62. Jahrgang, Nr. 8 – November/Dezember 2011 – NADOAW 62 (8) 337-408 – ISSN 1434-4653 – D 11721 8/2011

Positionierung der Eine Million eBooks. Eine Plattform. Informationswissenschaft Befragung zum Urheberrecht in Bildung und Wissenschaft Softwareinfrastruktur für die Deutsche Digitale Bibliothek Elektronischer Lesesaal Tagungsbericht eSciDoc Days Bericht AGM-Sitzung 2011 Der SwetsWise eBook Katalog Tagungsbericht Oberhofer 1.000.000 Katalogeinträge von mehr als 1.000 Verlagen Kolloquium Erwerb von Kollektionen und Einzeltiteln Neuer Webauftritt der DGI Strukturierter Vergleich von Preisen und Lizenzbedingungen

Inhaltsverzeichnisse, Abstracts, Titelbild, Programm

Titeldetails und Google Book Preview DGI-Konferenz 2012 www.swets.com/ebooks Jahresregister 2011 iwp Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft­ und ­Informationspraxis e. V. DGI Das Fachbuchjournal. Jetzt abonnieren: www.fachbuchjournal.de

15238 l 3. Jahrgang l Dez. / Jan. 2012 l Ausgabe 6 l ISSN 1867-5328 l

FACH- UND SACHLITERATUR FÜR DEN BUCHEINKAUF

IM FOKUS

Maria Stippler, Sadie Moore, Seth Rosenthal, Tina Dörffer

l B.I.T.-SOFA 2011

BUCHMESSE FRANKFURT Führung Ansätze – Entwicklungen – Aktuelles aus der Bertelsmann Stiftung • Deutsche Digitale Bibliothek

• Urheberrecht Teil 1: Erste Ansätze

Bertelsmann Stiftung Leadership Series • Patron Driven Acquistion • Wissensbilanz –

Made in Germany

Maria Stippler, Sadie Moore, Seth Rosenthal, Tina Dörffer

BUCHHANDEL Führung – Überblick über Ansätze, Leadership Series Entwicklungen,BERT_Titel_BTI2012.qxd:Bertelsmann Trends Cover A4 24.02.2011 11:38 Uhr Seite 1 l Der Liro Color - Digitale Kundenbindung pur Gespräch mit Ronald Schild, MVB-Geschäftsführer Gunter Thielen (Hrsg.) Zukunftsmodell Soziale Marktwirtschaft VERLAGE | | | | Herausforderungen und Perspektiven im 21. Jahrhundert 2003 2006 2008 2010 2012 l 50 Jahre dtv

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) Transformation Index | BTI 2012 RECHT TransformationPolitische Gestaltung Index | BTI 2012 im internationalen Vergleich l Lehrbücher, Handbücher Politische Gestaltung im internationalen Vergleich und Kommentare zum privaten Baurecht

ARCHITEKTUR | BAUWESEN l Der Verlag der Bauhaus-Universität Weimar E-Book MEDIZIN | GESUNDHEIT Grady McGonagill, Tina Doerffer Leadership and Web 2.0 „Über das Sterben“ - l The Leadership Implications of the Evolving Web Der Mut zum liebevollen Unterlassen Gespräch mit Prof. Dr. Gian Domenico Borasio

ASTRONOMIE

l Neuerscheinungen Postfach 103, 33311 Gütersloh l 05241 80-88280 l 05241 46970 www.bertelsmann-stiftung.de/verlag l [email protected] www.fachbuchjournal.de

€ Einzelpreis 7,– Verlag Dinges & Frick

Editorial

EDITORIALNeue Website, Oberhof, DGI-Konferenz 2012 … und Abschied von Dinges & Frick

Liebe Mitglieder und Freunde der DGI, allem eines: die DGI nimmt das Thema WWW und technologische Grundlagen es tut sich ’was in der DGI – und das vor- dieses Netzes, das eben auch unser Ver- liegende Heft der IWP ist ein guter Beleg hältnis zu Information und Wissen ganz für diese Aussage. neu gestaltet, nicht nur ernst sondern Da ist zum einen die neue Website: der kann auch zunehmend als ein fachinhalt- Artikel von Nadja Strein berichtet über lich kompetenter Akteur in diesem Um- dies lange überfällige und seit 2009 in- feld auftreten. Hatten wir in der ersten tensiv betriebene Projekt, und das Er- Version des Positionspapiers in meinem gebnis kann sich – so mein Eindruck – ersten Amtsjahr noch beklagt, dass die wirklich sehen lassen. Besonders freut DGI als Verband (bei aller Kompetenz mich an dieser Entwicklung neben dem einzelner Mitglieder) die neuen Realitä- erzielten ästhetisch-funktionalen Ergeb- ten des WWW nicht hinreichend reflek- nis die Tatsache, dass der Spezifikations- tiert und in ihr Selbstverständnis inte- prozess von Nachwuchs-Informations- griert hat, so hat sich dies nunmehr ein wissenschaftlern intensiv begleitet und ganzes Stück weit und deutlich sichtbar mitgestaltet worden ist: insbesondere geändert: die DGI ist im besten Sinne des der Hochschule der Medien in Stutt- Wortes im WWW angekommen! gart gebührt dafür besonderer Dank! Doch noch zu einem vierten aktuellen Daneben muss auf die professionelle ist es nach der letzten DGI-Konferenz Thema möchte ich mich an dieser Stelle Unterstützung der Firma Makrolog hin- mit dem Schwerpunkt Semantic Web ein äußern. Ich hatte schon in meinem letz- gewiesen werden, die als Sponsor und weiteres mal gelungen, die Nähe unserer ten Editorial darauf hingewiesen, dass professioneller Begleiter erheblich zum Mitglieder zu den Zukunftsthemen dieses wir damals mit einem angesehenen deut- Gelingen dieser Unternehmung beige- Web der zweiten Generation zu belegen schen Wissenschaftsverlag in Verhand- tragen hat! Das Ergebnis ist nun ein und zugleich deutlich zu machen, dass lung standen, um der IWP für die Zukunft nachvollziehbar und übersichtlich gestal- dies Web der Inhalte ohne diejenigen eine professionelle verlegerische Betreu- teter Web-Auftritt, dessen technischer nicht auskommen wird, die den Über- ung zu sichern und auf diesem Weg eben Kern das Open-Source WCMS Joomla ist gang von reinen Informationsakkumula- auch die Sichtbarkeit unserer Inhalte zu – auch dies ein meines Erachtens richti- tionen zu ‚Wissen‘ verstehen und gestal- erhöhen. Wie Sie alle wissen sind diese ges und zukunftsorientiertes Signal. Die ten können: und dafür steht zunehmend Verhandlungen inzwischen mit dem Er- DGI ist mit dieser Entwicklung und den die DGI! Für all dies allen voran Herrn gebnis abgeschlossen, dass die IWP ab flankierenden Aktivitäten im Bereich So- Rosemann ganz herzlichen Glückwunsch dem kommenden Heft beim Verlag De cial Media im WWW deutlich präsenter und ebenso herzlichen Dank! Gruyter erscheinen wird – und damit ist geworden und zugleich auch dem tech- Und schließlich möchte ich es nicht ver- das nun vorliegende Heft das letzte, das nischen Mainstream des WWW näher säumen, auf unsere DGI-Konferenz 2012 im Verlag Dinges & Frick erscheint. Ich gekommen: zwei auch programmatisch hinzuweisen, die unter dem Titel „Social möchte dies zum Anlass nehmen, dem begrüßenswerte Entwicklungen. Media & Web Science – das Web als Le- Verlag und auch Herrn König persönlich Der zweite positive Punkt ist der Erfolg bensraum“ im März in Düsseldorf statt- herzlichen Dank zu sagen für eine lang- des diesjährigen Oberhofer Kolloquiums: finden wird: das Programm finden Sie in jährige faire und gute Partnerschaft, die er war angesichts der zeitgleich stattfin- diesem Heft. Es ist ein äußerst attrakti- nun ihrem Ende zugeht. Das schließt je- denden ASpB-Tagung alles andere als ves und auch wissenschaftlich hochka- doch zukünftige Zusammenarbeit auf an- selbstverständlich und ist deshalb umso rätiges Programm, das die Düsseldorfer deren Feldern keineswegs aus, und ich ermutigender. Der ausführliche Beitrag Nachwuchswissenschaftlerinnen und wünsche mir ausdrücklich, dass wir auch von Marlies Ockenfeld berichtet über Nachwuchswissenschaftler um Katrin in Zukunft im Gespräch bleiben. alle ‚Highlights‘ – besonders heraushe- Weller da zusammengetragen haben, So blicke ich auf ein ereignisreiches und ben möchte ich aber den Beitrag von flankiert von hochkarätigen Keynote- meines Erachtens unter dem Strich für Michael Christen zu seiner Suchmaschi- Beiträgen und attraktiven Workshops: die DGI positives Jahr zurück und wün- nenentwicklung YaCy, die in den letzten ich freue mich sehr auf diese zweite DGI- sche Ihnen allen geruhsame, friedliche Wochen eine spektakuläre Medienreso- Konferenz und hoffe, möglichst viele von Festtage und einen guten Beginn des nanz gefunden hat: da haben die Orga- Ihnen in Düsseldorf begrüßen zu können. hoffentlich erfolgreichen Jahres 2012. nisatoren des Kolloquiums einmal mehr Diese beiden Veranstaltungen zusammen wirklich ins Schwarze getroffen. Zugleich mit dem neuen Web-Auftritt belegen vor Ihr Stefan Gradmann

62(2011)8, 337 337

2. DGI-Konferenz, 64. DGI Jahrestagung Social Media und Web Science – Das Web als Lebensraum

Konferenzprogramm 22. bis 23. März 2012

64. DGI Jahrestagung Lindner Congress Hotel Düsseldorf

Donnerstag, 22. März 2012 Teilnehmer: Klaus Tochtermann [ZBW Kiel, D], Anja Rotering [Creditreform, D], Matthias Fank [FH Köln, D ], Hans-Georg 09:00 – 09:30 Eröffnung / Begrüßung Schnauffer [Thyssen Krupp, D], Thomas Meyer [Deutsche Bank, D ] 09:30 – 10:30 Keynote 1 Dame Wendy Hall [University of Southampton, UK] 15:00 – 15:30 Poster Madness (Zwei-Minuten Präsentationen in Englisch/2-minute present­ations in English)

11:00 – 12:30 Session 1: Social Media Platforms & Models

15:00 – 15:30 Poster und Pause Online Information Ripples – A conceptual model for ana- lyzing information dissemination patterns in social media Kim Holmberg [Åbo Akademi University, FIN] 16:00 – 18:00 Session 5: Politics 2.0 Collaborative recall effects and extended identity genera- The usage of social media in Italian local electoral cam- tion in Twitter communication – The case to remember and paigns to forget Agnese Vardanega [University of Teramo, I]

Janis Pencis*, Jurgis Skilters*, Liva Brice*, Monika Kreile** & Web based face to face e-governance systems

Uldis Bojars* [*University of Latvia, LV & **University of Oxford, Roumiana Tsankova, Orlin Marinov [Technical University Sofia, UK] BG] Uses and gratifications in Wayn – Study of a social network Revolution or exaggeration – A content analysis on the po- that gives voices to international audiences litical impact of social media by world major newspapers Federica Fornaciari [University of Illinois at Chicago, USA] Miao Feng [University of Illinois at Chicago, USA] The role of Web and social media in the implementation of 11:00 – 12:30 Session 2: Wertschöpfung mit Social Media e-government in Malaysia Medienwandel durch Social Media – Auswahlentschei- Bazilah Hj A Talip [University of Kualalumpur, MAL], Bhuva Na- dungen im Internet rayan [Queensland University of Technology, AUS] Ulrich Hofmann, Hardy Gundlach [Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, D 16:00 – 18:00 Session 6: Social Networks in der Wissen-

Lebensräume des Information Workers – Integration von schaft

internem und externem Web zu einem „Web Information Social networking tools and research information systems Workplace“ – Do they compete? Silke Grossmann, Steffen Leich-Nienhaus [Daimler AG, D] Sven Bittner [IFQ – Institut für Forschungsinformation und Qua- Qualifikationsanforderungen an Fachkräfte im Kontext von litätssicherung, D], Andre Müller [GESIS – Leibniz-Institut für Web 2.0-Anwendungen Sozialwissenschaften, D] Helmut Kuwan* , Bernhardt Schmidt-Hertha** [*Helmut Kuwan Analyse von Folksonomy-basierten Netzwerken als kom- – Sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung München, ** plementärer Ansatz für Autorenempfehlungen in der Wis- TU Braunschweig, D] senschaft Tamara Heck [Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, D] 12:30 – 13:30 Pause Exploring the Web as a working space – A community and its digital library 13:30 – 15:00 Session 3: E-Learning & Knowledge Distri- Suenje Dallmeier-Tiessen [CERN, CH, und Humboldt-Univer- bution sität zu Berlin, D], Henning Weiler [CERN, CH, und Universität Enterprise 2.0 in a library – European perspective Erlangen-Nürnberg, D] Adam Sofronijevic [University of Belgrade, SRB ] ScholarLib ‑ Ein Framework zur Koppelung von sozialen Morphing distance education into social media communi- Netzwerken mit wissenschaftlichen Fachportalen ties of practice Peter Mutschke, Mark Thamm, Timo Wandhöfer [GESIS ‑ Leib- Vanessa Irvin Morris, Kristene Unsworth [Drexel University, niz-Institut für Sozialwissenschaften, D] USA] Writing with others in wiki: An investigation of student collabo- 18:00 – 18:15 Pause rative writing in English among Chinese secondary students Sam Chu, Ada Lee, Ronnel King [University of Hong Kong, 18:15 – 19:15 Keynote 2 China SAR] How Westminster Abbey created world-wide audience engage- ment around the royal wedding with online and social media 13:30 – 15:00 Session 4 – Podiumsdiskussion: Social Soft- Imogen Levy [Westminster Abbey, UK] ware im Unternehmen Moderation: Clemens Weis [DFKI GmbH, D] ab 20:00 Get Together / Gesellschaftsabend

338 62(2011)8, 338-339 64. DGI Jahrestagung

Freitag, 23. März 2012 12:30 – 14:00 Session 10: Wissenschaftliche Kommunika- tion im Social Web Wissenschaft und Social Network Sites 09:00 – 10:00 Keynote 3 Michael Nentwich [Institut für Technikfolgen-Abschätzung Marc Rittberger [DIPF, D] Wien, A], René König [Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), Karlsruher Institut für Technologie 10:00 – 11:30 Session 7: Information Retrieval im Social (KIT), D] Web Im Digitalen nichts Neues? Zur Nutzung neuer Medien in Social Ranking als Feedbackmechanismus zur Beitrags- der Wissenschaft steigerung in Vorlesungswikis André Donk [Universität Münster, D] Athanasios Mazarakis [FZI Forschungszentrum Informatik, D] Vis-a-vis mit der Hochschule – Aktivitäten von Hochschu- Social Monitoring ‑ Information Retrieval in unstruktu- len im Social Web rierten Daten mit der Software Web2Monitor Peter Wolff [Wolff-PR und Hochschule Fulda, D] Evrim Sen, Jan Krömer [infospeed GmbH, D] Relevance Assessment Tool – Ein Werkzeug zum Design 14:30 – 16:00 Session 11: Web Science von Retrievaltests sowie zur weitgehend automatisierten Korpusbasierte Online-Dialoganalyse am Beispiel Twitter Erfassung, Aufbereitung und Auswertung der Daten Agnes Mainka [Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, D] Dirk Lewandowski, Sebastian Sünkler [Hochschule für Ange- Daten als Wettbewerbsfaktor in Social Network Sites wandte Wissenschaften Hamburg, D] Laura Dorfer [Universität Siegen, D] Hin zu einer Pathologie der Social Media 10:00 – 11:30 Session 8: Nutzergenerierte Metadaten Christian Schieder, Anja Lorenz [Technische Universität Chem- Quo vadis user-generated metadata? nitz, D] Johannes Hercher, Harald Sack [Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH, D], Marcel Ruhl [FH Potsdam, 14:30 – 16:00 Session 12: Datenbanken & Bibliotheken D] Social Media an der ETH Bibliothek Das Epistimic Model – Ein Modell zur Erklärung der Dyna- Rudolf Mumenthaler [ETH Bibliothek Zürich, CH] mik in Tagging Systemen Von wem stammt welches Paper? Institutionenthesaurus Klaas Dellschaft Universität Koblenz-Landau, D] zur Bestimmung der Forschungsorientierung wissen- Sind Tag-Verteilungen vom Inhalt der getaggten Res- schaftlicher Themen und Technologien source abhängig? Miloš Jovanović [Fraunhofer INT, D] Dominik Fischer [Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, D] Anwendungsspezifische Suchtermvorschläge aus OAI- Metadaten 11:30 – 12:30 Pause Philipp Schaer, Thomas Lüke, Wilko van Hoek [GESIS ‑ Leib- niz-Institut für Sozialwissenschaften, D] 12:30 – 14:00 Session 9 ‑ Podiumsdiskussion: Zukunft der Informationswissenschaft 16:00 – 16:30 Abschlussveranstaltung Moderation: Wolfgang G. Stock und Verleihung des Best Paper Awards für Young Informa- Teilnehmer: Willi Bredemeier [Password, D ], Ben Kaden [Li- tion Professionals durch breas, D], Stefan Gradmann [DGI, D], Christian Schlögl [Uni Graz, D], York Sure-Vetter [Gesis, D], Marlies Ockenfeld [IWP, D], Hans-Christoph Hobohm [FH Potsdam, D]

––––– Aktuelle Infor­mationen unter www.dgi-info.de –––––

Mit freundlicher Unterstützung unserer Sponsoren und Medienpartner

Haben auch Sie Interesse an einer Medienpartnerschaft oder einem Sponsoring? Kontaktieren Sie uns.

Veranstalter / Ansprechpartner: DGI Geschäftsstelle, Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V., Windmühlstraße 3, 60329 Frankfurt am Main, Telefon 069 430313, Fax 069 4909096, E-Mail: [email protected]

62(2011)8, 338-339 339 Inhalt Inhalt8/2011

EDITORIAL 380 Vera Münch „Infrastrukturen entwickeln sich in Jahrzehnten. Nicht 337 Stefan Gradmann in Jahren.“ Bericht von den 4. eSciDoc Days am 26. Neue Website, Oberhof, DGI-Konferenz 2012 … und Ab- und 27. Oktober 2011 in Berlin, Harnack-Haus der Max schied von Dinges & Frick Planck Gesellschaft

385 Dieter Geiß Aus der Praxis der Patentinformation. Die Entwicklung NACHRICHTEN der elektronischen Medien und Dienstleistungen bei 350 Exzellente Wissensorganisation EWO 2012 kooperiert mit den Patentbehörden und Internetprovidern 2011 der Informare! 358 7. SVP-Fachtagung „Market Intelligence“ 393 Marlies Ockenfeld 397 APE 2012 – DGI-Mitglieder erhalten Rabatt Know-how der Informationsbranche unabdingbar für die Qualität des Semantic Web. Bericht über das Oberho- fer Kolloquium 2011 INFORMATIONSWISSENSCHAFT 343 Ben Kaden

Referenz, Netzwerk und Regelkreis. Herausforderun- INFORMATIONEN gen digitaler Kommunikations­umgebungen für die 338 Programm der DGI-Konferenz 2012 Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Eine Posi- 342 Sabine Graumann: Auf Euro und Cent – Vom Wert und tionierung im Nachgang zu einem Festvortrag für die Nutzen einer Bibliothek Jubiläumsveranstaltung des Arbeitskreis Information 342 Zusatzprogramm zur DGI-Jahrestagung 21. bis 23. März Magdeburg im Oktober 2011

2012 374 DGI strebt Open Access für Dissertationen an 379 Jan-Ulrich Glup; Luzian Weisel: Informationskompetenz INFORMATIONSPRAXIS meets Westkurve – DGI-Mitglieder bei der 5. Gesprächs- 351 Stefan Paal und Stefan Eickeler runde „Informationsstrategien“ auf dem Betzenberg Automatisierung vom Scan bis zum elektronischen Le- 401 Nadja Strein: Neuer Webauftritt der DGI mit Anbindung sesaal an Social Networks

355 Vera Münch Herz und Hirn der Deutschen Digitalen Bibliothek BUCHBESPRECHUNGEN 398 Gobinda G. Chowdhury: Introduction to modern informa- tion retrieval – 3rd. ed. London: Facet Publishing, 2010. INFORMATIONSRECHT (Andreas R. Brellochs) 359 Rainer Kuhlen 400 Engelbert Plassmann, Hermann Rösch, Jürgen Seefeldt, Keine Politik ohne die Wissenschaft. Ergebnisse einer Konrad Umlauf: Bibliotheken und Informationsgesellschaft Befragung zu Stand und Perspektiven des Urheber- in Deutschland. Eine Einführung – 2., gründlich überarbei- rechts für Bildung und Wissenschaft tete und erweiterte Auflage. Harrassowitz: Wiesbaden, 2011. (Cordula Nötzelmann)

FORT- UND WEITERBILDUNG 404 Literaturauslese 375 Elske Janssen Society of Indexers’ Training in Indexing 376 Impressum

TAGUNGSBERICHTE 405 Jahresregister 2011 377 Lisa Beutelspacher Fördern Web 2.0 und mobile Technologien das Lernen? Ein Bericht über die ICT 2011 in Hongkong Beilagenhinweis: In dieser Ausgabe finden Sie Beilagen des 19. IK-Symposiums 2012 in Rüschlikon und des Verlages Dinges & Frick in Wiesbaden. Wir bitten um Beachtung

340 62(2011)8, 340 wissen Wenn wir nicht , was wir wissen und was wir nicht wissen?

--> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> vom 8. - 10. Mai 2012 --> --> --> --> --> --> --> im ‚Moskau‘ in Berlin Mitte --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> --> Der Weg zum WISSEN. Digital!

Die Informare! ist das neue Forum für Information Professionals. Der Treffpunkt für Menschen, die mitdenken und die digitale Zukunft mitgestalten wollen.

Konferenz, Workshops, Ausstellung, Poster, „Die lange Nacht der Suchmaschinen“, Bühne …

© Ingrid Maria Spakler

Es gibt Informationen für und aus Wissenschaft, Wirtschaft, Industrie, Börsen, Banken, Versicherungen und Social Media. Es geht um Informationsinfrastruktur. Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Neue Medien, Produkte. Informationsdienste, Dienstleistungen und Technologien. Neue Datenstruk- turen. Linked Open Data & Schema.org. Semantische Technologien, Smarter Publishing. Der intelli- gente Desktop. Content Enrichment & Data Mining. Informationsvermittlung. Wissensbereitstellung. Exzellente Wissensorganisation. Suchmaschinen. Marktforschung. Das „Internet der Dinge“ und das „Internet der Dienste“. Geistiges Eigentum und Verwertung. Der Einfluss von Computergames.

Join the Community! www.informare-wissen-und-koennen.com

Organisator: digiprimo GmbH & Co.KG, Postfach 103305, 69023 Heidelberg Auf Euro und Cent – Vom Wert und Nutzen einer Bibliothek

Was ist eine öffentlich geförderte Einrich- deren Worten, dass die TIB aus jedem öf- reichsleiter von Modelle & Methoden, tung wert, und wie kann man herausfin- fentlich in sie investierten Euro 3,80 Euro dem Zentrum für mathematisch-statis- Informationen den, was sie der Gesellschaft und dem generiert. Aus 23 Millionen Euro jährli- tische Analysen von TNS Infratest. „Wir Staat bringt? Bis vor kurzem wurde der cher Förderung erwirtschaftet die TIB haben den Befragten mehrere Fragen Nutzen von Bibliotheken, öffentlichen Or- also 87 Millionen Euro für die deutsche gestellt, aus denen wir eine monetäre ganisationen oder staatlichen Institutio- Wissenschaftsgesellschaft. Sie ist somit Schätzung des Wertes der TIB vorneh- nen über qualitative Methoden ermittelt. um einen Faktor von 3,8 mehr wert als in men konnten. “ Interviews wurden geführt und fachliche sie investiert wird. Ein klares „Daumen- Analysen geschrieben. Wie viel eine Bib- Hoch“ für die TIB als Zentrale Fachbib- Wertmessung mit Zukunft für liothek aber tatsächlich wert ist, konnte liothek. „Der volkswirtschaftliche Nutzen öffentlich finanzierte Einrichtungen man bisher nicht in Geldwerten messen. dieser Bibliothek ist beeindruckend“, Die Studie zeigt nicht nur ein Ergebnis, Mit der Studie „Die TIB– Zukunft mit sagt die Niedersächsische Ministerin für das sich aus der Sicht der TIB sehen las- MehrWert“ ändert sich jetzt die Art Wissenschaft und Kultur, Professor Dr. sen kann. Vielmehr hat sich die „Contin- und Weise, mit der der Wert einer nicht Johanna Wanka. „Darüber haben wir gent-Valuation“-Methode als Verfahren auf Gewinn ausgerichteten Einrichtung jetzt Zeugnis erhalten. Das Ergebnis der erwiesen, das der Leitungsebene öffent- gemessen werden kann. TNS Infratest TNS Infratest-Studie zeichnet die TIB als lich finanzierter Einrichtungen ein Ins- Business Intelligence hat den Nutzen effektiven Wissensgenerator und effizien- trument an die Hand gibt, ihren Nutzen der Technischen Informationsbibliothek ten Informationsdienstleister aus.“ auf empirisch gesicherter Basis in Geld- (TIB) in Hannover sowohl für den Ein- werten zu quantifizieren. Internationale zelnen als auch für den Wissenschafts- Methode von Nobelpreisträgern Organisationen, öffentlichen Einrichtun- standort Deutschland ermittelt – und Im Herbst 2009 wurden 663 Kunden der gen, subventionierte Dienste und Servi- das erstmals in Euro und Cent, was für TIB aus Privatwirtschaft, Forschung und ces können jetzt ihren Wert berechnen die Leistungsmessung einer Bibliothek Lehre in einer Online-Befragung gebeten, und ihren Förderern gegenüber anders

in Deutschland ein Novum darstellt. Die den Nutzen der Bibliothek zu bewerten. auftreten. Ab sofort können sie überzeu- Studie wurde am 23. November 2010 in Um den Mehrwert zu ermitteln, griff TNS gend nachweisen, dass ihre öffentliche Hannover offiziell vorgestellt. Infratest Business Intelligence auf eine Finanzierung nicht nur gerechtfertigt ist, Methode zurück, die von den Nobelpreis- sondern sich auch rechnet. Gewinn für die Volkswirtschaft trägern Kenneth Arrow und Robert Solow Die Studie „Die TIB – Zukunft mit Mehr- 64 Millionen Euro, das ist der Schaden, 1993 entwickelt wurde, und mit der be- Wert“ kann unter www.tns-infratest.com/

der für die deutsche Volkswirtschaft reits die British Library 2004 erfolgreich TIB kostenlos heruntergeladen werden. mindestens entstehen würde, würde die ihren Wert gemessen hat. Finanzierung einer der weltweit größten „Es ist das erste Mal, dass wir für einen Dr. Sabine Graumann technischen Bibliothek durch das Land unserer Kunden die so genannte Conti- Director TNS Infratest Business ­Intelligence Niedersachsen und den Bund plötzlich gent–Valuation-Methode angewendet [email protected] eingestellt werden. Das bedeutet in an- haben“, erklärt Dr. Stefan Tuschl, Be-

Zusatzprogramm zur DGI-Jahrestagung­ 21. bis 23. März 2012

Anlässlich der 64. Jahrestagung der DGI finden Fachgruppen-, Regionalgruppen- und Arbeitskreistreffen statt. Die Mitglieder- Workshop 1: Information Broking – Selbständig werden / versammlung der DGI ist am Freitag, dem 23. März, von 16:30 Selbständig bleiben! bis 18:30 Uhr. Aktuelles erfahren Sie unter www.dgi-info.de. Christine Eckenweber-Black, Barbara Reißland Workshop 2: How to Copy Right Mittwoch, 21. März 2012 Christine Eckenweber-Black, Barbara Reißland Düsseldorf Workshop on Interdisciplinary Approaches to Twitter Analysis (DIATA12) Workshop 3: Ich als Marke – Branding beschreibt das, was Der zweite „Düsseldorf Workshop on Interdisciplinary Approa- mich ausmacht! ches to Twitter Analysis“ findet am Vortag zur DGI-Konferenz Annette K. Zimmer-Kass am 21. März 2012 in der Uni Düsseldorf statt. Die Teilnehmer- zahl ist begrenzt, weitere Informationen und Angaben zur An- Donnerstag, 22. März 2012 meldung folgen in Kürze unter http://www.nfgwin.uni-duessel- Workshop DIATA12: Data Analysis with Twitter Tutorial dorf.de. Organisation: Cornelius Puschmann; Katrin Weller Workshopreihe Information Broking Freitag, 23. März 2012 Was beinhaltet das Tätigkeitsfeld Information Broking? Welche Wissenschaftlicher Impact und Social Media Anforderungen sind gefragt, welche Herausforderungen gibt es, Organisation: Ulrich Herb und Daniel Beucke (Projekt „Open wie bringt man sich und sein Produkt „an den Mann“? Fragen Access Statistics“) rund um dieses Themenfeld werden in unserer Workshopreihe am 21. März behandelt. Die angebotenen Workshops können als Mitgliederversammlung der DGI Paket oder einzeln gebucht werden, Details folgen in Kürze.

342 62(2011)8, 342 Informationswissenschaft Referenz, Netzwerk und Regelkreis. Herausforderungen digitaler­ Kommunikationsumgebungen für die Bibliotheks- und Informationswissenschaft1

Eine Positionierung im Nachgang zu einem Festvortrag für die Jubiläumsveranstaltung des Arbeitskreis Information Magdeburg im Oktober 2011

Ben Kaden, Berlin

1 Der Beitrag unternimmt eine Annäherung an bestimmte grundlegende Auswir- Vorbemerkung kungen digitaler Kommunikationsnetze auf die Bibliotheks- und Informationswissen- Das Ziel dieses Beitrags ist die Beschrei- schaft sowie die Informationsvermittlung. Im Mittelpunkt stehen dabei der informa- bung einiger Aspekte, die mir wegwei- tionelle „Eigensinn“ dieser Systeme sowie die Ablösung des Dokuments als fester Be- send für die Zukunft der Informationsver- zugsgröße. Die konkrete Einschreibbarkeit des Nutzungshandelns in das System der mittlung in digitalen Kommunikations- Informationsinhalte verändert beide Faktoren der Informationsarbeit. Die Frage, was umgebungen scheinen. Ich differenziere ein Informationsobjekt ist und wie dieses verstanden werden kann, erfordert daher dabei – vielleicht analog zur Unterschei- die Einbeziehung dieses Handelns in die bibliotheks- und informationswissenschaft- dung Web 1.0 und Web 2.0 – zwei Sphä- liche Analyse, Bewertung und Innovation. Als Beschreibungsmatrix wird eine „Vier- ren digitaler Kommunikation, die ver- heit“ vorgeschlagen. Dem klassischen Retrieval müssen dafür dynamische Verfahren zahnt vorliegen, aber trennbar definiert der Visualisierung sowie der Informationshermeneutik zur Seite gestellt werden. werden können. Auf der einen Seite steht eine dokumentenvermittelte Kommunika- Reference, Network, Feedback, Loop. Perspectives on digital communities enviroments from tionsstruktur. Diese emuliert weitgehend a Library and Information Science point of view den Umgang mit Dokumenten aus dem This paper takes an approach towards certain fundamental effects of digital commu- Analogen, oft inklusive der Datenträger- nication networks on the field of library and information science as well as the disse- bindung (z.B. bei PDF-Dateien). Damit ist mination of information. It focuses on the informational „obstinacy“ of these systems häufig das Bestreben verbunden, abge- and the replacement of the document as a fixed reference object. The concrete inscri- schlossene, also stabile und mehr oder beability of the use action into the information system’s content changes both basic weniger ausdrücklich publizierte Doku- aspects of information work. The question of what is an information object and how mente zu erzeugen. Dem gegenüber ste- it can be understood, requires therefore the inclusion of the aspects of the action in hen digitale Kommunikationen und Kom- munikationsspuren, die sich dynamisch the library-and information-scientific analysis, evaluation and innovation. A kind of z.B. in Social Networks entfalten. Zu die- „tetrad“ is proposed as means of a descriptive matrix. Additional methods of visu- sen zähle ich alle dokumentierbaren und alization and information hermeneutics should be set up to supplement traditional referenzierbaren Spuren, die beispiels- retrieval methods. weise bei der Nutzung stabiler Inhalte entstehen. Die nachfolgenden Ausfüh- Référence, réseau et circuit logique. Défis des environnements de communication numérique rungen beziehen sich überwiegend auf pour la bibliothéconomie et les sciences de l‘information die zweite Variante und mögliche Wech- Cet article examine certains impacts fondamentaux des réseaux de communication selwirkungen zur ersten. Mir geht es vor numérique sur la bibliothéconomie et les sciences de l‘information, ainsi que sur la allem um eine Auseinandersetzung mit diffusion de l‘information. Il se concentre sur «l’obstination» informationnelle de ces den Folgen und Implikationen der wach- systèmes et sur le remplacement du document comme référence fixe. La possibilité senden Bedeutung dieser Kommunikati- de l’inscription de l’utilisation de l’action dans le système des contenus des informa- onsformen jenseits des klassischen Do- tions change les deux facteurs principaux du travail de l‘information. La question kument-Modells für die Bibliotheks- und de la définition d’un objet d‘information et comment il peut être compris, nécessite Informationswissenschaft und -praxis. donc l‘inclusion de cette action dans l’analyse, l’évaluation et l’innovation bibliothé- conomiques et des sciences de l’information. Comme matrice de description l’auteur propose une «tétrade». Pour y arriver, les procédés classiques de recherche doivent 1 Der Beitrag entspricht der grundlegenden être complétés par des méthodes dynamiques de visualisation et d‘herméneutique de Neufassung eines Vortrags gehalten am 6.10.2011 in Magdeburg. Die dort vorgestell- l’information. ten Grundthesen wurden dafür unter Berück- sichtigung der Diskussion zusammengefasst und ergänzt.

62(2011)8, 343-350 343 Berufsbild

I fängliche Verwaltbarkeit der Welt, die werden. (Oder wir stürzten aufgrund uns mehr und mehr als e-only erscheint, irgendeiner technischen Katastrophe Ein Zitat aus dem Herbst 2011 schickt betont demnach auch einen neuen An- in die Apokalypse des absoluten Daten- uns auf den Weg: spruch an die Beherrschbarkeit der Welt. kollapses. Aber dies scheint in unserem „Selbst die Literatur ist in einem Stadium In dem Maße, in dem wir soziale Netz- Bewusstsein derzeit abstrakt wie ein der Immaterialisierung angekommen und werke zur Verwaltung unserer individu- Meteoriteneinschlag.) Von den feuille- hat sich zuweilen der klassischen Doku- ellen Kommunikationen und Konsumge- tonistischen Bewertungen herunter ge- mentform entzogen. wohnheiten heranziehen, machen wir kühlt zeigt die tatsächliche alltägliche sie beherrschbar. Die digitale Organisa- Auseinandersetzung mit diesen Prozes- Der Züricher Kunsthochschullehrer Beat tion des eigenen Selbstbilds per Social sen jedoch, dass die Systeme bei weitem Suter klärt über diese Schwierigkeiten auf. Graph suggeriert in gewisser Weise eine nicht so reibungslos funktionieren, um Etliche Kunstwerke verloren in der jüngsten Möglichkeit zur buchstäblichen Selbstbe- die Komplexität und vor allem die ihnen Zeit ihr Trägermedium. Kompensiert wird herrschung. Ohne Zweifel sind die Platt- innewohnende Dynamik wirklich um- die Immaterialität der Werke durch situ- formen der großen digitalen Zugangs- fassend beherrschen zu können. „Alles ationsabhängige Interpretationsformen. verwalter wie Facebook, Google oder Alte“ ist bei weitem nicht verfügbar. Ge- Der Rezipient und die Technologie, die er Amazon – ganz wertfrei – Herrschaftsin- nauso wenig ist alles Neue gleichzeitig einsetzt, werden Bestandteil der Kunst- strumente. für jeden da. Dennoch bleibt subjektiv form und jede „Aufführung“ des Werkes individuell.“2 das ambivalente Phänomen einer Wahr- nehmung des Überfluss bei in gewisser In der knappen Passage findet sich be- II Weise gleichzeitigem Mangel gegeben. reits sehr Entscheidendes für den Be- Aber auch das ist nicht neu. Das Auge trachtungsrahmen: (1) die Lösung vom Die Dokumentation, der freilich nicht die wird im Digitalen größer, doch der syste- Trägermedium, also die Immaterialisie- Prozessorleistungen und Speichermen- mische Eigensinn auch dieser Technolo- rung der Anzeige und Vermittlung von gen digitaler Technologie zur Verfügung gie verhindert, dass die Herrschaftsins- Zeichen und (2) die absolute Kontext- standen, beschäftigte sich seit ihrem Ent- trumente jemals die zu beherrschenden bindung der Rezeption (situationsab- stehen mit der heute genauso bedeut- Strukturen komplett abdecken. hängig, individuell). Obwohl es im Zitat samen Frage, wie man komplexe und um die digitalisierte und digitale Kunst erratisch entstehende Daten- und Infor- geht, darf man eine ähnliche Entwick- mationsmengen systematisiert und be- III lung zweifellos für jede digital vermit- herrschbar macht. Die Ausdehnung des telte Informationsrezeption unterstellen. ehemals vor allem juristisch verwende- Andererseits verschieben sich die wirk- Und man entdeckt noch etwas anderes ten Ausdrucks „Dokumentation“ erfolgte lichen Ansprüche der Nutzenden. Die dahinter: Die Ausweitung selektiver In- denn auch mit der Motivation, „ein Wort Vorstellung eines „Weltgedächtnisses“, formationsvermittlungsprozesse, wie sie zu finden, das Bibliografie, wissenschaft- eines totalen Archivs, aus dem wir alles in der Dokumentation eine lange Tradi- liche Aufklärung (Auskunft), Registratur on demand herausziehen können und tion haben. Die Dokumentations- und und systematisches Archivwesen zusam- das wir auf Fragen der jeweilig aktuellen Fachinformationsgeschichte enthält bei men umfasste.“4 Realität anwenden, um klare schnelle Lö- genauerer Sicht sehr viel von dem, was Gemeinhin schien es lange als brächte sungen zu finden, stammt aus einer Zeit, wir heute brauchen. Für den Umgang uns das WWW je nach Lesart sehr idyl- in der Archiv und eigentlicher kommuni- mit dem strukturell Neuen verfügen wir lisch zum Otlet’schen „Weltgedächtnis“ kativer Handlungsraum getrennt waren. über einen elaborierten Fundus von Kon- oder hoch dystopisch in die Schicksals- Im Digitalen, wie auch dank Ubiquitious zepten, Ideen und Praxen. Vieles davon rolle des Ireneo Funes bei Borges5: Es Computing im Realweltlichen, vermi- lässt sich auf die jetzigen Rahmenbedin- vergisst nichts. Und daher vergäßen schen sich indessen sukzessiv beide gungen hin aktualisieren. Denn der An- auch wir Menschen dank Retrieval nichts Sphären und relativieren die Rolle des spruch hinter der digitalen Technologie mehr. Jedenfalls nichts, was digitaler Archivs. Ich halte mein iPad gegen den folgt einem ebenfalls sehr klassischen Code werden kann. Oder, wie es Jan Nachthimmel und es sagt mir, welche Konzept, das nun eine gewisse Aktuali- Fürchtejohann und Jens-Christian Rabe Sternbilder ich sehen könnte. (Aber ich sierung oder auch Entfesselung erfährt. unlängst in der Süddeutschen Zeitung sehe sie selbst nicht mehr, denn ich halte Sprach Hugo Andres Krüss 1967 von der hinsichtlich eines Mangels an Inhalt for- das iPad genau in diese Sichtachse.) Die „Beherrschung des Wissens“ als „Vor- mulierten: Sternkarte ist jedoch kein Dokument aussetzung für die planmäßige und über- „Diese Zeit ist jedoch vorbei. Kultur ent- mehr, sondern eine App(lication). Die legte Vermehrung von Erkenntnis“3, so steht heute unter der Bedingung der Welt der digitalen Kommunikationen und ist die Beherrschung des Wissens und unmittelbaren Verfügbarkeit alles Alten digital vermittelten Selbsthervorbringung der Wissensstrukturen von der Wissen- und der Gleichzeitigkeit alles Neuen, im unserer Gesellschaft fußt viel weniger schaft auf die gesamte gesellschaftliche absoluten Überfluss.“6 auf festen Archiven. Sie betont das Li- Kommunikation erweitert worden. In quide: den Stream, der bisweilen nach bürokratisch organisierten Gesellschaf- Hier haben wir auch, nebenbei gesagt, Bedarf Versatzstücke aus dem Archiv an ten gehen Beherrschung und Verwalt- wieder die beiden Welten: Die archivari- die Oberfläche spült, sie zu Ereignissen barkeit eng zusammen. Wo die Inhalte sche der Dokumente und Objekte und die macht und dann wieder, mit digitalem nicht mehr selbst vollständig kontrolliert des Kommunikationsflusses. Was das Ar- Identifier versehen, versinken lässt. Auf werden können, werden Vermittlung und chiv angeht, erweist sich das Verlieren, dieser Ebene ist die Zeit der Dokumente Zugang zu entscheidenden Faktoren. Di- Verbiegen, Vergessen von konkreter In- vorbei. Es kommt zu einer Umkehrung: gitale Technologie unterstützt dahinge- formation vielleicht nicht als unmöglich. Wie beim Datenjournalismus, wo die vor- hend maßgeblich die Verwaltbarkeit (hier Es scheint aber in eine neue Qualität liegenden Daten die Story vorgeben und fand die Elektronische Datenverarbeitung übergegangen zu sein: Es müsste be- nicht mehr die Daten zur Story gesam- ihre frühesten Anwendungen abseits von wusst in die Systeme einprogrammiert melt werden, entstehen die Objekte erst Forschung und Entwicklung.) Die um- aus der Interpretation. Und zwar nur für den einzelnen Abruf. Die Interpretation 4 Duyvis (1959/1978, S. 99 2 Schulz, 2011 5 Borges, (1942/2000) (bzw. Konkretisierung im Kontext) tritt 3 Krüss, 1967 6 Fürchtejohann/Rabe, 2011 an die Stelle der Objekte. Zugleich bringt

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sie die Möglichkeit eines solchen in einer Erkenntnis als von der produktorientier- weise Pierce‘ Semiosis und Derridas Dif- ganz bestimmten Form hervor. ten Industrialisierung vorangetrieben. férance für die Informationswissenschaft Wir müssen uns folglich auch mit dieser Verhältnismäßig neu scheint dagegen, aufzeigen. Gemengelage auseinandersetzen: Die dass Information Retrieval, das Erschlie- Vollständigkeit des Wissens wird durch ßen und selektive Streuen sowie die Kon- eine Stimmigkeit der temporären Asso- textualisierung digitaler Informationen V ziation ersetzt. Die Dauerbegleitung des nicht mehr ausschließlich Aufgaben von Handelns mit Aufzeichnungs- und Abruf- Spezialisten sind, sondern selbstverständ- Tritt in diesen Informationssystemen ein technologien macht diese zu einem spe- licher Teil alltäglicher informationeller Mangel an konkreter Information auf, zifischen Baustein unserer allgemeinen Handlungskompetenz werden – oft ohne, dann oft nicht aus Gründen der prinzipi- Lebenswirklichkeit. Die Aufgaben der In- dass sich die Nutzer dessen bewusst ellen Verfügbarkeit, sondern aus Gründen formationswissenschaft verschieben sich sind. Was ist eine Twitter-Timeline ande- dessen, was man auch Findability nennt. damit von der Untersuchung technischer res als ein Current-Dienst-Verfahren? Was Der Mangel liegt in diesem Zusammen- Übertragungsprozesse zur Betrachtung betreibe ich bei Delicious anderes als eine hang weniger im Archiv, als in der richti- des Menschen und seinem digitaltechno- erweiterte Sacherschließung? Was erstel- gen Relationierung. logischen vermittelten Handeln. Also zu len wir bei Flickr anderes als ein riesiges Das Hauptproblem hinsichtlich eines In- Forschungsfeldern, die man mittlerweile Bildarchiv? Es geht auf all diesen Plattfor- formationsmangels, so es als solches Cyberanthropology oder, näher der Tra- men um die Explikation und Vernetzung wahrgenommen wird, entsteht, wenn ditionslinie unserer Disziplin, Informa- von Inhalten und den diese beschreiben- sich die Botschaften derart überlagern, tionshermeneutik nennt. Wir handeln in den Metadaten. Paul Otlets berühmter dass sie in gewisser Weise für die Rezep- diesen Kontexten immer gleichzeitig (a) „Zettel, der es erlaubt, jede Auskunft auf tion verrauschen oder ihr ganz entgehen, irgendwie im Archiv, (b) irgendwie ge- getrenntem Blatt zu individualisieren, sie wenn sich also keine stimmige Assozia- genwartsgestaltend und (c) irgendwie so an jedem Ort und zu jeder Zeit auf defi- tion zwischen Bedarf und Verfügbarma- archivierend. Die spannende Frage ist nitive, wenn auch fragmentarische Art zu chung herstellen lässt. Die Schwierigkei- nicht, wie man klassische Medienformen redigieren und sie dann in ein geordnetes ten liegen im Informationsmethodischen. digital erfasst, nachweist und verfügbar Ganzes, das aus lauter ähnlichen Elemen- Auch das ist im Prinzip altbekannt und macht, sondern wie diese alten Medien ten zusammengesetzt ist, zu integrieren eine ganze Literatur um das so genannte mit den neuen konvergieren und die sich […]“7 entspricht in etwa dem kleinsten Wissensmanagement hatte nichts an- wechselseitig bedingende Dynamik der individuell adressierbaren Codeschnip- deres als dieses Defizit zum Thema. Die Nutzungsspuren (clickstream) und der sel im Web, wie auch immer er aussehen Idee der Vollständigkeit wird zwar durch Aufzeichnungen (content) überschaubar mag. die stimmige und relevante Assoziation und beherrschbar werden bzw. werden Ich sehe gleichwohl zwei Unterschiede ersetzt. Sie benötigt aber gleichfalls ziel- sollen. zwischen der gegenwärtigen digitalen führende Nachweisregeln und -verfahren. Kommunikationsinfrastruktur und klas- Daher scheint mir eindeutig vorgegeben, sischen Dokumentationssystemen: Ers- wo die Zukunft für die professionelle In- IV tens ist das Spektrum der prozessierten formationsvermittlung in Bibliotheken Daten weitaus vielfältiger. Neben der liegt: In Konzentration und Filtern. Nicht Die digitale Grundversorgung ist mitt- vergleichsweise genormten wissenschaft- die Verwaltung und Kontrolle eines spezi- lerweile unbestreitbar Teil der elemen- lichen und Fachinformation werden in fischen, an konkrete Träger gebundenen taren Lebensinfrastruktur der meisten denselben Netzen unzählige weitere In- und in bestimmten Räumen gebündelten Menschen, so wie gepflasterte Straßen, formationsarten prozessiert. Der zweite Informationsbestands, sondern die Ausei- Kanalisation oder elektrischer Strom. Unterschied betrifft die ausübenden Ak- nandersetzung mit einer hoch vernetzten Was wir den ganzen Tag vor allem mit teure: Jeder wird zu seinem eigenen Do- und sich stetig und selbsttätig erweitern- den Sozialen Netzwerken wie Facebook, kumentar. Dadurch gewinnt die Facette den Informationspraxis steht im Zentrum LinkedIn, Twitter oder Google-Plus tun, des Individuums an Bedeutung. Es ergibt der Aktivitäten. Dazu zählt, wie ich noch entspricht einer konsequenten Durchset- sich eine mehrdimensionale Relation aus ausführen werde, mehr als die Regel- zung der einmal von Jean-Francois Lyo- ■ (a) dem konkreten, referenzierbaren kunde und angewandte Algorithmik. tard ausgerufenen „Datenbanknatur“ des Inhalt, Bestimmte Grundprozesse bleiben sta- postmodernen Menschen: Wir erfassen ■ (b) den diesen beschreibenden Meta- bil: Bibliotheken und andere Informati- unser Leben aktiv in Datenbanken, lagern daten, onsdienstleister sammeln Information, bestimmte Teile besonders unserer Ge- ■ (c) den (ebenfalls referenzierbaren) erschließen Information und machen In- dächtniskultur dorthin aus und arbeiten Akteuren und formation verfügbar. Jedoch vermischen an einer stetigen datenverarbeitenden ■ (d) den konkreten Handlungen der Ak- sich diese Aspekte. Die Sammlung digi- Abbildung weiter Teile unseres kommu- teure in Bezug auf einen Inhalt. taler Information entspricht weniger dem nikativen Handelns. Bestandsaufbau als einer (kontext- bzw. Technisch läuft das sogar mehr oder min- Diese Quadruples (oder Vierheiten) lassen situationsspezifischen) Indexierung. der reibungslos und optimiert, was wenig sich wiederum als Einheit aufzeichnen Sie fällt also mit der Erschließung zu- überrascht, wenn man mit der Geschichte und als konkreter und referenzierbarer sammen, wobei während des Indexie- der technisch-naturwissenschaftlichen In- Inhalt maschinenverarbeiten und digital rungsprozesses zusätzliche Daten über formation und den Grundlagen des Mark- vermessen. Zudem beeinflussen sie sich die Indexierung selbst zum indexierten tes ein wenig vertraut ist. Bestimmte gegenseitig: Jeder Abruf eines Inhalts Inhalt zugeordnet werden. Dies können Grundprinzipien des professionellen Um- kann als Metadatum erfasst werden und in Hypertextsystemen z.B. die durch die gangs mit Information sind lange bekannt z.B. für Relevanzgewichtungen heran- Indexierung entstehenden Vernetzun- und elaboriert. Auch dass Forschungs- gezogen werden. Mit den Schritten der gen zu anderen Inhalten sein. Eine ähn- und Entwicklungsleistungen auf diesem Verarbeitung und Vermessung verhält es liche additive Anreicherung erfolgt bei Gebiet vor allem von Marktakteuren ge- sich genauso. Damit haben wir eine unab- der tatsächlichen Verfügbarmachung. leistet werden und geleistet werden kön- schließbare Kette, die uns den Erkennt- Dabei lässt sich die Tatsache des Abrufs nen, entspricht eher der Tradition: Die niswert von Konzepten wie beispiels- eines Inhalts in einem bestimmten Kon- Entwicklung der Fachinformation wurde text (Zeitpunkt, Ort, eventuell konkreter weniger von der wertfreien Suche nach 7 Otlet, 1907, S. 360 Akteur, zuvor von dem Akteur abgeru-

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fene Inhalte) protokollieren und dem Ob- im Rahmen des Semantic Web. Neben der zuvor Gesagten in den digitalen Informa- jekt zuordnen. Das daraus resultierende technischen Struktursemiotik und der lin- tionssystemen die Grenzziehungen zwi- stetig expandierende Dataversum stellt guistischen Semiotik ist es vor allem auch schen den Inhalten, den Aussagen über einen Inhalt in einen sich permanent ver- die Kultursemiotik, für die sich außeror- die Inhalte und dem Nutzungsgeschehen ändernden Prozessrahmen, der prinzipiell dentliches Aktualisierungspotential ab- um die Inhalte verschwimmen und nach unabschließbar ist. Dem reinen Vorhan- zeichnet. Freilich geht es dabei nicht nur bestimmten Regeln immer neue die In- densein eines digitalen Inhalts mit seinen um Semantik, sondern auch um die syn- halte ständig umdefinierende Relationen spezifischen Formmerkmalen werden taktische Dimension (den Code) und die entstehen, dann muss es bei der Informa- also zwei weitere, in der gleichen Weise pragmatische Ebene (der Zweck). tionsvermittlung darum gehen, anhand prozessierbare Datenebenen beigegeben: Das Netzwerk wird dagegen sozial- und bestimmter Referenzen für einen be- (a) die Ebene der über die Indexierung systemtheoretisch interessant. Sprechen stimmten Kontext einen Ausschnitt aus angeknüpften Metadaten und Kontextu- wir von einer Information Ecology, dann dem Prozess zu isolieren und als ein kon- alisierung sowie (b) die Ebene der Nut- rücken die Beziehungen und Wechselwir- kretes Informationsobjekt situativ stim- zung, die sich wiederum in die Identität kungen (also Rückkopplungen) zwischen mig abzugrenzen. Wir erzeugen in Zu- des Nutzers und in die konkrete Hand- den inhaltlichen und den sozialen Prozes- sammenführung von Bedarf, Inhalt und lung differenzieren lässt. sen ins Zentrum der Analyse. Retrieval-Regel eine spezifische Identi- Zusammenfassend lässt sich über die Das führt naheliegend in den Bereich der tät. Man kann auch von einer buchstäb- Entwicklung vermerken: Das in ihr Neue Kybernetik und ihrer praktischen Aus- lichen Tat-Sache sprechen, entsteht doch oder Neuartige entspringt der Lösung prägung der Regeltechnik, die nicht zu- ein Referenzobjekt im Sinne des oben von Inhalten von festen Datenträgern letzt die Informatik entscheidend prägte. beschriebenen konkreten Inhalts durch und in der Lösung von diese Bindungen Heute sind beide Ausdrücke im aktuel- ein Handeln. Jede dieser Handlungen emulierenden Abbildungsstrukturen im len Fachdiskurs eher rar geworden. Das erzeugt potentiell ein neues, wenn auch Digitalen. Man könnte hier von einer To- verwundert, denn eigentlich schlägt die temporäres Objekt. talisierung des Hypertext-Prinzips mit Stunde für eine neokybernetische Inter- Die Regeln zu dieser Objektdefinition er- seinen maschinenlesbaren Vernetzbar- pretation unseres digital geprägten Sozi- geben sich aus dem Informationsbedarf keiten sprechen. Zudem vollzieht sich alverhaltens.8 bzw. -ziel des Anfragenden (=dem prag- in der Integration der sozialen Nutzung Ich erwähne diese konzeptionelle Band- matischen Nutzungshandeln). Wenn man sowohl als Erzeugung wie auch als Re- breite, weil bisweilen der Eindruck ent- eine Bezeichnung für dieses bewusste zeption und rezeptionsbegleitende In- steht, die Bibliotheks- und Informations- Formulieren eines Kontextes und der dexierung bzw. Anreicherung von In- wissenschaft sei mittlerweile ein primär dazugehörigen Kontextregeln finden halten. Die Funktion des Speichers fällt technisch-instrumentelles Fach. Diese möchte, dann bietet sich meiner Ansicht konsequent mit der der Bearbeitung und Einschätzung teile ich nicht. Ich sehe für nach der Ausdruck der Relevanzsynopse Publikation sowie der Kommunikation zu- die Bibliotheks- und Informationswis- an: Wir fokussieren und kombinieren In- sammen, bis das Objekthafte der Inhalte senschaft angesichts der beschriebenen formationen über die Zusammenführung transzendiert wird. Aus der Kombination Trends eine Schnittmenge vorrangig aus von referenzierten Elementen des Sys- eindeutiger Referenzpunkte, die als ato- den genannten Theoriefeldern Zeichen- tems aus einer die Relevanz definieren- mares Grundgerüst existieren, mit steti- theorie, Sozialwissenschaft und Regel- den Perspektive und bilden sie in einer gen Verschiebungen während der Nut- technik als wissenschaftlichem Funda- dem Anspruch des Adressaten entspre- zung durch Erzeugung neuer, gleichfalls ment. Daneben existiert eine außeror- chenden Form ab. Dazu benötigen wir referenzierbarer Relationen folgt, dass dentliche Vielfalt von Anschlusspunkten gleichermaßen Kenntnisse über die Ob- wir diese Netze nur als prozessuales Sys- zu anderen Disziplinen. Denn ethische jekte und ihre Metadaten sowie über die tem mit den Grundbausteinen Referenz, Fragestellungen sind hier genauso rele- Akteure und ihre Handlungs- (bzw. Infor- Relation und Regel verstehen können. vant wie rechtliche oder mediologische. mations-)ziele. Binden wir wiederum diese relevanzsyn- optischen Tatsachen in das digitale Netz VI VII – auch im Sinne einer Rückkopplung – ein, werden sie erneut transzendierbar. Wenn wir uns also in der Bibliotheks- So wie die Bibliotheks- und Informations- Digitalen Strukturen gemäß bleibt nicht und Informationswissenschaft darum wissenschaft informationelle Metakom- das Objekt selbst erhalten, sondern die bemühen, digitale Handlungsräume kon- petenzen beschreibbar macht und der codierte Aussage darüber, dass es zu zeptionell zu fassen, bietet uns diese Praxis vermittelt, so sehe ich die Aufgabe einem bestimmten Zeitpunkt in einer Grundstruktur drei Koordinaten zur Ori- der Informationsvermittlung in der Bün- bestimmten Ausprägung existierte. Es entierung: delung entsprechender Befähigungen bleibt eine Spur, die auf die Möglich-  die Referenz (oder Adresse), und Kenntnisse. Kurz: Das Fach erklärt keit seiner Existenz verweist. Die Spur  das Netzwerk (oder Relation) und die Findability, die Praxis findet, filtert ersetzt den Bestand. Aus dieser heraus  die Rückkopplung (bzw. Regelkreis). und bewertet oder zeigt den Nutzenden, ist das Objekt bei Bedarf rekonstruier- wie es geht. Auch dabei gilt es vor allem, bar. Die Tatsache einer Rekonstruktion Hinter allen stehen elaborierte Theo- bestehende Theorien und Praxen perma- verschiebt das Objekt allerdings wieder rien. Unsere wissenschaftliche Aufgabe nent zu aktualisieren und anzupassen. und macht es zu einem neuen Ereignis. liegt im Dreischritt (a) der Analyse des Die Vermittlung der passenden Informa- Es unterscheidet sich von seiner Vorlage tatsächlichen Geschehens in digitalen tion zum konkreten Informationsbedarf mindestens dadurch, dass es als zusätz- Kommunikationsnetzen, (b) der Abschät- und/oder die Vermittlung, dies gegebe- licher Abruf entstand. Addiert man nun zung von Möglichkeiten und (c) der For- nenfalls selbst zu können, bleiben die die konkrete Kontextualisierung (wer, mulierung von Modellen, Leitlinien und Ziele informationsvermittelnder Arbeit. wann zu welchem Zweck) dazu, ergeben Anwendungsoptionen für die Praxis. Wir Setzen wir nun voraus, dass nach dem sich Erweiterungen nahezu unbegrenz- müssen auch dabei weniger neu erfinden ter Komplexität. Daraus entsteht das Pro- als neu interpretieren und anwenden. blem, eine generelle Authentizität und So ist das Phänomen der Referenz sehr 8 Das verwundert zudem umso mehr, als das Identität eines digitalen Objektes festzu- 20. Jahrhundert als das einer „allgemeinen gut über semiotische Theorien zu fassen. Kybernetisierung“ zu verstehen ist. Vgl. z.B. stellen. Es erlebt seinen Aufschwung besonders Hörl, 2011

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VIII sprüche und von ihnen auf das System fung, sondern darüber hinaus und viel- projizierten Werte. Soll die automati- leicht noch wichtiger Erzeugung, Form- Die Aufgabe der Innovationsakteure, also sierte Aufbereitung nicht eine Spielerei gebung und vorarchivische Vermittlung u. a. der bibliotheks- und informations- beeindruckender Muster bleiben, muss von Information. Eine solche integrierte wissenschaftlichen Forschung, umfasst zusätzlich qualitativ ein konkretisierter wissenschaftskommunikative Qualitäts- also getreu dem genannten Dreischritt Informationsbedarf (oder auch eine ent- sicherung scheint im Prinzip für jedes in diesem Zusammenhang, (a) die mög- sprechende Forschungsfrage) passend komplexere Forschungsvorhaben sinn- lichen und tatsächlichen Filterverfahren bedient, eventuell sogar erst formuliert voll. Denn die die wissenschaftlichen Er- zu verstehen, (b) weitere jeweils ange- werden. Um das menschliche Maß im kenntnisproduktionen begleitenden Me- messene Methoden, Technologien und Umgang mit Informationen beizubehal- taprozesse von der Recherche über die Konzepte zur Relevanzbestimmung zu ten, benötigen wir neben den Verfahren Publikationsvorbereitung mit diversen entwickeln sowie (c) diese der Praxis der automatisierten Abbildung sowie des urheberrechtlichen Implikationen bis zur zu vermitteln. Das Aktionsfeld ist denk- Retrievals ein intellektuelles Filterprinzip. Forschungsethik sind ungemein speziali- bar breit: Was einmal beispielsweise als Die Kernkompetenz liegt im Austarieren siert und mannigfaltig und addieren sich einfacher Empfehlungsdienst aufkam, der genannten Elemente des Informa- zur eigentlichen inhaltlichen Arbeit. erscheint mittlerweile erweitert zu einer tionsprozesses für einen konkreten Zu- üppigen Palette von Verfahren der Er- sammenhang. Die Rolle des Information mittlung und Abbildung sozialempirisch Professionals als Akteur im Prozess wird X erhobener und verrechneter Relevanz- damit komplexer und wichtiger. Daraus bewertungen. Es ist davon auszugehen, ergibt sich, dass nicht nur die Informa- Wie weit hier die Kompetenzen der Infor- dass die Facette der Informationskumula- tionsadressaten als Akteure im Mittel- mation Professionals als direkt angeglie- tion und -visualisierung mit skalierbaren punkt der Aktivitäten stehen, sondern derte unterstützende Akteure tatsächlich Ausgabeverfahren eines der entschei- ebenso die Informationsvermittler als reichen, vermag ich an dieser Stelle nicht denden Themen der Zukunft sein wird. Akteure betrachtet werden. Wenn wir abschließend zu bestimmen. Es erscheint Formen der quantitativen Darstellung das Berufsbild diskutieren, vollziehen mir aber in jedem Fall unvermeidlich, das von Informationen und Informationszu- wir letztlich genau diese Reflektion. Al- Berufsbild über das Konzept der Litera- sammenhängen sind sicher ein Grund- lerdings muss sie direkt in das prozes- tur- und Informationsvermittlung hin zur baustein digitaler Bibliotheken. Entspre- suale Geschehen eingebunden gesehen Kompetenzvermittlung entsprechend neu chende quantitativ-visualisierende Me- werden. Bibliotheken als Informations- zu definieren. Der Bibliothekar oder Infor- thoden nutzen die Vernetzbarkeit und vermittler sind daher idealerweise unmit- mation Professional in der Wissenschaft Adressierbarkeit jedes Einzelelements telbar als Trabanten an die Produktions- ist als Data Libriarian, Copyright Libra- (wozu auch eine Nutzungshandlung und Kommunikationsprozesse in Wis- rian oder Reference Librarian derjenige eines Akteurs zählt), um die Verbindun- senschaft und Forschung anzubinden. Ansprechpartner, der sämtliche informa- gen nachvollziehbar und mehrdimensi- Sie helfen im Idealfall aktiv und syste- tionellen Facetten von der Informations- onal aufzuzeigen. Jedes referenzierbare matisch, die Übereinstimmung zwischen sammlung über die Informationsfilterung Element (bis zum einzelnen Zeichen) dem Erkenntnisziel, der Informationsre- und Relevanzauswahl bis zur Informati- kann mit seinen Beziehungen zu ande- zeption und der der Kommunikation der onspublikation nach Bedarf moderiert. ren Elementen über Knoten und Kanten Erkenntnis zu erzeugen, zu kontrollieren Er ist in dieser Rolle die Zentralfigur der (Netzwerkrelationen) berechnend nach- und zu erhalten. Die Voraussetzung dafür wissenschaftlichen Qualitätskontrolle vollzogen und abgebildet werden. Das liegt bibliotheks- und Informationswis- und unmittelbar in den Wissenschafts- Besondere daran ist, wie oben erläutert senschaftlich in der sogenannten Infor- betrieb von der Doktorandenschulung wurde, dass sich jeder dieser Schritte, mationshermeneutik: bis zur Plagiatsprüfung integriert. Inter- jeder Aufruf in die Struktur einschreibt „Diese soll die Bedingungen und Gren- essanterweise zeigt sich, dass nun – so (Regelkreis) und als Metadatum bzw. zen der Verständigung zwischen den wie Otlets Zettel im Digitalen seine ei- Metatext mit den Ausgangsinhalten ver- Menschen im Informationszeitalter er- gentliche Umsetzung findet – mit diesem knüpfbar wird. Die Herausforderung liegt forschen. Ihr Stoff sind nicht mehr nur Ansatz Ideen des Wissenschaftspanels darin, diese Gesamtaussage über die die gedruckten Schriften oder auch das um den Weinberg-Report in digitalen Bi- Struktur auf ein konkretes Informations- auratische Gespräch face to face mit bliotheksdienstleistungen ihren Nieder- szenario (=Informationskontext) hin zu (oder ohne) kontrafaktischen Rationa- schlag finden. 10 Durch die Erosion der filtern. litätsidealen als Teilnahmebedingung, Trennung von Bibliothek und Dokumen- sondern das elektronische interface tation scheint sich die letztere mehr und mit all der Komplexität seiner Darstel- mehr in der ersteren aufzulösen. Denn IX lungen, Verknüpfungen, Such- und in dem Maße, in dem die Bezeichnung Kommunikationsmechanismen.“9 Dokumentation allein wenig Zukunft zu Bibliotheken entwickeln sich so lang- Ihre praktische Entsprechung findet sich haben scheint, restrukturieren ihre Prin- fristig vielleicht von reinen Erinnerungs- beispielsweise im Konzept des Embed- zipien die der Digitalen Bibliotheken. Die körpern zu semi-intelligenten digitalen ded Librarian: Ein Bibliotheksmitarbei- Re-Interpretation der Empfehlungen des Denkmaschinen, die nach bestimmten ter wird direkt in ein Forschungsteam Weinberg-Reports müsste freilich die Regeln weitgehend selbsttätig kumu- eingegliedert und übernimmt Beratung, dort enthaltene und begrenzende Formu- lieren, abstrahieren und skalieren. Doch Koordination und Organisation interner lierung „technische Information“ öffnen, diese automatisierten Verfahren, die Informationsprozesse. Er sorgt für die da heute „soziale Information“ und ver- es uns überhaupt erst ermöglichen, die oben angeführte Übereinstimmung zwi- knüpfende Metainformationen im WWW Myriaden von Informationsschnipseln schen den ihm möglichst genau bekann- weitere Informationsdimensionen er- und Datenfragmenten in eine verallge- ten Zielen der Akteure und dem digitalen schließen. Das reine „Wiederauffinden“, meinernde und damit überschaubare Informationsnetzwerk und übernimmt um das sich laut Weinberg-Report der Form zu bringen, stehen nur für eine dabei auch die notwendigen Rückkopp- Autor kümmern muss, sollte vielleicht Hälfte des Programms. Wie ich oben lungen. Diese Rolle umfasst nicht nur um Aspekte der Nutz- und Integrierbar- schrieb, geht es nicht nur um die Kennt- Recherche und Informationsbeschaf- keit erweitert werden. Die „Techniken nis des Systems, sondern auch um die Kenntnis der Akteure, ihrer Ziele, An- 9 Capurro, 2011 10 Zum Weinberg-Report sh. Pietsch, 1964

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des Arbeitens mit Informationsmaterial“ Empfehlungen für eine zukünftige Infor- sind ebenfalls deutlich komplexer gewor- mationsgegenwart formulieren können. den. Ursächlich dafür ist, dass die „tech- Beruf, Information und Dokumen­ nische Gemeinschaft“ bei der Umsetzung tation, Entwicklungstendenz, Digi­ der vierten Empfehlung erhebliche Fort- Literatur tale Bibliothek, Bibliothekswissen­ schritte verzeichnen konnte: „Die tech- schaft, Informationswissenschaft nische Gemeinschaft muss neue Aus- Borges, Jorge Luis (1942/2000): Das unerbittliche Gedächtnis. In: ders.: Gesammelte Werke. Der Er- tauschmethoden entwickeln und nutzbar zählungen erster Teil. München: Hanser, S. 179-188 machen.“11 Und zwar – Empfehlung fünf Capurro, Rafael; Holgate, John (Hrsg.) (2011): Mes- – möglichst einheitliche und miteinander sages and Messengers. Angeletics as an Approach verträgliche. Die neuen Austauschme- to the Phenomenology of Communication. Von Der Autor thoden und gewisse Standards haben Boten und Botschaften. Die Angeletik als Weg zur Phänomenologie der Kommunikation, ICIE Schrif- wir nun technisch in gewissem Umfang tenreihe Bd. 5, München: Fink. Ben Kaden M.A. vorliegen. Sie ermöglichen eine Flexibi- Duyvis, F. Donker (1959/1978): Die Entstehung des lität im Umgang mit Information, die zu Wortes „Dokumentation im Namen der FID. In: Weinbergs Zeiten zwangsläufig utopisch Frank, Peter R. (1978): Von der systematischen Bib- studierte an der Hum- boldt-Universität zu scheinen mussten. Aber häufig weist liografie zur Dokumentation. Darmstadt: Wissen- schaftliche Buchgesellschaft, S. 99-102. S. 99 Berlin Bibliotheks- bekanntlich bei utopischer Literatur die Fürchtejohann, Jan; Rabe, Jens-Christian (2011): Die und Informationswis- Grundanlage bereits einiges auf, was kulturelle Zeitenwende. In: Süddeutsche Zeitung, senschaft, Soziologie sich später wirklich einstellt. Sie ist die 18.11.2011, S. 11 und Politikwissen- Spielwiese, die das zu einem Zeitpunkt Hörl, Erich (2011): Die technologische Bedingung. Zur schaft und arbeitet Denkbare konsequent ausführt, fixiert Einführung. In: Erich Hörl (Hrsg.): Die technologische derzeit als wissen- und damit auch diskutierbar macht. Bedingung. Beiträge zur Beschreibung der techni- schen Welt. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2011, S. 7-53 schaftlicher Mitarbeit im Projekt IUWIS Von den Semantic Web-Technologien bis – Infrastruktur Urheberrecht für Wis- hin zum integrierten Bibliothekar lässt Krüss, Hugo Andres (1967): Die Beherrschung des Wissens. In: Nachrichten für Dokumentation (18) senschaft und Bildung. sich sehr viel aus dem Pool der Zukunfts- Heft 5, S. 153-155 entwürfe der jüngeren Vergangenheit Otlet, Paul (1907/1978): Die Dokumentation. In: Humbold-Universität zu Berlin ableiten. Und wer weiß: Wäre jemand Peter R. Frank (Hrsg.): Von der systematischen Bib- Institut für Bibliotheks- und auf die Idee gekommen, in das Weinberg- liographie zur Dokumentation. Darmstadt: Wissen- schaftliche Buchgesellschaft, S. 353-362. Informationswisseschaft Panel zusätzlich zwei, drei geistes- und Dorotheenstr. 26, 10117 Berlin sozialwissenschaftliche Vertreter zu be- Pietsch, Erich (Hrsg.)(1964): Wissenschaft, Regie- rung und Information : Die Verantwortung d. techn. [email protected] rufen, dann hätten wir heute womöglich Gemeinschaft u.d. Regierung bei d. Informations- http://www.treepolar.de/ben auch ein präziseres Verständnis vom So- übermittlung. [Genehmigte dt. Übers. d. Weinberg- cial Web, also den gesamtgesellschaft- Berichtes vom 10. Jan. 1963] / [Mit e. Vorw. von Erich Pietsch]. Nachrichten für Dokumentation : Beiheft ; lichen Effekten einer allgegenwärtigen Nr. 12. Frankfurt a.M. : Dt. Gesellschaft f. Dokumen- Informationswelt. Aber so bleibt uns als tation e.V. http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/ Bibliotheks- und Informationswissen- weinberg.html schaftlern immerhin ein Feld, auf dem Roth, Jospeh (1939): Schluß mit der Neuen Sachlich- wir selbst neue Schlüsse ziehen und keit. In: Die Literarische Welt. Jg. 6, Nr. 3. 14.01.1930, S. 3f. Schulz, Stefan (2011): Datenwolke. In: Frankfurter 11 vgl. ebd. Allgemeine Zeitung vom 5.10.2011, S. N3

Exzellente Wissensorganisation EWO ganisationen vielfältige Möglichkeiten, tig entsteht ein intensiver Wissensaus- Wissen einzusetzen und zu vermitteln. tausch. Bewerben können sich Unterneh- 2012 kooperiert mit der Informare! Die branchenübergreifende Initiative men und Organisationen aus der Privat- „Exzellente Wissensorganisation 2012“ wirtschaft und dem öffentlichen Bereich setzt hier an. Sie zeigt, welche intelligen- ebenso wie Non-Profit-Einrichtungen. Getreu dem Motto „Wissen vermehrt ten Lösungen Organisationen für den Die Informare! kooperiert bereits mit

nachrichten sich, wenn es geteilt wird“ haben Chris- Umgang mit Wissen und Informationen dem Publishers‘ Forum am 23. und 24. tian Keller und Christian Kastrup, Ko- gefunden haben, und wie andere von April 2012 in der axica am Pariser Platz ordinatoren der Initiative „Exzellente den Erfahrungen lernen können. Die In- in Berlin. Sie präsentiert dort ein Modul Wissensorganisation (EWO) 2012“ mit itiative EWO spürt praxiserprobte Kon- „Die exzellente Wissensorganisation?“, Arnoud de Kemp, dem Initiator der Infor- zepte von Wissensorganisation im Rah- mit einem Vortrag „Enterprise 2.0 - Re- mare!, eine Kooperationsvereinbarung men eines Wettbewerbs auf, zeichnet sie definition der Wissensorganisation oder geschlossen. Die EWO 2012 wird am aus und bringt sie anschließend in den alter Wein in neuen Schläuchen?“ von 10. Mai unter dem Dach der Kongress- Transfer. Während des eintägigen EWO- Dr. Frank Schönefeld, Mitglied der Ge- messe Informare! (8. bis 10. Mai 2012) in Kongresses am 10. Mai 2012 stellen die schäftsleitung der T-Systems Multimedia Berlin im Konferenzzentrum „Moskau“ Kandidaten ihre Wissensorganisation den Solutions GmbH und einem weiterführen- durchgeführt. Gemeinsame Themen sind Teilnehmern und einer Expertenjury vor. den Workshop, präsentiert von Christian Wissensmanagement, Wissenstransfer, Sowohl die Jury als auch die Teilnehmer Keller (EWO) und Arnoud de Kemp (Infor-

Exzellenz. Für den Besuch beider Veran- prüfen die Kandidaten und ihre Lösungen mare!). staltungen werden Sonderkonditionen und bestimmen gemeinsam, wer die Aus- Kontakt: Informare!: Arnoud de Kemp, di- eingeräumt. Die Ausstellung „Die Kunst zeichnung „Exzellente Wissensorganisa- giprimo, [email protected]; EWO 2012: der Information“ ist für alle Teilneh- tion“ erhält. Das beteiligungsorientierte Christian Keller, Christian Kastrup, ck2, merinnen und Teilnehmer offen. Format des EWO-Kongresses gewähr- www.wissensexzellenz.de Neue Formen der Kommunikation durch leistet eine hohe Nachvollziehbarkeit und die Technologien des Web 2.0 bieten Or- Neutralität der Entscheidung. Gleichzei-

350 62(2011)8, 343-350 Anwendungsbericht Automatisierung vom Scan bis zum elektronischen Lesesaal

Stefan Paal und Stefan Eickeler, Sankt Augustin

Digitalisierte Dokumente zum Beispiel für die Kategorisierung von gekennzeichnet. Dies geschieht entweder Zeitungsartikeln mit Hilfe einer Redakti- automatisch oder interaktiv durch den Be- im Internet sicher bereitstellen onsdatenbank. (Abb. 1) nutzer. Dadurch werden Dokumente mit Vor der semantischen Erschließung wer- zusätzlichen Informationen angereichert. Gedruckte Medien, wie Bücher, Zeit- den die Dokumentdigitalisate zunächst Direkt beim Lesen kann sich der Benutzer schriften und Zeitungen sind kulturhis- aufbereitet. Dabei kommen verschiedene durch eine in die Anwendung integrierte torisch und marktwirtschaftlich wichtige Algorithmen zur Bildoptimierung zum Explorationsfunktion weiterführende In- Informationsquellen auf dem Weg zur Einsatz, etwa das Freistellen und Aus- formationen beschaffen. Die Zusatzinfor- Wissensgesellschaft. Um sie elektronisch richten der Digitalisate, die Verbesserung mation wird in einem in das Dokument verfügbar zu machen, um sie bereitzu- der Schärfe und des Kontrastes sowie die eingeblendeten, überlagernden Fenster stellen und zu vermarkten, werden vor- Separierung von Schriften vor farbigen angezeigt. Eine weitere Variante ist der handene Dokumente digitalisiert, mit Hintergründen. Durch eine Seitenseg- Wechsel auf eine andere, per Link ver- besonderen Analyseverfahren inhaltlich mentierung, für die das Entwicklerteam knüpfte Webseite durch Anklicken, um erschlossen und über Web-Portale zur um Dr. Stefan Eickeler mit einem Preis weiterführende, eventuell neuere Infor- Verfügung gestellt. Es ist jedoch eine der IEEE ausgezeichnet wurde, können mationen zum Inhalt des digitalisierten besondere Herausforderung, sicher und im Rahmen der Layoutanalyse die logi- Originaldokument zu bekommen. schnell auf zentral verwaltete Dokument- schen Bereiche einer Publikation, wie bestände über das Internet zuzugreifen. Inhaltsverzeichnisse, Kapitel und Arti- Der elektronische Lesesaal Beim Abruf von qualitativ hochwerti- kel, automatisch getrennt und in der an- gen Digitalisaten werden große Daten- schließenden Texterkennung spezifisch MyBib eRoom: mengen übertragen. Dadurch steigt der verarbeitet werden. Über verschiedene Bandbreitenbedarf und die Zugriffszeiten Text-Mining-Verfahren, wie die Entitä- Gedrucktes Wissen online verfügbar verlängern sich. Außerdem unterliegen tenextraktion (Named Entity Recogni- urheberrechtlich geschützte Dokumente tion) und die Relationserkennung, wer- Zusammen mit der Firma ImageWare besonderen gesetzlichen Beschränkun- den daraufhin thematische Bezüge, etwa Components haben die Wissenschaftler gen. Für die wirtschaftliche Verwertung auf Personen und Orte, ermittelt und mit des Fraunhofer IAIS einen elektronischen von digitalisierten Druckmedien ist daher anderen Fundstellen aus dem Dokument- Lesesaal entwickelt, der es ermöglicht, neben der inhaltlichen Erschließung auch bestand vernetzt. Für die Verlinkung mit Digitalisate sicher, echtzeitnah und ur- der Einsatz von geeigneten Leseanwen- externen Datenquellen, zum Beispiel der heberrechtskonform über das Internet dungen notwendig. Das Fraunhofer-Ins- Personennormdatei der Deutschen Nati- bereitzustellen. Die besondere Heraus- titut Intelligente Analyse- und Informati- onalbibliothek (DNB) oder Beiträgen aus forderung war hierbei die automatische onssysteme (IAIS) entwickelt Techniken, der freien Enzyklopädie Wikipedia, wer- Aufbereitung von unstrukturierten Do- um diese Herausforderungen zu meis- den Entitäten mit eindeutigen Identifiern kumentdigitalisaten zur inhaltlichen Ex- tern.

Textdokumente semantisch erschließen

Im Rahmen des Projektes CONTENTUS, einem Anwendungsfall (Use Case) im BMWi-geförderten Forschungsprogramm THESEUS, sind besonders für großvolu- mige Dokumentsammlungen automati- sche Verfahren zur semantischen Text­ erschließung entstanden, die neben der physischen Dokumentstruktur auch ihre logischen und thematischen Verbindun- gen erfassen. Über die CONTENTUS Diensteplattform können diese Verfahren für die service-basierte Dokumentenver- arbeitung in Cluster- und Cloud-Umge- bungen betrieben und skaliert werden. Je nach gewünschter Erschließungsquali- tät lassen sich hierüber auch weitere Ser- vice-Module bedarfsspezifisch einbinden, Abbildung 1: Service-basierte Dokumentenverarbeitung (© Stefan Paal, Fraunhofer IAIS).

62(2011)8, 351-354 351 Bereitstellung von Digitalisaten

ploration großvolumiger Dokumenten- unstrukturierte Dokumente, wie sie täg- lyse wurde beim Wettbewerb ICDAR sammlungen, zum Beispiel Lehrbuch- lich in jedem Unternehmen anfallen, mit 2009 Page Segmentation Competition der reihen oder Zeitschriftenarchive. Zu den strukturierten Informationen zu verbin- University of Salford mit dem ersten Preis einzelnen Arbeitsschritten der Aufberei- den – zum Beispiel bei der Bearbeitung ausgezeichnet. Die im elektronischen Le- tung zählen sowohl die Erfassung von und Anreicherung von digitalisierten Un- sesaal MyBib eRoom integrierte Technik strukturellen Metadaten wie Titel, Autor, ternehmensdokumenten an einem intelli- haben die Fraunhofer-Forscher im Projekt Inhaltsverzeichnis und die Kapitel eines genten Dokumentenarbeitsplatz. CONTENTUS (THESEUS-Programm) ent- digitalisierten Dokumentes, als auch die wickelt. Bei der Realisierung der Lösung Gewinnung von semantischen Metada- brachte ImageWare ihre Kompetenz als ten wie Volltexten, Entitäten und Ver- Kooperation des Fraunhofer IAIS mit Entwickler von Workflow-Lösungen zur weisen zwischen den Dokumenten. Digitalisierung und Erhaltung von Kultur- Die automatisch erzeugten Metadaten Imageware: Kompetenz bündeln gut ein. Die Bonner haben ein fast 15jäh- werden zusammen mit den Digitalisaten riges Know-how beim Erstellen, Ver- in einem zentralen Dokumentarchivsys- Das Fraunhofer-Institut für Intelligente walten und Liefern von Digitalisaten Im tem verwaltet und indexiert. Im Ergebnis Analyse- und Informationssysteme IAIS Rahmen der Entwicklungspartnerschaft können Anwender im Dokumentbestand aus Sankt Augustin und der Bonner Soft- mit ImageWare Components liefert das navigieren, etwa nach Autoren und Ru- ware-Spezialist ImageWare arbeiten seit Fraunhofer IAIS zudem Algorithmen zur briken, oder über eine Volltextsuche re- mehreren Jahren erfolgreich zusammen. Bildoptimierung bei der Verarbeitung ge- levante Dokumente auffinden. Auf dem Im Fokus der im Dezember 2010 aus der scannter Dokumente und realisiert Bild- Bildschirm erscheinen die digitalisierten Entwicklungspartnerschaft in einen lang- analysedienste nach dem Software-as-a- Seiten des Dokumentes layoutgetreu und fristigen Kooperationsvertrag überführten Service-Modell (SaaS). angereichert mit den erschlossenen Me- Zusammenarbeit stehen Forschungsar- Für das Fraunhofer IAIS ist die Koopera- tadaten. Der elektronische Lesesaal be- beiten zur Aufbereitung und Erschlie- tion ein wichtiges Zeugnis angewandter wahrt damit den Charakter der gedruck- ßung von Dokumentdigitalisaten. Fraun- Wissenschaft: »Ziel unserer Forschung ten Medien im digitalen Umfeld und blen- hofer IAIS hat dazu in den letzten Jahren bei Fraunhofer ist es, die Ergebnisse in det zugleich bei Bedarf weiterführende starke digitale multimediale Archivsys- die praktische Anwendung zum Nutzen Informationen ein (Abb.2) teme mit Suchmaschinen für unterschied- für Wirtschaft und Gesellschaft zu über- Neben den Verweisen auf andere Doku- liche Bereiche aufgebaut. Die Techniken führen«, betont Institutsleiter Prof. Dr. mentinhalte ermöglicht der elektronische sind besonders geeignet, Zeitungs- oder Stefan Wrobel. »Ich freue mich, dass wir Lesesaal auch die integrierte Darstel- Buchseiten mit automatischen Verfahren ImageWare dabei unterstützen können, lung zusätzlicher Informationen aus ex- der Dokumentenanalyse in unterschiedli- hochrangige Lösungen für die rechtskon- ternen Datenquellen. Damit bietet sich cher Tiefe zu erschließen. Die innovative forme Bereitstellung digitaler Dokumente die Anwendung auch allgemein an, um Anwendung im Bereich der Layoutana- auf den Markt zu bringen.«

Abbildung 2: Elektronische Lesesaalanwendung mit Ergebnissen der Named Entity Recognition (NER).

352 62(2011)8, 351-354 Bereitstellung von Digitalisaten

Produktionsablauf und Verfahren die Verarbeitung großvolumiger Doku- erkannt werden, zum Beispiel für die mentbestände können zudem Rechner- Ausgabenseparierung von Zeitungsdigi- Der Produktionsablauf für die Bereitstel- ressourcen kurzfristig und kostengünstig talisaten vom Mikrofilm. lung von digitalisierten Dokumenten im aus einer Cloud-Infrastruktur angemietet Internet gliedert sich prinzipiell in zwei werden und die notwendigen Software- Teile. Im ersten Arbeitsschritt werden Module als Appliances auf neue Rechner Texterkennung die Digitalisate inhaltlich erschlossen verteilt werden. Die Ergebnisse der Seitensegmentierung und mit Metadaten angereichert. Dazu dienen der Texterkennung zur Identifi- kommen verschiedene Verfahren aus kation, welche Teile einer Seite Text ent- der Bild- und Textverarbeitung zum Optimierung der Digitalisate halten und wie dieser von der Texterken- Einsatz. Das Ergebnis der Erschließung Vor der inhaltlichen Erschließung der Do- nung behandelt werden soll. Durch diese sind XML-Dateien mit den erzeugten kumente werden die Digitalisate aufbe- Vorgehensweise werden gerade im Ver- Metadaten. Im zweiten Arbeitsschritt reitet. Typischerweise beginnt die Opti- gleich zu konventionellen OCR-Verfahren werden die XML-Dateien zusammen mit mierung mit der Freistellung einer Seite stark verbesserte Ergebnisse in der Er- den Digitalisaten in den elektronischen vor dem Hintergrund. Daran schließt sich kennungsrate erreicht. Zusätzlich wer- Lesesaal eingelesen und indexiert. Dabei die Korrektur der Ausrichtung an sowie den die umrahmenden Rechtecke (boun- kommen eine relationale Datenbank eine Entzerrung, wie beispielsweise ding boxes) der erkannten Wörter miter- MySQL zum Einsatz, die die Dokument- notwendig beim Scannen von Buchdop- fasst und in den Metadaten gespeichert. struktur abbildet, und ein Lucene-ba- pelseiten und der Durchführung einer Diese Informationen können bei der Do- sierter Suchindex, der die Volltextsuche Buchfalzkorrektur. Optionale Schritte zur kumentenanzeige zur Lokalisierung ein- über den gesamten Dokumentbestand Optimierung sind beispielsweise das Ent- zelner Wörter verwendet werden, zum unterstützt. fernen von Daumenabdrücken, die beim Beispiel zur layoutgetreuen Hervorhe- Auflegen der Digitalisate mit aufgenom- bung von Suchtreffern im Digitalisat. men wurden, oder auch das Entfernen 1. CONTENTUS Diensteplattform von durchscheinenden Artefakten bei dünnem Papier. Artikelsegmentierung Die CONTENTUS-Diensteplattform ba- Für eine inhaltliche Erschließung von siert auf einer Service-Orientierten Ar- strukturierten Dokumenten, zum Beispiel chitektur (SOA). In diese können die Separierung der Dokumentteile Büchern und Zeitungen, ist die Zusam- Algorithmen zur Verarbeitung der Di- Werden Einzelseiten eingescannt, so menführung von Textblöcken zu Artikeln gitalisate in Form von web-basierten liegt die physikalische Dokumentstruk- und Kapiteln notwendig, um thematisch Diensten über SOAP flexibel eingebun- tur bereits vor. Im Falle von Doppelsei- abgegrenzte Texteinheiten zu erhal- den werden. Eine BPEL Engine (Active­ ten, zum Beispiel beim Buchscannen, ten. Im Gegensatz zu einer Volltextseite BPEL) steuert die Arbeitsabläufe anhand wird zuvor noch eine digitale Seiten- können damit auch semantische Aus- von BPEL Scripten, die je nach Anwen- trennung durchgeführt. Die resultieren- wertungen innerhalb des Dokumentes dungsfall spezifische Dienste ansteuern den Einzelseiten werden anschließend durchgeführt werden, zum Beispiel die und orchestrieren. Ein Diensttyp kann mit einer preisgekrönten Seitenseg- Klassifikation von Zeitungsartikeln. Die in der Service-Infrastruktur redundant mentierung in ihre strukturellen Kom- zugehörige Verarbeitung wird als Arti- auf mehreren Rechnerknoten installiert ponenten zerlegt, wie zum Beispiel kelsegmentierung bezeichnet und basiert werden, um eine größere Arbeitsteilung Logos, Kopfzeilen, Kapitelüberschriften, einerseits auf Regeln (Schriftgröße einer zu erreichen. Die effiziente Auslastung Textkörper, Grafiken und eingebettete Artikelüberschrift, Positionierung von der eingesetzten Rechnerressourcen Bilder. Hierfür kommen neben regelba- Bildunterschriften, Lesereihenfolge etc.) wird über eine ausgeklügelte Lastüber- sierten Ansätzen auch Layoutmodelle und andererseits auf Layoutmodellen, wachung sichergestellt, die einzelne zum Einsatz, die auf Dokumentbestände die je nach Dokument spezifisch trainiert Dienste hoch- und herunterfahren kann, speziell trainiert werden. Über spezielle werden, zum Beispiel die Anordnung von um so die jeweilige Verarbeitungska- Verfahren zur Logodetektion können Zeitungsspalten. pazität je nach Bedarf anzupassen. Für damit auch Titelseiten von Zeitungen

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Anzeige_IW_2010 210 99.indd 1 21.04.2010 15:42:20 Bereitstellung von Digitalisaten

Semantische Anreicherung lationalen Datenbank (MySQL) speichert. und Kapitel eines Dokumentes aufzuru- Neben den im Digitalisat sichtbaren In- Die erzeugten Metadaten können in die- fen. Eine andere Möglichkeit ist der Weg formationen können Textstellen durch sem flexibel erweiterbaren Datenbank- über die Suche, die auch eine layoutge- weitere Erschließungstechniken mit se- modell besonders einfach an Dokumente treue Anzeige der Fundstellen im Digi- mantischen Zusatzinformationen und angehängt und ausgelesen werden. talisat erlaubt. Zu diesem Zweck wird Hintergrundwissen angereichert werden. das angeforderte Seitenbild vom Server Ein typisches Verfahren ist die Entitä- zum Client verschlüsselt übertragen und tenerkennung (Named Entity Recogni- Indexierung und Suche mit Zusatzinformationen dynamisch an- tion), die eine bedeutungsbezogene Aus- von Dokumenten gereichert. In jedem Fall werden immer wertung von Begriffen aus dem Kontext Die Speicherung von Dokumenten in nur die aktuell angeforderte Seitenbilder durchführt, zum Beispiel die Erkennung einem Java Content Repository wie Apa- heruntergeladen, so dass auch große von genannten Personen, Orten und Or- che JackRabbit schließt die automatische Dokumente schnell angezeigt und na- ganisationen. Hierzu kommen zunächst Indexierung von im Datenmodell ausge- vigiert werden können. Einmal herun- statistische Verfahren zum Einsatz, die zeichneten Metadaten wie Überschriften, tergeladene Seitenbilder werden dabei mit linguistischen Modellen zur Verbes- Autoren etc. mit ein. Für die Volltextsu- während der Arbeitssitzung im Speicher serung der Ergebnisse ergänzt werden che wird im elektronischen Lesesaal ein vorgehalten, um die Datenübertragung können. An die eigentliche Erkennung separater Suchindex auf Basis von Apa- zu minimieren. schließt sich noch die Disambiguierung che Lucene aufgebaut. Dies ermöglicht an, die gleichlautende Entitäten, zum die Suche und insbesondere gleichzeitig Beispiel den Begriff Java, je nach Kontext die grafische Lokalisation von Fundstel- einer anderen Bedeutung zuordnet, zum len auf den Digitalisaten mit den Informa- Beispiel einer Insel oder einer Program- tionen aus den OCR Metadaten. Zusätz- miersprache. Durch die eindeutige Identi- liche Features wie die facettierte Suche fikation von Entitäten können diese auch über erkannte Entitäten können durch mit externen Datenquellen, zum Beispiel Erweiterungen des Suchindexes realisiert der freien Enzyklopädie Wikipedia, ver- werden. linkt und zueinander in Relation gesetzt.

Anzeige von Dokumenten 2. Elektronischer Lesesaal Beim Abruf von Dokumenten wird die Dokumentstruktur vom Server auf den Der elektronische Lesesaal ist als Client- Client übertragen und kann vom Benut- Arbeitsablauf, Scannen, Server-System aufgebaut und besteht zer zur Navigation im Dokument ver- Bildverarbeitung, aus einem Datenbankserver (MySQL wendet werden, um zum Beispiel Seiten Inhaltserschließung, Text Mining und Apache JackRabbit), einem Anwen- gezielt über die Anwahl von Artikeln dungsserver (Apache Tomcat) und einer Java-basierten Rich Client Anwendung (Java Web Start). Das wesentliche Merk- mal ist die geschlossene Anwendungs- Die Autoren umgebung, die eine zugriffsgeschützte Bereitstellung von Dokumentdigitalisa- Dr. rer. nat. Stefan Paal ten über das Internet und die integrierte Darstellung mit angereicherten Informati- leitet den Bereich Dokumentenverarbeitung in der Abteilung onen aus der semantischen Erschließung NetMedia am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse und ermöglicht. Der Zugang zum elektroni- Informationssysteme (IAIS) in Sankt Augustin. Er studierte von schen Lesesaal ist über einen Internet- 1990 bis 1995 Elektrotechnik an der Universität Siegen und Browser von jedem Java-fähigen Rechner wurde 2010 von der Universität Marburg zum Dr. rer. nat. mit möglich. Eine gesonderte Installation auf dem Thema On-Demand Internet Computing promoviert. Seit dem Arbeitsplatzrechner ist hierbei nicht 2000 arbeitet er in der Fraunhofer-Gesellschaft und befasst sich notwendig, sondern die Software-Kom- mit Internet-Anwendungssystemen und der automatisierten Er- ponenten werden dynamisch vom Server schließung von Mediendaten. heruntergeladen und ausgeführt. Der [email protected] Zugriff auf den Lesesaall kann durch ver- schiedene Authentifizierungsverfahren eingeschränkt werden, zum Beispiel mit Dr.-Ing. Stefan Eickeler einem benutzerbezogenen Anmeldever- arbeitet in der Abteilung NetMedia am Fraunhofer-Institut für In- fahren oder einer arbeitsplatzbezogenen telligente Analyse und Informationssysteme (IAIS). Hier forscht Zugriffsbeschränkung. und entwickelt er seit 2002 auf dem Gebiet der Dokumentenana- lyse. Zuvor war er 1992 bis 1995 beim Fraunhofer-Institut für Mik- roelektronische Schaltungen und Systeme (IMS) tätig. 1996 entwi- Speicherung der Dokumente ckelte er bei der Firma LuraTech in Berlin die erste Version des ver- Beim Einlesen von Dokumenten in den lustfreien Wavelet Kompressor LuraWave. 1997 bis 2001 forschte elektronischen Lesesaal werden die Di- er an der Universität Duisburg auf dem Gebiet der Bildanalyse. Von gitalisate zusammen mit den Metada- der Universität Duisburg wurde er 2001 mit einer Dissertation auf dem Gebiet der ten aus der inhaltlichen Erschließung in Bildfolgenanalyse zum Dr.-Ing. promoviert. das Datenbanksystem gespeichert. Zum [email protected] Einsatz kommt hier ein dokumentorien- tiertes Datenbankmodell, welches die Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS Dokumente über ein Java Document Re- Schloss Birlinghoven, 53754 Sankt Augustin pository (Apache JackRabbit) in einer re-

354 62(2011)8, 351-354 Anwendungsbericht Herz und Hirn für die Deutsche Digitale Bibliothek

Das Fraunhofer IAIS hat ein Logistikzentrum für die Organisation und Bereitstellung von Datenbeständen entwickelt, das aus Metadaten logisch verknüpfte Wissensnetze macht und Interessensfilter für die Suche bereitstellt. Zugriffskontrolle und Langzeitarchivierung digitaler Originale sind als Option vorgesehen.

Vera Münch, Hildesheim

Der Auftrag war, die erste Ausbaustufe der Deutschen Digitalen Bibliothek zu planen, zu entwickeln und technisch um- zusetzen. Das Ergebnis ist IAIS-CORTEX, ein Datenlogistikzentrum für maschinelle Metadatenverarbeitung und Contentbe- reitstellung. Gefördert durch die Bundes- regierung haben das mit der technischen Gesamtkonzeption der Deutschen Digi- talen Bibliothek sowie der Koordination der Arbeiten zu ihrer Realisierung be- auftragte Fraunhofer-Institut für Intelli- gente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) und seine Entwicklungspartner, FIZ Karlsruhe auf Seiten des technischen Betriebes sowie Bibliotheken, Archive, IAIS-CORTEX Systemarchitektur: Die eingelesenen und aufbereiteten Daten werden in drei Container Mediatheken, Museen, wissenschaftli- aufgeteilt. Der Index liegt in der Suchmaschine. Informationsobjekte (Metadaten und binärer che Einrichtungen und Einrichtungen der Content) sind im Archiv (Repository) gespeichert. Die Relationen für das Wissensnetz aus Metadaten werden im Triplestore Node Store verwahrt. Die Informationssuche läuft in der Suchmaschine, wo- Denkmalpflege als Partner für die Inhalte durch hohe Suchlasten in guter Geschwindigkeit abgearbeitet werden können. Für die Benutzung ist (Content und Metadaten) in einer Ent- eine Registrierung vorgesehen, bei der aber keine Personendaten erhoben werden. Authentifizierung wicklungszeit von nur anderthalb Jahren und Authorisierung sind als Servicemodul verfügbar. Die Personendaten werden von der Plattform eine beeindruckende Softwareinfrastruk- abgekoppelt auf einem eigenen Server verwaltet. tur geschaffen. IAIS-CORTEX ist techni- sches Herz und Hirn der Deutschen Digi- talen Bibliothek.

Maschinelle Datenveredelung

Konzipiert für den Anwendungsfall Deut- sche Digitale Bibliothek ist die Plattform dafür ausgelegt, digitalisierte Bestände aus rund 30.000 Kultur- und Wissen- schaftseinrichtungen in Deutschland so aufzubereiten, dass die Kulturobjekte für alle Bürgerinnen und Bürger einfach, aber gezielt auffindbar sind und bei den Suchergebnissen jederzeit nachvoll- ziehbar ist, woher der vorgeschlagene Content und die weiteren Informatio- nen stammen. Nach Aussage des tech- nischen Leiters der Entwicklung, Dr. Kai Stalmann vom Fraunhofer IAIS, ist IAIS-CORTEX in der Lage, die gestellten Anforderungen technisch zu bedienen. Die von Contentpartnern bereitgestell- Eine Produktionsstraße für die Datenveredelung: Die aus den Systemen der Kunden in verschiedenen ten Metadaten werden in der Plattform Formaten angelieferten Daten werden mit dem vom Fraunhofer IAIS entwickelten Augmented SIP Creator (ASC) automatisiert für die verlustfreie Weiterverarbeitung im System vorbereitet. Im maschinell aufbereitet und veredelt. Da- Anschluss erfolgt vollautomatisch die Aufbereitung der Informationsobjekte für die Archivierung, die durch kann man im Webportal gesuchte semantische Anreicherung und Indexierung für einfache und facettierte Suche. Informationen zielgenau abrufen, aber

62(2011)8, 355-358 355 IAIS-Cortex

auch explorativ neues Wissen entdecken. schen Digitalen Bibliothek wird in Karls- Persistent Identifier / PID), unter der Softwaretechnisch betrachtet ist die ruhe redundant gefahren. (Siehe auch es im Repository der Deutschen Digi- Deutsche Digitale Bibliothek als Service- Kastentext: „Deutschlands Portal für Kul- talen Bibliothek (oder jedem anderen orientierte Architektur (SOA) konzipiert. tur und Wissenschaft“) Repository) verwaltet wird. Gegebe- IAIS-CORTEX umfasst als Systemkern nenfalls gibt es weitere Kennungen, die Services Ingest, Search und Access; die auf Herkunft bzw. Standort des also Module für die Datenaufnahme, die Was IAIS-CORTEX macht digitalen Originals zurückverweisen. Suche sowie den Zugang zu den Informa- Interessant ist an dieser Stelle, dass tionen über das Webportal. Der modulare Als zentrale Infrastrukturkomponente für sowohl binärer Content als auch Me- Aufbau und Schnittstellen, die auf offe- die Datenlogistik in webbasierten Infor- tadatenobjekte und Referenzobjekte nen Standards basieren, ermöglichen es mationssystemen bedient IAIS-CORTEX PID-gekennzeichnete Informationsob- laut Stalmann, IAIS-CORTEX flexibel an den Arbeitsablauf, der für die professio- jekte sein können. den jeweiligen Einsatzzweck anzupas- nelle Bereitstellung von Informationsob- ■ Sämtliche Informationen darüber, wel- sen. Bestehende Services aus Systemen jekten über ein Webportal notwendig ist. che Kultur- und Informationsobjekte der Anwendungspartner können integ- Das heißt, die Softwaremaschine erledigt über das Portal vermittelt werden kön- riert werden. Die Plattform macht auch alles, was nach dem Digitalisieren und nen, sind auf vielfältige Weise such- den technischen Fortschritt der Zukunft Erstellen der Metadaten durch Bibliothe- und abrufbar (browserbasierte facet- mit: Module können ausgewechselt wer- kare, Archivare und Kuratoren zu tun ist, tierte Suche) den, ohne das Gesamtsystem migrieren um die digitalisierten Objekte im Internet ■ IAIS-CORTEX importiert auf Wunsch zu müssen, so Stalmann. verfügbar zu machen. auch die digitalen Originale, die zu den Metadaten gehören (binären Content in Form von Digitalisaten, Derivaten, Volltexten, Audiodateien, Bildern, Filmen) und schickt diese zur Archivierung in ein Repository mit Zu- gangskontrolle.

Heterogene Formate stellen höchsten Anspruch

Aus Sicht der Informatik stecken im Datenverarbeitungsprozess dieses In- formationssystems höchste Anforde- rungen. Metadaten, die so heterogene digitalisierte Informationsbestände wie CORTEX-Datenfluss: Der Augmented SIP Creator (ASC) transformiert die Ursprungsdatenformate Bücher, Archivalien, Filme, Audio, Bil- verlustfrei nach CIDOC CRM (mapping). Grundlage der Datenverarbeitung im ASC sind Transformer der usw. beschreiben, sind in beinahe Skripte, die in einer XSLT Library verwaltet werden. Der Ingestservice der Plattform erzeugt in der Folge aus den SIPs Archival Information Packages, mit denen das Archiv (Cloud), der Suchmaschinen- unzähligen Formaten kodiert und die index (Solr) und der Node Store (Solr) befüllt werden. Beim Ingest erkennt das System vorhandene, Beschreibungen variieren stark – in der zusammengehörige oder verwandte Informationen anhand von Heuristiken und stellt Verbin- Beschreibungs­tiefe wie im Datenvolu- dungen zwischen neuen und vorhandenen Objekten her. men. Zu den bekanntesten Formaten, die im Umfeld der Deutschen Digitalen Bibliothek vorkommen, zählen beispiels- Erste Auslieferung im Dezember ■ IAIS-CORTEX liest die Metadaten di- weise Marc, EAD, museumdat (MUDA), gitaler Informationsobjekte in einem METS, MODS, Lido und DC, um nur ei- Die Projektpartner haben in der kurzen automatisierten Prozess in die Platt- nige zu nennen. Beschreibungsvolumina, Zeit eine Mammutaufgabe gestemmt. form ein (Ingest); die in der Entwicklungsphase angetrof- Allein die Anforderungsanalyse aus poli- ■ überträgt die eingelesenen Metadaten fen wurden, reichten von weniger als tischer, rechtlicher und funktionaler/tech- ohne Informationsverlust auf die Platt- 1 KB bis zu 100 MB für ein Objekt. nischer Sicht dauerte sechs Monate. Ihre form (Mapping); Zusammenfassung ist 106 Seiten stark. ■ bereitet sie maschinell so auf, dass Erst als diese fertig war, konnte mit dem exploratives Entdecken von Wissen Pre-Ingest von Fraunhofer ermöglicht Systementwurf begonnen werden. In ebenso wie der gezielte Zugriff durch Spitzenzeiten arbeiteten bis zu 60 Wis- die Suchmaschine möglich werden. semantisch präzises Retrieval senschaftlerinnen und Wissenschaftler Die Metadaten werden bei dieser des Fraunhofer IAIS an der Entwicklung; Aufbereitung mit Informationen über Für die Qualität des gesamten Systems etwa 30 Einrichtungen stellten Content ihre Bedeutung und den Kontext ist es deshalb von ausschlaggebender bereit. des Umfeldes angereichert (semanti- Bedeutung, wie der maschinelle Einle- Die erste IAIS-CORTEX-Plattform wird sches Processing / Datenveredelung). seprozess - der Ingest - mit der Hetero- noch im Dezember 2011 an den Auftrag- genität der Ursprungsdaten umgeht. geber Bundesregierung übergeben. Für ■ Die nun mit Bedeutung versehenen Das Team des Fraunhofer IAIS hat im Fraunhofer ist der Entwicklungsauftrag Informationsobjekte werden anschlie- Rahmen der Arbeiten für die Deutsche für die erste Ausbaustufe der Deutschen ßend von der Softwaremaschine zu Digitale Bibliothek ein Werkzeug für den Digitalen Bibliothek mit der Abgabe zu- einem logischen Wissensnetz zusam- Pre-Ingest entwickelt, das Bestandteil nächst abgeschlossen. Bei FIZ Karlsruhe, mengefügt. von IAIS-CORTEX ist: den Augmented für den technischen Betrieb zuständig, ■ IAIS-CORTEX versieht jedes Infor- SIP Creator (ASC). SIP steht für Submis- beginnt damit die Pilotanwendungs- mationsobjekt mit einer eindeutigen sion Information Package und ist ein phase. Das gesamte System der Deut- Kennung (Persistenter Identifikator / Fachterminus aus dem OAIS Referenz-

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modell. Im ASC werden die Ursprungs- und im wesentlich schnelleren Suchma- Wissensressourcen dar (abgebildet in datenformate verlustfrei nach CIDOC schinenindex Solr indexiert. Für alle an- einem Graph). Um die Indexierung nicht CRM transformiert (mapping), das deren Leser dauert die Erklärung etwas zu komplex werden zu lassen, haben die neben statischen Views und Informa- länger. Jeder Gegenstand, jedes Ereignis, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- tionen über den Sender wesentlichster jedes Datum ist mit weiterem Wissen ler ein Verfahren entwickelt, mit dem Bestandteil des SIP ist. Grundlage der verbunden, das im menschlichen Gehirn sie die Eigenschaften der Triples auf ein Datenverarbeitung im ASC sind Trans- aktiviert wird, wenn die Situation auftritt. kompaktes Vokabular reduzieren, das als former Skripte, die in einer XSLT Library Sieht ein Mensch eine Vase, weiß er so- ISO Standard vorliegt und in zahlreichen verwaltet werden. Der Ingestservice fort, dass sie den Zweck hat, Blumen auf- Projekten verwendet wurde, das CIDOC der Plattform erzeugt in der Folge aus zunehmen, erkennt, dass sie ein chinesi- CRM. den SIPs Archival Information Packages sches Design hat und aus Porzellan ist. (AIPs), mit denen das Archiv (Cloud), Er sieht, ob sie leer oder mit Blumen ge- der Suchmaschinenindex (Solr) und der füllt, alt oder neu ist. Solche Bezüge kön- Wissen entdecken, Node Store (Solr) befüllt werden. Beim nen Maschinen heute noch nicht herstel- Ingest erkennt das System vorhandene, len. Semantische Datenaufbereitung ver- von dem man nichts wusste zusammengehörige oder verwandte In- sucht es ihnen beizubringen, indem sie formationen anhand von Heuristiken die Objekte mit den zusätzlichen Infor- Mit dem Wissensnetz sind die Voraus- und stellt Verbindungen zwischen neuen mationen zu ihrer Bedeutung verbindet. setzungen geschaffen, dass sich bei der und vorhandenen Objekten her. Zur Erin- Verständlich machen lässt sich das Prin- Suche im Webportal für den Benutzer nerung: Das alles läuft vollautomatisch. zip dieser semantischen Aufbereitung unerwartete Zusammenhänge auftun. Der gesamte Prozess wird von der Soft- von Information an einem Beispiel, das Er entdeckt vielleicht Wissen, von dem waremaschine erledigt, berücksichtigt so zwar im Web noch nicht umgesetzt ist er vorher nicht wusste, dass es existiert, dabei aber manuell erzeugte Bezüge zu und es vermutlich auch noch lange nicht erfährt beispielsweise im Zusammen- Normdaten. Der Prozess lässt sich auf sein wird, die Arbeitsweise aber an- hang mit einem ägypischen Königsgrab, vergleichbare Aufgabenstellungen der schaulich erklärt. Semantische Anreiche- dessen Beigaben man in einem Museum Datenaufbereitung für Infor­ ma­ tions­ ­ rung verbindet den Begriff „Hamburg“ begutachten kann, dass sich schon die systeme in anderen Domänen über­ mit den weiteren Begriffen Stadt und alten Ägypter mit homöopathischen Arz- tragen. Deutschland und Norden und Regen und neimitteln beschäftigt haben, die heute in der Medikamentenentwicklung eine wichtige Rolle spielen. In der Vernetzung des Wissens aus verschiedenen Sparten Deutschlands Portal für Kultur und Wissenschaft der Kultur und Wissenschaft liegt das Die Deutsche Digitale Bibliothek soll als zentrales nationales Portal die digitalen Angebote von große Potential der Deutschen Digitalen etwa 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen miteinander vernetzen. Das ambitio- Bibliothek. nierte Ziel lautet: „Das kulturelle und wissenschaftliche Erbe der Nation wird weitgehend kos- Zunächst aber erfüllt das Wissensnetz in tenfrei für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich gemacht“, so die Angaben auf der Webseite IAIS-CORTEX die schon fast profan klin- des Projektes. Der Aufbau wird vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gende Funktion, die über das Informati- (BKM) aus Mitteln des Konjunkturprogramms II des Bundes finanziert. Er hat Fraunhofer IAIS onssystem zugänglichen Informationen mit dem technischen Projektmanagement beauftragt. Ein Kompetenznetzwerk mit Vertretern so miteinander zu verknüpfen, dass der aus Bund, Ländern und Kommunen arbeitet seit Mitte 2007 an der Umsetzung der Idee mit und Benutzer einfach darauf zugreifen kann, ist für den künftigen Betrieb verantwortlich. Der Pilotbetrieb läuft Anfang 2012 an. Die Überfüh- aber umfassend zu seinen Fragen infor- rung in den Regelbetrieb soll, wenn alles gut geht, Mitte des Jahres stattfinden. miert wird. Für die Informationssuche Auch wenn die softwaretechnischen Möglichkeiten zum Betrieb eines so großen zentralen sind mächtige Funktionen eingerichtet. Portals heute schon gegeben sind, stellt die durchgängige technische Realisierung nach wie Auf Filter gestützter, gezielter Zugriff ist vor eine große Herausforderung dar. Noch wichtiger aber ist die Frage nach der tragenden ebenso vorgesehen wie simple Schlag- Organisation. Wie in jedem Unternehmen und in jeder Verwaltung muss hinter dem Betrieb wortsuche, die Schritt für Schritt durch des Portals eine dauerhafte Organisation stehen, die sich um die unternehmerischen Fragen Filteranwendung (z.B. Zeitraum, Land, kümmert: die Contentgewinnung, die Verwaltung, das Marketing, die Contentpflege, die Werkstoff etc.) eingegrenzt werden kann. Klärung rechtlicher Fragen zu urheberbewehrten Inhalten, die politische Arbeit, die technische Ein Highlight für die älteren Information Weiterentwicklung, um nur die wichtigsten Punkte aufzuzählen. Mit IAIS-CORTEX sind die Professionals gibt es übrigens auch noch: ersten wichtigen Schritte nun jedoch getan, um den Startschuss für das Vorhaben Deutsche Es wird zwar nicht so angeboten, aber Digitale Bibliothek zu geben. http://www.deutsche-digitale-bibliothek.de wer möchte, kann einen Suchstring mit Boolschen Operatoren eingeben. Die Ab- frage funktioniert! Und Ja - auch an So- Das Wissensnetz schön und weltoffen und Regenschirm. cial Media hat das Fraunhofer IAIS-Team Solche Relationen werden in sogenann- natürlich gedacht. Web 2.0 Funktionen Beim semantischen Anreichern gewinnt ten Triples abgebildet und gespeichert. zum Aufbau von Communities rund um man durch das Herstellen von Relatio- In der Fachsprache heißen diese Zusatz- das Informationssystem und Interessens- nen Informationen über die Bedeutung informationen Entitäten (Stadt, Deutsch- gebiete sind angedacht - und technisch des Inhaltes, der im Objekt abgespei- land, Norden, Regen, Regenschirm) und vorgesehen. Für die Deutsche Digitale chert ist. Dieser Versuch, die menschlich Attribute (schön, weltoffen). Bibliothek wäre das aber erst eine der Fähigkeit, aus einer Situation logische Fraunhofer hat in IAIS-CORTEX nicht nächsten Ausbaustufen. Rückschlüsse zu ziehen, auf Informati- nur die semantische Erschließung und onssysteme zu übertragen, erfährt in Anreicherung von Metadaten durch Ver- IAIS-CORTEX eine neue Dimension: Das knüpfung mit Entitäten und Attributen Technik mit großem Potential Wissensnetz. eingebaut, sondern erzeugt über eine Die Erklärung für Informatiker: Aus Trip- Verknüpfung der Persistenten Identi- IAIS-CORTEX als Kernsystem für die les werden Triples erzeugt, allerdings fikatoren aus den Triples auch noch ein Deutsche Digitale Bibliothek ist ein be- werden die Triple nicht in einem Trip- Wissensnetz. Dieses Wissensnetz stellt eindruckendes Beispiel dafür, wie die lestore verwaltet, sondern vorberechnet die Informationsobjekte im System als reale Welt Schritt für Schritt im Netz

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sauberer technischer Lösungen jedoch hat diese neue Art der Wissensreprä- sentation ein Potential zu einer Weiter- entwicklung der Gesellschaften, die man sich auf der Basis heutiger Bildungstech- niken in ihrer Dimension nur ansatzweise vorstellen kann. Dieser Wunsch nach Führung zu neuen Erkenntnissen ist der Gedanke, der hin- ter den Metadaten-Wissensnetzen der Fraunhofer-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler steht. Und das gilt künf- tig nicht nur für Kultur und Wissenschaft. Die Technologie eröffnet auch Unterneh- Dr. Kai Stalmann, Technischer Leiter der Ent- men die Möglichkeit, Datenbestände in- wicklungen für die Deutsche Digitale Bibliothek telligent zu managen und Unternehmens- bei Fraunhofer IAIS, erklärte in Sankt August wissen zu organisieren. das Verfahren, mit dem die Eigenschaften der Triples auf ein kompaktes Vokabular reduziert werden, das CIDOC CRM. Softwareentwicklung, Textanalyse, Gegenwart auf diese Weise für alle Men- Metadaten, Data Mining, schen gleichermaßen verfügbar (sofern ­Infrastruktur sie die Zugangstechnik besitzen und mit den Informationen umgehen können). Zweitens eröffnen die neuen Metaaufbe- reitungstechniken (bei IAIS-CORTEX die Die Autorin Wissensnetze) Lernräume zum Selbststu- Diplom-Ingenieur Sven Becker und Diplom- dium, die es noch nie zuvor gab. Dieses Informatikerin Marion Borowski gehörten explorative Lernen meint, dass man bei Vera Münch zum Projektteam, das die Entwicklung von IAIS-CORTEX bei der Fraunhofer-Gesellschaft der Suche nach Information durch die Jahrgang 1958, ist vorantrieb. Technik auf Wege geführt wird, die man freie Journalistin von selbst nicht eingeschlagen hätte. und PR-Beraterin mit abgebildet wird und dabei neue Dimen- Ob man sich auf dieser Abenteuerreise Schwerpunkt Wissen­ sionen selbstbestimmten Lernens und durch das Wissen im Nirwana des Da- schaft und Forschung. kultureller Weiterentwicklung eröffnet. tenweltraums hoffnungslos verläuft oder Seit vielen Jahren be- Kulturschätze und Informationsgüter - gute neue Informationen findet, nach schäftigt sie sich mit Tontafeln, Skulpturen, die geschichtliche denen man selbst nicht hätte suchen elektronischer Infor- Dokumentation der gesellschaftlichen können, weil man von ihrer Existenz bis- mation und Kommunikation (Naturwis- Entwicklung, Archivdaten zur Entwick- lang nicht wusste, hängt von der Qualität senschaften, Technik, Patente, Wirt- lung des Rechtssystems und der Demo- der bereitgestellten Information und ihrer schaftsinformationen) sowie Informatik kratie, Archivdaten zur Entwicklung der intelligenten Aufbereitung in leistungsfä- und Software-Themen. Völker, Spielfilme, Kunstobjekte … wel- higen, zuverlässigen Softwaresystemen PR+TEXTE ches kulturelle Wissensgut auch immer - ab. Die Tücke liegt im kleinsten Detail: Leinkampstr. 3 · 31141 Hildesheim werden zu Datenbeständen und damit im Einem falschen Bezug, einer falschen Telefon: (0 51 21) 8 26 13 Netz verfügbar für die ganze Welt. Darin Übersetzung folgt unweigerlich eine Telefax: (0 51 21) 8 26 14 liegen zwei ganz große Chancen: Erstens Multiplikation des Fehlers. Bei richtiger [email protected] wird Wissen aus der Vergangenheit und Aggregation auf Basis guter Inhalte und

7. SVP-Fachtagung haus (Mitglied der BBH Geschäftsleitung) an den traditionellen Thementischen die „Market Intelligence“ berät Vorstände und Geschäftsführer. Er Diskussion und der Erfahrungsaustausch soll uns einen Eindruck von den Bedürf- zu aktuellen Fachthemen weiter, etwa nissen und Problemen dieser wichtigen „Kann ich Social Media-Instrumente für Am 23. und 24. Februar 2012 findet in internen Zielgruppe für die tägliche Ar- die Entwicklung einer Unternehmens- der Print Media Academy Heidelberg die beit der MI-Professionals geben. Was strategie nutzen oder sind es nur Kom- nachrichten nächste SVP-Fachtagung zum Thema sind deren Bedürfnisse, was die Restrik- munikationsplattformen? “ Themen- „How to pamper your CEO“ statt. tionen und wo wird Market Intelligence wünsche und Vorschläge können noch Als Keynote-Sprecher stehen am 24. Fe- diesen Bedingungen bisher nicht ge- berücksichtigt werden. Der Vorabend am bruar Prof. Gunter Dueck (Ex-IBM, ange- recht. 23. Februar ist traditionell ein geselliger fragt) und Dr. Martin Althaus auf dem Weitere Fachvorträge, darunter einer Anlass, zu dem auch die Keynote-Spre- Programm. Prof. Dueck wird aus seiner von DGI-Präsident Prof. Dr. Gradmann, cher eingeladen sind. Erfahrung mit den Ansprüchen und dem und eine Podiums­diskussion zum Thema Kontakt: Jenny Ripke, SVP Deutschland Umfeld von Führungskräften aus Groß- der Keynotes runden das Programm ab. AG, Kurfürsten-Anlage 6, 69115 Heidel-

unternehmen berichten. Dr. Martin Alt- Zum Abschluss der Veranstaltung gehen berg, [email protected]

358 62(2011)8, 355-358 Informationsrecht Politik gegen die Wissenschaft geht nicht

Ergebnisse einer Befragung zu Stand und Perspektiven des Urheberrechts für Bildung und Wissenschaft

Rainer Kuhlen, Konstanz

Wie schätzen die in Bildung und Wissen- Über den Verteiler der HRK werden aber 148 Personen aus dem/r schaft Tätigen die bestehenden Urheber- nicht Personen, sondern Institutionen, Wissenschaftsmanagement/-infra- rechtsregelungen ein, und was erwarten also die Hochschulen, i.d.R. über die Prä- struktur sie von den politischen Instanzen für die sidenten/Rektoren, erreicht. Inwieweit 86 Personen aus den Bereichen Medien, auch jetzt wieder anstehenden Refor- diese den Online-Fragebogen ihren Mit- Publizistik men des Urheberrechts? Dazu haben sich gliedern zugänglich gemacht haben, ist 26 Personen aus der (Wissenschafts-) viele Institutionen mit vielen Papieren nicht bekannt. Die Erhebung kann mit Politik geäußert, aber kaum ist das empirisch ihren Daten keineswegs unter methodi- 73 weitere, nicht näher spezifiziert breiter fundiert. Um es genauer zu wis- schen Gesichtspunkten Repräsentativi- sen, hat das Aktionsbündnis die Initiative tät beanspruchen, zumal, und das mag Die große Mehrheit nutzt wissenschaft- 1 und im Sommer mit Unterstüt- liche Veröffentlichungen nicht nur, son- ergriffen fast noch gewichtiger sein, die Auswahl zung des Deutschen Bibliotheksverban- dern publiziert selbst (vgl. Abb. 1). Die der beteiligten Institutionen zweifellos des (dbv), der Allianz der deutschen Wis- Gruppen der ForscherInnen und Auto- einen gewissen Bias in die Untersuchung senschaftsorganisationen und der Union rInnen sind in Bildung und Wissenschaft bringt. Sicherlich lässt sich aber aus den der deutschen Akademien der Wissen- mehr oder weniger identisch. Das trifft Daten ein aussagekräftiges Meinungs- schaften eine Online-Fragebogenaktion vor allem auf die 90 Prozent der Teilneh- auf den Weg gebracht2. bild aus den verschiedenen Bereichen menden aus der universitären Forschung, von Bildung und Wissenschaft gewinnen, 81,6 Prozent aus der außeruniversitären, das auch von den für das Urheberrecht öffentlich finanzierten Forschung und 1 Die Befragung zuständigen politischen Instanzen nicht 73,9 Prozent aus der Industrieforschung ignoriert werden sollte. zu. Auch die meisten Teilnehmenden aus Die Online-Befragung wurde nicht frei Über 2.500 Antworten sind eingegan- dem Bildungssektor (Schulen, Hochschu- ins Netz gestellt, war also nicht für je- gen, darunter 1.653 vollständig ausge- len, Weiterbildung) sind als AutorInnen dermann zugänglich, sondern wurde füllte Fragebögen: Zweifellos angesichts aktiv. Über alle Teilnehmende gemittelt über die E-Mail-Verteiler der beteiligten des nicht ganz einfachen Fragenkatalogs sind es knapp 71 Prozent; schließt man Organisationen versandt. Auch hieraus bemerkenswert. Das große Interesse an die Gruppen „Bibliotheken …“ und „Stu- lassen sich keine genauen Schlüsse auf der Aktion zeigt ebenfalls deutlich, dass dierende/Schüler“ aus, sogar etwa 80 die Anzahl der erreichten Personen zie- die in Bildung und Wissenschaft Arbei- Prozent. Die Befragung liefert also Daten hen – direkt sind es einige Zehntausend. tenden sich der Bedeutung des Urheber- sowohl von AutorInnen als auch von Nut- rechts für ihre Arbeit bewusst sind und zerInnen. 1 Als Sprecher des Aktionsbündnisses bedanke sich (spätestens im Rahmen dieser Befra- Um den Fragebogen handhabbar zu hal- ich mich bei den beteiligten Organisationen gung) intensiv mit der Materie auseinan- ten, wurden im ersten Teil nur Fragen zu für die Unterstützung bei der Bekanntma- einer Auswahl der bekannten Probleme chung der Befragung, bei den Mitgliedern dergesetzt haben. Dies war ein wichtiger der Lenkungsgruppe des Aktionsbündnisses, Nebeneffekt der Befragung. des derzeitigen Urheberrechts gestellt. von denen zahlreiche Vorschläge zur Befra- Die folgende Zusammenstellung zeigt, Gefragt wurde nicht allgemein nach po- gung und zur Auswertung kamen, bei den sitiven oder negativen Einschätzungen MitarbeiterInnen im Projekt iuwis.de für ihre welche Bereiche wie stark auf die Befra- der auf Bildung und Wissenschaft zuge- konzeptionelle Zuarbeit und ganz besonders gung reagiert haben (Mehrfachnennun- bei der Arbeitsgruppe aus dem Institute for schnittenen Schrankenregelungen, son- gen waren möglich): Science Networking Oldenburg GmbH, ISN dern konkret nach den in ihnen enthalte- Oldenburg GmbH (http://www.isn-olden- 640 Personen aus der universitären For- nen Regelungen für die reale Nutzung. In burg.de), durch die unter der Leitung von schung Thomas Severiens die Daten ermittelt und in Bezug auf § 52b UrhG lautete beispiels- graphischer Form aufbereitet wurden. 522 Personen aus der außeruniversitären, weise die Frage: öffentlich finanzierten Forschung „Halten Sie die im Gesetz vorgesehenen 2 Der ebenfalls dazu eingeladene Deutsche 111 Personen aus der nicht öffentlich Hochschullehrerverband (DHV), dessen Regelung der Nutzung bzw. der Ein- Hochschullehrerverzeichnis von 2011 ca. finanzierten Industrieforschung schränkungen (kleine Teile, nur im Un- 60.000 Wissenschaftler und Wissenschaft- 398 Personen aus Bibliotheken, Museen, terricht, bestimmt abgegrenzter Kreis lerinnen deutscher Universitäten nachweist (ohne dass diese alle Mitglieder im DHV Archiven usw. etc.) für zu „liberal“ (also die Rechte der sind), konnte nicht für eine Teilnahme ge- 268 Lehrkräfte aus dem Bildungssektor Rechteinhaber zu weit einschränkend), wonnen werden, weil, so die offizielle Aus- (Schulen, Hochschulen, Weiterbil- für angemessen oder für zu restriktiv?“ kunft, eine solche Befragung zum Urheber- recht eher Verwirrung als Aufklärung bewir- dung) In der Regel wurde alternativ gefragt ken würde. 108 Schüler und Studierende („… oder …“), wobei auf einer Sechser-

62(2011)8, 359-374 359 Befragung zum Urheberrecht

90,0% aus der universitären Forschung ■ Die Ablehnung der Kostenpflichtigkeit 81,6% aus der außeruniversitären öffentli­ für den Dokumentenversand ist nicht chen Forschung ganz so stark wie bei den vergleich- 73,9% aus der nicht öffentlich finanzierten baren Fragen in den beiden vorigen Industrieforschung Fragekomplexen, liegt aber mit durch- 41,7% aus Bibliotheken, Museen, Archiven schnittlich 78 Prozent immer noch sehr hoch. usw. ■ Nur 36 Prozent jener Befragten, die 85,8% aus dem Bildungssektor () eine Kostenpflichtigkeit der Dokumen- 37,0% Studierende/Schüler tenlieferung befürworten, sehen hier 72,3% aus dem Wissenschafts­ Bibliotheken in der Pflicht; 11 Prozent management/-infrastruktur wollen dafür Drittmittel verwendet 81,4% der Personen aus den Bereichen sehen. Die Mehrheit (53%) ist dage- Medien, Publizistik gen bereit, Dokumentlieferungen aus 73,1% aus der (Wissenschafts-) Politik eigenen Mitteln zu bezahlen (wobei Abbildung 1 ForscherInnen als AutorInnen. vermutlich mit Eigenmitteln i.d.R. die Mittel der Grundausstattung, nicht die persönlichen Mitteln gemeint sind; skala jeweils ganz links die stärkste Zu- entscheidungen zu den §§ 52a und 52b vgl. dazu die Interpretation zu Frage stimmung zu der einen und ganz rechts sowie auf parlamentarische Aktivitäten. 2.2.1). die stärkste Zustimmung zu der anderen ■ Alternative „Schrankenregelungen vs. Alternative markiert werden konnte. Ei- allgemeine Wissenschaftsklausel“ nige Fragen sollten binär (ja/nein), einige 2 Ergebnisse im Überblick ■ Die existierenden Schrankenregelun- weitere offen (freier Text) beantwortet gen werden durchweg mit hohem werden. Nur wenige TeilnehmerInnen zu § 52a UrhG: Werten als unangemessen bzw. zu re- nutzten die „gemäßigten“ Antwortopti- ■ 92 Prozent der Befragten sind der An- striktiv bewertet. Die große Mehrheit onen auf den Sechserskalen; daher habe sicht, dass die Regelungen in § 52a (86%) plädiert dafür, statt des bisheri- ich die Daten in der folgenden Auswer- UrhG zu restriktiv formuliert sind. gen Ansatzes der kleinteiligen Schran- tung häufig zu binären Aussagen zu- ■ 93 Prozent der Befragten sind der Mei- kenregelungen den Ansatz einer allge- sammengefasst. Für die Gesamtheit der nung, dass urheberrechtsgeschützte meinen Wissenschaftsklausel zu ver- TeilnehmerInnen („Alle“) ist aber in den Werke in Bildung und Wissenschaft folgen. Abbildungen auch die Verteilung über nicht nur genehmigungsfrei, sondern ■ Genehmigungsfreiheit wird bei der die Sechserskalen dargestellt. angesichts der in der Norm eng ge- Nutzung in Bildung und Wissenschaft Die Befragung umfasst sechs Komplexe3: fassten Nutzungsbedingungen auch unbedingt als Recht angesehen. Die Antworten zur Frage, ob diese geneh- ■ zu § 52a UrhG gebührenfrei genutzt werden sollten. migungsfreie Nutzung vergütet wer- ■ zu § 52b UrhG ■ Unter denen, die Nutzungsentgelte den soll, sind zwischen Forschung und ■ zu § 53a UrhG nicht ablehnen, plädiert eine klare Ausbildung unterschiedlich: ■ zur Alternative „Schrankenregelungen Mehrheit (84%) dafür, dass die Träger ■ 61 Prozent der Antwortenden sind vs. allgemeine Wissenschaftsklausel“ der Institutionen (über die von ihnen hier der Meinung, dass für die For- ■ zum Zweitverwertungsrecht und zu finanzierten Bibliotheken) die Entgelte schung die Nutzung frei sein sollte, übernehmen. einem „Institutional Mandate“ während für Zwecke der Ausbildung ■ ■ Eine klare Mehrheit (77%) votiert zur freien Verfügbarkeit des öffentlich dies nur 58 Prozent für richtig halten – zudem für die pauschale Abrechnung geförderten Wissens in beiden Fällen die Mehrheit. der Vergütung und damit gegen indi- viduelle Abrechnungsverfahren. Ich stelle im Folgenden zunächst die Er- Zweitverwertungsrecht gebnisse im Überblick dar. Sie werden im ■ Die Voten sowohl aus Bildung und zu § 52b UrhG dann folgenden Abschnitt „Ergebnisse Wissenschaft als auch aus dem Inf- ■ Über 90 Prozent der Personen aus Bil- der Umfrage“ detailliert beschrieben und rastruktur-Bereich, einschließlich der interpretiert. Die Darstellung schließt mit dung und Wissenschaft finden § 52b Medien und der Politik, sind eindeu- politischen Konsequenzen und Forderun- UrhG zu restriktiv. Er behindere ihre tig: Ein Zweitverwertungsrecht für die gen ab. Vor allem in den Erläuterungen Arbeit. nichtkommerzielle Nutzung fordern zu den Fragen und in den Fußnoten habe ■ Über alle Akteursgruppen hinweg 93 Prozent aller Befragten. Einzig die ich versucht, auf einige aktuelle Entwick- herrscht (zu i. d. R. gut 90 Prozent) die Gruppe „Medien“ liegt knapp unter lungen bei den Bildung und Wissenschaft Meinung vor, dass für die Nutzung di- 90 Prozent. Die TeilnehmerInnen aus betreffenden Urheberrechtsregelungen gitalisierter Werke aus den Beständen dem Bereich Politik stimmen der For- einzugehen, auch auf aktuelle Gerichts- der Bibliotheken keine weiteren Ge- derung sogar zu 100 Prozent zu. bühren gezahlt werden sollten. ■ Unter den (wenigen) Befürwortern 3 Um dem Umfang des Fragebogens in Gren- „Institutional Mandate“ zen zu halten, sind nicht alle der für Bildung einer Vergütung meint eine deutliche ■ Während ein „Institutional Mandate“, und Wissenschaft einschlägigen Regelun- Mehrheit, dass die Bibliotheken selber also ein (nicht-kommerzielles) Zweit- gen abgefragt worden. Dazu gehören nicht für deren Entrichtung zuständig sein verwertungsrecht der Institutionen zuletzt: § 31a Verträge über unbekannte Nutzungsarten (im Zusammenhang mit 137l sollen. Der Einsatz von Drittmitteln der AutorInnen, in der juristischen Übergangsregelung für neue Nutzungsar- oder Eigenmitteln der NutzerInnen und politischen Diskussion oft noch ten); § 51 Zitate; § 53 Vervielfältigungen zum wird von den meisten abgelehnt. tabuisiert wird, ist die große Mehrheit privaten und sonstigen eigenen Gebrauch (wozu auch die eigene wissenschaftliche (80%) aller befragten Personen aus und ausbildungsbezogene Nutzung zählt); § 53a UrhG Wissenschaft und Bildung bereit, ein die 95er Paragraphen, die den Schutz techni- ■ Eine große Mehrheit (fast 90%) ist mit solches Mandat zu akzeptieren. scher Maßnahmen festlegen und die auch die Bildung und Wissenschaft begünstigenden den Regelungen von § 53a nicht ein- ■ Freie Verfügbarkeit des öffentlich ge- Normen außer Kraft setzen können. verstanden. förderten Wissens

360 62(2011)8, 359-374 Befragung zum Urheberrecht

■ Diese Frage wird mit großer Mehrheit Frage 1.1: Halten Sie die im Gesetz quer durch alle Akteursgruppen be- § 52a Öffentliche Zugänglichmachung für vorgesehenen Regelung der Nutzung Unterricht und Forschung [13.09.2003] jaht. Der Gesamtdurchschnitt der Zu- bzw. der Einschränkungen (kleine (1) Zulässig ist, stimmung beträgt 92 Prozent. Teile, nur im Unterricht, bestimmt ab- 1. veröffentlichte kleine Teile eines gegrenzter Kreis etc.) für zu „liberal“ Werkes, Werke geringen Umfangs sowie einzelne Beiträge aus Zeitungen oder (also die Rechte der Rechteinhaber zu 3 Die Ergebnisse im Einzelnen Zeitschriften zur Veranschaulichung im weit einschränkend), für angemessen Unterricht an Schulen, Hochschulen, oder für zu restriktiv?(Antwort über A. Zu den Schrankenregelungen, die bei den nichtgewerblichen Einrichtungen der Sechserskalierung) letzten beiden Anpassungen des Urheber- Aus- und Weiterbildung sowie an Einrich- rechts 2003 und 2008 in das Gesetz einge- tungen der Berufsbildung ausschließlich Die Daten sind quer über alle Akteurs- fügt wurden für den bestimmt abgegrenzten Kreis gruppen sehr eindeutig (Abb. 2). Nicht Es konnte nicht erwartet werden, dass von Unterrichtsteilnehmern oder einmal 8 Prozent aller Befragten sind der die Befragten die konkreten Regelungen 2. veröffentlichte Teile eines Werkes, Ansicht, die Regelungen in § 52a UrhG der jeweiligen Schrankenregelung im Werke geringen Umfangs sowie einzelne seien zu liberal in dem Sinne, dass sie Kopf haben oder bei der Beantwortung Beiträge aus Zeitungen oder Zeitschriften die Rechte der Rechteinhaber zu sehr nachschlagen (obgleich dies über einen ausschließlich für einen bestimmt abge- einschränkten. Eine Abweichung ist le- Link möglich war). Zudem sind diese grenzten Kreis von Personen für deren diglich bei den Bibliotheken und der au- Normen leider so vom Gesetzgeber for- eigene wissenschaftliche Forschung ßeruniversitären Forschung (je gut 10 muliert, dass die wenigsten Betroffenen öffentlich zugänglich zu machen, soweit Prozent), den Medien (17,6%) und der sie gänzlich verstehen. Das gilt selbst für dies zu dem jeweiligen Zweck geboten (Wissenschafts-)Politik (23,1%) festzu- Juristen – nicht umsonst muss die Be- und zur Verfolgung nicht kommerzieller stellen. Hingegen sind 92,1 Prozent aller deutung und Reichweite der Regelungen Zwecke gerechtfertigt ist. TeilnehmerInnen der Ansicht, die Rege- häufig erst vor Gericht geklärt werden. (2) Die öffentliche Zugänglichmachung lungen in § 52a UrhG seien zu restriktiv eines für den Unterrichtsgebrauch an Schu- Und auch dann bleibt es zuweilen bei Wi- formuliert. Die stärkste mögliche Zustim- len bestimmten Werkes ist stets nur mit dersprüchen (vgl. die Anm. 5 und 6). Die mung auf der Sechserskala signalisierten Einwilligung des Berechtigten zulässig. Die Normen wurden daher im Fragebogen in knapp 48 Prozent der Befragten; etwa 23 öffentliche Zugänglichmachung eines Film- Anschluss an die jeweilige Frage knapp werkes ist vor Ablauf von zwei Jahren nach Prozent wählten eine mittlere, etwa 21 erläutert. In diesem Text werden die ein- Beginn der üblichen regulären Auswertung Prozent eine schwache Zustimmung. schlägigen Normen im Volltext widerge- in Filmtheatern im Geltungsbereich dieses Interpretation: Sehr deutlich, nämlich geben. Gesetzes stets nur mit Einwilligung des mit über 90 Prozent, bewerten die aktiv Berechtigten zulässig. in Bildung und Wissenschaft Arbeiten- Fragenkomplex 1: UrhG § 52a regelt (3) Zulässig sind in den Fällen des Absatzes den den § 52a UrhG als zu restriktiv. Er die „öffentliche Zugänglichma- 1 auch die zur öffentlichen Zugänglichma- behindere ihre Arbeit eher, als dass er sie chung“, also die Online-Verfügbar- chung erforderlichen Vervielfältigungen. befördere. Diejenigen, die eher der Infra- keit von Werken für Unterricht und (4) Für die öffentliche Zugänglichma- struktur von Bildung und Wissenschaft Forschung. Wie schätzen Sie diese chung nach Absatz 1 ist eine angemessene zuzurechnen sind (Bibliotheken, Medien, Regelung ein? Vergütung zu zahlen. Der Anspruch kann Politik) artikulieren die Kritik an § 52a nur durch eine Verwertungsgesellschaft vorsichtiger und geben damit zu beden- Erläuterung: Diese Zugänglichmachung geltend gemacht werden. ken, dass die Rechte der Rechteinhaber gilt in § 52a nicht unbeschränkt, sondern nicht zu stark eingeschränkt werden wird im Detail spezifiziert, z.B. zu Aus- or scientific research“) der EU-Richtlinie bildungszwecken dürfen einem „abge- von 2001 angemessen oder nicht bzw. zu die elektronische Speicherung und damit grenzten Kreis“ von Unterrichtsteilneh- weit eingreifend in die Rechte der Rechte­ das Ausdrucken zu, aber, so das Urteil, die mern „veröffentlichte kleine Teile eines inhaber sei. Daher wurde § 52a immer Hochschule darf nicht den Studierenden die Werkes, Werke geringen Umfangs sowie wieder befristet – derzeit bis Ende 2012. Ausübung dieses Rechts ermöglichen. Hagen hätte ein anderes Format wählen müssen, einzelne Beiträge aus Zeitungen oder § 52a wird auch immer wieder als ein “das im Rahmen des Online-Abrufverfahrens Zeitschriften zur Veranschaulichung im Beispiel angeführt, dass Urheberrechts- die Einrichtung funktionierender Schutzme- Unterricht“ zugänglich gemacht werden. regulierungen zum einen schwierig für chanismen erlaubt, um die Speicherung der Werkteile… auf den Computern der Studen- Für die Forschung gilt Ähnliches; auch die Betroffenen zu verstehen geschweige ten unmöglich zu machen.” (S. 14 des Ur- hier gilt die „öffentliche“ Zugänglich- denn zu akzeptieren sind und zum an- teils). Zudem dürfe der Zugriff nur etwa 10 machung „ausschließlich für einen be- dern, dass viele Details in ihnen sehr un- Prozent eines Gesamtwerks umfassen, in die- sem Fall also nur 48 Seiten. stimmt abgegrenzten Kreis von Personen terschiedlich interpretiert werden (kön- Geklärt scheint aber jetzt zu sein, dass die für deren eigene wissenschaftliche For- nen) und daher die Gerichte zu Klärung Anzahl der TeilnehmerInnen an einem Kurs schung“. In beiden Fällen gilt Genehmi- angerufen werden (müssen)5. keine Rolle spielt, also die 4000 Studieren- den des Studienmoduls 1 des Bachelor-Stu- gungsfreiheit, aber nicht Vergütungsfrei- dienganges Psychologie der Fernuniversität heit. 5 Exemplarisch wird auf das Schlussurteil des Hagen durch § 52a begünstigt werden dür- Diese Norm zählt zu den umstrittensten 17. Zivilsenats des Landgerichts Stuttgart im fen. Die lange irreführende Formulierung in und massiv bekämpften Regelungen im Musterprozess zu § 52a UrhG vom 27.09.2011 § 52a Nutzung nur „im Unterricht“ ist jetzt 4 hingewiesen (Kuhlen 2011b und c; vgl. auch wohl verbindlich als „für den Unterricht“ um- Urheberrecht . Auch der Deutsche Bun- das Dossier bei IUWIS zu 52a – http://bit.ly/ gedeutet worden, gilt also auch für Vor- und destag war sich bei der Verabschiedung tJ859V). Es ging um eine Klage des Alfred Nachbereitungen. Ob in der nächsten Instanz von § 52a im Jahr 2002 nicht sicher, in- Kröner Verlags gegen die Fernuniversität des Bundesgerichtshof (BGH) das Ausdruck- Hagen. Stein des Anstoßes war die elektro- verbot Bestand haben wird, ist weiterhin um- wieweit diese Umsetzung von Art 5, 3, nische Nutzung des Buches „Meilensteine stritten (vgl. Talke 2011). Auch andere Ein- a („purpose of illustration for teaching der Psychologie“, das die Fernuniversität in schränkungen oder Unklarheiten der Wissen- gedruckter Form in ihren Beständen hat und schaftsschranke bleiben ungeklärt, wie z.B. unter Berufung auf § 52a in Teilen (91 Seiten, die Genehmigungspflichtigkeit für die Nut- 4 Vgl. „Börsenverein will Urheber gegenüber ca. 20 Prozent ) den TeilnehmerInnen am zung an Schulen, die Regelungen für Filme, Hochschulen, Bibliotheken, Museen und Ar- Kurs zur Verfügung gestellt und ihnen nicht die Abklärung, was genau „nicht kommer- chiven stärken. Streichung von §§ 52 a und nur den Zugriff, sondern auch das Speichern ziell“ bedeutet und wie die Vorgabe „aus- 52 b UrhG gefordert.“ Meldung des Instituts und damit das Ausdrucken ermöglicht hatte. schließlich für einen bestimmt abgegrenzten für Urheber- und Medienrecht 8.6.2011 – Nach § 53 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 UrhG steht den Kreis von Personen“ definiert und die Einhal- http://bit.ly/mbTR9B Studierenden zu ihrer persönlichen Nutzung tung dann kontrolliert werden kann.

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dürften. Aber auch sie kritisieren die Regelungen durch- weg mit großer Mehrheit als zu restriktiv. Trotz der Unzu- länglichkeiten von § 52a UrhG kann aus den Daten nicht geschlossen werden, dass er ersatzlos gestrichen werden sollte – beispielsweise nach Ablauf der Befristung Ende 2012. Als Alternative bietet sich eher eine umfassende Wis- senschaftsklausel an, auf die in Frage 4 eingegangen wird.

Frage 1.2: Sollte die genehmigungsfreie öffentliche Zugänglichmachung elektronischer Werke für nicht- kommerzielle Zwecke und für einen abgegrenzten Nutzerkreis in Bildung und Wissenschaft (a) auch gebührenfrei oder (b) gebührenpflichtig sein? (Antwort über Sechserskalierung) Abb. 2: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 1.1. Erläuterung: Nach der vorherrschenden juristischen Ein- schätzung (Kommentare, Gerichtsurteile) besteht für Schrankenregelungen i. d. R. eine Vergütungspflichtigkeit. Es gibt aber Ausnahmen, wenn auch diese auf enge Nut- zungsanwendungen bezogen sind. Der Gesetzgeber hat aber zweifellos den Spielraum, auch für die Nutzung urhe- berrechtsgeschützter Werke Gebührenfreiheit festzulegen. Antworten (vgl. Abb. 3): Auch hier sind die Antworten ein- deutig – und sogar noch homogener: Über alle Bereiche hin- weg sind 93 Prozent mehr oder weniger stark der Meinung, dass auch urheberrechtsgeschützte Werke in Bildung und Wissenschaft nicht nur genehmigungsfrei, sondern auch gebührenfrei genutzt werden sollten. Stärkst mögliche Zu- stimmung zur Gebührenfreiheit signalisieren durchweg um die 76 Prozent; lediglich bei den Studierenden/Schülern sowie den Medien sind es „nur“ etwa 70 Prozent. Interpretation: Die vehemente Ablehnung von Gebühren hängt vermutlich damit zusammen, dass WissenschaftlerIn- nen bis in die jüngste Vergangenheit nicht für die Nutzung Abb. 3: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 1.2. zahlen mussten. Klar ist jedenfalls, dass WissenschaftlerIn- nen und Lehrende es nicht für akzeptabel halten, für die Nutzung von Publikationen aus eigenen Mitteln zu bezah- len (vgl. auch Fragekomplex 2).

1.3.1 Wenn für die Nutzung Gebühren entrichtet werden sollen – wer soll dafür aufkommen? Erläuterung: Diese Anschlussfrage sollten nur diejenigen 7 Prozent beantworten, die eine Gebührenpflichtigkeit für notwendig erachteten. Antworten (vgl. Abb. 4): Hier waren drei Antworten mög- lich: a) bezahlen aus eigenen Mitteln, einschließlich der ei- genen Grundausstattung; b) bezahlen mit eingeworbenen Drittmitteln, c) aus Mitteln des Trägers der Institution, i. d. R. dann wohl über die Bibliotheken. Über alle Gruppie- rungen hinweg zeichnete sich eine klare Mehrheit von 84 Prozent für (c) ab. Nur 3 Prozent wollen Drittmittel dafür einsetzen (b), während immerhin doch 13 Prozent bereit Abb. 4: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 1.3.1. waren, die eigenen Mittel dafür zu verwenden. Die Perso- nen aus der Industrieforschung (22%), den Bibliotheken (21%) und der Wissenschaftspolitik (57%) zeigten noch am ehesten die Bereitschaft, eigene Mittel einzusetzen, und 14 Prozent der Antwortenden aus der Wissenschaftspolitik deutigen Frageformulierung entweder bedeuten, dass die Wissen- sowie 10 Prozent der Antwortenden aus dem Wissensma- schaftlerInnen die Nutzungsgebühren wirklich stärker als bislang nagement plädierten für den Einsatz von Drittmitteln. Diese aus eigenen Mitteln begleichen sollen, oder als Plädoyer für eine Unterschiede zwischen den Akteursgruppen können aber Verbesserung der drittmittelunabhängigen Grundausstattung der zum Teil auf die jeweils kleine Zahl der Antworten zurück- Forscher verstanden werden. Die hohen Werte bei der Industriefor- zuführen sein. schung und der Wissenschaftspolitik könnten auf Letzteres hindeu- Interpretation: Die geringe Zahl der Antworten auf diese ten. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass in allen Gruppen Frage erschwert die Deutung. Klar erkennen lässt sich, die überwältigende Mehrheit eine solche Gebührenpflichtigkeit ge- dass die Akteure – bis auf die Wissenschaftspolitiker – nerell ablehnt (vgl. die Antworten zu 1.2). überwiegend meinen, die Träger der Institutionen sollten die Nutzungsgebühren zahlen. Die bei den Gebührenbefür- 1.3.2 Wenn Gebühren entrichtet werden müssen – soll das indivi- wortern einiger Gruppen (Industrieforschung, Bibliotheken, duell oder pauschal abgerechnet werden? Medien und Wissenschaftspolitik) erkennbare Neigung, Ei- Erläuterung: Diese Anschlussfrage richtete sich an diejenigen, die genmittel zu verwenden, kann wegen der nicht ganz ein- eine Vergütungspflichtigkeit auch für die Nutzung in Bildung und

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Abb. 5: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 1.3.2. Abb. 6: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 2.1.

Wissenschaft bejaht und die Träger der Institutionen für zu- ständig erklärt hatten. § 52b Wiedergabe von Werken an elektronischen Leseplätzen in Antworten (vgl. Abb. 5): Es zeichnet sich eine klare Mehrheit öffentlichen Bibliotheken, Museen und Archiven (1.1.2008) für die pauschale Abrechnung ab. Über alle Akteursgruppen Zulässig ist, veröffentlichte Werke aus dem Bestand öffentlich zugänglicher Bibliotheken, Museen oder Archive, die keinen unmit- hinweg plädieren 77 Prozent für die pauschale Abrechnung und telbar oder mittelbar wirtschaftlichen oder Erwerbszweck verfolgen, nur 23 Prozent für die Einzelabrechnung nach individuellem ausschließlich in den Räumen der jeweiligen Einrichtung an eigens Gebrauch. Die stärkste Zustimmung zu einer Pauschalabrech- dafür eingerichteten elektronischen Leseplätzen zur Forschung und nung kommt aus dem Wissenschaftsmanagement (84%), die für private Studien zugänglich zu machen, soweit dem keine vertrag- schwächste aus der Politik (62%). lichen Regelungen entgegenstehen. Es dürfen grundsätzlich nicht Interpretation: Auch hier erschwert die geringe Zahl der Ant- mehr Exemplare eines Werkes an den eingerichteten elektronischen worten die Deutung. Zudem wurde weder nach den Gründen Leseplätzen gleichzeitig zugänglich gemacht werden, als der Bestand für die Bevorzugung eines Abrechnungsmodus gefragt noch der Einrichtung umfasst. Für die Zugänglichmachung ist eine ange- danach, über welche Partner die Pauschalen vereinbart wer- messene Vergütung zu zahlen. Der Anspruch kann nur durch eine den sollen. Bislang gelten die Ländervertretungen und die Ver- Verwertungsgesellschaft geltend gemacht werden. wertungsgesellschaften als zuständig, ohne dass dies flächen­ deckend zu einem Erfolg geführt hätte. In der Literatur wird zum einen mit dem hohen Verwaltungsaufwand gegen eine indivi- Bibliotheken digitalisierten Werke nur an speziellen Leseplät- duelle Abrechnung argumentiert. Zum andern werden Daten- zen in der Bibliotheken erlaubt sei: Wie soll man z.B. multime- schutzargumente und Skepsis gegenüber dem dann vermutlich diale Materialien „lesen“? Warum müssen NutzerInnen in die nötigen Einsatz von DRM-Techniken gegen eine pauschale Ab- Bibliothek gehen, wo doch so gut wie jedermann heute entwe- rechnung vorgebracht. Die Ergebnisse könnten als Ermutigung der über das Intranet an der Hochschule oder aus dem Internet aufgefasst werden, über eine „Wissenschafts- und Bildungsflat- weltweit elektronischer Zugriff haben könnte? Aber auch: Kön- rate“ nachzudenken. In jedem Fall sind sie als Auftrag an den nen Verlage weiter für ihre Produkte, speziell für Lehrbücher, Gesetzgeber bzw. an die zuständigen Verhandlungspartner zu einen Markt finden, wenn Bibliotheken diese unbeschränkt zur verstehen, von individuellen Abrechnungsverfahren abzusehen. Nutzung elektronisch bereitstellen?6. Zum Fragekomplex 1 gehörte auch eine offene Frage: Welche Nutzungsregelung für publizierte, elektronische Medien erwar- 6 Auch hier sei nur exemplarisch auf einen Streitfall vor Gericht hingewie- ten Sie für Bildung und Wissenschaft? Die umfänglichen Ant- sen, auf das Verfahren Eugen Ulmer Verlag gegen ULB Darmstadt (vgl. worten über mehr als 20 Seiten engen Texts, ebenso die zu den Rauer 2011, Kaden 2011). Es ist strukturell ähnlich dem oben beschrie- Fragekomplexen 2 und 3, können von der Website des Aktions- ben Verfahren Hagen gegen Kröner. Die Bibliothek an der TU Darmstadt digitalisierte u.a. einen Titel aus dem Verlagsprogramm des Ulmer Ver- bündnisses abgerufen und ausgewertet werden (http://www. lags und stellte diesen nicht nur zur reinen Bildschirmanzeige zur Ver- urheberrechtsbuendnis.de/). Zu Fragekomplex 6 werden einige fügung, sondern interpretierte „Leseplätze“ auch dahingehend, dass Beispiele für Antworten zu der letzten offene Frage gegeben. eine Bilddatei ausgedruckt und auf einen externen Datenträger abge- speichert werden konnte. Letzeres schien dem Ulmer-Verlag nicht durch § 52b gedeckt zu sein. Die Gerichte sind sich bislang nicht einig. Das Fragekomplex 2: Nutzung digitalisierter Bestände aus Landgericht in Frankfurt am Main hatte zur Reichweite von § 52b am ­Bibliotheken und ähnlichen Einrichtungen 13.5.2009 entschieden und die Rechtmäßigkeit der Vervielfältigung von Werken zum Zwecke der Digitalisierung an elektronischen Leseplätzen festgestellt. Nicht erlaubt sei es jedoch, “die Digitalisate als Datei auf Frage 2.1: Halten Sie die im Gesetz vorgesehenen Einschrän- ein digitales Medium zu speichern bzw. speichern zu lassen und aus kungen der Nutzung (nur in den Einrichtungen an speziellen der Bibliothek mitzunehmen bzw. mitnehmen zu lassen“ (http://bit.ly/ sRGK5L). Das Ausdrucken und Mitnehmen dieser Papierausdrucke sei Leseplätzen, nicht online vom Arbeitsplatz; nur einsehen; jedoch erlaubt. nur so viele elektronische Exemplare anzeigen, wie analog Das Oberlandesgericht (http://bit.ly/s6ZNxU) hatte hingegen in seinem vorhanden, etc.) für zu „liberal“ (also die Rechte der Recht- Urteil vom 24.11.2009 das Ausdrucken und Speichern in jeder Form un- tersagt, wobei es sich ausdrücklich darauf beruft, dass der Gesetzgeber einhaber zu weit einschränkend), für angemessen oder für von „Leseplätzen“ gesprochen habe – also auch nur „Lesen“, aber nicht zu restriktiv? (Antwort über Sechserskalierung) „Ausdrucken“ gestattet sei (!). Das dann wieder damit befasste Landgericht hatte am 16.3.2011 erneut Erläuterung: Vergleichbar mit § 52a war auch 52b von Beginn entschieden (http://bit.ly/saP2KC) und nun nach einer „teleologischen [also am Ziel der Norm orientierten – RK] Auslegung von § 52b“ An- Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen zwischen Ver- schlusshandlungen wie Ausdrucken oder Speichern auf einem USB-Stick lagsvertretern, Bibliotheken und NutzerInnen aus Bildung und untersagt. Also auch hier, wie bei dem Urteil zu § 52a, ein „Jein“ – nach Wissenschaft. Die Urheberrechtsplattform IUWIS.de weist 147 § 53 sollten NutzerInnen das dürfen, aber die Anbieter, Bibliotheken und Hochschulen dürfen nicht die „Bedingungen der Möglichkeit für Publikationen nach, die sich direkt auf § 52b beziehen. Umstrit- eine solche Vervielfältigung bereitstellen“ (Kuhlen 2011d). Erlaubt sei ten war die Formulierung, nach der eine Nutzung der von den nur, was vergleichbar der früheren analogen Nutzung ist. Höherwer-

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Die Fragen im Komplex 2 sollen klären, 2.2.1 Halten Sie es für gerechtfertigt, der Frage, ob eigene Mittel, z. B. aus unter welchen Bedingungen Bibliothe- wenn die elektronische Nutzung/Be- der Grundausstattung, für die Gebühren ken Werke aus ihrem Bestand zusätzlich reitstellung von Werken, die in einer verwendet werden sollen, gibt es ein digital verfügbar machen sollen. Nach Bibliothek analog vorhanden sind, gemischtes Bild: Im Durchschnitt halten UrhG § 52b dürfen öffentliche Bibliothe- auch für Zwecke von Bildung und das 17 Prozent für angemessen. Am we- ken, Museen und Archive publizierte und Wissenschaft kostenpflichtig ist? nigsten sind die Lehrenden (6%) und die im Bestand vorhandene Werke genehmi- Erläuterung: Auch hier gilt das unter Medienvertreter (5%) dieser Meinung, gungsfrei (aber gegen angemessene Ver- 1.2 Gesagte: Nach der vorherrschenden während 19 Prozent der Bibliothekare, gütung) digitalisieren, und Nutzer dürfen juristischen Einschätzung (Kommentare, 20 Prozent der Wissenschaftler an au- die digitalisierten Werke in den Räumen Gerichtsurteile) besteht für Schrankenre- ßeruniversitären, öffentlich finanzierten dieser Einrichtungen an speziellen Le- gelungen i. d. R. eine Vergütungspflich- Forschungseinrichtungen und 21 Prozent seplätzen einsehen, aber nicht kopieren tigkeit. Es gibt jedoch Ausnahmen, wenn der Schüler/Studierenden, die eine Kos- oder speichern. Ein elektronisches Werk auch auf enge Nutzungsanwendungen tenpflicht befürworten, eine Beteiligung darf nur von so vielen Personen gleichzei- bezogen. Der Gesetzgeber hat aber der Eigenmittel für angemessen halten. tig eingesehen werden, wie die Einrich- zweifellos den Spielraum, auch für die Interpretation: Die Position, dass die Bi- tung analoge Exemplare erworben hat im öffentlichen Interesse liegende, nicht- bliotheken die Gebühren für die Nutzung (oft also nur von einer Person). kommerzielle Nutzung urheberrechtsge- ihrer digitalisierten Bestände selber ent- Antworten (vgl. Abb. 6): Noch deutli- schützter Werke Gebührenfreiheit festzu- richten müssten, vertreten 75 Prozent cher als bei der Frage nach § 52a UrhG, legen. der Antwortenden – weniger als bei nämlich über alle Gruppen hinweg zu Antworten (vgl. Abb. 7): Die Daten sig- Frage 1.3.1, aber immer noch eine große 94,4 Prozent, sind die TeilnehmerInnen nalisieren durchweg (mit i. d. R. um die Mehrheit. Die NutzerInnen sind daran der Ansicht, dass die Regelungen unter 90 Prozent), dass für die Nutzung digi- gewöhnt, dass die Bibliothek für die In- § 52b zu restriktiv formuliert sind. 69,2 talisierter Werke aus den Beständen der formationsversorgung zuständig ist, und Prozent haben dabei den größtmöglichen Bibliotheken keine weiteren Gebühren sehen das für die elektronische Bereit- Zustimmungswert auf der Sechserskala gezahlt werden sollten. Bei den aktiv in stellung von in der Bibliothek vorhande- gewählt. Zwischen den Akteursgruppen der Forschung Tätigen liegen die Werte nen Werken nicht anders. Etwas überra- sind so gut wie keine Abweichungen zu knapp über, bei den Akteuren aus der In- schend mag sein, dass der Einsatz von verzeichnen; lediglich unter den in den frastruktur knapp unter 90 Prozent. Den eingeworbenen Drittmitteln weitgehend Medien Tätigen finden weniger als 90 stärksten der drei angebotenen Zustim- abgelehnt wird (vgl. dazu aber die Ant- Prozent (nämlich 89,3%) die Regelung zu mungsgrade zu dieser Aussage wählten worten zu Frage 3.2.2, wo nach der Do- restriktiv. durchweg um die 76 Prozent der Teilneh- kumentlieferung aus externen Beständen Interpretation: Sehr deutlich ist erkenn- merInnen. gefragt wird). Die Frage nach der Vergü- bar, dass die große Mehrheit der Perso- Interpretation: Vom Gesetzgeber ist für tung durch eigene Mittel war leider auch nen aus Bildung und Wissenschaft den § die Nutzung digitalisierter Werke an den hier so formuliert, dass darunter auch 52b UrhG als zu restriktiv und hinderlich Leseplätzen der Bibliotheken eine Vergü- eigene persönliche Mittel verstanden für die tägliche Arbeit auffasst. Für diese tungsverpflichtung vorgesehen: „Für die werden konnten. Gemeint waren Mittel, Einschätzung dürften vor allem zwei Zugänglichmachung ist eine angemes- über die die NutzerInnen aus ihrer insti- Gründe maßgeblich sein: Zum einen wird sene Vergütung zu zahlen. Der Anspruch tutionellen Ausstattung verfügen – und es als nicht zeitgemäß empfunden, dass kann nur durch eine Verwertungsgesell- die Antworten zeigen, dass dies überwie- die von den Bibliothek aus ihren eigenen schaft geltend gemacht werden.“ Dem gend auch so verstanden wurde (vgl. hier Beständen digitalisierten Werke nicht erteilen die TeilnehmerInnen dieser Be- die in dieser Frage abweichenden Ergeb- vom Arbeitsplatz der Nutzer (wo immer fragung eine klare Absage: Die Regelung nisse bei Frage 3.2.2). der auch ist), sondern nur in den Räumen wird offensichtlich als nicht angemessen Zu Fragekomplex 2 gehört auch eine der Bibliothek eingesehen werden dür- und wohl auch als unfair empfunden, da offene Frage: Wie sollen Bibliotheken, fen. Zum andern stören sich viele daran, die Öffentlichkeit für den Erwerb der zu- Museen, Archive und ggf. weitere Bil- dass Bibliotheken ihren Nutzern nicht grundliegenden analogen, gedruckten dungseinrichtungen ihre der Bildung und gestatten dürfen, die an den „Leseplät- Werke schon einmal gezahlt hat. Wissenschaft dienenden Materialen nach zen“ eingesehenen Werke z. B. auf einem Ihrer Meinung elektronisch zugänglich mitgebrachten USB-Stick abzuspeichern. 2.2.2 Wenn Sie bei der vorherigen machen? Die umfänglichen Antworten Nutzer müssen bisher tatsächlich eigene Frage zu einer „kostenpflichtigen“ Re- darauf können von der Website des Ak- Mitschriften anfertigen, wenn sie einzel- gelung tendierten: Wer soll bezahlen? tionsbündnisses (http://www.urheber- nen Passagen später als Zitat verwenden Antworten (vgl. Abb. 8): Da die große rechtsbuendnis.de/) abgerufen und aus- wollen. Zwar sind für die im deutschen Mehrheit sich unter 2.2.1 gegen die Kos- gewertet werden. Gesetz festgeschriebenen Regelungen tenpflichtigkeit ausgesprochen hat, gab zum Teil verbindliche Vorgaben der EU- es relativ wenige Antworten auf diese Fragenkomplex 3: Kopienversand Richtlinie von 2001 verantwortlich. Aber Zusatzfrage. Wie schon bei der entspre- solche Vorgaben rechtfertigen keinesfalls chenden Frage 1.3.1 meinten die meis- Erläuterung: Nach UrhG § 53a dürfen das Festhalten an unbrauchbaren und ten, dass die Bibliotheken selber für die öffentlich finanzierte Bibliotheken elekt- unzeitgemäßen Normen im Gesetz. Entrichtung der Vergütung zuständig ronische Dokumente als grafische (nicht Auch hier wurde nach der Kostenpflich- sein sollen: Über alle Akteursgruppen textverarbeitungsfähige) Datei „zur Ver- tigkeit gefragt: hinweg liegt der Wert bei 75 Prozent. anschaulichung des Unterrichts oder Leichte Abweichungen nach unten erge- für Zwecke der wissenschaftlichen For- ben sich bei den öffentlich finanzierten schung“ für „nicht gewerbliche Zwecke“ außeruniversitären Forschungseinrich- gegen Vergütung bereitstellen, aber nur tungen (72%) und den Schülern/Studie- dann, wenn kommerzielle Anbieter auf tige Nachfolgehandlungen seien nicht durch das Gesetz gedeckt. Immerhin rückte das renden (74%); am stärksten bevorzugen den Informationsmärkten solche Dienste Landgericht jetzt aber von der engen Inter- die Medienvertreter (90%) diese Lösung. nicht selber zu „angemessenen Bedin- pretation der „Leseplätze“ ab, also auch mul- Wenig Zustimmung (insgesamt 8%) er- gungen“ anbieten. Wenn diese das tun, timediale Objekte dürfen von der Bibliothek aus ihren Beständen digitalisiert und in ihren fährt der Vorschlag, eingeworbene Dritt- dürfen Bibliotheken nur analoge (Papier-) Räumen zugänglich gemacht werden. mittel dafür zu verwenden. Auch bei Kopien versenden.

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Zustimmung zu dieser Einschätzung signalisierten im Durch- schnitt 71 Prozent.) Leichte Abweichungen nach oben finden sich vor allem bei den Bibliotheken und der Politik (jeweils 92,3%). Für berechtigt halten diese Regelung am ehesten noch Industrieforscher (14,5%) und Medienvertreter (15,7%). Interpretation: Es ist deutlich erkennbar, dass die stark über- wiegende Mehrheit mit den Regelungen von § 53a nicht ein- verstanden ist. Nach den Gründen hierfür wurde nicht explizit gefragt. Man kann davon ausgehen, dass sowohl die nutzerun- freundliche Beschränkung auf grafische Dateien als unange- messen empfunden wird (obwohl dieser Schaden von Nut- zerseite durch entsprechende, auch frei verfügbare Software geheilt werden könnte) als auch die gewisse Monopolzuschrei- bung an kommerzielle Marktteilnehmer. Dass Bibliotheken in diesem Fall nur analoge Kopien versenden dürfen, wird als nicht zeitgemäß empfunden. Besonders deutlich bringen das Abb. 7: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 2.2.1. die MitarbeiterInnen der Bibliotheken selber zum Ausdruck; sie sind sich somit ihrer Verantwortung für eine zeitgemäße Do- kumentlieferung bewusst. Die Tendenz geht klar dahin, dass nur das genutzt wird, was auch elektronisch verfügbar ist. Auch hier ist natürlich einzuräumen, dass für die restriktiven Regelungen die EU-Vorgaben der Richtlinie von 2001 mitver- antwortlich sind. Das entbindet aber den Bundestag nicht von der Verpflichtung, zeitgemäße und akzeptanzfähige Normen im Urheberrecht zu beschließen. Auch in anderen Politikbereichen nimmt sich der Bundestag bzw. die Regierung diese Freiheit, wenn sie es für unabdingbar halten. Die Befragung macht auch an diesem Punkt den Unwillen der NutzerInnen deutlich, obso- lete Regulierungen zu akzeptieren.

3.2.1 Finden Sie es richtig, dass der elektronische Versand von Werken für Bildung und Wissenschaft durch Biblio- theken laut UrhG kostenpflichtig ist? Erläuterung: § 53a UrhG ist auch eine Schrankenregelung. Diese sind, wie schon bei den beiden anderen Schrankenre- Abb. 8: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 2.2.2. gelungen erwähnt, i. d. R. vergütungspflichtig; sie müssen es aber nicht sein. Die Entscheidung darüber ist eine urheber- rechtssystematische, aber ebenso eine politische. § 53a Kopienversand auf Bestellung [01.01.2008] Antworten (vgl. Abb. 10): Die Antwort war binär angelegt: (1) Zulässig ist auf Einzelbestellung die Vervielfältigung und Übermitt- „Kostenpflichtigkeit richtig“ oder: „Kostenpflichtigkeit nicht lung einzelner in Zeitungen und Zeitschriften erschienener Beiträge richtig“. Die Ablehnung der Kostenpflichtigkeit ist nicht so sowie kleiner Teile eines erschienenen Werkes im Wege des Post- stark wie bei den vergleichbaren Fragen in den Fragekomple- oder Faxversands durch öffentliche Bibliotheken, sofern die Nutzung xen 1 und 2, aber mit dem Durchschnittswert 78,3 Prozent durch den Besteller nach § 53 zulässig ist. Die Vervielfältigung und über alle Akteursgruppen hinweg noch recht hoch. Immerhin: Übermittlung in sonstiger elektronischer Form ist ausschließlich Mehr als 20 Prozent der Befragten halten eine Vergütung für als grafische Datei und zur Veranschaulichung des Unterrichts oder für Zwecke der wissenschaftlichen Forschung zulässig, soweit dies den auf den individuellen Bedarf zugeschnittenen Dokument- zur Verfolgung nicht gewerblicher Zwecke gerechtfertigt ist. Die versand für angemessen. Am schwächsten ist die Ablehnung Vervielfältigung und Übermittlung in sonstiger elektronischer Form der Kostenpflichtigkeit bei der Industrieforschung (69,6%), den ist ferner nur dann zulässig, wenn der Zugang zu den Beiträgen oder Bibliotheken (73,6%) und den Medien (74,7%), am ausgepräg- kleinen Teilen eines Werkes den Mitgliedern der Öffentlichkeit nicht testen beim Wissensmanagement (81,5%) und den Studieren- offensichtlich von Orten und zu Zeiten ihrer Wahl mittels einer ver- den/Schülern (82,2%). traglichen Vereinbarung zu angemessenen Bedingungen ermöglicht Interpretation: Nach wie vor erwartet die Mehrheit der Nut- wird. zerInnen, dass alle Dienstleistungen­ von Bibliotheken, unter (2) Für die Vervielfältigung und Übermittlung ist dem Urheber eine Einschluss von Dokumentlieferdiensten wie subito, gratis angemessene Vergütung zu zahlen. Der Anspruch kann nur durch sind. Wie die Praxis z. B. der Fernleihe zeigt, werden aber ge- eine Verwertungsgesellschaft geltend gemacht werden. ringe Gebühren, die den besonderen Geschäftsaufwand zum Teil ­decken sollen, akzeptiert. Dass etwas mehr als 20 Prozent der Befragten eine Kostenpflichtigkeit des Dokumentenver- sands bejahen, deutet eventuell auf einen Trend hin, Gebüh- 3.1 Halten Sie die im Gesetz vorgesehenen Einschränkungen ren für nicht-standardisierte bzw. individuell zugeschnittene der Versanddienstleistungen der Bibliotheken (nur als gra- Leistungen zu akzeptieren. Besonders deutlich wird dies in fische Datei, nur wenn der Markt das nicht leistet ,etc.) für der Industrieforschung­ (30,4%). Während Basisinformationen berechtigt oder für unangemessen, wenn es um Bildungs- weiterhin frei (auch gebühren­frei) verfügbar sein sollten, wird und Wissenschaftszwecke geht? die Berechtigung einer Vergütung bei informationellen­ Mehr- wertleistungen allmählich anerkannt. Auch dass die kosten­ Antworten (vgl. Abb. 9): Auch hier wurde eine Sechserskala pflichtigen subito-Dienste weiterhin in Anspruch genommen angeboten – jeweils drei Ausprägungen für „berechtigt“ und werden, die wegen der 2008 verbindlich gewordenen Regelun- „unangemessen“. Über alle Akteursgruppen hinweg (und die gen von § 53a UrhG zeitweilig zurückgenommen werden muss- je drei Antworten zusammengefasst) fanden 89,5 Prozent der ten und danach mit neuen Gebühren erst zögerlich wieder an- TeilnehmerInnen diese Regelung „unangemessen“. (Maximale genommen wurden, deutet auf die Bereitschaft hin, für gute

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schulen und Schulen (50,8%) zu verzeichnen, Abweichungen nach unten bei der Industrieforschung (25,8%), den Bibliothe- ken (19,4%), den Studierenden (23,8%), den Medien (29,2%) und der Politik (28,6%). Auch die Zustimmung für den Einsatz eingeworbener Drittmit- tel fällt mit 11,2 Prozent deutlich höher aus als bei den analogen Fragen zu § 52a und § 52 b. Abweichungen nach oben sind vor allem bei der universitären und außeruniversitären Forschung (14,1% bzw. 14,5%), den Studierenden (14,2%) und der Wissen- schaftspolitik (14,3%) zu erkennen. Wo Drittmittel kaum eine Rolle spielen, nämlich in der Industrieforschung und der Lehre, plädieren nur 3,2 Prozent für den Drittmitteleinsatz. Die Bereitschaft, mit eigenen Mitteln für die Leistung zu bezah- len, ist mit 53,2 Prozent sehr hoch. Abweichungen nach oben sind deutlich zu erkennen bei der Industrieforschung (71,0%) und den Bibliotheken (70,9%). Abweichungen nach unten tre- Abb. 9: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 3.1. ten beim Wissensmanagement (35,7%), der universitären For- schung (44,4%) und den Lehrenden (46,0%) auf. Interpretation: Deutlicher als bei anderen Fragen ist hier ein großer Unterschied zwischen öffentlich finanzierter Forschung und Industrieforschung festzustellen: Was sich schon bei der vergleichsweise schwachen Ablehnung der Gebührenpflich- tigkeit dieser Dienstleistung durch Industrieforscher andeutet, wird durch ihre große Bereitschaft, für die individuell zuge- schnittene Leistung der Dokumentlieferung selbst zu zahlen, noch klarer. Die Werte bestätigen die oben vertretene These, dass Gebühren umso eher akzeptiert werden, je größer der in- formationelle Mehrwert der Leistung ist. Es wird offensichtlich mehr und mehr akzeptiert, dass die eige- nen Bibliotheken den Informationsbedarf nicht mehr gänzlich decken können. Nimmt man den Markt mit externen Informa- tionsdienstleistungen in Anspruch, muss dafür oft genug ge- zahlt werden. Dem tragen inzwischen auch die Budgets vieler Abb. 10: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 3.2.1. Institute und Fachbereiche durch Umschichtung Rechnung – oft allerdings zu Lasten anderer wichtiger Aufgaben. Die Bibliothe- ken selber sehen die Dokumentlieferung aus externen Bestän- den überwiegend nicht als eine Dienstleistung an, die durch ihre eigenen Budgets gedeckt sein soll, sondern als eine Zusatz- leistung, für deren Kostendeckung andere zuständig sind. Das deutet auf eine stärkere Marktorientierung der Bibliotheken hin, aber auch darauf, dass sie stärkere Unterstützung von außen erwarten. Die DFG versucht ja auch, auf diese Entwicklung mit Nationallizenzen zu reagieren. Zum Fragekomplex 3 gehörte noch eine offene Frage: Auf welche Weise sollten Bibliotheken, Museen, Archive und ggf. weitere Bildungseinrichtungen elektronische, der Bildung und Wissenschaft dienende Materialen aus eigenen Beständen oder Verbünden zugänglich machen? Die umfänglichen Antworten darauf können von der Website des Aktionsbündnisses (http:// www.urheberrechtsbuendnis.de/) abgerufen und ausgewertet werden. Abb. 11: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 3.2.2.

Dienste auch zu zahlen. Aber das muss in Relation zu der gro- B Fragen nach zukünftigen Regelungen ßen Mehrheit gesehen werden, die die Kostenpflichtigkeit der Nutzung in Bildung und Wissenschaft ablehnt. Fragekomplex 4: Schrankenregelung vs. Wissenschaftsklausel

3.2.2 Wenn Sie in der vorherigen Frage die Kostenpflichtig- Erläuterung: In den Fragekomplexen 1 bis 3 haben wir nach keit befürwortet haben, wer soll bezahlen? der Nützlichkeit einiger Schrankenregelungen des Urheber- Erläuterung: Angeboten wurden hier, wie bei den vergleichba- rechts zugunsten von Bildung und Wissenschaft gefragt. Auch ren Fragen in den Komplexen 1 und 2, eine Deckung der Kosten wenn Teile der kommerziellen Verlagswirtschaft Schrankenre- „durch eigene Mittel“, „über Drittmittel“ oder „über die Biblio- gelungen tendenziell für überflüssig halten und durch vertrag- theken“. Zu beachten ist, dass sich diese Folgefrage nur an gut liche Vereinbarungen ersetzen möchten, erachtet der Gesetz- 20 Prozent der Befragten richtete. geber einzelne und in der Reichweite eng begrenzte Schran- Antworten (vgl. Abb. 11): Die Daten weichen hier deutlich von kenregelungen als das angemessene Mittel, den Interessen der den entsprechenden Angaben in den Fragekomplexen 1 und 2 Öffentlichkeit bzw. hier der Nutzer in Bildung und Wissenschaft ab. Im Durchschnitt sehen hier nur 35,6 Prozent der Antwor- Rechnung zu tragen. Eine Erweiterung in Richtung eines all- tenden die Bibliotheken in der Pflicht. Abweichungen nach gemeineren Nutzungsprinzips, vergleichbar dem US-amerika- oben sind vor allem bei der Universitätsforschung (41,5%), beim nischen „fair use“, wird bislang nicht für sinnvoll bzw. nicht Wissensmanagement (53,6%) und bei den Lehrenden an Hoch- für machbar gehalten, ebensowenig eine allgemeine Wissen-

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schaftsklausel, obgleich hierfür inzwischen einige Vorschläge vorliegen. Deshalb wurde die folgende Frage gestellt:

Frage 4.1 Was halten Sie angesichts dieser Situation für sinnvoller: sich weiter für Verbesserungen der bestehenden Schrankenregelungen einzusetzen – oder auf ein umfas- sendes Nutzungsprivileg für Bildungs- und Wissenschafts- zwecke zu drängen, das eine weitergehende, genehmi- gungsfreie, aber entgeltliche Nutzung publizierten Wissens gestattet?

Antworten (vgl. Abb. 12): Quer durch alle Akteursgruppen waren 86,3 Prozent der Befragten der Ansicht, dass mit diffe- renzierten Schrankenregelungen keine weiteren Verbesserun- gen für Bildung und Wissenschaft zu erwarten sind; sie halten Abb. 12: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 4.1. ein umfassendes Nutzungsprivileg für erfolgsversprechender. 71,2 Prozent betonten dies mit dem größtmöglichen der drei Zustimmungsgrade. Verbesserungen der Schrankenregelungen halten lediglich 13,7 Prozent für den besseren Weg. Diese Werte sind relativ stabil unter den Akteursgruppen; lediglich der Me- dien- (78,2%) und der Politikbereich (76,0%) plädieren etwas weniger stark für ein Nutzungsprivileg.

Aus dem European copyright code (Wittem) Art. 5.2 – Uses for the purpose of freedom of expression and infor- mation (2) The following uses for the purpose of freedom of expression and information are permitted without authorisation, but only against payment of remuneration and to the extent justified by the purpose of the use: (a) use of single articles for purposes of internal reporting within an organisation; Abb. 13: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 4.2 mit Blick auf For- (b) use for purposes of scientific research. [Hervorhebung – RK] schung.

Art. 5.3 – Uses permitted to promote social, political and cultural objectives (2) The following uses for the purpose of promoting important social, political and cultural objectives are permitted without authorisation, but only against payment of remuneration, and to the extent justifi ed by the purpose of the use: (a) reproduction by a natural person for private use, provided that the source from which the reproduction is made is not an obviously infringing copy; (b) use for educational purposes. [Hervorhebung – RK]

Interpretation: Dass kaum weitere Verbesserungen von Schran- kenregelungen erwartet werden, verwundert angesichts der geringen Akzeptanzraten für die Bildung und Wissenschaft di- rekt angehenden Schranken §§ 52a, 52b und 53a UrhG kaum. Abb. 14 Antworten der Akteursgruppen auf Frage 4.2 mit Blick auf Ausbil- Diese Regelungen wurden mit hohem Werten als unangemes- dung. sen bzw. zu restriktiv bewertet. Zu beachten ist, dass in der Frage 4.1 die genehmigungsfreie, nicht aber die vergütungsfreie Nutzung für das allgemeine Nutzungsprivileg angesprochen Die hier einschlägigen Artikel aus dem European copyright code wurde. Das ist der Kompromiss in den entsprechenden Vor- des Wittem Project (Wittem 2010) werden oben angeführt, je- schlägen des Aktionsbündnisses, der Allianz der Wissenschafts- weils nur die Absätze (2): organisationen und der KMK. Angesichts der klaren Tendenz Erläuterung: Diese Frage, im Anschluss an den Vorschlag der zugunsten einer auch vergütungsfreien Nutzung in den Ant- Wittem-Gruppe ist zum einen gewissermaßen als Kontrollfrage worten auf die Fragen nach § 52a und § 52b könnte man dar- zu Frage 4.1 zu verstehen. Zum anderen wird hier aber nach über nachdenken, ob der bisherige Kompromissvorschlag nicht Forschung und Ausbildung differenziert, und die Befragten entsprechend „verschärft“ werden sollte. Dieses Votum ist als konnten zudem zur Frage der Vergütungsfreiheit bei gegebener klarer Appell an den Gesetzgeber zu werten, von dem bisheri- Genehmigungsfreiheit Stellung zu beziehen. gen Ansatz der kleinteiligen Schrankenregelungen abzugehen. Antworten mit Blick auf die Forschung (vgl. Abb. 13): Quer über alle Akteursgruppen stimmen 61,3 Prozent der Antwor- 4.2 Führende europäische Urheberrechtsexperten (Wittem- tenden der Aussage zu, dass die Nutzung publizierter Werke Gruppe) haben vorgeschlagen, dass die Nutzung publi- für Zwecke der Forschung genehmigungsfrei, aber vergütungs- zierter Werke für Zwecke der Forschung bzw. für Zwecke pflichtig sein sollen. der Ausbildung ohne jede weitere Einschränkung genehmi- Allerdings wurden hier auf der Sechserskala alle drei verfügba- gungsfrei, aber gegen Entgelt erlaubt sein soll. Stimmen sie ren Grade der Zustimmung genutzt: 35,5 Prozent stimmen der dem zu? Aussage sehr stark, 14,0 Prozent mittelstark und 11,8 Prozent

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nur schwach zu. Dieses differenzierte sem Zweck müssen entweder die Biblio- schrift wieder frei verfügen, allerdings Antwortverhalten findet sich bei allen theken oder aber die Forschungseinrich- nur – und dies hat die Norm praktisch Akteursgruppen wieder. Möglicherweise tungen selbst (Institute, Fakultäten etc.) unwirksam gemacht – wenn „nichts an- waren etliche TeilnehmerInnen, die sich finanziell so gut ausgestattet werden, deres vereinbart ist“. Das ist aber bis in sowohl eine Genehmigungs- als auch dass sie die Kosten für die Beschaffung die Gegenwart hinein der Fall. AutorIn- eine Vergütungsfreiheit wünschen, durch von Information auf den kommerziellen nen waren und sind in erster Linie daran die Formulierung „genehmigungsfrei, Märkten tragen können. interessiert, ihre Werke publiziert zu aber vergütungspflichtig“ verunsichert, Die Alternative dazu ist allerdings auch sehen und mangels Alternativen oder weil sie dem Vorschlag gewissermaßen klar erkennbar, nämlich dass zunehmend aus Unkenntnis haben sie ihre Verwer- zur Hälfte zustimmen. In der Frage sel- mehr wissenschaftliche Veröffentlichun- tungsrechte in der Regel vollständig den ber wurde allerdings nur nach der Ver- gen, einschließlich der zugrundeliegen- Verlagen als dann ebenfalls exklusive gütungspflichtigkeit gefragt – Genehmi- den Daten, unter dem Open-Access- bzw. Nutzungsrechte übertragen. Damit ist die gungsfreiheit wurde, wie bei der Wittem- Open-Data-Paradigma frei gestellt wer- Zweitverwertung ausgehebelt. Gruppe, als gegeben angenommen. Bei den. Dessen Durchsetzung und Unter- Schon im Rahmen des Zweiten Korbs ist der Ablehnung der Aussagen (insgesamt stützung bei den öffentlichen Geldgebern von verschiedenen Seiten versucht wor- 38,7%) dominiert dagegen eindeutig der wird auch davon abhängen, inwieweit den, diese Regelung zugunsten der Auto- stärkste Skalenwert. Open-Access-Modelle in der Gesamtheit rInnen zu verändern. Zustimmung zum Wittem-Vorschlag zu einer Kostenreduktion beitragen kön- Der Bundesrat z.B. hatte in seiner Stel- kommt vor allem aus der außeruniversitä- nen. lungnahme zum Regierungsentwurf des ren Forschung (65,1%) und den Bibliothe- Überhaupt deuten die Antworten auf die Zweiten Korbs (BR-Drs. 257/06) eine Re- ken (65,4%). Am wenigsten können die Fragenkomplexe 1-4 darauf hin, dass die gelung für das Zweitverwertungsrecht Vertreter der Medien (52,9%) und der Po- Fragen der Kosten bzw. der Vergütungs- (nicht in der Formatierung der Erstveröf- litik (56,5%) mit dem Vorschlag anfangen. pflichtigkeit in Bildung und Wissenschaft fentlichung) vorgeschlagen, durch die die Antworten mit Blick auf Ausbildung grundlegend neu diskutiert und beant- sogenannte Embargo-Frist auf 6 Monate (vgl. Abb. 14): Hier findet die Aussage wortet werden müssen. Dafür sind nicht verkürzt werden sollte und – was ent- „genehmigungsfrei und vergütungs- alleine urheberrechtsdogmatische Argu- scheidend gegenüber der bestehenden pflichtig“ etwas geringere Zustimmung, mente zuständig. Hier ist die Politik (und Regelung ist – die nicht vertraglich abbe- insgesamt sind es 57,5 Prozent. Die Mei- auch die Wirtschaft) gefragt, darüber zu dungen werden kann: nungsbildung ist wiederum differenzier- befinden, was der Umgang mit Wissen ter als bei den übrigen Fragen: 33,3 Pro- und Information in Bildung und Wissen- zent stimmen voll und ganz, 12,4 Prozent schaft kosten darf und wie die Kosten­ Vorschlag des Bundesrats (2007) mittelstark und 11,9 Prozent nur schwach deckung organisiert sein soll. „An wissenschaftlichen Beiträgen, die zu. Ähnliche Differenzierungen finden im Rahmen einer überwiegend mit öf- sich in allen Akteursgruppen. Abgelehnt Fragekomplex 5: fentlichen Mitteln finanzierten Lehr- und wird die Vergütungspflichtigkeit bei Zweitverwertungsrecht Forschungstätigkeit entstanden sind und in Genehmigungsfreiheit von 42,5 Prozent Ein Zweitverwertungsrecht (auch Zweit- Periodika erscheinen, hat der Urheber auch der TeilnehmerInnen; der Wert für die veröffentlichungs-, Zweitverwendungs- bei Einräumung eines ausschließlichen stärkste Ablehnung dominiert mit 29,5 oder Zweitnutzungsrecht genannt) ist Nutzungsrechts das Recht, den Inhalt Prozent. seit 1966 auch schon über § 38 UrhG vor- längstens nach Ablauf von sechs Monaten Besonders viel Zustimmung erfährt der gesehen. seit Erstveröffentlichung anderweitig Wittem-Vorschlag in der außeruniversitä- öffentlich zugänglich zu machen, soweit ren Forschung (61,5%), besonders wenig § 38 Beiträge zu Sammlungen dies zur Verfolgung nicht kommerzieller Zwecke gerechtfertigt ist und nicht in der in der Politik (45,4%). (1) Gestattet der Urheber die Aufnahme des Formatierung der Erstveröffentlichung er- Interpretation: Die Daten, sowohl für Werkes in eine periodisch erscheinende Sammlung, so erwirbt der Verleger oder folgt. Dieses Recht kann nicht abbedungen Forschung als auch für Ausbildung, zei- werden.“ gen deutlich, dass der Genehmigungs- Herausgeber im Zweifel ein ausschließli- freiheit ein höheres Gewicht zukommt ches Nutzungsrecht zur Vervielfältigung als der Vergütungsfreiheit. Das ist es, und Verbreitung. Jedoch darf der Urheber Die damalige Bundesregierung hatte die- was ForscherInnen und Lehrende in ers- das Werk nach Ablauf eines Jahres seit sen Vorschlag zurückgewiesen, und zwar Erscheinen anderweit vervielfältigen und ter Linie wollen und brauchen: nicht für aus verfassungsrechtlichen Gründen (Ein- verbreiten, wenn nichts anderes vereinbart jedes Stück publiziertes Wissen um Er- griff in Wissenschaftsfreiheit), formalju- ist. laubnis fragen zu müssen. Dass dafür be- ristischen (es würde sich um eine neue (2) Absatz 1 Satz 2 gilt auch für einen Beitrag zahlt werden muss, wird akzeptiert bzw. zu einer nicht periodisch erscheinenden Schrankenregelung handeln, was nach stört nicht weiter, solange die Träger der Sammlung, für dessen Überlassung dem den Vorgaben der EU-Richtlinie von 2001 Einrichtungen (i. d. R. über die von ihnen Urheber kein Anspruch auf Vergütung nicht möglich sei) und wettbewerblichen finanzierten Bibliotheken) die Vergütung zusteht. (deutsche Forscher hätten dann Schwie- übernehmen (vgl. 1.3.1, 2.3 und 3.3). Al- (3) Wird der Beitrag einer Zeitung überlas- rigkeiten, ihre Arbeiten in internationalen lerdings verlagern nicht zuletzt Schran- sen, so erwirbt der Verleger oder Heraus- Zeitschriften unterzubringen). kenregelungen wie § 53a die Zuständig- geber ein einfaches Nutzungsrecht, wenn Auch im Rahmen des Dritten Korbs keit für die Informationsversorgung von nichts anderes vereinbart ist. Räumt der wird kontrovers über die Forderung den Bibliotheken auf den Markt. Die Trä- Urheber ein ausschließliches Nutzungsrecht nach einem vertraglich nicht abdingba- ger der Bildungs- und Forschungseinrich- ein, so ist er sogleich nach Erscheinen des ren Zweitverwertungsrecht für Wissen- tungen stehen vor der Herausforderung, Beitrags berechtigt, ihn anderweit zu ver- schaftler diskutiert, in Ergänzung zu dem ihren NutzerInnen den Zugriff auf gebüh- vielfältigen und zu verbreiten, wenn nichts weiter bestehenden Recht auf Erstpubli- renpflichtige, urheberechtsgeschützte anderes vereinbart ist. kation der Autoren in einer Publikations- Informationen (Dokumente) zu gewähr- art ihrer Wahl (vgl. Kuhlen 2011a). leisten. Dieser Bedarf wird in Zukunft mit Absatz (1), der hier im Vordergrund Vor allem von Seiten vieler Verlage bzw. Blick auf Fakten/Daten und multimedi- steht, bezieht sich auf Zeitschriftenarti- deren Verbandsvertretung wird zu be- ale Objekte noch steigen und vermutlich kel, über die Urheber ein Jahr nach dem denken gegeben, dass dadurch die öko- auch höhere Kosten verursachen. Zu die- Erscheinen in einer kommerziellen Zeit- nomische Verwertung der Erstpublika-

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tion und damit ihre Geschäftsgrundlage gefährdet werde (Börsenverein 2009, 2010). Aber auch von Personen und Insti­ tutionen7, die Wissenschaftsfreiheit eng an positive Publikationsfreiheit binden8, wird das Zweitverwertungsrecht abge- lehnt. Die Ablehnung wird zum einen dadurch begründet, dass AutorInnen nun ver- pflichtet würden, ihre Werke nach Open- Access-Prinzipien öffentlich zugänglich zu machen oder dass zumindest starker Druck auf sie ausgeübt würde, ihren wiedergewonnenen Freiraum dazu zu verwenden, ihrer Institution oder einer anderen öffentlichen Einrichtung ihre Werke zu einer weiteren Publikation – in der Regel in einem Open-Access-Repo- sitory – anzubieten. Eine jede indirekte oder direkte Verpflichtung zu einer Pu- blikationsform9, so das Argument, ver- Abb. 15: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 5.1. stoße gegen ihre grundgesetzlich garan- tierte Wissenschaftsfreiheit. Auf dieses Problem wird in Frage 5.1 näher einge- den AutorInnen das Recht abgespro- deutscher AutorInnen gefährden oder die gangen. Begründet wird die Ablehnung chen würde, Verträge mit Verlagen ab- Existenzgrundlage der Verlage würde aber auch formal damit, dass durch ein zuschließen, durch die sie die Ausübung durch das Zweitverwertungsrecht be- unabdingbares Zweitverwertungsrecht ihrer Verwertungsrechte als dann exklu- droht – wirken marginal gegenüber der sive Nutzungsrechte der Verlage abtre- dringenden Forderung aus Bildung und 7 Gemeint ist hier die Gruppe um den Heidel- ten. Wissenschaft nach einem Zweitverwer- berger Appell („Für Publikationsfreiheit und Wie immer solche Argumente einge- tungsrecht und damit nach mehr Auto- die Wahrung der Urheberrechte“: http:// www.textkritik.de/urheberrecht/). Aber schätzt werden – das Zweitverwertungs- nomie für die AutorInnen. Die meisten auch der Deutsche Hochschullehrerverband recht ist zunächst einmal „nur“ ein Recht Befragten sind wohlgemerkt selbst Auto- wendet sich gegen das Zweitverwertungs- der AutorInnen selber und dies ist, für rInnen (vgl. Abb. 1), die den Wert inter- recht (Bernhard Kempen, Präsident des DHV: „Wissenschaftler müssen allein entscheiden, sich genommen, zweifellos eine Erweite- nationaler Publikationen und die Bedeu- ob, wann und wo publiziert wird“: http://bit. rung der Rechte und damit auch der Wis- tung der Verlagspublikationen durchaus ly/9Eolpm). Der Kulturrat verhält sich dem senschaftsfreiheit der AutorInnen. einzuschätzen wissen. Recht gegenüber sehr zurückhaltend (http:// bit.ly/SKVb). Weitergehend war die folgende Frage: Die Auseinandersetzung geht quer durch die Parteien: CDU und FDP haben sich über- 5.1 Sollten Wissenschaftler und wiegend dagegen ausgesprochen. Federfüh- rend hier der stellvertretende Vorsitzende Lehrkräfte für nicht-kommerzielle 5.2 Sollten zusätzlich auch die Insti- der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Günter Nutzungen das Recht haben, auch tutionen dieser Wissenschaftler oder Krings, der das Zweitverwertungsrecht als“ bei einer vertraglichen Abtretung Lehrkräfte das Recht haben, deren besonders schweren Eingriff in das Urheber- und Persönlichkeitsrecht von Wissenschaft- der Verwertungsrechte an einen kom- Werke ein halbes Jahr nach der (kom- lern“ ablehnt, allerdings sich „Auflagen bei merziellen Verwerter nach spätestens merziellen) Erstpublikation für nicht- der Vergabe von Wissenschaftsförderungen“ einem halben Jahr wieder frei über kommerzielle Zwecke frei öffentlich vorstellen kann (http://bit.ly/vsx7d6 – zur Kri- tik an Krings vgl. Schulze 2010). Es mehren ihre Werke zu verfügen? zugänglich zu machen? sich aber aus der Fraktion und dem Bildungs- ausschuss des Bundestags auch Stimmen, Antworten (vgl. Abb. 15): Das Ergebnis Erläuterung: Das Autoren-Zweitveröf- die sich dafür einsetzen, z.B. der stellvertre- ist ganz eindeutig: Der Durchschnitts- fentlichungsrecht als ein im Urheberrecht tende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestags- fraktion Michael Kretschmer MdB und der wert der Zustimmung über alle Akteurs- zu kodifizierendes Recht ist, wie unter zuständige Berichterstatter Tankred Schipan- gruppen beträgt 93,9 Prozent. Bis auf 5.1 schon angedeutet, für sich schon eine ski MdB (Kretschmer/Schipanski 2010. LINKE den Medienbereich (89,3%) plädieren alle höchst umstrittene Angelegenheit. Die (DIE LINKE 2011), Bündnis90/DIE GRÜNEN (Grüne 2011a) und SPD (SPD 2011) haben Gruppierungen zu über 90 Prozent für ein meisten Wissenschaftsorganisationen in sich, auch mit Anträgen an den Bundestag, Zweitveröffentlichungsrecht der Auto- Deutschland, vor allem die Deutsche For- deutlich, und jeweils leicht unterschiedlich, rInnen. Die bei dieser Umfrage Teilneh- schungsgemeinschaft, halten eine Ver- zugunsten des Zweitverwertungsrechts als Recht der AutorInnen positioniert. menden aus dem Politikbereich stimmen pflichtung der AutorInnen zur Open-Ac- 8 Positive Publikationsfreiheit wird als das sogar zu 100 Prozent zu. cess-Zweitpublikation rechtlich nicht für Recht verstanden, ohne Einschränkung dar- Interpretation: Die klaren Voten sowohl möglich, auch wenn die Wahlfreiheit für über entscheiden zu können, „ob“, „wann“, „wie“ und „wo“ ein erstelltes Werk publi- aus den in Bildung und Wissenschaft die Erstpublikation dabei nicht angetas- ziert werden soll. Negative Publikationsfrei- Aktiven als auch aus dem Infrastruktur- tet würde. Sie haben sich verschiedent- heit bezieht sich nur auf das „ob“, sich also bereich, einschließlich der Medien und lich sehr klar gegen die Unterstellung, das Recht vorzubehalten, ob überhaupt ein der Politik, können kaum mehr überhört z.B. aus der Gruppe des Heidelberger Werk publiziert werden soll. 10 9 Die Debatte um eine indirekte oder direkte werden (auch wenn nicht angenommen Appells aber auch von Seiten des CDU- Verpflichtung (“requested vs required“) werden kann, dass z.B. die Antworten Politikers Jürgen Krings (Krings 2011), wurde vor allem in den USA im Zusammen- aus dem Politikbereich auf die gegen- gewehrt, dass sie das Zweitverwer- hang der Publikationspolitik des NIH (Natio- nal Institute of Health) geführt; vgl. http://bit. wärtige politische Mehrheit übertragen ly/b9yhdN; zu den internationalen Open-Ac- werden können). Die zuweilen vorge- cess-„Request vs. Requirement“-Policies vgl. brachten Gegenargumente – das unab- 10 Vgl. Anm. 7 und die Kritik von Roland Reuss http://bit.ly/b9yhdN; eine Übersicht dazu in und Volker Rieble: Die freie Wissenschaft ist Kapitel 8.5 „Open Access im internationalen dingbare Zweitverwertungsrecht könnte bedroht – http://bit.ly/rigaAW; die Stellung- Kontext“ in (Kuhlen 2008). die internationale Wettbewerbsfähigkeit nahme der DFG dazu – http://bit.ly/rvqFcB

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tungsrecht mit der Verpflichtung zur Open-Access-Publikation verbünde. Die DFG hält zudem eine Zweitveröffentlichungs- verpflichtung nicht für erforderlich, weil man davon ausgehen könne, dass Autoren selber die Vorteile von Open-Access-Pub- likationen erkennen würden. Bislang wehrt sich auch die DFG gegen verbindliche Auflagen, die Bewilligung von Fördergel- dern an die Verpflichtung zur Open-Access-Zweitpublikation zu binden. Die offizielle (Forschungs-) Politik steht in der internati- onalen Debatte bislang auf der Zeit des „requested“, nicht des „required“ (vgl. Anm. 8). Ein „Institutional Mandate“ wird hingegen von vielen, promi- nent von Stevan Harnad (Harnad 1006), mit dem Argument ge- fordert, dass bislang die Mehrzahl der Autoren nicht die Option der Open-Access-Publikation wahrnehme, so dass der Erwar- tung (und dem Bedarf) der Öffentlichkeit an freier Verfügbarkeit der von ihr finanzierten Werke nicht in ausreichendem Umfang gerecht würde. Abb. 16: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 5.2. Das „Institutional Mandate“ kann als eine direkte Mandatie- rung der AutorInnen verstanden werden, aber auch als ein Recht der Institutionen der AutorInnen11. Um aus dem Dilemma „Recht oder Verpflichtung“ herauszukommen, empfiehlt sich, wie oben angedeutet, eine Diversifizierung des Zweitveröffent- lichungsrechts. Der Autor bekommt dieses Recht als einfaches Verwertungsrecht zugesprochen. Aber auch die Institution des Autors, die die Arbeit finanziert hat, erhält ein einfaches Zweit- publikationsrecht. Systematisch könnte das im Urheberrecht entweder über die Nutzungsrechte im Urhebervertragsrecht oder durch eine neue Schranke geregelt werden. Da auf Grund der Vorgaben der EU- Richtlinie von 2001, in der eine abschließende Liste von mög- lichen Schrankenregelungen vorgegeben ist, die Einführung einer neuen Schranke für den deutschen Gesetzgeber derzeit nicht möglich ist, kommt wohl nur das Urhebervertragsrecht in Frage. Eine in der Diskussion bevorzugte Änderung von § 38 UrhG ist mit Blick auf ein institutionelles Zweitveröffentli- chungsrecht jedoch schwierig, da bislang dieser Paragraph das Abb. 17: Antworten der Akteursgruppen auf Frage 6. Recht des individuellen Autors regelt. Aber es sollte überprüft werden, ob eine Änderung an dieser Stelle doch möglich ist. Eine andere Möglichkeit wäre die Einführung einer neuen Zwangslizenz, wie sie im Urheberrecht in § 42a als Zwangsli- mit sehr hohen Werten die Bereitschaft, ein „Institutional Man- zenz zur Herstellung von Tonträgern vorgesehen ist12. Eine date“, also ein nicht-kommerzielles Zweitverwertungsrecht Zwangslizenz, die sich direkt auf das zurückgewonnene Zweit- zugunsten der Institutionen der AutorInnen, zu akzeptieren. publikationsrecht der Autoren bezieht, nach der die Autoren im Über alle Akteursgruppen gemittelt liegt die Zustimmung bei Sinne eines „Institutional Mandate“ veranlasst würden, ihre 80,3 Prozent. Allerdings gibt es gewisse Unterschiede zwischen Werke ihrer Institution zur Aufnahme in ein Open-Access-Re- den Gruppen. So setzt sich der Zustimmungswert von etwa 74 pository zu überlassen, wäre eine mögliche und international Prozent bei TeilnehmerInnen aus der Universitätsforschung eher als unproblematisch angesehene Lösung, die aber, wie aus ungefähr 54 Prozent stärkster, 10 Prozent mittelstarker und ausgeführt, in Deutschland auf absehbare Zeit auf heftigen Wi- 10 Prozent schwacher Zustimmung zusammen; bei der Politik derstand von vielen Seiten stoßen würde. (81%) sind es entsprechend etwa 54 Prozent, 8 Prozent und 19 Alternativ könnte aber eine Zwangslizenz auch gegenüber den Prozent. Ähnliches gilt auch für die Ablehnung des „Institutio- kommerziellen Rechteinhabern eingeführt werden. Dieser Vor- nal Mandate“ durch ungefähr 25 Prozent der Industrieforscher schlag hätte dann eine gewisse Aussicht auf Erfolg, wenn sich (etwa 4% schwache, 6 Prozent mittlere und 16 Prozent starke die Einschätzung durchsetzt, dass durch die Einschränkung der Ablehnung). freien Zugänglichkeit zu publizierter Information in Bildung und Die stärkste Zustimmung erfährt die Forderung nach einem Wissenschaft Marktversagen der Publikationswirtschaft vorläge Zweitverwertungsrecht der Institutionen in der außeruniver- und dass somit eine Zwangslizenz in dieser Form gerechtfer- sitären öffentlich finanzierten Forschung (83,7%) und den Bib- tigt sei. Allerdings ist hier mit starken Widerständen durch das liotheken (83,0%). Selbst die schwächsten Zustimmungsanteile auch sonst in Sachen Urheberrecht erfolgreiche Lobbying der (Lehrende 69,9%, Medien 71,1%) liegen noch deutlich über zwei Verlagswirtschaft bzw. des Börsenvereins zu rechnen. Dritteln. Antworten zu Frage 5.2 (vgl. Abb. 16): Die Daten signalisieren Interpretation: Dieses Ergebnis konnte nicht unbedingt erwar- zwar nicht in der Eindeutigkeit wie bei Frage 5.1, aber doch tet werden – wird doch ein solches „Institutional Mandate“ von der herrschenden juristischen Meinung bzw. in der öffentlichen 11 Die folgenden Absätze beruhen auf Ausführungen aus (Kuhlen 2011a). Diskussion als unverträglich mit dem Prinzip der Wissenschafts- 12 Gerd Hansen hatte alternativ zu einer Änderung von § 38 UrhG zu er- freiheit angesehen. Bestärkt wird dieses Ergebnis durch die wägen gegeben, ob nicht Rechteinhaber verpflichtet werden sollten, Daten aus Fragekomplex 6 (s. u.). Es scheint an der Zeit zu sein, nach einer Embargofrist jedermann ein unbeschränktes, einfaches Nut- zungsrecht zu gewähren, allerdings nur für Werke, die im Rahmen einer den institutionellen Rechten eine größere Beachtung zu schen- öffentlichen Förderung entstanden sind (in GRUR Int. 2005, S. 378 ff.). ken – wie international vielerorts längst üblich. Wissenschafts- Auch Reto Hilty hat das Mittel der Zwangslizenz ins Spiel gebracht, um freiheit steht und fällt nicht mit der sekundären Publikations- Entwicklungen im internationalen Publikationsgeschehen entgegen- zusteuern, bei denen „Mechanismen des Wettbewerbes letzten Endes freiheit, weder in positiver noch in negativer Hinsicht – darauf zum Erliegen kommen“ (Hilty 2009). deuten die Daten, die ja überwiegend von publizierenden Wis-

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senschaftlerInnen selbst stammen, sehr deutlich hin. Es muss sicherlich klarer Auch hier kommt immer wieder in vielfältiger Form der Hinweis, dass „Wissen, das unter Ein- als bisher üblich abgewogen zwischen satz öffentlicher Mittel gewonnen wurde, für jedermann verfügbar sein“ muss. einem Verständnis von Wissenschafts- „Es geht doch nicht an, dass Autoren an öffentlichen Institutionen teilweise mit hohen Druck- freiheit als das Recht, die wissenschaft- kostenzuschüssen veröffentlichen und die Bibliotheken diese dann, zu wiederum hohen Kosten, liche Arbeit informationell frei und um- zurückkaufen müssen.“ fassend absichern zu können, und einem Verständnis von Wissenschaftsfreiheit „Es sollte klare Regeln für die Nutzung von publiziertem Material geben, in der Regel sollte als das Recht, ohne Einschränkung die Forschung und Lehre an Hochschulen das Recht haben, Materialien kostenfrei zu nutzen.“ negative und positive Publikationsfreiheit „Zu Werken, die mit öffentlichen Geldern geschaffen wurden, sollen keine ausschließlichen wahrnehmen zu können. Auch das sollte Verwertungsrechte an Verwerter übertragen werden können. Für diese Werke sollen Verlage eine politische Abwägung, nicht nur eine nur eine „licence to publish“ erhalten können, aber kein exclusive copyright“ rechtsdogmatische sein. „für die Bibliotheken, Archive usw. keine komplizierten Verfahren zur Ermittlung von Urhebern Auffallend ist der Unterschied zwischen bei verwaisten Werkenbei Einstellen von Werken ins Internet die freie Verwendung/Kopie/Ver- der universitären (74,1%) und der auße- breitung unterstellen, wenn nicht ausdrücklich das Gegenteil formuliert“ runiversitären Forschung (83,7%). Of- „Das bisherige Urheberrecht sollte eigentlich ehrlicherweise umbenannt werden in „Verleger- fenbar fällt es den Nicht-Beamten auße- Begünstigungs, Urheber-Enteignungs und Benutzerkriminalisierungsrecht“. Jeder Korb brachte runiversitärer Forschungseinrichtungen, mehr Rechte für die Verleger, mehr Enteignung der Urheber“ in denen offenere Arbeitsverträge mehr „Verständliche Formulierungen der juristischen Sachverhalte (klare, schnörkellose Aussagen Spielraum geben, leichter, eine solche zu Erlaubtem und den Grenzen) – die Verunsicherung, die den Kreis der Lehrenden erfasst hat, Übertragung des Zweitpublikations- behindert die Ausbildung.“ rechts auf die Institution durchzusetzen „Für mich persönlich ist die schlimmste Verschlechterung der Bedingungen durch frühere bzw. zu akzeptieren. Urheberrechts-Änderungen, dass Fernleih-Artikel nicht mehr als pdf-Dateien verschickt werden Die Empfehlung des Aktionsbündnisses dürfen, sondern wieder nicht-elektronisch als Papierkopien kommen.“ „Urheber sollten ein Zweitpublikationsrecht behalten, insbesondere wenn sie keine Vergütung an die Bundesregierung von 2011, eine für die Übertragung Ihrer Rechte an den Verlag erhalten. Das bisherige Urheberrecht geht unabhängige gutachterliche rechtliche immer davon aus, dass Urheber mit ihren Publikationen Geld verdienen wollen“ Überprüfung der Möglichkeiten von in- „Privatpersonen werden beim Zugriff auf Online-Publikationen wenig bis gar nicht berücksich- stitutionellen Mandaten durchführen zu tigt. Ich erwarte, dass auch Privatpersonen zu diesen Medien einen Zugriff erhalten.“ lassen, wird durch diese jetzt ermittelten „„Kompatibilität von Nutzungrechten mit Wissensspeichern, die offene Lizenzen verwenden, Daten bestärkt. also etwa Kompatibilität von produziertem Material mit den Creative commons attribution share alike Lizenzen von Wikipedia“ Fragekomplex 6: „In den Bereichen in denen ich bis jetzt mit dem Urheberrecht in Kontakt gekommen bin, finde Werke aus öffentlichen Mitteln ich,dass es gut geregelt ist. Durch z.B. Universitätsbibliotheken ist der Zugang zu vielen Werken Frage 6: Sollte Wissen, das unter Einsatz möglich. Die Beitragsgebühren sind relativ benutzerfreundlich.” öffentlicher Mittel gewonnen wurde, „Als Universitätsprofessor zahlt mir der Staat ein passables Gehalt dafür, dass ich während der Ihrer Meinung nach für jedermann für Dienstzeit Wissen produziere: die Produktion ist also bereits entgolten.“ seinen persönlichen Bedarf frei verfügbar „Museen sollten verpflichtet werden, Fotos ihres Bestands für wissenschaftliche Arbeiten ohne sein? Entgelt zur Verfügung zu stellen.“ Erläuterung: Die Diskussion darüber „Ich erwarte vom Urheberrecht, dass es den realen Gegebenheiten gerecht wird, insbesondere, hat vor einiger Zeit durch eine von Lars dass der digitale Zugang gegenüber dem gedruckten Werk nicht schlechter gestellt wird.“ Fischer (Fischer 2010) an den Bundes- „Am meisten ärgert mich, dass bestimmte Verlage unglaubliche Summen für ein Zeitschrif- tag eingebrachte und vom Aktionsbünd- tenabo verlangen, obwohl gleichzeitig fast die ganze Arbeit von dafür nicht weiter bezahlten nis flankierte Petition (Aktionsbündnis Wissenschaftlern gemacht wird (Redaktion, Satz, etc.). Das ist unerträglich” 2010a) erheblich öffentliche Beachtung “keine Einschränkungen. Wer wissen schafft, macht das für den Geist und Seele aber keines- wegs um reich zu werden. Die Kostendeckung erfolgt durch den Staat oder private Sponsoren.” und Zustimmung gefunden. Vor allem Sollte das Urheberrecht nicht schnellstens überarbeitet werden, wird es in Zukunft in sehr durch die Beschränkung auf Wissen, vielen gesellschaftlichen und kulturellen Ebenen unserer Gesellschaft einen Stillstand geben, das unter Einsatz öffentlicher Mittel ge- der verherende Folgen haben wird.“ wonnen wurde, findet diese Forderung „Langfristig wird nur ein allgemeinfinanziertesSystem die Chance eröffnen, von der Allgemein- inzwischen breite Zustimmung – zumin- heitfinanziertes Wissen im offenen Zugriff für Jedermann zu halten.“ dest in den jetzigen Oppositionsparteien des Deutschen Bundestags13, aber auch durch die Piratenpartei (Piratenpartei Antworten (vgl. Abb. 17): Die Frage 6 in Frage 5.2 angesprochenen „Institu- 2009 und 2011). wird mit großer Mehrheit quer durch alle tional Mandate“ gewertet werden, da Akteursgruppen bejaht. Der Gesamtwert ein solches die freie Zugänglichkeit und 13 Das Argument der öffentlichen Förderung (über alle Gruppen und Zustimmungs- Nutzbarkeit im Open-Access-Paradigma wird in der Politik verschiedentlich auch des- halb verwendet, um Akzeptanz für ansonsten grade gemittelt) beträgt 91,7 Prozent. sichern würde. Möglich wäre aber auch umstrittene Forderungen wie z.B. das Zweit- Abweichungen nach oben und unten die stärkere öffentliche Unterstützung veröffentlichungsrecht zu gewinnen: „Wir sind kaum festzustellen: Der höchste der Erstpublikation in genuinen Open- streben an, dass in Zukunft alle Forschungs- ergebnisse und Daten, die durch öffentliche Wert liegt bei 96,3 Prozent (Studierende), Access-Zeitschriften (der goldene Open- Finanzierung ermöglicht wurden, der Öf- der niedrigste bei 88,8 Prozent (Leh- Access-Weg). Der grüne Open-Access- fentlichkeit kostenfrei dauerhaft zugänglich rende). Weg, in der Literatur früher meistens gemacht werden …, beispielsweise über ein Interpretation: Die Frage ist sehr all- mit „Selbstarchivierung“ gleichgesetzt, unabdingbares Zweitverwertungsrecht für wissenschaftliche Zeitschriften- und Sammel- gemein gestellt worden. Entsprechend heute eher als Zugänglichmachung der bandbeiträge, sofern diese im Rahmen mit allgemein ist die Zustimmung zu der in Zweitpublikation über Open-Access-Re- öffentlichen Mitteln finanzierten oder teilfi- der Frage enthaltenden Forderung, dass positories verstanden, kann durch das in nanzierte Lehr- und Forschungstätigkeit ent- standen sind.“ (Grüne 2011b, 13). Systema- mit öffentlichen Mitteln gefördertes Wis- Frage 5.1 angesprochene und in den Ant- tisch ist es allerdings schwierig einzusehen, sen zum persönlichen Gebrauch frei zu- worten stark unterstützte unabdingbare warum ein Zweitverwertungsrecht, das ja ein gänglich sein muss. Dieses Ziel lässt sich Zweitverwertungsrecht der AutorInnen Recht der AutorInnen sein soll, auf öffentlich geförderte/finanzierte WissenschaftlerInnen durch verschiedene Mittel erreichen. Die befördert werden, zumal dann , wenn eingeschränkt werden soll. Daten könnten als Unterstützung des dieses entsprechend den Antworten zu

62(2011)8, 359-374 371 Befragung zum Urheberrecht

Frage 5.2 durch ein „Institutional Man- kaum den Erwartungen der in Bildung ■ Anhörung u.a. zu den Themen Open date“ erweitert würde. und Wissenschaft tätigen Akteure (Per- Access, Zweitverwertungsrecht am Am Ende des Fragebogens wurde noch sonen und Institutionen) an ein zeitge- 13.7.201020 eine offene Frage gestellt: Welche Er- mäßes, elektronischen Umgebungen ■ Anhörung u.a. zu den Themen Pau- wartungen haben Sie sonst noch an ein gerecht werdenden Urheberrecht ent- schale Vergutung, Transparenz der bildungs- und wissenschaftsfreundliches sprächen.15 Auch der Bundesrat hatte Verwertungsgesellschaften 27.9.2010 Urheberrecht? Welche Probleme soll- die Beschlüsse des Zweiten Korbs kriti- ■ Anhörung u.a. zum Thema Verwaiste ten gelöst werden? Anders als bei den siert16, hatte sich aber dann doch nicht Werke am 13.10.201021 Antworten zu den offenen Fragen der für die Anrufung des Vermittlungsaus- Fragekomplexe 1-3 auf S. 371 gebe ich schusses entschieden und das Gesetz Auch hier ist bislang nicht öffentlich er- einige (unkorrigierte) Beispiele aus den passieren lassen. kennbar, welche Konsequenzen das Mi- umfänglichen Antworten. Die vollständi- Das Bundesministerium der Justiz ist nisterium für seinen Referentenentwurf gen Texte der Antworten können von der allerdings nicht untätig gewesen und aus diesen Anhörungen ziehen will. Man Website des Aktionsbündnisses (http:// hat am 19.2.2009 über einen an die ein- wird sehen, ob solche Veranstaltungen www.urheberrechtsbuendnis.de/) abge- schlägigen Akteursgruppen versandten mehr sind als nur Verbeugungen gegen- rufen und ausgewertet werden. Fragebogen Stellungnahmen zu den Er- über der Öffentlichkeit oder ob die po- wartungen an den Dritten Korb erbeten. litischen Entscheidungen ganz anders Die zahlreichen Antworten zu diesem ausfallen, als es die Mehrheit der an den 4 Politische Konsequenzen Fragebogen wurden vom BMJ nicht öf- Anhörungen Beteiligten gesehen hat. fentlich zugänglich gemacht17, so dass Partizipation über aktive Bürgerbeteili- und Forderungen kaum einzuschätzen ist, ob sie irgendei- gung ist immer zugleich Herausforderung nen Einfluss auf den weiteren politischen und Chance für repräsentative Politik. In IWP 8/2010, 427-434 hatte ich einen Prozess gehabt haben. Es spricht nicht für eine konstruktive Vorschlag für eine umfassende Wissen- Mehr als ein Jahr später hat das Bundes- Gesetzgebungsarbeit der jetzigen Bun- schaftsklausel im deutschen Urheber- ministerium der Justiz, kurz nachdem desregierung in Sachen Urheberreicht, recht vorgelegt (Kuhlen 2010b), der vom die Bundesjustizministerin Leutheusser- dass zu keinem speziellen Bereich des Aktionsbündnis „Urheberrecht für Bil- Schnarrenberger in ihrer Berliner Grund- Urheberrechts in den letzten 2 Jahren dung und Wissenschaft“ entwickelt wor- satzrede vom 16.6.2010 den Startschuss Vorschläge entwickelt worden sind – den ist (Aktionsbündnis 2010b) und der, zu diesem Dritten Korb der Urheber- weder zu dem in der Öffentlichkeit breit in leicht unterschiedlichen Variationen, rechtsreform geben hatte18, in vier An- diskutierten Fragen des Zweitverwer- auch von der Allianz der Wissenschafts- hörungen weiter versucht, sich über die tungsrechts, auch im Zusammenhang mit organisationen (Allianz 2010) und der Erwartungen an diesen Korb sachkundig Open Access (Kuhlen 2010a), zu einer Re- Kultusministerkonferenz (Pflüger 2010), zu machen. Allerdings waren diese An- gelung für verwaiste Werke oder zu einer unterstützt worden ist. hörungen keineswegs thematisch offen, Verbesserung der bestehenden, Bildung In dem Beitrag in IWP wurde auch davon sondern wurden vom BMJ vorstruktu- und Wissenschaft betreffenden Schran- ausgegangen, dass im Laufe des Jahres riert: kenregelungen geschweige denn eine 2011 nicht nur der Referentenentwurf ■ Anhörung zum Thema Leistungs- Vorlage für eine umfassende Wissen- des Bundesjustizministeriums für die schutzrecht für Presseverleger am schaftsklausel. Die parlamentarische Ar- dritte Anpassung des Urheberrechts (den 28.6.201019 beit, z.B. im Rechtsausschuss22 oder zu- sogenannten Dritten Korb) vorgelegt sein weilen auch in der Enquete-Kommission 23 würde, sondern auch die parlamentari- dem 2003 im Ersten Korb beschlossenen § „Internet und digitale Gesellschaft“ , sche Beratung darüber Fahrt aufgenom- 52a, dem sogenannten Wissenschaftskorb. Die Texte aller Paragraphen des Urheber- men hätte. Dem ist nicht so. Erst recht rechts sind – auch in den verschiedenen Va- u.a.: IGEL – Initiative gegen ein Leistungs- zeichnet sich gegenwärtig nicht ab, dass rianten – bei IUWIS abrufbar: http://www. schutzrecht – http://leistungsschutzrecht. eine umfassende Wissenschaftsklausel iuwis.de/gesetz/urhg. info/; informativ und rechtlich fundiert: (Eh- eine Chance hat, von der jetzigen Koali- 15 Die Kritik an den beschlossenen Regelungen mann/Szilagyi 2009) wird zusammengefasst in (Kuhlen 2007 und 20 Vgl. den Bericht von Matthias Spielkamp bei tion der Bundesregierung bzw. von der 2008). Zur Kritik des Aktionsbündnisses „Ur- irights: http://bit.ly/dk07Ke Mehrheit des jetzigen Bundestags in das heberrecht für Bildung und Wissenschaft“ zu 21 Vgl. dazu die Pressemitteilung des Akti- Urheberrechtsgesetz aufgenommen zu den (damals noch vorgesehenen, aber dann onsbündnisses vom 4.1.2011: http://bit.ly/ bei der Beschlussfassung des Bundestags im hKNNhl werden. Juli 2007 eher noch weiter eingeschränkten) 22 Z.B. die Anhörung des Rechtsausschusses Das Bundesministerium der Justiz tut Maßnahmen im Zweiten Korb vgl. Stellung- am 20.09.2011 (http://bit.ly/nM5MNo) zu sich offenbar weiter schwer, einen Re- nahme des Aktionsbündnis „Urheberrecht den drei Gesetzentwürfen der SPD-Fraktion für Bildung und Wissenschaft“ zum Gesetz- (http://bit.ly/ur9RvE), der LINKE-Fraktion ferentenentwurf für den Dritten Korb zu entwurf der Bundesregierung vom 22. März (http://bit.ly/sTnfVl) und der Fraktion Bünd- entwerfen geschweige denn die Empfeh- 2006: Entwurf eines Zweiten Gesetz zur Re- nis 90/DIE GRÜNEN (http://bit.ly/qNVsSe – lung des Bundestags aus der vorherigen gelung des Urheberrechts in der Informati- dort auch die Texte der für die Anhörung ge- onsgesellschaft – http://bit.ly/vDdWCR. ladenen ExpertInnen). Ob sich davon etwas Legislaturperiode aufzugreifen, den Drit- 16 Bundesrat Drucksache 582/1/07, S. 3. Emp- in dem erwarteten Referentenentwurf des ten Korb als einen Wissenschaftskorb zu fehlungen der Ausschüsse vom 10.9.2007 zur BMJ zum Dritten Korb wiederfindet, ist der- konzipieren. Dem Deutschen Bundestag, 836. Sitzung des Bundesrates am 21. Septem- zeit ungewiss. ber 2007 : http://bit.ly/sKNfp4 23 Am 6.6.2011 hieß es auf der Website der vor allem durch die Initiative des Bundes- 17 Zur Übersicht über die Prüfbitten vgl. bei Enquete-Kommission „Textarbeit zum Ur- tagsausschusses für Bildung, Forschung IUWIS http://bit.ly/tkTh8K; dort sind auch 17 heberrecht weitgehend abgeschlossen. Die und Technikfolgenabschätzung, war bei Antworten dokumentiert. Ebenso sind über Projektgruppe hat die Arbeit an den The- der Verabschiedung des Zweiten Korbs XING 16 Stellungnahmen nachgewiesen: menkomplexen I bis III abgeschlossen und http://bit.ly/rOiEML. Zu zwei gegensätzli- wird mit ihren Ergebnissen im inhaltlichen im Juli 2007 offensichtlich bewusst, dass chen Antwortpositionen: a) Stellungnahme Kommissions-Zwischenbericht vertreten die damals beschlossenen, Bildung und des Aktionsbündnisses: http://bit.ly/RMyPK; sein.“ In diesem Zwischenbericht heißt es: Wissenschaft betreffenden Regelungen14 b) Stellungnahme des Börsenverein des Deut- „Die Literaturversorgung bleibt daher aus schen Buchhandels – http://bit.ly/chstbY Wissenschaftsperspektive deutlich hinter 18 Zum Video dieser Rede: http://bit.ly/uSjmRH; den technischen Möglichkeiten und auch 14 Z.B. die neuen §§ 52b und 53a, aber auch die 19 Vgl. den Vorschlag der Presseverleger für dem weltweiten Standard der Wissen- Änderungen in den §§ 53 und 31a. Dazu ge- ein entsprechendes Leistungsschutzrechts- schaftskommunikation zurück. Die Verleger hören auch die weiter bestehenden, ebenfalls gesetz, unterstützend kommentiert von den von Wissenschaftsmedien haben erhebli- den Bedürfnissen von Bildung und Wissen- Gewerkschaften DJV und ver.di: http://bit. chen Widerstand gegen jede Erweiterung schaft kaum entsprechenden Regelungen in ly/9lqhqx. Kritisch zum Leistungsschutzrecht der Schrankenbestimmungen geleistet. Zum

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erschöpft sich bislang darin, die vielfälti- fragten kaum noch auf eine Verbesse- (Aktionsbündnis 2010a) Urheberrechte von wissen- schaftlichen Autorinnen und Autoren stärken und gen Vorlagen und Anträge aus den drei rung einzelner Schrankenbedingungen Open Access befördern – Ergebnisse von mit öffent- Oppositionsparteien nach den vorgesehe- setzt, sondern die Einführung einer lichen Mitteln geförderter Forschung kostenfrei zu- nen Beratungen mit der Mehrheit abzu- allgemeinen Wissenschaftsklausel for- gänglich machen – http://bit.ly/9PnX82 lehnen. dert. (Aktionsbündnis 2010b) Ein großer Schritt für Bil- Aus der jetzigen Befragung des Aktions- ■ dung und Wissenschaft — in Richtung einer allge- Daher ist es bei § 52a UrhG mit einer meinen Wissenschaftsschranke im Urheberrecht – bündnisses ergeben sich folgende Forde- Aufhebung der bestehenden Befris- http://bit.ly/abfGI3 rungen: tung bis Ende 2012 nicht getan, schon (Allianz 2010) Allianz der Wissenschaftsorganisa- ■ Der Dritte Korb der Urheberrechtsre- gar nicht kann, trotz aller Kritik, auch tionen: Neuregelung des Urheberrechts: Anliegen form muss, wie im Bundestag 2007 be- von Seiten der Wissenschaft, ein Aus- und Desiderate für einen Dritten Korb – http://bit. ly/bJJ8Qp schlossen, ein Bildungs- und Wissen- laufen der jetzt bestehenden Regelun- schaftskorb sein. gen akzeptiert werden. § 52a sollte, (Börsenverein 2009) Börsenverein des Deutschen ■ Der Gesetzgeber muss sich angesichts Buchhandels: Prüfung weiteren gesetzgeberischen wenn er denn nicht verbessert wird, Handlungsbedarfs im Bereich des Urheberrechts der Ergebnisse der Befragung in der so lange gültig bleiben, bis eine all- – Stellungnahme zu den Fragen des Bundesminis- Pflicht sehen, die Regelungen im Ur- teriums der Justiz vom 13. Februar 2009 – http:// gemeine Wissenschaftsklausel, ein heberrecht zugunsten der AutorInnen bit.ly/chstbY Wissenschaftsprivileg, in das Urheber- und NutzerInnen erheblich zu ver- (Börsenverein 2010) Börsenverein des Deutschen recht aufgenommen ist. Dann kann er bessern. Die Politik kann Bildung und Buchhandels: Kommentar zur Stellungnahme der wegfallen. Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen Wissenschaft nicht länger kleinteilige, ■ Bei allen Bildung und Wissenschaft „Neuregelung des Urheberrechts: Anliegen und De- unbrauchbare, an der alten analogen siderate für einen Dritten Korb“ 2010 – http://bit.ly/ betreffenden Regelungen muss der Welt orientierte Normen zumuten. b5EQQ3 Gesetzgeber dafür sorgen, dass in Der Gesetzgeber muss damit auch die (Börsenverein 2011) Börsenverein des Deutschen Gerichte davon befreien, kaum nach- jedem Fall die Nutzung publizierter Buchhandels: Stellungnahme zur Anhörung des Werke genehmigungsfrei erfolgen Deutschen Bundestags zur Digitalisierung verwais- vollziehbare, zuweilen satireverdäch- ter und vergriffener Werke und Stellungnahme zum tige Urteile (vgl. Anm. 5 und 6) auf der darf. Wenn der Gesetzgeber für die Vorschlag einer Richtlinie [der EU-RK] über die Nut- Basis geltenden Rechts erlassen zu Nutzung eine Vergütungsverpflich- zung verwaister Werke. 2011 – http://bit.ly/rtRTgJ müssen. tung weiter vorsieht (was von der (Ehmann/Szilagyi 2009) Ehmann, Timo; Szilagyi, ■ Auch bei einer Reform des Urheber- Mehrheit der Befragten abgelehnt Emese: Erforderlichkeit eines Leistungsschutzrechts wird), müssen die Mittel dafür von für Presseverleger. In: Kommunikation und Recht, rechts im Dritten Korb müssen – das Beihefter 2/ 2009 – http://bit.ly/uorA4I zeigen die Ergebnisse der Umfrage den Trägern der Einrichtungen er- (EU Richtlinie 2001) RICHTLINIE 2001/29/EG DES EU- überdeutlich – bestehende Normen, bracht werden, sei es über die Bud- ROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 22. die für die Arbeit in Bildung und Wis- gets der Bibliotheken oder über die Mai 2001 zur Harmonisierung bestimmter Aspekte senschaft zentral sind, stark nach- Grundausstattung der Wissenschaft- des Urheberrechts und der verwandten Schutz- rechte in der Informationsgesellschaft. 22.6.2001 – gebessert werden. Der Verweis auf lerInnen und Lehrenden. http://bit.ly/rrr6fw seit 2001 geltende Vorgaben der EU ■ Eine individuelle Abrechnung der Nut- (Fischer 2010) Fischer, Lars: Petition: Wissenschaft kann nicht länger akzeptiert werden. zung sollte grundsätzlich nicht erfol- und Forschung – Kostenloser Erwerb wissenschaft- Die derzeitigen Nutzungsbedingun- gen; pauschale Lösungen haben hier licher Publikationen vom 20.10.2009 – http://bit. gen verhindern einen großen Teil der eindeutig Vorrang. ly/1iPzGg wissenschaftlich und gesellschaftlich ■ Wie auch bei der Anhörung des Bun- (Grüne 2011a) Antrag Konstantin von Notz et al. sinnvollen Nutzungen und müssen und Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN an den desjustizministeriums zum Zweit- Deutschen Bundestag: Förderung von Open Access grundlegend korrigiert werden. verwertungsrecht von den meisten im Wissenschaftsbereich und freier Zugang zu den ■ Die Einschätzung der in Bildung und Experten gefordert wurde, sollte der Resultaten öffentlich geförderter Forschung. Antrag Wissenschaft Arbeitenden, die ja an den Bundestag vom 21.9.2011 – http://bit.ly/pT- Gesetzgeber zur Stärkung der Auto- KMya keine Partikularinteressen verfolgen, renrechte das unabdingbare (nicht- sondern der Allgemeinheit zuarbeiten, (Grüne 2011b) Antrag an die 33. Ordentliche Bundes- kommerzielle) Zweitverwertungsrecht delegiertenkonferenz von BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- kann nicht vernachlässigt werden: 92 im Gesetz verankern. NEN 25. – 27. November 2011: Offenheit, Freiheit, Prozent der Befragten sind mit den ■ Der Gesetzgeber sollte über Gutach- Teilhabe – die Chancen des Internets nutzen – den Regelungen in § 52a UrhG unzufrie- digitalen Wandel grün gestalten! – http://bit.ly/ ten klären lassen, ob das Zweitver- vW1U5u den, 94 Prozent mit denen in § 52b wertungsrecht auch den Institutionen UrhG und fast 90 Prozent mit denen in (Grüne 2011c) Antrag Agnes Krumwiede et al. und der AutorInnen verbindlich zugespro- Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN an den Deut- § 53a UrhG. chen werden kann. Dieser Lösung schen Bundestag: Zugang zu verwaisten Werken er- ■ Allerdings zeigt die Befragung deut- leichtern. Drucksache 17/4695 http://bit.ly/uOVWXJ stimmen 80 Prozent der befragten Per- lich, dass die große Mehrheit der Be- sonen aus Bildung und Wissenschaft (Harnad 2006) Harnad, Stevan: Maximizing re- search impact through institutional and national zu. Das Zweitverwertungsrecht muss Open-Access self-archiving mandates. Invited Key- Teil kann dieser Widerstand hinterfragt wer- nicht ein bloß individuelles Recht der note. CRIS2006. Open Access Institutional Reposito- den, so etwa, wenn dem wissenschaftlichen AutorInnen sein. ries. Current Research Information Systems. Bergen, Urheber die Möglichkeit zur Zugänglichma- Norway, 11-13 May 2006 – http://bit.ly/t4R0Ly ■ Besonders deutlich fordern die Befrag- chung von Aufsätzen und kürzeren Beitragen (Hartmann 2011) Hartmann, Thomas: Auch Enquete- auf der eigenen oder auf einer universitären ten (in Übereinstimmung mit entspre- Kommission wagt sich nicht an Reformperspektiven Homepage verweigert wird. Als unzurei- chenden Petitionen an den Petitions- für das Urheberrecht. IUWIS-Blog 28.6.2011 – http:// chend für die wissenschaftliche Zusammen- bit.ly/jFIAOX arbeit werden die engen Beschränkungen ausschuss des Deutschen Bundestag), in der Schranke für die Zugänglichmachung dass zumindest das mit öffentlichen (Hilty 2009) Hilty, Reto M.: Renaissance der Zwangs- von Inhalten in Forschernetzen empfunden. Mitteln geförderte Wissen frei öffent- lizenzen im Urheberrecht? Gedanken zu Ungereimt- Der Wortlaut des § 52a UrhG, der zudem zum heiten auf der urheberrechtlichen Wertschöpfungs- 31.12.2012 ausläuft, wenn er nicht (abermals) lich zugänglich gemacht wird. kette. Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht verlängert wird, ist aus Sicht von Bildung, (GRUR) 2009, 633-644 Wissenschaft und Forschung in der beste- (Kaden 2011) Kaden. Ben: Wie weiter mit dem § 52b? henden Fassung zu eng formuliert.” (Kapitel IUWIS-Blogbeitrag 25.10.2011 – http://www.iuwis. 1.5.3 „Problemfeld: Wissenschaftsschranke“; 5 Referenzen de/52b_10_2011 Zitat aus Hartmann 2011) Inzwischen wird der an sich schon verabschiedete Zwischen- (Kretschmer/Schipanski 2010) Kretschmer, Michael; bericht aber wieder von der Mehrheit in der Längere URLs wurden mit bitly abge- Schipanski, Tankred: Open Access mit Zweitveröf- Kommission in Frage gestellt. kürzt: https://bitly.com/ fentlichungsrecht flankieren. Wir brauchen neue

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rechtliche Rahmenbedingungen für das wissen- einführen. Bundestag Drucksache 17/5470 vom schaftliche Publizieren im Informationszeitalter. 12.4.2011 – http://bit.ly/uIgohk Pressemitteilung der CDU/CSU 27.10.2010 – http:// Der Autor (Pflüger 2010) Pflüger, Thomas: Positionen der Kul- bit.ly/aSF4Md tusministerkonferenz zum Dritten Gesetz zur Rege- (Krings 2011) Krings, Günter: Darauf wird sich die lung des Urheberrechts in der Informationsgesell- Prof. Dr. Rainer Kuhlen Politik nicht einlassen! DFG attackiert das Urhe- schaft – »Dritter Korb«. ZUM 2010, Heft 12, 938ff; berrecht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom download unter: http://bit.ly/uRvf4N Seit 1980 Inhaber des 26.10.2011. S. N5 – http://bit.ly/rUzESd (Piratenpartei 2009) Grundsatzprogramm der Pi- Lehrstuhls für Infor- (Kuhlen 2007) Kuhlen, Rainer: Urheberrechtsnovelle ratenpartei Deutschland. 2006, erneuert 2009 – mationswissenschaft, – Weiter bestehende Widersprüche und Unzuläng- http://bit.ly/3zWgqT lichkeiten im Urheberrecht nach dem Zweiten Korb Universität Konstanz, (Piratenpartei 2011) Nachhaltigkeit mit Wissen und – auf zum Dritten Korb? in: H-Soz-u-Kult, 26.09.2007 Ressourcen. Piratenpartei Mecklenburg-Vorpom- Forschungs- und – http://bit.ly/vVVxU4 mern 2011 – http://bit.ly/sg1G7c Lehrschwerpunkte: (Kuhlen 2008) Kuhlen, Rainer: Erfolgreiches Schei- (Rauer 2011) Rauer, Nils: Der elektronische Leseplatz, Information Retrieval, tern – eine Götterdämmerung des Urheberrechts? der Richterstuhl und der Dritte Korb. In: Recht, Bib- Hypertext, Informati- Schriften zur Informationswissenschaft; Bd. 48. vwh liothek, Dokumentation (RBD), 2/3 (40) 2010. S. 90- – Verlag Werner Hülsbusch: Boizenburg 2008 onsmarkt, Informationsethik, ‑politik/- 114 (Kuhlen 2010a) Kuhlen, Rainer: Open Access – eine recht, insb. Urheberrecht für Bildung (Schulze 2011) Schulze, Tobias: Günter Krings gegen elektronischen Umgebungen angemessene Insti- und Wissenschaft, Open Access; Mit- Open Access – der Professorenversteher. Digitale tutionalisierungsform für das Gemeingut „Wissen“ Linke – Politik in der digitalen Welt – http://bit.ly/ glied des Fachausschusses „Kommuni- Preprint DOI 10.1007/s11578-010-0097-3. In: Levia- uHCcr7 than 3, 2010, 313-329. Preprint der Autorenversion: kation und Information“ der Deut- http://bit.ly/duxVEX (SPD 2010) Antrag Burkhard Lischka et al. und Frak- schen UNESCO-Kommission (DUK); tion der SPD an den Deutschen Bundestag. Entwurf (Kuhlen 2010b) In Richtung einer allgemeinen Wis- Deutscher UNESCO Chair in Commu- eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die senschaftsklausel. 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NETETHICS- IUWIS (Infrastruktur Urheberrecht für Blog 6. Okt 2011 – http://bit.ly/pyn4xU Bildung und Wissenschaft – DFG); ME- (Kuhlen 2011d) Kuhlen, Rainer: Studierende sollten DOANET (Open Access in six coun- ihre Smart Phones mit in die Bibliotheken nehmen – ein Nachtrag zum § 52b-Urteil des Landgerichts tries of the Mediterranean area – EU/ Frankfurt vom 16.3.2011. NETETHICS-Blog 20.3.2011 – FP7). http://bit.ly/vtAqKN Rechtsfragen, Urheberrecht, empirische Untersuchung, Wissen­ [email protected] (DIE LINKE 2011) Antrag der Abgeordneten Dr. URL: www.kuhlen.name Petra Sitte et al. und der Fraktion DIE LINKE: Wis- schaftler, Kosten, Gebühren senschaftliche Urheberinnen und Urheber stär- Blog: www.netethics.net ken – Unabdingbares Zweitveröffentlichungsrecht

DGI strebt Open Access für Dissertationen an

Angesichts der aktuellen Diskussion um sagen, verbunden mit einer klaren und ten ist und die HRK in dieser Sache kein Plagiate in Dissertationen hat DGI-Präsi- nachvollziehbaren Quellenangabe. Ele- Weisungsrecht hat. Doch halten wir es dent Prof. Gradmann am 7. November in mentare Bedingungen zur Gewährleis- für wünschenswert und aussichtsreich, einem Schreiben an die Vorsitzende der tung der Einhaltung dieser Grundsätze durch einen entsprechenden Konsens in Hochschulrektorenkonferenz, Frau Prof. sind Offenheit und Nachprüfbarkeit. der HRK eine Grundlage für die dann in Informationen Wintermantel, den Vorschlag der DGI Dies kann durch eine allgemeine Ver- den jeweiligen Universitäten erfolgende für eine generelle Publikationspflicht pflichtung zu Open-Access-Veröffent- Ergänzung der Promotionsordnungen zu von wissenschaftlichen Qualifizierungs- lichungen erreicht werden. Damit wird schaffen. Das wohl stärkste Argument arbeiten übermittelt; dies insbesondere den Möglichkeiten und Versuchungen für die Konsensbildung in der HRK dürfte auch begründet durch die fortschrei- moderner Kommunikationssysteme (In- die schleichende Entwertung der Promo- tende umfassende Digitalisierung des ternet) eine gleichgewichtige Überprü- tion durch die sich häufenden Plagiats- Publikationswesens im Wissenschafts- fungsmöglichkeit entgegengesetzt. Open fälle sein. Der entgegen zu wirken hilft, bereich: Access ist dann gegeben, wenn weltweit die Wertstellungsmerkmale der deut- „Das Verfassen einer Dissertation erfor- im Internet frei und vollständig wissen- schen Universitäten sicherzustellen. (…) dert hohe Präzision beim Formulieren schaftliche Qualifizierungsarbeiten digi- Wir hoffen, Sie und die HRK dafür gewin- und Gestalten eigener und der Wieder- talisiert zur Verfügung stehen. nen können, sich unsere Forderung nach gabe übernommener Daten, Grafiken und Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass verpflichtender Veröffentlichung von Dis- Texte. Aus informationswissenschaft- das Promotionsrecht und seine Ausge- sertationen im Open Access zu Eigen zu licher Sicht gehört dazu eine deutliche staltung in unserem Land eine Angele- machen“. Trennung von eigenen und zitierten Pas- genheit autonom handelnder Universitä-

374 62(2011)8, 359-374 Fernstudium Buchregister Society of Indexers’ Training in Indexing

Elske Janssen, Cambridge, GB

Die britische Society of Indexers bietet den? Hier wird wieder darauf hingewie- Spezielle Formen des Indexierens – in ein Fernstudium im Indexieren an, wie sen, sich den Bedürfnissen des Nutzers diesem Teil, der zur aktuellen Version es zur Zeit in Deutschland nicht existiert. (Warum liest er den Text?) und denen des Kurses neu hinzugefügt wurde, geht Der Kurs, der zur Qualifizierung eines ak- des Autors (Was will der Autor uns mit- es um eingebettetes Indexieren, Indexie- kreditierten Indexierers führt, basiert auf teilen?) bewusst zu sein. ren von Webseiten und Thesaurus-Erstel- britischen und internationalen Normen Index-Einträge formulieren – in der lung. und besteht aus vier Lehrgangseinhei- Regel werden Wortschatz und Stil direkt ten. Der Kurs setzt keinerlei Wissen über aus dem Text übernommen. Dieser Teil Buchregister oder das Verlagswesen des Kurses behandelt aber auch die Ver- Aufbau des Kurses voraus und kann als Fernstudium prob- wendung von Plural und Singular, von lemlos von Deutschland aus absolviert Groß- und Kleinschreibung und von Prä- Der gesamte Kurs findet online statt. werde. Einzige Voraussetzung für die positionen. Kursteilnehmer loggen sich auf der Web- Teilnahme am Kurs ist die Mitgliedschaft Index-Einträge arrangieren – dieser Teil seite www.indexers-training.org.uk ein in einer Indexierer-Gesellschaft, wie z.B. behandelt die korrekte Anwendung von und haben so Zugang zu den Studienma- der britischen Society of Indexers oder Untereinträgen, Querverweisen und Dop- terialien, die sie sich entweder ausdru- dem Deutschen Netzwerk der Indexer peleinträgen. cken oder auf dem eigenen Computer ab- (www.d-indexer.org). speichern können. Zusätzlich zu den Stu- Modul C widmet sich komplexeren The- dienmaterialien gibt es zu jedem Modul Der Artikel gibt einen Überblick über den men wie Alphabetisierung und dem Inde- Übungen und ein Quiz, womit man das Inhalt des Kurses und enthält Informati- xieren von Namen: eigene Wissen prüfen kann, ehe man sich onen zu Kosten, Kursdauer und Aufbau Alphabetisierung – hier geht es natürlich für die Tests anmeldet. des Kurses. nicht einfach um das Alphabet sondern z.B. um den Unterschied zwischen Wort- für-Wort-Alphabetisierung und Buch- Tests Kursinhalt stabe-für-Buchstabe-Alphabetisierung, um die korrekte Alphabetisierung von Jedes Modul wird mit einem Test abge- Der Kurs ist in vier Module eingeteilt. Einträgen, die mit dem gleichen Wort be- schlossen. Da man den Kurs in Eigenre- Modul A bietet eine Einführung ins Inde- ginnen, und um andere Probleme, die bei gie von Zuhause absolviert, kann man xieren und behandelt die folgenden The- der Alphabeisierung auftreten können. den Zeitpunkt der Tests selbst bestim- men: Mehrere Indexe in einem Dokument – men. Hat man das gesamte Studienma- Terminologie – gängige Terminologie wann ist es sinnvoll zwei Indexe für ein terial eines Moduls bearbeitet und die des Indexierens und des Verlagswesens Dokument zu erstellen, z.B. ein Namens- Übungen und das Quiz des Moduls er- wird hier vorgestellt. Indexierer müssen register und ein Sachregister? folgreich abgeschlossen, kann man sich mit der Terminologie der Verlagshäuser Namen – dieser Teil des Kurses behan- für den Test des jeweiligen Moduls an- vertraut sein, um sich problemlos mit delt das Indexieren von Personennamen, melden. Jeder Test muss in einem vor- Lektoren verständigen zu können. aber auch von geographischen Namen, geschriebenen Zeitraum abgeschlossen Was ist ein Index? – ein kurzer Überblick Namen von Einrichtungen und Institu- werden – von zwei Wochen für Modul darüber wie ein Index gestaltet ist, wel- ten und Titeln von Büchern und anderen A bis zu fünf Wochen für Module D. Um che Funktion er hat und wie ein Index- Werken. die Tests zu bestehen benötigt man 70 Eintrag aussieht Seitenangaben – meist werden im Index Prozent der Gesamtpunktzahl – aller- Wer ist der Nutzer? – im Verlauf des Kur- Seitenangaben zur Lokalisierung der Ein- dings hat man die Möglichkeit den Test ses wird immer wieder darauf hingewie- träge verwendet. Manchmal ist es aller- zu Modul A einmal, die übrigen Tests sen, dass man den Index für einen Nutzer dings sinnvoll, an dieser Stelle z.B. Para- zweimal zu wiederholen. Am Ende jedes erstellt und es deshalb wichtig ist, sich graphen zu verwenden. Dieser Teil des Tests bekommt man detailliertes Feed- klar darüber zu sein, wer dieser Nutzer Kurses behandelt auch das Indexieren back und Tipps. ist, warum er das Dokument liest und von Illustrationen und Tabellen. wozu er den Index benötigt Buchproduktion – ein kurzer Überblick Zum Abschluss geht es in Modul D um Online Tutorials über die Arbeitsschritte vom Manuskript die letzten Schliffe am Index und neue zum fertigen Buch hilft dem Indexierer zu Technologien: Erfolgreiches Indexieren lernt man nicht verstehen, wie sich die eigene Arbeit in Präsentation des Indexes – verschiedene einfach durch Tests. Ein wichtiger Be- diesen Prozess einfügt. Stilmittel und Arten des Layouts werden standteil des Kurses ist das Üben an hier behandelt. Indexierer beklagen oft, kurzen Texten (30-40 Seiten) in den soge- Modul B behandelt die einzelnen Arbeits- dass im Buch nicht genug Platz für den nannten Online Tutorials. Man absolviert schritte der Indexerstellung: Index gelassen wird. Dieser Teil des Kur- im Verlauf des Kurses drei dieser Tutori- Was kommt in den Index? – Wie ent- ses erklärt wie man Platz sparen kann als. Zu jedem Tutorial gibt es einen Tutor scheide ich, welche Themen und Ele- ohne dass dies die Qualität des Indexes und etwa zehn Teilnehmer. Der Tutor mente des Textes im Index erwähnt wer- beeinträchtigt. schickt allen Teilnehmern per E-Mail

62(2011)8, 375-376 375 Fernstudium Buchregister

einen Text, für den man dann in einem über den Kurs auszutauschen, Fragen zu vorgegebenen Zeitraum (ein bis zwei stellen und Probleme zu diskutieren. Au- Fernstudium, Curriculum, Buch, Wochen) einen Index erstellt. Anschlie- ßerdem kann man sich über die Helpline Register, Großbritannien ßend schickt man den eigenen Index an per E-Mail an Tutoren wenden und ge- die Gruppe, so dass jeder Teilnehmer alle zielt Fragen zu bestimmten Kursaspekten Indexe erhält. Es folgt eine vom Tutor stellen. Die Autorin moderierte E-Mail-Diskussion über die Indexe. Auf diese Art und Weise kann Elske Janssen man sich mit anderen Indexierern aus- Kursbeginn und Kursdauer ist akkreditierte In- tauschen und sieht, dass es oft mehrere dexerin und speziali- gute Lösungen für ein Problem gibt. Da man den Kurs Zuhause macht, kann siert sich auf das In- man jederzeit beginnen und sich im ei- dexieren von Büchern genen Tempo durch das Material arbei- in den Gebieten Sozi- ten. Die maximale Kursdauer beträgt fünf Practical Indexing Assignment alwissenschaften und Jahre, die meisten Teilnehmer benötigen Bildung. Sie hat einen Hat man die Tests zu allen vier Modu- zwei bis drei Jahre. BA in Modern Euro- len bestanden und drei Online Tutorials pean Studies des University College absolviert, geht es an den letzten Teil Kosten (Stand Oktober 2011) London und ein Postrgraduate Dip- des Kurses – das PIA (Practical Indexing Modul A (inkl. 1. Test) £125 loma in Housing Studies des Chartered Assignment). Hierzu sucht man sich ein Modul B (inkl. 1. Test) £150 Institute of Housing. Sie lebt in Cam- Buch von etwa 200 Seiten, das entweder Modul C (inkl. 1. Test) £160 bridge und ist Gründerin der East An- keinen oder einen unzureichenden Index Modul D (inkl. 1. Test) £160 glia Indexing Group, die Indexierern hat. Man erstellt einen Index und erhält PIA £ 89 der Region die Möglichkeit gibt, sich detailliertes Feedback von einem Mentor. Online Tutorial 1 £ 33 beruflich auszutauschen. Sollten Sie Online Tutorial 2 + 3 £ 56 einen Index für Ihre Publikation benö- tigen erreichen Sie Elske per E-Mail: Weitere Informationen gibt es auf der Hilfe [email protected]. Weitere Webseite der Society of Indexers: www. Informationen finden Sie unter www. Das E-Mail-Diskussionsforum für Kurs- indexers.org.uki index-cambridge.com. teilnehmer gibt die Möglichkeit, sich

Gegründet von H.-K. Soeken † Redaktion Gestaltung neue informationswissenschaftliche unter dem Titel Nachrichten für Deutsche Gesellschaft für Meinhard Zielke, Wiesbaden Publikationen an und nimmt gerne Dokumentation (NfD) Informationswissenschaft­ und Rezensionsangebote aus diesem Herausgegeben von der Deutschen Informationspraxis e.V. Druck Umfeld an. Gesellschaft für Informationswissen­ Marlies Ockenfeld (verantwortlich) Dinges & Frick GmbH schaft und Informationspraxis e.V. Viktoriaplatz 8, 64293 Darmstadt Greifstraße 4 Die IWP wird von folgenden natio- (DGI) Telefon: (0 61 51) 99 71 17 65199 Wiesbaden nalen und internationalen Daten- Präsident: Prof. Dr. Stefan Gradmann Telefax: (0 69) 4 90 90 96 Postfach 2009 banken und Referatediensten ausge- Windmühlstraße 3 [email protected] 65010 Wiesbaden wertet: DABI – Datenbank Deutsches 60329 Frankfurt am Main Telefon: (06 11) 3 96 99-0 Daniel Ockenfeld (Redaktions­­ass.) Bibliothekswesen, dandelon, Infodata, Telefon: (0 69) 43 03 13 Telefax: (06 11) 3 96 99-30 Helmut (französische Internationale Bibliographie der Telefax: (0 69) 4 90 90 96 [email protected] Kurzreferate) geistes- und sozialwissenschaftlichen [email protected] www.dinges-frick.de Zeitschriftenliteratur, Library Litera- www.dgi-info.de Verlag ture & Information Science Index/Full Mitteilungsblatt des Normen­ Dinges & Frick GmbH Hinweis ausschus­ ses­ Bibliotheks- und Die Aufsätze stellen ausschließ­ lich­ Text, Library and Information Science Greifstraße 4 Abstracts (LISA), Library, Information Doku­ men­ ta­ tions­ wesen­ im DIN 65199 Wiesbaden die Meinung der Autoren dar. Der Deutsches Insti­­ tut­ für Normung­ Inhalt wurde sorgfältig und nach Science & Technology Abstracts Postfach 1564 (LISTA), SciVerse , WISO. e.V., der Fachgruppe­ Dokumen­ 65005 Wiesbaden bestem Wissen­ erarbeitet.­ Die Ori- tation im Deutschen Museumsbund­ ginalbeiträge werden einem Begut- Französischsprachige Referate der Telefon: (06 11) 9 31 09 41 und der Arbeitsge­ mein­ schaft­ der achtungsverfahren durch die Mit- Abhandlungen werden in den Zeit- Telefax: (06 11) 9 31 09 43 Spezialbibliotheken­ (ASpB) glieder des Redaktionsbeirats und schriften Cahiers de la documentation Bankverbindung: weitere international anerkannte – Bladen voor de documentatie sowie Wiesbadener Volksbank Redaktionsbeirat Fachleute unterworfen. Dennoch documentaliste abgedruckt. BLZ 510 900 00, Kto-Nr. 714 22 26 Dr. Sabine Graumann,­ München kann von Verlag und Redaktion eine Postbank Frankfurt (Informationswirtschaft) Gewährleistung­ auf Richtigkeit und Erscheinungsweise/ Bezugspreise BLZ 500 100 60, Kto.-Nr. 267 204-606 Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm, Vollstän­ dig­ keit­ nicht übernommen­ Sechs Hefte jährlich Potsdam (Management­ von werden. Die Beiträge und die grafi­ Objektleitung (Doppel­ausgaben März/April und Informationsein­ richtungen)­ schen Darstellungen­ unterliegen­ dem September/Oktober) Prof. Dr. Rainer Kuhlen, Konstanz Erwin König, Urheberrecht. Nachdruck­ und Ver­ [email protected] Jahresabonne­ ment­ EUR 208,– (Informationswissenschaft) vielfältigung jeglicher­ Art bedürfen­ Schüler/Studenten EUR 148,– Prof. Dr. Dirk Lewandowski, der Genehmigung­ des Verlages und Einzelheft EUR 40,– Imp­Hamburg (Suchmaschinen, Internet) Anzeigenservicerederssum Autoren. inkl. Versandkos­ ten/Porto­ im Inland, Dr. Philipp Mayr, Bonn/Darmstadt Ursula Hensel Anzeigenservice Einreichungen werden als Word- Versand in Europa + EUR 28,– (Information Retrieval, Informetrie, Hermann-Schuster-Straße 39 Dateien erbeten. Abbildungen, Versand Welt / Luftpost auf Anfrage. Wissensrepräsentation) 65510 Hünstetten-Wallbach Fotos und Grafiken müssen eine Das Abonnement gilt für mindestens­ Prof. Dr. Wolfgang Ratzek, Stuttgart Telefon: (0 61 26) 57 08 82 Auflösung von 300 dpi haben und (Informations­ praxis)­ Telefax: (0 61 26) 58 16 47 sollen als separate Dateien beige- ein Jahr und kann danach bis sechs Prof. Dr. Christian Schlögl, Graz [email protected] fügt werden. Abhandlungen müssen Wochen zum Ende des Bezugs­ (Metriken, Informations- und Rocco Mischok ein deutsches und ein englisches zeitraums gekündigt werden. Wissensmanagement)­ Verlag Dinges & Frick GmbH Abstract sowie einen deutschen Prof. Dr. Ralph Schmidt, Hamburg­ Greifstraße 4 und einen englischen Titel haben. (Newcomer Report, Medien) 65199 Wiesbaden Die Publikationssprache in der Prof. Dr. Wolf G. Stock, Düsseldorf Telefon: (06 11) 3 96 99-60 IWP ist grundsätzlich deutsch. Die Redaktionsschluss für (Wissensrepräsentation und Infor- Telefax: (06 11) 3 96 99-30 Redaktion strebt eine möglichst Heft 1 29. Dezember 2011 mation Retrieval) [email protected] umfassende Berichterstattung über Heft 2 16. Februar 2012

376 62(2011)8, 375-376 Tagungsbericht Fördern Web 2.0 und mobile Technologien das Lernen?

Ein Bericht über die ICT 2011 in Hongkong

Lisa Beutelspacher, Düsseldorf

Mobiles Lernen Plattformen für Blended Learning, Lernsysteme (wie Moodle), Dienste Die Flexibilität und Einfachheit von mo- im Web 2.0 (z. B. Facebook), ePortfo- bilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablet-PCs eröffnen neue Chancen lio-Systeme (beispielsweise Mahara), für das Lernen mit elektronischen Me- Verfilmungen von Lehrveranstal- dien. Einer Studie von K.S. Yuen, Simon tungen und weitere Informations- Cheung und Eva Tsang von der Open dienste haben breite Anwendung in University of Hong Kong zeigt, dass rund der Lehre gefunden. Durch das Ange- 32 Prozent der befragten Studierenden bot mobiler Endgeräte (Smartphones, ihre mobilen Geräte häufig für das Lesen Tablet-Rechner und Laptops) werden und Bearbeiten von Unterrichtsmateria- die Dienste zunehmend mobil ge- lien nutzen. Abbildung 1: Tagungsort am ersten Konferenz- nutzt. Dieser Bericht gibt in informa- tag: Caritas Institute of Higher Education. (Foto: W.G.Stock) tionswissenschaftlicher Perspektive Ein völlig verändertes Bild mobilen Ler- Forschungsergebnisse wieder, die auf nens ergibt sich, wenn wir den Blick der 6. ICT Konferenz in Hongkong weg von Wissensgesellschaften auf Ent- ment-Systeme (wie etwa Moodle) und „Education unplugged: Mobile Tech- wicklungsländer richten. Einen beein- ePortfolios (gepflegt beispielsweise mit nologies and Web 2.0“ (Juli 2011) druckenden Bericht über die Situation in Mahara) wichtige Bausteine heutiger vorgetragen worden sind. Bangladesch haben Christopher S. Walsh, Hochschulausbildung darstellen, dass Prithvi Shrestha und Claire Hedges (Open die digitale Umwelt allerdings auch ein Do Web 2.0 and Mobile Technology University, Milton Keyes, UK) vorgelegt. Umdenken in der physischen Umwelt Enhance Learning? A Report on the ICT Englischlehrer unterrichten in diesem bedingt. „Our institutions are re-think- 2011 in Hong Kong. Land vorwiegend in Bengalisch und kön- ing the use of physical spaces“, sagt Platforms for blended learning, lear- nen selbst kaum Englisch. Im Projekt Fox. In der University of Hong Kong baut ning systems (such as Moodle), ser- „English in Action“ werden (insgesamt man derzeit Lernräume auf, die durch in vices in the Web 2.0 (e.g. Facebook), über 10.000) einheimischen Lehrern ko- Gruppen angeordnete Tische eingeteilt stenlos Handys übergeben, die sie im Un- werden. Die Räume sind mittels kabello- ePortfolio systems (for example, Ma- terricht einsetzen. In der Projektlaufzeit sem Internet und diversen Beamern aus- hara), lecture captures and other in- von neun Jahren (2008 bis 2017) sollen gestattet, so dass die Studierenden und formation services have found wide insgesamt 25 Millionen Schüler in Bang- Lehrenden mittels mobilen Endgeräten application in teaching (school, uni- ladesch erreicht werden. Ziel ist, ihnen (derzeit hauptsächlich Tablet-PCs und versity, vocational training). By offe- zumindest rudimentäre englische Sprach- Laptops) auf ihre ePortfolios und auf die ring mobile devices (smart phones, kenntnisse zu vermitteln. Die Telefone vielfältigen eLearning-Angebote zugrei- tablet computers and laptops), the werden an Lautsprecher angeschlossen, fen und Inhalte präsentieren können. Es services are being used increasingly so dass – unabhängig von Festnetzlei- gibt keinen zentralen Punkt im Raum; mobile. This report reflects, in per- tungen – in den Schulen englische Texte alles ist variable und den Umständen spective of information science, re- angehört werden können. Die vorgefer- entsprechend gestaltbar. Für die Leh- search results presented at the 6th ICT tigten Lektionen werden via Mobiltele- renden ist dies eine Herausforderung Conference „Education unplugged: fon den Schülern (und auch den Lehrern) – auch sie stehen nicht mehr im Mittel- Mobile Technologies and Web 2.0“ übermittelt. Zwischenergebnisse sind punkt. Fox berichtet: „This enabled the (July 2011). positiv. „Through a survey of almost teacher complete freedom to roam and 1700 students, they reported enjoying when teacher-led periods of the class listing to the audio (iPod) and indicated were required, the teachers were able Unter dem Motto „Education unplugged: this helped them learn English more ef- to stand in the middle of the room. This Mobile Technologies and Web 2.0“ fectively“. may cause unease for the teachers as fand im Juli 2011 die 6. ICT Konferenz they face just half the class at any one in Hongkong statt. Vorherrschende Ta- time. Yet at the same time, it puts pres- gungsthemen waren mobile Technolo- Neue digitale und sure on a teacher to keep the teacher- gien und Web 2.0 in der Lehre. An den centered components of the class to a drei Veranstaltungstagen hielten Ex- physische Lernumgebungen minimum and instead to stimulate stu- perten aus aller Welt Vorträge über die dent group work“. Chancen, Möglichkeiten und Probleme Robert Fox (University of Hong Kong) des Lernens mit elektronischen Medien. betont, dass digitale Learning Manage-

62(2011)8, 377-379 377 Tagungsbericht ITC

Create, Use and Remix of FB use for informal learning related to accessibility, availability of peers and In eLearning-Kursen kann es sinnvoll the ability to communicate with univer- sein, den Studierenden Zugang zu digita- sity peers using the various site applica- len Versionen von Texten „klassischer“ tions“. Autoren anzubieten. Ohne weitere Ak- tionen werden solche Angebote sehr Kenneth Wong, Reggie Kwan, Kat Leung wahrscheinlich nicht angenommen, be- und Fu Lee Wang (Caritas Institute of richten Bee Bee Chua und Danilo Valeros Higher Education, Hong Kong) unter- Bernardo II (University of Technology, suchten die Facebook-Nutzung von Sydney). Vielmehr sind die drei Schritte Studenten in Abhängigkeit von der An- Create, Use und Remix nötig: Im ersten wendung weiterer digitaler Dienste wie Schritt werden die Angebote erstellt, im Abbildung 2: Tagungsort am zweiten einem Learning Management System. zweiten Schritt setzen sich die Lernen- Konferenztag:­ St. Paul’s Convent School. Der Zusammenhang zwischen der Nut- (Foto: W.G.Stock) den aktiv mit dem Stoff auseinander (re- zung von Moodle und Facebook ist sehr ferieren und diskutieren den „Klassiker“), hoch (+0,7 Korrelation nach Pearson): und im dritten Schritt wird der Klassiker Je mehr Zeit Studierende mit Facebook mit dem übrigen Lernstoff verknüpft. Die verbringen, desto mehr Zeit investieren digitale Lernumgebung dient hierbei als sie auch für das Lernsystem. Dabei geht Vermittlungsinstanz: „The e-learning in- es vorrangig um zwei Aspekte, erstens terface acts as a middle process or agent den Aufbau und die Pflege einer Lern- to facilitate open discussion via social gemeinschaft und zweitens das gemein- networking and as a process to promote schaftliche Aneignen von Lehrstoff. Die a learner’s space which will encourage Autoren sind recht optimistisch: „Face- mote collaboration, participation and pre- book seems an ideal platform to build a sentation“. learning community and enhance collab- orative learning“.

Abbildung 3: Tagungsort am dritten Konferenz- Web 2.0 in der Lehre tag: The Open University of Hong Kong. (Foto: W.G.Stock) Vorlesungsmitschnitte Wie gehen Schüler, deren Eltern und ihre Lehrer mit Web-2.0-Diensten um? Über das Abfilmen und Bereitstellen von Untersucht wurden Schüler des 2. Lehrveranstaltungsvideos berichten Alf- Jahres einer Secondary School (nach Rebecca Vivian (University of South Au- red Keng T. Tan, Eva Wong und Theresa sechs Jahren Primary School also eine stralia, Adelaide) hat Studenten nach Kwong (Hong Kong Baptist University). 8. Klasse). Mingmei Yu, Allan Yuen, Jae ihrer Nutzung von Facebook befragt. Die Die Videos werden von einer Organi- Park, Hoi Ching Lam, Kai Kwong Lau und Autorin hat eine geschlossene Facebook- sationseinheit der Universität erstellt Wilfred Lau (University of Hong Kong) Gruppe gegründet, um via Fragebogen und mittels einer einheitlichen Software etikettieren die drei analysierten Grup- und Diskussionen das Informationsver- (Panopto) bearbeitet und verwaltet. Die pen mit „naughty insiders“ (die Schüler), halten ihrer Versuchspersonen zu ana- Inhalte der Filme reichen von ganzen „worried outsiders“ (Eltern) und „invi­ lysieren. Neben privaten Gründen nut- Vorlesungen über das Angebot zusätz- sible monitors“ (Lehrer). Die Schüler zen viele Studierende Facebook auch zu licher Materialien durch die Leiter der nutzen nahezu jeden Tag Web-2.0-Dien- Zwecken ihrer Ausbildung. „The general Lehrveranstaltungen (etwa Sprechpro- ste, aber dies nur selten zu Zwecken­ der consensus was that students were defi- ben beim Sprachunterricht oder Lab- Bildung. In Hongkong sind die heuti- nitely using FB for informal learning; to orexperimente bei einer Physikvorle- gen Teenager durchgehend „digital­ na- discuss coursework, assignments, re- sung) bis zu studentischen Projekten tives“. Zuhause nutzen sie an Web-2.0- vise, share information and provide sup- (beispielsweise Vorträge von Studenten Diensten vorwiegend Facebook, Blogs, port or to merely vent“. Vivian konnte zur Verbesserung ihrer Präsentationsfä- YouTube, Twitter und Yahoo!Knowledge drei prototypische Nutzergruppen iden- higkeiten). Da die eingesetzte Software (ein chinesischsprachiger Dienst, der tifizieren: Studenten mit „Open Access“ eine Statistikkomponente enthält, kön- vor allem in Taiwan und Hongkong an- halten stets Kontakt zu Facebook und nen Lehrende wie Studierende verfol- geboten wird). Die Eltern kennen sich nutzen dies vor allem, um mit Kollegen gen, zu welchen Zeiten welche Inhalte weitaus weniger im Web 2.0 aus und über Studieninhalte zu kommunizieren. angesehen worden sind (Kennwerte: sorgen sich um die Entwicklung ihrer Die zweite Gruppe mit „Restricted Ac- Views, Unique Users, Minutes Viewed). Kinder. „It seems that parents are still at cess“ übt Selbstkontrolle und begrenzt Erfolgsfaktoren sind gute Einarbeitungen the Web 1.0 stage and not familiar with die Zeit, die sie mit Facebook verbringt. beider Parteien, von Lehrenden und von the Web 2.0 applications“, stellen die Die Studierenden schalten Facebook ein, Studierenden. „For better adoption of the Autoren fest. Anders die Lehrer: Sie ken- um sich selbst zu belohnen oder wenn lecture capture technology, it must be nen und nutzen Web-2.0-Dienste – aber sie eine Pause benötigen. Im Gegensatz deployed in such a way that the technol- (zumindest auch) zur „Überwachung“ zur ersten Gruppe fühlen sie sich durch ogy is transparent to the lecturer (i.e. no ihrer Schüler. Die Lehrer setzen zwar stetige Facebook-Aktivitäten in ihrer technical setup on their part, just walk in solche Dienste (genannt werden u. a. Konzentration und in ihrer Produktivität and teach) and students must be trained YouTube und Google Earth) gelegentlich beeinträchtigt. „No Access“-Studenten on how to best use the lecture captured im Unterricht ein, ein breiterer Einsatz nutzen Facebook nicht während ihrer recordings“. ist aber das „Monitoring“ ihrer Klientel. Studien. Nachteile von Facebook für „Some teachers have added students on das Lernen – so die Umfrageteilnehmer Die Experten sind sich einig, dass das Facebook, interestingly, their purpose – sind, dass man Aktionen fortwährend mobile Lernen, sowie das Lernen mit was not for communication or academic verschiebt, statt sie zu lösen, sowie, Web 2.0 Diensten viel Potenzial für alle use, but to supervise students’ online dass man vom Lernen abgelenkt wird. Formen der Bildung bereithält. Die inte- behavior“. Als Vorteile nennt Vivian: „The benefits ressanten Vorträge, die schönen Veran-

378 62(2011)8, 377-379 Tagungsbericht ICT

staltungsorte und nicht zuletzt die her- vorragende Planung seitens der Verant- Tagung, ICT 2011, Erziehungswissenschaft, Informationswissenschaft, Web 2.0, wortlichen machten aus der Konferenz mobile Technologien, Facebook, Lernen, Vorlesung, Film eine rundum gelungene Veranstaltung. Die Autorin (Foto von W.G. Stock: im Interview mit Proceedings Schülerinnen der St. Paul’s Convent Lisa Beutelspacher, B. A. School nach ihrem Vortrag) arbeitet an Kwan, R., McNaught, C., Tsang, P., Wang, F.L., & Li, der Abteilung für Informationswissen- K.C. (Eds.) (2011). Enhancing Learning Through Tech- nology. Education Unplugged: Mobile Technologies schaft der Heinrich-Heine-Universität and Web 2.0. International Conference, ICT 2011. Düsseldorf. Dort betreut sie die Lern- Hong Kong, China, July 2011. Proceedings. Heidel- plattform „InfoCenter“ und betreibt berg [u.a.]: Springer (Communications in Computer Forschungen zu informationswissen- and Information Science; 177). schaftlichen Aspekten von E-Learning Tsang, P., Li, K.C., Wang, F.L., Chan, F.T., & Tse, S. (Eds.) (2011). Enhancing Learning Through Techno- und Blended Learning. logy. Emerging Research on ICT in Teaching and Learning. 6th International Conference, ICT 2011. [email protected] Hong Kong, China, July 2011. Emerging Research Pa- pers. Hong Kong: City University of Hong Kong.

Informationskompetenz meets Westkurve – Informationen DGI-Mitglieder bei der 5. Gesprächsrunde „Informationsstrategien“ auf dem Betzenberg

lich zeigte er Über „Wirtschaftsinformationen aus Wege im kom- einer Hand: Der Datenbankanbieter GE- petenten und NIOS“ berichtete Christian Seemann, seriösen Um- Key Account Manager bei GBI-Genios. gang mit Infor- Der kontinuierliche Ausbau des Pro- mationen und duktbereichs „Firmendossiers“ bei dem Wissen auf, Münchner Datenbankanbieter trägt der die in einer Forderung aus der Wirtschaft nach um- globalisierten fassenden und seriösen Markt- und Un- Arbeitsumge- ternehmensinformationen Rechnung. bung zu einem Unterlegt wurde dies mit zahlreichen immer wich- Online-Beispielen. tigeren Wett- Und GBI-Genios nimmt den Ball auf und bewerbsfaktor gibt dem Nachwuchs eine Steilvorlage: werden. Immer mit der Recherche-Plattform GENIOS wieder verwies SCHULE können Schüler ausgewählte er auf die Not- Quellen renommierter Verlage und Infor- wendigkeit, mationsanbieter für Facharbeiten, Refe- Auf Einladung der Kontaktstelle für In- den Nachwuchs – gerade im Zeitalter des rate oder Projekte nutzen! formation und Technologie (KIT) der TU „social web“ - bereits in der Schule in Neben diesen Vorträgen ließ Moderator Kaiserslautern fand am 19. Oktober 2011 den Bereichen Medien- und Informations- Jörg Schlimmer (PIZ Kaiserslautern) den im Fritz-Walter-Stadion auf dem Betzen- kompetenz zu fördern. Teilnehmern reichlich Zeit, um „Net- berg eine Veranstaltung zum Thema Jan-Ulrich Glup, Informationsvermitt- working“ zu betreiben und das ein oder „Informationskompetenz als Basis für ler in der KIT und korporatives DGI-Mit- andere Erinnerungsfoto in einem der erfolgreiche Geschäftstätigkeit“ statt. glied, stellte seine Einrichtung und deren schönsten deutschen Fußball-Stadien zu Rund 20 Teilnehmer aus kleinen und mit- Dienstleistungen vor. Neben dem klassi- schießen. telständischen Unternehmen sowie aus schen Technologietransfer gehören das Fazit: Ein rundum gelungener Tag mit Wissenschaftsinstituten aus dem Um- Patentinformationszentrum (PIZ) und die zufriedenen Teilnehmern, die sich auf feld der Universität fanden sich in der Informationsvermittlungsstelle, beide weitere Veranstaltungen dieser Art VIP-Lounge vor der – in Fußballerkreisen einmalig in Rheinland-Pfalz, zur KIT. freuen. – berühmt-berüchtigten Westkurve des Dank dieser Organisationsstruktur ent- Jan-Ulrich Glup, Kaiserslautern und Stadions ein. Dr. Luzian Weisel, DGI-Vize- stehen Synergieeffekte, die dazu führen, ­Luzian Weisel, Karlsruhe präsident und Senior Information Analyst dass die unterschiedlichsten Anfragen beim FIZ Karlsruhe, eröffnete mit seinem und Anforderungen aus Wirtschaft und Vortrag „Die (un)erträgliche Leichtigkeit Wissenschaft effizient beantwortet wer- des Googelns“ die Tagung. Anschau- den können.

62(2011)8, 377-379 379 „Infrastrukturen entwickeln sich in Jahrzehnten. Nicht in Jahren.“

Tagungsbericht Bericht von den 4. eSciDoc Days am 26. und 27. Oktober 2011 in Berlin, Harnack-Haus der Max Planck Gesellschaft

Vera Münch, Hildesheim

Über 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sieben Ländern diskutierten auf den eSciDocDays 2011 in Berlin die digitale wissenschaftliche Arbeitsumgebung der Zukunft. Vor drei Jahren von FIZ Karlsruhe und der Max Planck Digital Library (MPDL) ins Leben gerufen, um die Erkenntnisse und Ent- wicklungsergebnisse aus ihrem gemein- samen Projekt eSciDoc in eine nachhal- tige Nachnutzung zu überführen, ist die eSciDoc Community inzwischen zu einer aktiven Gruppe von Entwicklern aus ganz verschiedenen Disziplinen gewor- den. (IWP berichtete in 60(2009)6-7,395- 397 und 62(2011)1,49-52). Gemeinsam verfolgen Informatiker, Inge- nieure, Geistes- und Naturwissenschaft- ler das Ziel, der Wissenschaft neue, soft- warebasierte Forschungsinstrumente und eine funktionsfähige Infrastruktur für das Forschungsdatenmanagement entlang des gesamten wissenschaft- lichen Wertschöpfungsprozesses zur Verfügung zu stellen. Universitäten und eSciDoc-Gesamtsystem mit Policy Enforcement Layer und allen Modulen. außeruniversitäre Forschungseinrichtun- gen, darunter mehr als 30 Max Planck In- stitute (MPI) aus unterschiedlichen For- schungsrichtungen, entwickeln Anwen- Seit dem Ende der Förderung wird gungen, für die eigenen Einrichtungen dungen, die auf den Infrastruktur- und der eSciDoc Systembaukasten in einer zeitgemäße Infrastrukturen für digital Servicemodulen der eSciDoc-Software langfristig angelegten Kooperation der gestützte Forschung, wissenschaftliche aufsetzen. Der umfassende SOA-System- beiden Partner eigenfinanziert weiter- Kollaboration, Information, Publikation baukasten wurde von der MPG und FIZ entwickelt und in Forschungstransfer- und Archivierung zu schaffen, sind die Karlsruhe im Projekt eSciDoc erarbeitet. projekten mit weiteren Partnern voran- international vertretenen MPI die besten Die Kernfunktionalität bilden ein zentra- gebracht. Botschafter für die gemeinsame Sache. les Repository („eSciDoc Infrastructure“, Die Forschungskraft der MPG verbun- zumeist mit Fedora) mit Basisdiensten den mit den Kompetenzen von FIZ Karls- für Datenmanagement sowie zahlrei- Nährboden ruhe und seinen guten Kontakten zu che ergänzende Dienste („eSciDoc Ser- Hochschulen, Bibliotheken und auße- vices“). Die spezifischen Anwendungen für internationale Vernetzung runiversitären Forschungseinrichtungen („eSciDoc Applications“) setzen auf der ergibt in der Summe einen enormen Pool Infrastruktur auf, nutzen deren Services Die Arbeitsumgebung der Zukunft zu an Wissens- und Forschungsressourcen und binden nach Bedarf weitere externe gestalten und in Softwarelösungen um- rund um eScience und eResearch. Trotz- Dienste ein. Dank der Service-orientier- zusetzen, ist eine Herkulesaufgabe, die dem, oder vielleicht auch gerade des- ten Architektur (SOA) können beliebige niemand alleine bewältigen kann. Kein halb, ist sieben Jahre nach dem Projekt- eResearch-Szenarien umgesetzt werden. Unternehmen, kein Institut, keine Orga- start von eSciDoc unübersehbar, dass es Der Quellcode der eSciDoc-Infrastruktur nisation, keine einzelne wissenschaft- noch sehr lange dauern wird und noch steht auf der eSciDoc-Webseite zum liche Fachrichtung und kein einzelnes sehr viel getan werden muss, bis aus Download bereit (https://www.escidoc. Land. Es erfordert gemeinsame inter- der Chance zur Verknüpfung der Welt- org/). Die Software ist als Open Source nationale Anstrengungen. Die eSciDoc wissenschaften ein funktionierendes Software unter der „Common Develop- Community hat sich in der kurzen Zeit durchgängiges System entstehen kann – ment and Distribution License” (CDDL) ihres Bestehens schon als guter Nähr- wenn es denn ein solches System jemals verfügbar. boden bewährt. Mit ihren Anstren- geben sollte.

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Die MPG hat in ihren eigenen Reihen Open Source bereitgestellte Infrastruk- deutlich die Weichen gestellt, das er- worbene Wissen zum Umgang mit di- turmodule werden rege genutzt gitalen Werkzeugen, Ressourcen und Publikationsinfrastrukturen­ dauerhaft Schritt für Schritt und mit großer Kon- in der Organisation zu verankern. Seit sequenz wird bei der MPG also der Mitte 2010 ist die MPDL, deren Wurzeln Aufbau eines neuen Informations-, Kol- auch im eSciDoc Projekt liegen, per Se- laborations-, Kommunikations- und natsbeschluss als dauerhafte Serviceein- Publikationswesens­ für die Wissen- richtung der MPG installiert. An ihrem schaftlerinnen und Wissenschaftler der Profil kann man die Bedeutung ablesen, MPG vorangetrieben. Der Erfolg der die in der MPG diesem Thema zugeord- Bemühungen bleibt nicht aus: eSciDoc net wird: Die MPDL ist in vier Bereiche zieht immer weitere Kreise in die MPG gegliedert: hinein. 1. Digital Ressources (Informationsver- Aber auch andere Forschungsorganisati- sorgung, elektronische Publikationen onen und Institute sind tief eingestiegen und Publikationsdatenbanken, Bereit- und arbeiten mit Nachdruck daran, die in Japanische Schriftzeichen im Twitterstream von stellung und Verwaltung), ihren Disziplinen benötigten Lösungen den eSciDoc Days 2011 zeigen implizit einen win- 2. Open Access (Verwirklichung frei ko- zu schaffen. Dr. Rainer Stuike-Prill, Be- zigen Ausschnitt aus den Herausforderungen, die eine international durchgängige digitale pier- und verwendbarer wissenschaft- reichsleiter Marketing und Vertrieb bei Forschungsinfrastruktur bewältigen muss licher Information), FIZ Karlsruhe berichtete in Berlin, dass 3. Digital Archives (Betrieb von Publika- die eSciDoc Community von den eSciDoc tionsrepositories, Datenpublikationen Infrastruktur- und Servicemodulen regen etc.), Gebrauch macht. „Seit den eSciDoc Days 4. Digital Resarch (Aufbau digitaler und im letzten Jahr in Kopenhagen hat es er- Weltweite Community soll die netzbasierter Forschungsumgebun- heblichen Fortschritt gegeben. Es laufen gen, sog. Virtual Research Environ- spannende neue Entwicklungen in ganz Softwarelebenszyklen abfedern ments/VREs). verschiedenen Disziplinen; zum Beispiel zur bildgestützten Forschung in der „Infrastrukturen entwickeln sich in Jahr- Außerdem unterstützt sie den Präsiden- Kunst oder in historischen Wissenschaf- zehnten. Nicht in Jahren“, zitierte der für ten der Max-Planck-Gesellschaft im Rah- ten, aber auch in Ingenieursdisziplinen“. eSciDoc zuständige Abteilungsleiter For- men der Open Access Policy der MPG Einige Systeme würden bereits erfolg- schung und Entwicklung bei der MPDL, und bei angrenzenden wissenschafts- reich im Forschungsalltag eingesetzt, Malte Dreyer, im Vortrag „Overview, politischen Aufgaben. Zur Zeit setzen andere nähmen jetzt konkret Gestalt concepts, outlook“ eine von den Wissen­ schon rund 30 Max-Planck-Institute an. „Zum Beispiel nutzen immer mehr schaftlern Grübler und Nakiacenoviac (MPI) die von der MPDL bereitgestellte Institute der MPG für das Management 1991publizierte Entwicklungskurve. Mit neue Infrastruktur zum Nutzen ihrer ihrer wissenschaftlichen Publikationen ihren Vorträgen führten Dreyer und Mat- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- und Forschungsdaten die eSciDoc-An- thias Razum, Leiter der Abteilung Elek- ler ein. wendung PubMan und entwickeln als tronisches Publizieren und eScience von spezifische Anwendungen Forschungs- FIZ Karlsruhe und in dieser Funktion instrumente für die Astronomie, die Ma- verantwortlich für eSciDoc, in das Thema terialwissenschaften und die Sozial- und der vierten eSciDoc Days ein: Die Aktivi- täten zum Aufbau einer durchgängigen digitalen Arbeitsumgebung für die Wis- senschaft der Zukunft.

In manchen Ländern der Erde fehlen die von Dreyer angeführten Infrastruktu- ren heute noch ‑ oder sind durch neue technische Entwicklungen obsolet ge- worden. Dieses Schicksal soll eSciDoc er- spart bleiben. Das Mittel zum Zweck ist die internationale eSciDoc Community, wie Dr. Frank Sander, Leiter der MPDL, am Rande der eSciDoc Days erklärte. „Praktisches Wissen in der Welt ist nur so stabil, wie sich Menschen damit aus- einandersetzen. Und bei Software ist das nicht anders“, erklärte der Physiker. Um die Dynamik der technischen Weiterent- wicklung bei Software und Systemen bewältigen zu können, sei es notwendig, die Entwicklung auf eine internationale Community zu stützen. „Nur so kann man dem Druck der schnellen Softwar- elebenszyklen entkommen. Wenn das System von vielen Menschen getragen Im Projekt BW-eLabs werden Technologien untersucht, mit denen man Meß- und Metadaten im wird, werden sie es bei Bedarf an neue Labor weitgehend automatisiert direkt aus den Geräten abnehmen kann. Matthias Razum von FIZ Technologien anpassen“. Karlsruhe stellte die Arbeiten vor.

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Humanwissenschaften“, so Stuike-Prill. ihrer Sicht gewichtigen Gründe, sich mit Projekts wird bei uns ein neues Archi- Hoch interessante Projekte außerhalb dem Thema intensiv auseinanderzuset- vierungssystem aufgebaut, das die Mög- der MPG seien die am Geoforschungs­ zen: „Wir müssen unsere Forschungsda- lichkeit bietet, Forschungsdaten online zentrum (GFZ Helmholtz-Zentrum Pots- ten sichtbar und besser verfügbar ma- zu stellen, zu konsultieren und herunter- dam) laufenden Entwicklungsarbeiten chen. Aus diesem Grund war das Institut zuladen. Dieses System wird demnächst sowie eKinematix und BW-eLabs. Das sehr daran interessiert, am HArVe-Pro- offiziell in Betrieb genommen, aber damit GFZ arbeitet an einer auch für kleine jekt (Humanities Archiv Verbund in der es gut funktioniert, brauchen wir einen Forschungs­projekte geeigneten flexi- MPG) teilzunehmen, das von der MPDL Datenkurator“. Guichard war nicht zum blen Toolbox für Forschungsdatenma- unterstützt und in Kooperation mit dem ersten Mal auf eSciDoc Days. Sie ist gern nagement. In eKinematix entsteht eine MPI für Psycholinguistik (Nijmegen) dabei, weil sie fest davon überzeugt ist: umfassende virtuelle Arbeitsumgebung und MPI für Bildungsforschung (Berlin) „… es reicht nicht, die IT-Leute mit die- für Ingenieure. Sie wird von der TU Ilme- durchgeführt wird. Im Rahmen dieses ser Aufgabe zu betrauen. Was die Infor- nau, Fachgebiet Konstruktionstechnik, der RWTH Aachen, Institut für Getriebe- technik und Maschinendynamik und FIZ Karlsruhe gemeinsam entwickelt. BW- eLabs ist ein Projekt zur automatisierten Datenerfassung im Labor direkt an den Geräten. Es wird von den Universitäten Freiburg und Stuttgart, der Hochschule der Medien Stuttgart und FIZ Karlsruhe bearbeitet. Zu allen genannten Projek- ten und vielen weiteren Aktivitäten und Ideen gab es auf den eSciDoc Days in Berlin Vorträge. Die Folien sind auf der Homepage www.escidoc.org im Navi- gationspunkt eSciDoc Days hinter den Vortragstiteln im Programm zur Einsicht hinterlegt. (https://www.escidoc.org/ JSPWiki/en/ESciDocDays2011Program). Die MPDL führt die in Berlin vorgestell- ten und weitere eScience/eResearch Projekte auch auf ihrer Homepage auf: http://www.mpdl.mpg.de/main/pro- jects_de.htm?mp=49 „Die erste Person, mit der Du Forschungsdaten teilst, bist Du selbst in der Zukunft!“ Von den 4. eSci- Doc Days getwittertes Zitat aus der Keynote von Simon Hodson, JISC, UK.

Fachwissenschaften steigen ein – mation bedeutet oder die Software mit logie mit statisch präsentierten Digitali- den Daten tut, kann am besten ein Fach- saten mit Metadatenstruktur und Enrich- und regen den „Datenkurator“ an wissenschaftler gegenüber einem ande- ment-Funktionen in eine Anwendung mit ren Wissenschaftler erklären“. Guichards neuer, multimedialer Softwaretechnolo- Das Interesse der Fachwissenschaften Forschungsgebiet ist Verwandtschaft gie überführt. Dabei dient das neue VIRR und ihre Bereitschaft, sich an der Lö- und Freundschaft. als Pilot zur Erprobung des Digitization sung der Herausforderungen zu beteili- Lifecycle (DLC) Konzeptes. Andrea Kulas gen, sind deutlich gestiegen. Dafür gibt erläuterte, was sich dahinter verbirgt: es mehrere Gründe. Bei manchen ist es Hier wird gebaut! Die MPDL entwickelt mit einer Reihe von der Leidensdruck, weil es ihnen nicht Partnern einen integrierten Dienst für mehr gelingt, die digital erarbeiteten Zur Zeit befindet sich der Infrastruktur- die Digitalisierung diverser Beständen Forschungsergebnisse für die Welt sicht- bau für eResearch mitten in der Anlauf- verschiedener MPI. Auf der technischen bar zu machen und ihnen die Dokumen- phase. So wurde denn auch in fast allen Seite soll eine robuste Basisinfrastruk- tation und Archivierung elektronischer Vorträgen in Berlin vermittelt, dass es tur geschaffen werden, um Digitalisate F&E-Ergebnisse Probleme bereitet. Bei sich um „Work in Progress“ handelt und nutzbar zu machen. Parallel dazu wer- anderen ist es die Forschungsneugier alles noch „Under Construction“ ist. den generelle Guidelines für die Ab- und der Wille, ihre Ideen und Entwick- Dies ließ sich auch beim besten Willen wicklung von Digitalisierungsprojekten lungsleistungen in die Zukunft der For- nicht übersehen: eResearch ist eine in- erstellt. Die Richtlinien und Werkzeuge schung einzubringen. Allen gemeinsam ternationale Großbaustelle mit unzäh- stehen dann allen MPI für ihre Digitali- ist: Sie haben erkannt, dass es bei der ligen Bauplätzen und einer Vielzahl von sierungsprojekte zur Verfügung. Bis Ja- digitalen Forschungsumgebung nicht um Gewerken, doch es gibt keine zentrale nuar 2012 soll das Vorhaben abgeschlos- ein Diktat der IT geht, sondern sich hier Bauleitung; weder in Deutschland, noch sen sein. Mehr unter: http://colab.mpdl. eine neue Welt des wissenschaftlichen in Europa und schon gar nicht für die mpg.de/mediawiki/Digitization_Lifecycle Arbeitens auftut. Auch die Geisteswis- Welt. Gebaut wird aber überall. Dabei und in den Folien. senschaften, bei denen es ja traditionell ist der erreichte Reifegrad der Entwick- um quantitative Methoden der Bewer- lungen sehr unterschiedlich. Anwendun- Aus FACES entsteht gerade Imeji, die tung und Einordnung geht, sehen, dass gen wie FACES vom MPI für Bildungs- neue Bilddatenbank des Instituts für es ihnen echte Vorteile bringt, wenn sie forschung und VIRR (Virtueller Raum Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt- dank IT auf größeren Korpora als bisher Reichsrecht) des MPI für Europäische Universität. Mehr dazu später im Text arbeiten können. Dr. Martin Guichard, Rechtsgeschichte werden schon seit ge- unter „Die Bilder der Wissenschaft: Ge- wissenschaftliche Mitarbeiterin am MPI raumer Zeit im Forschungsalltag genutzt sichter, Kristallstrukturen, Kunst …“ für ethnologische Forschung in Halle und erfahren bereits Neuauflagen. VIRR nannte im Gespräch in Berlin die aus wird gerade aus der bisherigen Techno-

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Großbritannien arbeitet seit 2004 mit die Nummerierung nur für die bessere eines Laborgerätes, vorbereitet abgelegt Lesbarkeit ergänzt wurde. Sie stellt keine werden können. Will man nun z.B. expe- einem nationalen Programm Prioritätsreihenfolge dar). rimentell gewonnene Daten ins System Denkt man an jedem Punkt auch nur ein einspeisen, bietet das Menüfenster des Wie viele Baustellen es alleine in Groß- ganz klein wenig weiter, ergibt sich ein Browsers dem Anwendungsentwickler britannien gibt, konnte man den Folien schier unendliches Einsatzgebiet. Und im an, aus einer Liste verschiedener vorde- von Simon Hodson entnehmen. Hodson nächsten Jahr stehen sicherlich wieder finierter eSciDoc-Contentmodelle „eLab ist Programme Manager for Managing neue Punkte auf der Liste. Investigation“ als passendes Modell aus- Research Data bei JISC, einem von Bil- zuwählen. Die generischen Standardein- dungseinrichtungen, gemeinnützigen stellungen für experimentell gewonnene und öffentlichen Förderern getragenen FIZ Karlsruhe arbeitet Daten bieten zum Erfassen der Metada- britischen Institutes zur Einführung ten ein vorformatiertes XML-Schema an, von eScience. Der Keynote-Speaker der am eSciDoc-Browser das die Eingabe durch eindeutig bezeich- diesjährigen eSciDoc Days erläuterte in nete Fenster unterstützt. Der erarbeitete seinem Vortrag das von Großbritannien wissenschaftliche Content, also in die- aufgesetzte JISC Programm, welches sem Fall die gewonnenen wissenschaft- aufgelegt wurde, „…um die Universitä- lichen Informationen, kann ebenfalls über ten des Landes dabei zu unterstützten, (Windows-ähnliche) Registerkartenfens- die Herausforderungen des Forschungs- ter per Drag and Drop (pdf-Dateien u.ä.) datenmanagements so zu bewältigen, hochgeladen werden. Razum kündigte dass es gewinnbringend für sie ist“. Auf den Browser für Ende 2011 an. Das bis- den 52 Folien, die Hodson für seinen herige Administrationswerkzeug wird Vortrag einsetzte, waren auf fast jedem mit ihm zusammengeführt. Bild URLs angegeben, die auf Aktivitä- ten an verschiedenen Universitäten in England und bei Regierungseinrichtun- Die Bilder der Wissenschaft: gen verwiesen. Der Vortrag ist auf der Dr. Guido Lonij (l.) von der RWTH Aachen und eSciDoc-Homepage geladen. Eine URL Matthias Razum arbeiten im Projekt eKinema- Gesichter, Kristallstrukturen, Kunst … beispielsweise verwies auf die Dienste tix zusammen, in dem eine virtuelle Arbeitsum- des Digital Data Curation Center (DCC), gebung für Ingenieure entwickelt wird. Lonij Was die Fachwissenschaftler aus den von Großbritannien 2004 als nationales stellte die Arbeiten in Berlin vor. eSciDoc-Modulen machen, dafür ist das Zentrum eingerichtet, um zentral „…He- Bilder-Managementprogramm Imeji ein rausforderungen und Aufgaben rund um Durch die Komplexität der Anforderun- schönes Beispiel. Anwender können die Pflege von Daten zu lösen, die nicht gen, die es bei dieser Breite abzudecken damit eigene Bildersammlungen erstellen von einzelnen Instituten oder Diszipli- gilt, ist der eSciDoc-Baukasten zu einem und mit Hilfe der hinterlegten Metadaten- nen gelöst werden können“. Hodson und komplexen Gebilde geworden. Projekt- profile verschiedenste Bildbeschriftungen Angus White, Vertreter des DCC und als partner und Neueinsteiger beklagen, als Metadaten anlegen. Dabei ermöglicht Konferenzteilnehmer in Berlin, zeigten dass die Einarbeitung in den Umgang Imeji einen einfachen Bilderupload­ über sich trotz der vielfältigen britischen Ak- mit der eSciDoc-Software sehr zeitauf- den Browser und leichtes Bearbeiten der tivitäten von den eSciDoc Entwicklungen wändig und herausfordernd ist. Nun hat Metadaten für einzelne oder mehrere beeindruckt. FIZ Karlsruhe einen eSciDoc-Browser Bilder. Auf diese Weise lassen sich auch speziell für Entwicklungen mit eSciDoc- große Bildmengen effizient verwalten. Modulen entworfen. Der Browser führt Imeji ist die konsequente Weiterentwick- Immer neue Anwendungsfelder Anwendungsentwickler über eine gra- lung der bereits erwähnten Software fische Oberfläche mit Abfrage- und Ein- FACES, die zunächst zur kollaborativen für eSciDoc gabemasken durch die Konfiguration Arbeit mit Bild-Daten zum Studium der der Bausteine für ihre individuellen vir- Gesichtsmimik vom MPI für Bildungs- Seit dem Projektbeginn 2004 hat sich die tuellen Forschungsumgebungen (Virtual forschung konzipiert wurde. Japanische digitale Welt stark verändert. Die Tech- Research Environments / VRE). Parallel Wissenschaftler haben diese Software nologien wechseln in rasantem Tempo dazu hilft er, die Forschungsdatenver- weiterentwickelt, um damit Kristallstruk- und mit ihnen ändern sich die Anforde- waltung (Research Data Management turen für materialwissenschaftliche For- rungen und die Erwartungshaltung der / RDM) zu organisieren. Mit Modulen schung bereitzustellen. Zur Zeit arbeitet Anwender während noch viele Lösungs- aus dem eSciDoc-Baukasten können z.B. eine Gruppe von Wissenschaftlern in Ber- ansätze im Entwicklungsstadium sind. individuelle Metadatenschemata ein- lin ‑ Mitarbeiter des Instituts für Kunst- Die ständigen Veränderungen haben sich gerichtet, Zugriffsrechte definiert, die und Bildgeschichte der Humboldt-Uni- auch in den Anwendungsfeldern für eSci- Versionsverwaltung von Dokumenten versität und vom Konrad Zuse Internet Doc niedergeschlagen. Der Stand im Ok- per Zeitstempel geregelt oder festge- Archive der Freien Universität Berlin ‑ an tober 2011 sieht wie folgt aus: 1. Virtuelle legt werden, in welcher Form die Namen der Weiterentwicklung der Weiterent­ ferngesteuerte Labore, 2. Bildermanage- von Wissenschaftlerinnen und Wissen- wicklung. Sie passen das Anwendungs- ment, 3. Verwaltung digitaler Ressour- schaftlern abgelegt werden müssen, programm zur Bilderforschung für die cen, 4. Text-Technologien, 5. XML-Verar- damit die Forschungsarbeiten eindeutig Arbeit mit historischen Sammlungen und beitung, 6. Datenmanagement, 7. Publi- ihrem Urheber zugeordnet werden kön- Kunstwerken an. Im ersten Schritt reor- kationsmanagement, 8. Klare Zuordnung nen. Das Herzstück des Browsers ist ein ganisieren und migrieren sie die Imago_ von Attributen zu Informationsobjekten sogenanntes „Content Model“-Modul. Mediathek des Instituts für Kunst- und (Named Entities), 9. Maschinenbau, 10. In diesem Modul können Richtlinien und Bildgeschichte, bisher eine proprietäre, Wissenschaftlicher Metadaten Editor, 11. Datenverarbeitungsmodelle hinterlegt nur mit veralteten Client-Server-Syste- Erfassen/Laden von Herausgeber- bzw. werden, die beschreiben, wie mit die- men nutzbare Bildersammlung. Die Wis- Verleger-Inhalten (Loading of Publishers ser Art von Daten umzugehen ist und in senschaftler wollen nicht nur die Bilder Content), 12. Portalintegration, 13. Gene- denen auch fest vorliegende Informati- übertragen, sondern auch den Imago- risches Ressourcen-Management (wobei onen, beispielsweise die Beschreibung Thesaurus. Auf den Thesaurus wollen sie

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den neuen eSciDoc Service CoNE (Control im Oktober bereits die zweiten mit über de.dariah.eu/) bauen Wissenschaftler aus of named Entities) zur Unterstützung der 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. verschiedenen europäischen Ländern an Metadatenerstellung anwenden. Sie wer- Organisiert wurden sie von der eSciDoc der digitalen Infrastruktur für die europäi- den bei ihrem Vorhaben von der MPDL Community vor Ort. Takaku berichtete schen Kunst- und Geisteswissenschaften. unterstützt. darüber hinaus noch von einer zweiten Hierbei hat die Staats- und Universitäts- japanischen Community, die sich mit Fra- bibliothek (SUB) Göttingen eine zentrale gen zur digitalen Forschungsumgebung Rolle inne. In SCAPE (Scalable Systems PubMan mit WordPress Plug-Ins beschäftigt: Die Digital Repository Com- and Services for preserving digital con- munity in Japan. Sie hat sich rund um die tent), einem von der EU im Forschungs- Digital Repository Federation (DRF) gebil- programm FP 7 geförderten Infrastruk- det, die aus der Open-Access-Bewegung turprojekt, untersuchen 16 internationale entstanden ist. DRF wurde 2006 als Teil Wissenschafts- und Wirtschaftspartner des japanischen Cyber Science Infrastruc- aus mehreren europäischen Ländern, wie ture Program (CSI) des nationalen Institu- eine Infrastruktur für die nachhaltige Be- tes für Informatik zur Unterstützung der wahrung von digitalen Inhalten (Planung Einrichtung von institutionellen Repo- und Management rechenintensiver, groß- sitorien gegründet. Seit 2010 ist sie ein volumiger Datenbewahrungs­prozesse) re- selbständiger Zusammenschluss von Uni- alisiert werden könnte. Die Koordination versitäten und Forschungseinrichtungen. liegt bei AIT Austrian Institute of Tech- Derzeit gehören ihm 122 Organisationen nology GmbH. Partner sind unter anderen an. Japan steht beim Betrieb institutionel- Microsoft Research, Ex Libris, mehrere Die japanischen Wissenschaftler vom nati- ler Repositorien damit an zweiter Stelle in Nationalbibliotheken (AT, UK, DK, NL), onalen Institut für Materialwissenschaften der Weltrangliste. Universitäten und FIZ Karlsruhe. gehören zu den Pionieren in der Anwendung eSciDoc ist tatsächlich weit über die Lan- von eSciDoc. Masao Takaku berichtete in Berlin desgrenzen hinaus zur Kinderstube viel- von interessanten Fortschritten, beispielsweise fältiger Bemühungen um den Aufbau der Einbindung von WordPress Plug-Ins in einer digitalen Forschungsinfrastruktur die Anwendung PubMan und Umwandlung japanischer Schriftzeichen in Strings für andere geworden. Nun wollen die MPDL und FIZ Suchmaschinen Karlsruhe die eSciDoc Community auf so viele Länder wie möglich ausweiten, um Die japanischen Forscher von NIMS dadurch Vertrauen in die Nachhaltigkeit haben es geschafft, mit Hilfe ihrer auf der entwickelten Lösungen zu schaffen. eSciDoc basierten digitalen Bibliothek Wenn es nicht klappen sollte, dieses nach und der dazugehörigen Eigenentwick- Ansicht der Projektpartner dringend not- lung „Samurai“ (eine Art Forscher-PID) wendige Vertrauen aufzubauen, liegt das die Sichtbarkeit ihrer Wissenschaftle- ganz bestimmt nicht daran, dass sich in Eine Forschergruppe um Professor Renn, der sich rinnen und Wissenschaftler weltweit zu am MPI für Wissenschaftsgeschichte­ mit dem der eSciDoc Community zu wenige re- erhöhen, berichtete ihr Vertreter Masao strukturellen Wandel in Wissenssystemen be- nommierte Einrichtungen engagieren. Takaku in Berlin. Die Reichweite schließt schäftigt, will ein voll vernetztes elektronisches sogar die sogenannten „Rich Snippets“ Skizzenbuch mit einem elektronischen Tiefen- ein, die Pop-ups, die seit geraumer Zeit regler zur Festlegung der Dokumentationstiefe am Rande von Google-Trefferlisten auf- entwickeln. Benutzer könnten damit festlegen, mit welcher Tiefe das den Skizzen zugrunde Tagung, Wissenschaft, Forschung, tauchen und einen Auszug aus der Fund- liegende Netzwerk der Quellen, Referenzen und stelle anzeigen. Darüber hinaus haben Zitate mit seinen Notizen abgespeichert wird. Zusammenarbeit, Daten, Geistes­ die NIMS-Bibliothekare WordPress Plug- Dr. Jochen Büttner stellte es in Berlin vor. wissenschaften, Rechnernetz, Ins in PubMan integriert, wodurch sie, so Europa, Japan Takaku, die Author-PID automatisch aus Dokumenten extrahieren und für weitere Zwecke der Dokumentation und Informa- tionsbereitstellung nutzen können. CoNE, eSciDoc als Kinderstube einer Die Autorin der eSciDoc Service für die kontrollierte Zuordnung von Attributen zu Entitäten weltweiten Forschungsinfrastruktur Vera Münch (Dateneinheiten und Eigennamen), spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Die Liste der auf Basis von eSciDoc ent- Jahrgang 1958, ist Rolle. Mit seiner Hilfe können in der eSci- standenen und entstehenden Anwen- freie Journalistin Doc Digital Library von NIMS automatisch dungsentwicklungen und neuer Ideen und PR-Beraterin mit Profilseiten von Wissenschaftlern erzeugt lässt sich noch beliebig fortsetzen. Es Schwerpunkt Wissen­ bzw. neu aufgenommene Seiten ihnen scheint, als sei es tatsächlich gelungen, schaft und Forschung. automatisch zugeordnet werden. Im Au- durch die Open-Source-Bereitstellung der Seit vielen Jahren be- genblick geht der Trend laut Takaku zur eSciDoc-Software und die Einrichtung der schäftigt sie sich mit immer stärkeren Verlinkung von For- Community die Wissenschaften in dieser elektronischer Infor- schern und Publikationen, die in irgend- Aufgabe zu verbinden. So entwickeln an mation und Kommunikation (Naturwis- einer Beziehung miteinander stehen. Dies der französischen Hochschule ENS Lyon senschaften, Technik, Patente, Wirt- ermögliche, mit Hilfe von Datamining- Forscher im Projekt Amalia eine, wie sie schaftsinformationen) sowie Informatik Verfahren abzufragen, welcher Wissen- es nennen „Cyberinfrastruktur für digi- und Software-Themen. PR+TEXTE schaftler mit wem zusammenarbeitet und tale wissenschaftliche Editionen“ in den Leinkampstr. 3 · 31141 Hildesheim welche Forschungsthemen sie gemein- Geisteswissenschaften und nutzen dafür Telefon: (0 51 21) 8 26 13 sam bearbeiten. die eSciDoc-Grundstruktur. Im EU-Projekt Telefax: (0 51 21) 8 26 14 Übrigens fanden im Juli 2011 in Japan die DARIAH (Digital Research Infrastructure [email protected] ersten nationalen eSciDoc Days statt und for the Arts and Humanities, http://www.

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Die Entwicklung der elektronischen Medien und Dienstleistungen bei den Patentbehörden und Internetprovidern 2011

Dieter Geiß, Castrop-Rauxel

Die 39. Arbeitssitzung der AGM (Arbeits- die Weiterentwicklung. Auch das EPA entfällt das @-Zeichen. Hinzu kommt ein gruppe Elektronische Medien in der Pa- bedient sich dieser Plattform (Third Party neues Layout. Auf der Rechercheober- tentinformation) am 10. November 2011 Observations) und erwartet so Einwen- fläche zur Patentsuche werden verschie- beim Technischen Informationszentrum dungen Dritter gegen Patenterteilungen. dene Suchbereiche eröffnet, so z. B. der des Deutschen Patent- und Markenamt in Eine weitere Plattform ist Article One. Bereich Smart Search für eine Übersichts- Berlin behandelte traditionsgemäß „Fort- Hier werden schon große Belohnungen recherche, die Kurzrecherche, die er- schritte in der Patentinformation“. Die von Unternehmen ausgelobt für die ent- weiterte Suche, die Nummernsuche, die AG hat rd. 76 Mitglieder aus Wirtschaft sprechenden sachkundigen Hinweise Suche nach Klassifikationssymbolen und und Behörden. In diesem Jahr haben sich und Rechercheergebnisse. Für die Ver- bei der Anzeige der bibliographischen 28 Patentfachleute in Berlin mit Neue- besserung der Patentqualität sind hier Daten direkt auch die Suche nach dem rungen und der zukünftigen Entwicklung Millionen von Rechercheuren tätig. Eine INPADOC Rechtsstand und der Patentfa- der Patentinformation vertraut gemacht. weitere Plattform ist Blue Patent. Hier milie. Wer hätte es für möglich gehalten, dass werden Anfragen eingestellt und eben- Nach einer entsprechenden Voreinstel- innerhalb von nur etwa zwei Jahren fast falls Belohnungen ausgelobt. So z. B. lung können Daten in der Trefferliste z. alle ostasiatischen Patentdokumente und 10.000 US$ für eine Anfrage für die Be- B. in Gelb hervorgehoben werden. Gebrauchsmuster, seien sie aus China, dienung von touch sreen displays. Bisher Beim Klick auf ein ECLA-Klassensymbol aus Japan, aus Korea oder aus Taiwan in haben 71 Investoren mit rd. 50.000 Euro werden sofort die zugehörigen Daten lateinischen Buchstaben über brauchbare den Aufbau dieser Plattform unterstützt der Klassifikationsebene und ein Bild zu Maschinen­übersetzungen und nicht nur und hoffen auf weitere Sponsoren. Inter- Erläuterung eingeblendet und geben so über Google recherchierbar sind und dies essenten sollten sich kundig machen und einen guten Überblick, ob die Recher- nicht nur in den bibliographischen Daten sich diesen Communities anschließen, che über dieses Klassensymbol effizient und Abstracts sondern in Volltexten. Ins- um ihre Wissenspeicher zu erweitern und weiter geführt werden kann und Erfolg besondere dem Europäischen Patentamt, bestmögliche Ergebnisse­ zu erzielen. verspricht. Ab 2013 wird die ECLA einge- der WIPO mit Patentscope und verschie- froren und durch die CPC ersetzt. Sie ist denen bedeutenden Provider haben wir Daneben darf man auch nicht verkennen, eine neue weltweite Patentklassifikation dieses Fortschritt zu verdanken. dass die Ämter und Provider ihre digita- in Zusammenarbeit mit dem US-Patent- len Datenbestände ständig weiter ergän- amt. Es ist eine Klassifikation, die nur Auf der anderen Seite entwickelt sich zen und mit immer benutzerfreundliche- noch Nummern enthält und keine Buch- über die sozialen Netzwerke und Com- ren Recherchetools die Arbeit vereinfa- staben. munities im Internet eine völlig neue Re- chen. cherchekultur. Unter der Website crowd- Voreinstellungen sind ebenfalls mög- sourcing.org sind schon Tausende von Wie in jedem Jahr, ergeht der Appell an lich zur Aufzeichnung der Abfragelogik Unternehmen vertreten, die nach wirtschaft- die Nutzer, nicht zu zögern und den Äm- (Query history) und der Einschaltung der lichen und technischen Lösungen weltweit tern bzw. Providern mitzuteilen, wenn Tooltipps zur Anzeige der ECLA Klassifi- suchen und dies gilt auch für den Stand der sie bei ihrer Arbeit Fehler oder Unge- kationsebenen. Technik im Patenterteilungsverfahren. reimtheiten bei den Rechercheergebnis- Zur besseren Auffindung von Nichtpa- sen oder Softwaretools feststellen soll- tentliteratur (NPL) wurde vor einiger Zeit Früher arbeiteten traditionell vielleicht ten. Nur durch eine ständige Überwa- die DOI-Nummer (digtital object identi- bis zu fünf Rechercheure in einem Un- chung und Mitarbeit ist sicherzustellen, fier) eingeführt. Neben der Bereitstellung ternehmen an einem Problem. Heute dass in der Welt der immer komplexeren der bibliographischen Daten in Espace- beschäftigen sich auf der CrowdIPR Platt- Datenstrukturen Fehler beseitigt und be- net wird über diese Nummer eine exakte form 50 bis 100 Rechercheure mit diesem nutzerfreundliche Lösungen gefunden Bestellung eines wissenschaftlichen Arti- Projekt, mit vielseitigen Suchstrategien, in werden können. kels aus Zeitschriften ermöglicht. vielleicht 30 Sprachen und mit Hunderten Da nur etwa 50 Prozent der wissen- von Informationsquellen und dies mit einem schaftlichen Artikel der NPL über diese festen Preis für ein Rechercheobjekt. Patentbehörden DOI gefunden werden können, stellt Es- So hat auch das US Patentamt mit Betei- pacenet noch die URL für die Datenbank ligung der New Yorker Rechtsakademie Europäisches Patentamt .com bereit. Diese Daten- eine Peer-to-Patent-Plattform geschaffen, Dienstleistungen des EPA bank eröffnet eine weit umfangreichere bei der sich jeder anmelden und mitwir- Recherche nach entsprechender NPL. Für ken kann. Viele erfolgreiche Ergebnisse ESPACENET manche Bereiche dieser Datenbank ist je- sind bereits ausgewiesen und geben der Das Europäische Patentamt hat für Es- doch nur durch ein Abonnement die Zu- Community einen großen Spielraum für pacenet ein neues Logo geschaffen. Es gangsberechtigung zu erwerben.

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Das EPA Register bibliographischen Daten mit geliefert. inzwischen eine Recherchemöglichkeit Das EPA hat inzwischen im EPA Register Das EPA weist die Nutzer daraufhin, über die Anmelde- bzw. die Publikations- ein „Deep Linking“ eingeführt, das für dass sie daran denken sollen, auch ihre nummer. Die Suche erfolgt über CQL. Nutzer die Feststellung des Rechtsstan- internen Systeme und Workflows auf das Auch für die ECLA-Klassen wurde das des der nationalen Patente in verschiede- neue Format umzustellen. neue XML-Format eingeführt. Die ECLA nen Ländern ermöglichen soll. ist bereits für Abonnenten aufrufbar. Der Die Daten von acht Ländern sind nach OPS ECLA Service enthält die Beschrei- Erteilung des europäischen Patentes be- Inpadoc Rechtsstandsdaten bung der ECLA-Klassen, den Bilderzu- reits verfügbar. Ein Klick auf die Daten Die INPADOC Datenbank wurde um die griff und die ECLA-Klassifikationssuche. des nationalen Amtes ermöglicht den Patentdaten der „LATIPAT“ Länder: Das EPA hat für die Darstellung der Se- Zugang zu diesen Rechtsstandsdaten. AR, CO und CU ergänzt. Ferner wurden quenzlisten ein neues Produkt bereitge- Später soll der Zugang zu diesen Daten aus den USA Ereignisse zu „renewal stellt. Es handelt sich um drei Dateien ebenso erfolgen wie zu den Daten des fees“ hinzugefügt. Das DPMA steuerte pro Woche: EP direct, Euro-PCT, PCT Harmonisierungsamtes in Alicante. Die das neue Datenimportformat mit Ge- (ISA=EP). Sie sind nur als Abonnement Informationen werden dynamisch in die brauchsmustern bei. Die nächste Heraus­ im Download-Bereich verfügbar. Das For- Website integriert. Für das DPMA beste- forderung ist die Integration des japani- mat entspricht der EP-JP-US trilateral se- hen noch Probleme für die Übernahme schen Frontfiles in die Datenbank. Der quence listing Datenbank. der nationalen Rechtsstandsdaten, weil Import ist für Anfang 2012 geplant. Die Planung sieht vor, dass Testdaten be- z. B. in Deutschland verschiedene Akten- Die vorgesehene Modernisierung von reitgestellt werden. Die Produktion star- zeichen für dasselbe Dokument vergeben INPADOC soll in verschiedenen Phasen tet ab dem 1. Quartal 2012. werden. Damit ist eine eindeutige URL- erfolgen. Das EPA arbeitet ständig an Verbes- Zuordnung für ein Dokument noch nicht In der 1. Phase geht es um die Infrastruk- serungen für die Patentinformation. So direkt möglich. tur und Architektur mit einer Verbesse- auch für die DOCDB. Es wurden neue Als weitere Gründe für die Unterlassung rung der Datenqualität unter Beibehal- Klassifikationssysteme eingeführt und der Einbindung werden genannt: Das na- tung des derzeitigen Produkts/Formats. zwar die US Klassifikation DOCUS und tionale Amt erlaubt keinen Zugriff auf die In der 2. Phase sollen die Benutzerbe- die japanische Klassifikation FI und nationalen Daten wie z. B. in Rumänien, dürfnisse gesammelt werden, um sie FTERM. Hinzu kommen die englischen das nationale Amt hat ein anderes Num- frühzeitig in die Planungen mit einbezie- Abstracts der japanischen Patentanmel- mernschema und verfügt über keine Kon- hen zu können. dungen (PAJ). kordanztabelle oder die Daten werden In der 3. Phase ist die Migration zu neuen Gearbeitet wurde auch an der Erweite- nicht gratis vom nationalen Amt bereit- Austauschformaten vorgesehen und es rung der Zitaten Sammlung, so für die gestellt, wie z. B. in Österreich. sollen die Weichen gestellt werden für japanischen Daten mit 2,8 Millionen zi- Ebenso wie in Espacenet ist ein Highligh- ein besseres und vielseitigeres Produkt. tierenden Veröffentlichungen und 5,8 ting von Ergebnissen möglich. Den Benutzerbedürfnissen soll weitest- Millionen Zitaten. Für Korea startet die Ab 1. August 2011 wurde die Möglichkeit gehend Rechnung getragen werden. So Erfassung mit dem Frontfile und geht zu- für Einwendungen Dritter (auch anonym) z. B. dem Wunsch nach einer Gruppie- rück bis in das Jahr 2006. Für Italien sind eröffnet. Dieser Dienst ist kostenlos und rung von Rechtsstandsdaten nach Kate- inzwischen 15.000 zitierende Veröffentli- soll möglichst einfach zu handhaben sein. gorien nach „event class“ mit einer Grup- chungen und 80.000 Zitate erfasst. Nach Art. 115 EPÜ ist der Dritte nicht pierung nach Daten der gleiche Sorte und verfahrensbeteiligt, aber die Prüfungsab- dies unabhängig von länder­spezifischer teilung bezieht zu substantiellen Einwen- Kodierung. Daraus folgt eine länderunab- Expertenrecherche dungen Stellung und die Ergebnisse wer- hängige Rechtsstandskodierung mit der Für die Expertenrecherche wurde eine den zum öffentlichen Teil der Akte (EP Möglichkeit, einen spezifischen Rechts- neue Einstiegsmaske erarbeitet. Sie hat Register/Register Alert). Einwendungen stand zu identifizieren und dies unab- inzwischen 116 Suchfelder, unterdrückt können mit einem Online-Formblatt, das hängig vom Land, in dem der Zustand bei Bedarf im Global Patent Index (GPI) knappe und strukturierte Einwendungen besteht. Die Vielfalt der Datenquellen soll Dubletten bei den Suchergebnissen, er- erleichtert, eingereicht werden. beibehalten bleiben und dies möglichst möglicht die Recherche in der US und Das Formblatt muss mit der Nummer der mit einer Beschreibung in der Original- der japanischen Klassifikation und in den europäischen Patentanmeldung und des sprache. englischen Übersetzungen der japani- europäischen Patentes, dazu mit Tatsa- schen Abstracts. Im GPI stehen statisti- chen und Beweismitteln gfls. zur Neuheit sche Visualisierungstools bereit. oder/und erfinderischen Tätigkeit verse- EPA Publikationsserver Auch das Bulletin wurde überarbeitet. hen sein. Es wurden schon einige beach- Bald werden alle Dokumente in XML St. Die Datenbank steht nur Abonnenten tenswerten Einwendungen eingereicht. 36 verfügbar sein: zur Verfügung. Sie ermöglicht eine de- In das EP Register können schon bald ■ EP-A Kollektion 1978 bis heute: fertig taillierte Suche nach bibliographischen Überwachungen integriert werden. Mit ■ EP-B Kollektion 2006 bis heute: fertig Daten in EPA-Dokumenten mit Zitaten dem Login verknüpft, kann in Zukunft in ■ EP-B Kollektion 1980-2005 verfügbar und nationalen Klassifikationssymbo- der Ergebnisliste angeklickt werden, was in Q1/2012 len und Patentfamilien. Sie umfasst alle überwacht werden soll. In der bereit zu- Alle Patentdokumente EP A & B von vom EPA erfassten Patentdaten über die stellenden Überwachungsliste werden 1978 bis heute stehen im PDF/A bereit. DOCDB wie bei Espacenet. Jeden Mon- die Daten, die bereits eingesehen wur- Dazu die Metadaten gemäß EPO PDF pro- tag erfolgt ein Update. den, gekennzeichnet. file 1.7. Das EPA wird einen Patent Indikator mit Auch im EPA Register wird für die NPL Alle Daten des neuen EP Register liegen Parametern für eine Industrie- und Bran- die DOI Nummer ausgewiesen, die mit im ST.36 XML Format vor. chensortierung sowie mit Koeffizienten einer URL sofort eine Datenbank geöff- Einen kompletten Backfile wird es einmal einführen, so z. B. ein A für die Anzahl net, in der die Literaturstelle zu finden pro Jahr geben. Einzelne Dokumente sind der Zitate, ein B für die Anzahl der Fami- ist. verfügbar via EP Register Webservice lienmitglieder, ein C für die Anzahl der Für das Downloaden aus dem Register und über den OPS web Service für den Anmelder, ein D für die Anzahl der Erfin- entfällt das alte Format. Nach dem neuen automatisierten Zugriff (REST Architek- der und ein E für die Anzahl der Patent­ Standard ST 36 werden ab 2012 auch die tur). Der OPS Register Service enthält ansprüche.

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Patstat bühren werden vom EPA erhoben und an ■ elektronische Posteingänge werden Im Bereich der PATSTAT Datenbank gibt die Mitgliedstaaten weitergegeben. elektronisch übernommen (täglich es, wie schon im letzten Jahr berichtet, Die Grundsätze für die Etablierung von rund 10.000 Seiten), einen „Public mode“, der mit verschie- EU-Patentgerichten sind ebenfalls fest- ■ vorliegende Papierakten werden nach- denen vorgefertigten Statistiken für be- gelegt. Es sind keine nationalen Gerichte, gescannt (bisher bereits ca. 155.000 stimmte Branchen (44) gratis genutzt sondern Gerichte der EU auf lokaler, zen- Akten aus dem Bestand anhängiger werden kann. Die Parameter sind fest traler und regionaler Ebnene, die von Fall Patent- u. Gebrauchsmusterverfah- eingestellt und es gibt keine weiteren zu Fall tätig werden. ren). Auswertungsmöglichkeiten. Der EPA Publikationsserver ist über fol- Das bedeutet im Einzelnen, dass die Der zweite Modus ist der „Private gende URL erreichbar: Akte jederzeit für jeden berechtigten Mode“. Dieser ist für Abonnenten vor- https://data.epo.org/publication‑server/ Nutzer im Ant verfügbar ist. Die aktuell gesehen, die Rechercheergebnisse als doc/European_publication_server_web- zu bearbeitende Arbeitsschritte werden Eingangsdaten für eigene Statistiken ver- service_doc_v1_1.pdf angezeigt samt den dafür notwendigen wenden. Sie können eigene Berechnun- Open Patent Services – OPS: Unterlagen. An der Bestandsakte können gen vornehmen und die Möglichkeit nut- http://ops.epo.org damit mehrere Sachbearbeiter gleich- zen, mit passenden Parametern in weite- zeitig arbeiten. Eine parallele Vorgangs- ren Bereichen der Datenbank zu arbeiten. und Verfahrensbearbeitung wird mög- Die Datenbank für statistische Auswer- Deutsches Patent- und Markenamt lich. Es werden eine vereinfachte Archi- tungen stellt als Werkzeug die „Cross Schutzrechtsinformation für die vierung und ein erleichterter Zugang zu Reference Chart“ bereit. Diese eröffnet Öffentlichkeit allen Akten­informationen erreicht. Hinzu viele Kombinationsmöglichkeiten von Fel- Zunächst wurde die Entwicklung der Per- kommt eine Qualitätsverbesserung durch dern wie IPC, Anmelder, Erfinder usw. zu sonalsituation des Amtes erläutert. Das Fehler vermeidende Hilfsfunktionen mit Aussagen über den Wissenstransfer und Amt beschäftigt 2011 insgesamt 2.711 Plausibilitäts- und Konsistenzprüfungen. bietet eine Zitatanalyse. Personen, davon 1.373 Frauen und 1.338 Die Vorteile für den Anmelder sind er- Männer. Die Anzahl der Auszubildenden heblich. Es wurden folgende Änderungen und beträgt 81. Das Amt verfügt über insge- So kann eine direkte Auskunft am Tele- Ergänzungen vorgenommen: Zunächst samt 818 Patentprüfer/innen bzw. Abtei- fon durch sofortigen Zugriff auf die Akte wurde PATSTAT verknüpft mit INPA- lungsleiter/innen. Die Zahl der Beschäf- erfolgen. Es wird eine starke Verkürzung DOC Rechtsstandsdaten. Eine fixe stati- tigten ist seit 2005 um ca. 110 Personen der Bearbeitungszeiten erwartet. Mehr- sche Anmelde ID wurde eingeführt. Die gewachsen. Die Arbeitssituation im fachexemplare in Papierform bei Neuan- Erstpublikation der Erteilung ist direkt Patentbereich hat sich gegenüber dem meldungen und weiteren Eingaben sind über XML abrufbar. Es wurden neue Zi- Vorjahr nur leicht verändert. Prüfungs- nicht mehr erforderlich. tatquellen erschlossen, so für die Recher- verfahren, Einspruchsverfahren und Re- ElSA wird die Einführung der Online- che, für Anmelder, für Prüfungsdaten, für cherchen bestimmten den Arbeitsablauf Akteneinsicht für die Schutzrechte Pa- Einsprüche und internationale Recher- im Amt mit ca. 50.000 Verfahrensgängen. tente und Gebrauchsmuster (ab 2012) chen. Nachgewiesen sind sogar zitierte Die Erstbescheide innerhalb der ersten ermöglichen und über das DPMAregister nicht-publizierte Anmeldungen. Von der zehn Monate erreichten eine Quote von können tagesaktuelle Verfahrensinforma- Internationalen Recherchebehörde (In- 66 Prozent. tionen mit verbesserten Recherchemög- ternational Search Authority) sind PCT lichkeiten bereitgestellt werden. Recherchebericht verfügbar von AT, AU, Die Zunahme der elektronischen Anmel- CA, BR, CN, EP, ES, FI, JP, KR, RU, SE, Elektronische Schutzrechtsakte dungen im Bereich DPMAdirekt ist er- (SU), US and XN. Die Anzahl der Ansprü- Die elektronische Schutzrechtsakte EISA freulich. che für EP (A komplett, B seit 2006) und wurde zum 1. Juni 2011 eingeführt und erteilte US-Publikationen wurde ergänzt, zwar für Patente, Gebrauchsmuster, To- sowie die japanischen und amerikani- pografien und ergänzende Schutzzer- DPMA Register schen Klassifikationssysteme. Ingesamt tifikate. Alle Akten werden vollständig Zum 1. Juni 2011 erfolgte die Integration liegen neun Millionen englische Abs- elektronisch geführt und bearbeitet. Ab der Patente und Gebrauchsmuster ins tracts für japanische Patente vor. 2012 wird voraussichtlich auch die elek- DPMA Register (Abbildung 1), am 8. Au- tronische Akteneinsicht über das Inter- gust 2011 folgten die Gemeinschaftsmar- net für die Öffentlichkeit möglich sein. ken und am 1. Oktober 2011 startete aus- Unitary Patent (Gemeinschaftspatent) Die Einführung der elektronischen Akte gehend von DPMAconnect (Marken), die Das EPA geht davon aus, dass die EU ist verbunden mit einer völlig neuen IT XML-Schnittstelle zum DPMAregister. Kommission Mitte 2012 grünes Licht gibt Landschaft im Amt. Sie zeichnet sich aus Geplant ist ab 4. Quartal 2011 die IR-Mar- für die Erteilung von Unitary Patenten, durch die Nutzung von DEPATIS, der Ein- ken zu integrieren. Im 1. Halbjahr 2012 die in der gesamten EU Gültigkeit haben. bindung der EP und PCT Dokumente und soll der Start von DPMAconnect für Pa- Es wird kein neuer Kind of Documents der Bereitstellung von DPMA Direkt und tente, Gebrauchs- und Geschmacksmus- Code vergeben. Bei einer erfolgreichen Epoline. Jeder interne Arbeitsbereich ter erfolgen. EP Patenterteilung kann der Patentin- und die technischen Dienste wurden neu Ab 2013 ist die Integration der Gemein- haber mit einem Antrag das Patent auf gestaltet und entsprechend angepasst. schaftsgeschmacksmuster vorgesehen. die gesamte EU erstrecken lassen. Damit werden erhebliche Übersetzungskosten Im Detail bedeutete dies: gespart. ■ alle Eingangspost in Papierform wird DPMAconnect Wegen der Sprachregelung haben Ita- gescannt und intellektuell elektro- Mit der Einführung von DPMAconnect lien und Spanien der Einführung in ihren nisch weiter bearbeitet (täglich rund wird eine Webservice-Schnittstelle ge- Ländern bisher nicht zugestimmt. Diese 25.000 Seiten Papier), schaffen, die über einen direkter Zugriff Länder fallen damit aus dem Gültigkeits- ■ alle Faxeingänge werden elektronisch auf die amtlichen Register- und Publika- bereich heraus. weiter bearbeitet (täglich rund 5.000 tionsdaten des DPMA (bibliographische Über die Höhe und Verteilung der Jahres- Seiten), und Rechtstandsdaten) verfügt. An- gebühren wird noch verhandelt. Die Ge- gemeldete, eingetragene bzw. erteilte

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der Patentscope Datenbank umfassen Anmelder folgende Dokumente: PCT, ARIPO, EPA, Argentinien, Brasilien, Chile, Costa Rica, DPMAmarken DPMApatente DPMAgsm Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolum- bien, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Panama,

DPMAregister Peru, Uruguay, Israel, Spanien, Marokko, DPMA Interne Datenbank Kenia, Südafrika, Republik Korea, Sin- IT Systeme gapur und Vietnam. Damit verfügt die WIPO über insgesamt 27 internationale, DPMAconnect (Web regionale und nationale Patentsammlun- gen mit mehr als 8.1 Mio. Patentdoku- Service) menten und recherchierbarem Volltext. Dazu sind 300 000 PCT Dokumente in chi- TMView (OHIM) EPO Services Kommerzielle und nesischer und japanischer Sprache neu- wissenschaftliche erdings im Volltext recherchierbar (frü- Kunden her nur als Bilddatei verfügbar). Hinzu kommen aus Spanien 500.000 ältere Do- kumente. Ein großes Anliegen der WIPO ist es, die Patentdokumente der Entwick- Abbildung 1: Das neue DPMA Register. lungsländer zu digitalisieren, um sie in Abbildung 1: Das neue DPMA Register. die Datenbank aufzunehmen zu können.

PatentScope Die traditionelle PatentScope Benut- Benutzeroberfläche zeroberfläche (Abbildung 2) für die Re- cherche nach PCT-Dokumenten mit den Möglichkeiten der Recherche nach einer Volltextsuche in PCT-Anmeldungen und nationalen Sammlungen über Beschrei- bung und/oder Ansprüche, unbegrenzte Stichwörter und farbig markierte Schlüs- selwörter wurde erweitert mit Infor- mationen über den Eintritt der PXCT- Anmeldung in die nationale Phase. Zur Benutzer­oberfläche gehören Hilfeseiten, die die Recherchesyntax der nationalen Sammlungen erläutern. Im Startfenster muss jeweils die nationale Sprache aus- gewählt werden. Patentscope bietet eine mehrsprachige Benutzeroberfläche an und zwar in Eng- lisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch, Japanisch, Chinesisch, und Koreanisch; ferner ein Cross-lingual Information Retrieval (CLIR), eine integrierte „Google Über- AbbildungAbbildung 2: Die2: Dieerweiterte erweiterte Benutzeroberfläche Benutzeroberfläche der WIPO für der Pat WIPOentscope. für Patentscope. setzungsfunktion“ und einen Überset- zungsassistent für Patente, Titel und Schutzrechte, XML-basiert, sind ebenfalls DEPATISnet Abstracts (TAPTA). Angeboten werden erfasst. Aktenzeichenabfragen oder kom- Die Datenbank DEPATISnet wurde um für die Recherche eine Vielzahl von be- plexe Suchfragen zeigen den aktuellen die Möglichkeit des Highlighting in den kannten Operatoren und die automati- (tägliches Update) Stand der Register- Volltexten, der Filterung der Familienmit- sche Trunkierung. Die Erweiterung der daten (Recht- und Verfahrensstand). Die glieder in der Trefferliste und einer Ände- Cross-lingual search Tools (CLIR) bietet Übermittlung von kompletten Register- rung beim Captcha-mechanismus („Com- dem Rechercheur ein Verwendung von auszügen erfolgt im XML-Format. Zur pletely Automated Public Turing test Suchbegriffe/Stichworte in EN, DE, ES, unentgeltlichen Nutzung dieses Dienstes to tell Computers and Humans Apart“) PO, FR, Ru, CN, KO und JP, mit einer au- ist ein Vertrag mit dem DPMA mit Nut- ergänzt. Um ein Volltextdokument her- tomatischen Synonymerweiterung in der zerkennung und Passwort notwendig. unterladen zu können, muss eine vorge- ursprünglich eingegebenen­ Suchsprache Die Abfrage-Syntax des Web-Services gebene Graphik mit Buchstaben einge- und eine automatische Übersetzung der ist identisch mit den Online-Anfragen in geben werden, um den Vorgang zu veri- Stichwörter/Schlüsselwörter in andere DPMAregister. fizieren. Sprachen. Siehe auch: Die geplante Weiterentwicklung geht http://www.wipo.int/patentscope/ dahin, dass DPMAconnect mit den biblio- search/en/search.jsf graphischen Daten und den Rechts- und World Intellectual Property Die WIPO hat ein Patentscope Forum ge- Verfahrensdaten mit DEPATISconnect ­Organisation öffnet und bittet um Mithilfe bei der Ver- den Faksimile- und Volltextdaten zu dem Publikationsdienste der WIPO besserung und Erweiterung der Retrie- Dienst New DPMAconnect zusammenge- Die Dienstleistungen der WIPO wurden valtools und um Mitteilung von Fehlern führt werden. erheblich erweitert. Die Datenbestände in den Datenbeständen.

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INPADOC Codes ence, ferner Research Disclosures über mierten und suchbaren Faksimile Doku- Die WIPO hat sich die Aufgabe gestellt, CourtLink® Focus on Patents und IP- menten als PDF auf einer einzigen Platt- die INPADOC Codes zu vereinheitlichen DataDirect. form. und besser nutzbar zu machen. Dazu 2. Recherchen zum Stande der Technik Annähernd 55 Millionen PDF-Dokumente wurde in verschiedenen Gremien Mach- in den oben genannten Quellen, können eingesehen und über TotalPatent barkeitsstudien vorbereitet, um die IN- 3. Analysemethoden über Matthew herunter geladen werden. Alle PDF-Do- PADOC Codes weltweit zusammenzu- Bender® industry-leading, staatliche kumente (mit Ausnahme der Dokumente, tragen und die Unterschiede deutlich zu Abkommen wie z. B. Chisum on Pa- die in nichtlateinischer­ Schrift veröffent- machen. Ein Pilotprojekt unter Einbezie- tents, Milgrim on Trade Sekrets, Bax- licht wurden, wie z. B. aus China, Japan, hung einiger Entwicklungsländer mit Re- ter World Patent Law, TotalPatent™ Korea, Taiwan, Ägypten, Israel etc.) sind gistern aus 20 Ländern wurde gestartet. Analytics und dem PatentOptimizer™ zeichencodiert mit englischen Bookmarks Möglicherweise könnten später für die sowie atVantage patent Module und suchbar. Bereitstellung der Daten Gebühren für IPDataDirect. Die PDF-Dateien konnten auf 1/3 der den Nutzer anfallen. 4. Verfolgung der Patenterteilung durch Standard-PDF-Größe komprimiert wer- Weitere Informationen bei: Irene.kitsara@ TotalPatent™, PatentOptimizer™, Ma- den. Dies bedeutet für den Nutzer eine wipo.int thew Bender Treatises und Formate, sehr schnelle Wiedergabe auf dem Bild- HotDocs Automated IP Forms und schirm und ein rasches Herunterladen den weltweiten Patentgesetzservice sowie weniger Speicherplatzbedarf. Entwicklungen bei den Providern für (GIPLS). In Ergänzung zu den PDF-Dokumenten 5. Schutz des Patentportfolios durch To- beinhaltet TotalPatent™ beinahe 45 Mil- Patentinformationen talLitigator, CaseMap, Concordance, lionen Abbildungen von Titelseiten mit Mathew Bender, etc. Treatises, Mart- eingebetteten Zeichnungen, die zu dem Lexis Nexis indale-Hubbell®, CourtLink®, Focus on entsprechenden Dokumenten angezeigt Patents, Tracks & Alerts, PatentOp- und herunter geladen werden können. LexisNexis ist Teil von Reed ®, timizer™, TotalPatent™, GIPLS, und Eine einzigartige Sammlung von reprä- ein anglo-holländischer weltweiter Füh- ReedFax®. sentativen Zeichnungen der US-Patente rer in der Informationsindustrie, speziell 6. Verwaltung der gewerblichen Schutz- ab 1836 ist bereits verfügbar. bekannt wegen seiner wissenschaftli- rechte durch TotalPatent™, Work Fol- chen Zeitschriften und Recherchetools ders, Global IP Law Service, Matthew Über die semantischen Recherchemög- wie Scopus, SciVerse und ScienceDirect. Bender Treatises und IPDataDirect. lichkeiten in TotalPatent™ wurde bereits Daneben stellt LexisNexis® umfangrei- 2010 ausführlich berichtet. Die brains che Informationen für die Wirtschaft in Damit stellt Lexis Nexis ein umfangrei- werden inzwischen von der Überset- verschiedenen Bereichen bereit, so z. ches Tool für das Schutzrechtsma- zungsmaschine selbst ausgewählt. Die B. in den Rechtswissenschaften, im Ri- nagement bereit. Kapazität des Rechners lässt es noch sikomanagement, auf dem Sektor der nicht zu, dass alle brains in einem ein- Zusammenarbeit mit Behörden, bei For- zigen vereinigt werden. Es ist aber das derungen nach gesetzlichen Lösungen, TotalPatent™ Ziel, dies in den nächsten Jahren zu er- in der Bilanzlehre und im akademischen TotalPatent™ umfasst die Patentda- reichen. Für die semantische Recherche Bereich. Das Unternehmen ist aktiv in ten von 100 Ämtern davon 27 Volltext – sollen weitere Möglichkeiten geschaf- 100 Ländern und beschäftigt rd. 13.000 Sammlungen von wichtigen Ländern wie fen werden, um noch vollständigere Angestellte. US, EP, WO, DE, FR, GB, Kanada, Aust- und präzisere Resultate zu generieren. 1983 wurde Lexpat™ gestartet, der Welt ralien einschließlich der Daten von Russ- Die semantische Recherche wird als die erste Volltext recherchierbare Online-Da- land, Argentinien, Mexiko, Brasilien und Recherchetechnologie der nächsten Ge- tenbank der US Patente. den asiatischen Ländern wie z. B. China neration angesehen. Gleichfalls wurde Im September 2007 folgte TotalPatent™, mit fünf Millionen Patenten und Ge- über das Recherchetool PatentOptimizer eine Internet-basierte Datenbank mit brauchsmustern, Japan mit 24 Millionen Analytics berichtet, das eine detaillierte Daten einer Vielzahl von Patentbehörden Patenten, Patentanmeldungen und Ge- und rasche Analyse von Patentportfolios und entsprechenden Tools für Patentin- brauchsmustern ab 1965, sowie 2,8 Milli- mit Hilfe von Anspruchselementen und formation, Recherche und Analyse. Das onen Dokumente aus Korea. Gespeichert Begriffen erlaubt. Von besonderer­ Bedeu- Unternehmens will bis zum Jahr 2015 sind die Dokumente in der Originalspra- tung ist aber der PatentOptimizer für die die erste oder zweite Stelle der globalen che mit einer Maschinenübersetzung­ ins Gestaltung einer konsistenten, präzisen Player für Patentinformationen einneh- Englische. Mit den VISTA-Staaten wird und gut durchdachte Patentanmeldung. men. noch verhandelt, um auch diese Daten zu Weitere Details bei info@.com. erfassen. Die Recherche kann sowohl in der nationalen Sprache wie auch in der Recherchetools englischen Maschinenübersetzung erfol- Minesoft TotalPatent™ gilt als eines der besten gen. Retrieval-Tools für professionelle Recher- Die Sammlungen bestehen zunächst aus Minesoft ist seit 1996 ein weltweit täti- cheure und Nutzer weltweit. Hunderte mehr als 80 Millionen Einträgen, davon ger Spezialist für Patentinformationen von großen Recherchezentren, Rechts- über 40 Millionen Datensätzen mit bib- und versorgt Unternehmen, nationale Pa- abteilungen, Patentanwaltkanzleien, liographischen Angaben und Abstracts. tentämter und Patentanwälte mit seinen mittelständischen Betrieben und wissen- Hinzu kommen nahezu 50 Millionen „ein- Diensten. Inzwischen wurde auch in Düs- schaftlichen und staatlichen Institutionen fache“ Patentfamilien, mehr als 46 Millio- seldorf ein Büro eröffnet. nutzen den Dienst ebenso wie Patentbe- nen Volltext-Dokumente, davon über 37 Mit Recherchelösungen über die Daten- hörden weltweit. Millionen englischsprachig, 21 Millionen banken PatBase und PatBase express mit Die integrierten Lösungen zu Fragen des Rechtsstandseintragungen und annä- Rechtsstandsdaten, mit der Lieferung geistigen Eigentums sehen vor: hernd 43 Millionen Patent- und Nicht- von Dokumenten, mit Patent Analyse 1. Auszug neuer Technologien und Pa- Patent Zitate. Tools und Überwachungs- und Archiv- tentaktivitäten über TotalPatent™, TotalPatent™ bietet der Welt größte diensten ist Minesoft einer der wichtigs- Nichtpatentliteratur über Elsevier Sci- Sammlung von mehrseitigen, kompri- ten IP-Provider.

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Mit den Produkten PatentTracker, ein sionen, eine Qualitätsüberwachung der Mit Snapshots kann eine Trefferliste gra- Tool zur Überwachung von Änderungen eigenen Datensammlungen und Text phisch dargestellt und direkt in Excel zu Rechtsständen in der Datenbank IN- Normierungen als zusätzliche Dienstleis- oder als PDF exportiert werden. Fünf Fel- PADOC, dem Patent Order Tool zur Lie- tungen an. Über die Rechercheoberfläche der von Ergebnislisten lassen sich gleich- ferung von Dokumenten auch aus Japan und Trefferliste können vielseitige wei- zeitig darstellen und in verschiedene Fol- und China und dem Patent Archiv mit tere Tools bereitgestellt werden, so z. B. der laden. Das eigene Ranking von Tref- der Möglichkeit zum Aufbau und zur Ge- Klassifikationssymbole der IPC, der ECLA fern erfolgt mit (***) Sternen und zwar staltung eigener Schutzrechtssammlun- und des US Patentamtes. familienspezifisch. gen und deren Verteilung im Unterneh- Die Suchsprache wurde um viele neue Mit Hilfe des Administrators können ei- men setzt Minesoft Maßstäbe. Eine neue Suchkriterien erweitert und verbessert. gene Nutzerfelder in PatBase eingerich- PatBase-Rechercheoberfläche steht zur Eine Recherche wird Länder spezifisch tet und mit Schreib- und Leserechten ver- Verfügung (Abbildung 3). ermöglicht. waltet werden. Bis zu 250 Treffer können Ein erweitertes Highlighting unterstützt so zugeordnet werden. Weitere Informa- auch Trunkierungen und Operatoren und tionen über: [email protected] PatBase ist für alle Ansichten verfügbar. Die Hit PatBase umfasst die Familiendaten und Map-Analyse zeigt Treffer in der ganzen den Volltext von Dokumenten aus 20 Familie an. Der Claims Viewer erweitert Thomson Scientific Staaten, so z. B. auch Daten aus Taiwan, die Anzeige auf alle Volltexte und ist ex- Thomson Innovation China und Korea mit einer Recherche- portierbar. Thomson Reuters ist eine der führenden möglichkeit auch in nicht lateinischen Interessante neue Tools wurden bereit- Plattformen für die Nutzung von Gewerb- Texten mit Rechtsstands- und Familien- gestellt, so zeigt der erweiterte Hit Ana- lichen Schutzrechten und bietet vielsei- daten und Zeichnungen im PDF-Format; lyser an, welche Treffer in welchem Mit- tige Dienstleistungen an; so die gesamte dazu Veröffentlichungen von bibliogra- glied vorkommen. Die Weiterleitung von Breite des Gewerblichen Rechtsschutzes, phischen Daten und Abstracts aus 96 Folders und Alerts kann auch an Dritte naturwissenschaftliche und wirtschafts- Ämtern mit Rechtsstands- und Familien- erfolgen. Es wurde ein Search Optimizer wissenschaftliche Literatur, dazu Ana- daten. Neu hinzugekommen sind Volltext via History eingeführt, um die Ergebnisse lyse und Visualisierungswerkzeuge und für Skandinavien und andere EP-Länder zu verfeinern. Sechs Monate bleibt die die besonderen Dienste für Experten, so wie Dänemark, Finnland, Schweden, Ergebnisliste aktiv. z. B. die Generierung und Nutzung eige- Belgien, die Schweiz und Spanien, die In einer neuen Trefferdarstellung erfolgt ner Recherchefelder. Im Bereich Thom- Volltexte für indische Patentanmeldun- die Sortierung nach der Häufigkeit der son Innovation wurde die IP Literatur um gen, die Volltexte und Bibliographien für Terms. Dies erleichtert die Durchsicht der Kanada erweitert; so z. B. um die erteil- ten Patente mit Abstracts und Patentan- sprüchen ab 1978 und bibliographischen Daten ab 1869 und kanadische Paten- tanmeldungen mit Ansprüchen, Titeln, Abstracts und Bibliographie ab 1990. Die Patentbeschreibungen werden in einer zweiten Phase folgen. Neu eingerichtet wurde ein so genannter Neuigkeitsbereich (Newsroom) in dem für TI alle Wirtschaftsdaten von Reu- ters mit einfließen aus mehr als 11.000 Quellen, rd. 3.200 Zeitschriften aus der Wirtschaft, von denen 1.400 ständig aus- gewertet werden mit wirtschaftlichen, finanztechnischen, rechtlichen und öf- fentlich rechtlichen Sachverhalten. Zur Vereinfachung der Recherche wur- den weitere Felder standardisiert und Recherchehilfen für Industrieunterneh- men definiert, wie z. B. der Namen einer Veröffentlichung und deren Gegen- stand sowie Recherchen nach geogra- phischen Regionen. TI bietet jetzt auch die Möglichkeit an, bei Ergebnislisten und Exportdateien mit (ThemeScape) Themenschwerpunkten­ und Cluster zu Abbildung 3: Minesoft mit neuer PatBase Rechercheoberfläche. Abbildung 3: Minesoft mit neuer PatBase Rechercheoberfläche. bearbeiten, die bis zu 10.000 Einträge haben können. indische Patenterteilungen, japanische Ergebnisse. Die INPADOC-Daten werden Zitate, aus Taiwan nichtlateinische Titel direkt im Treffer angezeigt. Dies führt zu und Abstracts sowie Angaben zum An- einer verbesserten Übersicht. Die Daten Felderweiterung melder und Erfinder/Erfinder und DOCDB sind exportierbar und haben einen Link Die eigenständige Erweiterung von Re- Daten von Georgien, Ungarn, Serbien und zu nationalen Registern. cherche- und Ergebnisfeldern hat für Kolumbien. Auch die Daten zum Rechtsstand wurden den Nutzer viele Vorteile. Jede Informa- Recherchierbare Maschinenüberset- überarbeitet. Ab 2012 sind auch Rechts- tion kann mit Patentdokumenten ver- zungen des Volltextes sind möglich für stände recherchierbar. Über den Rechts- knüpft werden. Ein Unternehmen kann deutsch, französisch, chinesisch und ja- stands-Report ist im Detail zu erkennen, so eigene spezielle Informationen in IP- panisch. Ferner bietet Minesoft Zitaten- welchen Status das Schutzrecht in wel- Materialien integrieren und so einen di- sammlungen, Daten über Klassenrevi- chen Staaten hat. rekten Kontakt zu TI schaffen sowie den

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eigenen Workflow verbessern. Es können schritten. Der Bildschirm mit der Tref- Zusatzwert wie z. B. japanische Recht- bis zu einer Million Datensätze in einem feranzeige wurde ebenfalls vereinfacht. standsinformationen, den Key Content Feld gespeichert werden. Insgesamt Es gibt mehr weiße Flächen, klare Über- und die Key Concepts, den Legal Status gibt es 100 Felder (bei Aureka waren es schriften, eine zentrale Menüzeile mit Action Codes und einigen eigenen Para- nur 18 und die waren auch nur einzeln den Suchanfragen und den Treffern und meter mit einer interaktiven, graphischen aufrufbar), die gleichzeitig für Recher- ein Filter zur Verfeinerung der Recher- Darstellung von Patentfamilien und Zita- chen aufgerufen werden können. Die che. ten, die individuell für die Anzeige (Spra- eigenen Felder können Daten enthalten Auch die Export- und Downloadfunktio- che, Patentamt, Felder) der Trefferliste, über Zeitangaben, Produktnamen und nen wurden verbessert. Der Bildschirm für das Format und für die 90 Felder der Codes, eine interne Klassifikation, ge- ist übersichtlicher gestaltet, die Such- Export Dateien eingestellt werden kön- kennzeichnete Patente zur Überwachung schritte sind numerisch geordnet. Es gibt nen. von Lizenzen und Kennzeichnungen von auch hier eine zentrale Menüzeile. Die Rechtsstandsdaten einer Patentfami- Überwachungs­ergebnissen und freie lie können über eine Zeitachse graphisch Textfelder für Kommentare. Es können dargestellt werden. So ist sofort feststell- Recherche- oder auch Bearbeitungsfel- WPI Erweiterungen bar, wann z. B. Gebühren fällig werden der sein. Damit sind einzelne Ergebnisse Der WorldPatent Index (WPI) von Der- oder wann ein Patent erlischt. Auch bei oder ganze Ergebnislisten gezielt auszu- went umfasst bis Ende 2011 rd. 21 Mil- japanischen Rechtsstandsangaben er- werten. Feldeinträge können indexiert lionen Patentfamilien und stellt Daten folgt die Statusangabe des Verfahrens- werden und bestehende Datensätze er- aus weltweit 47 Patentämtern mit einer standes über eine graphische Anzeige. gänzen. Rechercheure können so auch durchschnittlichen Aktualität von 14 Einige Besonderheiten werden für die mit Hilfe von Wirtschaftsdaten suchen Tagen bereit. Verfolgung eigener Schutzrechte an- und dabei Dokumente ermitteln, die als 2011 gab es bei den Manual Codes 819 geboten und beantwortet, wie z. B. die relevant durchgesehen werden müssen. Änderungen, davon 420 neue Codes, 346 Fragen, wer eigene Dokumente zitiert, Es können interessante Technologiebe- Änderungen. 53 Löschungen. welche US-Dokumente meines Wettbe- reiche festgelegt werden. Einmal fest- Die Patentdaten folgender Länder kamen werbers übereignet wurden, welche chi- gelegte Recherchefelder erlauben einen hinzu: Für Polen, ab 2011, werden zu- nesischen Anmelder in „meiner“ Klasse schnellen Zugriff auf bestimmte Themen- künftig alle Anmeldungen, Erteilungen anmelden und wie viele dieser Anmel- bereiche und geben den Experten in For- und Gebrauchsmuster verfügbar sein. dungen nur in China angemeldet sind, schung und Entwicklung die Möglichkeit, Von den Golf Staaten (Gulf Cooperation welche aktiven Schutzrechte mein Wett- auf IP Materialien effizient zurückgreifen Council) (GCC) sind alle Erteilungen ab bewerber in Deutschland hat und welche zu können. 2002 erfasst, im Einzelnen von Saudi Ara- davon voraussichtlich­ in den nächsten Datensätze können Zugangsadressen im bien, Katar, Bahrain, Kuwait, VAE und drei Jahren erlöschen werden (expected Workflow haben und Klassensymbole. Sie Oman; von Hongkong alle Anmeldungen expiration date). können mit einer URL versehen werden und Erteilungen seit Januar 2011. Orbit stellt für den Nutzer viele neue Re- und so einen Zugang zu weiteren inter- Vom Patentamt in China stehen die Über- cherchemöglichkeiten bereit. Inzwischen nen Dokumenten oder auch dem Patent setzungen des ersten Anspruches aller sind alle nicht-lateinischen Sprachen re- Management System schaffen. Die Ver- erteilten chinesischen Patente bereit. Die cherchier- u. kombinierbar. Die Datenban- waltung dieser Felder wurde ebenfalls Zeitspanne, bis die Daten verfügbar sind, ken FamPat, PlusPat und Fulltext wurden verbessert. Es kann festgelegt werden, konnte auf zwei bis drei Wochen verrin- ergänzt, damit sind parallele Such-Histo- wie die Felder angezeigt, wie sie gefil- gert werden. Die Gebrauchsmuster von rien mit der Erweiterung der „previous tert oder sortiert werden sollen; Verwal- Taiwan wurden bis zum Jahr 2000 rück- history“ möglich. Die im Workfile-System tungsdaten können angefügt werden. wirkend erfasst. gespeicherten Dokumente werden mar- Schließlich kann eine statistische Aus- kiert und die Firmenstruktur (corporate wertung über die Nutzung dieser Felder tree) kann aufgezeigt werden. Es gibt erfolgen. Questel Orbit neue Analyse-Möglichkeiten für Vertreter und Key Concepts, ein neue Darstellung Questel will mit seinem neuen Orbit Por- des Rechtsstandes mit neuen Feldern Rechercheplattform tal ein einziges Online-System für alle und Subfeld-Strukturen, die Research Dis- Die wichtigen Menüanzeigen befinden IP-Informations-Dienste bereitstellen und closures und die Lizenzierung von Daten. sich immer an der gleichen Stelle auf dies für alle Experten und End-Anwender Das Research Disclosure Journal wird am dem Bildschirm. Der verstärkte Einsatz mit einer breit angelegten Datenbasis 10. eines jeden Monats veröffentlicht. von Tabs erlaubt eine raschere Darstel- und der Integration unterschiedlicher In einem separaten Modul werden in lung der Informationen ohne Scrollen. Die Daten. Daten über Patent-Familie sind Orbit die US-Patentverletzungsverfahren Aufzählung der Funktionen bewirkt eine ebenso verfügbar, wie z. B. Daten aus für Patente und Designs in das Patent- bessere und verständlichere Nutzung Ostasien, Volltexte, Rechtstandsdaten, Recherche-Modul integriert. Der Export des Bildschirms. Es wurde ein Schnel- Geschmacksmuster mit entsprechenden von Daten ist sehr flexibel und kann auf laufruf eines Datensatzes implementiert. Zitaten und Daten zu Verletzungsklagen Feld-Ebene erfolgen. Verschiedene vor- Dadurch vereinfacht sich das Navigieren in den USA. Die Synergieeffekte sollen definierte Templates stehen bereit, die durch Trefferlisten. genutzt werden zwischen Patenten und vom Anwender gezielt als Export-Temp- Durch größere Bilder und eine erwei- Geschmacks­mustern. Überwachungen lates gespeichert werden können. terte Zoomfunktion wird das Verständ- von Rechtsständen werden ebenso ange- nis für das Patent verbessert. Dazu wur- boten, wie Wirtschaftsdaten und Analy- den neue Login-Seiten bereitgestellt, semethoden für große Datenmengen. Orbit Concepts und die gleichzeitig wichtige Mit­teilungen Besonderheiten von Orbit sind eine leis- ­Analysenmethoden des Unternehmens beinhalten. Der Re- tungsfähige und weiterentwickelte Die Optimierung und Erweiterung von cherchebildschirm wurde übersichtli- Suchsprache, eigene, erfindungsorien- Rechercheergebnissen erfolgt über die cher gestaltet mit größeren weißen Flä- tierte Familien-Definitionen, 21 Volltext- Nutzung von weiteren Klassifikationssys- chen, deutlicheren Überschriften, einer Datenbanken in Originalsprache und in temen und Concepts. Die Concepts sind zentralen Menü Zeile, einer einfacheren Englisch, 14 Geschmacksmuster-Daten- in der Regel begrenzt auf die englische Darstellung und mit nummerierten Such- banken und einige, exklusive Daten mit Sprache!

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In FamPat wird ein neues Feld angelegt Aufbau lokaler Über sie ist die Nutzung des Invention mit Volltexten und Rechtsstandsinfor- Patentinformationssysteme Knowledge Netzwerkes möglich und sie mationen. Dieses Feld Concept enthält Grundlage für den Aufbau eigenständi- dient als intuitives Online-Recherchetool Schlüsselwörter und strategische Re- ger Patentdatenbanken bildet Search4ip. zum Zugriff auf die Datenbank Search4ip. cherchephrasen, die für die weitere Re- Eine Daten­bank, die von SIP erstellt, ge- Sie optimiert für den Endnutzer über eine cherche verwendet werden können. Die hostet, betrieben und wöchentlich aktu- leichte und benutzerfreundliche Nutzer- Concepts werden nach ihrer Bedeutung alisiert wird. Die Recherche­ erfolgt mit oberfläche, ohne die Nutzung von lokalen zwischen 10 und 100 bezogen auf die Pa- dem Invention Navigator Professional Datenbanken, den Zugriff auf die Daten tentfamilie bewertet und führen zu wei- bzw. Standard Tool unter Windows und von jedem Ort über Internet. So können teren wichtigen Aussagen. Die Concepts dient als Werkzeug für die Recherche in Treffer bewertet, technischen Segmenten sind einfach anzuwenden. Sie ergeben der Datenbank Search4IP. Die entste- zugeordnet, Daten kommentiert und Fir- weniger Resultate als die Volltextrecher- henden lokalen Datenbanken führen zu menabstracts bereitgestellt werden. chen und haben mehr Treffer als eine Re- eigenen Patentinformationssystemen Der Invention Navigator unterstützt bei cherche in den bibliographischen Daten. für die Unternehmen. Sie werden über der Recherche, bei der Anzeige (Relevanz Die Analysemodule sind vielseitig ein- das Invention Navigator Netzwerk ein- Prüfung), beim SIP-Ranking und Syno- setzbar und eröffnen verschiedene Blick- gebunden. Die Datenübertragung erfolgt nym-Highlighting und bei der Bearbei- winkel auf die graphischen Anzeigen von grundsätzlich verschlüsselt. tung mit der Rechtsstands- und Familien- Trefferlisten. Die graphischen Anzeigen Diese lokalen Datenbasen dienen zur überwachung „auf einen Klick“. sind dynamisch, sie zeigen die zeitlichen Speicherung von „privaten“ Kommen- Einige weitere Funktionalitäten der Entwicklungen und sind als Graphik-Da- taren, Kennzifferbewertungen und zur SIP-Software runden die vielseitigen tei und Excel-Tabellen exportierbar. Verteilung von Rechercheergebnissen im Einsatzmöglich­keiten im Unternehmen Unternehmen. Die SIP-Software Invention ab, wie z. B. die Familienüberwachung Mit einer Baumkarte wie auch mit einem Navigator muss installiert werden, um nach eigenen oder vordefi­nierte Felder graphischen Analysemodul von wichti- die Windows-Funktionalität nutzen zu (erloschen, erteilt, etc.), den erweiterten gen Concepts kann nachgewiesen wer- können. Damit stehen typische Funktio- Rechtsstand, den Import eigener Daten den, welche Firmen schwerpunktmäßig nen zur Bearbeitung zur Verfügung wie und unveröffentlichter eigener Anmel- auf welchen Technik­gebieten Schutz- die STRG A, Umschalt- und Steuerungs- dungen, die Einrichtung eigener Felder, rechte erworben haben und als Techno- taste, Drag-and-Drop-Möglichkeiten, eine die grafische Analyse und Statistik (in logieführer anzusehen sind. Weitere De- Mehrfenstertechnologie mit einer großen Excel) mit manueller und automatischer tails über: [email protected]. Geschwindigkeit bei der Anzeige der Anmelder­zuordnung und die Suche nach Daten und einer beachtlichen Flexibilität Zitaten. bei der Datenspeicherung von öffentlich Weitere Details bei: a.schmitt-bender@ SIP Software for zugänglichen und Firmendaten. s4ip.de oder Telefon 08024 4669900. Intellectual Property GmbH Eine automatische Aktualisierung der Der IP-Provider SIP wurde vorgestellte. internen Datenbank mit der globalen Da- Es handelt sich ein Unternehmen, das im tenbank Service4ip wird angeboten. Die Jahre 1999 von Patentstrategen aus gro- Weiterverarbeitung von Daten mit Win- ßen internationalen Unternehmen und dows-Programmen ist damit sehr einfach Software-Spezialisten gegründet wurde. nutzbar. Sie erleichtert komplexe Suchen Patent, Patentklassifikation, Patent­ Es stellt Daten für den Aufbau von inter- ohne Online-Retrieval-Sprache. Das Spei- amt, Informationsdienst, Überset­ nen Patentdatenbanken mit bibliografi- chern von Recherchen und Trefferlisten zung, Datenbank, Rechnernetz, Re­ schen Daten und Abstracts von mehr als geschieht nur lokal und ist Unbefugten cherche, Tagung, Ostasien, Europa, 80 Ämtern und Volltexten aus DE, EP, nicht zugänglich. Die Analysen und die USA, Arbeitsgruppe Elektronische US, WO, GB, AT, CH und CA bereit. Datenbearbeitung können in Excel erfol- Medien in der Patentinformation gen. Je nach Bedarf werden die verschiede- In einem weltweit arbeitenden Unter- nen SIP-Produkte, wie der Invention Na- nehmen können über das Invention Na- vigator 6.0 Standard oder Professional, vigator Netzwerk und das Knowledge das Invention Navigator Network, der Netzwerk in verschlüsselter Form je nach Der Autor Invention Navigator Portable, die Daten- Bedarf und der Erfahrung der Mitarbeiter bank Search4IP und das Rechtsstands- unterschiedliche Zugriffsrechte auf die und Familienmonitoring an die verschie- Software und die lokalen Daten vergeben BD Dipl.-Ing. Dieter Geiß denen Nutzergruppen in den Unterneh- werden. war seit 1969 Leiter men wie z. B. für Patent-Professionals, Über den Invention Navigator Professi- des Pateninformati- Rechercheure, Mitarbeiter in der For- onal/Standard können Software Lösung onszentrums der Uni- schung und Entwicklung oder auch für angeboten werden, die auf einem PC/ versitätsbibliothek Patentstrategen angepasst. Notebook installiert werden können. Dortmund und Lehr- Gleichzeitig kann eine lokale INav-Daten- beauftragter an der Zurzeit gibt es rund 120 Kunden in bank aufgebaut werden (Archiv/Inhouse Universität Dortmund Deutschland, in der Schweiz und in Ös- Datenbank). Sie kann als Recherchetool für Patentwesen und terreich, aber auch in anderen europäi- für die Patentrecherche mit Search4IP ge- Dokumentation. Von 1995 bis 2003 schen Ländern und den USA. Dazu gehö- nutzt werden und optimiert die Recherc- führte er den Vorsitz der APD Arbeits- ren große Unternehmen wie Continental, hearbeit für die Patentdurchsicht, die Be- gruppe „Elektronische Medien in der Infineon, die Fraunhofer-Gesellschaft arbeitung und Bewertung von relevanten Patentinformation“ (AGM), jetzt und mittelständische Unternehmen wie Schutzrechten. Schriftführer der AGM und Berichter- z. B. Weinmann Medizintechnik, Treiba- Der Invention Navigator Portable ist eine statter zu Patenfragen der DGI. cher und Gauselmann aber auch kleinere Softwarelösung, die z. B. über einen USB- Unternehmen mit Einzelplatzlösungen, Stick geladen werden muss. Dazu sind Mulvanystr. 33 · 44575 Castrop-Rauxel Anwaltskanzleien und private Recher- keine Administrationsrechte notwendig. [email protected] cheure. Sie baut keine lokalen Datenbanken auf.

392 62(2011)8, 385-392 Tagungsbericht 393 Infor- schaften, schaften, principle of least principle of least B. Zeitdruck, Unsi- Zeitdruck, B. . Gefühlsmäßige Gefühlsmäßige flow theory. (ISB) mation Seeking Behavior (ISB) liegen dynamische nichtlineare Modelle zugrunde, die die Pro- die sich auf das Web abbilden die sich auf das Web abbilden lassen, um möglichst effizient mit großen Datenmengen umge- hen zu können. Philipp Mayr berichtete über ein Projektseminar an der Hoch- dem bei Darmstadt, schule verschiedene Modelle des Be- nutzerverhaltens bei der Infor- mationssuche empirisch durch explorative Studien mit kleinen worden untersucht Fallzahlen sind. Es ging darum, neue Me- thoden zur Analyse des Such- verhaltens zu erproben. Dem Untersuchungsbereich Information Seeking Behavior (ISB) Sitzung folgenden darauf der In ging es um Suchverhalten und den Einfluss von Stress und an- deren Emotionen auf die Suche sowie um allgemeine Prinzipien Neurowissen­ den aus zesse rund um die Informationssuche in zesse rund um die Informationssuche in das dabei und beschreiben Netzwerken Emotio- Gedanken, von Zusammenspiel nen und Aktionen mit dem persönlichen Kommunikationsverhalten und den Infor- mationssuchstrategien berücksichtigen. die sind ISB-Modelle grundlegende Drei affective load theory, effort sowie Belastungen, die das Suchverhalten be- z. können einflussen, mit ungewohntencherheit beim Umgang Techniken, der eigene Gesundheitszu- stand und die gefühlte Erwartungshal- tung des Umfeldes sein. Anders beim sog. Flow, dem eine völlige Hingabe an die gestellte Aufgabe zugrunde liegt, die zu ungeahnter Produktivität führt und durch ein Gleichgewicht zwischen An- und Fähigkeiten eigenen und forderung den gekennzeichnet ist. Zu Fertigkeiten theoretischen ISB-Modellen gehört die Bericht über das Oberhofer Kolloquium 2011 Bericht über das Einen anregenden Auftakt bot der Eröff- der bot Auftakt anregenden Einen nungsvortrag von Prof. Dr. Eckart Gun- delfinger, Leiter des Magdeburger Leib- er dem in Neurobiologie, für niz-Instituts die Speicherung von Information im Netz- werk des Gehirns beschrieb und deutlich gelingendes ein für wichtig wie machte, die und Vergessen das Sozialverhalten situationsgerechte Interpretation von Informationen sind. Internet-Erfahrung verändert den Gebrauch des Gehirns. Personen mit einem großen Basiswissen profitieren besonders von den vielfältigen laufen Internet, andere Angeboten im Gefahr, bald nichts mehr selbst zu wis- sen, sondern nur noch, wo sie bei aktu- ellem Informationsbedarf etwas finden. Personen, die sehr aktiv im Internet un- terwegs sind, aktivieren Gehirnpartien, die bei anderen deutlich weniger hervor- treten Abbildung 1: Sigfried Rosemann vom Ortskomitee Magdeburg sprach die Begrüßungsworte (Foto: Nadja Strein). - verbände ­verbände Darmstadt 62(2011)8, 393-397

Sachsen-Anhalt und Geschäftsführer der Sachsen-Anhalt und Geschäftsführer der Regiocom GmbH, bezeichnete das Web deren Anwendungen für als „Verstärker“ zugrunde liegende Entwicklungen in den 1990er Jahren theoretisch und prototy- pisch entstanden sind. Dr. Luzian Weisel, Vizepräsident der DGI, eröffnete die DGI-Fach- tagung zum Thema „Web 3.0 – Wird es das Web der Informa- tionsspezialisten?“ Er wies auf die Bedeutung von Informati- onskompetenz in Bildung, Beruf und Ge- sellschaft hin und warb für eine stärkere Zusammenarbeit über Verbandsgrenzen, Generationen und Fachdisziplinen hin- weg. Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Bähr begrüßte die Teilnehmer im Namen des Veranstal- tungspartners, VDI Bezirksverein Magde- burg. Hatte die Magdeburger Universität vor zehn Jahren noch 5.000 Studenten, Einsatz der und 14.000 heute es sind so von webbasierten Diensten in Form von Lernplattformen und Kommunikations- diensten ist nicht mehr wegzudenken. der Ar- Klemens Gutmann, Präsident Wirtschafts und beitgeber- terbildung und des intensiven terbildung und des intensiven und Erfahrungsaus- Meinungs- tauschs bieten. Die im Tagungs- motto gestellte Frage nach der Rolle der Informationsfachleute bei der Entwicklung des Seman- tic Web wurde zwar mehrfach positiv beantwortet, doch ist die - eine grö mit für gefordert, DGI ßere Sichtbarkeit der Kompeten- zen ihrer Mitglieder zu sorgen. Trotz der zeitgleich in Jülich Trotz der zeitgleich in Jülich ASpB-Tagung stattfindenden konnte das 26. Oberhofer Kol- loquium zur Praxis der Infor- mationsvermittlung rund 70 Informationsfachleuten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung vom 10. bis 12. November 2011 in Barleben/ Wei der Forum ein Magdeburg Marlies Ockenfeld, Marlies Ockenfeld,

unabdingbar für die Qualität des Semantic Web Semantic des die Qualität für unabdingbar Know-how der Informationsbranche Informationsbranche der Know-how Oberhofer Kolloquium 2011

small world networks theory. In kleinen licht. Dem FIZ Technik hatte es seinerzeit wahren Schatz dar, wie zahlreiche Anfra- Netzwerkgemeinschaften gibt es nur die öffentlichen Fördermittel gestrichen, gen belegen. Eine verstärkte Zusammen- wenige Knoten, die über lange Pfade ver- weil es angeblich dem Förderzweck, die arbeit mit Anbietern von Textmining- bunden sind, und viele, die über kurze mittelständische Wirtschaft zu unter- Software ist deshalb ein wichtiges neues Pfade verbunden sind. Für die Praxis be- stützen, nicht nachgekommen war. Frau Geschäftsfeld. Für die tagtägliche Pflege stätigten die Fallstudien, dass es wichtig Riedel betonte, dass die KMU vor allem des Thesaurus ist eine halbe Stelle im ist, solche Suchsysteme anzubieten, die durch Kooperationen mit den Fachhoch- Einsatz. Unsicherheit verringern und unmittelbare schulen und dem VDI erreicht worden Im Juni 2011 bewilligte das BMWi das Rückmeldungen geben, am besten auch seien, dies aber offenbar nicht ausrei- Projekt WISSMER zur Entwicklung einer den Nutzer durch erkenntnissteigernde chend kommuniziert worden sei. Heute neuen Datenbank für die Profis der Elekt- Trefferaufbereitung in einen Flow-Zu- hat die Genossenschaft noch 28 Beschäf- romobilität. Das Projekt setzt auf den be- stand versetzen. tigte, darunter zwölf für die Datenbank- stehenden Datenbanken TEMA® Technik Zur Bewertung von Suchergebnis- produktion, acht für die Informations- und Management, DKF Kraftfahrzeug- sen dienen bei klassischen Verfahren technik, fünf für Marketing und Vertrieb technik, VDI nachrichten u.a. auf. Mo- die Quotienten Recall und Precision. sowie zwei für Controlling und Rech- derne Suchmethoden und Nutzeroberflä- Die Netzwerkgeneration hat andere nungslegung. Der Mitarbeiterbestand bei chen sollen neben den herkömmlichen Suchstrategien. Auch im IZ Sozialwissen­ Marketing und Vertrieb soll demnächst auch neue, intuitive Arten der Abfrage schaften sank in den letzten Jahren die ausgebaut werden. Außerdem arbeiten erlauben: Es werden Word Clouds, sta- Inanspruchnahme der Recherchedienste 200 freie Mitarbeiter beim Aufbau der tistische Analysen, Clustering sowie au- durch Professoren und Studenten stän- Datenbanken mit. Für die Datenbankpro- tomatic Abstracting eingeführt. Der The- dig. Die Studenten in der Studie haben duktion ist Manfred Jaksch im Vorstand, saurus „Technik und Management“ wird gerne mit Facebook gearbeitet, Fragen den Aufsichtsrat bilden Jens Diesterwald durch neue Benennungen aus den unter- an Facebook-Freunde gesendet, und so sowie zwei aktuelle Mitarbeiterinnen, Jo- schiedlichen Bereichen der Elektromobili- die Fragen und ihre Beantwortung im hanna Köbl-Eß und Isabel Riene. tät inhaltlich erweitert. Netz verbreitet. Es werden daher neue Methoden zur Bewertung des Erfolgs von Vordergründig setzt WTI-Frankfurt ver- Werner Müller, Geschäftsführer von GE- Informationssuchstrategien gebraucht, stärkt auf strategische Allianzen und NIOS, dem wichtigsten Anbieter qua- die ganzheitliche Untersuchungsrahmen Zusammenarbeit, nicht nur mit der TIB, litativ hochwertiger Wirtschaftsdaten- aufspannen und den sozio-kulturellen sondern jetzt auch mit den Datenbank- banken in Deutschland, will mit seinem Hintergrund der untersuchten Personen anbietern Genios und FIZ Karlsruhe, die Angebot demnächst auch in die Schulen einbeziehen. Datenbanken lizenziert haben und so gehen. Die meistgenutzte Datenbank die Akquisition neuer Kundengruppen bei Genios sind die Firmendossiers, eine Dr. Klaus Holthausen, Astrophysiker und unterstützen sollen. Die Fachdatenbank Informationsdienst­leistung, die früher inzwischen Inhaber eines Beratungs- TEMA® wird seit September 2011 ohne zum Portfolio von Informationsvermitt- unternehmens für Wettbewerbsbeob- die Inhalte der jeweils sechs letzten Mo- lern gehörte, indem sie Informationen achtung in Bocholt, fragte, welche all- nate zur unentgeltlichen Nutzung auf und Daten aus unterschiedlichen Quel- gemeinen Prinzipien (Paradigmen) aus der GetInfo-Plattform der TIB angeboten, len zusammengetragen haben, um ihren den Neurowissenschaften sich auf die einschließlich der vollständigen Ausgabe Kunden einen Überblick über ein Unter- unterschiedlichen Entwicklungsstufen der Literaturnachweise. Wer die wö- nehmen insgesamt zu verschaffen. Da des Web abbilden lassen. Er beklagte chentlich aktualisierte Datenbank voll- dies inzwischen automatisiert erfolgt, den inflationären Gebrauch von Links in ständig nutzen will, muss weiterhin das steigen die Anforderungen an Informa- der heutigen Verlinkung von Facebookl. kostenpflichtige Angebot nutzen. tionsvermittler. Für sie bleiben die kom- Twitter & Co., wodurch die Qualität des Die aktuellen Vorhaben zur Qualitätsstei- plexen und komplizierten Recherchen. impliziten semantischen Netzwerks lei- gerung umfassen Auch die Hostbetreiber sehen sich höher det. An einem Beipsiel zeigte er, wie sich ■ Weiterentwicklung der Suchmaschine geschraubten Erwartungen gegenüber. aus den „Schmauchspuren“, die Nutzer TecFinder durch Funktionen wie Rund um die Uhr Online-Datenbanken im Web hinterlassen, ihre Zugehörigkeit Suchstrategie-Speichern, Alert-Edie- anzubieten reicht nicht mehr. Heute zu bestimmten sozialen Schichten oder ren, Einführung des Operators SAME, sind Selektion, Verdichtung, Aufberei- Zielgruppen für Marketingmaßnahmen Trunkierung in der Phrase. tung gefragt, Referenzdatenbanken ver- ableiten lassen. ■ Kooperationen mit ExLibris und lieren gegenüber Volltexten an Bedeu- EBSCO, Ausbau der Kooperation mit tung. Gebrauchstauglichkeit wird groß der TIB sowie Kooperation mit der geschrieben. Und in dem Maße, wie das Qualitätsoffensive und Marktöffnung Deutschen Nationalbibliothek zur Auf- Smartphone zum ständigen Begleiter nahme der Dissertationen in die Tech- und Werkzeug zur Informationsabfrage bei WTI-Frankfurt und Genios nikdatenbanken wird, steigt auch die Anforderung, „mit ■ Erweiterung der automatisch indexier- dem Daumen recherchieren“ zu können, Sigrid Riedel, Vorstand für Marketing und ten TEMA®-Datenbank mit Verlagsda- d. h. die Systeme müssen selbsterklärend Vertrieb der WTI-Frankfurt eG, stellte ten, um die Dokumentenzahl und die und mobil nutzbar sein. Datenbankanbie- die Konzepte zum Know-how-Transfer Aktualität zu erhöhen; die Springer ter und Informationsvermittler müssen für kleine und mittelständische Betriebe eBooks sowie die Daten aus dem VDE- ferner spezielle Aufbereitungen für ihre (KMU) des neuen Anbieters, der Teile Verlag werden bereits automatisch in- Kunden machen, damit die die Informa- des Geschäfts des insolventen FIZ Tech- dexiert tionen in ihre eigenen Systeme einspie- nik weiterführt, und seine Qualitätsoffen- ■ Weiterentwicklung des Thesaurus len können. Die Präsentationsfähigkeit sive auch in Sachen Semantik vor. „Technik und Management“ und der der Suchergebnisse wird immer wichti- Das BMWi hatte WTI-Frankfurt die automatisierten Erstellunng von Refe- ger. Basis für die Zahlungsbereitschaft Nutzungs- und Verwertungsrechte für raten der Kunden sind Mehrwerte. Ein solcher TEMA® Technik und Management und Mehrwert ist beispielsweise eine gute alle Fachdatenbanken des FIZ Technik Der über viele Jahrzehnte aufgebaute Indexierung. Genios hat 2008 begonnen, übertragen und so die wirtschaftliche Thesaurus „Technik und Management“ alle 15 Millionen Dokumente in ihren 60 Basis der neuen Genossenschaft ermög- stellt in Zeiten des Semantic Web einen Datenbanken einheitlich zu indexieren,

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bar und gewohnt, immer umworben zu werden. Nicht der Verkauf, sondern der Dialog mit den Nutzern spielt die erste Geige, durch ihn soll ein Einstieg in eine geschäftliche Beziehung erreicht werden. Für den Nutzer sind große und kleine Unternehmen nicht mehr ohne weiteres auf Anhieb zu unterscheiden, ihn inte- ressieren die Aufmerksamkeit, die ihm und seinen Anliegen gewidmet wird, und die Qualität der Kommunikation. Seine Ansprüche steigen und er möchte gerne alles „auf dem Silbertablett serviert be- kommen“. Für diese Leistung zahlt er entweder mit Geld oder mit der Preis- gabe persönlicher Daten. Wann wird uns wohl beim Bummel durch die Netzwerke ein „Das könnte Sie interessieren“ mit dem Hinweis auf ein Firmendossier von Genios entgegenblitzen?

Abbildung 2: Fragen gab es immer nach den Vorträgen, so auch beim Thema Suchverhalten, das Philipp Mayr thematisiert hatte. Die klassischen Benutzertypen haben ausgedient, je nach Situation, Suchmaschinen Update Befinden und Kontext schlüpft ein Nutzer in unterschiedliche Rollen (Foto: Nadja Strein). Dirk Lewandowski, ausgewiesener Fach- mann auf dem Gebiet der Suchmaschi- nen von der Hochschule für angewandte und zwar mit den bei FAZ und Handels- Dienst auf Kundenanfragen reagieren Wissenschaften in Hamburg, brachte das blatt eingesetzten Verfahren. oder aktuelle Meldungen verbreiten. In- Auditorium auf den neuesten Stand. In- zwischen sind zwei Milliarden Menschen zwischen werden Suchmaschinen auch online, 75 Prozent davon in Industrielän- von der nicht-professionellen Nutzer- Das Zeitalter der Netzwerkgesellschaft dern, 20 Prozent in Entwicklungsländern. schaft nicht mehr nur für das schnelle Das Angebot individuell anpassbarer So- Nachschlagen, sondern auch für die Ex- Benno Löwenberg, Informationsdesigner cial Media ist riesig. In 60 Sekunden wer- ploration eines Wissensgebietes und we- aus Frankfurt am Main, zeigte die Ver- den u.a. fast 695000 Google-Suchen ab- sentlich gezielter auch für komplexe Fra- änderungen und Anforderungen für In- gesetzt, ebenso viele Status-Meldungen gestellungen eingesetzt. Ziel ist es dabei, formationsanbieter auf, die sich aus den in Facebook eingetragen sowie 600 neue Inhalte unabhängig davon zu finden, in Social Media ergeben. Er machte anhand Videos auf YouTube hochgeladen. welchem Web-Dienst sie veröffentlicht zahlreicher Beispiele anschaulich, dass Die Nutzer sind informierter und aufge- wurden und mit welcher konkreten Such- auf allen Ebenen des Marktes eine Kon- klärter als früher, sie informieren und anfrage begonnen wurde. Als Beispiele vergenz der Medien stattfindet. Geräte, helfen sich gegenseitig, etwa auf einer für zwei Ansätze zur Einbindung des ex- Funktionen und Anwendungen werden Website über Pandemien oder zur Ka- plorativen Suchens stellte er Google Re- kombiniert, Verlinkungen von Inhalten tastrophenhilfe in Afrika. Die Politik be- lated sowie die bisher nur in den Verei- finden über alle Kommunikationskanäle müht sich um mehr Transparenz und um nigten Staaten von Amerika verfügbare hinweg statt, die Nutzungen der ver- Teilhabe der Bevölkerung, wie etwa bei iPad-App von Bing vor. Google Related schiedenen Lebensbereiche wachsen der Verfassungsnovelle in Island. Mikro- zeigt zur aufgerufenen Website automa- zusammen. Integrationswerkzeug in der kredite oder Fundraising erfolgen über tisch Links zu weiteren thematisch pas- Hand der Nutzer ist das Smartphone, digital vernetzte Gemeinschaften und pu- senden Inhalten (Websites, Nachrichten, mit dem Codes auf Verkaufsverpackun- bliziert wird gemeinschaftlich mit Laien- Videos) an und unterstützt so das ziel- gen und Plakaten direkt in multimediale Journalisten oder Ko-Autoren, die sich gerichtete Stöbern. Website-Anbieter Informationen umgemünzt oder eigene zuvor nicht kannten. werden damit nicht immer glücklich sein, Beobachtungen mitgeteilt werden kön- Doch es wandern nicht nur Informatio- eröffnet der Dienst den Besuchern doch nen. In diesem Umfeld müssen sich die nen in die Netze hinein, sondern auch direkte Wege zu anderen Websites. Fachinformationsanbieter positionieren. aus ihnen zurück in analoge Medien. So Bing versucht seine Besucher möglichst Es handelt sich nicht um ein plötzlich kann man sich seine „Social Memories“ lange im eigenen Angebot zu halten. Sie aufgetauchtes Phänomen, sondern um als Kondensat von Kontakten und Infor- können mit der iPad-App nicht nur in eine kontinuierliche, aber sehr schnelle mationen der eigenen Facebook-Seite als Nachrichten und Videos blättern, son- Entwicklung. Das Internet wird zuneh- aufwendig gestaltetes Buch produzieren dern auch die häufigsten Suchanfragen mend integrativer­ Bestandteil der Le- lassen. Auf gute Geschäftsideen kommt des Tages in grafisch aufbereiteter Form bensgestaltung und unangefochtenes es an. durchstöbern. Wenn man sich auf die der Leitmedium. Es ist jederzeit und überall Die aktuellen Veränderungen finden auf Suchmaschine Bing bekannten Inhalte verfügbar, sogar in den Straßenbahnen gesellschaftlicher, politischer, infrastruk- beschränkt, dann ersetzt die App den der Stadt Linz in Österreich. Der Anteil tureller und geschäftlicher Ebene statt Webbrowser. der online verbrachten Zeit im Social und betreffen den Arbeitsmarkt und die Bekanntermaßen werden die Treffer auf Web steigt und Social Media sind ein Medienlandschaft gleichermaßen. den vorderen Plätzen unverhältsnismäßig brummender Werbemarkt. E-Mail und Im Social Web steht nicht mehr wie in stark beachtet. Aus Sicht der Informati- SMS werden komplett von Netzgemein- der klassischen PR und Werbung die onsfachleute, also unter Qualitäts- und schaften abgelöst. Große Konzerne wie Proklamation von Botschaften im Vor- Verlässlichkeitsgesichtspunkten,­ stellt Telekom oder Deutsche Bahn beschäfti- dergrund, sondern die Kommunikation. sich daher die Frage, ob Suchmaschinen- gen bereits große Teams, die per Twitter- Nutzer sind jederzeit und überall erreich- betreiber eigene oder Partnerangebote

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in ihrer Ergebnisdarstellung bevorzugen hin entstehen Spezialsuchmaschinen, ware, die sich jeder installieren kann, um und ihnen höhere Rangplätze zuweisen wie etwa Duck, Duck Go, die Antworten damit ein Suchportal zu errichten, das In- und wie das zu bewerten ist. Beispiele von Wolfram Alpha übernimmt und Su- tranet zu indexieren oder andere Daten zeigten, dass ersteres durchaus der Fall chen in anderen Informationsbeständen, mit einer Suchfunktion zu erweitern. Die ist. Die Profession ist also gefordert, ihre wie z. B. in ebay durchführt. Daneben Software ist mit Hilfe einer Gemeinschaft Kompetenzen an die Nutzerschaft zu ver- entstehen Web-Indexe für scientometri- von über 30 Entwicklern entstanden, mitteln, denen die Problematik der Beein- sche oder informetrische Analysen, z. B. und unter einer freien Lizenz (GPL) ver- flussung der Suchergebnisse nicht oder Sistrix Open Link Graph. fügbar“ betonte Christen. YaCy kann als nur unzureichend bewusst ist. freie Software gratis von der YaCy-Home- Social Media spielen eine zunehmend page http://yacy.net heruntergeladen wichtige Rolle. In der Vergangenheit Suchmaschine YaCy werden. Auch der ausführliche Beitrag wurde die Qualität der Suchergebnisse im Tagungsband steht unter einer „Crea- in Beziehung zu ihrer Popularität, also Als alternativen Ansatz zu den marktbe- tive Commons Namensnennung-Nicht- der Häufigkeit ihres bisherigen Besuchs, herrschenden Universalsuchmaschinen kommerziell-Weitergabe unter gleichen gemessen. Bezieht man Daten aus den stellte Michael Christen die Suchma- Bedingungen 2.0 Deutschland Lizenz“ Gemeinschaftsnetzen ein, in denen der schine YaCy vor, die den freien Wissens- und kann bei Interesse in der DGI-Ge- Nutzer Mitglied ist, so lassen sich ge- zugang im Sinne der beim UN-Weltgipfel schäftsstelle angefordert werden. zielt die Vorlieben und Empfehlungen zur Informationsgesellschaft 2003 in der Bekannten und „Freunde“ in die Be- urteilung einbeziehen. Eine Herausfor- derung für die Suchmachinenbetreiber­ besteht darin, dass sie in den geschlos- senen Netzwerken nicht wie im öffent- lichen Web Crawler einsetzen können. Sowohl Google als auch Bing haben 2011 erste Schritte unternommen, um Empfehlungen zu integrieren. Bing hat eine Vereinbarung mit Facebook getrof- fen, die es erlaubt, Ergebnisse, die von Facebook-Freunden empfohlen wurden, in der Trefferliste hervorheben können. Google will sein neues Google plus dafür nutzen. Bing geht dabei drei Wege: Be- rücksichtigt werden Empfehlungen von Facebook-Freunden in der Trefferliste Abbildung 3: Die Vortragenden sahen nicht auf die Deckel aufgeklappter Laptops, sondern in auf- (Trusted Friends), Anzahl der Perso- merksame Gesichter ihrer Kolleginnen und Kollegen aus der Informationsbranche nen, die „gefällt mir“ angegeben haben (Foto: Marlies Ockenfeld (Collective IQ) sowie die Weitergabe von Suchergebnissen zur Diskussion in Face- Genf von der Heinrich-Böll-Stiftung ein- book (Enabling Conversations). gebrachten Forderungen für eine nach- Webspezifische Metadaten Welche Rolle spielt bei den Suchmaschi- haltige Bürgergesellschaft implementiert nen das Thema Semantik als eines der hat. Informationskompetenz aus Sicht der Kernthemen der Informationsfachleute Diese „Charta der Bürgerrechte fordert DGI beschränkt sich bekanntermaßen und der aktuellen Tagungen der DGI? Die u.a.: nicht auf eine angemessene Auswahl Herausforderung besteht auch hier wie- a) Wissen ist Erbe und Besitz der von Suchwerkzeugen und –strategien, der in dem für die semantische Auszeich- Menschheit und damit frei. sondern auch auf die Publikation von nung erforderlichen Aufwand, der als Vo- b) Der Zugriff auf Wissen muss frei sein. Inhalten, und zwar dergestalt, dass sie raussetzung für eine semantische Suche c) Alle Menschen haben das Recht auf bei einer späteren Suche sicher aufge- zu leisten ist. Um den Anbietern von Kommunikation und Informationsfrei- spürt werden können. Immer wieder ist Webinhalten die semantische Auszeich- heit. jedoch eine mangelhafte Sichtbarkeit nung zu erleichtern, haben sich die gro- d) Das Recht auf Achtung der Privatheit von einschlägigen im Web vorhandenen ßen Suchmaschinenanbieter 2011 auf ein ist ein Menschenrecht und ist unab- Dokumenten sowohl in den Trefferlisten Metadatenschema geeinigt, das in HTML dingbar für die freie und selbstbe- von Universalsuchmaschinen als auch umgesetzt wird und so von den Suchma- stimmte Entfaltung von Menschen in bei Spezialsuchdiensten festzustellen, schinen interpretiert werden kann. Es ist der Wissensgesellschaft. wie Norbert Einsporn ausführte. Er wies unter www.schema.org veröffentlicht. Eine der Kernforderungen, die mit YaCy darauf hin, dass jedes Dokument, das Website-Betreiber mit Qualitätsinhalten realisiert werden kann, ist, dass Suchma- für eine Webveröffentlichung bestimmt sollten diese Auszeichnungen unbedingt schinen nicht von Dritten betrieben wer- ist oder infrage kommt, mit sinnvollen nutzen. Sie können so einen höheren den dürfen, weil nur der, der in der Lage Dokumenteigenschaften ausgestattet Rangplatz in der Trefferliste und eine in- ist, selbst-betriebene Suchtechnik zu nut- werden sollte – bei Serverdokumenten haltsreichere Beschreibung in der Tref- zen, sicher sein kann, dass die Privatheit durch entsprechende Programme, beim ferdarstellung erreichen. der Suche und der Suchhistorie garantiert Einzeldokument (Foto, Textdokument, Bei den großen Suchmaschinenbetreibern sind. Dazu muss sowohl das Wissen, wie PDF-Dokument, Exceltabelle etc.) ma- hat das Jahr 2011 eine weitere Konzen- eine Suchmaschine funktioniert, als auch nuell durch den Autor oder Erzeuger tration gebracht. Google beherrscht den die Suchtechnologie für IT-Laien verfüg- der Datei. Bei HTML-Dokumenten sind Markt unangefochten mit über 85 Pro- bar sein. Bei der Entwicklung von YaCy vor allem der Titel (title), der Autor zent. Bing konnte Zuwächse verzeich- wurden von Anfang an viele Kenntnisse (author) sowie die Kurzbeschreibung nen. Yahoo! existiert als eigenständige aus dem Bereich von Klassifikation und (description) von besonders großer Be- Suchmaschine nicht mehr, sondern über- erweiterter Such­methodik berücksich- deutung, weil sie von den Suchrobotern nimmt die Ergebnisse von Bing. Weiter- tigt. „YaCy ist eine Suchmaschinensoft- ausgewertet werden. Gleiches gilt für

396 62(2011)8, 393-397 Oberhofer Kolloquium 2011

die Ankertexte der weiterführenden gab noch eine Reihe von Hinweisen für benen Cloud Computing-Dienstleistern Hyperlinks. Sie sollten bedeutungstra- gute Pressemitteilungen: Titel kurz und praktisch nicht durchsetzbar. Gelegent- gend sein und nicht einfach „weiter“ knapp; Wichtiges an den Anfang; Fach- lich legen die Dienstleister nicht einmal oder „download“ heißen, weil verschie- chinesisch vermeiden; Bedeutung der offen, wo ihre Server genau stehen. Auch dene Suchdienste sie als Metainforma- Nachricht kritisch einschätzen; sachlich ein zuverlässiger und nachprüfbarer Be- tion über den Inhalt der Zieladresse bleiben; nur eine Nachricht pro Presse- weis, dass Daten gelöscht worden sind, in die Indexierung einbeziehen. Eine mitteilung; Ansprechpartner nur dann ist nicht immer erhältlich. Cloud Compu- „sprechende“ URL, also eine absolute nennen, wenn sie auch damit einverstan- ting, so das Fazit, erfordert deshalb eine Webseiten-Adressen mit lesbarem Text, den sind; Termine rechtzeitig ankündi- Novellierung der bundes- wie landes- hat gegenüber einer relativen Adressie- gen; Bilder nur, wenn sie einen Mehrwert rechtlichen Bestimmungen zum Daten- rung, wie Programmaufrufen (php, asp, bieten; zurückhaltende Gestaltung der schutz. Solange bleibt nur der Ausweg, cgi usw.) nicht nur den Vorteil der Nut- Pressemitteilung, keine Versalien und sich ausschließlich auf „europäische Wol- zerfreundlichkeit, sondern trägt auch aufwendige Formatierungen, beides stört ken“ zu setzen und die gesetzlichen For- wesentlich zur Erhöhung der Sichtbar- bei der Weiterverarbeitung und wird derungen einzuhalten. keit im Web bei. Und schließlich sollte nicht gebraucht. für Dokumente, die über den Tag hinaus Informationsspezialisten, so das Fazit Bedeutung haben und langfristig auf- von Prof. Dr. Matthias Ballod von der findbar sein sollen, für Informationspro- Cloud Computing erfordert Martin-Luther-Universität Halle-Witten- fis ein URI als dauerhafte Adresse zur berg, werden dringend gebraucht, um Selbstverständlichkeit werden. ­Datenschutznovelle dafür zu sorgen, dass unser kulturelles Erbe im Rauschen des Web nicht unter- Mit BASE und dem Informationsdienst Gerrit Albrecht, Referent beim Daten- geht und die dafür erforderlichen Me- Wissenschaft (idw) wurden zwei gut ein- schutzbeauftragten des Landes Sach- thoden und Techniken weiterentwickelt geführte und stark genutzte Informati- sen-Anhalt, machte auf Fallstricke und werden. onsangebote präsentiert. Stolpersteine beim Cloud Computing auf- Das Semantic Web, betonte auch DGI- BASE, 2004 als einfache wissenschaftli- merksam. Aus Sicht des Datenschutzes Präsident Gradmann in seinem Schluss- che Suchmaschine an der Universitäts- ist Cloud Computing eine Auftragsdaten- wort, wird das Netz der Informations- bibliothek Bielefeld gestartet, hat sich verarbeitung. Sofern personenbezogene spezialisten, sofern es darin um Wissen inzwischen zu einem komplexen System Daten erhoben, verarbeitet und genutzt und seine Verbreitung, und nicht bloß die entwickelt, das Daten an viele andere werden, sind die Anforderungen an den Entwicklung informationstechnischer Lö- Suchsysteme liefert und auch auf mobi- Datenschutz in den Datenschutzgesetzen sungen geht. Der Übergang von Informa- len Endgeräten genutzt werden kann. des Bundes oder der Länder geregelt. Al- tion zu Wissen durch semantische Ver- Rund 700.000 Dokumente wurden inzwi- lerdings sind sie in der Praxis meist kaum fahren und ihr Einsatz im betrieblichen schen automatisch mit der DDC klassi- durchsetzbar. So wird in Sachsen-Anhalt Umfeld sind neben der Förderung der fiziert und die gewonnenen Notationen unter anderem verlangt, dass Verträge Informationskompetenz für alle die drei in die Metadaten des BASE-Index integ- in Schriftform vorliegen müssen und dass fachlichen Schwerpunkte­ der Arbeit der riert. sich die Cloud-Betreiber der Kontrolle DGI in den kommenden Jahren. Der idw ist ein Informationsdienst für durch den Landesbeauftragten für den jedermann, mit dem Wissenschaftsmel- Datenschutz Sachsen-Anhalt unterwer- Der Tagungsband enthält die Textfas- dungen einfach und schnell in der Öf- fen und diesem zu Kontrollzwecken Zu- sungen weiterer Beiträge und kann di- fentlichkeit verbreitet werden. Finanziert tritt zu den die Daten verarbeitenden Re- rekt bei der DGI-Geschäftsstelle unter wird er von den Mitgliedereinrichtungen, chenzentren gewähren sollen. Außerdem [email protected] für 25,00 Euro bestellt die ihre Pressemitteilungen oder Termine muss der Auftraggeber den Auftragneh- werden. Das nächste Oberhofer Kollo- auf der idw-Plattform publizieren. Für mer (hier den Cloud-Dienstleister) unter quium wird voraussichtlich im Herbst akkreditierte Journalisten stehen beson- besonderer Berücksichtigung seiner ge- 2013 stattfinden. dere Dienste zur Verfügung, sie können troffenen technischen und organisatori- sich Interviewpartner aus der Wissen- schen Maßnahmen auswählen und diese schaft vermitteln lassen oder Pressemit- auch überprüfen (z. B. vor Ort durch in Tagung, Beruf, Informationsdienst, teilungen bereits vor Ablauf der Sperr- Augenscheinnahme und technische Prü- Inhaltliche Erschließung, Rechtsfra­ frist erhalten, um ihre aktuelle Bericht- fung). Diese Forderungen sind bei gro- gen, Oberhofer Kolloquium 2011 erstattung vorzubreiten. Patrick Birther ßen, häufig mit Sitz im Ausland betrie- nachrichten APE 2012 – aus Bibliotheken, von der Europäischen Qualität und Sicherheit von Daten, die DGI-Mitglieder erhalten Rabatt Kommission. Es geht inzwischen um viel Rolle der ‚Registry Agencies‘, mobile Ver- mehr als „‚publishing‘“: wissenschaftli- breitung von Inhalten, Standardisierung, che Kommunikation, die Rolle der (Fach-) Zugang zur Information, Nutzungsrechte, Die siebte APE-Konferenz mit dem Titel Information in Wissenschaft und Gesell- Lizenzmodelle, Erfahrungsaustausch Eu- „Semantic Web, Data & Publishing“ bie- schaft, das Internet der Dinge und das In- ropa ‑ China. tet am 24. und 25. Januar 2012 in der ternet der Dienste, die Messung wissen- Mitglieder der DGI sparen bei der An- Akademie der Wissenschaften am Gen- schaftlicher Aktivitäten, Innovation in der meldung zur APE 2012 für die Hauptkon- darmenmarkt in Berlin ein inhaltsreiches Forschung, neue Formate, neue Techno- ferenz 25 Prozent. Auf Anfrage gibt es Programm mit hochkarätigen Referen- logien, die Zukunft oder das Ende vom Spezialpreise: Academic Rates, Student ten aus der Wissenschaft, aus Verlagen, Semantic Web, Linked Open Data, die Rates, Group Rates.

62(2011)8, 393-397 397 Buchbesprechungen Breite, dieder AutorinAngriffnimmt, Berücksichtigt mandieinhaltliche fündig werden. IR interessierteLeserwirdhier abernicht stärker andentechnischenAspektendes stellungsniveau für eine Einführung. Der versteht. Dasistsicher das richtigeDar- zipien derbehandeltenFachgebiete erläutert, dassderLeserwichtigePrin- gerade sovieletechnischeHintergründe dhury meisteineDarstellungsweise,die Bei seinenAusführungenverfolgtChow- dürfte. onen vonStudierendenbegleitethaben zeichnen, derbereitseinigeGenerati- Recht schon als Klassiker des IR zu be Mal erschienenunddeshalbmiteinigem ten Male. Der Titel ist 1999 zum ersten ten AuflageseinesWerkszumwiederhol- bei FacetPublishingerschienenen,drit- diesen Herausforderungenmitder2010 of Technology inSydney und stellt sich Wissensmanagement anderUniversity hury, istProfessorfürInformations-und information retrieval“,Dr.G.G.Chowd- Der Autor der „Introduction to modern peilte Zielgruppezuwählen. den Zweck der Einführung und die ange- auch dasrichtigeDarstellungsniveaufür Umfangs zuproduzieren.Schließlichist zu bleiben,nocheinenWälzerbiblischen derung, weder zu sehr an der Oberfläche Darstellungstiefe stelltvordieHerausfor- grenzung desStoffes.AuchdieWahlder die Herausforderung derrichtigen Ab- aufträge zumThemadurchundkennt Rezension führtselbst seit Jahren Lehr- ist unzweifelhafthoch.DerAutordieser Retrieval(IR) alsLehrbuchzukonzipieren, fassendes FachgebietwieInformation Der Anspruch, eine Einführung in ein um Introduction tomoderninformationretrieval 398 Gobinda G.Chowdhury–3 978-1-85604-694-7. £44.95 don: FacetPublishing,2010.‑528S.ISBN: Zum Inhalt zur thematischenÜberbreite Klassiker mitTendenz rd . edition.Lon- - - des die Erwähnung verbreiteter Ansätze wie trategien. Das Kapitel hätte z.B. durch kündigt, dieDarstellungvonRetrievals- doch nicht,wieinderEinführungange- gige Darstellung des Suchprozesses, je- zwar eine gelungene, systemunabhän Kapitel 9(Searchingandretrieval)bietet len. Anwendungen vonIR-Systemendarstel- definiert, dieeigentlichunterschiedliche „kinds ofinformationretrievalsystems“ Web-Suchmaschinen vereinfachendals webbasierte Informationsservicesund line-Datenbanken, digitale Bibliotheken, information retrievalsystems)OPAC,On- wenn erinKapitel 1 (Basic conceptsof rende TypologienvonIR-Sytemennicht, So berücksichtigtderAutorz.B.existie- tigt werdensollten. den, dieinspäterenAuflagenberücksich- jedoch aucheinigeDesiderate Bei genauererLektüredesBandessind gen. IR zuliefern,deshalbsichernichtüberzo- erhobenen Anspruch,eineEinführungin breite“ führt. DasAttribut„thematischeÜber- gewählt ist,daerdenLeserindieIrre gen, ob der Titel des Buches glücklich vermittlung. Esistdeshalbzuhinterfra- einem Kompendium der Informations in seinerBreiteüberweiteStreckeneher wahrhaft beeindruckend,entsprichtaber Der thematischeUmfangdesBandesist chen Suchverhaltenszusammenfasst. einige verbreiteteModelledesmenschli- information retrieval),dasinallerKürze für Kapitel 11 (User-centered models of weit hergeholt.Ähnlichesgiltebenfalls Werk überInformationRetrievaletwas gie undNutzerforschungwirktineinem angebotene EinführunginNutzertypolo- Kapitel 10(Usersofinformationretrieval) tracting (Kapitel8)umfassen.Auchdiein Verschlagwortung (Kapitel5)undAbs- gisierung (Kapitel4),Klassifikationund liografische Formate(Kapitel3),Katalo- sich, sondernauchRandgebietewiebib- Fachgebiet„Information Retrieval“an men, dienichtnurdasimTitelgenannte er einsehrweitesSpektrum anThe - Seiten wenig.In23Kapitelnentfaltet verwundert der stolze Umfang von 508 Indexierung ausgebaut,Kapitel 17(hy- tion) dieAbschnittezurautomatischen 6 (Automaticindexingandfile organiza- und erweitert.Sowurdenz. B.inKapitel hat der Autor einige Kapitel aktualisiert für diehiervorliegendedritteAuflage über bereitsmehralseineDekade.Auch sichtlich die Zur GrundideedesBandesgehörtoffen- und desVektorraum-Modells. valmodelle wiez.B.desprobabilistischen eine guteDarstellungalternativerRetrie- werden können.Dennochgefälltesdurch zentrale InhaltedesIRvervollständigt Citation Pearl Growing Approaches cessive Fractions Approaches oder des Block Building Approaches, des ist imVergleichmitdemTitel Fortschreibung der Inhalte anzumel- Suc- um um - -

Veranschaulichung profitieren. schnitte könntennochvonBeispielenzur nen Themen. Besonders diese neuen Ab- Tiefe ausalsdiebereitslängervorhande- andere sprachliche Reifeund inhaltliche zeichnen sichmeistdeutlichdurcheine in derEinführungerkennbar,dennsie recht zuverlässigauchohneErwähnung Die neu hinzugekommenen Texte sind rung angelegt. Grundlage zurautomatischenKlassifizie- die AusführungenzumClusteringals entsteht. Rechtrudimentärsinddagegen nis für die Suche in indexierten Dateien darzustellen, sodasseinGrundverständ- auch fürNichttechnikergutverständlich gelingt ihm, die komplexen Sachverhalte zur BestimmungvonTermgewichten).Es figkeitstheorie und Saltons Grundlagen text-Indexierung (z.B.LuhnsWorthäu- dhury grundlegendeKonzeptederVoll- organization) vor.HierdiskutiertChow- in Kapitel6(Automaticindexingandfile glückliche Selbstbeschränkungliegtauch Ein weiteresBeispielfüreinenichtganz werden müssen. sierung ebenfallsangemessenausgebaut weise hätteesallerdingsmitderAktuali- Ende des Bandes hinzugefügt. Sinnvoller werter WeiseeinThemenregisteram Chowdhury hat seinem Band dankens- Aktualisierungschance verschenkt. sprochen. Auchhierwurdeleidereine sammenfassung desKapitelskurzange- nen haben,werdenlediglichinderZu- die mit dem Web an Bedeutung gewon- entsprechenden Beschreibungssprachen, rustheorie an. Doch Ontologien und die mengefasste ÜbersichtüberdieThesau- Kapitel 7bieteteineknappe,gutzusam- vollziehen. einiges anaktuellerForschungnachzu- Hier gäbeeswenigstensexemplarisch keine aktuelle Literatur nachgewiesen. Experten hinzugefügt,dochhaterdazu tellektuellen Verschlagwortungdurch nomies undderenUnterschiedezurin- auch neuereThemenwiez.B.Folkso- Dem vorliegendenBandhatChowdhury sem Gebiet. über die aktuellen Entwicklungen in die- aber nichtunbedingteinenÜberblick verständnis vonKlassifikationen,schafft legen. DasreichtzwarzueinemGrund- auf diebibliothekarischeAnwendung auch dieBeispiele klar denSchwerpunkt der besprochenenKlassifikationenund jedoch einschränken,dassdieAuswahl fikationssysteme hinzugefügt.Manmuss über gebräuchlicheundklassischeKlassi- representation) einrechtguterÜberblick wurde imKapitel5(Subjectanalysisand Weges stecken geblieben zu sein. So tualisierung An verschiedenenStellenscheintdieAk- weitert. val) wurdestarküberarbeitetetunder- auch Kapitel18(Webinformationretrie- Abschnitt zuXML-Retrievalergänztund pertext andmarkuplanguages)umeinen 62(2011)8, 398-400 jedoch aufdreiVierteldes - Buchbesprechungen

Trotz insgesamt kenntnisreicher Dar- Auch genügend stellung enthüllt Chowdhurys Textbuch Beispiele und Ab- einige konzeptionelle Schwächen, was bildungen wären, bei einem solchen, evolutionär gewach- richtig eingesetzt, senen Titel zwar nicht zu außergewöhn- ein Mittel zur bes- licher Verwunderung Anlass gibt. Wün- seren Vermittlung schenswert wäre aber z. B., dass zentrale des oft komplexen Themen des IR etwas stärker gewichtet Stoffes und würden würden als Randthemen. In Kapitel 2 den Text etwas auf- (Database technology) wird z. B. das für lockern. Immerhin das Verständnis des Retrievals zentrale wurden in der aktu- Thema der Datenbanktechnologie auf ellen Auflage einige sehr knappen zwölf Seiten abgehandelt. neue Beispiele auf- Gleichzeitig enthält das Kapitel aber Ab- genommen, die aber schnitte, die nun wirklich nicht zu diesem vielfach noch etwas Thema gehören. So findet sich hier z. B. solitär zwischen ein Abschnitt zu Fragen der Datenbank- den Textabschnit- Typologie (hier als die Unterscheidung ten stehen. Wün- von bibliografischen, numerischen, Voll- schenswert wäre text- und weiteren Datenbanktypen ver- hier die durchgän- standen). gige Besprechung An verschiedenen Stellen des Buches und Erläuterung irritieren den Leser zudem eine unver- der Beispiele im ständliche Anordnung der Inhalte und Text. Damit würde thematische Ungleichgewichte. So be- der vorgelegte Titel handelt der Autor in Kapitel 13 (Evalua- eher den Anforde- tion of information retrieval systems) z. B. rungen an ein Lehr- auf recht dichten zwölf Seiten Evaluie- buch gerecht. rungsansätze für IR-Systeme, ohne dabei Es ist zu vermuten, die bekannten Retrievaltests mit stan- dass der Titel im Verlauf von Jah- dardisierten Textkorpora anzusprechen. ren aus einem oder Diese werden dann in Kapitel 14 (Evalu- mehreren Textskrip- ation experiments) nachgeschoben und ten für Lehrveran- nehmen dort immerhin 27 Seiten in An- staltungen entstan- spruch. Es wird dabei nicht klar, weshalb den ist und manches zwei Themen, die direkt miteinander im Buch Vermisste ursprünglich im Rah- ungeeignet, denn für diese ist ein großer zusammen hängen, auf zwei getrennte men der dazu gehörenden Lehrveranstal- Teil des Buches nicht ausreichend ver- Hauptkapitel verteilt sein müssen, die tungen geliefert wurde. ständlich. dazu vom Umfang her so unterschiedlich Bedauerlicherweise fallen an verschiede- In die Irre führt den unbedarften Leser gewichtet sind. Ein ähnliches Phäno- nen Stellen auch Schwächen in der bild- auf jeden Fall der im Titel postulierte men fällt in Kapitel 19 (Natural language lichen Darstellung auf. So widmet sich Anspruch, eine Einführung in Informa- processing and information retrieval; 23 Kapitel 12 (User interfaces) z. B. einem tion Retrieval zu leisten. Gegenüber dem Seiten) und Kapitel 20 (Natural language Framework zur Erstellung und Evaluie- Leser wäre es ehrlicher, den Titel des processing applications in information re- rung von Benutzeroberflächen und erläu- Buches entsprechend thematisch zu er- trieval; 13 Seiten) auf. tert einige grundlegende Visualisierungs- weitern, oder aber sich tatsächlich auf Mit Blick auf Studierende ohne Vorkennt- techniken, die dafür genutzt werden. das angegebene Gebiet zu konzentrieren. nisse wäre generell auch eine noch bes- Hier hat der Autor zwar an Beispiele in Eine solche Verschlankung um nicht ei- sere didaktische Aufbereitung des Stoffes Form von Screenshots gedacht, die aber gentlich für das Verständnis der IR-Kon- wünschenswert. Der Autor schließt er- teilweise so klein und unscharf darge- zepte notwendige Materialien täte dem freulicher Weise die meisten Kapitel mit stellt sind, dass deren Nutzwert recht Titel sicher sehr gut und würde auch einem Abschnitt „Discussion“ ab, in dem fraglich ist. dessen weitere Verbreitung außerhalb er den behandelten Stoff kurz zusammen- des Informationswesens ermöglichen. fasst. Am Ende jedes Kapitels sind auch Die für die aktuelle Auflage durchge- weiterführende Literaturstellen angege- Zusammenfassung führte Aktualisierung und Erweiterung ben, die Interessierten die Möglichkeit bleibt leider an verschiedenen Stellen zur Vertiefung des Stoffes geben. An der faktisch gegebenen Positionie- etwas an der Oberfläche. Man muss des- Das ist ein guter erster Ansatz, aber ein rung als Textbuch für Information Ret- halb konstatieren, dass die Stärke des Lehrbuch sollte noch einen Schritt weiter rieval, einigen Themenfeldern der Infor- Bandes eher in der thematischen Breite gehen und auch Hilfestellungen zur Erar- mationsvermittlung und des Bibliotheks- liegt, als darin, wirklich einen erschöp- beitung des Stoffes anbieten. Hier wären wesens ist zwar grundsätzlich nichts fenden Einblick in das Information Retrie- z. B. Kontrollfragen oder Übungsteile hilf- auszusetzen. Leider führt aber die Viel- val zu geben. reich, die zur Repetition und Anwendung zahl der behandelten Themen dazu, dass Für eine grundlegende Einführung in des Stoffes einladen. So könnte der Autor trotz des Umfangs von gut 500 Seiten IR lässt Chowdhury zwar inhaltlich nur auch die Einführungen zu den einzelnen manche für das IR wichtige Themen nur wenig vermissen, doch die Kohärenz der Kapiteln konsequenter nutzen, um den sehr knapp abgehandelt wurden. Darstellung und die didaktische Aufbe- Zusammenhang des aktuellen Kapitels Diese thematische Überbreite macht den reitung des Stoffes sind auf jeden Fall mit dem Thema seines Buches und auch Band leider als generelle Einführung für ausbaufähig, um den Ansprüchen an ein zwischen den einzelnen Kapiteln herzu- Leser ohne fachlichen Hintergrund in In- Lehrbuch gerecht werden zu können, das stellen. formations- oder Bibliothekswissenschaft auch im Selbststudium durchgearbeitet

62(2011)8, 398-400 399 Buchbesprechungen

werden kann. Diese Schwäche ist aller- neue Kapitel ergänzt und inhaltlich deut- ein Desiderat für den nächsten Gesamt- dings auch der Informationswissenschaft lich differenziert präsentiert sich der überblick. selbst anzulasten, die (im Gegensatz vorliegende Band. Die neu aufgenomme- Neben der gewohnt hohen Informations­ etwa zur Informatik) bisher keine allge- nen Themen entsprechen den Schwer- dichte gelingt es den Autoren, bis zur mein anerkannte Fachdidaktik hervor ge- punkten der neueren bibliothekarischen Drucklegung einen denkbar hohen Ak- bracht hat. Fachdiskussion: ob Bibliothekspolitik, tualisierungsgrad zu erzielen und die Trotz der besprochenen Desiderate ist Lobbyarbeit bzw. Bibliotheksmarketing, Ergebnisse des 100. Deutschen Biblio- der Titel bereits jetzt eine empfehlens- Kooperationen bei der Massendigitali- thekartags in Berlin mit einfließen zu werte Ergänzung zu Vorlesungen in den sierung und innerhalb der Open Access- lassen. Auch zum in den vergangenen behandelten Gebieten, wenn man einen Bewegung, ob zunehmende Virtualisie- Jahren umbruchsintensiven Bereich der fachlichen Hintergrund in Bibliotheks- rung des wissenschaftlichen Lehrens und bibliothekarischen Ausbildung ist im vor- oder Informationswissenschaft voraus- Lernens – der Dreiklang aus Konvergenz, liegenden Band der aktuelle Sachstand, setzt. Vernetzung und Kooperation dominiert genau auf den Punkt gebracht, zu finden. Andreas R. Brellochs, Kantonalbank Zürich die Darstellung der aktuellen Situation Entsprechend bringt die Neuauflage rund [email protected] deutscher Bibliotheken, öffentlicher wie 50 Seiten mehr an Umfang mit, während auch wissenschaftlicher Einrichtungen. gleichzeitig sorgfältig ausgewählte Pas- Der in der ersten Auflage prominente sagen herausgenommen wurden, die Kerngedanke – die Bibliothek als Institu- im Laufe der Zeit an Relevanz verloren tion professionellen Informationsmanage- haben. Dies ist besonders in den Kapi- ments – wird auf diese Weise in der nun teln zu Normen und Standards zu beob- Bibliotheken und Informationsgesellschaft in vorliegenden zweiten Auflage entschei- achten. Der Sachregister wurde entspre- dend erweitert. Das Autorenteam legt chend um eine Seite aufgestockt und bie- Deutschland. Eine Einführung das Gewicht mehr noch als zuvor auf die tet durch die Aufnahme neuer Stichworte Engelbert Plassmann, Hermann Rösch, Jür- Notwendigkeit und die Ausgestaltung im Vergleich zur ersten Auflage einen gen Seefeldt, Konrad Umlauf – 2., gründlich bibliothekarischer Dienstleistungen. Als noch gezielteren Zugriff zu den wichtigs- überarbeitete und erweiterte Auflage. Har- Leitmotiv des Buchs spiegelt dies – mehr ten Neuentwicklungen. rassowitz, Wiesbaden, 2011. – XII, 388 Seiten. noch als die deskriptive Dokumentation In seiner Grundstruktur gleich geblie- ISBN 978-3-447-06474-3, 34,80 EUR innovativer Projekte im Bibliothekswesen ben, betrachtet das Werk Bibliotheken – den Wandel im bibliothekarischen Be- und ihr Umfeld einerseits von Außen aus rufsbild und Selbstverständnis wider. bewährt übergeordnet-historischer Per- Die jeden größeren Themenkomplex ab- spektive, andererseits gestaltet sich die schließenden Ausblicke blieben im Ver- Innenperspektive so stark fachbezogen, gleich zur ersten Auflage hingegen fast dass es interessierten Laien erschwert Engelbert Plassmann, Hermann Rösch, Jürgen Seefeldt und Konrad Umlauf unverändert. Keine Ausnahme bildet wird, sich einen kursorischen Überblick Bibliotheken da auch das Thema bibliothekarischer über Bibliotheken in der heutigen Infor- und Informationsgesellschaft in Deutschland Dienstleistungen. Zwar steht dieses mationsgesellschaft zu verschaffen. Nach

Eine Einführung stark im Fokus der zweiten Auflage, im wie vor besteht jedoch die große Stärke

2., gründlich überarbeitete und erweiterte Aufl age Kontext der „Informationskultur der Zu- dieser Einführung darin, die Kernziel- kunft“ (S. 61) beziehen sich die Autoren gruppe von fachlichem Nachwuchs, bran- jedoch hauptsächlich auf klassische be- chenaffinen Interessierten und Berufsein- stands- und auskunftsorientierte Servi- steigern aus der historischen Perspektive ces. Eine kleine Ergänzung, die neuen zum heutigen Status Quo zu führen und Harrassowitz Entwicklungen im wissenschaftlichen dadurch zu befähigen, sich selbst bzw. Publikationsbetrieb geschuldet ist, wid- die eigene Berufsauffassung innerhalb Das bereits in seiner ersten Auflage von met sich Verlagsfunktionen im Bereich komplexer Strukturen zu posititionieren 2006 hervorragend besprochene einfüh- des wissenschaftlichen Bibliothekswe- und künftige Trends und Erfordernisse rende Lehr- und Standardwerk zu den sens. Wer bei Erscheinen der Erstauflage abzuleiten. Strukturen des deutschen Bibliotheks­ eine Behandlung der „Bibliothek als Ort“ Cordula Nötzelmann, M.A., M.A.L.I.S. wesens legt das Autorenteam nun im vermisste, wird feststellen, dass die hie- Leitung Dezentrales Bibliothekssystem, Juni 2011 in seiner zweiten Auflage vor. rum geführte Fachdiskussion auch in der Stadtbibliothek Köln Die vorliegende Einführung hat sich zur zweiten Auflage nur eine randständige Aufgabe gemacht, Theorie und Praxis Rolle spielt. Sicherlich hätte der Gesamt- miteinander zu verbinden mit dem Ziel, komplex „Bibliotheksbau und ‑ausstat- einmal mehr in sachlicher Weise auf dro- tung“ den Rahmen einer als Einführung hende Marginalisierungstendenzen im gedachten Veröffentlichung gesprengt. Bibliotheksbereich hinzuweisen. Dieser Dass der Aspekt Bibliotheksbau im Ka- Herausforderung begegnen Bibliothe- pitel „Normen und Standards“ kurz ab- ken aller Sparten aus Sicht der Autoren gearbeitet wird, liegt zwar thematisch am besten durch eine Kombination aus nahe, greift heute aber gewiss zu kurz theoretischer wie auch praktischer Aus- und vernachlässigt die fortgeschrittene einandersetzung mit ständig dynamisch Entwicklung von Raumkonzepten und voranschreitenden Entwicklungen der Dienstleistungen, die sich mit dem Ort Branche. Bibliothek in Zeiten befassen, in denen Die zweite Auflage trägt dem Umstand weite Teile bibliothekarischer Bestände in präziser Weise Rechnung, dass sich über Online-Kanäle zugänglich sind. in den letzten Jahren – beispielsweise Die theoretische wie auch praktische in den Bereichen der datenträgerlosen Betrachtung der Problematik, Nutzern Informationsbeschaffung, -vermittlung durch das Aufsuchen des Ortes Biblio- und -bewahrung – enorme Änderungen thek einen Mehrwert zu bieten, bleibt so vollzogen haben. Um insgesamt acht

400 62(2011)8, 398-400 Informationen - - 401 ware­ veranstaltungen für veranstaltungen für Neue Funktionen und wo findet sich was? tools, die Firma it einfach aus Freiburg, Freiburg, aus einfach it Firma die tools, zu vergeben. also in Joomla würde Die neue Website Zusatz- entstehen und unterschiedliche der bisherigen funktionen gegenüber werden würde, bieten. Da es schwierig jedoch auch nicht alle Inhalte zu sichten, migriert werden alle Inhalte unbesehen klar, schnell war konnten, und sollten erstellt dass eine neue Einstiegsseite werden sollte.und diese dann ausgebaut bestehenden aber Um die hochwertigen, - teilweise überholten Inhalte nicht ver - schwinden zu lassen, wurde beschlos - sen, die alte Website weiterhin zugäng lich zu lassen und in der Übergangszeit während der Migration auch auf diese zu verlinken. Dies erschien als akzeptabler Kompromiss. Angebote eingeholt. Da finanzielle und und eingeholt. Da finanzielle Angebote waren, Kapazitäten begrenzt personelle an den den Auftrag wurde beschlossen reinen Free­ einzigen Anbieter eines Neue Funktionen wie einen Terminkalen- einen wie Funktionen Neue für den Ver- einen Shop RSS-Feeds, der, - kauf der DGI-Publikationen, eine überar beitet Informationbroker-Liste und Social - Media-Inhalte standen auf der Wunsch - liste. Weitere Überlegungen zu Naviga tion und Gestaltung wurden notwendig. Die neue Struktur der Website teilt sich folgendermaßen auf: - DGI: Unter der Rubrik „DGI“, gekenn grü- DGI-farbenen einen durch zeichnet Mit uns, „Über Sie finden Reiter, nen gliedschaft, Aktuelles, Newsletter, Ter- mine, Stellenangebote, Partner, Presse“ Fach die über alles also „Kontakt“, und - Mit zu Informationen DGI, gesellschaft gliedschaft, Mitgliedervorteilen und An- auch zukünftig hier ist, Geplant geboten. einzustellen Mitgliederverzeichnis das sowie ein Willkommensgruß für neue „Aktuel- Menüpunkte Für die Mitglieder. les, Newsletter, Presse und Stellenange- bote“ können Sie RSS-Feeds abonnieren und erhalten so eine Nachricht, sobald neue Eintragungen vorliegen. Auch wer- Twit- aktuelle Einstiegsseite der auf den ter-Nachrichten angezeigt. Das Besondere am Terminkalender: die aufgenommenen Termine sind in denen nach unterteilt, Kategorien drei DGI- für DGI können. selektieren Sie Eigenveranstaltungen und Veranstal- tungen von Fach-, Regionalgruppen und Arbeitskreisen, die der DGI angegliedert sind, DGI-Partner­ - - Neuer Webauftritt der DGI mit Anbindung an Social Networks an Social DGI mit Anbindung der Neuer Webauftritt Schritt für Schritt zum neuen Design plexe Konzepte und Anregungen, unter unter und Anregungen, plexe Konzepte im Teilprojekt „Leistungen anderem Dabei wurden der DGI“ für die Website. Webauftritts als der große Umfang des und auch die Über- kritisch angesehen – wie also sollte sichtlichkeit bemängelt „gut für Profis und der Spagat zwischen Erstinteressenten“ für Anlaufstelle erste Im Projekt entstan- gemeistert werden? inhaltlichen Neu- den erste Ideen zur farblichen Gestal- strukturierung und zur aufgegriffen werdentung, welche später sollten. versprachen einen Welche Funktionen Der zeitgemäß? waren und Mehrwert eine hierzu beschloss, DGI-Vorstand - Masterarbeit an die Hochschule der Me dien Stuttgart zu vergeben, aus der als - Ergebnis ein Konzept für eine überarbei tete Navigation und ein Layoutentwurf für eine neue Website zu erstellen waren. - einfa sollte insgesamt Webpräsenz Die cher und übersichtlicher werden, auch sollte eine dezente farbliche Gestaltung - die Seiten auflockern und die Orientie rung vereinfachen. Wo also anfangen? Wer konnte die Fülle an Informationen Inhalte welche und strukturieren neu sollten übernommen werden, welche konnten entfallen? Gemeinsam mit dem - Vorstand und der Geschäftsstelle wur den Basisanforderungen aufgestellt und Frau Annika Hager, zu diesem Zeitpunkt Infor und Bibliotheks- Masterstudentin mationsmanagement an der Hochschule Hochschule der an mationsmanagement der Medien Stuttgart, entwarf ein darauf basierendes Konzept. Mit Unterstützung der Firma Makrolog Mit Unterstützung der Firma Makrolog aus Wiesbaden, die als Sponsor fun- Seite DGI- zunächst die gierte, wurde Seite die später und 2010 Konferenz DGI-Praxistage 2011 in Anlehnung an das Konzept der Masterarbeit program- miert. Dies bot eine ideale Möglichkeit, testenAkzeptanz zu auf neuen Ideen die und sich mit einem anderen CMS zu ver- suchen. Dank professioneller Unterstüt- Ma- Firma der Mitarbeiter die durch zung krolog konnten die Mitarbeiterinnen in der Geschäftsstelle viel lernen und letzt- endlich fast eigenständig die neuen Ver- was für einebetreuen, anstaltungsseiten schnelle Aktualisierung notwendig war. Erfahrun positiven ersten diesen Nach ein Vorstand, sich der gen entschloss Freeware-CMS einzusetzen, das nach der Ersteinrichtung auch unabhängig von IT- Dienstleistern oder Agenturen die Pflege der Beschäftigten Website durch die der wurde Es ermöglichte. Geschäftsstelle ein Pflichtenheft erstellt und mehrere - - 62(2011)8, 401-403 Erste Ideen Erste Ideen wurden während des auf der vorge- 2009 DGI-Mitgliederversammlung stellten Projekts „DGI Imagekampagne“ der Hochschule der Medien Stuttgart unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Wolf- gang Ratzek (IWP 6-7/2009, S. 398) ent- wickelt. Vier Stundentengruppen erarbei- teten für unterschiedliche Themenkom- Zum 12. Oktober 2011 wurde die neue die neue 2011 wurde Zum 12. Oktober mit DGI online geschaltet, Website der Struktur und neuenneuem Design, neuer Funktionen. wieder die An- Seit 2009 wurden immer bezüglich derregungen und Kritikpunkte und Inhalte Die diskutiert. DGI-Website waren Seite bestehenden der Strukturen qualitativ und durchdacht gut, sehr zwar war vielenhochwertig. Die Einstiegsseite Für die Re- jedoch zu unübersichtlich. gravierend, dass daktion war besonders konnte werden gepflegt selbst nicht sie im Kopf und die aktuellen Informationen einge- der Seite nur vom Systembetreuer tragen werden konnten. Darüberhinaus um so insgesamt Webpräsenz die war - fangreich, dass sie mit den geringen Res sourcen der Geschäftsstelle nicht in der erforderlichen Qualität zu pflegen war. beste die für Auftragsvergabe der Bei hende Website war großer Wert darauf abge- fein sehr ein dass worden, gelegt stuftes Management von Schreib- und Leseberechtigungen ermöglicht wurde, - damit bis auf jede einzelne Seite Redak tionsrechte an DGI-Mitglieder, die sich bereit erklärt hätten, bei der Pflege der vergeben hätten mitzuwirken, Website - werden können. Leider blieb die Reso weit hinter den nanz auf dieses Angebot Shoplösung Eine zurück. Erwartungen mit Bezahlfunktion für den Verkauf von Publikationen wurde seinerzeit bewusst Anzahl die sich weil implementiert, nicht der Bestellungen in einer Größenordnung bewegte, die es nicht sicher erscheinen ließ, dass sich die Shoplösung auszahlt. - Ein weiterer, zum Zeitpunkt der Ent wicklung des bisherigen Webauftritts noch nicht bedachter, Themenkomplex waren die Entwicklungen im Bereich So- der Aktivitäten keine gab Es Media. cial Plattformen bestehenden den auf DGI und daher auch keine wechselseitigen Verknüpfungen mit der Website. Der Trend, dass das Nutzerverhalten sich in den letzten Jahren immer weiter weg vom Abruf einzelner Informationen von Kom- und Diskussionen zu hin Websites Social der Anwendungen in munikation Networks entwickelt hatte, wurde jedoch durchaus wahrgenommen. Informationen

Gemeinschaftsveranstaltungen und Ver- Arbeitskreisinformationen­ auf einmal in tage (8.-9.11.2012) und das Oberhofer anstaltungen von Mitgliedern oder von der neuen Version frei geschaltet. Bis Kolloquium unterstützt vom Arbeitskreis regionalen Arbeitskreisen, die sich als dahin besteht eine Umleitung auf die Information Magdeburg finden Sie unter Partner verstehen. In der dritten Katego- alte Website, die in der Übergangszeit Veranstaltungen. Jeweils eine Kurzbe- rie finden „Andere Veranstalter“ ihren auch noch gepflegt wird. Als ergänzende schreibung und Weiterführendes zu an- Platz mit Terminen, die grundsätzlich in- Berichterstattung­ zur Arbeit innerhalb stehenden Konferenzen und Tagungen teressant sind, wie z. B. die Frankfurter der Gruppen werden hier zukünftig die wie auch Anmeldeunterlagen und Spon- Buchmesse. jeweiligen Kurzberichte, die jedes Jahr soreninformationen sind hier hinterlegt. Sie sind herzlich eingeladen, der Ge- für den Jahresbericht der DGI angefer- Ebenso finden sich hier Partnerveranstal- schäftsstelle für Sie interessante Termine tigt werden, zu finden sein. tungen, Angebote zu Fort- und Weiterbil- mitzuteilen, so dass wir diese aufnehmen Unter Publikationen finden Sie einige dungen und der direkte Zugriff auf unse- können. Veranstalten Sie selbst ein Semi- allgemeine Informationen zu den von ren Terminkalender. nar oder etwas Ähnliches? Als DGI-Mit- der DGI herausgegebenen­ Publikatio- glied nehmen wir Ihre Termine gern als nen, wie Tagungsbänden, der IWP und farblich gekennzeichnete Partnerveran- dem Newsletter. In wenigen Wochen soll Meine DGI staltung in den Kalender auf. Sie könnten hier der neue Shop für Sie zur Verfügung z.B. von Ihrer Website auf den DGI-Kalen- stehen und Ihnen das Bestellen von lie- Auf der Seite des Reiters „Meine DGI“ der verlinken, in dem Sie hervorgehoben ferbaren DGI-Publikationen erleichtern. befindet sich der Login zum Mitglieder- aufgeführt sind. Wir möchten mit diesem Die Lieferung selbst wird weiterhin auf bereich, und dort auch weiterhin der Gra- Angebot unseren Mitgliedern und Part- Rechnung erfolgen. tis-Zugang zur Online-Ausgabe der IWP nern auch auf unseren Plattformen mehr Ein sehr großer Themenkomplex findet für Mitglieder der DGI. Sichtbarkeit verleihen und so einen wei- sich unter Qualifizierung. Ziel ist es, Des Weiteren folgt der Login für die In- teren Mehrwert schaffen. hier die überarbeiteten und aktuellen formationbroker-Liste, ein Antragsformu- Informationen zu Berufsbildern, Ausbil- lar für eine Eintragung in diese sowie die dung, Studium, Fort- und Weiterbildung Möglichkeit, sich für die Mailingliste der Wissenschaft & Praxis und Zertifizierungsmöglichkeiten anzu- DGI an- oder abzumelden bieten. Hier finden Sie Informationen zu Fach- An dieser Stelle möchten wir den Mitglie- Die DGI-Informationbroker-Liste wird gruppen, Publikationen und Qualifikati- dern danken, die uns bei der Überarbei- momentan überarbeitet. Die Liste bie- onsangeboten. tung tatkräftig unterstützen und Interes- tet die Möglichkeit, sich mit einem Hin- Die Untergruppierung Fachgruppen ist sierte auffordern, sich anzuschließen. weis auf Dienstleistungen und Fachge- dreifach untergliedert, in echte Fach- Kennen Sie sich auf einem der darge- biete verzeichnen zu lassen. Besucher gruppen, Regionale Arbeitskreise und stellten Gebiete gut aus und sehen auf der Website haben die Möglichkeit, die die Rubrik „DGI in externen Gremien“, den ersten Blick, dass wir Ihre Hilfe be- Liste einzusehen und nach den genann- also Arbeitskreise, in denen die DGI als nötigen könnten, um Aktualisierungen ten Merkmalen zu suchen, auch eine An- Fachgesellschaft aktiv ist. durchzuführen? Bitte sprechen Sie uns zeige nach Bundesländern wird möglich Auch hier ist noch einiges zu tun. So an – wir freuen uns darauf, unsere Au- sein. Bisher ist die Liste nach Postleit- hat der seit April 2011 tätige Beirat in ßendarstellung gemeinsam mit unseren zahlen geordnet. In der neuen Variante seiner letzten Sitzung im November Mitgliedern zu gestalten! liegt zunächst eine alphabetisch vor- aufgerufen, bei der Neugestaltung der sortierte Liste nach dem Firmennamen „eigenen“ Seiten behilflich zu sein. Text­ vor. Die Liste lässt sich aber auch nach aktualisierungen werden momentan Veranstaltungen Hauptdienstleistung oder Fachgebieten gesammelt und es wurden auch einige selektieren. Über einen weiterführenden gestalterische Elemente besprochen. Die DGI-Eigenveranstaltungen wie DGI- Eintrag können vom gelisteten Informa- Sobald diese überarbeitet sind, wer- Jahrestagung, die DGI-Konferenz (22.- tionbroker Zusatzinformationen frei er- den alle Fach-, Regionalgruppen- und 23.3.2012, Düsseldorf), die DGI-Praxis- gänzt werden, anhand denen Interessen-

Abbildung 1: Sponsorenseite der DGI-Konferenz 2012. Abbildung 2 : Die DGI auf Facebook (Stand: 22.11.2011).

402 62(2011)8, 401-403 Informationen

Abbildung 3: Startseite der DGI-Gruppe auf XING (Stand 22.11.2011). Abbildung 4: Profilseite des Twitteraccounts DGIInfo (Stand 22.11.2011). ten sich detaillierter orientieren können. über 330 Mitglieder und steht allen In- teilen Sie mit uns interessante Themen Beim Klick auf den Namen öffnet sich teressierten offen. In zahlreichen Foren oder Erlebnisse: Sie finden uns unter dem ein Kontaktformular über das man dem können die Mitglieder sich über Trends Namen „DGI – Deutsche Gesellschaft für Informationbroker direkt eine Nachricht und Entwicklungen innerhalb des Infor- Informationswissenschaft und Informati- schreiben kann. In der frei über die DGI- mationsmarktes austauschen, Kontakte onspraxis e.V.“ oder gehen Sie den Weg Website zugänglichen Ansicht werden knüpfen, Termine und Jobangebote plat- über unsere Website. nur Angebote von DGI-Mitglieder aufge- zieren sowie Angebote für z.B. vergüns- führt und somit unterstützt. tigte Veranstaltungsteilnahmen erhalten. Twitter Für DGI-Mitglieder bieten wir weiterhin Interessenten sind herzlich eingeladen: Als DGIInfo versenden wir Kurznachrich- einen erweiterten Service, eine identisch https://www.xing.com/net/dgi aufgebaute Liste ergänzt durch weitere Neben der DGI-Gruppe wurde auch eine ten zur #DGI, #DGI2012 für die DGI-Kon- Anbieter, die nicht Mitglieder der Deut- geschlossene Gruppe „DGI-Beirat“ für ferenz im März 2012, leiten Nachrichten sche Gesellschaft für Informationswis- Mitglieder des Beirates gegründet, um anderer weiter und nehmen diese Mel- senschaft und Informationspraxis e.V. die Arbeit der Beteiligten unabhängiger dungen sowohl auf der Website als auch sind. Sobald die Liste überarbeitet und zu gestalten und so die ein- bis zweimal innerhalb der XING-Gruppe auf. Über 200 frei geschaltet ist, werden wir Sie umge- im Jahr stattfindenden Sitzungen zu un- Personen folgen bereits den unregelmä- hend informieren! terstützen. ßig erscheinenden tweets. Gern möchten wir die Kommunikation Social Media Facebook mit und unter den Mitgliedern verstärken Gern möchten wir die Gelegenheit nut- 160 Personen „gefällt“ die Facebook- und ausbauen. Sie sind häufig auf Face- zen, in diesem Beitrag auch Aktuelles zu Seite der DGI, die im Juli 2010 angelegt book, Twitter, Xing oder in Blogs aktiv? unseren Aktivitäten in den Social Media wurde. Hier informieren wir z.B. anhand Dann lassen Sie uns an Ihren Beiträgen, zu berichten. von Schnappschüssen und Kommenta- Hinweisen oder Postings teilhaben oder ren über Veranstaltungen und Aktuelles, schreiben Sie uns einfach eine E-Mail mit wie z.B. das 26. Oberhofer Kolloquium, XING einem Hinweis auf Themen und Termine, Die Gruppe „DGI-Deutsche Gesellschaft welches vom 10. bis 12. November 2011 die Sie interessieren! für Informationswissenschaft und Infor- stattfand. mationspraxis e.V.“ besteht seit August Immer wieder bekunden wir unser „ge- 2009. Im Vorfeld der Online-Tagung 2009 fällt mir“, wenn wir Seiten von Mitglie- Nadja Strein im Rahmen der Frankfurter Buchmesse dern entdecken, und natürlich freuen DGI-Geschäftsstelle entschied der Vorstand, erste Gehversu- auch wir uns über Ihren Zuspruch. Pos- Windmühlstraße 3 che in diesem Netzwerk zu unternehmen. ten Sie auf unserer Pinnwand Einträge 60329 Frankfurt am Main Die Gruppe verzeichnet mittlerweile über Ihre Aktivitäten und Angebote, [email protected]

Wir danken dem Verlag Dinges & Frick GmbH für zehn Jahre gute und flexible Zusammenarbeit für die IWP und wünschen unserer Leserschaft frohe Feiertage und ein glückliches Jahr 2012.

62(2011)8, 401-403 403 Literaturauslese 404 Hubrich, J. Erschließung 2. FormaleErfassungundinhaltliche Sign.: 11UV1124 Forschung /ScientometrieKennwert Normung ISBN 978-1-84334-572-5 Oxford, GB:ChandosPubl.,2010.–XXI,313S. The evaluationofresearchbyscientometricindicators Vinkler, P. Sign.: 11UH1229 Wissenserwerb / Wissen / Qualität / Ausbildungsmethode / ten Informationsverhal- / Management / Lernen ISBN 978-1-84334-587-9 Oxford, GB:ChandosPubl.,2010.–XIII,191S. to learningfromexperience approaches Practical : handbook learned lessons The Milton, N. Sign.: 11UF3254 Bibliothekspolitik / Management / Bestandsaufbau / Bibliothekswesen ISBN 978-1-84334-606-7 (Chandos informationprofessionalseries) Oxford, GB:ChandosPubl.,2010.–XVIII,172S. rary collectionmanagement lib- to approach holistic A : count collection a Making Hibner, H.;Kelly,M. Sign.: 11UA1a290 liothekar /InformationsvermittlerManagement Bib- / Berufsbild / Dienst Elektronischer / theksdienst Biblio- / Entwicklungstendenz / Bibliothekswesen ISBN 978-1-84334-541-1 (Chandos informationprofessionalseries) Oxford, GB:ChandosPubl.,2010.–XIII,111S. libraries of types new of emergence the in identity and image self- institutional of role The : identity and Libraries Hansson, J. Sign.: 11UN3a189 Ontologie tur /Gesellschaft Kul- / Naturwissenschaften / Management / Wissen / Informationstheorie / Informationswissenschaft ISBN 978-1-84334-540-4 Oxford, GB:ChandosPubl.,2008.–XXII,272S. new theoryofmethodologyandontology a to preface A : knowledge post-human of future The Baofu, P. Sign.: 11UN3a190 quelle /ElektronischeMedien Informations- / Informationsmanagement / mung Nor- / Entwicklungstendenz / Qualität / Forschung ISBN 978-1-84334-543-5 (Chandos informationprofessionalseries) Oxford, GB:ChandosPubl.,2010.–IX,121S. new methodsofevaluation and Traditional : research of assessment critical The Bailin, A.;Grafstein,A. 1. Allgemeines [email protected] Tel. 03315802230,Fax29, Pappelallee 8-9,14469Potsdam, Informationswissen­ für Informations­­zent­rum Fachhochschule Potsdam betisch sortiert. ordnet undinnerhalbderKategorienalpha­ sind ge­ Präsenzbestände handelt.DieMonografien aus­ Bü for­ Elke StellevomInforma­ bis September 2011 zusammengestellt von Monographien-Zugänge derMonateJuli ­cher können unter Angabe derSignatur ma­ ge­ liehen werden, sofern es sich nicht um liehen werden,sofernessichnichtum tionswissenschaft und-praxis.Die ­ ­ mäß derKategorieninInfodataange­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ schaft und -praxis, schaft und-praxis, ­ ­ ­ ­ ­ tions­ ­ zentrum fürIn­

­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­

­ ­ ­

Sign.: 11UN3a192 Taxonomie; Ontologie Benutzerpartizipation / Personal / Benutzung / Thesaurus / onsmethode Klassifikati- / Katalogisierung / Normung / daten Meta- / Datenstruktur / Management / Wissen / Informationswissenschaft / Informationstheorie ISBN 978-1-55570-699-9 New York,NY,US:Neal-Schuman,2010.–XXI,249S. nomies, ontologies,andotherschemas taxo- Exploring : knowledge organizing for Structures Abbas, J. dungen 5. InformationssystemeundAnwen- Sign.: 11UG1365 Kommunikation / Planung / Entscheidungshilfe / Effektivität / ment Bibliotheksorganisation /BibliotheksdienstManage- ISBN 978-1-84334-578-7 (Chandos informationprofessionalseries) Oxford, GB:ChandosPubl.,2010.–XVII,139S. self-understanding and theory management general studies, case grating Inte- : libraries of management effective and Practical Moniz, R.J. Sign.: 11UG1366 / Benutzerbedarf Bibliotheksdienst/ Management / Qualität / schung For- / Bibliotheksorganisation / Bibliothekswesen ISBN 978-1-84334-644-9 (Chandos informationprofessionalseries) Oxford, GB:ChandosPubl.,2011.–XV,192S. Qualitative researchandthemodernlibrary Goodman, V.D. 4. Informationsmanagement Sign.: 11UN6150 Weiterbildung / Dienst Elektronischer / Bibliotheksdienst / dung Ausbil- / Leihverkehr / Bibliothek Öffentliche ISBN 978-1-84334-388-2 (Chandos informationprofessionalseries) Oxford, GB:ChandosPubl.,2010.–XVIII,198S. tension ofpubliclibraries ex- and development The : learning to lending From O‘Beirne, R. Sign.: 11UN7a164-2 Folksonomy; Monitoring;sozialeSuche tät /Informationsverhalten Quali- / Rechercheergebnis / Semantik / chestrategie Recher - / Suchmaschine / System Retrieval mation Infor- / Retrieval Information / Dienst Elektronischer ISBN 978-3-89838-651-7 Heidelberg, DE:Akad.Verl.ges.AKA,2011.–VIII,382S. Entwicklungen inderWeb-Suche Neue 2: Band : Internet-Suchmaschinen Handbuch Lewandowski, D.(Hrsg.) Sign.: 11UN7a236 rung /Planung Implementie- / Marketing / Benutzerführung / tung Bewer- / OPAC / Katalogisierung / Bibliothekswesen ISBN 978-1-55570-708-8 (The TechSet.1) S. 138 IX, – 2010. Publ., Neal-Schuman US: NY, York, New Next-gen librarycatalogs Breeding, M. 3. Informationsvermittlung Sign.: 11UN3c172 / RecherchestrategieRelationNotation OPAC / Recherche / Qualität / Bewertung / Ansetzung / Normung / Schlagwort / Erschließung Inhaltliche ISBN 978-3-8364-2503-2 Saarbrücken, DE:VDMVerl.,2007.–104S. Zugl.: MasterarbeitanderFachhochschuleKöln,2005 keiten desNutzensimOPAC Möglich- und Qualität der Sicherstellung zur Aufwand : (SWD) Schlagwortnormdatei der Output und Input ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ Sign.: 11ZC5279 Social network Bewertung / Humanfaktor / Benutzerpartizipation / logsystem Dia- / Kommunikationssystem / nikationssoftware Kommu- / Informationsnetz / Dienst Elektronischer ISBN 978-1-84334-588-6 (Chandos internetseries) Oxford, GB:ChandosPubl.,2010.–VII,142S. social the in digital the Examining : machine the in host The Thomas-Jones, A. Sign.: 11OGE157(2) verhalten /AuswirkungWirkungsforschung Informations- / Computer / Rechnernetz / Benutzung ISBN 978-3-89667-428-9 München, DE:Blessing,2010.–383S. verändert Denken unser Internet das Wie solange? Gehirn mein macht was und ... : ... bin online ich wenn ich, bin Wer Carr, N. 7. Datenkommunikation/NetzeDienste Sign.: 11UI1231 / DigitalInformationsverhaltenBewertung Buch / Publizieren Elektronisches / Recherche / dienst Bibliotheks- / Suchmaschine / Dienst Elektronischer ISBN 978-0-415-48381-0 Abingdon, GB:Routledge,2009.–VI,196S. Googlization oflibraries Miller, W.(Hrsg.);Pellen,R.M.(Hrsg.) 6. DigitaleBibliothek Sign.: 11ZK1286 Humanfaktor / Telekommunikation / Rechnernetz / Stadt / gie Informationstechnolo - / Informationsgesellschaft ISBN 978-1-60566-152-0 – XXXV,470S. 2009. Reference, Science Information US: PA, Hershey, practice andpromiseofthereal-timecity The : informatics urban on research of Handbook Foth, M. 10. AudiovisuelleDV Sign.: 11UE1336 Gesetz /Bewertung / Rechtsfragen / Bibliotheksrecht / Bibliothekswesen ISBN 978-3-88347-278-2 Bad Honnef,DE:Bocku.Herchen,2011.–304S. xis, insbesondereimLandBaden-Württemberg Pra- die für Handbuch Ein Bibliotheksgesetzgebung: Steinhauer, E.W.(Hrsg.);Vonhof,C.(Hrsg.) Sign.: 11UE1266(12) Urheberrecht /Bewertung / Rechtsfragen / Pressewesen / Fernsehen / Rundfunk ISBN 978-3-16-150720-5 Tübingen, DE:MohrSiebeck,2011.–XXXIV,467S. funk undMultimedia Rund- Presse, von Berücksichtigung besonderer unter Medienrechts gesamten des Lehrbuch Medienrecht: Fechner, F. 9. Rechtsfragen Sign.: 11UN3a193 Wissensrepräsentation /Lernen / Dienst Elektronischer / Zusammenarbeit / tionsnetz Informa- / Management / Wissen / Informationsfluß ISBN 978-1-84334-646-3 (Chandos informationprofessionalseries) Oxford, GB:ChandosPubl.,2011.–XXIV,172S. networks of power The : flow knowledge and Technology Trentin, G.(Hrsg.) 8. KünstlicheIntelligenz ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ 62(2011)6-7, 273 ­ ­ 62(2011)8, 404 ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ Jahresregister 2011

Originalbeiträge Griesbaum, J.: s. Pauls, N. 19 Heinrich, A.: s. Maibach, Ch. 213 Bekavac, B.: s. Weinhold, Th 11 Hobohm, H.-Chr.: Auf dem Weg zu den Paradiesen des 237 Beutelspacher, L.: Fördern Web 2.0 und mobile Techno- 377 visuellen Web 3.0. Einführungsvortrag zum zweiten logien das Lernen? Ein Bericht über die ICT 2011 in Potsdamer „I-Science-Tag“ am 22. März 2011 Hongkong Huckstorf, A.; Petras, V.: Mind the lexical gap – EuroVoc 125 - ; Kessler, J.: „Die Zukunft des Lernens“ Bericht über die 127 Building Block of Semantic Web International Conference on Computers in Education 2010 Janssen, E.: Society of Indexers‘ Training in Indexing 375 Busch, D.: Ein XML-basierter Ansatz für Austausch, Spei- 43 Jasiewicz, J.: s. Wittich, A. 167 cherung und Retrieval von bibliographischen Metada- Kaden, B.: Referenz, Netzwerk und Regelkreis. Herausfor- 343 ten im Bereich Planen und Bauen derungen digitaler Kommunikationsumgebungen für Cornelius, P.: Schneemann, R.; Weisel, L.: SUMA Kongress 329 die Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Eine 2011 – eine bemerkenswerte Tagung! Positionierung im Nachgang zu einem Festvortrag für die Jubiläumsveranstaltung des Arbeitskreis Informa- Dornstädter, R.; Finkelmeyer, S.; Shanmuganathan, N.: 95 tion Magdeburg im Oktober 2011 Job-Polarisierung in informationellen Städten Kaiser, R.; Ratzek, W.: Internetnutzung in Freiheit und 63 Dröge, E.; Verbina, J.: ISI 2011 – auf der Suche nach „the 191 Fairness next big thing“. Tagungsbericht zum internationalen Symposium der Informationswissenschaft 2011 in Hil- Kampffmeyer, U.; Wasniewski, A.: MoReq2010 289 desheim Kessler, J.: s. Beutelspacher, L.. 127 - : s. Mainka, A. 123 Khveshchanka, S.; Mainka, A.; Peters, I.: Singapur: Proto- 111 Ehlen, D.: s. Nagelschmidt, M. 301 typ einer informationellen Stadt Eickeler, St.: s. Paal, St. 351 Köhler, K.: s. Weber-Wulff, D. 159 Fingerle, B.: Qualitative Marktforschung als Ideenquelle 295 Kuhlen, R.: Politik gegen die Wissenschaft geht nicht. Er- 359 für neue Services. Erfahrungen aus einer Zielgrup- gebnisse einer Befragung zu Stand und Perspektiven penanalyse der ZBW des Urheberrechts für Bildung und Wissenschaft Finkelmeyer, S.: s. Dornstädter, R. 95 Ludewig, K.; Voigt, M.: Whither the Orphan Works? – Re- 285 port on Some Recent Activities of ENCES Franz, G.: Interlingualer Wissensaustausch in der Wiki- 183 pedia. Warum das Projekt noch kein (Welt-)Erfolg ist Mahrholz, N.: s. Mandl, Th. 29 und von Möglichkeiten, dies zu ändern Maibach, Ch.; Heinrich, A.; Schulz, J.: Fallbasiertes Ler- 213 Geiger, J.; Seubert, K.: Qualitätsbewertung von Online- 315 nen mit CaseTrain. Umsetzung und Einsatz zur Ver- Informationsressourcen mittlung von Informationskompetenz an der Universi- tätsbibliothek Würzburg Geiß, D.: Aus der Praxis der Pateninformation. Die Ent- 53, wicklung der elektronischen Medien und Dienstleis- 385 Mainka, A.; Dröge, E.: SWiF: Wissensaustausch unter 123 tungen bei den Patenbehörden und Internetprovidern Jungakademikern - : Grenzen des gewerblichen Rechtsschutzes. PATINFO 251 - : s. Khveshchanka, S. 111 2011 – 33. Kolloquium der TU Ilmenau über Patentin- Mandl, Th.; Schulz, J.M.; Mahrholz, N.; Werner, K.: Be- 29 formation und gewerblichen Rechtsschutz nutzerforschung anhand von Log-Dateien: Chancen, Gradmann, St.: Maigrüße, Praxistage und Chefredaktion 145 Grenzen und aktuelle Trends der IWP. Editorial - : s. Pauls, N. 19 Graumann, S.: Auf Euro und Cent – Vom Wert und Nut- 342 Mayr, Ph.: Bradfordizing als Re-Ranking-Ansatz in Litera- 3 zen einer Bibliothek turinformationssystemen

62(2011)8, 405-407337 405 XXXXXXJahresregister 2011

Meyer, A.: s. Nagelschmidt, M. 301 - : Informationelle Städte und Informationswissenschaft 65 Mück, L.A.: „Selbstkontrollmechanismen gehören zu den 327 Strein, N.: Neuer Webauftritt der DGI mit Anbindung an 401 Mythen der Wissenschaft, um sich jeder ernsthaften Social Networks externen Kontrolle zu entziehen“. Interview mit Prof. Stuckman, M.: s. Nowag, B. 103 Dr. G. Fröhlich Studienreform an der FH Potsdam 243 Münch, V.: Auf STN kann man jetzt auch mit physikali- 262 schen Größen in Patent-Volltexten suchen Treude, L.: Information, Zeichen, Kompetenz. Fragen an 37 Raphael Capurro zu aktuellen und grundsätzlichen - : eSciDoc Community sorgt für nachhaltige Nutzung der 49 Fragen der Informationswissenschaft Projektergebnisse. Fachleute für eScience-Struktur- entwicklung aus neun Ländern folgten der Einladung Tüür-Fröhlich, T.: Closed vs. Open Access: Szientomet- 173 von MPDL und FIZ Karlsruhe zu den eSciDoc Days rische Untersuchung dreier sozialwissenschaftlicher 2010 nach Kopenhagen Zeitschriften aus der Genderperspektive - : Herz und Hirn für die Deutsche Digitale Bibliothek 355 - : Wie „offen“ sind die europäischen Wissenschaften für 279 Frauen? „Infrastrukturen entwickeln sich in Jahrzehnten. Nicht in 380 Jahren.“ Bericht von den 4. eSciDocDays am 26. und Verbina, J.: s. Dröge, E. 191 27. Oktober 2011 in Berlin, Harnack-Haus der Max- Voigt, M.: s. Ludewig, K. 285 Planck-Gesellschaft Wasniewski , A.: s. Kampffmeyer, U. 289 Nagelschmidt, M.; Meyer, A.; Ehlen, D.: Mit Wiki-Software 301 zum semantischen Web: Modellierungsansätze, Bei- Weber-Wulff, D.; Köhler, K.: Plagiatserkennungssoftware 159 spiele und Perspektiven 2010 Nowag, B.; Perez, M.; Stuckmann, M.: Informationelle 103 Weinhold, Th.; Ötti, S.; Bekavac, B.: BibEval – Ein webba- 11 Weltstädte – Indikatoren zur Stellung von Städten im sierter Kriterienkatalog der Usability-Evaluation von „Space of Flow“ Bibliothekswebsites Ockenfeld, M.: Die Antwort auf alles: Halle 4.2. Weiterbil- 273 Weisel, L.: s. Cornelius, P. 329 dungsinitiative ipCONNECT. Editorial Werner, K.: s. Mandl, Th. 29 - : Know-how der Informationsbranche unabdingbar für 393 Wittich, A.; Jasiewicz, J.: Orientierungsrahmen zur Ver- 167 die Qualität des Semantic Web mittlung von Informationskompetenz in der Schule - : Infomare! erfolgreich gestartet 199 - : Das Tot-Schweigen der Dokumentation. Editorial 209 Nachrichten und Informationen Ötti, S.: s. Weinhold, Th. 11 26. Oberhofer Kolloquium: Web 3.0 – Wird es das Web der 36 Paal, St.; Eickeler, St.: Automatisierung vom Scan bis zum 351 Informationsspezialisten? 10. bis 12. November 2011 elektronischen Lesesaal in Barleben/Magdeburg Vorläufiges Programm (Stand Pauls, N.; Griesbaum, J.; Mandl, Th.: Erfolgsfaktoren 19 24.7.2011) kirchlicher Community-Angebote im Social Web: Eine Aufruf zur Kandidatur für den DGI-Vorstand Analyse des Wikis „Evangelisch in Niedersachsen“ Aufruf zur Mitwirkung bei der EU-Konsultation zur wis- 236 Perez, M.: s. Nowag, B. 103 senschaftlichen Information Peters, I.: s. Khveshchanka, S. 111 Call for Papers: 64. Jahrestagung der DGI und 2. DGI-Kon- 203 ferenz vom 22. bis 23. März 2012 in Düsseldorf: Social Petras, V.: s. Huckstorf, A. 125 Media und Web Science. Das Web als Lebensraum Ratzek, W.: s. Kaiser, R. 63 Call for Papers: BOBCATSSS AMSTERDAM 2011 194 Richter, St.: Die Bibliothek als Ort und Raum. Verfahren 225 CeBit-Premiere des Elektronischen Lesesaals „MyBib 64 zur Wirkungsvermessung eRoom“ Shanmunganathan, N.: s. Dornstädter, R. 95 DGI strebt Open Access für Dissertationen an 374 Schneemann, R.: s. Cornelius, P. 329 DGI-Praxistage 2011 73 Schramm, R.: Patentinformation und Patenrecht. Strate- 177 DGI zum Studiengang Information und Dokumentation in 247 gien im Angesicht der Globalisierung Potsdam Schulz, J.: s. Maibach, Ch. 213 Didacta 2011 – zwei Eindrücke von der Bildungsmesse 131 Schulz, J.M.: s. Mandl, Th. 29 (Skurcz, N.) Seidler-de Alwis, R.: Informations- und Wissensmanage- 149 DGI verteilt Buchmesse-Karten für FaMI-Azubis 332 ment im deutschen Mittelstand – Fokus „externe In- Drohender Gedächtnisverlust für Forschungsdaten 265 formationsbeschaffung“ Ende der IuK-Initiative Wissenschaft 330 Seubert, K.: s. Geiger, J. 315 Erste Fachwirte für Informationsdienste (Holste-Flin- 265 Seyringer, S.: 7. Informations- und Dokumentations- 197 spach, K.) Forum der Österreichischen Gesellschaft für Doku- mentation (ÖGDI) Exzellente Wissensorganisation EWO 2012 kooperiert mit 350 der Informare! Skurcz, N.: Didacta 2011 – zwei Eindrücke von der Bil- 131 dungsmesse FH Köln mit neuem Masterstudiengang „Web Science“ 265 - : Die Praxistage der DGI am 7. und 8 April 2011 in Karls- 195 Für Wissenschaftskultur und Wirtschaftsethik in Öster- 202 ruhe reich. Die „initiative Transparente Wissenschaft“ (Fröhlich, G.) Stock, W.G.: Informationelle Städte im 21. Jahrhundert 71 GBI-Genios präsentiert das neue GENIOS 2011 62

406 62(2011)8,62(2011)8, 405-407 337 JahresregisterXXXXXX 2011

GENIOS 2011 freigeschaltet 122 Frohner, H.: Social Tagging. Grundlagen, Anwendungen, 268 Auswirkungen auf Wissensorganisation und soziale Google initiiert Institut für Internet und Gesellschaft in 267 Strukturen der User. Bolzenburg: Verlag Werner Hüls- Berlin (Pott,B.) busch, 2010.146 S. ISBN 978-3-940317-03-2 (Peters, I.) Informationskompetenz meets Westkurve – DGI-Mitglie- 379 Isaev, G.N.: Informacionnye sistemy v ékonomieke: 36 der bei der 5. Gesprächsrunde „Informationsstrate- učebnik. Informationssyteme in der Wirtschaft. Lehr- gien“ auf dem Betzenberg (Glup, J.-U.; Weisel, L.) buch. 2.izd. Moskva: Omega, 2009. 462 S., Tab., Internationale Konferenz der Markt- und Wettbewerbs- 130 graph. Darst. In kyrill. Schr., russ. ISBN 978-5-370- forscher in Bad Nauheim 00855-9 (Freytag, J.) Neue kostenlose Basisdienste von WTI-Frankfurt 190 - : Modellrovanie informacionnych resursov: teorija 36 Neue Umschriftnormen aus dem DIN (Albrecht, R.) 10 rešenie zadač: učebnik posobie. Modellierung von In- formationsquellen. Handreichung. Moskva: Al’fa-M. Neuer Webauftritt der DGI mit Anbindung an Social Net- 401 Infra-M, 2010. 223 S. , Tab., graph. Darst. In kyrill. works (Strein, N.) Schr., russ. ISBN 978-5-98281-7 und 978-5-004232-9 Qualifiziert in die Zukunft 61 (Freytag , J.) Schließung der Schule für Medizinische Dokumentation 242 Mattis, M.: IT-Buch Rhein Main Neckar. 2. Aufl. Darm- 135 (SMD) an der Akademie für Gesundheitsberufe am stadt: ACM 24, 2011. 346 S. ISBN 978-3-9813699-0-8 Universitätsklinikum Ulm (Ockenfeld, M.) Stellenangebot DGI-Geschäftsstellenassistenz 331 Mayr, Ph.: Information Retrieval-Mehrwertdienste für Di- 323 gitale Bibliotheken: Crosskonkordanzen und Bradfor- Strategiekreis I-12: Auf nach Europa 332 dizing. Bonn: GESIS, 2010 (Lewandowski, D.) Studiengang Informationsmanagement aus Hannover auf 208 Piazzi, T.; Seydel, St.M.; rebell.tv AG: Die Form der Un- 324 dem Bibliothekartag in Berlin ruhe. 2 Bde. Hamburg: Junius 2009 u. 2010. (Hobohm, Transliterationsnormen in der informationswissenschaft- 207 H.-Chr.) lichen Community Plassmann, E.; Rösch, H.; Seefeldt, J.; Umlauf, K.: Biblio- 400 Vorstand der DGI neu gewählt 146 theken und Informationsgesellschaft in Deutschland. Eine Einführung – 2., gründlich überarbeitete und Vorstellung der Berufsverbände aus Archiv, Bibliothek 129 erweiterte Auflage. Wiesbaden: Harrassowitz, 2011. und Information bei angehenden FaMi (Weisel, L.; XII, 388 S. ISBN 978-3-447-06474-3 (Nötzelmann, C.) Sorge, St.; Leibing, I.; Benning, St.) Reich, E.S.: Plastic Fantastic – How the Biggest Fraund in 325 Wiedergänger: Recherche-Service von FIZ Karlsruhe 266 Physics Shook the Scientific World (Mück, L.A.) „Wir brauchen mehr Informationskompetenz!“ Die Infor- 110 Scheurer, H.; Spiller, R. (Hrsg.): Kultur 2.0. Neue Web- 136 mare! nimmt Gestalt an Strategien für das Kulturmanagement im Zeitalter Zur Diskussion um die Zukunft der IWP. Stellungnahme 210 von Social.Media. Bielefeld: transcript Verlag, 2010. des DGI-Vorstands vom 20. Juni 2011 316 S. ISBN 978-3-8376-1352-0 (Schweibenz, W.) Zusatzprogramm zur DGI-Jahrestagung 21. bis 23. März 342 Schmitz, J.: Patentinformetrire: Analyse und Verdich- 182 2012 tung von technischen Schutzrechtsinformationen. Frankfurt am Main: DGI, 2010. 328 S. (DGI Schrift In- formationswissenschaft.12) ISBN 978-3-925474-69-9 Personalien (Schramm, R.) Sissi Closs für Gleichstellungspolitik ausgezeichnet 332 Sokolov, A.V.: Filosofija informcil: professional’no 269 mikrovozzrenčskoe učebnoe posobie. Philosophie der Jean Meyriat gestorben 208 Information: Beruflich-weltanschauliches Lehrmate- Prof. Dr. Jiri Peter Panyr † 43 rial. St. Petersburg: SPbGUKI, 2010. 365 S. ISBN 978-5- 94708-131-2 (Freytag, J.) Maximilian Stempfhuber † 208 Spink, A.: Information Behavior: An Evolutionary Instinct. 48 Heidelberg [u.a.]: Springer, 2010. XXVII,85 S. (Infor- Leserbrief mation Science and Knowledge Management. Vol.16) ISBN 978-3-642-11496-0 (Lewandowski, D.) Nach-Denken zur „Studienreform an der FH Potsdam“ 320 (Lorenz, B.) Umlauf, K. (Hrsg.); Gradmann, St.: LBI – Lexikon der Bib- 139 liotheks- und Informationswissenschaft [Lieferungs- werk]. – Bd. 1, Lief. 1-4 (A bis Förderverein). – Stutt- gart: Hiersemann, 2009-2010 ISBN 978-3-7772-0922-7 Rezensionen (Gesamtwerk) (Höfig, W.) Ballod, M.: Information und Wissen im Griff – Effektiv 206 Weller, K.: Knowledge Representation in der Social Se- 205 informieren und effizient kommunizieren. mantic Web. Berlin: de Gryter, 2010. 442 S. (Knowl- Bielefeld: Bertelsmann,­ 2011. 141 S. ISBN 978-3-7639- edge and Information / Studies in Information Sci- 3697 (Weisel, L.) ence) ISBN 978-3-598-25180-1 (Carstens, C.) Buckland, M.: Vom Mikrofilm zur Wissensmaschine. Ema- 133 nuel Goldberg zwischen Medientechnik und Politik. Aus dem Engl. von G. Rieder. Berlin: Avinus, 2010. 380 S. ISBN 978-3-8869938-015-5 (Giessen, H.W.) Das vollständige Jahresregister 2011 einschließlich Chowdhury, G. G.: Introduction to modern information 398 des Sachregisters finden Sie auf den Websites der retrieval. London: Facet Publishing, 2010. – 528 S. DGI und des Verlags Dinges & Frick. ISBN: 978-1-85604-694-7 (Brellochs, A.. R.)

62(2011)8, 405-407337 407 DGI-Publikation

Neuerscheinung zur Patentinformetrie: Analyse und Verdichtung von technischen Schutzrechtsinformationen

Vorschläge für Anbieter zur Gebrauchstauglichkeit ihrer informetrischen Systeme Berücksichtigung von Patentinformationen im betrieblichen Wissensmanagement

Eine umfangreiche Studie von Jasmin Schmitz zur Patentinformetrie ist jetzt als Band 12 der Reihe Informationswissen- schaft der DGI erschienen. Ausgehend von einer umfassenden Beschreibung und Analyse von Patentrecherchen und -analysen erfolgt eine tiefgehende informationswissenschaftliche Erörterung und Bewertung von patentinformetrischen Messgrößen, die in der veröffentlichten Literatur bislang ohne Beispiel ist. Schmitz kommt zu dem Ergebnis, dass die Sys- teme ein erhebliches Ausbaupotenzial besitzen, wobei darauf geachtet werden muss, dass die wünschenswerte Verein­ fachung und Transparenz der Systeme nicht zu ihrer Trivialisierung führt.

Aber auch Wirtschaftsunternehmen aller Größenklassen ruft Schmitz auf, Patentinformationen gebührend­ in ihrem betrieb- lichen Wissensmanagement zu verwenden und dabei auf die Anbieter einzuwirken, die notwendigen Funktionen passge- recht und nutzerfreundlich anzubieten. Patentinformationen spielen eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung der eigenen Forschungs- und Entwicklungs- aktivitäten und ermöglichen eine Beobachtung von Mitbewerbern und Technikgebie­ten. Patentschriften sind nicht nur Rechtsdokumente, sie enthalten vielmehr technisches Wissen, welches häufig nicht in Fachzeitschriften publiziert wird. Darüber hinaus geben sie beispielsweise Auskunft über die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens, sind also auch Träger von Wirtschafts­informationen. Diese Informationen können mittels Patentrecherche und anschließender Analyse zutage gefördert werden. Eine Herausforderung bei der Recherche in Patentdatenbanken ist die immense Treffermenge, die – kombiniert mit der Komplexität der Dokumente und einer hohen Informationsdichte – einen erheblichen Zeitaufwand bei der Weiterverarbeitung bedeutet. Hier leistet die Informetrie als informationswissenschaftlicher „Methodenkasten“ zur Analyse von Datenbankinhalten gute Dienste. Mit ihren Verdichtungsmöglichkeiten bietet sie Instrumente, um verborgene Informationen in Dokumentmengen­ aufzuspüren und dabei auch die Informationsmenge zu verkleinern.

Jasmin Schmitz geht der Frage nach, welche erprobten informetrischen Methoden auf den Patentbereich­ übertragbar sind und welche Erkenntnismöglichkeiten und Anwendungsfelder sich daraus ableiten lassen. Außerdem untersucht sie, wie mit bestehenden Patentanalysesystemen Patentinformetrie­ betrieben werden kann. Auf der Basis eines ausführlichen Marktüberblicks und ausgehend von Detailanalysen ausgewählter Produkte erarbeitet sie schließlich Verbesserungsvor- schläge für solche Systeme.

Zielgruppe Patentrechercheure, Verantwortliche in F&E-Abteilungen, Informationswissenschaftler, Wissensmanager,­ Information Bro- ker, Informationsanbieter, Bibliothekare, Studierende

Jasmin Schmitz Patentinformetrie: Analyse und Verdichtung von technischen Schutzrechtsinformationen Mit einem Geleitwort von Wolfgang G. Stock. Frankfurt am Main 2010, 328 Seiten, DGI-Schrift (Informationswissenschaft ‑ 12) ISBN 978-3-925474-69-9, EUR 29,80 (für DGI-Mitglieder EUR 23,90)

Bestellungen an die DGI-Geschäftsstelle, Windmühlstraße 3, 60329 Frankfurt am Main, Fax 069 4909096, E-Mail: [email protected]

408 62(2011)8, 408 2012

23. bis 25. Januar BOBCATSSS 2012 www.bobcatsss2012.org Amsterdam, Information in E-motion Niederlande 24. bis 25. Januar APE 2012: Semantic Web, Data & Publishing Arnoud de Kemp, digiprimo GmbH & Co. KG, Postfach 103305, 69023 Berlin Heidelberg, [email protected], www.digiprimo.com/catalog/zms/e107/ index_ger.html 31. Januar bis LEARNTEC 2012 Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH, Festplatz 9, 76137 Karlsruhe, 2. Februar 20. Internationale Leitmesse und Kongress Telefon 0721 3720-0, Fax 0721 3720-2116, [email protected], www.learntec. Karlsruhe für professionelle Bildung, Lernen und IT de 9. Februar Chancen 2012 http://chancen2012.ekz.de Stuttgart Öffentliche Bibliotheken in der digitalen Welt 14. bis 18. Februar didacta 2012 ‑ die Bildungsmesse didacta Team, Deutsche Messe, Messegelände, 30521 Hannover, Tele- Hannover Bildungsgipfel im Flachland fon 0511 89-0, Fax 0511 89-32626, www.didacta-hannover.de/ 23. bis 24. Februar SVP-Fachtagung Jenny Ripke, SVP Deutschland AG, Kurfürsten-Anlage 6, 69115 Heidel- Heidelberg How to pamper your CEO berg, [email protected], www.svp.de 29. Februar bis 32. GIL-Jahrestagung Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan, Hans-Carl-von-Carlowitz- 1. März Informationstechnologie für eine nachhaltige Platz 1, 85354 Freising, Telefon 08161 71-3459, Fax 08161 71-5995, Weihenstephan Landbewirtschaftung [email protected], www.gil.de 6. März 3. I-Science-Tag der Fachhochschule Potsdam Prof. Dr. Büttner, Fachhochschule Potsdam, Friedrich-Ebert-Straße 4, Potsdam 14467 Potsdam, [email protected], www.fh-potsdam.de 6. bis 10. März CeBIT 2012 Deutsche Messe, Messegelände, 30521 Hannover, Telefon 0511 89-0, Hannover Fax 0511 89-32626, www.cebit.de 15. bis 18. März Leipziger Buchmesse Leipziger Messe GmbH, Projektteam Buchmesse, Messe-Allee 1, Leipzig 04356 Leipzig, www.leipziger-messe.de 16. bis 17. März BIBCamp 2012 [email protected] Köln 22. bis 23. März 2. DGI-Konferenz und DGI-Geschäftsstelle, Windmühlstraße 3, 60329 Frankfurt am Main, Düsseldorf 64. DGI-Jahrestagung 2012 Telefon 069 430313, Fax 069 4909096, Social Media und Web Science. [email protected], www.dgi-info.de Das Web als Lebensraum 23. März 2012 DGI-Mitgliederversammlung 2012 DGI-Geschäftsstelle, Windmühlstraße 3, 60329 Frankfurt am Main, Tele- Düsseldorf fon 069 430313, Fax 069 4909096, [email protected], www.dgi-info.de 27. bis 29. März International Competitive Intelligence Thorsten Bill, GICI Institut für Competitive Intelligence mbH, Korngasse Bad Nauheim Conference­ 2012 9, 35510 Butzbach, Telefon 06033 971 377, bill@competitive-intelligence. com, www.conference.competitive-intelligence.com 16. bis 17. April International Information Conference on Infonortics Ltd., Gable House, 46 High Street, Malmesbury SN16 9AT, Nizza, Frankreich Search, Data Mining and Visualization England, [email protected], www.ii-sdv.com 23. bis 24. April 9. Publishers’ Forum Klopotek & Partner GmbH, Schlüterstraße 39, 10629 Berlin, Telefon Berlin Context enhances content – context provides 030.88453-0, Fax 030.88453-100, www.klopotek.de the business framework 23. bis 25. April 51. PAID-Tagung Dr. Jaroslava Paraskevova, [email protected], Berlin www.paid.de 24. bis 26. April 10th International Bielefeld Conference Universitätsbibliothek Bielefeld, Universitätsstraße 25, 33615 Bielefeld, Bielefeld Shaping Future INFO-Structures. Feeding Telefon 0521 106-4050, Fax 0521 106-4052, conference.ub@uni-bielefeld. Data, Designing Information Services and de, conference.ub.uni-bielefeld.de Building ICT-Infrastructure for a Digital Na- tives’ World 26. bis 27. April tekom Frühjahrstagung 2012 Gesellschaft für Technische Kommunikation e.V. (tekom), Dr. Meike Karlsruhe Wiehl, Rotebühlstraße 64, 70178 Stuttgart, Telefon 0711 65704-0, Tele- fax 0711 65704-99, [email protected], www.tekom.de 8. bis 10. Mai Informare! 2012 Arnoud de Kemp, digiprimo GmbH & Co. KG, Postfach 103305, 69023 Berlin Kongressmesse Heidelberg, [email protected], www.informare- wissen-und-koennen.com 10. bis 11. Mai 20. EBLIDA Annual Council Meeting and EBLIDA, Prins Willem-Alexanderhof 5, 2595 BE Den Haag, Niederlande, Kopenhagen, Conference Telefon +31 70 31 40 137, [email protected], www.eblida.org/ Dänemark 22. bis 25. Mai 101. Deutscher Bibliothekartag Ulrike Lang, Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky, Hamburg Bibliotheken: Tore zur Welt des Wissens Telefon 040 42838-5696, [email protected], www.bibliothekar- tag2012.de 18. Juni Single-Source-Forum Comet Communication GmbH, Goethestraße 17, 80336 München, München Telefon 089 59989260, Fax 089 59989269, [email protected], www. single-source-forum.de Unlock the promise SciVal.com of your research... SciVal® from Elsevier delivers up-to-date information, analyses and illustrations of scientific achievement considered necessary for successful strategic planning and the enhancement of research performance.

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