g

046 keyboards test cd

text: Martin Gerke foto: Dieter Stork

Korg M3 – /Sampler Triton-Nachfolger mit OASYS-Power

Die bewährte Triton-Linie wird abgelöst. Und der neuen Workstation im weißen „i“-Design steht der vertraute Buchstabe „M“ vornan; in Verbindung mit einer „1“ hat jenes Gerät vor Jahren schon mal höchste Verkaufszahlen erreicht. Mal sehen, ob die M3 Workstation da anknüpfen kann. Track 03

Demo-Songs & die wichtigsten Sounds CD

KEYBOARDS 3.2007 g

047

Nach dem Anschalten entpuppt sich die M3 Stereosamples gibt es nur wenige. Ein Piano in man nach musikalischen Attributen vorgehen, schnell als OASYS-Ableger: Das Display hat zwar vier Dynamikstufen, zwei Brass-Ensembles und wie Dichte oder etwa Komplexität. Sie können nur ein gutes Viertel der Größe des OASYS-Bild- ein Streich-Ensemble, das war’s. KARMA aber auch einfach einzelne Klänge „ani- schirms, ist aber trotzdem übersichtlich und In der Filterabteilung gibt es gleich zwei reso- mieren“ lassen und erzeugen beispielsweise hell; und das Wichtigste – es ist berührungs- nierende Modelle pro Oszillator. Dabei hat man authentische Gitarrenbegleitungen in den ver- empfindlich und damit intuitiv zu bedienen. die Wahl zwischen Tief-, Hoch-, Bandpass und schiedensten Spielweisen – vom zarten Finger- Unterhalb des Displays aber eindeutig ein Bandsperre. Wahlweise lassen sich die Filter Picking bis zu satten Strummings: alles sehr OASYS-Element: Die acht anschlagdynamischen einfach (12dB), parallel oder seriell (24dB) überzeugend. Ebenso gelingen im Handum- Pads können Riffs, Patterns oder Samples abru- betreiben. Damit sollten sich die meisten Auf- drehen Bass-Lines oder spacig-abgedrehte fen, was auch dem Performance-orientierten gaben bewältigen lassen. Ein Kammfilter wäre Arpeggiator-Motive, wobei immer das Beson- Konzept der M3 gut zu Gesicht steht. Mit dem vielleicht noch schön gewesen. Die Filter sind dere der musikalisch-kreative Zugang ist: Die Design geht neue Wege; mit einer Anmu- keine Charakterschweine, aber flexibel und einzelnen Parameter wie Tempo, Swing-Faktor tung irgendwo zwischen Udo-Jürgens-Gala-Flü- wohlklingend. oder Notenhäufigkeit lassen sich nämlich wie gel und modernster Gerätemedizin hat die M3 In der Amp-Sektion kann man durch Filterung andere Syntheseparameter auch per Schiebe- keine Probleme, sich optisch in ein „i“-Umfeld verlorene Lautstärke wieder aufholen oder den regler in Echtzeit manipulieren. mit diversen Apfelprodukten zu integrieren. Gesamtsound mit einem zusätzlichen Frequenz- Verschiedene KARMA-Situationen lassen sich in Die M3 wird in verschiedenen Größen angebo- entzerrer in die gewünschte Richtung modellie- acht so genannten Scenes abspeichern. Somit ten: als tastaturloses Modul M3m, das leider ren. Wenn die Wände wackeln sollen, dreht bekommt man rhythmische und arrangement- nicht 19"-kompatibel ist, und in den Tastatur- man den Extra „LowBoost“ rein. technische Variationen einer Performance auf varianten mit 61er-, 73er- und 88er-Tastatur, Für die Modulation stehen zwei LFOs pro Stimme Knopfdruck. Das KARMA-System ist seit der wobei letztere gewichtet ist. Die konstruktive bereit, die neben den üblichen Wellenformen ersten Version (in der gleich benannten Work- Besonderheit ist dabei, dass sich das Modul direkt auf eine Tastatur setzen lässt. Es gibt also keine eigenständige Expanderbauform, sondern die M3 lässt sich entweder als Modul oder in Kombination mit einer Tastatur nutzen. Dieses Prinzip ist ja schon vom Radias her bekannt. Auf der 88er-Tastatur kann man dann sogar zwei Module unterbringen; also zweimal die M3 (wenn man das wirklich brauchen sollte) oder zusätzlich zum M3-Modul den Original-Radias- – letzteres klappt sogar schon auf der 73er-Tastatur. Das macht die M3 natürlich äußerst interessant für den vielbeschäftigten Keyboarder: Denkbar wäre, sich zu Hause das Modul aus der 61er-Tastatur zu schnappen, um es im Proberaum an die 73er-Tastatur zu docke oder beim Gig in der Hotelbar mit der 88er- Tastatur zu glänzen. Neben Eingaberad und Zahlenfeld finden sich rechts vom Display auch die Taster zur Soundanwahl sowie für Sampler und Sequenzer. Synthese Die neue Synthese hört auf den Namen „EDS“ – auch verschiedene Zufälligkeitsmodi haben. Für stationvariante) ein deutliches Stück fort- das kommt von Enhanced Definition Synthesis – experimentellere Sounds ist das sehr inspirie- geschritten. Sollten Sie die Entwicklung seitdem und stützt sich auf eine neue Generation von rend. Die LFOs lassen sich natürlich auch zum nicht weiter verfolgt haben, kann ich Ihnen das Prozessoren, die parallel zu denen vom OASYS Songtempo synchronisieren. Antesten der hiermit aktuellen Version nur ans entwickelt wurden. 256 MB an Samplematerial Hüllkurven gibt es an den relevanten Modula- Herz legen. Mit den neu hinzugekommenen steht dann den M3-Algorithmen mit 120 Stim- tionszielen Tonhöhe, Lautstärke und Filter Drum-Tracks produziert die neue Korg Worksta- men in 16 Bit mit 48 kHz zur Weiterverarbei- jeweils einmal pro Oszillator. tion überzeugende Basic-Tracks. Es macht nicht tung zur Verfügung. Dieses Grundmaterial ord- nur riesigen Spaß, damit zu Jammen, sondern net sich in 1.032 Multisamples und 1606 es ist gleichermaßen sehr inspirierend. Eindeu- Schlagzeugsamples. Viele Mappings berücksich- KARMA tig ein Pluspunkt der M3. tigen dabei vierfache Anschlagdynamik und Die komplette KARMA-Engine, wie man sie vom echtes Stereosampling. Die Auswahl der Grund- OASYS her kennt, ist mit an Bord. Vier verschie- wellenformen gestaltet sich beim Programmie- dene und unabhängige Sequenzmuster lassen Effekte ren komfortabel, weil auch hier schon ein Library- sich gleichzeitig nutzen. Dabei geht KARMA Die Effekte tragen trotz hochwertigem Grund- System die Wellenformen nach Kategorien über die Funktion eines herkömmlichen Arpeg- sound der Programs noch einmal viel zum geordnet präsentiert. Neben den üblichen giators hinaus, und auch die Bezeichnung gelungenen Endergebnis bei. Es gibt insgesamt Instrumentenkategorien fällt hier gleich die „Begleitautomatik“ würde der Sache nicht fünf Insert-Effekte, zwei Master-Effekte und Registerkarte „Wavestation“ ins Auge, deren gerecht. Zwar kann KARMA in Echtzeit gesteuerte einen Total-Effekt pro Program oder Combina- Wellenvorrat hier komplett re-inkarniert. Backings erzeugen, aber bei der Kontrolle kann tion. Eine Menge Holz. Neben den üblichen

3.2007 KEYBOARDS g

048 keyboards test cd

Delays, Hallprogrammen, Flangern und Chorus- – ein geschundenes Tonband mit entsprechen- Die Effektsammlung ist wirklich komplett und Programmen gibt es auch die komplette Dyna- dem Rauschpegel lässt sich auch zuschalten, lässt sich immer über Controller oder Modulato- mikbearbeitung mit Kompressoren und Limitern. natürlich lassen sich die Farbe des Rauschens ren sinnvoll in die Synthese einbinden. Das Auch Exotisches ist hier zu finden: und die Bandgeschwindigkeit genau einstel- Thema EQ wird ja bereits innerhalb eines Pro- – ein „Stereo-Random-Filter“, das zwei per LFO len; gramms oder einer Combination komplett erle- modulierte Filter pro Audiokanal gegeneinander – verschiedene Verstärkertypen drücken Gitar- digt, sodass die restlichen Effekte effizient laufen lässt; ren, Bässen oder verzerrten Drums ihren cha- genutzt werden können. – ein „Talking Modulator“, der die typischen rakteristischen Stempel auf; Vokale zwischen „a“ und „u“ aus dem Material – ein Stereo-Ringmodulator, der sich per Rib- per Formantfilter herausmodelliert, natürlich bon-Controller oder über die Tastatur in der Sampling auch mit stufenlosen Übergängen; Modulationsfrequenz kontrollieren lässt. Die Menüseite für das Sampeln eigener Wellen- formen gestaltet sich übersichtlich und lässt nichts vermissen, was man zum schnellen Arbeiten braucht. Auf dem ersten Bildschirm gibt eine grafische Anzeige Auskunft über den Eingangspegel. Das aufgenommene Sample lässt sich sofort einer Note auf der Tastatur zuweisen. Für das Auslösen des Samplevor- gangs gibt es die Option, den Samplevorgang per Touchscreenbestätigung, per Keyboard- tastatur oder über einen einzustellenden Schwellenwert des Eingangspegels auszulösen. Die Standardbearbeitungen wie Truncate und Normalize lassen sich über ein Zusatzmenü auf- rufen. Das Loop-Editing findet, wie auch das Organisieren von Multisamples, auf einer eige- nen Menüseite statt, die über den Taster Page- Select aufgerufen werden kann. Ein fertig edi- tierties Multisample kann dann als Wellenform in einem Program aufgerufen werden. Eigene Samples können auch extern auf einer USB-Festplatte oder einem USB-Stick gespei- chert werden, von wo sie dann auch auf einem PC als WAV oder AIFF in einen Wave-Editor gela- Während die ersten vier Schieberegler fest auf Cutoff, Resonance, EQ Intensity und EQ Release den werden können. Importieren kann man geschaltet sind, lassen sich die vier User-Regler individuell zuweisen. WAV, AIFF, Soundfont 2.0 und Akai-Samples (S1000/3000).

KEYBOARDS 3.2007 g

049

Software vom Rechner aus komplett editieren Combination „004 ProStrings XY Solo“ auspro- zu können. Leider waren zum Zeitpunkt des bieren: dort wechselt man zwischen Solostrei- Redaktionsschlusses die Treiber für die korrekte cher und großem Ensemble mit einem Finger- Geräteerkennung noch nicht fehlerfrei. Eine wisch über das Display und kann so auch stufen- zeitnahe Bereitstellung der Treiber ist aber von lose Überblendungen beider Sounds erreichen: Korg angekündigt. Auf dem höchsten gehaltenen Ton einer Violinen- Außerdem lassen sich zwei externe USB-Fest- kadenz steigt dann das Tutti mit Klanggewalt platten als Speichermedium anschließen. Ach ein. Das wirkt schon sehr lebendig und bereitet ja, das klassische MIDI-Trio ist natürlich auch puren Spielspaß. noch da. Für den Livebetrieb ist die M3 von den Sounds her natürlich bestens vorbereitet. Der Zwei- Achsen-Joystick und der Ribbon-Controller Praxis sowie das aktivierte X/Y-Pad sind auf jeden Fall Die Arbeit mit dem berührungsempfindlichen live-tauglich. Nicht so sicher bin ich mir da mit Monitor geht flott von der Hand, obwohl man den Schiebereglern der Kontrolloberfläche im bei manchen Schaltflächen schon recht genau Zusammenspiel mit dem berührungsempfind- zielen muss. Einen Riesenspaß macht das lichen Display. Die Regler liegen für mein Benutzen des Displays im X-Y-Modus. Dann ver- Gefühl etwas dicht beieinander. färbt sich die grafische Darstellung in verschie- Die ab Werk gewählte Zuweisung der Parame- denen Farben abhängig von der Position des ter mag vielleicht nicht immer passen, aber Fingers und wird zur großflächigen Modula- dafür kann man ja die vier User-Parameter auch tionsspielhilfe. Auf diese Weise lassen sich je individuell zuweisen. Die ersten vier Regler sind nach Programmierung Effekte, Filter und was es immer fest mit Filter-Cutoff und -Resonance sonst noch so gibt verbiegen. sowie Intensität der Hüllkurvenwirkung und Nach kurzem Überblick über die Anordnung der Bei geschickter Programmierung hat man ver- Ausschwingzeit belegt. Für schnelle Zugriffe in üblichen Samplingwerkzeuge und deren Vertei- schiedene Situationen, die man für ein Stück der Livehektik hat man also die wichtigsten Para- lung über die verschiedenen Screens steht braucht, in allen vier Ecken des Displays positio- meter im Griff. einer reibungslosen Sampleorgie mit der M3 niert. Bei gedrücktem Hold-Taster merkt sich Das Spielgefühl der Tastatur (61 Tasten) ist ange- nichts mehr im Weg. Einen Sampling-Editor für das Display die letzte Position und verharrt dort nehm und präzise und für eine Synthesizertas- die M3 am Rechner vermisse ich eigentlich mit den aktuellen Werten. Man spielt einige tatur sehr gut. nicht, obwohl der natürlich das Bild für ausge- Zeit und hat dabei beide Hände frei; soll die sprochene Mausarbeiter zur Gänze abrunden Situation sich ändern, fährt man mit dem Finger würde. auf dem Display in eine andere Ecke, um mit Sequenzer Leider liegt beim Arbeitsspeicher die Obergrenze dem modifizierten Sound weiterzuspielen. Ein- Der On-Board-Sequenzer hat für eine Music- für Samples bei 320 MB. Speicher kostet heute drucksvoll kann man das beispielsweise bei der Workstation ein gehobenes Niveau mit hoher nicht mehr die Welt, warum also diese Grenze?

Anschlüsse und Integration Es gibt zwei analoge, regelbare Klinkeneingänge für das Sampling, und für die Ansteuerung des Vocoders bzw. der Effektsektion. Ihren Weg nach draußen finden die Sounds über sechs Klinke-Audioausgänge. Wer digital arbeiten möchte, kann die M3 optisch per S/PDIF in sein Setup integrieren. Optional lässt sich ein FireWire-Board nachrüsten, wel- ches die M3 in Verbindung mit dem im Liefer- umfang enthaltenen Plug-In-Editor vollständig in eine DAW-Umgebung integriert und wie ein VST-Instrument handhaben lässt, ohne dabei jedoch die CPU des Computers entscheidend zu belasten. So können direkt zwischen Computer und M3 MIDI-Daten und -Befehle gesendet und empfangen und sogar digitale Audio-Daten (2 × In / 6 × Out) gestreamt werden – das Ganze nennt sich im Korg-Jargon „Virtualized Hardware“. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, die M3 per USB an einen Rechner anzudocken, um sie Für das komfortable Editieren am Rechner gibt es den Editor im Korg-Design, wie man ihn ähnlich mit der mitgelieferten übersichtlichen Standalone- von der M-1 der Digital-Edition her kennt. Hier ein Init-Single-Program.

3.2007 KEYBOARDS g

050 keyboards test cd

Optional lässt sich ein FireWire-Board nachrüsten, welches die M3 in Verbindung mit dem Plug-In-Editor vollständig in eine DAW-Umgebung integriert und wie ein VST-Instrument handhaben lässt, ohne dabei jedoch die CPU des Computers entscheidend zu belasten. So können direkt zwischen Computer und M3 MIDI-Daten und -Befehle gesendet und empfangen und sogar digitale Audio-Daten (2 x In / 6 x Out) gestreamt werden.

Auflösung. Auf 16 Spuren kann man mit nachträg- Hier im Schnelldurchlauf, was mir bei den M3- Tubular Bells kenne ich noch aus dem Wave- lichem Punch-in und -out aufnehmen und die auf- Sounds im praktischen Einsatz mehr oder weni- ROM der M-1. Mir fehlen ein paar DX-Bells oder gezeichneten Events mit Hilfe eines umfassenden ger schön auffiel: eine Kirchenglocke, die in den tieferen Berei- Angebots an direkt zur Verfügung stehenden Keyboards: Das akustische Piano besteht aus chen etwas mehr her macht. Schön sind wieder Bearbeitungsfunktionen nachträglich über das bis zu vier Dynamikstufen, liegt als Stereowel- die ethnischen Klangfarben wie Santur, Gamelan Track-Edit-Menü editieren. Der M3-Sequenzer lenform bereit und entpuppt sich als ein kräfti- oder Kalimba. eignet sich vor allem für das schnelle und spon- ger Flügelsound, dynamisch spielbar und von Strings: Die Streicher gefallen mir. Sie profitie- tane Festhalten von musikalischen Ideen oder Bass bis Diskant in allen Lagen überzeugend. ren ganz klar von den echten Stereosamples. In um z.B. im Liveeinsatz auf der Bühne vorberei- Geeignet für alles zwischen Klassik und Jazz. Verbindung mit dem filtersteuernden Ribbon- tete Backings auf Knopfdruck abzufeuern. Die E-Pianos sind typisch weich und glockig, Controller lassen sich hier wirklich überzeugende vom 70er-Rhodes-Gewaber bis hin zur 80er-DX- Passagen mit glaubwürdiger Dynamik erstellen, Ästhetik. Die Clavinet-Sounds sind knackig und solange man die Länge der Samples nicht zu Sound drahtig, so wie es sein soll. sehr in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten Erwartungsgemäß ist das Niveau hier hoch anzu- Organs: Keine Abstriche muss man bei den lässt. Im Ensemble klingt das alles sehr schön, siedeln: Der Sound ist druckvoll und sauber und Orgeln machen; alle Charaktere von cheesy aber solistisch ist ab einer Ganzen Note Vorsicht bringt die bekannte Korg-Ästhetik mit sich, die meiner Meinung nach immer schon perfekt für Synthesizersounds geeignet war – mit leichten Abstrichen bei den Naturimitaten. Jedoch muss man hier genauer differenzieren, denn die Natur- streicher als Ensemble oder solo sind sehr gelungen, das Klavier und die Gitarren gehen auch in Ordnung, nur die Holzbläser sind mir meist noch einen Tick zu synthetisch. Hinsichtlich der Natursounds ist die direkte Kon- kurrenz (Yamaha XS) immer eine Nasenlänge voraus, was sich für mich insbesondere am XA- Mode (Extended Articulation) festmachen lässt. Auch die Gitarren gefallen mir dort besser. Aber als Flächenleger und Synthetiklieferant macht die M3 eine sehr gute Figur. Auf ganzer Linie überzeugen kann die M3 bei komplexeren Arrangements, wo sich die Sounds wirklich gut mischen und auch ohne viele Effekte ein rundes und attraktives Klangbild abgeben. Vergleicht man den Grundsound mit der mehr als doppelt so teuren OASYS-Workstation, so sind die beiden in vielen Fällen vom Charakter

her sehr dicht beieinander; die OASYS zeichnet Das berührungsempfindliche Display – im X-Y-Modus kann es auch als Modulationsspielhilfe aber die Details feiner, macht weitere Räume eingesetzt werden. auf, hat einen aufgeräumteren Bassbereich und klingt immer noch eine Spur edler und polierter. In oder rotzig bis groß und erhaben sind überzeugend geboten – das ist aber bei allen Workstations so. den Mitten scheint die M3 immer etwas weniger in Szene gesetzt. Eine leichte Übung für die M3. Auch die Solostreicher können durch ihren wei- vom Schöngeist der OASYS zu haben, was aber Bells: Das Vibrafon klingt voll und rund. Mit den chen Klangcharakter überzeugen. Synthetik- der Durchsetzungsfähigkeit im Mix durchaus zu- Wellenformen der Wavestation kann man auch streicher sind auch kein Thema, zumal hier auch träglich sein kann – in Live-Situationen wird hier die guten VS-Bellsounds machen, die auch wieder die Wavestation-Wellenformen hilfreich man sich darüber besonders freuen. schon eine Stärke der Wavestation waren. Die zur Seite stehen.

KEYBOARDS 3.2007 g

051

Voice: Uhh, Öhh, Ahh, Dahh, Dab, Uoohh, Jaaaa hilfen, und die bewegteren und rhythmischen – all das kann von den Voice-Sounds der M3 Programme sind fantasievoll und lebhaft pro- gesungen werden. Der klassische Chorsound grammiert. Hier gibt es nichts zu meckern. auf Ahh hätte sicher noch Volumen gewonnen, wenn er längere Samples in Stereo gehabt hätte. Insgesamt geht die Abteilung Chor und Radias Stimme in Ordnung, wobei ich hier eher nach Die Radias-Engine lässt sich optional als Erwei- synthetischen Voice-Sounds suchen würde. terung einbauen. Was für die normalen M3- Brass: Hier finden sich volle Ensembles im typi- Synthsounds gilt, stimmt erst recht bei den schen Korg-Bläsersound, also untenrum kräftig Sounds der Radias-Erweiterung, zumal hier das und insgesamt durchsetzungsfähig. Am besten Tiefpassfilter noch mal kräftiger und mit mehr gefallen auch hier die Stereo-Brass-Ensembles, Charakter zupackt. Da wir es hier mit echten, bei denen es auch gesampelte Falls gibt. virtuellen Oszillatoren zu tun haben, wirken Wood: Ganz originell ist die Flöte, für die es viele Sounds eine Spur frischer und bieten noch jazzige Anblasgeräusche Im „Jethro-Tull“-Stil mehr Flexibilität bei der Manipulation der profil gibt. Die Klarinetten sind sehr gut, das Fagott Grundwellenformen. Auch der Vocoder hat eine funktioniert auch noch. Trotzdem will bei mir so gute Sprachverständlichkeit und ermöglicht die Konzept: keine rechte Freude aufkommen. Die Holz- immergrünen Vocoder-Sounds zwischen Kraft- Workstation/Sampler mit DAW- bläserabteilung finde ich insgesamt eher durch- werk und Moloko. Im Radias gibt es dann auch Integration schnittlich. Das habe ich woanders schon besser ein schickes Kammfilter, das ja in der Grundsyn- Klangerzeugung: gehört. these der M3 fehlt. 256 MB Wellenformspeicher, 1.032 Guitar: Bei den Gitarren gefallen mir die ober- Die Bedienung geht bei der Hardwareversion Multisamples und 1.606 Drumsamples, tonreichen 12-Saiter und die mit Effekten breit zwar etwas flotter und intuitiver von der Hand, KARMA-Funktion der 2. Generation gemachten Stratocaster-Sounds, beide werden aber dafür hat man hier das X/Y-Pad. Sampling: im Arrangement gut funktionieren. Ein bisschen „Open-Sampling“-System bis zu 320 MB mager kommt mir dagegen der gewöhnliche Sequenzer: Akustik-6-Saiter vor, da gibt es nicht mal Slides. Fazit 16-Spur-Sequenzer mit 480 PPQ und Seit M1-Tagen scheint sich hier nur die Klang- Die M3 ist schon mal ein Hingucker: die Work- max. 210.000 Noten qualität, nicht aber der Grundcharakter des station, die auch Frauen gefällt. Aber hier ist Controller: Klanges in seiner Spielbarkeit verändert zu längst nicht alles Design, denn darunter verbirgt berührungsempfindliches Farbdisplay, haben. Erstaunlich gut wiederum fand ich die sich – wie man es von Korg gewohnt ist – ein X/Y-Pad zur Echtzeitsteuerung, acht E-Gitarren-Leadsounds, bei denen man schön Powertool für Live- und Studioanwendungen. anschlagdynamische Pads, Ribbon mit Obertönen und Verzerrung spielen kann. Die M3 ist dank Softwareintegration, zahlreicher Effekte: Bass: Als Erstes fällt mir der warme Akustikbass Anschlüsse, breiter und wandlungsfähiger 5 Insert-Effekte, 2 Master-Effekte, auf, der ein besonders gelungenes Velocity- Klangpalette und spielfreudiger Bedienober- 1 Total-Effekt mit jeweils 170 Typen Mapping hat. Bei stärker angeschlagenen fläche im Studio eine echte Waffe. Hersteller / Vertrieb / Internet: Noten hört man die Saiten schnarren, und die Auch im Livebetrieb zaht sich die umfassende Korg / Korg & More / www.korg.de höheren Töne fangen an zu singen. Sehr schön! Ausstattung an Hardware-Controllern in Verbin- UvP / Straßenpreis: Freche bis böse Synthbässe und warme bis dung mit dem Touchdisplay aus. Wenn man die 61 Tasten: E 2.736,– / ca. E 2.300,– knallende E-Bässe runden jedes Arrangement Sounds, die man live abrufen möchte, gut auf 73 Tasten: E 3.212,– / ca. E 2.700,– überzeugend nach unten ab. Einziger Makel die Controller Joystick und Ribbon abstimmt, 88 Tasten: E 3.807,– / ca. E 3.200,– sind vielleicht fehlende Zusatzgeräusche wie sollte es auch auf der Bühne keine Probleme M3-M (Expander): Slides und Stops, um einen höheren Realismus geben. E 2.260,– / ca. E 1.900,– bei E-Bassspuren zu erreichen. Der Sound ist durchsetzungsfähig und modern Radias-Option: E 416,– / ca. E 350,– Drums: Bei den Schlagzeugsamples bleiben und überzeugt sowohl live als auch im Studio. FireWire-Option: E 297,– / ca. E 250,– keine Wünsche offen: mächtige Rock-Kits, die Hier punktet Korg mit einem durchweg moder- Sampling-Option (nur im Korg Online- recht natürlich klingen, technoidere Sets zwi- neren Klangcharakter. Ganz und gar nicht unter- Shop erhältlich): E 129,– schen HipHop und Electro oder Jazz-Brush-Kits – schätzen sollte man das KARMA-System, das alles kein Problem für die M3. Auch die Percus- hier in der zweiten Generation vorliegt: eine sion-Sets wissen zu gefallen. Kleiner Tipp für nicht versiegende Inspirationsquelle und gleich- + sehr gute Klangqualität die verspielteren Keyboard-Drummer unter uns: zeitig ein tolles Performance- und Komposi- + schickes Design Bei laufender Rhythmussequenz einfach mal tionstool. + inspirierendes Gesamtkonzept die Kontrolloberfläche auf „Tone-Adjust“ schal- Technisch lässt die M3 kaum etwas zu wün- + X/Y-Pad & Touchscreen ten und dann den ersten Regler schieben, der schen übrig; und so dürfte die entscheidende + voller Sound bei komplexeren mit einem mal alle Tonhöhen verschieben Differenzierung gegenüber der Konkurrenz die Arrangements im Combination-Modus kann. Im Zusammenspiel mit Elektro-Kits lassen allgemeine Soundästhetik sein; und da hilft im + integriertes KARMA-System sich so originelle Breaks basteln. Zweifelsfall nur eines: selber antesten! Gehen + vollständige Integration in DAW- Synths: Die synthetischen Klangfarben sind Sie also zum Händler Ihres Vertrauens, und ver- Umgebung durch die Bank überzeugend. Flächen sind weit gleichen Sie die Korg M3 mit einem Yamaha XS und groß, die Leads bieten einiges an spektraler oder einem Roland FantomX. ↵ – Sample-RAM-Limitierung auf 320MB Abwechslung bei Betätigung der diversen Spiel-

3.2007 KEYBOARDS