Sylvia Ziegner Der Bildband Dresden
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Sylvia Ziegner Der Bildband Dresden – eine Kamera klagt an von Richard Peter senior. Teil der Erinnerungskultur Dresdens Der Bildband Dresden – eine Kamera klagt an von Richard Peter senior. Teil der Erinnerungskultur Dresdens INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung der Doktorwürde des Fachbereichs Germanistik und Kunstwissenschaften der Philipps-Universität Marburg vorgelegt von Sylvia Ziegner, Dresden Marburg an der Lahn 2010 Vom Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften der Philipps-Universität Marburg als Dissertation angenommen am 25.11.2010. Tag der Disputation: 19.05.2011 Erstgutachter: Prof. Dr. Lutz Heusinger Zweitgutachter: Prof. Dr. Ulrich Schütte Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ............................................................................................................................. 3 2 Ein Arbeiterfotograf? – Zur Vita von Richard Peter senior ....................................... 14 3 Der Bildband Dresden – eine Kamera klagt an ............................................................ 39 3.1 Trümmerfotografie .................................................................................................... 39 3.2 Dresden 1945 ............................................................................................................. 55 3.3 Entstehungsbedingungen und Entstehungsgeschichte ........................................ 62 3.3.1 Die Dresdener Verlagsgesellschaft .................................................................. 62 3.3.2 Vorgeschichte ..................................................................................................... 64 3.3.3 Die Motivation Richard Peters ........................................................................ 69 3.3.4 Konzeption und Genese ................................................................................... 73 3.4 Aufbau und Layout.................................................................................................... 88 3.4.1 Bildfolge .............................................................................................................. 88 3.4.2 Gestaltung ........................................................................................................... 94 3.5 Vergleichende Bildanalysen ...................................................................................... 99 3.5.1 Eine Skulptur klagt an ....................................................................................... 99 3.5.2 Trümmerbilder ................................................................................................. 107 3.5.3 Tod und Überleben ......................................................................................... 125 3.5.4 Trümmerbeseitigung und Aufbau ................................................................. 135 3.6 Öffentlichkeitsarbeit des Verlages ......................................................................... 142 4 Mythos Dresden – Rezeption des Bildbandes ............................................................ 152 5 Zusammenfassung........................................................................................................... 175 6 Anhang .............................................................................................................................. 179 6.1 Fotografien bis 1945................................................................................................ 179 6.2 Veröffentlichungen bis 1945 .................................................................................. 191 6.3 Ausstellungsverzeichnis .......................................................................................... 199 6.4 Dokumente ............................................................................................................... 201 6.4.1 Richard Peter: Lebenserinnerungen vom April 1960 ................................. 201 6.4.2 Richard Peter: Unveröffentlichtes Vorwort ................................................. 204 6.4.3 Richard Peter: Kurzgeschichten..................................................................... 210 6.4.4 Dresdener Verlagsgesellschaft: Unveröffentlichtes Vorwort .................... 217 6.4.5 Max Zimmering: Dresden (ältere Fassung) .................................................. 219 1 6.4.6 Max Zimmering: Dresden .............................................................................. 222 6.5 Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................... 224 6.6 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ 225 6.7 Literaturverzeichnis ................................................................................................. 238 2 1 Einleitung Photo Icons. Die Geschichte hinter den Bildern lautet der Titel einer zweibändigen Publika- tion von Hans-Michael Koetzle, die 2002 im Taschen Verlag erschien. Darin hat der Autor 36 „Schlüsselbilder aus der Geschichte des Mediums, die bezogen auf Technik, Ästhetik oder sozialen Gebrauch die konventionelle Fotografie ‚voran- getrieben‘ haben“1, ausgewählt. Es sind Bilder aus rund 170 Jahren, die fast jeder kennt, die aber auch Koetzles Intentionen – Berücksichtigung aller technischer Ver- fahren und der wichtigsten Sujets – und der Thematik des Buches entsprechend ausgesucht wurden. Im zweiten Band präsentiert sich dem Betrachter als sechste ‚Ikone‘ der Blick vom Dresdner Rathausturm nach Süden von Richard Peter senior2 aus dem Jahr 1945 (Abb. 1), eingerahmt von den thematisch und zeitlich vergleichbaren Fotografien Henri Cartier-Bressons Deutschland (1945) und Ernst Haas’ Wien (1947). Diese drei Werke stellen die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges in ganz unter- schiedlicher Weise dar: Die Aufnahme von Cartier-Bresson zeigt, wie ein Opfer des Nationalsozialismus eine ehemalige Gestapo-Informantin in einem Lager für ‚Displaced Persons‘3 in Dessau wiedererkennt, Peter thematisiert die Trümmerwüste der Stadt Dresden und Haas schildert die Rückkehr deutscher Soldaten aus alliierter Kriegsgefangenschaft nach Wien (Abb. 2 & Abb. 3). Koetzles Band zeigt einmal mehr, wie stark das Medium Fotografie in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit an Bedeutung gewonnen hat. Die Integration von Richard Peters Aufnahme in den Band Photo Icons veranschaulicht zudem die Aufwertung der Dokumentarfotografie. Die Verbreitung und der Bekanntheitsgrad sind das Interessante an der Fotografie Blick vom Dresdner Rathausturm nach Süden. Die Aufnahme wird immer wieder in der Fachliteratur, in Zeitungen, Zeitschriften und in Fotobildbänden im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg abgebildet.4 Sie wurde in dem Bildband Dresden – eine Kamera klagt an verwendet, der erstmals im Jahr 1950 bei der Dresdener Verlagsgesell- schaft KG erschien. Der Bildteil mit 104 Schwarz-Weiß-Abbildungen ist in drei Abschnitte bzw. Themenbereiche gegliedert: Zerstörte Gebäude, der Mensch als 1 Koetzle: Photo Icons, 2002, S. 7. 2 Der Namenszusatz ‚senior‘ dient der Abgrenzung zu seinem Sohn Richard Peter junior, der ebenfalls als Fotograf tätig war. In den folgenden Ausführungen wird diese Erläuterung weglassen. 3 Displaced Persons steht für Vertriebene, Verschleppte, Zwangsarbeiter. 4 Stellvertretend seien genannt: Beyer, Festenberg und Knöfel: Auferstanden aus Ruinen. In: Spiegel 43/24.10.2005, S. 140–147; Thomas: Kunst in Deutschland seit 1945, 2002. 3 Bombenopfer und der Wiederaufbau der Stadt. Die kunsthistorische Untersuchung dieser Publikation mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Richard Peter steht im Zentrum der vorliegenden Arbeit. Sie konzentriert sich auf die erste Auflage, da es sich hierbei um die einzige vom Fotografen autorisierte Fassung handelt. Nach ihr wurden in den Jahren 1980, 1982 und 1995 posthum Neuauflagen herausgegeben. Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung steht jener Kontext, aus dem die Fotografie Blick vom Dresdner Rathausturm nach Süden wiederholt herausgelöst worden ist. Wie der Titel des Buches Dresden – eine Kamera klagt an programmatisch andeutet, richten sich die Bilder gegen Krieg und Zerstörung, gleichzeitig mahnen sie und wecken bedrückende Erinnerungen. Für seinen Bildband greift Peter auf den Mythos des ‚alten Dresden‘5 zurück, den er als Ausgangspunkt seiner Darstellungen nimmt. Die Anordnung der Fotografien arbeitet mit dem Gegensatz der Stadt vor und nach den Bombardierungen. Bis heute übernimmt die deutsche Öffentlichkeit die schon von der nationalsozialistischen Propaganda gelieferte und später im Osten wie im Westen aufgegriffene Darstellung, dass die Angriffe extrem hohe Verluste an Menschenleben gefordert hätten und die einzigartige Kunststadt am Ende des Krieges sinnlos zerstört worden sei. Die Zerstörung Dresdens erfuhr damit jedoch eine propagandistische Überhöhung, die unbegründet ist, da andere Städte ähnlich schwere Schäden erlitten haben. Die Publikation des Bandes ist wesentlicher Teil der politischen Pflege des Mythos Dresden, was sich besonders gut an der Entstehungs- geschichte des Buches ablesen lässt. Der Verlag plante – vom Rat der Stadt befür- wortet – ab 1949 die Veröffentlichung eines Bildbandes mit Fotografien vom zer- störten Dresden, der die dokumentarischen ‚Beweise‘ der alliierten Politik, die durch die Bombardierungen den Neuaufbau in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) zu erschweren gesucht habe, einem Massenpublikum zugänglich machen sollte. Auf welche Weise das schließlich von Peter realisierte Buch, das neben den Ruinen auch den Wiederaufbau der Stadt als kollektive