Herausgegeben Von Der Stadtbibliothek Trier Und Dem Verein Kurtrierisches Jahrbuch E
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KURTRIERISCHES JAHRBUCH Herausgegeben von der Stadtbibliothek Trier und dem Verein Kurtrierisches Jahrbuch e. V. 49. Jahrgang2009 Trier 2009 Verein Kurtrierisches Jahrbuch Satz & Layout: Dr. Udo Fleck, Rosenstraße22,54295 Trier Offsetdruck: Druckerei Ensch GmbH, Paulinstraße 84,54295 Trier Claustrum" und Eisenerz. Zur Montanarchäologie im Um- feld des Zisterzienserklosters Himmerod, VG Manderscheid, Lkr. Bernkastel-Wittlich Von Hans-Peter KUHNEN transtulinzos illos (sc. Fratres) in vastiorein solitudinem atitadam silve que Kilewalt depossessionebeati dicitur superfluvium Salntana, arita partem que Petri fttit, de nanu laica emancipatam libere atnt omni integritate perpetuo il- lis concessinua..." (aus dem Gründungsstatut des Klosters Himmerod, 1'38)' Ein der Eifel be- spannendes Kapitel mittelalterlicher Wirtschaftsgeschichte ginnt mit diesem Satz aus der Gründungsurkunde des Zisterzienserklosters Him- merod im Salmtal bei Grosslittgen: 1134zogen auf Einladung des Trierer Erzbi- schofs Albero von Montreuil (1132-1152)Zisterzienser aus Clairvaux unter Abt Randolf bei an die Kyll, um an einem Vorposten des Trierer Erzstiftes Kordel ein Tochterkloster der Standort ihres neuen Ordens zu gründen. Da ursprüngliche jedoch (sc. bald nicht mehr ausreichte, hatte der Trierer Erzbischof die... Brüder) der Salm, der umgesetztin eine ausgedehntereEinöde einesgewissen Waldes über Kill- heißt, Teil davon walt und ihnen auf ewig,frei und mit jeglicher Unversehrtheitjenen .zugestanden, der dem Heiligen Petrta gehörte und von Laienhand abgetretenworden war`. Dort bauten die Mönche ab 1138ihr in das Salmtal nördlich Großlittgen claustrum" an einen Ort, der später Hymmenrode genannt wurde. Warum in die Eifel? die der Viele ihrer Klöster gründeten die Zisterzienser an Orten, sie in eige- nen Überlieferung bezeichneten, die Forschung als oder Wildnis" worin heute Einöde" die konkrete weithin einen literarischen Topos sieht, der nicht unbedingt I Aus der Stiftungsurkunde der Abtei Himmerod aus dem Jahr 1139, vgl. C. WAMPACH: Urkunden- Territorien bis burgundi- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen zur bei LOZAR:Zisterzienserabtei schen Zeit. Bd. I. Luxemburg 1935, S. 572-575. Abgedruckt Angelika Himmerod Liebe Frau Himmerod auf der Grundlage der Stiftungsurkunde von 1138. Unsere von 73. Sonderausgabe S. zur Handschriftenausstellung 2003, 20-3 5- 2 Zur Gründung Himmerods Wilkes 1924, S. 17-46. Zur Regierungszeit Alberos von Mon- treuil Marianne Pundt, in: Hans Hubert ANTON/Alfred HAvER1:A.. ir (Hrsg. ), Trier im Mittelalter. 2000 Jahre Trier. Bd. 2. Trier 1996, S. 243-252. 99 Kurtrierisches Jb. 49,2009, S. 99-i2o Iý'-Zý^Ii tiý itilt+ mmoo )]ITM ý fuw ,l! - ý X" p... Abb.i: DasSalmtaizwischen Eisenschmitt undHimmerod aus derLuft I00 Realität vor Ort wiedergibt. Fakt ist, dassder neue Orden des Bernhard von Clair- vaux fur seine Klöster wirtschaftlich attraktive Standorte suchte und sich gerne an Verkehrsknotenpunkten oder in der Nähe wichtiger Rohstoffzentren nieder- ließ 3 Ganz in diesem Sinn besetzten Abt Randoff und sein Gründungskonvent im Salmtal Einöde" mit seinem neuen claustrum" nicht nur eine ausgedehntere entsprechend dem geläufigen zisterziensischen Topos, sondern auch und vor allem der interessantesten Eisenreviere der Eifel. Als (Sperre) in dop- eines claustrum" peltem Sinn lag das neue Kloster an einer Stelle, an der die Buntsandsteinberge des Kyllwaldes das Tal des Salmbachs beiderseits in die Zange nahmen, so dass nur ein schmaler Durchlass für den Bach blieb. Nördlich des Klosters schloss der Salmbach die Schichten des Oberen und des Mittleren Buntsandstein (ca. 250 Mio Jahre alt) auf, die sich über dem Devon (ca. 400 Mio Jahre vor heute) abgelagert hatten. ' Be- sonders die Basissedimente des Mittleren Bundsandstein (sm) enthalten Eisenerz als Brauneisenstein oder Limonit in linsen- und schwartenförmigen Konkretionen von bis zu io cm Mäduigkeit. 5 Eisenerze diesesTyps zogen zwischen Luxemburg und dem Rhein seit der Römerzeit Hüttenleute in ihren Bann und wurden ver- mutlich bereits in vorrömischer Zeit verhüttet. 6 Über den Buntsandsteinaufschlüs- sen der Südeifel entwickelten sich vor allem Eisenschmitt, Weilerbach, Quint und Jünkerath seit dem späten Mittelalter zu bedeutenden Hütten- und Gießereizen- tren, bis um die Mine des i9. Jahrhunderts Holzkohlemangel und das Aufblühen der Schwerindustrie in England, Belgien, dem Ruhrgebiet und dem Saarland dem jahrhundertealten Eisengewerbe der Eifel das Aus brachte. ' Inwieweit Abt Randolf und seine Mitbrüder bei der Suche nach einem Stand- ort für ihr neues Claustrum bereits diese Erzvorkommen an der Salm im Auge hat- ten, geht aus den erhaltenen Schriftquellen nicht hervor. Nach den Erfahrungen anderer Zisterzienserklöster wäre esjedoch kein Einzelfall, wenn die Neugründung in Himmerod ihr rasches wirtschaftliches Wachstum der ersten Jahrzehnte nicht 3 Leo J. LE1:A1: The Cistercians - Ideal and Reality Kent 1977-S. 282-322- 4 MEYER 1994, S. z15-219. Siehe auch Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland- Pfalz (Hrsg. ). 2005.295-3o6; Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hrsg. ): Geo- Übersichtskarte logische 1: 2oo ooo Blatt CC 6302 Trier. Hannover 1987; Reichsamt für Landes- aufnahme/Preußische Landesaufnahme (Hrsg. ): Geologische Karte r: z5 000, bearbeitet von Hans Grebe 1890 (berichtigt 1920); \\'erner SPIEL%t.&i* : Geologische Streifzüge durch die Eifel. Alf 27005, S. 75-95" Siehe auch «tisw mineralienatlas. de sy. Braunciscnstein. 5 Jörg F. \C! NEGE.,;DxNr;: Trier und Umgebung. Sammlung geologischerFührer, Bd. 6o. Bcrlin/Stuttgart 1983-S. 54 f. 6 Rose 1ERGER1979, S. IOS-1 10- Zur Eisengewinnung der Römerzeit Neu 1988, S. 21- z5; Brigitte B1.YER-Romtor/Marin Luii:: \Virtschaft in römischer Zeit. Gesch. Atlas d. Rheinlande Beiheft 111/3-4. Bonn 2007, S. 17-19 u. 61 f.; zur Verhüttung in keltischer Zeit Andreas KRONz/ Tanja EGGERS:Arehäometallurgische Untersuchungen eisenzeitlicher Funde aus dem Hügelgräber- fcld Hillcsheim, Kreis Daun. In: Trierer Zeitschrift 64 (loot), S. 74 f. u. 97. RosENBERGER 7 1979,S. 121 f. I0I der Eisengewinnung nur der Wald- und Weidewirtschaft, sondern auch zu ver- danken hätte, die neben der Landwirtschaft zu einer Haupteinnahmequelle vieler Zisterzienserklöster wurde. " Zwischen Wirtschaftsblüte und Strukturkrise: Die Eisengeschichte des Salmtals in den Schriftquellen Dass die Zisterzienser von Himmerod wirtschaftlich von der Eisenproduktion der Gründung des profitierten, wird urkundlich erst über 20o Jahre nach Klosters fassbar: Aus Gerichtsakten des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit geht hervor, dass die Hüttenwerker des Salmtals um Eisenschmitt Erz und Holzkohle bezogen, aus den Besitzungen der Himmeroder Mönche auch wenn nach Urkun- denlage der Betrieb der Bergwerke und Eisenhütten nicht unmittelbar in der Hand lag. die frühe Eisenverhüttung des Klosters Was über und -verarbeitung im Salmtal Überlieferung bekannt ist, ' beruht ebenso wie die historische zu Himmerod10 fast ausschließlich auf Archivalien und ist zumindest irr das späte Mittelalter durch die Arbeiten von Peter Neu, ", Sigrid Theisen12und die von Erich Gerten versammel- ten Autoren der Ortschronik Eisenschmitt13weitgehend aufgearbeitet. Als ältester Hinweis auf Eisenproduktion im Salmtal gilt ein Pachtvertrag vom 29.8.1372. Die Grafen von Manderscheid und die Herren von Malberg-Kyll ver- darin jährlich Zentner Eisen der Salmen" pachteten gegen 50 eine Ysensmytt uff an Frederych von Runderode, offenbar einen Hüttenfachmann aus dem XWester- wald, begrenzten die Zahl der Köhler in dem zugehörigen Waldbezirk Hoynscheyt diesen auf maximal fünf und gewährten Holz aus einem 'Windbruch des Vorjahres. Obwohl der Vertrag weder die Gründung des Betriebs noch dessen Lage expli- zit erwähnt, nimmt man an, dass in diesem Jahr die Eisenverhüttung in Eisen- schmitt begann. 1388verpfändeten die Herren von Malberg ihren Anteil an der der Salm" den Waldbezirken Horst und Hoinscheid den Isensmelzenan mit an 8 Hans Josef RoTH in Ambrosius SCHNEIDERu. a. (Hrsg. ): Die Cistercicnser. Geschichte, Geist, Kunst. Köln 31986, S. 529-S44 u. 558 f. (Altzclla); 571 f. (Grünhain); 6o5 If. (Walkenried). ): Siehe auch Klaus Ei/Peter JOEtuSSEN/HansJosef Rom (Hrsg. Die Zisterzienser. Ordensleben Ausstellungskatalog. Köln S. ff. zwischen Ideal und Wirklichkeit. 1981, 230 S. f. (die "). 9 ROSENBERGER 1979, io6 dunklen Jahrhunderteder Geschichte... S. SCHNEIDER S. f.; Die Cistercicnser- IO WACKENRODER 1934, 957-962; 1986, 540 DERS.: Speyer S. Die Cistcrcicnserabtei Him- abteil Himmerod im Spätmittelalter. 1954, 187-234; DERS: der bis Sot. Köln S. \\'u. merod von Renaissance zurAufklärung 1511-1 1976. 197-280; siehe auch - KES1924, S. 18 ff S. 11 LIEU 1988, 103-114. S. f. 12 THEISEN 1973, 16 S. Siehe Chronik Manderschcid S. 13 GERTEN 2006, zi--6o u. 163-210. auch 1999, 215-232. 102 Trierer Erzbischof 1392wird dieser auch Besitzer des Manderscheidschen Anteils an der Eisenschmitter Hütte. " 1394 traten die Hüttenmeister Ewerhard von Bre- denich und Gerart aus dem Salmtal als Bürgen für einen Vertrag im benachbarten Schwarzenborn auf 1398verpachtete Graf Dietrich von Manderscheid dem Ham- merschmiedemeister Bertrem ein neues Hüttenwerk und die Hälfte des zugehöri- gen Eisenhammers. '5 Dass die Grund- und Landesherren ausweislich ihrer Vertragstätigkeit schon im späten 14. Jahrhundert der Eisengewinnung im Salmtal hohe Aufmerksam- keit widmeten, lässt ahnen, welche wirtschaftliche Bedeutung das Gewerbe hier bereits zur Zeit der ersten schriftlichen Nachrichten hatte, auch wenn die