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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V

TANSANIA STEFAN REITH Die Repression in Tansania nimmt September 2012 zu – Opposition, Medien und www.kas.de/tansania Menschenrechtsgruppen in gro- ßer Sorge

Am 3. September publizierte die größte einer zunehmenden Repression und Eskala- tansanische Tageszeitung Mwananchi auf tion staatlicher Gewalt gegen die politische ihrer Titelseite ein schockierendes Foto. Opposition und regierungskritische Zivilge- Es zeigte die Erschießung des als regie- sellschaft. rungskritisch bekannten Journalisten Daudi Mwangosi durch die tansanische Insbesondere die größte tansanische Oppo- Polizei am Vortag. Auf internationaler sitionspartei CHADEMA (Chama cha De- Ebene sorgte der Vorfall für Sorge und Er- mokrasia na Maendeleo, Partei für Demo- staunen, gilt Tansania doch im Vergleich kratie und Fortschritt) ist seit ihrem starken zu seinen afrikanischen Nachbarn als ein Zuwachs bei den letzten Wahlen im Oktober weitgehend stabiles und friedliches Land. 20101 immer wieder Ziel von repressiven Maßnahmen und unverhältnismäßiger Ge- Daudi Mwangosi, Reporter des nationalen walt der tansanischen Polizei- und Sicher- Fernsehsenders Channel Ten, hatte in ei- heitsbehörden. Wiederholt waren dabei nem Dorf der zentraltansanischen Region zahlreiche Verletzte und vereinzelte Todes- Iringa das brutale Vorgehen der Polizei ge- opfer zu beklagen. gen die Anhänger der größten tansanischen Oppositionspartei CHADEMA dokumentiert Staatliche Gewalt gegen Opposition und war einem durch die Polizei bedrohten nimmt zu Kollegen zur Hilfe geeilt. Übereinstimmen- den Augenzeugenberichten zufolge wurde Bereits im Januar 2011 schlug die Polizei Mwangosi daraufhin von mehreren Polizis- eine Massendemonstration gegen die ge- ten brutal zusammengeschlagen, zu Boden fälschte Bürgermeisterwahl in Arusha, dem gedrückt und durch den Schuss einer Trä- Zentrum des Nordens in der Nähe des Kili- nengaskartusche in den Unterleib getötet. manjaro, unter Einsatz von scharfer Muniti- Das Bild im Mwananchi zeigt die Szene un- on nieder. Mindest drei CHADEMA-Anhänger mittelbar vor dem tödlichen Schuss, die Au- starben durch Schussverletzungen, weitere thentizität des Fotos wird von mehreren Au-

genzeugen bestätigt und wurde von offiziel- ler Seite nicht dementiert. Die tansanische 1 Das tansanische Parlament „Bunge“ besteht aus Öffentlichkeit reagierte schockiert. Die in- 357 Abgeordneten. CHADEMA konnte ihre Manda- ternationale Gemeinschaft beobachtet an- te 2010 von 11 auf 49 steigern, verfügt derzeit gesichts des Vorfalls besorgt die weitere aber nur über 48 Parlamentarier, weil dem Abge- Entwicklung des Landes, das lange als ost- ordneten von Arusha, Godbless Lema, das gewon- afrikanischer Musterschüler galt. Beobachter nene Mandat 2012 in einem fragwürdigen Prozess und Kenner der politischen Entwicklung in per Gerichtsbeschluss wieder entzogen wurde. Die Tansania betrachten den Tod des Journalis- Regierungspartei CCM verfügt über eine Zweidrit- ten dagegen keinesfalls als unglücklichen telmehrheit. Einzelfall, sondern warnen seit Monaten vor

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V wurden schwer verletzt. Oppositionelle Ab- Wahl wurde von CHADEMA klar gewonnen – geordnete des nationalen Parlaments wur- wurde Msafiri Masudi, ein führender Lokal- TANSANIA den zusammengeschlagen und festgenom- politiker der Opposition, wenige Tage nach STEFAN REITH men, die Frau des oppositionellen Präsi- der Wahl von Unbekannten ermordet. Ob- dentschaftskandidaten Dr. Willibrod Slaa wohl es Hinweise auf die Täter und den poli- erlitt schwere Kopfverletzungen. Diese Er- tischen Charakter des Mordes gab, verliefen September 2012 eignisse in Arusha waren der Auftakt einer die Ermittlungen der Polizei ergebnislos. Reihe von Vorfällen im Jahr 2011, bei denen www.kas.de/tansania regierungskritische Proteste und Veranstal- Strategie der Verschleierung tungen von CHADEMA gewaltsam unterbun- den wurden. Bei einer hart umkämpften Immer wieder kritisieren Oppositionspoliti- Nachwahl zum nationalen Parlament im Ok- ker, dass Gewalttaten gegen CHADEMA- tober 2011 in Igunga wurde Mbwana Masu- Mitglieder und Anhänger von den zuständi- di, CHADEMA-Mitglied und engagierter gen Strafverfolgungsbehörden nicht aufge- Wahlkämpfer für die Opposition, von Unbe- klärt oder gar bewusst verschleppt und ver- kannten umgebracht und verstümmelt. Im dunkelt werden. Ihre Veranstaltungen wür- November 2011 tobten im südtansanischen den nicht nur von den staatlichen Sicher- Mbeya tagelang Straßenkämpfe zwischen heitskräften unterbunden, zunehmend gehe Sicherheitskräften und protestierenden die Gewalt auch von informellen, bewaffne- Kleinhändlern, als sich die Händler gegen ten Gruppierungen aus, die offensichtlich die Vertreibung von ihren angestammten mit Rückendeckung der Behörden und Verkaufsplätzen wehrten. Neben der Polizei Straffreiheit rechnen könnten, äußerte wurden auch militärische Einheiten einge- CHADEMAs Generalsekretär Slaa kürzlich. setzt. Mehrere Menschen wurden schwer Man beobachte, dass immer häufiger junge verletzt, mindestens eine Person kam durch Menschen aus anderen Landesteilen von der das harte Vorgehen der Einsatzkräfte ums Regierungspartei engagiert würden, um Leben. Vertreter der Regierungspartei be- CHADEMA-Veranstaltungen zu stören und schuldigten CHADEMA, die Kleinhändler Teilnehmer abzuschrecken, oder gar aus der aufgehetzt zu haben, um Chaos im Land zu Veranstaltung heraus als vermeintliche säen. Eine nachvollziehbare Begründung der CHADEMA-Anhänger ein Eingreifen der Poli- Vorwürfe oder gar Beweise wurden aller- zei zu provozieren. Die Opposition vermutet dings nicht vorgelegt. dahinter eine Strategie der Regierungspar- tei, um die Unterdrückung der Opposition zu Die Entwicklung des Vorjahres setzte sich verschleiern und sich international nicht an- auch in den ersten Monaten des Jahres greifbar zu machen. Die Angriffe auf die Ab- 2012 fort und erreichte Anfang April einen geordneten in Mwanza und der Tod der vorläufigen Höhepunkt, als in Arumeru (Ki- CHADEMA-Politiker in Igunga und Arumeru limanjaro-Region) Nachwahlen für einen scheinen diesem Muster zu folgen. Sitz im nationalen Parlament und landesweit mehrere lokale Nachwahlen für Mandate in Schwere Vorwürfe gegen den Geheim- Stadt- und Gemeinderäten stattfanden. In dienst der Region Mwanza wurden dabei zwei nati- onale Abgeordnete von CHADEMA von Am 9. Juli 2012 wandte sich CHADEMA im mutmaßlichen Anhängern der CCM angegrif- Rahmen einer Pressekonferenz mit schwer- fen, als sie versuchten, Anzeichen einer wiegenden Vorwürfen gegen Regierung und versuchten Wahlfälschung nachzugehen. Geheimdienst an die Öffentlichkeit. Der Par- Die beiden Abgeordneten des nationalen teivorsitzende warf dem Parlaments, Highness Kiwia und Salvatory Geheimdienst dabei vor, die Ermordung füh- Machemli, wurden mit Äxten und Macheten render Oppositionspolitiker zu planen. angegriffen und schwer verletzt. Informierte und in der Nähe befindliche Polizeieinheiten Mbowe hatte bereits am Vortag einigen griffen nicht ein. In Arumeru selbst – die Journalisten mitgeteilt, dass der tansanische

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V Geheimdienst Intelligence and Se- Regierungsseite wurden die Anschuldigun- curity Services (TISS) Mitglieder der Partei- gen der Opposition scharf kritisiert. Der In- TANSANIA spitze verfolge und bespitzele, um den nenminister des Landes, Dr. Emanuel STEFAN REITH Druck auf seine Partei zu verstärken. Er be- Nchimbi, kritisierte, dass CHADEMA die Me- tonte, dass man sich durch diese Einschüch- dien informiert habe, ohne sich vorher an terungsversuche des TISS jedoch in keiner die zuständigen Polizeibehörden zu wenden. September 2012 Weise beeinflussen lasse. Mbowe konkreti- Er warf der Opposition vor, mit dem Gang sierte die Vorwürfe gegen den Geheim- an die Öffentlichkeit politisches Kapital aus www.kas.de/tansania dienst, indem er über die erhaltenen Dro- nicht bewiesenen Drohungen schlagen zu hungen gegen drei führende Parteimitglie- wollen. Nchimbi beauftragte die Polizei, den der detailliert Bericht erstattete. Es hätten Vorwürfen der Opposition nachzugehen und sowohl der Generalsekretär der Partei und Ermittlungen einzuleiten. Laut Polizeispre- Präsidentschaftskandidat 2010, Dr. Willbrod cher Adverso Senso laufen seit Montag, 9. Slaa, als auch der nationale Abgeordnete Juli 2012, entsprechende Untersuchungen, und Informations- und Öffentlichkeitsdirek- über die seither in der Öffentlichkeit nichts tor, , sowie Godbless Lema, ein bekannt wurde. Senso kritisierte ebenfalls, derzeit per Gerichtsbeschluss suspendierter lediglich von den Medien über die Vorwürfe nationaler Abgeordneter, konkrete Drohun- der Opposition informiert worden zu sein, gen erhalten. Diese seien auf den tansani- und forderte CHADEMA zur Kooperation auf, schen Geheimdienst TISS zurückzuführen, um die gemeldeten Vorfälle so schnell wie so Mbowe. Lema, der seit seiner Suspendie- möglich aufklären zu können. Der Polizei- rung stark in den landesweiten Ausbau der sprecher betonte, dass die Polizei ihre Parteistrukturen eingebunden ist, habe be- Pflicht erfüllen werde, gefährdete oder be- reits vor einigen Wochen von einer intensi- drohte Bürger zu beschützen und den Ur- ven Beschattung und Verfolgung seiner Be- sprung der Drohungen durch formelle Er- wegungen durch ihm unbekannte Personen mittlungen aufzudecken. CHADEMA lehnte berichtet. Mnyika habe Warnanrufe erhal- dagegen eine Zusammenarbeit mit den Poli- ten, in denen ihm mitgeteilt wurde, es gäbe zeibehörden ab. Man habe nur zeigen wol- im Geheimdienst konkrete Planungen, ihn len, dass man durch eigene Informanten im zu entführen und zu vergiften. Auch Slaa Geheimdienst längst über die Pläne infor- fühle sich seit Wochen unter ständiger Beo- miert sei. Da die Polizei bereits in der Ver- bachtung und Verfolgung. Die Drohungen gangenheit den Hinweisen von CHADEMA waren offenbar so konkret, dass CHADEMA nicht nachgegangen sei, sei eine Zusam- den 31jährigen, in der jungen Bevölkerung menarbeit sinnlos. Den Behörden gehe es sehr populären Abgeordneten von Ubungo / lediglich darum, die undichten Stellen im Dar es Salaam, John Mnyika, während der Geheimdienst selbst bzw. die Informanten Sitzungswoche des Parlaments in Dodoma der Opposition zu identifizieren, nicht aber kurzfristig in ein anderes Hotel verlegte und um eine saubere Aufklärung und Strafver- unter besonderen Schutz stellte. folgung, so Slaa.

Der CHADEMA-Vorsitzende veröffentlichte Am 9. Juli 2012 diskutierte die Parteispitze zudem die Namen von Personen, die nach auf einer Sondersitzung des Vorstands die seinen Informationen federführend Geheim- aktuelle Entwicklung und Maßnahmen, um dienstmaßnahmen gegen CHADEMA planten die Sicherheit von CHADEMA- und koordinierten, darunter der stellvertre- Spitzenpolitikern in Zukunft gewährleisten tende Direktor des Geheimdienstes Jack Zo- zu können. Im Anschluss bekräftigte Gene- ka. Dieser wies die Anschuldigungen Mbo- ralsekretär Slaa, dass man nicht mit der Po- wes umgehend als politisches Manöver der lizei zusammenarbeiten werde, da diese Opposition zurück. Als Staatsbeamter werde wiederholt unter Beweis gestellt habe, dass er sich nicht in politische Auseinanderset- sie sich als Werkzeug der Regierungspartei zungen begeben; er richte seine Arbeit CCM (Chama Cha Mapindunzi, Partei der strikt an objektiven Prinzipien aus. Auch von Revolution) verstehe und daher nicht unab-

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V hängig und neutral ermitteln könne. So ha- und Mordpläne informiert und die Verant- be die Polizei tatenlos zugesehen, als bei wortlichen namentlich benannt. Die Regie- TANSANIA Nachwahlen von Stadträten in der Region rung solle daher die genannten Personen STEFAN REITH Mwanza zwei nationale Abgeordnete von selbst befragen, so Slaa vor Journalisten. CHADEMA, von mutmaßlichen Anhängern Wenige Tage später folgten Mbowe und Slaa der CCM angegriffen worden seien. Die an- zwar der Vorladung der Polizei, machten September 2012 schließende Untersuchung des Vorfalls und während der Befragung jedoch wie ange- Suche nach den Tätern sei ebenso ergebnis- kündigt keine weiteren Angaben. Über den www.kas.de/tansania los verlaufen wie im Falle des lokalen CHA- Verlauf der Ermittlungen wurde seither DEMA-Politikers im nordtansanischen Aru- nichts bekannt. meru, der im Nachgang zu den dortigen Wahlen Anfang April 2012 von Unbekannten Dramatische Zuspitzung des Ärztestreiks ermordet worden war. Politische Beobachter sehen einen Zusam- Polizei als Instrument politischer Re- menhang zwischen dem alarmierenden, öf- pression fentlichen Hilferuf CHADEMAS und dem An- griff auf den Vorsitzenden der tansanischen Die Opposition wirft der Polizei zudem vor, Ärztekammer (Medical Association of Tan- dass sie in Arumeru vor und während der zania, MAT), Dr. Stephen Ulimboka. Ulim- Wahlen in vielfältiger Weise Oppositionspoli- boka war am 27. Juni 2012 am späten tiker in ihrer Arbeit behindert und die lokale Abend von unbekannten Tätern verfolgt, in Bevölkerung eingeschüchtert habe, um sie einem Auto entführt und brutal zusammen- von einer Unterstützung der Opposition ab- geschlagen und gefoltert worden. Dabei zuhalten. Bei den Wahlen ging es um ein wurden ihm Fingernägel und Zähne heraus- Abgeordnetenmandat im nationalen Parla- gerissen. Es wird davon ausgegangen, dass ment, das nach dem Tod des CCM- es sich um einen gezielten Mordversuch Abgeordneten vakant geworden war. Da handelte, da Ulimboka schwerverletzt und CHADEMA im Norden des Landes besonders bewusstlos außerhalb Dar es Salaams sei- hohe Zustimmung genießt und schon einige nem Schicksal überlassen wurde. Nur durch Wahlerfolge vorzuweisen hat, die Regie- Zufall war er von einem Passanten entdeckt rungspartei CCM das Mandat aber auf kei- und ins Krankenhaus gebracht worden. nen Fall verlieren wollte, wurde dem Wahl- gang als Richtungswahl mit hohem Symbol- Die Entführung war Höhepunkt eines mona- charakter und nationaler Aussagekraft gro- telangen Arbeitskampfes der Ärzte um bes- ße Bedeutung beigemessen. Bereits im Vor- sere Arbeitbedingungen und Löhne. Ein ers- feld deckte die Opposition die Vorbereitun- ter Streik wurde Anfang des Jahres nach gen einer massiven Wahlfälschung auf und Verhandlungen mit der Regierung beendet. konnte letzten Endes die Wahlen klar für Als die zugesagten Maßnahmen und Ver- sich entscheiden. Als wenige Tage nach dem sprechungen der Regierung nicht eingelöst Wahlsieg einer der profiliertesten Wahl- wurden, rief die Ärztekammer trotz nach- kämpfer und Lokalpolitiker CHADEMAs er- drücklicher Warnungen von Regierungsseite mordet wurde, äußerten CHADEMA-Politiker zu einem zweiten Streik auf. Am Vorabend den Verdacht, dass es sich um einen politi- des geplanten Streiks wurde Ulimboka, der schen Mord handele, der von Anhängern der führende Kopf des Streiks und der Verhand- Regierungspartei organisiert worden sei und lungen mit der Regierung, entführt und ge- von den Sicherheitsbehörden zumindest ge- foltert. deckt werde. Er wurde von der Ärztekammer umgehend Vor diesem Hintergrund machte Slaa nach nach Johannesburg ausgeflogen, wo er in der jüngsten Vorstandssitzung die Position einem südafrikanischen Krankenhaus be- seiner Partei noch einmal deutlich: Man ha- handelt wurde. Die Ärztekammer wandte be die Öffentlichkeit über die Verfolgungen sich in einem offenen Brief an die UN-

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V Vertretung in Tansania und bat darum, die Hintergründen seiner Entführung öffentlich Sicherheit Ulimbokas in Südafrika und wei- zu Wort meldet. In der breiten Bevölkerung, TANSANIA terer bedrohter Vertreter der Ärzteschaft in bei Medien und Menschenrechtsgruppen STEFAN REITH Tansania zu garantieren. Laut Zeitungsbe- herrscht die Meinung vor, dass Regierungs- richten erhoben die Ärzte in dem Schreiben stellen den Anführer des Ärztestreiks gezielt schwere Vorwürfe gegen die Regierung. ausschalten wollten. September 2012 U.a. informierten die Ärzte die UN darüber, dass anonyme Quellen in der Regierung Auch Oppositionsvertreter der CHADEMA www.kas.de/tansania bestätigt hätten, dass Attentäter nach Süd- äußerten nach dem Bekanntwerden des afrika entsandt worden seien, um sicherzu- Vorfalls die Vermutung, dass Regierung und stellen, dass Ulimboka nicht lebend nach Geheimdienst hinter der Attacke auf Ulim- Tansania zurückkehre. Ulimboka gab noch boka stünden. Man habe jedoch nicht nur auf dem Krankenbett in Südafrika, von den ihn und die Ärztekammer treffen wollen, Folterungen sichtlich gezeichnet, ein Inter- sondern auch ein deutliches Warnsignal an view, in dem er den Vorfall ausführlich be- CHADEMA aussenden und die öffentliche schrieb. Er hob dabei hervor, dass seine Reaktion testen wollen, so die Interpretation Folterer ihn wiederholt gefragt hätten, ob er führender CHADEMA-Vertreter. Der Partei- den Ärztestreik im Auftrag der Opposition vorstand hat vor diesem Hintergrund auf angezettelt habe, was er verneint habe. seiner Sondersitzung beschlossen, die Schutzmaßnahmen für besonders gefährde- Medien und Opposition weiter unter te Parteimitglieder drastisch zu erhöhen. Druck Oppositionelle Spitzenvertreter erklärten zugleich, dass man sich von Repression und Die investigative Tageszeitung Mwanahalisi Morddrohungen nicht einschüchtern lassen hatte am 25. Juli unter Verweis auf die Aus- werde, sondern die Oppositionsarbeit im sagen Ulimbokas und eigene Quellen eine Parlament und außerhalb unbeirrt fortsetzen Titelgeschichte veröffentlicht, in welcher der werde. John Mnyika ließ verlauten, er werde vermeintliche Drahtzieher der Entführung nicht weglaufen. „Sie sollen mich ruhig um- Ulimbokas namentlich benannt wurde. Die bringen, am Ende wird immer die Wahrheit Zeitung führte gut nachvollziehbar Beweise siegen“, erklärte der 31 jährige Abgeordne- und Indizien zusammen, die die Vermutung te auf Nachfrage von Journalisten. nahe legten, der Anschlag sei von einem hohen Geheimdienstmitarbeiter im Präsi- Über den Sommer ging die Schlacht um die dentenpalast geplant und durchgeführt wor- Deutungshoheit in der öffentlichen Debatte den. Die betreffende Person ist seitdem un- weiter. Regierungsnahe Medien bezichtigten tergetaucht, die Zeitung wurde von der Re- CHADEMA, mit haltlosen Vorwürfen interna- gierung unter Verweis auf Volksverhetzung tionale Aufmerksamkeit auf sich ziehen und umgehend geschlossen. Dabei gab es weder negative Stimmung gegen die Regierung ein Gerichtsurteil, noch hatten Herausgeber machen zu wollen. Es sei unverantwortlich, und Redakteure von der Staatsanwaltschaft solche schwerwiegenden Vorwürfe gegen die Gelegenheit zu Stellungsnahmen be- die Regierung zu erheben, ohne entspre- kommen. Die schweren Vorwürfe, welche chende Beweise vorzulegen und sich der die Zeitung gegen die Regierung äußerte, Zusammenarbeit mit der Polizei zu verwei- stehen nach wie vor im Raum; die offiziellen gern, kritisierte ein Leitartikel des regie- Ermittlungen im Fall Ulimboka ergaben bis- rungsnahen Daily News am 11. Juli 2012. lang kein nennenswertes Ergebnis zu den CCM-Politiker werfen der Opposition vor, sie wahren Drahtziehern. Mitte August kehrte wolle das Land destabilisieren und Unruhen Ulimboka aus Südafrika zurück und wurde provozieren, um die Regierung zu stürzen. am Flughafen in Dar es Salaam von Hunder- Die Opposition beruft sich dagegen auf ei- ten von Menschen begeistert empfangen. gene, verlässliche Quellen im Geheimdienst Mit Spannung wird seitdem erwartet, dass und eindeutige Beweise, die sie zum Schutz er sich mit Aussagen zu dem Hergang und ihrer Quellen nicht öffentlich machen werde.

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V Ob es tatsächlich konkrete Anschlagspläne wendig werden könnte, wird innerhalb der auf führende CHADEMA-Politiker gab oder Regierungspartei hinter vorgehaltener Hand TANSANIA gibt, kann von externer Seite nicht zuver- offenbar bereits als realistische Option dis- STEFAN REITH lässig beurteilt werden. Fest steht jedoch, kutiert, wie Medien unter Berufung auf dass sich die Anzeichen staatlicher Repres- CCM-Quellen berichteten. Während die sion seit dem unerwartet guten Wahlergeb- Angst vor dem drohenden Machtverlust die September 2012 nis für CHADEMA im Oktober 2010 sichtbar Regierungspartei sichtlich beunruhigt, ver- verstärkt haben. Politische Experten beo- leihen die letzten Wahlgänge CHADEMA www.kas.de/tansania bachten dabei eine klare Korrelation zwi- Energie und Zuversicht. Angeführt von ih- schen der rasch zunehmenden Popularität rem Vorsitzenden Mbowe und dem General- der Opposition und dem Ausbau ihrer lan- sekretär Slaa wurde im Juni in Dar es Sa- desweiten Partei- und Anhängerstrukturen laam die M4C-Kampagne – Movement for auf der einen Seite sowie dem Anstieg der Change – ins Leben gerufen. Seit dem staatlichen Repression auf der anderen Sei- Startschuss im Juni fährt ein Tross mit te. CHADEMA-Vertretern durch das Land, um die Partei und ihr Programm in allen Lan- Auffällig ist, dass die Vorfälle sich noch ein- desteilen bekannt zu machen. Die öffentli- mal intensiviert haben, seitdem CHADEMA chen Veranstaltungen – auf dem Lande sind bei den letzten Nachwahlen im April in Aru- Versammlungen und Kundgebungen nach meru und anderen Regionen deutliche wie vor das wirkungsvollste Medium der po- Wahlsiege errungen hat – obwohl die Regie- litischen Kommunikation, Zeitungen und rungspartei CCM die gesamten verfügbaren Fernsehen sind dort wenig verbreitet - er- Regierungsressourcen in die Wagschale ge- halten großen Zulauf. Im Juli führte die so- worfen hatte. Unabhängige Beobachter be- genannte „Operation Sangara“ CHADEMA in richteten gerade in Arumeru von Wahlge- den tiefen Süden Tansanias nahe der mo- schenken der Regierung in Form von Nah- sambikanischen Grenze. Selbst hier, dem rungsmittelhilfen, Einschüchterungsversu- traditionellen Stammland der Regierungs- chen der lokalen Bevölkerung durch Polizei partei, wurden innerhalb weniger Tage zahl- und Regierungsvertreter, einem nicht aktu- reiche neue Parteimitglieder gewonnen und ellen Wahlregister, dem massiven Kauf von Ortsverbände aufgebaut. Wahlberechtigungsscheinen durch die Re- gierungspartei, dem Versuch der Wahlmani- Der Erfolg dieser Strategie der Opposition pulation durch die Etablierung „virtueller“ provozierte heftige Gegenreaktionen der Wahlstationen und einer intensiven Kam- Regierungspartei und des Sicherheitsappa- pagne, die zahlreiche politische Schwerge- rats. Immer häufiger wurden zuletzt öffent- wichte der CCM in den Norden führte. Die- liche Veranstaltungen von CHADEMA verbo- ser Einsatz reichte am Ende dennoch nicht ten und durch die Polizei aufgelöst. Dabei aus, um den Wahlsieg in einem Wahlkreis gilt in Tansania das in der Verfassung ver- zu erringen, der bislang von der Regie- briefte Recht auf Versammlungs- und Mei- rungspartei gehalten worden war. nungsfreiheit. Demonstrationen müssen zwar angemeldet werden, um die notwendi- Wachsende Zustimmung für CHADEMA – gen Sicherheitsmaßnahmen vor Ort treffen Mobilisierung durch „Movement for Chan- zu können, bedürfen aber laut Gesetz keiner ge“ polizeilichen Genehmigung. Dennoch wer- den die Veranstaltungen de facto immer öf- Gerade die Wahl in Arumeru führte bei der ter unter Verweis auf die Gefährdung der CCM zur Erkenntnis, dass erstmals seit der öffentlichen Sicherheit von der Polizei ver- Unabhängigkeit 1961 die nächsten nationa- boten, oft erst kurz vor Veranstaltungsbe- len Parlaments- und Präsidentschaftswahlen ginn. Ende August wurde im 200 km west- 2015 ein offenes Rennen werden könnten. lich von Dar es Salaam entfernten Morogoro Die Möglichkeit, dass eine Koalitionsregie- ein Zeitungsverkäufer getötet, als eine die- rung unter Einbindung von CHADEMA not- ser „nicht genehmigten“ Demonstrationen

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V von CHADEMA gewaltsam aufgelöst wurde. Büro wurde – wie Zeitungsbilder und Youtu- Während vor Ort anwesende Oppositionspo- be-Videos belegen – von Polizeieinheiten TANSANIA litiker aussagten, dass die Person von der umstellt, die zahlreiche Tränengasgranaten STEFAN REITH Polizei erschossen worden sei und vier wei- durch die Fenster in den Versammlungs- tere Demonstranten Schusswunden erlitten raum schossen und herauslaufende Perso- hätten, weist die Polizei dies zurück. Der nen mit dem Schlagstock attackierten. Be- September 2012 ersten Darstellung der Polizei, das Todesop- troffene Oppositionspolitiker berichteten von fer sei fern der eigentlichen Auseinanderset- dramatischen Szenen und brutaler Gewalt www.kas.de/tansania zungen von Sicherheitskräften und De- durch die Sicherheitskräfte. Nach überein- monstranten ums Leben gekommen, wird in stimmenden Medienberichten ereignete sich der tansanischen Öffentlichkeit wenig Glau- 100m von dieser Szene entfernt auch die ben geschenkt. Eine vorläufige polizeiliche Erschießung des Reporters Daudi Mwangosi. Untersuchung hatte laut Zeitungsberichten ergeben, dass die Person von einem Öffentliche Reaktionen „schweren fliegenden Gegenstand“ am Kopf getroffen worden sei. Eine weitere Untersu- Die Erschießung Mwangosis wurde durch chung des Vorfalls durch die Behörden zahlreiche Augenzeugenberichte und das brachte bislang kein Ergebnis. Foto, das sich am nächsten Tag auf der Ti- telseite der Tageszeitung Mwananchi be- Nachdem CHADEMA eingewilligt hatte, we- fand, bestens dokumentiert. Die Täter sind gen der nationalen Volkszählung ihre politi- klar erkennbar. Der Vorfall rief bei Journa- sche Tournee in der Zentralregion Iringa für listen, Menschenrechtsgruppen und Opposi- mehrere Tage zu stoppen, wurden die Akti- tion aber auch bei der informierten Bevölke- vitäten Anfang September wieder aufge- rung Bestürzung und Entsetzen hervor. Die nommen. Da die Frist für die Volkszählung Debatte um den Vorfall und die Verantwort- verlängert worden war, hatte die Polizei die lichen bestimmt seither die Medien und die geplanten Kundgebungen jedoch erneut öffentliche Debatte Tansanias. Mit dem frü- verboten. Unter Verweis auf die internen heren Premierminister Frederick Sumaye CCM-Wahlen, die landesweiten Anhörungen meldete sich auch ein prominenter CCM- der Verfassungsreformkommission und den Politiker zu Wort und verurteilte die exzes- Wahlkampfauftakt der CCM in Sansibar, die sive Gewaltanwendung der Polizei scharf. anders als die CHADEMA-Aktivitäten nicht Sumaye äußerte tiefes Bedauern über die wegen des Zensus verboten worden waren, beiden jüngsten Todesfälle und forderte ei- erklärten CHADEMA-Vertreter, ihr verfas- ne schnelle Aufklärung. Er warnte, dass sol- sungsgemäßes Recht auf Versammlungs- che Überreaktionen zu Hass und Chaos füh- freiheit trotz polizeilichen Verbots wahr- ren könnten, anstatt zu friedlichen Lösun- nehmen zu wollen. Statt einer öffentlichen gen. Kundgebung sollte ein neues CHADEMA- Büro in dem Dorf Nyololo eingeweiht wer- Der Innenminister Dr. Emanuel Nchimbi den; der Charakter der Veranstaltung wurde hatte nach dem Vorfall dagegen öffentlich als parteiintern bezeichnet. Nichtmitglieder erklärt, dass sich der Tod des Journalisten waren offiziell nicht zugelassen. ereignet habe, als einer der Polizisten „ei- nen Fehler bei der Handhabung einer Trä- Dennoch attackierte die Polizei die vor dem nengaskartusche“ gemacht habe. Er ver- Haus versammelten CHADEMA-Mitglieder suchte in seinem Statement, CHADEMA in- mit Tränengas und löste die Versammlung direkt für den Tod verantwortlich zu ma- unter Einsatz von Gewalt auf. Augenzeugen chen, weil ihre Kundgebungen zu Gewalt berichteten, dass sich die versammelten und Todesopfern führten. In die gleiche Mitglieder auf Anweisung ihrer Anführer zu- Richtung argumentierte der – qua Amt ei- vor auf den Fußboden gesetzt hatten, um gentlich unparteiische - Registrator der poli- ihre Wehrlosigkeit zu demonstrieren und tischen Parteien, John Tendwa. Er drohte passiven Widerstand zu leisten. Das neue CHADEMA an, der Partei die Registrierung

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V zu entziehen, weil sie die Bevölkerung auf- Kikwete bislang noch nicht zu den Vorfällen hetze und ihre Kundgebungen die öffentli- geäußert. TANSANIA che Sicherheit bedrohten. Ähnliche Argu- STEFAN REITH mentationsmuster zeigten sich auch bei an- Weitere Eskalation politischer Gewalt be- deren Mitgliedern der Regierungspartei. fürchtet

September 2012 Menschenrechtsgruppen, NGOs und sämtli- Betrachtet man die Entwicklung der letzten che Verbände im Bereich Journalismus und Monate und die Eskalation der Ereignisse www.kas.de/tansania Medien verurteilten dagegen die Ermordung Anfang September, wird deutlich, dass es Mwangosis einhellig und forderten eine un- sich bei der Erschießung des Journalisten abhängige Aufklärung und Bestrafung der keinesfalls um einen Einzelfall oder eine Täter. Landesweit solidarisierten sich Me- einmalige Überreaktion der Polizei handelte. dienvertreter durch das Tragen schwarzer Politische Beobachter sehen in dem tragi- Kleidung, um ihrem Protest Ausdruck zu schen Vorfall vielmehr die fast schon logi- verleihen. In Dar es Salaam und mehreren sche Fortsetzung bzw. den traurigen Höhe- anderen Städten wurden öffentliche Pro- punkt einer Entwicklung, die spätestens mit testmärsche abgehalten. Der Versuch des dem Wahlerfolg der Opposition im Oktober Innenministers, sich an einer solchen öf- 2010 ihren Anfang genommen hat. Haupt- fentlichen Solidaritätsbekundung in Dar es ziel der staatlichen Repression ist die größte Salaam zu beteiligten, wurde von den Jour- tansanische Oppositionspartei CHADEMA nalisten empört zurückgewiesen. und ihre Anhänger. Doch wie der Fall Ulim- boka, Mwangosi und andere belegen, sind CHADEMA selbst brach die geplante Tour auch unabhängige, regierungskritische und weitere politische Aktivitäten in der Re- Stimmen, die nicht unmittelbar CHADEMA gion Iringa zunächst ab und rief den Partei- zuzuordnen sind, keineswegs sicher. vorstand in Dar es Salaam erneut zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Den Vor- Gelang es der Regierung über lange Zeit, standsmitgliedern wurden Fotos und Videos einen Teil der eigenen Bevölkerung und die der gewaltsamen Auflösung ihrer Veranstal- internationale Gemeinschaft glauben zu ma- tungen gezeigt. Die Teilnehmer zeigten sich chen, die Gewalt ginge von der Opposition anschließend angesichts der Bilder scho- aus, die Chaos im Land säen wolle, wurde ckiert und tief betroffen. Der Parteivorsit- diese Fassade spätestens durch die Bilder zende Mbowe verurteilte danach auf einer von der Erschießung Mwangosis entlarvt. Presskonferenz scharf die Ermordung Die Strategie von Regierungsvertretern, die Mwangosis und das brutale Vorgehen der Opfer der Repression zu kriminalisieren und Polizei gegen die eigenen Parteimitglieder. die Opposition für die Gewalt im Land ver- Er forderte die Regierung auf, eine unab- antwortlich zu machen, trägt nicht mehr. hängige Untersuchungskommission einzu- Der tragische Tod Mwangosis zog einen richten und die Verantwortlichen zur Re- breiten Solidarisierungseffekt nach sich. Die chenschaft zu ziehen. Zudem forderte er Koalition derjenigen, welche die Unterdrü- den Innenminister und Polizeipräsidenten ckung der Meinungsfreiheit öffentlich an- zum Rücktritt auf. Mbowe machte zugleich prangern und die tansanische Regierung deutlich, dass CHADEMA sich nicht durch zum Schutz der Grundrechte ihrer Bürger staatliche Gewalt einsschüchtern lasse. Man auffordern, ist inzwischen weit über den werde weiter für Demokratie und Menschen- Kreis der politischen Opposition hinaus an- rechte eintreten und das Recht auf freie gewachsen. Journalisten, Medienvertreter, Meinungsäußerung und Versammlung auch Ärzteschaft, Lehrer, Menschenrechtler und künftig wahrnehmen. Während Regierungs- andere gesellschaftliche Organisationen und Oppositionsvertreter den Tod des Jour- üben scharfe Kritik am Vorgehen der Si- nalisten kommentieren und um die öffentli- cherheitskräfte und machen die Regierung che Deutungshoheit der Ereignisse ringen, verantwortlich. Der öffentliche Druck führte hat sich der tansanische Präsident Jakaya inzwischen dazu, dass der Polizist, der den

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V tödlichen Schuss auf Mwangosi abgab, fest- genommen und vor Gericht gestellt wurde. TANSANIA Auch wenn das Verfahren noch nicht abge- STEFAN REITH schlossen ist, ist es zumindest bemerkens- wert, dass damit erstmals ein Mitglied der Sicherheitskräfte per Gerichtsverfahren zur September 2012 Rechenschaft gezogen wird. www.kas.de/tansania Politische Beobachter bleiben dennoch skep- tisch, ob damit eine Trendwende eingeleitet ist. Ein Rückgang der staatlichen Repressi- onswelle ist mittelfristig nicht in Sicht. In einem lesenswerten Meinungsartikel warnte Jenerali Ulimwengu, einer der bekanntesten Journalisten des Landes, vor einer drohen- den Katastrophe 2015. Dann stehen die na- tionalen Parlaments- und Präsidentschafts- wahlen an. Wenn Sicherheitskräfte schon bei so geringfügigen Anlässen wie in Iringa nicht davor zurückschreckten, unter Anwe- senheit von Journalisten und Kameras wehrlose Menschen zu töten, lasse dies für 2015 das Schlimmste befürchten. Kassand- rarufe dieser Art mehren sich. Angesichts der letzten Entwicklungen bleibt zu hoffen, dass sich alle handelnden Akteure ihrer Verantwortung für eine friedliche Zukunft des Landes bewusst werden.

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