Mit Vorsicht, Aber Ohne Furcht
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31. Oktober /1. November 2020 / Nr. 44 www.katholische-sonntagszeitung.de Einzelverkaufspreis 2,60 Euro, 6070 Interessantes über Mit gemeinsamen Steinerne Heilige das Kloster Elchingen Werten Brücken bauen locken ins Tal Der Ruheständler Anton Aube- Peter Maurer, der Präsident des Bis zu vier Meter hoch sind die Stein- le beleuchtete die Geschichte des Internationalen Komitees vom fi guren im „Tal der Heiligen“ in der Klosters Elchingen. Daraus wurde Roten Kreuz, traf sich mit Papst Bretagne. Zum Abbild der Riwanon eine gut lesbare Disseration, die Franziskus. Im Interview erklärt (Foto) sollen Hunderte weitere Skulp- jetzt als Buch vorliegt und Interes- er, was die Hilfsorganisation mit turen kommen. Das Projekt ist ein santes zutage fördert. Seite 26 der Kirche verbindet. Seite 6 Touristenmagnet. Seite 32/33 Vor allem … Mit Vorsicht, Liebe Leserin, lieber Leser aber ohne Furcht enn wir doch eine feste Per- Wspektive hätten…“: So ähn- ngesichts steigender Infektionszahlen wird nun auch Allerheiligen im Zeichen lich hören wir es, gerade seit durch Avon Corona stehen. Die Pfarreien reagieren darauf mit strengeren Hygiene- mehr Corona-Infektionen die erhoff - maßnahmen bei den Gräbersegnungen und bemühen sich um mehr Termine. Der te Normalität wieder in die Ferne Vatikan hat den Allerseelen-Ablass auf den gesamten Monat November ausgedehnt. rückt. Verlässliches ersehnt, wen die Pandemie mit seiner Firma oder pri- Wie die Kirche in der Pandemie den Gläubigen weiter zur Seite stehen kann, erläu- vat in wirtschaftliche Nöte gedrängt tern die deutschen Bischöfe im Dokument „Fürchtet euch nicht!“. Seite 4 und 5 hat; oder wem die Enge in der Fami- lie oder kaum Besuchsmöglichkeiten in Klinik und Seniorenheim aufs Gemüt drücken. Alle spüren wir, wie verletzbar das Leben ist. Umso kostbarer, dass unsere Feste im Jahreslauf immer neu Durch-Blick anbieten: Unser Leben hat die heil- volle Perspektive! Gott hält uns den weiten Himmel off en, selbst wenn der nur verhangen aussieht. Licht ist noch am Ende des dunkelsten Tun- nels, im Tod. Feiern wir heuer be- wusst so Allerheiligen! Und stehen wir Christen zu Aller- seelen als Menschen der göttlichen Perspektive an den Gräbern. Nicht die Totengedenkfeier, die anders sein muss als sonst, nicht der prächtige Grabschmuck sind das Wesentliche. Entscheidend ist, dass wir mit Ver- trauen auf Gottes Möglichkeiten da- stehen; und einfühlsam verbunden mit denen, die nach schwierigen Ab- schieden unter Corona-Bedingungen heuer besonders ernst ihrer Lieben gedenken! Gesegnete Tage wünscht Ihr Harald Heinrich, Generalvikar Foto: Ranft,Foto: KNA, gem Foto: Zoepf 2 THEMA DER WOCHE 31. Oktober/1. November 2020 / Nr. 44 VOR 75 JAHREN Der, der nicht umfi el Gegen die Nazis und im Tod hielt sich der selige Pater Rupert Mayer aufrecht gesundheitlich angeschlagen, hielt der Jesuit in der Kreuzkapelle ne- ben der zerstörten Münchner Mi- chaelskirche den Acht-Uhr-Got- tesdienst. Der 69-Jährige verlas das Evangelium von den Seligpreisun- gen und stellte dann die Eucharis- tie in die Mitte seiner Predigt. Aus dieser „Nahrung“ schöpften die Menschen ihre Kraft zum Einsatz für den Nächsten. „Es ist der Herr“, sagte der Pater mit kräftiger Stim- Modern wie ihr Patron, der innovative me. Doch er brachte den Satz nicht Seelsorge betrieb: die Kirche zum seli- zu Ende. gen Pater Rupert Mayer in Poing. Zweimal noch waren lei- se die Worte „der Herr, der Herr“ zu vernehmen. Dann Info wurde es totenstill in der Ka- pelle, notiert Rita Haub in ihrer Biogra e über den Ordensmann. „Der richtige Mann Alle schauten auf den Prediger, für unsere Zeit“ der da vorn in der Kirche stand – verstummt, aber aufrecht. Für eine Heiligsprechung des seli- Seine Prothese, die er seit gen Rupert Mayer (1876 bis 1945) einer Verletzung und einer fehlt nach wie vor ein medizini- anschließenden Amputa- sches Wunder. Darauf hat der Vi- tion des linken Beines im zepostulator, Jesuitenpater Peter Ersten Weltkrieg trug, Linster, verwiesen. hielt ihn. Mayer war 1987 von Papst Johan- „Selbst im nes Paul II. im Münchner Olympia- Tod ist Pater stadion selig gesprochen wor- Mayer nicht den. Der auch als „Sozialapostel“ umgefallen“, betitulierte Ordensmann sei ein sagten später „leuchtendes Beispiel“ für den und bis heute die Widerstand gegen die Nazis und Münchner – und Kommunisten gewesen, betonte würdigen damit die Linster. Lebensleistung eines Hätte ihn der Ordensobere nicht Mannes, der schon aus der Schusslinie genommen, Das Gefängnisfoto von Pater Rupert Mayers Haft in Landsberg, früh gegen die Na- wäre der scharfe Prediger womög- wo ihn die Nazis einsperrten. Rechts: als Caritas-Sammler am 18. tionalsozialisten lich zum Märtyrer geworden. Der Mai 1935 vor der Münchner Michaels kirche, nachdem die Samm- kämpfte und sich Jesuit hat nach eigenen Worten lung verboten worden war. für Arme und deshalb die Hoffnung, dass eine Schwache ein- Heiligsprechung unter Umständen setzte. Zwei Mit- doch ohne ein Wunder erfolgen MÜNCHEN (KNA) – Der tödli- nden sie Ruhe brüder trugen könnte. „Pater Rupert Mayer wäre che Gehirnschlag tri t ihn am 1. vor dem Trubel den Bewusst- der richtige Mann gerade für unse- November 1945. Doch Pater Ru- in der Einkaufs- losen in ein re jetzige Zeit.“ pert Mayer bleibt aufrecht – wie meile. Es bleibt nahes Zim- Auf Mayer geht der Satz zurück: er es zeitlebens war: als unbeugsa- Zeit, ein Gebet mer. Eine im Wer Katholik ist, kann nicht Na- mer Prediger gegen die Nazis und zu sprechen, eine Gottesdienst tionalsozialist sein. Heute würde tatkräftiger Sozialapostel. Opferkerze aufzu- anwesende der Jesuit vermutlich sagen, wer stellen und mit der Ärztin stellte einen Katholik sei, könne keine populis- Das Luxus-Kaufhaus mit der rechten Hand die Gehirnschlag fest. tische und angstmachende Bewe- opulenten Fassade in der Münch- Bronzebüste des Se- Mayer wurde in gung unterstützen. Überhaupt sei ner Fußgängerzone mag au älliger ligen zu berühren. eine Klinik einge- Mayer ein Vorbild darin, wie er die sein als die nur wenige Schritte ent- Am 1. November liefert, wo er um Dinge beim Namen genannt habe. fernte Bürgersaalkirche. Mancher ist es 75 Jahre her, 11.10 Uhr verstarb. Er habe gewusst, dass Menschen- übersieht sie sogar. Doch viele wis- dass der Ordens- Die Nachricht vom würde für alle gelte und sich ent- sen diesen Rückzugsort zu schät- mann starb. Es war Tode des sprechend für Arme und Einsame zen: Hier, am Grab von Jesuitenpa- der Allerheiligen- Sozial- eingesetzt. KNA ter Rupert Mayer (1876 bis 1945), tag 1945: Obwohl apos tels 31. Oktober/1. November 2020 / Nr. 44 THEMA DER WOCHE 3 Aufrecht hielt sich Pater Rupert Mayer schon als junger Divisionspfarrer mit Spürhündin Erna 1915 in den Vogesen. Das linke Bein, das er im Ersten Weltkrieg verlor, musste durch eine Prothese ersetzt werden. Rechts: Am 3. Mai 1987 sprach Johannes Paul II. den aufrechten Pater im Münchner Olympiastadion selig. Fotos: KNA verbreitete sich schnell. In den Eltern ermöglichten ihm und den nächsten Tagen strömten Tausende fünf Geschwistern eine umfassen- Rupert Mayer als Vorbild zum im offenen Sarg aufgebahrten de Bildung samt Geigenunterricht Pater. Genauso viele mögen es ge- und Reitstunden. Nach dem Abitur wesen sein, als am 4. November in studierte der junge Mann Theolo- Bischof Bertram in die Wiege gelegt Pullach das Requiem für den Ver- gie im schweizerischen Freiburg, storbenen stattfand und dieser auf in München und Tübingen. 1899 Nicht nur in München erfreut sich der dem dortigen Ordensfriedhof be- folgte in Rottenburg die Priester- selige Rupert Mayer großer Bewunde- graben wurde. weihe. rung und Verehrung. Einer derjenigen, Ein Jahr später entschied sich der der den Jesuiten sehr schätzt, ist der Rückzug nach Ettal Schwabe für den Eintritt bei den in Kaufering aufgewachsene, heutige Jesuiten im österreichischen Feld- Bischof von Augsburg, Bertram Meier. Im Mai 1945, nach Ende des kirch. 1912 kam er nach München. Gegenüber unserer Zeitung erinnert Zweiten Weltkriegs, war der Jesuit Als der Erste Weltkrieg ausbrach, er sich: aus dem oberbayerischen Kloster meldete er sich freiwillig als Feld- Pater Rupert Mayer wurde mir im Ettal ins zerbombte München zu- geistlicher. Die Not der Menschen wörtlichen Sinn mit in die Wiege rückgekehrt. Seit 1940 hatte er lindern und das Wort erheben, wo gelegt, weil am 20. Juli 1960, dem bei den Benediktinern Zuflucht es nötig ist: So lautete seine Maxi- Tag, an dem ich das Licht der Welt er- gefunden, nachdem die Kirchenlei- me. blickte, sein Seligsprechungsprozess tung den körperlich geschwächten eröffnet wurde. Deshalb gehörte es Mann nach mehrmaligen Verhören Niemals Nationalsozialist zum Pflichtprogramm meiner Mutter, und einer Inhaftierung im Konzen- dass sie den kleinen Bertram bei ih- berüchtigtes Buch „Mein Kampf“ ver- trationslager Sachsenhausen aus der Folgerichtig schwieg der Ordens- ren Münchner Stadtbummeln in die fasste. Schusslinie der Nazis genommen mann nicht, als die Nazis die Macht Bürgersaalkirche mitnahm, um Pater Pater Mayer hat nicht nur mit Worten hatte. übernahmen: „Ich werde ihnen Rupert Mayer zu besuchen und zu be- das Evangelium bezeugt, sondern Nun setzte er sich wieder als ganz klar sagen, dass ein deutscher ten. Schon als Kind und Jugendlicher ihm auch Hand und Fuß gegeben. So Präses der Marianischen Männer- Katholik niemals Nationalsozialist hat mich seine Persönlichkeit ange- hat er in seiner Zeit innovative pasto- kongregation für die Belange der sein kann.“ sprochen. rale Projekte aufgesetzt, zum Beispiel Menschen ein. In vielerlei Nöten Papst Johannes Paul II. sprach Einige Charakterzüge