Die Befreite Und Die Frau Und Das Kind Zu Die Verknüpfung Von Politik, Bringen
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16 | Film & Medien | 25 | 24. Juni 2010 25 | 24. Juni 2010 | Film & Medien | 17 FILM IN KÜRZE Vom Handwerk „ … Und weil sich eine satte der Bildgestaltung Wohlstandsgesellschaft mehr und | Maria In Nachrufen wurde Hans mehr von der Religion entfernt, Windhager | „ muss die Kirche zu den Men- Dichand gewürdigt. Nur weni- schen gehen, … mitten hinein in unseren bewegten Alltag, um ih- ge Kommentatoren kritisierten re ewigen Werte an den Mann Community Die befreite und die Frau und das Kind zu die Verknüpfung von Politik, bringen. … “ Großzügiger Raum Medien und Geschäft. Hans Dichand in: Kronen Zeitung, für Untertöne ach Jahrzehnten ein Kinder- 2. September 2001, Seite 6 Nbuch noch einmal zur Hand “ Jaeger / APA Foto: zu nehmen, im Hinterkopf, was er jüngst verstorbene Heraus- man damals gelesen hat, und es REPUBLIK? Dgeber der Kronen Zeitung, auf neuer Ebene zu begreifen, ist, Politik in der Medienarena Hans Dichand, beschäftigte auch taugliches Buch vorausgesetzt, Politik und Boulevard sind in Österreich ein enges, problematisches Bündnis eingegangen. Praxis politischer Kommunikation in oft die Mediengerichte. Besonders eine der erfüllendsten Reisen. | Ob sich dieses nach dem Tod von „Krone“-Gründer Hans Dichand lockert, ist offen. | Österreich. Hrsg. v. Fritz Plasser Der Sinnstifter der Nation bemerkenswert war sein gericht- Gleiches müsste allem Ermessen Facultas Universitätsverlag 2009 liches Vorgehen gegen die Ta- nach fürs Kino gelten, und vieles 320 Seiten, Geb. Kart., 32,00 Krise der Religion hin oder her: Hans Dichand verschaffte der geszeitung Der Standard im Jahr an Wes Andersons jüngstem Film- | Von Claus Reitan | | – traditionellen – Religiosität im Land gebührend Gehör. | 2004. Er empfand die in einem spross stimmt auch sehr zuver- Kommentar von Hans Rauscher sichtlich, dass er sich einem sol- wiedergegebene Behauptung, chen Wieder-Sehen stellen könnte. as lange währte, Dichand zugeschriebene Bedeu- die Hälfte gesunken, der Anteil der se, gepaart mit spezifi schem Jour- Wahlentscheidung regelmäßiger dargestellter Finanzminister und m Anfang war das Wort. Die Auf- erkannt: „Denn das Wort, das die Evange- die Kronen Zeitung würde „anti- Mit „Der fantastische Mr. Fox“ wurde Zahlen- tung wurde in Qualitätsmedien, Parteimitglieder unter den Wäh- nalismus, wirkt. Leser sei „hinreichend, um den ÖVP-Obmann des Jahres 2008. gabe der Kirche, der Priester und listen aufgezeichnet haben, gilt für alle, für semitische und rassistische Un- hat sich der Amerikaner einen werk: Die „reale auch in der FURCHE, wiederholt lern fi el von 23 auf elf Prozent. Zu- Die „redaktionelle Strategie“ der Ausgang der Nationalratswahl „Die Chance lebt, dass eine ge- „A Theologen war und ist es, dafür fromme Christen wie für die vielen, die die tertöne verbreiten“, als auf ihn Klassiker von Roald Dahl, un- Einflussmacht“ kritisch aufgegriffen. Doch erst gleich stieg der Anteil der Wech- Krone der selektiven Wahrneh- substanziell zu beeinfl ussen.“ wisse Normalität einkehrt“, sagt zu sorgen, dass dieses Wort die Menschen Kirchen nur von außen sehen oder höchstens gemünzte üble Nachrede und be- ter anderem Autor von „Charlie der Kronen Zei- die Zahlen, die der Politikwissen- selwähler auf ein Viertel, jener mung und betonten Negativzeich- Dieses System war mit dem Molterer. Aber es gebe ja bereits erreicht. Fast zwei Jahrtausende lang haben bei Taufen, Hochzeiten und ähnlichen Anläs- antragte unter anderem das Ein- und die Schokoladenfabrik“, vor- Wtung auf Wahlen, seit Jahren These der spät entscheidenden Bürger nung einzelner Politiker ergebe Gründer und Herausgeber, Hans Adepten, Zeitungen wie heute, wo wortmächtige große Prediger die frohe Bot- sen. Die Botschaft hat nichts von ihrer Aktu- ziehen der Tageszeitung. Der Stan- genommen und ihn sich zu eigen von Kommentatoren, wurde „erst- Österreich ist eine höchst problematische auf ein Drittel. Diese „Öffnung des einen „Angriffsjournalismus“. Zu- Dichand, verbunden. Während ähnliches Verhalten gelebt wer- schaft des Evangeliums den Gläubigen na- alität verloren, sie ist heutig, gehört zum Tag, dard trat den Wahrheitsbeweis an gemacht. Soll heißen: Weiterhin mals empirisch nachgewiesen“, „ Wählermarktes“ ist eine „Randbe- gleich werde die Aufmerksamkeit die Politik in Nachrufen „die prä- de. Daher sei die Politik gefordert: hegebracht. Die Kirche hat sich nie gescheut, zum Leben. Sie soll uns leben lehren und le- und legte insbesondere zahlreiche dreht sich alles um den cleveren schreiben Fritz Plasser und Gilg Boulevard-Demokratie, in der die „Kronen dingung für Medieneffekte“, wie auf wenige Themen verengt, un- gende Persönlichkeit“ würdigte, „Wenn sich die Politik käufl ich ge- die jeweils modernen Medien der Massen- ben helfen. Sie ist eine Antwort auf die ständig Kolumnen des früheren Starko- Fuchs, der es mit Boggis, Bunce Seeber in „Politik in der Mediena- Zeitung“ durch redaktionspolitische Plasser und Seeber ausführen. terliegen die Beiträge einer „orche- forderten Kom- kommunikation für die Glaubensverkün- wachsende Ratlosigkeit der Menschen, die in lumnisten Hans Nimmerichter ali- und Bean, den drei berüchtigsten rena“ (siehe Buchtipp). Linien innenpolitische Abläufe steuert. Und diese steigen mit der Reich- strierten Synchronisation“. Diese mentatoren, di- Jetzt wäre die Gelegenheit, das Verhält- digung zu nutzen. Und weil sich eine satte der weltweiten Informationsfl ut zu ertrinken as „Staberl“ und die Gedichte des Hühnerbauern des Landstrichs, Ihre Daten, zusammengefasst weite und Kampagnisierung eines Zeitung überschreite die Grenze ese Politik mö- „ Wohlstandsgesellschaft mehr und mehr von drohen. Krone-Poeten Wolf Martin vor. zu tun bekommt. Als sie ihn, sei- unter dem Titel „Wahlentschei- “ Printtitels wie der Krone. zum Kampagnejournalismus, ge sich von der nis von Politik und Medien, inbesondere der Religion entfernt, muss die Kirche zu den So endeten“ die frommen Ausführungen Hans Dichand war persönlich ne Familie und auch die anderen dungen in der Boulevard-Demo- schafter Fritz Plasser, seit Jahren wurde etwa während des „Veto-ge- Kronen Zeitung zum Boulevard, zu reflektieren. Die Frage Menschen gehen, hinaus auf die Straße, mit- des Krone-Herausgebers an jenem 2. Sep- in dem kleinen Verhandlungssaal Tiere der Nachbarschaft belagern, kratie“ belegen das problema- mit dem Thema befasst, zusam- Beispiellose Medienmacht gen-Temelín“-Volksbegehrens zu emanzipieren, ten hinein in unseren bewegten Alltag, um ih- tember 2001. im „Grauen Haus“ in Wien anwe- überlistet Fuchs sie aus dem Un- tische Verhältnis von Politik und mengetragen hat, veranschauli- einer „Mobilisierungsplattform“. sich aus der ist: Hat die Politik daraus gelernt? re ewigen Werte an den Mann und die Frau Das Leiden einer Gesellschaft, die durch send, als die Richterin das Urteil tergrund. Kronen Zeitung in Österreich. Doch 66 chen das damit verbundene, en- So lasen 42 Prozent der Wäh- Plasser und Seeber wörtlich: Angststarre lö- “ und das Kind zu bringen. Unübersichtlichkeit, Inhomogenität und verkündete und seine Anträge Nahtlos setzt Anderson dem je- ein Blick auf diese Daten und auf Bereits 66 Prozent orme, von Politik und Kronen ler bei der Nationalratswahl 2008 „Beispiellos“ sei die Bereitschaft sen, die Verwerfungen zulasten riert, verliert sie an Respekt, ver- “ Fragmentierung gekennzeichnet ist, durch abwies – unter anderem, weil sie doch das für sein Schaffen bestim- die einschlägigen Interessenlagen der Auflage der Zeitung stets geleugnete Problem. regelmäßig die Kronen Zeitung, der Kronen Zeitung, ihre publi- der öffentlichen Debatte korrigie- liert jegliches Ansehen. Das ist Das Ohr am Zeitgeist den Rückgriff auf traditionelle Säulen zu lin- aufgrund der vorgelegten Beleg- mende Element hinzu: eine Bezie- lässt es unwahrscheinlich erschei- wichtigsten Pres- Die Wähler sind mobiler, für 17 Prozent waren Exklusivleser, zistisch-politische Medienmacht ren. Es ist fraglich, ob das gelingt. ein Schaden am Politischen. Aber dern: So kann auch der Dichand’sche Zu- stellen den Wahrheitsbeweis für hung zwischen Vater und Sohn, nen, dass sich dieses enge Bündnis setitel enfallten au massenmedial vermittelte Bot- 37 Prozent bezeichneten die Kro- „gezielt auszuspielen“, Wohlver- den Verlockungen geben zu viele Solch fromme Worte entsprangen nicht gang zur Religion charakterisiert werden. In erbracht hielt. Nach Ansicht der die errichtet werden muss. Und er nach dem Tode von Krone-Gründer die Kategorie Bou- schaften empfänglicher geworden. ne als Leitmedium für Innenpo- halten publizistisch zu belohnen, Käufliche Politik verliert Respekt nach.“ Worin diese bestehen? dem Mund respektive der Feder eines Pfar- dieses Bild passt, dass die eher spärlich be- Richterin habe z.B. „Staberl“ in ei- häuft Details an – es ist kein Wun- Hans Dichand lockert. levard. In Deutsch- Der Anteil der Wähler mit stabiler litik. Daraus ergibt sich ihre „do- Widerspruch und Kritik durch An- „Das Angebot von Hans Dichand rers oder Theologen – also eines Zeitgenos- kleidete Krone-Schöne, die täglich im Blatt ner Kolumne „bewusst eine Strate- der, wenn eine seiner Figu ren fragt, Die der Kronen Zeitung von Po- land sind es nur 36 Parteibindung ist in den letzten 30 minante Vormachtstellung“ am griffe zu sanktionieren. Der „prä- Skepsis äußert etwa der Markt- war da: bin ich für eine Volksab- sen, der landläufi g als Berufener gilt, derar- zu fi nden ist, zu den „heiligen“ Zeiten (Kar- gie der Aufrechnung von Opfern“ litik und Gründungsherausgeber Prozent. Jahren von zwei Dritteln auf unter Leser- und Wählermarkt. Und die- gende Einfl uss“