<<

Planfeststellungsbeschluss für das Vorhaben

Neubau der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd - Quenstedt

Gemarkungen: Aschersleben, Westdorf, Welbsleben und Quenstedt

Landkreis Mansfeld-Südharz Salzlandkreis

Vorhabenträger: Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt Regionalbereich Süd

Halle (), den 01. Juni 2015 Az.: 308.4.2-31027-F19.11

Inhaltsverzeichnis Seite A. Verfügender Teil

I. Feststellung des Planes 6

II. Planunterlagen 6 1. Planfestgestellte Unterlagen 6 2. Unterlagen zur Information 11

III. Wasserrechtliche Erlaubnis/Genehmigungen 11 1. Einleiterlaubnis 11 2. Genehmigung zum Bau des Brückenpfeilers 30 sowie Teile des Wirtschaftsweges im Gewässerrandstreifen der „Eine“ 13 3. Genehmigung zum Bau der Brückenpfeiler 40, 50 und 60 im Überschwemmungsgebiet der „Eine“ 14

IV. Naturschutz und Landschaftspflege 14 1. Eingriffsgenehmigung 14 2. Befreiungen 15 3. Artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung 15

V. Forstrechtliche Genehmigung 15 1. Waldumwandlungsgenehmigung 15 2. Erstaufforstungsgenehmigung 15

VI. Denkmalschutz 16

VII. Nebenbestimmungen 16 1. Unterrichtungspflichten 16 2. Baubedingte und bauzeitbedingte Belastungen 17 3. Wasserwirtschaft 17 4. Naturschutz und Landschaftspflege 22 5. Forstrechtliche Nebenbestimmungen 27 6. Denkmalschutz 28 7. Immissionsschutz 30 8. Landwirtschaft 30 9. Abfallwirtschaft / Bodenschutz 31

Seite 2/230

Seite

10. Infrastruktur und Versorgungsleitungen Dritter 33

VIII. Aussetzung der sofortigen Vollziehung 34

IX. Entscheidungen über Stellungnahmen, Einwendungen, und Hinweise 34 1. Stellungnahmen und Einwendungen 34 2. Hinweise 34 3. Zusagen 34

X. Vorbehalt weiterer Anordnungen 34

XI. Kostenentscheidung 35

B. Sachverhalt 35

I. Beschreibung des Vorhabens 35

II. Raumordnungsverfahren 37

III. Linienbestimmung 37

IV. Planfeststellungsverfahren 37 1. Antragstellung 37 2 Planauslegung/Anhörungsbeteiligte 38 3. Erörterung 38 4. Ergänzendes Anhörungsverfahren 39 5. Prüfung der Umweltverträglichkeit 39 6. FFH – Verträglichkeitsprüfung 39

C. Entscheidungsgründe 40

I. Verfahren 40 1. Zuständigkeit 40 2. Beurteilungsgrundlage 40 2.1 Zu beurteilende Sachverhalte 40 Seite 3/230

Seite

2.2 Rechtliche Beurteilungsgrundlage 40

II. Konzentrationswirkung 41

III. Planungsermessen 41

IV. Abschnittbildung 42

V. Planrechtfertigung 43 1. Notwendigkeit der Planfeststellung 43 2. Erforderlichkeit der Baumaßnahme 43

VI. Begründung der Erlaubnisse und Genehmigungen 44 1. Wasserrecht 44 1.1 Einleiterlaubnis 44 1.2 Genehmigung zum Bau des Brückenpfeilers 30 sowie Teile des Wirtschaftsweges im Gewässerrandstreifen der „Eine“ 45 1.3. Genehmigung zum Bau der Brückenpfeiler 40, 50 und 60 im Überschwemmungsgebiet der „Eine“ 46 2. Naturschutz und Landschaftspflege 47 2.1 Begründung der Eingriffsgenehmigung 47 2.2 Begründung der Befreiungen 52 2.3 Begründung der Ausnahmegenehmigung 54 3. Forstrechtliche Genehmigungen 55 3.1 Genehmigung zur Waldumwandlung 55 3.2 Genehmigung zur Erstaufforstung 56 4. Denkmalschutz 56

VII. Begründung der Nebenbestimmungen 59 1. Sonstige Nebenbestimmungen 59 2. Baubedingte und bauzeitliche Belastungen 59 3. Wasserwirtschaft 59 4. Naturschutz und Landschaftspflege 61 5. Frostrechtliche Nebenbestimmungen 63 6. Denkmalschutz 64 Seite 4/230

7. Immissionsschutz 65 8. Landwirtschaft 65 9. Abfallwirtschaft / Bodenschutz 65 10. Infrastruktur und Versorgungsleitungen Dritter 65

VIII. Begründung der Aussetzung der sofortigen Vollziehung 66

IX. Abwägung der Belange 67 1. Raumordnung, Landes- und Regionalplanung 67 2. Planungsvarianten 67 2.1 Grenzen des Planfeststellungsabschnittes 67 2.2 Varianten der vorgeschlagenen Trassenführung 68 2.3 Variantenvergleich 71 3. Ausbaustandard 73 4. Immissionsschutz 73 4.1 Lärmschutz 73 4.2 Luftverunreinigungen 76 5. Naturschutz und Landschaftspflege 77 5.1 Flächeninanspruchnahme zur Realisierung von LBP- Maßnahmen 77 5.2 Artenschutz 78 5.3 FFH-Verträglichkeit 82 5.4 Schutzgebiete/ -objekte 83 5.5 Biotopverbundflächen 84 6. Prüfung der Umweltverträglichkeit 84 6.1 Zusammenfassende Darstellung der Umweltauswirkungen 86 der Umweltauswirkungen 6.2 Bewertung der Umweltauswirkungen nach § 12 UVPG 93 6.3 Darstellung und Bewertung der Auswirkungen auf die Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern 96 6.4 Zusammenfassende Darstellung 97 7. Landwirtschaft 99 8. Forstwirtschaft 100 9. Städtebauliche Belange 100 10. Begründung der Entscheidungen über Stellungnahmen 100 10.1 Gebietskörperschaften 101 10.2 Behörden/Träger öffentlicher Belange 110 10.3 Versorgungsunternehmen 119

Seite 5/230

Seite

10.4 Kirchen 120 11. Begründung der Entscheidung über private Einwendungen 121 12. Gesamtergebnis der Abwägung 223 12.1 Öffentliche Belange 224 12.2 Private Belange 226 12.3 Zusammenfassung 183

X. Begründung des Vorbehaltes weiterer Anordnungen 227

D. Begründung der Kostenentscheidung 227

E. Verfahrensrechtliche Hinweise 228

F. Rechtsbehelfsbelehrung 229

Anlage

Seite 6/230

A. Verfügender Teil

I. Feststellung des Planes

Nach § 17 Bundesfernstraßengesetz (FStrG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 28.06.2007 (BGBl. I S. 1206), zuletzt geändert durch Gesetz vom 31.05.2013 (BGBl. I. S. 1388) sowie § 1 Abs. 1 Satz 1 des Verwaltungsverfahrensgesetzes Sachsen-Anhalt (VwVfG LSA) vom 18.11.2005 (GVBl. LSA S. 698), zuletzt geändert durch Gesetz vom 26.03.2013 (GVBl. LSA S. 134, 143), in Verbindung mit den §§ 72 bis 75 des Verwaltungsverfahrensgesetzes (VwVfG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23.01.2003 (BGBl. I S. 102), zuletzt geändert durch Gesetz vom 25.07.2013 (BGBl. I S. 2749) wird der Plan für den

Neubau der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd - Quenstedt mit den in diesem Beschluss aufgeführten Änderungen, Ergänzungen und Nebenbestimmungen festgestellt.

II. Planunterlagen

1. Planfestgestellte Unterlagen

Festgestellt werden die nachstehend aufgeführten Unterlagen der Ursprungsplanung, ggf. in der im Zeitpunkt der Planfeststellung gültigen Deckblattfassung.

Unter- Ordner Bezeichnung der Maßstab Blatt-Nr. lage Nr. Unterlage 1 1 Erläuterungsbericht vom 11.05.2011 - 1 – 82 mit Deckblatt vom 26.03.2015 27A, 51A, 66A, 67A, 72A, 76A, 77A, 81A Anlage 1: Variantenvergleich - 1 Anlage 2: Verkehrsuntersuchung B180 - 1 - 12 (Ergänzung) Anlage 3: Verkehrstechnischer Entwurf - 1 – 32 Knoten 2 Anlage 4: Bauklassenachweis - 1 – 5 Seite 7/230

Allgemein verständliche Zusammenfas- - 1 – 40 sung 3 1 Übersichtslageplan vom 11.05.2011 1 : 10.000 1 mit Deckblatt vom 11.04.2013 1 : 10.000 1A 6 1 Straßenquerschnitt B 180 Damm 1 : 50 1 vom 11.05.2011 Straßenquerschnitt – B 180 Einschnitt vom 1 : 50 2 11.05.2011 Straßenquerschnitt B 180 alt 1 : 50 3 vom 11.05.2011 Straßenquerschnitt K 2341 1 : 50 4 vom 11.05.2011 Straßenquerschnitt – L 228 Nord und L 228 1 : 50 5 Süd vom 11.05.2011 Straßenquerschnitt Wirtschaftsweg 1 mit 1 : 50 6 Radweg vom 11.05.2011 Straßenquerschnitt WW mit gebundener 1 : 50 7 Deckschicht vom 11.05.2011 Straßenquerschnitt WW mit ungebundener 1 : 50 8 Deckschicht vom 11.05.2011 Straßenquerschnitt Wirtschaftsweg 3.2 1 : 50 9 vom 11.05.2011 Straßenquerschnitt Baustraße 1 : 50 10 vom 11.05.2011 Straßenquerschnitt Kleintierdurchlass für 1 : 50 11 Feldhamster vom 11.05.2011 7 1 Lageplan vom 11.05.2011 1 : 1.000 1 – 5 mit Deckblatt vom 25.03.2015 1 : 1.000 1A, 3A Lageplan vom 11.05.2011 1 : 2.000 5.1 mit Deckblatt vom 07/2014 5.1A Lageplan vom 11.05.2011 1 : 1.000 6 – 11 mit Deckblatt vom 25.03.2015 1 : 1.000 6A, 7A, 8A, 9A, 10A, 11A 8 2 Höhenplan B 180 vom 11.05.2011 1 : 1.000/100 1 – 11 mit Deckblatt vom 25.03.2015 1 : 1.000/100 3A, 8A Höhenplan B180 alt vom 11.05.2011 1 : 1.000/100 12 Höhenplan L 228 Nord vom 11.05.2011 1 : 1.000/100 13 Seite 8/230

Höhenplan L 228 Süd vom 11.05.2011 1 : 1.000/100 14 Höhenplan K 2341 vom 11.05.2011 1 : 1.000/100 15 Höhenplan WW 1 vom 11.05.2011 1 : 1.000/100 16 Höhenplan WW 3.1 vom 11.05.2011 1 : 1.000/100 17 Höhenplan WW 3.2 vom 11.05.2011 1 : 1.000/100 18 Höhenplan WW 5.1 vom 11.05.2011 1 : 1.000/100 19

Höhenplan WW 6 vom 11.05.2011 1 : 1.000/100 20 gegen- standslos Höhenplan WW7 vom 11.05.2011 1 : 1.000/100 21 10.1 3 Verzeichnis der Brücken und der anderen - 1 - 2 Ingenieurbauwerke vom 11.05.2011 10.2 3 Verzeichnis der Bauwerke, Wege, Gewäs- - 1 – 21 ser und sonstiger Anlagen vom 11.05.2011 mit Deckblatt vom 25.03.2015 2A, 4A, 11A, 14A 10.4 3 Bauwerksskizze Bauwerk Nr. 1A 1 : 200/100 1 vom 11.05.2011 Bauwerksskizze Bauwerk Nr. 2A 1 : 500/100 2 vom 11.05.2011 Bauwerksskizze Bauwerk Nr. 3Ü 1 : 200/100 3 vom 11.05.2011 Bauwerksskizze Bauwerk Nr. 4A 1 : 200/100 4 vom 11.05.2011 Bauwerksskizze Bauwerk Nr. 5Ü 1 : 200/100 5 vom 11.05.2011 11 3 Ergebnisse schalltechnischer Untersu- chungen vom 11.05.2011 Unterlage 11.0 – Erläuterungsbericht zur - 1 – 7 luftschadstofftechnischen Untersuchung mit Erklärung zur Änderung des Regelwer- 1 kes zur Abschätzung der Luftschadstoffbe- lastung vom 20.10.2014 Berechnungsergebnisse - 1 – 5 11.1 Unterlage 11.1 – Erläuterungsbericht zur - 1 – 9 schalltechnischen Untersuchung 11.2 Unterlage 11.2 – Ergebnisse schalltechni- - 1 – 3 scher Berechnungen 11.4 Unterlage 11.4 – Lageplan der Lärm- 1 : 10.000 1 Seite 9/230

schutzmaßahmen vom 11.05.2011 mit Deckblatt vom 23.04.2013 1 : 10.000 1A 12 5 Landschaftspflegerischer Begleitplan - 1 – 91 vom 11.05.2011 mit Deckblatt vom 25.03.2015 39A, 40A, 44A, 45A, 73A, 74A, 81A, 83A Anlage 1: - 1 – 7 Stellungnahme des Landkreises Anhang 1: 1 – 78 Faunistische Sonderuntersuchungen Anlage 1: 1 : 35.00 1 Ergebnisse der Fledermauserfassung Anlage 2: 1 : 28.500 1 Lage der Probeflächen Feldhamster Anlage 3: 1 : 1 Ergebnisse der Brutvogelkartierung, Ge- 7.500/3.000 samtartenspektrum exkl. Feldlerche Anlage 4: 1 : 28.500 1 Ergebnisse der Brutvogelkartierung, Sied- lungsdichte Feldlerche Anlage 5a: 1 : 28.500 1 Übersicht Amphibien und Reptilien Anlage 5b: 1 : 5.500 1 Nachweise Amphibien und Reptilien, Nachweispunkte Amphibien Anlage 5c: 1 : 5.500 1 Nachweise Amphibien und Reptilien, Nachweispunkte Amphibien Anlage 5d: 1 : 3.000 1 Nachweise Amphibien und Reptilien, Nachweisflächen Zauneidechse Anlage 6: 1 : 5.500 1 Nachweispunkte Eremit Anlage 7: 1 : 7.500 Ergebnisse der Rastvogelkartierung

Seite 10/230

Anhang 2: - 1 – 148 Artenschutzbeitrag mit Deckblatt vom 25.03.2015 136A 12.1 6 Bestands- und Konfliktplan 1 : 5.000 1, 1a, 2 vom 11.05.2011 mit Deckblatt vom 25.03.2015 1A, 1aA, 2A 12.2 6 Lageplan der landschaftspflegerischen 1 : 1.000 1 – 11 Maßnahmen vom 11.05.2011 1 : 2.500 12 1 : 2.000 13 mit Deckblatt vom 25.03.2015 1 : 1.000 5A, 6A, 7A, 9A, 10A, 1 : 2500 12A 12.3 6 Übersichtslageplan der landschaftspflege- 1 : 5.000 1 – 2 rischen Maßnahmen vom 11.05.2011 mit Deckblatt vom 25.03.2015 1A, 2A 13 3 Ergebnisse wassertechnischer Untersu- - 1 – 21 chungen vom 11.05.2011 mit Deckblatt vom 25.03.2015 sowie 5A, 11A Anlage 1 Muldenversickerung 1 - 2 14.1 3 Grunderwerbsplan vom 11.05.2011 1 : 1.000 1 – 5 1 : 2.000 5.1 1 : 1.000 6 – 11 1 : 2.500 12 – 13 mit Deckblatt vom 25.03.2015 1 : 1.000 1A, 3A, 4A, 5A, 8A, 9A, 10A, 11A mit Deckblatt vom 25.03.2015 1 : 2.000 5.1A, mit Deckblatt vom 25.03.2015 1 : 2.500 12A 14.2 3 Grunderwerbsverzeichnis vom 11.05.2011 - 1 – 42/ in der Deckblattfassung vom 25.03.2015 1 - 42

Seite 11/230

2. Unterlagen zur Information

Unter- Ordner Bezeichnung der Maßstab Blatt-Nr. lage Nr. Unterlage 2 1 Übersichtskarte 1 : 25.000 1 4 1 Übersichtshöhenplan 1 :10000/1000 1 9 3 Baugrundgutachten - 1 – 65 vom 11.05.2011 mit Anlagen - 1 – 27

III. Wasserrechtliche Erlaubnis/Genehmigungen

1. Einleiterlaubnis

Trassenbereich im Landkreis Mansfeld-Südharz

Der Vorhabenträgerin wird auf der Grundlage der im Planfeststellungsverfahren eingereichten Unterlagen die wasserrechtliche Erlaubnis im Einvernehmen mit der unteren Wasserbehörde des Landkreises Mansfeld-Südharz für folgende Gewässerbenutzung erteilt.

Art der Gewässerbenutzung Einleitung von Niederschlagswasser in den Quenstedter Bach.

Zweck der Benutzung Straßenentwässerung B 180 der Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt.

Umfang der Gewässerbenutzung Einleitung von 8,1 l/s (Bau-km 7+680 bis 7+920 = 1,4 l/s, Bau-km 7+920 bis 8+358 = 6,7 l/s).

Örtliche Lage der Gewässerbenutzung Gewässer: Quenstedter Bach MTB: 4334 Flussgebiet: 585 h: 57 29 121 r: 44 62 619 Gemeinde: Stadt Arnstein/OT Quenstedt Landkreis: Mansfeld-Südharz Land: Sachsen-Anhalt

Für die Eintragung in das Wasserbuch erhält die Erlaubnis die Registriernummer:

RW 44/586/8286/2011 15087/320/8311/2011. Seite 12/230

Trassenbereich im Salzlandkreis

Der Vorhabenträgerin wird auf der Grundlage der im Planfeststellungsverfahren eingereichten Unterlagen die wasserrechtliche Erlaubnis zur Einleitung von Niederschlagswasser in das Grund- wasser und in ein Oberirdisches Gewässer im Einvernehmen mit der unteren Wasserbehörde des Salzlandkreises erteilt.

Art der Gewässerbenutzung Einleitung von Niederschlagswasser in das Grundwasser und ein Oberirdisches Gewässer.

Zweck der Gewässerbenutzung Beseitigung des von versiegelten Flächen der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd - Qu- enstedt abfließenden Niederschlagswassers über Mulden entlang des Straßenverlaufes in das Grundwasser und in die Eine.

Umfang der Gewässerbenutzung Einleitung von nicht schädlich verunreinigtem Niederschlagswasser:

Abschnitt Einleitmenge Vorflut

0+000 – 2+838 5,9 Grundwasser

teilweise 2+838 – 4+964* 12,8 Eine

teilweise 4+964 – 7+056* 0,2 Grundwasser

*) teilweise bedeutet hier die im Salzlandkreis liegenden Bereiche der Entwässerungsabschnitte

Örtliche Lage der Gewässerbenutzung Landkreis: Salzlandkreis Gemeinde: Aschersleben/OT Westdorf Topographische Karte: Blatt 4234 – Aschersleben TK 1:25.000 – herausgegeben vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt, 2. Auflage 2010 Gewässer: Grundwasser und Eine Einzugsgebiet: Eine → → Saale →

Seite 13/230

Einleitstelle:

Abschnitt Vorflut Lage mit Hoch- Rechtswert

Beginn: 0+000 – 2+838 Straßenbegleitende Mulden H: 57 35 256 in das Grundwasser R: 44 59 798 Ende: H: 57 32 510 R: 44 59 798

teilweise 2+838 – 4+964* Eine H: 57 32 160 R: 44 60 621

Beginn: teilweise 4+964 – 7+056* Straßenbegleitende Mulden H: 57 31 261 in das Grundwasser R: 44 61 704 Ende: Gemarkung Quenstedt

*) teilweise bedeutet hier die im Salzlandkreis liegenden Bereiche der Entwässerungsabschnitte

2. Genehmigung zum Bau des Brückenpfeilers 30 sowie Teile des Wirtschaftsweges im Gewässerrandstreifen der „Eine“

Der Vorhabenträgerin wird die wasserrechtliche Genehmigung zum Bau des Brückenpfeilers 30 sowie Teile des Wirtschaftsweges im Gewässerrandstreifen der „Eine“ gemäß § 50 Abs. 3 Was- sergesetz des Landes Sachsen-Anhalt (WG LSA) im Einvernehmen mit der unteren Wasserbe- hörde des Landkreises Mansfeld-Südharz unter folgender Registriernummer erteilt

B 1/44/584/3882/2013 15087/450/8416/20132.

Art des Vorhabens: Bau des Brückenpfeilers 30 sowie Teile des Wirtschaftsweges im Gewässerrandstreifen der „Ei- ne“.

Örtliche Lage des Vorhabens: Gewässer: Eine Flussgebiet: 584 Gemeinde: Stadt Arnstein/OT Welbsleben Landkreis: Mansfeld-Südharz Land: Sachsen-Anhalt

Seite 14/230

Messtischblatt: 4234 HW: 57 32 117 RW: 44 60 638.

3. Genehmigung zum Bau der Brückenpfeiler 40, 50 und 60 im Überschwemmungsge- biet der „Eine“

Der Vorhabenträgerin wird die wasserrechtliche Genehmigung zum Bau der Brückenpfeiler 40, 50 und 60 im Überschwemmungsgebiet der „Eine“ gemäß § 78 Abs. 3 Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz – WHG) im Einvernehmen mit der unteren Wasserbe- hörde des Landkreises Mansfeld-Südharz unter folgender Registriernummer erteilt

Ü 1/44/584/3883/2013 15087/450/8417/2013.

Art des Vorhabens: Bau der Brückenpfeiler Nummer 40, 50 und 60 im Überschwemmungsgebiet der „Eine“.

Örtliche Lage des Vorhabens: Gewässer: Eine Flussgebiet: 584 Gemeinde: Stadt Arnstein/OT Welbsleben Landkreis: Mansfeld-Südharz Land: Sachsen-Anhalt Messtischblatt: 4234 HW: 57 32 117 RW: 44 60 638.

IV. Naturschutz und Landschaftspflege

1. Eingriffsgenehmigung

Der Vorhabenträgerin wird hiermit die naturschutzrechtliche Eingriffsgenehmigung für den Neubau der B 180, Ortsumgehung Aschersleben/Süd - Quenstedt erteilt.

Die in den Planunterlagen - landschaftspflegerischer Begleitplan (LBP) - festgestellten Eingriffe in Natur und Landschaft werden genehmigt. Die in der landschaftspflegerischen Begleitplanung fest- gestellten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind zu verwirklichen. Seite 15/230

2. Befreiungen

2.1 Der Vorhabenträgerin wird die Befreiung von dem Verbot lt. § 26 Abs. 2 BNatSchG, im Landschaftsschutzgebiet „“ Handlungen vorzunehmen, die den Charakter des Gebie- tes verändern oder dem besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen, gemäß § 67 Abs. 1 BNatSchG erteilt.

2.2 Der Vorhabenträgerin wird die Befreiung von den Verboten der Beeinträchtigung geschütz- ter Bäume nach der BaumSchVO des Landkreises Mansfeld-Südharz gemäß § 8 Abs. 2 und 7 BaumSchVO i. V. m. § 67 Abs. 1 BNatSchG erteilt.

2.3. Der Vorhabenträgerin wird die Befreiung von den Verboten des § 30 Abs. 2 BNatSchG, besonders geschützte Biotope (Auenwald und Halbtrockenrasen) zu beeinträchtigen oder zu zerstören, entsprechend § 67 Abs. 1 BNatSchG erteilt.

3. Artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung

Der Vorhabenträgerin wird zur Umsetzung der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahme VASB11 (Schutz der Zauneidechse vor baubedingten Tötungen) die artenschutzrechtliche Ausnahmege- nehmigung erteilt, wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, diese zu fangen und auf geeignete, von den Baumaßnahmen nicht betroffene Flächen umzusiedeln.

Diese Ausnahme gilt für die Vorhabenträgerin und für die von dieser mit dem Fang und der Um- siedlung beauftragten Personen.

V. Forstrechtliche Genehmigungen

1. Waldumwandlungsgenehmigung

Die für dieses Bauvorhaben erforderliche dauerhafte Umwandlung von 195 m2 Wald in eine ande- re Nutzungsart wird für die Grundstücke Gemarkung Welbsleben, Flur 2, Flurstücke 2/1, 273/43, 274/43, 275/43 und 276/43 genehmigt.

2. Erstaufforstungsgenehmigung

Die im Rahmen der Kompensationsmaßnahme E 3 zum Ausgleich der Beeinträchtigungen von Schutz- und Erholungsfunktionen sowie Nutzfunktion des Waldes in der landschaftspflegerischen Seite 16/230

Begleitung vorgesehene Erstaufforstung bisher nicht mit Wald bestockter Flächen auf dem Flur- stück 2/2 Gemarkung Welbsleben, Flur 4 wird genehmigt.

VI. Denkmalschutz

Der Vorhabenträgerin wird die unvermeidbare Beeinträchtigung bzw. Beseitigung oder Zerstörung der folgenden bekannten Kulturdenkmäler genehmigt:  Siedlungen – Jungsteinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Kaiser-/Völkerwanderungszeit, Mittelalter  Vorgeschichtliche Erdwerke  Körpergräberfelder – Mittelalter.

Die aufgeführten Kulturdenkmäler befinden sich entlang der Baustrecke. Die Gebiete sind auf der in der Anlage beigefügten Karte ersichtlich.

Darüber hinaus werden Erd- und Bauarbeiten genehmigt, bei denen begründete Anhaltspunkte bestehen, dass Kulturdenkmäler entdeckt werden. Die betroffenen Flächen sind in der beigefüg- ten Karte gekennzeichnet.

VII. Nebenbestimmungen

1. Unterrichtungspflichten

1.1 Die Vorhabenträgerin hat den bauausführenden Betrieben den Hinweis Nr. 6 im Teil E be- kannt zu geben.

1.2 Die Vorhabenträgerin hat die Planfeststellungsbehörde schriftlich über den Baubeginn - spätestens 8 Tage vorher - sowie das Bauende - spätestens 8 Tage nach Beendigung - zu informieren.

Ebenso hat eine schriftliche Information an die Planfeststellungsbehörde zum Termin der Verkehrsfreigabe zu erfolgen.

1.3 Die Vorhabenträgerin hat die Planfeststellungsbehörde über die Umsetzung der Maßnah- men des landschaftspflegerischen Begleitplanes schriftlich 8 Tage vor Beginn sowie 8 Ta- ge nach Beendigung zu informieren.

Seite 17/230

1.4 Der Untergang des an der B 180, im Kreuzungsbereich mit der K 2341, gelegenen Höhen- festpunktes 4334-9-3160 ist dem zuständigen Fachdezernat des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt zeitnah zu melden.

2. Baubedingte und bauzeitbedingte Belastungen

2.1 Werden bei Erdarbeiten wider Erwarten Kampfmittel gefunden, so ist unverzüglich die nächste Polizeidienststelle, der Salzlandkreis sowie der Landkreis Mansfeld-Südharz oder der Kampfmittelbeseitigungsdienst zu informieren. Die Vorhabenträgerin hat dafür zu sor- gen, dass die Fundstelle gesichert wird.

2.2 Notwendige Einschränkungen in der Straßen- und Verkehrsführung sowie öffentlicher Zu- fahrten zu baulich genutzten Anlagen für Fahrzeuge der Feuerwehr und des Rettungs- dienstes sind rechtzeitig vor Baubeginn mit den zuständigen Stellen für den Brandschutz und dem Träger des Rettungsdienstes des Landkreises Mansfeld-Südharz und des Salz- landkreises abzustimmen.

2.3 Kommt es zu Einschränkungen des Straßenverkehrs im Zuge der Bauvorberei- tung/Baudurchführung, die Auswirkungen auf die Linien der VGS Verkehrsgesellschaft Südharz mbH haben, hat die Vorhabenträgerin dies rechtzeitig mit dem Verkehrsunter- nehmen abzustimmen.

2.4 Bezüglich der Baudurchführung für das Brückenbauwerk über die Eine sind die ansässigen Landwirtschaftsbetriebe sowie der Reitbetrieb, der den als Baustraße dienende Wirt- schaftsweg nutzt, zur Abstimmung und Information an den Bauberatungen zu beteiligen.

3. Wasserwirtschaft

3.1 Für die Bauphase ist ein Hochwassermaßnahmeplan zu erstellen. Baumaterialien und Technik sind gegen ein Abschwimmen zu sichern. Die schadlose Ableitung des Wassers ist sicher zu stellen. Einschränkungen des Abflussprofils und sonstiger das Abflussge- schehen beeinträchtigende Maßnahmen bedürfen der vorherigen Zustimmung durch die zuständige Wasserbehörde.

3.2 Die Zugänglichkeit zum Gewässer im Bauabschnitt muss für den Unterhaltungspflichtigen während des Bauzeitraumes ständig gewährleitet sein. Die Ausführungsunterlagen sind rechtzeitig mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen- Anhalt, Flussbereich Sangerhausen, abzustimmen. Der Baubeginn ist dem Unterhaltungs- pflichtigen anzuzeigen. Seite 18/230

3.3 Bestandspläne sind dem Unterhaltungspflichtigen des Gewässers, Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, Flussbereich Sangerhausen, innerhalb von 3 Monaten nach Fertigstellung der Baumaßnahme zu übergeben.

3.4 Einleiterlaubnis

Behördliche Überwachung 3.4.1 Überwachungsmaßnahmen der Anlagen zur Gewässerbenutzung aus besonderem An- lass, insbesondere bei begründetem Verdacht schädlicher Verunreinigung des einzuleiten- den Niederschlagswassers oder sonstiger Störungen, die zu einer Gewässerbeeinträchti- gung führen können, bleiben vorbehalten.

Selbstüberwachung 3.4.2 Die genehmigte örtliche Lage, die Art und der Zweck der Gewässerbenutzung sind einzu- halten.

3.4.3 Der Gewässerbenutzer hat die Anlagen zur Gewässerbenutzung selbstständig regelmäßig zu überwachen.

3.4.4 Die Anlagen sind regelmäßig, wenigstens vierteljährlich, sowie nach dem Ende der Frost- periode, nach Starkregen und Regen nach langer Trockenperiode zu kontrollieren. Sie sind entsprechend zu warten und bei Bedarf zu säubern. Die Kontrollen und die Wartungsarbei- ten sind in geeigneter Form zu dokumentieren.

3.4.5 Das zur Einleitung gelangende Niederschlagswasser ist vor schädlichen Verunreinigungen und sonstigen nachteiligen Veränderungen seiner Eigenschaften zu bewahren. Dazu zäh- len u. a. übermäßiger Streusalzeinsatz oder Schadstoffhavarien.

Bau und Betrieb der Abwasseranlagen 3.4.6 Die Baumaßnahmen haben so zu erfolgen, dass generell Verunreinigungen von Grund- und Oberflächenwasser beim Umgang, der Lagerung und dem Transport wassergefähr- dender Stoffe ausgeschlossen sind.

3.4.7 Die Anlagen zur Niederschlagsentwässerung sind entsprechend der Antragsunterlagen sowie nach den allgemeinen Regeln der Technik zu errichten, zu betreiben, zu unterhalten und zu warten.

Seite 19/230

3.4.8 Für den Bau und Betrieb sowie für die Wartung der Anlagen zur Niederschlagsentwässe- rung sind die Vorschriften des ATV-Regelwerkes, die DIN-Normen sowie die tangierenden Festlegungen des DVGW-Regelwerkes und der RAS-Ew (Ausgabe 2005) in der jeweils gültigen Fassung zu berücksichtigen und einzuhalten.

3.4.9 Der Boden im Bereich der Versickerungsanlagen darf nicht gedichtet werden (beispiels- weise durch Baufahrzeuge).

3.4.10 Die Mulden sind mit Rasen oder anderen flachwurzelnden Bodendeckern zu bepflanzen, die den notwendigen Reinigungseffekt zu erzielen.

3.4.11 Bei Kolmationserscheinungen oder Verschlammung der Versickerungsflächen ist die ver- schmutzte Schicht abzutragen und durch sickerungsfähiges Material und anschließender Rasenansaat zu ersetzen.

Mitteilungspflicht 3.4.12 Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der Niederschlagsentwässerungsanlagen sind dem Salzlandkreis und dem Landkreis Mansfeld-Südharz als untere Wasserbehörden und dem Unterhaltungspflichtigen UHV „Wipper-Weida“ mindestens eine Woche vorher anzuzeigen.

3.4.13 Der Übergang der Erlaubnis auf einen Rechtsnachfolger ist den Landkreisen als untere Wasserbehörden anzuzeigen.

3.4.14 Besondere Vorkommnisse, die zu einer Beeinträchtigung des Gewässers führen können, sind unverzüglich der zuständigen Wasserbehörde anzuzeigen.

3.4.15 Die Anordnung weiterer Auflagen bleibt vorbehalten.

3.4.16. Hinweise zur Einleiterlaubnis Die Erlaubnis kann ganz oder teilweise widerrufen werden.

Die Überwachung der Niederschlagswassereinleitung erfolgt durch die untere Wasserbe- hörde der Landkreise.

3.5 Genehmigung zum Bau des Brückenpfeilers 30 sowie Teile des Wirtschaftsweges im Ge- wässerrandstreifen der „Eine“

3.5.1 Die Bauausführung muss mit den vorgelegten Antragsunterlagen übereinstimmen. Bei eventuellen Abweichungen ist vor Ausführung der Planungsänderung die Zustimmung bei Seite 20/230

dem Landkreis Mansfeld-Südharz, Fachbereich 3, Umweltamt – untere Wasserbehörde, einzuholen.

3.5.2 Der Baubeginn sowie die Fertigstellung ist dem Landkreis Mansfeld-Südharz als untere Wasserbehörde und dem Unterhaltungspflichtigen für das Gewässer, dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), Flussbereich Sangerhausen, schrift- lich anzuzeigen sowie ein Termin zur Abnahme zu vereinbaren.

3.5.3 Eine Erhöhung der Erdoberfläche sowie Aufschüttungen, Abgrabungen und Ablagerungen (außerhalb des beantragten Vorhabens) sind im Gewässerschonstreifen untersagt. Aus- hubmassen, die nicht mehr benötigt werden, sind unverzüglich aus dem Gewässerschon- streifen zu entfernen.

3.5.4 Die Vorhabenträgerin ist für den ordnungsgemäßen Zustand der Baulichkeit im Gewässer- randstreifen verantwortlich. Er haftet für alle Schäden, die aus der Errichtung, dem Beste- hen und der Unterhaltung derselben entstehen.

3.5.5 Durch die Baumaßnahme entstandene Schäden im Gewässerrandstreifen sind nach Be- endigung der Bauarbeiten ordnungsgemäß zu beheben, das Gelände wieder erosionssi- cher anzugleichen und die Vegetation wieder herzustellen. Die Baustelle ist gründlich zu beräumen.

3.5.6 Die Bestandspläne sind dem Unterhaltungspflichtigen für das Gewässer innerhalb von zwei Monaten nach Fertigstellung der Maßnahme zu übergeben.

3.5.7 Die Anordnung weiterer Auflagen bleibt dem Landkreis Mansfeld-Südharz als untere Was- serbehörde vorbehalten.

3.6. Genehmigung zum Bau der Brückenpfeiler 40, 50 und 60 im Überschwemmungsgebiet der „Eine“

3.6.1 Die Bauausführung muss mit den vorgelegenen Antragsunterlagen übereinstimmen. Bei eventuellen Abweichungen ist vor Ausführung der Planungsänderung die Zustimmung des Landkreises Mansfeld-Südharz, Fachbereich 3, Umweltamt – untere Wasserbehörde, ein- zuholen.

3.6.2 Der Baubeginn sowie die Fertigstellung ist der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Mansfeld-Südharz und dem Unterhaltungspflichtigen für das Gewässer, dem Landesbe- Seite 21/230

trieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), Flussbereich Sangerhausen, schriftlich anzuzeigen sowie ein Termin zur Abnahme zu vereinbaren.

3.6.3 Eine Erhöhung der Erdoberfläche sowie Aufschüttung und Ablagerungen (außerhalb des beantragten Vorhabens) sind im Überschwemmungsgebiet untersagt. Aushubmassen, die nicht mehr benötigt werden, sind unverzüglich aus dem Überschwemmungsgebiet zu ent- fernen.

3.6.4 Während der Durchführung der Bauarbeiten ist der schadlose Wasserabfluss bei einem möglichen Hochwasser der „Eine“ sicherzustellen. Erdmassen sind im Überschwem- mungsgebiet nicht als Querriegel abzulagern und bewegliche Teile wie z. B. Baumateria- lien ober Baustelleneinrichtungen sind so aufzustellen, dass sie bei Hochwasser nicht ab- geschwemmt werden können.

3.6.5 Durch die Baumaßnahme entstandene Schäden im Überschwemmungsgebiet sind nach Beendigung der Baumaßnahme ordnungsgemäß und unverzüglich zu beheben, das Ge- lände wieder erosionssicher anzugleichen, mit Rasen anzusäen und die Fertigstellungs- pflege bis zur vollen Schutzwirkung zu übernehmen. Die Baustelle ist gründlich zu beräu- men.

3.6.6 Die Anordnung weiterer Auflagen bleibt dem Landkreis Mansfeld-Südharz vorbehalten.

3. 7 Hinweise zu den Genehmigungen 3.7.1. Durch diese Genehmigungen werden die aus anderen Rechtsgründen etwa erforderlichen öffentlich-rechtlichen Genehmigungen, Bestimmungen usw. sowie privatrechtliche Verein- barungen nicht berührt oder ersetzt. 3.7.2. Der Genehmigungsinhaber haftet für alle Schäden, die infolge der Nichteinhaltung der Ne- benbestimmungen entstehen. 3.7.3. Das Risiko von Hochwasserschäden an der baulichen Anlage trägt der Eigentümer. 3.7.4. Diese Genehmigungen ergehen unbeschadet notwendiger Erlaubnisse, Genehmigungen et. Dritter. 3.7.5. Der Inhaber der Genehmigungen haftet für alle Schäden, die infolge der Nichteinhaltung der aufgezeigten Forderungen entstanden sind. 3.7.6. Zum Schutz von Versorgungsleitungen und von Vermarkungsmalen sind vor Beginn der Baumaßnahme die Versorgungsunternehmen (Gas, Wasser, Strom etc.) und das zustän- dige Katasteramt zu benachrichtigen. 3.7.7. Vor Inangriffnahme der Arbeiten auf öffentlichen Grund ist das Einverständnis der zustän- digen Verwaltung einzuholen. Seite 22/230

3.7.8. Diese Genehmigungen beinhalten nicht die eventuell abzuschließenden Gestattungsver- träge. 3.7.9.. Werden öffentliche Anlagen oder Privatgrundstücke in Anspruch genommen, ist vor Beginn die Zustimmung des Eigentümers oder Nutzungsberechtigten einzuholen bzw. ein Gestat- tungsvertrag schriftlich abzuschließen. 3.7.10. Die Unterhaltung der Anlagen richtet sich nach § 60 WG LSA.

4. Naturschutz und Landschaftspflege

4.1 Erfolgskontrolle und Meldung der Prüfergebnisse Die Vorhabenträgerin wird verpflichtet, ein Jahr nach Verkehrsfreigabe über die Umset- zung und den Erfolg der planfestgestellten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen der Plan- feststellungsbehörde zu berichten. Mit dem Bericht sind folgende Daten der Anlage 1a, Zif- fer 2 des Erlasses des MLU vom 15.08.2005 (Az.: 42.2 – 22301/5) zu übermitteln:

- Bezeichnung der Kompensationsmaßnahme - Räumliche Zuordnung: Gemeinde / Gemarkung / Flur / Flurstück / Übersichtskarte (Maßstab 1 : 10000, ggf. 1 : 25000) - Flächengröße - Ausgangsbiotop oder –biotopkomplex - Zielbiotop oder –biotopkomplex - Vorgesehener Zeitpunkt der Zielerreichung - Art der Flächensicherung - Pflegemaßnahmen (Art / Pflegeintervalle / besondere Auflagen) - Maßnahmeträger / Verantwortlicher - eventuell zusätzliche Angaben.

4.2 Im Rahmen der Bauüberwachung ist sicherzustellen, dass die im Landschaftspflegeri- schen Begleitplan vorgesehenen Schutz- und Vermeidungsmaßnahmen den bauausfüh- renden Betrieben bekannt sind und von diesen beachtet werden.

4.3 Im Rahmen der ökologischen Bauüberwachung ist vor Errichtung des Baufeldes bzw. vor Baubeginn für den Brückenpfeiler am linken Ufer der Eine (Bauwerk 2A – Brücke im Zuge der B 180 über das Einetal) sicherzustellen, dass sich im nahegelegenen Ufer keine Biber- baue befinden.

4.4 Die im landschaftspflegerischen Begleitplan aufgeführten Maßnahmen (Eingriffsvermei-

dung: V 1 bis V 4, VASB 5 bis VASB 13, Schutzmaßnahme: S 1, Ausgleichsmaßnahmen: AV,

G/A 1, G/A 2, A 3 bis A 7, ACEF 8 bis ACEF 11, Ersatzmaßnahmen: E 1 bis E 3) sind voll- Seite 23/230

ständig umzusetzen. Die fachgerechte Ausführung dieser Maßnahmen ist innerhalb der im landschaftspflegerischen Begleitplan genannten Fristen und entsprechend der dort im Ein- zelnen formulierten Zielstellungen zu gewährleisten. Die konkreten Ausführungsplanungen sind mit den Landkreisen Mansfeld-Südharz und Salzlandkreis als untere Naturschutzbe- hörden abzustimmen.

4.5 Die im Rahmen der Maßnahme VASB 8 zu errichtende Kollisionsschutzwand für Fledermäu- se ist zum Schutz von Vögeln entsprechend den neuesten wissenschaftlich-technischen Möglichkeiten sichtbar zu machen (z. B. durch geeignete Markierungen oder entsprechend dichte Strukturen).

4.6 Für alle laut Kompensationsmaßnahmenplanung vorgesehenen Ansaaten sind Saatgutmi- schungen regionaler Herkunft zu verwenden. Zur Pflanzung der Gehölze sind ausschließ- lich heimische, standortgerechte Arten zu verwenden.

4.7 Langfristig sind die zur Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen vorgesehenen Flächen (an Ackerland angrenzende Ansaat-, Gehölz- und Sukzessionsflächen) von benachbarten Ackerflächen abzugrenzen. Eine Verkleinerung der Flächen durch Umpflügen ist zu ver- hindern (z. B. durch Markierung der Nutzungsgrenze mit Feldsteinen).

4.8 Über den Stand der Umsetzung der Maßnahmen zur Eingriffsvermeidung sowie Kompen- sation und Ergebnisse durchgeführter Erfolgskontrollen ist den unteren Naturschutzbehör- den regelmäßig mindestens einmal pro Jahr bis zur Herstellung der Funktionsfähigkeit zu berichten. Den Landkreisen Mansfeld-Südharz und Salzlandkreis als untere Naturschutz- behörden ist Gelegenheit zu geben, sich an den jeweiligen Erfolgskontrollen der Maßnah- men zu beteiligen. Im Falle festgestellter Mängel ist für Nachbesserung zu sorgen.

4.9 Darüber hinaus ist der Erfolg der Ausgleichsmaßnahme A 3 gegenüber der unteren Natur- schutzbehörde nach einem Zeitraum von 6 Jahren zu dokumentieren. Sofern das Kom- pensationsziel „mesophiles Grünland“ nicht erreichbar sein sollte, sind die Aushagerungs- maßnahmen (3-schürige Mahd/Jahr mit Beräumung des Mähgutes) auf der betreffenden Fläche entsprechend weiterzuführen. Weitergehende Anordnungen behält sich die untere Naturschutzbehörde vor.

4.10 Die Erreichung der Kompensationsziele ist durch Eintragung entsprechender Grunddienst- barkeiten in das Grundbuch für sämtliche von Kompensationsmaßnahmen betroffene Flä- chen dauerhaft rechtlich zu sichern.

Seite 24/230

4.11 Die Kompensationsflächen sind entsprechend den jeweils formulierten Entwicklungszielen dauerhaft zu pflegen und zu unterhalten. Die Durchführung der Unterhaltung ist abzusi- chern und die Genehmigungsbehörde ist über die hierzu notwendigen Vorkehrungen und Vereinbarungen zu informieren.

4.12 Die Artenzusammensetzung der Strauchpflanzungen bei der Maßnahme G/A 2 ist mit der unteren Naturschutzbehörde des Salzlandkreises abzustimmen.

4.13 Die Baumbepflanzung im Rahmen der Maßnahme E 1 ist mit Bäumen der Kategorie II durchzuführen.

4.14 Die zur Vorhabenrealisierung erforderlichen Baumfällungen und die erforderliche Rodung von Hecken und Gebüschen sind nicht in der Zeit vom 01. März bis zum 30. September gestattet.

4.15 Weiterhin sind Brut- und Horstbäume durch die Straßenbaumaßnahme nicht zu gefährden. Gemäß § 28 NatSchG LSA stehen Horstbäume unter besonderem Schutz.

4.16 Die im Baufeld zu rodenden Gehölze sind vorher auf Vorkommen von Fledermäusen zu kontrollieren. Die Ergebnisse sind den unteren Naturschutzbehörden, Landkreis Mansfeld- Südharz und Salzlandkreis, mitzuteilen.

4.17 Unter der Einetalbrücke und an der südlichen Frontansicht am Brückenbaukörper sind Spaltenquartiere für Fledermäuse zu etablieren.

4.18 Schutz der Feldhamster 4.18.1 Vor der Realisierung des Vorhabens ist eine Erfassung der Feldhamsterpopulation erfor- derlich. Dazu sind auf den direkt zur Überbauung vorgesehenen Flächen (Straße, Stra- ßennebenanlagen, Baustraßen u. a. Baunebenflächen) alle vorhandenen Hamsterbaue durch ein fachlich ausgewiesenes Ingenieurbüro zu erfassen. Die anlagebedingt in An- spruch genommenen Flächen sind den unteren Naturschutzbehörden (Landkreise Mans- feld-Südharz und Salzlandkreis) vorher anzuzeigen. Das Ergebnis der Präsenzkontrollen sind den unteren Naturschutzbehörden mitzuteilen.

4.18.2 Bei Nachweis von Feldhamstern auf der Vorhabenfläche ist abzusichern, dass bei den Bauarbeiten keine Hamster getötet werden. Vor Beginn der Bauarbeiten einschließlich vorbereitender Erdarbeiten sind die im Baufeld vorgefundenen Hamster lebend durch diesbezüglich erfahrene Fachkräfte zu fangen und auf eine Fläche mit hamsterfreundlicher Bewirtschaftung umzusiedeln. Art und Weise sowie Dauer der Bewirtschaftung dieser Flä- Seite 25/230

che sind einvernehmlich mit dem Salzlandkreis als untere Naturschutzbehörde abzustim- men.

4.18.3 Als methodischer Standard zur Erfassung einer Besiedlung mit Feldhamstern sind im Früh- jahr infolge der sich über mehrere Wochen hinziehenden Aufwachsphase drei Untersu- chungstermine vorzusehen (Mitte April, Anfang Mai, Ende Mai). In dieser Phase ist jeder Bau nach dessen Entdeckung sofort abzufangen und die Tiere sind unverzüglich auf ge- eignete Flächen (hamsterfreundliche Bewirtschaftung) umzusiedeln. Erst wenn bis Ende Mai keine Feldhamster aufgefunden wurden, kann eine Besiedlung der Flächen mit Feld- hamstern ausgeschlossen werden. Diese Kartierung ist vor den archäologischen Grabun- gen im unmittelbaren Eingriffsraum durchzuführen.

Untersuchungen der Flächen ab Anfang Juni auf Feldhamsterbaue sind auch möglich, die Tiere können ab diesem Zeitpunkt aber nicht mehr sofort umgesiedelt werden. Methodisch reicht für die Sommeruntersuchung eine intensive Begehung der Flächen, unter Berück- sichtigung der Deckung der angebauten Feldfrüchte, aus. Erfasste Feldhamsterbaue kön- nen dann erst ab dem 25. August abgefangen und die Tiere anschließend auf Flächen mit hamsterfreundlicher Bewirtschaftung umgesiedelt werden.

4.18.4 Eine Feldhamsterkartierung einschließlich Umsiedlung außerhalb der o. g. Zeiträume ist auszuschließen.

4.18.5 Flächen, aus denen bereits alle Feldhamster umgesiedelt wurden und die im Zuge einer Abschlusskontrolle als „feldhamsterfrei“ deklariert wurden, sind zur Vermeidung der Wie- dereinwanderung unverzüglich in einen für Feldhamster unattraktiven Zustand zu verset- zen (Umbruch), der bis zum Beginn der Bauarbeiten zu erhalten ist.

4.18.6 Die Umsiedlungsfläche ist für die Dauer von mindestens fünf Jahren nach der Aussetzung der Feldhamster jährlich einem Monitoring (einschließlich Feinbaukartierung, Dokumenta- tion der Bewirtschaftung und Maßnahmenhinweise) zu unterziehen, über dessen Ergeb- nisse jeweils zum Jahresende ein Bericht den unteren Naturschutzbehörden vorzulegen ist. Um eine entsprechende rückkoppelnde Wirkung des Monitorings gewährleisten zu können, ist jedoch noch die Festlegung einer Ziel-Baudichte auf der Ausgleichsfläche er- forderlich. Entsprechend der gängigen fachlichen Konvention bei Verhältnis von Eingriffs- und Ausgleichsfläche 1 : 1 erscheint eine Zieldichte von 4 Bauen/ha sinnvoll.

Seite 26/230

4.19 Schutz der Zauneidechse 4.19.1 Die artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung umfasst nur das Nachstellen und Fan- gen von Zauneidechsen im Bereich der besiedelten Habitate am östlichen Einetalhang, in die im Zuge der Errichtung des Brückenbauwerks 2 (BW 2) eingegriffen wird.

4.19.2 Mit der Entnahme der Zauneidechsen aus der Eingriffsfläche und deren Umsiedlung ist ein fachlich ausgewiesenes Ingenieurbüro zu beauftragen.

4.19.3 Es ist eine schonende Fangmethode anzuwenden, welche eine Verletzung der Tiere weit- gehend ausschließt, bspw. mit Hilfe von Echsenblechen, mittels Handfang (mit oder ohne Eidechsenschlinge) und Folienfangzäunen mit Fangeimern. Die abgefangenen Bereiche sind bis zum Beginn der in diesem Bauabschnitt vorgesehenen Erdarbeiten ortsfest durch eine geeignete und umseitig geschlossene Absperrung gegen ein Neueinwandern von Tie- ren abzusichern.

4.19.4 Die Wiederaussetzung der Zauneidechsen hat umgehend auf die dafür vorgesehene Flä-

che (Maßnahmenblatt ACEF 8, Hangbereiche nördlich des östlichen Widerlagers des BW 2) zu erfolgen. Die Fläche ist im Vorfeld entsprechend der Maßnahmenbeschreibung des

Landschaftspflegerischen Begleitplanes (CEF-Maßnahme ACEF 8) im Winter vor Beginn der geplanten Umsetzung so herzurichten, dass eine Besiedlung dieser Fläche durch die Zau- neidechse im Frühjahr (ab April) gewährleistet ist. Ein Wiedereinwandern von Zauneidech- sen in das Baufeld ist durch geeignete Maßnahmen zu unterbinden. Die Fläche ist als Zauneidechsenhabitat mindestens fünf Jahre lang, parallel zum Zeitraum des Monitorings, zu unterhalten und ggf. in Abhängigkeit vom Erfolg der Maßnahme zu verlängern.

4.19.5 Ein Abfangen der Zauneidechse erfolgt über den Zeitraum der gesamten Aktivitätsphase. In der ersten Abfangphase ab April bis Ende Juni/Anfang Juli werden überwiegend die adulten Tiere möglichst vor der Eiablage abgefangen. In der zweiten Abfangphase ab Au- gust werden überwiegend die juvenilen Tiere abgefangen.

4.19.6 Mit der Baumaßnahme in dem betreffenden Bereich ist nach Abschluss der zweiten Ab- fangphase (Okt./Nov.) der Zauneidechsen zu beginnen.

4.19.7 Im Rahmen der ökologischen Bauüberwachung ist abzusichern, dass ein möglichst voll- ständiges Abfangen und Umsetzen der Zauneidechse aus dem Bereich des betroffenen Baufeldes erfolgt und somit die Tötung von möglicherweise auf der Fläche verbliebenen Individuen dieser Art weitestgehend verhindert wird.

Seite 27/230

4.19.8 Die Anzahl der insgesamt umgesiedelten Zauneidechsen ist protokollarisch zu erfassen und der oberen Naturschutzbehörde sowie den unteren Naturschutzbehörden der Land- kreise Mansfeld-Südharz und Salzlandkreis nach Abschluss der Arbeiten in Form eines Berichtes mitzuteilen. In dem Bericht sind konkrete Angaben zum Flurstück sowie zur tat- sächlichen Größe der Ausgleichsfläche zu machen. Darüber hinaus ist in dem auf die Be- endigung der Umsiedlung folgenden Jahr durch ein fachlich ausgewiesenes Ingenieurbüro eine Erfolgskontrolle der Zauneidechsenumsetzung mittels Kartierung der Anzahl der auf der Ausgleichsfläche anzutreffenden Zauneidechsen (Anzahl der adulten und juvenilen Tiere) vorzunehmen. Dazu sind im Sommer/Herbst mindestens 4 Kartierdurchgänge durchzuführen. Die Kartierergebnisse, einschließlich Auswertung, sind sowohl der oberen als auch den unteren Naturschutzbehörden der Landkreise umgehend nach deren Erstel- lung zu übermitteln. Die Bestandsentwicklung der Zauneidechse ist in den folgenden 5 Jahren nach der abgeschlossenen Umsetzung zu kontrollieren und es ist darüber zu be- richten. Gegebenenfalls sind in Abstimmung mit den oberen und unteren Naturschutzbe- hörden die Schutz- und Pflegemaßnahmen auf der Ausgleichsfläche anzupassen.

5. Forstrechtliche Nebenbestimmungen

5.1 Die Genehmigung zur Umwandlung von Wald in eine andere Nutzungsart gilt ausschließ- lich für den Zweck des Neubaus der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt.

5.2 Als Ausgleich für den Verlust an Waldfläche und Waldfunktion ist eine Ersatzaufforstung nach der Waldbilanz zu leisten. Die Erstaufforstung ist auf den planfestgestellten Flächen durchzuführen.

5.3 Vor Beginn der Erstaufforstung ist die entsprechende Ausführungsplanung im Einverneh- men mit der zuständigen unteren Forstbehörde abzustimmen.

5.4 Bereits bei der Vorbereitung der Ausführungsplanung sind durch die Vorhabenträgerin gemeinsam mit den Forstbehörden die forstfachlichen und forstrechtlichen Details (Anteile Krautsaum, Waldmantel und Hauptbestand für die Erstaufforstungsfläche, Gehölzeaus- wahl, Flächenanteile der einzelnen Gehölzearten, forstliche Mischungsformen, Fortpflanz- sortimente und –herkünfte sowie Pflanzenverbände) zu konkretisieren. Ziel dieser Abstim- mung sind tabellarische Waldbaupläne, verbale Festlegungen und Prinzipskizzen als Grundlage für die Ausführungsplanung. Soweit im Maßnahmenblatt nichts anderes festge- legt, sind mindestens 10.000 Forstpflanzen/ha Pflanzfläche für die Baumarten Stieleiche, Traubeneiche und Rotbuche sowie mindestens 5.000 Forstpflanzen/ha Pflanzfläche für al- le übrigen Baum- und Straucharten zu planen.

Seite 28/230

5.5 Für die Gehölze, die dem Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG) vom 22.05.2002 (BGBl I S. 1658), zuletzt geändert durch Gesetz vom 09.12.2010 (BGBl. I S. 1934) unterliegen, ist ausschließlich Pflanzmaterial entsprechend der Herkunftsempfehlung für forstliches Ver- mehrungsgut für das Land Sachsen-Anhalt (Herkunftsempfehlungen 2006), RdErl. des MLU vom 21.06.2006, Az.: 45-64230/2 zu verwenden.

5.6 Es sind die Grenzabstände für Wald gemäß § 38 Abs. 1 und 2 i. V. m. § 36 analog Nach- barschaftsgesetz (NbG) vom 13.11.1997 (GVBl. LSA S. 958), zuletzt geändert durch Ge- setz vom 18.05.2010 (GVBl. LSA S. 340) einzuhalten.

5.7 Die Bepflanzung der Erstaufforstungsflächen erfolgt spätestens im Kalenderjahr nach Ro- dungsbeginn auf den Waldumwandlungsflächen. Herbstaufforstungen sind zu bevorzugen, Frühjahrsaufforstungen aber prinzipiell möglich. Unmittelbar nach Abschluss der Pflanzung meldet die Vorhabenträgerin die aufgeforsteten Flächen der zuständigen Forstbehörde zur Aufnahme in das Waldverzeichnis.

5.8 Nach Pflanzung ist die Kulturpflege und Nachbesserung bis zur gesicherten Kultur ent- sprechend der Verfügung des Landesverwaltungsamtes vom 25.07.2012 zur Anwendung § 10 Abs. 2 WaldG zu gewährleisten. Gilt die Kultur als gesichert, ist der Kulturschutzzaun abzubauen.

5.9 Die Vorhabenträgerin führt gemeinsam mit der Forstbehörde Kulturkontrollen jeweils im Juli oder August der 1., 2. und 3. Vegetationsperiode nach der Pflanzung durch. Die Proto- kolle der Kulturkontrolle mit Aussagen zu Ausfällen und notwendigen Nachbesserungen sind der Planfeststellungsbehörde bis zum 30. September des betreffenden Jahres zuzu- senden. Bei Notwendigkeit werden durch die zuständige Forstbehörde weitere Kulturkon- trollen festgelegt.

6. Denkmalschutz

6.1 Die mit der Baumaßnahme verbundenen Erdarbeiten dürfen erst begonnen werden, wenn zuvor ein fachgerechtes und repräsentatives archäologisches Dokumentationsverfahren durchgeführt wurde. Die Dokumentation muss nach den aktuellen wissenschaftlichen und technischen Methoden unter Berücksichtigung der entsprechenden Vorgaben des Landes- amtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt durchgeführt werden. Art, Dau- er und Umfang der Dokumentation sind rechtzeitig im Vorfeld der Maßnahme mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt verbindlich abzustimmen bzw. vertraglich zu vereinbaren. Es wird auf die bestehende Rahmenvereinbarung zwi- Seite 29/230

schen der Landesstraßenbaubehörde und dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäo- logie verwiesen.

6.2 Im Bereich der bekannten Fundstellen ist davon auszugehen, dass wichtige archäologi- sche Funde und Befunde zerstört werden. Aus diesem Grunde haben in den betreffenden Bereichen parallel zu den geplanten Tiefbaumaßnahmen baubegleitende archäologische Untersuchungen zu erfolgen. Art, Dauer und Umfang archäologischer Untersuchungen sind rechtzeitig vor Beginn der Tiefbaumaßnahmen mit dem jeweiligen Landkreis und dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt abzustimmen.

6.3 Die Befundaufnahme sowie die zu erarbeitende Dokumentation der Funde und Befunde hat nachfolgenden Umfang zu umfassen:  Zeichnerische und fotografische Darstellung der Funde und Befunde  Archäologisch qualifizierte Bergung der Funde  Inventarisierung  Konservierung der Funde, um eine Zerstörung durch Umwelteinflüsse zu vermeiden  Archäologisch-wissenschaftlichen Maßstäben genügende Beschreibung der Grabung  Archäologische Bewertung der Grabung und der Kulturdenkmale.

6.4 Die bauausführenden Betriebe sind von der Vorhabenträgerin vor Beginn der Arbeiten da- rauf hinzuweisen, dass, sofern bei Erdarbeiten Sachen oder Spuren von Sachen gefunden werden, bei denen Anlass zu der Annahme gegeben ist, dass es sich um archäologische Bodenfunde handelt, diese zu erhalten und der zuständigen unteren Denkmalschutzbe- hörde anzuzeigen sind.

6.5 Der Bodenfund und die Fundstelle sind bis zum Ablauf von einer Woche nach der Anzeige unverändert zu lassen und vor Gefahren für die Erhaltung der Bodenfunde zu schützen. Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie oder von ihm Beauftragte sind berech- tigt, die Fundstelle nach archäologischen Befunden zu untersuchen und Bodenfunde zu bergen.

6.6 Der Beginn der Erdarbeiten ist vier Wochen vorher dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt sowie dem jeweiligen Landkreis schriftlich anzuzeigen.

6.7 Vorsorglich wird darauf hingewiesen, dass sich außerhalb der Ortslage Westdorf, auf ei- nem Feldweg zwischen Westdorf und Ermsleben, auf der südlichen Seite, ca. 1 km vom Dorf entfernt ein Kleindenkmal (kleines, lateinisches Kreuz aus Kreidesandstein, ca. 72 cm hoch, parallele Kanten, spätes 15. Jh.) befindet.

Seite 30/230

7. Immissionsschutz

Hinweis Die Bauarbeiten sind so durchzuführen, dass entsprechend der Allgemeinen Verwaltungs- vorschriften zum Schutz gegen Baulärm in Verbindung mit der 32. Verordnung zur Durch- führung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Geräte- und Maschinenlärmschutzver- ordnung – 32. BImSchV) erhebliche Nachteile und Belästigungen für die Allgemeinheit und die Nachbarschaft nicht hervorgerufen werden.

8. Landwirtschaft

8.1 Die von der Bauausführung und von Grundstücksnutzungen betroffenen Landwirte sind rechtzeitig und schriftlich vom Baubeginn zu unterrichten, damit sie entsprechende Maß- nahmen für die Ernte oder den Feldausbau treffen können.

8.2 Die Nutz- und Erreichbarkeit der landwirtschaftlichen Flächen während der Bauphase ist durch die Vorhabenträgerin zu gewährleisten. Sollte sich wider Erwarten zeigen, dass ein- zelne landwirtschaftliche Flächen aufgrund des Baus der Trasse nicht mehr erreichbar sind, hat die Vorhabenträgerin dafür Sorge zu tragen, die Erreichbarkeit wieder herzustel- len.

8.3 Die Vorhabenträgerin hat in einer Entfernung von 80 m ab Schnittpunkt der Achsen der B 180n und der L 228 nach Norden (in Richtung Westdorf) eine Feldzufahrt von der L 228 auf die westlich der Straße angrenzende Ackerfläche zu seinen Lasten herzustellen. Die Zufahrt ist in einer Breite von 5,0 m zwischen dem westlichen Fahrbahnrand und der Ackergrenze in bituminöser Befestigung herzustellen. Die vorhandene straßenbegleitende Entwässerungsmulde westlich der L 228 zwischen Straße und Acker ist mittels eines Durchlasses DN 400 zu queren. Der Durchlass ist befahrbar zu errichten.

8.4 Die Vorhabenträgerin hat südlich des geplanten Knotenpunktes B 180/L 228 eine Feldzu- fahrt von der L 228 in einer Breite von 5 m in Asphaltbauweise (Tragdeckschicht) zwischen der Fahrbahnkante und dem Beginn der Bewirtschaftungsfläche auf das westlich der Stra- ße angrenzende Flurstück 1/2 der Flur 2 in der Gemarkung Welbsleben herzustellen. Die Zufahrt ist im Querungsbereich mit der Straßenentwässerungseinrichtung zu verrohren.

8.5 Im Zuge der Baudurchführung hat nach dem Abtragen des Oberbodens ein Gutachter die Lage der Dränagen zu ermitteln. Vorhandene Dränagen werden im Bereich der Straßen- trasse getrennt, gefasst, unter dem Straßenkörper hindurchgeleitet und in das vorhandene System wieder eingebunden. Seite 31/230

8.6 Die Vorhabenträgerin hat darauf hinzuwirken, dass das Flurstück 2/2, Flur 4 in der Gemar- kung Welbsleben in das Verfahrensgebiet des Unternehmensflurbereinigungsverfahrens aufzunehmen ist.

8.7 Die Vorhabenträgerin sichert dem Eigentümer des Flurstücks 2/2, Flur 4 in der Gemarkung Welbsleben ein Wegerecht zu dem als Unland ausgewiesenen Teil des Flurstücks (Insel- fläche) zu.

9. Abfallwirtschaft / Bodenschutz

9.1 Sofern unbekannte schädliche Bodenveränderungen, Verdachtsflächen, Altlasten und alt- lastverdächtige Flächen durch die geplante Baumaßnahme berührt werden, sind gemäß BBodSchG und BBodSchV repräsentative Untersuchungen dieser Standorte durchzufüh- ren. Bei organoleptischen Auffälligkeiten (Geruch, Aussehen) ist eine weitergehende Un- tersuchung dahingehend erforderlich, ob der Verdacht einer schädlichen Bodenverände- rung oder Altlast besteht bzw. ausgeräumt werden kann. Alle Maßnahmen sind mit den Landkreisen Mansfeld-Südharz und Salzlandkreis als untere Abfall- und Bodenschutzbe- hörden abzustimmen.

9.2 Hinweise 9.2.1 Abfälle sind in erster Linie zu vermeiden. Wenn die Abfallentstehung nicht vermeidbar ist, sind die anfallenden Abfälle einer Verwertung zuzuführen, soweit dies technisch möglich und wirtschaftlich zumutbar ist (§ 7 Abs. 2, 4 Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen [Kreislaufwirtschafts- gesetz – KrWG] vom 24.02.2012 [BGBl. I S. 212], zuletzt geändert durch Artikel 3 des Ge- setzes vom 08.04.2013 [BGBl. I S. 734]). Dabei ist einer hochwertigen Verwertung der Vor- rang zu geben (§ 8 Abs. 1 KrWG). Nur nicht vermeidbare und nicht verwertbare Abfälle sind nach den Grundsätzen der Gemeinwohlverträglichkeit in zugelassenen Anlagen oder Einrichtungen zu beseitigen (§ 15 Abs. 2, § 28 Abs.1 KrWG).

9.2.2. Im Rahmen der Baumaßnahmen sind die Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Abfällen nach der „Richtlinie zur Verwertung mineralischer Abfälle im Stra- ßenbau“ i. V. m. den „Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Abfäl- len – LAGA M 20“ einzuhalten.

9.2.3. Zur orientierenden Untersuchung einer möglichen Kontamination des Bodens sind Proben zu entnehmen und zu analysieren (siehe LAGA M 20, Teil III – Probenahme und Analytik). Die Beprobung sollte zeitnah zur Entsorgung stattfinden. Seite 32/230

9.2.4. Im Baugrundgutachten sind Ergebnisse bereits vorgenommener Probenahmen und Analy- tiken zusammengestellt. Nach der Bewertung dieser Untersuchungsergebnisse erfolgt die Zuordnung zu den Einbauklassen Z 1 bis > Z 2. Das Bodenmaterial, das aufgrund erhöhter Parameter den Zuordnungswert Z 2 überschreitet, kann im Rahmen der LAGA M 20, Teil II, „Technische Regeln für die Verwertung“ (TR Boden) nicht verwertet werden.

9.2.5. Anhand der untersuchten Parameter ist eine Zuordnung zu einem Entsorgungsverfahren vorzunehmen. Wenn ausschließlich Belastungen mit Mineralölen vorliegen (relevante Schadstoffe > Z 2: MKW und BTEX) kann im Allgemeinen von einer Behandlung der Abfäl- le in einer mikrobiologischen Bodenbehandlungsanlage ausgegangen werden. Die Be- handlung in einer Bodenwaschanlage ist in der Regel auch bei einem umfangreicheren Schadstoffspektrum möglich. Bei höheren Belastungen mit PAK und Schwermetallen ist abzuwägen, ob eine Behandlung mit dem Ziel der anschließenden Verwertung des gerei- nigten Materials technisch möglich oder wirtschaftlich zumutbar ist (§ 7 Abs. 4 KrWG). In Anlehnung an die Verordnung über Deponien und Langzeitlager (Deponienverordnung - DepV) ist zu prüfen, ob ein Beseitigungsverfahren Anwendung finden kann.

9.2.6. Das im Rahmen der LAGA M 20 nicht zur Verwendung zugelassene Bodenmaterial ist im Sinne des § 48 KrWG i. V. m. § 3 Abs. 1 Abfallverzeichnis-Verordnung-AVV gefährlicher Abfall. Zuordnung nach Abfallverzeichnisverordnung – AVV: - Abfallschlüssel – 17 05 03; - Abfallbezeichnung – Boden und Steine, die gefährliche Stoffe enthalten. - Es findet § 50 Abs. 1 KrWG (Nachweispflichten), weiterführend die Nachweisverordnung – NachwV, Anwendung.

9.2.7. Abfälle zur Verwertung und Abfälle zur Beseitigung sind separat zu erfassen und für die Entsorgung bereit zu halten (§ 9 Abs. 1, § 15, Abs. 3 KrWG). Analog gilt die Getrennthal- tung für gefährliche und nicht gefährliche Abfälle.

9.2.8. Im Hinblick auf eine vorgesehene Wiederverwendung oder Verwertung der vorhandenen Asphaltschichten ist grundsätzlich das Vorhandensein teer-/pechhaltiger Bestandteile zu prüfen und nach der „Richtlinie für die umweltverträgliche Verwertung von Ausbaustoffen mit teer-/pechtypischen Bestandteilen sowie für die Verwertung von Ausbauasphalt im Straßenbau“ zu verfahren.

Seite 33/230

9.2.9. Die Bewertung bereits vorgenommener Probenahmen und Analytiken ergab gemäß „Ver- wertung von Ausbaustoffen mit teer-/pechtypischen Bestandteilen sowie für die Verwer- tung von Ausbauasphalt im Straßenbereich“ die Zuordnungsklasse A.

10. Infrastruktur und Versorgungsleitungen Dritter

10.1 Im Planungsgebiet befinden sich Versorgungsleitungen verschiedener Versorgungsunter- nehmen. Diese Versorgungsleitungen müssen gegebenenfalls gesichert, verändert oder verlegt werden. Die Verlegung der Versorgungsleitungen und die Kostentragung regeln sich nach dem Telekommunikationsgesetz (TKG) und bürgerlichen Recht bzw. nach den abgeschlossenen Rahmen- und/oder Gestattungsverträgen. Die Vorhabenträgerin hat sich rechtzeitig vor Baubeginn bzw. Beginn der Pflanzmaßnah- men mit den betroffenen Leitungsträgern in Verbindung zu setzen. Im Rahmen der Bau- vorbereitung sind die Versorgungsunternehmen zu beteiligen. Die vorgeschriebenen Si- cherheitsbestimmungen der Versorgungsunternehmen sind zu beachten.

10.2 MITGAS GmbH – jetzt MITNETZ GAS GmbH 10.2.1 Sollte der angegebene Schutzstreifen bzw. Sicherheitsabstand und/oder die im „Merkheft zum Schutz von Anlagen der MITGAS GmbH“ aufgeführten Abstände und Forderungen ganz oder teilweise nicht eingehalten werden können, ist zwingend mit der MITGAS GmbH Rücksprache zu halten.

10.2.2 Während der Durchführung von Bauarbeiten muss eine Mindestüberdeckung der MITGAS- Anlagen von 0,5 m gewährleistet werden. Ist ein Überfahren der unterirdischen Versor- gungsanlagen mit schweren Baufahrzeugen (Achslast >7,5 t) unumgänglich, sind zusätzli- che Maßnahmen zum Schutz der Anlagen erforderlich.

10.2.3 Bei den geplanten Pflanzmaßnahmen sind die geforderten Pflanzabstände einzuhalten.

10.2.4 Mit dem Leitungsträger sind vor Baubeginn Abstimmungen vorzunehmen und aktuelle Er- kundungen einzuholen.

10.3 Stadtwerke Aschersleben Rechtzeitig vor Baubeginn hat die Vorhabenträgerin Schachterlaubnisscheine bzw. Lei- tungseinweisungen der einzelnen Bereiche des Leitungsträgers einzuholen.

Seite 34/230

VIII. Aussetzung der sofortigen Vollziehung

Die sofortige Vollziehung dieses Planfeststellungsbeschlusses wird ausgesetzt.

IX. Entscheidungen über Stellungnahmen, Einwendungen und Hinweise

1. Stellungnahmen und Einwendungen

Einwendungen der Betroffenen und der sonstigen Einwender sowie die Forderungen und Beden- ken, die Behörden, Versorgungsunternehmen, Verbände und sonstige Stellen geäußert haben, werden aus den in Teil C, Kapitel IX dieses Beschlusses dargelegten Gründen zurückgewiesen, soweit ihnen nicht durch Planänderungen oder Vorkehrungen in diesem Beschluss Rechnung getragen wurde.

2. Hinweise

Im Verfahren wurden von verschiedenen Beteiligten Hinweise zur Realisierung der B 180 Ortsum- gehung Aschersleben/Süd – Quenstedt gegeben. Die Hinweise wurden bei der Planfeststellung beachtet, soweit sie nicht aus den in Teil C, Kapitel IX dieses Beschlusses dargelegten Gründen zurückgewiesen wurden.

3. Zusagen

Alle in diesem Planfeststellungsbeschluss ausdrücklich erwähnten oder in der Niederschrift zum Erörterungstermin protokollierten Zusagen der Vorhabenträgerin werden hiermit für verbindlich erklärt, auch wenn sie keinen ausdrücklichen Niederschlag in einer Nebenbestimmung gefunden haben.

X. Vorbehalt weiterer Anordnungen

Treten nicht vorhersehbare nachteilige Wirkungen des Vorhabens auf das Wohl der Allgemeinheit oder auf das Recht eines anderen auf, so bleiben weitere Anordnungen, die die nachteiligen Wir- kungen verhüten oder ausgleichen, vorbehalten. Sind solche Maßnahmen, mit denen die nachtei- ligen Wirkungen auf das Recht eines anderen verhütet oder ausgeglichen werden können, wirt- schaftlich nicht gerechtfertigt oder mit dem Vorhaben nicht vereinbar, so hat der Betroffene An- spruch auf eine angemessene Entschädigung in Geld.

Seite 35/230

XI. Kostenentscheidung

Kosten werden nicht erhoben.

B. Sachverhalt

I. Beschreibung des Vorhabens

Die Baumaßnahme umfasst den Neubau der B 180 zwischen den Ortslagen Aschersleben/Süd – Quenstedt. Die geplante Trasse beginnt am Bauende des 1. Planungsabschnittes der B 180 Orts- umgehung Aschersleben hinter dem neuen Knotenpunkt B 180/B 185 westlich der Stadt Aschers- leben. Im Anschluss verläuft die Trasse in südlicher Richtung westlich an Aschersleben und süd- westlich an der Ortslage Westdorf vorbei. Zwischen den Ortslagen Westdorf und Welbsleben kreuzt die B 180 die vorhandene Landstraße L 228 und unmittelbar im Anschluss daran des Eine- tal. Nach dieser Kreuzung führt die Trasse in östlicher Richtung nördlich am Kalkberg vorbei und schwenkt danach wieder in südliche Richtung. Zwischen den Ortslagen Welbsleben und Qu- enstedt kreuzt die Trasse die bestehende Landstraße L 229 ohne Anbindung. Im Anschluss daran verläuft die Trasse in südlicher Richtung westlich an der Ortslage Quenstedt vorbei. Südlich der Ortslage Quenstedt kreuzt die Ortsumgehung die vorhandene Kreisstraße K 2341. Das Ende des Bauabschnitts befindet sich auf der vorhandenen B 180 südlich von Quenstedt und nördlich von Pfersdorf. Die Länge der Ausbaustrecke beträgt 8.359 m.

Am Bauanfang bestimmt die Höhenlage des 1. Planungsabschnittes der B 180 Ortsumgehung Ascherleben den neuen Gradientenverlauf. Die neu entstehenden Knotenpunkte der B 180 mit der Landesstraße L 228, der Bundesstraße B 180 alt sowie der Kreisstraße K 2341 stellen Zwangs- punkte für die Höhenlage der Gradiente dar. Zwischen den Knotenpunkten folgt die Gradiente dem Geländeverlauf in Einschnitt- bzw. Dammlage und wird durch die im Verlauf liegenden Brü- ckenbauwerke bestimmt. Am Ende der Baustrecke bestimmt die Höhenlage der bestehenden B 180 die Höhenentwicklung der neuen Gradiente.

Im Grundriss bestehen folgende Zwangspunkte: - Anschluss an den 1. Planungsabschnitt der B 180 – westlich der Ortslage Aschersleben; - vorhandene Bebauung am westlichen Ortsrand von Westdorf; - Lage des bergbaulichen Bewilligungsfeldes Kiessandtagebau südwestlich von Westdorf; - entstehender Knotenpunkt mit der L 228 nördlich von Welbsleben; - Querung des Einetals nördlich von Welbsleben; Seite 36/230

- Lage des Kalkberges nordöstlich von Welbsleben; - Kreuzung der Landesstraße L 229 (Brückenbauwerk); - vorhandene Bebauung am westlichen Ortsrand der Ortslage Quenstedt; - entstehender Knotenpunkt mit der B 180 alt und der K 2341 südlich von Quenstedt; - Bauende der B 180 südlich von Quenstedt und nördlich von Pfersdorf mit der Anbindung an die bestehende B 180.

Zwangspunkte im Aufriss sind: - Anschluss an den 1. Planungsabschnitt der B 180 – der Ortslage Aschersleben; - planfreie Querung des westlich der Ortslage Westdorf verlaufenden Wirtschaftsweges mit pa- ralleler Führung des Radwanderweges (BW 1); - entstehender Knotenpunkt mit der L 228 nördlich von Welbsleben; - Querung des Einetals nördlich von Welbsleben (BW 2); - Lage des Kalkberges nordöstlich von Welbsleben; - planfreie Querung des nördlich von Quenstedt verlaufenden Wirtschaftsweges (BW 3); - Kreuzung der Landesstraße L 229 (BW 4); - vorhandene Bebauung am westlichen Ortsrand der Ortslage Quenstedt; - planfreie Querung des westlich von Quenstedt verlaufenden Harkeröder Weges (BW 5); - entstehender Knotenpunkt mit der B 180 alt und der K 2341 südlich von Quenstedt; - Bauende der B 180 südlich von Quenstedt und nördlich von Pfersdorf mit der Anbindung an die bestehende B 180.

Die B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt wird als einbahnige, zweistreifige Stra- ße neu gebaut. Sie ist eine anbaufreie Straße außerhalb bebauter Gebiete mit überregionaler Verbindungsfunktion und wird nach RIN (Richtlinie für integrierte Netzgestaltung) der Straßenka- tegorie LS II zugeordnet. Die Entwurfsgeschwindigkeit beträgt Ve = 80 km/h.

Für die B 180n ist gemäß RAS-Q 96 (Richtlinie für die Anlage von Straßen, Teil: Querschnitte) eine Querschnittsbreite von 10,50 m vorgesehen. Die Verknüpfung des Neubaus der B 180 mit dem nachgeordneten Netz (vorhandene B 180 sowie Landes- und Kreisstraßen) erfolgt über plangleiche Knotenpunkte.

Im Wesentlichen werden folgende Baumaßnahmen ausgeführt:  Neubau der B 180 von Bau-km 0+000,000 bis 8+358,591;  zwei plangleiche Knotenpunkte: B 180/L 228 Nord/L 228 Süd und B 180/B 180 alt/K 2341;  Ausbau von drei querenden Wirtschaftswegen;  Neubau von vier parallelen Wirtschaftswegen;  Neubau eines Wirtschaftsweges in das Einetal;  fünf Bauwerke: BW 1 – Brücke im Zuge der B 180 über einen Wirtschaftsweg und einen Seite 37/230

Radweg BW 2 – Brücke im Zuge der B 180 über das Einetal BW 3 – Überführung eines Wirtschaftsweges über die B 180 BW 4 – Brücke im Zuge der B 180 über die L 229 und einen Radweg BW 5 – Überführung des Harkeröder Weges über die B 180.

Für die Herstellung des Knotens 2 am Bauende ist eine bauzeitliche Umfahrung auf der Ostseite mit einer Länge von ca. 250 m geplant, so dass die B 180 während des Knotenausbaus weiter befahrbar bleibt.

Aufgrund der vorhandenen straßenräumlichen und straßenbaulichen Gegebenheiten, der städte- baulichen Situation in den Ortsdurchfahrten Aschersleben und Quenstedt und der vorhandenen bzw. prognostizierten Verkehrsstärken ist die B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Qu- enstedt im Bundesverkehrswegeplan in den vordringlichen Bedarf eingestuft.

Ergänzend wird auf die Beschreibung des Vorhabens im Erläuterungsbericht (Planunterlage 1) verwiesen.

II. Raumordnungsverfahren

Das am 24.08.2006 eingeleitete Raumordnungsverfahren ist durch landesplanerische Beurteilung der oberen Landesplanungsbehörde (LVwA) vom 27.04.2007 abgeschlossen worden.

III. Linienbestimmung

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung bestimmte mit Erlass vom 14.01.2008 die Linienführung. Der Gesehen-Vermerk des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung erfolgte mit Erlass vom 27.01.2011.

IV. Planfeststellungsverfahren

1. Antragstellung

Mit Schreiben vom 20.07.2011 ist durch die Vorhabenträgerin, dem damaligen Landesbetrieb Bau Sachsen-Anhalt, Niederlassung Süd – jetzt Landesstraßenbaubehörde, Regionalbereich Süd, der Antrag auf Durchführung des Planfeststellungsverfahrens gestellt worden. Seite 38/230

2. Planauslegung/Anhörungsbeteiligte

Am 24.08.2011 wurde das Anhörungsverfahren eingeleitet.

Nach vorheriger form- und fristgerechter ortsüblicher Bekanntmachung gemäß der jeweiligen Hauptsatzung im Amtsblatt der Stadt Aschersleben am 10.09.2011 und im Amtsblatt der Stadt Arnstein am 16.09.2011 erfolgte die Auslegung der Planunterlagen.

In der Bekanntmachung sind diejenigen Stellen bezeichnet worden, bei denen Einwendungen schriftlich oder zur Niederschrift abzugeben waren.

Die Auslegung der Planunterlagen erfolgte form- und fristgerecht in den Städten Aschersleben und Arnstein in der Zeit vom 26.09.2011 bis 25.10.2011.

Die Behörden, Träger öffentlicher Belange und Verbände wurden mit Schreiben vom 30.08.2011 um Stellungnahme innerhalb von zwei Monaten gebeten.

Die Einwendungsfrist endete am 08.11.2011.

3. Erörterung

Die zu dem Vorhaben eingegangenen Einwendungen und Stellungnahmen wurden am 9. und 10.10.2012 erörtert.

Am 10.10.2012 wurden nach form- und fristgerecht erfolgter ortsüblicher Bekanntmachung des Erörterungstermins durch Veröffentlichung im Amtsblatt der Stadt Aschersleben vom 29.09.2012 und der Stadt Arnstein vom 21.09.2012 die Einwendungen der Privatpersonen erörtert.

Die Erörterung mit Vertretern der Städte, Behörden und Träger öffentlicher Belange erfolgte nach form- und fristgerechter ortsüblicher Bekanntmachung im Landesverwaltungsamt in Halle am 09.10.2012.

Alle, die im Rahmen des Anhörungsverfahrens eine Stellungnahme oder Einwendung abgegeben haben, wurden zudem mit Schreiben vom 10.09.2012 über den Erörterungstermin benachrichtigt und hierzu eingeladen.

Seite 39/230

4. Ergänzendes Anhörungsverfahren

Die Vorhabenträgerin hat im Anhörungsverfahren gegebene Hinweise und gestellte Forderungen zum Anlass genommen, die Planunterlagen zu verändern. Dies betraf die Verlegung des Wirt- schaftsweges 5.2, die bauzeitliche Umfahrung am Knoten 2 sowie die Änderungen an der Baustraße zum Brückenbauwerk über die Eine durch das Anlegen von Ausweichstellen. Die Än- derungen führten dazu, dass Belange von Flurstückseigentümern erstmals oder stärker als bisher berührt wurden. Nach Vorlage der modifizierten Planunterlagen führte die Planfeststellungsbehör- de gemäß § 1 Abs. 1 VwVfG LSA in Verbindung mit § 73 Abs. 8 VwVfG ab Oktober 2013 ein er- gänzendes Anhörungsverfahren durch. Alle durch die Planänderung Betroffene erhielten die Ge- legenheit zur Stellungnahme.

5. Prüfung der Umweltverträglichkeit

Auf der Grundlage des § 2 Abs. 1 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG), der Planunterlagen gemäß § 6 UVPG sowie der Anhörung gemäß der §§ 7 und 9 UVPG erfolgte die zusammenfassende Darstellung der Umweltauswirkungen (§ 11 UVPG) und deren Bewertung (§ 12 UVPG) einschließlich der Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern. Das Ergebnis dieser zentrierten Vorabprüfung ist in die Gesamtabwägung im Rahmen der Beschlussfassung eingeflossen.

6. FFH – Verträglichkeitsprüfung

Das Vorhaben ist nicht geeignet, Natura 2000-Gebiete erheblich zu beeinträchtigen. Eine Verträg- lichkeitsprüfung nach § 34 BNatSchG ist somit nicht erforderlich.

Betrachtet wurden zwei FFH-Gebiete, südlich von Welbsleben das FFH-Gebiet „Brummtal bei Quenstedt“ (DE 4334-303), südöstlich von Quenstedt das FFH-Gebiet „Kupferschieferhalden bei Hettstedt“ (DE 4335-301). Beide Gebiete liegen außerhalb des Untersuchungsraumes. Aufgrund der räumlichen Lage und der Entfernung zum Vorhaben sind vom Eingriff keine erheblichen Be- einträchtigungen der Erhaltungsziele zu erwarten. Seite 40/230

C. Entscheidungsgründe

I. Verfahren

1. Zuständigkeit

Die Zuständigkeit des Landesverwaltungsamtes für die Planfeststellung für das Bauvorhaben B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd - Quenstedt folgt aus den §§ 17b Abs. 1 Nr. 6, 22 Abs. 4 FStrG, § 1 Abs. 1 Nr. 2 der Verordnung zur Durchführung straßenrechtlicher Vorschriften für das Land Sachsen-Anhalt vom 18.03.1994 (GVBl. LSA, S. 493), zuletzt geändert durch Verordnung vom 23.03.2012 (GVBl. LSA, S. 122).

2. Beurteilungsgrundlage

2.1 Zu beurteilende Sachverhalte

Als Grundlage dieses Planfeststellungsbeschlusses dienen außer den Planunterlagen die ab- schließende landesplanerische Stellungnahme des Landesverwaltungsamtes, die Linienbestim- mung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (jetzt Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur), die Einwendungen, Hinweise und Anregungen der privaten Betroffenen, die Stellungnahmen der beteiligten Fachreferate des Landesverwaltungsamtes, der beteiligten Behörden, der Gebietskörperschaften, der sonstigen Träger öffentlicher Belange und das Ergebnis des Erörterungstermins vom 09.10. und 10.10.2012 sowie die zusammenfassende Darstellung und abschließende Bewertung der Umweltauswirkungen einschließlich des Ergebnis- ses der Umweltverträglichkeitsprüfung.

2.2 Rechtliche Beurteilungsgrundlage

Der rechtliche Beurteilungsmaßstab für die vom Landesverwaltungsamt als Planfeststellungsbe- hörde zu treffende Planentscheidung ergibt sich u. a. aus:

 dem allgemeinen verfassungsrechtlichen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit – bestehend aus Erforderlichkeit, Geeignetheit und Angemessenheit,  den Bestimmungen des Bundesfernstraßengesetzes,  den Bestimmungen des Verwaltungsverfahrensgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt i. V. m. dem Verwaltungsverfahrensgesetz des Bundes,  den gesetzlichen Bestimmungen über die Umweltverträglichkeitsprüfung/FFH-Verträglichkeits- prüfung,  den sonstigen Bestimmungen zum Naturschutz.

Seite 41/230

Unter Beachtung der gesetzlichen Planungsgrundsätze ist im Folgenden die Erforderlichkeit des konkreten Planvorhabens entsprechend dem Fernstraßenausbaugesetz (FStrAbG) und der sons- tigen Zielsetzung im Straßenbau objektiv dargetan (Planrechtfertigung).

Darüber hinaus wurde sowohl bei der Planfeststellung als Entscheidungsvorgang als auch bei der Feststellung des konkreten Planes selbst das aus dem verfassungsrechtlichen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit abgeleitete und von der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichtes (insbesondere BVerwG, Urteil vom 14.02.1975 - IV C 21.74; BVerwGE 48, 56) näher ausgeformte planungsrechtliche Abwägungsgebot als materielle Schranke des Planungsermessens beachtet, mit dem Ziel, einer umfassenden und ausgewogenen Lösung der durch die Planung gegebenen Interessenkonflikte.

Schließlich ist gemäß § 17 Satz 2 FStrG in Verbindung mit §§ 1 ff. UVPG im Rahmen dieser Ab- wägung die Umweltverträglichkeit des Vorhabens berücksichtigt.

II. Konzentrationswirkung

Durch die Planfeststellung wird die Zulässigkeit des Vorhabens einschließlich der notwendigen Folgemaßnahmen an anderen Anlagen im Hinblick auf alle von ihm berührten öffentlichen Belan- ge festgestellt; neben der Planfeststellung sind andere behördliche Entscheidungen, insbesondere öffentliche Genehmigungen, Verleihungen, Erlaubnisse, Bewilligungen, Zustimmungen und Plan- feststellungen nicht erforderlich (§ 1 Abs. 1 VwVfG LSA i. V. m. § 75 Abs. 1 VwVfG).

Es wird darauf hingewiesen, dass die unter Teil A, Kapitel III erteilten wasserrechtlichen Erlaubnis und Genehmigungen im Einvernehmen mit der jeweils zuständigen unteren Wasserbehörde erge- hen.

Durch die Planfeststellung werden alle öffentlich-rechtlichen Beziehungen zwischen dem Träger des Vorhabens und den durch den Plan Betroffenen rechtsgestaltend geregelt.

III. Planungsermessen

Das Vorhaben wird zugelassen, da es im Interesse des öffentlichen Wohls unter Beachtung der Rechte Dritter im Rahmen der planerischen Gestaltungsfreiheit vernünftigerweise geboten ist. Die verbindlich festgestellte Straßenplanung entspricht den Ergebnissen der vorbereitenden Planung und ist auch im Hinblick auf die enteignungsrechtliche Vorwirkung gerechtfertigt. Sie berücksich- tigt die im Bundesfernstraßengesetz und anderen gesetzlichen Vorschriften zum Ausdruck kom- Seite 42/230 menden Planungsleitsätze, Gebote und Verbote und entspricht schließlich den Anforderungen des Abwägungsgebotes.

IV. Abschnittsbildung

Die Abgrenzung des Planfeststellungsabschnittes wurde von der Vorhabenträgerin, der Landes- straßenbaubehörde Sachsen-Anhalt, Regionalbereich Süd, so gewählt, dass für die von der Bau- maßnahme Betroffenen ein überschaubarer Planungsbereich entstand. Auch wurde so eine sach- gerechte Abschichtung und Bewältigung der vielfältigen und sachlich unterschiedlichen Problem- schwerpunkte und Belange im Planungsraum ermöglicht.

Die Planung in einzelnen Abschnitten ist zwar gesetzlich nicht geregelt, aber vom Bundesverwal- tungsgericht mit der Begründung als zulässig anerkannt, dass sich eine Straße größeren Umfangs nur in Abschnitten sinnvoll planen lässt (BVerwG, Urt. v. 26.6.1981, 4 C 5/78, BVerwGE 62, 342).

Das Bundesverwaltungsgericht hat die Zulässigkeit der Abschnittsbildung als Ausprägung des allgemeinen rechtsstaatlichen Abwägungsgebotes abgeleitet und die Erwägung der betroffenen Planungsträger bestätigt, dass angesichts vielfältiger Schwierigkeiten, die mit einer detaillierten Streckenplanung verbunden sind, ein planerisches Gesamtkonzept in der Regel nur in Teilab- schnitten verwirklicht werden kann.

Auch wird den Erfordernissen der bei der Gesamtstreckenführung Betroffenen dadurch Rechnung getragen, dass ein Rechtsschutz gegenüber einem vorhergehenden Teilabschnitt auch für denje- nigen begründet ist, der erst durch den weiteren Ausbau der ihn erst später berührenden Teilab- schnitte betroffen wird. Nur wenn die systematische Bildung von Teilstrecken zur Folge hat, dass eine planerische Gesamtabwägung in rechtlich kontrollierbarer Weise überhaupt nicht mehr sinn- voll ist, werden Planfeststellungsabschnitte als unzulässig angesehen. Dabei muss die vorgese- hene Planung im betreffenden Abschnitt unter Berücksichtigung des Gesamtprojektes sinnvoll bleiben und inhaltlich zu rechtfertigen sein. Der Abschnitt muss eine eigenständige, wenn auch nicht in vollem Umfang die ihm in der Gesamtplanung zugedachte, Verkehrsfunktion für den Fall haben, dass sich das Gesamtkonzept der Planung im Nachhinein als nicht realisierbar erweist (vgl. BVerwG, Urt. v. 21.03.1996, 4 C 19/94, BVerwGE 100, 370).

Der festgestellte Planungsabschnitt Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt ist vor dem Hintergrund der angestrebten Gesamtplanung ausgewogen, lässt keine Sachfragen offen und hat eine eigene Planrechtfertigung. Durch die Bildung des Planungsabschnittes werden die Konflikte und Probleme im Zusammenhang mit der Entlastung der Ortsdurchfahrt Aschersleben und Qu- enstedt als Problemschwerpunkt bewältigt. Unter Berücksichtigung dieser Kriterien ist die durch Seite 43/230 diesen Beschluss festgestellte Abschnittsbildung zulässig. Mit dem geplanten Abschnitt wird die Gesamtplanung abgeschlossen.

V. Planrechtfertigung

1. Notwendigkeit der Planfeststellung

Die Notwendigkeit der Planfeststellung ergibt sich aus § 17 Satz 1 FStrG. Danach dürfen Bundes- fernstraßen nur gebaut oder geändert werden, wenn der Plan vorher festgestellt ist.

2. Erforderlichkeit der Baumaßnahme

Der Neubau der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd - Quenstedt ist in den Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen aufgenommen und in die Dringlichkeitskategorie „vordringlicher Bedarf“ eingestuft worden. Gemäß § 1 Abs. 2 Fernstraßenausbaugesetz (FStrAG) entspricht dieses Bau- vorhaben daher den Zielsetzungen des § 1 Abs. 1 FStrG. Anhaltspunkte, die deutliche Zweifel an der Aufnahme in den Bedarfsplan aufkommen lassen, sind nicht erkennbar.

Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist durch die Aufnahme des Vorhabens in den Bedarfsplan als „vordringlicher Bedarf“ die erforderliche Planrechtfertigung gegeben (vgl. BVerwGE 98, 339; BVerwGE 100, 238; BVerwGE 100, 370, 388; BVerwG, Urt. v. 3.5.2013, Az. 9 A 16/12, BVerwGE 146, 254, bei juris Rn. 17 f.). Die Grundentscheidung über die Aufnahme eines Vorhabens in den Bedarfsplan trifft der Gesetzgeber aufgrund von umfangreichen Untersuchun- gen und Analysen nach sorgfältiger Abwägung zwischen der mit dem Vorhaben verfolgten Ziel- setzung und den vom Vorhaben berührten Belangen. Das Fernstraßenausbaugesetz ist im Hin- blick auf Netzverknüpfungen und Ausbautyp sowie die Straßenklasse für die Planfeststellung ver- bindlich. Anhaltspunkte dafür, dass der Gesetzgeber mit der Bedarfsfeststellung für das planfest- gestellte Vorhaben die Grenzen seines gesetzgeberischen Ermessens überschritten hat, sind nicht ersichtlich. Davon wäre auszugehen, wenn die Entscheidung „evident unsachlich wäre, weil es für die Aufnahme des Vorhabens in den Bedarfsplan im Hinblick auf die bestehende oder künf- tig zu erwartende Verkehrsbelastung oder auf die verkehrliche Erschließung eines zu entwickeln- den Raumes an jeglicher Notwendigkeit fehlte oder wenn sich die Verhältnisse seit der Bedarfs- entscheidung des Gesetzgebers so grundlegend gewandelt hätten, dass das angestrebte Pla- nungsziel unter keinen Umständen auch nur annähernd erreicht werden könnte“ (BVerwG, Urt. v. 3.5.2013, 9 A 16/12, BVerwGE 146, 254, Rn. 21). Dafür ist hier nichts ersichtlich.

Darüber hinaus weist das Bundesland Sachsen-Anhalt dem Projekt durch die Aufnahme in das Landesentwicklungsprogramm höchste Bedeutung zu. Die Landesregierung Sachsen-Anhalt hat Seite 44/230 am 14.12.2010 gemäß § 5 Abs. 3 Satz 1 des Landesplanungsgesetzes die Verordnung über den Landesentwicklungsplan 2010 (LEP 2010) beschlossen. Dort ist festgehalten, dass zu den Zielen der Raumordnung der Ausbau von Bundesfernstraßenverbindungen einschließlich von Ortsum- gehungen für den großräumigen überregionalen Straßenverkehr zur Wirtschaftsförderung sowie zur Gewährleistung der Erreichbarkeit von zentralen Orten und sonstigen Siedlungsbereiche vor- dringlich erforderlich ist. Dazu zählen insbesondere die im Bundesverkehrswegeplan festgelegten Vorhaben des vordinglichen und des weiteren Bedarfs. Grundlage für die Erreichbarkeit der zent- ralen Orte aus allen Siedlungsbereichen des Landes ist ein gut ausgebautes und sicheres Stra- ßennetz. Dieses ist auch ein wichtiger Standortfaktor für wirtschaftliche Entwicklungen.

Der gesamte Straßenzug der B 180 bildet eine wichtige Nord-Süd-Verbindungsachse. Ab der Ver- knüpfung mit der A 38 an der Anschlussstelle Eisleben bis nördlich Hettstedt wurden im Zuge der B 180 mehrere Ortsumgehungen in Betrieb genommen bzw. werden derzeit gebaut. Auch wurden die vorhandenen Trassenabschnitte im Rahmen von Um- und Ausbauplanungen auf die erforder- lichen Querschnitte verbreitert.

Mit dem Bau der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt wird die letzte Lücke in der leistungsfähigen und anbaufreien Verbindung zwischen der BAB A 38 und der BAB A 14 (über die B 6n) geschlossen. Über die Verknüpfungen mit den Bundesstraßen B 6, B 6n und B 185 werden weitere für die Region raumbedeutsame Verbindungen geschaffen.

Aufgrund der vorhandenen straßenräumlichen und straßenbaulichen Gegebenheiten, der städte- baulichen Situation in den Ortsdurchfahrten und der sehr hohen Durchgangsverkehrsbelastung ist der Neubau der B 180 zur Entlastung der Ortslagen Aschersleben und Quenstedt dringend erfor- derlich. Gleichzeitig wird der Verkehrsfluss der Bundesstraßen verbessert, da Staus und Behinde- rungen deutlich abnehmen und sich im Bereich der B 180 ein homogenes Geschwindigkeitsni- veau einstellen kann. Die B 180 bewirkt außerdem im Zusammenhang mit der B 6n eine Stärkung des Wirtschaftsraumes Aschersleben (Steigerung der Wirtschaftskraft, Verbesserung der regio- nalen und überregionalen Infrastruktur).

VI. Begründung der Erlaubnisse und Genehmigungen

1. Wasserrecht

1.1 Einleiterlaubnis

Grundlage für die wasserrechtliche Erlaubnis in Teil A, Kapitel III, Punkt 1 ist § 8 Abs. 1 in Verbin- dung mit §§ 9 Abs. 1 Nr. 4, 10 Abs. 1, 13 und 55 Abs. 2 des Gesetzes zur Ordnung des Wasser- Seite 45/230 haushaltes (Wasserhaushaltsgesetz – WHG) vom 31.07.2009 (BGBl I 2009, 2585), zuletzt geän- dert durch Art. 2 des Gesetzes vom 15.11.2014 (BGBl. I, S. 1724). Die Planfeststellungsbehörde entscheidet gemäß § 19 Abs. 1, 3 WHG im Einvernehmen mit der zuständigen Wasserbehörde über die Erteilung der Erlaubnis der für die Benutzung eines Gewässers notwendigen Erlaubnis.

Im Rahmen des geplanten Neubaus der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt (Bau-km 7+680 bis 8+358) wird Niederschlagswasser im Landkreis Mansfeld-Südharz über den Straßenseitengraben in den Quenstedter Bach eingeleitet. Die Niederschlagsentwässerung soll in der Gemarkung Westdorf des Salzlandkreises über straßenbegleitende Mulden in das Grundwas- ser und im Brückenbereich über die Eine mit Ableitung der Regenwässer in die Vorflut realisiert werden.

Die Einleitung von Niederschlagswasser stellt eine Benutzung im Sinne des § 9 Abs. 1 Nr. 4 WHG dar und ist nach § 8 Abs. 1 WHG erlaubnispflichtig.

Der Landkreis Mansfeld-Südharz und der Salzlandkreis sind als untere Wasserbehörden gemäß § 12 Abs. 1 Wassergesetz für das Land Sachsen-Anhalt (WG LSA) vom 16.03.2011 (GVBl. LSA S. 492), zuletzt geändert durch Gesetz vom 17.06.2014 (GVBl. LSA S. 288, 342) und der Verord- nung über abweichende Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Wasserrechts (Wasser-ZustVO) vom 23.11.2011 (GVBl. LSA S. 809), gültig in der zuletzt geänderten Fassung vom 21.03.2013 (GVBl. LSA S. 116, 127), zuständig für die Erteilung von wasserrechtlichen Erlaubnissen für Ge- wässerbenutzungen. Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat mit Schreiben vom 22.12.2011, der Salzlandkreis mit Schreiben vom 27.10.2011 das hier notwendige Einvernehmen erteilt.

Die erteilte wasserrechtliche Erlaubnis ist in das zu führende Wasserbuch einzutragen. Da die erlaubte Gewässerbenutzung nicht nur vorübergehenden Zwecken dient, ist nach § 87 Abs. 2 Nr. 1 WHG i. V. m. § 103 WG LSA diese unter den genannten Registriernummern zu erfolgen.

Die Erlaubnis konnte erteilt werden, da von der beabsichtigten Benutzung des Gewässers in ge- nanntem Umfang und unter Berücksichtigung der Nebenbestimmungen eine Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit nicht zu erwarten war, die sonstigen Voraussetzungen für das Einleiten von Niederschlagswasser in Gewässer erfüllt sind und auch keine Versagungsgründe im Sinne des § 12 Abs. 1 WHG vorliegen.

1.2 Genehmigung zum Bau des Brückenpfeilers Nr. 30 sowie Teile des Wirtschaftswe- ges im Gewässerrandstreifen der „Eine“

Grundlage für die wasserrechtliche Genehmigung zum Bau des Brückenpfeilers Nr. 30 sowie Tei- le des Wirtschaftsweges im Gewässerrandstreifen der „Eine“ in Teil A, Kapitel III, Punkt 2 ist § 50 Seite 46/230

Abs. 2, 3 WG LSA. Danach ist die Wasserbehörde befugt, Ausnahmen vom Verbot, im Gewässer- randstreifen nicht standortgebundene bauliche Anlagen, Wege und Plätze zu errichten, im Einzel- fall zuzulassen, soweit ein überwiegendes öffentliches Interesse dies erfordert und nachteilige negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt nicht zu erwarten sind. Diese Voraussetzungen sind hier gegeben.

Der Landkreis Mansfeld-Südharz ist grundsätzlich als untere Wasserbehörde gemäß § 12 Abs. 1 WG LSA für die Erteilung von wasserrechtlichen Genehmigungen nach §§ 49 ff. WG LSA zu- ständig. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens hat der Landkreis mit Schreiben vom 17.06.2013 das Vorliegen der Voraussetzungen für die Genehmigung als gegeben angesehen.

Das geplante Vorhaben ist mit dem gesamten Bau der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt verknüpft und als solches im überwiegenden öffentlichen Interesse notwendig. Die Ortsumgehung soll die letzte Lücke in der leistungsfähigen und anbaufreien Verbindung zwischen der A 38 und der A 14 (über die B 6n) schließen, um die vorhandenen bzw. prognostizierten Ver- kehrsstärken in den Ortsdurchfahrten Aschersleben und Quenstedt zu minimieren (siehe oben).

Nachteilige Auswirkungen auf den Naturhaushalt sind hier nicht zu erwarten, wenn alle Vermei- dungs-, Ausgleichs- und CEF-Maßnahmen gemäß des Landschaftspflegerischen Begleitplanes (LBP) umgesetzt werden.

Die Ausnahmen konnten daher unter Berücksichtigung der Nebenbestimmungen erteilt werden.

1.3 Genehmigung zum Bau der Brückenpfeiler 40, 50 und 60 im Überschwemmungsge- biet der „Eine“

In festgesetzten Überschwemmungsgebieten ist es gemäß § 78 Abs. 1 Nr. 2 WHG untersagt, bau- liche Anlagen zu errichten bzw. zu erweitern. Gemäß § 78 Abs. 3 WHG kann die zuständige Be- hörde eine Genehmigung erteilen, wenn im Einzelfall das Vorhaben die Hochwasserrückhaltung nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt und der Verlust von verloren gehendem Rückhalteraum zeitgleich ausgeglichen wird, den Wasserstand und den Abfluss bei Hochwasser nicht nachteilig verändert, den bestehenden Hochwasserschutz nicht beeinträchtigt und hochwasserangepasst ausgeführt wird. Dies Voraussetzungen liegen hier vor.

Die Brückenpfeiler 40, 50 und 60 sind im Überschwemmungsgebiet der „Eine“ geplant, welches gem. § 76 Abs. 2 WHG durch Verordnung des Landesverwaltungsamtes vom 28.3.2013 festge- setzt wurde.

Seite 47/230

Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat als untere Wasserbehörde gemäß § 12 Abs. 1, 101 Abs. 2 WG LSA die Voraussetzungen zur Herstellung des Benehmens geprüft. Im Rahmen des Planfest- stellungsverfahrens hat der Landkreis mit Schreiben vom 17.06.2013 das Vorliegen der Voraus- setzungen für die Genehmigung als gegeben angesehen.

Durch den Bau der drei nahezu ovalen Brückenpfeiler mit einer nur geringen Flächengröße von insgesamt 24 m2 im Überschwemmungsgebiet der „Eine“ sind nachhaltige negative Auswirkungen auf den Hochwasserschutz nicht zu erwarten. Der Bau der Brückenpfeiler im Überschwemmungs- gebiet der „Eine“ kann genehmigt werden, da die Errichtung dieser baulichen Anlagen den Hoch- wasserabfluss und die Höhe des Wasserstandes nur unwesentlich beeinträchtigt.

Es liegen keine Versagungsgründe vor, wenn das Vorhaben unter Berücksichtigung der Neben- bestimmungen ausgeführt wird. Von einem Ausgleich des verloren gehenden Rückhalteraumes nach § 78 Abs. 3 Nr. 1 WHG wird aufgrund der als unerheblich einzustufenden Flächengröße ab- gesehen.

2. Naturschutz und Landschaftspflege

2.1 Begründung der Eingriffsgenehmigung

Rechtsgrundlage für die Genehmigung des Eingriffs in Natur und Landschaft in Teil A Kapitel IV Punkt 1 sind die §§ 14, 15 und 17 des Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege (Bun- desnaturschutzgesetz – BNatSchG) vom 29.07.2009 (BGBl. I S. 2542), zuletzt geändert durch Gesetz vom 07.08.2013 (BGBl. I S. 3154) sowie die §§ 6, 7 und 10 Naturschutzgesetz des Lan- des Sachsen-Anhalt (NatSchG LSA) vom 10.12.2010 (GVBl. LSA S. 569), zuletzt geändert durch § 1 des Gesetzes vom 15.1.2015 (GVBl. LSA S. 21). Nach dem in § 13 BNatSchG normierten allgemeinen Grundsatz sind erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft vom Verur- sacher vorrangig zu vermeiden. Nicht vermeidbare erhebliche Beeinträchtigungen sind durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen oder, soweit dies nicht möglich ist, durch einen Ersatz in Geld zu kompensieren.

Der Neubau der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt stellt einen erheblichen, aber genehmigungsfähigen Eingriff in Natur und Landschaft im Sinne des Bundesnaturschutzge- setzes dar.

Eingriffe in Natur und Landschaft im Sinne des § 14 Abs. 1 BNatschG sind Veränderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen oder Veränderungen des mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehenden Grundwasserspiegels, die die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes oder das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen können. Der Begriff Natur- Seite 48/230 haushalt umfasst dabei nach der Legaldefinition in § 7 Abs. 1 Nr. 2 BNatschG die Naturgüter Bo- den, Wasser, Luft, Klima, Tiere und Pflanzen sowie das Wirkungsgefüge zwischen ihnen.

Nach den Angaben im Landschaftspflegerischen Begleitplan kommt es durch den Straßenbau zu folgenden erheblichen bau- und anlagebedingten Konflikten bzw. Beeinträchtigungen der Leis- tungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes:  Flächenversiegelung durch Neubau der Straße einschließlich Anschlussstellen, Wirtschafts- wege und Brückenbauwerke (Verlust aller natürlichen Bodenfunktionen und angebundenen Biotope, Funktionsverlust der Grundwasserneubildung, Erhöhung Oberflächenabfluss),  Flächeninanspruchnahme/-umwandlung durch Bodenauf- und Bodenabtrag im Bereich der Bankette, Böschungen, Entwässerungsmulden (tlw. Verlust der Bodenfunktion),  Verlust von Acker (Biotopzerstörung, Teilverlust von Lebensraum),  Verlust von krautiger Vegetation innerhalb des Baufeldes und durch Bauwerksstützen im Eine- tal bzw. straßenbegleitend (Biotopzerstörung, Teilverlust von Lebensraum),  Verlust von Gehölzstrukturen innerhalb des Baufeldes und durch Bauwerksstützen durch Überbauung (Biotopzerstörung, Teilverlust von Lebensraum),  Verlust von Wald (gem. WaldG LSA) durch Behelfsbrücke und Baustelleneinrichtung an den Stützen sowie durch Fundamente der Behelfsbrücke und Bauwerksstützen im Einetal,  Verschattung von Halbtrockenrasen durch das Brückenbauwerk BW 2 (Veränderung des Standortgefüges),  Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Dammkörper und Brückenbauwerke,  Verlust von landschaftsbildprägenden Gehölzstrukturen.

Ein relevanter Eingriff im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes liegt in der Gesamtbetrachtung mit der Errichtung der Straße aufgrund verschiedener Beeinträchtigungen von Natur und Land- schaft vor.

Das Gesetz sieht bei Vorliegen eines Eingriffs ein gestuftes Rechtsfolgensystem vor. Diesem wird die vorgelegte Planung gerecht. Der Eingriff konnte folglich genehmigt werden.

Nach dem Vermeidungsgebot des § 15 Abs. 1 S. 1 BNatschG ist der Verursacher eines Eingriffs zunächst verpflichtet, vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu unterlassen. Der Begriff der Vermeidbarkeit ist dabei nicht in einem naturwissenschaftlichen Sinn zu verstehen. Dies stellt § 15 Abs. 1 S. 2 BNatschG klar. Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft sind danach vermeidbar, wenn zumutbare Alternativen, den mit dem Eingriff verfolgten Zweck am glei- chen Ort ohne oder mit geringeren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu erreichen, gegeben sind. Daraus ist zu entnehmen, dass es nicht um die Frage der Vermeidbarkeit des Ein- griffs selbst, sondern der damit in Zusammenhang stehenden Beeinträchtigungen geht. Insoweit unterliegt der Verursacher einer Pflicht zur Optimierung des Vorhabens. Seite 49/230

Auf einer weiteren Stufe verlangt das Gesetz vom Verursacher des Eingriffs die Kompensation der Eingriffsfolgen. Nach § 15 Abs. 2 S. 1 BNatschG ist er verpflichtet, unvermeidbare Beeinträchti- gungen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen (Aus- gleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnahmen).

Die Planung der Vorhabenträgerin entspricht den Vorgaben dieses Regelwerkes. Vermeidbare Beeinträchtigungen werden unterbunden, unvermeidbare durch die vorgesehenen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vollständig kompensiert. Die Voraussetzungen für die Erteilung der Ge- nehmigung sind damit erfüllt.

Im Einzelnen gilt folgendes: Der Eingriff selbst, der Bau der Ortsumgehung, ist nicht vermeidbar. Dies ergibt sich bereits aus der Erforderlichkeit der Baumaßnahme aufgrund der gesetzlichen Bedarfsfestlegung entspre- chend den Ausführungen unter Teil C, Kapitel V, Punkt 2.

Ernsthafte Zweifel, dass die mit dem Vorhaben verfolgten Ziele nicht realisierbar sind, konnte die Planfeststellungsbehörde nicht erkennen. Andere Alternativen kommen, wie unter Teil C Kapitel IX Punkt 2 dargelegt wird, nicht in Betracht.

Der Eingriff trägt auch dem Minimierungsgebot Rechnung. Im Rahmen der Planung wurde der Flächenverbrauch für den Baustreifen auf ein Mindestmaß reduziert. Eine Inanspruchnahme hochwertiger Biotopstrukturen (Gehölze, Grünland) wird ausgeschlossen. Eine Ausnahme besteht an einem Brückenstützenstandort westlich der Eine. Als Baustelleneinrichtungsflächen bzw. Baustellenzufahrten werden überwiegend öffentliche Straßen und bestehende Wirtschaftswege genutzt. An das Baufeld angrenzende Gehölzstrukturen werden während der Bauarbeiten durch Einzäunen und Einzelbaumschutz geschützt. Weiterhin erfolgt die Abgrenzung einer Bautabuzo- ne.

Darüber hinaus sind folgende Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen mit diesem Be- schluss festgestellt. Bezüglich näherer Einzelheiten der Maßnahmen und ihrer Funktionen wird auf die Einführung zum Landschaftspflegerischen Begleitplan und auf die Maßnahmenblätter ver- wiesen.

Während der Bauzeit sind folgende Vermeidungsmaßnahmen zu ergreifen bzw. zu berücksichti- gen:

Seite 50/230

Vermeidungsmaßnahmen V 1 Zwischenlagerung von Oberboden V 2 Sorgfältiger Umgang mit Schadstoffen während der Bauphase V 3 Abgrenzung einer Bautabuzone im Umfeld von Amphibien-Laichgewässern bei Pfersdorf V 4 Ökologische Baubegleitung der Maßnahme

Zusätzlich wurde folgende Schutzmaßnahme angeordnet:

S 1 Schutz von Vegetationsbeständen während der Bauarbeiten durch Einzäunen und Einzelbaumschutz.

Darüber hinaus sind folgende artenschutzrechtliche Maßnahmen zur Vermeidung von Beeinträch- tigungen in die Planung eingeflossen:

VASB 5 Baufeldfreimachung außerhalb der Brut- und Fortpflanzungszeit, Kontrolle der rele- vanten zu rodenden Gehölze auf Spalten und Höhlungen

VASB 6 Jahreszeitliche Beschränkung besonders lärm- und erschütterungsintensiver Arbei- ten (Rammungen, Spundungen) am Brückenbauwerk Einetal

VASB 7 Umstrukturierung einer vorhandenen Leitstruktur für Fledermäuse am BW 2

VASB 8 Errichtung einer Kollisionsschutzwand für Fledermäuse

VASB 9 Nutzung des BW 5 als Überflughilfe für Fledermäuse

VASB 10 Schutz des Feldhamsters vor baubedingten Tötungen

VASB 11 Schutz der Zauneidechse vor baubedingten Tötungen

VASB 12 Vermeidung der Barrierewirkung der Trasse auf den Feldhamster

VASB 13 Vermeidung betriebsbedingter Individuenverluste bei Feldhamster.

Die artenschutzrechtlichen Vermeidungsmaßnahmen sind dabei so angelegt, dass die Zugriffs- verbote des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 BNatschG beachtet werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass bei kompletter Umsetzung der im Landschaftspflegerischen Begleitplan benannten Maßnahmen für Natur und Landschaft das Vorhaben mit den Belangen des Artenschutzes verein- bar ist.

Durch die Schutz- und Vermeidungsmaßnahmen werden die durch den Eingriff bewirkten Beein- trächtigungen reduziert.

Die Gestaltungsmaßnahmen haben das Ziel, der technischen Überformung der Landschaft entge- gen zu wirken. Sie fügen die Bauwerke in die Landschaft ein. Vorgesehen ist die Ansaat einer standortgerechten Gras-Krautmischung auf Banketten, Böschungen und Mulden (G/A 1) und teil- Seite 51/230 weise Strauchplanzungen auf den Straßenböschungen sowie östlich von Welbsleben an zwei Wendehämmern (G/A 2).

Trotz Umsetzung der genannten Maßnahmen zur Vermeidung von Eingriffsfolgen bleiben einige unvermeidbare Beeinträchtigungen, die im landschaftspflegerischen Begleitplan dargestellt und auf den verwiesen wird. Diese Beeinträchtigungen können jedoch durch Maßnahmen des Natur- schutzes und der Landschaftspflege ausgeglichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder in sonstiger Weise kompensiert werden (Ersatzmaßnahmen). Ausgeglichen ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die Funktionen des Naturhaushaltes in gleichartiger Weise wiederhergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt oder neu gestaltet ist, § 15 Abs. 2 S. 2 BNatSchG. Ersetzt ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushaltes in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise hergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht neu gestaltet ist, § 15 Abs. 2 Nr. 3 BNatSchG.

Die zum Ausgleich bzw. zum Ersatz der Eingriffsfolgen erforderlichen Maßnahmen hat die Vorha- benträgerin im Landschaftspflegerischen Begleitplan dargestellt. Dieser erfüllt die methodischen und inhaltlichen Anforderungen, die seit Beginn der Vorbereitung der Planung mit den zuständi- gen Naturschutzbehörden festgelegt worden sind.

Im Landschaftspflegerischen Begleitplan wurde der Landschaftsraum erfasst, die durch das Plan- vorhaben zu erwartenden Belastungen und Beeinträchtigungen angegeben und die zur Behebung der Eingriffe erforderlichen landschaftspflegerischen Maßnahmen dargestellt. Die Vorhabenträge- rin hat sich zur Erarbeitung der landschaftspflegerischen Begleitmaßnahmen erfahrener Land- schaftsplaner bedient, die sowohl bei der Bestandsaufnahme als auch bei der Konzeption der zu treffenden Maßnahmen die Anregungen und Bedenken der beteiligten Naturschutzbehörde in ihre Überlegungen einbezogen haben ( § 4 NatSchG LSA, § 3 Abs. 5 BNatSchG).

Die planfestgestellten landschaftspflegerischen Maßnahmen sind:

Ausgleichsmaßnahmen AV Entsiegelung nicht mehr benötigter Teilanschnitte von L228 und B 180 alt G/A 1 Ansaat einer standortgerechten Gras-Krautmischung auf Banketten, Böschungen und Mulden G/A 2 Pflanzung von Sträuchern A 3 Entwicklung von mesophilem Grünland am BW 2 A 4 Entwicklung von mesophilem Grundland A 5 Ergänzung einer Obstbaumallee am Harkeröder Weg A 6 Anlage von Baumgruppen A 7 Pflanzung von 4 Stieleichen Seite 52/230

Artenschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen

ACEF 8 Initialisierung von artspezifischen Ruhestätten für die Zauneidechse

ACEF 9 Initialisierung hamsterfreundlicher Bewirtschaftung

ACEF10 Anlage artspezifischer Lebensräume für den Neuntöter

ACEF11 Ausbringen von künstlichen Nisthilfen für Höhlenbrüter

Ersatzmaßnahmen E 1 Anlage von Baumreihen entlang der B 180 neu E 2 Entwicklung von Halbtrockenrasen E 3 Entwicklung von Laubmischwald durch Aufforstung

Die planfestgestellten landschaftspflegerischen Maßnahmen berücksichtigen die gesetzlich vor- gegebenen Entscheidungsschritte und erfüllen die Ziele der Landschaftspflege. Die geplanten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind somit geeignet, die durch die Baumaßnahme hervorge- rufene Beeinträchtigung von Natur und Landschaft auszugleichen bzw. die zerstörten Funktionen und Werte unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit in ähnlicher Weise wieder herzustellen.

Demzufolge konnte der Eingriff im Rahmen dieses Planfeststellungsbeschlusses genehmigt wer- den.

2.2 Begründung der Befreiungen a) Rechtsgrundlage der Befreiung von Verboten zum Schutz von Landschaftsschutzgebieten nach § 26 Abs. 2 BNatSchG ist § 67 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BNatSchG. Danach kann eine Befreiung von im Bundesnaturschutzgesetz genannten Verboten gewährt werden, wenn dies aus Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer und wirtschaftlicher Art, notwendig ist. Nach § 26 Abs. 2 BNatSchG sind in einem Landschaftsschutzgebiet unter besonde- rer Beachtung des § 5 Abs. 1 und nach Maßgabe näherer Bestimmungen alle Handlungen verbo- ten, die den Charakter des Gebiets verändern oder dem besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen. Durch die Umsetzung der Maßnahme, die sich teilweise im Landschaftsschutzgebiet Harz befin- det, würde gegen dieses Verbot verstoßen, die Voraussetzungen der Befreiung liegen vor.

Die Landschaftsteile „Harz“, Kreis Quedlinburg, Hettstedt und Sangerhausen wurden mit Be- schluss Nr. 45-10/68 des Rates des Bezirkes Halle vom 24.04.1968 aufgrund der Bestimmungen des § 2 Abs. 1 und 6 des Gesetzes zur Erhaltung und Pflege der heimatlichen Natur, Natur- schutzgesetz vom 04.08.1954 (GBl. S. 695), zu Landschaftsschutzgebieten erklärt. Gemäß der Seite 53/230

Überleitungsvorschrift des § 59 Abs. 1 NatSchG LSA a. F. gelten der o. g. Beschluss sowie der Maßnahmenplan zum Landschaftspflegeplan (Beschluss-Nr. 459-133-83 vom 14.12.1983, RdK Hettstedt) fort. Danach stehen sämtliche landschaftsverändernden Maßnahmen außerhalb der Ortslagen u. a. Hoch- und Tiefbauarbeiten sowie Reliefveränderungen unter Genehmigungsvor- behalt. Der genannte Beschluss ist fortgeltendes Recht. Die geplante Trasse durchläuft westlich von Quenstedt das Landschaftsschutzgebiet Harz auf einer Länge von 1.600 m.

Für den Bau der Trasse besteht ein überwiegendes öffentliches Interesse. Die Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt ist aufgrund der negativen Auswirkungen der vorhandenen stra- ßenräumlichen und straßenbaulichen Gegebenheiten, der städtebaulichen Situation in den Orts- durchfahrten und der sehr hohen Durchgangsverkehrsbelastung notwendig. Demgegenüber ver- bleiben nach Umsetzung aller Vermeidungs-, Ausgleichs- und CEF-Maßnahmen gemäß Land- schaftspflegerischen Begleitplanes keine erheblichen Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes. De Befreiungsvoraussetzungen des § 67 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BNatSchG liegen vor. b) Grundlage für die Befreiung von den Verboten zum Schutz von Bäumen ist die Verordnung zum Schutz des Baumbestandes im Landkreis Mansfeld-Südharz (BaumSchVO) vom 19.01.2011 (Amtsblatt des Landkreises Nr. 1/2011 vom 29.01.2011). Nach § 3 Abs. 1 der Verordnung sind im Außenbereich alle Laubbäume mit einem Stammumfang von >60 cm, gemessen in einer Höhe von 1 m über dem Erdboden, besonders geschützt. Gemäß § 4 Abs. 1 der BaumSchVO ist es verboten, geschützte Bäume zu entfernen, zu schädigen oder ihren charakteristischen Aufbau zu verändern. Bei der Umsetzung der geplanten Maßnahme ist die Schädigung und der Verlust da- nach geschützter Bäume nicht vollständig vermeidbar. Nach § 6 Abs. 2 BaumSchVO kann die untere Naturschutzbehörde nach Maßgabe des § 67 BNatSchG auf Antrag Befreiung erteilen. Die Voraussetzungen liegen hier vor. Der Verlust und die Schädigung geschützter Bäume werden durch diverse Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen u. a. die Pflanzung von Einzelbäumen sowie die Begründung von Waldbeständen kompensiert. Die verbleibenden Beeinträchtigungen des Baumbestandes sind so gering, dass das öffentliche Interesse an der Errichtung der Ortsumfah- rung im betrachteten Einzelfall das Interesse am Erhalt des Laubbaumbestandes im Landkreis Mansfeld-Südharz überwiegt. c) Rechtsgrundlage für die Befreiung von den Verboten des § 30 Abs. 2 BNatSchG i. V. m. § 22 Abs. 1 Nr. 5 NatschG LSA in Teil A Kapitel IV, Pkt. 2 dieses Beschlusses ist ebenfalls § 67 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BNatschG. Danach sind sämtliche Handlungen verboten, die zu einer Zerstörung oder einer sonstigen Beeinträchtigung gesetzlich geschützter Biotope führen können. Die Umset- zung der Maßnahme hätte unvermeidbare Beeinträchtigungen solcher Biotope, insbesondere Waldbestände auf Auelehm und Halbtrockenrasen, zur Folge. Diese sind aber aufgrund der ge- Seite 54/230 planten Ersatzmaßnahmen als so gering einzustufen, dass das öffentliche Interesse an der Errich- tung der Ortsumfahrung das hier geschützte Interesse überwiegt.

Die Erteilung einer Ausnahme vom genannten Verbot nach § 30 Abs. 3 BNatschG kommt dage- gen nicht in Betracht. Voraussetzung dafür wäre, dass die Beeinträchtigungen ausgeglichen wer- den können. Der Ausgleichsbegriff orientiert sich hierbei an § 15 Abs. 2 BNatSchG, wonach ein Ausgleich dann erfolgt ist, wenn die beeinträchtigten Funktionen und Werte des Naturhaushaltes in gleichartiger Weise wiederhergestellt sind. Im vorliegendem Fall bedeutet dies, dass der Verlust von Halbtrockenrasen und beeinträchtigter Funktionen von Auenwäldern durch Wiederherstellung gleichartiger Lebensräume im räumlich-funktionalen Zusammenhang zum Eingriffsort zu kompen- sieren sind. Da insbesondere die Wiederherstellung von Halbtrockenrasen in angemessenen Zeit- räumen kaum in hinreichender Qualität realisierbar ist, steht im vorliegenden Fall die Möglichkeit der Erteilung einer Ausnahme nicht zur Verfügung. Mit Hilfe landschaftspflegerischer Maßnahmen zur Entwicklung beeinträchtigter Halbtrockenrasen (Biotoptyp RHB) werden die Auswirkungen des Eingriffs in besonders geschützte Biotope jedoch gemindert. Für die zu erwartenden Beeinträchti- gungen von Auenwald infolge von Verschattung stehen keine Ausgleichsflächen in Auenlage zur Verfügung, sodass entsprechend dem Landschaftspflegerischen Begleitplan behelfsweise eine Erstaufforstung auf Eichen-Hainbuchenwald-Standorten erfolgt. Da dem Ausgleichserfordernis entsprechend § 30 Abs. 3 BNatSchG hiermit nicht abschließend gedient werden kann, ist auch im Hinblick auf die Schädigung von Auenwald keine Ausnahme vom Biotopschutz möglich. In Anbe- tracht der verbleibenden geringen Beeinträchtigungen besonders geschützter Biotope aufgrund der getroffenen Ersatzmaßnahmen kann dem Bauvorhaben jedoch im vorliegenden Einzelfall ein öffentliches Interesse beigemessen werden, welches die Interessen des Biotopschutzes über- wiegt. Bei Umsetzung der im Maßnahmenkonzept dargestellten landschaftspflegerischen Maß- nahmen wird langfristig ein weitgehender Ausgleich geschaffen.

2.3 Begründung der artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung

Rechtsgrundlage für die Zulassung von Ausnahmen von den Verboten des § 44 Abs. 1 BNatschG für die Art Zauneidechse in Teil A, Kapitel IV Punkt 3 dieses Beschlusses ist § 45 Abs. 7 S. 1 Nr. 5 BNatschG. Nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatschG ist es verboten, wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwick- lungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Die Zauneidechse gehört zu den besonders und streng geschützten Arten nach § 7 Abs. 2 Nr. 13 b) aa) sowie Nr. 14 b) BNatschG. § 44 Abs. 7 S. 1 Nr. 5 BNatschG sieht die Möglichkeit der Erteilung einer Ausnahme von dem genannten Verbot vor, wenn andere als die zuvor genannten zwingenden Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art vorliegen. Nach S. 2 und S. 3 dieser Vorschrift darf eine solche Ausnahme nur zugelassen wer- den, wenn zumutbare Alternativen nicht gegeben sind und sich der Erhaltungszustand der Popu- Seite 55/230 lation einer Art nicht verschlechtert. Die Ausnahmegenehmigung von den Verboten des Nachstel- lens und des Fangens von wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten (§ 44 Abs. 1 Ziff. 1 BNatSchG) kann erteilt werden, die genannten Voraussetzungen liegen hier vor.

Im Vorhabengebiet wurde auf insgesamt vier Teilflächen im Bereich der Einetalhänge das Vor- kommen der Zauneidechse nachgewiesen. Dies ist das Ergebnis der der faunistischen Kartierun- gen zum geplanten Vorhaben. Hinsichtlich des aktuellen Status der nachgewiesenen Art konnten laut Gutachter über die Funde von Jungtieren Reproduktionsbelege erbracht werden. Zur Vermei- dung von baubedingten Verletzungen bzw. Tötungen wurde im Rahmen des Artenschutzbeitrages vorgeschlagen, die betroffenen Individuen aus den Eingriffs- und Baubereichern abzufangen und umzusiedeln (Vermeidungsmaßnahme VASB11). Für die Wiederaussetzung der Tiere wurde im

Rahmen des artenschutzrechtlichen Konzeptes eine entsprechende CEF-Maßnahme (ACEF8) vor- gesehen, die die Schaffung artspezifisch optimierter Habitate beinhaltet.

Die Notwendigkeit des Neubaus der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt ergibt sich aus den negativen Auswirkungen der vorhandenen straßenräumlichen und straßenbaulichen Gegebenheiten, der städtebaulichen Situation in den Ortsdurchfahren und der sehr hohen Durch- gangsverkehrsbelastung in den Ortslagen Aschersleben und Quenstedt. Das öffentliche Interesse an der Umsetzung des Vorhabens überwiegt auch angesichts der Bedeutung des Vorhabens ei- nerseits, vgl. dazu bereits oben unter Punkt V., und der nach Umsetzung der vorgesehenen Schutzmaßnahmen und Einhaltung der Nebenbestimmungen zum Schutz der Zauneidechse als gering anzusehenden Beeinträchtigungen andererseits, das Interesse am Schutz der Zau- neidechse. Das zum Schutz der Zauneidechse mit der Maßnahme VASB11 geplante Fangen und Umsetzen der Zauneidechsen ist erforderlich, um den Schutz von baubedingten Beeinträchtigun- gen (Verletzungen/Tötungen) zu gewährleisten. Die Tiere können problemlos durch ausgewiese- ne Fachkräfte in nahegelegene, speziell hergerichtete Lebensräume umgesiedelt werden, so dass baubedingte Individuenverluste und damit der Eintritt des Verbots der Tötung von Tieren (§ 44 Abs. 1 Ziff. 1 BNatSchG) weitgehend vermieden werden kann. Zumutbare Alternativen stehen nicht zur Verfügung, eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes ist nicht zu befürchten. So- mit bestehen gegen die Gewährung der Ausnahme in Teil A, Kapitel IV Punkt 3 keine artenschutz- rechtlichen Bedenken.

3. Forstrechtliche Genehmigungen

3.1 Genehmigung zur Waldumwandlung

Rechtsgrundlage für die Genehmigung zur Waldumwandlung in Teil A Kapitel V Punkt 1 ist § 8 Waldgesetz für das Land Sachsen-Anhalt (WaldG LSA) vom 13.04.1994 (GVBl. LSA S. 520), zu- letzt geändert durch Artikel 6 des Gesetzes vom 18.12.2012 (GVBl. LSA S. 651). Danach darf Seite 56/230

Wald nur mit der Genehmigung in eine andere Nutzungsart umgewandelt werden. Gemäß § 8 Abs. 2 WaldG LSA sind bei der Entscheidung über einen Umwandlungsantrag die Rechte, Pflichten und wirtschaftlichen Interessen des Waldbesitzers sowie die Belange der Allgemeinheit abzuwägen. Die Genehmigung soll erteilt werden, wenn die Umwandlung den Zielen der Raum- ordnung und Landesplanung sowie der Bauleitplanung entspricht und ihr überwiegend öffentliche Interessen nicht entgegenstehen.

Zur Umsetzung des geplanten Vorhabens ist die Umwandlung von 195 m2 Waldfläche notwendig. Zum Ausgleich ist eine Erstaufforstung vorgesehen. Die Umwandlung entspricht den Zielen der Raumordnung und der Landesplanung, wie aus obigen Ausführungen zu entnehmen ist. Überwie- gend öffentliche Interessen, die der Umwandlung entgegenstehen könnten, sind nicht ersichtlich. Es ist festzustellen, dass das öffentliche Interesse an dem Bauvorhaben die hier geschützten Inte- ressen überwiegen. Zur Bedeutung und zur Notwendigkeit des Bauvorhabens wird auf die Ausfüh- rungen in Teil C Kapitel V dieses Beschlusses verwiesen.

Die vorliegende Waldumwandlungsgenehmigung wird mit Nebenbestimmungen versehen, da nur so gewährleistet werden kann, dass der notwendige Ausgleich nachteiliger Wirkungen der Wald- umwandlung auf die Waldfunktionen erfolgt. Insofern werden nachteilige Auswirkungen ausgegli- chen.

3.2. Genehmigung zur Erstaufforstung

Rechtsgrundlage für die Genehmigung zur Erstaufforstung in Teil A Kapitel V Punkt 2 ist § 9 Abs. 1, 2 Waldgesetz Sachsen-Anhalt. Gemäß § 9 Abs. 2 i. V. m. § 8 Abs. 2 Satz 1 WaldG LSA sind bei der Entscheidung über einen Antrag zur Erstaufforstung die Rechte, Pflichten und wirtschaftli- chen Interessen des Waldbesitzers sowie die Belange der Allgemeinheit abzuwägen. Die Geneh- migung darf nur versagt oder mit Nebenbestimmungen versehen werden, wenn Erfordernisse der Raumordnung, der Landesplanung, des Naturschutzes, der Landschaftspflege oder der forstlichen Rahmenplanung dieser entgegenstehen und erhebliche Nachteile für die benachbarten Grundstü- cke zu erwarten sind. Der Erstaufforstung stehen weder die Erfordernisse nach Ziffer 1, noch er- hebliche Nachteile für benachbarte Grundstücke entgegen.

Die Genehmigung ist demnach zu erteilen.

4. Denkmalschutz

Rechtsgrundlage für die denkmalschutzrechtliche Genehmigung der Eingriffe in die bekannten Kulturdenkmale sind § 14 Abs. 1, 4, 5, 8, § 10 Abs. 2 Nr. 2 Denkmalschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (DenkmalSchG LSA) vom 21.10.1991 (GVBl. LSA 1991, 368), zuletzt geändert Seite 57/230 durch Gesetz vom 20. Dezember 2005 (GVBl. LSA S. 769, 801). Danach sind Eingriffe in ein Kul- turdenkmal durch die zuständige Behörde zu genehmigen, wenn ein überwiegendes öffentliches Interesse anderer Art den Eingriff verlangt. Die Voraussetzungen liegen hier vor.

Im Bereich der geplanten Baumaßnahme befinden sich die unter Teil A. Kapitel VI. dieses Be- schlusses näher bezeichneten bekannten archäologischen Kulturdenkmale, in die bei der Ausfüh- rung des Vorhabens durch die Bodenarbeiten eingegriffen wird. Die Eingriffe werden voraussicht- lich zu erheblichen Beeinträchtigungen oder Veränderungen bis hin zur vollständigen Zerstörung der Kulturdenkmale führen.

Den Eingriffen steht ein überwiegendes öffentliches Interesse am Neubau der B 180 im planfest- gestellten Bereich gegenüber. Der Gesetzgeber hat durch die Aufnahme des Neubaus der B 180 OU Aschersleben/Süd - Quenstedt in den Bundesverkehrswegeplan in der Kategorie des vor- dringlichen Bedarfs das überwiegende öffentliche Interesse an der Realisierung des Bauvorha- bens gesetzlich normiert. Die mit dem Bauvorhaben zu verwirklichenden Planungsziele sowie die verkehrliche Wirkung sind bereits im Teil C Kapitel V – Planrechtfertigung dargestellt.

Den Belangen des Denkmalschutzes und grundsätzlichen Erhaltungspflicht nach §§ 1 und 9 DenkmalSchGLSA kann demgegenüber durch die verfügte Dokumentationspflicht sowie die wei- teren Nebenbestimmungen ausreichend Rechnung getragen werden. Diesbezüglich wird verwie- sen auf die Ausführungen in Teil A Kapitel VII Punkt 6 dieses Beschlusses.

Rechtsgrundlage für die Genehmigung der Erd- und Bauarbeiten auf den Flächen, bei denen be- gründete Anhaltspunkte bestehen, dass Kulturdenkmäler entdeckt werden, ist § 14 Abs. 2 S. 1, 3 DenkmalSchG LSA. Danach bedürfen Erd- und Bauarbeiten, bei denen begründete Anhaltspunkte bestehen, dass Kulturdenkmäler entdeckt werden, der Genehmigung. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn die Maßnahmen gegen das Denkmalschutzgesetz verstoßen. Wie auf der im An- hang befindlichen Karte zu ersehen ist, sind im Verlauf der Trasse bzw. in deren unmittelbarer Nähe mehrere Kulturdenkmale bekannt, für den gesamten übrigen Bereich bestehen begründete Anhaltspunkte, dass Kulturdenkmale entdeckt werden könnte. Aufgrund des überwiegenden öf- fentlichen Interesses für den Bau der geplanten Trasse konnte die Genehmigung dennoch erteilt werden. Um einen ausreichenden Schutz der möglicherweise im fraglichen Bereich liegenden Kulturdenkmäler zu gewährleisten, ist die Genehmigung auch insoweit mit Nebenbestimmungen versehen.

Begründete Anhaltspunkte sind gegeben, wenn mit Hilfe der von den verschiedensten wissen- schaftlichen Disziplinen entwickelten Untersuchungs- und Auswertungsmethoden konkrete Tatsa- chen dafür ermittelt worden sind, dass ein Gebiet Kulturdenkmale birgt. Die begründeten Anhalts- punkte können sich aus Quellenforschungen, Prospektionsgrabungen, Eintragungen in Orts- und Seite 58/230

Fundarchiven, Luftbildaufnahmen oder geophysikalischen Messungen ergeben. Eine wissen- schaftlich gesicherte Beweisführung kann aber auch nur durch Vergleiche mit erforschten topo- graphischen Situationen und Analogieschlüssen erfolgen. Für die Annahme von begründeten An- haltspunkten ist Gewissheit nicht erforderlich, andererseits ist eine bloße Mutmaßung oder Wahr- scheinlichkeit nicht ausreichend (OVG Magdeburg, Az.: 2 L 154/10, Urteil vom 26.7.2012, bei juris Rn. 48).

Diese Voraussetzungen liegen vor. Den zuständigen Denkmalbehörden ist bekannt, dass sich im Verlauf der geplanten Trasse mehrere archäologische Kulturdenkmale befinden, deren annähern- de Ausdehnung der in der Anlage befindlichen Karte zu entnehmen ist. Zu einem recht großen Teil ist der Trassenverlauf selbst betroffen. Das Vorhabengebiet befindet sich innerhalb des soge- nannten mitteldeutschen Altsiedellandes. Aufgrund seiner sehr guten Böden, in Verbindung mit den günstigen topographischen und klimatischen Voraussetzungen ist dieses Gebiet für eine Be- siedlung durch prähistorische bäuerliche Kulturen seit ca. 7500 Jahren prädestiniert. Im Vorha- benbereich und der unmittelbaren Umgebung sind daher außerordentlich viele Bodendenkmale hoher und höchster Qualität bekannt. Ein herausragendes Beispiel im Kult- und Siedlungsgesche- hen der Region spielt die Höhensiedlung „Schalkenburg“ bei Quenstedt. für die Zeit vor ca. 7000 Jahren. In der Zeit der späten Bernburger Kultur (ca. 3100 – 2770 v. Chr.) war die Schalkenburg einer der Hauptorte Mitteldeutschlands. Die dichte, auf die Schalkenburg bezogene Siedlungsan- lage in der mittleren Jungsteinzeit wird durch zwei weitere Siedlungen bei Westdorf unterstrichen, die über eine Reihe von Funden bekannt sind. Aber auch aus der vorhergehenden Jungsteinzeit sowie der Bronze- und Eisenzeit sind mehrere Siedlungen bei Westdorf, Welbsleben und Qu- enstedt bekannt. Ihre Dokumentation ist von sehr hoher Bedeutung. Im spätbronzezeitlichen und früheisenzeitlichen Siedlungsgeschehen war die Schalkenburg durch ein mächtiges Wall-Graben- System befestigt. Die direkte Umgebung der Anlage, die durch das Vorhaben tangiert wird, ist bisher nicht untersucht.

Aus dem Wissen um diese Denkmale ist es mehr als wahrscheinlich, dass aufgrund der Nähe des Vorhabengebietes zu diesen bekannten Denkmalen und der beschriebenen Bedeutung des ge- samten Gebietes weitere Kulturdenkmale von dem Eingriff betroffen werden. Aus Sicht der archä- ologischen Denkmalpflege bestehen auch aufgrund der topographischen Situation und naturräum- lichen Gegebenheiten (Topographie, Bodenqualität, Gewässernetz, klimatischen Bedingungen) sowie analoger Gegebenheiten vergleichbarer Siedlungsregionen begründete Anhaltspunkte, dass bei Bodeneingriffen bislang unbekannte Bodendenkmale entdeckt werden. Zahlreiche Be- obachtungen haben innerhalb der letzten Jahre gezeigt, dass aus Luftbildbefunden, Lesefunden etc. nicht alle archäologischen Kulturdenkmale bekannt sind. Vielmehr werden diese oft erstmals bei invasiven Eingriffen erkannt. Die topographischen Situationen und Analogieschlüsse begrün- den die notwendige Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein eines Bodendenkmals. Es beste- hen folglich begründete Anhaltspunkte, dass Kulturdenkmale gefunden werden. Seite 59/230

Um einen ausreichenden Schutz der möglicherweise im fraglichen Bereich liegenden Kulturdenk- mäler zu gewährleisten, ist die Genehmigung mit Nebenbestimmungen versehen.

VII. Begründung der Nebenbestimmungen

1. Sonstige Nebenbestimmungen

Die Nebenbestimmungen in Teil A Kapitel VII Punkt 1.1 – 1.3 sind zur Vermeidung nachteiliger Wirkung auf die Rechte Dritter erforderlich und sichern darüber hinaus einen ordnungsgemäßen Bauablauf.

Pkt. 1.4 sichert die Belange des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation Sachsen- Anhalt. Da der Verlust des Festpunktes durch die geplante Baumaßnahme unvermeidbar ist und nach eingehender Prüfung durch das Landesamt keine Sicherungsmaßnahmen vorgenommen werden, ist der Untergang des Punktes zeitnah zu melden.

2. Baubedingte und bauzeitbedingte Belastungen

Die Nebenbestimmungen in Teil A Kapitel VII Punkt 2. 1 – 2.4 sind notwendig. Nur durch die Ne- benbestimmung in Punkt 2.1 zur Gefahrenabwehr kann sichergestellt werden, dass die Sicherheit im Falle des Auffindens von Kampfmitteln oder bei Bestehen einer entsprechenden Vermutung gewährleistet ist. Das weitere Vorgehen im Ereignisfall (Entdecken, Freilegen oder Vermuten von Kampfmitteln) regelt die Gefahrenabwehrverordnung zur Verhütung von Schäden durch Kampf- mittel.

Die Nebenbestimmungen in den Punkten 2.2 – 2.4 sind zur Vermeidung nachteiliger Wirkungen auf Rechte Dritter notwendig und sichern darüber hinaus einen ordnungsgemäßen Bauablauf.

3. Wasserwirtschaft

Die verfügten Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel VII, Punkt 3.1 – 3.3 dienen dazu, dass die Gewässeraufsicht ihrer Aufgabe, den Zustand der Gewässer sowie die öffentlich-rechtlichen Ver- pflichtungen nach den wasserrechtlichen Vorschriften zu überwachen, auch während der Baupha- se nachkommen kann.

Die Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel VII, Punkt 3.4.1 – 3.4.15 sind gemäß § 13 Abs. 1 WHG notwendig und begründen sich damit, dass jeder Gewässerbenutzer verpflichtet ist, die nach den Seite 60/230

Umständen erforderliche Sorgfalt anzuwenden, um eine Verunreinigung des Wassers oder eine sonstige nachteilige Veränderung seiner Eigenschaft zu verhüten und eine mit Rücksicht auf den Wasserhaushalt gebotene sparsame Verwendung des Wassers zu erzielen.

Die Gewässer sind vor solchen Einwirkungen zu schützen, die ihre Nutzbarkeit beeinträchtigen, das Wohl der Allgemeinheit gefährden, insbesondere auch Gefahren für das Leben und die Ge- sundheit der Bürger hervorrufen können. Die Nebenbestimmungen dienen der Vermeidung von zusätzlichen Belastungen des Gewässers. Die Nebenbestimmungen zu den Anforderungen an Anlagen, Betrieb und Unterhaltung wurden erteilt, um die bestimmungsgemäße Ausübung der Gewässerbenutzung zu sichern und eine Verunreinigung der Gewässer oder eine sonstige nach- teilige Veränderung seiner Eigenschaften durch den Anlagenbetrieb zu verhüten. Diese Bestim- mungen beruhen auf § 61 WHG.

Die verfügten Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel VII, Punkt 3.5.1 – 3.5.7 beruhen auf dem WHG, WG LSA und § 36 VwVfG.

Die Nebenbestimmungen 3.5.1 und 3.5.2 ermöglichen der Gewässeraufsicht gemäß § 47 WG LSA die Überwachung des Gewässers und somit die Nachprüfung der Einhaltung erlassener Ne- benbestimmungen. Die Genehmigung gilt lediglich in der Form der eingereichten Planunterlagen. Änderungen und Abweichungen gegenüber den vorgelegten Unterlagen sind neu zu beurteilen.

Den Schutz des Gewässerrandstreifens gewährleisten die Nebenbestimmungen 3.5.3, 3.5.4 und 3.5.5, welche auf der Grundlage des § 38 WHG und des § 50 WG LSA einen schadlosen Was- serabfluss sichern sowie Stoffeinträge aus diffusen Quellen vermindern.

Die in der Nebenbestimmung 3.5.6 geforderten Bestandsunterlagen sind ein wichtiges Mittel der Gewässerdokumentation, die für eine ordnungsgemäße Unterhaltung unerlässlich ist.

Notwendige Veränderungen oder neue Erkenntnisse am Standort können zur Sicherung der ge- setzlichen Forderungen neue Auflagen erforderlich machen. Somit ist auch die Nebenbestimmung 3.5.7 als begründet anzusehen.

Die verfügten Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel VII, Punkt 3.6.1 und 3.6.2 ermöglichen der Gewässeraufsicht gemäß § 47 WG LSA die Überwachung des Gewässers und somit die Nach- prüfung der Einhaltung erlassener Nebenbestimmungen. Die Genehmigung gilt lediglich in der Form der eingereichten Planunterlagen. Änderungen und Abweichungen gegenüber den vorge- legten Unterlagen sind neu zu beurteilen.

Seite 61/230

Die unter Punkt 3.6.3 und 3.6.4 verfügten Nebenbestimmungen dienen der Sicherung der Gewäs- serfunktion während der Bauzeit sowie der Verhinderung von Auswirkungen durch das Vorhaben auf das Gewässer bzw. gegenüber Dritten, insbesondere bei Hochwasser- bzw. Eisgefahr. Die erforderliche Freihaltung des Überschwemmungsgebietes begründet sich auch insoweit aus § 78 WHG.

Die Vorhabenträgerin haftet für alle Schäden, die aus der Baumaßnahme entsprechend der Ne- benbestimmung Punkt 3.6.5 entstehen. Flächen im Überschwemmungsgebiet sind so zu bewirt- schaften, dass der schadlose Abfluss des Hochwassers, insbesondere zur Verhütung von Boden- abschwemmungen, möglich ist.

Notwendige Veränderungen oder neue Erkenntnisse am Standort können zur Sicherung der ge- setzlichen Forderungen neue Auflagen erforderlich machen. Somit ist auch die verfügte Nebenbe- stimmung unter Punkt 3.6.6 als begründet anzusehen.

Die in der Genehmigung getroffenen Bestimmungen sind zulässig und erforderlich, um das Ge- wässer vor solchen Eingriffen zu schützen, die ihre Nutzbarkeit beeinträchtigen, das Wohl der Allgemeinheit gefährden, insbesondere auch Gefahren für das Leben der Bürger darstellen kön- nen.

4. Naturschutz und Landschaftspflege

Die verfügte Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VI, Pkt. 4.1 dieses Beschlusses hat ihre Grund- lage in den §§ 13 bis 19 BNatSchG (§§ 6 bis 10 NatSchG LSA) und den entsprechenden Ausfüh- rungsbestimmungen zur Umsetzung und Sicherung des nachhaltigen Erfolges der durchgeführten Maßnahmen zum Ausgleich und / oder Ersatz von unvermeidbaren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft (Kompensationsmaßnahmen).

Die Nebenbestimmung unter Punkt 4.2 stellt sicher, dass die zur Minimierung der Eingriffsfolgen festgelegten Schutz- und Vermeidungsmaßnahmen von den bauausführenden Firmen beachtet und umgesetzt werden.

Die Nebenbestimmung unter Punkt 4.3 soll sicherstellen, dass, wenngleich der Biber gegenwärtig noch nicht im Untersuchungsgebiet vorkommt, sich ggf. zwischenzeitlich ansiedelnde Jungbiber nicht geschädigt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich bis zum Beginn des Baus des Brü- ckenpfeilers der Brücke über das Einetal im Untersuchungsgebiet ein Biber ansiedelt und dieser seinen Bau im betrachteten linken Ufer des Gewässers anlegt, wird als gering eingeschätzt. Da dies jedoch auch nicht ausgeschlossen werden kann, wird die Kontrolle, die mit geringem Auf- wand durchzuführen ist, angeordnet. Seite 62/230

Mit der Nebenbestimmung 4.4 wird klargestellt, dass die im landschaftspflegerischen Begleitplan aufgeführten Maßnahmen zur Eingriffsvermeidung und –kompensation vollständig zur Umsetzung kommen und diese fachgerecht und fristgemäß auszuführen sind. Aufgrund der Fach- und Orts- kenntnisse der unteren Naturschutzbehörden ist die Ausführung der Maßnahmen mit der jeweils für das Gebiet zuständigen unteren Naturschutzbehörde abzustimmen.

Die Nebenbestimmung 4.5 stellt sicher, dass der Vogelschutz ausreichend gewährleistet wird, in dem Kollisionen von Vögeln vorgebeugt wird.

Die unter Punkt 4.6 enthaltene Forderung nach regionaler Herkunft der verwendeten Arten soll sicherstellen, dass Florenverfälschung vermieden und die heimische genetische Mannigfaltigkeit der Gehölze und Grünflächen in der freien Landschaft erhalten bleibt.

Gemäß § 17 Abs. 7 BNatSchG prüft die Zulassungsbehörde die frist- und sachgerechte Durchfüh- rung der Vermeidungs- sowie der festgesetzten Kompensationsmaßnahmen einschließlich der erforderlichen Unterhaltungsmaßnahmen. Sie kann dazu vom Verursacher des Eingriffs die Vor- lage eines Berichtes verlangen. Die entsprechende Nebenbestimmung unter Punkt 4.8 gewähr- leistet die notwendige Information der zuständigen Behörde und damit die behördlichen Kontrolle.

Die Nebenbestimmung unter Punkt 4.9 dient der Überprüfung des Erfolgs der von der Vorhaben- trägerin geplanten Pflegemaßnahmen zur Erreichung des Kompensationszieles.

Die Nebenbestimmung unter Punkt 4.10 dient der rechtlichen Sicherung der Erreichung der Kom- pensations- und Populationserhaltungsziele.

Die Nebenbestimmung unter Punkt 4.11 dient der Umsetzung der diesbezüglich erforderlichen Unterhaltungspflichten und setzt deren Dauer fest.

Die Nebenbestimmung unter Punkt 4.12 ist aufgrund der Fach- und Ortskenntnis der unteren Na- turschutzbehörde angezeigt.

Die Nebenbestimmung unter Punkt 4.13. folgt einer Abstimmung mit der unteren Naturschutzbe- hörde.

Die Nebenbestimmung unter Punkt 4.14 wurde getroffen, um Störungen während der Vogelbrut- zeit zu vermeiden. Das Verbot statuiert § 39 Abs. 5 Nr. 2 BNatSchG.

Seite 63/230

Die Nebenbestimmung 4.15 beruht auf § 28 NatSchG LSA. Danach stehen Horststätten unter besonderem Schutz.

Die Nebenbestimmung unter Punkt 4.16 dient dem besonderen Schutz der Fledermäuse, insbe- sondere zur Vermeidung der Schädigung und Tötung von streng geschützten Fledermausarten.

Die Nebenbestimmung unter Punkt 4.17 dienen als zusätzliches Quartierangebot für die Fleder- mäuse unter und am Brückenkörper. Durch das Spaltenangebot wird die Brücke gezielt unterflo- gen und somit kommt es nicht zu Kollisionen mit Fahrzeugen.

Die Nebenbestimmungen unter Punkt 4.18 sind erforderlich, um vor Baubeginn Maßnahmen zum Schutz des Feldhamsters einleiten zu können. Sie dienen dem Schutz und der Sicherung der Hamsterpopulation, der fachgerechten Erfassung und evtl. Umsetzung auf die vorgesehene Flä- che.

Die Nebenbestimmungen unter Punkt 4.19 ergeben sich aus den Planunterlagen. Sie dienen der Gewährleistung einer fachgerechten Umsiedlung der Zauneidechse aus dem Eingriffsbereich, der schonenden, artgerechten Behandlung der Zauneidechse im Zuge der Fang- und Umsiedlungsak- tion sowie der Sicherung des Erfolgs der Maßnahme. Die Anordnung der dauerhaften Unterhal- tung der CEF-Maßnahme ist erforderlich, um den Eintritt des Verbotes nach § 44 Abs. 1 Ziffer 3 BNatSchG zu vermeiden. Danach ist es verboten, Fortpflanzungs- und Ruhestätten der wild le- benden Tiere besonders geschützter Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Da im Falle der Zauneidechse der gesamte bewohnte Habitatkomplex als Fortpflan- zungs- und Ruhestätte betrachtet werden muss, kann deren erhebliche Beeinträchtigung nur durch die im Zuge der geplanten CEF-Maßnahme dauerhaft zu erhaltende art- und habitatgerecht gestaltete Ausgleichsfläche vermieden werden. Weiterhin beinhalten die Nebenbestimmungen die Anforderungen an die zu beachtenden Zeiträume zur Durchführung einer fachgerechten Umsied- lung unter Berücksichtigung des Lebensrhythmus und der Reproduktionsphasen der Zau- neidechse. Sie dienen der Kontrolle und dem Nachweis des Erfolgs der Maßnahmen zur Umsied- lung der Zauneidechse. Die Kartierung der Ausgleichsfläche in Form eines Monitorings durch ein autorisiertes Fachbüro ist erforderlich, um die Geeignetheit der CEF-Maßnahmenfläche sowie den Erfolg der Umsetzungsmaßnahme zu überprüfen und ggf. Festlegungen zu notwendigen Nach- besserungen zu treffen.

5. Forstrechtliche Nebenbestimmungen

Rechtsgrundlage zur Erteilung der forstrechtlichen Nebenbestimmungen ist § 8 Abs. 3 WaldG LSA in Verbindung mit § 36 Abs. 2 VwVfG i. V.m. § 1 Abs. 1 VwVfG LSA.

Seite 64/230

Die Nebenbestimmungen sollen sicherstellen, dass der gemäß § 8 Abs. 3 WaldG LSA zu erbrin- gende Ausgleich für die nachteiligen Wirkungen der Waldumwandlung gewährleistet ist. Dieser Ausgleich soll durch Ersatzaufforstung erfolgen (Teil A, Kapitel VII, Punkt 5.2).

Zur Wahrung des zeitlichen Zusammenhangs zwischen Waldumwandlung und Ausgleich der dar- aus resultierenden nachteiligen Wirkungen ist für den Beginn der Erstaufforstung eine Frist ge- setzt (Teil A, Kapitel VII, Punkt 5.7).

Die Abstimmungen mit den unteren Forstbehörden (Teil A, Kapitel VII, Punkt 5.3 und 5.4), die Festlegung der Grenzabstände für Wald (Teil A, Kapitel VII, Punkt 5.6) sowie die Kultursicherung (Teil A, Kapitel VII, Punkt 5.8) dienen der Gewährleistung, dass die Ersatzaufforstungen Waldflä- chen im Sinne des § 2 WaldG LSA werden und diese die Waldfunktionen nach § 1 Nr. 1 WaldG LSA erfüllen können. Durch die Verwendung von Pflanzmaterial entsprechend der Herkunftsemp- fehlung für forstliches Vermehrungsgut für das Land Sachsen-Anhalt (Teil A, Kapitel VII, Punkt 5.5) kann davon ausgegangen werden, dass das Pflanzmaterial den klimatischen und standörtli- chen Bedingungen angepasst ist.

6. Denkmalschutz

Rechtsgrundlage zur Erteilung der denkmalrechtlichen Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel VI dieses Planfeststellungsbeschlusses ist § 14 DenkmSchG LSA in Verbindung mit § 1 Abs. 1 VwVfG und § 36 Abs. 2 VwVfG.

Aus Sicht der archäologischen Denkmalpflege bestehen aufgrund der topographischen Situation und naturräumlichen Gegebenheiten (Topographie, Bodenqualität, Gewässernetz, klimatischen Bedingungen) sowie analoger Gegebenheiten vergleichbarer Siedlungsregionen begründete An- haltspunkte, dass bei Bodeneingriffen bislang unbekannte Bodendenkmale entdeckt werden. Zahlreiche Beobachtungen haben innerhalb der letzten Jahre gezeigt, dass aus Luftbildbefunden, Lesefunden etc. nicht alle archäologischen Kulturdenkmale bekannt sind. Vielmehr werden diese oft erstmals bei invasiven Eingriffen erkannt. Die topographischen Situationen und Analogie- schlüsse begründen die notwendige Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein eines Boden- denkmals.

Da es sich bei der Baumaßnahme um einen die Kulturdenkmale beeinträchtigenden und teilweise zerstörenden Eingriff im Sinne des § 10 Abs. 1 DenkmSchG LSA handelt, besteht aus denkmal- schutzrechtlicher und fachlicher Sicht die Notwendigkeit, die in Teil A, Kapitel VI verfügte Geneh- migung mit der Auflage zu erteilen, die bekannten Denkmale entsprechend den Vorgaben des DenkmSchG LSA vor ihrer Zerstörung durch den Veranlasser zu dokumentieren. Damit können Seite 65/230 die archäologischen Kulturdenkmale jedenfalls im Rahmen einer Sekundärerhaltung der Nachwelt erhalten werden. Art und erforderlicher Umfang sowie Dauer und Kosten der fachgerechten Dokumentation sind zwischen dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und der Vorhaben- trägerin in einer gesonderten Vereinbarung auf Grundlage der Rahmenvereinbarung vom 13.08.2009 festzulegen.

Die Anzeigepflicht unter Teil A, Kapitel VII, Punkt 6.5 – 6.6 beruht auf § 17 Abs. 3 in Verbindung mit § 9 Abs. 3 DenkmSchG LSA. Sie dient dem sachgerechten Umgang und dem Schutz von Zu- fallsfunden.

7. Immissionsschutz

Der gegebene Hinweis in Teil A, Kapitel VII, Punkt 7 dient dem Schutz der Anwohner vor Lärm- und Staubbelastungen während der Bauphase.

8. Landwirtschaft

Die verfügten Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8 dieses Beschlusses berücksich- tigen die Belange der Landwirtschaft. Sie stellen die Nutz- und Erreichbarkeit landwirtschaftlich genutzter Flächen und die rechtzeitige Abstimmung mit den Nutzungsberechtigten sicher. Dane- ben soll der Vernässung landwirtschaftlicher Flächen vorgebeugt werden.

9. Abfallwirtschaft/Bodenschutz

Die verfügte Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 9 dieses Beschlusses sowie die ge- gebenen Hinweise dienen der Umsetzung abfall- und bodenschutzrechtlicher Belange. Sie finden ihre Rechtsgrundlage in den Bestimmungen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG), des Bun- desbodenschutzgesetzes (BBodSchG), der Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) sowie in den dazu erlassenen Schutzvorschriften und Verordnungen.

Die Nebenbestimmung dient zum Schutz der natürlichen Bodenfunktionen und der umweltfreund- lichen Entsorgung schadstoffbelasteter Böden.

10. Infrastruktur und Versorgungsleitungen Dritter Die verfügten Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel VII, Punkt 10.1 – 10.3 dieses Beschlusses beruhen auf gesetzlichen Bestimmungen sowie auf Forderungen von Trägern öffentlicher Belange und von Versorgungsunternehmen. Sie berücksichtigen deren Belange.

Seite 66/230

VIII. Begründung der Aussetzung der sofortigen Vollziehung

Die Anordnung der Aussetzung der sofortigen Vollziehung findet ihre Rechtsgrundlage in § 80 Abs. 4 Satz 1 i. V. m. § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) i. V. m. § 17 e Abs. 2 Satz 1 FStrG. Danach kann die Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen hat, eine ge- setzlich angeordnete sofortige Vollziehung aussetzen. Voraussetzung ist, dass aufgrund besonde- rer Umstände ein überwiegendes öffentliches Interesse an einer sofortigen Vollziehung des Be- schlusses zu verneinen ist. So liegt es hier.

Für den Bau der Ortsumfahrung Aschersleben/Süd – Quenstedt besteht nach dem Fernstraßen- ausbaugesetz vordringlicher Bedarf. Für Anfechtungsklagen gegen Beschlüsse dieser Art hat der Gesetzgeber in § 17e Abs. 2 Satz 1 FStrG einen grundsätzlichen Vorrang des Vollziehungsinte- resses angeordnet und damit eine Ausnahme von dem anderslautenden Grundsatz des § 80 Abs. 1 VwGO statuiert. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts fehlt es an einem das Suspensivinteresse überwiegenden Vollzugsinteresse allerdings dann, wenn die Vorhaben- trägerin bei einem gesetzlich sofort vollziehbaren fernstraßenrechtlichen Planfeststellungsbe- schluss nach dem Bauablaufplan während eines längeren Zeitraums keine baulichen Vollzugs- maßnahmen beabsichtigt (BVerwG, Beschluss v. 1.3.2012, Az.: 9 VR 7/11, bei juris Rn. 6). Im zitierten Fall lagen 17 Monate zwischen Beschlussdatum und beabsichtigtem Baubeginn. Da in einem Zeitraum wie diesem erfahrungsgemäß die Entscheidung über eine mögliche Klage bereits vorliegt, stellt sich ein „Festhalten an der vollumfänglichen Anordnung der sofortigen Vollziehung […] in dieser Situation als sachlich nicht gerechtfertigte, weil unnötige ´Überbeschleunigung´ […]“ dar (BVerwG, Beschluss v. 1.3.2012, Az.: 9 VR 7/11, bei juris Rn. 7).

Im hier zu beurteilenden Fall hat die Vorhabenträgerin auf eine entsprechende Anfrage der Plan- feststellungsbehörde mitgeteilt, dass sie bestrebt sei, die Ortsumgehung zeitnah zu errichten. Grundlage dafür sei aber zunächst die Bereitstellung der benötigten Finanzmittel durch den Bund. Vor diesem Hintergrund bestehe noch keine konkrete Einordnung, wann das Bauvorhaben umge- setzt werden kann.

Nach dem Erfahrungswissen der Planfeststellungsbehörde nimmt der Prozess der Freigabe der Mittel derzeit eine längere Zeit in Anspruch. Auch das Aufstellen der Ausführungsplanung dauert einige Monate. Die Planfeststellungsbehörde hält es bei dieser noch unbestimmten Sachlage für sachgerecht und angezeigt, die Aussetzung der sofortigen Vollziehung anzuordnen. Ein überwie- gendes öffentliches Interesse an der sofortigen Vollziehung ist hier derzeit aufgrund der geschil- derten Umstände zu verneinen. Diese Entscheidung soll auch unnötigen Rechtsschutzverfahren vorbeugen, die ansonsten aufgrund der besonderen Fristbindung eines Antrages auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes eingeleitet werden könnten (vgl. BVerwG, Beschl. v. 13.6.2013, Az.: 9 VR 3/13, bei juris Rn. 3). Nach § 17 e Abs. 2 Satz 2 FStrG kann der Antrag auf Anordnung der Seite 67/230 aufschiebenden Wirkung der Anfechtungsklage gegen einen Planfeststellungsbeschluss nur in- nerhalb eines Monats nach Zustellung des Planfeststellungsbeschlusses gestellt und begründet werden.

Sollte sich die Sachlage ändern, sich also z. B. der zeitliche Ablauf bis zum möglichen Baubeginn beschleunigen, besteht seitens der Planfeststellungsbehörde die Möglichkeit, die Entscheidung über die Aussetzung der sofortigen Vollziehung zu ändern bzw. aufzuheben. Dann lebt die gesetz- liche Anordnung der sofortigen Vollziehung wieder auf (BVerwG, Beschluss v. 1.3.2012, Az.: 9 VR 7/11, bei juris Rn. 8).

IX. Abwägung der Belange

1. Raumordnung, Landes- und Regionalplanung

Das festgestellte Vorhaben ist mit den Erfordernissen der Raumordnung vereinbar.

Hinsichtlich der landesplanerischen Abstimmung für das geplante Vorhaben wurde ein Raumord- nungsverfahren durchgeführt, welches mit der landesplanerischen Beurteilung vom 27. April 2007 abgeschlossen wurde. Dabei wurde die in der Vorplanung eingereichte Variante 2.1 als mit den Belangen der Raumordnung einschließlich der Umweltbelange vereinbar festgestellt. Die im Plan- feststellungsverfahren enthaltene Linie entspricht der im Raumordnungsverfahren festgestellten Variante.

Am 17.02.2011 trat die von der Landesregierung Sachsen-Anhalt am 14.12.2010 beschlossene Verordnung über den Landesentwicklungsplan 2010 des Landes Sachsen-Anhalt in Kraft. Nach Abgleich der Planunterlagen mit dem Landesentwicklungsplan 2010 ergeben sich aus Sicht der oberen Landesplanungsbehörde keine entgegenstehenden raumordnerischen Belange.

Von daher wird eine Vereinbarkeit der Planung mit den Zielen der Raumordnung festgestellt.

2. Planungsvarianten

2.1 Grenzen des Planfeststellungsabschnittes

Die Trasse beginnt am Bau-km 0+000 und endet bei Bau-km 8+359. Die Länge der Baustrecke beträgt 8.359 m.

Seite 68/230

2.2 Varianten der vorgeschlagenen Trassenführung

Für den Neubau der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt sind im Rahmen der Vorplanung und Raumordnung insgesamt sechs Varianten hinsichtlich der verkehrlichen Wirkun- gen, der verkehrs- und entwurfstechnischen Beurteilung, der Wirtschaftlichkeit sowie der Umwelt- auswirkungen untersucht worden.

Im Ergebnis der Umweltverträglichkeitsstudie und des straßenbaulichen Variantenvergleichs wur- de die Variante 2.1 als Vorzugsvariante vorgeschlagen und weiter geplant.

Die Prüfung von Trassenalternativen im Planfeststellungsbereich ist Teil des planerischen Abwä- gungsprogramms nach § 17 FStrG (vgl. BVerwG, Urt. v. 31.01.2002, 4 A 15/01). Dabei sind sol- che Planungsalternativen abzuwägen, die sich nach Lage der Dinge aufdrängen oder sich ander- weitig anbieten. Trassenvarianten brauchen nur so weit untersucht zu werden, bis erkannt wird, dass sie nicht eindeutig vorzugswürdig sind (BVerwG, Urt. v. 26.03.1998, 4 A 7/97). Bei der Vari- antenprüfung können bereits in einem dem Planfeststellungsverfahren vorausgehenden Verfah- rensschritt (z. B. Raumordnungsverfahren) diejenigen Varianten ausgeschieden werden, die auf- grund einer Grobanalyse für eine weitere Überprüfung nicht mehr ernstlich in Betracht kommen. (BVerwG v. 26.06.1992, DVBl 92, 1435; BVerwG v. 16.08.1995, BayVBl. 96, 182; BVerwG v. 25.01.1996, DVBl 1996, 677; BVerwG v. 26.03.1998 – 4 A 7/97 -, A 241, juris m. w. N.). Kommen grundsätzlich mehrere Planungsvarianten in Betracht, müssen nicht für alle so detaillierte Entwür- fe ausgearbeitet werden, dass sie Grundlage eines Planfeststellungsbeschlusses sein könnten. Ausreichend ist vielmehr, dass Alternativplanungen so erstellt werden, dass der mit den örtlichen Besonderheiten Vertraute die Vor- und Nachteile der verschiedenen Alternativen beurteilen kann. Sofern durchgreifende Nachteile einer Variante bereits aufgrund einer Grobanalyse oder aufgrund einer Teiluntersuchung nachvollziehbar gemacht werden können, scheidet zum einen die rein vorbeugende Fertigung weiterer Pläne schon deshalb aus, weil deren Kosten als Entwurfsplanung bereits stark ins Gewicht fallen würden, zum anderen aber auch, weil weitere Pläne und Untersu- chungen etwa zur Immissionsauswirkung einer Alternativtrasse dann für eine weitere sachbezo- gene Aufbereitung des Abwägungsmaterials nicht erforderlich sind (BVerwG v. 26.06.1992, DVBl 92, 1435).

Die Planfeststellungsbehörde hat sich mit den nachfolgend im Überblick beschriebenen Varianten auseinandergesetzt. Detailliertere Angaben finden sich im Erläuterungsbericht (Planunterlage 1) auf den Seiten 9 ff., auf den verwiesen wird. Die Vorhabenträgerin hat darüber hinaus die wesent- lichen Unterscheidungsmerkmale tabellarisch zusammengefasst. Die Tabelle ist dem Erläute- rungsbericht als Anlage 1 beigefügt. Eine Karte, in der die Varianten eingezeichnet sind, findet sich in der Allgemeinverständlichen Zusammenfassung (Planunterlage 1) als Abbildung 1 (S. 18).

Seite 69/230

Ausgangspunkt aller beschriebenen Varianten ist das Bauende des bereits realisierten 1. Pla- nungsabschnittes der B 180 Ortsumgehung Aschersleben am Knotenpunkt B 180/B 185, der sich westlich der Stadt Aschersleben befindet. Die Varianten verlaufen von dort zunächst identisch in südlicher Richtung westlich an Aschersleben und Westdorf vorbei. Den Varianten ist in der Folge eine Verschwenkung Richtung Osten mit der notwendigen Querung des Einetals sowie der L 228 gemein. Die Trassen verlaufen danach wieder südlich bzw. südöstlich, bis sie das Bauende errei- chen. Dieses befindet sich bei allen Varianten, allerdings auf unterschiedlicher Höhe, auf der B 180 südlich von Quenstedt. Gemeinsam ist allen Varianten auch, dass von der Flächeninan- spruchnahme ganz überwiegend landwirtschaftliche Nutzflächen betroffen sind.

Die untersuchten Varianten unterscheiden sich bzgl. des Linienverlaufs im Wesentlichen im Hin- blick auf den Querungspunkt der Eine. Die Querung liegt in allen Fällen zwischen den Ortslagen Westdorf im Norden und Welbsleben im Süden. Während die Varianten 3.1 und 3.2 die Eine im Vergleich zu den übrigen Linien nördlicher queren und damit der Ortslage Westdorf am nächsten kommen, bewegen sich die Varianten 2.1 und 2.2 eher in der Mitte zwischen den Ortslagen West- dorf und Welbsleben. Die Varianten 1 und 1.1 queren die Eine eher südlicher und damit näher an der Ortslage Welbsleben.

Ein weiteres wesentliches Unterscheidungsmerkmal der Linienvarianten liegt bei der Umfahrung der Ortslage Quenstedt. Während die Varianten 2.2 und 3.2 östlich vorbeiführen und dabei die K 2332 queren, liegen die übrigen westlich des Ortes mit Querung der L 229 und einem Knoten- punkt K 2341/B 180.

Variante 1 Die Trasse läuft vom Knotenpunkt an mit der B 185 in südlicher Richtung an den Orten Aschers- leben und Westdorf vorbei, bis sie ca. bei Bau-km 3+200 auf die L 228 trifft. Auf einer Länge von ca. 860 m verläuft die Variante westlich parallel zum Einetal im Zuge der bestehenden L 228. Ca. bei Bau-km 4+320 bis 4+524 quert sie das Einetal nördlich von Welbsleben. Die Brücke hätte eine Länge von 245 m und eine Höhe zwischen 8 und 15 m. Im Einetal werden Biotope von hoher und sehr hoher Bedeutung betroffen. Der Abstand zum Ortsrand Welbsleben beträgt hier ca. 250 m.

Die Trasse verläuft westlich von Quenstedt weiter und dort auf einer Länge von ca. 1700 m inner- halb des Landschaftsschutzgebietes Harz. Die Variante nähert sich zum Teil bis auf 350 m dem FFH-Gebiet „Brummtal“. Der Abstand der Straße zur nächstgelegenen Wohnbebauung von Qu- enstedt beträgt ca. 180 m.

Die Länge der Trasse beträgt 7.875 m. Die Flächeninanspruchnahme für die Variante beträgt 12,6 ha. Bei dieser Variante werden fünf Wirtschaftswege gequert. Die Kosten belaufen sich auf ca. 22,7 Mio €. Seite 70/230

Variante 1.1 Die Variante gleicht im nördlichen und südlichen Bereich der Variante 1. Sie unterscheidet sich aber bei der Querung des Einetals. Hier quert sie zunächst bereits bei Bau-km 3+700 km ein Eine- Seitental mit einem Brückenbauwerk mit einer lichten Weite von ca. 80 m. Die Einetalbrücke be- ginnt bei dieser Variante bereits ca. bei Bau-km 4+090. Sie wäre mit ca. 380 m länger als bei Va- riante 1. Aufgrund der nördlicheren Querung der Eine wäre der Abstand zum Ortsrand Welbsle- ben dagegen um ca. 100 m größer.

Bzgl. des Verlaufs nach Querung des Einetals wird auf die Ausführungen zu Variante 1 verwie- sen.

Die Länge der Trasse beträgt 7.930 m. Die Flächeninanspruchnahme beträgt 12,3 ha. Bei dieser Variante werden 5 Wirtschaftswege gequert. Die Kosten belaufen sich auf ca. 25 Mio. €.

Variante 2.1 Die Variante 2.1, die diesem Planfeststellungsbeschluss zugrunde liegt, verläuft im nördlichen Bereich bis zum Knoten mit der L 228 fast identisch mit Variante 1. Ungefähr in Höhe dieses Kreuzungspunktes quert sie das Einetal nahezu mittig zwischen Westdorf und Welbsleben ca. bei Bau-km 3+289. Dieser Bereich im Einetal weist die größte Talbreite und den höchsten Geländeun- terschied zwischen Ost- und Westhangoberkante auf. Die Länge der Brücke beträgt 470 m, die Höhe des Brückenbauwerkes über dem Talgrund liegt bei ca. 20 m. In diesem Teil des Einetales werden von der Baumaßnahme Biotope mit hoher und sehr hoher Bedeutung betroffen.

Die Trasse wird im weiteren Verlauf nach nördlicher Umfahrung des Kalkbergs nach Süden ver- schwenkt und führt dann nahezu parallel zur bestehenden B 180 westlich an Quenstedt vorbei. Nach Querung der L 229 mündet sie in den südlichen Verlauf der Variante 1, auf deren Beschrei- bung verwiesen wird.

Die Länge der Trasse beträgt 8.304 m. Die Flächeninanspruchnahme beträgt 12,9 ha. Es werden ebenfalls fünf Wirtschaftswege gequert. Die Kosten belaufen sich auf ca. 24,8 Mio. €.

Variante 2.2 Der Verlauf der Variante 2.2 deckt sich mit der Variante 2.1 vom Bauanfang bis ca. 1.000 m öst- lich der Einetalquerung. Auf die obigen Ausführungen sei insoweit verwiesen.

Anders als die vorgenannten Varianten kreuzt diese Trasse sodann nördlich der Ortslage Qu- enstedt die bestehende Bundesstraße B 180. Im Anschluss verläuft die Trasse in südöstlicher Richtung östlich an der Ortslage Quenstedt vorbei. Die Trasse kreuzt dabei die Kreisstraße K 2331. Seite 71/230

Südlich der Ortslage Quenstedt und nördlich von Pfersdorf entsteht am Bauende ein Knotenpunkt mit der vorhandenen Bundesstraße B 180. Die vorhandene B 180 wäre aus Quenstedt kommend bis zur Querung mit der Variante teilweise zurückbaubar.

Die Länge der Trasse beträgt 9.491 m. Die Flächeninanspruchnahme für diese Variante beträgt 14,9 ha. Die Trasse quert sieben Wirtschaftswege. Die Kosten belaufen sich auf ca. 25 Mio. €.

Variante 3.1 Die Variante verläuft im nördlichen Teil zunächst identisch mit den zuvor beschriebenen Varian- ten. Sie kreuzt dann aber nördlicher als die übrigen Variante die Eine. Der Knotenpunkt mit der L 228 liegt ca. 550 m nördlicher als bei den zuvor beschriebenen Trassen. Der Abstand zur Wohn- bebauung der Ortsrandlage Westdorf beträgt ca. 820 m. Die Trasse quert dann bereits bei Bau- km 2+755 das Einetal. Die Brücke hätte eine Breite von ca. 450 m und eine Höhe von 13 – 19 m über dem Talgrund.

Nach der südlichen Verschwenkung verläuft die Trasse sodann im Verlauf der Variante 2.1 fort. Auf die diesbezüglichen Ausführungen wird verwiesen.

Die Länge der Trasse beträgt 8.101 m. Die Flächeninanspruchnahme beträgt 13,0 ha. Bei dieser Variante werden 5 Wirtschaftswege gequert. Die Kosten belaufen sich auf 26 Mio. €.

Variante 3.2 Die Trasse verläuft im nördlichen Teil sowie der Querung der Eine bis ca. Bau-km 3+950 km süd- östlich der Eintalquerung mit der Variante 3.1 auf einer Linie. Auf die obigen Ausführungen wird verwiesen.

Sie mündet etwa auf der Höhe des Kalkbergs in den bereits beschriebenen Verlauf der Variante 2.2 mit Querung der bestehenden B 180 nördlich von Quenstedt und anschließender östlicher Umfahrung von Quenstedt.

Die Länge der Trasse beträgt 9.204 m. Die Flächeninanspruchnahme für die Variante beträgt 14,8 ha. Es werden sieben Wirtschaftswege gequert. Die Kosten belaufen sich auf 25,8 Mio. €.

2.3 Variantenvergleich

Im wertenden, alle Belange berücksichtigenden Vergleich der vorgenannten Varianten stellt sich die von der Vorhabenträgerin beantragte Variante 2.1 auch aus Sicht der Planfeststellungsbehör- Seite 72/230 de als die vorzugswürdige dar. Auf die im Erläuterungsbericht, S. 9 bis 21 (Planunterlage 1), auf- geführten Kriterien und Abwägungsüberlegungen wird insoweit verwiesen.

Im Ergebnis des Raumordnungsverfahrens wurde für die Variante 2.1 in der landesplanerischen Beurteilung vom 27.04.2007 festgestellt, dass das Vorhaben den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung nicht widerspricht und unter Berücksichtigung der Maßgaben der landesplaneri- schen Beurteilung in den nachfolgenden Zulassungsverfahren weiter verfolgt werden kann.

Allen Varianten ist gemein, dass sie die gewünschte Entlastung für die Ortsdurchfahrten Aschers- leben und Quenstedt erreichen können. Diese ist verbunden mit der Möglichkeit, die städtebauli- che Situation der bisher stark belasteten Streckenabschnitte der Ortsdurchfahrten durch eine straßenräumliche Umgestaltung in der Folge entscheidend zu verbessern.

Gemeinsamkeiten aller Varianten gibt es aber auch bei den Umweltauswirkungen:  Sie führen vom Bauanfang bis zur Querung der Einetalaue durch eine ausgeräumte, intensiv landwirtschaftlich genutzte Landschaft mit hochwertigen Böden, nur unterbrochen durch einige linienhafte Biotope entlang der Straße, von Feldwegen oder Kleingewässern.  Sie queren das für alle Umweltschutzgüter relevante Einetal mittels eines Brückenbauwerkes und führen zu Funktionsbeeinträchtigungen. In Übereinstimmung mit dem technischen Planer wurde bereits in der Planungsphase nach technischen Lösungen für das Brückenbauwerk ge- sucht, die nach Möglichkeit erhebliche Beeinträchtigungen ausschließen bzw. mindern.  Sie führen östlich des Einetals über eine stärker wellige, ebenfalls vorwiegend landschaftlich genutzte Fläche mit einigen linienhaften Gehölzestrukturen.

Diese Gemeinsamkeiten bewirken, dass sich die Varianten nur in Nuancen bezüglich ihrer Um- weltauswirkungen unterscheiden. Der Variantenvergleich hinsichtlich der Umweltverträglichkeit hat einen Vorrang der Varianten 2.1 und 3.1 ergeben. Diese gehen mit den geringsten Belastun- gen insbesondere für die Schutzgüter Tiere, Pflanzen, Luf/Klima, Mensch, Kultur-/Sachgüter ein- her.

Die Bestätigung der Variante 2.1 als Vorzugsvariante resultiert vor diesem Hintergrund daneben vor allem daraus, dass diese Variante den auf die Ortslagen Westdorf und Welbsleben bezogen ortsfernsten Verlauf aufweist. Dies gilt sowohl im Vergleich zur Variante 3.1, als auch zu allen an- deren Varianten. Die Varianten 1. und 1.1 liegen in der Flächeninanspruchnahme und in der Stre- ckenlänge zwar unter den festgestellten Parametern der Variante 2.1, jedoch ergeben sich mit der Variante 2.1 aufgrund der Einequerung etwa in der Mitte der Ortschaften Westdorf und Welbsle- ben die geringsten Betroffenheiten hinsichtlich des Abstandes zu Siedlungsteilen. Dies gilt zwar auch für die Variante 2.2. Diese weist aber aufgrund der östlichen Umfahrung Quenstedts, wie auch die Variante 3.2, wiederum einen deutlich höheren Flächenverbrauch und eine größere Stre- Seite 73/230 ckenlänge auf. Gegen die Varianten 3.1 und 3.2 sprechen daneben auch die deutlich höheren Kosten.

Als Ergebnis des Variantenvergleiches besteht somit ein Vorrang für die Variante 2.1.

3. Ausbaustandard

Die Planfeststellungsbehörde hat entsprechend dem im Fachplanungsrecht geltenden Optimie- rungsgebot auch geprüft, ob die Dimensionierung und Ausgestaltung des planfestgestellten Vor- habens sowie die Folgemaßnahmen am nachgeordneten Straßennetz im Detail einer sachgerech- ten Abwägung der widerstreitenden Belange entsprechen. Die Überprüfung und Entscheidung orientiert sich hierbei an der „Richtlinie für die Anlage von Straßen - RAS“. Diese Richtlinie ist von der Vorhabenträgerin beachtet worden. Anhaltspunkte, die im konkreten Einzelfall eine Abwei- chung von den Maßstäben der RAS gerechtfertigt hätten, waren nicht erkennbar. Die Dimensio- nierung entspricht einer sachgerechten Abwägung der widerstreitenden Belange.

4. Immissionsschutz

Bei der Trassierung wurde darauf geachtet, dass durch den geplanten Neubau der B 180 Ortsum- gehung Aschersleben/Süd – Quenstedt keine vermeidbare Immissionsbelastung gemäß § 50 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) entsteht. Durch eine Änderung der Trassierung, den Verzicht auf Teile der Maßnahme oder die Verlegung bestimmter Teile kann der Immissionsschutz nicht verbessert werden, wie im Einzelnen nachfolgend dargelegt wird.

4.1 Lärmschutz

Der Schutz der Anlieger vor Straßenlärm erfolgt nach den verschiedenen, in dieser Reihenfolge zu beachtenden Stufen:

Nach § 50 BImSchG ist bereits bei der Planung von Verkehrswegen darauf zu achten, dass schädliche Umwelteinwirkungen durch Verkehrslärm auf ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienende Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich unter- bleiben. Dies gilt zunächst unabhängig von der Festlegung des Lärmschutzes nach der 16. Ver- ordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes / Verkehrslärmschutzverord- nung (16. BImSchV).

Sofern bei der Trassierung dem Lärmschutz nicht ausreichend Rechnung getragen werden kann, müssen gemäß § 41 Abs. 1 BImSchG auf einer zweiten Stufe beim Bau oder der wesentlichen Änderung des Verkehrsweges die notwendigen aktiven Lärmschutzmaßnahmen in Betracht gezo- Seite 74/230 gen werden. Auf diese Weise ist sicherzustellen, dass dadurch keine schädlichen Umwelteinwir- kungen durch Verkehrsgeräusche hervorgerufen werden können, die nach dem Stand der Tech- nik vermeidbar sind.

Sollten die für aktive Schallschutzmaßnahmen aufzuwendenden Kosten außer Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck stehen, kann gemäß § 41 Abs. 2 BImSchG von Lärmschutz an dem Verkehrsweg abgesehen werden.

In diesem Fall ist auf der dritten Stufe des Lärmschutzkonzeptes des Bundesimmissionsschutzge- setzes die Vorhabenträgerin verpflichtet, den Lärmbetroffenen Ersatz für sog. passive Schall- schutzmaßnahmen an den Gebäuden zu gewähren. Der Eigentümer einer betroffenen baulichen Anlage hat gegen die Vorhabenträgerin einen Anspruch auf angemessene Entschädigung in Geld (§ 42 Abs. 1 BImSchG bzw. § 1 Abs. 1 VwVfG LSA i. V. m. § 74 Abs. 2 VwVfG).

Unter Abwägung der vorgenannten Umstände ist die gewählte Linie hinsichtlich der Anforderun- gen des § 50 BImSchG die richtige Lösung. Die Abwägungsdirektive dieser Vorschrift ist insge- samt gewahrt.

Die Beurteilung der Zumutbarkeit von Lärmimmissionen ist auf der Grundlage von § 41 BImSchG i. V. m. der 16. BImSchV vorzunehmen.

In § 3 der 16. BImSchV ist die Berechnungsmethode zur Ermittlung der Beurteilungspegel ver- bindlich vorgeschrieben. Sie hat bei Straßen nach Anlage 1 der 16. BImSchV i. V. m. den „Richtli- nien für den Lärmschutz an Straßen - Ausgabe 1990 -RLS - 90“ zu erfolgen. Die Beurteilungspe- gel, die als Grundlage für die Entscheidung heranzuziehen waren, wurden nach dieser Berech- nungsmethode ermittelt.

Der jeweilige Beurteilungspegel ergibt sich aus dem Mittelungspegel, von dem für besondere, in der Regel durch Messungen nicht erfassbare, Geräuschsituationen Zu- und Abschläge gemacht werden. Besondere Verhältnisse, die ein Abweichen von diesen Regeln rechtfertigen könnten, liegen nicht vor.

Neben den örtlichen Gegebenheiten geht das vorgeschrieben Berechnungsverfahren von einer so genannten „Mitwindlage“ (Geschwindigkeit bis 3 m/s) und einer Temperaturinversion aus. Beide Merkmale fördern die Schallausbreitung. Somit wird unter anderem unterstellt, dass der Verkehrs- lärm durch den Wind ausschließlich von der Straße zum beurteilten Ort der Immission hingetragen wird.

Seite 75/230

Nach § 2 Abs.1 der 16. BImSchV ist bei dem Bau oder der wesentlichen Änderung von öffentli- chen Straßen sicherzustellen, dass zum Schutz der Nachbarschaft vor schädlichen Umwelteinwir- kungen der Beurteilungspegel einen der nachfolgenden Immissionsgrenzwerte (Tag: 06.00 Uhr bis 22.00 Uhr / Nacht: 22.00 Uhr bis 06.00 Uhr) nicht überschreitet: a) an Krankenhäusern, Schulen, Kurheimen und Altenheimen am Tag 57 Dezibel (A) (dB(A)), in der Nacht 47 dB(A) b) in reinen und allgemeinen Wohngebieten und Kleinsiedlungsgebieten am Tag 59 dB(A), in der Nacht 49 dB(A) c) in Kerngebieten, Dorfgebieten und Mischgebieten am Tag 64 dB(A), in der Nacht 54 dB(A) d) in Gewerbegebieten am Tag 69 dB(A) und in der Nacht 59 dB(A).

Die Art der in § 2 Abs.1 der 16. BImSchV bezeichneten Anlagen und Gebiete ergibt sich aus den Festsetzungen in den Bebauungsplänen. Sonstige in Bebauungsplänen festgesetzte Flächen für Anlagen und Gebiete sowie Anlagen und Gebiete, für die keine Festsetzungen bestehen, sind nach § 2 Abs. 1 der 16. BImSchV, bauliche Anlagen im Außenbereich nach den Buchstaben a), c) und d) dieser Tabelle entsprechend ihrer Schutzbedürftigkeit zu beurteilen.

Die Grenzwerte legen fest, welches Maß an schädlichen Umwelteinwirkungen durch Verkehrsge- räusche zum Schutze der Betroffenen im Regelfall nicht überschritten werden darf.

Das Berechnungsverfahren ist nach Anlage 1 zu § 3 der 16. BImSchV vorgegeben. Die maßgebli- che stündliche Verkehrsstärke und der LKW-Anteil wurden von der Vorhabenträgerin mit der der Planung zugrundeliegenden prognostizierten durchschnittlichen Verkehrsstärke berechnet.

Anhaltspunkte, die gegen die Richtigkeit der Verkehrsprognoseergebnisse sprechen, sind nicht erkennbar. An allen schutzbedürftigen Ortsrändern im Baustreckenbereich wurden an mehreren Gebäuden die Anspruchsberechtigungen auf Lärmschutz überprüft.

Die so durchgeführte Lärmberechnung hat für den vorliegenden Fall ergeben, dass sich durch die Neubaumaßnahme an keinem Gebäude eine Überschreitung der maßgebenden Immissions- grenzwerte ergeben. Es besteht somit im Bereich der Baustrecke kein Anspruch auf Lärmschutz.

Die Berechnungspunkte mit den jeweiligen Ergebnissen der schalltechnischen Berechnungen sind in der Tabelle der Unterlage 11.2.2 und in dem Lageplan der Unterlage 11.4 dargestellt. Im Lage- Seite 76/230 plan befinden sich die gelb angelegten Objektnummern jeweils neben den in die Berechnung ein- bezogenen Gebäuden.

4.2 Luftverunreinigungen

Zur Erhaltung einer bestmöglichen Luftqualität in Gebieten (festgelegter Teil der Fläche eines Landes) und Ballungsräumen (Gebiet mit mindestens 250.000 Einwohnern) wurden auf der Grundlage des § 48a Abs. 1 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) Verordnungen erlassen (39. BImSchV), in denen u. a. Grenzwerte für Luftschadstoffe und Toleranzmargen festgelegt sind.

Die Einhaltung der Grenzwerte und Toleranzmargen - für die das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt zuständig ist - bezieht sich auf den gesamten Bereich der räumlichen Einheiten (Ge- biet oder Ballungsraum), nicht auf einzelne Punkte oder Gebäude.

Werden die Grenzwerte und Toleranzmargen überschritten, hat die vorgenannte Behörde einen Luftreinhalteplan gemäß § 47 Abs.1 BImSchG aufzustellen. In diesem Plan sind Maßnahmen zur dauerhaften Verminderung von Luftverunreinigungen festzulegen.

Gemäß § 47 Abs. 4 BImSchG haben sich die Maßnahmen - entsprechend des Verursacheranteils unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit - gegen alle zu richten, die zum Über- schreiten der Grenzwerte beitragen.

Werden Maßnahmen im Straßenverkehr erforderlich, sind diese im Einvernehmen mit den zu- ständigen Straßenbau- und Straßenverkehrsbehörden festzulegen.

Nach § 50 BImSchG sind bei raumbedeutsamen Planungen schädliche Umwelteinwirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf sonstige schutz- bedürftige Gebiete möglichst zu vermeiden. Schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne dieses Ge- setzes sind Immissionen, die nach Art, Ausmaß oder Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeizu- führen (§ 3 Abs.1 BImSchG).

Die Konzentration der verkehrsbedingten Luftverunreinigungen, welche durch Verbrennungspro- zesse in Kraftfahrzeugmotoren entstehen, hängt u.a. von der Verkehrsmenge, dem LKW- Anteil, der Fahrgeschwindigkeit und den spezifischen Emissionsfaktoren der einzelnen Fahrzeuge ab. Im Weiteren sind lagebedingte und meteorologische Faktoren, die sich auf die Ausbreitung der Luft- schadstoffe auswirken, zu berücksichtigen.

Seite 77/230

Das Verfahren zur Berechnung der verkehrsbedingten Immissionen enthalten die „Richtlinien zur Ermittlung der Luftqualität an Straßen ohne oder mit lockerer Randbebauung – RLuS 2012“.

Die Anwendbarkeit dieses Merkblattes ist an folgende Bedingungen gebunden:

 Verkehrsstärken über 5000 Kfz/24h  Geschwindigkeiten über 50 km/h  Trogtiefen und Dammhöhen unter 15 m  Längsneigung bis 6 %  max. Abstand vom Fahrbahnrand 200 m  Lücken innerhalb der Randbebauung  50 %  Abstände zwischen den Gebäuden und dem Fahrbahnrand  2 Gebäudehöhen  Gebäudebreite  2 Gebäudehöhen.

Mit den in der Planunterlage 11.LuS.1 vorliegenden Ergebnissen wird der Nachweis erbracht, dass durch den Neubau der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd - Quenstedt keine unzumut- baren Beeinträchtigungen im Nahbereich der Trasse durch Luftverunreinigungen verursacht wer- den.

Bei den untersuchten Schadstoffen werden alle Grenzwerte der 39. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über Luftqualitätsstandards und Emissions- höchstmengen - 39. BImSchV) vom 02.08.2010 (BGBl. I. S. 1065) im Untersuchungsbereich ein- gehalten.

5. Natur und Landschaftspflege

5.1 Flächeninanspruchnahme zur Realisierung von Maßnahmen des Landschaftspflege- rischen Begleitplans

Die Planfeststellungsbehörde hat bezüglich der Eingriffsregelung unter Teil C, Kapitel VI Punkt.2 die Anforderungen der Eingriffsregelung gesondert geprüft. Wegen des festgestellten Eingriffs ist sie verpflichtet, zu gewährleisten, dass die Vorhabenträgerin diesen Eingriff ausgleicht und für nicht ausgleichbare Eingriffe Ersatzmaßnahmen vorsieht.

Insoweit besteht für eine planerische Abwägung kein Raum. Bezüglich der Wahl der hierfür not- wendigen Flächen bedarf es bei dem Zugriff auf einzelne Grundstücke allerdings einer Verhält- nismäßigkeitsprüfung, die sämtliche Elemente des Übermaßverbots einschließt. Für Kompensati- onsmaßnahmen dürfen nur solche Flächen in Anspruch genommen werden, die sich zur Errei- Seite 78/230 chung des naturschutzrechtlich vorgegebenen Zwecks objektiv eignen. Bei der Auswahl unter mehreren geeigneten Grundstücken besteht nur ein begrenzter Spielraum. Der Zugriff auf privates Grundeigentum muss zur Erfüllung der naturschutzrechtlichen Kompensationsverpflichtungen erforderlich sein.

Daran fehlt es, sofern Kompensationsmaßnahmen an anderer Stelle ebenfalls (vergleichbaren) Erfolg versprechen, dort aber bei einer Gesamtschau den Vorteil bieten, dass den Betroffenen geringere Opfer abverlangt werden (BVerwG, Urt. v. 18.03.2009, Az.: 9 A 40.07, bei juris 28 ff.; BVerwG, Urt. v. 24.3.2011, Az.: 7 A 3/10, bei juris Rn. 85). Privater Grund und Boden darf nur dann in Anspruch genommen werden, wenn weder die Vorhabenträgerin noch ein sonstiger Rechtsträger der öffentlichen Hand Eigentümer geeigneter Flächen ist (BVerwG, Urteil vom 01.09.1997, Az. 4 A 36.96, bei juris Rn. 39).

Die Planfeststellungsbehörde hat im vorliegenden Verfahren geprüft, ob gerade die Inanspruch- nahme der von der Vorhabenträgerin ausgewählten Flächen notwendig ist, ohne dass Alternativen in Betracht kommen und dies bejaht.

Bei der Prüfung war von folgenden Überlegungen auszugehen. Ausgleichsmaßnahmen können nicht auf beliebigen anderen Flächen erfolgen, selbst wenn diese in der gleichen Landschaft gele- gen sind. Brauchbar sind nur Flächen, auf die sich der Eingriff unmittelbar auswirkt. Das können die in Anspruch genommenen, aber auch benachbarte Bereiche sein. Auch Ersatzmaßnahmen haben im betroffenen Landschaftsraum zu erfolgen. Sie müssen sich positiv auf die beeinträchtig- ten Funktionen oder Werte des Naturhaushalts und des Landschaftsbildes im betroffenen Raum auswirken. Ist eine Beziehung zwischen der Maßnahme und dem betroffenen Bereich nicht mehr herstellbar, weil sie zu weit entfernt liegt oder durch eine Barriere vom betroffenen Bereich ge- trennt wird, liegt keine Ersatzmaßnahme vor. Demzufolge spielt die Trassenwahl eine erhebliche Rolle. Dass die gewählte Trasse die günstigste Lösung darstellt, ist bereits unter Teil C, Kapitel IX, Punkt 2 dieses Beschlusses dargelegt worden.

5.2 Artenschutz

Die zentralen Vorschriften des Artenschutzes finden sich in den §§ 44, 45 und 67 BNatSchG, die unmittelbar geltendes Recht sind. Der § 44 Abs. 1 BNatSchG enthält für besonders und streng geschützte Tier- und Pflanzenarten Verbote für unterschiedliche Beeinträchtigungen (Zugriffsver- bote). In der vom Gesetz vorgegebenen bis zu vierstufigen Prüfung ist zu untersuchen, ob arten- schutzrechtliche Verbote i. S. d. § 44 BNatSchG erfüllt werden, ggf. die gesetzliche Ausnahme des § 44 Abs. 5 BNatSchG eingreift oder ob das Verbot aufgrund einer Ausnahme nach § 45 Abs. 7 Nr. 1 und 2 BNatSchG oder einer Befreiung nach § 67 BNatSchG entfällt. Im Ergebnis kommt Seite 79/230 die Planfeststellungsbehörde unter Berücksichtigung von Vermeidungs- und Verminderungsmaß- nahmen sowie CEF-Maßnahmen zu folgender Feststellung.

Die Prüfung, ob naturschutzrechtliche Verbote nach § 44 BNatSchG eingreifen, setzt eine ausrei- chende Ermittlung und Bestandaufnahme der im Trassenbereich vorhandenen Tierarten und ihrer Lebensräume voraus. Die Untersuchungstiefe hängt dabei maßgeblich von den naturräumlichen Gegebenheiten im Einzelfall ab. Lassen bestimmte Vegetationsstrukturen sichere Rückschlüsse auf die faunistische Ausstattung zu, so kann es mit der gezielten Erhebung der insoweit maßgeb- lichen repräsentativen Daten sein Bewenden haben (BVerwG Beschluss vom 13.03.2008 – BVerwG 9 VR 10/07). Sind von Untersuchungen keine weiterführenden Erkenntnisse zu erwarten, müssen sie auch nicht durchgeführt werden.

Der individuumsbezogene Ansatz der artenschutzrechtlichen Vorschriften verlangt aber anderer- seits Ermittlungen, deren Ergebnisse die Planfeststellungsbehörde in die Lage versetzen, die tat- bestandlichen Voraussetzungen der Verbotstatbestände zu überprüfen. Hierfür werden Daten benötigt, denen sich in Bezug auf das Plangebiet die Häufigkeit und Verteilung der geschützten Arten sowie deren Lebensstätten entnehmen lassen. In Kenntnis dieser Fakten kann die Planfest- stellungsbehörde beurteilen, ob Verbotstatbestände erfüllt sind.

Die Prüfung der artenschutzrechtlichen Vorschriften nach §§ 44 und 45 BNatSchG liegt der von der Vorhabenträgerin vorgelegte Artenschutzbeitrag (ASB) in Form einer Anlage zum land- schaftspflegerischen Begleitplan aus dem Jahr 2010 zugrunde.

Um die im Plangebiet vorkommenden Arten zu bestimmen, wurde, ausgehend von den vorhande- nen Daten (Datenrecherche) sowie von Daten, die während der Untersuchungszeiträume 2004 (Fledermäuse) und 2008/2009 im Rahmen von Bestandserfassungen im Gelände erhoben wur- den (Planunterlage 12, Anhang 1: FSU, MYOTIS 2009), eine Ermittlung und Bewertung der zu erwartenden Auswirkungen auf Tierarten, die gesetzlich geschützt sind, durchgeführt.

Die hier zu betrachtenden Wirkungen des Vorhabens sind bau-, anlage- oder betriebsbedingt.

Baubedingte Auswirkungen: - Zeitweiliger Funktionsverlust durch bauzeitliche Inanspruchnahme von Biotopen und faunisti- schen Funktionsräumen infolge von Anlagen zur Baustelleneinrichtung, z. B. Baustraßen, Ma- teriallagerplätzen, Zwischenlager für Erdaushub und Verfüllmaterialien, Containerstellflächen etc. - Temporäre Funktionsverminderung durch bauzeitliche Reizkulisse wie Lärm, Erschütterung, Licht bzw. optische sowie olfaktorische Reize, ggf. auch durch bauzeitliche lokale Absenkung Seite 80/230

des Grundwassers im Umfeld der ‚Spundgruben für die Pfeilerfundamente des Brückenbau- werkes über das Einetal (BW 02) - Temporäre Zerschneidung von Funktionsbeziehungen durch die Barrierewirkung von Baustra- ßen.

Anlagebedingte Auswirkungen: - Vollständiger Funktionsverlust im Bereich des niveaugleichen Trassenverlaufes inkl. Der Ne- benflächen (Bankette, Auf- und Überfahrten, Wendeanalgen von Wirtschaftswegen sowie von vollbefestigten Unterhaltungswegen etc.) sowie der Pfeilerstandorte für das Brückenbauwerk über das Einetal - Teilweiser Funktionsverlust von Lebensräumen und Funktionsbeziehungen im Bereich des niveaugleichen Trassenverlaufes - Einschränkung von Funktionsbeziehungen im Bereich des Brückenbauwerkes über das Eine- tal, dennoch aufgrund der erheblichen Dimensionierung für viele Artgruppen ausreichende Durchlässigkeit.

Betriebsbedingte Auswirkungen: - Verlärmung von Lebensräumen durch den laufenden Verkehr - Beeinträchtigung von Lebensräumen durch Bewegung von Fahrzeugen und Lichtemissionen - Verluste von Individuen infolge von Kollisionen, jedoch ist auch hierbei zwischen den niveau- gleichen Trassenabschnitten und dem Bereich des Bauwerkes BW 02 über das Einetal zu un- terscheiden.

Die faunistischen Sonderuntersuchungen erfolgten für die faunistischen Artengruppen Brut- und Rastvögel, Amphibien, Reptilien, xylobionte Großkäfer sowie für die Säugetierarten Fledermäuse und Feldhamster. Im Fachbeitrag zum Artenschutz (Planunterlage 12, Anhang 2: ASB, MYOTIS 2010) wurden die relevanten artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände nach BNatSchG bezüg- lich der gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten (alle heimischen europäischen Vogelarten, Ar- ten des Anhangs IV FFH-Richtlinie), die durch das Vorhaben erfüllt werden können, ermittelt und dargestellt (ASB, Kap. 4.1 und 4.2).

Aufgrund dieser Daten und Ermittlungen hat die Vorhabenträgerin für die europarechtlich ge- schützten Arten und die europäischen Vogelarten eine artengruppenbezogene sowie eine arten- bezogene Konfliktanalyse erstellt.

Im Ergebnis der artenschutzrechtlichen Prüfung wurden im Kapitel 6 des ASB eine Reihe konkre- ter artspezifischer Vermeidungsmaßnahmen (VASB) sowie vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen

(ACEF) vorgeschlagen. Dazu zählen:

Seite 81/230

VASB 5: Baufeldfreimachung außerhalb der Brut- und Fortpflanzungszeiten (Bauanfang bis Bauende ein- schl. aller Nebenflächen), Kontrolle der relevanten zu rodenden Gehölze auf Spalten und Höhlun- gen (Altholzbestände im Einetal und am Harkeröder Weg)

VASB 6: Jahreszeitliche Beschränkung besonders lärm- und erschütterungsintensiver Arbeiten (Rammun- gen, Spundungen) am BW 2 im Einetal

VASB 7: Umstrukturierung einer vorhandenen Leitstruktur für Fledermäuse am BW 2

VASB 8: Errichtung einer beidseitigen Kollisionsschutzwand für Fledermäuse an der Westseite des BW 2

VASB 9: Nutzung des BW 5 als Überflughilfe für Fledermäuse

VASB 10: Schutz des Feldhamsters vor baubedingten Tötungen (Kontrolle aller landwirtschaftlichen Nutzflä- chen vom Bauanfang bis Bauende einschl. aller Nebenflächen und bauzeitlichen Inanspruchnah- men auf Feldhamsterpräsenz, ggf. Abfang und Umsiedlung auf hamsterfreundlich zu bewirtschaf- tende Flächen

VASB 11: Schutz der Zauneidechse vor baubedingten Tötungen (Umsiedlung betroffener Individuen im Be- reich der vom Eingriff am BW 2 besiedelten Habitate)

VASB 12: Vermeidung der Barrierewirkung der Trasse auf den Feldhamster (Einordnung von mind. 3. Que- rungshilfen im Bereich zwischen L 229 und der Aufbindung auf die B 180 alt)

VASB 13: Vermeidung betriebsbedingter Individuenverluste beim Feldhamster (Einordnung von Leit- und Sperrwänden beidseitig der Trasse zwischen L 229 und der Aufbindung auf die B 180 alt)

ACEF8: Initialisierung von artspezifischen Ruhestätten für die Zauneidechse (Hangbereiche nördlich des östlichen Widerlagers BW 2)

ACEF9: (Gemarkung Aschersleben, Flur 5, Flurstück 129/47) Initialisierung hamsterfreundlicher Bewirtschaftung (ca. 4 bis 5 ha)

ACEF10: (Gemarkung Welbsleben, Flur 4, Flurstück 2/2) Initialisierung von artspezifischen Lebensräumen für den Neuntöter

ACEF11: Sicherung des Brutplatzpotenzials für Höhlenbrüter im Einetal nördlich des BW 2 (Ausbringung von künstlichen Nisthilfen)

Seite 82/230

Nach Prüfung der Unterlagen kommt die Planfeststellungsbehörde zu dem Schluss, dass für keine der überprüften Arten aus den Artengruppen der Säugetiere, Reptilien und Vögel nach Festlegung und Umsetzung der vorgeschlagenen Vermeidungsmaßnahmen sowie der vorgezogenen Aus- gleichsmaßnahmen bau-, anlage- und betriebsbedingte Schädigungs- oder Störungstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG verbleiben.

Es verbleiben daher keine Verletzungen von Zugriffsverboten, die eine Prüfung der Ausnahmevo- raussetzungen nach § 45 Abs. 7 BNatSchG oder die Festlegung arterhaltender Maßnahmen zur Sicherung des günstigen Erhaltungszustandes der Population einzelner Arten erfordern würden. Die o. g. Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen, die auch in den LBP aufgenommen wurden, sind nach Auffassung der Planfeststellungsbehörde angemessen und geeignet, den günstigen Erhaltungszustand der Arten zu erhalten.

Diese Einschätzung deckt sich auch mit den Aussagen der unteren und oberen Naturschutzbe- hörde, die in ihren Stellungnahmen ebenfalls von einer artenschutzrechtlichen Verträglichkeit des Vorhabens ausgegangen sind.

5.3 FFH-Verträglichkeit

Nach § 34 Abs. 1 S. 1 BNatSchG sind Projekte vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Natura 2000-Gebiets zu überprüfen, wenn sie ein- zeln oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten oder Plänen geeignet sind, das Gebiet er- heblich zu beeinträchtigen. Ergibt die Prüfung, dass das Projekt zu erheblichen Beeinträchtigun- gen eines FFH-Gebietes oder Vogelschutzgebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann, ist es unzulässig (§ 34 Abs. 2 BNatSchG).

Die Durchführung einer FFH-Verträglichkeitsprüfung ist für das hier zu beurteilende Vorhaben nicht erforderlich. Das Projekt ist weder einzeln noch im Zusammenwirken mit anderen geeignet, Natura 2000-Gebiete erheblich zu beeinträchtigen. Zu betrachten waren hier das südlich von Welbsleben liegende FFH-Gebiet „Brummtal bei Quenstedt“ und das südöstlich von Quenstedt liegende FFH-Gebiet „Kupferschieferhalden bei Hettstedt“. Die kürzeste Entfernung zum zuerst genannten Gebiet beträgt ca. 400 m zur östlich davon liegenden Trasse. Das Gebiet „Kuperschie- ferhalden bei Hettstedt“ weist als kürzeste Entfernung ca. 1.800 m. Das Gebiet liegt südöstlich der geplanten Trasse.

Aufgrund der Entfernung der FFH-Gebiete zur geplanten Trasse ist das Vorhaben nicht geeignet, die Gebiete erheblich zu beeinträchtigen.

Seite 83/230

Erstmals wurde im Rahmen der Vorplanung mit der Landesplanerischen Beurteilung aus dem Jahr 2007 festgestellt, dass der geplante Neubau des Trassenabschnittes der B 180 unter Be- rücksichtigung der gebietsspezifischen Lebensraumtypen und Arten zu keinen erheblichen Beein- trächtigungen der betroffenen FFH-Gebiete „Brummtal bei Quenstedt“ und „Kupferschieferhalden bei Hettstedt“ führen wird. Dieses Ergebnis wurde im Rahmen der Erstellung des landschaftspfle- gerischen Begleitplanes aufgrund fehlender Änderungen bestätigt. Die obere Naturschutzbehörde hat die Frage geprüft. Sie hält eine FFH-Verträglichkeitsprüfung für nicht erforderlich.

5.4 Schutzgebiete/ -objekte

Bestehende oder geplante Naturschutzgebiete sind von den Planungen nicht betroffen. Südwest- lich des Untersuchungsraumes erstreckt sich das Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Harz“, welches westlich von Quenstedt auf einer Länge von ca. 1.600 m von der geplanten Trasse durchlaufen wird. Außerhalb des Untersuchungsraumes befinden sich die vorgenannten FFH-Gebiete „Brummtal bei Quenstedt“ (kürzeste Entfernung ca. 450 m westlich der geplanten B 180) und „Kupferschieferhalden bei Hettstedt“ (kürzeste Entfernung ca. 1.800 m südöstlich der geplanten B 180). Ökologische Bedeutung erlangen im Untersuchungsraum die vorhandenen Gehölz- und Gewässerstrukturen sowie Magerrasen. Ökologisch wertvoll sind insbesondere folgende gesetz- lich geschützte Biotope, die teilweise durch das geplante Vorhaben betroffen sind:  Feldgehölze südwestlich Westdorf,  Naturnahe, unverbaute Gewässerabschnitte der Eine südlich Westdorf,  Magerrasen südlich Westdorf,  Gebüsch entlang eines Feldweges zwischen Welbsleben und der B 180,  Streuobstwiesen westlich von Quenstedt und nordöstlich von Pfersdorf.

Die mögliche Betroffenheit des o. g. LSG und der gesetzlich geschützten Biotope sowie der im Rahmen geltender Baumschutzverordnungen (BaumSchVO) geschützten Bäume haben die unte- ren Naturschutzbehörden geprüft. Die notwendigen naturschutzrechtlichen Befreiungen bzw. Aus- nahmegenehmigungen nach § 67 BNatSchG in Verbindung mit § 30 BNatSchG und § 22 NatSchG LSA sowie den geltenden BaumSchVOen sind erteilt.

Die als ruderalisierter Halbtrockenrasen (RHD) dargestellte Fläche am oberen westlichen Hang- bereich des Einetals (Nachweisfläche der Zauneidechse) ist als ein nach § 30 BNatSchG bzw. § 22 NatSchG LSA gesetzlich geschütztes Biotop einzustufen. Der gesetzliche Biotopschutz be- zieht sich neben den in § 30 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG aufgeführten Lebensräumen gemäß § 30 Abs. 2 Satz 2 BNatSchG auch auf die von den Ländern bestimmten gesetzlich geschützten Bioto- pe. Folglich gelten die Verbote des § 30 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG auch für die in § 22 Abs. 1 NatSchG LSA aufgeführten Biotope.

Seite 84/230

Gemäß § 30 Abs. 3 BNatSchG kann von den Verboten des § 30 Abs. 2 BNatSchG eine Ausnah- me zugelassen werden, wenn die Beeinträchtigungen ausgeglichen werden können.

Nach der Umsetzung aller Vermeidungs-, Ausgleichs- und CEF-Maßnahmen gemäß des Land- schaftspflegerischen Begleitplanes verbleiben keine erheblichen Beeinträchtigungen des Natur- haushaltes und des Landschaftsbildes.

5.5 Biotopverbundflächen

Für das ökologische Verbundsystem ist die Biotopverbundfläche „Einetal nördlich Welbsleben“ als wichtiger Bestandteil der überregional bedeutsamen Biotopverbundeinheit „Mittleres Einetal ein- schließlich Hangbereiche“ von Bedeutung, deren Entwicklung im Zusammenhang mit weiteren Biotopverbundflächen des mittleren und unteren Einetals („Einetal nördlich Welbsleben“, „Einetal zwischen Altenroda und Welbsleben“) die Möglichkeit zur Herstellung einer durchgängigen über- regionalen bedeutenden Biotopverbundachse zwischen Unterharz und dem Fließgewässersystem der Saale bietet. Aufgrund der hohen Biotopvielfalt ist das Einetal zwischen Welbsleben und Westdorf Lebensraum zahlreicher seltener, z. T. auch besonders und streng geschützter Tier- und Pflanzenarten (z. B. Fledermausarten: u. a. Wasserfledermaus, Kleinabendsegler, Zwergfleder- maus, Breitflügelfledermaus, Braunes Langohr / Reptilien: Zauneidechse / Pflanzen: Frühlings- Adonisröschen, Karthäuser-Nelke), deren Vorkommen im Ergebnis der Untersuchungen zum LBP neben weiteren Arten ermittelt bzw. bestätigt wurden. Der überwiegende Teil des Einetals zeich- net sich durch eine Häufung von nach § 30 BNatSchG geschützten Biotopen aus. Als wichtige Pflege- und Entwicklungsziele werden in der Biotopverbundplanung des Landkreises die Verbes- serung und Wiederherstellung der Auenlandschaft in Teilbereichen, der Schutz und die Pflege der Trockenlebensräume, die Erhaltung und extensive Pflege der Grünlandflächen sowie der Erhalt der naturnahen Waldflächen im Einetal angestrebt. Die geplante Trasse quert die regional be- deutsame Biotopverbundeinheit „Einetal nördlich Welbsleben“ (geplantes Brückenbauwerk BW 2 mit einer lichten Weite >= 401 m und einer lichten Höhe <= 23m). Die damit verbundene Beein- trächtigung der betroffenen Lebensräume (Verlust von Gehölzstrukturen und Wad, Verlust von mesophilem Grünland, Beschattung von Halbtrockenrasen) kann jedoch durch die geplanten Schutz- / Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen begrenzt bzw. kompensiert werden.

6. Prüfung der Umweltverträglichkeit

Für das Vorhaben ist nach § 3a Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 24.02.2010 (BGBl. I, S. 94), zuletzt geändert durch Gesetz vom 25.07.2013 (BGBl. I, S. 2749) in Verbindung mit §§ 1, 2 Gesetz über die Umweltverträglich- keitsprüfung im Land Sachsen-Anhalt (UVPG LSA) vom 27.08.2002 (GVBl. LSA S. 372), zuletzt Seite 85/230 geändert durch Gesetz vom 18.01.2011 (GVBl. LSA S. 5) und der dortigen Anlage 1 lfd. Nr. 3.5 eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich.

Die Umweltverträglichkeitsprüfung wird nach § 2 Abs. 1 UVPG in Verbindung mit § 2 Abs. 1 UVPG LSA als unselbständiger Teil des Planfeststellungsverfahrens durchgeführt. Sie umfasst die Ermittlung, Beschreibung und Bewertung der unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen der geplanten Maßnahme auf: 1. Mensch, Tiere und Pflanzen 2. Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft, 3. Kultur- und sonstige Sachgüter sowie 4. die Wechselwirkung zwischen den vorgenannten Schutzgütern.

Zweck des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung ist es, sicherzustellen, dass u. a. bei näher bestimmten Straßenbauvorhaben zur wirksamen Umweltvorsorge nach einheitlichen Grundsätzen die Auswirkungen auf die Umwelt im Rahmen von Umweltprüfungen frühzeitig und umfassend ermittelt, beschrieben und bewertet werden und die gefundenen Ergebnisse bei allen behördlichen Entscheidungen für die Zulässigkeit von Vorhaben so früh wie möglich berücksichtigt werden, § 1 UVPG.

Die Einbeziehung der Öffentlichkeit nach §§ 2 Abs. 1 Satz 3, 9 Abs. 1 UVPG in Verbindung mit § 2 UVPG LSA erfolgte im vorliegenden Verfahren durch das Anhörungsverfahren nach § 17a FStrG, § 73 Abs. 3 bis 7 VwVfG in Verbindung mit § 1 VwVfG LSA.

Die Umweltverträglichkeitsprüfung schafft die methodischen Voraussetzungen dafür, die Umwelt- belange vorab so herauszuarbeiten, dass sie in gebündelter Form in die Abwägung eingehen (BVerwG, Urt. V. 18.11.2004, Az.: 4 CN 11/03, BVerwGE 122, 207, bei juris Rn. 23). Sie ist ein formalisierter Zwischenschritt im Verwaltungsverfahren, der dafür sorgt, dass die umweltrelevan- ten Auswirkungen des Vorhabens im Rahmen der Abwägung das ihnen zukommende Gewicht finden (BVerwG, Urt. v. 27.10.2000, 4 A 18/99, BVerwGE 112, 140, bei juris Rn.Rn. 31). Die Not- wendigkeit der Umweltverträglichkeitsprüfung beschränkt sich dabei auf das konkrete Vorhaben. Varianten und Planungsalternativen müssen nicht selbst Gegenstand der förmlichen Umweltver- träglichkeitsprüfung sein (vgl. BVerwG, Urt. v. 27.10.2000, Az.:4 A 18/99, BVerwGE 112, 140, bei juris Rn. 31).

Die Planfeststellungsbehörde bewertet auf Grund der folgenden zusammenfassenden Darstellung der Umweltauswirkungen das planfestgestellte Vorhaben als umweltverträglich im Sinne der ge- setzlichen Vorschriften. Neben der Umweltverträglichkeitsuntersuchung hat die Planfeststellungs- behörde bei der Umweltverträglichkeitsprüfung insbesondere die Stellungnahmen und Äußerun- gen der Verfahrensbeteiligten berücksichtigt. Seite 86/230

Unter Berücksichtigung der geplanten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen ergibt sich eine unterschiedliche Betroffenheit der Schutzgüter.

6.1. Zusammenfassende Darstellung der Umweltauswirkungen

Die zusammenfassende Darstellung nach § 11 UVPG beschreibt die Umweltauswirkungen des Vorhabens sowie die Maßnahmen, mit denen erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen ver- mieden, vermindert oder ausgeglichen werden, einschließlich der Ersatzmaßnahmen bei nicht ausgleichbaren, aber vorrangigen Eingriffen in Natur und Landschaft. Eine detaillierte Auflistung der Wirkfaktoren ist der Allgemeinverständlichen Zusammenfassung und dem Landschaftspflege- rischen Begleitplan zu entnehmen (vgl. Planunterlage 1 und 12).

6.1.1. Grundsätzliche Auswirkungen des Vorhabens Straßenbaumaßnahmen haben regelmäßige und spezifische Auswirkungen auf die genannten Schutzgüter innerhalb des in Anspruch genommenen Gebietes. Die umweltrelevanten Wirkungen von Straßenbauvorhaben werden unterschieden in baubedingte Wirkungen, anlagebedingte und betriebsbedingte Wirkungen.

Baubedingte Wirkungen entstehen während der Bauphase des geplanten Vorhabens. Sie sind auf die Dauer des Bauprozesses zeitlich begrenzt wirksam und überwiegend reversibel. Eine län- gerfristige Wirksamkeit ist aber teilweise möglich. Die anlagebedingte Wirkungen werden durch den Trassenkörper der Straße, einschließlich der Brückenbauwerke, der Neuordnung der unter- geordneten Straßen- und Wegesysteme sowie der Straßennebenanlagen (Bankette, Böschungen, Entwässerungsgräben, -mulden, Anschlussstellen, Wirtschaftswege etc.) versursacht. Betriebs- bedingte Wirkungen (Langzeitwirkung) werden durch das Fahrzeugaufkommen und Unterhal- tungsmaßnahmen verursacht.

In der folgenden Tabelle sind einige der typischerweise durch Straßenbauvorhaben bedingten Wirkfaktoren beispielhaft und getrennt nach Schutzgütern aufgeführt. Die tatsächlichen Beein- trächtigungen und die Relevanz für die betroffenen Schutzgüter hängen von der Dimension des Vorhabens und der Intensität der dauerhaften Beeinträchtigung sowie eventueller Vorbelastungen ab.

Seite 87/230

Baubedingte Wirkfaktoren Anlagebedingte Wirkfaktoren Betriebsbedingte Wirkfaktoren (temporär) (permanent) (temporär)

Schutzgut Boden Schutzgut Mensch Schutzgut Mensch  Flächeninanspruchnahme für  Beeinträchtigung der Ge-  Lärmimmissionen (Verkehrs- Erdaushub, Baustoffe, sundheit durch Fahrzeugab- lärm) Baustelleneinrichtungen, gase und Lärm Baufahrzeuge, Erd- und Schutzgut Pflanzen und Tiere Gründungsarbeiten, Schutzgut Boden  Kollisionsgefahr  Bodenverdichtungen  Flächeninanspruchnahme  Vertreibung sensibler Arten  Erschütterungen  Beeinträchtigung der Boden-  Schadstoffhaltige Fremdstoffe struktur (Abgrabung, Auf- Schutzgut Landschaftsbild / (Baumaschinen und Baufahr- schüttung, Verdichtung) Erholungsfunktion zeuge)  Veränderung des Bodenwas-  Beeinträchtigung des Land- serhaushaltes schaftsbildes und der Erho- Schutzgut Wasser  Verlust der Speicher- und lungsfunktion  Beeinträchtigungen der Reglerfunktion Grundwasserleiter  Verlust seltener Bodentypen,  Veränderung von Standortei- Schutzgut Pflanzen und Tiere genschaften durch Verschat-  Verlust von Teillebensräumen tung  Schallimmissionen Schutzgut Wasser  Verlust von Infiltrationsflä- chen,  Veränderung der Grundwas- serneubildungsrate

Schutzgut Luft/Klima  Beeinträchtigung von Kaltluft- und Frischluftbahnen mit luft- hygienischer und klimatischer Ausgleichsfunktion

Schutzgut Pflanzen und Tiere  Verlust von Biotopen  Barrierewirkung für die Avifauna  Verlust von Lebensräumen

Schutzgut Landschaftsbild/ Erholungsfunktion  Veränderungen des Land- schaftsbildes  Zerschneidungseffekte  Verlust von Erholungsgebie- ten

6.1.2. Auswirkung auf das Schutzgut Mensch und Siedlung Baubedingt ist von Beeinträchtigungen durch eine erhöhte Lärm- und Staubbelastung durch den Betrieb der Baufahrzeuge, die Bodenarbeiten, den Materialtransport und damit von zeitlich be- grenzten Beeinträchtigungen der Wohn- und Erholungsqualität auszugehen.

Lärm stellt einen stark limitierenden Faktor für das Wohlbefinden des Menschen dar. Da die Bau- tätigkeiten entsprechend dem Stand der Technik durchgeführt werden, lärmintensivere Tätigkei- Seite 88/230 ten, wie die Bauarbeiten zur Mastgründung auf einen kurzen Zeitraum begrenzt auftreten und die Entfernung zu den nächstgelegenen Ortschaften mindestens 200 m – 300 m (Ortslage Quenstedt) beträgt, ergeben sich durch den Baustellenbetrieb keine Lärmbelästigungen. Die Schadstoffemis- sionen der Baufahrzeuge führen ebenfalls nicht zu unzulässigen Immissionen im Bereich der nächsten Wohnbebauung (Einhaltung der 39. BImSchV).

Durch das Straßenbauvorhaben werden als anlagebedingte Auswirkungen Flächen durch Über- bauung aus der bisherigen Nutzung herausgelöst und zu Verkehrsflächen umgewidmet. Bei die- sen Flächen handelt es sich überwiegend um landwirtschaftliche Nutzflächen. Ein unmittelbarer Eingriff in die Bebauung findet nicht statt. Freizeit- und Erholungsflächen werden nicht in Anspruch genommen.

Aufgrund des Trassenverlaufes und der topografischen Verhältnisse sind relativ geringe Beein- trächtigungen von Wohnfunktionen sowie der Erholungsfunktion der siedlungsnahen Freiräume durch Schallimmissionen als betriebsbedingte Auswirkung zu erwarten. Aus den Ergebnissen des Lärmgutachtens lässt sich ableiten, dass die Grenzwerte der 16. BImSchV sicher eingehalten werden.

In folgender Tabelle sind beispielhaft für einige Immissionsorte, die sich durch den Betrieb der Umgehungsstraße ergebenden Beurteilungspegel dargestellt (entnommen der Schalltechnischen Untersuchung vom 11.5.2011, Planunterlage 11):

Immissionsort Abstand in m Immissionsgrenz- Prognosewert in wert in dB (A) dB (A) Tag Nacht Tag Nacht Ortsrand Westdorf, Geb. 1 ca. 1.000 59 49 39 32 Ortsrand Welbsleben, ca. 1.150 59 49 36 29 Geb. 2 Ortsrand Quenstedt, Geb. ca. 200 59 49 51 43 1

Für die Belastung mit Luftschadstoffen wurde eine Untersuchung entsprechend des Merkblattes über Luftverunreinigungen an Straßen ohne und mit lockerer Randbebauung durchgeführt. Die durch die Umgehungsstraße verursachten Luftschadstoffbelastungen erreichen bzw. überschrei- ten nicht die geltenden verkehrsspezifischen Grenzwerte der 39. BImSchV.

Die mit der Umgehungsstraße verbundenen Lärmimmissionen und optischen Störreize können sich auf die Erlebniswirksamkeit der Landschaft und damit auf die freiraumbezogene Erholung Seite 89/230 nachteilig auswirken. Betroffen sind insbesondere die im Umfeld der geplanten Trasse vorhande- nen Radwanderwege.

6.1.3. Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere Es können folgende baubedingte Auswirkungen festgestellt werden:  Verlust von Acker- und Grünlandflächen durch den Bau der Straße und dem damit verbunde- nen Abschieben der vorhandenen Vegetation;  Verlust von Gehölzstrukturen durch Abbrucharbeiten (Straßenrückbau);  Verlust von kleineren Gehölzestrukturen im Bereich des Einetals;  zeitweiliger Entzug potenziell genutzter terrestrischer Amphibienhabitate im Bereich der Bau- stellen und Baustraßen;  Verlust einzelner Individuen bei mechanischen Eingriffen in den Vegetationsbestand und die obersten Bodenschichten.

Durch die Bautätigkeit sind Beschädigungen von Einzelbäumen möglich. Für diese werden ent- sprechende Schutzmaßnahmen vorgesehen.

Anlagebedingt werden folgende Auswirkungen prognostiziert:  Verlust von Lebensraum bzw. Biotopen durch Überbauung; neben Acker- und Grünlandflä- chen sind Gehölzestrukturen und Waldflächen betroffen;  Beeinträchtigung von Halbtrockenrasen im Einetal aufgrund von Verschattung durch das Brü- ckenbauwerk;  kleinflächiger Entzug potenziell genutzter terrestrischer Amphibien-Habitate (Gehölzeflächen, Schotterfluren) in den eigentlichen Straßen- und Böschungsbereichen.

Betriebsbedingt sind folgende Auswirkungen zu erwarten: - Die durch die Fahrzeugabgase verursachten Schadstoffeinträge in die im Umfeld der Straße befindlichen Biotope sind im Vergleich zu den bereits vorhandenen Schadstoffeinträgen durch Niederschläge und Düngung vernachlässigbar. - Hinsichtlich der Amphibien wird davon ausgegangen, dass das geplante Vorhaben nicht zu nachweisbaren Veränderungen des Amphibien-Kollisionspotenzials gegenüber der Situation im Bestand führt.

Bezüglich der FFH-Verträglichkeit des Vorhabens wurde im Rahmen der Landschaftsplanerischen Beurteilung im Jahr 2007 festgestellt, dass der geplante Neubau der Umgebungsstraße unter Be- rücksichtigung gebietsspezifischer Lebensraumtypen und Arten zu keinen nachteiligen Beein- trächtigungen der betroffenen FFH-Gebiete „Brumtal bei Quenstedt“ und „Kupferschieferhalden bei Hettstedt“ führen wird.

Seite 90/230

6.1.4 Schutzgut Boden Baubedingte Auswirkungen  Temporäre Flächeninanspruchnahme durch den technologischen Baustreifen verbunden mit Bodenverdichtungen und Störungen des Bodengefüges, Abschieben der Vegetationsdecke im Zuge der Baufeldeinrichtungen und Bodenverdichtung im Bereich der Baustraßen  Mögliche Beeinträchtigungen des Bodens durch Schadstoffeinträge.

Anlagebedingte Auswirkungen  Versiegelung von Bodenflächen verbunden mit dem Verlust von biologisch aktiver Bodenflä- che durch Straßenneubau, Anschlussstellen, Wirtschaftswege und Brückenbauwerke  Auf- und Abtrag von Boden im Bereich der Bankette, Böschungen und Entwässerungsgräben führt zu Beeinträchtigungen des natürlichen Bodenaufbaus und dem teilweisen Verlust der Bodenfunktionen.

Für die Trasse und ihre Nebenanlagen wird eine Fläche von ca. 25,5 ha beansprucht.

Betriebsbedingte Auswirkungen Betriebsbedingte Auswirkungen ergeben sich durch Schadstoffemissionen aus dem Kfz-Verkehr sowie durch den Eintrag von Streumitteln.

In Bezug auf bodenrelevante Schadstoffimmissionen des Verkehrs wird berücksichtigt, dass be- sonders bodenschädigende Problemstoffe wie Blei gegenwärtig kaum mehr ermittelt werden. Als Problemstoffe für den Boden verleiben jedoch Zink, Kupfer und Cadmium. Bezogen auf die Reichweiten der Bodenbelastungen ergibt sich folgende Einschätzung:

Innerhalb eines Wirkungsbandes von 10 m Breite können die Vorsorgewerte der Bodenschutz- Verordnung einzelner straßenspezifischer Schadstoffe überschritten werden. Es handelt sich bei den betroffenen Standorten jedoch um die unmittelbaren Straßenrand- sowie Böschungsbereich. Diese Bereiche wurden in der Regel bereits als Flächenverbrauch bilanziert. Bis zu einer Entfer- nung von 50 m sind diese Stoffe nachweisbar. Dabei konnten an Bundesstraßen bis 15.000 Kfz/Tag in Abstand von 25 m nur noch Konzentrationen im Bereich der Hintergrundbelastung nachgewiesen werden.

Da sich die Beeinträchtigung von Böden durch verkehrsbedingte Schadstoffimmissionen nach den vorliegenden Erkenntnissen auf ein 10 m Band beidseits der Straße beschränkt, welches in der Regel durch Dammbauwerke oder Seitengraben beansprucht wird, ergeben sich keine erheblich nachteiligen Auswirkungen hinsichtlich des Schutzgutes Boden.

Seite 91/230

6.1.5. Schutzgut Wasser Baubedingte Auswirkungen  Querung der „Eine“ mittels einer Behelfsbrücke. Durch die Gründung der Brückenfundamente außerhalb eines 10 m breiten Gewässerschutzstreifens können erhebliche Beeinträchtigungen vermieden werden. Die vorhandenen Gräben werden bei Wasserführung für den Einbau der Durchlässe temporär angestaut. Sie weisen nur eine temporäre Wasserführung in Abhängig- keit der Niederschlagsereignisse auf und besitzen aufgrund ihrer Struktur eine geringe Bedeu- tung hinsichtlich Naturnähe, Gewässergüte und Gewässerdynamik. Bei Durchführung der Bauarbeiten in einem engen Zeitfenster und möglichst außerhalb größerer Niederschlagser- eignisse sind erhebliche Beeinträchtigungen auszuschließen.  Mögliche Beeinträchtigungen der Oberflächengewässer durch Schadstoffeinträge durch den Einsatz von Bau- und Betriebsstoffen.  Mögliche Beeinträchtigungen des Grundwassers durch Schadstoffeinträge. Der Untersu- chungsraum weist keine Bereiche mit hoher Empfindlichkeit auf. Trinkwasserschutzgebiete bestehen im Untersuchungsraum nicht.

Anlagebedingte Auswirkungen  Geringfügige Beeinträchtigung des Wasserhaushaltes durch den Verlust von Infiltrationsfläche und Erhöhung der Abflussrate durch die mit dem Bau der Straße verbundenen Flächenversie- gelungen.  Konflikte im Hinblick auf die Beeinträchtigung des Grundwassers durch Anschnitt grundwas- serführender Schichten sind nicht zu erwarten.

Betriebsbedingte Auswirkungen Während des bestimmungsgemäßen Betriebes treten keine betriebsbedingten Auswirkungen auf. Im Störungsfall (Unfälle, Havarien) können wassergefährdende Stoffe (z. B. Öl, Kraftstoffe) im ungünstigen Fall in die Fahrbahnentwässerung gelangen. Durch den konstruktiven Aufbau der Straßenentwässerung (breite Straßenböschungen und verzögerte Einleitung in die „Eine“ durch vorgeschaltetes Regenrückhaltebecken) können derartige Verschmutzungsherde relativ einfach eingedämmt und beseitigt werden. Sie tragen dadurch nicht zu erheblich nachteiligen Auswirkun- gen hinsichtlich des Schutzgutes Wasser bei.

6.1.6 Schutzgut Klima und Luft Baubedingte Auswirkungen Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf das Makroklima und Mikroklima sind nicht zu erwar- ten. Die Luftqualität kann temporär durch Abgase und Staub von Baumaschinen und Fahrzeugen beeinträchtigt werden. Dies ist insgesamt als unerheblich einzustufen.

Seite 92/230

Anlagebedingte Auswirkungen Das Bauvorhaben führt zur Veränderung der lokalklimatischen Verhältnisse infolge der Versiege- lung. Die lufthygienischen und klimatischen Ausgleichsleistungen der betroffenen Flächen gehen verloren. Die Ackerflächen im Bereich des Bauvorhabens sind als Kaltluftentstehungsgebiete rele- vant. Für die klimatische Ausgleichsfunktion haben sie keine Bedeutung, da aufgrund des Reliefs ein Kaltluftaustausch zwischen Siedlung und Ackerflächen kaum erfolgen wird. Ihr Verlust ist da- her nicht erheblich für das Standortklima.

Gehölzeverluste führen aufgrund des kleinflächigen Verlustes weder klimatisch noch lokalklima- tisch zu erheblichen Auswirkungen.

Betriebsbedingte Auswirkungen Durch das Vorhaben kann es zu Beeinträchtigungen der Luftqualität durch Verkehrsemissionen im Trassenbereich kommen.

6.1.7 Schutzgut Landschaftsbild und Erholungseignung  Verlust von landschaftsbildprägenden Gehölzstrukturen  Beeinträchtigung (Technisierung) des Landschaftsbildes durch Dammkörper, Brückenbauwer- ke und Wirtschaftswege

6.1.8 Schutzgut Kultur- und Sachgüter Bau- und anlagebedingte Auswirkungen Durch den Bau der Umgehungsstraße ist das Auffinden und Freilegen von Bodendenkmalen grundlegend nicht ausgeschlossen. Bei freigelegten archäologischen Funden ist die Vorhabenträ- gerin verpflichtet, diese zu erhalten (Primärerhaltungspflicht) und der zuständigen unteren Denk- malschutzbehörde anzuzeigen.

Aufgrund bekannter Bodendenkmale und des Vorliegens begründeter Anhaltspunkte, weitere zu finden, ist aus fachärchäologischer Sicht der Baumaßnahme ein repräsentatives Dokumentations- verfahren vorzuschalten. Die Dokumentation muss nach aktuellen wissenschaftlichen und technischen Methoden unter Berücksichtigung der entsprechenden Vorgaben des Landesamtes für Denkmalpflege durchge- führt werden. Art und Umfang der Dokumentation sind rechtzeitig im Vorfeld der archäologischen Maßnahmen mit dem Landesamt abzustimmen.

Seite 93/230

6.1.9. Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung und zum Ausgleich der Auswirkungen des Vorhabens Gemäß § 13 BNatSchG sind erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft vorrangig zu vermeiden. Nicht vermeidbare erhebliche Beeinträchtigungen sind durch Ausgleichs- oder Er- satzmaßnahmen zu kompensieren.

Im Landschaftspflegerischen Begleitplan sind die mit dem Straßenbauvorhaben verbundenen Vermeidungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen umfangreich beschrieben (vgl. Planunterlage 12). Im Folgenden werden nur beispielhaft einige Maßnahmen genannt:

Maßnahmen zur Vermeidung von Beeinträchtigungen  Zwischenlagerung von Oberboden  Sorgfältiger Umgang mit Schadstoffen während der Bauphase  Schutz von Vegetationsbeständen während der Bauarbeiten durch Einzäunen und Einzel- baumschutz

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen  Entsiegelung nicht mehr benötigter Teilabschnitte der L 228 und B 180 alt  Entwicklung von mesophilem Grünland am Bauwerk 2  Anlage von Baumreihen entlang der B 180 neu (ca. 308 Stück)  Entwicklung von Halbtrockenrasen (ca. 10.000 m2)  Entwicklung von Laubmischwald (ca. 6.000 m2)

6.2. Bewertung der Umweltauswirkungen nach § 12 UVPG

6.2.1. Einleitung Die Bewertung der Umweltauswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter gemäß § 2 UVPG wird auf der Grundlage der zusammenfassenden Darstellung nach § 11 UVPG durchgeführt, § 12 UVPG. Diese Bewertung ist bei der Entscheidung über die Zulässigkeit des Vorhabens im Hinblick auf eine wirksame Umweltvorsorge im Sinne der §§ 1, 2 Abs. 1 S. 2 und 4 UVPG nach Maßgabe der geltenden Gesetze zu berücksichtigen. Als Bewertungsmaßstäbe gelten also die für die Art des Verfahrens geltenden Rechts- und Verwaltungsvorschriften. Die Umweltverträglichkeitsprü- fung dient der Umweltvorsorge, in deren Zentrum das Leben, die Gesundheit und das Wohlbefin- den des Menschen stehen. Grundlagen hierfür sind: o die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, o die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, o die Pflanzen- und Tierwelt sowie o die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft.

Seite 94/230

Unter diesen generellen Aspekten sind die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung zu be- trachten. Für die Bewertung der Umweltauswirkungen gilt die folgende, fünfstufige Skala:

Bewertung Erläuterung positive Auswirkungen + Die bisherige Situation verbessert sich durch das Vorhaben. nicht erhebliche Auswirkungen 0 Es sind keine Beeinträchtigungen zu erwarten (Sta- tus Quo). geringe negative Auswirkun- 1 Geringe negative Auswirkungen sind zu erwarten, gen die aber keine Erheblichkeitsschwelle überschrei- ten. erheblich negative Auswirkun- 2 Erhebliche negative Auswirkungen sind zu erwar- gen ten, die durch entsprechende Maßnahmen potenti- ell ausgeglichen/ersetzt werden können. sehr erheblich negative Aus- 3 Sehr erheblich negative Auswirkungen sind zu er- wirkungen warten, die potentiell nicht ausgeglichen/ersetzt werden können.

6.2.2. Bewertungsmaßstäbe Als Bewertungsmaßstab für die Verträglichkeit des Vorhabens mit den einzelnen Schutzgütern werden neben den Orientierungshilfen der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Ausführung des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPVwV) vom 18.09.1995 (GMBl. 1995 S. 671) gesetzliche Richt- und Grenzwerte sowie spezielle Regelungen des Fachrechts (UVPG, BImSchG, 26. BImSchV, TA-Lärm, BNatSchG, NatSchG LSA, BauNVO, BArtSchV, FFH- Richtlinie, EU-Vogelschutzrichtlinie, WHG, WaldG LSA, WG LSA, Wasserrahmenrichtlinie, Denk- mSchG LSA) herangezogen. Entscheidend sind die vom Vorhaben ausgehenden Veränderungen und Beeinträchtigungen der Schutzgüter, die auch unter Einbeziehung von Vermeidungs-, Schutz- , Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen eine andauernde irreversible negative Beeinflussung der bzw. einiger Schutzgüter nach sich ziehen. Unter diesen generellen Aspekten sind die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung zu betrachten.

6.2.3 Bewertung der Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter

6.2.3.1.Schutzgut Mensch und Siedlung Die Auswirkungen der geplanten Umgehungsstraße auf das Schutzgut Mensch/Siedlung wurden im Rahmen der Umweltverträglichkeitsstudie und den damit verbundenen Immissionsprognosen untersucht. Im Ergebnis wurde ermittelt, dass die mit der Umgehungsstraße verbundenen Emissi- onen (Schadstoffe und Lärm) keine erheblich nachteiligen Auswirkungen haben.

Seite 95/230

Mit Ausnahme von einigen Häusern am Ortsrand von Quenstedt verläuft die geplante Trasse in relativ großem Abstand zu Siedlungsgebieten, so dass keine unzulässigen Lärmbelastungen auf- treten werden.

Die Umgehungsstraße trägt zur Verbesserung der Verkehrssituation im Raum Aschersleben und Quenstedt bei.

Unter diesen Gesichtspunkten werden die Auswirkungen des Vorhabens hinsichtlich des Schutz- gutes Mensch insgesamt betrachtet als gering nachteilig eingestuft (1).

6.2.3.2. Schutzgut Pflanzen und Tiere Der Trassenverlauf der Umgehungsstraße erstreckt sich weitgehend über Ackerflächen. Ge- schützte Arten und die im Umfeld der geplanten Straße vorhandenen Schutzgebiete (FFH- Gebiete) werden durch das Vorhaben nicht erheblich beeinträchtigt.

Der kleinflächige Verlust von Lebensräumen für Amphibien (Zauneidechse) soll durch Schaffung von adäquaten Lebensräumen an anderen Standorten ausgeglichen werden.

Nachweisbar nachteilige Auswirkungen auf die Avifauna gehen von dem Vorhaben ebenfalls nicht aus.

Die Beeinträchtigungen des Schutzgutes Tiere und Pflanzen werden als gering negativ (1) einge- stuft.

6.2.3.3. Schutzgut Boden Durch die Errichtung der Straße, Böschungen und Versickerungsmulden gehen ca. 25 ha wertvol- ler Ackerboden verloren.

Auch wenn im unmittelbaren Umfeld der Umgehungsstraße geeignete Ackerflächen als Kompen- sation zur Verfügung stehen, wird der Eingriff hinsichtlich des Schutzgutes Boden als erheblich nachteilig angesehen (2).

6.2.3.4. Schutzgut Wasser Die Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser wurden unter Ziffer 6.1.5 beschrieben. Insgesamt betrachtet ergeben sich durch die geplante Umgehungsstraße nur geringe nachteilige Auswirkun- gen auf das Schutzgut Wasser (1).

Seite 96/230

6.2.3.5. Schutzgut Klima und Luft Das Bauvorhaben führt zu einer Verkehrswegeverlagerung. Die bisherigen Belastungen auf der B 180 alt werden auf die Neubaustrecke verlegt. Eine Erhöhung der bestehenden Beeinträchti- gungen ergibt sich daraus nicht.

Die mit der Nutzung der Umgehungsstraße verbundenen Emissionen an Luftschadstoffen erfüllen die gesetzlichen Normen.

Das Vorhaben verursacht deshalb keine bzw. nur geringe Auswirkungen auf das Klima (0/1).

6.2.3.6. Schutzgut Landschaftsbild und Erholungseignung Im Vorhabengebiet befinden sich bereits jetzt mehrere Straßen (B 180 alt, L 228, L229). Durch die geplante Umgehungsstraße ergeben sich keine grundsätzlich neuen Wirkungen auf das beste- hende Landschaftsbild.

Die Ausführung der Straße erfolgt ohne einen besonders hohen und damit relativ weit einsehba- ren Straßendamm. Die zur Umgehungsstraße gehörenden Brücken sind ebenfalls nicht land- schaftsbildprägend und befinden sich in größerer Entfernung zu Siedlungen.

Die Auswirkungen des Vorhabens auf das Landschaftsbild können daher als gering nachteilig angesehen werden (1).

6.2.3.7. Schutzgut Kultur- und Sachgüter Das Vorhaben trägt zur Entlastung des Durchgangsverkehrs von Aschersleben bei. Die von der Straße ausgehenden Schadstoffemissionen verursachen keine nachteiligen Auswirkungen auf Kultur- und Sachgüter.

Bei Beachtung der Bestimmungen des Denkmalschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt kön- nen sich durch das Bauvorhaben auch keine erheblich nachteiligen Auswirkungen auf Boden- denkmale ergeben.

Unter diesen Gesichtspunkten ergeben sich nur geringe nachteilige Auswirkungen bezüglich des Sachgutes Kultur- und Sachgüter (1).

6.3 Darstellung und Bewertung der Auswirkungen auf die Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

Neben direkten Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf die Schutzgüter können diese auch indirekt aufgrund von Wechselwirkungen und strukturellen Vernetzungen beeinträchtigt werden. Seite 97/230

Räumliche und zeitliche Abläufe können dabei gehemmt oder auch verstärkt werden (additiv, sy- nergetisch). Potenzielle Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern sind in folgender Tabelle aufgeführt:

Wirkung Mensch Tiere Pflanzen Boden Was- Klima/ Land- auf Beein- ser Luft schaft trächti- gung von Mensch ------Tiere Veränderung . Verände- Verände- - - Verlust/ Ver- der Erlebbar- rung von rung der änderung keit der Land- Lebens- Boden- von Land- schaft räumen bildung schafts- bildelemen- ten Pflanzen Veränderung Verände- - Verände- - Verände- Verlust/ Ver- der Erlebbar- rung von rung der rung des änderung keit der Land- Habitat- Boden- Kleinkli- von Land- schaft strukturen bildung mas schafts- durch bildelemen- Verände- ten rung von Lebens- räumen Boden Flächenver- Ver- Beein- - klein- Verände- Verlust/ Ver- lust, Verringe- lust/Beein trächti- räumige rung des änderung rung der Er- trächti- gung der Verän- Kleinkli- von Land- tragsfähigkeit gung von Bodenor- derung mas im schafts- Lebens- ganismen der Bereich bildelemen- räumen, durch Grund- von Ver- ten bei Ver- Beein- Erdarbei- wasser- siegelung siegelung trächti- ten neubil- gung der dung Bodenor- durch ganismen Versie- durch gelung Erdarbei- ten Wasser ------Klima/Luft ------Landschaft Einschränkung Verände- Verände- - - - - der Erho- rung von rung von lungsnutzung Habitat- Lebens- und der Erleb- strukturen räumen barkeit der Landschaft

Es wird eingeschätzt, dass sich die Straßenbaumaßnahme nachteilig auf die Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern auswirken kann (1).

6.4. Zusammenfassende Bewertung

Die zusammenfassende Darstellung der Umweltauswirkungen sowie der Maßnahmen, mit denen erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen vermieden, vermindert oder ausgeglichen werden, einschließlich der Ersatzmaßnahmen bei nicht ausgleichbaren, aber vorrangigen Eingriffen in Na- Seite 98/230 tur und Landschaft, erfolgte auf Grundlage der Unterlagen nach § 6 UVPG, der behördlichen Stel- lungnahmen nach den §§ 7 und 8 UVPG sowie der Äußerungen der betroffenen Öffentlichkeit nach den §§ 9 und 9a UVPG. Auf Basis dieser zusammenfassenden Darstellung erfolgte die Be- wertung nach § 12 UVPG. Die Ergebnisse der Bewertung sind nachfolgend tabellarisch zusam- mengefasst. Wirkungszusammenhänge sind dabei bereits berücksichtigt.

Schutzgut Bewertung 3 2 1 0 + Mensch und Siedlung x Pflanzen und Tiere x Boden x Wasser x Luft x x Klima x x Landschaftsbild und Erholungseignung x Kultur- und Sachgüter x

Die Übersicht der Bewertung zeigt, dass von der geplanten Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt der Bundesstraße B 180 im Ergebnis negative Auswirkungen auf die genannten Schutzgüter zu erwarten sind, die aber die Grenze der Erheblichkeit nicht überschreiten und ganz überwiegend als gering eingeschätzt werden. Erheblich negativ wirkt sich das Bauvorhaben auf das Schutzgut Boden aus. Die Beeinträchtigungen sind im Rahmen der geltenden gesetzli- chen Grundlagen unter Einbeziehung der vorgesehenen Maßnahmen zur Vermeidung und Minde- rung berücksichtigt. Des Weiteren wird den unvermeidbaren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen begegnet. Die festgelegten Gestaltungs- maßnahmen dienen der Einbindung der neuen Trasse und deren Nebenanlagen in die umgeben- de Landschaft. Damit sind auch die unvereinbaren Eingriffe ordnungsgemäß kompensiert.

Unter der Voraussetzung, dass alle im landschaftspflegerischen Begleitplan vorgesehenen Maß- nahmen in vollem Umfang umgesetzt werden, ist der mit dem Bauvorhaben "B 180, Ortsumge- hung Aschersleben/Süd – Quenstedt“ verbundene Eingriff in den Naturhaushalt und das Land- schaftsbild kompensiert.

In der Gesamtbetrachtung wird das Vorhaben daher als umweltverträglich i. S. d. UVPG bewertet. Grundlagen dieser Beurteilungen bilden die technische Konzeption der geplanten Ortsumgehung sowie die umfangreichen Kompensations- und die vorgezogenen Artenschutzmaßnahmen. Diese Einschätzung ergeht unter der Voraussetzung der Einhaltung der im Planfeststellungsbeschluss verfügten Nebenbestimmungen.

Seite 99/230

Im Ergebnis der Abwägung ist die Planfeststellungsbehörde damit der Überzeugung, dass die Beeinträchtigung der Schutzgüter hinnehmbar ist.

7. Landwirtschaft

Im Planfeststellungsverfahren der Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt werden land- wirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch genommen.

Die Überprüfung und Abwägung aller betroffenen Interessen führte zu dem Ergebnis, dass der Straßenbau dennoch mit den Belangen der Landwirtschaft vereinbar ist. Die Beeinträchtigung der Landwirtschaft durch die Neubaumaßnahme ist nach Überzeugung der Planfeststellungsbehörde hinnehmbar. Die Planfeststellungsbehörde ist sich dabei wohl bewusst, dass jede, auch geringfü- gige Veränderung landwirtschaftlicher Flächen die landwirtschaftlichen Betriebe durchaus beein- trächtigen kann.

Das Bauvorhaben wird durch ein Flurneuordnungsverfahren begleitet. Beim Amt für Landwirt- schaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte in Halberstadt wurde die Bearbeitung des Verfahrens beantragt. Mit diesem Verfahren sollen die Auswirkungen der Flächeninanspruchnahme sowie die Entstehung unwirtschaftlicher Grundstücksformen und Grundstücksgrößen der einzelnen Grund- stückseigentümer gemindert werden.

Eine weitere Minderung der Eingriffe in die Belange der Landwirtschaft ist wegen der verkehrli- chen Notwendigkeit und bei sachgerechter Bewertung anderer Belange nicht möglich. Der Land- verbrauch kann auch nicht durch Verzicht auf Teile der Maßnahmen des Landschaftspflegeri- schen Begleitplanes verringert werden, wie sich aus den obigen Erläuterungen zur Ausgleichs- pflicht ergibt.

Existenzgefährdungen landwirtschaftlicher Betriebe in einem Umfang, dass Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Struktur in dem von der geplanten Baumaßnahme betroffenen Raum auftreten können, wurden im Verfahren nicht geltend gemacht und sind auch nicht erkennbar.

Auch wenn im Einzelfall der Entzug landwirtschaftlicher Nutzflächen zu Existenzgefährdungen führen würde, ist nach durchgeführter Interessenabwägung festzustellen, dass die verkehrlichen Belange den Belangen der Landwirtschaft vorgehen.

Seite 100/230

8. Forstwirtschaft

Durch das Bauvorhaben werden neben den o. g. landwirtschaftlich genutzten Flächen auch forst- wirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch genommen.

Die Überprüfung und Abwägung aller betroffenen Interessen führt auch hier zu dem Ergebnis, dass der Straßenbau ebenso mit den Belangen der Forstwirtschaft vereinbar ist. Die Beeinträchti- gung der Forstwirtschaft durch die Neubaumaßnahme ist nach Überzeugung der Planfeststel- lungsbehörde hinnehmbar. Die Planfeststellungsbehörde ist sich dabei bewusst, dass jede Verän- derung von forstwirtschaftlich genutzten Flächen die forstwirtschaftlichen Betriebe durchaus be- einträchtigen kann.

Eine weitere Minderung der Eingriffe in die Belange der Forstwirtschaft ist wegen der verkehrli- chen Notwendigkeit und bei sachgerechter Bewertung anderer Belange nicht möglich. Die durch die Trassenbaumaßnahme direkt in Anspruch genommene forstwirtschaftliche Fläche kann nicht weiter reduziert werden. Durch die Trassenoptimierung ist der Verlauf mit der geringstmöglichen Beeinträchtigung der Schutzgüter eruiert worden. Weiterhin ist auch eine Reduzierung der Beein- trächtigung forstwirtschaftlicher Belange durch Verzicht auf Teile der Maßnahmen des Land- schaftspflegerischen Begleitplanes, einschließlich des Artenschutzes nicht möglich, wie sich aus den obigen Erläuterungen zur Ausgleichspflicht ergibt.

Existenzgefährdungen forstwirtschaftlicher Betriebe wurden im Verfahren nicht geltend gemacht und sind auch nicht erkennbar. Auch wenn im Einzelfall der Entzug forstwirtschaftlicher Nutzflä- chen zu einer Beeinträchtigung führen würde, ist nach durchgeführter Interessenabwägung fest- zustellen, dass die verkehrlichen Belange den Belangen der Forstwirtschaft vorgehen.

9. Städtebauliche Belange

Die Planfeststellung berücksichtigt die in den betroffenen Gemeinden geplanten und bestehenden baulichen Nutzungen. Die betroffenen Gemeinden haben der Planung in ihren Stellungnahmen zugestimmt.

10. Begründung der Entscheidungen über Stellungnahmen

Über die nachfolgenden Stellungnahmen, die nicht einvernehmlich geregelt werden konnten, wird wie folgt entschieden:

Seite 101/230

10.1 Gebietskörperschaften

10.1.1 Landkreis Mansfeld-Südharz (Reg. –Nr. 3.7)

Erörterungstermin am 09.10.2012

Der Landkreis hat mit Schreiben vom 14.10.2011, 22.12.2011, 04.10.2012, 13.12.2012, 23.05.2013, 17.06.2013 und 13.09.2013 zum Planfeststellungsverfahren Stellung genom- men.

Die vom Landkreis Mansfeld-Südharz im Rahmen des Anhörungsverfahrens abgegebenen Stellungnahmen, deren Punkte nicht einvernehmlich geregelt werden konnten, werden wie folgt beschieden: a) Bauleitplanung Der Landkreis Mansfeld-Südharz fordert die Überprüfung der Planungen zur Lichtsignalan- lage für den Knotenpunkt 2 dahingehend, ob einem Kreisverkehr der Vorzug gegeben werden kann, ohne die Verkehrssicherheit des Radverkehrs zu gefährden.

Die Forderung wird zurückgewiesen.

Im Zuge der Entwurfsplanung wurde auch ein Knoten in Form eines Kreisverkehrs zur Verknüpfung der B 180a mit der Neubautrasse untersucht. Der Knoten wäre als Kreisel ausreichend leistungsfähig. Allerdings ist nach Auffassung der Vorhabenträgerin ein Kreis- verkehr auf freier Strecke für die Sicherheit von Radfahrern weniger geeignet. Aus diesem Grunde wurde die Verknüpfung der Straßen erst als Einmündung, später dann unter Ein- beziehung der Kreisstraße nach Sylda als 4armiger Knotenpunkt beplant. b) Naturschutz Die untere Naturschutzbehörde fordert eine hamstergerechte Bewirtschaftung sowie die dauerhafte Sicherung der Flächen für die hamstergerechte Bewirtschaftung.

Der Forderung wird entsprochen.

Über die Begrifflichkeiten „hamstergerecht“ und „hamsterfreundlich“ erfolgte eine Abstim- mung zwischen der Vorhabenträgerin und der unteren Naturschutzbehörde. Die untere Na- turschutzbehörde hat mit Schreiben vom 13.12.2012 den Ausführungen der Vorhabenträ- gerin zugestimmt. Es wird auf die geänderte Planunterlage 12 verwiesen.

Seite 102/230 c) Straßenverkehrsamt Der Landkreis fordert, die Umleitung während der Bauzeit für den Knotenbau B 180 alt / K 2341 (Knoten 2) nicht über die L 228 Harkeröder Straße in Welbsleben zu führen.

Der Forderung wird entsprochen.

Für den Bau des Knotens 2 wird eine temporäre Baustraße errichtet. Es wird auf die geän- derte Planunterlage 7 Blatt 11A verwiesen. d) Katastrophenschutz Der Landkreis weist auf die Beachtung und Einhaltung der Hinweise der Sicherheitsbehör- den zum Verhalten nach Kampfmittelfunden bei allen tätig werdenden Unternehmen hin.

Der Hinweis wurde beachtet. Es wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII Punkt 2.1 verwiesen.

10.1.2 Salzlandkreis (Reg.-Nr. 3.9) Erörterungstermin am 09.10.2012

Der Salzlandkreis hat mit Schreiben vom 27.10.2011, 15.11.2011, 02.10.2012, 07.05.2013 und 26.09.2013 zum Planfeststellungsverfahren Stellung genommen.

Die vom Salzlandkreis im Rahmen des Anhörungsverfahrens abgegebenen Stellungnah- men, deren Punkte nicht einvernehmlich geregelt werden konnten, werden wie folgt be- schieden: a) Kreisbauamt Der Salzlandkreis stimmt einer Abstufung der B 180 alt zur Gemeindestraße nicht zu. Vielmehr sei vorgesehen, nach Fertigstellung der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd - Quenstedt die B 180 alt zur Kreisstraße abzustufen.

Die Forderung wird zurückgewiesen, soweit ihr nicht entsprochen wird.

Die mögliche Umgestaltung der vorhandenen Bundesstraße ist nicht Gegenstand der vor- liegenden Planung. Im Übrigen verweise ich auf die geänderte Planunterlage 1. b) Naturschutz Der Salzlandkreis weist auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften bei sämtlichen Einrichtungs- und Erschließungsarbeiten (Baufeldfreimachung) hin. Seite 103/230

Der Hinweis wurde beachtet. Es wird auf die Nebenbestimmung in Teil A Kapitel VII Punkt 4.14 verwiesen. c) Gefahrenabwehr/Kampfmittel Der Landkreis macht darauf aufmerksam, dass der Fund von Kampfmitteln jeglicher Art niemals ganz ausgeschlossen werden kann. Sollten daher wider Erwarten Kampfmittel ge- funden werden, ist die nächste Polizeidienststelle, der Salzlandkreis oder der Kampfmittel- beseitigungsdienst unverzüglich zu informieren.

Der Hinweis wurde beachtet. Es wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII Punkt 2.1 verwiesen. d) Jagdbehörde Die Untere Jagdbehörde des Salzlandkreises weist auf die Beteiligung der entsprechenden Jagdgenossenschaften und Jagdpächtergemeinschaften hin. In Anbetracht des zu erwar- tenden Verkehrsaufkommens sei es ratsam, geeignete Maßnahmen zur Reduzierung von Wildunfällen, wie z. B. Schutzzäune, zu ergreifen.

Der Hinweis wurde geprüft.

Bei den Jagdgenossenschaften und Jagdpächtern handelt es sich um ortsansässig Be- troffene. Sie hatten somit die Gelegenheit, sich durch die ortsübliche Bekanntmachung (hier im Amtsblatt der Stadt Aschersleben vom 10.09.2011) über die Auslegung der Plan- unterlagen zu informieren und ggf. in der Sache einzuwenden.

Im Übrigen wurde die Obere Jagdbehörde als Interessenvertreter der Jägerschaft am Ver- fahren beteiligt. Forderungen nach Schutzzäunen wurden nicht erhoben. e) Wirtschaftsförderung und Regionalplanung Der Landkreis weist darauf hin, dass sich aus dem Landesentwicklungsplan 2010 für das Land Sachsen-Anhalt und dem Regionalen Entwicklungsplan (REP) für die Planungsregi- on Harz widersprüchliche Erfordernisse der Raumordnung ergeben.

Der Hinweis wurde geprüft.

Die landesplanerische Stellungnahme führt aus, dass nach Abgleich der vorgelegten Pla- nung mit der Verordnung über den Landesentwicklungsplan 2010 des Landes Sachsen- Seite 104/230

Anhalt sich aus Sicht der oberen Landesplanungsbehörde keine entgegenstehenden raumordnerischen Belange ergeben.

In der abgegebenen Stellungnahme der Regionalen Planungsgemeinschaft Magdeburg wird aufgeführt, dass die im Planfeststellungsverfahren favorisierte Trasse in einem Raumordnungsverfahren (27.04.2007) als raum- und umweltverträglich festgestellt und als abgestimmte Planung in den REP Harz übernommen wurde. Im Umweltbericht zum REP Harz wurde der Trassenkorridor geprüft und insgesamt als geringes – mittleres Konfliktpo- tenzial eingestuft. Nach Auffassung der Regionalen Planungsgemeinschaft Magdeburg ist das Vorhaben mit den Zielen der Raumordnung vereinbar.

Weiterhin weist der Landkreis auf den derzeit vorhandenen unbefestigten Wander- und Radweg westlich der „Eine“ hin, der auch weiterhin durchgängig nutzbar bleiben sollte.

Der Hinweis wurde geprüft.

Der unbefestigte Weg westlich der „Eine“ wird von Bauwerk 2 überführt. Im Querungsbe- reich beträgt die lichte Höhe > 10,0 m. Somit sind alle bisherigen Nutzungen weiterhin möglich.

10.1.3 Stadt Aschersleben (Reg.-Nr. 4.1) Erörterungstermin am 09.10.2012

Die Stadt hat mit Schreiben vom 20.10.2011 und die Ortschaft Westdorf ergänzend mit Schreiben vom 03.11.2011 zum Planfeststellungsverfahren Stellung genommen.

Die von der Stadt Aschersleben und der Ortschaft Westdorf im Rahmen des Anhörungs- verfahrens abgegebenen Stellungnahmen, deren Punkte nicht einvernehmlich geregelt werden konnten, werden wie folgt beschieden: a) Verbindung B 180alt zur B 180n Die Stadt fordert eine Anbindung von der geplanten Ortsumgehung an die B 180alt zwi- schen Aschersleben und Quenstedt, um für die Stadt Aschersleben eine größtmögliche verkehrsentlastende Wirkung zu erzielen. Als weiterer Aspekt wird die Erreichbarkeit der B 180n im Falle eines Unfalls durch Rettungskräfte, insbesondere Krankentransporte ange- führt. Es sei zu befürchten, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Rettungszeiten ohne diese Verbindung nicht eingehalten werden können.

Seite 105/230

Die Forderung der Stadt nach einer verkehrlichen und raumordnerischen Untersuchung einer solchen Verbindung zwischen der bestehenden B 180 und der Ortsumgehung B 180n nördlich von Quenstedt sei bisher ignoriert worden.

Die Forderungen werden zurückgewiesen.

Die ursprünglich vorgesehene Spange zwischen der B 180alt und der B 180n nördlich von Quenstedt wurde bereits im Vorfeld des Raumordnungsverfahrens auf ihre verkehrliche Auswirkung auf die Ortslagen Quenstedt und Aschersleben bewertet. Im Ergebnis wurde die Spange für die Verkehrsentlastung im Planungsgebiet als nicht relevant eingeschätzt und daher nicht weiter verfolgt. Die Baukosten der Spange waren gegenüber dem erzielba- ren verkehrlichen Nutzen unverhältnismäßig hoch, die damit einhergehenden Eingriffe in Natur und Umwelt nicht zu rechtfertigen. Im Rahmen des Raumordnungsverfahrens wurde die Spange bereits nicht mehr betrachtet. Die landesplanerische Beurteilung enthält im Er- gebnis des Raumordnungsverfahrens diesbezüglich ebenfalls keine Maßgaben. Die Lini- enbestimmung durch das Bundesverkehrsministerium wurde folglich ohne Spange erteilt. Mit der Führung der B 180n ohne Spange wird der Verkehr, der über die B 180alt nach Aschersleben geführt wird und dort zur B 6n abfließt, erst gar nicht entstehen. Von Süden kommend ist die B 180n die verkehrlich attraktivste Verbindung in Richtung B 6n.

Dem Argument der zu langen Fahrzeiten von Rettungskräften vom Krankenhaus Aschers- leben zu einem Unfallort auf der B 180n, das für den Bau der sog. Spange vorgebracht wird, kann nicht gefolgt werden. Der hier in Rede stehende Abschnitt der B 180n wird über drei Knoten erreichbar sein. Die Entfernung zum Krankenhaus Aschersleben unterschei- den sich im Wesentlichen nicht von bereits bestehenden Straßen. So ist davon auszuge- hen, dass beispielsweise die Rettungszeiten bei einem Einsatz auf der schon mehrere Jahre unter Verkehr stehenden Streckenabschnitt der B 180n nördlich der B 185 eingehal- ten werden. Ein Unfall dort, also auf der B 180n (Zubringer zur B 6n) nördlich der B 185, bedingt ebenfalls die Fahrt durch das Stadtgebiet. Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass dem Salzlandkreis als Träger des Rettungsdienstes die Einhaltung der Rettungszei- ten nach § 4 Abs. 1 Rettungsdienstgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (RettDG LSA) vom 18.12.2012 (GVBl LSA 2012 S. 624), zuletzt geändert durch Gesetz vom 17. Juni 2014 (GVBl. LSA S. 288, 341) obliegt. b) Radwegenetz Die Stadt fordert eine Befestigung der Baustellenzufahrt zum Bauwerk 2 von der Kalkhütte bis zum Beginn des Wirtschaftsweges 2.1 mit einer Asphalttragdeckschicht von 7 cm.

Die Forderung wird zurückgewiesen. Seite 106/230

Der vorhandene asphaltierte Radweg von Welbsleben kommend mündet am Beginn der Baustrecke des Wirtschaftsweges 2.2 in einen vorhandenen, unbefestigten Wirtschaftsweg in Richtung Westdorf. Dieser bisher unbefestigte Wirtschaftsweg, der als Radweg mitge- nutzt wird, soll im Zuge der Baumaßnahme als Baustraße mit einem Aufbau ohne Binde- mittel nach DWA-A 904, dem für ländlichen Wegebau maßgebenden Regelwerk, ertüchtigt werden. Der Weg befindet sich nicht im ausgewiesenen Überschwemmungsgebiet der Ei- ne. Eine Befestigung in Asphalt ist für den Gebrauch als Wirtschaftsweg nicht erforderlich. Nach Beendigung der Bauarbeiten wird der Weg in einen Zustand versetzt, der die Vo- raussetzungen (Breite, Schottertragschicht, ertüchtigte Bankette) für eine Überbauung be- sitzt. Die Stadt könnte ihn sodann in Eigenregie mit einer Asphaltdeckschicht dauerhaft be- festigen. c) Zustand der L 228 Die Stadt fordert vor Abstufung der Straße eine Instandsetzung des Entwässerungsgra- bens sowie der Oberfläche der L 228 im Streckenabschnitt zwischen Westdorf bis zur Ortslage Aschersleben.

Die Forderung wird zurückgewiesen.

Die Abstufung der L 228 erfolgt nicht mit diesem Planfeststellungsbeschluss. Die entspre- chenden Forderungen der Stadt sind im Zuge einer Abstufungsvereinbarung zwischen der Stadt und der zuständigen Landesstraßenbaubehörde, Regionalbereich West, zu verhan- deln und vertraglich zu regeln. d) Knoten 2 Aus den positiven Erfahrungen mit dem Kreisverkehr an der B 185 nach Ermsleben und bei Welfesholz empfiehlt die Stadt Aschersleben für den Knoten 2, der Verknüpfung der B 180n mit der B 180 alt und der K 2341 südlich von Quenstedt, zu untersuchen, ob gegen- über der geplanten Lichtsignalanlage ein Kreisverkehrsplatz vorzugswürdig sei. Aus Sicht der Stadt wäre dies für den Verkehrsfluss vorteilhaft. Außerdem sei ein Kreisverkehr in der Unterhaltung günstiger.

Die Empfehlung der Stadt wurde geprüft.

Am Knoten 2 ist aus Sicht der Vorhabenträgerin eine Lichtsignalanlage erforderlich. Zwar wäre bei Hochrechnung der Prognosezahlen 2020 auf das Jahr 2025 der Knotenpunkt auch ohne Lichtsignalanlage ausreichend leistungsfähig. Trotzdem ist die Lichtsignalanla- ge zur Schaffung der Verkehrssicherheit, insbesondere für Fußgänger und Radfahrer, er- Seite 107/230

forderlich. Hauptsächlich für Fußgänger bieten Kreisverkehrsplätze auf freier Strecke keine optimalen Querungsmöglichkeiten. An diesem Knoten wird Radfahrern und Fußgängern aus dem nahe gelegenen Pfersdorf und einigen Gehöften außerhalb der Ortslage Qu- enstedt nur mittels einer Lichtsignalanlage eine gesicherte Querungsmöglichkeit geboten. Dieser Argumentation schließt sich die Planfeststellungsbehörde nach Prüfung an. e) Tonnagebegrenzung am Abzweig L 228 nach Westdorf Der Ortschaftsrat des Ortsteiles Westdorf schlägt vor, eine Tonnagebegrenzung am Ab- zweig L 228 nach Westdorf anzubringen, da befürchtet wird, dass der Schwerlastverkehr nach Aschersleben/Nord wegen der kürzeren Strecke diesen Weg bevorzugen wird.

Der Vorschlag wurde geprüft.

Auf der Strecke befinden sich keine Bauwerke, die in ihrer Tragfähigkeit eingeschränkt sind. Somit fehlt die rechtliche Grundlage für eine Einschränkung des öffentlichen Ver- kehrs. Die Errichtung einer Tonnagebeschränkung würde zudem auch die Fahrzeuge der ansässigen Landwirte bzw. deren Transportunternehmen und die Kiestransporter treffen. f) Forderung nach einer Spange seitens des Ortschaftsrates Westdorf Der Ortschaftsrat Westdorf fordert in seiner Stellungnahme ebenfalls eine Anbindung von der geplanten Umgehung von Quenstedt zur bestehenden B 180. Ausdrücklich wird damit das Anliegen der AGRO GbR Aschersleben unterstützt. Zur Begründung wird vorgetragen, dass so die Ortschaft Quenstedt vom Durchgangsverkehr nach Aschersleben entlastet werde. Vorteilhaft sei die Anbindung auch für die Ortschaft Westdorf, da der gesamte landwirtschaftliche Verkehr der AGRO GbR Aschersleben zu und von den Ackerflächen entlang der B 180 dann nicht mehr durch Westdorf gehen müsse.

Die Forderung wird zurückgewiesen. Es wird auf die Ausführungen unter Punkt a) verwie- sen. g) Radspur zwischen dem Ortsteil Westdorf und Aschersleben Daneben schlägt der Ortschaftsrat vor, im Zuge des Vorhabens als Ersatz für einen Rad- weg eine Radspur zwischen dem Ortsteil Westdorf und der Kernstadt bei der Erneuerung bzw. Umwidmung der L 228 zur kommunalen Straße zu planen. Dies sei aus Gründen der Sicherheit angesichts des wachsenden Radverkehrs und zur Unterstützung touristischer Ziele wichtig.

Der Vorschlag wurde geprüft.

Seite 108/230

Im Zuge der Baumaßnahme wird kein Radweg zwischen Westdorf und Aschersleben ver- drängt. Im Seitenbereich der L 228 ist ebenfalls kein Radweg vorhanden. Somit ergibt sich keine Grundlage für die Anlage eines Radweges im Zuge der vorliegenden Planung. Sollte aus Sicht der Stadt Aschersleben Bedarf für einen Radweg parallel zur L 228 bestehen, wäre ein entsprechendes Begehren an den Regionalbereich West der Landesstraßenbau- behörde zu richten.

10.1.4 Stadt Arnstein (Reg.-Nr. 4.2) Die Stadt Arnstein hat mit Schreiben vom 08.11.2011 zum Planfeststellungsverfahren Stel- lung genommen. a) Anlage von Baumreihen entlang der B 180n Die Stadt Arnstein lehnt die Anlage von Baumreihen entlang der B 180n ab, soweit dadurch Ackerfläche verloren geht. Sie bezieht sich auf die Maßnahme E 1. Der Maßnah- me werde nur zugestimmt, soweit sich die Pflanzungen auf den Böschungen und in den Trasseneinschnitten befinden.

Der Forderung kann nicht entsprochen werden.

Gemäß § 15 Abs. 2 BNatSchG ist der Verursacher eines Eingriffs verpflichtet, diesen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen oder zu ersetzen. Dazu gehört nach § 15 Abs. 2 BNatSchG auch die Wiederherstellung oder Neu- gestaltung des Landschaftsbildes, also die Einbindung der Trasse in die umgebende Landschaft. Die Anordnung solcher Maßnahmen ist daher nur im unmittelbaren Trassen- bereich und nicht abseits der neuen Straße möglich. Bei der Anordnung von Baumpflan- zungen an Straßen ist die Vorhabenträgerin an entsprechende Richtlinien gebunden, die bestimmte Pflanzabstände von der Fahrbahn vorgeben. Maßnahmen zur Einbindung der neuen Trasse in die Landschaft wurden größtenteils auf den ohnehin technisch erforderli- chen Böschungen und darüber hinaus gehende Pflanzmaßnahmen nur punktuell und auf ein Minimum begrenzt angeordnet. b) Verlegung des Wirtschaftsweges 5.2 Die Stadt Arnstein schlägt vor, den im Zuge des Vorhabens geplanten Wirtschaftsweg 5.2 zu verlegen, um den Verbrauch landwirtschaftlicher Nutzfläche zu gering wie möglich zu halten.

Der Vorschlag wurde geprüft. Der Forderung wird entsprochen. Die Vorhabenträgerin hat die Planung auf Vorschlag der Stadt Arnstein u. a. geändert. Es wird auf die geänderte Planunterlage 7, Blatt 9A und 10A verwiesen. Seite 109/230

c) Schallschutz für das Wohngebiet „Siedlung“ und im Bereich der Einetalbrücke Durch die Stadt Arnstein werden zusätzliche Schallschutzmaßnahmen für die „Siedlung“ der Ortslage Quenstedt östlich der B 180n gefordert. Weiterhin werden zusätzliche Schall- schutzmaßnahmen an der Einetalbrücke gefordert. Die Ortslagen Welbsleben und West- dorf sollen vor Verkehrslärm, der von der Brücke ausgeht, geschützt werden.

Die Forderungen werden zurückgewiesen.

Gemäß § 41 Abs. 1 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 17.05.2013 (BGBl. I S. 1274), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 02.07.2013 (BGBl. I S. 1943) muss beim Bau oder der wesentlichen Ände- rung einer öffentlichen Straße sichergesellt werden, dass durch Verkehrsgeräusche keine schädlichen Umweltwirkungen hervorgerufen werden, die nach dem Stand der Technik vermeidbar sind.

Nach den einschlägigen Richtlinien und Vorschriften ist die Planung für den Neubau einer Straße grundsätzlich raumbedeutsam im Sinne des § 50 BImSchG. Danach ist eine Linien- führung anzustreben, bei der schädliche Umwelteinwirkungen, z. B. Lärm, auf ausschließ- lich oder überwiegend dem Wohnen dienende Gebiete soweit wie möglich vermieden wer- den. Zur Beurteilung werden hier die Orientierungswerte aus dem Beiblatt 1 zur DIN 18005 (Schallschutz im Städtebau) der Bauleitplanung herangezogen.

Bei diesen Orientierungswerten ist die Einhaltung anzustreben, jedoch nicht zwingend vor- geschrieben. Vorgeschrieben hingegen ist die Einhaltung der Immissionsgrenzwerte der 16. Bundesimmissionsschutzverordnung (16. BImSchV). Schutzbedürftige Gebiete sind nach Möglichkeit weiträumig zu umfahren. Diesem Grundsatz ist die Vorhabenträgerin nachgekommen.

Die gewählte Achse der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt ist bereits während der Vorplanung soweit optimiert worden, dass die von der neuen Straße ausge- henden und zu erwartenden Belastungen durch Lärm und Schadstoffe auf ein unvermeid- bares Minimum beschränkt sind. Die ermittelten Pegel an den der neuen Trasse am nächsten liegenden schutzwürdigen Bebauung an den Ortsrändern der Ortslagen West- dorf, Welbsleben und Quenstedt liegen unter den Orientierungswerten der DIN 18005 und damit auch weit unter den maßgeblichen Immissionsgrenzwerten der 16. BImSchV. Erst bei Überschreitung der maßgeblichen Grenzwerte besteht die Verpflichtung und auch die Berechtigung, Schallschutzmaßnahmen vorzusehen. Auf die Planunterlage 11 wird ver- wiesen. Seite 110/230

d) Abstufung der B 180 alt Die Stadt stimmt einer Abstufung des Streckenabschnittes der B 180 von der Ortslage Qu- enstedt (Knoten mit L 229) bis in die Ortslage Aschersleben zur Gemeindestraße nicht zu.

Die Forderung wird zurückgewiesen.

Die Abstufung der B 180 alt erfolgt nicht in diesem Planfeststellungsbeschluss. Die stra- ßenrechtliche Entscheidung erfolgt gesondert außerhalb des Planfeststellungsbeschlus- ses. Zwischenzeitlich wurden jedoch Verhandlungen zwischen den betroffenen Landkreisen, der Stadt Aschersleben und dem Vorhabenträger zur Abstufung der B 180alt zur Kreis- straße durchgeführt. Für den im Landkreis Mansfeld-Südharz liegenden Abschnitt der B 180alt wurde eine Vereinbarung zur Abstufung als Kreisstraße bereits unterzeichnet. Dazu wird auf die geänderte Planunterlage 1, S. 51A verwiesen.

10.2 Behörden/Träger öffentlicher Belange

10.2.1 Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Reg.-Nr. 7.1) Erörterungstermin am 09.10.2012

Das Landesamt hat mit Schreiben vom 04.11.2011 und 04.10.2012 zum Planfeststellungs- verfahren Stellung genommen. a) Das Landesamt für Umweltschutz fordert den Schutz von Grund- und Oberflächenwasser.

Der Forderung wird entsprochen. Es wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 3.4.6 verwiesen. b) Durch das Landesamt werden Hinweise und Ausführungen zur Verwendung einheimi- schen Saat- und Pflanzgutes gegeben.

Der Hinweis wird berücksichtigt. Es wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 4.6 verwiesen. c) Dem Landesamt ist bei der Durchsicht der Verkehrsuntersuchungen aufgefallen, dass die gesamten Verkehrsprognosen auf einer 2. Ausbaustufe basieren, die teilweise aufgrund der demografischen Entwicklung in Aschersleben (derzeit) nicht realisiert werden (Bau der Stadtkerntangente). Aufgrund dessen ergeben sich bei den Prognosen für das Stadtgebiet Seite 111/230

neue zunehmende Verkehrsströme, insbesondere für den Bereich der höchsten Luft- schadstoffbelastung in Aschersleben. Die Verkehrsprognose solle dazu überprüft werden.

Der Forderung kann nicht entsprochen werden.

In der Verkehrsprognose wurden die Maßnahmen im Straßennetz um Aschersleben wie B 6n und B 180n und innerstädtische Straßenbauvorhaben betrachtet. Die 2. Ausbaustufe im Verkehrskonzept der Stadt Aschersleben sieht den Bau der Stadtkerntangente und in die- sem Zusammenhang eine Änderung innerstädtischer Verkehrsbeziehungen vor. Die Er- richtung der Stadtkerntangente ist eine städtische Baumaßnahme. Daher obliegt es der Stadt – egal ob die Stadtkerntangente zu einem späteren Zeitpunkt oder gar nicht gebaut wird – die innerstädtischen Verkehrsbeziehungen so zu organisieren, dass die Luftschad- stoffbelastungen die Grenzwerte nicht übersteigen. Fortschreibungen zur Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen für die im Bundesverkehrswegeplan erfassten Baumaßnahmen zeigen, dass sich bundesweit das Verkehrswachstum gemäß den bishe- rigen Prognosen fortsetzen wird. Im Land Sachsen-Anhalt wird es bis zum Jahr 2025 zu einem Rückgang des motorisierten Personenverkehrs um 3 % kommen. Dem steht ein Wachstum beim Güterverkehr von etwa 2 % gegenüber. Bisherige Prognosen gingen von größeren Zuwächsen aus. Ähnlich verhält es sich mit den Prognosen zum innerstädtischen Verkehr in Aschersleben. Sicher ist, dass mit dem Neubau der B 180n zwischen Aschers- leben und Quenstedt eine spürbare Entlastung des Stadtgebietes vom Durchgangsverkehr stattfinden wird. Es obliegt der Stadt Ascherleben, den verbleibenden Verkehr im Stadtge- biet zu organisieren.

10.2.2 Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Reg.-Nr. 7.2) Erörterungstermin am 09.10.2012

Das Landesamt hat mit Schreiben vom 28.09.2011 zum Planfeststellungsverfahren Stel- lung genommen.

Durch das Landesamt wurde auf zahlreiche, sich unmittelbar im Bereich der geplanten Baumaßnahme befindende archäologische Kulturdenkmale hingewiesen. Diesbezüglich wurde eine fachgerechte Dokumentation der Kulturdenkmale (Sekundärerhaltung) gefor- dert. Durch das Landesamt wird die Sicherung der Erhaltung der tangierten archäologi- schen Kulturdenkmale im Rahmen des Zumutbaren gefordert.

Darüber hinaus würden begründete Anhaltspunkte bestehen, dass bei Bodeneingriffen bis- lang unbekannte Bodendenkmale entdeckt werden. Aus diesem Grund müsse aus fachar- chäologischer Sicht der Baumaßnahme ein fachgerechtes und repräsentatives Dokumen- Seite 112/230

tationsverfahren vorgeschaltet werden. Die Dokumentation müsse nach aktuellen wissen- schaftlichen und technischen Methoden unter Berücksichtigung der entsprechenden Vor- gaben des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt durchgeführt werden. Art, Dauer und Umfang der Dokumentation seien rechtzeitig im Vorfeld der Maß- nahme mit dem Landesamt verbindlich abzustimmen.

Den Forderungen wird entsprochen.

Begründete Anhaltspunkte liegen vor. Es wird diesbezüglich auf die Genehmigung und die verfügten Nebenbestimmungen in Teil A Kapitel VII Punkt 6 dieses Beschlusses verwie- sen.

10.2.3 Landesamt für Geologie und Bergwesen (Reg.-Nr. 7.6)

Das Landesamt hat mit Schreiben vom 08.11.2011 und 02.10.2012 zum Planfeststellungs- verfahren Stellung genommen.

Das Landesamt vertritt die Ansicht, dass die Bestimmungen der Richtlinie über die Bewer- tung und Bilanzierung von Eingriffen im Land Sachsen-Anhalt (Bewertungsmodell Sach- sen-Anhalt) hinsichtlich des Schutzgutes Boden bei der vorliegenden Planung nicht in vol- lem Umfang eingehalten seien. Aufgrund der Qualität der betroffenen Böden, die eine überdurchschnittliche Fruchtbarkeit aufweisen, sei die Bewertung im Rahmen des sog. Regelverfahrens nicht ausreichend. Vielmehr hätte der Qualität der Böden durch Anwen- dung des in der Richtlinie für besondere Fälle vorgesehenen ergänzenden Bewertungsver- fahrens Rechnung getragen werden müssen mit der Folge, dass dem Eingriff in größerem Umfang Kompensationsmaßnahmen gegenüber stünden. Vorliegend bestehe ein eklatan- tes Missverhältnis zwischen der Schwere des Eingriffs in den Boden und den geplanten Kompensationsmaßnahmen.

Die damit in Zusammenhang stehenden Forderungen werden zurückgewiesen.

Die Rechtsauffassung wird durch die Planfeststellungsbehörde nicht geteilt. Die vorliegen- de Planung entspricht den geltenden Bestimmungen zur Abhandlung der Eingriffsregelung. Die Richtlinie über die Bewertung und Bilanzierung von Eingriffen im Land Sachsen-Anhalt wurde per Runderlass als einheitliches Verfahren vorgesehen, um auf Grundlage eines standardisierten Verfahrens eine einheitliche naturschutzfachliche Bewertung von Eingrif- fen und deren Kompensation vornehmen zu können. Als Grundlage ist unter Punkt 2.1 des Bewertungsmodells beschrieben, dass damit in der Mehrzahl der Fälle ohne eine verbal- argumentative Zusatzbewertung eine hinreichend genaue Bilanzierung der Eingriffsfolgen Seite 113/230

möglich ist. Das Bewertungsmodell geht in seinen Grundsätzen davon aus, dass über die Erfassung und Bewertung der Biotoptypen auch abiotische Schutzgüter wie z. B. der Bo- den hinreichend mit berücksichtigt werden.

Neben dem Regelverfahren einer Bewertung über die Biotoptypen beschreibt das Bewer- tungsmodell die Möglichkeit eines ergänzenden Bewertungsverfahrens für den Fall, dass Werte und Funktionen für die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes betroffen sind, die über den Biotopwert nicht oder nur unzureichend abgedeckt werden können. Nur in diesen Fällen ist eine ergänzende Erhebung und Bewertung der zu ihrer Beurteilung erforderli- chen Parameter notwendig. In diesen Fällen ist die durchgeführte Bewertung verbal- argumentativ zu ergänzen. Die Zusatzbewertung ist vorgesehen, wenn insbesondere Funktionen von besonderer Bedeutung betroffen sind, die über den Biotoptyp nicht oder nur unzureichend bewertet werden können. Eine kritische Durchsicht der in der Anlage 2 des Bewertungsverfahrens beispielhalft angegebenen Kriterien für Funktionen besonderer Bedeutung zeigt, dass gerade an diesem Punkt Interpretationsspielraum gegeben ist. Folgt man der sehr engen Auslegung an Funktionen, besonderer Bedeutung, wird deutlich, dass im Grunde bei jeder Planung zu jedem Naturgut/Schutzgut oder zumindest Teile derselben eine Zusatzbewertung erforderlich wäre. Das Landesamt sieht dies hier aufgrund der in der Anlage 2 genannten Böden mit überdurchschnittlich hoher natürlicher Bodenfruchtbarkeit für notwendig.

Bei der vorliegenden Planung wurden sämtliche Böden im Eingriffsbereich als Funktions- elemente von allgemeiner Bedeutung eingestuft (siehe landschaftspflegerischer Begleit- plan S. 13, Planunterlage 12). Lediglich den Auenlehmböden an der Eine wurde eine be- sondere Bedeutung beigemessen. Für diesen Eingriff wurde bewertungsmodellkonform ei- ne zusätzliche Fläche im Rahmen der Maßnahme E 3 ausgewiesen. Bei der geforderten komplexen Betrachtung der übrigen betroffenen, zweifelsfrei hochwertigen Bodentypen und –funktionen unter Berücksichtigung der Vorbelastungen durch jahrzehntelange Inten- sivnutzung und die Verbreitungshäufigkeit im Raum, ist eine Einstufung und Bilanzierung der Böden als Funktionselemente mit besonderer Bedeutung außer den Auenböden im Ei- netal nicht angemessen und auch nicht gefordert. Folglich haben auch die Fachbehörden, hier die unteren Naturschutzbehörden sowie das Landesamt für Umweltschutz, die Maß- nahmenplanung als zutreffend gewertet.

Das Bewertungsmodell Sachsen-Anhalt sieht nicht vor, dass im Rahmen der Eingriffsrege- lung jedes Schutzgut gesondert zu kompensieren ist. Sämtliche Kompensationsmaßnah- men können multifunktionale Wirkungen zugeordnet werden und schon allein die Heraus- nahme von Ackerflächen aus der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung für Pflanz- oder Extensivierungsmaßnahmen bringt eine Verbesserung von Bodenfunktionen mit sich. Alle Seite 114/230

in Frage kommenden Entsieglungsmaßnahmen wurden in das Maßnahmenkonzept inte- griert. Darüber hinaus hat die Vorhabenträgerin versucht, vielfältige, dem Landschaftsraum angepasste und den Eingriffen entsprechende Maßnahmen zu planen.

Dazu gehört auch die Anlage von Halbtrockenrasen, wie z. B. die Maßnahme E 2. Auf- grund der Flachgründigkeit, Hängigkeit und südexponierten Lage dieser Fläche und der angrenzenden vorhandenen Strukturen ist diese Fläche bestens für die Anlage eines Halb- trockenrasens geeignet. Das Bodenleben des geplanten Biotoptyps wird nicht mehr, wie bei der bisherigen landwirtschaftlichen Nutzung, ständigen Beeinträchtigungen durch Um- bruch und Pestizideintrag unterliegen. Auch der Unterboden wird mit Etablierung des Hab- trockenrasens wieder vielfältige Funktionen übernehmen. Das Bodenleben geht beim Oberbodenabtrag nicht generell verloren (auch in tieferen Schichten gibt es Bodenleben). Durch die Entwicklung des angestrebten Biotoptyps verändert sich lediglich die Zusam- mensetzung des Bodenlebens. Ein Oberbodenabtrag von 10 cm im Zuge einer Nutzungs- umwandlung von Acker zu Halbtrockenrasen lässt keinerlei relevanten negativen Auswir- kungen auf den Boden insgesamt erkennen. Hier überwiegt eindeutig der Vorteil der Nut- zungsänderung.

Die Maßnahme A 4 war ursprünglich als Artenschutzmaßnahme für die Eingriffe in den Lebensraum der Zauneidechse geplant. Mit der zum Ende der Planungsphase realisierten Optimierung der Pfeilerstandorte Brücke besteht dieser Konflikt nicht mehr und somit auch keine artenschutzrechtlichen Zwänge. Aus diesem Grunde ist die Umsetzung von Halbtro- ckenrasen nicht mehr zwingend erforderlich. Da die Fläche als unwirtschaftliche und schwer erreichbare Restfläche nach wie vor zur Verfügung steht, wird statt des geplanten Halbtrockenrasens mesophiles Grünland etabliert. Damit entfällt der im Rahmen der Maß- nahme geplante Oberbodenabtrag.

Eine Änderung oder Ergänzung des Landschaftspflegerischen Begleitplans ist aus Sicht der Planfeststellungsbehörde nicht erforderlich.

10.2.4 Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte (Reg.-Nr. 7.8) Erörterungstermin am 09.10.2012

Das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte (ALFF) hat mit Schreiben vom 15.11.2011 sowie auf Nachfrage ergänzend mit E-Mail vom 21.01.2015 zum Planfest- stellungsverfahren Stellung genommen.

Folgende Forderungen des ALFF konnten nicht im Erörterungstermin am 09.10.2012 ge- klärt werden. Seite 115/230

a) Das ALFF fordert in seiner Stellungnahme unter Punkt c) den Neubau eines zweckent- sprechenden Wirtschaftsweges mit Anbindung an das bestehende landwirtschaftliche We- genetz, da durch den Bau des plangleichen Knotenpunktes 1 (B 180/L 228) die einzig exis- tierende Zuwegung für die südwestlich an die geplante Trasse der B 180 angrenzende Bewirtschaftungseinheit („Hölzerne Warte“) aufgehoben werde. Das Amt weist darauf hin, dass die Planung und Realisierung der Wegebaumaßnahme bei einem Flurbereinigungs- verfahrens mit dem Plan nach § 41 FlurbG durchgeführt werden könnte. Die Kosten der unternehmensbedingten Maßnahme seien von der Straßenbauverwaltung aufzubringen.

Der Forderung nach dem Neubau eines Wirtschaftsweges mit Anbindung an das beste- hende landwirtschaftliche Wegenetz zur Bewirtschaftungseinheit „Hölzerne Warte“ kann nicht entsprochen werden. Das aufgezeigte Problem wird jedoch durch Anordnung des An- legens einer entsprechenden Zufahrt gelöst.

Zutreffend weist das ALFF darauf hin, dass die Bewirtschaftungseinheit „Hölzerne Warte“ aufgrund des Baus der Trasse eine Zufahrtsmöglichkeit verliert. Nach eingehender Prü- fung seitens der Planfeststellungsbehörde steht fest, dass diese Bewirtschaftungseinheit nicht, wie von der Vorhabenträgerin zunächst vorgeschlagen, über eine Zufahrt an der südlichen Grenze des Flurstücks 1/9 der Flur 2 in der Gemarkung Welbsleben erreicht werden kann. Daher ordnet die Planfeststellungsbehörde in der Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII Punkt 8.4 eine Zufahrt von der L 228 südlich die Knotens auf das westlich der Straße angrenzende Flurstück 1/2 der Flur 2 in der Gemarkung Welbsleben an. Die technische Realisierbarkeit hat die Vorhabenträgerin geprüft.

Zusätzlich wurde für diesen Bereich, um längere Anfahrtswege auszugleichen, diesbezüg- lich die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII Punkt 8.3 aufgenommen.

Die Planfeststellungsbehörde schließt sich der Argumentation des ALFF Mitte sowie der Vorhabenträgerin an, die Anlage des Wirtschaftsweges zum Ausgleich für Nachteile, die durch den Trassenbau entstehen, im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens zu si- chern. Über die Kosten wird im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens nicht entschie- den. Dies geschieht erst im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens. b) Um die Erreichbarkeit und Erschließung der nördlich angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen zu gewährleisten, fordert das ALFF unter Punkt f) seiner Stellungnahme, die Pflanzmaßnahme E 3 am geplanten Wirtschaftsweg 3.2 zwischen die neue Trasse der B 180 und den Wirtschaftsweg 3.2 zu verlegen. Werde die Pflanzung wie geplant umgesetzt, sei der Abtransport des Erntegutes jedenfalls stark erschwert, wenn nicht gar unmöglich. Seite 116/230

Der Forderung wird entsprochen.

Die Bepflanzung (Maßnahme E 1) entlang des Wirtschaftsweges 3.2 wird von der Feldsei- te auf die Straßenseite verlegt. Dadurch ist eine Rübenabfuhr an jeder Stelle des Acker- schlages möglich. Es wird auf die geänderten Planunterlagen 7, Blatt 6A und 7A verwie- sen.

Bezüglich der Inanspruchnahme der Fläche für die Maßnahme E 3 hat der Eigentümer der Fläche zugestimmt, da die Anordnung der Maßnahme innerhalb des Flurstücks so erfolgen soll, dass eine landwirtschaftliche Nutzung der Restfläche weiterhin ungehindert möglich ist. c) Unter Punkt g) der Stellungnahme regt das ALFF an, dass der sogenannte Mittelweg zwi- schen der B 180alt und der Wendeanlage 4.2 im Rahmen des Planes nach § 41 FlurbG auszubauen.

Die Anregung wird zur Kenntnis genommen.

Hierüber ist im Planfeststellungsbeschluss keine Entscheidung zu treffen, da dies im Rah- men des Flurbereinigungsverfahrens zu erfolgen hat. Die Vorhabenträgerin kann jedoch dem Vorschlag des ALFF folgen. Die Maßnahme kann dem Unternehmensträger im Flur- neuordnungsverfahren zugeordnet werden, wenn eine entsprechende stichhaltige Begrün- dung gegeben wird. d) In Punkt h) der Stellungnahme fordert das ALFF, den Wirtschaftsweg 5.2 nicht wie vorge- sehen parallel zur B 180, sondern in Richtung Osten abgesetzt, entlang der Grenze der sich dort befindlichen Streuobstwiese verlaufen zu lassen. Hintergrund ist, dass so er- tragsschwächere Böden der Nutzung entzogen würden.

Der Forderung wird entsprochen. Es wird auf die geänderte Planunterlage 7, Blatt 9A und 10A verwiesen. e) Das ALFF fordert unter Punkt i), im Bereich der plangleichen Knotenpunkte 1 und 2 die Fahrbahnteiler (Tropfen) so zu dimensionieren, dass keine Beeinträchtigungen für den landwirtschaftlichen Verkehr entstehen.

Der Forderung wird entsprochen.

Seite 117/230

Die Dimensionierung der Knotenpunkte erfolgte entsprechend den verkehrsbedingten Er- fordernissen. Die Zufahrten zu den Knotenpunkten sind für Lastzüge ohne Benutzungen der Gegenfahrbahn ausgelegt. Damit ist gewährleistet, dass alle landwirtschaftliche Ma- schinen, die die Abmaße nach StVZO nicht überschreiten, die Kreuzung problemlos befah- ren können. f) Weiterhin fordert das ALFF, dass das im Zusammenhang mit dem Neubau der B 180 an- fallende Oberflächenwasser abgeleitet wird, so dass an landwirtschaftlichen Grundstücken keine Schäden entstehen.

Auch dieser Forderung wird mit Verweis auf die geänderte Planunterlage 7 Blatt 3A, 8A und Unterlage 8 Blatt 3A, 8A sowie Unterlage 13, Blatt 5A und 11A entsprochen. Es wur- den Durchlassbauwerke zusätzlich angeordnet. Im Entwässerungsabschnitt 1 wurden bei- derseits der Trasse die Entwässerungsmulden am Bauwerk 1 mittels Durchlässen DN 400 verbunden. Am Muldentiefpunkt bei Bau-km 1+480 wurde ein Durchlass DN 800 angeord- net, um das Oberflächenwasser von der West- auf die Ostseite der Straße zu leiten. Von dort fließt es, dem Geländeverlauf folgend, ab.

Im Entwässerungsabschnitt 3 wurde bei Bau-km 6+000 ein Durchlass DN 800 im Mulden- tiefpunkt angeordnet. Das Niederschlagswasser aus den angrenzenden Ackerflächen wird von der Ost- auf die Westseite des Straßendamms geleitet und fließt von dort, dem Gelän- deverlauf folgend, ab. g) Das Amt weist darauf hin, dass Bodenverdichtungen im Bereich landwirtschaftlicher Nutz- flächen grundsätzlich zu vermeiden sind. Bei vorübergehender Beanspruchung ist vom Verursacher eine Beseitigung vorzunehmen. Abgetragene Schwarzerde ist wieder zu ver- wenden. Aufhaldungshöhen zum Zwecke der Zwischenlagerung sollen 2 m nicht über- schreiten.

Der Hinweis wird zur Kenntnis genommen.

Bodenverdichtungen im Bereich landwirtschaftlicher Nutzflächen sind grundsätzlich zu vermeiden. Bei vorübergehender Beanspruchung dieser Flächen ist vom Verursacher eine Beseitigung der Bodenverdichtung vorzunehmen. Die Vorhabenträgerin hat in ihrer Ant- wortstellungnahme zugesichert, dass die im Trassenbereich abgetragene Schwarzerde für Rekultivierungsmaßnahmen wieder zu verwenden ist und die Aufhaldungshöhen zum Zwecke der Zwischenlagerung 2 m nicht überschreiten.

Seite 118/230

10.2.5 Landesamt für Vermessung und Geoinformation Halle (Reg.-Nr. 7.23)

Das Landesamt für Vermessung und Geoinformation Halle hat mit Schreiben vom 21.11.2011 und 01.10.2012 zum Planfeststellungsverfahren Stellung genommen.

Das Landesamt fordert, da der Verlust des an der B 180 im Kreuzungsbereich mit der K 2341 gelegene Höhenfestpunkt 4334-9-3160 durch die geplante Baumaßnahme unver- meidbar ist, den Untergang des Punktes zeitnah zu melden.

Der Forderung wird entsprochen. Es wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII Punkt 1.4 verwiesen.

10.2.6 Liegenschafts- und Immobilienmanagement Sachsen-Anhalt - LIMSA (Reg.-Nr. 7.31)

Das LIMSA hat mit Schreiben vom 09.09.2011 zum Planfeststellungsverfahren Stellung genommen.

Es fordert die Beachtung bzw. Einbeziehung der teilweise betroffenen Belange des LIMSA durch das betroffene Grundstück in der Gemarkung Welbsleben, Flur 2, Flurstück 228/41.

Die Forderung wird zurückgewiesen.

Das betreffende Flurstück ist das vorhandene Straßengrundstück der L 228 im Bereich der Kreuzung mit der B 180n. Das verlassene Straßengrundstück wird für Maßnahmen zur Landschaftspflege verwendet. Das Flurstück befindet sich in der Baulast der Straßenbau- verwaltung.

10.2.7 Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt (Reg.-Nr. 7.34)

Das Landeszentrum Wald hat mit Schreiben vom 28.08.2011 und 19.09.2012 zum Plan- feststellungsverfahren Stellung genommen.

Das Landeszentrum Wald hält es für zweckmäßig, die zu bepflanzenden Straßenböschun- gen bzw. Ersatzmaßnahmen mit Wildschutzzaun zu versehen. Weiterhin sollte die kom- plette Zäunung der Ersatzaufforstung (Gemarkung Welbsleben, Flur 4, Flurstück 2/2) min- destens bis zur gesicherten Kultur beibehalten werden (mindestens Alter 7) und danach noch mindestens 5 Jahre erhalten bleiben, da in diesem Bereich mit verstärktem Wildvor- kommen und deshalb auch mit Wildumfällen gerechnet werden müsse.

Seite 119/230

Die Forderungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht entsprochen wird.

Die Voraussetzungen zur Anordnung eines Wildschutzzaunes im Zuge der Neubaustrecke sind nicht gegeben. Weder besonders hohe Stückzahlen an Wild noch tradierte Wildwech- sel wurden von den zuständigen Fachbehörden benannt. Auch zeigt die Verkehrsstatistik für das Jahr 2013 des Polizeireviers des Salzlandkreises, dass es weniger Wildunfälle gab. Die Zahl der Wildunfälle sank um 93 auf 966 Stück. Da- bei waren im Bereich Aschersleben 152 Wildunfälle zu verzeichnen.

Die Vorhabenträgerin hat jedoch zugesagt, dass über geeignete Maßnahmen zur Abwehr entschieden werde, sollte sich während des Betriebes der Straße ein erhöhtes Unfallge- schehen mit Wild abzeichnen.

Weiterhin hat die Vorhabenträgerin zugesichert, dass die Zäunung der Ersatzaufforstung bis zur gesicherten Kultur stehen bleibt. Die genaue Standzeit wird je nach Entwicklungs- stand bei der Abnahme der Flächen mit den Fachbehörden festgelegt. Aufgrund der Ent- fernung (mindestens 2 km) zu der relativ kleinflächigen Aufforstung kann ein räumlicher Bezug dieser Fläche zur Ortsumgehung nicht hergestellt werden. Die Forderung nach wei- teren 5 Jahren Standzeit des Zaunes ist daher nicht gerechtfertigt.

10.3 Versorgungsunternehmen

10.3.1 Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH – ehemals MITGAS (Reg.-Nr. 8.9)

Die Mitteleutsche Netzgesellschaft Gas mbH hat mit Schreiben vom 14.10.2011 zum Plan- feststellungsverfahren Stellung genommen. a) Sie weist darauf hin, dass die Gashochdruckleitung bei Bau-km 0+114 bereits außer Be- trieb ist und somit nicht mehr stillgelegt werden muss. Daher kann die Leitung bei Erfor- dernis demontiert bzw. fachgerecht durch die MITGAS zurückgebaut werden.

Der Hinweis wurde beachtet.

Die Vorhabenträgerin wird im Zuge der Bauausführung die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH zum Rückbau der Leitung im Kreuzungsbereich auffordern. Die Beschreibung und die Darstellung der Maßnahme in den Planungsunterlagen wurden entsprechend ge- ändert. Es wird auf die geänderten Unterlagen im Erläuterungsbericht, Unterlage 7, Bau- werksverzeichnis, Grunderwerbsplan und Grunderwerbsverzeichnis verwiesen.

Seite 120/230 b) Die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH weist darauf hin, dass bei Nichteinhaltung der erforderlichen lichten Mindestabstände zu dem Anlagenbestand der MITGAS eine Lei- tungsumverlegung erforderlich wäre.

Der Hinweis wurde geprüft.

Bei der unter der lfd.-Nr. 34 im Bauwerksverzeichnis aufgeführten „Anpassung der Erd- gasmitteldurchleitung DN 200/PE“ ist eine Verlegung der Leitung im Bauwerksbereich er- forderlich. Die Planunterlagen wurden insoweit geändert. Es wird auf die geänderte Plan- unterlage 10.2, Blatt 14A verwiesen. c) Weiterhin weist die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH unter dem Punkt „Allge- meingültige Hinweise und Forderungen“ darauf hin, dass die im Merkblatt des Unterneh- mens aufgeführten Abstände und Forderungen, die geforderte Mindestüberdeckung der Anlage sowie die geforderten Pflanzabstände einzuhalten sind. Bei Umverlegungsmaß- nahmen hat eine rechtzeitige Kontaktaufnahme mit der MITGAS zu erfolgen.

Die Hinweise wurden beachtet.

Es wird auf die Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel VII, Punkt 10.2 verwiesen.

10.3.2 Verkehrsgesellschaft Südharz mbH (Reg.-Nr. 8.24)

Die Gesellschaft hat mit Schreiben vom 21.11.2011 zum Planfeststellungsverfahren Stel- lung genommen.

Sie fordert, dass über die zu erwartenden Behinderungen und Sperrungen möglichst früh- zeitig Absprachen mit dem Verkehrsunternehmen erfolgen.

Der Forderung wird mit Verweis auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 2.3 entsprochen.

10.4 Kirchen

10.4.1 Kreiskirchenamt Wanzleben (Reg.-Nr. 10.1) Erörterungstermin am 09.10.2013

Das Kreiskirchenamt Wanzleben hat mit Schreiben vom 26.10.2011 zum Planfeststel- lungsverfahren Stellung genommen. Seite 121/230

Das Kreiskirchenamt fordert einen wertgleichen Flächentausch für die in Anspruch ge- nommenen Flächen.

Der Forderung kann nicht entsprochen werden.

Ausweislich des Grunderwerbsverzeichnisses (Unterlage 14.2) soll das Grundstück der Kirchgengemeinde in der Gemarkung Quenstedt, Flur 1, Flurstück 23 mit einer Größe von 51.370 m2 auf einer Fläche von 1.854 m2 dauerhaft für den Trassenbau in Anspruch ge- nommen werden und auf einer Fläche von 3.285 m2 vorübergehend für die Baustellenum- fahrung.

Die Forderung nach Austauschflächen wird insoweit zurückgewiesen, als ggf. eine in ei- nem durchzuführenden Flurbereinigungsverfahren entsprechende Entscheidung getroffen wird.

Es wird darauf hingewiesen, dass das Bereitstellen von Ersatzland als eine besondere Art der enteignungsrechtlichen Entschädigung in der Planfeststellung grundsätzlich nicht ab- schließend erörtert und beschieden werden muss (BVerwG, Urteil vom 11.01.2001, Az.: 4 A 13.99, bei juris Rn. 44). Hinsichtlich der Forderung nach einem Ausgleich des Flächen- entzuges ist also anzumerken, dass über Fragen des Flächentausches bzw. der Entschä- digung im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens nicht zu entscheiden ist. Dies ge- schieht erst im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens bzw. eines Entschädigungsver- fahrens. Diese Verfahren können jedoch erst dann durchgeführt werden, wenn der Plan- feststellungsbeschluss vorliegt. Erst dann steht fest, welche Flächen tatsächlich für die Baumaßnahme in Anspruch genommen werden. Der Kirchengemeinde gehen insoweit keine Rechte verloren, da bestehende Eigentumsverhältnisse allein durch den Erlass eines Planfeststellungsbeschlusses nicht geändert werden. Es ist festzustellen, dass die Benut- zung von Grundstücken für die verkehrliche Erschließung im Allgemeinen und für das hier vorliegende Vorhaben im Besonderen unumgänglich ist. Die bauzeitliche und dauerhafte Inanspruchnahme des privaten Eigentumsrechts für die Maßnahmen ist als gewichtiger Belang in der Abwägung berücksichtigt. Die Flächeninanspruchnahme ist auf das erforder- liche Maß reduziert worden.

11. Begründung der Entscheidung über private Einwendungen

Aus Datenschutzgründen werden die Einwender in der Folge mit Nummern angegeben. Aus Gründen der Vereinfachung werden in allen Fällen die Einzahl und die männliche Form gewählt.

Seite 122/230

Über die nachfolgenden Einwendungen, die nicht einvernehmlich geregelt werden konnten, wird wie folgt entschieden:

11.1 Einwender E 1 Erörterungstermin am 10.10.2012

Der Einwender hat mit Schreiben vom 09.10.2011 die nachfolgend im Einzelnen behandel- ten Einwendungen erhoben. a) Der Einwender wendet sich gegen die Flächeninanspruchnahme seines Flurstückes durch die Trasse sowie deren Zerschneidungswirkung, die zur Folge habe, dass die Pächter des Flurstücks Umwege in Anspruch nehmen müssten. Er wendet sich auch gegen eine ge- plante feldseitige Bepflanzung des Wirtschaftsweges nördlich der Trasse mit Bäumen. Diese Maßnahme schränke auf lange Sicht den Einsatz moderner Landtechnik, z. B. bei der Zuckerrübenverladung, ein.

Der Einwendung wird teilweise entsprochen.

Der Einwender ist von der Baumaßnahme durch die Inanspruchnahme seines Flurstücks 21/11 der Flur 5 in der Gemarkung Westdorf betroffen. Davon sollen 3.396 m2 dauerhaft durch Erwerb in Anspruch genommen werden und 2.038 m2 sind für eine vorübergehende Inanspruchnahme vorgesehen. Der weitaus größere Teil ist für den Trassenkörper vorge- sehen.

Wie bereits unter Teil C, Kapitel V, Punkt 2 dargestellt, hat die Vorhabenträgerin sich mit verschiedenen Trassenvarianten auseinandergesetzt. Sie hat dargelegt, warum sie die nunmehr durch diesen Beschluss festgestellte Variante zur Überzeugung der Planfeststel- lungsbehörde als Vorzugsvariante ins Verfahren eingebracht hat. Der Trassenwahl der Vorhabenträgerin begegnen keine rechtlichen Bedenken. Die am Maßstab des planungs- rechtlichen Abwägungsgebots zu beurteilende Auswahlentscheidung leidet nicht an Män- geln, die zu einem anderen Ergebnis und mithin einer anderen Trassenführung, geführt hätten. Die Inanspruchnahme privater Grundstücken ist somit unumgänglich. Auch Zer- schneidungswirkungen, wie sie den Einwender durch das geplante Vorhaben treffen, las- sen sich bei Straßenneubaumaßnahmen nicht ausschließen, da es unmöglich ist, ein sol- ches Vorhaben entlang von Flurstücksgrenzen zu planen und umzusetzen.

Die Inanspruchnahme des Flurstückes des Einwenders beläuft sich auf 5,3 % der Gesamt- fläche. Auch wenn an der Erforderlichkeit der Maßnahme keine Zweifel bestehen, muss Seite 123/230

dennoch alles getan werden, dass die Betroffenheit – im Falle des Einwenders für die Landwirtschaft – so gering wie möglich gehalten werden.

Dazu hat die Vorhabenträgerin die Flächeninanspruchnahme für die Trasse und die Ne- benanlagen auf das unbedingt erforderliche Maß reduziert. Im Übrigen wird, um entste- hende Landverluste auf einen größeren Kreis von Eigentümern zu verteilen und Nachteile für die allgemeine Landeskultur zu vermeiden, ein Unternehmensflurbereinigungsverfahren durchgeführt. Die im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben entstehenden Nachteile wer- den dadurch wesentlich verringert. Dies gilt auch für ggf. entstehende Umwege. Im Rah- men dieses Verfahrens wird versucht, Austauschflächen in gleicher Größe und Wertigkeit zur Verfügung zu stellen. Zerteilte Flurstücke werden neu geordnet und zu bewirtschaf- tungsfähigen Flächen zusammengefasst. Der faktische Verlust an Flächen soll hierdurch für den Einzelnen soweit als möglich ausgeglichen werden.

Die Inanspruchnahme des Flurstückes des Einwenders kann nicht vermieden werden, da unter Abwägung der für das Vorhaben sprechenden Gründe diesen der Vorrang einzu- räumen ist. Die Flächeninanspruchnahme ist für den Straßenneubau unbedingt erforder- lich. Die Planfeststellungsbehörde ist der Auffassung, dass die Vorhabenträgerin alles ge- tan hat, um den Eingriff in das Eigentum des Einwenders so gering als möglich zu halten.

Für die straßenbegleitende Baumreihe (Ersatzmaßnahme E 1) werden 665 m2 des 63.917 m2 großen Flurstückes in Anspruch genommen. Im Bereich des betroffenen Flurstückes verläuft die Trasse in einer langgestreckten Kurve über die ausgeräumte Ackerflur. Um der neuen Straße eine optische Führung im Gelände zu geben, wurde ursprünglich entlang der Außenkurve die Anlage einer Baumreihe vorgesehen (E 1).

Aufgrund der Einwendung hat die Planfeststellungsbehörde der Vorhabenträgerin aufge- geben, den Sachverhalt nochmals zu prüfen. Bei der Prüfung wurde insbesondere berück- sichtigt, Bewirtschaftungserschwernisse für den Einwender so weit als möglich auszu- schließen und dennoch der naturschutzfachlich erforderlichen Kompensationsverpflichtung gerecht zu werden. Hierzu zählt gemäß § 15 BNatSchG auch die Wiederherstellung oder Neugestaltung des Landschaftsbildes, mithin auch die Einbindung der Trasse in die umge- bende Landschaft.

Im Ergebnis dieser Prüfung wird der Forderung des Einwenders entsprochen. Die geplante Baumreihe (Maßnahme E 1) wird nun entlang des Wirtschaftsweges - von der Feldseite auf die Straßenseite zwischen Straße und Wirtschaftsweg 3.2 – vorgesehen. Somit ist der Einsatz moderner Landtechnik möglich. Zudem werden Bäume gepflanzt, die aufgrund ih- res Wuchses und der zu erwartenden Größe keine Beeinträchtigungen für die Landwirt- Seite 124/230

schaft mit sich bringen (vgl. Nebenbestimmung in Teil A Kapitel VII Punkt 4.13) Die ent- sprechenden Planunterlagen wurden geändert. Auf die Planunterlage 12.2 Blatt 6A und Blatt 7A wird verwiesen. b) Darüber hinaus ist der Einwender der Auffassung, dass der geplante Wirtschaftsweg 3.1 überflüssig sei. Die nördlich der Trasse liegenden Flurstücke seien allesamt über einen noch nicht ausgebauten, allerdings bereits existierenden Feldweg zu erreichen.

Der Einwand wird zurückgewiesen.

Auf den Einwand hin hat die Vorhabenträgerin sowohl vor Ort, als auch durch andere Re- cherchen geprüft, ob ein Feldweg vom „Besenreisberg“ zum „Kühnertsberg“ vorhanden ist. Auf Luftbildern ist kein Weg zu erkennen. Allerdings deutet die Flurstücksanordnung bzw. der Zuschnitt darauf hin, dass zumindest auf einer Teilstrecke ein Weg vorhanden gewe- sen sein könnte. Dieser ist allerdings ggf. überpflügt worden und besteht augenscheinlich derzeit nicht mehr. Eine Recherche im Automatisierten Liegenschaftsbuch (ALB) erbrachte die Nachweise, dass sich die ggf. als Weg anzusehenden Flurstücke im Besitz von Privat- personen befinden. Als jeweilige Nutzungsarten ist Landwirtschaftsfläche angegeben. Mit- hin ist weder tatsächlich noch rechtlich ein Weg vorhanden, den die Vorhabenträgerin als Wirtschaftsweg ausbauen könnte. Zur Erschließung der Ackerflächen der Flur 5 der Ge- markung Westdorf nördlich der Trasse ist daher die Errichtung des Wirtschaftsweges 3.1 erforderlich.

11.2 Einwender E 2, E 3 und E 19 Erörterungstermin 10.10.2012

Der o. g. Einwender hat mit Schreiben vom 26.10.2011 (E 2, E 3) und 08.11.2011 (E19) die nachstehend behandelten Einwendungen erhoben.

Der Einwender widerspricht der Planung insgesamt, da sie erheblich in seine Eigentums- rechte eingreife. Konkret werden in diesem Zusammenhang die im Folgenden aufgeführ- ten Einwendungen erhoben. a) Der Einwender wendet sich gegen die Inanspruchnahme der in seinem Eigentum stehen- den Grundstücke für den Trassenbereich. Die einzeln in der Einwendung aufgeführten Grundstücke, die der Einwender an einen von ihm geleiteten landwirtschaftlichen Betrieb verpachtet hat, sowie weitere in Kaufabwicklung befindliche, würden durch die geplante Trasse zerschnitten. Die verbleibenden Teilstücke seien teilweise nicht mehr zugänglich, teilweise nur noch mit erheblichen Mehrwegen erreichbar. Sie stellten daher minderwertige Seite 125/230

Reststücke dar. Die Verpachtung der Grundstücke sei aufgrund dieser Nachteile nur mit Einschränkungen bzw. gar nicht mehr möglich. Dies stelle einen Wertverlust dar.

Die Eingriffe seien vor dem Hintergrund der bereits in der Vergangenheit in ähnlicher Wei- se erlittenen Einbußen, etwa durch den Bau der Bundesstraße B 6n, besonders gewichtig und schwerwiegend.

Hinzu komme, dass der geltende Landesentwicklungsplan die beplanten Flächen als Vor- rangflächen für Landwirtschaft einstufe.

Explizit wird für das Flurstück 9/30 der Flur 4 der Gemarkung Westdorf vorgetragen, dass es durch den Bau der Brücke vollständig isoliert würde. Eine Zufahrt sei praktisch nicht mehr möglich.

Die Einwände wurden geprüft. Sie werden zurückgewiesen.

Es ist zutreffend, dass für das Bauvorhaben B 180n Ortsumfahrung Aschersleben/Süd – Quenstedt privates Eigentum, u. a. Grundstücke des Einwenders, in Anspruch genommen wird. Der Einwender ist hier auch aufgrund des Umfangs der Inanspruchnahme nicht uner- heblich betroffen. Insgesamt sind von seinen Flächen ca. 13.000 m2 zum Erwerb und nochmal ca. 8.300 m2 für die vorübergehende Inanspruchnahme vorgesehen. Bezüglich der Einzelheiten wird auf die Planunterlage 14 verwiesen.

Hinsichtlich der Zerschneidungswirkung verhält es sich bei den von Seiten des Einwenders genannten Grundstücken im Konkreten wie folgt: Vier der Grundstücke werden von der Trasse zerschnitten. Durch die Zerschneidung entstehen acht Flächen, von denen nur zwei eine Größe unterhalb von 10.000 m2 haben werden. Die übrigen werden zwischen ca. 12.440 und 32.400 m2 groß sein. Von zwei Flurstücken werden außen liegende Teile für den Straßenbau benötigt, die Restflächen betragen ca. 18.500 und 16.380 m2.

Das Flurstück 9/30 der Flur 4 in der Gemarkung Westdorf mit einer Fläche von 4.291 m2 wird temporär mit einer Fläche von 111 m2 für die Anlage der Baustraße zum Bau der Einebrücke benötigt. Es erfolgt keine Flächenzerschneidung und kein Flächenentzug. Das Flurstück grenzt an den auszubauenden Weg an, ist weder isoliert und auch eine Zufahrt ist weiterhin möglich. Die temporär in Anspruch genommene Fläche wird nach Beendigung der Bauarbeiten rekultiviert und dem Eigentümer zurückgegeben.

Jede Inanspruchnahme privater Grundstücke stellt grundsätzlich einen schwerwiegenden Eingriff für den betroffenen Eigentümer dar. Das durch Art. 14 Abs. 1 GG geschützte Ei- Seite 126/230

gentumsrecht verlangt in der Abwägung der von dem Vorhaben berührten Belange in be- sonderer Weise berücksichtigt zu werden. Das Interesse, das ein Eigentümer an der Erhal- tung seines Eigentums hat, genießt jedoch bei der straßenrechtlichen Planfeststellung kei- nen absoluten Schutz. Vielmehr kann die eigentumsrechtliche Betroffenheit unter Beach- tung des ihr zukommenden Gewichts bei der Abwägung im konkreten Fall zugunsten an- derer Belange zurückgestellt werden.

Für das Bauvorhaben sprechen im vorliegenden Fall jedoch gewichtige öffentliche Interes- sen. Der Gesetzgeber hat durch die Aufnahme des Neubaus der B 180n in die Kategorie des vordringlichen Bedarfs im Bundesverkehrswegeplan das überwiegende öffentliche In- teresse an der Realisierung des Bauvorhabens gesetzlich normiert. Die mit dem Bauvor- haben zu verwirklichenden Planungsziele sowie die verkehrliche Wirkung sind bereits im Kapitel C Punkt V - Planrechtfertigung – dargestellt. Ebenso sei verwiesen auf die Abwä- gung der Trassenvarianten. Zur Realisierung der Ortsumfahrung kann auf die Inanspruch- nahme von Privatgrundstücken im vorgesehenen Umfang nicht verzichtet werden, ohne den Planungserfolg zu gefährden. Diese öffentlichen Interessen überwiegen vorliegend die Interessen der vom Vorhaben betroffenen privaten Grundstückseigentümer an einem voll- ständigen Erhalt ihres Eigentums. Im Rahmen der Planung des Bauvorhabens wurde be- achtet, dass die Inanspruchnahme privaten Grundeigentums so gering wie möglich gehal- ten wird. Mit noch geringerer Eingriffsintensität lässt sich das planerische Ziel jedoch nicht erreichen. Daher wird dem Vorhaben unter Abwägung der dafür sprechenden Gründe mit den Eigentumsbelangen der Vorrang eingeräumt. Die sich aus Art. 14 Abs. 3 GG ergeben- den verfassungsrechtlichen Anforderungen sind erfüllt.

Anzumerken sei, dass zur Ausführung des geplanten Vorhabens die Enteignung zulässig ist. Für etwaige nachfolgende Enteignungsverfahren entfaltet dieser Planfeststellungsbe- schluss Vorwirkungen. Insofern wird dem Träger des Bauvorhabens der Zugriff auf priva- tes Grundeigentum eröffnet, jedoch für die Betroffenen noch kein Rechtsverlust bewirkt. Die rechtliche Regelung des Planfeststellungsbeschlusses erschöpft sich darin, den Rechtsentzug zuzulassen. Der Eigentumsverlust selbst ist durch die Vorhabenträgerin zu entschädigen. Die Höhe der Entschädigung wird jedoch nicht im Planfeststellungsverfah- ren geregelt, sondern kann grundsätzlich zwischen dem jeweiligen Betroffenen und der Vorhabenträgerin frei vereinbart werden. Kommt darüber keine Vereinbarung zustande, ist in einem eigenständigen Enteignungsverfahren - und nicht schon im Planfeststellungsver- fahren - sowohl bei vollständiger als auch bei teilweiser Inanspruchnahme von Grundstü- cken über die Entschädigung für den Rechtsverlust zu entscheiden.

Gleiches gilt für die Fragen, ob sonstige Verluste zu entschädigen sind, ob die Entschädi- gung in Geld oder in geeignetem Ersatzland festzusetzen ist oder ob der Eigentümer bei Seite 127/230

Teilinanspruchnahme die Ausdehnung auf das Restgrundstück bzw. die Restgrundstücke verlangen kann. Über alle Einbußen als Folge des Eigentumsentzugs ist - falls keine Ver- einbarung zustande kommt - im Enteignungsverfahren zu entscheiden.

Es ist richtig, dass durch den Flächenentzug und die Flächenzerschneidung der Maßnah- me Auswirkungen auf die Landwirtschaft erfolgen. Unter Beachtung der Ziele und der Ab- wägung der Grundsätze der Raumordnung wurde festgestellt, dass der Neu- oder Ausbau der B 180 Egeln – Aschersleben – Hettstedt – Eisleben – Querfurt – Naumburg – Zeitz – Altenburg den Grundsätzen der Raumordnung entspricht. Dabei wurde die Verordnung über den Landesentwicklungsplan 2010 des Landes Sachsen-Anhalt (LEP 2010) vom 16.02.2011 (GVBl. LSA, S. 160) als auch der Regionale Entwicklungsplan der Planungsre- gion Harz (REP Harz) und der Planungsregion Halle (REP Halle) berücksichtigt. In der Abwägungsentscheidung wurden sowohl die Belange der Landwirtschaft – Berücksichti- gung der Vorbehaltsgebiete für Landwirtschaft -, der Wirtschaft und die Verkehrsstruktur betrachtet. Vorranggebiete für Landwirtschaft sehen die Entwicklungspläne im Bereich die- ser Maßnahme nicht vor. Die Planfeststellungsbehörde hat die Planunterlagen dahinge- hend geprüft. Beim Bau der Straße wird von einer nicht nachhaltigen Beeinträchtigung ausgegangen.

Um die Nachteile der Verkehrsplanung für die Landwirtschaft auszugleichen, hat die Vor- habenträgerin ein Unternehmensflurbereinigungsverfahren beantragt. Dieses Verfahren soll die Nachteile, die eine Infrastrukturmaßnahme für Eigentümer und Bewirtschafter landwirtschaftlicher Flächen mit sich bringt, ausgleichen. Das Verfahren versucht es, zu ermöglichen, Austauschflächen in gleicher Größe und Wertigkeit zur Verfügung zu stellen. Zerteilte Flurstücke werden neu geordnet und zu bewirtschaftungsfähigen Flächen zu- sammengefasst. Nach Abschluss des Verfahrens wird es keine minderwertigen Flächen – bezogen auf die Flächengröße – mehr geben. Der faktische Verlust an Fläche soll hier- durch für den Einzelnen, somit auch für den Einwender, größtmöglich reduziert werden. Weiterhin werden die Beeinträchtigungen durch Zerschneidung der bewirtschafteten Ge- biete, die verbunden sind mit weiteren Wegen, höheren Fahrkosten bzw. mit der Verlegung und Neuerrichtung von Verbindungswegen ebenso für die Einzelnen gemindert. Die ggf. durch die Baumaßnahme verursachten Umwege und sonstigen Einbußen für den Bewirt- schafter der Flächen werden im Flurbereinigungsverfahren entschädigt.

Bezüglich der veränderten Eigentumsverhältnisse wird auf die geänderte Planunterlage 14.2 – Grunderwerbsverzeichnis verwiesen. b) Der Einwender widerspricht außerdem der Inanspruchnahme der in seinem Eigentum ste- henden Grundstücke für Ausgleichsmaßnahmen. Dies betrifft die Grundstücke Gemarkung Seite 128/230

Westdorf Flur 1, Flurstück 64/14 und Flur 2, Flurstück 9/2. Der Einwender ist der Ansicht, dass Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorrangig auf bundeseigenen Flächen vorgese- hen werden müssten. Das Bundesnaturschutzgesetz lasse dazu genügend Freiräume. Ein Entzug privater Flächen für solche Maßnahmen sei nur in absoluten Notlagen zulässig.

Die vorgesehene Pflanzung von Bäumen führe dazu, dass die angrenzenden landwirt- schaftlich genutzten Flächen des Einwenders verschatten. Als Folge sei der Ertrag der Flächen geringer. Nach Ansicht des Einwenders habe die landwirtschaftliche Nutzung Vor- rang. Dies sei bei Auswahl und Durchführung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu berücksichtigen und hier nicht geschehen. U. a. mit Verweis auf § 200a Satz 2 BauGB ar- gumentiert der Einwender, dass die Maßnahme hier nicht erforderlich sei. Darüber hinaus sei nicht berücksichtigt worden, dass der geltende Landesentwicklungsplan die beplanten Flächen als Vorrangflächen für Landwirtschaft einstuft.

Die Vorhabenträgerin hat auf den Einwand hin vorgetragen, dass sie als Verursacher eines Eingriffs gesetzlich verpflichtet sei, diesen durch Maßnahmen des Naturschutzes auszu- gleichen oder zu ersetzen. Dazu gehöre nach § 15 BNatschG auch die Wiederherstellung oder Neugestaltung des Landschaftsbildes, also die Einbindung der Trasse in die umge- bende Landschaft. Solche Maßnahmen seien nur im unmittelbaren Trassenbereich mög- lich. Bzgl. der Anordnung der Baumpflanzungen sei die Vorhabenträgerin an Regelwerke gebunden, die bestimmte Pflanzabstände vorgeben. Sie verweist beispielhaft auf die Richt- linie für passiven Schutz an Straßen durch Rückhaltesysteme, RPS 2009. Im hier betroffe- nen Bereich betrage dieser Abstand 11 und 13 m. Die Vorhabenträgerin habe die Maß- nahmen für das Landschaftsbild überwiegend auf den Böschungen vorgesehen und dar- über hinaus nur punktuell und auf ein Minimum beschränkt Pflanzmaßnahmen geplant.

Im Erörterungstermin wurde die Maßnahme besprochen. Auf die entsprechende Forderung der Planfeststellungsbehörde wurde die Maßnahme seitens der Vorhabenträgerin noch- mals geprüft. Darüber hinaus wurde die Obere Naturschutzbehörde um fachliche Stellung- nahme gebeten, ob die Ersatzmaßnahme aus naturschutzfachlichen Gründen an diesem Standort durchgeführt werden muss. Diese Frage wurde seitens der Behörde bejaht.

Die Einwendung wurde geprüft. Sie wird zurückgewiesen, soweit ihr nicht entsprochen wird.

Die vom Einwender genannten Grundstücke sind vorgesehen für die Umsetzung der Maß- nahme E 1. Die Maßnahme E 1 dient ausweislich des Maßnahmenblattes (Planunterlage 12) der Einbindung des Trassenkörpers in die Landschaft, der Konflikt beschreibt die Landschaftsbildbeeinträchtigung durch Dammkörper und Bauwerke sowie die Flächenver- Seite 129/230

siegelung. Die Maßnahme besteht aus der Anlage von Baumreihen am Böschungsfuss der neuen Trasse. Vom Flurstrück 9/2 der Flur 2 der Gemarkung Westdorf werden nach der Planung 624 m2 als zu erwerbende Fläche benötigt. Beim Flurstück 64/14 geht es um die Inanspruchnahme von 268 m2. Das zuletzt genannte Flurstück hat eine Größe von ca. 19.776 m2; das zuerst genannte von ca. 40.000 m2. Beide sind in größerem Umfang vom Flächenverbrauch für die Straßenbaumaßnahme betroffen.

Gemäß § 15 Abs. 2 Satz 1 bis 3 BNatschG ist der Verursacher eines Eingriffs verpflichtet, unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnah- men). Ausgeglichen ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise wiederhergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt oder neu gestaltet ist. Ersetzt ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushaltes in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise hergestellt sind und das Land- schaftsbild landschaftsgerecht neu gestaltet ist.

Werden in privatem Eigentum stehende Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in Anspruch genommen, hat die Planfeststellungsbehörde neben den naturschutzrechtlichen Eingriffsvoraussetzungen aufgrund der enteignungsrechtlichen Vorwirkung der Planfest- stellung zu prüfen, ob die Inanspruchnahme dem rechtsstaatlichen Übermaßverbot ent- spricht (BVerwG, Urteil v. 18.3.2009, Az.: 9 A 40/07, bei juris; BVerwG, Urteil v. 24.3.2011, Az.: 7 A 3/10, bei juris). Das setzt voraus, dass für die Maßnahmen nur solche Flächen in Anspruch genommen werden, die sich für diesen Zweck objektiv eignen, also dem Grund- satz der Geeignetheit entsprechen. Der Eingriff muss darüber hinaus das mildeste Mittel zur Erfüllung der naturschutzrechtlichen Ausgleichsverpflichtung darstellen, also erforder- lich sein. Daran fehlt es nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, wenn Ausgleichsmaßnahmen an anderer Stelle ebenfalls Erfolg versprechen, aber bei einer Ge- samtschau den Vorteil bieten, dass dem dort Betroffenen geringere Opfer abverlangt wer- den. Drittens dürfen die mit Ausgleichsmaßnahmen verbundenen nachteiligen Folgen nicht außer Verhältnis zum beabsichtigten Erfolg stehen. Der Schutz des Eigentums gebietet es, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorrangig auf einvernehmlich zur Verfügung gestellten Flächen oder auf Grundstücken, die im Eigentum der öffentlichen Hand stehen, zu verwirk- lichen (BVerwG, Beschl. v. 11.11.2008, Az.: 9 A 52/07, bei juris Rn. 6 m. w. N.).

Bei der Beurteilung der Zumutbarkeit einer Flächeninanspruchnahme für naturschutzrecht- liche Kompensationsmaßnahmen darf nicht das Interesse an der Verwirklichung des Vor- habens ins Verhältnis gesetzt werden zu den Folgen der Inanspruchnahme für den Be- troffenen. Relevant ist bei der Abwägung der Belange nur das Interesse an einem Aus- Seite 130/230

gleich der zu kompensierenden Beeinträchtigungen für Natur und Landschaft (BVerwG, Urt. v. 18.3.2009, Az.: 9 A 40/07, bei juris Rn. 34).

Darüber hinaus ist bei der Beanspruchung von landwirtschaftlich genutzten Flächen die besondere Berücksichtigungs- und Prüfpflicht des § 15 Abs. 3 BNatSchG zu beachten. Danach ist bei der Inanspruchnahme von land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen auf agrarstrukturelle Belange Rücksicht zu neh- men, insbesondere sind für die landwirtschaftliche Nutzung besonders geeignete Böden nur im notwendigen Umfang in Anspruch zu nehmen. Es ist vorrangig zu prüfen, ob der Ausgleich oder Ersatz auch durch Maßnahmen der Entsiegelung, durch Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen oder durch Bewirtschaftungs- oder Pflegemaßnah- men, die der dauerhaften Aufwertung des Naturhaushaltes oder des Landschaftsbildes dienen, erbracht werden kann, um möglichst zu vermeiden, dass Flächen aus der Nutzung genommen werden.

Im Ergebnis der Prüfung der genannten Voraussetzungen ist die Inanspruchnahme hier statthaft. Unter Abwägung des gewichtigen öffentlichen Interesses an der Kompensation des mit dem Straßenneubau verbundenen Eingriffs in Natur und Landschaft mit den ge- genstehenden Belangen, insbesondere dem Recht auf Eigentum und den agrarstrukturel- len Belangen, ist die Maßnahme verhältnismäßig und die Inanspruchnahme des Grundbe- sitzes ist für den Einwender in diesem Umfang zumutbar. Die Flächeninanspruchnahme ist auf das erforderliche Maß reduziert worden.

Bzgl. etwaiger mit der Einwendung vorgebrachter Forderungen auf Entschädigung wird da- rauf hingewiesen, dass der Planfeststellungsbeschluss zwar enteignungsrechtliche Vorwir- kung besitzt, Fragen der Entschädigung aber durch den Gesetzgeber mit § 19 FStrG dem nachfolgenden Enteignungsverfahren zugewiesen sind. Über Entschädigungsfragen oder ggf. eine Enteignung ist also außerhalb des Planfeststellungsverfahrens zu entscheiden.

Im Einzelnen gilt folgendes:

Die Maßnahme E 1 stellt eine taugliche Maßnahme zur Kompensation der Beeinträchti- gung des Landschaftsbildes durch den Neubau der geplanten Trasse dar. Der Vorhaben- träger wird mit ihrer Umsetzung der strikten gesetzlichen Verpflichtung zur Kompensation nachkommen.

Der Einwender weist in diesem Zusammenhang zu Recht darauf hin, dass das geltende Bundesnaturschutzgesetz den Pool möglicher Maßnahmen schon damit vergrößert hat, dass der früher bestehende Vorrang von Ausgleichsmaßnahmen nunmehr nicht mehr be- Seite 131/230

steht. Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen sind seit Änderung des Bundesnaturschutzge- setzes gleichgestellt. Doch auch nach geltender Rechtslage bedarf jede Form der Kom- pensation im Regelfall eines funktional zu begreifenden Zusammenhangs zum Eingriff. Das heißt, dass zwischen Eingriff und Ausgleich bzw. Ersatz ein sachlich begründbarer Zusammenhang bestehen muss und der Funktionalität ein angemessener Stellenwert bei der Festlegung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen beizumessen ist. Im Hinblick auf erhebliche Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes besitzen die entsprechenden Maß- nahmen einen Vorrang vor anderweitigen Maßnahmen zur Aufwertung des Naturhaushal- tes, vorausgesetzt die Kompensation ist überhaupt möglich.

Sofern die Kompensation eines erheblichen Eingriffs in das Landschaftsbild möglich ist, wie in diesem Fall, besitzen die entsprechenden Maßnahmen generell aufgrund ihrer her- ausragenden Qualität Vorrang vor anderweitigen Maßnahmen zur Aufwertung des Natur- haushaltes. Dies führt hier nach Auffassung der Planfeststellungsbehörde im Einverneh- men mit der zuständigen Naturschutzbehörde dazu, dass eine Neugestaltung des durch das geplante Straßenbauvorhaben erheblich beeinträchtigten Landschaftsbildes nur am Ort des Eingriffs und nicht an einem beliebigen anderen Ort innerhalb des betroffenen Na- turraums erfolgen sollte. Der Neubau der B 180 führt unmittelbar zu erheblichen Beein- trächtigungen des Landschaftsbildes, die folglich auch durch eine geeignete Einbindung des Straßenkörpers in die umgebende Landschaft kompensiert werden können. Die Pflan- zung von Baumreihen entlang des neuen Straßenkörpers stellt somit gerade in der an- sonsten weitgehend ausgeräumten Agrarlandschaft ein bereicherndes Landschaftselement und darüber hinaus ein Bindeglied im Biotopverbund dar. Ein Verzicht auf jeglichen funkti- onalen Zusammenhang, bspw. durch das Ausweichen auf andere Maßnahmen an anderer Stelle (z. B. Entsiegelungsmaßnahmen, Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebens- räumen, Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen zur dauerhaften Aufwertung des Na- turhaushaltes) würde im konkreten Fall dem öffentlichen Interesse an der Kompensation nicht gerecht. Dieses setzt sich vorliegend auch gegen die hier zu berücksichtigenden ag- rarstrukturellen Belange durch und die Verpflichtung, besonders geeignete Böden für die Landwirtschaft, das Vorliegen wird hier unterstellt, nur im notwendigen Umfang in An- spruch zu nehmen. Darüber hinaus hat die Planfeststellungsbehörde der Vorhabenträgerin aufgegeben, statt der zunächst geplanten Bäume I. Ordnung, solche der Kategorie II zu pflanzen. So wird die befürchtete Beeinträchtigung durch eine mögliche Verschattung mi- nimiert.

Durch die Planung der Maßnahme in unmittelbarer Nachbarschaft zur Trasse sind die Pflanzungen größtenteils auf den ohnehin technisch erforderlichen Böschungen und dar- über hinausgehende Pflanzmaßnahmen nur punktuell und auf ein Minimum begrenzt vor- Seite 132/230

gesehen. Müssten diese Maßnahmen an anderer Stelle entstehen, wäre der Flächenbe- darf also insgesamt bei gleichbleibendem Kompensationsumfang größer.

Im Übrigen stellt der in der Einwendung dargelegte Sachverhalt nach Ansicht der Planfest- stellungsbehörde keine unzumutbare Sondersituation dar. Straßenbäume gehören übli- cherweise zum Landschaftsbild. Insofern sind Anrainer einer Straße allgemein auch mit Bäumen konfrontiert. Da die Baumreihen straßenbegleitend und nicht inmitten zusammen- hängender Ackerschläge angelegt werden sollen, sind keine wesentlichen Erschwernisse bei der Bewirtschaftung zu erwarten. Auch die straßenbegleitenden Bäume leisten einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt und entfalten auch günstige Wirkungen auf das Lokal- klima. Damit stehen Baumreihen auch im Zusammenhang mit der Sicherung leistungsfähi- ger Agrarökosysteme (Minderung Erosion, Habitatstrukturen für bestäubende Insekten etc.).

Die Planfeststellungsbehörde hat vorliegend auch geprüft, ob die Inanspruchnahme der Grundstücke erforderlich ist. Das ist dann der Fall, wenn Flächen, die im Eigentum der öf- fentlichen Hand stehen und die gleiche Eignung aufweisen, nicht zur Verfügung stehen. So liegt es hier.

Auch der von Seiten des Einwenders angesprochene Planungsgrundsatz nach § 200a Satz 2 BauGB wurde im vorliegenden Verfahren, ungeachtet der Frage, ob dieser hier ein- schlägig ist, beachtet. Danach ist ein unmittelbarer räumlicher Zusammenhang zwischen Eingriff und Ausgleich nicht erforderlich, soweit dies mit einer geordneten städtebaulichen Entwicklung und den Zielen der Raumordnung sowie des Naturschutzes und der Land- schaftspflege vereinbar ist. Die Planfeststellungsbehörde hat den Sachverhalt geprüft und kommt zu dem oben angeführten Ergebnis. Da es hier um die Kompensation einer erhebli- chen Beeinträchtigung des Landschaftsbildes geht, kommt es nach Ansicht der Planfest- stellungsbehörde gerade darauf an, die Kompensation am Ort des Eingriffs vorzunehmen (vgl. allgemein zu Kompensationskonzepten, die auch Ersatzmaßnahmen möglichst tras- sennah zur optimalen Kompensation vorsehen BVerwG, Urt. v. 24.3.2011, Az.: 7 A 3/10, bei juris Rn. 68).

Hinsichtlich der befürchteten Verschattung der angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen und den dadurch befürchteten Ertragsausfall wird auf die Nebenbestimmung in Teil A Kapitel VII Punkt 4.13 verwiesen. Danach sind Bäume der Kategorie II zu pflanzen, statt der ursprünglich von Seiten der Vorhabenträgerin vorgesehenen Bäume I. Ordnung.

Soweit hiermit aus Sicht des Einwenders dieser Teil der Einwendung sich nicht erledigt haben sollte, wird ergänzend auf Folgendes hingewiesen: Das das Nachbarschaftsgesetz Seite 133/230

(NbG) vom 13.11.1997 (GVBl. LSA S. 958), zuletzt geändert durch Gesetz von 18.05.2010 (GVBl. LSA S. 340) sieht gemäß § 35 Abs. 2 NbG für Anpflanzungen außerhalb der im Zu- sammenhang bebauten Ortsteile ein Grenzabstand von 1 Meter vor. Dieser wird eingehal- ten. Zum anderen ist zu berücksichtigen, dass sich der Sonnenstand im Verlauf des Tages verändert und es somit nie zu einer dauerhaften Verschattung der Flächen kommt. Da nunmehr auf das Vorbringen des Einwenders hin sehr viel kleinere Bäume zum Einsatz kommen, kann davon ausgegangen werden, dass eine merkliche Minderung des Ertrags durch Verschattung, die unzumutbar sein könnte, nicht eintreten wird.

Wie bereits unter Punkt a) dargestellt, sehen der Landesentwicklungsplan und die Regio- nalen Entwicklungspläne im Bereich dieser Maßnahme Vorranggebiete für Landwirtschaft nicht vor. Ungeachtet dieser Tatsache ist aber unbestritten, dass die Landwirtschaft in die- sem Raum nicht zuletzt aufgrund der besonderen Qualität der Böden einen hohen Stel- lenwert besitzt. Dies wird auch dadurch deutlich, dass die Bereiche um Aschersleben zu den Vorbehaltsgebieten für Landwirtschaft gehören. Dieser Bedeutung ist sich die Plan- feststellungsbehörde bewusst. Dennoch ist die Inanspruchnahme der landwirtschaftlichen Flächen für die beschriebene Maßnahme im Ergebnis unter Abwägung der zu berücksich- tigenden Belange, wie soeben begründet, rechtens. Die Planung entspricht somit auch den Voraussetzungen des § 15 des Landwirtschaftsgesetzes Sachsen-Anhalt (LwG LSA) vom 28.10.1997 (GVBl. LSA S. 919), zuletzt geändert durch Gesetz vom 10.12.2010 (GVBl. LSA S. 567). Danach darf nur in begründeten Ausnahmefällen landwirtschaftlich genutzter Boden der Nutzung entzogen oder in der landwirtschaftlichen Nutzung beschränkt werden. Dies ist im vorliegenden Fall gegeben. Zur Begründung wird auf obige Ausführungen ver- wiesen. c) Der Einwender bezweifelt, dass die Maßnahmen der Oberflächenentwässerung zum Auf- fangen des anfallenden Oberflächenwassers ausreichen.

Der Einwendung wird entsprochen.

Die Oberflächenentwässerung wurde überprüft. Das Entwässerungskonzept wurde im Er- gebnis überarbeitet. Es wird auf die geänderte Planunterlage 7, Blatt 3A, 8A, Planunterlage 8, Blatt 3A, 8A, Planunterlage 10.2 und 13 verwiesen. d) Der Einwender fordert die Errichtung von Lärmschutzwänden für die Ortslage Westdorf. Er befürchtet, dass der Verkehr auf der geplanten Trasse zu einer unzulässigen Lärmbelästi- gung führen werde. Er sei als Eigentümer eines Grundstückes, das u. a. mit Wohnhäusern bebaut sei, betroffen. Der Einwender trägt vor, dass die in den Planunterlagen hinterlegten Berechnungen des Lärms fehlerhaft seien. So sei die sehr ortstypische Windsituation nicht Seite 134/230

richtig erfasst. Außerdem seien die Messpunkte in der Ortslage Westdorf willkürlich ge- wählt und entsprächen nicht den tatsächlichen Gefährdungspunkten. In der Unterlage 11.4 seien außerdem bestimmte Wohngebiete nicht enthalten.

Die Einwendung wird als unbegründet zurückgewiesen.

Richtig ist, dass die Karte in der Planunterlage 11.4 fälschlicherweise nicht die angespro- chene Wohnbebauung erfasst. Nach Aufforderung durch die Planfeststellungsbehörde hat die Vorhabenträgerin die Karte aktualisiert. Sie ist nunmehr in geänderter Form Bestandteil der Planunterlage. Auf die Planunterlage 11.4, Blatt 1 A sei verwiesen.

Dieser Fehler hatte jedoch keinen Einfluss auf die Berechnungsergebnisse der schalltech- nischen Untersuchung. Die Planfeststellungsbehörde verweist auf die Ausführungen der Vorhabenträgerin im Schreiben vom 30.01.2012 und auf die im Erörterungstermin am 10.10.2012 gegebenen Erläuterungen. Die schalltechnische Untersuchung wurde nach den geltenden Regeln und auf Grundlage der tatsächlichen Gegebenheiten erstellt. Auf- grund der Entfernung der geplanten Trasse zur schutzwürdigen Bebauung wurden ohnehin Berechnungspunkte an den der Trasse am nächsten liegenden Gebietsnutzungsgrenzen gesetzt, wobei die Gebietsnutzungen nicht in Frage gestellt wurden. Einzelobjekte wurden nicht berechnet, sondern verschiedene Immissionsorte an den der Trasse am nächsten liegenden Gebietsnutzungsgrenzen. Bei dem am nächsten zur Trasse liegenden Punkt am Rande einer Nutzung wurde ein Pegel von 44 dB(A) tags und 36 dB(A) nachts errechnet. Beide liegen deutlich unterhalb der rechtlich vorgegebenen Immissionsgrenzwerte, ab de- nen Schallschutzmaßnahmen zu ergreifen sind. Diese liegen für Wohngebiete tags bei 59 dB(A) und nachts bei 49 dB(A). Diesbezüglich wird verwiesen auf die Ausführungen unter Teil C, Kapitel IX Punkt 4. dieses Beschlusses. Das im Eigentum des Einwenders stehen- de Grundstück liegt weiter von der Trasse entfernt als der genannte Berechnungspunkt. Eine Lärmbetroffenheit, die sich außerhalb der genannten Grenzen bewegt, kann ausge- schlossen werden.

Die berechneten Beurteilungspegel gelten für leichten Wind (etwa 3 m/s) von der Straße zum Immissionsort. Die Berechnungsmodalitäten gehen grundsätzlich von einer „mit-Wind- Situation“ aus, immer von der Straße zur schutzwürdigen Bebauung. Demnach weisen sie zur Sicherheit im Durchschnitt etwas höhere Pegelwerte aus als die möglicherweise tat- sächlich vorhandenen – zugunsten der betroffenen Bürger.

Für die Errichtung von Lärmschutzwänden besteht dann, wenn die festgelegten Grenzwer- te nicht durch ein Vorhaben überschritten werden, keine Rechtsgrundlage und damit auch Seite 135/230

nicht die haushaltsrechtliche Befugnis, solche Maßnahmen zu finanzieren. Die Forderung muss folglich zurückgewiesen werden. e) Der Einwender führt weiter an, dass durch die Bauarbeiten und die geplante Trasse im Prinzip sämtliche für ein in seinem Eigentum stehenden und verpachteten Pferdegestüt ausschlaggebenden Reit- und Wanderwege dauerhaft abgeschnitten seien und die Ge- werbeausübung damit unmöglich gemacht werden. Damit würde sein Eigentum an Wert verlieren und die Rahmenbedingungen für die Vermietbarkeit seiner Wohnhäuser bzw. die Verpachtbarkeit des Gestüts sich verschlechtern.

Der Einwand wurde geprüft und als unbegründet zurückgewiesen.

Der Reitbetrieb wird während der Bauausführung weiterhin möglich sein. Die Brückenbau- stelle wird derart gesichert, dass ein zumindest eingeschränkter Reitbetrieb gewährleistet ist. Da der als Baustraße zu nutzende Wirtschaftsweg auch während des Brückenbaus zur Erschließung der Flächen südlich des Bauwerks benötigt wird, ist im Rahmen der Bau- durchführung eine Sicherung des zu unterführenden Weges erforderlich. Die Sicherung er- folgt so, dass landwirtschaftliche Fahrzeuge diesen Bereich problemlos befahren können, also mindestens in den Abmessungen eines Bauwerks (Nutzbreite 5,50 m, lichte Höhe 4,50 m). Neben aktiven Bauphasen wird es auch solche geben, in denen kaum Verkehr auf der Baustraße sein wird.

Sämtliche durch den Bau der B 180n unterbrochenen Wirtschaftswege werden wieder an das vorhandene Wegenetz angeschlossen. Eine dauerhafte Abschneidung der Reit- und Wanderwege ist hier nicht gegeben.

Sofern die Belange des Pächters geltend gemacht werden bzw. zu eigen gemacht werden sollen, ist dieser Einwand als unzulässig zurückzuweisen.

Das Gewerbe für die Pferdepension wird durch den Pächter ausgeübt. Im Übrigen ist der Pächter ebenfalls als Einwender im Verfahren aufgetreten. Insofern sind die Belange des Pächters im Planfeststellungsverfahren geprüft und berücksichtigt worden.

Eine zu entschädigende Minderung des Verkehrswertes eines Grundstückes ist grundsätz- lich dann gegeben, wenn entweder ein Teil des Grundstücks von der Maßnahme in An- spruch genommen wird und das Restgrundstück dadurch erhöhten Belastungen ausge- setzt und nur noch eingeschränkt nutzbar ist, oder wenn sonst – etwa durch Immissionen – in unzumutbarer Weise unmittelbar auf das Grundstück dergestalt eingewirkt wird, dass ein im Sinne des Enteignungsrechts schwerer und unerträglicher Eingriff in die Substanz vor- Seite 136/230

liegt, oder bereits einfachrechtliche Entschädigungsvorschriften, wie insbesondere § 42 BImSchG oder § 74 Abs. 2 Satz 3 VwVfG greifen.

Alles dies ist hier nicht der Fall. Es wird vorhabenbedingt – wie bereits oben erwähnt – zu keiner Überschreitung von Lärmgrenzwerten kommen. Vielmehr werden die Lärmgrenz- werte der Lärmschutzverordnung durchgängig eingehalten. Darüber hinaus wird das Grundstück auch nicht vorhabenbedingt in Anspruch genommen.

Auch besteht für eine Entschädigung für sonstige ggf. entstehende Wertminderungen kei- ne Rechtsgrundlage. Sie sind als Sozialbindung des Eigentums nach Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG hinzunehmen. Derartige Wertminderungen wären angesichts des mit dem Vorhaben verbundenen bedeutenden öffentlichen Interesses auch unter Abwägungsgesichtspunkten hinzunehmen, zumal durch die mit dem Bau der B 180n verbundenen Vorteile der Raum- erschließung sowie der Entlastung von Innerortslagen auch positive Entwicklungen zu er- warten sind.

11.3 Einwender E 4 Erörterungstermin am 10.10.2012

Der Einwender hat mit Schreiben vom 26.10.2012 und hierzu ergänzend durch seine an- waltliche Vertretung vom 30.01.2013, 07.11.2013 und 07.11.2014 die nachstehend zu be- handelnde Einwendung erhoben.

Der Einwender ist Pächter eines Pferdepensions- und Ausbildungsbetriebes in der Ort- schaft Westdorf. Haupteinnahmequelle des Betriebes ist die Pferdepension. Hier mieten sich Pferdebesitzer, die selbst nicht über eigene Stallungen verfügen, im Betrieb des Ein- wenders ein. In der Regel werden zwischen 20 und 25 Pferden durch den Einwender ver- sorgt, von den Eigentümern aber grundsätzlich selbst geritten und bewegt. Der Erlös aus dem Reitunterricht spielt im Gegensatz zu den Einnahmen aus der Pferdepension eine un- tergeordnete Rolle.

Der Einwender ist der Auffassung, dass die geplanten Baustraßen zum Brückenbauwerk die bisherigen Reitwege von seinem Gestüt in Richtung Einetal erhebliche einschränke und dadurch den Reitbetrieb gefährde. Er weist darauf hin, dass die Konfrontation der Rei- ter mit Baumaschinen, viele davon Reitschüler, große Risiken bürge.

Darüber hinaus würde aufgrund der Brückenbaustelle der Weg ins Einetal abgeschnitten. Bei einer geschätzten Bauzeit von 3 Jahren würde ein Großteil seiner Kunden diese Ein- schränkungen nicht hinnehmen und sich nach anderen Unterbringungsmöglichkeiten für Seite 137/230

ihre Pferde umsehen, da aufgrund der Baumaßnahme die reiterliche Betätigung nahezu vereitelt würde. Er rechne mit einem Verlust von ca. 70 % aller Einstellerverträge. Dadurch werde er in seiner Existenz gefährdet.

Die Vorhabenträgerin führt in ihrer Gegenstellungnahme vom 30.01.2012 aus, dass zur Er- richtung der Stützpfeiler, der Brücke selbst und der Betriebszufahrt über die Eine, die in den Planungen vorgesehenen Baustraße erschlossen werden müsse. Andere Erschlie- ßungswege hätten sich nicht gefunden. Der Transport der Baumaterialien über die Trasse sei aufgrund der Bedeutung der Talhänge als Lebensraum für geschützte Tierarten, sowie den Eingriff in den Gehölzbestand des Einetals nicht möglich. Zudem seien die Steigungs- verhältnisse an den Hängen für Baufahrzeuge insbesondere während Schlechtwetterperi- oden sehr problematisch. Die Vorhabenträgerin bietet jedoch eine Querung im Baustellen- bereich an. Zu diesem Zweck werde eine Einhausung errichtet, die es Radfahrern, Wan- derern und auch Reitern ermöglicht, die Baustelle zu passieren und das Einetal zu errei- chen.

Auch im Erörterungstermin vom 10.Oktober 2012 konnte zu den wesentlichen Punkten keine Einigung erzielt werden. Zwar sagte die Vorhabenträgerin zu, dass der geplante Durchgang unter dem Brückenbauwerk noch angepasst werden könne. So könnten z.B. die lichte Höhe von 2 m noch verändert werden, soweit dies technologisch machbar ist und die Art der Einhausung könnte im Vorfeld mit dem Einwender abgestimmt werden. Zudem wurde dem Einweder die Möglichkeit eingeräumt, an den wöchentlichen Baube- sprechungen teilzunehmen, um auf die anstehenden Beeinträchtigungen jeweils rechtzeitig reagieren zu können und den Reitbetrieb entsprechend darauf einzustellen. Hierzu wurde eine Nebenbestimmung unter Teil A, Kapitel VII, Punkt 2.4 aufgenommen. An der Baustraße an sich hält die Vorhabenträgerin jedoch weiter fest.

Daraufhin beantragte der Vertreter des Einwenders einen Vor-Ort-Termin. Hierbei sollte zusammen mit der Vorhabenträgerin und der Planfeststellungsbehörde vor Ort geklärt werden, ob eine andere Alternative zur bisherigen Baustraße gefunden werden kann.

Der Termin fand am 05.06.2013 zuerst auf dem Gelände des Einwenders statt. Dort erläu- terte die Vorhabenträgerin die nunmehr vorgesehene Einhausung beim Bau der Einetal- brücke. Um den Durchgang für Pferde mit Reiter besser passierbar zu gestalten, soll die Durchgangshöhe nunmehr 4,50 x 5,00 m betragen. Um Irritationen der Pferde zu vermei- den, werden keine Folien zur Einhausung verwendet. Bei der anschließenden Vor-Ort- Begehung wurden einwenderseits zwei weitere Möglichkeiten für die Anlage einer Baustraße aufgezeigt.

Seite 138/230

Die Planfeststellungsbehörde hat daraufhin der Vorhabenträgerin aufgegeben, diese Vor- schläge zu prüfen. Das Ergebnis hat sie der Planfeststellungsbehörde vorgelegt.

Dabei handelt es sich um die Alternative 1, die Alternative 1.1 und die Alternative 2.

Baustraße nördlich des Kalkberges mit Verbindung zur B 180a (Alternative 1) Von der B 180a kommend verläuft ein vorhandener Feldweg in Richtung Eine-Tal. Bei Bau-km 5+166 quert der Weg die Trasse der Ortsumgehung im Bereich Bauwerk 3. Er wird mit dem Bauwerk 3 überführt. Der Weg verläuft weiter nördlich des Kalkberges, quert einen vorhandenen Waldbestand und mündet auf einen vorhandenen Radweg im Eine-Tal südlich des Kalkberges. In der Ortsbegehung wurde vorgeschlagen, den Weg nördlich am Waldgebiet vorbei zu verlängern und direkt in das Eine-Tal zu trassieren, um von dort aus das Bauwerk 2 zu erreichen. Die Baulänge für die Alternative 1 betrüge ca. 2.730 m. Zwi- schen Bau-km 0+490 und 0+700 wären Steigungen von bis zu 27 % zu überwinden. Eine Längsneigung von max. 10 % wäre für die Baustraße anzustreben. Der Bereich der maxi- malen Steigung (östliche Böschungskante des Eine-Tals) tangiert ein nach § 22 NatSchG LSA geschütztes Magerrasenbiotop. Bei Errichtung der Baustraße auf dieser Trasse wären die ungünstigen Steigungsverhältnisse auszugleichen. Im Bereich der geschützten Fläche wäre ein Einschnitt herzustellen, die Breite des Einschnitts würde erheblich von der vor- handenen Wegebreite abweichen. Es wäre mit einem Flächenverbrauch von ca. 14.600 m2 zu rechnen, wobei ca. die Hälfte der Fläche dem vorhandenen Wirtschaftsweg entspricht. Zwischen Bau-km 0+470 und 0+500 wäre zudem ein Feldgehölz in Trassenbreite zu ro- den.

Baustraße südlich des Kalkberges mit Verbindung zur B 180a (Alternative 1.1) Von der B 180a kommend verlauft die Alternative 1.1 zunächst auf derselben Trasse wie die Alternative 1. Ca. 750 m westlich des Bauwerkes 3 führt die Trasse auf einem vorhan- denen Weg direkt in das Eine-Tal. Im Talgrund wäre parallel zur örtlichen Hangkante ein Wirtschaftsweg neu anzulegen. Die Baulänge für diese Alternative betrüge ca. 2.540 m. Zwischen Bau-km 0+300 und 0+350 treten (in Stationierungsrichtung) Gefälle von bis zu 17 % auf. Im weiteren Verlauf fällt das Gelände zwischen Bau-km 0+530 und 0+550 erneut um ca. 19 % bevor es zwischen Bau-km 0+790 und 0+920 um bis zu 29 % ansteigt. Im weiteren Verlauf bis zur B 180a verläuft der Anstieg in moderaten Größenordnungen, die ohne Schwierigkeiten zu beherrschen wären. Der Bereich der maximalen Steigung (Bau- km 0+760 bis 0+920) verläuft durch ein Feldgehölz. Auf einer Länge von 500 m (Bereich Talgrund) wäre der Wirtschaftsweg neu anzulegen. Der Flächenverbrauch für den komplet- ten Wirtschaftsweg würde bei ca. 15.600 m2 liegen, wobei ca. 1/3 der Fläche auf den vor- handenen Weg entfallen.

Seite 139/230

Baustraße von der L 228 mit Eine-Querung in Richtung Bauwerk 2 (Alternative 2) Von der L 228 südlich von Westdorf zweigt ein vorhandener Feldweg in das Eine-Tal ab. Die Eine wird mittels einer Furt gequert und endet am vorhandenen Radweg Westdorf – Welbsleben. Die Alternative 2 zweigt nach der Querung der Furt vom vorhandenen Weg in Richtung Norden zum Bauwerk 2 ab. Die Baustraße verliefe ab diesem Punkt auf der Trasse der Alternative 1.1. Die Baulänge betrüge ca. 830 m. Etwa 100 m davon sind mit einem vorhandenen Weg identisch. Etwa 730 m Wegelänge wären neu zu errichten. Zwi- schen Bau-km 0+270 und 0+300 sowie zwischen 0+480 und 0+520 treten Steigungen von maximal 19 % auf. In diesen Bereichen wäre die Herstellung von Einschnitten zur Verbes- serung der Steigungsverhältnisse erforderlich. Der Flächenverbrauch betrüge für die Alter- native 2 ca. 4.700 m2. Um als Baustraße ertüchtigt zu werden, wäre die Furt in der Eine durch ein Brückenbauwerk zu ersetzen.

Auch im Ergebnis dieser Prüfung, hält die Vorhabenträgerin an der bisherigen Baustraße fest, so dass es einer Entscheidung durch die Planfeststellungsbehörde bedarf.

Diese hat geprüft, ob eine Alternativführung für die Baustraße der bisher geplanten Baustraße vorzugswürdig ist. Dabei hat sie die Vor- und Nachteile der verschiedenen Vari- anten gegeneinander abgewogen, wobei auch betrachtet wurde, ob die Varianten der Vor- habenträgerin zumutbar im Sinne einer finanziellen als auch bautechnologischen Betrach- tung sind, ob andere Belange - insbesondere der Natur- und Landschaftsschutz- stärker betroffen sind und zuletzt, ob Dritte durch eine Baustraßenvariante unverhältnismäßig mehr belastet werden. Auf der anderen Seite wurden die Vorteile für den Einwender und seinen Betrieb durch eine Verlegung in die Abwägung einbezogen.

Dass es einer Baustraße zu Errichtung des Brückenbauwerkes bedarf, wird nicht bestrit- ten. Die Vorhabenträgerin hat zur Überzeugung der Planfeststellungsbehörde dargelegt, dass die vorhandene Trasse nicht zum Transport der für den Brückenbau benötigten Mate- rialien genutzt werden kann.

Die geprüften Varianten sind, um die vorhandenen Wege als Baustraße zu ertüchtigen, recht aufwendig. Dies liegt zum einen an den zum Teil sehr starken Steigungen, die bei den Varianten 1 und 1.1 anzutreffen sind und umfangreiche Bauarbeiten zur Anlage von Dammbauwerken und Einschnitten notwendig machen, um die Gradiente mit Längsnei- gungen von ca. 10 % zu erhalten. In diesen Bereichen müssten die Wege zusätzlich gesi- chert werden, dass sie von Baumaschinen und anderen für den Brückenbau benötigten Fahrzeugen bei jeder Wetterlage befahren werden können. Dazu wäre auch eine Verbrei- terung des Weges vonnöten, welche – auch im Zusammenspiel mit den Befestigungsmaß- nahmen – eine Beeinträchtigung geschützter Biotopstrukturen mit sich brächte. Dieser Seite 140/230

Eingriff wiederum müsste durch landschaftspflegerische Maßnahmen ausgeglichen wer- den.

Dies bedeutet einen erheblichen baulichen Mehraufwand als bei der bisher vorgesehenen Variante, die fast ausschließlich auf einem vorhandenen landwirtschaftlichen Weg und in Tallage verläuft.

Zudem ist bei den Varianten 1 und 1.1 ein erheblich stärkerer Eingriff in Natur und Land- schaft zu erwarten. Gerade das landschaftlich reizvolle und naturschutzfachlich wertvolle Einetal mit seinen Biotopstrukturen für Flora und Fauna ist besonders zu schützen. Der Eingriff in Natur und Landschaft durch die Varianten 1 und 1.1 und die zu befürchtenden Störungen der Tierwelt müsste durch Schutz- und Kompensationsmaßnahmen vermieden bzw. ausgeglichen werden. Dazu müsste die Vorhabenträgerin das im landschaftspflegeri- schen Begleitplan ausgearbeitete Kompensationskonzept vollständig überarbeiten und an- passen. Zwar wird ein Ausgleich möglich sein, zur Umsetzung der Kompensationsmaß- nahmen müsste die Vorhabenträgerin jedoch vermutlich auf weitere Flächen Dritter, vor- nehmlich landwirtschaftliche Flächen, zurückgreifen.

Dahingegen würde die Variante 2 keine größeren Erdbauarbeiten erfordern. Sie ist zudem die kürzeste Trasse und eine Beeinträchtigung von Biotopen geht von ihr nicht aus. Aller- dings müsste hier ein Brückenbauwerk neu errichtet werden, da die vorhandene Brücke den zu erwartenden Belastungen durch die Baumaschinen nicht standhält. Mit einem Brü- ckenneubau gehen erhebliche Mehrkosten einher, die für die nur vorübergehende Nutzung als Baustraße nicht angemessen scheinen. Des Weiteren würde sich der Bau einer weite- ren Brücke im Überflutungsbereich der Eine nachteilig auf das Abflussverhalten der Eine auswirken, da Brückenbauwerken bei Hochwässern stets die Gefahr der Verklausung ber- gen. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht sowie aufgrund des erheblichen finanziellen Mehr- aufwandes ist diese Variante abzulehnen.

Neben der befürchteten Flächeninanspruchnahme für naturschutzpflegerische Maßnah- men müssten für die Ertüchtigung der vorhandenen Wege der Varianten 1 und 1.1 als Baustraße Flächen Dritter in Anspruch genommen werden. Dieser Belang wirkt schwer, denn auch wenn erhöhte Kosten und ein größerer Bauaufwand unter Umständen zuguns- ten des Einwenders überwunden werden könnten, müsste dennoch eine Prognose zur Be- triebsausübung des Einwenders den tatsächlichen Flächenentzug Dritter deutlich überwie- gen. Die Gründe zugunsten des Einwenders wiegen aber nach Auffassung der Planfest- stellungsbehörde nicht so schwer, dass sie eine Lageveränderung der Baustraße rechtfer- tigen können (s.u.).

Seite 141/230

Die Planfeststellungsbehörde kommt daher zu dem Ergebnis, dass die vorgeschlagenen alternativen Trassenführungen der Baustraße zum Bauwerk 2 aus Gründen der Wirtschaft- lichkeit, der ökologischen Verträglichkeit und der Mehrbelastung durch Flächenentzug Drit- ter nachteilig sind. Alle in diese Betrachtung eingestellten Belange führen dazu, dass die geplante Baustraße vorzugswürdig ist.

Dem steht auch die Geltendmachung der Existenzgefährdung nicht entgegen.

Der Einwand wird zurückgewiesen.

Eine Existenzgefährdung entsteht durch das Vorhaben für die Pferdepension des Einwen- ders zur Überzeugung der Planfeststellungsbehörde aus den nachstehenden Gründen nicht.

Im Einzelnen: Der Einwender ist Pächter des Betriebes, für den die Existenzgefährdung geltend gemacht wird. Seine Pächterstellung hindert ihn aber nicht an der Geltendmachung dieses Belan- ges, denn auch als Pächter ist er grundsätzlich befugt, den Einwand der Existenzgefähr- dung geltend zu machen.

Eine nähere Auseinandersetzung mit dem Einwand der Existenzgefährdung wäre für die Planfeststellungsbehörde aber dann bereits entbehrlich, wenn die für das Vorhaben strei- tenden Belange so gewichtig sind, dass das Vorhaben auch um den Preis einer Existenz- gefährdung oder Existenzvernichtung des betroffenen Betriebes verwirklicht werden soll (vgl. Urteil vom 27. März 1980 BVerwG 4 C 34.79).

Ein solch gewichtiger Belang stellt die Einstufung des Vorhabens im Bundesverkehrs- wegeplan in den „vordringlichen Bedarf" dar. Der Bundesverkehrswegeplan ist Grundlage für die Planung aller Verkehrsvorhaben Deutschlands. Er soll die Investitionen des Bundes in seine Verkehrswege für einen Zeitraum von 15 Jahren festlegen. Die im Bundesver- kehrswegeplan vorgeschlagenen Projekte werden weitgehend in gesetzliche Bedarfspläne übernommen. Darin beschließt der Bundestag, für welche Verkehrsprojekte des Bundes er einen Bedarf sieht, und nach welchen Dringlichkeiten sie gebaut werden sollen. Grundlage für die Entscheidung über die Aufnahme von Bauprojekten in den Bundesverkehrswege- plan ist eine aufwändige Bewertungsmethodik, die bei jedem Bundesverkehrswegeplan ak- tualisiert wird.

Der Verkehrswegeplan entfaltet zwar keine unmittelbaren rechtlichen Wirkungen, aller- dings sollen nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerich- Seite 142/230

tes die Bedarfsfeststellungen im Bundesverkehrswegeplan als eine der wenigen überörtli- chen Planungen im Rahmen der Abwägung nach § 17 Bundesfernstraßengesetz (FStrG) dahingehend bindend sein, dass im Rahmen der Planfeststellung ein fehlender Bedarf nicht angenommen werden sollte.

Das durch diesen Beschluss festzustellende Vorhaben hat den Status des „vordringlichen Bedarfs“. Damit ist die Bedeutung und Wichtigkeit des Vorhabens dargetan. Unter Zu- grundlegung dieser Rechtsprechung würde der Verwirklichung des Straßenneubaus der B 180 demzufolge auch eine mögliche Existenzgefährdung des Einwenders nicht entgegen- stehen. Dennoch sieht die Planfeststellungsbehörde die Prüfung einer möglichen Exis- tenzgefährdung grundsätzlich als ihre Aufgabe an und hat summarisch geprüft, ob eine Existenzgefährdung für den Betrieb des Einwenders vorliegen könnte.

Dazu hat sie die betrieblichen Jahresabschlüsse des Betriebes der Jahre 2010 bis 2012 herangezogen, die der Einwender zur Untermauerung seines Einwandes vorgelegt hat. Darin sind die steuerlichen Gewinne dieser Jahre ausgewiesen, die Grundlage der Prüfung einer möglichen Existenzgefährdung sind.

Aufgrund dieser Gewinne stellte sich für die Planfeststellungsbehörde bereits vor Prüfung der eigentlichen Existenzgefährdung die Frage, ob der Betrieb des Einwenders im be- triebswirtschaftlichen Sinne bereits zum jetzigen Zeitpunkt – gänzlich ohne den Bundes- straßenneubau – lebensfähig im Sinne einer Existenzsicherung ist. Bei Betrieben, die oh- nehin nicht lebensfähig sind -den Eingriff durch das Vorhaben hinweggedacht- ist eine vor- habenbedingte Existenzgefährdung nämlich regelmäßig zu verneinen. (so OVG Lüneburg, Urteil vom 16. September 2004- 7 LB 371/01- NuR 2005, 119 <120>. Dasselbe gilt auch bei einer zukünftigen Betriebsentwicklung, die noch nicht konkretisiert ist und sich im Wege der Prognose nicht hinreichend sicher abschätzen lässt (Urteile vom 28. Januar 1999- BVerwG 4 A 18.89 und vom 18. März 2009- BVerwG 9 A 35.07).

Eine langfristige Existenzgefährdung eines Betriebes ist danach zu beurteilen, ob er außer einem angemessenen Lebensunterhalt für den Betriebsleiter und seine Familie ausrei- chende Rücklagen für die Substanzerhaltung und für Neuanschaffungen erwirtschaften kann. Ab einem bestimmten Jahresgewinn dürfte jedenfalls ein existenzfähiger Voller- werbsbetrieb vorliegen (vgl. zur Bestimmung BayVGH 30.10.2007 Az. 8 A06.40024 (RdNr.240)).

Die Planfeststellungsbehörde ist der Auffassung, dass von einer vorhabenbedingten, d. h. erst durch das Vorhaben ausgelösten Existenzgefährdung, nicht auszugehen ist.

Seite 143/230

Zumindest für das Jahr 2012 sprechen die Umstände, dokumentiert durch die vorgelegten Aufstellungen, dafür, dass der Betrieb nicht lebensfähig ist, da das Erwirtschaftete abzüg- lich der Kosten den Lebensunterhalt einer vierköpfigen Familie unter Zugrundelegung der Maßstäbe des Existenzminimums nicht sichern kann.

Hier käme nämlich der Einwand der Existenzgefährdung – oder Vernichtung nur beim Vor- liegen besonderer Umstände in Betracht, analog zu den Grundsätzen einer Existenzge- fährdung von Nebenbetriebserwerben. Hierzu wurde nichts vorgetragen. Von einem exis- tenzfähigen Vollerwerb ist mithin nicht auszugehen.

Auch in den gewinnstärkeren Jahren 2010 und 2011 ist der Einwender von der durch die Rechtsprechung geforderten Untergrenze weit entfernt, so dass aus den vorgelegten Jah- resabschlüssen keine Existenzgefährdung abgeleitet wird. Auch ohne eine Beeinträchti- gung durch das Vorhaben ist die Planfeststellungsbehörde der Auffassung, dass bereits aus dem vorgenannten Grund eine vorhabenbedingte Existenzgefährdung zu verneinen ist, da es bereits zum jetzigen Zeitpunkt an einem existenzfähigen Vollerwerb fehlt.

Andererseits darf die Planfeststellungsbehörde aber auch nicht die Augen vor einer be- sonderen Art der Betriebsführung oder Bewirtschaftung verschließen, wenn diese dem In- haber für einen beachtlichen Zeitraum eine gesicherte Existenzgrundlage bietet, die seinen (möglicherweise bescheidenen) Lebensansprüchen genügt, weil er so – ungeachtet be- triebswirtschaftlicher Kategorien wie Eigenkapitalbildung und Faktorenentlohnung – schlicht „von seiner Hände Arbeit“ leben kann. Auch eine solche – immerhin – einge- schränkte Existenzgefährdung eines Betriebes ist im Rahmen der Abwägung ein zu be- rücksichtigender Belang.

Die Planfeststellungsbehörde hat - die Lebensfähigkeit des Betriebes des Einwenders un- terstellt, sich damit auseinandergesetzt, ob aufgrund des Bauvorhabens eine Existenzge- fährdung vorliegen könnte.

Dazu hat sie angenommen, dass betriebswirtschaftliche Kategorien wie Eigenkapitalbil- dung oder Faktorenentlohnung bei einem kleineren Betrieb, wie ihn vorliegend der Einwe- der führt, keine, oder nur eine untergeordnete Rolle spielt, da der Betrieb allein vom Be- triebsinhaber geführt wird.

Aber auch soweit man annähme, der Betrieb des Einwenders sei lebensfähig, ergibt sich keine Existenzgefährdung.

Seite 144/230

Der Einwender geht davon aus, sein Betrieb sei nicht überlebensfähig, da die Hauptmoti- vation der Pferdebesitzer, die ihre Pferde beim ihm eingestellt hätten, die Ausritte in das Einetal seien. Eine aktuell vorgenommene Befragung in seinem Betrieb hätte ergeben, dass mit ca. 70 % Verlust an Einstellerverträgen zu rechnen sei, da aufgrund des geplan- ten Brückenbauwerkes der Zugang in das landschaftlich reizvolle Einetal erheblich er- schwert, für manch ungeübten Reiter geradezu vereitelt würde. Hinzu käme ein erheblicher Konkurrenzdruck, da der Einzugsbereich dicht von konkurrierenden Betrieben besiedelt sei, so dass ein Ausweichen für die Pferdebesitzer ohne weiteres möglich sei.

Dieser Argumentation kann die Planfeststellungsbehörde nicht folgen. Zukünftige Betriebs- entwicklungen, wie sie der Einwender vorträgt, die noch nicht konkretisiert sind und sich im Wege der Prognose nicht hinreichend sicher abschätzen lassen, muss die Planfeststel- lungsbehörde in der Abwägung nicht berücksichtigen (vgl. BVerwG vom 28.1.1999 UPR 1999, 268; vom 18.3.2009 Az.: 9 A 35.07). Sie hat dies aber dennoch getan und sich mit dem Vortag des Einwenders auseinandergesetzt.

Die Planfeststellungsbehörde geht aber davon aus, dass die Haupteinnahmequelle des Betriebes des Einwenders, nämlich die Pferdepension, weiterhin betrieben werden kann, da die Hauptmotivation der Kunden, die Ausritte, weiterhin auch in südliche Richtung mög- lich bleiben.

Diese Annahme ergibt sich aus folgenden Gründen: Die Einschränkungen des Reitbetriebes, die aufgrund der Baumaßnahme erwartet werden, sind temporärer Natur. Der Weg ins Einetal bleibt durch den vorgesehenen Durchlass wei- terhin passierbar. Zwar ist eine Bauzeit von ca. 3 Jahren ein nicht unerheblicher Zeitraum. Beachtung finden muss aber, dass die Vorhabenträgerin alles versucht hat, um die Ein- schränkungen für den Einwender und seinen Betrieb so gering wie möglich zu halten. Die Vorhabenträgerin hat dargestellt, dass die Frequentierung mit Baufahrzeugen im erhebli- chen Maße nur an wenigen Tagen zu erwarten sei. Dies betrifft die Hauptbauphasen des Brückenbauwerkes. An allen anderen Tagen kann die Baustraße wie gewohnt durch den Reitbetrieb genutzt werden.

Um an den durch Baufahrzeuge stark frequentierten Tagen für die Reiter ein möglichst ho- hes Maß an Sicherheit zu gewährleisten, hat die Vorhabenträgerin Ausweichstellen vorge- sehen, die ein gefahrloses Ausweichen von Pferd/Reiter und Baufahrzeug möglich ma- chen. Um dem Einwand entgegenzutreten, dass an einigen Stellen die Sicht oder Einseh- barkeit des Weges aufgrund von Bäumen und Büschen nicht gegeben sei, hat die Vorha- benträgerin fünf Ausweichstellen vorgesehen. Diese haben eine Länge von 40 m und die Seite 145/230

im Kurveninnenbereich vorgesehen Stellen werden z. T. auf die Felder verschwenkt, damit eine bessere Einsehbarkeit gewährleistet werden kann.

Soweit der Einwender vorträgt, dass die Pferde Kontakt zu großen Baumaschine nicht ge- wöhnt sind und deshalb eine unbeherrschbare Gefahrensituation für die Reiter geschaffen werden, muss er sich entgegenhalten lassen, dass die jetzt ausgewiesene Baustraße als landwirtschaftlicher Weg derzeit bereits durch große landwirtschaftliche Maschinen befah- ren und diese durch die Reiter auch „beherrscht“ wird.

Da die Frequentierung des Weges auf wenige Tage beschränkt bleibt, ist es dem Einwen- der und seinen Kunden zuzumuten, soweit sie sich eine solche Begegnungssituation nicht zutrauen, an diesen Tagen in andere Richtungen auszuweichen. Da der Einwender durch die Vorhabenträgerin über den Bauablauf informiert wird, ergibt sich für ihn und seine Kun- den diesbezüglich Planungssicherheit. In diesem Zusammenhang ist auch darauf hinzu- weisen, dass es sich bei dem landwirtschaftlichen Weg um keinen Reitweg handelt. Die Benutzung dieses Weges durch Reiter ist zwar möglich, eine Vorzugsbehandlung für Rei- ter wie auf ausgewiesenen Reitwegen besteht aber hier nicht.

Soweit sich der Einwender zur Begründung der Existenzgefährdung seines Betriebes da- rauf beruft, dass sich dieser durch seine Attraktivität aufgrund der landschaftlich reizvollen Umgebung mit ungestörten Ausreitmöglichkeiten auszeichnet, ist darauf hinzuweisen, dass das Vertrauen in die unveränderte Aufrechterhaltung des Lagevorteils eines Betriebes von der Eigentumsgarantie des Art. 14 Abs. 1 GG nicht erfasst ist. Das Eigentumsgrundrecht schützt den Eigentümer, der im Vertrauen auf die Beständigkeit der Eigentumsordnung auf seinem Grundstück Werte geschaffen hat, erst gegen die Entwertung des Geschaffenen infolge einer Änderung jener Ordnung, nicht aber gegen Veränderungen der durch die La- ge und Beschaffenheit oder seiner Einbettung in die Landschaft und Natur geprägten Grundstückssituation (vgl. BVerfG vom 15.07.1981 BVerfGE 58,300/349; BVerwG vom 19.08.2004 Az. 4 A 9/04).

Dies gilt umso mehr, als Eigentümer von Außenbereichsgrundstücken jederzeit damit rechnen müssen, dass außerhalb ihres Grundstückes öffentliche Verkehrswege geplant und errichtet werden (BVerwG vom 24.05.1996 NJW 1997, 142). Dabei lässt die Planfest- stellungsbehörde nicht außer Acht, dass das Einetal für Reitausflüge eine besonders schöne Kulisse bietet und die Attraktivität des Reiterhofs des Einwenders bislang gerade auch diesen Lagevorteil bot. Dieser Lagevorteil unterliegt aber gerade nicht der Eigen- tumsgarantie des Art. 14 Abs. 1 GG, s.o.

Seite 146/230

Als weiteres Hindernis auf dem Weg ins Einetal führt der Einwender das Brückenbauwerk an. Zwar teilt die Planfeststellungsbehörde den Einwand, dass sich hauptsächlich die süd- liche Richtung für Reitausflüge anbietet, da dort das Einetal eine besonders schöne Kulis- se bietet. Der Meinung, dieses sei durch den Bau des Brückenbauwerkes jedoch nicht mehr erreichbar, kann sie sich nicht anschließen. Vielmehr wird der Wirtschaftsweg durch das Brückenbauwerk durchgeführt und bietet mit einer lichten Höhe von 4,50 m auch aus- reichend Platz, dass dieser Durchlass sogar zu Pferd passierbar sein wird.

Zwar ist der Einwand, dass Pferde nicht durch Unterführungen gehen, nicht von der Hand zu weisen. Tatsächlich haben Pferde als Fluchttiere unter Umständen Probleme, ohne wei- teres Durchgänge zu passieren. Allerdings wird es sich bei dem Durchgang nicht um ein tunnelartiges Bauwerk handeln. Die Vorhabenträgerin hat vorgesehen, den Durchgang „pferdefreunlich“ zu gestalten. So sollen die Seiten offen gestaltet und auf die geplante Einhausung verzichtet werden. Von einem Abdecken mit Planen wurde Abstand genom- men, um ein die Gefahr des Scheuens der Pferde zu minimieren. Im Zusammenspiel mit der lichten Höhe von 4,50 m verliert der Durchgang einen tunnelartigen Charakter.

Auch an anderen Standorten hat sich gezeigt, dass Pferde durchaus in der Lage sind, sol- che „Hindernisse“ zu überwinden.

Alles in allem kann der Einwand der Existenzgefährdung nicht durchgreifen und ist deshalb zurückzuweisen. Zwar sieht die Planfeststellungsbehörde durchaus, dass die geplante Baumaßnahme Einschränkungen für den Einwender und seinen Betrieb mit sich bringt. Sie ist aber der Auffassung, dass sich diese im Rahmen dessen bewegen, was von Betroffe- nen in Bezug auf die Bedeutung des zu realisierenden Bauvorhabens, verlangt werden kann.

11.4 Einwender E 5 Erörterungstermin am 10.10.2012

Der o. g. Einwender hat mit Schreiben vom 04.11.2011 die nachstehend im Einzelnen be- handelten Einwendungen erhoben. a) Der Einwender fordert, dass die Vorhabenträgerin dafür Sorge zu tragen hat, dass durch die Straße aufgestautes abfließendes Oberflächenwasser unschädlich für die benachbarte landwirtschaftliche Nutzfläche abgeleitet wird.

Der Forderung wird entsprochen.

Seite 147/230

Es wird auf die geänderte Planunterlage 1, Blatt 66A und 67A, Planunterlage 7, Blatt 3A und 8A sowie Planunterlage 8, Blatt 3A und 8A und die Planunterlage 13, Blatt 5A und 11A verwiesen. b) Der Einwender fordert, dass im Bereich des westlichen Beginns der Brücke über das Eine- tal der Wirtschaftsweg 2.1 eine Wendemöglichkeit erhält, die einem LKW mit Sattelauflie- gern ein Wendemanöver ermöglicht. Weiterhin sollte der Wirtschaftsweg nördlich der B 180, beginnend an der L 228 und davon östlich verlaufend bis zur Brücke über das Einetal, mit einer Traglast von 11 Tonnen je Achse ausgebaut werden. Auch müsste den Bewirt- schaftern des Niederungsgebietes der Eine die landwirtschaftliche Nutzung der Baustraße zu den agrotechnisch erforderlichen Terminen mit der jeweiligen Landtechnik uneinge- schränkt möglich sein, um südlich der B 180 die Bewirtschaftung fortsetzen zu können.

Die Einwendung wird zurückgewiesen soweit ihr nicht entsprochen wird.

Am Bauende des Wirtschaftsweges 2.1 ist im Bereich des Widerlagers eine Wendeanlage vorgesehen, die jedoch nicht von LKW mit Sattelaufliegern genutzt werden kann. Der Wirt- schaftsweg dient in erster Linie als Zuwegung zum Bauwerk zur Erreichbarkeit des westli- chen Widerlagers – im Rahmen von Brückenkontroll- und Wartungsarbeiten. Die Mitbenut- zung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge ist möglich, jedoch nicht vordringlich für diesen Weg ausgelegt. Die verblendenden Flächen nördlich des Weges sind über die vorhande- nen Wege und Straßen erreichbar.

Der Weg nördlich der B 180 in der Gemarkung Westdorf, Flur 4 wird für eine mittlere Be- anspruchung – maßgebende Achslast beträgt 5 Tonnen – befestigt. Das gelegentliche bzw. saisonale Befahren mit Fahrzeugen mit einer Achslast von 11,5 Tonnen ist jedoch gegeben, da die Bauweise mit Betonspurbahn für hohe Achslasten geeignet ist.

Die Baustraße im Einetal verbleibt nach Beendigung der Bauarbeiten und dient als Wirt- schaftsweg. Der Wirtschaftsweg dient der Zuwegung zu den Brückenpfeilern und der War- tungsbrücke. Die Querung des Bauwerksbereiches und der Baustraße im Einetal wird dauerhaft im Bereich des Widerlagers Ost ermöglicht. Von einem Abzweig des Wirt- schaftsweges 2.2 sind die Flächen südlich des Bauwerks ständig für den Bewirtschafter der Flächen erreichbar.

Da der als Baustraße zu nutzende Wirtschaftsweg auch während des Brückenbaus zur Er- schließung der Flächen südlich des Bauwerks benötigt wird, ist im Rahmen der Baudurch- führung eine Sicherung des zu unterführenden Weges erforderlich. Die Sicherung erfolgt Seite 148/230

so, dass landwirtschaftliche Fahrzeuge diesen Bereich problemlos befahren können, also mindestens in den Abmessungen eines Bauwerks (Nutzbreite 5,50 m, lichte Höhe 4,50 m). c) Der Einwender trägt vor, dass die Feldschläge durch die B 180 durchtrennt würden und die bisherige Zuwegung von der L 228 nicht mehr gegeben sei. Auch sei die Rübenüberlade- möglichkeit bisher von der L 228 erfolgt. Eine entsprechende Zufahrt von der B 185 bis zum südlich davon gelegenen Feldschlag sei herzustellen. Darüber hinaus sein eine befes- tigte, für LKW jederzeit befahrbare Wegstecke von mindestens 150 m Länge anzulegen und mit einem großen Wenderadius für LKW mit Sattelauflieger auszubauen.

Weiterhin fordert der Einwender eine Feldzufahrt für den Ackerschlag südwestlich des Knotens B 180n/L 228. Auch seien die entstehenden Durchtrennungschäden grundsätzlich zu entschädigen.

Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht entsprochen wird.

Die geforderte Zufahrt zum Ackerschlag westlich der B 180n/südlich der B 185 ist in Unter- lage 7 Blatt 1 bereits dargestellt und in der Unterlage 10.2 Bauwerksverzeichnis unter der lfd. Nr. 2 beschrieben. Die Kompensation von Durchtrennungsschäden ist somit nicht ge- geben.

Der Bau eines 150 m langen Wirtschaftsweges einschließlich Wendeanlage zum Abtrans- port der Rüben wird zurückgewiesen. Die Vorhabenträgerin ist verpflichtet, Ackerzufahrten, die durch die Baumaßnahme verdrängt werden, in gleicher Breite und Befestigung zu er- setzen. Ein Anspruch auf höherwertige Befestigung besteht nicht. Nach derzeitigem Kenntnisstand befindet sich an der L 228 keine derartige Verladeeinrichtung.

Um den Abtransport der Rüben zu sichern, wird die Bepflanzung des Wirtschaftsweges 3.2 zwischen Straße und Wirtschaftsweg angeordnet. Auf die geänderte Planunterlage 7 Blatt 7A und Planunterlage 12.2, Blatt 7A wird hingewiesen.

Im Bereich des späteren Knotenpunktes 1 zwischen der B 180n und der L 228 werden Feldzufahrten errichtet. Hier wird auf die Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel VIII, Punkt 8.3 und 8.4 verwiesen.

Hinsichtlich der Forderung nach angemessener Entschädigung bezüglich der Durchtren- nungsschäden ist anzumerken, dass über die Fragen der diesbezüglichen Entschädigung im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens nicht entschieden wird. Dies geschieht erst im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens bzw. eines Entschädigungsverfahrens. Diese Seite 149/230

Verfahren können erst dann durchgeführt werden, wenn der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, weil erst dann feststeht, welche Flächen tatsächlich für die Baumaßnahme in An- spruch genommen werden.

11.5 Einwender E 6, E 7, E 8 und E 14

Die o. g. Einwender haben mit Schreiben vom 26.10.2011 (E7und E8) und 27.10.2011 (E 6 und E 14) die nachstehend im Einzelnen behandelte Einwendung erhoben und begründet.

Die Einwender sind Eigentümer der Flächen in der Gemarkung Welbsleben, Flur 2, Flur- stücke 1/2, 207/6 und 7. a) Das Flurstück 2/1 würde durch den neuen Knotenpunkt 1 (B 180/L228) von seiner Zufahrt abgeschnitten. Sie fordern daher eine neue Feldzufahrt, die den heutigen technischen An- forderungen der landwirtschaftlichen Geräte entsprechen müsse.

Bei der Bezeichnung des Flurstücks geht die Planfeststellungsbehörde von einem Schreib- fehler der Einwender aus. Sie sind nach dem vorgelegten Grunderwerbsverzeichnis Eigen- tümer des Flurstücks 1/2 und nicht, wie in der Einwendung aufgeführt, 2/1.

Soweit die Einwender eine Feldzufahrt für ihr Flurstück fordern, wird der Einwendung statt- gegeben. Es wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VIII, Punkt 8.4 verwiesen. Darin wird der Vorhabenträgerin aufgegeben, südlich des geplanten Knotenpunktes B 180/L 228 eine Feldzufahrt von der L 228 in einer Breite von 5 m in Asphaltbauweise (Tragdeckschicht) zwischen der Fahrbahnkante und dem Beginn der Bewirtschaftungsflä- che auf das westlich der Straße angrenzende Flurstück 1/2 der Flur 2 in der Gemarkung Welbsleben herzustellen. Die Zufahrt ist im Querungsbereich mit der Straßenentwässe- rungseinrichtung zu verrohren.

Im Übrigen wird die Einwendung zurückgewiesen.

Die technischen Anforderungen landwirtschaftlicher Geräte hängen mitunter vom Anbau der Feldfrüchte sowie vom Einsatz der entsprechenden Geräte ab. Die Forderung ist hier zu unbestimmt, zumal die technischen Anforderungen der landwirtschaftlichen Geräte eine breite Spannbreite umfasst.

Soweit die vorgesehene Zufahrt den Vorstellungen des Einwenders im Hinblick auf Größe und Beschaffenheit nicht entsprechen sollte, wird ergänzend auf Folgendes verwiesen:

Seite 150/230

Zudem ist die Vorhabenträgerin als Vertreterin der Bundesfernstraßenverwaltung des Lan- des Sachsen-Anhalt bei notwendigen Änderungen oder Neuanlagen des ländlichen Wege- netzes im Zuge der Realisierung einer Straßenbaumaßnehme in der Baulast des Bundes an die Grundsätze für die Gestaltung ländlicher Wege bei Baumaßnahmen an Bundes- fernstraßen (ARS Nr. 28/2003 vom 29.08.2003 des Bundesverkehrsministeriums) gebun- den. Ist es demnach erforderlich, wegen des Baus der B 180 vorhandene Wege zu ändern (z. B. Verlegung, Überführung), so hat der Eigentümer bzw. der Träger der Baulast nur Anspruch darauf, dass der ursprüngliche Zustand oder ein gleichwertiger Zustand der We- ge in Bezug auf Abmessungen und Beschaffenheit wieder hergestellt wird. Folglich hat der Träger des hiesigen Bauvorhabens grundsätzlich nur gleichwertigen Ersatz für verdrängte oder unterbrochene landwirtschaftliche Wege zu schaffen. Nur dies kann ihm von der Plan- feststellungsbehörde auferlegt werden. b) Die Flurstücke 7 und 207/6 würden durch die Straße komplett geteilt. Die bisherige Zufahrt über das Einetal würde durch den Straßenbau verhindert. Die Einwender fordern die Be- reitstellung von Ersatzland.

Die Forderung wird zurückgewiesen.

Beide Flächen werden nicht geteilt. Es wird jeweils der nördliche Teil der Flurstücke als Standort für die Brückenpfeiler und als Wartungsfläche für die spätere Unterhaltung der Brücke in Anspruch genommen. Die Zufahrt zu den verbleibenden Flächen ist über das vorhandene Wegenetz weiter möglich. Ein Teilstück des vorhandenen Zufahrtsweges wird zwar von der Vorhabenträgerin erworben, die Funktion als Zuwegung zu den südlich der Einebrücke gelegenen Flurstücken soll jedoch erhalten bleiben.

Das Bereitstellen von Ersatzland als eine besondere Art der enteignungsrechtlichen Ent- schädigung muss in der Planfeststellung grundsätzlich nicht abschließend erörtert und be- schieden werden (BVerwG, Urteil vom 10.01.2011, Az.: 4 A 13.99). Über Entschädigungen wird nicht im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens entschieden. Dies geschieht erst im Rahmen eines Entschädigungsverfahrens bzw. des Flurneuordnungsverfahrens.

Um die im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben entstehenden Nachteile auszugleichen, hat die Vorhabenträgerin ein Flurneuordnungsverfahren beantragt. In diesem Flurneuord- nungsverfahren, das separat und unabhängig vom Planfeststellungsverfahren verläuft, be- steht die Möglichkeit für die Einwender, die verbleibenden Restflächen einzubringen. Das Entschädigungs- bzw. das Flurneuordnungsverfahren kann erst dann durchgeführt wer- den, wenn der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, weil erst dann feststeht, welche Flä- chen tatsächlich für die Baumaßnahme in Anspruch genommen werden. Seite 151/230

c) Weiterhin wenden sich die Einwender gegen die Nutzung ihrer Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Dafür wären bundeseigene Flächen vorhanden.

Diese Einwendung wird als unbegründet zurückgewiesen.

Die Flurstücke der Einwender werden für das Bauvorhaben direkt benötigt. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind auf diesen Flächen nicht vorgesehen.

11.6 Einwender E 9 Erörterungstermin am 10.10.2012

Der o. g. Einwender hat mit Schreiben vom 29.10.2011, 21.11.2011, 18.10.2012 und 12.02.2013 die nachstehend im Einzelnen behandelten Einwendungen erhoben und be- gründet.

Der Einwender ist Pächter von Ackerflächen, die durch das Bauvorhaben betroffen sind. a) Der Einwender trägt zunächst allgemein vor, dass er mit der Inanspruchnahme von durch ihn gepachteten Grundstücken für naturschutzfachliche Kompensationsmaßnahmen nicht einverstanden sei. Für diese Maßnahmen gebe es weder aus artenschutzrechtlichen noch anderen Gründen unausweichlich das Erfordernis, auf diesen Grundstücken die vorgese- henen Maßnahmen zu platzieren, zumal die BVVG über umfangreiche landwirtschaftliche Grundstücke in der Nähe der Trasse und darüber hinaus im betroffenen Naturraum verfü- ge. Auch könne der Verweis auf die zu erwartende Unternehmensflurbereinigung nicht überzeugen.

Soweit mit der Einwendung Forderungen verbunden werden, werden diese zurückgewie- sen.

Die Planfeststellungsbehörde weist in diesem Zusammenhang zunächst auf allgemeine Gesichtspunkte und Prüfungsvoraussetzungen hin, die zu berücksichtigen waren.

Das in Abstimmung mit der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde aufgestellte LBP- Maßnahmenkonzept basiert auf der Ermittlung der vermeidbaren und unvermeidbaren Be- einträchtigungen durch das Bauvorhaben und des dafür erforderlichen Kompensationsum- fangs. Dabei sind neben den Maßnahmen aus der Eingriffsregelung nach Bundes- und Landesnaturschutzgesetz (BNatSchG bzw. NatSchG LSA) auch aus dem europäischen Artenschutzrecht resultierende Ausgleichsmaßnahmen sowie darüber hinaus Maßnahmen Seite 152/230

nach dem Waldgesetz für das Land Sachsen-Anhalt (WaldG LSA) zu beachten. Der Ein- griffsverursacher ist zur Kompensation verpflichtet.

Ausgleichsmaßnahmen müssen so beschaffen sein, dass in dem betroffenen Landschafts- raum ein Zustand herbeigeführt wird, der den früheren Zustand in der gleichen Art und mit der gleichen Wirkung fortführt. Dies erfordert nicht, dass sie im unmittelbaren Umkreis des Eingriffs ausgeführt werden, schränkt den räumlichen Bereich, in dem sie in Betracht kommen, aber insofern ein, als vorausgesetzt wird, dass sie sich dort, wo die mit dem Vor- haben verbundenen Beeinträchtigungen auftreten, in der beschriebenen Weise - ausglei- chend – auswirken. Zwischen Ihnen und dem Eingriffsort muss ein funktionaler Zusam- menhang bestehen (BVerwG, Urteil vom 27.10.2000 – 4 A 18/99).

Neben den Ausgleichsmaßnahmen wurden Ersatzmaßnahmen geplant. § 15 Abs. 2 Satz 3 BNatSchG knüpft Ersatzmaßnahmen, was Art und Ort angeht, an tatbestandliche Mindest- voraussetzungen. Es genügt, wenn die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichwertiger Weise ersetzt sind. Der Gesetzgeber verlangt nicht, dass die Maßnahmen auf den Eingriffsort zurückwirken. Vielmehr lässt er es dabei bewenden, dass sich die Er- satzflächen in dem betroffenen Naturraum befinden. Ersatz kann auch durch bereits bevor- ratete Maßnahmen gefunden werden. Die Behörde hat unter Berücksichtigung der Belan- ge zu entscheiden, welche der möglichen Maßnahmen angemessen ist.

Die Planfeststellungsbehörde ist sich bewusst, dass jede Inanspruchnahme privater Grundstücke grundsätzlich einen schwerwiegenden Eingriff für den betroffenen Eigentü- mer darstellen kann. Das durch Art. 14 Abs. 1 GG geschützte Eigentumsrecht verlangt in der Abwägung der berührten Belange in besonderer Weise berücksichtigt zu werden. Das Interesse, das ein Eigentümer an der Erhaltung seines Eigentums hat, genießt jedoch bei der straßenrechtlichen Planfeststellung keinen absoluten Schutz. Vielmehr kann die eigen- tumsrechtliche Betroffenheit unter Beachtung des ihr zukommenden Gewichts bei der Ab- wägung im konkreten Fall zugunsten anderer Belange zurückgestellt werden.

Werden in privatem Eigentum stehende Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in Anspruch genommen, hat die Planfeststellungsbehörde neben den naturschutzrechtlichen Eingriffsvoraussetzungen aufgrund der enteignungsrechtlichen Vorwirkung der Planfest- stellung zu prüfen, ob die Inanspruchnahme dem rechtsstaatlichen Übermaßverbot ent- spricht (BVerwG, Urteil v. 18.3.2009, Az.: 9 A 40/07, bei juris; BVerwG, Urteil v. 24.3.2011, Az.: 7 A 3/10, bei juris). Das setzt voraus, dass für die Maßnahmen nur solche Flächen in Anspruch genommen werden, die sich für diesen Zweck objektiv eignen, also dem Grund- satz der Geeignetheit entsprechen. Der Eingriff muss darüber hinaus das mildeste Mittel zur Erfüllung der naturschutzrechtlichen Ausgleichsverpflichtung darstellen, also erforder- Seite 153/230

lich sein. Daran fehlt es nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, wenn Ausgleichsmaßnahmen an anderer Stelle ebenfalls Erfolg versprechen, aber bei einer Ge- samtschau den Vorteil bieten, dass dem dort Betroffenen geringere Opfer abverlangt wer- den. Drittens dürfen die mit Ausgleichsmaßnahmen verbundenen nachteiligen Folgen nicht außer Verhältnis zum beabsichtigten Erfolg stehen. Der Schutz des Eigentums gebietet es, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorrangig auf einvernehmlich zur Verfügung gestellten Flächen oder auf Grundstücken, die im Eigentum der öffentlichen Hand stehen, zu verwirk- lichen (BVerwG, Beschl. v. 11.11.2008, Az.: 9 A 52/07, bei juris Rn. 6 m. w. N.)

Bei der Beurteilung der Zumutbarkeit einer Flächeninanspruchnahme für naturschutzrecht- liche Kompensationsmaßnahmen darf nicht das Interesse an der Verwirklichung des Vor- habens ins Verhältnis gesetzt werden zu den Folgen der Inanspruchnahme für den Be- troffenen. Relevant ist bei der Abwägung der Belange nur das Interesse an einem Aus- gleich der zu kompensierenden Beeinträchtigungen für Natur und Landschaft (BVerwG, Urt. v. 18.3.2009, Az.: 9 A 40/07, bei juris Rn. 34).

Darüber hinaus ist bei der Beanspruchung von landwirtschaftlich genutzten Flächen die besondere Berücksichtigungs- und Prüfpflicht des § 15 Abs. 3 BNatSchG zu beachten. Danach ist bei der Inanspruchnahme von land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen auf agrarstrukturelle Belange Rücksicht zu neh- men, insbesondere sind für die landwirtschaftliche Nutzung besonders geeignete Böden nur im notwendigen Umfang in Anspruch zu nehmen. Es ist vorrangig zu prüfen, ob der Ausgleich oder Ersatz auch durch Maßnahmen der Entsiegelung, durch Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen oder durch Bewirtschaftungs- oder Pflegemaßnah- men, die der dauerhaften Aufwertung des Naturhaushaltes oder des Landschaftsbildes dienen, erbracht werden kann, um möglichst zu vermeiden, dass Flächen aus der Nutzung genommen werden.

Werden Flächen für artenschutzrechtliche Schutzmaßnahmen benötigt, gelten weiterge- hende Voraussetzungen.

Dementsprechend sind zum einen nur solche Flächen für Kompensationsmaßnahmen in Anspruch genommen worden, die sich zur Erreichung des naturschutzrechtlich vorgege- benen Zwecks eignen. Zum anderen stehen die mit den Kompensationsmaßnahmen ver- bundenen nachteiligen Folgen nach Ansicht der Planfeststellungsbehörde nicht außer Ver- hältnis zum beabsichtigten Erfolg.

Die Planfeststellungsbehörde hat geprüft, ob die Inanspruchnahme erforderlich ist. Es muss sichergestellt sein, dass geeignete Flächen in öffentlicher Hand nicht zur Verfügung Seite 154/230

stehen bzw. solche, die mit Einverständnis des Eigentümers in Anspruch genommen wer- den könnten. Die Vorhabenträgerin hat zu Beginn aller Planungen bei den Eigentümern und Verwaltern öffentlicher oder treuhänderisch verwalteter Flächen, Kommunen, Land- kreisen, dem Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten sowie weiteren Trägern öffentlicher Belange um Unterstützung und Bereitstellung von Flächen ersucht. Diese Prü- fung hat ergeben, dass Flächen, die im Eigentum der öffentlichen Hand stehen und die gleiche Eignung aufweisen, nicht bzw. nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung ste- hen. Geeignete bevorratete Flächen standen ebenfalls nicht zur Verfügung.

Der Einwender selbst hat im Rahmen der Planung freiwillig Flächen zur Nutzung angebo- ten. Die Vorhabenträgerin hat diese Vorschläge dankbar aufgegriffen und in die Planung integriert. Nach zwischenzeitlichen Differenzen, konnte in der Folge wieder eine Einigung erzielt werden, dazu unter e).

Die BVVG – Bodenverwertungs- und –verwaltungs GmbH – ist als Gesellschaft mit be- schränkter Haftung eine eigenständige juristische Person in privatrechtlicher Organisati- onsform. Die Vorhabenträgerin kann entgegen der Ansicht des Einwenders nicht über Flä- chen im Eigentum der BVVG frei verfügen. Sie ist grundsätzlich von Seiten der Vorhaben- trägerin wie jeder andere private Eigentümer zu behandeln.

Auch verfügt die Vorhabenträgerin im Territorium nicht über Flächen, die für den Straßen- neubau oder die naturschutzfachliche Kompensation der Straßenbaumaßnahme in Be- tracht kommen.

Bei dem geplanten Neubau der B 180n sowie der dafür erforderlichen Kompensations- maßnahmen ist leider nicht zu vermeiden, dass landwirtschaftlich genutzte Grundstücke in Anspruch genommen werden müssen.

Aus diesem Grund ist ein Unternehmensflurbereinigungsverfahren beantragt. Dieses Ver- fahren soll die Nachteile, die eine Infrastrukturmaßnahme für Eigentümer und Bewirtschaf- ter landwirtschaftlicher Flächen mit sich bringt, ausgleichen. Das Flurbereinigungsverfah- ren wird vom Amt für Landwirtschaft. Flurneuordnung und Forsten Mitte mit Sitz in Halber- stadt durchgeführt werden. Die im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben entstehenden Nachteile sollen durch die Flurbereinigung wesentlich verringert werden. Entsprechend den Zielen der geplanten Flurbereinigung wird grundsätzlich angestrebt, dass durch das Vorhaben beanspruchten Flächen und deren Nutzung unter Beachtung der bestehenden Eigentums- und Pachtverhältnisse in geeigneter und angemessener Form zu ersetzen bzw. ggf. auch zu entschädigen.

Seite 155/230 b) Der Einwender als Pächter der Flurstücke 276/43 und 17/2 der Flur 2 in der Gemarkung Welbsleben beantragt, dass die dort vorgesehenen naturschutzfachlichen Kompensati-

onsmaßnahmen V 4, VASB 6 und A 3 auf Grundstücken der BVVG durchgeführt werden. Für diese Maßnahmen gebe es weder aus artenschutzrechtlichen noch anderen Gründen unausweichlich das Erfordernis, auf diesen Grundstücken die vorgesehenen Maßnahmen zu platzieren, zumal die BVVG über umfangreiche landwirtschaftliche Grundstücke in der Nähe der Trasse und darüber hinaus im betroffenen Naturraum verfüge. Auch könne der Verweis auf die zu erwartende Unternehmensflurbereinigung nicht überzeugen.

Die Einwendung wird zurückgewiesen.

Bezüglich der Maßnahmen V 4 und VASB 6 muss der Einwand schon deshalb zurückgewie- sen werden, weil er sachlich fehlgeht. Bei diesen Maßnahmen handelt es sich lediglich um baubegleitende Vermeidungsmaßnahmen, die keine Flächeninanspruchnahme nach sich ziehen. Im Einzelnen begründen sich die o. g. Maßnahmen wie folgt:

V 4 – Ökologische Baubegleitung der Maßnahme Aufgabe der ökologischen Baubegleitung ist das fachliche Begleiten und die Überwachung der genehmigungs- und fachgerechten Ausführung der landschaftspflegerischen Maß- nahmen, einschließlich aller damit in Zusammenhang stehender Leistungen.

VASB 6 – Jahreszeitliche Beschränkung besonders lärm- und erschütterungsintensiver Ar- beiten (Rammungen, Spundungen) am Brückenbauwerk Einetal Die jahreszeitliche Beschränkung erfolgt auf den Zeitraum außerhalb der Brutzeit, um eine Vergrämung sensibler Vogelarten zu vermeiden.

Die Maßnahme A 3 umfasst die Entwicklung vom mesophilem Grünland am Bauwerk 2, also der Brücke über das Einetal. Der bauzeitlich beanspruchte Streifen unterhalb der Ei- netalbrücke sowie ein angrenzender Sicherheitsstreifen werden nach Bauende mit einer standortgerechten Gras-Krautmischung angesät. Dafür ist ausschließlich Saatgut gebiets- eigener Herkunft, vorzugsweise von umliegenden Spenderflächen, zu verwenden.

Die Vorhabenträgerin trägt vor, dass die Maßnahme A 3 aus sicherheits- und wartungs- technischen Anforderungen hinsichtlich der Bereiche unter großen Brückenbauwerken re- sultiert. Die landwirtschaftliche Nutzung wird in diesem Bereich durch die Pfeilerstandorte nicht mehr uneingeschränkt möglich sein. Aus diesem Grund wurde auf dieser Fläche die Maßnahme A 3 geplant.

Seite 156/230

Die Planfeststellungsbehörde hat die Voraussetzungen der Inanspruchnahme geprüft. Im Ergebnis dieser Prüfung steht für die Behörde fest, dass die Inanspruchnahme rechtens ist.

Zu den Voraussetzungen der Prüfung vgl. bereits unter a).

Die Maßnahme beinhaltet eine Fläche, die ohnehin als Sicherheitsstreifen unter dem Bau- werk freigehalten werden muss. Die Notwendigkeit der Prüfung, ob eine andere Fläche vorrangig in Anspruch zu nehmen ist, besteht also hier nur eingeschränkt. Unter dem As- pekt des sparsamen Flächenverbrauchs drängt sich die Anordnung einer Ausgleichsmaß- nahme an diesem Standort geradezu auf. Dies auch deshalb, weil die Fläche aufgrund der Brückenpfeiler ohnehin nicht mehr ohne Einschränkungen landwirtschaftlich nutzbar wäre. Soweit die Inanspruchnahme durch die Wahl der Trasse bestimmt ist, sei verwiesen auf die Abwägung zu den Trassenvarianten in Teil C dieses Beschlusses.

Nur ergänzend sei darauf hingewiesen, dass neben dieser Maßnahme vom Flurstück 276/43, Flur 2, Gemarkung Welbsleben für den Artenschutz eine zusätzliche Fläche von 1.308 m2 für die Errichtung einer temporären Zauneidechsenschutzfläche benötigt wird. Dies wird vom Einwender nicht angesprochen. Bei dieser Fläche handelt es sich nicht um eine landwirtschaftlich nutzbare Fläche. Laut Automatisiertem Liegenschaftsbuch (ALB) ist diese als Wald ausgewiesen. Die Fläche ist für mindestens 5 Jahre als Zauneidechsen- schutzfläche in Beschlag zu nehmen. Für diesen Zeitraum werden Entschädigungen ge- zahlt.

Diese Artenschutzmaßnahme dient der Schaffung neuer Lebensräume der geschützten Art. Die Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten der besonders und streng ge- schützten Arten stellt einen Verstoß gegen den Verbotstatbestand nach § 44 Abs. 1 Ziff. 1, 2 BNatSchG dar, so dass die vorhabenbedingten Beeinträchtigungen hier zwingend zu kompensieren sind. Nur im Zuge der geplanten Umsetzung der Maßnahme kann die er- hebliche Beeinträchtigung der dauerhaft zu erhaltenden art- und habitatgerecht gestalteten Ausgleichsfläche vermieden werden. c) Der Einwender lehnt die Kompensationsmaßnahme E 1 – trassenbegleitende Baumpflan- zungen – auf den von ihm bewirtschafteten Flächen nördlich der Trasse ab. Dies betreffe Flurstücke der Gemarkung Westdorf, Flur 5 sowie Flurstücke der Gemarkung Quenstedt, Flur 1. Aufgrund der Baumpflanzungen sei der Rübenabbau nicht mehr möglich. Darüber hinaus wird angemerkt, dass, sofern die Pflanzung von Bäumen der Kategorie I vorgese- hen sei, durch Beschattung sowie den Wurzelwuchs erhebliche wirtschaftliche Nachteile für die benachbarten landwirtschaftlich genutzten Flächen zu erwarten seien. Seite 157/230

Die Forderungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht entsprochen wird.

Die Vorhabenträgerin hat die Bepflanzung (Maßnahme E 1) auf die Einwendungen hin nochmals geprüft. Im Ergebnis wurde die Maßnahme verändert. Dies betrifft insbesondere die Bepflanzung am Wirtschaftsweg 3.2. Die Bepflanzung wird vom Feldrand zwischen Straße und Wirtschaftsweg verlegt. Dadurch ist eine Rübenabfuhr an jeder Stelle des be- wirtschafteten Ackerschlages möglich. Eine Beeinträchtigung der Zuckerrübenabfuhr ist somit nicht mehr gegeben. Darüber hinaus werden statt der ursprünglich vorgesehenen Bäume der Kategorie I nunmehr nach entsprechender Abstimmung mit der unteren Natur- schutzbehörde Bäume der Kategorie II gepflanzt. Außerdem wird, ebenfalls auf einen ent- sprechenden Hinweis des Einwenders im Erörterungstermin, die Vorhabenträgerin den Einsatzbereich von Fahrzeugrückhaltesystemen um das erforderliche Maß gemäß den Vorgaben der Richtlinien für den passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug- Rückhalte- systeme – RPS 2009 erweitern. So ist sichergestellt, dass durch die Verlegung nicht mehr landwirtschaftlich genutzte Fläche verbraucht wird.

Die Bepflanzung mit Bäumen der Kategorie II ist der Vorhabenträgerin mit diesem Be- schluss aufgegeben, vgl. die Nebenbestimmung Teil A, Kapitel VII, Punkt 4.13. Die Modifi- kation betrifft nicht nur die Pflanzung am Wirtschaftsweg 3.2., sondern die gesamte Maß- nahme. Die befürchteten wirtschaftlichen Nachteile durch Verschattung und Wurzelwuchs können so vermieden bzw. minimiert werden.

Die Planfeststellungsbehörde betrachtet die Einwendung aufgrund der vorgenommenen Anpassungen als erledigt. Nur für den Fall, dass dies von Seiten des Einwenders anders beurteilt wird, wird die Maßnahme E 1 unter den genannten Modifikationen wie folgt beur- teilt:

Die Maßnahme E 1 dient ausweislich des Maßnahmenblattes (Planunterlage 12) der Ein- bindung des Trassenkörpers in die Landschaft, der Konflikt beschreibt die Landschafts- bildbeeinträchtigung durch Dammkörper und Bauwerke sowie die Flächenversiegelung. Die Maßnahme besteht aus der Anlage von Baumreihen am Böschungsfuß der neuen Trasse.

Gemäß § 15 Abs. 2 Sätze 1 bis 3 BNatschG ist der Verursacher eines Eingriffs verpflichtet, unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnah- men). Ausgeglichen ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise wiederhergestellt sind und das Seite 158/230

Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt oder neu gestaltet ist. Ersetzt ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushaltes in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise hergestellt sind und das Land- schaftsbild landschaftsgerecht neu gestaltet ist.

Zu den Voraussetzungen der Inanspruchnahme privaten Eigentums für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, der Bestandteile der Abwägung und der Prüfpflicht nach § 15 Abs. 3 BNatschG wird auf die Ausführungen unter Punkt a) verwiesen.

Im Ergebnis der Prüfung der genannten Voraussetzungen ist die Inanspruchnahme hier statthaft. Unter Abwägung des gewichtigen öffentlichen Interesses an der Kompensation des mit dem Straßenneubau verbundenen Eingriffs in Natur und Landschaft mit den ge- genstehenden Belangen, insbesondere dem Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb und den agrarstrukturellen Belangen, ist die Maßnahme verhältnismäßig und die Inanspruchnahme der Pachtgrundstücke für den Einwender in diesem Umfang zumutbar. Die Flächeninanspruchnahme ist auf das erforderliche Maß reduziert worden.

Im Einzelnen gilt folgendes: Die Maßnahme E 1 stellt eine taugliche Maßnahme zur Kompensation der Beeinträchti- gung des Landschaftsbildes durch den Neubau der geplanten Trasse dar. Der Vorhaben- träger wird mit ihrer Umsetzung der strikten gesetzlichen Verpflichtung zur Kompensation nachkommen.

Sofern die Kompensation eines erheblichen Eingriffs in das Landschaftsbild möglich ist, wie in diesem Fall, besitzen die entsprechenden Maßnahmen grundsätzlich aufgrund ihrer herausragenden Qualität Vorrang vor anderweitigen Maßnahmen zur Aufwertung des Na- turhaushaltes. Dies führt hier nach Auffassung der Planfeststellungsbehörde im Einver- nehmen mit der zuständigen Naturschutzbehörde, die die Erforderlichkeit der Maßnahme nochmals geprüft hat, dazu, dass eine Neugestaltung des durch das geplante Straßenbau- vorhaben erheblich beeinträchtigten Landschaftsbildes nur am Ort des Eingriffs und nicht an einem beliebigen anderen Ort innerhalb des betroffenen Naturraums erfolgen sollte. Der Neubau der B 180 führt unmittelbar zu erheblichen Beeinträchtigungen des Land- schaftsbildes, die folglich auch durch eine geeignete Einbindung des Straßenkörpers in die umgebende Landschaft kompensiert werden können. Die Pflanzung von Baumreihen entlang des neuen Straßenkörpers stellt somit gerade in der ansonsten weitgehend ausge- räumten Agrarlandschaft ein bereicherndes Landschaftselement und darüber hinaus ein Bindeglied im Biotopverbund dar. Ein Verzicht auf jeglichen funktionalen Zusammenhang, bspw. durch das Ausweichen auf andere Maßnahmen an anderer Stelle (z. B. Entsiege- lungsmaßnahmen, Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen, Bewirtschaf- Seite 159/230

tungs- und Pflegemaßnahmen zur dauerhaften Aufwertung des Naturhaushaltes) würde im konkreten Fall dem öffentlichen Interesse an der Kompensation nicht gerecht. Dieses setzt sich vorliegend auch gegen die hier zu berücksichtigenden agrarstrukturellen Belange durch und die Verpflichtung, besonders geeignete Böden für die Landwirtschaft, das Vor- liegen wird hier unterstellt, nur im notwendigen Umfang in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus hat die Planfeststellungsbehörde der Vorhabenträgerin aufgegeben, statt der zu- nächst geplanten Bäume I. Ordnung, solche der Kategorie II zu pflanzen. So wird die be- fürchtete Beeinträchtigung durch eine mögliche Verschattung minimiert - vgl. hierzu bereits oben.

Durch die Planung der Maßnahme in unmittelbarer Nachbarschaft zur Trasse sind die Pflanzungen größtenteils auf den ohnehin technisch erforderlichen Böschungen und dar- über hinausgehende Pflanzmaßnahmen nur punktuell und auf ein Minimum begrenzt vor- gesehen. Müssten diese Maßnahmen an anderer Stelle entstehen, wäre der Flächenbe- darf also insgesamt bei gleichbleibendem Kompensationsumfang größer.

Im Übrigen stellt der in der Einwendung dargelegte Sachverhalt nach Ansicht der Planfest- stellungsbehörde keine unzumutbare Sondersituation dar. Straßenbäume gehören übli- cherweise zum Landschaftsbild. Insofern sind Anrainer einer Straße allgemein auch mit Bäumen konfrontiert. Da die Baumreihen straßenbegleitend und nicht inmitten zusammen- hängender Ackerschläge angelegt werden sollen, sind keine wesentlichen Erschwernisse bei der Bewirtschaftung zu erwarten. Auch die straßenbegleitenden Bäume leisten einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt und entfalten auch günstige Wirkungen auf das Lokal- klima. Damit stehen Baumreihen auch im Zusammenhang mit der Sicherung leistungsfähi- ger Agrarökosysteme (Minderung Erosion, Habitatstrukturen für bestäubende Insekten etc.).

Die Planfeststellungsbehörde hat vorliegend auch geprüft, ob die Inanspruchnahme der Grundstücke erforderlich ist. Das ist dann der Fall, wenn Flächen, die im Eigentum der öf- fentlichen Hand stehen und die gleiche Eignung aufweisen, nicht zur Verfügung stehen. So liegt es hier. Maßnahmen aus sog. Ökokonten kamen hierfür schon aufgrund der Notwen- digkeit, die Maßnahmen trassenbegleitend anzulegen, nicht in Frage. d) Der Einwender weist besonders auf die Drainage im Mitteltal/Füllsack in den Ackerflächen hin. Weiterhin beantragt er, an den erforderlichen Stellen einen Straßengraben herzustel- len, der die Funktion übernehmen soll, von landwirtschaftlichen Flächen zufließendes Wasser aufzunehmen und schadlos abzuleiten. In diesem Teilbereich seien Versicke- rungsgräben ungeeignet und es sei eine Vorflut herzustellen.

Seite 160/230

Die Forderungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht entsprochen wird.

Die Vorhabenträgerin sicherte in der Antwortstellungnahme vom 23.05.2012 zu, dass in den Bereichen, in denen eine Drainage angetroffen wird, diese ordnungsgemäß und funk- tionstüchtig im Rahmen des technisch Möglichen zu verlegen. Im Zuge der Baudurchfüh- rung wird ein Gutachter nach dem Abtragen des Oberbodens die Lage der Drainagen er- mitteln. Hier wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.5 verwiesen.

Daneben wurde die Oberflächenentwässerung im Rahmen des Anhörungsverfahrens nach entsprechenden Einwendungen Betroffener durch die Vorhabenträgerin sowie auf Initiative der Planfeststellungsbehörde durch die zuständige Behörde nochmals überprüft. Im Er- gebnis der Überprüfung wurden zusätzliche Durchlassbauwerke angeordnet. Es wird auf die geänderte Planunterlage 7, Blatt 3A, 8A, Planunterlage 8, Blatt 3A, 8A, Planunterlage 10.2 und 13 verwiesen.

Im Übrigen wird darauf hingewiesen, dass die unteren Wasserbehörden der Landkreise die Ergebnisse der wassertechnischen Untersuchungen geprüft und die entsprechenden Ge- nehmigungen erteilt haben (vgl. Teil A Kapitel III dieses Beschlusses). e) Der Einwender spricht sich gegen die Inanspruchnahme der durch ihn bewirtschafteten Fläche Flurstück 19/2 Gemarkung Westdorf, Flur 5 aus. Auf diesem Flurstück soll ein Halb- trockenrasen auf einer Fläche von ca. 9.000 m2 angelegt werden. Der Einwender lehnt die Maßnahme ab, da der Vorhabenträger über eigene Flächen verfüge, um naturschutzfachli- che Kompensationsmaßnahmen durchzuführen. Die Inanspruchnahme sei daher nicht er- forderlich.

Daneben sei die Anlage eines 4 m breiten Bankettstreifens geplant. Dieser sei ebenfalls nicht erforderlich. Aus Sicht des Einwenders stelle der Streifen eine naturschutzfachliche Maßnahme dar. Diese wird aus denselben Gründen abgelehnt. Ein Bankett von 1 m erfülle die straßenbaulichen Anforderungen.

Die Vorhabenträgerin hat vorgetragen, dass die auf dem genannten Grundstück geplante Maßnahme A 4 auf Anregung des Bewirtschafters als schwer erreichbare und bewirt- schaftbare Restfläche in die Planung aufgenommen worden sei. Dies gehe auf eine münd- liche Absprache zwischen einem Vertreter des Einwenders und einer Vertreterin des für die Vorhabenträgerin tätigen Planungsbüros zurück. In der Folge sei dann diese Fläche auch durch das ALFF Mitte angeboten worden.

Seite 161/230

An diese Absprache sah sich der Einwender im Erörterungstermin nicht gebunden. Er be- hielt die Einwendung aufrecht.

Der Eigentümer des Grundstücks hat keine Einwendung erhoben.

Die Einwendung wird zurückgewiesen.

Die Inanspruchnahme des Grundstücks, durch die der Einwender als Pächter betroffen ist, entspricht aus Sicht der Planfeststellungsbehörde den oben unter b) aufgeführten Voraus- setzungen. Auf die Beantwortung der Frage, ob der Einwender hierzu sein Einverständnis gegeben hat, kann hier dahinstehen.

Die Maßnahme A 4 dient der Entwicklung von mesophilem Grünland. Östlich des Einetals wird nördlich der B 180n mesophiles Grünland entwickelt. Aufgrund der Forderung der Oberen Naturschutzbehörde wurde die Maßnahme A 4 nachgebessert. Sie beinhaltet statt Halbtrockenrasen nunmehr die Anlage von mesophilem Grünland. Ziel der Maßnahme ist die Verbesserung der Speicher- und Reglerfunktion des Standortes sowie eine Verbesse- rung und Erhöhung des Bodenlebens.

Die Planfeststellungsbehörde hält die Kompensation durch einen Ausgleich in Eingriffsnä- he hier aufgrund der Bedeutung des Schutzgutes Boden für angemessen. Andere ebenso geeignete Grundstücke im Eigentum der öffentlichen Hand oder einvernehmlich in An- spruch zu nehmende in privatem Eigentum sind nicht vorhanden. Dies wurde geprüft - vgl. bereits oben. Die Wahl des Grundstücks ist nachvollziehbar und richtig. Das Flurstück, das insgesamt ca. 107.000 m2 umfasst, wird ohnehin durch die Trasse im Bereich der Einetal- brücke zerschnitten. Der verbleibende südliche Teil des Grundstücks ist deutlich größer. Der nördlich der geplanten Trasse verbleibende ist der kleinere Teil. Östlich ist er durch die Wendeanlage des Wirtschaftsweges 3.2. begrenzt. Die Fläche ist, wie auch vom Einwen- der vorgetragen, schon aufgrund der Größe schwer zu bewirtschaften. Darüber hinaus ist es uneben und teilweise bewachsen. Es erscheint folglich auch im Hinblick auf das Gebot des sparsamen Flächenverbrauchs sinnvoll, diesen ohnehin beeinträchtigten Teil für die Kompensation zu nutzen. Das Verschonungsinteresse des einwendenden Pächters ist aus Sicht der Planfeststellungsbehörde hier weniger gewichtig als das öffentliche Interesse an der Kompensation der Eingriffe in Natur und Landschaft.

Der Einwand bezüglich eines 4 m breiten Bankettstreifens kann nicht nachvollzogen wer- den. Bankette werden für den zur Anwendung kommenden Querschnitt RQ 10,5* dem Re- gelwerk entsprechend in einer Breite von 1,50 m neben der Fahrbahn angeordnet. Breitere Bankette sind nicht vorgesehen. Seite 162/230

f) Der Einwender spricht sich in seiner Einwendung vom 29.10.2011 gegen die Inanspruch- nahme des durch ihn bewirtschafteten Flurstücks 2/2 der Flur 4 der Gemarkung Welbsle-

ben aus. Das Flurstück soll für die Maßnahmen E 2, E 3 und ACEF 10 in Anspruch genom- men werden. Ursprünglich sollte das gesamte Grundstück vom Vorhabenträger übernom- men werden. Nach Ansicht des Einwenders verfügt der Vorhabenträger über seine be- herrschte Gesellschaft BVVG über ausreichend Land für diese Maßnahmen. Die Inan- spruchnahme privater Flächen sei deshalb nicht erforderlich.

Der Einwender teilt aber mit, dass er, um die Maßnahme am geplanten Ort belassen zu können, mit einem Eigentumstausch einverstanden wäre.

Die Vorhabenträgerin erwidert, dass die Fläche vom Einwender selbst, aber auch vom Ei- gentümer und in der Folge auch durch das ALFF Mitte als Maßnahmenfläche angeboten worden sei. Dabei sei die Vorhabenträgerin davon ausgegangen, dass sie das gesamte Flurstück erwerben könne. Die Maßnahmen seien entsprechend des Vorschlags des Ein- wenders auf dem Grundstück geplant worden.

Im Erörterungstermin hat sich der Einwender anwaltlich vertreten lassen. Er sah sich an die Zusage nicht mehr gebunden. Er wies darauf hin, dass auch nur einer der Gesellschaf- ter des Einwenders gehandelt habe, so dass eine rechtliche Bindung nicht eingetreten sei.

Nach dem Erörterungstermin ist es in der Folge erneut zu Absprachen zwischen der Vor- habenträgerin und Vertretern des Einwenders und der Eigentümer, die sich ebenfalls am Verfahren beteiligt haben, gekommen. Nach schriftlicher Abstimmung ist anlässlich eines Ortstermins am 13.5.2013 eine Einigung erzielt worden, die protokollarisch festgehalten wurde.

Der Einwand wird seitens der Planfeststellungsbehörde als erledigt angesehen.

Der Einwender sowie die Eigentümer des betreffenden Grundstücks haben sich mit der In- anspruchnahme in dem nunmehr vorgesehenen Umfang einverstanden erklärt.

Vorgesehen sind folgende Maßnahmen:

Die Maßnahmen E 2 und E 3 dienen der Entwicklung von Halbtrockenrasen bzw. der Ent- wicklung von Laubmischwald durch Aufforstung.

Seite 163/230

Die Maßnahme ACEF 10 dient der Anlage artspezifischer Lebensräume für den Neuntöter. Um den Verlust an Habitatfläche zu kompensieren, erfolgt die Anlage artspezifisch geeig- neter Lebensräume. Dazu wird entlang der westlichen Grenze des Flurstücks 2/2, Flur 4 in der Gemarkung Welbsleben eine dornenreiche Hecke aus heimischen standortgerechten Straucharten geschaffen.

Die Vorhabenträgerin hat innerhalb des Planfeststellungsverfahrens die Flächeninan- spruchnahme auf ihre Erforderlichkeit nochmals geprüft. So wurde zu Gunsten des Ein- wenders und in Abstimmung mit diesem die Anordnung der Maßnahmen verändert. 2 2 Für die Maßnahme ACEF 10 werden ca. 1.620 m , für die Maßnahme E 2 ca. 10.000 m und für die Maßnahme E 3 ca. 6.035 m2 tatsächlich von der Fläche des o. g. Flurstückes benö- tigt. Der Einwender erklärte sich bereit, die benötigte Fläche von insgesamt 17.655 m2 zur Verfügung zu stellen. Die Restfläche des Flurstückes mit einer Größe von 107.905 m2 ver- bleibt beim Eigentümer und somit bei Aufrechterhaltung des Pachtverhältnisses in der Nut- zung des Einwenders. Die Anordnungen der Maßnahmen innerhalb des Flurstückes erfol- gen so, dass eine landwirtschaftliche Nutzung der Restfläche weitgehend ungehindert möglich ist. Auf die geänderte Planunterlage 12.2, Blatt 12A und Unterlage 14.2, Blatt 42A wird verwiesen.

Dem Einwender, wie auch dem Eigentümer, kam es dabei darauf an, im Gegenzug Ersatz- flächen zu erhalten. Dies sollte, wie dem Schriftverkehr, der der Planfeststellungsbehörde vorliegt, zu entnehmen ist, von der Vorhabenträgerin gewährleistet werden. Diese wies aber darauf hin, dass sie über Ersatzland nicht verfüge. Es sei ihr auch vor Vorliegen des Baurechts nicht möglich, Flächen anzukaufen. Sie sagte aber zu, eine Kaufanfrage an die BVVG zu richten, um bereits das Interesse zu dokumentieren. Darüber hinaus bot sie dem Einwender bzw. den Eigentümern an, dem ALFF Mitte als die das Flurbereinigungsverfah- ren durchführende Behörde anzutragen, das Grundstück in das Verfahrensgebiet mit auf- zunehmen, um im Zuge dieses Verfahrens Ersatzflächen zu erhalten. Die Vorhabenträge- rin wies dabei darauf hin, dass dies letztlich aber abhängig von der Bereitschaft des ALFF sei.

Bei dem Ortstermin einigte man sich auf die oben beschriebene Lösung. Im Termin zuge- gen waren zwei Vertreter des Einwenders, von denen einer auch die Eigentümer vertritt. Per Email vom 3. Juli 2013 erklärte sich der Vertreter mit der Planung einverstanden.

Die Planfeststellungsbehörde hält die Inanspruchnahme gemessen an den oben unter a) dargestellten Prüfungsanforderungen für rechtens. Die Frage, ob die Inanspruchnahme auch ohne das Einvernehmen des Einwenders und des Eigentümers den Anforderungen entspräche, braucht nicht entschieden zu werden. Seite 164/230

Die Planfeststellungsbehörde weist ergänzend darauf hin, dass das Flurneuordnungsver- fahren ein eigenständiges Verfahren ist. Diesem kann durch die Planfeststellungsbehörde nicht vorgegriffen werden.

Das Bereitstellen von Ersatzland als eine besondere Art der enteignungsrechtlichen Ent- schädigung muss in der Planfeststellung grundsätzlich nicht abschließend erörtert und be- schieden werden (BVerwG, Urteil vom 10.01.2011, Az.: 4 A 13.99). Dies geschieht erst im Rahmen eines Entschädigungsverfahrens bzw. des Flurneuordnungsverfahrens.

Die Planfeststellungsbehörde hat zur Absicherung der getroffenen Absprache die Neben- bestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.6 aufgenommen. Danach hat die Vorhabenträ- gerin darauf hinzuwirken, dass das Flurstück 2/2 in der Flur 4 der Gemarkung Welbsleben in das Verfahrensgebiet mit aufgenommen wird. f) Der o. g. Einwender fordert, dass der parallel zur Bundesstraße verlaufende Wirtschafts- weg in einer Breite von mindestens 3,50 m auszubauen ist.

Die Forderung wird zurückgewiesen.

Sofern vorhandene Wege geändert werden müssen, hat der jeweilige Eigentümer bzw. der Baulastträger lediglich einen Anspruch darauf, dass der ursprüngliche oder gleichwertige Zustand der Wege hinsichtlich der Abmessung und Beschaffenheit wieder hergestellt wird. Insofern folgt dem gegenständlichen Bauvorhaben grundsätzlich nur der gleichwertige Er- satz der durch das Bauvorhaben verdrängten oder unterbrochenen ländlichen Wege.

Die Trasse des querenden Wirtschaftsweges, seine Breite und seine Befestigung wurden mit dem Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte mit Sitz in Halberstadt (ALFF Mitte) abgestimmt. Die Breite entspricht den Erfordernissen aus der landwirtschaftli- chen Nutzung. Alle im Planungsraum zur Anwendung kommenden Wirtschaftswegebreiten für neu anzulegende und zu ergänzende Wege werden nach dem Arbeitsblatt DWA-A 904, Richtlinien für den ländlichen Wegebau, Oktober 2005, bemessen. Die Breiten orientieren sich an naturräumlichen Gegebenheiten, an Art und Umfang des zu erwartenden Verkehrs und der angedachten Verbindungsfunktion. Regelbreiten und Raumbedarf von Fahrzeugen gemäß diesen Richtlinien sind den Empfehlungen für die Anlage von Erschließungsstra- ßen (EAE) entlehnt. Zu ergänzende Abschnitte werden an die Maßgaben des Arbeitsblat- tes DWA-A 904 angepasst, d. h., mindestens auf das erforderliche Maß verbreitert. Das vorgenannte Regelwerk ist für die Anlage ländlicher Wege bindend.

Seite 165/230

Das ALFF Mitte hat auf entsprechende Anfrage der Planfeststellungsbehörde nach dies- bezüglicher Auseinandersetzung beim Erörterungstermin mit Schreiben vom 12.3.2013 er- klärt, dass die dem genannten Arbeitsblatt zugrundeliegende Richtlinie überarbeitet werde. Hintergrund sei auch die Anpassung aufgrund veränderter Nutzungsanforderungen. Kon- kret seien dies u. a. breitere und schwerere landwirtschaftliche Fahrzeuge. Das ALFF schlussfolgert, dass es aus Sicht der eigenen Behörde nachvollziehbar und sinnvoll sei, die noch in Bearbeitung befindlichen, ggf. in Zukunft in Kraft tretenden Regelungen in Plan- feststellungsverfahren bereits zu berücksichtigen.

Soweit sich aus der Anwendbarkeit des Entwurfs im vorliegenden Fall andere Wegebreiten ergeben würden, gilt folgendes: Der Ansicht des ALFF Mitte vermag die Planfeststellungs- behörde für die Praxis nicht zu folgen, wenn auch der Wunsch schon aufgrund der langfris- tigen Nutzung und Nachhaltigkeit nachvollzogen werden kann. Die Anlage breiterer Wege bedingt die Inanspruchnahme weiterer landwirtschaftlich genutzter Flächen. In der Folge bedeutet dies wiederum die Anordnung weiterer Kompensationsmaßnahmen und damit erneut u. U. Flächenverbrauch. Der bloße Entwurf eines Regelwerkes, das gegebenenfalls in künftigen Verfahren zur Anwendung kommen soll, kann hierfür keine geeignete Grund- lage im Rahmen der Planfeststellung darstellen. Unabhängig davon wird im Regelfall auch das Gebot der wirtschaftlichen Mittelverwendung dagegen sprechen.

Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass der Wirtschaftsweg eine Breite von 3,0 m erhält und zusätzlich 0,5 m Bankett beidseitig, sodass eine Kronenbreite von 4,0 m erreicht wird. Die Bankette werden voll tragfähig befestigt, sodass sie befahrbar sind, falls dies erforder- lich sein sollte.

Die gewählte Wegebreite orientiert sich an der Breite des vorhandenen Wirtschaftsweges, der mit dem Bauwerk 3 über die B 180n überführt wird. Auf einen breiteren Querschnitt des Wirtschaftsweges besteht kein Anspruch.

11.7 Einwender E 10, E 11, E 12 und E 13 Erörterungstermin am 10.10.2012

Die o. g. Einwender haben mit Schreiben vom 29.10.2011 sowie E 11 und 12 ergänzend am 16.11.2013 die nachstehenden Einwendungen erhoben und begründet.

Die Einwender haben ein gemeinsames Einwendungsschreiben gesendet. Dieses wird hiermit für die Einwender einheitlich beantwortet. Die Einwender sind Eigentümer bzw. Miteigentümer folgender Flurstücke, die ausweislich des Grunderwerbsverzeichnisses Seite 166/230

(Planunterlage 14.1) mit folgenden Flächen für das Bauvorhaben, teilweise für die Trasse, teilweise für Kompensationsmaßnahmen, benötigt werden:

Lfd. Gemarkung Flur Flurstück Größe Erwerb (m2) Vorübergehende Inan- Nr. (m2) spruchnahme (m2) 1 Westdorf 5 16/6 13.818 1.177 599 2 Westdorf 5 7 27.910 2.217 1.132 3 Westdorf 5 9 39.520 2.624 1.386 4 Quenstedt 1 65/10 17.389 1.671 654 5 Quenstedt 1 64/10 17.398 2.589 1.519 6 Quenstedt 1 76/10 5.000 844 540 7 Quenstedt 1 75/10 12.355 2.503 1.358 8 Quenstedt 1 9 50.000 6.105 2.327 9 Quenstedt 1 43/25 4.950 1.802 1.075 10 Welbsleben 4 2/2 125.570 17.655 0 11 Welbsleben 2 4 690 110 0 12 Welbsleben 2 44 890 29 20

Soweit die einzelnen Einwender eigene Eigentumsrechte, und seien es auch Miteigen- tumsrechte, geltend machen, ist der Einwand zulässig. Im Übrigen wird die Einwendung jeweils als unzulässig zurückgewiesen.

Darüber hinaus sei vorab bemerkt, dass die Einwender im Erörterungstermin anwaltlich vertreten waren. Dort wurde die insoweit nicht eindeutige Einwendung dahingehend erläu- tert, dass gegen die Inanspruchnahme von Teilflächen für den Trassenverlauf selbst keine Einwände geltend gemacht werden.

Damit geht die Angabe der Flurstücke Gemarkung Quenstedt, Flur 1, 65/10 und 43/25 so- wie Gemarkung Welbsleben, Flur 2, 4 und 44 in der Einwendung ins Leere. Teile dieser Flurstücke werden zwar in Anspruch genommen, aber nicht für Kompensationsmaßnah- men.

Drei der Einwender sind zugleich Gesellschafter des Einwenders E 9. Der Einwender E 9 hat Flächen der Einwender gepachtet. Die Einwendung des Einwenders E 9 und der Ein- wender E 10 – E 13 sind inhaltlich identisch. Darüber hinaus wurden im Erörterungstermin alle hier genannten Einwender von einem Rechtsanwalt vertreten. Bei der folgenden Be- antwortung der Einwände wird vor diesem Hintergrund und um Wiederholungen zu ver- meiden, überwiegend nach oben – E 9 – verwiesen.

Seite 167/230 a) Die Einwender wenden sich gegen die Inanspruchnahme ihrer Grundstücke, insbesonde- re für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Hierzu führen sie zunächst allgemein das Fol- gende aus: Für diese Maßnahmen gebe es weder aus artenschutzrechtlichen noch ande- ren Gründen unausweichlich das Erfordernis, auf diesen Grundstücken die vorgesehenen Maßnahmen zu platzieren, zumal die BVVG über umfangreiche landwirtschaftliche Grund- stücke in der Nähe der Trasse und darüber hinaus im betroffenen Naturraum verfüge. Auch könne der Verweis auf die zu erwartende Unternehmensflurbereinigung nicht über- zeugen.

Soweit mit dieser Einwendung Forderungen verbunden sind, werden diese zurückgewie- sen.

Da die Einwendung in diesem Punkt identisch ist mit der Einwendung des Einwenders E 9, der Flächen der Eigentümer gepachtet hat, wird verwiesen auf Teil C, Kapitel IX, Punkt 11.6, a) dieses Beschlusses. Die Ausführungen dort gelten gleichermaßen. Teilweise ha- ben die hiesigen Einwender Flächen für Kompensationsmaßnahmen angeboten. b) Der Einwender lehnt die Kompensationsmaßnahme E 1 – trassenbegleitende Baumpflan- zungen – auf eigenen Flächen nördlich der Trasse ab. Aufgrund der Baumpflanzungen sei der Rübenabbau nicht mehr möglich. Darüber hinaus wird angemerkt, dass, sofern die Pflanzung von Bäumen der Kategorie I vorgesehen sei, durch Beschattung sowie den Wurzelwuchs erhebliche wirtschaftliche Nachteile für die benachbarten landwirtschaftlich genutzten Flächen zu erwarten seien.

Die Forderungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht entsprochen wird.

Zur Beantwortung und Begründung wird auf die Ausführungen unter Teil C, Kapitel IX, Punkt 11.6, b) verwiesen. c) Die naturschutzfachliche Kompensationsmaßnahme E 1 wird westlich der Trasse auf einen sechs Meter breiten Grünstreifen der Flurstücke 65/10, 64/10, 76/10, 75/10, 9 und 43/25 der Flur 1 in der Gemarkung Quenstedt durch den Einwender abgelehnt. Die Vorhabenträ- gerin könne diese Maßnahmen auf eigenen Grundstücken oder denen der BVVG durch- führen.

Daneben sei die Anlage eines 4 m breiten Bankettstreifens geplant. Dieser sei ebenfalls nicht erforderlich. Aus Sicht des Einwenders stelle der Streifen eine naturschutzfachliche Maßnahme dar. Diese wird aus denselben Gründen abgelehnt. Ein Bankett von 1 m erfülle die straßenbaulichen Anforderungen. Seite 168/230

Die Einwendung wird zurückgewiesen, soweit ihr nicht entsprochen wird.

Die Flurstücke 65/10 und 43/25 werden für LBP-Maßnahmen nicht in Anspruch genom- men. Vom Flurstück 64/10 sollen 44 m2, vom Flurstück 76/10 126 m2, vom Flurstück 75/10 236 m2 und vom Flurstück 9 264 m2 für LBP-Maßnahmen erworben werden. Diese Flächen sind Bestandteil der Maßnahmenfläche für die Ersatzmaßnahme E 1 und der Gestaltungs- und Ausgleichsmaßnahme G/A 1. Mit der Maßnahme E 1 werden am Böschungsfuß der neuen Trasse Baumreihen angelegt. Mit der Maßnahme G/A 1 werden die wieder herge- richteten Straßenböschungen und Mulden, die temporär als Baufeld genutzt wurden, nach Abschluss der Baumaßnahme begrünt. Beide Maßnahmen dienen zur Einbindung des Trassenkörpers in die Landschaft und werden größtenteils auf den ohnehin technisch er- forderlichen Böschungen und darüber hinaus gehende Pflanzmaßnahmen nur punktuell und auf ein Minimum begrenzt angeordnet.

Im Übrigen verweise ich auf die Ausführungen zu Punkt b).

Der Einwand bezüglich eines 4 m breiten Bankettstreifens kann nicht nachvollzogen wer- den. Bankette werden für den zur Anwendung kommenden Querschnitt RQ 10,5* dem Re- gelwerk entsprechend in einer Breite von 1,50 m neben der Fahrbahn angeordnet. Breitere Bankette sind nicht vorgesehen. d) Der Einwender weist besonders auf die Drainage im Mitteltal/Füllsack in den Ackerflächen hin. Weiterhin beantragt er, an den erforderlichen Stellen einen Straßengraben herzustel- len, der die Funktion übernehmen soll, von landwirtschaftlichen Flächen zufließendes Wasser aufzunehmen und schadlos abzuleiten. In diesem Teilbereich seien Versicke- rungsgräben ungeeignet und es sei eine Vorflut herzustellen.

Die Forderungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht entsprochen wird.

Zur Beantwortung und Begründung Wird auch hier auf die entsprechenden Ausführungen unter Teil C, Kapitel IX, Punkt 11.6, d) dieses Beschlusses verwiesen. e) Der Einwender spricht sich in seiner Einwendung vom 29.10.2011 gegen die Inanspruch- nahme des in seinem Eigentum befindlichen Flurstücks 2/2 der Flur 4 der Gemarkung

Welbsleben aus. Das Flurstück soll für die Maßnahmen E 2, E 3 und ACEF 10 in Anspruch genommen werden. Ursprünglich sollte das gesamte Grundstück vom Vorhabenträger übernommen werden. Nach Ansicht des Einwenders verfügt der Vorhabenträger über sei- Seite 169/230

ne beherrschte Gesellschaft BVVG über ausreichend Land für diese Maßnahmen. Die In- anspruchnahme privater Flächen sei deshalb nicht erforderlich.

Der Einwender teilt aber mit, dass er, um die Maßnahme am geplanten Ort belassen zu können, mit einem Eigentumstausch einverstanden wäre.

Die Vorhabenträgerin erwidert, dass die Fläche sowohl vom Pächter, als auch von Seiten des ursprünglichen Eigentümers und in der Folge durch das ALFF Mitte als Maßnahmen- fläche angeboten worden sei. Aufgrund der verwandtschaftlichen Beziehungen des Päch- tervertreters mit dem Einwender ist die Vorhabenträgerin davon ausgegangen, dass dieser Vorschlag abgestimmt war. Ursprünglich habe die Vorhabenträgerin in Abstimmung das gesamte Flurstück erwerben wollen. Die Maßnahmen seien entsprechend des Vorschlags der Genannten auf dem Grundstück geplant worden.

Im Erörterungstermin hat sich der Einwender gemeinsam mit dem Pächter und Einwender E 9 anwaltlich vertreten lassen. Der Einwender E 9 sah sich an die Zusage nicht mehr ge- bunden. Er wies darauf hin, dass auch nur einer der Gesellschafter des Pächters gehan- delt habe, so dass eine rechtliche Bindung nicht eingetreten sei.

Nach dem Erörterungstermin ist es in der Folge erneut zu Absprachen zwischen der Vor- habenträgerin und Vertretern der Pächterin gekommen. Die Eigentümer der Fläche haben sich in diesen Verhandlungen durch ihren Vater bzw. einen Anwalt vertreten lassen. Sie waren insoweit an den Verhandlungen beteiligt. Nach schriftlicher Abstimmung ist anläss- lich eines Ortstermins am 13.5.2013 eine Einigung erzielt worden, die protokollarisch fest- gehalten wurde.

Der Einwand wird seitens der Planfeststellungsbehörde als erledigt angesehen.

Der Einwender E 9 als Pächter sowie die Eigentümer des betreffenden Grundstücks haben sich mit der Inanspruchnahme in dem nunmehr vorgesehenen Umfang einverstanden er- klärt. Für den Eigentümer ist dieses Einverständnis durch das Einverständnis des Vaters als Vertreter zustande gekommen.

Vorgesehen sind folgende Maßnahmen:

Die Maßnahmen E 2 und E 3 dienen der Entwicklung von Halbtrockenrasen bzw. der Ent- wicklung von Laubmischwald durch Aufforstung.

Seite 170/230

Die Maßnahme ACEF 10 dient der Anlage artspezifischer Lebensräume für den Neuntöter. Um den Verlust an Habitatfläche zu kompensieren, erfolgt die Anlage artspezifisch geeig- neter Lebensräume. Dazu wird entlang der westlichen Grenze des Flurstücks 2/2, Flur 4 in der Gemarkung Welbsleben eine dornenreiche Hecke aus heimischen standortgerechten Straucharten geschaffen.

Die Vorhabenträgerin hat innerhalb des Planfeststellungsverfahrens die Flächeninan- spruchnahme auf ihre Erforderlichkeit nochmals geprüft. So wurde zu Gunsten des Ein- wenders und in Abstimmung mit diesem die Anordnung der Maßnahmen verändert. 2 2 Für die Maßnahme ACEF 10 werden ca. 1.620 m , für die Maßnahme E 2 ca. 10.000 m und für die Maßnahme E 3 ca. 6.035 m2 tatsächlich von der Fläche des o. g. Flurstückes benö- tigt. Der Einwender erklärte sich bereit, die benötigte Fläche von insgesamt 17.655 m2 zur Verfügung zu stellen. Die Restfläche des Flurstückes mit einer Größe von 107.905 m2 ver- bleibt beim Eigentümer. Die Anordnungen der Maßnahmen innerhalb des Flurstückes er- folgen so, dass eine landwirtschaftliche Nutzung der Restfläche weitgehend ungehindert möglich ist. Auf die geänderte Planunterlage 12.2, Blatt 12A und Unterlage 14.2, Blatt 42A wird verwiesen.

Dem Einwender E 9, wie auch dem Eigentümer, also dem Einwender, kam es dabei darauf an, im Gegenzug Ersatzflächen zu erhalten. Dies sollte, wie dem Schriftverkehr, der der Planfeststellungsbehörde vorliegt, zu entnehmen ist, von der Vorhabenträgerin gewährleis- tet werden. Diese wies aber darauf hin, dass sie über Ersatzland nicht verfüge. Es sei ihr auch vor Vorliegen des Baurechts nicht möglich, Flächen anzukaufen. Sie sagte aber zu, eine Kaufanfrage an die BVVG zu richten, um bereits das Interesse zu dokumentieren. Darüber hinaus bot sie dem Einwender bzw. den Eigentümern an, dem ALFF Mitte als die das Flurbereinigungsverfahren durchführende Behörde anzutragen, das Grundstück in das Verfahrensgebiet mit aufzunehmen, um im Zuge dieses Verfahrens Ersatzflächen zu erhal- ten. Die Vorhabenträgerin wies dabei darauf hin, dass dies letztlich aber abhängig von der Bereitschaft des ALFF sei.

Bei dem Ortstermin einigte man sich auf die oben beschriebene Lösung. Im Termin zuge- gen waren zwei Vertreter des Einwenders 9, von denen einer auch die Eigentümer vertritt. Per Email vom 3. Juli 2013 erklärte sich der Vertreter der Eigentümer mit der Planung ein- verstanden.

Die Planfeststellungsbehörde hält die Inanspruchnahme gemessen an den oben unter a) dargestellten Prüfungsanforderungen für rechtens. Die Frage, ob die Inanspruchnahme auch ohne das Einvernehmen des Einwenders und Eigentümers den Anforderungen ent- spräche, braucht nicht entschieden zu werden. Seite 171/230

Die Planfeststellungsbehörde weist ergänzend darauf hin, dass das Flurneuordnungsver- fahren ein eigenständiges Verfahren ist. Diesem kann durch die Planfeststellungsbehörde nicht vorgegriffen werden.

Das Bereitstellen von Ersatzland als eine besondere Art der enteignungsrechtlichen Ent- schädigung muss in der Planfeststellung grundsätzlich nicht abschließend erörtert und be- schieden werden (BVerwG, Urteil vom 10.01.2011, Az.: 4 A 13.99). Dies geschieht erst im Rahmen eines Entschädigungsverfahrens bzw. des Flurneuordnungsverfahrens. Dieses Verfahren kann erst dann durchgeführt werden, wenn der Planfeststellungsbeschluss vor- liegt, weil erst dann feststeht, welche Flächen tatsächlich für die Baumaßnahme in An- spruch genommen werden. Den Einwendern gehen insoweit keine Rechte verloren, da be- stehende Eigentumsverhältnisse allein durch den Erlass des Planfeststellungsbeschlusses nicht geändert werden.

Die Planfeststellungsbehörde hat zur Absicherung der getroffenen Absprache die Neben- bestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.6 aufgenommen. Danach hat die Vorhabenträ- gerin darauf hinzuwirken, dass das Flurstück 2/2 in der Flur 4 der Gemarkung Welbsleben in das Verfahrensgebiet mit aufgenommen wird.

Soweit der Vertreter der Eigentümer im ergänzenden Anhörungsverfahren erneut Stellung genommen hat, hat er mitgeteilt, dass die entstehende Inselfläche im Eigentum verbleiben soll. Um diese Fläche erreichen zu können, wird ein Wegerecht zugesichert. Insoweit wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.7 verwiesen. Danach sichert die Vorhabenträgerin dem Eigentümer des Flurstücks 2/2 der Flur in der Gemarkung Welbsle- ben ein Wegerecht zu dem als Unland ausgewiesenen Teil des Flurstücks (Inselfläche) zu. f) Der Einwender fordert, dass der parallel zur Bundesstraße verlaufende Wirtschaftsweg in einer Breite von mindestens 3,50 m auszubauen ist.

Die Forderung wird zurückgewiesen.

Sofern vorhandene Wege geändert werden müssen, hat der jeweilige Eigentümer bzw. der Baulastträger lediglich einen Anspruch darauf, dass der ursprüngliche oder gleichwertige Zustand der Wege hinsichtlich der Abmessung und Beschaffenheit wieder hergestellt wird. Insofern folgt dem gegenständlichen Bauvorhaben grundsätzlich nur der gleichwertige Er- satz der durch das Bauvorhaben verdrängten oder unterbrochenen ländlichen Wege.

Seite 172/230

Die Trasse des querenden Wirtschaftsweges, seine Breite und seine Befestigung wurden mit dem Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte mit Sitz in Halberstadt abgestimmt. Die Breite entspricht den Erfordernissen aus der landwirtschaftlichen Nut- zung. Alle im Planungsraum zur Anwendung kommenden Wirtschaftswegebreiten für neu anzulegende und zu ergänzende Wege werden nach dem Arbeitsblatt DWA-A 904, Richt- linien für den ländlichen Wegebau, Oktober 2005, bemessen. Die Breiten orientieren sich an naturräumlichen Gegebenheiten, an Art und Umfang des zu erwartenden Verkehrs und der angedachten Verbindungsfunktion. Regelbreiten und Raumbedarf von Fahrzeugen gemäß diesen Richtlinien sind den Empfehlungen für die Anlage von Erschließungsstra- ßen (EAE) entlehnt. Zu ergänzende Abschnitte werden an die Maßgaben des Arbeitsblat- tes DWA-A 904 angepasst, d. h., mindestens auf das erforderliche Maß verbreitert. Das vorgenannte Regelwerk ist für die Anlage ländlicher Wege bindend.

Das ALFF Mitte hat auf entsprechende Anfrage der Planfeststellungsbehörde nach dies- bezüglicher Auseinandersetzung beim Erörterungstermin mit Schreiben vom 12.3.2013 er- klärt, dass die dem genannten Arbeitsblatt zugrundeliegende Richtlinie überarbeitet werde. Hintergrund sei auch die Anpassung aufgrund veränderter Nutzungsanforderungen. Konk- ret seien dies u. a. breitere und schwere landwirtschaftliche Fahrzeuge. Das ALFF schluss- folgert, dass es aus Sicht der eigenen Behörde nachvollziehbar und sinnvoll sei, die noch in Bearbeitung befindlichen, ggf. in Zukunft in Kraft tretenden Regelungen in Planfeststel- lungsverfahren bereits zu berücksichtigen.

Soweit sich aus der Anwendbarkeit des Entwurfs im vorliegenden Fall andere Wegebreiten ergeben würden, gilt folgendes: Der Ansicht des ALFF Mitte vermag die Planfeststellungs- behörde für die Praxis nicht zu folgen, wenn auch der Wunsch schon aufgrund der langfris- tigen Nutzung und Nachhaltigkeit nachvollzogen werden kann. Die Anlage breiterer Wege bedingt die Inanspruchnahme weiterer landwirtschaftlich genutzter Flächen. In der Folge bedeutet dies wiederum die Anordnung weiterer Kompensationsmaßnahmen und damit erneut u. U. Flächenverbrauch. Der bloße Entwurf eines Regelwerkes, das gegebenenfalls in künftigen Verfahren zur Anwendung kommen soll, kann hierfür keine geeignete Richtli- nie darstellen. Unabhängig davon wird im Regelfall auch das Gebot der wirtschaftlichen Mittelverwendung dagegen sprechen.

Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass der Wirtschaftsweg eine Breite von 3,0 m erhält und zusätzlich 0,5 m Bankett beidseitig, sodass eine Kronenbreite von 4,0 m erreicht wird. Die Bankette werden voll tragfähig befestigt, sodass sie befahrbar sind, falls dies erforder- lich sein sollte.

Seite 173/230

Die gewählte Wegebreite orientiert sich an der Breite des vorhandenen Wirtschaftsweges, der mit dem Bauwerk 3 über die B 180n überführt wird. Auf einen breiteren Querschnitt des Wirtschaftsweges besteht kein Anspruch.

11.8 Einwender E 15

Der o. g. Einwender hat mit Schreiben vom 02.11.2011 die nachstehenden Einwendungen erhoben und begründet. a) Die vorhandene Drainage im Bereich 5+700 bis 6+800 dürfe nicht zerstört werden, da an- sonsten Vernässungsprobleme entstehen.

Der Forderung wird entsprochen.

Es wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.5 verwiesen. Damit wird der Vorhabenträgerin aufgegeben, im Zuge der Baudurchführung nach dem Abtragen des Oberbodens durch einen Gutachter die Lage der Dränagen ermitteln zu lassen. Vorhande- ne Dränagen werden im Bereich der Straßentrasse getrennt, gefasst, unter dem Straßen- körper hindurchgeleitet und in das vorhandene System wieder eingebunden. b) Der Einwender stellt in seiner Einwendung fest, dass die Herstellung der Wirtschaftswege 4.1 und 4.2 für die Erreichbarkeit der Ackerflächen, besonders wegen der Rübenverladun- gen und LKW-Transporte, unumgänglich sei. Außerdem gehe durch Anrampungen beim Brückenbau die Beladungsfläche am Wirtschaftsweg 3.1 verloren.

Soweit hiermit Forderungen verbunden sind, wird ihnen teilweise entsprochen.

Bei Bau-km 5+900 durchbricht die Trasse einen vorhandenen Wirtschaftsweg. Dadurch entstehen an den Trassenseiten zwei endende Wirtschaftswege, WW 4.1 und WW 4.2. Beide werden nicht an die Trasse angebunden. An den Enden auf Trassenseite werden Wendeanlagen errichtet. Die Wege selbst werden nicht ausgebaut. Die Erreichbarkeit der Flurstücke beiderseits der Trasse ist durch das vorhandene Wegenetz gegeben. Die Rü- benverladungen sind weiterhin möglich.

Der WW 3.1. wird dagegen über die B 180 überführt. Die Baulänge der Rampen zum Bauwerk 3Ü beträgt insgesamt 220 m. Beiderseits des Bauwerkes sind Wegelängen von > 600 m bis zur B 180 alt bzw. in Richtung Welbsleben vorhanden.

Seite 174/230

Daneben führt auch der trassenbegleitende Wirtschaftsweg 3.2 zum WW 3.1 und damit zur angesprochenen Überführung. Die Verladung der Rüben wurde nochmals geprüft. Um die- se zu ermöglichen, ist nunmehr die vorgesehene Baumreihe am WW 3.2 verlegt von der Feldseite auf die Straßenseite. Damit ist die Rübenverladung mit moderner Landtechnik dort möglich. Auf die geänderten Planunterlagen 12.2 Blatt 6A und Blatt 7A wird verwie- sen. c) Der Einwender führt weiter aus, dass Ersatzpflanzungsmaßnahmen nicht am Ackerrand erfolgen dürften, sondern auf separaten Flächen. Hierfür könne er Flächen in der Flur 12 der Gemarkung Quenstedt anbieten, damit nicht noch mehr wertvolles Ackerland verloren ginge.

Soweit mit dieser Rüge eine Forderung verbunden ist, wird diese zurückgewiesen.

Das planfestgestellte Straßenbauvorhaben ist zwangsläufig mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Der Verursacher eines Eingriffs ist verpflichtet, diesen durch Maß- nahmen des Naturschutzes auszugleichen oder zu ersetzen. Dazu gehört lt. § 15 BNatSchG auch die Wiederherstellung oder Neugestaltung des Landschaftsbildes, also die Einbindung der neuen Trasse in die umgebende Landschaft. Die Anordnung derartiger Maßnahmen ist folglich nur im unmittelbaren Trassenbereich und nicht irgendwo abseits der neuen Trasse möglich. Bei der Anordnung von Baumpflanzungen an Straßen ist die Vorhabenträgerin an Regelwerke gebunden. Daher hat sie die Maßnahmen zur Einbin- dung der Trasse in die Landschaft größtenteils auf den ohnehin technisch erforderlichen Böschungen und darüber hinausgehende Pflanzmaßnahmen nur punktuell und auf ein Mi- nimum begrenzt angeordnet. d) Der Einwender bringt vor, dass unbedingt Lärmschutzmaßnahmen für die angrenzenden Quenstedter Anwohner im Bereich der neuen B 180 zu treffen wären, da mit einer höheren Verkehrsdichte und hohen Geschwindigkeit der PKW und LKW zu rechnen sei.

Die Forderung wird zurückgewiesen.

Die Planfeststellungsbehörde verweist hierzu auf die Ausführungen in Teil C, Kapitel VII, Punkt 4. Danach besteht im Bereich der Baustrecke kein Anspruch auf Lärmschutz.

Für das Vorhaben wurden den rechtlichen Vorgaben entsprechend eine schalltechnische und eine Luftschadstoff-Untersuchung erstellt. Diese sind Bestandteil der Unterlage 11 der Planunterlagen. Die gewählte Achse der B 180 OU Aschersleben/Süd – Quenstedt ist be- reits während der Vorplanung soweit optimiert worden, dass die von der neuen Straße Seite 175/230

ausgehenden und zu erwartenden Belastungen durch Lärm und Schadstoffe auf ein un- vermeidbares Minimum beschränkt sind und die ermittelten Pegel unter den betreffenden Immissionsgrenzwerten liegen.

Unstrittig ist, dass mit der Veränderung der Verkehrsführung auch Veränderungen der Lärmsituation insgesamt zu verzeichnen sind und andere Betroffenheiten in Ortschaften entstehen. Die subjektiven Empfindungen und die tatsächlichen, im Hinblick auf den Lärm- vorsorgeanspruch auslösenden Lärmpegel, entsprechen einander aber oft nicht. Lärm- schutzmaßnahmen dürfen jedoch erst angeordnet werden, wenn die gesetzlich vorge- schriebenen Grenzwerte nach den Berechnungen überschritten werden. Erst dann besteht hierzu die Pflicht, aber auch aus haushaltsrechtlicher Sicht das Recht, Lärmschutzmaß- nahmen vorzusehen.

Die nächstliegende Wohnbebauung im Bereich Quenstedt befindet sich in einem Abstand von ca. 170 m zur Trasse der B 180. Den Berechnungstabellen in der Planunterlage 11.2.2 Seite 1 sind für diesen Immissionsort (IO 13) 51 dB(A) tags und 43 dB(A) nachts zu ent- nehmen. Die anzusetzenden Immissionsgrenzwerte für Wohngebiete liegen bei 59/49 dB(A). Die ermittelten Werte liegen somit bereits an der nächstliegenden Bebauung um tags 8 dB(A) und nachts um 6 dB(A) unterhalb der Grenzwerte, ab deren Überschreitung ein Anspruch auf Lärmvorsorge besteht. e) Der Einwender schlägt vor, den Wirtschaftsweg 5.2 wie folgt zu ändern. Der Harkeröder Weg sollte verlängert werden und an der vorhandenen Plantage entlang führen, um dann die Anbindung an den Wirtschaftsweg 5.2 herzustellen.

Der Vorschlag wurde geprüft. Ihm wird gefolgt.

Die Vorhabenträgerin hat die Verlegung des Wirtschaftsweges 5.2 durch entsprechende Änderung der Planunterlagen umgesetzt. Es wird auf die geänderte Planunterlage 7, Blatt 9A und 10A, verwiesen.

11.9 Einwender E 16 Erörterungstermin am 10.10.2012

Der Einwender hat mit Schreiben vom 26.10.2011, 08.01.2013, 20.02.2013, 21.03.2013, 05.06.2013, 08.07.2014, 04.08.2014, 01.12.2014 und 20.03.2015 die nachstehenden Ein- wendungen erhoben und begründet.

Seite 176/230

Der Einwender ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, der ca. 2250 ha Fläche bewirtschaftet. Der Einwender ist nach seinen Angaben als Pächter von der Inanspruchnahme landwirt- schaftlicher Nutzfläche für die Baumaßnahme betroffen. Ca. 8 ha würden verloren gehen, weitere ca. 8 ha seien für eine vorübergehende Inanspruchnahme vorgesehen. Der Ein- wender bewirtschaftet die Flächen entlang der geplanten Straße vom Kreisverkehr mit der B 185 bis zum nördlichen Ende der Brücke über das Einetal. a) Einwand der Existenzgefährdung Der Einwender macht geltend, bei Umsetzung der Planung in seiner Existenz gefährdet zu werden. Dies begründe sich zum einen durch die Flächeninanspruchnahme für den Stra- ßenkörper und für landschaftspflegerische Begleitmaßnahmen, zum anderen aber auch durch An- und Durchschneidungen von Feldstücken und den dadurch hervorgerufenen Bewirtschaftungserschwernissen sowie durch entstehende Umwege. Darüber hinaus sei bzgl. der Flächenverluste und der Bewirtschaftungsnachteile eine Gesamtbetrachtung vor- zunehmen. Diese müsse auch Flächenverluste der Vergangenheit, explizit für den Bau der B 6n und der B 180n sowie für Gewerbe- und Kiesabbaugebiete berücksichtigen.

Der Einwender beantragt zur Ermittlung und Vermeidung der vorgetragenen betrieblichen Existenzgefährdung die Einholung eines unabhängigen Sachverständigengutachtens.

Im Erörterungstermin hat der Einwender die Situation ergänzend erläutert. Er führte aus, dass der Betrieb in den vergangenen Jahren mehrere hundert Hektar Fläche durch ver- schiedene Verfahren verloren habe. Mit den hier in Rede stehenden Inanspruchnahmen zusammen seien sicher mehr als 5 % der Flächen betroffen. Aus Sicht des Einwenders dürfe ein Betrieb, der durch mehrere Verfahren Flächen verliere, nicht schlechter gestellt werden als der, der nur in einem Verfahren die gleiche Zahl verliere. Er machte deutlich, dass landwirtschaftliche Betriebe in erster Linie auf Flächen angewiesen seien. Der Erwerb von Flächen werde zunehmend schwieriger, so dass Geldentschädigungen kein Äquiva- lent darstellten.

Wie im Erörterungstermin zugesagt, legte der Einwender der Planfeststellungsbehörde ei- ne Auflistung der Betroffenheiten ab dem Jahr 2000 vor. Insgesamt wurden seitdem rund 300 ha des Betriebes in Anspruch genommen. Aufgeführt sind neben Straßenbauvorhaben auch andere Vorhaben.

Die Planfeststellungsbehörde hat den Einwender zur Ermittlung der genauen Betroffenheit und der betrieblichen Situation gebeten, einen betrieblichen Erhebungsbogen auszufüllen. Dieser Bitte ist der Einwender nicht nachgekommen. Auch wurden keine anderen insoweit aussagefähigen Unterlagen zur Verfügung gestellt. Die Planfeststellungsbehörde hat mit Seite 177/230

Schreiben vom 17. Juli 2013 eine weitere Frist zur Vorlage gesetzt und mitgeteilt, dass, so- fern bis zum genannten Termin keine Unterlagen vorliegen, davon ausgegangen wird, dass der Einwender durch die Baumaßnahme nicht in seiner Existenz bedroht ist.

Die Einwendung wird zurückgewiesen.

Die Planfestellungsbehörde geht davon aus, dass der Einwender durch die geplante Maß- nahme nicht in seiner Existenz bedroht oder gefährdet ist. Dies darf sie schon deshalb an- nehmen, weil der Einwender seiner Mitwirkungspflicht dadurch nicht nachgekommen ist, dass er die notwendigen Informationen zur Beurteilung der Beeinträchtigung nicht zur Ver- fügung gestellt hat. Dies geht zu seinen Lasten.

Eine Existenzgefährdung ist auch nicht erkennbar. Nach der Rechtsprechung des Bundes- verwaltungsgerichts kann nach allgemeiner Erfahrung ein Verlust an Eigentumsflächen oder von langfristig gesicherten Pachtflächen in einer Größenordnung von bis zu fünf Pro- zent der Betriebsfläche einen gesunden landwirtschaftlichen Betrieb in der Regel nicht ge- fährden. Deshalb kann die Planfeststellungsbehörde regelmäßig bei einer Landinan- spruchnahme bis zu diesem Anhaltswert ohne Einholung eines landwirtschaftlichen Sach- verständigengutachtens davon ausgehen, dass eine vorhabenbedingte Existenzgefähr- dung oder –vernichtung nicht eintritt (BVerwG, Urt. v. 14. 4.2010, Az.: 9 A 13/08, bei juris Rn. 27).

So liegt es hier. Nach den Angaben des Einwenders steht einer Bewirtschaftungsfläche von 2.250 ha ein Flächenentzug von 8 ha gegenüber. Die Betroffenheit liegt bei ca. 0,36 %. Da die Flächen der vorübergehenden Inanspruchnahme nach Beendigung der Baumaßnahme rekultiviert an den Bewirtschafter zurückgegeben werden, ist deren Be- rücksichtigung nicht erforderlich. Doch auch dann läge die Beeinträchtigung deutlich unter einem Prozent.

Eine summarische Betrachtung mit den Inanspruchnahmen der Jahre seit 2000 ist nicht angezeigt. Der Einwender hat gezeigt, dass er dadurch gerade nicht in seiner Existenz vernichtet und wohl auch nicht ernsthaft gefährdet wurde. Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass die Inanspruchnahmen entschädigt wurden und ggf. auch Flä- chen zum Ausgleich dazukamen. Bei einigen der aufgeführten Projekte kann auch davon ausgegangen werden, dass Grundstücke freiwillig überlassen wurden. Selbst wenn man aber wenigstens die Inanspruchnahmen durch die B 180 mit berücksichtigen wollte, liegt die Betroffenheit deutlich unter der Grenze von 5 %.

Seite 178/230

Auch die wertende Berücksichtigung sonstiger Veränderungen, die die Straßenbaumaß- nahme für den Einwender mit sich bringen, bei der Beantwortung der Frage der Existenz- gefährdung führt hier nach Ansicht der Planfeststellungsbehörde zu keinem anderen Er- gebnis. Der Einwender spricht An- und Durchschneidungen von Feldstücken und den dadurch hervorgerufenen Bewirtschaftungserschwernissen sowie entstehende Umwege an. Zum einen sind gravierende Erschwernisse nicht ersichtlich und auch nicht dargetan. Hierzu wird auch Bezug genommen auf die folgende Bescheidung. Zum anderen ist nach der Rechtsprechung die unmittelbare Betroffenheit durch Grundstücksinanspruchnahme das entscheidende Kriterium. Diese liegt, wie aufgezeigt, im untersten Bereich. Vor diesem Hintergrund kann die Planfeststellungsbehörde auch in der Zusammenschau mit den dar- getanen Erschwernissen eine Existenzgefährdung des Einwenders nicht erkennen. Die Belange des Einwenders werden, wie den folgenden Ausführungen entnommen werden kann, abwägend berücksichtigt und mögliche Beeinträchtigungen auf das Notwendigste reduziert. b) Einwände gegen die Trassierung Der Einwender rügt, dass die vorgeschlagene Trassierung nicht optimal und in zwei Punk- ten anzupassen sei. Er regt eine Verschwenkung der Trasse um ca. 1 km nach Westen ab dem Anschluss zur B 185 an. Die Nachteile durch Zerschneidung der Trasse sowie der Flächenverlust könnten so für den Einwender vermieden werden. Dies hätte auch den Vor- teil, dass die Trasse weiter von der Wohnbebauung Westdorf abrückte.

Darüber hinaus beantragt der Einwender die Ergänzung der Straßenplanung um eine „Spange“ zur B 180 in Richtung Aschersleben im Bereich Quenstedt. Diese Verbindung würde die Ortslagen Westdorf und Quenstedt entlasten, weil sich insbesondere der land- wirtschaftliche Verkehr verlagern würde. Darüber hinaus könnte der Einwender seine süd- lich von Aschersleben bewirtschafteten 400 ha Land leicht erreichen. Ohne diese Spange müssten die Fahrzeuge durch Quenstedt bis nach Pfersdorf fahren, um von dort die Flä- chen erreichen zu können. Umwege von 10 km entstünden.

Der Einwender hält es vor dem Hintergrund der angenommenen Existenzgefährdung für dringend erforderlich, ihm durch eine Optimierung der Wegeverbindung entgegenzukom- men, um die Wirtschaftlichkeit des Betriebes wieder zu steigern.

Im Erörterungstermin ergänzte die Vorhabenträgerin die Ausführungen der Erwiderung. Sie sagte zu, eine umfangreichere Begründung zu erstellen.

Bzgl. der Forderung nach einer Spange sagte die Vorhabenträgerin zu, die Belastungsplä- ne mit und ohne Spange an die Planfeststellungsbehörde zu übergeben. Seite 179/230

Die Einwendung wird zurückgewiesen.

Wie oben geprüft, ist eine Existenzgefährdung des Einwenders nicht festzustellen. Die Planfeststellungsbehörde hat die Vorschläge, die vor dem Hintergrund der angenommenen Existenzgefährdung gegeben wurden, dennoch geprüft. Im Ergebnis ist aus Sicht der Plan- feststellungsbehörde weder eine Verschwenkung der Trasse, noch die vorgeschlagene Spange der bestehenden Planung vorzuziehen.

Zu den ohnehin untersuchten Trassenvarianten und den zu berücksichtigenden Belangen wird auf die Ausführungen in Teil Teil C, Kapitel IX, Punkt 2 dieses Beschlusses verwie- sen.

Die vorgeschlagene Verschwenkung um ca. 1 km nach Westen ab dem Anschluss zur B 185 führt bei nicht wenigen Belangen zu erheblichen Nachteilen gegenüber der geplanten Trasse. Die vom Einwender dagegen vorgetragenen Vorteile können diese nicht aufwie- gen.

Nach der Untersuchung der Vorhabenträgerin hätte eine Verschwenkung wie vorgeschla- gen bei Ansatz der kleinsten möglichen Radien für den Neubau einer Bundesstraße zur Folge, dass sich die Baulänge um 1103 m auf 9.562 m vergrößere. Das entspräche einer Mehrversiegelung von ca. 18.000 m2 und damit einer um diese größere Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die Baukosten würden sich um ca. 2,643 Mio. € erhöhen. Die engen gewählten Kurvenradien würden Querneigungen von 7 % (zulässig maximal 8 %) und Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 70 km/h bedingen.

Die geforderte Spange ist aus Sicht der Planfeststellungsbehörde, die sich der Argumenta- tion der Vorhabenträgerin anschließt, aus verkehrlicher Sicht nicht erforderlich. Die im Auf- trag der Vorhabenträgerin durchgeführte Verkehrsuntersuchung bescheinigt der Spange eine geringe verkehrsentlastende Wirkung für die Stadt Aschersleben.

Mit Spange nutzen ca. 2.150 Kfz/ 24 h mehr die B 180a, um den Süden von Aschersleben zu erreichen als bei Wegfall dieser. Das sind 2.150 Fahrzeuge mehr, die durch die Stadt Aschersleben fahren, um ggf. Ziele nördlich oder östlich der Stadt zu erreichen. Die Vor- habenträgerin hatte keinen Grund, die Spange weiter zu beplanen. Eine Planrechtfertigung für die damit verbundenen Eingriffe in Belange Dritter ist wegen der fehlenden Verkehrs- wirksamkeit nicht gegeben.

Seite 180/230

Der im Erörterungstermin durch die Vorhabenträgerin zugesagte Vergleich der Verkehrs- belastung mit und ohne Spange zwischen Westdorf und der B 180a nördlich von Qu- enstedt beinhaltet, dass die verkehrlich geringere Entlastung für den Raum Aschersleben gegen die Spange spricht. Wie bereits erwähnt, würden mit Spange ca. 2.150 Kfz/ 24 h mehr die B 180a nutzen, um den Süden von Aschersleben zu erreichen als bei Wegfall dieser. Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass bei Anlage der Spange die B 180a zwischen Quenstedt und der Spange zurückzubauen wäre. In den frühesten Planungsbesprechun- gen haben sich die Gemeinde Quenstedt sowie die Gewerbetreibenden gegen eine quasi Abbindung der Gemeinde von der Stadt Aschersleben ausgesprochen und den Erhalt der B 180a gefordert. Der Aufwand für den Bau der Spange und der Rückbau der B 180a, die geringe verkehrliche Wirksamkeit und die Ablehnung des Rückbaus durch die Gemeinde haben die Vorhabenträgerin frühzeitig veranlasst, auf die Spange zu verzichten. Sie wurde bereits vor Beantragung des Raumordnungsverfahrens ersatzlos verworfen und war be- reits im Raumordnungsverfahren nicht mehr Bestandteil der Planung. Die Raumordnungs- behörde hat den diesbezüglichen Einwendungen der Stadt Aschersleben, die diese Ver- bindung im Raumordnungsverfahren forderte, keine Bedeutung beigemessen. Auch wurde eine diesbezügliche Maßgabe in der landesplanerischen Beurteilung nicht aufgenommen.

Vielmehr heißt es dort, dass die Hinweise, Anregungen und Bedenken aus den abgegebe- nen Stellungnahmen in die landesplanerische Beurteilung eingeflossen sind. Sofern Hin- weisen, Anregungen und Bedenken nicht gefolgt wurde, ist dies damit begründet, dass im Abwägungsprozess anderen Erfordernissen der Raumordnung ein höheres Gewicht bei- zumessen war bzw. die Hinweise keinen raumordnerischen Belang darstellten.

Der Einwender hat sich am Raumordnungsverfahren beteiligt. Die nun geforderte Spange war in der Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren nicht enthalten.

Der Abstand zwischen B 180n und B 180a beträgt nicht, wie behauptet 400 m, sondern ist an keiner Stelle <600 m. Der nach Meinung des Einwenders überschaubare Rahmen für die Errichtungskosten wird somit schon überschritten. Hinzu kommen Kosten für die Errich- tung eines Knotenpunktes. Gegebenenfalls wäre auch eine Lichtzeichenanlage zu installie- ren.

Eine Planrechtfertigung ist wegen fehlender Verkehrswirksamkeit nicht gegeben.

Die mit Schreiben vom 20.02.2013 beantragte Erstellung einer neuen Verkehrsprognose wird zurückgewiesen.

Seite 181/230

Mit der Durchführung der Verkehrsuntersuchung wurde im Jahr 2004 begonnen. Zu die- sem Zeitpunkt wurde das Konzept erarbeitet und vorhandenes Datenmaterial (Verkehrs- entwicklungsplan der Stadt Aschersleben 2002, Verkehrsdaten der DTV->Zählung 2000, Verkehrsuntersuchungen zur OU Hettstedt, Mansfeld, Klostermansfeld 1999/2002, Aus- wertung der Dauerzählstellen auf der B 180 nördlich von Hettstedt 1999 – 2003) gesichtet. Zur weiteren Aktualisierung der Verkehrsdaten wurden an 12 Knotenpunkten bzw. Quer- schnittzählstellen südlich von Aschersleben teilweise mit Hilfe von automatischen Zählplat- ten 24 h-Zählungen durchgeführt sowie Befragungen von Verkehrsteilnehmern vorge- nommen. Die Verkehrsuntersuchung wurde im September 2005 fertig gestellt.

Die Spange zwischen der B 180n und der B 180a war zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr Bestandteil der Untersuchungen, da Zwischenergebnisse zur Verkehrsuntersuchung deren mangelnde Entlastungsfunktion bereits aufgezeigt hatten.

Die 2005 gefertigte Verkehrsuntersuchung beschreibt die Prognosebelastungen für das Straßennetz im Raum bis zum Jahr 2015. Im November 2007 wurde der Prognosehorizont auf das Jahr 2020 erweitert. Der Prognosehorizont ist bisher nicht überschritten, die prog- nostizierten Verkehrsbelastungen nicht überholt.

Die Erstellung einer aktuellen Verkehrsprognose ist nicht erforderlich. Aktuell lässt sich nur eine Analyse des derzeitigen Verkehrs erstellen. Eine Prognose beschreibt immer einen zukünftigen Zustand. Insofern ist es konsequent, die (noch) nicht fertig gestellten Ortsum- gehungen von Hoym und Ballenstedt in die Prognose 2020 einzubeziehen. Nur so kann si- chergestellt werden, dass die Verkehrsanlagen für den zukünftigen Verkehr bemessen sind. Beide Maßnahmen sind Bestandteil des aktuellen Bundesverkehrswegeplanes und befinden sich in Planung.

Die Planfeststellungsbehörde kommt zu dem Ergebnis, dass die Verkehrsuntersuchung von einem dafür qualifizierten und anerkannten Büro durchgeführt wurde. Die Prognoseho- rizonte wurden im Planungsverlauf bis zum Prognosehorizont 2020 angepasst. Fehler im Konzept bzw. in der Abarbeitung konnten nicht attestiert werden. An der Richtigkeit der durchgeführten Untersuchungen gibt es keine Zweifel.

Nach Bewertung durch den Vorhabenträger, nachzulesen im Erläuterungsbericht, sind die Prognosewerte 2020 wegen der gegenläufig prognostizierten Entwicklung im Personen- und Güterverkehr auch den Prognosewerten 2025 gleichzusetzen. Eine Aktualisierung der Verkehrsprognose ist, da keine signifikanten Veränderungen absehbar sind, nicht erforder- lich.

Seite 182/230

Eine Stellungnahme der Stadt Arnstein, in der eine Verbindung zwischen der B 180n und der B 180a nördlich von Quenstedt gefordert wird, liegt der Planfeststellungsbehörde nicht vor. Die Stadt Aschersleben und auch der Ortschaftsrat Westdorf haben diese gefordert. Vgl. hierzu die obigen Ausführungen zu diesen Stellungnahmen (Punkt 10.1.3.). Die Anla- ge dieser Spange würde die Ortslage Quenstedt nur unter der Bedingung entlasten, dass die B 180 ab Ortsausgang Quenstedt in Richtung Aschersleben bis zu dieser Spange zug- rückgebaut würde. Der Bund als bisheriger Baulastträger der B 180a würde die Straße einziehen. Für die Anwohner von Quenstedt wäre der südliche Teil der Stadt Aschersleben dann nur noch über die Anschlussstelle an die B 180n im Süden (Knoten B 180n/B 180a/K 2341) oder Westen (Knoten B 180n/L 228) zu erreichen. Die Tankstelle in der Ortsmitte wäre isoliert und somit nicht wettbewerbsfähig.

Auch der vorgebrachte Aspekt der Fahrzeiten von Rettungskräften vom Krankenhaus Aschersleben zu einem Unfallort auf der B 180n kann nicht überzeugen. Alle Rettungsfahr- ten zum Krankenhaus aus nördlicher, östlicher und auch westlicher Richtung erfolgen über die bisherigen Straßenverbindungen. Aus südlicher Richtung besteht die Möglichkeit, die gut ausgebaute Ortsdurchfahrt Quenstedt für den Transport in Richtung Krankenhaus zu nutzen. Am Status Quo ändert sich nichts.

Nur ergänzend sei darauf hingewiesen, dass die Einhaltung von Rettungszeiten kein Krite- rium für die Planung von Straßentrassen ist. Diese Hilfszeiten sind vielmehr eine Pla- nungsnormative für die Rettungsdienstpläne der zuständigen Landkreise.

Ebenfalls wäre ein Umfahren der Stadt Aschersleben durch landwirtschaftlichen Verkehr wie vor der Umsetzung der Planung gegeben, da das bisherige Straßennetz vollumfänglich bestehen bleibt. Mit der Freigabe der B 180n für den öffentlichen Verkehr steht ein weiterer Verkehrsweg in Richtung Norden zur Verfügung. Die B 180 unterliegt im betrachteten Be- reich keinen Restriktionen. Sie wird nicht als Kraftfahrtstraße betrieben. Landwirtschaftli- cher Verkehr kann die Straße vollumfänglich nutzen.

Die Stadt Aschersleben hat in ihrer Stellungnahme zum Erörterungstermin auf die aus ihrer Sicht erforderliche Spange zwischen der B 180n und der B 180a verwiesen. In der Ant- wortstellungnahme der Vorhabenträgerin wurde die Entbehrlichkeit der Verbindungsspan- ge aufgezeigt und der Stadt Hilfe bei der Planung für den Fall zugesagt, dass die Stadt die Spange als städtische Baumaßnahme errichten will. Weitergehende Forderungen wurden durch die Stadt nicht vorgetragen.

Weder für die Entlastung der Stadt Aschersleben, die Verkürzung von Rettungszeiten noch für den landwirtschaftlichen Verkehr wäre die Verbindungsspange zwischen der B 180n Seite 183/230

und B 180a nördlich von Quenstedt von erheblicher Bedeutung. Nachteilig würde sich die- se Spange auf den Flächenverbrauch für die Maßnahme und in diesem Zusammenhang auf den Entzug landwirtschaftlicher Nutzfläche auswirken. Es wäre mit durch die zusätzli- che Flächeninanspruchnahme bedingten weiteren Eingriffen in Natur und Umwelt zu rech- nen, die auch weiteren Kompensationsbedarf nach sich ziehen würden. c) Einwände im Zusammenhang mit Landschaftspflegerischen Begleitmaßnahmen Der Einwender ist der Auffassung, dass die landschaftspflegerische Begleitplanung im Hinblick auf die Inanspruchnahme der landwirtschaftlichen Nutzflächen zu überprüfen und die Grundstücksinanspruchnahme auf das aus naturschutzfachlicher Sicht gebotene Min- destmaß zu reduzieren sei. Konkret trägt der Einwender vor, durch die geplanten Pflan- zungen von Baumreihen entlang der B 180 betroffen zu sein. Die genauen Flurstücke wer- den nicht benannt.

Im Erörterungstermin wird der Einwand konkretisiert. Der Einwender sei gegen die Maß- nahme E 1 auf den von ihm bewirtschafteten Flächen. Aufgrund der von ihm für möglich gehaltenen Existenzgefährdung könne ihm nicht noch zugemutet werden, dass auch auf seine Flächen zur Umsetzung landschaftspflegerischer Begleitmaßnahmen zurückgegrif- fen werde. Betroffen seien 6.800 m2. Die geltend gemachten Bewirtschaftungserschwer- nisse beziehen sich auf die Baumkrone.

Im Erörterungstermin wurde die Maßnahme besprochen. Auf die entsprechende Forderung der Planfeststellungsbehörde wurde die Maßnahme seitens der Vorhabenträgerin noch- mals geprüft. Darüber hinaus wurde die Obere Naturschutzbehörde um fachliche Stellung- nahme gebeten, ob die Ersatzmaßnahme aus naturschutzfachlichen Gründen an diesem Standort durchgeführt werden muss. Diese Frage wurde seitens der Behörde bejaht.

Die Einwendung wurde geprüft. Sie wird zurückgewiesen, soweit ihr nicht entsprochen wird.

Die Maßnahme E 1 dient ausweislich des Maßnahmenblattes (Planunterlage 12) der Ein- bindung des Trassenkörpers in die Landschaft, der Konflikt beschreibt die Landschafts- bildbeeinträchtigung durch Dammkörper und Bauwerke sowie die Flächenversiegelung. Die Maßnahme besteht aus der Anlage von Baumreihen am Böschungsfuss der neuen Trasse.

Gemäß § 15 Abs. 2 Sätze 1 bis 3 BNatschG ist der Verursacher eines Eingriffs verpflichtet, unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnah- Seite 184/230

men). Ausgeglichen ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise wiederhergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt oder neu gestaltet ist. Ersetzt ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushaltes in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise hergestellt sind und das Land- schaftsbild landschaftsgerecht neu gestaltet ist.

Werden in privatem Eigentum stehende Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in Anspruch genommen, hat die Planfeststellungsbehörde neben den naturschutzrechtlichen Eingriffsvoraussetzungen aufgrund der enteignungsrechtlichen Vorwirkung der Planfest- stellung zu prüfen, ob die Inanspruchnahme dem rechtsstaatlichen Übermaßverbot ent- spricht (BVerwG, Urteil v. 18.3.2009, Az.: 9 A 40/07, bei juris; BVerwG, Urteil v. 24.3.2011, Az.: 7 A 3/10, bei juris). Das setzt voraus, dass für die Maßnahmen nur solche Flächen in Anspruch genommen werden, die sich für diesen Zweck objektiv eignen, also dem Grund- satz der Geeignetheit entsprechen. Der Eingriff muss darüber hinaus das mildeste Mittel zur Erfüllung der naturschutzrechtlichen Ausgleichsverpflichtung darstellen, also erforder- lich sein. Daran fehlt es nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, wenn Ausgleichsmaßnahmen an anderer Stelle ebenfalls Erfolg versprechen, aber bei einer Ge- samtschau den Vorteil bieten, dass dem dort Betroffenen geringere Opfer abverlangt wer- den. Drittens dürfen die mit Ausgleichsmaßnahmen verbundenen nachteiligen Folgen nicht außer Verhältnis zum beabsichtigten Erfolg stehen. Der Schutz des Eigentums gebietet es, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorrangig auf einvernehmlich zur Verfügung gestellten Flächen oder auf Grundstücken, die im Eigentum der öffentlichen Hand stehen, zu verwirk- lichen (BVerwG, Beschl. v. 11.11.2008, Az.: 9 A 52/07, bei juris Rn. 6 m. w. N.).

Bei der Beurteilung der Zumutbarkeit einer Flächeninanspruchnahme für naturschutzrecht- liche Kompensationsmaßnahmen darf nicht das Interesse an der Verwirklichung des Vor- habens ins Verhältnis gesetzt werden zu den Folgen der Inanspruchnahme für den Be- troffenen. Relevant ist bei der Abwägung der Belange nur das Interesse an einem Aus- gleich der zu kompensierenden Beeinträchtigungen für Natur und Landschaft (BVerwG, Urt. v. 18.3.2009, Az.: 9 A 40/07, bei juris Rn. 34).

Darüber hinaus ist bei der Beanspruchung von landwirtschaftlich genutzten Flächen die besondere Berücksichtigungs- und Prüfpflicht des § 15 Abs. 3 BNatSchG zu beachten. Danach ist bei der Inanspruchnahme von land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen auf agrarstrukturelle Belange Rücksicht zu neh- men, insbesondere sind für die landwirtschaftliche Nutzung besonders geeignete Böden nur im notwendigen Umfang in Anspruch zu nehmen. Es ist vorrangig zu prüfen, ob der Ausgleich oder Ersatz auch durch Maßnahmen der Entsiegelung, durch Maßnahmen zur Seite 185/230

Wiedervernetzung von Lebensräumen oder durch Bewirtschaftungs- oder Pflegemaßnah- men, die der dauerhaften Aufwertung des Naturhaushaltes oder des Landschaftsbildes dienen, erbracht werden kann, um möglichst zu vermeiden, dass Flächen aus der Nutzung genommen werden.

Im Ergebnis der Prüfung der genannten Voraussetzungen ist die Inanspruchnahme hier statthaft. Unter Abwägung des gewichtigen öffentlichen Interesses an der Kompensation des mit dem Straßenneubau verbundenen Eingriffs in Natur und Landschaft mit den ge- genstehenden Belangen, insbesondere dem Recht auf Eigentum bzw. dem Pachtrecht und den agrarstrukturellen Belangen, ist die Maßnahme verhältnismäßig und die Inanspruch- nahme der Pachtflächen ist für den Einwender in diesem Umfang zumutbar. Die Flächen- inanspruchnahme ist auf das erforderliche Maß reduziert worden.

Bzgl. etwaiger mit der Einwendung vorgebrachter Forderungen auf Entschädigung wird da- rauf hingewiesen, dass der Planfeststellungsbeschluss zwar enteignungsrechtliche Vorwir- kung besitzt, Fragen der Entschädigung aber durch den Gesetzgeber mit § 19 FStrG dem nachfolgenden Enteignungsverfahren zugewiesen sind. Über Entschädigungsfragen oder ggf. eine Enteignung ist also außerhalb des Planfeststellungsverfahrens zu entscheiden.

Im Einzelnen gilt folgendes:

Die Maßnahme E 1 stellt eine taugliche Maßnahme zur Kompensation der Beeinträchti- gung des Landschaftsbildes durch den Neubau der geplanten Trasse dar. Der Vorhaben- träger wird mit ihrer Umsetzung der strikten gesetzlichen Verpflichtung zur Kompensation nachkommen.

Sofern die Kompensation eines erheblichen Eingriffs in das Landschaftsbild möglich ist, wie in diesem Fall, besitzen die entsprechenden Maßnahmen in der Regel aufgrund ihrer herausragenden Qualität Vorrang vor anderweitigen Maßnahmen zur Aufwertung des Na- turhaushaltes. Dies führt hier nach Auffassung der Planfeststellungsbehörde im Einver- nehmen mit der zuständigen Naturschutzbehörde dazu, dass eine Neugestaltung des durch das geplante Straßenbauvorhaben erheblich beeinträchtigten Landschaftsbildes nur am Ort des Eingriffs und nicht an einem beliebigen anderen Ort innerhalb des betroffenen Naturraums erfolgen sollte. Der Neubau der B 180 führt unmittelbar zu erheblichen Beein- trächtigungen des Landschaftsbildes, die folglich auch durch eine geeignete Einbindung des Straßenkörpers in die umgebende Landschaft kompensiert werden können. Da es hier um die Kompensation einer erheblichen Beeinträchtigung des Landschaftsbildes geht, kommt es nach Ansicht der Planfeststellungsbehörde also gerade darauf an, die Kompen- sation am Ort des Eingriffs vorzunehmen (vgl. allgemein zu Kompensationskonzepten, die Seite 186/230

auch Ersatzmaßnahmen möglichst trassennah zur optimalen Kompensation vorsehen BVerwG, Urt. v. 24.3.2011, Az.: 7 A 3/10, bei juris Rn. 68).

Die Pflanzung von Baumreihen entlang des neuen Straßenkörpers stellt gerade in der an- sonsten weitgehend ausgeräumten Agrarlandschaft ein bereicherndes Landschaftselement und darüber hinaus ein Bindeglied im Biotopverbund dar. Ein Verzicht auf jeglichen funkti- onalen Zusammenhang, z. B. durch das Ausweichen auf andere Maßnahmen an anderer Stelle (z. B. Entsiegelungsmaßnahmen, Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebens- räumen, Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen zur dauerhaften Aufwertung des Na- turhaushaltes) würde im konkreten Fall dem öffentlichen Interesse an der Kompensation nicht gerecht. Dieses setzt sich vorliegend auch gegen die hier zu berücksichtigenden ag- rarstrukturellen Belange durch und die Verpflichtung, besonders geeignete Böden für die Landwirtschaft, das Vorliegen wird hier unterstellt, nur im notwendigen Umfang in An- spruch zu nehmen. Die Planfeststellungsbehörde hat der Vorhabenträgerin aber aufgege- ben, statt der zunächst geplanten Bäume I. Ordnung, solche der Kategorie II zu pflanzen. So wird die befürchtete Beeinträchtigung durch die Größe der Kronen der ursprünglich ge- planten Bäume minimiert.

Durch die Planung der Maßnahme in unmittelbarer Nachbarschaft zur Trasse sind die Pflanzungen größtenteils auf den ohnehin technisch erforderlichen Böschungen und dar- über hinausgehende Pflanzmaßnahmen nur punktuell und auf ein Minimum begrenzt vor- gesehen. Müssten diese Maßnahmen an anderer Stelle entstehen, wäre der Flächenbe- darf also insgesamt bei gleichbleibendem Kompensationsumfang größer. So wird ein Teil der vom Einwender bewirtschafteten Fläche durch die geplante Straßenbaumaßnahme, die auch die Böschungen, auf denen die Baumpflanzungen erfolgen, einschließt, ohnehin der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Insofern stellt die von den 49 Bäumen beein- trächtige Fläche einen relativ geringen Anteil im Vergleich zur sowieso für die Trasse be- anspruchten Fläche dar.

Die in Rede stehenden 49 Baumstandorte – davon 14 auf Flächen des Einwenders - wur- den nochmals geprüft. Die erste in Stationierungsrichtung vorgesehene beidseitige Baum- reihe (Bau-km 0+300 bis 0+400) befindet sich auf einem Grundstück in Eigentum der Kir- che. Einwände wurden seitens der Eigentümerin nicht erhoben. Die nächste Baumpflan- zung beidseitig der Straße (Bau-km 1+800 bis 1+930) tangiert lediglich eine Fläche in Be- wirtschaftung des Einwenders – als auch im Eigentum eines Gesellschafters. Diese Fläche war zum Zeitpunkt der Planaufstellung nicht in seinem Eigentum. Alle weiteren Flächen be- fanden sich zum Zeitpunkt der Planaufstellung im Eigentum der BVVG. Auf die Fläche des Einwenders sollen 5 Bäume gepflanzt werden. Würde man auf diese Bäume verzichten, entstünde dadurch eine Lücke in der geplanten Baumreihe. Seite 187/230

Außerdem würde bei einer Verlagerung auf ein anderes Flurstück eine größere Fläche be- nötigt. Die in Rede stehenden 5 Bäume werden an einem Böschungsfuß gepflanzt. Der gemäß den Richtlinien für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme - RPS 2009 - benötigte Abstand zwischen Pflanzung und Fahrbahn ist dadurch gegeben. Die Bäume an anderer Stelle zu pflanzen, bedeutet, die eigentlich nicht für LBP- Maßnahmen benötigten Flächen zwischen Entwässerungsmulde und Abstandsmaß nach RPS 2009 mit zu erwerben. Deutlich wird dies z. B. auf Blatt 3 der Unterlage 12.2. Die blaue Linie zwischen Straßentrasse und Ackerfläche zeigt das jeweilige Abstandmaß nach RPS 2009. Die dazwischen liegenden weißen Flächen, die eigentlich ackerbaulich genutzt werden können, würden im Falle einer Anordnung von Bäumen an einer solchen Stelle zu- sätzlich entzogen, vgl. dazu allgemein bereits oben. Im Sinne eines sparsamen Umgangs mit Ackerflächen wäre eine Verlagerung der Pflanzstandorte nicht sinnvoll.

Die nächste Baumpflanzung im Bereich der Bewirtschaftung des Einwenders (Bau-km 2+450 bis 2+730) befindet sich in einer Kurvenaußenseite. Von den 7 betroffenen Flurstü- cken befindet sich eines im Besitz eines Gesellschafters des Einwenders. Auf diesem Flur- stück sollen insgesamt 9 Bäume gepflanzt werden. Ein Verzicht auf diese Bäume ist auf- grund der bereits genannten Argumente nicht möglich. Die Eigentümer der 6 weiteren be- troffenen Flurstücke haben keine Einwände gegen die Baumpflanzung geltend gemacht.

Bei der letzten Baumpflanzung vor dem Einetal handelt es sich um insgesamt 4 Bäume bei Bau-km 2+870, wobei sich die Eigentümer nicht gegen die Baumpflanzungen ausgespro- chen haben.

Da die Baumreihen straßenbegleitend und nicht inmitten zusammenhängender Acker- schläge angelegt werden sollen, sind keine wesentlichen Erschwernisse bei der Bewirt- schaftung zu erwarten.

Bei der in diesem Zusammenhang angesprochenen ausreichenden Entfernung der Gehöl- ze zu den vorgesehenen Zufahrten ist zu erwähnen, dass Zufahrten von der B 180n auf Ackerflächen nicht vorgesehen sind. Theoretisch bestehen jedoch diesbezüglich keine Einschränkungen, da es sich ohnehin nicht um durchgängige Baumreihen handelt.

Im Übrigen stellt der in der Einwendung dargelegte Sachverhalt nach Ansicht der Planfest- stellungsbehörde keine unzumutbare Sondersituation dar. Straßenbäume gehören übli- cherweise zum Landschaftsbild. Insofern sind Anrainer einer Straße allgemein auch mit Bäumen konfrontiert. Da die Baumreihen straßenbegleitend und nicht inmitten zusammen- hängender Ackerschläge angelegt werden sollen, sind keine wesentlichen Erschwernisse Seite 188/230

bei der Bewirtschaftung zu erwarten. Auch die straßenbegleitenden Bäume leisten einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt und entfalten auch günstige Wirkungen auf das Lokal- klima. Damit stehen Baumreihen auch im Zusammenhang mit der Sicherung leistungsfähi- ger Agrarökosysteme (Minderung Erosion, Habitatstrukturen für bestäubende Insekten etc.).

Die Planfeststellungsbehörde hat vorliegend auch geprüft, ob die Inanspruchnahme der Grundstücke erforderlich ist. Das ist dann der Fall, wenn Flächen, die im Eigentum der öf- fentlichen Hand stehen und die gleiche Eignung aufweisen, nicht zur Verfügung stehen. So liegt es hier.

Hinsichtlich der befürchteten Verschattung der angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen und den dadurch befürchteten Ertragsausfall wird auf die Nebenbestimmung in Teil A Kapitel VII Punkt 4.13 verwiesen. Danach sind, wie bereits ausgeführt, Bäume der Kategorie II zu pflanzen, statt der ursprünglich von Seiten der Vorhabenträgerin vorgese- henen Bäume I. Ordnung.

Ergänzend wird auf Folgendes hingewiesen: Das Nachbarschaftsgesetz (NbG) vom 13.11.1997 (GVBl. LSA S. 958), zuletzt geändert durch Gesetz von 18.05.2010 (GVBl. LSA S. 340) sieht gemäß § 35 Abs. 2 NbG für Anpflanzungen außerhalb der im Zusam- menhang bebauten Ortsteile ein Grenzabstand von 1 Meter vor. Dieser wird eingehalten. Zum anderen ist zu berücksichtigen, dass sich der Sonnenstand im Verlauf des Tages verändert und es somit nie zu einer dauerhaften Verschattung der Flächen kommt. Da nunmehr auf das Vorbringen auch des Einwenders hin sehr viel kleinere Bäume zum Ein- satz kommen, kann davon ausgegangen werden, dass eine merkliche Minderung des Er- trags durch Verschattung, die unzumutbar sein könnte, nicht eintreten wird.

Weiterhin fordert der Einwender, dass angrenzende landwirtschaftlich genutzte Flächen durch Maßnahmen des landschaftspflegerischen Begleitplanes nicht beeinträchtigt wer- den. Dies sei durch entsprechende Auflagen im Planfeststellungsbeschluss sicherzustel- len. Benannt werden Verschlechterung der Belichtungsverhältnisse, Hinderung des Kalt- luftabflusses, übergreifende Wurzeln, nachteilige Einwirkungen durch Laub etc., nachteili- ge Einwirkungen auf Drainagen. Hilfsweise müsse eine Entschädigungspflicht dem Grunde nach festgesetzt werden.

Die Forderung wird zurückgewiesen.

Die insoweit bestehenden Vorschriften werden eingehalten. Eine diese bestätigende Auf- lage ist nicht notwendig, eine notwendigerweise unbestimmte allgemeine Abwehrmöglich- Seite 189/230

keit nicht angemessen und auch nicht praktikabel. Der Hilfsantrag wird ebenfalls zurück- gewiesen. Fragen der Entschädigung sind in der Regel, wie auch hier, nicht Bestandteil der Planfeststellung. d) Einwände bzgl. der wegemäßigen Erschließung und des Wegenetzes

Nutzung der Wege durch Baufahrzeuge Der Einwender fordert, dass die Benutzung des untergeordneten landwirtschaftlichen Wegenetzes durch Baufahrzeuge auf das unabdingbare Mindestmaß in räumlicher und zeitlicher Hinsicht zu beschränken sei. Hierzu wird eine Auflage im Planfeststellungsbe- schluss gefordert, die bestimmt, dass mit den Bewirtschaftern vorab und einvernehmlich zu klären ist, welche Wirtschaftswege für welchen Zeitraum für Baufahrzeuge in Anspruch genommen werden.

Daneben wird eine Auflage gefordert, in der bestimmt wird, dass alle von Baumaschinen und Baufahrzeugen genutzten Wege des untergeordneten Wegenetzes nach Abschluss der Baumaßnahme umgehend wieder herzustellen und auch während der Bauzeit ständig in befahrbarem Zustand zu halten sind.

Sollte das Wegenetz nach Bauabschluss nicht rechtzeitig oder nicht ordnungsgemäß In- stand gesetzt werden, wird eine Entschädigung der Bewirtschafter für die insoweit entste- henden Nachteile gefordert.

Der Einwendung wird teilweise gefolgt. Im Übrigen wird sie zurückgewiesen.

Die Planfeststellungsbehörde hat verschiedene Bestimmungen in den Beschluss aufge- nommen, die den angesprochenen Bereich betreffen. Zu verweisen ist hier auf Teil A, Ka- pitel VII, Punkt 2.4, 8.1., 8.2. Satz 1.

Nach diesen Bestimmungen sind die von der Bauausführung und von Grundstücksnutzun- gen betroffenen Landwirte rechtzeitig und schriftlich vom Baubeginn zu unterrichten. Die Nutz- und Erreichbarkeit der landwirtschaftlichen Flächen während der Bauphase ist durch die Vorhabenträgerin zu gewährleisten. Ausdrücklich wird bzgl. der Baudurchführung für das Brückenbauwerk über die Eine bestimmt, dass die ansässigen Landwirtschaftsbetriebe sowie der betroffene Reitbetrieb, der den als Baustraße dienende Wirtschaftsweg nutzt, zur Abstimmung und Information an den Bauberatungen zu beteiligen sind.

Seite 190/230

Der Vorhabenträger hat auch ausdrücklich auf die Praxis hingewiesen, dass beispielswei- se Vertreter der Kommunen oder betroffene Landwirte die regelmäßig stattfindenden Bau- beratungen für Abstimmungen und zur gegenseitigen Information nutzen können.

Welche Wege in Anspruch genommen werden sollen, ist den Planunterlagen zu entneh- men. Der Vorhabenträger hat in seiner Erwiderung zugesichert, dass vor Baubeginn der Zustand der Wege erfasst wird. Sodann werden die Wege für den Transport von Baumate- rialien hergerichtet. Die Wege werden auch während der Bauzeit instand gesetzt, sofern dies erforderlich ist. Nach Beendigung der Bauarbeiten werden die Wege, wie z. B. die Zu- fahrt zur Einetalbrücke, auf vorher vorhandene Breiten zurückgebaut, soweit dies erforder- lich ist. Nach Beendigung der Bauarbeiten findet eine gemeinsame Abnahme von Vorha- benträger und Baulastträger statt. Es ist sichergestellt, dass die Wege nach Beendigung der Bauarbeiten in einem ordnungsgemäßen Zustand übergeben werden.

Aus Sicht der Planfeststellungsbehörde wird mit den aufgezeigten Maßnahmen den vorge- tragenen Belangen ausreichend und angemessen Rechnung getragen.

Die geforderten Regelungen zur Entschädigung sind nicht notwendiger Bestandteil der Planfeststellung.

Herstellen von Ersatzzufahrten Der Einwender fordert die Beauflagung, dass, soweit durch Baumaßnahmen Zufahrten be- seitigt bzw. Restflächen ohne Zufahrten geschaffen werden, entsprechende Ersatzzufahr- ten vom Vorhabenträger anzulegen sind.

Der Einwendung wird teilweise entsprochen.

Für die im Zuge der Baumaßnahme verdrängten Zufahrten werden durch die Vorhabenträ- gerin, wenn eine Genehmigung auf Sondernutzung vorliegt oder wenn der eindeutige Nachweis des Nutzers, dass die Zufahrt bereits vor 1945 angelegt wurde, erbracht wird, Ersatz geschaffen.

An die Neubautrasse werden keine Zufahrten angebaut. Die Flurstücke sind über das vor- handene Wegenetz angebunden. Einzige, im Zuge der Baumaßnahme zu errichtende Zu- fahrt ist die an der B 185 westlich von Aschersleben zur Erschließung der Fläche zwischen B 185, B 180n und dem Gehölzestreifen in Bewirtschaftung des Einwenders. Diese Zufahrt wird zu Lasten der Vorhabenträgerin errichtet.

Seite 191/230

Weiterhin hat die Vorhabenträgerin die Errichtung einer Feldzufahrt im Bereich des späte- ren Kontenpunktes B 180/ L 228 nach Norden (in Richtung Westdorf) zugesagt. Hier wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.3 verwiesen.

Für die Bewirtschaftung der südwestlich des geplanten Knotenpunktes B 180/L228 liegen- den Flächen wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.4 verwiesen.

Im Übrigen wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.2 verwiesen.

Wiederherstellung von Wegeverbindungen Der Einwender fordert generell die Wiederherstellung der untergeordneten Wegeverbin- dungen, wobei gegenüber dem bisherigen Zustand Mehrwege und nachteilige Verände- rungen der Steigungsverhältnisse nach Möglichkeit zu vermeiden sind. Es müsse eine Be- lastbarkeit mit einer Achslast von mindestens 12 t sichergestellt werden. In Abstimmung mit den Bewirtschaftern müssten außerdem Ausweichstellen angelegt werden, damit bei öffentlichen Wegen der Begegnungsverkehr reibungslos abgewickelt werden könne. Ins- besondere im Bereich von Steigungen seien die neu anzulegenden Wege bituminös zu be- festigen, so dass sie auch mit moderner Technik problemlos genutzt werden können.

Die Einwendung wird zurückgewiesen, soweit ihr nicht entsprochen wird.

Die im Zuge der Baumaßnahmen wieder herzustellenden Wegeverbindungen bzw. neu zu schaffenden Wege können der Planunterlage entnommen werden. Der Ausbau erfolgt nach den Richtlinien für den ländlichen Wegebau, dem DWA-A 904 und orientiert sich am Bestand. Wege, die bisher unbefestigt befahrbar waren, hier ergibt sich eine Achslast von 5 t, werden also nicht für höhere Achslasten ausgebaut.

Ausweichstellen sind nicht vorgesehen. Die Sichtbeziehungen werden als ausreichend an- gesehen. Für die Baustraße zum Bauwerk 2 gelten Besonderheiten. Dazu sogleich.

Die Befestigung von Steigungsstrecken in bituminöser Bauweise erfolgt in den Rampenbe- reichen an Bauwerken zum Schutz der Verkehrsteilnehmer auf der B 180n vor herunterfal- lendem Schotter.

Die Vorhabenträgerin ist als Vertreter der Bundesfernstraßenverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt bei notwendigen Änderungen oder Neuanlagen des ländlichen Wegenet- zes im Zuge der Realisierung einer Straßenbaumaßnahme in der Baulast des Bundes an die Grundsätze für die Gestaltung ländlicher Wege bei Baumaßnahmen an Bundesfern- straßen (ARS Nr. 28/2003 vom 29.08.2003 des Bundesverkehrsministeriums) gebunden. Seite 192/230

Ist es demnach erforderlich, wegen des Baus der B 180 vorhandene Wege zu ändern (z. B. Verlegung, Überführung), so hat der Eigentümer bzw. der Träger der Baulast nur An- spruch darauf, dass der ursprüngliche Zustand oder ein gleichwertiger Zustand der Wege in Bezug auf Abmessungen und Beschaffenheit wieder hergestellt wird. Folglich hat der Träger des hiesigen Bauvorhabens grundsätzlich nur gleichwertigen Ersatz für verdrängte oder unterbrochene landwirtschaftliche Wege zu schaffen.

Aufrechterhaltung der Wegeverbindungen während der Bauzeit Der Einwender fordert, den Vorhabenträger zu verpflichten, die Zufahrten zu landwirt- schaftlich genutzten Flächen auch während der Bauzeit aufrecht zu erhalten und – sofern dies im Einzelfall nicht möglich sein sollte – den Bewirtschafter hierfür zu entschädigen.

Der Einwendung wird entsprochen. Die Regelung der Entschädigung im Beschluss ist nicht erforderlich.

Die Vorhabenträgerin hat bereits in ihrer Antwortstellungnahme vom 26.06.2012 zugesi- chert, die Zufahrten zu landwirtschaftlich genutzten Flächen während der Bauzeit aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus findet sich eine entsprechende Bestimmung in diesem Be- schluss, vgl. Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.2.

Landwirtschaftliches Wegenetz und Breiten der Wirtschaftswege Der Einwender forderte mit Einwendungsschreiben, dass die Wege mindestens eine be- festigte Breite von 5 m aufweisen müssten, um eine ungehinderte Befahrbarkeit zu ge- währleisten.

Im Erörterungstermin modifizierte der Einwender die Forderung. Er fordere Wegebreiten von mindestens 4,50. Die Richtlinie für den ländlichen Wegebau beachte nicht die Beson- derheiten in Ostdeutschland. Aufgrund der Größe der Flächen müssten größere Fahrzeu- ge zum Einsatz kommen, die Vorgaben für den Regelfall müssten und könnten entspre- chend angepasst werden. Dies erfordere wiederum ein leistungsfähigeres Wegenetz. Zur Untermauerung seiner Forderung reichte der Einwender eine Untersuchung mit dem Titel „Bedarf und Umfang des Ausbaus landwirtschaftlicher Wege“ der Sächsischen Landesan- stalt für Landwirtschaft zur Akte, die im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft erstellt wurde. Diese komme zum Ergebnis, dass landwirt- schaftliche Wege mindestens 4,50 m breit sein müssten.

Der Einwender ergänzte seine Einwendung mit Schreiben vom 08.01.2013. Für die Breite der Fahrbahnbefestigung sei die Häufigkeit des Befahrens mit überbreiten Geräten, sowie des damit verbundenen Begegnungsverkehrs maßgeblich. Die Breite der Fahrbahn müsse Seite 193/230

so bemessen sein, dass eine dauernde Beanspruchung der äußeren Fahrbahnkanten vermieden wird. Die Arbeitstechnik in ostdeutschen Landwirtschaftsbetrieben betrage auf- grund der Größe der Flächen häufig 3 m und mehr. Werde dies nicht berücksichtigt, könn- ten die Wege nicht genutzt werden. Dies führe zu Umwegen und damit zu höheren Be- triebskosten. Im Übrigen müsse bei der Planung im Sinne der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden, dass die Geräte künftig noch größer sein werden. Im Planfeststellungsverfahren sei dies unter Zugrundelegung der „Ergänzenden Grundsätze für die Gestaltung und Nut- zung ländlicher Wege“ der AGRE Landesentwicklung zu berücksichtigen. Dort sei empfoh- len, dass bei der Bemessung der Wege die Breite und Länge der vor Ort genutzten land- wirtschaftlichen Fahrzeuge, deren Achslasten, sowie die Häufigkeit der Befahrung zu be- rücksichtigen sei. Nur so könnten spätere Beeinträchtigungen der betrieblichen Abläufe durch nicht angemessene Wegenetze vermieden werden.

Die Vorhabenträgerin erwiderte im Wesentlichen, dass sich der Querschnitt der Wege, die im Zuge der Baumaßnahme neu angelegt werden, nach der Funktion im Wegenetz richte. Verbindungswege werden nicht hergestellt. Die einzelnen Wegebreiten hat sie in der Erwi- derung einzeln aufgeführt. Bei vorhandenen Wegen werde der Bestandsquerschnitt wieder hergestellt. Sie führt weiter aus, dass auch Landmaschinen der Straßenverkehrszulas- sungsordnung unterlägen. Gem. § 32 Abs. 2 StVZO liege die maximale zulässige Breite bei 3 m für das Befahren öffentlicher Wege. Die Fahrzeugbreiten und die Breite der Wege seien also aufeinander abgestimmt.

Alle im Planungsraum zur Anwendung kommenden Wirtschaftswegebreiten für neu anzu- legende und zu ergänzende Wege würden nach dem Arbeitsblatt DWA-A 904, Richtlinien für den ländlichen Wegebau, Oktober 2005 bemessen. Die Vorhabenträgerin habe sich bei der Wahl der Ausbaubreiten am Bestand – den naturräumlichen Gegebenheiten, an Art und Umfang des zu erwartenden Verkehrs und der angedachten Verbindungsfunktion – orientiert. Regelbreiten und Raumbedarf von Fahrzeugen gemäß diesen Richtlinien seien den Empfehlungen für die Anlage von Erschließungsstraßen (EAE) entlehnt. Zu ergänzen- de Abschnitte werden an die Maßgaben des Arbeitsblattes DWA-A 904 angepasst, d. h. meistenteils auf das erforderliche Maß verbreitert. Für die Vorhabenträgerin sei das vorge- nannte Regelwerk für die Anlage ländlicher Wege bindend.

Das Arbeitsblatt unterscheidet sich nur in wenigen Punkten von angeführten Richtlinien für den ländlichen Wegebau 1999. Insofern besteht kein Widerspruch. Das Arbeitsblatt DWA- A 904 ist als Fortschreibung der RLW 99 zu betrachten. Die Wegebreiten sind in beiden Regelwerken identisch. Die Fahrbahnbreite ist von der Regelbreite der sie benutzenden Fahrzeuge abhängig. Das DWA-A 904 bietet im Punkt 3.3.1.3 Querschnitt (von Wirt- Seite 194/230

schaftswegen) die Möglichkeit, die Breiten der Wege zu variieren. Abhängig ist dies von Begegnungsfällen, die aus Bild 3.4 selbiger Richtlinie gewählt werden können.

Alle im Zuge der Baumaßnahme betroffenen vorhandenen Wirtschaftswege hätten gerin- gere Bestandsbreiten als die geplanten 4,0 m. Alle vorhandenen Wirtschaftswege wiesen zudem keine den Regeln entsprechende Befestigung auf. Die Vorhabenträgerin ist der An- sicht, dass keine Veranlassung bestehe, die Querschnitte, auch nicht für neu anzulegende Wege zu vergrößern, da die landwirtschaftlichen Nutzer offensichtlich mit diesen vorhan- denen Wegebreiten auskämen. Darüber hinaus seien keine gesetzlichen Vorschriften vor- handen, die dies rechtfertigen würden.

Die Planung der betroffenen Wirtschaftswege sei bzgl. Lage, Breite und Befestigung im Zuge der Planung mit dem ALFF Mitte abgestimmt worden.

Die Planfeststellungsbehörde hat im Rahmen des Anhörungsverfahrens auf die Einwände im Erörterungstermin hin das ALFF Mitte um Stellungnahme gebeten. Ihm wurden die Einwendungen sowie die vom Einwender vorgelegte Untersuchung übermittelt. Das ALFF Mitte hat mit Schreiben vom 12.3.2013 erklärt, dass die dem genannten Arbeitsblatt zu- grundeliegende Richtlinie überarbeitet werde. Hintergrund sei auch die Anpassung auf- grund veränderter Nutzungsanforderungen. Konkret seien dies u. a. breitere und schwere- re landwirtschaftliche Fahrzeuge. Das ALFF schlussfolgert, dass es aus Sicht der eigenen Behörde nachvollziehbar und sinnvoll sei, die noch in Bearbeitung befindlichen, ggf. in Zu- kunft in Kraft tretenden Regelungen in Planfeststellungsverfahren bereits zu berücksichti- gen.

Der Einwand wird zurückgewiesen.

Die Planfeststellungsbehörde hat den Einwand geprüft. Sie hält die Planung der Vorhaben- trägerin bzgl. der Wegebreiten für rechtmäßig. Die Forderung des Einwenders nach We- gebreiten von mindestens 4,50 m bzw. 5 m, die im Rahmen des Straßenbauvorhabens umgesetzt werden sollen, wird zurückgewiesen.

Im Einzelnen gilt folgendes: Die Planung der Vorhabenträgerin entspricht den Vorgaben der angegebenen Richtlinien. Diese sind für den Straßenbau verbindlich. Es ist hier auch nicht angezeigt, aufgrund der vorgetragenen örtlichen Situation davon abzuweichen. Zu Recht weist die Vorhabenträge- rin darauf hin, dass die Bewirtschaftung mit den vorhandenen Wegebreiten ganz offen- sichtlich möglich ist. Eine insoweit vorgetragene Einschränkung durch den mit dem Stra- Seite 195/230

ßenbau in Verbindung stehenden Wegebau für die Bewirtschafter ist damit nicht ersicht- lich.

Die Planfeststellungsbehörde kann nachvollziehen, dass es aus Sicht der Einwender und Bewirtschafter wie auch des ALFF Mitte wünschenswert wäre, wenn im Zuge solcher Baumaßnahmen, bei denen Wege neu angelegt und andere ohnehin wieder instand ge- setzt werden, die Gelegenheit genutzt würde, die Wege angesichts der Entwicklung hin zu immer größeren Maschinen breiter zu bauen. Dies ist aber nicht ausreichend, um diese Aufgabe und die damit verbundenen Kosten der Vorhabenträgerin aufzuerlegen. Die Ori- entierung am Bestand, sowohl für die bestehenden, als auch die neuen Wege, ist ange- messen. Die Planfeststellungsbehörde muss bei ihrer Entscheidung auch berücksichtigen, dass breitere Wege auch die Inanspruchnahme weiterer landwirtschaftlich genutzter Flä- chen zur Folge haben. Dies bedeutet wiederum die Anordnung weiterer Kompensations- maßnahmen und damit erneut u. U. Flächenverbrauch. Nicht zuletzt verursachen sie höhe- re Kosten. Um diese Belange überwinden zu können, bedürfte es einer tragfähigen Rechtsgrundlage. Diese ist derzeit nicht vorhanden. Zwar weist das ALFF Mitte auf die derzeit laufende Überarbeitung der maßgeblichen Vorschriften hin. Ein bloßer Entwurf kann jedoch im Rahmen der Planfeststellung aufgrund der gegenstehenden Belange keine geeignete Grundlage bilden. Erst recht gilt dies für die vom Einwender vorgelegte Untersu- chung.

Soweit der Einwender die „Ergänzenden Grundsätze für die Gestaltung und Nutzung länd- licher Wege“ zitiert, ist ergänzend anzumerken, dass hier ebenfalls auf die Mehrkosten hingewiesen wird und daher unter Punkt 2.2 empfohlen wird, den „Bedarf an über den Standard hinaus breiter ausgebauten Wegen auf das Notwendigste zu beschränken.“ Die geforderten Wegebreiten werden als Ausnahme dargestellt. vgl. Punkt 2.4.

Weitere Einwände zum landwirtschaftlichen Wegenetz Der Einwender fordert, wegen der großen Ausbaubreite der landwirtschaftlichen Technik darauf zu achten, dass die lichte Durchfahrtsbreite bei Brückenbauwerken mehr als 7,50 m beträgt. Die Nutzbarkeit sei sonst für bestimmte Maschinen ausgeschlossen. Dies müsse auch bei Pflanzmaßnahmen berücksichtigt werden. Entlang von Dammschüttungen an der Trasse müssten darüber hinaus die Wege so ausgeführt werden, dass sie auch mit über- breiten Maschinen, z. B. Mähdreschern, mit einer Schnittbreite von 10,5 m befahren wer- den können, ohne Gefahr zu laufen, an der Aufschüttung oder Anpflanzung hängen zu bleiben.

Die Forderungen werden zurückgewiesen.

Seite 196/230

Die Durchfahrtsbreiten unter Brücken und die Breite der Fahrspuren auf Brücken ist im Ar- beitsblatt DWA-A 904 geregelt. Durchfahrtsbreiten von mehr als 7,50 m sind nicht erforder- lich.

Die Wege werden nicht für Maschinen mit einer Breite von 10,5 m angelegt. Auf die Aus- führungen oben zur zulässigen Breite bei der Nutzung öffentlicher Wege sei verwiesen.

Der Einwender fordert, im Bereich des Bauwerkes 1 a die Fahrbahntrasse nicht auf 3,50 m zu verschmälern.

Die Forderung nach einer Durchfahrtsbreite von 4 m ist erfüllt. Entgegen der Annahme des Einwenders beträgt die Durchfahrtsbreite 7 m. Diese setzt sich zusammen aus 5 m Fahr- bahn und je 1 m Notweg neben der Fahrbahn. Entsprechend der Forderung des Einwenders hat die Planfeststellungsbehörde geprüft, ob im Bereich des Bauwerkes 1 A nicht die Überführung des Wirtschaftsweges über die B 180 die einfachste und günstigere Lösung darstellt.

Die Trassierung der B 180 im Aufriss verlangt Längsneigungen von mindestens 0,5 % zur Ableitung des Oberflächenwassers. Eine geländegleiche Führung der Trasse im Kreu- zungsbereich gewährleistet diesen Wert nicht. Es würden Längsneigungen < 0,5 % und somit eine entwässerungsschwache Zone entstehen. Um die Entwässerung der Straße zu gewährleisten, muss die Neubautrasse im betreffenden Bereich in Dammlage geführt wer- den. Daher bleibt nur die Möglichkeit der Unterführung des Wirtschaftsweges.

Der Einwender fordert, eine Nachbesserung der Fahrbahnbreiten am Kreuzungspunkt zwi- schen B 180 und L 228 (Knoten 1). An dieser sollen Begrenzungs- und Trennungsinseln errichtet werden, welche die Fahrbahnbreite auf 3,25 bis 3,50 begrenzen.

Die Vorhabenträgerin hat hierzu erläutert, dass die Breiten zwischen den Fahrbahnteilern 4,25 und 5,75 m betragen. Vgl. Unterlage 15.1 Blatt 1.

Prüfung von Alternativen für die Führung der Baustraße zum Bauwerk 2 Im Ergebnis des Erörterungstermins, bei dem der Einwender auf mögliche alternative Füh- rungen der Baustraße zum Bauwerk 2 hingewiesen hat, hat die Vorhabenträgerin sich die- se anlässlich einer gemeinsamen Ortsbegehung am 05.06.2013 vom Einwender vor Ort erläutern lassen. In der Folge hat sie die vorgeschlagenen Varianten einer umfangreichen Prüfung unterzogen.

Es wurden folgende Varianten untersucht: Seite 197/230

Baustraße nördlich des Kalkberges mit Verbindung zur B 180a (Alternative 1) Von der B 180a kommend verläuft ein vorhandener Feldweg in Richtung Eine-Tal. Bei Bau-km 5+166 quert der Weg die Trasse der Ortsumgehung im Bereich Bauwerk 3. Er wird mit dem Bauwerk 3 überführt. Der Weg verläuft weiter nördlich des Kalkberges, quert einen vorhandenen Waldbestand und mündet auf einen vorhandenen Radweg im Eine-Tal südlich des Kalkberges. In der Ortsbegehung wurde vorgeschlagen, den Weg nördlich am Waldgebiet vorbei zu verlängern und direkt in das Eine-Tal zu trassieren, um von dort aus das Bauwerk 2 zu erreichen. Die Baulänge für die Alternative 1 beträgt ca. 2.730 m. Zwi- schen Bau-km 0+490 und 0+700 wären Steigungen von bis zu 27 % zu überwinden. Eine Längsneigung von max. 10 % wären für die Baustraße anzustreben. Der Bereich der ma- ximalen Steigung (östliche Böschungskante des Eine-Tals) tangiert ein nach § 22 NatSchG LSA geschütztes Magerrasenbiotop. Bei Errichtung der Baustraße auf dieser Trasse wären die ungünstigen Steigungsverhältnisse auszugleichen. Im Bereich der geschützten Fläche wäre ein Einschnitt herzustellen, die Breite des Einschnitts würde erheblich von der vor- handenen Wegebreite abweichen. Es wäre mit einem Flächenverbrauch von ca. 14.600 m2 zu rechnen, wobei ca. die Hälfte der Fläche dem vorhandenen Wirtschaftsweg entspricht. Zwischen Bau-km 0+470 und 0+500 wäre ein Feldgehölz in Trassenbreite zu roden.

Baustraße südlich des Kalkberges mit Verbindung zur B 180a (Alternative 1.1) Von der B 180a kommend verlauft die Alternative 1.1 zunächst auf derselben Trasse wie die Alternative 1. Ca. 750 m westlich des Bauwerkes 3 führt die Trasse auf einem vorhan- denen Weg direkt in das Eine-Tal. Im Talgrund wäre parallel zur örtlichen Hangkante ein Wirtschaftsweg neu anzulegen. Die Baulänge für diese Alternative beträgt ca. 2.540 m. Zwischen Bau-km 0+300 und 0+350 treten (in Stationierungsrichtung) Gefälle von bis zu 17 % auf. Im weiteren Verlauf fällt das Gelände zwischen Bau-km 0+530 und 0+550 erneut um ca. 19 % bevor es zwischen Bau-km 0+790 und 0+920 um bis zu 29 % ansteigt. Im weiteren Verlauf bis zur B 180a verläuft der Anstieg in moderaten Größenordnungen, die ohne Schwierigkeiten zu beherrschen sind. Der Bereich der maximalen Steigung (Bau-km 0+760 bis 0+920) verläuft durch ein Feldgehölz. Auf einer Länge von 500 m (Bereich Tal- grund) wäre der Wirtschaftsweg neu anzulegen. Der Flächenverbrauch für den kompletten Wirtschaftsweg würde bei ca. 15.600 m2 liegen, wobei ca. 1/3 der Fläche auf den vorhan- denen Weg entfallen.

Baustraße von der L 228 mit Eine-Querung in Richtung Bauwerk 2 (Alternative 2) Von der L 228 südlich von Westdorf zweigt ein vorhandener Feldweg in das Eine-Tal ab. Die Eine wird mittels einer Furt gequert und endet am vorhandenen Radweg Westdorf – Welbsleben. Die Alternative 2 zweigt nach der Querung der Furt vom vorhandenen Weg in Richtung Norden zum Bauwerk 2 ab. Er verläuft ab diesem Punkt auf der Trasse der Alter- Seite 198/230

native 1.1. Die Baulänge beträgt ca. 830 m. Etwa 100 m davon sind mit einem vorhande- nen Weg identisch. Etwa 730 m Wegelänge wären neu zu errichten. Zwischen Bau-km 0+270 und 0+300 sowie zwischen 0+480 und 0+520 treten Steigungen von maximal 19 % auf. In diesen Bereichen wäre die Herstellung von Einschnitten zur Verbesserung der Stei- gungsverhältnisse erforderlich. Der Flächenverbrauch beträgt für die Alternative 2 ca. 4.700 m2. Um als Baustraße ertüchtigt zu werden, wäre die Furt in der Eine durch ein Brü- ckenbauwerk zu ersetzen. Die Vorteile durch die kurze Baulänge und die relative ökologi- sche Verträglichkeit werden durch die erhöhten Baukosten für die Errichtung einer zusätz- lichen Brücke ausgeglichen.

Die Planfeststellungsbehörde hat die im Rahmen der Ortsbegehung vorgeschlagenen Al- ternativen für die Baustraße zum Brückenbauwerk 2 geprüft. Bei den Alternativen 1 und 1.1 ermöglichen die Höhenverhältnisse nicht die dem Geländeverlauf angepasste Anlage von Zufahrten, die als Baustraße genutzt werden könnten. Hier wären umfangreiche Bau- arbeiten zur Anlage von Dammbauwerken bzw. Einschnitten erforderlich, um die Gradiente mit Längsneigungen von ca. 10 % zu erhalten. Die vorhandenen Wegebreiten wären auf- zuweiten, Befestigungen sind nicht vorhanden. Beide Varianten beeinträchtigen geschützte Biotopstrukturen in nicht unerheblichem Maße. Die Baulängen – Alternative 1 mit ca. 2.750 m, Alternative 1.1 mit einer Länge von ca. 2.540 m - unterscheiden sich nicht erheblich von der zur Planfeststellung eingereichten Baustraße.

Diese hat eine Länge von ca. 2.850 m und verläuft größtenteils auf vorhandenen Wegen. Querschnitt und Befestigung sind zumindest im Bereich Weg 1 ausreichend. Geschützte Biotope werden nicht beeinträchtigt.

Die Alternative 2 besitzt deutlich Vorteile gegenüber den Alternativen 1 und 1.1 in punkto Baulänge, Erdbau und Beeinträchtigung von Biotopen. Nachteilig wirkt sich der Bau einer weiteren Brücke über die Eine im Überflutungsbereich dieser aus.

Für die Alternative 1 ist die Baustraße auf einer Länge von 300 m, für die Alternative 1.1 und 2 auf einer Länge von 730 m neu zu errichten. Die bisherige Baustraße benötigt eine Neubaulänge von ca. 100 m.

Weiterhin werden für alle in diesem Zusammenhang vorgeschlagenen Alternativen private Flächen oder Flächen in landwirtschaftlicher Bewirtschaftung benötigt. Unberücksichtigt sind hier die landschaftspflegerischen Kompensationsmaßnahmen, die Aufwendungen für die Bepflanzungen und der Grunderwerb.

Seite 199/230

Die Planfeststellungsbehörde kommt daher zu dem Ergebnis, dass die vorgeschlagenen alternativen Trassenführungen der Baustraße zum Bauwerk 2 aus Gründen der Wirtschaft- lichkeit und der ökologischen Verträglichkeit nicht vorzugswürdig sind.

Der vorhandene Weg im Einetal ist daher die Zufahrt zum Bauwerk 2. Der als Weg 1 be- zeichnete Weg zeigt an vielen Stellen Fahrbahnbreiten um 2 m. Da der Weg derzeit unbe- festigt ist, wurde hier das Maß der Fahrspuren aufgemessen. Katastermäßig ist der Weg allerdings breiter. Ersichtlich ist dies u. a. auch aus dem Grunderwerbsplan. Die Flächen- inanspruchnahme von seitlich des Weges liegenden Flurstücken für den Ausbau als Baustraße ist im Bereich mit ausreichenden Breiten im Bestand sehr gering. In den Berei- chen, in denen der vorhandene Weg zu geringe Breiten aufweist, wird entsprechend mehr Fläche benötigt. Die Baustraße zum Bauwerk 2 wird in einer befestigten Breite vom > 3,00 m einschließlich 0,50 m beidseitiges Bankett hergestellt. Somit steht eine Wegebreite von > 4,00 m zur Verfügung. Das > 3,00 m bezieht sich daher auf Kurvenbereiche, in denen eine Innenrandverbreiterung entsprechend den gültigen Vorschriften zum Tragen kommt. Die Breite der Innenrandverbreiterung richtet sich dabei nach dem zur Anwendung kom- menden Radius. Für den Baustellenverkehr ist diese Breite ausreichend. Dokumentiert ist der vorgesehene Querschnitt in Unterlage 6, Blatt 10. Hier ist auch ersichtlich, dass die Wegebefestigung nach Beendigung der Baumaßnahmen zurückgebaut wird. Ausnahme ist der Teil des Zufahrtsweges zum Bauwerk 2, der neu hergestellt wird und den vorhandenen Weg mit dem Bauwerk verbindet. Das zum Einsatz kommende Geotextil verhindert ein Vermischen des vorhandenen Untergrundes mit dem Straßenbaustoff, stabilisiert den Un- tergrund und bildet eine Trennschicht zur Wiederaufnahme des Straßenbaustoffs. Somit wird der vorhandene Zustand größtenteils wieder hergestellt. Die Forderung des Einwen- ders nach Beibehaltung des Status quo ist somit erfüllt.

Ausweichstellen für die Baustraße zum Bauwerk 2 Der Einwender hat insbesondere im Erörterungstermin für die Baustraße zum Bauwerk 2 das Anlegen von Ausweichstellen gefordert.

Die Planfeststellungsbehörde hat dem Vorhabenträger die Prüfung aufgegeben. Der Vor- habenträger hat sodann ein Konzept vorgelegt. Der Einwender hatte die Gelegenheit, hier- zu Stellung zu nehmen. In der Folge wurden die Argumente schriftlich, teilweise unter Vor- lage von Fotodokumentationen ausgetauscht. Der Einwender hält die nun geplanten Aus- weichstellen, die zu einer Überarbeitung der Pläne geführt haben, allerdings nicht für aus- reichend. Er fordert weitere Ausweichstellen. Der Einwender ist hier der Ansicht, dass die vorgesehenen Ausweichstellen nicht ausreichend seien bzw. auf Teilen der Baustraße kei- ne Ausweichmöglichkeit aufgrund der Gegebenheiten bestünden oder zu eng und unüber- Seite 200/230

sichtlich seien. Die vorgelegte bildliche Dokumentation und die dazu entsprechenden For- derungen wurden geprüft.

Die Vorhabenträgerin hat sich in mehreren Ortsterminen mit der Wegesituation vertraut gemacht. Dabei wurden auch die vom Einwender mit Schreiben vom 04.08.2014 zur Do- kumentation und Untermauerung beigefügten Lichtbilder näher betrachtet.

Die Forderung wird insofern zurückgewiesen, als weitere als die nunmehr geplanten Aus- weichstellen gefordert werden.

Die Planfeststellungsbehörde hält das vom Vorhabenträger vorgelegte Konzept, dass mit geänderten Planunterlagen in die Planung eingegangen ist, für ausreichend. Die vorgese- henen Ausweichstellen ermöglichen im Begegnungsverkehr der Baufahrzeuge mit den landwirtschaftlichen Fahrzeugen in ausreichendem Maße, ausweichen zu können. Es war zu berücksichtigen, dass es sich um eine Baustraße handelt, die nicht permanent unter Verkehr steht. Der landwirtschaftliche Verkehr wird als eher gering eingeschätzt. Der Baustellenverkehr wird zu bestimmten Zeiten des Baus der Brücke stärker sein, aber sollte auch dann mit den nun vorgesehenen Ausweichstellen bei einer Begegnung mit landwirt- schaftlichen Fahrzeugen möglich sein.

Die Vorhabenträgerin sieht für den Fall, dass sich dies anders darstellen sollte, vor, je nach Bedarf den Verkehr durch eine temporäre Beschilderung (z. B. Verkehrszeichen 308, Vor- rang vor dem Gegenverkehr) oder Baustellenampeln die Vorfahrt zu reglementieren. Die bauausführende Firma wird per Baubeschreibung darauf hingewiesen, dass ggf. reglemen- tierende Maßnahmen zu ergreifen sind, wenn sich ein erhöhtes Konfliktpotential zwischen Landwirtschaft und Baustellenverkehr abzeichnen sollte. Dieses wäre u. U. an Tagen, an denen Betonierarbeiten an den Widerlagern oder den Pfeilern durchgeführt werden, gege- ben, wenn diese mit Tagen erhöhter landwirtschaftlicher Tätigkeit zusammenfallen sollten. Auch besteht für die ansässigen Landwirtschaftsbetriebe die Möglichkeit, ihre Belange in den wöchentlich stattfindenden Bauberatungen zu vertreten. Auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 2.4 wird verwiesen.

Die in der Unterlage 7, Blatt 5.1A dargestellte Wegesituation basiert auf den aktuellen Luftbildaufnahmen und stellt den tatsächlichen Wegeverlauf dar. Das verwendete Kataster wurde vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt zur Verfü- gung gestellt. Es ist im Bereich zwischen Bau-km 1+900 und 2+800 zu erkennen, dass Ka- taster und tatsächliche Nutzung nicht identisch sind. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. Auf den Grunderwerb hat dies keine Auswirkungen. Es wird ein vorhandener Weg genutzt. Seite 201/230

Mehrflächen für die Verbreiterung des Weges bzw. für Ausweichstellen werden temporär in Anspruch genommen und als solche in den Grunderwerbsunterlagen dargestellt.

Sollte im Zuge des durchzuführenden Unternehmensflurbereinigungsverfahrens die Ent- scheidung getroffen werden, dass die Baustraße als Wirtschaftsweg weiter betrieben wer- den und kein Rückbau erfolgen soll, werden die Teilflächen neu geordnet. Andernfalls werden die Mehrflächen auf die Breiten des vorhandenen Weges zurückgebaut.

Zu Zwecken der Wartung und ggf. Instandhaltung des Brückenbauwerkes wird später der vorhandene Weg genutzt. Der Querschnitt des vorhandenen Weges ist für Fahrzeuge des regulären Betriebsdienstes ausreichend bemessen.

Der Einwender ist, durch seine Gesellschafter wie im Grunderwerbsverzeichnis aufgeführt, betroffen. Durch die Anlage der Ausweichstellen entstehen keine neuen Betroffenheiten. Die für die Baustraße temporär in Anspruch genommenen Flächen sind aus dem Grund- erwerbsverzeichnis zu ersehen. Nach Beendigung der Bauarbeiten werden dem Eigentü- mer die zeitweilig benötigten, rekultivierten Flächen zurückgegeben. Der Einspruch vom 04.08.2014 gegen eine zusätzliche Flächeninanspruchnahme ist damit entbehrlich.

Soweit der Einwender mit Schreiben vom 20.03.2015 die Einholung eines Gutachtens ei- nes öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen zur Überprüfung der Ge- fahrträchtigkeit der benannten Stellen, wird der Einwand zurückgewiesen.

Hier wird auf die obigen Ausführung verwiesen. Mit der Anlage der Baustraße werden die vorhandenen Bedingungen verbessert, die Forderungen des Einwenders zumindest teil- weise erfüllt. Begegnungsverkehr, insbesondere landwirtschaftlicher, findet auch vor bzw. nach Abschluss der Bauarbeiten statt. Da landwirtschaftliche Fahrzeuge teilweise größere Breiten als nach StVZO zulässig aufweisen, wären die Ausweichstellen für den regulären landwirtschaftlichen Verkehr eher notwendig als für den Baustellenverkehr.

Die Vorhabenträgerin hat sich umfassend mit der Problematik der Baustraße befasst. Die vorgelegten Ergebnisse sind überzeugend. Sie haben bei der erfolgten kritischen Ausei- nandersetzung keinerlei Anlass zu Zweifeln an ihrer Validität gegeben.

Für eine Verbreitung der Erkenntnisse im Wege der Amtsermittlung, etwa durch Einholung sachverständiger, gutachtlicher Äußerungen, bestand kein Anlass. Die Planfeststellungs- behörde geht davon aus, dass die Baustraße mit den geplanten Ausweichstellen und den flankierenden Maßnahmen für Zeiten starken Verkehrs ausreichend ist. Es wurden von keinem anderen Verfahrensbeteiligten auch nur ansatzweise Argumente oder Fakten zu Seite 202/230

den Ausweichstellen der Baustraße vorgetragen, die die durch den Einwender vorgetrage- ne Gefahrträchtigkeit hätten untermauern oder zumindest ernsthafte Zweifel an den Er- gebnissen der Vorhabenträgerin hätten erwecken können. e) Einwände bzgl. konkreter Erschießungsprobleme (3.5)

 im Bereich der Grundstücke 9, 10, 11, 12 und 13 der Flur 19 Gemarkung Aschersleben (3.5.1)

Der Einwender fordert eine Zufahrt zu den entstehenden Restflächen. Außerdem fehle es an einer Verlademöglichkeit für Zuckerrüben. Hierzu würde es der Anlage eines neuen Wirtschaftsweges nebst ausreichend dimensionierten Wendemöglichkeiten bedürfen.

Der Einwand wird zurückgewiesen, soweit ihm nicht entsprochen wird.

Die Planunterlagen sehen vor, die durch die Baumaßnahme abgetrennten Flurstücksteile westlich der B 180 durch eine Zufahrt von der B 185 zu erschließen (Unterlage 7 Blatt 1, Unterlage 10.2 lfd. Nr. 2). Die Zufahrt legt die Vorhabenträgerin zu seinen Lasten an.

Der geforderten Verlademöglichkeit für Zuckerrüben in Form eines Weges sowie eine Wendemöglichkeit kann nicht entsprochen werden. Sofern durch den Bau der B 180n vor- handene Wege geändert werden müssen, hat der jeweilige Eigentümer bzw. der Baulast- träger lediglich einen Anspruch darauf, dass der ursprüngliche oder gleichwertige Zustand der Wege hinsichtlich Abmessung und Beschaffenheit wieder hergestellt wird. Insofern trägt das gegenständliche Bauvorhaben grundsätzlich nur dem gleichwertigen Ersatz zu verdrängender oder zu unterbrechender ländlicher Wege Rechnung. Das ist hier nicht der Fall, da derzeit auf dem Ackerschlag keine separate Verladestelle in Form eines Weges sowie eine ausreichend dimensionierte Wendemöglichkeit vorhanden sind.

 im Bereich östlich der L 228 – Einetal (3.5.2)

Nach Meinung des Einwenders seien auch die Grundstücke östlich der L 228, welche von der B 180n durchkreuzt werden, unzureichend erschlossen. Es sei zwar eine Erschlie- ßungsstraße vorgesehen, allerdings mit zu geringen Achslasten und Wendekreisen.

Der Hinweis wurde geprüft.

Vom künftigen Knoten B 180n/L 228 zweigt der Wirtschaftsweg 2.1 nach Osten ab. Dieser Wirtschaftsweg beginnt an der L 228 und endet am westlichen Widerlager des Bauwerkes 2. Er hat eine Baulänge von 253 m sowie einen Querschnitt von Betonspurbahn 3,0 m und Seite 203/230

2 x 0,5 m Bankett (Kronenbreite von 4,0 m). Die Bemessung des Weges erfolgt nach dem Merkblatt DWA-A 904. Der Weg ist für eine mittlere Beanspruchung mit Achslasten von 5 t ausgelegt. Entsprechend dem Regelwerk kann der Weg saisonal mit Achslasten von 11 t beansprucht werden, ohne Schaden zu nehmen.

 Flurstück 2/1, Flur 2 Gemarkung Welbsleben (3.5.3)

Das Flurstück verliere seine Erschließung. Daher bestehe dringender Bedarf nach einer Feldzufahrt sowie einer ausreichend dimensionierten Rübenverladefläche.

Die Einwendung wird zurückgewiesen.

Der nach der Baumaßnahme nördlich der Trasse verbleibende Teil des Flurstücks ist über den vorhandenen WW 2.1 zu erreichen. Der südlich der Trasse verbleibende Teil ist, wie im Bestand, über einen unbefestigten Weg (Flurstück 4, Flur 2 in der Gemarkung Welbsle- ben) zu erreichen. Es existiert keine Zufahrt von der L 228. Somit besteht kein Erfordernis, an der bestehenden Situation etwas zu ändern.

Die Möglichkeit, Rüben an der L 228 nördlich des späteren Knotenpunktes abzulagern, wird nicht eingeschränkt. Die L 228 bleibt als Landesstraße erhalten. Da kaum Baumbe- pflanzungen an der Straße vorhanden ist, kann fast überall – wie bereits in der Vergan- genheit praktiziert – eine Verladung stattfinden. Dafür ist keine Feldzufahrt erforderlich.

 Fläche südwestlich des Knoten B 180n/L 228 (3.5.4)

Durch den Kreuzungsausbau entfalle die einzige Feldzufahrt. Aufgrund der bestehenden Höhenunterschiede kann eine Zufahrt an anderer Stelle nicht erfolgen. Daher solle durch die Anlage eines Wirtschaftsweges nördlich des Knotenpunktes 1 abgeholfen werden, wel- cher die B 180n in westlicher Richtung überbrückt.

Die Forderung wird zurückgewiesen, soweit ihr nicht entsprochen wird.

Der Vorhabenträgerin wird aufgegeben, südlich des geplanten Knotenpunktes B 180/L 228 eine Feldzufahrt von der L 228 auf das westlich der Straße angrenzende Flurstück ½ der Flur 2 in der Gemarkung Welbsleben herzustellen. Die Feldzufahrt ist in einer Breite von 5 m in Asphaltbauweise (Tragdeckschicht) zwischen der Fahrbahnkante und dem Beginn der Bewirtschaftungsfläche herzustellen. Im Querungsbereich mit der Straßenentwässe- rungseinrichtung ist die Zufahrt zu verrohren. Auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.4 wird verwiesen.

Seite 204/230

Darüber hinaus wird der Vorhabenträgerin zum Ersatz bestehender Zufahrten aufgegeben, in einer Entfernung von 80 m ab Schnittpunkt der Achsen der B 180n und der L 228 nach Norden eine weitere Feldzufahrt von der L 228 auf die westlich der Straße angrenzenden Ackerflächen herzustellen. Hier wird auf die Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.3 wird verwiesen.

Für die Anlage eines zusätzlichen Wirtschaftsweges wird daher kein Bedarf gesehen, zu- mal die Vorhabenträgerin zugesichert hat, die Zufahrten zu landwirtschaftlich genutzten Flächen während der Bauzeit aufrecht zu erhalten. Im Übrigen wird auf die Nebenbestim- mung in Teil A, Kapitel VII, Punkt 8.2 verwiesen. Im Übrigen wird auf die Ausführungen un- ter Punkt d) verwiesen.

 Ackerfläche südlich der Einebrücke (3.5.5)

Durch die vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen würde der Ackerschlag durchtrennt und damit die Zufahrt abgeschnitten. Der Einwender fordert hier eine Ersatzzufahrt und einen Wendehammer.

Der Einwendung wird zurückgewiesen, soweit ihr nicht entsprochen wird.

Der Wirtschaftsweg 2.2 führt vom vorhandenen Weg aus Westdorf in das Einetal südlich der Ortslage in Richtung Bauwerk 2 und kreuzt das Bauwerk am östlichen Pfeiler der Brü- cke. Von dort aus sind die südlich des Bauwerks gelegenen Flächen erreichbar. Die Dar- stellung in den Planunterlagen, insbesondere im Landschaftspflegerischen Begleitplan ist soweit unkorrekt, da der Weg bis zur Grenze der Ersatzmaßnahme E 3 geführt werden muss. Die Vorhabenträgerin hat dem Einwender zugesichert, im Zuge der Bauausführung den Weg bis an die Grenze der Rasenansaat (Maßnahme E 3) zu führen. Von der Errich- tung eines Wendehammers wird abgesehen, da bislang ein solcher nicht existent war und daher kein Anspruch besteht. f) Ersatzland (7.), Flächen der BVVG (7.1), Enteignung nach dem Enteignungsgesetz (7.2), Unternehmensflurbereinigungsverfahren (7.3) Der Einwender fordert, dass generell für Entzugsflächen Ersatzland zur Verfügung zu stel- len sei. Dies sei im Planfeststellungsbeschluss zu beauflagen. Ebenso, dass aus dem Flä- chenpool der BVVG auf Wunsch des Einwenders geeignetes Ersatzland zur Verfügung zu stellen sei. Weiterhin fordert der Einwender, sofern ein freihändiger Erwerb entsprechender Ersatzflächen nicht möglich sei, die notwendigen Flächen aus dem Flächenbestand der BVVG mittels Enteignungsverfahren zu beschaffen. Eine Regelung über die Bereitstellung von Ersatzflächen im Rahmen einer Flurneuordnung wird durch den Einwender dagegen Seite 205/230

abgelehnt. Diese Verfahren dauerten zu lange. In der Zwischenzeit entstünden erhebliche Einschränkungen und Unsicherheiten für den Betrieb. Außerdem könne ein solches Ver- fahren den spezifischen Bedürfnissen des Einwenders als Großbetrieb nicht gerecht wer- den. Er sei auf große Schläge angewiesen, der Betrieb sei darauf ausgerichtet. Solche Schläge werden im Rahmen der Flurneuordnung in der Regel nicht gebildet. Dem Einwen- der entstünden also Schäden.

Die Forderungen werden zurückgewiesen.

Der Einwender hat keinen Anspruch darauf, dass bereits im Planfeststellungsbeschluss über das Bereitstellen von Ersatzland als eine besondere Art der enteignungsgleichen Ent- schädigung entschieden wird (BVerwG, Urteil vom 11.01.2001, Az.: 4 A 13.99). Fragen der Entschädigung brauchen grundsätzlich nicht in der Planfeststellung erörtert und beschie- den zu werden. Der Gesetzgeber weist sie mit § 19 FStrG dem nachfolgenden Enteig- nungsverfahren zu. Anderes gilt dann, wenn ein Betrieb durch die Planfeststellung so sehr beeinträchtigt wird, dass seine Existenz ernsthaft gefährdet ist oder vernichtet werden wird und Ersatzland zur Verfügung steht, um die Gefährdung oder Vernichtung zu vermeiden (vgl. OVG Magdeburg, Urt. v. 12.6.2014, Az.: 2 K 66/12, bei juris Rn. 51 m. w.N.). Der Einwender hat hier zwar die Gefährdung seiner Existenz vorgetragen, sie aber dann nicht näher dargelegt. Die Planfeststellungsbehörde geht daher davon aus, dass eine Existenz- gefährdung aus Sicht des Einwenders tatsächlich nicht vorliegt, vgl. obige Begründung. Im Übrigen ist darauf hinzuweisen, dass der Einwender nicht selbst als Eigentümer betroffen ist, sondern als Pächter.

Hinsichtlich der Forderung nach einem Ausgleich des Flächenentzuges ist folglich anzu- merken, dass über Fragen des Flächentausches bzw. der Entschädigung im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens nicht entschieden wird.

Da die Vorhabenträgerin selbst nicht über entsprechende Flächen verfügt, die als Ersatz- land zur Verfügung gestellt werden können und die Vorhabenträgerin sich über die Nach- teile, die eine Infrastrukturmaßnahme für die Landwirtschaft mit sich bringt, bewusst ist, wurde ein Unternehmensflurbereinigungsverfahren bei der Enteignungsbehörde im Lan- desverwaltungsamt beantragt. Das Unternehmensflurbereinigungsverfahren soll die Nach- teile, die eine Infrastrukturmaßnahme für Eigentümer und Bewirtschafter landwirtschaftli- cher Flächen mit sich bringt, ausgleichen. Das Verfahren versucht es zu ermöglichen, Aus- tauschflächen in gleicher Größe und Wertigkeit zur Verfügung zu stellen. Dieses Verfahren kann jedoch erst dann durchgeführt werden, wenn der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, weil erst dann feststeht, welche Flächen tatsächlich für die Baumaßnahme in Anspruch genommen werden. Dem Einwender gehen insoweit keine Rechte verloren, da bestehen- Seite 206/230

de Eigentumsverhältnisse allein durch den Erlass eines Planfeststellungsbeschlusses nicht geändert werden. Entschädigungsregelungen werden im Rahmen des Flurbereinigungs- verfahrens getroffen.

Auch kann dem Wunsch des Einwenders, Ersatzland aus dem Flächenpool der BVVG zur Verfügung zu stellen, nicht entsprochen werden. Die BVVG – Bodenverwertungs- und – verwaltungs GmbH – ist eine selbständige juristische Person. Als juristische Person des Privatrechts ist die BVVG folglich selbständig Trägerin von Rechten und Pflichten. Die Vorhabenträgerin kann entgegen der Ansicht des Einwenders nicht uneingeschränkt über Flächen der BVVG verfügen. Auch ist die Beschaffung der notwendigen Flächen aus dem Flächenbestand der BVVG durch eine Enteignung nicht möglich. Das Enteignungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (EnteigG LSA) vom 13.04.1994 (GVBl. LSA S. 508), zuletzt geändert durch Gesetz vom 13.04.2010 (GVBl. LSA S. 192) sieht vor, dass die Entschädi- gung in einem einmaligen Betrag zu leisten ist. Grundstücke für die Entschädigung in Land zu beschafften, ist nur zulässig, soweit die Entschädigung in Land vorgesehen ist. Eine Entschädigung in Land ist an bestimmte Bedingungen gebunden, die im konkreten Fall nicht vorliegen. Zum einen muss Eigentum von der Enteignung betroffen sein. Selbst wenn man hier davon ausgeht, dass nicht nur der betroffene Grundstückseigentümer, sondern in gleicher Weise Pächtern, denen ein obligatorisches Recht an einem Grundstück zusteht, betroffen sind, so hat zum anderen im vorliegenden Fall der Einwender als Pächter seine Existenzgefährdung nicht nachgewiesen. Die Voraussetzungen des § 15 EnteigG LSA sind nicht erfüllt. Daneben ist dies auch nicht Bestandteil der Planfeststellung.

g) Unwirtschaftliche Restflächen Der Einwender fordert eine Auflage im Planfeststellungsbeschluss, die die Vorhabenträge- rin verpflichtet, entstehende unwirtschaftliche Restflächen auf Verlangen des Eigentümers und des Einwenders von der Vorhabenträgerin zu übernehmen. Gleiches müsse für die Fälle einer dauernden Belastung/Dienstbarkeit gelten.

Die Forderung wird zurückgewiesen.

Die Vorhabenträgerin hat ein Flurbereinigungsverfahren beantragt. Im Rahmen des Flurbe- reinigungsverfahrens soll u. a. der Landverlust auf einen größeren Kreis von Eigentümern verteilt und Nachteile für die allgemeine Landeskultur vermieden werden. Weiterhin wer- den die Beeinträchtigungen durch Zerschneidung der bewirtschafteten Gebiete ebenso für den Einzelnen gemindert.

Seite 207/230

Dauernde Belastungen/Dienstbarkeiten werden Leitungsträgern eingeräumt, um ungehin- dert Arbeiten am Leitungsbestand vorzunehmen. Im vorliegenden Fall besitzen die Lei- tungsträger bereits entsprechende Dienstbarkeiten. Bei durch den Straßenbau bedingten Änderungen an Ver- und Entsorgungsleitungen sind diese Dienstbarkeiten den neuen Ge- gebenheiten anzupassen. Die Eigentümer diesbezüglicher Grundstücke werden für die Eintragung einer Dienstbarkeit entschädigt. Der Erwerb dieser Flächen ist nicht vorgese- hen, da einer landwirtschaftlichen Bewirtschaftung prinzipiell nichts im Wege steht. h) Schadstoffbelastung Der Einwender trägt vor, dass durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen sei, dass die Grenzwerte zum Schutz vor Gesundheitsgefahren und zum Schutz vor erheblichen Nach- teilen und Belästigungen nach der TA Luft, der TA Lärm, der 39. BImSchV sowie den gän- gigen VDI-Richtlinien bzw. WHO-Richtlinien nicht überschritten werden.

Die Einwendungen werden zurückgewiesen.

Die geforderten Maßnahmen zum Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen, wie Luft- schadstoffen, haben in der Unterlage 11 Luftschadstoffe vollständig Berücksichtigung ge- funden. Dort wurden alle für den Bau einer Straße maßgebenden und verwendeten Re- gelwerke und Gesetze aufgeführt [z. B. Gesetz zum Schutz von schädlichen Umweltein- wirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vor- gänge (Bundes-Immissionsschutzgesetz – BImSchG) in der Fassung der Bekanntma- chung vom 17.05.2013 (BGBl. I. S. 1274), zuletzt geändert durch Gesetz vom 02.07.2013 (BGBl. I. S.1943), 39. Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes – Verordnung über Luftqualitätsstandards und Emissions- höchstmengen (39. BImSchV) vom 02.08.2010 (BGBl. I. S. 1065)].

Mit Hilfe der Untersuchungen wird nachgewiesen, dass keine Überschreitungen der ge- setzlich vorgeschriebenen Grenzwerte für die zu betrachtenden Luftschadstoffe Kohlen- monoxid, Stickstoffmonoxid, Stickstoffdioxid, Blei, Schwefeldioxid, Rußpartikel/Feinstaub und Benzol auftreten.

Die durch den Betrieb der geplanten B 180n verursachten Immissionen sind in keiner Wei- se mit denen einer Autobahn vergleichbar. Im Bereich der durch den Einwender bewirt- schafteten Flächen beträgt die prognostizierte Verkehrsstärke 6.900 Kfz/24 h.

Die Prognosewerte haben ergeben, dass es zu keinen relevanten Zusatzbelastungen durch die Inbetriebnahme der neuen Straße kommen wird. Bereits am Fahrbahnrand sind Seite 208/230

keine kritischen Werte zu erwarten. Somit können Beeinträchtigungen von angrenzenden Ackerflächen ausgeschlossen werden.

Zu der Befürchtung, dass streusalzbelastetes Oberflächenwasser zu einer Schädigung von Frucht und Boden führen würde, ist festzustellen, dass die Trasse im betreffenden Bereich überwiegend in leichter Dammlage verläuft und das anfallende Niederschlagswasser über Bankette und Böschungen in die Mulden und Gräben geleitet wird. Bereits in diesen Berei- chen wird der größte Teil des Wassers durch Versickerung in der oberen bewachsenen Bodenschicht gereinigt. Das restliche Wasser wird in die Vorflut geleitet.

Zusätzliche Emissionen während der Bauphase gänzlich auszuschließen, ist nicht möglich. Diese treten jedoch lediglich temporär auf. Bereits bei der Ausschreibung und der Überwa- chung der Bauleistungen wird durch die Vorhabenträgerin darauf hingewirkt, dass ver- meidbare Beeinträchtigungen unterbleiben. i) Entwässerung, Grundwasser, Oberflächenentwässerung Der Einwender fordert, aufgrund des Vernässungsrisikos das Entwässerungskonzept zu überprüfen und dass für sämtliche Nachteile, die sich aus der Veränderung des Grund- wasserstandes ergeben, dem Grund nach eine Entschädigung zu leisten sei. Weiterhin sind Störungen der Oberflächenentwässerung auszuschließen bzw. die Vorhabenträgerin habe für Schäden an, auch nicht unmittelbar betroffenen, Flächen eine Entschädigung zu leisten.

Die Forderungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht entsprochen wird.

Auf die Einwendung hin hat die Planfeststellungsbehörde die erneute Prüfung der Oberflä- chenentwässerung durch die obere Wasserbehörde veranlasst. Auch die Vorhabenträgerin hat die Entwässerungsanlagen nochmals auf ihre Leistungsfähigkeit hin geprüft.

Im Ergebnis der Prüfung wurde die Planung überarbeitet. Die Planunterlage 13 – Ergeb- nisse der wassertechnischen Untersuchungen – wurde überprüft. Es wurden zusätzliche Durchlassbauwerke angeordnet. Auf die geänderten Planunterlagen 1, 7 und 13 wird ver- wiesen.

Soweit eine Festlegung zur Haftung verlangt wird, wird darauf hingewiesen, dass solche Fragen außerhalb des Planfeststellungsverfahrens zu entscheiden sind.

Seite 209/230 j) Allgemeine Entschädigungspflicht (12.) Der Einwender fordert, in den Planfeststellungsbeschluss eine allgemeine Entschädi- gungspflicht dem Grunde nach für mittelbare Grundstücksbeeinträchtigungen (z. B. durch Wasser, Drainagen, Lärm, Schadstoffe) sowie für den Erwerbsverlust des Einwendungs- führers durch die Realisierung des Straßenbauvorhabens aufzunehmen.

Die Forderung wird als unbegründet zurückgewiesen.

Das Planfeststellungsverfahren dient der Ermittlung von und der Entscheidung über Tatsa- chen, welche die Realisierung des Vorhabens als solches betreffen. Kaufpreisforderungen und Entschädigungsforderungen sind nicht Gegenstand der Planfeststellung, weil sie nicht gegen das Vorhaben an sich gerichtet sind. Sie werden erst in den an die Planfeststellung anschließenden Grunderwerbsverfahren und Entschädigungsverfahren erledigt. Diese Ver- fahren sind der Planfeststellung nachgeschaltet, weil Grunderwerb und Entschädigung nur erforderlich sind, wenn feststeht, dass das Vorhaben realisiert werden kann. Das gleiche gilt für die Entschädigung für vorübergehende Ertragsminderungen, Bewirtschaftungser- schwernisse etc.

Für die Regulierung der unmittelbaren Folgen des planfestgestellten Vorhabens, wie Grundverlust usw., ist gemäß Art. 14 Abs. 3 GG, § 19a FStrG ebenfalls das Entschädi- gungsverfahren vorgesehen. Die Planfeststellung hat insoweit Vorwirkung, d. h., sie lässt zwar den Rechtsentzug grundsätzlich zu, regelt aber den Rechtsübergang als solchen nicht. So bleibt beispielsweise das Entstehen einer unwirtschaftlichen Restfläche, als Folge des unmittelbaren Grundentzuges, dem Entschädigungsverfahren vorbehalten.

Vorübergehend in Anspruch zu nehmende Flächen verbleiben in der Regel mit Einver- ständnis des Eigentümers in der Pachtsache. Hier wird der Pächter voll entschädigt und zahlt weiterhin die Pacht an den Eigentümer. k) Zufahrt zum Schlag „Kühnertsberg“ Der Einwender trägt vor, dass nach der jetzigen Planung auch auf dem Schlag Kühnerts- berg ein gefangener Ackerschlag entstehe, der keine Zufahrt mehr aufweisen würde.

Die Einwendung wird zurückgewiesen. Sie ist grundsätzlich präkludiert. Erstmals wird durch den Einwender mit Schreiben vom 01.12.2014 der Schlag Kühnertsberg angeführt. In den vorherigen Schreiben des Einwenders lässt sich kein Einwand bezüglich des Küh- nertsberg finden.

Seite 210/230

Die Planfeststellungsbehörde verweist aber in der Sache auf die Nebenbestimmung Teil A, Punkt VII, 8.2. Danach hat die Vorhabenträgerin dafür Sorge zu tragen, die Erreichbarkeit wieder herzustellen, sollte sich wider Erwarten zeigen, dass einzelne landwirtschaftliche Flächen aufgrund des Baus der Trasse nicht mehr erreichbar sind.

Die Schraffierung in der vom Einwender vorgelegten Karte zeigt eine Fläche, die von der Vorhabenträgerin gemäß Grunderwerb (Planunterlage 14.1 Blatt 6) erworben wird. Auf dieser Fläche ist die Maßnahme A 4 geplant.

11.10 Einwender E 17 Erörterungstermin am 10.10.2012

Der Einwender hat mit Schreiben vom 07.11.2011 und 04.08.2014 zum Planfeststellungs- verfahren Stellung genommen. a) Der Einwender wendet sich gegen die Inanspruchnahme seiner Eigentumsflächen für die Baumaßnahme. Der Einwender beantragt, die Planfeststellung abzulehnen, hilfsweise, den Belang des geschützten Privateigentums gem. Art. 14 GG abwägungsfehlerfrei im Rah- men des Planfeststellungsverfahrens zu berücksichtigen. Bzgl. der nur vorübergehend in Anspruch genommenen Flächen sei in die Interessenabwägung auch einzustellen, dass die Inanspruchnahme zu dauerhaften Strukturschäden führen werde. Dies liege an der re- gionstypischen Trockenheit.

Die Einwendung gegen die Inanspruchnahme der Grundstücke wird zurückgewiesen.

Ausweislich des Grunderwerbsverzeichnisses (Unterlage 14.2) werden folgende Flächen des Einwenders durch die Straßenbaumaßnahme in Anspruch genommen:

 Gemarkung Aschersleben, Flur 17, Flurstück 10, mit einer Gesamtgröße von 24.641 m2 auf ei- ner Fläche von 598 m2 dauerhaft erworben und auf einer Flächen von 521 m2 vorübergehend in Anspruch genommen

 Gemarkung Aschersleben, Flur 17, Flurstück 39, mit einer Gesamtgröße von 25.530 m2 auf ei- ner Fläche von 1.431 m2 dauerhaft erworben und auf einer Fläche von 1.114 m2 vorrüberge- hend in Anspruch genommen

 Gemarkung Aschersleben, Flur 17, Flurstück 40, mit einer Gesamtgröße von 51.060 m2 auf ei- ner Fläche von 2.785 m2 dauerhaft erworben und auf einer Flächen von 2.217 m2 vorüberge- hend in Anspruch genommen

 Gemarkung Westdorf, Flur 4, Flurstück 9/16, mit einer Gesamtgröße von 25.361 m2 auf einer Fläche von 1.915 m2 vorübergehend in Anspruch genommen

Seite 211/230

 Gemarkung Westdorf, Flur 4, Flurstück 9/17, mit einer Gesamtgröße von 24.881 m2 auf einer Fläche von 1.416 m2 vorübergehend in Anspruch genommen

 Gemarkung Westdorf, Flur 4, Flurstück 9/20, mit einer Gesamtgröße von 4.949 m2 auf einer Fläche von 1.038 m2 vorübergehend in Anspruch genommen.

Das vom Einwender aufgeführte Flurstück 66/1, Flur 1 in der Gemarkung Westdorf ist nicht von der Baumaßnahme betroffen.

Die Grundstücksteile werden im Bereich Aschersleben für den Trassenbereich benötigt. Die Flurstücke werden durch die Trassenführung geteilt. Die Flächenteile der Gemarkung Westdorf sollen vorübergehend für die Baustraße zum Bauwerk 2 in Anspruch genommen werden. Insgesamt beträgt die Inanspruchnahme der Grundstücke des Einwenders rund 3,08 % der Grundstücksgesamtflächen.

Jede Inanspruchnahme privater Grundstücke kann grundsätzlich einen schwerwiegenden Eingriff für den betroffenen Eigentümer darstellen. Das durch Art. 14 Abs. 1 GG geschützte Eigentumsrecht verlangt in der Abwägung der von dem Vorhaben berührten Belange in besonderer Weise berücksichtigt zu werden. Das Interesse, das ein Eigentümer an der Er- haltung seines Eigentums hat, genießt jedoch bei der straßenrechtlichen Planfeststellung keinen absoluten Schutz. Vielmehr kann die eigentumsrechtliche Betroffenheit unter Be- achtung des ihr zukommenden Gewichts bei der Abwägung im konkreten Fall zugunsten anderer Belange zurückgestellt werden.

Für das Bauvorhaben sprechen im vorliegenden Fall gewichtige öffentliche Interessen. Der Gesetzgeber hat durch die Aufnahme des Neubaus der B 180 in die Kategorie des vor- dringlichen Bedarfs im Bundesverkehrswegeplan das überwiegende öffentliche Interesse an der Realisierung des Bauvorhabens gesetzlich normiert. Die mit dem Bauvorhaben zu verwirklichenden Planungsziele sowie die verkehrliche Wirkung sind bereits im Kapitel C Punkt V - Planrechtfertigung – dargestellt. Ebenso sei verwiesen auf die Abwägung der Trassenvarianten. Zur Realisierung der Ortsumfahrung kann auf die Inanspruchnahme von Privatgrundstücken im vorgesehenen Umfang nicht verzichtet werden, ohne den Pla- nungserfolg zu gefährden. Diese öffentlichen Interessen überwiegen vorliegend die Inte- ressen des vom Vorhaben betroffenen privaten Grundstückseigentümers an einem voll- ständigen Erhalt seines Eigentums. Im Rahmen der Planung des Bauvorhabens wurde beachtet, dass die Inanspruchnahme privaten Grundeigentums so gering wie möglich ge- halten wird. Mit noch geringerer Eingriffsintensität lässt sich das planerische Ziel jedoch nicht erreichen. Daher wird dem Vorhaben unter Abwägung der dafür sprechenden Gründe mit den Eigentumsbelangen der Vorrang eingeräumt. Die sich aus Art. 14 Abs. 3 GG erge- benden verfassungsrechtlichen Anforderungen sind erfüllt. Die Inanspruchnahme ist im geschilderten Umfang erforderlich und vom Einwender hinzunehmen. Seite 212/230

Dies gilt auch für die bauzeitliche Inanspruchnahme der Flächenteile für die Baustraße zum Bauwerk 2. Die Errichtung der Baustraße ist im geplanten Umfang erforderlich und damit auch die vorübergehende Inanspruchnahme der Flächen des Einwenders. Die Vor- habenträgerin hat auf einen entsprechenden Hinweis des Einwenders E 16 hin und auf Aufforderung durch die Planfeststellungsbehörde verschiedene Alternativen für die Baustraße geprüft. Die Planfeststellungsbehörde hält diese im Ergebnis nicht für vorzugs- würdig. Zur Begründung sei verwiesen auf die ausführlichen Ausführungen unter Teil C, Kapitel IX, Punkt 11.9, Einwender 16. Die privaten Eigentumsrechte und deren Inan- spruchnahme für die Maßnahme ist als gewichtiger Belang in der Abwägung berücksich- tigt. Die Flächeninanspruchnahme ist auf das erforderliche Maß reduziert worden. Unter Abwägung der für das Vorhaben sprechenden Gründe mit den Eigentumsbelangen wird dem Vorhaben, für dessen Ausführung die Baustraße notwendig ist, der Vorrang einge- räumt. Dabei ist auch berücksichtigt, dass u. U. die vom Einwender vorgebrachten Struk- turschäden entstehen könnten. Diese Befürchtung kann die Abwägung nicht zu einem an- deren Ergebnis führen. Zum einen ist die Flächeninanspruchnahme und damit der Umfang eventueller Schäden nicht allzu groß, zum anderen ist der Eintritt auch ungewiss. Zwar ist unstreitig, dass die Region im Regenschatten des Harzes liegt. Die Vorhabenträgerin hat aber auch beobachtet, dass die Flächen, die für die Baustraße in Anspruch genommen werden, eher zur Vernässung neigen. Nach Inanspruchnahme werden dem Einwender die zweitweise benötigten Flächen rekultiviert zurückgegeben. Die Vorhabenträgerin beauf- tragt mit der Bauleistung den ordnungsgemäßen und fachgerechten Rückbau der temporä- ren Wegebefestigungen. Darüber hinaus werden Strukturschäden, sollten diese nachge- wiesen und nicht reparabel sein, entschädigt. Ein öffentlich bestellter Gutachter entschei- det im Streitfall. Damit werden die beeinträchtigten Belange angemessen berücksichtigt.

Der Einwender wird für den Landverlust sowie die vorübergehende Inanspruchnahme ent- schädigt. Ob die Entschädigung in Form eines finanziellen Ausgleichs oder bzgl. des Landverlustes im Wege des Flächentauschs erfolgt, richtet sich nach dem Flurbereini- gungsverfahren, welches die Vorhabenträgerin beantragt hat.

Der Planfeststellungsbeschluss entfaltet enteignungsrechtliche Vorwirkung. Insofern wird dem Träger des Bauvorhabens der Zugriff auf privates Grundeigentum eröffnet, jedoch für die Betroffenen noch kein Rechtsverlust bewirkt. Die rechtliche Regelung des Planfeststel- lungsbeschlusses erschöpft sich darin, den Rechtsentzug zuzulassen. Fragen der Ent- schädigung sind durch den Gesetzgeber mit § 19 FStrG dem nachfolgenden Verfahren zugewiesen. Über Entschädigungsfragen oder ggf. eine Enteignung ist also außerhalb des Planfeststellungsverfahrens zu entscheiden.

Seite 213/230

Um die Nachteile der Verkehrsplanung für die Landwirtschaft auszugleichen, hat die Vor- habenträgerin ein Unternehmensflurbereinigungsverfahren beantragt. Dieses Verfahren soll die Nachteile, die eine Infrastrukturmaßnahme für Eigentümer und Bewirtschafter landwirtschaftlicher Flächen mit sich bringt, ausgleichen. Das Verfahren versucht es, zu ermöglichen, Austauschflächen zur Verfügung zu stellen. Zerteilte Flurstücke werden neu geordnet und zu bewirtschaftungsfähigen Flächen zusammengefasst. Nach Abschluss des Verfahrens wird es keine minderwertigen Flächen – bezogen auf die Flächengröße – mehr geben. Der faktische Verlust an Fläche soll hierdurch für den Einzelnen, somit auch für den Einwender, größtmöglich reduziert werden. b) Der Einwender fordert die Überprüfung der landschaftspflegerischen Begleitplanung im Hinblick auf die Inanspruchnahme seines Grundeigentums und eine Reduzierung der Grundstücksinanspruchnahme auf das aus naturschutzfachlicher Sicht gebotene Mindest- maß, soweit der Einwender nicht nur durch die Straßenbaumaßnahme selbst, sondern auch durch die landschaftspflegerischen Begleitmaßnahmen betroffen wird.

Die Forderung wird als erledigt angesehen.

Die vom Einwender selbst formulierte Einschränkung trifft zu. Gemäß Grunderwerbsver- zeichnis (Unterlage 14.2) werden keine Flächen des Einwenders zum Zwecke der Kom- pensation von Eingriffen in den Naturhaushalt in Anspruch genommen. Wie bereits unter Punkt a) aufgeführt, werden die dort ausgewiesenen Flächen für die Straßenbaumaßnah- me bzw. die Baustraße benötigt. Auch ist keine dingliche Beschränkung vorgesehen. c) Der Einwender schließt sich vollumfänglich den Einwendungen unter der Reg.-Nr. E 16 an.

Soweit sich der Einwender die Einwendungen unter der Reg.-Nr. E 16 zu eigen macht, wird darauf hingewiesen, dass ausführlich zu den Einwendungen des Einwenders E 16 Stellung genommen worden ist. Um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, wird auf die diesbezüglichen Ausführungen Bezug genommen. d) Der Einwender fordert für den aus seiner Sicht erheblichen Flächenverlust Ersatzland. Die Vorhabenträgerin habe dieses unbürokratisch und ohne vorherige Flurbereinigung zur Ver- fügung zu stellen. Der Einwender fordert, dass das Vorhandensein von Ersatzland bereits während des Planfeststellungsverfahrens nachgewiesen und dem Einwendungsführer ver- bindlich angeboten werden müsse. Es wird insbesondere auf die Flächen der BVVG ver- wiesen. Diese verfüge im Planbereich über landwirtschaftliche Nutzfläche. Als Gesellschaft des Bundes seien von dieser Flächen für den Einwendungsführer zur Verfügung zu stellen. Seite 214/230

Bei fehlenden Alternativen müsse der Zugriff auf diese Flächen als ultima ratio zwangswei- se durch Enteignung erfolgen. Das Enteignungsgesetz des Landes stelle entsprechende Möglichkeiten zur Verfügung.

Die Einwendung wird zurückgewiesen.

Zur Begründung wird auf die inhaltsgleiche Einwendung des Einwenders E 16 entspre- chend verwiesen. Ein Anspruch auf Nachweis und Angebot von Ersatzflächen noch wäh- rend des Planfeststellungsverfahrens besteht nicht.

.11.11 Einwender E 18 Erörterungstermin am 10.10.2012

Der o. g. Einwender hat mit Schreiben vom 08.11.2011 die nachstehend im Einzelnen be- handelten Einwendungen erhoben und begründet. a) Der Einwender führt aus, dass der Ortsumfahrung grundsätzlich zu widersprechen ist, weil sie erheblich in seine Eigentumsrechte eingreift.

Der Einwand wird zurückgewiesen.

Der Gesetzgeber hat durch die Aufnahme des Neubaus der B 180n als vordringlichen Be- darf im Bundesverkehrswegeplan das überwiegende öffentliche Interesse an der Realisie- rung des Bauvorhabens gesetzlich normiert. Die mit dem Bauvorhaben zu verwirklichen- den Planungsziele sowie die verkehrliche Wirkung sind bereits im Teil C, Kapitel V - Plan- rechtfertigung – dargestellt. Das im Artikel 14 Grundgesetz festgeschriebene Recht auf Ei- gentum beinhaltet jedoch im Absatz 2 auch, das Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich der Allgemeinheit dienen. Der hier fragliche Eingriff in das private Eigentum des Einwenders ist unter Berücksichtigung der genannten Gesichtspunkte im Ergebnis nicht vermeidbar und damit hinzunehmen. Im Übrigen wird Eigentum des Einwenders nicht vorhabenbedingt in Anspruch genommen. b) Weiterhin trägt er vor, dass er als Eigentümer eines Wohnhauses in der Gemarkung West- dorf im direkten Einwirkungsbereich des Vorhabens ist. Durch das geplante Vorhaben würden die Grenzen für die zulässige Schallbelastung überschritten werden, die durchge- führten Messungen seien fehlerhaft, da die Messpunkte falsch gesetzt seien. Sein Eigen- tum sei dadurch beeinträchtigt. Die Wohn- und Lebensqualität wäre dementsprechend schlechter und die gesundheitliche Belastung durch den Lärm nehme zu.

Seite 215/230

Die Einwendungen werden zurückgewiesen.

Der Einwender aus der Ortslage Westdorf ist von dem gegenständlichen Planfeststel- lungsabschnitt der B 180 im Hinblick auf Lärm und Schadstoffe nicht betroffen. Die B 180 verläuft westlich der Ortslage Westdorf und der Ortsrand hat eine Entfernung zur Bundesstraße von ca. 900 m.

An allen schutzbedürftigen Ortsrändern im Baustreckenbereich kommt es zu keiner Über- schreitung der geltenden verkehrsspezifischen Grenz- und Leitwerte. Maßnahmen zum Schutz vor schädlichen Luftverunreinigungen bzw. zusätzlichen Maßnahmen zur Minde- rung der Immissionen sind nicht erforderlich.

Aufgrund des relativ großen Abstandes der neuen Trasse zur Ortslage Westdorf und der unkritischen Ergebnisse der Vorplanung hat das beauftragte Ingenieurbüro keine Einzelob- jekte berechnet, sondern verschiedene Immissionsorte (IO) an den der Trasse am nächs- ten liegenden Gebietsnutzungsgrenzen angeordnet. So liegt der IO 4 am nächsten zur Trasse und am Rande einer Nutzung, die laut Flächennutzungsplan als Gewerbegebiets- fläche ausgewiesen ist. Hier wurden Pegel von 44 dB(A) tags und 36 dB(A) nachts ermit- telt. Für den dahinter liegenden IO 3 am Rande des Wohngebietes wurden Pegel von 40 dB(A) tags und 33 dB(A) nachts ermittelt. Die gesetzlich festgelegten Immissionsgrenzwer- te 59/49 dB(A) für Wohngebiete liegen weit höher. Somit werden die Vorgaben des § 41 BImSchG für alle schutzwürdigen Gebäude und Bereiche erfüllt.

Unstrittig ist, dass mit der Veränderung der Verkehrsführung im Zuge von Ortsumfahrun- gen auch Veränderungen der Lärmsituation insgesamt zu verzeichnen sind und andere Betroffenheiten in und am Rande von Ortschaften entstehen. Während es in den Ortslagen ruhiger wird, empfinden die bisher weitgehend ungestört wohnenden Bürger am Ortsrand die neue Straße als starke Belastung. Die subjektiven Empfindungen und die tatsächli- chen, im Hinblick auf die gesetzlich festgeschriebenen, Lärmvorsorgeanspruch auslösen- den Lärmpegel entsprechen einander aber oft nicht.

Im vorliegenden Fall stellt sich die Situation allerdings noch anders dar. Die Ortslage Westdorf wird am westlichen Ortsrand durch die Landstraße L 228 begrenzt. Hier ist be- reits eine Vorbelastung gegeben, welche sich aufgrund der Entlastungswirkung durch den Neubau der B 180 um mindestens 2.300 Kfz/24 h auf 1.200 Kfz/24 h verringern wird.

Die Planfeststellungsbehörde verweist ergänzend hierzu auf die Ausführungen zum Thema Lärm im Teil C Kapitel IX Punkt 4.1 dieses Beschlusses.

Seite 216/230

Der Einwender ist auch im Hinblick auf Schadstoffbelastungen nicht betroffen. Hierzu wer- den auf die Ausführungen zum Thema Luftverunreinigungen in Teil C Kapitel IX Punkt 4.2 verwiesen. Danach sind die Immissionsgrenzwerte zum Schutz der menschlichen Ge- sundheit oder der Vegetation nach der 39. BImSchV eingehalten. Insbesondere werden die Maßnahmen zur Minderung nach RLuS 2012 – Richtlinie zur Ermittlung der Luftqualität an Straßen – beachtet.

Maßnahmen zum Schutz vor schädlichen Luftverunreinigungen bzw. zusätzlichen Maß- nahmen durch das Straßenbauvorhaben zur Minderung der Immissionen sind daher nicht erforderlich. c) Weiterhin trägt der Einwender vor, dass sich die Lärmbelastung negativ auf den Wert des Hauses auswirke. Es würde an Wert verlieren.

Die Einwendung wird zurückgewiesen.

Eine zu entschädigende Minderung des Verkehrswertes eines Grundstückes ist grundsätz- lich dann gegeben, wenn entweder ein Teil des Grundstücks von der Maßnahme in An- spruch genommen wird und das Restgrundstück dadurch erhöhten Belastungen ausge- setzt und nur noch eingeschränkt nutzbar ist, oder wenn sonst – etwa durch Immissionen – in unzumutbarer Weise unmittelbar auf das Grundstück dergestalt eingewirkt wird, dass ein im Sinne des Enteignungsrechts schwerer und unerträglicher Eingriff in die Substanz vor- liegt, oder bereits einfachrechtliche Entschädigungsvorschriften, wie insbesondere § 42 BImSchG oder § 74 Abs. 2 Satz 3 VwVfG greifen.

All dies ist hier nicht der Fall. Es wird vorhabenbedingt – wie bereits oben dargelegt – zu keiner Überschreitung von Lärmgrenzwerten kommen. Vielmehr werden die Lärmgrenz- werte der Lärmschutzverordnung durchgängig eingehalten. Dafür, dass in einer derartigen Situation vorhabenbedingt so schwerwiegende Grundstücksverluste eintreten, dass Grundstückseigentum faktisch ausgehöhlt und funktionslos wird, ist nicht ersichtlich und wird auch vom Einwender nicht substantiiert vorgetragen. Für eine Entschädigung von au- ßerhalb des Schutzbereiches der Entschädigungsregelungen liegenden Wertminderungen, die als Folge der Errichtung des planfestzustellenden Vorhabens auf dem Grundstücks- markt eintreten, besteht keine Rechtsgrundlage. Sie sind als Sozialbindung des Eigentums nach Art. 14 Abs. 2 GG hinzunehmen (vgl. BVerwG Urt. V. 28.08.2009, 9 A 22.07).

Derartige Wertminderungen sind angesichts der mit dem Vorhaben verbundenen bedeu- tenden öffentlichen Interessen auch unter Abwägungsgesichtspunkten hinzunehmen, zu- mal durch die mit dem Bau der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt ver- Seite 217/230

bundenen Vorteile der Raumerschließung sowie der Entlastung von Innerortslagen auch positive Entwicklungen des Grundstücksmarkes zu erwarten sind.

11.12 Einwender E 22

Der o. g. Einwender hat mit Schreiben vom 03.11.2011 die nachstehende Einwendung geltend gemacht.

Durch den Straßenbau verliere der Einwender einen Teil seiner Eigentumsflächen und die betroffenen Flächen würden so schlecht geteilt werden, dass eine Zufahrt nicht mehr ge- geben sei. Als gerechten Ausgleich sieht der Einwender entsprechende Ersatzflächen.

Der Einwendung wird zurückgewiesen.

Ausweislich des Grunderwerbsverzeichnisses werden keine Grundstücke des Einwenders durch das Bauvorhaben in Anspruch genommen. Somit ist der Einwender auch nicht für den Landverlust durch Flächentausch zu entschädigen, was die Vorhabenträgerin in einem Flurbereinigungsverfahren beantragt hat.

11.13 Einwender E 23

Der Einwender hat mit Schreiben vom 04.11.2011 und 21.11.2013 die nachstehende Ein- wendung erhoben.

Der Einwender ist Landwirt und verliere durch den geplanten Straßenbau nicht nur Eigen- tumsfläche, sondern auch Pacht- bzw. Bewirtschaftungsfläche. Auch seien die meisten be- troffenen Flächen so schlecht geteilt, dass durch das Errichten von Bauwerken und deren Begrünung eine Zufahrt zu diesen Teilflächen nicht mehr gegeben sei. Als gerechten Ausgleich für den Verlust fordert er gleichviel, gleichwertige und in der Ge- markung liegende Ersatzflächen.

Der Einwender ist flurstücksbetroffen. Ausweislich des Grunderwerbsverzeichnisses stellt sich die festgestellte Inanspruchnahme wie folgt dar:

Lfd. Gemarkung Flur Flurstück Größe dauerhafter Vorübergehende Inan- Nr. (m2) Erwerb (m2) spruchnahme (m2) 1 Quenstedt 1 24/1 43.530 14.783 6.508 2 Quenstedt 1 83/1 25.000 36 151 3 Quenstedt 8 206/87 21.800 2.013 829 Seite 218/230

4 Quenstedt 8 93 1.710 32 34 5 Quenstedt 8 197/87 5.106 0 201 6 Quenstedt 8 199/87 12.766 2.048 2.640

Welche Pachtflächen des Einwenders darüber hinaus durch das Vorhaben betroffen wer- den, wurde nicht vorgetragen und ist nicht bekannt. Die Planfeststellungsbehörde kann daher hierzu keine Entscheidung treffen.

Die Forderung nach Ersatzflächen wird insoweit zurückgewiesen. Zunächst wird darauf hingewiesen, dass das Bereitstellen von Ersatzland als eine besondere Art der enteig- nungsrechtlichen Entschädigung in der Planfeststellung grundsätzlich nicht abschließend erörtert und beschieden werden muss (BVerwG,. Urteil vom 11.01.2011, Az.: 4 A 13.99).

Hinsichtlich der Forderung nach einem Ausgleich des Flächenentzugs ist anzumerken, dass über Fragen des Flächentausches bzw. der Entschädigung im Rahmen des Planfest- stellungsverfahrens nicht entschieden wird. Dies geschieht erst im Rahmen eines Flurbe- reinigungs- bzw. eines Entschädigungsverfahrens. Diese Verfahren werden erst dann durchgeführt wenn der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, weil erst dann feststeht, welche Flächen tatsächlich für die Baumaßnahme in Anspruch genommen werden. Auch wird hin- sichtlich einer etwaigen Flächendurchschneidung, der Weiterbewirtschaftung bzw. wie mit möglicherweise entstandenen unwirtschaftlichen Restflächen umgegangen werden soll im nachfolgenden Flurbereinigungsverfahren eine für alle Beteiligten vertretbare Lösung er- wartet.

Soweit sich der Einwender mit seiner Forderung gegen die Inanspruchnahme seiner Flur- stücke wendet, wird diese Einwendung als unbegründet zurückgewiesen.

Von den Flurstücken des Einwenders sollen 18.232 m2 dauerhaft für den Straßenbau er- worben. Dazu kommen 159 m2 die dauerhaft für landschaftspflegerische Maßnahmen und 521 m2 die für die Böschungen dauerhaft in Anspruch genommen werden. Insofern beträgt die dauerhafte Flächeninanspruchnahme von 18.912 m2 rund 17,2 % der Gesamtfläche der Flurstücke mit der Größe von 109.912 m2. Die während der Baumaßnahme erforderli- che vorübergehende Inanspruchnahme von 10.363 m2 wird nach Fertigstellung wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt und verbleibt beim Eigentümer.

Obwohl die Inanspruchnahme der im Eigentum stehenden Flächen aus der Sicht der Plan- feststellungsbehörde erheblich ist, sieht diese die Inanspruchnahme des privaten Grundei- gentums in Bezug auf die für den Straßenbau benötigten Flächen als gerechtfertigt an. Der Gesetzgeber hat durch die Aufnahme des Neubaus der B 180n als vordringlichen Be- Seite 219/230

darf im Bundesverkehrswegeplan das überwiegende öffentliche Interesse an der Realisie- rung des Bauvorhabens gesetzlich nominiert. Die mit dem Bauvorhaben zu verwirklichen- den Planungsziele sowie die verkehrliche Wirkung sind bereits im Teil C, Punkt V - Plan- rechtfertigung – dargestellt. Auf die dortigen Ausführungen wird Bezug genommen.

Die Planfeststellungsbehörde konnte zudem keine Defizite bei der Trassenwahl feststellen. Insofern ist die Inanspruchnahme der Flurstücke des Einwenders notwendig.

Das im Artikel 14 Grundgesetz festgeschriebene Recht auf Eigentum beinhaltet im Absatz 2 dieses Artikels den Grundsatz, dass Eigentum auch verpflichtet. Sein Gebrauch soll demnach zugleich der Allgemeinheit dienen. Der Eingriff in das private Eigentum des Ein- wenders ist unter Berücksichtigung der genannten Gesichtspunkte im Ergebnis nicht ver- meidbar und damit hinzunehmen.

Die Vorhabenträgerin führte in der Erörterung aus, dass er geprüft habe, ob geeignete Flä- chen der öffentlichen Hand zur Verfügung stehen. Diese Prüfung habe ergeben, dass sol- che Flächen, die die gleiche Eignung aufweisen, nicht zur Verfügung stehen. Im Anhö- rungsverfahren wurde auch von keiner Seite etwas dazu vorgetragen, dass an der Aussa- ge der Vorhabenträgerin Zweifel aufkommen lassen könnte.

Es ist festzustellen, dass die Inanspruchnahme von Grundstücken für die verkehrliche Er- schließung im Allgemeinen und für das hier vorliegende Vorhaben im Besonderen unum- gänglich ist. Die bauzeitliche und dauerhafte Inanspruchnahme des privaten Eigentums- rechtes für die Maßnahmen ist als gewichteter Belang in der Abwägung berücksichtigt.

11.14 Einwender E 24 Erörterungstermin am 10.10.2012

Der Einwender hat mit Schreiben vom 04.11.2011 die nachstehende Einwendung erhoben und begründet.

Der Einwender ist ein Landwirtschaftsbetrieb und würde durch den geplanten Straßenbau nicht nur Eigentumsfläche, sondern auch Pacht- bzw. Bewirtschaftungsfläche verlieren. Als gerechten Ausgleich für den Verlust fordert er gleichviel, gleichwertige und in der Gemar- kung liegende Ersatzflächen.

Ausweislich des Grunderwerbsverzeichnisses ist der Einwender mit folgenden Flurstücken von der Baumaßnahme betroffen:

Seite 220/230

 Gemarkung Quenstedt, Flur 1, Flurstück 74/22 mit einer Gesamtgröße von 12.746 m2 auf einer Fläche von 82 m2 vorübergehend in Anspruch genommen

 Gemarkung Quenstedt, Flur 8, Flurstück 87/4 mit einer Gesamtgröße von 6.383 m2 auf einer Fläche von 1.834 m2 dauerhaft erworben und mit einer Fläche von 908 m2 vo- rübergehend in Anspruch genommen

 Gemarkung Quenstedt, Flur 9, Flurstück 138/33 mit einer Gesamtgröße von 2.2227 m2 auf einer Fläche von 1.599 m2 dauerhaft erworben, mit einer Fläche von 531 m2 vo- rübergehend in Anspruch genommen und mit einer Fläche von 440 m2 dauernd zu be- lasten.

Welche Pachtflächen des Einwenders darüber hinaus durch das Vorhaben betroffen wer- den, wurde nicht vorgetragen und ist nicht bekannt.

Die Forderung nach Ersatzflächen wird insoweit zurückgewiesen.

Zunächst wird darauf hingewiesen, dass das Bereitstellen von Ersatzland als eine beson- dere Art der enteignungsrechtlichen Entschädigung in der Planfeststellung grundsätzlich nicht abschließend erörtert und beschieden werden muss (BVerwG,. Urteil vom 11.01.2011, Az.: 4 A 13.99).

Hinsichtlich der Forderung nach einem Ausgleich des Flächenentzugs ist anzumerken, dass über Fragen des Flächentausches bzw. der Entschädigung im Rahmen des Planfest- stellungsverfahrens nicht entschieden wird. Dies geschieht erst im Rahmen eines Flurbe- reinigungs- bzw. eines Entschädigungsverfahrens. Diese Verfahren werden erst dann durchgeführt wenn der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, weil erst dann feststeht, welche Flächen tatsächlich für die Baumaßnahme in Anspruch genommen werden. Auch wird hin- sichtlich einer etwaigen Flächendurchschneidung, der Weiterbewirtschaftung bzw. wie mit möglicherweise entstandenen unwirtschaftlichen Restflächen umgegangen werden soll, im nachfolgenden Flurbereinigungsverfahren eine für alle Beteiligten vertretbare Lösung er- wartet.

Soweit sich der Einwender mit seiner Forderung gegen die Inanspruchnahme seiner Flur- stücke wendet, wird diese Einwendung als unbegründet zurückgewiesen.

Von den Flurstücken des Einwenders sollen 1.753 m2 dauerhaft für den Straßenbau er- worben und 1.680 m2 dauerhaft für die Einbindung des Bauwerkes 5 – Überführung des Harkeröder Weges über die B 180 – sowie die Böschungen in Anspruch genommen. Inso- Seite 221/230

fern beträgt die dauerhafte Flächeninanspruchnahme von 3.433 m2 rund 16,07 % der Ge- samtfläche der Flurstücke mit einer Größe von insgesamt 21.356 m2. Die während der Baumaßnahme erforderliche vorübergehende Inanspruchnahme von 1.521 m2 wird nach Fertigstellung wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt und verbleibt beim Eigentü- mer.

Obwohl die Inanspruchnahme der im Eigentum stehenden Flächen aus der Sicht der Plan- feststellungsbehörde erheblich ist, sieht diese die Inanspruchnahme des privaten Grundei- gentums in Bezug auf die für den Straßenbau benötigten Flächen als gerechtfertigt an. Der Gesetzgeber hat durch die Aufnahme des Neubaus der B 180n in die Kategorie des vor- dringlichen Bedarfs im Bundesverkehrswegeplan das überwiegende öffentliche Interesse an der Realisierung des Bauvorhabens gesetzlich normiert. Die mit dem Bauvorhaben zu verwirklichenden Planungsziele sowie die verkehrliche Wirkung sind bereits im Teil C, Punkt V - Planrechtfertigung – dargestellt. Auf die dortigen Ausführungen wird Bezug ge- nommen. Die Planfeststellungsbehörde konnte zudem keine Defizite bei der Trassenwahl feststellen. Insofern ist die Inanspruchnahme der Flurstücke des Einwenders notwendig.

Das im Artikel 14 Grundgesetz festgeschriebene Recht auf Eigentum beinhaltet im Absatz 2 dieses Artikels den Grundsatz, dass Eigentum auch verpflichtet. Sein Gebrauch soll demnach zugleich der Allgemeinheit dienen. Der Eingriff in das private Eigentum des Ein- wenders ist unter Berücksichtigung der genannten Gesichtspunkte im Ergebnis nicht ver- meidbar und damit hinzunehmen.

Die Vorhabenträgerin führte in der Erörterung aus, dass er geprüft habe, ob geeignete Flä- chen der öffentlichen Hand zur Verfügung stehen. Diese Prüfung habe ergeben, dass sol- che Flächen, die die gleiche Eignung aufweisen, nicht zur Verfügung stehen. Im Anhö- rungsverfahren wurde auch von keiner Seite etwas dazu vorgetragen, dass an der Aussa- ge der Vorhabenträgerin Zweifel aufkommen lassen könnte.

Es ist festzustellen, dass die Inanspruchnahme von Grundstücken für die verkehrliche Er- schließung im Allgemeinen und für das hier vorliegende Vorhaben im Besonderen unum- gänglich ist. Die bauzeitliche und dauerhafte Inanspruchnahme des privaten Eigentums- rechtes für die Maßnahmen ist als gewichteter Belang in der Abwägung berücksichtigt.

11.15 Einwender E 25

Der Einwender hat mit Schreiben vom 05.11.2011 die nachstehende Einwendung geltend gemacht.

Seite 222/230

Er sei Eigentümer von landwirtschaftlichen Flächen, deren Verlust und die durch den Tras- senbau entstehenden, nicht zu erreichenden Teilstücke, seien nicht zu akzeptieren. Er for- dert als gerechten Ausgleich für den Verlust der Ackerflächen entsprechende Ersatzflä- chen.

Der Einwendung kann nicht entsprochen werden.

Ausweislich der Grunderwerbsunterlagen – Planunterlage 14 – werden vom Einwender folgende Flächen für das Bauvorhaben benötigt:

 Gemarkung Quenstedt, Flur 1, Flurstück 8, Gesamtgröße 35.320 m2, dauerhafter Er- werb 4 m2, vorübergehende Inanspruchnahme 2.168 m2  Gemarkung Quenstedt, Flur 9, Flurstück 105/27, Gesamtgröße 78.480 m2, dauerhafter Erwerb 4.105 m2, vorübergehende Inanspruchnahme 1.619 m2.

Dabei wird das Flurstück 105/27 mit 2.954 m2 dauerhaft für den Straßenbau, mit einer Flä- che von 24 m2 für Dritte (Harkeröder Weg) und von insgesamt 1.127 m2 dauerhaft zum Zwecke der Kompensation von Eingriffen in den Naturhaushalt erworben. Die auf diesem Flurstück vorübergehend in Anspruch genommene Fläche von insgesamt 1.619 m2 wird nach Abschluss des Bauvorhabens rekultiviert an den Eigentümer zurückgegeben. Die dauerhafte Flächeninanspruchnahme der beiden Flurstücke des Einwenders beträgt somit 3,6 % der Gesamtfläche der Flurstücke.

Vorliegend ist der Grunderwerb zum Zwecke des Straßenbaus aus Gründen des mit ihm verbundenen öffentlichen Interesses zwingend erforderlich. Das die Planung an sich ge- rechtfertigt ist, wurde bereits unter Teil C, Kapitel V ausführlich behandelt. Auf die dortigen Ausführungen wird Bezug genommen.

Auch für die landschaftspflegerischen Begleitmaßnahmen ist der Eingriff in das Grundei- gentum gerechtfertigt. Die Maßnahmen E 1 – Anlage von Baumreihen entlang der B 180 neu - und G/A 1 – Ansaat einer standortgerechten Gras-Krautmischung auf Banketten, Bö- schungen und Mulden – dient der Kompensation etlicher, durch das Straßenbauvorhaben verursachter Konflikte, wie der Beeinträchtigung der Bodenfunktion, der Beeinträchtigung und der Verlust landwirtschaftlich genutzter Biotope sowie der Überprägung und Störung des Landschaftsbildes. Eine solche Kompensation kann im Trassennahbereich am wirk- samsten durchgeführt werden.

Die Planfeststellungsbehörde hat keinen Zweifel daran, dass die Maßnahmen naturschutz- fachlich zutreffend und zielführend sind und auch die Standortwahl der Maßnahmen von Seite 223/230

der Vorhabenträgerin sachgerecht getroffen wurde. Maßgebend hierfür ist die vorrangige Zielsetzung, Kompensationsmaßnahmen möglichst unmittelbar am Eingriffsort vorzuneh- men und Landschaftsbild dienende Maßnahmen im Nahbereich des dieses beeinträchti- genden Straßenbauvorhabens durchzuführen. Während die vorübergehend in Anspruch zu nehmende Fläche von der Vorhabenträgerin nach Abschluss der Baumaßnahme rekulti- viert und dem Eigentümer wieder zurückgegeben wird, ist bezüglich der dauerhaften Inan- spruchnahme des Flurstücks der Einwender für den Landverlust zu entschädigen. Ob die Entschädigung in Form eines finanziellen Ausgleichs oder im Wege des Flächentausches erfolgt, richtet sich nach dem Ausgang des durch die Vorhabenträgerin beantragten Unter- nehmensflurbereinigungsverfahrens. Das Verfahren wird versuchen, Austauschflächen in gleicher Größe und Wertigkeit zur Verfügung zu stellen. Auch sollen die von der Trassen- führung durchtrennten Flurstücke zu wirtschaftlichen Einheiten zusammengelegt und die landwirtschaftliche Infrastruktur verbessert werden. Dadurch sollen den Landwirtschaftsbe- trieben durch den Straßenbau möglichst wenige Nachteile entstehen.

Über Fragen des Flächentausches bzw. der Entschädigung wird im Rahmen des Planfest- stellungsverfahrens nicht entschieden. Dies geschieht erst im Rahmen des Flurbereini- gungs- bzw. Entschädigungsverfahrens, wenn das betreffende Flurstück außerhalb des Flurbereinigungsverfahrens umfassenden Gebietes liegt. Diese Verfahren können erst dann durchgeführt werden, wenn der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, weil erst dann feststeht, welche Flächen tatsächlich für die Baumaßnahme in Anspruch genommen wer- den.

Es bleibt festzustellen, dass die Benutzung von Grundstücken für die verkehrliche Er- schließung im Allgemeinen und für die hier vorliegenden Maßnahmen im Besonderen un- umgänglich ist. Die bauzeitliche und dauerhafte Inanspruchnahme des privaten Eigen- tumsrechts für die Maßnahmen ist als gewichteter Belang in der Abwägung berücksichtigt. Die Flächeninanspruchnahme ist auf das erforderliche Maß reduziert worden.

Unter Abwägung des öffentlichen Interesses an der Kompensation der Eingriffe in Natur und Landschaft mit den Eigentumsbelangen des Einwenders wird den Maßnahmen auf- grund der naturschutzrechtlichen Kompensationsregelungen der Vorrang eingeräumt. Die Maßnahmenziele können nur verwirklicht werden, wenn die entsprechenden naturschutz- rechtlichen Kompensationsmaßnahmen (einschließlich der artenschutzrechtlichen Maß- nahmen) an der erforderlichen Stelle durchgeführt werden können. Der Planfeststellungs- beschluss hat enteignungsrechtliche Vorwirkung (§ 19 FStrG). Über Entschädigungsfragen ist außerhalb des Planfeststellungsverfahrens zu entscheiden.

Seite 224/230

12. Gesamtergebnis der Abwägung

Bei der Abwägung aller für die Planung sprechenden Gründe, nämlich

 Planrechtfertigung unter dem Gesichtspunkt der Einhaltung der Planungsgrundsätze

 Planrechtfertigung unter dem Gesichtspunkt der Erforderlichkeit der Verkehrsinfrastruktur- maßnahme und

 Planrechtfertigung unter dem Gesichtspunkt der Umweltverträglichkeit gegenüber den von der Planung betroffenen öffentlichen und privaten Belangen ergibt sich, dass diese gegenüber dem öffentlichen Interesse am Bau der Ortsumgehung Aschersleben/Süd - Qu- enstedt zurücktreten müssen.

In den vorausgehenden Abschnitten dieser Entscheidungsbegründung wurden die einzelnen öf- fentlichen und privaten Belange umfassend gewürdigt. Im Ergebnis überwiegen sie gegenüber den mit dem Projekt verfolgten öffentlichen Belangen nicht und müssen ihnen gegenüber zurück- treten, wobei durch die vorgenommenen Planänderungen und ergänzenden Schutzauflagen si- chergestellt werden konnte, dass keine einzelnen öffentlichen und privaten Interessen in unzu- mutbarerer Weise zurückstehen müssen.

Dem öffentlichen Interesse an der Verwirklichung des Bauvorhabens in der planfestgestellten Va- riante stehen in der Zusammenfassung folgende Belange gegenüber.

12.1 Öffentliche Belange

Naturschutz- und Landschaftspflege Die Planfeststellungsbehörde hat sich im Verfahren davon überzeugt, dass dem gesetzlichen Vermeidungsgebot des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) und des Naturschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt (NatSchG LSA) Rechnung getragen wurde. Die vorgesehenen Ein- griffe durch den Bau der Maßnahme und der Nebeneinrichtungen sind unvermeidbar.

Den Belangen von Natur- und Landschaftsschutz wird durch die vorgesehenen Landschaftspfle- gerischen Begleitmaßnahmen entsprochen.

Wasserwirtschaft Der Bau der Ortsumgehung Aschersleben/Süd - Quenstedt erfolgt nach den einschlägigen aner- kannten Regeln und entspricht dem Stand der Technik der Wasserhaushalte. Seite 225/230

Die gemäß § 19 WHG von der Planfeststellungsbehörde im Einvernehmen mit den unteren Was- serbehörden erteilte wasserrechtliche Erlaubnis in Teil A, Kapitel III, Punkt 1 dieses Beschlusses dient der Gewährleistung der Entsorgung des Niederschlagswassers aus der Straßenentwässe- rung.

Die erteilten wasserrechtlichen Genehmigungen in Teil A, Kapitel III, Punkt 2 und 3 dieses Be- schlusses sind erforderlich, um die gesetzlichen wasserrechtlichen Regelungen bzw. die auf das Wassergesetz für das Land Sachsen-Anhalt gründende Unterhaltungsverordnung des Landkrei- ses Mansfeld Südharz einzuhalten.

Versagungsgründe für die Erlaubnis und die Genehmigung lagen nicht vor. Die Maßnahmen be- einträchtigen nicht das Wohl der Allgemeinheit.

Die unter Teil A, Kapitel VI Punkt 3 festgelegten Vorkehrungen sind gemäß § 13 WHG (§ 6 WG LSA) bzw. § 1 Abs. 1 VwVfG LSA in Verbindung mit § 36 VwVfG zulässig und erforderlich, um die Gewässer vor solchen Einwirkungen zu schützen, die ihre Nutzbarkeit beeinträchtigen, das Wohl der Allgemeinheit gefährden, insbesondere auch Gefahren für das Leben und die Gesundheit der Bürger hervorrufen können.

Unter diesem Aspekt sind die angeordneten Maßnahmen gerechtfertigt und verhältnismäßig, da hier die Interessen der Allgemeinheit sowie die Verhütung der Gewässerverunreinigung oder einer sonstigen nachteiligen Veränderung der Eigenschaft des Wassers Vorrang vor dem Interesse des Benutzers an einer auflagenfreien Erlaubnis haben.

Umweltverträglichkeit Die Umweltverträglichkeit des Vorhabens ist gegeben.

Die Planfeststellungsbehörde hat unter Auswertung der von der Vorhabenträgerin vorgelegten Umweltverträglichkeitsuntersuchungen, der von Behörden, Trägern öffentlicher Belange und pri- vaten Einwendern vorgetragenen Anmerkungen die Auswirkungen der planfestgestellten Maß- nahme auf die im UVP-Gesetz genannten Schutzgüter unter Berücksichtigung der Wechselwir- kungen geprüft. Sie ist der Überzeugung, dass die Maßnahme umweltverträglich im Sinn der ge- setzlichen Vorschriften ist und die Einwirkungen auf die Umwelt beherrschbar sind.

Sonstige öffentliche Belange Die gerechte Abwägung der sonstigen öffentlichen Belange, die von dem Planfeststellungsab- schnitt berührt werden, wurde im Teil C, Kapitel VIII der Beschlussbegründung ausführlich darge- tan. Seite 226/230

12.2 Private Belange

Eigentum von Grundstücken Das Vorhaben greift unmittelbar in das Grundeigentum Dritter ein. Es hat enteignungsgleiche Vorwirkung.

Die Planungen wurden daher nochmals eingehend auf ihre Notwendigkeit, Lage, Ausdehnung und Trassierung überprüft. Eine weitere Reduzierung der Privatgrund-Inanspruchnahme war bei Ab- wägung mit anderen betroffenen Belangen nicht möglich. Der vorgesehene Eingriff in das Privat- eigentum ist unvermeidbar und gerechtfertigt. Das öffentliche Interesse am Neubau der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd – Quenstedt ist höher zu bewerten als der Entzug des privaten Eigentums im Einzelnen und in seiner Gesamtheit. Dies trifft auch auf den Entzug bzw. die Belas- tung des Eigentums zur Umsetzung landschaftspflegerischer Maßnahmen zu. Hier überwiegt das öffentliche Interesse an der Durchführung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen gegenüber den privaten Interessen an der ungehinderten Nutzung des Privateigentums des Einzelnen.

Schallbeeinträchtigungen Die Planfeststellungsbehörde hat sich davon überzeugt, dass die Vorhabenträgerin die gesetzli- chen Bestimmungen, insbesondere der Regelungen der 16. BImSchV eingehalten hat.

Als Deckschicht ist eine lärmmindernde Straßenoberfläche mit dem schalltechnischen Korrektur- wert DSTRO = -2 dB(A) vorgesehen. Auf den Brücken beträgt der Korrekturwert DSTRO = 0 dB (A). Nach Prüfung an allen schutzbedürftigen Ortsrändern im Baustellenbereich wurde festgestellt, dass an keinem Gebäude ein Anspruch auf Lärmschutz dem Grunde nach besteht. Maßnahmen des Lärmschutzes sind deshalb nicht erforderlich.

Sonstige private Belange Die gerechte Abwägung der sonstigen privaten Belange, die von dem Planfeststellungsabschnitt berührt werden, wurde im Teil C, Kapitel VIII der Beschlussbegründung ausführlich dargetan.

12.3 Zusammenfassung

Die Planfeststellungsbehörde hat die unterschiedlichen öffentlichen und privaten Belange ermit- telt, die Umweltverträglichkeit der Planung nachgewiesen und alle Belange in die Abwägung ein- gestellt sowie sie gegeneinander und untereinander gerecht abgewogen.

Seite 227/230

Sie hat hierbei nicht nur die Abwägung jedes öffentlichen und privaten Belanges gegen die öffent- lichen Interessen an dem Bauvorhaben, sondern auch eine Gesamtabwägung aller für und gegen das geplante Bauvorhaben sprechenden Belange vorgenommen; denn selbst wenn jeder Belang für sich die öffentlichen Interessen bei der Realisierung des Vorhabens nicht überwiegen sollte, so könnte doch die Gesamtheit dieser Belange das Interesse an der Realisierung des Vorhabens überwiegen.

Wie in den einzelnen Teilen der Entscheidungsbegründung ausgeführt, konnten die einzelnen öffentlichen und privaten Belange gegenüber dem mit dem Bauvorhaben verfolgten öffentlichen Belang der Verwirklichung nicht überwiegen. Dabei kam es für die von der Planfeststellungsbe- hörde vorzunehmende Abwägung der einzustellenden Belange darauf an, rechtsmindernde Ein- griffe nach Möglichkeit zu vermeiden. Durch die im Beschluss enthaltenen Vorkehrungen und eine auf das Ziel einer Minimierung unvermeidbarer Eingriffe ausgerichteten Planung konnte sicherge- stellt werden, dass keine einzelnen öffentlichen und privaten Interessen in unzumutbarer Weise zurückstehen müssen.

Auch in ihrer Gesamtheit betrachtet überwiegen die dem Vorhaben entgegenstehenden öffentli- chen und privaten Belange nicht das öffentliche Interesse an der Realisierung des Vorhabens. Es wird sichergestellt, dass gemäß § 21 Abs. 1 UVPG u. a. das Wohl der Allgemeinheit nicht beein- trächtigt wird und umweltrechtliche Vorschriften dem Vorhaben nicht entgegenstehen.

X. Begründung des Vorbehaltes weiterer Anordnungen

Der Vorbehalt weiterer Anordnungen in Teil A, Kapitel IX des Beschlusses ist zum Schutz des Wohls der Allgemeinheit gerechtfertigt. Der Planfeststellungsbehörde soll damit die Möglichkeit gegeben werden, der Vorhabenträgerin ggf. weitere nachträgliche Maßgaben aufzuerlegen, wenn durch den Neubau der B 180 Ortsumgehung Aschersleben/Süd - Quenstedt nachteilige Wirkun- gen entstehen, die im Zeitpunkt des Beschlusses nicht erkennbar waren. Die Zulässigkeit dieses Vorbehaltes ergibt sich aus § 1 Abs. 1 VwVfG LSA i. V. m. § 75 Abs. 3 und § 36 Abs. 2 Nr. 5 VwVfG.

D. Begründung der Kostenentscheidung

Die Kostenentscheidung im Teil A, Kapitel X ergibt sich aus den §§ 1, 2 und 14 Verwaltungskos- tengesetz des Landes Sachsen-Anhalt.

Seite 228/230

E. Verfahrensrechtliche Hinweise

1. Offensichtliche Unrichtigkeiten dieses Beschlusses (z.B. Schreibfehler) können durch die Plan- feststellungsbehörde jederzeit berichtigt werden. Bei berechtigtem Interesse eines von der Planfeststellung Betroffenen hat die Planfeststellungsbehörde zu berichtigen, ohne dass es hierzu jeweils der Erhebung einer Klage bedarf.

2. Dieser Planfeststellungsbeschluss tritt gemäß § 17c Nr. 1 FStrG außer Kraft, wenn mit der Durchführung des Planes nicht innerhalb von zehn Jahren nach Unanfechtbarkeit begonnen worden ist, es sei denn, er wird vorher auf Antrag der Vorhabenträgerin von der Planfeststel- lungsbehörde um höchstens fünf Jahre verlängert. Gemäß § 75 Abs. 4 S. 2 VwVfG gilt als Beginn der Durchführung des Planes jede erstmals nach außen erkennbare Tätigkeit von mehr als nur geringfügiger Bedeutung zur plangemäßen Verwirklichung des Vorhabens; eine spätere Unterbrechung der Verwirklichung des Vorhabens berührt den Beginn der Durchfüh- rung nicht.

3. Der Planfeststellungsbeschluss (Beschlusstext mit Rechtsbehelfsbelehrung und zugehörigen Planunterlagen) wird der Vorhabenträgerin und den Beteiligten, über deren Stellungnahmen und Einwendungen entschieden worden ist (ohne Planunterlagen), förmlich zugestellt.

4. Weitere Ausfertigungen dieses Beschlusses und die im Teil A, Kapitel II festgestellten Planun- terlagen werden darüber hinaus nach vorheriger ortsüblicher Bekanntmachung in den Städten Aschersleben und Arnstein zwei Wochen lang zur Einsichtnahme ausgelegt. Mit dem Ende der Auslegung gilt der Planfeststellungsbeschluss gegenüber denjenigen Betroffenen, die keine Einwendungen erhoben haben, als zugestellt.

5. Da für das Vorhaben eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wurde, ist der Be- schluss nach § 9 Abs. 2 UVPG in entsprechender Anwendung des § 74 Abs. 5 S. 2 VwVfG öf- fentlich bekannt zu machen. Diese erfolgt durch Veröffentlichung des verfügenden Teiles des Planfeststellungsbeschlusses, der Rechtsbehelfsbelehrung und eines Hinweises auf die Aus- legung im Amtsblatt der Planfeststellungsbehörde und in örtlichen Tageszeitungen, die in dem Bereich verbreitet sind, in dem sich das Vorhaben voraussichtlich auswirken wird.

6. Die in der folgenden Rechtsbehelfsbelehrung genannte Frist zur Klageerhebung wird im Falle des Absatzes 3 mit der unmittelbaren Zustellung, im Falle des Abs. 4 mit dem Ende der Aus- legungsfrist in Lauf gesetzt.

Seite 229/230

7. Bei erforderlicher Änderung / Ergänzung des festgestellten Planes vor Fertigstellung des Bau- vorhabens gem. § 1 Abs. 1 VwVfG LSA i. V. m. § 76 VwVfG kann nur die Vorhabenträgerin einen entsprechenden Antrag bei der Planfeststellungsbehörde stellen.

F. Rechtsbehelfsbelehrung

Gegen diesen Planfeststellungsbeschluss kann innerhalb eines Monats nach Zustellung Klage bei dem Bundesverwaltungsgericht mit Sitz in Leipzig erhoben werden. Die Klage muss den Kläger, den Beklagten und den Gegenstand des Klagebe- gehrens bezeichnen. Sie soll einen bestimmten Antrag enthalten. Der Kläger hat innerhalb einer Frist von sechs Wochen die zur Begründung seiner Klage dienenden Tatsachen und Beweismittel anzugeben. Erklärungen und Beweismittel, die erst nach dieser Frist vorgebracht werden, können durch das Gericht zurückgewiesen werden. Für die Erhebung der Klage stehen folgende Möglich- keiten zur Verfügung:

1. Schriftlich: Die Klage kann schriftlich erhoben werden. Die Anschrift lautet: Bundesverwaltungsgericht, Sim- sonplatz 1, 04107 Leipzig (Adresse) oder Bundesverwaltungsgericht, Postfach 100854, 04008 Leipzig (Postanschrift). Der Klage sollen dieser Planfeststellungsbeschluss im Original oder in Kopie und so viele Abschriften der Klage mit ihren Anlagen beigefügt werden, dass alle Beteiligten eine Ausfertigung erhalten können.

2. Auf elektronischem Weg: Die Klage kann auch auf elektronischem Weg erhoben werden. Die Zuleitung als elektronisches Dokument muss in diesem Fall über den elektronischen Gerichtsbriefkasten des Bundesverwal- tungsgerichts nach Maßgabe der „Verordnung über den elektronischen Rechtsverkehr beim Bun- desverwaltungsgericht und beim Bundesfinanzhof vom 26.11.2004 (BGBl. I S. 3091)“ erfolgen. Der elektronische Gerichtsbriefkasten ist über die auf der Internetseite www.bundesverwaltungsgericht.de bezeichneten Kommunikationswege erreichbar. Die rechtli- chen Grundlagen sowie die technischen Voraussetzungen und weiteren Anforderungen sind auf der vorgenannten Internetseite aufgeführt.

Die Klagefrist ist nur gewahrt, wenn die Klage innerhalb der Frist beim Bundesverwaltungsgericht eingegangen ist.

Seite 230/230

Der Kläger muss sich durch einen Bevollmächtigten vertreten lassen. Welche Bevollmächtige da- für zugelassen sind, ergibt sich aus § 67 der Verwaltungsgerichtsordnung.

Die Klage ist gegen das Landesverwaltungsamt, vertreten durch den Präsidenten, Ernst-Kamieth- Straße 2, 06112 Halle (Saale) zu richten.

Im Auftrag

Textor

4458000 4460000 4462000 4464000 1 I 1 ~

j' ~. ~ -5738000 -1

HFRStFe ~

`

1 I I

~--5736000

~~—~— I ~ ~• % `.. _ _ -T

J Mp~ lN :•~~ '~ ~

I ' IT

~

—5734000

Mt4hIDf•p ' 1 . ~ I ~~ ` ; f

•.?Y :Z.T..`~~.~,',-. J--~

—5732000 i

t

—5730000 ~

a ft s`sC h >r e b i'et'', ~-._~~ ,~ ~• ~ I _MCI / - r -f~ ~ /F r m!• ~ '-. 1-

... . I I t I l l I 1 i I I Legende B 180 OU Aschersleben/Süd - Quenstedt ~ geplanter Trassenverlauf Übersichtsplan der archäologischen Kulturdenkmale trassenferne landschaftspflegerische Begleitmaßnahmen Datum: 02.10.2012 Maßstab 1:30.000 Kulturdenkmale gemäß § 14 (1) DenkmSchG LSA Bearbeiter: S. Parnet LS 110 Datei: S:\sklahn\Stellungnahmen\2012\020254_2.pdf Kulturdenkmale gemäß § 14 (2) DenkmSchG LSA Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt -Landesmuseum für Vorgeschichte Richard-Wagner-Straße 9 06114 Halle/Saale Tel.: 0345/5247-30 Landesverwaltungsamt Ernst-Kamieth-Straße 2 06112 Halle (Saale) Telefon: (0345) 514-0 www.landesverwaltungsamt.sachsen-anhalt.de