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PRogRAMM JANUAr – MÄRz 2020 JUBILÄUMSJAHR 2020: WIR ERINNERN AN 25 JAHRE SPSG, 30 JAHRE UNESCO-WELTERBE UND 75 JAHRE POTSDAMER KONFERENZ In KooperatIon mIt 2 WEITBLICK Jürgen Hohmuth / Foto: SPSG »Daß gantze Eylandt mus ein paradis werden«, schwärmte Johann Moritz von Nassau 1664. Der Berater des Großen Kurfürsten von Brandenburg in Fragen der Architektur und Gartengestaltung empfahl Friedrich Wilhelm, auf der »Insel Potsdam« nahe Berlin eine weitere Schlossanlage zu errichten. Nachfolgende Herrscher in Brandenburg-Preußen führten den Ausbau zu einer glanz- vollen Residenzstadt fort. 1833 entwarf der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné für Potsdam und dessen hügel-, wald- und wasserreiche Umgebung einen »Verschönerungs-Plan«. Er schuf damit, unterstützt von König Friedrich Wilhelm IV., eine weiträumige Kulturlandschaft mit Schlossbauten, Parks und Gärten, Aussichtspunkten und Sichtbeziehungen – die Grundlagen für die heutige Welterbestätte. Seit 1990 stehen die »Parks und Schlösser von Potsdam und Berlin« auf der UNESCO- Liste des Natur- und Kulturerbes der Menschheit. 1995 wurden sie der neu gegründeten Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) anvertraut. Seit nunmehr 25 Jahren betreut, pflegt und bewahrt die SPSG das gewachsene Gesamtkunstwerk: eine einzigartige Kultur- landschaft so weit das Auge schweifen kann. Blick aus der Luft über Schloss und Park Babelsberg auf die Glienicker Brücke. Rechts daneben ragen Bauten von Glienicke aus dem Grün. Im Hinter- grund ist die Heilandskirche von Sacrow zu erahnen. EDITORIAL 3 »Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.« Gustav Heinemann SCHLÖSSER UND GÄRTEN IN ZEITEN DES WANDELS Gastbeitrag zum 25-jährigen Bestehen der SPSG von Dr. Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar Wandel ist die Essenz der conditio humana. Denkmalschützer sind sich der veränderlichen Natur der Welt besonders bewusst. Sie müssen in unserem Zeitalter des postindustriellen Umbaus und hoher Wohlstandsansprüche allzu oft vor unwiederbring- lichen Verlusten warnen. Doch ist Veränderung immer auch als Chance zu begreifen: die Chance, neu zu denken, anders zu gestalten, Zukunft weitsichtig in den Blick zu nehmen. Aus meiner eigenen Ankunftserfahrung im »Kosmos« der Klassik Stiftung Wei- mar darf ich sagen, dass sich der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg mit Christoph Martin Vogtherr die Chance eröffnet, eine Pionierrolle in der Vermittlung von Vergan- genheit zu spielen. Bau- und Park-Denkmale sind naturgemäß im Wandel. Geschichte Foto: Candy Welz hinterlässt ihre Spuren. Als besondere Orte des königlich-dynasti- schen Kunst- und Gestaltungswillens der Hohenzollern waren die preußischen Schlösser und Gärten die längste Zeit ihrer Existenz schlicht Baustellen. Doch die von der SPSG gepflegten 300 Ein- zeldenkmale und 750 Hektar Parkanlagen erlebten auch eruptive Transformationsprozesse, die dem brisanten Kontext Berlin als Hauptstadt und Herrschersitz geschuldet sind, wo Veränderung INHALT oft prägnanter und zerstörerischer gewütet hat als anderswo. Zu nennen sind hier das Ende der Monarchie, die Folgen des Zweiten 04 Weltkriegs, die Teilung Deutschlands. Seit der Fusion der Potsda- DIE ORTE DER KUNST WAREN mer und Berliner Schlösserverwaltung 1995 hat die SPSG mit ihrer AUCH SCHAUPLÄTZE DER MACHT kontinuierlichen Aufbauarbeit viel erreicht. Doch stehen wir heute 06 vor neuen Herausforderungen. Seit etwa fünf Jahren wird sicht- HARMONISCHES WECHSELSPIEL und spürbar, dass der menschengemachte Klimawandel Schäden VON LANDSCHAFT, BAU- UND GARTENKUNST verursacht und Korrekturen erfordert, die unser aller Leben verän- 07 dern werden. Zusätzlich hat sich die Nutzung von Schlössern und »ES WAR EINE WAHNSINNSZEIT« Parks durch Einheimische und Touristen stark intensiviert. 08 Die SPSG hat sich in kreativer Auseinandersetzung mit den Pro- DIE FÜNF NEUEN MÄRKISCHEN SCHLÖSSER blemen unserer Zeit neue strategische Ziele gesetzt. Das Sanie- rungsprogramm ist dank der Sonderinvestition von 400 Millio- 10 nen Euro auf einem guten Weg. Anspruchsvoll gestaltet sich die JEDES SCHLOSS ERZÄHLT Vermittlungsaufgabe: Wie begeistern, bilden und erreichen wir SEINE EIGENE GESCHICHTE die kulturell und medial mannigfach geprägten Generationen der 12 Zukunft mit den Sachzeugen der Geschichte des Landes Preußen, BÜHNE FREI FÜR DEN GRoSSEN AUFTRITT das seit 100 Jahren verschwunden ist? Die SPSG will ihre eigene 14 Geschichte aufarbeiten und sichtbar machen. Die Nachkriegszeit »NICHTS GEDEIHT OHNE PFLEGE« an der Nahtstelle von Ost und West schiebt sich in den Fokus. 16 So rückt der konfliktreiche Wandel in der politischen Bedeutung MASTERPLAN: ERFOLGSGESCHICHTE der Schlösser in geteilten und wiedervereinigten Macht- und MIT FORTSETZUNG Repräsentationsverhältnissen im 20. Jahrhundert neben die dynastische Geschichte des einstigen Herrschergeschlechts der 18 EIN FREUND, EIN GUTER FREUND Hohenzollern. So wie auch die Klassik Stiftung Weimar ihre Zukunft in der Ge- 20 staltung einer Philosophie des Widerspruchs sucht, wird die SPSG PREUSSISCHE GESCHICHTE Schlösser und Gärten nicht allein als harmonische Sammlungen LEBENDIG IM HEUTE ERLEBEN exquisiter Kunstwerke vermitteln, sondern als aussagekräftige 22 Schauplätze einer spannungsgeladenen Geschichte in der Mitte VERANSTALTUNGSKALENDER Europas – von Menschen gemacht, die geherrscht und gelitten, 25 geirrt und gehofft haben. Eine menschliche Geschichte, die Be- POTSDAMER KONFERENZ 1945 – wohner und Besucher des 21. Jahrhunderts zur kritischen Selbst- DIE NEUORDNUNG DER WELT wahrnehmung und zum öffentlichen Handeln aktiviert. 4 THEMA Wird 2020 auch Thema unserer Stiftung sein: Auszeichnung und Verpflichtung zugleich: Vor dem ge- tung der Institution. So ließ der Bund 2006 die Situation der Schloss Charlottenburg und die Rolle meinsamen Neuanfang der beiden Schlösserverwaltungen großen musealen Einrichtungen in den neuen Bundesländern der modernen Kunst beim Wiederaufbau. Potsdam (Ost) und Berlin (West) stand das »UNESCO-Güte- in einem Blaubuch untersuchen. Unsere Stiftung wurde in Foto: Peter-Michael Baurs siegel«. Am 12. Dezember 1990, ein Jahr nach dem Fall der diesem Dokument als »die Nummer eins unter den kulturel- Berliner Mauer und nur zwei Monate nach der Vereinigung len Leuchttürmen« bezeichnet – ein großer Ansporn für die der beiden deutschen Staaten, setzte das Welterbekomitee weitere Arbeit. der UNESCO die »Schlösser und Parks von Potsdam und Dieses Jahr feiern wir den 30. Jahrestag der Eintragung in das Berlin« auf die Liste des Welterbes der Menschheit. Mit Jah- UNESCO-Welterbe und das 25-jährige Jubiläum unserer Stif- resbeginn nahm dann 1995 die Stiftung Preußische Schlösser tung, der SPSG – Gelegenheit für Rückschau und Ausblick. und Gärten Berlin-Brandenburg die Arbeit auf. Der lange und 1995 kamen die Potsdamer und die West-Berliner Schlösser- komplizierte Name zeigt, dass ihre Gründung eine Gemein- verwaltungen zusammen, Vereinigung wurde zur gelebten schaftsaufgabe vieler war. Zusammen kamen hier ein sich Aufgabe. Ungewöhnlich war, dass die West-Organisation als neu formierendes und ein neues Bundesland, und über ein der kleinere Partner in der Stiftung aufging. Beide Seiten Finanzierungsabkommen ist der Bund von Anfang an maß- trafen sich in ihrer Leidenschaft für das künstlerische Erbe geblich finanziell beteiligt. Das permanente Engagement Preußens und wuchsen langsam zusammen. Inzwischen sind des Bundes ist auch ein Zeichen für die nationale Bedeu- die alten Trennlinien verblasst. THEMA 5 DIE ORTE DER KUNST WAREN AUCH ScHAUPLÄTZE DER MACHT Klimawandel, Digitalisierung und Debatten: Bei den Herausforderungen der Zukunft kann der Blick in die Vergangenheit helfen. von Christoph Martin Vogtherr Die Gründung der Stiftung war ein Neuaufbruch. Es ging Grundlegend wandelt sich auch die Gesellschaft in Europa. um die Zusammenführung und bessere Präsentation der Wie alle Kultureinrichtungen wollen auch wir neue Sprachen, Sammlungen. Nach und nach kamen die märkischen Schlös- Programme und Partnerschaften entwickeln, um in Zukunft ser hinzu, und durch Eigentumsübertragungen konnten alte, unsere gesellschaftlich-kulturellen Aufgaben erfüllen zu sinnvolle Zusammenhänge wiederhergestellt werden – etwa können. Verändertes Wissen bei den Besucherinnen und Be- als die Stiftung in Charlottenburg endlich neben dem Schloss suchern erfordert neue Vermittlungsinhalte und Methoden. auch den Schlosspark übernehmen konnte. Wir wollen die Schlösser und Gärten als Orte der Geschichte Wie nur wenige andere historische Themen waren das und der Kunst präsentieren, in der Zukunft werden wir sie Preußenbild und die Preußenforschung von der deutschen stärker auch als Schauplätze der Macht darstellen. Ein zen- Nachkriegssituation in Deutschland geprägt. Nach der Katas- traler Baustein ist hierbei die digitale Vermittlung, so wie die trophe der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs konzentrier- Digitalisierung unsere gesamte Arbeit transformieren wird. ten sich beide Schlösserverwaltungen auf das künstlerische Die Bedeutung der Schlösser und Gärten ist nicht nur natio- Erbe Preußens und versuchten, es so politisch zu entgiften. nal sondern europäisch. In ihnen wurde europäische Ge- Ein Neuansatz auch für die Forschung zu Preußen und zum schichte und manchmal Weltgeschichte geschrieben. Die preußischen Hof war überfällig, und die Stiftung spielt hier Schlösser, Anlagen und Sammlungen spiegeln den intensiven inzwischen eine notwendige Rolle. Das neue Preußenbild ist kulturellen Austausch quer durch Europa wie wenige