Geologie, Natur Und Kunst Gemeinsam in Der Kulturlandschaft
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Künstlerdorf Glattbach Geologie, Natur und Kunst gemeinsam in der Kulturlandschaft Nördlich von Aschaffenburg liegt Joachim Schmidt (* 1925) Glattbach in einem engen Kerbtal im Joachim Schmidt wurde am 7. März 1925 in Ortrand, Nähe Dresden, gebo- Vorspessart. Im 19. Jahrhundert ren. Schon früh begann er eine Ausbildung im Malerhandwerk. Von 1941 bis noch eine Arbeitergemeinde, wan- 1943 hatte er ein Stipendium an der Kunst- und Gewerbeschule in Berlin. delte sich der Ort nach dem Zwei- Daran schlossen sich drei Jahre Kriegsdienst und Gefangenschaft an. Nach ten Weltkrieg zu einem gesuchten einer kurzen Zeit in Wiesbaden als Bühnenbildner am Neuen Theater arbeite- Wohnort in unmittelbarer Stadtnähe. te Joachim Schmidt als freischaffender Maler, bevor er nach Aschaffenburg Parallel zu dieser Entwicklung gin- kam. Von 1948 bis 1953 gen von Glattbach künstlerische Im- Das enge Glattbacher Tal öffnet sich in Richtung war er als Werbegrafiker pulse aus wie durch den Maler Alois Aschaffenburg und erlaubt schöne Ausblicke auf tätig. Seit 1953 ist Joa- Bergmann-Franken. den Vorspessart. chim Schmidt wieder Im Gegenzug zog die ideale Kombi- freischaffender Maler nation von Urbanität und Idylle auch und Grafiker, und wohnt Künstler an. Dazu gehören das seit 1957 in Glattbach. Künstlerehepaar Emil und Elisabeth Im Mittelpunkt des künst- Loos sowie Joachim Schmidt, der lerischen Werkes von mit seinem Bilderzyklus im Rathaus Joachim Schmidt stehen, ein einzigartiges Zeugnis der Orts- neben vielen anmutigen Im Eingangsbereich des Rathauses kann der Glattbacher Geschichtszyklus von Joachim Schmidt besichtigt werden. geschichte ablegte. Aquarellen, die scharf se- zierenden Federzeichnungen und die Arbeiten in Öl mit heftig gesetzter Farbe. Seismographisch empfindet er in ihnen das Böse der Welt. Die Apokalypse des Grauens lässt wüste Visionen aus Gewalt und Krieg, Blut und Tod erwachen, die sich aus dem Irrationalen in die Wirk- Das von Joachim Schmidt Im Krippenmuseum gibt es in wechselnden Aus- lichkeit krallen. Im existenziellen Ringen, stellungen über 1.000 Krippen zu sehen. Oben gestaltete Wappen von eine italienische Krippe in einer Amethystdruse. das den Menschen zerreißt bis in sei- Glattbach zeigt das Wappen Infos zu Führungen erhalten Sie unter Tel: 06021 ne Grundfesten, offenbart sich zugleich der Familie von Wasen, den 34 910 Glattbach und drei Garnrol- ein Mit-Leiden, welches das Antlitz der len - stellvertretend für die geschundenen Kreatur einflicht in den textile Heimarbeit, die Jo- Kreislauf von Werden und Vergehen. hann Desch begründet hat. Darin begründet sich eine erlösende Hoffnung, welche die negative Sicht des Seins umwandelt in das Positive, in die Schönheit des Lebens, die es zu bewah- ren gilt. Oben: Der in Glattbach ab- Johann Desch - Begründer der Bekleidungsindustrie am Untermain gebaute Feldspat war eine wurde am 27. April 1848 in Glattbach als jüngstes Kind einer Bauern- Grundlage für Dämmer familie geboren. Er begann, Modelle nach drei Konfek- Kunst ist in Glattbach auch in der Natur Steingut. Links: Der „Hosen- zu sehen: Kreuzwegstation mit einem auszieher“ (um 1870) - eine tionsgrößen herzustellen und begründete 1874 den Mosaik von Alois Bergmann-Franken Figur aus Dämmer Steingut. „Verkauf von der Stange“. Seine in Serie hergestellte Herrenbekleidung wurde durch Kleidergeschäfte an die Heute hat sich mit der Gewölbegalerie, dem Krippenmuseum und den damals rasch wachsende Bevölkerung im benachbar- Ausstellungsräumen im „Alten Schwesternhaus“ rund um die neugotische ten Rhein-Main-Gebiet abgesetzt. 1874 zog Desch nach Marienpfarrkirche ein lebendiges kulturelles Zentrum entwickelt. Aschaffenburg, wo er 1894 neben 60 Mitarbeitern noch 150 Heimarbeiter beschäftigte. 1907 existierten in Asch- affenburg 12 Kleiderfabriken, 1955 waren ca. 400 Be- triebe mit fast 19.000 Mitarbeitern zu verzeichnen. Der Anteil Aschaffenburgs an der Gesamtproduktion der deutschen Herren- bekleidungsindustrie erreichte um 1935 etwa 17 %. Am 1. Januar 1909 zog sich Johann Desch aus dem aktiven Ge- schäft zurück. Er wurde im selben Jahr zum Elisabeth und Emil Loos Alois Bergmann-Franken Joachim Schmidt Walter Helm Königlich Bayerischen Kommerzienrat ernannt. Der Glattbacher Kulturweg beginnt am Johann-Desch-Platz. Die einzige Stei- gung bringt man gleich zu Anfang hinter sich auf den Grauen Stein. Von dort Der Brunnen auf dem Johann-Desch-Platz von Hermann geht es relativ eben bis zur Sta- Kröckel aus Aschaffenburg zeigt Motive zu den von ihm ein- tion Kreuzhöhe und folgend zum geführten technischen Innovationen in der Textilbranche. Feldspat-Aufschluss. Vorbei am North of Aschaffenburg, the village of Glattbach lies in a narrow valley of the Gaiswald-Biotop öffnet sich kurz western Spessart margin. A working-class community since the 19th century, it darauf der Blick auf Glattbach. became a part of suburbia following World War II. Parallel to this development, Die Route führt über die Station artistic impulses went out from the village, as through the painter Alois Bergmann-Franken. Krippenmuseum wieder zurück Thanks to its combination of urbanity and rural peace artists were also attracted, among them zum Johann-Desch-Platz. Der artist couple Emil and Elisabeth Loos and Joachim Schmidt who, with his series of paintings in the town hall, created a unique presentation of the history of the village. By now the place Höhenunterschied vom tiefsten boasts of two galleries, one in Town Hall, the other in the «Alte Schwesternhaus» (run by the zum höchsten Punkt beträgt ca. local artists’ society), and then there is also a museum of mangers. Altitudinal differences 150 m. Folgen Sie auf einer Län- along the Glattbach cultural pathway are about 150 m. Please follow, over a distance of 6 km, ge von ca. 6 km the yellow-on-blue EU boatlet sign. der Markierung Le village de Glattbach se trouve dans une vallée au nord d’Aschaffenburg - on a des gelben EU- presque l’impression qu’il veut se dérober à la vue. Au 19e siècle, il représentait une Schiffchens auf commune ouvrière, mais, après la Seconde Guerre mondiale, on constate une blauem Grund. transformation en résidence toute proche de la ville d’Aschaffenburg. A la même époque et parallèlement à cette évolution, on s’aperçoit d’impulsions artistiques qui partent de Glattbach - Station 1: Start am Johann-Desch-Platz - Künstlerdorf Glattbach dues à l’oeuvre du peintre M. Alois Bergmann-Franken. En contrepartie, Glattbach, avec son mélange d’urbanité et de paysage idyllique, est devenu un pôle d’attraction pour des artistes Station 2: Am Grauen Stein - Kulturlandschaft im „Frauenholz“ venant d’ailleurs. Parmi eux, il faut citer Emil et Elisabeth Loos, couple marié, et, de même, M. Station 3: Kreuzhöhe - Die Welt der Glattbacher Künstler Joachim Schmidt, qui, grâce à sa série de tableaux à trouver dans la mairie, a créé un aperçu Station 4: Feldspat-Aufschluss - Grundlage für Dämmer Steingut impressionnant de l’histoire locale. De nos jours, Glattbach dispose de deux salles d’exposition: Station 5: Biotop am Gaiswaldweg - Vom Orkanschaden zum Biotop l’une dans la mairie, l’autre dans le «Alte Schwesternhaus», soignée de l’association artistique Station 6: Kulturelles Zentrum - Krippenmuseum, Gewölbekeller, locale. Il faut y ajouter un musée spécifique: celui de crèches de Noël. Le circuit culturel de Glatt- bach s’étale sur un itinéraire long d’environ 6 km et ayant une dénivellationde 150 m. Suivez Kirche und Altes Schwesternhaus toujours le marquage du bateau jaune de l’Union européenne sur fond bleu. © Archäologisches Spessart-Projekt e.V. Weitere Informationen bei: Der europäische Kulturweg in Glattbach wurde realisiert im Rahmen des Archäologisches Projekts »Pathways to Cultural Landscapes« mit Förderung von: Spessart-Projekt e.V. Gemeinde Glattbach, Gewerbeverein Glattbach e.V., Raiffeisenbank Aschaffenburg, Sparkasse Aschaffenburg - Alzenau, Gasversorgung Treibgasse 3 Main-Spessart, mit Unterstützung von Joachim Lorenz. Spessartkarte aus 63739 Aschaffenburg dem Pfinzing-Atlas, Staatsarchiv Nürnberg (Nürnberger Karten und Pläne, www.spessartprojekt.de Rep. 58, 230). Mit Unterstützung des Bezirks Unterfranken. [email protected] European Pathways to Cultural Landscapes A Am Grauen Stein Kulturlandschaft im „Frauenholz“ Die Spessartkarte des Nürnbergers Am höchsten Punkt des Grauen Paul Pfinzing von 1562/94 (Norden Steins angekommen, findet man ist rechter Hand) bildet den Spessart die Fundamente eines ehemaligen zwischen Miltenberg und Steinau an der Straße sowie zwischen Kahl und Aussichtsturmes. Dieser wurde Gemünden ab. Der Abschnitt um vom Aschaffenburger Verschöne- Aschaffenburg (dessen Burg 1552 rungsverein um das Jahr 1890 er- zerstört wurde, während das Schloss ab 1605 erbaut wurde) zeigt am Be- richtet. Es war eine ungefähr 12 bis ginn des Glattbachs das Dorf glei- 15 Meter hohe Holzkonstruktion mit chen Namens, hier als „Blatperg“. Die einer Aussichtsplattform. Verschreibung erklärt sich dadurch, dass die Pfinzingkarte eine Kopie des Originals des Nürnbergers Nöttelein Aussichts- ist. Dem Kopisten Pfinzing waren die punkte dieser Namen nicht geläufig. Auch sind Goldbach und Hösbach vertauscht. Art umgaben Rechts von Aschaffenburg ist Damm im 19. Jahr- („Thorne“) zu sehen. hundert ganz Aus der gleichen Epoche stammt die Aschaffen- so genannte Maskoopkarte (hier ist Norden links), etwa um 1575. Sie zeigt burg. Eine der Aschaffenburg und Umgebung. Der wenigen erhal- Ort Glattbach ist nicht eingezeichnet, tenen ist das dafür aber der Bach „Die Gladbach“ sowie die Mühle „Schneppemul“.