Zeitungen Als Spiegel Der Liberal-Bürgerlichen Leserschaft Am Beispiel Der Bozner Zeitung, Der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung Und Der Laibacher Zeitung
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Philosophisch-Historische Fakultät Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie Universität Innsbruck Zeitungen als Spiegel der liberal-bürgerlichen Leserschaft am Beispiel der Bozner Zeitung, der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung und der Laibacher Zeitung Diplomarbeit Zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie (Mag.a Phil.) an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Innsbruck eingereicht bei ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gunda Barth-Scalmani von Vera Kamaun Innsbruck, Oktober 2019 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2 2. Forschungsstand, Themenwahl und Vorgehensweise 4 3. Das Bürgertum zur Jahrhundertwende im Habsburgerreich 8 3.1. Ein sozio-kultureller Einblick in die Bevölkerung Tirols und der Stadt Bozen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 8 3.2. Die Bevölkerungsstruktur der Bukowina und der Stadt Czernowitz 19 3.3. Die deutschsprachige Bevölkerung in Krain und Laibach 27 3.4. Fazit 35 4. Die deutschsprachige Presse in der Bukowina 36 4.1. Ein chronologischer Überblick 37 4.2. Die Czernowitzer Allgemeine Zeitung 49 5. Die deutschsprachige Zeitungslandschaft im historischen Südtirol 55 5.1. Von den Anfängen bis zur Machtergreifung des Faschismus 57 5.2. Eine kleine Geschichte der Bozner Zeitung 74 6. Die deutschsprachige Presse in Krain und Laibach 80 6.1. Die Laibacher Zeitung 86 7. Der formale Aufbau im Vergleich der drei Periodika 89 8. Inserate und Annoncen als Spiegel der Leserschaft 99 9. Resümee 118 10. Fachdidaktischer Teil: die Arbeit mit historischen Zeitungen im Geschichtsunterricht 121 10.1. Quellenarbeit als Lehr- und Lernform 121 10.2. Die geschichtsdidaktische Umsetzung der Arbeit mit historischen Zeitungen 127 10.3. Temporalbewusstsein und Gegenwartsbezug sowie Vergangenheitsbezug im Geschichtsunterricht 130 10.4. Stundenbeschreibungen und Stundenbilder 133 10.4.1. Stunde „)eitugsegleih 133 10.4.2. “tude „“taßeae 138 11. Literaturverzeichnis 144 12. Abbildungsverzeichnis 152 1 1. Einleitung Das Revolutionsjahr 1848 stellte den Beginn eines kulturellen Aufschwungs im Pressewesen dar. In den folgenden Jahren kam es zu einem enormen Anstieg von Zeitungsneugründungen. Einerseits bedingt durch technische Erneuerungen wie die Mechanisierung beim Druckvorgang und die Bleisatzherstellung, andererseits aber auch gefördert durch rechtliche Veränderungen wie beispielsweise die Liberalisierung des Presserechts war es nun für Herausgeber und Redakteure einfacher, Zeitungen zu publizieren. Außerdem konnten durch den auf den Gewinn bedachten Anzeigenteil die Zeitungen günstiger angeboten und somit viel leichter ihrer Leserschaft zugänglich gemacht werden.1 In Zusammenhang mit diesen Faktoren werden weitere Gründe und Ursachen für die Blüte des Zeitungswesens genannt, nämlich die schnelle Urbanisierung sowie der Aufstieg des Bürgertums, wodurch es auch zu einer Erweiterung des Kreises der Kulturkonsumenten kommt. Besonders das Bürgertum, das als Grundlage Besitz und Bildung vorweisen konnte und dem Liberalismus nahe stand, versuchte Veränderungen einzuführen und dies in Form der liberalen Presse auch kundzutun.2 Die Rolle des Herausgebers und der Redakteure änderte sich ebenfalls Mitte des 19. Jahrhunderts. So waren vorher häufig Herausgeber und Chefredakteur ein und dieselbe Person, die meist das Blatt zudem geleitet und verlegt hatten. Als Unterstützung dienten dem Herausgeber ein kleiner Stab an Redakteuren, die des Öfteren noch andere Berufe ausübten. Durch die große Menge an Nachrichten nahm die Anzahl der Redakteure und deren Einfluss auf die öffentliche Meinung zweifellos zu, denn sie waren jene Personen, die über die Auswahl der Artikel und Meldungen entschieden.3 Mit der Entstehung der Parteien im 19. Jahrhundert ging auch eine Veränderung in der Presselandschaft einher. Die Zeitungen dienten als Sprachrohr der verschiedenen Parteien. 1 Vlado Obad, Vorwort des Herausgebers, in: Regionalpresse Österreich-Ungarns und die urbane Kultur, hrsg. von Vlado Obad, Wien 2007, S. 5-10, hier S. 8. 2 Marianne Lunzer, Parteien und Parteienpresse im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel des 19. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der österreichischen Parteien und ihrer Presse, in: 200 Jahre Tageszeitungen in Österreich 1783-1983. Festschrift und Ausstellungskatalog, hrsg. von Franz Ivan/ Helmut W. Lang/ Heinz Pürer, Wien 1983, S. 87-118, hier S. 95. 3 Markus Winkler, Deutschsprachige Presse und Öffentlichkeit in Czernowitz vor 1918, in: Presselandschaft in der Bukowina und den Nachbarregionen. Akteure – Inhalte – Ereignisse (1900-1945), hrsg. von Markus Winkler, München 2011, S. 13-24, hier S. 16. 2 Dadurch konnten sie ein großes Lesepublikum erreichen und dessen Meinung unter die Bevölkerung bringen. Besonders der Konflikt zwischen Konservativen, die für die Erhaltung der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung plädierten, und Liberalen, die sich gegen die ständische Gliederung und für ein freies Individuum einsetzten, wurde häufig auch in den Medien ausgetragen.4 Zeitungen allein spiegeln noch nicht ein komplettes Bild einer Gesellschaft wider, jedoch kann dabei ein Blick auf zeitgenössische Anliegen, Konflikte, Meinungen erhascht werden. Besonders der Inseratenteil in den Zeitungen gibt Auskunft über die Alltagskultur und die Sozialgeschichte einer Epoche. Daher liegt ein Fokus dieser Arbeit auf der Analyse der Annoncen in den liberalen Zeitungen. Das Profil der Leserschaft der liberalen Zeitungen ähnelte sich trotz der weiten Entfernung zwischen der Bozner Zeitung, der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung und der Laibacher Zeitung, denn es war größtenteils ein liberales, städtisches Bürgertum. Inwiefern das liberale Bürgertum als Leserschaft in den Zeitungen zu erkennen ist, wird Teil der Arbeit sein. 4 Lunzer, Parteien, S. 88. 3 2. Forschungsstand, Themenwahl und Vorgehensweise In den letzten zwei Jahrzehnten gewann die Medien- und Kommunikationsgeschichte in der Geschichtswissenschaft fortwährend an Bedeutung und die damit einhergehende Forschung erlebte einen Aufschwung. Laut Frank Bösch gibt es für dieses verstärkte Interesse an Medien und v.a. an den Massenmedien mehrere Gründe. Zum Ersten herrscht eine stete Gegenwärtigkeit von Medien im zeitgenössischen Alltag vor und zum Zweiten werden durch das Iteet als eues pägedes Mediu die „alte Massenmedien, wie beispielsweise die Zeitung, nun historisiert. Des Weiteren wurde der Einfluss der Medien auf die Gesellschaft in der Öffentlichkeit stark als Thema diskutiert und dadurch wurden auch die Historiker für dieses Thema als Forschungsschwerpunkte in historischen Medien sensibilisiert. Medien standen somit nicht nur als Abbild der zeitgenössischen Realität, sondern gestalteten diese auch konkret mit. Zusätzlich sollte nicht nur das Medium allein analysiert werden, sondern stets auch in einen politik-, kultur- und sozialhistorischen Kontext eingebettet werden.5 Die Beschäftigung mit vergangenen Medien stellt ein interdisziplinäres Forschungsfeld dar, denn dies ist nicht ausschließlich für die Geschichtswissenschaft ein interessanter Bereich, sondern auch für die Medien- und Kommunikationswissenschaften, sowie ebenfalls für die Linguistik und die Literaturwissenschaft. So gibt es unterschiedliche disziplinäre Zugänge, wie beispielsweise die Analyse von Medieninhalten oder die Einbettung der Medien in einen kulturhistorischen Kontext. Aufgrund dieser vielfältigen Forschungsmöglichkeiten erlebte die wissenschaftliche Arbeit mit historischen Zeitungen und die Mediengeschichte eine Hochkonjunktur.6 Ein Blick auf den Forschungsstand über die Presselandschaft der einzelnen Regionen zeigt ein divergentes Bild auf. Das Pressewesen der Bukowina und die Zeitungsstadt Czernowitz wurden in den letzten beiden Jahrzehnten ausführlich erforscht und es wurden verschiedenste Tagungen7 zu diesem Themenbereich veranstaltet. Neben einem allgemeinen 5 Frank Bösch, Mediengeschichte der Moderne: Zugänge, Befunde und deutsche Perspektiven, in: Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder (Bd. 51), hrsg. von Martin Schulze Wessel/ Michaela Marek/ Frank Hadler/ Sheilagh Ogilvie/ Martin Nodl, München 2011, S.21-40, hier S. 21f. 6 Bösch, Mediengeschichte, S. 22ff. 7 I Czeoitz fad eispielseise o . is . Mäz die Tagug „Pesseladshaft i de Bukoia und den Nachbarregionen: Akteure-Inhalte-)iele statt. Diese ude o Istitut fü deutshe Kultu ud Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der LMU München, vom Centre European and International Studies 4 Interessensanstieg des Wissenschaftsbetriebs für Presse und Öffentlichkeit im 19. und 20. Jahrhundert gab es für die Bukowina noch einen weiteren Grund für diese intensive Beschäftigung mit historischen Printmedien, nämlich die Öffnung von bisher nicht zugänglichen Archiven und Bibliotheken. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 konnten Forscher von diesem Zeitpunkt an auf Dokumente und Periodika in verschiedensten Institutionen und deren Archiven, die bislang nicht dem Wissenschaftsbetrieb zur Verfügung gestanden waren, zurückgreifen.8 Infolgedessen gerieten Periodika der Bukowina in den Forschungsschwerpunkt von Historikern, Literaturwissenschaftlern und Linguisten9 und es entstand eine Vielzahl von Arbeiten über Zeitungen und Zeitschriften sowie auch über deren kulturelles Umfeld. Über die Geschichte des Pressewesens in Tirol und speziell im heutigen Südtirol wurde hingegen weniger intensiv Forschung betrieben. Einige grundlegende Werke, wie die Dissetatio o Faz Volgge „Das Pressewesen Deutsch-Südtirols von 1900 bis 191410 oder jee o