DOCUMENTATION Forum on the Conclusion of the Swiss Cultural Programme in South Eastern Europe (SCP) Friday, 6 December 2013 Kornhausforum Berne
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art of change DOCUMENTATION Forum on the Conclusion of the Swiss Cultural Programme in South Eastern Europe (SCP) Friday, 6 December 2013 Kornhausforum Berne 1 Image: Still from the documentary film Liceulice Image: 2 art of change Culture and the arts are building blocks of human existence. They make an es- sential contribution to the development of societies and can fulfil important roles in conflict situations and in democratic reconstruction. Acting on this con- viction, Switzerland launched a long-term programme to promote the arts and culture in South Eastern Europe and Ukraine in 1999. From 2008 to 2013 the pro- gramme focused on the countries of the Western Balkans and trans-border pro- jects. The Swiss Cultural Programme in South Eastern Europe (SCP) was brought to a close in the summer of 2013*). To what extent did the projects funded posi- tively contribute to social change? How do funding programmes influence the production of culture in their target countries and cultural exchange between them and Switzerland? What lessons from the experiences in the Balkans can be used to improve cultural cooperation with other regions of the world? Experts, artists and people involved in arts outreach from Albania, Bosnia and Herzegovina, Croatia, Macedonia, Serbia and Switzerland, together with rep- resentations of the Swiss Agency for Development and Cooperation and Pro Helvetia who were responsible for the programme, presented their intentions, experiences, successes and limits for public discussion. The talks and discussion groups have been supplemented by a selection of music, dance and art videos, short films and an exhibition. In the morning, the conference focused on a discussion with the people responsi- ble for the SCP and experts in a programme block titled Arts and Social Change. The focus in the afternoon shifted to Cultural Encounters, with artists and organizers talking about their own projects and being joined by artists of various disciplines from Switzerland in a discussion of the opportunities and difficulties associated with funding programmes and intercultural exchange. _________________________________________________________________________________________________________________________________ The forum was organized by artlink, cultural cooperation, in cooperation with CULTURESCAPES and with the support of the Swiss Agency for Development and Cooperation (SDC) Documentation edited by Chudi Bürgi & Mauro Abbühl Translations: Hugh Brown Photos: Adela Picón artlink, cultural cooperation - P.O. Box 109 - 3000 Berne 7 - 031 311 62 60 - [email protected] - www.artlink.ch 3 Content p. 6 ________ Introductory remarks (german) from Dragica Rajčić, writer p. 9 ________ Welcome adress from Martin Dahinden, Director-General SDC p. 11 _______ Arts and social change Cultural programmes in development cooperation: a unique way to foster change? Roundtable on the experience of the Swiss Cultural Programme in Southeast Europe with Predrag Cvetičanin (Centre for Empirical Cultural Studies of South-East Europe) Nis; Bojana Matić-Ostojić (art ngle) Sarajevo; Andrew Holland (Pro Helvetia) Zurich; Brigit Hagmann (SDC) Berne. Moderation: André Marty (SDC) ∡ p. 21 _______ Artists and cultural projects from Southeast Europe and Switzerland Portraits, videos and short presentations p. 28 _______ Exhibition ”Culture of Remembrance” (Lejla Hodžić, curator) p. 32 _______ Cultural encounters Cultural cooperation: Dos and don’ts Topics and votes form the working groups with Nikoleta Kosovac (Liceulice) Belgrade; Melinda Nadj Abonji, Zurich; Dritan Shutina (Co-Plan) Tirana; Elina Duni, Berne; Marijana Cvetković Marković (Nomad Dance Academy) Belgrade; Jurriaan Cooiman (CULTURES- CAPES) Basel; Bujar Luma (LOJA) Tetovo; Adela Jušić, Sarajevo; Valerian Maly (Bone) Berne; Damir Imamović, Sarajevo; Goran Potkonjak (Balkankaravan) Zurich; Boris Previšić (Pre-Art) Zurich Photos on the right Top: Round Table. Centre: Exhibition (detail). Bottom: Presentation of artists an cultural projects 4 5 „Hätten wir Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht.“ (Ingeborg Bachmann) Introductory remarks from Dragica Rajčić Am Ende von ersten Gedichtbands „Halbge- dichte einer Gastfrau“ steht: noch ist mein Name getrennt auf ich und er, einige Warheiten aber wehren sich verkauft zu werden. Was für Wahrheiten? Zumutbare oder unzumut- bare? Eine davon ist, dass mein Ich dichtet aus Imagination ein Gedicht, das auf die eine oder andere Weise die Gegenwart spiegelt, aber sie zugleich überhöht, entfremdet, umformt, eine neue Welt schafft. Nicht Migration schreibt, es schreibt das einzelne ich, unverwechselbar. Bewegung ohne Subjekt kann gaar Nichts. Wenn wir Migration mit Wanderschaft übersetzen, dann ist Peter Handke erzeuger der Wanderlite- ratur (nicht zur sprechen von Homer, von Vergil, von Cervantes ...). Am Anfang von meinen schreiben stand der Grund der Eigensprachlosigkeit des Ich. Wohlge- merkt, damals hate mein Ich noch eine einzige Muttersprache, welche aus abgetrettenen Worten bestand, nicht anderes als hier in der Normalerweise sind Leitschienen aus dem Stahl. Kindheit meiner Leitschiene. Am Anfang aber waren die österreichischen Leitplanken aus Aluminium hergestellt worden. Ingeborg Bachmann, welche in einem Interview In Österreich war gerade eine Aluminiumfabrik sagt: Dass man ein Wort anders ansieht; schon ein da, welche die günstigere Variante lieferte, so einzelnes Wort – je näher man hinsieht, von umso nahm der Besteller der Leitplanken auf sich, weiter her schaut es zurück – ist doch schon mit dass es bei preisgünstigeren Konditionen durch- sehr vielen Rätseln beladen; da kann ein Schrift- aus mehr Unfälle geben könnte, wenn der Staat steller sich nicht der vorgefundenen Sprache, also weniger zahlt und Produktion von Aluminium der Phrasen, bedienen, sondern er muss sie zer- angekurbelt wird. Kollateralschaden, welcher schreiben. Und die Sprache, die wir sprechen und Wirtschaftlichkeit genannt wird. Menschliche fast alle sprechen, ist eine Sprache aus Phrasen. Opfer inbegriffen. Und da erscheint so vielen etwas, was sie lesen, Die DicherInnen haben nur eine Kalkulation: also was für mich wirklich geschrieben ist, als Mit ihren schreiben die geistigen Leitschienen schwer verständlich oder rätselhaft. So rätselhaft anzulegen - die einzige Kalkulation, die die ist das gar nicht; mir kommt es oft sehr viel rätsel- Dichtung immer hat: Die Dichotomie zwischen hafter vor, was zusammengeredet wird aus diesen Logos und Mythos, zwischen Denken und Füh- vorfabrizierten Sätzen. Erst wenn die Phrasen len aufzuheben. einer Zeit verschwinden, finden wir die Sprache Seit ich meine erste Gedichte in der Schweiz ver- für eine Zeit und wird Darstellung möglich. Auch öffentlichte (1985), dreht sich alles, was mit mir von den heutigen Phrasen werden uns nur die und meinem schreiben zu tun hat, um suchen kräftigsten bewusst. nach dem weg zur Auflösung der Dichotomie. 6 1991 begann Krieg in Kroatien und ich lebte mit Revolvern in den Fäusten auf die Straße zu dort mit meinen drei Kindern. Ich werde nie gehen und blindlings, solange man kann, in die die Nacht vergessen, in welchen ich in meiner Menge zu schießen. Auch die Schönheitspro- Ohnmacht die Bücher zerreisen wollte. Bücher, klamationen des Futuristen Marinetti wie: Der welche mich erschaffen haben, meine Be- Krieg ist schön, weil er eine blühende Wiese um die wusststheit, mein Bewusstsein, mein einziger feurigen Orchideen der Mitrailleusen bereichert – Besitztum. Die Bücher haben ihre berechtigung könnte ich nicht mehr sehen, hören, wollen. verloren,ihre absolute unnutzlichkeit in der In die Schweiz zum zweiten mal angekommen Nacht, als von Himmel oben auf mich und meine musste ich weiterschreiben. Wie weiterschrei- Kinder ohne mitverschulden einfach so von ben, während Dubrovnik bombardiert wurde menschens Hand Bomben warfen, welche uns und Fernsehen und Radio mit angenehme Stim- umbringen könnten. me Bilder der Verwandeten kommentierten? Ich wollte mich nur in äussersten Fall äussern Jetzt fehlt mir ein, dass auch in solchen – die Dichtung an meiner Haut haften, überprüf- schweren Zeiten in den zweiten Weltkrieg, als bar werden. Grossvater likvidiert wurde, meine Grossmutter Ich wollte die Literatur ins eigene Leben zuruck den Gott aus ihren Kopf exilierte. Ich könnte übersetzen, nicht nur selbstgeschriebene, doch nicht Bücher zerreisen, um mich von ihnen sondern die (und vor allem die) gelesehene, ich trennen, wie Grosmutter sich nicht wirklich von verlangte von mir, dass ich mich an die eigene Gott trennen könnte, weil der Gott schon seit Worte halte, das ich die Worte nur schreibe, wel- ihre Kindheit da war, nur für sie unnutzlich. Als che mir unter der Haut wie Fegefeuer brennen . ich mit dreizehn Nietzsche lass, bekunde ich zur Grosmutter nicht ohne Stolz – Gott ist tot, Drei Minuten, drei Minuten für Nachrichten also du muss dich nicht rächen, Grosmutter (aus Lebendigkeit Ihre züruck) bekreuzigte sich plötzlich, denn es schien ihr, Ein Dorf, es war ein Dorf ... ich habe den Verstand verloren. Dabei wollte Ich könnte mir die Zunge abhacken. ich ihre Verletztheit und den Unfrieden mit dem Gott nur beenden. Ich habe damals unsere Dorf Erst durch den Krieg habe ich gelernt anderes Bibliothek ausgelesen, sie roch nach Ratten- zu lesen – verstand, was heisst bis ins ausserste gift, weil unter ihr die Poljoprivredna zadruga von Wirklichkeit vertrieben zu sein. An Aufgeben (Gemischtwaren Laden) war, welche alles für dachte ich ständig. Landwirtschaft verkaufte. Die Bücher waren für mich Opium, lesen einziger