Die Israelische Demokratie Und Der Nahostkonflikt
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Die israelische Demokratie und der Nahostkonflikt Ein Tagesseminar des Mideast Freedom Forum Berlin www.bildungsbaustein-israel.de Facebook: Bildungsbaustein Israel Inhaltsverzeichnis Station 1: Israelische Demokratie in der Praxis – Gewaltenteilung, Grund- rechte und besondere Herausforderungen ................................................... 2 Station 2: Zur wechselvollen Geschichte des Nahen Ostens bis zum Ende des Ersten Weltkrieges .................................................................................18 Station 3: Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gründung Israels .........................25 Station 4: 1967 bis heute: Versuche einer Zweistaatenlösung zwischen Is- raelis und Palästinensern ............................................................................38 Station 5: Der Blick auf Israel ......................................................................51 1 Station 1: Israelische Demokratie in der Praxis – Gewaltenteilung, Grundrechte und besondere Herausforderungen Hintergrundartikel: Die Grundgesetze (Basic Laws) und die Unabhän- gigkeitserklärung Der UN-Teilungsplan von 1947 forderte den neu zu gründenden jüdischen (und arabischen) Staat auf, sich demokratisch zu organisieren und sich eine Verfassung zu geben. In der israelischen Unabhängig- keitserklärung vom 14. Mai 1948 verpflichtete sich Israels provisorische Volksvertretung, bis zum 1. Ok- tober des gleichen Jahres eine Verfassung zu verabschieden. Dazu kam das Land, das sich seit dem Tag seiner Gründung im Kriegszustand befindet, bis heute nicht. Gleichwohl ist Israel ein demokratisches Staatswesen, dessen Institutionen nach allgemein anerkannten Regeln funktionieren. Der jüdische Staat hat bei seiner Gründung 1948 zur Wahrung der Rechtssicher- heit zunächst alle Regelungen aus der Mandatsherrschaft der Briten übernommen (vgl. Begleittext zum israelischen Rechtssystem), deren Staat bis heute selbst keine geschriebene Verfassung hat. Ferner hat die Knesset seit 1958 insgesamt dreizehn so genannte Grundgesetze (Basic Laws) verabschiedet, die die Grundlagen des Staatswesens (Parlament, Regierung, Präsidentenamt, Gerichtsbarkeit, Armee usw.) und elementare Bürgerrechte (Persönliche Freiheit und Menschenwürde, freie Berufswahl) festlegen. Die Grundgesetze zur Bestimmung elementarer Bürgerrechte wurden erst in den 1990er Jahren verab- schiedet. Nicht zufällig wurde diesen beiden grundrechtsrelevanten Grundgesetzen ein Zusatz beigestellt: „Die grundlegenden Menschenrechte in Israel fußen auf der Anerkennung des Werts und der Unantast- barkeit menschlichen Lebens und dem Prinzip, dass alle Menschen frei sind. Diese Rechte sollen in dem Sinne aufrechtgehalten werden, wie er in der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel dargelegt ist.“ Die israelischen Grundgesetze sind nicht direkt mit den Artikeln des deutschen Grundgesetzes gleichzu- setzen. Sie werden als Bestandteil einer noch nicht systematisch ausgearbeiteten Verfassung verstan- den. Es ist unter israelischen Verfassungsrechtlern umstritten, ob ein Grundgesetz Vorrang vor anderen Gesetzen hat. Einige Beschlüsse des Obersten Gerichts weisen aber in diese Richtung, insofern es Ge- setzesinhalte und Maßnahmen, die der in einem Grundgesetz verbrieften Würde und Freiheit widerspra- chen, revidiert hat. Zudem enthalten die Grundgesetze zu den Bürgerrechten in sich Bestimmungen, um nicht wie andere Gesetze eingeschränkt oder gar aufgehoben werden zu können. Obwohl das Oberste Gericht in einer seiner ersten Entscheidungen festgelegt hat, dass sich aus der Un- abhängigkeitserklärung keine direkten Rechtsansprüche ableiten lassen, ist sie maßgebliche Richtschnur für die Gesetzgebung und die Auslegungspraxis der Gerichte Israels. Die Grundgesetze zu den Bürger- rechten sind so gesehen die schriftliche Fixierung eines Gewohnheitsrechts, das die israelische Rechts- entwicklung seit jeher geprägt hat. Wann Israel eine ausgearbeitete Verfassung haben wird, ist derzeit nicht abzusehen. Deshalb kommt den Gerichten bei der Fortentwicklung der Bürgerrechte in Israel weiterhin eine Schlüsselrolle zu. 2 Dokument: Die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel (1948) Im Lande Israel entstand das jüdische Volk. Hier nach dem Lande Israel aufzubrechen und ihr prägte sich sein geistiges, religiöses und politi- Recht auf ein Dasein in Würde und Freiheit und sches Wesen. Hier lebte es frei und unabhängig, ein Leben redlicher Arbeit in der Heimat durch- Hier schuf es eine nationale und universelle zusetzen. Kultur und schenkte der Welt das Ewige Buch Im Zweiten Weltkrieg leistete die jüdische Ge- der Bücher. meinschaft im Lande Israel ihren vollen Beitrag zum Kampfe der frieden- und freiheitsliebenden Durch Gewalt vertrieben, blieb das jüdische Volk Nationen gegen die Nazimächte der Finsternis. auch in der Verbannung seiner Heimat in Treue Mit dem Blute ihrer Soldaten und ihrem Einsatz verbunden. Nie wich seine Hoffnung. Nie ver- für den Sieg erwarb sie das Recht auf Mitwir- stummte sein Gebet um Heimkehr und Freiheit. kung bei der Gründung der Vereinten Nationen. Beseelt von der Kraft der Geschichte und Über- Am 29. November 1947 faßte die Vollversamm- lieferung, suchten Juden aller Generationen in lung der Vereinten Nationen einen Beschluß, ihrem alten Lande wieder Fuß zu fassen. Im der die Errichtung eines jüdischen Staates im Laufe der letzten Jahrzehnte kamen sie in gro- Lande Israel forderte. Sie rief die Bewohner des ßen Scharen. Pioniere, Verteidiger und Einwan- Landes auf, ihrerseits zur Durchführung dieses derer, die trotz der Blockade den Weg in das Beschlusses alle nötigen Maßnahmen zu ergrei- Land unternahmen, erweckten Einöden zur Blü- fen. Die damalige Anerkennung der staatlichen te, belebten aufs neue die hebräische Sprache, Existenzberechtigung des jüdischen Volkes bauten Dörfer und Städte und errichteten eine durch die Vereinten Nationen ist unwiderruflich. stets wachsende Gemeinschaft mit eigener Wirtschaft und Kultur, die nach Frieden strebte, Gleich allen anderen Völkern, ist es das natürli- aber sich auch zu schützen wußte, die allen im che Recht des jüdischen Volkes, seine Ge- Lande die Segnungen des Fortschritts brachte schichte unter eigener Hoheit selbst zu bestim- und sich vollkommene Unabhängigkeit zum Ziel men. setzte. Demzufolge haben wir, die Mitglieder des Natio- nalrates, als Vertreter der jüdischen Bevölke- Im Jahre 1897 trat der erste Zionistenkongreß rung und der zionistischen Organisation, heute, zusammen. Er folgte dem Rufe Dr. Theodor am letzten Tage des britischen Mandats über Herzels [sic!], dem Seher des jüdischen Staates, Palästina, uns hier eingefunden und verkünden und verkündete das Recht des jüdischen Volkes hiermit kraft unseres natürlichen und histori- auf nationale Erneuerung in seinem Lande. Die- schen Rechtes und aufgrund des Beschlusses ses Recht wurde am 2. November 1917 in der der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Balfour-Deklaration anerkannt und auch durch Errichtung eines jüdischen Staates im Lande das Völkerbundsmandat bestätigt, das der histo- Israel-des Staates Israel. rischen Verbindung des jüdischen Volkes mit Wir beschließen, daß vom Augenblick der Be- dem Lande Israel und seinem Anspruch auf die endigung des Mandates, heute um Mitternacht, Wiedererrichtung seiner nationalen Heimstätte dem sechsten Tage des Monats Ijar des Jahres internationale Geltung verschaffte. 5708, dem 15. Mai 1948, bis zur Amtsübernah- me durch verfassungsgemäß zu bestimmende Die Katastrophe, die in unserer Zeit über das Staatsbehörden, doch nicht später als bis zum jüdische Volk hereinbrach und in Europa Millio- 1. Oktober 1948, der Nationalrat als vorläufiger nen von Juden vernichtete, bewies unwiderleg- Staatsrat und dessen ausführendes Organ, die lich aufs Neue, daß das Problem der jüdischen Volksverwaltung, als zeitweilige Regierung des Heimatlosigkeit durch die Wiederherstellung des jüdischen Staates wirken sollen. Der Name des jüdischen Staates im Lande Israel gelöst werden Staates lautet Israel. Der Staat Israel wird der muß, in einem Staat, dessen Pforten jedem jüdischen Einwanderung und der Sammlung der Juden offenstehen, und der dem jüdischen Volk Juden im Exil offenstehen. den Rang einer gleichberechtigten Nation in der Völkerfamilie sichert. Er wird sich der Entwicklung des Landes zum Wohle aller seiner Bewohner widmen. Er wird Die Überlebenden des schrecklichen Nazige- auf Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden im Sinne metzels in Europa sowie Juden anderer Länder der Visionen der Propheten Israels gestutzt sein. scheuten weder Mühsal noch Gefahren, um Er wird all seinen Bürgern ohne Unterschied von 3 Religion, Rasse und Geschlecht, soziale und politische Gleichberechtigung verbürgen. Er wird Wir bieten allen unseren Nachbarstaaten und Glaubens- und Gewissensfreiheit, ihren Völkern die Hand zum Frieden den und Freiheit der Sprache, Erziehung und Kultur ge- guter Nachbarschaft und rufen zur Zusammen- währleisten, die Heiligen Stätten unter seinen arbeit und gegenseitigen Hilfe mit dem selb- Schutz nehmen und den Grundsätzen der Char- ständigen jüdischen Volk in seiner Heimat auf. ta der Vereinten Nationen treu bleiben. Der Staat Israel ist bereit, seinen Beitrag bei gemeinsamen Bemühungen um den Fortschritt Der Staat Israel wird bereit sein, mit den Orga- des gesamten Nahen Ostens zu leisten. nen und Vertretern der Vereinten Nationen bei der Durchführung des Beschlusses vom 29. Unser Ruf ergeht an das jüdische Volk in allen November 1947 zusammenzuwirken und sich Ländern der Diaspora, uns auf dem Gebiete der um die Herstellung der gesamtpalästinensischen