhautfledermaus zu den am besten untersuchten Arten im Land. Sie ist stellenweise häufig in feuchten Wäldern im Tiefland verbreitet. Der Verbreitungsschwer- punkt liegt im Urstromtal der Elbe. Die Repro- duktionsgebiete sind das Cheiner Moor, der Kalbesche Werder, der Stadtwald Havelberg, Rauhautfledermaus (oto: B. Lehmann) die Düstere Laake, das Jederitzer Holz, das Bürgerholz bei Burg, die Kreuzhorst und der bra, die Bodeniederung sowie die Saaleaue bei Lödderitzer :orst. Die sachsen-anhaltischen Plötzkau und Bernburg. Reproduktionsgebiete liegen an der Westgren- Ende Juli bis September kommt es über Sach- ze des Reproduktionsareals. Westwärts schlie- sen-Anhalt zu Massenbewegungen von Rau- ßen sich die Durchzugsgebiete mit den Paa- hautfledermäusen aus östlichen Regionen, z.B. rungsgebieten an, z.B. der Stausee Berga-Kel- dem Baltikum.

Erlenbruchwald in der Düsteren Lake bei Kümmeritz - Lebensraum mit Wochenstuben der Wasserfleder- maus, Großen Bartfledermaus und Rauhautfledermaus (oto: B. Ohlendorf, 2004)

Rauhautfledermaus 89 Tabelle 27: Vorkommen von Pipistrellus nathusii in den naturräumlichen Haupteinheiten (Nachweise seit 1990)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 366 42,9 76 20,8 290 79,2 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 50 5,9 38 76,0 12 24,0 D11 – Fläming 117 13,7 48 41,0 69 59,0 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 6 0,7 – – 6 100,0 D20 – Östliches Harzvorland und Börden 161 18,9 102 63,4 59 36,6 D29 – Altmark 146 17,1 86 58,9 60 41,1 D31 – Weser-Aller-Flachland 7 0,8 – – 7 100,0 D37 – Harz 1 0,1 – – 1 100,0 Sachsen-Anhalt 854 100 350 41,0 504 59,0

schaffen werden, dies sollte aber kein Alibi für Schutz und Gefährdung derartige Praktiken in der :orstwirtschaft sein. Der durch die :orstwirtschaft verursachte Ver- Die Wirtschaftswälder verarmen an Baumhöh- lust an natürlichen Baumquartieren z.B. in der len und damit sinkt die Artendiversität. Düsteren Laake nimmt leider zu. Mit :leder- Hinter Verblendungen an Hochsitzen kann die mauskästen kann für die Rauhautfledermaus Art in entsprechenden Regionen leicht ange- zwar kurzfristig ein schneller Quartierersatz ge- siedelt werden.

90 Rauhautfledermaus Nyctalus noctula (SCHREBER, 1774) – Großer Abendsegler Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Übereinkommen Deutschland Sachsen-Anhalt 3 - Gefährdet 3 - Gefährdet besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention 10 (2) 10. b) und streng Anhang IV der FFH-RL geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art ßen offenen :lächen und einem hohen Beute- Der Große Abendsegler zählt mit zu den größ- tierangebot. Die Nahrung besteht vorwiegend ten einheimischen :ledermausarten. Seine Kör- aus Zweiflüglern (Diptera, meist Chironomidae), permasse beträgt 19 – 40 g, die Unterarmlänge Köcherfliegen (Trichoptera), Käfern (Coleopte- liegt zwischen 4,8 – 5,8 cm (SCHOBER & GRIMM- ra) und Schmetterlingen (Lepidoptera). BERGER 1998). Die Ohren von Nyctalus noctula sind groß, breit und dreieckig mit einem cha- Verbreitung rakteristischen kurzen, pilzförmigen Tragus. Nach SCHOBER & GRIMMBERGER (1998) kommt der Das :ell ist im Gegensatz zu dem der Myotis- Große Abendsegler in ganz Europa außer in Arten kurz und eng anliegend, wobei die Haare Irland, Schottland und Nord-Skandinavien vor. einfarbig sind. Die Körperoberseite ist im Som- Er erreicht im Norden etwa den 60. Breitengrad. mer rostbraun glänzend, nach dem Haarwech- Neben anderen :ledermausarten wie der Rau- sel im Herbst matt fahlbraun mit einem zum Teil hautfledermaus und der Zweifarbfledermaus leichten grauen Schimmer gefärbt. Auf der Un- gehört er zu den in Europa saisonal weit wan- terseite ist das :ell matt hellbraun. Zum Klein- dernden :ledermäusen. Nyctalus noctula kommt abendsegler differenziert sich der Große Ab- in ganz Deutschland vor, jedoch aufgrund sei- endsegler durch seine größere Unterarmlänge ner Zugaktivität saisonal unterschiedlich (ME- (deutlich über 4,6 cm) und die :ellfärbung am SCHEDE & HELLER 2000). Das Schwerpunktgebiet Rücken (Kleinabendsegler mit zweifarbigem der Wochenstuben liegt im Norden und Nord- Rückenhaar). osten Deutschlands.

Biologie und Ökologie Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Nach MESCHEDE & HELLER (2000) ist diese Art Ähnlich wie die Rauhautfledermaus hat der nach den fundierten :orschungen der letzten Abendsegler seinen Verbreitungsschwerpunkt Jahre sowohl im Sommerlebensraum als auch im Tiefland, der jedoch nicht nur auf das Ur- in den Winterquartieren als typische und klassi- stromtal der Elbe beschränkt ist. Die Art kommt sche „Baumfledermaus“ einzuordnen. Neben den auch in anderen gewässerreichen Regionen Baumquartieren bewohnt der Große Abendsegler weit verbreitet vor. Im gesamten Biosphären- aber auch hohle Betonlichtmasten, Spalten in reservat :lusslandschaft Mittlere Elbe ist sie Neubaublocks, tiefe :elsspalten, Brückenbau- neben der Wasserfledermaus die dominieren- ten und andere Quartiere (SCHOBER & GRIMM- de :ledermausart. Bei intensiver Suche sind BERGER 1998). hier sicher noch weitere Quartiernachweise Das größte bekannte Winterquartier in Deutsch- möglich. land mit bis zu 10 000 Tieren befindet sich in Im Elbe-Havel Winkel wurde eine Bestandskon- Schleswig-Holstein in der Levensauer Kanal- zentration nachgewiesen. Hier sind dutzende hochbrücke bei Kiel (GLOZA et al. 2001, HARRJE Baumhöhlen, die zur Reproduktionen genutzt 1994). werden, bekannt. Die reproduzierenden Tiere Die Hauptjagdgebiete im Sommerlebensraum werden seit 1998 im Rahmen eines Monitorings, sind vor allem größere Stillgewässer mit gro- durchgeführt bei einem Abendsegler-Camp bei

Großer Abendsegler 91 Hochterrassen der Elbe, in die Nahrungsgebie- te an den Gewässern fliegen. Im Harz werden gelegentlich durchfliegende Tiere registriert. Am Stausee Berga-Kelbra wurden während des Zuges im August mehrere hundert Tiere zeit- gleich beobachtet. Es gibt aus Sachsen-Anhalt zunehmend Über- winterungsnachweise. Die meisten Tiere über- wintern jedoch, ähnlich wie die Rauhautfleder- maus, außerhalb des Landes.

Gefährdung und Schutz Bevorzugt werden Spechthöhlen in stärkeren Bäumen als Quartier angenommen, die jedoch z.B. in Kiefernforsten rar sind. :ledermauskäs- ten können diese Quartiere ersetzen, bedürfen jedoch einer ständigen Wartung, da die Tiere Großer Abendsegler (oto: W. Wendt) den Kot im Kasten belassen. Wenn die War- tung nicht abgesichert ist, sind selbstreinigen- Havelberg (Mitte Juli), abgefangen und markiert de :ledermauskästen den :ledermauskasten- (OHLENDOR: et al. 2000b). höhlen vorzuziehen. Um in Waldgebieten mit Abendsegler können aufgrund ihres :lugvermö- dominanten Abendseglerpopulationen zu ver- gens aus größeren Entfernungen, z.B. von den hindern, dass alle :ledermauskästen durch die-

Lebensraum des Großen Abendseglers im NSG Kreuzhorst bei Magdeburg (oto: B. Ohlendorf, 2004)

92 Großer Abendsegler se Art besetzt werden, sollten verschiedene Kastenmodelle mit Einschlupfspalten auch un- ter 2,2 cm angeboten werden. Abendsegler besiedeln besonders während der Zugzeit unter anderem Blechverblendungen oder Dehnungsfugen an Hochhäusern. Vor der Sanierung bzw. vor Abriss von Gebäuden ist abzuklären, ob sich Tiere im Objekt aufhalten. Es ist nach Möglichkeiten zu suchen, die Sanie- rung ohne langfristigen Quartierverlust durch- zuführen.

Wochenstube des Großen Abendseglers in einem Nistkasten (oto: B. Ohlendorf)

Tabelle 28: Vorkommen von Nyctalus noctula in den naturräumlichen Haupteinheiten (Nachweise seit 1972)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 498 57,3 92 18,5 406 81,5 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 56 6,4 19 33,9 37 66,1 D11 – Fläming 35 4,0 – – 35 100,0 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 18 2,1 6 33,3 12 66,7 D20 – Östliches Harzvorland und Börden 12 1,4 4 33,3 8 66,7 D28 – Lüneburger Heide 19 2,2 2 10,5 17 89,5 D29 – Altmark 175 20,1 76 43,4 99 56,6 D31 – Weser-Aller-Flachland 48 5,5 – – 48 100,0 D33 – Nördliches Harzvorland 5 0,6 – – 5 100,0 D37 – Harz 3 0,3 1 33,3 2 66,7 Sachsen-Anhalt 869 100 200 23,0 669 77,0

Großer Abendsegler 93 Nyctalus leisleri (KUHL, 1817) – Kleinabendsegler Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus:

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark 2 - Stark besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention gefährdet gefährdet 10 (2) 10. b) und streng Anhang IV der FFH-RL geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Kulturlandschaft sowie in Ortschaften mit park- Die mittelgroße :ledermausart weist eine Kö- artigen Strukturen befinden. permasse zwischen 13 – 20 g auf. Erwachsene Der Kleinabendsegler ernährt sich hauptsächlich Tiere erreichen eine Unterarmlänge zwischen von Schmetterlingen (Lepidoptera), Zweiflüglern

3,9 – 4,6 cm (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Die (Diptera), meist Schnaken und Zuckmücken, und Ohren besitzen den gleichen typischen pilzför- Köcherfliegen (Trichoptera) (BECK 1995). migen Tragus wie die aller Nyctalus-Arten. Das :ell ist kurz, wobei die Haare zweifarbig mit Verbreitung schwarzbrauner Haarbasis sind. Auf der Kör- Nyctalus leisleri kommt in fast ganz Europa vor, peroberseite erscheint das :ell rotbraun, ist aber bis auf Irland nirgends besonders häu- meist etwas dunkler und weniger glänzend als fig. Die Art erreicht im Norden die Küste von bei Nyctalus noctula. Die :ärbung der Unter- Nord- und Ostsee, die Nordgrenze des euro- seite ist gelbbraun, die des Gesichts, der Oh- päischen Verbreitungsgebietes verläuft durch ren und der :lughäute schwarzbraun. Norddeutschland. Ein Nachweis liegt aus Süd- schweden vor (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Biologie und Ökologie In Deutschland existieren Wochenstuben in Der Kleinabendsegler zählt zu den Arten, die Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, zwischen Sommer- und Winterquartier weite Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern, Baden- Entfernungen zurücklegen. So konnte bei ei- Württemberg und im Saarland. Zur genauen nem weibliches Tier, das 1999 in einem Repro- Verbreitung in Deutschland bestehen jedoch duktionsgebiet im nördlichen Sachsen-Anhalt noch Kenntnisdefizite (BOYE et al. 1999). mit einer :ledermausklammer markiert und im gleichen Jahr im Überwinterungsgebiet in Spa- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt nien in der Provinz Burgos wiedergefangen Die Art hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in wurde, der längste für Europa dokumentierte den unteren montanen mit Laubwald bestock- Langstreckenflug von ca. 1 600 km nachgewie- ten Lagen des Harzes um 400 m ü.NN. Im Tief- sen werden (OHLENDOR: et al. 2000a). Dieses land werden vergleichbare Geländestrukturen Tier wurde im Jahr 2001 am Markierungsort auf Glazialrücken wie Zichtauer Schweiz, Col- wieder gefangen (OHLENDOR: et al. 2001). bitz-Letzlinger Heide, :läming und Dübener Ein hoher Wald- und Gewässeranteil kennzeich- Heide vom Kleinabendsegler besiedelt. Nach- net den Lebensraum dieser Art. Die natürlichen weise aus dem Jederitzer Holz bzw. dem Na- Quartiere sind hauptsächlich in höhlenreichen turpark Drömling sind die am tiefsten gelege- lichten Altholzbeständen zu finden. :ISCHER nen Reproduktionsquartiere. Auffällig ist, dass (1999) zeigt aber für Thüringen, dass sich die der Kleinabendsegler Wälder mit Präsenz des Sommerlebensräume nicht ausschließlich in Großen Abendseglers meidet. Beide Arten kon- geschlossenen Waldkomplexen, sondern auch kurrieren um den gleichen Quartiertyp (Bunt- in der von :eld- und Ufergehölzen geprägten spechthöhlen), wobei der Kleinabendsegler auch Zieselhöhlen und Asthöhlen, selbst Wur-

94 Kleinabendsegler zelbaumhöhlen nutzt. Im Selketal konkurriert der Kleinabendsegler mit dem Mauersegler Apus apus um Baumhöhlen (GÜNTHER et al. 1991). Die Bestandssituation im südlichen Landesteil wie dem Zeitzer :orst oder dem Unstrut-Trias- Land ist noch ungeklärt. Es sind auch Vorkommen an oder in Gebäu- den belegt. Der Bestand ist offenbar auf dem bekannten Niveau konstant. In Sachsen-Anhalt konnten keine Überwinterun- gen der Art nachgewiesen werden.

Schutz und Gefährdung Die Gefährdungssituation des Kleinabendseg- lers und die daraus resultierenden Schutzan- forderungen sind ähnlich wie beim Großen Ab- endsegler und der Rauhautfledermaus. Als aus- gesprochene Waldfledermaus beansprucht die Art vielschichtige und altersmäßig reich struk- turierte Laubwälder. In Schutzgebieten ohne oder mit geringen forstlichen Eingriffen wie z.B. im Bode- oder Selketal findet sie optimale Le- Kleinabendsegler (oto: W. Wendt) bensbedingungen vor.

Tabelle 29: Vorkommen von Nyctalus leisleri in den naturräumlichen Haupteinheiten (Nachweise seit 1989)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 37 7,9 11 29,7 26 70,3 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 22 4,7 7 31,8 15 68,2 D11 – Fläming 17 3,6 14 82,4 3 17,6 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 4 0,9 2 50,0 2 50,0 D19 – Sächsisches Hügelland 1 0,2 – – 1 100,0 und Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 23 4,9 11 47,8 12 52,2 D28 – Lüneburger Heide 1 0,2 – – 1 100,0 D29 – Altmark 198 42,4 12 6,1 186 93,9 D31 – Weser-Aller-Flachland 59 12,6 – – 59 100,0 D33 – Nördliches Harzvorland 54 11,6 8 14,8 46 85,2 D37 – Harz 51 10,9 41 80,4 10 19,6 Sachsen-Anhalt 467 100 106 22,7 361 77,3

Kleinabendsegler 95 Verbreitungskarte der Zwergfledermaus Verbreitungskarte der Rauhautfledermaus

Verbreitungskarte des Großen Abendseglers Verbreitungskarte des Kleinabendseglers

96 Verbreitungskarten Säugetiere (III) Eptesicus serotinus (SCHREBER, 1774) – Breitflügelfledermaus Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 3 - Gefährdet 2 - Stark besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention gefährdet 10 (2) 10. b) und streng geschützte Anhang IV der FFH-RL Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art ist über ganz Süd- und Mitteleuropa verbrei- Die Körpermasse der Breitflügelfledermaus tet, einschließlich Süd-Englands und des beträgt 14,4 – 35,5 g, sie erreicht eine Unter- Großteils von Dänemark. Auch aus Südschwe- armlänge von 4,8 – 5,7 cm (SCHOBER & GRIMM- den existieren erste Nachweise (NIETHAMMER & BERGER 1998). Das Ohr ist relativ kurz, fast drei- KRAPP 2001). Es wird darauf verwiesen, dass eckig, der Tragus ist im Gegensatz zu dem der sich die Art möglicherweise nach Norden aus- Gattung Nyctalus länglich, leicht nach hinten breitet. gebogen und erreicht ein Drittel der Ohrlänge. Innerhalb Deutschlands kommt sie im Norden Das :ell ist lang mit einer dunkelbraunen Haar- weitaus häufiger vor als im Süden. Ihren Ver- basis. Die Körperoberseite ist dunkel rauch- breitungsschwerpunkt hat sie im :lach- und Hü- braun mit zum Teil leicht glänzenden Haarspit- gelland. zen. Die Unterseite erscheint gelbbraun und ist nicht scharf zur Oberseite abgegrenzt. Während Bestandssituation in Sachsen-Anhalt die Schnauze und die Ohren schwarz gefärbt Die Breitflügelfledermaus ist in Sachsen-Anhalt sind, ist die :ärbung der :lughäute eher dun- weit verbreitet. Im Harz besiedelt sie Höhen bis kel schwarzbraun. 400 m ü.NN. Typisch für Eptesicus serotinus sind auch im Die Reproduktionsquartiere befinden sich meist :lugbild gut erkennbare breite :lügel und die auf Dachböden, wo sich die Tiere in typischer freien letzten beiden Schwanzwirbel. Weise unter den :irstziegeln aufhalten. Die Re- produktionsgesellschaften bestehen in der Re- Biologie und Ökologie gel aus etwa vierzig Individuen. :ledermaus- Die Breitflügelfledermaus ist eine typische Ge- kästen werden nur selten von Einzeltieren be- bäudefledermaus. Die Tiere nehmen auch das siedelt. Quartierangebot an Hochhäusern an. KURTZE Überwinternde Einzeltiere werden in Mauerfu- (1991) beschreibt sie als typische Dorffleder- gen oder auf Dachböden angetroffen. Die Art maus, die allabendlich im Sommer an Straßen- überwintert nur selten in trockenen und kalten laternen jagt. Die Winterquartiere können Höh- Kellern, Stollen und Höhlen. len, Stollen, Keller, tiefe Balkenkehlen, Holz- In Sachsen-Anhalt ist ein gutes Schwärmquar- stapel u.a. sein (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998), tier am Krockstein bei Rübeland bekannt. wobei sich Winter- und Sommerquartier im glei- chen Objekt befinden können. Die Art nimmt Schutz und Gefährdung ihre Nahrung vom Boden auf („ground glea- In den letzten Jahren gab es einen Sanierungs- ner“). Daher gehören bodenlebende Insekten boom, dem viele Gebäudequartiere zum Opfer zum hauptsächlichen Nahrungsspektrum wie fielen. Bei der :assadengestaltung gehen Re- z.B. verschiedene Käfer wie Dungkäfer, Lauf- produktionsquartiere hinter :ensterläden oder käfer u.a. (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). hinter mit Ziegel abgehängten Hausfassaden verloren und werden insgesamt immer seltener. Verbreitung Bei Dachneueindeckungen werden häufig Un- Die Breitflügelfledermaus ist in weiten Teilen terspannbahnen eingezogen, die die Quartiere ihres Vorkommensgebietes recht häufig. Sie zerstören können.

Breitflügelfledermaus 97 Tabelle 30: Vorkommen von Eptesicus serotinus in den naturräumlichen Haupteinheiten. (Nachweise seit 1953).

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D05 – Mecklenburgisch-brandenburgisches 3 0,7 – – 3 100,0 Platten- und Hügelland D09 – Elbtal-Niederung 15 3,3 2 13,3 13 86,7 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 63 14,0 5 7,9 58 92,1 D11 – Fläming 21 4,7 3 14,3 18 85,7 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 57 12,7 13 22,8 44 77,2 D19 – Sächsisches Hügelland 25 5,6 – – 25 100,0 mit Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 164 36,5 8 4,9 156 95,1 D29 – Altmark 50 11,1 5 10,0 45 90,0 D31 – Weser-Aller-Flachland 9 2,0 – – 9 100,0 D33 – Nördliches Harzvorland 24 5,3 – – 24 100,0 D37 – Harz 18 4,0 6 33,3 12 66,7 Sachsen-Anhalt 449 100 42 9,4 407 90,6

Eingang der Heimkehle bei Uftrungen/Südharz – Lebensraum mehrerer ledermausarten (oto: B. Ohlendorf, 2003)

98 Breitflügelfledermaus Eptesicus nilssonii (KEYSERLING & BLASIUS, 1839) – Nordfledermaus Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark 2 - Stark besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention gefährdet gefährdet 10 (2) 10. b) und streng Anhang IV der FFH-RL geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Zur Überwinterung werden relativ trockene und Als kleinere Schwesternart der Breitflügelfleder- kühle unterirdische Quartiere wie Stollen oder maus besitzt die Nordfledermaus eine Körper- :elsspalten aufgesucht. Kurzzeitig übersteht die masse zwischen 8 – 17,5 g sowie eine Unter- Art tiefe Temperaturen weit unter minus 10 °C. armlänge zwischen 3,8 – 4,2 cm. Die Ohren sind Ihre Nahrung besteht zum großen Teil aus :lug- relativ kurz, der Tragus ist ebenfalls kurz, breit insekten wie Zweiflüglern (Dipteren), Schmet- und leicht nach innen gebogen. terlingen (Lepidopteren), Netzflüglern (Neurop- Das :ell ist lang mit dunkelbrauner Haarbasis. teren) und Schnabelkerfen (Hemipteren) (SCHO- Besonders charakteristisch für diese Spezies BER & GRIMMBERGER 1998). sind die goldglänzenden Haarspitzen im :ell auf der Körperoberseite und auf dem Scheitel. Bei Verbreitung den Jungtieren ist dieses Merkmal noch gerin- Eptesicus nilsonii ist die :ledermausart, die am ger ausgeprägt. Der Nacken ist dunkler, die Un- weitesten nördlich vorkommt (NIETHAMMER & terseite gelbbraun. Schnauze, Ohren und :lug- KRAPP 2001) und als einzige sogar jenseits des häute sind schwarzbraun gefärbt. nördlichen Polarkreises nachgewiesen ist (etwa beim 70. Breitengrad, RYDELL et al. 1994). Ihr Biologie und Ökologie Verbreitungsareal reicht von Skandinavien und Die Nordfledermaus besiedelt im Sommer vor- Mitteleuropa nach Osten durch Russland bis nehmlich Gebäude in waldreicher Umgebung. zum Nordwesten Chinas, nach Kamtschatka, Sie ist in Spalten, hinter Verkleidungen und Sachalin und Japan. In Europa ist sie bis zu :ensterläden oder in Dachfirsten anzutreffen. den Alpen, zum Balkan und zum Kaukasus ver- Die im Gebirge siedelnden Tiere halten sich mit treten. Die Verbreitung in Südeuropa ist lücken- Vorliebe an Gebäuden mit Holz- oder Schiefer- haft (NIETHAMMER & KRAPP 2001). verkleidung auf. In :ledermauskästen wurde die Die Nordfledermaus lebt in Deutschland nach Art im Harz noch nicht nachgewiesen. Aus dem bisherigem Kenntnisstand ausschließlich in den Westharz ist erstmals der Nachweis eines Som- Mittelgebirgen. Regelmäßige Wochenstubenfun- merquartiers auf einer Blockhalde bekannt ge- de liegen vor allem aus dem Harz, Thüringen worden (OHLENDOR: 2001) und Bayern vor. :ernab jeglicher montaner Land-

Tabelle 31: Vorkommen von Eptesicus nilssonii in den naturräumlichen Haupteinheiten (Nachweise seit 1979)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 4 9,8 1 25,0 3 75,0 D33 – Nördliches Harzvorland 1 2,4 – – 1 100,0 D37 – Harz 36 87,8 9 25,0 27 75,0 Sachsen-Anhalt 41 100 10 24,4 31 75,6

Nordfledermaus 99 Kernpopulation sind Einzeltiervorkommen im Großen Bruch (NICOLAI & OHLENDOR: 1991) und aus dem Gipskarst bei Questenberg im Süd- ostharz belegt. Die Art kann innerhalb weniger Tage aus dem Harz in den Thüringer Wald wechseln (OHLENDOR: & STRAUBE 1998).

Schutz und Gefährdung Verhängnisvoll für die Nordfledermaus sind die umfangreichen Gebäudesanierungen, die seit 1990 im Harz erfolgen. :assadenverblendungen werden vielfach erneuert und durch alternative Nordfledermaus im Winterquartier (oto: B. Ohlendorf) Isolierungen ergänzt. Der Quartierverlust ist gra- vierend, es ist z.Z. nicht möglich, ein Reproduk- schaftsformen befindet sich in Brandenburg im tionsquartier für ein Monitoring zu benennen. Baruther Urstromtal eine in Baumhöhlen siedeln- Auch in unverputzten Hohlblocksteinwänden de Tieflandpopulation (STEINHAUSER 1997, 1999). kann die Art überwintern. Durch Verputzen der Hohlblocksteinwände ohne Prüfung auf Anwe- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt senheit von Tieren sind Verluste möglich. Die Art ist in Sachsen-Anhalt hauptsächlich im :elsquartiere können bei unsachgemäßer Ein- Harz verbreitet. Dort wird der Gesamtbestand gangssicherung einen Temperatur- und Luft- nach OHLENDOR: (2001) auf ca. 2 800 – 3 700 feuchtestau erfahren, der den Aufenthalt der Art Individuen geschätzt. Am Rande der Harzer ausschließt.

Sumpfwiese südlich des Großen Auerbergs im Harz – Lebensraum der Nordfledermaus (oto: B. Ohlendorf, 2004)

100 Nordfledermaus Vespertilio murinus (LINNAEUS, 1758) – Zweifarbfledermaus Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 1 - Vom R - Extrem seltene besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention Aussterben Art mit geogra- 10 (2) 10. b) und streng geschützte Anhang IV der FFH-RL bedroht phischer Restriktion Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art ren weiten Wanderungen, wobei sie in einigen Die mittelgroße Art weist eine Körpermasse Gebieten regelmäßig wandert, in anderen of- zwischen 12 – 23 g sowie eine Unterarmlänge fensichtlich nicht. Generell besitzt die Art ein zwischen 4 – 4,7 cm auf (SCHOBER & GRIMMBERG- weites Verbreitungsareal mit einem Schwer- ER 1998). Die Ohren sind kurz, breit, rundlich punkt im waldigen Bergland und den Steppen- und besitzen vier Querfalten am Ohrrand. Der zonen Osteuropas und Asiens. In großen Tei- Tragus erscheint kurz, verbreitert sich nach len von West- und Südeuropa kommt sie nur oben und erreicht etwa im zweiten Drittel seine selten vor, im Norden reicht das Areal bis etwa größte Breite. zum 60. Breitengrad. Das :ell ist lang und dicht mit schwarzbraunen Haarwurzeln. Namensgebend für diese Art ist die scharfe Trennung der :ellfarbe zwischen Körper- ober- und -unterseite. Auf der Oberseite hat das :ell silberweiße Spitzen und wirkt daher wie be- reift bzw. „verschimmelt“. Die Unterseite ist weiß- grau, die Kehle fast reinweiß. Schwarzbraun sind Ohren, :lughäute und die Schnauze. Die :lügel sind schmal, die letzten zwei Schwanz- wirbel frei.

Biologie und Ökologie Die Zweifarbfledermaus gehört zu den :leder- mausarten in Europa, die weite Wanderungen unternehmen. Sie bevorzugt Sommerquartiere vorwiegend in Spalten z.B. hinter :ensterläden, Zweifarbfledermaus (oto: B. Stratmann) in Mauerrissen, an Blockhäusern oder im Ge- bälk von Dachböden. Die Winterquartiere sind Die Vorkommen in Deutschland liegen an der meist in Höhlen, Kellern und Spalten an Ge- Westgrenze des Areals. Bundesweit liegen nur bäuden (Hochhäusern) zu finden (SCHOBER & wenige Wochenstubennachweise vor (alle im GRIMMBERGER 1998). Norden), aber aus fast allen Bundesländern An der Eckertalsperre, schon auf niedersäch- Einzelnachweise oder Männchenquartiernach- sischer Seite, wurde erstmals ein Männchen in weise (BOYE et al. 1999, BRAUN & DIETERLEN einem :ledermauskasten nachgewiesen. 2003, SCHOBER & GRIMMBERGER 1998).

Verbreitung Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Die genaue Verbreitung der Zweifarbfleder- Eine quantitative Einschätzung des sachsen- maus ist schwierig zu erfassen (NIETHAMMER & anhaltischen Bestandes der Zweifarbfleder- KRAPP 2001). Dies liegt zum großen Teil an ih- maus ist nicht möglich. Die Art entzieht sich

Zweifarbfledermaus 101 Tabelle 32: Vorkommen von Vespertilio murinus in den naturräumlichen Haupteinheiten (Nachweise seit 1985)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt In außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 14 63,6 – – 14 100,0 D11 – Fläming 1 4,5 – – 1 100,0 D20 – Östliches Harzvorland und Börden 2 9,1 – – 2 100,0 D33 – Nördliches Harzvorland 5 22,7 – – 5 100,0 Sachsen-Anhalt 22 100 – – 22 100,0 weitgehend der Beobachtung, da sie in großen den Winter gepflegtes und wieder in die :rei- Höhen fliegt und in Deutschland häufig Hoch- heit entlassenes Tier wenige Wochen später bei häuser besiedelt. Hinter Abdeckblechen kön- Köln wiedergefunden wurde (pers. Mitteilung R. nen sich dort kopfstarke Gesellschaften, oft DRIECHCIARZ, Magdeburg). Männchenkolonien, aufhalten. Obwohl solche Quartiere bislang noch nicht in Sachsen-Anhalt Schutz und Gefährdung gefunden wurden, muss mit ihnen in den gro- Die Zweifarbfledermaus kann in Dehnungsfu- ßen Städten wie Dessau, Halle und Magdeburg gen oder unter Abdeckblechen der Hochhäu- gerechnet werden. Einzelnachweise aus Thale ser wohnen und ist daher bei Sanierungen und und Aschersleben weisen auch dort auf die Be- Abriss der Gebäude akut gefährdet. Angekipp- siedlung großer Gebäude hin. te Doppelfenster können, wie Beispiele aus In Magdeburg erhält der dortige Zoologische Thale und Aschersleben zeigen, zur :alle wer- Garten im Winter regelmäßig Tiere zur Pflege. den (OHLENDOR: 1998b). Bemerkenswert ist, dass ein in Magdeburg über

102 Zweifarbfledermaus Plecotus auritus (LINNAEUS, 1758) – Braunes Langohr Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark 2 - Stark besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention gefährdet gefährdet 10 (2) 10. b) und streng geschützte Anhang IV der FFH-RL Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art ihren :lügen an Strukturen wie Waldränder,

Die Art erreicht eine Köpermasse zwischen 6,5 – Hecken aber auch Brücken zu orientieren.

9,2 g, die Unterarmlänge liegt zwischen 3,7 – Das Braune Langohr jagt im freien Luftraum, 4,2 cm (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Auffäl- es werden aber auch Insekten von der Vege- lig an der Gattung Plecotus sind die langen tation abgelesen. Hauptbestandteile der Nah- Ohren, die besonders bei Tageslethargie oder rung sind Ohrwürmer (Dermaptera), Schmetter- im Winterschlaf zusammengefaltet und nach linge (Lepidoptera) und Zweiflügler (Diptera) hinten umgelegt werden können. Es ragt aber sowie Spinnen (Arachnida) (SCHOBER & GRIMM- immer der lange, lanzettförmige Tragus heraus. BERGER 1998). Die Augen sind relativ groß. Das :ell des Braunen Langohrs ist locker und Verbreitung lang mit dunkel graubrauner Haarbasis. Die Die Art ist in fast ganz Europa einschließlich Körperoberseite ist hell braungrau gefärbt, die Nordirlands und Englands, nicht jedoch in Süd- Unterseite eher hellgrau (z.T. gelblich über- spanien, Süditalien und Griechenland nachge- haucht). Die Lippen sind hell fleischfarben, wiesen. Ihr Areal reicht im Norden bis nach Nase und Augenregion sind hellbraun. Skandinavien (ca. 64. Breitengrad). Die höchst- Von der Schwesternart Graues Langohr unter- gelegene Wochenstube wird aus der Schweiz scheidet sich das Braune Langohr u.a. durch in ca. 2 300 m ü.NN angegeben (SCHOBER & die größeren :üße, die längeren Daumenkral- GRIMMBERGER 1998). BOYE et al. (1999) geben len (über 2 mm), die lange Zehenbehaarung an, dass das Braune Langohr anhand der Mel- und den gelblichweißen Tragus (nur an der dungen im Tiefland seltener vorkommt als im Spitze leicht pigmentiert, bei P. austriacus Bergland. In Deutschland findet man es vorwie- insgesamt grau pigmentiert). Des weiteren gend in gehölzreichen Lebensräumen. zeichnet sich das Braune Langohr durch ein eher braunes Gesicht aus. Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Die Bestandssituation des Braunen Langohrs Biologie und Ökologie in Sachsen-Anhalt ist schwierig zu bewerten, Das Braune Langohr lebt im Sommer überwie- da zwar sehr viele Einzelnachweise vorliegen, gend in Gebäuden, aber auch in Baumhöhlen. jedoch die Anzahl der Reproduktionsquartiere Den Winter verbringen die Tiere in Höhlen und gering bis abnehmend ist. Die interspezifische Stollen. Die Art ist sehr wenig wanderfreudig. Konkurrenz um Höhlenquartiere, der die Art un- Sommer- und Winterquartier liegen nur selten terliegt, scheint erheblich zu sein. Im Harz sind mehr als 20 km auseinander. Im Sommer nut- Reproduktionsquartiere bis 530 m ü.NN be- zen die Tiere Jagdräume, die bis zu 2 – 5 km kannt, in den :ledermauskastentransekten im von ihrem Tageseinstand entfernt liegen. Die Brockenmassiv des Nationalparkes Hochharz Ortungsrufe der Art reichen nur ca. 5 m weit. wurde sogar einmal ein Tier bei 880 m ü.NN Deshalb sind die Tiere gezwungen, sich auf angetroffen. Als natürliches Quartier ist nur einmal eine Spechthöhle bekannt geworden.

Braunes Langohr 103 Gebäudequartiere auf Dachböden sind selten. In den großen Höhlen und Stollen des Harzes überwintern nur sehr wenige Tiere (OHLENDOR: 2001, 2002a). Auch zur Schwärmzeit tritt das Braune Langohr kaum in Erscheinung.

Schutz und Gefährdung In der forstwirtschaftlichen Praxis können po- tenzielle Baumquartiere, abgesehen von auf- fälligen Spechthöhlen, leicht übersehen und eingeschlagen werden. In Gebäuden ist die Art den allgegenwärtigen Sanierungsmaßnahmen ausgesetzt. Da die immer nur aus wenigen Tie- ren bestehenden Gesellschaften nicht sonder- lich auffallen, besteht auch hier die Gefahr, dass Braunes Langohr (oto: B. Lehmann) Quartiere unwissentlich vernichtet werden.

Tabelle 33: Vorkommen von Plecotus auritus in den naturräumlichen Haupteinheiten (Nachweise seit 1951)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D05 – Mecklenburgisch-brandenburgisches 1 0,1 – – 1 100,0 Platten- und Hügelland D09 – Elbtal-Niederung 137 14,1 16 11,7 121 88,3 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 222 22,9 58 26,1 164 73,9 D11 – Fläming 25 2,6 9 36,0 16 64,0 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 72 7,4 31 43,1 41 56,9 D19 – Sächsisches Hügelland 12 1,2 2 16,7 10 83,3 und Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 114 11,8 24 21,1 90 78,9 D28 – Lüneburger Heide 4 0,4 – – 4 100,0 D29 – Altmark 243 25,1 30 12,3 213 87,7 D31 – Weser-Aller-Flachland 18 1,9 2 11,1 16 88,9 D33 – Nördliches Harzvorland 13 1,3 – – 13 100,0 D37 – Harz 108 11,1 55 50,9 53 49,1 Sachsen-Anhalt 969 100 227 23,4 742 76,6

104 Braunes Langohr Verbreitungskarte der Breitflügelfledermaus Verbreitungskarte der Nordfledermaus

Verbreitungskarte der Zweifarbfledermaus Verbreitungskarte des Braunen Langohrs

Verbreitungskarten Säugetiere (IV) 105 Plecotus austriacus (2ISCHER, 1829) – Graues Langohr Alexander Vollmer; Bernd Ohlendorf

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark 2 - Stark besonders geschützte Art nach § Anhang II der Berner Konvention gefährdet gefährdet 10 (2) 10. b) und streng Anhang IV der FFH-RL geschützte Art nach § 10 (2) 11. b) Anhang II der Bonner Konvention

Kurzbeschreibung der Art Die Körpermasse des Grauen Langohrs beträgt zwischen 5 – 13 g, die Unterarmlänge zwischen

3,7 – 4,4 cm (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Im Habitus ähnelt die Art dem Braunen Langohr mit ebenfalls relativ großen Augen und langen ein- klappbaren Ohren. Der Tragus von Plecotus austriacus ist jedoch fast von der Basis an grau pigmentiert. Die Schnauze und die Oberlippe erscheinen dunkelgrau und besonders um die Augen entsteht der Eindruck einer grauen Mas- ke. Auch die :lughäute und die Ohren sind grau. Das :ell ist lang mit dunkelschiefergrauer Haar- basis, die Körperoberseite wirkt vorwiegend grau mit einer nur geringen bräunlichen Tönung, die Graues Langohr (oto: B. Ohlendorf) Unterseite grau bis hellgrau. Die :üße, Daumen und Daumenkrallen (unter gebirge und menschliche Siedlungen. Die Wo- 0,2 cm) sind klein mit kürzerer Zehenbehaarung. chenstuben befinden sich meist an Gebäuden.

Biologie und Ökologie Verbreitung Die eher thermophile Art bevorzugt als Habitat Das Graue Langohr ist eine mehr südlich ver- Kulturlandschaften, warme Tallagen im Mittel- breitete Art. Ihre Verbreitungsgrenze verläuft in

Tabelle 34: Vorkommen von Plecotus austriacus in den naturräumlichen Haupteinheiten (Nachweise seit 1962)

Naturräumliche Haupteinheit Nachweise Gesamt in außerhalb von FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D09 – Elbtal-Niederung 31 17,8 – – 31 100,0 D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 57 32,8 – – 57 100,0 D11 – Fläming 6 3,4 2 33,3 4 66,7 D18 – Thüringer Becken mit Randplatten 21 12,1 5 23,8 16 76,2 D19 – Sächsisches Hügelland 1 0,6 – – 1 100,0 mit Erzgebirgsvorland D20 – Östliches Harzvorland und Börden 29 16,7 4 13,8 25 86,2 D29 – Altmark 19 10,9 8 42,1 11 57,9 D31 – Weser-Aller-Flachland 7 4,0 3 42,9 4 57,1 D33 – Nördliches Harzvorland 3 1,7 – – 3 100,0 Sachsen-Anhalt 174 100 22 12,6 152 87,4

106 Graues Langohr Europa im Norden von Südengland und Süd- holland über Norddeutschland und Polen ost- wärts bis in die Mongolei (BRAUN & DIETERLEN 2003). Südlich reicht ihr Areal von Süd- und Mit- teleuropa über Nordafrika bis zu den Kanari- schen Inseln. In Deutschland findet man die Art regelmäßig in den wärmebegünstigten Gebie- ten der mittleren und südlichen Bereiche (BOYE et al. 1999).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Aus Sachsen-Anhalt liegen verstreut Einzel- nachweise vor. Die Art meidet den Harz. Derzeit ist nur ein Reproduktionsquartier bekannt. Win- ternachweise liegen, außer aus dem Harz, ver- streut aus allen Landesteilen vor. In dem gro- ßen Schwärmquartier in der Heimkehle konnte nur einmal ein Graues Langohr gefangen wer- den. Die Art ist in Sachsen-Anhalt selten.

Schutz und Gefährdung Das Graue Langohr ist besonders durch Um- und Verbreitungskarte des Grauen Langohrs Ausbaumaßnahmen in Gebäuden gefährdet.

Graues Langohr / Verbreitungskarte Säugetiere (V) 107 3.4 Blütenpflanzen (Spermatophyta)

Lindernia procumbens (KROCK.) BORBÀS – Liegendes Büchsenkraut Horst Jage

Gefährdungskategorie und Schutzstatus

Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutzgesetz Internationale Deutschland Sachsen-Anhalt Übereinkommen 2 - Stark gefährdet 1 - Vom besonders geschützte Art nach § 10 Anhang IV der FFH-RL Aussterben (2) 10. b) und streng geschützte Art Anhang I der bedroht nach § 10 (2) 11. b) Berner Konvention

Kurzbeschreibung der Art fallender Altwasserränder bevorzugt im Cypero- Das Liegende Büchsenkraut (Braunwurzge- Limoselletum (Nanocyperion). Es besteht die wächse, Scrophulariaceae) ist eine krautige Gefahr der Verdrängung durch den wuchsfreu- Pflanze von recht unterschiedlicher Größe. Küm- digeren Neophyten Lindernia dubia (L.) PENNELL merliche Pflanzen sind unverzweigt und 2 – 3 cm (Großes Büchsenkraut), der sich im Elbetal an hoch, Mastexemplare erreichen bei starker Ver- vielen potenziellen Wuchsorten der geschütz- zweigung und niederliegendem Wuchs (Artna- ten Schwesternart eingenischt hat. me!) Sproßlängen von 15 – 25 cm. Die ellipti- schen Blätter sind ganzrandig und dreinervig. Im Verbreitung traubigen Blütenstand überragen die Blüten- und Arealformel: subtropisch-subtemperates, sub- später die :ruchtstiele ihre Tragblätter deutlich. ozeanisches bis kontinentales Asien + subme- Von den aus dem Kelch ragenden Blütenzipfeln diterran-subtemperates Eurasien. ist besonders die dreiteilige Unterlippe zart vio- Die Art kommt nur in planaren und kollinen La- lett gefärbt. Alle vier Staubblätter sind fertil. Die gen vor. Die Hauptverbreitung liegt in Süd- und schlanke, eiförmige Kapsel enthält viele kleine Ostasien, von Kasachstan über Süd-Russland/ Samen. Ukraine klingen die Vorkommen, mit Häufun- gen in Ungarn und der Slowakei, nach Westen Biologie, Ökologie zu aus. Vorposten erreichen :rankreich und Lindernia procumbens ist ein konkurrenzschwa- Portugal. In Deutschland liegt der Schwerpunkt cher Therophyt. Sie blüht von August bis Sep- der wärmeliebenden, oft unbeständigen Art in tember (gelegentlich bis Oktober) bei uns oft Ostbayern (Donau- und Regental) und in Ba- kleistogam, nur bei besonders warmer Witterung den (Oberrheinebene und Randgebiete), überall (2003!) chasmogam. Die Verbreitung durch Was- mit rückläufigen :undortzahlen. Von Böhmen servögel oder durch das Wasser selbst scheint her hat Lindernia procumbens elbeabwärts in Sachsen-Anhalt erschwert zu sein. Innerhalb Sachsen und das heutige Sachsen-Anhalt er- von 40 Jahren wurde keine dauerhafte Neuan- reicht. 1784 gelang SCHKUHR (1788) bei Witten- siedlung beobachtet. Das Liegende Büchsen- berg der Erstfund für Deutschland. Die meis- kraut wächst bei uns auf feuchtem, teilweise san- ten Vorkommen im Odertal (Schlesien/Polen) digem, nährstoffreichem Uferschlamm trocken- blieben in jüngerer Zeit unbestätigt (BANAS in

108 Liegendes Büchsenkraut gilt die Art als erloschen bzw. verschollen. Die Vorkommen in Sachsen-Anhalt bilden einen Teil der Nordgrenze des Gesamtareals. Angaben aus der pflanzensoziologischen Literatur für die Niederlausitz werden wegen Unsicherheit ne- giert (so auch bei BENKERT & KLEMM 1993).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt Lindernia procumbens wurde bisher in Sach- sen-Anhalt nur im Dessau-Wittenberger Ab- schnitt des Elbetals beobachtet. Während die :unde am Elbeufer gegenüber Wittenberg (1784 mit Dichostylis micheliana, SCHKUHR 1788) Liegendes Büchsenkraut (oto: H. Riebe) und bei Griebo (SCHWABE 1860, 1865) später nicht mit Sicherheit bestätigt wurden (vgl. GRAEB- ZAJAC & ZAJAC 2001): Dort hatte sich die Art vor NER 1909: „fehlt ... jetzt im Norddeutschen 60 Jahren der heutigen deutschen Grenze bis :lachland ganz“), wurde die Art am Elbeufer auf knapp 40 km genähert (STRECH 1941, 1945 nordöstlich von Dessau von A. ZOBEL 1911 be-

- vgl. :ußnote von :.K.G.:EDDE (1873 – 1942) obachtet, aber erst 1976 aus dem Nachlass in LIBBERT (1938, S. 177): „Die Oderufer bei publiziert (ZOBEL 1976). Beim Auffinden von Co- Bellinchen und Schwedt wären durchaus ge- leanthus subtilis (Scheidenblütgras), Spergula- eignete Orte, wo sich diese Pflanze finden las- ria echinosperma (Igelsamiger Schuppenmie- sen müsste... Lindernia pyxidaria war der Traum re) und Lindernia dubia am Kurzen Wurf bei meiner Jugend.“ An :undorten in Rheinland- Klieken, ganz in der Nähe der vermuteten :und- Pfalz (Rheintal) und Hessen (unterer Main so- stelle von ZOBEL, gelang kein neuer Nachweis wie zuletzt Diemel-Stausee – BURRICHTER 1960) des Liegenden Büchsenkrautes.

Altwasser mit Schlammufer (Schluft bei Bleddin/Elbe) als Habitat des Liegenden Büchsenkrautes (oto: H. Jage, 2003)

Liegendes Büchsenkraut 109 Dagegen trat die Art im späteren :lächenna- nung von etwa 36 km Luftlinie (Punkt nach JAGE turdenkmal (:ND) Schluft (Elbealtarm) bei Bled- in HARDTKE & IHL 2000). din zwischen 1963 (JAGE 1964) und 2003 in stark schwankender Individuenzahl sowie nicht Gefährdung und Schutz alljährlich und fast immer gemeinsam mit Di- Vor 40 Jahren gab es an der Bleddiner Schluft chostylis micheliana (Michaelis Zwergzyper- bei Niedrigwasser ausgedehnte :lachuferzonen gras) auf. mit Littorellion-(Eleocharis acicularis-) und Na- Ein weiteres Vorkommen an der untersten nocyperion-Beständen, die seit langem in klein- Schwarzen Elster nordwestlich von Gorsdorf, bäuerlicher Tradition (Dorfteich!) von Hausen- 1973 mit Lindernia dubia, Ludwigia palustris ten und -gänsen abgeweidet wurden. Mit dem (Sumpf-Heusenkraut) u.a. ist verschollen, der Nachlassen dieser Nutzungsform und durch Standort wurde vom Biber überstaut (Punkt Eingriffe des Anglerverbandes (Breitschieben nach JAGE in BENKERT et al. 1996). Elbeaufwärts von Schlammaushub) kam es zu einer fort- liegt der nächste :undort in Sachsen (NSG Alte schreitenden natürlichen Sukzession (Agrostis Elbe Kathewitz/Kreis Torgau) in einer Entfer- stolonifera-Rasen, üppige Bidention-Bestände mit hoher Biomasseproduktion, aufkommende Weichholzaue). Dadurch engen sich die Wuchs- räume für Lindernia procumbens an ihrem letz- ten existenten Vorkommen in Sachsen-Anhalt und in gleichem Maße die für Dichostylis mi- cheliana an ihrem einzigen Vorkommen in Deutschland immer wieder ein. Erfreulich ist, dass es nach längeren Hochwasserständen, an der Schluft als Qualmwasser mit stark verzö- gertem Trockenfallen, zu einem natürlichen Unterbrechen dieser Sukzession kommt (z.B. 2003 nach dem Jahrhunderthochwasser von 2002). Pflegemaßnahmen der Naturschutzbe- hörde und des Anglerverbandes (Entfernen von Weidenaufwuchs, Mähen der Bidention-Bestän- de) dienten bisher nur der optischen Bereini- gung der :lächen. Noch scheint der natürliche Diasporenvorrat vor Ort zu reichen, wodurch nachweislich Zeiten von zehn Jahren über- brückt werden können. Zu empfehlen ist die :örderung der bäuerlichen Kleinviehhaltung in Bleddin und eventuell ein Abflachen des östlichen Ufers im Nord- und Verbreitungskarte des Liegenden Büchsenkrauts Mittelteil der Schluft.

Tabelle 35: Vorkommen von Lindernia procumbens in den naturräumlichen Haupteinheiten

Naturräumliche Haupteinheit Vorkommen * Gesamt in außerhalb von bis seit FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1990 1990 absolut % absolut % absolut % absolut absolut D10 – Elbe-Mulde-Tiefland 5 100 5 100 – – 4 1 Sachsen-Anhalt 5 100 5 100 – – 4 1

* es werden hier die getrennten Vorkommen aufgeführt, nicht die einzelnen Nachweise

110 Liegendes Büchsenkraut / Verbreitungskarte Blütenpflanzen 4 Übersicht

Martin Trost

In Sachsen-Anhalt kommen nach gegenwärti- den Anhang II-Arten bei den Anhang IV-Arten gem Kenntnisstand 59 Tier- und Pflanzenarten insgesamt mehr weit verbreitete Spezies ver- vor, die im Anhang IV der ##H-Richtlinie auf- treten. Eine Reihe von ihnen ist landesweit re- geführt sind, 24 davon zugleich im Anhang II lativ gut untersucht (Amphibien/Reptilien, #le- der ##H-Richtlinie. Weitere 18 Arten müssen als dermäuse), so dass sich Nachweise nicht nur bereits ausgestorben angesehen werden, der in ökologisch besonders „interessanten“ Gebie- Luchs wurde wiedereingeführt, der Schwarz- ten, vielfach Schutzgebieten, befinden, sondern apollo gilt derzeit als verschollen. auch in Landschaften mit durchschnittlicher Ha- #ür die Anhang IV-Arten sind über 12 300 Nach- bitatausstattung. Speziell #ledermäuse werden weise, überwiegend seit 1960, bekannt gewor- auch innerhalb von Siedlungen (Gebäudequar- den. Das ist eine Zahl, die aus methodischen tiere) nachgewiesen und mit dem Hamster ist Gründen sicher nicht den realen Bestand wi- eine charakteristische Art der Kulturhabitate derspiegelt, aber einen Eindruck über die zu vertreten. bewältigende Datenmenge verschafft. Die meis- Damit ist eine weitere Thematik angesprochen, ten Arten dürften nicht vollständig erfasst sein, die bei den Anhang II-Arten in dieser #orm nicht so dass bei einer Intensivierung der Nachsu- auftritt. Die Anhang IV-Arten sind zu einem che mit neuen und/oder einer Bestätigung al- wesentlich geringeren Anteil in den ##H-Ge- ter #undorte zu rechnen ist. Die Angabe „vor bieten repräsentiert. Von den ca. 12 300 Nach- 1960“ kann also keinesfalls grundsätzlich mit weisen liegen nur ca. 26 % innerhalb der Be- „lokal verschollen“ gleichgesetzt werden. Ohne- sonderen Schutzgebiete nach der ##H-Richtli- hin ist aufgrund der Biologie der Arten, der un- nie. Im Vergleich dazu lagen mit Arbeitsstand terschiedlichen Veränderungen ihrer Habitate 2001 ca. 40 % der Nachweise von Anhang II- und der jeweiligen Erfassungssituation der Zeit- Arten in ##H-Vorschlagsgebieten. Dies ent- schnitt im Jahr 1960 nicht für alle Artengrup- spricht aus den oben genannten Gründen auch pen in gleichem Maße aussagefähig (vgl. SCHNIT- durchaus den Erwartungen. Eine Schutzge- TER & MEYER 2001). bietsausweisung nach Landesrecht dürfte in Die Abbildung zeigt die Artenzahlen der in die- vielen #ällen für die Bestandserhaltung hilfreich sem Heft abgehandelten Anhang IV-Arten in sein, jedoch nicht in jedem #all. Hierbei wird den Messtischblättern und veranschaulicht da- wieder deutlich, dass sich der Naturschutz nicht mit die Gesamtverteilung im Land Sachsen- auf Reservate beschränken kann, sondern auch Anhalt. Naturräumliche Schwerpunktsetzungen außerhalb von Schutzgebieten in bestehende der #undortverteilung sind, wie auch schon bei Nutzungen integriert werden muss. Die Anfor- den Arten nach Anhang II, zu erkennen (z.B. derungen der EU für die Bestandserhaltung der Elbetal, Harz). Sie fallen jedoch wesentlich Anhang IV-Arten stellt eine Ergänzung des weniger deutlich aus. Dies hat mehrere Ursa- Schutzgebietssystems NATURA 2000 auf der chen: Die im Land nur kleinflächig vertretenen gesamten Landesfläche einschließlich intensiv naturräumlichen Haupteinheiten (z.B. D12 – genutzter landwirtschaftlicher Nutzflächen (#eld- Brandenburgisches Heide- und Seengebiet) hamster) und Siedlungsbereiche (z.B. #leder- verfügen naturgemäß i.d.R. über weniger Art- mäuse) dar. vorkommen. Außerdem sind im Unterschied zu

111 Harz – – 3 – 40 18

169 110

D37 Nördliches Harzvorland Nördliches 8 – 7 6 – 5 5 24

D33 Weser-Aller-Flachland – – 9 – 9 – 30 48 D31

rräumlichen Haupteinheiten Altmark

– – – –

50 D29 103 204 175 Lüneburger Heide Lüneburger

– – – 2 – – – 19 D28

Börden Östliches Harzvorland und Harzvorland Östliches

7 – – 2

68 12 D20 140 164

Erzgebirgsvorland Sächsisches Hügelland und Hügelland Sächsisches

1 – 1 1 – – – 25 D19

Randplatten Thüringer Becken mit Becken Thüringer

– – – 57 46 34 18 57 D18

und Seen-Gebiet und Brandenburgisches Heide- Brandenburgisches – – – – – – – – D12

Nachweise in den Naturräumlichen Haupteinheiten Fläming

– – – 1 10 22 35 21 D11 Elbe-Mulde-Tiefland

– – – 64 43 56 63 14 D10 Elbtal-Niederung

– – – –

98 15 D09 101 498

Platten-und Hügelland Platten-und Mecklenburg.-brandenburg.

– – 1 1 – – 3 – D05

Gebieten (%) Gebieten Nachweise in FFH- in Nachweise x x –

9,4 86,7 38,4 16,8 23,0

(absolut) Nachweise in FFH-Gebieten in Nachweise

x x –

98 42 250 104 200

(gesamt)

Anhalt Nachwesie in Sachsen- in Nachwesie x x 7x––92– 541 57xx–––––9–2––– 136 411024,4–––––4––––– 22 1––2–707– 16– 114–––22––171067––– 765 392213 51,2 1 75466 35,2 28 115 1854 104 24,7 1 350 – 25467 41,0 11 17 – 106 – 16 22,7 7 31 366 – – 20 50 – 37 15 117 – 31 22 – 3 50 3 17 16 6 2 411 – 1 63 – 24 4 54 161 4 1 1 13 – 176 67 23 146 34 4 1 7 11 78 198 121 – 59 1 54 51 113 651 619 869 449 Arten Säugetiere Cricetus cricetus (Feldhamster) avellanarius Muscardinus (Haselmaus) Felis silvestris (Wildkatze) Lynx lynx (Luchs) brandtii Myotis (Große Bartfledermaus) daubentonii Myotis (Wasserfledermaus) mystacinus Myotis (Kleine Bartfledermaus) nattereriMyotis (Fransenfledermaus) Pipistrellus pipistrellus (Zwergfledermaus) Pipistrellus pygmaeus (Mückenfledermaus) Pipistrellus nathusii (Rauhautfledermaus) Nyctalus noctula (Abendsegler) Nyctalus leisleri (Kleiner Abendsegler) Eptesicus serotinus (Breitflügelfledermaus) Eptesicus nilssonii (Nordfledermaus) Vespertilio murinus (Zweifarbfledermaus) Tabelle 36: Übersicht Tabelle über die Nachweise der in Sachsen-Anhalt vorkommenden Arten nach Anhang IV der H-Richtlinie in den Natu

112 – – – 2 3 6 – 13 984 3 – 1 2 5 – 25 20 10 319 7 8 – – – 529 15 33 79 35 6 8 – 19 98 10 218 117 183 2 674 46 – 1 4 7 – – – – – 5 – 29 65 72 11 29 436 100 2 277 1 3 6 – 496 67 24 86 20 11 8 – 811 21 59 48 17 17 14 22 2 – – 1 – – – – – – 6 9 2 – 620 45 53 12 68 10 3 9 3 57 72 13 104 122 246 1 641 7 3 1 – 31 61 95 14 227 1 956 8 – – – – – – – – – 6,7 12,6 26,9 13,5 29,7 31,5 30,8 10,2 66,7 26,3 6 8 2 22 80 20 249 164 283 3 241 10––––– –– 5 5100––5–––––––– 3 7573––1–––2036 –22 672537,3–––––10–1––– –– –– 883742,0–––––56–1––13216 231147,8–––––––1––– –4 13??–11––213––1 171588,2–98–––––––– 396591,6–2739––2–3––– 65 58 969 227 23,4150 1 43 137 28,7 222 –809 25 4 83 – 24 10,3 72 – 20 12 43 – 114 74 25 4 8 3 243 1 5 18 62 – 13 132 108 14 417 – – 16 27 39 2 41 – 174 924 593 550 898 120 1 073 154 14,4 – 133 203 78 – 28 86 268 – 214 46 14 – 12 338 x – Art ist vertreten, keine quantitative Angabe, ? – Vorkommen fraglich x – Art ist vertreten, keine quantitative Angabe, ? Vorkommen Plecotus auritus (Braunes Langohr) Plecotus austriacus (Graues Langohr) Reptilien Coronella austriaca (Schlingnatter) Lacerta agilis (Zauneidechse) Lurche Alytes obstetricans (Geburtshelferkröte) Bufo calamita (Kreuzkröte) Bufo viridis (Wechselkröte) Hyla arborea (Laubfrosch) Pelobates fuscus (Knoblauchkröte) Rana arvalis (Moorfrosch) Rana dalmatina (Springfrosch) Rana lessonae (Kleiner Wasserfrosch) Schmetterlinge Parnassius mnemosyne (Schwarzer Apollo) arion Maculinea (Schwarzfleckiger Ameisen-Bläuling) Coenonympha hero (Wald-Wiesenvögelchen) Proserpinus proserpina (Nachtkerzenschwärmer) Libellen Aeshna viridis (Grüne Mosaikjungfer) Leucorrhinia albifrons (Östliche Moosjungfer) Gomphus flavipes (Asiatische Keiljungfer) Blütenpflanzen Lindernia procumbens (Liegendes Büchsenkraut) (Summe) alle Arten

113 Abb. 2: Repräsentanz der Arten nach Anhang IV der H-Richtlinie in Sachsen-Anhalt - Artenzahl pro Mess- tischblatt

114 5 Monitoring zur Ermittlung der Bestände und Einschätzung der Bestandsentwicklung im Rahmen der Berichtspflichten an die Europäische Union

Martin Trost; Norbert Grosser; Thomas Hofmann; Horst Jage; rank Meyer; Joachim Müller; Bernd Ohlendorf; Peter Schmidt; Christoph Schönborn; Rosmarie Steglich; Thoralf Sy; Alexander Vollmer

Gemäß Artikel 11 der ##H-Richtlinie ist ein Mo- potenziert. Daraus können nicht zu vernachläs- nitoring des Erhaltungszustandes der Arten von sigende Kapazitätsprobleme resultieren. Das gemeinschaftlicher Bedeutung durchzuführen. wiederum macht eine ausreichende Anzahl von Weiterhin ist nach Artikel 12 eine fortlaufende Bearbeiter erforderlich. Überwachung des unbeabsichtigten #angs oder Aufgrund der Biologie der Arten sowie der An- Tötens der Anhang IV-Tierarten vorgeschrieben, zahl und Verbreitung ihrer Vorkommen sind worauf gegebenenfalls weiterführende Erhal- unterschiedliche Herangehensweisen zur Be- tungsmaßnahmen und #orschung aufbauen standsüberwachung notwendig. Bei Arten mit sollen. Im § 40 BNatSchG wird dieses Monito- wenigen, aber relativ gebietskonstanten Vor- ring in die Verantwortung der Bundesländer kommen besteht aufgrund der landesweit klei- übergeben. nen Bestände eine hohe Dringlichkeit für Schutz- Der Erhaltungszustand einer Art wird in Art. 1 i) maßnahmen und Monitoring. Ihre vollständige der ##H-Richtlinie definiert als „die Gesamtheit Überwachung ist anzustreben (z.B. Schwarz- der Einflüsse, die sich langfristig auf die Ver- apollo, Liegendes Büchsenkraut). breitung und die Größe der Populationen ... Die Mehrzahl der Arten besitzt relativ weit ver- auswirken können.“ Dies bedeutet, dass sowohl teilte Vorkommen, wenn auch z.T. starke Be- Aussagen über die Bestände bzw. Populatio- standsrückgänge zu verzeichnen sind. Eine nen als auch über Entwicklungstrends zu tref- Bearbeitung ihrer gesamten potenziellen Vor- fen und kausal zu begründen sind. Nach Arti- kommensgebiete im Berichtszeitraum ist nicht kel 17 ist in sechsjährigem Rhythmus über „die möglich (z.B. Asiatische Keiljungfer, #eldhams- wichtigsten Ergebnisse der in Artikel 11 genann- ter). Realisierbar und erfolgversprechend ist in ten Überwachung“ an die EU zu berichten. diesen #ällen die Bearbeitung von Referenz- Diese #estlegungen stellen im Hinblick auf Kon- gebieten. Diese müssen in Relation zur Art be- tinuität und Zielrichtung neue Anforderungen an messen sein und eine für den Gesamtbestand die Tierartenerfassung im Land Sachsen-An- des Landes repräsentative Aussage erlauben. halt. Da im Gegensatz zu den Anhang II-Arten Die Auswahl der Referenzflächen muss sich nicht davon ausgegangen werden kann, dass außerdem an den naturräumlichen Grenzen die Vorkommen der Anhang IV-Arten vollstän- orientieren. In größeren Zeitabschnitten oder dig in den Besonderen Schutzgebieten reprä- bei Hinweisen auf deutliche Veränderungen der sentiert sind, wurde von vorherein ein flächen- Bestandssituation ist die Auswahl der Referenz- deckender Ansatz angestrebt, nach Möglichkeit gebiete zu evaluieren, wobei die Kenntnis der jedoch die NATURA 2000-Gebiete besonders Gesamtverbreitung im Land heranzuziehen ist. berücksichtigt. Beim Nachtkerzenschwärmer liegen nicht we- Aussagefähige zoologische Bestandserhebun- nige Nachweise vor, jedoch wird die Art als nicht gen sind grundsätzlich mit einem erheblichen hinreichend ortskonstant und biotopgebunden Aufwand verbunden, der sich bei einer hohen eingeschätzt (s.o.), so dass die Bestände nicht Zahl von zu beurteilenden Einzelvorkommen gezielt kontrolliert werden können. Eine Bear-

115 beitung des gesamten potenziellen Vorkom- Neben auf spezielle Artengruppen bezogenen mensgebietes im Berichtszeitraum ist nicht Projekten sind insbesondere die Arten- und Bi- möglich. Um einen Überblick über die Bestands- otopschutzprogramme (ABSP) des Landes situation dieser Art zu erhalten, ist eine allge- Sachsen-Anhalt zu nennen (LAU 1994, 1998, meine, flächendeckende Intensivierung der 2001a). In den ABSP wird konsequent der An- entomofaunistischen Arbeit wohl die einzig ge- spruch auf eine umfassende Datenerhebung eignete Maßnahme. verfolgt. Die dadurch geschaffene Datenbasis Ein auf die Kontrolle ausgewählter Einzelvor- für die bereits bearbeiteten Gebiete war z.B. kommen ausgelegtes Monitoring wird oft nicht eine Grundlage der Meldung der ##H-Vor- ausreichen, um die gesamte Bestandssituati- schlagsgebiete. Sie ermöglicht aber auch die on einer Art charakterisieren zu können. Auch naturraumbezogene Wertung der Artvorkom- für die korrekte Einordnung der Ergebnisse men und ihrer Bestandstrends. ausgewählter, intensiv untersuchter Monitoring- Schutzwürdigkeitsgutachten sowie Pflege- und flächen sind flächendeckende Kenntnisse her- Entwicklungspläne liefern i.d.R. ebenfalls wert- anzuziehen. Die dazu erforderlichen Informati- volle Artdaten, bleiben jedoch in ihrer Aussage onen sind nur im Ergebnis einer kontinuierlichen auf kleinere Gebiete beschränkt. und umfassenden floristischen und faunisti- Bei einigen Arten besteht z.Z. kein Überblick schen Geländearbeit zu erlangen, die zum über die Bestände, teilweise fehlen auch histo- größten Teil ehrenamtlich geleistet wird. Eine rische Angaben, so dass zumindest vorerst die generelle Anerkennung und Höherbewertung Datenbasis für die Ermittlung von Bestands- dieser Leistungen, die durch hauptberuflich tä- trends fehlt. #ür diese folgend benannten Ar- tige Behördenmitarbeiter, Gutachter oder Pla- ten (s. Tab. 37) muss dem eigentlichen Monito- nungsbüros meist nicht erbracht werden kön- ring, d.h. der Überwachung der Bestände, eine nen, ist innerhalb der Verwaltungsabläufe un- Ersterfassung der bekannten historischen #und- bedingt wünschenswert. Zu nennen sind in die- orte vorangestellt werden. Erst danach können sem Zusammenhang langfristig arbeitende Vorkommen bzw. Gebiete gezielt aufgesucht Bearbeitergruppen, wie etwa das Netz der be- und somit effektiv bearbeitet werden. So liegen rufenen Naturschutzbeauftragten in Zusam- z.B. für den Schwarzfleckigen Ameisenbläuling menarbeit mit der #achbehörde für Naturschutz (Maculinea arion) zahlreiche, wenn auch z.T. (Landesamt für Umweltschutz) sowie regiona- recht unscharfe historische #undangaben vor. len Naturschutzbehörden (Landkreise). Eine In diesem #all müssen geeignete Habitate ab- #örderung, auch finanziell, der Bearbeiter oder gesucht werden und im Ergebnis der Untersu- Verbände mit ihrer besonderen #achkompetenz chungen können geeignete Monitoring-Gebie- ist notwendig. Neben dem Kenntnisgewinn be- te flächenscharf festgelegt werden. züglich der ##H-Arten sind hierbei Synergieef- Zum Teil ausgesprochen problembehaftet sind fekte durch eine allgemeine Verbesserung der die methodischen Mindeststandards der Gelän- naturschutzrelevanten Datenlage zu erwarten. deerfassungen (SCHNITTER & MEYER 2001). Ge- Es sei an dieser Stelle nochmals darauf ver- naue quantitative Bestandsermittlungen sind wiesen, dass z.B. die Kenntnis der landeswei- vielfach nicht oder nicht mit vertretbarem Auf- ten Verbreitung der Lurche und Kriechtiere oder wand möglich. In diesen #ällen muss auf Schät- der #ledermäuse auf vom Ministerium für Land- zungen zurückgegriffen werden. Die bei vielen wirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-An- Arten beträchtlichen Bestands- und Aktivitäts- halt bzw. vom Landesamt für Umweltschutz schwankungen in verschiedenen Jahren sind Sachsen-Anhalt unterstützte ehrenamtliche Er- nicht zu unterschätzen. Zusätzlich zu den Ar- fassungsprogramme von #achverbänden zu- ten an sich sind auch die auf die Populationen rückgehen. Spezielle #orschungsvorhaben sind positiv oder negativ wirkenden Umwelteinflüs- eher die Ausnahme (z.B. Artenhilfsprogramm se mit zu erfassen. Rotbauchunke). Unter Berücksichtigung aller dieser Aspekte wurde der Mindestaufwand, der für ein Monito-

116 ring notwendig ist, für alle Arten eingeschätzt (z.B. Asiatische und Grüne Keiljungfer, Amphi- und innerhalb der projektbegleitenden Arbeits- bien, #ledermäuse). Die Einsparungen können gruppe diskutiert. Hinweise aus dem Bund-Län- erheblich sein. So lässt sich z.B. der Zeitbe- der-Arbeitskreis ##H-Arten wurden, soweit vor- darf zur Bestandskontrolle der #ledermäuse liegend, berücksichtigt. In Tabelle 37 wird eine wesentlich vermindern, indem bei Quartierbe- Übersicht über den Zeitaufwand gegeben, in gehungen alle vorkommenden Arten zugleich Tabelle 38 sind für die einzelnen Arten die Un- erfasst werden. Das betrifft vor allem die gro- tersuchungsgebiete (Referenzgebiete), die we- ßen Höhlenquartiere im Harz (Heimkehle, Her- sentlichen anzuwendenden Methoden sowie mannshöhle). Auf diese Weise würde sich der der erforderliche Zeitaufwand dargestellt. Die Zeitbedarf von 7 665 h/Jahr bzw. 45 990 h/Be- in den Tabellen angegebenen Stundenzahlen richtszeitraum (einfache Summation der einzel- beziehen sich ausschließlich auf die für die nen Arten) auf 2 684 h/Jahr bzw. 16 104 h/Be- Geländearbeit minimal veranschlagte Zeit (Nach- richtszeitraum, also auf ca. 37 %, verringern. suche, ggf. #ang und Determination in bekann- Diese Synergieeffekte konnten jedoch in den ten Vorkommensgebieten). Weiterer Zeitauf- veranschlagten Bearbeitungszeiten nicht spe- wand (#ahrtzeiten, Literaturstudium, Berichts- ziell und vollständig ausgewiesen werden – abfassung etc.) und Nebenkosten sind zusätz- lediglich eine Schätzung ist möglich (s. Tab. 37). lich zu berechnen. Alle Zeitangaben sind als Insgesamt könnte der Zeitaufwand etwa auf die Minimalanforderungen zu verstehen, die not- Hälfte reduziert werden. wendig sind, um die grundlegenden Informati- Die diesem Monitoring-Konzept zugrunde lie- onen zur Erfüllung der Berichtspflichten zusam- genden Daten stellen den Arbeitsstand der Jah- menzutragen. Selbstverständlich würden wei- re 2003 und 2004 dar. Sofern die Untersuchun- tergehende Untersuchungen, vor allem mit gen planmäßig durchgeführt werden, ist mit ei- populationsbiologischer Zielrichtung, eine we- nem stetigen Kenntniszuwachs zu rechnen. sentlich qualifiziertere Aussage über den Erhal- Allein die Arbeiten zur ##H-Gebietsausweisung tungszustand der Arten und damit über notwen- führten bereits zu einer Intensivierung der fau- dige Erhaltungsmaßnahmen ermöglichen. nistischen und floristischen Arbeit. Der Kennt- Um die Effizienz der Geländeerfassungen zu nisgewinn wird aller Wahrscheinlichkeit nach erhöhen, sollten immer, wenn dies aus fachli- bei einigen Arten zu einer neuen Wichtung der chen Gründen möglich ist, Anhang II- und An- Artvorkommen in Sachsen-Anhalt führen, so hang IV-Arten gleicher Artengruppen und ähn- dass eventuell hier vorgeschlagene Monitoring- licher Habitatansprüche und Vorkommensge- Gebiete zu evaluieren und gegebenenfalls ab- biete im Zusammenhang bearbeitet werden zuändern oder zu ergänzen sind.

117 Tabelle 37: Übersicht über den Zeitbedarf für Geländeerfassungen im Rahmen des Monitorings innerhalb eines Berichtszeitraums. Im ersten Jahr des ersten Berichtszeitraumes ist eine Ersterfassung durchzufüh- ren, die ggf. über die turnusmäßigen Monitoring-Arbeiten hinausgeht

Art Erster- Zeitbedarf (h) in den sechs Jahren fassung eines Berichtszeitraums (h) 1. 2. 3. 4. 5. 6. Summe Säugetiere Cricetus cricetus (Feldhamster) 225 225 225 225 225 225 225 1 350 Muscardinus avellanarius 252 48 48 48 48 48 48 288 (Haselmaus) Felis silvestris (Wildkatze) 32 16 16 16 16 16 16 96 Lynx lynx (Luchs) 16 8 8 8 8 8 8 48 Eptesicus nilssonii 886 886 886 886 886 886 886 5 316 * (Nordfledermaus) Eptesicus serotinus 140 140 140 140 140 140 140 840 * (Breitflügelfledermaus) Myotis brandtii 1 016 1 016 1 016 1 016 1 016 1 016 1 016 6 096 * (Große Bartfledermaus) Myotis daubentonii 1 089 1 089 1 089 1 089 1 089 1 089 1 089 6 534 * (Wasserfledermaus) Myotis mystacinus 1 000 1 000 744 1 000 744 1 000 744 5 232 * (Kleine Bartfledermaus) Myotis nattereri 1 032 1 032 1 032 1 032 1 032 1 032 1 032 6 192 * (Fransenfledermaus) Nyctalus leisleri 250 250 250 250 250 250 250 1 500 * (Kleiner Abendsegler) Nyctalus noctula (Abendsegler) 230 230 230 230 230 230 230 1 380 * Pipistrellus nathusii 470 470 470 470 470 470 470 2 820 * (Rauhautfledermaus) Pipistrellus pipistrellus 272 272 272 272 272 272 272 1.632 * (Zwergfledermaus) Pipistrellus pygmaeus ? ? ? ???? ? (Mückenfledermaus) Plecotus auritus 1 270 1 270 1 270 1 270 1 270 1 270 1 270 7 620 * (Braunes Langohr) Plecotus austriacus 2 2 2 222212 * (Graues Langohr) Vespertilio murinus – – – – – – – – (Zweifarbfledermaus) Reptilien Coronella austriaca 150 150 – – 150 – – 300 * (Glattnatter, Schlingnatter) Lacerta agilis (Zauneidechse) 360 360 – – – – – 360 Lurche Alytes obstetricans 108 108 – – 108 – – 216 (Geburtshelferkröte) Bufo calamita (Kreuzkröte) 270 270 – – 270 – – 540 * Bufo viridis (Wechselkröte) 225 225 – – – – – 225 * Hyla arborea (Laubfrosch) 180 180 – – – – – 180 * Pelobates fuscus 360 360 – – – – – 360 * (Knoblauchkröte) Rana arvalis (Moorfrosch) 270 270 – – – – – 270 * Rana dalmatina (Springfrosch) 90 90 – – – – – 90 * Rana lessonae 72 72 – – 72 – – 144 * (Kleiner Wasserfrosch)

118 Art Erster- Zeitbedarf (h) in den sechs Jahren fassung eines Berichtszeitraums (h) 1. 2. 3. 4. 5. 6. Summe Schmetterlinge Coenonympha hero 24? ? ???? ? (Wald-Wiesenvögelchen) Maculinea arion (Schwarzfleckiger 240 60 60 60 60 60 60 360 Ameisen-Bläuling) Parnassius mnemosyne 280 153 153 153 153 153 153 918 (Schwarzer Apollo) Proserpinus proserpina 16 16 16 16 16 16 16 96 (Nachtkerzenschwärmer) Libellen Aeshna viridis 90 90 – – 90 – – 180 (Grüne Mosaikjungfer) Leucorrhinia albifrons 12 12 – 12 – 12 – 36 (Östliche Moosjungfer) Gomphus flavipes 54 54 – – 54 – – 108 * (Asiatische Keiljungfer) Blütenpflanzen Lindernia procumbens 30 30 30 30 30 30 30 180 (Liegendes Büchsenkraut) alle Arten (Summe) 11 013 10 454 7 957 8 225 8 701 8 225 7 957 51 519 Schätzung unter Einbeziehung 5 655 5 096 3 294 3 401 3 876 3 401 3 294 22 363 von Synergien bei der Erfassung

* Arten, bei denen deutliche Zeitersparnis durch gleichzeitige Erfassung mit anderen Arten (Anhang II, IV) erreicht werden kann (Synergieeffekte).Schätzung unter Einbeziehung von Synergien bei der Erfassung: hier wurde bei den ledermäusen eine geschätzte Gesamtreduktion auf ca. 37 % und bei den Amphibien/Reptilien auf 67 % zugrunde gelegt.

119 Zeitbedarf Untersuchungen: jährlich pro Teilfläche eine Begehung à 3 h im Bearbeitungsjahr: 225 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 1 350 h jährlich ein Arbeitstag für Sammlung und Dokumentation der Beobachtungen: 8 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 48 h jährlich zwei Arbeitstage für jährlich zwei Sammlung und Dokumentation der Beobachtungen: 16 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 96 h daher empfohlen, auf ausgewählten em Maße auch in der Abundanzdynamik dieser drei Zonen sind fünf größere RAUN ÖHLER & ch in Abhängigkeit von der Anbaukultur auf 1997, B EIDLING OHLMEYER Anhang IV der H-Richtlinie et al. 2001): et al. 2001), sollte die Entwicklung in Sachsen-Anhalt, et al. 2001), sollte die Entwicklung ÖHLER OTSCHIKOWSKY 1998c und K standardisierbar) Nationalparkangestellte, z.T. Touristen etc.) und regelmäßige (jährliche) derAuswertung Beobachtungen in Zusammenarbeit mit der Leitung des Aussetzungsprojektes mitarbeiter, Angestellte von Nationalpark und Biosphärenreservat), wissen- mitarbeiter, schaftliche Untersuchung und regelmäßige Auswertung der Beobachtungen TUBBE 2 – 4 (Ø 3) Kreise (à 1 ha) pro Fläche (Lage über GPS-Lokalisierung zentrale Erfassung aller zufälligen Beobachtungen (Jäger, Forstmitarbeiter, Forst- (Jäger, Beobachtungen zufälliger und Totfunde aller Erfassung zentrale S  Hierbei ist zu beachten, dass für die Kartierungen jeweils nur ein kurzes Zeitfenster im Frühjahr zur Verfügung steht (Einsehbarkeit der Kulturen, K speziell im Harz, weiter genau verfolgtim Harz, weiter speziell Bedingt werden. durch die Lebensweise und geringe Dichte der Art ist ein systematisches artbezogenes Monitoring nicht praktizierbar, daher empfohlen: zum qualitativenwird Nachweis  Methodik et al. 2001) 2000, W verschiedenen Gründen kontrovers diskutiert werden (P Jährliche Kartierung der Hamsterbaue nach Kreismethode (vgl. W artbezogenesFür ein systematisches Monitoring existiert derzeit keine Methode, die verwertbare Aussagen liefert (schwere Nachweisbarkeit, hohe Verwechs- lungsgefahr mit wildfarbenen Hauskatzen bzw. Hybriden, daher zum wird empfohlen: qualitativen Nachweis  für das Monitoring der Arten nach (Feldhamster) (Wildkatze) (Luchs) Dichte) (geringe Dichte) Zentrum des Vorkommensgebietes (hohe Gebiet mit mittleren Hamsterdichten Randbereiche des Verbreitungsgebietes Je Zone Untersuchung von fünf größeren Kontrollgebieten (ggf. MTB-Quadr.) mit jeweils fünf Teilflächen pro Kontrollgebiet (insgesamt 75 Teilflächen). Monitoring-Gebiete Säugetiere Cricetus cricetus Ein flächendeckendes Monitoring des Hamsterbestandes in Sachsen-Anhalt ist methodisch und logistisch Es wird nicht zu leisten. Probeflächen ein Monitoringsystem basierend auf Baukartierungen zu installieren, um Trends in der Verbreitungs- und in begrenzt Zonen:    Felis silvestris Harz und harzrandnahe Bereiche, Goldene Aue, Kyffhäuser Lynx lynx Harz, insbesondere Hochharz die Erfolgsaussichten des Aussetzungsprojektes im Harz aus Auch wenn erfassen zu können. Das derzeitige Vorkommensgebiet der Art dazu nach Besiedlungsdichtewird in drei Zonen eingeteilt. In jeder Kontrollgebiete festzulegen, die Grundlage für das Monitoring bilden sollen. Innerhalb dieser Kontrollgebiete jährli werden fünf Teilflächen (mind. 5 ha, max. jeweils 10 ha) Baudichtebestimmungen durchgeführt. Tabelle 38: Methoden und Zeitaufwand Tabelle Berichtszeitraum: ein Berichtszeitraum umfasst laut H-Richtlinie sechs Jahre

120 Zeitbedarf Untersuchungen: jährlich im Bearbeitungsjahr: 886 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 5 316 h Untersuchungen: jährlich im Bearbeitungsjahr: 140 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 840 h Untersuchungen: jährlich pro Referenzgebiet zwei Begehungen h à 3 im Bearbeitungsjahr: 48 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 288 h ine überregionale Monitoringaktion peltem zeitlichem Aufwand ist mit 252 h peltem zeitlichem Aufwand n Reviere jeweils mehrfach zu geeigneten mehrfach jeweils Reviere n sowohl die Bestätigung bekannter als auch sowohl et al. 1996). Derfür Gesamtaufwand eine Die dafür erforderlichen Bearbeitungszeiten erforderlichen dafür Die len). RIGHT et al. (2002) von haben Methodeneine Auswahl zum qualitativen ÜCHNER (1996) sowie B sowie (1996) IBER Fledermauskästen) Vorkommensgebieten charakteristische Fraßspuren an Haselnüssen Erfassung aller zufälligen Beobachtungen (z. B. Kontrolle von Vogel- und gezieltes Ausbringen und Kontrollieren von Vogelnistkästen in potenziellen Kontrolle aktueller und potenzieller Vorkommensgebiete auf Methodik Qualitativer Nachweis durch:    Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Weißer Stahlberg, Rübeland* (WQ: Januar, 4 h); Weißer Stahlberg, Rübeland* (SW: Juli bis September, 100 h); Pinge Volkmarskeller, * (WQ: Januar, 12 h); Büchenberg, Elbingerode* (WQ: Januar, 80 h); Heimkehle, Uftrungen* (SW: Juli bis Oktober, 384 h); Hermannshöhle, Rübeland* (SW: Juli bis Oktober, 256 h); Krockstein, Rübeland* (SW: September, 50 h) Juli bis WQ - Winterquartier; SW - Schwärmquartier * - auch bei anderen Artenwird kontrolliert Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Wohnhaus in Kade (RQ, AZ: Mai und Juli, 10 h); Wohnhaus in Allstedt (RQ, AZ: Mai und Juli, 10 h); Wohnhaus in Aschersleben (RQ, AZ: Mai und Juli, 10 h); Wohnhaus in Friedensau (RQ, AZ: Mai und Juli, 10 h); Krockstein, Rübeland* (SW:September, Juli bis 100 h) RQ - Reproduktionsquartier; WQ - Winterquartier; SW - Schwärmquartier * - auch bei anderen Arten kontrolliert wird (Haselmaus) (Breitflügelfledermaus) (Nordfledermaus) Weißer Stahlberg, Rübeland Elbingerode Pinge Volkmarskeller, Blankenburg Büchenberg, Uftrungen Heimkehle, Rübeland Hermannshöhle, Rübeland Krockstein, Wohnhaus in Kade Wohnhaus in Allstedt Wohnhaus in Aschersleben Rübeland Wohnhaus in Friedensau Krockstein, über die charakteristischen Fraßspuren der Art an Haselnüssen zum Auffinden zahlreicher neuer Vorkommen geführt (B Ersterfassung in Form einer Kontrolle der jüngeren und älteren Funde in insgesamt 21 FFH-Gebieten mit der u.g. Methodik und dop zu veranschlagen. Nachweis von Schläfern, speziell auch der Haselmaus zusammengestellt und ihre Aussagekraft bewertet.Nachweis In England und Wales hat e Monitoring-Gebiete Muscardinus avellanarius Ein Monitoring der Art es gelingt, das Verbreitungsbilderscheint nur sinnvoll, wenn zu vervollständigen. Demzufolge muss hier Erfassung der derzeit bekannten Vorkommen in den folgenden FFH-Gebieten: 46, 92, 96, 101, 108, 151, 156, 161 (Mininalanforderung, ggf. kommen weitere Vorkommen hinzu) Fledermäuse unterschiedliche die Dazu werden Revierkontrollen. durch schwerpunktmäßig erfolgt IV Anhang nach Fledermäuse der Das Monitoring Eptesicus nilssonii Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:       Eptesicus serotinus Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:      die Suche nach weiteren zu vermutenden Vorkommen kombiniert werden. B Zeiten begangen, z.T. finden Ausflugszählungen an den Revieren statt. Ggf. erfolgen Detektornachweise und Netzfang im Freiland. und Netzfang Detektornachweise Ggf. erfolgen statt. Revieren an den Ausflugszählungen finden z.T. begangen, Zeiten in Stol Sicherungsmaßnahmen für Mitarbeiter zusätzliche (z.B. Quartiers jeweiligen des Ausprägung und Größe je nach differieren

121 Untersuchungen: jährlich im Bearbeitungsjahr: 1 016 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 6 096 h Untersuchungen: jährlich im Bearbeitungsjahr: 1 089 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 6 534 h Zeitbedarf h);

Methodik Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Cheiner Moor, Salzwedel* (RQ: Mai und Juli, 80 h); Kalbescher Werder* (RQ: Mai und Juli, 80 h); Colbitz-Letzlinger-Heide/Dolle (RQ: Mai und Juli, 12 Kreuzhorst, Magdeburg* (RQ: Mai und Juli, 60 h); Othal, Sangerhausen* (RQ: Mai und Juli, 16 h); Gebäude Selkeblick, Alexisbad (RQ: Juli, 24 h); Weißer Stahlberg, Rübeland* (WQ: Januar, 4 h); Krockstein, Rübeland* (WQ: Januar, 8 h); Pinge Volkmarskeller, Blankenburg* (WQ: Januar, 12 h); Büchenberg, Elbingerode* (WQ: Januar, 80 h); Heimkehle, Uftrungen* (SW: Juli bis Oktober, 384 h); Hermannshöhle, Rübeland* (SW: Oktober, 256 h) Juli bis RQ - Reproduktionsquartier; WQ - Winterquartier; SW - Schwärmquartier * - auch bei anderen Arten wird kontrolliert Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Baumhöhlen, Elbe-Havel Winkel* (RQ: Mai und Juli, 100 h); Baumhöhlen Halle (RQ: Mai und Juli, 20 h); Eiskeller Havelberg* (WQ:Januar, 25 h); Eiskeller Apenburg* (WQ: Januar, 12 h); Eiskeller Klötze* (WQ: Januar, 20 h); Eiskeller Gardelegen* (WQ: Januar, 50 h); Pinge Volkmarskeller, Blankenburg* (WQ: Januar, 12 h); Stollen Selketal, Harzgerode (WQ: Januar, 30 h); Büchenberg, Elbingerode* (WQ: Januar, 80 h); Heimkehle, Uftrungen* (SW: Juli bis Oktober, 384 h); Hermannshöhle, Rübeland* (SW: Oktober, 256 h); Juli bis Selke, 30 km Länge (ML: Mai bis September, 100 h) RQ - Reproduktionsquartier; WQ - Winterquartier; SW ML - - Schwärmquartier; Männchenlebensraum * - auch bei anderen Arten kontrolliert wird (Wasserfledermaus) (Große Bartfledermaus) Werder Cheiner Moor, Salzwedel Kalbescher Colbitz-Letzlinger-Heide/Dolle Magdeburg Kreuzhorst, Sangerhausen Othal, Gebäude Selkeblick, Alexisbad Rübeland Weißer Stahlberg, Rübeland Krockstein, Elbingerode Pinge Volkmarskeller, Blankenburg Büchenberg, Uftrungen Heimkehle, Rübeland Hermannshöhle, Halle Baumhöhlen, Elbe-Havel Winkel Baumhöhlen Havelberg Eiskeller Apenburg Eiskeller Klötze Eiskeller Gardelegen Eiskeller Pinge Volkmarskeller, Blankenburg Elbingerode Stollen Selketal, Harzgerode Büchenberg, Uftrungen Heimkehle, Rübeland Hermannshöhle, Selke, 30 km Länge Monitoring-Gebiete Myotis brandtii Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:             Myotis daubentonii Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:            

122 Zeitbedarf Untersuchungen: jährlich (außer Pinge Charlotte) im Bearbeitungsjahr: 1 000 (744) h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 5 232 h Untersuchungen: jährlich im Bearbeitungsjahr: 1 032 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 6 192 h Methodik Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Weißer Stahlberg, Rübeland (WQ: Januar, 4 h); Krockstein, Rübeland (WQ: Januar, 8 h); Pinge Volkmarskeller, Blankenburg (WQ: Januar, 12 h); Büchenberg, Elbingerode (WQ: Januar, 80 h); Heimkehle, Uftrungen* (SW: Juli bis Oktober, 384 h); Hermannshöhle, Rübeland* (SW: Juli bis Oktober, 256 h); Pinge Charlotte, Rübeland # (SW: Oktober, 256 h) Juli bis RQ - Reproduktionsquartier; WQ - Winterquartier; SW - Schwärmquartier * - auch bei anderen Arten kontrolliert; wird # - aus Kapazitätsgründenwird alle zwei Jahre kontrolliert Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Stadtwald Havelberg* (RQ: Mai und Juli, 30 h); Kalbescher Werder* (RQ: Mai und Juli, 80 h); Flade& Grüntal, Tanne/Harz (RQ: MaiJuli,und h); 50 Friedrich Hohenberg, MeisdorfMai(RQ:Juli, und 10 h);Havelberg* Eiskeller (WQ:Januar,25 h); 12 Januar, (WQ: Apenburg* Eiskeller 3 h); Januar, (WQ: Klietz Wasserwerk h); Eiskeller Klötze* (WQ: Januar, 20 h); Eiskeller Gardelegen* (WQ: Januar, 50 h); Friedhofskapelle Zerbst (WQ: Januar, 20 h); Pinge Volkmarskeller, Blankenburg* (WQ: Januar, 12 h); Büchenberg, Elbingerode* (WQ: Januar, 80 h); Heimkehle, Uftrungen* (SW: Juli bis Oktober, 384 h); Hermannshöhle, Rübeland* (SW: Juli bis Oktober, 256 h) RQ - Reproduktionsquartier; WQ - Winterquartier; SW - Schwärmquartier * - auch bei anderen Arten kontrolliert wird (Kleine Bartfledermaus) (Fransenfledermaus) Weißer Stahlberg, Weißer Rübeland Krockstein, Elbingerode Pinge Volkmarskeller, Blankenburg Büchenberg, Uftrungen Heimkehle, Rübeland Hermannshöhle, Pinge Charlotte, Rübeland Havelberg Stadtwald Werder Kalbescher Meisdorf Hohenberg, Flade & Grüntal, Tanne/Harz Friedrich Havelberg; Eiskeller Klietz Wasserwerk Apenburg Eiskeller Klötze Eiskeller Gardelegen Eiskeller Zerbst Friedhofskapelle Elbingerode Pinge Volkmarskeller, Blankenburg Büchenberg, Uftrungen Heimkehle, Rübeland Hermannshöhle, Monitoring-Gebiete Myotis mystacinus Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:        Myotis nattereri Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:              

123 Zeitbedarf Untersuchungen: jährlich im Bearbeitungsjahr: 250 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 1 500 h Untersuchungen: jährlich im Bearbeitungsjahr: 230 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 1 380 h Untersuchungen: jährlich im Bearbeitungsjahr: 470 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 2 820 h Methodik Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Dübener Heide (RQ, PQ: Juli bis August, 20 h); Lausiger Teiche* (RQ, PQ: im Juli bis August, 40 h); Othaler Wald* (RQ, PQ: Juli bis August, 20 h); Wald Loskarn, h); 20 August, bis Juli PQ: (RQ, Drömling 20 h); August, bis Juli (RQ, PQ: Valsdorf Halberstadt Stadtwald (RQ, PQ: Juli bis August, 20 h); Zichtauer Schweiz, Zichtau* (PQ, PQ: Juli bis August, 20 h); Krumpker Holz, Krumpke (RQ, PQ: Juli bis August, 30 h); Hohes Holz (PQ, MQ: Juli bis August, 20 h); Selketal, Harzgerode (PQ, MQ: Juli bis August, 40 h) RQ - Reproduktionsquartier; PQ - Paarungsquartiere * - auch bei anderen Artenwird kontrolliert Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Mai (RQ: PQ: Holz* Jederitzer h); 80 Juli, und Mai (RQ, PQ: Salzwedel* Moor, Cheiner Zichtau* h); Hellberg, 50 Juli, und PQ: Mai (RQ, Havelberg* Stadtwald h); 40 Juli, und bis Juli (PQ, MQ: Magdeburg* Wasserstraßenkreuz h); 20 August, und Juli (PQ, MQ: 40 h) September, RQ - Reproduktionsquartier; PQ - Paarungsquartiere; MQ - Männchenquartier * - auch bei anderen Arten wird kontrolliert Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Cheiner Moor, Salzwedel* (RQ, PQ: Mai bis August, 80 h); Kalbescher Werder* (RQ, PQ: Mai bis August, 80 h); Jederitzer Holz* (RQ, PQ: Mai bis August, 40 h); Kreuzhorst, Magdeburg* (RQ, PQ: Mai bis August, 60 h); Stadtwald Havelberg* (RQ, PQ: Mai bis August, 50 h); Lödderitzer Forst (RQ, PQ: Mai bis August, 40 h); Lausiger Teiche* (RQ, PQ: Mai bis August, 40 h); Wasserstraßenkreuz Magdeburg (PQ: Juli bis September, 40 h); „Büsche“ um Bernburg (PQ: Juli bis September, 40 h) RQ - Reproduktionsquartier; PQ - Paarungsquartiere * - auch bei anderen Arten wird kontrolliert (Rauhautfledermaus) (Abendsegler) (Kleiner Abendsegler) Dübener Heide Dübener Teiche Lausiger Wald Othaler Wald Loskarn, Valsdorf Drömling Halberstadt Stadtwald Zichtau Zichtauer Schweiz, Holz Krumpker Holz, Krumpke Hohes Harzgerode Selketal, Holz Cheiner Moor, Salzwedel Jederitzer Havelberg Stadtwald Zichtau Hellberg, Magdeburg Wasserstraßenkreuz Werder Cheiner Moor, Salzwedel Kalbescher Holz Jederitzer Magdeburg Kreuzhorst, Havelberg Stadtwald Forst Lödderitzer Teiche Lausiger Magdeburg Wasserstraßenkreuz „Büsche“ um Bernburg Monitoring-Gebiete Nyctalus leisleri Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:           Nyctalus noctula Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:      Pipistrellus nathusii Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:         

124 Untersuchungen: jährlich im Bearbeitungsjahr: 272 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 1 632 h Untersuchungen: jährlich im Bearbeitungsjahr: 1 270 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 7 620 h Zeitbedarf Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Cheiner Moor, Salzwedel* (RQ: Mai und Juli, 80 h); Kalbescher Werder* (RQ: Mai und Juli, 80 h); Colbitz-Letzlinger-Heide/Dolle (RQ: Mai und Juli, 20 h); Kreuzhorst, Magdeburg* (RQ: Mai und Juli, 60 h); Albrechtshaus, Stiege (AZ: Mai und Juli, 8 h); Viktorshöhe, Friedrichsbrunn (AZ: Mai und Juli, 8 h); Thyrahöhe, Stolberg (AZ: Mai und Juli, 8 h); Dom Havelberg (AZ: Mai und Juli, 16 h) RQ - Reproduktionsquartier; AZ - Ausflugszählungen an RQ in Gebäude * - auch bei anderen Arten kontrolliert wird Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Cheiner Moor, Salzwedel* (RQ: Mai und Juli, 80 h); Kalbescher Werder* (RQ: Mai und Juli, 80 h); Colbitz-Letzlinger-Heide/Dolle* (RQ: Mai und Juli, 12 h); Zichtauer Zichtau* (RQ: Mai undSchweiz, Juli, 60 h); Stadtwald Havelberg* (RQ: Mai und Juli, 30 h); Kalbescher Werder* (RQ: Mai und Juli, 80 h); Flade & Grüntal, Tanne/Harz* (RQ: Mai und Juli, 50 h); Othal, Sangerhausen* (RQ: Mai und Juli, 16 h); Eiskeller Havelberg* (WQ: Januar, 25 h); Wasserwerk Klietz (WQ: Januar, 3 h); Eiskeller Apenburg* (WQ: Januar, 12 h); Eiskeller Klötze* (WQ:Januar, 20 h); Eiskeller Gardelegen* (WQ: Januar, 50 h); Friedhofskapelle Zerbst (WQ: Januar, 20 h); Pinge Volkmarskeller, Blankenburg* (WQ: Januar, 12 h); Büchenberg, Elbingerode* (WQ: Januar, 80 h); Heimkehle, Uftrungen* (SW: Juli bis Oktober, 384 h); Hermannshöhle, Rübeland* (SW: Juli bis Oktober, 256 h) RQ - Reproduktionsquartier; WQ - Winterquartier; SW - Schwärmquartier * - auch bei anderen Arten kontrolliert wird Methodik Bislang sind aufgrund von Kenntnisdefiziten keine Angaben möglich. (Zwergfledermaus) (Mückenfledermaus) (Braunes Langohr) (Braunes Werder Cheiner Moor, Salzwedel Kalbescher Colbitz-Letzlinger-Heide/Dolle Magdeburg Kreuzhorst, Stiege Albrechtshaus, Friedrichsbrunn Viktorshöhe, Stolberg Thyrahöhe, Havelberg Dom Werder Cheiner Moor, Salzwedel Kalbescher Colbitz-Letzlinger-Heide/Dolle Havelberg Zichtau Zichtauer Schweiz, Stadtwald Werder Kalbescher Sangerhausen Flade & Grüntal, Tanne/Harz Othal, Havelberg Eiskeller Klietz Wasserwerk Apenburg Eiskeller Klötze Eiskeller Gardelegen Eiskeller Zerbst Friedhofskapelle Elbingerode Pinge Volkmarskeller, Blankenburg Büchenberg, Uftrungen Heimkehle, Rübeland Hermannshöhle, Monitoring-Gebiete Pipistrellus pipistrellus Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:         Pipistrellus pygmaeus Plecotus auritus Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:                  

125 Untersuchungen: jährlich im Bearbeitungsjahr: 2 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 12 h Zeitbedarf Untersuchungen: alle 3 Jahre pro Referenzgebiet drei jahreszeit- lich gestaffelte Begehungen à 5 h im Bearbeitungsjahr: 150 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 300 h Untersuchungen: alle sechs Jahre pro Referenzgebiet drei jahreszeitlich gestaffelte Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 360 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 360 h besten in den Morgen- und zeitigen Vormittagsstunden erfolgen regelmäßig auf ihre Nutzung als Quartier durch Schlangen kontrolliert werden vertretbarem Aufwand möglich: Fang-Wiederfang mit fotografischer Individualerkennung (Kopfbeschilderung und -zeichnung) ist bereits erprobt besten in den Morgen- und zeitigen Vormittagsstunden erfolgen Einsatz von Bodenfallen (Eimer) oder Fanggräben (eingegrabene Dachrinnen) bestimmbar, fotografische Individualerkennung (Kopfbeschilderung, Rückenmuster) ist an der Art bereits erprobt effektivsten in der Paarungszeit (Ende April-Mitte/Ende Mai) durch gezieltes Absuchen von Sonnenplätzen mit lückiger Vegetation in Nachbarschaft zu Deckung bietenden Strukturen (Gebüschen, Stein- oder Holzhaufen etc.), Handfang nur bei Determinations-Unsicherheiten in der Paarungszeit (Ende April-Mitte/Ende Mai) durch gezieltes Absuchen von Sonnenplätzen mit lückiger Vegetation in Nachbarschaft zu Deckung bietenden Strukturen (Gebüschen, Stein- oder Holzhaufen etc.); seltener (bei Determinationsunsicherheiten) ist Handfang oder Einsatz der Fangschlinge (nach dem Angelprinzip) erforderlich erfolgt fast ausschließlich durch Sichtbeobachtung, am qualitativer Nachweis Begehungen sollten im Sommer (vor allem an sehr warmen Tagen) am bei (relativ strukturarmen) Verdachtsgebieten können Bretter ausgelegt und (halb-) quantitativer (selbst grobe Schätzung) Nachweis kaum mit erfolgt i. d. R. qualitativer Nachweis durch Sichtbeobachtung, am effektivsten Begehungen sollten im Sommer (vor allem an sehr warmen Tagen) am und aufwendig daher vergleichsweise nur eingeschränkt anwendbar ist der Größe des Vorkommens ist ohne Fang-Wiederfang-Methoden kaum seriös Methodik erfasst werden. regelmäßig Monitoring keinem in z.Z. kann Art Die Quartier-/Reviertyp,Aufwand: Zeitraum, Steckby (RQ: Mai undStaatl. Vogelschutzwarte Juli, 2 h) RQ - Reproduktionsquartier         (Glattnatter, Schlingnatter) (Graues Langohr) (Zweifarbfledermaus) (Zauneidechse) Steckby Staatl. Vogelschutzwarte je 2 Gebiete in D29 und D33 je 3 Gebiete in D11 und D18 20 Gebiete in D20 je 6 Gebiete in D10 und D29 je 4 Gebiete in D18 und D19 Monitoring-Gebiete Plecotus austriacus Repräsentative Kontrolle folgender Quartiere/Reviere:  Vespertilio murinus Reptilien Coronella austriaca Untersuchung von insgesamt zehn Vorkommen in folgenden Naturräumlichen Haupteinheiten:   Monitoring schwerpunktmäßig in FFH-Gebieten Lacerta agilis Untersuchung von insgesamt 40 Vorkommen in folgenden Naturräumlichen Haupteinheiten:    Monitoring schwerpunktmäßig in FFH-Gebieten

126 Zeitbedarf Untersuchungen: alle drei Jahre pro Referenzgebiet drei jahres- zeitlich gestaffelte Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 270 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 540 h Untersuchungen: alle drei Jahre pro Referenzgebiet drei jahres- zeitlich gestaffelte Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 108 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 216 h Untersuchungen: alle sechs Jahre pro Referenzgebiet drei jahreszeitlich gestaffelte Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 225 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 225 h insbesondere in kleinen Temporär- und Flachgewässern gut erkennbar Größenordnung der Ruferzahlen viel Erfahrung voraussetzt (sehr lauter Ruf, dadurch meist deutliche Überschätzung der realen Zahl); Fang-Wiederfang- Techniken mit fotografischer Individualerkennung (Bauchmuster) oder Transpondereinsatz für Ermittlung genauer Bestandszahlen erforderlich verborgen, außerdem beteiligtder sich während relativ langen Fortpflanzungsperiode immer nur ein Bruchteil der Population am Fortpflanzungsgeschehen; Größenordnungen der Kolonien lassen sich dennoch anhand der Ruferzahlen grob abschätzen Witterung oder unmittelbar nach Niederschlägen fotografischer Individualerkennung (Rücken- und auch Bauchmuster) bereits erprobt rufender Männchen: zu beachten ist die sehr lange Hauptaktivitätszeit Reproduktions- Mitte April und Juli mit polyphasischem zwischen geschehen mit 2-3(-4) jährlichen Aktivitäts- und Rufmaxima, die i.d.R. durch Starkniederschläge nach längeren Trockenphasen eingeleitet werden, mehrwöchige Pausen; Rufaktivitätdazwischen beginnt meist sehr spät (nach Einbruch der Dunkelheit) und setzt hohe Temperaturen (>12°C) voraus, Tag- und Dämmerungsrufaktivität ist seltener Hauptaktivitätszeit im Mai und Juni relativ einfach möglich, vorzugsweise in Hauptaktivitätszeit im Mai und Juni relativ einfach möglich, vorzugsweise den späten Nachmittags- oder Abendstunden in Warmphasen nach leise, Niederschlägen; Achtung: glockenartiger Ruf ist vergleichsweise vorausgesetzt werden Windstille sollte rufender Männchen an Laichgewässern (sehr einfacher und melodischer Ruf), Ruf- und deren Laichaktivitäten sind ab Mitte April zu erwarten, Ende AprilHöhepunkt liegt jedoch zwischen und Mitte Juni durch akustische qualitativer Nachweis Erfassung und Sichtbeobachtung Laichschnüre und die charakteristischen Larven sind schwarzen da die Abschätzung der (halb-)quantitativer ist schwierig, Nachweis durch Erfassung und qualitativer und halbquantitativer Nachweis Zählung durch akustische qualitativer Nachweis Erfassung rufender Männchen in der (halb-)quantitative Bestandsermittlung ist problematisch, da Lebensweise am effektivsten sind Dämmerungs- und Nachtbegehungen bei schwüler (halb-)quantitative Erfassung mittels Fang-Wiederfang-Techniken mit Methodik         (Geburtshelferkröte) (Kreuzkröte) (Wechselkröte) 4333, 4431, 4433, 4434, 4532 4130, 4131, 4231, 4232, 4233, 4331, 4332, je 4 Gebiete in D08, D09, D10, D11 und D20 15 Gebiete in D29 je 2 Gebiete in D09, D18 und D33 12 Gebiete in D20 4 Gebiete in D19 Monitoring-Gebiete Lurche Alytes obstetricans Untersuchung jeweils eines Vorkommens pro besetztem Messtischblatt, d.h. insgesamt zwölf Vorkommen in folgenden MTB:  Bufo calamita Untersuchung von insgesamt 30 Vorkommen in folgenden Naturräumlichen Haupteinheiten:   der Vorkommen sind StandorteBei Auswahl mit unterschiedlicher Prognose zu berücksichtigen (Primärhabitate in Flussauen, Sekundärstandorte mit langfristiger Offenhaltung und in Sukzession) Bufo viridis Untersuchung von insgesamt 25 Vorkommen in folgenden Naturräumlichen Haupteinheiten:   

127 Zeitbedarf Untersuchungen: alle sechs Jahre pro Referenzgebiet drei jahres- zeitlich gestaffelte Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 360 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 360 h Untersuchungen: alle sechs Jahre pro Referenzgebiet drei jahres- zeitlich gestaffelte Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 180 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 180 h (1992) im IEMER & D ÖNIG Landlebensraum eingesetzt, sind aber sehr aufwendig Individualerkennung (Rücken- und Seitenmuster) bereits erprobt empfohlen, um auch einzelne Männchen zum Rufen zu animieren (halb-) quantitativen Nachweis über Abschätzung der Größenordnung der und setzt viel Erfahrung vorausRuferzahlen schwierig durch Absuchen des (in der Regel gewässernahen) Landlebensraumes nach Juvenes und Adulti möglich, auch hier können Klangattrappen sinnvoll sein (Verhören der sog. „Sommer- und Herbstrufer“) mit Verlauf der „Hüftschlinge“) bereits erprobt Laubfrosch diese zu überwinden vermag leichten Regenfällen und relativ hohen Temperaturen gut erfasst vor werden, allem an Amphibienschutzanlagen mit Fangbehältern oder den markanten Larven (Riesenlarven mit ca. 15 cm Länge) Erfassung rufender Männchen, am effektivsten von Ende April bis Mai (Gesamtrufzeit ist in der Regel länger): Begehungen sollten bei milder Witterung in der Dämmerung bzw. ersten Nachthälfte stattfinden, da Laubfrösche im Frühjahr nur selten tagsüber rufen Zählung rufender Tiere, sowohl tagsüber als auch in den Abendstunden (dann meist höhere Rufaktivität), Achtung: klopfender Ruf ist relativ leise, unter Wasserweil abgegeben - Erhebungen möglichst bei Windstille Bestandsschätzungen mittels Fang-Wiederfang mit fotografischer qualitativer und halbquantitativer Nachweis an Laichgewässern durch zu Beginn oder Ende der Rufzeit Einsatz von Klangattrappen wird der sehr laute rätschende Ruf macht bei höheren Individuenzahlen einen ist auch noch im Hochsommer und Frühherbst rein qualitativer Nachweis Fang-Wiederfang mit fotografischer Individualerkennung (Seitenaufnahmen Abschrankungen mit Fangzäunen sind nur bedingt geeignet, da der an Laichgewässern qualitativer und halbquantitativer Nachweis durch wandernde Tiere können während der Frühjahrswanderung nachts bei an Reproduktionsgewässern Suche nach leicht erkennbaren Laichschnüren Landfallen erfolgreichwurden von K Methodik            (Knoblauchkröte) (Laubfrosch) je 5 Gebiete in D10 und D29 je 3 Gebiete in D19, D20 und D31 1 Gebiet in D18 je 8 Gebiete in D10 und D29 je 4 Gebiete in D11 und D19 6 Gebiete in D09 10 Gebiete in D20 Monitoring-Gebiete Hyla arborea Untersuchung von insgesamt 20 Vorkommen in folgenden Naturräumlichen Haupteinheiten:    Pelobates fuscus Untersuchung von insgesamt 40 Vorkommen in folgenden Naturräumlichen Haupteinheiten:    

128 Zeitbedarf Untersuchungen: alle dreiJahre Untersuchungen: alle pro Referenzgebiet drei jahres- zeitlich gestaffelte Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 72 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 144 h Untersuchungen: alle sechs Jahre pro Referenzgebiet drei jahres- zeitlich gestaffelte Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 270 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 270 h Untersuchungen: alle sechs Jahre pro Referenzgebiet drei jahres- zeitlich gestaffelte Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 90 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 90 h mit der „Wasserfrosch-Gruppe“ hervorheben, lässt sich auch anhand ) ist aber die Erfassung morpholo- R. esculenta erfasst (und auch gezählt) werden Größenordnung des Vorkommens möglich um das Gewässer hinreichend genau abgeschätzt werden, wobei nicht alle Tiere in jedem Jahr zum Laichgewässer undwandern die Ab- und erneute Zuwanderung zu Fehleinschätzungen führen können oder Extrapolationschwierig) über Laichballenzählungen möglich Laichzeit möglich, in der Regel durch akustischen (sehr charakteristischer Laichzeit möglich, blubbernder Ruf) oder Sichtnachweis Schönwetterperiodenoptimal im Mai/Juni, während erfasst werden. Zwar durch die zumeist ganztägige Rufaktivitätkönnen akustische Nachweise der Männchen erbracht fürwerden, eine sichere Abtrennung vom wesentlich ( häufigeren Teichfrosch gischer Merkmale an kurzzeitig gefangenen Tieren unverzichtbar (z.B. „Fersenhöckerprobe“) zu erbringen – hier durch Sichtbeobachtungen (tags und nachts) und (ruft unter derakustischen Nachweis Wasseroberfläche). Bei der Erfassung sind die phänologischen Besonderheiten in der Hinsicht zu beachten, dass die Anwanderung bereits unter im Spätwinter Witterungsbedingun-widrigen gen beginnen kann (Ende Februar) und das Ablaichen vor allen anderen heimischen Arten erfolgt der ist relativ leicht durch Erfassungen während qualitativer Nachweis nach Abwanderung der Tiere in den Landlebensraum können Laichballen Der Nachweis der Laichzeit des Springfrosches ist am effektivsten während zwischen April und Juli, Am effektivsten kann die Art im Laichgewässer anhand der Kopfstärke der Rufchöre sind grobe Rückschlüsse auf die Gesamtbestand der Population kann nur mittels spezieller Fangzäune rings Laichballen sind oftmals charakteristisch an Halmen „aufgespießt“ halbquantitative Aussagen durch Zählung der Rufer (teilweise sehr Methodik         (Springfrosch) (Kleiner Wasserfrosch) (Moorfrosch) je 8 Gebiete in D09 und D10 je 1 Gebiet in D19 und D31 4 Gebiete in D20 2 Gebiete in D11 6 Gebiete in D29 10 Gebiete in D20 5 Gebiete in D18 3 Gebiete in D37 2 Gebiete in D31 je 2 Gebiete in D11, D18, D29 und D31 Monitoring-Gebiete Rana arvalis Untersuchung von insgesamt 30 Vorkommen in folgenden Naturräumlichen Haupteinheiten:       Rana dalmatina Untersuchung von insgesamt 10 Vorkommen in folgenden Naturräumlichen Haupteinheiten:    Rana lessonae Generelle Anmerkung: Die Bearbeitung dieser Art sollte nur ausgewiesenen Fachleuten übertragen werden, die vor allem im Umgang Untersuchung von insgesamt acht Vorkommen in folgenden Naturräumlichen Haupteinheiten:  (Mindestansatz unter Konzentration auf diejeni- gen Vorkommen, wo Art-Status unzweifelhaft ist, ggf. sind noch mehr Flächen notwendig) erfahren sind. Wenngleich molekularbiologischer Untersuchungen viele Autoren die Notwendigkeit zur zweifelsfreien Artbestimmung phänotypischer Merkmale und Merkmalskombinationen ein großer Teil der Tiere relativ sicher bestimmen.

129 Zeitbedarf Untersuchungen: jährlich pro Referenzgebiet 6 h (Imagines) + 4 h (Eisuche) im Bearbeitungsjahr: 60 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 360 h Untersuchungen: jährlich Begehungen à 1,5 je zwei h (Imaginalbeobachtung) an 31 Vorkommensgebieten je eine Begehung à 3 h 20 Flächen (Larvalvorkommen) auf im Bearbeitungsjahr: 153 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 918 h itate erfolgen, um eine qualifizierte kommen erfolgen, um eine e auf niedersächsischer Seite vor. en. Vorerst sollte das potenzielle n genauer einzugrenzen und damit ein te eine Überprüfung unter Anwendung Origanum -Beständen nach Corydalis (100 h) C. intermedia und Corydalis cava kaum auffindbar Fraßspuren und Larvenvorkommen bevorzugt bei sonniger nicht zu kalter Witterung, nicht bei Schneelagen (April, visuelle Suche, Bodenstreuabsuche am Grund der Nahrungspflanzen) (60 h) Habitate bei optimaler sonniger,warmer windarmer Wetterlage (Ende Mai, Mitte-Ende Juni), die Determination durch erfahrene Beobachter ist visuell problemlos möglich (93 h) -Beständen nach Fraßspuren und Larvenvorkommen (60 h) von Imagines und Raupen, ggf. Sichtnachweise Suche nach Eiern Beobachtung (Imagines) durch Transektbegehungen der potenziellen Absuchen potenzieller Larvalhabitate in Methodik vulgare  Die Art ist standorttreu und bei Tagesexkursion erfassbar. Bei der Suche nach Eiern in Blütenköpfchen von Thymian sollten bevorzugt solitäre, d.h. nicht in Polstern stehende Blüten abgesucht werden sollten. Die Eier sind an   Corydalis (Schwarzer Apollo) (Schwarzer (Wald-Wiesenvögelchen) (Schwarzfleckiger Ameisen-Bläuling) Hennenwiesen) und Elsloch südlich Querfurt“ durch Transektbegehungen(Imagines) (120 h) Beobachtung Absuchen potenzieller Larvalhabitate in Kartierung und flächengenaue Koordinatenangabe von Umgebung Naumburg (z.B. Tote Täler, (Nordharzvorland) NSG „Schmoner Busch, Spielberger Höhe Huy-Neinstedt Stendal Umgebung bzw. Fang von Imagines zur Flugzeit bei geeignetem Sichtnachweise Wetter in potenziellen Habitaten (24 h) Ausweisung von Monitoring-Gebieten vornehmenAusweisung zu können. Diese Ersterfassung beinhaltet die    Gesamtaufwand für Ersterfassung: 280 h Bislang konnte jedoch trotz potenzieller Habitateignung kein gesichertes Vorkommen im Lappwald in Sachsen-Anhalt ermittelt werd von Monitoring-Gebietenqualifizierte Ausweisung vornehmen zu können. Zumindest an zwölf aktuellen und älteren Flugstellen soll Monitoring-Gebiete Schmetterlinge Coenonympha hero Gegenwärtig gilt die Art in Sachsen-Anhalt als ausgestorben. Aktuelle Nachweise liegen aus dem Lappwald in Nähe der Landesgrenz arion Maculinea Der gegenwärtige Kenntnisstand zu den Vorkommen ist unzureichend. Es muss vorab eine landesweite Kontrolle der historischen Vor Untersuchung geeigneter Habitate in folgenden Gebieten:     Insgesamt, vorbehaltlich der Bestätigung anderer historischer Fundorte, ist mit ca. sechs Referenzflächen innerhalb dieser Gebiete zu rechnen Parnassius mnemosyne Der gegenwärtige Kenntnisstand zu den Vorkommen ist unzureichend. Es muss vorab eine Kontrolle der 31 potenziell geeigneten Hab Untersuchung aller 31 Vorkommensgebiete Vorkommensgebiet im Rahmen einer Ersterfassung noch Dies beinhaltet: einmal kontrolliert werden.  der u.g. Methoden bei doppeltem Zeitansatz erfolgen, um Vorkommen verifizieren bzw. örtlich in den z.T. großräumigen zu Gebiete gezieltes Monitoring zu ermöglichen. Für eine solche Ersterfassung wären 240 h zu veranschlagen. Sollten keine Vorkommen gefunden werden, ist ein Monitoring im engeren Sinne nicht nötig

130 Untersuchungen: alle drei Jahre pro Referenzgebiet zwei Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 54 h Berichtszeitraum: in Gesamtaufwand 108 h Zeitbedarf jährlich zwei Arbeitstage für jährlich zwei Sammlung und Dokumentation der Beobachtungen: 16 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 96 h Untersuchungen: alle drei Jahre (Vorkommen)pro Gewässer zwei Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 90 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 180 h Jahre Untersuchungen: alle zwei zwei pro Gewässer Begehungen à 3 h im Bearbeitungsjahr: 12 h Berichtszeitraum: in Gesamtaufwand 36 h ist anzustreben) Ophiogomphus cecilia Lichtfang der Raupen und Sichtnachweise Imagines ergänzend der Imagines Sichtnachweise Absammeln von Exuvien Sichtnachweise Absammeln von Exuvien Sichtnachweise Absammeln von Exuvien ergänzend möglich. Ein Überblick über die Vorkommen kann nur erreicht werden, indem regelmäßigerfolgte Nachweise recherchiert werden Für den Artnachweis sind geeignet:       zu bearbeiten, 1 km Gewässerlauf In jedem Referenzgebiet ist etwa vorrangig sind Gleithänge zu berücksichtigen.   (Eine Kopplung mit der Erfassung von Methodik (Nachtkerzenschwärmer) (Östliche Moosjungfer) (Asiatische Keiljungfer) (Grüne Mosaikjungfer) Magdeburg, u.a. Calenberge die Saale Dessau-Wörlitzer-Elbauen Unstrut zwischen Wendelstein und Nebra Garbe-Aland-Niederung bei Wrechow Elb-Havel-Winkel Saalemündung und Elbaue zwischen Alte Elbe bei Magdeburg Bergwitzsee Elbe anstrom Pretzsch Magdeburg Elbe im Bereich Steckby-Lödderitzer Forst Stromelbe Arneburg und Storkau Elbe zwischen Elbe bei Wittenberge Halle und Wettin Saale zwischen Saale bei Naumburg Unstrut zwischen Freyburg und Mündung in  Unter Einbeziehung zusätzlich zu erwartender Vorkommen ist mit ca. 15 Gewässern zu rechnen.  Monitoring-Gebiete Proserpinus proserpina landesweitLibellen Aeschna viridis Untersuchung der bekannten in Gewässer folgenden Bereichen:   örtlich instabiler Bestände nicht Eine gezielte Bestandskontrolle ist wegen  Leucorrhinia albifrons Untersuchung der bekannten in Gewässer folgenden Gebieten:   Gomphus flavipes Untersuchung in Referenzgebieten:        

131 Untersuchungen: jährlich Bleddin: mehrere Begehungen: 10 h sonstige Lokalitäten: mindestens eine Begehung: 20 h im Bearbeitungsjahr: 30 h Berichtszeitraum: im Gesamtaufwand 180 h Zeitbedarf Coleanthus ist anzustreben) Coleanthus subtilis (Bleddiner Riss, Mündung der Alten Elbe im NSG Großer Streng bei Am einzigen aktuellen Fundort Bleddin ist eine quantitative Erfassung (Zählen aller Individuen) durchzuführen. Erfassungen sollten zwischen Mitte August und Ende Oktober bei günstigen Wasserständen mehrfach durchgeführt werden Die oft sehr kleinen, unauffälligen Pflanzen erfordern Suche. eine zeitaufwändige Um ein durchaus denkbares Auftreten der Art an Wuchsortenweiteren nicht zu einmalige qualitative Kontrollen des verpassen, sollten jährlich wenigstens früheren Vorkommens bei Gorsdorf und an den Fundorten von subtilis Wartenburg, Kurzer Wurf bei Klieken) durchgeführt werden. (Eine Kopplung mit der Erfassung von Methodik (Bleddiner (LiegendesBüchsenkraut) Coleanthus subtilis Riss, Mündung der Alten Elbe im NSG Großer Streng, Kurzer Wurf bei Klieken) Bleddin (aktueller Fundort) von Gorsdorf (früheres Vorkommen) Fundorte Monitoring-Gebiete Blütenpflanzen Lindernia procumbens Quantitative Erfassung:  Qualitative Kontrollen:  

132 6Ausblick

Martin Trost

Mit der vorliegenden Publikation zu den Arten müssen entsprechende Wirtschaftsformen ge- nach Anhang IV der ##H-Richtlinie wurde die fördert werden. Reihe der Veröffentlichungen in den Sonder- Erfreulich ist, dass am Beispiel der Bestands- heften dieser Zeitschrift zu den Arten nach An- entwicklung der Asiatischen #lussjungfer (Gom- hang II (LAU 2001b) sowie zu den Vogelarten phus flavipes) gezeigt werden kann, dass der nach Anhang I der Vogelschutzrichtlinie (WE- Artenschutz auch vom technischen Umwelt- BER et al. 2003) fortgesetzt. Damit sind im We- schutz, hier bessere Habitatqualität durch Ge- sentlichen die konzeptionellen Grundlagen für wässerreinhaltung, profitieren kann, solange ein Monitoring der Tier- und Pflanzenarten von geeignete Habitatstrukturen vorhanden sind. gemeinschaftlichem Interesse zur Erfüllung der Durch die hier vorgestellten Untersuchungen Berichtspflichten an die EU geschaffen. Auch wurden u.a. auch Bearbeitungslücken aufge- für die ##H-Lebensraumtypen mit ihren charak- zeigt, die in den nächsten Jahren vordringlich teristischen Arten (LAU 2002) liegt als weiterer geschlossen werden müssen. wichtiger Beitrag zur Erfüllung der Berichts- Am Beispiel der Anhang II-Arten wird bereits pflichten ein Sonderheft vor. deutlich, dass allein die Darstellung des aktu- Die große Zahl der in Sachsen-Anhalt vertrete- ellen Kenntnisstandes einen Anreiz zur ver- nen Anhang IV-Arten (60 inklusive der zugleich stärkten und zielgerichteten faunistischen Ar- im Anhang II enthaltenen Arten) mit unter- beit darstellt und schnell zu Kenntniszuwachs schiedlichsten Habitatansprüchen zeugt von führt. der hohen Biodiversität im Land Sachsen-An- Wünschenswert wäre das auch für die in der halt. Sie belegt aber auch die hohe Verantwor- vorliegenden Publikation beschriebenen Arten. tung des Landes im Kontext des Schutzgebiets- Jedoch können die faunistischen Arbeiten nicht systems NATURA 2000. allein Zufallsfunden überlassen bleiben. Neben Hoch ist leider auch die Zahl der bereits aus- den unabdingbaren systematischen Erhebun- gestorbenen Arten (15). Einige Species, z.B. gen zur Bestandssituation der Arten von ge- der Schwarzapollo (Parnassius mnemosyne), meinschaftlichem Interesse, initiiert von der stehen außerdem offenbar kurz vor dem Aus- Naturschutzverwaltung des Landes, ist die eh- sterben. Hier wird sich zeigen, ob die ##H- renamtliche floristische und faunistische Arbeit Richtlinie einen Beitrag dazu leisten kann, die unverzichtbar. In Sachsen-Anhalt bestehen negative Entwicklung aufzuhalten. In den meis- aufgrund der hier arbeitenden ehrenamtlichen ten #ällen führt der Weg zur Erhaltung der Ar- Spezialistenverbände gute Grundlagen, auf die ten über einen wirksamen Schutz der Lebens- es aufzubauen gilt. räume. Der Schutzstatus allein wird aber sel- Als nächste Aufgabe steht an, unter Nutzung ten ausreichen. Eine Vielzahl der gefährdeten der bestehenden Potenziale und Kenntnisse ein Arten ist von einer naturschutzverträglichen langfristig funktionierendes Monitoringsystem Bewirtschaftung der entsprechenden #lächen für die Arten von gemeinschaftlichem Interes- abhängig, die allein mit einer administrativen se aufzubauen und daraus resultierende Aus- Unterschutzstellung sowie der #ormulierung sagen umzusetzen. von Schutzzielen und Pflege- und Entwick- lungsplanungen nicht erreichbar ist. Vielmehr

133 7 Literatur

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140 Adressen Dr. Peter Schmidt Lessingstr. 10 Prof. Dr. Norbert Grosser 06886 Lutherstadt Wittenberg Siegelbach 95 E-Mail: [email protected] 99310 Arnstadt E-Mail: [email protected] Dr. Christoph Schönborn Schleinitzstr. 8 Dr. Thomas Hofmann 38889 Blankenburg W.-Müller-Str. 3 E-Mail: [email protected] 06844 Dessau E-Mail: [email protected] Rosmarie Steglich Quittenweg 53 Dr. Horst Jage 39118 Magdeburg Waldsiedlung 15 06901 Kemberg Dr. Martin Trost Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt #rank Meyer, Thoralf Sy Reideburger Str. 47 RANA – Büro für Ökologie und Naturschutz 06116 Halle (Saale) Am Kirchtor 27 E-Mail: [email protected] 06108 Halle (Saale) E-Mail: [email protected] Alexander Vollmer Arbeitskreis #ledermäuse Sachsen-Anhalt e.V. MR Dr. Joachim Müller Geseniusstr. 33 #rankefelde 3 06110 Halle (Saale) 39116 Magdeburg E-Mail: [email protected] E-Mail: #[email protected] Bernd Ohlendorf Landesreferenzstelle #ledermausschutz Sachsen-Anhalt im Biosphärenreservat „Karstlandschaft Südharz“ Hallesche Str. 68 06536 Roßla E-Mail: [email protected]

141 Impressum

ISSN 1436-8757 Der Nachdruck von Karten erfolgt mit Geneh- Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt migung des Landesamtes für Landesvermes- sung und Datenverarbeitung Sachsen-Anhalt. Herausgeber: (Genehm. Nr. LvermD/V/0046/98) Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Abteilung Naturschutz, P# 200841 Hinweise für Autoren: 06009 Halle (Saale), #ür unverlangt eingereichte Manuskripte wird Telefax 03 45/5 70 41 90 keine Haftung, insbesondere keine Verpflich- tung zur Veröffentlichung übernommen. Grund- Redaktion: sätzlich werden nur bisher unveröffentlichte Dr. Martin Trost, Dr. Ursula Ruge, Beiträge angenommen. Es wird gebeten, die Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Manuskripte, wenn möglich mit einem Textver- Reideburger Str. 47 arbeitungsprogramm auf Diskette gespeichert, 06116 Halle (Saale), an die Redaktion einzureichen. Der Umfang des Telefon 03 45/5 70 46 70, 03 45/5 70 46 11, Manuskriptes sollte zehn Schreibmaschinensei- E-Mail:[email protected], ten (1,5zeilig geschrieben) nicht überschreiten. [email protected] Die Autoren sind für den fachlichen Inhalt ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die von ihnen Schriftleitung: vertretenen Ansichten und Meinungen müssen Dr. Inge Ammon, Landesamt für Umweltschutz nicht mit denen des Herausgebers übereinstim- Sachsen-Anhalt; Peter Andrä, Ministerium für men. Eine redaktionelle Überarbeitung wird ab- Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sach- gestimmt. Die Beiträge können nicht honoriert sen-Anhalt; #red Braumann, Naturparkverwal- werden, es werden zehn Exemplare des jeweili- tung Drömling; Egbert Günther, Untere Natur- gen Heftes zur Verfügung gestellt. schutzbehörde Halberstadt; Dr. Matthias Jentzsch, Landesverwaltungsamt Sachsen-An- Vertrieb: halt; Dr. Ulrich Lange, Landesamt für Umwelt- Naturschutz- und andere Behörden und Dienst- schutz Sachsen-Anhalt; Dr. Lutz Reichhoff, LPR stellen sowie haupt- und nebenamtliche Natur- Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbH; Ro- schutzmitarbeiter/innen im Land Sachsen-Anhalt bert Schönbrodt, Landesamt für Umweltschutz erhalten die Zeitschrift kostenlos. Alle kostenlos Sachsen-Anhalt, Dr. Uwe Wegener, National- abgegebenen Hefte dürfen auch nur kostenlos parkverwaltung Hochharz weitergegeben werden. Käuflicher Bezug gegen eine Schutzgebühr über Bestellung bei NATURA- Gestaltung und Satz: #achbuchhandlung, Adolf-Grimme-Ring 12, Ampyx-Verlag 14532 Kleinmachnow, Telefon: 03 32 03/2 24 68. Dr. Andreas Stark Seebener Str. 190 Schutzgebühr: 5 € 06114 Halle (Saale) Nachdrucke - auch auszugsweise - sind nur mit Druck: ausdrücklicher Genehmigung des Herausge- Druckerei Schlüter GmbH & Co. KG bers gestattet. Grundweg 77 Gedruckt auf Papier mit 50 % Altpapieranteil. 39218 Schönebeck Titelbild: #eldhamster (#oto: K. Neumann)

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