583 Orientalistische Literaturzeitung 98 (2003) 4-5 584 Mahävagga des Theraväda-Vinaya eine genaue Parallele, überschätzt werden. Entsprechend groß ist der Umfang die durch den alten, in den Vinaya selbst eingelagerten von Texteditionen und Untersuchungen zu buddhisti- Kommentar erläutert wird: yathä ekena eko puttho schen Erzählwerken. Doch wie in vielen Bereichen der vyäkareyya, evam eva tassä parisäya jänitabbam indischen Literatur steht die Aufmerksamkeit, die ihren mam pucchatiti, Vin 1 103,30 ff. „wie einer durch einen alten, möglichst vorchristlichen Erzeugnissen gewidmet anderen gefragt [sein Vergehen] erklären würde, genau wird, in krassem Widerspruch zu unserer Kenntnis von so [soll dieser] in dieser Versammlung [in dem Gedan- späteren, nicht in allen Fällen sekundären Werken. Dies ken] ,er fragt mit mich als einen, der kund tun muss' ist um so bedauerlicher, als es häufig diese späten Werke [sein Vergehen erklären]." Demnach heißt der Text Im sind, die nicht nur zur Zeit ihrer Verfassung, sondern PrMoSü „und damit jeder Mönch, weim er von einem zum Teil bis in die heutige Zeit hinein eine erhebliche anderen gefragt wird, eine Erklärung abgibt, so gibt es in Wirksamkeit entfalten. einer solchen Mönchsversammlung einen dreimaligen Das Schicksal dieser späten Werke teilt nun zum Folgespruch". großen Teil auch die sogenannte Avadäna-Literatur, Für die allgemeine Entwicklung der Texte ist von deren frühe Vertreter (Jätakamälä, Divyävadäna, Avadä- Interesse, dass es im Päli heißt pacceka-putthassa ... nasataka) zwar einigermaßen erschlossen sind, über evarüpäya parisäya, Vin 1103,5, während PrMoSü und deren spätere Phasen aber nach wie vor wenig bekaimt PrMoSü(Mü) verdeutlichend zusetzen bhiksor sowie ist.' Erst in den letzten Jahrzehnten gelangen wir dank bhiksu(parsadi) und damit gleichsam dem Theraväda- der Bemühungen Michael Hahns, Y. Iwamotos und Kommentar folgen: evarüpä näma parisä bhikkhuparisä nicht zuletzt auch der Verfasserin des zu besprechen- VHCcati, Vin 1 103,33. Dieses Verhältnis zwischen den den Bandes zunehmend in den Besitz von zuverlässigen beiden Schulen geht noch deutlicher aus dem folgenden Texteditionen und Übersetzungen späterer Avadäna- Beispiel hervor. In Nissaggiya VI heißt es: achinnadvaro Texte. vä hoti bhikkhu natthadvaro vä, Vin III 213,30*°^, was Der Titel, den Ratna Handurukande (R. H.) ihrem durch natthadvaro näma bhikkhussa dvararn agginä Band gibt, macht zunächst nicht sofort deutlich, welche daddharn hoti udakena vä üdharn hoti ..., Vin III Klasse von Texten wir hier vor uns haben. Erst ein Blick 213,7 f. erklärt wird. Im PrMoSü Nihsargikä Pätayantikä auf die aus den Kolophonen und Zwischenüberschriften VI werden dagegen Teile des Kommentars in den Text hervorgehenden Werksbezeichnungen (Ahorätravrata- selbst aufgenommen: ächinnadvaro bhiksuh syän nasta- caityasevänusamsävadäna (AVC) und Ahorätravrataka- dvaro vä dagdhadvaro vä üdhadvaro" vä ayarn... und thä (AVK) wie auch auf den Inhalt der Texte führt den entsprechende in PrMoSü(Mü) Naissargikä Päyattikä VI Leser auf die richtige Spur. Es handelt sich hierbei um ächinnadvaro bhiksur bhavati nastadvaro dagdhadvara drei stark miteinander verwandte, z. T. voneinander üdhadvaro hrtadvaro 'yarn... Wie so oft, unterscheiden abhängige Werke, die in erzählerischer Form eine Art sich PrMoSü und PrMoSü(Mü) im Wortlaut. der Caityaverehrung darlegen: das ahorätravrata, eine Diese wenigen Beispiele mögen zeigen, welch reichen stark brahmanisch-hinduistisch geprägte Zeremonie, die Gewinn die Buddhismusforschung aus dieser ungemein an einem Vollmondtag auszuführen ist. Dieser rituell- sorgfältigen Ausgabe zu ziehen in der Lage sein wird. normative Inhalt wird nun entsprechend dem Genre der Schließlich es ist das erste Mal überhaupt, das eines der drei Texte in einen narrativen Rahmen eingebunden. Wie drei im Sanskrit-Original erhaltenen PrMo in einer wis- in den meisten der späteren Avadänas handelt es sich um senschaftlichen Ansprüchen wirklich genügenden Form ein Gespräch zwischen Asoka und Upagupta, in dem dargeboten wird. Der Herausgeber ist daher umso mehr jener von einer Unterweisung durch den Buddha berich- zu seiner Leistung zu beglückwünschen. tet. Dieser äußere Rahmen wird von beiden Versionen der AVK aufgegeben. Die Handlung wird auf das Gespräch zwischen dem Buddha und Subhüti reduziert, in dem der erstere seinen Schüler am Beispiel einer Ver- gangenheitsgeschichte belehrt. Handurukande, Ratna: Three Sanskrit Texts on Caitya Worship In Relation to the Ahorätravrata. An edition and synopses in Wie R. H. durchaus deutlich hätte hervorheben kön- English (with an introduction) (Studia Philologica Buddhica, Mono- nen,^ ist die längste dieser Versionen, AVC (356 Verse), graph Series, XVI), Tokyo: The International Institute for Buddhist gleichzeitig das 10. Kapitel der bislang nur partiell edier- Studies 2000. XXV, 132 S., ISBN 4-906267-45-9. - Bespr. von Ingo Strauch, .

Die Rolle der Buddhisten in der Entwicklung und ' Vgl. zum Erschließungsstand Hahn, Michael: Der große auch Fixierung indischer Erzähltraditionen kann kaum Legendenkranz {Mahajjätakamälä). Eine mittelalterliche buddhistische Legendensammlung aus Nepal (Asiatische Forschungen, 88), Wiesba- den 1985, 16-22. " Zu dem Begriff anusrävarß \ anussävanä: Rez.: Das buddhisti- ^ In ihrer lange zurückliegenden knappen Teiledition des AVC sche Recht und die Phonetik des Päli. Stil 13/14. 1987, S. 103 = Selec- (Verse 100-107) weist R. H. noch ausdrücklich auf diese Zuordnung ted Papers on Päli Studies. Oxford 1994, S. 201. hin (Handurukande, Ratna: The benefit of Caitya worship. Prematol- " Hier wird zugleich die bereits von F. Edgerton vermutete Fehl- like, L. Sc K. Indrapala & J. E. van Lohuizen-de Leeuw: Senarat Para- lesung rü4ha statt ü4ha richtig gestellt (S. 186, Anm. 51), wodurch der navitana Commemoration Volume (Studies in South Asian Culture, 7), Eintrag rü4ha-dvara im BHSD entfällt. Leiden 1978, 75-77).

Brought to you by | Bibliotheque Universitaire de Lausanne Authenticated Download Date | 5/25/16 5:04 PM 585 Orientalistische Literaturzeitung 98 (2003) 4-5 586 ten Asokävadänamälä (AAM),^ wie die Tokioter Hs. die- von R. H. konjiziert wird. Dies scheint insoweit berech- ser Textsammlung zu erkennen gibt (= Ms. B). Auch das tigt, als alle Hss. sowohl von acht Näga-Mädchen von R. H. nicht erwähnte und auch nicht benutzte Ms. (V. 199: nägakanyäh astau) als auch weiter unten von Add. 1482 der University Library, Cambridge enthält acht Töchtern des Krkin sprechen und diese auch das AVC als 10. Kapitel. namentlich aufzählen: VratI, DharmavatI, Subhamanjarl, Die metrische Version der AVK (140 Verse) war mög- Dhimati, Netramanjarl, ^rlmatl, Madamjahä, Ratnamälä licherweise Bestandteil der Vratävadänamälä (S. IV). Lei- (V. 336-338). Die Versionen der AVK und das der Sap- der hat R. H. weder die Kyoto-Hs. dieses Textes noch takumärikä-Legende des AVC nahestehende Sambükä- deren Bonner Kopie prüfen können, um diese Vermu- vadäna^ reden jedoch stets übereinstimmend von sieben tung zu bestätigen. Töchtern. Das Sambükävadäna gibt ihre Namen an mit Die Editionen beruhen sämtlich auf Hss. aus Nepal. PadmävatT, SutamanjarT, Dhimati, Nayanamanjari, Yaso- Die Mehrzahl der von R. H. benutzten Hss. stammen matl, Mahamjahä, Ratnamälä. Eine mögliche Lösung aus der Tokyo University Library. Hinzu kommen eine dieses Problems köimte so aussehen: Die Tradition des Londoner Hs. und zwei Hss., deren Mikrofilm-Kopien AVC hat den Töchtern des Krkin die Vrati (< ahorätra- in Rahmen des Nepal-German Manuscript Preservation vrata) hinzugefügt und ist so zur widersprüchlichen Project angefertigt wurden und heute in Berlin lagern. Achtzahl gelangt, die jedoch nicht konsequent durchge- Im Falle der Prosafassung der AVK [AVK (P)] stand führt wurde. AVK nun hebt diesen Widerspruch auf, R. H. nur ein einziges Tokioter Manuskript zur Verfü- indem es zwar die Vrati beibehält, aber auf die traditio- gung. nellen Namen der anderen Töchter verzichtet und somit die ursprüngliche Siebenzahl bewahrt. Um diese Frage Während das AVC noch in mehr oder weniger kor- klären zu können, müßte allerdings auch die Version des rektem Skt. geschrieben ist, weisen die Versionen der Sap taku m ärikävad äna (SKA) der Asokävadänamälä hin- AVK starke Newärl-Einflüsse auf. R. H. begnügt sich in zugezogen werden, die ebenfalls zwischen der Acht- und diesem Zusammenhang leider mit der Wiedergabe eines der Siebenzahl schwankt.^ Eine kurzerhand vorgenom- Briefes von M. Hahn (S. V-VII), der eine hervorragende mene Konjektur hilft bei der Lösung dieses offenbar Grundlage für eigene Untersuchungen - insbesondere textgeschichtlichen Problems jedenfalls nicht weiter. zur Syntax - geliefert hätte. Dies wäre um so dringlicher gewesen, als eine umfassende Behandlung der von Hahn Im Falle der weniger gut bezeugten Prosa-Fassung treffend als Newärl Hybrid Sanskrit bezeichneten Spra- [AVK (P)] entschied sich R. H. zu Recht nicht für die che nach wie vor aussteht."* Im Falle von AVC und (Re?-)Konstruktion eines korrekten Skt.-Textes, son- AVK, für die jeweils fünf Hss. zur Verfügung standen, dern wählte hier die nicht immer einfache Balance zwi- ist die Textherstellung mit großer Zuverlässigkeit vorge- schen Tilgung orthographischer und Kopierfehler und nommen worden. Einige Problemfälle sind mir trotz diplomatischer Wiedergabe der Hs. Dies ist ihr im allem aufgefallen. Warum z. B. in AVK 14 entgegen den großen und ganzen gelungen, wenngleich einige Ent- Hss.-Lesungen °bhasmabhirlepa, °ülpamasmaibhirepayet, scheidungen auch hier noch einmal hinterfragt werden üräbhasmaibhirepayet (2 x) und siläcürnebhilepayet die müßten. So könnte der Vokativ mahärdjan (§13 (2 x)) Passage als siläbhasmäbhilepayet wiederhergestellt wird, trotz des häufigeren mahäräja (§§ 9, 10,12 (2 x), 14 (2 x), ist mir nicht ganz klar. Wäre hier nicht die hybride 15 usw.) unverändert in den Text übernommen werden. Lesung '^sildbhasmebhi lepayet die dem Archetyp nahe- Daß hier ein Stamm mahäräjan vorliegt, wird auch deut- kommendste Lösung {ebhi < mi. ehi-, l/r), die auch den lich durch AVK 138, AVK (P) §8: dharmadakso hier zweifellos vorliegenden Instr. PI. aufnimmt? Dies mahäräja. Auch Formen wie yathävidhinä (§§ 15, 16) wird noch wahrscheinlicher, wenn man sich den nur von und vijayisyämi (§ 16, statt vijesjämi) sind nicht unge- Hs. E des AVC gegebenen Halbvers anschaut (S. 8, wöhnlich für das hybride Skt. (vgl. z. B. auch Hs. E hin- Fn. ad65d): goksiraih [sie] pamcaratnais ca siläcürriair ter AVC 190 vijayisye). vilepayet. In einigen Fällen sind mir die Konjekturen völlig Ein eher inhaltliches Problem begegnet uns in der wei- unverständlich, z. B.: AVK (P), § 5: anekasürasamäkirnä ter unten zu besprechenden Saptakumärikä-Legende der für °sünbhisamä°, besser: anekasürebhi(h) samäkirnä Ahorätra-Texte, die von den Vorexistenzen der Krkin- (mit 5 fü r s und i für e). Töchter als Nägas, Muscheln und Fischerstöchter han- Etwas störend empfindet man auch die inkonsequen- delt. Nach übereinstimmender Lesung von AVC te Herstellung eines korrekten Sandhi. Warum werden 228-230 handelt es sich um sieben Fischerstöchter. Nur z. B. § 16 tadä iti, tasmin caitye, § 20 pratimucyate iti. Hs. A liest in 228 b a^a, das dann in allen drei Versen

^ Edition: Handurukande, Ratna: The Story of the Shell-Mai- ' Zu den bisher edierten Bestandteilen vgl. Hahn 1985, 17. Hinzu dens, Tilakasiri, J. (ed.): Anjali. Papers on Indology and Buddhism. A kommt jetzt noch Hahn, Michael: Puijyaräsyavadäna - Another Felicitation Volume Presented to Oliver Hector de Alwis Wijesekera on Legend by Gopadatta. Eimer, Helmut (ed.): Frank-Richard Hamm His Sixtieth Birthday, Peradeniya 1970, 46-49. Memorial Volume, Octoher 8, 1990 (Indica et Tibetica, 21), 1990, ' Vgl. hierzu die Paraphrase von Dargyay, Lobsang: Die Legen- 103-132. de von den sieben Prinzessinnen (Saptakumärikä-Avadäna). In der Siehe jedoch Brough, John: The Language of the Buddhist poetischen Fassung von Guhyadatta/Gopadatta aufgrund der tibeti- Sanskrit Texts. Bulletin of the School of Oriental and African Studies schen Übersetzung herausgegeben, übersetzt und bearbeitet (Wiener 15. 1954, 351-375. Stu d ien zur Tibetologie und Buddhismuskunde, 2), Wien 1978, 8 f.

Brought to you by | Bibliotheque Universitaire de Lausanne Authenticated Download Date | 5/25/16 5:04 PM 587 Orientalistische Literaturzeitung 98 (2003) 4-5 588 § 25 kasmirn(s)cit caitya" im Text belassen, aber Formen AAM.' Inhaltlich allerdings entspricht Dargyays Dar- wie § 1 säntah tasmai\ ksinäsravaih anyais\ § 2 stellung weitgehend der Saptakumärikä-Legende der °sabhäyäm aneka° oder § 15 tato äcärya° usw. usf. ent- Ahorätrakathä - bis hin zur Verbindung mit dem sprechend den klassischen Sandhiregeln korrigiert? Da Ahorätra-Ritual. Die Ahorätra-Version endet damit, daß es keinen Grund gibt anzunehmen, daß dieser Text die älteste der Töchter, Vrati, den Dharmadaksa heiratet, jemals konsequent einen korrekten Sandhi durchgeführt mit ihm das Ahorätra-Ritual durchführt und so den Su- hätte, wäre R. H. besser beraten gewesen, hier so wenig khävati-Himmel erreicht. Das Schicksal der übrigen sie- wie möglich einzugreifen. Gleiches gilt für Fälle des ben Töchter wird vollkommen außer acht gelassen. Die auch im BHS beliebten „sekundären Sandhi", z. B. AAM hingegen scheint diesen in sich kohärenten Zyklus § 12ff. ^äriputroväca, °pramäneti (statt °pramäna iti). fortzuführen und mit dem althergebrachten ErzäÜstoff Schwerwiegender ist jedoch die nahezu asketische zu verbinden. Hier wird die Befreiung der Krkin-Töch- Zurückhaltung, die geübt wird, wenn es darum geht, ter erst möglich, nachdem sie - wie in den alten und auch Textgeschichte und Textkritik zu betreiben. Die Frage, in Gopadattas Fassung des SKA - als Asketinnen auf die sich jedem Leser angesichts dreier verwandter Texte einem Leichenplatz meditiert haben. Offenbar handelt es aufdrängt, lautet doch: Wie steht es um ihr Verhältnis sich beim SKA der AAM entgegen der von R. H. zitier- zueinander? Zwar liefert R. H. in der Einleitung eine ten Meinung Hahns nur teilweise um eine Adaption des nützliche Synopse der drei Texte - die nicht ganz Gopadatta-Textes. Der gesamte erste Teil scheint direkt mühelose Auswertung bleibt dann jedoch dem Leser aus dem AVC oder einem seiner Vorgänger übernom- überlassen. Ebenso unbefriedigend ist, was wir über men worden zu sein. Während in allen anderen Versio- das Verhältnis vorliegender Fassungen zur zeitgenössi- nen einschließlich der Gopadattas die Handlung mit schen Avadäna-Literatur erfahren. Lediglich kurze Ver- dem König Krkin und seinen sieben Töchtern einsetzt, weise auf verwandtes Erzählmaterial in der o. g. Synop- beginnen die Versionen der AAM mit der Vorexistenz se helfen hier nicht weiter. Das ist schade, zumal dieser Töchter als n^ig^t-Mädchen. Eine Zwischenstel- R. H. über umfassende Kenntnisse auf diesem Gebiet lung nimmt das von R. H. 1970 veröffentlichte, nur verfügt. in einem singulären Manuskript vorliegende Sambükäva- däna ein. Es enthält ebenso wie die AAM-Legenden die Wie verwirrend die Sachlage bei der Uberlieferungs- Vorexistenzen der Krkin-Töchter als Muscheln und geschichte im einzelnen sein kann, verrät schon ein kur- Fischerstöchter, sagt aber nichts über die «ig^-Mädchen zer Blick auf das Verhältnis zwischen Saptakumärikäva- und auch nichts über die VratI, die ja in der Ahorätra- däna und Ahorätrakathä (= AVC, AVK, AVK (P)). Alle Legende erst die Verbindung zum Ahorätra-Zyklus her- drei Versionen der Ahorätrakathä enthalten Elemente stellen. des Saptakumärikävadäna, das von den sieben Töchtern des Königs Krkin handelt. Die Gruppe der Vorgeschichtslegenden (AVC, AVK, In der hier vorliegenden Form sind sie jedoch nicht Sambükävadäna) hat bis auf die namentliche Bezugnah- nur durch ihren Bezug zum Ahorätra-Ritual stark von me auf die legendären Töchter des Krkin nichts mit dem jenem Saptakumärikävadäna verschieden, das Hahn 1992 Saptakumärikävadäna des Gopadatta und seiner Vorgän- wohl auf der Grundlage einer späten Hs. der Bibliothe- ger gemein. Erst sekundär wurde offenbar die Verbin- que Nationale, edierte und das er als Werk Gopa- dung beider Legendengruppen hergestellt (SKA des dattas identifizierte.^ Nach Hahn stellt das in der AAM), was in gewissem Maße zu Inkonsequenzen in Asokävadänamälä direkt auf das AVC folgende 11. Ka- der religiös-dogmatischen Ausrichtung beider Textgrup- pitel eine metrische Adaption des Textes Gopadattas dar, pen führte. Während in den Vorgeschichtslegenden die die die Verse ihrer Vorlage unverändert übernommen Caityaverehrung als Heilsweg gewiesen wird, geht es hat (1992, 14). In bezug auf die Version der Ahorätra- beim Saptakumärikävadäna um asketische Meditations- Legende schreibt R. H. nun mit Verweis auf Hahn 1985: praktiken. Es sollte also kaum möglich sein, davon zu „The Story is the theme of of Gopadatta's Saptakumäri- sprechen, daß hier gleiche Themen behandelt würden. kävadäna and a metrical adaptation of it found in the Allein eine solche, nur auf der Grundlage der verfüg- Asokävadänamälä" (S. XXIV). Man sollte somit meinen, baren Sekundärliteratur gegebene Übersicht hätte dem hier nichts anderes als eine Neubearbeitung eines alten Leser einiges an Ratlosigkeit erspart. Daß R. H. In der Stoffes vorzufinden, die kaum besondere Aufmerksam- Lage gewesen wäre, dies um vieles genauer und auf der keit verdient. Basis der ihr verfügbaren Handschriften zu tun, steht Der Inhalt des SKA der AAM wird von Dargyay nach außer Zweifel. Alles in allem wäre also zu wünschen eigener Angabe entsprechend den Hss. Cambridge Uni- gewesen, daß R. H. ihren Untertitel („an edition and versity Library Add. 1482, fol. 194b-207a und Tokio synopses") nicht gar zu wörtlich genommen hätte. University Library No. 37, fol. 196a-209a (7) paraphra- Daß die auf die Ritualistik bezogenen Passagen einge- siert. Es ist dies in beiden Hss. das 11. Kapitel der hender Untersuchung bedürfen, vor allem im Kontext

' Hahn, Michael: Harihhatta and Gopadatta. Two Authors in the ' Vgl. Matsunami, Seiren: A Catalogue of the Sanskrit manu- Succession of Äryasüra. In the Rediscovery of Their Jätakamäläs. scripts in the Tokyo University Library, Tokyo 1965, S. 213; Bendall, Second edition. Thoroughly revised and enlarged (Studia Philologica Cecil: Catalogue of the Buddhist Sanskrit manuscripts in the Universi- Buddhica, Occasional Paper Series, I), Tokyo 1992, 58-72. ty Library, Cambridge, Cambridge 1883, S. Ulf.

Brought to you by | Bibliotheque Universitaire de Lausanne Authenticated Download Date | 5/25/16 5:04 PM 589 Orientalistische Literaturzeitung 98 (2003) 4-5 590 der Caityaverehrung im nepalesischen Vajrayäna-Bud- desgleichen Rückerts Verdeutschung des Shijing nach dhismus, versteht sich von selbst. Es wäre interessant zu der lateinischen Version des P. Alexandre de la Charme. erfahren, ob sich dieses vrata bis heute bewahrt hat. Ist Indes geht das Interesse weiter zurück - so enthält es mit dem Pürnimävrata bzw. Dharmadhätu-vrata zu Christoph Gottlieb von Murrs Übersetzung des Ro- verbinden, das bis heute am Svayambhü-Stüpa durchge- mans Haoqiuzhuan (aus dem Englischen)^ im Anhang: führt wird?' Doch ginge dies freilich schon über den „IL Abhandlung von der Dichtkunst der Chineser, Rahmen einer gut eingeführten Textedition hinaus und nebst einigen ihrer Gedichte", und die eingehendste und kann zu Recht anderen überlassen werden, die sich hof- zuverlässigste Darstellung der chinesischen Poetik, mit fentlich mit Dankbarkeit der von R. H. sicher edierten vielen Beispielen, stammt von Wilhelm Schott,^ auf den Texte annehmen. das Prinzip zurückgeht, möglichst jedes Zeichen im An die Herausgeber der Serie sei die Bitte gerichtet, in Deutschen durch einen Versfuß wiederzugeben. Prof. Zukunft doch wieder zur international üblichen Tran- Gu unterscheidet (mit einigen zusätzlichen Nuancen) skription indischer Schriften zurückzukehren. mehrere Arten von Autoren: die Nachdichter, die zumeist keine oder geringe chinesische Sprachkenntnis- se hatten wie Hans Bethge und Klabund, Vincenz Hundhausen' und Fritz Mühlenweg;'' bei letzterem wäre Ostasien anzumerken, daß er nicht meist mit „Russen", sondern mit Schweden, Deutschen und Chinesen gereist ist, näm- Anthologien mit chinesischen Dichtungen cfSSf^MS^MB- lich im Rahmen von Sven Hedins „Sino-Swedish Expe- Wissenschaftlich ermittelt und herausgegeben von Gu Zhengxiang dition". Demgegenüber stehen Nachdichter/Sinologen, Stu ttgart: Anton Hiersemann, 2002. XXXVIII, 409 S. zu denen Gu Ernst Schwarz zählt.^ Und schließlich sind ISBN 3-7772-0219-3 (Übersetzte Literatur in deutschsprachigen da die Philologen, mit Namen wie Victor von Strauß, Anthologien, eine Bibliographie. Hrsg. von Helga Eßmann und Fritz Paul. 6.) (Hiersemanns Bibliographische Handbücher. 13,6.) Alfred Forke, Richard Wilhelm und . E 150,-. - Bespr. von H. Walravens, Berlin. Des letzteren Absichten sind vielfach diskutiert und auch mißverstanden worden; sein Hauptanliegen war Der vorliegende Band ist aus einem Projekt des DFG- nicht, eine philologisch getreue Übersetzimg zu liefern, Sonderforschungsbereichs „Die literarische Überset- sondern den Weg zu einem korrekten Verständnis des zung" hervorgegangen, in dessen Rahmen die literari- sche Anthologie als ein bislang in der Literaturwissen- ' Hao Kjöh Tschwen, d. i. die angenehme Geschichte der Haoh schaft zu wenig untersuchtes Genre analysiert wird. Das Kjöh. Ein Chinesischer Roman, in vier Büchern. Aus dem Chinesi- Ergebnis erscheint in mehreren Teilbänden, von denen schen in das Englische, und aus diesem in das Deutsche übersetzet. Anthologien mit chinesischen Dichtungen bereits der Nebst vielen Anmerkungen, mit dem Inhalte eines chinesischen Schau- sechste ist. Dabei ist schon der schiere Umfang beacht- spiels, einer Abhandlung von der Dichtkunst, wie auch von den lich - es werden 202 Anthologien mit etwa 5000 Gedich- Sp rü chw örtern der Chineser, und einem Versuche einer chinesischen ten von etwa 850 chinesischen Dichtern vorgestellt. Sp rachlehre für Deutsche. Leipzig: Johann Friedrich Junius 1766. Demgegenüber hat der früher erschienene Band Russi- XXX, 660 S. + Reg. 8°. sche Dichtungen (hrsg. von Ulrike Jekutsch, Stuttgart ^ Über die chinesische Verskunst. Zugabe zur Sprachlehre. Von 1998) 186 Anthologien ausgewertet, kommt indes nur Hrn. Schott. (Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 18. Ju ni 1857. Abhandlungen der Preuß. Akademie d Wiss. Phil.-hist. Kl. 1857, auf 186 S. - Ist demnach die chinesische Dichtung in 55-78. Deutschland populärer als die (in vieler Hinsicht näher- ' Zu diesem vgl. H. Walravens: Vincenz Hundhausen liegende) russische? Die Frage ist kaum zu beantworten, {1887-19}}). Leben und Werk des Dichters, Druckers, Verlegers, Pro- denn das Projekt befaßt sich ja mit einem Ausschnitt der fessors, Regisseurs und Anwalts in Peking. Mit einer Fundliste der chi- Übersetzungsfülle, nämlich den Gedichten in selbständig nesischen Texte von Lutz Bieg. Wiesbaden: Harrassowitz 1999. 211 S. erschienenen Anthologien; damit sind Zeitschriften- (Orientalistik BibUographien und Dokumentationen. 6.); Vincenz beiträge, aber auch Arbeiten, die dem CEuvre von ein Hundhausen {1878-19}}). Das Pekinger Umfeld und die Literatur- oder zwei Dichtern gewidmet sind, ausgeschlossen. Zeitschrift Die Dschunke. Wiesbaden: Harrassowitz 2000. 203 S. (Orien- talistik Bibliographien und Dokumentationen. 7.); Vincenz Hundhau- In einer längeren Einleitung gibt der Bearbeiter, der sen {1878-19}}). Nachdichtungen, Pekinger Bühnenspiele und zeit- chinesische Germanist Prof. Gu, einen kurzen Überblick genössische Kritik. Wiesbaden: Harrassowitz 2000. 183 S. (Orientalistik über die Rezeption chinesischer Lyrik in Deutschland BibUograp h ien und Dokumenutionen. 8.); Vincenz Hundhausen und bespricht dann verschiedene Formen der Antholo- (1878-1955): Korrespondenzen 1934-19}4. Briefe an Rudolf Pannwitz gien, die nach vielfältigen Kriterien (chronologisch, nach 1931-19}4. Abbildungen und Dokumente zu Leben und Werk. Wies- Übersetzern, Dichtern, Epochen, Frequenz der Aufnah- baden: Harrassowitz 2001. 176 S. (Orientalistik Bibliographien und me) ausgewertet werden. Das Interesse Goethes an chi- Dokumentationen. 11.). nesischer Lyrik und seine Nachdichtung mehrerer von Vgl. Gabriele Goldfuß: Tausendjähriger Bambus: Lyrik und P. P. Thoms (nicht Thomas!) übersetzter Gedichte aus Prosa Fritz Mühlenwegs (1898-1961) Chinawissenschaften - deutsch- den „Bildern schöner Frauen" sind vielfach behandelt. sprachige Entwicklungen. Geschichte, Personen, Perspektiven. Ham- burg 1999 (Mitteilungen des Instituts für Asienkunde. 303), 505-527. ' Vgl. Bernhard Führer: Vergessen und verloren. Die Geschichte ' Vgl. hierzu u. a. Lewis, T. Todd: Populär Buddhist Texts from der österreichischen Chinastudien. (Dortmund:) Projekt Verlag (2001). Nepal. Narratives and Ritual of Newar Buddhism, New York 2000, VI, 371 S. (Edition Cathay. 42.), 267-276: Ein Professor für Sinologie, 93. der nie einer war.

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