G~ I Sg} F "Eliten'bildung in Der Kommunalen Pol'itik"
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• f g~ I S.g} [ ; t. "Eli ten'bildung in der kommunalen Pol'itik" (Ein.e Untersuchung über die Zirkulation der politischen Führungsgruppen am Beispiel des Kreises Segeberg) Dissertation zur Er-Langung des Doktorgrad.es der Philosophischen Fakultfit der Chr-Ls t i.an-Al.br-ech'ta-Dndversi tat zu Kiel vorgelegt von U 1 r ich M a t t h e e Kiel 1967 , , I I I i Referent: Professor Dr. Freund Korreferent: Professor Dr. Scharf Tag der ffiüudlichenPrüfung: 22. Juli 1967 Zl.A.m Druck genehmigt;: Kiel, den 24. Juli 1967 Prof. Dr. Hinterhäuser Dekan G 1 i e der u n g A. Einleitung Seite 5 I. Zum Be!5riff d.erElite " 5 11. Der Untersuchungsßegenstand 11 8 111. Fragestellung und Abgrenzung des Themas " 10 IV. Zur politischen Geographie des Kreises Segeberg " 11 11 V e . Die :~uellenlage 16 B. Hauptteil 11 19 :\, Die Zirkulation der politischen Eliten I. Begriff und Bedeutung der Zirkulation " 19 11. Das Ausmaß der Zirkulation 11 22 1. Die Zirkulation im hauptamtlichen Element 11 22 2. Die Zirkulation im ehrenamtlichen Element " 26 a. Der Kreistag 11 ,?I'_0" b. Die ehrenamtlichen Bürgermeister " 33 c. Die Amtsvorsteher " 40 d. Die Bürgervorsteher " 41 111. Die zirlculationshemmenden Faktoren 11 42 1. Die Kohäsion der politischen Eliten '1 42 a. Abstrakte oder etablierte Zliten 11 42 b. örtliche und landsmannschaftliche Herkunft der Eliten " 43 c. Die Berufsstruktur der politischen Eliten 11 48 2. Das Verhältnis der Eliten zu den Parteien " 57 a. Die hauptamtlichen Verwaltungs- leiter 11 57 Ii b. Die Parteieliten der großen Gemeinden " 59 I c. Die bäuerlichen Honoratioren 60 I " , I I I r ! 3. Die Familienherrschaft Seite 72 a. Die Bedeutung der Familienherrschaft für den Zirkulationsprozeß fI 72 b , Beispiele If 74 c , Die Ausdehnung der Fami:l.ienherrschaft " 89 d. Aristokratische und oligarchische Elemente " 95 4. Das Verhältnis der konservativen zu den dynamischen Auswahlprinzipien 100 a. Der zirkulationshemmende Charakter der konservativen Auswahlprinzipien 11 100 b. Das Besitzprinzip " 102 c. Das Her~unftsprinzip It 110 d. Das Leistungsprinzip 11 112 5. Das Ergebnis des Umschichtungsprozesses nach 1945 11 116 1 a. Eliten und Gegeneliten " 116 b. Die ~iele der britischen Personalpolitik " 117 c , IVlethodenund Auswirkungen " 120 d. Herkunft und Schicksal der neuen Eliten 11 123 e. Die Renaissance der alten Eliten " 132 c. Schluß " 141 Quwllenverzeichnis It 176 Abkürzungsverzeichnis " 183 Anhänge " 184 Gemeindegrenzenkarte des Kreises Sageberg " 235 -5- A~ Einleitung J. Zum Begri~f der Elite Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Untersuchung von politischen Eliten. Schon der Elitebegriff wirft eine Fülle von Fragen auf, die eine ausführliche Definition und eine kurze Stellungnahme zum gegenwärtigen Stand der Elitendis- kussion notw~ldig erscheinen lassen. Den Einstieg in die Defi- nition ermöglicht zunächst einmal die wörtliche Übersetzung. "Mit dem Begriff der Elite verbindet sich zweifellos die Vor- 1 stellung der Auslese." So wurde bis um die Zeit der letzten Jahrhundertwende, dem un- gefähren Beginn der Elitendiskussion, die Zugehörigkeit zu eine~ Elite fast immer mit bestimmten Eigenschaften begründet. Intellektuelle SChärfe, Weisheit und eine integere Lebensführ- rung bestimmten nach Ansicht der Griechen, ob eine Person zur Elite zähltea In Rom standen neben einer adligen Herkunft (im Senat) des Wissen und die staatspolitische Befähigung im Vor- dergrund. Der Feudalstaat betonte die Bedeutung des Blutes für die Elitenselektion, der bürgerliche Nationalstaat die des Be- sitzes und der Bildung. Im letztgenannten Bemspiel wurde der Begriff der Elite entvnckelt.2 In der liberalen Demokratie hoben sich die Eliten besonders deutlich von der Gesellschaft ab; ihre Existenz und ihre Legi- iimation wurden nicht in Zweifel gezogen. Die politischen Füh- rer rekrutierten sich aus den gesellschaftlichen Oberschichten. Die Identität von sozialer und politischer Elite charakteri- siert die Honoratiorenelite, die das System der liberalen Demo- kratie getragen hat. Honoratioren im Sinne Max Webers sind Per- sönlichkeiten von unspezifischer politischer Ausbildung, großem Ansehen und wirtschaftlicher Unabhängigkeit.3 I Als Bindeglied 7.wischen der Staatsgewalt und den breiten Volks- t schichten wurde eine großbürgerliche, relativ homogene Schicht t politisch wirksam. Damit erscheint diese Demokratie mit ihrer I t: t !, -6- fast aristokratisch geprägten Herrschaftsstruktur in der Ge- stalt der gemischten Staatsform. Die Herausbildung der Honoratiorenelite geht auf die für die liberale Demokratie charakteristische Betonung der Freiheit gegenüber der Gleichheit zurück. Mit dem Eintritt in die Massengesellschaft wurden die alten Honoratioreneliten durch neue FUhrungsgruppen verdrängt, die meist Experteneigenschaft besaßen und über die Organisation zur Führung aufzusteigen pflegten. Die liberalen Kritiker der Elitenbildung in der Uassengesellschaft führten die großen historischen Erschütterungen der Zeit vor und nach der Jahr- hundertwende auf das Fehlen echter Eliten zurück und empfahlen mehr oder weniger deutlich eine Rückkehr zu den Auswah~prinzi- pien der liberalen Demokratie.4 Auf der anderen Seite hielt z.B. Szesny die Existenz von Eliten für unvereinbar mit den egalitären Grundlagen der Demokratie.5 Stammer hält dagegen an einem repräsentativen Verständnis der Demokratie fest und be- jaht die Wirksamkeit von Eliten~ betrachtet aber die Selek- tionsprinzipien der liberalen Demokratie als undemokratisch und empfiehlt die Eingrenzung der demokratischen Eliten durch die Wa..h.rnehmungbestimmter herausgehobener öffentlicher funk- tionen. Der Elitebegriff ist in der Diskussion so stark ideologisiert worden, daß es kaum lohnend erscheint, sich bei konkreten Un- tersuchungen über Führungsgruppen am Gegensatz von Wert- und Funktionselite, an der Spannung zwischen Identitätsbegriff und repräsentativem Verständnis der Demokratie zu orientieren. Als Eliten werden im Rahmen dieses Themas vielmehr die in der Kom- munalpolitik Führenden verstanden. Die Bestimmung der Zugehörig- keit zu diesen Fiihrungsgruppen geht aus Zweckmäßigkeitsgründen von der politischen Funktion aus. Zu den Eliten wird gerechnet, wer z.B. Bürgermeister oder Landrat ist. Damit folgen wir aver nicht der strengen Funktlonstheorie Stammers, die sich schon , bei der Beurteilung der Macht der alten Familien als unbrauch- ,,-.~, .. ~.. ~"_'I'",-__,...<_. _.,,", 'dI' ---------_._--_. __ .. ---_ .._._ ..__ . -7- bar erweist. Bei der Bedeutung der Persönlichkeit auf dem flachen Lande und dem geringen Grad der Organisation und der Bürokratisierung in der kommunalen Politik bleibt der strenge Funktionsbegriff abstrakt. Die Eliten des eng begrenzten Untersuchungsgebietes bestehen aus Gruppen, die zur Ausübung ihrer Herrschaft nicht unbedingt an besti~mte Funktionen gebunden sind. -8- 11. Der Untersuchungsgegenstand Den politischen Eliten gemäß obiger Definition rechnen wir folgende Funktionen im Bereich des Kreises Segeberg zu: 1) Der Landrat 2) Der Kreistag (45 Positionen) einschließlich Kreispräsident und Kreisausschuß (8 Mitglieder aus dem Kreistag) . 3) Die hauptamtlichen Bürgermeister (6) 4) Die Bürgervorsteher ~6) 5) Die Amtsvorsteher (15) 6) Die ehrenamtlichen Bürgermeister ~97) - also insgesamt 170 Funktionen _6 Es liegt auf der Hand, daß die Träger der oben angeführten Funktionen nicht vollkommen identisch mit den politisch Mäch- tigsten sind. Das liegt zum einen an der Anonymität der Macht, zum anderen lehrt die Erfahrung, daß "keine eindeutige Rela- tion zwischen verfassungsmäßigen Befugnissen einerseits und politischen Einflußmöglichkeiten anderseits besteht",7 wie überhaupt bezweifelt werden muß, ob eine exakte Kodifizierung von Grundsätzen der Elitenbildung überhaupt sinnvoll und mög- lich ist. B~des spricht jedoch nicht gegen die Anwendung des Funktions- begriffes, wie er oben dargelegt worden ist. Außer den im Katalog erfaBten Funktionen werden Vorstand und Hauptausschuß des Kreisbauernverbandes in Teilen der Untersu- chung Berücksichtigung finden~8 Das hat seinen Grund darin, daß der Bauernverband di.e einzige echte Pressure Group im Kreise Segeberg darstellt, nachdem der Bund der Vertriebenen durch den Rückgang der GDP politisch be-. deutungslos geworden ist. Die Gewerkschaften verfligen im Unter- 9uchungsgebiet nur liber schwache Organisationen und werden kom- muna l.polLtisch auch deshalb kaum w.lr-ks am , weil sie angesichts f -9- I der Kompetenzen von Krei.s und Gemeinden nur sehr begrenzte Interessen vertreten.9 Bedeutender dagegen ist das Interesse der Geschäftswelt an I der Kommunalpolitik, das sich allerdings nicht in der Politik eines Verbandes niederschlägt. Dem Bauernverband ist es dagegen gelungen, wie sein früherer Kreisvorsitzender treffend feststellte, daß er "nicht politi- siert wurde, daß aber seine Wünsche bei den Kommunalpolitikern aller Parteirichtungen Gehör fanden.10 Die Beamtenschaft der Kreisverwaltung ist außer dem mit bedeu- tenden Befugnissen ausgestatteten Landrat nicht in diesem Kata- log vertreten. Ein erheblicher Einfluß führender Beamter auf politische Entscheidungen kann nicht übersehen werden, um so mehr als den Beamten Parlamentarier gegenüberstehen, deren be- ruflicher Schwerpunkt auSerhalb der Politik liegt. Trotzdem er- scheint ihre Einbeziehung in die politischen Eliten unter der speziellen Fragestellung dieses Themas nicht angemessen, weil Auswahlprinzipien, Karrierebedingungen und Zirkulation inner- halb des Beamtenkörpers unterhalb der Landratsebene der poli- tischen Bestimmung weitgehend entzogen sind. I [ l f• ( f I -10- 111.