Beiträge Zur Naturkunde Niedersachsens
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Beiträge zur Naturkunde Niedersachsens Jahr/Year: 2014 Band/Volume: 67 Autor(en)/Author(s): Wöldecke Knut Artikel/Article: Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Großpilze 41-116 Beiträge zur Naturkunde Niedersachsens 67. Jahrgang - Heft 2 / 2014 Beitr. Naturk. Niedersachsens 67 (2014): 41-116 Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Großpilze 3. Fassung vom 1.1.2014 von KNUT WÖLDECKE Hannover Karte 1: Regionale Differenzierung in der Roten Liste Aurantioporus croceus - Orangefarbener Saftporling. Hasbruch, ca. 2008. Photo: Wolfgang Pankalla. Boletus regius - Königsröhrling.Klingenberg, 30.7.1988. Photo: Günter Kleinert. Summary: Red data list of threatened Macrofungi in the federal states of Lower Saxony and Bremen. 3rd report. Status on 01/01/2014. Intentions o f these lists stress the necessity o f actual public informations regarding the present status of Macrofun gi and thus help for their protection and special habitats. Offices in nature conservation and protection, in forestry and agriculture, botanical and private specialists (mushroom hobbyists), the news media shall be informed and inspired. The 3rd Macrofungi data presentation is continuing previous documentations (WÖLDECKE 1987, 1995; 1998) and is supplementing similar lists in neighbouring federal states and bordering national states. Numerous volun tary activists have contributed data for the revised checklist (see text). The present red data list comprehends 1455 species compared to 1189 species in the 2nd list (WÖLDECKE 1995). The total number o f Macrofungi comes up to 3.300; 44.1 % of them listed in Red data connection. 10 spe cies lost in 1995 have been rediscovered.Plicatura crispa lacking for 50 years grows now again in really mass concentrations. Lower Saxony and Bremen as a whole have a high number o f endangered species... 1 Einleitung Rote Listen für bedrohte Pilzarten dienen dazu, möglichst viele Menschen auf die Notwen digkeit und Dringlichkeit des Schutzes von Pilzen aufmerksam zu machen und ein Bewußt sein für die Schutzbedürftigkeit ihrer Vorkommen bzw. ihrer Lebensräume zu entwickeln. Naturschutzbehörden und -Organisationen, Forstämter und sonstige Dienststellen, Fachleu te und Naturfreunde sollen über den Grad der Gefährdung der einzelnen Pilzarten unter richtet werden, um die Bedeutung pilzkundlich interessanter Gebiete für den Arten- und Biotopschutz bewerten zu können. Diese dritte Fassung der Roten Liste Großpilze schreibt die Dokumentation der Bestands gefährdung und des Rückgangs einheimischer Pilze fort (WÖLDECKE 1987, 1995, 1998). Für die benachbarten Niederlande gibt es bereits eine Checkliste (ARNOLDS et al. 1995) und einen Verbreitungsatlas (NAUTA & VELLINGA 1995, NEDERLANDSE MYCOLO- GISCHE VERENIGING 2000). Für Sachsen-Anhalt erarbeitete TÄGLICH (2009) eine Funga (Pilzflora), für Mecklenburg-Vorpommern (KREISEL 2011). Zahlreiche Personen haben in den letzten Jahren ihr Wissen uneigennützig zur Verfügung gestellt. Ohne ihre intensive Dokumentationsarbeit wäre diese dritte Fassung nicht möglich gewesen. Folgenden Damen und Herren sei für ihre Mitarbeit besonders gedankt: J. Albers (Tostedt), H.Andersson (Braunschweig), Dr.M.Baurmann (Kniphausen), G. Behrmann (Bremerhaven), H.Bender (Mönchengladbach), U.&W. Blech (Delmenhorst), K. Bomstedt (Braunschweig), S. Burghardt (Schwülper), F. Dämmrich (Limbach), R.Dost (Hildesheim), H. (f) & R.Drescher (Dedensen), J.Dreyer (Königslutter), J.Eckstein (Göttin gen), H.Ehlert (Göttingen), D.Emgenbroich (Gifhorn), T.Fähnrich (Ilten), W.Fiebig (Bux tehude), M.Franke-Sochacki (Wolfenbüttel), M.Fries (Vechelde), B.Grauwinkel (Berne), F.Hampe (Gent), Dr.J.Hechler (Neu Wulmstorf), A.Heller (Lang), M.Höfert (Bad Harz burg), G.Kleinert (Hannover), W.Krantz (Clenze), Dr.L.Krieglsteiner (Schwäbisch Gmünd), H. Krüger (Osterode), E.Ludwig (Berlin), H.Manhart (Bad Harzburg), E.-J.& I. Möllen kamp (Bramsche), G.Müller (Ganderkesee), W.Pankalla (Weyhe), M.Pilot (Bovenden), H.&U.Reif (Bremen), G.Schier (Dassel), A.Schilling (Hannover), E.Schmidt (Hannover), T.Schmidt (Hildesheim), Dr.G.Schmidt-Stöhn (Bienenbüttel), G.&W.Schulz (Dahlenburg), R.Stabenau (f, Norden), PSteindl (Hamburg), H. Wähner (Celle), G.Weber (Schwarm stedt), I.Wendland (Hamburg), W.Wentzensen (Uelzen), K.Wiegand (Köln), H.Wittenberg (Nienburg), Kl.Wöldecke (Hannover). Hans Manhart, Axel Schilling und letzterem danke ich ferner für die kritische Durchsicht des Manuskriptes. Viele weitere Hinweise zur Einstufung der Arten, Fundlisten und Einzelfunde lieferten: G.Aschemann (Gr.Förste), VBuch (Langen), Prof.Dr.H.Butin (Wolfenbüttel), H.Buttler (Wolfenbüttel), D.Czerwinski (Hannover), B.Dreesman (Hannover), M.Exner (Bad Münder), C.&U.Faßbender (Hannover), B.Felgner (Börssum), M.Finkeldey (Dötlingen), A.Gminder (Jenaprießnitz), I.Heicher (Hannover), C.&M.Heino (Isernhagen), O.Hilt (Federlohmühlen), A.Hoffmann (Bremen), D.Honstraß (Salzgitter), B.Jahn-Reinhardt (Hannover), W.Jurkeit (Fraunberg), B.Kaliner (Hannover), I.Kanth (Burgdorf), P.Karasch (Gauting), H.Klimke (Volksen), M.Lenz (Hamburg), Dr.Lesemann (Weddel), H.Lill (Hannover), Dr.R.Lüder (Neustadt), K. Naeder (Lachendorf), Prof.Dr.H.Oelke (Peine), C.Roffmann (Hildesheim), C.Rohlf (Einbeck), H.Roloff (Wolfenbüttel), M.Rotenberg (Wolfenbüttel), L.Schmidt (Neustadt), T.Schultz (Wernigerode), B.&C.Simmons (Hanno ver), P.Sixt (Bremen), B.v.Spaeth (Bremen), P.Specht (Biederitz), Dr.P.Sprick (Hannover), I.&P.Steffen (Weyhe), H.Thomas (Hannover), T.Vollmar (Salzdahlum), L.&K.Wechsler (Bremen), H.M.Weiss (Laatzen), W.Wimmer (Lobmachtersen), C.Zorn (Hamburg). 2 Was sind Großpilze? Die Rote Liste berücksichtigt nur Arten aus der Gruppe der Großpilze. Zu den Großpilzen gehören alle diejenigen Pilzarten, deren Fruchtkörper mit dem menschlichen Auge, also ohne ein optisches Hilfsmittel aufzufinden sind. Fast alle Großpilze sind über 3mm, minde stens jedoch 0.5 mm groß. Die Pilze bilden nach neuesten Auffassungen ein eigenes Reich unter den Lebewesen, das Reich der Pilze (MARGULIS & SCHWARTZ 1989).Die phyto- parasitschen Pilze (Rost-, Brand-, Mehltau- und Falsche Mehltaupilze) wurden hier nicht berücksichtigt. Die Schleimpilze nehmen entwicklungsgeschichtlich eine Sonderstellung ein und werden hier daher nicht berücksichtigt. Was wir als Pilz bezeichnen, ist der meist nur kurzlebige Fruchtkörper, in dem die Sporen heranreifen. Der übrige Pilz besteht aus einem unscheinbaren, meist fein verzweigten Ge flecht (Myzel) aus sehr dünnen Gewebesträngen (Hyphen), welches die Nährsubstanz (Bo den oder organisches Material) durchdringt. Dieses Myzel kann sehr lange leben und bringt bei günstigen Bedingungen die Fruchtkörper, d.h. die für uns sichtbaren Pilze- hervor. Ei nige Großpilze bilden neben dem Fruchtkörper, der sog. Hauptfruchtform (mit geschlecht licher Vermehrung) zusätzlich Nebenfruchtformen (mit ungeschlechtlicher Vermehrung) aus, die u.U. erheblich häufiger anzutreffen sind als die Hauptfruchtform. Bei zahlreichen Großpilzen ist das Erscheinen der Fruchtkörper stark witterungsabhängig. Die Fruchtkörper können über Jahre hinweg ausbleiben und sind in vielen Fällen nur für eine kurze Zeit (wenige Stunden bis Tage) nachzuweisen. Pilzmyzelien hingegen können sehr alt werden; für Hexenringe hat man ein Alter von bis zu 700 Jahren errechnet. Pilze sind nicht wie die grünen Pflanzen dazu befähigt, aus Wasser und Kohlendioxid mit Hilfe des Sonnenlichts organische Stoffe aufzubauen (Photosynthese). Pilze sind- wie Tiere und Menschen- darauf angewiesen, sich von vorhandener organischer Substanz (vor allem Pflanzenmasse) zu ernähren: man spricht von heterotropher Ernährung. Es lassen sich drei verschiedene Ernährungstypen unterscheiden (wobei manche Arten mehrere Möglichkeiten realisieren): 1. Die Saprophyten, welche tote organische Substanz abbauen. 2. Die Parasiten, welche lebende Organismen befallen und diese u.U auch abtöten (nur wenige Großpilzarten). 3. Eine dritte Gruppe von Pilzarten bildet mit Pflanzen Lebensgemeinschaften mit beidseitigem Nutzen (Symbiosen). In den meisten Fällen hüllen die Pilze mit ihren Pilzfäden die Wurzelspitzen ein und erleichtern oder ermöglichen dadurch die Auf nahme von Wasser und Mineralien. Als Gegenleistung profitieren die sogenannten Mykorrhiza-Pilze (griechisch mykes=Pilz, rhiza=Wurzel) vom Pflanzensaft (sie er halten v.a. lösliche Kohlenhydrate und Vitamine). Viele Waldbäume sind auf die Mykorhiza angewiesen. Für das Leben des Waldes ist ein artenreiches Mykorrhiza- Pilzspektrum unerläßlich. Pilze spielen also im Stoffkreislauf der Natur eine entscheidende Rolle, die von anderen Organismengruppen kaum ersetzt werden könnte. Schon allein deswegen verdienen Pilze unseren Schutz (ARNOLDS 1991b). 3 Wo leben Großpilze? Großpilze kommen in einer Vielzahl von Lebensräumen vor, d.h. nicht nur in Wäldern, sondern auch an offenen Standorten, wie Dünen, Heiden, Mooren, Wiesen und Weiden usw. (vgl. die Übersicht in WÖLDECKE 1998). Viele (vorwiegend die seltenen) Großpilze sind auf einen einzigen oder doch wenige Le bensräume beschränkt. Oftmals hängt dies mit der Spezialisierung auf bestimmte Wirte bzw. Substrate zusammen. Der Rückgang etlicher Lebensräume ist daher auch eine der Hauptursachen für die Gefährdung unserer heimischen Großpilze. Nachstehend werden ei nige Lebensräume aufgeführt, um die Verschiedenartigkeit der von Pilzen bewohnten Le bensräume zu verdeutlichen: Sand-Magerrasen,