Alexandre Guilmant · Louis Vierne Ben Van Oosten · Introduction Et Allegro · Sonate Nr
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ALEXANDRE GUILMANT · LOUIS VIERNE BEN VAN OOSTEN · INTRODUCTION ET ALLEGRO · SONATE NR. 1 D-MOLL OP. 42 · AM 20.01.2009 · CHARLES-MaRIE WIDOR · MYSTIQUE · MaRCEL DUPRÉ PRÉLUDE ET FUGUE AS-DUR OP. 36 NR. 2 · CÉSAR FRANCK · CHORAL NR. 1 FINAL · ORGELSINFONIE NR. 3 FIS-MOLL OP. 28 · SO KLINGT NUR DORTMUND. 2,50 E KONZERTHAUS DORTMUND · DIENSTAG, 20.01.2009 · 20.00 Dauer: ca. 2 Stunden inklusive Pause BEN VAN OosTEN ORGEL Abo: Orgel im Konzerthaus In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy- klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 4 I 5 ALEXANDRE GuiLMANT (1837 – 1911) CÉSAR FRANck (1822 – 1890) Sonate Nr. 1 d-moll op. 42 Choral Nr. 1 E-Dur Introduction et Allegro Pastorale. Andante quasi Allegretto – Pause – Final. Allegro assai Louis ViERNE (1870 – 1937) CHARLES-MARIE WidoR (1844 – 1937) Orgelsinfonie Nr. 3 fis-moll op. 28 Aus: »Trois Nouvelles Pièces« op. 87 Allegro maëstoso ›Mystique‹ Cantilène Intermezzo MARCEL DupRÉ (1886 – 1971) Adagio Prélude et Fugue As-Dur op. 36 Nr. 2 Final 6 I 7 PROGRAmm 8 I 9 PARisER LuXus FRANZÖsischE ORGELmusik AN DER SchwELLE Vom 19. zum 20. sorgte für Furore, wenige Tage später bereits durfte er an selber Stelle ein komplettes Konzert JAHRhuNDERT geben. Auch die Gunst, die er sich bei Cavaillé-Coll, dem Obersten aller damaligen Orgelbauer, erworben hatte, war ihm förderlich. Schließlich betraute man ihn ab 1871 mit dem Amt des Titular- Es ist, als sei an diesem Punkt der Erde eine Sternschnuppe gelandet, in ihrem Sog lauter kleine Organisten an der Sainte-Trinité. Prinzen der Musikgeschichte. Paris lebt bis heute von seiner eigenen Musikgeschichte, die nur Guilmants acht Orgelsonaten entstanden zwischen 1874 und 1906. Sein Kompositionsstil von wenigen, von Liebhabern und Kennern goutiert wird. Die Touristen bemerken sie kaum, ob- zeigt eine enorme Vielfalt: großflächige, massive Klänge, schnelle Pedalpassagen, rasch wech- wohl sie oft genug durch sie hindurchwandern. Egal, ob in der Rue Corot, der Avenue Ledru Rollin, selnde Sechzehntel-Akkordbewegungen, manuelle Toccata-Figuren (so im Finale der ersten an der Place du Jour. An diesen Flecken befinden sich Kirchen, bedeutende, kleinere, bombas- Sonate), typisch romantische Melodik mit ruhigen Begleitstimmen und schnelle, delikate Scherzo- tische. In Paris gibt es davon mehr als 300 – und fast genauso viele Orgeln. Ein riesiges Instrumen- Strukturen. Außerdem führte Guilmant spieltechnische Neuheiten ein: die Verwendung des Dop- tenmuseum, frei begehbar, und zugleich offene Bühne für Fragen der Orgel-Architektur, -Philo- pelpedals und das gleichzeitige Spiel auf drei unterschiedlich registrierten Manualwerken. Im sophie und -Geschichte. 5743G egensatzAnz_12_Tenoere_sw zu dem damals vorherrschenden 01.09.2005 musikalischen 12:34 GUhreschmack Seite komponierte 1 Guilmant Wer mühte sich nicht alles an diesen Orten um einen kärglichen Organistenlohn? Die Couperin- Sippe besetzte fast ein Jahrhundert lang die Orgelbank von Saint-Gervais, auf Rameau traf man in Sainte-Croix-de-la-Bretonnerie, Saint-Saëns und Fauré dienten in der Madeleine, César Franck gehörte nach über vierzig Dienstjahren fast schon zum Inventar von Sainte-Clotilde. Dazu Vierne, Widor, Dupré, Messiaen und die anderen. An der miesen Bezahlung hat sich über die Jahrhunderte wenig geändert, selbst auf den Renommierposten ist das nicht anders. Paris zwi- schen den 1880 und 1930er Jahren – immer wieder eines der spannendsten Kapitel in der französischen Musikgeschichte. MAssiVE KLÄNGE ALEXANDRE GuiLMANT SONATE NR. 1 D-moLL op. 42 Alexandre Guilmant war von 1871 bis 1901 Organist an der Sainte-Trinité, jener Kirche, in der Die 12 Tenöre Olivier Messiaen ab 1931 für mehr als sechs Jahrzehnte treu seinen Dienst versah. Guilmant stammte aus dem Norden Frankreichs, aus Boulogne-sur-Mer. Er war der Sohn eines Lehrerehe- paars – ihr fünftes Kind. Ein bisschen genetische Veranlagung war es wohl, die Guilmant zur Orgel gebracht hat, denn sein Vater war nebenher als Organist in Boulogne tätig und besaß auch einige Kenntnisse im Orgelbau. Kaum zwölf Jahre alt, konnte Alexandre den Vater bereits beim Sonntagsdienst vertreten. Dazu kam sein menschlich-gütiges, warmherziges und zugleich nobles Auftreten, mit dem er sich breite Anerkennung verschaffte. Nach Studien in Brüssel – deren BMW Wirkung noch bis in seine Pariser Zeit reichten, denn die erste Orgelsonate ist dem belgischen Niederlassung König Leopold II. gewidmet – durfte Guilmant 1862 die neue monumentale Cavaillé-Coll-Orgel Dortmund von St. Sulpice in Paris einweihen, an der Seite von Franck, Saint-Saëns und anderen. Sein Spiel Nortkirchenstraße 111 · 44263 Dortmund Tel. 0231 9506-0 · www.bmw-dortmund.de www.bmw- dortmund.de Freude am Fahren 10 I 11 WERKE in einem soliden, traditionellen Stil mit klassischen Strukturen und überschaubaren Proporti- die 67 Stufen nicht mehr steigen konnte, blieb er im Kirchenschiff in Höhe der Kanzel sitzen, onen. In Frankreich schufen im Bereich der Orgelmusik Alexandre Guilmant mit seiner »Première auf seinem akustisch gesehenen Lieblingsplatz. Sonate« (veröffentlicht erstmals 1875) und Charles-Marie Widor mit seiner »Première Symphonie« Neben Widors zehn Orgelsinfonien stehen viele kleinere Werke, die Widor im Laufe seines (1872) Orgelwerke dieser Gattung. langen Lebens geschrieben hat, darunter auch die »Trois Nouvelles Pièces« von 1934, sein kom- positorisches Vermächtnis. Ausgerechnet mit drei »Neuen Stücken« beendet er sein musikalisches Leben. Natürlich sind sie jenem Instrument gewidmet, an dem er so viele Stunden seines Lebens EhRENORGANisT CHARLES-MARIE WidoR Aus: »TRois NouVELLES PIÈCES« op. 87 verbracht hatte. ›MYSTIQUE‹ Auch Widor zählte zu den Schützlingen von Cavaillé-Coll. Ganze 64 Jahre währte seine Ära in St. INTELLEKTUELLER DUKTUS MARCEL DUPRÉ PRÉLUDE ET FUGUE AS-DUR OP. 36 NR. 2 Sulpice. Als Dank verlieh man ihm am Ende dieser einzigartigen Laufbahn den Titel »Organiste d’honneur«, und seine Orgel wurde um zwei Pedalregister erweitert, die Widor sich lange ge- Es gibt ein Foto vom Anfang der 30er Jahre, auf dem man Widor an der Orgelbank von St. Sulpice wünscht hatte. sitzen sieht, neben ihm sein »musikalischer Sohn« Marcel Dupré. Das Bild ist leider reichlich St. Sulpice sei das Bindeglied zwischen der alten und neuen Kunst, mutmaßte Cavaillé-Coll unscharf, es zeigt im Vordergrund den betagten Widor, im Hintergrund den damals knapp 45-jäh- in einem Brief über sein Instrument. Ein Bindeglied von 18 Metern Höhe, mit vier Etagen für die rigen, bereits leicht ergrauten Dupré. Das Foto hat eine gewisse Symbolkraft. Am 31. Dezember Mechanik, drei für das Pfeifenwerk. Trotz späterer Umbauarbeiten hat man am Klangideal bis 1933 nahm Widor seinen Schüler zur Seite und sagte ihm: »Am nächsten Sonntag werden Sie heute nichts Entscheidendes geändert. Und neben der Orgel, ein paar Schritte nur, gibt es ein mich in St. Sulpice vertreten, und ich will Sie noch zu meinen Lebzeiten meine Stelle übernehmen eigenes Künstlerzimmer, ganz in würdigem Rot, mit riesigem Spiegel. Dort kann man immer noch sehen.« So kam es denn auch. Bereits seit 1906 hatte Dupré seinen Kompositionslehrer immer den Geist der Widor-Zeit einatmen, dort haben sie gesessen, Widor und Schweitzer, wie sie ge- wieder vertreten, auch in Notre Dame hatte er ab 1916 regelmäßig Vertretungsdienste über- meinsam die Wiederbelebung des alten Bach in Frankreich vorangetrieben haben; dort hat Widor nommen – für Louis Vierne. Nun bestieg er in St. Sulpice einen der Organistenthrone, auf dem Noten für die Ewigkeit geschrieben. Noch ein Jahr nach seinem Abschied kam der damals er bis in sein Todesjahr 1971 sitzen sollte. knapp 92-jährige Widor immer wieder in die Kirche, um seine geliebte Orgel zu hören: Weil er Seine 1938 fertig gestellten drei Präludien und Fugen op. 36 bilden Duprés erstes bedeutendes Orgelwerk seit »Le Chemin de la Croix« von 1931. Diese Stücke wurden 26 Jahre nach den ersten »Trois Préludes et Fugues« und kurz vor einer ausgedehnten Tournee Duprés in die USA und Australien geschrieben. Die musikalische Sprache dieser Werke unterscheidet sich stark von der der ersten Gruppe op. 7 und zeigt die Entwicklung von Duprés Kompositionsstil. Alle drei Stücke besitzen einen sehr unterschiedlichen Charakter und zeigen eine strenge, fast akademische Dis- ziplin. Der intellektuelle Duktus wird durch die minuziösen Anmerkungen unterstrichen, mit denen Dupré den Notentext versehen hat: Die Stücke enthalten nicht nur Finger- und Fußsätze, sondern auch genaue analytische Angaben bezüglich der formalen Konstruktion und des Kontrapunkts (Themen, Umkehrungen, Vergrößerungen, Tonartverwandtschaften). Wie in den frühen Präludien und Fugen op. 7 ist auch hier jedes Formenpaar als ein Ganzes konzipiert: Das thematische Material des Präludiums wird auch in der dazugehörigen Fuge entwickelt. Die Uraufführung spielte Dupré im Juli 1939 in der Town Hall in Sydney. 12 I13 WERKE WEG zuR ORGELsiNfoNIE CÉSAR FRANck ChoRAL NR. 1 E-DUR César Franck verbrachte seine Organistenzeit zu einem Großteil in St. Clotilde in der Rue Las Cases im siebten Arrondissement von Paris. Allerdings wäre er lieber in St. Sulpice gelandet, doch diesen Posten hatte Widor ihm vor der Nase weggeschnappt (auch daran war Cavaillé-Coll nicht ganz unschuldig). Von Franck gibt es keine Orgelsinfonie, dafür war die Zeit noch nicht reif. An- sätze dafür zeigen sich etwa in seiner Komposition »Grande pièce symphonique«,