Iii.08 Die Burg Mauterndorf Als Zentrum Der Domkapitlischen Verwaltung
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137 III.08 DIE BURG MAUTERNDORF ALS ZENTRUM DER DOMKAPITLISCHEN VERWALTUNG Peter Klammer Das Salzburger Domkapitel gehörte zu den wich- Winkel und Ämter der Herrschat Mauterndorf (Abb. 2) tigsten Institutionen des geistlichen Fürstentums. Es wählte den Fürsterzbischof, und in Zeiten der 1 Burckhfridt Mautterndorf Sedisvakanz übte es sogar selbst die Regierungsgewalt Erstlich der Burckhfridt der Herrschaft und aus. Mit seinen umfänglichen Rechten bildete es Marckhts Mautterndorff anfachent beim stets ein mächtiges Gegengewicht zur landesfürst- Khreussenpach herauf über die Paßwisen auf den lichen Gewalt. Die höchsten Würdenträger des Gerichtspach und die Gassen hinauf durch das aus 24 Personen bestehenden Domkapitels wa- Dorff Pödgöriach und dann die Gassen hinumb ren der Dompropst und der Domdechant. Die vie- durch die Engat auf die Ylpruggen so über daß len Güter, die den adeligen Domherren im Verlauf Wasser die Taurach geschlagen ist, an der Sunseiten der Jahrhunderte in allen Landesteilen durch die Landtstrassen widerumben herauß, oben für Schenkungen und Erwerbungen zugefallen waren, das Siechenhaus, gehen St. Gertauthen, bis zum sicherten ihnen ein mehr als auskömmliches Leben. Praittenstain, von dannen geradt wiederumben hin- Zur wertvollsten Erwerbung, über die das ab In den Erstbenanten Khreussenpach (Abb. 1). Salzburger Domkapitel vom Hochmittelalter bis zu seiner Aulösung Ende des Jahres 1806 verfügte, zähl- 2 Twenng te der umfangreiche Besitz im Lungau. Er umfasste Ire Erst befreite Wünckhl Twenng mit dem nicht nur den Markt und Burgfried Mauterndorf (Abb. Gejaidten des Rott Gämbsen und andern 1), sondern auch die fünf Winkel, nämlich die Täler Wilpredt, sowoll des Reis gejaidts und Föder Mur, Tweng, Weißpriach, Göriach und Kendlbruck. Wildtpredts, anfachent am Gerichtspach ober Aber auch zahlreiche Höfe, Huben und Keuschen, die Pödgöriach gegen der Höch des Gruebnthals im Landgericht lagen, gehörten den Domherren. Für und Trog, die Sun seits sowoll als die alle diese Besitzungen beanspruchte das Domkapitel Schadtseitten hinein auf der Mautterndorffer regelmäßig von den Untertanen, denen diese Güter Albm Länschfeldt, der selben Höch und wide- verliehen waren, bestimmte Abgaben und Leistungen. rumben die höch heraus auf dem Radstatter Da die domkapitlische Grundherrschat auch die Thauern, zu dem gespizten stain, die Taurach Niedergerichtsbarkeit sowie das Jagd-, Fischerei- und vom Khreussenpach hinein in das Länschfeldt, Forstrecht umfasste, waren die Grenzen der einzel- sambt dem Pächl, so vom Praitenlahn vom nen Territorien genau festgelegt.1 Tauern herab In das Tweng Rindt, zu vischen. 138 KAPITEL AUTOR · IN III. Der Markt und seine Geschichte Peter Klammer 6 Khötlprugg Der Wünckhl Khötlprugg anfachent die Höch hinein an dem Prestekhegg und Wasser Kharr L e s 4 s a c und dann die Höch hinein und Zwerch über an 3 h L G i g ö n r i i t a z denn Reißögkh, Im Müllpach die Höch übern L c on h b g a a c 2 h Plaßegkh herauß an dem Pressegkh, Wimbler T au ra ch graben, und Ainetpach der Steyerischen Confin, darnach die Sonnseiten Endter der Muehr hi- Taurach 1 nauf an das Älbl, unnd Tschellewaldt, und ur M Z e d er h au s b a c dem Tschellegraben, widerumben herab zu der r h u M 5 M ur Mur 6 Clausen bey Ramingstain, auch dem Missliz und Mülpach zefischen, sambt dem Rothwildtpreth zejagen und dem Reißgejaidt. Zur Verwaltung ihrer Güter im Lungau – kurz: der Pleg Mauterndorf oder der Herrschat Mauterndorf – hatten die Domherren ihren Besitz in „Ämter“ auf- geteilt. Neun Ämter entstanden so im Laufe des 02 Hoch- und Spätmittelalters: Das Amt Mauterndorf, das Amt Weißpriach, das Amt Muhr, das Amt St. Michael, das Amt Göriach, das Amt Althofen, das 02 — Winkel und Ämter der 3 Weißpriach Amt Judendorf, das Amt Kendlbruck und schließ- Herrschaft Mauterndorf Weißpriach befreiter Wünckhl mit der lich das Amt Sondergut. Vischwaidt zu Pruggarn bei der Pruggen da- - Die Ämter Mauterndorf und Weißpriach wa- selbst anfachent auch die gejaider baider- ren der Erwerbung nach die ältesten. Sie wa- seits Sohn- und schadtseittn hinein baide ren aus der Königsschenkung des Jahres 1002 Höch, wäldt und Täller, bis auf die Höch gö- hervorgegangen.2 Das Amt Mauterndorf reich- gen dem Landtgericht Radtstatt und der Confin te vom Gerichtsbach im Süden, der gleichzeitig Schlädmüng. den Burgfried vom Landgericht abgrenzte, über Tweng bis auf die Höhe des Radstädter Tauerns; 4 Göriach auch das Lantschfeld gehörte dazu. Güter knapp Der Wünckhl Göriach an der Schadtseitten her- außerhalb des Winkels Tweng gelegen, etwa in aussen In Förn derselben Wolfs Richtstath, und Neuseß oder Moos, waren ebenfalls dem Amt an der Sunseitten ausserhalben des Polzens bey Mauterndorf einverleibt. der Wolfsgrueben anfachent, Perg: Und Thall - Zum Amt Weißpriach zählten die Güter im baide Höch, wie das Wasser Ründt, und Stain Weißpriachwinkel sowie jene in Faning, Seitling, walgen hinein an die Confin gögen Schlädming. Steindorf und am Faningberg. - Dem Amt Althofen lag kein geschlosse- 5 Muer nes Territorium zugrunde. Ihm waren Güter Der Muerer Wünckhl anfachent mit der in Althofen, Lintsching, Miesdorf, Bruckdorf, Vischwaidt am Gapitschwag, vor Jarn die Grabendorf, Pichl und Stranach einverleibt so- ofen Muehr genant, gleicher gestalt an der wie mehrere Einzelhöfe außerhalb der genann- Schadtseitten mit dem gejaidern anfachent ten Dörfer. am Khaltenpach, und an der Sunseitten vom - Auch dem Amt St. Michael lag kein abgegrenz- Gapitsch Ridl und Eggkh baide seiten, Perg und tes Territorium zugrunde. Zum Amt gehörten Thall, auch baide Höch hinein, Schadtseitten ge- Besitzungen in St. Michael, Oberweißpriach (= gen dem Khätßthall und Sunseiten gögen dem Oberweißburg), Fell, am Pfafenberg, in Neuseß, Zederhaus biß an das Landtgericht Groß Arl. homatal, Bayrdorf und Stranach. - Das Amt Muhr war mit dem Winkel Muer ident, der an der Mündung des Kaltenbachs in die ABSCHNITT 139 Die Burg Mauterndorf als Zentrum der domkapitlischen Verwaltung Mur seinen Anfang nahm und bis zur Höhe des der Landesfürst in Moosham – einen Stab von Talschlusses reichte. Amtmännern, an deren Spitze der Pleger stand. - Das Amt Kendlbruck umfasste nicht nur Besitzungen, die im gleichnamigen Winkel lagen, DER DOMKAPITLISCHE PFLEGER sondern auch das Gebiet jenseits der Mur bis zur Höhe des Lasaberger Älbls. Domkapitlisch war Gleich den landesfürstlichen Amtleuten, die mit auch der Mieslitzgraben und mehrere Besitzungen der Verwaltung einer Burg und ihrer Zugehörung in Keusching. betraut waren, führten auch die domkapitlischen - Das Amt Göriach, das in Fern seinen Anfang Amtspersonen den Titel Pleger, wie sich überhaupt nahm, reichte bis zum Talschluss und war mit die Benennung der Amtleute beider Beamtenapparate dem Winkel Göriach ident. glichen. Über die Belehnung mit Burg und Amt - Dem Amt Judendorf lag kein geschlossener Besitz Mauterndorf liegen mehrere Plegschatsreverse zugrunde. In dieses Amt waren Güter zwischen aus dem ausgehenden Mittelalter vor, die einen Fresen im Osten und Neggerndorf im Westen Überblick über die Rechte und Plichten der Pleger einverleibt. von Mauterndorf geben.4 Zumeist traten sie das ih- - Im Amt Sondergut schließlich waren jene nen vom Dompropst verliehene Amt zu Georgi (= Schenkungen und Vermächtnisse (oblationes) 23. April) an. Sie hatten zu versprechen, die Vestung zusammengefasst, die gegen bestimmte geist- und Pleg Mauterndorf treu innezuhaben, zu behüten liche Verrichtungen – zumeist Seelen- und und nach Ablauf der siebenjährigen Amtszeit dem Jahrtagsmessen – gespendet worden waren. Diese Dompropst oder dessen Nachfolger (und niemand Schenkungen gehörten der Oblay und lagen ver- anderem) zurückzustellen. Der Pleger war auch zur streut im Lungau. Die Erträgnisse dieses Amtes jährlichen Rechnungslegung über die Ämter seiner kamen nicht allen Domherren gleichermaßen zu- Verwaltung verplichtet. Er durte sich keine Rechte gute, sondern nur jenen, die auch Priester waren.3 anmaßen und hatte die Grundholden (= Untertanen) Daher wurde das Amt Sondergut, oder das Oblay mit Neuerungen zu verschonen. Weiters hatte er zu Ämtl, wie es im Lungau wegen seiner Kleinheit versichern, aus eigenem Antrieb keinen Krieg oder auch genannt wurde, getrennt von den übrigen Angrif von der Burg aus zu starten. War es dennoch Ämtern verwaltet. erforderlich, in Kriegszeiten Söldner aufzunehmen, hatte die Kosten dafür der Dompropst zu überneh- Mit dem Besitz dieser Güter – insgesamt etwa 500 men. Erlitt der Pleger in Kämpfen mit den Feinden an der Zahl – war das Domkapitel größter Grundherr des Domkapitels Schäden und Verletzungen, sollte im Lungau und übertraf sogar den Landesfürsten. er sich mit der Entschädigung begnügen, die ihm Um dieses umfangreiche Besitztum zu verwalten, von den Domherren zugesprochen wurde. Das al- unterhielten die Domherren auf ihrem Schloss in les hatte er mittels eines aufgereckten Eides zu den Mauterndorf und später im Markt – ähnlich wie Heiligen zu schwören.5 Jahr Name des Pflegers Jahr Name des Pflegers Jahr Name des Pflegers Die Pleger zu Mauterndorf 1385 Friedrich Ergolspekch 1524 Andre Lengwalder 1636-1640 Georg Wilhelm Griming 1387 Berthold der Tannhauser 1527 Hieronymus Khienburger 1640-1641 Christoph Frauenlob 1401 Peter aus der Mauer 1529-1546 Christoph Horner 1641-1647 Georg Hundspüchler 1433 Ulreich Aytterbeckh 1546-1552 Seifried von Gleintz 1647-1661 Andree Salzleitner 1445 Leybolden Gräßwein 1552-1561 Balthasar Griming 1661-1684 Balthasar Pokh 1458 Vital Köllerar 1561-1566 Christoph Horner 1684-1710 Albrecht Pezlperger 1470 Balthasar Kalbel 1567 Friedrich Horner 1710-1724 Johann Pabinger 1475 Conrad Spiegl 1568-1593 Christoph Jocher 1724-1735 Johann Andrä Meilbeck 1479 Alexander Keuzl 1593-1617 Ambrosius Söll 1735-1755 Franz Anton Hueber 1493 Stefan Schneweis 1617-1621 Michael Lipp 1756-1786 Abraham Josef Seefeldner 1495 Leonhard Köllerar 1621-1623 Abraham Heinisperger 1787-1803 Matheus Ainkäs 1508 Stefan Schneweis 1624-1635 Wolf Dietrich zu Welsperg 1803-1806 Johann Estlinger 1521 Georg von Moshaim.