Festkonzert & Festakt
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FESTKONZERT & FESTAKT FESTKONZERT & FESTAKT 350 JAHRE BADISCHE STAATSKAPELLE Richard Wagner Vorspiel zum 3. Aufzug aus „Lohengrin“ 4’ (1813 – 1883) Begrüßung Peter Spuhler Generalintendant Grußworte Dr. Gisela Splett Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur des Landes Baden-Württemberg Heinz Fenrich Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe Joachim Fleck Orchestervorstand Festrede Dr. h. c. Hans Hachmann Ehem. leitender SWR2-Musikredakteur Anno Schreier Abendempfindung 6’ (*1979) URAUFFÜHRUNG / AUFTRAGSWERK DES STAATSTHEATERS KARLSRUHE – Pause – Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 48’ (1833 – 1897) 1. Un poco sostenuto – Allegro 2. Andante sostenuto 3. Un poco Allegretto e grazioso 4. Adagio – Allegro non troppo, ma con brio – Più Allegro BADISCHE STAATSKAPELLE Justin Brown Dirigent 9.1.12 20.00 GROSSES HAUS Dauer ca. 2 ¼ Stunden 350 JAHRE BADISCHE STAATSKAPELLE Im 16. Jahrhundert trat die neue Kunstform Kirchenraum zurück, der ursprünglich für Oper von Italien aus ihren Siegeszug durch ihre Auftritte bestimmt war. Die BADISCHE Europa an und veranlasste zahlreiche Adlige STAATSKAPELLE gehört somit zu den ältesten und kirchliche Würdenträger, sich den und traditionsreichsten Orchestern. Luxus eines eigenen Instrumentalensembles zu leisten und nicht nur auf durchreisende Mit der Gründung der Residenzstadt im Jahre Musiker zurückzugreifen. War es neben der 1715 und dem Umzug des Hofstaates zwei Begeisterung für Musik und Theater wohl Jahre später bezog auch die Hofkapelle ihre auch der Wille zur Repräsentation, so bildeten neue Heimat Carolsruhe, deren Residenz sich die Theater- und Orchestergründungen doch vor allem unter der Regentschaft des der die Keimzellen der einmaligen und überaus Aufklärung verpflichteten Markgrafen Karl reichen Kulturlandschaft Deutschlands. Friedrich (1728-1811) zu einem „Musenhof“ entwickelte. Die Kapelle umfasste damals gut So wurden auch am Hof der in Durlach resi- 20 Musiker, die den Kern des damals schon dierenden Markgrafen von Baden Musiker für als „Drei-Sparten-Haus“ wirkenden Theaters ein festes Ensemble angestellt, das 1662 zum und seiner Hofmusik bildeten: Mit einem nur ersten Mal urkundliche Erwähnung als „Mu- aus jungen Mädchen bestehenden Gesangs- sic der Hof-Capellen“ findet. 428 Gulden und und Tanzensemble wurden kleinere Opern 30 Kreuzer nebst Naturalien waren der Jah- und Ballette aufgeführt, die zum Großteil un- resaufwand für die Entlohnung der damals bekannt sind oder nicht überliefert wurden. noch überschaubaren Anzahl an Musikern, die den Namen „Kapelle“ bis in die heutige Eine erste Blüte konnte die Hofkapelle unter Zeit weitergaben – dass einige Orchester der Leitung Johann Melchior Molters erleben, noch heute so genannt werden, geht auf den der die Programme durch zahlreiche eigene 2 Kompositionen bereicherte und bis 1765 Die gute Erfahrung mit jungen Kapellmeistern wirkte. Durch den Hinzugewinn des Baden- sollte sich auch bei Dessoffs Schüler und Badener Hofs wurde die dortige Kapelle der Nachfolger Felix Mottl bestätigen. Er war Karlsruher hinzugeschlagen. Mit übernom- einer der Hauptdirigenten der Bayreuther men wurde auch der namhafte Kapellmeister Festspiele und führte die langjährige Wagner- Joseph Aloys Schmittbaur, der für die Hof- Tradition der Kapelle, die auch durch mehr- kapelle zahlreiche Opern, Kirchenmusiken malige Besuche des Meisters geadelt wurde, sowie Sinfonien und Konzerte schrieb und vor zu neuen Gipfeln. Mottl setzte sich ganz be- allem als Gluck-Dirigent Erfolge feiern konnte. sonders auch für die Musik von Hector Ber- lioz ein und leitete 1890 die Uraufführung der 1808 bezog die um die bischöfliche Kapelle kompletten Trojaner. Der internationale Ruf Bruchsal nochmals vergrößerte Hofkapelle des Orchesters zog zahlreiche weltbekannte endlich einen großen, repräsentativen Thea- Komponisten, Dirigenten und Solisten an, so terneubau, den sich das zum Großherzogtum mehrfach Richard Strauss, Franz Schreker aufgestiegene Land nun leisten konnte. Hier oder Edvard Grieg. begann nun auch der große Aufstieg des Orchesters, dem nun mit Franz Danzi ein Ka- In der kurzen Zeit als Landestheater (1918–33) pellmeister und Komponist mit internationaler prägte vor allem Josef Krips Theater und Ausstrahlung vorstand. Danzi führte zahlrei- Orchester. Unter anderem leitete er ein che zeitgenössische Werke zum ersten Mal Bruckner- sowie ein Händel-Fest. Krips muss- in Karlsruhe auf, so Beethovens Fidelio und te Karlsruhe 1933 wegen seiner jüdischen Webers Freischütz. Abstammung verlassen und nahm einen Ruf an die Wiener Staatsoper an, Nachfolger Auch Karlsruhe blieb, wie so viele andere wurde sein Assistent Joseph Keilberth, nun Städte, nicht vor einem Theaterbrand ver- als Generalmusikdirektor der BADISCHEN schont, und so zog die Hofkapelle 1853 in STAATSKAPELLE, wie sie nach der Umbenen- einen Theaterneubau um. Kurze Zeit später nung vom Landes- zum Staatstheater hieß. wurde ein erst 25-jähriger Kapellmeister Auch nach dem 2. Weltkrieg wurde die reiche engagiert, unter dessen Leitung sich das Tradition mit Werken nicht nur von Wagner Orchester zur völligen Blüte entfalten konnte: und Strauss fortgesetzt, zahlreiche Ur- und Hermann Levi machte Karlsruhe endgültig Erstaufführungen prägen auch weiterhin das zu einem Musikzentrum nationalen, ja inter- Profil des Orchesters. nationalen Ranges, das zahlreiche bekannte Künstlerpersönlichkeiten anzog. Eine persön- Zeitgenössische Musik spielt auch im Jubi- liche Freundschaft verband Levi mit Johannes läumsjahr 2012 eine bedeutende Rolle, so Brahms, der sehr häufig zu Gast war und der wird in beinahe jedem Sinfoniekonzert Musik Hofkapelle zahlreiche Uraufführungen an- eines lebenden Komponisten erklingen. His- vertraute. Neben Kammermusikalischem wie torische Konzerte, ein Orchesterfest für alle dem Klavierquintett stehen hierfür vor allem Bürgerinnen und Brüger, eine Ausstellung mit orchestrale Chorwerke wie die Alt-Rhapsodie Festschrift sowie CD-Produktionen und vieles und das Schicksalslied sowie natürlich die weiteres werden den 350. Geburtstag der 1. Sinfonie. Dirigent war hier der Levi-Nach- BADISCHEN STAATSKAPELLE würdig feiern folger Otto Dessoff, zuvor prägender Leiter und gleichzeitig Tradition und Moderne dieses der Wiener Philharmoniker. herausragenden Klangkörpers würdigen. 3 RINGEN UM diE GROSSE FORM Die Karlsruher Musikgeschichte ist un- kapellmeisters Joseph Strauß äußerte. trennbar mit der Geschichte ihrer damali- Zum späteren Kapellmeister und Parsifal- gen Hof- und jetzigen STAATSKAPELLE Uraufführungsdirigenten Hermann Levi verbunden. Den Aufschwung zu einem hatte Wagner eine ganz besondere Bezie- Musikzentrum von europäischem Rang hung; Levi ist dann auch der eigentliche bewirkten auch die zahlreichen Gäste, die Begründer der bis heute andauernden der Residenz einen Besuch abstatteten Wagner-Tradition der STAATSKAPELLE. und mit der Hofkapelle auftraten: Niccolò So ist es nur folgerichtig, das Auftaktkon- Paganini, Louis Spohr, Carl Maria von zert zum Jubiläumsjahr 350 JAHRE Weber, Franz Liszt, Richard Wagner, Clara BADISCHE STAATSKAPELLE mit Wagner Schumann, Johannes Brahms, Joseph beginnen zu lassen. Das Vorspiel zum Joachim, Pablo de Sarasate, Richard 3. Aufzug des Lohengrin „schildert das Strauss und Max Reger – um nur die wich- prächtige Rauschen des Hochzeitsfests“, tigsten Künstler zu nennen – kamen meist in feierlichem Zug erscheint das Brautpaar nicht nur einmal, sie waren häufig längere Elsa-Lohengrin. Die glanzvollen Fanfaren Zeit Gäste der Stadt oder spielten gar mit des Vorspiels eröffnen heute das Geburts- dem Gedanken, Karlsruhe zu ihrer neuen tagsfest und das Geburtstagsjahr des Or- Heimat zu machen. chesters. Dies gilt auch für Richard Wagner, der sich „Geburtstage stimmen mich meistens et- nach den Karlsruher Erstaufführungen von was nachdenklich, besonders, wenn es Tannhäuser, Lohengrin und Der fliegende runde sind. So ist mein Geburtstagsstück Holländer in den 1850er Jahren sehr lo- für die Badische Staatskapelle auch keine bend über die Leitung des damaligen Hof- feierliche Angelegenheit mit Pauken und 4 Richard Wagner RINGEN UM diE GROSSE FORM 5 Trompeten geworden. Aus einem leisen frühere Befreiung vom sinfonischen Über- Hornchoral entsteht eine zunächst lang- vater, dem „Titanen“ Beethoven: „Ich wer- same, bedächtige Entwicklung, die mehr de nie eine Symphonie komponieren! Du Fragen stellt, als sie beantwortet. Wie von hast keine Ahnung, wie es unsereinem zu ferne hört man schließlich doch etwas, Mute ist, wenn er immer so einen Riesen das wie Fanfaren klingt, und auch Brahms’ hinter sich marschieren hört“, so Brahms Erste Symphonie geistert zweimal kurz zu Hermann Levi noch Anfang der 1870er durch das Stück. Ansonsten ist es einfach Jahre. ein kleiner abendlicher Gedankenflug, nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ Zum äußeren Druck trugen dabei durchaus wohlmeinende, ja dem jungen aufstreben- Dies sagt Anno Schreier über sein neues den Komponisten sogar freundschaftlich Werk Abendempfindung, das er im Auftrag verbundene Fürsprecher wie Robert Schu- des STAATSTHEATERS KARLSRUHE für mann bei: „Ich dachte… es würde und das Jubiläum der BADISCHEN STAATS- müsse … einmal plötzlich Einer erschei- KAPELLE geschrieben hat. Wissend um nen, der den höchsten Ausdruck seiner die programmatische Kombination mit Zeit in idealer Weise auszusprechen beru- „dem“ Karlsruher Stück schlechthin, hat fen wäre, einer, der uns die Meisterschaft Schreier nicht nur ein Zitat aus der 135 nicht in stufenweiser Entfaltung brächte, Jahre älteren Uraufführung eingeflochten, sondern, wie