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Birka Deutsch

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Q.0 SWEDISH NATIONAL HERITAGE BOARD RIKSANTIKVARIEÄMBETET

Björn Ambrosiani Birka

SCHWEDISCHE KULTURDENKMÄLER 2 Zentralamt für Denkmalpflege Björn Ambrosiani ist Doktor der Philosophie und Privatdozent im Fach Archäologie. Er arbeitet für das Zentralamt für Denkmalpflege und die Staat­ lichen Museen für Geschichte. Seine Spezialgebiete sind Siedlungsgeschichte und Birka-Forschung.

Die verschneiten Grabhügel von Birka zeichnen sich gegen die Wintersonne ab.

Umschlagphoto und übrige Luftaufnahmen: Jan Norrman. Vom Füh­ rungsstab der Streitkräfte (Försvarsstaben) zur Veröffentlichung freigegeben.

Photo: Der Verfasser, Sören Hallgren, Nils Lagergren, Finn Martner, SHM (Staatliches für Geschichte), ATA (Topographisches Archiv des Zentralamts für Denkmalpflege), Kungliga biblioteket (Kgl. Bibliothek).

Zeichnungen: Flemming Bau, Lennart Torstensson, Bo A. Zachrisson. Karten und Diagramme: Annika Boklund, Inger Kåberg.

Risbergs Tryckeri AB Uddevalla 1994

ISBN 91 7192 738 7 Inhalt

Birka auf Björkö

Die Mission und Birka.

Die Quellen und die Identifizierung des Platzes, an dem Birka lag

Forschung über Birka

Die vorgeschichtlichen Stätten

Die Landhebung und die Strandlinien

Die Funde

Die Chronologie von Birka — Anfang und Ende

Helgö — Birka

Das Umland — Birka — die FFandelssysteme

Birka und das internationale Muster der Städte

Verwaltung und Bodenpflege

Weitere lesenswerte Schriften Birka 1981. Links das Gräberfeld Hemlanden. Rechts vom ehemaligen Stadtgebiet Svarta Jorden liegen die Garnison und Borg. Birka auf Björkö

30 km westlich von liegt Der Südteil besteht aus Felsen und eine Insel im Mälarsee, die Björkö Moränenhügeln und kann landwirt­ heisst. Sie liegt im Kirchspiel Adelsö schaftlich nicht genutzt werden. Die der Gemeinde Ekerö. Die Grösse der nördliche Hälfte dagegen ist eher Insel beträgt heute etwa 4x1,5 km, flach mit mehreren mit Lehm gefüll­ und sie wird von einer tiefen Bucht in ten Tälern, in denen Ackerbau be­ der Mitte fast in zwei Teile geteilt. trieben werden kann. Hier liegt auch 5 ein Dorf, Björkö by, dessen Anfänge bis ins Mittelalter, und vielleicht Die Mission und auch bis ans Ende der vorgeschichtli­ chen Zeit zurückverfolgt werden Birka. Ansgar können. Im 19. Jahrhundert bestand das Dorf aus einer Reihe von Höfen, Die Ursache dafür, dass der Name die die Gemarkung unter sich in ver­ Birka in diesen Texten überhaupt er­ schiedene Äcker, Ackerstreifen und wähnt wird, ist seine Rolle in der Weiden aufgeteilt hatten. Missionsgeschichte. Im 8. Jahrhun­ Auf dem Nordteil der Insel liegt dert hatte sich die politische Lage in Schwedens vielleicht grösste be­ Westeuropa durch die Entstehung kannte vorgeschichtliche Stätte mit des Karolingerreiches stabilisiert. Bodenfunden, mehreren grösseren Am Weihnachtstag des Jahres 800 kleineren Gräberfeldern, einem wurde dann Karl der Grosse vom grossen mit Schwarzerde bedecktem Pabst in Rom zum Kaiser ausgerufen. Gebiet, auf dem die Bauern von Zu dieser Zeit hatte das Frankenreich Björkö zu allen Zeiten beim Pflügen direkten Grenzkontakt mit den Dä­ bemerkenswerte Gegenstände ans nen und übte einen gewissen Druck Tageslicht befördert haben, sowie ei­ auf diese aus. Wenn dänische Könige ner vorgeschichtlichen Burg und ei­ durch Familienfehden aus ihrem ner Wallanlage. Das von Schwarzer­ Land vertrieben worden waren, wur­ de bedeckte Gebiet innerhalb des den sie oft auch im Frankenreich auf­ Walls umfasst etwa 7 ha und hat eine genommen und erhielten dort be­ Mächtigkeit von einem bis zu ein deutende Unterstützung, obwohl sie paar Metern. noch Heiden waren. Ein Gegenstück zu dieser grossen Die Beziehungen zwischen den vorgeschichtlichen Stätte, die aus­ westeuropäischen Reichen und den serdem auf einer sehr kleinen Insel Skandinaviern verschlechterten sich gelegen ist, gibt es auf der ganzen jedoch schnell. Die Raubzüge der skandinavischen Halbinsel nicht — Wikinger, die Ende des 8. Jahrhun­ und vor allem nicht in den nördli­ derts mit dem Überfall auf das Klo­ chen Teilen des Ostseegebiets. Es hat ster Lindisfarne in Nordengland im deshalb schon immer grosses Interes­ Jahre 793 begonnenhatten, nahmen se auf sich gezogen, und bereits im immer grösseren Umfang an. Es wur­ 17. Jahrhundert wurden hier die er­ de immer schwieriger, sich vor die­ sten archäologischen Untersuch­ sen plündernden und sengenden see­ ungen durchgeführt. fahrenden Haufen zu schützen. Der Platz ist seit dem Mittelalter Als deshalb der vertriebene däni­ auch mit einem Ort identifiziert sche König Harald nach seiner Taufe worden, der in ein paar kirchlichen kurz nach 820 nach Dänemark zu­ Schriften aus der Wikingerzeit er­ rückgeschickt wurde, suchte Kaiser wähnt wird. Dieser Ort wird in den Ludwig der Fromme einen Geistli­ lateinischen Texten Birca genannt. chen, der als Missionar mit nach dem heidnischen Dänemark reisen könn- 6 Ein Kreuz zum Gedächtnis an Ansgars ersten Besuch wurde 1834 errichtet. te. Die Wahl fiel auf einen Mönch Die Reise wurde schwieriger, als aus dem norddeutschen Kloster Cor­ man sich gedacht hatte. Denn auf vey, einer Filialgründung des grossen halbem Wege wurden die Missiona­ Klosters Corbie in Nordfrankreich. re, die auf einem Kauffahrteischiff Der Name des Mönchs war Ansgar. über die Ostsee reisten, von Seeräu­ Ansgar wurde aus Dänemark zu­ bern überfallen und verloren alles, rückgerufen, als Sendbotenvon dem was sie bei sich hatten, u.a. 40 mittelschwedischen Stamm der Sve­ Bücher. Sie kamen mit knapper Not ar eintrafen und darum baten, man an Land und machten sich dann auf möge Missionare zu diesen noch wei­ dem Landweg und über „hemmende ter entfernt wohnenden Völker­ Meeresbuchten, die auf ihrem Weg schaften entsenden. Ansgar nahm lagen” nach der Hafenstadt Birka den Auftrag, sich auf diese gefährli ­ auf, wo sie von König Björn empfan­ che Reise zu begeben, an. Er bekam gen wurden und die Erlaubnis erhiel­ einen, wahrscheinlich aber mehrere ten, das Christentum in Birka zu Mithelfer mit, wurde mit Büchern verkünden. und anderen kirchlichen Gegenstän­ Man ist der Auffassung, dass dies den versehen und erhielt eine Bot­ im Jahre 829 geschah, und Ansgar schaft vom Kaiser an den König der blieb eineinhalb Jahre an dem Ort, Svear mit. wo er grosse Erfolge erzielte. Dort 7 gab es schon viele christliche Kauf­ nach wurde die Gemeinde leute, Handwerker und Gefangene, von einem seiner zurückgelassenen und auch gewisse einheimische Män­ Mithelfer geleitet. ner wie der Vorsteher, praefectus, der Ansgar starb 865. Seine Lebensbe­ Stadt mit Namen Hergeir wurden schreibung wurde kurz danach von schnell für das Christentum gewon­ seinem Nachfolger in der nen. Als Ansgar 830-31 wieder in Vita Ansgańi niedergeschrieben. Wir seine Heimat zurückkehrte, wurde verdanken also Rimbert die erste Er­ seine Rolle als Geistlicher in Birka wähnung eines besonderen Ortes in von Bischof Gauzbert übernommen. Schweden, Birka. Die Vita Ansgańi Dieser wurde jedoch nach etwa sie­ und andere Archivalien im Dom­ ben Jahren von der Bevölkerung in archiv von Bremen lagen dann der Birka vertrieben, und lange Zeit fehl­ um 1070 von einem Magister Adam te jede Möglichkeit, die Gemeinde niedergeschriebenen Geschichte des aufrechtzuerhalten. Erzbistums -Bremen zu­ In der Zwischenzeit war Ansgar grunde. zum Bischof des neuerrichteten Bis­ Adam berichtet von einem weite­ tums Hamburg ernannt worden. Die ren Versuch, zwischen 930 und 940, Kirche und die Anlagen dort wurden die Mission in Birka wiederzuerrich­ im Jahre 845 von den Wikingern nie­ ten. Der damalige Erzbischof Unni dergebrannt, und Ansgar musste flie­ begab sich selbst nach dort. Er hatte hen. Er erhielt jedoch im Laufe der offenbar gewisse Erfolge, starb je­ Zeit die zusammengelegten Bistü­ doch am Ort und Wurde dort in ei­ mer Hamburg und Bremen als Basis nem Grabhügel begraben. Sein Kopf fürseine fortgesetzte Missionsarbeit. wurde nach Bremen zurückgesandt, Kurz nach 850 machte er danneinen und das Grab, das man für diesen neuen Versuch, kirchliche Tätigkeit benutzte, wurde bei den Untersu­ in Birka aufzuziehen. Es war jetzt chungen unter dem heutigen Dom in schwieriger, die Erlaubnis zur Ver­ Bremen in Form einer kleinen Stein­ kündung des Christentums zu erhal­ kiste gefunden. ten. In der Beschreibung seines Le­ Adam berichtet auch über die wei­ bens, Vita Ansgańi, wird jedoch leb­ tere Entwicklung der Mission in haft über die verschiedenen Runden Schweden im 11. Jahrhundert. Meh­ bei den Verhandlungen berichtet, rere Bischöfe wurden damals er­ sowohl vor dem örtlichen Stadtthing nannt. Sie hatten jedoch teilweise wie auf einem übergeordneten bedeutende Schwierigkeiten, vor al­ an einem anderen Ort. lem in Mittelschweden. Bischof Auch diesmal gelang es letzten En­ Adalward d.J., der um 1060 als Bi­ des, eine Erlaubnis zum Predigen zu schof nach kam, dachte z.B. erhalten. Ansgar erhielt ein Grund­ daran, den heidnischen Tempel im stück, wo er eine Kirche bauen konn­ nahegelegenen niederzu­ te, und kaufte selbst ein anderes brennen, wovon man ihm jedoch ab­ Grundstück als Wohnung für den riet. Auf dem Wege nach Sigtuna Geistlichen. Nach seiner Heimreise hatte er jedoch Birka besucht, um 8 Bei der Ansgar-Gedenkfeier 1930 wurde die ökumenische Ansgar-Kapelle ösdich des Dorfes Björkö eingeweiht.

das Grab von Erzbischof Unni zu fin­ auch das Grab des hl. Erzbischofs den, „aber Birka ist jetzt verwüstet, Unni nicht mehr auffinden” (Schol. so dass man die Spuren des Ortes 142). kaum mehr sieht. Deshalb liess sich 9 Die Quellen und die Identifizierung des Platzes, an dem Birka lag

Im Mittelalter scheint man sich dar­ nat erreicht [IV:29). In einer anderen über im klaren gewesen zu sein, dass Notiz teilt Adam mit, dass man Birka auf Björkö im Mälarsee lag. Ei­ von Schonen aus in sieben Tagen er­ ne Reihe von Chronikenaus dem 15. reicht (IV:23). und 16. Jahrhundert erwähnen dies Man kann die von Adam erwähnte als völlig natürlich. Bis zu dem Zeit­ Route durch Schweden auch mit punkt um 1680, an dem die ersten Hilfe von Hohlwegsystemen und Ausgrabungen auf Björkö gemacht aufgestellten Runensteinen verfol­ wurden, war die Tradition also wohl gen. Entlang einem grossen Teil des bewahrt. Weges, und vor allem nördlich von Sowohl im 18. Jahrhundert als Ulricehamn, findet man einige der auch nach 1950 sind jedoch von ver­ besten Hohlwegsysteme Schwedens, schiedenen Seiten Versuche ge ­ und die Gegend heisst Redvägs härad macht worden zu behaupten, dass (Gerichtsbezirk der Reitwege) . Birka an ganz anderen Plätzenlag: in Südlich von Ulricehamn stehen Västergötland, Östergötland und auf die einzigen Runensteine im südli­ Åland, um nur die häufigsten Vor­ chen Västergötland, und dort gibt es schläge zu nennen. Die zeitgenössi­ eine Reihe von Krongütern und mit­ schen Quellen sind jedoch eindeutig, telalterlichen Burganlagen längs des und für keinen der vorgeschlagenen Weges. Alles deutet darauf hin, dass Plätze gibt es eine Möglichkeit, mit dieser Weg die alte Hauptstrasse von Björkö als vorgeschichtliche Stätte den steinzeitlichen Ackerbaugegen­ zu konkurrieren. den des dänischen Gebietes nach der Die Vita Ansgarii erwähnt eigent­ bemerkenswerten Sammlung von lich nicht sehr viel mehr, als dass man Ganggräbern ist, die in der Gegend etwa 20 Tage braucht, um von von Falköping liegen. Dort hat bis Schleswig/Haithabu nach Birka zu weit ins Mittelalter hinein Vartofta segeln. Adam dagegen macht die Sa­ als Gerichts- und Verwaltungszent­ che sehr klar. Nach ihm beträgt die rum für den südöstlichen Teil von Segelzeit vom dänischen Schonen Västergötland gedient, der auch Var­ nach Birka oder Sigtuna, die nahe tofta bo genannt wird. beieinander liegen, ungefähr fünf Ta­ Von Vartofta ging die Strasse ge. Und Sigtuna liegt eine Tagesreise wahrscheinlich nach Karleby, wo von Uppsala entfernt. Er gibt auch sich eine geeignete Abzweigung an, dass man Sigtuna auf dem Land­ nach der Gegend von Skara befindet, wege von Schonen durch das Land weiter über das Åsle-Moor, durch der Götenstämme und über Skara, den Pass zwischen den Planta-und Talje und Birka erst nach einem Mo­ Varvs-Bergen nach Kungslena und ld H jo am Vättersee. Mehrere dieser te und eine direkte Anknüpfung an Plätze sind bekant, weil eindringen­ den grossen Krongut- und Kloster­ de dänische Truppen dort im Mittel- komplex bei Alvastra. Auch hier gibt alter mit schwedischen Streitkräften es ältere Belege für die Kontakte über zusammengestossen sind — in der den Vättersee in Form des einzigen Regel im Winter. bekannten Ganggrabes in Östergöt­ Die Bauern in Grevbäck in der Nä­ land. he von Hjo genossen eine gewisse Durch Östergötland kann man Steuerfreiheit, weil sie für die Trans­ diese frühe Reichsstrasse auch mit porte über den See nach Hästholmen Hilfe flacher Hohlwegsysteme, einer zu sorgen hatten. Dieser Ort ist heu­ auffallenden Ansammlung von Ru­ te ein unbedeutender kleiner Lade­ nensteinen, sehr alten Kirchen sowie platz, hatte früher jedoch Stadtrech­ Krongütern und Adelshöfen auf der

.UPPSALA .SIGTUNA,

Im 11. Jahrhundert be­ richtete Magister Adam von Bremen über den Weg nach Birka: von der Gegend bei Halmstad durch Västergötland und Östergötland nach den Landschaften am Mälar- see. Die punktierten Ge­ biete enthalten keine Bo ­ dendenkmäler, und in den schraffierten gibt es nur wenige. Der Weg führt also überall durch die am dichtesten besie­ delten Gebiete. 11 Adams Bild vom Norden. An der KVINNORNA Nordseite des Baltischen Meeres liegen SKRIDFINNARNA Dänemark und Norwegen. Danach HÄLSINGLAND folgen die schwedischen Gebiete mit SVEARNA den Götar im Westen, darauf die Sve­ GÖTARNA

ar und ganz im Osten Wildnis mit SCARA ÖSTGÖTARNA

Amazonen, Hundeköpfen und Zyklo­ tjf. x VÄSTGÖTARNA pen. Zwischen den Svear und dem Land der Nordmänner (Norwegen) wohnen Värmlänningar und Skrid- finnen.

ESTERNA

—SLAVERNA

BREMEN

Strecke von Skänninge über Linkö­ sucht, und davon gab es dort sehr ping nach der Halbinsel Vikbolandet viele: da sie mit Waffengewalt kei­ verfolgen. Von dort gab es wahr­ nen Widerstand leisten konnten, gin­ scheinlich zwei Möglichkeiten. Ent­ gen sie daran, ihre Feinde durch eine weder fuhr man mit dem Schiff wei­ schlaue List zu täuschen. Sie verbau­ ter nach der Landenge bei Södertälje, ten nämlich die Bucht des friedlosen oder man wählte den Landweg und Meeres über 100 Stadien (etwa 18 folgte dabei der heute noch aktuellen km) weit mit Felsmassen, die man Strecke der Europastrasse durch Sö­ nicht sieht, und machten dadurch dermanland und erreichte auf die­ die Einfahrt in gleicher Weise gefähr­ sem Wege Södertälje. lich für die eigenen Schiffe wie für Adam berichtet, dass Birka am die Seeräuber. An diesem Sammel­ Meer lag (1:60). Dort heisst es: „Bir­ platz, dem sichersten im schwedi­ ka ist eine Stadt der Göten mitten in schen Küstengebiet, treffen sich re­ Schweden, unweit des Tempels von gelmässig alle Schiffe der Dänen, Uppsala... Hier bildet eine nord­ Normannen und ebenso der Slawen wärts gerichtete Bucht des baltischen und Samlander und der Völkerschaf­ oder Barbarenmeeres einen Hafen, ten aus der nördlichen Ostsee zu un­ der für die an den Küsten dieses Mee­ terschiedlichen Handelsgeschäften. ’ ’ res allenthalben wohnenden Barba­ Diese Beschreibung und verschie­ renvölker äusserst günstig, aber für dene andere Notizen lassen erken­ Unvorsichtige und Ortsunkundige nen, dass Birka nicht im Inland gele ­ sehr gefährlich ist. Die Leute von gen haben kann. Die Lage stimmt Birka wurden nämlich oft durch auch gut mit der Lage von Björkö Überfälle von Seeräubern heimge ­ überein, da man die Beschreibung 12 • EVROPĘ -TABVLA •

Das ptolemäische Weltbild: Skandinavien war eine grosse Insel, Skandia, im ost ­ westlichen Baltischen Meer. Als der Norden besser bekannt wurde, sah man ein, dass Skandia grösser war, als man geglaubt hatte. Man betrachtete es aber nach wie vor als Land an der Nordküste des Baltischen Meeres.

„Meeresbucht nach Norden” als ei­ deutlichen, fast zeitgenössischen ne Bucht auffassen muss, die unge­ geographischen Anweisungen im fähr im rechten Winkel vom balti­ Verein mit der das ganze Mittelalter schen Meer abzweigt. Dieses Meer hindurch beibehaltenen Tradition, wird seinerseits von Adam als ein in dass Birka auf Björkö im Mälarsee ost-westlicher Richtung sich lag, und die archäologischen Ver­ erstreckendes Meer aufgefasst: vom hältnisse auf der Insel mit reichlichen Skagerrak zwischen Vendsyssel und Überresten gerade aus der Periode dem norwegischen Gebirge gegen 800—1.000 n.Chr. führt zu dem Er­ Osten nach Skythien (den Steppen gebnis, dass die Identifizierung als Südrusslands) und Griechenland gesichert betrachtet werden muss. (z.B. IV:25). Von keinem anderen Platz kann ge ­ Diese für uns missverständlichen sagt werden, er weise solche Qualifi­ Richtungsangaben hängen mit dem kationen auf, dass er in irgendeiner klassischen ptolemäischen Weltsy ­ Weise mit Björkö konkurrieren stem zusammen, das im Hochmittel­ könnte. alter noch seine Gültigkeit hatte. Die 13 Forschung über Birka

Wenn Birka im Mittelalter auch sel­ ten genannt wird, ist es doch deut­ lich, dass man den Platz mit Björkö im Mälarsee identifizierte. Die er­ sten Ausgrabungen erfolgten um 1680, als einer der ersten Reichs­ denkmalpfleger, Johan Hadorph, die Stolpes Ausgrabung in Svarta Jorden Insel besuchte. Seine Funde werden beim Besuch des archäologischen Welt­ heute noch im Staatlichen Museum kongresses auf Björkö. Die parallelen, für Geschichte aufbewahrt. Der 4 Fuss breiten Schächte mit 16 Fuss Grund für die Ausgrabung war, dass Zwischenraum werden von den Kon­ Hadorph damals mit der Herausgabe gressteilnehmern besichtigt. Holz ­ des ältesten schwedischen Stadt­ schnitt aus der dänischen Zeitschrift rechts, dem sog. Bjärköa-Gesetz, be­ Ny ill. tidende 1874. schäftigt war, von dem er meinte, es sei als Gesetzgebung für Birka ge ­ ausgrub. Einige Jahre später wurde schaffen worden. eine Sammlung für ein Kreuz zum Es dauerte bis zum Beginn des 19. Gedenken an Ansgars ersten Besuch Jahrhunderts, ehe neue Untersu­ veranstaltet. All dies zeigt, dass man chungen durchgeführt wurden. Es sich damals darüber im klaren war, war ein Hüttenbesitzer namens Al­ dass Birka auf der Insel Björkö lag. exander Seton, der in den Jahren Die moderne Birkaforschung 1825 —27 einen grösseren und etwa nahm ihren Anfang mit Hjalmar zehn kleinere Grabhügel in dem Stolpe. Er kam am 3. Oktober 1871 „Hemlanden” genannten Gebiet mit einem der Mälarsee-Dampfer 14 ■ tii

Um 1685 liess Reichsdenkmalpfleger Hadorph vom Kartographen Carl Gripen- hjelm eine Karte von Björkö anfertigen, die die meisten Flurnamen enthält, welche wir heute noch verwenden. Eine ähnliche Karte ist in Erik Dahlbergs Suecia antiqua et hodierna abgedruckt. nach Björkö, um Bernstein zu su­ Acker hinauf und sprach mit den chen, den man — nach dem, was er Bauern von Björkö, die mit dem gehört hatte — am Strand rund um herbstlichen Pflügen beschäftigt wa­ die Insel finden können sollte. Der ren. Es wurde ihm klar, dass man in Bernstein war deswegen interessant, diesem „Svarta Jorden” (Schwarze weil er eingeschlossene Insektenent ­ Erde) genannten Gebiet viele Boden­ halten konnte, für die Stolpe sich zu funde machte, und dass diese wahr­ der Zeit besonders interessierte. scheinlich die Reste der vorge­ fand auch viel schichtlichen städtischen Bebauung Bernstein, meinte aber, dies könne waren. Stolpe kam noch im gleichen kein ursprünglicher Platz sein, wo Jahr zu einer ersten Grabung zurück. man unbearbeitete Stücke finden Er grub dabei einen schmalen konnte. Deshalb ging er auch zum Schacht, ausgehend vom Weg über oberhalb des Strandes liegenden Svarta Jorden, in Richtung Süden. 15 Menge von Knochen bemerkens­ wert. Vor allem handelte es sich um Vogelknochen und um Eiskufen, d.h. Knochen, die geschliffen wor­ den waren, um als Schlittschuhe zu dienen. Ferner wurden eine grosse Zahl von metallenen Gegenständen, Geweihkämmen und Keramik ein­ gesammelt. Stolpes Grabungen auf Björkö, die sich über 20 Jahre erstreckten, um­ fassten auch etwa 1100 Gräber, de­ ren Fundmaterial seitdem eine Klas­ se für sich bildet, wenn es um das Verständnis der schwedischen und nordischen Wikingerzeit geht. Leider fand Stolpe nie die Zeit, die Funde aus Birka selbst zu bearbeiten. Der Naturwissenschaftler und Ento ­ Er widmete sich später — nachdem mologe Hjalmar Stolpe 1872. Nach er auch das bemerkenswerte Boot­ Grabungen auf Birka und bei Wendel gräberfeld bei Wendel untersucht ging er zur Völkerkunde über und darf hatte — der Völkerkunde. als Gründer des Staatl. Ethnographi­ Nachdem die Untersuchungen schen (heute Museum der 1895 abgeschlossen worden waren, war Birka immer noch ein Platz von Völker) betrachtet werden. grossem Interesse, den man gern be­ suchte. Es entstand auch ein starkes Schon im nächsten Jahrkam er wie­ Interesse daran, Birka unberührt zu der und konnte mit staatlichen Mit­ erhalten. Man empfand die auf der teln eine grössere Untersuchung Insel betriebene Landwirtschaft als durchführen. Die Schächte waren einen Eingriff in die ursprüngliche noch 1874 offen, als der Archäologi­ „Natur”, die der vorgeschichtlichen sche Weltkongress die Grabungsstät­ Stätte ihr Gepräge gab. te besuchte. Da hatte Stolpe aller­ Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahr­ dings auch Grabgrabungen in den hunderts hatte diese Auffassung von sog Hemlanden nordöstlich des Naturschutz eine sehr starke Stel­ Stadtwalls begonnen. lung. Im nordschwedischen Gebirge In den folgenden Jahren spielten wurden die grossen Nationalparks die Grabgrabungen dann die Haupt­ eingerichtet. 1912 und 1914 kaufte rolle, ausser 1878, als das Gebiet der Staat auch einen grossen Teil von zwischen den beiden westlichsten Björkö, um die vorgeschichtliche Schächten auf Svarta Jorden unter­ Stätte in der gleichen Weise zu sucht wurde. Das hier sichergestellte schützen wie einen Nationalpark. Fundmaterial ist wegen der grossen Lange Zeit konnte die Natur sich 16 1 Schwert 2 Scheide eines Haumessers 3 Speerspitze 4 Speerspitze 5 Streitaxt 6 Pfeilspitzen 7 Schildbuckel 8 Schildbuckel 9 Steigbügel 10 Messer 11 Wetzstein 12 Spielfiguren und Würfel 13 arabische Münzen 14 Ringspange 15 Silberquast für Seidenmütze 16 Bronzeplatte 17 Eisenring 18 Spange 19 Kamm aus Geweih 20—24 Ausrüstung für die Pferde

Stolpe warein Bahnbrecher innerhalb der Archäologie. Seine Skizzen geben so gute Kenntnisse über die Grabformen, dass jedes Detail kontrolliert werden kann. Hier der ins reine gezeichnete Inhalt des Männergrabes Nr 581. 17 hinwiesen, an dem die die Stadt und die Burg überwachende Garnison verlegt war. Holger Arbman und seine Mitar­ beiter packten Stolpes Material in den dreissiger Jahren aus. Gleichzei­ tig wurde eine erste Konservierung und Dokumentation durchgeführt. Arbman zeichnete auch für die gros­ se Materialveröffentlichung in zwei Teilen, Birka I, verantwortlich, die Anfang der vierziger Jahre gedruckt wurde. Arbman konnte die Bearbei­ tung des Materials jedoch nicht zu Ende führen, sondern diese Aufgabe Holger Arbman, später Professor für wurde nach seinem Tod von einer Archäologie in Lund, ging Stolpes Fun­ Kommission unter der Leitung von de nach über 50 Jahren durch und übernommen, die dokumentierte sie. in den Jahren 1984—89 Birka II in drei Bänden veröffentlicht hat. In der gleichen Zeit sind auch eine Reihe ganz ohne Eingriffe entwickeln. Das von Abhandlungen herausgegeben Gebiet wuchs rasch zu, und es war worden, die verschiedene Probleme teilweise fast unmöglich, durch das im Zusammenhang mit den Gräber­ Dickicht vorzudringen. funden behandeln. In den dreissiger Jahren änderte Die Funde von Svarta Jorden wur­ sich diese Auffassung, und die Reak­ den auch in den Jahren zwischen den tivierung der Denkmalpflege führte beiden Weltkriegen ausgepackt, und dazu, dass 1931 auf Björkö ein Erik Sörling, Konservator und Mitar­ Bodenpflegeprogramm eingeleitet beiter am Staatlichen Museum für wurde. Gleichzeitig wuchs auch der Geschichte, hat einen ausserordent­ Wunsch, Stolpes seit mehr als 50 lich brauchbaren Katalog über dieses Jahren verpackt eingelagerten Funde Material zusammengestellt. Dieser aus Birka zu bearbeiten. Der junge Katalog ist nie weiterbearbeitet oder Archäologe Holger Arbman wurde veröffentlicht worden. Er stellte je­ dazu ausersehen, diese Arbeit zu lei­ doch ein gutes Hilfsmittel für alle ten. Er nahm auch eine Reihe kleine­ dar, die sich mit dem Fundmaterial rer Grabungen am Stadtwall und in aus der Wikingerzeit beschäftigt einem Gebiet zwischen Borg und haben. Svarta Jorden auf Björkö vor, wo Im Zusammenhang mit den Bo­ man eine weite Aussicht über die denpflegearbeiten in den sechziger Björkö umgebenden Teile des Mälar- Jahren konnte man sehen, dass es in sees hatte. Arbman meinte, dass die der Strandlinieder Wikingerzeit, am hier gemachten Funde auf den Platz Weg von Gamla Bryggan (der Alten 18 Anlegebrücke) nach dem Dorf, eine fallmaterial ans Tageslicht kamen. starke Einbuchtung gab. Dies konnte Die Grabung leistete wesentliche darauf hindeuten, dass es auch an Beiträge zur internen Chronologie diesem Platz einen Hafen gegeben von Birka. Ausserdem begann ein hat. neues Bild der Hafenverhältnisse Das Zentralamt für Denkmalpfle­ und der Landhebung/Strandver­ ge konnte in den Jahren 1969—71 schiebung heranzuwachsen. mit Mitteln aus König Gustaf VI Nach 1973 hat die Universität Adolfs Jubiläumsfonds eine kleinere Stockholm durch Birgit Arrhenius Kontrolluntersuchung durchführen. das Gräberfeld bei Ormknös unter­ Dabei wurde ein aus grossen Steinen sucht und eine Reihe von anderen bestehendes Widerlager einer Anle­ Stichproben auf Björkö durchge ­ gebrücke gefunden, um das herum führt. umfassende Ablagerungen von Ab­

Am Weg von der alten Anlegebrücke nach dem Dorf wurde eine Anlegebrücke aus der Wikingerzeit gefunden. Wahrscheinlich erstreckte sie sich auf Pfählen ins Wasser hinaus. Der Steinhaufen ist ein Rest eines steinernen Widerlagers für eine Brücke an der Strandkante. Das Widerlager war von Pfählen umgeben, die 3 m tief bis zur Moräne unter dem blauen Ton hinabgetrieben worden waren.

19 Die vorgeschichtlichen Stätten

Der ganze Nordwestteil von Björkö ist ein zusammenhängendes Gebiet von Denkmälern mit verschiedenen Einschlägen, die ein beredtes Zeug­ nis von einer dichtbevölkerten Sied­ lung ablegen. Zuerst fallen einem die grossen Grabhügelfelder späteisen­ SVARTA zeitlichen Typs, die Burg und der Stadtwall ins Auge, aber im Zentrum JORDEN am Weststrand liegt auch das grosse, aus Schwarzerde bestehende Gebiet, das die Reste der früheren Bebauung des Platzes enthält. Svarta Jorden umfasst heute ca. 7 ha. Ihr unterer Teil besteht aus mar­ kierten Terrassen, die sich zur Strandzone hinziehen, welche als ein Strandeinschnitt aufgefasst wird. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Terrasse im Acker, der eine Nische am oberen Rande entspricht, dh durch den Ackerbau ist die oberste Schicht nach niedriger gelegenen Teilen umgelagert worden undüber ­ deckt heute die jüngstenTeile der in Strandnähe gelegenen Kultur­ schicht. Besonders im oberen Teil gibt es eine grosse Zahl von Acker­ steinhaufen, die offenbar aus den vie­ len Hausgründen zusammengesam­ melt worden sind, welche im Laufe der landwirtschaftlichen Nutzung zerstört worden sind. Eine Ende der 60er Jahre durchge ­ führte kartographische Erfassung des mit der Grenze von Svarta Jorden Phosphatgehalts von Svarta Jorden überein. hatte sehr hohe Werte ergeben. Die­ Die Phosphatkartierung ergab se wiesen eine scharfe Grenze nach aber auch, dass die hohen Werte sich dem Tal hin auf, das zum Dorf Björ­ nach Norden, am Stadtwall vorbei kö führt. Diese Grenze stimmt auch und unter den grossen Grabhügelfel- 20 Birka und das Dorf Björkö liegen auf einer kleinen Insel. Die Strand­ linie der Wikingerzeit, die kräftige Linie, verlief 5 m über der jetzigen Strandli­ nie. Die Schraffierung markiert Gräberfelder. Bei Ormknös liegen zwei grosse Grabhügel. Die Pfade sind punktiert, die Fahrwege gestrichelt. Die Befestigungen werden durch eine kräftige schwarze Linie markiert.

21 )KORSf KUGGHAl

SALVIKSGROPEN

SVARTM JORDSJ å hammen ]

Wenn animalische Haushaltsreste verrotten, bildet sich Phosphat. Die Phosphat­ kartierung zeigt, dass die Bebauung von Birka bis Korshamn am dichtesten war (punktiert auf der Karte). Niedrigere Werte kommen um das Dorf Björkö herum vor. An den Stränden gibt es Steinsammlungen (Widerlager für Anlegebrücken), die zeigen, wo die Häfen gelegen waren. Schon auf den ältesten Karten von Björkö sind die Buchten Kugghamn und Korshamn oder Komhamn verzeichnet. Bemer­ kenswert ist, dass diese beide ausserhalb der eigentlichen Svarta Jorden liegen. Bei beiden, ebenso wie an der Bucht in Svarta Jorden, gibt es steinerne Widerlager für Anlegebrücken. dern bis nach der Bucht hinzogen, Teile des Siedlungsgebiets entschie­ die Korshamn genannt wird. Es den werden. scheint, als sei das eigentliche Stadt­ Stolpes Untersuchungen während gebiet ursprünglich bedeutend grös­ der 70er Jahre des vorigen Jahrhun­ ser gewesen — bis zu 13 ha — um derts lassen erkennen, dass die Kul­ dann später abzunehmen. Es kann turschicht bis zu ein paar Metern auch sein, dass die Bebauung irgend­ mächtig sein konnte. Das meiste wann während der gesamten Sied­ deutet jedoch daraufhin, dass es sich lungsperiode im Gesamtgebiet ver­ schon damals um eine „trockene” legt worden ist. Diese Frage kann je­ Kulturschicht handelte, in der Holz doch nicht ohne neue archäologische und anderes organisches Material Untersuchungen der verschiedenen mit Ausnahme von Knochen bereits 22 vermodert war. Dies beruht auf der logie in diesem Gebiet zu studieren. starken Verschiebung der Strandli­ Noch ist jedoch die exakte Lage von nie um mindestens 5 m der Höhe Stolpes Schacht zu kontrollieren, nach, die seit der Wikingerzeit einge­ womit man dann auch Anhaltspunk­ treten war (siehe unten). Vergleiche te für das Aussehen der Siedlungsflä­ mit anderen, „feuchten" Kultur­ che erhalten kann. Wichtig ist auch, schichten zeigen, dass diese die glei ­ die Ausformung der Häuser und der che Zusammensetzung aufwiesen — Grundstücke in dem vorgeschichtli­ mit Ausnahme eben des Heizmate­ chen Stadtplan studierenzu können. rials. Die Häfen. Eine wichtige Funk­ Hohe Phosphat- und pH-Werte tion bei der Stadtbildung auf einer haben dazu geführt, dass die Metall­ kleinen Insel kommt den Häfen und gegenstände in Svarta Jorden gut er­ jenen Anlagen zu, die es ermög­ halten geblieben sind. Stolpe sam­ lichen, nach der Insel zu kommen. melte grosse Mengen von Gegen­ Kugghamn wird das Gebiet am Ende ständen aus Bronze und Eisen, Glas­ des Stadtwalls nahe am Strand ge ­ perlen und Halbedelsteine sowie Ke­ nannt, und Korshamn ist eine Bucht ramik ein. Es gab auch reichliche am nördlichenEnde der Insel ausser­ Mengen von Kämmen und aus Ge­ halb des grossen Gräberfeldes im Be­ weihen hergestellte Halbfabrikate reich Hemlanden. Eine dritte ver­ für Kämme. Ausserdem gab es viele mutliche Hafenanlage liegt weiter Reste des Produktionsprozesses von östlich am Nordstrand und besteht Metallhandwerken verschiedener aus einem flachen, tiefgelegenen Ge­ Art in Form von Gussformen und biet, das durch einen steinernen Wall Tiegeln. Ein sehr grosser Teil des Vo­ zur Seeseite hin abgegrenzt wird. lumens der Kulturschicht besteht Der Platz wird Salviksgropen ge ­ aus unverbrannten Knochen und Ge­ nannt, und dieser Name ist mit den weihen, oft in Form von Gegenstän­ schwedischen Begriffen Salt oder Sa­ den wie Kämmen, Nadeln und Eis­ lu verknüpft worden. Deshalb ist die kufen — zum grössten Teil jedoch in Anlage als eine Anlage aus der Wi­ Form von Hausmüll. Knochen von kingerzeit aufgefasst worden. Der Rindern, Schweinen, Schafen und steinerne Wall liegt jedoch so tief, Ziegen sowie Vogelknochen und dass er kaum früher als im Mittelalter Fischgräten gibt es in grossen entstanden sein kann. Mengen. Lange Zeit war man der Auffas­ Es gibt keine detaillierten Karten sung, dass die Schiffstypen der Wi­ über die alten Funde von Svarta kingerzeit so gebaut waren, dass man Jorden. Die Grabung von 1969 — 71 sie an einem flachen Strand an Land drehte sich hauptsächlich um eine ziehen konnte und dass für die dama­ Anlegebrücke, die im 10. Jahrhun­ lige Schiffahrt in den nördlichen Ge­ dert angelegt worden war. Um diese wässern keine besonderen Häfen Anlegebrücke herum gab es eine oder Anlegebrücken benötigt wur­ deutliche Schichtenfolge, was zeigt, den. Die schiffshistorische For­ dass es möglich ist, auch die Chrono­ schung hat nachgewiesen, dass es 23 viele verschiedene Schiffstypen gab, Böcken von jeweils drei Pfählen ins von denen mehrere für Warentrans­ Wasser hinaus gebaut war. Es hat porte und andere für militärische sich später gezeigt, dass ähnliche An­ Zwecke bestimmt waren. Auch un­ legebrücken in reichem Umfang in ter den Handelsschiffen gab es grös­ anderen Städten aus der Wikinger­ sere und kleinere Typen. Die grösse­ zeit vorkamen, z.B. in am ren waren sicherlich nicht dazu ge ­ Rhein, in Haithabu bei Schleswig eignet, an Land gezogen zu werden, und, etwas später, im Stockholmdes sondern haben Anlegebrücken und 14. Jahrhunderts. Kais erfordert. Auch bei Korshamn und Kugg- Bei der Untersuchung in den Jah­ hamn und am offenen Strand unter­ ren 1969 — 71 wurde eine solche An­ halb von Svarta Jorden liegen mehre­ legebrücke bei der Einbuchtung der re rechteckige Steinansammlungen, 5-Meter-Kurve gefunden, die in die sehr wahrscheinlich Anlege­ Svarta Jorden zu finden ist. Die brücken der gleichen Art darstellen. Brücke besteht aus einer etwa 3x10 Insbesondere die Anlegebrücken von m grossen Gründung aus grossen Korshamn bestätigen das Ergebnis Steinen. An der Aussenseite der der Phosphatkartierung, dass der Be­ Gründung konnten Spuren von reich der Siedlung sich unter den Holzpfählen beobachtet werden. Hemlanden bis hinab zur Bucht von Die steinerne Gründung war offen­ Korshamn erstreckt hat. bar schnell von einer Menge Abfall in Die Verteidigungsanlagen. Schon Form von hitzebrüchigen Steinen in der Vita Ansgarii wird erwähnt, umgeben worden und kann nicht dass es eine Burg in der Stadt gab, mehr als ein Widerlager für eine An­ nach der die Einwohner sich zurück­ legebrücke gewesen sein, die auf ziehen konnten, wenn die Stadt

24 RESTER AV / PÅLKRANS /4

Die Stadt wurde von Borg im Süden und dem Stadtwall im Nordosten geschützt. Im Wasser unterhalb von Svarta Jorden und vor den übrigen Häfen waren Wasserbollwerke und andere Hindernisse angebracht.

überfallen wurde. Bei einer solchen ner Menge nacktem Fels ist auf den Gelegenheit überfiel ein vertriebe­ Seiten, die nicht wie im Südwesten ner König Anund die Stadt mit etwa steil nach dem See hin abfallen, von dreissig Schiffen. Dies geschah so einem kräftigen Erd- und Steinwall schnell, dass die Kaufleute sich kaum umgeben. Die Anlage unterscheidet in Sicherheit bringen konnten. Dann sich in ihrer Konstruktion von den im verhandelte man über die Mauern Gebiet des Mälarsees normalerweise der Befestigung hinweg, bis man eine vorkommenden vorgeschichtlichen Übereinkunft über die Bedingungen Burgen durch den grossen Anteil von für ein Lösegeld usw. erzielt hatte. Erde im Wall und durch die Höhe Kürzlich ist jedoch der Gedanke vor­ des Walls, der an der Aussenseite et­ gebracht worden, dass es sich um ei­ wa 3—4 m misst. Drinnen in der Burg ne Einzäunung oder Palisade um die gibt es nur begrenzte, von Erde be­ Kirchenanlage der Stadt gehandelt deckte Flächen, auf denen Hjalmar haben kann, die gemeint war. Stolpe einige wenige Gräber aus­ Borg. Borg ist der höchste Punkt grub, von denendrei reich ausgestat ­ der Insel unmittelbar südlich von tete Brandgräber aus dem 9. Jahr­ Svarta Jorden. Diese Anhöhe mit ei­ hundert sind. Im nördlichen, höhe- 25 ren Teil des Walls gibt es zwei Öff­ deutungen von Terrassierungen, die nungen — wahrscheinlich Tore, die Gründungen für Holzpalisaden und zur Stadt hinunter geführt haben. möglicherweise einen Turm gewesen Gleich an der Aussenseite des sein können, die die Zufahrt am grossen nordwestlichenTores gibt es Strand entlang zur weiter nördlich einen Bereich mit reichen Russ- gelegenen Stadt gesperrt haben. schichten und einer grossen Zahl von Der Stadtwall. Auf dem höchsten Funden, die auf eine unbestimmte Teil des Moränen- und Felsrückens, Form militärischer Präsenz hindeu­ der Svarta Jorden von den Gräberfel­ ten, eventuell eine Garnison. Diese dern von Hemlanden im Nordosten Fläche ist auch mit einer Steinterras­ trennt, liegt eine niedrige Wallanlage se nach dem Pfad hin abgegrenzt mit einer Anzahl von „Toren”. Im worden, der vom Strand heraufführt. Norden zieht sich der Wall nach ei­ Die Terrasse kann möglicherweise nem Strandstück hinunter, das jetzt als Gründung für eine Holzpalisade aufgrund der Landerhöhung etwa 5 gedient haben. Dieser Bereich wurde m über dem Meeresspiegel liegt. Im in den 30er Jahren von Holger Arb- Südteil sind eine Reihe von Grabhü­ man untersucht, seine Funktion ist geln in den Wall eingebaut, woraus jedoch nach wie vor unsicher. hervorgeht, dass der Stadtwall nicht Auch im Strandgebiet unterhalb ebenso alt sein kann wie die Stadtbil­ des Garnisonsbereichs gibt es An­ dung an sich. Die Funde deuten dar-

Zwischen dem Abschluss des Stadtwalls und Borg lag möglicherweise ein mit hölzernen Palisaden bestückter Wall, ähnlich dem ältesten Teil des Danewerks, dem grossen Schutzwall quer über die südjütische Landenge bei Schleswig, der um etwa 73 7 n.Chr. gebaut worden war. Hier in einer Rekonstruktion von Flemming Bau.

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Das Wasserbollwerk um Stockholm ist auf Franz Hogenbergs Kupferstich von 1588 deutlich zu sehen. Es gibt Spuren ähnlicher Anlagen vor den Häfen von Birka.

auf hin, dass er erst verhältnismässig Das Wasserbollwerk. In den älte­ spät, weit nach Beginn des 10. Jahr­ sten Beschreibungen der Topogra­ hunderts gebaut worden sein kann. phie von Birka wird erwähnt, dass es Der Stadtwall ist nach allem zu im Wasser vor Svarta Jorden eine urteilen in mehreren Etappen erbaut Menge in den Seeboden gerammte worden. Wahrscheinlich ist er über Eichenpfähle gab. Einzelne von ih­ den vielen Toren mit Holztürmen nen sind noch heute vorhanden und überbaut gewesen. Sein Wert als können bei Niedrigwasser beobach­ Verteidigungsanlage wäre andern­ tet werden. Etwas weiter draussen falls gering gewesen. Bemerkenswert im See liegen auf ein paar Meter Tie­ ist, dass der Wall oberhalb des Weges fe eine grosse Menge Holzteile. von Svarta Jorden nach dem Dorf Wahrscheinlich sind diese Bau­ Björkö plötzlich aufhört und dass es holzteile Reste einer Anlage zum keine anderen Spuren einer verbin­ Schutz des Hafens vor Feinden, die denden Verteidigungsanlage zwi­ versuchten, in die Stadt hineinzuse­ schen dem Endpunkt des Walls und geln und sie dort anzugreifen. Solche Borg gibt. Holger Arbman machte in Sperranlagen bestehen aus einfachen den 30er Jahren eine kleinere Kon- Pfählen oder Pfahlpaaren, die durch trolluntersuchung an dieser Stelle, schwimmende Baumstämme mit­ meinte jedoch, er habe keine Spuren einander verbunden werden und je von beispielsweise einem durch Pflü­ nach Bedarf geöffnet oder geschlos­ gen eingeebneten Wall finden kön­ sen werden können. nen. Nur erneute Untersuchungen Die Gräberfelder. Das grösste mit moderner Technik können dieses Gräberfeld mit etwa 1600 Grabhü- Rätsel lösen. 27 HEMLANDEN

ORMKNÖS

GRINDSBACKA

tORGS;-

1ILLA//, '.KÄRRBACKA

/. STORA VV KÄRRBACKA

Die grosse Menge sichtbarer Gräber unterscheidet Birka von allen zeitgenössi­ schen nordeuropäischen Stadtgründungen. Ausser den niedrigen, kaum wahr­ nehmbaren Kammer- und Kistengräbem gibt es auf der Insel ca 2.500 Grabhügel und Steinsetzungen. Die Gräberfelder sind schraffiert. geln liegt am Stadtwall und nordöst­ Lilla Kärrbacka und Stora Kärrbacka lich davon und wird Hemlanden ge ­ südöstlich vom Dorf Björkö. nannt. Ein anderes grosses Gräber­ Der Form nach sind die Gräber vor feld erstreckt sich von Borg nach Sü­ allem Hügel, in einzelnenFällen mit den bis zu der grossen Bucht, die die Fussketten oder einem aufgerichte ­ jetzige Insel hier beinahe in zwei Tei­ ten Stein auf dem Scheitel des Hü­ le teilt. Hier gibt es etwa 400 Grab­ gels. Es gibt auch eine Anzahl ver­ hügel. Ausserdem gibt es eine grosse streuter dreiseitiger Steinsetzungen Ansammlung von vor allem Kammer- mit eingebogenen Seiten und und Kistengräbern in dem Gebiet Schiffssetzungen, vor allem in Hem­ zwischen Svarta Jorden und Borg. landen und südlich von Borg. Die Im Ostteil des Denkmalgebiets Hügel sind off ziemlich gross: grösser gibt es mehrere kleinere Gräberfel­ als was gewöhnlich auf den normalen der: Grindsbacka am Wege vom Gräberfeldern aus der jüngeren Ei­ Dorf nach Norden, Ormknös auf ei­ senzeit im Gebiet des Mälarsees zu ner Anhöhe weiter nach Osten in der sehen ist. Nähe des Oststrands der Insel sowie Die innere Konstruktion der Grä- 28 ber ist nicht einheitlich. Die meisten rung gehören können, die eine neue weisen die für das Gebiet des Mälar- Religion angenommen hat, oder zu sees normalen Brandschichten auf. Handwerkern und Kaufleuten, die Die Hälfte der von Hjalmar Stolpe sowohl aus dem Süden wie aus dem untersuchten Gräber sind dagegen Osten und Westen nach Birka ge ­ keine Brandgräber. Sie haben entwe­ kommen sind. Für die erste Deutung der die Form von Kistengräbern, spricht, dass die Grabfunde denen oder auch hat man die Tote bzw den sehr ähnlich sind, die man in den Toten in eine Kammer gelegt, die in Gräbern des Umlandes findet, für die einer grösseren Gruft aufgebaut wor­ zweite, dass die Bestattungssitte so den war. deutlich von der einheimischen ab­ Die verschiedenen Bestattungs­ weicht und dass Geweihkämme sitten sind über die Gräberfelder von längst nicht so häufig Vorkommen Björkö nicht gleichmässig verteilt. wie in den Brandgräbern. Das Vor­ Die Brandgräber, die in der Regel kommen von Geweihkämmen hat deutliche Hügel und Steinsetzungen sich immer mehr als ein Kriterium aufweisen, sind in Hemlanden und für eine einheimische schwedische im Gebiet südlich von Borg sowie bei Bevölkerung herausgestellt. Ormknöszu finden. Die Kisten- und Wo also gibt es die Entsprech­ Kammergräber sind dagegen im Ge­ ungen zur Bestattungssitte mit Kam­ biet zwischen Borg und Svarta Jor­ mergräbern? Wahrscheinlich hat sie den sowie am Rand von Hemlanden ihre Wurzeln im niedersächsisch­ am Stadtwall in nächster Nachbar­ westfälischen Gebiet im heutigen schaft zu Svarta Jorden konzentriert. Deutschland. Die Gräberfelder Grindsbacka und Die chronologische Verteilung der Lilla Kärrbacka weisen auch haupt­ Gräber über die Insel hinweg ist in­ sächlich Bestattungen in Kisten auf, teressant. Um mit den Brandgräbern aber diese könnten eher zum Dorf zu beginnen, scheinen die älteren vor Björkö gehören, das am Ende der allem südlich von Borg zu liegen, vorgeschichtlichen Zeit entstanden während Hemlanden meist späte zu sein und das Stadtgebiet als Acker Gräber aus dem 10. Jahrhundert ent­ übernommen zu haben scheint. hält. Auch die Kisten- und Kammer­ Es gibt also eine topographische gräber sind so verteilt, dass die ganze Verteilung der Bestattungssitten auf Periode von Birka im Gräberfeld der Insel, die darauf hindeutet, dass zwischen Borg und Svarta Jorden die verschiedenen Bevölkerungs­ vertreten ist, und am Stadtwall vor gruppen verschiedene Begräbnis­ allem Gräber aus dem 10. Jahrhun­ plätze benutzt haben. Ein plausibler dert Vorkommen. Die Gräberfelder Schluss dürfte sein, dass die Brand­ von Grindsbacka und Lilla Kärrbacka gräber mit ihren Hügeln eine hinzu­ sind so arm an Funden, dass eine si­ gezogene örtliche Bevölkerung ent­ chere Datierung nicht erzielt werden halten, während die in den Gräbern kann. Dies kann möglicherweise ein ohne Brandschichten bestatteten Zeichen dafür sein, dass diese Grä­ Leichen zu einer örtlichen Bevölke­ berfelder aus einer späteren Zeit als 29 der Periode der Stadt Birka stammen schicht mit in den Hügel gelangt und zum Dorf Björkö gehören. sind. Besonders die nordwestlichen Tei­ In Hemlanden gibt es auch eine le von Hemlanden müssen, wenn der Reihe von Opfersteinen, d.h. Stein­ Phosphatkartierung Beweiskraft bei­ blöcke mit in die Oberfläche einge­ gemessen wird, spät mit Gräbern be­ hauenen Elfenmühlen. Diese pflegt legt worden sein. Es ist auch deut­ man in die Bronzezeit zu datieren; lich, dass mehrere Gräber hier in der die von Birka dürften jedoch aus der Hügelauffüllung Funde enthalten, Wikingerzeit stammen. Sie sind auch die beim Aufhäufen des Grabhügels sehr viel grösser, als die aus älterer aus der darunterliegenden Kultur­ Zeit stammenden zu sein pflegen.

Aus: Vikingen, Tre Tryckare

? Holzeimer Glättbrett ^ É mit Bronzekessel

Grab Nr 854

Die ungebrannten Gräber enthalten oft viele guterhaltene Gegenstände, wie z.B. Kleidungsstücke und Haushaltsgegenstände. Um die Ausrüstung der Toten auf­ nehmen zu können, wurden die Gräber aus Bauholz in grossen ausgehobenen Gruben gebaut. Die meisten Gräber sind jedoch Brandgräber, dh sie weisen eine Brandschicht mit stark angebrannten Resten der Leichenverbrennung und der Ausrüstung auf, über die man einen mit Erde bedeckten Steinhaufen gelegt hat. 30 Die Landhebung und die Strandlinien

Man ist sich seit ein paar hundert ständige Diskussion über ihr Tempo Jahren des Umstands Bewusst, dass und über die Strandverschiebung die schwedische Landschaft in ho­ stattgefunden. Die Landhebung hem Grade durch die Landhebung wurde zunächst als eine lineare Be­ nach der Eiszeit beeinflusst worden wegung aufgefasst, die im Tal des ist. In diesem Jahrhundert hat eine Mälarsees bei Stockholm und Birka

M.Ü.D.M

STRANDLINIEN NACH ÅSE 1970

BIRKA. OBERE ANLEGEBRÜCKE ^UNTERE ANLEGEBRÜCKE

HELGEANDSHOLMEN. OBERE MAUER >■

BOOTLANDEPLATZ AM KLOCKGJUTARGRÄND'^

TURM AM KOLMÅTARGRÄND 10LMEN. STADTMAUER ANLEGEBRÜCKE AM GÄSGRÄND

1000 11 14 1500 16

Die den Klimaveränderungen angepassten Schwankungen der Oberfläche der Weltmeere führten im Verein mit der Landhebung nach der Eiszeit zu einer stufenartigen Strandlinienverschiebung im Gebiet des Mälarsees. In warmen Perioden war die Veränderung unbedeutend, in kalten Perioden sank die Meeres­ oberfläche schnell. In warmen Zeiten mit steigendem Wasser lag die Strandlinie also still, und die Strandeinschnitte (waagerechte Linien im Diagramm) bildeten sich an den Abhängen der Kiesrücken im Gebiet des Mälarsees. 31 eine Niveauveränderung von 42 —45 holm stimmen könnte. Dies wurde cm pro Jahrhundert ergeben würde. dadurch bestätigt, dass die Stadt­ Das untere Ende des Stadtwalls und mauer auf dem Helgeandsholmen die am niedrigsten gelegenen Gräber auch noch niedriger lag als zu erwar­ an den Stränden waren die ältesten ten gewesen wäre, während die Zeit datierenden Belege und gaben einen um 1600 gleichzeitig ein Einströmen Richtpunkt für die Bestimmung der von Wasser aus der Ostsee nach dem Grösse der Landhebung ab. Mälarsee, also eine Transgression, In den 40er Jahren wurde ein Ge­ aufwies. biet in der Altstadt von Stockholm Die Zeit von Birka fiel in eine der untersucht, für das die Werte der wärmeren Perioden, was auch durch Strände für das 14. Jahrhundert sehr die Möglichkeit angedeutet wird, niedrige Durchschnittsziffern erga ­ weit entfernt liegende, eng mit dem ben, nur etwa 30—33 cm pro Jahr­ arktischen Inlandeis verbundeneGe ­ hundert. Die Unsicherheit über die biete, zB auf Grönland, zu koloni­ Strandverschiebung war also gross, sieren. als 1969—71 die Grabung an der An­ Die aus der Wikingerzeit stam­ legebrücke von Svarta Jorden vorge­ mende Strandlinie auf Björkö liegt nommen wurde. Die Grabung deu­ also etwa 5 m über dem jetzigen tete auf Werte von etwa 50 cm hin, Meeresspiegel. In der Wikingerzeit und zunächst wurde diskutiert, ob bestand die heutige Insel aus zwei dies mit den hohen Überschwem­ Inseln, der kleineren, etwa 1,5 km mungen des Mälarsees im Frühjahr breiten Björkö und der etwas grösse­ und Vorsommer zusammenhing. ren Grönsö südlich davon. Die zur Die Andeutung einer älteren Anlege­ Wikingerzeit gehörenden Häfen brücke unter der ausgegrabenen müssen mit dem Ausgangspunkt von Brücke liess jedoch den Gedanken diesem Niveau bestimmt werden, aufkommen, dass das warme Klima wobei z.B. Salviksgropen entfällt, da der Wikingerzeit ein Abschmelzen der abschirmende Steinwall dieser des Inlandeises und ein Ansteigen der Anlage weit unterhalb der Fünfme­ Weltmeere mit sich gebracht hatte. terlinie liegt. Entlang der Fünfmeter­ Dieses Ansteigen, Transgression, linie liegen dagegen die vielen dürfte solchenfalls von einer Sen­ Steingründungen für Anlege­ kung, Regression, während des kälte­ brücken,die jetzt rundherum um das ren Mittelalters abgelöst worden Stadtgebiet beobachtet werden sein, die mit den Niveaus in Stock­ können.

32 Die Funde

Die Funde von Birka umfassen viele Gegenstände. Diese haben, nach­ dem sie bei Stolpes Grabungen zum Vorschein gekommen waren, die Auffassungen über den Bestand an Gegenständen der Wikingerzeit im Norden und vor allem in Schweden geprägt. Es gibt jedoch gewisse Un­ terschiede zwischen dem, was in den Gräbern gefunden wurde, und den Funden von den Wohnplätzen. Die Gräber. Diese enthalten vor allem die Kleidung und persönliche Ausrüstung des Toten zusammen mit Resten eines Bootes oder eines Reit­ pferdes sowie Werkzeuge und Haus­ haltsgegenstände. In mehreren Fäl­ len handelt es sich um Doppelbestattungen, die so gedeutet werden könnten, dass der eine Mensch dem anderen als eine Art von Opfer in den Tod gefolgt ist. Dank der Erdbestattungen in ge ­ wissen Gräbern von Birka hat man auch die Kleidersitten studieren und mit Hilfe der festgefressenen Frag ­ mente untersuchen können, um wel­ che Art Textilien es sich gehandelt hat. Zur Kleidung gehören auch ver­ schiedene Bronzefibeln, darunter Paa­ re von ovalen Schalenspangen. Von einer dieser Spangen hängt oft eine

Frauentracht. Rekonstruktion. Träger­ rock aus Leinen oder Wolle über einem Hemd aus feinem, oft gaufriertem (ge­ fälteltem) Leinen. Die Träger wurden von ovalen, vergoldeten Bronzefibeln mit zwischengefügten Perlen zusam­ mengehalten. Ein Paar der ovalen Schalenspangen mit einer dritten, runden Fibel und Perlen.

An den ovalen Fibeln haben sich oft Textilreste festgefressen, mit deren Flilfe die Zusammensetzung der Tracht erklärt werden kann.

34 Glättbrett aus Walknochen mit Tierköpfen und Glättstein aus Glas, Bügelbrett und Bügeleisen der Wikingerzeit. Notwendige Werkzeu­ ge für das Fälteln der Hemden.

In Tonkrügen und Holzfässem wur­ den ua Nahrung und Getränke aufbewahrt. Die Dekoration auf diesem Faß mit Bronzereifen zeigt, daß es aus England importiert wor ­ den war.

bronzene Kette mit Schlüsseln und kleinen Gerätschaften herab. Eine dritte Fibel mit einer anderen Form hat einen Mantel oder eine Jacke zu­ sammengehalten. Eine vierte, oft runde Fibel, die man in der Gegend der Drosselgrube zu finden pflegt, scheint als Halsfibel zu einem Frau­ enhemd zu gehören. Ausser Wolle und Leinen gibt es eine Reihe von Seidenfragmenten, die als Borten benutzt worden sein kön­ nen. Diese können zu einer Tunika oder einem Leibchen gehört haben. Seide scheint manchmal auch in den anderen Kleidungsstücken verwen­ det worden zu sein, und in einigen Fällen scheint sie als Futter von Pel­ zen vorgekommen zu sein. Ein Tongefäss, ein Glas oder ein Holzeimer vervollständigt oft die 35 Grabbeigaben von Frauengräbern. Manchmal finden sich auch Geräte für die Bearbeitung von Textil wie Scheren und Nadelbüchsen mit Näh­ nadeln. Etwa zehn Frauengräber ent­ halten kleine kreuzförmige Anhänger aus dünnem Silberblech. In diesen Gräbern dürften Christinnen beige­ setzt worden sein. Verschiedene Gefässe kommen auch in Männergräbern vor. Mehrere Männer haben ihre Waffen mit ins Grab bekommen, seltener ein Schwert und häufiger einen Spiess oder eine Lanze mit einer kräftigen Eisenspitze sowie einen mit Eisen be­ schlagenen Schild. Viele haben auch das Attribut eines Kaufmanns mit ins Grab bekommen: eine kleine zusam­ menlegbare Waage zum Wiegen von Silber, Gewichte für diese Waage so­ wie Münzen und andere Silber­ Die in Filigranarbeit dekorierte Chris­ stücke. Ein Spielbrett mit Spielfiguren tusfigur, die eins der ältesten bekann­ aus Glas, Knochen oder Geweih ten Kruzifixe ist, unterscheidet sich von kann auch zur Ausrüstung eines den einfachen ausgestanzten silbernen Mannes gehören. Kreuzen. Doppelte natürliche Grösse. Auch das Heidentum spiegelt sich in den Grabfunden wider, teils in

Spielsteine wurden meistens aus Kno ­ chen hergestellt, zB aus Gelenkkugeln von Rindern oder aus Pferdezähnen, aber auch aus Glas, wie hier. Der Kö­ nigist grün, mit Augen, Nase und Kro ­ ne in blau. 36 Die Münzen in Birka sind oft arabischer Her­ kunft. Hier Silber­ münzen, zu einem Anhänger zu­ Ringnadel sammengefügt. aus Silber in Maßstab 1:1. Filigran- und Niello- technik. Wahrscheinlich skandinamschen Ursprungs nach englischen Vorbildern. Maßstab 3:5.

Die sog Birka-Münzen — Birka war lange der einzige grössere Fundplatz — wurden nach heutiger Ansicht in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts in Haithabu geprägt. Die beiden unteren zeigen wahrscheinlich Handelsschiffe und die obere ein Kriegsschiff. Auf gewissen Münzen sind primitive Tierfigurenund der Name Karls des Großen zu sehen. Maßstab 2:1. 37 Form von einzelnen Gräbern, in de­ nen Nachbildungen von Mjöllnir, dem Hammer des DonnergottesDo ­ nar (Thor), in verschiedenem Mate­ rial gefunden wurden, vor allem aber in den etwa 60 Gräbern, die sog Thorshammerringe enthielten. Diese bestehen aus einem eisernen Hals­ ring mit Anhängern in Form von Hämmern, Sicheln u.dgl. Sie sind wahrscheinlich zu magischen Zwecken verwendet worden und scheinen nicht in erster Linie als Halsringe getragen worden zu sein. Besonders interessant istdie Kera­ mik wegen ihrer Mischung von ver­ schiedenen Sorten, die aus verschie­ denen Teilen des nordeuropäischen Raumes geholt worden waren. Die grösste Gruppe ist einheimische gro­ be und unstrukturierte Keramik. Fremde Keramik ist vor allem durch schlawische oder wendische Kera­ mik vertreten sowie durch kleine Mengen finnischer oder gedrehter westeuropäischer Keramik. Neben der Keramik sind vor allem Kämme häufig. Ein Viertel aller un­ tersuchten Gräber von Birka enthiel­ ten einen oder ein paar Geweihkäm­ me. In den Gräbern des Umlandes kommt dieser Typ von Gegenstän­ den noch häufiger vor. Dadurch wird der Kamm auch zu einem interessan­ ten Datierungs- und Vergleichs­ objekt, und man kann seine Entwick­ lung die verschiedenen Zeitabschnit­ te hindurch deutlich verfolgen. Un-

Die Männertracht weist oft deutliche orientalische Einschläge auf, zB bronzene Beschläge am Ledergürtel. Der Umhang ist oft nur mit einer Ringspange geschmückt. Die spitzen, vielleicht mit Pelz besetzten Mützen konnten silberne Beschläge aufweisen. 38 f iyi ’ -i

In der Wikingerzeit sind die Kämme aus aus Geweih geschnittenen Zahnplatten zusammengesetzt, die von dekorierten Griffleisten zusammengehalten werden. Die Zinken wurden augsgesägt. terschiede in der Form und bei den ten neben Gegenständen aus einhei­ Ornamenten ergeben zusammen mit mischer Produktion auch importierte der Zusammensetzung der Perlen­ Gegenstände. In den Gräbern des halsketten, der Form und Ornamen­ Umlandes findet man selten solche tik der bronzenen Gegenstände, der Prachtgegenstände. Der Import be­ Keramik und in gewissen Fällen auch stand aus Textilien, Keramik, Bron­ der Münzen eine genaue Datierung ze- und Glasgefässen verschiedener des einzelnen Grabes. Art sowie auch aus einem Teil des Viele der Gräber von Birka enthal- Schmucks, der Leibriemen u.dgl., die zu den Kleidungsstücken gehörten. Keramik aus Birka: Svarta Jorden. Viele Typen der in slawische den Gräbern gefundenen Gegen-

39 stände sind auch unter den Funden von Svarta Jorden enthalten auch von Svarta Jorden vorhanden. Stol­ viel, was in den Gräbern fehlt: Mate­ pes Berichterstattung über diese rial aus Werkstätten, Rohstoffe und Funde war nicht sehr detailliert. Erst Abfall von der Produktion von Gegen­ die stratifiierten Funde der Grab­ ständen, vor allem aus Metall und ungen im Schacht von 1969—71 er­ Geweih. Viele Halbfabrikate illu­ gaben eine Möglichkeit zu verfeiner­ strieren den Produktionsprozess. ter Datierung, die der Datierung auf­ Fragmente von Gussformen, Tiegel grund der Zusammensetzung der und Spezialwerkzeuge sind wichtige Grabfunde entspricht. Die Funde Einschläge.

Ein spezieller Keramik­ typ sind Kannen aus dunklem, hart gebrann­ tem Ton mit Dekoration aus dünner Zinnfolie, sog friesische Kannen oder Tatinger Ware. Gewisse Kannen sind mit Kreuzomamentik versehen. Vielleicht ge­ hörten sie zur christ­ lichen Sphäre, z.B. als Behälter für Abend­ mahlwein.

40 Überreste des Metallgiessens: Tiegel, Gussformfragmente und Metallbarren.

Nicht zuletzt die Funde von unge­ den Aussenschären der Ostsee statt­ brannten Knochen in Svarta Jorden fand. Wahrscheinlich sind in jedem sind umfassend. Im Schacht um die Jahr Tausende von Seevögeln nach Anlegebrücke herum bestanden et­ Birka gebracht worden. Sie waren ein wa 10% des Volumens aus Knochen­ wichtiges Nahrungsmittel in der Zeit abfällen, vor allem aus den Haushal­ zwischen Winter und Frühling und ten am Platz. Die meisten Haustiere eine Rohstoffquelle für Daunen und sind darunter vertreten, während Federn, die wahrscheinlich expor­ Knochen von wilden Tieren seltener tiert wurden, aber auch in grossem Vorkommen. Besonders wichtig sind Umfang in den Wohnungen am Ort jedoch die Vogelknochen, die in der Verwendung fanden. In einigen Fäl­ Regel von Seevögeln stammen. Stol­ len sind in den Gräbern daunenge­ pe hat etwa 100 000 solche Knochen füllte Polster gefunden worden, auf erfasst, von denen ein grosser Teil die die Toten gebettet worden Eiderentenknochen waren. Die Men­ waren. ge der gefangenen Eiderenten, von Auch Fischgräten sind häufig. Mei­ denen ungefähr gleich viele Enten stens handelt es sich dabei um Fische und Enteriche waren, deutet darauf aus den Binnenseen wie Hecht, Zan­ hin, dass der Fang mit Netzen wäh­ der und Barsch, aber auch Seefische rend des Vogelzuges im Frühjahr in kommen vor. 41 Die Chronologie von Birka — Anfang und Ende

Die Funde von Birka gehen im gros­ sein und kommen oft zusammen mit sen ganzen auf die beiden ersten späteren Kombinationen von Glas­ Jahrhunderte der Wikingerzeit, das perlen und Kämmen vor. Sie schei­ 9. und das 10. Jahrhundert zurück. nen also sehr viel später als Grabbei­ Es ist schwierig zu sagen, wann mit gaben mitgegeben worden zu sein, der Bebauung begonnen wurde. Es wenn sie auch aus der Vendelzeit gibt eigentlich nur relative Datier­ stammen können. ungen, keine absoluten Jahreszahlen. Auf der anderen Seite sind die älte­ Die Zusammensetzung der Grab­ sten Kammtypen von Birka den funde und die Stile der Ornamente Kämmen sehr ähnlich, die in der äl­ der Gegenstände deuten darauf hin, testen Schicht von Staraja Ladoga dass die Periode, die als Übergangs ­ Vorkommen, welche mit Hilfe von zeit zwischen der Wendelzeit und Dendrochronologie (Jahresringana­ der Wikingerzeit bezeichnet zu wer­ lyse von Holz) ungefähr in das Jahr den und in das Ende des 8. Jahrhun­ 760 datiert worden ist. Dies könnte derts datiert zu werden pflegt, darauf hindeuten, dass die absolute schlecht vertreten ist. Dasselbe gilt Datierung für das, was wir normaler­ für die in dieser Zeit am häufigsten weise „ca. 800” nennen, ein paar vorkommende Keramik des Feld­ Jahrzehnte früher angesetzt werden berg-Typs. Es ist zwar behauptet sollte. Leider gibt es noch keine Mög­ worden, es gäbe eine Reihe von Grä­ lichkeit, eine entsprechende Analyse bern mit Gegenständen aus dem 8. in Birka vorzunehmen, da Holzmate­ Jahrhundert, aber viele dieser Ge­ rial durch Abwesenheit glänzt. genstände scheinen abgenutzt zu Der Schlusspunkt der Besiedlung

Die Datierung der arabischen Münzen des Birkaschatzes zeigt, dass die Blütezeit der Stadt um 970 n.Chr. vorüber war. 42

von Birka ist einfacher festzustellen. walls und der Anlegebrücke mit ihrer Unter Stolpes allerersten Funden starken Steingründung zeigen, dass war ein grösserer Silberschatz beste­ im 10. Jahrhundert ein starker Aus­ hend aus geflochteten Hals- und bau erfolgt ist. Dies kann auchdamit Armringen und einer grossen Zahl verbunden werden, dass die Zahl der von arabischen Silbermünzen. Die Gräber aus diesem Jahrhundert rela­ jüngsten Münzen können auf etwa tiv gesehen grösser ist. Eine direkte 962 n.Chr. datiert werden, und da Unterbrechung in der Kontinuität gleichzeitig die reichliche angelsäch­ kann dagegen nicht festgestellt sische Münzprägung ab etwa 980 werden. und danach in Birka überhaupt nicht Der Platz ist das ganze Jahr hin­ vertreten ist, ist man der Ansicht, durch bewohnt gewesen. Dies geht dass Birka seine Bedeutung späte­ aus den vielen Gräbern hervor, von stens zwischen 970 und 980 verloren denen eine grosse Zahl im Winter haben muss. Dies stimmt auch gut angelegt worden ist (Eissporen, Pel­ mit den Gegenständen der jüngsten ze), und aus den ungewöhnlich vie­ Grabfunde überein. Es gibt aber len Kindergräbern. Es ist behauptet auch einzelne Gegenstände in Svarta worden, dass es sich statt dessen um Jorden, die normalerweise in die Zeit einen Markt- und Versammlungs­ nach dem Jahre 1 000 datiert zu wer­ platz handele, wohin man die Toten den pflegen. Diese Funde könnten zur Bestattung gebracht habe. Alle darauf hindeuten, dass einzelne Siedlungen im Umland haben jedoch Menschen hier auch nach dem Zeit­ ihre eigenen Gräberfelder. Die Kon­ punkt zurückgeblieben waren, an zentration von Gräbern aus der abge ­ dem der Schwerpunkt des Handels grenzten Zeitspanne von 170 bis 200 vor oder um 990 nach Sigtuna ver­ Jahren zeigt, dass es sich um einen legt worden war. volkreichen Ort von 700 bis 1 000 Sowohl die Grabfunde wie die Einwohnern im Durchschnitt gehan­ Stratigraphie um die Anlegebrücke delt hat. Diese Ziffern sind wahr­ von Svarta Jorden herum zeigen, dass scheinlich zu niedrig für das 10. Jahr­ das 9. Jahrhundert schwächer vertre­ hundert und zu hoch für das 9. Jahr­ ten ist als das 10. Jahrhundert. Nicht hundert. zuletzt die Entstehung des Stadt­

Die Hügel, die den Hof Hovgården auf Adelsö mit Alsnö hus verdecken, sieht man fast in Bildmitte links von der Kirche. Die Insel Björkö gegenüber von Hovgården war wahrscheinlich ein Teil der Gemarkung des früheren Krongutes. Die Insel eignete sich gut als Handelsplatz/Zollstation, die im Gebiet des Mälarsees benötigt wurden, umdie Ausfuhr der Rohstoffe des Hinterlandes und die Einfuhr wertvol ­ ler Produkte aus dem Ausland zu kontrollieren. 44 Das Krongut Adelsö und Birka

Man kannsich fragen, wie eine Stadt Anschluss an die Bebauung. Auf den oder ein grosser Ort wie Birka ent­ Adelshöfen liegen nur die grossen standen sein kann. Der Platz liegt in Grabhügel, bemerkenswerte Runen­ einem bedeutungsvollen, für seine steine, später oft auch die Kirche und Zeit dichtbesiedelten Umland mit die Burganlage nahe beim Hofplatz einigen tausend Siedlungen in Form und am Strand. Das Gräberfeld für von Bauernhöfen. In diesem Umland die übrigen Einwohner des Hofes gab es gewisse Siedlungen, die, als liegt weiter von den Gebäuden ent­ vorgeschichtliche Stätten betrachtet, fernt. eine andere Struktur aufweisen als Im Gebiet des Mälarsees liegen die die übrigen. Normalerweise liegt das meisten Städte aus dem Mittelalter Gräberfeld eines Hofes im direkten in direktem Anschluss an Krongüter 45 oder Adelshöfe dieser Art. Birka ist lung, auf der Steuerfreiheit für den keine Ausnahme. Auf der Insel Adel­ eigenen Hof für diejenigen einge­ sö, etwa 3 km nördlich von Björkö, führt wurde, die für den König ritten liegt neben der Kirche von Adelsö statt in der Seezugflotte Dienst zu der Hof Hovgården, der als Krongut tun, die seit Ende der Wikingerzeit des Mittelalters bekannt ist. Dort die normale Streitmacht darstellte. hielten sich die Söhne von Birger Jarl, Die Beschlüsse der Versammlung Valdemar und Magnus Ladulås, häu­ auf Alsnö wurden dann bis zum Be­ fig auf und Hessen einen Palast aus ginn des 20. Jahrhunderts bestim­ Backsteinen auf einem wahrschein­ mend für die Gestaltung der schwe­ lich aufgeschütteten Erdhügel er­ dischen Grundsteuern. bauen. Die Reste dieses Palastes, Als- Zu dem Krongutkomplex auf nö hus, wurden 1916—17 unter­ Adelsö gehören weitere Teile, die für sucht, und es zeigte sich, dass er seine Deutung von grosser Bedeu­ reichlich mit Ornamentdetails aus­ tung sind. Der Palast und das alte gestattet war. Er war wahrscheinlich Hauptgebäude des Krongutes liegen das erste profane Gebäude im Gebiet auf einer deutlich hervortretenden des Mälarsees, das aus dem damals Landzunge, die sich in den See der neuen Baumaterial Ziegel erbaut Wikingerzeit erstreckte. Sie wird worden war. vom Bauerndorf, der Kirche und ein In diesem Palast versammelte sich paar sehr grossen Grabhügeln durch zB um 1280 die Reichsversamm­ eine „Bucht" auf dem Fünfmeterni-

Der Runenstein bei Alsnö hus: ,,Deute die Runen! Richtig liess sie hauen Tolir, Statthalter des Königs in Roslagen. Tolir und Gylla Hessen (sie) hauen, beide Eheleute als Denkmal zu ihren Ehren... Håkon befahl zu hauen."

46 veau getrennt, die wahrscheinlich als Vertäuungsplatz für die Boote des Helgö — Birka Krongutes gedient hat. Der Abhang vom Plateau von Alsnö hus bis hin­ Birka ist offenbar nicht der älteste unter zum Boden der Bucht ist mit Stützpunkt für den Handel in der Steinen ausgelegt gewesen und wird Nähe der Ausfahrt aus dem Mälarsee nach Süden hin von einem mit Ru­ gewesen. Auf einer kleinen Insel na­ nen versehenen Steinblock abge ­ mens Helgö im Kirchspiel Ekerö et­ schlossen, der den ältesten einheimi­ wa 10 km südöstlich von Birka gibt es schen schriftlichen Beleg für mehre­ weitläufige Werkstätten für das Me­ re Wörter enthält, die für die schwe­ tallgewerbe und reiche Spuren von dische Mittelalterforschung von Be­ Handelstätigkeit aus der Zeit von deutung sind: konung ( = König), Ro ­ 400 bis 800 n.Chr. Diese bedeuten­ den (= Roslagen, Küstengebiet in de Ansammlung von Höfen scheint Mittelschweden) und bryte ( = Vogt also als ein Vorgänger von Birka eines grösseren Hofes oder einer funktioniert zu haben. Der Platz Ansammlung von Höfen). wurde nicht völlig verlassen, als der Einer der grösseren Hügel, Sko- Schwerpunkt nach Birka verlagert pintull, wurde gleichzeitig mit Alsnö wurde, die Funde bekommen jedoch hus 1917 untersucht. Die Funde einen anderen Charakter. stammen aus der Zeit um das Jahr Auch Helgö kann mit einem Kron- 900. Funde aus einigen der unter­ gutkomplex in Verbindung gebracht suchten Gräber des hinteren Gräber­ werden, dessen Mittelpunkt ein Hof feldes einige hundert Meter nord­ auf der anderen Seite des Wassers bei westlich des Dorfes können jedoch in Hundhamra, dem heutigen Nors- das 7. und 8. Jahrhundert datiert borg in der Gemeinde Botkyrka, war. werden. Dies gilt oft für Höfe mit Hier liegen die grossen Grabhügel einer entsprechenden Funktion in oder Königshügel, ein seit langem der Bauerngesellschaft, weswegen bekanntes Krongut oder ein Adels­ man annehmen muss, dass eine Art hof, eine Burganlage aus dem Mittel- von Organisierung der Gesellschaft alter und ein Gräberfeld für die übri­ zu dieser Zeit stattgefunden hat. ge Bevölkerung einige hundert Meter Die Anwesenheit des Königs in der weiter landeinwärts. Auch hier kön­ Nähe von Birka, z.B. bei Ansgars Be­ nen die grossen Grabhügel und das such, dürfte deshalb mit eben diesem normale Gräberfeld in das 7. und 8. Adelsö in Verbindung gebracht Jahrhundert datiert werden. werden.

47 VENDEL

HUNDHAMMti

Björkö liegt an einer Stelle, wo die Wasserstrassen nach dem inneren Teil des Mälarsees und eine Transportroute von dem Engpass in Södertälje nach Uppsala und entlang dem Fluss Fyrisån nach Valsgärde und Wendel sich kreuzen. Diese an Funden reichen Orte waren vermutlich von Bedeutung für die frühe Eisenher­ stellung und den Rohstoff export. Am Ende der vorgeschichtlichen Zeit gab es in den Landschaften am Mälarsee mindestens etwa 4 000 Siedlungen, in der Regel Einzelgehöfte. Zu Anfang der Wikingerzeit war die Zahl bedeutend niedriger, melleicht 1 000 bis 1 500 (mit Punkten markiert), während die übrigenin der Zeit von 800 bis 1 WO n Ohr gegründet wurden. 48 Das Umland — Birka — die Handelssysteme

Als man früher Birka und seine Ver­ fe, Heu und Rohstoffe nicht im not­ hältnisse diskutierte, war man davon wendigen Umfang produzieren. überzeugt, dass die Stadt vor allem Es galt auch, die wichtigen Roh­ Bedeutung im internationalen Zu­ stoffe und Rohwaren Eisen, Pelze, sammenhang als ein Stützpunkt auf Elchgeweihe, Eiderdaunen usw zu dem Wege zwischen West und Ost sammeln, die auf dem internationa­ hatte, als ein Ersatz für den durch die len Markt gangbar waren. Diese wa­ arabischen Eroberungen unterbro­ ren in der Regel schwer und sperrig chenen Weg durch das Mittelmeer und konnten am einfachsten im Win­ nach dem Nahen Osten. Heute ist ter auf dem Eis aus den nördlichen man der Ansicht, dass die Isolierung Wäldern herantransportiert werden, der europäischen Völkernicht so to­ oder sonst mit kleinen Schiffen über tal war, wie man sich früher vorstell­ das offene Wasser. Man muss anneh­ te. Gleichzeitig haben die Kenntnis­ men, dass die Wintermärkte haupt­ se über das Umland von Birka im Tal sächlich für diesen Typ von Handel des Mälarsees zugenommen, teils benutzt wurden und dass Birka als durch die Inventarisationder Boden­ Lagerplatz diente, bis man die Lager ­ denkmäler und teils durch die umfas­ waren im Sommer über Wohin, Hai- senden Grabungen, die im Zusam­ thabu und andere Orte nach dem menhang mit der Bodenerschlies­ Kontinent verschiffen konnte. Als sung während der letzten Jahrzehnte Bezahlung für solche Waren erhiel­ vorgenommen worden sind. ten die Kaufleute von Birka dann die Aus diesem Material geht hervor, Luxusartikel, die allmählich in den dass es eine dichte Besiedlung um Gräbern der Reichen landeten. Ge­ den Mälarsee herum gab. Der Markt­ genstände dieser Art sind nur in Aus­ platz Birka hat also diese Höfe mit nahmefällen ausserhalb von Birka einfacheren Handwerkserzeugnissen nach den Höfen des Umlandes ge ­ und Handelswaren wie Kämme, langt. Auf jeden Fall sind sie sehr viel Messer, Nadeln, Schmuck verschie­ seltener in die Gräber mitgegeben dener Art, Perlen und vielleicht Tex ­ worden. tilien und Salz versorgt. Diese waren Der internationale Handel hat da­ nicht zuletzt eine Form der Bezah­ gegen wahrscheinlich eine ziemlich lung für die verschiedenen Produkte, begrenzte Rolle gespielt. Nur ver­ die angeschafft werden mussten, da­ hältnismässig teure und leicht zu mit die Bevölkerung auf der Insel transportierende Waren wie Silber, sich ernähren und ihre Werkstätten Seide, Schwertklingen, und Sklaven betreiben konnte. Die Insel selbst dürften für solche Transporte wert­ konnte Nahrungsmittel, Brennstof­ voll genug gewesen sein. 49 Birka und das Muster der Städte im baltischen Gebiet

Vor nicht sehr vielen Jahrzehnten nicht als Städte in einem späteren, kannte man nur wenige Gegenstücke hochmittelalterlichen Sinn bezeich­ zu Birka: eigentlich nur Haithabu an net werden, als die Stadt ein fester der schmälsten Stelle von Schleswig, juristischer Begriff mit eigener Ver­ Dorestad im Rheinland und Wohin waltung, Gesetzgebung, Verteidi­ an der Odermündung im heutigen gungsorganisation und dazugehöri­ Polen. Die internationale Städtefor­ gen Anlagen usw. war. Sie verteilen schung ist in der Nachkriegszeit je­ sich auch über eine Skala, je nach der doch aufgeblüht. Neue Orte sind be­ Grösse des Umlandes, dem Angebot kannt geworden wie Dublin, York, an Handelswaren und dem Organisa­ Hamwic (Southampton), Ripen, tionsniveau. Århus, am Oslofjord, nord­ Birka ist einer der wenigen Orte in deutsche Plätze wie Rostock, Rals­ diesem Muster, wo man wirklich von wiek und Menzlin, polnische wie einer Stadt sprechen könnte. Man Kolberg (Kofobzreg) und (bei weiss, dass sie ein eigenes Gericht, Elbing) sowie Staraja Ladoga und einen Vogt und möglicherweise auch Nowgorod nahe Leningrad in der So­ ein eigenes Stadtrecht hatte, das sog. wjetunion. In Schweden hat man ei­ Bjärköa-Gesetz, das als Recht für die ne Reihe von kleinerenOrten gefun­ schwedischen Städte diente, bis den, die im Zusammenhang von Be­ Magnus Erikssons Stadtrecht im 14. deutung sind: Helgö, Paviken auf der Jahrhundert eingeführt wurde. Es Insel , Köpingsvik auf Öland handelte sich auch um einen dicht­ sowie Åhus und Löddeköpinge in bebauten Ort mit Verteidigungsan­ Schonen. lagen. Es hatte keinen landwirt­ Alle diese Plätze können natürlich schaftlichen Charakter, sondern hat- 50 SIGTUNA' KAURANI iBJRKA STARAJA LADOGA HELGO

yLÖDÖSE// o Ikungahalla ■RAV I KE N

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LÖDDEKÖPINGE

. • ' MENZLIN TRUSO HAMMABURG

Birka war sicher ein wichtiger Knotenpunkt im Netzwerk von Handelsplätzen im Norden der Wikingerzeit, zwischen denen Handwerker und Kaufleute, Missio ­ nare und Gesandte verschiedener Art hin- und herreisten.

te als Haupterwerbsquellen Handel menhang geforscht wird. Man könn­ und Handwerk. Birka wird daher im­ te meinen, wir wissen viel über den mer als eine frühe Vertreterin der Platz, vieles ist jedoch immer noch in urbanisierten Gesellschaftsform fas­ der Erde von Birka verborgen. zinieren, in der wir selbst leben. Deshalb ist es wichtig, dass weiter über Birka und dessen Rolle im Um­ land und im internationalen Zusam­ 51 Verwaltung und Bodenpflege

Wie aus der Forschungsbeschreibung Bis 1930 war das Grundprinzip, hervorgeht, führten Stolpes Grabun­ dass der Boden sich selbst überlassen gen in den 70er und 80er Jahren das sein sollte. Der Mensch sollte hier 19. Jahrhunderts dazu, dass ein gros­ keine Eingriffe vornehmen. Nicht ser Teil von Björkö in den Jahren einmal umgefallene Bäume und her­ 1912-14 vom Staat gekauft wurde. abgefallene Äste durften entfernt Später hat die Kgl. Akademie der Li­ werden. 1931 wurde eine umfassen­ teratur, Geschichte und Altertümer de Restaurierungsarbeit eingeleitet, grosse Teile hinzugekauft, und heute die unter der Leitung des späteren befinden sich der ganze Bereich der Stellv. Reichsdenkmalpflegers KA vorgeschichtlichen Stätten und ein Gustawsson stand. Er experimen­ grosser Teil der übrigen Insel im Be­ tierte hier die Methoden aus, die seit­ sitz des Staates und werden vom dem für die Bodenpflege auf schwe­ Zentralamt für Denkmalpflege ver­ dischen vorgeschichtlichen Stätten waltet. Zwei der Höfe im Dorf Björk- angewandt worden sind. ö sind jedoch nach wie vor in Privat­ Das Ziel war, die Kulturlandschaft besitz. mit offenen, baumbestandenen Wei­ 52 den wiederherzustellen, die bis in zuleben als in der mit Büschen be­ unser Jahrhundert hinein die schwe­ wachsenen und mit Tannenwäldern dische Landschaft auf dem flachen aufgeforsteten übrigen Landschaft. Land geprägt hat. Diese wird durch Die Beibehaltung und Pflege die­ spärlich mit Bäumen bewachsene ser Kulturlandschaft ist eine der Viehweiden, die um offene Äcker wichtigsten Aufgaben des Zentral­ herum liegen, gekennzeichnet. Auf amts für Denkmalpflege auf Björkö. Björkö sind die Äcker in Weideland Eine andere ist, durch Information verwandelt worden, um weitere Ero­ Kenntnisse über und Verständnis für sion zu verhindern. Dadurch ist es die Kulturlandschaft und die in diese der Kräuterflora ermöglicht worden, eingebettete schwedische Kulturge ­ in einer ganz anderen Weise weiter­ schichte zu verbreiten.

Links Björkö, wie es vor 1931 aussah. Heute ist Björkö eine freundliche und grünende Insel in der Landschaft am Mälarsee, die sonst immer mehr von dunklen Fichtenwäldern bewachsen ist. Weitere lesenswerte Schriften

Über Björkö und die dortigen vorge­ XI, 1961 herausgegeben, ist hier eine schichtlichen Stätten und Funde ist wichtige Quelle, aus der mehrere Zi­ eine umfassende Literatur entstan­ tate im Text wiedergegeben werden. den. Vieles davon gibt es nur in Form Adams Werk ist in vier „Bücher”, kurzer Aufsätze in wissenschaftli­ I—IV, jedes von ihnen bestehend aus chen Zeitschriften, aber eine Reihe einer Reihe kurzer Kapitel, unter­ von wichtigen Veröffentlichungen teilt. Ausser dem Grundtext gibt es sind auch in leichter zugänglicher eine Reihe eingeschobener Angaben, Form vorhanden. Es ist nicht mög­ sog. Scholien, die Auskünfte ertei­ lich, eine erschöpfende Bibliogra­ len, von denen ein Teil zeitgenössi­ phie vorzulegen, aber gewisse Lese­ sche Erklärungen sind, in einer Reihe tips sollten hier doch kapitelweise von Fällen aber auch spätere „Ver­ vermittelt werden. Eine klassische besserungen”. Die ersten drei Bü­ populäre Übersicht ist die von Hol­ cher geben eine historische Darstel­ ger Arbman 1939 veröffentlichte lung des Erzbistums Bremen von Schrift Birka, Sveriges äldsta handels­ Ansgar bis zur Zeit um das Jahr stad. 1070. Das vierte Buch ist eine geo­ Die Mission und Ansgar. Eine graphische Beschreibung des grossen wertvolle Schrift zu diesem Ab­ nordeuropäischen Missionsgebietes schnitt ist Rimberts Leben Ansgars, in von Bremen. Ausgewählte Quellen zur Deut­ Die vorgeschichtlichen Stätten. schen Geschichte des Mittelalters Zur rein topographischen Beschrei­ XI, 1961 herausgegeben. bung von Birka bedarf es kaum wei­ Die Quellen und die Identifizie­ terer Literatur. Sie kann nur durch rung. Adam von Bremens Bischofsge­ eigene Wanderungen auf der Insel schichte der Hamburger Kirche in erfahren werden. Die verschiedenen Ausgewählte Quellen zur Deut­ Formen der Gräber sind von Ann- schen Geschichte des Mittelalters Sofie Gräslund in ihrer Dissertation 54 von 1980, Birka IV, beschrieben Schweden und das Karolingische Reich worden. Die Untersuchung des Teil 1937, Agnes Geijers Abhandlung von Svarta Jorden um die Anlege­ über die Textilien, Birka, Teil III, brücke herum wurde 1973 von Am­ 1938, Dagmar Sellings Wikingerzeit­ brosiani, Arrhenius et al. in Riksan­ liche und Frühmittelalterliche Kera­ tikvarieämbetets Rapportserie, Cl mik in Schweden, 1955, und Brita 1973, Birka, Svarta jordens hamnom­ Malmers Nordiska Mynt före år1000, råde, veröffentlicht. 1966. Die Landhebung und die Strandli­ Die Chronologie von Birka — An­ nien. Die Diskussion über dieses fang und Ende. Die hier geführte Thema ist vor allem in Zeitschriften­ Diskussion geht vor allem zurück auf aufsätzen geführt worden. Die Birka- Holger Arbmans Darstellung in Bir­ problematik wird z.B. von Björn ka, Teil I, 1943, und auf Björn Am­ Ambrosiani in dem Aufsatz Mälar­ brosianis abschliessendes Kapitel im städerna och landhöjningen in: Bericht über Svarta Jorden von 1973. Bebyggekehistorisk Tidskrift nr3 1 982 Hinzugefügt werden kann Birgit Arr­ behandelt. Siehe auch später veröf­ henius’ Aufsatz Die ältesten Funde fentlichte Untersuchungen, z.B. in: von Birka in: Prähistorische Zeitschrift Boken om Helgeandsholmen 1982 und 51, 1976, über die ältesten Funde bei Anders Ödman in dessen Abhand­ von Birka. lung tre borgar 1988. Krongut Adelsö, Alsnö hus. Die Funde. Die Bearbeitung ist Grundlegende Arbeiten über Adelsö bisher vor allem auf die Grabfunde sind Bengt Thordemans Abhandlung ausgerichtet gewesen. Eine umfas­ Alsnö hus, 1920, über die Ausgrabung sende Präsentation des Materials des Palastes und Hanna Rydhs Bericht liegt in der Monographieserie der Kgl von 1936 über die Grabgrabungen Akademie der Literatur, Geschichte auf der ganzen Insel, unter anderem und Altertümer Birka, Teil I vor. Teil auf dem Areal von Hovgården, in: 11, dessen letzter Band 1989 erschie­ Förhistoriska undersökningar på nen ist, enthält eine Übersicht über Adelsö. verschiedene Materialkategorien. Helgö. Die Untersuchungsergeb­ Ausserdem sind in den letzten Jahren nisse von Helgö werden fortlaufend in eine Reihe von Dissertationen über der Monographieserie der Kgl Akade­ verschiedene Kategorien von Gegen­ mie der Literatur Geschichte und Al­ ständen erschienen, z.B. Inga Hägg, tertümer Excavations at Helgö veröf­ Kvinnodräkten i Birka, Aim 2, 1974, fentlicht. Es gibt auch ein paar popu­ Kristina Ambrosiani über das Kam- läre Bücher von Wilhelm Holmqvist material in: Stockholm Studies in und Karl-Erik Granath über Helgö, Archaeology 2, 1981, Wladyslav herausgegeben 1969, und on Duczko über die Silberfiligranarbei­ Helgö and Birka, 1979. In der Serie ten in Birka V, 1985, Ingmar Jansson Studies des Staatlichen Museums für Ovala spännbucklor, Aun 7, 1985. Geschichte ist ein Buch mit Ein paar ältere Arbeiten dieser Art Aufsätzen unter dem Titel Thirteen sind Holger Arbmans Abhandlung opinions about Helgö erschienen. 55 Verwaltung und Bodenpflege. die Bebauungsgeschichte des Tals K A Gustawsson hat in einigen klei­ des Mälarsees und die Rolle Birkas in nen Schriften das Vorgehen bei der seinem Umland. Da diese Literatur Form der Bodenpflege beschrieben, nicht besonders leicht zu erreichen die seit den dreissiger Jahren von ist, sehen wir davon ab, nähere An­ Björkö ausgehend entwickelt wor­ weisungen zum Lesen zu geben. Da­ den ist. Die wichtigste Schrift ist die gegen sind viele Stichworte im Text 1970 herausgegebene 2. Auflage von in den Schriften Vikingatidens ABC Fomminnesvård. bzw. Medeltidens ABC zu finden, die Die übrigen Abschnitte dieser in der Serie Histońa i fickformat des Schrift gehen hauptsächlich zurück Staatlichen Museums für Geschichte auf eine Reihe von Aufsätzen über erschienen sind.

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ISBN 917192 738