Quick viewing(Text Mode)

Fasti Capitolini, Parther- Und Actiumbogen - Monumente Augusteischer Siegespropaganda

Fasti Capitolini, Parther- Und Actiumbogen - Monumente Augusteischer Siegespropaganda

BABESCH 90 (2015), 109-124. doi: 10.2143/BAB.90.0.3089916

Fasti Capitolini, Parther- und Actiumbogen - Monumente augusteischer Siegespropaganda

Philipp Baas

Abstracts

Zu ' frühen Erfolgen zählen der Seesieg von Actium und die Rückholung der an die Parther verlorenen Feldzeichen. Für beides - so überliefern Schriftquellen und Münzbilder - wurden dem Princeps zu Ehren Bogen- monumente errichtet, jedoch kann im archäologischen Befund nur ein Bogen belegt werden, dem Fundamente an der östlichen Seite des Romanum zugewiesen werden. Daher wird die Existenz eines zweiten Bogens auch zum Teil in der Forschung angezweifelt. Die im Bereich des Bogenfundamentes gefundenen Capito- lini sind ein Hinweis darauf, dass der Bogen als Träger dieser Inschrift fungierte. Der Artikel diskutiert die schriftlichen, numismatischen und archäologischen Quellen sowie die aktuellen Rekonstruktionsvorschläge zu den Bögen und den Fasti. Darauf aufbauend gelingt es, die Bogenarchitektur und die Fasti als propagandisti- sches Architekturensemble an der östlichen Seite des Forum Romanum zu erklären wie auch die bislang beste- henden Widersprüche zwischen Schriftquellen, Münzen und archäologischen Hinterlassenschaften aufzulösen.*

Augustus' early representation policy mainly refers to two major successes of the Princeps: The naval victory of Actium and the recuperation of the standards lost to the Parthians. Ancient authors and coinage tell us that Augustus was honored for these achievements with two triumphal arches. However, today only the footings for one arch located at the eastern side of the Forum Romanum are known. The absence of remains of a second arch raised doubt to its existence. The discovery of the near the footings led to the conclusion that this famous inscription was part of the arch. This article discusses the written, numismatic and archeological evidences as well as the recent research on both, the arches and the Fasti. Referring to these sources the eastern side of the Forum Romanum can be explained as an architectural propaganda ensemble, solving the discrepan- cies between the different kinds of sources.

Drei entscheidende Ereignisse aus dem Wirken des römischen Volkes nachzusuchen.'5 Besonders die bei- Princeps vor seiner Machtübernahme spielen inner- den letzten Taten fanden schon durch bekannte halb der augusteischen Propaganda eine heraus- antike Werke und Monumente ihre Würdigung. ragende Rolle. Zu diesen äußerst sich Augustus Die eroberten Schiffsschnäbel aus der Schlacht retrospektiv in den Res Gestae:1 Als erstes brachte von Actium zierten die Rostra vor dem Tempel des er die Mörder seines Adoptivvaters Gaius Iulius Divus Iulius ('…Sie beschlossen, dass das Fundament zur Strecke: 'Diejenigen, die meinen Vater er- des Schreins des Iulius mit den Schnäbeln der eroberten mordet haben, trieb ich in die Verbannung und rächte Schiffe geschmückt werden sollte…'),6 während die durch gesetzeskonforme gerichtliche Verfolgung so ihr Rückgabe der Feldzeichen auf dem Panzer des Verbrechen und als sie darauf Krieg gegen den Staat Augustus von Primaporta dargestellt ist. Die zu- anfingen, besiegte ich sie in doppelter Feldschlacht.'2 rückgewonnenen Feldzeichen selbst waren im Danach führte und beendete er erfolgreich die Mars Ultor Tempel auf dem Forum des Augustus Kriege und Bürgerkriege, die auf das Ereignis an ausgestellt ('Diese Feldzeichen ließ ich im Innersten den Iden des März 44 v.Chr. gefolgt waren, deren des Mars-Ultor-Tempels aufstellen.').7 Sinnbild die Schlacht von Actium ist: 'Kriege zu Obwohl das propagandistische Bildprogramm8 Wasser und zu Lande gegen innere und äußere Feinde unter Augustus wie auch die effektvollen Insze- habe ich auf dem ganzen Erdkreis oftmals geführt, und nierungen von Staatsakten9 sowohl im Detail als als Sieger habe ich den Bürgern, die um Gnade flehten, auch übergreifend weitgehend erforscht sind, so Schonung gewährt.'3 Schließlich konnte er auch die kommt jedoch die Forschung im Zusammenhang verlorenen Feldzeichen von den Parthern zurück- mit zwei Monumenten zu keiner abschließenden erlangen: 4 'Die Parther habe ich dazu gezwungen, mir Beurteilung: Für den Parther- und den Actiumbo- die Beute und die Feldzeichen dreier römischer Heere gen sind Standort, Schmuck, Semantik und sogar zurückzugeben und demütig um die Freundschaft des deren bloße Existenz immer wieder kontrovers

109

98228_Babesch_90(2015).indd 109 31/08/15 13:20 Abb. 1. Karte des Forum Romanum in augusteischer Zeit laut Freyberger (nach Freyberger 2012, Abb. 42).

diskutiert worden. Die Lösung dieses Problemkom- die archäologische Perspektive um eine historische plexes ist umso bedeutender, da mit diesen Bögen erweitern. Zuletzt wird ein konkreter Vorschlag die Entstehung, Anbringung und der Kontext der zum Erscheinungsbild des Triumphbogens11 für Fasti Consulares und Triumphales verknüpft sind. Augustus gemacht. Angeregt durch eine neue Zuweisung der Fasti Obwohl im augusteischen Rom die Diskurse in an einen Quadrifrons südlich der Basilica Aemilia vielen öffentlichen Lebensbereichen vom Princeps und die Neuverortung des Actium- und des Par- und seinen Claqueuren geprägt waren,12 möchte therbogens durch S. Freyberger10 (Abb. 1) ist eine der Begriff 'Propaganda' in diesem Aufsatz keine neuerliche detaillierte Besprechung dieser Monu- monolithische Steuerung einer Propagandamaschi- mente sowie eine kritische Auseinandersetzung nerie durch Augustus suggerieren. T. Hölscher mit den verschiedenen Thesen und Überlieferun- spricht im Hinblick auf die Außenrepräsentation gen zu diesen Fragen dringend notwendig. Dieser und Propaganda in der Kunst, Architektur und Aufsatz möchte daher nicht nur die belegbaren Literatur von einem 'Ritual demonstrativer Plu- Quellen und Grabungsergebnisse zu den Bogen- ralität … unter Regie des Kaisers',13 womit er monumenten, aber auch zu den Fasti vorstellen, m.E. eine prägnante Beschreibung der gesell- sondern diese auch mit den verschiedenen schaftlichen Situation unter der Herrschaft des Vorschlägen zur Datierung, Verortung und Rekon- Augustus liefert. struktion zu allen drei Monumenten verknüpfen. Ein Schwerpunkt wird dabei auf den Thesen von DER PARTHERBOGEN Freyberger, Elisabeth Nedergaard und F. Coarelli liegen. Das Resümee wird diese Monumente inner- Widmen wir uns zunächst dem Partherbogen, halb der augusteischen Baupolitik einordnen und dessen Existenz mehrere Quellen belegen: Nach-

110

98228_Babesch_90(2015).indd 110 31/08/15 13:20 dem Augustus die Feldzeichen, die Crassus, L. die zweite Serie (Abb. 3) nur eine Arkade beim Mit- Decidius Saxa und Oppius Statianus an die Par- telbogen. Hier bestehen die Seitenbögen aus Kolon- ther verloren hatten, zurückerhielt, überliefern naden, über denen jeweils schematisch ein dreieck- sowohl ('…wurde mit einem Triumph- iges Giebelfeld auf einem Architrav angedeutet ist. bogen geehrt…')14 als auch ein Scholion zu Vergil Auch sind Position, Armstellung sowie Attribute ('Zeichen dieses Sieges werden dargestellt an dem Bogen, der Nebenfiguren auf beiden Serien unterschiedlich. der neben dem Tempel des Divus Iulius steht…'),15 dass Die Semantik wie auch die dar gestellten Grundele- der Senat Augustus zum Dank einen Triumphbo- mente sind jedoch so ähnlich, dass Nedergaard zu gen errichten ließ. Interessant an dem Scholion ist dem Schluss kommt, dass beide Münzen denselben vor allem seine Beschreibung der Lage des Bogen porträtieren.20 Die Unterschiede in der Dar- Bogens, da dieser anscheinend nicht mitten auf stellung ergeben sich demnach durch eine abwei- dem Forum lag wie erst vor Kurzem vorgeschla- chende Intentionen der Münzpräger und einen gen wurde.16 verlagerten Fokus in der Darstellung.21 Darüber hinaus geben zwei Münzserien17 (Abb. Das ist jedoch m.E. nur ein möglicher Aspekt: 2-3) aus dem ausgehenden 1. Jahrhundert v.Chr. Vernachlässigt wurde bei dieser Interpretation die einen Hinweis zum möglichen Aussehen des Par- Bedeutung der Datierungen des Partherbogens im therbogens. Die erste Serie zeigt auf ihren Revers Verhältnis zur Emission der Münzen wie auch die einen dreitorigen Bogen, dessen mittlerer Teil von Emissionsorte der Prägungen. Cassius Dio über- einer Quadriga bekrönt ist. Mittelbogen und Seiten- liefert im Kontext der Rückgewinnung der Par- bögen haben dabei die gleiche Abschlusshöhe, therfeldzeichen, dass die Ehrungen für Augustus lediglich bei einer Variante kann bei genauer Be- erst später als die Feierlichkeiten anlässlich seiner trachtung ein fast unwesentlicher Höhenunterschied Rückkehr aus dem Osten stattfanden: 'All dies wahr- bei den Bögen beobachtet werden. Die Seitenbögen lich wurde in Erinnerung an dieses Ereignis später tragen jeweils eine Figur: die eine reckt ein signum ausgeführt.'22 Der Denar des VINICIUS (Abb. 3) und die andere ein aquila empor. Beide Figuren sind aus dem Jahre 16 v.Chr.23 wurde in Rom selbst durch ihre langen Hosen, spitze Kopfbedeckungen geprägt und gehört damit in die Reihe der Münz- und die Bewaffnung mit einem Bogen als Orien- bilder, die als recht vollständige und realistische talen zu identifizieren.18 Zusätzlich (Abb. 2) findet sich auf den Revers die Beischrift CIVIB • ET • SIGN • MILIT • A • PA-RT • RECVP, was ein- deutig auf die Rückgewinnung der Feldzeichen verweist. Auf dem Avers ist ein Porträt des Augustus zu sehen und die Beischrift S • P • Q • R • IMP • CAESARI • AVG • COS • XI • TRI • POT • VI ermöglicht die Datierung in die Zeit 18-17 v.Chr.19 Die zweite Münzserie (Abb. 3) weist eine leicht andere Darstellung auf. So wird beispielsweise auf einen Verweis auf die Wiedererlangung der Feldzeichen durch eine gesonderte Beischrift ver- Abb. 2. Augusteische Münze mit zweitorigem zichtet wie auch auf eine chronologische Einord- Bogen. RIC² 131. nung anhand von Augustus' Titeln, die auf dem Avers mit der Porträtdarstellung nicht genannt werden. Das Revers zeigt ähnlich der ersten Münz- serie einen dreitorigen Bogen mit den gleichen Figuren, die nur viel schematischer dargestellt sind. Zusätzlich ist der Name des Münzmeisters VIN- ICIUS ergänzt. Die größte Abweichung zwischen beiden Münzserien ist jedoch in der Architektur zu erkennen. Auf der zweiten Serie sitzt über dem Mittelbogen eine erhöhte Attika mit der Inschrift S • P • Q • R • IMP • CAE auf. Auch die seitlichen Durchgänge sind bei beiden Münzbildern unter- Abb. 3. Augusteische Münze mit zweitorigem schiedlich gestaltet. Wirken sie auf der ersten Serie Bogen. RIC² 359 (Abb. 2) einförmig mit Arkadendurchgängen, zeigt (Photo Numismatische Bilddatenbank Eichstätt).

111

98228_Babesch_90(2015).indd 111 31/08/15 13:20 Abb. 4. Fundament und Bauteile des Bogens südlich des Tempels des Divus Iulius (Photo Autor).

Reproduktionen von Monumenten zu Ehren Au- gustus gelten können.24 Die andere Münzserie hin- gegen stammt aus Spanien. Die Vergrößerung ein- Abb. 5. Plan des östlichen Forum Romanum (Autor). zelner architektonischer Elemente im Münzbild, wie zum Beispiel der Attika, ist ein gängiges Mit- Ende des 19. Jahrhunderts sind nördlich des tel, die politische Botschaft der jeweiligen Emission Dioskurentempels und südlich des Tempels des zu verstärken.25 Auch ist die Genauigkeit der Stem- Divus Iulius drei Fundamentblöcke und Bauteile pelschneider in der Wiedergabe der Vorbilder stets gefunden worden, die wohl zu einem dreitorigen fraglich.26 Somit können Münzbilder desselben Bogenmonument gehörten (Abb. 4). Zwei der Monuments in der Darstellung stark variieren. Fundamentblöcke sind gleich groß, der dritte - in Die Gemeinsamkeiten der Münzbilder machen Richtung des Tempels des Divus Iulius - ist jedoch klar, dass sicherlich dasselbe Monument kleiner, sodass ein vierter Block zu erwarten ist, gemeint ist. Die früher datierte Serie aus Spanien aber nicht mehr in situ gefunden wurde. Ein bildet wahrscheinlich sogar nur einen projektierten, Bogen mit zwei Durchgängen auf zwei gleichen noch nicht ausgeführten Bogen ab.27 Da es sich und einem kleineren Fundamentblock ruhend ist grund sätzlich um die erste Darstellung eines schwerlich vorstellbar. Zusammen mit der Angabe Bogens auf einer Münze überhaupt handelte28 und '…neben dem Tempel des Divus Iulius…'30 in den die Beischrift das Ereignis eindeutig benennt, be- Scholien zu Vergils Aeneis überliefern die Münz- stand keine Verwechslungsgefahr. Die etwas spä- bilder einen dreitorigen Partherbogen. Somit sind tere Emission aus Rom benötigte keine Beischrift, die Fundamente südlich des Tempels des Divus da der Bogen bereits fertig war. Der Stempelschnei- Iulius (Abb. 5) als Partherbogen anzusprechen. der dieses Münzbildes kannte das Monument und Insgesamt fanden an dieser Stelle vier Grabun- wollte sehr wahrscheinlich die Inschrift auf der gen statt.31 Nedergaards Nachbearbeitung der Attika des Bogens hervorheben. Dem stadtrömi- Architekturteile zwischen 1986 und 1992 erbrachte schen Publikum war dieses Monument ebenfalls in diesem Bereich drei Kategorien von Bauele- gut bekannt, weswegen für keine der beiden Serien menten:32 die Gefahr einer falschen Zuweisung durch den a) dorisch-korinthische Kapitelle bescheidener Empfängerkreis bestand.29 Größe,

112

98228_Babesch_90(2015).indd 112 31/08/15 13:20 Abb. 6. Fundorte der Fasti-Fragmente (Autor).

b) Fragmente, deren Zugehörigkeit zu Gruppe a DER ACTIUMBOGEN unsicher ist und c) Fragmente, deren Zugehörigkeit zu Gruppe a Cassius Dio ('…einen Bogen verziert mit Trophäen ausgeschlossen ist. in Brundisium und einen anderen auf dem Forum Die Archäologin weist m. E. überzeugend nach, Romanum.')35 berichtet, dass der Senat anlässlich dass die Fragmente der Gruppe a nicht zu einem des Sieges über Kleopatra und Marc Anton den Gebäude zwischen der Basilica Aemilia und dem Bau eines Triumphbogens für Augustus beschloss. Tempel des Divus Iulius gehören können,33 sondern Im Allgemeinen wird die Wiedergabe eines einto- zu einem Monument, das zwischen Dioskurentem- rigen Bogen auf Münzen36 (Abb. 7) als Actiumbogen pel und dem Tempel des Divus Iulius stand: So- gedeutet.37 Der Bogen scheint mit imagines clipea- wohl Dimension als auch die Details variieren zu tae geschmückt gewesen zu sein, in den Bogen- stark zwischen den dorischen Elementen des Par- zwickeln sind Victorien angebracht. Auf der Attika therbogens und den dorisch-toskanischen, die den sitzt eine Quadriga mit Augustus als Lenker auf. Bauwerken zwischen Basilica Aemilia und Divus Jedoch ist gerade die Deutung des Revers dieser Iulius-Tempel zuzuordnen sind. Somit gehören die Emission als Actiumbogen umstritten und es Fragmente zu einem Partherbogen südlich des Tem- wird vielmehr der Sieg von Naulochos als Stif- pels des Divus Iulius. Darüber hinaus bilden die tungsanlass für den abgebildeten Bogen vorge- Fragmente aufgrund des identischen Bauschmuckes schlagen.38 Die Thematisierung des Bürgerkrieges mit den Fasti Capitolini einen einheitlichen Bau- im Bildprogramm eines Triumphbogens ist generell körper.34 Die Fundorte der Fasti selbst (Abb. 6) ver- als problematisch zu erachten und wäre solitär in weisen stark auf eine Errichtung bzw. Anbrin- der römischen Welt.40 Dies darf allerdings kein gung in der Nähe dieses Ortes. Ausschlusskriterium für die Existenz des Bogens

113

98228_Babesch_90(2015).indd 113 31/08/15 13:20 Als Beleg für einen eintoriger Bogen wird eine Münzserie aus Pergamon, geprägt 19-18 v.Chr. (Abb. 8), herangezogen. 45 Allerdings verweist die Beischrift auf die SIGNIS • RECEPTIS, die Pfeiler sind von aquilae geschmückt. Könnte es sich hier- bei um eine Umwidmung des Actiumbogens - ausgeführt oder nur geplant - zum Partherbogen als Mittel zur Auslöschung der Erinnerung an den Bürgerkrieg handeln?46 In diesem Kontext ist eine im 16. Jahrhundert gefundene und heute verlorene Inschrift47 SENATUS • POPVLVSQVE • Abb. 7. Augusteische Münze mit eintorigem Bogen ROMANVS | IMP • CAESARI • DIVI • IVLI • F RIC² 267 (Photo Numismatische Bilddatenbank • COS • QVINCT • | COS • DESIGN • SEXT • Eichstätt). IMP • SEPT | REPUBLICA • CONSERVATA zu nennen, die in die Attika des Actiumbogens ein- gelassen gewesen sein soll.48 Inhaltlich wäre diese Inschrift ideal für einen Actiumbogen, allerdings macht die geringe Größe des Inschriftenblockes (ca. 266 cm lang, 88 cm hoch und 59 cm tief) eine Platzierung als Attikainschrift problematisch.49 Eine Lösung dieses Widerspruchs wäre eine Mi- niaturisierung der originalen Inschrift.50 Die Her- stellung einer Miniatur wäre jedoch nur wahr- scheinlich, wenn damit auch eine Umwidmung der Erinnerung an den Sieg von Actium stattgefunden Abb. 8. Augusteische Münze mit eintorigem Bogen hätte und damit eine Neukontextualisierung der RIC² 510 (Photo: Numismatische Bilddatenbank Inschrift. Eine mögliche Annäherung an das Aus- Eichstätt). sehen des Bogens, ergänzt um die verkleinerte Inschrift, liefert Charles Brian Rose (Abb. 9). Die sein, da gerade unter Augustus in der Repräsen- Idee eines eintorigen, heute nicht mehr auffind- tation der Leistungen des Princeps und seiner baren Bogens für den Sieg von Naulochos und Familie ein ausgeprägter Innovationswille bemerk- einer Platzierung von zwei jeweils dreitorigen bar wird, wie am Beispiel des Tempels des Divus Bögen für den Actiumsieg und den Parthererfolg Iulius mit seinen Rostra deutlich wird, der als nördlich und südlich des Tempels des Divus politische Geste skandalös wirkte. Im Kontext Iulius,51 scheitert schon am verfügbaren Raum, seines Triplex-Triumphes im Jahr 29 v.Chr., noch der ein solches Ensemble nicht zulässt.52 dazu seines einzigen kurulischen Triumphes, muss Zu einer möglichen Lösung dieses Dilemmas die Projektierung eines Bogens jedoch als sicher führt die Annahme, dass das Monument entweder gelten.40 umgebaut oder nur geplant, aber nicht ausgeführt Die Frage bleibt, wo nun der Actiumbogen zu wurde. Der Umbau des Actiumbogens zu einem suchen ist oder ob er wirklich ausgeführt wurde. anderen Bogenmonument wurde schon mehrfach Für die Existenz eines eintorigen Bogens im Areal diskutiert. C. Lange identifiziert die Fundamente südlich des Tempels des Divus Iulius fehlen die des dreitorigen Bogens südlich des Tempels des archäologischen Evidenzen ebenso wie für den Divus Iulius - also jene, die dem Partherbogen Einsturz41 oder Abriss42 eines solchen Gebäudes. zugewiesen werden - mit dem Actiumbogen und Freyberger verortet den Actiumbogen, den er als unterstellt den Münzern Fehler in der Darstellung eintorigen Triumphbogen rekonstruiert, zwischen des Bogens.53 Dadurch muss er die zugeordnete dem Tempel des Divus Iulius und jenem der Dios- Inschrift aufgrund ihrer geringen Größe als zu kuren.43 Der archäologische Befund in diesem Be - einem der Seitenbögen gehörig interpretieren.54 reich des Forum Romanum spricht jedoch gegen Den dreitorigen Bogen südlich des Tempels des eine Rekonstruktion als eintoriger Bogen. Hier Divus Iulius nicht als Partherbogen sondern als konnten nämlich drei Fundamentsockel nachge- Actiumbogen anzusprechen, der nur durch die wiesen werden,44 auf denen somit mindestens drei Ergänzung von Bauschmuck den Parthersieg the- Pfeiler für mindestens zwei Bogendurchgänge auf- matisiert, wird von J. Rich als Kompromiss zwi- sitzen mussten. schen Augustus ablehnender Haltung gegenüber

114

98228_Babesch_90(2015).indd 114 31/08/15 13:20 Abb. 9. Partherbogen (nach Rose 2005, Abb. 8) mit Ergänzung der verkleinerten Actiuminschrift (Autor).

Ehrungen und dem Senatus Consultum zur Er- dann gäbe es kein grausames Eisen, kein Kriegsschiff, richtung eines Triumphbogens begriffen.55 Die dann würden im Meer bei Actium nicht die Leichen Verlagerung der Inschrift deutet er als Ergebnis von Römern schwimmen, und Rom, so oft ringsum der Baumaßnahmen.56 Möglicherweise wurde in von seinen eigenen Triumphen überwältigt müsste diesem Zusammenhang auch eine verkleinerte nicht immer wieder trauernd seine Locken lösen.'60 Version einer ehemals größeren Inschrift, die -'Siehe den Feldherrn, der vor Kurzem im hilflosen Bezug auf den Actium Sieg nimmt, geschaffen. Geheul, die actische Fluten mit den Soldaten, die er Für eine Annahme eines Umbaus spricht, dass verdammte, gefüllt hat.'61 Augustus den Sieg von Actium und den Parther- Die Theorie eines umgewidmeten Bogens, der erfolg als seine größten außenpolitischen Leistun- stets dreitorig war, besticht vor allem deshalb, da gen propagiert. Dabei behielt Actium stets den auf diese Weise die unterschiedlichen Münz- Beigeschmack des Bürgerkrieges,57 auch wenn bilder des Partherbogens erklärt werden können. Marc Anton als Besiegter immer weiter in den Zusätzlich bekrönt beide Bögen eine Quadriga, Hintergrund tritt und Actium zu einer Schlacht gelenkt von Augustus. Außerdem waren keine bau- ohne Verlierer verklärt wird.58 Die Ambivalenz lichen Erweiterungen nötig. Die Schwäche dieser des Actiumsieges wird in zwei Gesängen des Argumentation liegt in den Münzdarstellungen Properz deutlich, die im Subtext deutliche Kritik des Actiumbogens als eintorige Architektur, was an den Ereignissen üben:59 'Wenn alle sich wünsch- Rich als künstlerische Freiheit oder Unkenntnis ten, so zu leben wie ich, schwer betrunken da zu liegen, des Stempelschneiders deutet.62

115

98228_Babesch_90(2015).indd 115 31/08/15 13:20 Für einen Bogen, der beide außenpolitische gewertet, was jedoch insofern kein gravierendes Ereignisse thematisiert, spricht ebenso die Darstel- Problem darstellt, da in einer Gesellschaft, deren lung auf einer Gemme (Abb. 10) in Genf.63 Diese Geschichtsbild stark kanonisiert wurde, die dezenten zeigt wiederum einen Bogen, der von einer Qua- Anspielungen auf den Münzen und der Gemme driga bekrönt wird. Links und rechts davon knien ausreichten, um ganze Assoziationsfelder zu trans- Barbaren, erkennbar an den konischen Kappen, portieren.64 Die Botschaft war dem Empfänger- die dem Lenker des Viergespanns Trophäen oder kreis leicht verständlich. Somit kann zusammen- Ähnliches entgegen strecken. Dieses an die Münz- fassend ein Umbau bzw. eine Umwidmung des bilder des Partherbogens erinnernde Motiv wird Actiummonuments zu einem Partherbogen als durch Schiffsschnäbel an diesem Bogen ergänzt, sehr wahrscheinlich gelten. die direkt auf den Sieg bei Actium verweisen. Hier vereint das Bild also die Erinnerung an einen DIE FASTI CAPITOLINI Seesieg mit der Darbringung von Feldzeichen durch Barbaren. Im historischen Kontext bleibt Fragmente dieser Inschrift, die in Listenform die daher nur eine Verknüpfung des Actiumsieges römischen Konsuln seit L. Iunius Brutus und L. mit der Rückgewinnung der römischen Feldzeichen Tarquinius Collatinus im Jahre 509 v.Chr. sowie von den Parthern als Grundlage dieser Darstellung. die Triumphatoren seit nennt, sind an Vieles spricht für eine Verknüpfung beider Ereig- verschiedenen Orten im östlichen Teil des Forum nisse in einem Bau. Beide Ereignisse werden in Romanum gefunden worden (Abb. 6). Sicher ist, Form eines Bogens zelebriert. Allen Darstellun- dass die Fasti direkt auf einem Gebäude und gen ist die bekrönende Quadriga des Mittelbogens nicht an beweglichen Platten angebracht waren,65 gemein. Geht man nun von einer Umwidmung sodass eine Verlagerung von einem Monument des Actiumbogens zu einem Monument für den zu einem anderen sehr unwahrscheinlich, wenn Sieg über die Parther aus, gelänge es endlich, die nicht unmöglich war. Die Zuweisung an einzelne Verortung beider Bögen mit den schriftlichen Quel- Gebäude wird seit Langem kontrovers diskutiert.66 len und jenen Baugliedern, die keinem anderen Johann Metellus, gen. Jean Matal, erwähnt im Gebäude in diesem Bereich zugewiesen werden Cod. Vat. Lat. 6039.210,67 dass ein Fragment der konnten, in Einklang zu bringen. Erklärt wäre Fasti zusammen mit Trophäen, Dolchen, Schilden dadurch auch, warum so wenig über den Actium- und Helmen aus Stein gefunden wurde. Zusätz- bogen bekannt ist. Allerdings würde der Realitäts- lich berichtet auch der Architekt Pirro Ligorio von gehalt der Münzbilder durch diese Hypothese ab- der Auffindung eines Gebäudes, an dem die Fasti

Abb. 10. Glasabdruck einer Gemme mit eintorigem Bogen und Umzeichnung des Motivs. Unterschiedlicher Maßstab. © Musée d’art et d’histoire, Ville de Genève, Inv. Nr. MF 2813 (Photo MAH Genève; Zeichnung Autor).

116

98228_Babesch_90(2015).indd 116 31/08/15 13:20 angebracht gewesen sein sollen: '…perche sono muss. Der Bau des Tempels des Divus Iulius ver- state trovate dirimpetto al Tempio di Faustina vicino engte den offenen Bereich vor der zu einem all’angolo del Palatino in un luogo, dove facevan capo Flaschenhals, wodurch wohl der Vicus Vestae ent- piu strade si come mostravano le ruine stesse de gli stand und der Verlauf der Via Sacra nicht mehr der edificij cavate, che quivi erano, guaste poi da i moderni: traditionellen Route folgte.77 Ligorios Karte von le quali erano d’un Iano (ò vogliam dire Aeano) di Rom 'Antiquae urbis Imago Accuratissime ex Vetusteis quattro fronti, ne i confini di tre Regioni, cio è del Foro Monumentis Formata' entstand ein Jahr bevor die Romano, del Palatino, et della Via sacra.'68 Darüber Fasten gefunden wurden,78 sodass er den ver- hinaus sind mehrere Zeichnungen überliefert, die meintlichen Quadrifrons nicht einzeichnete. Jedoch dieses Gebäude darstellen sollen (Abb. 11). Frag- wird durch diese Karte klar, dass er die Via Sacra lich ist jedoch die Interpretation des Textes von nicht in der Nähe des Tempels der Dioskuren oder Ligorio: Das Gebäude, das er als Quadrifrons deu- des Divus Iulius verortet, sondern ihren Verlauf tet, soll direkt gegenüber dem Tempel des Antoni- hinter der Basilica Iulia annimmt. Dieser Umstand nus Pius und der Faustina gestanden haben. Mit lässt Ligorio als Beleg für eine Anbringung der diesen Angaben hatten schon Th. Mommsen und Fasti an einen Quadrifrons bei der Basilica Ae- Chr. Hülsen 1893 Schwierigkeiten, weswegen sie milia, wie Freyberger es deutet,79 problematisch die Beschreibung als Quadrifrons ignorierten und erscheinen, da er einerseits von einer anderen die Regia als Träger der Fasti benannten.69 Unter Monumenttopographie ausging und andererseits Einbeziehung der Karten, die Ligorio von Rom zahlreiche phantastische Ergänzungen vorge- angefertigt hat, seiner Beschreibungen anderer nommen hat. Die Schriften Ligorios lassen ein Plätze am Forum wird klar - wie Nedergaard und derart großes Deutungsspektrum zu, dass Coarelli Anna Schreurs ausführlich zeigen70 -, dass der meint, Ligorio hätte die Via Sacra zwischen Basi- Quadrifrons nur eine Rekonstruktion Ligorios sein lica Aemilia und dem Tempel des Antoninus Pius kann.71 Schon auf seinen Zeichnungen (Abb. 11) und der Faustina lokalisiert,80 was anhand von werden mehr Fasti-Platten angenommen als wirk- Ligorios Angaben leider nicht nachvollziehbar lich existiert haben, und seine Ortsangaben beru- ist.81 hen auf Identifikationen, die den Konventionen Eine zwischen 1532 und 1537 entstandene seiner Zeit geschuldet sind, heute jedoch als ob- Vedute 82 von M. van Heemskerck zeigt neben dem solet gelten können. Ligorios Freude an kreativen Tempel des Antoninus Pius und der Faustina aus Ergänzungen werden auch in seiner Rekonstruk- der Erde aufragende Reste einer Bogenkonstruk- tion des Vestatempels72 und den Abbildungen tion. Daraus ist jedoch kaum auf einen Quadri- von ihm erfundener antiker Münzen in seinem frons zu schließen und noch viel weniger auf eine Buch über Medaillen und Münzen73 sichtbar. Hinzu Architektur, die zwingend Träger der Fasti war. kommt, dass die Zeichnung Ligorios stark an den Trotz der widersprüchlichen Quellenlage kommt Gavierbogen in Verona erinnert74 und dieser wahr- Freyberger, basierend auf dem Text Ligorios, den scheinlich als Vorbild diente. Angesichts der Tat- Zeichnungen und der Heemskerck-Vedute zu sache, dass ein Zeitgenosse Ligorios, Panvinio, dem Schluss, dass ein Quadrifrons südlich der die Fasti nicht für den Teil eines Quadrifrons hält, Basilica Aemilia, zwischen dieser und dem Tempel sondern für den Teil eines halbrunden Gebäudes, des Divus Iulius, Träger der Fasti war.83 wird der spekulative Charakter noch offensicht- Nedergaard hat von 1986 bis 1992 zwischen licher. Panvinio schreibt: 'Atque hac ratione Fasto- dem Tempel der Dioskuren und dem Tempel des rum Capitolinorum Auctor, formaque aedificii, quae in Divus Iulius Grabungen durchgeführt und sämt- Hemicycli speciem erat, non Iani pervii, ut quibusdam liche Fragmente der Fasti Capitolini neu katalogi- placet, et ego aliquando credidi.'75 siert und vermessen.84 Sie konnte zeigen, dass die Auch die Lage des von Ligorio beschriebenen Fasti-Fragmente dorische und korinthische Zier- Gebäudes ist kritisch zu sehen. Ligorio nimmt die elemente aufweisen, daher also an einem Gebäude Via Sacra als Anhaltspunkt zur Lokalisierung des angebracht gewesen sein müssen, das beide Bau- von ihm beschriebenen Gebäudes, sodass zunächst ordnungen aufwies. hinterfragt werden muss, wo er die Via Sacra ver- Die Triumphal- und Konsularsfasten sollen ortet. Aufgrund der Verlegung der Straße schon in laut Tanja Itgenshorst getrennt ausgestellt wor- der Antike76 darf ein verbindlicher Verlauf der Straße den sein. Dabei vermutet sie, dass die Konsulars- die gesamte Antike hindurch nicht angenommen fasten aufgrund der Rasur der Namen von 'M. werden, sodass Ligorios unkritischer Umgang Antonius' und dessen Großvater in jedem Fall mit dem Toponym als Hilfsmittel zur Verortung älter sind. Die Zusammenführung beider Listen von Monumenten heutzutage hinterfragt werden soll demnach erst im Zuge der Errichtung des

117

98228_Babesch_90(2015).indd 117 31/08/15 13:20 Partherbogens erfolgt sein, wobei auch die Namen scheinlicher mit der oblivio nominis seines Sohnes getilgt wurden.85 Angesichts des Umstandes, im Jahre 2 v.Chr. zu verbinden.87 dass die und Consulares nicht Die Konsularsliste endet mit dem Tod des Au- auf beweglichen Platten, sondern direkt an einem gustus,88 und ist damit direkt mit der Person des Gebäude aufgebracht waren, macht aber deut- Princeps verknüpft. Dass Antonius' rasierter Name lich, dass die Listen nicht zu trennen sind.86 Die auf den Triumphlisten wiederhergestellt wurde, Rasur der Namen des Antonius ist viel wahr- nicht aber auf den Konsularslisten, ist insoweit

Abb. 11. Quadrifrons mit Fasti nach Ligorio (Pirro Ligorio, Portico, o vero Iano summo Quadrifronte, Codex Taurinensis, Vol. 15 Fol. 122r, nach 1556) (Photo Archivio di Stato di Torino).

118

98228_Babesch_90(2015).indd 118 31/08/15 13:20 argumentativ stringent, da die Triumphe des an denen sonst solche Listen zu finden waren - Antonius direkt mit denen des Princeps selbst gewesen sein. verbunden sind:89 Die Rettung des Staates durch Wie am Augustusforum99 steht bei den Fasti das zweite Triumvirat taucht als Triumph in der jede Erinnerung an große Persönlichkeiten oder Liste auf. Ereignisse der römischen Geschichte stets im Die Triumphlisten sollen insgesamt erst nach Kontext einer augusteischen Gegenwart. Die po- Augustus' Triplex-Triumphes im Jahre 29 v.Chr. tentatische Realität der Herrschaft des Augustus angefertigt worden sein, um so eine Verbindung vollführt, wo immer es möglich war, ein Ausra- zu dem dreifachen Triumph des Romulus am dieren von großen historischen Persönlichkeiten Anfang der Triumphliste herzustellen.90 Gegen ohne Bezug auf den Princeps.100 ein solches frühes Entstehungsdatum spricht jedoch das Fehlen des Triumphes des , des TRIUMPHBOGEN UND FASTI ALS AUGUSTEISCHE Stiefsohnes des Augustus, im Jahre 9 bzw. 7. Chr., PROPAGANDA während jedoch Triumphatoren zwischen 29 v. Chr. bis 19 v.Chr. sehr wohl aufgenommen wur- In der Summe ergibt sich nun folgendes Bild: Es den. Wieso sollte nachträglich dieses - in sich ist von einem einzigen augusteischen Triumph- stimmige Konzept - durchbrochen worden sein, bogen auszugehen, der die Schlacht von Actium aber für einen Triumphator aus dem Hause des und die Rückgewinnung der Feldzeichen thema- Augustus nicht fortgesetzt worden sein?91 Balbus' tisiert. Dieser muss zwischen dem Tempel des Triumph 19 v.Chr. - der letzte in den Fasti ver- Divius Iulius und dem Dioskurentempel gestan- zeichnete - ist folglich ein terminus post quem für den haben. Der Bogen selbst rekurriert somit nicht die Anfertigung der Listen.92 Dieser letzte Tri- nur auf den Sieg gegen die Parther und über An- umph verdeutlicht, dass die Zeit der republikani- tonius, sondern ist als allgemeines Siegesmonu- schen Triumphe vorbei war,93 was auch durch die ment zu sehen.101 Es ist ein politisches Denkmal, Ablehnung weiterer Triumphe von und mit dessen Hilfe der Herrscher den öffentlichen Augustus bestätigt wird.94 Raum besetzte und so den Anspruch auf Anerken- Offizielle Listen dieser Art waren üblicherweise nung, Ruhm und Gedächtnis durchsetzte.102 Es nur in 'templa' aufgestellt.95 Grundsätzlich kennt ist das architektonische Sinnbild des neuen, durch das Anbringen einer solchen Inschrift auf einem Augustus eingeleiteten Zeitalters der , Ehrenbogen keinen Vorläufer und ist in soweit un- dessen Beginn die Ludi Saeculares103 im Jahre 17 gewöhnlich, da der Senat, der den Bau des Bogens v.Chr. waren.104 Dass später nur noch die Ludi Sae- veranlasste, in keinem anderen bekannten Fall das culares bis 88 n.Chr. als einzige Ereignisse weiter Anbringen einer Liste auf einem Monument anord- auf den Fasti vermerkt wurden, spricht umso stärker nete. Die Fasti waren aus Sicht der Zeitgenossen für eine Einweihung zu diesem Anlass 17 v.Chr.105 'steingewordene Gewissheit' über die römische Der Dekorationsstil des Bauschmuckes, der Geschichtsschreibung seit der Frühzeit.96 Doch dem dreitorigen Bogen zugewiesen werden kann, funktionieren die Fasti Capitolini anders als andere ist ebenso in mittelaugusteische Zeit zu datieren, Listen: die Intention war nicht eine Historiographie, da er stilistisch einerseits zwischen dem Umbau sondern der Entwurf eines Geschichtsbildes ver- der Regia und des Tempels des Divus Iulius (42- bunden mit dem Triplex-Triumph des Augustus. 29 v.Chr.) und andererseits dem Umbau des Dios- Obwohl Listen eponymer Konsuln vorhanden kurentempels (6 n.Chr.) fällt.106 Der Bogen selbst waren, stellt die Neulistung und ihre Aufstellung war stets dreitorig, weswegen ein Niederreißen im politischen Zentrum Roms, noch dazu auf oder eine Erweiterung der Fundamente nicht einem Triumphbogen des Augustus eine klare nachweisbar ist. Das Monument wurde lediglich politische Botschaft dar. Wollte Augustus zwar ergänzt und adaptiert. stets den Schein des Republikaners wahren, so Mit dem Abschluss der Baumaßnahmen an war der Metatext seiner Bauprogramme weniger dieser Seite des Forums war mit dem Triumph- subtil. So sieht Susanne Muth die Fasti als Teil der bogen, dem Tempel des Divus Iulius, dem die Inszenierung und Kanonisierung von Geschichte Rostra vorgelagert waren, und der Porticus des durch Augustus, die verdeutlichen sollte, dass die Gaius et Lucius ein Architekturensemble geschaf- Vergangenheit nur in die Herrschaft des Augustus fen worden, das die Familie des Augustus insze- münden konnte.97 Die Fasti Capitolini waren nie- niert.107 Die Regia wird vom Forum abgeschnit- mals als Kalender oder historische Aufzeichnung ten und vermittelt architektonisch, was Augustus gedacht. Konsequenterweise kann ihr Träger bereits durch die Verlegung des Sitzes des Pon- weder die Regia noch ein Ianus98 - die Gebäude, tifex Maximus von der Regia auf den Palatin im

119

98228_Babesch_90(2015).indd 119 31/08/15 13:20 Jahre 12 v.Chr. in der politischen und sakralen Princeps weitergeführt. Es wird so demonstriert, Wirklichkeit Roms verankert hatte:108 Der sakrale dass Augustus und seine Familie das Weiter- Mittelpunkt Roms ist der Palatin, das Wohnhaus bestehen des politischen Lebens sichergestellt des Princeps. haben. Damit provoziert der Bogen mit Hilfe der Die neuen Rostra als Teil des Caesartempels Fasti die Erinnerung an die Erfolge des Augustus mit den Schiffsschnäbeln des Seesieges von Actium und damit einen - wie Susanne Muth es aus- stehen der alten Rednerbühne vor der pro- drückt - kontrollierten Dialog mit der Vergangen- grammatisch gegenüber, flankiert von zwei Sieges- heit, der stets als Vorspiel auf die glorreiche monumenten: eines für Augustus und eines für Gegenwart zu verstehen ist.109 Der siegreiche die designierten Nachfolger Gaius und Lucius. Augustus wurde als Ziel- und Endpunkt der Der Triumphbogen ist daher nicht nur als Teil ganzen römischen Geschichte inszeniert.110 dieses Ensembles bedeutungsvoll, sondern die Gestaltung des Bogens selbst vermittelt eine ZUSAMMENFASSUNG eigene Botschaft: Augustus' Siege stehen über Allem. Jene drei Monumente, die die östliche Seite des Wie jedoch passen die Fasti in dieses Ensem- Forum Romanum abschließen, sind ein architekto- ble? Als Träger der Fasti kommen nur wenige nischer Dreiklang, der die Machtposition der Iulier Orte in Frage, beispielsweise der Augustusbogen innerhalb des römischen Staates versinnbildlicht. - dort als Teil des augusteischen Bauprogramms - Der Tempel des vergöttlichten Iulius Caesar wird oder die Regia wegen der dort aufbewahrten Ka- auf der einen Seiten von einem Triumphbogen für lender. Gegen die Regia spricht jedoch einerseits, Augustus und auf der anderen Seite von einer Por- dass die Fasti Triumphales sicherlich unter Augus- ticus flankiert, die den Enkeln des Caesar geweiht tus angefertigt wurden und der Princeps die Regia ist. Standort, Aussehen und Anlass des Triumph- sowohl architektonisch als auch politisch abwer- bogens galten bisher als umstritten, da Münz- tete. Andererseits sind die Fasti keine Kalender bilder, Grabungsbefund, antike Schriftquellen wie sonst übliche in Rom, sondern sie transportier- und historischen Zeichnungen des Architekten ten ein Geschichtsbild, und zwar das Geschichts- Pirro Ligorio kein kohärentes Bild zuließen. bild des Augustus. Es wäre völlig unverständlich, Unterzieht man allerdings die jeweiligen Quel- die Fasti, eine politisch stark aufgeladene Liste, len einer kritischen Prüfung in ihrem jeweiligen an einem durch Augustus abgewerteten Gebäude historischen Kontext und fügt sie erst nachher anzubringen. Zwar postuliert Freyberger einen wieder zusammen, gelangt man zu dem Schluss, Quadrifrons als Träger der Fasti, da ein Triumph- dass es nur einen dreitorigen Bogen gegeben haben bogen nicht zwischen Basilica Aemilia und den kann. Fundamente eines solchen Bogens sind süd- Tempel des Divus Iulius gepasst hätte. Gefundene lich des Divus Iulius Tempels gefunden worden, Architekturreste belegen jedoch, dass das Monu- was die Angaben aus einem Scholion zu Vergil ment, das die Fasti trug, südlich des Tempels des bestätigt: Der Partherbogen lag neben dem Tem- Divus Iulius lag. Diese Architekturreste weisen pel des Divus Iulius. Fehlender Raum nördlich eine einzigartige Stilmischung aus dorischen und des Tempels stützt das Argument zusätzlich. Die korinthischen Elementen auf, die auf der östli- gefundenen Bauteile des Bogens bestätigen, dass chen Seiten des Forum Romanum sonst nicht zu es nur ein einziges Gebäude an dieser Seite des finden ist. Nur an den Fragmenten der Fasti Capi- Forums gab. Hier war sowohl die dorische als tolini kann das gleiche Architekturschema nachge- auch die korinthische Bauordnung vertreten. Die wiesen werden. Daher ist die Anbringung dieser Fasti Capitolini, von deren Fragmenten ein Teil Listen an dem Triumphbogen selbst am wahr- ebenfalls in diesem Bereich gefunden wurde, scheinlichsten, zudem entspricht die Verbindung weisen dieselbe stilistische Besonderheit auf. Da- von Triumphbogen und Fasti dem von Augustus her ist es naheliegend, dass diese Listen Teil des evoziertem Geschichtsbild und der semantischen Partherbogens waren und sehr wahrscheinlich Logik dieser Platzseite des Forums. die Durchgänge schmückten. Die Fasti Triumphales als schriftliches Zeugnis Lange Zeit sind die Listen aufgrund einer Zeich- der militärischen Erfolge Roms rahmen die nung des Architekten Pirro Ligorio, der bei der politische Macht, dargestellt durch die Fasti Con- Auffindung zugegen gewesen sein soll, mit einem sulares. Während jedoch die Fasti Triumphales Quadrifrons assoziiert worden. Die historische im Jahre 19 v.Chr. mit der Pax Romana enden, Kontextualisierung konnte jedoch zeigen, dass besteht das politische Leben weiter. Daher werden die Qualität der Überlieferung Ligorios sehr viel die Fasti Consulares auch bis kurz vor dem Tod des mehr vom damaligen Zeitgeist als von Objekti-

120

98228_Babesch_90(2015).indd 120 31/08/15 13:20 vität geprägt war, zumal die Ähnlichkeiten der entis rei publicae vici bis acie.' R. Gest. div. Aug 2 (Über- setzung Autor). Zeichnungen mit dem Gavierbogen in Verona 3 'Bella terra et mari civilia externaque toto in orbe terrarum frappierend sind. saepe gessi victorque omnibus veniam petentibus civibus Ein zweiter Triumphbogen für Augustus, ge- peperci.' R. Gest. div. Aug 3 (Übersetzung Autor) stiftet anlässlich seines Sieges in Actium, wird 4 Zu Ablauf und Hintergründen der Rückgewinnung siehe zusammenfassend: Rich 1998, 72-73. ebenfalls in diesem Bereich des Forums verortet. 5 'Parthos trium exercitum Romanorum spolia et signa red- Die Münzbilder legen nahe, dass der Bogen nur dere mihi supplicesque amicitiam populi Romani petere eintorig war. Doch hierfür ist die Quellenlage coegi.' R. Gest. div. Aug 29 (Übersetzung Autor). wiederum widersprüchlich. Die Münzbilder bei- 6 '…τν τε κρηπ δα τ  Ι υλιε υ ρ υ τ ς τν αμαλωτδων νεν μ λ ις κ σμηθ#ναι spielsweise zeigen deutlich eine große Ähnlich- …' Cass. Dio 51.19.2 (Übersetzung Veh 1986). keit zur Bekrönung des Partherbogens. Eine heute 7 'Ea autem signa in penetrali, quod est in templo Martis verschollene, dem Actiumbogen zugewiesene Weih- Ultoris, reposui.' R. Gest. div. Aug 29. (Übersetzung inschrift, kann aufgrund ihrer geringen Größe nicht Autor) Allgemein zur Darstellung der Parther inner- in der Attika eines Triumphbogens verbaut gewe- halb der augusteischen Propaganda: Rose 2005, 21-75. 8 Zanker 1988, 622-625; 2003. sen sein. Die ikonographische Kombination eines 9 Sehr anschaulich erläutern Börm und Havener das dreitorigen Bogens mit Quadriga über dem Mit- 'Phantom' von 'Potestates', die Augustus 27 v.Chr. in telbogen, Barbarendarstellungen über den Seiten- einem großen Staatsakt niedergelegt haben soll als bögen und Rostra in der Sockelzone auf einer Beispiel demonstrativen Verhaltens für Propaganda- Gemme aus Genf lässt vermuten, dass mit dem zwecke und nachträgliche Legalisierung durch Verun- klärung (Börm/Havener 2012, 212-213). Actiumbogen und dem Partherbogen ein und 10 Freyberger et al. 2007, 520-521; Freyberger 2012, 62-70. derselbe Bogen gemeint ist. 11 Zwar ist die Benennung eines Bogens als Triumphbo- Es ist anzunehmen, dass eine große Attika- gen stets kritisch zu sehen, doch die hier besprochenen Inschrift die Rückgewinnung der Feldzeichen Bögen verweisen konkret auf Siege des Princeps und gehören - wenigstens semantisch - in den Kontext des würdigte und eine kleine den Sieg bei Actium. In Triplex-Triumphes 29 v.Chr. den Durchgängen des Bogens waren die Fasti 12 Die Schicksale des Cremutius Cordus und des Capitolini angebracht. zeigen dies deutlich. Die Semantik ist eindeutig: Als Monument für 13 Hölscher 2000, 258. 14 $ψ δι τρ παι & ρω τιμθη Augustus feiert der Bogen seine Siege gegen '… .' Cass. Dio 54.8.3 (Über- setzung Veh 1986). äußere und innere Feinde. So thematisieren die 15 'Huius facti notae representantur in arcu, qui est iuxta Fasti in Form der Triumphatorenlisten die kriege- aedem divi Iulii.' Scholien zu Verg. Aen. 7.606. (Überset- rischen Erfolge und die Listen der Beamten die zung Autor) Hier wird der Edition von Rich gefolgt, politischen Erfolge des römischen Staates. Im der die gängige Lesung 'Nicae' für 'notae' ablehnt, da die Editio princeps die Fehlschreibung 'nitae' aufweißt, Sinne des dynastischen Prinzips, das schon die und die Verwendung eines griechischen Begriffes Architektur zum Ausdruck bringt, enden die Lis- durch den Scholiasten unwahrscheinlich ist (Rich 1998, ten mit dem Tod des Princeps. 98 mit Anm. 91). 16 Freyberger 2012, Abb. 1. 17 RIC² 131-137; RIC² 359. ANMERKUNGEN 18 Künzls Deutung der Figuren auf der ersten Münzserie als

* weiblich ist aufgrund der undefinierten Körpersilhou- Für die Anregung und die kritischen Kommentare zu etten weder abzulehnen noch zu folgen (Künzl 1988, 54). diesem Artikel danke ich Rüdiger Splitter (Kassel). Dieta 19 Er hatte zu diesem Zeitpunkt das Konsulat neunmal Svoboda (Tübingen), Lena Weber (Kassel), Sebastian Dohe und die tribunizische Gewalt sechsmal inne gehabt. (Kassel) und Ulrich-Walter Gans (Bochum/Marburg) 20 Nedergaard 1988, 225-226. danke ich für die Durchsicht der ersten Version. Den peer 21 Nedergaard 1988, 225-226. reviewers danke ich für die wertvollen Hinweise, die halfen 22 'τατα μ'ν π κεν ις (στερ ν πρ)θη.' Cass. Dio den Artikel fachlich abzurunden. Jürgen Malitz (Eichstätt) 54.8.4 (Übersetzung Veh 1986). hat mir freundlicherweise Abbildungen von Münzen aus 23 In diesem Jahr ist Vinicius zum Triumvir monetalis der Numismatischen Bilddatenbank Eichstätt überlassen. bestellt worden (Hillebrand 2006, 132). Alle Fehler gehen alleine zu meinen Lasten. 24 1 Jucker 1982, 92. Die Retrospektiven auf die frühen Erfolge des Augus- 25 Zanker 1997, 179-181. tus in den Res Gestae Divi Augusti verdeutlichen die 26 Künzl 1988, 54. politische Ideologien und Verklärungsmechanismen, 27 Prayon 1982, 325, 330; Fähndrich 2005, 13. die zur Anwendung kamen (Cooley 2009, 2). Die 28 Fähndrich 2005, 11–12 mit Anm. 92. Gewichtung dieser Erfolge in den Tatenberichten repe- 29 Zu der Gefahr der falschen Rezeption schriftloser tiert die kanonische Sicht auf die Ereignisse und ist vor Propa ganda siehe: Weber/Zimmermann 2003, 19-20. allen Dinge eine Rückschau auf deren Inszenierung 30 '…iuxta aedem divem iulium.' Schol. Veron. Verg. Aen. und Instrumentalisierung im Sinne des Princeps. 2 7.605 (Übersetzung Autor). 'Qui parentem meum necaverunt, eos in exilium expuli 31 Erste Grabung: Richter 1888, 99-100. Die zweite Aus- iudiciis legitimis ultus eorum facinus et postea bellum infer- grabung von Giacomo Boni von 1904 ist nie publiziert

121

98228_Babesch_90(2015).indd 121 31/08/15 13:20 worden, jedoch hat Nedergaard die Archivalien auf- 63 Inv. Nr.: MF2813; Vollenweider 1979, Nr. 538. Für eine gearbeitet und wenigstens einen Plan publiziert: korrekte Beschreibung des Bildinhaltes siehe: Rich Nedergaard 1988, Abb. 120. Die dritte Grabung führte 1998, 111–112. R. Gamberini Mongenet durch, jedoch publizierte B. 64 Rüpke 2009, 127-128. Andreae diese: Andreae 1957, 149-177. Zum vierten 65 Simpson 1993, 71; Nedergaard 2004, 84. Mal öffnete Elisabeth Nedergaard diesen Bereich: Neder- 66 CIL I², 2-5; Taylor/Holland 1952, 137-142; Simpson gaard 1994-1995, 33-70. 1993, 62-63; Itgenshorst 2004, 438-439. 32 Nedergaard 1994-1995, 53. 67 Non vidi. Zitiert nach: Richter 1889, 152. 33 Nedergaard 1994-1995, 56. 68 Ligorio 1553, 60. 34 Nedergaard 2001, 116. 68 CIL I², 2-5. Scott zieht die Regia als möglichen Träger 35 '…$ψ δα τρ παι & ρ ν *ν τε τ Βρεντεσω κα, -τ.ραν der Fasti noch in Betracht (Scott 1999, 189). ν τ/# 0Ρωμαα 2γ ρ4.' Cass. Dio 51,19,1 (Übersetzung 70 Nedergaard 1994-1995, 57-63; Schreurs 2000, 87-96. Veh 1986). 71 Für das Dach gesteht Freyberger dies auch selbst ein: 36 RIC² 267. Freyberger et al. 2007, 520. 37 Nedergaard 1988, 224-225; Lebek 1991, 49; Boss 2011, 72 Scott 2000, 191. 143-144. 73 Schreurs 2000, 33-35. 38 Coarelli 1985, 260-261; Gurval 1995, 39-41. 74 Mühlenbrock 2003, 146. 39 Hinterhöller 2008, 5 mit Anm. 9. 75 Panvinio 1558, o.S. [S. 8]. 40 Rich 1998, 108. 76 Andreae 1957, 153; Zanker 1972, 14. 41 Andreae 1957, 149-154. 77 Zióãkowski 2004, 38. 42 Künzl 1988, 55; Nedergaard 2001, 113. 78 Bogen/Thürlemann 2009, 90. 43 Freyberger 2012, Abb. 1. 79 Freyberger et al. 2007, 520-521; Freyberger 2012, 64-68. 44 Andreae 1957, 151. 80 Coarelli 1985, 291. 45 RIC² 510. 81 Zu Coarellis Thesen die Via sacra betreffend äußert 46 Claus 1996; Scheithauer 2000, 29, 87; Fulinska 2009, 47-49. sich kritisch: Zióãkowski 2004. 47 CIL VI 873. 82 Berlin SMBPK, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 79D2 Blatt 48 Rich 1998, 114; Lange 2009, 165-167. 9r. CensusID: 232784 (http://census.bbaw.de/index/ 49 Gurval 1995, 42-44. TopFrameSet?eadb_frame=top&easydb=5k2hoido62je 50 Diese Möglichkeit lehnt Gurval ab: Gurval 1995, 43. moidqkrtbenvh4; Letzter Zugriff: 29.08.2013) 51 Coarelli 1985, 258-268; Simon 1986, 86-88. 83 Freyberger et al. 2007, 518-523. Freyberger 2012, 62-70. 52 Künzl 1988, 55. 84 Nedergaard 1993, 80-85; 1994-1995, 33-70; 2001, 107- 53 Lange 2009, 163-164. 127; 2004, 83-100. 54 Lange 2009, 165-167. 85 Itgensghorst 2004, 438-439. 55 Rich 1998, 107-114. 86 Nedergaard 2001, 117. 56 Rich 1998, 114. Schon früher vermutete dies Schneider. 87 Taylor 1950, 94; Nedergaard 2001, 119-121. (Schneider 1986, 95). 88 Nedergaard 2004, 93. 57 Schneider 1986, 94-97; Zanker 2003, 88–90. Die geschickte 89 Nedergaard 2004, 96. Nutzung abstrakter Siegessymbole, um den Bürger- 90 Spannagel 1999, 249. krieg zu einem Krieg gegen einen äußeren Feind aus 91 Ähnlich: Simpson 1993, 64-65. dem Osten zu verklären, betont Zanker. 92 Rose 2005, 31. 58 Schmitzer 2008, 172. 93 Wallace-Hadrill 1987, 223-224. Rich ist nicht zu folgen in 59 Die Andeutung eines bellum iniustum aus diesen Versen seiner Interpretation, dass durch die Ablehnung weiterer zu lesen wie Ivana Petrovic (Petrovic 2008, 192) greift Triumphe die vorherigen stark herausgestellt werden wohl zu weit, aber die Kritik ist offensichtlich und geht (Rich 1998, 72). Es galt vor allem weitere Triumphe zu weit über die Gattungsregeln der Liebeselegien hinaus. verhindern. Obwohl Actium zentrales Thema einer anderen Elegie 94 Östenberg 2009, 56-62, 66-68. des Properz ist (4.6; dazu siehe weiterführend: Janan 95 Simpson 1993, 62-63. 2001, 102–105), lassen nur diese beiden Textstellen eine so 96 Walter 2006, 50. offensichtliche kritische Lesung zu. Deshalb müssen sie 97 Muth 2012, 30-31. als Ausdruck einer unterschwelligen Ambivalenz gelten, 98 Generell ist der Zusammenhang zwischen Quadrifrons da die sonstige Literatur - auch Properz selbst - und und Ianus kritisch zu sehen, da dieser Assoziation die Ikonographie dieser Zeit Actium keine negative Konnota- Fehlinterpretation einer Stelle bei Servius Vergilkom- tion verleiht. Die beiden Properz-Stellen weichen also mentars zu Grunde liegt (Serv. ad Aen. 7.607). Siehe explizit von der offiziellen Sprachregelung ab, die den dazu ausführlich: Mühlenbrock 2003, 15-18. Bürgerkrieg als Konflikt mit Feinden aus dem Osten deu- 99 Zanker 1968; Ganzert/Kockel 1988, 149-162. tet (Meyer 1975, 292-293). 100 Dazu mit Beispielen: Muth 2012, 18-39. 60 'Qualem si cuncti cuperent decurrere vitam | et pressi multo 101 Gurval 1995, 45-47. membra iacere mero,| non ferrum crudele neque esset bellica 102 Hölscher 2000, 242. navis, | nec nostra Actiacum verteret ossa mare,| nec 103 Zu den Spielen und deren Instrumentalisierung im Rah- totiens propriis circum oppugnata triumphis | lassa foret men eines Gentilkultes siehe: Bernstein 1998, 135-142. crinis solere Roma suos.' Prop. 2.15.41-47 (Übersetzung 104 Östenberg 2009, 56. Petrovic 2008, 192). 105 CIL I², 29; McDonald/Price 2012, 569. 61 'Cerne ducem, modo qui fremitu complevit inani | Actia 106 Nedergaard 2001, 116. damnatis aequora militibus.' Prop. 2.16.37-38 (Überset- 107 Zanker 1972, 12-17; Kolb 2006, 134. zung nach Gurval 1995, 183). 108 Simpson 1993, 69. Ähnlich: Boss 2011, 43. 62 Rich 1998, 110. Schon genauso: Künzl 1988, 54. 109 Muth 2012, 29-30. 110 Hölscher 2000, 249.

122

98228_Babesch_90(2015).indd 122 31/08/15 13:20 (Hg.), Erinnerungsorte der Antike. Die römische Welt, BIBLIOGRAPHIE München, 123-139. Künzl, E. 1988, Der römische Triumph. Siegesfeiern im antiken Andreae, B. 1957, Archäologische Funde im Bereich von Rom, München. Rom 1949, AA, 110-358. Lange, C. 2009, Res Publica Constituta: Actium, Apollo and Bernstein, F. 1998, Ludi publici – Untersuchungen zur Entste- the Accomplishment of the Triumviral Assignment, Leiden. hung und Entwicklung der öffentlichen Spiele im republika- Lebek, D.L. 1991, Ehrenbogen und Prinzentod: 9 v. Chr. nischen Rom (Historia Einzelschriften 119), Stuttgart. – 23 n. Chr., ZPE 86, 47-78. Börm, H./W. Havener 2012, Octavians Rechtsstellung im Ligorio, P. 1553, Libro di M. Pyrrho Ligori Napolitano delle Januar 27 v. Chr. und das Problem der „Übertragung“ antichità di Roma, nel quale si tratta de’ circi, theatri e anfi- der res publica, Historia 61, 202-220. theatri, con le Paradosse del medesimo auttore, quai confu- Bogen, S./F. Thürlemann 2009, Rom – Eine Stadt in Karten tano la commune opinione sopra varii luoghi della città di von der Antike bis Heute, Darmstadt. Roma, Venedig. Herausgegeben und kommentiert von Boss, M. 2011, Im Zentrum der Macht. Das Forum Romanum M. Daly Davis (einzusehen unter: http://archiv.ub.uni- im Modell, Erlangen. heidelberg.de/artdok/volltexte/2008/562; letzter Zu - Claus, J. 1996, Rezension zu R.A. Gurval, Actium and griff: 29.04.2013). Augustus: The Politics and Emotions, 1995, Bryn Mawr McDonald, A.H./S. Price 2012, s.v.: Fasti, The Oxford Clas- Classical Review 96.9.7 (Einzusehen unter: http://bmcr. sical Dictionary4, 568-569. brynmawr.edu/1996/96.09.07.html; Letzter Zugriff: Meyer, H.D. 1975, Die Außenpolitik des Augustus und die 14.08.2013) augusteische Dichtung, in W. Eisenhut (Hg.), Properz, Coarelli, F. 1985, Foro Romano. Periodo repubblicano e augusteo, Darmstadt, 287-301. Rom. Mühlenbrock, J. 2003, Tetrapylon – Zur Geschichte des vier- Cooley, A.E. 2009, Res Gestae Divi Augusti – Text, Transla- torigen Bogenmonumentes in der römischen Architektur, tion and Commentary, Cambridge. Münster. Fähndrich, S. 2005, Bogenmonumente in der römischen Kunst. Muth, S. 2012, Reglementierte Erinnerung. Das Forum Ausstattung, Funktion und Bedeutung antiker Bogen- und Romanum unter Augustus als Ort kontrollierter Kom- Torbauten, Rahden. munikation, in F. Mundt (Hg.), Kommunikationsräume Freyberger, K.S. 2012, Das Forum Romanum. Spiegel der im kaiserzeitlichen Rom, Berlin, 3-48. Stadtgeschichte des antiken Rom, ²Mainz. Nedergaard, E. 1988, Zur Problematik der Augustusbögen Freyberger, K.S./J. Lipps/C. Ertel 2007, Neue Forschungen auf dem Forum Romanum, in M. Hofter (Hg.), Kaiser zur Basilica Aemilia auf dem Forum Romanum. Ein Augustus und die verlorene Republik, Mainz, 224-236. Vorbericht – Die Säulenkapitelle der Basilica – Die Ori- Nedergaard, E. 1993, s.v.: Arcus Augusti, LTUR I, 80-85. entalenstatuen, RM 113, 493-552. Nedergaard, E. 1994-1995, La collocazione originaria dei Fulinska, A. 2009, The End of Hellenism and the Rise of a Fasti Capitolini e gli archi di Augusto nel Foro Romano, New World Order. The Battle of Actium and Propa- BCom 94, 33-70. ganda on Coins: From Cleopatra and Antony to Augus- Nedergaard, E. 2001, Facts and Fiction about the Fasti tus, Classica Cracoviensia 13, 35-54. Capitolini, AnalRom 27, 107-127. Ganzert, J./V. Kockel 1988, Augustusforum und Mars- Nedergaard, E. 2004, Reconstructing the Fasti Capitolini, Ultor-Tempel, in M. Hofter (Hg.), Kaiser Augustus und AnalRom 30, 83-99. die verlorene Republik, Mainz, 149–162. Östenberg, I. 2009, From Conquest to Pax Romana – The Gurval, R.A. 1995, Actium and Augustus: The Politics and signa recepta and the End of the Triumphal Fasti in 19 Emotions of Civil War, Ann Arbor. BC, in O. Hekster/S. Schmidt Hofner/C. Witschel Hillebrand, S. 2006, Der Vigintivirat: Prosopographische Unter- (Hg.), Ritual Dynamics and Religious Change in the Roman suchungen für die Zeit von Augustus bis Domitian (Disserta- Empire. Proceedings of the Eighth Workshop of the Interna- tion an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, tional Network Impact of Empire, Leiden, 53-75. Zentrum für Altertumswissenschaft Seminar für Alte Panvinio, O. 1558 Fastorum libri V. a Romulo rege usque ad Geschichte und Epigraphik), Heidelberg (einzusehen Imp. Caesarem Carolum V. Austrium Augustum, Venedig. unter: http://archiv.ub.uni heidelberg.de/volltext- Petrovic, I. 2008, Aitiologie des Triumphes – Triumph als server/7393/1/ Publikationsfassung.pdf; letzter Zugriff: Motiv in Properz 4,6, in H. Krasser/D. Pausch/I. Petro- 10.04.2014). vic (Hg.), Triplici invectus triumpho: Der römische Tri- Hinterhöller, M. 2008, Der Triumphbogen des Septimius umph in augusteischer Zeit (Potsdamer Altertumswis- Severus und die Historischen Reliefs der Partherkriege – Ein senschaftliche Beiträge 25), Stuttgart, 191-208. Triumphalmonument am Beginn der späten Kaiserzeit, Nor- Prayon, F. 1982, Projektierte Bauten auf römischen Münzen, derstedt. in B. von Freytag gen. Löringhoff/D. Mannsperger/F. Hölscher, T. 2000, Augustus und die Macht der Archäolo- Prayon (Hg.), Praestant interna, Festschrift für Ulrich gie, in A. Giovannini (Hg.), La Révolution Romaine après Hausmann, Tübingen, 319-330. Ronald Symne – Bilans et Perspectives, Genf, 237-273. Rich, J.W. 1998, Augustus' Parthian Honours, the Temple Itgenshorst, T. 2004, Augustus und der republikanische of Mars Ultor and the Arch in the Forum Romanum, Triumph: Triumphalfasten und summi viri-Galerie als BSR 53, 71-128. Instrumente der imperialen Machtsicherung, Hermes Richter, O. 1888, Sitzungsprotocolle, RM 3, 99-112. 132, 436-458. Richter, O. 1889, Die Augustusbauten auf dem Forum Janan, M. 2001, The Politics of Desire. IV, Berkley. Romanum, JdI 4, 137-162. Jucker, H. 1982, Apollo Palatinus und Apollo Actius auf Rose, C.B. 2005, The Parthians in Augustan , AJA augusteischen Münzen, MusHelv 39, 82-100. 109, 21-75. Kolb, F. 2006, Augustus und das Rom aus Marmor – Glanz Rüpke, J. 2009, Properz: Aitiologische Elegie in Auguste- und Größe, in E. Stein-Hölkeskamp/K.-J. Hölkeskamp ischer Zeit, in J. Rüpke/A. Bendlin (Hg.), Römische Reli- gion im historischen Wandel. Diskursentwicklung von Plau-

123

98228_Babesch_90(2015).indd 123 31/08/15 13:20 tus bis Ovid (Potsdamer Altertumswissenschaftliche Beiträge 17), Stuttgart, 115-142. Scheithauer, A. 2000, Kaiserliche Bautätigkeit in Rom. Das Echo in der antiken Literatur, Stuttgart. Schmitzer, U. 2008, Wann kam Tityrus nach Rom? Ein Ver- such der Annäherung an Vergils Eklogen, in S. Freund/ M. Vielberg (Hg.), Vergil und das antike Epos, Festschrift Hans-Jürgen Tschiedel, Stuttgart, 149-177. Schneider, R.M. 1986, Bunte Barbaren. Orientalenstatuen aus farbigem Marmor in der römischen Repräsentationskunst, Worms. Schreurs, A. 2000, Antikenbild und Kunstanschauungen des neapolitanischen Malers, Architekten und Antiquars Pirro Ligorio (1513–1583) (Bonner Beiträge zur Renaissance- forschung 3) Köln. Scott, R.T. 1999, s.v.: Regia, LTUR IV, 189. Scott, R.T. 2000, The Triple Arch of Augustus and the , JRA 13, 183-191. Simon, E. 1986, Augustus. Kunst und Leben in Rom um die Zeitenwende, München. Simpson, C.J. 1993, The Original Site of the “Fasti Capito- lini”, Historia 42, 61-81. Spannagel, M. 1999, Exemplaria Principis. Untersuchungen zu Entstehung und Ausstattung des Augustusforums, Heidel- berg. Taylor, L.R. 1950 Degrassis' Edition of the Consular and Triumphal Fasti, ClPhil 45, 84-95. Taylor, L.R./L.A. Holland 1952, Janus and the Fasti, ClPhil 47, 137-142. Veh, O. 1986, Cassius (Dio). Römische Geschichte 4 (Bücher 51-60), Zürich. Vollenweider, M.-L. 1979, Catalogue raisonné des sceaux, cylindres, intailles et camées II. Genève, Musée d’art et d’histoire de Genève, Mainz. Voss, J.H. 1830, Sextus Aurelius Propertius. Werke, Braun- schweig. Wallace-Hadrill, A. 1987, Time for Augustus: Ovid, Augustus and the Fasti, in P. Hardie/M. Whitby (Hg.), Homo viator, Bristol, 221-230. Walter, U. 2006, Kalender, Fasten und Annalen – die Ord- nung der Erinnerung, in E. Stein-Hölkeskamp/K.-J. Hölkeskamp (Hg.), Erinnerungsorte der Antike. Die römische Welt, München, 40-58. Weber, G./M. Zimmermann 2003, Propaganda, Selbst- darstellung und Repräsentation, in G. Weber/M. Zim- mermann (Hg.), Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jh. n. Chr. (Historien Einzelschriften 164), Wiesbaden, 11-40. Zanker, P. 1968, Forum Augustum: Das Bildprogramm, Tübingen. Zanker, P. 1972, Forum Romanum – Die Neugestaltung durch Augustus, Tübingen. Zanker, P. 1988, Klassizismus und Archaismus. Zur For- mensprache der neuen Kultur, in M. Hofter (Hg.), Kai- ser Augustus und die verlorene Republik, Mainz, 622-635. Zanker, P. 1997, In Search of the Roman Viewer, in D. Buitron- Oliver (Hg.) The Interpretation of Architectural Sculpture in Greece and Rome (Studies in the History of Art 49) London, 179-191. Zanker, P. 2003, Augustus und die Macht der Bilder, 4München. Zióãkowski, A. 2004, Sacra Via Twenty Years after, Warschau.

MUSEUMSLANDSCHAFT HESSEN KASSEL SCHLOSS WILHELMSHÖHE SCHLOSSPARK 1 D-34131 KASSEL [email protected]

124

98228_Babesch_90(2015).indd 124 31/08/15 13:20