Band 16/2010/2011

Band 16 2010/2011 Acta Biologica Benrodis

und Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath

ISSN 0177-9214 Acta Biologica Benrodis

Titel.indd 1 3/17/2013 5:04:41 PM Acta Biologica Benrodis

und Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath

Band 16 – 2010/2011

Gedruckt mit Unterstützung der Stiftung Schloss und Park Benrath sowie des Freundeskreises Museum für Naturkunde Benrath e.V.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) Acta Biologica Benrodis + Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath

Herausgeber

Prof. i. R. Dr. H. Greven Institut für Zoomorphologie und Zellbiologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Universitätsstr.1 D-40225 Düsseldorf

Dr. H. Heuwinkel Prof. Dr. R. Wittig Museum für Naturkunde Botanisches Institut der Stiftung Schloss und Park Benrath Johann Wolfgang Goethe-Universität Benrather Schloßallee 102 Siesmayerstr. 70 D-40597 Düsseldorf D-60323 Frankfurt am Main

Schriftleitung

Prof. i. R. Dr. H. Greven Institut für Zoomorphologie und Zellbiologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Universitätsstr. 1 D-40252 Düsseldorf [email protected]

Produktion und Satz: Verlag Natur & Wissenschaft, Postfach 170209, D-42624 Solingen

ISBN 978-3-936616-72-9

Acta Biologica Benrodis erscheint einmal im Jahr mit ca. 120 Seiten Umfang pro Band und kann vom Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath, Benrather Schlossallee 102, Schloss Benrath, D-40597 Düsseldorf, oder vom Verlag zum Abonnementspreis von 15,00 Euro (10,00 Euro für Studenten) pro Band (zuzüglich Versandkosten) oder im wissenschaftlichen Zeitschriftenaustausch bezogen werden.

Titelfoto: Zwergtaucher (Tachybaptus rufi collis) (Foto: Thomas Daldrup). Aus dem Beitrag von K. Wyrich (S. 1-87). Cover photo: Little Grebe (Tachybaptus rufi collis) (Photo: Thomas Daldrup). From the article of K. Wyrich (pp. 1-87). Inhalt Band 16 – 2010/2011

WYRICH, K.: Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss (Deutschland, Nord- rhein-Westfalen) – eine Auswertung von Beobachtungsdaten/The birds of the Rhine-County Neuss (Germany, North Rhine Westphalia) – an evaluation of observational data ...... 1

EMMERICH, J., HEUWINKEL, H: Die Avifauna des Waldfriedhofs Lauheide (Stadt Münster) unter besonderer Berücksichtigung der Trauerschnäp- per-Population (Ficedula hypoleuca)/The avifauna of the Lauheide Forest Cemetery (City of Münster) with special reference to the Pied Flycatcher (Ficedula hypoleuca) population...... 89

EMMERICH, J., PIROW, R., HEUWINKEL, H.: Bioakustische Untersuchungen an der Trauerschnäpper-Population (Ficedula hypoleuca) des Waldfriedhofs Lauheide (Stadt Münster) unter besonderer Beachtung des Schall- druckpegels/Bioacoustic analysis of the Pied Flycatcher population (Ficedula hypoleuca) in the Lauheide Forest Cemetery (city of Münster) with special reference to the sound pressure level...... 105

SACHSER, F., SCHNOOR, I., SCHUMANN, J., STEVENS, M.: Brutbestände von Mehl- und Rauchschwalben (Delichon urbica, Hirundo rustica) in Dormagen-Stürzel- berg (NRW) in den Jahren 1991 und 2011/Breeding stocks of House Martin and Barn Swallow (Delichon urbica, Hirundo rustica) in Dormagen- Stürzelberg (North Rhine-Westphalia, Lower Rhine Embayment) in the years 1991 and 2011...... 161

REHKÄMPER, G.: Konzepte der modernen Evolutionsbiologie in den Grundgedan- ken der Philosophie Friedrich NIETZSCHEs (1844-1900)/Ideas of modern evolutionary biology and basic thoughts of the philosophy of Friedrich NIETZSCHE (1844-1900)...... 167

Kurze Mitteilungen/Short communications

STEVENS, M.: Die Flussufer-Wolfsspinne cinerea (Fabricius, 1777) (Araneae: Lycosidae) im Uedesheimer Rheinbogen (NRW, Niederrheinische Bucht)/ Northern Bear- Arctosa cinerea (Fabricius, 1777) (Araneae: Lycosidae) in the „Uedesheimer Rheinbogen“ (NRW, Lower Rhine Embayment)...... 177

Rezensionen/Book reviews...... 181

Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath...... M1

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011)

Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 1

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011): 1-87

Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss (Deutschland, Nordrhein-Westfalen) – eine Auswertung von Beobachtungsdaten

The birds of the Rhine-County Neuss (Germany, North Rhine- Westphalia) – an evaluation of observational data

KLAUS WYRICH Salzstraße 43, D-41460 Neuss, Germany

Zusammenfassung: Die vorliegende Arbeit wertet Beobachtungsdaten für den Rhein-Kreis Neuss im Berichtszeitraum 2002 bis 2011 aus und vergleicht diese mit früher erstellten Sta- tuseinschätzungen. Es wurden 230 Vogelarten (darunter 122 Brutvögel) festgestellt. 21 Arten, die vor 1995 nachgewiesen wurden, konnten nicht mehr beobachtet werden. 26 Arten, für die vor 1995 kein Nachweis vorliegt, konnten erstmalig beobachtet werden. Acht Arten verloren seit 1995 ihren Status als Brutvogel, 15 neue Brutvogelarten (darunter Neozoen) wurden seitdem festgestellt.

Vogelarten, Rhein-Kreis Neuss, Status, Beobachtungsdaten

Summary: The present study evaluates observational data for the Rhine-County Neuss in the reporting period from 2002 to 2011 and compares these data with previously released status esti- mation. 230 bird species (including 122 breeding species) were recorded. 21 species which had been recorded before 1995 were not observed anymore. 26 species for which no evidence before 1995 was available were observed for the fi rst time. Eight species lost their breeding status since 1995, 15 new breeding birds (including invasive species) were recorded since then.

Bird species, Rhine-County Neuss, status, observational data

1. Einleitung jeweils über umfangreiche Beobachtungs- daten. Hierbei handelte es sich in der Regel Mit der Gründung des „Hauses der Natur nicht um mit standardisierten Erfassungs- – Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss methoden generiertes Material, wie es von e.V.“ wurde ein Arbeitskreis „Flora und hauptberufl ichen Biologen, Landschafts- Fauna im Kreis Neuss“ ins Leben gerufen. ökologen oder Planungsbüros erhoben Aus diesem Arbeitskreis ging der von Dr. wird, sondern um sogenannte „Zufallsbe- Hubert REIMER betreute Ornithologische obachtungen“. Stammtisch hervor, bei dem sich Interes- Zahlreiche ornithologische Vereine und sierte aus Neuss, Dormagen, Grevenbroich Arbeitsgemeinschaften sammeln und und Kaarst trafen, um ihre Beobachtungen bündeln solche Daten. Entsprechende auszutauschen. Die Teilnehmer, Vogelbeob- Internetplattformen wie vogelmeldung. achter mit z.T. jahrzehntelanger Erfahrung, de, Club 300, waarneming.nl oder – in Zu- Mitarbeiter der Biologischen Station und kunft – ornitho.de gewinnen zunehmend Vertrauensleute für Vogelschutz, verfügten an Bedeutung.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 2 KLAUS WYRICH

So wünschenswert wissenschaftliche und 2. Material und Methoden möglichst umfassende Daten sind, so schwierig ist ihre Erfassung. Eine vollständi- 2.1. Das Gebiet ge Bestandserfassung eines großen Gebietes ist praktisch unmöglich, weswegen sich Das Untersuchungsgebiet ist der Rhein-Kreis standardisierte Erfassungsprojekte auf Ar- Neuss (Abb. 1). Er umfasst ca. 576 km2 und ten bzw. Artengruppen oder bestimmte Le- besteht einerseits aus den dicht besiedelten bensräume bzw. Probefl ächen beschränken. Gebieten um Neuss, Dormagen und Gre- Zufallsbeobachtungen können diese Ver- venbroich, andererseits aus einer Kulturland- fahren nicht ersetzen. Sie sind dennoch schaft, die seit langer Zeit vom Menschen aus mehreren Gründen unverzichtbarer geprägt ist. Intensive landwirtschaftliche Bestandteil ornithologischer Arbeit, da Nutzung, diverse Auskiesungsfl ächen und sie umfangreiches Datenmaterial bieten. der Braunkohletagebau spiegeln diesen Ein- Eine Reihe von Werken über die Vogelwelt fl uss wider. Die Flussauen von Rhein, Erft aus früheren Jahrhunderten stammt von und Nebengewässern sowie einige Relikte Ornithologen oder Vogelbeobachtern, von Heiden und Bruchlandschaften und die die ihre Beobachtungen sammelten und wenigen kleinen Waldgebiete sind die einzi- publizierten und so für die Nachwelt er- gen Flächen, die noch an die ursprünglichen hielten. Die Rolle von Ehrenamtlern und Naturräume erinnern. Vogelinteressierten wurde schon früh er- Zusätzlich zu Beobachtungen aus dem Kreis kannt. Die Einbindung von Ehrenamtlern wurden alle Beobachtungen für die Königs- und „Hobby“-Ornithologen in sogenannte hovener Höhe (Tagebau Garzweiler) berück- Citizen Science-Projekte oder „Studien mit sichtigt. Der unregelmäßige Verlauf der Kreis- Bürgerbeteiligung“ (SÜDBECK et al. 2005) grenze (Rhein-Kreis Neuss/Rhein-Erft-Kreis) hat eine lange Tradition, beispielsweise durch dieses sich ständig verändernde Gebiet das „Christmas Bird Project“ der National erschwert eine korrekte Zuordnung von Be- Audubon Society im Jahr 1900 oder die obachtungen zu den Kreisen. Eine Trennung „Stunde der Gartenvögel“ von Natur- erscheint auch deswegen nicht sinnvoll, da schutzbund Deutschland und Landesbund durch Nahrungserwerb, den Wechsel der für Vogelschutz. Jahreszeiten oder Störungen ein Überfl iegen Sammlungen von Zufallsdaten können der Kreisgrenze wahrscheinlich ist und durch Auskunft über das Auftreten seltener ständigen Abbau und Verfüllung und die da- Arten sowie über phänologische Daten raus resultierende fortschreitende Sukzession geben und erfassen das Artenspektrum von bestimmte Arten wandern. So hat sich z. B. Durchzüglern und Gastvögeln genauer. Sie die Grauammerpopulation mit der stetig nach können das Interesse auf bestimmte Arten Westen wandernden Gründüngung (Luzerne) oder Lebensräume richten, die dann durch mitbewegt. Für genauer lokalisierte Beob- standardisierte Methoden genauer erfasst achtungen gilt hier folgende vereinfachende werden. Sie bieten interessierten Laien wie Regelung: Beobachtungen, die ausdrücklich erfahrenen Beobachtern die Möglichkeit, die Asche-Gips-Deponie und die Flächen sich ohne großen Aufwand auszutauschen östlich davon betreffen sowie den nördlichen und mit Natur zu befassen und sich für diese Teil des Gebietes um die Motocrossanlage einzusetzen. herum, werden mit RKN (Rhein-Kreis Neuss) Vor diesem Hintergrund bündelt diese gekennzeichnet. Alle anderen Beobachtungen Arbeit die Ergebnisse jahrelanger Beobach- werden mit REK (Rhein-Erft-Kreis) bezeich- tungstätigkeit und vermittelt einen Eindruck net. Ist der Beobachtungsort nicht näher ange- der Vogelwelt im Rhein-Kreis Neuss. geben, unterbleibt eine Bezeichnung. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 3

Die östliche Kreisgrenze verläuft größten- wurden Meldungen bis zum 15. Mai 2011. teils entlang der Strommitte des Rheins. Diese umfassen eigene Beobachtungen, Berücksichtigt werden alle Beobachtungen, mündliche und schriftliche Mitteilungen die Vögel betreffen, die längs des Rheins anderer Beobachter und Beobachtungs- zogen oder ihn überflogen. Vögel, die meldungen der Internetplattform www. rechtsrheinisch rasteten oder dort brüteten vogelmeldung.de der Biologischen Station fi nden keine Berücksichtigung. Krickenbecker Seen. Dort gingen von 2005 bis Dezember 2010 allein 2.657 Meldungen 2.2. Material für den Rhein-Kreis Neuss ein. Für die Statusangaben wurden zusätzlich Für den Berichtszeitraum 2002 bis 2011 diverse Daten aus öffentlichen und privaten liegen Tausende von Beobachtungsdaten für Kartierungen (ECHOLOT 2007, KANNEN et al. das Untersuchungsgebiet vor. Berücksichtigt 1994, TILLMANNS 2006, 2007,2008a, 2008b

Abb. 1: Beobachtungsgebiete. Zur Erläuterung s. Tabelle 1. Fig. 1: Observation areas. For explanation see table 1.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 4 KLAUS WYRICH

Tab. 1: Beobachtungsgebiete. Bei den Abgrabungen/Kiesseen handelt es sich mit wenigen Ausnah- men nicht um offi zielle Bezeichnungen. Um die Benennung zu vereinfachen, werden diese i.d.R. nach dem nächstliegenden Bauerngehöft benannt. Tab. 1: Observation areas. As most gravel pits do not have offi cial names they are for the sake of convenience named after the nearest farm. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 5 sowie die Kartierung des Golfparks Rittergut 4. Allgemeine Angaben und Bemerkungen Birkhof von B. KLEIN, 2008) hinzugezogen. zur Art. Für die Stadt Korschenbroich waren diesen 5. Statuseinschätzungen der Art für die Arbeiten Statuseinschätzungen der Brutvögel Kommunen im Kreisgebiet, soweit diese von 1994 sowie für 56 Arten Statuseinschät- vorlagen (für Neuss: aktuelle Einschätzung zungen von 2008 zu entnehmen. Für die Stadt und Einschätzung nach LECHNER 1974), Grevenbroich liegen Statuseinschätzungen sowie Brutbeobachtungen. von 2010 (schriftl. Mitteilung N. WOLF) 6. Konkrete Beobachtungsdaten/phäno- vor. Die Statuseinschätzungen für die Stadt logische Daten oder Monats-/Jahressum- Neuss wurden auf Grundlage der Beobach- men der Beobachtungen bzw. der Indivi- tungsmeldungen zusammengestellt. Für die duen. Fehlt die Individuenanzahl, handelt übrigen Städte im Kreis waren Statusein- es sich um Einzeltiere. schätzungen nicht zugänglich bzw. waren 7. Beobachtungsmaxima der Art. Beobachtungsdaten meist nicht ausreichend, um das Artenraster statusmäßig zu erfassen. 3.2. Erläuterung der Abkürzungen und Die Gesamtstatuseinschätzung für den Statusangaben Rhein-Kreis Neuss wurde auf der Grundlage obiger Daten erstellt. Zu Vergleichszwecken Gemeinden, Kreise und Gebiete: DM werden Statusangaben von LECHNER (1974) – Dormagen; GV – Grevenbroich; JÜ für die Stadt Neuss und von KRECHEL (1995) – Jüchen; KA – Kaarst; KB – Korschen- für den Kreis Neuss aufgeführt. broich; MB – Meerbusch; NE – Neuss; In der folgenden Liste sind die Arten nach RM – Rommerskirchen; REK – Rhein- ihrer Systematik angeordnet. Die Reihen- Erft-Kreis; RKN – Rhein-Kreis Neuss; Gt. folge orientiert sich an der von BAUER et Höhe – Gustorfer Höhe; Kh. Höhe – Kö- al. (2005) verwendeten taxonomischen nigshovener Höhe. Klassifi zierung. Die Arten wurden nach Angaben zur Gefährdung (Rote Liste): Ordnungen unterteilt, aus Gründen der 0 – ausgestorben oder verschollen; 1 – vom Übersichtlichkeit bei den Sperlingsvögeln Aussterben bedroht; 2 – stark gefährdet; auch nach Familien. 3 – gefährdet; V – zurückgehend, Art in der „Vorwarnliste“; * – ungefährdet; R – areal- 3. Kommentierte Artenliste bedingt selten (NRW); S – von Schutzmaß- nahmen abhängig. 3.1. Hinweise zur Benutzung der Ar- Sonstige Kürzel: BP – Brutpaar; EN – Ein- tenliste zelnachweis; JK – Jugendkleid; KJ – Kalen- derjahr; KT – Klärteiche; M. – Männchen; Die Liste ist wie folgt aufgebaut (Punkte 3-7 N, O, S, W – Norden, Osten, Süden, Westen; nicht bei allen Arten vollständig): RP – Revierpaar; RRB – Regenrückhal- 1. Artname und wissenschaftlicher Name. tebecken; VKN – Kreisvereinigung der 2. Aktuelle Statuseinschätzung und Sta- „Vogelfreunde des Kreises Neuss, 1967“; tuseinschätzung von KRECHEL (1995) für W. – Weibchen; # – Publikation erfolgt unter den Kreis. Vorbehalt, Anerkennung der Art durch die 3. Angaben zum Schutzstatus der Art (Ar- Seltenheitskommission liegt (noch) nicht ten nach Anhang I der Vogelschutzrichtlinie vor. und nach Absatz 4 (2); Einstufung gemäß Statusangaben für 2011: Jahresvogel – Art ist Rote Liste Nordrhein-Westfalen; Schutz- ganzjährig anwesend und brütet, Brutvogel status nach Bundesnaturschutzgesetz bzw. – Art ist nur während der Brut und Jungen- EG-Artenschutzverordnung). aufzucht anwesend, Sommergast – Art ist im

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 6 KLAUS WYRICH

Sommerhalbjahr anwesend und brütet nicht, • won – Norbert WOLF • wn – Wolfgang Durchzügler – Art ist während des Heim- NYSSEN • wyk – Klaus WYRICH. und Wegzuges anwesend und hält sich nur kurz auf, Wintergast – Art ist nur während 3.3. Nicht verifi zierbare Beobachtun- des Winters (ca. Dezember bis Februar) gen und Gefangenschaftsfl üchtlinge anwesend, Ausnahmeerscheinung – Art ist normalerweise im Gebiet nicht zu erwarten. Einige Beobachtungen werden in der kom- Die von LECHNER (1974) angegebenen Men- mentierten Artenliste nicht aufgeführt, da gen beziehen sich jeweils auf Individuen es sich um einmalige Feststellungen seltener oder Paare. Ihnen liegen folgende Größen- Arten oder ungewöhnlicher Gefangen- klassen zugrunde: 1 – 10, 11 – 50, 51 – 250, schaftsfl üchtlinge handelt. 251 – 1.000, 1.001 – 5.000, 5.001 – 10.000, KRECHEL (1995) und GELLER (1996) führen über 10.000. Die Angabe „(< 50)“ ist zu in ihren Artenlisten einige Beobachtungen, lesen „11 – 50 Individuen bzw. Paare“. bei denen es sich um extreme Seltenheiten Beobachterkürzel (dreistellige Kürzel laut und meldepfl ichtige Arten handelt. Ob die NWO, Nordrhein-Westfälische Ornitholo- Beobachtungen durch die Avifaunistische gengesellschaft e.V.): ane – Edith ANTONS • Kommission der NWO (NWO 2011) bäw – Walter BÄHR • bök – Klaus BÖHM • oder die Deutsche Seltenheitskommission chk – Karl-Heinz CHRISTMANN • dat – Tho- anerkannt wurden, kann an dieser Stelle mas DALDRUP • döw – Werner DÖHRING • nicht geklärt werden. Da Ort, Datum und eiv – Volker EILHARD • eiw – Wolf EISFELD Beobachter aufgrund der tabellarischen • ew – Egon WOLLWAGE • fai – Ingo FAHNE Darstellung meist fehlen, fl ießen diese Arten • fd – Frank DÜRING • gs – Gerd SCHMITZ nicht in die Auswertung ein und werden hier • hma – Norbert MAAK • hn – Harald NIE- nur kurz erwähnt: Ohrentaucher, Podiceps MARKT • hr – Helmut ROPERTZ • huk – Klaus auritus, Zwergdommel, Ixobrychus minutus, HUBATSCH • hw – Hubert WACKER • jl – Jutta Seeregenpfeifer, Charadrius alexandrinus, Wei- LANGE-STOLZ • jm – Josef MAUTH • jöm – denammer, Emberiza aureola, Zwergdrossel, Michael JÖBGES • ked – Daniel KEMPER • klh Catharus ustulatus, Zwergschnäpper, Ficedula – Helmut KLEIN • klv – Viktor KLOSINSKI • parva, Trauersteinschmätzer, Oenanthe leucura. kop – Peter KOLSHORN • krk – Kai KRUSE • Auch LECHNERs (1974) Liste enthält melde- kuw – Werner KUNZ • let – Thomas LEENEN pfl ichtige Beobachtungen (z.B. Berghänf- • lim – Manfred LINDEMANN • lür – Robert ling, Zitronenzeisig). Diese wurden jedoch LÜCKE • ms – Monika SCHWARZ • mw – Mar- meist mit Orts- und Datumsangaben belegt tin WITTSTOCK • mp – Manuel PÜTTMANNS • und erfolgten vor der Gründung der Deut- muh – Holger MULTHAUPT • ng – Norbert schen Seltenheitskommission, weswegen GRIES • nh – Norbert HORST • nr – Nils sie in der kommentierten Liste verbleiben. RUYTER • ram – Manfred RAUTENBERG • re Daneben werden immer wieder Vögel – Hubert REIMER • rs – Rolf STEINBRINK • beobachtet, die mit Sicherheit als einma- ruh – Heinz RUYTER • scl – Elmar SCHMIDT lige Gefangenschaftsflüchtlinge anzu- • scr – Frank SCHULZ • scu – Jürgen SCHU- sehen sind. Im Gegensatz zu Arten wie MANN • seg – Georg SENNERT • sj – Jürgen beispielsweise Mandarinente, Rostgans SCHUBERT • sma – Manfred STEUCK • sr – S. oder Alexandersittich, die immer wieder ROHRBACHER • std – Darius STIELS • stg – in Freiheit beobachtet werden, sich fort- Gregor STRAKA • süh – Helmut SÜTSCH • pfl anzen oder sogar stabile Populationen svm – Michael STEVENS • thö – Helmut bilden, handelt es sich hier um singuläre THÖNISSEN • vod – Dietmar VOGEL • vuk – bzw. lokal begrenzte Beobachtungen von Kevin VUAGNIAUX • wi – Marianne WIORRA Einzeltieren, bei denen man von einem Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 7 weiteren Auftreten nicht ausgehen kann. Singschwan, Cygnus cygnus Dazu gehören: Chilepfeifente, Anas sibilat- Seltener Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger rix (div. Sichtungen in Kaarst 2007-2011), Durchzügler. Gabelracke, Coracias caudatus (03.- 08.10.07, Anh. I; NRW: k. A.; streng geschützt. Hemmerden-Busch), Schopfkarakara, Statusdetails und Bruten: Caracara plancus (29.02.08, Rittergut Birk- NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger hof), Amherstfasan, Chrysolophus am herstiae Wintergast (< 10). – 1970, 2 Ind. auf dem (Winter 2010/11 in Rommerskirchen). Für Rhein an der Ölgangsinsel – Tendenz: ↓. die Regionalvogelfauna sind sie von keiner Beobachtungen: Bedeutung. 06.03.11. Nähe Lauvenburg KA nach Osten fl iegend (dat). Entenvögel, Anseriformes Zwergschwan, Cygnus columbianus Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger Schwarzschwan, Cygnus atratus Durchzügler Gefangenschaftsfl üchtling, Parkvogel. 1995: Anh. I; NRW: k. A. Kein Nachweis. Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Wintergast (< 10). – 1968, 2 Ind. und 1970, JÜ: 06.08.10, Gelege mit sechs Eiern, 1 Ind. auf dem Rhein an der Ölgangsinsel Schloss Dyck (wyk). – Tendenz: ↓. Beobachtungen: Rothalsgans, Branta rufi collis Schloss Dyck 1 BP mit 1 pullus (mdl. Mittei- Ausnahmeerscheinung, Gefangenschafts- lung Sitzung ADEBAR-Projekt, 7.11.2009). fl üchtling. 1995: Ausnahmeerscheinung. 20.03.10, 4 Ind., Müllerssee (dat). Anh. I; NRW: k. A.; streng geschützt. 20.06. – 07.12.10, 1 Ind., Müllerssee (ked). Statusdetails und Bruten: Höckerschwan, Cygnus olor NE: Kein Nachweis. 1974: Ausnahmeer- Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Durchzügler, scheinung – 26.12.1971, Reuschenberger Wintergast. See. Statusdetails und Bruten: Beobachtungen: NE: Vereinzelter Jahres- und Brutvogel. 20.12.05, unter Kanadagänsen, Rheinaue 1974: Durchzügler, unregelmäßiger Win- südl. Zons (bök). tergast (< 10), verwilderter Parkvogel. – Ringelgans, Branta bernicla Tendenz: →. Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nach- GV: Verbreiteter Brutvogel an allen ge- weis. eigneten Gewässern: Erft, Neurather See, Statusdetails und Bruten: Klärteiche Wevelinghoven (mdl. Mitteilung NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Sitzung ADEBAR-Projekt, 7.11.2009). Beobachtungen: KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (1-5 BP) 09.03.00, Rhein nördl. Zons (bök). an Auskiesungen, bisweilen wechselnd. 07.-08.02.10, Unterart „bernicla“, Feld am Beobachtungen: Müllerssee (wyk, ked). 2008: Brut am Jröne Meerke. Kanadagans, Branta canadensis 2010: Brut an der Erft bei Minkel, 3 pulli Verbreiteter Jahresvogel. 1995: Brutvogel, (wyk). Durchzügler, Wintergast. 2010: Brut an der Erft bei Frimmersdorf, Diese Neozoenart ist als Brutvogel im Kreis 4 pulli (wyk). fest etabliert. Da sie mehr als die meisten 2011: Brut an der Erft an der Motte Kyburg anderen Gänsearten die Nähe des Menschen (wyk), Jröne Meerke (sma). toleriert, brütet sie auch an Parkgewässern,

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 8 KLAUS WYRICH auf Golfplätzen und in Naherholungsge- 08.02.10, Müllerssee (ked). bieten. 07. u. 15.09.10, Kaarster Kiesseen (ked). Statusdetails und Bruten: 14.02.10, Meerbusch-Nierst (bäw). NE: Verbreiteter Jahresvogel. 1974: Kein 21.03.10, Feldfl ur Müllerssee (dat). Nachweis. – Ständige Bruten am Jröne 06.08.10, Schloss Dyck, 1 BP Parkvögel mit Meerke und auf Golfplätzen. – Tendenz: ↑. 3 pulli (wyk). GV: Bruten: Neuenhausener Graben, Klär- 23.10.10, östl. Nierst (bäw). teiche Wevelinghoven. 04.02.11, 3 Ind., Müllerssee (ked). KA: Brut an Kaarster Kiesseen (Thunis- 01.01.11, 7 Ind. im Überfl ug, Ölgangsinsel sensee u.a.), Golfplätzen u.a. (bök). Maxima: Schneegans, Anser caerulescens (Abb. 4c) 08.02.10, 118 Ind., im Kaarster Norden; Jahresvogel. 1995: Kein Nachweis. 14.02.10, 120 Ind., Nierst (bäw); 07.09.10, Statusdetails und Bruten: 101 Ind., Thunissensee (ked); 30.10.10, 180 NE: Jahresvogel. 1974: Kein Nachweis. Ind., Spey (bäw). – Die Art wurde Mitte der 80er Jahre Weißwangengans, Branta leucopsis angesiedelt und bildet nun eine ständige Gefangenschaftsfl üchtling, evtl. Wintergast. Population am Jröne Meerke, zurzeit 81 1995: Kein Nachweis. Tiere, ca. 20 davon gehören der dunklen Anh. I; NRW: R. Morphe an. Sie zeigt unregelmäßiges Ob die Art als Wildvogel im Kreis vor- Zugverhalten wie beispielsweise 2006, als kommt, lässt sich aus dem vorliegenden fast alle Tiere abwanderten und aus Italien Material nicht erschließen. Die Art brütet als bzw. Schweden gemeldet wurden. Auch Parkvogel in Schloss Dyck. Auch aus Düs- im Spätsommer 2010 war die gesamte seldorf und Duisburg sind Tiere bekannt, Population ungefähr vom 10.08. bis zum die sich regelmäßig in Menschennähe, z.B. 14.10 nicht anwesend. Ein rangniederes in Parks, aufhalten. Beobachtungen von Ein- Weibchen wurde in dieser Zeit 200 km öst- zeltieren oder Kleingruppen könnten daher lich von Murmansk gemeldet, eine Gruppe eher Gefangenschaftsfl üchtlinge oder deren hielt sich zeitweise in den Niederlanden Nachkommen betreffen. Größere Schwär- auf (mdl. Mitteilung M. RAUTENBERG): me im Winter stellen vermutlich Wildvögel Vom Groote Norderpolder wurden bis dar, zumal die Art seit einigen Jahrzehnten zu 87 Exemplare vom 19.08.-26.09 und erhebliche Bestandszunahmen verzeichnet. vom Oosterbierumerpolder 30 Exemplare Statusdetails und Bruten: am 19.09. gemeldet. Es könnte sich bei NE: Gefangenschaftsfl üchtling, evtl. Win- diesen Meldungen um die Neusser Gänse tergast. 1974: Kein Nachweis. gehandelt haben. Seit 2007 ist die Popu- Beobachtungen: lation von ca. 40 auf 81 Tiere gewachsen. März-Mai 2002 und 18.08.02, mehrmals je Die Abwanderung einzelner Tiere und 4 Ind., KT Wevelinghoven (kuw). menschliche Einwirkung (z.B. Hundeat- 02.-14.03.08, 1-7 Ind., Kiesseen Kaarst tacken) führen zu zeitweisen Rückgängen (bök). der Bestandszahlen. – Tendenz: ↑. 22.04.08, Jröne Meerke, NE (sma). Streifengans, Anser indicus 01.12.08, Meerbusch-Nierst (bök). Gefangenschaftsflüchtling. 1995: Kein 14.12.08, Erft bei Grevenbroich (süh). Nachweis. 28.01.08, Feldfl ur bei Büttgen (sma). Statusdetails und Bruten: 20.03.09, KT Wevelinghoven (nh). NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. 2009: März, April, Sept., 1-3 Ind., Müllerssee Beobachtungen: (dat, bäw). 31.03.06, 2 Ind., Feldfl ur nördl. Kaarst (bök). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 9

Saatgans, Anser fabalis (rossicus) 1974: Kein Nachweis. – Seit etwa der Mitte Gelegentlicher Wintergast. 1995: Durchzüg- der 80er Jahre existiert eine ständige Popula- ler, Wintergast. tion am Jröne Meerke, z.T. bastardisiert. Die Art 4 (2); NRW: k. A. Population stagniert zurzeit bzw. ist leicht Die Saatgans war im letzten Jahrhundert rückläufi g (mdl. Mitteilung M. RAUTENBERG, noch regelmäßiger Durchzügler und Win- 23.5.2011). LECHNER (1974) erwähnt die Art tergast z.B. in der Westlichen Feldfl ur (Bau- für Neuss nicht. Aufgrund der Zunahme erbahn) und den Rheinwiesen (LECHNER der Blässgans am Niederrhein kann man 1974). Der Rückgang mag Teil einer größe- mit umherstreifenden Tieren im Winter ren Verschiebung in der Winterverbreitung rechnen. – Tendenz: ↑. sein. Sie war früher die häufi gste Art am KA: Die Art ist häufi ger im Kaarster Norden Niederrhein, ist dort aber stark zurückge- zu beobachten. gangen und durch die Blässgans als häufi gste GV: Seltener Durchzügler/Wintergast (an Art abgelöst worden. Klärteichen Wevelinghoven, Ackerfl ächen Statusdetails und Bruten: nördlich Kapellen); Brut am Golfplatz Birk- NE: Unregelmäßiger Wintergast. 1974: hof, südlicher Teil (mdl. Mitteilung Sitzung Durchzügler, Wintergast (> 50 oder mehr). ADEBAR-Projekt, 7.11.2009). – Tendenz: ↓. Beobachtungen: GV: Seltener Durchzügler oder Wintergast 23.11.08, 13 Ind., Rhein bei Grimlinghausen an den Klärteichen Wevelinghoven und auf (bök). den Ackerfl ächen nördlich Kapellen. 08.01.09, 8 Ind., Rhein nördl. Zons (bök). Beobachtungen: 08.02.10, 23 Ind., Müllerssee und nahes 14.02.06, 45 Ind., Nievenheimer See (bök). Feld (ked). 29.12.06, 4 Ind., westl. Balgheimer See (bök). 19.02.10, 20 Ind., Rhein bei Monheim (kuw). 19.01.07, 23 Ind., Rhein südl. Langst-Kierst 20.12.10, 10 Ind., Rhein nördl. Zons (bök). (bök). 26.12.10, 9 Ind., Rhein nördl. Zons (bök). 05.01.09, 51 Ind., Rhein nördl. Zons (bök). 01.01.11, 20 Ind. im Überfl ug, Ölgangsinsel 02.01.10, 62 Ind., Kh. Höhe (bök, wyk). (bök). 31.01.10, 23. Ind., Rhein bei Dormagen 26.01.11, 21 Ind., Müllerssee (bök). (bök). Maxima: 08.02.10, Feldfl ur Kaarst, Nähe Müllerssee 03. u. 06.02.10, 60-80 Ind., Rhein bei Monheim (ked). (kuw); 08.02.10, 23 Ind., Müllerssee (ked); 08.02.10, 2 Ind., Kh. Höhe, REK (bök). 28.02.10, 60 Ind., Lank überfl iegend (bäw). 16.02.10, 21 Ind., Balgheimer See (wyk, ked). Graugans, Anser anser 16.02.10, 220 Ind., Stürzelberg nach O fl ie- Jahresvogel, Durchzügler. 1995: Durch- gend (wyk, ked). zügler. 20.05.10, Müllerssee (ked). Die Art brütet inzwischen am gesamten 24.-26.12.10, 4-6 Ind., Rhein nördl. Zons Niederrhein. (bök). Statusdetails und Bruten: 01.01.11, 20 Ind. im Überfl ug, Ölgangsinsel NE: Nahrungsgast und Durchzügler. 1974: (bök). Unregelmäßiger Durchzügler (< 50) . – Blässgans, Anser albifrons Tendenz: ↑. Gelegentlicher Wintergast, Durchzügler, KA: Es existieren kleine Populationen an Jahresvogel. 1995: Durchzügler, Wintergast. Kaarster Kiesseen. Art 4 (2); NRW: k.A. GV: Seltener Durchzügler oder Wintergast Statusdetails und Bruten: an den Klärteichen Wevelinghoven und auf NE:-Jahresvogel (angesiedelte Population). den Ackerfl ächen nördlich Kapellen.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 10 KLAUS WYRICH

Maxima: Beobachtungen: 15.10.07, 89 Ind., Raketenstation, Flug 08.07.05, Rhein bei Dormagen (bök). nach W (ked); 02.01.09, 70 Ind., Ölgangs- 22.01.08, Rhein nördl. Zons (bök). insel, nach N fliegend (wyk); 08.02.10, 05.01.10, Neurather See (won). 73 Ind., Müllerssee und nahes Feld (ked); 11.04.10, Kh. Höhe (bök). 17.-24.10.10, 115-160 Ind., Spey (bäw, hr); 08.05.10, KT Wevelinghoven (nh). 09.10.10, 98 Ind., Thunissensee; 28.11.10, Rostgans, Tadorna ferruginea 150 Ind., Felder südlich Spey (bäw). Wintergast, Durchzügler, unregelmäßiger Nilgans, Alopochen aegyptiaca Brutvogel. 1995: Unregelmäßiger Brutvogel. Jahresvogel. 1995: Gefangenschaftsfl ücht- Statusdetails und Bruten: ling. NE: Nahrungsgast, unregelmäßiger Brut- Statusdetails und Bruten: vogel. 1974: Ausnahmeerscheinung (< 5 NE: Jahresvogel. 1974: Kein Nachweis. – Die Nachweise). – Obwohl sich diese Neo- Art ist anzutreffen in der Rhein- und der zoenart ausgebreitet hat, scheint sie sich gesamten Erftaue, an Kiesseen und auf Fel- im Gegensatz zur Kanadagans in Neuss dern, Bruten am Jröne Meerke und Rheinufer nicht durchgesetzt zu haben. Gelegentlich (Ölgangsinsel, wyk); Brut April 2000, Uedes- sind 2-6 Ind. im Uedesheimer Rheinbogen heimer Rheinbogen (kuw) . – Tendenz: ↑. zu beobachten (wyk); Mai 2000: 1 BP in GV: Bruten: Schloss Hülchrath, Klärteiche Baumhöhle, Uedesheimer Rheinbogen Wevelinghoven 2008-2010, (2010 neun (kuw). – Tendenz: ↑. Junge, kuw); Schloss Dyck. GV: Jahresvogel ohne Brutnachweis (Klär- KB: Brutvogel (mdl. Mitteilung Sitzung teiche Wevelinghoven, Königshovener ADEBAR-Projekt, 7.11.2009). Höhe, Neurather See). Maxima: Maxima: 16.02.10, 38 Ind., Rheinaue Rheinfeld (wyk, 16.02.10, 43 Ind., Rheinaue Rheinfeld (wyk, ked); 01.05.10, 24 Ind., Thunissensee (ked); ked); 28.02.10, 24 Ind., nördlich Nierst (bäw); 17., 23. u. 29.10.10, 90 bzw. 120 Ind., nörd- 27.12.10, 44 Ind., Rhein nördl. Zons (bök); in lich Haefs-Hof, Stadtgrenze Krefeld (bäw); Monheim (Kreis Mettmann) bis zu 70 Ind. 24.03.11, 59 Ind., Thunissensee. Brautente, Aix sponsa Brandgans, Tadorna tadorna Gefangenschaftsflüchtling, vereinzelter Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger Brut- Brutvogel. 1995: Kein Nachweis. vogel, Durchzügler. Statusdetails und Bruten: Obwohl die Art am gesamten Niederrhein NE: Gefangenschaftsfl üchtling. 1974: Kein in kleinen Stückzahlen vorkommt und auch Nachweis. Meldungen aus Nachbarkreisen sowie Bru- GV: Erft bei Tüschenbroich: 2003-2005 ten in Bedburg (2006) vorliegen (kuw), sind erfolgreiche Brut (kuw). bis 2010 keine Brutbeobachtungen aus dem Beobachtungen: Rhein-Kreis Neuss bekannt. 18.01.04, M., Nordkanal Rheydter Straße, Statusdetails und Bruten: NE (wyk). NE: Kein Nachweis. 1974: Durchzügler 23.01.04, M., Sporthafen NE (wyk). (< 10). – Auch früher wurde die Art nur 01.12.08, M., Spey (bök). als Durchzügler bzw. umherschweifend 09. u. 27.12.08, W., Kaarster See (wyk). eingestuft (Ölgangsinsel, Selikumer Park, 20.09.09, 1,1 Insel Hombroich (wyk). LECHNER 1974). – Tendenz: →↓. 14.12.09, 1,1, Kaarster See (wyk). GV: Wintergast in strengen Wintern (Neu- 21.03.10, Spey (bäw). rather See, zuletzt 2010) und Durchzügler (T. 09.10.10, 2 Ind., Spey (ked). GELLER, schriftl. Mitteilung 1996). 29. u. 30.10.10, 4 Ind., Spey (bäw). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 11

Mandarinente, Aix galericulata Maximum: Gefangenschaftsflüchtling, vereinzelter 25.11.08, 80 Ind., KT Wevelinghoven (nh). Brutvogel. 1995: Unregelmäßiger Brutvogel. Pfeifente, Anas penelope Statusdetails und Bruten: Vereinzelter Durchzügler und Wintergast. NE: Gefangenschaftsfl üchtling und ver- 1995: Durchzügler. einzelter Brutvogel. 1974: Kein Nachweis Art 4 (2); NRW: k. A. – 05.05.07, Obererft 1 Paar mit 2 pulli (wyk). Statusdetails und Bruten: – Tendenz: →↑. NE: Seltener Wintergast. 1974: Unregelmä- GV: Einzelne Beobachtungen, z.B. auf ßiger Durchzügler (< 10). – Die Art wurde Alterftarmen bei Kapellen. 1967, 1968 und 1970 an der Ölgangsinsel KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (1-5 BP), gesichtet (LECHNER 1974) und scheint auch erster Brutnachweis 1992 (Myllendonk). in jüngster Zeit eher ein seltener Besucher Beobachtungen: zu sein. – Tendenz: →. 10.-21.03.07, 1-2 Ind., Obererft/Rosengar- GV: Seltener Durchzügler oder Wintergast ten (wyk). (Klärteiche Wevelinghoven, Neurather See). 16.04.07, 1,1 Insel Hombroich (wyk). Beobachtungen: 20.09.09, 2,1 Insel Hombroich (wyk). 17.11.05, 12 Ind. Balgheimer See (bök). Schnatterente, Anas strepera 20.02.10, Bressersee/Pferdsbroich (dat). Vereinzelter, aber regelmäßiger Wintergast. 03.03.10, 3 Ind., KT Wevelinghoven (nh). 1995: Unregelmäßiger Brutvogel, Durch- 27.04.10, KT Wevelinghoven, (nh). zügler, Wintergast. 10.12.10, Jröne Meerke, NE (sma). Art 4 (2); NRW: * 30.12.10, Rhein bei Grimlinghausen (wyk). Statusdetails und Bruten: 19.03.11, 4 Ind., Fischteiche Osterath (jl). NE: Unregelmäßiger Wintergast. 1974: Kein 25.03.11, 7 Ind., KT Wevelinghoven (kuw). Nachweis. – Tendenz: →↑. Maximum: KA: Die Art wird mit bis zu 10 Ind. unregel- 25.11.08, bis zu 13 Ind., Klärteiche Weve- mäßig im Winter an Kaarster Angelgewäs- linghoven (nh). sern (Müllers- und Mankartzsee) beobachtet. Krickente, Anas crecca GV: Durchzügler bzw. regelmäßiger Winter- Unregelmäßiger Brutvogel, Durchzügler, gast (Klärteiche Wevelinghoven, Neurather Wintergast. 1995: Unregelmäßiger Brutvo- See, Bioteiche Neurath). gel, Durchzügler, Wintergast. Beobachtungen: Art 4 (2); NRW: 3 S. 21.03.07, Uedesheimer Rheinbogen bei Statusdetails und Bruten: Hochwasser (wyk). NE: Wintergast in geringer Zahl. 1974: Brut- 28.01.09, 2 Ind., Selikumer Park (wyk). vogel, Durchzügler (< 10). – Die Art brütete 20.09.09, 8 Ind., Insel Hombroich (wyk). zumindest 1968 und 1969 mit einem Paar 14.12.09, 7,4, Balgheimer See (svm). an der Ölgangsinsel (LECHNER 1974). Som- 05.01.-17.03.10, 1 - 9 Ind., Müllerssee (ked). merbeobachtungen liegen aus jüngster Zeit 04.01.10, 18 Ind., Rhein Grimlinghausen, kaum vor. Wintervorkommen fi ndet man kalter Winter (wyk). vor allem im Selikumer Park (bis zu 5 Ind.) 07.02.10, Krausersee (wyk). und auf der Insel Hombroich (10-15 Ind.), 03.03.10, 30 Ind., KT Wevelinghoven (nh). gelegentlich am Reuschenberger See, RRB 17.03.10, 2 Ind., Müllerssee (ked). Stadtwald und Jröne Meerke. – Tendenz: →. 04.09.10, Spey (bäw). GV: Durchzügler oder Wintergast an den 30.11.- 16.12.10, 2-14 Ind., Müllerssee (ked). Erftaltarmen Kapellen und den Klärteichen 04.-07.02.11, 5 Ind., Müllerssee (ked). Wevelinghoven, dort 2001-2010 je 80-120 29.03.11, Müllerssee (ked). Ind. von Mitte Oktober bis Ende März (kuw).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 12 KLAUS WYRICH

RM: Unregelmäßiger Brutvogel im Frixhei- GV: Seltener Durchzügler an den Klärtei- mer Broich, 2006 (schriftl. Mitteilung M. chen Wevelinghoven. STEVENS, 22.5.11). Beobachtungen: Stockente, Anas platyrhynchos 07.04.07, 2 Ind., Spey (bäw). Sehr häufi ger und verbreiteter Jahresvogel. 13.03.09, Insel Hombroich (wyk). 1995: Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. 20.03.09, 4 Ind., KT Wevelinghoven (nh). Die Art ist weitgehend verstädtert und zeigt 21.03.09, 6 Ind., KT Wevelinghoven (kuw). häufi ge Bastardisierung mit u. a. Hausenten. 06.04.09, 4 Ind., KT Wevelinghoven (kuw). Statusdetails und Bruten: Löffelente, Anas clypeata NE: Sehr häufi ger und verbreiteter Jah- Vereinzelter Durchzügler. 1995: Durchzüg- resvogel. 1974: Jahresvogel, Wintergast, ler, Wintergast. Durchzügler (< 1.000), Brutvogel (< 250). Art 4 (2); NRW: 2 – Tendenz: →. Statusdetails und Bruten: GV: Flächendeckend als Brutvogel verbrei- NE: Vereinzelter Durchzügler. 1974: Durch- tet, oft auch Bruten an Gartenteichen. zügler (< 10). – Tendenz: →. KB: 1994: häufi gste Entenart. GV: Durchzügler oder Wintergast an den Spießente, Anas acuta Klärteichen Wevelinghoven. Die Art ist Unregelmäßiger Winter- und Sommergast. Ende März/Anfang April dort regelmäßig 1995: Durchzügler, Wintergast. zu beobachten (kuw). Art 4 (2); NRW: k. A. Beobachtungen: Statusdetails und Bruten: 28.03.06, M., Balgheimer See (bök). NE: Kein Nachweis.1974: Unregelmäßi- 09.04.06, 6 Ind., Nievenheimer See (bök). ger Durchzügler (< 10). – Die Art wurde 17.04.06, 8 Ind., Müllerssee (bök). früher meist an der Ölgangsinsel sowie im 10.09.06, 2 Ind., Nievenheimer See (wyk). Selikumer Park und am Reuschenberger See 07.04.07, Spey (bäw). beobachtet. – Tendenz: ↓. 16.10.07, 3 Ind., Kh. Höhe (ked). GV: Seltener Durchzügler oder Wintergast 28.02.09, 2 Ind., Müllerssee (dat). (Klärteiche Wevelinghoven). 15.03.09, 6 Ind., Jröne Meerke (sma). Beobachtungen: 28.03.09, 4 Ind., Müllerssee (dat). 22.12.07, W., Balgheimer See (wyk). 11.04.09, 6 Ind., Mankartzsee (dat). 03.-29.02.08, Golfplatz Birkhof (thö). 02.04.10, 3,2 Spey (ked). 15.12.08, 2,1, Balgheimer See (svm). 18.04.10, 2 Ind., Spey (bäw, hr). 29.05.08, Golfplatz Birkhof (thö). 31.08.10, 3 Ind., Kh. Höhe, REK (won). 18.07.08, Nievenheimer See (bök). 19.03.11, Fischteiche Osterath (jl). 31.7.08, Nievenheimer See (krk) 29.03.11, 4 Ind., Thunissensee (ked). 24.09.08, W., Nievenheimer See (bök). 4.04.11, 2 Ind., Rhein nördl. Zons (bök). 07.11.08, 1,2, Nievenheimer See (bök). 05.04.11, Jröne Meerke (sma). 20.03.09, W., KT Wevelinghoven (nh). Maximum: 21.03.06, 1 Ind. KT Wevelinghoven (kuw). 6.4.09, 25 Ind., KT Wevelinghoven (kuw) 18.-19.03.11, 6 Ind. KT Wevelinghoven (kuw). Kolbenente, Netta rufi na Knäkente, Anas querquedula Unregelmäßiger Wintergast/Durchzügler, Unregelmäßiger Durchzügler. 1995: Durch- Gefangenschaftsflüchtling, sehr seltener zügler. Brutvogel. 1995: Unregelmäßiger Durch- Art 4 (2); NRW: 1; streng geschützt. zügler. Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Seltener Durchzügler. 1974: Durchzüg- NE: Seltener Durchzügler. 1974: Kein ler (< 10). – Tendenz: →. Nachweis. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 13

GV: sporadisch auf der Erft südlich der Die Art ist Wintergast auf allen Kiesseen, Innenstadt (Herkunft unklar); Brut in Weve- dem Jröne Meerke, der Insel Hombroich linghoven, evtl. Flüchtling (mdl. Mitteilung und dem Reuschenberger See. Es bleibt Sitzung ADEBAR-Projekt, 7.11.2009). abzuwarten, ob sie sich weiter ausbreitet Beobachtungen: und als Brutvogel auch in Neuss etabliert. 02.11.-15.12.98, M., Steinackersee (kuw). Die Zunahme der Beobachtungen spiegelt 02.-21.03.06, 2-6 Ind., Müllerssee (bök, wyk). die beachtliche Ausbreitung der Art am 25.3 u. 14.04.07, Insel Hombroich (sma, sj). Niederrhein wieder (WINK et al. 2005) 20.03.10, 2,0, Müllerssee (dat). Statusdetails und Bruten: Moorente, Aythya nyroca NE: Regelmäßiger Wintergast und verein- Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nachweis. zelter Brutvogel. 1974: Durchzügler (< 10). Streng geschützt. – Tendenz: ↑. Statusdetails und Bruten: GV: Standvogel am Neurather See mit NE: Ausnahmeerscheinung. 1974: Kein anfänglichen Brutversuchen in den 90er Nachweis. Jahren, an den Klärteichen Wevelinghoven Beobachtungen: seit Mitte der 90er Jahre Brutvogel mit bis 03.09.99, 2 Ind., Steinackersee (kuw). zu 20 BP. Tafelente, Aythya ferina KB: 2008: Sehr seltener Brutvogel: 1 BP Wintergast, Durchzügler. 1995: Durchzüg- Pferdsbroich/Großenbroich; Brut am ler, Wintergast. Golfplatz Birkhof. Art 4 (2); NRW: 3. KA: Bruten 2008: Krausersee (klh), Golf- Die Art ist regelmäßiger Wintergast auf platz Birkhof (sma), Müllerssee (dat). den Kiesseen. Es sind zahlenmäßige Maxima: Zunahmen zu verzeichnen, denn die Art An den KT Wevelinghoven sind von Ende wird von LECHNER (1974) als mit weni- November bis Mitte April bei Eisfreiheit re- gen Exemplaren auf allen Wasserfl ächen gelmäßig 120-150 Ind. zu beobachten (kuw). vertreten angegeben. Die Zunahme mag 30.12.10, 101 Ind., Mankartzsee (ked). Folge des fortschreitenden Kiesabbaus im Bergente, Aythya marila Neusser und Kaarster Stadtgebiet sein, Seltener Wintergast. 1995: Unregelmäßiger der den rastenden Vögeln große Wasser- Durchzügler, Wintergast. fl ächen bietet. Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. NE: Wintergast. 1974: Durchzügler, Win- Beobachtungen: tergast (< 10). – Tendenz: ↑. 15.02.10, vorjähriges M., Rhein nördl. Zons KA: Die Art ist im Winter auf vielen Kies- (bök). seen (speziell Broicher See) anzutreffen. Rotschulterente, Callonetta leucophrys GV: Regelmäßiger Durchzügler/Wintergast Gefangenschaftsflüchtling. 1995: Kein (Klärteiche Wevelinghoven, Neurather See). Nach weis. Maxima: Die Art wurde als Einzeltier in den letzten 23.01.10, 200 Ind., Broicher See (dat); Jahren auch in den Nachbarkreisen beobach- 15.11.09 und 31.01.10, 80 Ind., Sandhofsee tet. Zumindest z.T. handelte es sich um unter- (wyk); 27.02.10, 80 Ind., Broicher See (dat); schiedliche Tiere. Bruten sind nicht bekannt. 08.03.10, 24,8 Müllerssee (ked). Statusdetails und Bruten: Reiherente, Aythya fuligula NE: Gefangenschaftsfl üchtling. 1974: Kein Verbreiteter Wintergast, vereinzelter Brut- Nachweis. vogel. 1995: Brutvogel, Durchzügler, Beobachtungen: Wintergast. 28.12.07, Insel Hombroich (wyk).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 14 KLAUS WYRICH

Eiderente, Somateria mollissima Schellente, Bucephala clangula Ausnahmeerscheinung. 1995: Durchzügler. Wintergast. 1995: Durchzügler. Statusdetails und Bruten: Art 4 (2); NRW: k. A. NE: Kein Nachweis. 1974: Ausnahmeer- Auch früher scheint die Art am Niederrhein im scheinung. – In den 60ern gelang 1 Nachweis Winter häufi g vertreten gewesen zu sein, denn der Art an der Ölgangsinsel. laut OTTO (1924) „tritt die Schellente oft in sehr Beobachtungen: starken Flügen selbst im Winter auf. Sie ist die 21.09.u. 03.10.09, diesjährig, Rhein südl. häufi gste Tauchente auf dem Durchzuge.“ Langst-Kierst (bök). Statusdetails und Bruten: 06.10.09, Rhein nördl. Zons (bök). NE: Wintergast in geringen Zahlen. 1974: 1 verletztes Tier nach Pfl ege am 30.10.09 bei Unregelmäßiger Durchzügler (< 10). – Ten- Zons ausgewildert (döw). denz: →. Eisente, Clangula hyemalis (Abb. 13b) GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nachweis. schriftl. Mitteilung 1996) Statusdetails und Bruten: Beobachtungen: NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. 03.01.06, 4 Ind., Goldberger See (bök). Beobachtungen: 23.01.06, 7 Ind., Nievenheimer See (bök). 25.01.-14.3.10, 1 junges M. bei Monheim 26.02.06, 9 Ind., Bressersee (wyk). ME, kurzfristig auch auf Neusser Seite 28.03.06, 5 Ind., Nievenheimer See (bök). (Rheinaue Rheinfeld, bök, wyk, ked). 06.12.06, 3 Ind., Goldberger See (bök). Trauerente, Melanitta nigra (Abb. 13f) 22.01. u. 16.02.07, 1,1, Balgheimer See (svm). Seltener Wintergast. 1995: Unregelmäßiger 24.01., 07. u. 19.02.07, 1-2 Ind., Müllers-/ Durchzügler. Mankartzsee (wyk). Statusdetails und Bruten: 12.01. u. 22.02.07, 14.03.09 jeweils 1 Ind., NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Steinackersee (wyk). GV: Früher Ausnahmeerscheinung (T. 11.03.07, Spey (bäw). GELLER, schriftl. Mitteilung 1996). Kein 01.-13.01.08, bis zu 13 Ind., südl. Kiesseen Nachweis aus dem Berichtszeitraum. (ked). Beobachtungen: 14.01.08, 2 Ind., Müllerssee. 25.01.05, W., Rhein nördl. Zons (bök). 22.01.08, 2,2, Balgheimer See (svm). 15.-31.12.07, W., Kaarster See (wyk, ked, 13.12.08, Spey (bäw). dat). 08.02.10, Thunissensee (ked). Samtente, Melanitta fusca 14.02.10, 23 Ind., Rheinaue Meerbusch- Vereinzelter Wintergast. 1995: Unregelmä- Nierst und Spey (bäw, hr). ßiger Durchzügler. 16.02.10, 3 Ind., Rheinaue Stürzelberg (wyk, Statusdetails und Bruten: ked). NE: Kein Nachweis seit 1998. 1974: Kein 30.11.10, Kaarster See (ked). Nachweis. 16.-30.12.10, 1-2 Ind., Kaarster Kiesseen (ked). Beobachtungen: 26.01.11, Müllerssee (bök). 27.11.-01.12.98, W. oder juv. M., Steinacker- Maxima: see (kuw). 07.02.06, 18 Ind., Rheinvorland Meerbusch 06.12.06, 2 Ind., Goldberger See (bök). (bök); 14.02.06, 18 Ind., Balgheimer See 24.-25.11.07, 3-4 Ind., Nievenheimer See (bök); 19.02.11, 40 Ind., Spey (bäw). (bök, scr). Zwergsäger, Mergellus albellus 15. u. 16.02.07, 1,1, Balgheimer See (svm). Unregelmäßiger Wintergast. 1995: Durch- 13.01.08, Balgheimer See (ked). zügler, Wintergast. 14.12.09, Balgheimer See (svm). Anh. I; NRW: k. A. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 15

Statusdetails und Bruten: Mittelsäger, Mergus serrator (Abb. 13a) NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger Ausnahmeerscheinung. 1995: Unregelmäßi- Wintergast (< 10). – Die Art ist früher biswei- ger Durchzügler. len an der Ölgangsinsel beobachtet worden. Statusdetails und Bruten: Wie der Gänsesäger wird sie von OTTO (1924) NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. bei starken Frosten für den Niederrhein als GV: Ehemalige Ausnahmeerscheinung (T. häufi g eingestuft. – Tendenz: ↓. GELLER, schriftl. Mitteilung 1996), kein GV: In strengen Wintern sporadischer Nachweis aus dem Berichtszeitraum. Wintergast (Neurather See und seltener an Beobachtungen: anderen eisfreien Gewässern). 30.11.-01.12.08, Spey (bäw, bök). Beobachtungen: 21.03.10, Spey (bäw). 26.02.06, weibchenf. Ind., Kaarster See (wyk). 05.03.06, Thunissensee (bök). Hühnervögel, Galliformes 03.01.08, 5 Ind., Spey (vod). 23.01.10, 0,1 Kaarster See (dat). Wachtel, Coturnix coturnix 16.02.10, 1,1 Rheinaue bei Stürzelberg (wyk, Brutvogel, Zahlen schwankend. 1995: Brut- ked). vogel, Durchzügler. 26.01.11, Müllerssee (bök). NRW: 2 S. Gänsesäger, Mergus merganser Auf Grund der sehr versteckten Lebens- Wintergast, seltener Brutvogel. 1995: weise der Wachtel ist die Einstufung recht Unregelmäßiger Brutvogel, Durchzügler, schwierig. MAAS (1948) berichtet von einer Wintergast. „bemerkenswerten Abnahme in ihrem Be- Art 4 (2); NRW: k. A. stande“ in weiten Teilen des Rheinlandes. Der Gänsesäger ist als Brutvogel eine absolu- Ein „guter Brutbestand“ wurde zu dieser te Ausnahme im Rheinland. Es kommt in den Zeit bei Liedberg, Glehn und Rubbelrath letzten Jahren immer wieder zu Sommerbe- festgestellt. Die zeitweise Erholung des obachtungen der Art, so z.B. am 13.07.2010 Bestandes in den 40er Jahren führt er auf am Rhein nördlich Zons (bök). Es handelt eine Vernachlässigung der Ackerbestellung sich jedoch nie um Jungvögel, so dass weitere durch den Krieg zurück. Bruten (s.u.) unwahrscheinlich sind. Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Brutvogel in geringer Zahl, Zahlen NE: Regelmäßiger Wintergast. 1974: Kein schwankend. 1974: Brutvogel, Durchzügler Nachweis. – Die Art wird regelmäßig auf (< 10 (< 50?)). – Tendenz: →. dem Reuschenberger See, dem Rhein und GV: Brutverdacht wegen der Vielzahl rufender benachbarten Gewässern, im Hafen, z. T. Exemplare in den Rekultivierungsgebieten um auch im Stadtgarten beobachtet. Sie wird die Gustorfer und Königshovener Höhe (dort von OTTO (1924) bei starken Frosten für auch 2011 zwei rufende Ind., bök, krk, kuw) den Niederrhein als häufi g eingestuft. – sowie am Elsbachtal; ehemaliger Brutvogel (T. Tendenz: ↑. GELLER, schriftl. Mitteilung 1996). MB: Wintergast und ausnahmsweise Brut- DM: Rheinfeld: 11.05.11, Gesang westl. der vogel: Juni 1993, Brut, Meerbusch-Büderich, Deponie (svm). Rheinkilometer 750,5 (BESER 1995) – Erst- Beobachtungen: nachweis für NRW. 15.08.04, südl. Lüttenglehn (wyk). Maxima: 2007: Holzheim, Raketenstation (TILLMANNS 20.02.09, 14 Ind., Reuschenberger See (wyk); 2007). 13.12.09, 40 Ind., Spey (bäw); 28.11.10, 76 2009: 21.06., 12.07., 09.08., 1-2 rufende Ind., Ind., Spey (bäw). Kh. Höhe (bök).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 16 KLAUS WYRICH

2010: Rufe von Mai bis Anfang August GV: Brutvogel auf Königshovener Höhe regelmäßig auf der Kh. Höhe aus den Lu- und im Umfeld des Golfplatzes sowie auf zernefeldern, Brutverdacht (kuw). Ackerfl ächen zwischen Kapellen und Holz- 2011: 26.5 bis 1.7., regelmäßig Rufe in den heim (2009). Feldern bei Ramrath/Neukircher Heide KB: 1994: Häufi ger Brutvogel (63-65 „Völ- GV/RM, Brutverdacht (kuw). ker“ mit 3 bis 12 Hühnern). Jagdfasan, Phasianus colchicus Maxima: Jahresvogel, z.T. ausgesetztes Jagdwild. 1995: 22.02.07, 10 Ind., Felder bei Uedesheim Brutvogel. (ked); 17.11.07, 18 Ind., Feldfl ur Lüttenglehn Statusdetails und Bruten: (eiw); 24.08.08, 24 Ind. inkl. pulli, Golfplatz NE: Jahresvogel, z.T. ausgesetztes Jagdwild. Birkhof (wyk); 26.08.10, 10 Ind. inkl. pulli, 1974: Jahresvogel (< 1.000). – Tendenz: →. Feldfl ur südl. Büttgen (sma). GV: tritt als Brutvogel schwerpunktmäßig in der Feldfl ur der Rekultivierungsgebiete auf. Flamingos, Phoenicopteriformes KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 BP) im gesamten Stadtgebiet. Rosafl amingo, Phoenicopterus roseus (Abb. 6a) Rebhuhn, Perdix perdix Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nach- Jahresvogel. 1995: Brutvogel. weis. NRW: 2 S Anh. I; NRW: k. A.; streng geschützt. MAAS (1948) bezeichnet das Rebhuhn als Statusdetails und Bruten: häufi gen Brutvogel der Wiesen, Klee- und NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Getreidefelder, was heute leider nicht mehr Beobachtungen: der Fall ist. Die Art leidet unter dem Verlust 31.07.10, Rhein bei Dormagen # (bök). von Feldgehölzen und anderer Deckung. Hierbei handelt es sich mit hoher Wahr- Baumschulen und Golfplätze scheinen sich scheinlichkeit um das Tier, das vom 25.- positiv auf den Bestand auszuwirken, so 28.07. an den Klärteichen Sittarder Hof z.B. der Golfplatz Rittergut Birkhof, an dem beobachtet wurde. Das Tier zog sich wenig sich ein „guter Brutbestand des Rebhuhns“ später eine schwere Flügelverletzung durch entwickelt hat (schriftl. Mitteilung B. KLEIN, einen Oberleitungsanflug zu und wurde 2008). Das LANUV (2011) gibt für den in der Wildtierpfl egestation Grevenbroich Kreis eine Größe von 501-1.000 Paaren an. gepfl egt, überlebte jedoch nicht (mdl. Mit- Statusdetails und Bruten: teilung N. WOLF, 13.08.10). Die Herkunft NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (< 1.000). des unberingten Tieres ist ungewiss. – Die Art ist generell in der Feldfl ur vertreten, so z.B. zwischen Neuss und Büttgen/Birkhof Lappentaucher, Podicipediformes und an der S-Bahn-Station Allerheiligen. LECHNER (1974) gibt die Art für das Stadtge- Zwergtaucher, Tachybaptus rufi collis (Abb. 4a) biet mit 251-1.000 Individuen/Paaren an. In Vereinzelter Brutvogel, Durchzügler, Win- den meisten Gebieten (Stadtwald, Jostens- tergast. 1995: Unregelmäßiger Brutvogel, busch, Jröne Meerke, Ölgangsinsel, Selikum) Durchzügler, Wintergast. ist die Art nicht mehr beobachtet worden. Art 4 (2); NRW: *. Sie kommt i.d.R. nur noch in der offenen Laut LANUV (2011) kein Brutvogel und kein Feldfl ur außerstädtisch vor. Die Einschätzung Wintergast im Kreis. „Rebhühner … zählen zu den häufi gsten Statusdetails und Bruten: Vogelarten im Stadtkreis und können in ihren NE: Wintergast, Durchzügler, evtl. Brut- Biotopen stets angetroffen werden“ stimmt vogel. 1974: Sommergast, Durchzügler, heute nicht mehr. – Tendenz: ↓↓. Wintergast (< 50). – Winterbeobachtungen Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 17 lassen sich an der Erft, der Insel Hombroich Beobachtungen: und gelegentlich auf Kiesseen machen. Die 26.07.10, 2 BP, im Sept. noch 2 pulli, Spey Art scheint im Bestand seit den 70er Jahren (bäw). zurückgegangen zu sein. Sie wird als Som- Maxima: mer- bzw. Wintergast am Reuschenberger 26.02.06, 25 Ind., Kaarster See (wyk); See, an der Erft und am Jröne Meerke an- 01.01.08, 41 Ind., Balgheimer See (ked); gegeben (LECHNER 1974). – Tendenz: →↓. 13.03.10, 18 Ind., Kaarster See (dat); GV: Brutvogel Neurather See (sporadisch), 20.11.10, 22 Ind., Bressersee (ked). Klärteiche Wevelinghoven bis zu 5 BP (nh), Rothalstaucher, Podiceps grisegena 2008 7-8 BP (VKN, schriftl. Mitteilung, Seltener Durchzügler. 1995: Durchzügler. 19.10.2008). Königshovener Höhe: Brut- NRW: R; streng geschützt. verdacht für Teich in der Aschedeponie Statusdetails und Bruten: (bök). NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. KB: 2008: Sehr seltener, ephemerer Brut- Beobachtungen: vogel: 1 Brutnachweis an der Niers 1984, 16.10. u. 17.11.05, Nievenheimer See (bök, Bruten Golfplatz Birkhof. wyk, re, sce, u.a.). KA: Brut auf Müllerssee 2009 (dat), Herbst- Schwarzhalstaucher, Podiceps nigricollis und Winterbeobachtungen an Kaarster Seltener Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger Kiesseen (1-4 Ind., ked). Durchzügler. Maxima: Art 4 (2); NRW: R; streng geschützt. 09.04.06, 25 Ind., KT Wevelinghoven (bök); Die Art brütet 4 km südlich der Kreisgrenze 16.02.10, 6 Ind., Balgheimer See (ked). an den Bedburger Klärteichen und wird Haubentaucher, Podiceps cristatus in der näheren Umgebung (Tönisvorst Brutvogel, Wintergast, Durchzügler. 1995: Nettetal, Düsseldorf und anderenorts) z.T. Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. regelmäßig beobachtet. Die Art ist im Kreis als Brutvogel auf vielen Statusdetails und Bruten: Wasserfl ächen, z.B. noch betriebenen und NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. renaturierten/rekultivierten Auskiesungen, Beobachtungen: vertreten. 25.03.11, KT Wevelinghoven (kuw). Statusdetails und Bruten: 07.04.11, Thunissensee (ked). NE: Regelmäßiger Wintergast und Durch- zügler, Brutvogel. 1974: Durchzügler, Som- Seetaucher, Gaviiformes mergast, Brutvogel (< 10). – Die Art ist Brutvogel seit 1974, erstmals am Reuschen- Sterntaucher, Gavia stellata berger See (LECHNER 1974) und kann dort, an Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger den Kiesseen, gelegentlich im Hafen und am Durchzügler. Rhein beobachtet werden; Bruten sind vom Anh. I; NRW: k. A. Jröne Meerke (2010, 2011, sma), Reuschen- Statusdetails und Bruten: berger See und Steinackersee (1993-1996 mit NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. je 2-3 Jungen, kuw) bekannt. – Tendenz: ↑. Prachttaucher, Gavia arctica (Abb. 13e) GV: Mit bis zu 4 BP ausschließlich am Neu- Seltener Wintergast. 1995: Unregelmäßiger rather See vertreten. Durchzügler. KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (1 – 5 Anh. I; NRW: k. A. BP), ausschließlich an Baggerseen. Statusdetails und Bruten: KA: Brutvogel am Müllerssee (2010: 3 Jung- NE: Seltener Wintergast. 1974: Kein Nach- vögel), Thunissensee (2010: 13 Jungvögel), weis. – Bei LECHNER (1974) wird die Art nicht Bressersee (2010: 4 Jungvögel) (ked). erwähnt. Die Ausweitung der Auskiesungsfl ä-

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 18 KLAUS WYRICH chen hat die Chance erhöht, auch im Inland Reiher, Ardeiformes einmal Seetaucher, die bevorzugt große Was- serfl ächen aufsuchen, beobachten zu können. Rohrdommel, Botaurus stellaris (Abb. 13h) Beobachtungen: Seltener Wintergast. 1995: Unregelmäßiger 22.12.07-08.01.08, Sandhofsee, (wyk, dat). Durchzügler. 19.11.10, 1 Ex. landete auf einer nassen Anh. I; NRW: 0; streng geschützt. Straße in Kapellen und wurde mit kleiner Statusdetails und Bruten: Verletzung am rechten Fuß in die Wildtier- NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. station am „Schneckenhaus“ in Greven- GV: Wintergast am Neurather See. broich eingeliefert (won). Beobachtungen: 15.12.08, 2 Ind., Neurather See (won.) Kormoranvögel, Phalacrocoraciformes 28.12.08, RM, in Wildtierpfl egestation ein- geliefert (döw). Kormoran, Phalacrocorax carbo 2009: 3 nachgewiesene Ind. in Grevenbroich Wintergast, Durchzügler, vereinzelter Som- (won). mervogel. 1995: Durchzügler, Wintergast. 05.01.10, Neurather See (won). NRW: * S. 08.02.10, Neurather See (won). Statusdetails und Bruten: 14.01.10, Balgheimer See (svm). NE: Regelmäßiger Wintergast, Durchzügler, Sommervogel. 1974: Kein Nachweis. – Die Nachtreiher, Nycticorax nycticorax Art, die zurzeit heftige Diskussionen aus- Ausnahmeerscheinung. 1995: Ausnahmeer- löst, wird bei LECHNER (1974) nicht einmal scheinung. erwähnt. – Tendenz: ↑. Anh. I; streng geschützt. GV: Ganzjähriger Nahrungsgast und Durch- Statusdetails und Bruten: zügler in wenigen Exemplaren, in froststarken NE: Kein Nachweis. 1974: Ausnahmeer- Wintern zunehmende Bestände an Neurather scheinung. – Die Art wurde einmal im See und den Klärteichen Wevelinghoven. Selikumer Park (1973) beobachtet. Maxima: Beobachtungen: 19.01.07, 70 Ind., Ölgangsinsel (wyk). 19.06.09, adultes Ind., Müllerssee (#, in 22.12.07, 63 Ind., Sandhofsee (wyk). Bearbeitung) (dat). Silberreiher, Casmerodius albus (Abb. 2b) Ibisse, Threskiornithidae Vereinzelter Wintergast. 1995: Kein Nachweis. Anh. I; NRW: k. A.; streng geschützt. Löffl er, Platalea leucorodia Seit den 90er Jahren haben Winterbeobach- Ausnahmeerscheinung. 1995: Ausnahmeer- tungen dieser Art stetig zugenommen. Ein scheinung. Winterzuzug aus Russland und der Ukraine, Anh. I; streng geschützt. wo der Brutbestand erheblich zugenommen Statusdetails und Bruten: hat, ist wahrscheinlich. Es wurden auch Vögel NE: Kein Nachweis. 1974: Ausnahmeer- aus Frankreich nachgewiesen. Seit 1978 brü- scheinung. – Eine Beobachtung gelang an tet die Art auch in den Niederlanden. Diese der Erftmündung 1961 (LECHNER 1974). Es (kleine) Population alleine kann die deutschen ist mit weiteren Beobachtungen zu rechnen, Winterbestände jedoch nicht speisen. Aus da die Art auch vermehrt (so z.B. 2010) am Deutschland ist nur bislang ein Brutversuch unteren Niederrhein auftritt. von 1993 aus Bayern bekannt (BRANDT 2007). GV: Ausnahmeerscheinung. Fund eines ent- Statusdetails und Bruten: kräfteten, fl üggen Jungvogels 2007 (schriftl. NE: Vereinzelter Wintergast. 1974. Kein Mitteilung N. WOLF). Nachweis. – Tendenz: ↑. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 19

GV: erstmaliges Auftreten als Wintergast in suche auch in den urbanen Bereich. Die Grevenbroich in den Wintern 2009 und 2010. einzige Kolonie im Neusser Stadtbereich Beobachtungen: liegt auf der Ölgangsinsel. – Tendenz: ↑. 10.12.02, 2 Ind., bei Zons stromauf fl iegend GV: Brutvogel seit 1994, Brutkolonien in (bök). Gustorf (2008 22 Horste), Noithausen 18.11.06, Rheinvorland Scheibendamm (2009 10 H.), Mühlrath (sporadisch, 2007 (wyk). aufgegeben), Schloss Hülchrath (2009 aufge- 24.09.07, Insel Hombroich (sj). geben, 2010 1 H.), 3 Horste Grevenbroicher 30.10.07, Uedesheimer Rheinbogen (hn). Schloss 2007-08 (mdl. Mitteilung Sitzung 20.11.07, Feldfl ur westl. Neuss (ked). ADEBAR-Projekt, 7.11.2009). 12.10.08, Ilv. Altrheinschlinge (hr). RM: Brutvogel, 2011 vier Nester südlich der 07.11.08, Nievenheimer See (bök). Höveler Höfe zwischen Anstel und Gohr in 31.03., 05. u. 15.04.09, Schwarzer Graben einem Nadelgehölz, mindestens ein Nest (re). besetzt (hw, svm). 30.09.10, 7 Ind., Spey (svm). Purpurreiher, Ardea purpurea 02.01.10, 2 Ind., Kh. Höhe, (bök, wyk). Ausnahmeerscheinung. 1995: Ausnahmeer- 15.01.10, Erftaue Gustorf (won). scheinung. 20.01.10, Bahntrasse Holzheim/Kapellen Anh. I; streng geschützt. (mw). Statusdetails und Bruten: 23.1 u. 06.03.10, Bressersee/Pferdsbroich NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. (dat). Beobachtungen: 02. u. 06.02., 18.04.10, Ilv. Altrheinschlinge ca. 2002, Schilfgürtel Rosellerheide # (ane). (lim, nr, ked). 11.08.09, Kh. Höhe (#, in Bearbeitung) 07. u. 27.02., 06., 08. u. 17.03.10, Müllerssee (seg, klh). (wyk, ked, dat). Seidenreiher, Egretta garzetta 13. u. 14.02.10, 2 Ind., Ilv. Altrheinschlinge Anh. I; streng geschützt. (hr). Kein Nachweis. 1995: Ausnahmeerscheinung. 01.03.10 Kapellen-Süd (nh). Statusdetails und Bruten: 06.11.10, Jröne Meerke, NE (ram). NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. 05.12.10, Rhein bei Dormagen (bök). 30.12.10, Rhein bei Grimlinghausen (wyk). Storchenvögel, Ciconiiformes 09.01.11, 3 Ind., Strümper Bruch (hr). 20. u. 30.01.11, Ilv. Altrheinschlinge (wi, Schwarzstorch, Ciconia nigra ruh). Seltener Durchzügler. 1995: Ausnahmeer- 26.01.11, Müllerssee (bök). scheinung. Graureiher, Ardea cinerea (Abb. 2a) Anh. I; NRW: 3 S; streng geschützt. Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Sommergast, OTTO (1924) berichtet, dass der Schwarzstorch Durchzügler, Wintergast. in den „letzten fünfzig Jahren“ aus dem Rhein- NRW: * S. land verschwunden ist. Freiherr von METTER- OTTO (1924) führt nur fünf Brutkolonien NICH (LECHNER 1974) berichtet von einem am Niederrhein auf, von denen drei am Schwarzstorchenhorst im Mühlenbusch (ohne nördlichen Niederrhein lagen (Kleve, Goch Datierung). Bis 1880 brütete der Schwarz- und Xanten) und zwei in der Nähe von storch noch in Worringen (KUNZ 2010). Neuss (Kaiserswerth und Haus Meer). Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Unregelmäßiger Durchzügler. 1974: NE: Jahres- und Brutvogel. 1974: Jahresvo- Unregelmäßiger Durchzügler (< 5 Nach- gel (< 50). – Die Art kommt zur Nahrungs- weise). – Tendenz: →.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 20 KLAUS WYRICH

Beobachtungen: 27.06.08, Latumer Bruch (hr). 10.09.06, Jungvogel Zons Stadtgebiet (scl). 18.08.08, Korschenbroich (NGZ, 19.8.08). 19.-24.08.07, Feldfl ur Büttgen (sma, bök 2009: Februar, Weckhoven, auf Feld (mdl. u.a.). Mitteilung M. RAUTENBERG). 27.08.07, Raketenstation (ked). 20.03.09, nach SW ziehend (muh). 19.08.08, 2 Ind., Wevelinghoven (bök). 08.09.09, Uedesheim, nach N ziehend 24.08.09, Kh. Höhe, kreisend (bök, krk). (muh). 15.05.10, Broicherwegsee, überfl iegend nach 29.03.10, rastend, Neukirchen (won). NW (ked). 14.04.10, 3 Ind., rastend, Lank (hr). 02.08.10, Latumer See, Lank-Latum (let). 24.06.10, rastend, Neuss Hoisten (ms). 12.04.11, 2 Ind., Norfbach bei Ückerath 28.09.10, nördl. Kapellen, Ring: DEW (mdl. Mitteilung W. DÖHRING). 4X588, (won). Weißstorch, Ciconia ciconia 17.10.10, rastend Rheinvorland Dormagen Durchzügler. 1995: Durchzügler. (bök). Anh. I; NRW: 3 S; streng geschützt. Seit 1900 gab die Art Brutgebiete am Nie- Greifvögel, Accipitriformes derrhein auf. So berichtet OTTO (1924), dass im Jahr 1922 zum ersten Mal kein Fischadler, Pandion haliaetus Storchenpaar im „Kreis Mörs“ genistet Durchzügler. 1995: Durchzügler. hat und auch in Xanten die Horste leer Anh. I; NRW: 0; streng geschützt. blieben. Etwa 20 BP soll es zu dieser Zeit Statusdetails und Bruten: noch nördlich des Reichswaldes gegeben NE: Gelegentlicher Durchzügler. 1974: Kein haben. Der Rückgang von Feuchtgebieten Nachweis. – Tendenz: →. erklärt den Rückgang des Weißstorches GV: Regelmäßiger Durchzügler (Neurather nicht, zumindest nicht allein (KUNZ 2010). See, Klärteiche Wevelinghoven). Nach Rückgängen bis Mitte der 80er Jahre Beobachtungen: hat sich der Bestand seit Anfang der 90er 12. u. 29.09.93: am Uedesheimer Rheinbo- Jahre wieder erholt und stabilisiert. 2010 gen jagend (kuw). brütete ein Storchenpaar erstmals wieder 23.04.05: KT Wevelinghoven (kuw). im Kreis Viersen (Internetmitteilung www. 12.09.05, südl. Langst-Kierst, stromauf vogelmeldung.de, 18.06.2010). fl iegend (bök). Statusdetails und Bruten: 28.03.06, Nievenheimer See (bök). NE: Unregelmäßiger Durchzügler. 1974: 26.08.06, 2 Ind., Rhein südl. Langst-Kierst Unregelmäßiger Durchzügler (< 5 Nach- (bök). weise). – Die allgemeine Abnahme des 10.09.06, Nievenheimer See (wyk, re, ane). Weißstorchs zeigt sich auch in den Zahlen 17.09.07, rheinaufwärts fl iegend bei Nierst für das Stadtgebiet: Die Art wurde früher in (chk). größeren Trupps mit 17 bzw. 23 Ind. in den 22.09.07, Ölgangsinsel mit Beute (wyk). Jahren 1959 und 1972 beobachtet (LECHNER 13.04.08, KT Wevelinghoven (won). 1974). – Tendenz: →. 30.06.08, Kh. Höhe, nach W überfl iegend (rs). GV: Durchzügler. 02.11.08, KT Wevelinghoven (won). Beobachtungen: 09.09.09, Feldfl ur nördl. RM (ked, wyk). 02.04.07, Büttgen (sma). 02.04.10, KT Wevelinghoven (kuw). 08.09.07, Büttgen (sma). 22.04.10, Balgheimer See (svm). 2008: Ende Februar, 4 Ind., Tüschenbroich 15.05.10, Thunissensee, jagend (ked). (VKN, schriftl. Mitteilung, 22.04.2008). 09.10.10, Thunissensee, jagend (ked). 15.03.08, Feldfl ur Neuss (thö). 07.05.11, KT Wevelinghoven (kuw). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 21

Wespenbussard, Pernis apivorus (Abb. 12a) Statusdetails und Bruten: Unregelmäßiger Brutvogel, Durchzügler. NE: Durchzügler und Wintergast in geringer 1995: Unregelmäßiger Brutvogel, Durch- Zahl. 1974: Unregelmäßiger Wintergast und zügler. Durchzügler (< 10). – Tendenz: →. Anh. I; NRW: 2; streng geschützt. GV: Regelmäßiger Wintergast und Durch- Statusdetails und Bruten: zügler auf der Königshovener Höhe (≤ 8 NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger Ind.). 2001 bis 2006: den ganzen Winter über Durchzügler (< 10). – Die Art galt früher als bis 6 Ind. auf den Flächen der ehemaligen unregelmäßiger Durchzügler in kleiner Zahl Abgrabung Fortuna-Garsdorf direkt an der (LECHNER 1974), was sie heute wohl auch Kreisgrenze; einzelne Exemplare regelmäßig noch ist. Dennoch ist für das Stadtgebiet in über den Feldern innerhalb des Kreises jüngster Zeit keine Beobachtungsmeldung bis Neurath jagend (kuw). Danach wegen bekannt. – Tendenz: →↓. Landwirtschaft keine mehr. GV: Seltener Brutvogel, sporadisch im Sü- Beobachtungen: den des Stadtgebietes (balzende Vögel 2009 2006: 2 Beobachtungen: Feldflur nördl. auf Königshovener Höhe) und Fund eines Kaarst, Gt. Höhe (bök). verletzten fl ugunfähigen Jungvogels (schriftl. 2007: 10 Beobachtungen, ≥ 2 Ind., insges. Mitteilung N. WOLF). 11 Ind.: Lüttenglehn, Wevelinghoven, MB: Eventueller Brutvogel (24.05.08, 2 Ind., Feldfl ur nördl. und westl. Neuss, Straberg, Meerbusch; 20.06.10, Meerbusch, 1 RP, ked). Balgheimer See (thö, ked, dat, bök, krk, eiw, DM: 2008 und 2009 ausgegrabene Wes- ked, wyk). pennester in Nievenheim (Deponie) zur 2008: 10 Beobachtungen, ≤ 4 Ind., insges. Brutzeit (döw). 15 Ind.: Feldfl ur westl. Neuss (mehrere), Beobachtungen: RM, Kh. Höhe, Spey (thö, ked, wyk, bök, 04.08.05, 2 Ind., Nievenheimer See (bök, krk). bäw, won). 26.10.08, KT Wevelinghoven (nh). 2009: 9 Beobachtungen, ≤ 3 Ind., insges. 14: 15./18.08.09, 1-3 Ind., Kh. Höhe (bök, wyk, Langst-Kierst, Loewensee, Kh. Höhe, Lank- nh u.a.). Latum, Feldfl ur westl. Neuss, Feldfl ur nördl. 15.05.10, Kh. Höhe, RKN (let). Kaarst (bök, wyk, ked, seg u.a.). 20.06.10, 2 Ind., Meerbusch (ked). 2010: 11 Beobachtungen, ≤ 5 Ind., insges. 15.09.10, Kh. Höhe (ane). 23 Ind.: Ölgangsinsel, Kh. Höhe, Feldfl ur 08.05.11, Kh Höhe (kuw). Kaarst, Lank-Latum, Vogelsang NE (std, 11.05.11, kreisend über dem Zonser Grind bök, jöm, won, klv, wyk, ked). (bök). 2009-2011: regelmäßig bis 4 Ind. auf den Lu- Schlangenadler, Circaetus gallicus (Abb. 10a) zernefeldern auf der Königshovener Höhe. Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nach- Maximum: weis. 11.10.09, Kh. Höhe 5 x je 1 – 3 Ind. (bök, Anh. I; streng geschützt. krk, ked, wyk u.a.). Statusdetails und Bruten: Wiesenweihe, Circus pygargus NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Seltener Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger Beobachtungen: Durchzügler. 05.-12.08.09 Kh. Höhe, (won, bök, ked, Anh. I; NRW: 1 S; streng geschützt. wyk u.a.). Das nächste bekannte Brutvorkommen der Kornweihe, Circus cyaneus Art liegt etwa 30 km südlich des RKN bei Durchzügler, Wintergast. 1995: Durch- Erftstadt-Erp (KURTH 2010). zügler. Statusdetails und Bruten: Anh. I; NRW: 0; streng geschützt. NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 22 KLAUS WYRICH

GV: Seit 2004 regelmäßiger Nahrungsgast Maxima: (≤ 4 Jungvögel) auf Königshovener und 28.08.-05.09.08, Zugmaximum: 30 Ind., Neurather Höhe, früher auch Brutverdacht nördl. RM (bök); 24.08.09, 15 Ind., Kh. (T. GELLER, schriftl. Mitteilung 1996). Höhe, REK (bök). Beobachtungen: Habicht, Accipiter gentilis 02.09.07, Mankartzweg (dat). Jahresvogel in geringer Zahl. 1995: Brutvo- 21.06.09, 0,1, Kh. Höhe (bök, krk). gel, Durchzügler, Wintergast. 21.06.-23.08.09, je 1-2 weibchenf. Ind. (bök, NRW: V; streng geschützt. krk, wyk, u.a.). Statusdetails und Bruten: 11.05.11, Rhein nördl. Zons, nordöstl. zie- NE: Jahresvogel in geringer Zahl. 1974: hend (bök). Unregelmäßiger Durchzügler (< 10). – 2003- Rohrweihe, Circus aeruginosus 2010 Sichtungen bei Minkel, im Uedeshei- Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger Brut- mer Rheinbogen, Hafen, Selikumer Park, an vogel, Durchzügler. Ölgangsinsel, Hauptfriedhof, Hummelbach- Anh. I; NRW: 3 S; streng geschützt. aue und bei Grefrath; Bruten im Stadtgebiet Die Art kann vor allem in den Feldfl uren sind wahrscheinlich. LECHNER (1974) führt zwischen August und Oktober beobachtet die Art lediglich als unregelmäßigen Durch- werden. 2009 waren erhebliche Zugmaxima zügler mit lediglich 1 Beobachtungsmeldung. auf der Königshovener Höhe festzustellen – Tendenz: ↑. – zusammen mit erheblichen Mengen an GV: Brutvogel in Noithausen, Kh. Höhe Mäusebussarden. Im Folgejahr blieben diese und Vollrather Höhe, 1 BP in immer wieder aus (späte Ernte, daher wenig Nahrungsfl ä- demselben Horst, Erftauen bei Wevelingho- chen? Feldmausgradation?). 2001 und 2009 ven 2006 bis heute (kuw). fand eine Brut im Tagebaugebiet (Gem. KB: 1994: Meist 2-3 BP an wechselnden Bedburg, REK) statt. Standorten. 2007: 1 Brut mit 1 Jungen, Statusdetails und Bruten: 2008: 1 Brut mit 2 Jungen (VKN, schriftl. NE: Durchzügler in geringer Zahl. 1974: – Mitteilung, 19.10.2008). Erstaunlicherweise wird die Art von LECH- MB: Vermutlich Brutvogel in der Ilv. Alt- NER (1974) nicht erwähnt. – Tendenz: ↑. rheinschlinge. GV: Durchzügler (T. GELLER, schriftl. Mit- Sperber, Accipiter nisus teilung 1996). Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Durchzügler, Beobachtungen: Wintergast. 2005: 2 Beobachtungen: Feldflur westl. NRW: *; streng geschützt. Neuss (wyk). Statusdetails und Bruten: 2006: 6 Beobachtungen, ≤ 2 Ind., insges. 10 NE: Jahresvogel. 1974: Unregelmäßiger Ind.: Nievenheimer See, Garzweiler Nord, Durchzügler. – LECHNER (1974) zählt ihn RM, Kaarst (bök, wyk). zu den „bedrohtesten Vögeln in unserem 2007: 9 Beobachtungen, ≤ 4 Ind., insges. 13 Lande“. Inzwischen ist der Sperber auch Ind.: (Kh. Höhe, Feldfl ur westl. und nördl. im Stadtgebiet zu beobachten (Stadtgarten, Neuss (wyk, ane, huk, dat, ked) Rosengarten, Stadtwald, Hauptfriedhof, 2008: 13 Beobachtungen, ≤ 10 Ind., insges. Uedesheimer Rheinbogen). – Tendenz: ↑. 40 Ind.: RM (bök, wyk). MB: Brutvogel, z.B. 2010 im Meerbusch. 2009: 17 Beobachtungen, ≤ 17 Ind., insges. GV: Brutvogel (Wildgehege Gustorf Bend, 99 Ind.: vor allem Kh. Höhe (bök, ked, dat, Noithausen, Kh. Höhe). süh, krk u.a.). KB: 1994: Seltener Brutvogel (7 - 8 BP, jähr- 2010: 6 Beobachtungen, ≤ 2 Ind., insges. 7 liche Schwankungen), fehlt in Lüttenglehn/ Ind. (bök, wyk, krk). Epsendorf. 2007: 8 BP mit 18 Jungen, 2008: Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 23

4 BP mit 6 Jungen (VKN, schriftl. Mittei- DM: Brutvogel im Zonser Grind; 2011: ab lung, 19.10.2008). April regelmäßig 2 Ind. (bök). Rotmilan, Milvus milvus Beobachtungen: Durchzügler. 1995: Brutvogel, Durchzügler. 10.05.04, Stadtwald NE, kreisend (wyk). Anh. I; NRW: 3; streng geschützt. 16.07.07, Vollrather Höhe (won). Statusdetails und Bruten: 19.09.07, Stadtgarten NE, Durchzug (ked). NE: Durchzügler in geringer Zahl. 1974: 11.07.08, an A57 (chk). Unregelmäßiger Durchzügler (< 10). – 08.05.09, Kh. Höhe (won). Sein Status als Durchzügler hat sich nicht 24.08.09, Kh. Höhe (bök, krk). verändert. Für 1950 wird die Art jedoch als 06.04.10, AB-Kreuz Kaarst (kop). Jahresvogel (Brut?) für den Mühlenbusch 10.04.10, Delrath (sr). bei Nievenheim geführt (LECHNER 1974). 16.04.10, Meerbusch-Ossum (klv). – Tendenz: →. 18.04.10, Ilvericher Bruch (ked). GV: Bis 1999 regelmäßiger Brutvogel im 30.04.10, Holzbüttgen (sma). Langwadener Wald zwischen dem Ort 15.05.10, Lauvenburg KA (ked). und Gut Muchhausen. Nach Durchfors- 26.05.10, Vogelsang NE (ked). tungsarbeiten konnte trotz sporadischer 21.06.10, Ilv. Altrheinschlinge (ked). Beobachtungen während der Brutzeit kein 17.11.10, Büttgen (sma). Brutnachweis mehr erbracht werden.. 16.03.11, Vogelsang NE (ked). DM: Brutverdacht für ein Paar 2009 und 06.04.11, Ilv. Altrheinschlinge (ked). 2010 im Zonser Grind, ab März 2011 1-2 Seeadler, Haliaeetus albicilla Ind. regelmäßig über dem Grind (bök). Kein Nachweis. 1995: Durchzügler, Win- Beobachtungen ziehender Einzeltiere: tergast. 2007: 5 Beobachtungen. Anh. I; NRW: k. A.; streng geschützt. 2008: 5 Beobachtungen. Statusdetails und Bruten: 2009: 9 Beobachtungen. NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. 2010: 19 Beobachtungen, einmal 3 Tiere Raufußbussard, Buteo lagopus (Abb. 10b) nacheinander. Seltener Durchzügler und Wintergast. 1995: Schwarzmilan, Milvus migrans Durchzügler, Wintergast. Unregelmäßiger Brutvogel, Durchzügler. NRW: k. A.; streng geschützt. 1995: Unregelmäßiger Brutvogel, Durch- Statusdetails und Bruten: zügler. NE: Kein Nachweis. 1974: Wintergast (< Anh. I; NRW: R; streng geschützt. 10). – Der Raufußbussard scheint früher Statusdetails und Bruten: häufi ger in Neuss beobachtet worden zu sein NE: Gelegentlicher Durchzügler, unregel- (Winterfl ucht aufgrund strengerer Winter?) mäßiger Brutvogel. 1974: Durchzügler (< und wurde als Wintergast vorwiegend an 10). – Über frühere Bruten im Stadtgebiet der Ölgangsinsel beobachtet. – Tendenz: ↓. ist nichts bekannt. Die Ölgangsinsel wurde GV: Wintergast. 2001 bis 2006: den gan- vermutlich mit zunehmender Wuchshöhe zen Winter über bis 1-2 Exemplare auf der Hybridpappeln attraktiver für die Art. den Flächen der ehemaligen Abgrabung Beobachtungen eines Exemplars gelangen Fortuna-Garsdorf direkt an der Kreisgrenze. dort am 08.06.03, 07.07.04 und 12.05.08 Einzelne Exemplare regelmäßig über den (bök, krk) sowie von 1-2 Exemplaren am 24. Feldern innerhalb des Kreises bis Neurath u. 25.04.09 (wyk), 2011: 2 BP (ked, wyk). – jagend (kuw). Danach wegen Landwirtschaft Tendenz: →↑. keine mehr. 2009-2011: regelmäßig bis 2 Ind. GV: Unregelmäßiger Brutvogel (eine bekann- auf den Luzernefeldern der Königshovener te Brut 2008 im südlichen Bereich der Erft). Höhe (kuw)

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 24 KLAUS WYRICH

Beobachtungen: 21.03.06, weibchenfarben, Feldfl ur nördl. 06.02.10, Kh. Höhe, REK (kuw). Kaarst (bök). 08.02.10, 3 Ind., Kh. Höhe , REK (bök). 28.03.06, M., Balgheimer See (bök). 10. - 28.10.10, 1 Ind., Kh. Höhe, (kuw). 11.09.08, W., Feldfl ur RM (bök). 30.01.11, 4 Ind., Kh. Höhe (bök). 20.10.08, W., Feldfl ur RM (bök). Mäusebussard, Buteo buteo 04.01.09, KT Wevelinghoven (nh). Verbreiteter Jahresvogel, Durchzügler, 07.01.11, Hafen NE (hr). Wintergast. 1995: Brutvogel, Durchzügler, 09.01.11, Kh. Höhe (kuw). Wintergast. 02.05.11, Kh Höhe (kuw) NRW: *; streng geschützt. Rotfußfalke, Falco vespertinus (Abb. 13d) Statusdetails und Bruten: Seltener Durchzügler. 1995: Ausnahmeer- NE: Jahresvogel und Wintergast. 1974: Som- scheinung. mergast (< 10), Durchzügler, Wintergast (< Anh. I; streng geschützt. 50). – Tendenz: ↑. Statusdetails und Bruten: KB: 1994: Neben Turmfalken häufi gste NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Greifvogelart (11 Reviere). 2007: 11 BP GV: Seltener Sommergast bzw. Durchzügler. mit 19 Jungen, 2008: 12 BP mit 14 Jungen Beobachtungen: (VKN, schriftl. Mitteilung, 19.10.2008). 15.05.05, vorj. M., Nievenheimer See (bök, Maxima: krk). 11.-18.08.09, über 40 Ind., Kh. Höhe (seg, 21.06.09, W., Kh. Höhe REK (bök, krk). wyk). Baumfalke, Falco subbuteo Vereinzelter Brutvogel und Durchzügler. Falken, Falconiformes 1995: Brutvogel, Durchzügler. Art 4 (2); NRW: 3; streng geschützt. Merlin, Falco columbarius Laut LANUV (2011) gibt es 1-10 BP im Kreis. Vereinzelter Durchzügler und Wintergast. Statusdetails und Bruten: 1995: Durchzügler. NE: Seltener Brutvogel und Durchzügler. Anh. I; NRW: k. A.; streng geschützt. 1974: Durchzügler (< 10). – Uedesheimer Statusdetails und Bruten: Rheinbogen östl. der Fleher Brücke: Bruten: NE: Vereinzelter Durchzügler und Winter- 1993-2000 (1996 3, 2000 2 fl ügge Jungvögel, gast. 1974: Kein Nachweis. – Tendenz: →↑. kuw). Norfbachaue: Brutverdacht 2005 (2 GV: Seltener Durchzügler der Feldfl uren Ind. Juni-August, wyk, re). Ölgangsinsel: und Rekultivierungsgebiete. Brutverdacht (1 Paar 2004 und Ende Juni Beobachtungen: 2010, bök). – Tendenz: →. Feldflur westl. Neuss (Büttgen bis GV: Seltener Brutvogel: Brutnachweis Neu- Holzheim): 17.02.07, weibchenfarben rath 2009; Brut auf Strommast, Kh. Höhe (thö); 18.02.07, M. (thö); 11.11.07, weib- REK; Brutverdacht an den Klärteichen chenfarben (ked, thö); 17.11.07 (bök); Wevelinghoven (won). 01.12.07, M. (wyk); 26. u. 28.01.08, KB: 1994: 1-2 BP an wechselnden Standor- weibchenfarben (sma); 08.-16.02.08, ten. 2007: 2 BP mit 3 Jungen, 2008: 1 Brut weibchenfarben (thö); 28.02.08 (thö); mit 1 Jungen (VKN, schriftl. Mitteilung, 05.-9.04.08 (thö). 19.10.2008). Königshovener Höhe: 05.04.09 (ane); MB: 2010 vermutlich Brut in der Ilv. Alt- 14.09.09, weibchenfarben (bök); 07.10.09 rheinschlinge (bettelnder Jungvogel, ked). (bök); 23.10.10 (std). Beobachtungen: Übriges Kreisgebiet: 24 u. 26.05.08, RP/EN, Müllerssee (klh, 20.03.06, M., Gt. Höhe (bök). ked). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 25

28.08.u. 03.09.08, Feldfl ur RM (bök). Kranichvögel, Gruiformes 09.08.08, Ölgangsinsel (wyk). 24.09.08, Nievenheimer See (bök). Kranich, Grus grus 24.08.09, Kh. Höhe (bök). Durchzügler. 1995: Durchzügler. 05.09.09, Feldfl ur Meerbusch-Strümp, ja- Anh. I; NRW: k. A.; streng geschützt. gend (let). Statusdetails und Bruten: 30.04.10, Waldrand Kapellen-Süd (nh). NE: Durchzügler. 1974: Durchzügler 01.05.10, Kh. Höhe (nh). (< 1.000). – Tendenz: →↑. 13.05.10, Lauvenburg KA, kröpfend (ked). GV: Beobachtete Rast an Erft gegenüber 16.06.10, Broicherwegsee, nach SO abfl ie- Insel Hombroich und auf Äckern um gend (dat). Neukirchen. 31.08.10, Ilv. Altrheinschlinge, bettelnder Beobachtungen von rastenden Vögeln: Jungvogel und 2 adulte (ked). 06.-07.11.00, ca. 1.000 Ind. übernachten bis Wanderfalke, Falco peregrinus (Abb. 7a) 10.30 Uhr auf Feld bei Wevelinghoven, 15 Vereinzelter Jahresvogel. 1995: Durchzügler. Ind. bleiben bis zum 08.11 (kuw). Anh. I; NRW: * S; streng geschützt. 21.-22.12.00, 13 Ind. übernachten auf Feld Statusdetails und Bruten: bei Wevelinghoven (kuw). NE: Vereinzelter Jahresvogel. 1974: Un- 28.08.-09.09.08, 1 Ind. auf Acker, Feldfl ur regelmäßiger Durchzügler (< 10). – Brut bei RM (bök). im Neusser Hafen; recht regelmäßig an 22.02.11, Nierst (wi). Indus trieschornsteinen im Hafengebiet Maxima: und an der Marienkirche zu beobachten. 04.03.07, 1.000 Ind., Allerheiligen nord- – Tendenz: ↑. östl. ziehend (re); 17.10.-30.11.10, ca. GV: Seit 2000 regelmäßiger Brutvogel (z.B. 3.500 Ind. auf dem Durchzug (vorsichtige auf beiden Kraftwerken sowie auf Braun- Schätzung). kohlebaggern, jährlich je 2 bis 4 Jungvögel), Großtrappe, Otis tarda davor nur Durchzügler. Kein Nachweis. 1995: Ausnahmeerschei- Turmfalke, Falco tinnunculus (Abb. 7b) nung. Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Durchzügler, Anh. I; streng geschützt. Wintergast. Statusdetails und Bruten: NRW: V S; streng geschützt. NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Statusdetails und Bruten: GV: Ehemalige Ausnahmeerscheinung (T. NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (< 50). GELLER, schriftl. Mitteilung 1996). – Bruten auch im Innenstadtbereich (mdl. Wasserralle, Rallus aquaticus Mitteilung M. RAUTENBERG, 06.05.2011) – Seltener Brutvogel, Durchzügler und Win- Tendenz: →. tergast. 1995: Brutvogel, Durchzügler. GV: Häufi ger Brutvogel (Kraftwerke, Tage- Art 4 (2); NRW: 3. bau, Hydro, am Alten Schloss, St. Peter und Laut LANUV (2011) Brutvogel im Rhein- Paul, Schloss Hülchrath usw.). Kreis. KB: 1994: Bis 1987 ca. 5 BP, bis 1994 dann Statusdetails und Bruten: mehr als verdoppelt, Verbreitungsschwer- NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. punkt: südliches Stadtgebiet, Herrenshoff. GV: Nahrungs- bzw. Wintergast am Neu- 2007: 25 BP mit 87 Jungen, 2008: 21 BP rather See und an den Gewässern im Wild- mit 49 Jungen (VKN, schriftl. Mitteilung, freigehege. 19.10.2008). MB: Ilvericher Altrheinschlinge: 2002: 9 BP, 2003: ca. 6 BP (schriftl. Mitteilung M. STEVENS, 22.05.11).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 26 KLAUS WYRICH

Beobachtungen: Maximum: 23.03.08, Müllerssee (ked). 14.01.10, 150 Ind., Balgheimer See (svm); Wachtelkönig, Crex crex 31.01.10, 150 Ind., Sandhofsee (wyk); Seltener Sommergast. 1995: Unregelmäßiger 16.12.10, 76 Ind., Müllerssee (ked). Brutvogel. Anh. I; NRW: 1 S; streng geschützt. Wat-, Alken- und Möwenvögel, Chara- Statusdetails und Bruten: driiformes NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Beobachtungen: Austernfi scher, Haematopus ostralegus 23.06. u. 14.07.08, Kh. Höhe, REK (ked, Jahresvogel in geringer Zahl. 1995: Brutvo- wyk). gel, Durchzügler. 2010, Kh. Höhe je 1 rufendes Ind. östl. Statusdetails und Bruten: Aschedeponie RKN und nordwestl. der NE: Jahresvogel in geringer Zahl, evtl. Brut- Kapelle REK (won). vogel. 1974: Durchzügler (< 10). – Aufent- Tüpfelralle, Porzana porzana halt entlang des Rheins und an Kiesgruben. Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger 02.07.94, Ölgangsinsel, 1 fast fl ügges Junges Durchzügler. (kuw); 2011 Brutverdacht am Steinackersee Streng geschützt. (Dachbrut, muh) – Tendenz: →↑. Statusdetails und Bruten: KB: 2008: Brut am Golfplatz Birkhof. NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. KA: 2010: Brutzeitbeobachtungen von 1-2 GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, Ind. am Thunissen- und Broicherwegsee (ked). schriftl. Mitteilung 1996). DM: 2005: 1 BP, 2 fl ügge Junge, 2008: 1 BP, Teichralle, Gallinula chloropus 1 fl ügges Junges, Nievenheimer See (bök). Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Durchzügler, Säbelschnäbler, Recurvirostra avosetta Wintergast. Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger Art. 4(2); streng geschützt. Durchzügler. Statusdetails und Bruten: Anh. I; NRW: k. A.; streng geschützt. NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (< 250). NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. – Tendenz: →. Kiebitzregenpfeifer, Pluvialis squatarola GV: Brutvogel auf vielen kleineren Gewäs- Ausnahmeerscheinung. 1995: Unregelmäßi- sern einschließlich der Erft (auf größeren ger Durchzügler. Gewässern oft Brutplatzkonkurrenz mit streng geschützt. Blässrallen). Statusdetails und Bruten: KB: 1994: Spärlich verbreiteter Brutvogel NE: Kein Nachweis nach 1993. 1974: Aus- (11-20 BP) an allen stehenden Gewässern. nahmeerscheinung. – 6 Ind. hielten sich Blässralle, Fulica atra 1972 am Grefrather Weg auf. Eine Kon- Jahresvogel, Wintergast. 1995: Brutvogel, trolle entsprechender Rastmöglichkeiten Durchzügler, Wintergast. (z.B. Rheinufer oder Kiesseen) zur Zugzeit Statusdetails und Bruten: könnte zu einem weiteren Nachweis der im NE: Jahresvogel und Wintergast. 1974: Jah- Inland seltenen Art führen. resvogel (< 10), Durchzügler und Wintergast Beobachtungen: (< 1.000). – Tendenz: →. 20.03.93, Uedesheimer Rheinbogen am GV: Regelmäßiger Brutvogel in größeren Altwahlscheider Hof (kuw). Beständen am Neurather See und an den 11.08.07, Feld bei Lüttenglehn (thö). Klärteichen Wevelinghoven. Goldregenpfeifer, Pluvialis apricaria KB: 1994: Brutvogel auf Kies- und Bagger- Durchzügler. 1995: Durchzügler. seen und sonstigen Teichen. Anh. I; NRW: 0; streng geschützt. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 27

Statusdetails und Bruten: zuletzt 2009 auf der Königshovener Höhe NE: Unregelmäßiger Durchzügler. 1974: (won); 2001-2002 Brut nördl. der Klärteiche Durchzügler (10 – 250). – Tendenz: →. Wevelinghoven (kuw); 2001-2008 ca. 5 BP GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, südl. Neukirchen, ab 2009 erloschen (kuw). schriftl. Mitteilung 1996). KB: 1994: Spärlicher Brutvogel (11-20 BP; Beobachtungen: von 1975 bis 1980 häufi g), Bestandsabnah- 16.11.05, Feldfl ur nördlich Kaarst (bök). me. 2008: Brut am Golfplatz Birkhof. 20.03.06, Gt. Höhe (bök). KA: 2011: bis zu 8 Ind. im Zeitraum 24.03. 11.09.-11.11.07, einz. Ind. südl. Lüttenglehn bis 04.05. im Gebiet der Kaarster Kiesseen (thö). (ked, wyk). 23.02.-15.03.08, ≤. 73 Ind., Felder südl. DM: 2011: 2 Nester nördl. Nievenheim, Braunsmühle (thö, wyk). davon 1 in einem Petersilienfeld durch Be- 03.09.08, südliche Feldfl ur (bök). arbeitung und Bewässerung zerstört (döw). 05.01.09, Rhein nördl. Zons (bök). Maxima: 14.09.09, Kh. Höhe (bök, krk). Februar 2007: 400-800 Ind., Feldfl ur westl. 17./18.03.10, ≤ 26 Ind., Thunissensee (ked). Neuss (thö); 24.10.08, 600 Ind., Feldfl ur 27.02.11, 36 Ind., Felder bei Lank-Latum n RM (bök); 14.03.10, 334 Ind., Feldfl ur (bök, krk). Müllerssee (vuk). 27.02.11, 20 Ind., Felder bei Wevelinghoven Flussregenpfeifer, Charadrius dubius (bök) und 90 Ind., Kapellen Süd (nh). Brutvogel, Durchzügler. 1995: Brutvogel, Maxima: Durchzügler. 19.02.-10.03.07, ≤ 130 Ind., Felder bei Dir- Art 4 (2); NRW: 3; streng geschützt. kes; 27.02.11, 390 Ind., Felder bei Grefrath Statusdetails und Bruten: (bök, krk). NE: Brutvogel in geringer Zahl, Durchzüg- Kiebitz, Vanellus vanellus ler. 1974: Brutvogel (< 50), Durchzügler Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. 1995: (< 50 (< 250)). – Die Art brütet in Neuss Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. vornehmlich in sekundären Habitaten, näm- Art 4 (2); NRW: 3; streng geschützt. lich Kiesseen oder Hafenbrachen, dort bis zu Statusdetails und Bruten: 6 Ind. (mit Jungen, warnend und verleitend, NE: Brut- und Jahresvogel sowie Durchzüg- wyk) sowie am Steinackersee. 1993-2000 ler. 1974: Jahresvogel (< 50), Durchzügler gelang jeweils eine Brut im Uedesheimer und Wintergast (< 5.000). – Während des Rheinbogen östl. der Fleher Brücke: 1995 Frühjahrszuges (Februar/März) können z.T. 3, 1999 mind. 1 Jungvogel (kuw), 2011 dort mehrere hundert Tiere beobachtet werden. auch Brutzeitbeobachtung an der Kiesbank Es gibt Brutvorkommen in der Westlichen (ked, wyk). – Tendenz: →↓. Feldflur (abhängig von der Nutzung). GV: Kaum noch Brutvogel, letzte Brut- LECHNER (1974) gibt die (Brut-)Bestände plätze an Gustorfer Höhe (mit Wanderung mit 11-50 Individuen/Paaren an, was auch des Tagebaues wanderten die Brutvorkom- dem heutigen Bestand entsprechen könnte. men in den Rhein-Erft-Kreis) und an den Allerdings sind einige Gebiete (z.B. Felder Klärteichen Wevelinghoven (zunehmende in Rheinnähe) kaum noch besetzt; 1993 – Verbuschung); Nahrungsgast am Neurather 2000 Brutvogel auf Industriebrachen und See und den Klärteichen Wevelinghoven Feldern südlich von Grimlinghausen, 1993 3 anzutreffen. Bei Hoisten: Brutversuch BP, 1996 9 BP im Uedesheimer Rheinbogen 2009. Königshovener Höhe: 2006: 1 BP (kuw). – Tendenz: →↓. mit 3 Dunenjungen, Aschedeponie (bök); GV: Seltener und sporadischer Brutvogel 2010: Brut (won); 2011: 2 adulte in Deponie vornehmlich auf offenen Ackerflächen, (bök, krk).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 28 KLAUS WYRICH

KB: 1994: Ephemerer Brutvogel an Rück- Statusdetails und Bruten: haltebecken und Auskiesungen. NE: Seltener Durchzügler. 1974: Unregel- KA: 2010 Erfolgreiche Brut am Broicher- mäßiger Durchzügler (< 10 (< 50)). – LECH- weg- und Thunissensee (ked). NER (1974) beobachtete 1968 15 Ind. zwi- DM: Zonser Grind: 5-6 BP (OCHS 2008). schen Neuss und Kaarst. – Tendenz: →↓. Nievenheimer See: Brutverdacht für 1 BP GV: Vereinzelter Durchzügler im Herbst 2005 (bök). Sandgrube westl. Broich: Brut- auf frisch bewirtschafteten Ackerfl ächen verdacht für 1 BP 2006 (bök). Felder nördlich im Süden des Stadtgebietes, Rast an offenen Nievenheim: Brutzeitbeobachtung von 6 Ind. Regenrückhaltebecken. am Rande eines Petersilienfeldes 2011 (döw). Beobachtungen: Sandregenpfeifer, Charadrius hiaticulata 18.08.05, 6 Ind., b. Grimlinghausen fl iegend Seltener Durchzügler. 1995: Durchzügler. (bök). NRW: 0; streng geschützt. 13.09.05, Nievenheimer See (bök). Statusdetails und Bruten: 05.07.07, Felder bei Lüttenglehn (thö). NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßi- 10./11.08.07, 3-5 Ind., Gut Bickhausen/ ger Durchzügler (< 10). – Die Art wird Lüttenglehn (thö). bei LECHNER (1974) nur mit einer belegten 14.08.08, Feldfl ur RM (bök, krk). Beobachtung 1959 an der Ölgangsinsel 29.08.08, Rhein nördl. Zons (bök). erwähnt. – Tendenz: →↓. 05. u. 07.01.09, Rhein nördl. Zons (bök). Beobachtungen: 09.-24.08.09, 2-10 Ind., Kh. Höhe, REK 03.09.05, Nievenheimer See (bök, svm u.a.). (bök, wyk, ked u.a.). 19.02.07, Feld bei Lüttenglehn (thö). 19.12.10, 3 Ind., Rhein bei Dormagen 16.09.10, 6 Ind., Feldflur südl. Büttgen (bök). (sma). 01.01.11, Rhein an der Ölgangsinsel (bök). Mornellregenpfeifer, Charadrius morinellus 04.04.11, Rhein nördl. Zons (bök). Sehr seltener Durchzügler. 1995: Durch- Uferschnepfe, Limosa limosa zügler. Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger Anh. I; NRW: k. A.; streng geschützt. Durchzügler. Statusdetails und Bruten: Art 4 (2); NRW: 1 S; streng geschützt. NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Statusdetails und Bruten: Beobachtungen: NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger 09.10.09, Kh. Höhe RKN überfliegend Durchzügler (< 10). – Zwei Beobachtungen (bök). an der Ölgangsinsel (1970) und auf Feldern Regenbrachvogel, Numenius phaeopus am Grefrather Weg (1971) sind bekannt. – Unregelmäßiger Durchzügler. 1995: Unre- Tendenz: ↓. gelmäßiger Durchzügler. GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, Statusdetails und Bruten: schriftl. Mitteilung 1996). NE: Kein Nachweis. 1974: Ausnahmeer- Pfuhlschnepfe, Limosa lapponica (Abb. 6c) scheinung – 1971 gelang eine Beobachtung Seltener Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger auf Wiesen am Grefrather Weg. Durchzügler. Beobachtungen: Statusdetails und Bruten: 08.04.10, Rhein nördl. Zons (bök). NE: Seltener Durchzügler. 1974: Kein 09.08.2010, Kh. Höhe, REK (ane). Nachweis. Großer Brachvogel, Numenius arquata Beobachtungen: Vereinzelter Durchzügler. 1995: Durch- 21.09.09, Rhein südl. Langst-Kierst (bök). zügler. 11.09.-03.10.10, 1-3 Ind., Rhein bei Dorma- Art 4 (2); NRW: 2 S; streng geschützt. gen (bök, krk, hma). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 29

Waldschnepfe, Scolopax rusticola Übriges Kreisgebiet: 28.03.06, Nievenhei- Brutvogel, Durchzügler. 1995: Brutvogel, mer See (bök). Durchzügler. Bekassine, Gallinago gallinago NRW: 3. Durchzügler, vereinzelter Wintergast. 1995: Die Art gilt landesweit als gefährdet mit Durchzügler, Wintergast. negativer Entwicklungstendenz. Die Art Art 4 (2); NRW: 1 S; streng geschützt. unterliegt leider immer noch dem Jagdrecht Die Art kann in Tagebaufl ächen, an Kies- und wird auch heutzutage immer noch ge- seen und Klärteichen und bei günstigen schossen. Wegen der dämmerungsaktiven Witterungs- und Bodenverhältnissen (Bo- Lebensweise schwer nachzuweisen. denverdichtung) an Wasserlachen auf Fel- Statusdetails und Bruten: dern beobachtet werden. NE: Durchzügler. 1974: Durchzügler (Jah- Statusdetails und Bruten: resvogel?) (< 50). – Die Art wurde früher NE: Kein Nachweis. 1974: Jahresvogel im Stadtwald, Reuschenberger Busch und (vorübergehend?) und Durchzügler (< 10). an anderen Orten beobachtet. – Tendenz: ↓. – Frühere Beobachtungen gelangen 1969 GV: Wahrscheinlich kein Brutvogel mehr; an der Ölgangsinsel und am Grefrather Beobachtungen an Neurather und Kö- Weg. – Tendenz: ↓. nigshovener Höhe im Winter (Zuzug von GV: Sporadischer Wintergast und Durch- Waldschnepfen aus Nord- und Osteuropa). zügler, erst nach der Brutzeit. Nachweise: DM: Brutvogel im Knechtstedener Wald/ Klärteiche Wevelinghoven, Gustorfer Ent- Mühlenbusch (mdl. Mitteilung T. PETERS). wässerungsgraben unterhalb des Kraftwer- Vier Waldschnepfen wurden 2010 in der kes Frimmersdorf. Wildtierpfl egestation Nievenheim betreut Beobachtungen: (schriftl. Mitteilung W. DÖHRING, 26.3.2011). 20.03.06, Gt. Höhe (bök). Beobachtungen: 21.03.06, Müllerssee (bök). 29.01.05, Erft bei Eppinghoven (wyk). 10.08.07, Feldflur südl. Lüttenglehn 09.04.06, Gt. Höhe (bök, krk). (thö). 06.01.09, Gustorfer Graben, Scheibenanfl ug 03. u. 04.11.07, 5-8 Ind., Feldfl ur südl. Lüt- (won). tenglehn (thö, wyk). 2009: März/April, Grevenbroich-Bend (ane). 01. u. 03.09.08, Feldfl ur RM, Wasserlache/ 21.01.10, 2 Ind. Kh. Höhe (RKN, won). ziehend (bök). 14.02.10, Ilv. Altrheinschlinge (hr). 07.11.08, Nievenheimer See (bök). Zwergschnepfe, Lymnocryptes minimus 17.09.09, Zons, in Privatgarten (svm). Vereinzelter Wintergast und Durchzügler. 19.03.11, Bösinghoven MB (mp). 1995: Durchzügler. Flussuferläufer, Actitis hypoleucos Art 4 (2); NRW: k. A.; streng geschützt. Durchzügler, gelegentlicher Wintergast. Vermutlich wird die Art wegen ihrer versteckten 1995: Durchzügler. Lebensweise bzw. der erschwerten Zugänglich- NRW: 0; streng geschützt. keit von Rasthabitaten (Regenrückhaltebecken, Die Art ist zur Zugzeit, vor allem im Mai und Kiesgruben, Gräben, Überfl utungs- und Ufer- August, an Gewässerrändern regelmäßig zu bereich von Gewässern) oft übersehen. beobachten. Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. NE: Durchzügler. 1974: Durchzügler (< 50), Beobachtungen: Brutvogel (< 10). – Die Art hält sich auf Müllerssee: 13.01.06 (bök); 09.12.07 (bök); dem Zug meist am Rheinufer, aber auch im 15.12.07, 3 Ind. (wyk, ked); 17.02.08, 2 Ind. Hafen, der Erftaue, und am Jröne Meerke (thö); 29.10.08 (wyk). auf. Laut LECHNER (1974) hat die Art in

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 30 KLAUS WYRICH einem ausgekiesten Gelände am Kaarster Statusdetails und Bruten: Kreuz gebrütet. – Tendenz: →↓. NE: Kein Nachweis. 1974: Regelmäßiger GV: Durchzügler, evtl. Wintergast (Neu- Durchzügler (< 10). – Diese Art konnte rather See, Klärteiche Wevelinghoven, früher noch an der Ölgangsinsel beobachtet seltener in der Erftaue). werden (LECHNER 1974). – Tendenz: ↓. Monatssummen 2007-2010: GV: Durchzügler (Klärteiche Wevelingho- Mai: 41 Ind., Juni: 1 Ind., Juli: 3 Ind., ven, Königshovener Höhe). August: 22 Ind., September: 3 Ind., No- Beobachtungen: vember: 1 Ind., Dezember: 4 Ind.. Alle 15.05.05, Nievenheimer See, (bök). Beobachtungen betreffen Durchzügler 27.08.06, Kh. Höhe (bök). bzw. Gastvögel. 10.-16.08.07, Gut Bickhausen/südl. Lüt- Dunkler Wasserläufer, Tringa erythropus tenglehn (thö). Seltener Durchzügler. 1995: Durchzügler. 12.09.07, 3 Ind., Kh. Höhe RKN (wyk). Art 4 (2); NRW: k. A. 26.04.08, Golfplatz Birkhof (thö). Statusdetails und Bruten: 15.08.09, Kh. Höhe REK (eiw). NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger 09. u. 20.08.10, Kh. Höhe REK (bök, ane). Durchzügler (< 10). – 1971 Beobachtungen 13.04.11, Rheinufer südl. Zons (bök). am Grefrather Weg – Tendenz: ↓. Waldwasserläufer, Tringa ochropus GV: Seltener Durchzügler (Klärteiche Weve- Vereinzelter Durchzügler, gelegentlicher linghoven). Wintergast. 1995: Durchzügler. Beobachtungen: Art 4 (2); NRW: k. A.; streng geschützt. 04.10.07, 4 Ind., südl. Lüttenglehn (thö). Statusdetails und Bruten: Rotschenkel, Tringa totanus NE: Gelegentlicher Durchzügler. 1974: Gelegentlicher Durchzügler. 1995: Durch- Regelmäßiger Durchzügler (< 10). – Boden- zügler. beobachtungen aus neuerer Zeit sind nicht Art 4 (2); NRW: 1 S; streng geschützt. bekannt. – Tendenz: ↓. Statusdetails und Bruten: GV: Häufi ger Durchzügler an Klärteichen NE: Kein Nachweis. 1974: Durchzügler Wevelinghoven und am Neurather See. (< 10 (< 50)). – Die Art wurde früher Beobachtungen: an Erft, Nordkanal, Ölgangsinsel und Königshovener Höhe: 27.08.06 (bök); Grefrather Weg gesichtet (LECHNER 1974). 06.07.08 REK (ane); 15.08.09 REK (eiw); – Tendenz: ↓. 09.08.10 REK (bök); 14.08.10 REK (bök, GV: Ehemaliger Durchzügler (T. Geller, krk). schriftl. Mitteilung 1996). Feldfl ur (süd)westlich Neuss: 15.06., 05. u. Beobachtungen: 30.07., 10.08.07, ≤ 4 Ind.; 11.08.07, 8 Ind.; 15.05.05, 3 Ind., Nievenheimer See (bök). 14.-18.08. u. 09.09.07, ≤ 4 Ind. (thö). 10.-12.08.07, Gut Bickhausen/südl. Lüt- Übriges Kreisgebiet: . tenglehn (thö). 03.01.06, Nievenheimer See (bök). 12.03.08, südl. Lüttenglehn (thö). 09.04.06, KT Wevelinghoven (bök). 14.06.08, Rheinaue südl. Zons (scu). 25.08.06, überfliegend, Feldflur bei RM 15. u. 16.05.10, Broicherwegsee (ked). (bök). 21.05.10, Balgheimer See (ked). 23.02.07, Spey (vod). 20.08.10, Kh. Höhe REK (ane). 08.08.07, Innenstadt NE überfl iegend (ked). Grünschenkel, Tringa nebularia 06.04.08, Golfplatz Birkhof (thö). Gelegentlicher Durchzügler. 1995: Durch- 09.08.09, Thunissensee (ked). zügler. 20.-24.06.10, 1-3 Ind., Broicherwegsee Art 4 (2); NRW: k. A. (wyk). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 31

24.08.10, RRB Büttgen (wyk). Beobachtungen: 06.04.11, 5 Ind., Ilv. Altrheinschlinge (ked). 18.05.06, Nievenheimer See (bök, krk). 07.04.11, Jröne Meerke (eiv). Sanderling, Calidris alba 01.05.11, Broicherwegsee (ked). Seltener Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger Bruchwasserläufer, Tringa glareola Durchzügler. Gelegentlicher Durchzügler. 1995: Durch- Statusdetails und Bruten: zügler. NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Anh. I; NRW: 0; streng geschützt. Beobachtungen: Statusdetails und Bruten: 24.09.08, Nievenheimer See (bök). NE: Kein Nachweis.1974: Durchzügler (< 15.05.10, 2 Ind., Thunissensee (ked). 10). – Eine weitere Art, die früher an der Zwergstrandläufer, Calidris minuta Ölgangsinsel zu sehen war (LECHNER 1974). Seltener Durchzügler. 1995: Durchzügler. – Tendenz: ↓. Statusdetails und Bruten: GV: Regelmäßiger Durchzügler (Klärteiche NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger Wevelinghoven) Durchzügler (< 10). – Die Art wurde 1969 an Beobachtungen: der Ölgangsinsel beobachtet. – Tendenz: ↓. 10.08.-02.09.07, ≤ 2 Ind., Feldflur südl. Beobachtungen: Lüttenglehn (thö). 24.09.08, Nievenheimer See (bök). 18.05.08, 2 Ind., Golfplatz Birkhof (wyk). Temminckstrandläufer, Calidris temminckii 14.08.10, Kh. Höhe, REK (bök, krk). Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger 01. u. 04.05.11, 1-2 Ind., Broicherwegsee (ked). Durchzügler. Kampfl äufer, Philomachus pugnax Statusdetails und Bruten: Seltener Durchzügler. 1995: Durchzügler. NE: Kein Nachweis. 1974: Ausnahmeer- Anh. I; NRW: 0; streng geschützt. scheinung – Eine bekannte Beobachtung Statusdetails und Bruten: 1972 am Grefrather Weg. NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, Durchzügler (< 10). – Einzelne Beobachtun- schriftl. Mitteilung 1996). gen gelangen früher noch an der Ölgangs- Sichelstrandläufer, Calidris ferruginea insel. – Tendenz: ↓. Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, Durchzügler. schriftl. Mitteilung 1996). Statusdetails und Bruten: Beobachtungen: NE: Kein Nachweis seit 1998. 1974: Aus- 10. – 14.08.07, südl. Lüttenglehn (thö). nahmeerscheinung – Eine bekannte Beob- 01.09.08, 2 Ind., Feldfl ur bei RM (krk, bök). achtung 1972 am Grefrather Weg. Steinwälzer, Arenaria interpres GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger schriftl. Mitteilung 1996). Durchzügler. Beobachtungen: Streng geschützt. 03.09.98, 2 Ind., Uedesheimer Rheinbogen Statusdetails und Bruten: am Rhein (kuw). NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Alpenstrandläufer, Calidris alpina Knutt, Calidris canutus Gelegentlicher Durchzügler. 1995: Durch- Seltener Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger zügler. Durchzügler. NRW: 0; streng geschützt. Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Kein Nachweis. 1974: Ausnahmeer- NE: Seltener Durchzügler. 1974: Durchzüg- scheinung – Eine bekannte Beobachtung ler (< 50). – Der Alpenstrandläufer wurde 1967 an der Ölgangsinsel. früher regelmäßig beobachtet, z.B. an der

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 32 KLAUS WYRICH

Ölgangsinsel (LECHNER 1974), mangels Zwergmöwe, Hydrocoloeus minutus geeigneter Biotope ist seine Beobachtung Unregelmäßiger Durchzügler. 1995: Unre- heute eher Zufall. – Tendenz: ↓. gelmäßiger Durchzügler. GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, Statusdetails und Bruten: schriftl. Mitteilung 1996). NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Beobachtungen: Beobachtungen: 01.03.08, Feldfl ur westl. Neuss, Fetscherei- 03.10.09, adult, Rhein südl. Langst-Kierst hof (thö). (bök). 03., 28. u. 29.09.05, Nievenheimer See (bök, 07.09.10, immatur, Rhein südl. Langst-Kierst krk). (bök). 22.-24.08.07, ≤. 7 Ind., Felder südl. Büttgen 24.12.10, adult, Rhein nördl. Zons (bök). (thö, sma). Lachmöwe, Larus ridibundus 06. u. 07.10.07, 1-2 Ind., JK, Feldfl ur südl. Verbreiteter Wintergast, Durchzügler. 1995: Lüttenglehn (thö). Durchzügler, Wintergast. 11.11.07, Feldfl ur südl. Lüttenglehn (thö, NRW: *. wyk, bök). Statusdetails und Bruten: 17.09.10, Rhein bei Dormagen (bök). NE: Verbreiteter Wintergast und Durch- Schmarotzerraubmöwe, Stercorarius pa- zügler. 1974: Jahresgast (< 50), Wintergast rasiticus (> 5.000). – Schwärme bis 1.000 Individuen Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nach- lassen sich bisweilen im Winterhalbjahr auf weis. den Feldern (besonders auf frisch gepfl üg- Statusdetails und Bruten: ten) und an der Kardinal-Frings-Brücke NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. (Kläranlage Düsseldorf-Hamm!) beobach- Beobachtungen: ten. – Tendenz: →↓. 12.09.10, Rhein bei Dormagen # (bök). GV: kein Brutvogel, Wintergast auf umge- Falkenraubmöwe, Stercorarius longicaudus brochenen Äckern, in strengen Wintern an Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nach- der Erft. weis. Schwarzkopfmöwe, Larus melanocephalus Statusdetails und Bruten: Gelegentlicher Durchzügler und Wintergast. NE: Kein Nachweis. 1974: Ausnahmeer- 1995: Ausnahmeerscheinung. scheinung. – Ein Tier wurde 1963/64 in Anh. I; NRW: R. Neuss erlegt (LECHNER 1974). Statusdetails und Bruten: Spatelraubmöwe, Stercorarius pomarinus NE: Gelegentlicher Durchzügler. 1974: Kein Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nachweis. Nachweis. – Tendenz: →↑. Statusdetails und Bruten: Beobachtungen: NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. 19.03. u. 29.07.00, 1 adultes Ind., Rhein südl. Beobachtungen: Langst-Kierst (bök). 10.-14.11.07, südl. Lüttenglehn # (thö, bök, 12., 13 u. 20.02.04, adult, bei Grimlinghau- wyk, ked u.a.). sen (bök). Dreizehenmöwe, Rissa tridactyla 28.02. u. 11.11.05, adult, bei Grimlinghausen Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nach- (bök). weis. 04.08.05, 1 Ind. im 2. KJ, Nievenheimer See Statusdetails und Bruten: (bök, krk). NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. 05.08.07, diesjährig, bei Uedesheim (bök). Beobachtungen: 17.10.07, Feld am Thunissensee, (ked). 10.04.01, 1 vorj. Ind., Rhein nördl. Zons 18.07.08, 3 Ind., Nievenheimer See (bök) . # (bök). 07.07.09, adult, bei Grimlinghausen (bök). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 33

03. u. 16.10.09, Rhein südl. Langst-Kierst Silbermöwe, Larus argentatus (bök). Regelmäßiger Wintergast und Durchzügler, 14.02.10, Rheinaue Nierst (bäw, hr). seltener Sommergast.1995: Durchzügler, Sturmmöwe, Larus canus Wintergast. Spärlicher Wintergast und Durchzügler, re- NRW: R. gelmäßiger Sommergast. 1995: Durchzügler, Durch die Schließung offener Müllkippen Wintergast. (Umsetzung der Vorschriften der TA-Abfall, NRW: *. wonach Hausmüll nicht mehr unbehandelt Sturmmöwen halten sich ganzjährig am deponiert werden darf) ist es deutschland- Rhein, aber auch in geringerer Zahl an den weit zu einer massiven Verringerung der im großen Kiesseen auf. Im Winterhalbjahr ist Binnenland beobachteten (Groß-)Möwen sie nach der Lachmöwe die zweithäufi gste gekommen. Die Silbermöwe ist immer noch Möwenart. Bei Frost steigen die Beobach- Gastvogel und Durchzügler, aber nicht mehr tungszahlen deutlich an, sie ist dann auch in den von LECHNER (1974) erwähnten Men- oft auf Feldern zu sehen, wie z.B. 240 Ind. gen bis zu 1.000 Individuen. am 22.02.2011 zwischen Wevelinghoven und Sie ist die häufi gste Großmöwenart im Zeit- Rommerskirchen (bök). raum November bis Februar und tritt dann Statusdetails und Bruten: meist in Ansammlungen mit bis zu zehn NE: Winter-/Sommergast und Durchzügler. Exemplaren überwiegend längs des Rheins 1974: Wintergast (< 50), Sommergast (< auf. Sommerbeobachtungen nehmen in den 10). – Tendenz: →. letzten Jahren leicht zu. Sie war Brutvogel GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, südlich der Kreisgrenze zu Düsseldorf (sie- schriftl. Mitteilung 1996), vermutlich auch he Mittelmeermöwe) (schriftl. Mitteilung K. weiterhin Durchzügler. BÖHM, 27.5.2011). Maximum: Statusdetails und Bruten: 22.02.2011, 240 Ind., Feldfl ur nördl. RM NE: Winter-/Sommergast und Durchzügler. (bök). 1974: Wintergast (< 1.000). – Tendenz: ↓. Mantelmöwe, Larus marinus GV: Kein Brutvogel, aber Gastvogel auf Jährlicher Wintergast. 1995: Durchzügler. umgebrochenen Ackerfl ächen. Bei beobachteten Tieren (Oktober-Februar) Mittelmeermöwe, Larus michahellis scheint es sich um überwinternde Exemp- Regelmäßiger Durchzügler und Sommer- lare zu handeln, die entlang des Rheinlaufs gast, spärlicher Wintergast. immer wieder auftauchen. Von 2000 bis NRW: R. 2009 konnten mit Unterbrechungen jeweils Die Artaufspaltung der Silbermöwe in 2-6 Altvögel im Winter beobachtet werden. Silbermöwe, Mittelmeermöwe und Steppen- 2010 gelangen 16 Nachweise (bök, chk). möwe erfolgte erst in diesem Jahrtausend. Das Material lässt keinen Rückschluss auf Aussagen zum Vorkommen dieser Art liegen absolute Zahlen an Überwinterern zu, da daher aus früherer Zeit nicht vor. u.U. verweilende Vögel mehrfach gesichtet Mittelmeermöwen sind während des Som- wurden. Die Zahlen von 2010 gehen mit merhalbjahres vor allem am Rhein und Sicherheit zum größten Teil auf eine ge- an den größeren Kiesseen einzeln oder in steigerte Beobachtungstätigkeit entlang des kleinen Gruppen mit bis zu acht Individuen Rheins zurück. zu beobachten. Im Spätsommer fi nden sie Statusdetails und Bruten: sich teils zusammen mit Heringsmöwen auf NE: Jährlicher Wintergast (Oktober – Fe- Äckern, wie z.B. zehn Ind. am 26.08.2008 bruar). 1974: Ausnahmeerscheinung (< 5 zwischen Wevelinghoven und Rommers- Nachweise). – Tendenz: →↑. kirchen (bök). Ein Mischpaar Mittelmeer-/

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 34 KLAUS WYRICH

Silbermöwe brütete 2008 und 2010 er- Maximum: folgreich, nur 100 m von der Kreisgrenze 24.08.09, 240 Ind., Kh. Höhe (bök, krk). entfernt auf dem Flachdach eines Büroge- Trauerseeschwalbe, Chlidonias niger bäudes im Reisholzer Hafen/Düsseldorf. Seltener Durchzügler. 1995: Durchzügler. Nach dem Flüggewerden der drei Jungen Anh. I; NRW: 1 S; streng geschützt. Ende Juni 2010 hielt sich die Familie noch Statusdetails und Bruten: mindestens drei Wochen am Rheinufer des NE: Ausnahmeerscheinung. 1974: Unregel- Zonser Grinds auf (schriftl. Mitteilung K. mäßiger Durchzügler (< 10). – Tendenz: ↓. BÖHM, 27.5.2011). GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, Statusdetails und Bruten: schriftl. Mitteilung 1996). NE: Winter-/Sommergast und Durchzügler. Beobachtungen: Steppenmöwe, Larus cachinnans (Abb. 6b) 29.04.05, Rhein bei Grimlinghausen nördl. Seltener Durchzügler. fl iegend (bök). Die Artaufspaltung der Silbermöwe in 15.05.05, 4 Ind., Nievenheimer See (bök, Silbermöwe, Mittelmeermöwe und Steppen- krk). möwe erfolgte erst in diesem Jahrtausend. 10.09.07, diesjährig, Rhein bei Stürzelberg Aussagen zum Vorkommen dieser Art liegen (bök). daher aus früherer Zeit nicht vor. 12.05.10, 1 Ind. im Prachtkleid, Balgheimer Statusdetails und Bruten: See (svm). NE: Kein Nachweis. 28.08.10, 9 Ind., Rhein bei Dormagen (bök). Beobachtungen: Brandseeschwalbe, Sterna sandvicensis 10. u. 11.01.10, Rhein nördl. Zons (bök). Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nach- 08.03.10, Rhein bei Dormagen (bök). weis. Heringsmöwe, Larus fuscus Streng geschützt. Regelmäßiger Durchzügler und Sommer- Statusdetails und Bruten: gast, seltener Wintergast. 1995: Durchzügler. NE: Ausnahmeerscheinung. 1974: Kein NRW: R. Nachweis. Im Berichtszeitraum zeigt sich eine deut- Beobachtungen: liche Zunahme der Beobachtungen. He- 27.-30.07.07, 2 Ind., Rhein nördl. Uedesheim ringsmöwen halten sich zwischen April und # (bök). September, einzeln oder in kleinen Trupps Flussseeschwalbe, Sterna hirundo bis fünf Individuen, hauptsächlich entlang Seltener Durchzügler. 1995: Durchzügler. des Rheins auf, aber auch an größeren Anh. I; NRW: 3 S; streng geschützt. Kiesseen wie z.B. dem Nievenheimer See Statusdetails und Bruten: bei Dormagen. Im Spätsommer sind auch NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger größere Ansammlungen auf Äckern zu Durchzügler (< 10). – Einzelexemplare wur- beobachten, so z.B. 20 am 26.08 zwischen den in den 70ern bisweilen an Teichen und Wevelinghoven und Rommerskirchen und Kiesseen gesichtet. – Tendenz: →↓. 240 am 24.08.2009 auf der Königshove- Beobachtungen: ner Höhe (schriftl. Mitteilung K. BÖHM, 21.05.10, Nievenheimer See (ked). 27.5.2011). Küstenseeschwalbe, Sterna paradisaea Statusdetails und Bruten: Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nach- NE: Durchzügler und Wintergast. 1974: weis. Unregelmäßiger Wintergast (< 10). – Ten- Anh. I; streng geschützt. denz: ↑. Statusdetails und Bruten: GV: Kein Brutvogel, seltener als die Sil- NE: Ausnahmeerscheinung. 1974: Kein bermöwe. Nachweis. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 35

Beobachtungen: nommen. – OTTO (1924) schildert sie zwar 13.06.02, nordöstl. Stürzelberg, nördl. fl ie- nicht als selten, jedoch als Besonderheit, gend # (bök). „denn (die breite Masse) kennt die fl üchtige, 29.04.05, Rhein b. Grimlinghausen, strom- gewandte Taube im allgemeinen nicht und abw. fl iegend # (bök). hält sie darum für selten.“ 10.09.07, 2 diesjährige Ind., Rhein bei Stür- Statusdetails und Bruten: zelberg # (bök). NE: Weit verbreiteter Jahresvogel und Win- tergast. 1974: Jahresvogel (< 50), Durchzüg- Tauben, Columbiformes ler und Wintergast (< 5.000). – Tendenz: ↑. GV: Häufi ger Brutvogel. Straßentaube, Columba livia f. domestica KB: 1994: Häufi ger Brutvogel (31 – 50 BP), Jahresvogel. 1995: Keine Angaben. ubiquitäre Art. Statusdetails und Bruten: Türkentaube, Streptopelia decaocto NE: Jahresvogel. 1974: Keine Angaben. Jahresvogel. 1995: Brutvogel. GV: Seltener Brutvogel im Stadtkern (St. Statusdetails und Bruten: Peter und Paul, Altes Schloss), kein Pro- NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (< 5.000). blemvogel, da nicht widerrechtlich gefüttert. – LECHNER (1974) gibt die Bestände der Art Hohltaube, Columba oenas mit 1.001-5.000 Individuen/Paaren an. Diese Jahresvogel, Durchzügler und Wintergast. Zahl wird in Neuss heute mit Sicherheit nicht 1995: Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. mehr erreicht. – Tendenz: →↓. Statusdetails und Bruten: GV: Häufi ger und verbreiteter Brutvogel NE: Jahresvogel und Wintergast. 1974: Kein an Waldrändern, in Parks und Hausgärten. Nachweis. – Die Art ist in geringen Zahlen KB: 1994: Häufi ger Brutvogel (31 – 50 BP) in allen Waldbereichen, z.B. Ölgangsinsel, im gesamten Stadtgebiet. Reuschenberger Busch, Selikumer Park, Maximum: vertreten. Sie wird bei LECHNER (1974) über- 21.01.07, 55 Ind., Fortinspeicher, 3. Hafen- haupt nicht erwähnt. Auch WINK et al. (2005) becken (wyk). geben Neuss als neu besiedeltes Gebiet an. Turteltaube, Streptopelia turtur (Abb. 9b) Dies entspricht einer insgesamten Zunahme Vereinzelter Brutvogel. 1995: Brutvogel, des Bestandes durch Neubesiedlung großer Durchzügler. Teile der rheinischen Bucht und des Nieder- NRW: 2; streng geschützt. rheinischen Tiefl andes. – Tendenz: ↑. Statusdetails und Bruten: GV: Verbreiteter Brutvogel in Altbaumbestän- NE: Seltener Brutvogel, Durchzügler. 1974: den (Stadtpark Wevelinghoven, Schloss Hülch- Brutvogel, Durchzügler (< 250). – Die rath, Langwadener Wald und Erckens Park). Turteltaube ist aus dem Stadtgebiet voll- KB: 1994: Verbreiteter Brutvogel mit Zu- kommen verschwunden und spiegelt damit nahme (1990 53 BP, 1994 100 BP). einen überregionalen Trend wieder. Von den Maximum: bei LECHNER (1974) angegebenen 51 – 250 06.09.07, 38 Ind., Feldflur westl. Neuss Individuen/Paaren sind die Bestände auf 0 (wyk); 31.12.09, 40 Ind., Rhein Langst-Kierst geschrumpft. – Tendenz: ↓↓. (bäw); 18.04.10, 200 Ind., Spey (bäw, hr). GV: Seltener Brutvogel, vornehmlich an Ringeltaube, Columba palumbus Königshovener und Neurather Höhe; Verbreiteter Jahresvogel, Durchzügler und Langwadener Naturwald (VKN, schriftl. Wintergast. 1995: Brutvogel, Durchzügler, Mitteilung, 28.10.2007). Wintergast. KB: 1994: Spärlich verbreiteter Brutvogel Die Ringeltaube hat seit dem Beginn des (11-20 BP), Bestandsabnahme. 2008: Bruten letzten Jahrhunderts als Brutvogel zuge- am Golfplatz Birkhof.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 36 KLAUS WYRICH

RM: Vorkommen am historischen Hohlweg wurden mehrmals nicht fl ügge Jungvögel (mdl. Mitteilung M. STEVENS, 2011). in die Wildtierauffangstation am Schne- Beobachtungen auf der Königshovener ckenhaus, Grevenbroich, gebracht. Flügge Höhe: Jungvögel wurden auf der Königshovener 2007: 1 Beobachtung, ≤ 2 Ind. (ane). Höhe beobachtet. Die Art ist ansonsten 2008: 5 Beobachtungen, ≤ 6 Ind. (ane, krk, alljährlich z.B. in Gehölzen entlang der Erft, bök, wyk, ked). der Ölgangsinsel, der Il. Altrheinschlinge, im 2009: 5 Beobachtungen, ≤ 6 Ind. (bök, krk, Meerbusch, Mühlenbusch und anderenorts süh, seg, wyk). zu beobachten. Als Gasteltern fungiert oft 2010: 3 Beobachtungen, ≤ 6 Ind. (bök, krk, die Heckenbraunelle (VKN, schriftl. Mittei- wyk, seg). lung, 28.10.2007). 2011: 1 Beobachtung, 3 Ind. (Stand 22.5., Statusdetails und Bruten: bök, krk). NE: „Brut“vogel in geringer Zahl. 1974: Weitere Beobachtungen: Brutvogel (< 50). – Tendenz: →. 15.06.06, Insel Hombroich/Bergerhof KB: 1994: Seltener „Brut“vogel (6-10 BP). (wyk). 2008: „Brut“ am Golfplatz Birkhof. 29.04.07, Hist. Bahndamm bei Gohr (scl). 04.08.07, Lank (klv). Eulen, Strigiformes 06.05.08, Gohrer Bruch (re). 18.07.08, Nievenheimer See (bök). Schleiereule, Tyto alba 09.08.09, 2 Ind., Thunissensee (ked). Jahresvogel. 1995: Brutvogel. 01.08.10, 2 Ind., Mankartzweg, KA (dat). NRW: * S; streng geschützt. 24.08.10, 2 Ind., Thunissensee (wyk). Die Schleiereulenbestände unterliegen star- 29.08.10, Thunissensee (ked). ken Schwankungen. So ging die Zahl der ausgefl ogenen Jungvögel im Raum Wolfs- Papageien, Psittaciformes burg/Braunschweig vermutlich aufgrund der strengeren Winter dramatisch zurück Halsbandsittich, Psittacula krameri von 1504 (2007) auf 80 (2010) (NWOrni- Jahresvogel. 1995: Ausnahmeerscheinung, Mitteilung E. MÖLLER, 1.04.2011). Ähnliche Gefangenschaftsfl üchtling. Auswirkungen lassen sich auch für den Statusdetails und Bruten: Rhein-Kreis vermuten. NE: Jahresvogel. 1974: Kein Nachweis. – Statusdetails und Bruten: Bruten im Rosengarten (Innenstadt), Insel NE: Jahresvogel in geringer Zahl. 1974: Hombroich u. a. – Tendenz: ↑. Jahresvogel (< 10). – 2006/2007 1 Revier GV: Brutvogel im Stadtpark, Kloster Lang- in Rosellen (ECHOLOT 2007); 2007: Brut waden, Schloss Hülchrath. Allerheiligen, Gierer/Altebrücker Straße (TILLMANNS 2008b). – Tendenz: schwankend. Kuckucke, Cuculiformes GV: Seltener und sporadischer Brutvogel vornehmlich an landwirtschaftlichen Scheu- Kuckuck, Cuculus canorus nen oder Kirchtürmen. „Brut“vogel. 1995: Brutvogel, Durchzügler. KB: 1994: Seltener Brutvogel (nur wenige NRW: 3. Brutpaare). 2007: 11 BP mit 75 Jungen, Auf Grund der versteckten Lebensweise 2008: 7 BP mit 22 Jungen inkl. Zweit- des Kuckucks und seiner besonderen brut (VKN, schriftl. Mitteilung, 22.04. u. Fortpfl anzungsbiologie ist die Einstufung 19.10.2008). recht schwierig, er wird hier generell als DM: Brutvogel in Kloster Knechtsteden Brutvogel geführt. In den letzten Jahren (mdl. Mitteilung M. STEVENS, 22.5.2011). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 37

Beobachtungen: 2010 gab es 33-39 BP mit durchschnittlich 2006: 1 (Ind./BP), Uedesheimer Rheinbo- 76 Jungvögeln, Tendenz in den letzten fünf gen , EN Alt Wahlscheid (TILLMANNS 2008a). Jahren abnehmend (schriftl. Mitteilung T. 2006: EN, Grefrath, Ortseingang Lanze- VERJANS, 14.9.2010). rather Straße. DM: Zonser Grind: 10-14 Brutpaare (HAUS 2007: 1 jagendes Ind., S-Bahn Station Aller- DER NATUR 2009). heiligen (wyk, sj). Weitere Beobachtungen: 18.03.09, Totfund, A57 Meerbusch-Osterath 12.01.10, Zonser Grind (wyk). (ruh). 04.09.10, 3 rufende Ind., Spey (bäw). 09.09.10, Totfund, A57 Dormagen (vuk). Waldohreule, Asio otus Steinkauz, Athene noctua Jahresvogel, Wintergast. 1995: Brutvogel, Jahresvogel. 1995: Brutvogel. Wintergast. NRW: 3 S; streng geschützt. NRW: 3; streng geschützt. Laut LANUV (2011) soll es 51-100 BP im Statusdetails und Bruten: Kreis geben. NE: Jahresvogel, evtl. Wintergast. 1974: Statusdetails und Bruten: Jahresvogel (< 10), Wintergast (< 50). – →. NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (< 10). Rosellen: 2007, Einzelnachweis, In der Lüh – Mai/Juni 2003, 2005 und 2006, Uedes- (TILLMANNS 2008b). Hauptfriedhof: 23.02.05, heimer Rheinbogen (Oberer Weg) (wyk); rufendes Weibchen; 18.03.05, je ein Paar in 2006: 1 EN, Fetschereihof, 1 EN, Obstwiese Sektor 223 und 74; 12.05.05, Weibchenrufe/ Stoffelshof, 1 EN, Selikumer Park; 5 EN, Nest in 223; 09. u. 12.06.07, 2-3 Ästlinge Uedesheimer Rheinbogen Ost, 2006, 2007, rufend; 12.06.07, A57/Grefrather Weg, 1-2 2 Rev., Uedesheimer Rheinbogen (ECHOLOT Ästlinge, 1 Alttier (wyk). Uedesheimer Rhein- 2007), u.a. Neu Wahlscheid (TILLMANNS bogen: 20.05.03, Alttier beim Nahrungsfl ug; 2008a); 2006, 2007, EN Helpenstein, An 01.06.05, 4 Ind.; 07.06.07, 2 Ästlinge rufend den Weiden (TILLMANNS 2008a); 04.03.07, und 1 Altvogel (wyk); 2007: 2 BP Reckberg, Zons-Rheinfeld (scl); 01.04. u. 09.09.07, 1 BP Friedhof (ECHOLOT 2007, TILLMANNS Rosellen (Kirche St. Peter, re); 30.09.07, 2008a). Diverse: 2007: Raketenstation (TILL- Tierschutzverein Bettikum (re); 2007: 1 MANNS 2007). Grefrath: 2007, 2 BP (VKN, Revier, Rosengarten/Minkel, 1 Revier, Hel- schriftl. Mitteilung, 28.10.2007). – Tendenz: →. penstein, Helpensteiner Kirchweg (ECHOLOT GV: locker verbreiteter Brutvogel. 2007); 2008: 1 EN, Ölgangsinsel, Vorland; KB: 1994: Seltener Brutvogel (6 – 10 BP), 2008, 1 EN, Buscherhof, Röckrath; 05.04.10, schwerpunktmäßig Pferdsbroich/Großen- Neuenbaum-Hoisten (süh). – Tendenz: →. broich und zerstreut im Stadtgebiet. 2007: 2 GV: Im Vergleich zu den Nachbarkommu- BP mit 2 Jungen, 2008: 3 Bruten mit 5 Jun- nen Jüchen, Dormagen und Korschenbroich gen (VKN, schriftl. Mitteilung, 19.10.2008); seltener Brutvogel (zuletzt 2007 im Umfeld 08.07.05, 2 bettelrufende Junge, Korsch.- von Neukirchen und 2009 an den Altarmen Pesch (bök). in Kapellen; Einzelnachweis im Langwade- DM: 31.05.05, rufender Jungvogel, Cam- ner Naturwald (VKN, schriftl. Mitteilung, pingplatz Zonser Grind (bök). 28.10.2008). Sumpfohreule, Asio fl ammeus KB: 2010: Brutvogel, dessen Bestände in Seltener Durchzügler und Wintergast. 1995: beträchtlichem Maß vom Niströhrenange- Durchzügler. bot abzuhängen scheinen (keine Gebäu- Anh. I; NRW: 0; streng geschützt. debruten, nur vereinzelte Naturbruten). Statusdetails und Bruten: Verbreitungsschwerpunkt Herrenshoff, aber NE: Seltener Durchzügler. 1974: Kein auch im gesamten Stadtgebiet. Von 2004- Nachweis.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 38 KLAUS WYRICH

GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, 2 BP Rosengarten/Minkel, 3 Ind. bzw. 2 schriftl. Mitteilung 1996). BP, Selikumer Park (ECHOLOT 2007). 2007: Beobachtungen: 3 BP und 1 Ind., Rosellen und Mühlen- 19.05.98: Auf Mähfeld bei Gut Neu-Wahl- busch (ECHOLOT 2007, TILLMANNS 2008b), scheid, Uedesheimer Rheinbogen (kuw). 13.02.07, Innenstadt NE (wyk), 10.03.07, 14.10.07, 2 Ind., Neuenhoven, davon 1 ver- Eppinghover Mühle, NE (wyk). 2008: letztes Tier im Schneckenhaus Grevenbroich 16.01.08, Norf (re), 06.08.08, Scheiben- versorgt (UMWELTZENTRUM SCHNECKENHAUS damm, NE (wyk). 2010: Stadionviertel, NE 2011a) (wyk) – Tendenz: →. 07.01.10, Garzweiler II REK (jöm). GV: Zerstreuter Brutvogel der höhlenrei- undatiert: Wasserwerk Fürth, GV (won). chen Altwaldbestände (Kapellen, Stadtpark Uhu, Bubo bubo (Abb. 7c, d) Wevelinghoven, Erckens Park, Kloster Seltener Brutvogel. 1995: Kein Nachweis. Langwaden). Anh. I; NRW: V S; streng geschützt. KB: 1994: Spärlich verbreiteter Brutvogel, Durch die fl ächendeckende Besiedlung der schwerpunktmäßig Großenbroich/Pferds- Eifel und mehrere Bruten in rechtsrheini- broich und Waldflächen am Trietbach. schen Steinbrüchen (Neanderthal, Wülfrath 2007: 15 BP mit 24 Jungen, 2008: 12 BP etc.) wird eine Ausbreitung ins Tiefl and mit 16 Jungen (VKN, schriftl. Mitteilung, wahrscheinlicher. Am 10.05.2010 wurden 19.10.2008). im Tagebau Garzweiler einige hundert Meter Beobachtungen: von der Kreisgrenze zwei Junguhus beringt 24.09.08, Jüchener Bach/Nikolauskloster (FORSCHUNGSSTELLE REKULTIVIERUNG 2010). (VKN, schriftl. Mitteilung, 19.10.2008). Statusdetails und Bruten: 20.03.09, Kapellen-Süd (nh). NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. GV: Nahrungsgast, ohne bekanntes Brut- Schwalmvögel, Caprimulgiformes vorkommen im Kreis. Beobachtungen: Ziegenmelker, Caprimulgus europaeus 12.01.10, Krausersee, ein erschöpfter Uhu Seltener Sommergast. 1995: Kein Nachweis. wurde von W. DÖHRING geborgen und später Anh. I; NRW: 1 S; streng geschützt. im Schneckenhaus, GV, betreut (döw). Im Tagebau Hambach ist die Art Sommer- Waldkauz, Strix aluco gast (Brutvogel?). Jahresvogel. 1995: Brutvogel. Statusdetails und Bruten: NRW: *; streng geschützt. NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Erstaunlicherweise fi nden sich auf vogel- GV: Letzte Feststellung 2009, EN Els- meldung.de fast keine Beobachtungsmel- bachtal. dungen zu dieser oder anderen Eulenarten. Laut LANUV (2011) gibt es 51-100 BP im Segler, Apodiformes Kreis. Statusdetails und Bruten: Mauersegler, Apus apus NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (< 50). Brutvogel, Durchzügler. 1995: Brutvogel, – 2005: 23.02.05, Camilluspark, Glehner Durchzügler. Weg, NE (wyk), 11.06.05, Norfbachaue, Statusdetails und Bruten: Norf (wyk). 2006: 2 EN, RWE-Gelände NE: Brutvogel, Durchzügler. 1974: Brutvo- Silbersee, 3 EN, Norfbachwäldchen, 1 EN, gel (< 250), Durchzügler (< ?). – Tendenz: Reuschenberger See, 1 EN, Hauptfriedhof →. NE, 1 Brut, Hammfeld, 1 Brut Stadtwald GV: Als Brutvogel flächendeckend ver- NE (ECHOLOT 2007). 2006 u. 2007: 1 bzw. breitet. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 39

KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (4 Brut- Statusdetails und Bruten: nachweise: Kleinenbroich, Korschenbroich, NE: Ausnahmeerscheinung. 1974: Kein K-Pesch). Nachweis. Beobachtungen: GV: Brutvogel auf Königshovener Höhe 23.04.10, Erstbeobachtung 20 Ind., Vogel- (z.T. im Rhein-Erft-Kreis). sang NE (ked). Beobachtungen auf der Königshovener 22.08.10, noch am Nest mit bettelnden Jun- Höhe/Garzweiler (RKN und REK): gen im Stadionviertel NE (wyk). 2005: 3 BP mit insg. 12 Ind. inkl. Jungtieren (Aschedeponie); 5 Ind. am Rübenbusch, Rackenvögel, Coraciiformes REK (kuw). 2006: 4 BP, am 05.08. 40 Ind. an Aschede- Blauracke, Coracias garrulus ponie (kuw). Kein Nachweis. 1995: Ausnahmeerschei- 2007: 4 Beobachtungen, ≤ 5 Ind. bzw. 4 BP nung. an Aschedeponie (kuw). Anh. I; streng geschützt. 2008: 19 Beobachtungen, ≤ 6 Ind. Statusdetails und Bruten: 2009: 7 Beobachtungen, ≤ 16 Ind. NE: Kein Nachweis. 1974: Ausnahmeer- 2010: 4 Beobachtungen, ≤ 20 Ind. bzw. 2 scheinung. – Ein Individuum wurde im BP am 22.05. (kuw). Stadion Neuss am 08.05.1962 beobachtet 2011: 22.5., bis zu 6 Ind. (bök, krk, kuw). (LECHNER 1974). Weitere Beobachtungen: Eisvogel, Alcedo atthis (Abb. 4b) 19.08.10, 13 Ind., Löveling NE, in Kleingar- Jahresvogel. 1995: Unregelmäßiger Brutvo- tengelände jagend (stg). gel, Sommergast, Durchzügler, Wintergast. Anh. I; NRW: *; streng geschützt. Wiedehopfe, Upupiformes Statusdetails und Bruten: NE: Jahresvogel. 1974: Seltener Durchzügler Wiedehopf, Upupa epops und Wintergast (< 10 (< 50)). – Der Eisvo- Seltener Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger gel hat sich im Flachland ausgebreitet und Durchzügler. kommt z.T. auch innerstädtisch (Stadtgar- Streng geschützt. ten, Nordkanal) vor. Wie sich die strengen Statusdetails und Bruten: Winter der letzten Jahre auswirken, bleibt NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. abzuwarten. Weitere Lebensräume: Erft, GV: Ehemaliger seltener Durchzügler (T. Selikumer Park, Norfbachaue, Insel Hom- GELLER, schriftl. Mitteilung 1996). broich, Jröne Meerke. – Tendenz: ↑. KB: Seltener Durchzügler. GV: Bis zu 14 BP: Erft, Neurather See, Beobachtungen: Bioteiche Neurath. 15.04.07, Korschenbroich (VKN, schriftl. KB: Brutverdacht Pferdsbroich (VKN, Mitteilung, 22.04.2008). schriftl. Mitteilung, 28.10.2007). KA: Vermutlich Brutvogel an Kaarster Spechtvögel, Piciformes Kiesseen. Bienenfresser, Merops apiaster (Abb. 9a) Wendehals, Jynx torquilla Vereinzelter Brutvogel. 1995: Kein Nach- Seltener Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger weis. Brutvogel, unregelmäßiger Durchzügler. NRW: R S; streng geschützt. Art 4 (2); NRW: 1; streng geschützt. Die Art ist seit 2001 Brutvogel im Braun- Obwohl es für den Rhein-Kreis aus den kohletagebau und brütet u.a. in der Asche- letzten Jahren keine Nachweise gibt, wird deponie. die Art als seltener Durchzügler betrachtet,

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 40 KLAUS WYRICH da sie in den Nachbarkreisen regelmäßig in 24.05.08, 1 BP, Strümp, Haus Pesch (klh). kleinen Zahlen beobachtet wird. 21.06.08, 2 Ind., Meerbusch (hr). Statusdetails und Bruten: 21.06.08, Hackhausen (re). NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger 13.07.08, 2 Ind., Meerbusch (wyk). Brutvogel (< 10). – Ein Paar brütete 1966 25.01.09, M., Lanker Busch (hr). auf dem Hauptfriedhof und wurde bis 1969 27.12.09, W., Herrenbusch (hr). dort gesichtet. Weitere Einzelnachweise 06.04.10, Ossum, Herrenbusch (klv). gelangen in Reuschenberg, Gnadental, an Buntspecht, Dendrocopos major der Ölgangsinsel (1972) und der Jülicher Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Wintergast. Landstraße (1973). – Tendenz: ↓. Statusdetails und Bruten: GV: Bereits 1996 kein Brutvogel mehr (T. NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (< 10), GELLER, schriftl. Mitteilung 1996). Wintergast (< 50). – Tendenz: ↑. Grauspecht, Picus canus GV: Verbreiteter Brutvogel der Wälder und Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger Gärten mit Altbaumbestand. Durchzügler. KB: 1994: Spärlich verbreiteter Brutvogel Anh. I; NRW: 2 S; streng geschützt. (11-20 BP). Laut BLOTZHEIM et al. (1966-1998) verläuft Mittelspecht, Dendrocopos medius die nördliche Arealgrenze durch Neuss. Jahresvogel, Wintergast. 1995: Durchzügler. Dennoch sind aus den letzten Jahren keine Anh. I; NRW: V; streng geschützt. Beobachtungen bekannt. Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Verstreuter Brutvogel. 1974: Kein NE: Kein Nachweis. 1974: Ausnahmeer- Nachweis. – Ob die Art wirklich zugenom- scheinung. – Neuss Ölgangsinsel 1974 men hat, lässt sich aus den vorliegenden Brutvogel (BLOTZHEIM et al. 1966-1998), Daten nicht eindeutig ersehen. LECHNER ansonsten nur ein seltener Strichvogel. (1974) erwähnt die Art überhaupt nicht. Grünspecht, Picus viridis Von den derzeitig 54 BP sind ca. 3 zwar auf Jahresvogel. 1995: Brutvogel. Neusser Stadtgebiet, dieses Gebiet gehört Streng geschützt. jedoch erst seit der Gebietsreform 1975 Statusdetails und Bruten: zur Stadt Neuss. Entsprechende Bestände NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (< 10). wären damals also nicht erfasst worden. Was – Tendenz: ↑. für eine Zunahme spricht, ist die Tatsache, GV: Brutvogel in (lichten) Wäldern und dass SCHNELL (1971) den Mittelspecht auch Parks. für den Mühlen-, Knechtstedener und Chor- KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (1-5 BP) busch nicht erwähnt, wohl aber Schwarz-, mit Bestandszunahme (Erstbrut 1987). Grün-, Klein- und Buntspecht. Die Art Schwarzspecht, Dryocopus martius scheint also in den 70er Jahren zumindest Jahresvogel. 1995: Brutvogel. als Brutvogel nicht (regelmäßig) in diesem Anh. I; NRW: *; streng geschützt. Gebiet vertreten gewesen zu sein. Dies wird Statusdetails und Bruten: auch gedeckt durch die allgemeine Areal- NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. ausweitung der Art im südlichen Rheinland GV: Evtl. Brutvogel bei Langwaden (VKN, (WINK et al. 2005). – Tendenz: ↑. schriftl. Mitteilung, 22.04. u. 28.10.2007, GV: Brutvogel: Langwadener Naturwald 4-5 kuw). Reviere (VKN, schriftl. Mitteilung, 22.04. Beobachtungen: u. 28.10.2007), Bend nördlich Innenstadt. 12.04.04, Ruf, Langwaden (kuw). DM: 54 BP im Knechtstedener Wald mit 14.04.07, 2 Ind., Mühlenbusch (wyk). Chorbusch, davon ca. 30 im Gebiet des RK 09.09.07, Knechtstedener Busch (re). Neuss (STEVENS 2009). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 41

Beobachtungen: Sperlingsvögel, Passeriformes 2004, 2006, 2009, 2011: Wintersichtungen Selikumer Park (wyk). Pirole, Oriolidae 31.03.06, 2 Ind., Meerbusch Nordteil (bök). Pirol, Oriolus oriolus 11.03.07, Chorbusch (scl). Vereinzelter Brutvogel und Durchzügler. 01.03.09, Herrenbusch (gs). 1995: Brutvogel, Durchzügler. 10., 17., 18.03.10, Meerbusch, 1/2 Ind. Art 4 (2); NRW: 1. (ked). Da der Bestand der Art im Kreis rückläufi g 22.03.10, 2 Ind., Strümper Busch. zu sein scheint, werden hier alle bekannten 22.03.10, Lanker Bruch (ked). Beobachtungen aufgelistet. Der Rückgang 29.03.10, Herrenbusch (klv). der Brutpaare könnte – neben anderen 02.04.10, 2 Ind., NSG Spey (ked). Faktoren – mit zunehmendem Einschlag 21.06.10, Ilv. Altrheinschlinge (ked). und Auslichtung der Hybridpappelbestän- 09.02.11, 2 Ind., Ölgangsinsel (ked). de zusammenhängen. WINK et al. (2005) Kleinspecht, Dryobates minor diskutieren klimatische Veränderungen und Vereinzelter Brutvogel. 1995: Brutvogel. Verluste auf den Zugwegen sowie in den NRW: 3. Winterquartieren als mögliche Ursachen, Statusdetails und Bruten: weisen aber auch darauf hin, dass Bestands- NE: Vereinzelter Brutvogel. 1974: Jahres- schwankungen bekannt sind. vogel (< 10). – Die Art wird bei LECHNER Statusdetails und Bruten: (1974) als Brutvogel im Stadtwald ange- NE: Brutvogel und Durchzügler in geringer geben. Einzelnachweise gelangen in den Zahl. 1974: Brutvogel (< 50), Durchzügler? 70er Jahren im Selikumer Park, Reuschen- – Uedesheimer Rheinbogen (Pappelwald): berger Busch, Stadtgarten, Botanischen Bruten 1993 – 2000. Pappelwald an der Erft- Garten und in Privatgärten. Eventueller mündung Gnadental: Bruten 1993-1995. Brutvogel auf der Ölgangsinsel. – Ten- Eppinghoven: 1 BP 1995-2001, danach denz: →↓. erloschen (kuw). Norfbachwäldchen: 08. u. GV: Seltener Brutvogel im Langwadener 11.06.05 (Revierverhalten), 21.06.06, 27.04. Naturwald (VKN, schriftl. Mitteilung, 22.04. u. 05.06.07, 03.05.08 (wyk, re), Vorkommen u. 28.10.2007), 2002 – 2008: 1 – 2 BP in der vermutlich inzwischen erloschen. Ölgangs- Erftaue Wevelinghoven, dort am 11.06.05 insel (singende Männchen): 23.05., 27.06. u. fl ügge Jungvögel, ab 2009 verschwunden 09.07.03, 26.06.05, 15. u. 25.05.07 (2 Ind., (kuw). Revierverhalten), 13.05.09, 29.05.10 (wyk, KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (3 be- ked). Selikumer Park: Brutzeitbeobachtun- kannte Brutplätze). gen 2003-2005, danach keine bekannten Beobachtungen: Beobachtungen. Erft an der Kyburg: 08.07.04, Zonser Grind (bök, krk). 01.05.07, Revierverhalten. Helpenstein/ 03.01.07, Korschenbroich (VKN, schriftl. Hombroich: 19.05.07, 2 Ind., 24.5.11, 1 Ind. Mitteilung, 22.04.2007). (wyk). Schwarzer Graben NE: 11.05., 01.06. 10.05.08, Herrenbusch (hr). u. 23.07.08, (re) – Tendenz: ↓. 31.03.10, Gut Selikum (schriftl. Mitteilung GV: Noch Brutvogel: Bruten in der Erftaue M. STEVENS). bei Kapellen in den letzten Jahren, 2 (gele- 06.04.10, Herrenbusch (klv). gentlich 3) Brutplätze von 2000-2010 (kuw), 18.04.10, Ilv. Altrheinschlinge (ked). Ende der 90er Jahre ebenfalls Bruten im südlichen Bend zwischen Neuenhausen und Gustorf, dieses Vorkommen ist seit mind.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 42 KLAUS WYRICH

2001 erloschen (kuw); Langwadener Natur- DM: Hat in Nievenheim an der alten Depo- wald (VKN, schriftl. Mitteilung, 28.10.2007); nie gebrütet (döw). Kapellen Süd: 24.05. u. 17.06.09 (2 Ind., Beobachtungen Königshovener Höhe: Revierverhalten), 21.05., 08. u. 19.07.10 28.05.07 (bök, krk); 03.06.07 (ane); 14.06.10, (1 Ind.) (nh). Aschedeponie, M. intensiv singend (kuw); KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (nur 3 09.08.10, JK, (bök); 14.08.10, 3 Ind. (bök, Brutplätze bekannt: Niers, Hoppbruch, krk); 08.05.11, Aschedeponie (kuw); 22.5.11, Großenbroich/Pferdsbroich). 1 W. (bök, krk). DM: Hoeninger Bruch: 1 – 2 BP seit 1994 Beobachtungen im übrigen Kreisgebiet: bis heute (kuw). Knechtstedener und Müh- 09.05.02, Hummelbachaue (wyk). lenbusch: 20.07.03 (2 Ind.), 27./28.04.07 13.08.10, JK, Ortsrand Dormagen (bök). (4 Ind.), 11./12.05.08 (3 Ind.), 10.05.09 (1 Raubwürger, Lanius excubitor Ind.), 13.05.09 (3 Ind.), 02.05.10 (1 Ind.) (re). Seltener Wintergast. 1995: Unregelmäßiger Brutvogel im Zonser Grind (OCHS 2008), Durchzügler. 08.07.04, rufendes Ind. (bök). Neuenbaum: Art 4 (2); NRW: 1 S; streng geschützt. 2011: bis Mitte Mai singendes M. (döw). Die Art zeigte in den letzten Jahrzehnten MB: Ilvericher Altrheinschlinge: 1-2 BP (svm). starke Arealverluste als Brutvogel. Das RM: BP im Butzheimer Busch südl. Schwalm-Nette-Gebiet gilt als Schwerpunkt Knechtsteden (kuw). der Winterverbreitung (WINK et al. 2005). Beobachtungen: Für den Rhein-Kreis Neuss sind kaum Be- 15.07.08, Kaarster See (muh). obachtungen für die letzten Jahre bekahnnt. 31.05.09, Korschenbroich-Pesch (ew). Statusdetails und Bruten: NE: Seltener Wintergast. 1974: Jahresgast Würger, Laniidae und Durchzügler (< 10), Brutvogel? – LECH- NER (1974) führt die Art als Jahresgast und Neuntöter, Lanius collurio (Abb. 12b) Durchzügler in kleinen Zahlen, wobei offen Seltener Durchzügler und Sommergast. bleibt, ob der Raubwürger auch Brutvogel war. 1995: Durchzügler. Nachweise liegen für die Ölgangsinsel vor. Aus Anh. I; NRW: V. den letzten Jahren gibt es nur eine Meldung Der Neuntöter verschwand zwischen 1962 aus dem Uedesheimer Rheinbogen (mdl. und 1967 aus den Kreisen Essen, Düssel- Mitteilung G. STEPPAN, 2006). – Tendenz: ↓. dorf, Leverkusen, Mettmann, Mönchen- GV: Unregelmäßiger Wintergast/Durchzüg- gladbach und Neuss ganz (BLOTZHEIM ET AL. ler an den Klärteichen Wevelinghoven und 1966-1998). Auch GELLER (1996) berichtet im Elsbachtal. davon, dass mit dem Verschwinden alter Feldgehölze durch den fortschreitenden Krähenverwandte, Corvidae Tagebau die Art verschwand. Das LANUV (2011) gibt für den Rhein-Kreis 1-10 BP an. Elster, Pica pica Statusdetails und Bruten: Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Wintergast. NE: Seltener Durchzügler. 1974: Brutvogel Nach Ende der intensiven Bejagung erfolgte und Durchzügler (< 10). – Brutversuch eine Bestandszunahme, die sich inzwischen Mai 2006, Uedesheimer Rheinbogen/Alt stabilisiert hat. Wahlscheid, wegen Störung abgebrochen Statusdetails und Bruten: (TILLMANNS 2007.). – Tendenz: ↓. NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (< 250). GV: Ehemaliger Brutvogel (T. GELLER, – Tendenz: →↑. schriftl. Mitteilung 1996), Brutzeitbeobach- GV: Flächendeckend verbreiteter Brutvogel tungen an Königshovener Höhe. mit deutlicher Tendenz zur Verlagerung der Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 43

Brutaktivitäten in den besiedelten Bereich KB: 1994: Seltener Brutvogel (3 Brutplätze: der Hausgärten, in der freien Landschaft Herrenshoff, Myllendonk, Kleinenbroich). anscheinend rückläufi ger Brutbestand JÜ: 2010 zahlreiche Baumbruten in Esskas- KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 tanienallee bei Schloss Dyck (svm). BP), seit 1987 (Unterschutzstellung) starker Maximum: Bestandsanstieg. 12.10.09, 140 Ind., Feldfl ur westl. Neuss Eichelhäher, Garrulus glandarius (wyk). Jahresvogel, Durchzügler, Wintergast. 1995: Saatkrähe, Corvus frugileus. Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. Wintergast, Brutvogel. 1995: Brutvogel, Statusdetails und Bruten: Durchzügler, Wintergast. NE: Jahresvogel und Wintergast. 1974: NRW: * S. Jahresvogel (< 50). – Tendenz: →. MAAS (1948) berichtet von einem 4 km GV: Verbreiteter Brutvogel der Waldgebiete, langen Schwarm, der im März 1942 zu be- seltener Gärten mit Altbaumbestand. obachten war. Nach erheblichen Bestands- KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21- rückgängen in den 70er Jahren haben sich 30 BP). die Bestände teilweise erholt und es ist mit Tannenhäher, Nucifraga caryocatactes weiteren Zunahmen zu rechnen. Laut LA- Kein Nachweis. 1995: Ausnahmeerschei- NUV (2011) gibt es 101-500 BP im Kreis. nung. Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Wintergast.1974: Wintergast (< 1.000). NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßi- – Die Saatkrähe ist nach wie vor Wintergast ger Durchzügler und Wintergast (< 50), in Neuss, jedoch meist nicht mehr in den Invasionsvogel. – Invasionsartige Einfl üge Zahlen (251-1.000 Individuen) wie noch zu wie sie noch LECHNER (1974) und OTTO früheren Zeiten. Die kleine Brutkolonie am (1924) berichten, sind aus dem Berichts- Neusser Hauptbahnhof scheint erloschen zeitraum nicht bekannt. Der letzte Einfl ug zu sein, Ende März 2006 zwei besetzte nordöstlicher Populationen war im Winter Nester (bök). – Tendenz: ↓. 1985/1986. DM: Brutvogel im südlichen Randbereich GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, Dormagens in geringer Stückzahl. Etwa schriftl. Mitteilung 1996). 120 -150 Nester befi nden sich im Bayerwerk Dohle, Coloeus monedula Dormagen, Köln seit 1979 (mdl. Mitteilung Jahresvogel, Durchzügler, Wintergast. 1995: W. D ÖHRING, 2010). Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. GV: Kein Brutvogel, nur Wintergast, z. T. Statusdetails und Bruten: mehrere hundert Ind. bei Kapellen/Weve- NE: Jahresvogel und Durchzügler. 1974: linghoven (nh), schon 1996 kein Brutvogel Jahresvogel (< 50), Durchzügler und mehr (T. GELLER, schriftl. Mitteilung 1996). Wintergast (< 1.000). – Die Art brütet im Rabenkrähe, Corvus corone Rosengarten (Innenstadt), dort am 20.05.11 Verbreiteter Jahresvogel. 1995: Brutvogel, 40 Ind. bei der Nahrungssuche auf der Durchzügler, Wintergast. Rennbahn. Im Winter 1968/69 wurden Statusdetails und Bruten: 10-20 Halsbanddohlen im Stadtgebiet be- NE: Verbreiteter Jahresvogel. 1974: Jah- obachtet. – Tendenz: →. resvogel (< 10), Wintergast (< 50). – Ten- GV: Verbreiteter Brutvogel in der In- denz: →. nenstadt, an Kirchen der Ortsteile und GV: Flächig verbreiteter Brutvogel. Die Altbaumbeständen mit Höhlen (Stadtpark Häufi gkeit der Bruten wird wegen vaga- Wevelinghoven, Schloss Hülchrath, Lang- bundierender Nichtbrütertrupps häufig wadener Wald und Erckens Park). überschätzt.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 44 KLAUS WYRICH

KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21- Kohlmeise, Parus major 30 BP). Verbreiteter Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Nebelkrähe, Corvus cornix Durchzügler, Wintergast. Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger Statusdetails und Bruten: Durchzügler. NE: Verbreiteter Jahresvogel. 1974: Jah- MAAS (1948) berichtet noch von großen resvogel (< 5.000), Verstädterung. – Ten- Schwärmen des regelmäßigen Wintergastes. denz: →. WINK et al. (2005) berichten, dass es keine GV: Sie zählt zu den häufi gsten Brutvogelar- regelmäßigen Wintervorkommen der Art ten, die fl ächendeckend sowohl in Wäldern im Rheinland mehr gibt. Auf vogelmeldung. mit Höhlen und Altbaumbestand, als auch de gibt es seit 2005 nur eine Meldung eines in naturnahen Hausgärten vorkommt. vermutlichen Nebelkrähenhybriden. KB: 1994: Sehr häufi ger Brutvogel (> 50 Statusdetails und Bruten: BP), häufi gste Meisenart. NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger Haubenmeise, Parus cristatus Wintergast (< 10). – Tendenz: →↓. Vereinzelter Wintergast und Brut- /Jahres- Kolkrabe, Corvus corax vogel. 1995: Brutvogel, Wintergast. Kein Nachweis. 1995: Ausnahmeerschei- Statusdetails und Bruten: nung. NE: Winter- und Sommergast (Brutvogel?). Statusdetails und Bruten: 1974: Kein Nachweis. – Die Art wird bei NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. LECHNER (1974) nicht erwähnt und hat laut WINK et al. (2005) zahlreiche Gebiete vor Beutelmeisen, Remizidae allem in der niederrheinischen Bucht und anderenorts seit den 70er/80er Jahren neu Beutelmeise, Remiz pendulinus besiedelt. – Tendenz: ↑. Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nach- Beobachtungen: weis. Hauptfriedhof: 10.12.05, 01.12.06, 24.02.07, NRW: R; geschützt. 27.02.08 (wyk); 13.05.10, 4 Ind. (ram). Statusdetails und Bruten: 25.06. u. 28.07.08, 2-3 Ind., Meerbusch- NE: Kein Nachweis seit 1996. 1974: Kein Lank (hr). Nachweis. – Vom 30.05.-04.06.96 war ein 05.06.10, futtertragend, Meerbusch (wyk). Nestbau am Rhein in Grimlinghausen/ Tannenmeise, Parus ater Volmerswertherstraße zu beobachten. Das Seltener Brutvogel, Durchzügler und Nest war fast fertig gestellt; wurde dann aber Wintergast. 1995: Brutvogel, Durchzügler, verlassen (kuw). Wintergast. Obwohl WINK et al (2005) signifikante Meisen, Paridae Arealzunahmen bestätigen, scheinen sich diese auf den Osten des Kreisgebiets nicht Blaumeise, Parus caeruleus auszuwirken. Verbreiteter Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Statusdetails und Bruten: Durchzügler, Wintergast. NE: Durchzügler, Sommer- und Winter- Statusdetails und Bruten: gast in geringer Zahl, evtl. sporadischer NE: Verbreiteter Jahresvogel. 1974: Jahresvo- Brutvogel. 1974: Durchzügler (< 10). – gel (< 5.000), Verstädterung. – Tendenz: →. Tendenz: →. GV: Verbreiteter Höhlenbrüter in Wäldern, GV: Sporadischer Brutvogel bevorzugt in Gärten und Parks. Mischwald und in Hausgärten mit Nadel- KB: 1994: Im gesamten Stadtgebiet, sehr baumbestand. häufi ger Brutvogel (> 50 BP). KB: 1994: Seltener Brutvogel (6 – 10 BP). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 45

Beobachtungen: GV: Seltener Brutvogel (Gillbach bei Lang- 31.12.06, 3 Ind., Hauptfriedhof (wyk). waden, Mühlrat, mdl. Mitteilung Sitzung 2007: Nov.-Dez., Innenstadtgarten (wyk). ADEBAR-Projekt, 07.11.2009), Sichtung 09.09.05, 19.03.08, 1-2 Ind., Baumschule bei Bend (ane). Kuxhof (wyk). KB: 1994: Spärlich verbreiteter Brutvogel 20.11.08, Innenstadtgarten (wyk). (11-20 BP). Brütet in neuerer Zeit im Hopp- 2010: Sommerbeobachtungen Nähe Haupt- bruch (mdl. Mitteilung Sitzung ADEBAR- friedhof (ram). Projekt, 7.11.2009). Sumpfmeise, Parus palustris Beobachtungen: Vereinzelter Brutvogel. 1995: Brutvogel, 26.02.06, Pferdsbroich (wyk). Wintergast. 03.01.08, Spey (vod). Die Art ist trotz signifi kanter Arealzunahmen 08.11.08, 2 Ind., KT Wevelinghoven (wyk). im Nordrheinland selten zu beobachten. 22.11.08, KT Wevelinghoven (nh). Statusdetails und Bruten: 03.03. u. 06.12.10, KT Wevelinghoven (nh). NE: Vereinzelter Jahresvogel. 1974: Jah- resvogel (< 50). – LECHNER (1974) gibt die Lerchen, Alaudidae Sumpfmeise mit 11-50 Individuen/Paaren an. Im Berichtszeitraum gelangen jedoch Haubenlerche, Galerida cristata (Abb. 13c) nur zwei Beobachtungen im Neusser Stadt- Seltener Jahresvogel. 1995: Brutvogel. gebiet. – Tendenz: →↓. NRW: 1; streng geschützt. GV: Seltener Brutvogel in der Erftaue südl. Die einst häufi ge Art ist in NRW und ande- der Innenstadt. renorts so gut wie verschwunden. Seit 2011 KB: 1994: Spärlich verbreiteter Brutvogel steht sie auf der Liste der meldepfl ichtigen (11-20 BP). Arten Niedersachsens (NWOrni-Mitteilung MB: Brutvogel im Meerbusch 13.06.09, 5 E. MÖLLER, 7.4.2011); von den in den 60er Ind. inkl. Junge (wyk); 18.03.10, singend Jahren vorhandenen 10.000 Paaren in den (ked). Niederlanden ist zurzeit nur ein bekanntes Beobachtungen: Paar übrig geblieben (NWOrni-Mitteilung 05.05.06, 2 Ind., Reuschenberger Busch (wyk). E. MÖLLER, 06.04.2011). Laut Angaben des 01.04.07 Rosellen/Rosellerheide (sj). LANUV (2011) befi ndet sich im Rhein- 11.01.09, Kapellen-Süd (nh). Kreis Neuss neben dem Kreis Lippe das 25.01.09, Lanker Busch (hr). einzige Vorkommen in NRW. 30.12.09, 2 Ind., NSG Pferdsbroich (wyk). Statusdetails und Bruten: 09.10.10, 3 Ind., Hoisten, Terrassenkante NE: Kein Nachweis. 1974: Jahresvogel (wyk). (< 250). – In den 70er Jahren war die Art im Weidenmeise, Parus montanus Stadtgebiet noch so häufi g wie die Feldler- Vereinzelter Brutvogel. 1995: Brutvogel, che. Heute ist die Haubenlerche im Stadt- Wintergast. gebiet Neuss ausgestorben. – Tendenz: ↓↓. Statusdetails und Bruten: GV: Ehemaliger Brutvogel (T. GELLER, NE: Kein Nachweis. 1974: Jahresvogel schriftl. Mitteilung 1996). (< 250), Verstädterung. – Die Verstädte- KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (1-5 BP), rungstendenz der Art, die bei LECHNER starker Bestandsrückgang (inzwischen – (1974) erwähnt wird, hat sich nicht durch- 2011 – vermutlich erloschen). gesetzt. Es gibt keinen gesicherten Nach- DM: Seit mindestens 2003 brütete ein Paar weis im Stadtgebiet. In der Vergangenheit in der Nähe des Hitmarktes im Gewerbe- (undatiert) Beobachtungen in Neuenbaum, gebiet auf einer Brachfl äche mit Trocken- Rosellerheide (ane). – Tendenz: ↓. rasen. Die Erstbrut mit zwei Jungvögeln

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 46 KLAUS WYRICH ging 2003 durch Mähen der Fläche im Juni Statusdetails und Bruten: verloren. Bei der Zweitbrut schlüpften fünf NE: Durchzügler, Wintergast und Brutvo- Jungvögel (schriftl. Mitteilung W. DÖHRING, gel. 1974: Jahresvogel (< 250), Durchzügler 17.8.2003). Weitere Beobachtungen er- und Wintergast (< 1.000). Tendenz ? folgten 2006-2009 (döw, bök, wyk, ked). GV: Stark rückläufiger Brutvogel, z.B. Letztbeobachtung eines Einzeltieres im im Bereich des Kraftwerkes Neurath, der Februar 2011. Raketenstation Kapellen und der Königs- Heidelerche, Lullula arborea hovener Höhe sowie der Feldfl ur Kapellen/ Durchzügler, seltener Brutvogel bzw. Som- Hemmerden (nh). mergast. 1995: Durchzügler. KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 BP) Anh. I; NRW: 3; streng geschützt. im gesamten Stadtgebiet, Bestandsrückgang. Statusdetails und Bruten: Beobachtungen: NE: Kein Nachweis. 1974: Durchzügler (> Erstgesang 09.02.11, 2 Ind., Rosellen (re). 10 (50)). – Tendenz: ↓. Maximum: GV: vermutlich Brutvogel der Königsho- 10.10.07, 300 Ind., Raketenstation (ked). vener Höhe (bis zu 6 singende Exemplare Ohrenlerche, Eremophila alpestris 2009), Durchzügler. 2007-2010 Brutver- Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger dacht für ein Paar an der Ostseite der Asche- Durchzügler. deponie (bök); konkrete Brutnachweise Statusdetails und Bruten: stehen noch aus. NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. Beobachtungen auf der Königshovener GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, Höhe: schriftl. Mitteilung 1996). 2007: Anfang Mai-17.06., 2 Ind. singend, Aschedeponie, RKN (ane, fai, kuw). Schwalben, Hirundinidae 2008: 15.03., 01.05., 02. u. 10.06., RKN, (wyk, ked, krk, bök, ane). Uferschwalbe, Riparia riparia 2009: 10.04., 21.06., ≤ 3 Ind. (ane, bök, krk); Brutvogel, Durchzügler. 1995: Brutvogel, 07. u. 09.10.09, 10 u. 4 Ind. (bök). Durchzügler. 2010: 05.06., singendes Ind., an Aschedepo- Art 4 (2); NRW: V; streng geschützt. nie (kuw); 11.07.10, RKN (ane). Wie der Flussregenpfeifer ist auch diese Art 2011: 01., 04., 08. u. 15.03., 18. u. 30.04., auf Sekundärhabitate angewiesen. Sie ist in 08.05., 1-2 singende Ind. (kuw, ane); 22.5., hohem Maße von frischen Auskiesungen 3 Ind. (bök, krk). abhängig. Beobachtungen im übrigen Kreisgebiet: Statusdetails und Bruten: 15, u. 16.04., 01. u. 13.05.07, Rangierstation NE: Durchzügler, ehemaliger Brutvogel. Frimmersdorf (ane). 1974: Brutvogel (< 50). – Wegen fehlender 09.12.07, 4 Ind., Feld nö. Müllerssee (bök). Habitate im Stadtgebiet als Brutvogel nicht 16.10.10, 8 Ind. ziehend über dem Rhein bei mehr anzutreffen. Die letzte bekannte Dormagen (bök). Kolonie am Jröne Meerke existierte 1950 Feldlerche, Alauda arvensis (LECHNER 1974); 1994-1998 gab es am Stein- Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. 1995: ackersee eine Brutkolonie mit ca. 30 BP 1995 Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. und 40 BP 1997 (kuw); evtl. auch Kolonie NRW: 3. am Sandhofsee. – Tendenz: ↓. Die insgesamt weit verbreitete Art zeigt GV: Gelegentlicher Nahrungsgast nach der europaweit z.T. dramatische Bestandsrück- Brutzeit am Neurather See. gänge. Laut LANUV (2011) gibt es noch KB: 1994: Ausschließlich an Auskiesungen 1.001 – 5.000 BP im Kreis. (erstmals 1977 Großenbroich, danach aus- Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 47 schließlich Myllendonk und Hasseldamm; Schwanzmeisen, Aegithalidae 1994 15 BP). KA: Kolonien an Kiesseen: 2010: Broicher- Schwanzmeise, Aegithalos caudatus wegsee, 180 Brutröhren, (ked, wyk); 2010: Jahresvogel, Wintergast. 1995: Brutvogel, Thunissensee 24 Brutröhren, 27 Ind. (ked); Durchzügler, Wintergast. 2011: Thunissensee 100 Brutröhren, 20 Statusdetails und Bruten: Ind. fl iegen diese an; Brutröhren am Broi- NE: Jahresvogel und Wintergast in größeren cherwegsee größtenteils abgebaggert, kein Trupps. 1974: Jahresvogel ( 250). – Tendenz: Anfl ug mehr (ked, wyk). →↑. DM: Bruten nur in Sekundärlebensräumen GV: Zerstreute Verteilung als Brutvogel. (Kiesseen) und von diesen stark abhängig: KB: 1994: Spärlicher Brutvogel (11 – 20 BP). Balgheimer See, Nievenheimer See, Mar- tinssee u.a. Laubsänger, Phylloscopidae Rauchschwalbe, Hirundo rustica Brutvogel und Durchzügler. 1995: Brutvo- Waldlaubsänger, Phylloscopus sibilatrix gel, Durchzügler. Seltener Brutvogel. 1995: Brutvogel, Durch- NRW: 3. zügler. Die Art leidet darunter, dass immer mehr NRW: 3. bäuerliche Viehhaltung zugunsten des Statusdetails und Bruten: Ackerbaus aufgegeben wird, die Rauch- NE: Kein Nachweis. 1974: Brutvogel schwalbe ist aber auf fl iegenreiche Viehstal- (< 10). – Die Art war auch in den 70ern lungen als Brutplatz angewiesen. Darüber nur von einem Standort (Reuschenberger hinaus ist sie wie die Mehlschwalbe auch Busch) bekannt. Dies ist auch heute das durch die fortschreitende Flächenversie- einzige Gebiet, das den Habitatansprüchen gelung und damit verbundenen Mangel an der Art einigermaßen gerecht wird (freier verfügbarem Nistmaterial betroffen. Stammraum, geschlossenes Kronendach, Statusdetails und Bruten: keine Krautvegetation). – Tendenz: ↓. NE: Brutvogel und Durchzügler. 1974: GV: Ehemaliger Brutvogel (T. GELLER, Brutvogel (< 1.000), Durchzügler (< 5.000). schriftl. Mitteilung 1996), in den letzten – Tendenz: ↓. fünf Jahren nicht als Brutvogel festgestellt. GV: Brutbestand wie in weiten Teilen des KB: 1994: Spärlich verbreiteter Brutvogel Landes deutlich rückläufi g; zerstreute Ver- (11-20 BP) im Neersbroicher und Rader- teilung als Brutvogel. broicher Wald. Die Art war 2008 Brutvogel KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21 im Hoppbruch (mdl. Mitteilung Sitzung – 30 BP). ADEBAR-Projekt, 7.11.2009). Mehlschwalbe, Delichon urbicum Beobachtungen: Brutvogel und Durchzügler. 1995: Brutvo- 25.04.07, Mühlenbusch (re). gel, Durchzügler. 13.05.09, 3 Ind., Mühlenbusch (re). NRW: 3. 24.04.10, Knechtstedener Busch (re). Statusdetails und Bruten: Fitis, Phylloscopus trochilus NE: Brutvogel und Durchzügler. 1974: Brutvogel, Durchzügler. 1995: Brutvogel, Brutvogel (< 1.000), Durchzügler (< 5.000). Durchzügler. – Tendenz: ↓. Statusdetails und Bruten: GV: Brutvogel im dörfl ichen Raum mit stark NE: Seltener Sommergast. 1974: Brutvogel rückläufi ger Tendenz. (< 1.000). – Die Bestände sind innerhalb von KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21- 50 Jahren völlig eingebrochen. In den 70ern 30 BP). war er noch „in allen Baum- und Busch-

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 48 KLAUS WYRICH bereichen verbreitet“. Die Art ist aus dem GV (mdl. Mitteilung Sitzung ADEBAR- Neusser Stadtgebiet nahezu verschwunden, Projekt, 7.11.2009). Laut LANUV (2011) jedoch am Niederrhein ansonsten stabil gibt es Bruten im Kreis Neuss. Die Art zeigt geblieben (WINK et al. 2005). – Tendenz: ↓. seit einigen Jahrzehnten Arealverluste im GV: Zerstreut auftretender Brutvogel im Rheinland (WINK et al. 2005). Elsbachtal und den Rekultivierungsgebieten Statusdetails und Bruten: der Tagebaue. Dort gibt es im Kreis auch die NE: Durchzügler in geringer Zahl und Som- größten Dichten (Königshovener Höhe: April mervogel. 1974: Brutvogel (< 10), Durch- 2007: 16 bzw. 27 Ind., April 2008: 31 Ind., Mai zügler (< 50). – Die Art kann gelegentlich 2010: 12 Ind., 2011: 20 Ind. singend (nh, wyk). noch im Rheinbogen beobachtet werden KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 und war auch früher nur gering vertreten. BP). 2008: Brut am Golfplatz Birkhof. – Tendenz: ↓. Beobachtungen: GV: Ehemaliger Brutvogel (T. GELLER, 05.05.-11.06.2005, Brachgelände Hafen, 1-2 schriftl. Mitteilung 1996). Männchen (wyk). DM: Seit 2010 Brutverdacht südl. Neuen- 07.04.07, 5 Ind., Spey (bäw). baum (döw). 14.05.07, Uedesheimer Rheinbogen (wyk). Beobachtungen: 26.06.08, Kh. Höhe (wyk). 20.05. u. 18.06.03, Uedesheimer Rheinbogen 29.04.09, Golfplatz Birkhof (wyk). (wyk). 29.04.11, RWE-Gelände Silbersee (wyk). 25.04.06, Kh. Höhe RKN (wyk). 02.05.11, Rheinpark (wyk). 06.05.06 Uedesheimer Rheinbogen/Reck- 04.05.11, 2 Ind., Erftaue Helpenstein, Weck- berg (wyk). hoven (wyk). 29.04.07, Erftaue Frimmersdorf (ane). Zilpzalp, Phylloscopus collybita 29.04.07, 3 Ind., Kh. Höhe (ane). Verbreiteter Brutvogel, seltener Überwinte- 21.05.06, Kh. Höhe (bök). rer. 1995: Brutvogel, Durchzügler. 28.05.07, Kh. Höhe (bök). Statusdetails und Bruten: 01.05.08, Ilv. Altrheinschlinge (hr). NE: Verbreiteter Brutvogel und gele- 10.04.09, 2 Ind., Kh. Höhe RKN (ane). gentlicher Überwinterer. 1974: Brutvogel 26.04.09, Strümper Bruch (hr). (< 1.000). – Tendenz: →. 21. u. 22.05.09, Kh. Höhe (bök). GV: Häufi ger Brutvogel der Waldränder, Parks und auch Brachfl ächen. Rohrsängerverwandte, Acrocephalidae KB: 1994: Häufi ger Brutvogel (31-50 BP) im gesamten Stadtgebiet. Schilfrohrsänger, Acrocephalus schoenobaenus Beobachtungen: Kein Nachweis. 1995: Durchzügler. 21.12.05, Stadtwald NE/Nordkanal (wyk). Streng geschützt. 07.01.06, Hafen (bök). Die Art musste in den letzten fünf Jahr- 04.01.10, Erftmündung (wyk). zehnten Arealverluste von mehr als 60 % hinnehmen. Ihre südliche Verbreitungsgren- Grassänger, Megaluridae ze hat sich erheblich nach Norden verlagert (WINK et al. 2005). Feldschwirl, Locustella naevia Statusdetails und Bruten: Vereinzelter Durchzügler, Brutvogel (?). NE: Kein Nachweis. 1974: Sommergast und 1995: Brutvogel, Durchzügler. Durchzügler (< 50). – Die Art, die früher NRW: 3. an der Ölgangsinsel beobachtet werden Brutverdacht und Bruten gab es in früheren konnte, ist von dort völlig verschwunden. Jahren in Neuenbaum, Schwarze Brücke – Tendenz: ↓↓. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 49

Abb. 2: Reiher. Zwei Arten, die von Schutzmaßnahmen bzw. Klimawandel profi tieren. a Der ein- heimische Graureiher (Ardea cinerea) kommt bereits in größeren Kolonien im Kreisgebiet vor. b Die Winterbestände des Silberreihers (Casmerodius albus) – hier am Norfbach bei Ückerath – nehmen ständig zu, er ist aber bisher nur Gastvogel in Nordrhein-Westfalen. (Fotos: Frank DÜRING) Fig. 2: Herons. Two species which profi t by protective measures respectively climate change. a The Grey Heron (Ardea cinerea) is a native species that nests in large colonies in the county. b The winter population of the Great Egret (Casmerodius albus) – at the Norfbach near Ückerath – is increasing, but this species is only a visitor and non-breeder in North Rhine-Westphalia. (Photos: Frank DÜRING)

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 50 KLAUS WYRICH

Abb. 3: Brutvögel der Wälder. a Kleiber (Sitta europaea) an der Nisthöhle. b Waldbaumläufer (Certhia familiaris). Beide Arten: Mühlenbusch, Nievenheim (Fotos: Frank DÜRING). c Junge Singdrossel (Turdus philomelos). d Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes). Beide Arten: Wildtierpfl egestation Nievenheim (Fotos: Werner DÖHRING). Fig. 3: Breeding birds of the forest. a Eurasian Nuthatch (Sitta europaea) at its nesting hole. b Eurasian Treecreeper (Certhia familiaris). Both species: Mühlenbusch, Nievenheim (Photos: Frank DÜRING). c Young Song Trush (Turdus philomelos). d Hawfi nch (Coccothraustes coccothraustes). Both species: Wildlife Rehabilitation Centre Nievenheim (Photos: Werner DÖHRING). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 51

Abb. 4: Vögel der Gewässer. a Zwerg- taucher (Tachybaptus rufi collis) auf dem Nest, Müllerssee (Foto: Thomas DALDRUP). b Eisvogel (Alcedo atthis), Erft bei Gre- venbroich (Foto: Frank DÜRING). c Die Schneegans (Anser caerulescens) bildet am Jröne Meerke in Neuss eine Population von bis zu 80 Tieren. Fig. 4: Birds of the la- kes and rivers. a Little Grebe (Tachybaptus rufi - collis) nesting, Müllers- see (Photo: Thomas DALDRUP). b Com- mon Kingfi sher (Al- cedo atthis), Erft near Grevenbroich (Photo: Frank DÜRING). c The Jröne Meerke in Neuss boasts a Snow Goose (Anser caerulescens) po- pulation of up to 80 .

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 52 KLAUS WYRICH

Abb. 5: Brutvögel der Auen. a Rohrammer (Emberiza schoeniclus). Obwohl auch in der Rheinaue vertreten, wurde das Bild auf der Königshovener Höhe aufgenommen. b Nachtigall (Luscinia magarhynchos), Schwarzer Graben, Gohr (Foto: Frank DÜRING). c Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris), Ölgangsinsel. Fig. 5: Breeding birds of the fl ood plains. a Common Reed Bunting (Emberiza schoeniclus). Though a bird of the Rhine lowlands this picture was taken on Königshoven hill. b Nightingale (Luscinia magarhynchos), Schwarzer Graben, Gohr (Photo: Frank DÜRING). c Marsh Warbler (Acrocephalus palustris), Ölgangsinsel. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 53

Abb. 6: Seltenheiten am Rhein. a Der Rosafl amingo (Phoenicopterus roseus) – hier am Rhein – verletzte sich durch eine Oberleitung am Flügel und wurde in der Wildtierstation Schneckenhaus Greven- broich versorgt, überlebte jedoch nicht. b Steppenmöwe (Larus cachinnans), Rhein bei Dormagen. c Pfuhlschnepfe (Limosa lapponica), Rhein bei Dormagen (alle Fotos: Klaus BÖHM). Fig. 6: Rarities at the Rhine. a The Greater Flamingo (Phoenicopterus roseus) – here at the Rhine – was hurt in a collision with a power line. It was looked after in the Wildlife Rehabilitation Centre Schneckenhaus in Grevenbroich but did not survive. b Caspian Gull (Larus cachinnans), Rhine near Dormagen. c Bar-tailed Godwit (Limosa lapponica), Rhine near Dormagen (all photos: Klaus BÖHM).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 54 KLAUS WYRICH

Abb. 7: Felsbrüter. Wanderfalke und Uhu haben erheblich von Schutzmaßnahmen profi tiert und besiedeln zunehmend andere Lebensräume. a Junger Wanderfalke (Falco peregrinus). Die Art nistet verstärkt an Industrie- und Kraftwerksgebäuden und nimmt künstliche Nisthilfen an (Foto: Michael STEVENS). b Der Turmfalke (Falco tinnunculus) ist bei uns oft ein Gebäudebrüter. c Junge Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 55

Sumpfrohrsänger, Acrocephalus palustris GV: Brutvogel am Neurather See (2 – 5 BP) (Abb. 5c) und den Bioteichen und sporadisch an den Brutvogel, Durchzügler. 1995: Brutvogel, Klärteichen Wevelinghoven . Durchzügler. DM: Bis zu 6 singende M. seit 2006 südl. Statusdetails und Bruten: Neuenbaum (döw). NE: Brutvogel, Durchzügler. 1974: Brut- Beobachtungen singender Individuen: vogel und Durchzügler (< 50). – Meldun- 2003: 14.05. Rhein bei Meerbusch (bök). gen liegen vor aus folgenden Bereichen: 2005-2009: Ölgangsinsel (wyk, bök). Ölgangsinsel und Vorland, Hummelbach-, 2005: Uedesheimer Rheinbogen (wyk). Norfbach- und Erftaue, Uedesheimer 2007: Balgheimer See (bök). Rheinbogen, Rheinpark. – Tendenz: →. 2008: RRB Korschenbroich (VKN, schriftl. GV: Kapellen-Süd, Brutvogel auf Kö- Mitteilung, 19.10.2008). nigshovener Höhe, im Elsbachtal, an den 2009 u. 2010: Jröne Meerke (wyk). Klärteichen Wevelinghoven. 2010: Reuschenberger See. KB: 1994: Spärlich verbreiteter Brutvogel Drosselrohrsänger, Acrocephalus arundi- (11-20 BP). 2008: Brut am Golfplatz Birkhof. naceus KA: Müllerssee. Seltener Durchzügler. 1995: Kein Nachweis. DM: Gohrer Bruch. NRW: 1 S; streng geschützt. MB: Ilv. Altrheinschlinge (ked). Statusdetails und Bruten: Maximum: NE: Seltener Durchzügler. 1974: Kein Nach- 25.05.07, Ölgangsinsel, 17 singende Männ- weis. – Die Art soll in den 60er Jahren an der chen (wyk). Ölgangsinsel vertreten gewesen sein (nh). Teichrohrsänger, Acrocephalus scirpaceus Beobachtungen: Vereinzelter Brutvogel. 1995: Brutvogel, 18.07.10, Ölgangsinsel, 1 Ind. mehrmals Durchzügler. singend (nh), Nachkontrolle am nächsten Art 4 (2); NRW: *. Tag erfolglos (wyk). Zurzeit gibt es außerhalb des Stadtgebietes 20.05.11, Steinackersee, singend (muh). Neuss nur Beobachtungsmeldungen von der Gelbspötter, Hippolais icterina Königshovener Höhe (bök, 02.06.08), dem Seltener Brutvogel, Durchzügler. 1995: Neurather See und den Klärteichen Weve- Brutvogel, Durchzügler. linghoven (schriftl. Mitteilung N. WOLF). Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Vereinzelter Sommer-/Brutvogel. 1974: NE: Sommer-, bzw. Brutvogel in geringer Brutvogel (< 250), Verstädterungstendenz. Zahl. 1974: Brutvogel (< 50). – 1995-2000: – Weder die von LECHNER (1974) genannten 1-3 BP im Uedesheimer Rheinbogen westl. Zahlen noch die Verstädterungstendenz las- der Fleher Brücke (kuw). – Tendenz: ↓. sen sich heute bestätigen. Der Gelbspötter

Uhus (Bubo bubo), Tagebau Garzweiler. Uhus besiedeln zunehmend Steinbrüche und seit neuerem auch Tagebaubereiche (Foto: SCHNECKENHAUS GREVENBROICH). d Uhu (Bubo bubo), Alttier (Foto: SCHNECKENHAUS GREVENBROICH). Fig. 7: Cliff breeders. Peregrine Falcon and Eagle Owl have extremely profi ted by protective measures and are populating other habitats. a Young Peregrine Falcon (Falco peregrinus). This species is increasingly using industrial and power plant buildings as nesting sites (Photo: Michael STEVENS). b The Common Kestrel (Falco tinnunculus) often nests in buildings. c Young Eagle Owls (Bubo bubo), Garzweiler mine. Eagle Owls are populating quarries and have recently discovered open cast mining as a new habitat (Photo: SCHNECKENHAUS GREVENBROICH). d Eagle Owl (Bubo bubo), adult (Photo: SCHNECKENHAUS GREVENBROICH).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 56 KLAUS WYRICH ist im urbanen Bereich eher die Ausnahme KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21- und fi ndet sich vornehmlich in den Randzo- 30 BP). nen. Der Bestand im Rheinland scheint sta- Klappergrasmücke, Sylvia curruca bil zu sein (WINK et al. 2005). – Tendenz: ↓. Vereinzelter Brutvogel. 1995: Brutvogel, GV: Seltene Brutvogelart (Bruten im Els- Durchzügler. bachtal, auf Königshovener Höhe und an Statusdetails und Bruten: Klärteichen Wevelinghoven). NE: Vereinzelter Brutvogel. 1974: Brutvogel KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (1-5 BP), (< 50). – Tendenz: →. nur im östlichen Stadtgebiet. GV: Seltener Brutvogel. DM: Brut auf alter Deponie, Nievenheim KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (1-5 BP), 2007 und 2011 (VKN, schriftl. Mitteilung, Bestandsrückgang. 2008: Brut am Golfplatz 28.10.2007, döw). Birkhof. Beobachtungen: Beobachtungen: 20.05.03, Uedesheimer Rheinbogen (wyk). Die Monatssummen von 2006-2010 schei- 15.06.06, Feldfl ur bei Holzheim (wyk). nen darauf hinzuweisen, dass viele Exem- 20.04.07, Kh. Höhe, REK (wyk). plare durchziehen und der Brutbestand recht 25.04.07, Frimmersdorf, Umspannwerk (ane). klein ist. Es könnte aber auch ein Phänomen 07.06.07, Kh. Höhe (wyk). nachlassender Melde- oder Beobachtungs- 04. u. 09.06.08, Feldfl ur westl. Neuss, Golf- tätigkeit sein, bei der Erstankömmlinge platz Birkhof (wyk). gemeldet, spätere Beobachtungen aber nicht 26.06.08, Kh. Höhe REK (wyk). mehr dokumentiert werden: 14.07.08, 2 Ind., Kh. Höhe (seg, wyk, ked). April: 8 Beobachtungen. 18.05.10, 2 Ind., Kh. Höhe, REK (let). Mai: 9 Beobachtungen. 04. u. 05.06.10, 4 Ind., Feldfl ur nördl. Kaarst Juni: 0 Beobachtungen. (wyk). Juli: 1 Beobachtung. 06.06.10, 2 Ind., Kh. Höhe (let). Dorngrasmücke, Sylvia communis 23.06.10, Müllerssee (dat). Brutvogel, Durchzügler. 1995: Brutvogel, 29.06.10, Kh. Höhe (wyk). Durchzügler. Statusdetails und Bruten: Grasmücken, Sylviidae NE: Brutvogel. 1974: Brutvogel (< 250). – Im Stadtgebiet kann die Art vor allem im Ue- Mönchsgrasmücke, Sylvia atricipilla desheimer Rheinbogen, an der Ölgangsinsel Verbreiteter Brutvogel. 1995: Brutvogel, (Vorland), in Feldfl urgebüschen und auf Ha- Durchzügler. fenbrachen beobachtet werden. – Tendenz: →. Statusdetails und Bruten: GV: Zerstreut auftretender Brutvogel der NE: Verbreiteter Brutvogel. 1974: Brutvogel Rekultivierungsgebiete. (< 1.000). – Tendenz: →. KB: Seltener Brutvogel (6-10 BP), Pferds- GV: Brutvogel, zerstreut in der Erftniederung. broich/Großenbroich, Hasseldamm. KB: 1994: Spärlicher Brutvogel (11 – 20 BP). Beobachtungen: Gartengrasmücke, Sylvia borin 25.05.07, 8 singende Männchen Vorland Brutvogel. 1995: Brutvogel, Durchzügler. Ölgangsinsel (wyk). Statusdetails und Bruten: NE: Brutvogel. 1974: Brutvogel (< 250). – Goldhähnchen, Regulidae Tendenz: →. GV: Brutvogel im Bereich von artenreichen Wintergoldhähnchen, Regulus regulus Waldrändern und an den Klärteichen Weve- Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Durchzügler, linghoven (Tendenz: zunehmend). Wintergast. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 57

Statusdetails und Bruten: Kleiber, Sittidae NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (50-250). – Tendenz: →. Kleiber, Sitta europaea (Abb. 3a) GV: Seltener Brutvogel im Stadtgebiet Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Wintergast. (Friedhof Neuenhausen 2005). Statusdetails und Bruten: KB: 1994: Spärlich verbreiteter Brutvogel NE: Verbreiteter Jahresvogel. 1974: Jahres- (11-20 BP). vogel (< 50), Verstädterung. – Tendenz: →. Sommergoldhähnchen, Regulus ignicapilla GV: Verbreiteter Brutvogel in Wäldern und Seltener Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Parks mit Spechtvorkommen (Höhlen) und Durchzügler. auch in naturnahen Gärten in Höhlenbrü- Statusdetails und Bruten: ternistkästen. NE: Durchzügler, Wintergast. 1974: Jahres- KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 vogel (< 50). – Tendenz: →. BP). 2007 19 BP (VKN, schriftl. Mitteilung, GV: Seltener Brutvogel im Stadtgebiet (Er- 28.10.2007). ckens Park 2008). KB: 1994: Seltener Brutvogel (6-10 BP). Baumläufer, Certhiidae DM: Die Art brütet im Mühlenbusch, 3 BP (mdl. Mitteilung Sitzung ADEBAR-Projekt, Waldbaumläufer, Certhia familiaris (Abb. 3b) 7.11.2009). Seltener Jahresvogel. 1995: Kein Nachweis. Beobachtungen: Statusdetails und Bruten: 16.10.05, Nievenheimer See (wyk). NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. 04.11.06, Hauptfriedhof (wyk). DM: 1 BP im Chorbusch (mdl. Mitteilung 01.12.06, Hauptfriedhof (wyk). Sitzung ADEBAR-Projekt, 7.11.2009). 09.12.07, 3 Ind., Hauptfriedhof (wyk). GV: Lückig als Brutvogel in Wäldern mit 02.03.08, 3 Ind., Hauptfriedhof (wyk). Altbaumbestand. 19.03.08, Baumschule Kanonichenhof; NE Beobachtungen: (wyk). 1 Jungvogel 2010 in Wildtierpfl egestation 14.12.08, KT Wevelinghoven (nh). Nievenheim (döw). 20.03.10, Osterath (eiv). 1. u. 6.4.10, Mühlenbusch (fd). Gartenbaumläufer, Certhia brachydactyla Seidenschwänze, Bombycillidae Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. Seidenschwanz, Bombycilla garrulus (Abb. 11b) Statusdetails und Bruten: Seltener Wintergast und Durchzügler. 1995: NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (< Unregelmäßiger Durchzügler. 1.000). – Tendenz: →. Statusdetails und Bruten: GV: Lückig als Brutvogel vor allem in Gär- NE: Seltener Wintergast. 1974: Unregel- ten und Parkanlagen vorhanden. mäßiger Wintergast (< 50). – Tendenz: KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 →. BP) im gesamten Stadtgebiet. GV: Invasionsvogel (T. GELLER, schriftl. Mitteilung 1996). Zaunkönige, Troglodytidae Beobachtungen: 25.01.09, Lanker Busch (hr). Zaunkönig, Troglodytes troglodytes 2009: Jan./Febr., ≤ 10 Ind., Obererft und Verbreiteter Jahresvogel. 1995: Brutvogel. Braunsmühle (mdl. Mitteilung M. RAUTEN- Statusdetails und Bruten: BERG, Februar 2009). NE: Verbreiteter Jahresvogel. 1974: Jahres- vogel (< 1.000). – Tendenz: →.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 58 KLAUS WYRICH

GV: Flächendeckend verbreiteter Brutvogel. 1974: Jahresvogel (< 50), Wintergast (< 10), KB: 1994: Häufi ger Brutvogel (31-50 BP) Durchzügler (< 250). – Tendenz: →. im gesamten Stadtgebiet. GV: Brutvogel in Gärten, Parks, auf Fried- höfen und an Waldrändern. Stare, Sturnidae KB: 1994: Spärlicher Brutvogel (11-20 BP). Maximum: Star, Sturnus vulgaris 28.12.07, 22 Ind., Insel Hombroich (wyk). Jahresvogel, Durchzügler, Wintergast. 1995: Ringdrossel, Turdus torquatus Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. Durchzügler in geringer Zahl. 1995: Durch- Statusdetails und Bruten: zügler. NE: Jahresvogel und Durchzügler. 1974: NRW: R. Jahresvogel (< 1.000), Durchzügler (> Statusdetails und Bruten: 10.000). – Die Zahlen von LECHNER (1974) NE: Unregelmäßiger Durchzügler. 1974: werden heute nicht mehr erreicht. Die be- Unregelmäßiger Durchzügler (< 10). – obachteten Wintermaxima der letzten Jahre Tendenz: →. lagen bei 450 Individuen für den Kreis und GV: Seltener Wintergast und Durchzügler 200 für das Stadtgebiet. – Tendenz: →↓. an Königshovener Höhe. GV: Verbreiteter Brutvogel in der Bebauung Beobachtungen: im Umfeld naturnaher Hausgärten und in 18.04.00, M. am Rhein bei Uedesheim (kuw). lichten Wäldern. 09.04.07, 4 Ind., Kh. Höhe (bök, krk). KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21- 22.04.07, Kh. Höhe (ane). 30 BP). 30.03.08, Ilv. Altrheinschlinge (hr). Maximum: 20.04.08, 3 Ind., Feldfl ur westl. Neuss bei 04.11.07, u. 20.08.08, 450 Ind., Feldflur Fetschereihof (thö). westl. Neuss (wyk). 25.04.08, Feldfl ur südl. Büttgen (wyk). 01.05.08, Kh. Höhe (krk) Wasseramseln, Cinclidae 10.04.09, Kh. Höhe REK (ane). 12.04.09, Lank (let). Wasseramsel, Cinclus cinclus 29.04.09, Kh. Höhe (krk). Ausnahmeerscheinung. 1995: Unregelmäßi- 11.04.10, Kh. Höhe (bök). ger Durchzügler. 16.04.11, Rheinpark (ked, wyk). Die Art ist i.d.R. auf das Bergland be- Amsel, Turdus merula schränkt. Die nächste bekannte Besiedlung Verbreiteter Jahresvogel. 1995: Brutvogel, liegt im Neanderthal. Durchzügler, Wintergast. Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Ausnahmeerscheinung. 1974: Kein NE: Verbreiteter Jahresvogel. 1974: Jahres- Nachweis. vogel (< 10.000). – Tendenz: →. Beobachtungen: GV: Flächendeckend verbreitet in natur- 09.08.05, Erftmündung (wyk). nahen Hausgärten, Parks, Friedhöfen und Waldrändern, sie zählt zu den häufi gsten Drosseln, Turdidae Brutvögeln. KB: 1994: Im gesamten Stadtgebiet, Ubi- Misteldrossel, Turdus viscivorus quist, sehr häufi ger Brutvogel. Jahresvogel, Durchzügler, Wintergast. 1995: Wacholderdrossel, Turdus pilaris (Abb. 11c) Brutvogel, Durchzügler. Vereinzelter Jahresvogel, Durchzügler und Statusdetails und Bruten: Wintergast in größerer Zahl. 1995: Brutvo- NE: Jahresvogel, Durchzügler, Wintergast. gel, Durchzügler, Wintergast. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 59

Statusdetails und Bruten: Schnäpperverwandte, Muscicapidae NE: Brutvogel in geringer Zahl sowie Durch- zügler/Wintergast in größeren Trupps. 1974: Grauschnäpper, Muscicapa striata Durchzügler (< 1.000), Wintergast (< 50). – Vereinzelter Brutvogel. 1995: Brutvogel, Die Art brütet im Hammfeld (zurzeit an der Durchzügler. Rennbahn). – Tendenz: →. Statusdetails und Bruten: GV: Brutvogel in Gärten, Parks, auf Fried- NE: Vereinzelter Brutvogel. 1974: Brutvogel höfen und an Waldrändern. (< 250). – 2010 und 2011: Brut an der Renn- KB: 1994: Seltener Brutvogel (6-10 BP), bahn NE (wyk). – Tendenz: →↓. Großenbroich/Pferdsbroich und an der GV: Brutvogel in Grevenbroich, aber eher Niers. selten zu beobachten (Wohnumfeld des Maxima: Menschen, Naturbruten in Waldrandberei- 02.11.08, 200 Ind., Meerbusch Lank (bäw); chen bei Langwaden). 04.06.10, 7 Ind., Brut 02.11.08, 190 Ind., Raketenstation Neuss auf Mühleninsel GV (nh). (wyk); 02.01.10, ca. 600 Ind., Kh. Höhe, KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 RKN (wyk, bök); 06.03.10, 350 Ind., Ue- BP) im gesamten Stadtgebiet. 2008: Brut am desheimer Rheinbogen (wyk). Golfplatz Birkhof. Singdrossel, Turdus philomelos (Abb. 3c) DM: Brut Rommerskirchen-Vanikum 2008 Brutvogel und gelegentlicher Überwinterer. (VKN, schriftl. Mitteilung, 19.10.2008). 1995: Brutvogel, Durchzügler. JÜ: 11.07.07, Brut, 1 Ind. mit Jungen, Statusdetails und Bruten: Schloss Dyck (wyk). NE: Brutvogel. 1974: Brutvogel (< 250), Beobachtungen: Durchzügler (< 1.000). – LECHNER (1974) be- 03.09.04, Insel Hombroich (wyk). richtet von Überwinterungen, die auch heute 07.06.05, Selikumer Park (wyk). noch beobachtet werden. – Tendenz: →. 05.05.06, Reuschenberger Busch (wyk). GV: Brutvogel in Gärten, Parks, auf Fried- 26.05.08, 2 Ind., Herrenbusch, Brutvogel? (hr). höfen und an Waldrändern. 06.08.10, 5 Ind., Schloss Dyck (wyk). KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 Trauerschnäpper, Ficedula hypoleuca (Abb. 12c) BP) im gesamten Stadtgebiet. Unregelmäßiger Durchzügler. 1995: Durch- Beobachtungen: zügler. 07.01.06, Ölgangsinsel (bök). Statusdetails und Bruten: 20.12.08, Nievenheimer See (bök). NE: Gelegentlicher Durchzügler. 1974: Rotdrossel, Turdus iliacus Durchzügler (< 50). – Tendenz: ↓. Durchzügler, Wintergast. 1995: Durchzüg- KB: 1994: Seltener bzw. gelegentlicher Brut- ler, Wintergast. vogel, letzter Brutnachweis 1984, inzwischen Statusdetails und Bruten: wohl verschollen. NE: Wintergast. 1974: Durchzügler und Beobachtungen: Wintergast (< 5.000). – Die Art ist im 09.04.04, Schlosspark Grevenbroich (wyk). Winterhalbjahr überall bei entsprechendem 28.04.04, 2 Ind., Stadtwald NE (wyk). Nahrungsangebot und Baumbestand an- 03.09.04, Insel Hombroich (wyk). zutreffen, z.B. auf dem Hauptfriedhof, im 19.08.07, Kh. Höhe (huk). Stadtgarten, Botanischen Garten, im Seliku- 24.08.07, NSG Pferdsbroich (ked). mer Park, im Uedesheimer Rheinbogen und 21.08.10, Kaarst-Kleinsiep (dat). anderenorts. – Tendenz: →. Halsbandschnäpper, Ficedula albicollis GV: Wintergast. Ausnahmeerscheinung. 1995: Kein Nach- Maximum: weis. 31.12.06, 100 Ind., Hauptfriedhof Neuss (wyk). Anh. I; streng geschützt.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 60 KLAUS WYRICH

Statusdetails und Bruten: Allerheiligen (2. u. 17.05., 23.08., 04.10.07, NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis. ked). – Tendenz: →. Beobachtungen: GV: Seltener Brutvogel auf der Königsho- 16.04.06, Gustorf # (ane). vener Höhe, gelegentliche Beobachtungen Braunkehlchen, Saxicola rubetra im Elsbachtal und auf der Neurather Höhe Durchzügler. 1995: Durchzügler. (won), 2005-2009 Brut an der Aschedeponie Art 4 (2); NRW:1 S der Königshovener Höhe, danach erloschen In den letzten 50 Jahren brachen die gesamte (kuw), z.B. 6 BP am 21.05.06 RKN (bök), Tieflandpopulation des Braunkehlchens 2010 Brut weiter westlich im REK (kuw). im Rheinland sowie die rechtsrheinischen DM: 1 BP mit 3 fl üggen Jungen 2008 am Vorkommen zusammen (WINK et al. 2005). Nievenheimer See (bök), ebenfalls 2010 Statusdetails und Bruten: warnender Altvogel (ked). Eventuell Brut- NE: Durchzügler. 1974: Brutvogel (< 10), vogel auf dem RWE-Gelände am Silbersee. Durchzügler (< 50). – Sporadische Brut- Beobachtungen: versuche 22.04.-02.05.94, Uedesheimer 2005: 1 Beobachtung, jew. ≤ 1 Ind. Rheinbogen/Neu-Wahlscheid regelmäßig 2006: 7 Beobachtungen, jew. ≤ 9 Ind. singend; 12.05. – Ende Mai 98, 1 BP, beide 2007: 6 Beobachtungen, jew. ≤ 3 Ind. Bruten vermutlich aufgegeben (kuw); 16. u. 2008: 6 Beobachtungen, jew. ≤ 5 Ind. 18.05.05, 1 Paar singend auf Brachgelände 2009: 7 Beobachtungen, jew. ≤ 6 Ind. im Hafen. – Tendenz: ↓. 2010: 3 Beobachtungen, jew. ≤ 5 Ind. GV: Durchzügler (Frühjahr/Herbst) spe- Rotkehlchen, Erithacus rubecula ziell im Bereich der Königshovener und Verbreiteter Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Neurather Höhe; die Art hat früher am Gut Durchzügler, Wintergast. Muchhausen (Wevelinghoven) gebrütet (nh). Statusdetails und Bruten: Monatssummen der Beobachtungen der NE: Verbreiteter Jahresvogel. 1974: Jahres- Jahre 2004-2010 (mit je 1-7 Ind.) vogel (< 250). – Tendenz: →. April: 5 Beobachtungen. GV: Häufi ger Brutvogel der lichten Wälder, Mai: 11 Beobachtungen. Waldränder und Hausgärten. Juni: 0 Beobachtungen. KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21- Juli: 0 Beobachtungen. 30 BP). August: 20 Beobachtungen. Nachtigall, Luscinia megarhynchos (Abb. 5b) September: 7 Beobachtungen. Brutvogel. 1995: Brutvogel, Durchzügler. Oktober: 4 Beobachtungen. Art 4 (2); NRW: 3. Maxima: Statusdetails und Bruten: 26.08. – 11.09.08, ≤ je 20 Ind., Feldfl ur bei NE: Brutvogel. 1974: Brutvogel (< 250). – Die RM (bök, krk, ked). Art ist in Neuss gut vertreten, z.B.: Ölgangsin- Schwarzkehlchen, Saxicola rubicola sel (1-2 Ind.), Rheinpark (1 Ind.), Uedesheimer Durchzügler, unregelmäßiger Brutvogel. Rheinbogen (bis 5 Ind.), Feldfl ur westl. Neuss 1995: Unregelmäßiger Brutvogel, unregel- (Fetschereihof) 1 Ind., historischer Bahndamm mäßiger Durchzügler. Helpenstein (2 Ind.), Stadtwald (1 Ind.), Norf- Art 4 (2); NRW: 3. bachaue, Neuenbaum, Insel Hombroich (wyk, Das LANUV (2011) gibt die Größenord- re, nh). – Tendenz: →. nung für den Kreis mit 11-50 BP an. GV: Seltene Brutvogelart mit Sing-/Brut- Statusdetails und Bruten: revieren nördlich der Ortslage Neukirchen NE: Durchzügler und seltener Brutvogel. jenseits der B 477, am Türling und am 1974: Durchzügler (< 50). – Brutverdacht Bahndamm des Wildfreigeheges (2009) am Regenrückhaltebecken S-Bahnstation sowie Kapellen Süd (nh). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 61

Abb. 8: Brutvögel der Königshovener Höhe 1. Drei Arten, die hier ein Refugium gefunden haben. a Grauammer (Emberiza calandra) (Foto: SCHNECKENHAUS GREVENBROICH). b Baumpieper (Anthus trivialis) (Foto: Klaus BÖHM). c Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) am Grubenrand. Fig. 8: Breeding birds of the Königshovener Höhe 1. Three species which have found refuge here. a Corn Bunting (Emberiza calandra) (Photo: SCHNECKENHAUS GREVENBROICH). b Tree Pipit (Anthus trivia lis) (Photo: Klaus BÖHM). c Northern Wheatear (Oenanthe oenanthe) at the edge of the mining pit.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 62 KLAUS WYRICH

Abb. 9: Brutvögel der Königshovener Höhe 2. Zwei Langstreckenzieher, die jährlich ab Ende April zurück erwartet werden. a Bienenfresser (Merops apiaster) (Foto: SCHNECKENHAUS GREVENBROICH). b Turteltaube (Streptopelia turtur) (Foto: Klaus BÖHM). Fig. 9: Breeding birds of the Königshovener Höhe 2. Two long-distance migrants which birders look forward to from the end of April. a European Bee-eater (Merops apiaster) (Photo: SCHNECKENHAUS GREVENBROICH). b European Turtle Dove (Streptopelia turtur) (Photo: Klaus BÖHM). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 63

Abb. 10: Greifvögel der Königshovener Höhe. a Ein seltener Besucher, der Schlangenadler (Circaetus gallicus). b Der Raufußbussard (Buteo lagopus), ein regelmäßiger Wintergast. (Fotos: SCHNECKENHAUS GREVENBROICH) Fig. 10: Raptors of the Königshovener Höhe. a The Short-toed Snake Eagle (Circaetus gallicus), a rare visitor. b The Rough-legged Buzzard (Buteo lagopus), a regular winter guest. (Photos: SCHNE- CKENHAUS GREVENBROICH)

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 64 KLAUS WYRICH

Abb. 11: Wintergäste. a Erlenzeisig (Carduelis spinus), Neuss. Er erscheint im Winter in größeren Trupps und brütet selten im Kreis. b Der Seidenschwanz (Bombycilla garrulus) ist Wintergast in Deutschland in schwankender Zahl, wurde im Kreis aber nur gelegentlich beobachtet. c Wachol- derdrossel (Turdus pilaris), Nievenheim. Sie ist Brutvogel in geringer Zahl, erscheint aber im Winter zuweilen in Trupps von mehreren hundert Tieren (Foto: Frank DÜRING). Fig. 11: Winter visitors. a Eurasian Siskin (Carduelis spinus), Neuss. In winter these birds appear in larger fl ocks, but the species rarely breeds in the county. b The Bohemian Waxwing (Bombycilla garrulus) is a winter guest, but numbers fl uctuate. It is only occasionally observed in the county. c Fieldfare (Turdus pilaris), Nievenheim. Though a breeding bird in small numbers winter fl ocks can easily reach some hundred individuals (Photo: Frank DÜRING). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 65

Abb. 12: Unregelmäßige Brutvögel. a Wespenbussard (Pernis apivorus), Wildtierpfl egestation Nie- venheim (Foto: W. DÖHRING). b Junger Neuntöter (Lanius collurio), Dormagen (Foto: Klaus BÖHM). c Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca), Kaarst (Foto: Thomas DALDRUP). Fig. 12: Irregular breeding birds. a European Honey Buzzard (Pernis apivorus), Wildlife Rehabilitation Centre Nievenheim (Photo: W. DÖHRING). b Young Red-backed Shrike (Lanius collurio), Dormagen (Photo: Klaus BÖHM). c European Pied Flycatcher (Ficedula hypoleuca), Kaarst (Photo: Thomas DALDRUP).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 66 KLAUS WYRICH

Abb. 13: Seltenheiten. a Mittelsäger (Mergus serrator), Spey. b Eisente (Clangula hyemalis), Rhein bei Monheim. c Haubenlerche (Galerida cristata), Dormagen. d Rotfußfalke (Falco vespertinus), Königsho- vener Höhe. e Prachttaucher (Gavia arctica), Neuss (Foto: Thomas DALDRUP). f Trauerente (Melanitta nigra), Kaarster See (Foto: Thomas DALDRUP). g Brachpieper (Anthus campestris), Königshovener Höhe. Alle Fotos, soweit nicht anders vermerkt, Klaus BÖHM. h Diese Rohrdommel (Botaurus stellaris) in Drohstellung wurde in einem Vorgarten gefunden und nach Behandlung in der Wildtierpfl egestation Nievenheim wieder ausgewildert (Foto: Werner DÖHRING). Fig. 13: Rarities. a Red-breasted Merganser (Mergus serrator), Spey. b Long-tailed Duck (Clangula hyemalis), Rhine near Monheim. c Crested Lark (Galerida cristata), Dormagen. d Red-footed Falcon Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 67

KB: 1994: Seltener Brutvogel (6-10 BP), nur sporadischer Brutzeitbeobachtungen Bestandsrückgang; in neuerer Zeit wohl ist diese Zahl nicht nachvollziehbar. Die aber wieder zunehmend, Pferdsbroich 2009 Bestände des Gartenrotschwanzes sind 11 singende Ind. vor allem in der Rheinischen Bucht extrem DM: Gohrer Bruch, Gohrer Berg (bis 12 eingebrochen. Ind.), Zonser Grind (3 Ind.). Statusdetails und Bruten: KA: Kläranlage Nordkanal. NE: Seltener Brutvogel und seltener MB: Brut in der Ilvericher Altrheinschlinge Durchzügler. 1974: Brutvogel (< 50). – Er (schriftl. Mitteilung M. STEVENS, 22.5.11). wird bei LECHNER (1974) noch mit bis zu Blaukehlchen, Luscinia svecica 50 Individuen/Paaren geführt und war zu Seltener Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger dieser Zeit am Stadtwald, Reuschenberger Durchzügler. Busch, Selikumer Park und in Hausgärten Anh. I; NRW: 2 S; streng geschützt. zu beobachten. Aus jüngster Zeit sind nur Statusdetails und Bruten: einzelne Bruten/Brutversuche bekannt: NE: Kein Nachweis.1974: Weißsternig: 04.05.-08.06.95: 1 BP im Uedesheimer Brutvogel? (< 10), Durchzügler (< 10), rot- Rheinbogen am Pappelwald, Brut offenbar sternig: unregelmäßiger Durchzügler (< 10). abgebrochen (kuw); 2006 im Rheinbogen – Die Art wurde früher an der Ölgangsinsel Brut nahe der Flutmulde (mdl. Mitteilung beobachtet. Ob das weißsternige auch vor O. TILLMANNS). – Tendenz: ↓↓. Ort verblieb, ist nicht geklärt. – Tendenz: ↓. DM: Früher Brutvogel in Nievenheim auf Beobachtungen: der alten Deponie (döw). 2009 – 2011: 25.03.06, Nievenheimer See (wyk). Brutzeitbeobachtung eines Paares in Gohr Hausrotschwanz, Phoenicurus ochruros (döw). Brutvogel, Durchzügler. 1995: Brutvogel, GV: Seltener Brutvogel und Durchzügler: Durchzügler. 2006: Brut in Wevelinghoven (mdl. Mittei- Statusdetails und Bruten: lung O. TILLMANNS). NE: Brutvogel und Durchzügler. 1974: KB: 1994: Sehr seltener ephemerer Brutvo- Brutvogel (< 1.000). – Vor allem in der gel (wenige Brutpaare) letzter Brutnachweis Innenstadt und im Hafenbereich. – Ten- 1989 Herrenshoff. denz: →. Beobachtungen: GV: Im Stadtgebiet verbreitet, aber nirgend- 21.05.07, Zons-West (VKN, schriftl. Mittei- wo häufi g. lung, 28.10.2007). KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 10.08.09, Kh. Höhe (bök). BP) im gesamten Stadtgebiet. 22.04.10, Neuss-Vogelsang, Hausgarten Gartenrotschwanz, Phoenicurus phoenicurus (ked). Seltener Brutvogel und Durchzügler. 1995: 07.10.10, Ilv. Altrheinschlinge (ked). Brutvogel, Durchzügler. 06.04.11, singendes M., Kapellen-Süd (nh). NRW: 2. 19.04.11, singendes M., Uedesheimer Rhein- Die Häufi gkeit der Art wird vom LANUV bogen (wyk). (2011) mit 51- 100 Paaren für den Kreis an- 01.05.11, M., Brachgelände im Hafen NE gegeben. Angesichts der wenigen Zug- und (wyk).

(Falco vespertinus), Königshovener Höhe. e Black-throated Loon (Gavia arctica), Neuss (Photo: Tho- mas DALDRUP). f Common Scoter (Melanitta nigra), Kaarster See. g Tawny Pipit (Anthus campestris), Königshovener Höhe. All photos, unless otherwise indicated, Klaus BÖHM. h: This Eurasian Bittern (Botaurus stellaris) in defence display was found in a private garden and after care in the Wildlife Rehabilitation Centre Nievenheim released (Photo: Werner DÖHRING).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 68 KLAUS WYRICH

Steinschmätzer, Oenanthe oenanthe (Abb. 8c) besiedelt werden, bleibt abzuwarten (mdl. Seltener Brutvogel, regelmäßiger Durch- Mitteilung W. DÖHRING, 28.04.2011). zügler. 1995: Unregelmäßiger Brutvogel, Maxima: Durchzügler. 03. u. 05.09.08, 23 Ind., Feldfl ur bei RM NRW: 1 S. (bök); 31.08.10, ≥ 43 Ind. inkl. Jungvögel, BLOTZHEIM et al. (1966-1998) nennt für Kh. Höhe, an Deponie (won). NRW das Braunkohlegebiet zwischen Erftstadt-Liblar, Brühl und Grevenbroich Braunellen, Prunellidae als Verbreitungsschwerpunkt. Der Bestand ist seitdem aber rückläufi g. Auch GELLER Heckenbraunelle, Prunella modularis (1996) berichtet, dass der Steinschmätzer Verbreiteter Jahresvogel. 1995: Brutvogel, unperiodisch in der Rekultivierung gebrütet Durchzügler, Wintergast. hat. Die Art wurde in der Roten Liste der Statusdetails und Bruten: Brutvögel NRW 2008 hochgestuft in „vom NE: Verbreiteter Jahresvogel. 1974: Jahres- Aussterben bedroht“. Seit 2000 sind fast vogel (< 1.000). – Tendenz: →. alle Vorkommen erloschen. In den Tage- GV: Häufiger Brutvogel in naturnahen bauen Garzweiler und Hambach wurden Gärten, Parks und Waldrändern. 14 Brutpaare der Art erfasst (RWE POWER KB: 1994: Häufi ger Brutvogel (31-50 BP). AG 2011). Statusdetails und Bruten: Sperlinge, Passeridae NE: Durchzügler. 1974: Brutvogel (< 10), Durchzügler (< 50). – Den Status des Brut- Haussperling, Passer domesticus vogels hat die Art verloren. Sie ist nur noch Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Wintergast. während des Zuges (April-Mai, August- Statusdetails und Bruten: Oktober) vor allem in der Feldfl ur und an NE: Jahresvogel, Tendenz abnehmend. Auskiesungen zu beobachten. – Tendenz: ↓. 1974: Jahresvogel (> 10.000). – LECHNER GV: Brutvogel bis Ende der 90er Jahre im (1974) stuft den „Spatz“ als eine der häufi gs- Elsbachtal, der aber im Zuge der natürli- ten, wenn nicht sogar die häufi gste Art ein. chen Gebüsch- und Baumsukzession wohl Inzwischen ist er aus dem Innenstadtbereich verschwunden ist. Brutvogel der Königs- weitgehend verschwunden. – Tendenz: →↓. hovener Höhe: Ostseite der Aschedeponie GV: In bebauten Stadtbereichen noch RKN: 2006: 4 BP; 2007: 28.05., 1 fütterndes Brutvogel mit unterschiedlichen Bestands- BP; 2008-2010: 2 BP, Beobachtung von dichten. fütternden Altvögeln an Brutröhren (bök, KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 krk); evtl. weitere Bruten auf der Kh. Höhe BP), Bestandsrückgang. im REK. W. DÖHRING konstruierte 2011 Feldsperling, Passer montanus künstliche Brutröhren. Nachdem diese vom Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Wintergast. Schneckenhaus Grevenbroich im Tagebau- NRW: 3. bereich (RWE Power) in Lesesteinhaufen Statusdetails und Bruten: ausgebracht waren, wurden sie sofort von NE: Jahresvogel, ehemals häufig. 1974: Männchen als Singwarten genutzt, wobei Jahresvogel (< 5.000). – Im ländlich struk- auch Weibchen an die potenziellen Brut- turierten Bereich, z.B. Westliche Feldfl ur, plätze gelockt wurden (UMWELTZENTRUM Uedesheimer Rheinbogen. – Tendenz: ↓. SCHNECKENHAUS 2011b). GV: In dörfl ichen Übergangsbereichen zur DM: Brutzeitbeobachtung: 21.05.10, Nie- freien Landschaft als Brutvogel fl ächen- venheimer See (ked); 2011 wurden dort deckend, aber nicht häufi g bzw. zerstreut künstliche Brutröhren aufgestellt. Ob diese (won, nh). Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 69

KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 Maxima: BP), seit 1970 zunehmender Bestandsrück- 23.04.08, 26 singende M. auf Kh. Höhe und gang. Kasterer Höhe (wyk); 11.09.08, 20 Ind. auf Zug, Feldfl ur bei RM (bök). Stelzenverwandte, Motacillidae Wiesenpieper, Anthus pratensis Seltener Brutvogel und Wintergast, regel- Brachpieper, Anthus campestris (Abb. 13g) mäßiger Durchzügler. 1995: Brutvogel, Seltener Durchzügler. 1995: Durchzügler. Durchzügler, Wintergast. Anh. I; NRW: 0; streng geschützt. Art 4 (2); NRW: 2. Statusdetails und Bruten: Die Art brütet nur noch selten im Kreisge- NE: Kein Nachweis.1974: Durchzügler biet. Es gibt zwar Brutzeitbeobachtungen, (< 50). – Die Art, die immerhin mit 11-50 jedoch nicht von singenden Exemplaren. Individuen früher u.a. am Stadtwald als (re- Statusdetails und Bruten: gelmäßiger) Durchzügler beobachtet werden NE: Durchzügler und seltener Wintergast. konnte, ist heute im Stadtgebiet nicht mehr 1974: Durchzügler und Wintergast (< 5.000). anzutreffen. – Tendenz: ↓. – Die Durchzugszahlen von LECHNER (1974) Beobachtungen: konnten in jüngerer Zeit im Stadtgebiet nicht 2008: 26.08.-06.09., ≤ 6 Ind., Feldfl ur RM bestätigt werden. – Tendenz: ↓. (bök, krk). GV: Seltener Brutvogel; Königshovener 2009: 23. u. 31.08., je 1 Ind., Kh. Höhe REK Höhe: 2 Bruten 2009 (won), mind. 6 BP (bök u.a.). 2010 (kuw), Brut an Kh. Höhe, Motocross- 2010: 14.08., Kh. Höhe, (bök, krk). anlage (ane), Elsbachtal: Brutvogel (mdl. 2011: 18.04., Kh Höhe (kuw). Mitteilung Sitzung ADEBAR-Projekt, Baumpieper, Anthus trivialis (Abb. 8b) 7.11.2009), 13 M. im Singfl ug am 20.03.06 Seltener Brutvogel und Durchzügler. 1995: am Westrand der Gustorfer Höhe (bök). Brutvogel, Durchzügler. KB: 1994: Seltener Brutvogel (6-10 BP), nur NRW: 3. im südöstlichen Stadtgebiet. Statusdetails und Bruten: Beobachtungen: NE: Seltener Durchzügler.1974: Brutvogel 04.01.10, je 3 Ind., Erftmündung und Ue- (< 50), Durchzügler. – Die Art war früher desheimer Rheinbogen (wyk). am Stadtwald, am Friedhof und an der Maxima: Ölgangsinsel zu beobachten, ist heute aber 03.10.07, >300 Ind., Lüttenglehn (bök, wyk); ganz aus dem Stadtgebiet verschwunden. 28.09.08, 50 Ind., Feldflur westl. Neuss WINK et al. (2005) führen ihn für Neuss (wyk); 09.10.10, >150 Ind., südliche Feldfl ur überhaupt nicht als Brutvogel bzw. berich- im Kreis (wyk). ten von Arealverlusten, die für das gesamte Rotkehlpieper, Anthus cervinus Nordrheinland rund 20 % betragen. – Ten- Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger denz: ↓. Durchzügler. DM: ehemaliger Brutvogel im Mühlen- Von 2006 bis 2009 sind für den Niederrhein busch. nur 4 Beobachtungen der Art bekannt. GV: Brutvogel auf der Königshovener Statusdetails und Bruten: Höhe, Gustorfer Höhe. NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (1 – 5 Durchzügler (< 50). – 1968 gelang eine BP), letzter Brutnachweis 1984. Beobachtung am Stadtwald. – Tendenz: ↓. Beobachtungen: Bergpieper, Anthus spinoletta 26.04.11, Ölgangsinsel, futtersuchendes Seltener Wintergast. 1995: Wintergast (da- Ind. (wyk). mals noch Wasserpieper).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 70 KLAUS WYRICH

Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Seltener Wintergast. 1974: Kein Nach- NE: Vereinzelter Durchzügler. weis. Beobachtungen: GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, 15.05.05, 50 Ind., Nievenheimer See (bök). schriftl. Mitteilung 1996). 18.05.06, 20 Ind., Nievenheimer See (bök, Beobachtungen: krk). 04.01.10, 6 Ind., Uedesheimer Rheinbogen 29. u. 30.04.08, 5 Ind., Feldfl ur westl. Neuss (wyk). (thö, wyk). Gebirgstelze, Motacilla cinerea 01.-05.09.08, je 2 Ind., Feldfl ur RM (bök, Jahres-und Brutvogel. 1995: Brutvogel, krk). Wintergast. 12.05.10, 5 Ind., Balgheimer See (svm). Statusdetails und Bruten: 13.05.10, Kaarst (ked). NE: Jahres-und Brutvogel. 1974: Jahresvogel Bachstelze, Motacilla alba (< 10). – Tendenz: →. Jahresvogel, häufiger Durchzügler, gele- GV: Häufi ger als die Bachstelze, Brutvogel gentlicher Wintergast. 1995: Brutvogel, im gesamten Erftverlauf, meist im Umfeld Durchzügler, Wintergast. von Wehren oder Wasserabstürzen. Statusdetails und Bruten: KB: 1994: Wenige Brutpaare entlang der NE: Brutvogel, häufi ger Durchzügler und Niers, gelegentlich am Nordkanal und Jüche- gelegentlicher Wintergast. 1974: Brutvogel ner Bach. 2007: 7 BP mit 9 Bruten (VKN, und Durchzügler (< 1.000), Wintergast schriftl. Mitteilung, 28. 10.2007). (< 10). – Tendenz: →. Beobachtungen: GV: Nicht mehr häufi ger Brutvogel, der 08.05.10, Jungvogel, Wevelinghoven (nh). sowohl an Dorfrändern, landwirtschaftli- 2010/2011: Brut an Eppinghover Mühle chen Gehöften und Rekultivierungsgebieten (wyk, wn). anzutreffen ist. Wiesenschafstelze, Motacilla fl ava KB: 1994: Im gesamten Stadtgebiet verbrei- Brutvogel, Durchzügler. 1995: Brutvogel, teter Brutvogel. Durchzügler. Beobachtungen: Statusdetails und Bruten: 20.12.09, Erft, Wevelinghoven (wyk). NE: Brutvogel und Durchzügler. 1974: Brutvo- 04.01.10, Uedesheimer Rheinbogen (wyk). gel und Durchzügler (< 50). – Die Art hat sich Maxima: weitgehend aus den ehemals besiedelten Gebie- 13.03.10, 300 Ind. Schlafplatz, Osterath ten (Ölgangsinsel, Friedhof, Stadtwald, Felder (ng); 18.03.10, 95 Ind., Feldfl ur südl. Bütt- an der Erft) zurückgezogen. – Tendenz: →. gen (wyk). GV: Brutvogel mit Vorliebe für Brachfl ä- chen in offener Landschaft, speziell im Finken, Fringillidae Randbereich von Industriegebieten und den offenen Rekultivierungsgebieten des Buchfi nk, Fringilla coelebs Tagebaues. Verbreiteter Jahresvogel, Durchzügler und KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (3 be- Wintergast. 1995: Brutvogel, Durchzügler, kannte Brutplätze). Wintergast. Thunberg-Schafstelze, Motacilla thunbergi Statusdetails und Bruten: Durchzügler. NE: Häufi ger Jahresvogel, Durchzügler und Die Art wurde erst in jüngster Zeit von Wintergast. 1974: Jahresvogel (< 1.000), einigen Autoren von der Wiesenschafstelze Durchzügler (< 5.000), Verstädterung. – In- abgesondert und galt bis dahin als Unterart zwischen auch im Innenstadtbereich (Haus- der Schafstelze. gärten, Parks) anzutreffen. – Tendenz: →. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 71

GV: Nahezu fl ächendeckender Brutvogel Maximum: in allen Lebensräumen (häufi gste Brutvo- 22.01.11, 16 Ind., Vogelsang, NE (ked). gelart?). Gimpel, Pyrrhula pyrrhula KB: 1994: Eine der häufi gsten Finkenarten (> Jahresvogel, Durchzügler, Wintergast. 1995: 50 BP), Brutvogel im gesamten Stadtgebiet. Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. Bergfi nk, Fringilla montifringilla Der Gimpel gilt als schwer zu kartierende Durchzügler und Wintergast in schwanken- Art, die sich zur Brutzeit sehr unauffällig der Zahl. 1995: Durchzügler, Wintergast. verhält, kaum Territorialverhalten zeigt Statusdetails und Bruten: und einen großen Aktionsradius hat (Fut- NE: Wintergast in schwankender Zahl. terbeschaffung bis zu 600 m vom Nest 1974: Durchzügler und Wintergast (< entfernt). Eine genaue Statusfestlegung bzw. 10.000), häufi ger Futterhausgast. – Nach Feststellung der Brutbestände unterliegt dem Einfl ugjahr 2005 gab es nur noch ein- daher einer großen Unsicherheit. WINK zelne Beobachtungen oder kleinere Trupps. et al. (2005) weisen darauf hin, dass die GV: Ehemaliger Durchzügler (T. GELLER, Bestandszahlen meist deutlich unterschätzt schriftl. Mitteilung 1996). werden. Winterbeobachtungen (vor allem in Monatssummen für die Jahre 2005-2010: Strauchgürteln von Kiesseen) sind häufi ger Oktober: 44 Ind. als Brutzeitbeobachtungen. November: 1 Ind. Statusdetails und Bruten: Dezember: 35 Ind. NE: Jahresvogel, Durchzügler und Win- Januar: 3 Ind. tergast. 1974: Jahresvogel (< 50), Durch- Februar: 3 Ind. zügler und Wintergast (< 250). – Wenige März: 7 Ind. Beobachtungen in Stadtwald, Hauptfried- Kernbeißer, Coccothraustes coccothraustes (Abb. 3d) hof, Reuschenberger See, Selikumer Park, Vereinzelter Jahresvogel, Durchzügler, Feldfl ur westl. Neuss (Fetschereihof) (wyk). Wintergast. 1995: Brutvogel, Durchzügler, – Tendenz: →. Wintergast. GV: Kein Brutvogel (?), gelegentlicher Win- Statusdetails und Bruten: tergast an Futterplätzen oder Waldrändern; NE: Jahresvogel, Durchzügler, Wintergast. Brutzeitbeobachtung (Kh. Höhe: 1,1 am 1974: Jahresvogel (< 10), Durchzügler 08.05.10, nh). (< 50), Wintergast? – Die Art wird vor al- KA: Erfolgreiche Brut (31.05.08, dat). lem im Winterhalbjahr im Selikumer Park, KB: 1994: Spärlicher Brutvogel (11-20 BP) Reuschenberger Busch, Reuschenberger im gesamten Stadtgebiet. See und auf Friedhöfen (Hauptfriedhof) MB: Brutzeitbeobachtung (1,1 am 30.07.08, beobachtet. – Tendenz: →. hr). GV: Lückig verbreiteter Brutvogel, auch Maxima: früher schon selten (T. GELLER, schriftl. 02.01.2010, 15 Ind., Kh. Höhe (RKN) (wyk, Mitteilung 1996). bök); 10.11.10, 11 Ind., Lank, Vorstenberg KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel (1 – 5 (hr). BP). Girlitz, Serinus serinus MB: Herrenbusch (Bruten?). Vereinzelter Jahresvogel. 1995: Brutvogel, JÜ: Brut bei Schloss Dyck (mdl. Mitteilung Durchzügler. Sitzung ADEBAR-Projekt, 7.11.2009). Der Bestand dieser eher südlichen Art Beobachtungen: scheint in unserer Region zurückzugehen. 05.05.06, Reuschenberger Busch, Revier- Bei GELLER (1996) scheint die Art im länd- verhalten (wyk). lichen Ortsbereich noch häufi g gewesen 16.02.11, 2 Ind., Selikumer Park (wyk). zu sein.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 72 KLAUS WYRICH

Statusdetails und Bruten: Winter: 90er Jahre, Dormagener Stadtwald NE: Bestand eventuell erloschen. 1974: (jm). Jahresvogel (< 50). – Die Art wird von Grünfi nk, Carduelis chloris LECHNER (1974) mit 11-50 Individuen/ Verbreiteter Jahresvogel. 1995: Brutvogel, Paaren in Wäldern und Parks angegeben. Durchzügler, Wintergast. Beobachtungen 2010 in D-Hamm lassen Statusdetails und Bruten: annehmen, dass die Art auch heute noch NE: Verbreiteter Jahresvogel, Durchzügler, in Grimlinghausen vorkommt, wo sie in Wintergast. 1974: Jahresvogel (< 10.000), der Vergangenheit mehrmals beobachtet Verstädterung. – Tendenz: →. wurde (sj, wyk). War Brutvogel in Lanzerath GV: fl ächig als Brutvogel vorhanden. (mdl. Mitteilung Sitzung ADEBAR-Projekt, KB: 1994: Brutvogel, eine der häufi gsten 7.11.2009). – Tendenz: ↓. Finkenarten. GV: Brutvogel naturnaher Hausgärten und Stieglitz, Carduelis carduelis Siedlungsbereiche, jedoch stark rückläufi g, Jahresvogel, Durchzügler, Wintergast. 1995: auch in Grevenbroich (won), Bestand ver- Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. mutlich erloschen (nh), war 1996 noch Brut- Die Art taucht auch verstärkt in Siedlungs- vogel (T. GELLER, schriftl. Mitteilung 1996). gebieten auf. Im Winter sind oft Trupps KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 aus Ost-/Nordeuropa zu beobachten (nh). BP), zumindest bis 1994 Bestandszunahmen. Statusdetails und Bruten: Beobachtungen: NE: Mäßig häufiger Jahresvogel und 05.07.05, Brutvogel?, singend, Blechhofsied- Durchzügler/Wintergast. 1974: Jahres- und lung, Straberg (bök). Brutvogel (< 50), Wintergast (< 1.000). – 08.07.05, Brutvogel? in Korschenbroich- Tendenz: →↑. Pesch (bök). GV: Lückig als Brutvogel vorhanden; 2009: 4 12.12.05, 2 Ind., Uedesheim NE (bök). Bruten auf der Königshovener Höhe (won), 24.10.08, Feldfl ur RM (bök). Bestand zunehmend (nh). 14.09.09, Kh. Höhe (bök, krk) KB: 1994: Spärlich verbreiteter Brutvogel 09.10.09, Kh. Höhe (bök). (11 – 20 BP), Bestandsrückgang. Fichtenkreuzschnabel, Loxia curvirostra Zitronenzeisig, Carduelis citrinella Seltener Durchzügler, ehemaliger Brutvogel. Kein Nachweis. 1995: Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger Brutvogel, Durchzüg- Streng geschützt. ler, Wintergast. Statusdetails und Bruten: Statusdetails und Bruten: NE: Kein Nachweis. 1974: Ausnahmeer- NE: Kein Nachweis. 1974: Unregelmäßiger scheinung – 2 Ind. wurden im November Brutvogel, Durchzügler und Wintergast (< 1969 an der Ölgangsinsel beobachtet. 10). – Tendenz: →. Erlenzeisig, Carduelis spinus (Abb. 11a) GV: Ehemaliger Durchzügler (T. Geller, Durchzügler, Wintergast, seltener Brutvogel. schriftl. Mitteilung 1996). 1995: Durchzügler, Wintergast. KB: 1 Brutnachweis 1991, Korschenbroich- Statusdetails und Bruten: Pesch in einem Garten. NE: Durchzügler und Wintergast. 1974: Beobachtungen: Durchzügler und Wintergast (< 1.000). – 18.11.02, 4 weibchenfarbene Ind., Rhein Tendenz: →. nördl. Zons nach W. überquerend (bök). GV: Lückig als Brutvogel vorhanden (2006 05.07.05, 14 Ind., Nievenheimer See, nach und 2008, Erckens Park und Noithausen), W fl iegend (bök). vor allem in Mischwaldbereichen mit Fich- 02.11.09, 2 Ind., Kapellen-Süd, Überfl ug, ten, wird von T. GELLER (schriftl. Mitteilung rufend, (nh). 1996) nur als Durchzügler geführt. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 73

Maxima: nahmen vor allem im südlichen Rheinland 26.02.06, 100 Ind., NSG Pferdsbroich (wyk); (WINK et al. 2005). Für den Rhein-Kreis sind 24.12.08, 20 Ind., Selikumer Park (wyk); die Nachweise spärlich, was eventuell auf 20.02.09, 50 Ind., Selikumer Park (wyk). Erfassungsdefi ziten beruhen könnte. Bluthänfl ing, Carduelis cannabina Statusdetails und Bruten: Jahresvogel, regelmäßiger Durchzügler und NE: Unregelmäßiger Wintergast. 1974: Un- Wintergast. 1995: Brutvogel, Durchzügler, regelmäßiger Wintergast und Durchzügler Wintergast. (< 50). – Obwohl für die Art in Neuss im Statusdetails und Bruten: Berichtszeitraum keine konkreten Beob- NE: Jahres- bzw. Brutvogel; Wintergast in achtungen vorliegen, ist von ihrer (unregel- größerer Zahl. 1974: Jahresvogel (< 1.000). mäßigen) Anwesenheit im Winterhalbjahr – 251-1.000 Individuen/Paare wie im letz- auszugehen. – Tendenz: →. ten Jahrhundert sind heute im Stadtgebiet GV: Ehemaliger Brutvogel (T. Geller, nicht mehr anzutreffen. Lediglich zu den schriftl. Mitteilung 1996). Zugzeiten oder im Winter sind Trupps (bis KB: 1994: Seltener ehemaliger Brutvogel 30 Ind.) in der Feldfl ur und im Hafenbereich (1989) an mehreren Stellen im Stadtge- anzutreffen. Vermutlich Bruten im Hafen. biet (6-10 BP), Kleinenbroich/Kr. Neuss – Tendenz: ↓. (BLOTZHEIM et al. 1966-1998). GV: Lückig als Brutvogel vorhanden im Beobachtungen: Umfeld von Landwirtschaft durchsetzt 16.10. u. 08.12.05, je 2 Ind., Nievenheimer mit Brachfl ächen. 2009: 5 Bruten auf der See (bök). Königshovener Höhe, mehrere singende 16.10.05, 5 Ind., Bahnhof Dormagen (bök). Männchen am Industriegebiet Ost. 24.10. u. 24.11.05, Balgheimer See (bök). KB: 1994: Spärlich verbreiteter Brutvogel 16.11.05, südöstl. Kaarst (bök). (11 – 20 BP) mit starkem Bestandsrückgang. 22.11.05, östl. Grefrath (bök). Maxima: 24.11.05, Balgheimer See (bök). 23.01.06, 120 Ind., Nievenheimer See (bök); 01.12.05, westl. Frimmersdorf (bök). 17.02.07, 150 Ind., südl. Büttgen (wyk); 09.12.05, Gt. Höhe (bök). 05.04.09, 120 Ind., Kh. Höhe (ane); 04.03.10, 09.12.05, 5 Ind., südl. Gustorf (bök). 200 Ind., Feldfl ur südl. Lüttenglehn (wyk). 12.12.05, 6 Ind., Bahnhof Neuss (bök). Berghänfl ing, Carduelis fl avirostris 19.12.05, bei Nierst (bök). Kein Nachweis. 1995: Durchzügler, Win- 08.01.06, 50 Ind., Bressersee (wyk). tergast. 20.03.06, 3 Ind., Gt. Höhe (bök). Statusdetails und Bruten: 27.08.06, Kh. Höhe (bök). NE: Kein Nachweis. 1974: Durchzügler und 01.12.08, 3 Ind., Spey (bök). Wintergast (< 50). – Obwohl Beobachtun- 12.12.10, 4 Ind., Meerbusch-Osterath (eiv). gen dieser nordischen Art im Inland selten Maximum: sind, berichtet LECHNER (1974) u.a. von zwei 26.02.06, 100 Ind., NSG Pferdsbroich Sichtungen am 12.02.1972 und 11.01.1973. (wyk). – Tendenz: →↓. Birkenzeisig, Carduelis fl ammea Ammern, Emberizidae Wintergast, ehemaliger Brutvogel. 1995: Unregelmäßiger Brutvogel, Durchzügler, Schneeammer, Calcarius nivalis Wintergast. Kein Nachweis. 1995: Unregelmäßiger Die Art zeigte als Brutvogel wie als Win- Durchzügler. tergast in den letzten zwei Jahrzehnten des Statusdetails und Bruten: 20. Jahrhunderts statistisch signifi kante Zu- NE: Kein Nachweis. 1974: Kein Nachweis.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 74 KLAUS WYRICH

Grauammer, Emberiza calandra (Abb. 8a) Goldammer, Emberiza citrinella Seltener Brutvogel. 1995: Brutvogel, Durch- Jahresvogel, Durchzügler, Wintergast. 1995: zügler. Brutvogel, Durchzügler, Wintergast. NRW: 1 S; streng geschützt. Statusdetails und Bruten: Das größte Vorkommen der Art liegt au- NE: Jahresvogel. 1974: Jahresvogel (< 50). ßerhalb der Kreisgrenze im Tagebaugebiet, – Tendenz: →. z.B. auf der Königshovener Höhe. Es ist GV: Nicht häufi ger und rückläufi ger Brut- zu beobachten, dass die Art jeweils die vogel der Feldfl ur, vor allem der Rekultivie- Luzernefelder bevorzugt und mit der fort- rungsgebiete. schreitenden Zwischenbewirtschaftung ihre KB: 1994: Mäßig häufi ger Brutvogel (21-30 Brutplätze einige hundert Meter weiter in BP) im gesamten Stadtgebiet. den Rhein-Erft-Kreis nach Westen verscho- Maximum: ben hat. HILLE (2009) stellte in Garzweiler 17.01.10, 15 Ind., Kapellen-Süd (nh). Süd 30 Grauammerreviere fest. Ortolan, Emberiza hortulana Statusdetails und Bruten: Seltener Durchzügler. 1995: Unregelmäßiger NE: Kein Nachweis seit 1998. 1974: Jahres- Durchzügler. vogel (< 50). – Die Art ist in ihren Beständen Anh. I; NRW: 1; streng geschützt. großfl ächig zurückgegangen. Von LECHNER NE: Seltener Durchzügler. 1974: Unregelmä- (1974) wird sie als Jahresvogel der Felder ßiger Brutvogel (< 10), Durchzügler. – Diese im Westen der Stadt mit 11-50 Individu- Art wird von LECHNER (1974) noch als unre- en/Paaren angegeben. Auch von SCHNELL gelmäßiger Sommervogel im Rheinvorland (1971) wird sie für die Rheinaue zwischen eingestuft. Selbst als Durchzügler ist sie heute Grimlinghausen und Uedesheim aufgelistet. eine Rarität. In NRW ist sie als Brutvogel fast Sie ist heute auch im Kreisgebiet nur noch vollkommen verschwunden. – Tendenz: ↓. sporadisch zu fi nden und im Stadtgebiet Beobachtungen: Neuss ausgestorben. Letzter Nachweis: 01.05.09, Nievenheimer See (krk). 1 regelmäßiger Sänger im Uedesheimer 31.08.09, Kh. Höhe, rastend (bök). Rheinbogen/Gut Neu-Wahlscheid vom 25.04.11, Neusser Hafen, rastend (wyk). 12.05.-Anfang Juni 1998, danach nicht mehr Rohrammer, Emberiza schoeniclus (Abb. 5a) festzustellen (kuw). – Tendenz: ↓. Seltener Brutvogel, Durchzügler, seltener GV: Beobachtungen im Raum Weveling- Wintergast. 1995: Brutvogel, Durchzügler. hoven (mdl. Mitteilung Sitzung ADEBAR- Man kann annehmen, dass die Art in ihrem Projekt, 7.11.2009), Brutvogel auf der Kö- Bestand zurückgegangen ist. So bezeichnet nigshovener Höhe (2009: 2 nachgewiesene GELLER (1996) sie als „noch recht häufi g“ Bruten), Nahrungsgast ohne Brut zwischen für die Erftaue Grevenbroich, was durch die Frimmersdorf und Neurath sowie auf der regionalen Daten für das Rheinland (WINK Neurather Höhe. et al. 2005) bestätigt wird. KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel, Be- Statusdetails und Bruten: standsrückgang, nur 1 Brutvorkommen. NE: Durchzügler, seltener Brutvogel. 1974: RM: 2008: 1-2 BP in der Feldfl ur westl. Brutvogel (< 10), Durchzügler und Winter- Anstel (schriftl. Mitteilung R. KRECHEL, gast (< 250). – Die Art wird auf dem Zug 29.5.2009). gelegentlich am Reuschenberger See, auf Maxima: der Insel Hombroich und in der Feldfl ur 12.07./07.10.09, 25 bzw. 30 Ind., Kh. Höhe, beobachtet. Die Art scheint im Uedesheimer REK (bök, krk); 23.04.10, 16 Ind., Kh. Höhe Rheinbogen zu brüten (Brutzeitbeobach- REK (won); 09. u. 14.08.10, 15/18 Ind., Kh. tung von singendem Männchen und Paar Höhe REK (bök, krk, kuw). 2006, 2007, 2011, wyk). – Tendenz: →. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 75

GV: Nicht häufiger Brutvogel auf der bei der Brut der Kolbenente um Wild- oder Königshovener Höhe (2 Bruten 2009, entkommene Parkvögel handelte, ist un- singendes Männchen 2011, bök, krk), am klar. Die ehemals einheimische Graugans Neurather See und an den Klärteichen brütet inzwischen wieder am Niederrhein. Wevelinghoven. Uhu, Heidelerche und Bienenfresser sind KB: 1994: Sehr seltener Brutvogel: 1 BP drei weitere neue Arten, die jedoch nur im 1980 Pferdsbroich/Großenbroich. 2008: Tagebau Garzweiler vorkommen und zu- Brut am Golfplatz Birkhof. dem nur mit wenigen Brutpaaren vertreten DM: Nievenheimer See: 1 singendes M. am sind. Erlenzeisig und Waldbaumläufer sind 28.03.06 (bök) sowie Brutzeitbeobachtung ebenfalls nur spärlich vertreten. Ob sie sich (21.05.10) von 4 Ind. (ked). Balgheimer See: als Brutvögel neu etablierten oder bei frü- Brutverdacht 2005 sowie 3 singende M. heren Kartierungen nicht erfasst wurden, am 28.03.06 (bök). Rheinufer südl. Zons: 1 muss offen bleiben. Die Straßentaube, die singendes M. am 09.07.05 (bök). hier als brütende Art erfasst wird, wurde Beobachtungen: 1995 als Art nicht aufgenommen. Positiv März-Mai 2006, ≤ 7 Ind., Taubental (jetzt hingegen haben sich anscheinend zwei überbaut) (wyk). Arten entwickelt. Der Wanderfalke ist dank 02.01.10, Kh. Höhe, REK (wyk, bök). entsprechender Schutzmaßnahmen verein- 08.02.10, Kh. Höhe (bök). zelter, aber regelmäßiger Brutvogel und Maxima: der Mittelspecht ist mit einer beachtlichen 25.02.08, 35 Ind., auf Acker, Feldfl ur westl. Population im Knechtstedener Wald/Chor- Neuss (wyk); 29.10.08, 20 Ind., in Maisfeld, busch vertreten. Feldfl ur westl. Neuss (wyk); 04.01.10, 11 Die Zahl der reinen Gastvögel (Winter- Ind., Uedesheimer Rheinbogen (wyk). und Sommergäste, Durchzügler und Aus- nahmeerscheinungen) stieg von 106 auf 4. Diskussion und Ausblick 108. Auch diese Zahlen bedürfen weiterer Erläuterung. Bei einigen Arten handelt es Im Berichtszeitraum konnten 230 Arten sich auch hier um Neozoen bzw. Gefan- (davon 122 brütende Arten) im Kreis fest- genschaftsflüchtlinge: Schwarzschwan, gestellt werden gegenüber 221 Arten (davon Streifengans, Brautente, Rotschulterente 115 brütende Arten) vor 1995. und Rosafl amingo. Bei diesen Arten wurden Nach den vorliegenden Daten konnten meist nur Einzeltiere beobachtet. Viele der Bruten bei acht Arten, nämlich Brandgans, neuen Gastvögel sind überdies nur Ausnah- Schnatterente, Rotmilan, Rohrweihe, Wach- meerscheinungen oder seltene Durchzügler, telkönig, Wendehals, Feldschwirl und Bir- die, so kann man vermuten, auch vor 1995 kenzeisig nicht mehr nachgewiesen werden. bereits den Rhein-Kreis aufsuchten, aber Dass 15 neue Brutvogelarten festgestellt aufgrund ihrer Seltenheit nicht erfasst wurden, mag auf den ersten Blick hoff- wurden. Zu diesen gehören beispielsweise nungsfroh stimmen. Betrachtet man die neu Ringelgans, Moorente, Eisente, Schlangen- etablierten Arten jedoch, relativiert sich dies. adler, Dreizehenmöwe, Küstenseeschwalbe, Allein fünf Neozoen fi nden sich darunter: Ziegenmelker, diverse Raubmöwen, Dros- Schnee-, Bläss- und Nilgans, Brautente und selrohrsänger, Halsbandschnäpper und Halsbandsittich sind in Deutschland keine Beutelmeise. Durch Neubewertung der einheimischen Brutvogelarten, sondern Artdefi nition entstanden zusätzliche Arten, vermehrten sich aus Zoofl üchtlingen und die bislang als Unterarten galten und daher Parkvögeln. Sie haben gelernt, sich an die in früheren Erfassungen nicht berücksichtigt veränderte Umwelt anzupassen. Ob es sich wurden, so z.B. Mittelmeer- und Steppen-

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 76 KLAUS WYRICH möwe als Unterarten der Silbermöwe und zeigen eine zunehmende Verbuschung. Im die Thunberg-Schafstelze als Unterart der Falle der Ölgangsinsel ist die ehemalige Schafstelze. Verbesserte Bestimmungstech- Flutmulde weitgehend zugewachsen, freie nik und ein vermehrtes Interesse an der Uferbereiche an der Flutmulde gibt es nicht Beobachtung auch ziehender Arten mag mehr. Alleine sieben Limikolenarten, die vor zusätzlich zur verbesserten Erfassung dieser 40 Jahren an der Ölgangsinsel beobachtet Arten beigetragen haben. Starke Zunahmen wurden, konnten im Berichtszeitraum dort hat allerdings der Silberreiher zu verzeich- nicht mehr nachgewiesen werden. Dies wird nen, der von KRECHEL nicht erwähnt wird. vermutlich auch so bleiben, da die geplante Andererseits konnten 22 Arten, die KRECHEL Renaturierung, d.h. die Anbindung der ver- in seiner Liste erfasst, nicht mehr nachgewie- landeten Flutmulde an den Rheinstrom, auf sen werden. Auch hier handelt es sich in der absehbare Zeit nicht durchgeführt werden Regel um Seltenheiten wie z.B. Sterntaucher, wird (MARKGRAF-MAUÉ 2011). Blauracke, Schilfrohrsänger, Rotkehlpieper, Ziehende Limikolen rasten auch an Kies- Berghänfling und Zitronenzeisig. Man seen oder in der Feldfl ur. Der Zugang zu kann vermuten, dass einige weitere, meist Kiesseen und damit die Erfassung sind nördliche oder östliche Arten aufgrund der meist begrenzt. Blänken in der Feldflur gemäßigten Winter nicht mehr oder nicht unterliegen einer hohen Dynamik. Ihr Vor- mehr in dem Maße nach Süden ausweichen handensein ist von vielen Faktoren (Wetter, mussten und deshalb nicht mehr im Kreis Drainagemaßnahmen) abhängig. So waren beobachtet wurden. Zu diesen gehören z.B. z.B. in einem Zeitraum von August bis An- Zwergschwan, Tannenhäher und Nebel- fang November 2007 südlich Lüttenglehn krähe. Im Winter 2010/2011 waren wieder und südlich Büttgen an länger bestehenden steigende Zahlen an Zwergschwänen am Blänken zahlreiche Limikolen (Brachvogel, Niederrhein zu verzeichnen, vielleicht eine Goldregenpfeifer, Kiebitzregenpfeifer, Folge der schnee- und frostreicheren Winter Bekassinen, Alpenstrandläufer, Flussufer- der letzten Jahre. läufer) sowie eine Spatelraubmöwe und ein Aus der Ordnung der Larolimikolen Schwarzstorch zu beobachten. Nachdem (Charadriiformes) waren sechs Arten nicht die Flächen drainiert und gepfl ügt wurden, mehr feststellbar, unter Umständen, weil wurden die Arten in den Folgejahren dort Feuchtgebiete und Flachwasserbereiche nicht mehr nachgewiesen. abgenommen haben. Das Rheinufer ist an Obwohl das vorliegende Material genaue vielen Stellen befestigt und einem hohen quantitative Aussagen, z.B. über den Be- Freizeitdruck ausgesetzt (auch in den Na- standsrückgang einzelner Arten, nicht zulässt, turschutzgebieten). Im Binnenland selten ist dennoch ersichtlich, dass Schutzmaßnah- zu beobachtende Limikolen wie Knutt, men dringend erforderlich sind, denn eine Sanderling, Pfuhlschnepfe oder Küstensee- Reihe von Arten – unter ihnen auch einst schwalbe wurden rechtsrheinisch bereits z.T. häufi ge Arten – wird von vielen Beobach- mehrfach nachgewiesen. Dies mag zum Teil tern übereinstimmend als abnehmend bzw. auf eine vermehrte Beobachtungstätigkeit stark abnehmend eingestuft, stellvertretend am rechten Rheinufer zurückgehen, aber seien genannt Turteltaube, Pirol, Rauch- und ebenso auf fehlende Rastmöglichkeiten Mehlschwalbe, Haubenlerche, Feldlerche, linksrheinisch, z.B. Kiesinseln oder -zungen, Grauammer, Braunkehlchen, Gartenrot- die den Vögeln eine störungsfreie Rast und schwanz oder Steinschmätzer. Neben über- Nahrungsaufnahme erlauben. regionalen Faktoren wie Klimaveränderung Weitere Rastfl ächen, wie die Wevelinghover und Verluste auf dem Zugweg und in den Klärteiche und besonders die Ölgangsinsel, Überwinterungsgebieten spielen Lebens- Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 77 raumfaktoren im Brutgebiet eine wichtige sowie Herr Norbert WOLF und Herr Yannis Rolle. Wie abhängig bestimmte Arten von LAGIES (Schneckenhaus Grevenbroich) stellten entsprechenden Lebensräumen sind, zeigt spontan und kostenlos Fotos zur Verfügung, sich am Beispiel der Rekultivierungsfl äche ebenso Herr Werner DÖHRING, dem ich zahl- Fortuna Garsdorf, südlich des Kreisgebiets. reiche Hinweise zu Brutvorkommen verdanke. Wachtel, Neuntöter, Feldschwirl, Baumpie- Das Gleiche gilt für Herrn Michael STEVENS per, Wiesenpieper und Grauammer brüteten von der Biologischen Station Knechtsteden, dort bis ca. 2006. Nachdem die Fläche wieder der zusätzlich Daten, Kontakte und Literatur intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde, beisteuerte und auf dessen fachkundigen verschwanden einige dieser Arten vollstän- Rat ich mich stets verlassen konnte. Dem dig, andere sind sehr stark zurückgegangen Umweltamt der Stadt Neuss, speziell Herrn (schriftl. Mitteilung W. KUNZ, 22.3.2011). Peter HILGERS, danke ich für die Erlaubnis, Sollte sich auf der Königshovener Höhe Daten unveröffentlichter Kartierungen eine ähnliche Entwicklung anbahnen, wären publizieren zu dürfen. Bei der Biologischen Arten wie Baumpieper, Grauammer und Station Krickenbecker Seen, speziell Herrn Steinschmätzer für den Rhein-Kreis Neuss Peter KOLSHORN, möchte ich mich bedanken verloren. für die Bereitstellung kreisspezifi scher Daten. Wünschenswert für die Zukunft wären Schließlich sei allen Beobachterinnen und repräsentative Daten und Statuseinschätzun- Beobachtern gedankt, die durch ihre Tätigkeit gen aus den noch fehlenden Kommunen, die dieser Arbeit zugrunde liegenden Daten zunächst aus denjenigen, in denen sich mit erhoben haben. Naturschutz- und FFH-Gebiete befi nden, so z.B. Meerbusch (Meerbusch, Ilvericher Literatur Altrheinschlinge, Spey) und Dormagen BAUER, H.-G., BEZZEL, E., FIEDLER, W., 2005: (Zonser Grind, Rheinaue Zons, Hanne- Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas pützheide, Balgheimer See, Knechtstedener (vollständig überarbeitete Aufl age). – Aula, Wald), aber auch aus anderen Gebieten, um Wiesbaden und Wiebelsheim. noch existierende Datenlücken zu schließen. BESER, H.J., 1995: Gänsesägerweibchen (Mergus merganser) mit nichtfl üggen Jungen auf dem Danksagung Rhein in Meerbusch. – In: Charadrius 31: 18. BLOTZHEIM, G. VON, BAUER, K. M., BEZZEL, E., Mein Dank gilt Herrn Professor Dr. Hartmut 1966-1998: Handbuch der Vögel Mitteleuro- pas. – Wiesbaden und Wiebelsheim. GREVEN für die Möglichkeit, diese Arbeit in BRANDT, T., 2007: Silberreiher – Die großen Acta Biologica Benrodis publizieren zu kön- Weißen kommen. – Der Falke. Journal für nen und Herrn Professor Dr. Werner KUNZ Vogelbeobachter 5, 172-178. für die Anregung zur Publikation sowie für ECHOLOT, 2007: Eulenkartierung in ausgewähl- seine kritische Durchsicht des Manuskripts ten Gebieten im Neuss – Ergebnisse der und zahlreiche Ratschläge. Bei ihm und Herrn Jahre 2006 und 2007. – Unveröffentlichtes Daniel KEMPER möchte ich mich für gebiets- Gutachten im Auftrag des Umweltamtes der spezifische Beobachtungsdaten bedanken. Stadt Neuss. Umfassende Daten und Statuseinschätzungen FORSCHUNGSSTELLE REKULTIVIERUNG, 2010: Uhu- Nachwuchs im Tagebaubereich Garzweiler, verdanke ich Herrn Norbert WOLF (Schne- http://www.forschungsstellerekultivierung. ckenhaus Grevenbroich) und Herrn Klaus de/50291093800f18001/index.html vom BÖHM, dessen Rat, kritische Anmerkungen und 17.5.2010. Beiträge zu diversen Arten maßgeblich in diese HAUS DER NATUR. Biologische Station im Rhein- Arbeit einfl ossen. Herr Klaus BÖHM, Herr Kreis Neuss e.V., 2009: Steinkäuze im Zon- Frank DÜRING und Herr Thomas DALDRUP ser Grind, http://www.bio-station.de/78.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 78 KLAUS WYRICH

html?&tx_ttnews[tt_news]=67&tx_ttnews[bac OCHS, B., 2008: Dormagen: Umweltsündern im kPid]=15&cHash=7810174915 vom 18.3.2009 Zonser Grind auf der Spur. – In: wz-newsline. GELLER, T., 1996: Die Vogelwelt der Erftniede- de vom 1.8.2008, http://www.wz-newsline. rung im Bereich des Stadtgebietes Greven- de/lokales/rhein-kreis-neuss/neuss/dorma- broich. – Selbstverlag, Grevenbroich gen-umweltsuendern-im-zonser-grind-auf- HILLE, B., 2009: Experimenteller Artenschutz: der-spur-1.235745 Singwarten für die Grauammer. – Unterla- OTTO, H., 1924: Rheinische Heimat im Wandel gen zum Vortrag am 28.8.2009 in Erkelenz, des Jahres. – Volksverein, Mönchengladbach. http://kongress.forschungsstellerekultivie- RWE POWER AG, 2011: Mehr als 1.000 Pfl anzen- rung.de/downloads/experimentellerarten- und 2.500 Tierarten belegen hohe Biodiversi- schutzsingwartenfuerdiegra.pdf tät der von RWE Power rekultivierten Tage- KANNEN, C. VON, KLEIN, B., VERJANS, T., VETTEN, baufl ächen, http://www.rwe.com/web/cms/ M., 1994: Kartierung der Brutvögel im Stadt- de/2320/rwe-power-ag/presse-downloads/ gebiet Korschenbroich. – Korschenbroich. pressemitteilungen/pressemitteilungen/?pm KRECHEL, R., 1995: Die Vögel des Kreisgebietes, id=4006054 vom 1.4.2011. S. 185-201. In: KIRCHHOFF, H.-G. (Red.) Natur SCHNELL, P., 1971: Die Wirbeltiere der Dormage- und Landschaft im Kreis Neuss. – Rheinland- ner Rheinaue, Oberkasseler Aue und Links- Verlag, Köln rheinischen Niederterrassenebene zwischen KUNZ, W.: Der schwarze Storch, www-public. Worringen und Neuß. – Decheniana 123: rz.uni-duesseldorf.de/~meske/biokular/14/ 147-163., Bonn. STORCH.HTM (abgerufen: 9.9.2010) STEVENS, M., 2009: Der Mittelspecht Dendrocopos KURTH, N., 2010: Seltene Brut im Getrei- medius im FFH-Gebiet „Knechtstedener de. – In: rhein-erft-online.de des Kölner Wald mit Chorbusch“ – Ergebnisse einer Stadt-Anzeiger vom 2.7.2010, http://www. „Papierrevierkartierung“ auf der Grundlage rhein-erft-online.ksta.de/servlet/Original der Forstbetriebskarte. In: Charadrius 45, ContentServer?pagename=ksta/ksArtikel/ 2009, 1, 39-45. Druckfassung&aid=1277385917042 SÜDBECK, P., ANDRETZKE, H., FISCHER, S., GE- LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und DEON, K., SCHIKORE, T., SCHRÖDER, K., SUD- Verbraucherschutz), 2011: Vorkommen FELDT, C. (Hrsg.), 2005: Methodenstandards und Bestandsgrößen von planungsrelevan- zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. ten Arten in den Kreisen in NRW. – www. – Radolfzell. naturschutz-fachinformationssysteme-nrw. SUDMANN, S.R., C. GRÜNEBERG, A. HEGEMANN, F. de/artenschutz/web/babel/media/arten- HERHAUS, J. MÖLLE, K. NOTTMEYER-LINDEN, kreise-nrw.pdf (abgerufen: 20.3.2011) W. S CHUBERT, W. VON DEWITZ, M. JÖBGES & LECHNER, R., 1974: Die Tierwelt im Stadtgebiet J. WEISS, 2008: Rote Liste der gefährdeten Neuss, S. 130-197. In: Neuss als Landschaft. Brutvogelarten Nordrhein-Westfalens 5. – Vereinigung der Heimatfreunde Neuss Fassung. – Charadrius 44: 137-230. – gekürzte e.V., Neuss. Online-Version (http://nw-ornithologen.de/ MAAS, C., 1948: Die Vogelwelt unserer Heimat. index.php?cat=projects&subcat=2). Erschie- – Ein Wegweiser durch die Vogelwelt des nen im März 2009. Landes zwischen Rhein und Maas. – Kühlen, TILLMANNS, O., 2006: Feldvögel im Stadtgebiet Mönchengladbach. von Neuss. Erfassung der Arten und Vergleich MARKGRAF-MAUÉ, K., 2011: Die Renaturierung von extensivierten Flächen mit der Avifauna der Ölgangsinsel, Vortrag am 05.5.2011 in der intensiv genutzten Agrarlandschaft. – Un- Neuss veröff. Gutachten im Auftrag des Umweltam- NWO (Nordrhein-Westfälische Ornithologenge- tes der Stadt Neuss. Grevenbroich. sellschaft e.V.), 2011: Liste der Vogelarten, die TILLMANNS, O., 2007: Feldvögel im Stadtgebiet in Nordrhein-Westfalen mit Dokumentation von Neuss (Teil II). Erfassung der Arten und an die Avifaunistische Kommission der NWO Vergleich von extensivierten Flächen mit der gemeldet werden sollen, http://nwo-avi. Avifauna der intensiv genutzten Agrarland- com/blog/wp-content/uploads/2009/09/ schaft. – Unveröff. Gutachten im Auftrag des meldeliste_nrw1.pdf, (abgerufen 20.5.2011) Umweltamtes der Stadt Neuss. Grevenbroich. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 79

TILLMANNS, O., 2008a: Eulen im Vorrangraum UMWELTZENTRUM SCHNECKENHAUS, 2011a: Greif- „Halboffenland Eulen und Feldvögel zwi- vögel und Eulen, http://www.schneckenhaus- schen Grimlinghausen und Uedesheim“. gv.de/index.php/Greifv%C3%B6gel_und_ Avifaunistische Kartierung von Eulenbrut- Eulen.html (abgerufen: 28.5.2011) plätzen, möglicher Brutplätze sowie potenziel- UMWELTZENTRUM SCHNECKENHAUS, 2011b: ler Standorte für künstliche Eulen-Nisthilfen. Steinschmätzerprojekt in der Rekultivierung, - Unveröff. Gutachten im Auftrag des Um- http://www.schneckenhaus-gv.de/index. weltamtes der Stadt Neuss. – Grevenbroich. php?page=2 vom 9.5.2011 TILLMANNS, O., 2008b: Eulen im Vorrangraum WINK, M., DIETZEN, C., GIESSING, B., 2005: Die „Halboffenland Eulen und Feldvögel Rosel- Vögel des Rheinlandes (Nordrhein). – Ein lerheide/Rosellen/Allerheiligen“. Avifaunisti- Atlas der Brut- und Wintervogelverbreitung sche Kartierung von Eulenbrutplätzen, mög- 1990-2000. – Natur in Buch und Kunst, Bonn licher Brutplätze sowie potenzieller Standorte für künstliche Eulen-Nisthilfen. - Unveröff. Eingegangen: 28.01.2011 Gutachten im Auftrag des Umweltamtes der Angenommen: 02.03.2011 Stadt Neuss. – Grevenbroich

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 80 KLAUS WYRICH Tab. 2: Erfasste Arten im Rhein-Kreis Neuss. Tab. species in the Rhine-County Neuss. 2: Recorded Tab. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 81 Tab. 2: Fortsetzung. Tab. 2: Continued. Tab.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 82 KLAUS WYRICH Tab. 2: Fortsetzung. Tab. 2: Continued. Tab. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 83 Tab. 2: Fortsetzung. Tab. 2: Continued. Tab.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 84 KLAUS WYRICH Tab. 2: Fortsetzung. Tab. 2: Continued. Tab. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 85 Tab. 2: Fortsetzung. Tab. 2: Continued. Tab.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 86 KLAUS WYRICH Tab. 2: Fortsetzung. Tab. 2: Continued. Tab. Die Vögel des Rhein-Kreises Neuss 87 Tab. 2: Fortsetzung. Tab. 2: Continued. Tab.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 88 KLAUS WYRICH Die Avifauna des Waldfriedhofs Lauheide 89

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011): 89-103

Die Avifauna des Waldfriedhofs Lauheide (Stadt Münster) unter besonderer Berücksichtigung der Trauerschnäpper-Population (Ficedula hypoleuca)

The avifauna of the Lauheide Forest Cemetery (City of Münster) with special reference to the Pied Flycatcher (Ficedula hypoleuca) population

JAN EMMERICH1 & HUBERT HEUWINKEL2 1Glatzer Str. 16, D-59557 Lippstadt, Germany; [email protected] 2Museum für Naturkunde, Stiftung Schloss und Park Benrath, Benrather Schlossallee 102, D-40597 Düsseldorf, Germany; [email protected]

Zusammenfassung: Der von der Stadt Münster betreute Waldfriedhof Lauheide liegt südlich der Ems auf dem Stadtgebiet von Telgte im Kreis Warendorf und ist fl ächenmäßig der größte Wald- friedhof in Westfalen. Aufgrund seiner einzigartigen geologischen Bedingungen und dem nicht rein funktionalen Gestaltungsprinzip hat der Waldfriedhof neben seiner Funktion als Friedhof auch eine hohe kulturelle und landschaftliche Bedeutung für die Region und stellt gleichzeitig ein Rückzugsge- biet für viele Tier- und Pfl anzenarten dar. Im Frühjahr 2010 erfolgte auf dem Friedhofsareal sowie der angrenzenden Emsniederung eine qualitative avifaunistische Arterfassung. Hierbei wurden bei 32 Begehungen insgesamt 65 Vogelarten aus elf verschiedenen Ordnungen (Falconiformes, Gal- liformes, Gruiformes, Columbiformes, Cuculiformes, Piciformes, Strigiformes, Charadriiformes, Ciconiformes, Anseriformes und Passeriformes) registriert. Davon konnte für 46 Arten ein Brut- erfolg festgestellt werden; für elf Arten werden Bruten vermutet. Bei acht Arten handelt es sich um Frühjahrsdurchzügler oder Nahrungsgäste. Darüber hinaus wurde die Trauerschnäpper-Population (Ficedula hypoleuca) quantitativ erfasst. Von der Erstankunft des Trauerschnäppers im Gebiet am 7.4.2010 baute sich bis zum 13.5.2010 eine Population von 77 singenden ♂♂ auf, von denen 52 ♂♂ erfolgreich zur Fortpfl anzung kamen. Somit brüteten Trauerschnäpper erfolgreich in etwa jedem 7. der über 350 Nistkästen des Friedhofareals. Zwischen dem 17.4. und 29.4.2010 trafen 35 der 52 sich fortpfl anzenden ♂♂ (ca. 67 % der Gesamtpopulation) im Brutgebiet ein.

Waldfriedhof Lauheide (Stadt Münster), Avifauna, Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca)

Summary: The Lauheide Forest Cemetery, managed by the City of Münster, is located south of the River Ems in the city of Telgte in the district Warendorf. It is the biggest forest cemetery in Westfalia. Due to its unique geological conditions, the forest cemetery is of great cultural and environmental signifi cance for the region and at the same time it is a refuge for many animals and plant species. In spring 2010 the avifauna of the cemetery and the adjacent fl ood plain of the River Ems were quali- tatively monitored. 32 inspections revealed 65 bird species belonging to 11 orders (Falconiformes, Galliformes, Gruiformes, Columbiformes, Cuculiformes, Piciformes, Strigiformes, Charadriiformes, Ciconiformes, Anseriformes, and Passeriformes). Successful breeding was shown for 46 species. For 11 species breeding was suspected. Eight bird species were categorized as migratory birds or feeding guests. In addition, the Pied Flycatcher (Ficedula hypoleuca) population was studied quantita- tively. From the fi rst arrival at the 7th of April 2010 until the 13th of May the population increased to 77 singing ♂♂. From these, 52 reproduced successfully. Therefore Pied Flycatcher reproduced

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 90 JAN EMMERICH & HUBERT HEUWINKEL successfully in approximately every 7th of the 350 next boxes in the cemetery area. Between 17th of April 2010 and 29th of April 2010 35 of the 52 breeding ♂♂ (about 67 % of the total population) arrived at the breeding ground.

Lauheide Forest Cemetery (City of Münster), avifauna, Pied Flycatcher (Ficedula hypoleuca)

1. Einleitung weißen Stirnfl eck gekennzeichnet. Weibchen sind oberseits braun mit kleinerem weißen Verglichen mit anderen Friedhöfen weicht Feld auf den Schirmfedern und ohne weißen der Waldfriedhof Lauheide der Stadt Müns- Stirnfl eck. Die Unterseite beider Geschlech- ter hinsichtlich seines Landschaftsbildes in ter ist weiß gefärbt (Abb. 1). erheblichem Maße vom allgemeinüblichen Friedhofsbild ab. Die strukturelle Kombi- nation aus Friedhofsbetrieb und Waldle- bensraum sowie die dezentrale Lage weit außerhalb geschlossener Siedlungsbereiche inmitten einer abwechslungsreichen Kul- turlandschaft räumen dem Waldfriedhof eine gewisse Sonderstellung unter den Friedhöfen in der Umgebung ein. Darüber Phänotypen von Männchen und Weib- hinaus tragen die große Flächenausdehnung Abb. 1: chens des Trauerschnäppers. mit über 80 % bewaldeten Teilen und die Fig. 1: Phenotype of male and female Pied Einbeziehung konkreter Naturschutzmaß- Flycatcher. nahmen in das Gestaltungskonzept dazu bei, dass der Waldfriedhof einen artenreichen Lebensraum für Vögel darstellt. 2. Material und Methoden Im Laufe des Frühjahrs 2010 wurden auf dem Waldfriedhof die Avifauna des Gebiets 2.1. Untersuchungsgebiet sowie der angrenzenden Emsaue qualita- tiv und der Bestand der Trauerschnäpper Der Waldfriedhof Lauheide liegt im Kreis quantitativ erfasst. Da der Trauerschnäpper Warendorf zwischen Telgte, Westbevern ein Höhlenbrüter ist und auf dem Wald- und Handorf (Stadtteil Münsters) und friedhof vom Amt für Grünfl ächen und wird vom Amt für Grünfl ächen und Um- Umweltschutz Münster ca. 350 Nistkästen weltschutz der Stadt Münster verwaltet. an den Bäumen angebracht sind, konnte Mit einer Fläche von ca. 84 ha und einer die Trauerschnäpper-Population sehr genau Grabanzahl von über 35.000 ist die Anlage erfasst werden. der größte Friedhof Münsters. Der Name Trauerschnäpper weisen eine Körperlänge Lauheide setzt sich aus dem altertümlichen von 12,0-13,5 cm und eine Flügelspannweite Wort „Lohe“ (von Gerberlohe, plattdeutsch: von ca. 21-24 cm auf (SVENSSON et al. 1999). Lau) und „Heide“ zusammen. Weibchen sind zur Brutperiode mit ca. 15,5 g Neben seiner Funktion als Trauerstätte ist im Durchschnitt 2,5 g schwerer als Männchen der Waldfriedhof seit 2009 Teil der „Na- mit einem Gewicht von ca. 13 g (WINKEL & turgenussroute“ des NABU Münster, was WINKEL 1979). Das Gefi eder der Männchen seine Bedeutung als Naherholungsgebiet ist oberseits schwarz gefärbt mit ausgedehn- verdeutlicht. Als einer der ersten Friedhöfe tem Weiß auf den Schirmfedern der Flügel. Deutschlands erhielt der Waldfriedhof Lau- Zudem sind Männchen durch einen kleinen heide im Jahr 2004 das Zertifi kat nach der Die Avifauna des Waldfriedhofs Lauheide 91 europäischen EMAS-Verordnung, wonach im Norden des Friedhofs zeugen von der sich die zertifizierten Industriebetriebe, ursprünglichen Dünenvegetation (Abb. 5). Dienstleister oder Verwaltungen in einer Die Heidefl äche wird hauptsächlich durch Umwelterklärung zu bestimmten Umwelt- Besenheide (Calluna vulgaris) besiedelt; leistungen und -zielen verpfl ichten (HELBIG aufkommende Jungkiefern (Pinus sylvestris) & VOLKERT 1999). Das ausgeschriebene werden durch kontinuierliche Pfl egemaß- Ziel der Naturnähe auf dem Waldfriedhof nahmen entfernt. Neben den zum Teil Lauheide wird durch viele Naturschutz- parkähnlich gepfl egten Belegungsfl ächen, maßnahmen getragen. So finanziert die die zumeist nur eine gering ausgebildete Friedhofsverwaltung vom Amt für Grünfl ä- und zum Großteil aus Rhododendronar- chen und Umweltschutz in jedem Jahr die ten bestehende Strauchschicht aufweisen, Instandhaltung der zahlreichen Nistkästen zeichnen sich insbesondere die naturnah für Vögel und Fledermäuse (Abb. 2). Zudem gestalteten Aufforstungsfl ächen durch eine wird gänzlich auf Gifte und Streusalz auf hohe Strukturdiversität aus. Neben diver- der Anlage verzichtet. Durch die Verwen- sen anderen Laubholzarten dominieren dung von Rindenmulch und Komposterde Waldkiefern (Pinus sylvestris), Stieleichen aus der eigenen Kompostieranlage im Nord- (Quercus robur), Rotbuchen (Fagus sylvatica) westen des Friedhofs kann außerdem auf und Moorbirken (Betula pubescens) die Fauna Hochmoortorf oder künstlichen Dünger des Waldes. verzichtet werden. Die ehemaligen Acker- und Grünlandfl ä- Das Gebiet Lauheide ist direkt südlich vom chen der benachbarten Emsaue wurden im „Naturschutzgebiet Emsaue“ gelegen und Jahr 1999 für das Emsauenschutzprojekt ist über die Jahrhunderte von der Ems durch vom Land erworben. In dem 23 ha großen, fortwährende Bildung neuer Schleifen und durch Sandtrockenrasen geprägten Gebiet Entstehung von Altarmen landschaftlich wurden Flussbegradigungen beseitigt, geprägt worden. Heute zieht sich ein Ems- Altarme an den Emslauf angebunden und Altarm, die sogenannte „Schlenke“, durch Feuchtbiotope angelegt (Abb. 6). Darüber das gesamte Areal von Westen nach Osten hinaus pfl egen seit 2004 Koniks sowie eine und trägt zur Erhöhung der vegetativen Herde von Heckrindern extensiv die Ems- Vielfalt des Waldfriedhofs bei (Abb. 3). auenlandschaft, indem sie die natürliche Auch das Vorkommen seltener Orchideen- Sukzession durch Fraß des aufkommenden arten, wie des Breitblättrigen Knabenkrauts Baumwuchses gering halten. (Dactylorhiza majalis), des Großen Zweiblatts Entlang der Ems bildeten sich im Laufe der (Listera ovata) oder der Breitblättrigen Sten- Zeit zahlreiche Uferabbruchkanten, welche delwurz (Epipactis helleborine), wurde hier aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeit dokumentiert. und der Mäandrierung des Flusses auf Der Waldfriedhof Lauheide ist geologisch natürliche Weise entstehen und höhlen- gesehen Teil eines Dünenzugs der Ems, brütenden Vögeln ideale Brutbedingungen wobei sich früher Binnendünen deutlich bieten (Abb. 7). aus den umliegenden Heidefl ächen abho- ben. Heutzutage ist die typische Dünenve- 2.2. Registrierungsmethode getation mit offenen Sandfl ächen und aus- gedehnten Sandtrockenrasen größtenteils Im Zeitraum vom 6.4.2010 bis 18.07.2010 fan- durch Kiefernforst überdeckt (Abb. 4). Das den insgesamt 32 morgendliche Kartierungen sogenannte Hügelgrab, welches sich einige zwischen 5.00 und 10.00 Uhr statt. Hierbei Meter über die durchschnittliche Höhe wurden systematisch alle revieranzeigenden der Anlage erhebt, sowie die Heidefl äche Verhaltensweisen des Trauerschnäppers,

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 92 JAN EMMERICH & HUBERT HEUWINKEL

Abb. 2: Nistkästen für (A) Vögel und (B) Fledermäuse (Waldfriedhof Lauheide, Datum: 18.06.2010). Fig. 2: Nest boxes for (A) birds and (B) bats (Lauheide Forest Cemetery, date: 18th of June 2010).

Abb. 3: Blick auf den Altarm der Ems mit „Schlenke“ (Waldfried- hof Lauheide, Datum: 16.05.2010). Fig. 3: View at the bayou of the river Ems with the „Schlenke“ (Lauheide Forest Cemetery, date: 16th of May 2010). Die Avifauna des Waldfriedhofs Lauheide 93 wie Gesang, Territorialkämpfe, Eintrag von 3. Ergebnisse Nistmaterial oder Futter, insbesondere aber die simultan vorgetragenen Reviergesänge 3.1. Qualitative Erfassung der Vogelarten benachbarter territorialer Männchen erfasst. In die ornithologische Arterfassung wurde Insgesamt konnten im Untersuchungszeit- neben dem eingezäunten Areal des Wald- raum 65 unterschiedliche Vogelarten aus friedhofs auch die angrenzende Emsauenie- elf verschiedenen Ordnungen auf dem derung mit einbezogen. Waldfriedhof Lauheide nachgewiesen wer-

Abb. 4: Kiefernforst im Zentrum der Anlage mit Grabstätten (Waldfriedhof Lauheide, Datum: 18.06.2010). Fig. 4: Pine tree forest in the center of the area with burial plots (Lauheide Forest Cemetery, date: 18th of June 2010).

Abb. 5: Heidefl äche im Norden des Waldfriedhofs (Waldfriedhof Lauheide, Datum: 18.06.2010). Fig. 5: Heathland in the north of the Forest Cemetery (Lauheide Forest Cemetery, date: 18th of June 2010).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 94 JAN EMMERICH & HUBERT HEUWINKEL den, von denen jedoch nur 46 als Brutvögel gehört werden, so dass diese Vögel als registriert wurden (Tab. 1). Die artenreichste Durchzügler eingestuft wurden. Als Nah- Ordnung stellen hierbei die Sperlingsvögel rungsgäste im Untersuchungsgebiet wurden (Passeriformes) dar. Waldschnepfe (Scolopax rusticola), Graureiher Einige Arten, wie z.B. Gartenrotschwanz (Ardea cinerea), Graugans (Anser anser) und (Phoenicurus phoenicurus), Rotdrossel (Turdus Rauchschwalbe (Hirundo rustica) registriert. iliacus) oder Pirol (Oriolus oriolus), konnten Obwohl das Untersuchungsgebiet für alle ge- jeweils nur an einem Tag beobachtet bzw. nannten Arten, mit Ausnahme der Rotdrossel

Abb. 6: Brachfl äche in der angrenzenden Emsaue (Waldfriedhof Lauheide, Datum: 18.06.2010). Fig. 6: Fallow land in adjacent fl ood plain of the River Ems (Lauheide Forest Cemetery, date: 18th of June 2010).

Abb. 7: Uferabbruchkante am Hauptarm der Ems, in der ca. 20 Brutpaare der Uferschwalbe (Riparia riparia) brüten (Waldfriedhof Lauheide, Datum: 18.06.2010). Fig. 7: Bank erosion at the main arm of the River Ems, which is the breeding site of about 20 pairs of sand martins (Riparia riparia) (Lauheide Forest Cemetery, date: 18th of June 2010). Die Avifauna des Waldfriedhofs Lauheide 95

Tab. 1: Vergleich der qualitativen Artenliste der Vögel auf dem Waldfriedhof Lauheide in den Jahren 1998 und 2010. Abkürzungen: + = Brutvogel; BV = Brutverdacht; DZ = Durchzügler; NG = Nah- rungsgast; HUG = Hauptuntersuchungsgebiet; EN = Emsniederung; TF I–VI = Teilfl ächen I-VI. Tab. 1: Comparison of the qualitative list of bird species at the Lauheide Forest Cemetery in the years 1998 and 2010. Abbr.: + = breeding bird; BV = breeding suspicion; DZ = migratory bird; NG = food guest; HUG = main investigation area; EN = fl ood plain of the river Ems; TF I-VI = subareas I-VI.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 96 JAN EMMERICH & HUBERT HEUWINKEL

Tab 1: Fortsetzung. Tab. 1: Continued. Die Avifauna des Waldfriedhofs Lauheide 97

Tab 1: Fortsetzung. Tab. 1: Continued.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 98 JAN EMMERICH & HUBERT HEUWINKEL

(die in Nordeuropa und Sibirien brütet), ein Aufgrund der großen Standorttreue kann potenzielles Brutgebiet darstellt, konnte 2010 davon ausgegangen werden, dass es sich kein Brutnachweis erbracht werden. Bei elf bei den Männchen der Brutpaare um die Arten (Tab. 1) bestand ein Brutverdacht, da Frühankömmlinge vom 7.4.2010 handelte. diese Arten über einen langen Zeitraum an Abbildung 8 zeigt, wie sich der Bestand des gleicher Stelle registriert wurden. Allerdings Trauerschnäppers über die gesamte Brut- wurde kein Altvogel dieser Arten mit Futter periode entwickelt hat. Es wurden nur jene oder Kotballen im Schnabel gesichtet. Männchen in die Datenbank aufgenommen, welche – wie im Nachhinein festgestellt 3.2. Quantitative Erfassung der Trauer- werden konnte – erfolgreich gebrütet hatten. schnäpper-Population Zudem konnten Weibchen aufgrund des fehlenden, markanten Reviergesangs nur Auf dem Waldfriedhof wurde am 6.4.2010 unzureichend quantitativ erfasst werden, das erste Männchen im Eingangsbereich so dass in diesem Fall Beobachtungen eher des Friedhofgeländes beim Inspizieren eines Zufallsereignisse waren. Die erste Beobach- Nistkastens beobachtet. Zudem konnte aus- tung eines Weibchens gelang am 13.4.2010, giebiger Reviergesang dieses Männchens re- etwa eine Woche nach der Registrierung des gistriert werden. Da an diesem Nistkasten in ersten Männchens. den folgenden Tagen kein Männchen mehr Die Mehrzahl der brütenden Trauerschnäp- beobachtet werden konnte, hat es vermutlich per traf im Zeitraum vom 20.4.2010 bis zur Revierbildung einen anderen Nistkasten 29.04.2010 im Brutgebiet ein. Innerhalb bevorzugt oder es handelte sich um einen dieser neun Tage hatte sich die Anzahl der rastenden Vogel auf dem Durchzug in nörd- Trauerschnäpper-Männchen von 16 auf 45 lichere Brutgebiete. Am Folgetag konnte nahezu verdreifacht. Am 2.5.2010 waren über der Gesang von bereits drei Männchen in 90 % der insgesamt als Brutvögel registrierten der Nähe von Nistkästen gehört werden. In Trauerschnäpper im Brutgebiet. Nach diesem diesen Nistkästen brüteten in der Folgezeit Datum kamen innerhalb der nachfolgenden zwei Trauerschnäpper-Paare erfolgreich. elf Tage bis zur letzten Registrierung eines

Abb. 8: Übersicht über die Bestandsentwicklung der Trauerschnäpper-Männchen auf dem Wald- friedhof Lauheide im Jahr 2010. Fig. 8: Development of the population of male pied fl ycatcher population in the Lauheide Forest Cemetery in 2010. Die Avifauna des Waldfriedhofs Lauheide 99

Abb. 9: Übersichtskarte der Orte erfolgreicher Bruten des Trauerschnäppers (rot) und der singenden Männchen (blau) auf dem Waldfriedhof Lauheide. Fig. 9: Map of successful breeding sites of the pied fl ycatcher (red) and singing males (blue) in the Lauheide Forest Cemetery.

Neuankömmlings (13.05.2010) lediglich wiesen. Darüber hinaus konnten an weiteren noch zwei Trauerschnäpper-Männchen zum Nistkästen 25 singende Männchen gezählt Gesamtbestand hinzu (Abb. 8). werden, für die kein Bruterfolg nachgewie- In der Brutperiode des Jahres 2010 wurden sen werden konnte. Insgesamt wurden also auf dem Waldfriedhof Lauheide insgesamt 77 singende Trauerschnäpper im Untersu- 52 Brutpaare des Trauerschnäppers nachge- chungsgebiet registriert (Abb. 9).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 100 JAN EMMERICH & HUBERT HEUWINKEL

4. Diskussion dem Friedhofsareal, während in der Ems- auniederung auch die Arten Teichralle 4.1. Die Avifauna des Untersuchungs- (Gallinula chloropus), Kanadagans (Branta gebiets canadensis), Nilgans (Alopochen aegyptiacus) und Uferschwalbe (Riparia riparia) als Brutvögel Die avifaunistische Bestandsentwicklung gezählt wurden. auf dem Waldfriedhof Lauheide lässt sich historisch nur unzureichend beschreiben, da 4.2. Die Trauerschnäpper-Population lediglich aus dem Jahr 1998 eine qualitative und halbquantitative Siedlungsuntersuchung Insgesamt konnten 2010 auf dem Areal des Brutvogelbestandes vorliegt. Während des Waldfriedhofs 52 Brutpaare des Trau- 1998 auf dem Friedhofsgelände und in der erschnäppers nachgewiesen werden, wobei Emsniederung 53 Vogelarten als Brutvögel eine so große Population unseres Wissens registriert wurden, konnte im Frühjahr 2010 nach in keinem anderen Teil des Münster- auf dem Waldfriedhof ein Brutnachweis für landes festgestellt werden konnte. 46 Vogelarten erbracht werden. Es ist fest- Der Hauptgrund für die starken Brutzah- zuhalten, dass unsere Brutvogelkartierung len liegt vermutlich in der hohen Dichte qualitativ mit einigen Ausnahmen derjenigen an künstlichen Nisthilfen (350 Nistkäs- aus dem Jahr 1998 gleicht. Jedoch konnten ten/84 ha), welche in jedem Frühjahr von im Jahre 2010 auf dem Friedhofsareal der Friedhofsverwaltung gereinigt und die Arten Gartenrotschwanz (Phoenicurus instand gehalten werden. Bei 52 Brutpaa- phoenicurus), Klappergrasmücke (Sylvia cur- ren war somit etwa jeder 7. Nistkasten mit ruca), Grauschnäpper (Muscicapa striata), Trauerschnäppern besetzt. Die Brutzahlen Weidenmeise (Poecile montana) und Pirol aus dem Jahr 1998 (63 Brutpaare des Trau- (Oriolus oriolus) nicht als Brutvögel registriert erschnäppers auf dem Friedhofsareal) lassen und in der Emsauniederung konnten keine vermuten, dass auch in den Jahren zwischen Feldschwirl-Brut (Locustella naevia) nach- 1998 und 2010 das Brutaufkommen auf gewiesen werden. Klappergrasmücke und dem Waldfriedhof Lauheide hoch war. Grauschnäpper sind typische Garten- und Neben den 52 Brutpaaren des Trauer- Parkbewohner (SVENSSON et al. 1999), deren schnäppers auf dem Areal des Waldfried- Brutareal aufgrund der dichten Bewaldung hofs wurden weitere 25 singende Männchen des Waldfriedhofs auf den Eingangsbereich während des Untersuchungszeitraums beschränkt ist. Da bei diesen Brutvogelarten registriert. Vom Trauerschnäpper ist be- aufgrund des kleinen Brutgebiets nicht mit kannt, dass nach erfolgreicher Verpaarung einem Brutaufkommen von mehr als ein der Gesang im Revier vollständig eingestellt bis drei Brutpaaren zu rechnen ist, kann die wird, gelegentlich aber neue Reviere in der Abwesenheit in diesem Jahr auf natürliche Nähe gegründet werden. Dort wird der Populationsschwankungen zurückzuführen Werbungsgesang wieder aufgenommen, um sein. Insbesondere der Gartenrotschwanz eine Zweitbrut mit einem anderen Weibchen und der Pirol zeigen zudem anhaltende Be- zu initiieren (CURIO 1959). Es ist deshalb standsrückgänge in Deutschland, wodurch denkbar, dass es zu Doppelzählungen von sich das Fehlen als Brutvogelart auf dem Trauerschnäpper-Männchen gekommen ist, Waldfriedhof erklären könnte. so dass die Zahl von 25 weiteren singenden Anders als im Jahr 1998 brüteten in diesem Männchen zu hoch liegen könnte. Jahr die Arten Hausrotschwanz (Phoenicu- Die einzelnen Individuen im Untersu- rus ochruros), Waldlaubsänger (Phylloscopus chungsgebiet konnten nicht mit absoluter Si- sibilatrix) und Dohle (Corvus monedula) auf cherheit unterschieden werden. Hierzu hätte Die Avifauna des Waldfriedhofs Lauheide 101 eine Farbberingung der Vögel direkt nach Darüber hinaus ist auffallend, dass sechs der ihrer Ankunft erfolgen müssen. Eine Revier- zehn kartierten Vögel, die sich bereits am aufgabe von früh im Jahr wiedergekehrten 17.4.2010 im Brutgebiet aufhielten, Reviere Vögeln und anschließende Neubesetzung entlang des trockengefallenen Altarms der von Revieren (Nistkästen) durch später Ems besetzten. Später konnten insgesamt eingetroffene Trauerschnäpper kann somit zwölf Trauerschnäpperbruten (ca. 25 % nicht ausgeschlossen werden. Allerdings der Gesamtpopulation) in diesem Areal wurden die in der Literatur beschriebenen nachgewiesen werden). Möglicherweise steht Verhaltensweisen, wie ausgeprägte Stand- diese Beobachtung im Zusammenhang mit orttreue und dominante Revierverteidigung der Tatsache, dass Trauerschnäpper bevor- (VON HAARTMAN 1949; CREUTZ 1955; CURIO zugt halboffene Landschaften besiedeln, 1959), auch in dieser Brutperiode im Unter- welche an den Seitenbereichen geeignete suchungsgebiet bei vielen Trauerschnäpper- Brutmöglichkeiten und durch offene Wie- Männchen beobachtet. Es kann daher davon senfl ächen ein großes Nahrungsrepertoire ausgegangen werden, dass es sich bei den an Insekten und Samen bieten. Ob die Trauerschnäppern, die durchgängig an „Schlenke“ tatsächlich ein qualitativ hoch- einem bestimmten Nistkasten beobachtet wertiges Brutgebiet für Trauerschnäpper wurden, stets um dieselben Individuen auf dem Waldfriedhof darstellt, muss durch gehandelt hat. Beobachtungen der Siedlungscharakteristik Aus der Übersichtskarte des Trauerschnäp- in den Folgejahren geklärt werden. per-Brutbestands im Jahr 2010 wird er- Die Ankunftszeiten in den Brutgebieten sichtlich, dass entlang der Straße, welche und Zeitpunkte des Legebeginns variie- an den südlichen Teil des Waldfriedhofs ren unter den verschiedenen Vogelarten angrenzt, zwar einige singende Trauer- stark. Trauerschnäpper besetzen z.B. erst schnäpper registriert wurden (besonders geeignete Nistmöglichkeiten, wenn Mei- im Eingangsbereich des Waldfriedhofs), senarten oder Kleiber bereits brüten oder in diesem Randbereich jedoch in diesem ihre Jungvögel zuweilen schon geschlüpft Jahr keine erfolgreiche Brut stattgefunden sind (PAMPUS 2005). Grundsätzlich stellt hat. In einer Studie aus dem Jahr 1994 die Überquerung des Mittelmeerraums für über die Brutbiologie des Fitis (Phylloscopus viele in Afrika überwinternde Singvögel das trochilus) konnten ähnliche Beobachtun- größte Hindernis auf ihrem Rückzug in die gen beschrieben werden: Die Brutdichte Brutgebiete dar, während die anschließende des Fitis innerhalb einer 200 m breiten Strecke bei geeigneten Wetterbedingungen Zone entlang einer befahrenen Straße war innerhalb weniger Tage zurückgelegt wer- deutlich geringer als in einem vergleich- den kann. In diesem Jahr wurde das erste baren, weiter von der Straße entfernten Trauerschnäpper-Männchen am 6.4.2010 Habitat (REIJNEN & FOPPEN 1994). BRUMM im Eingangsbereich des Waldfriedhofs regis- (2004) konnte in diesem Zusammenhang triert. In den nachfolgenden Tagen wurden für Nachtigallen (Luscinia megarhynchos) weitere Individuen gezählt, so dass es sich nachweisen, dass lautes Singen mit einem nicht um ein einzelnes Individuum handelte, erhöhten Energieaufwand verbunden ist. das für dieses Jahr äußerst früh aus dem Es ist nicht auszuschließen, dass aus diesem Winterquartier zurückgekehrt war. Anfang Grund die Brutareale entlang der Straße April ist ein früher Ankunftszeitpunkt für von Trauerschnäppern gemieden werden. Trauerschnäpper im Vergleich zu Daten Zur Klärung dieser Vermutung müssten von RHEINWALD & SCHMITZ (2007), welche Langzeitstudien über mehrere Jahre durch- belegen, dass die ersten Trauerschnäpper in geführt und analysiert werden. Mitteldeutschland meist Mitte April aus ih-

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 102 JAN EMMERICH & HUBERT HEUWINKEL ren Winterquartieren zurückkehren. CREUTZ hat – wie bereits bei anderen Vogelarten (1955) stellte in 17 Beobachtungsjahren eine beschrieben (BERTHOLD et al. 1998) –, muss Verteilung der Ankunftstage der Erstan- durch Langzeitstudien, in welchen über kömmlinge zwischen dem 12.04. und 30.04. Jahre die Ankunftsdaten registriert und fest und ermittelte als Ankunftsdatum, an klimatische Daten aufgezeichnet werden, welchem die meisten Vögel eintrafen, den geklärt werden. 21.04. Diese Daten konnten von PEITZ- MEYER (1979) aus verschiedenen Gebieten Literatur in Westfalen bestätigt werden: Die in dieser über 30 Jahre zurückliegenden Studie veröf- BERTHOLD, P., FIEDLER, W., SCHLENKER, R., fentlichten Erstankünfte des Trauerschnäp- QUERNER, U., 1998: 25-year study of the pers (Ibbenbüren: 9.4.; Dortmund: 10.4.; population development of central European Detmold: 14.4.; Kreis Höxter: 17.4.) waren songbirds: A general decline, most evident in allesamt später als die von uns im Jahr 2010 long-distance migrants. – Naturwissenschaf- ten , 350-353. festgestellten. Die Ankunftstage, um welche 85 BOTH, C., VISSER, M.E., 2001: Adjustment to die meisten Trauerschnäpper im Brutgebiet climate change is constrained by arrival date eintrafen (Ibbenbüren: 17.4.; Kreis Höxter: in a long-distance migrant bird. – Nature 21.4.; Detmold: 23.4.; Dortmund: 24.4.; 411, 296-298. Gütersloh: 28.4.), stimmen jedoch weitest- BRUMM, H., 2004: The impact of environmental gehend mit den Zeiträumen aus diesem Jahr noise on song amplitude in a territorial bird. überein: In den Tagen vom 17.4.2010 bis – Journal of Ecology 73, 434-440. 29.4.2010 trafen allein 35 Trauerschnäpper CURIO, E., 1959: Verhaltensstudien am Trau- (ca. 67 % der Gesamtpopulation auf Lauhei- erschnäpper. Beiträge zur Ethologie und Ökologie von Muscicapa h. hypoleuca Pallas. – de) im Brutgebiet ein. BOTH & VISSER (2001) Zeitschrift für Tierpsychologie 3, 8-94. konnten in diesem Zusammenhang zeigen, CREUTZ, G., 1955: Der Trauerschnäpper (Muscica- dass sich in den Niederlanden in den Jahren pa hypoleuca [Pallas]). Eine Populationsstudie. von 1980 bis 2000 die durchschnittlichen – Journal für Ornithologie 96, 241-326. Temperaturen während der Ankunfts- und HELBIG, J., VOLKERT, J., 1999: Freiwillige Stan- Brutzeit des Trauerschnäppers signifi kant dards im Umweltschutz. – Umwelt und erhöht haben. Gleichzeitig konnte ein Ökonomie, Heidelberg. 31, 135-137. früherer Legebeginn bei allen Weibchen VON HAARTMAN, L., 1949: Der Trauerfl iegen- über mehrere Jahre nachgewiesen werden, schnäpper. Ortstreue und Rassenbildung. – Acta Zoologica Fennica , 1-104. obwohl sich die Ankunftszeit der Trauer- 56 PEITZMEIER, J., 1979: Avifauna von Westfalen. schnäpper im Frühjahr in den 20 Untersu- – Abhandlungen aus dem Landesmuseum chungsjahren nicht signifi kant verschoben für Naturkunde zu Münster in Westfalen 3, hat. Mögliche Ursachen für die konstanten 363-364. Ankunftsdaten könnten darin liegen, dass PAMPUS M., 2005: Einschätzungen zu möglichen entweder das Zugverhalten nicht durch und bereits nachweisbaren Auswirkungen des klimatische Faktoren beeinfl usst wird oder globalen Klimawandels auf die Biodiversität sich die klimatischen Bedingungen in den in Hessen. Im Auftrag des Hessischen Lan- jeweiligen Winterquartieren im Vergleich desamtes für Umwelt und Geologie: INKLIM 2012 – Baustein II. 24-25. zu den Brutgebieten unterschiedlich stark REIJNEN, R., FOPPEN, R., 1994: The effects of verändern und somit eine Zuganpassung car traffi c on breeding bird populations in erschwert ist (PAMPUS 2005). woodland. I. Evidence of reduced habitat Ob die frühe Ankunftszeit einiger Individu- quality for willow warblers (Phylloscopus trochi- en in diesem Jahr eine Ausnahme darstellt lus) breeding close to a highway. – Journal of oder eine klimatisch bedingte Ursache Applied Ecology 31, 85-94. Die Avifauna des Waldfriedhofs Lauheide 103

RHEINWALD, G., SCHMITZ, S., 2007: Vögel zwischen WARD, S., LAMPE, H.M., SLATER, P.J.B., 2004: Rhein und Weser. So wird Vogelbeobachtung Singing is not energetically demanding for zum Erlebnis. Nordrhein-Westfälische Or- pied fl ycatchers, Ficedula hypoleuca. – Behavioral nithologengesellschaft. – Ginster-Verlag, St. Ecology 15, 477-484. Katharinen. WINKEL, W., WINKEL, D., 1976: Über die brut- SVENSSON, L., GRANT, P.J., MULLARNEY, K., ZETTER- zeitliche Gewichtsentwicklung beim Trau- STRÖM, D., 1999: Der neue Kosmos Vogelfüh- erschnäpper (Ficedula hypoleuca). – Journal of rer. Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vor- Ornithology 117, 419-437. derasiens. – Kosmos Verlag, Stuttgart. Eingegangen: 25.04.2011 Angenommen: 16.11.2011

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 104 JAN EMMERICH & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 105

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011): 105-159

Bioakustische Untersuchungen an der Trauerschnäpperpopulation (Ficedula hypoleuca) des Waldfriedhofs Lauheide (Stadt Münster) unter besonderer Beachtung des Schalldruckpegels

Bioacoustic analysis of the Pied Flycatcher population (Ficedula hypoleuca) in the Lauheide Forest Cemetery (city of Münster) with special reference to the sound pressure level

JAN EMMERICH1, RALPH PIROW2 & HUBERT HEUWINKEL3 1 Institut für Zoophysiologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Schlossplatz 8; D-48149 Münster, Germany; [email protected] 2 Institut für Zoophysiologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Hindenburgplatz 55; D-48149 Münster, Germany; [email protected] 3 Museum für Naturkunde, Stiftung Schloss und Park Benrath, Benrather Schloss- allee 102, D-40597 Düsseldorf, Germany; [email protected]

Zusammenfassung: Wir haben eine Trauerschnäpperpopulation (Ficedula hypoleuca) auf dem Wald- friedhof Lauheide der Stadt Münster bioakustisch analysiert. Hierbei wurde die Gesangsvariabilität durch die Anzahl einzigartiger Element- und Strophentypen in einer Abfolge von 100 Gesangs- strophen gemessen. Es konnte gezeigt werden, dass diejenigen Trauerschnäpper-♂♂, für welche die höchste Gesamtzahl gesungener Elemente nachgewiesen werden konnte, auch das variabelste Gesangsrepertoire besaßen. Des Weiteren hatten Trauerschnäpper-♂♂, die früh im Jahr in ihre Brutgebiete zurückkehrten, einen variableren Gesang als später zurückkehrende Artgenossen. Die Gesamtzahl gesungener Elemente korrelierte allerdings nicht mit der Ankunftszeit im Brutgebiet. Zudem wurden erstmals Schalldruckpegelmessungen an den Lautäußerungen des Trauerschnäppers durchgeführt sowie das Frequenzspektrum einzelner Laute mittels Terzanalysen bestimmt. Der mittlere Schalldruckpegel von neun analysierten Trauerschnäppern betrug 60,1 ± 1,4 dB (Mittelwert ± Standardabweichung) bei einer mittleren Entfernung von 8,7 ± 2,0 m und einer mittleren Dynamik von 18,2 ± 1,6 dB. Die sich aus den Mittelwerten des Schalldruckpegels aller neun Individuen erge- bende effektive Reichweite des Gesangs betrug 37 m, so dass von einer Singwarte eine kreisförmige Fläche von etwa 4079 m2 akustisch wirksam beschallt werden kann. Das Gesamtfrequenzspektrum des Gesangs von zwei analysierten Vögeln lag im Bereich von ca. 2-9 kHz (Terzbänder MF = 2-8 kHz). Der höchste mittlere Schalldruckpegel wurde im 4 kHz-Terzband gemessen (55,2 dB bzw. 55,8 dB), wobei die absolut lautesten Gesangselemente (68,5 dB und 66 dB) im 5 kHz-Terzband festgestellt werden konnten.

Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca), Bioakustik, Gesangsrepertoire, Gesangsvariabilität, Schalldruckpegel- Messungen, Terz-Analyse, Waldfriedhof Lauheide (Stadt Münster)

Summary: We have bioacustically analysed a Pied Flycatcher population (Ficedula hypoleuca) in the Lauheide Forest Cemetery (city of Münster). The song variability was measured by determining the unique element type and strophe type repertoire in a sequence of 100 strophes of the song. It was shown that the Pied Flycatcher which had the highest total number of elements in their song were the ones which had the most variable song repertoire. Moreover, the Pied Flycatchers that

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 106 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL came back to their breeding sites very early in the year were the ones that had a more variable song than those which came back later. However, the total number of song elements did not correlate with the arrival time at the breeding ground. Further, for the fi rst time sound pressure levels of 1 the calls of the pied fl ycatcher and the frequency spectrum of individual sounds by means of /3 octave analysis are presented. The average sound pressure level of nine individual pied fl y catchers was 60.1 ± 1.4 dB (mean ± standard deviation) at a mean distance of 8.7 ± 2.0 m and dynamics of 18.2 ± 1.6 dB. The effective song range resulting from the means of the sound pressure level of the song of the nine birds was 37 m suggesting, so that a circular area of approx. 4071 m2 can be effectively covered by the song. The overall frequency spectrum of the song of two birds was in 1 the range of 2-9 kHz ( /3 octave bands MF = 2-8 kHz). The highest mean sound pressure level was 1 measured in a 4 kHz /3 octave band (55.2 dB or 55.8 dB); the loudest song elements (68.5 dB and 1 66 dB) were identifi ed in a 5 kHz /3 octave band.

Pied Flycatcher (Ficedula hypoleuca), bioacoustics, song repertoire, song variability, sound pressure level measure- 1 ments, /3 octave analysis, Lauheide Forest Cemetery (City of Münster)

1. Einleitung sierung der Laute auf rein phonologischer Ebene erfolgte. ESPMARK & LAMPE (1993) In einer früheren Arbeit haben wir auf dem konnten später an einer norwegischen Waldfriedhof Lauheide der Stadt Münster Trauerschnäpperpopulation Variabilitäts- die Trauerschnäpperpopulation quantitativ unterschiede im Gesang verschiedener ♂♂ erfasst. Im Frühjahr 2010 baute sich hier mit statistischen Mitteln zeigen. Für Trau- eine Population von 77 singenden ♂♂ erschnäpper konnte zudem gezeigt werden, auf, von denen 52 ♂♂ erfolgreich brüte- dass eine größere Fitness der Vögel mit einer ten (EMMERICH & HEUWINKEL 2010/11). größeren Gesangsvariabilität, gemessen an Trauerschnäpper besiedelten in diesem Jahr der Größe der Elementtyp- bzw. Strophen- bevorzugt die halboffenen Landschaften typrepertoires, einhergeht (LAMPE & ESP- des Untersuchungsgebiets und brüteten MARK 1994). Dies bedeutet, dass diejenigen dort in jeweils einem der ca. 350 Nistkästen Trauerschnäpper-♂♂, die aufgrund einer des 84 ha umfassenden Friedhofsareals. Die hohen Fitness früh im Jahr ins Brutgebiet Trauerschnäpperindividuen hielten sich nur zurückkehren, variabler singen müssten als etwa vier Monate im Brutgebiet auf, wobei später eintreffende Artgenossen. die gesangliche Aktivität der ♂♂ zwischen Das Phänomen Vogelgesang ist bereits Mitte April und Ende Mai zwar in einem hinsichtlich funktioneller Bedeutungen begrenzten Zeitraum, dafür aber sehr intensiv vielfach erörtert worden (BEZZEL 1990; erfolgte. Aufgrund dominanter Reviervertei- CATCHPOLE & SLATER 2008). Nach neueren digung sowie ausgeprägter Standorttreue zu Erkenntnissen können sogar einzelnen Stro- einem Nistkasten (Höhlenbrüter) konnten die phenabschnitten sexuelle oder territoriale einzelnen Individuen zudem schnell wieder- Funktionen zugewiesen werden (MARLER erkannt werden. Diese Gründe ermöglichten & SLABBEKOORN 2004; CATCHPOLE et al., im selben Jahr eine umfangreiche sonagra- 2010). Um erstmalig eine Diskussion über phische Untersuchung dieser Trauerschnäp- mögliche Funktionen einzelner Strophen- perpopulation. Dabei konnten die Gesänge abschnitte sowie Aussagen über die effek- von 16 ♂♂ aufgezeichnet und mit Hilfe eines tive Reichweite der Lautäußerungen des ausführlichen sonagraphischen Elementtyp- Trauerschnäppers zu ermöglichen, wurden und Strophentypvergleichs analysiert werden. Schalldruckpegelmessungen an den Lautäu- Die Lautäußerungen des Trauerschnäp- ßerungen des Trauschnäppers durchgeführt. pers wurden erstmals genauer von CURIO Mit Hilfe von Terzanalysen erfolgte darüber (1959) beschrieben, wobei die Charakteri- hinaus eine detaillierte Bestimmung des Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 107

Tab. 1: Messprotokoll der Schalldruckpegelmessungen an den Gesängen von neun Trauerschnäppern. Zwei Nistkästen trugen keine Identifi kationsnummer (ID) und wurden deshalb mit Buchstaben (X, Y) bezeichnet. T: Temperatur, rLF: relative Luftfeuchte, LD: Luftdruck. Tab. 1: Measuring protocol of the sound pressure level (SPL) measurements of the song of nine pied fl ycatchers. Two nest boxes were not labelled with an identifi cation number (ID) and were identifi ed by letters (X, Y) instead. T: temperature, rLF: relative air humidity, LD: barometric pressure.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 108 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

Tab. 1: Fortsetzung. Tab. 1: Continued.

Frequenzspektrums des Trauerschnäpper- 3. Wie groß ist die von Trauerschnäp- Gesangs, für welches in der Literatur noch per-♂♂ effektiv beschallbare Fläche und die keine Referenzdaten vorhanden sind. sich daraus ergebende Reviergröße? Die vorliegende Arbeit überprüft also ge- 4. Unterscheiden sich einzelne Gesangs- nauer mit Hilfe der sonagraphischen Gesangs- elemente im Gesang des Trauerschnäppers analyse sowie Schalldruckpegelmessungen und hinsichtlich ihrer Lautstärke? Terzanalysen (Tab. 1) folgende Fragen: 1. Ist der Gesang der 16 analysierten Trau- 2. Material und Methoden erschnäpper-♂♂ durch inter-individuelle Variabilitätsunterschiede charakterisiert? 2.1. Aufnahmeprotokoll 2. Ist das Ankunftsdatum im Brutgebiet mit der Gesamtzahl einzigartiger Element- Die Gesangsaufnahmen der Trauerschnäp- typ- und Strophentyprepertoires und/oder per wurden im Zeitraum vom 7. April bis mit der Gesamtzahl gesungener Elemente in 1. Juni 2010 auf dem Gebiet des Wald- der analysierten Strophenauswahl korreliert? friedhofs Lauheide morgens zwischen Tab. 2: Aufnahmeprotokoll der Gesänge von 16 Trauerschnäpper-♂♂. Dargestellt sind die Nist- kastennummern sowie das Ankunfts- und Aufnahmedatum der einzelnen Individuen. Tab. 2: Recording of the songs of 16 Pied Flycatcher-♂♂. The diagram shows the nest box numbers, the arrival and recording date as well as the numbers of all the recorded and coherent strophes of the individual bird songs. Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 109

Abb. 1: Übersichtskarte mit Lage der Nistkästen und Reviere (rot), der in die Gesangsanalyse auf- genommenen Trauerschnäpper-♂♂. Die Nistkästen (und Individuen) sind mit Nummern versehen (über den roten Markierungspunkten). Fig. 1: Map showing the position of the nest boxes and territories (red) of the pied fl ycatcher ♂♂ used for the song analysis. Nest boxes (and individuals) are labelled with numbers above the red dots.

5.30 und 10.00 Uhr MESZ angefertigt die Ankunftstage ersichtlich. Es wurde (Tab. 2). Insgesamt konnten im genannten hierzu angenommen, dass der erste Tag Zeitraum 16 Individuen in der Gesangs- der Beobachtung und der Registrierung analyse ausgewertet werden. Aus Tabelle 2 des Reviergesangs auch der Ankunftstag des sind die Zeitpunkte der Aufnahme sowie jeweiligen Individuums war. In Abbildung 1

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 110 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL sind die Nistkästen eingezeichnet, welche um Spontangesang handelte, d.h. dass der von den aufgenommenen Individuen im Gesang durch keine Interaktionen mit Untersuchungszeitraum besetzt wurden. anderen Vögeln unterbrochen wurde. Dies Als gleiche Elementtypen wurden Laute ist entscheidend, da ansonsten nicht hätte einer Strophe bezeichnet, die im Sonagramm ausgeschlossen werden können, dass der einen gleichen Zeit- und Frequenzverlauf Sänger in seiner Gesangsorganisation nach aufwiesen. Strophen wurden zu einem Stro- den Unterbrechungen wieder mit bereits phentyp zusammengefasst, wenn sie in der gesungenen Strophen beginnt und die Er- Abfolge ihrer Elementtypen übereinstimm- fassung des gesamten Repertoires verfälscht ten oder sich in maximal zwei Elementty- worden wäre. pen unterschieden. Als Elementtyp- bzw. Während der etwa achtwöchigen Auf- Strophentyprepertoire eines ♂ wurde die nahmeperiode wurde der Gesang von Gesamtzahl unterschiedlicher Elementtypen möglichst vielen unterschiedlichen Indivi- bzw. die Gesamtzahl unterschiedlicher Stro- duen aufgenommen. Zur Beantwortung der phentypen in der analysierten Strophenaus- eingangs formulierten 3. Fragestellung war wahl defi niert. Ein großes Elementtyp- bzw. es erforderlich, vor allem den Gesang jener Strophentyprepertoire bedeutete eine hohe Trauerschnäpper, die als erste im Brutgebiet Gesangsvariabilität. eintrafen, sowie jener Trauerschnäpper, die erst verhältnismäßig spät im Frühjahr aus 2.2. Gesangsaufnahme ihrem Winterquartier zurückkamen, zu dokumentieren. Die Gesangsaufnahmen wurden mit dem Durchziehende ♂♂, die sehr geringe Tonbandgerät „4400 Report Stereo IC“ von Gesangsaktivität zeigten und nur einmal Uher (Braunschweig, Deutschland) aufge- zu Anfang des Untersuchungszeitraums zeichnet, für das Doppelspieltonbänder auf in der Nähe eines Nistkastens beobachtet 13-cm-Spulen der Typen „BASF ferro LH wurden, wurden nicht in die Gesangsanalyse Hifi DP26 (366 m)“, „Audio Magnetics Corp. aufgenommen. Tracs 900“ und „AGFA-Gevaert Professio- nal PEM 368“ verwendet wurden. Bei einer 2.3. Gesangsanalyse Laufgeschwindigkeit des Tonbandgeräts von 9,5 cm/s erreichte jede Tonbandspur eine Die Gesangsauswertung in dieser Arbeit er- Aufnahmezeit von 60 min. Das Parabolmi- folgte mit dem Programm „Avisoft-SASLab krofon war vom Typ „Dan Gibson E.P.M. Pro“, Version 5.1.00 (Stand: 3.7. 2010) der Parabolic Microphone“ (Toronto, Kanada). Firma Avisoft Bioacoustics (Berlin). Die Distanz zwischen Mikrofon und Bei der Auswahl der Aufnahmen wurden Trauerschnäpper-♂ betrug aufgrund der die Qualität sowie die Länge der Gesangs- geringen Fluchtdistanz der Tiere oftmals probe berücksichtigt. Bei qualitativ hoch- weniger als 10 m. Individuelle Unterschiede wertigen Aufnahmen sind die einzelnen bezüglich der Fluchtdistanz führten zu mini- Elemente einer Strophe deutlich erkennbar malen Abstandswerten von ca. 5 m und ma- und abgrenzbar zu anderen Lauten, da wenig ximalen Abständen von ca. 15 m. Je geringer Nachhall oder Hintergrundgeräusche die die Distanzen zwischen Trauerschnäpper-♂ Aufnahme stören. Desweiteren wurden in und Mikrofon waren, desto geringer waren Anbetracht des großen Gesangsrepertoires die auftretenden Nachhallphänomene auf des Trauerschnäppers (LAMPE & ESPMARK der Tonbandaufnahme. 1994) nur solche Aufnahmen ausgewählt, Es wurde sichergestellt, dass es sich beim die möglichst viele, zusammenhängende aufgenommenen Gesang der Individuen Gesangsstrophen beinhalteten, um so die Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 111

Chance zu erhöhen, die Gesangsvariabilität pegel-Kurven erfolgte mittels Pegelschreiber der einzelnen Individuen möglichst vollstän- des Typ 2305 derselben Firma. dig zu erfassen. Für die graphische Bestimmung der Die Korrelation zwischen dem Ankunfts- wirksamen Reichweite des Trauerschnäpper- datum und der Gesangsvariabilität wurde Gesangs wurde eine ähnliche Darstellungs- mit der Statistiksoftware PASW (Predictive weise wie bei HEUWINKEL (1982) gewählt Analysis SoftWare) Statistics 18 für Windows (vgl. Abb. 25, 26). überprüft. Hierbei wurden die Korrelatio- nen zunächst mittels Kolmogorov-Smirnov- 3. Ergebnisse Anpassungstest auf Normalverteilung über- prüft. Anschließend wurden beide Parame- 3.1. Gesangsanalyse ter auf eine signifi kante Korrelation mit dem Rangkorrelationskoeffi zient nach Pearson 3.1.1. Struktur des Trauerschnäpper- überprüft (r = Pearsons Rankkorrelationsko- gesangs effi zient; P = Signifi kanzniveau; N = Anzahl analysierter Individuen). Informationen zur Die Strophen des Trauerschnäppergesangs deskriptiven Statistik sind als Mittelwert lassen sich in Initial-, Medial- und Terminal- ± Standardabweichung angegeben. abschnitte einteilen (Abb. 2), die wiederum aus einzelnen Elementen, ganzen Phrasen 2.4. Schalldruckpegel-Messung und oder Motiven bestehen können. Eine Serie Terzanalyse oft rhythmisch klingender, stark frequenz- modulierter und in der Tonhöhe alternie- Für Schalldruckpegelmessungen wurden ein render Elemente leitet jede Gesangsstrophe tragbarer Präzisions-Impulsschallpegelmes- ein. Durch diese Initialabschnitte erhält der ser des Typs 2209 der Firma Brüel & Kjaer Trauerschnäppergesang einen hohen Wie- (Nærum, Dänemark) mit Kondensatormi- dererkennungswert. Selten konnte während krofon des Typs 4133 derselben Firma ver- des Untersuchungszeitraums beobachtet wendet. Die Schalldruckpegeldaten wurden werden, dass die Gesangsstrophen durch mit einem DAT-Rekorder des Typs TCD- Alarmrufe eingeleitet wurden, welche D10 von Sony (Tokio, Japan) aufgezeichnet. ansonsten in den Gesangsstrophen nicht Die Eichung des Schallpegelmessers erfolgte vorkommen (Abb. 3). Bei der Mehrzahl der mittels akustischem Kalibrator des Typs 4230 der Firma Brüel & Kjaer, wobei der Eichton bei entsprechender Aussteuerung des DAT-Rekorders auf Band überspielt wurde. Die Messungen der Schallsignale erfolgten ohne Bewertungsfi lter und wurden ungefi ltert ausgewertet. Die Schalldruckpe- gelkurven der aufgenommenen Gesänge Abb. 2: Gliederung einer Gesangsstrophe wurden mit dem Pegelschreiber Typ 2305 eines Trauerschnäpper-♂ in Initial- (die ersten von Brüel & Kjaer erstellt, während die vier Laute), Medial- (die folgenden sechs laute) dazugehörigen Sonagramme mit dem Pro- und Terminalabschnitt (zwei Laute) (Datum: 28.04.2010, Individuum 73). gramm „Avisoft-SASLab Pro“ berechnet Fig. 2: Division of one strophe of the song of a wurden. male Pied Flycatcher into initial (the fi rst four ele- Für die Terzanalyse wurde ein Terz-/Ok- ments), intermediate (the following six elements) tavfi lter des Typs 1615 von Brüel & Kjaer and terminal section (the last two syllables) (date: verwendet. Das Schreiben der Schalldruck- 28th of April, 2010, bird 73).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 112 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

abschnitte durch eine hohe Vielfalt an Ele- menttypen gekennzeichnet. Des Weiteren stellte sich heraus, dass einmal gesungene Phrasen oder Motive in derselben Strophe nicht noch einmal vorkamen. In Tabelle 3 Gesangsstrophe eines Trauerschnäp- Abb. 3: fi per-♂ mit einem Warnruf zu Beginn der Strophe werden Beispiele für häu ge Initial-, Medial- (Datum: 12.04.2010, Individuum 158). und Terminalelemente gegeben und deren Fig. 3: Song strophe of a Pied Flycatcher ♂ with Vorkommen im Elementtyp-Repertoire a warning call at the beginning of the strophe der untersuchten Trauerschnäpper-♂♂ (date: 12th of April, 2010, bird 158). dargestellt. analysierten Strophen traten nur jeweils ein 3.1.2. Territorial- und/oder Werbegesang Element oder eine Phrase im Initialabschnitt auf. Eine Ausnahme bildete das Individuum 3.1.3.1. Elementtyprepertoire 73, das in einigen Strophen mehrere Initial- Phrasen hintereinander sang. Darüber hin- Das Elementtyprepertoire beschreibt die aus konnte bei Individuum 162 beobachtet Anzahl einzigartiger Laute in einer oder werden, dass in langen Gesangsstrophen im mehreren Gesangsstrophen. Es wurde für Medialabschnitt erneut Initial-Elemente vor- insgesamt 100 Gesangsstrophen bestimmt. getragen wurden (Abb. 4). Das Vorkommen Hierzu wurden die Elemente in einer der Elementtypen ist daher nicht grundsätz- Strophe paarweise anhand ihrer phonolo- lich auf einen bestimmten Gesangsabschnitt gischen Merkmale miteinander verglichen. beschränkt, so dass die Zuordnung zu einem Ausschlaggebend waren hierbei der Fre- der drei Abschnitte entsprechend der Häu- quenz- und Zeitverlauf des Lauts. Wenn fi gkeit des Vorkommens in den jeweiligen die verglichenen Laute in beiden Punkten Abschnitten vorgenommen wurde. Kongruenz aufwiesen, wurden sie als glei- Während in den Initialabschnitten nicht cher Elementtyp behandelt. Inkongruente mehr als drei unterschiedliche Elementtypen Elemente erhielten unterschiedliche Ele- vorkamen, waren die Medial- und Terminal- menttypbezeichnungen. Die Abgrenzung der Laute einer Gesangs- strophe war nicht in allen Fällen eindeutig durchzuführen. So wurden z. B. die beiden Laute mit der Elementtypbezeichnung Nr. 572 in der Gesangsstrophe in Abbildung 5 als gleiche Elementtypen charakterisiert, ob- wohl sie sich unterscheiden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass diese Laute in anderen Strophen immer in der gleichen Kombina- Abb. 4: Sonagramm einer langen Gesangsstrophe tion (nacheinander folgendes Motiv: 571, eines Trauerschnäpper-♂. Die Strophe beginnt 572, 573, 573, 572) auftraten und dort eine mit den Initiallauten 5 und 6. Nach ca. 4 s werden größere Kongruenz im Frequenzverlauf weitere Initial-Elemente (1 und 2) vorgetragen zeigten. Bei der Elementtypbezeichnung (Datum: 17.04.2010, Individuum 162). wurde somit nicht nur der rein visuelle Ver- Fig. 4: Sonagram of a long song strophe of a Pied Flycatcher-♂. The strophe starts with gleich zweier Laute innerhalb einer Gesangs- the initial sounds 5 and 6. After 4 s the initial strophe als defi nierendes Merkmal für die elements 1 und 2 are performed (date: 17th of Elementabgrenzung angewendet, sondern April, 2010, bird 162). es wurden ebenso sämtliche Motive in der Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 113

Tab. 3: Visualisierung und Vorkommen typischer Initial-, Medial- und Terminalelemente im Gesang von 16 Trauerschnäpper-♂♂. Abk.: x = Vorkommen des Elements im Elementtyprepertoire des jeweiligen Individuums. Tab. 3: Visualization and occurrence of typical initial, intermediate and terminal elements in the songs of the 16 Pied Flycatcher-♂♂. Abbr.: x = occurrence of the element in the element type repertoire of each individual.

gesamten Gesangspassage untereinander verglichen und auf Übereinstimmungen analysiert. In einigen analysierten Strophen traten Laute auf, deren Elemente aufgrund unzu- reichender Qualität der Sonagramme – meist bedingt durch zu geringe Amplituden – nicht typisiert werden konnten. Diese Laute wur- Abb. 5: Sonagramm einer Gesangsstrophe eines Trauerschnäpper-♂ mit Hüllkurve (oben). Über den in einer Restklasse zusammengefasst, dem Sonagramm: Bezeichnung des Element- dessen Anteil am Gesamtumfang der unter- typs (eingekreiste Zahlen) der Gesangsstrophe. suchten Laute (N = 20606) ca. 1 % betrug. Die Hüllkurve gibt die relative Lautstärke der Die Gesamtzahl aller gesungenen Ele- verschiedenen Laute zueinander an. Der Laut mente in 100 zusammenhängenden Ge- Nr. 2 wird mit einem kurzen Zeitintervall gesun- sangsstrophen variierte bei den 16 analy- gen (Datum: 28.04.2010, Individuum 73). sierten Trauerschnäppern zwischen 873 Fig. 5: Sonagram of a song strophe of a Pied Lauten (Individuum 141) und 1962 Lauten Flycatcher-♂ with envelope curve (at the top). (Individuum 162) (Abb. 6), wobei die Above the sonagram: the different element types (encircled numbers) of the song strophe. durchschnittliche Gesamtzahl 1241 ± 280 The envelope curve shows the volume ratio of Elemente betrug. Der Median lag bei 1161 the different sounds to each other. The sound Elementen. no. 2 was sung in a short time interval (date: 28th Das Elementtyprepertoire der Trauer- of April 2010, bird 73). schnäppergesänge variierte zwischen 18

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 114 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

Strophenabfolge keine weiteren einzigar- tigen Elemente mehr (Der Kurvenverlauf geht in den Sättigungsbereich über). Eine Ausnahme stellt das Individuum 258 dar, für das bei einer noch längeren Aufzeich- nung noch weitere einzigartige Elemente hätten aufgezeichnet werden können. Bei den Individuen 194, 162, 56, 259a, 201, 226 und 141 ist festzustellen, dass während der letzten Gesangsstrophen der Aufnahmen Abb. 6: Gesamtzahl gesungener Elemente pro noch weitere einzigartige Elementtypen 100 Gesangsstrophen von 16 Trauerschnäp- nachgewiesen wurden. per-♂♂. Die Gesamtzahl gesungener Elemente Darüber hinaus konnte zwischen der variierte zwischen 873 (Individuum 141) und 1962 (Individuum 162). Anzahl gesungener Laute und der Anzahl Fig. 6: Total number of song elements per 100 einzigartiger Elementtypen eine signifi kant song strophes of 16 Pied Flycatcher-♂♂. The positive Korrelation festgestellt werden total number of song elements varied between (r = 0,581; P = 0,009; N = 16) (Abb. 9). Je 873 (bird 141) und 1962 (bird 162). mehr Elemente in den Gesangsstrophen der untersuchten Trauerschnäpper vorkamen, (Individuum 259b) und 113 (Individuum desto mehr einzigartige Elemente wurden 194) einzigartigen Elementen (Abb. 7). gesungen. Die durchschnittliche Anzahl einzigartiger Des Weiteren ergaben die Analysen, dass Elemente lag bei 64,3 ± 25,3 Elementen bei zwischen dem Ankunftsdatum der Trauer- einem Median von 64,5 Elementen. schnäpper und deren Elementtyprepertoire Der zeitliche Verlauf des (erstmaligen) eine signifi kant negative Korrelation besteht Auftretens einzigartiger Elemente im Ge- (r = -0,648; P = 0,003; N = 16) (Abb. 10). sang der Trauerschnäpper ist in Abbildung 8 So ist die Anzahl gesungener einzigartiger dargestellt. Die meisten der 16 Individuen Elementtypen signifi kant geringer für jene singen nach einer gewissen Zeit in der Individuen, die später im Jahr auf den Waldfriedhof zurückkehrten, als für Indi- viduen, die bereits früher das Brutgebiet erreichten. Hingegen bestand zwischen dem Ankunftsdatum der Vögel und der Gesamt- zahl gesungener Elemente keine signifi kante Korrelation (r = -0,222; P = 0,205; N = 16) (Abb. 11).

3.1.3.2. Strophentyprepertoire

Abb. 7: Anzahl einzigartiger Elementtypen pro Das Strophentyprepertoire beschreibt die 100 Gesangsstrophen von 16 Trauerschnäp- Anzahl einzigartiger Gesangsstrophen in per-♂♂. Das Elementtyprepertoire schwankte einer festgelegten Strophenauswahl. Im zwischen 18 (Individuum 259b) und 113 (Indi- viduum 194) einzigartigen Elementen. Gesang des Trauerschnäppers sind die ein- Fig. 7: Number of unique element types per 100 zelnen Strophen meist durch längere Pausen strophes in the songs of 16 Pied Flycatcher-♂♂. zeitlich voneinander getrennt, so dass eine The repertoire of the element types varied between eindeutige Strophentypisierung aller 100 18 (bird 259b) and 113 (bird 194) unique elements. Gesangsstrophen der einzelnen Trauer- Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 115

Abb. 8: Kumulative Anzahl einzigartiger Elementtypen in Abhängigkeit von der Anzahl gesungener Elemente pro 100 Strophen von16 Trauerschnäpper-♂♂. Jedes einzigartige Element (y-Achse) wird bei dieser Darstellung nur einmal erfasst und einer bestimmten Position in der Abfolge gesungener Elemente, dargestellt durch die Anzahl gesungener Elemente (x-Achse), zugeordnet. Fig. 8: Cumulative number of unique element types against the number of song elements per 100 strophes of 16 Pied Flycatcher-♂♂. Each unique element of the song (y-axis) is included only once and assigned to a certain position, represented by the number of song elements (x-axis), in the sequence of the sung elements.

Abb. 9: Positive Korrelation (r = 0,581; P = 0,009; N = 16) zwischen der Anzahl einzigartiger Ele- menttypen und der Gesamtzahl gesungener Elemente in den Gesangsstrophen von 16 Trauerschnäp- per-♂♂. Die Beschriftungen neben den Datenpunkten beziehen sich auf die einzelnen Individuen. Fig. 9: Positive correlation (r = 0,581; P = 0,009; N = 16) between the number of unique element types and the total number of elements sung in the different strophes of 16 Pied Flycatcher-♂♂. The labeling next to the data points stand for the individual birds.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 116 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

Abb. 10: Signifi kant negative Korrelation (r = -0,648; P = 0,003; N = 16) zwischen dem Ankunfts- datum und der Anzahl einzigartiger Elementtypen im Gesang von 16 Trauerschnäpper-♂♂. Die Beschriftungen neben den Datenpunkten beziehen sich auf die einzelnen Individuen. Fig. 10: Signifi cantly negative correlation (r = -0,648; P = 0,003) between the arrival date and the number of unique element types in the songs of the 16 Pied Flycatcher-♂♂. The labeling next to the data points refers to the individual birds.

Abb. 11: Nichtsignifi kante Korrelation (r = -0,222; P = 0,205) zwischen dem Ankunftsdatum und der Gesamtzahl der Gesangselemente in 100 Gesangsstrophen von 16 Trauerschnäpper-♂♂. Die Beschriftungen neben den Datenpunkten beziehen sich auf die einzelnen Individuen. Fig. 11: Non-signifi cant correlation (r = -0,222; P = 0,205; N = 16) between the arrival date and the total number of elements sung in hundred strophes of 16 Pied Flycatcher-♂♂. The labeling next to the data points refers to the individual birds. schnäpper erfolgen konnte. Die Bestimmung auf eindeutigen Kriterien beruhte. So wurden des Strophentypenrepertoires erfolgte mittels sämtliche Strophen, welche in ihren sämtli- visuellen paarweisen Vergleichs der Strophen chen Elementtypen – auch hinsichtlich ihrer untereinander, wobei die Zuordnung einer Aufeinanderfolge – gänzlich übereinstimm- Strophe zu einem bestimmten Strophentyp ten oder sich in maximal zwei Elementtypen Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 117 unterschieden, zu einem Strophentyp zu- sammengefasst (Abb. 12, 13). Dabei wurden keine neuen Strophentypenklassifi kationen vorgenommen, wenn ein oder mehrere Ele- mente fehlten oder öfter auftraten als in der jeweiligen Referenzstrophe (Abb. 14).

Abb. 14: Bestimmung der Strophentypen im Ge- sangs eines Trauerschnäpper-♂. Die abgebildeten Strophen gehören demselben Strophentyp an, weil sie im Initial- und Medialabschnitt in ihrer Elementtypabfolge übereinstimmen (Datum: 28.04.2010, Individuum 73). Fig. 14: Identifi cation of the strophe types in the song of a Pied Flycatcher-♂. The strophes here Abb. 12: Bestimmung der Strophentypen im belong to the same type of strophe, because the Gesang eines Trauerschnäpper-♂. Die Strophen sequence of the element types corresponds in werden zum gleichen Strophentyp gezählt, da sie the initial and intermediate section (date: 28th sich in ihrem Terminalabschnitt nur durch zwei of April, bird 73). Elemente unterscheiden (Datum: 28.04.2010, Individuum 73). Das Strophentyprepertoire der Trau- Fig. 12: Identifi cation of the types of strophes in erschnäpper variierte zwischen sechs the song of a Pied Flycatcher-♂. The strophes are (Individuum 259b) und 43 (Individuum considered as the same type of strophe, because 162) einzigartigen Strophentypen. Der they only differ in two elements in their terminal Mittelwert betrug 23,6 ± 9,0 Strophen bei sequence (date: 28th of April, bird 73). einem Median von 24 Strophen (Abb. 15). Die Gesamtzahl gesungener Elemente korrelierte signifi kant positiv mit der An- zahl einzigartiger Strophentypen in der untersuchten Strophenauswahl (r = 0,702; P = 0,001; N = 16) (Abb. 16). Zwischen dem Ankunftsdatum der Trauerschnäpper und dem Umfang ihres Strophentyprepertoires war eine negativ signifi kante Korrelation festzustellen (r = -0,489; P = 0,027; N = 16). Abb. 13: Bestimmung der Strophentypen im Somit war die Anzahl gesungener einzigarti- Gesang eines Trauerschnäpper-♂. Obwohl die ger Strophentypen für früh in das Brutgebiet Strophen im Terminalabschnitt Kongruenz zurückkehrende Vögel signifi kant höher als aufweisen, werden sie zu unterschiedlichen Stro- für später im Jahr aus den Winterquartieren phentypen gezählt, da sie sich im Initialabschnitt zurückkehrende Individuen (Abb. 17). in mehr als zwei Elementen unterscheiden (Da- Weitere Analysen ergaben eine signifi kant tum: 28.04.2010, Individuum 73). positive Korrelation zwischen der Anzahl Fig. 13: Identifi cation of the types of strophes in the song of a Pied Flycatcher-♂ song. Even though einzigartiger Elementtypen und der Anzahl these strophes show similarities in the terminal einzigartiger Strophentypen (r = 0,761; sequence, they are considered as different types, P = 0,001; N = 16) (Abb. 18). Das heißt, because they differ in more than two elements in je höher die Anzahl einzigartiger Element- the initial sequence (date: 28th of April, bird 73). typen im Gesang des Trauerschnäppers

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 118 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

Abb. 15: Anzahl einzigartiger Strophentypen (6-43) in je 100 Gesangsstrophen von 16 Trauer- schnäpper-♂♂. Fig. 15: Number of unique strophe types (6-43) per 100 strophes of songs of 16 Pied Flycatcher-♂♂.

Abb. 16: Signifi kant positive Korrelation (r = 0,702; P = 0,001) zwischen der Anzahl einzigartiger Strophentypen und der Gesamtzahl gesungener Elemente von 16 Trauerschnäpper-♂♂. Die Be- schriftungen neben den Datenpunkten beziehen sich auf die einzelnen Individuen. Fig. 16: Signifi cantly positive correlation (r = 0,702; P = 0,001) between the number of unique strophe types and the total number of sung elements of 16 Pied Flycatcher-♂♂. The labeling next to the data points refers to the individual birds. war, desto mehr einzigartige Strophentypen 3.1.4. Gesang am Nistkasten bei Anwe- waren im Repertoire vorhanden oder je senheit eines ♀ mehr einzigartige Strophentypen zur Bil- dung des Repertoires beitragen, desto mehr Neben dem Vollgesang, der zumeist von einzigartige Elemente werden in diesen einer nahegelegenen Singwarte vorgetragen Strophen gesungen. wird und dem eine vorwiegend territoriale Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 119

Abb. 17: Signifi kant negative Korrelation (r = -0,489; P = 0,027) zwischen dem Ankunftsdatum und der Anzahl einzigartiger Strophentypen von 16 Trauerschnäpper-♂♂. Die Beschriftungen neben den Datenpunkten beziehen sich auf die einzelnen Individuen. Fig. 17: Signifi cantly negative correlation (r = -0,222; P = 0,205) between the number of unique types of strophes and the arrival date of 16 Pied Flycatcher-♂♂. The labeling next to the data points refers to the individual birds.

Abb. 18: Signifi kant positive Korrelation (r = 0,761; P = 0,001) zwischen der Anzahl einzigartiger Strophentypen und der Anzahl einzigartiger Elementtypen im Gesang von 16 Trauerschnäpper-♂♂. Fig. 18: Signifi cantly positive correlation (r = 0,761; P = 0,001) between the numbers of unique types of strophes and the numbers of unique types of elements in the song of 16 Pied Flycatcher-♂♂.

Funktion zugesprochen wird, ist von Trau- wahrscheinlich dem Werben um ein ♀, da erschnäpper-♂♂ gelegentlich ein gepresster er nur gesungen wird, wenn ein ♀ in der und deutlich leiserer „Nistkastengesang“ Nähe ist (Abb. 19). zu hören. Dieser Gesang ist meistens beim Mitunter begann das ♂ zunächst von einer Anfl ug an oder beim Hineinschlüpfen in Singwarte mit einer Strophe des Revierge- den Nistkasten zu hören. Er dient sehr sangs und ging dann nach etwa 1-2 s in den

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 120 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

Singfl ug zum Nistkasten über. Es werden hierbei vereinzelte, durch längere Pausen getrennte Laute hervorgebracht, die in ihrer Lautstärke variieren, aber meist nicht die Amplitudenwerte des Vollgesangs erreichen (Abb. 20).

Abb. 19: Sonagramm des Nistkastengesangs eines Trauerschnäpper-♂. Die Laute sind durch längere 3.1.5. Rufe Pausen voneinander getrennt und in ihrer Ampli- tude (mit Ausnahme der Laute 3 und 4) deutlich Oftmals werden neben dem Voll- und Nist- leiser als vergleichbare Laute des Vollgesangs. Die kastengesang auch Erregungsrufe vernom- höchsten Töne reichen über 8 kHz hinaus (Datum: men, welche der Revierverteidigung und der 14.04.2010, Individuum 58). Kommunikation mit einem ♀ dienen. CURIO Fig. 19: Sonagram of the nest box singing of a (1959) vermutet zudem eine Funktion als Pied Flycatcher-♂. The sounds are separated from Arterkennungssignal. Die Rufe können rein each other through long breaks and compared to phonologisch als „huit“- oder „bit“-Laute similar sounds of the complete song their ampli- beschrieben werden (Abb. 21). tudes are clearly more decreased (except sounds 3 and 4). The highest notes go beyond 8 kHz (date: 14th of April 2010, bird 58). 3.1.6. Gesangsaktivität und Helligkeit

Am 19.04.2010 wurde eine Helligkeitsmes- sung durchgeführt, um den morgendlichen

Abb. 20: Sonagramm des Nistkastengesangs eines Trauerschnäpper-♂. Man beachte den fl ießen- den Übergang zwischen dem Vollgesang (beendet nach sieben Elementen und ca. 1,5 s) und dem Nistkastengesang sowie Frequenzbereiche bis zu 10 kHz (Datum: 20.04.2010, Individuum 258). Fig. 20: Sonagram of the nest box singing of one Pied Flycatcher-♂. Note the smooth transition between the complete song (ending after seven elements and about 1.5 s) and the nest box singing as well as frequencies of up to 10 kHz (date: 20th of April 2010, bird 258).

Abb. 21: Sonagramm der Erregungsrufe eines Trauerschnäpper-♂ (Datum: 29.04.2010, Individuum 110). Fig. 21: Sonagram of the nervous calls of a Pied Flycatcher-♂ (date: 29th of April 2010, bird 110). Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 121

werden. Innerhalb von 45 min nahm die Helligkeit exponentiell zu, wobei ab 6.30 Uhr MESZ eine Helligkeit von 131 Lux festgestellt und danach keine weitere Hel- ligkeitszunahme registriert werden konnte.

3.2. Schalldruckpegelmessung

In den Monaten Mai und Juni 2010 wurden die Schalldruckpegel der Gesänge von neun Abb. 22: Helligkeitskurve zwischen Gesangs- verschiedenen Trauerschnäppern gemessen beginn eines Trauerschnäpper-♂ um 5.45 Uhr (Tab. 1). Zu jeder Gesangsaufzeichnung MESZ (Helligkeit = 0,09 lx) und Beginn einer wurden Datum, Entfernung Vogel-Mikro- aktiven Gesangsphase ab 6.30 Uhr MESZ (Hel- fon sowie meteorologische Werte zur je- ligkeit = 100,85 lx) (Datum: 19.04.2010). weiligen Schalldruckpegelmessung erfasst. Fig. 22: Levels of brightness between the start Die Schalldruckpegel der Gesänge von of singing of a pied fl ycatcher ♂ at 5.45 MESZ Individuum 106 und Individuum X wurden (brightness = 0.09 lx) and the beginning of an active singing phase at 6.30 MESZ (brightness = ausschließlich aus 8,2 m bzw. 11,5 m Entfer- 100.85 lx) (date: 19th of April 2010). nung aufgezeichnet, während die der restli- chen Individuen aus zwei (Individuum 344) bis zehn unterschiedlichen Entfernungen Gesangsbeginn der Trauerschnäpper in (Individuum Y) aufgenommen wurden. Beziehung zum Helligkeitsverlauf des Tages Insgesamt wurden bei dieser Schalldruck- zu setzen (Abb. 22). Die ersten Gesangsstro- pegel-Messung 7503 Laute ausgewertet phen der Trauerschnäpper konnten bereits (Tab. 4). Die Abbildungen 23 und 24 zei- im Dunkeln bei einer Helligkeit von 0,09 gen beispielhaft zwei Gesangsstrophen des Lux um 5.45 Uhr MESZ wahrgenommen Trauerschnäpper-Individuums 259b mit den

Abb. 23: Sonagramm einer Gesangsstrophe des Trauerschnäpper-♂ 259b (oben) mit absoluter Schalldruckpegelkurve (unten). Die Initialelemente dieser Strophe sind um ca. 15 dB lauter als die der Medialphrase ab ca. 2,0 s. Fig. 23: Sonagram of a strophe of a song of the Pied Flycatcher-♂ 259b (above) with curve of the sound pressure level (below). The initial elements of this strophe are about 15 dB louder than those of the intermediate phrase starting from about 2.0 s.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 122 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

Tab. 4: Schalldruckpegelverhältnisse der Gesänge von neun Trauerschnäpper-♂♂. Zwei Nistkäs- ten waren nicht mit einer Nummer versehen, so dass die Individuen in diesen Revieren mit den Buchstaben X und Y bezeichnet wurden. Mw: Mittlerer Schalldruckpegel, Min: Minimum, Max: Maximum, Dyn: Dynamik, N: Anzahl der Laute. Tab. 4: Ratio of sound pressure level of the songs of nine Pied Flycatcher-♂♂. Two nest boxes were not numbered, instead the letters X and Y were used for the birds in these territories. Mw: average sound pressure level, Min: Minimum, Max: Maximum, Dyn: Dynamic, N: Number of sounds. Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 123

Tab. 4: Fortsetzung. Tab. 4: Continued.

Abb. 24: Sonagramm einer Gesangsstrophe des Trauerschnäpper-♂ 259b (oben) mit absoluter Schalldruckpegelkurve (unten). Fig. 24: Sonagram of a verse of a song of the Pied Flycatcher-♂ 259b (above) with the curve of the sound pressure level (below). zugehörigen absoluten Schalldruckpegeln. Schalldruckpegel des Hintergrundgeräuschs Unter der idealtypischen Voraussetzung schwankte zwischen 45 und 55 dB und eines freien Schallfeldes nimmt der Schall- betrug im Mittel ca. 50 dB. Graphisch lässt druckpegel bei einer Verdopplung der sich die Reichweite aus dem Schnittpunkt Entfernung zur Schallquelle um 6 dB ab der Regressionsgeraden und der 50 dB-Linie („6 dB-Abnahmegesetz“). Vogelgesang hat des Hintergrundgeräuschs bestimmen. Bei unter dieser Annahme eine effektive Reich- sphärischer Schallausbreitung ergibt sich aus weite bis zu der Entfernung, bei welcher der effektiven Reichweite des Gesangs eine sein mittlerer Schalldruckpegel durch das Fläche, welche von einer einzigen Singwarte Hintergrundgeräusch maskiert wird. Der aus wirksam beschallt werden kann.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 124 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

Abb. 25: Wirksame Reichweite des Gesangs des Trauerschnäpper-♂ 201. Schalldruckpegel (y-Achse) als Funktion der Entfernung zwischen singendem Vogel und Mikrofon (x-Achse dekadisch logarith- miert, vier Mittelwerte [ausgefüllte Kreise] sowie Standardabweichungen [leere Kreise]), Viertelkreise: Die beschallbare Reviergröße, welche sich aus dem Schnittpunkt der Regressionsgeraden aller vier Messungen und der 50 dB-Linie des Hintergrundgeräuschs ergibt. Fig. 25: Range of the song of the Pied Flycatcher-♂ 201. Sound pressure level (y-axis) as a function of the distance between the singing bird and the microphone (x-axis, decadic logarithmic scale; four means [full dots] and standard deviation [empty dots]). Quadrant: Size of the territory covered by sound resulting from the intersection of the regression curve of all the four measurements and the 50 dB-line of the background noise.

Für das Individuum 201 lagen Messdaten vorzugsweise aus kurzer Entfernung zwischen von vier Messungen aus unterschiedlichen Vogel und Mikrofon. Die mittlere von diesen Entfernungen vor (Abb. 25). Aus dem mitt- Trauerschnäppern effektiv beschallbare Fläche leren Schalldruckpegel ergab sich für dieses betrug 4079 m2 (messbare Reichweite = 37 m). Individuum eine effektiv beschallbare Fläche Unter Berücksichtigung der durch die Stan- von 2437 m2 (durchgezogener Viertelkreis; dardabweichung ausgedrückten Unsicherheit messbare Reichweite = 28 m) und unter ergab sich eine Fläche von 1476–11271 m2 Berücksichtigung der Standardabweichung (messbare Reichweite = 22–62 m). (gestrichelte Viertelkreise) eine Fläche von 1130-5262 m2 (messbare Reichweite = 19- 3.3. Terzanalyse 42 m). Zusätzlich wurde in Abbildung 26 jeweils ein Messwert aller neun untersuchten Die Terzanalyse des Gesangs von zwei Trauerschnäpper-Individuen aufgetragen – Individuen umfasste zwölf Strophen mit Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 125

Tab. 5: Terzanalyse für die Individuen 259b und 226. Für jedes Tier sind die Daten der ungefi l- terten Schalldruckpegelmessung der Laute den Messwerten der Terzanalyse von denselben Lauten gegenübergestellt. Mw: Mittlerer Schalldruckpegel, Min: Minimum, Max: Maximum, Dyn: Dynamik, N: Anzahl der Laute. 1 Tab. 5: Analysis of the /3 octave analysis of the birds 259b and 226. For each bird the data of the 1 unfi ltered SPL values of sounds were compared with the values of the /3 octave analysis of the same sounds. Mw: average sound pressure level, Min: Minimum, Max: Maximum, Dyn: Dynamic, N: Number of sounds.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 126 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

Abb. 26: Wirksame Reichweite des Gesangs der neun untersuchten Trauerschnäpperindividuen. Für weitere Erklärungen siehe Abbildung 25. Fig. 26: Range of the song of all the nine Pied Flycatchers studied. For further explanations see fi gure 25. insgesamt 117 Lauten (Tier 259b) bzw. elf Terzband erzielt, ist jedoch lediglich 0,4 dB Strophen mit insgesamt 180 Lauten (Tier lauter als der Mittelwert des darunter lie- 226). Die einzelnen Strophen des Individu- genden 3,15 kHz-Terzbandes (54,8 dB) und ums 259b bestanden aus 9, 8, 10, 9, 11, 9, 10, 1,1 dB lauter als der Mittelwert des darüber 12, 11, 10, 9, bzw. 9 Lauten, während beim liegenden 5 kHz-Terzbandes (54,1 dB). Im Individuum 226 in den einzelnen Strophen 5 kHz-Terzband konnten mit 68,5 dB die 18, 18, 15, 13, 18, 19, 20, 14, 14, 15 und 16 absolut lautesten Schalldruckpegel registriert Laute vorkamen. Die Ergebnisse der Terz- werden. analyse sind in Tabelle 5 dargestellt. Die lautesten frequenzspektralen Anteile Die lautesten frequenzspektralen Anteile aller Gesangselemente des Individuums aller Gesangselemente des Individuums 226 entfallen auf die Terzbänder mit einer 259b entfallen auf die Terzbänder mit ei- Filtermittenfrequenz MF = 4 kHz, MF = ner Filtermittenfrequenz MF = 3,15 kHz, 5 kHz und MF = 6,3 kHz und damit auf MF = 4 kHz und MF = 5 kHz, d.h. auf einen Frequenzbereich von 3,55-7,08 kHz. einen Frequenzbereich von 2,82 - 5,62 kHz. Der absolut höchste Schalldruckpegel wird Der absolut höchste Schalldruckpegel wird mit einem Mittelwert von 55,8 dB im 4 kHz- mit einem Mittelwert von 55,2 dB im 4 kHz- Terzband erreicht, wobei die absolut lau- Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 127

Abb. 27: Terzanalysen verschiedener Vogelarten: Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), Teichrohrsänger (A. scirpaceus), Schilfrohrsänger (A. schoenobaenus) und Sumpfrohrsänger (A. palus- tris) (nach HEUWINKEL 1982), Mariskensänger (A. melanopogen), Seggenrohrsänger (A. paludicola) (HEUWINKEL, unveröffentlicht), ♂ und ♀ der Wasseramsel (Cinclus cinclus) (aus HEUWINKEL, 1990) und Trauerschnäpper (rechts). 1 Fig. 27: /3 analyses of several bird species: Great Reed Warbler (Acrocephalus arundinaceus), Reed Warbler (A. scirpaceus), Sedge Warbler (A. schoenobaenus), Marsh Warbler (A. palustris) (after HEUWIN- KEL 1982), Moustached Warbler (A. melanopogen), Aquatic Warbler (A. paludicola) (from HEUWINKEL unpublished), Dipper ♂ and ♀ (Cinclus cinclus) (HEUWINKEL, 1990) and Pied Flycatcher (right). testen Gesangselemente (66 dB) im 5 kHz- sind die Terzfi ltermittenfrequenzen (MF), Terzband festgestellt werden konnten. die unteren bzw. oberen Eckfrequenzen und In Abbildung 27 ist das Ergebnis der die Bandbreiten eingetragen. Die Höhe der Terzanalyse des Trauerschnäppers zusam- Säulen (gestrichelte Linien) entspricht dem men mit Referenzergebnissen anderer Gesangsfrequenzspektrum der jeweiligen Vogelarten dargestellt (HEUWINKEL, 1982; Vogelart. Die Rechtecke (durchgezogene HEUWINKEL, 1990; HEUWINKEL, unveröf- Linien) geben den Frequenzbereich an, in fentlicht). Links in der kHz-Frequenzskala welchem prozentual die meisten Laute ih-

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 128 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL ren höchsten Schalldruckpegel erreichten. individuelle Zuordnung der Laute zu einem Schwarz markiert sind die Terzbänder, in bestimmten Elementtyp erfolgen, wobei denen die höchsten Schalldruckpegel im die Häufi gkeit des Vorkommens einzelner Mittel auftraten. Die Körpergewichte der Elementtypen zwischen den Individuen einzelnen Vogelarten sind im unteren Be- stark variierte. Beispielsweise kamen die reich der Abbildung ersichtlich. Initialelemente 1 und 2 in den Elementty- prepertoires von 14 der 16 untersuchten 4. Diskussion Tiere (87,5 %) vor, während der Elementtyp 3 nur von fünf der 16 Tiere (ca. 31%) und 4.1. Inter-individuelle Variabilitäts- der Elementtyp 4 nur von einem Vogel unterschiede im Gesang der Trauer- (ca. 6 %) gesungen wurden. Da die Element- schnäpper-♂♂ typbestimmung durch rein subjektive Krite- rien erfolgte, ist eine gewisse Fehlerhäufi g- Zur Beantwortung der ersten Frage be- keit bei der Zuordnung der Elementtypen züglich inter-individueller Variabilitäts- nicht auszuschließen, welche allerdings unterschiede im Gesang erfolgte eine verhältnismäßig zur Anzahl ausgewerteter sonagraphische Analyse des Gesänge von Elemente (N = 20.606) vernachlässigt 16 Trauerschnäpperindividuen. Die Anzahl werden kann. entspricht einem Anteil von ca. 30 % an der Während Elementtypen im Sonagramm Gesamtbrutpopulation (52 Brutpaare) und nur geringfügig zwischen den Individuen ca. 20 % an allen insgesamt registrierten sin- variierten, verdeutlicht die detaillierte Stro- genden ♂♂ (77 Individuen) auf dem Wald- phenanalyse, dass eine individuenübergrei- friedhof (EMMERICH & HEUWINKEL 2011). fende Defi nition von Strophentypen nicht Der Umfang des Elementtyprepertoires durchzuführen war, obwohl sämtliche Stro- (291 unterschiedliche Elementtypen bei 16 phen aus einem Pool gleicher Elementtypen Individuen) zeigt, dass Trauerschnäpper zusammengesetzt sind. Zwar stimmten die über ein großes Gesangsrepertoire verfü- Elementtypabfolgen in den Initialabschnit- gen. Ein ähnlich großes Repertoire haben ten der einzelnen Individuen teilweise über- Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) ein, jedoch wiesen die Elementtypabfolgen (160-328 Elementtypen), Sumpfrohrsänger der Medial- bzw. Terminalabschnitte wenig (Acrocephalus palustris) (300-350 Element- Kongruenz auf, so dass die Kriterien für ei- typen) und Amsel (Turdus merula) (>300 nen gemeinsamen Strophentyp nicht erfüllt Elementtypen) (BEZZEL 1990), während werden konnten. Bei der intra-individuellen Nachtigall-♂♂ (Luscinia megarhynchos) mit bis Bestimmung der Strophentypen konnte zu 1200 Elementtypen möglicherweise das festgestellt werden, dass Strophen desselben umfangreichste Elementtyprepertoire unter Strophentyps, sofern sie zeitlich nur durch den Singvögeln aufweisen (NAGUIB & KOLB wenige Strophen voneinander getrennt wa- 1992; HULTSCH & TODT 1981). ren, in exakt derselben Elementzusammen- Darüber hinaus zeigt die Elementtypana- setzung gesungen wurden. Das Lautbild von lyse des Trauerschnäppergesangs, dass die Strophen desselben Strophentyps, welche gleichen Elementtypen von unterschiedli- mit großem zeitlichem Abstand voneinander chen Individuen mit geringer Variabilität in vorgetragen wurden, unterschied sich hinge- der Ausprägung des Lauts (Frequenz- und gen durch einzelne Elemente. Strophenty- Zeitverlauf) gesungen wurden (z.B. die pen werden dementsprechend mit größerer Elementtypen 10, 65 oder 80). Aus diesem Variabilität gesungen als Elementtypen, Grund konnte neben einer intra-individuel- welche durch ein klares Frequenz- und len Elementtypbestimmung auch eine inter- Zeitmuster defi niert sind. Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 129

Das Ergebnis der intra-individuellen pulationen geführt haben. Die Tatsache, Bestimmung des Elementtyprepertoires dass ESPMARK & LAMPE (1993) analog zur zeigt, dass zwischen den Individuen eine Vorgehensweise der vorliegenden Arbeit starke Varianz in der Anzahl gesungener „Elemente gleicher Form und Größe in einzigartiger Elementtypen auftrat. Für die gleiche Kategorie eingeordnet haben, die Gesangsparameter Elementtyp- und auch wenn sie in der Tonhöhe geringfügige Strophentyprepertoire bestand für die Variationen zeigten“, macht allerdings po- 16 analysierten Trauerschnäpper zudem pulationsspezifi sche Ursachen wahrschein- ein signifi kant positiver Zusammenhang: licher. So spielt das Gesangslernen in der Trauerschnäpper mit einem umfangreichen juvenilen Phase bei vielen Singvögeln eine Elementtyprepertoire setzen dementspre- entscheidende Rolle in der Entwicklung chend unterschiedliche Elementtypen zu zum individuellen Vollgesang der Adulti einer Vielzahl einzigartiger Strophentypen (KROODSMA & BAYLIS 1982). Im Falle eines zusammen – kurz: Sie „komponieren“ geringen Lernangebots während der senso- neue Strophentypen. Des Weiteren zeigte motorischen Lernphase (MARLER, 1987) in sich, dass jene Individuen, die in den 100 Form von monotonem Vorbildgesang, ist Gesangsstrophen insgesamt die meisten Ele- eine Beeinträchtigung der Gesangsentwick- mente sangen, auch die variabelsten Sänger, lung denkbar. ESPMARK & LAMPE (1993) bezogen auf ein großes Elementtyp- und berichten allerdings, dass Trauerschnäpper- Strophentyprepertoire, waren. Individuen während der vier Jahre ihrer ESPMARK & LAMPE (1993) bestimmten Gesangsanalyse ihre Gesangsstruktur we- das Elementtyprepertoire einer Trauer- sentlich verändert haben und diskutieren schnäpperpopulation aus Norwegen in in diesem Zusammenhang, dass Vögel eine vier aufeinander folgenden Jahren. Das Leben lang Gesang lernen, wodurch Defi - durchschnittliche Elementtyprepertoire in zite in juvenilen Stadien der Vögel wieder 25 Strophen lag bei 27,4 ± 11,4 Element- ausgeglichen werden könnten. Darüber typen bei 30 analysierten Individuen. Um hinaus könnte die Tatsache des geringeren die Befunde mit den Daten dieser Arbeit Elementtyprepertoires der norwegischen zu vergleichen, wurde der Umfang der Trauerschnäpperpopulation im Vergleich Elementtypanalyse, welche 100 Strophen zum Repertoire der Population auf Lau- umfasste, auf 25 Strophen reduziert. Es er- heide auch auf eine genetisch bedingte gab sich ein durchschnittliches Elementty- Dialekt-Form zurückzuführen sein. Dia- prepertoire von 48,8 ± 17,1 Elementtypen lekte beschreiben bei Vögeln spezifi sche bei einem Median von 49,5 Elementtypen. Eigenschaften in ihrer Gesangsstruktur, Das für die Trauerschnäpper des Waldfried- die sich von denen anderer Gebiete kon- hofs Lauheide ermittelte durchschnittliche stant unterscheiden (CATCHPOLE & SLATER Elementtyprepertoire lag demnach ca. 21 2008). Möglicherweise ist der Dialekt des Elementtypen über dem durchschnittlichen Trauerschnäppergesangs in Norwegen Elementtyprepertoire der Trauerschnäp- durch eine geringere Anzahl einzigartiger perpopulation aus Norwegen. Da die Elementtypen gekennzeichnet. Bestimmung des Elementtyprepertoires Insgesamt konnte die Aussage von VON subjektiven Kriterien unterliegt, ist es HAARTMAN & LÖHRL (1950), dass Trauer- möglich, dass aufgrund nicht einheitlicher schnäpper-♂♂ „mit vereinzelten Ausnah- Elementtypdefinitionen methodische men alle in derselben Weise“ singen, für die Gründe zur deutlichen Abweichung im Population auf dem Waldfriedhof Lauheide durchschnittlichen Elementtyprepertoire nicht bestätigt werden. Der Gesang der der untersuchten Trauerschnäpperpo- Trauerschnäpper auf dem Waldfriedhof

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 130 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

Lauheide ist durch inter-individuelle Varia- Trauerschnäpper zu. Die Gesangsvariabilität bilitätsunterschiede in Bezug auf die Größe von Trauerschnäpper-♂♂ ist positiv mit der Elementtyp- und Strophentypreper- dem Alter, dem Körpergewicht und dem toires charakterisiert. Außerdem konnte Grad der Schwarzfärbung des Gefi eders der eine signifi kant größere Gesamtanzahl an Tiere korreliert und zeigt demnach indirekt gesungenen Elementen für Individuen mit die Fitness der Tiere an (LAMPE & ESPMARK variablerem Gesang im Vergleich zu weni- 1994). Trauerschnäpper-♀♀ erhalten somit ger variabel singenden ♂♂ nachgewiesen durch die individuelle Gesangscharakteristik werden. der ♂♂ Auskunft über deren Fitnesszustand und können bei der Partnersuche im Frühjahr 4.2. Korrelation des Ankunftsdatums Individuen mit einem großen Gesangsreper- mit der Gesangsvariabilität der Trauer- toire auswählen. schnäpper-♂♂ In diesem Zusammenhang ist es von Interesse, ob früh im Jahr ins Brutgebiet Für die Beantwortung der zweiten Frage, eintreffende Trauerschnäpper-♂♂ – be- ob das Ankunftsdatum der Trauerschnäp- dingt durch ihre hohe Fitness – auch einen per-♂♂ im Brutgebiet mit der Gesamtzahl variableren Gesang als Spätankömmlinge einzigartiger Elementtyp- und Strophen- aufweisen. Es zeigte sich, dass sowohl das typrepertoires sowie der Gesamtzahl Elementtyp- als auch das Strophentypre- ge sungener Elemente in der analysierten pertoire negativ mit dem Ankunftsdatum Strophenauswahl korreliert, ist zunächst korreliert waren. Je früher das Ankunfts- das Phänomen Vogelgesang zu betrachten. datum der Trauerschnäpperindividuen im Bereits DARWIN (1871) erklärte Vogelge- Brutgebiet war, desto variabler war deren sang durch sexuelle Selektion und beschrieb Gesang und umgekehrt. Darüber hinaus es funktionell als männliches Werbungs- und konnte festgestellt werden, dass das An- Paarungsverhalten. HAMILTON & ZUK (1982) kunftsdatum der Vögel nicht mit der Ge- postulierten, dass sekundäre Geschlechts- samtzahl gesungener Elemente korreliert, merkmale eines Individuums, zu welchen obwohl zuvor eine positive Korrelation auch der Vogelgesang gezählt werden kann, zwischen der gesungenen Gesamtelemen- indirekt dessen Fitness und Resistenz gegen tanzahl und den Elementtyp- und Stro- Parasiten widerspiegeln. Deshalb verpaaren phentyprepertoires der Trauerschnäpper sich ♀♀ häufi ger mit ♂♂, die verhältnismä- nachgewiesen werden konnte. ßig auffallende sekundäre Geschlechtsmerk- Offensichtlich sind nicht die Anzahl male zeigen. Auf diese Weise entsteht bei der gesungener Elemente in Gesangsstro- Paarung mit einem ♂ mit auffallenden sekun- phen, sondern die Anzahl an einzigarti- dären Geschlechtsmerkmalen indirekt ein Fit- gen Element- und/oder Strophentypen nessvorteil für das ♀, weil die Nachkommen die entscheidenden Parameter für die die Gene des ♂ erben. Bei einer Vielzahl an Variabilität des Gesanges und – sofern Vogelarten scheint der individuelle Gesang variablere Sänger tatsächlich die höhere jedoch keine Auskunft über die jeweilige Fit- Fitness aufweisen – damit auch für die ness der Sänger zu geben (CATCHPOLE 1987). Fitness der Vögel. Für einige Vogelarten wie Kohlmeise (Parus Ob die Frühankömmlinge des Jahres major) und Goldammer (Emberiza citrinella) 2010 auch die qualitativ hochwertigsten konnte allerdings experimentell nachgewiesen Reviere auf dem Waldfriedhof besetzten werden, dass ♂♂ mit größerem Gesangsre- und ♀♀ demnach bei der Partnerauswahl pertoire attraktiver auf ♀♀ wirken (BAKER eines besonders variabel singenden ♂ et al. 1986, 1987). Dies trifft auch auf den indirekt auch ein qualitativ hochwertiges Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 131

Revier auswählten, konnte nicht geklärt von 10 m um die Nisthöhle stattfi nden. Dies werden. ALATALO et al. (1986) berichten konnte 1972 bestätigt werden; damals konn- allerdings, dass nicht Alter, Körperge- te der Autor einen Radius um die Bruthöhle wicht, Gefi ederschwärzung oder Gesangs- von 10-15 m nachweisen (VON HAARTMAN repertoire der ♂♂ für die einen Partner 1972). Wenn es zutrifft, dass die maximale suchenden ♀♀ entscheidend sind, son- beschallbare Fläche mit der Reviergröße dern die Qualität der Reviere das einzige des Trauerschnäppers übereinstimmt, Auswahlkriterium ist. wären die Reviere größer als bisher in der Literatur angegeben. CREUTZ (1955) weist 4.3. Effektiv beschallbare Fläche und in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Reviergröße der Trauerschnäpper-♂♂ die Reviergröße von der Siedlungsdichte abhängt. Da die künstlichen Nisthilfen auf Unsere Schalldruckpegelmessungen erlau- dem Waldfriedhof Lauheide alle in einem ben Aussagen über die Bestimmung der gewissen Mindestabstand angebracht wur- absoluten Lautstärke einzelner Gesangs- den, ergibt sich in diesem Areal zwangsläufi g elemente und geben Antworten auf die eine gewisse Reviergröße. dritte Frage nach der Größe der effektiv Während der Schalldruckpegel-Messung beschallbaren Fläche sowie der sich daraus des Individuums 226 am 8.5.2010 konnte berechneten Reviergrößen der ♂♂. der Schalldruckpegel des „Nachbar“-Trau- Für das Individuum 201 konnte eine erschnäppers X registriert werden. Die Ent- effektive Reichweite des Gesangs von fernung des Mikrofons zum Nistkasten 226 28 m festgestellt und daraus eine wirksam betrug 5,8 m. Es kann also davon ausgegan- beschallbare Fläche von 2437 m2 berechnet gen werden, dass die Gesangsstrophen des werden. Für die neun analysierten Individu- „Nachbarn“ X vom Individuum 226 – sofern en konnte eine durchschnittliche effektive es sich in der Nähe des Nistkastens aufhielt Reichweite von 37 m festgestellt werden. – deutlich wahrgenommen werden konnten. Die sich daraus ergebende Fläche beträgt Hierbei scheint der Vogel eine absolute 4079 m2. Unter Berücksichtigung der durch Lautstärke von durchschnittlich 51 dB und die Standardabweichung ausgedrückten maximal 57 dB zu tolerieren. In Einklang mit Unsicherheit ergibt sich eine Fläche von den obigen Angaben von Reviergrößen lässt 1194-15393 m2. Die Messdaten des Indivi- diese Tatsache vermuten, dass Reviergrößen duums 201 (messbare Reichweite = 28 m) von Trauerschnäppern in Abhängigkeit von fallen demnach in den Varianzbereich der der Siedlungsdichte auch kleiner ausfallen Berechnung aller Individuen. Es ist aller- können. Zudem konnte beobachtet werden, dings zu beachten, dass die Vögel unter- dass die Gesangsstrophen des „Nachbar“- schiedliche Singwarten besitzen und daher Trauerschnäppers X vorwiegend während die beschallbaren Flächen mitunter noch der Pausen zwischen zwei Strophen des größer ausfallen könnten. Individuums 226 vorgetragen wurden. CREUTZ (1955) gibt für Trauerschnäpper eine Reviergröße von mindestens 1000- 4.4. Lautstärkeunterschiede einzelner 2000 m2 an. Des Weiteren ermittelte TOMPA Elemente des Trauerschnäppergesangs (1976) Reviergrößen mit einem mittleren Durchmesser von 24 m, was einer kreisför- Auch zur Beantwortung der vierten Frage, migen Fläche von 452 m2 entspricht. VON ob einzelne Elemente einer Trauerschnäp- HAARTMAN (1956) konnte für eine fi nnische perstrophe durch eine unterschiedliche Trauerschnäpperpopulation zeigen, dass Lautstärke gekennzeichnet sind, können 50 % der Revierkämpfe in einem Umkreis unsere Untersuchungen beitragen.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 132 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

Der mittlere Schalldruckpegel der Trau- ähneln. Der Frequenzbereich beider Arten erschnäpper-♂♂ betrug 60,1 ± 1,4 dB liegt bei ca. 2-9 kHz. Die lautesten Elemente bei einem Median von 60,00 dB und einer im Gesang des Trauerschnäppers nehmen al- durchschnittlichen Entfernung der Vögel lerdings ausschließlich einen Frequenzbereich zum Mikrofon von 8,8 ± 2,0 m. Obwohl von ca. 3,5-4,5 kHz ein. Sumpfrohrsänger der Gesang der Vögel aus unterschiedlichen haben jedoch auch laute Gesangselemente in Entfernungen aufgenommen wurde, zeigt die niedrigeren Frequenzbereichen. Für Marisken- geringe Standardabweichung des mittleren sänger (Acrocephalus melanopogon), Seggenrohr- Schalldruckpegels (± 1,4 dB), dass sich die sänger (A. paludicola) und Schilfrohrsänger (A. Vögel hinsichtlich ihrer absoluten Lautstärke schoenobaenus) konnten im Vergleich zum Trau- wenig voneinander unterscheiden. Selten erschnäpper frequenzspektrale Gesangsanteile sangen einzelne Individuen jedoch deutlich bis zu ca. 14 kHz nachgewiesen werden. Die lauter als andere, obwohl deren Gesänge beschriebenen Rohrsängerarten (Körperge- aus weiteren Entfernungen aufgenommen wicht 11–12 g) sind etwa so groß und schwer wurden (Individuum Y, Individuum 259b). wie Trauerschnäpper-♂♂ (ca. 13 g). Für die Lautstärkeunterschiede sind zwei Ein Vergleich des Frequenzspektrums des Gründe denkbar. Zum einen ist die Singrich- Drosselrohrsängers (Acrocephalus arundinaceus), tung der Vögel von deren Singwarten für die der im Mittel etwa 30 g wiegt, mit den anderen Ausbreitung und damit für die Intensität des Rohrsängerarten verdeutlicht allerdings, dass Schallereignisses entscheidend. Es konnte die Tonhöhe der Lauterzeugung nicht in allen beobachtet werden, dass die Tiere nicht nur in Fällen mit Größe oder Körpergewicht der Richtung Mikrofon, sondern auch quer zum Vögel korreliert – die höchsten Schalldruck- Mikrofon oder vom Mikrofon weg gesungen pegel traten beim Drosselrohrsänger in einem haben. Eine gewisse Richtcharakteristik kann vergleichsweise niedrigen Frequenzbereich demnach zu den abweichenden Ergebnissen von ca. 2,8-3,5 kHz auf. Darüber hinaus liegt der frequenzspektralen Schallintensitäten das mittlere Frequenzspektrum des Gesangs einzelner Gesangselemente geführt haben. der Wasseramsel (Cinclus cinclus), welcher Zum anderen können die abweichenden zur Paarbindung sowohl von ♂♂ als auch Schalldruckpegelverhältnisse auf individu- von ♀♀ vorgetragen wird, deutlich höher elle Lautstärkeunterschiede zurückzuführen als jenes der sechs untersuchten Rohrsän- sein. HEUWINKEL (1982) berichtet, dass sich gerarten, obwohl Wasseramseln mit ca. 60 g Individuen des Drosselrohrsängers (Acroce- deutlich schwerer sind. Wasseramseln brüten phalus arundinaceus) teilweise deutlich in der an schnell fl ießenden Gewässern, wodurch Gesangslautstärke unterscheiden. stellenweise große Geräuschpegel durch Die Terzanalyse ermöglicht die Bestimmung Verwirbelungen des Wassers verursacht wer- des Frequenzspektrums der Gesangslaute. den können (HEUWINKEL 1990). HEUWINKEL Diese liegt für beide untersuchten Individuen (1990) vermutet im hohen Frequenzspektrum innerhalb der Terzbänder mit einer Mitten- des Wasseramselgesangs eine ökologische frequenz (MF) von 2-8 kHz. Die höchsten Anpassung an diesen Lebensraum, da hohe mittleren Schalldruckpegel wurden im Terz- Töne in einer monotonen geräuschhaften band mit einer Mittenfrequenz MF = 4 kHz Kulisse deutlicher wahrgenommen werden erzielt. Bei einem Vergleich der Frequenz- können. BERGMANN et al. (1975) beschreiben spektren des Trauerschnäppers mit anderen in diesem Zusammenhang, dass der Gesang Vogelarten ist ersichtlich, dass die Laute des des ca. 400 g schweren Haselhuhns (Tetrastes Trauerschnäppers hinsichtlich ihres kom- bonasia) eher an die Strophen eines Gold- pletten Gesangsfrequenzspektrums denen hähnchens erinnert als an die Lautäußerun- des Sumpfrohrsängers (Acrocephalus palustris) gen anderer Raufußhühner. Diese Tatsache Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 133 bekräftigt die Vermutung einer ökologischen grasmücke bereits beschrieben, kann demnach Anpassung des Gesangs vieler Vogelarten an beim Trauerschnäpper vermutet werden. Die ihren Lebensraum. Tatsache, dass der Nistkastengesang, welcher Vogelgesängen werden funktionelle Bedeu- vom ♂ bevorzugt beim Erscheinen des ♀ tungen zugesprochen, wobei territoriale und vorgetragen wird, um ca. 10 dB leiser als der sexuelle Funktionen eine übergeordnete Rolle Vollgesang gesungen wird, deutet zudem auf einnehmen. In einigen Fällen differieren die eine sexuelle Funktion leiserer Elemente im Gesänge, welche an männliche Artgenossen Gesang des Trauerschnäppers hin. gerichtet sind, deutlich im Vergleich zu jenen Gesängen, welche ♀♀ ansprechen sollen. Danksagung CATCHPOLE et al. (2010) berichten, dass z. B. Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) Wir danken Herrn Prof. Dr. Rüdiger PAUL, lange Gesangsstrophen als sexuelles Werbe- Instituts für Zoophysiologie der Westfäli- verhalten einsetzen, während kürzere Gesangs- schen Wilhelms-Universität Münster, für passagen ausschließlich der Revierverteidigung die Bereitstellung des Arbeitsplatzes sowie dienen. Bei einigen Vogelarten übernehmen Herrn Prof. Dr. Hartmut GREVEN für die verschiedene Abschnitte innerhalb einer ein- Durchsicht des Manuskripts. zelnen Gesangsstrophe verschiedene Funkti- onen. Beispielsweise könnte der anfängliche Literatur „Triller“ im Gesang des Buchfi nken (Fringilla coelebs) eine territoriale und der „Endschnörkel“ ALATALO, R.V., LUNDBERG, A., GLYNN, C., 1986: eine sexuelle Funktion einnehmen (RIEBEL & Female pied flycatchers choose territory SLATER 1998). Der Gesang der Mönchsgras- quality and not male characteristics. – Nature mücke (Sylvia atricapilla) besteht ebenfalls aus 323, 152-153. BAKER, M.C., BJERKE, T.K., LAMPE, H.M., ESP- zwei Abschnitten, die sich in ihrer Lautstärke MARK, Y.O., 1986: Sexual response of female deutlich voneinander unterscheiden: einem great tits to variation in size of males’ song leisen Zwitschern („warbling“) zu Beginn und repertoires. – The American Naturalist 128, einem lauten Flöten („whistling“) zum Ende 491-498. einer Strophe. MARLER und SLABBEKOORN BAKER, M.C., BJERKE, T.K., LAMPE, H.M., ESP- (2004) vermuten, dass die lauten, deutlich ein- MARK, Y.O., 1987: Sexual response of female facher lokalisierbaren Flötentöne am Ende des yellowhammers to differences in regional Gesangs eine Funktion zur Revierverteidigung song dialects and repertoire sizes. – Animal einnehmen, während die leiseren gezwitscher- Behaviour 35, 395-401. ♀ BERGMANN, H.H., KLAUS, S., MÜLLER, F., WIESNER, ten Töne dem Anlocken des dienen. Die J., 1975: Individualität und Artspezifi tät in Tatsache, dass das anfängliche Zwitschern den Gesangsstrophen einer Population des nach der Verpaarung größtenteils eingestellt Haselhuhns (Bonasa bonasia L., Tetraoninae, und der Gesang auf das Flöten reduziert wird, Phasianidae). – Behaviour 55, 94-114. bekräftigt diese Vermutung. BEZZEL, E., 1990: Ornithologie. – Ulmer & Co., Zusammenfassend führten unsere Schall- Stuttgart. druckpegelmessungen und Terzanalysen zu CATCHPOLE, C.K., 1987: Bird song, sexual selec- dem Ergebnis, dass nicht alle Strophen, vor tion, and female choice. – Trends in Ecology allem aber nicht alle Laute mit gleicher Ampli- and Evolution 2, 94-97. CATCHPOLE, C.K., SLATER, P.J.B., 2008: Bird song: tude vorgetragen werden, sondern einige Laute Biological themes and variations. – University des Initialabschnitts bisweilen ca. 10-15 dB Press, Cambridge. lauter gesungen werden als Elemente des Ter- CATCHPOLE, C., LEISLER, B., DITTAMI, J., 2010: minalabschnitts. Eine mögliche duale Funktion Sexual differences in the responses of captive des Gesangs, wie für Buchfi nk und Mönchs- Great Reed Warblers (Acrocephalus arundinaceus)

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 134 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL

to variation in song structure and repertoire palustris und ihre Beziehung zur Biotopakustik. size. – Ethology 73, 69-77. – Ökologie der Vögel 4, 85-174. CREUTZ, G., 1955: Der Trauerschnäpper (Muscica- HEUWINKEL, H., 1990: Bioacoustical investiga- pa hypoleuca [Pallas]). Eine Populationsstudie. tions on the dipper. – Acta XX Congres- – Journal für Ornithologie 96, 241-326. sus Internationalis Ornithologici, Beiheft. CURIO, E., 1959: Verhaltensstudien am Trau- Christchurch, Neuseeland. erschnäpper. Beiträge zur Ethologie und HULTSCH, H., TODT, D., 1981: Repertoire sharing Ökologie von Muscicapa h. hypoleuca Pallas. – and song-post distance in nightingales (Lus- Zeitschrift für Tierpsychologie 3, 8-94. cinia megarhynchos B.). – Behavioral Ecology DALE, S., AMUNDSEN T., LIFJELD, J.T., SLAGSVOLD and Sociobiology 8, 183-188. T., 1990: Mate sampling behaviour of female KROODSMA, D. E., BAYLIS, J. R., 1982: A world pied fl ycatchers: Evidence for active mate survey of evidence for vocal learning in birds. choice. – Behavioral Ecology and Sociobiol- – Acoustic communication in Birds 2, 311-337. ogy 27, 87-91. LAMPE, H.M., ESPMARK, Y.O., 1994: Song structure DARWIN, C., 1871: The descent of man, and selec- refl ects male quality in pied fl ycatchers, Ficedula tion in relation to sex. – John Murray, London. hypoleuca. – Animal Behaviour 47, 869-876. EMMERICH, J., HEUWINKEL, H., 2011: Die Avifauna MARLER, P., 1987: Sensitive periods and the roles des Waldfriedhofs Lauheide (Stadt Münster) of specifi c and general sensory stimulation in unter besonderer Berücksichtigung der birdsong learning. – In: Imprinting and corti- Trauerschnäpper-Population (Ficedula hypo- cal plasticity. Comparative aspects of sensitive leuca). – Acta Biologica Benrodis 16, 89-103. periods, Springer-Verlag, New York. 99-135. ESPMARK, Y.O., LAMPE, H.M., 1993: Variations in the MARLER, P., SLABBEKOORN, H.W., 2004: Nature’s song of the pied fl ycatcher within and between music: the science of birdsong. – Elsevier breeding seasons. – Bioacoustics 5, 33565. Academic Press, Boston. 72-76. HAMILTON, W., ZUK, M., 1982: Heritable true NAGUIB, M., KOLB, H., 1992: Vergleich des fi tness and bright birds: a role for parasites? Strophenaufbaus und der Strophenabfolge – Science 218, 384-387. an Gesängen von Sprosser (Luscinia luscinia) VON HAARTMAN, L., LÖHRL, H., 1950: Die und Blaukehlchen (Luscinia svecica). – Journal Lautäuβerungen des Trauer- und Halsband- of Ornithology 133, 133-145. fl iegenschnäppers, Muscicapa h. hypoleuca (Pall.) RIEBEL, K., SLATER, P.J.B., 1998: Testing female und M. a. albicollis Temminck. – Ornis fennica chaffi nch song preferences by operant con- 27, 85–97. ditioning. – Animal Behaviour 56, 1443-1453. VON HAARTMAN, L., 1956: Territory in the pied fl y- THIMM, F., 1973: Sequentielle und zeitliche Be- catcher Muscicapa hypoleuca. – Ibis 98, 460-475. ziehungen im Reviergesang des Gartenrot- VON HAARTMAN, L., 1972: Infl uence of territory schwanzes (Phoenicurus phoenicurus L.). – Jour- upon structure and dynamics of bird popula- nal of Comparative Physiology 84, 311-334. tions. In: Population Ecology of Migratory TOMPA, F.S., 1967: Reproductive success in rela- Birds: A Symposium. U.S. Departement of the tion to breeding density in pied fl ycatchers, Interior. – Wildlife Research Report 2, 101-111. Ficedula hypoleuca (Pallas). – Acta Zoologica HEUWINKEL, H., 1982: Schalldruckpegel und Fre- Fennica 118, 3-28. quenzspektren der Gesänge von Acrocephalus arundinaceus, A. scirpeus, A. schoenbaenus und A. Eingegangen: 19.05.2011 Angenommen: 03.12.2011 Anhang

Im Anhang ist eine Auswahl von 100 aufeinander folgenden Gesangsstrophen eines Trau- erschnäpper-♂ sonagraphisch dargestellt (Datum: 28.04.2010: Individuum 73). Insgesamt wurden in 11:20 min 86 einzigartige Elementtypen und 29 einzigartige Strophentypen vorgetragen. Folglich zeigt dieses Individuum im Vergleich zu den 15 weiteren analysier- ten Trauerschnäppergesängen eine sehr große Gesangsvariabilität. In den Sonagrammen werden die jeweils neuen einzigartigen Strophentypen fortlaufend nummeriert. Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 135

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 136 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 137

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 138 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 139

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 140 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 141

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 142 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 143

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 144 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 145

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 146 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 147

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 148 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 149

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 150 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 151

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 152 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 153

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 154 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 155

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 156 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 157

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 158 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Bioakustische Untersuchungen an Trauerschnäppern des Waldfriedhofs Lauheide 159

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 160 JAN EMMERICH, RALPH PIROW & HUBERT HEUWINKEL Brutbestände von Mehl- und Rauchschwalben in Dormagen-Stürzelberg 161

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011): 161-168

Brutbestände von Mehl- und Rauchschwalben (Delichon urbica, Hirundo rustica) in Dormagen- Stürzelberg (NRW) in den Jahren 1991 und 2011

Breeding stocks of House Martin and Barn Swallow (Delichon urbica, Hirundo rustica) in Dormagen-Stürzelberg (North Rhine-Westphalia; Lower Rhine Embayment) in the years 1991 and 2011

FREDERIK SACHSER1, IRENE SCHNOOR2, JÜRGEN SCHUMANN3 & MICHAEL STEVENS4 1 Leibnizgasse 39/31, A-1090 Wien, Austria; [email protected] 2 In der Kuhtrift 11, D-41541 Dormagen-Stürzelberg, Germany; [email protected] 3 Department Biologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsstr. 1, D-40225 Düsseldorf, Germany; [email protected] 4 Haus der Natur – Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss e.V., Kloster Knechtste- den 13, D-41540 Dormagen, Germany; [email protected]

Zusammenfassung: Mehl- und Rauchschwalben sind in Nordrhein-Westfalen häufi ge Brutvögel. Eine bisher unpublizierte Bestandsaufnahme beider Arten in Dormagen-Stürzelberg wurde im Jahr 1991 durchgeführt und 2011 wiederholt. Die Mehlschwalbe besiedelte 1991 45 Standorte mit ein bis sieben Nestern (Gesamtzahl 108; mittlere Anzahl der Nester pro Standort: 2,4). 2011 waren es 37 Standorte mit ein bis fünf Nestern (Gesamtzahl 74; mittlere Anzahl der Nester pro Standort: 2,0). Der Rückgang innerhalb von 20 Jahren betrug 31,5 %. 1991 wurde ausschließlich die geschlossene Bebauung von Dormagen-Stürzelberg untersucht, in der von der Rauchschwalbe vier Standorte mit ein bis zwei Nestern (Gesamtzahl 6; mittlere Anzahl der Nester pro Standort: 1,5) gefunden wurden. Im Jahr 2011 wurden auch die landwirtschaftlichen Betriebe außerhalb der geschlossenen Bebauung untersucht, so dass 31 Rauchschwalben-Brutpaare mit ein bis zehn Nester pro Standort gefunden wurden (Gesamtzahl 31; mittlere Anzahl der Nester pro Standort: 4,4).

Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Brutbestand, Dormagen-Stürzelberg, Vergleich 1991 mit 2011, Bestandsrückgang

Summary: The House Martin and the Barn Swallow are common breeding birds in North Rhine-Westphalia. An unpublished survey on the breeding stocks of both species was carried out in 1991 in Dormagen-Stürzelberg and was repeated in 2011. The House Martin settled 1991 at 45 sites with 1-7 nests (total number 108; mean number of nests per site: 2.4) and in 2011 at 37 sites with 1-5 nests (total number 74; mean number of nests per site: 2.0). The decrease in breeding stock of House Martin in Dormagen-Stürzelberg is 31.5 % in 20 years. In 1991 exclusively the closed location of buildings of Dormagen-Stürzelberg was examined, where from the Barn Swallow 4 sites with 1-2 nests (total number 6; mean number of nests per site: 1.5) were found. In 2011 the agricultural buildings outside the closed location of buildings of Dormagen-Stürzelberg were examined as well. In total 31 Barn Swallow pairs with 1-10 nests were found (total number 31; mean number of nests per site: 4.4).

House Martin, Barn Swallow, breeding stock, Dormagen-Stürzelberg, comparison of 1991 with 2011, decline of population

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 162 FREDERIK SACHSER, IRENE SCHNOOR, JÜRGEN SCHUMANN & MICHAEL STEVENS

1. Einleitung Koppeln innerhalb des Ortes vor. Durch die zahlreichen Hecken und einzelnen Bäume Rauch- und Mehlschwalbe sind in Nord- ist ein verhältnismäßig gutes Futterangebot rhein-Westfalen häufi ge Brutvogelarten. gegeben (GRÜEBLER et al. 2008), während Für das Jahr 2005 wird für die Rauch- am Rheinufer Nistmaterial zu fi nden ist. schwalbe in NRW ein Brutbestand von Im Nordosten grenzt das NSG und FFH- 147.000 Paaren angenommen; für die Gebiet „Grind“ (DE-4807-301) an. Im Mehlschwalbe wird ein Brutbestand von Westen befi ndet sich Dormagen-St. Peter 98.000 Paaren geschätzt (SUDMANN et al. und im Nordwesten und Südwesten liegen 2008). Doch ist sowohl der lang- als auch Gewerbegebiete. Südlich und südöstlich von der kurzfristige Bestandstrend beider Arten Stürzelberg bestimmen Äcker und einzelne rückläufi g. Der langfristige Bestandstrend Gehöfte die Landschaft. Augenscheinlich zeigt einen Rückgang von mehr als 20 % ist die Lebensraumausstattung im Raum des Brutbestandes in 50-150 Jahren und der Dormagen-Stürzelberg relativ günstig. kurzfristige Bestandstrend weist auf eine Im Jahre 1991 wurde von IRENE SCHNOOR sehr starke Abnahme von mehr als 50 % in der besiedelte Bereich von Dormagen- den letzten 25 Jahren hin (SUDMANN et al. Stürzelberg untersucht. Im Jahr 2011 wurde 2008). Beide Arten sind sowohl in Nord- die Untersuchung unter Einbeziehung der rhein-Westfalen als auch in der Nieder- umliegenden Bauernhöfe durch FREDERIK rheinischen Bucht „gefährdet“ und „von SACHSER wiederholt. Die Siedlungsfl äche Schutzmaßnahmen abhängig“ (SUDMANN von Dormagen-Stürzelberg wurde einmal et al. 2008). Auch im Rhein-Kreis Neuss zwischen dem 30.05. und dem 10.06.2011 wird für beide Arten ein Bestandsrückgang systematisch zu Fuß oder mit dem Fahrrad angenommen (WYRICH 2010/11). abgesucht. Als Hilfsmittel diente ein Fern- Da für Dormagen-Stürzelberg eine bislang glas (Kite Birdwatcher 8x42). Die Untersu- unpublizierte Bestandsaufnahme aus der chungen begannen gegen 07:00 Uhr und Saison 1991 der beiden Schwalbenarten vor- dauerten meist zehn Stunden. Die Witterung lagen, war es in Anbetracht des Rückganges war mild, trocken und sonnig. Der Wind war von Brutpaaren sinnvoll, die Bestände nach an keinem Untersuchungstag stark. 20 Jahren erneut zu erfassen. Die Mehlschwalbe brütet meist an oder seltener in Gebäuden, vorwiegend innerhalb 2. Material und Methoden geschlossener menschlicher Bebauung. Da- her wurden Vorsprünge wie Dachtraufen, Stürzelberg ist der nördlichste Stadtteil von Balkone etc. kontrolliert. Bei der Erfassung Dormagen und liegt an einem Prallhang un- wurde versucht, alle Hauswände von allen mittelbar am Rhein (Stromkilometer 725,5). Häusern der Ortschaften auf Nester zu Die Wohnbebauung besteht überwiegend untersuchen. Teilweise konnten nur ein aus Einfamilienhäusern, seltener sind auch bis drei Hauswände eingesehen werden. Zwei- und Mehrfamilienhäuser vorhanden. Zudem wurde auf die charakteristischen Im Zeitraum von 1991 bis 2011 sind kaum Rufe geachtet. neue Baugebiete erschlossen worden. Die Die Bestandserfassung der Rauchschwalbe Bevölkerungszahl hat sich daher von 1990 verlief ähnlich wie die der Mehlschwalbe (4.728) bis zum Juni 2010 (4.218) leicht und wurde in demselben Zeitraum durch- verringert (WEBER et al. 2010). Neben dem geführt. Die Rauchschwalbe brütet meist in Rhein, Baggerseen und dem Naturschutz- oder seltener an Gebäuden, hauptsächlich gebiet „Grind“ im Nordwesten kommen in an landwirtschaftlichen Gebäuden. Daher Stürzelberg auch große Gärten, Äcker und wurden landwirtschaftliche Betriebe nach Brutbestände von Mehl- und Rauchschwalben in Dormagen-Stürzelberg 163 vorheriger Absprache mit den Eigentümern 2,0. Betrachtet man die Einzelstandorte, so kontrolliert. Auch hier wurde auf den Gesang gibt es Kolonien, die gleich groß bleiben (drei geachtet. Als Brutnachweis galten bei beiden Nester Schülgenstraße; fünf Nester In der Arten rufende Jungvögel, die im Nest gehört Kuhtrift), deutlich kleiner werden (1991: elf und/oder gesehen wurden. Nestbauende Nester; 2011: zwei Nester, Urdenbacher Stra- Schwalben wurden getrennt erfasst. In der ße), größer werden (1991: ein Nest; 2011: vier Auswertung und Diskussion werden sowohl Nester, Biesenbachstraße) oder neu besiedelt Brutnachweis als auch Nestbau zusammen- werden (2011: zwei Nester, Uferstraße). gefasst, da voraussichtlich der Nestbau in den 2011 wurden 122 Abdrücke von Altnestern meisten Fällen zur Brut führte. bzw. zerstörte Altnester gezählt. Die Brut- paare der Mehlschwalben sind in Stürzel- 3. Ergebnisse berg fl ächendeckend und gleichmäßig im Ort verteilt. Eine bevorzugte Standortwahl 3.1 Mehlschwalbe oder Aggregation der Nester innerhalb der Ortschaft ist nicht erkennbar. Brutnachweise Von der Mehlschwalbe wurden 1991 108 umfassen, abgesehen von wenigen Straßen- Nester und im Jahr 2011 74 Nester festgestellt zügen im Südosten, sowohl die Randberei- (Tab. 1) dies entspricht einer Differenz von che der Siedlung als auch den Ortskern und 31,5 %, so dass unabhängig von jährlichen Neubauten ebenso wie niedrige Altbauten in Populationsschwankungen ein langfristiger schmalen Gassen. An einen Eckhaus an der Bestandsrückgang angenommen wird. 1991 Hauptverkehrsstraße wurde ein brütendes verteilen sich die 108 Nester auf 45 Stand- Mehlschwalbenpaar sowie ein weiteres beim orte; 2011 waren es 37 Standorte. Das Gros Nestbau beobachtet. Im ganzen Ort fl ogen der Standorte umfasst Einzelbruten oder nur Mehlschwalben. wenige Brutpaare (Tab. 1, Abb. 1, 2). 1991 umfasste die größte Kolonie sieben Brutpaa- 3.2 Rauchschwalbe re; die mittlere Anzahl der Nester betrug 2,4. 2011 umfasste die größte Kolonie fünf Brut- Im Jahr 1991 wurden jeweils zwei Kolonien paare; die mittlere Anzahl der Nester betrug von ein und zwei Brutpaaren festgestellt

Tab. 1: Brutbestand der Mehlschwalbe in Dormagen-Stürzelberg 1991 und 2011. N/S = Nester pro Standort, n = Anzahl der jeweiligen Brutgemeinschaft, N/S*n = Produkt aus Nester pro Standort und Anzahl der jeweiligen Brutgemeinschaft = absoluten Anzahl der Nester; % = Prozentanteil, Σ % = kumulativer Prozentanteil. Tab. 1: Breeding population of House Martin in Dormagen-Stürzelberg 1991 and 2011. N/S = nests per site, n = number of breeding pairs, N/S*n = product of nests per site and number of breeding pairs; % = percentage, Σ % = cumulative percentage.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 164 FREDERIK SACHSER, IRENE SCHNOOR, JÜRGEN SCHUMANN & MICHAEL STEVENS

Tab. 2: Brutbestand der Rauchschwalbe in Dormagen-Stürzelberg 1991 und 2011. N/S = Nester pro Standort, n = Anzahl der jeweiligen Brutgemeinschaft, N/S*n = Produkt aus Nester pro Standort und Anzahl der jeweiligen Brutgemeinschaft = absoluten Anzahl der Nester; % = Prozentanteil, Σ % = kumulativer Prozentanteil. Tab. 2: Breeding stock of Barn Swallow in Dormagen-Stürzelberg 1991 and 2011. N/S = nests per site, n = number of respective breeding pairs, N/S*n = product of nests per site and number of respective breeding pairs; % = percentage, Σ % = cumulative percentage.

(Tab. 2). Am Bahleswinkelhof im Rand- 2005). Zwar ist die Anzahl der Standorte bereich des Stadtteils brüteten 1991 zwei mit 1-3 Nestern vergleichbar hoch (Abb. 1), Paare; 2011 konnte ein Brutpaar festgestellt doch da 2011 weniger Brutpaare registriert werden. Weitere vier Paare brüteten 1991 an wurden, ist der Anteil an der Gesamtpopu- drei Häusern in Stürzelberg. 2011 konnte an lation höher (Abb. 2). Zum einen wurden keinem dieser Häuser eine Rauchschwalben- 2011 in Dormagen-Stürzelberg weniger Brut nachgewiesen werden. Außerhalb der Standorte besiedelt und zum anderen sank geschlossenen Bebauung, wo 1991 nicht die mittlere Anzahl der Nester pro Standort nachgesucht wurde, wurden 2011 je ein von 2,4 auf 2,0 (Tab. 1). Die Differenz der Standort mit 3, 5, 9 und 10 Brutpaaren an Brutbestände zwischen den beiden durchge- Gehöften gefunden (Tab. 2). Die mit 10 führten Erhebungen beträgt 31,5 %, so dass Brutpaaren größte Kolonie befand sich auf ein Bestandsrückgang angenommen wird. einem Pferdehof. Nach KIEL (2007: 180) ist die Mehlschwalbe gefährdet durch: 4. Diskussion • „Verlust oder Entwertung der Brutkoloni- en durch Zerstörung der Nester (z.B. Fas- In Dormagen-Stürzelberg ist der durch sadenreinigung, Renovierungsarbeiten). den Menschen besiedelte Bereich von 1991 • Verlust von geeigneten Brutplätzen durch bis 2011 nahezu gleich geblieben. Daher moderne Bauweise (v.a. glatte Fassaden sind auch die potenziellen Niststandorte durch Verwendung von synthetischen für die Mehlschwalbe gleich geblieben. Fassadenfarben und Kunststoffputzen). In Mönchengladbach bevorzugt die Art • Befestigung, Beschotterung, Asphal- Wohnbereiche und das dörfl iche Milieu, tierung von unbefestigten Wegen und während der Stadtkern, Industriegebiete und Plätzen (Verlust von Lehmpfützen und Einzelgehöfte gemieden werden (HURTMANN Schlammstellen). Brutbestände von Mehl- und Rauchschwalben in Dormagen-Stürzelberg 165

Abb.1: Absolute Anzahl der Mehlschwalbennester pro Standort in Dormagen-Stürzelberg in den Jahren 1991 und 2011. Fig. 1: Total number nests per site of House Martin in Dormagen-Stürzelberg in the years 1991 and 2011.

Abb. 2: Relativer Anteil der Mehlschwalbennester pro Standort in Dormagen-Stürzelberg in den Jahren 1991 und 2011. Fig. 2: Relative amount nests per site of House Martin in Dormagen-Stürzelberg in the years 1991 and 2011. • Nutzungsänderung bzw. -intensivierung Die Rauchschwalbe wurde 1991 ausschließ- bislang extensiv genutzter, brutplatznaher lich in der Ortslage erfasst, während im Jahr Grünlandfl ächen (v. a. Biozide). 2011 auch die umliegenden Gehöfte erfasst • Störungen an den Brutplätzen (Anfang wurden. Die gegenüber 1991 deutlich erhöh- Mai bis Mitte September) (v. a. Gebäu- te Anzahl der Rauchschwalben-Brutpaare ist desanierungen).“ in der erweiterten Untersuchungsfl äche be- Dass auch in Dormagen-Stürzelberg die gründet. Daher sind die Ergebnisse in Bezug Zerstörung der Nester eine Rolle spielen auf die Rauchschwalbe nur eingeschränkt zu könnte, legen die 122 Abdrücke von Alt- vergleichen. Auf einem landwirtschaftlichen nestern bzw. zerstörte Altnester nahe, die Betrieb, der innerhalb von Dormagen-Stür- im Jahr 2011 gezählt wurden. zelberg lag und keinen Viehbestand hatte,

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 166 FREDERIK SACHSER, IRENE SCHNOOR, JÜRGEN SCHUMANN & MICHAEL STEVENS konnten keine Rauchschwalben gefunden Literatur werden. Der Rückgang der Vieh haltenden Betriebe und die Modernisierung von Stall- GRÜEBLER, M. U., MORAND, M., NAEF-DAENZER, gebäuden sind Rückgangsursachen für die B. 2008: A predictive model of the density of Rauchschwalbe (KIEL 2007, LOSKE 2008). airborne insects in agricultural environments. Eine Langzeitbestandserfassung über 31 – Agriculture, Ecosystems and Environment 123, 75-80. Jahre in der westfälischen Hellwegbörde HURTMANN, H. 2005: Die Vögel der Stadt Mön- konnte hochsignifi kante Bestandsrückgänge chengladbach. – Mönchengladbach (Selbst- verschiedener Teilpopulationen von über verlag NABU-Mönchengladbach). 50 % aufzeigen (LOSKE 2008). In diesem KIEL, E.-F. (2007): Geschützte Arten in Nord- Zeitraum wurden 77 von 112 Brutplätzen rhein-Westfalen Vorkommen, Erhaltungszu- aufgegeben, wobei in 45 % der Fälle der Ver- stand, Gefährdungen, Maßnahmen. – MUNLV lust durch Aufgabe der Landwirtschaft zu (Hrsg.), Düsseldorf (MULNV Selbstverlag). erklären ist. Weitere Brutplatzverluste waren LOSKE, K.-H. 2008: Der Niedergang der Rauch- auf einer Veränderungen der Viehhaltung schwalbe Hirundo rustica in den westfälischen Hellwegbörden 1977-2007. – Vogelwelt 129, und entsprechenden Umbaumaßnahmen 57-71. OSKE zurückzuführen (L 2008). SUDMANN, S.R., GRÜNEBERG, C., HEGEMANN, A., Zur Dokumentation der Bestandsentwick- HERHAUS, F., MÖLLE, J., NOTTMEYER-LINDEN, lung in Dormagen-Stürzelberg bedarf es K., SCHUBERT, W., VON DEWITZ, W., JÖBGES, weiterer Untersuchungen, wobei die hier M., WEISS, J. 2008: Rote Liste der gefährde- vorgestellten Daten als Basis für zukünftige ten Brutvogelarten Nordrhein-Westfalens, Bestandserfassungen dienen. 5. Fassung. – Charadrius 44, 137-230. WEBER, R., M. LEYENDECKER, M., ESSELING, C. 2010: Integriertes kommunales Klimaschutz- Danksagung konzept für die Stadt Dormagen. – Online im Internet: URL: http://www.dormagen.de/fi - Wir bedanken uns bei Herrn Josef MAUTH leadmin/civserv/pdf-dateien/fachbereich_6/ für die Bereitstellung der Kartierungsdaten Umwelt/0718_Bericht_IKSK_Dormagen_fi - aus dem Jahr 1991. Bei den Anwohnern nal.pdf (aufgerufen am: 05.08.2011). stießen wir überwiegend auf Interesse und WYRICH, K. 2010/2011: Die Vögel des Rhein- eine kooperative Haltung. Allen Landwirten Kreises Neuss (Deutschland, Nordrhein- danken wir für die Informationen und die Westfalen). Eine Auswertung von Beobach- Erlaubnis, ihre Höfe auf Schwalben zu tungsdaten. – Acta Biologica Benrodis 16, 1-87 untersuchen. Eingegangen: 30.11.2011 Angenommen: 30.12.2011 Konzepte der modernen Evolutionsbiologie bei Friedrich NIETZSCHE 167

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011): 167-176

Konzepte der modernen Evolutionsbiologie in den Grundgedanken der Philosophie Friedrich NIETZSCHEs (1844-1900)

Ideas of modern evolutionary biology and basic thoughts of the philosophy of Friedrich NIETZSCHE (1844-1900)

GERD REHKÄMPER Zentrum für Anatomie, AG Vergleichende Neurobiologie und Evolutionsforschung, Heinriche Heine Universität Düsseldorf, Universitätsstraße 1, D-40225 Düsseldorf; [email protected]

Zusammenfassung: Im 19. Jahrhundert leitet die Vorstellung der Selektionstheorie durch Charles DARWIN (1809-1882) einen Paradigmenwechsel im biologischen Denken ein. An die Stelle metaphysischer Erklärungsmodelle der organismischen Vielfalt trat eine empirisch fundierte Theorie. Ihre Weiterentwicklung erfuhr durch die Integration der Spieltheorie in das biologische Denken einen wichtigen Schub. Dabei spielt die Formulierung der evolutionssta- bilen Strategie (ESS) eine zentrale Rolle, da in dieser ein Algorithmus erarbeitet wurde, der eine kontinuierliche evolutionäre Weiterentwicklung der Organismen erklären kann. Ebenfalls im 19. Jahrhundert forderte Friedrich NIETZSCHE (1844-1900) eine völlige Neuorientierung unseres Wertesystems und entwickelte die Vorstellung vom Übermenschen und der ewigen Wiederkehr des Gleichen. Der vorliegende Essay lotet aus, wie sich NIETZSCHEs Denken aus der Sicht der Biologie einordnen lässt und zeigt, dass sich über weite Strecken die Forderungen NIETZSCHEs mit denen der Evolutionsbiologie vereinbaren lassen. Vor allem die Vorstellung der ewigen Wiederkehr des Gleichen und des Konzeptes der evolutionsstabilen Strategie sind sich erstaunlich ähnlich.

Selektionstheorie der Evolution, Fitness, Nachkommenzahl, evolutionsstabile Strategie, Umwertung aller Werte, Übermensch, ewige Wiederkehr des Gleichen

Summary: During the 19th century the presentation of the selection theory of evolution by Charles DARWIN (1809-1882) resulted in a fundamental change in biological thinking. Metaphysi- cal models of explanation of organismic diversity were replaced by emipirically based concepts. The integration of the game theory further promoted biological thinking. Here especially the concept of the evolutionary stable strategy (ESS) played a decisive role, because it represents an algorithm that can scientifi cally explain the ongoing development of organism in terms of evolution. Also in the 19th century Friedrich NIETZSCHE (1844-1900) claimed the reorientation of the value system presenting the idea of the superman and of the eternal recurrence of the same. The present essay analyses the relationship of NIETZSCHE’s thinking and the thinking in evolutionary biology showing that both are largely compatible. In particular the idea of the eternal recurrence of the same and the modern concept of the evolutionary stable strategy are noticeably similar.

Selection theory of evolution, fi tness, offspring numbers, evolutionary stable strategy, reevaluation of all values, superman, eternal recurrence of the same

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 168 GERD REHKÄMPER

1. Einführung

Das 19. Jahrhundert erlebte in der westlichen Welt einige tief greifende Entwicklungen, durch die das Weltbild der heutigen Zeit ge- prägt wird. Diese Entwicklungen zeichneten sich bereits im 17. und 18. Jahrhundert ab und sind durch das Stichwort „Aufklärung“ gekennzeichnet. Damit war eine immer konsequentere Hinwendung zu rationalem, faktenbasiertem Handeln verbunden. Es entstand das, was wir heute „(natur)wissen- schaftlich“ nennen. Eine Begleiterscheinung dieser Entwicklung war ein Auseinanderdrif- ten der akademischen Welt. Es etablierten sich die modernen Naturwissenschaften, die sich in direkter Folge der Aufklärung sahen und noch sehen. Dadurch grenzte man sich von den Geistes wissenschaften ab (JACOBS 2006). Begriffl iche Gegensatzpaare wie das Abb. 1: Portät von Friedrich NIETZSCHE (Fotogra- im amerikanischen Sprachgebrauch übliche fi e aus dem Jahre 1882 von Gustav Adolf SCHUL- „science“ versus „non-science“ machen TZE) (de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Nietzsche) dies deutlich. Das ist eine beklagenswerte Fig. 1: Portrait of Friedrich NIETZSCHE (photo Entwicklung, gerade für die Naturwissen- taken by Gustav Adolf SCHULTZE in 1882) (de. wikipedia.org/wiki/Friedrich_Nietzsche) schaften, weil sie mit dem Verlust geistig- kreativen Potenzials einhergeht, das die wie darwinistisches Denken über Paul RÉE Geisteswissenschaften bereithalten. Am Bei- (1849-1901) (RÉE 1877) auf NIETZSCHE spiel des Philosophen Friedrich NIETZSCHE wirkt. RICHARDSON (2004) hat deutlich ge- (1844-1900, Abb. 1) soll aufgezeigt werden, macht, wie viel von DARWINs Gedankengut wie Geistes- und Naturwissenschaften mit sich in den Überlegungen NIETZSCHEs wi- ganz ähnlichen Problemen konfrontiert derspiegelt, und auch DÜSING (2007) widmet sind und Lösungen fi nden, die durchaus sich diesem Problem. Anders als RICHARD- kompatibel sind. SON (2004) hält JOHNSON (2010) NIETZSCHE Ungeachtet der oben beklagten Trennung nicht für Jemanden, dessen Gedanken stark von Natur- und Geisteswissenschaften wird von DARWIN beeinfl usst sind. Schließlich man feststellen, dass seitens der Philoso- befasst sich in jüngster Zeit LEMM (2012) phie durchaus Interesse an der Verbindung mit der Frage, welche Bedeutung das Tier der Ideen NIETZSCHEs mit den Konzepten für NIETZSCHE hatte. besteht, die in der Evolutionsbiologie eine Dagegen ist das Interesse der Biologie an Rolle spielen, und zwar deshalb, weil NIETZ- NIETZSCHE gering, so dass GOULDs (2002) SCHEs Gedanken in einen gesellschaftspo- Erörterung von NIETZSCHE im Zusammen- litischen Zusammenhang gestellt werden hang mit der Diskussion über die evolu- können. Das gilt besonders für die jüngere tionsbiologische Bedeutung funktioneller Vergangenheit (s. GERHARDT & RESCHKE Anpassungen schon fast exotisch wirkt. 2010). Auch DENNETT (1995) setzt sich in Auch biologisch orientierte Wissenschafts- diesem Sinn mit NIETZSCHE und dessen historiker wie RUSE (1996) und BOWLER Moralvorstellungen auseinander. Er zeigt, (1996) erwähnen NIETZSCHE nicht. Einzig Konzepte der modernen Evolutionsbiologie bei Friedrich NIETZSCHE 169

RICHARDS (2008) verweist an einigen Stellen der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ kurz auf ihn, ohne sich aber ausführlich mit ein umfassendes Zeugnis ab (GT, KSA 1). seiner Philosophie zu befassen. Mit SOKRATES (469-399 v. Chr.) und dessen Dieses geringe Interesse der Biologie Schüler PLATON (428-348 v. Chr.) beginnt an NIETZSCHE ist zu bedauern, gehört er für NIETZSCHE ein unseliger Dualismus, der doch zusammen mit Ludwig WITTGENSTEIN zwischen dem Leib der Dinge und deren (1889-1951) zu den einfl ussreichsten Den- „Eigentlichem“, also ihrer Seele, unterschei- kern unserer Zeit und fasziniert zugleich det (z.B. in GD, KSA 6; siehe auch WOLLEK durch eine unübertroffene Sprachgewalt, 2004). Während der Leib sinnlich, d.h. empi- die SCHLAFFER (2007) unter rein formalen risch erfahrbar ist, gilt das für die Seele nicht. Aspekten analysiert hat. Vielleicht kann Damit wird der Weg in eine übersinnliche, der vorliegende Essay nicht nur helfen, den metaphysische Welt eröffnet, die nicht im Graben zwischen Natur- und Geisteswis- Diesseits, sondern im Jenseits angesiedelt ist. senschaft zu überwinden, sondern auch die NIETZSCHE veranschaulicht seine Auffassung Aufmerksamkeit der Biologie auf NIETZSCHE und lässt Zarathustra zu dem abgestürzten zu lenken. Seiltänzer sagen: „Bei meiner Ehre Freund, Im Zentrum des Denkens von Friedrich ... , das giebt es Alles nicht, wovon Du NIETZSCHE stehen u.a. die (1) Abwendung sprichst: es giebt keinen Teufel und keine von der Metaphysik, die Forderung nach Hölle. Deine Seele wird noch schneller einer (2) Umwertung aller Werte, die Vision todt sein als dein Leib: fürchte nun nichts des (3) Übermenschen und der (4) Gedanke mehr!“ (ZA, KSA 4, p. 22). Im Verlauf des einer ewigen Wiederkehr des Gleichen. Die- Buches wird dieser Gedanke immer wieder se vier Kerngedanken stehen im Mittelpunkt aufgenommen und z.B. im Kapitel „Von der folgenden Ausführungen. Sie werden den Hinterweltlern.“ herausgearbeitet (ZA, kurz dargestellt und dann in Relation zu KSA 4, pp. 35ff). (evolutions)biologischem Gedankengut Die moderne Naturwissenschaft hat mit gesetzt. der Orientierung NIETZSCHES am diesseiti- NIETZSCHE wird im Folgenden nach der gen, empirisch (= sinnlich) Fassbaren kein kritischen Studienausgabe, abgekürzt KSA, Problem (s. auch MITTELSTRASS 1974). Ganz von COLLI & MONTINARI (1999) zitiert. im Gegenteil: Seitens der Philosophie wird Dabei werden für die einzelnen Bücher diese Denkweise von (neo)positivistischen folgende Kürzel benutzt: FW „Fröhliche Strömungen unterstützt (CARNAP 1969; Wissenschaft“, GD Götzen-Dämmerung, POPPER 1976) und wenn man sich heute GM „Genealogie der Moral“, GT „Die naturwissenschaftliche Arbeiten ansieht, Geburt der Tragödie aus dem Geiste der dann gibt es dort nichts, was sich nicht an Musik“, NS „Nachgelassene Schriften“ und empirischen Daten festmachen ließe. Die ZA „Also sprach Zarathustra“. moderne Naturwissenschaft ist also nicht metaphysisch ausgerichtet. Sie gründet sich 2. Metaphysik letztlich auf POPPERs durch und durch em- piriegebundene Prinzipien (POPPER 1976). Metaphysik ist ein facettenreicher Begriff Allerdings heißt das nicht unbedingt, dass mit einer langen Tradition. Er ist eng mit der alle Naturwissenschaftler Anti-Metaphysiker Sphäre des Immateriellen, nicht Greifbaren sind (siehe z.B. LÜKE et al. 2004). Aber alle verbunden (s. HEIDEGGER 2006). NIETZSCHE könnten sich im Sinne des kleinsten gemein- leugnet die Existenz dieser Sphäre und sieht schaftlichen Nenners auf einen Standpunkt seine Wurzeln im vorsokratischen Denken. einigen, der zum Ausdruck bringt, dass der Davon legt sein erstes Buch „Die Geburt jenseitige übersinnliche Bereich mit den

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 170 GERD REHKÄMPER

Methoden der modernen Naturwissenschaft der Weltfl ucht gipfeln kann (s. SLOTERDIJK nicht zu bearbeiten ist. 1993). NIETZSCHE betrachtet eine solche Dieses Bemühen um die Anwendung der Leibfeindlichkeit als lebensfeindlich und naturwissenschaftlichen Methode wird da fordert deshalb eine neue Wertsetzung, z. B. besonders deutlich, wo man versucht, solche eine, die das, was dem Leben dient, positiv Fragestellungen anzugehen, die traditionell herausstellt. nicht zum Bereich der Naturwissenschaf- An diesem Punkt gibt es eine enge Verbin- ten gehörten. Das gilt für Teilgebiete der dung zur modernen Evolutionsbiologie. Bei Psychologie, in der Anstrengungen unter- aller Wertschätzung der Leistung DARWINs, nommen werden, z.B. im Bereich der Neuro- die immerhin zu einem Paradigmenwechsel psychologie, diese empirisch zu begründen (KUHN 1967) in der Biologie geführt hat – (vgl. GOLDENBERG 2002). Ein Beispiel ist der vergleichbar mit der kopernikanischen Wen- Versuch, den Begriff „Bewusstsein“ so zu de –, darf man nicht übersehen, dass DAR- defi nieren, dass er mit den Methoden der WINs System weder empirisch ausreichend Naturwissenschaft bearbeitet werden kann abgesichert noch widerspruchsfrei war. Eine (z.B. STOERIG 2002, 2007). der Schwierigkeiten war die Tautologie (Wer ist der Fitteste? Der, der überlebt? und Wer 3. Umwertung überlebt? Der Fitteste), die POPPER dazu bewogen hat, dem Evolutionskonzept die Mit „Werten“ sind letztlich die Leitlinien Wissenschaftlichkeit abzusprechen (POPPER menschlichen Handelns gemeint, die sein 1973; s. auch ILLIES 1983). Tun in positiv oder negativ einteilen. Die Im Grunde war es J.B.S. HALDANE (1892- Frage ist, wo diese Leitlinien herkommen 1964) (S. CLARK 1968), der mehr als 70 Jahre und wer sie defi niert. Gott gilt vielen als später einen Ausweg aus dem Dilemma oberste, Wert setzende Instanz. Im christ- aufgezeigt hat, indem er die Zahl der Nach- lichen Abendland wird das durch das Pri- kommen als objektives Maß der Fitness vor- mat der zehn Gebote, auf denen letztlich geschlagen hat (HALDANE 1932). Das erlaubt, unsere Rechtsprechung beruht, besonders eine Verbindung zu der Forderung von deutlich. Im antimetaphysischen Denken NIETZSCHE nach einer neuen, lebensbejahen- NIETZSCHEs ist es nur konsequent, wenn er den Wertebestimmung zu knüpfen. Nichts in der FW den tollen Menschen den Tod ist lebensbejahender als die Existenz einer Gottes verkünden lässt (FW, KSA 3). Mit Folgegeneration und ihrer Voraussetzungen, diesem Verlust der Wert setzenden Instanz nämlich Geschlechtsdimorphismus und Se- ist unausweichlich die Frage nach der Defi - xualität. Beginnend mit HALDANE entwickelt nition neuer Werte verbunden. Im Vorgriff sich ein Konzept in der Evolutionsbiologie, auf die Sprachphilosopie WITTGENSTEINs dass das Hervorbringen von Nachkommen (1980) macht NIETZSCHE deutlich, dass es als positiv und das Ausbleiben von Nach- absolute Wahrheiten, an denen man sich bei kommen als negativ ansieht. Die sexuelle der Wertefi ndung orientieren könnte, nicht Fortpfl anzung bekommt damit einen großen gibt – „Wahrheiten sind Illusionen, von Stellenwert (s. MAYNARD SMITH 1978). Sie denen man vergessen hat, dass es welche ist an Leiblichkeit gebunden, die nicht zu sind“ (NS, KSA 1, pp. 880-881) –, so dass verdrängen für NIETZSCHE so wichtig war. relative Wahrheiten gesucht werden müssen. Die Biologie erkannte bald, dass bei der Die Jenseitsorientierung der Metaphysiker Frage der Nachkommenschaft die Rolle und ihre Trennung von Körper und Geist des weiblichen Geschlechts besonders in gehen mit einer Leibfeindlichkeit einher, die den Vordergrund zu stellen ist. In diesem dann in einer Glorifi zierung der Askese und Zusammenhang muss NIETZSCHEs Posi- Konzepte der modernen Evolutionsbiologie bei Friedrich NIETZSCHE 171 tion zum weiblichen Geschlecht erwähnt Auch klingt die Abfolge Wurm, Affe, werden. Er gilt manchen als Frauenhasser Mensch, Übermensch, die sich bei NIETZ- par excellence, jedoch hält dieses Vorur- SCHE fi ndet (ZA, KSA 4), sehr evolutionär. teil einer sorgfältigen Prüfung nicht stand Doch akzeptiert NIETZSCHE die bei DARWIN (s. LEIS 2000). Wichtig für die Diskussion implizierte Zwangsläufi gkeit der Höherent- ist, dass NIETZSCHE die bedeutende Rolle der wicklung nicht. Der Übermensch ist für ihn Frau im Fortpfl anzungsgeschehen deutlich eine Lebensform, die sich nicht zwangsläufi g erkannt hat und sie ganz in Gegensatz zu einstellt und dann zum Normalfall wird, so der des Mannes stellt. Wenn er Zarathustra wie es für die Entstehung neuer Arten gilt. sagen lässt: „Das Glück des Mannes heißt: Er ist ein einzigartiges Ereignis, das unvor- ich will. Das Glück des Weibes heißt: er will“ hersehbar, immer wieder und unabhängig (ZA, KSA 4, p. 85), dann drückt das nur von den Umständen eintreten kann. Es scheinbar eine Unterwerfung der Frau aus. handelt sich dabei um ein Individuum, dem Im Sinne der Soziobiologie könnte man das eine außerordentliche Selbstverwirklichung dahingehend interpretieren, dass der Frau möglich war. Es repräsentiert den Willen zur daran gelegen ist, begehrt zu sein, um dann Macht und zwar zur Macht über sich selbst wählen zu können. Noch deutlicher wird die als höchste Lebensform (KAUFMANN 1982). Bedeutung des weiblichen Geschlechts im Während die Ablehnung einer (Höher-) Kapitel „Von Kind und Ehe“ (ZA, KSA 4). Entwicklung nicht ganz in das Weltbild der Dort wird ausführlich erläutert, wie eine Ehe heutigen Biologie passt (vgl. RUSE 1996), allein durch die falsche Ehefrau ihres Sinnes deckt sich die Fokussierung auf das Indi- („Nicht nur fort- sollst du dich pfl anzen, viduum mit den Konzepten der modernen sondern hinauf.“, ZA, KSA 4, p. 90) beraubt Evolutionsbiologie, die im Individuum das werden kann. Objekt der Selektion erkennt (siehe unten).

4. Übermensch 5. Die ewige Wiederkehr des Gleichen

Mit der Idee des Übermenschen scheint Der Gedanke, dass alles schon einmal da war NIETZSCHE dem Evolutionsgedanken und wiederkehrt, tritt bei NIETZSCHE zum sehr nahe zu kommen und doch wird ersten Mal in „Die fröhliche Wissenschaft“ man feststellen, dass dem nicht so ist. Be- (FW, KSA 3) auf und wird von ihm selbst stimmte Aspekte des Darwinismus haben als die Kernaussage des „Also sprach Zara- NIETZSCHEs Zustimmung gefunden wie thustra“ angesehen. Dieser Gedanke wird die antimetaphysische Grundposition, die als Formel der höchsten Lebensbejahung kontextabhängige Wertefi ndung (gut ist, verstanden. Das wird nachvollziehbar, wenn was sich im jeweiligen Umfeld bewährt) man sich vor Augen führt, dass die „neuen und auch die Tatsache, dass der Darwinis- Werte“ ja am Leben orientiert sind. Werte- mus in die Psychologie hinein ausgedehnt systeme werden niemals so erfüllt, dass sie werden kann (s. dazu JOHNSON 2010). überfl üssig sind. Insofern gehört das Ringen Im Zusammenhang mit der Psychologie um ihre Erfüllung zum Leben dazu. Das ist spielt PAUL RÉE, mit dem NIETZSCHe eine eine Facette der Idee einer ewigen Wieder- zeitweise enge Freundschaft verband (vgl. kehr des Gleichen. JANZ 1978-1979), eine besondere Rolle. RÉE Die ungeheure Bedeutung, die dieser Ge- war gleichermaßen Arzt und Philosoph und danke darüber hinaus für die Naturwissen- hatte ein Interesse an der Psychologie, die schaft hat, wird im folgenden Zitat deutlich: er ganz unter dem Einfl uss des Darwinis- „Alles Gerade lügt, murmelte verächtlich der mus darstellte (RÉE 1877). Zwerg. Alle Wahrheit ist krumm, die Zeit

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 172 GERD REHKÄMPER selber ist ein Kreis“ (ZA, KSA 4, p. 200). Der berühmteste Schüler HALDANEs war „Zeit“ ist das entscheidende Stichwort und John MAYNARD SMITH (1920-2004), dem es LESSING (1925) sieht darin Nietzsches „ein- gelang, die Spieltheorie in die Evolutionsthe- ziges Rätsel“ (LESSING 1985, p. 84). orie zu integrieren. Die Spieltheorie wurde Wenn die Zeit in sich zurückläuft, dann von JOHN VON NEUMANN (1903-1957) und ist sie ihres Wesens beraubt, weil sie ihren OSKAR MORGENSTERN (1902-1977) entwi- linearen Charakter verloren hat. Das ist nicht ckelt und basiert auf der Annahme, dass ein nur für die Theologie ein Problem (METZ Kaufmann („participant in a social exchange 1999), sondern auch für die Naturwissen- economy“, VON NEUMANN & MORGENGS- schaften. Deren Ursache-Wirkungs-Denken TERN 1953, p. 10), der Geschäftsinteressen führt zum Experiment, das nach heutigem verfolgt, die entgegengesetzt den Interessen Verständnis ihren wissenschaftlichen Cha- eines anderen Kaufmanns sind, bei seinen rakter ausmacht (POPPER 1976). Der einzige Entscheidungen das zu erwartende Ver- Unterschied zwischen Ursache und Wirkung halten des Gegners einkalkulieren muss, ist, dass die Wirkung nach der Ursache auf- um zu maximalem Erfolg, d.h. Gewinn zu tritt. Wenn also dieses Vorher-Nachher nicht kommen. mehr gegeben ist, dann ist die Naturwissen- MAYNARD SMITH hat dieses Denkmodell schaft herausgefordert. übernommen, an die Stelle des vernünftig Aus diesem Dilemma führen folgende handelnden Kaufmanns aber die Selektion Überlegungen heraus: Der Vorschlag HALDA- gesetzt und den Erfolg als die Zahl der Nach- NEs, ein quantifi zierbares Maß für den Fitnes- kommen defi niert. Die Ausgangsbasis seiner serfolg einzuführen, hat die Grundlage für Überlegungen ist das Falke-Taube-Spiel, das eine Mathematisierung der Evolutionstheorie sich in einer einfachen Matrix darstellen gelegt. Damit kann sie die Voraussetzungen lässt. Diese Matrix (Abb. 2) ist zeilenweise einer (natur)wissenschaftlichen Theorie folgendermaßen zu lesen: Wenn ein Indivi- besser erfüllen als das vorher der Fall war. duum mit der (aggressiven) Strategie H mit Diese Voraussetzungen sind objektive und einem anderen Individuum, das ebenfalls die beliebig reproduzierbare Daten und erlauben (gleichstarke) Strategie H verfolgt, um eine die Formulierung quantitativ testbarer Hypo- Ressource kämpft, dann schmälert sich bei thesen. Was mit dieser Denkweise gemeint beiden der Wert der Ressource (V, value) um ist, veranschaulicht ein Zitat HALDANEs, den Verlust (C, cost), der mit der Kampfak- der auf die Frage, ob er sein Leben für das tivität verbunden ist. Da beide Kontrahenten seines Bruders geben würde, geantwortet defi nitionsgemäß gleich stark sind, kommt haben soll: „I would lay down my life for two beiden die Differenz von V-C gleichermaßen brothers or eight cousins“ (s. LEWIN 1974). HALDANE nahm damit ein Prinzip vorweg, H D das später als „kin selection“ bekannt wurde 1 H 2 (V-C ) V (MAYNARD SMITH 1964). Damit ist gemeint, D 0 V/2 dass defi nierte Gene nicht nur durch ein Individuum, sondern auch durch Verwandte dieses Individuum in die nächste Generation Abb. 2: Matrix des Gewinn (V)- und Verlust transferiert werden können und es deshalb (C)-Matrix des Falke-Taube-Spiels; C Verlust, D Taube, H Falke (eigentlich Habicht), V Gewinn Sinn machen kann, sich nicht selbst fortzu- (aus MAYNARD SMITH 1982. Weitere Erklärungen pfl anzen, sondern einen Verwandten bei der s. Text. Fortpfl anzung zu unterstützen. Eine populäre Fig. 2: Pay-off-matrix for the Hawk-Dove game: Darstellung dieser Zusammenhänge fi ndet C costs; dove; H hawk; V value (from MAYNARD sich bei DAWKINS (1989). SMITH 1982). For further explanations see text. Konzepte der modernen Evolutionsbiologie bei Friedrich NIETZSCHE 173 zugute. Wenn aber ein Individuum mit der entspricht dem Denken in einem Kreis, Strategie H gegen ein Individuum mit der von dem Zarathustras Zwerg spricht (s. o.). (friedlichen) Strategie D kämpft, dann ist H Man kann also das Bemühen um eine ESS überlegen und derjenige, der H spielt, wird mit der ewigen Wiederkehr des Gleichen die ganze Ressource für sich beanspruchen parallelisieren. können. Falke und Taube stehen dabei für Allerdings ist die ESS und ihre immer zwei Strategien, die Einfl uss auf die Fitness wiederkehrende Anwendung mit einer Wei- haben. Dabei ist der Begriff Strategie sehr ter- oder gar Höherentwicklung verbunden, weit gefasst und bezeichnet alles, was Ein- wobei „höher“ hier für einen gesteigerten fl uss auf den Reproduktionserfolg hat, sei Reproduktionserfolg steht. RUSE (1996) es Verhalten oder eine physiologische oder analysiert dieses „höher“ unter dem Ober- eine morphologische Eigenschaft. begriff „Fortschritt“ („progress“). Das Bild Die erste und grundlegende auf diesem einer in sich zurücklaufenden Spirale, deren methodischen Ansatz basierende Arbeit Anfang und Ende miteinander verschmol- hat MAYNARD SMITH zusammen mit PRICE zen sind, trifft die Situation in der Biologie veröffentlicht (MAYNARD SMITH & PRICE vielleicht deshalb besser als das Bild eines 1973). Inspiriert durch William D. HAMIL- einfachen Kreises. TONs (1936-2000) Idee der „unbeatable Die Parallele zwischen der evolutionären strategy“ (HAMILTON 1967) formulierten die Spieltheorie und dem Denken NIETZSCHEs Autoren das Konzept der evolutionsstabilen zeigt sich auch an anderen Stellen. Da ist Strategie („evolutionary stable strategy“, beispielsweise das Phänomen des Altruis- ESS). Dieses Konzept hat MAYNARD SMITH mus. Die evolutionäre Spieltheorie stellt den in seinem Buch „Evolution and the Theory Fortpfl anzungserfolg des Individuums ganz of Games“ ausgearbeitet (MAYNARD SMITH in den Mittelpunkt der Betrachtung und 1982) und damit einen wesentlichen Bei- macht das Individuum damit zum Gegen- trag zur Fundierung der Evolutionstheorie stand der Selektion (siehe oben). Das ist eine gemacht. Eine evolutionäre stabile Strategie weitere Präzisierung gegenüber DARWINs wird von MAYNARD SMITH in mathematischer Selektionstheorie, die offenlässt, was konkret Form defi niert und dient somit sowohl der Objekt der Selektion ist. Das Primat der In- Hypothesengeneration als auch der Nach- dividualselektion ist allerdings nicht generell prüfung dieser Hypothese. anerkannt. Der Individualselektion wurde James HUTTON (1726-1797) hat gezeigt, die Gruppenselektion gegenübergestellt, dass die Welt sehr alt, vielleicht sogar unend- bei der die einzelnen Gruppenmitglieder lich alt ist (REPCHECK 2003). Charles LYELL sich „opfern“, um der Gruppe als Ganzes (1797-1875) erkannte ihren ständigen Um- zu dienen (WYNNE-EDWARDS 1962). Dieser bau und die Gründe dafür (Aktualismus). Altruismus ist nur scheinbar ein Problem DARWIN beschrieb die Organismen als in für die Verfechter der Individualselektion. einem permanenten Wechsel befindlich. Seit HALDANE (siehe oben) wurden unter Die Theorie der ESS von MAYNARD SMITH dem Begriff Verwandtenselektion („kin zeigt, dass man den beständigen Wechsel selection“) Modelle entwickelt, die scheinbar verstehen kann, wenn man die immer wie- altruistischesVerhalten als egoistisch entlar- derkehrende Anwendung ein- und desselben ven (HAMILTON 1964). Diese Überlegungen Prinzips annimmt, eben der ESS. Wenn ein haben sich über viele Jahre bewährt und Organismus eine ESS entwickelt hat wird nichts an Aktualität verloren (s. HUTH- sich dadurch, aber auch unabhängig davon, SCHWARZ et al. 2011). seine Umwelt wieder geändert haben und Auch NIETZSCHE hat dieses Problem er- der Anpassungsprozess setzt sich fort. Das kannt. In der Rede Zarathustras „Von der

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 174 GERD REHKÄMPER

Nächstenliebe“ macht er deutlich, dass die Alles im Leben hat zwei Seiten, so sagt der Selbstlosigkeit oftmals nichts anderes als Volksmund, und damit wird zum Ausdruck Egoismus ist: „Ihr haltet es mit euch selber gebracht, dass ein Sachverhalt von zwei nicht aus und liebt euch nicht genug: nun diametral entgegengesetzten Standpunkten wollt ihr den Nächsten zur Liebe verführen aus betrachtet werden kann. Wenn diese und euch mit seinem Irrtum vergolden“ beiden Standpunkte dann auch zu diame- (Z, KSA 4, p. 77). PIEPER (2010, p. 277) tral entgegengesetzten Schlussfolgerungen arbeitet deutlich heraus, wie wenig das gelangen, bleibt eine Unsicherheit, aus der mit Altruismus zu tun hat und spricht von man nur durch eine subjektive Entscheidung einem „Surrogat für eine nicht ausgelebte für den einen oder den anderen Standpunkt Selbstliebe“. Auch AXELROD (2000) zeigt, herauskommt. Führen beide Sichtweisen dass kooperatives Verhalten sich letztlich aber zum selben Ergebnis, dann kann man aus einem vernünftigen, aber eigennützigen etwas sicherer sein, zwar nicht die Wahrheit Verhalten herleiten lässt. gefunden zu haben, aber doch eine sehr be- Ein ganz anderer – mehr oder weniger lastbare Hypothese. In diesem Sinn erfahren direkter – Einwand gegen die Individual- die Selektionstheorie der Evolution und das selektion kommt aus der Paläontologie. Die Konzept der ESS eine Unter stützung durch Individualselektion wird hier als Baustein die Philosophie NIETZSCHEs. eines evolutionären Gradualismus gesehen, der besagt, dass sich die Organismen über die Danksagungen Zeit hin gleichmäßig adaptiv verändern und so diversifi zieren. Gegen diesen Gradualis- Herrn Prof. Dr. Reinhard HILDEBRAND, mus hat GOULD argumentiert und die Theorie Münster, bin ich gerne für vielfältige des „punctuated equilibrium“ formuliert (EL- Anregungen und Diskussionen zu Dank DREGE & GOULD 1972; GOULD 2002). Letzt- verpfl ichtet. Weiterhin gilt mein Dank dem lich möchte GOULD hervorheben, dass neue Herausgeber, Herrn Prof. Dr. Hartmut Organisationsformen (Stämme, Klassen, GREVEN, Düsseldorf, für sein Interesse an Familien, Gattungen, Arten) plötzlich und dieser Arbeit und die konstruktive Kritik. ohne erkennbaren Selektionsbezug entstehen. In diesem Sinne interpretiert er beispielsweise Literatur die kambrische Fauna des Burgess-Passes, einer Fundstelle in British-Columba (Kana- AXELROD, R., 2000: Die Evolution der Koope- ration (5. Aufl age). – Oldenbourg, München. da), neu (GOULD 1989). In „The structure of BOWLER, P., 1996: Life’s Splendid Drama. – Chi- evolutionary theory“ (GOULD 2002) zitiert er cago University Press, Chicago. sogar NIETZSCHE, um seine Sicht einer nicht- CARNAP, R., 1969: Einführung in die Philosophie adaptiven Evolution zu unterstützen, weil der Naturwissenschaft. – Nymphenburger, NIETZSCHE in der „Genealogie der Moral“ München. (GM, KSA 5) keinen Zusammenhang zwi- CLARK, R.W., 1968: JBS. The Life and Work schen dem Auftreten eines Phänomens und of JBS Haldane. – Coward-McCann, New seiner Funktion sieht. Man muss allerdings York. feststellen, dass GOULDs Interpretation sehr COLLI, G., MONTINARI, M. (Hrsg.), 1999: Friedrich Nietzsche: Sämtliche Werke. Kritische Stu- einseitig ist. Er übersieht, dass NIETZSCHEs dienausgabe in 15 Bänden. KSA 1-15. – De gesamte Philosophie das Individuum und Gruyter DTB, München. seine Schaffenskraft (= Funktionsfähigkeit) DAWKINS, R., 1989: The Selfi sh Gene. – Oxford in den Mittelpunkt stellt. Insofern trennen University Press, Oxford. grundlegende Unterschiede das Denken DENNETT, C.D., 1995: Darwin‘s Dangerous Idea. NIETZSCHES von dem GOULDS. – Penguin Books, London Konzepte der modernen Evolutionsbiologie bei Friedrich NIETZSCHE 175

DÜSING, E., 2007: Nietzsches Denkweg. Theo- LEIS, M., 2000: Frauen um Nietzsche. – Rowohlt, logie, Darwinismus, Nihilismus. – Fink, Reinbek. München. LEMM, V., 2012: Nietzsches Philosophie des ELDREDGE, N., GOULD, S.J., 1972: Punctuated Tieres. – Diaphanes, Zürich. equilibria: an alternative to phyletic gradual- LESSING, Th., 1985: Nietzsche. – Matthes und ism, pp. 82-115. In: Models in Palaeobiol- Seitz, München ogy (SCHOPF, T.J.M., ed.). – Freeman, San LEWIN, R., 1974: Accidental career. Professor Francisco. John Maynard Smith talks to Dr. Roger Lewin. GERHARDT, V., RESCHKE, R., 2010: Nietzsche, – New Scientist 63, 322-325. Darwin und die Kritik der Politischen Theo- LÜKE, U., SCHNAKENBERG, J., SOUVIGNIER, G. logie. Nietzscheforschung Bd. 17. – Akademie (Hrsg.), 2004: Darwin und Gott. – Wissen- Verlag, Berlin. schaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt. GOLDENBERG, G., 2002: Neuropsychologie. MAYNARD SMITH, J., 1964: Kin selection and group Grundlagen, Klinik, Rehabilitation. – Elsevier selection. – Nature 201, 1145-1147 (Urban und Fischer), München. MAYNARD SMITH, J., 1978: The Evolution of Sex. GOULD, S.J., 1989: Wonderful Life. The Burgess – Cambridge University Press, Cambridge. Shale and the Nature of History. – W.W. MAYNARD SMITH, J., 1982: Evolution and the Norton, New York. Theory of Games. – Cambridge University GOULD, S.J., 2002: The Structure of Evolution- Press, Cambridge. ary Theory. – The Belknap Press of Harvard MAYNARD SMITH, J., PRICE, G.R., 1973: The logic University, Cambridge, Mass. of animal confl ict. – Nature 246, 15-18. HALDANE, J.B.S., 1932: The Causes of Evolu- METZ, J.B., 1999: Gott. Wider den Mythos von tion. – Princeton University Press, Princeton, der Ewigkeit der Zeit, pp. 32-49. In: Ende New Jersey. der Zeit? Die Provokation der Rede von Gott HAMILTON, W.D., 1964: Genetical evolution of (PETERS, T.R., URBAN, C., Hrsg.). – Matthias social behaviour 1., 2. – Journal of Theoretical Grünewald Verlag, Mainz. Biology 7, 1-16 und 17-52. MITTELSTRASS, J., 1974: Die Möglichkeit von HAMILTON, W.D., 1967: Extraordinary sex ratios. Wissenschaft. – Suhrkamp, Frankfurt. – Science 156, 477-488. NEUMANN, J. VON, MORGENSTERN, O., 1953: The HEIDEGGER, M., 2006: Was ist Metaphysik. In: Theory of Games and Economic Behavior. Heidegger-Gesamtausgabe, Bd. 9. – Kloster- – Princeton University Press, Princeton, mann, Frankfurt New Jersey. HUTH-SCHWARZ, A., LÉON, A., VANDAME, R., PIEPER, A., 2010: Ein Seil, geknüpft zwischen MORITZ, R.F.A., KRAUS, F.B., 2011: Workers Thier und Übermensch. – Schwabe, Basel. dominate male production in the neotropical POPPER, K., 1976: Logik der Forschung. 6. Auf- bumblebee Bombus wilmattae (Hymenoptera: lage. – Mohr, Tübingen. Apidae). – Frontiers in Zoology 8, 13. (open POPPER, K., 1973: Objektive Erkenntnis. – Hoff- access) mann und Campe, Hamburg. ILLIES, J., 1983: Der Jahrhundertirrtum. – Um- RÉE, P., 1877: Der Ursprung der moralischen Emp- schau, Frankfurt. fi ndungen. – Schmeitzner, Chemnitz (neu her- JOHNSON, D.R., 2010: Nietzsche’s Anti-Dar- ausgegeben im Denkmal Verlag, Bonn, 2005). winism. – Cambridge University Press, REPCHECK, J. 2003: The Man Who Found Time. Cambridge. – Pocket Books, London. JACOBS, S., 2006: Selbst wenn ich Schiller sein RICHARDS, R.J., 2008: The Tragic Sense of Life. – könnte, wäre ich lieber Einstein. – Campus, Chicago University Press, Chicago. Frankfurt. RICHARDSON, J., 2004: Nietzsche’s New Darwin- JANZ, C.P., 1978-1979: Nietzsche. 3 Bde. – Han- ism. – Oxford University Press, Oxford. ser, München. RUSE, M., 1996: Monad to Man. The Concept of KAUFMANN, W.,1982: Nietzsche. – Wissenschaft- Progress in Evolutionary Biology. – Harvard liche Buchgesellschaft, Darmstadt. University Press. Harvard, Massachusetts. KUHN, Th.,1967: Die Struktur wissenschaftlicher SCHLAFFER, H., 2007: Das entfesselte Wort. Nietz- Revolutionen. – Suhrkamp, Frankfurt. sches Stil und seine Folgen. – Hanser, München

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 176 GERD REHKÄMPER

SLOTERDIJK, P., 1993: Weltfremdheit. – Suhrkamp, WITTGENSTEIN, L., 1980: Philosophische Unter- Frankfurt. suchungen. – Suhrkamp, Frankfurt. STOERIG, P., 2002: Neural correlates of con- WOLLECK, Ch., 2004: Nietzsche und das Problem sciousness as state and trait, pp. 233-240. des Sokrates, pp. 241-248. In: Antike und In: Encyclopedia of Cognitive Neuro- Romantik bei Nietzsche. Nietzscheforschung science (NADEL, L., ed.). – MacMillan Press, Bd. 11 (GERHARDT, V., RESCHKE, R., Hrsg.). – London Akademie Verlag, Berlin. STOERIG P., 2007: Hunting the ghost: toward a WYNNE-EDWARDS, V.C. (1962): Animal Disper- neuroscience of consciousness, pp. 707-730. sion in Relation to Social Behavior. – Oliver In: Cambridge Handbook of Consciousness and Boyd, Edinburgh. (ZELAZO, P.D., MOSCOVITCH, M., THOMPSON, E., eds). – Cambridge University Press, Eingegangen: 24.11.2011 New York. Angenommen: 24.12.2011 Die Flussufer-Wolfspinne Arctosa cinerea im Uedesheimer Rheinbogen 177

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011): 177-179

Kurze Mitteilung/Short communication

Die Flussufer-Wolfspinne Arctosa cinerea (Fabricius, 1777) (Araneae: Lycosidae) im Uedesheimer Rheinbogen (NRW, Niederrheinische Bucht)

Northern Bear-Spider Arctosa cinerea (Fabricius, 1777) (Araneae: Lycosidae) in the „Uedesheimer Rheinbogen“ (NRW, Lower Rhine Embayment)

MICHAEL STEVENS Haus der Natur – Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss e.V., Kloster Knechtsteden 13, D-41540 Dormagen, Germany; [email protected]

Summary: The Northern Bear-spider Arctosa cinerea is a inhabiting biotopes with im- mature soils such as river banks, coastal zones, gravel pits or brown-coal pits. Since 1990 only three populations in North Rhine-Westphalia have been recorded. The species is critically endangered in the Federal Republic of Germany including North Rhine-Westphalia. At the banks of the river Rhine adjacent to the nature conservation area „Uedesheimer Rheinbogen“ a single adult male A. cinerea was recorded on September 28th, 2011.

Die Flussufer-Wolfspinne Arctosa cinerea Rheinbogen“ (DE-4806-304) angrenzt. Das (Fabricius, 1777) ist in der Bundesrepublik Tier wurde in den ausgedehnten Kiesfl ächen Deutschland vom Aussterben bedroht (Abb. 1A, B) des Rheins zwischen dem Kies (PLATEN et al. 1996) und nach der Bundes- entdeckt (Abb. 1C), gefangen und anschlie- artenschutzverordnung (BArtSchVO) streng ßend bis zu seinem Tod im Januar 2012 in geschützt. Eine aktuelle Verbreitungskarte einem Terrarium gehalten (Abb. 1D). Diese der Art in Deutschland hat STAUDT (2011) Fundsituation ist untypisch, da diese nacht- zusammengestellt. Primäre Lebensräume aktiven Tiere ihre Wohnröhren meist erst der Art sind Rohbodenstandorte an dynami- in der Nacht verlassen (FRAMENAU 1996 b; schen Ufern von Fließgewässern (FRAMENAU KREUELS & REZAC 2006). Die Wohnröhren et al. 1996 a, b) und an den Meeresküsten werden in sandigem Boden angelegt und (KNÜLLE 1953). Sekundär werden auch Kies- liegen meist unter größeren Steinen oder gruben (KREUELS & KIEL 2007) und Braun- unter Treibgut (KREUELS & REZAC 2006). kohletagebaue (MADER 1985) besiedelt. Aus Nordrhein-Westfalen sind nach 1990 Am 28.09.2011 wurde am Rheinufer nörd- drei Vorkommen vom Unteren Niederrhein lich von Neuss-Uedesheim (MTB Neuss bekannt geworden (KREUELS & KIEL 2007; 4806/2) bei sonnigem Wetter gegen 15.00 LANUV 2010). Der lang- und der kurzfris- Uhr ein erwachsenes Männchen von A. tige Bestandstrend der Art zeigen eine starke cinerea gefunden. Der Fundort liegt in dem Abnahme, daher wird sie auf der Roten Liste Natura 2000-Gebiet „Rhein-Fischschutzzo- Nordrhein-Westfalens als „vom Aussterben nen zwischen Emmerich und Bad Honnef“ bedroht“ geführt (BUCHHOLZ et al. 2011). (DE-4405-301), das hier an das Natura Um die Populationsgröße von A. cinerea 2000- und Naturschutzgebiet „Uedesheimer im Uedesheimer Rheinbogen zu ermitteln,

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 178 MICHAEL STEVENS

A

B C

D Abb. 1A-D: Arctosa cinerea aus dem Uedesheimer Rheinbogen (28.09.2011, ca. 15.00 Uhr). A Fundort, Übersicht. B Substrat mit Spitze eines Wanderschuhs als Größenvergleich. C A. cinerea zwischen dem Kies. D A. cinerea-Männchen im Terrarium (Körperlänge ca. 13 mm). Figs. 1A-D: Habitat of Arctosa cinerea in the “Uedesheimer Rheinbogen“ (28.09.2011, about 15.00 h). A Overview. B Substratum with tip of a hiking boot as scale. C A. cinerea between gravel. D A. cinerea male in the terrarium (length of body about 13 mm). Die Flussufer-Wolfspinne Arctosa cinerea im Uedesheimer Rheinbogen 179 sind gezielte Untersuchungen erforderlich. handlungen der Gesellschaft für Ökologie In geeigneten Lebensräumen, insbesondere 26, 369-376. entlang des Rheins, ist mit weiteren Vorkom- KNÜLLE, W., 1953: Zur Ökologie der Spinnen men der Art zu rechnen (LANUV 2010). an Ufern und Küsten. – Zeitschrift für Mor- phologie und Ökologie der Tiere 42, 117-158. KREUELS, M., KIEL, E.-F., 2007: Die Flussufer- Danksagung Wolfspinne in Nordrhein-Westfalen: Ar- tenschutzkonzeption für eine Zielart für Herzlichen Dank an Dr. Martin KREUELS den Artenschutz in NRW. – Natur in NRW für die Nachbestimmung der Art anhand 2/2007, 24-27. von Fotos und die Durchsicht des Manu- KREUELS, M., REZAC, M., 2006: Europäische skripts. Der Unteren Landschaftsbehörde Spinne des Jahres 2007 – Die Flussufer- des Rhein-Kreises Neuss danke ich für die Riesenwolfspinne – Arctosa cinerea (Fabricius, Erteilung einer Ausnahmegenehmigung zur 1777). – Arachnologische Mitteilungen 32, 47-48. Entnahme wild lebender Tiere (Az. 68.4- LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und 70.05-1-001-07). Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen), 2010: Flussufer-Wolfspinne Arctosa cinerea. – Literatur http://www.naturschutzinformationen-nrw. de/artenschutz/de/arten/gruppe/weichtie- BUCHHOLZ, S., HARTMANN, S., KREUELS, M., 2011: re/kurzbeschreibung/102395 (Zugriff am Rote Liste und Artenverzeichnis der Webspin- 20.11.2011) nen - Araneae - in Nordrhein-Westfalen 3. MADER, H.-J., 1985: Die Sukzession der Laufkä- Fassung, Stand August 2010. – In: LANUV fer- und Spinnengemeinschaften auf Rohbö- NRW (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten den des Braunkohlereviers. – Schriftenreihe Pfl anzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-West- für Vegetationskunde 16, 167-194. falen, 4. Fassung. – LANUV-Fachbericht 36, PLATEN, R., BLICK, T., SACHER, P., MALTEN, A., 2, 565-613. http://www.lanuv.nrw.de/natur/ 1998: Rote Liste der Webspinnen (Arachnida: arten/rote_liste/pdf/RL-NW10-Webspinn- Araneae) (Bearbeitungsstand: 1996, 2. Fas- nen-Araneae.pdf (Zugriff am 16.02.2011) sung), S. 268-275. In: Rote Liste gefährdeter FRAMENAU, V. W., DIETERICH, M., REICH, M., Tiere Deutschlands (BINOT, M., BLESS, R., PLACHTER. H. 1996 a: Life cycle, habitat BOYE, P., GRUTTKE. H., PRETSCHER, P., Hrsg.). selection and home range of Arctosa cinerea – Schriftenreihe für Landschaftspfl ege und (Fabricius, 1777) (Araneae: Lycosidae) on a Naturschutz 55, 1-434. braided section of the Upper Isar (Germany, STAUDT, A. (2011): Nachweiskarten der Spin- Bavaria). – Revue Suisse Zoologie, vol. hors nentiere Deutschlands (Arachnida: Araneae, série 1 (Proc. XIIIth Int. Congr. Arachnology), Opiliones, Pseudoscorpiones). – http://www. 223-234. spiderling.de/arages/Verbreitungskarten/ FRAMENAU, V. W., REICH, M., PLACHTER, H., 1996 karte2.php?Art=82 (Zugriff am 20.11.2011) b: Zum Wanderverhalten und zur Nahrungs- ökologie von Arctosa cinerea (Fabricius, 1777) Eingegangen: 25.11.2011 in einer alpinen Wildfl ußlandschaft. – Ver- Angenommen: 20.12.2011

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 180 MICHAEL STEVENS 181

Rezensionen/Book reviews

MUTSCHMANN, FRANK (2010): Erkrankungen der Amphibien (2. überarbeitete und erweiterte Aufl age). – Enke Verlag, Stuttgart. 322 Seiten, 175 Abbildungen, 33 Tabellen. Broschiert, 17 x 24 cm. ISBN 978-3-8304-1097-3; 39,99 €.

Dass ein Buch (erst) nach zehn Jahren in der zweiten Aufl age erscheint, ist kein Quali- tätsurteil, sondern liegt meist daran, dass es nur für einen kleineren Leserkreis geeignet ist. Dass es dennoch überarbeitet und aktualisiert wurde, spricht für den Verlag und den Verfasser. Allerdings ist der Eindruck, den man nach der Lektüre hat, zwiespältig. Im ersten Teil glaubt der Autor, dem Leser (offenbar sind nicht nur Tierärzte angespro- chen, s.u.) „Biologischen Grundlagen“ über Amphibien mitteilen zu müssen („Was sind Amphibien?“, „Physiologie und Pathophysiologie“, „Ökologische Aspekte“, „Amphibien in menschlicher Obhut“). Im zweiten Teil, „Amphibien als Patienten“, kommt dann der Praktiker zu Wort („Propädeutik“, „Therapeutische Maßnahmen“, „Haltungsbedingte Krankheiten“, „Erkrankungen der Organsysteme“, „Reproduktionsstörungen“, „Genetisch bedingte Erkrankungen“, „Intoxikationen“, „Virusinfektionen“, „Bakterielle Infektionen“, „Mykosen“, „Algeninfektionen“, „Parasitosen“). Der Band schließt mit einem reichhaltigen Literaturverzeichnis (820 Zitate), das vom Fleiß des Verfassers zeugt (und dennoch fehlt wichtige neuere Literatur zur Biologie, die zumindest im ersten Teil hätte zitiert werden müssen), und einem Sachverzeichnis. So weit, so gut, aber der Teufel liegt im Detail: Teil I ist unerfreulich und enttäuschend. Er ist oberfl ächlich, durch eine manchmal laxe Ausdrucksweise gekennzeichnet, partiell ver- altet, für die angedachten Zielgruppen zum Teil unverständlich und manchmal auch ein- fach falsch. Dies lässt sich auf nahezu jeder Seite belegen. Einige wenige Beispiele müssen genügen: Amphibien sind auf Seite 2 und 43 „exotherm“, auf Seite 12 aber „ektotherm“, die Taxa „Fische“ und „Reptilien“ (u.a. S. 2) gibt es schon lange nicht mehr. Ich frage mich auch, was „pauschale Merkmale sind, die der Klasseneinteilung zugrunde liegen“ (S. 2). Seit wann ist die Kloake ein Exkretionsorgan (S. 2)? Die Skizze zur Phylogenese (S. 3) dürfte hoffnungslos veraltet sein und das Original stammt auch nicht aus der angegebenen Quelle (es gibt neuere Lehrbücher der Speziellen Zoologie, die das Ganze sehr verständ- lich aufgearbeitet haben). Zahlreiche anatomische, physiologische und endokrinologische Details kann man, wenn überhaupt, nur mit Vorbildung verstehen, z.B. „Schulter und Beckengürtel sind … locker gebaut“ (S. 3). Was heißt „neoten bzw. pädomorph“ (S. 4)? Der spätere Abschnitt über Neotenie, Pädomorphose und Metamorphose auf Seite 8 zeugt von einer gewissen Unkenntnis dieser Phänomene und ihrer Beziehungen zuei- nander. Es stimmt natürlich nicht generell, dass die Fortpfl anzung der Gymnophionen durch das Absetzen von lebenden (sic!) Jungen gekennzeichnet ist (S. 4). Das wird dann auf Seite 6 auch relativiert. Eine Gattung kann nicht lebendgebärend sein, allenfalls Arten (S. 6). Falsch ist z.B., dass Boulengerula taitanus vivipar ist (S. 6), dass bei den Schwimm- wühlen nur jeweils eine Larve pro Uterus heranwächst (S. 6; s. dazu die entgegengesetzte Angabe auf S. 12), dass Salamandra-Männchen an den Zehen und Fingern spezielle „verhornte Hautstrukturen“ haben (S. 7), dass die Jungen des Alpensalamanders im Uterus generell Embryonen oder Geschwister fressen (S. 7, 13; sie fressen vornehm- lich unbefruchtete „Embryotropheier“), dass Schwanzlurchlarven keine Zunge haben (S. 13). Ich glaube nicht, dass der Leser sofort darauf kommt, dass mit „Eihäuten“

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 182 die embryonalen Anhangsorgane (Amnion etc.) der Amnioten gemeint sind, und was sich für den Autor hinter den Begriffen „ovovivipar“ und „vivipar“ verbirgt (s. 10). Die Formulierung, dass „eine Grenzschicht zwischen Eizelle und Dottermembran (?) entsteht“, ist mehr als fragwürdig (S. 11). Manche Gymnophionen haben Schuppen und nicht „schuppenartige Verhärtungen“ (S. 12). Es ist schon erstaunlich, dass für neotene Schwanzlurche lediglich Eurycea und Dicamptodon und nicht obligat neotene Arten an- gegeben werden (S. 13). Später (S. 15, Metamorphose) taucht dann aber doch noch der Axolotl auf. Noble (1931) ist generell ein wunderbares Zitat, aber es gibt auch neuere Erkenntnisse. Im Literaturverzeichnis stehen die entsprechenden Zitate (!). Seit wann spricht man bei Hormonausschüttung von Exkretion (S. 15)? Mit der Schilderung der Metamorphose ist der größte Teil der Leserschaft überfordert. Für die Skeletochrono- logie werden meist keine Dünnschliffe hergestellt, sondern histologische Schnitte von entkalktem Material (das gilt übrigens auf für die einzige dazu zitierte Arbeit) (S. 18). Was ist eigentlich ein „evolutionärer“ Negativfaktor (S. 21)? Usw., usw. Die „Physiologie und Pathophysiologie“ ist ein Mixtum aus Gemeinplätzen und sehr spe- ziellen Details, die ohne weitere Erklärung nur für den Fachmann halbwegs verständlich sind. Es wird zwar erwähnt, dass die Haut Elektrolyte aufnehmen kann. Warum das aber sein muss und wie das gegen ein Konzentrationsgefälle geschehen kann, bleibt unklar, ist aber meines Erachtens für das Verständnis wichtig (S. 25). Völlig unklar ist auch nach dem vorher im Text Gesagten der Satz „wenn gleich Amphibien weniger zur Evaporation zu neigen scheinen als andere Wirbeltiere“ (S. 26). Was sind denn das für ominöse „Mu- copolysaccharide“ in der Haut, „die ähnlich einem Schwamm zur Wasseraufnahme und -abgabe fähig sind und mitunter fast wasserundurchlässige Schutzschichten bilden“ (S. 26/27)? Blastome (S. 41) sind embryonale Tumore und nicht mit einer Gliedmaßenknospe gleichzusetzen (S. 41). Offenbar meint der Autor Blasteme und Blastemzellen, wenn er von der Regeneration spricht (S. 41). Die zahlreichen mikroskopischen Aufnahmen sind ohne weitere Erklärung und Be- schriftung leider nur von begrenztem Aussagewert. Der Autor kann – ich wage das zu behaupten – auch bei Tierärzten nicht so ohne weiteres Kenntnisse der Amphibienhis- tologie voraussetzen, so steht z.B. unter der Abbildung auf Seite 37: „Abb. 2.5 Phago- zytose. Abklatschpräparate von einer Hautwunde (Grasfrosch)“, ohne zu sagen, was das für Zellen sind, was phagozytiert worden ist und wie die Strukturen auf den Bildern zu deuten sind. Das gilt auch für die meisten Abbildungen in Teil II (z.B. 9.6, 9.8, 9.9, 9.13, 9.19, 9.20, 15.2., 15.13 etc.). Oft wird eine wesentliche Aussage getroffen, ohne dies mit einer entsprechenden Literaturangabe zu belegen, z.B. wenn vom Nahrungsspektrum der Gymnophionen-Larven (S. 43) die Rede ist oder gesagt wird, dass Amphibien „hervor- ragende Bioindikatoren darstellen“ (S. 45). Der Abschnitt „Amphibien in der Kultur und Mythologie“ (S. 45) ist in dieser Kürze und ohne relevante Literaturverweise überfl üssig. Ermüdend ist auf Dauer auch, dass immer wieder lediglich auf die Fach- und Speziallitera- tur verwiesen wird, wenn es (auch für die Zielgruppen, s.u.) spannend zu werden beginnt. Nützlich und in dieser Form sicher zum Teil neu sind die Angaben für die herpetologische Feldarbeit aus der Sicht eines Tierarztes. Im zweiten Teil bewegt sich der Autor auf vertrautem Terrain und dieser Teil ist in erster Linie für den Tierarzt geschrieben, denn der „Rest der Welt“ darf vieles von dem, was da steht, gar nicht tun. Dieser Teil ist daher deutlich besser, obgleich sich auch hier bei der Darstellung z.B. der Organsysteme Irreführendes fi ndet. Die „Propädeutik“ ist sehr anschaulich geschildert, ob damit aber die Untersuchung von Amphibien zu einem „Kin- 183 derspiel“ wird, wie der Text auf dem Umschlag weismachen will, wage ich zu bezweifeln. Unschön ist sicher die Überschrift „Handlingtipps“ – das ist Laborjargon. Auch bei den „Erkrankungen der Organsysteme“ redet der Autor von Blastomen (S. 130), wenn er Blasteme meint. Was sind „membranöse Knochen“ (S. 130)? Ohne Abbildungen ist die sehr verkürzte Schilderung des Stütz- und Bewegungsapparates nur Eingeweihten halbwegs verständlich (S. 130). Was ist eigentlich ein „Kutikularsaum mit stäbchenartiger Struktur“ (S. 139)? Im stratum spongiosum der Dermis fi ndet man natürlich keine Drüsenpakete (die sind in Form der Parotiden allenfalls am Kopf), sondern alveoläre Drüsen. Dass „die Zu- sammensetzung der Sekrete der Giftdrüsen weitestgehend unbekannt ist“, ist ein Gerücht. Es gibt sehr viele und sehr gute Arbeiten darüber, wenn auch bisher relativ wenige Taxa berücksichtigt worden sind. Der Leser wüsste schon ganz gern, was eine „Sieblamelle“ ist (S. 140), zumal ihr eine Rolle beim Wasserhaushalt zugesprochen wird. Völliger Unsinn ist, dass die „Räder- oder Bärtierchen (Rotatoria)“ (sic!) zu den Nematoden zählen (dazu gibt es dann verständlicherweise kein Literaturzitat). Ob der nicht vorgebildete Leser dem Aufbau und der Entwicklung der Niere (S. 160-161) folgen kann, ist mehr als fraglich. Zudem werden die Nephrone der Niere von den Nephrotomen gebildet und nicht von Nephrostomen (S. 160/161). Kloakaldrüsen dienen der Bildung der Gallerte (welcher?) (S. 161). Die Müller‘schen Gänge sind auch bei Urodelen stark gewunden (S. 162). Ob die Wände des Eileiters tatsächlich elastische Fasern enthalten, wäre noch nachzuweisen. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von offensichtlichen Druckfehlern, z.B. Pitual- organ statt Pinealorgan etc., und auch die Schreibweise mancher Taxa entspricht nicht ganz dem, was heute üblich ist (Zestoda statt Cestoda; Platyhelminta statt Plathelminthes, Pentastoma statt Pentastomida etc.). Das mag, zumindest für den praktizierenden Tierarzt, eher irrelevant sein, aber wenn der Autor nun einmal meint, das alles sei zum Verständnis der Erkrankungen der Amphibien notwendig, dann sollte er seine Fachkollegen auch verlässlich informieren. Man hat ein wenig den Eindruck, dass die zweite Aufl age der „Erkrankungen bei Am- phibien“ mit „der heißen Nadel gestrickt“ worden ist. Ich glaube nicht, dass alle, die der Verfasser mit seinem Buch erreichen will („Neben Tierärzten sind alle Naturwissenschaftler, Studenten und Naturfreunde angesprochen, die im Rahmen ihrer Tätigkeit mit Amphi- bien arbeiten oder sich in der Freizeit dem Schutz, der Haltung, Pfl ege und Nachzucht dieser überaus interessanten Tiere widmen“; dies ist aus dem Vorwort der 1. Aufl age, das am Anfang des Buches ebenfalls abgedruckt ist), tatsächlich viel davon haben. Für die biologisch, anatomisch und veterinärmedizinisch weniger Vorgebildeten (unter den Ziel- gruppen dürften sich solche befi nden) fehlen Erklärungen oder zumindest ein Glossar, da der Autor den Leser mit Fachtermini totschlägt. Man wünscht dem Buch, das sicher eine Lücke auf dem deutschsprachigen Markt füllen könnte, eine gründliche fachliche und teilweise wohl auch eine didaktische Überarbeitung.

Hartmut Greven, Düsseldorf

JAUN, ANDREAS (2011): Am Fluss und See. Natur erleben – beobachten – verstehen. – Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, Wien. 230 Seiten mit zahlreichen Farbfotos und farbigen Abbildungen. Broschiert, 16,3 x 23 cm. ISBN 978-3-258-07673-7; 22,- €.

Von Zeit zu Zeit geben Naturbuchverlage Naturführer heraus, so auch der Haupt-Verlag, die den Leser anleiten wollen, die Natur in bestimmten Lebensräumen (Wiese, Wald etc.)

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 184 zu „erleben“. Der vorliegende Band behandelt „Fluss und See“ im Wandel der Jahreszeiten und ist folgendermaßen gegliedert: Vorwort mit Tipps zur Vorbereitung für entsprechende Ausfl üge, dann folgen fünf Hauptkapitel (1. Flüsse und Seen: Eine Einleitung; 2. Frühling, 3. Sommer, 4. Herbst, 5.Winter) und ein Anhang, der Gelerntes oder „Erforschtes“ in Fragen und Antworten kleidet. Vorgestellt werden vornehmlich Tiere. Pfl anzen sind un- terrepräsentiert, Grünalgen werden nicht erwähnt. Die zahlreichen beigefügten Farbfotos sind sehr schön. Etwas merkwürdig mutet an, dass in so einem Buch auch der Grottenolm abgebildet ist, den die Benutzer dieses Bändchens wahrscheinlich nie in ihrem Leben zu Gesicht bekommen. Hilfreich sind die Hinweise auf die Website des Verlags und vor allem auf www.naturerleben.net, wo eindrucksvolle Bilder und Filme (auf diese wird im Text hingewiesen) zu sehen und verschiedene „Geräusche“ zu hören sind. Das hört sich alles in allem nicht negativ an und dennoch habe ich einige Probleme mit diesem und ähnlich gearteten Büchern. Die Zielgruppe wird nicht expressis verbis genannt. Ich gehe aber davon aus, dass diese Bücher und das vorliegende Buch Laien und Jugendliche ansprechen sollen, denen man – wenn sie sich nun einmal entschlossen haben, „Natur zu erleben“ – offenbar nichts zutraut: Der Text ist meist sehr basal, ob- gleich das Bemühen um höchstmögliche Verständlichkeit anzuerkennen ist, manchmal sogar banal („Sie sollten kalte Hände beim Steinewenden nicht scheuen“, S. 41), extrem verallgemeinernd (…das Gift (der Amphibien, Rez.) hält Fressfeinde ab“, S.47); dabei werden einige Seiten weiter Tiere aufgelistet, die sich von Amphibien ernähren (S. 62); oft wird nur pauschal von „irgendwelchen“ Gliederfüßlern, „gewissen Molcharten“, S. 50, etc. gesprochen. Manches ist oft auch falsch oder zumindest irreführend, so die Bemerkungen über das Seitenlinienorgan, dass die „Sinneszellen … an den Seiten der Fische oft als feine Linie zu erkennen“ sind (S. 152). Kann man einen Einsteiger wirklich mit Sätzen abspeisen wie „die Spermien werden von den primären Geschlechtsorganen am Hinterleibsende produziert“ (S. 98), wenn man einfach nur den Hoden von Libel- lenmännchen meint? Etc., etc. Schade!

Hartmut Greven, Düsseldorf

WANNER, GERHARD (2010): Mikroskopisch-botanisches Praktikum (2. Aufl age). - Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 254 Seiten, 800 überwiegend farbige Bilder. Broschiert, 20 x 23,8 cm. ISBN 978-3-13-149962-2; 32,95 €.

Das mikroskopisch-botanische Praktikum von G. Wanner ist erstmals im Jahre 2004 erschie- nen. Nun liegt die zweite, deutlich erweiterte Aufl age vor. Was ich schon bei der Besprechung der ersten Aufl ag positiv hervorgehoben habe, ist in der zweiten weiter „kultiviert“ worden: Das betrifft vor allem die reiche, auch ästhetisch äußerst ansprechende Bebilderung, diesmal auch mit zahllosen neuen rasterelektronenmikroskopischen und transmissionselektronen- mikroskopischen Bildern von ausgezeichneter Qualität. Dazu kommt noch der kurze, präg- nante Text, der aufgrund der vielen Erklärungen am Rande und des Glossars am Ende des Buches auch für ambitionierte Laien verständlich sein dürfte. Man merkt dem Buch an, dass der Autor über eine langjährige Erfahrung in der Ausbildung von „Anfängern“ verfügt. In diesem Bändchen ist die klassische Botanik nicht nur „scientia amabilis“, sondern auch „scientia fascinosa“. So wünscht man sich moderne Praktikumsanleitungen.

Hartmut Greven, Düsseldorf 185

PLATTNER, HELMUT, HENTSCHEL, JOACHIM (2011): Zellbiologie (4. Aufl age). – Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 533 Seiten, 401 zum Teil farbige Abbildungen, 22 Tabellen. Broschiert, 13 x 19 cm. ISBN 978-3-13-106514-8; 34,95 €

Seit seinem ersten Erscheinen im Jahre 1997 hat die Einführung in die Zellbiologie mit der vorliegenden Fassung vier Aufl agen erlebt. Und das zu Recht, denn die Vorzüge sind unübersehbar. Als erstes hat die Seitenzahl, gemessen an der 3. Aufl age von 2006, nur noch geringfügig zugenommen, obwohl das Bändchen in weiten Bereichen umgestaltet und modernisiert worden ist. Das ist schon erwähnenswert, weil man heutzutage manchmal das Gefühl hat, Lehrbücher könnten nicht dick genug sein. Dennoch fi ndet man Abschnitte, von den Autoren modisch als „zooms“ bezeichnet, die über die „Pfl icht“ hinaus tiefere Einblicke in die molekulare Zellbiologie vermitteln. Die Autoren betonen nach wie vor, dass das Buch eine „einfache Einführung in die grundlegenden Aspekte der Zellbiologie“ (s. Vorwort) sein soll. Auch das ist es zweifellos; es ist darüber hinaus verständlich geschrieben, ohne simpel zu sein. Nach wie vor sind auch die Abbildungen zu rühmen: Grafi ken und Zeichnungen sind meist farbig, die zahlreichen transmissionselektronenmikroskopischen Bilder sind von einer Qualität, wie man sie in Originalpublikationen heutzutage kaum noch fi ndet. Möge diese Einführung noch viele weitere Aufl agen erleben.

Hartmut Greven, Düsseldorf

BOSCHI, CRISTINA (2011): Die Schneckenfauna der Schweiz. Ein umfassendes Bild- und Bestimmungsbuch. – Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, Wien, 624 Seiten, 861 Farbfotos, 587 Zeichnungen und 254 Verbreitungskarten. Gebunden, 24,5 x 22,5 cm. ISBN 978- 3258076973; 94,- €.

Ein eindrucksvolles und mit ungeheurem Fleiß geschriebenes Buch in einem etwas un- orthodoxen Querformat und seit langem wieder einmal etwas über mitteleuropäische Schnecken (gehäusetragende Wasser- und Landschnecken sowie Nacktschecken), das auch der ambitionierte Laie mit Gewinn zur Hand nehmen kann, auch wenn „nur“ die Schweiz abgedeckt wird. Einführende Kapitel behandeln sehr verständlich u.a. Lebensräume der (Schweizer) Schnecken, Gefährdungsfaktoren sowie Allgemeines zu Biologie (Organisa- tion, Fortpfl anzung, Lebensansprüche etc.). Bisweilen ist die Ausdruckweise aber doch arg vereinfacht, so wenn z.B. bei Viviparus contectus die Jungen bereits im Mutterleib (sic!) aus den Eiern schlüpfen. Im Hauptteil werden 254 Schneckenarten (Seiten 82-589) nach stets dem gleichen Muster vorgestellt, und zwar mit dem vollständigen wissenschaftlichen Namen, einem Trivialnamen, einigen Synonymen, der Gehäusebeschreibung, der Verbrei- tung, dem Lebensraum, der Lebensweise (bei manchen Arten ist doch etwas mehr bekannt, als der Text suggeriert). Dazu gibt es stets mehrere, meist sehr schöne Fotos (nicht nur der Gehäuse) der jeweiligen Art und häufi g Zeichnungen, u.a. von Gehäusevariationen, sowie eine Verbreitungskarte. Ein „richtiges“ Bestimmungswerk ist es wohl nicht ganz („Wir verzichten … bewusst auf einen detaillierten Schlüssel zur Bestimmung der in der Schweiz heimischen Schneckenarten“, S. 56). Daran ändern auch die schematischen Zeichnungen des für die Bestimmung mancher Arten so wichtigen Genitaltraktes nichts, für dessen Präparation auch keine Anleitung gegeben wird. Ohnehin wird empfohlen, nur Gehäuse zu sammeln. Das Buch verlässt sich also bei der Bestimmung primär auf die „Bilderbuchmethode“, die sicherlich zum Ziel führt, vor allem wenn die Anzahl der Arten

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 186 in dem Gebiet beschränkt ist. Ein Literaturverzeichnis mit beachtlichen 485 Zitaten und ein Stichwortverzeichnis beschließen diesen gelungenen Band. Das Buch kann aufgrund seiner (auch ästhetisch ansprechenden) Aufmachung, des für Laien verständlichen Textes und der zum Teil ganz ausgezeichneten Abbildungen Inter- esse für (einheimische) Schnecken wecken, dem Einsteiger helfen, zumindest ein Gefühl dafür zu entwickeln, welchen Arten oder übergeordneten Taxa die von ihm gesammelten Schnecken zuzuordnen sind, und vielleicht auch den einen oder anderen Leser dazu an- regen, diese Tiere zu halten und vielleicht zu züchten (um beispielsweise die Kenntnisse zur Lebensweise zu erweitern). Empfehlenswert.

Hartmut Greven, Düsseldorf

SCHMID, MICHAEL, BOGART, JAMES, P., HEDGES, S.BLAIR (and seven additional collaborators) (2010): The Chromosomes of Terraranan Frogs. Insights into Vertebrate Cytogenetics. – Karger, Basel, Freiburg, Paris etc., 568 pages, 2071 fi gures, 163 in color, and 18 tables. Hardcover, 21.5 x 28.5 cm. ISBN 978-3-8055-9607-7, 540.99 €.

To say it directly: This is an outstanding, exceptionally illustrated volume that probably escapes a critical and objective appraisal by one person. Leading experts in amphibian cytogenetics not only have summarized cytogenetic studies of nearly 40 years on terra- ranan frogs, an unranked taxon of tropical New World frogs with direct development and a tremendous radiation, but also presented herein for the fi rst time the chromosomes of 129 species (of altogether 227 species available for this study, which is only a fraction of the >900 currently known species). A short overview of the contents and some keywords give only a rough impression of the wealth of information gathered in this book. The “Introduction” (1) summarizes phylogeny, classifi cation and biography, developmental biology, life history, conservation, and early cytogenetic studies on Terrarana. Apart from a list of the species examined, “Material and Methods” (2) contains a short, but useful introduction in the various techniques applied, e.g. preparations of mitotic and meiotic chromosomes, chromosome staining and banding, in situ hybridization, karyotype record- ing and chromosome analysis etc., etc. The pages 59-456 contain the main part, i.e. the “Results and Discussion” (3), and pages 458-502 an impressive list of references, appen- dices and a species index. The main part treats among others the general properties of terraranan karyotypes, deals with centric fusions and fi ssions, tandem fusions, reciprocal translations, inversions, centromeres, euchromatin, constitutive heterochromatin and its fl uorescence staining, constituent proteins of chromosomes, NORs, 5S ribosomal DNA, B chromosomes, sex chromosomes, sex-determining genes, evolution of sex chromo- somes, genetic and environmental sex determination, teleomeres, polyploidy, haploidy, chromosome aberrations, male meiosis, genome sizes, karyotype evolution etc., etc. All this topics are mostly discussed in the context of amphibians in general. The pages 277-435 contain the fi gures, i.e. the normal mitotic karyotypes of the examined frogs, karyotypes with B chromosomes, with multiple NORs, with spontaneous somatic chromosome aberrations, and male meiotic chromosomes. Arrangements of chromosomes allow an easy comparison between species. Pages 437-455 present color photos of the examined frogs (12 species per page) Actually, this unique volume should be a must for everyone generally interested in karyo- type evolution in amphibians, but also in vertebrates. It is a valuable source and an excel- 187 lent basis for further investigations. However, the remarkable price will only enable large libraries to include this important synopsis in their inventory.

Hartmut Greven, Düsseldorf

NENTWIG, WOLFGANG (Hrsg.) (2011): Unheimliche Eroberer. Invasive Pfl anzen und Tiere in Europa. – Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, Wien. 256 Seiten, 220 farbige Abbildungen, 24 Karten. Gebunden, 23,5 x 26 cm. ISBN 978-3-258-07660-7. 39,90 €.

Eine komplette Liste invasiver Arten zu erstellen, würde sicher auch ein Buch füllen. Hier aber werden nur Arten behandelt, die einen deutlichen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Die Auswahl der Arten ist nicht deutschland-, sondern europabezogen. Fast alle Arten spielen jedoch auch in Deutschland eine Rolle. Nach einer umfangreichen Einführung folgen Beiträge in drei Hauptkapiteln: Invasive Pfl anzen, Invasive „Wirbellose“ und Invasive Wirbeltiere. Den Anfang bei den Pfl anzen macht das Kraut mit dem größten wirtschaft- lichen Schaden, Ambrosia. Es folgen die Knöteriche, der Riesen-Bärenklau, das Drüsige Springkraut, Opuntien, Robinien und Götterbäume. Bei den „Wirbellosen“ werden die Tigermücke, der Maiswurzelbohrer, der Asiatische Marienkäfer, der Kartoffelkäfer, die Argentinische Ameise, die Pazifi sche Auster, die Wollhandkrabbe, der Rote Amerikani- sche Sumpfkrebs sowie die Varroa-Milbe behandelt. Die Wirbeltiere beginnen mit der Kanadagans und gehen über den Amerikanischen Nerz, die Nutria, den Marderhund, die Bisamratte und den Waschbären über die Halsbandsittiche bis zu den Rotwangen- Schmuckschildkröten. Bei jeder Art wird erst die Herkunft beschrieben, dann folgt eine Beschreibung der Schäden und der Bekämpfungskosten und -möglichkeiten. Illustriert sind die jeweils bis zu neun Seiten langen Artikel mit aussagekräftigen Bildern, die eine Bestimmung der 24 vorgestellten Arten in mehreren Lebensstadien (Samen bei Pfl anzen, Larven bei Tieren und natürlich die reifen Pfl anzen und ausgewachsenen Tiere) ermöglicht. Weiterhin fi ndet sich zu jeder Art eine Verbreitungskarte. Nur die Feigenkakteen und die Tigermücke werden als nicht in Deutschland vorkommend behandelt; inzwischen wur- den Tigermücken jedoch auch in Deutschland (Baden-Württemberg) nachgewiesen. Die Auswahl der Arten umfasst tatsächlich Arten, die große wirtschaftliche Schäden anrichten. Es fehlt sicherlich die Reblaus. Die Schäden, die von der Rotwangenschmuckschildkröte ausgehen, sind zumindest in Deutschland sehr viel geringer als die durch die Schwarzmeer- grundeln verursachten, die in großen Teilen der deutschen Flüsse des Rhein-/Maingebiets eine Angelfi scherei kaum noch zulassen. Das Buch zeigt auf, wie immens die wirtschaftlichen Schäden durch invasive Neozoen sein können und wie leichtsinnig dies in zahlreichen Fällen in Kauf genommen wird.

Harro Hieronimus, Solingen

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) 188 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M1 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde, Stiftung Schloss und Park Benrath

Freundeskreis Museum für Naturkunde Benrath e.V.

In den Jahren 2010/2011 unterstützte der Freundeskreis Sonderveranstaltungen, Ferienprogramme für Kinder und die Herausgabe von Band 15 der Museumszeit- schrift Acta Biologica Benrodis sowie eines weiteren Supplementbandes dieser Zeitschrift. Der Titel von Supplementband 12 (2010) lautet: „Biologische Kartierungen im Naturschutzgebiet „Steinbruch Hofermühle-Süd“ (Gemeinde Heiligenhaus, Kreis Mettmann, Nordrhein-Westfalen)“. ISBN 978-3-936616-65- 1, 185 S., Verlag Natur & Wissenschaft, Solingen.

Der Freundeskreis warb auch Finanzmittel in Höhe von 14 000 Euro bei der Bezirksvertretung 9, Düsseldorf-Benrath, und 5 000 Euro über die NRW-Stiftung Natur, Kultur und Heimatpflege bei der Sparkassenlotterie der Stadtsparkasse Düsseldorf für die Einrichtung einer Dauerausstellung über den Tierbildhauer Joseph Pallenberg und eine Auswahl seiner Tierplastiken ein (siehe auch unter Verschiedenes).

Der Freundeskreis dankt wie immer ganz herzlich allen Mitgliedern und Spendern, die das Museum ideell und finanziell bei der Wahrnehmung seiner vielfältigen Aufgaben unterstützt haben, insbesondere der BV 9 und der Klassik- Konzertgesellschaft e.V. Düsseldorf und ihrem ersten Vorsitzenden Dirigent Franz Lamprecht.

Für weitere Förderungen des Museums sind Spenden jeder Größenordnung stets sehr willkommen. Der Freundeskreis freut sich auch jederzeit sehr über neue Mitglieder.

Freundeskreis Museum für Naturkunde Benrath e.V. Benrather Schloßallee 102 40597 Düsseldorf-Benrath Bankverbindung: Deutsche Bank AG Düsseldorf-Benrath Konto 6523070 BLZ 30070010

Veranstaltungen 2010

03.01. Öffentliche Museumsführung von Werner Buschfeld

16.01. „Maus ist nicht gleich Maus“, öffentliche Führung für Familien mit Kindern ab 6 Jahren von Sabine Klaucke

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M2

27.01. „Eisvögel – naturkundliche Streifzüge durch die Ruhrauen“, Filmvortrag von dem bekannten Tierfilmer Otto Kieker

07.02. Öffentliche Museumsführung von Sabine Klaucke

20.02. „Spurensuche“, Kinderführung von Sabine Klaucke

24.02. „Astro-Info-Abend – Beobachtungstipps und Einblicke in die aktuellen Himmelsereignisse“, Vortrag von Werner Buschfeld Aktuelle Ereignisse und Beobachtungsgelegenheiten werden für den Monat März vorgestellt, wobei der Schwerpunkt ausdrücklich auf der Verwendung kleiner Geräte wie Ferngläser, Einsteigerteleskope oder Spiegelreflexkameras mit handelsüblichen Teleobjektiven liegt. Reizvolle „Begegnungen“ am Himmel zwischen Mond und den helleren Planeten dienen als Aufsuchhilfe, die Bewegung dieser Wandelsterne vor dem Hintergrund des Fixsternhimmels zu identifizieren. Bei günstigen Sichtbedingungen finden im Anschluss astronomische Beobachtungen im Innenhof des Naturkundemuseums statt, wobei sowohl die Orientierung am Übergang vom Winter- zum Frühlingssternhimmel als auch das Aufsuchen reizvoller Einzelobjekte wie Galaxien, Doppelsterne und Kugelsternhaufen geübt wird.

07.03. Öffentliche Museumsführung von Werner Buschfeld

23.03. „Fledermäuse in 3 D auf der Leinwand und live im Schlosspark“, von und mit Rolf Niggemeyer An den ersten warmen Frühlingsabenden kann man rund um das Benrather Schloss und im Schlosspark Fledermäuse beobachten, die durch die steigenden Temperaturen aus dem Winterschlaf erwacht sind. Hier leben drei Fledermausarten, und zwar der Große Abendsegler (Nyctalus noctula), die Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) und die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus). In seinem Diavortrag stellt Rolf Niggemeyer weitere heimische Arten in 3 D vor und bei genügend hohen Temperaturen anschließend die lautlosen Flugkünstler bei Nacht im Schlosspark. Die Ultraschalllaute der Fledermäuse werden mit einem Bat-Detektor hörbar gemacht.

21.04. „Astro-Info-Abend – Beobachtungstipps und Einblicke in die aktuellen Himmelsereignisse“, Vortrag von Werner Buschfeld

24.04. „Naturkundliche Frühwanderung durch den Schlosspark Benrath“, Exkursion mit Dr. Hubert Heuwinkel in Kooperation mit dem NABU – Stadtverband Düsseldorf. Im April sind bereits viele Vogelarten aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt. Im Schlosspark beginnt in aller Frühe ein imposantes vielstimmiges Vogelkonzert. Im Verlauf des Jahres können im Schlosspark und auf seinen Gewässern bis zu 90 Vogelarten beobachtet werden. Die Exkursionsteilnehmer haben die Möglichkeit, den Gesang der Vögel auf ganz besondere Weise kennenzulernen und die Benrather Vogeluhr im Museum zu „erleben“. Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M3

02.05. Öffentliche Museumsführung von Sabine Klaucke

08.05. Nacht der Museen

Programm

20.00 h „Der Kormoran – Vogel des Jahres 2010“, Powerpoint-Vortrag von Alfred Leisten. 21.00 h „Kopfweiden – ein Lebensraum für Steinkäuze“, Filmvortrag von Otto Kieker. 22.00 h „Unterwegs bei Nacht und Nebel – einheimische Amphibien in 3 D“, Diavortrag von Rolf Niggemeyer. 23.00 h „Fledermäuse in 3 D auf der Leinwand und live im Schlosspark“, Diavortrag und Exkursion von und mit Rolf Niggemeyer. 24.00 h „Der Sternenhimmel im Mai“, Vortrag und Himmelsbeobachtungen von und mit Werner Buschfeld.

29.05. „Was krabbelt da im Unterholz?“, Familienführung von Werner Buschfeld.

06.06. Öffentliche Museumsführung von Werner Buschfeld

19.06. „Zum Vogel des Jahres gekürt – der Kormoran“, Kinderführung von Sabine Klaucke.

04.07. „Tag der offenen Tür, Tag der Begegnung und Erlebnistag im Museum für Naturkunde in Kooperation mit dem NABU – Stadtverband Düsseldorf und dem net:natuur_cultuur (= Verbund der Naturkundlichen Museen und Infozentren sowie der Biologischen Stationen der EUROGA-Region)“

01.08. Öffentliche Museumsführung von Sabine Klaucke

21.08. „Boden? Tierisch spannend!“, Familienführung von Joana Harlander- Kleeblatt.

05.09. Öffentliche Museumsführung von Werner Buschfeld

12.09. Infostand des Museums für Naturkunde am Tag des offenen Denkmals und Tag der offenen Tür der Biologischen Station Haus Bürgel e.V.

18.09. „Kobel, Köcher und Kokons“, Kinderführung von Sabine Klaucke.

03.10. Öffentliche Museumsführung von Werner Buschfeld

06.10. „Fledermäuse in 3 D auf der Leinwand und live im Schlosspark“, Diavortrag mit anschließender Exkursion von und mit Rolf Niggemeyer.

07.11. Öffentliche Museumsführung von Sabine Klaucke

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M4

13.11. „Nachtschwärmer – Lebensweisen nachtaktiver heimischer Tiere“, Familienführung mit Sabine Klaucke.

17.11. „Woher kommt der Rhein? Eine etwas andere Rheinfahrt!“, Diavortrag von Werner Buschfeld. Wenn auch „Vater Rhein“ in der Weltrangliste der längsten Flüsse nur auf Platz 162 rangiert, so prägt er doch seit Jahrtausenden sowohl das Landschaftsbild als auch das kulturelle Leben seines Einzugsbereichs in weltweit ziemlich einmaliger Weise. Der Vortrag beschreibt eine Rheinreise mit dem Fahrrad von Schloss Benrath am mittleren Niederrhein bis hin zu den Quellen von Vorder- und Hinterrhein. Dabei wird nicht nur von historisch Bedeutsamem wie der Rheinromantik des 19. Jahrhunderts oder der großen Politik in Worms erzählt, sondern auch ganz bewusst von den „kleinen“ Impressionen links und rechts des Wegesrandes. Weder in Bildbänden noch bei Google findet man zum Beispiel etwas über den Bauzaun des „Quatschekröms von Rhääs“. Den Abschluss der Reise im schweizerischen Kanton Graubünden bilden der Toma-See und die berüchtigten Schluchtenlandschaften der „Via mala“.

05.12. Öffentliche Museumsführung von Sabine Klaucke

11.12. „Überwinterungsstrategien in der heimischen Tierwelt“, Kinderführung von Joana Harlander-Kleeblatt.

Veranstaltungen 2011

09.01. Öffentliche Museumsführung von Werner Buschfeld Die naturkundliche Wanderung durch das Museum führt vom Rhein durch die Auenlandschaft bis hin zum Niederbergischen Land. Löwen, Elefanten und Krokodile sind manchen Menschen fast vertrauter als die vermeintlich weniger spektakulären, aber dennoch ebenso spannenden wilden Tiere in unseren Gärten, Wäldern und Gewässern. Während der öffentlichen Führung durch das Naturkundemuseum erfährt man Interessantes über die heimische Flora und Fauna. Es werden ökologische Zusammenhänge verdeutlicht und man kann unter anderem bedrohte Vogelarten, scheinbar gefährliche Reptilien oder heimliche Untermieter kennen lernen.

22.01. „Mit Losung und Siegel – Spuren im Schnee“, Familienführung von Sabine Klaucke. Weiße, stille Winterruhe! Aber nicht alle Tiere halten Winterschlaf oder sind in wärmere Gefilde gezogen. Dem aufmerksamen Beobachter zeigen sich vielfältige Beweise einer auch in der kalten Jahreszeit regen Tierwelt wie Fährten, Spuren, die vom Fegen der Hirsche zeugen, Fraßspuren, Gewölle und Geschmeiß.

26.01. „Durch die Jahreszeiten in einem Bergrevier (Region Tegernsee/Tirol)“, Filmvortrag von Tierfilmer Otto Kieker. Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M5

19.02. „Versteckspiel und Erschreckmanöver“, Kinderführung von Joana Harlander- Kleeblatt. Beim Fressen und Gefressenwerden geht es im Tierreich spannend zu: Sowohl Jäger als auch Beutetiere beherrschen eine Vielzahl von Tricks, um Nahrung aufzuspüren oder sich dem Feind zu entziehen. Manche Tiere können sich sogar unsichtbar machen oder drohen, indem sie mehr Größe und Stärke vortäuschen. Einige Schmetterlinge erschrecken hungrige Vögel mit riesigen „Augen“ oder andere verschmelzen optisch mit einem Baumstamm. Diese und ähnliche Tricks werden in der Familienführung vorgestellt und versetzen den Betrachter in Erstaunen.

23.02. „Papageien in Düsseldorf? – Zur Biologie und Verbreitung des Halsbandsittichs in der Region Düsseldorf – Mittlerer Niederrhein“, Powerpoint-Präsentation von Dipl. Geogr. Tobias Krause.

23.03. „Fledermäuse in 3 D auf der Leinwand und live im Schlosspark“, Diavortrag mit anschließender Exkursion von und mit Rolf Niggemeyer.

02.04. Nacht der Museen

Programm

20.00h „Der Gartenrotschwanz – Vogel des Jahres 2011“, Powerpoint-Präsentation von Alfred Leisten. 21.00h „Papageien in Düsseldorf? – Zur Biologie und Verbreitung des Halsbandsittichs im Rheinland“, Powerpoint-Präsentation von Dipl. Geogr. Tobias Krause. 22.00h „Die Urdenbacher Kämpe – eine bemerkenswerte Auenlandschaft im Düsseldorfer Süden“, Film- und Powerpoint-Präsentation von Dipl. Geogr. Holger Pieren. 23.00h „Fledermäuse in 3 D auf der Leinwand und anschließend live im Schlosspark“, Vortrag von und mit Rolf Niggemeyer. 24.00h „Der Sternenhimmel im April – bei klarem Himmel Beobachtungen draußen, bei bedecktem Vortrag und Demonstrationen im Kleinplanetarium“, mit und von Werner Buschfeld.

10.04. Öffentliche Museumsführung von Werner Buschfeld

30.04. Naturkundliche Frühexkursion durch den Schlosspark Benrath mit Dr. Hubert Heuwinkel

01.05. Öffentliche Museumsführung von Sabine Klaucke

15.05. „Die Rheinauen im Düsseldorfer Süden – Auenökologie und Hochwasserschutz“, Naturkundliche Fahrradexkursion mit Werner Buschfeld. Diese Radtour führt durch die Düsseldorfer Rheinauen und folgt den Spuren alter Rheinverläufe. Die Landschaft gestaltenden Kräfte des Rheins werden vorgestellt und Hochwasserereignisse der Vergangenheit erklärt. Wie kam z.B. Haus Bürgel auf

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M6 die rechte Rheinseite? Wozu diente der Eisbrecherturm in Zons? Ebenso werden aktuelle ökologische Zielsetzungen, die im Januar 2011 noch aufgrund des letzten Hochwassers in den Medien diskutiert wurden, aufgezeigt. Es geht durch den Himmelgeister Rheinbogen und die Urdenbacher Kämpe, den Zonser Grind und Zons; hier verraten auch Straßennamen etwas über geologische Besonderheiten.

21.05. „Streifzug durch die Insektenwelt“, Kinderführung von Joana Harlander- Kleeblatt.

05.06. Öffentliche Museumsführung von Werner Buschfeld

18.06. „Zum Vogel des Jahres gekürt – Der Gartenrotschwanz“, Familienführung von Sabine Klaucke. Die Teilnehmer/innen können im Naturkundemuseum den Vogel des Jahres 2011 aus nächster Nähe betrachten. Er ist zwar gering an Größe, hat aber ein auffälliges Aussehen. Auf seinem Speiseplan stehen fast ausschließlich Insekten und Spinnentiere. Während der Führung erfahren die jungen und älteren Besucher Spannendes über den aktuellen Jahresvogel. Weitere in den Vorjahren „gekürte“ heimische Vogelarten und deren Lebensräume werden vorgestellt, und es wird erklärt, was es mit der Ernennung zum Vogel des Jahres auf sich hat. Mitunter ist man überrascht, wenn nicht nur seltene Vertreter de Vogelwelt sondern auch „Allerweltsarten“ präsentiert werden. Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M7

03.07. Tag der offenen Tür, Tag der Begegnung und Erlebnistag im Museum für Naturkunde in Kooperation mit dem NABU – Stadtverband Düsseldorf und dem net:natuur_cultuur im und rund um das Museum für Naturkunde.

07.07. Verleihung des „Kulturführerscheins für Kids“ an die Dritt- und Viertklässler der städtischen Gemeinschaftsgrundschule Südallee Düsseldorf-Urdenbach. Die Grundschüler boten mit Musik, Tanz, Gedichten und der Aufführung „Peter und der Wolf“ im Innenhof des Naturkundemuseums, das der Brasilianer Carlinhos Batta mit ihnen eingeübt hatte, ein reiches und sehr beachtenswertes Kulturprogramm. Die Darbietungen wurden durch Trommler Warren Richardson mit lauter Unterstützung durch eine Reihe junger Trommler angekündigt.

08.07. Führung für Mitarbeiter des Instituts für Zoophysiologie der Univ. Münster durch die Schlossanlage Benrath am 8.7.2011

09.07. Die „Heimatgemeinschaft Groß-Benrath e.V.“ feiert ihr Sommerfest im Innenhof des Naturkundemuseums.

11.09. Infostand des Museums für Naturkunde am Tag des offenen Denkmals und am Tag der offenen Tür der Biologischen Station Haus Bürgel e.V. und der Interessengemeinschaft Haus Bürgel

16.10. Fahrradtour durch die Düsseldorfer Rheinauen unter naturkundlichem Aspekt mit Werner Buschfeld

06.11. Öffentliche Museumsführung von Werner Buschfeld

19.11. „Winterspeck oder nichts wie weg?“, Familienführung von Sabine Klaucke. Wildtiere bereiten sich auf unterschiedliche Weise auf den Winter vor. Welche Strategien sie entwickeln oder wie sie dem kaltfeuchten Wetter und dem drohenden Hunger begegnen, erfahren große und kleine Besucher beim Rundgang durch die Ausstellung: Hier wird gehamstert, dort geplustert, andere ergreifen die Flucht. Einige Tiere haben ganz besondere Tricks; diese werden bei der Museumsführung aufgedeckt.

04.12. Öffentliche Museumsführung von Werner Buschfeld

17.12. „Den Tieren auf der Spur“, Kinderführung von Joana Harlander-Kleeblatt. Jetzt im Winter „schläft“ die Natur. Manchmal deckt der Schnee alles zu und beim Waldspaziergang erscheint die Umgebung wie ausgestorben. Wo sind die Tiere, die im Sommer noch den Wald bevölkert haben? Sind sie alle in den Süden gezogen oder halten sie Winterschlaf? Nein, auch im Winter sind in unseren Wäldern noch viele Tiere unterwegs. Wir bekommen sie zwar nicht direkt zu sehen, können aber ihre Spuren, die sie hinterlassen, auch jetzt im Winter entdecken. Während der Kinderführung begeben wir uns auf die Spurensuche im Naturkundemuseum.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M8

Museumspädagogik

In den Jahren 2010 und 2011 nutzten wieder viele Kinder, Schüler und Jugendliche die museumspädagogischen Angebote. Neben zwei- bis dreistündigen Unterrichtseinheiten für Schüler aller Jahrgänge und Schultypen wurden auch Ferienprogramme durchgeführt. 2010 betreute der museumspädagogische Dienst 166 und 2011 insgesamt 162 Kinder- und Schülergruppen. Am Osterferienprogramm nahmen 2010 insgesamt 556 und 2011 insgesamt 586, am Sommerferienprogramm 2010 695 und 2011 621 und am Herbstferienprogramm 2010 483 und 2011 insgesamt 370 Kinder teil. Zudem wurden im Jahr 2010 20 und 2011 22 Kindergeburtstage betreut.

Projektangebot 2010/11 für die Kindertagesstätte Alte Stadt, Düsseldorf- Altstadt

Lebensräume und ihre Tiere im Wandel der Jahreszeiten – Kinder im Vorschulalter erleben ihre Umgebung und entdecken die Natur vor ihrer Haustür. Seit 2009 arbeitet das Naturkundemuseum mit der KITA Alte Stadt in Projektarbeit zusammen. Die Projekte umfassen einen Zeitraum von acht bis neun Monaten. Einmal pro Monat besucht die Kindergruppe das Museum für Naturkunde. Sowohl die Ausstellung des Museums als auch der angrenzende Schlosspark werden für die Erkundungsgänge einbezogen. Während der einzelnen Museumsbesuche wird je ein Lebensraum aus dem persönlichen Erfahrungsfeld der Kinder vorgestellt. Die Kinder werden mit den Jahreszeiten vertraut gemacht und können sich in spielerischer Weise mit allen Sinnen den lebendigen Vorgängen in der Natur annähern. Im Wechsel von selbständigen, freien Erkundungsphasen und zielgerichteten kleinen Team-Aufträgen erhalten die Kinder Möglichkeiten, die umfangreiche Angebotspalette des Naturkundemuseums wahrzunehmen, erste Eindrücke und elementare Museumserfahrungen zu sammeln. Durch die Medien werden Kinder meist in ferne Welten geführt, über die sie häufig gut informiert sind. Das Vorstellen der heimischen Tierwelt und deren Lebensräume führt die Kinder zur bewussten und differenzierten Wahrnehmung ihrer unmittelbaren Umgebung. Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M9

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M10 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M11

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M12 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M13

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M14 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M15

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M16 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M17

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M18 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M19

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M20 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M21

Verschiedenes

Joseph Pallenberg, 1882-1946, Tierbildhauer

Eine der bekanntesten und wohl auch eigenwilligsten Künstlerpersönlichkeiten Düsseldorfs war der in Köln geborene Joseph Pallenberg. Nach häufigen Besuchen des Kölner Zoos begann er bereits als Schüler, das hier Erlebte zeichnerisch und plastisch umzusetzen. Später studierte er bei den Professoren Röber, Spatz und Janssen an der Kunstakademie Düsseldorf. Eine Weile arbeitete er in einem Atelier in der Nähe des Kölner Zoos, wo er auch zu Studienzwecken – nicht gerade zur Freude seiner Nachbarschaft – zwei zahme Raubtiere hielt, nämlich einen Wolf und einen Löwen. In Köln entstanden seine ersten bedeutenden Arbeiten. Seine erste öffentliche Anerkennung erhielt Pallenberg 1902 auf der Industrie- und Gewerbeausstellung im Kunstpalast „Düsseldorf“ für sein Werk „Sauhatz“. Nach den damaligen Richtlinien konnte diese Arbeit aber nicht mit der goldenen Staatsmedaille prämiert werden, da es sich um eine Schülerarbeit handelte. Im Jahre 1907 wurde Joseph Pallenberg auf der Nationalen Kunstausstellung mit der Staatsmedaille für die Plastik „Röhrender Hirsch“ – eigentlicher Titel „Romintener Brunfthirsch“ – ausgezeichnet, von der noch heute eine Replik im Hofgarten an der Kaiserstraße in Düsseldorf aufgestellt ist; das Original steht im Zoologischen Garten Berlin. So wurde auch Carl Hagenbeck auf Pallenberg aufmerksam und beauftragte ihn, das Hauptportal seines Tierparks in Hamburg-Stellingen (Eröffnung am 7. Mai 1907) mit Tierplastiken auszustatten. Ferner schuf er in den folgenden Jahren etwa 50 Rekonstruktionen von Sauriern in natürlicher Größe für diesen ersten neuzeitlichen Tiergarten mit gitterlosen Freisichtanlagen. Ein Teil dieser Saurierskulpturen ist von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verschont geblieben und kann noch heute bestaunt werden; sie gehörten zu den ersten Bildnissen, die sich Menschen von den faszinierenden Urtieren machten und zählen trotz ihres Alters von über 100 Jahren auch heute noch zu den schönsten. 1912 siedelte Pallenberg nach Düsseldorf-Lohausen um, wo er ein großes Grundstück erworben hatte. Das Geld hierfür hatte er aus den Aufträgen von Carl Hagenbeck erwirtschaftet. Da Pallenberg sich bei der Schaffung seiner Plastiken auf präzise anatomische Studien, morphometrische Untersuchungen und Verhaltensbeobachtungen stützte, galt er als wissenschaftlich arbeitender Künstler und war deshalb bei zoologischen Fachleuten besonders anerkannt. Er war zeitlebens ein Tierliebhaber und so ließen sein Wissen und sein Respekt vor den Tieren äußerst präzise und detaillierte Darstellungen der Kreatur entstehen. Insbesondere die in der Bewegung „eingefrorenen“ Tiere wirken auf den Betrachter wie von Leben erfüllt, so als würden sie im nächsten Moment wieder losrennen. In seinen Plastiken ist nicht nur eine bestimmte Tierart zu erkennen, sondern es sind oftmals Tierindividuen, die portraitiert werden. Er entwickelte und perfektionierte zudem eine Abgusstechnik toter Tiere, die zu größtmöglicher Präzision in der Ausgestaltung der Skulpturen beitrug. Seine naturalistischen Arbeiten machten Pallenberg auch im Ausland bekannt. Zu seinen Auftraggebern zählten neben zoologischen Gärten bald auch Museen und Zoologische Institute aus aller Welt.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M22

Auch für die Firma WMF und die Manufaktur Karl Ens modellierte Pallenberg einige Figuren, die als dekorative Sammlerstücke verkauft wurden. Eine Datierung seiner Werke ist sehr schwierig, da er nur wenige Arbeiten mit Angaben versehen hat wie z.B. „Die naschhafte Ziege des Nachbarn Hubert Funk“. Auch können aus der geringen Veränderung seines Stils kaum Rückschlüsse gezogen werden. Heute erinnert die Pallenbergstraße in Düsseldorf-Lohausen an den Künstler. In Düsseldorf-Lohausen wohnte und arbeitete Joseph Pallenberg von 1912 bis zu seinem Tode im Jahre 1946. Zum Nachlass Pallenbergs, der von den Auswirkungen des zweiten Weltkrieges verschont blieb, gehören neben zahlreichen Tierpräparaten, Schädeln, Skeletten und Naturabgüssen ca. 575 Plastiken in Gips, Ton, Steinguss oder Bronze sowie rund 1300 Handzeichnungen und Skizzen.

Text zur Ausstellungseinheit „Kontinente driften“ in Raum 14 des Museums (Evolutionsbiologie)

„Vom Urknall bis zum Menschen“

Die Erdzeitalter:

Präkambrium

(Erdurzeit umfasst den gesamten vor dem Kambrium liegenden Zeitraum ab 570 Millionen Jahre bis zum Beginn der Erdgeschichte.)

Vor 4,5 oder mehr Milliarden Jahren kommt es zur Entstehung der Erde durch Zusammenballung kosmischer Teilchen. Es bildet sich ein etwa 4000 Grad Celsius heißer Glutball. Nach Abkühlung und Bildung entstanden erste Vulkane. Deren Gasausbrüche führten zur Ausbildung einer Uratmosphäre. Als sich mit der Erdkruste auch die Gase auf unter 100 °C Celsius abgekühlt hatten, wurde der Wasserdampf zu Wasser und es konnten die Urmeere entstehen. Die Erde war zunächst unbelebt, bis vor etwa 3,5 Milliarden Jahre die ersten Lebewesen auftraten. Nach Herausbildung einer Sauerstoffatmosphäre war die Erde zum „Blauen Planeten“ geworden. Im Laufe der Erdgeschichte hat sich stetig die Gestalt der Erdkruste verändert, haben sich die Kontinente bewegt. Diese Kontinentalverschiebung oder Kontinentaldrift (Plattentektonik) wird heute als ein Schlüssel zum Verständnis der Erd- und Lebensgeschichte gesehen.

Kambrium

Das Kambrium war eine geologisch ruhige Zeit, in der die im Präkambrium aufgestiegenen Landgebiete wieder weithin vom Meer bedeckt wurden. Die Verteilung und Gliederung der Kontinente unterschied sich grundlegend vom jetzigen Erdbild. Einige der entstehenden Ablagerungen gerieten nie in größere Tiefen und wurden daher wenig umgeformt, z.B. Tone und Sande im baltischen Gebiet. Kambrische Schichten treten heute in England, Nordamerika, aber auch im Hohen Venn und im Frankenwald an die Erdoberfläche. Der Lebensraum Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M23 der Pflanzen und Tiere beschränkte sich noch auf das Meer. Das Kambrium war der Beginn vieler heute noch existierender Gruppen von Meerestieren, wie z.B. der Schalentiere. Als Leitfossilien finden wir in den kambrischen Schichten altertümliche Krebse mit großem Rückenschild, die Trilobiten. Als pflanzliche Organismen sind aus jener Zeit nur Algen bekannt. Einige Fossilienlagerstätten vermitteln uns ein gutes Bild, wie das Leben vor 500 Millonen Jahren aussah.

Ordovizium

(Geologische Formation bekannt nach dem im Alterum im nördlichen Wales lebenden Volksstamm der Ordovices.)

Das Ordovizium war eine Zeit bedeutender Überflutungen. Die häufigen Vorkommen kalkiger Gesteine, besonders der Riffkalke, lassen auf ein mild-warmes Klima schließen. Die Pole lagen in Äquatornähe. Das Gebiet der heutigen Antarktis gehörte wahrscheinlich zum tropischen Bereich. In dieser Periode der Vorherrschaft des Meeres entfaltete sich eine reiche marine Tierwelt. Neue Gruppen von Brachiopoden, Mollusken, Trilobiten und Graptolithen entwickelten sich. Auch die Korallen wurden häufig, und so konnten sich erste Korallenriffe bilden. Es treten erste kieferlose Fische, die Agnathen, auf.

Silur

(Geologische Formation benannt nach dem vorkeltischen Volksstamm der Silurer in Wales.)

Im Silur vollzog sich mehrfach ein Wandel von Meer und Festland. In zwei Faltungsphasen entstand das Kaledonische Gebirge. Es zog sich von Irland über Wales, Schottland und Skandinavien bis zum arktischen Amerika und übertraf die heutigen Alpen weit an Länge und Höhe. In Verbindung mit dieser Gebirgsbildung fanden auch riesige Vulkanausbrüche statt. Leitfossilien sind die Graptolithen. Neben bis zu zwei Meter großen Krebsen treten die ersten Landtiere in Form von Tausendfüßlern und Skorpionen auf. Neben den reich entfalteten Kieferlosen gibt es die ersten Fische mit echten Kiefern. Das feste Land bedeckt sich mit allerersten grünen Pflanzen.

Devon

(Geologische Formation nach einem Schichtenkomplex in der englischen Grafschaft Devonshire benannt)

Im Devon herrschten riesige Ozeane vor. Zentraleuropa war ein flaches Meer mit Tonablagerungen (Rheinisches Schiefergebirge), mächtigen Riffen (Eifel) und untermeerischem Vulkanismus (Idar-Oberstein-Mineralien). Zwei große Kontinente, das Rote Nordland und das Gondwanaland, waren durch die Tethys voneinander getrennt. Ein häufiges Devongestein ist der Quarzit (Taunus, Hunsrück, Odenwald). Im Rheintal und Harz werden devonische Dachschiefer

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M24 gewonnen und Devon-Kalk zu Zement verarbeitet. Neben Korallen, Cephalopoden, Trilobiten, Brachiopoden und Graptolithen schritt die Evolution von Tieren mit einer Wirbelsäule (Wirbeltiere) voran. Es entstanden die Vorläufer aller späteren Fischgruppen bis zu Quastenflossern und Lungenfischen. In den devonischen Seen schwammen kieferlose Ostracodermi, gepanzerte Placodermi, Haie, Rochen und Knochenfische. Außerdem traten die ersten Amphibien auf (Ichthyostega). Das Land besiedelte sich rasch mit Urfarnen (Psilophyten). Neben ihnen entstanden bald weitere Gruppen von Sporenpflanzen (Bärlappe, Schachtelhalme, Farne).

Karbon

(Steinkohlenformation von lateinisch carbo = Kohle.)

Im Karbon vollzog sich die weite große Auffaltung von Gesteinsschichten innerhalb der Erdgeschichte, die als variszische Gebirgsbildung bezeichnet wird. Das Karbon verdankt seinen Namen der Kohle. 70 % aller Steinkohlenvorkommen sind karbonischen Ursprungs. Dennoch sind die vorherrschenden Gesteine Tone und Sandsteine. Das Klima muss in den Kohlengebieten feucht und niederschlagsreich gewesen sein, zugleich warm und ohne ausgeprägte Jahreszeiten. Es entstanden ausgedehnte Sümpfe mit reichem Pflanzenwachstum an Bärlappbäumen, Riesenschachtelhalmen, Baumfarnen und ersten Vornacktsamern, die sich mit Hilfe von Samen ausbreiten konnten. Die absterbenden Pflanzen versanken im Schlamm und wurden zu Kohle. Zwischen den einzelnen Kohleschichten, den Flözen, finden sich auch marine Ablagerungen. Manche Pflanzen erzeugten so gewaltige Sporenmengen, dass eine fast nur aus Sporen bestehende Kohle, die Kannelkohle, entstand. Im Tierreich sind die vielfältigen Formen der einzelligen Foraminiferen bemerkenswert; ihre Kalkschichten bildeten mächtige Kalkbänke. Unter den ersten Insekten stechen Riesenlibellen hervor. Am Ende des Karbon treten die ersten Reptilien auf.

Perm

(Letzte Formation des Paläozoikums, benannt nach einer Schichtenfolge im früheren Gouvernement Perm im westlichen Uralvorland).

Das Perm gliedert sich in eine Festlandszeit (Rotliegendes) und eine Zeit, in der das Meer vorherrschte (Zechstein). Das Klima war sehr gegensätzlich. Die Südkontinente waren weiträumig vereist. Im Norden gab es Trockenzonen mit Bildung von ausgedehnten, bis zu 1000 m mächtigen Salzlagern. Deutliche Wandlungen vollziehen sich im Pflanzenreich. Die Nacktsamer (Gymnospermen) beenden die Vorherrschaft der Schachtelhalme und Farngewächse. Im Perm sterben außergewöhnlich viele Tiergruppen aus (Trilobiten, Kieferlose Fische, Urinsekten). An ihre Stelle treten höher entwickelte Formen, die die Tierwelt im folgenden Erdmittelalter (Mesozoikum) völlig verändern. Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M25

Trias

(Erste Formation des Mesozoikums von griechisch trias = Dreiheit, benannt nach der in Deutschland deutlichen Dreigliederung ihrer Ablagerungen in Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper.)

Kennzeichen der Trias sind ein ausgeglichen gemäßigtes Klima und eine Vorherrschaft der Landmassen. Alle drei Unterformationen enthalten in Mitteleuropa wirtschaftlich nutzbare Gesteine: Der Buntsandstein enthält farbige Bausandsteine, der Muschelkalk Mergel und Kalk für die Zementindustrie sowie Werkkalke und Steinsalz, der Keuper Bausandsteine. In der Pflanzenwelt ist der Rückgang der Artenfülle bei den Sporenpflanzen auffällig. Es traten spezielle Nacktsamer auf: die Ginkgogewächse, Kiefernverwandte, Palmfarne und Benettiteen. Innerhalb der Tierstämme gab es tiefgreifende Veränderungen. Bei den Reptilien entwickelten sich Meeresbewohner (Fischsaurier), fliegende Formen (Flugsaurier), auf zwei Beinen laufende Dinosaurier und warmblütige Formen (Therapsiden).

Jura

(Geologische Formation benannt nach dem Schweizer Juragebirge. Die Unterformationen Lias, Dogger und Malm entsprechen etwa den Zeitabschnitten, die in Süddeutschland nach der Farbe der Ablagerungen Schwarzer, Brauner und Weißer Jura heißen.)

Im Jura erlangte das Meer über dem europäischen Kontinent die größte Ausdehnung in der Erdgeschichte. Das Klima war gleichmäßig warm. Die Pflanzenwelt war recht einförmig und geprägt von Nacktsamern (Gymnospermen) wie Nadelbäumen, Ginkgogewächsen, Palmfarnen. In der Tierwelt entwickelten die Reptilien riesige Gestalten, die Dinosaurier. Neu erschienen unter den Wirbeltieren der Urvogel Archaeopteryx (Bindeglied zwischen Reptilien und Vögeln) und die ersten rattengroßen Säugetiere (Pantotherien). Unter den Weichtieren entfalteten sich Belemniten, Ammoniten und erste Süßwasserschnecken.

Kreide

(Geologische Formation benannt nach der in einem Teil der Schichtfolge gefundenen Schreibkreide, die aus einem sehr feinkörnigen, weißen Kalkstein besteht.)

In der Kreide erreichte das Meer seine größte Ausdehnung überhaupt. Das Klima war gleichmäßig warm von Pol zu Pol. In einem vom Meer überfluteten Senkungsgebiet wurden die Sande des Elbsandsteingebirges sowie die Kreide von Rügen abgelagert. Die neu auftretenden Bedecktsamer (Angiospermen) breiteten sich rasch aus und veränderten mit Blütenpflanzen und Laubgehölzen völlig das Bild der bisherigen Vegetation. Am Ende der Kreidezeit kühlte das Klima deutlich

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M26 ab und der Meeresspiegel senkte sich. Unter diesen veränderten Bedingungen starben alle Saurier, die meisten Ammoniten und Belemniten aus. Das Zeitalter der Säugetiere brach an.

Tertiär

(Erste Formation des Känozoikums, von französisch tertiaire = die dritte Stelle einnehmend. Der Name Tertiär rührt daher, dass man in der Frühzeit der Geologie das Paläozoikum als Primär und das Mesozoikum als Sekundär ansah.)

Während des Tertiärs näherte sich das Gesicht der Erde mehr und mehr dem der Gegenwart. Tiefgreifende Veränderungen der Erdkruste führten zur alpidischen Gebirgsbildung (Alpen, Hochgebirge Zentralasiens etc.), Grabenbrüchen (Oberreingraben, Ostafrika etc.) und Vulkanismus (Hegau, Kanarische Inseln etc.). Es entstanden große Braunkohlen- und Erdöllagerstätten und es bildete sich Bernstein. Die bedecktsamigen Pflanzen aus der Kreidezeit entwickelten sich zur heutigen Formenvielfalt. Auch die Entwicklung der Säugetiere, Vögel, Schlangen, Schildkröten, Frösche und modernen Knochenfische (Teleostier) erreicht einen Höhepunkt. Mit dem Ende des Tertiärs betritt der Mensch den Schauplatz der Erde.

Quartär

(Die jüngste, noch nicht abgeschlossene Epoche der Erdgeschichte; französisch „die vierte Stelle einnehmend“.)

Das Quartär umfasst mit etwa zwei Millionen Jahren nur einen winzigen Teil der Erdgeschichte. Es wird untergliedert in das Pleistozän, das Eiszeitalter, und das Holozän, die Jetztzeit. Im Quartär formten sich die gegenwärtigen Landschaften. Als neuer Bodenschatz entstand im Pleistozän der Torf. Küstenschlick und Verwitterungslehme bildeten Tone, aus denen heute Ziegel hergestellt werden. Eine besonders wertvolle Ablagerung ist der Löss. Während mehrfacher Vereisungen weiter Gebiete mussten die Pflanzen- und Tierwelt dem vordringenden Eis weichen. Manche Tierarten wie der Waldelefant, das Mammut, das Wollhaarnashorn oder der Höhlenbär starben aus. Am Ende des Pleistozäns liegt eine Landschaft vor, auf die nun nicht mehr allein natürliche Kräfte einwirken. Ab jetzt wird diese Naturlandschaft mehr und mehr durch das Eingreifen des Menschen beeinflusst, verändert, genutzt und zerstört.

Leihgaben für das Stadtmuseum Köln

Für die Sonderausstellung „Von Marlar und der Schönen Marie – 150 Jahre Kölner Zoo“, die vom 29.5. – 29.8.2010 im Stadtmuseum Köln gezeigt wurde, lieh das Museum für Naturkunde drei Tierplastiken von Joseph Pallenberg aus. Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M27

Netzwerk Natur und Kultur der EUROGA 2002 + -Region net: natuur_ cultuur

Verbund von 14 Naturkundlichen Museen, Infozentren und Biologischen Stationen der Region um Düsseldorf und Venlo zwischen Rhein und Maas

1. Neanderthal Museum 2. Museum für Naturkunde, Schloss Benrath 3. Archäologisches Museum Haus Bürgel 3. Biologische Station Haus Bürgel 4. Naherholungsgebiet Tannenbusch Dormagen 5. Kinderbauernhof der Stadt Neuss 6. Geologischer Dienst NRW 7. Niederrheinisches Freilichtmuseum Grefrath 8. Naturparkzentrum Haus Püllen 9. Infozentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen 10. Jagd- und Naturkundemuseum Burg Brüggen 11. Infocentrum Groote Heide 12. Limburgs Museum 13. Bezoekerscentrum Nationaal Paark De Meinweg 14. Museum De Locht, National Asperge- en Chapignonmuseum

„Die EUROGA-Region kann auf eine wechselvolle erdgeschichtliche Vergangenheit zurückblicken. Die ältesten Zeugnisse an der Erdoberfläche sind Kalksteine. Sie entstanden vor 380 Millionen Jahren aus Korallenablagerungen. Die jüngsten Ablagerungen sind Kiese, Sande und Tone. Sie wurden von Rhein und Maas seit etwa zwei Millionen Jahren während des Eiszeitalters und der darauf folgenden Warmzeit abgelagert. Die Höhen des Hülser Bergs bei Krefeld und des Oermter Bergs bei Rheurdt wurden als Endmoränen vor rund 240 000 Jahren, während des Höhepunktes der Vereisung, durch das vorrückende Inlandeis aufgeschoben. Die Süchtelner Höhen dagegen entstanden durch Bewegungen von Erdschollen entlang von Störungslinien. Vor 10 000 Jahren wurde es allmählich wärmer, und damit begannen die letzten bis nach Norddeutschland vorgedrungenen Eismassen abzuschmelzen. Die Umwelt wurde menschenfreundlicher, und wärmeliebende Pflanzen und Tiere begannen, die einstige Tundra zu besiedeln. Einige der Kälte angepasste Tiere, wie zum Beispiel das Ren, zogen sich nach Norden zurück; andere, wie das Mammut, starben aus. Unter den neuen Klimabedingungen änderten sich auch die Abflüsse von Rhein und Maas. Sie zogen sich aus breiten, verwilderten Rinnen des Eiszeitalters in die Strombetten zurück, die wir heute kennen. Die erdgeschichtlichen Abläufe der letzten 2 Millionen Jahre führten zum heutigen Landschaftsbild mit großflächigen Sandböden, Feuchtgebieten und lössreichem Ackerland. Vor mehr als 100 000 Jahren durchstreiften Jäger und Sammler die Landschaft an Rhein und Maas. Die ältesten Knochenfunde eines Menschen wurden im Neandertal bei Düsseldorf gefunden. Nach diesem Fundort erhielt eine ganze Menschenart in Europa und Asien ihren Namen. Bis zum Ende der Eiszeit lebten

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M28 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M29 die Menschen in der Region als Wildbeuter. Erst vor etwa 7 000 Jahren ließen sich die ersten rhein- und maasländischen Bauern hier nieder. Sie begannen, Wälder zu roden, Siedlungen zu bauen und Felder anzulegen. Die Umwandlung einer Naturlandschaft in eine Kulturlandschaft nahm ihren Anfang. Viele Aspekte der naturhistorischen und kulturhistorischen Entwicklungen werden in den Infozentren und Museen der Region aufgearbeitet und dargestellt. Sie sind für die Besucher dieses Gebietes nicht nur Informationsquelle, sondern bieten auch die Möglichkeiten, die Natur- und Kulturlandschaft zwischen Rhein und Maas hautnah zu erleben. Wir, die im Verbund zusammenarbeitenden Infozentren und Museen, laden Sie herzlichst zu einem Besuch ein“ (Einleitungstext des Flyers net: natuur _cultuur).

Erweiterung der Sammlungen

Im Jahre 2010 übereignete Herr Prof. Dr. Wolfgang Schirmer, ehemals Abteilung Geologie am Geographischen Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Gesteine und Fossilien aus seiner Übungssammlung. Dabei handelt es sich um 152 Plutonite, Vulkanite, Ganggesteine, Klastische Sedimentgesteine, chemisch-biogene Sedimentgesteine, Metamorphite und Minerale sowie 25 Fossilien. Die Abbildung zeigt einige tertiäre Nummuliten oder „Münzsteine“ (kreisrunde Einzeller aus der Gruppe der Foraminiferen). Nach Schließung des Fuhlrott-Museums (Naturhistorisches Museum der Stadt Wuppertal) im Jahre 2008 wurden die umfangreichen Sammlungen auf verschiedene naturkundliche Einrichtungen des Landes NRW als zunächst Dauerleihgabe verteilt. So kamen auch gemäß Überlassungsvertrag mit der Stadt Wuppertal im Jahre 2011 zahlreiche Tierpräparate und Repliken als Dauerleihgabe in die Obhut des Museums für Naturkunde Benrath. Die Abbildung zeigt die Nachbildung der Eismumie eines Mammutkalbes, die sich nunmehr im Naturkunde Benrath befindet.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M30

Filmvortrag „Eisvögel – naturkundliche Streifzüge durch die Ruhrauen“ mit Tierfilmer Otto Kieker am Projektor im vollbesetzten Vortragssaal des Museums am 27.01.2010.

Teilnehmer der naturkundlichen Frühexkursion im Rondell des Benrather Schlossparks mit Dr. Hubert Heuwinkel in Kooperation mit dem NABU- Stadtverband Düsseldorf am 24.4.2010. Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M31

Frau und Herr Niggemeyer mit den Kindern der Sommerferienaktion 2010 Fledermäuse – „Vampire“ vor der Haustür.

Das UHU-Orchester der Clara-Schumann-Musikschule und sein Orchesterleiter Rainer Templin am Tag der offenen Tür 2010 im Innenhof des Museums für Naturkunde.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M32

Herr Steinert überreicht dem Dirigenten des UHU-Orchesters Herrn Rainer Templin als kleines Dankeschön das Foto eines echten Uhus.

Museumsleiter Dr. Hubert Heuwinkel begrüßt am 3.7.2011 die Besucher des Tages der offenen Tür, den das UHU-Orchester der Clara-Schumann-Musikhochschule, Stadt Düsseldorf, musikalisch gestaltete. Links im Bild Herr Günther Steinert, Vorsitzender des NABU-Stadtverbandes Düsseldorf. Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M33

Schulleiter Richard Schmitz der städtischen Gemeinschaftsgrundschule Südallee Düsseldorf- Urdenbach begrüßt Schüler, Eltern und Gäste der „Kulturführerschein-Verleihung“ im Innenhof des Naturkundemuseums am 7.7.2011.

Kulturführerschein-Verleihung im mit Kindern, Eltern, Lehrern und Gästen voll besetzten Innenhof des Museums am 7.7.2011.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M34

Führung für Mitarbeiter des Instituts für Zoophysiologie der Universität Münster durch die Schloßanlage Benrath am 8.7.2011.

Imker Gert Müller-Broich erläu tert Kindern im Som- merFe rien programm 2011 die Biologie der Honigbiene unter dem Thema „Von der Blüte ins Honigglas“. Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M35

Jugendliche Teilnehmer der Sommerferienaktion „Eine Ente geht zum Film“ mit Herrn Deckert (Filmwerkstatt Düsseldorf) und Frau Dipl. Biol. Klaucke im Englischen Garten des Schlossparks Benrath.

Portrait des Tierbildhauers Joseph Pallenberg in Öl des Künstlers C. Mummert aus dem Jahre 1939 in Raum 1 b des Museums. Auf dem Kaminsims die fertig gestellte Tierplastik Elchkuh und Schaufler (Gips patiniert).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M36

Blick in das Magazin des Naturkundemuseums im Benrather Rathaus mit Plastiken des Tierbildhauers Joseph Pallenberg.

Röhrender Hirsch (eigentlich „Rominter Brunfthirsch“/ Bronze, L. 63, B. 32, H. 58 ) von Joseph Pallenberg. Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M37

Sauhatz (Gips patiniert, L.75, B. 40 u H. 48 cm) von Joseph Pallenberg.

Detail aus Sauhatz.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M38

Tierplastiken von Joseph Pallenberg, Leihgaben an das Stadtmuseum Köln für die Sonderausstellung „Von Marlar und der schönen Marie – 150 Jahre Kölner Zoo“ vom 29.5.- 29.8.2010.

Blick in Raum 14 des Museums (Evolutions bio- logie) mit Informationen zur Erdgeschichte und Ent- wicklungsgeschichte der Organismen. Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M39

Tertiäre Nummuliten („ Münzsteine“) aus der dem Museum überlassenen Gesteine- und Fossiliensammlung von Prof. Dr. Wolfgang Schirmer.

Nachbildung der Eismumie eines Mammutkalbes (Dauerleihgabe aus dem mittlerweile geschlossenen Fuhlrott-Museum, Wuppertal).

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M40

Der Schlosspark Benrath als Refugium für zahlreiche Tierarten im dicht besiedelten Stadtbereich

Der etwa 63 ha große Benrather Schlosspark ist im Norden, Osten und Süden direkt von dichter städtischer Bebauung eingefasst; im Südwesten und Süden bilden Rheinufer und Rhein eine Verbindung zu den Urdenbacher Kämpen, die zum Teil unter Naturschutz stehen. Im ehemaligen Römerkastell in den Urdenbacher Kämpen ist neben einem archäologischen Museum und Landwirtschaftsbetrieb (Pferdezucht) auch die Biologische Station Haus Bürgel e.V. untergebracht, die für Naturschutzbelange der Landeshauptstadt Düsseldorf und des Kreises Mettmann zuständig ist. Neben mehreren Gartenanlagen enthält der Schlosspark einen etwa 42,5 ha großen Parkwald (Bosquet), der seit 1998 unter Naturschutz steht. Die zahlreichen Gewässer wurden im Rahmen der historischen Parkgestaltung angelegt. „Vor den Ausbau- und Regulierungsmaßnahmen am Rhein unterlag der Parkwald dem Hochwassereinfluß des Stroms. Dem entsprach als natürliche Vegetation der feuchte Eichen-Hainbuchenwald. Durch den Wegfall des Hochwassereinflusses vollzog sich ein Wandel der Vegetation, in dessen Verlauf die Rotbuche zur vorherrschenden Baumart wurde. Ihre auf dem veränderten Standort stärkere Konkurrenzkraft führte gleichzeitig zu einem fortschreitenden Rückgang der Eiche. Dementsprechend ist die heutige potentielle natürliche Vegetation des Schlossparks der Flattergras- bzw. Perlgras-Buchenwald. Aufgrund der Entkalkung und zunehmenden Versauerung tritt der Perlgras-Buchenwald in den Hintergrund, während der Flattergras-Buchenwald aktuell im Parkwald verbreitet ist“ (Winter, T.A.,2004: Parkwald-Pflegewerk für den Schlosspark Benrath, S.5, Auftraggeber Stadtverwaltung Düsseldorf. Garten-, Friedhofs- und Forstamt, Untere Landschaftsbehörde).

Folgende Tierarten wurden in den vergangenen Jahren im Bereich des Benrather Schlossparks beobachtet. Bis auf die Käfer fehlt jedoch eine fundierte systematische Erfassung:

Säugetiere

1. Igel (Erinaceus europaeus) 2. Maulwurf (Talpa europaea) 3. Hausspitzmaus (Crocidura russula) 4. Wasserfledermaus (Leuconoë daubentoni) 5. Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) 6. Abendsegler (Nyctalus noctula) 7. Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) 8. Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) 9. Waldmaus (Sylvaemus sylvaticus) 10. Hausmaus (Mus musculus) 11. Wanderratte (Rattus norvegicus) 12. Hermelin (Mustela erminea) Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M41

13. Zwergwiesel (Mustela minuta) 14. Steinmarder (Martes foina)

Amphibien

1. Teichfrosch (Rana esculenta) 2. Teichmolch (Triturus vulgaris)

Vögel

1. Haubentaucher (Podiceps cristatus) 2. Kormoran (Phalacrocorax carbo) 3. Graureiher (Ardea cinerea) 4. Silberreiher (Egretta alba); Einzelbeobachtung 5. Höckerschwan (Cygnus olor) 6. Nonnengans (Branta leucopsis) 7. Kanadagans (Branta canadensis) 8. Rostgans (Cascara ferruginea) 9. Mandarinente (Aix galericulata) 10. Stockente (Anas platyrhynchos) 11. Schnatterente (Anas strepera) 12. Löffelente (Anas clypeata) 13. Reiherente (Aythya fuligula) 14. Tafelente (Aythya ferina) 15. Gänsesäger (Mergus merganser) 16. Sperber (Accipiter nisus) 17. Habicht (Accipiter gentilis) 18. Mäusebussard (Buteo buteo) 19. Wanderfalke (Falco peregrinus) 20. Turmfalke (Falco tinnunculus) 21. Kranich (Grus grus), mehrere hundert Tiere überfliegen jedes Jahr auf dem Zug an mehreren Tagen den Schlosspark 22. Blässralle (Fulica atra) 23. Teichralle (Gallinula chloropus) 24. Flußuferläufer (Actitis hypoleucos) 25. Lachmöwe (Larus ridibundus) 26. Zwergmöwe (Larus minutus) 27. Silbermöwe (Larus argentatus) 28. Sturmmöwe (Larus canus) 29. Hohltaube (Columba oenas) 30. Ringeltaube (Columba palumbus) 31. Türkentaube (Streptopelia decaocto) 32. Kuckuck (Cuculus canorus) 33. Waldkauz (Strix aluco) 34. Mauersegler (Apus apus) 35. Eisvogel (Alcedo atthis), gelegentlicher Gastvogel

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M42

36. Grünspecht (Picus viridis) 37. Buntspecht (Dendrocopus major) 38. Haubenlerche (Galerida cristata), gelegentlich auf dem Durchzug 39. Rauchschwalbe (Hirundo rustica), regelmäßig auf dem Frühjahrszug, vor einigen Jahren noch Brutvogel im Innenhof des Westflügels 40. Bachstelze (Motacilla alba) 41. Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) 42. Heckenbraunelle (Prunella modularis) 43. Gelbspötter (Hippolais icterina) 44. Klappergrasmücke (Sylvia curruca) 45. Gartengrasmücke (Sylvia borin) 46. Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) 47. Fitislaubsäger (Phylloscopus trochilus) 48. Zilpzalp (Phylloscopus collybita) 49. Waldlaubsäger (Phylloscopus sibilatrix), gelegentlich auf dem Durchzug 50. Sommergoldhähnchen (Regulus ignicapillus) 51. Wintergoldhähnchen (Regulus regulus) 52. Grauschnäpper (Muscicapa striata) 53. Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) 54. Rotkehlchen (Erithacus rubecula) 55. Amsel (Turdus merula) 56. Singdrossel (Turdus philomelos) 57. Wacholderdrossel (Turdus pilaris) 58. Rotdrossel (Turdus iliacus), gelegentlich auf dem Durchzug 59. Misteldrossel (Turdus viscirorus) 60. Schwanzmeise (Aegithalos caudatus) 61. Tannenmeise (Parus ater) 62. Kohlmeise (Parus major) 63. Blaumeise (Parus caeruleus) 64. Haubenmeise (Parus cristatus) 65. Sumpfmeise (Parus palustris) 66. Kleiber (Sitta europaea) 67. Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) 68. Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) 69. Buchfink (Fringilla coelebs) 70. Stieglitz (Carduelis carduelis) 71. Grünling (Chloris chloris) 72. Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) 73. Kernbeisser (Coccothraustes coccothrausetes) 74. Hänfling (Acanthis cannabina) 75. Haussperling (Passer domesticus) 76. Star (Sturnus vulgaris) 77. Pirol (Oriolus oriolus), gelegentlich auf dem Durchzug 78. Eichelhäher (Garrulus glandarius) 79. Elster (Pica pica) 80. Rabenkrähe (Corvus corone), der Schlosspark ist in den letzten Jahren zum Winterschlafplatz für ca. 600-700 Krähen geworden Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M43

81. Dohle (Corvus monedula) 82. Halsbandsittich (Psittacula krameri)m Halsbandsittiche wurden erstmals im Herbst 2000 im Schlosspark beobachtet; ab 2001 brüten sie erfolgreich im Park.

Käfer

Im Schlosspark kommt eine große Anzahl von Käfern vor. Bemerkenswert sind drei Arten, von denen sich Belegexemplare im Museum befinden:

1. Hirschkäfer (Lucanus cervus) 2. Sägebock (Prionus coriarius) 3. Juchtenkäfer (Osmoderma eremita)

Eine faunistische Erhebnung der Käfer des Totholzes von September 2003 bis Oktober 2004 ergab 6160 Individuen in 304 Arten (Wenzel, E., 2006: Koleopterologische Bestandserhebung im Schlosspark Düsseldorf-Benrath mit dem Schwerpunkt der Erfassung xylobionter und xylophiler Käferarten (Ins., Coleoptera). Coleo 6, 41-49).

Libellen

Neben einigen Kleinlibellen fliegen als Großlibelle die Blaue Mosaikjungfer (Aeschna cyanea) sowie einige weitere Arten.

Schmetterlinge

1. Tagpfauenauge (Inachis io) 2. Großer Fuchs (Nymhalis polychloros) 3. Admiral (Vanessa atalanta) 4. Distelfalter (Vanessa cardui) 5. Kleiner Fuchs (Aglais urticue) 6. Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) 7. Kaisermantel (Argynnis paphia) 8. Rotes Ordensband (Catocala nupta)

Aufgrund des Refugiumcharakters des Benrather Schlossparks für viele Tierarten im großstädtischen Verdichtungsraum ist eine qualitative und quantitative Erfassung der Schlossparkfauna äußerst erstrebenswert.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M44

Bisher erschienene Supplementbände von ACTA BIOLOGICA BENRODIS

Schoch-Bösken, J., Römbke,J.: Bibliography of the Enchytraeidae. ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl. 1,1-76,1993

Gerß, W. (ed.): Naturschutzorientierte biologische Arbeiten im Naturschutzgebiet „Steinbruch Hofermühle-Süd“ (Gemeinde Heiligenhaus, Kreis Mettmann, Nordrhein- Westfalen). ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl. 2, 1-129, 1999

Rehkämper, G., Greven, H. (eds.): Beiträge zur Biologie der Haus- und Nutztiere. ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl. 3, 1-144, 1996.

Schütt, H.: Landschnecken der Türkei ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl. 4, 1-550, 1996.

Albrecht, C.: Die Beurteilung von Lebensräumen anhand der Wanzenfauna (Insecta, Heteroptera), dargestellt am Beispiel rekultivierter und nicht rekultivierter Feldraine und Grünlandflächen in der Jülicher Börde (NRW). ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl. 5, 1-159, 1997.

Esser, T.: Artenvielfalt in der modernen Agrarlandshaft: Der Feldrain rekultivierter Anbauflächen als Lebensraum für Spinnen (Arachnida, Araneae) und Asseln (Isopoda, Oniscoidea). ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl. 6, 1-131, 1997.

Grümme , T.: Die Bedeutung von Hecken, Feldgehölzen und landwirtschaftlichen Nutzflächen für Kleinsäugerpopulationen unter besonderer Berücksichtigung des interspezifischen Raumkonkurrenzverhaltens. ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl. 7, 1-89, 1999.

Waldmann, G., Stevens, M.: Bibliography of the Natural History of the Lesser Antilles with Particular Reference to the Terrestrial and Freshwater Environment (1900 – 2000) ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl.8, 1-209, 2001.

Pappas, J., Greven, H., Rehkämper, G.: Seidenhühner und Chabos – eine vergleichend ethologische Studie ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl. 9, 1-107, 2002, Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M45

Albrecht, C., Dworschak, U., Esser,T., Klein, H., Weglau, J.: Tiere und Pflanzen in der Rekultivierung – 40 Jahre Freilandforschung im Rheinischen Braunkohlenrevier ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl.10,1-235, 2005.

Klimpel,S., Busch,M.W., Kellermanns, E., Kleinertz, S., Palm, H.W.: Metazoan Deepsea Fish Parasites ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl. 11, 1-384, 2009.

Gerß, W (ed.): Biologische Kartierungen im Naturschutzgebiet „Steinbruch Hofermühle-Süd“ (Gemeinde Heiligenhaus, Kreis Mettmann, Nordrhein-Westfalen) ACTA BIOLOGICA BENRODIS, Suppl. 12, 1-185, 2010.

Literatur: Museum für Naturkunde

ACTA BIOLOGICA BENRODIS und Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloß und Park Benrath Band 1 (1988) – Band 16 (2010/11), ISSN 0177-9214

Opladen, H.: Tiere der Heimat am Rhein, Heimatmuseum Düsseldorf-Benrath 1951.

Hohorst, B.: Naturkundliches Heimatmuseum Benrath (Begleitheft zur Ausstellung), Landeshauptstadt Düsseldorf 1983.

Friedrich, H., Hohorst, B.: Pflanzen – und Tierwelt im Schlosspark Benrath, Benrath – historisch –, Heft Nr.4, Schriftenreihe des Archivs der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath e.V., 1985.

Lackinger, I. (Red.): Der Kindermuseumsführer von Kindern für Kinder, Landeshauptstadt Düsseldorf 1985. Erweiterte Auflage 1989.

Heuwinkel, H.: Naturkundliches Heimatmuseum Benrath (Beiheft zur Lichtbildreihe 10 48953), Landschaftsverband Rheinland 1990, ISBN 3-926840-22-6.

Heuwinkel, H.: Museum für Naturkunde im Westflügel von Schloss Benrath, Vernissage Nr. 18/2003, 50-65, ISSN 1434- 5986.

EUROGA 2002 plus GmbH (ed.): Zeitlos – Grenzenlos, auf den Spuren einer Kulturlandschaft zwischen Rhein und Maas, Düsseldorf 2003.

Heuwinkel, H.: Arzt und Vogelkundler, Dr. Peter Frey (1872 – 1954) und die Vögel von Leverkusen und Umgebung in „Alles im Fluss, Leben und Arbeiten am Rhein im Mündungsgebiet von Wupper und Dhünn, Beiträge zur Ausstellung anlässlich des 75. Geburtstages der Stadt Leverkusen“, 39-50, 2005.

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M46

Wissenschaftlicher Schriftentausch

Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde Herausgeber: Westfälisches Museum für Naturkunde , Münster, Landschaftsverband Westfalen-Lippe. ISSN 0175-3495

Abhandlungen der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Österreich Herausgeber: Zoologisch -Botanischen Gesellschaft in Österreich ISBN 3-901294-00-7 ISSN 0084-5639

Abhandlungen und Berichte aus dem Museum Heineanum Förderkreis Museum Heineanum e.V., Halberstadt. ISSN 0947-1057

Abhandlungen und Berichte des Naturkundemuseums Görlitz Bibliographia Mesostigmatologica Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz ISSN 1430-1253

Abhandlungen und Berichte des Naturkundemuseums Görlitz Fortsetzung der Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz ISSN 0373-7586

Abhandlungen und Berichte des Naturkundemuseums Görlitz Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz ISSN 0373-7568

Abhandlungen und Berichte für Naturkunde und Vorgeschichte Museum für Naturkunde Magdeburg ISSN 0464-4263

Acta Zoologica Cracoviensia Ser. A – Vertebrata, Ser. B- Invertebrata. Polish Academy of Sciences , Institute of Systematics and Evolution of Animals, Krakow. ISSN Ser. A. 1895- 3123, Ser. B. 1895-3131

Amazoniana Limnologia et oecologia regionalis systematis fluminis Amazonas Herausgeber: Wolfgang J. Junk, MPI, Plön und Francisco de Assis Esteves, Rio de Janeiro ISSN 0065-6755 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M47

Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien Naturhistorisches Museum Wien ISSN 0255-0105

Annali del Museo Civico di Storia Naturale “Giacomo Doria” Genova ISSN 0365-4389

Annals of the Ditsong National Museum of Natural History ( Formerly the Annals of the Transvaal Museum ) Transvaal Museum, Pretoria, South Africa. ISSN 2220-4563

Atti della Società italiana di Scienze naturali e del Museo civico di Storia naturale in Milano Società Italiana di Scienze Naturali, Milano. ISSN 0037-8844

Beaufortia Bulletin Zoological Museum University of Amsterdam ISSN 0067-4745

Beihefte zu den Veröffentlichungen für Naturschutz und Landschaftspflege in Baden-Württemberg Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg und Institut für Ökologie und Naturschutz, Karlsruhe ISSN 0342-6858

Berichte der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz Herausgeber: Prof. Dr. habil. Wolfram Dunger im Auftrag der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz e.V. ISSN 0941-0627

Bollettino del Museo di Storia Naturale di Venezia Museo di Storia Naturale di Venezia ISSN 2039-4160

Bonn Zoological Bulletin (formerly Bonner Zoologische Beiträge) Zoologisches Forschungsmuseum Museum Alexander Koenig, Bonn ISSN 0006-7172

Braunschweiger Naturkundliche Schriften Staatliches Naturhistorisches Museum, Braunschweig. ISSN 0174-3384

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M48

Bulletin of Fish Biology formerly Zeitschrift für Fischkunde, Zeitschrift für alle Gebiete der Ichthyologie + Mitteilungen der Gesellschaft für Ichthyologie ISSN 1867-5417, ISSN 0939-6330.

Bulletin of The Natural History Museum Zoology Series The Natural History Museum, London. ISSN 0968-0470

Bulletin of the Osaka Museum of Natural History Osaka Museum of Natural History ISSN 0078-667

Carolinea Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe, Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe, Naturwissenschaftlicher Verein Karlsruhe e.V. ISSN 0176-3997

Charadrius Zeitschrift für Vogelkunde, Vogelschutz und Naturschutz in Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft ISSN 0 174-1004

Contributions to Natural History Scientific papers from the Natural History Museum Bern ISSN 1660-9972

Decheniana Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der Rheinlande und Westfalens e.V. Naturhistorischer Verein der Rheinlande und Westfalens, Bonn. ISSN 0366-872 X

Die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege Nordrhein-Westfalen-Stiftung-Stiftung ,Düsseldorf.

Dodonaea Biologisch Jaarboek Koninklijk Natuurwetenschappeliijk Genootschap, Gent ISSN 0366-0813

Dokumentation Natur und Landschaft Bundesamt für Naturschutz Bonn ISSN 0936-0948 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M49

Dortmunder Beiträge zur Landeskunde Museum für Naturkunde der Stadt Dortmund ISSN 0340-3947

DROSERA Naturkundliche Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Verein zur Förderung naturkundlicher Untersuchungen in Nordwestdeutschland e.V. in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Oldenburg ISSN 0341-406X

Entomologie heute Vormals „Verhandlungen Westdeutscher Entomologentag“ Aquazoo – Löbbecke Museum, Düsseldorf, und Entomologische Gesellschaft Düsseldorf e.V. ISSN 0938-6726

Faunistische Abhandlungen Staatliche Naturhistorische Sammlungen Museum für Tierkunde Dresden ISSN 0375-2135

Fieldiana Field Museum of Natural History, Chicago, Illinois ISSN 0015-0754

Forschung Das Magazin der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bonn ISSN 0172-1518

Geobotanische Kolloquien Goethe-Universität Frankfurt/ Main ISSN 0940-6581

Historia Naturalis Bulgarica Bulgarian Academy of Sciences – National Museum of Natural History, Sofia ISSN 0205-3640

Il Naturalista Valtellinese Atti del Museo civico di Storia naturale di Morbegno (SO) ISSN 1120-6519

Jahrbuch des Naturhistorischen Museums Bern Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern ISSN 1660-9972

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M50

Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde Nassauischer Verein für Naturkunde, Wiesbaden ISSN 0368-1254

Jahresbericht Landesmuseum Darmstadt Hessisches Landesmuseum Darmstadt ISSN 1863-7337

Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal e.V. Naturwissenschaftlicher Verein Wuppertal e.V. ISSN 0547-9795

Jahresberichte der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde Herausgeber: Vorstand Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau ISBN 3-935395-02-7 ISSN 0340-4390

Kataloge der wissenschaftlichen Sammlungen des Naturhistorischen Museums in Wien Naturhistorisches Museum Wien ISBN 978-3902421-33-3 ISSN1018-6085

Kaupia Darmstädter Beiträge zur Naturgeschichte Landesmuseum Darmstadt ISSN 0941-8482

Kleine Senckenbergreihe Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg, Frankfurt/ Main ISBN 3-929907-14-3 ISSN 0946-560 X

Natur in NRW Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, Recklinghausen. Vormals „LÖBF- Mitteilungen“ Herausgeber: Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten, Nordrhein- Westfalen. ISSN 0947-7578

Mainzer Naturwissenschaftliches Archiv Naturhistorisches Museum Mainz und Rheinische Naturforschende Gesellschaft Mainz ISSN 0542-1535 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M51

Memorie della Società Italiana di Scienze Naturali e del Museo Civico di Storia Naturale di Milano Società Italiana di Scienze Naturali e Museo Civico di Storia Naturale di Milano corso Venezia ISSN 0376-2726

Mitteilungen aus dem Julius Kühn-Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Quedlinburg. ISSN 1867-1268

Mitteilungen Naturwissenschaftlicher Verein Paderborn e.V. (in Zusammenarbeit mit dem Naturkundemuseum im Marstall)

Zoosystematics and Evolution Vormals Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in Berlin Institut für Systematische Zoologie, Museum für Naturkunde, Humboldt- Universität zu Berlin ISSN 1435-1935

Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin Zoologisches Museum, Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin ISSN 0373-8493

Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft westfälischer Entomologen Arbeitsgemeinschaft westfälischer Entomologen e.V. ISSN 1619-7836

Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaften Basel Herausgeber: Naturforschende Gesellschaft in Basel, Naturforschende Gesellschaft Baselland ISSN 1420-4606

Mitteilungen der POLLICHIA Vereinsleitung der POLLICHIA , Verein für Naturforschung und Landschaftspflege e.V. ISSN 0341-9665

Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Museums der Stadt Aschaffenburg Naturwissenschaftlicher Verein Aschaffenburg ISSN 0939-1924

Museen, Gedenkstätten und Sammlungen der Stadt Magdeburg, Kulturhistorisches Museum ISSN 0464-4263

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M52

Nachrichten des Naturwissenschaftlichen Museums der Stadt Aschaffenburg Naturwissenschaftlicher Verein Aschaffenburg ISSN 0518-8512

Natur und Artenschutz Metelener Schriftenreihe für Naturschutz Biologisches Institut Metelen e.V. Forschungseinrichtung für Biotop- und Artenschutz ISSN 1618-7940

Naturkundemuseum Leipzig Veröffentlichungen Naturkundemuseum Leipzig ISSN 1438-440X

Naturspiegel, Das Magazin für Natur und Umwelt am Niederrhein Naturschutzbund Deutschland e.V., Bezirksverband Krefeld/ Viersen e.V. ISSN 1619-7046

Natur und Heimat Westfälisches Museum für Naturkunde, Münster ,Landschaftsverband Westfalen- Lippe ISSN 0028-0593

Natur und Landschaft Zeitschrift für Naturschutz und Landschaftspflege Bundesamt für Naturschutz, Bonn ISSN 0028-0615

Ökologie der Vögel Verhalten/Konstitution/Umwelt Ecology of Birds Eco-ethology/Eco-physiology/Eco-morphology Schriftleitung/Editorial Office: Dr .Jochen Hölzinger D 71686 Remseck Wasenstr.7/1

Opera Naturalistica Classica Museo Civico di Storia Naturale di Verona

Ornithologische Jahresberichte des Museums Heineanum Museum Heineanum Halberstadt ISSN 0947-1065

Ornithologischer Anzeiger Zeitschrift bayrischer und baden-württembergischer Ornithologen Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M53

Ornithologische Gesellschaft in Bayern e.V. ISSN 0940-3256 (vormals: Anzeiger der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern Ornithologische Gesellschaft in Bayern ISSN 0030-5715

Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen Museum am Schölerberg Natur und Umwelt, Planetarium und dem Naturwissenschaftlichen Verein Osnabrück ISSN 0340-4781

Quaderni del Museo Civico di Storia Naturale di Venezia (Forme & Significati Osservazioni e riflessioni sugli animali del nostro mare) Museo Civico di Storia Naturale di Venezia ISSN 0505-205X

Revue de Paléobiologie Muséum d‘Histoire Naturelle Ville de Genève, Suisse ISSN 0253-6730

Schriftenreihe für Vegetationskunde Bundesforschungsanstalt für Naturschutz und Landschaftsökologie, Bonn-Bad Godesberg ISBN 3-7843-2070-8

Semana Naturwissenschaftliche Veröffentlichungen des Naturhistorischen Museums Schloss Bertholdsburg Schleusingen ISSN 0863-6338

Senckenberg natur-forschung-museum Das Senckenberg-Wissenschaftsmagazin Ehemals Natur und Museum, Bericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, Frankfurt. ISSN 2191-5911 Ehemals ISSN 0028-1301 SSN 0863-6338

Smithsonian Contributions to Zoology Smithonian Institution Press, Washington, D.C. ISSN 0081-0282 (print) , 1943-6696 (online)

Soil Organisms Senckenberg

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M54

Museum of Natural History, Görlitz. ISSN 1864-6417

Steenstrupia Zoological Museum, University of Copenhagen ISSN 0375-2909

Studi e Ricerche sui Giacimenti zerziari di Bolca Lorenzo Sorbini Museo Civico di Storia Naturale di Verona ISSN 0587-1239

Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart und Gesellschaft zur Förderung des Naturkundemuseums in Stuttgart e.V. ISSN 0341-0161

Thüringer Faunistische Abhandlungen Naturkundemuseum Erfurt und Verein der Freunde und Förderer des Naturkundemuseums Erfurt e.V. ISSN 0947-2142

Tier und Museum, Mitteilungen der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Museums Alexander Koenig – Bonn e.V. Gesellschaft der Freunde und Förderer des Museums Alexander Koenig – Bonn e.V. ISSN 0934-2788

Travaux Scientifiques Du Musée National D´histoire Naturelle De Luxembourg Minist`ere De La Culture De Luxembourg ISSN 0251-2424

Vernate Fortsetzung der Veröffentlichungen des Naturkundemuseums Erfurt Naturkundemuseum Erfurt ISSN 0232-9565

Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel Naturhistorisches Museum Basel ISSN 0077-6122

Verhandlungen, Westdeutscher Entomologentag Düsseldorf Landeshauptstadt Düsseldorf, Löbbecke-Museum, Entomologische Gesellschaft Düsseldorf e.V. ISBN 3-936616-20-5 ISSN 0936-5354 Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in der Stiftung Schloss und Park Benrath M55

Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum Wien Herausgeber: Naturhistorisches Museum Vienna

Veröffentlichungen des Museums für Naturkunde Chemnitz Museum für Naturkunde Chemnitz ISSN 1432-1696

Veröffentlichungen für Naturschutz und Landschaftspflege in Baden-Württemberg Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit den Bezirksstellen für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe ISSN 0342-684X

Vertebrate Zoology (vormals Zoologische Abhandlungen) Museum of Zoology Dresden ISSN 1864-5755

Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich Naturforschende Gesellschaft Zürich (Conradin A. Burga, Frank Klötzli, Marlies Gloor) ISSN 0042-5672

Willdenowia, Annals of the Botanic Garden and Botanical Museum Berlin-Dahlem. Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem ISSN 0511-9618 (print), ISSN 1868-6397 (online)

Zoologische Mededelingen Nationaal Natuurhistorisch Museum Leiden ISSN 0024-0672

Ein herzliches Dankeschön gilt Frau Irmtude Peters für die Gestaltung der Ferienprogramme und Herrn Werner Buschfeld, der die meisten Fotografien zu den Jahresberichten (s. Bildanhang) angefertigt hat.

Hubert Heuwinkel, Düsseldorf

Acta Biologica Benrodis 16 (2010/2011) M56