Geologie von Osttirol Schwerpunkt Blatt 179

Arbeitstagung 1995 Lienz 2.-6. Oktober 1995

Geologische Bundesanstalt Titelbild

Weißwandspitzen im Debanttal

Mischtechnik, SO x 100 cm

SAVIO, 1992 *'

*) geb. 1969 in Debant/Osttirol

1990 - 1994 Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste, Wien, bei Anton Lehmden

1994 Diplom

© Savio, Göriach 37, A-9991 Dölsach, Tel. 04852/65400

Die Farben in den Bildern, es ist hier völlig egal ob es sich um chinesische Landschaften, sitzende, stehende oder kauernde Akte, oder um großformatige Kreuzdarstellungen handelt, konzentrieren sich auf Erdfarben, Ocker, Siena, Schwarz und Blau. Erdiges ist ihnen allen gemein, manchmal werden sie gemischt, manchmal gesellt sich zartes Moosgrün dazu. Gleichsam den Farben unserer Bergwelt liegt die Faszination nicht in ihrer bunten Grellheit, sondern in der tiefen Intensität, zuweilen scheint es, daß der Erdboden atmet.

(aus dem Katalog "ANFANG", Edition Galerie Elefant, SAVIO, von Th. HOFMANN 1994)

Alle Rechte für In- und Ausland vorbehalten. Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Geologische Bundesanstalt im Rahmen ihrer Teilrechtsfähigkeit, Rasumofskygasse 23, A - 1031 Wien Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Christoph Hauser, Dr. Albert Daurer. Verlagsort: Wien Herstellungsort: Wien. Satz: Geologische Bundesanstalt, überwiegend unter Verwendung von camera-ready copies (erstellt von Ch. Hauser). Druck: Offsetschnelldruck Riegelnik, A - 1080 Wien Arbeitstagung 1995 der Geologischen Bundesanstalt

Geologie von Osttirol (mit Vorstellung der weit fortgeschrittenen Manuskriptkarte 179, Lienz)

2.-6. Oktober 1995 Lienz / Osttirol

Unter dem Ehrensehutz der Tiroler Landesregierung und der Stadt Lienz

ISSN 1015-6208 ISBN 3 -900 312 -95-8 Zusammenstellung: Christoph Hauser Wien, Oktober 1995 Anschriften der Autoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter

Name Vorname Titel Institution Adresse PLZ Ort

Angerer Hans Dr. Wlldbach- u. Lawlnenverbauung LlebeneggstraBe 11 A 6020 Innsbruck Arndt Rainler Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Bldner Thomas Mag. Techn. Büro f. Geol. u. Mineralogie Bruder WlllramstraBe 4 A 6020 Innsbruck Blau Joachim Dr. Museum d' Historie naturelle Route de Malagnou 1 CH 1211 Genf Brandner Rainer Prof. Dr. Institut für Geologie und Paläontologie, Univ. IBK Innraln 52 A 6020 Innsbruck

Bücksteeg Andreas Lehr- und Forschungsgebiet für Geologie - Endogene Dynamik Lochnerstraße 4-20, 3. Etage D 52064 Aachen

Fasching Gerhard Dr. Hüttenbergstraße 6 A 5020 Salzburg Flajs Gerd Prof. Dr. Lehr- und Forschungsgebiet für Geologie und Paläontologie Lochnerstraße 4-20, 3. Etage 0 52064 Aachen

Grün Beate Dlpl.-Geol. Inst, für Angewandte Geowlssenschaften DlezstraBe 15 D 35390 dessen

Gstrein Peter Dr. Tiroler Landesreg., Abt.VI h, Wasserwirtschaft/ Landesgeologie Herrengasse 1-3 A 6020 Innsbruck

Hauser Christoph Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Inst, für Geologische Wissenschaften und Gelseltalmuseum Heinisch Helmut Prof. Dr. Oomstraße 5 0 6108 Halle Universität Halle Klotzll Urs Dr. Geochronologische Labor/GTI Franz-Grlll-Straße 9 A 1030 Wien Kreutzer Stephan Olpl.GeoL Or. Hydrogeologlsches Ingenieur-Büro OLZEM Malmedyer Straße 30 D 52066 Aachen Llnner Manfred Mag. Inst. Tür Petrotogle AlthanstraBe 14 A 1090 Wien

Molk Michael Mag. Forsttechnischer Dienst, Geologische Stelle LlebeneggstraBe 11 A 6020 Innsbruck Patzelt Gernot Prof. Dr. Institut für Hochgeblrgsforschung, Univ. IBK Innraln 52 A 6020 Innsbruck Pestal Gerhard Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Poscher Gerhard Mag. Dr. ILF, Ingenleurgemelnsch. Lässer-Feizrmayr Framsweg 16 A 6020 Innsbruck Römer Alexander Mag. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Schaumann Walther Oberst Ungargasse A 1030 Wien Schmidt Thomas Prof. Dr. Inst, für Angewandte Geowlssenschaften DlezstraBe 15 D 35390 Glessen Schönlaub Hans-Peter Doz. Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Sönser Thomas Mag. Wildbach- u. Lawlnenverbauung LlebeneggstraBe 11 A 6020 Innsbruck

Spaeth Gerhard Prof. Ing. Dr. Lehr- und Forschungsgebiet für Geologie - Endogene Dynamik Lochnerstraße 4-20 D 52064 Aachen

Sperling Markus Mag. Dr. Amt für Geologie und Materialprüfanstalt Romstratte 65 I 39100 Bozen Stock Heiko cand. geol. Inst, für Angewandte Geowlssenschaften DlezstraBe 15 0 35390 Glessen Stöckl Werner Mag. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Tentschert Ewald Or. Tiroler Wasserkraftwerke AG Eduard Wallnöferplatz 2, Postfach 78 A 6010 Innsbruck Wllhelmy Marcus R. Mag. Techn. Büro f. Geol. u. Mineralogie Kalser-Franz-Josef-Str 18 A 6020 Innsbruck Inhalt

Anschriften der Autoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter 2

Inhalt 3

Hans P. SCHÖNLAUB: Vorwort (mit 1 Abb.) 5

Allgemeiner Teil Wissenschaftliche Beiträge und Vortragskurzfassungen

Gerhard SPAETH: Bericht über geologische Kartierungen im ostalpinen Altkristallin und im Thurntaler Quarzphyllitkomplex auf Blatt 179 Lienz 9

Stephan KREUTZER: Zur Geologie des Thurntaler Quarzphyllitkomplexes und zu seiner tektonischen Einbindung in das Ostalpin der südöstlichen Deferegger Alpen, Osttirol 13

Manfred LINNER: Das ostalpine Kristallin der südwestlichen Schober-Gruppe mit den frühalpidischen Eklogiten im Bereich Prijakte - Alkuser See - Schleinitz (mit 1 Abb.) --- 15

Rainer BRANDNER & Markus SPERLING: Zur "Terrane"- Geschichte der Lienzer Dolomiten (Drauzug) aus stratigraphischer und struktureller Sicht (mit b Abb.) - 23

Thomas SCHMIDT: Zur Tektonik der Lienzer Dolomiten 37

Joachim BLAU & Beate GRÜN: Jura und Kreide in der Amlacher Wiesen - Mulde (Nördliche Lienzer Dolomiten) (mit 7 Abb.) 43

Gernot PATZELT & Gerhard POSCHER: Neue Ergebnisse zur Quartärgeologie Osttirols:Fazies und Sedimentations- geschichte des Frauenbach- Schwemmfächers bei Lavant (mit 3 Abb.) -- 67

Ewald TENTSCHERT: Draukraftwerk - Strassen-: Geologische Erkenntnisse (mit 2 Abb. und 2 Tab.) - - 75

Gerhard L. FASCHING: Wehrgeologie in Österreich 1915 bis 1995 (mit 2 Abb.) 83

Gerhard PESTAL & Werner STÖCKL: Von der Geologischen Karte des Großglockner-

gebietes des Jahres 1935 zur digitalen Geologischen Karte GÖK 153 Großglockner 93

Peter GSTREIN: Der Bergbau im Bezirk Lienz, Osttirol 94

Urs KLÖTZLI: Geochronologische Untersuchungen an Metagranitoiden im ostalpinen Altkristallin W und S des Tauernfensters 95 Thomas BIDNER & Marcus WILHELMY: Die Massenrohstoffsituation im Bezirk Lienz - ein Projekt der Bund-Bundesländerkooperation 99

Michael MOLK: Bretterwand(-bach): Geologie - Massenbewegung - Verbauung 102

Rainier ARNDT & Christian RÖMER: Visualisierung geowissenschaftlicher Daten - Tauernfenster

Filmtitel: Geologie und Aeromagnetik am Südrand der Hohen Tauern 103 Exkursionen

EXKURSION A VORMITTAG Montag, 2. Oktober 1995 (mit 1 Abb. und 2 Selten Anhang): 108 Gerhard L. FASCHING & Walther SCHAUMANN: Wehrgeologie Osttirol - Plöckenpaß Hans Peter SCHÖNLAUB: Geologie der Karnischen Alpen, Bereich Plöckenpaß

EXKURSION A NACHMITTAG Montag, 2. Oktober 1995 (mitl Abb.) 118 Joachim BLAU & Beate GRÜN: Exkursionen in der Amlacher Wiesen - Mulde Thomas BIDNER & Marcus WILHELMY: Massenrohsoffe in Osttirol: (St. Johann i. Walde, Uschenbach, Lavant) Gernot PATZELT & Gerhard POSCHER: Frauenbach-Schwemmfächer bei Lavant

EXKURSION B Mittwoch, 4. Oktober 1995 (mit ö Abb.) 126 Gerhard PESTAL: Der Südrand des Tauernfensters, die Matreier Zone im Bereich Kais - Matrei in Osttirol Gerhard SPAETH: Überblick nordwestliche Schobergruppe Michael MOLK: Bretterwand(-bach): Geologie - Massenbewegung - Verbauung

EXKURSION C Donnerstag, 5. Oktober 1995 (mit 5 Abb.) 152 Rainer BRANDNER & Markus SPERLING: Triasstratigraphie und Tektonik der westlichen Lienzer Dolomiten Ewald TENTSCHERT: Kraftwerk Strassen-Amlach Gerhard POSCHER: Bemerkungen zur Talgeschichte: Tiroler Pustertal - Lesachtal - Drautal

EXKURSION D Freitag, 6. Oktober 1995 (mitl Abb.) 163 Manfred LINNER: Das Kristallin der südwestlichen Schober-Gruppe - Der Eklogitkomplex im Bereich Prijakte - Barrenle See (Variante 1) Gerhard SPAETH: Kristallin der Deferegger Alpen und der Schobergruppe (Variante 2) Manfred LINNER: Das Kristallin der südwestlichen Schober-Gruppe: Der Eklogitkomplex im Bereich Alkuser See. (Variante 3)

Anhang

Stadtplan Lienz 171

Über einige Orte von Osttirol 172

TEILNEHMERVERZEICHNIS 178

PLAN DER EXKURSIONSROUTEN (Übersicht) 107 und U3 VORWORT

so unbefriedigend war viele Jahrzehnte lang der Vorwort Stand verfügbarer geologischer Karten­ unterlagen. Dies änderte sich (siehe Abb. 1) mit dem Erscheinen der Geologischen Karte 1 : 25.000 Westliche Deferegger Alpen durch "Tirol - Herz der Alpen", der griffige Slogan der W. SENARCLENS-GRANCY (1972), der in den Tourismuswirtschaft gilt nur bedingt als Jahren 1979, 1987 und 1994 die auf Osttiroler Metapher für den geologischen Bau von ganz Gebiet reichenden modernen Geologischen Tirol, trifft jedoch voll auf die Umgebung von Kartenblätter GÖK 151 Krimml, GÖK 152 Matrei Lienz zu. und GÖK 163 Großglockner folgten. Auch die die Südgrenze einnehmenden Kartenblätter Seit jeher galten vor allem die Lienzer GÖK 195 und GÖK 196 sind Dolomiten als Schlüsselgebiet für die Klärung von der Geländeaufnahme her abgeschlossen, tektonischer Zusammenhänge in den Ostalpen. ebenso wie im Osten das Kartenblatt GÖK 180 So wurde bereits zu Mitte des vorigen Jahr­ Winklern im laufenden Jahr seiner Vollendung hunderts die große Ähnlichkeit der Schichten­ zugeht. In Stadium der systematischen Bear­ folge mit jener in den Nördlichen Kalkalpen er­ beitung befindet sich hingegen Blatt GÖK 178 kannt, eine Tatsache, die beispielsweise von Hopfgarten, das derzeit von Arbeitsgruppen aus E. v. MOJSISOVICS (1873) als "frapirend" Erlangen und Göttingen untersucht wird. Die charakterisiert wurde. Mit dem Siegeszug der Fertigstellung dieser Karte ist in wenigen Jahren Deckenlehre und der Frage der Abgrenzung zu erwarten. von Dinariden und Alpen kam der Umgebung von Lienz besondere Bedeutung zu, wurden Die systematische Geländeaufnahme des Kar­ doch gerade hier die "Wurzeln" der Alpen ver­ tenblattes GÖK 179 Lienz begann im Jahre mutet. 1987. Dank einer mustergültiger Zusammen­ arbeit von verschiedenen Arbeitsgruppen aus Der besondere Stellenwert von Lienz und sei­ Aachen, Gießen, Wien und Innsbruck wurde ner Umgebung für das Verständnis über den dieses Kartenblatt innerhalb weniger Jahre voll­ Bau und die Entwicklungsgeschichte der Ost­ ständig neu kartiert. In den Lienzer Dolomiten alpen ist heute mehr denn je aktuell: Sehr ein­ arbeiteten Prof. BLIND aus Gießen mit den Mit­ gehend und überzeugend wurde etwa von arbeitern J. BLAU, B. GRÜN und T. SCHMIDT T. BECHSTÄDT 1978 argumentiert, daß vor al­ sowie weitere Gruppen unter der Leitung von lem die Trias in den Lienzer Dolomiten mit jener Prof. BRANDNER aus Innsbruck bzw. der Nordtiroler Kalkalpen übereinstimmt und da­ Prof. FLAJS aus Aachen. Die Zusammen­ her beide ursprünglich eng benachbart gewe­ zeichnung aller relevanten Unterlagen besorgte sen sein müssen. Andererseits hatte Herr H. STOCK aus Gießen. Die Kristallin- R. BRANDNER wenige Jahre früher, nämlich kartierung in der hochalpinen Schobergruppe 1972, auf enge Beziehungen zwischen den und in den östlichen Defregger Alpen stand un­ Lienzer Dolomiten und den Olanger und ter Leitung von Prof. G. SPAETH aus Aachen, Pragser Dolomiten in Südtirol hingewiesen. Bei­ Teilgebiete wurden von Mag. M. LINNER aus de Arbeiten führten denn auch zur Vorstellung Wien bearbeitet. Die Kompilation des kristalli­ von rechts- bzw. linkslateralen Seitenverschie­ nen Gesamtgebietes machte Dipl. Geol. bungen, von denen die Umgebung von Lienz in A. BÜCKSTEEG aus Aachen. Die Aufnahme des alpidischer Zeit in erheblichen Ausmaß betrof­ Quartärs im Talbereich sowie im Lienzer Bek- fen war. Neueste fazielle und paläomagnetische ken wurde dank der Mitarbeit von Dr. Überlegungen, die zuletzt von J. HAAS und Mit­ G. POSCHER aus Innsbruck zeitgerecht fertig­ arbeitern (1995) sowie H. J. MAURITSCH und gestellt. E. MARTON (1995) geäußert wurden, scheinen diese Meinungen zu bestätigen: Ist damit das nach Osten gerichtete Escape-Modell von Tei­ len der Ostalpen im jüngeren Miozän endgültig Die Geologische Bundesanstalt nimmt die bewiesen? Fertigstellung der geologischen Aufnahmen von Blatt Lienz gerne zum Anlaß, den genannten So sehr die Zahl und Vielfalt einschlägiger geo­ Personen und ihren Mitarbeitern für die oft logischer Untersuchungen in Osttirol insgesamt mühevolle und unter extremen Bedingungen und auf dem Kartenblatt Lienz im besonderen geleistete Arbeit zu danken und gleichzeitig das Interesse an diesem Gebiet wiederspiegelt, auch zu gratulieren. Ohne ihren vollen Einsatz

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 5 VORWORT wäre es undenkbar, daß diese Karte und die in Ferienhotel Moarhof, Familie P. und H. Winkler diesem Exkursionsführer in aller Kürze zusam­ HYPO - Bank Lienz mengefaßten Neuergebnisse erzielt hätten wer­ JTC - Computer "ABOVE PC" den können. Ihnen allen sei ebenso herzlich ge­ Naintsch Mineralwerke GmbH, Graz dankt wie den Führern der Exkursionen im bei­ liegenden Programm.Die organisatorische Vor­ Osttirol Werbung bereitung und Durchführung dieser ersten PARK & COPY Arbeitstagung der Geologischen Bundesanstalt Sparkasse Lienz in Osttirol liegt wiederum in den bewährten Terra Mystica, Bad Bleiberg Händen von Dr. Ch. HAUSER, Frau Tiroler Sparkasse, Niederlassung Wien M. ORTNER sowie Frau F. SCEVIK (alle Geolo­ Tiroler Sparkasse, Hauptanstalt Innsbruck gische Bundesanstalt). Tourismusverband Lienzer Dolomiten Das österreichische Bundesheer unterstützt die­ se Tagung durch die Bereitstellung von Bussen, wofür herzlich gedankt sei.

Weitere Förderungen und Unterstützungen, 9fans

Bis Redaktionsschluß (11. September 1995)

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 6 GEOLOGISCHE LANDESAUFNAHME OSTTIROL STAND ENDE 1995

Programm GÖK 50

_3 Gedruckte geologische Karte ('digital erstellt) ~A\ Geologische Manuskriptkarte • Karte in ARC/INFO Bearbeitung Bearbeitung im Gang

Abb.1 p.l. 1995

Geologische Bundesanstalt G, GEOLOGISCHE LANDESAUFNAHME OSTTIROL STAND ENDE 1995

Programm GÖK 50 IHI Gedruckte geologische Karte (^digital erstellt) 13 Geologische Manuskriptkarte Hl Karte in ARC/INFO Bearbeitung [ZU Bearbeitung im Gang

151 152 153 154

Grossglockner Rauris

Abb.1 p.l. 1996

Geologische Bundesanstalt G. SPAETH

BEHRMANN 1990. Sie bezogen sich vor allem Bericht über geologische auf geologisch-petrographisch besonders interessante Bereiche der zentraleren Teile der Kartierungen im ostalpinen Schobergruppe. An diesen Kartierungen konn­ Altkristallin und im Thurntaler ten sich die Diplomkandidaten bei der Gelände­ Quarzphyllitkomplex auf arbeit und der Auswertung bis zu einem gewis­ Blatt 179 Lienz sen Grad orientieren. Mit unserem Kartier­ projekt war dagegen die Absicht verbunden, letztendlich eine flächendeckende, d. h. lücken­ lose, auch die tieferen Hanglagen einbeziehen­ Von de Gesamtkartierung zustande zu bringen., wo­ Gerhard SPAETH bei die Einzelkartierungen unter einheitlichen Gesichtspunkten bezüglich der Differenzierung Seit 1987 sind unter Anleitung des Bericht­ der Kartiereinheiten und ihrer Darstellung erstatters von Diplomkandidaten der RWTH durchzuführen waren. Damit sollte eine erste in Aachen auf Blatt 179 Lienz im ostalpinen Alt­ sich geschlossene und einheitliche Diskussions­ kristallin der Schobergruppe und des östlichen grundlage für die geologische Karte von Blatt Deferegger Gebirges sowie im Thurntaler 179 Lienz erstellt werden. Quarzphyllitkomplex insgesamt 38 Diplom- kartierungen durchgeführt und von der Geo­ Zur sachgerechten Einordnung und Bewertung logischen Bundesanstalt finanziell gefördert der Kartierergebnisse sind jedoch noch einige worden. 31 dieser Kartierungen sind abge­ Bemerkungen zu machen, die durchaus auch schlossen. Über sie ist im Jahrbuch der Geo­ einschränkenden Charakter haben: Für die Ge­ logischen Bundesanstalt seit 1988 berichtet ländearbeiten standen bei jeder der Diplom- worden (siehe Literaturverzeichnis). Die Be­ kartierungen im allgemeinen maximal fünf Wo­ richte über die Kartierkampagnen 1994 und chen im Sommer zur Verfügung. Nach der 1995 werden in der Folge noch erscheinen. Die Diplomprüfungsordnung der RWTH Aachen vorgelegte geologische Karte von Blatt 179 sind Diplomkartierungen als Prüfungsleistungen Lienz gibt im Maßstab 1 : 25.000 eine erste Zu­ des Hauptexamens innerhalb eines halben Jah­ sammenstellung aller in den genannten geo­ res fertigzustellen, so daß die Auswertung der logischen Großeinheiten gewonnenen Kartier­ Geländedaten, Anfertigung der Karten und des ergebnisse wieder, bereits ergänzt durch die Begleittextes im Herbst und Frühwinter erfolgen Geländebefunde der Kartierkampagne Sommer mußten. Die Möglichkeit einer etwaigen Über­ 1995 vornehmlich am Ostrand des Blattes. Mit prüfung noch zweifelhafter Geländebefunde Ausnahme des am südlichen Blattrand er­ und Gesteinsansprachen durch den Kandidaten scheinenden Anteils der Lienzer Dolomiten und selbst in einer weiteren Geländesaison war so­ der größeren Flächen mit mächtigem Quartär, mit nicht gegeben. Nach der makroskopischen die von anderer Seite bearbeitet worden sind Gesteinsansprache im Gelände zur Identifizie­ bzw. bearbeitet werden, ist mit den 38 rung der Kartiereinheiten blieben des öfteren Kartierungen, ca. 75 % der Gesamtfläche aus­ Zweifel hinsichtlich der Zuordnung. In solchen machend, das Blatt 179 Lienz restlos erfaßt. Fällen vor allem wurden vom gesammelten Pro­ Die weiteren Ausführungen beziehen sich nur benmaterial zur Absicherung und Klärung von auf diese Dreiviertel von Blatt Lienz. Auf jede den Kandidaten jeweils 8 bis 14 Dünnschliffe der im Maßstab 1 : 10.000 durchgeführten hergestellt und analysiert. Eine umfangreiche Kartierungen entfiel im Durchschnitt eine Fläche und intensive petrographisch - petrologische von 10 km2, bei schwierigem Gelände waren die oder gar geochemische Bearbeitung der ge­ Kartiergebiete etwas kleiner (bis 8 km2), bei sammelten Gesteinsproben war dagegen im all­ guter Begehbarkeit und Erschließung durch gemeinen aus Zeitgründen im Rahmen der Wege etwas größer (bis 12 km2). Diplomkartierung nicht möglich.

Für einzelne, z. T. auch größere Bereiche lagen Besondere Schwierigkeiten ergaben sich bei bereits Kartierungen älteren Datums in ver­ der Ansprache und kartenmäßigen Darstellung schiedenen, meist kleineren Maßstäben vor: der metapsammopelitischen Paragesteine CLAR 1927, SCHADLER 1929, SENARCLENS- (Glimmerschiefer, Paragneise, Quarzite), die in GRANCY 1965, TROLL und HÖLZL 1974, mannigfacher Weise miteinander wechsellagern TROLL et al. 1976, TROLL et al. 1980, und ineinander übergehen; hier wurde unter Be-

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 9 SPAETH

rücksichtigung des Kartiermaßstabs bei innigen ebenso sind hinsichtlich der Kinematik der Wechselfolgen nach Abschätzung der dominie­ Faltengenerationen und Scherzonen noch viele rende Gesteinstyp in die Karte eingetragen, Fragen offen. Hierzu gibt es zwar Vorstellun­ was durchaus auch mit Fehlentscheidungen gen, die aber auseinandergehen bzw. kontro­ verknüpft sein konnte. Ferner sind die quartär­ vers diskutiert werden. Ähnliches gilt für das geologischen Geländebefunde mehrfach nicht mehraktige Metamorphosegeschehen (zuletzt abgesichert. Dies trifft nicht so sehr für Morä­ SCHULZ 1993); auch hier steht für das Kristallin nenwälle in den höheren Lagen und für Block­ in seiner Gesamtheit noch eine endgültige Klä­ gletscher etc. zu., wohl aber für Moränenbildun­ rung aus. Notwendig erscheinen weiterhin gen in den mittleren und tieferen Hanglagen geochronometrische Untersuchungen am Alt­ und für die Quartärbildungen in den Tallagen. kristallin; aus der Schobergruppe wie auch aus Für eine sichere Ansprache dieser Bildungen dem östlichen Deferegger Gebirge liegen bisher fehlten den Kartierern mangels ausreichender erst wenige Daten (z. B. BRACK 1977) zur Ausbildung auf diesem Fachgebiet die not­ Geochronometrie vor. An jüngeren, umfang­ wendige Übung und Erfahrung. Eine Be­ reicheren Arbeiten zur Entwicklung des Alt­ arbeitung des Kartenblatts in dieser Hinsicht kristallins seien über die bisher angeführten hin­ sollte unbedingt noch erfolgen und ist wohl aus noch genannt SCHWARZBÖCK (1968, auch vorgesehen. oberstes Gradental - östliche Schobergruppe), BEHRMANN (1990, Teile der nordwestlichen Nach dem Gesagten ergibt sich also auf jeden Schobergruppe), M. LINNER (Teile der süd­ Fall für verschiedene Stellen die Notwendigkeit westlichen Schobergruppe derzeit in Bearbei­ einer Revision. So ist z. B. im NW-Teil des tung). KREUTZER (1992) hat sich speziell mit Kartenblatts, im Bereich des Kaisertals, eine der tektonischen Einbindung des Thurntaler offensichtliche Ungereimheit zu klären: Auf der Quarzphyllitkomplexes in das Ostalpin des auf Westseite des Tals wurden in der weiteren Um­ Blatt 179 Lienz entfallenden Teils des gebung des Peischlachbergs Glimmerschiefer Deferegger Gebirges befaßt. kartiert, während auf der Ostseite, um die Ob- lasser Alm herum, Paragneise eingetragen sind. Für das Altkristallin der Schobergruppe erschei­ Eine mit dem Kalsertal zusammenfallende kräf­ nen nach wie vor die Fragen wichtig, ob der tige Störung kann hier nicht angenommen wer­ Metabasit-reiche sogenannte Hangendkomplex den; das verbietet sich wegen des ungestörten (CLAR 1927, TROLL und HÖLZL 1974) wirklich Verlaufs eines mächtigen Amphibolitzugs über im Sinne von BEHRMANN (1990) als tektoni­ das Tals hinweg etwas weiter nördlich. Es sollte sche Decke ("Prijakt-Decke') angesehen wer­ also noch überprüft werden, welcher Gestein­ den kann und ob eine Scherzone zwischen die­ styp in den beiden in Frage stehenden Berei­ sem und dem überwiegend metapsammo- chen überwiegt. Auch die petrographische pelitischen, sogenannten Liegendkomplex Natur von dem einen oder anderen der im (CLAR 1927, TROLL & HÖLZL 1974; "Schober- Deferegger Gebirge recht häufigen alpidischen Basement" i. S. von BEHRMANN 1990) nach Gänge müßte z. B. noch genauer festgestellt Lage, Kinematik und Alter zu identifizieren ist. werden. Es interessieren, mit anderen Worten, die Ver­ bandsverhältnisse zwischen diesen beiden Außer der reinen Bestandsaufnahme des Komplexen, die u. U. noch genauer zu definie­ Gesteinsinventars und seiner kartenmäßigen ren sind und deren Verbreitung danach auf der Darstellung, wie sie durch die vorliegenden - Grundlage der vorliegenden Kartierung genauer wenn auch noch revisionsbedürftigen - Kartie­ festzulegen ist. rungen erfolgten, sind sicher für weite Bereiche des Altkristallins zu seiner Entwicklung noch de­ Einige zweifelsfreie Feststellungen in dieser tailliertere moderne Studien in verschiedener Richtung, aber auch weitere, aus der Karte ab­ Hinsicht nötig. Der tektonische Werdegang des zulesende Sachverhalte seien noch angeführt. polyphas deformierten Kristallins ist noch ge­ Im Nordteil des Kartenblattes durchzieht ein nauer zu klären. Zwar sind natürlich die s-Flä- mächtiger Amphibolitzug in WNW - ESE-Rich- chen- und B-Achsen-Raumlagen bei den Kartie­ tung das Gebiet fast vollständig. Er ist bezeich­ rungen festgestellt, allerdings noch nicht in die nenderweise mit Orthogneisen vergesellschaf­ kompilierte Karte eingetragen worden, ihre Zu­ tet, enthält aber nur wenig Granatamphibolit ordnung zu verschiedenen Deformationsakten und keine Eklogitamphibolite, die typisch für wie auch deren Alter sind aber noch strittig; den Metabasitstapel der südwestlichen Scho-

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 10 SPAETH

bergruppe (Prijakte, Schleinitz) sind. An Umfang von Thal, und eine weitere aus Amphibolit, übertrifft dieser Amphibolitzug erkennbar das Para- und Orthogneisen im Bereich der Lott- letztgenannte große Amphibolitvorkommen. knöpfe vor der Südflanke der Schleinitz, nörd­ Amphibolite, auch sehr granatreiche, und lich von Lienz. Eklogitamphibolite spielen im Bereich der Süd­ flanke der Schobergruppe (Zettersfeld, unteres Debanttal) ebenfalls eine gewisse Rolle; sie Literatur werden z. T. wieder begleitet von Orthogneisen und Parametamorphiten mit Staurolithführung. BEHRMANN, J. (1990): Zur Kinematik der Kontinent­ Es erhebt sich die Frage, ob und wie weit alle kollision in den Ostalpen.- Geotekton. Forschungen, - 76. 180 S, Stuttgart. diese größeren Amphibolitvorkommen zum Hangendkomplex zu zählen sind. BRACK, W. (1977): Geochronologische Untersuchungen an Gesteinen des Altkristallins in der Schobergruppe, Bezüglich der Parametamorphite insgesamt ist Österreich- Diss. Univ. München, 97 S. festzustellen, daß offensichtlich im Nordteil der CLAR, E. (1927): Ein Beitrag zur Geologie der Schobergruppe Glimmerschiefer dominieren, im Schobergruppe bei Lienz in Tirol- Mitt. d. Naturwiss. Südteil dagegen Paragneise. Vereins f. Steiermark 1927, S. 72 - 90, mit geol. Kte. u. Profiltafel, Graz. Bemerkenswert ist die ungleichmäßige Vertei­ KREUTZER, S. (1992): Zur Geologie des östlichen lung der alpidischen Tonalitporphyritgänge. Sie Thurntaler Quarzphyllitkomplexes und zu seiner tekto- sind im südöstlichen Deferegger Gebirge, wo nischen Einbindung in das Ostalpin der südöstlichen sie Altkristallin und Thurntaler Quarzphyllit Deferegger Alpen, Osttirol.- Diss. RWTH Aachen, gleichermaßen durchschlagen, häufig. In der 166 S Schobergruppe dagegen sind sie weniger zahl­ SCHADLER. J. (1929): Geologische Beobachtungen am reich, i. a. von geringerem Umfang und treten Ostrand des Defereggengebirges (Michelbachtal).- auch nur in den nördlichen Bereichen, d. h. Mitt. d. Naturwiss. Vereins f. Steiermark, Bd. 66, S. 64 nördlich des Leibnitz- und Debanttals auf. Die -71, mitTaf. IX-XI, Graz. früher als Gänge angesehenen Tonalitvorkom- SCHULZ, B. (1989): Jungalpidische Gefügeentwicklung men dicht westlich Lienz haben sich durch die entlang der Defereggen-Antholz-Vals-Linie (Osttirol, Kartierung als ein relativ umfangreicher Tonalit- Österreich).- Jb. Geol. B.-A., Bd. 132, H. 4, S. 775 - Quarzdiorit-Stock mit einem deutlich 789, Wien. ausgeprägten Kontakthof erwiesen. SCHULZ, B. (1993): Mineral chemistry, geothermo- barometry and pre-Alpine high-pressure metamor- Im Altkristallin des südöstlichen Deferegger Ge­ phism of eclogitic amphibolites and mica schists from birges sowie der nördlichen Schobergruppe the Schobergruppe, Austroalpine basement, Eastern wurden nur wenige vermutlich präalpidische, Alps- Mineralog. Magazine, vol. 57, no. 387, d. h. spätpaläozoische Diabasgänge gefunden. pp. 189-202.

SCHWARZBÖCK, H. (1968): Zur Geologie des obersten Die das gesamte Deferegger Gebirge durchzie­ Gradentales.- Diss. Univ. Wien, 214 S. hende tektonische Defereggen-Antholz- Vals-Linie (DAV), nach SCHULZ (1989) alpidi­ SENARCLENS-GRANCY, W. (1965): Zur Grundgebirgs- schen Alters, ist auf Blatt 179 Lienz südlich und und Quartärgeologie der Deferegger Alpen und ihrer westlich mit Störungsgesteinen (Kata- Umgebung- Z. d. deutsch, geol. Ges., Jg. 1964, Bd. 116, S. 502 - 511, 3 Tafeln, Hannover. klasite?) und schmalen, tektonisch eingeklemm­ ten, vermutlich mesozoischen Kalkzügen in ih­ SPAETH, G. (1988): Bericht 1987 über geologische Auf­ rem Verlauf identifiziert worden. Was die jünge­ nahmen im Thurntaler Quarzphyllit auf Blatt 179 re Bruchtektonik anbelangt, so fällt bei den stei­ Lienz.-Jb. Geol. B.-A., Bd. 131, H. 3, S. 460 - 461, len Bruchstörungen die weit überwiegende NW- Wien. SE-Richtung auf. SPAETH, G. und KREUTZER, S. (1989): Bericht 1988 über geologische Aufnahmen im Thurntaler Quarz­ Von jüngsten Bildungen auf dem Kartenblatt phyllit und Altkristallin auf Blatt 179 Lienz- Jb. Geol. sind noch die zahlreichen, vornehmlich in der B.-A., Bd. 132, H. 3, S. 595 - 597, Wien. östlichen Schobergruppe auftretenden Block­ SPAETH, G. und KREUTZER, S. (1990): Bericht 1989 gletscher zu erwähnen und ferner zwei größere über geologische Aufnahmen im Altkristallin und Anhäufungen von Bergsturzmaterial, und zwar Thurntaler Quarzphyllit auf Blatt 179 Lienz.- Jb. Geol. eine aus mesozoischen Kalken der Lienzer B.-A., Bd. 133, H. 3, S. 482 - 484, Wien. Dolomiten bestehende nördlich der Drau, östlich

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 11 SPAETH

SPAETH, G. (1991): Bericht 1990 über geologische TROLL, G., BAUMGARTNER, S. und DAIMINGER, W Aufnahmen im Altkristallin der Schobergruppe und der (1980): Zur Geologie der südwestlichen Schober­ Deferegger Alpen auf Blatt 179 Lienz- Jb. Geol gruppe (Osttirol, Österreich).- Mitt Ges. Geol. Berg- B.-A.,Bd. 134, H 3, S 531 - 532, Wien. baustud. Österr., 26, S. 277 - 295, Wien

SPAETH, G. (1993): Bericht 1992 über geologische TROLL, G., FORST, R. und SÖLLNER, F. mit einem Aufnahmen im Altkristallin der Schobergruppe auf Blatt geochronologischen Beitrag von BRACK, W., KÖH­ 179 Lienz - Jb. Geol. B.-A., Bd. 136, H 3, S. 626 - LER, H. und MÜLLER-SOHNIUS, D. (1976): Über Bau, 627, Wien. Alter und Metamorphose des Altkristallins der Schober­ gruppe, Osttirol.- Geol. Rdsch., 65, S. 483 -511, SPAETH, G. (1994): Bericht 1993 über geologische Stuttgart Aufnahmen im Altkristallin der Schobergruppe auf Blatt 179 Lienz - Jb. Geol. B.-A., Bd. 137, H. 3, S 519 - TROLL, G. und HÖLZL, E. (1974): Zum Gesteinsaufbau 521, Wien. des Altkristallins der zentralen Schobergruppe, Osttirol - Jb. Geol B.-A.. Bd. 117, S 1 - 16, Wien.

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der Morphologie ihrer Zirkone stammen sie von Zur Geologie des Thurntaler einem überwiegend granitoiden, durch Anatexis aus kontinentaler Kruste hervorgegangenen Quarzphyllitkomplexes und zu Magma ab. Geochemisch unterscheiden sie seiner tektonischen Einbindung in sich eindeutig von sauren Intraplattenmagmati- das Ostalpin der südöstlichen ten und zeigen Ähnlichkeiten zu postkollisiona- Deferegger Alpen, Osttirol len Magmatiten. Zirkone aus den Porphyroiden des Thurntaler Quarzphyllitkomplexes und Muskovitortho- Von gneisen des Altkristallins zeigen Gemeinsam­ Stephan KREUTZER keiten, die für eine kogenetische Bildung beider Magmatite sprechen. Die Edukte der Muskovit- Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf der orthogneise sind auf die Intrusion einer strukturgeologischen Aufnahme eines etwa 100 AI-reichen, relativ niedrigtemperierten Schmel­ km2 umfassenden Gebietes in den südöstlichen ze zurückzuführen. Deferegger Alpen (Osttirol) im Maßstab 1 : 10.000. Das Gesteinsmaterial wurde durch Die Bildung der bimodalen Vulkanitserie wird petrographische, zirkonmorphologische und insgesamt auf Riftprozesse im Rückraum eines geochemische Untersuchungen näher aktiven Kontinentalrandes zurückgeführt. In ei­ charakterisiert, der Ablauf der variszischen und nem solchen Riftsystem wird der Vulkanismus alpidischen Deformation wird mit Hilfe der Ana­ von der Intrusion kleinerer Granitoide - den lyse der Meso- und Mikrogefüge sowie von heutigen altkristallinen Orthogneisen - beglei­ Korngefügeuntersuchungen an Quarzen und tet. Die kalkalkaline Zusammensetzung der aus­ Calciten beschrieben. gedünnten kontinentalen Kruste im Hinterland der Plattengrenze spiegelt sich im Chemismus Die südöstlichen Deferegger Alpen sind in zwei der Porphyroide sowie in der Typologie der Por- tektonische Einheiten zu gliedern. Das liegende phyroid- und Orthogneiszirkone wider. Altkristallin wird aus Paragneisen, Glimmer­ schiefern und Orthogneisen aufgebaut. Der Der strukturelle Baustil des Untersuchungs­ hangende Thurntaler Quarzphyllitkomplex ent­ gebiets ist durch einen Überschiebungs- bzw. hält neben Quarzphylliten und Phylliten Porphy- Schuppenbau und einen polyphasen Faltenbau roide, Grünschiefer, Amphibolite, Marmore und gekennzeichnet. Insgesamt lassen sich vier Quarzite. Beide Komplexe werden von alpidi­ variszische (D.,-D4) und zwei alpidische (D5 und schen Gängen durchschlagen. Die jung- D6) Deformationsphasen unterscheiden. ­ alpidische Intrusion einer Tonalit / Quarzdiorit- taler Quarzphyllitkomplex und Altkristallin wer­ masse ist mit der Ausbildung eines mehrere den von D2 gemeinsam erfaßt, die Platznahrne hundert m mächtigen Kontakthofes verbunden. des Thurntaler Quarzphyllitkomplexes auf dem Altkristallin hat bereits frühvariszisch stattgefun­ Die Porphyroide und Metabasite des Thurntaler den. Quarzphyllitkomplexes stellen eine bimodale Vulkanitserie dar, sowohl die sauren als auch Im Laufe dieser tektonischen Stapelung wird die basischen Glieder dieser Serie zeigen Über­ der Thurntaler Quarzphyllitkomplex aus gänge zu tuffitischen Metavulkaniten. Die Meta­ östlichen bis nordöstlichen Richtungen auf das basite stellen ehemalige Tholeiitbasalte dar, der Altkristallin überschoben, innerhalb des Thurn­ alkaline Trend in diaphthoritisch überprägten taler Quarzphyllitkomplexes entwickelt sich ein Grünschiefern ist auf die indirekte Anreicherung SW - vergenter Schuppenbau, dem Thurntaler an immobilen Elementen (P, Ti, Zr und Nb) zu­ Quarzphyllitkomplex auflagernde Klippen aus rückzuführen. Geotektonisch lassen sich die altkristallinen Ortho- und Paragneisen sprechen Metabasite einer Intraplattenposition mit konti­ für die Ausbildung einer Duplexstruktur. D2 wird nentaler Einbindung zuordnen. durch einen Überschiebungsbau kontrolliert, einfache Scherung bzw. schiefe Pressung stel­ Die Porphyroide entsprechen in ihrer stofflichen len das vorherrschende Deformationsregime Zusammensetzung den von HEINISCH (1981) dar. Die überwiegend rotationale Deformation untersuchten Porphyroiden des westlichen wird von einer grünschieferfaziellen Meta­ Thurntaler Quarzphyllitkomplexes. Sie erweisen morphose (>450 ° C) begleitet. sich als hoch-alkalkalische Metarhyolithe, nach

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Das ostnordöstliche Generalstreichen und das Bei der unter retrograden Metamorphose- Auftreten steilgestellter B2-Achsen ist auf die bedingungen ablaufenden vierten Deformation orthogonale Überfaltung liegender, SW-vergen- verlagert sich die Deformation aus dem Kom­ ter Falten im Laufe von D3 zurückzuführen. Im pressions- in den Extensionsbereich, gleich­ Bereich von D2-Rampen bleiben NE-vergente zeitig nimmt der Anteil an rotationaler Ver­ D2-Falten erhalten, die Querfaltung hat hier die formung wieder zu. Bildung steiler B3-Falten zur Folge. Mit der Überfaltung geht eine überwiegend koachsiale, Die in den spätvariszischen bzw. früh- plättende Verformung einher, welche von einer alpidischen Ganggesteinen zu beobachtende schwach- bis mittelgradigen Aufheizung über­ Kaltdeformation der Quarze (D5) hat vermutlich dauert wird. In einem hochtemperiert deformier­ alttertiäres Alter; duktil deformierte Pyrrhotine, ten, protomylonitischen Quarzit läßt mit der voll­ welche an den Kontakthof der oligozänen ständigen Analyse der Quarztexturen ein trans- Tonalit/Quarzdiorit gebunden sind, bezeugen gressives Deformationsregime nachweisen. die letzte jungalpidische Deformation De.

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Rahmen seiner Dissertation (Prof. Dr. W. RICH­ Das ostalpine Kristallin der TER, Prof. Dr. M. THÖNI) durchführt. Als Grundlage dafür wurde in Zusammenarbeit mit südwestlichen Schober-Gruppe der Geologischen Bundesanstalt eine Neukar- mit den frühalpidischen Eklogiten tierung durchgeführt. Die Ergebnisse der Gelän­ im Bereich Prijakte - Alkuser See - dearbeiten werden nach einem kurzen Über­ Schleinitz blick über die Erforschung dieses Gebietes dar­ gestellt.

Von 2. Erforschungsgeschichte Manfred LINNER Bei der Kartierung der westlichen Schober- Mit 1 Abb. Gruppe entdeckte CLAR (1926) eine mächtige Zone eklogitischer Gesteine im Bereich der Prijakte. Er beschreibt als Hauptmasse Eklo­ 1. Einführung gitamphibolite, die gemeinsam mit Amphiboliten und Mikroklinaugengneisen in einer Para- Die Schober-Gruppe repräsentiert einen Blockk gesteinsserie eingeschaltet sind. In der ersten ostalpines Kristallin zwischen Tauernfenster imn detaillierten Beschreibung dieses Eklogit- N und Permo-Mesozoikum der Lienzer Dolomi"­ Vorkommens weist CLAR (1927) auf die verbrei- ten im Süden. Es überwiegen Paragneise und^ tete Umsetzung der Eklogite (retrograde Über- Glimmerschiefer, in die Amphibolit- und Mikro-" prägung) zu Eklogitamphiboliten hin. Die inten- klin(augen)gneiszüge eingeschaltet sind. Alss sive Wechsellagerung der Eklogitamphibolite Beispiele sind ein anhaltender Amphibolitzug inn mit Paragesteinen, Mikroklinaugengneisen und der südlichen Talflanke des Lesachtales, rand­" Amphiboliten erklärt CLAR mit einer präkristalli- lich begleitet von Mikroklingneisen (BEHR-" nen Verschuppung, die auch für die große MANN, 1990), und zahlreiche Amphibolit- und^ Mächtigkeit der Eklogitamphibolite in den Prijak- Mikroklingneiszüge im Gebiet Wangenitzsee -" ten verantwortlich sein soll. In diesem Sinn kar- Gradensee (SCHWARZBÖCK, 1968) zu erwäh­' tierte er eine Schuppenzone aus, die zwischen nen. In der südwestlichen Schober-Gruppe ist1 den Prijakten und dem Alkuser See vorwiegend eine NW - SE streichende Amphibolitzone mi*t an der Basis des Eklogitamphibolitzuges, mitun- Eklogiten und Eklogitamphiboliten, teilweise in1 ter aber auch an der Hangendgrenze verläuft. enger Wechselfolge mit Mikroklinaugengneisen1 Für CLAR "ergibt sich bereits im Felde leicht und Paragesteinen zu finden (CLAR, 1927). und ungezwungen eine Gliederung im Großen: Die Serie der Schiefergneise im weiteren Sinne Südöstlich der Hochschoberhütte tritt in der bilden die Hauptmasse und umgeben geschlos­ NW- und W-Wand der Prijakte und um den Bar- sen im Liegenden und im Hangenden die so renle See diese lithologisch mannigfaltige, von1 wechselvolle Serie der Eklogitamphibolite und Eklogitamphiboliten dominierte Gesteinsserie zuJ ihrer Begleiter" (CLAR, 1927, S. 85). Somit leitet Tage. Im Hohen Prijakt ist diese Gesteinsserie: CLAR aus der sogenannten Schuppenzone kei- rund 400 m mächtig. Regional flach gegen SE| ne tektonische Grenzen ab. Durch ANGEL einfallend verringert sich die Mächtigkeit bisi (1928) wurden dann auch die Vorkommen von zum Alkuser See auf die Hälfte. Südlich vom Al­" Eklogitamphiboliten in der Schleinitz bekannt. kuser See fächert der Eklogitamphibolitzug auf und ist lateral mit Paragesteinen verzahnt,• Im Zuge vergleichender Untersuchungen an gleichzeitig sind größere Verfaltungen zu beob­" ostalpinen Eklogiten wurden von RICHTER achten. Gegen SE finden sich im Schleinitzge-" (1973) die Eklogite der Schober-Gruppe petro- biet wiederum mächtigere Eklogitamphibolit-" graphisch detailliert erfaßt und erstmals petrolo- und Mikroklinaugengneiszüge in mehrfachem1 gisch bearbeitet. TROLL und seine Mitarbeiter Wechsel den Paragesteinen eingeschaltet. untersuchten in den 70-er Jahren die westliche Schober-Gruppe (TROLL & HÖLZL, 1974; Die Eklogitvorkommen der südwestlichen Scho­ TROLL et al., 1976, 1980). Es werden zwei tek- ber-Gruppe und besonders die Wechsellage­ tonisch und petrographisch verschiedene Teile rungen mit Mikroklingneisen und Paragesteinen1 unterschieden. Die als Liegend- und Hangend­ sind Gegenstand petrologischer und geochro- komplex bezeichneten Teile trennen TROLL et nologischer Untersuchungen, die der Autor im

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 15 LINNER al. durch die Schuppenzone von CLAR (1927). bankig brechen und gute Anzeiger für die regio­ Der Liegendkomplex wird monoton mit stark nale Lagerung der Paragesteine darstellen. Im psammitischem Einschlag beschrieben, für den Gegensatz dazu sind Quarz-reiche Glimmer­ Hangendkomplex wird ein höherer Metabasitan- schiefer und Schiefergneise unförmig und zei­ teil mit Eklogitamphiboliten angegeben (TROLL gen lokal unruhige Lagerungsverhältnisse. Gra­ & HÖLZL, 1974). Bei der Bearbeitung der nat- und Staurolith-führende Glimmerschiefer Schleinitz (TROLL et al., 1980) wird der Begriff sind verbreitet und auch die Glimmer-reichen "Schuppenzone" als trennendes Element zwi­ Paragneise führen oft reichlich rotvioletten Gra­ schen Liegend- und Hangendkomplex aller­ nat und cm-großen Staurolith. Biotit und Hell­ dings wieder fallen gelassen. glimmer sind immer gemeinsam vorhanden und Chlorit ist an die verschieden stark auftretende Auch in jüngerer Zeit regen die Eklogitamphibo- Vergrünung (retrograde Metamorphose) gebun­ lite der Prijakte zu geologischen und petrologi- den. schen Forschungen an. BEHRMANN (1990) in­ terpretiert die Schuppenzone von CLAR (1927) und die Untergliederung in Liegend- und Han­ Amphibolite gendkomplex als Deckenbau. Dabei läßt er eine Die Amphibolite erscheinen in Form von Lagen, "Prijakt Nappe" auf dem "Schober Basement" Schollen und Körpern mit einer Dimension von durch paläozoische Deckenbewegungen platz­ einigen m" bis wenigen Zehnermetern. Sie sind nehmen. Die Bearbeitung des Ostalpinen Base- in sich weitgehend homogen und brechen mas­ ments südlich vom Tauernfenster durch sig - dickbankig. Nach der mineralogischen Zu­ SCHULZ brachte auch über das Kristallin der sammensetzung sind Granat-, Epidot-, Biotit­ Schober-Gruppe eine Fülle von Daten oder Plagioklasamphibolite zu unterscheiden. (SCHULZ, 1992; SCHULZ, 1993 a; SCHULZ, Schwankende Korngröße geht einher mit der 1993 b). Zusammengefaßt sind die Daten in mineralogischen Variation und bei kleinräumi- SCHULZ et al. (1993), wobei die Schober-Grup­ gem Wechsel dieser Faktoren sind die Amphi­ pe dem Konzept Liegend-Hangendkomplex bolite mitunter gebändert. Eklogitamphibolite (TROLL & HÖLZL, 1974) folgend in zwei Ein­ treten in diesen kleineren Amphibolitkörpern heiten unterteilt wird. Dabei wird die nördliche nicht auf. Geringmächtige Lagen von Biotit- "Metapsammopelit-Amphibolit-Marmor Einheit" amphibolit (cm - dm) sind in der Umgebung der von der südlichen "Monotonmetapsammopeliti- Hochschoberhütte verbreitet. Diese Amphibolite schen Einheit" überlagert. Von der Metamor­ zeigen sich in scharfer WechsellagerurTg mit phose her wird die nördliche Einheit als vorwie­ metablastischen Paragneisen. gend alpin überprägt betrachtet und die südli­ che Einheit als frühvariszisch hochdruckmeta- morph (T = 550 - 650°C, P = 14 - 16 kbar) mit Pegmatitgneise subsequenter amphibolitfazieller Überprägung. Leukokrate Pegmatitgneise zeigen scharfe und konkordante Kontakte zu den umgebenden 3. Lithologie Paragesteinen, mit denen sie auch verfaltet 3.1. Paragesteine mit Einlagerungen sind. Die Pegmatitgneise sind mengenmäßig untergeordnet und als Vorkommen sind die Um­ gebung der Mirnitzscharte und die NE-Flanken Paragesteine der Alkuser Rotspitzen (KNAAK, 1991) zu nen­ nen. Bei den Paragesteinen sind einerseits Glimmer­ schiefer und Paragneise in distinkter Wechsel­ lagerung in mm - bis m - Dimension zu beob­ Marmor achten, andererseits gehen Glimmerschiefer fließend in Schiefergneise und weiter in Parag­ Sehr selten finden sich hell- bis dunkelgraue neise über. Daher wurden Paragneise und Kalkmarmore (z.B. W Mirschachscharte). Mit Glimmerschiefer bei der Kartierung nicht ge­ den Metapeliten durch Wechsellagerung ver­ trennt. Auffällig sind Züge von Quarz- oder bunden erreichen die Marmorbänder eine maxi­ Feldspat-reichen Paragneisen, die plattig bis male Mächtigkeit von 1 m.

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Deformationsphase Strukturen Lithologie Metamorphose

DO SO als Einschlußzüge Eklogite, Granat-Glimmer­ ? Amphibolitfazies in Granatkernbereichen schiefer und -Paragneise

D1a S1a + L1a + B1a in allen Lithologien Eklogitfazies B1a parallel zu L1a Isoklinalfalten flach - mittelsteil nach SE

D1b S1b Mylonitisierung in allen Lithologien Amphibolitfazies {S1b subparrallel zu S1a} [Barrenle See - Mirschachscharte] C1b Top nach SE Mikroklinaugengneise [Schleinitz] extensional foliation boudinage anisotrope Amphibolite

D2 S2 Crenulation in Glimmerschiefern Grünschieferfazies B2 flach bis mittelsteil offene Falten in allen nach NE - SE Lithologien

D3 Störungen mit Myloniten Übergangsbereich in allen Lithologien mittelsteil NW oder SE duktil - spröd

D4 steilstehende Brüche kataklastisch in allen Lithologien NW - SE, (N - S, E - W)

D Deformationsphase S Schieferung L Streckungslineation B Faltenachse C Scherbänder 0,1,2 relative Abfolge

Abb. 1 Deformationsabfolge im Kristallin der südwestlichen Schober-Gruppe.

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3.2. Eklogite - Eklogitamphibolite und Amphibolite Begleitgesteine Mit der Gesteinsbezeichnung Amphibolit sind die Amphibol - dominierten Metabasite ohne Eklogite Symplektite zusammengefaßt. Sie begleiten die Eklogite und sind dabei meist einförmig, Horn- Die Erscheinungsform der Eklogite ist vielfältig. blende-dominiert und brechen massig-bankig. Mineralogisch und texturell lassen sich folgende Zudem finden sich Granat-, Epidot-, Plagioklas- Typen unterscheiden: und Bänderamphibolite. a) feinkörnige, gebänderte Eklogite mit mm - bis cm - Bänderung durch Granat, Klinopyroxen, Paragesteine Hornblende oder Klinozoisit; b) mittelkörnige, massige Eklogite mit zonar ge­ Die Paragneise und Glimmerschiefer im Ver­ bautem Granat; band mit den Eklogiten und Eklogitamphiboliten zeigen Unterschiede im Vergleich mit den sonst c) mittel - bis grobkörnige, Hornblende - reiche Eklogite mit auffälliger Sprossung von Klino­ verbreiteten Paragesteinen. pyroxen. Beim Rotgabele westlich der Schlei- nitz ist auch grobschuppiger Biotit in diesem In Granatglimmerschiefern und metablastischen Eklogittyp enthalten; Paragneisen ist grobschuppiger Hellglimmer charakteristisch. Feinkörnige Paragneise führen d) fein- bis mittelkörnige, schlierig - linsige Eklogi­ oft grünen Biotit. Die Wechsellagerung mit den te mit augenförmiger Granatanreicherung und Metabasiten erfolgt in cm- bis m- Dimension. reichlich Klinozoisit und Phengit; e) sehr Granat - reiche Eklogite treten als dm - Linsen auf und werden als Granatite bezeich­ Mikroklin(augen)gneise net. Die Lagen (dm- 10-er m) sind den Eklogit­ Als Hauptgemengteile der Eklogite sind Granat, amphiboliten direkt eingelagert oder mit Parage- omphazitischer Klinopyroxen, Hornblende, steinslagen verknüpft. Die Mikroklin- Klinozoisit/ Epidot und Quarz verbreitet. Als (augen)-gneise sind sehr variabel und zeigen Nebengemengteile und ebenfalls zur eklogit- dabei die gleiche Variationsbreite wie die größe­ faziellen Paragenese gehörend treten Phengit, ren Mikroklinaugengneiszüge (siehe unten). Dolomit, Kyanit oder Biotit hinzu. Rutil, llmenit und Pyrit sind die begleitenden Akzessorien. Innerhalb der größeren Eklogitamphibolitzüge treten vereinzelt diskordante pegmatoide Gän­ ge (Plagioklas, Hornblende, Quarz) und Quarz­ Eklogitamphibolite gänge auf. Die Eklogitamphibolite bilden zusammen mit den Amphiboliten die Hauptmasse der Eklogit- amphibolitzüge und gut erhaltene Eklogite sind 3.3. Mikroklin(augen)gneiszüge die Ausnahme. Bei der retrograden Meta­ Sie sind in sich und zueinander sehr variabel, morphose zerfällt der omphazitische Klino­ wobei folgende Typen zu unterscheiden sind: pyroxen der Eklogite zu einem Symplektit aus Plagioklas und Diopsid. Eklogite in denen diese a) grobkörnig - flatschige, Biotit- reiche Mikroklin- Symplektite überhand nehmen werden als augengneise; Eklogitamphibolite bezeichnet. Diese entwickeln b) fein- bis mittelkörnige, massige Mikroklingneise sich also aus den verschiedenen Eklogittypen, mit variablem Anteil an Feldspataugen und wobei die grobkörnigen Eklogite stärker umge­ Biotit; wandelt werden. Im Gelände erscheinen die Symplektite auf angewitterten Flächen als c) schlierig-linsige, leukokrate Mikroklingneise mit feinstkömiges, dichtes Gemenge mit mattgrüner reichlich Phengit und oft etwas Granat, aber ohne Biotit; Farbe.

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d) feinkörnige, mm- bis cm- gebänderte Mikroklin- Eklogitamphibolitzug Prijakte - Alkuser See und gneise. die umgebenden Paragesteinsserien unter­ schiedlich aus. Der Eklogitamphibolitzug ist In den Mikroklingneisen können auch Para- flachwellig, mit ungefähr parallel zur älteren Li- gneis- und Amphibolitlagen eingeschaltet sein. neation verlaufenden Achsen (B2, flach nach SE), verfaltet. Beispielsweise ist die schüssei­ förmige Struktur, in den Prijaktnordwestwänden 4. Strukturen zu sehen, auf diese Verfaltung zurückzuführen. In kompetenten Paragneislagen der Parage­ Regional streichen die Gesteinszüge NW - SE steinsserien sind Isoklinalfalten durch offene und fallen flach bis mittelsteil in östliche bis süd­ Falten überlagert. Glimmer-reiche Paragneise liche Richtungen. Die Deformationsabfolge ist und Glimmerschiefer sind crenuliert. Die Achsen mit den entsprechenden Strukturen der ver­ (B2) fallen in den nordwestlichen Vorbergen der schiedenen Lithologien in Abbildung 1 zusam­ Prijakte flach in östliche Richtung. Südlich vom mengefaßt. Es ist auch vermerkt in welcher Me­ Alkuser See weisen großräumige Vertagungen tamorphosefazies die Strukturprägung abgelau­ auf eine Relativbewegung zwischen dem rigi­ fen ist. den Eklogitamphibolitzug Prijakte - Alkuser See Die älteste Deformation zeigt sich in Form von und den ebenfalls kompakten Eklogitamphibolit- Einschlußzügen in Granatkernen und ist nur im und Mikroklingneiszügen der Schleinitz. Diese Dünnschliff faßbar. Die Strukturen im Gelände relativ nach NE gerichtete Bewegung der Ge­ weisen auf zwei Faltungsphasen und eine da­ steinszüge der Schleinitz ist ebenfalls durch die zwischen erfolgte Mylonitisierung hin. Isoklinal- N-S Einengung des Kristallinblocks (D2) verur­ falten (B1a) mit flach bis mittelsteil SE- fallen­ sacht. Schmälere Eklogitamphibolitzüge (z. B. den Achsen sind in allen Lithologien zu finden. im Rotgabele) werden dabei in riesige Boudins Nur in den Paragesteinen nördlich der Prijakte zerlegt und diese gegeneinander verdreht. weisen die Achsen (B1a) nach E bis NE. Eine Kleine Eklogitamphibolit- und Amphibolitkörper penetrative Schieferung (S1a) und Streckungsli- bewirken ganz allgemein lokale tektonische Un­ neation (L1a) sind mit dieser Isoklinalfaltung ruhe. Oft sind sie zusammen mit den umgeben­ verbunden. Die dadurch bewirkte straffe Mine­ den Paragesteinen steilgestellt. Offenbar ver­ ralregelung ist parallel zu den Isoklinalfaltenach- halten sich die Amphibolite bei dieser Durchbe­ sen. Diese Strukturprägung zeichnet das regio­ wegung (D2) als relativ starre Körper innerhalb nale Streichen und Fallen der Gesteine vor. Gut der Paragesteine. erhalten ist D1a in allen größeren Eklogitamphi- bolit- und Mikroklingneiszügen und in den ge- Jüngere Deformationen in Form von Störungen bankten Granat- Staurolith- Paragneisen zwi­ und Brüchen üben nur mehr lokalen Einfluß auf schen Mirschachscharte und Pitschedboden. die Lagerung aus. Gut aufgeschlossen sind sie im Kammbereich und in Felsschroffen. Relativ Eine Mylonitisierung schließt sich der Isoklinal­ ältere Störungen (D3) sind als geringmächtige faltung an. Die Schieferungsflächen der Myloni­ Mylonite im Übergangsbereich duktil - spröd te (S1b) sind subparallel zu den Schieferungs­ entwickelt. Wenige Dezimeter graugrüne, flächen der Isoklinalfaltung (S1a). Scherbänder feinstkörnige Mylonite mit mm- Bändern von (C2b) und rotierte Feldspataugen zeigen in den grauschwarzem Ultramylonit entwickelten sich Mikroklinaugengneisen des Schleinitzgipfels ei­ in den Paragesteinen. Zwischen Trelebitschtörl ne Bewegung des Hangenden nach SE an. In und -köpf sind mehrere mittelsteil gegen SE fal­ gebänderten Amphiboliten weisen quergreifen­ lende Störungen aufgeschlossen. Sie schnei­ de Plagioklas-reiche Mobilisate auf "extensional den also schleifend zum regionalen Einfallen foliation boudinage" hin. Diese Strukturen könn­ durch. Ein konjugierter Mylonit ist in den Eklogit- ten zusammen mit der Mylonitisierung einer amphiboliten östlich vom Langseebl aufge­ durch Extension bedingten Deformationsphase schlossen. Er fällt mittelsteil gegen NW und die entsprechen, die sich der eklogitfaziellen Isokli- Einschleppung der umgebenden Gesteine läßt nalverfaltung unmittelbar anschließt. sinistrale Verstellung erkennen. Striemungen auf den Bruchflächen des Mylonites weisen Eine offene Verfaltung, verursacht durch eine flach gegen W, womit auch eine laterale Verset­ N-S Einengung des gesamten Kristallinblocks, zungskomponente belegt ist. überlagert die Isoklinalfaltung und Mylonitisie­ rung. Diese Deformation wirkte sich auf den Steilstehende Brüche sind die jüngste faßbare

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Deformation (D4). Die Gesteine sind nur spröd ten. zerkleinert und die Versetzungsbeträge bewe­ Somit interpretiere ich die Wechsellagerungen gen sich im m- bis 10-er Meter Bereich. Sie als primär (magmatisch und sedimentär) ange­ streichen bevorzugt NW-SE, vereinzelt in N-S legt. Insgesamt zeigt der Geländebefund, daß oder E-W Richtung. die wechselvolle Zone mit Eklogitamphiboliten ohne tektonische Grenzen in eine relativ einför­ mige Paragesteinsserie eingebettet ist. Damit 5. Zusammenfassung folge ich nicht der Unterteilung in Liegend- und Die großen Eklogitamphibolitzüge der Prijakte Hangendkomplex (TROLL & HÖLZL, 1974) mit und der Schleinitz bilden eine lithologisch und der "Schuppenzone" als trennendem Element. strukturell zusammenhängende Zone, wobei Bei der petrologischen Klassifikation sind die sich einzelne Gesteinszüge nicht unmittelbar Eklogite aufgrund des Auftretens in Paragestei­ verbinden lassen. Südlich vom Alkuser See ver­ nen zu den Eklogiten in tektonisch verdickter zahnt sich der Eklogitamphibolitzug der Prijakte kontinentaler Kruste zu stellen (CARSWELL, im Streichen mit Paragesteinen und Mikroklin- 1990). Dies bestätigt der Geländebefund da so­ gneisen. Großräumige Verfaltungen vermitteln wohl die Begleiter von Hochtemperatur- Eklogi­ zur bunten Wechselfolge der Schleinitz. Im ten (Ultrabasite) als auch Blauschiefer als Be­ Übergangsbereich sind Eklogitamphibolite und gleiter von Niedrigtemperatur- Eklogiten fehlen. Mikroklingneise durchgehend vorhanden, men­ genmäßig aber untergeordnet. In der Schleinitz Da für die südwestliche Schober-Gruppe bisher erlangen die Eklogitamphibolite und Mikrokling­ noch keine Altersdatierungen vorliegen, seien neise wieder größere Bedeutung, sodaß dann abschließend erste Ergebnisse der geochrono- Eklogitamphibolite, Mikroklingneise und Parage- logischen Untersuchungen erwähnt. Die Datie­ steine mehrfach wechsellagern. rung eines Eklogites mit der Sm/Nd-Methode erbrachte als vorläufiges Ergebnis 109 ± 33 Für die regionalen tektonischen Konzepte sind Ma. Rb/Sr-Datierungen von Hellglimmern und besonders die kleinräumigen (dm - m) Wechsel­ Biotiten aus Eklogiten, Mikroklingneisen und lagerungen bedeutend. CLAR (1927) interpre­ Glimmerschiefern zeigen übereinstimmend eine tierte sie als präkristalline Verschuppungen und frühalpidische Abkühlungsgeschichte (95 - 70 kartierte eine Schuppenzone aus. Diese Schup­ Ma). Diese ersten Datierungen der Eklogite und penzone wurde in der Folge mehrfach als tekto- ihrer Begleitgesteine weisen auf eine früh­ nische Grenze interpretiert (siehe Erforschungs­ alpidische Hochdruckmetamorphose. Bisher geschichte). Die Karte von CLAR (1927) zeigt wurde die Eklogitbildung in der südwestlichen die Schuppenzone im Prijaktgebiet vorwiegend Schober-Gruppe als kaledonisches (TROLL et an der Basis des Eklogitamphibolitzuges, aber al., 1976) oder variszisches Ereignis (SCHULZ, auch innerhalb und an der Hangendgrenze. 1992, 1993 a, 1993 b) interpretiert. Durch die Neukartierung hat sich diese Verbrei­ tung bestätigt. Weiters zeigte sich, daß sich die Eklogitamphibolite auch im Streichen mit den Literatur umgebenden Gesteinen durch Wechsellage­ rung verbinden. Dies ist sehr gut im Gebiet Al­ ANGEL, F.: Gesteinskundliche und geologische Beiträge zur Kenntnis der Schobergruppe in Osttirol. - Verh. kuser See - Schleinitz zu beobachten. Zur Fra­ Geol. B. -A..7/8, 153-182. Wien 1928. ge, ob die Wechsellagerungen primär magma­ tisch beziehungsweise sedimentär angelegt BEHRMANN, J. H.: Zur Kinematik der Kontinentkollision in sind oder ob sie tektonisch gebildet wurden, ist den Ostalpen. - Geotekt. Forsch., 76, 1-180, Stuttgart 1990. folgendes zu bemerken: CARSWELL, D. A.: Eclogites and the eclogite facies: defi- a) Die Paragesteine in Wechsellagerung mit den nitions and Classification. - In: CARSWELL, D. A. (ed.): Eklogitamphiboliten und Mikroklinaugengnei- Eclogite facies rocks. - Blackie, 1-13, Glasgow and sen weisen eine von den regional verbreiteten London 1990. Paragesteinen unterschiedliche Lithologie auf. CLAR, E.: Aus der Schobergruppe. - Verh. Geol. B. - A., b) Die Eklogitamphibolitzüge verbinden sich auch 6/7, 146-147, Wien 1926. im Streichen mit den umgebenden Paragestei­ nen durch Wechsellagerung. CLAR, E.: Ein Beitrag zur Geologie der Schobergruppe bei Lienz in Tirol. - Mitt. Naturwiss. Ver. Steiermark, 63, c) Eine tektonische Wiederholung bestimmter li- 72-90, Graz 1927. thologischer Sequenzen ist nicht zu beobach­

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 20 LINNER

KNAAK, M.: Geologische Kartierung im Altkristallin der SCHULZ, B., NOLLAU, G.. HEINISCH, H. & GODIZART, zentralen Schobergruppe (Osttirol, Österreich) auf G.: Austro-Alpine Basement Complex to the South of Blatt 179 Lienz im Bereich zwischen Lienzer Hütte und the Tauern Window. - In: J. F. VONRAUMER & F. Schleinitz. - Diplomkartierung Techn. Hochsch Aa­ NEUBAUER (Eds): The pre-Mesozoic Geology in the chen, 56 S, Aachen 1991 Alps, 495 - 514, Heidelberg (Springer) 1993.

RICHTER, W.: Vergleichende Untersuchungen an ostalpi­ SCHWARZBÖCK, H.: Zur Geologie des obersten Graden­ nen Eklogiten. - Tschermaks Mineral. Petr. Mitt., 19, tales (Schobergruppe). - Diss. Phil. Fak. Univ. Wien 1-34, Wien 1973. 1968.

SCHULZ, B.: Pre-Alpine high-pressure metamorphism in TROLL, G.. BAUMGARTNER, S. & DAIMINGER, W.: Zur the Austroalpine basement: P-T-t-deformation paths Geologie der süd-westlichen Schobergruppe (Osttirol, from samples to the south of the Tauern Window. - Österreich). - Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud. Österr., Zbl. Geol. Paläont., Teil I, 93-103, Stuttgart 1992. 26, 277-295, Wien 1980.

SCHULZ, B.: P-T-deformation paths of Variscan metamor­ TROLL, G., FORST, R., SÖLLNER, F.: Über Bau, Alter phism in the Austroalpine basement: controls on geo­ und Metamorphose des Altkristallins der Schobergrup­ thermobarometry from microstructures in progressively pe, Osttirol. - Geol. Rundschau, 65, 483 - 511, Stutt­ deformed metapelites. - Schweiz. Mineral. Petrogr. gart 1976. Mitt., 73, 301-318, 1993a. TROLL, G. & HÖLZL, E.: Zum Gesteinsaufbau des Alt­ SCHULZ, B.: Mineral chemistry, geothermobarometry and kristallins der zentralen Schobergruppe, Osttirol. - Jb. pre-Alpine high-pressure metamorphism of eclogitic Geol. B. -A., 117, 1-16, Wien 1974. amphibolites and mica schists from the Schobergrup­ pe, Austroalpine basement, Eastern Alps - Mineral Mag., 57. 189-202, 1993b

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 21 G Geologische Bundesanstalt

Gegründet: 15. November 1849 (Zweitältester Geologischer Staatsdienst Kontinentaleuropas) Adresse: Rasumofskygasse 23, Postfach 127, A-1031 Wien Telefon: XX43/222/71 25674-0 Telefax: XX43/222/7125674-56 Direktor: Univ.-Prof. Dr. Hans Peter Schönlaub Personalstand: 82 Bundesbedienstete, davon 40 Wissenschaftler(innen) und 42 Nicht-Wissen­ schaftlerlinnen); 30 privatrechtliche Angestellte. Budget: 90 Mio. öS (1993). Aufgaben: Die Geologische Bundesanstalt ist eine nachgeordnete Dienststelle des Bundes­ ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Hauptaufgaben sind die Geologische Landesaufnahme Österreichs, die Ein­ schätzung und nachhaltige Sicherung des nationalen Rohstoffpotentials, Um­ welt-relevante geologische Projekte (Hydrogeologie und Georisiken) sowie Forschung, Entwicklung und Monitoring auf dem Gebiet der Geowissenschaf- ten. Sie verwaltet erdwissenschaftliche Informationen und erstellt Gutachten, berät Regierungs- und Verwaltungsstellen, Industrie und die Öffentlichkeit in allen erdwissenschaftlichen Fragen. Ihre Aktivitäten sind im Forschungsorganisa- tionsgesetz von 1981 festgelegt. Außerdem führt und entwickelt die GBAgeowissenschaftliche Datenbanken und stellt geowissenschaftliche Informationen als Entscheidungshilfe bei der Na­ turraum- und Umweltplanung bereit. Das entsprechende Know-how und die technische Kompetenz stützen sich auf eine große Anzahl von Geländedaten, Geländeproben und Untersuchungen, die über Jahrzehnte erworben und archi­ viert wurden. Umfassende und modern ausgestattete Laboratorien sind ein wichtiger Be­ standteil der Anstalt. Von der GBA werden als neue Technologien die „airborne" Vermessung, moderne Geochemiemethoden und die vollständige digitale Erstel­ lung geologischer Karten angewendet. Neue Forschungsergebnisse werden von der GBA in eigenen Zeitschriften, Be­ richten und Karten herausgegeben. Zur Beratung (Consulting) der öffentlichen Hand bietet die GBA breitgefächerte Dienstleistungen über ihre angegliederte „GBA-Teilrechtsfähigkeit" an. Die Geologische Bundesanstalt handelt stets überparteilich. Dienstleistungs­ O Programm der Geologischen Landesaufnahme Österreichs und (Kartierungsmaßstab 1 : 10.000; Veröffentlichung 1 : 50.000, 1 : 200.000). F& E-Potential O Grundlagenforschung in alpiner und extraalpiner Geologie, Geochronologie, Historische Geologie, Paläontologie, Geophysik und Geochemie. O Einschätzung des mineralischen Rohstoffpotentials durch systematische Feldarbeit, Errichtung von Datenbanken und deren Analyse und Interpre­ tation. O Umweltgeologie, Hydro- und Ingenieurgeologie. O Erhebung von alpinen Georisiken, Erstellung von Georisiken-Karten. O Geotopschutz und Öffentlichkeitsarbeit. O Informationsservice (Bibliothek, Archiv, Datenaustausch, Publikationen). O Datenmanagement und Netzwerkservice. O Wissenschaftliche Kooperation mit Geologischen Diensten und Universitä­ ten der Nachbarstaaten und internationalen geowissenschaftlichen Organi­ sationen (IUGS, UNESCO, EUROGEOSURVEY).

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 22 BRANDNER & SPERLING

fassende Kurzdarstellung von NEUBAUER, Zur "Terrane"- Geschichte der 1994) zu diskutieren. Lienzer Dolomiten (Drauzug) aus stratigraphischer und Tektonisch gesteuerte Ablagerungsse­ strukturellerer Sicht quenzen der Permotrias

(Geologischer Überblick zur Exkursion C) Die Trias Supersequenz besteht aus zumindest 13 regionalen und überregionalen Sequenzen 3. Ordnung, deren Zahl in den Nördlichen Kalk­ alpen und den Südalpen unterschiedlich ist Von Rainer BRANDNER & Markus SPERLING (BRANDNER & KRYSTIN, 1993), zusätzlich aber auch je nach Bearbeitungsweise schwankt. Die derzeit rigoros gehandhabte An­ Mit 5 Abb wendung des sequenzstratigraphischen Modells und der straffen Gliederung in Sequen­ zen 2. und 3. Ordnung, um lokale Ereignisse Einführung herauszufiltern, führt vielfach zu Überzeichnun­ gen und Fehlinterpretationen. Auch werden Der Drauzug, an dessen Westende die Lienzer häufig früher erarbeitete Transgressions - Re- Dolomiten liegen, spielte in der Erforschungs­ pressions - Zyklen (BRANDNER, 1984) in das geschichte der Ostalpen schon immer eine be­ sequenzstratigraphische System hineingepreßt, sondere Rolle: Einerseits suchte man hier die ohne die Abfolgen aus sequenzstratigraphi- "Wurzelzone" der oberostalpinen Decken, ande­ scher Sicht neu zu bearbeiten. Es sollte beach­ rerseits versuchte man hier, nahe der Peri- tet werden, daß die Veränderung des zur Verfü­ adriatischen Naht, mehr über diese eigenartige gung stehenden Ablagerungsraumes die Se­ Trennungszone zwischen Nordalpen und quenzen prägt und daß Schwankungen des Südalpen zu erfahren (siehe zusammenfassen­ ausschlaggebenden Erosionsniveaus (= base de Darstellung bei TOLLMANN, 1977 mit weite­ level) nicht immer Meeresspiegelschwankungen ren Zitaten). Neben den strukturellen Gesichts­ gleichgesetzt werden dürfen. punkten gab auch die fazielle Sonderstellung des Drauzuges zwischen Nördlichen Kalkalpen Die Mitteltrias und die untere Obertrias ist ge­ und Südalpen Anlaß zu detaillierter Unter­ kennzeichnet durch stärkere Mobilität der suchung des permomesozoischen Sediment­ Kruste, besonders in den Südalpen ist starke stapels (BECHSTÄDT et al., 1976, Kippschollentektonik mit Lowstand deposits und BECHSTÄDT, 1978, BLAU & SCHMIDT, 1988). Typ 1-Sequenzgrenzen als Ausdruck einer ver­ Die in jüngerer Zeit vorgeschlagenen verschie­ stärkten Riftperiode am Westrand des Tethys- denen Seitenverschiebungsmodelle beruhen im ozeans entwickelt. Aggradations- und wesentlichen auf der in der heutigen Position Progradationsgeometrien der Karbonatplatt­ fremden faziellen Entwicklung des Drauzuges formen geben Auskunft über Transgressions- (z.B. BECHSTÄDT, 1978, BRANDNER, 1972, und Hochstand-System-Trakte. Die starke alpi­ SCHMIDT et al., 1991, TOLLMANN, 1978). ne Scherungstektonik in den Lienzer Dolomiten hat diese Geometrien jedoch weitgehend zer­ Der Bau des 21,8 km langen Druckwasser­ stört, sodaß hier lediglich Analogieschlüsse stollens des Draukraftwerkes Strassen-Amlach möglich sind. der TIWAG, der 1988 fertiggestellt wurde, war Anlaß für eine neuerliche Detailaufnahme des Die Ablagerungssequenzen des Anis bis Kam äußerst kompliziert gebauten Westteiles der sind für die generelle Position des Drauzuges Lienzer Dolomiten (SPERLING, 1990). im Schelfraum zwischen den Nördlichen Kalk­ alpen und den Südalpen besonders aussage­ Die gewonnenen Neuergebnisse, sowohl im kräftig, auf sie soll daher näher eingegangen Hinblick auf die Stratigraphie als auch auf die werden. Tektonik, haben uns stimuliert, die Position des Drauzuges im Vergleich mit den Nördlichen Nach den siliziklastischen FU-Abfolgen des Un­ Kalkalpen und Südalpen im Lichte des heute teren und Oberen Alpinen Buntsandstein mit stark differenzierten Modells der tektonischen zunehmend Karbonatsedimentation am Top der Entwicklung der Ostalpen (siehe zusammen­ Zyklen (siehe KRAINER, 1987), setzt im Anis ei-

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 23 BRANDNER & SPERLING

ne Karbonatrampenentwicklung mit zum Teil sische Transgression blockiert. Fossilreiche noch siltigen, lagunären Virgloria Kalken siltige Mergel und Knollenkalke entsprechen ("Wurstelkalke') ein, die in distalen Bereichen diesem weiträumigen Transgressionsereignis. vereinzelt mit Dasycladaceen Kalken (? Ausläu­ Mit dem Hochstand des Erosionsniveaus konn­ fer von Steinalmkalken) verzahnen. In den ten sich kleinräumige Riffe und die Karbonat­ Nördlichen Kalkalpen sind in ähnlichen Abfol­ plattform des Zwischendolomits bilden. In der gen zwei Sequenzen mit jeweils Steinalmkalk Lombardei wird dieser als Albiga Dolomit be­ als Hochstand-Ablagerung erkennbar. Die Virg­ zeichnet. loria Kalk Fm. in den Lienzer Dolomiten ist dies­ bezüglich ungenügend untersucht, meist jedoch Neuerliche tektonische Aktivität steht am Be­ auch tektonisch amputiert. ginn der nächsten Sequenz, wiederum wird das Erosionsniveau unabhängig vom Meeres­ Als Besonderheit tritt im gesamten Drauzug im spiegelniveau durch Niederbrechen der Zwi- Mittel- bis Oberanis eine auffallende terrigen schendolomitplatte abgesenkt. Schlecht durch­ klastische Einschaltung in schwankender Mäch­ lüftete Intraplattformbecken mit Ablagerung der tigkeit (wenige Meter bis 150 m) mit z.T. bunten, feingeschichteten Fellbacher Plattenkalke und marinen Sandsteinen, Siltsteinen, siltigen Fm. sind eine weitere Besonder­ Mergeln und Knollenkalken auf. Sie wird hier als heit der Lienzer Dolomiten und sind nur mit der "Alplspitz Fm." neu bezeichnet. Nach dem voll­ Entwicklung in der westlichen Lombardei zu ständigsten Vorkommen an der Alplspitz, NW vergleichen. Im Profil von Parlasco, östlich Co- Obertilliach, wo zudem eine Profilaufnahme vor­ mosee, durch die Abfolge der Perledo Varenna liegt (BRANDNER, 1972). Hier liegt auch die Kalke fühlt man sich in die Lienzer Dolomiten seit GEYER, 1902 bekannte Fossilfundstelle mit versetzt. Dies muß auch schon TOLLMANN, den typischen Tefracf;ne//a-Brachiopoden- 1977 aufgefallen sein. Man wird in dieser Auf­ kalkbänken. Conodontenfunde erlauben auch fassung bestärkt durch die völlig gleich orange­ eine eindeutige Einstufung in das Oberanis. In braun verwitternden cm-Tufflagen, die so wie im der weiteren Folge wurde das "sandige Anis" Profil Jochbach bereits an der Basis der Ab­ auch an anderen Stellen sowohl im Oberostal- folge im Anis/Ladin-Grenzbereich beginnen. pin als auch im Mittelostalpin gefunden. Wie im Gailtal (BECHSTÄDT & MOSTLER, TOLLMANN, 1977 führte für die oberostalpinen 1974) wurden auch im Parlasco Profil Conodon- Vorkommen die Bezeichnung "Licische Facies" ten gefunden. ein.

Genetisch sind die klastischen Schüttungen in die Beckenräume mit lokalen Krustenhebungen in Einklang zu bringen, wobei die Erosion bis in das kristalline Grundgebirge vorgegriffen hat. Schon 1972 wurde auf die enge genetische Verwandtschaft mit dem oberanisischen Richthofenkonglomerat der Südtiroler Dolomiten hingewiesen, wo BRANDNER, 1984 gezeigt hat, daß es sich dabei um eine oberanisische Kippschollentektonik bei starker Krustendeh­ Abb. 1: Stratigraphische Tabelle der —fy nung handelt. Kippschollentektonik ist in der Permotrias der Lienzer Dolomiten, Mitteltrias der westlichen Nördlichen Kalkalpen zusammengestellt nach nicht bekannt, tritt dagegen in den Lombardi­ BECHSTÄDT et al., 1976, schen Alpen im Bereich des Comosees mit sehr BECHSTÄDT, 1978, BRANDNER, ähnlicher Fazies wie in den Lienzer Dolomiten 1972, BRANDNER & KRYSTYN, auf. Auch die Bellano Fm. (siehe Abb. 1 unten) 1993, KRAINER, 1987, besteht aus ähnlichem siliziklastischem Material SCHLAGER, W., 1963 und und wurde ebenso in küstennahen Schelfräu­ SPERLING, 1990). Fossilzeichen men abgelagert (GAETANI, 1986). Tektonisch geben die Position stratigraphisch bedingte Absenkung des Erosionsniveaus leitet aussagekräftiger Fossilfunde an. also diese neue Sequenz ein. Hier wie dort wur­ Unten: Stratigraphische Tabelle de das weitere beckenwärtige Vordringen der der Trias in der Umgebung des siliziklastischen Schuttkörper durch die oberani­ Comosee nach GAETANI, 1986

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 24 BRANDNER & SPERLING

RH. ^^___ Oberrhätkalk -=— Kössener Fm. © ^—^ ^\^ Plattenkalk ^ o Seefelder S. <- Z _, Hauptdolomit z er Raibler Gruppe

< - £ Plattendolomit-Mb.^ "- ^

„Abfaltersbach-Fm." ^ ^ ^Wetterstein- 1 Evaporite " " ^ -GIüne Sch"

N 2 , uu .,u ^ Diplop.- g Jochbach-Mb k . x^ ^Dolomit 1 \ Fm. i Fellbacher Plattenkalk - -x- A D

L \ <9 Zwischendolomit ^— „AlpIspitz-hm.V© ^ ^ Virgloria-Fm. i i

ANI S Reichenhaller/Werfen-Fm. CO < cc \- Unterer/Oberer Alpiner Buntsandstein z>

PE. ~~~~ — — — ___ Laas-/Gröden-Fm.

V. Crotti V. M V. Baredo Gaeta Bellano Parlasco Cortenova Lori S. Calimero B. Scudo

CALCARE DIANGOLO (M. inferiore)

CARNIOLA DI BOVEGNO SERVINO

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 25 STRUKTURKARTE 1 - 7: N-S Blöcke &ABFALTERSBACH •% A - F: E-W Segmente

SCHLUCK sra

"Jungschichten": Kössen-, Allgäu Fm. IHD/SF Hauptdolomit, Seefelder Schichten RB Raibler Schichten IJB/PD Abfaltersbach Fm. (Jochbach Mb., Abfaltersbacher Plattendolomit Mb.) WD Wetterstein Dolomit <$> . 500m FPK Fellbacher Plattenkalk ADORFBERG GAM "Gruppe des Alpinen Muschelkalks" PS Permoskyth Hangendes der Abfolge, invers Thurntaler Quarzphyllit Abschiebung, Aufschiebung, Blattverschiebung Gailtalkristallin Störung, vermutet stratigraphische Grenze BRANDNER & SPERLING

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 27 BRANDNER & SPERLING

Demgegenüber gibt es eigentlich wesentlich und Transpression gesehen werden. Ähnliches weniger Anhaltspunkte für eine Ähnlichkeit mit ist in den Kalkalpen nicht bekannt oder nur weit gleich alten Abfolgen in den westlichen Nördli­ schwächer ausgebildet. Dies bedeutet, daß zu­ chen Kalkalpen, wie seit BECHSTADT, 1978 mindest in der Mitteltrias die Kalkalpenkruste immer wieder behauptet wird und als eines der gegenüber der Südalpenkruste unterschiedlich Hauptkriterien für großräumige Seitenverschie­ gedehnt wurde und daher an einer Scherungs­ bungen herangezogen wird. zone oder Transferzone abgekoppelt werden muß. Was im Nahbereich dieser Scherungszo­ Die Abfolge wird im Exkursionsführer im Detail ne liegt zeigt Anklänge an südalpine Fazies, beschrieben und bei der Exkursion entlang der gleich ob die Transgression schon im Oberperm Jochbachstraße gezeigt. erfolgte oder erst im Oberskyth. "Sandiges Anis" als Ausdruck von Kippschollenbewegung Die Obertriasentwicklung entspricht ganz ähnli­ wird sich daher bei der Anordnung der Krusten­ chen Abfolgen in den westlichen Nördlichen segmente wie in Abb. 5 sowohl im Oberostalpin Kalkalpen, kann aber auch mit jener der Lom­ als auch im Mittelostalpin und eventuell auch im bardei verglichen werden. Unterostalpin (bisher nicht bekannt) entwickeln können und ist daher kein Unterscheidungs­ Die Drauzugtrias wird gerne als kriterium (wie von BRANDNER, 1984 bei der "Übergangsfazies" zwischen nordalpiner und damaligen räumlichen Interpretation der Anord­ südalpiner Fazies gesehen. Es erhebt sich die nung von Südalpen und Nordalpen noch postu­ Frage: was ist eigentlich "nordalpin", was ist liert wurde). Es ist lediglich ein Kriterium für "südalpin"? Sehen wir es so wie in der palin- Südalpennähe. spastischen Rekonstruktion (Abb. 5), so wäre nordalpin tethysozeanferner und südalpin tethy- sozeannäher. D.h. auch die Lombardische Fazi­ Zur Deformationsgeschichte der westli­ es wird gegen W zunehmend nordalpiner und chen Lienzer Dolomiten umgekehrt das Ostalpin gegen E zunehmend südalpiner. Aber ist es wirklich nur das marine Die seltene Möglichkeit, strukturelle Prognosen, Oberperm in Bellerophon-Fazies in der Balaton­ die auf Oberflächengeologie basieren, mit ei­ trias, um von "Südalpiner Fazies" zu sprechen? nem Tiefenaufschluß (DW- Stollen der TIWAG) Ich glaube, das ist zu wenig. Für mich (R.B.) ist zu kontrollieren, wirkte sich auch hier sehr anre­ "südalpin" stärkere Mobilität der Kruste, Kipp­ gend und lehrreich aus. Viele der aus den schollentektonik, aber auch tiefreichende Sei­ Oberflächenaufschlüssen gewonnenen Inter­ tenverschiebungssysteme, durch die die so pretationen mußten korrigiert und justiert wer­ charakteristischen kalkalkalischen Magmen den, und so kann heute ein einigermaßen ge­ empordringen konnten, die dem nordalpinen sichertes Bild der Tiefenstruktur der westlichen Raum fast völlig fehlen. Die Dolomiten können Lienzer Dolomiten vorgeführt werden. Die Grün­ auch als breite sinistrale Scherungszone mit de für die Korrekturen waren neben dem teilwei­ Riedelstörungen im Fassatal z.B., Transtension se schwer begehbaren Gelände (heute sind vie­ le der früher unzugänglichen Stellen durch den stark vorangetriebenen Forstwegebau leicht er­ reichbar), die unvollständige Sedimentabfolge mit nicht immer klar ansprechbaren oder über­ haupt unbekannten Formationen und damit zu­ nächst auch unklaren Lagerungsverhältnissen, Abb. 2: Tektonische Übersichtskarte der und zudem Fragmente von Faltenstrukturen mit ^^ ^^ westlichen Lienzer Dolomiten. TP: Schichtgliedern, die nur im Tiefenaufschluß vor­ Nr3 Nr3 Verlauf des Tiefenprofils in Abb. 3. handen sind und gar nicht an die Oberfläche gelangten. Erst eine kombinierte feinstratigra- phisch - tektonische Arbeitsweise konnte hier zielführend sein.

Es ist kaum möglich quer durch die Lienzer Abb. 3: Tiefenprofil. Signaturen wie in Dolomiten ausgeglichene Profilschnitte zu Abb. 2, keilförmige Pfeile weisen in zeichnen. Polyphase, heteroaxiale Deformation Q12 das stratigraphisch Jüngere. in Kombination mit Seitenverschiebungen führ

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 28 BRANDNER & SPERLING

OLIGOZAN

MIOZÄN (KARPAT)

•:•:•:•:•:•: VQRWND:MQLÄSSETRO:G:

Insubrische 100 km

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 29 BRANDNER & SPERLING

ten zu diesem äußerst komplexen Bau, der ten rückdeformierbar sind. Die stärksten Ver­ heute einer Blumen (flower-) Struktur ähnelt stellungen sind entlang der Schluckstörung und (SPERLING & BRANDNER, 1990). entlang der Störung 5N (siehe Abb. 2) erfolgt.

Die früheste Deformation ist in etwa E - W bis ENE - WSW streichenden Großfalten- und Kleinfaltenstrukturen erkennbar, die wahr­ scheinlich bereits steil stehende und nach N überkippte Faltenschenkel aufwiesen. An ähn­ lich streichenden Seitenverschiebungen ist der Abb. 5: Versuch einer paläogeographischen gefaltete Schichtstapel zum Teil auch schräg in Rekonstruktion der Alpen zur Jura - Segmente zerschnitten, die in einer Ebene sei Zeit unter Einbeziehung der prä­ mesozoischen basement-Einheiten o im Ostalpin nach von RAUMER & NEUBAUER, 1993, ohne hier die triassisch - jurassische Dehnungs­ tektonik zu berücksichtigen. Die palinspastische Karte basiert auf der Rekonstruktion von PFIFFNER, 1992, die im ostalpinen Bereich wesentlich ergänzt und in den Süd­ Abb. 4: Rekonstruktion der tektonischen alpen verändert wurde. Durch Rück­ St Entwicklung südlich und nördlich rotation entsprechend der paläo- \^3 des Tauernfensters im Neogen magnetischen Daten von (BRANDNER & ORTNER, in CHANNELL et al., 1992 ("Adria - Vorher.) unter Einbeziehung der Rotation": Gegenuhrzeigersinn, miozänen Lateralextrusion nach "Kalkalpen-Rotation": Uhrzeigersinn) RATSCHBACHER, LINZER & erscheinen die jurassischen Ab­ MERLE, 1991. Die oligozäne schiebungsgeometrien und Trans­ sinistrale Transtension mit der ferstörungen der Südalpen und starken grabenartigen Absenkung Ostalpen ähnlich orientiert. Ostalpen permomesozoischer Sedimentstapel und Südalpen können als Terrane von Mauls, Kalkstein, Winnebach bezeichnet werden, die vor der und Drauzug wird als prä- bis syn- Öffnung des peninnischen Ozeans genetisch zum Aufdringen der dem europäischen Kontinentalrand periadriatischen Magmenkörper angegliedert waren. Der Drauzug gesehen. Die verschiedenen (siehe Stern) gelangt so in den Nah­ Positionen des Südalpenblockes bereich der bis ins Neogen hinein relativ zum Ostalpin wurden von immer wieder mobilen Scherungs- LAUBSCHER, 1991 übernommen. zone zwischen Südalpin und Ost­ DAV: Defereggen — Antholz — alpin (AAT: Austroalpin — Adria — Vals — Linie, DS: Drautalstörung, Transferzone im Sinne von DZ: Drauzug, P: Oberoligozänes bis LAUBSCHER, 1991). Entlang dieser miozänes Aufreißbecken des M. Transferzone müßte während des Parei (Fanes Gebirge), S: paläo- Oberjura und der Unterkreide auch gene (dinarische) Rampenüber­ der Wechsel der Subduktions- schiebung des Sarikofel, dunkel­ richtung des Meliata — Hallstatt — gerastert: Sedimentbecken, große Ozeans (KOZUR & MOSTLER, Pfeile: generelle Konvergenz­ 1992) einerseits und des Pindos richtung, kleine Pfeile: Bewegungs­ Ozeans (ROBERTSON & richtung einzelner Segmente, KARAMATA, 1994) andererseits tektonische Linien sind zusätzlich erfolgt sein. Die völlig unter schied- als Abschiebungen, Über­ liche frühalpine Entwicklung im schiebungen und Lateralver­ Südalpin und im Ostalpin dürfte schiebungen gekennzeichnet. darauf zurückzuführen sein.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 30 BRANDNER & SPERLING

EUROPE

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• 100 km .

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 31 BRANDNER & SPERLING

An der Störung 5N ist auch eine deutliche Fazi­ (1418 m) und DW-Stollenstation (1600 m) zur eszäsur erkennbar: nördlich dominiert die Bek- Erläuterung der Lagerungsverhältnisse der Eva- kenfazies der Fellbacher Plattenkalke und Ab- porite am Top des Jochbach-Members, die nur faltersbach Fm. (= Nordfazies), südlich der Stö­ im Stollenniveau angetroffen wurden. rung ist übergangslos, unvermittelt Wetterstein­ Störungsbereich 3 entspricht der dolomit als Karbonatplattformfazies und eine Schluckstörung.Im Miozän sind aus dem weite­ wesentlich mächtigere Anisentwicklung ren Umfeld des Drauzuges mindestens (Alpispitz Fm. =Südfazies) vorhanden. Fazies­ 3 Deformationsphasen mit Drehung der vergleiche postulieren einen lateralen Einschub Hauptnormalspannungsrichtung s1 von NE-SW aus dem SE im Ausmaß von ca. 25 km. auf NNW - SSE mit dextralem Lateralversatz an der Periadriatischen Linie von ca. 150 km (nach Durch basalen Schrägzuschnitt ist ein Großteil LAUBSCHER, 1991) und sinistralem Versatz an der Sedimentabfolgen insbesondere im Bereich KLEINSCHRODT, 1987 und STÖCKLI & FÜ­ der Hauptabscherungsniveaus (Reichenhaller- GENSCHUH, 1995 weisen entlang der DAV an und Raibler Rauhwacken, Kössener Schichten sinistralen Mylonitzonen eine Top nach SE Be­ und Jura) unvollständig und in ihrer Mächtigkeit wegung nach, geochronologische Daten stark reduziert. (BORSI et al., 1978) machen eine spätalpine (Oligozän) Genese wahrscheinlich. Paläostress- Zwischen den Segmenten sind häufig Kristallin­ analysen am Südrand des Drauzuges von späne des kristallinen Basements (Gailtalkri- UNZOG, 1990 ergaben ebenso sinistrale Sche­ stallin) eingeklemmt, und zwar gegen S häufiger rung in einem generell EW streichenden Flä­ als gegen N. chensystem. Es fällt auf, daß die ermittelte Hauptnormalspannungsrichtung s1 sowohl in Daraus ergibt sich das Bild eines gefalteten den Nördlichen Kalkalpen (BRANDNER & ORT­ Schichtstapels, der durch schräg verlaufende NER, 1995) als auch in den Südalpen eine ähn­ Abschiebungsstrukturen in eine Halbgraben­ liche Richtung aufweist und jeweils mit oligozä- geometrie (siehe Abb. 3) gebracht wurde. Ent­ nen/miozänen Beckenbildungen verbunden ist lang der Drautalstörung und der Schluckstörung (Abb. 4). Dieses Extensions-Szenario ist auch erfolgte eine stärkere Absenkung als im S, wo für die oligozänen bis miozänen Periadriati­ letztlich das GaiItaIkrrstaHin als Basement zum schen Intrusionen notwendig (LAUBSCHER, Vorschein kommt. Durch diese Kippschollentek­ 1991). Das "Slab breakoff"-Mode\\ von tonik ist das Drauzugmesozoikum von der Ero­ BLANCKENBURG, 1995 kann auch als mögli­ sion verschont geblieben, in ähnlicher Weise che Konsequenz der Öffnung des Balearen wie die etwa gleich orientierten Mesozoikum­ Beckens gesehen werden. streifen von Winnebach, Kalkstein und Mauls im W oder die eingesenkten schmalen Reste von der Judikarienlinie (CASTELLARIN et al.. 1993) Permomesozoikum südlich des Drauzuges. und neuerlicher dextraler Bewegung an der Pustertal-Gailtal-Linie. Der Zeitpunkt dieser Abschiebungen kann ei­ nerseits durch das disharmonische Abschnei­ Im Zuge dieser Bewegungen wurde der Drau- den bereits bestehender Faltenstrukturen ein­ zug an NW-SE streichenden Blattverschiebun­ geengt werden und wird andererseits im Ge­ gen, die als Riedel Scherflächen zur Gailtal- samtrahmen verständlich (Abb. 4). Die Abschie­ Linie interpretiert werden, dextral versetzt, ver­ bungsflächen der Lienzer Dolomiten verlaufen bunden mit zusätzlichen internen Auf- und mehr oder weniger parallel zur Defereggen - Überschiebungen, die zur Inversion des oligo­ Antholz - Vals - Linie (DAV) und ähnlicher zänen Halbgrabens führten. An der Schluckstö­ Strukturen am Südrand des Tauernfensters. rung und deren östlicher Fortsetzung in die NW streichende Blattverschiebung bei Tuffbad, als Das Ausmaß der Abschiebungen kann in den auch bei der Störung 5N sind auch aus faziellen Lienzer Dolomiten mit mehreren 100 m bis 1 km Gründen stärkere dextrale Bewegungen erfolgt, angenommen werden. die an den ehemaligen Abschiebungsflächen wiederum Aufschiebungen bewirkten. Abbildungen zum Exkursionsführer: Abb. 1: Zu­ sammengesetzes Säulenprofil der Abfalters- Im Gailtalkristallin konnten von UNZOG, 1990 bach-Formation. Abb. 2: Detailprofil des Joch­ ähnlich streichende dextrale Scherflächen fest­ bach-Members (Abfaltersbach-Fm.) Abb. 3: N- gestellt werden, die die duktilen sinistralen S-Profilschnitt durch die Zone südlich Rombichl Scherzonen versetzen.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 32 BRANDNER & SPERLING

Im gleichen dextralen Stressfeld wurde bei CHANNELL et al., 1992, FROITZHEIM et al., Transtension der nun enggepreßte, steil gestell­ 1994) bekannt. te Schuppenstapel entlang einem NNW- NW streichenden Grabenbruchsystem zusätzlich Es fällt auf, daß an dieser und ähnlichen noch in 7 Blöcke zertrennt. Von W nach E senk­ Transferzonen auch häufig epigenetische Blei- ten sich die Lienzer Dolomiten mit Abschie­ Zink-Vererzungen zu finden sind. Bei mehrmali­ bungsbeträgen von mehreren 100 m ab. Diese ger Aktivierung in der Obertrias und im Jura Situation erlaubt damit auch Einblick in tiefere können über Fiederspaltenbildung Erzlösungen Krustenabschnitte. Im Tiefenprofil (Abb. 3) wur­ auch aus tieferen Krustenbereichen aufsteigen den die verschiedenen Blockniveaus auf die (SANDERS & BRANDNER, 1989, KUHLHEIM, Profilschnittebene projeziert, wodurch zusätzlich 1995). zum künstlichen Tiefenaufschluß des DW-Stol- lens eine gute Tiefeninterpretationsmöglichkeit Bei Rückrotation des Südalpenblockes und des gegeben ist. zentralalpinen Bereiches des Ostalpin im Uhr­ zeigersinn und der Nördlichen Kalkalpen im Gegenuhrzeigersinn sind mesozoische Becken­ Großräumige Seitenverschiebungen und geometrien als auch frühalpine Konvergenz­ richtungen auf gleich zu bringen. Die Rotatio­ Rotationen nen liegen im Rahmen der bisher bekannten Faziesgegensätze zwischen Drauzug und dem paläomagnetischen Daten (CHANNELL et al., Umland (BECHSTÄDT, 1978, BRANDNER 1992). 1972, HAAS et al., 1975, SCHMIDT et al., 1991 und TOLLMANN, 1977) als auch generell geo­ Die frühalpine Deformation ist im Gegensatz logische Überlegungen im Bereich der zum Ostalpin im Südalpin nicht oder in äußer­ Insubrischen Linie (SCHMID et al., 1987, sten Westen der Südalpen nur gering entwickelt LAUBSCHER, 1991) waren schon seit länge­ (siehe allerdings frühalpine Daten von Hoch­ rem Anlaß Seitenverschiebungen in unter­ druckmetamorphose in der Sesia Zone, STECK schiedlichem Ausmaß im Mesozoikum und & HUNTZIKER, 1994). Ein Grund könnte die Tertiär anzunehmen. Einer der Autoren (R.B.) angenommene unterschiedliche Subduktions- hat versucht, den heutigen Vorschungsstand in richtung am Ostrand des Kontinentalrandes in der Abb. 5 darzustellen. Dabei sind folgende Oberjura und Unterkreide sein, wobei das Kriterien maßgebend: 1. Die aussagekräftige Ostalpin als Unterplatte (Neubauer, 1994), das Mittel - Obertriasentwicklung des Drauzuges Südalpin als Oberplatte entwickelt wäre (insbesondere Lienzer Dolomiten) im Grenzbe­ (ROBERTSON & KARAMATA, 1994). reich zu den Südalpen 2. Frühalpine und me- Einen möglichen Hinweis auf den Zeitpunkt der so-/ neoalpine Deformationsrichtungen (sowohl Rotationen ergibt der Winkel zwischen früh­ Konvergenz als auch Beckengeometrien) im alpiner und mesoalpiner Konvergenzrichtung: in Konnex mit paläomagnetischen Daten 3. Einbe­ den Zentralalpen ist dieser fast rechtwinkelig ziehung der palinspastischen Darstellungen (z.B. FROITZHEIM et al., 1994), währenddem prämesozoischer Basementeinheiten im Ost­ in den Nördlichen Kalkalpen der Winkel spitz­ alpin nach von GOSEN, 1989 und von RAU­ winkelig ist (EISBACHER & BRANDNER, in MER & NEUBAUER, 1993. Konsequenz der Druck). Zieht man noch zusätzlich die Richtun­ eindeutigen Faziesentwicklung der Lienzer Do­ gen der Gosaubecken-Geometrien in Betracht, lomiten ist die Rücknahme der dextralen Seiten­ so schränkt sich der Zeitraum der Rotationen verschiebung an der Periadriatischen Linie über auf nachgosauisch aber vormesoalpin ein. den für das Tertiär abschätzbaren Betrag von 150 km (LAUBSCHER, 1991) hinaus.

Die unterschiedliche Entwicklung in der Trias Literatur der Südalpen und der Nordalpen macht eine BECHSTÄDT, T.: Faziesanalyse permischer und triadi­ bereits mittel- bis obertriassische Scherungs- scher Sedimente des Drauzuges als Hinweis auf eine zone, Transferzone (AAT in Abb. 5) wahr­ großräumige Lateralverschiebung innerhalb des Ostal- scheinlich. Ähnliche Geometrien mit nach SE pins. - Jb. Geol. B.-A., Bd. 121, Heft 1, 1-121, Wien, fallenden Abschiebungen und Transferstörun­ 1978. gen sind aus dem Jura der Südalpen (z.B. SARTI et al., 1992) und Nordalpen (z.B.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 33 BRANDNER & SPERLING

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 34 BRANDNER & SPERLING

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 35 PALAIS RASUMOFSKY

Nach einer Photographie aus dem Jahre 1900.

Bis zum Jahr 1803 konnte der russische Gesandte Graf Andreas Kirillowitsch RASUMOFSKY im Bereich des heutigen 3. Wiener Gemeindebezirkes mehrere zusammenhängende Grundstücke erwerben. Aus seiner Lie­ genschaft im Bereich der Rauchfangkehrergasse ließ der Graf ein seinen Repräsentationsansprüchen ent­ sprechendes Prunkgebäude mit einem großen englischen Garten nach den Plänen des angesehenen Archi­ tekten Louis de MONTOYER errichten. Nach nur vierjähriger Bauzeit waren die Arbeiten an wesentlichen Teilen des Hauptgebäudes und des Gartentraktes abgeschlossen. In der Silvesternacht 1814/1815 wurde der aufwendig gestaltete Gartentrakt, in dem sich unter anderem die Bibliothek und ein Raum mit einer wertvollen Piastikensammlung befanden, ein Raub der Flammen. In stark vereinfachter Form wurde das Gebäude nach den Plänen des Baumeisters MEISSL wiederaufgebaut. Im Jahr 1838 wurde das Palais vom Fürstenhaus Liechtenstein erworben. Nur zehn Jahre später vermietete man es an die kurze Zeit davor gegründete Geologische Reichsanstalt. Von staatlicher Seite wurde 1873 das gesamte Gebäude angekauft, um dem Geologischen Staatsdienst als Heimstatt zu dienen. Zahlreiche bauli­ che Umgestaltungen, die 1877 vorgenommen wurden, veränderten zum Teil auch das äußere Erscheinungs­ bild des Palais. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude neuerlich stark beschädigt. Wiederum war der Gartentrakt stärker betroffen als das Hauptgebäude. In zwei Etappen erfolgte die Innen- und Außenrestau­ rierung des ehemaligen Palais, in dem nach wie vor der Geologische Staatsdienst untergebracht ist, der heute Geologische Bundesanstalt heißt. Von dem ehemaligen großzügigen englischen Garten ist fast nichts erhalten; das Areal wurde zum großen Teil verbaut. Das Hauptgebäude ist ein querrechteckiger Baublock, in dessen Mittelachse das Vestibül, der Kuppelsaal und der Festsaal aufeinanderfolgen. Die übrigen Repräsentationsräume liegen zu beiden Seiten des Festsaa­ les entlang der Gartenseite. Am Außenbau ist jeweils die Mitte jeder Front hervorgehoben, wobei an der nordöstlichen Schmalseite und an der Gartenfassade ein drei- bzw. fünfachsiger Säulenportikus als eine Art „Tempelfront" vorangestellt ist, die als plastisch-raumgreifender Bauteil im starken Kontrast zur Wand steht. Den architektonischen Höhepunkt der Anlage bilden der Kuppelsaal und der Festsaal. Dieser Kuppel­ saal im Zentrum des Hauptgebäudes weist eine fein abgestufte Wandgliederung aus kannelierten Pilastern, rundbogig geöffneten Wandfeldern und plastischer Dekoration auf, die an klassische Vorbilder der römi- schen-kaiserzeitlichen Architektur erinnern. Der querrechteckige Festsaal schließlich ist charakterisiert durch einen baldachinartigen Einbau über vier mal sechs freistehenden Säulen, die eine Kassettendecke tragen. Beachtenswert sind die Stuckreliefs in vertieften Einzelfeldern, die Mehrzahl mit bacchantischen Motiven. Der Typ des Festsaales in Gestalt einer spätantiken Tempelhalle mit den mächtigen Säulen ist besonders in Frankreich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbreitet. Der Architekt des Palais, Louis de MONTOYER, kam 1795 nach Wien. Sein Schaffen steht noch ganz in der Tradition der Architektur nach der Mitte des 18. Jahrhunderts, und diese Einstellung ist auch noch rich­ tungsweisend für die Architektur das Palais Rasumofsky. Er nahm in der Grundrißgestaltung des Palais Bauten aus der französischen Architektur zum Vorbild. Es sind dies „maisons de plaisance", pavillonartige Bauten, in denen häufig die Raumfolge Vestibül - Kuppelsaal - Festsaal als charakteristisches architektoni­ sches Merkmal anzutreffen ist. Der Erbauer des Palais, Graf RASUMOFSKY, war der größte Mäzen Ludwig van BEETHOVENS: So wurde im großen Festsaal die 5. Sinfonie uraufgeführt, die Beethoven gemeinsam mit der 6. Sinfonie und zwei Quar­ tetten dem Grafen RASUMOFSKY gewidmet hat.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 36 SCHMIDT

chen wurde (SPERLING, 1990; SCHMIDT et Zur Tektonik der Lienzer Dolomiten al., 1991; 1993).

2. Geologischer Rahmen Von Thomas SCHMIDT Die Lienzer Dolomiten werden im NW durch die Drautal Linie und im NE durch die Iseltal Linie vom zentalalpinen Kristallin getrennt. Im S gren­ 1. Einleitung zen sie mit einem tektonisch überprägten Transgressionskontakt an das Gailtalkristallin Anläßlich der diesjährigen Arbeitstagung wird (SCHLAGER, 1963; v. BEMMELEN & MEU­ eine Manuskriptkarte der Lienzer Dolomiten vor­ LENKAMP, 1965). Das Gailtalkristallin selbst gestellt. Es sollen deshalb hier die wichtigsten wird durch die Gailtal Linie, als einem Teil des Merkmale der an tektonischen Strukturen so Periadriatischen Lineaments (PAL), vom südal­ reichhaltigen Lienzer Dolomiten beschrieben pinen Paläozoikum der Karnischen Alpen ge­ werden, um den strukturellen Baustil des Gebir­ trennt. Die Lienzer Dolomiten stellen also, ges zu charakterisieren. gleich den anderen Teilen des Drauzuges, ei­ nen tektonisch (und faziell) isolierten Teil des Die Tektonik der Lienzer Dolomiten wurde in Ostalpins dar. der Vergangenheit äußerst unterschiedlich in­ terpretiert. So wurde von den verschiedenen Bevor wir den Internbau des Gebirges näher Autoren einerseits der Faltenbau (GEYER, betrachten, soll zunächst kurz auf das Gailtalkri­ 1903; FURLANI, 1912; SCHLAGER, 1963), an­ stallin eingegangen werden, dessen (alpidi­ dererseits die Schuppenstruktur der Lienzer Do­ scher) tektonischer Baustil Rückschlüsse auch lomiten betont (CORNELIUS & FURLANI-COR- auf die Tektonik des sedimentären Auflagers NELIUS, 1943; HERITSCH, 1943; CORNELI- zulassen sollte. US-FURLANI, 1953; 1955). Wohl unter dem Einfluß der Deckenlehre wurde der Drauzug Das Gailtalkristallin besteht aus polymetamor- von STAUB (1924) und KOBER (1938; 1955) phen Gesteinen sehr unterschiedlichen Defor- als nordvergentes Gebirge bezeichnet. Im Ge­ mations- und Metamorphosegrades (HEI­ gensatz dazu bestritt SCHLAGER (1963) eine NISCH, 1986; 1987b; HEINISCH et al., 1984) einheitliche Vergenz und verwies auf eine auf­ und kann in vier tektonische Einheiten unterglie­ rechte Faltung mit südvergenter Schuppung im dert werden (HEINISCH, 1987a). Diese grenzen N und nordvergenter Schuppung im S. entlang vertikaler, etwa E-W-streichender Scherzonen kataklastischer oder duktiler Natur Während die tektonische Ausgestaltung der Li­ aneinander und weisen eine jeweils andere De- enzer Dolomiten von den genannten Autoren formations- und Metamorphose-Geschichte auf. als Ergebnis alpidischer Einengungstektonik ge­ Wichtig ist eine mindestens zweiphasige sehen wurde, stellten v. BEMMELEN (1957; Diaphthorese, die bereichsweise zur Bildung 1961) und v. BEMMELEN & MEULENKAMP von Phylloniten führte und zumindest teilweise (1965) dieser das Prinzip der Gravitationstekto­ alpidisches Alter hat (HEINISCH, 1987a). Eine nik gegenüber. Danach glitten im Zuge einer praealpidische Diaphthorese wird durch Kompo­ alttertiären Grabenbildung im Bereich des Drau- nenten von diaphthoritischem Gailtalkristallin in zuges große Schichtpakete entlang muschelför- permischen Konglomeraten der Lienzer Dolomi­ miger (listrischer) Brüche ab. Bereits während ten belegt (SCHLAGER, 1963; v. BEMMELEN des Eingleitens wurde demnach die Faltenstruk­ & MEULENKAMP, 1965; MOSTLER, 1972). tur angelegt, die durch einen späteren Zuschub Diese dienen auch als Argument für den ur­ des Drauzuggrabens ausgestaltet wurde. sprünglichen sedimentären Kontakt von Drau- zug-Permo-Mesozoikum und Gailtalkristallin. Bereits SCHLAGER (1963) und v. BEMMELEN & MEULENKAMP (1965) erwähnten die Exi­ Durch die polyphase Schertektonik wurde das stenz von Seitenverschiebungen, deren Bedeu­ Gefügeinventar in vertikale Position rotiert und tung allerdings eher gering bewertet wurde, wo­ die E-W-streichenden Gesteinseinheiten in pha- hingegen in neuerer Zeit der entscheidende coidförmig aneinandergereihte Segmente zer­ Einfluß von Seitenverschiebungen auf den tek­ legt. Daß hierbei auch alpidische Bewegungen tonischen Bau der Lienzer Dolomiten unterstri­ beteiligt waren, zeigt die laterale Verschuppung

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von Gailtalkristallin und Permo-Trias z.B. E' des gliedert sind. Die Sattelachse zieht vom oberen Gailbersattels (HEINISCH, 1986; 1987b). In die Pirkner Tal im E über das Böse Weibele und gleiche Richtung weisen km-lange Späne von den Zochen Pass bis zur Kerschbaumer Alm in permo-skythischen Siliziklastika, die entlang der WNW Richtung und von dort weiter in W Rich­ Gailtal Linie in das Gailtalkristallin eingeschuppt tung bis zum Sandeck. Sie taucht mit 15 bis 30 sind (ZANFERRARI, 1976). Es liegt nahe, für Grad nach WNW bzw. W ab (LEIST, 1974), so- die Dislozierung dieser Späne ebenfalls laterale daß im E noch Wetterstein Dolomite aufge­ Bewegungen zu postulieren, zumal die Sedi­ schlossen sind, die weiter W im Bereich der mente von Pseudotachyliten intrudiert wurden. Kerschbaumer Alm unter Raibler Schichten und Diese Zeugnisse kataklastischer Deformation Hauptdolomit abtauchen. Die N' Sattelflanke sind geochemisch von friktioneil aufgeschmol­ geht kontinuierlich in die Amlacher Wiese Mulde zenen, höchstwahrscheinlich oligozänen, Tona- über und kann fast über die gesamte Länge der liten herzuleiten (HEINISCH & SPRENGER, Lienzer Dolomiten verfogt werden; sie bildet die 1988), die als Phacoide entlang der Gailtal Linie eindrucksvollen, steil N-fallenden Felswände aufgeschlossen sind (SASSI et al., 1974). Die (Hauptdolomit) z.B. des Spitzkofel, der Laser­ Aufschmelzprodukte durchdrangen neben den zwand oder des Hochstadel. Dagegen wird die permo-skythischen Sedimenten auch Gailtalkri­ S' Sattelflanke, sowie der E' und W Sattelkern stallin und die Tonalite selbst. von zwei Störungen bzw. Störungszonen (Pir­ kner Bruch im E, Oberalpl Störung im W) ampu­ Wie aus den Untersuchungen an den Pseudo­ tiert, sodaß der im N so mächtig in Erscheinung tachyliten hervorgeht, erlebte diese Zone im tretende Hauptdolomit teilweise fast völlig unter­ Zeitabschnitt von ca. 30 Mio. Jahren bis heute drückt ist. (nach der Tonalitintrusion) mindestens vier un­ terscheidbare bruchhafte Deformationsphasen Der Pirkner Bruch streicht vom Wildsender (K1-K4), wobei die beiden ersten die Pseudo- Bach N' Tuffbad in ENE' Richtung als subverti­ tachylite in einer geschätzten Bildungstiefe von kale Störung über Soleck, um dann nach W 10 bis 15 km lieferten und eine bedeutende über das obere Pirkner Tal, hier den Sattelkern seismische Aktivität am PAL dokumentieren schneidend, über die Klause und das Raneck (HEINISCH & SPRENGER, 1988; SPRENGER nach NE drehend wieder in W Richtung bis in & HEINISCH, 1992). Wegen der starken Über­ das Drautal zu ziehen. Die Ober Alpl Störung prägung durch die späteren Deformationspha­ streicht vom Wildsender Bach N' Tuffbad in NW sen kann für K1 und K2 kein Schersinn ermittelt Richtung und spaltet in ein Störungsbündel auf, werden, wohingegen K3 ein sinistraler und K4 wobei die einzelnen Störungsäste linsenförmige ein dextraler Schersinn mit jeweils aufschieben­ Körper unterschiedlichen stratigraphischen und der Komponente (Transpression) zugeordnet strukturellen Inventars einschließen. Vom Kofel­ werden kann (SPRENGER & HEINISCH, 1992). paß streicht dieses anastomosierende Stö­ rungssystem in W Richtung über das obere Diese kurze Zusammenstellung der jüngsten Griesbachtal bis zum Herolder Rastl. Weiter W Forschungsergebnisse beleuchtet die äußerst ist der Störungsverlauf unklar: entweder nach W komplizierte Geschichte des Gailtalkristallins, ins Drautal oder sie biegt um in SW Richtung, dessen (zumindest alpidische) Genese von der um sich mit dem E/W-streichenden Störungssy­ polyphasen Aktivität des PAL entscheidend be­ stem weiter S' (Schlucke) zu verbinden. Das einflußt wurde. Die komplexe praealpidische Einfallen der einzelnen Störungen ist in der Re­ Geschichte legt außerdem den Schluß nahe, gel steil bis vertikal mit flacheren Werten in daß hier eine alte Schwächezone angelegt ist, Krümmungszonen. die wiederholt für Bewegungsvorgänge unter­ schiedlicher Art (?Deckenüberschiebungen, Hervorzuheben ist, daß das Störungssystem ?Seitenverschiebungen) reaktiviert wurde. am Kofelpass den Sattelkern der nach W abtau­ chenden Lienzer Antiklinale schneidet, sodaß W des Kofelpasses nur noch die Nordflanke 3. Tektonik der Lienzer Dolomiten des Sattels erhalten ist. Es treten also unmittel­ bar S' dieser Nordflanke in der W Verlängerung Der Bau der Lienzer Dolomiten wird beherrscht des Sattelkerns die oben angesprochenen Pha­ von einer großen E/W- bis ESE / WNW -strei­ coide auf, die hier charakteristischerweise chenden Sattelstruktur, der Lienzer Antiklinale, Schichten des Rhät bis Unterkreide enthalten. welcher im N (Amlacher Wiese Mulde) und S (Tscheltscher Mulde) Muldenstrukturen ange- - Das geschilderte Störungssystem wird im S von

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Störungen ähnlicher Art subparallel begleitet, (sensu EISBACHER [1991] übersetzt aus flo- wobei die Gesteinsserien, die von diesen Stö­ wer structure' WILCOX et al. [1973]) zu erken­ rungen begrenzt werden, nicht mehr in ihrem nen geben (SPERLING, 1990; SCHMIDT & stratigraphischen und strukturellen Zusammen­ GRÖSSER, 1992; SCHMIDT et al., 1993). Dies hang stehen. Mulden- und Sattelstrukturen sind, ist im Gelände an tief eingeschnittenen Quertä­ wenn überhaupt, nur noch rudimentär vorhan­ lern (z.B. Jochbach, Griesbach, Sturzelbach) den. Meist werden von den Störungen subverti­ sehr schön zu sehen. Die eindrucksvollste Blu­ kal stehende mittel- bis obertriassische Schicht­ menstruktur (Rainer Berg zwischen Jochbach pakete eingeschlossen. Dabei keilen diese tek- und Griesbach) läßt sich am besten vom tonisch an den sich wieder vereinigenden Stö­ Schluckenriegel aus beobachten. Deutlich wer­ rungen lateral aus, sodaß sich insgesamt das den aus dieser Perspektive die sich auf dem Ni­ Bild eines aus länglichen Scherkörpern zusam- veau des Griesbaches auf ca. 200 m annähern­ mengestzten Gebirges ergibt. Am südlichsten den N- und S-Störungen und die sich nach der Störungssysteme (Südrand-Störung nach v. oben öffnende Struktur. BEMMELEN & MEULENKAMP, 1965) sind W des Gontrunsattels Phacoide von Amphibolith Der tektonische Baustil der SW Lienzer Dolomi­ und Granatglimmerschiefer eingeschuppt. Die­ ten läßt sich nicht mit einem Sattel- und Mul­ se Vorkommen von Gailtalkristallin innerhalb denbau erklären, sondern wird W und S' der des Mesozoikums erinnern an die Phacoide von Oberalpl Störung durch ein für Seitenverschie­ Permo-Mesozoikum entlang der Gailtal Linie. bungsregime typisches (z.B. SYLVESTER, 1988), anastomosierendes Störungssystem be­ Die Störungen werden oft von Kataklasezonen herrscht und zeigt so charakteristische Erschei­ von bis zu mehreren Dekametern Breite beglei­ nungen wie z.B. Blumenstrukturen. tet, wie z.B. N' des Breitenstein. Das solcherma­ ßen völlig vergruste Gestein liefert die mächti­ Dabei kann das Störungsmuster auf eine dex­ gen Schutthalden z.B. in der Schlucke oder im trale ca. E/W- streichende Hauptscherrichtung oberen Gamsbachtal. In anderen Fällen ist das bezogen werden. Die dextrale Zerscherung hat zerriebene Gestein solcher Kataklasezonen se­ ein eventuell vorhandenes, sinistrales Störungs­ kundär verfestigt (z.B. erste Rinne N' der Mün­ system (siehe oben) völlig überprägt. dung des Bimbaches). Hier ist auch eine völlig blankpolierte Hauptstörungsfläche entwickelt. Unabhängig von der tektonischen Interpretation deutet die laterale Zerlegung des mitteltriassi- Die meisten dieser Störungen zeigen eindrucks­ schen (SPERLING, 1990) und unterliassischen volle Zeugnisse für Lateralverschiebungen, wie Faziesmusters (BLAU & SCHMIDT, 1988; Spiegelharnische mit Horizontalstriemung SCHMIDT et al. 1991; 1993) ebenfalls auf dex­ (Griesbach), horizontale Faserharnische (Gries- trale Seitenverschiebungen in der Größenord­ bach, Jochbach, Gamsbach), steilstehende nung von mindestens 10 km. Schleppfalten (Jochbach) sowie synthetische und antithetische Riedel-Scherflächen (Rinne Ein sinistrales Störungssystem scheint dagegen vom Eggenbach zum Sonntagsrastel, erste Rin­ im SE der Lienzer Dolomiten erhalten zu sein. ne N' Mündung Birnbach). Soweit eindeutig er­ Der oben beschriebene Pirkner Bruch wird wei­ kennbar, lassen sich den Scherkriterien dextrale ter S' von der Silbergraben-Störung subparallel Bewegungen entlang der Hauptstörungsflächen begleitet, die schon SCHLAGER (1963) als sini- zuordnen. Die WNW- bis NW- streichenden Stö­ strale Störung bezeichnet hat. Sie zweigt S' des rungen können als synthetische Riedel-Scher­ Lumkofel von der Südrand-Störung ab, welche flächen einer ca. E/W- streichenden, dextralen meist das siliziklastische Permoskyth vom kar­ Haupt-Scherrichtung interpretiert werden (HAN­ bonatischen Mesozoikum trennt (v. BEMME­ COCK, 1985), während die E/W- streichenden LEN & MEULENKAMP, 1965). Von hier aus Störungen als Y-Scherflächen (MORGEN­ zieht sie in ENE' Richtung über den oberen STERN & TCHALENKO, 1967) bezeichnet wer­ Gailberg Bach und den Silbergraben weiter den können. über die Gailbergpaßstraße in das Drautal. Ent­ lang der Silbergraben-Störung finden sich eben­ Im Profilschnitt zeigt sich ein nach oben diver­ falls verschleifte Gesteinseinheiten (HENRICH gierender Störungsverlauf, sodaß sich die von & HEIER, 1991) (z.B. Raibler Schichten auf der den anastomosierenden Störflächen begrenz­ Mukulin Alm) oder mächtige tektonische Brec- ten Scherkörper als positive Blumenstrukturen cien (am Haberjoch).

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Unmittelbar S' das Pirkner Bruches finden sich Wie bereits oben erwähnt geht der N-Flügel der am Weg zur Schartenalm in den Kössener Lienzer Antiklinale in die Amlacher Wiese Mulde Schichten sinistrale Schleppfalten. Vom W- über. Im N wird die Amlacher Wiese Mulde von Hang des Bösen Weibele beschreibt LEIST einer steilstehenden Störung vom Hauptdolomit (1984) Spezialfalten mit nach N verdrehten B- des Rauchkofel getrennt, an welcher im Bereich Achsen, die er auf sinistrale Seitenverschie­ der Galitzenklamm (Stadtweg) Kristallinspäne bung am Pirkner Bruch zurückführt. Aufgrund eingeschuppt sind. N' des Rauchkofel steht ei­ der Streichrichtung sind die beiden Störungen ne unvollständige Abfolge steil NNW-fallender als synthetische Riedel- Scherflächen einer ca. permoskythischer Siliziklastika und Knollenkalke E/W- streichenden Haupt-Scherrichtung inter­ des Anis an. Im Bereich des Tristacher Sees pretierbar. So ist es plausibel, hier das erhalte­ schiebt sich von Osten ein Keil von Kristallin ne ältere, sinistrale Störungssystem zu postulie­ zwischen Permo-Trias und Hauptdolomit, sodaß ren, welches im W durch die spätere dextrale in diesem teilweise von Quartär überdeckten Tektonik völlig zerstört wurde (siehe oben, Gebiet ein stark verschuppter Bereich mit auf­ SPRENGER & HEINISCH, 1992). schiebendem Charakter vorzuliegen scheint.

Die auffällige Verdrehung der B-Achse der Lien­ Die enggefaltete Amlacher Wiese Mulde erweist zer Antiklinale aus der ursprünglichen E/W- sich bei näherer Betrachtung als wesentlich Richtung in ESE/WNW-Richtung (die ursprüngli­ komplizierter strukturiert als dies zunächst che E/W-Richtung ist an der vollständig erhalte­ scheinen mag. Zwar liegt die Mulde noch als nen E/W - streichenden Nordflanke der Lienzer zusammenhängende, nur von wenigen Störun­ Antiklinale erkennbar) wäre ebenfalls durch sini­ gen beeinträchtigte Struktur vor, doch zeigen strale Lateralbewegungen erklärbar. sich besonders auf dem S-Flügel interessante Strukturen. So sind im Oberrhätkalk und den Das Gebiet zwischen Pirkner Bruch und Silber­ ihm auflagernden jurassischen Sedimenten graben-Störung wurde von SCHLAGER (1963) links- und rechtstretende en echelon angeord­ bezeichnenderweise als Tscheltscher Graben nete Falten ausgebildet, die mit ihren B-Achsen bezeichnet. So ergeben sich am Pirkner Bruch um bis zu 30 Grad von der generell herrschen­ (Wettersteindolomit im N gegen Kössener den E/W-Richtung abweichen. Sehr schöne Schichten im S) und an der Silbergraben-Stö­ rechtstretende en echelon-Falten finden sich in rung (Kössener Schichten im N gegen Fellba­ der Galitzenklamm im Bereich der Einmündung cher Kalke im S) scheinbare Abschiebungsbe­ der Arlinger Riese. Linkstretende en echelon- träge von schlecht vorstellbaren mehreren km, Falten lassen sich zwischen Lavant und der Li­ zumal sich im Streichen die scheinbaren Ab­ enzer Dolomiten Hütte beobachten. Außerdem schiebungsbeträge auf kurze Entfernung be­ finden sich dextrale und sinistrale Riedel-Scher­ trächtlich verringern können. Eine Interpretation flächen syn- und antithetischer Natur, die sich des Bereiches zwischen obigen Störungen als entsprechend den Verhältnissen im S auf eine sinistrale "pull-apart" - Struktur ergäbe eine jeweils ca. E/W-orientierte Haupt-Scherrichtung sinnvolle Erklärung der angesprochenen Kom­ beziehen lassen. plikation. Interessanterweise wird eine der angesproche­ Zusammenfassend betrachtet ist zu konstatie­ nen sinistralen en echelon-Falten von einer ren, daß sich die Bereiche S' des Pirkner Bru­ dextralen synthetischen Riedel-Scherflächen ches und der Oberalpl-Störung als ein sinistral versetzt, sodaß sich die zeitliche Abfolge der bzw. dextral zerscherter, ursprünglich E/W-strei- gegenläufigen Seitenverschiebungen festlegen chender Faltenbau zu erkennen geben. Auffal­ und sich mit den Erkenntnissen von SPREN­ lenderweise wird die Grenze zum Gailtalkri- GER & HEINISCH (1992) zur Deckung bringen stallin von den als synthetische Riedel-Scherflä­ läßt. chen interpretierten Seitenverschiebungen nicht versetzt, sodaß sie nicht von der PAL abzwei­ Es zeigt sich also, daß auch der N der Lienzer gen können. Es muß sich also unter den Lien­ Dolomiten von Seitenverschiebungs-Tektonik zer Dolomiten eine separate Scherzone befun­ betroffen wurde. Allerdings brach hier, anders den haben, die ähnlich den Verhältnissen an als im S, kein durchgehendes, anastomosieren- der San Andreas Störung als räumlich und zeit­ des Störungssystem bis zur Oberfläche durch, lich "unabhängiger" Ausdruck einer Mega- wie es für voll entwickelte Seitenverschiebung- Scherzone zu verstehen ist. systeme typische ist (z.B. SYLVESTER, 1988).

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SCHLAGER (1963) zurück. Diese Mulde zeigt Jura und Kreide in der ihre größte Ausstrichbreite zwischen Rieben- kofel und Lakenalm. In der Tscheltschenalm- Amiacher Wiesen - Mulde Mulde findet sich eine Schichtenfolge vom Lias (Nördliche Lienzer Dolomiten) bis in die Unterkreide. Weiter nach W schließen sich einige kleinere Einzelvorkommen (Schup­ pen) an, die tektonisch stark beansprucht sind Von (vgl. van BEMMELEN & MEULENKAMP 1965, Joachim BLAU & Beate GRÜN GRÜN & SENFF 1989, BINGEL & BOCKEL 1990, GRÜN 1990). Mit 7 Abb. Ein weiteres Vorkommen ist das der Stadelwie­ se E' des Hochstadel. Dort ist eine mächtige Serie liassischer Allgäuschichten mit einge­ Zusammenfassung schalteten Megabreccien zu finden. Vorliegende Arbeit stellt die jurassische und Ein wahrscheinlich jurassisches Alter hat der kretazische Schichtenfolge in den Lienzer Do­ Zug von plattigen Kalken, auf welchem die Rui­ lomiten vor, sie enthält die detaillierte Beschrei­ ne Flaschberg steht. bung der Schichtenfolge. Der zweite Teil die­ ses Bandes (Exkursionsteil / farbig) enthält die Vorliegende Arbeit informiert ausschließlich Beschreibung der Exkursion in die Amiacher über die Schichtenfolge und die fazielle Diffe­ Wiesen Mulde. renzierung der jurassisch-kretazischen Gestei­ ne. Die Tektonik der Lienzer Dolomiten und der Amiacher Wiesen- Mulde wird in der Parallelar­ Einleitung beit von T. SCHMIDT (dieser Band) dargestellt. Die Lienzer Dolomiten bilden den Westab­ schnitt des Drauzugs, der sich von Osten nach Westen aus den Nordkarawanken, den Gailta- 1. Historisches ler Alpen, den Lienzer Dolomiten und dem Win- In diesem Kapitel erfolgt eine kurze Darstellung nebacher Kalkzug zusammensetzt. Westlich der Erforschungeschichte der jurassischen und des Winnebacher Kalkzuges existieren weitere kretazischen Serien der Lienzer Dolomiten. Er­ tektonisch isolierte Hauptdolomit- Schollen, die ste Reisen auch heute noch namhafter For­ zum Drauzugmesozoikum gerechnet werden. scher in die Lienzer Dolomiten erfolgten bereits Die westlichste ist die Scholle von Aschbach im sehr früh. HAQUET berichtet 1784 (S. 95) von Hochpustertal (FURLANI 1912: 256). Mit Aus­ seiner »mineralogisch-botanische(n) Lustreise nahme der Schollen des Hochpustertals und ...« u.a. über die Gailtaler Alpen. Ihm folgt Leo­ der Gailtaler Alpen sind in den verbleibenden pold von BUCH, der (1824) »die geognosti- Einheiten des Drauzuges Serien von Jura bis schen Verhältnisse dieses merkwürdigen klei­ Unterkreide aufgeschlossen. nen Gebirges« [umgeben von Drau und Gail] (I.e.: 419) beschreibt und auch das erste geolo­ In den Lienzer Dolomiten finden sich Vorkom­ gische Übersichtskärtchen und ein N/S-Profil men jurassischer und kretazischer Gesteine im der Lienzer Dolomiten etwa im Meridian von wesentlichen in der nördlich der Lienzer publiziert. EMMRICH (1855) gelingt die Hauptantiklinale gelegenen, ± E-W streichen­ erste und in den wesentlichen Zügen bis heute den Amiacher Wiesen- Mulde und südlich der gültige Gliederung der Schichtenfolge in den Hauptantiklinale in der ± SE-NW streichenden Lienzer Dolomiten. Unter anderem erkennt er Tscheltschenalm-Mulde (Abb. 1A). Die Amia­ anhand von Ammoniten den »rothen Marmor« cher Wiesen-Mulde erstreckt sich etwa von der gegenüber der Lienzer Klause (I.e.: 445) als Mündung des Gamsbaches im W bis Lavant im Lias und beschreibt (I.e.: 447) mit »den E. Sie zeigt sich in ihrer E/W-Erstreckung tekto­ Amaltheen-Fleckenmergeln der bayerischen Al­ nisch nicht gestört und ist verhältnismässig we­ pen« völlig übereinstimmende Gesteine. Ab­ nig eingeengt. In der Mulde ist eine Schichten­ schließend (I.e.: 450) stellt er die große Über­ folge vom Lias bis ins Alb erhalten. einstimmung der Schichtenfolge der Lienzer Dolomiten mit der in den Nördlichen Kalkalpen Der Begriff Tscheltschenalm - Mulde geht auf heraus. Im Rahmen von Kartierarbeiten be-

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schreibt STUR (1856) die Schichtenfolge der chen Tethysraum eine Umgestaltung der pa- Lienzer Dolomiten. Er faßt (I.e.: 420) Allgäu- läogeographischen Situation, die - in ursächli­ schichten und Rotkalkfazies unter dem Begriff chem Zusammenhang mit dem beginnenden »Adnether Schichten« zusammen. Ihm gelan­ rifting im Ligurisch Piemontesischen Ozean ste­ gen ebenfalls Funde von Cephalopoden in den hend - zu synsedimentärer Blocktektonik und Allgäuschichten und den Rotkalken; diese wur­ Kippschollenbildung führte. Diese Umgestal­ den dann von HAUER (1856) in der Arbeit tung machte sich auch in den Lienzer Dolomi­ »Über die Cephalopoden aus dem Lias der ten bemerkbar. Insbesondere die frühliassi- nordöstlichen Kalkalpen« bearbeitet. BENEK- schen Gesteine spiegeln diese Entwicklung KE (1868: 103) beschreibt vom »Ausgang des durch eine ausgeprägte Faziesdifferenzierung Gallitzenbaches« Arieten und von der Klause wieder. (= Gebiet des Rötenbaches) aus »höherliegen• den, rothen mehr mergeligen Kalken« die Arten Amaltheus margaritatus, Prodactylioceras da- voei und Arieticeras algovianum. MOJSISO- VICS (1873) betont abermals die »frappirende Abb. 1: A: Vorkommen und Fazies Uebereinstimmung mit den nordtiroler Kalkal­ jurassischer Serien in den Lienzer pen«. Mit den Arbeiten GEYER's (1897 - 1903) Dolomiten. Es ist die Fazies der ist gleichzeitig die Stratigraphie für Perm, Trias tiefstliassischen Serien dargestellt. und teilweise Jura im wesentlichen aufgeklärt. Die Zahlen verweisen auf die Lage CORNELIUS-FURLANI (1953) gelingt die erste der lithologischen Säulenprofile von mehr oder weniger vollständige Gliederung der Abb. 2-5. posttriadischen Sedimentfolge in den Lienzer Dolomiten. Sie unterscheidet Unterlias, Mittel- lias, Aptychenkalke und Neokom. SCHLAGER (1963) erkennt als erster »im Rhätzug der Sta­ delwiese Teile als liasische Fleckenmergel« Abb. 1: B: Faziesdifferenzierung und und beschreibt in diese eingelagerte Dolomit- Schichtentwicklung in der Amlacher breccien. MARIOTTI (1972 a, b) führt Untersu­ Wiesen-Mulde. Es wurde versucht chungen auf mikropaläontologischer Basis in die tatsächlichen Rhät, Jura und Kreide der Amlacher Wiesen- Mächtigkeitsverhältnisse Mulde durch und weist anhand von Ammoniten wiederzugeben. Fett gezeichnete hohen Lias in der Rotkalkfazies nach. Seit Grenzlinien sind ± isochron. Die 1983 werden von Gießener Seite die Lienzer Übergangsschichten zwischen Dolomiten bearbeitet. BLAU (1983 a, b, Rotkalken und Biancone sowie die 1987 a. b) sowie BLAU & SCHMIDT (1988, Schlammturbidite der Amlacher 1990) untersuchten die obertriassische und Wiesen Schichten sind nicht jurassisch / kretazische Entwicklung. Die Amla­ dargestellt, zu den Signaturen vgl. cher Wiesen - Schichten werden von MARIOT­ Abb. 3. TI (1972 a, b) als Flysch erkannt, ihr kretazi- sches Alter ist seit OBERHAUSER (1960) er­ wiesen. FAUPL (1977) bearbeitet diese Serie auf sedimentologisch - petrographischer Basis und stellte Chromspinelle im Schwermineral­ spektrum fest. Er gliederte die Amlacher Abb. 1: C: Nicht überhöhte Darstellung der Wiesen - Schichten in eine basale Schlammtur- Jungschichten in der Amlacher biditserie und einen oberen siliziklastischen Wiesen Mulde Flysch. BLAU & GRÜN (1992) fanden in der Schlammturbiditserie eine umgelagerte Calpio- nellen Fauna. K'>:*KW.1'»BKC"K'KW:I!"»:«!«I»»»M •?»:'»:«M«*M>SWM»B«< Abb. 1: D: Rekonstruktion von Amlacher 2. Paläogeographischer Überblick Wiesen und Stadelwiese Block zur Zeit des tiefen Lias. Mit dem beginnenden Lias erfolgte im westli­

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 44 lTlTlTlTlTltlTlTlTlTlTlT!TlTlTlTltlTlTlTlTlTl7lTlTlTl7l7l?l?lll7lTlTl7ltlTlTlTlTllT!TlTlTlTlTlT!Tl7ltlTl7ll!tltlT!TlTl7lTlTlllTlTltlTlTlTl7lTl7l7lTlTlrJTll\

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Riebenkofel BLAU & GRÜN

2.1 Amlacher Wiesen - Mulde (1988 b) als Debrite gedeutet und das Vorkom­ men als autochthon angesehen. WARCH Die Amlacher Wiesen Mulde repräsentiert ei­ (1989) greift die 1988 b von BLAU & SCHMIDT nen nach Westen gekippten Block, wobei der gegebene Interpretation der Breccien als Debri­ westliche Teil in Beckenfazies, der östliche Teil te an und reinterpretiert sie als glaziale Bildun­ in Schwellenfazies entwickelt ist. Dem Oberr- gen, was von BLAU & SCHMIDT (1990) zu­ hätkalk bzw. den Kössener Schichten lagern rückgewiesen wurde. Bereits SCHLAGER von Westen nach Osten unmittelbar (Abb. 1) (1963) hat schon den sedimentären Charakter Allgäuschichten (Beckenfazies), Bunte Kalke der Breccien erkannt. (Übergangsbereich) und die Lavanter Breccie (Schwellenfazies) auf. Diese Schichtentwick­ lung wird ab dem Pliensbach durchgehend von 2.3 Tscheltschenalm Mulde einer einheitlichen Rotkalkfazies vom Typ der Adneter Kalke (Pliensbach bis Malm) überla­ Auch in der Tscheltschenalm Synklinale ist eine gert. Darauf folgen Biancone (Obertithon bis Beckensequenz erhalten. Mächtige Allgäu­ Valangin), Kreidefleckenmergel (? Valangin bis schichten werden von Rotkalk überlagert. Die­ ? Apt) und schließlich der Flysch der Amlacher sem folgt als Besonderheit in den Lienzer Dolo­ Wiesen Schichten (Apt/Alb). miten Radiolarit, der von Biancone überdeckt wird. Letzterer leitet vom Jura in die Kreide Die Sedimentation wird noch bis in die Unter­ über. kreide von der Schwelle hinein beeinflußt. Erst der hangende Teil des Flysches der Amlacher SCHMIDT et al. (1991) interpretieren die Wiesen Schichten (siliziklastische Turbiditserie Tscheltschenalm Synklinale paläogeographisch nach FAUPL 1977) überwältigt das seit dem als E'- Fortsetzung des Stadelwiese Beckens, Lias vorgegebene Relief und überdeckt es. in seine heutige Position kam das Vorkommen Vereinfacht lassen sich für das Flysch-Unterla- durch rechtslaterale Seitenverschiebung inner­ ger folgende Angaben machen: Im Osten halb des Drauzuges. (Schwelle) liegt der Flysch der Amlacher Wie­ sen Schichten direkt auf liassischen Rotkalken (oberhalb der Lavanter Breccie östlich des 2.4 Paläogeographische Inter­ Wasserfalls des Auerling Baches). In Richtung pretation Amlacher Wiesen - Westen lagert er zunächst dem Biancone (Ga- Mulde / Stadelwiese litzenklamm) und schließlich den Kreideflecken­ mergeln auf (Stadtweg und westlich davon, La­ Im Gegensatz zur Amlacher Wiesen Mulde vanter Kreuzweg). Das unterschiedliche Alter spiegeln die wiederholt auftretenden, groben des Unterlagers und der/die im Bereich der La­ Resedimente (»debris flows« und besonders vanter Schwelle auftretende(n) Hartgrund/- Talus-Breccien) in den ca. 400 m mächtigen gründe lassen die Basis des Flysches als Liasfleckenmergeln der Stadelwiese ein völlig Omissionsflache erkennen. Insgesamt gesehen andersgeartetes Sedimentations-Milieu wider weist nahezu jedes Profil im Schwellenbereich und erlauben die Rekonstruktion eines von Besonderheiten auf. So sind zum Beispiel an steilen Bruchstufen begrenzten Beckens (vgl. einigen Lokalitäten mehr oder weniger deutlich Abb. 1). Wahrscheinlich ist die gesamte Abfol­ ausgebildet Hartgründe (vgl. Abb. 7) zu finden. ge und damit auch die tektonische Aktivität ins Sinemur zu stellen. Th. SCHMIDT (in prep.) stellt weiter fest: »Darüberhinaus ermöglichen 2.2 Stadelwiese die Talus-Breccien, die ausschließlich entlang einer die Liasfleckenmergel nach W begren­ Einen völlig anderen Charakter zeigen die All­ zenden Störung vorkommen, die Identifizierung gäuschichten im isolierten Vorkommen der Sta­ eben dieser Störung als liassische »fault delwiese. Hier sind ca. 400 m Allgäuschichten scarp« aufgeschlossen. In diese sind Megabreccien mit Komponenten aus Hauptdolomit, Kössener Durch einen ausgesprochenen Glücksfall ist Schichten und Oberrhätkalk eingeschaltet. Die auch die dazugehörige »transfer fault« erhalten Breccienzüge sind schon von weitem als Härt- geblieben, sodaß sich in Verbindung mit dem lingszüge erkennbar. sich nach W eintiefenden Becken der Amlacher Wiesen Mulde zwanglos das Bild zweier unter- Diese Breccien wurden von BLAU & SCHMIDT

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liassisch nach W gekippter Blöcke ergibt. Das der Beckenbasis von ca. 800 m. Da hier jedoch Becken der Stadelwiese reflektiert also den W- noch keine Anzeichen für die W Begrenzung Rand der E' Kippscholle. des Beckens gegeben sind, wären Beckentie­ fen von über 1000 m durchaus vorstellbar. Auffallend ist dabei, daß das Becken der Sta­ delwiese grobe Resedimente offenbar nur von Wie Beispiele rezenter (MONTADERT et al. der W Kippscholle erhalten hat, wie das Ge­ 1979) und fossiler (BERNOULLI 1964, WINTE­ steinsinventar der Breccien nahelegt. So ent­ RER & BOSSELINI 1981) passiver Kontinental­ halten die Talus-Beccien ausschließlich und die ränder zeigen, scheinen solche Kippschollen »debris flows« überwiegend Komponenten eine maximale Ausdehnung von ca. 30 - 40 km praeliassischer Schichten, wie sie im Bereich zu haben. Aus der Interpretation der Liasflek- der »fault scarp« zur Sedimentationszeit not­ kenmergel der Stadelwiese als autochthonem wendigerweise aufgeschlossen waren. Ledig­ Erosionsrest ergibt sich aber ein Versatzbetrag lich in einem »debris flow« konnte eine einzel­ entlang der liassischen »fault scarp« von min­ ne Komponente von Liasfleckenmergeln gefun­ destens 2800 m. Daß dies ein durchaus reali­ den werden. Damit wird verdeutlicht, daß auch stischer Wert ist, zeigen Beispiele aus den die E' Kippscholle eine ähnlich geringe Nei­ Südalpen, wo für entsprechende Störungen gung wie die W Scholle aufgewiesen haben (z.B. Lugano Störung) Versatzbeträge von 3 - 4 dürfte. Bei einem größeren Hangneigungswin­ km rekonstruiert wurden (BERNOULLI 1964). kel müßten die »debris flows« überwiegend Komponenten der Beckensedimente der E' Die beträchtliche Diskrepanz der Sediment­ Kippscholle, d.h. Liasfleckenmergel enthalten. mächtigkeiten der Stadelwiese zum W-Ende der Kippscholle der Amiacher Wiesen - Mulde Einer isolierte Betrachtung der Stadelwiese lie­ kann durch die Existenz von »roll-over« - Struk­ ße auch die Interpretation dieses Beckens als turen erklärt werden: bei der extensionalen sinistrales »pull apart« - Becken zu. Allerdings Kippschollenbildung entlang von listrischen Ab­ legt die Kombination der Stadelwiese mit der schiebungsbrüchen kommt es zur zusätzlichen Kippscholle der Amiacher Wiesen Mulde die Kippung randnaher Bereiche in Richtung auf obige Deutung nahe. die »fault scarp«, welche die schon vorhande­ ne Asymmetrie der Becken noch verstärkt. Die­ Der Bereich der Schwellenentwicklung ist als se »roll-over« - Strukturen sind als Konsequenz pelagische Karbonatplattform zu bezeichnen, der horizontalen Dehnung über den in der Tiefe wie sie für die hochliegenden Randbereiche flacher werdenden listrischen Abschiebungen von Kippschollen typisch sind (SANTANTONIO unabdingbar. Dabei kommt es außerdem zur 1994). Leider sind im Gebiet zwischen Amia­ Bildung antithetischer Brüche auf der »hanging cher Wiesen - Mulde und Stadelwiese (E/W-Di- wall« - Seite (Tiefscholle). Durch die stanz ca. 2 km) keine posttriassischen Sedi­ »roll-over« - Strukturen werden also am Fuß mente erhalten geblieben, sodaß über deren der die Kippschollen begrenzenden Bruchstu­ fazielle Entwicklung keine Aussagen möglich fen parallel verlaufende grabenartige Bereiche sind. Es ist davon auszugehen, daß sich die geschaffen. Diese Spezialbecken nehmen die Lavanter Breccie noch weiter nach E erstreckt von der benachbarten Kippscholle geschütte­ hat und sich vor allem zunehmend Flachwas­ ten Breccien auf und verhindern deren Weiter­ serbedingungen eingestellt haben. Allerdings transport über diese Bereiche hinweg. spricht die Tatsache, daß in den Breccien der Stadelwiese keine Komponenten von liassi- So wird auch verständlich, warum das W-Ende schen Schwellensedimenten vorkommen, da­ der Amiacher Wiesen Mulde frei von solchen für, daß der unmittelbare Bereich der Abbruch­ Resedimenten ist, die eigentlich von der näch­ kante zum Stadelwiesen- Becken hin frei von sten, weiter W gelegenen »fault scarp« zu er­ solchen Sedimenten war. Es könnte sich also warten wären. Dieser Befund deckt sich mit sogar um ein Gebiet begrenzter Emersion am den Beobachtungen von EBERLI (1986), der in E' Rand der W Kippscholle gehandelt haben. den liassischen Halbgräben der ostalpinen Ge­ biete Graubündens (z.B. Ortler-Element der Ausgehend von einem flachmarinen Bildungs­ Engadiner Dolomiten) das rasche Auskeilen milieu der Lavanter Breccie (Onkoide) und bei von Megabreccien und Turbiditen feststellte einem Hangneigungswinkel von 1 - 2 Grad er­ und ebenfalls »roll-over« - Strukturen postulier­ gibt sich daher für das 20 km entfernte W-Ende te. Da auf der Stadelwiese keine jüngeren Se­ der Amiacher Wiesen Mulde eine Tiefenlage dimente erhalten sind, muß die weitere Entwick

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Involutina gr. liassica Semiinvoluta vlolae S. (?) bicarinafa Trocholina cf. umbo Trocholina turris <.%£. ©I Coronipora guslcl Coronipora etrusca Spirillina sp. Schlotheimia sp.

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MtV-SeM-MM*»*? Abb. 2: Lithologisches Säulenprofil 1. Die erste Spalte gibt die schematisierte Lithosaule wieder, in der zweiten Spalte sind die Probennummern vermerkt. Sind die Punkte nicht mit Zahlen versehen, so ergibt sich die Probennummern jeweils auf- bzw. absteigender Reihenfolge aus den vorhergehenden Nummern. Es folgt der Maßstab, in der nächsten Spalte finden sich die vorherrschenden Biogene ± nach ihrer relativen Häufigkeit eingetragen. Legende siehe Abb. 3. Aus BLAU, 1990.

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LEGENDE (LITHOLOGIE) !iii!;iiJI Amiacher Wiesen Schichten Rotkalk (mergelig) (ailiziklastische Serie) Amiacher Wiesen Schichten Allgäuschichten (Schlammturbidite) y Kreidefleckenmergel Bunte Kalke

Biancone (dünnbanklg) Lavanter Breccie

BianCOne (dlckbanklg) Oberrhätkalk Kössener Schichten V»Vj Übergangsschichten E Rotkalk (kalkig) Ol Hiatus

•>>KOKWK»KW»HW**»I*>K<*M«*>>:^^^^ KIKO»>»S:«'K*M*»SM«O:OK*:«!*»:C«*K«WBÖI»«^^ Abb. 3: Lithologisches Säulenprofil 2. Aus BLAU 1990.

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Abb. 4: Lithologisches Säulenprofil 3. Aus BLAU 1990.

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Abb. 5: Lithologisches Säulenprofil 4.

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lung des Sedimentationsraumes aus den Abla­ vanella ). Mehrere Generationen von sedimen­ gerungen der Amiacher Wiesen Mulde abgelei­ tären Gängen durchziehen das Gestein und tet werden. Dies ist um so bedauerlicher, als zerlegen es in Komponenten. Die Gänge sind die signifikanten Bereiche am Fuß der »fault mit feingeschichtetem Mikrit verfüllt und können scarp« über die Dauer der tektonischen Aktivi­ Komponenten des oben beschriebenen Ge­ tät Aufschluß geben könnten.« steinsinventars sowie Oberrhätkalkklasten ent­ halten. Auch ältere Gangfüllungen können als Komponenten vorliegen. Das Internsediment ist 3 Diejurassisch-kretazische oft durchwühlt, insbesondere in größeren Spal­ Schichtfolge der Amiacher Wie­ ten. In einer der Spalten konnte eine autocht- sen Mulde: Spiegel des Sedimen­ hone Foraminiferen- Lebensgemeinschaft tationsgeschehens auf einem ge­ nachgewiesen werden (BLAU 1989). kippten Block Das blockige Erscheinungsbild der Breccie wird In diesem Kapitel wird die jurassisch-kretazi- durch eine späte Ganggeneration hervorgeru­ sche Schichtenfolge der Amiacher Wiesen-Mul­ fen, welche mit mergeligem rotem Kalk verfüllt de beschrieben. Einen schnellen Überblick ver­ wurde. Diese verwittert bevorzugt und hinter­ schafft Abb. 1, detaillierter informieren vier Pro­ läßt die oben genannten Blöcke. Eine allerletz­ file (Abb. 2 - 5), die von E nach W in der Amia­ te mergelige Füllungsphase enthält Bositra - Fi­ cher Wiesen - Mulde aufgenommen wurden lamente. (vgl. Abb. 1). Insbesondere sind in diesen Pro­ filen die Reichweiten der angetroffenen Am Kinnbichl, N' und NE' des Kreithofes ist der Faunenelemente dargestellt. Oberrhätkalk tiefgründig von Spalten durch­ setzt, die mit rotem Material verfüllt sind. Auf­ grund der großen Dimensionen der Oberrhätkalk- »komponenten« ist allerdings 3.1 Lavanter Breccie unklar, ob es sich wirklich um Komponenten (? Hettang- Sinemur) handelt oder um Spaltensysteme; wahrschein­ lich treffen beide Deutungsmöglichkeiten zu. Gesteinsbeschreibung Der Altersumfang der Lavanter Breccie Im Ostteil der Amiacher Wiesen-Mulde ist eine maximal ca. 20 m mächtige Breccie entwickelt. Unterlager der Lavanter Breccie ist Oberrhät­ Diese wurde erstmals von MARIOTTI (1972 a, kalk oder, wo dieser faziell nicht vertreten ist, b) von der Westflanke des Auerling- (= Dorf- Kössener Schichten. Der Oberrhätkalk führte )baches (SW Lavant) als eine vielfarbige Brec­ an einer Stelle Triasina hantkeni, die als Hin­ cie beschrieben, welche den tiefgründig verkar­ weis auf rhätisches Alter anzusehen ist. Die steten Oberrhätkalk ausfüllen soll. BLAU Breccie wird am Himperlahner Bach schichtig (1987 a) wies darauf hin, daß sich aus dem se- von Rotkalken überlagert, in welchen Ammoni- dimentologischen Befund der Breccie kein Zu­ ten der Genera Protogrammoceras und Fuci- sammenhang mit einer Verkarstung herleiten niceras vorkommen; sie dokumentieren Pliens- läßt. Vielmehr lagert die Breccie konkordant auf bach. Schlotheimia juv. sp. aus der Breccie Oberrhätkalk, der teilweise von sedimentären wurde bereits oben genannt. Gängen durchzogen ist. Diese neptunian dykes sind mit rotem Mikrit verfüllt. In einem dieser Das Hauptbreccien»ere/gn/s« umfaßt damit Gänge wurde eine reiche frühliassische Fora- Hettang und Sinemur. Allerdings zeigt die oben miniferenfauna gefunden. beschriebene letzte, Bosrtra-Filamente führen­ de Ganggeneration Toarc an. Diese Gänge Bei der Breccie selbst handelt es sich um müßten eigentlich die schichtige Rotkalkfazies mehrphasig in situ brecciierte rote, rot-violette, mit Fuciniceras und Protogrammoceras durch­ gelbe und graue (Bio-)Mikrite. Stellenweise füh­ setzen, allerdings konnten solche Gänge von ren die Mikrite frühliassische Foraminiferen uns nicht nachgewiesen werden. (BLAU 1987 b), Crinoiden und Onkoide (? Gir-

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3.2 Bunte Kalke diesem unterscheiden sich die Bunten Kalke (? Hettang- Obersinemur) bereits durch ihre Lithologie, wichtig aber ist das Erscheinen von Semiinvoluta (?) bicarinata und Semiinvoluta violae im unteren Bereich Gesteinsbeschreibung der Bunten Kalke. Diese beiden Foraminiferen sind bis jetzt nur aus liassischen Gesteinen be­ Die Serie der Bunten Kalke stellt die Über­ kannt (BLAU & HAAS 1991). Liasalter er­ gangsfazies zwischen Allgäuschichten im We­ scheint damit für die Basis der Bunten Kalke sten und Lavanter Breccie im Osten dar. Am gesichert. Die Bunten Kalke werden von All­ Franz-Lerch-Weg folgen im Hangenden des gäuschichten überlagert (Franz-Lerch-Weg, Oberrhätkalkes ca. 2,4 m beige gefärbte Kalke Dolomitenhütte), ein direkter Übergang ist aller­ mit Bankmächtigkeiten zwischen 30 und 40 cm. dings nirgends aufgeschlossen. In den Allgäu­ Sie zeigen einen glatten Bruch. Die oberste schichten E' des Franz-Lerch-Wegs fanden wir Bank wird zum Top hin rotviolett. Diese Kalke Leptechioceras sp., welches spätes Sinemur bilden die Basis der Bunten Kalke. Von den un­ anzeigt. Auch bei der Dolomitenhütte überla­ terlagernden Oberrhätkalken sind sie in der gern Allgäuschichten mit Ammoniten des ho­ Farbe (Oberrhätkalk: grau bis gelbgrau) und im hen Sinemur die Bunten Kalke, diese sind da­ Bruch (Oberrhätkalk: mehr oder weniger schup­ mit jünger als Rhät und älter als hohes Sinemur pig) zu unterscheiden. Darüber folgen ca. 5,3 einzustufen. m brecciöse, im Verwitterungsbild knollig er­ scheinende, rot und beige geflammte Kalke mit ca. 50 cm Bankmächtigkeit. An Drucksuturen 3.3 Allgäuschichten kommt es zur Anreicherung von rotem »Mer­ gel«. Diesen Kalken lagern ca. 1,5 m hellgraue, (? Hettang-Sinemur) glatt bis muschelig brechende Kalke mit Bank­ mächtigkeiten von 10- 15 cm auf. Die aufge­ Gesteinsbeschreibung schlossene Mächtigkeit beträgt am Franz- Lerch- Weg ca. 9 m. Die Allgäuschichten repräsentieren die Becken­ fazies. Es handelt sich um mehr oder minder Die Mikrofauna der Bunten Kalke wird von Fo- graue Kalke, die Hornstein in Knollen oder La­ raminiferen dominiert. Im basalen Bereich tre­ gen enthalten können. Den Kalken sind dünne ten vorwiegend Vertreter der Lagenina und In- Mergellagen zwischengeschaltet. Charakteri­ volutinina auf (Involutina gr. liassica, Trocholina stisch sind die Lebensspuren, die als Flecken turris, Trocholina umbo, Semiinvoluta (?) bicari- in Erscheinung treten. Stellenweise treten nata, Semiinvoluta violae, Coronipora etrusca, slumps auf, es finden sich auch Breccien mit Ophthalmidium martanum, Ophthalmidium »ca- Korndurchmessern bis zu 0,5 cm rinatum«, Glomospirella sp.). Nach oben wird der Fauneninhalt spärlicher, bei den Foramini- Im W der Amlacher Wiesen-Mulde erreichen feren treten jetzt Vertreter der Ammodiscidae die Allgäuschichten eine Mächtigkeit von ca. (Glomospira, Glomospirella) hinzu. Neben den 250 - 300 m; diese nimmt nach E hin kontinu­ Foraminiferen treten Gastropoden auf, diese al­ ierlich ab und beträgt im Bereich der Dolomi­ lerdings nur an der Basis des Profils. Weiterhin tenhütte noch ca. 10 -15 m. finden sich Ostracoden, an der Profilbasis vor­ wiegend dickschalige, zum Hangenden hin tre­ Im Bereich des Stadtwegs sowie im Schotter­ ten dünnschalige Vertreter hinzu. Daneben werk Dietrich (W Leisach) zeigen die Allgäu­ kommen Crinoidenschill, juvenile Ammoniten schichten eine deutliche Dreigliederung. Basal sowie kalzifizierte Radiolarien vor. Das Auftre­ treten sehr helle, teilweise dickbankige Kalke ten von Lagena sp. 1 ist charakteristisch für die auf. Mergelzwischenlagen sind selten, auch die Bunten Kalke. Globochaete alpina ist selten. sonst charakteristischen Flecken treten nicht allzu häufig auf. Einzelne Bänke können durch­ aus mit Oberrhätkalk verwechselt werden. Al­ Der Altersumfang der Bunten Kalke lerdings fehlen Ooide und andere charakteristi­ sche Merkmale des Oberrhätkalkes. Ammoniten konnten in den Bunten Kalken nicht gefunden werden, eine Alterseinstufung Die mittleren Allgäuschichten (die hier verwen­ ist damit nur auf indirektem Wege möglich. Un­ dete Nomenklatur ist rein informell, es ist nicht terlager der Bunten Kalke ist Oberrhätkalk. Von Intention der Autoren, die von JACOBSHAGEN

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in den Nördlichen Kalkalpen erarbeitete No­ halten: menklatur auf die Lienzer Dolomiten zu übertragen) der Amlacher Wiesen - Mulde sind • Horizont mit Asteroceras suevicum durch dunkelgraue, sehr dickbankige (20 - 70 • Horizont mit Paroxynoticeras salisburgense cm), teilweise spätige, Fleckenkalke repräsen­ • Horizont mit Oxynoticeras rigidum tiert, in denen außerordentlich oft Hornstein in In den oberen Allgäuschichten können, vorbe­ Knollen oder Schnüren vorkommt. Unter Rück­ haltlich weiterer Untersuchungen, vom Liegen­ gang des Hornsteinanteils geht dieser Komplex den ins Hangende folgende sieben Horizonte in die oberen Allgäuschichten über. Diese sind ausgehalten werden: mäßig dick gebankt (10 - 30 cm), es überwie­ gen mittelgraue glatt brechende Fleckenkalke, • Horizont mit Echioceras gr. quenstedti häufig mit splittrigen Mergelkalkzwischenlagen. • Horizont mit Echioceras raricostatoides Westlich des Stadtweges im Bereich des Kal­ • Horizont mit Paltechioceras boehmi ten Grabens sind zumindest die beiden unteren • Horizont mit Paltechioceras favrei Schichtglieder noch festzustellen, die Auf­ • vorläufig unbenannter Horizont schlüsse lassen momentan aber keine weitere • Horizont mit Leptechioceras gr. nodoti (Reynes) Aussage zu. Im Osten der Amlacher Wiesen - (= non nodotianum D'Orbigny) Mulde bei der Dolomitenhütte steht nur der • Horizont mit Leptechioceras meigeni s.l obere Teil an, hier dürften fazielle Gründe eine Rolle spielen, da in diesem Bereich die Allgäu­ Damit lassen sich die mittleren Allgäuschichten schichten auf die Bunten Kalke übergreifen in die obtusum-Zone stellen, die oberen Allgäu­ (vgl. BLAU & SCHMIDT 1988: 192). Die Basis schichten gehören bereits in die raricostatum- der Allgäuschichten erweist sich damit als he- Zone des Sinemurs. terochron. Die Aufschlüsse bei der Dolomitenhütte liegen in oberen Allgäuschichten. Sie vervollständigen Der Altersumfang der Allgäuschichten durch ihre Biohorizonte die biostratigraphische Sequenz nach oben. Hier lassen sich (wieder Die Allgäuschichten der Amlacher Wiesen - unter Vorbehalt weiterer Bearbeitung) vom Lie­ Mulde sind seit EMMRICH (1855) bekannt für genden ins Hangende folgende fünf Biohori­ ihre Ammoniten. Das gilt besonders für die Auf­ zonte ausgliedern: schlüsse bei der Dolomitenhütte, von denen GEYER (1903) sowie CORNELIUS-FURLANI • Horizont mit Leptechioceras meigeni s.l. (1953) eine reiche Fauna dokumentiert haben. • Horizont mit Leptechioceras meigeni s.l. und Weitere Faunenelemente sind Nautiliden, Mu­ Leptechioceras macdonnelli scheln (Oxytoma sinemuriense ) sowie von den • Horizont mit Leptechioceras macdonnelli Aufschlüssen bei der Dolomitenhütte turmförmi- • Horizont mit Paltechioceras tardecrescens ge Gastropoden. Im Dünnschliff finden sich Ra- diolarien und Schwammspiculae, Foraminiferen • Horizont mit Paltechioceras aplanatum sind selten. So konnte die gesamte raricostatum-Zone nachgewiesen werden. Ammoniten, die ein jün­ Wichtigste Ammoniten-Fundpunkte sind die geres Alter für die Allgäuschichten der Amla­ Aufschlüsse im Gebiet des Stadtwegs (zwi­ cher Wiesen - Mulde anzeigen, wurden nicht schen Galitzenklamm und Rötenbach) und bei gefunden. Diese Ergebnisse gelten allerdings der Dolomitenhütte. Diese Ammoniten sind der­ nur für die Mulde. In den Allgäuschichten des zeit Objekt einer Neubearbeitung durch den Sturzelbaches fand sich unter anderen Autor, der am Forstweg etwa 500 m NE' der Amaltheus margaritatus (margaritatus-Zone, Schwandthütte ein weiteres ammonitenreiches Pliensbach); diese Art tritt in der Amlacher Profil aufgefunden hat. Wiesen - Mulde in der Rotkalkfazies auf und belegt damit die Heterochronie der Liasablage- Der derzeitige Bearbeitungsstand erlaubt fol­ rungen in den Lienzer Dolomiten. gende Aussagen zur Biostratigraphie: Die unte­ ren Allgäuschichten haben keine Faunen gelie­ Auf das diachrone Einsetzen der Allgäu- fert. Für die mittleren Allgäuschichten lassen schichten-Fazies in der Amlacher Wiesen - sich am Forstweg zur Schwandthütte vom Lie­ Mulde wurde bereits hingewiesen. Möglicher­ genden zum Hangenden drei Biohorizonte aus­ weise vertreten die Bunten Kalke die unteren

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Allgäuschichten. Zusammenfassend läßt sich Autor anläßlich der 73. Jahrestagung der Geo­ für den stratigraphischen Umfang der Allgäu­ logischen Vereinigung (BLAU 1983 c) zur Dis­ schichten post-Trias bis Sinemur angeben. kussion über die Anwendbarkeit dieses Begrif­ fes geführt, da ja die stratigraphische Stellung der Rotkalke in den Lienzer Dolomiten nicht 3.4 Rotkalk derjenigen an der Typlokalität Adnet entspricht (Pliensbach - Malm) (siehe WENDT 1971).

Die Situation in den Lienzer Dolomiten (Amla­ Nomenklatur cher Wiesen - Mulde) wird noch weiter kompli­ ziert durch die Tatsache, daß im Bereich der Alle bisher beschriebenen Gesteine werden in Lavanter Schwelle Profile vorliegen, in denen der Amlacher Wiesen-Mulde von roten Knollen­ die Bunten Kalke die Lavanter Breccie über­ kalken und Mergeln vom Typ der Adneter Kal­ greifen (bzw. nicht breeeiiert wurden) und dann ke überlagert. In der Literatur existiert keine eine durchgehende Rotkalk-Sedimentation aus einheitliche Nomenklatur für diese Serie. Vor­ dem Unterlias bis in den Malm vorliegen kann. wiegend werden die Schichten ihrer Farbe we­ Dies bringt kartiertechnische Probleme mit sich, gen als »rote Kalke« (z.B. EMMRICH 1855) da eine auf lithologischer Basis durchzuführen­ oder ihrer stratigraphischen Stellung wegen als de Unterscheidung der unterschiedlichen stra­ »Mittellias« (GEYER 1903; CORNELIUS-FUR- tigraphischen Niveaus angehörenden Schicht­ LANI 1953) bezeichnet. glieder im Gelände nicht ohne weiteres möglich ist. STUR (1856: 420) wählt als erster für die Rot­ kalkfazies den Begriff »Adnether Schichten«, Unabhängig von diesen kartiertechnischen Pro­ faßt allerdings unter diesem Namen »die ro- blemen haben wir uns für die neutrale Bezeich­ then Mergel mit Adnether Versteinerungen und nung »Rotkalk« entschieden, trennen hiervon die mit ihnen in inniger Verbindung stehenden aber den stratigraphischen Bereich der »Bun­ grauen Flecken-oder Amaltheen-Mergel« zu­ ten Kalke« ab, da diese (1) an den Übergangs­ sammen. bereich Becken/Schwelle gebunden sind und (2) die Beckenentwicklung eher als die Neben der Bezeichnung »Mittellias« betont »Normalentwicklung« anzusehen und hier der aber auch GEYER (1903: 180), daß die Rotkal­ Rotkalk (s.s.) auch in seiner stratigraphischen ke »vollkommen den typischen Adnether Kal­ Position ± genau fixierbar ist. ken« entsprechen und verwendet weiter unten dann auch den Begriff der »typischen Adnether Kalke«. Bei der Detailbeschreibung der Schich­ Lithologie tenfolge bleibt er aber (I.e.: 182) inkonsequent und verweist wiederum darauf, daß die »ro- Stellenweise (Rötenbach, alter Stbr. am the(n), tonig flaserige(n) Kalke und rothe(n) Stadtweg, Aufschlüsse E' des Franz-Lerch- Mergel ... in ihrer Facies vollkommen dem Ty­ Wegs) setzen die Rotkalke mit einer Breccie pus des Adnether Kalkes entsprechen«. ein, die von CORNELIUS-FURLANI (1953: 287) als »Basalbreccie« bezeichnet wird. In ei­ MARIOTTI (1972 b) geht von einer eher am nem roten Bindemittel finden sich graue Südalpin orientierten Sichtweise aus und be­ Kalkkomponenten mit einem maximalen Durch­ zeichnet so die kalkigen Bereiche der Rotkalke messer von etwa 20 cm, einige dieser Kompo­ als »ammonitico rosso«. TOLLMANN (1977: nenten führen Hornstein. 622) schließlich kompiliert die unterschiedli­ chen Betrachtungsweisen und bezeichnet den Im Dünnschliff zeigt sich die Matrix als wak- mittel- bis spätliassischen Anteil der Rotkalke kestone, Komponenten sind vorwiegend Crinoi- als »Adneter Flaserkalke, begleitet von braun­ den-Fragmente, daneben vereinzelt Foramini- roten Adneter Mergeln«, den spätliassischen feren {Lageniden, Ammodisciden). Auffällig ist Anteil bezeichnet er als Adneter Kalk. das Auftreten von detrigenem Quarz und Glim­ mer. Die Quarz- und Glimmerführung der Rot­ Prinzipiell erscheint eine Diskussion der No­ kalke in der Amlacher Wiesen-Mulde wurde be­ menklatur bei der Faziesheteropie gerade des reits von MARIOTTI (1972 b) beschrieben. (Unter-)Jura in Ost- und Südalpin müßig, doch hat die Bezeichnung Adneter Kalk durch den Bei den Komponenten der Breccie handelt es

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sich karbonatpetrographisch um einen mud- dern. Die Basis der Rotkalke lieferte keine stra- stone, im Schliff finden sich vereinzelt tigraphisch aussagefähigen Mikrofaunen. Seit Schwammnadeln. Die Komponenten geben BENECKE (1868: 103) sind aber aus den Rot­ sich damit als aufgearbeitete Allgäuschichten kalken Ammoniten bekannt, wobei Formen des zu erkennen. Allerdings ist die Breccie nicht als Pliensbach am häufigsten genannt werden Basalbreccie im Sinne einer Transgressions- (z.B. GEYER 1903: 180, BLAU 1983). Wichtig breccie zu verstehen, sondern es handelt sich ist deshalb der Fund von Androgynoceras ca- um einen debris flow bzw. eine s/ump-Breccie. pricornus (Schlotheim) durch GEYER (1903); dieser Ammonit ist Subzonenleitfossil und mar­ Mächtigkeit und lithologische Ausbildung der kiert die mittlere cfavoe/'-Zone. Der genaue Rotkalke sind von Lokalität zu Lokalität unter­ Fundhorizont und -ort von A. capricomus ist al­ schiedlich. In der Regel liegen aber über der lerdings nicht bekannt. Breccie mehr oder weniger harte knollige Kal­ ke. Darüber folgt eine eher mergelige Partie, BLAU & MEISTER (1991) erabeiteten eine teils gut geschichtet, teils knollig. Den Abschluß biostratigraphische Gliederung des Pliensbach der Rotkalkfazies bilden dann wieder harte in der Amlacher Wiesen - Mulde. Die Ammoni­ knollige Kalke, die mit einer geringmächtigen ten stammen jeweils aus den basalen Berei­ Übergangszone (Kimmeridge, Obertithon) in chen der Rotkalke, allerdings aus verschiede­ den Biancone (Obertithon) überleiten. Im Dünn­ nen Aufschlüssen. Als besonders höffig haben schlifffällt die Abnahme der detrigenen Kompo­ sich die Profile im Bereich des Himperlahner nenten (Quarz, Glimmer) vom Liegenden zum Baches (SE' Lavant), im alten Steinbruch am Hangenden auf. Stadtweg sowie die Aufschlüsse an der West­ flanke des Baches von den Amlacher Wiesen Die Abfolge kalkig-mergelig-kalkig der Rotkalke (E' Franz-Lerch-Weg, zur Lithologie und Lage (vgl. Abb. 2- 5) bewog MARIOTTI (1972 b: siehe Abb. 4) erwiesen. In dem letztgenannten 127), von zwei (kalkigen) ammonitico rosso-Ni- Aufschluß konnte ein Horizont aufgefunden veaus zu sprechen, welche durch die rote Mer­ werden, der aus einer Ammoniten»se/'fe« be­ gel-Fazies getrennt sind. Diese charakteristi­ steht; von dort stammen Nautiliden mit einem sche lithologische Abfolge ist am deutlichsten Durchmesser bis ca. 30 cm. Die Fauna setzt in den Aufschlüssen E' des Franz-Lerch-Wegs sich hauptsächlich aus Vertretern der Gattun­ an der Westflanke des Wildbaches von den gen Amaltheus, Protogrammoceras, Arieticeras Amlacher Wiesen ausgebildet. Sie ist allerdings und Fuciniceras zusammen und belegt damit nicht als allgemeingültig zu betrachten, da die Pliensbach. Die Cephalopoden sind häufig von mergelige Fazies lateral offensichtlich auch kal­ »Eisen-Mangan« - Krusten überzogen. Die Am- kig werden kann. So ist z.B. im alten Stein­ moniten»se/'fe« konnte nur in dem genannten bruch am Stadtweg die mergelige Fazies durch Aufschluß nachgewiesen werden. eine kalkige Partie zweigeteilt. Eine solche kal­ kige Partie findet sich auch in dem Profil in der MARIOTTI (1972 b: 125) wies in den Auf­ Galitzenklamm. Die Mächtigkeit des Rotkalks schlüssen E' des Franz-Lerch-Wegs an der schwankt von Profil zu Profil, liegt aber im Be­ Westflanke des Wildbaches von den Amlacher reich zwischen ca. 7 -17 m. Wiesen der Nachweis von Toarc nach. Uns ge­ lang im alten Steinbruch am Stadtweg der hori- SCHMIDT (1994) gelang der Nachweis von zontierte Fund von Brodieia sp. (Abb. 5). Der 13C-Anomalien in dem Profil im alten Stein­ Fund von Brodieia sp. ist deshalb wichtig, da bruch am Stadtweg (Abb. 4). Die hohen Werte zusammen mit diesem Ammoniten die Mikro- unterhalb der Bank mit Brodieia sp. ordnet er biofazies mit Bositra einsetzt und der Beginn dem »Oceanic anoxic event« des Toarc zu, die dieser Fazies damit als Toarc (erbaense-Zone) Anomalien über der Bank mit Brodieia führt er datiert werden kann. Ammoniten jünger als To­ auf Umlagerungsprozesse zurück (vgl. näch­ arc sind bisher aus den gesamten Lienzer Do­ sten Abschnitt). lomiten nicht beschrieben worden.

In den Rotkalken läßt sich eine charakteristi­ Der Altersumfang der Rotkalke sche Abfolge von Mikrofaunen-Elementen fest­ stellen, die eine teilweise gute biostratigraphi­ Die Rotkalke lassen sich anhand von Makro­ sche Einstufung der Schichtglieder erlauben. faunen und Mikrofaunenelementen mit wech­ Die Basis der Rotkalke ist charakterisiert durch selnder Genauigkeit biostratigraphisch glie­ das massenhafte Auftreten von Crinoiden-

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Fragmenten, denen allerdings kein biostratigra- In den noch rosafarbenen Übergangsschichten phischer Wert zukommt. Sie eignen sich aber zum Biancone setzen dann Calpionellen mit zur lokalen Korrelation. Untergeordnet finden Tintinnopsella carpathica, Crassicollaria inter­ sich sandschalige Foraminiferen {Glomospira, media und Crassicollaria massutiniana ein und Glomospirella, Ammodiscus) sowie Lageniden belegen bereits Obertithon. Die Mikrobiofazies {Nodosaria, Lenticulina ). Globochaete alpina mit Calpionellen, kalzifizierten Radiolarien und ist selten. Zum Hangenden hin, überleitend in Aptychen persistiert dann bis in den Biancone. die Mergelfazies, folgt ein mikrofossilarmer Be­ reich mit seltenen Sandschalern und feinem Insgesamt muß innerhalb des Rotkalks sicher­ Crinoiden-Grus. Dieser Bereich lieferte im we­ lich mit Schichtlücken und/oder lokaler Konden­ sentlich die oben genannten Ammoniten-Fau- sation gerechnet werden. Dies ergibt sich aus nen. den stark wechselnden Mächtigkeiten und der Verbreitung einzelner Mikrofaunenelemente in Der erste wichtige Leithorizont auf mikropa- den Profilen, weiterhin konnte im Profil im alten läontologischer Basis ist das Einsetzen der Bo- Steinbruch am Stadtweg ein »Kryp- srfra-Lumachelle, einem im gesamten westli­ totf-Aufarbeitungshorizont gefunden werden. chen Tethysbereich anzutreffenden Biomarker, Im Dünnschliff zeigt die entsprechende Probe im Toarc. Die zeitliche Obergrenze der Mikro- Komponenten von ßos/fra-Kalk, die in einer biofazies mit Bositra reicht nach BORZA (1969: Matrix aus Kalk mit Cadosinen und ohne Bo­ 35) bis ins Tithon, das Maximum der Verbrei­ sitra- Filamente schwimmen (vgl. SCHMIDT tung ist aber Oberlias und Dogger (vgl. u.a. 1994: Abb. 2). Der Horizont mit den zahlrei­ LEISCHNER 1959). Eindeutige Hinweise auf chen Aptychen fehlt in diesem Profil. Dogger ließen sich allerdings in den untersuch­ ten Profilen nicht finden. Möglicherweise ist die Zusammenfassend lassen sich die Rotkalke als Mikrofazies mit Aptychen in den Dogger zu vom Pliensbach bis in das Kimmeridge oder (je stellen. nach Abtrennung) Obertithon reichend einstu­ fen. Jeglicher eindeutige Hinweis auf Dogger Darüber folgt dann ein an Aptychen reicher Be­ fehlt, dieser könnte durch einen Teil der Bo- reich mit ersten Calcisphären {»Cadosina« car- s/'fra-führenden oder der Apfycrien-führenden pathica) sowie etwas weiter im Hangenden ein Rotkalke vertreten werden. Horizont mit »Cadosina« borzai. Der Horizont mit »Cadosina« borzai stellte sich - obwohl sehr geringmächtig - als wichtig heraus, da er 3.5 Biancone allen untersuchten Profilen (soweit nicht der (Obertithon bis Valangin) betreffende Abschnitt fehlt, vgl. Abb. 3) nach­ gewiesen werden konnte. »Cadosina« borzai NAGY (1966) belegt nach BORZA (1969: 51) Nomenklatur sowie BORZA & MICHALIK (1986) den Zeitab­ Mit unscharfer Grenze gehen die Rotkalke in schnitt von mittlerem Kimmeridge bis unterem den Biancone über. Es ist das höchste jurassi­ Tithon, ist nach diesen Autoren aber nur im sche Schichtglied und reicht in die Kreide. Die mittleren Kimmeridge häufig. Anwendung des Begriffes Biancone »für die Der nächste wichtige Horizont im Hangenden hellen, dichten, wohlgebankten Kalke, die in von »Cadosina« borzai ist durch das Auftreten den nördlichen Kalkalpen an vielen Stellen zwi­ von Fragmenten des Schwebcrinoiden Sacco- schen den jurassischen bunten Radiolariten, coma gekennzeichnet. Auch dieser Biomarker Kieselkalken, Kalken und Mergeln einerseits ist aus dem gesamten westlichen Tethysbe­ und den meist neokomen, grünen Mergelserien reich bekannt (vgl. BORZA 1969) und kann in andererseits eingeschaltet sind«, wurde von gesteinsbildender Menge auftreten. Die Mikro- MILLER (1963: 61) vorgeschlagen. Da, wie biofazies mit Saccocoma ist nach BORZA MILLER, (I.e.: 61) ausführt, der Begriff Apty- (1969: 36) charakteristisch für Kimmeridge bis chenschichten für diese Gesteine nicht ganz Obertithon. Globochaete alpina tritt selten mit eindeutig ist, wird - auch MARIOTTI (1972 b) den zuvor genannten Mikrofaunen-Elementen folgend - hier die Benennung Biancone ver­ auf, wird aber im Hangenden der Fazies mit wendet. Das in der Amlacher Wiesen - Mulde Saccocoma häufiger. Dazu kommen erste kal- am besten aufgeschlossene und bis in die Krei­ zifizierte Radiolarien sowie weiterhin Cadosi- defleckenmergel durchgehende Profil findet nen und Aptychen. sich im Bereich des Stadtwegs (alter Stbr.) und

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soll hier exemplarisch beschrieben werden. Der Altersumfang des Biancone

Calpionellen sind die stratigraphisch aussage­ Gesteinsbeschreibung kräftigen Mikrofaunen des Biancone. Die Cal- pionellenzonen des Rom-Standard (ALLE­ An der Basis ist der Biancone noch rötlich, MANN, CATALANO, FARES & REMANE 1971) dann creme-farben und wird zum Hangenden sowie die Zonierung nach REMANE (1985) hin weiß. Die untere Abschnitt der lithogra­ sind mehr oder weniger gut nachzuvollziehen phisch splittrig-harten, mikritischen Kalke zeigt (vgl. Abb. 2, 4, 5). Die Schwierigkeiten liegen keine deutliche Bankung, häufig sind dunkle für das Material aus den Lienzer Dolomiten Drucksuturen. Im Gelände macht sich diese darin, daß die Calpionellen oftmals schlecht er­ Sequenz oft als Steilstufe bemerkbar; je nach halten sind und sich entweder nur wenige be­ nach den Lagerungsverhältnissen kann sie stimmbare Exemplare pro Schliff fanden oder aber auch als 10er m hohe Wand herauswit­ aber in z. T. extremer Kondensation. Eine stati­ tern, so z. B. in der Galitzenklamm. Dieser stische Auswertung, wie dies REMANE (1964) mehr oder minder »kompakte« Bereich geht vorschlägt, war deshalb nicht möglich. Es ohne scharfe Grenze in deutlich gebankte, konnten die Calpionellenzonen A bis D3 nach­ dünnplattige (Bankmächtigkeiten zwischen 5 gewiesen werden. Die Calpionellen zeigen da­ und 10 cm) Kalke über, denen aber hin und mit einen Altersumfang von sicher Obertithon wieder dickere Bänke zwischengeschaltet sein bis (einschließlich) Berrias/Untervalangin um­ können. Die Lithologie bleibt unverändert. Die fassend an. In dem Profil im alten Steinbruch gegenüber der Basis eher dünnschichtigen finden sich die letzten Calpionellen in den Partien zeigen bereits erste Flecken (Lebens­ dünnschichtigen Partien. In diesen stratigraphi- spuren) und deuten damit die Entwicklung der schen Bereich fällt ein Umschwung in der (mi­ überlagernden Kreidefleckenmergel an. kroskopisch feststellbaren) Zusammensetzung der Mikrofaunen. Die Mächtigkeit der Basisserie des Biancone liegt zwischen ca. 1,2 und 7 m, die der dünner Die Calpionellen werden immer seltener und gebankten Hangendserie bei max. 10 m. In zunehmend durch (kalzifizierte) Radiolarien er­ dem Stadtwegprofil ergibt sich eine Gesamt­ setzt. Hierin könnte auch ein Grund für das mächtigkeit von ca. 15 m. Die Differenz zu den Fehlen von Calpionellen der Zone E zu finden Angaben bei MARIOTTI (1972 b) beruht auf sein, denn die Beobachtungen von KREISEL der vorbeschriebenen unterschiedlichen Tren­ (1972: 157) in der Unterkreide Kubas zeigen, nung von Biancone und Kreidefleckenmergeln. »daß die Tintinniden und Radiolarien einander Das Stadtweg - Profil ist das einzige in der Am- ausschließen, und zwar ohne ersichtlichen Fa­ lacher Wiesen - Mulde, in dem sich die Ge­ zieswechsel in den Sedimenten«. Auch für die samtmächtigkeit des Biancone feststellen läßt. Profile in den Lienzer Dolomiten kann festge­ Dies liegt zum einen an ungenügenden Auf­ stellt werden, daß Kalke mit vielen Radiolarien schlußverhältnissen, zum anderen an Schicht­ wenige oder keine Calpionellen enthalten, und lücken im Bereich der Lavanter Schwelle, wo umgekehrt. Durchgehende Profile vorausge­ Profile vorliegen, in denen unmittelbar auf dem setzt, lassen sich keine Hinweise auf einen Biancone die Amlacher Wiesen Schichten ru­ möglichen Hiatus feststellen. Zusätzlich zu dem hen. gehäufteren Auftreten von Radiolarien sind erstmals Nannoconi zu finden. Diese sollten Die Mikrofauna des Biancone setzt sich vorwie­ aufgrund ihrer stratigraphischen Reichweite gend aus Calpionellen, Calcisphären und Apty- (vgl. DERES & ACHERITEGUY 1980) bereits chen zusammen. Vereinzelt treten auch Scha­ seit dem Obertithon auftreten, ließen sich aber lenbruchstücke mit einer typischen Palisaden­ in den entsprechenden Schliffen nicht nachwei­ struktur auf, die vermutlich auf Bivalven zurück­ sen. Möglicherweise spielen diagenetische Ef­ zuführen sind. Eine bedeutende Rolle als Kar­ fekte eine Rolle. Wir konnten Nannoconus glo- bonatlieferant spielt sicher auch das kalkige bulus und Nannoconus bermudezi bestimmen, Nannoplankton, wie REM-Aufnahmen von mit welche Valangin/Barreme-Alter anzeigen. Der Titriplex angeätzten Proben zeigen. Die Cocco- Gesamtumfang des Biancone ist damit Oberti­ lithen sind allerdings diagenetisch so stark ver­ thon bis Valangin/Barreme. MARIOTTI (1972 b: ändert, daß sie sich nicht mehr bestimmen las­ 126) hat die über der massigen Basis folgen­ sen. Im Hangenden treten erste Nannoconi den dünnschichtigen Biancone-Kalke im auf.

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Stadtwegprofil mit den diese überlagernden reme. Die Kreidefleckenmergel würden damit Kreidefleckenmergeln zu den »Calcaires a Ra- einen stratigraphischen Bereich von ?Valangin, diolaries et a Nannoconus« zusammengefaßt, Hauterive, Barreme und ? (Unter-)Apt umfas­ was, auf den Fauneninhalt bezogen, sicher be­ sen. Unterapt ist eher unwahrscheinlich und rechtigt ist, beim Kartieren aber Probleme auf­ wird hier mit Fragezeichen versehen, da es wirft, da beispielsweise der Biancone im Süden aufgrund der Aufschlußverhältnisse durchaus der Lienzer Dolomiten eher dünnschichtig ist zur Abtrennung von Kreidefleckenmergeln und und lithologisch der Hangendserie des Bianco­ Amlacher Wiesen Schichten in je nach Autor ne in der Amlacher Wiesen - Mulde entspricht. unterschiedlichem lithostratigraphischen Ni­ veau kommen kann. Aufgrund mangelnder Mi- krofaunenelemente läßt sich keine sichere zeit­ 3.6 Kreidefleckenmergel liche Grenze zwischen der dünnbankigen Bian- (Valangin, Hauterive-Apt) cone-Fazies und den Kreidefleckenmergeln ziehen. Ein deutlicher Umschwung in der Mi- Der Biancone wird im Bereich der »Normalab­ krofaunenvergesellschaftung tritt erst im Han­ folge« von den Kreidefleckenmergeln überla­ genden der Kreidefleckenmergel, in der gert. Im Stadtwegprofil erfolgt der Übergang Schlammturbiditserie der Amlacher Wiesen von Biancone in Kreidefleckenmergel ziemlich Schichten auf. abrupt, indem auf die cremefarbenen Kalke des Biancone eine Wechselfolge dunkelgrauer bis grüner mergeliger Kalke mit Bankmächtigkeiten 3.7 Amlacher Wiesen Schichten zwischen 10 und 30 cm folgt. Sie enthalten (Apt/Alb) charakteristische Wühlspuren, die sich oftmals als mehr oder weniger schichtparallelen »Strei­ fen« zeigen. Die Kreidefleckenmergel können Historisches, Nomenklatur damit den liassischen Fleckenmergeln sehr »... graue, dünnplattige, glimmereiche Sandkal­ ähnlich werden, lassen sich aber durch die ke«, u.a. von der Wallfahrtskirche bei Lavant, eher grünlichen Farben von diesen unterschei­ stellte GEYER (1903: 177) noch zu den Kösse- den. ner Schichten. CORNELIUS & FURLANI-COR- Im Dünnschliff sind in den Kalken detrigener NELIUS (1943: 5) sind die ersten, die den fly- Quarz und Glimmer zu finden, sie unterschei­ schartigen Charakter dieser Serie betonen und den sich hierin von der Hangendserie des Bian­ sie ins Hangende des Aptychenkalkes, d.h. in cone. Zum Hangenden hin schalten sich dun­ die Unterkreide stellen. CORNELIUS-FURLANI kelgraue, tonige Mergelbänder ein, bei denen (1953: 288) betont abermals den »aus­ es sich um distale Anteile von Turbiditen han­ gesprochen flyschartigen Charakter« der das delt und die bereits die Basis der Amlacher Gelände der Amlacher und Mitterwiesen Wiesen-Schichten markieren (FAUPL 1977). bildenden Gesteine und stellt sie ins Neokom. Die Mächtigkeit der Kreidefleckenmergel be­ SCHLAGER (1963: 71) benannte die Schich­ trägt im Bereich des Stadtwegs ca. 7 m. tenfolge als »Serie der Amlacher Wiesen«. Van BEMMELEN & MEULENKAMP (1965: 232) be­ schreiben erstmals sedimentologische Phäno­ Der Altersumfang der Kreidefleckenmergel mene wie Geopetalschichtung, Kreuzschich­ tung, Schrägschichtung, Erosionsflächen und MARIOTTI (1972 b: 126) weist in den Kreide­ Loadcasts und erwähnen das Auftreten von fleckenmergeln Nannoconus, Radiolarien und Pflanzenhäcksel auf Schichtflächen. Sie be­ kleine Globigerinen nach und stellt diese Mikro- nennen die Serie als »Amlacher Wiese Folge«. faunen-Vergesellschaftung in den Zeitabschnitt MARIOTTI (1972 b: 32) stellt wiederum den Neokom bis Apt. Die Basis der überlagernden Flyschcharakter der Serie fest und benennt sie Amlacher Wiesen Schichten datiert MARIOTTI als »flysch de Lavant« mit der Begründung, (1972 b) als ältestens Unteralb. daß dieser Name präziser als »Amlacher Wie­ se Folge« sei. Der Begriff Lavanter Flysch wur­ Neben kalzifizierten Radiolarien konnten wir in de dann in der Folge von FAUPL (1977), den Kreidefleckenmergeln Nannoconus bermu- TOLLMANN (1977: 623) sowie POBER & dezi, Nannoconus colomi und Nannoconus sp. FAUPL (1988) übernommen. Trotzdem hat die nachweisen. Diese allerdings schlecht erhalten Bezeichnung »Serie der Amlacher Wiesen« Formen belegen den Bereich Valangin bis Bar- Priorität und wird in dieser Arbeit als »Amlacher

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Wiesen Schichten« benutzt. FAUPL (1977) dementsprechend jünger. Die Aufschlüsse am gliedert die Amlacher Wiesen Schichten am La- Lavanter Kreuzweg zeigen aber, wie das auch vanter Kreuzweg in eine ca. 20 m mächtige Ba­ FAUPL (1977) beobachtet, deutlich die sedi­ sisfolge, die er genetisch als Schlammturbidite mentäre Entwicklung der Serie aus den unter­ interpretiert, und eine hangende, ca. 350 m lagernden Kreidefleckenmergeln. mächtige siliziklastische Turbiditserie. Der Altersumfang der Amlacher Wiesen Lithologie Schichten

Die Grenze zu den unterlagernden Kreideflek- Die genaue stratigraphische Einstufung der kenmergeln wird mit dem Auftreten der ersten Amlacher Wiesen Schichten bereitete lange Turbidite in Form schwarzer tonig-siltiger Mer­ Zeit Schwierigkeiten. Am Stadtweg findet als gellagen gezogen. Die Schlammturbidit-Serie erster OBERHAUSER (1960: A120) eine kleine zeigt an der Basis noch häufig Lagen des pela- Mikrofauna mit Ticinella cf. roberti und Globi- gischen Hintergrundes, die in ihrer Lithofazies gerina sp., womit »höheres Albien ... als Alter den unterlagernden Kreidefleckenmergeln ent­ wahrscheinlich gemacht werden« kann. MA­ sprechen. Bemerkenswert ist ein in diesem Ni­ RIOTTI (1972 a) weist in Dünnschliffen vom veau auftretender, maximal 2 m mächtiger roter Stadtweg Hedbergella planispira, Hedbergella Mergelhorizont, der in der Amlacher Wiesen- sp. äff. infracretacea, Hedbergella almadensis, Mulde in der zweiten Kehre des Lavanter Hedbergella delrioensis, Ticinella roberti, Tici­ Kreuzweges und beim Schotterwerk Dietrich nella praeticinensis, Rotalipora ticinensis, Glo- (SE' Anger-Leiten) aufgeschlossen ist. In glei­ bigerinelloides caseyi und Dorothia oxycona cher lithostratigraphischer Position ist in auch nach und belegt damit (I.e.: 126) Alb. Am La­ der S' Schuppenzone der Lienzer Dolomiten vanter Kreuzweg datiert er (I.e.: 126) die ein tiefroter Kalkmergel-Horizont, der von grü­ Schlammturbiditserie mit Dorothia sp. und Hed­ nen Flecken durchzogen wird, zu finden bergella infracretacea als Apt bis Unter/Mittel­ (GRÜN 1990, BLAU et al. 1991). Schließlich alb. dominiert die allochthone Sedimentation in Form dickbankiger grauer, pelitischer Kalke, die Der pelagische Hintergrund der Schlammturbi­ braun anwittern und stark geschiefert sind. Am dite am Stadtweg lieferte uns zwei Nannoco- Stadtweg sind diese ca. 13 m mächtig. nus-Vergesellschaftungen mit (1) Nannoconus bermudezi und Nannoconus boneti und (2) Die hangende siliziklastische Einheit zeigt die Nannoconus cf. camiolensis, Nannoconus cf. bereits von van BEMMELEN & MEULENKAMP truitti und Nannoconus cf. boletus (vgl. Abb. 5). (1965: 232) beschriebenen Sedimentstruktu­ Die erste Assoziation belegt Valangin bis Bar- ren. Anhand von Fließmarken ermittelte FAUPL reme, während die zweite Assoziation Oberapt (1977) eine Schüttungsrichtung von E nach W anzeigt (Reichweiten nach DERES & ACHERI- (284°). TEGUY 1980).

Es handelt sich um eine charakteristische Aus dem roten Kalkmergelhorizont des Lavan­ Flysch - Abfolge mit einer alternierenden Folge ter Kreuzweges stammt eine unbestimmbare stark karbonatischer siliziklastischer »Sand­ Calpionelle. Diese ist als umgelagert anzuse­ kalkbänke« und dunkler tonig-siltiger Mergel. hen. BLAU und GRÜN (1992) wiesen im Süden FAUPL (1977) fand im Schwermineralspektrum der Lienzer Dolomiten aus diesem stratigraphi- Chromspinell, Zirkon, Granat und Hornblenden. schen Niveau eine reiche umgelagerte Calpio- Nach den geochemischen Untersuchungen von nellenfauna nach. Assoziiert ist die Calpionel- POBER & FAUPL (1988: 662) können die lenfauna mit den planktonischen Foraminiferen Chromspinelle der Amlacher Wiesen Schichten Hedbergella gorbachikae, Ticinella bejaouaen- aus einer Lherzolith-Subprovinz der »Zentral- sis und den Benthosformen Tritaxia sp. und Dinarischen Ultramafischen Zone«, die Teil der Vemeullina sp. (GRÜN 1990). Hedbergella gor­ Vardar-Zone ist, stammen. bachikae und Ticinella bejaouaensis treten nach der von SLITER (1989) vorgelegten Zo- MARIOTTI (1972: 126) interpretiert den oben nierung im Oberapt/Unteralb gemeinsam auf beschriebenen roten Kalkmergel-Horizont in und datieren damit diesen Zeitabschnitt. Verkennung der Lagerungsverhältnisse als über der siliziklastischen Sequenz lagernd und Zusammenfassend läßt sich feststellen: Die

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Schlammturbiditserie reicht vom Barreme bis in Die graugrünen Knollen geben sich bei der Un­ das Oberapt/Unteralb, eine exakte zeitliche tersuchung im Dünnschliff als »Mikroriffe« zu Trennung von den Kreidefleckenmergeln ist erkennen. Sie bestehen nahezu vollständig aus derzeit nicht durchzuführen. Die siliziklastische im Querschnitt unregelmäßig runden bis kreis­ Serie ist in das Alb einzustufen. förmigen, im Längsschnitt als Röhren kennt­ lichen Organismenresten. Die Durchmesser der Röhren liegen bei ca. 300 bis 500 Mikron, die 3.8 Die Schwellenentwicklung Wände sind aus Quarzkörnern agglutiniert. Ne­ (Lias-prä-Flysch) ben Röhren mit einschichtigen Wänden finden sich auch zweischichtig aufgebaute, wobei bei­ Die zuvor dargestellte Schichtenfolge von Rot­ de Schichten agglutiniert sind. Bei den ein­ kalk (Pliensbach) bis zu den Kreidefleckenmer­ schichtigen Formen handelt es sich vermutlich geln tritt in dieser Form nur im Beckenbereich um Foraminiferen. Diese Organismen sind von auf und stellt damit die »/Vorma/«abfolge dar. im Durchlicht grün erscheinenden kolloidalen Die Schwellenregion (Lavanter Schwelle) Strukturen überzogen bzw. alternieren mit sol­ macht sich bis in die Unterkreide hinein be­ chen Strukturen; dies deutet auf gleichzeitige merkbar. Insgesamt gesehen weist nahezu je­ Entstehung hin. Diese Schlußfolgerung wird des Profil im Schwellenbereich Besonderheiten durch sehr kleine, den Ammodisciden zuzu­ auf, auf die hier näher eingegangen werden rechnende Foraminiferen gestützt, die den kol­ soll. loidalen Strukturen aufwachsen und in großer Individuendichte auftreten. Sie sind mit den von WENDT (1969: Taf. 25; 1974: Fig. 2- 5) oder Hartgründe JANIN (1987: Taf. 15, Fig. 4) abgebildeten zu vergleichen. An einigen Lokalitäten im Schwellenbereich fin­ den sich mehr oder weniger deutlich ausgebil­ Die Kalkkomponenten führen reichlich Bositra- det Hartgründe. Sie werden nachstehend vor­ Filamente, auch in einigen nicht sehr tiefrei­ gestellt. Problematisch in diesem Zusammen­ chenden Spalten des Basements konnten sol­ hang ist, ob es sich bei der Hartgrund»bildung« che gefunden werden. Neben den Kalkkompo­ um ein Ereignis, also einen korrelierbaren nenten finden sich in der Matrix des Hartgrun­ Hartgrund, der durch z.B. Erosion auf unter­ des häufig Lenticulinen, Crinoidenfragmente schiedlichen stratigraphischen Niveaus liegt, und vereinzelte Belemnitenrostren. Sowohl die oder ob es sich um verschiedene Hartgrund - Kalkkomponenten als auch die Biogene sind »ereignisse« handelt, die nicht miteinander kor­ randlich stark zerbohrt. Lagenweise tritt reliert werden können. detrigener Quarz auf. Solche Lagen finden sich auch in den Mikroriffen, sie kennzeichnen ver­ Ostflanke des Auerlingbaches (S' Lavant) mutlich Wachstumsstillstände. Der Hartgrund Das Dach der zum Komplex der Lavanter Brec- wird von sehr dünnplattigen, roten bis rotviolet­ cie gehörenden Rot- und Buntkalke bildet hier ten Mergelkalken, die lateral auch grau werden ein ausgeprägter Hartgrund (vgl. Exkursion A,, können, überdeckt. Darüber folgen harte, Exkursionspunkt "Ostflanke des Auerlingba­ splittrige, graugrüne Fleckenkalke. Dieses Pa­ ches südlich Lavant'). Das Basement des Hart­ ket gleicht das Relief aus und schwankt des­ grundes zeigt sich im Aufschluß als eine mor­ halb in der Mächtigkeit zwischen ca. 20 und 50 phologische Rinne, die im Gelände ca. 15 m cm. Es wird von dem siliziklastischen Abschnitt weit zu verfolgen ist. Auf der Oberfläche der der Amlacher Wiesen - Schichten überdeckt. Rinne finden sich graugrüne Knollen von bis zu 10 cm im Durchmesser. Das Sediment ist im Der Altersumfang des Hartgrundes läßt sich Bereich um die Knollen tiefdunkelrot bis nicht exakt angeben. Da die Kalke des Base­ schwarz verfärbt, so als seien die Knollen ments noch keine Bositra - Filamente enthal­ »ausgeblutet«. Daneben finden sich auch knol­ ten, ist er sicher älter als Toarc. Die Kalkkom­ lige bis unregelmäßig geformte Komponenten ponenten mit Bositra innerhalb des Hartgrun­ von hellen bis roten Kalken mit maximalen des lassen auf Toarc- bis Dogger-Alter schlie­ Durchmessern bis zu 10 cm. Knollen und Kom­ ßen, wobei Dogger allerdings fraglich ist. Auch ponenten liegen in einer dunkelroten, mergeli­ ist die Herkunft dieser Komponenten nicht klar. gen Matrix. Für ihre Entstehung bieten sich mehrere Deu­ tungsmöglichkeiten an:

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(1) Es handelt sich um Aufarbeitungsprodukte ei­ halt an detrigenem Quarz. Sicher kretazisch ist nes vor dem Hartgrund bereits lithifizierten Un­ der Flysch der Amlacher Wiesen - Schichten, tergrundes. der die Schichtenfolge abschließt. (2) Die Kalke mit Bositra wurden während der Hartgrund-Zeit abgelagert, lithifiziert und wieder Forstweg von der Straße Kreithof/Dolomiten- erodiert. Für diesen Punkt könnten, allerdings hütte in Richtung Lavanter Altalpl (S' Kreithof): fragliche, Bohrgänge sprechen, die mit Bositra- nenten. Gegen zumindest einen Transport durch Strömung spricht allerdings die Größe ? Hartgründe am Top des Biancone der Komponenten. Den Rotkalk überlagernd findet sich an der (4) Kombinationen der Punkte eins bis drei. Westflanke des Himperlahner Baches das im Wir möchten uns nicht auf eine der Möglichkei­ Kapitel Biancone beschriebene kondensierte ten festlegen, halten aber in Kenntnis des Hart­ Profil (Abb. 2). Ein weiteres Profil mit normaler grundes von Tata (Transdanubisches Gebirge, Entwicklung, allerdings ohne Ausbildung der Ungarn) die Deutung eins für am wahrschein­ Kreidefleckenmergel, findet sich in der Galit- lichsten. Der Hartgrund von Tata (vgl. FÜLÖP zenklamm, dort wo die Arlingriese in den Galit- 1976) liegt ebenfalls auf einem sehr ausge­ zenbach einmündet. Beiden Profilen gemein­ prägten Relief. Die den Hartgrund überlagern­ sam ist, daß das Dach der obersten Biancone- den rotvioletten und grauen Mergelkalke liefer­ Bank verkieselt ist und Strukturen aufweist, die ten keinerlei stratigraphisch verwertbare Fau­ möglicherweise als Bohrungen zu interpretieren nen. Sie könnten einerseits bereits die Basis sind. Auch hier läge dann ein Hartgrund vor. der Amlacher Wiesen - Schichten bilden, ande­ Gestützt wird diese Annahme durch das Fehlen rerseits aber auch noch in den Lias gehören. der Kreidefleckenmergel in beiden Profilen. Für letztere Annahme spricht der geringe Ge­

500 m

Q5) RÖTEN­ SCHWANDT BACH "HÜTTE

Abb. 6: Exkursionsrouten in der Amlacher Wiesen-Mulde

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Omission/Kondensation Grenze zu den Amlacher Wiesen - Schichten gelblich bis grau wird, tritt Bositra auf; sie ist al­ In einigen Profilen findet sich, die Rotkalke so bereits in das Toarc zu stellen. Es fehlen in überlagernd, noch geringmächtig entwickelter diesem Profil Oberrhätkalk, Biancone und Krei­ Biancone. Eines dieser Profile wurde bereits defleckenmergel. Der Farbwechsel von rot vorgestellt, ein weiteres findet sich zwischen nach gelblich grau findet sich auch in anderen Auerlingbach (Dorfbach) und dem Forstweg Profilen, in denen der Rotkalk von den Amla­ vom Lavanter Kirchbichl zum Lavanter Altalpl. cher Wiesen - Schichten überlagert wird. Wahr­ In einer (tektonischen) Mulde lagern hier auf scheinlich handelt es sich hier um sekundäre Lavanter Breccie ca. 5 - 6 m rote und weiße bis Entfärbung. cremefarbene geflammte Kalke mit Bankmäch­ tigkeiten bis zu 50 cm. Sie werden von ca. 1 m creme- ockerfarbenem Biancone überlagert. Literatur Der lithologische Unterschied zwischen Bunten Kalken und Biancone ist nicht sehr ausgeprägt, ALLEMANN, F.. CATALANO, R., FARES, F. & REMANE, die Biancone-Kalke sind allerdings feinmikriti- J.. Standard calpionellid zonation (Upper Tithonian- scher und lassen sich dadurch von den Bunten Valanginian) of the Western Mediterranean Province.-Proc. II Plankt. Conf., Roma 1970, Kalken abtrennen. Sie enthalten im Top eine 1337-1340, Rom 1971 Calpionellenfauna mit Calpionellopsis simplex und Calpionellopsis oblonga und sind damit in BEMMELEN, R.W. van & MEULENKAMP, JE.: Beiträge die Calpionellenzone D (Berrias/ Valangin) ein­ zur Geologie des Drauzugs (Kärnten, Österreich). (Dritter und letzter Teil). Die Lienzer Dolomiten und ih­ zustufen. Das Profil endet in diesem Niveau. re geodynamische Bedeutung für die Ostalpen.- Jb. Geol B.-A., 108, 213-268, Wien 1965. Ca. 100 m N' dieses Profils- in Luftlinie gemessen - ist an einer Kehre des genannten BENECKE, EW.: Ueber Trias und Jura in den Südalpen.- Forstweges Oberrhätkalk aufgeschlossen (vgl. Geogn. paläont. Beitr, 1 (1866), 1-204, München 1868. Abb. 6, Pkt. 6 und Exkursion A). Dieser wird von wenigen Metern gut gebankter grauer Kal­ BERNOULLI, D.: Zur Kenntnis der Geologie des Monte ke überlagert, der Kontakt ist allerdings nicht Generoso (Lombardische Alpen). Ein Beitrag zur aufgeschlossen. Diese grauen Kalke gleichen Kenntnis der südalpinen Sedimente- Beitr. Geol. Kt lithologisch bestimmten Partien der Liasflek- Schweiz, N.F. 118. 134 S., Bern 1964. kenmergel und müssen als solche angespro­ BINGEL, P. & BOCKEL. K: Geologische Kartierung de- chen werden. Sie werden sedimentär von eini­ sEggenkofel-Gamsbach-Gebietes in den westlichen gen m Rotkalk mit Ammoniten des Pliensbach Lienzer Dolomiten- Dipl.-Kart.. 83 S., Gießen 1990. (Fuciniceras sp.) überlagert, die Mikrobiofazies BLAU, J.. Stratigraphische Untersuchungen im Lias der mit Bositra fehlt. Der Top des Rotkalks ist gelb­ nordwestlichen Lienzer Dolomiten (Osttirol/ Östereich) grau. Darauf folgen die Amlacher Wiesen- unter besonderer Berücksichtigung von zwei neu ge­ Schichten. Es fehlen Lavanter Breccie, Bunte fundenen Ammonitenfaunen- Dipl.- Arb., 1-135. Gie­ Kalke, der post-Pliensbach-Anteil des Rotkalks, ßen 1983. der Biancone und die Kreidefleckenmergel. BLAU, J.: Geologische Kartierung in den Lienzer Dolomi­ Hinweise auf einen Hartgrund finden sich nicht. ten (Osttirol/Östereich) - Die Amlacher Wiesen Mulde zwischen Rötenbach und Franz-Lerch-Weg- Als letztes soll das Profil ca. 300 m N' des Dipl.-Kart, 87 S., Gießen 1983. Punktes 1350 (NE' Roßboden) vorgestellt wer­ BLAU, J.: Stratigraphische Untersuchungen in den nord­ den (Abb. 3). Profilbasis bilden Kössener westlichen Lienzer Dolomiten- 73. Jahrestagung der Schichten. Sie werden von 3 m Lavanter Brec­ Geologischen Vereinigung in Berchtesgaden, Kurzfas­ cie mit Turrispirillina sp. und Trocholina piriniae sungen der Vorträge und Poster, 1 S., Berchtesgaden überlagert. Es folgen ca. 1,5 m graue bis grau­ 1983. violette und rötliche, knollig verwitternde Kalke BLAU, J.: Eine autochthone Foraminiferenvergesellschaf- mit Trocholina umbo, Involutina gr. liassica und tung liassischer Kleinhöhlen aus den Lienzer Dolomi­ Lagena sp.1., eine Foraminiferenvergesell- ten- Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, 16, 138-140, schaftung, die charakteristisch für die Bunten Innsbruck 1989. Kalke ist. Darüber lagern ca. 9 - 10 m Rotkalk, BLAU, J.: Stratigraphie und Paläontologie der Trias-, Ju­ der an der Basis rote Hornsteinknollen und -la­ ra- und Kreide-Schichten in den nördlichen Lienzer gen führt. Nach etwa 6 Profilmetern im Rotkalk Dolomiten (Österreich).- Diss. Univ. Gießen, 138 S. + fanden wir Protogrammoceras sp. (Pliensbach). Anhang, Gießen 1990. In der obersten Bank des Rotkalks, die an der

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 65 BLAU & GRÜN

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 66 PATZELT & POSCHER

Sedimente des Schwemmfächers auf, die die Neue Ergebnisse zur fulviatilen Sedimente der Vorflut nach Norden Richtung Talmitte abdrängen (Abb. 2, siehe Quartärgeologie Osttirols: Bohrungen B4, B5). Die ab diesem Niveau auf­ Fazies und Sedimentations­ tretenden feinklastischen Sedimente werden in geschichte des Frauenbach- Entsprechung ihrer faziellen Position als Still­ Schwemmfächers bei Lavant wasserablagerungen im Kehrwasserbereich des progradierenden Schwemmfächers interpretiert. 14C - Datierungen aus diesem Bereich in den Bohrungen B4 und B6 (VRI- 1248,- 1249,- Von 1252) geben aufgrund ihrer geringen Alters­ Gernot PATZELT & Gerhard POSCHER differenz einen Hinweis auf die relativ hohen Sedimentationsraten für den Zeitabschritt von Mit 3 Abb. 11.040 ± 100 BP bis 10680 ±100 BP. Die post­ glaziale Entwicklung setzt mit einer Fazies- rerkurrenz der Vorflut ein. Die maximale Aus­ 1. Allgemeines breitung des Schwemmfächers erfolgt im Niveau von ca. 628 m SH im Zeitraum zwischen Der Schwämmfächer des Frauenbachs liegt 9420 ± 80 BP (VRI- 1250) und 6850 ± 70 BP rechtsufrig der Drau und wurde von Südwesten (VRI- 1253). Die relativ geringe Sediment­ in das Drautal geschüttet. Das Einzugsgebiet akkumulation im Zeitraum zwischen 6850 BP ± liegt in den Lienzer Dolomiten, die Ausdehnung 2 70 BP und 4620 ± 60 BP (VRI- 1254) entspricht des Schwemmfächers beträgt ca. 0.75 km . einer im Nordalpenraum mehrfach nachge­ 1977/78 wurde im distalen Bereich des wiesenen Erosionsphase innerhalb dieses Zeit­ Schwämmfächers eine dem damaligen Stand abschnitts. Das weitestgehende Fehlen fein- der Technik entsprechende Mülldeponie im klastischer Sedimente im postglazialen Ver­ Schotterabbaugelände der Fa. Schmidl ange­ zahnungsbereich zwischen Vorflut und legt, die zwischenzeitlich' einer Sanierung be­ Schwemmfächer hangend von 620 m SH, ist durfte. Grundlage für die Sanierung und für ein auf die Progradation des Schwemmfächers be­ Erweiterungsprojekt bildete ein geologisch- dingte Verlagerung des Kehrwasserbereiches hydrogeologisches Afschließungs- und Unter­ zurückzuführen, der östlich des Untersuchungs­ suchungsprogramm, welches 1989 im Auftrag gebietes vermutet wird. des "Abfallwirtschaftsverbandes Osttirol" in An­ griff genommen wurde. Aus älteren hydro- geologischen Untersuchungen standen bereits eine Reihe von Grundwassermeßstellen zur 3. Diskussion Verfügung, wobei die Bohrprofile dieser Bohrungen aufgrund fehlender sedimento- Die Bedeutung der vorgestellten Ergebnisse logischer und sedimentpetrographischer Diffe­ liegt in der dichten geochronologischen Doku­ renzierungen für fazielle Überlegungen nicht mentation des klimagesteuerten Sedimenta­ weiter verwertet werden konnten. tionsgeschehens im ausgehenden Spätglazial und Holozän und in der Korrelation mit Referenzuntersuchungen aus dem Tiroler Inntal 2. Sedimentologische und (PATZELT, 1994) bzw. dem Zentralalpenraum. geochronologische Ergebnisse Die hohen Sedimentationsraten von i. M. 1,6 cm/a im Zeitabschnitt von 11.040 ± 100 BP bis Auf Basis der Kernbohrungen B1 bis B6 und 10.680 ± 100 BP können mit dem Klimarückfall mittels seismischer und geoelektrischer Mes­ in der jüngeren Dyras bzw. den Egesen-Vor- sungen wurde ein Faziesmodell erstellt. Die stößen der Gletscher korreliert werden. Der vor­ Profilschnitte 1 und 2 (section 1, 2 in Abb. 1, 2) genannte Zeitabschnitt liegt innerhalb der Band­ zeigen die erbohrte Lockersedimentabfolge, die breite der Absolutalter von Egesen-Moränen in durch zwei feinklastische Leithorizonte charak­ Graubünden, die jüngst durch Oberflächen­ terisiert ist. Im Talquerprofil (section 1) als auch altersbestimmungen mit den kosmogenen 10 26 im Tallängsprofil (section 2) wird das Liegende Radionukliden Be und AI erstmalig datiert von fulviatilen zentralalpin dominierten Kiesen werden konnten (IVY-OCHS et al., 1995). Der der Drau gebildet. Ab dem Niveau von ca. Klimaeinbruch führte somit nachweislich auch 590 m SH treten proximal erstmalig kalkalpine zu einer erhöhten Sedimentakkumulation in den

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 67 PATZELT & POSCHER

LEGEND:

• BOREHOLE (B1 -B6) • HEADWATER REGION f SURFACE WATER, HEADWATER CREEK

302 CONDUCTIVITY ( \iSlcm) — — SUBSOIL WATER - LEVEL CONTOUR SITUATION OF GEOLOGICAL-SECTIONS 1,2

Abb. 1 Topographische und hydrogeologische Situation des Schwemmfächers des Frauen­ bachs mit den Bohrpunkten und der Lage der geologischen Schnitte ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 68 SECTION 1 BOREHOLE BOREHOLE BOREHOLE ,B4 ,B2 B5 LEGEND IFROJECTIH FLUVIAL SEDIMENTS (GRAVEL BEDS OF RIVER DRAU) -462O±60 (VRI-1254) - 6850*70 (VRI-1253) ^\ FLUVIAL SEDIMENTS (PREDOMINANTLY SANDY)

FAN SEDIMENTS

QUIESCENT-AREA FACIES (S1. S2) /BOREHOLES

QUIESCENT-AREA FACIES (St S2) /GEOPHYSICS

_Z_ GROUNDWATER-LEVEL (27-06-90)

10m

11W0±K» BP (VRI-1248) L 20m (m MSL)

SECTION 2 BOREHOLE BOREHOLE BOREHOLE BOREHOLE ,B6 ,B4 ,B1 rB3

S1

S2

IflffTlfi fm MCI1

Lageübersicht LOCKERSEDIMENTE IM GEBIET DES KAPRUNER MOOSES / SALZACHTAL

BL MÖ3 75766

BL MÖ2

AH H - 5450 ±110 BP (VRI-1246) . 7070 *80 BP (VRI-1245) ff _ 8800 «80 BP (VRI-1244) Ig • 2 m ä; N m T55 -, gl iE

NC ISO Sä II •3 "OB Kiese (t* sandgl der Vorflul «uviaH. detlaschl cog Sande o» lakuslrine Sedmrle, SlllwassersedranlE n lokale Sedmerte (Mu-sdu» phytlirracn Torfhoro 740 1—-1 T_* C Oatenjig an Torfprote fi TV. C Oafenni an Hagn»

PATZELT & POSCHER

inneralpinen Talbereichen. Literatur

Im Vergleich mit dem nächstliegenden nord­ IVY-OCHS, S., SCHLÜCHTER, Chr., KUBIK. P & alpinen Referenzbeispiel aus dem Gebiet des BEER, J. (1995): Das Alter der Egesen-Moräne am Kapruner Mooses / Mayereinöden im Salzachtal Julierpall.- Geowissenschaften, 13(8-9), 313 - 315. (POSCHER, 1994) werden Übereinstimmungen PATZELT, G. (1994): Hoiocene deveiopment of alluvial deutlich (Abb. 3). Es bestehen chronologisch fans and thefloor of the Inn Valley- Mountain korrelate Trends hinsichtlich der Progradation Research and Development, 14(4), 283 - 284. der lokalen Schwemmfächersedimentation im POSCHER, G. (1994): Bericht 1993 über geologische frühen Postglazial, in der Maximalausbreitungen Aufnahmen im Quartär auf Blatt 123 Zell am See.- der Schwemmfächer vor bzw. um 6800 Jahren Jb. Geol. B.-A., 137/3, 503 - 504, Wien vor heute und in einer Erosionsphase bzw. in einer Phase fehlender bis geringer Akkumulati­ POSCHER, G. & PATZELT, G. (1995): The alluvial fan of the Frauenbach near Lavant - Late Glacial and on bis etwa vor ca. 4500 Jahren vor heute. Hoiocene deveiopment of an alluvial fan and the Valley floor of the Drautal- In: SCHIRMER (ed.): Quartemary Am Beispiel aus dem Salzachtal kann zusätz­ field trips in Central Europe - Eastern Alps Traverse, lich eine weitere Erosions- und Akkumulations­ INQUAXIV International Congress Berlin, 400- 401, phase abgeleitet werden. Die Erosionsphase ist Pfeil Verlag, München. nach den bisherigen Daten auf den Zeitraum zwischen 4370 ± 60 BP (VRI-1241) und 1220 ± 50BP (VRI- 1242) bzw. 1330 ± 50 BP (VRI- 1243) einzugrenzen. Die Akkumulationsphase setzt nach den beiden jüngsten vorgenannten Altersdaten - umgerechnet auf kalibrierte 14C-Alter - im Frühmittelalter zwischen 650 bis 880 n. Chr. ein.

Dank

Unser Dank gilt dem "Abfallwirtschaftsverband Osttirol", der Bohrkerne aus dem Bereich des Frauenbach- Schwemmfächers für ergänzende wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfü­ gung stellte, sowie Herrn Dr. Werner FÜRLINGER/ Salzburg, der uns mehrfach auf wissenschaftlich interessante Bohrkerne aus dem Pinzgau aufmerksam machte und damit die weitere Bearbeitung des Bohrkernmaterials initiierte.

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 74 TENTSCHERT

Westabschnitt der Gailtaler Alpen (Gailtalkristallin und Draukraftwerk - Strassen-Amlach: Lienzer Dolomiten) Thurntaler Quarzphyllit Geologische Erkenntnisse Kristallin der Deferegger-, Schober- und Kreuzeck­ gruppe Karnische Alpen Von Ewald TENTSCHERT Drei große, überregionale Störungszonen be­ Mit 2 Abb. und 2 Tab. grenzen den Westabschnitt der Gailtaler Alpen: • Draustörung 1. Allgemeine geologische • Iselstörung Situation: • Pustertal - Gailtal - Linie. Im engeren Projektsbereich werden nur Gestei- Das Osttiroler Pustertal berührt mehrere geolo- ne des Gailtalkristallins und der Lienzer Dolomi- gische Einheiten: ten angetroffen.

t a l U n r Kris

Glimmerschiefer u. Gneise

\jSSsi Permoskyth : Sandsteine u. Mergel £iZZZ72.L Trias: Kalke u. Dolomite (+ Tonschiefer u. Mergel) ^Jv4i Jura u. Kreide: Kalke u. Mergel der Amiacher Mulde

Hauptstörungslinien, Bruchlinien

i"^*J Überschiebung von Teileinheiten

Talschotter u. Schuttkegel

Abb.1 geotektonische Übersicht nach BRANDNER 1980 (Tirol - Atlas)

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 75 TENTSCHERT

Die südlichen Drautalflanke im Projektsbereich tes) von der Südrandstörung begrenzt. So wie im Abschnitt zwischen Strassen und Lienz (Am- beispielsweise die Auenbach-Störung setzen lach) umfaßt im wesentlichen 3 Zonen: sich auch die Dehnungsbrüche bis in das Gailtalkristallin fort. Das "Gailtaler Kristallin" umfaßt vorwiegend feinblättrige, muskowitreiche Glimmerschiefer, Im Bereich südlich von Abfaltersbach erkennt untergeordnet auch Gneise und Amphibolite. man eine strikte tektonische Gliederung in Seg­ mente und Blöcke, die allseits von Störungszo­ In den Lienzer Dolomiten dominiert der Haupt­ nen begrenzt werden und die unter dem Begriff dolomit, der die meisten Gipfel des Projektsbe­ "Abfaltersbacher Schuppenzone" zusammenge­ reiches aufbaut. In der Abfaltersbacher Schup­ faßt wird. (SPERLING, 1992) penzone tritt eine tektonisch stark verschuppte Abfolge von Permotrias - Sandsteinen bis zum Hauptdolomit auf. 2. Projektsbeschreibung

Im Bereich der "Amlacher Mulde", welche vom Das Kraftwerk Strassen-Amlach wurde in den Kraftabstieg durchörtert wird, kommen auch Ju­ Jahren 1985 - 1989 ist vorwiegend für die Ver­ ra-Fleckenmergel, Jurakalke und Kreidemergel sorgung Osttirols errichtet, das bis in die 80-er vor. Jahre nur einige Kleinkraftwerke aufwies und vorwiegend von außen versorgt werden mußte. Stratigraphie siehe R. BRANDNER & Genutzt wird die 370 m hohe Gefällsstufe zwi­ M. SPERLING, J. DLAU & 3. GRÜN. schen Sillian und Lienz. Die postglaziale Talbildung und -verfüllung er­ Das Drauwehr bei Tassenbach leitet das Was­ folgte örtlich unterschiedlich. Im Raum Sillian- ser bis auf eine Restwassermenge von mind. Strassen ist sie vor allem durch junge Verlan- 1 m3 in den Speicher über. Vom Speicher mit ei­ dungssedimente repräsentiert, welche durch nem Inhalt von 240.000 m3 (für den Schwellbe­ den Seiteneinstoß des großen Schwemmkegels trieb bei geringer Wasserführung) führt ein des Thurnbaches verursacht wurden. Es herr­ 22 km langer Druckstollen zum Wasserschloß schen dort Stillwassersedimente (Schluffe, To­ oberhalb von Amlach, wonach das Wasser über ne, Torf) vor, welche örtlich mit gröberen einen 500 m langen Schrägschacht den Turbi­ Schuttkegelablagerungen (vor allem durch den nen zugeführt wird. Bei einer Leistung von Tessenbergerbach und die Tiroler Gail) verzah­ 60 MW können so im Regeljahr ca. 233 Mio nen. Die Verlandungen dauerten bis in die hi­ KWh erzeugt werden. storische Zeit an.

Im Bereich des Krafthauses Amlach handelt es An geologischen Vorarbeiten wurden sich um weitgestufte Kies-Sandgemische. durchgeführt:

In der Tabelle 1 (folgende Seite) sind die Ge­ Geologische Luftbildauswertung und Kartierun­ steine des Projektsbereiches in ihrer zeitlichen gen, Probennahmen in allen auftretenden Ge­ Abfolge zusammengestellt. steinsarten für felsmechanische Versuche, um­ fangreiche Gefügemessungen und Parameter­ Gebirgsbau und Tektonik studien zur geotechnischen und hydrogeologi- schen Charakterisierung der Gebirgstypen, Siehe auch den Beitrag von Quellbeweissicherungen, Sondierbohrungen, Th. SCHMIDT. Geoelektrik und Seismik im Bereich des Kraft­ hauses und des Speichers Tassenbach sowie In den Lienzer Dolomiten ist die Schichtfolge der Vortrieb des Sondierstollens Amlach. größtenteils steil aufgerichtet und entlang WSW - ENE - streichender, flachliegender Faltenach­ sen zu einzelnen Faltenzügen verfaltet. Die per- 2.1 Wehr und Speicher Tassenbach momesozoische Abfolge der Gesteine wird im N von der Draustörung (gegen den Thurntaler Der flache Talboden zwischen Strassen und Sil­ Quarzphyllit hin), im W von der NW - SE - strei­ lian entstand durch junge Verlandungssedimen- chenden Auenbachstörung (zum Gailtal - Kri­ te eines ehemaligen Sees, den der Thurnbach - stallin) und im S (außerhalb des Projektsgebie­ Schuttkegel rückstaute. Dementsprechend wer

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 76 Ära Abteilung Stufe Serie Gesteinsinhalt Vorkommen

Alter (Mio a) (im Proj.-Bereich)

Holozän nacheiszeitl. Ablagerungen Hangschutt , Schuttkegel,Talfüllungen je nach Morphologie (Oberfl.-nah) H QUARTÄR Pleistozän eiszeitl. Ablagerungen Glaziale Sedimente (Moränen) m z TERTIÄR keiner; nur Gebirgsbildung (Erdneuzeit )

Känozoiku m H 0) obere Kreide nicht vertreten o KREIDE I unt.K.(Neocom| Aptychenschichten Mergelkalke, sandige Mergel (Flysch) Galitzenklamm, Amlacher Wiesen m

CD Malm Allgäu-Schichten mergelige rote Kalke, Knollenkalke Galitzenklamm, Amlacher Wiesen, JURA Dogger Rötenbach O <-< Llas Fleckenmergel mergelige Kalke, Kieselkalke Aßling bis Galitzenbach E •o Rhät Kössener Schichten dunkle Mergel, Kalke, Tonschiefer Schuppenz. Abfaltersb., Gailitzenb, Thal-Aßling SH obere Plattenkalk plattige bis bankige Kalke +/- Tonschf. Aßling bis Galitzenbach E Nor Hauptdolomit 3 < bankige und massige Dolomite Abfaltersbach bis Lienz O Kam Abfaltersb. Form.( -Raibler Seh.) Tonschf., Mergel, Dolomit, Sandst.,Gips Schuppenzone Abfaltersbach N rr o Wettersteinkalk u. -dolomit dickbankige Kalke Kerschbaumertal w 1— mittl. Lad in a> Fellbacher Plattenkalk plattige Kalke +/- Mergellagen Schuppenzone Abfaltersbach 5 Anis Alpiner Muschelkalk dunkle Flaserkalke, Dolomit, +/- Mergel Schupp.Zo. Abf'bach, Trist. See untere Skyth Werfener Schichten sand. Mergelschiefer, Tonschfr., +/-Gips Heisinger Wald, Tristacher See

° i PERM Ob.Perm Buntsandstein (Grödner Form.) rote Sandsteine u. Konglomerate Ü2 i £ ° KARBON Gailtaler u. Deferegger Gneise, Glimmerschiefer, tw. Amphibo- Tassenbach-Abf bach. Trist. See u.älter Kristallin, lite eingelagert o - zoik u Prote r >570 Thurntaler Phyllite Quarzphyllite, Quarzite, Gneise nördlich der Drau TENTSCHERT

den die Talböden im Bereich des Wehres und kurzen Strecke von Kössener Schichten im des Ausgleichsspeichers von schluffigen und Druckstollen verlief der Vortrieb in beinahe tonigen Sanden mit Torflagen gebildet, die im durchwegs standfestem und gut bohrbarem Bereich der linken Einbindung des Drauwehres Hauptdolomit. Trotz des äußerst starken Berg­ mit dem groberkörnigen Schuttkegel des Tes- wasserandranges, welcher den Einbau der senberger Baches und an der S-Flanke des Sohlfertigteile erschwerte (600 bis max. 850 I / Speichers mit dem Gailbach - Kegel verzahnen. sec am Portal) und einer zeitraubenden Durchörterung von drei Störungszonen und Er­ Das Stauziel auf Kote 1069.00 m ü.A. entspricht richtung eines Lüftungsschachtes in Stollenmit­ in weiten Bereichen der ursprünglichen Gelän­ te zum Ansaugen von Frischluft, wurde eine deoberfläche. Der erforderliche Stauraum wur­ durchschnittliche Vortriebsleistung von 36 m/AT de fast zur Gänze durch Eintiefung um 4,5 m erreicht und im Dezember 1986 die Baulosgren­ gewonnen. Das so gewonnene Aushubmaterial ze erreicht. (Max. Spitzenwerte 82 lfm pro Ar­ wurde zum Schütten der Dämme, für Gelände­ beitstag und 1200 lfm pro Monat). anhebungen im Baulosbereich verwendet, von Privaten für Auffüllzwecke gebraucht und der Rest (118.000 m3) auf Deponie gelegt. Baulos 3 Griesbach:

Für die Umschließung des Speichers waren Nach anfänglich planmäßigem Vortrieb in Dämme nur entlang der nördlichen Uferlinie und Hauptdolomit und Kössener Schichten wurde im beidseitig des Zulaufgerinnes mit Höhen zwi­ Druckstollen bei Vortriebs-Stat. 1.363 aus schen 2 - 3,5 m notwendig. standfestem Jurakalk am Übergang zur Abfal- tersbacher Schuppenzone eine verkarstete Stö­ Mit der unregelmäßigen Gestaltung des Spei­ rungszone angefahren, aus dem sich Wasser, cherbeckens durch ausgreifende Buchten, Schlamm und Felsmaterial murenartig ergoß Seichtwasserzonen, Tümpel und einer Insel und den Stollen samt Fräse auf 60 m Länge be­ wurde ein See geschaffen, der in weiten Berei­ grub. Es folgte ein aufwendiges Sanierungspro­ chen einen natürlichen Charakter aufweist. gramm, bei dem durch umfangreiche Bohrun­ gen das Bergwasser abgeleitet, das Gebirge er­ Die Drau wird durch die Wehranlage rund kundet und durch Injektionen von PU-Schaum 1100m zurückgestaut. Dies erforderte auf und Zement verbessert und stabilisiert werden 500 m Länge die Anhebung der Uferleitdämme konnte. Durch einen Umgehungsstollen konnte und deren Abdichtung im Untergrund durch der Fräskopf freigelegt werden. Während der Schmalwände und parallel zu den Ufern geführ­ anschließende, 240 m lange Stollenabschnitt in te Drainagegräben, die in das Unterwasser ein­ gestörten Rauwacken mit konventionellen Me­ geleitet werden. thoden im Teilausbruch und schweren Siche­ rungseinbauten ausgeführt werden mußte, konnte die Fräse generalüberholt werden. Nach 2.2 Triebwasserweg einem Zeitverlust von 10 Monaten wurde bei Vortriebs-Stat. 1.603 der Fräsvortrieb wieder Zur räumlichen Darstellung der komplexen geo­ aufgenommen . logischen Verhältnisse wurde ein dreidimensio­ nales geologisches Modell gebaut. Die aufge­ Zur Sicherung des Fertigstellungstermines wur­ tretenen Gesteinsarten sind der nachfolgenden de das Stollenfenster Auenbach eingerichtet Tabelle zu entnehmen. und sprengmäßig in gebrächem Glimmerschie­ fer vorgetrieben. Darüberhinaus wurde vom Ein­ Der Druckstollen wurde aufgrund der bereits er­ lauf ausgehend ein fallender Stollenvortrieb ein­ warteten baugeologisch unterschiedlichen Ver­ gerichtet, bei dem 857 m Druckstollen spreng­ hältnisse in zwei Baulose verschiedener Län­ mäßig aufgefahren wurden. gen unterteilt: das 13,6 km lange Baulos Am- lach und das 8,1 km lange Baulos Griesbach Kraftabstieg: und dem nachträglich angeordneten Fenster Auenbach. Die Trasse unterfährt mit einem 33° geneigten 500 m langen Schrägschacht (Jurakalke und Baulos 4 Amlach: Kreidemergel) und einer Flachstrecke mit 490 m Länge (Hauptdolomit des Rauchkofel) die Galit- Nach Durchörterung der Jurakalke und einer zenklamm und taucht mit einer 100m-Schräg-

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 78 TENTSCHERT

Verteilung der Gesteinsarten in Prognose und Auffahrung *)

Prognose Gesteinsart angetroffen lfm % lfm %

1. Baulos 3 Griesbach

Amphlbolit 300 3,7 575 7,1

Gllmmerschlefer+Schlefergnels 3370 41,7 3528 43,6

Partnach-Kalke (Fellbacher) 1554 19,2 1635 20,2

Abfaltersb. Form. ( -Ralbler Seh.) 30 0,4 208 2,6

Hauptdolomit 2060 25,5 832 10,3

Jura-Kalke 100 1,2 30 0,4

Kössener Schichten 670 8,3 1278 15,8

Summe 1. 8084 100,0 8086 100,0

1.1. Fensterstollen Griesbach

Hauptdolomit 688 100,0 683 100,0

1.2. Fensterstollen Auenbach

Abfaltersb. Form. (kalkig) 35 4,4 56 7,2

Schiefergneise 765 95,6 721 92,8

Summe 1.2. 800 100,0 777 100,0

2. Baulos 4 Amlach

Hauptdolomit 13170 97,2 13286 98,0

Kössener Schichten 378 2,8 277 2,0

Summe 2. 13548 100,0 13563 100,0

2.1. Fensterstollen BL4

Überlagerung, Voreinschnitt 30 11,5 10 4,0

Jurakalke 195 75,0 210 84,0

Kreldemergel 15 5,8 20 8,0

Kössener Kalke 20 7,7 10 4,0

Summe 2.1 260 100,0 250 100,0

Abfaltersbacher Fm. (SPERLING, 1990) wurden abrech­ nungstechnisch den Partnachkalken und den Kössener Schichten zugeordnet.

Tab. 2 Verteilung der Gesteinsarten im Druckstollen

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 79 TENTSCHERT strecke auf das Niveau der beiden Francisturbi­ getroffen. nen im Krafthaus Amlach ab. Der Druckschacht ist durchwegs gepanzert. Nach gutem Baufortschritt in standfesten Kössener Schichten, Muschelkalk und Fellba­ cher Plattenkalken wurde im Gailtaler Kristallin 2.3 Auswirkungen auf das die Leistung durch Verbrüche in der Firste so Baugeschehen stark reduziert, daß bei Vortriebs-Stat. 6920 der Fräsvortrieb eingestellt wurde und die restlichen Der Grad der Gesteinszerlegung war insbeson­ 336 m bis zum Stollendurchschlag im März dere im Baulos 4 (überwiegend Hauptdolomit) 1988 mit dem Gegenvortrieb konventionell aus­ geringer als in der Prognose, dadurch ergaben gebrochen wurden. Die Glimmerschiefer des sich auch bessere Vortriebsklassen und da­ Gailtalkristallins waren vor allem in den letzten durch eine verkürzte Bauzeit. 2 km vor Tassenbach überdurchschnittlich stark durchbewegt und aufgelockert. Diese Störungs­ Im Baulos 3 ergaben sich Verschlechterungen zonen waren als "möglich" vorausgesagt, konn­ gegenüber der Prognose vor allem dadurch, ten aber durch die verbreitete Überlagerung daß im Raum Abfaltersbach/Jochbach die in der und den starken Bewuchs nicht in der Prognose Literatur als Kössener Schichten bezeichneten verifiziert werden. Gesteinsserien (kalkige Mergel mit Tonschie­ fern) sich nach aufwendigen Untersuchungen In Abbildung 2 ist der Zusammenhang zwi­ als eine spezielle, untypische Abart der Raibler schen Zerlegungsgrad und Gebirgsgüteklassen Schichten herausstellten (vgl. Diplomarbeit am Beispiel der Verteilung im Hauptdolomit SPERLING, 1992). Dies führte dazu, daß nach (Baulos 4) dokumentiert. der erwarteten Jochbach - Störungszone noch tektonisch stark durchbewegte und zerriebene Der Zerlegungsgrad wurde quantifiziert durch gipsführende Rauhwacken auftraten, welche Summe von zugeordneten Punkten für Schich­ auch nach der Freilegung der Fräse noch tung/ bzw. Schieferung, Klüftung sowie Kluftbe­ lägen. einen weiteren konventionellen Vortrieb nötig machten. Dort wurde in vorauseilenden Son­ Eine ähnliche Abhängigkeit ist auch für die an­ dierbohrungen auch zeitweise Methangas an­ deren Gesteinsarten festzustellen. Dadurch

Zerlegungsgrad Hauptdolomit Gebirgsgüteklassen Hauptdolomit BL 4 (13286 m ) BL4 (13286m)

100 -r 93 90 - • 80 - 1 70 - II 60 - 1 50 - | 40 - || 30 - 1 20 - • 10 - ~^H 3 3 1 0,1 0,1 0.1 • BBBBB1 BBBBB1 .... 12 3 4 5 6 7 10 20 30 40 50 Zerlegungsgrad (Punkte) Frasklasse F

W««»S»MWK Abb. 2: Verteilung von Zerlegungsgrad und Fräsklassen

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 80 TENTSCHERT war es möglich, jeweils nach einem Teil des Quellen, Bergwasser: Vortriebes eine aktualisierte Vortriebsprognose für das jeweils verbleibende Trum zu erstellen Seit Sommer 1983 wurden im Projektsgebiet (mit Ausnahme der nicht prognostizierbaren 142 Quellen registriert. Insgesamt wurden Auswirkungen von weiteren Störungszonen). durch den Stollenbau 10 Quellen (vorüberge­ hend) trockengelegt, worunter 5 genutzte wa­ Für die Bereiche der im Baulos 3 noch erwarte­ ren. 9 Quellen haben ihre Schüttung nach 1990 ten Störungszonen wurde eine Methode der wieder voll aufgenommen, darunter alle 5 ge­ seismischen Vorauserkundung mit der Fa. nutzten. Interfels - Salzburg entwickelt. Die Methode wurde an der "Katastrophenstörung" Baulos 3, Zur Anschätzung der Bergwasserzutritte wurde Station 1363 geeicht und im Bereich Auenbach bereits vor Baubeginn eine Parameterstudie angewendet. Allerdings zeigten sich diese Stö­ durchgeführt, wobei für jedes Baulos verschie­ rungszonen als relativ harmlos, die grundsätzli­ dene Varianten gerechnet wurden. Die progno­ che Machbarkeit einer seismischen Vorauser­ stizierten Wassermengen und Zutrittsstellen kundung konnte aber bestätigt werden. entsprachen in etwa den Erwartungen (TENT­ SCHERT 1991).

Druckschacht (Baulos 5) An den Stollenportalen wurden folgende Was­ sermengen gemessen: Die im Druckschacht angetroffenen Gesteine entsprachen in etwa der Prognose, die besse­ • Baulos 3 (Griesbach): max. 200 l/s, bei Betonierbe­ ren geologischen Verhältnisse brachten eine ginn 30 l/s Zeitverbesserung um 1,2 Monate, die besseren • Baulos 4 (Amlach): max. 850 l/s, bei Betonierbeginn Fräsleistungen und Verkürzungen in der Um- 350 l/s bauzeit der Fräse zusammen 2,6 Monate. • Baulos 5 (Schacht): max. 1,5 l/s, bei Betonierbeginn ca. 1 l/s. Die Jura-Gesteine erwiesen sich als durchwegs Nicht nur im Bereich der Jochbach-Störung, standfest, die Kreidemergel waren durch quer- sondern auch im Bereich der Partnach-Schich- schlägige Durchörterung ausreichend gut und ten (Fellbacher Plattenkalk) zwischen Vortriebs- selbst die Rauchkofelstörung im Übergangsbe­ km 3,2 und 3,8 im BL 3 waren die Wässer auf reich zwischen Flachstrecke und Schrägschacht lange Strecken sulfathaltig (Sulfatgehalte im erwies sich als relativ harmlos und konnte mit Bereich der Jochbachstörung: bis 1600 mg/l, im Fräsklasse 4 durchörtert werden. Fellbacher PK max. 930 mg/l), sodaß hier sul­ fatbeständiger Sicherungsspritzbeton und Aus­ Im Hauptdolomit des Schrägschachtes konnten kleidungsbeton eingebracht werden mußten. 99 % in der Fräsklasse 1 aufgefahren werden. Aber auch in den Jurakalken und in den Kreide­ In größeren, aber auch in den kleineren Stö­ mergeln war eine deutliche Verbesserung ge­ rungszonen des Hauptdolomits führten die be­ genüber der Prognose zu erkennen. ständigen Wasserzutritte zu Ausschwemmun­ gen von Kluft - Füllungsmaterial, sodaß die in der Stollensohle liegenbleibenden Feinteile zu 2.4. Hydrogeologie Erschwernissen führten (STANGL, 1992).

Der Bergwasserspiegel ist seit der Füllung wei­ Grundwasser: ter gestiegen und liegt über weite Strecken über dem Innendruck. Die Wasserzutritte in den ent­ Die Grundwasserstand- und Temperaturmes­ leerten Druckstollen lagen 1992 bei 110 l/s. sungen in den Grundwassermeßstellen sowie die Lattenpegelablesungen in den Entwässe­ Die durch den Vortrieb beeinträchtigten Quellen rungsgräben und an der Drau wurden wöchent­ zeigten ab 1989/90 wieder normale Schüttun­ lich durchgeführt. Im Bereich Tassenbach steht gen. der Grundwasserspiegel 0 - 3 m unter GOK, Im Bereich KH Amlach bei ca. -30 m. Krafthaus Amlach:

Das Krafthaus wurde in seiner Längsachse par­ allel zum Bergfuß angeordnet und möglichst na-

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 81 TENTSCHERT

he an diesen herangerückt, um es auf Fels zu HEINRICHER. A.(1994): Beiträge zur Vogelwelt von Ostti­ gründen. Unmittelbar hinter dem Krafthaus ver­ rol, Tiroler Vogelwarte 10, Jhg. Nr 1/1994. 36 p. läuft parallel zur Krafthausrückwand die Drau- JACOBS, S. & TENTSCHERT, E. (1986): Gefügemessun­ störung, welche die geologische Grenze Lien- gen in gefrästen Stollen. Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud. zer Dolomiten - Altkristallin bildet. Bergseits da­ Österr., Bd. 33 (Festband E. H. Weiss), pp. 47-56. von steht der Hauptdolomit und talseits Gra­ JACOBS, S. & TENTSCHERT, E. (1987): Besondere geo­ nitgneis an, auf dem das Krafthaus gegründet logische Vortriebsbetreuung bei geologischen Beson­ wurde. Beim Rohrstollenvortrieb wurde eine derheiten. Vortrag 36. Geomechanik-Koll. Salzburg. hangauswärts einfallende Kluft angefahren. Aufgrund des bereits erfolgten Voraushubes JACOBS, S. & TENTSCHERT, E. (1994): Stollen in Berg­ und rasch durchgeführter Aufschlußbohrungen wasser: Prognose, Prophezeiung und Realität der Aus­ wirkungen. Felsbau H. 6/1994, pp 466-473. konnte ihre Fortsetzung bis zur Felsoberfläche festgestellt werden. JANZON, H., BÜCHI, E & MÄKI, K. (1987): Tunnel-Bo- ring-Machine Performance in Amlach, Austria Sved. Für die weiteren Bauarbeiten war eine Siche­ Detonic Research Foundation Report DS 1987: 7, 31 rung des potentiellen Gleitkörpers nötig. Dies pp, 15 fig., 1 tab. geschah mit 64 Stk von bis zu 32,5 m langen, MARTIN, D. (1986): Tirolean TBM scores several "firsts" ca. 1500 kN - Freispiellitzenankern, welche in Tunnel & Tunneling, May 1986, pp. 20-23. drei steigenden Reihen eingebaut sind. Um PERDACHER, B. (1989): Vegetationskundlicher Bericht den Großteil der Dauerankerköpfe zugänglich (Speicher Tassenbach, Wehrbereich Tassenbach, zu machen und den Erddruck von der Kraft­ Drau - Rückstaubereich) Manuskript, TIWAG. hausrückwand fernzuhalten, wurde ein Felsan­ schlußbauwerk erstellt. Es besteht aus sieben PIRCHER, W. (1987): Überwindung von Störzonen beim vertikalen Wandscheiben, welche zur Ausstei­ Fräsvortrieb des 22 km langen Druckstollens Strassen- Amlach. Tunnel, Sonderheft pp 73-78. fung mit Betonfertigteilträgern verbunden sind. Sie stehen bergseits der Draustörung unten am SCHIECHTL, H. M. (1990): 35 Jahre naturnahes Bauen Hauptdolomit auf und sind an diesen hingean­ beim Wasserkraftwerkebau in Tirol. Österreichische kert. Nach oben dient eine überschüttete Beton­ Wasserwirtschaft 42. Heft 11/12, pp. 295-301. decke (zum Schutz gegen herabfallende Stei­ SPERLING, M. (1990): Stratigraphie und Strukturgeologie ne) als Abschluß. der westlichen Dolomiten (Drauzug, Osttirol). Dipl. Arb. Uni Ibk., Institut für Geologie. 142 pp, 4 Karten, 14 Profile, 3 Big. (cum lit)

Literatur STANGL, G.(1992): Das Bergausschwemmungsphäno- men. Diplomarbeit, Institut für Bodenforschung und (nur bauwerksbezogene Literatur: Baugeologie BOKU, Wien. 90 pp. + 2 Big. regional- geologische Literatur eiehe DKANPNEK, K. & SPERLING, M.; STRASSERWIRT. Gasthof (1982): Speisekarte Histori­ SCHMIDT Th.; 5LAU, J. & GKÜN, 3.) sches bzw. geologisches Vorwort. 5pp., Eigenverlag E Bürgler, Strassen. BONAPACE. B. (1987): Leistungen und Grenzen des Fräsvortriebes beim Bau eines 22 km langen Druck­ TENTSCHERT, E. (1989): Geologie der Lienzer Dolomiten stollens 6th ISRM Kongreß Montreal, pp. 599-605. sowie neue Erkenntnisse durch den Bau des Drau- kraftwerkes Strassen-Amlach, Osttiroler Heimatblätter, BONAPACE, B. (1990): Vorspanninjektionen für Stollen­ 57. Jg, Nr. 5-7, pp. 6-9. auskleidungen von Wasserkraftanlagen, Festschrift H. Lauffer, Felsbau 1990. TENTSCHERT, E. (1991): Hydrogeolog. Prognose und tatsächlicher Bergwasserhaushalt für den Druckstollen ENZENBERG, A. (1987): "Draukraftwerk Strassen-Am- Strassen-Amlach,Tirol.Geotech. 1991/2, Essen, 74-80. lach", Druckschacht. PORR Nachrichten Nr. 101. TSCHADA, H. & SCHNEIDER, E. (1988): Fräsvortrieb in GÖBL, P. (1989): Bewältigung außergewöhnlicher Verhält­ sehr schwierigen Gebirgsverhältnissen auf längeren nisse beim Fräsvortrieb Griesbach. Felsbau 7/1, 9-14. Strecken. Rock Mechanics and Power Plants, ISRM Symposium Madrid pp. 413-418. GRUBMANN, P. & PISTAUER, W. (1989): Ringbeton und Injektion: Druckstollen Amlach bei Lienz/Österreich. WERTHMANN, E. (1989): Einflüsse auf die Risseneigung Beton 8/89, pp. 329-332. - Erkenntnisse zu einem Praxisbeispiel beim Druckstol­ len-Auskleidungsbeton des Kraftwerkes Strassen-Am­ GRUBMANN, P. & PISTAUER, W. (1989): Injektionen re­ lach. Zement und Beton 34. Jhg., Heft 1. duzieren Wasserandrang um 90 %, Druckstollen Am­ lach bei Lienz/Österreich, Züblin-Rundschau Stuttgart 12 (1989) Nr. 21, pp.16-19

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 82 FASCHING

Entwicklung der Wehr- und Wehrgeologie in Österreich Militärgeologie in Österreich 1915 bis 1995 1.1 Der I.Weltkrieg Von Gerhard L. FASCHING Anfänge aus leidvollen Erfahrungen

Die Streitkräfte des Kaiserreiches Österreich - Mit 2 Abb. Ungarn gingen 1914 nur unzureichend vorberei­ tet, ausgebildet und ausgerüstet in den 1. Welt­ 2 krieg. Erst im Verlauf der verlustreichen Kämpfe Vorbemerkung im Südosten gegen Serbien und im Nordosten In diesem Beitrag sollen Grundinformationen gegen das zaristische Rußland konnten die tak­ zur Wehr- und Militärgeologie in Österreich ge­ tischen, operativen und technischen Erfahrun­ geben werden, die zum Verständnis der wehr­ gen für den Angriff (Artillerie- und Pionierein­ geologischen Exkursion 1995 Lienz - Plöcken- satz, Schwarmlinien) und die Verteidigung (Stel­ paß erforderlich sind. Auf eine Dokumentation lungsbau) gewonnen werden. Weiters wurde der umfangreichen Fachliteratur zum Thema den Problemen der Hygiene (Abfälle, Abwas­ (über 2000 Titel) von J.-M. SCHRAMM (Salz­ ser) und der Wasserversorgung zu spät ent­ burg) wird verwiesen. sprechendes Augenmerk zugewendet (KRANZ, W. 1916). An der Südfront im Bereich des dina­ Entsprechend der gemäß Bundesverfassungs­ rischen Karstes wurde auch erst im Verlauf der gesetz in Österreich vorgesehenen Einteilung Kämpfe in den Jahren 1915/16 gegen das Kö­ der "Umfassenden Landesverteidigung" (ULV) nigreich Italien der Wert von Höhlen und von in die Teilbereiche "Zivile Landesverteidigung" Dolinen für eine Nutzung und für den Unterta­ (ZLV), "Militärische Landesverteidigung" (MLV), gebau von (Geschütz-) Stellungen, (Munitions-) "Wirtschaftliche Landesverteidigung" (WLV) und Lagern und Unterkünften erkannt. "Geistige Landesverteidigung" (GLV) wird der wissenschaftliche Bereich der Geologie, der Für die Beratung der Kommanden der oberen sich mit Fragen der ULV (international "Gesamt­ und mittleren Führung in Fragen des Stellungs­ verteidigung') und des staatlichen Krisenmana­ baues, des Verkehrswesens (Feldeisenbahnen, gements beschäftigt, als Wehrgeologie be­ Militärstraßen, Militärseilbahnen), der Gelände- zeichnet (Abb. 1). Weiters obliegen der Wehr­ gangbarkeit (Sumpfgebiete) und Wasserversor­ geologie die Erfassung, Verwertung und Doku­ gung wurden ab dem ersten Kriegsjahr mit stark mentation des landesverteidigungsrelevanten steigender Tendenz Geologen herangezogen. erdwissenschaftlich - technischen Potentials ei­ Diese standen ja aufgrund der allgemeinen nes Staates sowie die Koordinierung landesver­ Wehrpflicht und der Generalmobilmachung zur teidigungsrelevanter geologischer Arbeiten der Verfügung. Durch Schaffung von entsprechen­ für die einzelnen o. a. Teilbereiche zuständigen den Vorschriften oder Nachdrucken von ein­ Zentralstellen mit nachgeordneten Dienststellen schlägiger Literatur (z. B. Kleine Höhlenkunde sowie sonstigen öffentlichen und privaten Insti­ von R. WILLNER durch das 5. Armeekomman­ tutionen. do 1917) sowie durch fachliche Aus- und Wei­ terbildung der Militärgeologen konnte im letzten Das Teilgebiet des Militärischen Geo - Wesens Kriegsjahr ein durchaus befriedigender Stand in bzw. der Wehrgeologie, das sich im Rahmen quantitativer und qualitativer Sicht erreicht wer­ der Angewandten Geologie (Bau- und Inge­ den. Mit Erlaß des Armeeoberkommandos vom nieurgeologie, Hydrogeologie, Montangeologie, 17. 2. 1918 wurde im Rahmen der Kriegsver­ Bodenkunde, Baustoffkunde, Boden- und Fels­ messung eine kriegsgeologische Organisation mechanik, ...) mit konkreten operativen und tak­ geschaffen (KRANZ, W., 1921). Diese rein mili­ tischen Fragen für militärische oder humanitäre tärgeologischen Arbeiten wurden als Kriegs­ Einsätze von Streitkräften beschäftigt, wird als oder Wehrgeologie bezeichnet, der Begriff Militärgeologie bezeichnet (Abb. 1). deckt sich daher nicht mit der heutigen Definiti-

2 Dieser Aufsatz zur Arbeitstagung der Geologischen Bindesanstalt 1995 in Lienz entstand in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe "Wehrgeologie" der Österreichischen Geologischen Gesellschaft und dem Österreichischen Bundesheer.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 83 FASCHING on (siehe oben). Die Steuerung der militärgeolo­ Montenegros eine gute ingenieurgeologische gischen Arbeiten erfolgte durch das Landesbe­ Beratungstätigkeit erfolgte. Diese militärgeologi­ schreibungsbüro, einer Abteilung des k. u. k. schen Erfahrungen im 1. Weltkrieg waren, ne­ Generalstabes. Technisches Verständnis für Mi­ ben den baugeologischen Erfahrungen beim Ei­ litärgeologie war bei der militärischen Führung senbahnbau Ende des 19. Jahrhunderts, für die vorhanden, da bei den zahlreichen militärischen moderne Ingenieurgeologie von grundlegender und infrastrukturellen Bauvorhaben nach der Bedeutung. Besetzung Bosniens, der Herzegowina und

WEHR- UND MILITÄRGEOLOGIE

WUS-u.NACHftARW5SlHSCHAFT£W GESETZGEBUNG uVtHNALTUM

- Geophysik -Gesetzgebung GEOLOGIE i Phys.Geo 1 I 1 1 I Allgemeine Historisch; Regionale Angewandte— -Gecrnorph—4 £ I 2 Rtglerung -KJtmatol.—i F l~~ I

-Hydie&eo—\ | f i ' BWfLV -Speläologie—4 1 I o i •2 » Polit.Geo 3 .Mil Führung 5 I •

WehrGeo .

WehrGeo LeS. MilGeo Raumplanung-! Topographie u.Kartographie-"

-WehrGeoli.es —Mil Geologie

1 ••Herstell-und Benutzbarken n'r Felshohlräumen * Landesbefestigun; (fAr.,Sperren,Bunkeranlagen,...) \ ALB.KTP; IISjKiilfyroMierMltwi^laqer.ßetriebe,...) .TrvTPt. Pf * Ste'lungsbau Kampftruppen. " Art * Wd«frverf--syno und Hgaiene • Artitlerie-und Rakelenstellvngen • (ZiWlsctuil) • Radjr-und FM-Stellungen (Fu, RV, DV)' X_SL —* Verlehrskonzent" " Befahrbarkeit des Geländes Aä*™£-Sl (Straßenbau, Eisenbahn, Seil»ege,Pipelines, Luffmlrhr) ,i S

"• Entrclrkcizrp! — Sirapen-und Wegebau (TÜPI,Zufahrten zu MilObj, MilStra(Jcn) l ~X Tvir; (Züfcitatz, Wrhr»irtscha't) ~~ Bau von Seilwegen und Feldpipeür.es m —" Bau vor. Einsairflughäfen und Ländeplätzen .

liVlscfcutz, poWisrne Führung} , •"Baur.toff9eivinnung(v ericehrs!inierlLB1 Stellungsbau,...) *-

* MontanKonzepl, Rohsteffverjorgun« * Schallmessung * (Weh/wlschafi)

Abb. 1: Wehr- und Militärgeologie

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1.2 Österreich I der SS und Organisation Todt vertreten. Infolge der extremen Ausrichtung aller staatlichen Akti­ vitäten zur Erreichung der Kriegsziele waren Aus Kriegserfahrungen nichts gelernt auch die Arbeiten der Geologen fast aus­ schließlich auf die Unterstützung von militäri­ Nach dem Zusammenbruch der Monarchie und schen Planungen von Nordafrika (Wasserver­ dem Diktatfrieden von Versailles hatten die sorgung und Geländebefahrbarkeit für das Afri­ Streitkräfte der 1. Republik (Volkswehr, Bundes­ ka-Korps) bis zum Nordkap (Bau von Stellun­ heer) ihre Prioritäten im Existenziellen (Perso­ gen, Flugplätzen und Marineeinrichtungen im nal- und Materialbeschränkungen) und bei Ein­ Permafrostbereich) und vom Atlantik (Bau­ sätzen zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Si­ grunduntersuchungen und Baustofferschlie­ cherheit im Inneren. Erst Ende der 30iger Jahre ßung für den Atlantikwall, Wasserversorgung in durch die Bedrohung der Freiheit und Unabhän­ den tiefliegenden Küstenbereichen) bis zum gigkeit Österreichs durch das nationalsozialisti­ Kaukasus (Geländebefahrbarkeit besonders der sche Deutschland kamen wieder Überlegungen Sumpfgebiete und wehrwirtschaftlich bedeutsa­ und Planungen gegen einen äußeren Feind me Rohstoffe wie Öl) ausgerichtet (HÄUSLER, stärker zum Tragen. Für eine wirksame H. 1986). Im Gegensatz zum 1. Weltkrieg, wo Umfassende Landesverteidigung, unter ande­ die Wehrgeologie im Deutschen Reich und in rem auch durch den Einsatz von Militärgeolo­ Österreich - Ungarn dem Kriegsvermessungs­ gen, war es aber zu spät. Außer in Memoran­ wesen angegliedert war, befand sich der Leiten­ den ab 1936 (STINY, J. und KÜHN, O. 1937) de Heeresgeologe (E. KRAUS, später W. v. und einer umfangreichen Literatur über die Er­ SEIDLITZ) im 2. Weltkrieg beim "General der fahrungen im 1. Weltkrieg gab es in der Zwi­ Pioniere und Festungen" im Oberkommando schenkriegszeit keine Wehr- und Militärgeologie des Heeres. Die vollmotorisierten Wehrgeolo­ in Österreich. genstellen des Heeres (bestehend aus je 9 Mann: Leiter = ein Universitätsprofessor, Stell­ vertreter, 6 Gehilfen, Kraftfahrer; eigene Feld­ 1.3 Der 2. Weltkrieg postnummer) wurden nach Bedarf z. B. den Festungspionier - Kommanden oder den "Höhe• Der totale Krieg ren Pionierführern" der Armeekommanden zu­ geteilt. Der Zentralstelle für Wehrgeologie in Im Jahre 1938 wurde Österreich mit dem öster­ Berlin-Wannsee gehörten zwischen 50 und 60 reichischen Bundesheer in das Großdeutsche Mitarbeiter (neben Geologen auch Luftbildaus- Reich bzw. in die Deutsche Wehrmacht einge­ werter, Kartographen und Übersetzer) an. gliedert. Nach dem Trauma der Nachkriegszeit wurden in Deutschland ab 1933 eine giganti­ Die Erfahrungen, die von Wehrgeologen u. a. sche Militärmaschinerie und Rüstungswirtschaft auf dem Gebiet der Felsmechanik gewonnen aufgebaut und auf diese Weise (neben der wurden, führten nach dem Krieg zum "Salzbur­ Bauwirtschaft für den staatlichen Hoch- und ger Kreis" der Österreichischen Felsmechaniker Reichsautobahnbau) eine künstliche Hochkon­ und Ingenieurgeologen (HÄUSLER, H. 1986, S. junktur und Vollbeschäftigung erreicht. Beim 133). Polen- und Frankreichfeldzug konnte zwar die personelle und materielle Überlegenheit sowie die hohe Motivation der deutschen Wehrmacht 1.4 Österreich II (vor allem Luftstreitkräfte und Panzerwaffe) voll eingesetzt werden, es zeigten sich jedoch auch viele Mängel im Planungs- und Infrastrukturbe­ Zaghafter Neubeginn reich. Aufgrund der Waffenbrüderschaft im 1. Der Neubeginn der militärischen Landesvertei­ Weltkrieg war bei der obersten deutschen Füh­ digung in Österreich nach der Wiedererlangung rung der hohe Stand der Generalstabsausbil­ der Wehrhoheit 1955 war durch ein völliges Un­ dung und der technischen Ausbildung der Offi­ verständnis der damaligen höheren Führung für ziere in Österreich bekannt. So waren Österrei­ Probleme einer längerfristigen, wissenschaftlich cher auch überproportional in den Militärgeolo­ fundierten Einsatzvorbereitung geprägt. So be­ genstellen des Heeres, später der Marine und stand u. a. das gesamte Militärische Geo-We- der Luftstreitkräfte und in der Forschungsstaffel sen 1955 -1961 aus einem Offizier (Major, spä­ z. b. V. der Deutschen Wehrmacht sowie bei ter Oberst Dkl. VIII A. ZEWEDIN) und einem Zi-

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vilbediensteten. Schwergewicht der Arbeit in gelungen"wurden die verwaltungsmäßigen Vor­ den Anfangsjahren waren die Planung und Her­ aussetzungen geschaffen bzw. sind in Arbeit. ausgabe eines Militärkartenwerkes und die Un­ terrichtstätigkeit bei der Offiziersaus- und -Wei­ Heute ist eine völlige Neustruktuierung des terbildung. Militärgeologie war bis Mitte der Bundesheeres und des Militärischen Geo-Dien- 70iger Jahre im Österreichischen Bundesheer stes in Österreich im Gange. Durch Schaffung unbekannt. eines zentralen Institutes für Militärisches Geo- Wesen werden die Grundlagen gelegt für eine Durch die Neukonzeption der Landesverteidi­ effiziente Einbindung auch wehr- und militär­ gung in Österreich (Umfassende Landesvertei­ geologischer Sachverhalte für die Bereitstellung digung, im militärischen Bereich etwas später entsprechender Informationen für das staatliche "Raumverteidigung') und aufgrund internationa­ Krisenmanagement sowie für die militärische ler Vorbilder wurde ab 1976 begonnen, Geolo­ Führung und die Truppe. gen im Rahmen der Reserveoffiziersausbildung mit dem Aufbau eines geologischen Dienstes im Rahmen des Militärischen Geo-Wesens zu be­ 1.5 Österreich in Europa und der Welt trauen. Es entstanden eine Reihe von wertvol­ len wehr- und militärgeologischen Arbeiten, die zwar von der militärischen Führung zustimmend Neue Herausforderungen zur Kenntnis genommen wurden und auch Durch den Wegfall der Ost - West - Konfrontati­ praktische Anwendung fanden, eine organisato­ on zwischen den beiden großen Militärbündnis­ rische Einbindung in das militärische Führungs­ sen Warschauer Pakt und Nordatlantikpakt verfahren ist aber bis dato nicht erfolgt. Als Aus­ (NATO) seit 1990 und durch den Beitritt zur Eu­ weg wurde eine "Militärgeologengruppe", beste­ ropäischen Union (EU) hat sich auch die geopo- hend aus rund 20 truppenübungspflichtigen litische und militärstrategischer Lage Öster­ Geologen, gebildet. Organisatorisch wurden reichs stark gewandelt. Heute können sicher­ diese Miliz-Offiziere oder -Unteroffiziere als Mi­ heitspolitische Fragen in Europa nur mehr in ei­ lizkomponente bei allen Kommanden der ober­ nem größeren Rahmen gelöst werden, wobei sten (Bundesministerium für Landesverteidi­ die Form der Mitwirkung Österreichs derzeit gung bzw. Leitungsstab), oberen (Armeekom­ noch offen ist. Deswegen kann auch derzeit kei­ mando bis zur Auflösung 1991, Korpskomman­ ne nähere Aussage über eine mögliche militäri­ den) und mittleren Führung (Divisionskomman­ sche Zusammenarbeit in Europa im Rahmen den, Militärkommanden) eingebunden. Interes­ der Westeuropäischen Union (gegründet 1948 sant ist festzuhalten, daß die ersten entspre­ als Verteidigungsbündnis gegen Deutschland) chend ausgebildeten Milizoffiziere (Dienstprü­ oder einer "Gemeinsamen Außen- und Sicher­ fung für den höheren militärtechnischen Dienst heitspolitik" (GASP) gemacht werden. Eine An­ des Milizstandes) im Militärischen Geo-Dienst näherung an NATO-Standards (u. a. für die mili­ Geologen waren. tärgeologischen Führungsunterlagen) wird aber für alle derzeitigen Nicht - NATO - Staaten in Zur Wahrnehmung von Aufgaben der Wehrgeo­ Europa, so auch Österreich, sicher zweckmäßig logie, d. h. für die anderen Bereiche der ULV, sein, damit möglichen Bedrohungen und sicher­ wurde eine Arbeitsgruppe "Wehrgeologie" im heitspolitischen Herausforderungen besser als Rahmen der Österreichischen Geologischen derzeit koordiniert begegnet werden kann. Gesellschaft geschaffen. Als erste zivile Diens- stelle hat z. B. die Geologische Bundesanstalt Auf einem anderen Gebiet ist jedoch Österreich das Gauß-Krüger-Gitternetz der Militärkarten international führend, und zwar auf dem Gebiet ("Bundesmeldenetz') in die geologischen Kar­ der friedenserhaltenden Operationen der Ver­ ten 1 : 50 000 aufgenommen und die vom Mili­ einten Nationen (UNO). Das Österreichische tärischen Geo-Dienst entwickelte "Geographi­ Bundesheer konnte im Verlauf der letzten Jahr­ sche Raumgliederung Österreichs" für das Do­ zehnte umfangreiche Erfahrungen bei interna­ kumentationssystem GEOKART verwendet. Für tionalen Einsätzen zur Sicherung des Friedens die Arbeit der Wehr- und Militärgeologen sehr oder bei internationalen humanitären Einsätzen wichtig war und ist die starke Abstützung auf zur Katastrophenhilfe {"Austrian Armed Forces die technischen und infrastrukturellen Einrich­ Desaster Relief Unit", AAFDRU) gewinnen. So tungen von zivilen Bildungs- und Forschungs­ werden derzeit weltweit für UNO-Einsätze vor­ stätten. Im Rahmen von "Zusammenarbeitsre­ gesehene militärische und zivile Kader nach ei-

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 86 FASCHING nem in Österreich entwickelten Ausbildungskon­ arbeitung derartiger wehr- und militärgeologi­ zept ("Peace-keeping Training Curriculum for scher Grundlagen für internationale militärische National Staff Colleges') geschult (DER SOL­ und humanitäre Einsätze ist eine wichtige Her­ DAT vom 16. 6. 1995). Dabei kommt wehr- und ausforderung und Aufgabe für die nächste Zeit. militärgeologischen Fragestellungen für Einsät­ ze außerhalb des eigenen Staates eine große Bedeutung zu hinsichtlich Ausrüstung der ein­ Aufgaben und Arbeitsgebiete gesetzten Kräfte und hinsichtlich der Führungs­ der Wehr- und Militärgeologie unterlagen für die internationalen Stäbe. Die Er­ (Abb. 2)

Abb. 2: Aufgaben und Arbeitsgebiete der Wehr- und Militärgeologie

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2.1 Raum- und Geländebeurteilung Bei einer ABC-Kampfführung oder bei einer Ge­ fährdung durch atomare, biologische und che­ Bereitstellen von wehr- und militärgeologischen mische Kampfmittel ist die Bereitstellung ganz Informationen im Rahmen eines nationalen In­ bestimmter Filtersande erforderlich, um eine formationssystems für das staatliche Krisenma­ entsprechende Schutzwirkung zu erzielen. nagement und die Streitkräfte sowie Erstellen von schriftlichen und mündlichen wehr- und mili­ tärgeologischen Beiträgen im Rahmen des Füh­ 2.4 Tiefbau für rungsverfahrens zu den Themenbereichen Ge­ Landesverteidigungszwecke lände und Untergrund für die oberste Führung (Regierung, Spitzen der Gesamtverteidigung Die Kosten und die Bauzeit für Untertageanla­ einschließlich militärische Führungsspitze), obe­ gen für Zwecke einer Gesamtverteidigung re Führung (Armeen, Korps) und mittlere Füh­ (ULV), vor allem Führungs- und rung (Divisionen, Brigaden, Regimenter) zum Versorgungsanlagen (z. B. Bunkeranlagen der Zwecke des Einsatzes von Streitkräften oder obersten und oberen Führung, Sanitätseinrich­ Teilen von Streitkräften für militärische oder hu­ tungen wie unterirdische Spitäler, Munitionsfa­ manitäre Einsätze im Inland oder (in der Regel briken und Munitionslager, Waffen- und Flug­ auf Ersuchen internationaler Organisationen) im zeugfabrikationsstätten, ...) sind wesentlich be­ Ausland. stimmt u. a. durch die Art und die felsmechani­ schen Eigenschaften des Gesteins. Bei der Pla­ nung und bei den Vortriebsarbeiten für Kaver­ 2.2 Grabbarkeit nen ist deshalb, besonders unter Einsatzbedi- gungen, eine baugeologische Beratung sicher­ Der derzeit immer noch wichtigste Aufgabenbe­ zustellen, wobei aus Gründen der Staatssicher­ reich der Wehr- und Militärgeologie ist die Bera­ heit nur ein sehr eingeschränkter Personenkreis tung von Stäben, Truppe oder Bauausführen­ mit derartigen Arbeiten zu befassen sein wird. den bei der Planung und Realisierung von Gra­ bearbeiten zur raschen Herstellung von Kampf­ und Schutzdeckungen. Im zivilen Bereich für Zi­ 2.5 Geländebefahrbarkeit vilschutzbauten (Ortskommandoposten, Zivil­ schutzräume, unterirdische Versorgungseinrich­ Der Beurteilung von Bewegungsmöglichkeiten tungen) sowie im militärischen Bereich für Waf­ von geländegängigen Kraftfahrzeugen und von fenstellungen, Unterstände, Führungs- und Ver­ Kettenfahrzeugen abseits der Straßen und We­ sorgungseinrichtungen sowie für Geländever­ ge kommt bei der Zerstörung des Verkehrswe­ stärkungen (Panzergräben, Überflutungen, ...). genetzes durch kriegerische Ereignisse oder Vor allem die Beurteilung des Untergrundes hin­ durch Naturkatastrophen eine große Bedeutung sichtlich Bearbeitbarkeit (Unterscheidung in zu. Für militärische Planungen sind die Bewe­ Schaufel-, Reiß- und Sprengboden) und hin­ gungsmöglichkeiten von mechanisierten Trup­ sichtlich der Grundwasserverhältnisse ist wich­ pen wichtig für die Beurteilung feindlicher Pan­ tig, um einen Pionier- und Baumaschinenein­ zerangriffsmöglichkeiten oder für den Einsatz satz optimal planen zu können. eigener gepanzerter Gegenschlagskräfte. Es werden daher militärgeologische Spezialkarten erstellt, in denen die ganzjährig ohne Ein­ 2.3 Baurohstoffe schränkung befahrbaren, die ganzjährig nicht befahrbaren, die wechselfeuchten, die nicht kar­ Für den militärischen Stellungsbau ist es zur Si­ tierten Wald- und verbauten Flächen sowie li­ cherstellung einer raschen Abwehrbereitschaft neare Panzerhindernisse (Gräben, Böschun­ besonders wichtig, neben Bauholz und Beton­ gen) ausgewiesen sind. fertigteilen auch entsprechende Baurohstoffe, wie Sand und Schotter, möglichst in der Nähe des Einsatzraumes zu erschließen oder bereit­ 2.6 Wasser zustellen. Für Zerschellerschichten bei Unter­ ständen oder für das Füllmaterial von Steinkör­ Spätestens die Ereignisse um die Atomkraft­ ben bei Waffenstellungen eignen sich nur Mate­ werkskatastrophe in Tschernobyl haben ge­ rialien, die eine bestimmte Qualität und zeigt, wie wichtig u. a. auch eine funktionieren­ Korngrößen - Zusammensetzung haben. de Trinkwassernotversorgung (TNV) ist. Die

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Feststellung, welche Wasservorkommen wegen sprechende Schutz- und Hilfemaßnahmen pla­ dichter Deckschichten nicht oder nur gering nen und vorbereiten zu können. Eine Förderung kontaminationsgefährdet durch atomare, biolo­ einschlägiger geologischer Arbeiten zur Verbes­ gische oder chemische Kampfstoffe oder ge­ serung der Sicherheit von Siedlungen, Ver­ fährlich verstrahlte, verseuchte bzw. vergiftete kehrswegen und Infrastruktur ist daher wün­ Stoffe aus ziviler Produktion für eine TNV-Nut- schenswert. zung geeignet sind, wird von Hydrogeologen im Zuge eines wehrgeologischen Informationssy­ stems des staatlichen Krisenmanagements fest­ zustellen sein. Literatur Durch die große Störanfälligkeit der weitver­ zweigten Wasserversorgungsnetze in den Indu­ BECKWITH, R. H., 1946: Employment of geology and striestaaten und durch ein unzureichendes geologists in war.- In: GSA International Proceedings. pt. 3, S. 29-33, New York. Wasserangebot in vielen Teilen der Erde kommt einer hydrogeologischen Beratung der Füh­ BERGERHOFF, H.,1961: Wehrgeologen der Bundes­ rungsstellen aller Ebenen des staatlichen Kri­ wehr- In: Wehrkunde, 10, S. 588-593, München: Eu­ senmanagements eine große Bedeutung zu. ropäische Wehrkunde. BROOKS, A. H., 1920: The use of geology on the western Im militärischen Bereich ist Wasser für logisti­ front- U. S. Geological Survey Professional Papers sche Planungen (neben Munition, Betriebsmittel 128-D, 85-124, 10 Abb., 3 Taf., Washington D. C: U und Verpflegung) das vierte Mengenversor- 5 Government Printing Office. gungsgut. BÜCHI, U. P. und NABHOLZ, W., 1971: Militärgeologische Karten. - In: Technische Mitteilungen für Sappeure, Pontoniere und Mineure. 36, H. 2, S. 71-73, Zürich: 2.7 Umwelt Tschudi. BÜLOW, K. v.,1941: Wehrgeologie im Bewegungskrieg.- Umweltschutz und Umweltsanierung sind zu ei­ In: 6. Wehrgeologischer Lehrgang in Heidelberg 14. - nem wichtigen internationalen und nationalen 20. XII. 1940, S. 11-15, Berlin: Reichsdruckerei. Anliegen geworden. Für die Wehr- und Militär­ geologie ergeben sich Arbeitsgebiete bei die­ BÜLOW, K. v., KRANZ, W. und SONNE, E., 1938: Wehr­ sem Aufgabenbereich bei geologie.- 170 S., 164 Abb., 5 Anlagen, Leipzig: Quelle 6 Meyer. • der Erkundung, Erfassung und Sanierung militärischer CHENEY, M. G., 1946: The Geological Attack- In: Bulletin Altlasten durch Rüstungsbetriebe, Kasernen/Flieger­ of The American Association of Petroleum Geologi- horste/Lager, auf Truppenübungsplätzen sowie in ehe­ gists, 30, S. 1077-1087. Tulsa: George Banta Publis­ maligen Kampfgebieten, hing Company. • der Abfallwirtschaft durch Konversion oder Entsorgung von militärischem Gerät und Kampfmitteln, DER SOLDAT (Hrsgb), 1995: Peace-keeping-Training- der Erkundung und Festlegung von Zwischenlagern Unterlagen aus Österreich für alle Mitgliedsstaaten der und Deponien im militärischen Bereich sowie bei Vereinten Nationen- Wien vom 14. Juni 1995, S. 2. • der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) im Rahmen ELBORG, A., und MÜNTEFERING. W., 1972: Geländebe­ der militärischen Raumordnung (feste Anlagen, fahrbarkeitskarten für mittlere und schwere Panzer und Schieß- und Übungsplätze, Schießen im freien Gelän­ Methoden zu ihrer Interpretation- In: Fachdienstliche de, Fahren mit Kettenfahrzeugen außerhalb von militä­ Mitteilungen des obersten Fachvorgesetzten des Mili­ rischen Liegenschaften abseits der Straßen und tärgeographischen Dienstes, H. 1972, S. 17-40, 3 An­ Wege, ...) lagen. Bonn: Militärgeographischer Dienst der Bundes­ wehr.

2.8 Georisiken FASCHING, G. (L.), 1977: Entwicklung und Stand der Wehr und Militärgeographie in Österreich. In: Öster­ Für eine integrierte Zivilschutz- und reich in Geschichte und Literatur mit Geographie, 21, Katastrophenhilfe - Planung sowie im Rahmen H. 1, S. 4157, 5 Abb. Wien: Institut für Österreichkun­ de. der militärischen Landesbeschreibung für eine Gefahrenpotentialerfassung ist die Feststellung FISCHER, H. und HAUBER, L., 1971: Baugrund-, Wasser- und Lokalisierung von möglichen Naturgefahren versorgungs- und Geländebefahrbarkeitskarten für mi­ (Überschwemmungsgebiete, Muren, Lawinen, litärische Zwecke.- In: Technische Mitteilungen für Steinschlag, Hangrutschungen, Erdbebenzo­ Sappeure, Pontoniere und Mineure, 36, H. 2, S. 84-104, 14 Abb., Zürich: Tschudi. nen, ...) von besonderem Interesse, um ent­

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GIUDICETTI. F., 1967: Die Befahrbarkeit natürlicher Bö­ KRANZ. W., 1916: Geologie und Hygiene im Stellungs­ den- In: Technische Mitteilungen für Sappeure, Ponto- krieg.- In: Zentralblatt für Mineralogie, Geologie und niere und Mineure, 36, H. 2, S. 60-66, 3 Beilagen. Zü­ Paläontologie, Jg. 1916, S. 270-276 und S. 291-300, rich: Tschudi Stuttgart: E. Schweizerbart.

GRASSER, K. und STAHLMANN, J., 1983: Westwall, Ma- KRANZ, W., 1921: Beiträge zur Entwicklung der Kriegs- ginotlinie, Atlantikwall. Bunker und Festungsbau 1930 - geologie- In: Geologische Rundschau, 11, S. 329-349, 1945 - 190 S., zahlr. Abb., Leoni am Starnberger See: Leipzig: W. Engelmann. Druffel KRANZ, W., 1927: Die Entwicklung der Kriegsgeologie HÄUSLER, H., 1981: Militärgeologie - ein Tätigkeitsbereich und ihre Bedeutung für die allgemeine angewandte der Angewandten Geologie- In: Mitteilungen der Ge­ Geologie- Sonderdruck aus KRANZ, Walther: Die sellschaft der Geologie- und Bergbaustudenten Öster­ Geologie im Ingenieur-Baufach, 52 S., Stuttgart: Enke reichs. 27, S 1-6. Wien: Gesellschaft der Geologie- und Bergbaustudenten. KRANZ, W., 1934: Beiträge zur Entwicklung der Kriegs­ geologie (Fortsetzung).- In: Geologische Rundschau, HÄUSLER. H., 1981: Militärgeologie. Brauchen wir eine 25, S. 194-201, Berlin: Borntraeger. Militärgeologie im Rahmen des Militärgeographischen Dienstes?- In: Truppendienst, 20. H. 5. S 337 -342, 5 KRANZ, W., 1938: Technische Wehrgeologie Wegweiser Abb Wien: Ueberreuter für Soldaten, Geologen. Techniker, -Ärzte. Chemiker und andere Fachleute- 78 S., 49 Abb. Leipzig: HÄUSLER, H., 1985: Grundlagen für eine taktische Bo­ Jänecke. den- und Untergrundkarte: Bodenbefahrbarkeit.- Wien: Bundesministerium für Landesverteidigung, 70 S.. 14 KRANZ, W., 1943: Zur Entwicklung der deutschen techni­ Abb. (= Informationen des Militärischen Geo-Dienstes, schen Wehrgeologie.- In: Zeitschrift praktischen Geolo­ 41). gie, 51, S. 91-92, Halle/Saale.

HÄUSLER, H., 1986: Beispiele wehrgeologischer Aufga­ KRAUS, E., 1941: Allgemeine Fragen der Wehrgeologie.- ben im 2. Weltkrieg- In: Mitteilungen der Gesellschaft In: 6. Wehrgeologischer Lehrgang in Heidelberg, der Geologie- und Bergbaustudenten Österreichs, 27, S. 5-9, Berlin: Reichsdruckerei. S. 125-136, Wien: Gesellschaft der Geologie- und Bergbaustudenten. LANGE, P R., 1970: Geologen beraten die Bundeswehr- In: Nachrichten der Deutschen Geologischen Gesell­ HÄUSLER. H.. und MANG. R.. 1991: Das Militärische schaft. 2. S 160-161, Hannover Geo-Wesen im Militärischen Entscheidungssystem.- MORDZIOL, C, 1938: Einführung in die Wehrgeologie- In: österreichische Militärische Zeitschrift, 29, H. 2, S. 102 S., 44 Abb., Anhang, Frankfurt a. M Otto Salle 139- 145, 6 Abb., Wien NABHOLZ, W., 1949: Der militärgeologische Dienst in der HÄUSLER, H., und MANG, R., 1991: Das Militärische Schweizerischen Armee- In: Technische Mitteilungen Geo-Wesen Eine Standortbestimmung.- In: österrei­ für Sappeure, Pontoniere und Mineure, 14, chische Militärische Zeitschrift, 29, H. 3, S. 235 - 240, S. 151-156, Zürich: Tschudi. 5 Abb., Wien NABHOLZ, W., 1971: Einsatz und Aufgaben des Geologi­ HAMPE, E., 1942: Im Sumpf und Dreck der Ukraine- In: schen Dienstes der Armee.- In: Technische Mitteilun­ Geologische Rundschau, 33, S. 58-60, Stuttgart. gen für Sappeure, Pontoniere und Mineure. 36, HUNT, Chas. B., 1950: Military Geology- In: Application of S. 55-60, Zürich: Tschudi. geology to engeneering practice, Berkey volume, S. NIGGLI, P., 1939: Grundsätzliches zur schweizerischen 295-327, 9 Abb., 4 Tab. New York: The Geological Militärgeologie.- In: Technische Mitteilungen für Sap­ Society of America. peure, Pontoniere und Mineure, 4, S. 51-62, Zürich: JOHNSON. D.. 1940: Geology and strategy in the present Tschudi war - 36 S., 6 Abb., New York: Geological Society of OEHLER, Th., 1941: Die militärischen Überflutungen in America. den Niederlanden in alter und neuer Zeit - In: 6 Wehr­ KAYE, C. A., 1957: Military Geology in the United States geologischer Lehrgang in Heidelberg, S 23-25, 2 Abb., Sector of the European Theater of Operations during Berlin: Reichsdruckerei. World War II- In: Bulletin of the Geological Society of PFEIFFER, H., 1975: Der Einfluß des Geländes auf die America., 68, 47-54, 1 Abb., New York: The Geological Beweglichkeit von Verbänden.- In: Truppenpraxis, 19, Society of America. S. 636-640, Bonn. KELLER, G., 1943: Wehrgeologie und Grundwasserhygie­ RICHTER, T., 1942: Einführung in die bautechnischen Ei­ ne.- In: Gesundheitsingenieur, 66, 150-155, München: genheiten des südnorwegischen Bodens- 24 S., 2 R. Oldenbourg. Abb. KING, W. B. R., 1951: The Influence of Geology on Mili­ ROLF, R., 1983: Der Atlantikwall - Perlenschnur aus Stahl­ tary Operations in North West Europe- In: Ädvance- beton- 223 S., zahlr. Abb. Beetsterzwaag: AMA. ment of Sience, 8, S. 131-137, 4 Abb. London.

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SALOMON, W., 1915: Kriegs-Geologie.- 16 S, 5 Abb., TRAPPENBERG. R., 1977: Die Bedeutung des Geophysi­ Heidelberg: Carl Winter. kalischen Beratungsdienstes der Bundeswehr für die moderne Landkriegsführung.- In: Truppenpraxis, 21, SCHRAMM, J.-M., 1978: Wehr- und Militärgeologie - ein S. 189-191, 1 Abb. Bonn: Offene Worte Instrument der Landesverteidigung. Geologisch-geo- technische Anwendungsmöglichkeiten für Verteidi­ UHLIG, S., 1975: Geophysikalische Beratung für den gungszwecke.- In: österreichische Militärische Zeit­ Landkampf.- In Truppenpraxis, 19, S. 610-615, 5 Abb., schrift, 16, H. 3, S. 224 - 230, 3 Abb., Wien. Bonn: Offene Worte.

SCHRAMM, J.-M., 1978: Geologie und Landes­ WASMUD, E., 1933: Die Eingliederung des deutschen verteidigung- In: Truppendienst, S. 115 - 117, Wien akademischen Geologennachwuchses in den Arbeits­ dienst- In: Geologische Rundschau, 24, S. 241-246, SCHÜRGER, K., 1972: Geländearbeit und ihre Auswer­ Berlin: Borntraeger. tung für die Herstellung der Geländebefahrbarkeitskar­ te 1 : 50 000- In: Fachdienstliche Mitteilungen des WASMUD, E.. 1937: Wehrgeologie in ihrer Bedeutung für obersten Fachvorgesetzten des Militärgeographischen die Landesverteidigung- 103 S., Berlin: Mittler und Dienstes, H. 1972, S. 9-16, Bonn. Militärgeographi­ Sohn. scher Dienst der Bundeswehr. WHITMORE, F. C, 1954: Sedimentary Materials in Mili­ SEIDLITZ, W. von, 1922: Erfahrungen und Erfolge der tary Geology- In: TRASK, Parker D. (Hrsgb): Applied Kriegsgeologie.- In: Fortschritte der Naturwissenschaft­ Sedimentation, S. 635-655, 3 Abb., 1 Tab.. New York: lichen Forschung, 11, S. 147-187. Berlin: Urban und John Wiley and Sons. Schwarzenberg. WILLER, Rudolf: Kleine Höhlenkunde - o. O (im Felde) im SEMMLER, E.: Wehrgeologische Erfahrungen in der Trias Verlag des k. u. k. 5. A(rmee) K(ommandos) Quartier­ am Westwall- In: 6. Wehrgeologischer Lehrgang in meisterabteilung, 1917. Heidelberg, S. 121-124, Berlin: Reichsdruckerei. WILSER, J.. 1921: Grundriß der angewandten Geologie SNYDER, Ch., 1957: Use of Geology in Planning the Nor- unter Berücksichtigung der Kriegserfahrungen für Geo­ mandiy Invasion- In: Bulletin of the Geological Society logen und Techniker- 176 S., 61 Abb., 3 Tafeln, Berlin: of America, 68. S 1565-1566, New York: The Geologi­ Borntraeger. cal Society of America. WOCHINGER, W., 1919: Beitrag zur Geschichte der SONNE, E., 1935: Geologische und militärgeologische Ingenieurgeologie unter besonderer Berücksichtigung Karten- In: Jahrbuch der Preußischen Geologischen der Kriegsgeologie.- Veröffentlichte Dissertation K. Landesanstalt, 56, S. 192-195, 7 Tafeln, Berlin: Preu­ technische Hochschule München, 164 S.. Traunstein: ßische Geologische Landesanstalt. Leopoldseder.

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 92 PESTAL & STOCKL

gänglich. Ähnliches gilt auch für die von Karl Von der Geologischen Karte des und Schmidegg in den fünfziger und sechziger Jahren im Gebiet der Venedigergruppe durch­ Großglocknergebietes des geführten Kartierungen. Von der Geologischen Jahres 1935 Bundesanstalt mit der Durchführung der Lan­ zur digitalen geologischen Karte desaufnahme dieses Gebietes beauftragt, ge­ GÖK 153 Großglockner hen ausgedehnte Kartierungen im Zentralgneis­ bereich aber auch in der Schieferhülle auf den Wirkungsbereich dieser beiden Geologen zu­ rück. Erst der Druck einer weiteren geologi­ Von schen Gebietskarte, nämlich der Geologischen Gerhard PESTAL & Werner STÖCKL Karte der westlichen Deferegger Alpen von W. SENARCLENS-GRANCY (1972) ermöglichte es Die Geologische Landesaufnahme und die Her­ unter anderem den geologischen Bau eines stellung geologischer Karten ist unbestritten ei­ Teiles der Matreier Zone südlich des Virgenta­ ne der wesentlichen Aufgaben der Geologi­ les der interessierten Geologenschaft darzustel­ schen Bundesanstalt. Es wird allgemein als len. Die zusammenhängende Darstellung der Grundsatz anerkannt, daß die geologische Kar­ Hauptteile der Hohen Tauern Osttirols, war je­ tierung bzw. ihr Ergebnis, die geologische Kar­ doch der Herausgabe geologischer Karten im te, die Grundlage aller weiteren geowissen- Blattschnittsraster vorbehalten. Durch die Kar­ schaftlichen Forschungen ist. tenblätter Krimml von F. KARL und 0. SCHMI­ DEGG (1979), Matrei von W. FRANK, Ch. MIL­ Etliche Jahrzehnte reichen die Bemühungen LER und G PESTAL (1987) und Großglockner der Geologischen Bundesanstalt zurück, mo­ von V. HOCK und G. PESTAL (1994) gelang es derne geologische Karten der mittleren Hohen der Geologischen Bundesanstalt eine zusam­ Tauern im Bereich Osttirols herauszugeben. Die menhängende Aufnahme dieses Gebietes zu von H. P. CORNELIUS und E. CLAR (1935) er­ erstellen. stellte Geologische Karte des Großglocknerge­ bietes ist das klassische bis heute unübertroffe­ Die, wie schon erwähnt, 1994 erschienene ne Beispiel einer Hochgebirgskartierung, die vor GÖK 153 Großglockner war zumindest europa­ allem Beobachtung und Beschreibung in den weit wenn nicht weltweit, die erste rein digital Mittelpunkt rückt. Die seit dieser Zeit erfolgten erstellte Hochgebirgskarte. Mit dem Geographi­ Änderungen der Seriengliederung der Tektonik schen Informationssystem ARC/INFO auf elek­ aber auch der altersmäßigen Einstufung, die tronischem Wege bearbeitet und über eine von zahlreichen Autoren vorgenommen und PostScriptschnittstelle für den Offsetdruck vor­ ausführlich begründet wurden haben an der von bereitet, erfüllt sie alle Qualitätsansprüche und Cornelius und Clar durchgeführten korrekten muß einen Vergleich mit konventionell herge­ Darstellung der geologischen Einheiten und Li- stellten Karten nicht scheuen. Die Glocknerkar­ thologien kaum Veränderungen ergeben. Glei­ te beinhaltet die geologische Information eines ches gilt auch für die kaum überbietbare mono­ der schönsten Alpengebiete des Nationalparks graphische Beschreibung des Baumaterials der Hohe Tauern und ihre Verfügbarkeit in digitaler Glocknergruppe durch die obengenannten Au­ Form ermöglicht eine Verschneidung mit Daten toren im Jahre 1939. des digitalen Höhenmodells. Somit gelangt man zu einer neuen, beeindruckenden Art der Prä­ Im folgenden Jahrzehnt führte Cornelius einer­ sentation des Karteninhalts in dreidimensionaler seits geologische Aufnahmen in der Granat­ Form. Aus dem Bereich Kais - Großglockner - spitzgruppe durch, andererseits geht die Bear­ Granatspitze werden Realfotos und digital er­ beitung weiter Teile der Glocknerdecke zwi­ stellte Modelle mit geologischem Inhalt gegen­ schen der Dreiherrn Spitze und dem Tauerntal übergestellt. Somit können die penninischen auf ihn zurück. Die Ergebnisse dieser Kartierun­ Gesteinseinheiten von Glockner- und Venedi­ gen wurden jedoch nur in Manuskriptkarten do­ gerdecke, im Bereich zwischen der Matreier Zo­ kumentiert und waren somit einem breiteren Be­ ne und dem Granatspitzkern, in einer neuen, at­ nutzerkreis kaum oder nur eingeschränkt zu­ traktiven Art dargestellt werden.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 93 GSTREIN

Prospektionsarbeiten weitere Lagerstätten loka­ Der Bergbau im Bezirk Lienz, lisiert werden, die Erzminerale halten, die in frü­ herer Zeit nicht von Interesse waren wie z.B. Osttirol Scheelit und Uranminerale.

Die geheimen, von den "Venedigermandln" ge­ Von hüteten Schätze der Berge Osttirols - beson­ Peter GSTREIN ders des Gebietes der Hohen Tauern - stellen jedoch die reichen Mineralvorkommen dar, die Die Alpen gelten als ein Gebirge, das reich an zu so manch kleinem, illegal betriebenen "Berg­ armen Lagerstätten ist, auch wenn mehre- bau" führen können. Funde von gediegen Gold renorts bedeutende Erzmineralanreicherungen in angeblich Maiskorngröße über Stufen mit bestanden wie etwa im Raum Schwaz, am Mit­ herrlichsten Bergkristallen und anderen Quarz­ terberg, um Eisenerz und Bleiberg. Bezüglich varietäten bis zu den gesuchten Bornitkristallen der Lagerstätteninhalte ist Osttirol als beson­ brachten so manchem "Strahler" ein mehr als ders arm zu bezeichnen. gutes Taschengeld ein.

Die Erzvorkommen finden sich vielfach im Derzeit versucht man, Ruinen von Bergwerks­ Hochgebirge bis in Höhen von 3000 m ü.A. hin­ gebäuden historisch zu untersuchen bzw. zu re­ auf. Die Abbautätigkeit konnte hier nur im Som­ staurieren (Blindis) wie auch Stollen für eine mer und im Herbst erfolgen; zudem waren, so­ touristische Befahrung herzurichten (Hopfgarten weit es die Aufschlüsse in den noch zugängli­ i.D., Kais, ). chen Stollen zeigen, die Lagerstätten nicht be­ sonders reich und vielfach absätzig. Immerhin lebt die Bergbautradition, wenngleich noch in bescheidenem Maß, weiter - und das ist Auf etwas ausgedehntere Bergbaureviere tref­ gut so! fen wir nur nördlich St. Jakob i.D. (im Gebiet Blindis - Tögisch; Cu, hochalpin), im Raum Ni- Auch Bergbaue, sowohl die untertägigen wie kolsdorf (Sb, Fe, Pb, Cu), am Lienzer Schloß­ auch die obertägigen Anlagen, sind schützen­ berg (Fe, Cu, Pb) und im Gebiet Panzendorf - werte wissenschaftlich wie kulturelle Geotope. Tessenberg (Fe).

Während der vergangenen Jahre konnten durch Glück auf!

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 94 KLOTZLI

nit-Assoziation, mehrheitlich S-Typ-Granit ähnli­ Geochronologische che Gesteine mit Bildungsaltern um 450 bis 460 Ma. Die älteren, zum Teil Alkali betonten Or­ Untersuchungen an thogneise entstammen einem I-Typ dominierten Metagranitoiden im ostalpinen cadomischen Plutonismus mit Bildungsaltern Altkristallin W und S des zwischen 519 bis 533 Ma. Eine weitere Gruppe Tauernfensters von älteren Orthogneisen ergibt noch schlecht definierte Bildungsalter von 560 bis 570 Ma (Einzelzirkon und konventionell U/Pb, MÜLLER etal., 1995). Von Urs KLÖTZLI Im Ötztal-Stubai-Kristallin sind zwar auf Grund von Kartierungsarbeiten und geochemi- schen/geochronologischen Argumenten auch Es gibt in der Literatur zahlreiche Entwicklungs­ unterschiedlich alte Orthogneiskörper auszu­ modelle für die variszische und jüngere scheiden, aber die Bearbeitung der älteren Or­ Entwicklung der Ostalpen. Über die prä-variszi- thogneise in der Silvretta und von Orthogneisen sche Entwicklung ist unser Wissen aber nur im Kaunertal haben gezeigt, daß speziell die sehr lückenhaft. Das Erstellen von geotektoni- existierenden Gesamtgesteins- Rb/Sr- Daten in schen Szenarien und Rekonstruktionen ist aber diesen polymetamorphen Gesteinen fast immer nur sinnvoll, wenn z. B. die primären Bildungsal­ entweder einer post-magmatischen, hochgradi­ ter von ehemaligen Magmatiten und Sedimen­ gen Metamorphose zuzuordnen sind oder aber ten bekannt sind. Diese sind allerdings bis heu­ teilverjüngt und somit ohne geologische Rele­ te nur sehr ungenügend erarbeitet, zum Teil vanz sind. Zirkon U/Pb-Alter von verschiedenen auch sehr widersprüchlich, so daß sämtliche Gneisen liegen im Bereich von 455 bis 540 Ma. Modelle für die prä-variszische Entwicklungsge­ Es handelt sich durchwegs um Analysen von schichte dieses Teils der Ostalpen zumindest Zirkon-Populationen mit einer methodisch un­ geochronologisch bisher nicht sehr fundiert vermeidbaren Beimengung von übernomme­ sind. nen, meist proterozoischen Zirkonkernen. Zu­ sätzlich ist ein beträchtlicher Bleiverlust wäh­ Im Zuge von Kartierungsarbeiten und in ver­ rend der „kaledonischen" und/oder „variszi- schiedenen Forschungsprojekten in Zusam­ schen" Metamorphosen zu konstatieren. Beide menarbeit mit der Universität Graz und der ETH Blei-Komponenten erschweren oder verhindern Zürich wird nun gezielt den primären eine Interpretation der Daten als Bildungsalter. Bildungsaltern der Gesteine im Altkristallin, spe­ Rb/Sr-Daten (mehrheitlich Gesamtgesteins- ziell der sauren Magmatite, nachgegangen. Die­ Analysen) liegen im Bereich von 420 bis 480 se jetzt als Metagranitoide, granitische Gneise Ma, maximal bis 583 Ma. Die Interpretation die­ s.l., vorliegenden Gesteine bilden einen wesent­ ser Daten als magmatische Bildungsalter ist aus lichen Bestandteil des heute aufgeschlossenen den obengenannten Gründen ebenfalls nicht Krustenabschnitts im Westteil der Ostalpen. Es möglich. soll mit diesen Untersuchungen versucht wer­ den, die zeitliche und geochemische, prä-varis­ Neue Einzelzirkon-U/Pb-Analysen und Sm/Nd- zische Entwicklung des polymetamorphen ostal­ Datierungen an Titanit und Gesamtgesteinen an pinen Kristallins besser zu verstehen. Hierzu einem kleinen Vorkommen von leukokraten He- werden hauptsächlich Uran-Blei- und denbergit-Gneisen aus dem Kaunertal haben Samarium-Neodymium - Altersbestimmungen ein Bildungsalter von 484 ± 3 Ma ergeben. Wei­ sowie geochemische Analysen eingesetzt. tere U/Pb- und Sm/Nd-Daten an Orthogneisen Nachfolgend eine Zusammenfassung der wich­ und Metagabbros des mittleren Ötztales lassen tigsten bis jetzt vorliegenden Daten aus den aber auch auf ein früheres magmatisches Ereig­ verschiedenen tektonischen Einheiten. nis um 521 bis 530 Ma schließen. Einzelzirkon- Daten aus dem Gebiet des Winnebachmigmati- In der Silvretta-Decke ist schon lange von Fel­ tes belegen ebenfalls ein „Hochtemperatur- devidenzen und geochemischen Untersuchun­ Ereignis" um 480 Ma (BERNHARD et al., 1995; gen her bekannt, daß mindestens zwei Grup­ BORSI et. al., 1980; HOINKES et al., 1995; pen von Metagranitoiden zu finden sind, die so­ KLÖTZLI-CHOWANETZ et al., 1995; MILLER genannten jüngeren und älteren Orthogneise. und THÖNI, 1995; SCHMIDT et al., 1967; THÖ- Die jüngeren Orthogneise bilden die Flüela-Gra-

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 95 KLOTZLI

Nl, 1986). geführten Zirkonaltersdaten läßt sich möglicher­ weise schließen, daß auch dieses Rb/Sr-Datum Muskowit-Granitgneise und Biotit-Granitgneise eher dem Zeitpunkt der Metamorphose und aus dem Gsiesertal (Antholzer-Gsieser Gneise, nicht der magmatischen Bildung oder Platznah- Südtirol) ergeben Einzelzirkonalter von 460 ± me entspricht. 15 Ma respektive 466 ±10 Ma. Diese Alter wer­ den als magmatische Bildungsalter dieser Ge­ Somit ergibt sich das Bild, daß die untersuchten steine interpretiert. Ob der kleine Altersunter­ Granitgneise S des Tauernfensters ungefähr schied zwischen den beiden Lithologien signifi­ kontemporär mit den ordovizischen Porphyroi- kant ist, muß noch erarbeitet werden. Die schon den gebildet wurden, währenddem die Augeng­ lange bekannten Rb/Sr-Daten von 434 ± 4 Ma neise zumindest zum Teil eine ältere Gruppe für die gleichen Gneise müssen dementspre­ von Magmatiten repräsentieren. Diese geochro- chend als Metamorphosealter oder als bedeu­ nologische Beobachtung steht in gutem Ein­ tungslose Mischalter angesehen werden (BOR- klang mit geochemischen Daten, die belegen, Sl et al., 1973). Die Interpretation als Metamor­ daß die granitischen Gneise und die Porphyroi- phosealter steht in gutem Einklang mit U/Pb- de eine geochemische Suite, die Augengneise Daten an Zirkonen aus dem Winkel- und dem aber eine eigenständige Gruppe bilden (HAM­ Kristeinertal (Defereggen Gruppe). Ein Tona- MERSCHMIDT, 1981; HEINISCH und litgneis aus dem Winkeltal ergibt ein Bildungsal­ SCHMIDT, 1982; KLÖTZLI, 1995). ter von 443 +13/-16 Ma. Aus Feldevidenzen geht hervor, daß dieser ehemalige Tonalit vor Die aufgezeigten Altersdaten bedingen aber der ersten Hauptdeformation (prä-D1) intrudiert auch die Existenz einer sehr stark prägenden, ist. Demgegenüber zeigt ein Muskowit-Biotit- zumindest amphibolith-faziellen Metamorphose Granitgneis aus dem Kristeinertal keine Über­ um 440 bis 420 Ma. Dies widerspricht zum Teil prägung durch diese erste Hauptdeformation den Ergebnissen strukturgeologischer Arbeiten, (post-D1). Dieser ergibt ein Bildungsalter von die die strukturelle Hauptprägung der Gesteine 427 +10/-11 Ma. Die Altersabfolge der beiden während der variszischen Metamorphose(n) an­ Gneistypen wird dahingehend interpretiert, daß setzen (SCHULZ, 1988; STÖCKHERT, 1985). die erste noch nachzuweisende Deformation in den Metagranitoiden ca. 430 Ma alt sein muß, Es ergibt sich somit für das gesamte bis heute ein Alter, das sehr gut zu den oben erwähnten untersuchte Gebiet des Altkristallins W und S Rb/Sr-Daten aus dem Gsiesertal paßt. Bei der des Tauernfensters eine eindeutige Teilung der Gesteinsbildung übernommene Zirkonkerne er­ Metagranitoiden in mindestens zwei Altersgrup­ geben minimale mittlere Bildungsalter > 1490 pen: eine ältere Gruppe mit ± kambrischen Bil- Ma, ein Hinweis darauf, daß zumindest mittel- dungsaltern, und eine jüngere Gruppe mit ordo­ proterozoische Krustenteile durch die Magmati- vizischen Bildungsalter. Ob diese Alter effektiv te aufgearbeitet wurden. (CLIFF, 1980; KLOTZ­ einzelnen, diskreten Magmenbildungsprozes­ LI 1995). sen oder eher einer kontinuierlichen Magmen­ genese zu „kaledonischer" Zeit entsprechen, ist Ein Augengneis vom Steinbruch Pfister bei Li- mangels verläßlicher Daten noch nicht geklärt. enz zeigt ein Bildungsalter von 504 ± 10 Ma, si­ gnifikant älter als die feinkörnigeren Granitgnei­ se. Erste Daten von einem Augengneis vom Literatur Typ Campo Tures ergeben ein Einzelzirkonalter BORSI S., DEL MORO A., SASSI P. F. und ZIRPOLI G, von 512 ± 24 Ma. Rb/Sr-Daten für das gleiche 1973: Metamorphic evolution of the Austridic rocks to Gestein ergeben eine Isochrone von 445 ± 24. the south of the Tauern Window (Eastern Alps): radio- Aufgrund der Zirkonaltersdaten scheint somit metric and geopetrologic data. Mem. Soc. geol. ital., auch dieser Augengneis einer älteren Gruppe 12,549-571. von Magmatiten anzugehören. Das wesentlich BORSI S., DEL MORO A., SASSI P. F., ZIRPOLI G., jüngere Rb/Sr-Gesamtgesteinsalter muß dem­ 1980: New petrographic and radiometric data on the entsprechend wieder der ersten Metamorphose Ötztal and Stubai orthogneisses (Eastern Alps). N. Jb. zugeordnet werden. (HAMMERSCHMIDT, Min., MH., 2, 75-87. 1981; KLÖTZLI, 1995). Augen- und Flasergnei- CLIFF R., 1980: Uranium-Lead isotopic evidence from zir- se aus der Umgebung vom Wangenitzsee zei­ cons for Lower Paleozoic tectonic activity in the Austro- gen ein Rb/Sr-Gesamtgesteinsalter von 454 ± alpine nappe, the Eastern Alps. Contrib. Mineral, pe- 20 Ma (TROLL et al., 1976). Aus den oben an­ trol, 71,283-288.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 96 KLOTZLI

HAMMERSCHMIDT K.. 1981: Isotopengeologische Unter­ MÜLLER B., KLÖTZLI U., FLISCH M., 1995: U-Pb-zircon suchungen am Augengneis vom Typ Campo Tures bei dating of the Older Orthogneiss suite in the Silvretta Rain in Taufers, Südtirol. Mem. Sei. Geol., 34, nappe, Eastern Alps: Cadomian magmatism in the Up­ 273-300. per Austroalpine realm. Geol. Rundsch., in press.

HEINISCH H und SCHMIDT K., 1982: Zur Genese der SCHMID K., JÄGER E., GRÜNENFELDER M., GRÖGLER Augengneise im Altkristallin der Ostalpen. N. Jb Geol. N., 1967: Rb-Sr- und U-Pb-Altersbestimmungen an Paläont. MH., 1982, 211-239. Proben des Ötztalkristallins und des Schneeberger Zu­ ges. Eclogae geol. Helv. 60, 529-536. HOINKES G., THÖNI M., BERNHARD F., KAINDL R., Ll- CHEM C. SCHWEIGL J„ TROPPER P., 1995: Preal- SCHULZ B., 1988: Deformation und Metamorphose im pine magmatic and metamorphic evolution of the Aus- ostalpinen Kristallin südlich des Tauernfensters (südli­ troalpine Basement in the Kaunertal area. Preprint. che Deferegger Alpen, Österreich). SMPM, 68, 397-406. KLÖTZLI U., 1995: Pre-Variscan magmatic evolution of the Austroalpine basement W and S of the Tauern STOCKHERT B., 1985: Pre-Alpine history of the Austridic Window in prep. basement to the south of the western Tauern Window (Southern Tyrol, Italy) - Caledonian versus hereynian KLÖTZLI-CHOWANETZ E., KLÖTZLI U.. KOLLER F., event. N. Jb. Geol. Paläont. MH., 1985, 618-642. 1995 The pre-Variscan evolution of the Ötztal crystali- ne basement based on Pb-Pb Single zircon dating. in TROLL G., FORST R., SÖLLNER F., 1976: Über Bau, Al­ press. ter und Metamophose des Altkristallins der Scho­ bergruppe, Osttirol. Geol. Rundsch., 65, 483-511. MILLER C. und THÖNI M.. 1995: Origin of eclogite from the Austroalpine Ötztal basement (Tirol, Austria): geochemistry and Sm-Nd vs. Rb/Sr isotope systema- tics. Chem. Geol., in press.

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 98 BIDNER & WILHELMY

fung der Vorräte innert etwa 4 Jahren. Die Massenrohstoffsituation im Zu diesem generellen Mangel an (bewilligtem Bezirk Lienz - ein Projekt der nachgewiesenem) Sand und Kies kommt der Bund-Bundesländerkooperation geologisch und durch Nutzungskonflikte beding­ te Mangel an Rundkorn.

Von Es wurde angestrebt, die Nachfrage nach hoch­ Thomas BIDNER & Marcus WILHELMY qualitativen Kiesen und Sanden in Zukunft nicht mehr aus Naßbaggerungen im Lienzer Talbo­ den zu befriedigen, da hier ein zunehmendes Konfliktpotential mit bestehenden, vor allem Zusammenfassung aber auch zukünftigen Grundwassernutzungen gegeben ist. Die in früheren Studien aufgezeigte Knappheit an den Massenrohstoffen Sand und Kies, sowie Lockergesteinsvorkommen gewisser Qualität die für das Grundwasser nicht unbedenkliche sind für die Bauindustrie, insbesondere für die Gewinnungstechnik der Naßbaggerungen, Herstellung von Beton (Fertigteile, Lieferbeton machte eine Neuerhebung von Sand- und Kies­ etc.) besonders wichtig, und können nur einge­ vorkommen in Osttirol erforderlich. Neben einer schränkt durch gebrochenes Material (am be­ generellen Beurteilung erfuhren die Vorkommen sten noch gleichkörnig brechenden Dolomit) er­ auch eine Beurteilung hinsichtlich ihrer regiona­ setzt werden. len und lokalen Bedeutung. Sedimentologische wie petrographische Analytik an Stichproben er­ Bis zu diesem Projekt fehlten in Osttirol flächen­ gänzten die Daten. 8 Hoffnungsgebiete mit ei­ deckende Informationen über mögliche Hoff­ ner nach Erstabschätzung erschließbaren Ge­ nungsgebiete, Qualität und Kubatur von Locker­ samtkubatur von etwa 11,6 Mio m3, können ei­ massenvorkommen weitestgehend. ner Versorgungszeit von ca. 50 Jahren gleich­ gesetzt werden. Erneuerbare Vorkommen ver­ längern diesen Zeitraum zusätzlich. 2. Aufgabenstellung und Ziele der Projektphasen I und II

1. Einleitung Im Zuge der Arbeiten zu den Phasen I und II wurde abgeklärt, welche Bereich als potenste Zur Abklärung der Situation im Hinblick auf die Hoffnungsgebiete anzusprechen und dement­ Massenrohstoffe Sand und Kies, untergeordnet sprechend in der in Vorbereitung befindlichen auch hinsichtlich Steine für Flußverbauungen, Phase III im Detail zu untersuchen sind. im Bereich von Osttirol wurde ein dreiphasiges Untersuchungskonzept erstellt, dessen Phasen Bei den Arbeiten wurde das Hauptaugenmerk I und II nunmehr abgeschlossen sind. Neben auf Zuschlagstoffe für die Betonerzeugung ge­ dem geologischen Aspekt gingen in das gegen­ legt, sekundär auch auf Steine für die Flußver- ständliche Projekt auch Aspekte der Raumpla­ bauung. Frostkoffermaterial und Kabelbettsand nung und Fragen des Projektmanagements in fallen schon derzeit als Haupt- oder Nebenpro­ hohem Maße ein. dukt beim Brechen in ausreichender Menge an.

Die Massenrohstoffsituation betreffend Sand Aus den Problempunkten und Kies wurde vor diesem Projekt für Osttirol wie folgt beschrieben (M. Heinrich, 1990, S. 9): • Mangel an ausgewiesenen Massenroh­ Basierend auf den Förderdaten von 14 Abbau­ stoffvorräten en ist die durchschnittliche Jahresfördermenge etwa 140.000 m3 - etwa 25% davon entfallen • Mangel an qualitativ hochwertigem Ma­ auf Geschiebebaggerungen aus Wildbächen terial und Flüssen. Aus der Gegenüberstellung von Vorräten der Betriebe - ohne Geschiebefracht • Lokale und kleinregionale Versorgungs­ der Wildbäche und Flüsse - und dem Kärntner schwierigkeiten Landesverbrauch je Einwohner (4,5 m3), ergibt sich bereits 1990 eine theoretische Erschöp- ergaben sich die Zielsetzungen

ARBEITSTAGUNG LI 1995 : SEITE 99 BIDNER & WILHELMY

• Auffindung von Hoffnungsgebieten eine Prioritätenreihung der Untersuchungsge­ (regional und lokal) biete. • Beurteilung des Materials im Überblick • Lienz

• Beurteilung potentieller Hoffnungs­ gebiete hinsichtlich ihrer regionalen • Matrei und lokalen Bedeutung • Sillian • Beurteilung der Gesamtsituation für Osttirol • Kais am Großglockner

• St. Jakob i. Defereggental

3. Methodik • Obertilliach / Gailtal

Zur Vorbeurteilung der Talbereiche des Bezir­ kes Lienz hinsichtlich möglicher Hoffnungsge­ 4.2 Logistik - Projektmanagement - biete für die Massenrohstoffe Sand und Kies Raumordnung wurden folgende Auswertungen vorgenommen: Die Versorgung der Baubranche im weitesten • Geologische Karten Sinne mit Massenrohstoffen kann auf unter­ • Topographische Karten (OK) schiedliche Stoffquellen zurückgreifen:

• Stereoskopische Luftbildauswertung > primäre einmalige Vorkommen (einmalig gedacht in menschlichen Zeiträumen) • Literatur »• primäre erneuerbare Vorkommen Aufbauend auf den Ergebnissen aus den o.e. y> Stoffe aus dem Recycling Unterlagen wurde das zu kartierende Gebiet schwerpunktsmäßig unterteilt. Als Anforderungen an Massenrohstoffe bzw. bauwürdige Vorkommen sind erwähnenswert: Es folgten • Qualität • Geländekartierung • Menge • Probenahme und photographische Do­ kumentation des Probenahmebereiches • Akzeptanz des Abbaues

• Herstellung der Sieblinie der genomme­ • geographische Lage nen Probe • Konfliktpotential im und um das Abbauareal • Petrographische Analyse der Kornklas­ sen 4 - 8 mm und 8 - 16 mm Zusätzliche betriebswirtschaftliche Faktoren, die • Abschätzung des Überkornanteiies aus wesentlichen Einfluß haben, sind die für den der photographischen Dokumentation einzelnen Betrieb erzielbare Wertschöpfung und der faziellen Klassifikation der Lok- durch Beteiligung an der Weiterverarbeitung, kergesteine. bzw. Kombination des Abbaus mit einer Depo­ nierung von Inertstoffen. 4. Ergebnisse Hinzukommt bei mangelnder Qualität die Not­ 4.1 Bestand wendigkeit einer Aufbereitung und der damit Der Massenrohstoffverbrauch in Osttirol kon­ verbundenen Problematik einer Waschschlam­ zentriert sich in erster Linie auf den Raum mentsorgung o.a. Lienz, in zweiter Linie auf den Raum Sillian Aus allen erfaßten Vorkommen wurde durch (Pustertal), Matrei (Iseltal, eingangs Virgental) Vergleich der Proben (Materialqualität) und der und ev. in näherer Zukunft Kais am Großglock- angeschätzten Kubaturen, unter Einbeziehung ner. Für Bereiche wie St. Jakob i. Defereggen- der infrastrukturellen Situation (z.B. Zugänglich­ tal, das Obere Gailtal und das Virgental wäre ei­ keit) und Beachtung von Aspekten des Natur­ ne lokal eigene Versorgungsmöglichkeit eben­ schutzes, für jede Region eine Reihung der dort falls interessant. Dementsprechend ergab sich untersuchten Vorkommen vorgenommen. Die

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 100 BIDNER & WILHELMY

Reihung erfolgte mittels Bewertung von 1=sehr erneuernden Vorkommen (Murstoßbereiche, gut geeignet bis 3=ungeeignet. Die Bewer­ Hangschuttabbaue, Geschiebebaggerungen). tungsnote beeinhält auch den regionalen oder lokalen relativen Vergleich. Neben außerge­ Die Naßbaggerungen haben - beurteilt auf Ba­ wöhnlich guten Vorkommen sind nahegelegene sis des derzeitigen Kenntnisstandes - aufgrund sehr gute Vorkommen von sekundärer Bedeu­ der relativ großen erhobenen Vorräte, aus tung. Auf diese Weise wurde für jede Region quantitativer Sicht an Relevanz verloren. Noch ein Vorkommen ermittelt, das in einer noch fol­ abzuklären ist jedoch die Frage der Qualität der genden Projektphase III genauer untersucht als Hoffnungsgebiete ausgewiesenen Vorkom­ werden soll. Schließlich wurden aus allen mit men im Hinblick auf die Versorgung mit Mas­ der Note 1 bewerteten Vorkommen die drei für senrohstoffen für hochqualitative Anwendun­ den Bezirk Lienz insgesamt interessantesten gen. Die Frage, inwieweit auch in Zukunft im ausgewählt. Dies sind: Bezirk Lienz auf Naßbaggerungen zurückgegrif­ fen werden muß, kann nur nach einer genauen Oberdrautal - Vorkommen zwischen Untersuchung der als Hoffnungsgebiete ausge­ und Lavant: wiesenen Vorkommen in qualitativer Hinsicht, im Vergleich mit Material aus Naßbaggerungen, (hochqualitativer Dolomitkies, sehr gute Erschlie­ beantwortet werden. In diesem Sinn sollte auch ßung, ca. 7 Mio m3 Vorräte.) dieser Frage bei der Abwicklung weiterer Unter­ Pustertal - Vorkommen bei Mittewald: suchungen entsprechende Aufmerksamkeit ge­ widmet werden. (Versorgungsmöglichkeiten in Richtung Sillian und Gailtal, hochqualitativer Karbonatkies, gute Zu­ gänglichkeit, 450.000 m3 netto.) Literatur Iseltal - Feld zwischen Hüben und Matrei: GRAF. W.: Im Wechselspiel von Ökonomie und Ökologie - Rohstoffprospektion und Rohstoffsicherung in der Stei­ ermark am Beispiel der Massenrohstoffe. - Sand und (Versorgungsmöglichkeit u.a. für Matrei und die na­ Kies aktuell, H. 13, Wien 1993. heliegenden Taleingänge, 1,2 Mio m3 netto, sehr gute Zugänglichkeit.) HEINRICH, M.: Die Rohstoffsituation aus der Sicht der Geologischen Bundesanstalt, 1. Teil. - Sand und Kies aktuell, H. 9, Wien 1992. 4.3 Neubeurteilung der HEINRICH, M.: Die Rohstoffsituation aus der Sicht der Massenrohstoffsituation Geologischen Bundesanstalt, 2. Teil. - Sand und Kies aktuell, H. 10, Wien 1992. Die für die acht, mit der Note 1 bewerteten, Vor­ kommen angeschätzten Nettokubaturen erge­ HEINRICH, M.: Die Rohstoffsituation aus der Sicht der ben eine Größenordnung von über 11 Millionen Geologischen Bundesanstalt, 3. Teil. - Sand und Kies aktuell, H. 11, Wien 1992. Kubikmetern. Rechnet man diese Größenord­ nung mit den im Zwischenbericht zum Projekt HEINRICH, M.: Die Rohstoffsituation aus der Sicht der ÜLG 26/1990 ("Bundesweite Übersicht zum Geologischen Bundesanstalt, 5. Teil - Salzburg. - Sand Forschungsstand der Massenrohstoffe Kies, und Kies aktuell, H. 14, Wien 1993. Kiessand, Brecherprodukte und Bruchsteine für HEINRICH, M.: Bundesweite Übersicht zum Forschungs­ das Bauwesen hinsichtlich der Vorkommen, der stand der Massenrohstoffe Kies, Kiessand, Brecher­ Abbaubetriebe und der Produktion sowie des produkte und Bruchsteine für das Bauwesen hinsicht­ Verbrauchs - Kärnten, Osttirol --"/ HEINRICH, lich der Vorkommen, der Abbaubetriebe und der Pro­ 1993) genannten Zahlen (Durchschnittsver­ duktion sowie des Verbrauches - Kärnten, Osttirol. - Zwischenbericht zum Projekt ÜLG 26 /1990. brauch pro Jahr 4.5 Kubikmeter pro Einwohner, bei einer Wohnbevölkerung von 49.127 nach HEINRICH, M., LETOUZE-ZEZULA, G. & REITNER, H.: ÖSTZ, 1991) hoch, so würden die genannten Die Rohstoffsituation aus der Sicht der Geologischen Vorräte für eine Dauer von rund 50 Jahren aus­ Bundesanstalt - Oberösterreich. - Sand und Kies aktu­ reichen. Dies ist jedoch selbstverständlich eine ell, 15, 1993. grobe Schätzung, da die einzelnen Vorkommen JESCHKE, HP.: Strategie der Rohstoffsicherung - Hinwei­ im Hinblick auf Qualität, Kubatur und tatsächli­ se im Zusammenhang mit Raumordnung und Raum­ che Nutzungsmöglichkeiten (Konfliktpotentiale) forschung. - Sand und Kies aktuell, 11, 1992. genauer zu untersuchen sind. Ebenfalls in die­ PIRKL, H., et al.: Bestandsaufnahme des Rohstoffpotenti­ ser Rechnung nicht berücksichtigt sind die sich als Osttirols. - Endbericht für das Projekt TA 16 / 81.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 101 MOLK

Matreier Schuppenzone beteiligt. Durch die zu­ Bretterwand(-bach): mindest in Teilschollen noch aktive Massenbe­ wegung wurden verschiedene Verbauungsmaß- Geologie - Massenbewegung - nahmen der WLV im oberen Bretterwandbach Verbauung beschädigt.

Von Verbauung Michael MOLK Der Bretterwandbach ist ein linksufriger Tauern- bachzubringer mit einem Gesamteinzugsgebiet von 17,8 km2. Auf dem mächtigen Schwemmke­ Geologie gel liegt zu beiden Seiten des hoch aufge­ dämmten Baches der Markt Matrei i.O. Die Das morphologische Einzugsgebiet des Bretter­ Hauptgeschiebeherde sind die "Große Blaike" wandbaches liegt im oberen Bereich in der am Fuße der Bretterwand sowie der Sunzgra- Glockner Decke, im Mittel- und Unterlauf quert ben, der Walzenbrunnergraben, der Brettergra­ der Bach die Grenze zur Matreier Schuppenzo­ ben, der Mühlgraben und der Goldriedbach. ne und vollzieht dabei einen Bogen von der ur­ sprünglichen N-S Richtung in eine ENE-WSW Seit dem 13. Jh. sind schwere Vermurungen Richtung. Dabei folgt er mehr oder weniger ei­ des Marktes Matrei überliefert, die sich in grö­ ner Reihe von Gipsvorkommen innerhalb der ßeren Abständen wiederholten. Seit dem 18. Matreier Schuppenzone. Die Bretterwand selbst Jh. wurden umfangreiche Verbauungen ausge­ (ab 2230 m SH) baut sich aus steil nach Süden führt, sowohl im Ortsbereich wie im Mittellauf, (50 - 60°) fallenden Kalkglimmerschiefern der im Oberlauf und in den Seitengräben. der Glockner Decke auf. Einige für die Verbauungswirkung wesentliche Sperren sind über 100 Jahre alt (Silbersperre Massenbewegung 1884), aber auch die 1946 nach der großen Ka­ tastrophe begonnenen Verbauungen sind Bei der Massenbewegung der Bretterwand han­ schon seit ca. 40 Jahren in Funktion. Das lau­ delt es sich um eine Felsgleitung (Sackung) in­ fende Projekt sieht die Sanierung alter Sperren nerhalb der Kalkglimmerschiefer der Glockner­ sowie weitere Stabilisierungsmaßnahmen der decke, an der Sackungsmasse sind auch obersten Einzugsgebiete im Bereich der Schwarzschiefer und Kalkphyllite aus der Großen Blaike und im Sunzgraben vor.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 102 ARNDT & ROMER

wird ein Farbfilm vorgeführt - durch die An­ Visualisierung wendung der computergestützten Visualisie­ rung werden Ergebnisse der Geologie (hier: geowissenschaftlicher Daten - Kartierung und Geodynamik) mit den Daten der Tauernfenster Geophysik (hier: Aeromagnetik) verschnitten. Durch die Integration von Außenaufnahmen aus Filmtitel: Geologie und dem Großglocknergebiet sowie aus Kärnten wurde ein Versuch unternommen, die geo­ Aeromagnetik am Südrand der logischen Verhältnisse an der Südabdachung Hohen Tauern des Tauernfensters didaktisch aufzubereiten. Thematisch spannt sich der Film von der Ge­ steinsphysik bis zum geologischen Werdegang Von der Hohen Tauern. Dieser Film zielt darauf ab, Rainier ARNDT & Alexander RÖMER einer breiteren Öffentlichkeit die geowissen- schaftlichen Aktivitäten der Republik Österreich Als Endergebnis eines Joint-Ventures ÖNB / vorzustellen. Geologische Bundesanstalt / Universität Wien / Das gesamte Projekt ist im Memorium des Kollegen Österreichische Akademie der Wissenschaften Dr. Herbert HEINZ 3 gestaltet.

(• 22. Juli 1950 - f 17. November 1994)

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 103 NEUERSCHEINUNGEN Verlag der Geologischen Bundesanstalt Stand September 1995 Nachtrag zu „Lieferbare Karten und Veröffentlichungen" vom September 1994

Geologische Karten der Republik Osterreich 1:50.000 77 Eisenstadt / von F.Brix & G.Pascher, 1994 öS 180,- Erläuterungen in Vorbereitung 110-111 St.Gallen Nord und Dornbirn Nord /von R.Oberhauser, 1994 öS 180,— Erläuterungen in Vorbereitung 123ZellamSee/vonH.Heinisch, G.Pestal & J.Hellerschmidt-Alber, 1995 öS 180,- Erläuterungen in Vorbereitung 156 Muhr / von Ch.Exner, H.Häusler & A.Tollmann, 1995. Mit Erläuterungen (gef.in Plastiktashce oder piano) öS 210,-- Karte öS 180,« Erläuterungen von H.Häusler mit Beiträgen von D.Bechtold, H.Brandecker, W.Demmer& H.Heinz, 1995, 59 S., 10 Abb., 1 Taf. ISBN 3-900312-93-1 öS 50,-

Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt 17.Band /1995 / E.CIar, W.Gamerith, J.Gruber, G.Hübl, W.Kollmann & D.Rank: Interdisziplinäre Geowissenschaftliche Untersuchungen des Thermalwasservorkommens von Bad Kleinkirchheim (Kärnten, Österreich).- 121 S.- ISBN 3-900312-91-5 öS 220,- 18.Band /1995/133 S., 111 öS 320,-

Berichte der Geologischen Bundesanstalt 29) Heinrich, M.: Bundesweite Übersicht zum Forschungsstand der Massenroh­ stoffe Kies, Kiessand, Brecherprodukte und Bruchsteine für das Bauwesen hinsichtlich der Vorkommen, der Abbaubetriebe und der Produktion sowie des Verbrauches - Niederöstereeich, Wien und Burgenland - Zwischenbericht (ÜLG 26/1990).- 28 S., 7 Abb., 9 Tab., 1995 *** 30) Schönlaub, H.P. & Kreutzer, L.H.: IUGS Subcommission on Silurian Stratigraphy. Field Meeting Eastem and Southern Alps, Austria 1994, in memoriam H.Jaeger. 156 S., III., 1994 öS 200,- Wird im Rahmen der Teilrechtsfahigkeit verkauft! 31) Heinrich, M.: Bundesweite Übersicht zum Foschungsstand der Massenroh­ stoffe Kies, Kiessand, Brecherprodukte und Bruchsteine für das Bauwesen hinsichtlich der Vorkommen, der Abbaubetriebe und der Produktion sowie des Verbrauches -Zusammenfassung- Endbericht (ÜLG 26/1988-90).- 24 S., 10 Tab., 4 Big., Anhang, 1995 *** 32) Kreutzer, L.H. & Schönlaub, H.P Ed.) Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Geotopschutz in deutschsprachigen Ländern, 10.-17. September in Österreich.- 93 S., 111 *** Wird im Rahmen der Teilrechtsfähigkeit verkauft! Sonstige Veröffentlichungen Ansichtskarten der Geologischen Bundesanstalt: (16 Sorten): Palais Rasumofsky, Phyllocoenia grandissima, Stephanoceras vindobonensis, Rhacophyllites neojurensis, Epidot, Antimonit, Scatophagus frontalis, Brachiopoden-Lumachelle, Bergkristall, Brachiopoden-Sandstein, Carcharocles megalodon, Elementarer Schwefel, Lasmogyra sinuosa, Cardiola docens, Chama calcarata, Heraclites robustus je öS 5,™ *** = Preis auf Anfrage Zu bestellen beim Verlag der Geologischen Bundesanstalt: Rasumofskygasse 23, Postfach 127 A-1031 Wien Fax: 0222/712 56 74/90

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 104 sm mj c^ © D ® M n MJT C 3X>mUSI0N3N COMPUTER HANDELSGE5.M.B.H 1 )nrri|)f : ,i 1 iil 1 Htraßi • h A 1 ( ) 3 C) W i i • i , Tel: U'K 'I •l.'i 713 OL" I II • Fax: (CJL>33) 713 CK ' I I /

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 105 Exkursionen

EXKURSION A VORMITTAG Montag, 2. Oktober 1995 Gerhard L. FASCHING & Walther SCHAUMANN: Wehrgeologie Osttirol - Plöckenpaß Hans Peter SCHÖNLAUB: Geologie der Karnischen Alpen, Bereich Plöckenpaß EXKURSION A NACHMITTAG Montag, 2. Oktober 1995 Joachim BLAU & Beate GRÜN: Exkursionen in der Amlacher Wiesen - Mulde Thomas BIDNER & Marcus WILHELMY: Massenrohsoffe in Osttirol Gernot PATZELT & Gerhard POSCHER Frauenbach-Schwemmfächer bei Lavant

EXKURSION B Mittwoch, 4. Oktober 1995 Gerhard PESTAL: Der Südrand des Tauernfensters, die Matreier Zone im Bereich Kais - Matrei in Osttirol Gerhard SPAETH: Überblick nordwestliche Schobergruppe Michael MOLK: Bretterwand(-bach): Geologie - Massenbewegung - Verbauung

EXKURSION C Donnerstag, 5. Oktober 1995 Rainer BRANDNER & Markus SPERLING Triasstratjgraphie und Tektonik der westlichen Lienzer Dolomiten Ewald TENTSCHERT Kraftwerk Strassen-Amlach Gerhard POSCHER Bemerkungen zur Talgeschichte: Tiroler Pustertal - Lesachtal - Drautal

EXKURSION D Freitag, 6. Oktober 1995 Manfred LINNER Das Kristallin der südwestlichen Schober-Gruppe - Der Eklogitkomplex Im Bereich Prljakte - Barrenle See (Variante 1) Gerhard SPAETH Kristallin der Deferegger Alpen und der Schobergruppe (Variante 2) Manfred LINNER Das Kristallin der südwestlichen Schober-Gruppe: Der Eklogitkomplex im Bereich Alkuser See. (Variante 3)

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 106 EXKURSIONEN

Ö.Heiligenblut

Kötschach

^Mauthen

Legende

»•*,» Vorexkursion AvormittaQ Plöckenpaß: Geologie, Wehrgeologie icii/niKi Exkursion Anachmitta0 Lienzer Dolomiten: Amiacher Mulde, Angewandte Thematik Exkursion B Kals-MatreierTörl: Matreier Zone, Glockner-Decke

. . _. Exkursion C Schober-Gruppe: Kristallin der Schober-Gruppe * Exkursion D Lienzer Dolomiten: Mitteltrias, Westlicher Drauzug, Kraftwerk Strassen-Amlach

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 107 EXKURSION A VORMITTAG Montag, 2. Oktober 1995

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 108 EXKURSION A VORMITTAG

EXKURSION A VORMITTAG Montag, 2. Oktober 1995

Führung: G. L. FASCHING; W. SCHAUMANN; H. P. SCHÖNLAUB

Wehrgeologie Osttirol - Plöckenpaß (G. L. FASCHING & W. SCHAUMANN) Geologie der Karnischen Alpen, Bereich Plöckenpaß (H. P. SCHÖNLAUB)

Haltepunkt (D Lienz: Kärntnerstraße und Dr. Karl-Renner-Straße Thema: Raumplanung und Wehrgeologie von Kasernenstandorten Karten: OK 179 Lienz (DMN 3712, r 407200 h 133250), Stadtplan Lienz Lienz ist seit 1764 Garnisonsort. Die Einquartierung der Soldaten (rund 100 Mann) erfolgte zu­ nächst in Bürgerhäusern (Adel und Kirche waren von der Einquartierungspflicht befreit), ab 1770 in öffentlichen Gebäuden ("Casarm", heute Stadtverwaltung, und Militärspital in Schloß Brück). In den Jahren 1908 -1912 wurde die Franz - Josefs - Kaserne als "Normalkaseme"für ein Infanterie- Regiment weit außerhalb der Stadt von der Gemeinde (gegen die Konkurrenz von Bruneck) erbaut und an das Ärar verpachtet. 1938/39 erfolgte der Bau von Baracken (teilweise noch zu sehen in der Dr. Karl - Renner - Straße im Anschluß an die Kaserne) und in der Peggitz für das Gebirgsjä­ gerregiment 139 der Deutschen Wehrmacht.

Von 1939 - 1945 waren in den Barackenlagern zunächst polnische und französische Kriegsgefan­ gene, dann Zwangsarbeiter untergebracht, ab 1945 "Displaced Persons" (DP). Ab 1950 zivile Fol­ genutzungen (Schulen, Gewerbegebiet, Wohnhäuser) des Barackenlagergebietes. Von 1945 - 1953 war in den Hauptgebäuden ("STIRLING BARRACKS') ein schottisches Hochlandregiment als englische Besatzungstruppe in Garnison, dann Schulen bis zum Neubau, ab 1956? Österrei­ chisches Bundesheer (Jägertruppe, Tragtierstaffel).

1940/41 wurde die heutige Haspingerkaserne als Polizeikaserne erbaut, die von 1945 - 1948 als Strafgefangenenlager, von 1948 - 1955 zivil als DP-Notunterkunft und ab 1955 als ÖBH-Kaserne zunächst für eine verstärkte Jägerkompanie, später für ein Landwehrstammregiment und heute für ein Jägerregiment genutzt wird.

Wehrgeologische Arbeitsgebiete Wasser- und Abwasser-Versorgung, heute zusätzlich bei alten militärischen Objekten (Kasernen, Fliegerhorste, Lager, ...) und Liegenschaften (Truppenübungsplätze, ...) die Altlasten-Sanierung (Kontamination durch Betriebsmittellager, Munitionslager, Deponien).

Haltepunkt © Lienz: Kärntnerstraße Thema: Zivil- und Katastrophenschutz Karten: OK 179 Lienz (3MN 3712, r 407600 h 133300), Stadtplan Lienz

In den letzten Kriegsmonaten wurde auch Lienz als Verkehrsknotenpunkt von den Allierten (US Air Force) bombardiert, wobei der Bahnhof, ein Großteil der Gebäude am Hauptplatz und der Boze- nerstraße, das ehemalige Spital/Reservelazarett/heute Bundeskonvikt sowie Häuser im Bereich

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 109 EXKURSION A VORMITTAG

der Kärntnerstraße zerstört wurden. Dank guter Luftschutzvorbereitungen waren aber relativ wenig Tote zu beklagen.

Die neuen ABC-Massenvernichtungsmittel für eine atomare, biologische und chemische Kampffüh­ rung und die Zunahme der Empfindlichkeit der technischen Infrastruktur gegen Naturkatastrophen machen einen modernen Zivil- und Katastrophenschutz erforderlich. Derzeit ist eine Unterversor­ gung bei Schutzplätzen und bei der Krisenbevorratung in Österreich feststellbar. Wehrgeologische Arbeitsgebiete: Baugrundkarten, Filtersande für Schutzräume, Naturraumpotentialkarten, Georisikenkarten.

Haltepunkt d) Lienz - Peggetz: Peggetzstraße und Draustraße Thema: Das Kriegsende 1945 und das Schicksal der Kosaken Karten: OK 179 Lienz (3MN 3712, r 403600 h 139000), Stadtplan Lienz

Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches kämpften die Kosaken im Bürgerkrieg gegen die Bolschewiki für den Erhalt ihrer Unabhängigkeit. Im 2. Weltkrieg kämpften viele freiwillig im Ver­ band der deutschen Heeresgruppe E in der Ukraine und am Balkan im Rahmen des XV. SS-Kosa- kenkavalleriekorps (Kommandeur Generalleutnant von PANNWITZ). Nach dem Waffenstillstand am 8. Mai 1945 wurde den Kosakenverbänden (Don-, Kuban- und Terekkosaken) vom Komman­ danten der 11. britischen Panzerarmee General ARCHER das überschreiten der britischen Linien gestattet, um eine Auslieferung an die TITO-Partisanen bzw. an die Sowjetunion (und damit den sicheren Tod) zu verhindern. Zirka 50 000 Kosaken (30 000 Soldaten sowie 20 000 Frauen und Kinder) wurden im Drautal zwischen Oberdrauburg und Lienz interniert, u. a. 20 000 bis 25 000 Personen in die leerstehenden Baracken in Lienz-Peggetz und Umgebung eingewiesen. Am 20. 5. erfolgte die Entwaffnung und die Trennung vom deutschen Kaderpersonal und ab 29. 5. die Aus­ lieferung an die Rote Armee. Dabei spielten sich unbeschreibliche Szenen ab, viele Kosaken wähl­ ten den Freitod in der hochwasserführenden Drau {"lieber tot als zurück in die UdSSR'), ca. 3000 Personen wurden zertrampelt oder erschlagen. Diese Toten sind in dem kleinen Friedhof in 24 Massen- und 4 Einzelgräbern bestattet. Eine kleine Zahl konnte durch die englischen Linien in die umliegenden Wälder entkommen, diese Personen und ihre Nachkommen bilden heute noch die russisch-orthodoxe Gemeinde in Lienz (Antonius-Kirche am Ostende des Hauptplatzes). 1947 wur­ den 7 höhere deutsche und Kosaken-Offiziere im Ljubljaka-Gefängnis in Moskau hingerichtet, 1949 die überlebenden deutschen und österreichischen Offiziere aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Nur wenige Kosaken überlebten die Deportation, eine Flecktyphus- und Ruhr-Epidemie mit 7000 Toten im ersten Jahr und 25 Jahre Zwangsarbeit in den sowjetischen GULAG's (Kohlen­ gruben) Sibiriens.

Wehrgeologische Arbeitsgebiete Beiträge zur Planung und Organisation der Versorgungsinfrastruktur (Wasser, Abwasser, Abfälle, Bestattungswesen) bei großen Flüchtlingsbewegungen nach kriegerischen Ereignissen oder Na­ turkatastrophen.

Haltepunkt (D Lienz- Debant: Bundesstraße 100 - Debantbach Thema: Befestigungswesen von der Antike bis heute Karten: OK 179 Lienz (5MN 3712, r 410100 h 137200), F&B Wanderkarte 132 Lienzer Dolomiten und Leeachtal Die römische Stadt Aguntum (Ausgrabungsfeld von der Straße aus gut erkennbar) hatte, wie jede antike Stadt auch, eine Stadtbefestigung. Erhalten sind ein Torturm und ein Teil der Stadtmauer, die zugleich im Norden als Hochwasserdamm gegen Vermurungen diente (verfüllte Doppelmauer). Auch die mittelalterliche Stadt wies zum Schutz gegen äußere und innere Feinde sowie als Zollbe-

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 110 EXKURSION A VORMITTAG

zirksgrenze und als Sanitätsschutz gegen die Einschleppung von Seuchen eine Stadtmauer auf.

Wegen der Erfindung des Schießpulvers mußten die Festungsanlagen stark ausgebaut werden: Es entstanden zunächst Renaissance-Festungen mit vorspringenden Basteien und Vorwerken (z. B. Wien in den Türkenkriegen), später (nach französischem Vorbild) aufwendige Fortifikationen um strategisch wichtige Städte (z. B. Reichsfestung Graz) oder in sperrgünstigen Räumen im Zuge von Tiefenlinien (z. B. Lienzer Klause 4 km südwestlich von Lienz).

Bedingt durch die Erfahrungen aus den Napoleonischen Kriegen und durch die Weiterentwicklung der Waffentechnik (Erhöhung der Reichweite und der Munitionswirkung der Artilleriegeschütze) wurden im 19. Jahrhundert in sperrgünstigen Räumen an Flüssen (z. B. Linz) oder in Talschaften (z. B. Franzensfeste in Südtirol) oder in Grenzräumen (z. B. Przemysl in Galizien oder die Sperr­ forts an der österreichisch - italienischen Grenze in Südtirol bzw. die französische Maginot-Linie im Elsaß und Lothringen gegen das Deutsche Reich) neue tiefgestaffelte Fortifikationen mit Kasemat­ ten, Festungsartillerie und Außenverteidigung errichtet. Im 1. Weltkrieg konnten diese Festungs­ gürtel auf dem europäischen Kriegsschauplatz ihre Aufgaben im wesentlichen erfüllen. Hingegen wurden im 2. Weltkrieg durch den Einsatz von Luftstreitkräften und durch weiträumige Umklamme­ rungen durch gepanzerte Truppen die Festungsbereiche lokal zerschlagen oder umgangen.

Nach Wiedererlangung der Wehrhoheit im Jahr 1955 wurden zur Stärkung eines grenznahen hin­ haltenden Kampfes (z. B. Pfortenlandschaften in Niederösterreich) und einer zeitlich begrenzten Verteidigung sperrgünstiger Räume (z. B. an der Donau) eine Reihe von "festen Anlagen" erbaut. Im Zuge der Raumverteidigung ("Spanocchi-Doktriri) wurden in den Jahren 1975 bis 1989 zusätz­ lich eine große Zahl solcher festen Anlagen hauptsächlich im Nö. Alpenvorland und an den Al­ peneingängen {"Zentralraum') errichtet. Diese modernen, sehr effizienten Anlagen bestehen aus Panzertnrmen ausgeschiedener NATO-Panzer und sind sehr schwer zu bekämpfen.

Durch die Änderung des Bedrohungsbildes nach dem Wegfall der Ost-West-Konfrontation haben auch die festen Anlagen an Bedeutung verloren, da die stark reduzierten neu struktuierten Streit­ kräfte vor allem universell einsetzbar und beweglich sein müssen. Wehrgeologische Arbeitsgebiete Militärgeologische Beratung beim Bau der festen Anlagen (Baugrunduntersuchungen, Baustoffvor­ kommen für Beton und Zerschellerschichten) und bei der Vorbereitung von Sperren, z. B. Panzer­ gräben. Unterlagen: Militärgeologische "Grabbarkeitskarten 1: 25 000" und Abschnitt "Unter­ grund" in den Sperrung - Erkundungsberichten für feste Anlagen und Sperren.

Haltepunkt® Nikolsdorf-Flugplatz Thema: Verkehr und Landesverteidigung Karten: OK 130 Winklern (BMH 4709 r 415500 h 134400) ), F&ö Wanderkarte 132 lienzer Dolomiten und Leeachtal Die Sicherstellung des Verkehrs in Extremsituationen ist schwierig. Es sind deshalb bereits frühzei­ tig personelle (rasche Verfügbarkeit entsprechend ausgebildeten Personals bei den Straßenver­ waltungen, bei den Bundesbahnen und beim Militär) und materielle Maßnahmen (z. B. gelände­ gängige Fahrzeuge bei den Einsatzorganisationen, mobile Brückengeräte) zu treffen, um bei Be­ darf neue oder erneuerte Verkehrsverbindungen schaffen zu können.

Am Beispiel des Flugplatzes Nikolsdorf (620 x 12 m Asphaltpiste 12/30, geeignet für leichte Flä­ chenflugzeuge mit einem Abfluggewicht bis 2 t und für Hubschrauber) soll die Bedeutung von Flugplätzen als Stützpunkte für Luftbrücken zur Sicherstellung einer Notversorgung der Bevölke­ rung in Krisenzeiten (Hochwasserkatastrophen in Osttirol 1965/66) aufgezeigt werden.

Im September 1942 unterspülte die Drau den Bahnkörper zwischen Dölsach und Nikolsdorf. Ein vollbesetzter Zug von Lienz kommend entgleiste und stürzte in die hochwasserführende Drau.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 111 EXKURSION A VORMITTAG

Zahlreiche Personen ertranken, vor allem Soldaten der Deutschen Wehrmacht und Fremdarbeiter.

Wehrgeologische Arbeitsgebiete Georisikenkarten; Georisikenuntersuchungen einzelner besonders gefährdeter Verkehrswege (z. B. Arlberg-Eisenbahnstrecke); Beiträge zur Flutwellenkartierung; ingenieurgeologische Beratung beim Bau von Umfahrungsstrecken, Notbrückenbau, Bau mobiler Seilbahnen, Notlandepisten für Flugzeuge, mobiler Produkten - Rohrleitungen.

Haltepunkt © Nörsach - St. Chrysanth

Thema: Geländebefahrbarkeit Karten: OK 130 Winklern (BMN 4709 r 413500 h 131400) ), F&S> Wanderkarte 132 Lienzer Dolomiten und Leeachtal Die sperrgünstige taktische Enge im Bereich des "Tiroler Tores" westlich von Oberdrauburg zwi­ schen Hochstadel (Kote 2680m) im Süden sowie Ziethen Kopf und Dannkopf der Kreuzeckgruppe im Norden ist von militärhistorischer Bedeutung durch ein Abwehr-Gefecht eines durch Nordtiroler verstärkten Aufgebotes der Pustertaler Landstürmer gegen französische Truppen unter General JOUBERT im Jahr 1797. Durch den weit in die Talmitte reichenden bewaldeten Schwemmkegel und das damals versumpfte Angelände der Drau konnte gegen einen zahlenmäßig und ausrü­ stungsmäßig weit überlegen Gegner nachhaltig eine Schanze verteidigt werden, weil die Franzo­ sen ihre Kavallerie und Artillerie aufgrund der Untergrundverhältnisse nur unzureichend einsetzen konnten.

Wehrgeologische Arbeitsgebiete: Geländebefahrbarkeitskarten, bei der NATO: Cross Country Movement Maps ("CCM-Karten').

Haltepunkt ® Oberdrauburg - Rabant B. (G. L. FASCHING & W. SCHAUMANN) Thema: Rohstoffversorgung in Krisenzeiten Karten: ÖK50 3\. 130 Winklern (3MN 4709 r 421000 h 179000) ), F&5> Wanderkarte 132 Lienzer Dolomiten und Lesachtal

Wirtschaftliche Autarkie hat im Rahmen einer vernetzten Weltwirtschaft heute nicht mehr den Stel­ lenwert wie im 19./20. Jahrhundert. Trotzdem wären die Interessen einer Wirtschaftlichen Landes­ verteidigung bei der RoffstoffVersorgung längerfristig zu beachten, vor allem derzeit unwirtschaftli­ che Bergbaue eher zu konservieren und nicht zu verfüllen. Eine Folgenutzung von Stollen für un­ terirdische Lager für Zwecke der Landesverteidigung sollte ebenfalls bei geplanten Stillegungen geprüft werden.

Bei den Massenrohstoffen ist eine kurzfristige Verfügbarkeit in bestimmten Räumen für den Stel­ lungsbau aus der Sicht der militärischen Landesverteidigung erforderlich, um lange Transportwege zu vermeiden, die eine rasche Herstellung der Abwehrbereitschaft verzögern.

Wehrgeologische Arbeitsgebiete Karten und Beschreibungen der Rohstoffvorkommen.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 112 EXKURSION A VORMITTAG

Haltepunkt ® Plöckenpaßstraße - Kreuztratten (Schaukraftwerk) (G. L. FASCHING & W. SCHAUMANN) Thema: Trinkwassernotversorgung Karten: ÖK50 31. 197 Kötschach (3MN 4713 r 420300 h 164950), F&3 Wanderkarte 1&Z Lienzer Dolomiten und Lesachtal, Geologische Karte der Republik Österreich 1 : 50 OOO 3\att 197 KÖTSCHACH" Durch kriegerische Ereignisse, durch Sabotage oder durch Naturkatastrophen kann die in den In­ dustrieländern hochtechnisierte Trinkwasserversorgung (oft über weite Strecken geführt) zusam­ menbrechen. Es sind daher geeignete Maßnahmen für eine Trinkwassernotversorgung im Rah­ men der Zivilen Landesverteidigung zu treffen, um ein Überleben der Bevölkerung (einschließlich von Flüchtlingen) in Krisensituationen sicherzustellen.

Wehrgeologische Arbeitsgebiete Karten und Datenblätter der Siedlungswasserwirtschaft, Karten der Kontaminationsgefährung von Quellen und Brunnen, Karten und Datenblätter der Tiefengrundwässer und artesischen Brunnen, Gletscherwasser-Erfassung.

Haltepunkt (D Plöckenpaßstraße - Paßhöhe Geologische Übersicht (H.P. SCHÖNLAUB) Plöckenpaßstraße - Paßhöhe, MG-Nase (G. L. FASCHING & W. SCHAUMANN) Thema: Felshohlräume und Landesverteidigung, Hochgebirgskrieg Karten: OK 197 KÖTSCHACH (3MN 4713 r 420400 h 162300), F&3 Wanderkarte 132 Lienzer Dolomiten und Lesachtal, Geologische Karte der Republik Österreich 1 : 50 OOO Blatt 197 KÖTSCHACH Am 23. Mai 1915 erklärte Italien, der ehemalige Bundesgenosse und zu Kriegsbeginn neutral, Österreich-Ungarn den Krieg. Da die Gebirgstruppen der k. u. k. Armee gegen Rußland in Galizien eingesetzt waren, mußte die Grenzverteidigung zunächst von den Besatzungen der Grenzfestun­ gen und von Freiwilligenverbänden (Standschützen, Freiwillige Schützen) durchgeführt werden. Diese Truppen konnten tatsächlich aufgrund geschickter Geländeausnutzung solange die vorbe­ reiteten Stellungen halten, bis die Kaiserjäger und Kaiserschützen sowie andere Gebirgstruppen an die Frontgebiete in den Karnischen Alpen und Dolomiten zurückgeführt werden konnten, so auch im Bereich des Plöckenpasses (vorbereitete Stellungen nur im Bereich des Paßüberganges, "MG-Nase'). Da damals allgemein von Militärkreisen die Ansicht vertreten wurde, daß im Hochge­ birge kein Krieg mit größeren Verbänden der Landstreitkräfte geführt werden kann (so wurden z. B. bei der 3. franzisko-josefinischen Landesaufnahme für die Spezialkarte 1 : 75 000 der Österrei­ chisch-ungarischen Monarchie Überlegungen angestellt, das Hochgebirge auszusparen!), waren die Kriegsvorbereitungen hinsichtlich Personal, Ausrüstung und Führungsunterlagen auf beiden Seiten äußerst mangelhaft. Um einen Krieg in dieser Anökomene führen zu können und um eine Versorgung der in den Fels- und Eisregionen des dinarischen Karstes, der Karnischen Alpen, der Dolomiten und der Ortlergruppe eingesetzten Truppen sicherstellen zu können, mußte zunächst die entsprechende Kampf- und Versorgungsinfrastruktur geschaffen werden. Beim Bau der Stel­ lungen und Unterkünfte sowie beim Bau von Verkehrswegen (Feldeisenbahnen von den bestehen­ den Eisenbahnlinien aus, Militärstraßen und Tragtierwege sowie sehr viele Militärseilbahnen) wur­ de nach großen Verlusten (gleich viel Ausfälle durch Bergunfälle und Krankheit wie durch Kampf­ handlungen!) eine militärgeologische Beratung durchgeführt. Vor allem beim Tiefbau für Kavernen (Unterkünfte, Waffenstellungen, Posten) und Minenkrieg (Österreichischer Sprengstollen am Mon­ te Cimone und italienischer am Col di Lana) konnten im weiteren Kriegsverlauf grundlegende Er­ kenntnisse auf dem Gebiet der Ingenieurgeologie und Felsmechanik gewonnen werden.

4 Die GÖK 1 : 50 000 Blatt 197 KÖTSCHACH wird an die Teilnehmer der Exkursion "A vormittag" verteilt

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 113 EXKURSION A VORMITTAG

ü CO CO Ladinian 500-700 m Schierndolomit Formation < -30 m Muschelkalk Formation Anisian rr 0-30 m Muschelkalk Conglomerate 4m—~ i- Scythian 180m Werfen Formation Tatarian 170 m Bellerophon Formation < Kungurian-Kazanian' Tarvis Breccia 30-40 m Gröden Formation Artinskian -Trogkofel Conglomerate rr Sakmarian 400 m Trogkofel Limestone LU o. 175 m Upper Pseudoschwagerina Formation" Asselian 125 m Grenzland Formation r__ 160 m Lower Pseudoschwagerina Formation" Gzhelian 600-800 m Auernig Formation o Kasimovian Moscovian \^l'|-|TT Bashkirian -40 m Waidegg Formation o Serpukhovian Hochwipfel GO Dacite Formation <: Visean o Tournaisian -10 m Kronhof Limestone Famennian Pal Limestone Frasnian >100 m Givetian Cellon Limestone Eifelian 210 m O > Tufles-Tuffites _^ LU Emsian 120 m Vinz Limestone Q Findenig Limestone 40_6 m Pragian 145 m Kellerwand Lst/ ° 180 m \ 80-120 m /-20 m Boden limesmnel 10 m Upper Lochkovian neritic Rauchkofel Limestone / pelagic Rauchkofel Limestone 2 m Bischofalm Shale Pridoli \20-27 m Megaerella- Alticola Limestone; 4-5 m Middle Bischofalm Shale 0.5-4 m Cardiola Formation 4-15 m 7 Nölbling < Ludlow r CC neritic pelagic 10-20 m Lower Z> Wenlock _J Kok Formation Bischofalm Shale CO Llandovery

-80 m Ashgi -20 m Wolayer Limestone -6 m Uggwa Limestone Bischofalm < >300m s* -100 m 3 -60 m \ -100 m ~~^> < Quartzite ü Caradoc P wp?wro?d P' Fleons Greywacke ^imrnelberg_ JsL £ Uggwa Shafle_ _" <: o o Llandeilo -500 m Greywackes, Lydites and Shales LT o

Abb. 1 Biostratigraphisches Schema der Paläozoischen Abfolge in den Karnischen Alpen aus: IUGS Subcomm. Silurian Stratigraphy, Field Meeting 1994

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 114 EXKURSION A VORMITTAG

Im Exkursionsgebiet wurde 1915 mit zirka 6000 serbischen und russischen Kriegsgefangenen die Eisenbahnlinie von Hermagor bis Kötschach-Mauthen erbaut, die als k. u. k. Heeresbahn auch vom Militär bis Kriegsende betrieben wurde (MÖCKER, H. 1994, S. 378). Die heute wiedererrichte­ te Militärseilbahn auf den Kleinen Pal soll an das dichte Seilwegenetz im gesamten Frontgebiet er­ innern. Die Militärseilbahnen waren rasch zu bauen, waren auch bei schlechten Witterungsbedin­ gungen (besonders im Winter) zu betreiben und waren durch Feindeinwirkung sehr schwer zu zer­ stören. Der große Aufschwung des Seilbahnbaues (Material- und Personen-Seilbahnen) in Öster­ reich nach dem 1. Weltkrieg ist auf die Erfahrungen der Gebirgssoldaten aus den Alpen beim Bau und Betrieb der Militärseilbahnen zurückzuführen, weiters stand genug Seilbahnmaterial (Antriebs- motore, Kupplungen, Seile, Rollen,...) nach dem Zusammenbruch 1918 zur Verfügung.

Eine nähere Beschreibung der militärischen Anlagen aus dem 1. Weltkrieg im Bereich des Plök- kenpasses, die vom Verein der Dolomitenfreunde als Freilichtmuseum rekonstruiert wurden, kann dem kleinen Führer "Freilichtmuseum des Gebirgskrieges 1915- 1918 Plöckenpaß" entnommen werden (siehe einen Auszug aus der Broschüre auf den folgenden 2 Seiten).

Moderne Nachfahren der alten Grenzfestungen sind heute die "festen Anlagen" des österreichi­ schen Bundesheeres, die im Zuge des Konzeptes der Raumverteidigung überall in sperrgünstigen Räumen (vor allem Alpenvorland und Alpeneingänge) errichtet wurden, heute aber aufgrund geän­ derter sicherheitspolitischer Rahmenbedingungen an Bedeutung verloren haben. Wehrgeologische Arbeitsgebiete: Höhlenkarten und Höhlenbeschreibungen, Tunnel- und Stollenkartei, Wasserversorgungskarten, ingenieurgeologische Beratungstätigkeit.

Literatur

ALZINGER, Wilhelm: Aguntum und Lavant- In: Osttirol. Tirol. Bezirkskunde. Lienz: (3.) 1992. S. 37 - 39, 1 Abb.

FASCHING, Gerhard (L): Zur Wehrgeographie des Übungsraumes der Gefechtsübung 1989 (Osttirol und Oberkärn- ten).- Wiener Neustadt: Theresianische Militärakademie, 1989. 9 S., 2 Abb.

DOLOMITENFREUNDE (Hrsgb): Freilichtmuseum des Gebirgskrieges 1915 - 1918 Plöckenpaß- Wien: Mayer & Comp o. J. (um 1993), 24 S , zahlr. Abb

KOLBITSCH, Erwin: Ein Beitrag zur Geschichte der Festungsanlagen der Lienzer Klause- Osttiroler Heimatblätter, 1981, 2-5.

KOLBITSCH, Erwin: Geschichte Osttirols ab der Römerzeit.- In: Osttirol. Tirol. Bezirkskunde. Lienz: (3.) 1992, S. 27-34, 5 Abb.

MÖCKER. Hermann: Zwischen Unterdrauburg und Oberdrauburg. Kärntens Schienenverkehr, historisch, regional und lokal betrachtet- In: Österreich in Geschichte u. Literatur mit Geographie, 38., 1994, H. 5 - 6, S. 366 - 400, 7 Abb.

SCHAUMANN, Walther: Führer zum Gebirgskrieg Band lllb. Östliche Karnische Alpen, Kanaltal, Westliche Julische Alpen.-Cortina D' Ampezzo: Ghedina. 1976, 675 S.,205 Bilder, 3 Übersichtskarten, 14 Frontkarten und zahlr. Faksi­ mile von Originaldokumenten.

SCHAUMANN, Walther: Die Bahnen zwischen Ortler und Isonzo 1914 - 1918. Vom Friedensfahrplan zur Kriegsfahrord­ nung.- Wien: Bohmann-Verlag, 1991, 320 S., 242 Fotos.

SCHAUMANN, Walther: Vom Ortler bis zur Adria. Bilddokumentation der Front zwischen Österreich und Italien.- Wien: Mayer & Comp. 1993.

SCHAUMANN, Walther und SCHUBERT, Peter: Südwestfront. Österreich-Ungarn und Italien 1914 - 1918- Wien: Mayer 6 Comp.

SCHAUMANN, Walther: Die militärische Erschließung der Karsthöhlen. Isonzofront 1915 - 17- In: Der Dolomitenfreund, Folge Ml/94 S. 17 - 23, 9 Abb., Folge I/95 S. 17 - 23, Folge M/95 S.18 - 24, 6 Abb., wird fortgesetzt.

SCHLIESSELBERGER, Helmut: 50 000 Kosaken als Opfer kalter Politik.- In: Salzburger Nachrichten vom 1. Juni 1995, S. 3, 1 Bild.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 115 einer nachgebauten Rollbahn, der Talstation der Material­ Abschnitt seilbahn zum Kleinen Pal und dahinter die Reste der ersten Plöckenhaus - Hausalm Plöckenstellungen. Schmalspurbahnen - als Rollbahnen (Anlagen aus der Industrie) oder Feldbahnen dienten bis lange nach dem Ausgangspunkt: Parkplatz Plöckenhaus (Gasthof) Zweiten Weltkrieg bei großen Industrie- und Forstbetrieben Ausrüstung: Feste Schuhe als gängiges Transportmittel. Im Ersten Weltkrieg entstand Wegdauer: 30 Minuten ein ganzes Netz solcher Bahnen. Die Seilbahn Pohlig SZG 500 entspricht in ihrem techni­ schen Aufbau einer Versorgungsseilbahn aus dem Ersten Das Plöckenhaus wurde 1915 bis auf die Grundmauern Weltkrieg. Sie dient heute dazu, die Versorgung der Mitar­ zerstört, doch war hier ein wichtiger „ Verkehrsknotenpunkt" beiter der Dolomitenfreunde auf dem Kleinen Pal sicherzu­ für den Nachschub des ganzen Plöckengebietes. Die run­ stellen. Die Änderungen betreffen die Sicherheitsvorschrif­ den Tümpel hinter dem Haus - heute interessante Biotope ten - wie z.B. die Kenntlichmachung für Flugzeuge als Luft­ - stammen von Einschlägen italienischer 28cm-Granaten. fahrthindernis. Im Haus eine kleine Fotodokumentation. Oberhalb des Parkplatzes das Seilbahndenkmal. Die Seilbahn 67a führte vom Angerbachtal auf den Klei­ nen Pal und diente nach 1918 zur Holzbringung. Die Reste des Einzylinder-Glühkopfmotors, des Umlaufrades für das Zugseil und diverser Kraftübertragungen wurden vor eini­ gen Jahren gefunden und hier als Denkmal funktionsge­ recht aufgestellt. Daneben eine rekonstruierte Baracke Muster 1917 für 4 Offiziere, einen Telefonisten und 40 Mann. Beim Pionier­ stein, dem Denkmal für einen beim Bau der Plöckenstraße (vor dem Krieg) verunglückten Pionier, zweigt ein Weg zur Gedächtniskapelle des k.u.k. Infanterieregimentes Nr. 7 Graf von Khevenhüller ab. Das IR 7 war das Kärntner Hausregiment (79% deutsch­ sprachig, 21% slowenisch und kroatisch. Eine Inschrift in der Kapelle zeigt die Verlustzahlen: 1914 zog das Regiment in der Stärke von 4.786 Mann in den Krieg, bis 1918 betru­ gen die Gesamtverluste 6.935 Mann. An der Außenseite eine Gedächtnistafel für das Feldjä• gerbataillon Nr.8, das einige Zeit in Kötschach in Garnison war und 1916/17 den Kleinen Pal verteidigte. Auch hier die Verlustzahlen: Stärke 1914: 38 Offiziere und 1222 Mann, Gesamtverluste 38 Offiziere und 1221 Mann. Von der Forststraße etwa 10 Minuten bis zur Hausalm, Die Plöckenkapelle, errichtet zum Gedenken an das dem Basislagerder Dolomitenfreunde - Friedenswege mit k.u.k. Infanterieregiment Nr. 7 Links auf dem Hauptweg weiter, vorbei am Standplatz Sektor Maschinengewehrnase einer Baracke. Diese Baracke - und auch einige andere - mußten nach der Eroberung des Cellon durch die Italiener aufgegeben Ausgangspunkt: Grenzparkplatz Ausrüstung: Festes Schuhwerk, Taschenlampen, Kopf­ werden, da sie direkt im Blickfeld vom Cellon aus lagen. bedeckung, Wetterschutz. Nun folgt man wenige Meter neben dem Hauptweg dem Wegdauer: ca. 90 Minuten - inki, der Besichtigung Wegweiser: In einer Kaverne wurde eine Baracke rekon­ Voraussetzung: Trittsicherheit struiert. Achtung: In den Kavernendecken immer wieder vorste­ Die Rekonstruktion folgt der Vorschrift 1917, vorne ist hende Felsstücke, Vorsicht auf den Kopf. der Aufenthaltsraum mit einem kleinen Ofen, dahinter der Schlaf räum. Zurück auf dem Hauptweg im Schießscharten-Graben Am talseitigen Ende des Grenzparkplatzes beginnt der aufwärts zur Defensionskaserne. historische Rundweg (Hinweistafel). Nach wenigen Metern Solche Kasernen - auch Blockhäuser genannt - wurden erreicht man dann die erste Mg-Kaverne. Die Bohrlöcher im vergangenen Jahrhundert in großer Anzahl an den zeigen, daß hier eine umfangreichere Anlage geplant war. Grenzen der Donaumonarchie errichtet. Sie sollten einen Vor der Kaverne Reste der feldmäßigen Stromleitung. hinhaltenden Widerstand ermöglichen, waren jedoch im Er­ Wiederum einige Meter weiter eine Deckungskaverne sten Weltkrieg der Artillerie nicht mehr gewachsen. Diese für die Besatzung. teilweise rekonstruierte Anlage - innen originalgetreu ein­ Steil aufwärts zu einem betonierten Beobachtungs­ gerichtet, jedoch nicht zu besichtigen - ist die einzige erhal­ Die Defensionskaserne auf der Maschinengewehrnase Q bunker und von diesem weiter bis rechts ein Weg ab­ tene Defensionskaserne im heutigen Österreich. Z zweigt. Auf diesem erreicht man eine Geschützkaverne: Der Weg führt weiter durch einen Kampfgraben, der Kurz nach dem Eingang Holzreste einer hier eingebauten von dieser entweder zum Plöckenhaus oder zurück zur De ^ teilweise eingedeckt ist (=Sappe), vorbei an einem ver­ fensionskaserne und zum Grenzparkplatz; man kann au - Baracke, der Geschützstand ist über eine Leiter erreichbar. schlossenen Eingang zur ehemaligen kavernierten Artille­ den Kleinen Pal aufsteigen (s.d.) oder auf einem schmaler Q Die einbetonierten Befestigungsschrauben sind noch vor­ riestellung Deckname „Floh". Im Graben sind mehrere Steig wieder zum Grenzparkplatz gelangen. 73 handen. Schutzschilde und ein Sprengröhrenwerfer eingebaut. Zurück zum Hauptweg und weiter bergauf. Entlang des Sprengröhrenwerter waren zunächst eine Improvisation Weges eine Brustwehr aus Steinen, auf einem kleinen Platz italienischer Soldaten: Die Sprengröhre wurde durch eine stand eine Baracke, daneben wiederum eine Deckungska­ kleine Treibladung ziemlich ungenau in das Vorfeld oder in verne. vorderste Schützengräben geschossen und explodierte Nun steil aufwärts teilweise außen bzw. auf der Ein- dort. Stacheldrahtverhaue wurden dadurch beschädigt, auf deckung einer Anlage: Ein betonierter Schützengraben und Angreifer hatte die Waffe eher moralische Wirkung. Trotz­ eine Mg-Kaverne. dem wurden diese Werfer später in Serie gefertigt (Jancia Die gesamte Anlage war für die Rundumverteidigung torpedini") und schließlich auch von den Österreichern eingerichtet, damit sie einen Durchbruch der Italiener ent­ nachgebaut. lang der Straße bis zum Plöckenhaus sperren konnte. In der Sappe bzw. im Graben weiter erreicht man den Daher gibt es immer wieder Schießscharten und Stellungen Stützpunkt an der Spitze der Mg-Nase. Diese teilweise ein­ in Richtung Österreich. gedeckte Anlage war auch zur Rundumverteidigung vorge­ Rechts kann man schließlich zur Mg-Kaverne hinunter­ sehen. steigen oder eben zu einem Postenstand mit Schutzschil­ Von hier aus kann man durch den Arkadenweg (Sicht­ Stellung am höchsten Punkt der Maschinengewehrna­ den vorgehen. schutz gegen den Cellon) zu einer Abzweigung absteigen: se. EXKURSION A NACHMITTAG

EXKURSION A NACHMITTAG Montag, 2. Oktober 1995

fmm

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 118 EXKURSION A NACHMITTAG Montag, 2. Oktober 1995

4fc Führung: Th. BIDNER, J. BLAU, B. GRÜN, G. POSCHER, M. WILHELMY

Exkursionen in der Amlacher Wiesen - Mulde (J. BLAU & B. GRÜN 5 6)

Günstigerweise legt man eine Exkursion so an, daß sie sich vom vom Schollen-Hoch in das hecken, also von E nach W, bewegt. Ein guter Standort für Exkursionen in die Amlacher Wiesen-Mulde Ist der Ort Lavant, südöstlich Lienz. Die Routenbeschreibungen gehen von diesem Standort aus (Abb. 1 ).

Abb. 1 Lage der Haltepunkte 1-11

Haltepunkt (D Bereich zwischen Himperlahner Bach und Auerlingbach (J. BLAU & B. GRÜN)

Anfahrt: Zunächst mit dem Auto von Lavant in Richtung Forellenhof, von dort folgt man dem Forstweg, der vom Forellenhof (E' Lavant) In Richtung Lavanter Altalpl führt. Der Weg quert zunächst den Flattenbach und dann den Himperlahner Dach (in der neuen OK 5Ö000 als Fernitzenbach bezeichnet) und führt dann nach NE. Unmittelbar bei der folgenden 3'iegung stehen Rotkalke an. Man verläßt nun den Weg und findet ca. 15 m hangabwärts ein nahezu lückenloses Frofll von der Lavanter Dreccle bis In die Amlacher Wiesen Schichten.

5 Auf die paläogeographische Entwicklung sowie die damit verbundene differenzierte fazielle Entwicklung besonders der Schichten des Lias wurde bereits in Kapitel J. BLAU & B. GRÜN, erster Teil dieses Bandes, eingegangen.

" Literatur siehe vorne im Kapitel J. BLAU & B. GRÜN im allgemeinen Teil dieses Führers

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 119 EXKURSION A NACHMITTAG

Geologische Situation Man befindet sich auf dem S-Schenkel der Amlacher Wiesen-Mulde. Der Muldenkern wird durch die Amlacher Wiesen Schichten gebildet, die durch ihre Erosionsanfälligkeit S' des Lavanter Kirch- bichls vom Auerlingbach entsprechend tief ausgeräumt sind. Dadurch entstanden hier überstellte Hänge mit Neigungswinkeln nahe dem Schichteinfallen (70 - 80°), was hier zu Bergzerreißungen führte. Dies und die im ersten Teil dieses Bandes (J. BLAU & B. GRÜN) beschriebenen mergeli­ gen Füllungsphasen der Breccie führten zu dem blockigen Erscheinungsbild, welches die Breccie im Gebiet des Himperlahner Baches zeigt.

Der Breccie lagern schichtige Rotkalke auf(vgl Abb 2> Sei,e 45) 7) , der Kontakt ist sehr gut aufgeschlos­ sen. Die Rotkalke haben ein durch Ammoniten belegtes Pliensbach-Alter (gute Ammonitenauf- schlüsse am Weg) und reichen, mikrofaunistisch durch Saccocoma belegt, bis in den Malm.

Aus den Rotkalken geht ohne scharfe Grenze der Biancone mit 1,2 m Mächtigkeit hervor. In dem Profil lassen sich die Calpionellenzonen A bis D1 feststellen. Die Zonen A - C umfassen ca. 1,1 m. Die Zone D1 bildet unmittelbar das Dach des Biancone. Die oberste Bank des Biancone ist verkie- selt und zeigt Spuren, die sich möglicherweise als Bohrspuren interpretieren lassen (vgl Kap 38 • soiie61) Kreidefleckenmergel fehlen, der Biancone wird unmittelbar von Amlacher Wiesen Schichten überlagert.

Haltepunkt ® Ostflanke des Auerlingbaches (Südl. Lavant) (J. BLAU & B. GRÜN )

Anfahrt: Die Lokalität liegt in unmittelbarer Nähe des Profiles von Haltepunkt 1. Man folgt der Lavanter Breccie im Streichen, das Ausstrichgebiet ist durch große Blockmassen gekennzeichnet. Geologische Situation Das Dach der zum Komplex der Lavanter Breccie gehörenden Rot- und Buntkalke bildet hier ein ausgeprägter Hartgrund (vgl Kap 38 •Seite61 ff). Von diesem Aufschluß fährt man nach Lavant zurück.

Aufschlußserie am Forstweg von Lavant in Richtung Lavanter Altalpl

Anfahrt: Die nächsten Aufschlüsse liegen an dem Forstweg, der von Lavant aus zunächst zu der Lavanter Wallfahrtskirche und von dort weiter in Richtung Lavanter Altalpl führt. Der Weg ist touristisch erschlossen und mit Wegweisern versehen. An der Wegespinne bei Punkt 1272 folgt man dem Weg weiter in Richtung Kreithof/Dolomitenhütte. Im weiteren Verlauf trifft der Weg dann auf die Mautstraße Kreithof/Dolomitenhütte. Dieser Abzweig ist durch eine Schranke gesperrt. Es bieten sich nun zwei Möglichkeiten: (1) kann die Exkursion vom Lavanter Kirchbichl aus zu Fuß durchgeführt werden. Günstig ist in diesem Falle, ein Fahrzeug zum Kreithof oder an den beschrankten Wegabzweig zu schicken, welches die Exkursionsteilnehmer abholt und weiter befördert; (2) kann die Exkursionsroute mit Stopps an den jeweiligen Haltepunkten abgefahren werden. Hierbei gilt: Es handelt sich um einen Forstweg, der für die allgemeine Durchfahrt gesperrt ist. Man sollte sich daher vorher mit dem zuständigen Förster in Lavant in Verbindung setzten. Etwas Erfahrung beim Befahren von teilweise schlecht ausgebauten Wegen {tiefe Fahrspuren, Bachdurchfahrten) ist allerdings angebracht.

Abbildungshinweise und Kapitelhinweise der Exkursionsbeschreibung hier und im folgenden beziehen sich auf J. BLAU & B. GRÜN, allgemeiner Teil dieses Bandes (diese Hinweise sind 00 B0S e )

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 120 EXKURSION A NACHMITTAG

Haltepunkt ® (J. BLAU & B. GRÜN )

Anfahrt: Von Lavant aus in Richtung Lavanter Kirchlich!. Es ist günstig, die Fahrzeuge am Farkplatz der Lavanter Wallfahrtskirchen abzustellen (Fahrer) und den Kreuzweg zu Fuß zurückzulegen. Geologische Situation In der ersten Kehre des Kreuzweges ist der Übergang von den Kreidefleckenmergeln in die Schlammturbiditserie der Amiacher Wiesen Schichten aufgeschlossen. Hier steht auch das Niveau der roten Mergelkalke an (Vfll Kap 3-7.Saite59ff), Weiter wegauf durchquert man die Schlammturbiditse­ rie der Amiacher Wiesen Schichten. Nach Erreichen des Parkplatzes weiter in Richtung Lavanter Altalpl, unmittelbar hinter dem Parkplatz beginnen gute Aufschlüsse in der siliziklastischen Serie der Amiacher Wiesen Schichten. Sehr gut sind hier sedimentologische Phänomene des Flysches zu beobachten. Nun kehrt man entweder zu den Fahrzeugen zurück, oder folgt dem Weg zu Fuß.

Haltepunkt ® (J. BLAU & B. GRÜN )

Anfahrt:

Der Forstweg verläuft nun ± E/W und verläuft damit im wesentlichen in den Amiacher Wiesen Schichten, die die Muldenfüllung der Amiacher Wiesen-Mulde bilden. Gute Aufschlüsse finden sich immer dann, wenn Forststraßen in N/S-Richtung abzweigen. Zum nächsten Aufschluß gelangt man, wenn man dem ersten Weg, der hangauf nach E abbiegt, folgt. Die Fahrzeuge sollte man besser am Abzweig abstellen, zu diesem Punkt wird zurückgekehrt. Wir folgen diesem Weg etwa 50 m nach SE.

Geologische Situation Aufgeschlossen ist die Lavanter Breccie. Sie ist vielfach zerbrochen und von sedimentären Gän­ gen unterschiedlicher Generation durchschlagen. Bemerkenswert sind Komponenten von Onkoid- kalken, welche Flachwasser als Bildungsbereich anzeigen. Diese Kalke enthalten eine reiche Fo- raminiferenfauna mit Semiinvoluta (?) bicarinata, Semiinvoluta violae, Involutina liassica, Ophthal- midium div. sp. sowie Lageniden. In dem Aufschlußbereich läßt sich das vielgestaltige Gesteinsin­ ventar der Lavanter Breccie sehr gut studieren.

Haltepunkt (J. BLAU & B. GRÜN )

Anfahrt: Rückkehr zu den Fahrzeugen und Weiterfahrt in Richtung Lavanter Altalpl. Bald zweigt wieder ein Forstweg nach 5E ab, diesem folgt man, bis rechterhand Rotkalk ansteht. Geologische Situation Es liegt ein Profilabschnitt vom Oberrhätkalk bis in den Rotkalk vor. Der Oberrhätkalk ist von nep- tunian dykes durchsetzt, die mit rotem Mikrit verfüllt sind. Lavanter Breccie ist nicht aufgeschlos­ sen, es folgt schichtiger Rotkalk. Möglicherweise fehlt die Lavanter Breccie primär.

Haltepunkt © Forstweg Richtung Altalpl (J. BLAU & B. GRÜN )

Anfahrt: Weiter auf dem Forstweg Richtung Altalpl. Geologische Situation In einer Kehre des genannten Forstweges (er verläuft hier ein kurzes Stück in N/S-Richtung) ist Oberrhätkalk aufgeschlossen. Dieser wird von wenigen m gut gebankter grauer Kalke überlagert, der Kontakt ist allerdings nicht aufgeschlossen. Diese grauen Kalke gleichen lithologisch bestimm­ ten Partien der Allgäuschichten und müssen als solche angesprochen werden. Sie werden sedi-

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 121 EXKURSION A NACHMITTAG

mentär von einigen m Rotkalk mit Ammoniten des Pliensbach (Fuciniceras sp.) überlagert, die Mi- krobiofazies mit Bositra fehlt. Das Top des Rotkalks ist gelbgrau. Darauf folgen die Amiacher Wiesen - Schichten. Es fehlen Lavanter Breccie, Bunte Kalke, der post-Pliensbach-Anteil des Rotkalks, der Biancone und die Kreidefleckenmergel. Hinweise auf einen Hartgrund fanden sich nicht.

In Luftlinie ca. 100 m S' dieses Profils lagern in einer (tektonischen) Mulde auf Lavanter Breccie ca. 5 - 6 m rote und weiße bis cremefarbene geflammte Kalke mit Bankmächtigkeiten bis zu 50 cm. Sie werden von ca. 1 m creme- bis ockerfarbenem Biancone überlagert. Der lithologische Un­ terschied zwischen Bunten Kalken und Biancone ist nicht sehr ausgeprägt, die Biancone-Kalke sind allerdings feinmikritischer und lassen sich dadurch von den Bunten Kalken abtrennen. Sie enthalten im Top eine Calpionellenfauna mit Calpionellopsis simplex und Calpionellopsis oblonga und sind damit in die Calpionellenzone D (Berrias/Valangin) einzustufen. Das Profil endet in die­ sem Niveau.

Haltepunkt ® (J. BLAU & B. GRÜN )

Anfahrt: Weiter hangaufwärts beschreibt der Weg eine Spitzkehre und verläuft dann NW/5E. Dadurch werden die Schichten quer zum Streichen angeschnitten. Geologische Situation Von der Spitzkehre aus geht man bergauf vom Hangenden ins Liegende, zunächst durch Amia­ cher Wiesen Schichten. Diese werden von einer Bank gelblicher Kalke unterlagert, darunter liegen Rotkalke. Weiter wegauf bedeckt Schutt die Schichten. Aus der gelben Bank stammt ein Fuciniceras , sie ist damit in das Pliensbach zu stellen. Hinweise auf einen Hartgrund fehlen.

Haltepunkt ® (J. BLAU & B. GRÜN )

Anfahrt: Vom letzten Haltepunkt weiter wegauf bis zu einer Wegespinne, nun wieder abwärts in Richtung Kreithof/ Dolomitenhütte. Bald muß ein dach durchfahren werden, in unmittelbarer Nähe zweigt ein verwachsener Pfad nach E ab. Diesem folgen wir etwa 50 m und verlassen ihn dann in Richtung N.

Durchs Unterholz bis zu einem tief eingeschnittenen Bachriß ist ein Profil von den Kössener Schichten über Lavanter Breccie, Bunte Kalke, Rotkalke mit auflagernden Amiacher Wiesen Schichten aufgeschlossen. Dieses Profil ist nur für einigermaßen Geübte begehbar und sollte kei­ nesfalls mit einer größeren Gruppe besucht werden (Steinschlaggefahr!). Die Schichtsäule und ge­ naue Lage des Profiles ist auf(Abb 3S8ite61ff dargestellt. Geologische Situation In dem Profil kann demonstriert werden, wie eine extrem reduzierte Schichtenfolge auf der Schwel­ le ausgebildet ist. Was an dem Forstweg nur ausschnittweise zu erkennen war ist hier im Detail zu studieren. Dieser Aufschluß macht auch sehr instruktiv deutlich, daß die Schichtreduktion auf der Schwelle keinesfalls (neo)tektonische Ursachen hat, sondern primär angelegt ist.

Haltepunkt

Anfahrt: Man folgt dem Weg weiter bergab. Am linken Wegrand steht bald ein Frofilabschnitt, beginnend in Kotkalken welche von Amiacher Wiesen Schichten überlagert werden, an. Geologische Situation Hier ist im Dach der Rotkalke ein Hartgrund entwickelt(Abb 7). Vom Liegenden ins Hangende bietet sich folgendes Bild: Auf flaserigen bis knolligen Rotkalken mit Bositra liegt ein Horizont mit grau­ grünen Knollen bei denen es sich um die in Kap 38 beschriebenen Mikroriffe handelt.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 122 EXKURSION A NACHMITTAG

Diese werden von 3 Bänken graugelber Kalke mit insgesamt ca. 20 cm Mächtigkeit überlagert. In diesen Bänken finden sich Belemniten sowie eine kleine Nannoflorenvergesellschaftung mit Dis- corhabdus rotatorius, Conusphaera rothii, Conusphaera mexicana und Braarudosphaera regularis. Diese vier Arten sind nicht sehr häufig und dazu schlecht erhalten, belegen aber mindestens Ti­ thon (oder höher) als Alter. Dazu kommen Watznaueria britannica, Watznaueria communis, Watznaueria bamesae und Cyclagelosphaera margarelii. Diese Arten treten, wie in schlecht erhal­ tenen Nannoflorenproben üblich, häufigauf, sagen allerdings wenig über das Alter aus, da sie ab dem Toarc vorkommen.

Im Schliffbild ist das Gestein allerdings keinem Kimmeridge oder Tithon-Lithotyp der Amlacher Wiesen - Mulde zuzuordnen, möglicherweise handelt es sich um Äquivalente der Kreideflecken­ mergel. In dem Hartgrund würde sich dann mindestens Dogger, Malm und BerriasA/alangin ver­ bergen.

Auf den drei Bänken liegt die siliziklastische Serie der Amlacher Wiesen - Schichten, eine tektoni- sche Beeinflussung ist nicht festzustellen.

Haltepunkt^ (J. BLAU & B. GRÜN )

Anfahrt: Vom letzten Aufschluß ca. 50 m weiter in Richtung Mautstraße Kr eithof/Dolomitenhütte. Geologische Situation Aufgeschlossen sind Amlacher Wiesen Schichten, diese werden hier von einem etwa 2 - 3 m brei­ ten »Glimmerkersantit«-Gang durchschlagen. Der Kontakt zu den Amlacher Wiesen Schichten ist partiell kontaktmetamorph in Hornfels umgewandelt.

Diese Ganggesteine sind das jüngste präquartäre Schichtglied in den Lienzer Dolomiten. Sie ha­ ben die bereits verfaltete Schichtenfolge durchschlagen und gehören in das Gefolge der periadria- tischen Intrusionen (TOLLMANN 1977: 624). Die Ganggesteine wurden vorwiegend als Glimmer- kersantit bezeichnet, MARIOTTI & VELDE (1972) bezeichneten sie als Mikrosyenit, EXNER (1976) als Hornbiende-Pyroxen-Minette. Die jüngste Bearbeitung erfolgte durch DEUTSCH (1984), der geochemische Untersuchungen und radiometrische Datierungen durchführte. Nach diesem Autor ist das Gestein ein shoshonitischer Lamprophyr und weist ein Intrusionsalter von 24,2 - 31,7 ma (Oberoligozän) auf.

Haltepunkt @ Dolomitenhütte (J. BLAU & B. GRÜN )

Anfahrt: Von Haltepunkt 10 bewegt man noch einige 10er m bergab und erreicht dann nach einer Schranke die Mautstraße, die vom kreithof zur Dolomitenhütte führt. Falls man den Forstweg zu Fuß erwandert hat, besteht die Möglichkeit, hier wieder auf Fahrzeuge umzusteigen. Alternativ kann die Dolomitenhütte direkt angefahren werden. Etwa auf halbem Weg der Straße zwischen Lavant und zweigt die beschilderte Straße zu Dolomitenhütte ab. Die Straße ist ab dem Kreithof mautpflichtig (1994: 100 ÖS).

Die besten Aufschlüsse im Jura finden sich an der Straße vom Farkplatz zur Dolomitenhütte, am Weg von der Dolomitenhütte zur Karlsbaderhütte steht ein hervorragend aufgeschlossenes Obertrias- Profil an. Geologische Situation Wir weichen hier etwas vom Prinzip ab und beschreiben auch die triassischen Serien aus der Um­ gebung der Dolomitenhütte. Vom Liegenden ins Hangende lassen sich diese am besten studieren, wenn man zunächst (ohne auf das Anstehende zu achten) bis zu Insteinkapelle wandert (ca. 30 min.)

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 123 EXKURSION A NACHMITTAG

Die Insteinkapelle bzw. die sumpfigen Wiesen W der Kapelle sind in Seefelder Schichten ange­ legt. Von der Kapelle aus sieht man, nach E blickend, die mergeligen Schichten von der Zellin- scharte auf sich zu streichen. Dieser Zug wurde in der Vergangenheit sehr unterschiedlich inter­ pretiert, eine ausführliche Diskussion dazu findet sich in BLAU & SCHMIDT (1990).

Wir kehren zu Dolomitenhütte zurück und passieren zunächst den obersten Hauptdolomit. Etwa bei der Alpenrautehütte liegt die Grenze Hauptdolomit/Kössener Schichten. Aus dem die Seefelder Schichten überlagernden obersten Hauptdolomit gehen in Konkordanz die Kössener Schichten hervor, es fehlt jegliches Anzeichen einer Störung, wie sie als Extremfall beispielsweise van BEM- MELEN & MEULENKAMP (1965) sehen.

Die basalen Teile der Kössener Schichten (ca. 10-20 m) sind dolomitisch ausgebildet. Es han­ delt sich um dunkle Dolomite, denen Mergel zwischengelagert sind. Alternativ könnte man diesen Abschnitt natürlich auch als Hauptdolomit ansehen, dem Mergel zwischengeschaltet sind. Die Li- thofazies spricht aber eher für eine Zugehörigkeit zu den Kössener Schichten. Die dolomitisch ent­ wickelte Basis der Kössener Schichten konnte (bei entsprechenden Aufschlüssen) im gesamten Bereich der Amlacher Wiesen - Mulde nachgewiesen werden. Sie scheint aber auf diese Mulde beschränkt zu sein.

Die typischen Kössener Schichten sind eine Wechselfolge von dunklen, teilweise mergeligen Ton­ schiefern und dunkelgrauen Kalkbänken. In den hangenden Partien der Kössener Schichten schalten sich geringmächtige pafcn-Riffe {»Lithodendronkalk«) ein. Charakteristisch ist eine Mega- lodontenbank. Diese Bank ist ca. 50 m E' der Dolomitenhütte aufgeschlossen. Sie erreicht eine Mächtigkeit von ca. 2 m. Ihre Basis besteht aus den genannten Megalodonten, diese werden dann von Korallen überwachsen.

Im Dach der Kössener Schichten folgt bereichsweise Oberrhätkalk. Die größten Mächtigkeiten in den Lienzer Dolomiten erreicht dieser bei der Dolomitenhütte (ca. 20 m). Der Oberrhätkalk wurde in der Vergangenheit verschiedentlich als Riffkalk angesehen (KLEBELSBERG, 1952: 277; COR- NELIUS-FURLANI, 1953: 285; van BEMMELEN & MEULENKAMP, 1965: 230). Nach unseren Un­ tersuchungen setzt sich der Oberrhätkalk des Weißsteins und seine Fortsetzung nach W, die Hohe Trage, vorwiegend aus Organogentrümmer- und Oolithkalken zusammen. Die Organogentrümmer- kalke umspannen die gesamte Palette von wackestones bis floatstones. Als Organogene treten Brachiopodenschalen, Muschelschalen, Crinoidenfragmente, Seeigelstacheln und Foraminiferen auf. Zwischengelagert sind immer wieder reine mudstones.

Unmittelbar bei der Dolomitenhütte schalten sich einige Lagen violetter und grünlicher Mergel von jeweils ca. 20 cm Mächtigkeit in die obersten Teile des Oberrhätkalks ein. Das Vorkommen ist auf die Aufschlüsse bei der Dolomitenhütte beschränkt und konnte sonst nicht nachgewiesen werden. Die Mergel erwiesen sich als fossilleer. In diesen Mergeln sind möglicherweise Äquivalente zu den Schattwalder Schichten der Allgäuer Alpen zu sehen. Vergleichbar geringmächtige Schattwalder Schichten (1 - 3 m) gibt es nach TOLLMANN (1976: 256) in den Vilser Alpen.

Es folgt nun der Lias mit der Serie der Bunten Kalke. Es sind dort rötliche und beige, hornstein- führende, geflaserte Kalke. Der Bereich ist allerdings von Störungen durchsetzt. Leider ist kein durchgehendes Profil von den Bunten Kalken in die Allgäuschichten aufgeschlossen. Folgt man nun der Fahrstraße von der Dolomitenhütte in Richtung Parkplatz, so steht rechterhand ein Profil in den oberen Allgäuschichten an. Durch Ammoniten ist die rar/cosfafum-Zone belegt (vgl Kap. 3 3 , Seite 53 ff)

• Haltepunkt (^2)St. Johann i. Walde (Th. BIDNER & M. WILHELMY 8 )

Als Beispiel für die Gewinnung von Steinen für Zwecke der Fluß- und Wegverbauung sei hier der Steinbruch Wibmer bei St. Johann i.Walde angeführt. Es wird hier ein feinkörniger

' zu den Haltepunkten 12 - 14 (Th. BIDNER 8, M. WILHELMY): siehe auch allgemeiner Teil dieses Bandes, Seite 99 ff

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 124 EXKURSION A NACHMITTAG

Paragneis gebrochen, primär für Flußverbauungen, aber auch Wegebaue Verwendung findet.

• Haltepunkt (13; Uschenbach (nördlich Lienz) (Th. BIDNER & M. WILHELMY)

Im unteren Iseltal wurde dem Vorkommen Uschenbachfächer/ die Note 1 (= sehr gut geeignet) zugesprochen Es handelt sich um Gneise und Glimmerschiefer geringerer textu- reller Reife, die jedoch nur einen geringen Feinanteil aufweisen. Dieses Vorkommen kann für die Versorgung der nördlich Lienz gelegenen Bereiche interessant sein, da die bei einer Materialanlieferung aus Bereichen südlich Lienz notwendige Durchfahrt durch die Stadt entfiele.

Haltepunkt® Lavant

siehe allgemeiner Teil : G. PATZELT & G. POSCHER, Seite 67 ff mit den Abb. 1 (Seite 68) und 2 (Seite 69)

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 125 EXKURSION B Mittwoch, 4. Oktober 1995

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 126 EXKURSION B Mittwoch, 4. Oktober 1995

Führung: M. MOLK , G. PESTAL, G. POSCHER, G. SPAETH

Der Südrand des Tauernfensters, die Matreier Zone im Bereich Kais - Matrei in • Osttirol (G. PESTAL) fl B Bretterwand(-bach): Geologie - Massenbewegung - Verbauung (M. MOLK 10)

fl B Überblick zur nordwestlichen Schobergruppe (G. SPAETH)

1. Einleitung (G. PESTAL) Das Tauernfenster ist das größte und bedeutendste tektonische Fenster der Ostalpen. Es weist ei­ ne W - E Erstreckung zwischen Brenner und Katschberg von rund 160 Kilometern auf. Seine N - S Ausdehnung beträgt teilweise über 40 Kilometer. Im Tauernfenster tritt das Südpenninikum (Glock­ nerdecke) und das Mittelpenninikum (Venedigerdecke) zutage. Im NW bzw. NE des Fensters be­ finden sich die unterostalpinen Einheiten der Tuxer - und der Kitzbühler Alpen bzw. der Radstädter Tauern, die ihrerseits wiederum von der Hauptmasse des Ostalpins überlagert werden.

Es war der französische Geologe TERMIER der bei einer Exkursion anläßlich des dritten Interna­ tionalen Geologenkongresses im Jahre 1903 erkannte, daß die penninischen Gesteinsserien der West- und Zentralalpen in den Hohen Tauern und Zillertaler Alpen wieder unter den ostalpinen Einheiten hervortreten. Seit dieser Zeit wurde in zahlreichen Arbeiten nicht nur die "Fensternatur" dieses Abschnittes weiter herausgearbeitet, sondern auch die Bedeutung des Tauernfensters für den gesamten Ostalpenbau geklärt. (KOBER 1912, 1955, STAUB 1924, CLAR 1953, 1965, TOLL­ MANN 1963, 1977, FRISCH 1978).

2. Das Tauernfenster und seine penninischen Gesteinsformationen: Der geologische Inhalt des Tauernfensters wird lithologisch hauptsächlich durch die Zentralgneis­ kerne und durch die sie ummantelnden Schieferhüllgesteine geprägt. Die Schieferhülle enthält möglicherweise präkambrische, sicher aber paläozoische und mesozoische Gesteinsformationen. Im großen gesehen, kann eine Zweiteilung der Schieferhülle in die vorpermischen und in die per- momesozoischen Formationen vorgenommen werden. Die Trennlinie zwischen diesen beiden An­ teilen der Schieferhülle wird durch die varizische Orogenese festgelegt. Diese äußert sich vor al­ lem in den variszisch tief versenkten Teilen der vorpermischen Formationen durch Metamorphose, Migmatitbildung und durch das Aufdringen von sauren Magmatiten, die heute als Zentralgneise vorliegen. Zeitlich kann das varizische Ereignis in den Hohen Tauern auf Grund geochronologi- scher Untersuchungen (CLIFF 1981, PESTAL 1983) mit Oberkarbon bis Wende Karbon-Perm an­ gegeben werden.

10 siehe allgemeiner Teil dieses Bandes: M. MOLK, Seite 102

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 127 EXKURSION B

Die vorpermischen Formationen des Tauernfensters wurden und werden von den verschiedenen Autoren meist unter lokalen Arbeitsbegriffen beschrieben. Im östlichen Teil des Tauernfensters lauten sie Storz - und Kareck - Gruppe bzw. Murtörl - Gruppe (EXNER 1957, 1971 und 1983). In den mittleren Hohen Tauern und im westlichen Teil des Tauernfensters wird die Hauptmasse der vorpermischen Schieferhüllgesteine lokal in der Habach - Gruppe (FRASL 1958), der Biotitporphy- roblastenschiefer - Gruppe (CORNELIUS und CLAR 1939), der Gruppe der Alten Gneise (FRASL und FRANK 1966) und der Greiner - Gruppe (LAMMERER et al. 1976) zusammengefaßt. Überge­ ordnete Begriffe, die für Teilabschnitte dieser Gesteinsgruppen zur Anwendung gelangen, sind Alt­ kristallin für jene Gesteine, bei denen gesichert eine hohe, meist amphibolitfazielle vormeso­ zoische Metamorphose nachweisbar ist, und Altes Dach, wenn diese vorpermischen Gesteine im primären Intrusionskontakt mit den im Oberkarbon aufgedrungenen Zentralgneisen stehen. Die Metamorphose, die die altkristalline Natur von Teilen der vorpermischen Einheiten verursachte, kann spätestens variszisch erfolgt sein. Sie kann aber auch, zumindest zum Teil, ein noch höheres Alter aufweisen.

Die prostratigraphische Gliederung des permomesozoischen Bestandes der Schieferhülle, die FRASL (1958), basierend auf den Arbeiten von CORNELIUS und CLAR (1939) und EXNER (1957), in den mittleren Hohen Tauern aufstellte, findet bis heute im ganzen Tauernfenster Anwen­ dung. Die nachvariszische Entwicklung beginnt mit der meist geringmächtigen Wustkogel Forma­ tion, der permoskythisches Alter zugerechnet wird. Die Karbonatgesteinsformation der Trias ist in den mittleren Hohen Tauern im Bereich des Seidlwinkeltales bestens entwickelt, deshalb ist sie auch oftmals mit dem Namen Seidlwinkeltrias in der Literatur vertreten. Der ebenfalls schon von FRASL (1958) beschriebenen Hochstegen Formation, die transgressiv über dem Zentralgneis la­ gert, wird von FRISCH (1968, 1975) zur Gänze jurassisches Alter zugeschrieben.

Die Bündnerschiefer Gruppe ist vor allem im Hinblick auf die nunmehrige Exkursion von Bedeu­ tung. Wie schon durch den Namen ausgedrückt, soll auf die grundsätzliche Ähnlichkeit dieser Ge­ steine mit etwa gleichaltrigen in Graubünden hingewiesen werden. Die spärlichen Fossilfunde in den Hohen Tauern (KLEBERGER et al. 1981, REITZ und HÖLL 1991) bestätigen jedenfalls ein schon lange vermutetes jurassisches bis unterkretazisches Alter. FRASL und FRANK (1966) grenzten in recht zweckmäßiger Weise drei Faziesbereiche innerhalb der Bündnerschiefer Gruppe ab. Entsprechend ihrer ursprünglichen paläogeographischen Anordnung von N nach S lauten sie: Brennkogelfazies, Glocknerfazies, und Fuscherfazies. Als jüngstes Element der Bündnerschiefer Gruppe gilt der sogenannte "Tauernflysch", während dessen Ablagerung der penninische Trog wieder einen einheitlichen Faziesbereich bildet. Die Sedimentation im Bereich des heutigen Tau­ ernfensters endet vermutlich in der Oberkreide durch Zuschub des Penninikums.

3. Die geodynamische Entwicklung der Hohen Tauern und der Zillertaler Alpen in alpiner Zeit: Im Perm und in der Trias war die kontinentale Kruste, die später in die Alpine Orogenese miteinbe­ zogen wurde, Teil des Superkontinents Pangea. Ostalpin und Südalpin waren dabei auf jenem Teil des Kontinentalrandes positioniert, der zur Paläotethys nach E hin auslief. Daran nordwestlich an­ schließend, in einer schon deutlich entwickelten intrakontinentalen Position, befanden sich jene Teile des Tauernfensters, deren Basis aus kontinentaler Kruste (Zentralgneis und / oder vorpermi- sche Gesteinsformationen) bestand. Diese Krustenteile und die auf ihnen abgelagerten permi­ schen und mesozoischen Sedimente werden heute als Mittelpenninikum, oder als Briangonnais bezeichnet. Im gegenständlichen Zeitraum fand hier die Sedimentation der Wustkogelformation und der Karbonatgesteinsformation statt (vergl. Abb. 2 nach FRANK 1964). Dieser Bereich befand sich, wie auch das zu diesem Zeitpunkt noch unmittelbar nördlich anschließende Helvetikum, weit­ gehend oder zumindest zeitweilig im Einflußbereich der "Germanischen Fazies", was bedeutet, daß die hiesige Obertrias in Keuperentwicklung vorliegt, (vergl. Abb. 3, Profil 1)

Vermutlich im Lias setzten im penninischen Raum plattentektonische Vorgänge ein, die zur ra­ schen Ausdünnung der kontinentalen Kruste und damit verbunden zur Bildung eines vorerst klein- räumigen Beckens führten. In diesem kam es zur Ablagerung erster klastischer Kontinentalrandse­ dimente und zum Eindringen dioritischer und gabbroider Magmen (Zone der Brennkogel und Zone der Fuscherfazies). Teile des Mittelpenninikums bildeten in dieser Zeit Festlandsbereiche.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 128 N Das Tauemfenster und sein geologischer Rahmen (Basierend auf den geologischen Übersichtskarten von Hock et al. 1994 und Thiele 1980) •+

PennlnNcum LEGENDE: Obareatalpln Untaroetalpln Nnnonnfialuin • • "miMtfW W Zone) IM I Itoohfgwi • und Wuarthtttf+thwmrtM nanMOMf UfeVipnyFJK • • niitrtiiiiiMlIiin» • AMufculMufnpl» O

EXKURSION B

,duartenschiefer*- NO« «HAT lichterChloritoldphyllit reiner, meistgrauerOolomlt

Kauhmtke mit Gips

SflblicheGlimmerdoltmlfe

Bänderdolomit DolomifscMierenkalk

Kalkmarmore

weiß-gelblich Phyllltflatschenhorizortt plattige,hellgrüne Quarziie Arkoseschiefer;Arkosegneise • "--"*****^ '-':v.' ' • •?. mltPhengit ü.mii Porphyrgeröllen

*» = '"" btt.k.« nur ovl MftologiKhin Vt,,!.,<•,,

wKmwrwmwmawi^^ ':w»»KW»;w;vm« Abb. 2: Normalprofil der Seidlwinkltrias (nach W. FRANK, 1964)

Hier wurden die permomesozoischen Sedimente wieder teilweise, vereinzelt aber auch zur Gänze erosiv entfernt, (vergl. Abb. 3, Profil 2)

Im Gefolge der fortschreitenden Dehnung im penninischen Ozeanbecken kam es zur Ausbildung einer Riftzone und zur Bildung wirklicher ozeanischer Kruste, wie HOCK (1983) zeigen konnte (Zo­ ne der Glocknerfazies und der Ophilithe). Dieser Streifen ozeanischer Kruste trennte nun Mittel- penninikum und Ostalpin und war die Basis des Piemontais oder der südpenninischen Einheit. Ne­ ben Bündnerschiefern in Glocknerfazies gehörten auch die zu dieser Zeit südlich anschließenden Bündnerschiefer in Fuscherfazies zur südpenninischen Einheit. Die damals nördlich der Glockner­ fazies situierte Brennkogelfazies befand sich somit am Südrand des Mittelpenninikums. Im Bereich der lange Zeit der erosiven Tätigkeit ausgesetzen mittelpenninischen Zentralgneisschwellen erfolg­ te im Malm die Transgression der Hochstegenformation. (vergl. Abb. 3, Profil 3)

Die Dehnungs- und Ozeanisierungsphase wurde vermutlich in der Oberkreide von einer Phase der Subduktion des penninischen Ozeans unter das Ostalpin abgelöst. Mit Beginn dieser Subduktion- stätigkeit kam es wahrscheinlich zur Bildung einer Tiefseerinne, in die aus dem ostalpinen Rand­ bereich ± grobklastisches - brecciöses Material, aber auch Riesenschollen als Olistholite einglitten (vergl. Abb. 4 A und 4 B, nach FRISCH et al. 1987). Eng mit diesem Zuschub des Südpenninikums verbunden war auch die Ablagerung des "Tauemflysch". Im Zusammenhang mit dieser Subdukti- onszone kam es wohl auch zur Anlage eines Akkretionskeiles, und so gelangten die ursprünglich südlichen Elemente wie Klammkalk und Bündnerschiefer der Fuscherfazies in eine Position im

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 131 EXKURSION B

Ausgelöst durch die Subduktionstätigkeit kam es in den tief versenkten Teilen der ozeanischen Kruste, und in den mit diesen verknüpften Sedimenten, zur Bildung von Hochdruckmineralparage- nesen. (Druckbetontes alpines Metamorphosegeschehen: Eklogitfazies, gefolgt von Überprägung in Blauschieferfazies. Für weitere Erläuterungen zur metamorphen Entwicklung des Tauernfen- sters siehe FRANK, HOCK und MILLER 1987 .) (vergl. Abb. 3, Profil 4)

Die Subduktion der südpenninischen Einheiten wurde gefolgt von der Kontinent - Kontinent Kollisi­ on zwischen dem mittelpenninischen und dem ostalpinen Krustenblock, wobei sich Reste des Süd- penninikums zwischen diesen beiden Einheiten befanden, (vergl. Abb. 3, Profil 5)

Dieser Zuschub des Tauernfensters führte in den tektonisch höheren penninischen Deckeneinhei­ ten und auch im Stirnbereich des Ostalpins selbst zur Ausbildung zahlreicher großräumiger NW - vergenter Faltenstrukturen. Es begann nun die Anlage der bedeutenden penninischen Deckenein­ heiten in den Hohen Tauern. Im großen gesehen hat es sich als zweckmäßig erwiesen, eine Zwei­ teilung der tektonischen Einheiten des Tauernfensters in folgender Art vorzunehmen: Alle Einhei­ ten, deren basale Anteile aus mittelpenninischer kontinentaler Kruste bestehen oder die auf sol­ cher sedimentiert wurden, repräsentieren das Stockwerk der Venedigerdecke (FRISCH 1976). Im Stockwerk der Glocknerdecke (STAUB 1924, FRANK 1965) liegen heute Bündnerschiefer in Glockner- und Fuscherfazies, also die eingangs dem südpenninischen Bereich zugeordneten Bündnerschiefer, über den mittelpenninischen Einheiten der Venedigerdecke. Weiters werden dem Stockwerk der Glocknerdecke alle Einheiten zugerechnet, die heute eine tektonisch höhere Positi­ on als diese Hauptmasse der südpenninischen Bündnerschiefer einnehmen, nämlich die Matreier Zone und die Nordrahmenzone.

Während der Subduktionstätigkeit kam es, wie schon erwähnt, in den tief versenkten Einheiten zur Bildung von Hochdruckparagenesen; das weitere orogene Geschehen bewirkte nun wiederum ein Hochschürfen einzelner, vormals subduzierter Teile in mittlere Krustentiefe (vergl. Abb. 3, Profil 5). Reste unter eklogitfaziellen Bedingungen gebildeter Mineralparagenesen finden sich heute verbreitet an der Südabdachung der mittleren Hohen Tauern in einer Schuppenzone zwischen Glocknerdecke und Venedigerdecke. Gefolgt wurde die Eklogitbildung von einem ebenfalls druck­ betonten Blauschieferereignis, dessen mineralogische Reste verbreitet in den ophiolithischen Grüngesteinen und Metasedimenten der Glocknerdecke auffindbar sind (vergl. Abb. 5; nach FRANK, HOCK und MILLER 1987).

Die Sedimentation des Tauemflysch erfaßte unmittelbar vor deren Zuschub Teile der mittelpennini­ schen Einheiten.

Letztlich wurde das gesamte Penninikum von Einheiten des Ostalpins überschoben. Die Überdek- kung durch das Ostalpin und die enorme Verdickung der penninischen Kruste im Bereich des Tau­ ernfensters, verursachten die jüngste, tertiäre Regionalmetamorphose (Tauernkristallisation nach SANDER 1921) dieses Gebietes (vergl. Abb. 3, Profil 6). Der zentrale Teil der Hohen Tauern und der Zillertaler Alpen wurde dabei von Amphibolitfazies, die randlichen Bereiche von Grünschiefer­ fazies überprägt (vergl. Abb. 6 nach FRANK, HOCK und MILLER 1987). Es wird vermutet, daß die Tauernkristallisation im Zeitraum zwischen 40 bis 35 Millionen Jahren ihre höchste Intensität er­ reichte.

Abb. 3: Entwicklungsmodell der Ostalpen unter besonderer Berücksichtigung der • penninischen Einheiten des Tauernfensters im Querschnitt Lienz - Ahrntal - Gerlos - Rattenberg - Bad Tölz

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 132 ENTWICKLUNGSMODELL DER OST ALPEN UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER PENNINISCHEN EINHEITEN DES TAUERNFENSTERS IM QUERSCHNITT (LIENZ - AHRNTAL - LAGE DES PROFILSCHNITTES y" GERLOS - RATTENBERG - BAD TÖLZ)

Aufwölbung der Hohen Tauern^,«*** ^ Venedigerdecke C^°\ \\^

LEOENDE:

MOIHMZOIW und Subalpin« Molaua

Molassesedimente (Oberes Eozän • Oberes Miozinl

Molaeseuntergrund (Dogger - Alnertiir) ROFIL 6 ALTTERTIÄR -JUNGTERTIÄ Alemannisch • Böhmischer Kristallinsockel

Tauemflysch Helvotikum

Helvetikum (Dogger - Alttertidr)

Helvetischer Kristallinsockel

Ponnlnlkum

Nordpen ntnlkum

Rhenodanubischer Flysch (Kreide - Altterilr)

Ozeanische Kruste (Ophiolith fraglicher Größe und Ausdehnung) Druckbetontes alpines Metamorphosegeschehen Sedimente der Frvschbasis (Obertrias - Ahttertiar] 7 " ;'""•>-*-3^> Mittetpennlnlkum Kasererformation

Hochstegenzone (Malm)

BQndnerachiefer in Brennkogelfezies

Wustkogelformation und Seidlwinkertrias (Perm • Obertrias)

PROFIL 4 Zentralgneia und metamorphes Altpalaozoikum OBERKREIDE (100 80 Mio. a. > SOdpennlnlkum

x * ^ mitOphiolith Nordrshmenzone und Metreier Zone (Ophiolithische Melange) J J«iAÄ Tauemflysch (Ollstollthe und Flyschbildungen im Stirnbereich des Ostalpina)

Ozeanische Kruste (Ophiolith)

Bündnerschiefer in Glocknerfazies

Gabbroide Intrusionen

Bündnerschiefer in Fuscherfazles

PROFIL 3 ^TAS - UNTERKREIDE (170 - 100 Mio. a.) Ostalpln UnteroatalpJn Brcnnkogelfaz. Fuscherfaz. Tsrntsler Berge bzw. Radstfldter Tauern (Perm • Unterkreide)

Innsbrucker bzw. Radstldter Querzphyllit

Unterostalpines Kristallin

Oberoatalpln und Sudalpki

Perladriatische Intruslvmaasen

\S (195 -170 Mio. Gossueblagerungen (Oberkreide bis Atttertilr)

Nördliche Kalkalpen und Drauzug (Perm - Unterkreide) Keuperfoz. Hauptdolomitfaz. Dachsteinkolkfaz. Thurntaler und Steinacher Quarzphyllii

Nördliche Grauwackenzone und Kamische Alpen (Paläozoikum)

Ostalpinee und Südalpines Kristallin

Kontinentale Unterkruste

Oberster Msntel Abb. 3 G. PESTAL und W. STÖCKL G,

EXKURSION B

Die letzte Phase der dynamischen Entwicklungsgeschichte wurde durch die Aufwölbung und den Aufstieg der Tauernkuppel bestimmt. Detailliert untersucht und dokumentiert wurde die Abküh- lungs- und Hebungsgeschichte des westlichen und mittleren Tauernfensters, die bis zum heutigen Tag andauert, von GRUNDMANN und MORTEANI (1985). Der Aufstieg der Tauernkuppel hatte seine Ursache einerseits in der bereits angesprochenen enormen Krustenverdickung. Zusätzlich unterstützt wurde dieser Vorgang durch eine weitere NNE - SSW orientierte Einengung des Ostal- penbogens, verursacht vom jungtertiären Vordringen der Südalpen, (vergl. Abb. 3, Profil 7) Diese Phase der postkollisionalen Intraplattenprozesse, wie sie NEUBAUER (1994) bezeichnete, zerteil­ te den Ostalpenkörper in einzelne Krustenblöcke, die generell nach E hin entlang von Strike Slip Faults versetzt wurden. Auch im Tauernfenster sind eine Vielzahl von steilstehenden Scherzonen ausgebildet, die auf eine NNE - SSW gerichtete Einengungstektonik hinweisen. Sie wurden über­ wiegend unter duktilen bis sprödduktilen Deformationsbedingungen gebildet und sind etwa dem miozänen Zeitraum zuzuordnen (REICHERTER et al. 1993).

4. Die Matreier Zone und vergleichbare geologische Einheiten am Nordrand der Hohen Tauern: Die "Matreier Zone" s. str. bildet über weite Strecken die "südliche Begrenzung" des Tauern­ fensters. "Sie besteht", wie von CORNELIUS und CLAR (1939) vortrefflich geschildert, "aus einer mannigfaltigen Folge von verschiedenen Phylliten, Serizitquarziten, Kalkglimmerschiefern, Dolomit, Marmor, Dolomitbreccien und Tonschiefern, sowie auch Serpentin und Prasinit. Wegen der star­ ken Verschuppung gibt es für diese Zone nur eine scharfe, sinngemäße Abgrenzung gegenüber der Schieferhülle, nämlich die Südgrenze der mächtigen Kalkglimmerschiefermassen, an der plötz• lich Phyllite zu überwiegen beginnen."

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Abb. 4a :Model to explain coarsening-upward sequences in the Matrei zone

(nach FRISCH et. al.T 1987)

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 135 EXKURSION B

Von zahlreichen Bearbeitern (KOBER 1912, 1922, SCHMIDT 1950 bis 1952, TOLLMANN 1963, 1977) wurde stets auf die besondere Stellung der Matreier Zone hiningewiesen und hinlänglich ei­ ne unterostalpine bzw. eine penninisch - unterostalpine Zuordnung ihrer Gesteine diskutiert. Dazu im Gegensatz vermutete und erörterte schon STAUB (1924) eindeutig, "daß die Matreier Zone nicht die Wurzel der Radstätterdecken und des Thbulaun, nicht Ostalpin, sondern das höchste enorm strapazierte Glied der Penniden an der Basis der Austriden ist." PREY (1964) zeigte im dem hiesigen Exkursionsgebiet benachbarten Sadnigbereich, daß die Fazies des Mesozoikums mehr der penninischen Schieferhülle als dem Unterostalpin entspricht und vertritt die Auffassung, daß die Matreier Zone ein tektonisiertes, hauptsächlich südpenninisches Schuppenpaket reprä­ sentiert.

N Upper Jurassic Austroalpine South Penninic Ocean ^JurasslcvBreccia9Permotrlasslc Klammkalk Calc-rlch Bündner Schiefer

Continental basement Oceanic crust

Early Lower Cretaceous

Late Lower Cretaceous

Abb. 4b : Possible evolution of the geological Situation in the Radstätter Tauern and the subjacent Glockner nappe

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 136 EXKURSION B

ZELL AH SEE (81 Zone G r * y w a c k e

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X X X X xGronotsp)l2 " X K x x Ax x x(^ |x * „[ Central Gneiss X X X X X X * x x x x Gronvenediger \'y'.'-:i Altkristallin Formotion and Hoboch •< x x x x *A* Formation X X X X f Groflglockner 9 0 XXX J Iriassic carbonate rocks and meto Sediments of the Bundnerschiefer Formation metabasic and ultrabasic rocks of the Bündnerschiefer Formation eclogite zone

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Abb. 5: Geological scetch map of the central part of the Tauern window Symbols: open circles - psm after Lawsonite in the ophiolites , black circles - psm after Lawsonites in the metasediments, open triangles - glaucophane relicts in metabasic rocks, open Squares - two phengites in metasediments (nach FRANK, HOCK & MILLER, 1987)

|x * x| Central Gneiss

löSH Altkristallin Formation and Habach Formation _| Triassic carbonate rocks and meta­ sediments of the Bündnerschiefer Formation metabasic and ultrabasic rocks of the Bündnerschiefer Formation eclogite zone

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 137 EXKURSION B

Eine Fortsetzug der Matreier Zone (bzw. vergleichbare Gesteine in gleichartiger tektonischer Posi­ tion), ist nahezu im gesamten Tauernfenster "als oberstes Element des Penninikums" beobacht­ bar. Auf diesen Umstand machte STAUB (1924) gleichfalls schon mit folgendem Text aufmerksam: "Die Schuppenzone von Matrei umschliesst als fast geschlossener Ring das ganze zentrale Fen­ ster der Tauern und zwar von den Radstätter Tauern über den Katschberg, Fragant, Makemispitz, Mohär, Bergertörl, Windisch-Matrei, Virgental, Ahrntal, und Lappachtal hinüber nach Sprechstein und Sterzing, von dort über den Brenner und die Tamtalerköpfe bis ins Zillertal, und abermals vom Kapruner und Fuschertal durch die Gasteinertäler zurück bis in die Basis der Radstätter Tauern."

Am nördlichen Rand des Tauernfensters wurden und werden die tektonisch höchsten Einheiten des Penninikums von den verschiedenen Bearbeitern meist mit seit langer Zeit eingeführten Ar­ beitsbegriffen beschrieben, wobei stets lithologische und tektonische Konvergenzen mit der Matreier Zone s. str. der Tauernsüdgrenze deutlich unterstrichen und herausgearbeitet werden konnten. So ist die "Nordrahmenzone" im Sinne von CORNELIUS und CLAR (1939) wenn man sie um einige tektonisch tiefere Elemente verringert, das äquivalente Gegenstück der Matreier Zone im N des Tauernfensters. Die Nordrahmenzone läßt sich von Niedemsill im Oberpinzgau durchge­ hend bis in den Bereich westlich Mauterndorf im Lungau verfolgen (DEMMER et. al. 1991, PEER und ZIMMER 1980, EXNER 1971, 1979). Bei FRANK (1969) wird die Nordrahmenzone als Fu- scher Schieferhülle bezeichnet. Mit dem Begriff "Richtbergkogelserie" nach H. DIETIKER (1938) wurden im Gerlostal Bereiche der dortigen Schieferhülle bezeichnet, die der "Matreier Zone" ent­ sprechen. Wie weiters erst unlängst durch FRISCH und POPP (1981) unter dem Titel "Die Fortset­ zung der Nordrahmenzone im Westteil des Tauernfensters" dokumentiert wurde, liegt wiederum zwischen dem Bereich Gerlostal und dem Navistal eine durchlaufende Gesteinszone vor, die der Matreier Zone entspricht. Darüber hinaus regte FRISCH eine Vielzahl von Arbeiten an, deren Ziel es war, die Neubearbeitung der Matreier Zone bzw. der Nordrahmenzone in verschiedensten Tei­ len des Tauernfensters voranzutreiben (PEER und ZIMMER 1980, POPP 1984, KELM 1984, GOMMERINGER 1986). Viele Ergebnisse dieser Arbeiten wurden von FRISCH et al. (1987) zu­ sammengefaßt, und ein neues Interpretationsmodell für den Grenzbereich Penninikum - Ostalpin konnte im Lichte der Plattentektonik formuliert werden.

Folgende Punkte sollen abschließend, da sie für die Beurteilung der Matreier Zone besonders wichtig sind, hervorgehoben werden. Die Matreier Zone ist der höchste Teil der südpenninischen Glocknerdecke. Sie repräsentiert einen der Hauptüberschiebungshorizonte des alpinen Orogens (nämlich die "Deckengrenze zwischen Penninikum und Ostalpin') und hat die Form einer ophiolithi- schen Melange. Das Liefergebiet für zahlreiche klastische Ablagerungen der Matreier Zone ist der Ostalpine Kontinentalrand. Von diesem gelangten in Form von turbiditischen Flyschsequenzen, aber auch als Ströme von Breccien und Olistolithen, Sedimentmassen in den penninischen Be­ reich.

Exkursionsroute Von Matrei gelangen wir mit Hilfe der Goldried Bergbahn oder über die Forststraße in den Bereich der Kerschbaumer Alm (ßergstation der Goldried Bergbahn 2146 m).

Exkursionspunkte

Haltepunkt ® Bergstation Goldriedbahn - Geologisches Panorama (M. MOLK, G. PESTAL, G. POSCHER)

Im Bereich Matrei treten in breiter Front die südpenninischen Einheiten der Glocknerdecke unter dem ostalpinen Kristallin der Schobergruppe zutage. In einer vereinfachten tektonischen Gliede­ rung können hier drei Großeinheiten definiert werden, an deren Aufbau Gesteine der Bündner­ schiefer Gruppe mit südpenninischen Elementen beteiligt sind: Die Matreier Zone als höchster Teil

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 138 EXKURSION B

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der Glocknerdecke, die Zone der Glocknerfazies und der Ophiolithe als Hauptelement der Glock­ nerdecke und eine Schuppenzone zwischen Glocknerdecke und Venedigerdecke, die unter ande­ rem durch das Auftreten der Eklogite gekennzeichnet ist. Der Bereich weiter nach NW bis zum Al­ penhauptkamm wird von Gesteinen der mittelpenninischen Venedigerdecke aufgebaut. Die Grup­ pe der Alten Gneise (gebänderte Paragneise, Zweiglimmerschiefer und Amphibolite - der Litholo- gie nach sehr ähnlich dem Otztalkristallin - mit Migmatiten und Orthogneislamellen) bildet dabei die Hülle der Zentralgneise des Zillertaler - Venediger Kerns.

Exkursionspunkt ® Die Wegstrecke von der Bergstation der Goldriedbahn zum Kais - Matreier Törl (G. PESTAL)

Über den Goldriedeteiß erreicht man in ca. 1 1/2 Stunden das Kaie - Matreier Törl (22o7 m). Entlang des Höhenweges können vorerst eindrücklich das ostalpine Kristallin der Schobergruppe, meist diaphthoritische Glimmerschiefer, sowie danach permoskythische Quarzite M studiert werden.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 139 EXKURSION B

OSTALPIN Kristallin der Schobergruppe

1 Quarzit

2 Augengneis

3 Granatglimmerschiefer, Zweiglimmerschiefer (z.T. diaphthoritisch)

PENNINIKUM Glocknerdecke Matreier Schuppenzone

4 Breccie

5 Heller und dunkler, quarzreicher Phyllit, kalkiger Phyllit, Kalkschiefer

6 Heller und dunkler Quarzit, Chloritquarzit

7 Kalkglimmerschiefer

8 Dunkler Phyllit

9 Prasinit, Chloritschiefer

10 Serpentinit, Talkschiefer

11 Phyllitischer Hellglimmerschiefer mit Lagen von Karbonat, Rauhwacke und Gips, z.T. sandige Schiefer 12 Dolomitmarmor, Kalkmarmor, Rauhwacke Glocknerdecke Zone der Glocknerfazies und der Ophiolithe 13 Dunkler Phyllit im Kalkglimmerschiefer

14 Kalkglimmerschiefer

15 Granat-Muskovitschiefer (z.T. quarzitisch)

16 Amphibolit, Prasinit

17 Metagabbro

Legende zu Abb. 7

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 140 > Profilschnitt Kals-Matreier Törl - Gradötzkogel G. PESTAL nach Aufnahmen von H.P. CORNELIUS, V. HOCK und G. PESTAL

PENNINIKUM OSTALPIN

I-N

> Profil durch die Venedigergruppe G. PESTAL nach Aufnahmen von H.P. CORNELIUS, W. FRANK, G. FRASL, F. KARL, Ch. MILLER, G. PESTAL und O. SCHMIDEGG F OST- PENNINIKUM OST- 00 ALPIN ALPIN Kristallin Schuppenzone Unterostalpin der Glocknerdecke zwischen | Venedigerdecke der Lasörling- Glocknerdecke Kitzbüheler Gruppe u. Venedigerdecke Alpen

Alt- Matreier Zone der Glocknerfazies "Zillertaler-Venedigerkern und seine Hülle Habachzunge und Habachmulde Krimmler Innsbrucker Eklogit- kristallin Zone und der Ophiolithe Gneiswalze Quarzphyllit *r zone Großvenediger ,, , ,... , Hexenkopf . " Hohe Furleg Breitfuß Eichham | Frosnitztörl Heuschartenkopf EXKURSION 8

Legende (auf den Seiten 143 und 144) zu Abb. 8

OSTALPIN

Kristallin der Lasörling Gruppe 1 Quarzit

2 Granatglimmerschiefer, Zweiglimmerschiefer (z.T. diaphthoritisch) lnnabrucker Quarzphyllit 3 Heller Phyllit

4 Krimmler Trias, Dolomit, Kalk, Quarzit

PENNINIKUM

Glocknerdecke treierSchuppenzone 5 Heller, und dunkler, quarzreicher Phyllit, dunkler z.T. kalkiger Phyllit

6 Kalkglimmerschiefer

7 Prasinit, Chloritschiefer

8 Dolomitmarmor, Kalkmarmor

Glocknerdecke Zone der Glocknerfazies und der Ophiolithe 9 Dunkler Phyllit im Kalkglimmerschiefer

10 Kalkglimmerschiefer

11 Amphibolit, Prasinit

12 Serpentinit

Schuppenzone zwischen Glocknerdecke und Venedigerdecke 13 Heller quarzitischer Glimmerschiefer, Arkosegneis, heller und dunkler Quarzit

14 Dunkler Phyllit

15 Dunkler Glimmerschiefer (z.T. Granat führend), dunkler Phyllit, Kalkglimmer- schiefer

16 Granatprasinit, Eklogit (z.T. retrograd)

17 Kalkmannor, Dolomitmarmor

18 Phengitquarzit, Arkosegneis

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 143 EXKURSION B

Venedigerdecke Zillertaler- Venedigerkern und seine Hülle 19 Amphibolit

20 Paragneis (z.T. migmatisch)

21 Augengneis (Alkalifeldspat führender Gneis)

22 Aplitisch durchäderter Bereich

23 Tonalitgneis, Granitgneis Venedigerdecke Habachzunge und Habachmulde 24 Dunkler Phillit

25 Heller Phyllit, Sericitschiefer

26 Heuschartenkopfgneis

27 Amphibolit

28 Augengneis (Alkalifeldspat führender Granitgneis) Venedigerdecke Krimmler Gneiswalze

29 Hachelkopfmarmor, Hochstegenmarmor

30 Porphyrmaterialschiefer

31 Amphibolit

32 Knappenwandgneis (Alkalifeldspat führender Gneis)

33 Augengneis (Alkalifeldspat führender Granitgneis)

Permoskythquarzit Der Permoskythquarzit weist über weite Strecken einen lithologisch einheitlichen Charakter auf, der weitgehend dem Lantschfeldquarzit der Radstädter Tauern entspricht.

Dabei handelt es sich vorwiegend um weiße bis licht grünliche, plattige Quarzite, die bereichswei­ se nur leicht, bereichsweise aber auch deutlich geschiefert sind. Feinschuppiger Glimmer verein­ zelt auch Chlorit verleiht den s - Flächen Seidenglanz. Dieser Quarzit bildet einen Gesteinskom­ plex, der in west- östlicher Richtung weithin (im Bereich des gesamten Kartenblattes Großglockner und darüber hinaus) am N - Rand des ostalpinen Kristallins situiert ist, und mit durchschnittlich 40° - 60° nach S unter die diaphthoritischen Glimmerschiefer einfällt.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 144 EXKURSION B

Der Kontakt Permoskythquarzit - Kristallin der Schobergruppe ist dabei stets deutlich tektonisch überprägt. Ein eindeutiger transgressiver Verband zwischen beiden Einheiten konnte im gesamten untersuchten Gebiet nicht beobachtet werden. Dennoch wird dieser Abschnitt permoskythischer Gesteine als primäre Auflage des ostalpinen Kristallins interpretiert, der nun großräumig verfolgbar in inverser Position vorliegt. Die Quarzite nehmen somit eine eindeutig "unterostalpine Position" ein. Diese soll nun jedoch nicht als eigenständige große Deckeneinheit beschrieben werden, son­ dern es wird hier nur auf die weithin verfolgbare Einrollung im Stirnbereich des Kristallins der Scho­ bergruppe hingewiesen.

Haltepunkt

Unter Prasinit versteht man in der Tauernliteratur entsprechend einer rein mineralogischen Definiti­ on wie sie von CORNELIUS und CLAR (1939) angewendet wurde, ein regionalmetamorphes Ge­ stein folgender Zusammensetzung: (Hauptgemengteile: Albit bzw. Oligoklas, Minerale der Epidot- reihe (Klinozoisit - Pistazit), Chlorit und aktinolithische Hornblende; daneben sind noch folgende Minerale in wechselnden Prozentsätzen beobachtbar: Quarz, Biotit, Muskovit und Karbonat ± Tita- nit, Apatit und Erz); Als Ausgangsmaterial der Prasinite kommen basische Laven, aber auch Tuffe und Tuffite in Betracht.

Die im Bereich Kais - Matreier Törl anstehenden graugrünen Prasinite weisen zum Teil ansehnli­ che Gehalte an Albit und Hellglimmer auf. Weiters treten an Einschaltungen Chloritschiefer mit Karbonatlagen und helle Phyllite auf, was als Hinweis einer tuffitischen Natur dieses Gesteinszu­ ges gewertet wird. Begleitgesteine des Ködnitzer Gipszuges 11 Am Kais - Matreier Törl selbst trifft man auf eine Abfolge, die im Wesentlichen aus quarzitischen Hellglimmerschiefern, Marmoren und letztlich gelblichen bis orangegelben "sandigen Schiefern" besteht. Letztere setzen sich aus den Mineralen Dolomit, Kalzit, Quarz, Muskovit, und Klinochlor zusammen. Vereinzelt können in Lesesteinen auch Rauhwacken aufgefunden werden. Diese Ge­ steinsabfolge stellt das westliche Ende eines aus hellen phyllitischen, z.T. quarzitischen Serizit- schiefer, Serizitmarmor, Dolomit, Rauhwacke und Gips bestehenden Gesteinszuges dar, der vor allem in den tief eingeschnittenen Gräben E des Kais - Matreier Törls seine schönste und reichhal­ tigste Entwicklung zeigt. Unter dem Namen "Roßeckschichten" wurde schon von CORNELIUS und CLAR (1939) jene Gruppe von Gesteinen zusammengefaßt. Sie tritt hauptsächlich im Bereich E und W Kais, stets eng verknüpft mit dem großen Gipszug des Ködnitztales auf.

Am Ende dieser Exkursion sollen noch in einer kurzen Begehung, im untersten Teil des Ködnitzta­ les, die dortigen bedeutenden Gipsvorkommen vorgestellt werden. Bei der altersmäßigen Einstu­ fung des Ködnitzer Gipszuges und einiger seiner Begleitgesteine wird von manchen Autoren an die Gesteinsschichten des Keupers gedacht.

" auch für Haltepunkt 7 im untersten Ködnitztal

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 145 EXKURSION B

Exkursionspunkt ® Wegstrecke vom Kais - Matreier Törl zur Kaiser Höhe (G. PESTAL) Bündnerschiefer Gruppe - Phyllite und Kalkschiefer (z. T. flyschartig) Der Anstieg führt in ca. 1 Stunde über einen sanften Rasenkamm zur Kaiser Höhe 2434 m.

Wenig nördlich des Kais - Matreier Törls entlang des Bergkammes, erreicht man nach kurzer Weg­ strecke, einen mächtigen Zug teilweise kalkfreier teilweise kalkiger Phyllite mit Kalkschiefer bis Kalkmarmorlagen der Bündnerschiefer Gruppe und durchwandert diesen in gesamter Mächtigkeit bis zur Kaiser Höhe. Anfangs dominieren verbreitet die phyllitischen Lagen und man durchschreitet mächtige Pakete dunkler z.T. auch heller (silbergrauer bis leicht grünlichgrauer) Phyllite. In weite­ rer Folge trifft man in dieser Gesteinsserie aufzahlreiche "kalkige Einschaltungen". Diese Einschal­ tungen bestehen einerseits aus grauen bis grau bräunlichen, feinschichtigen Kalkschiefern ande­ rerseits aus feinkörnigen, fast dichten Kalkmarmorlagen. Typisch finden sich hier in Klüften zahlrei­ che weiße Kalzitremobilisate. Trotz der weithin deutlichen Dominanz der nunmehr dunkelgrauen , seidig glänzenden, feinschichtigen Phyllite kommt es bereichsweise zur sich vielfach wiederholen­ den Wechsellagerung Kalkschiefer - dunkler Phyllit. In angewittertem Zustand tendiert die Farbe der Kalkschiefer aber auch der Phyllite ins bräunliche und alles erhält einen "feinsandigen bis ton- schiefrigen" Eindruck. Der Habitus dieser Gesteinsschichten erinnert lebhaft an den pelitischen - psammitischen Charakterwechsel flyschartiger Ablagerungen.

Exkursionspunkt (D Überblick zur nordwestlichen Schobergruppe (G. SPAETH)

Der gegebene Standpunkt (Kaiser Höhe, 2387 m Sh.) erlaubt Einblicke in die nordwestliche Scho­ bergruppe. Daher wird hier im wesentlichen nur ein morphologisch-geologischer Überblick zu die­ sem Teil der Schobergruppe gegeben.

Der Blick nach E geht in die Talflucht des unteren Ködnitzbachs und des Peischlachbachs. In der Südseite dieser Talflucht verläuft auch der Rand des Tauernfensters, der nach E hin allerdings et­ was komplizierter ist als nahe dem Standpunkt: Er splittert auf (Peischlachtörl) und ist nach N ver­ setzt (Bergertörl).

Die ersten höheren Gipfel südlich des Peischlachtörls, aus Altkristallin der Schobergruppe aufge­ baut, sind das Böse Weibl (3119 m) und der Griedenkarkopf. Dicht nördlich vom Bösen Weibl ver­ läuft die nördliche Grenze von Blatt Lienz. Es folgen in der Runde von NE nach SW das Tschadin- horn, der Kristallkopf, der Rote Knopf (mit 3281 m der zweithöchste Berg der Schobergruppe), die Talleitenspitzen, der Glödis, der Ganot, der Hochschober (mit 3242 m nur der vierthöchste Berg der Gruppe, der er den Namen gegeben hat), die Rotspitzen und dicht südlich des Standpunkts noch Gorner sowie Rotenkogel.

Den ersten fünf genannten Bergen westlich vorgelagert ist der breite, Wald und Almen tragende Lesacher Riegel. Dieser wie auch die Berge vom Bösen Weibl bis zu den Talleitenspitzen beste­ hen im wesentlichen aus Paragesteinen des Altkristallins (weit überwiegend Glimmerschiefer). Nur das Tschadinhorn macht eine Ausnahme; es enthält einen relativ schmalen Amphibolitzug.

Rechts, d. h. südlich des Lesacher Riegels ist das Lesachtal gut zu überschauen. In seiner Süd­ flanke verläuft die Grenze zwischen den vorgenannten Metasedimenten und einem mächtigen, im Streichen fast geschlossenen Amphibolitzug, der vom Gorner und Rotenkogel im W bis über den Glödis hinaus nach E dahinzieht. Auffällig sind die schroffen, durch häufigen Steinschlag recht ge­ fährlichen Amphibolit-Nordwände von Ganot und Glödis. Der südwestlich davon gelegene Hoch­ schober und die Rotspitzen bestehen wiederum aus Paragesteinen, i. w. Glimmerschiefer.

Das Streichen der angeführten Gesteinszüge des Schobergruppen-Altkristallins ist W-E bis WNW - ESE; das Einfallen geht überwiegend in südliche Richtungen, was in der Kulisse einigermaßen deutlich auch zu erkennen ist. Der von hier überschaubare Teil des präalpidischen Kristallins der

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 146 EXKURSION B

Schobergruppe ist alpidisch tektonothermal überprägt; er gehört dem sogenannten Liegendkom­ plex (CLAR 1927, TROLL und HÖLZL 1974) bzw. dem "Schober-Basement" (BEHRMANN 1990) an. Der erwähnte mächtige Amphibolitzug, vergesellschaftet mit Orthogneis (i. w. Mikroklinaugeng- neis), zählt nach BEHRMANN (1990) allerdings zu dessen "Prijakt-Decke" (= Hangendkomplex der Schobergruppe): Der Amphibolitzug mit Begleitgesteinen soll nach diesem Autor als fast isoklinale, N-vergente, tief in das "Schober-Basement" eingefaltete Mulde einen Teil der "Prijakt-Decke" re­ präsentieren.

Hinter der überschaubaren Kulisse der nordwestlichen Schobergruppe verstecken sich die Gipfel der östlichen und südwestlichen Schobergruppe, in denen die meisten der markanteren Berge (der Gr. Homkopf, das Petzeck; die beiden Prijakte und die Schleinitz) ebenfalls ganz oder wenigstens zum großen Teil aus Amphibolit bzw. Eklogitamphibolit bestehen.

Exkursionspunkt © Abschnitt Kaiser Höhe - Weißer Kopf - Blauspitze (G. PESTAL)

Von der Kaiser Höhe 2434 m aus kommen wir rasch nach einem kurzen Anstieg zum Ganotzkogel. Der weitere Weg führt, mit Leitern und fixen Seilen bestens gesichert, über den Weißen Kopf zur 3lauspitze 2575 m (ca. 1 1/2 Stunden von der Kaiser Höhe). Bündnerschiefer Gruppe - Serpentin und Serpentinrandgestein Diese Gesteine treten entlang der Exkursionsroute als insgesamt fünf linsige Einschaltungen in den phyllitischen bis schiefrigen Metasedimenten der Bündnerschiefer Gruppe auf. Die erste Linse quert man im Bereich der Kaiser Höhe Kote 2434. Danach folgen drei lediglich einige Meter mäch­ tige Späne. Letztlich erreicht man im Bereich der Blauspitze den mächtigsten Serpentinitkörper des ganzen Gebietes. Der Bergrücken der Blauspitze besteht aus dunkelgrünen bis blaugrünen dichten stark gepreßten Serpentiniten mit zahlreichen charakteristischen Harnischflächen. Klüfte sind vielfach mit Chrysotilasbest oder Tremolit gefüllt. In den Randbereichen finden sich häufig Talk führende bzw. Fe Mg Karbonat führende Partien die entsprechend grünlich weiß durchzogen oder braungefleckt erscheinen. Talk-, Chlorit- und Tremolitschiefer ummanteln die mächtigen Vor­ kommen in einem Randsaum. Die geringmächtigen Linsen bestehen zur Gänze aus diesen Ge­ steinen. An die Serpentinite gebunden finden sich Mineralisationen von Magnetit, Pyrit und Kupfer­ kies. So trifft man 3,5 km NW Kais in 2185m Sh am NE - Abhang der Blauspitze auf ein in histori­ scher Zeit bergmännisch beschürftes Vorkommen. Hier sind noch ein 28 m langer Stollen sowie entsprechende Halden erhalten (NEINAVAIE et al. 1983).

Bündnerschiefer Gruppe - dunkle Phyllite, Kalkschiefer, Quarzite und Breccien sowie Triaskarbo­ natgesteine - Dolomitmarmor und Kalkmarmor Etwa 100 m N der Kaiser Höhe verändert sich der Charakter der Metasedimente der Bündner­ schiefer Gruppe und man durchwandert nun eine Abfolge aus Phylliten, Kalkschiefern, Quarziten und Breccien.

Die feinkristallinen Kalkschiefer sind vorwiegend dunkelgrau, auf den s - Flächen sind schwache Serizithäutchen zu erkennen. Übergänge in dunkle Kalkphyllite sind ebenso zu beobachten wie Lagen von Glimmermarmoren. In den Kalkschiefern finden sich aber auch Einschaltungen dunkler kalkfreier Phyllite, die z.T. reich an quarzitischen Lagen sind.

Daneben spielen aber auch Quarzite eine bedeutende Rolle beim Aufbau dieser Abfolge. Neben vorwiegend hellen nahezu weißen Quarzitbänken können auch dunkle Graphit führende Quarzite angetroffen werden. Von besonderem Interesse ist aber ein feinkristallines reichlich Serizit führen­ des Quarzgestein. Es bricht meist in dünne Platten, die aber selbst wieder in Millimeter feine La­ gen mit intensiver Kleinfältelung unterteilt sind. Dieses Gestein ist stets, sowohl im angewittertem Zustand, als auch im frischen Querbruch - dieser jedoch etwas heller, deutlich blaugrün gefärbt.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 147 EXKURSION B

Weiters sind im hiesigen Exkursionsgebiet zahlreiche prächtige Breccienzüge beobachtbar. (Man durchwandert mehrere dieser Züge beim Anstieg von der Kaiser Höhe zum Weißen Kopf. Die be­ sten Aufschlüsse finden sich jedoch am Steig von der Blauspitze zum alten Bergbaustollen. Hier folgt der Weg einem etwa 30 - 50m mächtigen Breccienzug rund 600m in Streichrichtung.) Zum ei­ nen Teil trifft man mehrmals auf meist geschichtete z.T. bräunlich bis rotbraun anwitternde Dolo- mitbreccienzüge als Einlagerungen in den dunklen Kalkschiefern. Der Charakter dieser Gesteine wird durch den Wechsel im Dezimeterbereich von gröberen Dolomitbreccien (Korngröße bis 5cm) mit feinbrecciösen grobsandigen Lagen bestimmt. Auch Quarzite und dunkle Phyllite finden sich gelegentlich als Komponenten in diesen Breccien. Zum anderen Teil treten recht grobe, helle Dolo­ mitbreccien (Brecciendolomite) auf, die nahezu bindemittelfrei sind und sich aus Dolomiten zu ent­ wickeln scheinen. Der dichte Dolomit geht dabei ohne deutliche Grenze in die dolomitisch verkitte­ te Breccie über, an einigen Stellen greift die Breccie deutlich taschenförmig in den einheitlichen Dolomit über. Oftmals sind die Komponenten in beiden Breccientypen zu dünnen Platten oder Stengel ausgewalzt.

Die kleineren und größeren Triaskarbonatgesteinskörper stecken als isolierte Linsen und Schollen in der Folge aus Kalkschiefern, Phylliten, Quarziten und Breccien der Bündnerschiefer Gruppe. Insgesamt treffen wir im Bereich Kaiser Höhe - Blauspitze auf drei größere überwiegend aus Dolo­ mit bestehende Körper.

Der Abstieg von der ölauspltze führt uns am alten ßergbaustollen und einer Gedächtniskapelle vorbei zur Bergstation des Glocknerblick Sesselliftes (1944 m). Mit dem Glocknerblick Sessellift gelangen wir nach Kais.

Haltepunkt ® Ködnitzer Gipszug im untersten Ködnitztal 12 (G. PESTAL)

(ca.5 Minuten zu Fuß vom Parkplatz)

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siehe Exkursionspunkt 3, Matreier Törl

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 148 EXKURSION B

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TERMIER; M. D.: Les nappes des Alpes Orientales et le Synthese des Alpes- Bull. Soc Geol. France, 4. Ser., 3, 711-766, Paris 1903

TOLLMANN, A.: Ostalpensynthese.- 256 S., 23 Abb., 11 Taf., Deuticke, Wien 1963.

TOLLMANN, A.: Geologie von Österreich Bd.1. Die Zentralalpen.- 766 S., Deuticke, Wien 1977.

Zweigstelle Lienz Hauptplatz 5 A-9900 Lienz Tel. 04852/65633

die Landesbank

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 150 T

A-9900 Lienz Moarleldweg 1B *** Tel.: 048 52/67 6 67 %txkufyotdetifottl *VWHM'J Fax:04B 52/675 67 50 Fam. P.u. H.Winkler

Nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt, liegt unser Haus auf sonnigem Südhang mit herrlichem Ausblick auf Lienz und die umgebenden Derge. Idealer Ausgangspunkt für Tagestouren und für leichte Wanderungen!

Unsere Zimmer verfügen über Dad oder Dusche und WC, Radio, Telefon, Satelliten-TV, Minibar und Dalkon. Kulinarisch erwarten Sie ein reichhaltiges Frühstücksbuffet und 4-gängiges Abendessen mit Menüwahl. Unseren Gästen stehen die finnische Sauna und ein Solarium zum Entspannen nach einem Wander- oder Schi tag zur Verfügung, Im Winter bringt Sie unser hoteleigener Schibus zu den Schigebieten.

Wochentliehe Veranstaltungen: Im Sommer: * Floßfahrten auf der Drau Im Winter: * Rodelabende * Radtouren und Wandertage * Wettbewerbe im mit dem Chef des Dauses Eisstockschießen * Kulinarische Abende * Kulinarische Abende * Sonnenaufgangsfahrten auf das Zettersfeld mit einem kräftigen Dergfrühstück & Übernachtung/Frühstück ÖS 450, bis 590, Ilalhpension ÖS 540, bis 680,

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 151 EXKURSION C Donnerstag, 5. Oktober 1995

oben: Übersicht über die Exkursionspunkte unten: Detail der Mitteltriasexkursion Jochbachgraben

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 152 EXKURSION C Donnerstag, 5. Oktober 1995

Führung: J. BLAU, R. BRANDNER, B. GRÜN, G. POSCHER, G. SPAETH, M. SPERLING, E. TENTSCHERT

Fahrt von Llenz — Drautal ßundesstra-ße Nr. 100 — Strassen- bis zur Johanneskapelle

Triasstratigraphie und Tektonik der westlichen Lienzer Dolomiten (R. BRANDNER & M. SPERLING)

Karten: OK 25 V 17& , 195 Sillian. Geologische Karte der Lienzer Dolomiten 1:50.000 von van 5EMMELEN & MEULENKAMP, 1965.

Thematik: Die Exkursion soll einen kleinen Einblick in die vielschichtige Problematik des strukturel­ len Baues und in die faziellen Besonderheiten der Trias der westlichen Lienzer Dolomiten vermit­ teln. Die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen, insbesondere fehlt eine detaillierte sprödtektoni- sche Strukturanalyse. Trotzdem ist der in den Abb. 2 und 3 (siehe allgemeiner geologischer Über­ blick) dargestellte strukturelle Bau die derzeit wahrscheinlichste Arbeitshypothese. Die Exkursion bietet Gelegenheit, vor Ort die Problematik zu diskutieren.

Haltepunkt (D Aussichtspunkt Johanneskapelle oberhalb Tessenberg

Allgemeine Erläuterungen vom Aussichtspunkt bei der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer, nörlich Tessenberg bei Heinfels .

Kraftwerk Strassen-Amlach: Einlaufbauwerk (E. TENTSCHERT13)

Einführung mit Überblick zur strukturellen Situation am Westende des Drauzuges und zur Anlage des Druckwasserstollen Strassen-Amlach und Speicher Tassen­ bach (R. BRANDNER & M.SPERLING)

Zum Standort: Das Kristallin der Deferegger Alpen (G. SPAETH)

Bemerkungen zur Talgeschichte: Tiroler Pustertal - Lesachtal - Drautal (G. POSCHER)

Über Hainfels - Strassen fahren wir bis nach Abfaltersbach. Von dort aueren wir die Drau und fahren in Richtung SSE am Gehöft Lehen vorbei entlang der Jochbach - Forststraße in Richtung Algner Käser bis an den Kontakt Gailtalkrlstallln/ Permoskyth. Wir besichtigen von hier ein Mitteltrias Profil mit den folgenden Haltepunkten:

13 Siehe Broschüre der Tiroler Wasserkraftwerke bei den Tagungsunterlagen

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 153 EXKURSION C

Haltepunkt

Basiskontakt des Permomesozoikums zum Gailtalkristallin mit tektonischer Überprägung. Diskussi­ on des basalen Schrägzuschnittes der Triasabfolge und der immer wieder vorkommenden schma­ len Kristallinspäne innerhalb der Triaskarbonatschuppen. Das unvollständige Triasprofil beginnt über mehreren FU-Zyklen des Permoskyths nach einer kleinen Aufschlußlücke mit dem oberanisi- schen Zwischendolomit. Ein Großteil der Anisabfolge (Reichenhaller Schichten, Virgloria Fm., Alpispitz Fm.) fehlt hier durch eine frühere, vermutlich oligozäne Abschiebung an den Abscherhori­ zonten der Reichenhaller Rauhwacken und der Alpispitz Fm. mit Rampenbildungen in der Virgloria Fm. (= basaler Schrägzuschnitt). Ein vollständigeres Profil ist an der Forststraße westlich von Bad­ bach, auch Wildbach genannt, im westlichen Nachbargraben aufgeschlossen und kann dort be­ quem in einem halben Tag studiert werden. Es handelt sich dabei strukturell um Block 2 (siehe Strukturkarte Abb. 2), der, ermöglicht durch die N-S streichende miozäne Grabenbruchtektonik, ei­ nen Einblick in den strukturell tieferen Bereich gewährt.

Die weiteren Haltepunkte eind alle entlang der Forststraße Jochbach in Nordrichtung gelegen.

Haltepunkt d> Kontakt Zwischendolomit zu Fellbacher Plattenkalk (R. BRANDNER & M. SPERLING)

Etwa an der Anis/Ladin-Grenze (Ammoniten und Conodonten wurden in den Gailtaler Alpen ge­ funden, siehe BECHSTÄDT & MOSTLER, 1974) setzt ähnlich wie in den Südalpen starke Subsi- denz ein, die zum Teil auch zum Zerbrechen der Zwischendolomitplatte in Megabreccien (z.B. bei Jadersdorf im Gitschtal, Gailtaler Alpen) und zu einer völligen Umstellung der Fazies geführt hat. Über den Flachwasserdolomiten (mit örtlich spätdiagenetischen Zebradolomit- und Satteldolomit­ zementen in Klufthohlräumen) setzt unvermittelt anoxische Beckensedimentation mit dunkel bis schwarz-grauen, öfters papierdünn spaltenden, dm-geschichteten Plattenkalken und -dolomiten ein, die lediglich an der Basis fossilführend sind. Die Feinstlamination spricht für das Fehlen von Bodenleben im anoxischen Milieu. Seltenerfinden sich calziturbiditische Einschaltungen mit Schüt­ tung vom Flachwasserdetritus entfernter Wettersteinkalkriffe (vermutlich im SE). Zudem ist das Vorkommen von cm- bis maximal 10 cm dicken Lagen orange-braun verwitterter Tuffe kennzeich­ nend. Hornsteinknollen und -schnüre, zum Teil verkieselte Fossilreste, Slumping und Konglome- ratslumping sind weitere Charakteristika. In den westlichen Lienzer Dolomiten erreichen die Fellba­ cher Plattenkalke eine maximale Mächtigkeit von 300 m.

Abb. 1: Zusammengesetzes Säulenprofil der Abfaltersbach-Formation. O

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 154 EXKURSION C Raibler Gruppe

kaffeebrauner Dolomit mit schmutziggrau-grünen, laminierten Dolomitmergel-Zwischenlagen

blaugraue Dolomitlaminite

Wechsellagerung von Kalken mit laminierten Mergeln, plattiger oder welliger Habitus, schmutzigbeige bis braungrau, Schill an ssl

stark bituminöser Dolomit mit Stromatolithen, ockerfarbene Verwitterung, stromatolithisch laminierter Dolomit Wechsellagerung von laminierten Dolomiten mit schmutziggrünen Dolomitmergeln

Kalk/Dolomit/Mergel-Wechsellagerung, ebene ss, plattiger Habitus, Bankung 3-25 cm

strukturreiche Kalke und Kalkmergel, tw. dolomitisch (Verbindungsweg 1320 m SH)

laminierte Dolomitmergel Meglodontenbank

Dolomitmergellaminite Tone, Mergel, Dolomite Evaporite in dolomitischen Mergeln

Dolomitbreccien, Evaporite

grobgebankter bis massiger Dolomit mit laminiertem Tonstein, Mergel und Dolomitmergel

ockerfarbene, tw. grau-braun-schwarze bis schmutziggelbe Verwitterungsfarben, brauner Bruch, Kalke und Dolomite mit ebenen oder welligen Schichtflächen

meist regelmäßige Wechsellagerung von Mergelnschiefem mit Kalk/Dolomit-Bänken Mergelschiefer, tw. mit Lumachellenlagen an ss

in beigen Mergelschiefern sind dickkbankige, hell bräunlich verwitterte Detrituskalke eingeschaltet, tw. auch fossilfreie Mudstones und allodapische Kalke mit Breccien- und Knollenbildungen

gelblich-bräunlich-ockerfarben-kaffeebraun verwitternde Mergelschiefer mit dunkel brechenden, laminierten oder homogenen, sterilen Kalken

gelblichbraun verwitternde Mergel- und Kalkmergelschiefer mit feinklastischem Input (konstante Siltkorngröße)

Fellbacher Plattenkalk

S M W P •c o Q. CO

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 155 EXKURSION C

Haltepunkt ® Fellbacher Plattenkalk (R. BRANDNER & M. SPERLING)

Fellbacher Plattenkalk in typischer Ausbildung und generell üblichem Deformationsstil mit Biege- gleitfaltung im m- Bereich. Beim Vortrieb im DW- Stollen erwies sich der Fellbacher Plattenkalk als sehr gute Gebirgsklasse mit Spitzenvortriebsleistungen von 84,7 m/Tag. Im Grenzbereich zum Zwischendolmit trat reiche Wasserführung mit hohem H2S-Gehalt auf. Auch Gasaustritte kamen vor.

Haltepunkt © Jochbachstraße, SH 1500 m (R. BRANDNER & M. SPERLING)

Bei der Zyklopenmauer setzen im Profil in inverser Lagerung stratigraphisch über der Fellbach Fm. deutlich dickere Lagen von schmutzig grauen bis gelb-grauen Mergeln, Mergelkalken und cm- bis dm-dicken Kalklagen (Tempestite) ein. Damit wird die lithostratigraphische Grenze zur Abfalters- bach Fm. (Jochbach Mb.) gezogen. Die Abfolge wurde früher (seit GEYER, 1912) fälschlicherwei­ se den oberflächlich betrachtet ähnlichen Kössener Schichten zugerechnet, was natürlich insge­ samt zu völlig falschen strukturellen Interpretationen geführt hat. Ausgedehnte Schliff- und Löspro­ benuntersuchungen ergaben jedoch eindeutig Oberladin bis Kam (Sperling, 1990). Das Einsetzen der starken Tonführung könnte damit auch mit dem Einsetzen der Tonsedimentation der Partnach­ schichten der Nördlichen Kalkalpen korreliert werden. Die völlig unterschiedliche Lithologie erfor­ dert jedoch die Einführung der neuen Formationsbezeichnung "Abfaltersbach Fm." (Abb. 1).

Haltepunkt © Abfaltersbacher Plattendolomit (R. BRANDNER & M. SPERLING)

Wegkreuzung 5H 1520 m Abfaltersbacher Plattendolomit Mb., lithologische Ausbildung siehe Abb. 1. Diskussion des struktu­ rellen Baues in Bezug auf die an der Oberfläche nicht vorkommende mächtige Evaporitabfolge am Top des Jochbach Mb. (siehe Abb. 1, 2). Diese Abfolge wurde lediglich im DW- Stollen angetrof­ fen. Im DW- Stollen knapp östlich der Evaporitabfolge (unterhalb des Jochbaches) Stat. 1.363 m ist es im Bereich der Scherzone "Schluckstörung" (Nr. 3 in Abb. 3) und der N-S streichenden Gra­ benbruchabschiebung Jochbach zu beträchtlichen Schwierigkeiten beim Stollenvortrieb gekom­ men (11 Monate Standzeit der Fräse!).

Haltepunkt CD Lehen (R. BRANDNER & M. SPERLING; G. POSCHER)

Entlang der Straße sind quartäre Terrassensedimente mit schönen Sedimentstrukturen (Wickel­ schichtung, etc.) aufgeschlossen. Bei der Brücke liegt einer der wenigen bequem erreichbaren Aufschlüsse mit Raibler Tonschiefern, Sandsteinen und Karbonaten. Im überkippten Profil folgen im steilen Graben nach S in das stratigraphisch Ältere Abfaltersbacher Plattendolomite.

Abb. 2: Detailprofil des Jochbach-Members (Abfaltersbach-Fm.)

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 156 Legende zu den Abb. 1 und 2 EXKURSION C ff Kalkalgen Foraminiferen & CS Megalodonten 03 Fischreste Holothuriensklerite & Stromatolithen dB Knollenbildung TA NNEL A JOCHBA CH WEG 0 Ooide o Onkoide (8) Pellets

Slumping ^ Bioturbation ^ TL TZ~L Dolomit Kalk

Sand/Silt -«ml? r^J Mergel Ton, bzw. Tonflunker

/ 'S' Schrägschichtung

-P3^i> Flaserung, wellige Schichtung A A Breccie Stylolithen

A A Sulfate

AM authigene Minerale

SM Schwerminerale

Py Pyrit

v v Vulkanoklastika

Lamination

L = FPK /1500m SH <^J LF-Gefüge

Spant bzw. Pseudosparit Abb. 2: Detailprofil des Jochbach-Members (Abfaltersbach-Fm.) Bitumen

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 157 EXKURSION C

ruc k s 0len 5^to«ii.H*Kh>d3*>^-r-',;7: --£>v£l ? , 1 '0 ^ r-*s- »™ T^XT Y-^^^f' i—fc-f^-L-VV .v'SwJä&fa •-•• »Äav^-;»..- -V ^—5^^te s

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1400

1300

1200

1100 Hauptdolomit

Stollenniveau 1000 M \ * \

100 m

Abb. 3: N-S-Profilschnitt durch die Zone südlich Rombichl (1418 m) und DW-Stollenstation (1600 m) zur Erläuterung der Lagerungsverhältnisse der Evaporite am Top des A Jochbach-Members, die nur im Stollenniveau angetroffen wurden. Störungsbereich 3 entspricht der Schluckstörung. (BRANDNER & SPERLING)

Abb. 1 Draukraftwerk Strassen-Amlach, Kraftabstieg, Geologischer Lageplan ^-

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 158 ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 159 EXKURSION C

Haltepunkt ® Kraftwerk Strassen-Amlach (E. TENTSCHERT14 )

(hier auch Mittagspause; zu einem Imbiß mit Getränken sind wir von den Tiroler Wasserkraftwerken dankenswerter Weise eingeladen)

Allgemeine Erläuterungen zum Kraftwerk Strassen-Amlach, Besichtigung des Kraftwerkes, der Bohrkerne und Proben. Weiters wird eine Diaschau vorgeführt.

Anschließend Fahrt mit Bussen in Richtung Fensterstollen Amlach, am Weg werden wir entlang des Lienzer Stadtweges einige der folgenden Haltepunkte besichtigen

Aufschluß - Serie im Bereich des Lienzer Stadtweges 15 (J. BLAU & B. GRÜN )

Abb. 1 Lage der Exkursionspunkte 9-12 und 14

Anfahrt: Man folgt der Drautal-Bundesstraße von Lienz aus in Richtung Sillian. Zwischen Leisach und Burgfrieden führt eine drücke über die Drau. Der beschilderte Fahrweg in Richtung Klammbrückl ist der sog. Stadtweg. Dieser ist aus der Literatur für seine liassischen Aufschlüsse bekannt, insbesondere der »Alte Steinbruch« wird öfter erwähnt. Darüberhinaus sind durch den Forstwegebau eine Reihe weiterer Aufschlüsse entstanden.

14 Siehe Broschüre der Tiroler Wasserkraftwerke bei den Tagungsunterlagen

15 Literatur zu diesem und den folgenden Aufschlüssen siehe: J. BLAU & B. GRÜN im allgemeinen Teil dieses Führers ab Seite 43; Abbildungen und Texte die sich auf diesen allgemeinen Teil beziehen sind hier im Exkursionsteil ""'"s"'8'".

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 160 EXKURSION C

Haltepunkt ® (J. BLAU & B. GRÜN)

Anfahrt: 1. Kehre des Stadtweges. Geologische Situation Die besten Aufschlüsse, die die Kreidefleckenmergel, die Schlammturbiditserie und die siliziklasti- sche Serie der Amlacher Wiesen Schichten auch im Verband zeigen, finden sich entlang des Stadtweges. Dort ist nach der ersten Kehre ein mittlerweile leider durch ein Drahtnetz verbautes Profil von dem obersten Bereich der Kreidefleckenmergel bis in den Flysch hinein erschlossen.

Etwas weiter wegauf findet sich in einem Wasserriß der sog. »Alte Steinbruch«, hier und in Fort­ setzung im nächsten Wasserriß wurde das Profil 4 zu Abb 5i Seite 51 aufgenommen. Es ist eine deutliche Beckensequenz ausgebildet.

Haltepunkt Qo)(J. BLAU & B. GRÜN)

Anfahrt: Man folgt dem ersten Forstweg, der vom Stadtweg in Richtung W abzweigt und zur Schwandthütte führt (nicht ausgeschildert). Der Weg ist nur die ersten WO m befahrbar und dann von einer Schranke verschiossen. Geologische Situation Bergansteigend durchquert man das Profil beginnend mit Biancone und gelangt schließlich in Rot­ kalke. Diese werden von einer hervorragend aufgeschlossenen Sequenz zunächst oberer, dann mittlerer Allgäuschichten unterlagert. Unmittelbar unter der Schwandthütte steht Oberrhätkalk an, die unteren Allgäuschichten sind am Weg nicht aufgeschlossen, sie fehlen aus tektonischen Grün­ den.

Die Allgäuschichten haben in diesem Profil eine sehr gute Ammonitenfauna des Sinemurs geliefert / I Kap. 3.3 , Seile 53 \

Haltepunkt(ll) (J. BLAU & B. GRÜN)

Anfahrt: Weiter auf dem Stadtweg bis zum Klammbrückl. Man verläßt dort das Fahrzeug, überquert das Drückt (es führt über Hauptdolomit) und folgt dem Franz-Lerch-Weg in Richtung Amlach. Geologische Situation Man durchquert mergelige Kossener Schichten und gelangt schließlich an steil nordfallende helle Klippen. Es ist dies Oberrhätkalk, der von der Dolomitenhütte über die Hohe Trage in die Galitzen- klamm zieht. Nach Passieren des Oberrhätkalks verläßt man den Pfad und begibt sich rechter- hand in den Hang. Hier sind die Bunten Kalke aufgeschlossen (vgl. Abb-4aSeite5°).

Danach zurück auf den Pfad und weiter Richtung Amlach. Man durchquert Amlacher Wiesen Schichten und erreicht schließlich den Bach, der von der Dolomitenhütte in die Galitzenklamm ent­ wässert. Diesem folgt man bachauf, bald sieht man rechterhand Rotkalke im steilen Hang anste­ hen. Hat man diese erreicht, so läßt sich ein durchgehendes Profil aus oberen Allgäuschichten, Rotkalken und Biancone studieren (vgl. Abb 4 b •Seile 50).

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 161 EXKURSION C

Haltepunkl(l2)(J. BLAU & B. GRÜN)

Anfahrt: Man parkt das Fahrzeug auf dem Farkplatz am Beginn dee Stadtweges, unmittelbar nach der Draubrücke. Nun folgt man zu Fuß dem Radweg nach W und erreicht nach ca. 10 Min. den Rötenbach. Am besten ist der dach im Bachbett selbst zu begehen, es empfiehlt sich, entsprechendes Schuhwerk zu benutzen {leinenschuhe). Es besteht aber auch die Möglichkeit, auf der orographisch rechten Seite des Baches in das Frofil einzusteigen {evtl. Seilsicherung anbringen). Geologische Situation Im Rötenbach ist bachaufwärts eine Serie vom Biancone bis in die Liasfleckenmergel aufgeschlos­ sen. Besonders schön ist hier der Übergang von Allgäuschichten in den Rotkalk zu sehen. An der Basis des Rotkalkes liegt die im Kapitel »Rotkalk« beschriebene s/ump-Breccie.

ExkursionspunktpunktVl3/Fensterstollen Amlach (E. TENTSCHERT; J. BLAU & B. GRÜN)

Bei Schlechtwetter werden die Funkte 9-12 gekürzt, dafür bleibt für diesen Haltepunkt mehr Zeit Fensterstollen Amlach (unausgekleidet) Frässtollen im Jura-Profil

Haltepunkt\14ylSchotterwerk Dietrich (J. BLAU & B. GRÜN)

Anfahrt: Von Haltepunkt 13 zurück auf die Drautalbundesstraße. Dieser folgt man in Richtung Sillian und überquert bei der nächsten Brücke erneut die Drau. Vom Farkplatz aus erreicht man das Schotterwerk. Geologische Situation Durch den Schotterabbau ist in der E-Flanke des Abbaugebietes deutlich die Dreigliederung der Allgäuschichten zu erkennen. Von S nach N sind dünnschichtige obere Allgäuschichten, kieselsäurereiche, teilweise dickgebankte mittlere Allgäuschichten und untere Allgäuschichten zu erkennen.

Zjenzer Dolomiten

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 162 Exkursion D Freitag 6. Juni 1995

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 163 Exkursion D Freitag 6. Juni 1995

Führung: M. LINNER, G. POSCHER, G. SPAETH

Je nach Wetter und Schneelage variiert das zur Durchführung gelangende Tagesprogramm, es folgen 3 verschiedene Exkursionsbläufe:

Das Kristallin der südwestlichen Schober-Gruppe - Der Eklogitkomplex im Bereich Prijakte - Barrenle See (M. LINNER) Abb. 1

Optimales Wetter, kein Schnee, Aufstieg zur Hochschoberhütte: U Weg vom Parkplatz bei der Talstation der Materialseilbahn bis zur J /// Hochschoberhütte (ca 45 min Gehzeit). * \\\

Haltepunkt ® (M. LINNER) Hochschoberhütte (2322m) - Einführung und Aussicht Vor der Hochschoberhütte am Naßfeldkofel wird kurz die Geologie der südwestlichen Schober-Gruppe erläutert (Abb. 1 und siehe Beitrag Im allgemeinen Teil des Tagungsbanaes). Aussicht: Bei Schönwetter ist im N der aus einförmigen Paragesteinen aufgebaute Hochschober (3242m) zu sehen. Gegen NE erstreckt sich ein weites Kar bis zum Leibnitztörl, dem Übergang ins Debanttal.

Gegen SE sind in den Vorbergen der Prijakte (Leibnitzkopf, Leibnitzschneid und Nase) flach lagernde, vorwiegend plattig - bankige Paragneise aufgeschlossen. Sie enthalten verbreitet Lagen und mitunter kleinere Körper von Amphibolit.

Weiter im SE ragen die Nordwestwände von Hohem Prijakt (3064 m) und Niederem Prijakt (3056 m) hervor. Mit rund 400m ist in ihnen die maximale Mächtigkeit des Eklogitamphibolitzuges Prijakte - Alkuser See aufgeschlossen. Die Gesteine der Prijakte und der Vorberge fallen regional flach gegen SE. Somit unterlagern die Paragneise der Vorberge den Eklogitamphibolitzug.

Aufstieg Hochschoberhütte - Barrenle See: Der Weg von der Hochschoberhütte zum Barrenle See führt nach SB. In das Kar vor den Prijakten. Dort geht es In Richtung Mlrnitzscharte bis zur Wegkreuzung bei der Schmelzwasserlacke und dann folgt der Anstieg über Schutthalden und eine Felsstufe zum See (1 h 45 min).

Haltepunkt © (M. LINNER) Barrenle See (2727m) - Rundblick: Vom Westende des Barrenle See aus, ist das komplette Profil durch den Eklogitamphibolitkomplex zu überblicken. Nördlich vom See sind die Eklogitamphibolite der Basis steilgestellt. In den Auf­ schlüssen östlich vom See sind in die Eklogitamphibolite wiederholt Mikroklingneise und Paragnei­ se eingeschaltet. Im Fuß der Felswände vom Barrenegg zieht ein größerer Zug Paragneise mit

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 164 Profil Leibnitzkopf - Gr. Alkuser Rotspitze - Trelebitschkopf

Gr. Alkuser Rotspitze Gr. Mirnitzspitze 3053m 2985m ~SE Kl Alkuser Rotspitze 2869 m Trelebitschkopf 2838 m

2000m 2000m

Legende

Quartare Bedeckung Mikroklin(augen)gneis \ Störung, Bruch 1

Paragneis, Schiefergneis, Amphibolit Glimmerschiefer |~~ Abb.1 500 ;--" Eklogit, Eklogitamphibolit, Pegmatitgneis ^^^^ 1000 1 Ampnibolit Melc

S^SPJ "".'UU_. -I1 EXKURSION 0

Mikroklingneisen durch. Darüber folgen mächtig einförmige, gebankte Eklogitamphibolite und Am­ phibolite. Der Gipfelbereich der Großen Mimitzspitze zeigt schließlich das Mikroklingneisband an der Hangendgrenze der Eklogitamphibolite und die überlagernden Paragesteine.

Profil durch die Basis des Eklogitkomplexes Am Westufer und im Bereich des Seeabflusses sind Eklogite, Eklogitamphibolite und vielfältige Wechsellagerungen (dm - m) mit Amphiboliten, Paragesteinen und Mikroklingneisen prächtig auf­ geschlossen.

Verbreitet sind feinkörnige, gebänderte Eklogite mit mm bis cm Wechsel von Granat-, Klino­ pyroxen- oder Hornblende-reichen Lagen. Auffällig sind Hornblende-reiche Eklogite mit einer Sprossung von grobkörnigem Klinopyroxen. Selten sind dm- große Linsen aus sehr Granat-reichen Eklogiten (Granatite). Der Großteil der Eklogite ist zu Eklogitamphibolit umge­ wandelt. Es treten auch Granatamphibolite und gewöhnliche Amphibolite ohne symplektitische Verwachsungen auf.

Charakteristisch für die zwischengelagerten Paragesteine sind grünliche GranatStaurolith-Para­ gneise, grobschuppige Granat- Glimmerschiefer und metablastische Paragneise. Genauso vielfäl• tig sind die Mikroklingneise, deren Spektrum von Biotit-reichen Mikroklinaugengneisen über massi­ ge Mikroklingneise bis hin zu leukokraten, Phengit-reichen Mikroklingneisen reicht.

Die Gesteine sind allesamt straff geschiefert und fallen mittelsteil nach SE. Auf den Schieferungs­ flächen ist eine deutliche, ebenfalls nach SE fallende Streckungslineation zu beobachten. lsoklina­ le Falten mit Achsen parallel zur Streckungslineation sind besonders in Wechselfolgen Amphibolit - Paragneis ausgebildet. Eine Mylonitisierung ist gut in den Hornblende-reichen Eklogiten mit Klino­ pyroxen-Sproßung zu sehen. Die Eklogitamphibolite sind entlang von Rissen teilweise vergrünt. Die Risse verlaufen quer zur Schieferung und scheinen mit der jüngeren, großräumigen Verfaltung des Eklogitamphibolitzuges in Zusammenhang zu stehen.

Abstieg:

Der Atn;tieg zur Hochschoberhütte und weiter zur Talstation der Materialsei/bahn erfolgt über den gleichen Weg wie der Anstieg (2h 30min). * * * Alternativprogramm - bei Regenwetter oder extremer Schneelage «

Kristallin der Deferegger Alpen und der Sehober­ • gruppe (G. SPAETH)

Alle Exkursionseunkte liegen direkt an Fahrstraßen bzw. sind zu Fuß auf kurzen Wegstrecken zu erreichen.

Haltepunkt @ (G. SPAETH)

Wirtshaus zur Säge, unteres Debanttal, ca. 1150 m Seehöhe; Felsböschung am Fahrweg auf der östlichen Ta/flanke, dicht südlich der Brücke über den Debantbach;

Eklogltamphibolit-Folge des Kristallins der Sehobergruppe mit Begleitgesteinen.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 167 EXKURSION D

Haltepunkt © (G. SPAETH)

Straße von Nußdorf ins Debanttal; Straßenböschung östlich des Nußdorfer dergs bei ca. 950 m 5h.;

Eklogitamphibolit-Folge des Kristallins der Schobergruppe mit Begleitgesteinen.

Haltepunkt (G. SPAETH)

Felsböschung an der Iseltal-Öunde&straße, dicht nordwestlich Tratte, ca. 700 m 5h.; Paragneise des Kristallins der Schobergruppe.

Haltepunkt ® (G. SPAETH)

Steinbrüche (ca. 300 m 5h.) am Ausgang des Michelbachtals ins Iseltal, nordwestlich 5t. Johann im Walde;

Mächtige Tonalitporphyritgänge alpidischen Alters.

Haltepunkt © (G. SPAETH) Alter Steinbruch (ca. 940 m 5h.) im Talhang südlich von Gonzach bei Schlaiten; Kalke fraglicher Altersstellung (mesozoisch ?), eingeklemmt an der das Altkristallin des Defereg­ ger Gebirges durchziehenden tektonischen Defereggen-Antholz-Vals-Linie (DAV); daneben auch Pegmatit.

Haltepunkt © (G. SPAETH) Steinbruch 700 m westlich von Schloß druck bei Lienz, 700 m 5h. Verschiedenartige Gneise des Altkristallins des Deferegger Gebirges, als kleine Altkristallin- Scholle in Gesteine des Thurntaler Quarzphyllit- Komplexes eingeschuppt.

Haltepunkt ® (G. SPAETH)

Südwestlicher Hangfuß des Iseltals bei Stöckl, südwestlich der Isel, ca. 700 m 5h.;

Tonalit/Quarzdiorit alpidischen Alters, Randbereich des Tonalitstocks.

Haltepunkt ® (G. SPAETH)

Pustertaler Höhenstraße, Straßenböschungen oberhalb und westlich von Burgfrieden, ca. 1150 m Sh.;

Muskowit-Augengneise des Altkristallins des Deferegger Gebirges, untergeordnet auch Parag­ neise; tektonischer Kontakt der großen Altkristallinscholle zum Thurntaler Quarzphyllit - Komplex.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 168 EXKURSION D

Haltepunkt ® (G. SPAETH)

Unterer Hordhang des Drautais südlich von Bannberg, zwischen Glöre, Ploner und Anger-Leiten, ca. 900 m 5h.;

Bergsturzmaterial aus mesozoischen Kalken (Trias-Jura) der Lienzer Dolomiten.

* * *

Das Kristallin der südwestlichen Schober-Gruppe: «L _ Der Eklogitkomplex im Bereich Alkuser See. 'A ivA

(Alternativproßramm bei Schneelage, ^J /// kein Regenwetter) * \\\

Haltepunkt ® (M. LINNER) Pitschedboden - Sperre (2272m)

Einführung und Aussicht (Abb. 1)

Es wird kurz die Geologie der südwestlichen Schober-Gruppe erläutert (Siehe allgemeiner Teil des Tagungsbandes)

Aussicht: Im N ist die Südostabdachung der Prijakte, aufgebaut von einem mächtigen Eklogitamphibolitzug. Dieser setzt sich fort bis zum Alkuser See. Nordöstlich vom Pitschedboden sind im Vordergrund gebankte Paragneise (Wasserfall) und in der nächsten Felsstufe Mikroklingneise aufgeschlossen. Diese Gesteinszüge fallen regional flach gegen SE unter den Eklogitamphibolitzug ein. Weiter nordöstlich sind im Hintergrund die Alkuser Rotspitzen. Sie schließen die Paragneise und Glimmer­ schiefer auf, welche den Eklogitamphibolitzug Prijakte - Alkuser See überlagern. Im E ist der NW-Kamm der Schleinitz zu sehen, wiederum mit größeren Eklogitamphibolit- und Mikroklingneis- zügen und auch im Rotgabele steckt ein größerer Eklogitamphibolitzug. Die Felsschrofen im SE werden von einförmigen Paragneisen und Glimmerschiefern dominiert.

Haltepunkt

Haltepunkt ® (M. LINNER) Felsstufe am Weg zwischen Pitschedboden und Alkuser See - Mikroklin(augen)gneise Dieser Orthogneiszug tritt unmittelbar liegend des Eklogitamphibolitzuges auf. Die straff geschie­ ferten Mikroklingneise führen Kalifeldspat, Quarz, Plagioklas, Biotit und Muskovit in wechselnden Anteilen. Die Augen bestehen meist aus Feldspat-Quarz Aggregaten.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 169 EXKURSION D

Haltepunkt ® (M. LINNER)

Rundhöcker südlich vom Alkuser See - Eklogitamphibolite und Begleitgesteine Stark retrograd überprägten Eklogitamphiboliten sind Amphibolite und metablastische Paragneise zwischengelagert. Weiter gegen S verzahnen sich die Eklogitamphibolite zunehmend mit Parag- neisen und Mikroklin(augen)gneisen. Die Gesteine sind alle straff geschiefert und fallen regional flach nach SE. Aufgrund der Kompetenzunterschiede der Gesteine kommt es um kompakte Eklo- gitamphibolitkörper zu lokaler tektonischer Unruhe.

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 170 Stadtplan Lienz

1820 m Zetfersfeld-Seilbahi

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 171 ANHANG

Reste von gotischen Fresken erhalten. Sehr be­ Über einige Orte von Osttirol merkenswert sind die erhaltenen gotischen Grabplatten: Leonhard, der letzte Görzer Graf Aus verschiedenen Fremdenvekehrs- (+1500), Doppelgrabstein für Michael von Wol- prospekten und -Führern, unter anderem kenstein-Rodenegg und seine Gemahlin Barba­ PEHIO - Handbuch und K0MFA55 - ra von Thun (1510). Die beiden Steine stam­ Kulturreiseführer zusammengestellt. men von Christof Geiger. Unter dem Chor liegt die Krypta. Die gotische Pieta darin entstand um 1410. Um die Pfarrkirche liegt der alte Fried­ hof mit seiner ursprünglich zinnengeschmück­ Lienz ten, wehrhaften Umfassungsmauer. Bemer­ Die Bezirkshauptstadt Lienz liegt in einem kenswert sind Grabsteine der Familie von Gra­ Becken (Lienzer Becken) an der Einmündung ben, bez. 1540. Einige Arkaden des Friedhofs der wasserreichen Isel in die Drau, die aus dem wurden zum Bezirkskriegerdenkmal umgestal­ Haupttal kommend ihren Namen beibehält. Im tet. Norden wird die Stadt von den Ausläufern der Schobergruppe überragt, die Südseite des Tal­ Setzut man nun den Weg entlang der Garten­ kessels begrenzen die schroffen und zerrisse­ mauer des Widums (Pfarrgut) entlang fort, trifft nen Lienzer Dolomiten. Das günstige Klima des man auf ein klassizistisches Stöckl mit Figur des Raumes von Lienz gibt der Stadt in den Som­ hl. Johannes Nepomuk (um 1750). Nach Über­ mermonaten einen südlichen Charakter und querung der Isel (Pfarrbrücke) kommt man zum läßt eine üppige Flora und eine vielfältige Fau­ Dominikanerinnenkloster {"Klösterle'). Der na in ihrer Umgebung gedeihen. heutige Baukomplex wurde mehrfach verändert und umgebaut. Er ist weitläufig und läßt sich Geschichte: Erstmals als Stadt erwähnt wurde kaum nach einzelnen Bauphasen unterteilen. Lienz im Jahre 1242 und war bis 1500 Resi­ Die Kirche Maria Heimsuchung erhielt ihr heu­ denzstadt der Grafen von Görz. Von 1500 bis tiges Aussehen um 1635 und der Chor wurde 1653 herrschten die Freiherrn von Wolkenstein- nach Kriegseinwirkungen 1945 neu gestaltet. In Rodenegg über Lienz. Bis 1783 stand Lienz un­ der Wolfgangskapelle befindet sich eine spätgo­ ter der Herrschaft des Königlichen Damenstiftes tische Plastik des hl. Wolfgang (1510/20). Der Hall in Tirol. Ein großer wirtschaftlicher Auf­ unregelmäßige Kreuzgang besitzt ein einfaches schwung kam 1870/71 durch den Bau der Süd­ Kreuzgratgewölbe. Gegenüber dem Komplex bahn. Ende des Ersten Weltkrieges mußte nach liegt das Freilichtmuseum "Klösterleschmiede". dem Diktatfrieden von St. Germain das Kern­ Der vermutlich ältere Bau entstand um 1500 land Tirol südlich des Brenners an Italien abge­ und die Schmiede ist original eingerichtet. Vor treten werden. Seither bildet Nordtirol mit Ostti­ dem "Klösterle" steht das Freiheitskämpfer­ rol (pol. Bezirk Lienz) das Bundesland Tirol. denkmal, das 1910 enthüllt wurde. Heute erfüllt Lienz sämtliche Funktionen einer Bezirkshauptstadt. Auf dem Hauptplatz steht der Floriansbrunnen (1956) von Jose Pirkner. An der Südseite des In dominierender Lage auf einer Anhöhe liegt Platzes fällt sofort der mächtige Bau der die Stadtpfarrkirche St. Andreas. Sie wurde Liebburg auf. Das Haus wurde ab 1605 von um 1450 auf romanischer Grundlage (Krypta den Freiherren von Wolkenstein-Rodenegg als und Vorhalle 1204) erbaut. Es wurden Reste ei­ Amtssitz erbaut und 1723/25 nach dem Stadt­ ner frühchristlichen Bischofskirche ergraben: brand (1909) umgestaltet. Über dem Portal ist dreischiffige Basilika (24 m breit und 48 m lang). das Wappen der Familie zu sehen. Die zwei Zwei romanische Portallöwen haben sich an der flankierenden Rundtürme tragen kupferne Zwie­ Westseite erhalten. Im barockisierten Inneren belkuppeln. Die Liebburg war im Jahr 1990 schuf Josef Adam Mölckh 1761 Gewölbfresken, Preisträger des Europa Nostra Wettbewerbes; das Hochaltarblatt schuf Anton Zoller, diverse der Preis wurde für die Wiederherstellung eines Statuten der heimische Barockbildhauer Johan­ historischen Gebäudes und dessen neue Nut­ nes Paterer. Von der Orgel (1618) des Passau­ zung als Rathaus verliehen. Am Ostende des er Meisters Andreas Putz ist das Gehäuse noch Platzes steht die Kapelle des hl. Antonius von original erhalten. Das Relief der hl. Anna Selb- Padua. Das kleine Kirchlein ist mitbestimmend dritt wurde Anfang des 16. Jh. geschaffen. An für den Ensemblecharakter des Platzes. Es den Chor- und Langhauswänden haben sich stammt aus dem 16. Jhdt.. In der Kärntner Stra-

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 172 ANHANG

ße steht als Nr. 39 das Siechenhaus. Der mas­ Großglockner- Hochalpenstraße und der sive Bau wurde im 13./14. Jhdt. gegründet. Im Felbertauernstraße im Talboden der Drau, um­ Garten des Hauses steht der älteste bemalte rahmt von den Lienzer Dolomiten. Bildstock Tirols (um 1400). Geschichte: Dölsach dürfte eine Randsiedlung Durch die Kärntner Straße kommt man nun zur Aguntum gewesen sein. Bedeutende Männer ehemaligen Spitalskirche. Das ehemalige Bür­ wie der Kunstmaler Albin Egger-Lienz und gerspital wurde im 13. Jh. gegründet und war Franz von Defregger nannten Dölsach ihre noch bis 1931 Krankenhaus. Der gotische Bau Heimat. Die besondere historische Bedeutung der Kirche wurde im Barock umgestaltet. Nach findet auch im Gemeindewappen, in dem das der Zerstörung 1945 wurde die Kirche 1952/57 Kapitell einer römischen Säule dargestellt ist, ih­ wiederaufgebaut. Wenn man nun die Isel über­ ren Niederschlag. quert fällt der Blick auf die ehemalige Stadtbefe­ stigung an der Isel mit dem Iselturm und dem Im Gemeindegebiet von Dölsach liegt die Aus­ Wolkensteinertürmchen. grabungsstätte der römischen Stadt Aguntum.

Am Eingang zum Iseltal erhebt sich auf markan­ Geschichte: Gegen Ende des 2. Jahrtausends tem Geländevorsprung Schloß Brück. Im drit­ v. Chr. gründeten eingewanderte Illyrer die ten Viertel des 13. Jh. von den Grafen von Görz Siedlung Aguntum auf den westlichen Hügeln als Residenz erbaut (romanische Teile), wurde des Debanttales. Um die Mitte des 1. Jahr­ das Schloß unter den Wolkensteinern erweitert tausends v. Chr. eroberten dann keltische (gotische Teile und renaissancehafte Ecktürm- Stämme die Ostalpenländer; im Zuge dieser chen). Es ist jetzt im Besitz der Stadt Lienz und Wanderung besiedelten die Laianci die Ebene wurde als Museum eingerichtet. Das Osttiroler des Drautales, während das weniger wichtige Heimatmuseum gibt einen guten Überblick Iseltal in den Händen eines indogermanischen über die Geschichte (Funde von der Ausgra­ Volksstammes verblieb. Die keltischen Stämme bungsstätte Aguntum), Kunst, Volkskunde und schlössen sich zu einem Bund zusammen, dem Natur Osttirols. Zahlreiche Werke, u.a. von Al­ "Regnum Noricum", der allmählich immer mehr bin Egger-Lienz und Franz von Defregger, er­ in die Interessensphäre Roms rückte. Um die gänzen die Sammlungen. Mitte des 1. Jhs. n. Chr. war aus dem "Regnum Noricum" die "Provincia Noricum" geworden. Die Filialkirche St. Ottilla, Saalbau des 17. Jh. Unter Kaiser Claudius (41 - 52 n. Chr.) wurde mit gotischem Chor. Hochaltar um 1700, Altar­ diese Siedlung Aguntum neu angelegt, und blatt von Maler Josef Strasser 1859. Zahlreiche zwar in der Niederung direkt an der Drautal- Votivbilder bezeugen die Kirche als Wallfahrts­ straße, der zu dieser Zeit wichtigsten Ost-West- ort für Augenleidende. Verbindung im südlichen Noricum. Die Siedlung erhielt gleichzeitig mit ihrer Neugründung von Im Südwesten von Lienz (3 km) liegt der kleine Kaiser Claudius das Stadtrecht und hieß fortan Ort Leisach. Die gotische Pfarrkirche St. "Municipium Claudium Aguntum". Die Aus­ Michael in der Mitte des Dorfes erinnert mit der grabungen ergeben das Bild einer reichen hohen Umfassungsmauer an eine alte Wehr­ Provinzstadt, die in materiellem Wohlstand und kirche. Diese Kirche wurde 1308 urkundlich er­ kultureller Blüte lebte. Als zu Beginn des 2. wähnt, nach einem Brand 1652 wiedererrichtet, Jhdts. n. Chr. die Unruhen der Völkerwande­ 1826 erweitert und in den Jahren 1910 bis 1912 rung auch hier zu spüren waren, wurde die restauriert und regotisiert. Etwa 2 km von Stadtmauer, die bislang eher repräsentativen Leisach entfernt befinden sich die Ruinen der Zwecken diente, durch den Abbau von Türmen Lienzer Klause, einer alten Talsperre aus dem gesichert. Im 4. Jhdt. n. Chr. drang das 13. Jh.. Diese hatte den Zweck, feindliche Ein­ Christentum in den Ostalpenraum ein; Aguntum fälle in Richtung Pustertal abzuwehren, und war wurde Bischofssitz. Um 400 n. Chr. wurde oft schwer umkämpft, zum letzten Mal bei den Aguntum zum ersten Mal schwer zerstört, viel­ Tiroler Freiheitskämpfen von 1809. leicht von einem der Germanenstämme, die dem Druck der Hunnen wichen.

Bei den Ausgrabungen wurden u.a. ein zwei- Dölsach bahniges Stadttor, Teile der Stadtmauer und des Straßensystems, ein Handwerkerviertel, Dölsach liegt am Schnittpunkt der Haus- und Thermenanlagen, eine frühchristliche

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Grabkapelle und eine frühchristliche Bischofs­ hübsche Chorgestühl (1687). Der Hochaltar ent­ kirche (wieder zugeschüttet) freigelegt. stand ebenfalls 1687 und im Seitenaltar von 1750/60 ist ein Bild von Josef Adam Mölckh (1762) erwähnenswert. Matrei in Osttirol In einsamer Lage steht exponiert auf der Ter­ rasse über der Talsohle die Wallfahrtskirche Kommt man auf der Felbertauernstraße aus St. Korbinian. Der spätgotische Kichenbau wur­ dem Salzburgischen nach Osttirol, so gelangt de 1468 geweiht. Von hervorragendem künstle­ man nach der Enge bei der Prosseggschlucht in rischen Wert sind die drei Nebenaltäre: Der die Talweitung der Ortschaft Matrei, die auf dem Passionsaltar vom Meister von St. Sigmund (ca. riesigen Schwemmkegel des Bretterwand­ 1430), der Magdalenenaltar von Friedrich baches liegt. Das milde Klima begünstigte An- Pacher (1498) und der Korbiniansaltar an der siedlungen schon in uralten Zeiten; Denkmäler Südwand ebenfalls von Friedrich Pacher (um und Sehenswürdigkeiten zeigen dies. 1480). Zu erwähnen sind außerdem noch ein spätgotisches Kruzifix und eine Madonna aus Der Name Matrei kommt wahrscheinlich aus dem 15. Jh. dem Keltischen "mater", was als Stätte des Mutterkultes aufgefaßt werden mag. Anreiz für In sämtlichen Ortsteilen stehen malerische alte eine Besiedlung gaben wahrscheinlich auch die Kapellen und viele interessante alte Bauernhöfe Metallvorkommen der Umgebung. In Seblas und Kornkasten, die man alle sehr schön "er­ wurden Spuren eines römischen Schmelzwer­ wandern" kann. kes entdeckt, Eisen, Kupfer und Schwefelkies waren die Ausbeute, die zufolge des Raubbau­ es im 18. Jhdt. erlosch. Abfaltersbach Die erste urkundliche Erwähnung des Namens "Matrei" fand 1162 statt, als Konrad DE MA- In einer Urkunde, die angeblich vom Jahre 973 TRAI als Besitzer des Schlosses Weißenstein stammt, in Wirklichkeit aber erst um 1160 ge­ genannt wird. Neben der bergmännischen Tä­ schrieben worden ist, wird als Ostgrenze des In- tigkeit der Bevökerung war jedoch das Handels­ nichner Gebietes, zugleich Grenze zu den Sla­ geschäft weit ertragreicher. Mit dem lebhaften wen, der "Bach am Anraser Berg" (=Erlbach) Handel über den Felbertauern entwickelte sich genannt und zugleich die älteste erhaltene Na­ der Ort zum Umschlagplatz für südliche Waren mensform der Gegend überliefert: Affoltrupach und Gebrauchsgüter des Alpenlandes. und Apholterpach.

Vom 8. Jahrhundert bis ins 13. Jahrhundert herrschten im Gebiet zwischen Gsieser- und Erlbach das Hochstift Freising und das Stift Inni- chen. Assling liegt mehr als 100 Meter über dem Pu­ stertal auf einer sonnigen und wiesenreichen Noch in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhun­ Terrasse. Die panoramreiche Pustertaler Hö­ derts ging diese Herrschaft auf die Grafen von henstraße führt von Heinfels - Tessenberg - Görz über. Strassen - Abfaltersbach - - St. Justina - Assling nach Leisach. Vom 13. Jahrhundert bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Abfaltersbach dem Gericht Die Gemeinde Assling besteht aus mehreren Heinfels unterstellt. Katastralgemeinden und Ortschaften und be­ deckt eine Fläche von 100 km2. 1805 bis 1809 gehörte Abfaltersbach zum Kö­ nigreich Bayern, 1810 bis 1813 zu illyrischen Die Filialkirche St. Ulrich liegt in dominierender Provinz "La Caranthie". Lage im Ortszentrum von Oberthal. Der Bau entstand in der Gotik um 1450 und wurde um 1938 wurde Abfaltersbach mit der Gemeinde 1686 barockisiert. Das einschiffige Langhaus Strassen vereinigt, 1949 als selbständige Ge­ hat sein gotisches Netzrippengewölbe erhalten. meinde wiederhergestellt. Zu erwähnen sind die schöne Kanzel und das

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Pfarrkirche zum hl. Andreas in Abfaltern: Der Werkstatt im Hauptgebäude gemalte Jahresan­ 1441 geweihte Bau, von dem der polygonale zahl "1887", sodaß der Bau der Glasurmühle in Chorabschluß und der Spitzturm mit gekuppel­ die Jahre von 1884 bis 1887 datiert werden ten Rundbogenfenstern noch erhalten sind, kann. wurde um 1765 barockisiert und erhielt damals sein Rundbogenportal, den abgesetzten Rund­ Aigner-Badl: Eine Besonderheit ist ein altes bogenabschluß der Fenster, das Tonnen- und Bauernbad aus dem 18. Jahrhundert, das heute das muldige Chorgewölbe über Pilastern mit noch in Betrieb ist und in Abfaltersbach auf der isoliertem Gebälk, die zwei ausschwingenden Schattseite in einem alten Holzhaus unterge­ Emporen. bracht ist. Besitzer ist die Familie Aigner, die in Abfaltersbach auch noch ein Einkehrgasthaus Maria Heimsuchung in Abfaltersbach: Die Kir­ betreut. che wurde an Stelle eines 1641 aufgeführten kleineren Baues 1772 durch die Brüder Johann Bergbau in Abfaltersbach: Nördlich der Drau Anton und Karl Aigner errichtet und 1783 ge­ zieht ein Erzzug durchs Gemeindegebiet, der weiht. Vorspringender Fassadenturm mit Kup­ vorwiegend Magnetkies und Pyrit enthält. Er pelhaube, wie die Fassade selber mit Pilastern wird wohl in Panzendorf, und wurde vor nicht gegliedert, seitlich Rundbogennischen mit Sta­ langer Zeit über dem Erlbach in Winkl abge­ tuten des XIX. Jahrhunderts und Volutengiebel. baut. Im Abfaltersbacher Gemeindegebiet wur­ Türe und Fenster mit geschwungenem Bogen, de aber dieser Erzzug bisher nicht geschürft. polygonaler Chorabschluß, Tonnengewölbe über breiten Wandpfeilern mit Pilastervorlagen Anders steht es südlich der Drau. In etwa 1500 und isoliertem Gebälk. Zwei stark ausschwin­ m Höhe sind zwischen den Gräben, die zum gende Emporen. Aubach zusammenfließen, mehrere alte Berg­ baue nachweisbar. Am weitesten östlich (und Die Glasurmühle in Abfaltersbach: Seit alters- damit noch auf Abfaltersbacher Gemeindege­ her bestand in Abfaltersbach immer nur eine biet) liegt der im Berginnern ziemlich ausge­ Hafnerei, und zwar stets auf dem gleichen dehnte "Römerstollen", der aber trotz seines Grundstück, auf dem sie sich auch heute noch Namens kaum weiter als bis ins 15. Jahrhundert befindet. Das Glasurmühlengebäude der Hafne­ zurückreichen dürfte. Der Betrieb ging auf Kup­ rei Steger in Abfaltersbach bildet das einzige ferkies und silberhaltiges Fahlerz, das an der Denkmal seiner Art, das im gesamten österrei­ Berührungsfläche zwischen dem Kristallin und chischen Raum und weit darüberhinaus erhal­ dem Mesozoikum der Gailtaler Alpen abgela­ ten geblieben ist. Es besitzt daher einen außer­ gert wurde. Neben etwa 6% Kupfer enthält das gewöhnlich hohen Rang als historisches Zeug­ Erz noch ca. 4% Antimon. Andere hier zugehö­ nis altüberlieferter handwerklicher Technologie. rige Stollen liegen etwas höher. Etwa 400 m westlich über dem Graben (also schon im Ge­ Das gesamte Hafnereiwesen (Hauptgebäude meindegebiet von Strassen) wurde eine Lager­ mit Werkstatt, Schlämmbecken, Glasurmühle) stätte von Pyrit und Magnetkies angefahren, die wurde mit Dekret des Bundesdenkmalamtes un­ geologisch dem Römerstollen nicht gleichzu­ ter Schutz gestellt. stellen ist, da es sich hier um eine metamorphe Vererzung handelt. Bei dem verheerenden Unwetter im Jahre 1882 wurde das gesamte Anwesen arg in Mitleiden­ Nochmals um einen Graben weiter im Westen schaft gezogen. Das Hauptgebäude wie auch finden sich Reste eines Bergbaues auf silber­ die Glasurmühle fielen den Fluten des Drau- haltigen Bleiglanz mit Zinkblende, Pyrit und et­ Hochwassers fast vollständig zum Opfer. Nur was Kupferkies. Hier handelt es sich um eine wenige Jahre zuvor war Sebastian Steger an ei­ geologisch junge, nicht metamorphe Vererzung, ner Berufskrankheit gestorben. Seine Witwe die Verwandtschaft mit jener im Römerstollen mußte nun, da die Söhne zu jung waren, den zeigt. Betrieb allein weiterführen. Nathburga Steger, in der Korrespondenz stets als "Hafnermeiste­ rin" bezeichnet, war eine energische und tat­ kräftige Frau. Mit unglaublicher Vehemenz be­ Strassen sorgte sie den Wiederaufbau der zerstörten Baulichkeiten. Die Wiederrichtung der "Glasier­ Die Bezeichnung des Dörfleins "an der Straße" mühle" verkündet die stolz auf die Osttür der ging auf die Gemeinde über. Namen einiger der

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 175 ANHANG

elf Ortschaftsbestandteile sind historisch vielbe­ Zwischen 1916 und 1918 wurden jährlich ca. deutend, wie "Hintenburg", "Fronstadel", "Mes­ 12.000 und 18.000 Tonnen Erz geliefert. Zwi­ sensee", "Fronholz". Die Sage von der "sehr rei­ schen 1918 und 1920 wurde das Bergwerk auf­ chen und schönen Römerstadt Messa erfuhr grund vieler Streiks, vor allem aber aufgrund durch Probegrabungen 1931/32 eine gewisse des Zusammenbruchs der Monarchie vorüber­ Bestätigung. Es wurden ein Wohnraum, eine gehend geschlossen. Heizanlage, Knochenteile, Nägel, Fragmente von Schmuck, Waffen, Keramik, eine Menge Am 30. Oktober 1943 kam es bei Stollenauf- Ziegel und Verputzstücke gefunden, von denen schließungsarbeiten in ca. 400 Meter Tiefe zu eines Blumen- und Ornamentmalereien in den einem Wasserausbruch. Darauhin folgte im Mai Farben Braun, Rot, Grün, Gelb, Weiß zeigte. 1945 die endgültige Schließung des Betriebes. Auch beim Eisenbahnbau 1870/1871 will man auf altes Mauerwerk gestoßen sein. Bevor nicht Das alte Knappenhaus sowie Teile des Berg­ Grabungen weitere Ergebnisse bringen, wird werkes können noch heute besichtigt werden. man das römische Messa - es gibt keine Bewei­ se für die Richtigkeit des Namens - gewiß nicht als Stadt, aber eventuell als Bergwerkssiedlung interpretieren können, die mit dem Bergbau auf Heinfels, Panzendorf der Schattseite des Tales in Zusammenhang zu und Tessenberg bringen sein dürfte. Interessanterweise ist sogar die Bezeichnung "Römerstollen" überliefert. Geschichte: Ihre frühe Geschichte liegt im dun­ Ein Relikt aus römischer Zeit, ein unbeschrifte- keln. Wir wissen von wiederholten kriegerischen ter Meilenstein mit einer Gesamthöhe von 2,88 Einfällen der Slawen und Awaren in das Gebiet m, wurde 1969 zwischen Strassen-Dorf und der Bajuwaren im 6. und 7. Jahrhundert. Die Tassenbach gefunden und vor dem Gemeinde­ friedliche Gewinnung und Christianisierung des haus aufgestellt. Raumes setzte unter dem Bayernherzog Tassi- lo III. Vor ihm leitet man auch, unerwiesenerma- Die Reste der Römerstadt sollten durch den ßen, aber glaubwürdig, den Dorfnamen Tessen­ Ausbruch eines im Hintenburgertal aufgestau­ berg ab. Die frühesten urkundlichen Erwähnun­ ten Sees zu Beginn des 11. Jahrhunderts ver­ gen von "Tessenperch" stammen aus dem Jah­ schüttet worden sein. Auf einen Murbruch, der re 1266. Um 1300 wird im Gebiet von Panzen­ sich tatsächlich ereignet hat, geht die "Heisinger dorf ein Meierhof erwähnt, 1364 erscheint erst­ Höhe" zurück. Als Folge des Erdrutsches dürfte mals der Name der Gemeinde als "Ponzendorf". sich in der Talsohle ein See gebildet haben, der Die Gründung der Burg, die der Gemeinde den wohl im Verlauf des 15. Jahrhunderts austrock­ Namen Heinfels gibt, wird der Saga nach den nete. Hunnen zugeschrieben. Wiewohl dies ge­ schichtlich kaum der Wahrheit entspricht, es ^ Bergwerk Strassen (Fraktion Fronstadel): Auf handelte sich vermutlich eher um Awaren, hat halbem Weg von Fronstadel zur Fronstadler es der Burg immerhin den Namen gegeben, der Alm findet man rechter Hand ein altes, aufge­ im Mittelalter als Hunnenvels, Huinivels, Haeu- lassenes Bergwerk, welches im Mai 1945 sei­ fels aufscheint. In Tessenberg weiß die Volks­ nen Betrieb eingestellt hat. sage von einem adeligen Ansitz auf dem soge­ 1901 Erste Schürfungen nannten Achterbühel am Osteingang des Dor­ 1904 Aufschließung und Stollenvortrieb fes zu erzählen. Der Name des höchstglegenen • 1916 Die 3,3 km lange Materialseilbahn nimmt Bauernhofes "Planitz" (heute Gemeinde Stra­ ihren Betrieb auf. Damit wurde Erz zum ssen), ist lateinischen Ursprungs und weist wie Bahnhof Abfaltersbach gebracht (ca. 400 der im Gemeindegebiet von Strassen gefunde­ kg Erz in 8 Mulden) ne Meilenstein auf die Anwesenheit der Römer • 1916-1918 Zu dieser Zeit arbeitete man im Vollbetrieb hin. mit ca. 300 Arbeitern und Arbeiterinnen. Unter ihnen befanden sich ca. 50 russi­ Im 13. Jahrhundert war die Burg Heinfels (da­ sche und 50 italienische Kriegsgefangene. mals Heimfels) im Besitze der Grafen von Görz, Erz: die die unbeschränkte Gerichtsbarkeit über ei­ nen beträchtlichen Teil des Pustertales innehat­ • 44% Schwefelgehalt ten. • 40 % - 50 % Eisen • 0,5 % - 1 % Kupfer

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 176 ANHANG

Nach dem Tode des letzten Görzers kam Hein­ drei mächtigen Hängewerken, die auf gemauer­ fels um 1500 an Österreich. Kaiser Maximilian ten Widerlagern und zwei Steinpfeilern ruhen, behielt den Besitz aber nicht selbst, sondern überquert sie den Villgratenbach. Die Weite von verpfändete ihn "mit dem Gerichte und Amte" Widerlager zu Widerlager beträgt 61 Meter. dem Brixner Bischof Melchior. Im Tiroler Bau­ ernkrieg wurde die Burg vorübergehend besetzt Die gotische Pfarrkirche von Tessenberg (eine und 1526 von Michael Gaismair mit 2.000 Mann Kirche wird bereits 1394 erwähnt) wurde 1471 belagert. Nach mehrmaliger Verpfändung und dem hl. Johannes dem Täufer und dem hl. Jo­ dem Verkauf wurde die Burg 1629 dem Haller hannes dem Evangelisten geweiht. Eine In­ Damenstift verliehen. schrift auf dem Chorbogen berichtet davon. Aus dem Leben der beiden Heiligen erzählen Fres­ Aus dem Jahre 1637 ist ein Gerichtsakt über ei­ ken und die modernen Malereien auf den Altar­ nen Hexenprozeß erhalten geblieben. flügeln (1964).

1833 ging das Schloß in den Besitz der Ge­ Oberhalb des Dorfes Tessenberg liegt in reiz­ meinden des Gerichtsbezirkes über. Teile der voller Lage die Pfarrkirche St. Johannes der wertvollen Wandmalereien aus der Schloßka­ Täufer. Der einheitliche spätgotische Bau wur­ pelle befinden sich heute im Heimatmuseum de urkundlich erstmals 1365 erwähnt. Das Schloß Brück. mächtige Fresko des hl. Christophorus am süd­ lichen Langhaus (15. Jh.) wurde bei einem Fen­ Die dem Schloß zu Füßen liegende St. Peters­ sterausbruch beschädigt. Langhaus und Chor kirche datiert der Überlieferung nach aus dem schmückt ein Sternrippengewölbe. Die Schluß­ Jahre 1339. Sicher erfaßbar ist erst der Bau ei­ steine zeigen spätgotische Malereien und Ran­ ner Kirche 1470/80 durch die Görzer Bauhütte. kenmalereien zwischen den Rippen (um 1470). Die jetzige St. Peterskirche wurde im neugoti­ Zur gleichen Zeit wurde das Wappen der Gra­ schen Stil erbaut, mit einem guterhaltenen Fres­ fen von Görz am Triumphbogen gemalt. Die ko im Altarraum, das um 1500 der Südtiroler Wandmalereien im Chor schuf Rupert Potsch von Taisten gemalt hat. um 1500. Die Wandgemälde im Langhaus ent­ standen nach einer Widmungsinschrift 1499. Das Antoniuskirchlein am Fuße des Schloßhü­ Die gemalten Apostelkreuze stammen von gels an der heutigen Bundesstraße ist ein ba­ 1470. Im neugotischen Hochaltar stehen spät­ rocker Rundbau mit vielen originellen Decken­ gotische Statuen von Johannes d.T., Johannes gemälden, die Begebenheiten aus dem Leben Ev. und Anna selbdritt (15109/20), am Volksal­ des hl. Antonius von Padua darstellen. tar noch eine geschnitzte Johannesschüssel (um 1510). Auf dem schön gelegenen Berg­ Ein bemerkenswertes Bauwerk, das unter friedhof stehen viele schmiedeeiserne Kreuze. Denkmalschutz steht, ist die alte überdachte Holzbrücke über dem Villgratenbach. Sie wur­ Bergbau: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wur- ^ de 1781 von schwäbischen Zimmerleuten er­ den hinter dem Schloß Heinfels, bei der Schloß­ baut und ist eine der schönsten gedeckten mühle und am Tessenberg Schwefelkiesvor­ Holzbrücken des 18. Jahrhunderts, die Öster­ kommen entdeckt. Ab 1900 kam es zur Mas­ reich auszuweisen hat. Im Volksmund wird sie senförderung. Der Abbau wurde Anfang der heute noch als "Bunbrugge" (=Bannbrücke) be­ 30er Jahre eingestellt. Hinter der Schloßmühle zeichnet. Das Bauwerk ist 66 Meter lang. Mit steht der Bergbau seit 1953 still.

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 177 Teilnehmerliste

Name Vorname Titel Institution Adresse PLZ Ort

Eyolf& Prof. Mag. Alstleltner Pädagogische Akademie Postfach 42 A 6807 Feldkirch Ulrich Or. Wildbach- u. Angerer Hans Dr. LlebeneggstraBe 11 A 6020 Innsbruck Lawinenverbauung Antonius Günther Dr. (Austroplan) Ludwig Stelndl Gasse 5 A 2384 Breitenfurt

Arndt Rainler Or. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Bachler Annemarie Kärntnerstraße 7 A 9900 Lienz Bauer Franz Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Lehr- und Bauer Wilfried Olpl.-Geol. Forschungsgeb.Geologie, 0 62064 Aachen Endogene Dynamik

Südtiroler Landesmuseum Baumgarten Benno Dlpl.-Geol. Spitalgasse 6 I 39100 Bozen für Naturkunde Büro für Angewandte Becke Max Dr. Goldbachgasse 7 A 8793 Trofalach Geologie Bertha Elisabeth Dr. Gernlandweg 6 A 4060 Leonding Amt der Oö Bertha Sandor Dr. Kärntnerstraße 12 A 4020 Linz Landesregierung Bichler Burkhard Mag. Hugo Kleinweg 4 A 6020 Innsbruck Techn. Büro f. Geol. u. Bldner Thomas Mag. Bruder Willramstraße 4 A 6020 Innsbruck Mineralogie Blau Joachim Dr. Museum d' Historie naturelle Route de Malagnou 1 CH 1211 Genf

Borovlczeny Franz Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

p.a. InsL für Geologie und Bottke Manuela Schloßgarten 5 D 91064 Erlangen Mineralogie Univ. Erlangen Institut für Geologie und Brandner Rainer Prof. Dr. Innrain 62 A 6020 Innsbruck Paläontologie, Univ. IBK Dep. Dir., Magyar Allami Földtani Brezsnyänszky Karoly Nepstadion ut14 H 1442 Budapest Or. Intezet Brüggemann Horst Mag Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Lehr- und Forschungsgebiet Bücksteeg Andreas für Geologie - Endogene Lochnerstraße 4-20, 3. Etage D 52064 Aachen Dynamik

InsL für Geologie und Olmke Markus Dipl. Geol. Loewenichstraße 28 D 91054 Erlangen Mineralogie Univ. Erlangen Er« Volker Dr. Hauptplatz 23 A 9800 Spittal/Drau Fasching Gerhard Dr. Hüttenbergstraße 6 A 5020 Salzburg Lehr- und Forschungsgebiet Flajs Gerd Prof. Dr. für Geologie und Lochnerstraße 4-20, 3. Etage D 52064 Aachen Paläontologie Fuker Richard Dr. Hofzelle 11/35 A 1190 Wien Fuxjäger Bruno HR DI Brunnenweg 6 A 9900 Lienz Gangl Georg Dr. Fasangasse 4 A 2102 Bisamberg Gebert Wilhelm Weimarerstraße 27/2/16 A 1180 Wien Bundesanstalt für Gottschling Helga Dr. Denisgasse 31-33 A 1200 Wien Bodenwirtschaft Gruber Alfred ?Mag. Inst f. Geologie und Paläont Innrain 62 A 6020 Innsbruck InsL für Angewandte Grün Beate Olpl.-Geol. Diezstraße16 0 35390 Glossen Geowlssenschaften Tiroler Landesreg., Abt.VI h, Gstreln Peter Dr. Wasserwirtschaft/ Herrengasse 1-3 A 6020 Innsbruck Landesgeologie

Hauser Christoph Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Helm Norbert Mag. Or. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien InsL für Geologische Wissenschaften und Heinisch Helmut Prof. Dr. Domstraße 6 D 6108 Halle Geiseltalmuseum Universität Halle

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 178 ANHANG

Name Vorname Titel Institution Adresse PLZ Ort Tiroler Landesreg., AbtVI h, Heißel Günther ORDr. Herrengasse 1-3 A 6020 Innsbruck Ref.Landesgeologie Hellerschmidt- Hans Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Alber Holl Alfred Dr. Ing. Jupiterweg 1 D 22391 Hamburg Homann Oskar HR Dr. Rohrbachhöhe 76 A 6010 Graz Dr. Niedersachs. Landesamt fQr Irrlltz Wolfgang Stilleweg 2 0 30666 Hannover DIpl.Geol. Bodenforschung Jacobs Sven Dr. Klein Peter Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Geochronologische Klötzll Urs Dr. Franz-Grlll-Straße 9 A 1030 Wien Labor/GTI Department of Geology & AU Knaak Mathias Dr. Geophyslcs, Univ. of 6009 Nedlands S Western Australla

Kögler Brigitte Mag. Geologlache Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

ILF, Ingenleurgemeinsch. Köhler Manfred Dr. Frsmsweg 16 A 6020 Innsbruck La8aer-Felzlmayr

Kollmann Walter Or. Geologlache Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Magyar Allami Földtanl Korpaa Laszlo Or. Nepstadlon ut14 H 1442 Budapest Intezet

Kreutzer Lutz Dlpl.-Geol. Geologlache Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Dipl.Geol. Hydrogeologlsches Kreutzer Stephan Malmedyer Straße 30 D 62066 Aachen Dr. Ingenieur-Büro ÖLZEM Kutzeinig Wolfgang Ing. Kollngasse 5/21 A 1090 Wien Lagger Michael cand. geol. Inst f. Geologie und Paläont. Innrain 62 A 6020 Innsbruck Lahodynsky Roman Dr. Hörigasse 9/14 A 1090 Wien Ledolter Monika Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Llnner Manfred Mag. Inst, für Petrologle Althanstraße 14 A 1090 Wien Inst für Geologie und Lotter Michael Dipl. Geol. Schloßgarten 5 D 91054 Erlangen Mineralogie Univ. Erlangen

Maglera Januaz Dr. AI.Micklewlcza30 PL 30059 Krakau Mandl Gerhard Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Inst, für Geologie und Mann Andreas cand.geol. Paläontologie, Univ. Senckenberganlage 32-34 D 60054 Frankfurt/Main Frankfurt Friedrich Marsch Or. (OMV) Krottsnbachstraße 9 A 1190 Wien Wolfgang Matura Alois Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Inst f. Angew.Geol., Univ. Miller Hubert Prof. Dr. LulsenstraQe 37 D 60333 München München Inat für Mineralogie u. Mlrwald Peter Prof. Dr. Petrographle Univ. Innrain 62 A 6020 Innsbruck Innsbruck ForBttechnischer Dienst Molk Michael Mag. Llebeneggstraße 11 A 6020 Innsbruck Geologische Stelle Moritz Dieter Dr. Kärntnerstraße 7 A 9900 Lienz Mörti Josef HR Dr. Etruskerweg 34 A 9073 Vlktrlng Moshammer Beatrix Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Berater für Angewandte Neuhuber Gerhard Mag. Dr. Hofweiden 36 A 5121 Tarsdorf Geologie Ingenleurkonsulent für Technische Geologie - Niederbacher Peter Dr. Alleestraße 2 A 3400 Klosterneuburg Geologie - Hydrogeologie - Umwelttechnik

Nievoll Josef Dr. Hirschengasse 7/5a A 1060 Wien Oberhauser Rudolf Dr. Montfortstraße 1 A 6840 Götzls Inst. ofGeologlcal Onuzi Kujtlm Dir. Or. Blloku "Vasll Shanto" AL Tirana Researches

Ortner Melitta Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 179 ANHANG

Name Vorname Titel Institution Adresse PLZ Ort

Pascher Günther Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Institut für Patzelt Gernot Prof. Dr. Hochgebirgsforschung, Innraln 62 A 6020 Innsbruck Univ. IBK

Pavlik Wolfgang Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Pestal Gerhard Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Forsttechnischer Dienst, Plchler A. Ol Kärntner Straße 43 A 9900 Llenz Gebietsbauleitung Osttlrol

Plstotnlk Julian Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Joanneum Reearch. Inst für Poltnlg Walter Dr. Hydrogeologie und ElisabethstraBe 16/11 A 8010 Graz Geothermie ILF, Ingenieurgemeinsch. Poscher Gerhard Mag. Dr. Framsweg 16 A 6020 Innsbruck Lasser-Feizlmayr Institut für Rantitsch Gerd Dr. Montanuniversität A 8700 Leoben Geowissenschaften Reltner Jürgen Mag. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Inst, für Geologie und Resch Werner Doz. Dr. Innraln 62 A 6020 Innsbruck Paläontologie, Univ.IBK Ingenieurgemeinschaft Riepler Franz Dr. Sterneckstraße 60-62 A 5020 Salzburg GEOCONSULT Römer Alexander Mag. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Sapelza Astrid cand. geol. Inst f. Geologie und PaläonL Innrain 62 A 6020 Innsbruck

Scevlk Friederike Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Scharbert Susanna Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Schaumann Walther Oberst Ungargasse A 1030 Wien

Schedl Albert Or. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Forsttechnischer Dienst, Schett J. DI Kärntner Straße 43 A 9900 Llenz Gebietsbauleitung Osttirol

Schmld Manfred E. Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Schmld Walter J. Prof. Dr. Haus Nr 1 A 3491 Wiedendorf Inst, für Angewandte Schmidt Thomas Prof. Dr. OiezstraßelS D 36390 dessen Geowissenschaften Schönlaub Hans-Peter Doz. Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Schubert Gerhard Mag. Dr. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Shadlau Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien Inst, of Geologlcal Shkupl Defrim Dr. Blloku "Vasll Shanto" AL Tirana Researches Sitte Wolfgang Mag. Andreas Rohracherstraße 5 A 6020 Salzburg Wildbach- u. Sönser Thomas Mag. Liebeneggstraße 11 A 6020 Innsbruck Lawinenverbauung Lehr- und Forschungsgebiet Prof. Ing. Spaeth Gerhard für Geologie - Endogene Lochnerstrafie 4-20 D 62064 Aachen Dr. Dynamik Amt für Geologie und Sperling Markus Mag. Or. Romstraße 65 I 39100 Bozen Materialprüfanstalt Inst für Geologie und SUngl Volkmar Dr. Innraln 62 A 6020 Innsbruck Paläontologie, Unlv.lBK Inst, für Angewandte Stock Heiko cand. geol. DiezBtraße15 D 36390 Glossen Geowissenschaften Stöckl Werner Mag. Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Stranzlnger Ursula cand. geol. Inst f. Geologie und Palaont Innraln 62 A 6020 Innsbruck Strasser Walter Ing. Mag. Technische Prüfanstalt Polgarstraße 30 A 1220 Wien

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 180 ANHANG

Name Vorname Titel Institution Adresse PLZ Ort Inst, für Hydrogeologie, Strobl Elmar Mag. Dr. Elisabethstraße 16 II JOANNEUM RESEARCH A 8010 Graz

Tiroler Wasserkraftwerke Eduard Wallnöferplatz 2, Tentschert Ewald Dr. A 6010 Innsbruck AG Postfach 78

Vache Raimund Dr. Annabergweg 11 D 84036 Landshut Veoer Barbara Ol Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

Wagreich Michael Dr. Inst, für Geologie, Univ. Wien Universitätsstraße 7 A 1010 Wien

Waltl Ruth Mag. Büro Wilhelmy Kaiser-Franz-Josef-Str 16 A 6020 Innsbruck

Warch Adolf Mag. Or. Bahnhofstraße S/35 A 9800 Spittal/Orau

Wessely Godfried Dr. Siebenbrunnengasse 29/1 A 1050 Wien Techn. Büro f. Geol. u. Wilhelmy Marcus R. Mag. Mineralogie Kaiser-Franz-Josef-Str 16 A 6020 Innsbruck Wimmer Harald Dr. A Technisches Büro für Winkler Heinrich Dr. angewandte Geologie und Haus Nr 200 A 4580 Windischgarsten Hydrogeologie

Zolnaritsch Veronika Geologische Bundesanstalt Postfach 127 A 1031 Wien

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995 : SEITE 181 •,.-•.•'

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ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 182 ANHANG

Die Wunder Welt m „.n des Glücks finden, den Kräften der Natur begegnen, der Heiligen Barbara spüren, lerfelsen Zwerge entdecken.

•••••Mi undheit, Erlebnis, Kultur ETTEffffWWTWI vom 31. März bis 31. Oktober täglich ab 10 Uhr - letzte Einfahrt 17 Uhr auch Sonn- u. Feiertags November bis März gegen Voranmeldung ab 10 Personen. Antonischacht Bad Blei berg-Kreuth, Tel. 0 42 44 / 22 55 oder 0 42 44 / 28 93

ARBEITSTAGUNG LIENZ 1995: SEITE 183