SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 24. 09. 1968

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24. September 1968: Fraktionssitzung

AdsD, SPD-BT-Fraktion 5. WP, 101 Überschrift: »Protokoll über die Fraktionssitzung am 24. Sept. 1968«. Dauer: 15.15–19.00 Uhr. Anwesend: 156. Vorsitz: Schmidt. Bundesregierung: Brandt, Heinemann, Wischnewski. PStS: Arndt, Börner, Jahn. Protokoll: Schüler. Datum der Niederschrift: 25. 9. 1968.

Sitzungsverlauf: A. Politischer Bericht; zugleich Vorbereitung der Plenarsitzungen B. Bundeszentrale für Sport C. Fraktionsdelegationen D. Ausschußumbesetzungen E. Verschiedenes

Nach der Beantwortung einer Frage von W. Könen zum Städtebauförderungsgesetz stellt der Vorsitzende1 die Große Anfrage der Fraktion der SPD zur wirtschaftlichen Gesundung des Saarlandes2 zur Diskussion. Kurlbaum berichtet über die Beratungen dieser Anfrage im Arbeitskreis III.3 Die Fraktion stimmt der Großen Anfrage zu. Punkt 1 der TO4: Politischer Bericht; zugleich Vorbereitung der Plenarsitzungen gibt einen umfassenden Bericht zur außenpolitischen Lage, insbesondere im Hinblick auf die Ereignisse in der ČSSR.5 bezeichnet die Ausführungen von W. Brandt als Grundlage für die außenpolitische Generalaussprache.6 Für die Aussprache im Plenum seien zwei Redner je Fraktion vorgesehen. Die Debatte soll abgeschlossen werden durch eine gemeinsame Entschließung aller Fraktionen des Bundestages, deren Zustandekommen zum Zeit- punkt der Fraktionssitzung allerdings noch nicht zu übersehen sei. An der Aussprache beteiligen sich durch Diskussionsbeiträge und Fragen die Abgeord- neten Joachim Raffert, Gretel Berger-Heise, Harry Liehr, Karl Mommer, , Franz Neumann, Arthur Killat, Willy Könen, Manfred Schulte und Karl Riegel. Im Verlaufe der Diskussion ergreift auch der Vorsitzende das Wort.

1 Helmut Schmidt. 2 Entwurf liegt dem Protokoll bei. BT ANL. 123, Drs. V/3278. Vgl. dazu SPD-Fraktionssitzung am 17. Juni 1969, TOP 3. 3 Der Arbeitskreis Wirtschaftspolitik hatte sich in seiner Sitzung am Vormittag darauf geeinigt, die Anfrage in der Fraktion noch am selben Tag zu beschließen. Die saarländischen Abgeordneten ver- einbarten, eine Presserklärung zur Anfrage vorzubereiten. AdsD, SPD-BTF 5. WP, 463. 4 TO liegt dem Protokoll bei. 5 Am 21. August 1968 waren Truppen der Warschauer-Pakt-Staaten in die ČSSR einmarschiert, um die dortige Reformbewegung niederzuschlagen. Zum Ablauf der Ereignisse vgl. EUROPA-ARCHIV 1968, D 419 ff. Vgl. auch die Berichte Kiesingers und Brandts vor dem Auswärtigen Ausschuß, AUSWÄR- TIGER AUSSCHUSS 1965–1969, Dok. 68. 6 Bundeskanzler Kiesinger gab am 25. September für die Bundesregierung eine Erklärung zur außenpo- litischen Lage ab. BT STEN. BER. 67, S. 10049–10056. Die Generaldebatte fand am darauffolgenden Tag statt. Ebd., S. 10079–10120.

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Abschließend gibt Helmut Schmidt eine Übersicht über die von ihm geplanten Ausfüh- rungen bei der außenpolitischen Debatte. Zum Abschluß der Aussprache erteilt der Vorsitzende W. Brandt das Wort. Gegen Ende der Aussprache übernimmt Alex Möller den Vorsitz. Er macht zum Schluß den Vorschlag, daß sofort im Anschluß an das Ende der Plenarsitzung am 25. 9. 1968 eine Fraktionssitzung stattfinden soll,7 bei der über die Entschließung zu entscheiden sei. Die Fraktion erklärt sich mit diesem Vorschlag einverstanden. Punkt 2 der TO: Bundeszentrale für Sport Hermann Schmitt-Vockenhausen erläutert den Antrag der Fraktion der SPD, die Bun- desregierung aufzufordern, dem bis zum 1. 12. 1968 zu der in der Debatte vom 1. 12. 1967 angekündigten Bundeszentrale für Sport ihre Vorstellungen mitzutei- len.8 Die Fraktion stimmt ohne Aussprache zu. Zusätzlich zur TO wird die Erweiterung der Kommission zur Telephonkontrolle9 behandelt. Für die Kommission I wird vorgeschlagen: Martin Hirsch und Hermann Hansing, für die Kommission II: Dr. Otto Kunze, Deutscher Gewerkschaftsbund.10 Alex Möller teilt mit, daß die Nominierung von Dr. Kunze im Einverständnis von Ludwig Rosenberg gemacht werde. Die Fraktion stimmt ohne Aussprache diesen Vorschlägen zu. Punkt 3 der TO: Fraktionsdelegationen Frehsee berichtet über die Aufgabe dieser Fraktionsdelegationen11 und fordert zur ak- tiven Mitarbeit auf. Über die Durchführung und die dabei gewonnenen Erfahrungen findet eine kurze Aussprache statt. Punkt 4 der TO: Ausschuß-Umbesetzung Alex Möller erläutert den Vorschlag, daß Karl Wienand für die Dauer der Beratungen des Finanzreformgesetzes den Platz eines stellvertretenden Mitgliedes im Finanzausschuß von Hans Gertzen erhält. Die Fraktion erklärt sich ohne Aussprache einverstanden.

7 Vgl. SPD-Fraktionssitzung am 25. September 1968. 8 Entwurf liegt dem Protokoll bei. BT ANL. 123, Drs. V/3281. 9 § 9 Abs. 1 des am 13. August 1968 erlassenen Gesetzes zu Art. 10 GG (BGBl. 1968 I S. 949) verlangt die Einsetzung von zwei Kommissionen, um die Beschränkungen des Brief-, Post- und Fernmelde- geheimnisses zu überprüfen: (1) eine Kommission (»Abhörausschuß«) bestehend aus fünf vom Bun- destag bestimmten Abgeordneten, denen der Minister in Abständen von höchstens sechs Monaten über die Durchführung des Gesetzes berichtet; (2) eine aus drei Mitgliedern bestehende Kommission, der der Minister monatlich über angeordnete Beschränkungsmaßnahmen berichtet. Der Vorsitzende der Kommission muß die Befähigung zum Richteramt haben. Vgl. auch BULLETIN, Nr. 137 vom 25. Okto- ber 1968, S. 1204. 10 Für die Kommission I wurden am 16. Oktober 1968 vom Bundestag benannt: Hermann Hansing, Martin Hirsch (SPD), Bert Even, (CDU/CSU) und Wolfram Dorn (FDP), vgl. BT STEN. BER. 68, S. 10143. Even wurde wenig später durch Carl Otto Lenz ersetzt. Der Kommission II, die erst in der 6. Wahlperiode eingesetzt wurde, gehörten an: Otto Kunze (Justitiar des DGB) als Vorsitzender (SPD), Reinhold Mercker StS a. D. (CDU) und Friedrich Jacobs (FDP), vgl. auch ZParl 3 (1970), S. 286 f. 11 Vgl. auch SPD-Fraktionssitzung am 25. Juni 1968, TOP 2. Die Liste der Fraktionsdelegationen liegt dem Protokoll bei. Laut Protokoll des Fraktionsvorstands sollten die Delegationen im Oktober und November in »strukturell [schwierige] Gebiete« reisen und dort »mit Besichtigungen, Hearings und Pressekonferenzen in Erscheinung treten« – unter Einbindung der zuständigen Landtagsfraktionen und örtlichen Parteiorganisationen. AdsD, SPD-BTF 5. WP, 226. Es wurden Delegationen gebildet für Niedersachsen, Baden-Württemberg, das Saarland, Hessen-Süd, Hessen-Nord und Schleswig- Holstein.

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Punkt 5 der TO: Verschiedenes Frehsee gibt die Termine für die nächsten Fraktionssitzungen bekannt:

Mittwoch, den 25. 9. 1968 im Anschluß an die Plenarsitzung

Dienstag, den 15. 10. 1968, 16.00 Uhr. Ferner teilt Frehsee die Termine für die Einbringung und die Erste Lesung des Haus- halts 1969 mit (16.–18. 10. 1968). Hauptredner soll Hans Hermsdorf sein.

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