Landkreis Karlsruhe
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DiakonieInfo Nr. 58 Thema: Prävention für Kinder März 2020 aus suchtbelasteten Familien www.diakonie-laka.de Aus dem Inhalt: – Erste Erfolge der Initiative Landkreis „Wohnraum für alle“ – „Fitnesstag“ für Karlsruhe Kirchenälteste – Vortrag „Wenn Paare Diakonisches Werk der … Eltern werden“ Evangelischen Kirchenbezirke im Landkreis Karlsruhe 2 DiakonieInfo 58 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde und Förderer der Diakonie! Kindern aus suchtbelasteten Familien kommt im Landkreis Karlsruhe im Rahmen der Suchtprävention eine besondere Aufmerksamkeit zu. Wir wissen leider, dass ein Drittel der Kinder später selbst suchtkrank wird und ein weiteres Drittel psychisch erkrankt. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und gleichzeitig so gravierend, dass die gesunde Entwicklung der Kinder gefährdet ist. Die Kinder erleben zu Hause Disharmonie, Unbe- rechenbarkeit, häufig Konflikte und Gewalt. Der Alltag wird von Gefühlen wie Einsamkeit, Schuld, Ängsten und Scham begleitet. Die Kindergruppen im Landkreis Karlsruhe geben den betroffenen Kindern Raum, ihre Gefühle zu erleben, sie zu teilen und sich für eine tragfähige Beziehung zu öffnen. Hier erleben sie die notwendige Sicherheit und Gemeinschaft. Ich freue mich daher über die positive Resonanz auf die Kid.T-Gruppe des Diakonischen Werkes in Bretten. Es gibt weitere Strukturen und Angebote der Suchtberatungsstellen zur Unterstützung von Kindern aus suchtbelasteten Familien im Landkreis: In enger Zusammenarbeit werden mit dem Kreisjugendamt die Arbeitskreise „Schulterschluss Nord“ und „Schul- terschluss Süd“ ausgestaltet. Auf Fachkräfteebene wird dort die Vernetzung und Koope- ration verbessert, um suchtbelastete Familien nicht zu übersehen, wenn die Kinder sich beispielsweise zu angepasst zeigen oder die Familiensituation aus Scham und Loyalität beschönigt wird. Darüber hinaus unterstützen wir Fachkräfte durch Fortbildungen und Fachberatung. Ziel ist es, trotz des häufig verwirrenden Familiensystems einen klaren Blick auf die Be- dürfnisse der Kinder zu bewahren und dem suchtkranken Elternteil adäquate Hilfsange- bote zu unterbreiten. Um für die Kinder die Teilnahme an den Gruppen zu gewährleisten, unterstützen wir diese zum Beispiel mit Fahrtkostenpauschalen. „Wegschauen ist keine Lösung“ ist unser Grundansatz in der Suchtprävention – in diesem Kontext ist es notwendig, sich der Not der suchtbelasteten Familien zuzuwenden. Melanie Anthoni Landratsamt Karlsruhe Amt für Grundsatz und Soziales Suchtbeauftragte des Landkreises Karlsruhe DiakonieInfo 58 Kurz berichtet 3 Erste Erfolge für Initiative „Wohnraum für alle“ in Bretten Vermittlung von Wohnraum für Menschen mit erschwertem Zugang Die im Herbst 2019 in Bretten von Dia- schlossen werden, welche im März ein konie sowie kirchlichen und öffentlichen Haus in Bretten beziehen kann. Zurzeit Trägern gestartete Initiative „Wohnraum stehen uns noch weitere Wohnange- für alle“ ist gut angelaufen. Noch im bote zur Verfügung, welche sich in der Dezember hat unser erstes begleitetes Prüfung und Vermittlung befinden. Mietverhältnis begonnen. Anfragen von Wohnungssuchenden Wir konnten eine junge alleinerziehende sind natürlich reichlich vorhanden. Mutter mit ihrer damals acht Monate al- Inzwischen wirken auch fünf ehrenamt- V.l.n.r.: Wohnungspatin Frau Ayaz, Mieterin Frau Ekinci mit Tochter Azra und Vermittler Stefan ten Tochter in eine Wohnung in Bretten liche Wohnungspaten mit, zwei davon Murr von der Diakonie. vermitteln. Fast zeitgleich war es uns beraten uns als Anwälte ehrenamtlich. möglich, eine ehrenamtliche Wohnungs- 2500 Euro über vier Jahre hinweg. Au- patin zu finden, welche die junge Mut- Erfreulich ist auch, dass uns die Spar- ßerdem gingen einige Privatspenden ter bereits unterstützt. Anfang Februar kasse Kraichgau im Januar 2020 einen ein. konnte außerdem ein Mietvertrag für Scheck über 10.000 Euro überreicht eine achtköpfige syrische Familie abge- hat, für eine jährliche Förderung von Stefan Murr Ich bin gewählt – und jetzt? „Fitnesstag für Kirchenälteste“ im Kirchenbezirk Bretten-Bruchsal Zum Auftakt in die neue Amtszeit ka- men mehr als 130 Älteste am 1. Feb- ruar zum „Fitnesstag für Kirchenäl- teste“ in die Handelslehranstalt nach Bruchsal. Älteste „fit machen“ für ihre Aufgaben, künftige Entscheidungsfel- der vorstellen, Informationen aus erster Hand weitergeben, das war das Ziel der Erwachsenenbildung im Evangelischen Kirchenbezirk Bretten-Bruchsal, die zu diesem Tag eingeladen hatte. Angeboten wurden 13 Workshops und Seminare. Der Themenbogen war weit gespannt und reichte von kirchlichen Finanzen über Gottesdienstgestaltung, Kinder- und Jugendarbeit, nachhal- Infostände der Diakonischen Werke Bretten und Bruchsal tigem Gemeindeleben mit „grünem Gockel“ bis hin zu den Beratungsange- formationsstand der Diakonischen diakonische Fachberatung und der Kir- boten der Diakonie im Landkreis. Werke in Bretten und Bruchsal samt chenbezirksbeauftragte für Flucht und Die Pausen standen ganz im Zeichen Ansprechpartner/-innen vielfältig ge- Migration den Ältesten vor. von gegenseitigem Kennenlernen nutzt. und Austausch. Hierfür wurde auch Mit gemeinsamen Informationen Andrea Baisch-Herrmann der in der Cafeteria angebotene In- stellten sich zudem die kirchlich- 4 DiakonieInfo 58 Thema Jedes 6. Kind mit einem erkrankten Elternteil Prävention für Kinder von suchtkranken und psychisch kranken Eltern „Die schlimmsten Verletzungen fügen Drogen Menschen zu, die selbst keine Drogen nehmen: Es sind die Kinder von Alkoholkranken oder anderen Süchtigen (COAs).“ (NACOA – Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien) In Deutschland geht man von ca. 2,65 Millionen Kindern aus, mit min- destens einem alkoholkranken Eltern- teil. Hinzu kommen weitere 40.000 bis 60.000 Kinder, deren Eltern von illegalen Suchtmitteln abhängig sind. Jeweils ein Drittel der Kinder hat dadurch ein erhöhtes Risiko, selbst alkohol-, drogen- oder medikamen- tenabhängig zu werden und/oder psychische oder soziale Störungen zu entwickeln. Nur circa ein Drittel der Kinder entwickeln keine relevan- Spiel und Spaß in der Kindergruppe ten Probleme. plinübergreifenden Team aus dem So- zusammensetzt. Auch die Zielgrup- Kid.T-Gruppe in Bretten zialpsychiatrischen Dienst und der Er- pe wurde erweitert auf Kinder von ziehungsberatung des Diakonischen „belas teten“ Angehörigen sowie der Mit dem Ziel, diesen Kindern präven- Werkes in Bretten in Kooperation mit Name der Gruppe von „peers“ zu tiv niederschwellige Hilfe anzubieten, der Suchtberatung der evangelischen „Kid.T“ – Kinder der Tafelrunde geän- wurde im Frühjahr 2017 in Bretten Stadtmission Heidelberg geleitet dert. Ein sehr passender Name, denn eine Gruppe für Kinder von psychisch wird. Gemeinsam mit den Kindern Kind sein unter solch erschwerten kranken und suchtkranken Eltern ins werden dort auf spielerische Weise Umständen benötigt viel Kraft und Leben gerufen, die von einem diszi- persönliche Ressourcen entdeckt eine unterstützende, wohlwollende und aufgebaut. Eine Verlängerung Gemeinschaft. Seit ungefähr einem der finanziellen Förderung Ende 2019 Jahr hat sich eine stabile Gruppe durch Aktion Mensch ermöglicht es, mit neun Kindern geformt, die seit diese Gruppe noch weitere zwei Jah- Jahresanfang 2020 um zwei erwei- re durchzuführen. tert wurde. Weitere Anfragen, auch welche die außerhalb des Einzugs- Zwischenzeitlich hat sich nicht nur bereiches des Landkreises Karlsruhe die Zusammensetzung des Teams liegen, zeigen, dass diese Gruppe ein verändert, dass sich nun aus Renate wichtiges Angebot stellt und der Be- Fischer (Sozialpädagogin/Suchtbe- darf da ist. ratung), Sabine Junginger-Gregorian (Psychologin/Diakonie) und Karin Die Fachliteratur zeigt übereinstim- Kalenda (Ergotherapeutin/Diakonie) mend, dass es wenig sinnvoll ist, DiakonieInfo 58 Thema 5 Gruppen in Kinder von psychisch kranken Eltern und Kinder suchtkran- ker Eltern zu trennen. Auch wenn sich die individuellen Lebenssituationen unterscheiden, so haben diese Kinder mehr Gemeinsamkeiten als nur die einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, später selber zu erkranken. In beiden Fällen geht man von +/-2,5 Millionen betroffenen Kindern aus, mit jeweils einem erkrankten Elternteil (je nach Studie gibt es leichte Unterschiede) – sprich jedes 6. Kind! Folgen und Hilfen für die Kinder Folgen der elterlichen Erkrankung bei Kindern im Altersbereich von 8 bis 16 Jahren, wie sie auch bei Kid.T anzutreffen sind, sind unter anderem Probleme bei der Ablösung und dem Autonomiebestreben des Kindes/ Kinoabend COA-Aktionswoche, v.l.n.r. Sabine Junginger-Gregorian, Susanne Striegel, Karin Kalenda, Renate Fischer, Lars Skoda (Kinostar) Jugendlichen – Loyalitätskonflikte, die Eltern betreffend, begleitet von tet den Glauben, dass es, das Kind, Jugendlichen in einem „Gesamtsys- Scham- oder Schuldgefühlen. Un- die Ursache für das Problem sei und tem“ besser eingegangen werden ausgesprochene Schweigegelübde impliziert eine Mitverantwortung für kann. Ein zusätzlicher Vorteil ist die die Erkrankung betreffend, verstärken die Lösung. Erweiterung des potenziellen Netz- die soziale Vereinsamung der Kinder werkpools, wodurch eine breitere und verhindern Hilfe von „außen“. Niederschwellige Erlebnis-, Grup- Öffentlichkeitsarbeit ermöglicht wird. Parentifizierung, die Übernahme von pen- und sportpädagogische Ange- Ein Beispiel hierfür ist die jährliche Aufgaben Erwachsener, überfordert bote, kindgerechte Psychoedukation, bundesweite COA-Aktionswoche vom die Kinder. Häufig findet man auch Wissen über Hilfsangebote, Ge- 09.-15.02.2020, im Rahmen derer die Ängste über eine mögliche Verer-