Die Galizische Grenze 1772–1867 Als Gedächtnisort
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> . A J t . *^A KopAOH KON The Border i Pontecßrvo Christoph Augustynowicz, Andreas Kappeler (Hg.) Die galizische Grenze 1772- 1867: Kommunikation oder Isolation? This One LZBS-XG9-BHXD EUROPA ORIENTALIS herausgegeben vom Institut für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien Band 4 LIT Christoph Augustynowicz, Andreas Kappeier (Hg.) Die galizische Grenze 1772- 1867: Kommunikation oder Isolation? LlT Umschlagbild: Ansichtskarte, Galizischer Grenzposten Fritz Thyssen Stiftung FU» • WISSENSCHAFTSFOBDEBDNG " Gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-7000-0608-4 (Österreich) ISBN 978-3-8258-0095-6 (Deutschland) > LIT VERLAG GmbH & Co. KG Wien 2007 LIT VERLAG Berlin 2007 Krotenthallergasse 10/8 Auslieferung/Verlagskontakt: A- 1 080 Wien Fresnostr. 2 Tel. +43(0)1/4095661 48 1 59 Münster Fax +43 (0)1/409 56 97 Tel. +49 (0)25 1 -62 03 20 e-Mail: [email protected] Fax +49 (0)251-23 1972 http://www.lit-verlag.at e-Mail: [email protected] http://www.lit-verlag.de Auslieferung: Österreich: Medienlogistik Pichler-ÖBZ GmbH & Co KG IZ-NÖ Süd, Straße 1, Objekt 34, A-2355 Wiener Neudorf Tel. +43 (0)2236/63 535 - 290, Fax +43 (0)2236/63 535 - 243, e-Mail: [email protected] Deutschland: LlT Verlag Fresnostr. 2, D-48159 Münster Tel. +49 (0)251/62032 - 22, Fax +49 (0)251/9226099. e-Mail: [email protected] Inhaltsverzeichnis Einleitung l Peter Haslinger (München), 5 Grenze als Strukturprinzip und Wahrnehmungsproblem: Theorien und Konzepte im Bereich der Geschichtswissenschaften Piotr Franaszek (Krakau), 21 Economic effects of Cracow's frontier location between 1 772 and 1 867 Tomasz Kargol (Krakau), 33 Wirtschaftliche Beziehungen zwischen Galizien und den Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Szymon Kazusek (Kieke), 51 Handel an der polnisch-österreichischen Grenze nach 1772 (bis 1815) Krzysztof Slusarek (Krakau), 65 Bevölkerung und Wirtschaft Galiziens im Jahre 1773 Christoph Augustynowicz (Wien), 83 Lebenswelten, Topographien und Funktionen an der galizischen Grenze: Der Fall Sandomierz 1772-1844 Radoslaw Kubicki (Kieke), 101 The city of Opatöw and Opatöw landed estates under Austrian rule (1794-1809) Börries Kuzmany (Wien), 115 Die Grenze an der Grenze. Die Entstehung des Freihandelsprivilegs der Stadt Brody Laurie R. Cohen (Innsbruck), 127 Wo hier endete und dort anfing. Die galizisch-podolische Grenzstadt Husjatyn/Gusjatin am Zbrucz, 1770-1870 II lsabel Röskau-Rydel (Krakau), 143 Die Freie Stadt Krakau (1815 - 1846) und ihre Grenze zu Galizien Hugo Lane (New York), 157 The Galician nobility and the border with the Congress Kingdom before during and after the November Uprising Svjatoslav Pacholkiv (Lemberg), 169 Entstehung, Überwachung und Überschreitung der galizischen Grenze 1772-1867 Oleh Turij (Lemberg), 199 Der „ruthenische Glaube" zwischen Katholizismus und Orthodoxie 1772-1848 Andreas Kappeler (Wien), 213 Die galizische Grenze in den Reiseberichten von William Coxe (1778), Carl Feyerabend (1795-98) und Johann Georg Kohl (1 838) Gertraud Marinelli-König (Wien), 233 Die galizische Grenze 1772-1867 als Gedächtnisort. Kulturwissenschaftliche Betrachtungen. Einleitung Die widersprüchlichen Prozesse der europäischen Integration auf der einen und des Zerfalls der osteuropäischen multinationalen Staaten auf der anderen Seite, die einen Abbau der Grenzen in Westeuropa und die Ent stehung neuer Grenzen im östlichen Europa mit sich brachten, haben das öffentliche und das wissenschaftliche Interesse auf das Problem der Gren zen gelenkt. Auch der sogenannte spatial turn, die Rückkehr des Raumes in die Geschichte, hat zur Konjunktur der Erforschung von Grenzen bei getragen. Der vorliegende Band widmet sich den infolge der vier Teilungen Po lens (1772-1815) entstandenen neuen Grenzen des 1772 von der österrei chischen Bürokratie erfundenen Kronlandes Galizien und Lodomerien gegenüber Polen-Litauen (1772-1795) und Russland (seit 1793 bzw. 1815, mit dem Zwischenspiel des Herzogtums Warschau). Diese Grenzen durch schnitten einen historisch einheitlichen, gewachsenen Raum: Das vorwie gend von Polen besiedelte historische Kleinpolen und die südöstlich an grenzenden, mehrheitlich von Ukrainern bewohnten Wojewodschaften hatten seit Jahrhunderten zum Königreich Polen-Litauen gehört und waren politisch, sozial und ökonomisch relativ einheitlich gewesen. Galizien ist darüber hinaus seit jeher durch eine Reihe unsichtbarer Grenzen zwischen vor allem sprachlich und konfessionell geprägten Lebenswelten gegliedert, die keinerlei territoriale Geschlossenheit aufweisen. Dies betrifft vor allem die Welt(en) der Juden, aber auch der deutschsprachigen Bevölkerung, so wie kleinerer slawischer Sprachgruppen (Lemken, Bojken, Huzulen). Welche Auswirkungen hatten die neuen Grenzen auf die Bevölkerung der Grenzregionen? Inwiefern wurden die traditionellen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verbindungen gekappt und wie weit blieb Kom munikation über die Grenze hinweg möglich? Wie beeinflussten die unter schiedlichen politischen und rechtlichen Strukturen auf beiden Seiten der Grenze die Lebenswelten der Bevölkerung? Wie wurden die Grenzen von Zeitgenossen wahrgenommen, inwiefern verdrängten sie ältere Grenzen im Kopf, welche Rolle spielten sie im kollektiven Gedächtnis? Diese Fragestellungen, denen im vorliegenden Band nachgegangen wird, sind von der Forschung bisher kaum behandelt worden. Sie hat sich jeweils auf eine der Seiten der galizischen Grenze, also entweder auf das österreichische Galizien oder auf einzelne Gebiete Kongresspolens oder auf die „südwestlichen Gouvernements" Russlands konzentriert. Zwar ist das österreichische Kronland Galizien und Lodomerien in den letzten Jah ren zu einem beliebten Forschungsobjekt geworden: Es wird von manchen als Muster des Zusammenlebens unterschiedlicher religiöser und ethnischer Einleitung Gruppen idealisiert und als mögliches Vorbild für multikulturelle Gesell schaften der Gegenwart herangezogen. Dieses Interesse konzentriert sich allerdings auf die Epoche der Autonomie (1867-1918) und die Hauptstadt Lemberg (L'viv, Lwöw), während die Geschichte Galiziens in den Jahr zehnten nach der Ersten Teilung Polen-Litauens und ein Blick auf das de zentralisierte Galizien erheblich weniger Aufmerksamkeit gefunden haben. Der Band beschränkt sich deshalb bewusst auf die Periode von 1772 bis 1867. Der räumliche Schwerpunkt liegt auf dem westlichen Abschnitt der Grenze, wo sie ein mehrheitlich von Polen bewohntes Territorium durch schnitt. Der Band steht im Kontext einiger Forschungsprojekte, die am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien durchgeführt werden. Er umfasst Beiträge von Historikerinnen und Historikern aus dem deutsch sprachigen Raum, den USA, Polen und der Ukraine. Es handelt sich um die überarbeiteten Referate einer wissenschaftlichen Tagung, die am 10. und 11. Juni 2005 am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien stattgefunden hat. Unter den Autorinnen und Autoren sind eine gan ze Reihe jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die neue For schungsergebnisse zur Diskussion stellen. Das Universitätsinstitut in der alten imperialen Metropole Wien setzt damit seine traditionelle Aufgabe der Vermittlung zwischen Ost und West fort. Der Band knüpft an die bewährte, von Walter Leitsch (Wien), Jözef Buszko (Krakau) und Stanislaw Trawkowski (Warschau) initiierte und ge tragene Kooperation zwischen dem Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien und polnischen Historikern in den 1980er und der ersten Hälfte der 1990er Jahre an. Sie fand ihren Niederschlag in der Buch reihe Studia Austro-Polonica (5 Bände) und in zwei Bänden des Wiener Archivs für Geschichte des Slawentums und Osteuropas, des Vorgängers der aktuellen Buchreihe des Instituts für Osteuropäische Geschichte Euro pa Orientalis. Nachdem die Kontakte zwischen dem Wiener Institut und den polni schen Historikerinnen und Historikern in den letzten Jahren zurückgegan gen waren, soll der vorliegende Band eine Wiederaufnahme dieser Traditi on signalisieren und sie gleichzeitig zu einem Dreieck erweitern, das auch ukrainische WissenschaftlerInnen einbezieht. Damit verbindet sich die Ab sicht, traditionelle nationalhistorische Grenzen zwischen der polnischen, ukrainischen und österreichischen Forschung aufzubrechen. Der Band wird eingeleitet durch den Beitrag Peter Haslingers zu Theo rien und Konzepten der historischen Grenzforschung. Die inhaltlichen Schwerpunkte zahlreicher Beiträge des Bandes liegen auf den Bereichen von Gesellschaft und Wirtschaft. Einige Aufsätze widmen sich den Han Einleitung delsbeziehungen über die neuen Staatsgrenzen zwischen Österreich und Polen-Litauen, bzw. (ab 1793/1815) Russland und über die alten Grenzen Galiziens gegenüber den anderen österreichischen Kronländern. Diese Aufsätze polnischer Historiker (Piotr Franaszek, Tomasz Kargol, Szymon Kazusek, Krzysztof Slusarek) zeigen ebenso wie Fallstudien zu einzelnen Städten, dass die neuen Grenzen sowohl Peripherisierung und ökonomi schen Niedergang (z.B. in Sandomierz) wie auch einen Aufschwung (z.B. in Brody) zur Folge haben konnten. So können die Beiträge des Bandes auch komparative Perspektiven eröffnen, die von den auf die jeweilige National geschichte konzentrierten polnischen und ukrainischen Historiographien