583 584 Mahävagga Des Theraväda-Vinaya Eine Genaue
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583 Orientalistische Literaturzeitung 98 (2003) 4-5 584 Mahävagga des Theraväda-Vinaya eine genaue Parallele, überschätzt werden. Entsprechend groß ist der Umfang die durch den alten, in den Vinaya selbst eingelagerten von Texteditionen und Untersuchungen zu buddhisti- Kommentar erläutert wird: yathä ekena eko puttho schen Erzählwerken. Doch wie in vielen Bereichen der vyäkareyya, evam eva tassä parisäya jänitabbam indischen Literatur steht die Aufmerksamkeit, die ihren mam pucchatiti, Vin 1 103,30 ff. „wie einer durch einen alten, möglichst vorchristlichen Erzeugnissen gewidmet anderen gefragt [sein Vergehen] erklären würde, genau wird, in krassem Widerspruch zu unserer Kenntnis von so [soll dieser] in dieser Versammlung [in dem Gedan- späteren, nicht in allen Fällen sekundären Werken. Dies ken] ,er fragt mit mich als einen, der kund tun muss' ist um so bedauerlicher, als es häufig diese späten Werke [sein Vergehen erklären]." Demnach heißt der Text Im sind, die nicht nur zur Zeit ihrer Verfassung, sondern PrMoSü „und damit jeder Mönch, weim er von einem zum Teil bis in die heutige Zeit hinein eine erhebliche anderen gefragt wird, eine Erklärung abgibt, so gibt es in Wirksamkeit entfalten. einer solchen Mönchsversammlung einen dreimaligen Das Schicksal dieser späten Werke teilt nun zum Folgespruch". großen Teil auch die sogenannte Avadäna-Literatur, Für die allgemeine Entwicklung der Texte ist von deren frühe Vertreter (Jätakamälä, Divyävadäna, Avadä- Interesse, dass es im Päli heißt pacceka-putthassa ... nasataka) zwar einigermaßen erschlossen sind, über evarüpäya parisäya, Vin 1103,5, während PrMoSü und deren spätere Phasen aber nach wie vor wenig bekaimt PrMoSü(Mü) verdeutlichend zusetzen bhiksor sowie ist.' Erst in den letzten Jahrzehnten gelangen wir dank bhiksu(parsadi) und damit gleichsam dem Theraväda- der Bemühungen Michael Hahns, Y. Iwamotos und Kommentar folgen: evarüpä näma parisä bhikkhuparisä nicht zuletzt auch der Verfasserin des zu besprechen- VHCcati, Vin 1 103,33. Dieses Verhältnis zwischen den den Bandes zunehmend in den Besitz von zuverlässigen beiden Schulen geht noch deutlicher aus dem folgenden Texteditionen und Übersetzungen späterer Avadäna- Beispiel hervor. In Nissaggiya VI heißt es: achinnadvaro Texte. vä hoti bhikkhu natthadvaro vä, Vin III 213,30*°^, was Der Titel, den Ratna Handurukande (R. H.) ihrem durch natthadvaro näma bhikkhussa dvararn agginä Band gibt, macht zunächst nicht sofort deutlich, welche daddharn hoti udakena vä üdharn hoti ..., Vin III Klasse von Texten wir hier vor uns haben. Erst ein Blick 213,7 f. erklärt wird. Im PrMoSü Nihsargikä Pätayantikä auf die aus den Kolophonen und Zwischenüberschriften VI werden dagegen Teile des Kommentars in den Text hervorgehenden Werksbezeichnungen (Ahorätravrata- selbst aufgenommen: ächinnadvaro bhiksuh syän nasta- caityasevänusamsävadäna (AVC) und Ahorätravrataka- dvaro vä dagdhadvaro vä üdhadvaro" vä ayarn... und thä (AVK) wie auch auf den Inhalt der Texte führt den entsprechende in PrMoSü(Mü) Naissargikä Päyattikä VI Leser auf die richtige Spur. Es handelt sich hierbei um ächinnadvaro bhiksur bhavati nastadvaro dagdhadvara drei stark miteinander verwandte, z. T. voneinander üdhadvaro hrtadvaro 'yarn... Wie so oft, unterscheiden abhängige Werke, die in erzählerischer Form eine Art sich PrMoSü und PrMoSü(Mü) im Wortlaut. der Caityaverehrung darlegen: das ahorätravrata, eine Diese wenigen Beispiele mögen zeigen, welch reichen stark brahmanisch-hinduistisch geprägte Zeremonie, die Gewinn die Buddhismusforschung aus dieser ungemein an einem Vollmondtag auszuführen ist. Dieser rituell- sorgfältigen Ausgabe zu ziehen in der Lage sein wird. normative Inhalt wird nun entsprechend dem Genre der Schließlich es ist das erste Mal überhaupt, das eines der drei Texte in einen narrativen Rahmen eingebunden. Wie drei im Sanskrit-Original erhaltenen PrMo in einer wis- in den meisten der späteren Avadänas handelt es sich um senschaftlichen Ansprüchen wirklich genügenden Form ein Gespräch zwischen Asoka und Upagupta, in dem dargeboten wird. Der Herausgeber ist daher umso mehr jener von einer Unterweisung durch den Buddha berich- zu seiner Leistung zu beglückwünschen. tet. Dieser äußere Rahmen wird von beiden Versionen der AVK aufgegeben. Die Handlung wird auf das Gespräch zwischen dem Buddha und Subhüti reduziert, in dem der erstere seinen Schüler am Beispiel einer Ver- gangenheitsgeschichte belehrt. Handurukande, Ratna: Three Sanskrit Texts on Caitya Worship In Relation to the Ahorätravrata. An edition and synopses in Wie R. H. durchaus deutlich hätte hervorheben kön- English (with an introduction) (Studia Philologica Buddhica, Mono- nen,^ ist die längste dieser Versionen, AVC (356 Verse), graph Series, XVI), Tokyo: The International Institute for Buddhist gleichzeitig das 10. Kapitel der bislang nur partiell edier- Studies 2000. XXV, 132 S., ISBN 4-906267-45-9. - Bespr. von Ingo Strauch, Berlin. Die Rolle der Buddhisten in der Entwicklung und ' Vgl. zum Erschließungsstand Hahn, Michael: Der große auch Fixierung indischer Erzähltraditionen kann kaum Legendenkranz {Mahajjätakamälä). Eine mittelalterliche buddhistische Legendensammlung aus Nepal (Asiatische Forschungen, 88), Wiesba- den 1985, 16-22. " Zu dem Begriff anusrävarß \ anussävanä: Rez.: Das buddhisti- ^ In ihrer lange zurückliegenden knappen Teiledition des AVC sche Recht und die Phonetik des Päli. Stil 13/14. 1987, S. 103 = Selec- (Verse 100-107) weist R. H. noch ausdrücklich auf diese Zuordnung ted Papers on Päli Studies. Oxford 1994, S. 201. hin (Handurukande, Ratna: The benefit of Caitya worship. Prematol- " Hier wird zugleich die bereits von F. Edgerton vermutete Fehl- like, L. Sc K. Indrapala & J. E. van Lohuizen-de Leeuw: Senarat Para- lesung rü4ha statt ü4ha richtig gestellt (S. 186, Anm. 51), wodurch der navitana Commemoration Volume (Studies in South Asian Culture, 7), Eintrag rü4ha-dvara im BHSD entfällt. Leiden 1978, 75-77). Brought to you by | Bibliotheque Universitaire de Lausanne Authenticated Download Date | 5/25/16 5:04 PM 585 Orientalistische Literaturzeitung 98 (2003) 4-5 586 ten Asokävadänamälä (AAM),^ wie die Tokioter Hs. die- von R. H. konjiziert wird. Dies scheint insoweit berech- ser Textsammlung zu erkennen gibt (= Ms. B). Auch das tigt, als alle Hss. sowohl von acht Näga-Mädchen von R. H. nicht erwähnte und auch nicht benutzte Ms. (V. 199: nägakanyäh astau) als auch weiter unten von Add. 1482 der University Library, Cambridge enthält acht Töchtern des Krkin sprechen und diese auch das AVC als 10. Kapitel. namentlich aufzählen: VratI, DharmavatI, Subhamanjarl, Die metrische Version der AVK (140 Verse) war mög- Dhimati, Netramanjarl, ^rlmatl, Madamjahä, Ratnamälä licherweise Bestandteil der Vratävadänamälä (S. IV). Lei- (V. 336-338). Die Versionen der AVK und das der Sap- der hat R. H. weder die Kyoto-Hs. dieses Textes noch takumärikä-Legende des AVC nahestehende Sambükä- deren Bonner Kopie prüfen können, um diese Vermu- vadäna^ reden jedoch stets übereinstimmend von sieben tung zu bestätigen. Töchtern. Das Sambükävadäna gibt ihre Namen an mit Die Editionen beruhen sämtlich auf Hss. aus Nepal. PadmävatT, SutamanjarT, Dhimati, Nayanamanjari, Yaso- Die Mehrzahl der von R. H. benutzten Hss. stammen matl, Mahamjahä, Ratnamälä. Eine mögliche Lösung aus der Tokyo University Library. Hinzu kommen eine dieses Problems köimte so aussehen: Die Tradition des Londoner Hs. und zwei Hss., deren Mikrofilm-Kopien AVC hat den Töchtern des Krkin die Vrati (< ahorätra- in Rahmen des Nepal-German Manuscript Preservation vrata) hinzugefügt und ist so zur widersprüchlichen Project angefertigt wurden und heute in Berlin lagern. Achtzahl gelangt, die jedoch nicht konsequent durchge- Im Falle der Prosafassung der AVK [AVK (P)] stand führt wurde. AVK nun hebt diesen Widerspruch auf, R. H. nur ein einziges Tokioter Manuskript zur Verfü- indem es zwar die Vrati beibehält, aber auf die traditio- gung. nellen Namen der anderen Töchter verzichtet und somit die ursprüngliche Siebenzahl bewahrt. Um diese Frage Während das AVC noch in mehr oder weniger kor- klären zu können, müßte allerdings auch die Version des rektem Skt. geschrieben ist, weisen die Versionen der Sap taku m ärikävad äna (SKA) der Asokävadänamälä hin- AVK starke Newärl-Einflüsse auf. R. H. begnügt sich in zugezogen werden, die ebenfalls zwischen der Acht- und diesem Zusammenhang leider mit der Wiedergabe eines der Siebenzahl schwankt.^ Eine kurzerhand vorgenom- Briefes von M. Hahn (S. V-VII), der eine hervorragende mene Konjektur hilft bei der Lösung dieses offenbar Grundlage für eigene Untersuchungen - insbesondere textgeschichtlichen Problems jedenfalls nicht weiter. zur Syntax - geliefert hätte. Dies wäre um so dringlicher gewesen, als eine umfassende Behandlung der von Hahn Im Falle der weniger gut bezeugten Prosa-Fassung treffend als Newärl Hybrid Sanskrit bezeichneten Spra- [AVK (P)] entschied sich R. H. zu Recht nicht für die che nach wie vor aussteht."* Im Falle von AVC und (Re?-)Konstruktion eines korrekten Skt.-Textes, son- AVK, für die jeweils fünf Hss. zur Verfügung standen, dern wählte hier die nicht immer einfache Balance zwi- ist die Textherstellung mit großer Zuverlässigkeit vorge- schen Tilgung orthographischer und Kopierfehler und nommen worden. Einige Problemfälle sind mir trotz diplomatischer Wiedergabe der Hs. Dies ist ihr im allem aufgefallen. Warum z. B. in AVK 14 entgegen den großen und ganzen gelungen, wenngleich einige Ent- Hss.-Lesungen °bhasmabhirlepa, °ülpamasmaibhirepayet, scheidungen auch hier noch einmal