JAHRESBERICHT 2011 Zum Geleit
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JAHRESBERICHT 2011 Zum Geleit Zum dritten Mal legt das Österreichische Filmmuseum einen Jahresbericht über seine Aktivitäten vor. Die Texte, Übersichten und Fotos, die Sie auf den folgenden Seiten fin- den, sollen Ihnen Einblick geben in die vielfältig vernetzten © BRUNO KLOMFAR Tätigkeitsbereiche, Projekte und Ereignisse im Filmmuseum – von Jänner bis Dezember 2011. Gleichzeitig stellt das hier sich die Kulturtanker gerne gegenseitig übertreffen), son- Das Unsichtbare Kino 3 versammelte Material nur die Spitze eines Eisbergs dar: Wer dern den Willen, allgemeinen Museumsprinzipien und spe- im Österreichischen mit Museen oder kulturellen Veranstaltungen auch nur am zifischen Positionen eines Hauses täglich Leben einzuhau- Filmmuseum Rande zu tun hat, weiß, dass sich deren eigentliche Qualität chen: ihnen eine konkrete Gestalt zu geben; sie so nicht allein an „harten Fakten“ und dem äußeren bzw. me- transparent zu halten, dass sie im „Produkt“ nicht ganz ver- dial vermittelten Erscheinungsbild bemessen lässt, sondern schwinden, sondern als ständige Arbeit erkennbar bleiben. auch auf einer Vielzahl feinerer Faktoren beruht. Es sind Ich danke allen, die im vergangenen Jahr diese Arbeit diese Faktoren – z.B. soziale, kommunikative, ästhetische unterstützt und Anteil an der Entwicklung des Hauses ge- Qualitäten –, die das „Weichbild“ einer Organisation und die nommen haben: den vielen Fördernden Mitgliedern (S. 15), die Erfahrung ihrer Besucher/innen prägen. sich in wachsender Zahl (und zumeist in langjähriger Konti- nuität, was für uns besonders wichtig ist) um die Institution Das Filmmuseum kann wahrlich nicht klagen, was die hard verdient machen – ihr privates Engagement ist nicht nur eine facts (Besucherzahlen, durchgeführte Projekte, Sammlungs - finanzielle, sondern auch eine moralische Stärkung für un- zuwächse) oder die öffentliche Wahrnehmung betrifft: Ein sere Arbeit; den beiden Hauptförderern des Filmmuseums, der vielfältiges und hochwertiges Programm (S. 2) geht einher Republik Österreich und der Stadt Wien, die jeweils etwa mit der besten Auslastung unter allen österreichischen 30 Prozent unseres Gesamtbudgets finanzieren; den vielen Kinos; die Vermittlungsprogramme und Aktivitäten außer Haus Kooperationspartnern, Sponsoren und Vereinigungen, die das (S. 8–9), die Buch- und DVD-Publikationen (S. 10) und die Pro- Haus 2011 wieder – oder erstmals – unterstützt haben (S. 14). jekte im Bereich der Sammlung, Forschung und Restaurierung Ganz besonders möchte ich mich bei den außerordentlich (S. 11–13) werden mehr und umfangreicher; die heimische engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Österrei- und internationale Präsenz des Hauses im Fachdiskurs, in chischen Filmmuseums (S. 16) bedanken. Bei jenen, die Film- und Kunstzeitschriften und in der Tagespresse steigt zum festen Team zählen ebenso wie bei den freien Mitar- kontinuierlich an. Für eine im europäischen Vergleich sehr beitern, Autor/inn/en und Kurator/inn/en, die ihr Wissen, ihre kleine Institution mit rund 2 Millionen Euro Jahresbudget Ideen und ihre Fähigkeiten immer wieder in die Projekte des (das Zehn- bis Zwanzigfache ist bei Cinémathèquen und Hauses einbringen. Filmarchiven in Europa keine Seltenheit) sind diese Ent- wicklungen und Erfolge naturgemäß wichtig. Dieser Jahresbericht kann nur einen Bruchteil jener Infor- Der eigentliche Prüfstand für unsere Arbeit ist aber der mationen und Hintergründe versammeln, die für die Arbeit lebendige Austausch im sogenannten Alltag (der nie „all- eines (bzw. dieses) Filmmuseums relevant sind. Unsere täglich“ verläuft) – im Alltag der Filmvorführungen und Website (www.filmmuseum.at) ist diesbezüglich um eini- INHALT Publikumsgespräche, der Begegnung mit Gästen und Be- ges ausführlicher und beinhaltet mannigfaltige Materialien sucher/inne/n, der Erwerbung einzelner Filme und Objekte zu den verschiedenen Arbeitsbereichen des Hauses: vom Zum Geleit . 1 für die Sammlungen, der Auseinandersetzung mit Schü- Online-Programmarchiv, das alle Retrospektiven und Film- Programm . 2 ler/inne/n und Studierenden, des laufenden Gesprächs mit vorführungen seit Jänner 2002 mit Texten dokumentiert, inhaltlichen und organisatorischen Partnern aus der Film- über die Recherche-Datenbanken zur Bibliothek, Schriftgut- Gäste . 3 und Museumswelt. Entlang solch „weicher“ Faktoren, ab- sammlung und einigen „Special Collections“ des Filmmu- Filmindex . 4 seits der Statistik und der Kennzahlen, zeigt sich vielleicht seums, bis hin zu längeren Texten über die Geschichte des am besten, was die Arbeit eines Hauses wert ist. Dies in- Hauses oder zu Themen wie Filmrestaurierung. Die Situa- Vermittlung . 8 kludiert den Umgang mit Desideraten und Mängeln, mit tion des Films in der digitalen Kultur ist heute (und wohl Fehlern bei einer Filmvorführung oder mit restauratorischen noch für längere Zeit) ein besonders virulentes Diskussi- Publikationen . 10 Lösungen, die sich als Irrtümer entpuppen. Der potentielle onsthema; auch dazu bietet die Website einige Positions- Sammlungen Vorteil einer kleinen Institution ist nämlich auch ihre Be- bestimmungen aus Sicht des Filmmuseums – Bruchstücke und Forschung . 11 weglichkeit und Kritikfähigkeit, die sie von „Kulturtankern“ jenes globalen Unterfangens, dem geschichtsprägenden und konzernförmigen Museen unterscheiden kann. Beweg- Medium Film eine Zukunft zu sichern, auf dem schmalen Partner . 14 lichkeit meint hier nicht etwa die bereitwillige Aufgabe zen- Grat zwischen den Abgründen der Nostalgie und der bana- Fördernde Mitglieder . 15 traler Museumsprinzipien zugunsten des Marketing und die len Fortschrittsrhetorik der Medienindustrie. Verwechslung von Massentourismus mit Demokratie (worin Alexander Horwath Team . 16 2011 film museum 1 Programm 2011 JÄNNER/ FEBRUAR FEBRUAR/ MÄRZ MÄRZ/ APRIL (7.1. bis 8.2.) (9.2. bis 10.3.) (11.3. bis 7.4.) › Ozu Yasujiro ¯ Das Gesamtwerk › Science : Fiction Eine Geschichte der Zukunft › Jean-Pierre Melville › Zu Gast im Filmmuseum: Paul Schrader › Laurel & Hardy Filme und Buchpräsentation › Dorothy Arzner › Film und Live-Musik Lev Kulešov | Franz Reisecker: › Was ist Film Programm 16 –19 › AudioVisual Feedback sound:frame Po zakonu (Nach dem Gesetz) › Die Utopie Film Kapitel 52: Für Jafar Panahi zu Gast im Filmmuseum › William E. Jones „Killed“ and Resurrected › Freunde des Filmmuseums › Premiere Dreileben von Christian Petzold, › Was ist Film Programm 11–15 True Grit von Ethan & Joel Coen Dominik Graf, Christoph Hochhäusler › Die Utopie Film Kapitel 51 › Was ist Film Programm 20–23 › Die Utopie Film Kapitel 53 APRIL/ MAI MAI /JUNI SEPTEMBER (8.4. bis 11.5.) (12.5. bis 19.6.) (1.9. bis 5.10.) › Dušan Makavejev › La Storia Visionen der Geschichte Italiens › Drifter Road | Movie: 1974 bis 2007 › Acteur: Auteur Acht Schauspieler › Jean Grémillon › Digitale Filmrestaurierung Filme und Gespräche › Film als subversive Kunst › Premiere Chì bì / Red Cliff (Teil 1 & 2) von › Ephemeral Cities Die Stadt im „ephemeren“ Film Ein Abend für Amos Vogel John Woo und J¯usan-nin no shikaku / › Was ist Film Programm 34–38 › In person: Tacita Dean 13 Assassins von Miike Takashi › Die Utopie Film Kapitel 56 › Live Cinema: Daïchi Saïto | Karl Lemieux › Linda Christanell › Freunde des Filmmuseums › Was ist Film Programm 24–28 Wenn ich die Kamera öffne, ist sie rot Whores’ Glory von Michael Glawogger › Die Utopie Film Kapitel 54 › Was ist Film Programm 29–33 › Lange Nacht der Museen › Die Utopie Film Kapitel 55 › Freunde des Filmmuseums Michael von Markus Schleinzer OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER/JÄNNER (6.10. bis 3.11.) (4.11. bis 30.11) (1.12.2011 bis 6.1.2012) › Chantal Akerman Werkschau und Carte blanche › Carl Theodor Dreyer Das Gesamtwerk › Robert Mitchum › Premiere Sˇcast'e moe / Mein Glück von › James Benning New Work › Santiago Álvarez: Now Sergej Loznica und Im Freien von Albert Sackl › Die Nacht und der Tag › Luis Buñuel und die Marx Brothers › Was ist Film Programm 39–42 Italien Experimental 1905–2010 › Was ist Film Programm 47–49 › Die Utopie Film Kapitel 57 › Was ist Film Programm 43– 46 › Die Utopie Film Kapitel 59 › Die Utopie Film Kapitel 58 2011 film 2 museum 15 2 14 1 3 4 Gäste des Filmmuseums 2011 9, 15); NATASCHA UNKART (14) 9, 15); NATASCHA Den großen Filmemacher/inne/n Dušan Makavejev [1], William E. Jones [6] und Chantal Akerman waren 2011 umfassende Retrospektiven gewidmet; 13 zum Abschluss der vom Filmmuseum und der Viennale veranstalteten Schau diskutierte Chantal Akerman via Skype [12] mit dem Publikum. Paul Schrader [2] präsentierte mit Mishima eines seiner Hauptwerke und bot im Anschluss ein spannendes Publikumsgespräch über seine Hollywood- 5 Laufbahn. Der britischen Filmkünstlerin Tacita Dean [3] sowie den beiden kanadischen Experimentalisten Daïchi Saïto und Karl Lemieux [11] – hier mit Kuratorin Michaela Grill – waren jeweils „In person“-Programme gewidmet. Ein Höhepunkt der Science-Fiction-Retrospektive war der Abend rund um Soljaris: Hauptdarstellerin Natal’ja Bondarˇcuk [4] gab Einblick in ihre Arbeit mit Andrej Tarkovskij; Deimantas Narkeviˇcius [8] zeigte seine filmische Hommage an Soljaris. Apichatpong Weerasethakul [5] besuchte das Filmmuseum im Zuge des Restaurierungsprojekts zu seinem Debütfilm Mysterious Object at Noon. Nikolaus Geyrhalter [7] und Ulrich Seidl [10] diskutierten mit Schülerinnen und Schülern über ihre Filme. Im Rahmen gemeinsamer Projekte waren auch viele Kuratoren und Filmwissenschaftler zu Gast, darunter Jurij Meden [9] von der 6 Slovenska Kinoteka oder Rick Prelinger [13], Board President des „Inter- net Archive“. James Benning [14] stellte