Begründung zur 10. Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt (Bereich östlich Dülkener Straße)

Der Bürgermeister - Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung - Nettetal, den 20.04.2018 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Teil A - Begründung der Planinhalte ...... 4 1. Plangebietsabgrenzung ...... 4 2. Bisherige Nutzung und bestehendes Planungsrecht ...... 5 2.1 Landesplanerische Ziele ...... 5 2.2 Regionalplan ...... 6 2.3 Kommunales Planungsrecht ...... 7 2.4 Sonstige Fachgesetze, Fachplanungen und Gutachten ...... 7 3. Anlass, Ziel und Zweck der Planung ...... 8 4. Begründung der Planinhalte ...... 9 4.1 Gewerbliche Baufläche ...... 9 4.2 Fläche für Wald ...... 10 4.3 Grünfläche ...... 10 4.4 Erschließung ...... 10 5. Anbaubestimmungen entlang der A 61 und der L 29 ...... 10

Teil B – Umweltbericht...... 12 1. Einleitung ...... 12 1.1 Anlass und Rechtsgrundlage...... 12 1.2 Untersuchungsrelevante Schutzgüter ...... 12 1.3 Umweltschutzziele ...... 13 1.4 Inhalt und Ziele der Flächennutzungsplanänderung ...... 14 1.5 Übergeordnete Planungen ...... 15 1.6 Darstellung der in Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten Ziele des Umweltschutzes ...... 15 2. Beschreibung des Umweltzustandes (Basisszenario) und Bewertung der voraussichtlich erheblichen Umweltauswirkungen (Prognose) ...... 17 2.1 Menschen, Bevölkerung und Gesundheit ...... 17 2.2 Fauna und Flora einschließlich der biologischen Vielfalt ...... 18 2.3 Boden ...... 20 2.4 Wasser ...... 20 2.5 Luft und klimatische Faktoren (Lokalklima, Globalklima) ...... 21 2.6 Kulturelles Erbe und Sachwerte ...... 22 2.7 Landschaft und Landschaftsbild ...... 23 2.9 Fläche ...... 24 2.8 Wechselbeziehungen und kumulative Wirkungen ...... 25 2.9 Abfall- und Energiebewirtschaftung ...... 26 3. Geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich nachteiliger Auswirkungen ...... 26 4. Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung der Flächennutzungsplan-Änderung („Nullvariante“) ...... 27 5. Anderweitige Planungsmöglichkeiten ...... 27

2 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

6. Beschreibung der Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Umweltauswirkungen ...... 27 7. Allgemeinverständliche Zusammenfassung ...... 28 8. Quellenverzeichnis ...... 30 8.1 WMS-Dienste ...... 30 8.1 Literatur und Gutachten ...... 30 9. Rechtsgrundlagen ...... 31

3 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Teil A - Begründung der Planinhalte

1. Plangebietsabgrenzung Das Plangebiet der 10. Änderung des Flächennutzungsplanes (FNP) befindet sich im Stadtteil Breyell, ca. 900 m südöstlich des Ortskerns. Es wird im Norden und Osten von der in Dammlage ausgebauten Bundesautobahn 61 begrenzt. Im Süden grenzen land- wirtschaftlich genutzte Flächen und im Westen die Dülkener Straße (L 29) an. Westlich der L29 befindet sich das bestehende Gewerbegebiet „Specker Feld“ beiderseits des Lötscher Wegs. Die Größe des Änderungsbereiches beträgt ca. 12,4 Hektar.

4 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

2. Bisherige Nutzung und bestehendes Planungsrecht Die Flächen des Plangebiets werden zzt. überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Die unterschiedlich bewirtschafteten Parzellen sind stellenweise durch Wirtschaftswege voneinander getrennt. Im Südwesten des Änderungsbereichs befinden sich auf einer Fläche von insgesamt rd. 0,9 ha zwei mit Stieleichen bewachsene Flächen. Im Norden quert eine Leitungstrasse (Gas) und im südlichen Bereich eine unterirdische Hauptwasserleitung das Plangebiet. Ebenfalls im südlichen Teil des Änderungsbereichs verläuft in Ostwestrichtung eine 25- kV-Freileitung mit entsprechenden beidseitigen Schutzstreifen, die im Osten beidseitig von kleineren Gehölzstreifen umgeben sind. Entlang der und der Dülkener Straße verlaufen Leitungstrassen der Straßenbaulastträger unmittelbar an den Grenzen des Änderungsbereiches. der nordwestlichen Grenze des Änderungsbereichs wur- den zwei Brunnen abgetäuft, die als Grundwassermessstellen ausgebaut sind. Im Rah- men archäologischer Untersuchungen wurden im Osten des Plangebiets Relikte römi- schen Landgutes gefunden. Im südlichen Teil des Plangebiets wurden Schützengräben aus der Zeit des zweiten Weltkriegs gefunden, die ggf. heute schadstoffbelastete Ver- füllmaterialien aufweisen. Die Funde sind im Rahmen der Änderung des Flächennut- zungsplans und nachfolgender Planungsverfahren zu berücksichtigen. Bauliche Nutzungen sind im Plangebiet nicht vorhanden. Unmittelbar nördlich an den Geltungsbereich angrenzend befindet sich die Autobahn- ausfahrt der Anschlussstelle Breyell. Die Autobahnböschung entlang der östlichen Gren- ze des Änderungsbereichs ist mit Sträuchern und Bäumen bewachsen. Im Südosten, aus dem Geltungsbereich des Bebauungsplans ausgespart, liegt eine zur Autobahn gehörige, z. T. ebenfalls mit Gebüschen bestandene Entwässerungsanlage. In rd. 1,3 km Entfernung befindet sich südöstlich des Geltungsbereichs die BAB- Anschlussstelle Nettetal. Die BAB-Anschlussstelle Nettetal ist über die L 29 und die an- schließende L 373 erreichbar.

2.1 Landesplanerische Ziele Gemäß § 4 Abs. 1 des Raumordnungsgesetzes des Bundes (ROG) sind bei raumbedeut- samen Planungen und Maßnahmen öffentlicher Stellen die Ziele der Raumordnung zu beachten sowie die Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung in Abwä- gungs- oder Ermessensentscheidungen zu berücksichtigen. Entsprechend § 1 Abs. 4 Baugesetzbuch (BauGB) sind die Bauleitpläne den Zielen der Raumordnung anzupas- sen. Ziele und Grundsätze der Raumordnung ergeben sich auf Landesebene aus dem Landesentwicklungsplan (LEP NRW 25.01.2017 im Gesetz- und Verordnungsblatt des Landes NRW veröffentlicht und am 08.02.2017 in Kraft getreten). Nettetal wird als Mittelzentrum klassifiziert. Die Ortslage Breyell/Schaag liegt im zeich- nerisch abgebildeten Siedlungsraum des LEP NRW. Das Plangebiet der 10. Änderung des Flächennutzungsplans grenzt unmittelbar an den zeichnerisch abgebildeten Sied- lungsbereich. Eine Weiterentwicklung auf der Maßstabs- und Detaillierungsebene des Flächennut- zungsplanes gemäß den Zielen und Grundsätzen des LEP wie u. a. die flächensparende und bedarfsgerechte Siedlungsentwicklung ist gegeben. Ebenso wird die 10. Änderung

5 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung des FNP dem Ziel des Landesentwicklungsplans gerecht, neue Bereiche für gewerbliche und industrielle Nutzungen unmittelbar anschließend an die vorhandenen Allgemeinen Siedlungsbereiche oder Bereiche für gewerbliche und industrielle Nutzungen festzule- gen.

2.2 Regionalplan Der gültige Regionalplan für den Regierungsbezirk Düsseldorf (RPD) in der neuaufge- stellten Fassung der Bekanntmachung im Gesetz- und Verordnungsblatt des Landes NRW am 13.04.2018 stellt den überwiegenden Teil des Plangebiets als „Bereich für ge- werbliche und industrielle Nutzungen“ (GIB) dar. Lediglich im Süden des Plangebiets befindet sich ein flächenmäßig untergeordneter Teil als „Allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich“. Die nördlich und östlich angrenzende Bundesautobahn A 61 ist als „Straße für den vor- wiegend überregionalen Verkehr“ und die westlich angrenzende Dülkener Straße (L29) als „Straße für den vorwiegend überregionalen und regionalen Verkehr“ dargestellt. Die 10. Änderung des FNP weicht auf der nicht parzellenscharfen Ebene der vorberei- tenden Bauleitplanung nach Süden hin geringfügig von der GIB-Darstellung des Regio- nalplans ab. Aufgrund der unterschiedlichen Maßstabsebenen des Regionalplans bzw. Flächennutzungsplans ist auch gemäß der landesplanerischen Anfrage nach § 34 Abs. 1 Landesplanungsgesetz (LPlG) davon auszugehen, dass die 10. Änderung des FNP an die Ziele des Regionalplans angepasst ist.

Ausschnitt aus dem RPD

6 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

2.3 Kommunales Planungsrecht Der geltende FNP der Stadt Nettetal aus dem Jahr 2004 stellt den Änderungsbereich überwiegend als Fläche für die Landwirtschaft dar. Im Südwesten des Änderungsbe- reichs schließt sich eine Fläche für Wald an. Überlagert werden die Darstellungen von einer unterirdischen Gasfernleitung im Norden sowie einer unterirdischen Hauptwasser- leitung im Süden des Änderungsbereichs und von jeweils einer Anbauverbotszone ent- lang der Bundesautobahn A 61 und der Dülkener Straße. Darüber hinaus wird die Gren- ze eines Wasserschutzgebietes nachrichtlich übernommen, in dessen Geltungsbereich der südliche Teil des Änderungsbereichs hineinreicht. Es handelt sich um das Trinkwas- serschutzgebiet „Breyell“, Zone III A2. Bauleitplanerische Hinweise bzgl. möglicher Nut- zungen innerhalb des Wasserschutzgebietes sind der Ordnungsbehördlichen Verord- nung zur Festsetzung des Wasserschutzgebietes für das Einzugsgebiet der Wasserge- winnungsanlage Breyell der Stadtwerke Nettetal GmbH (Wasserwerksbetreiber) zu ent- nehmen. Insbesondere Nr. 9 der Anlage A der WSG-GO „Breyell“ („Festsetzung in Bebau- ungsplänen“) ist im Rahmen nachfolgender Planungsverfahren zu berücksichtigen.

Ausschnitt aus dem Flächennutzungsplan Für den Geltungsbereich der 10. Änderung des Flächennutzungsplans existieren keine rechtskräftigen Bebauungspläne.

2.4 Sonstige Fachgesetze, Fachplanungen und Gutachten Der Landschaftsplan LP 2 Mittlere Nette /Süchtelner Höhen stellt im überwiegenden Teil des Änderungsbereiches das Entwicklungsziel „Anreicherung“ dar. Innerhalb des Änderungsbereiches setzt der Landschaftsplan bestehende Gehölzstreifen im Westen als gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteil fest (GGL 2.6.132 gem. § 39 LNatSchG

7 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

NRW). Die Auswirkungen dieser Darstellung auf das Planungsvorhaben werden im Rah- men des nachfolgenden Bebauungsplanverfahrens erörtert und planerisch berücksich- tigt. Gemäß Baugrundgutachten ist mit einem mittleren Grundwasserflurabstand von 4 bis 7 m zu rechnen. In Verbindung mit dem festgesetzten Trinkwasserschutzgebiet weist der Standort insgesamt bezüglich der Grundwasserverhältnisse eine erhöhte Empfind- lichkeit auf, die im Rahmen anschließender Planungs- und Genehmigungsverfahren be- rücksichtigt werden muss. Gemäß dem kulturlandschaftlichen Fachbeitrag zur Landesplanung in NRW liegt der Änderungsbereich im Kulturlandschaftsraum Nr. 17 ‚Schwalm-Nette‘ (LVR und LWL 2009). Im Zuge einer Archäologischen Sachverhaltsermittlung wurden Überreste römi- scher Gebäude und Keramiken nachgewiesen (Archäologie.de, 2012). Weitere Untersu- chungen des LVR (2017) erbrachten weitere Funde aus römischer Zeit (Gebäude und Brunnen). Auf der Fläche selbst finden sich gemäß BK 50 Plaggenesch-Böden von kul- turgeschichtlicher Bedeutung, deren Vorkommen im Zuge von Sondierungsbohrungen und archäologischen Grabungen bestätigt wurden. Diesbezüglich ist die planerische Berücksichtigung der bereits festgestellten und gegebenenfalls bei der Planumsetzung auftretenden weiteren Funde erforderlich. Die Lindenallee an der Dülkener Straße ist in das Kataster der nach § 41 Abs. 1 LNatSchG NRW gesetzlich geschützten Alleen eingetragen. Die Auswirkungen dieses Schutzcharakters auf das Planungsvorhaben werden im Rahmen des nachfolgenden Be- bauungsplanverfahrens erörtert und planerisch berücksichtigt. Die Auswirkungen der geplanten Gewerbeansiedlung auf die verkehrliche Erschließung im potentiell beeinflussten Umfeld und Vorschläge zur Anbindung der gewerblichen Bauflächen an das Straßenverkehrsnetz werden durch ein Verkehrsgutachten bzw. eine Verkehrsprognose ermittelt; die hierzu erforderlichen Verkehrszählungen zur Ermittlung der derzeitigen Belastungssituation haben bereits stattgefunden. Die Verkehrsuntersu- chung selbst wird derzeit erstellt. Auf den nachfolgenden Planungsebenen werden Untersuchungen und Detailplanungen zur Immissionssituation, insbesondere hinsichtlich der Einwirkungen der geplanten Nutzung auf die südlich und westlich liegende Wohnbebauung, zur Regenwasserbesei- tigung sowie ein Landschaftspflegerischer Fachbeitrag, der den möglichen Eingriff in Boden, Natur und Landschaft ermittelt, bewertet und gegebenenfalls Vorschläge zum Ausgleich der unvermeidbaren Eingriffe macht und eine Artenschutzrechtliche Prüfung mit den erforderlichen Aussagen zu Auswirkungen auf den Bestand geschützter pla- nungsrelevanter Tierarten erstellt und berücksichtigt .

3. Anlass, Ziel und Zweck der Planung Ein erstes konkretes Ansiedlungsvorhaben führte bereits im Jahre 2012 nach erfolgver- sprechenden Abstimmungen mit der Regionalplanungsbehörde hinsichtlich einer Ände- rung der planungsrechtlichen Darstellungen und Ausweisungen zu dem Beschluss zur Aufstellung der 10. Änderung des FNP. Die projektierte Ansiedlung eines Mineralwas- serherstellers scheiterte jedoch an einem mangelnden Dargebot an Tiefengrundwasser.

8 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Anlass der Wiederaufnahme des Aufstellungsverfahrens zur 10. FNP-Änderung ist der an die Stadt Nettetal herangetragene Wunsch, angesichts der guten Standorteignung ein anderes gewerbliches Vorhaben an dieser Stelle zu ermöglichen. Der Standort im südli- chen Stadtgebiet auf der Fläche östlich der Dülkener Straße und westlich der BAB 61 soll auch nach den langfristigen Entwicklungszielen der Stadt Nettetal nun wie vorge- sehen einer gewerblichen Nutzung geöffnet werden. Im Rahmen der vorbereitenden Bauleitplanung wird die gewerbliche Entwicklung pla- nungsrechtlich vorbereitet, um damit die Voraussetzungen für die Aufstellung von Be- bauungsplänen zu schaffen. Mit der Entwicklung des Plangebiets zu einer gewerblichen Baufläche soll die außerordentliche Lagegunst für eine gewerbliche Nutzung zwischen Bundesautobahn, Landstraße und dem angrenzenden Gewerbegebiet am Lötscher Weg berücksichtigt werden. Zudem ist für den gewählten Standort eine ausreichende räumli- che Trennung zu bestehenden schutzbedürftigen Nutzungen gegeben. Durch die Planung werden die in § 1 Abs. 6 BauGB aufgeführten Belange der Wirtschaft, der Erhaltung, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen berücksichtigt. Gleichzeitig werden durch die siedlungsnahe Entwicklung die Belange des Personen- und Güterver- kehrs unter besonderer Berücksichtigung einer auf Vermeidung und Verringerung von Verkehr ausgerichteten städtebaulichen Entwicklung beachtet. Darüber hinaus sollen - vor allem in den detaillierteren Regelungen des nachgelagerten Bebauungsplanverfahrens - die Belange des Umweltschutzes, einschließlich des Natur- schutzes und der Landschaftspflege, der Entwicklung von Grünstrukturen - u. a. durch die Erhaltung des bestehenden Waldes - innerhalb des Plangebietes sowie der Festset- zung von Ausgleichsmaßnahmen berücksichtigt werden. Der Bedarf für die Entwicklung gewerblicher Bauflächen ist in Nettetal gegeben.

4. Begründung der Planinhalte Im nachfolgenden Kapitel werden in der auf dieser Planungsebene nötigen und mögli- chen Konkretisierung begründete Aussagen über die Zuordnung der Flächen zu den im FNP möglichen Typisierungen der Art der baulichen Nutzung nach § 5 Abs. 2 Nr. 1 BauGB und § 1 Abs. 1 BauNVO vorgenommen und Bezüge zu entsprechenden rechtlich formellen Bindungen hergestellt.

4.1 Gewerbliche Baufläche Die geplante gewerbliche Nutzung wird als gewerbliche Baufläche gem. § 1 Abs. 1 Nr. 3 BauNVO dargestellt. Eine weitere Konkretisierung und Gliederung gemäß den Möglich- keiten der BauNVO erfolgt auf der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung nicht. Im Rahmen gewerblicher Bauflächen sind grundsätzlich planungsrechtlich auch Anlagen zulässig, die einen Betriebsbereich nach Störfall-Verordnung bilden. Nachfolgende Pla- nungsverfahren können unter Berücksichtigung schutzbedürftiger Nutzungen im Umfeld des Änderungsbereichs die im Plangebiet zulässigen Nutzungen steuern.

9 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

4.2 Fläche für Wald Die bereits im rechtsgültigen FNP aus dem Jahr 2004 dargestellte Fläche für Wald bleibt in der 10. Änderung bestehen und wird somit auch künftig dauerhaft gesichert. Damit werden für diesen Bereich die Belange des Umweltschutzes, insbesondere im Sinne des § 1 Abs. 6 Ziffer 7 a) die Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen und die biologische Viel- falt, berücksichtigt.

4.3 Grünfläche Die gewerbliche Baufläche wird in weiten Teilen von Grünflächen umfasst. Die Darstel- lung der Grünflächen dient der Wahrung des Abstandes zu den angrenzenden Straßen- flächen sowie der Eingrünung des Gewerbegebietes. Im Süden des Änderungsbereichs wird eine Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Ausgleichsfläche“ dargestellt. Neben der Ausgleichsfunktion dient die Fläche der Eingrünung der anschließenden Gewerbe- fläche. Bei der Konkretisierung der Art der Eingrünung sind in nachfolgenden Verfahren artenschutzrelevante Aspekte mit zu berücksichtigen.

4.4 Erschließung Die verkehrliche Erschließung des geplanten Gewerbegebietes soll nach Möglichkeit in Abstimmung mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW über die L29 „Dülkener Straße“ auf Höhe der Einmündung „Berger Feld“ erfolgen. Die bereits beauftragte und in Bear- beitung befindliche Verkehrsuntersuchung soll hierzu die Möglichkeiten und Rahmen- bedingungen aufzeigen, die im weiteren Aufstellungsverfahren auf der Ebene der nach- geschalteten Bauleitplanung mit dem Straßenbaulastträger abgestimmt werden soll. Die Anbindung an das übergeordnete Verkehrsnetz kann in der Hauptsache über die Dülkener Straße (L 29) und weiter über die L 373 an die Autobahn-Anschlussstelle Net- tetal (BAB 61) und die unmittelbar nördlich des Änderungsbereiches gelegene An- schlussstelle Breyell (nur Abfahrt von der BAB 61 aus Richtung Norden) erfolgen. Die Einrichtungen der Technischen Infrastruktur sind bereits vorhanden oder können problemlos für die potentielle Gewerbeansiedlung aus den im Bereich der Dülkener Straße und dem Gewerbegebiet Speckerfeld gegebenen Strukturen weiterentwickelt oder diese gegebenenfalls ertüchtigt oder ergänzt werden. Die Verlegung der vorhandenen, das Plangebiet querenden Versorgungsleitungen wird derzeit geprüft und im dieser FNP-Änderung nachgeschalteten Bebauungsplanverfahren entsprechend berücksichtigt

5. Anbaubestimmungen entlang der A 61 und der L 29 Entlang der Bundesautobahn A 61 und der Landesstraße L 29 sind die Vorgaben des § 9 Bundesfernstraßengesetz (FStrG) und des § 25 des Straßen- und Wegegesetz des Landes Nordrhein-Westfalen (StrWG NRW) zu beachten. Diese schränken die Nutzungen entlang von Bundesfernstraßen und Landesstraßen ein. In den Anbauverbotszonen (40 m bei Autobahnen, gemessen vom äußeren Rand der befestigten Fahrbahn) dürfen Hochbauten jeder Art nicht errichtet und Aufschüttungen oder Abgrabungen größeren Umfangs gem. § 9 Abs. 1 FStrG nicht durchgeführt werden.

10 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Weitergehende bundes- und landesrechtliche Vorschriften bleiben unberührt. Ebenfalls unzulässig sind in den Anbauverbotszonen der Autobahnen für betriebliche Abläufe notwendige Lagerflächen sowie Umfahrten für Rettungsdienste oder notwendige Stell- plätze. In der Baubeschränkungszone (100 m bei Autobahnen gemessen vom äußeren Rand der befestigten Fahrbahn) dürfen gem. § 9 Abs. 2 FStrG bauliche Anlagen nur mit Zustim- mung der obersten Baubehörde errichtet, erheblich verändert oder anders genutzt wer- den. Zur befestigten Fahrbahn gehören auch Standstreifen, Beschleunigungs- und Ver- zögerungsstreifen oder Anschlussstellen und Autobahnkreuze. Anlagen der Außenwerbung stehen außerhalb der zur Erschließung der anliegenden Grundstücke bestimmter Ortsdurchfahrten gem. § 9 Abs. 6 FStrG den Hochbauten des § 9 Abs. 1 FStrG und den Anlagen des § 9 Abs. 2 FStrG gleich. Baugenehmigungen für die Änderung, Errichtung und Umnutzung baulicher Anlagen bedürfen gem. § 25 Abs. 1 Satz 1 StrWG NRW außerhalb von Ortsdurchfahrten der Zu- stimmung der Straßenbaubehörde, wenn die Entfernung zu Landesstraßen, Radschnell- verbindungen des Landes und Kreisstraßen weniger als 40 m betragen (gemessen vom äußeren Rand der für den Kraftfahrzeugverkehr, bei einer Radschnellverbindung des Landes für den Fahrradverkehr, bestimmten Fahrbahn).

11 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Teil B – Umweltbericht

1. Einleitung 1.1 Anlass und Rechtsgrundlage Die Stadt Nettetal plant, im Ortsteil Breyell im südlichen Stadtgebiet auf einer Fläche östlich der Dülkener Straße und westlich der BAB 61 gewerbliche Nutzungen anzusie- deln. Zur Vorbereitung der Nutzungsänderung erfolgt die 10. Änderung des Flächennutzungs- plans ‚Bereich östlich Dülkener Straße‘. Gemäß §§ 2 Abs. 4 und 2a Satz 2 Nr. 2 BauGB ist im Rahmen der Aufstellung oder Ände- rung des Flächennutzungsplanes für die Belange des Umweltschutzes einschließlich des Naturschutzes und der Landschaftspflege nach §§ 1 Abs. 6 Nr. 7 und 1a BauGB eine Umweltprüfung durchzuführen, in der die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswir- kungen ermittelt und in einem Umweltbericht beschrieben und bewertet werden. Diese Bewertung ist Bestandteil der Abwägung gemäß § 1 BauGB. Im Umweltbericht sind auch die anderweitigen Planungsmöglichkeiten, die die Ziele und den räumlichen Geltungsbereich der FNP-Änderung berücksichtigen (Planungsal- ternativen), zu ermitteln, zu beschreiben und zu bewerten. Bei einer FNP-Änderung soll dabei die Berücksichtigung der umweltrelevanten Aspekte so frühzeitig erfolgen, dass negative Umweltauswirkungen ermittelt und gegebenenfalls nach Planungsalternativen gesucht werden kann. Detailliertere Prüfungen der Umweltauswirkungen eines konkre- ten Vorhabens bleiben den nachgeordneten Verfahren der verbindlichen Bauleitplanung vorbehalten.

1.2 Untersuchungsrelevante Schutzgüter Im Rahmen der Änderung des FNP wird gem. § 2 Abs. 4 Baugesetzbuch (BauGB) eine Umweltprüfung (UP) durchgeführt. In Anlehnung an das Gesetz über die Umweltverträg- lichkeitsprüfung (UVPG) werden die Belange des Umweltschutzes, die gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB bei der Aufstellung der Bauleitpläne zu berücksichtigen sind, als Schutzgü- ter bezeichnet. Die Aufgabe der UP ist es, die mit der Realisierung des Bauleitplans zu erwartenden bau-, anlage- und betriebsbedingten erheblichen Auswirkungen auf den Menschen und die Umweltschutzgüter frühzeitig, umfassend und medienübergreifend zu ermitteln, zu beschreiben und zu bewerten. Die Ergebnisse der Umweltprüfung wer- den in einem Umweltbericht (UB) gem. § 2a Nr. 2 BauGB i. V. m. Anlage 1 BauGB zu- sammengefasst und als gesonderter Teil der Begründung beigefügt.

12 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

1.3 Umweltschutzziele Tabelle 1: Ziele des Umweltschutzes in einschlägigen Fachgesetzen Fachgesetze Ziele des Umweltschutzes Baugesetzbuch – BauGB Die Bauleitpläne sollen eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen miteinander in Ein- klang bringen […]. Sie sollen dazu beitragen, eine menschenwürdige Um- welt zu sichern, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu ent- wickeln sowie den Klimaschutz und die Klimaanpassung, […], zu fördern, […]. (§ 1 Abs. 5) In der Bauleitplanung sind die Belange des Umweltschutzes einschl. des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu berücksichtigen.

Mit Grund und Boden soll sparsam und schonend umgegangen werden; Die Vermeidung und der Ausgleich voraussichtlich erheblicher Beeinträchti- gungen des Landschaftsbildes sowie der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts […] (Eingriffsregelung nach dem Bundesnaturschutzge- setz) sind in der Abwägung […] zu berücksichtigen. (§ 1a Abs. 3 BauGB) Den Erfordernissen des Klimaschutzes soll sowohl durch Maßnahmen, die dem Klimawandel entgegenwirken, als auch durch solche, die der Anpas- sung an den Klimawandel dienen, Rechnung getragen werden. (§ 1a Abs. 5 BauGB) Bundesnaturschutzgesetz - Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grund- BNatSchG lage für Leben und Gesundheit des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und unbesiedelten Bereich […] so zu schützen, dass die biologische Vielfalt, die Leistungs- und Funktions- fähigkeit des Naturhaushalts einschließlich der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dau- er gesichert sind. […] (§ 1 Abs. 1 BNatSchG). Erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft sind vom Verur- sacher vorrangig zu vermeiden. Nicht vermeidbare erhebliche Beeinträchti- gungen sind durch Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen […] zu kompensie- ren (§ 13 BNatSchG). Bundes-Bodenschutzgesetz – Böden, die die Bodenfunktionen nach BBodSchG im besonderen Maße er- BBodSchG füllen, sind besonders zu schützen. Wasserhaushaltsgesetz – WHG/ Bewirtschaftung des Grundwassers, so dass eine Verschlechterung seines LWG NRW – Landeswasserge- mengenmäßigen und chemischen Zustands vermieden wird, […] (§ 47 setz WHG). Niederschlagswasser soll ortsnah versickert, verrieselt oder direkt oder über eine Kanalisation ohne Vermischung mit Schmutzwasser in ein Gewässer eingeleitet werden […] (§ 55 WHG). Denkmalschutzgesetz NW – Denkmäler sind zu schützen, zu pflegen, sinnvoll zu nutzen und wissen- DSchG schaftlich zu erforschen. Sie sollen der Öffentlichkeit im Rahmen des Zu- mutbaren zugänglich gemacht werden. Klimaschutzgesetz NRW Die negativen Auswirkungen des Klimawandels sind durch die Erarbeitung und Umsetzung von sektorspezifischen und auf die jeweilige Region abge- stimmten Anpassungsmaßnahmen zu begrenzen (§ 3 Abs. 3). Zur Verringerung der Treibhausgasemissionen kommen der Steuerung des Ressourcenschutzes, der Ressourcen- und Energieeffizienz, der Energieein- sparung und dem Ausbau Erneuerbarer Energien besondere Bedeutungen zu (§ 3 Abs. 2).

13 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Fachgesetze Ziele des Umweltschutzes VV-Artenschutz NW Verwaltungsvorschrift zum Artenschutzrecht gem. nationaler Vorschriften zur Umsetzung der FFH-RL und V-RL bei Planungs- oder Zulassungsverfah- ren; Vermeidung von Beeinträchtigungen planungsrelevanter Arten.

DIN 18005-1 Einhaltung der schalltechnischen Orientierungswerte der DIN 18005-1 ‚Schallschutz im Städtebau‘, die der planerischen Abschätzung von Lärmimmissionen dient. ‚Technische Anleitung zum Einhaltung der Immissionsrichtwerte der TA Lärm (Beurteilung von Lärm- Schutz gegen Lärm‘ immissionen gewerblicher Nutzungen auf umliegende Wohnnutzungen). TA Lärm Bei Einhaltung der Immissionsrichtwerte ist davon auszugehen, dass schäd- liche Umwelteinwirkungen nicht zu erwarten sind. Weitere Ziele des Umwelt- und Naturschutzes können sich aus planerischen Vorgaben wie dem Landschaftsplan, Schutzgebietsverordnungen etc. ergeben. Sie werden im fol- genden Unterkapitel genannt und in den nachfolgenden Kapiteln schutzgutbezogen berücksichtigt.

1.4 Inhalt und Ziele der Flächennutzungsplanänderung Wesentliches Ziel der 10. FNP-Änderung ist die Vorbereitung gewerblicher Nutzungen auf einer Fläche östlich der Dülkener Straße und westlich der BAB 61. Im Rahmen der vorbereitenden Bauleitplanung soll die gewerbliche Entwicklung planungsrechtlich vorbereitet werden, um die Voraussetzungen für die Aufstellung von Bebauungsplänen zu schaffen. Es soll hierzu eine Darstellungsänderung auf rund 12,4 ha von Flächen für die Landwirt- schaft zu Gewerbeflächen erfolgen. Zur Berücksichtigung der Belange des Umwelt- und Landschaftsbildschutzes soll die Darstellung für Wald (rd. 1 ha) erhalten bleiben. Zu- sätzlich erfolgt die Darstellung einer randlichen Eingrünung (rd. 1,5 ha). Bestehende Leitungstrassen und die Schutzzonen einer Wasserschutzzone werden – wie bisher – nachrichtlich übernommen.

Derzeitige und geplante Nutzungen gem. 10. Änderung des FNP Quelle: Stadt Nettetal (Entwurf Stand April 2018)

14 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

1.5 Übergeordnete Planungen Im aktuell neu aufgestellten Regionalplan für den Regierungsbezirk Düsseldorf (RPD) wird der überwiegende Teil des Änderungsbereichs in der Gebietskategorie „Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzungen“ (GIB) geführt. Lediglich im Süden des Ände- rungsbereichs besteht der Allgemeine Freiraum- und Agrarbereich fort. Die nördlich und östlich angrenzende Bundesautobahn A 61 ist als „Straße für den vorwiegend überregi- onalen Verkehr“ und die westlich angrenzende Dülkener Straße (L 29) als „Straße für den vorwiegend überregionalen und regionalen Verkehr“ dargestellt. In der Beikarte Wald zum Regionalplan sind die zwei kleinen Waldparzellen als Wald dargestellt.

1.6 Darstellung der in Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten Ziele des Umwelt- schutzes Der Landschaftsplan LP 2 Mittlere Nette / Süchtelner Höhen stellt im überwiegenden Teil des Änderungsbereichs das Entwicklungsziel „Anreicherung“ dar. Innerhalb des Än- derungsbereiches setzt der Landschaftsplan die Gehölzstreifen im Westen als gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteil fest (GGL 2.6.132 gem. § 39 LNatSchG NRW). Die Lindenallee an der Dülkener Straße ist in das Kataster der nach § 41 Abs. 1 LNatSchG NRW gesetzlich geschützten Alleen eingetragen. Im weiteren Umfeld des Plangebietes liegen weitere Schutzgebiete oder schutzwürdige Flächen. Östlich des Plangebietes liegt die strukturreiche und ökologisch hochwertige Nette-Niederung mit einer Reihe von Natur- und Landschaftsschutzgebieten sowie schutzwürdigen Flächen des LANUV. Es handelt sich um die folgenden Flächen, die kleinflächig von einem 300-m-Radius um den FNP-Änderungsbereich angeschnitten werden: Landschaftsschutzgebiet LSG 4603-0006 ‚LSG-Nette-Niederung und Hinsbecker Höhen‘ (Talform der Nette mit zufließenden Bächen, Netteseen, Bruchwäldern, Gehölzgruppen mit hohem ökologischen Wert und hohem Erholungswert; Altbäume u. a. mit hoher Be- deutung für den Artenschutz insbesondere für Vögel und Fledermäuse). Biotopkatasterflächen BK-4603-0053 ‚Wald-Grünland-Komplex westlich des Nette- bruchs‘, BK-4703-0026 ‚Bruchbereich westlich des Nettebruches bis zur Kothmühle‘ und BK-4703-0063 ‚Grünland an der A61 bei Breyell-Lötsch‘ Laub- und Bruchwaldkomplexe sowie Röhrichte, Kleingewässer sowie Fett- und Feucht- grünland, z.T. mit Baumgruppen und Gebüschen als wertvoller Lebensraum für gefähr- dete Tiere, insbesondere Waldvögel, Amphibien, Libellen; Pufferflächen zu Natur- schutzgebieten des Nettebruchs und der Netteseen sowie Biotopverbundflächen. Verbundflächen VB-D-4603-006 ‚Nette-Niederung zwischen Lötsch und Leuth‘ und VB- D-4703-012 ‚Wald-Grünland-Komplex zwischen Schaag und Boisheim‘ Kette größerer Stillgewässer, Waldgebiete und Grünlandflächen als strukturreiche, feuchte Niederungslandschaft und angrenzende Hauptterrasse (enthält u. a. die Nette- NSG sowie die o. g. BK-Flächen). Weiter entfernt liegen die Naturschutzgebiete Vie-019 ‚NSG Nettebruch‘ (rd. 550 m), Vie-016 ‚NSG Unterer Breyeller See‘ (rd. 500 m), Vie-018 ‚Oberer Breyeller See‘ (rd. 780 m) und Vie-015 ‚NSG Grutenbend‘ (rd. 1.000 m). Rund zwei Kilometer nördlich des Planungsraumes liegen die südlichen Ausläufer des FFH-und Vogelschutzgebietes DE-

15 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

4603-301 ‚Krickenbecker Seen – Kleiner De Witt-See‘ / DE-4603-401 ‚VSG Schwalm- Nette-Platte mit Grenzwald und Meinweg‘. Weiter westlich liegen Verbundflächen, Biotopkatasterflächen und ein LSG entlang des Mühlenbaches.

Lage des Änderungsbereichs und Umfeld Quelle der Kartengrundlagen s. Abbildung, eigene Darstellung des Geltungsbereichs Im Süden ragt der Änderungsbereich in das festgesetzte Trinkwasserschutzgebiet „Breyell“, Zone III A2 (festgesetzt nach der Ordnungsbehördlichen Verordnung zur Fest- setzung des Wasserschutzgebietes für das Einzugsgebiet der Wassergewinnungsanlage Breyell der Stadtwerke Nettetal GmbH als Wasserwerksbetreiber).

16 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

2. Beschreibung des Umweltzustandes (Basisszenario) und Bewertung der voraussicht- lich erheblichen Umweltauswirkungen (Prognose) Der derzeitige Umweltzustand des Plangebietes und die Umweltmerkmale von dessen voraussichtlich erheblich beeinflusstem Umfeld (Untersuchungsgebiet) werden geprägt durch die Realnutzungssituation mit hauptsächlich landwirtschaftlicher Nutzung, die sich nach Süden weiter fortsetzt, den im Umfeld verlaufenden Verkehrswegen A 61 und Dülkener Straße sowie nördlich und westlich anschließender Gewerbenutzung. Kleinflä- chig liegen auch Gehölze im Änderungsbereich (zwei kleine Waldparzellen und ein Ge- hölzstreifen). Umweltauswirkungen sind die mit der Planung verbundenen Veränderungen des Um- weltzustandes. Nachstehend werden der jeweilige Umweltzustand und die Umweltvor- gaben (Basisszenario), jeweils getrennt zu den einzelnen Schutzgütern, zusammen mit den erheblich wirksamen Umweltauswirkungen der FNP-Änderung (Prognose) beschrie- ben. Das beeinflusste Umfeld geht voraussichtlich nur im Süden wesentlich über den Ände- rungsbereich der 10. Änderung des FNP hinaus. Im Osten, Norden und Westen liegen mit den bestehenden Nutzungen (Verkehrswege, bestehende Gewerbenutzung) bereits gleichartige Vorbelastungen vor.

2.1 Menschen, Bevölkerung und Gesundheit Das Gebiet wird derzeit überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Es wird begrenzt von stark befahrenen Straßen (A61 und Dülkener Straße). Durch die Verkehrswege ist mit einer hohen Lärmbelastung zu rechnen. Der 24h-Wert liegt gemäß Umgebungslärmpor- tal NRW zwischen >55 bis hin zu > 75 dB(A).). Das Plangebiet wird in Ost-West-Richtung von einer Stromleitung überspannt. Die nächsten ausgewiesenen Wohngebiete liegen knapp 200 m südlich des Änderungs- bereiches (Lötsch) und etwa 150 m weiter nordöstlich (Paul-Therstappen-Straße). Dar- über hinaus befinden sich Betriebswohnungen auf der gegenüberliegenden Seite der Dülkener Straße im Gewerbegebiet „Speckerfeld“ (nächstgelegenes Gebäude mit Wohn- nutzung an der Dülkener Straße in ca. 35 m Entfernung). Störfallbetriebe befinden sich nicht im Umfeld der Fläche. Der Änderungsbereich selbst weist mit seiner Lage im Agrarraum zwischen zwei Ver- kehrswegen eine vergleichsweise geringe Erholungsqualität auf. Durch das Gebiet und an seinem Rand verlaufen Feldwege. Entlang der Dülkener Straße ist ein Radweg aus- gewiesen. Vom Staatlichen Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf wird das Untersuchungsgrundstück als Fläche mit Kampfmittelverdacht ohne konkrete Ge- fahr eingestuft (gem. Baugrundgutachten, Dipl. Geol. Veronika Steinberg, 2009).

Mit der Darstellung der Fläche als Gewerbegebiet rückt die Gewerbenutzung potentiell auch von Norden bis zu einer Entfernung von knapp 200 m an die Wohnbebauung von Lötsch heran. Diesbezüglich werden im Zuge nachfolgender Verfahren die möglichen

17 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Belastungen für die Anwohner erfasst und untersucht und gegebenenfalls Minderungs- maßnahmen ergriffen. Im Rahmen gewerblicher Bauflächen sind grundsätzlich planungsrechtlich auch Anla- gen zulässig, die einen Betriebsbereich nach Störfall-Verordnung bilden. Nachfolgende Planungsverfahren können unter Berücksichtigung schutzbedürftiger Nutzungen im Um- feld des Änderungsbereichs die im Plangebiet zulässigen Nutzungen steuern. Der Bereich geht zum landwirtschaftlichen Anbau von Lebens- und Futtermitteln verlo- ren. Die schon vorbelastete Funktion der Fläche als Erholungsraum wird weiter einge- schränkt bzw. geht verloren. Bei der Konkretisierung der Entwicklung der Fläche ist auf den nächsten Planungs- und Genehmigungsebenen insbesondere auf die Einhaltung der Anforderungen an gesunde Arbeits- und Wohnverhältnisse sowie auf eine Minderung der Auswirkungen auf die Wohnumfeldfunktion für die Bewohner von Lötsch zu achten. Diesbezüglich sind im Zuge der verbindlichen Bauleitplanung die Festsetzung einer Geräuschkontingentierung sowie die nähere Bestimmung der zulässigen Nutzungen vorgesehen. Bei Beachtung der einschlägigen Regelwerke zum Schutz der Gesundheit der Wohnbe- völkerung als Maßstab der Bewertung sind keine erheblich nachteiligen Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch, Bevölkerung und Gesundheit zu erwarten.

2.2 Fauna und Flora einschließlich der biologischen Vielfalt Der Änderungsbereich selbst beinhaltet hauptsächlich landwirtschaftliche Nutzungen (2017: Mähwiese mit kleinen Staudenbrache-Bereichen, Mais, Rüben). Kleinflächig sto- cken auch Gehölze im Plangebiet. Am Westrand liegen an der Dülkener Straße zwei kleine „Waldparzellen“ (hauptsächlich Stieleichen mit einem Stammdurchmesser in Brusthöhe BHD von 30-40 cm, vereinzelt bis 100 cm). Im Osten befinden sich beidseitig einer dort verlaufenden Stromleitung kleine Gehölzstreifen heimischer Bäume und Sträucher, die im Landschaftsplan als gesetzlich geschützter Landschaftsbestandteil festgesetzt sind (GGL 2.6.132 gem. § 39 LNatSchG NRW). Umliegend befinden sich auf der gegenüberliegenden Seite der Dülkener Straße haupt- sächlich gewerbliche Nutzungen. Entlang der Straße stehen ältere Linden und Eichen (gesetzlich geschützte Allee nach § 41 Abs. 1 LNatSchG NRW). Südlich liegt die kleine Ortslage Lötsch, die nur eine sehr rudimentäre Ortsrandeingrünung aufweist. Auf der östlich angrenzenden Autobahnböschung befinden sich überwiegend heimische Gebü- sche und Bäume geringen bis mittleren Alters. Im Südosten, aus dem Geltungsbereich des Bebauungsplans ausgespart, liegt eine zur Autobahn gehörige, z. T. ebenfalls mit Gebüschen bestandene Entwässerungsanlage. In größerer Entfernung beginnen die strukturreichen, naturschutzfachlich hochwertigen Bereiche der Netteniederung mit Biotopkataster- und Verbundflächen des LANUV sowie Landschafts- und Naturschutz- gebieten. Zu diesen besteht jedoch aufgrund der dazwischenliegenden Autobahn und der Wohngebiete kein relevanter funktionaler Zusammenhang. Das Plangebiet und sein näheres Umfeld können trotz des hohen Störungsniveaus durch intensive landwirtschaftliche Nutzung und Lage zwischen Autobahn und Bundesstraße zahlreichen terrestrischen Arten aus verschiedenen Tiergruppen als Lebensraum dienen (zahlreiche Insekten- und andere Wirbellosen-Arten, Vogelarten, Kleinsäuger, etc., die

18 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Ackerflächen und kleine Gehölzstrukturen besiedeln können). Grundsätzlich ist eine deutlich geringere Artenvielfalt zu erwarten, als dies in einem weniger gestörten Be- reich zu erwarten wäre. Habitatfunktionen für seltene, bzw. gefährdete und/oder pla- nungsrelevante Tierarten sind jedoch nicht grundsätzlich auszuschließen. Daher wurde für den Wirkraum der geplanten Gewerbeentwicklung ein Gutachten zur artenschutzrechtlichen Prüfung Stufe 1 erstellt (BKR 2017A). Im Ergebnis sind im Plan- gebiet insbesondere Vorkommen planungsrelevanter- und nicht-planungsrelevanter1 Feldvogelarten möglich. In den Gehölzen und an den Gebäuden im Umfeld sind Vor- kommen verschiedener weiterer Vogelarten möglich. Auch sind Nahrungshabitate und Leitelemente sowie kleine Unterschlupfe für Fledermäuse möglich. Eine Brutvogelkar- tierung soll insbesondere in Bezug auf mögliche Feldvogelvorkommen im weiteren Ver- fahren im Frühjahr/Sommer 2018 nähere Informationen erbringen.

Mit der Darstellung als gewerbliche Baufläche wird eine vergleichsweise großflächige Versiegelung und Bebauung von Teilen der Fläche vorbereitet. Entsprechend ist ein großflächiger, nahezu vollständiger Verlust der noch verbliebenen Habitatpotenziale für Pflanzen und Tiere im Bereich der geplanten Bebauung anzunehmen. Für die Flora ist dies bezogen auf die aktuelle Pflanzenvielfalt qualitativ von eher ge- ringer Bedeutung, quantitativ geht jedoch eine große Fläche als potenzieller Pflanzen- standort verloren. Für die auf den landwirtschaftlichen Flächen zu erwartende Fauna werden die Habitate dort entzogen. Insbesondere betroffen sind hiervon möglicher- weise vorkommende Feldvogelarten. Auch für die verbleibenden, südlich anschließen- den Ackerflächen sind durch die Bebauung eine weitere Störungszunahme sowie Kulis- seneffekte zu erwarten. Die Wäldchen sind von der potentiellen Bebauung ausgeschlossen. Wird hier ein Puffer- bereich berücksichtigt, bleiben die dortigen Funktionen im Wesentlichen erhalten. Es sind im Weiteren eine Brutvogelkartierung und eine Artenschutzprüfung der Stufe 2 vorgesehen, die insbesondere die Auswirkungen auf möglicherweise vorkommende Feldvögel im Plangebiet und seinem direkten Umfeld ermitteln wird. Verfahrenskriti- sche Vorkommen werden auf den betroffenen Flächen nach derzeitigem Wissensstand jedoch nicht erwartet. Die Ergebnisse werden auf der Ebene der verbindlichen Bauleit- planung soweit erforderlich berücksichtigt. Relevante Auswirkungen auf die Schutzgebiete, Biotopkatasterflächen und Biotopver- bundflächen im Umfeld sind aufgrund nicht vorliegender relevanter funktionaler Bezü- ge sowie aufgrund der größeren Entfernung nicht zu erwarten. Ebenfalls im Zuge der verbindlichen Bauleitplanung soll sichergestellt werden, dass die geschützten Allee-Bäume soweit als möglich erhalten werden und ggf. entfallende Ge- hölzbereiche des Landschaftsbestandteils gleichartig an anderer Stelle ersetzt werden (gesonderte Aufführung im Landschaftsplanerischen Fachbeitrag).

1 Gem. der in NRW getroffenen, artenschutzfachlich begründeten Auswahl planungsrelevanter Arten (nach Kiel 2005, MUNLV 2007, MKULNV 2015) 19 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

2.3 Boden Im Änderungsbereich finden sich gem. BK 50 des Geologischen Dienstes NRW ganz überwiegend Braune Plaggenesche über typischen Braunerden aus holozänen Plaggen- böden über Sandböden (aus jungpleistozänem bis holozänem Flugsand, der wiederum über Schluffen aus jungpleistozänem Löss liegt). Diese Plaggenböden sind in der Regel durch eine seit dem Mittelalter vom Menschen durchgeführte Plaggendüngung entstan- den (Düngung mit abgestochenem Oberboden, vermischt mit Mist und anderen organi- schen Abfällen). Aufgrund dieser kulturgeschichtlichen Entstehung werden die Böden mit der vorliegenden lokalen Ausprägung vom Geologischen Dienst als sehr schutzwür- dig bewertet (Archiv der Kulturgeschichte, sw1: zweite Stufe der insgesamt dreistufigen Skala). Eine Archäologische Sachverhaltsermittlung bestätigt das Vorliegen dieses Bo- dentyps auf der Fläche (Archäologie.de, 2012). Im Zuge einer Baugrunduntersuchung wurde eine vergleichsweise geringe Tragfähigkeit der Böden festgestellt (Dipl. Geol. Veronika Steinberg, 2009). Gemäß Auszug aus dem Altlastenkataster (Stand 19.12.2017) liegen keine Hinweise auf Altlasten im Änderungsbereich vor, jedoch liegen im südlichen Bereich verfüllte Schüt- zengräben mit potenziell schadstoffbelastete Füllmaterialen.

Mit der Darstellung als gewerbliche Baufläche wird eine großflächige Versiegelung und Bebauung der Fläche vorbereitet (bei einer für gewerbliche Bauflächen üblichen Grund- flächenzahl GRZ von 0,8 rd. 9,6 ha). Hier ist ein erheblicher Verlust sehr schutzwürdiger Archivböden zu erwarten. Bei Bau und Betrieb eines Gewerbegebietes besteht zudem grundsätzlich ein Risiko für Schadstoffeinträge durch Unfälle, Leckagen, etc. Es ist vorgesehen, im Zuge der verbindlichen Bauleitplanung durch entsprechende Hin- weise und Festsetzungen Bodenverlust und Bodenschäden auf das notwendige Maß zu begrenzen. Im Bereich der zu erhaltenden Waldflächen und der geplanten Eingrünungsflächen sind keine relevanten Veränderungen für das Schutzgut Boden zu erwarten.

2.4 Wasser Der Änderungsbereich liegt im ergiebigen bis sehr ergiebigen Grundwasserkörper 286_06 Hauptterrasse des Rheinlands, einem Poren-Grundwasserleiter aus quartären Sedimenten der Hauptterrasse mit mittlerer bis hoher Durchlässigkeit (hauptsächlich Kiese und Sande mit zwischengelagerten Tonen und Schluffen). Das Grundwasser im gesamten Raum befindet sich in einem schlechten chemischen Zustand (Elwas-web). Gemäß Baugrundgutachten ist mit einem mittleren Grundwasserflurabstand von 4 bis 7 m zu rechnen. Die generelle Grundwasserfließrichtung ist Nord bis Nordost in Rich- tung Nette (Dipl. Geol. Veronika Steinberg, 2009). Im Süden ragt der Änderungsbereich in das festgesetzte Trinkwasserschutzgebiet „Breyell“, Zone III A2. Die nächsten Trinkwasserbrunnen liegen in ca. 850 m Entfernung. Insgesamt weist der Standort bezüglich der Grundwasserverhältnisse eine erhöhte Emp- findlichkeit auf.

20 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Natürliche Oberflächengewässer sind von der 10. Änderung des Flächennutzungsplanes nicht betroffen. Direkt östlich an die Fläche angrenzend liegt eine zur Autobahn gehöri- ge Entwässerungsanlage, die nur periodisch wasserbespannt ist. Östlich in etwa 700 m Entfernung fließt die Nette.

Mit der Darstellung als Gewerbegebiet wird eine großflächige Versiegelung und Bebau- ung von großen Teilen der Fläche vorbereitet. Entsprechend gehen hier Versickerungs- flächen verloren, damit werden die Flächen der Grundwasserneubildung weitestgehend entzogen. Die Möglichkeiten einer ortsnahen Versickerung werden im Zuge der weite- ren Bauleitplanverfahren gutachterlich geprüft, hierdurch können Effekte auf die Grundwasserneubildung gemindert werden. Weiterhin entsteht mit der Nutzung ein Trinkwasserbedarf und damit zusätzlicher Wasserverbrauch und Abwasseraufkommen. Bei Bau und Betrieb eines Gewerbegebietes besteht grundsätzlich ein Risiko für Schad- stoffeinträge in das Grundwasser durch mögliche Unfälle, Leckagen, etc. Hier besteht am betroffenen Standort eine besondere Empfindlichkeit des oberen, freien Grundwas- serstockwerkes. Reichen zukünftige Gebäude, bzw. deren Gründungen in den Grundwas- serspiegel hinein, besteht zudem das Risiko von Beeinträchtigungen des Grundwasser- stromes. Im Zuge der nachfolgenden verbindlichen Bauleitplanung sind bei der Festlegung der zulässigen Gewerbearten Nutzungseinschränkungen, die sich durch die bereichsweise Lage in der WSZ III A2 ergeben, zu berücksichtigen (Wasserschutzgebietsverordnung Breyell vom 3.1.2002, insbesondere Nr. 9 der Anlage A). Weiterhin sind dort voraussicht- lich für die Bauphase besondere Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers festzulegen und ggf. Vorgaben bezüglich ins Grundwasser reichender Gebäudeteile zu treffen. Durch den Ausschluss von Anlagen mit Umgang wassergefährdender Stoffen im WSG sowie Beachtung der Belange des Gewässerschutzes und der öffentlichen Trinkwasserversor- gung können erhebliche nachteilige Auswirkungen vermieden werden.

2.5 Luft und klimatische Faktoren (Lokalklima, Globalklima) Der Planungsraum gehört der ozeanisch geprägten, warm-gemäßigten Klimazone „Nie- derrheinische Bucht / Niederrheinisches Tiefland“ an. Charakteristisch sind hier mäßig warme Sommer und mäßig milde Winter bei einer mittleren Jahres-Lufttemperatur um +10°C mit relativ gleichmäßig über das Jahr verteilten Niederschlagsmengen von 750- 800 mm bei einem leichten Maximum in den Sommermonaten. Vorherrschende Wind- richtung ist SW bis NW. Lokalklimatisch ist im Änderungsbereich überwiegend mit freilandklimatischen Verhält- nissen und nächtlicher Kaltluftentstehungsfunktion zu rechnen. Für die kleinen Wäld- chen ist darüber hinaus eine kleinflächige Frischluftproduktionsfunktion anzunehmen. Durch die Lage am Rand des bestehenden Gewerbegebietes sowie in Nachbarschaft zu Autobahn und Dülkener Straße sind lufthygienische und ggf. auch geruchliche Vorbelas- tungen anzunehmen. Informationen aus Messungen liegen für den Bereich jedoch nicht vor.

21 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Insgesamt ist im Änderungsbereich und auch in seinem gewerblichen Umfeld nicht von der Ausprägung einer relevanten lokalklimatischen und lufthygienischen Lastraumsitua- tion auszugehen.

Mit der Darstellung einer gewerblichen Baufläche wird eine großflächige Versiegelung und Bebauung eines Großteils der Fläche vorbereitet. Lokalklimatisch ist bei der Gewer- beentwicklung am Standort mit einer Umwandlung von Freiflächen- in ein bioklimatisch ungünstigeres Gewerbeklima zu rechnen. Dies kann insbesondere im Hochsommer – gerade auch unter Bedingungen des Klimawandels – durch eine verstärkte Erhitzung versiegelter Flächen zu einer stark verringerten Aufenthaltsqualität führen. Insgesamt vergrößert sich der gewerbeklimatisch geprägte Bereich im Südosten von Breyell hier- durch um etwa ein Drittel. Diese Effekte können durch Maßnahmen der Durchgrünung erheblich verringert werden. Die geplante Eingrünung und der Walderhalt (s. Fehler! Verweisquelle konnte nicht ge- funden werden.) sind diesbezüglich positiv zu bewerten. Je nach endgültiger Nutzung der geplanten Gewerbefläche kann es zu einer Erhöhung der lufthygienischen sowie möglicherweise auch geruchlichen Belastung durch zusätzli- chen Verkehr oder bestimmte Betriebsabläufe kommen. In Bezug auf den globalen Klimaschutz ist tendenziell durch neu entstehende Lieferver- kehre (insbesondere LKW) und bestimmte Betriebsabläufe mit einem entsprechenden zusätzlichen Energiebedarf bzw. Ausstoß an Treibhausgasen zu rechnen.

2.6 Kulturelles Erbe und Sachwerte Gemäß dem kulturlandschaftlichen Fachbeitrag zur Landesplanung in NRW liegt der Änderungsbereich im Kulturlandschaftsraum Nr. 17 ‚Schwalm-Nette‘ (LVR und LWL 2009). Dieser Bereich besitzt eine lange Siedlungsgeschichte (Nachweise aus Altstein- zeiten), die sich jedoch nicht durch eine durchgehende Besiedlung, sondern mehrere Besiedlungsfolgen mit Rückzugsphasen und Wiederausdehnungen der Wälder auszeich- net. Die Fläche liegt nicht innerhalb besonders bedeutsamer Kulturlandschaftsbereiche und -elemente. Es liegen jedoch Hinweise auf das Vorkommen eines römischen Landguts, mittelalterlicher Nutzungen und Stellungen des Westwalls aus dem 2. Weltkrieg im Än- derungsbereich vor. Im Zuge archäologischer Untersuchungen wurden Überreste römi- scher Gebäude, Brunnen und Keramiken nachgewiesen (Sachverhaltsermittlung Archäo- logie.de, 2012, LVR 2017). Die Befunde wurden nahezu vollständig untersucht. Lediglich drei Brunnen wurden nur bis zu einer Tiefe von 2,50 m ausgegraben und sind gemäß den Vorgaben des Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland im Boden zu erhalten und planerisch zu berücksichtigen. Dazu sind Vorgaben und Hinweise auf der Ebene der verbindlichen Bauleitplanung erforderlich und zu einem späteren Bauantrag das Be- nehmen des Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland über die Untere Denkmalbe- hörde der Stadt Nettetal herzustellen. Inhalt und Gegenstand der 10. Änderung des Flä- chennutzungsplanes können diese Vorgaben jedoch nicht sein.

22 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Auf der Fläche selbst finden sich gemäß BK 50 Plaggenesch-Böden von kulturgeschicht- licher Bedeutung, deren tatsächliches Vorkommen im Zuge von Sondierungsbohrungen und archäologischen Grabungen bestätigt wurden. Im Bereich der geplanten Gewerbefläche und ihrem Umfeld befinden sich weder Bau- denkmäler noch denkmalwerte Gebäude. Die Lindenallee an der Dülkener Straße ist in das Kataster der nach § 41 Abs. 1 LNatSchG NRW gesetzlich geschützten Alleen eingetragen. An Sachwerten befinden sich im Änderungsbereich eine 25 KV-Leitung, eine unterirdi- sche Gasfernleitung sowie eine unterirdische Hauptwasserleitung.

Mit der Darstellung einer gewerblichen Baufläche wird eine großflächige Versiegelung und Bebauung der Fläche vorbereitet. Bei damit verbundenen Erdarbeiten besteht auf der Fläche eine nach den Ergebnissen der archäologischen Erkundungen ein verminder- tes Risiko für weitere archäologisch bedeutsame Funde. Dennoch wird es im nachge- schalteten Bebauungsplanverfahren einer planerischen Berücksichtigung eventueller weiterer Funde durch entsprechende Hinweise bedürfen. Die Lindenallee an der Dülkener Straße soll erhalten bleiben. Für die erforderliche Zu- fahrt in das Gewerbegebiet werden eventuell einzelne Bäume entfallen müssen. Der erforderliche Ausgleich durch z. B. Ersatzpflanzungen ist im späteren Bebauungsplan- verfahren zu berücksichtigen. Die vorhandenen Sachwerte bleiben bei Umsetzung der Planung erhalten bzw. werden gleichwertig ersetzt. Das betrifft die Verlegung der Versorgungsleitungen, die derzeit geprüft wird und spätestens im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung zum Tragen kommen muss. Andernfalls sind die entsprechenden Schutzräume und Leitungsrechte planerisch zu sichern. Hierzu bedarf es auf der Ebene der Flächennutzungsplanung kei- ner Berücksichtigung.

2.7 Landschaft und Landschaftsbild Naturräumlich liegt das Untersuchungsgebiet in der nordrhein-westfälischen Großland- schaft „Niederrheinisches Tiefland“, innerhalb der Schwalm-Nette-Platte. Es liegt inner- halb des Naturparks NTP-11 „Maas-Schwalm-Nette“. Weiterhin liegt die Fläche innerhalb der Landschaftsbildeinheit des LANUV „LBE-I- 025.A1 Offene Agrarlandschaft westlich Mönchengladbach“, die zum überwiegenden Teil von ausgedehnten, wenig strukturierten Ackerflächen geprägt wird. Die Flüsse Schwalm und Nette gliedern den Raum, gehören jedoch eigenen Landschaftsräumen an (s. u.). Der landschaftsbildliche Wert des Landschaftsraums wird vom LANUV als sehr gering / gering eingestuft. Die östlich verlaufende Netteniederung gehört dem Landschaftsraum „LBE-I-026-F2 Flusstal der Nette östlich “ mit sehr hohem landschaftsbildlichen Wert an2. Dort liegen auch die o. g. Schutzgebiete und schutzwürdigen Flächen mit den Feuchtbiotopkomplexen der Netteniederung.

2 LANUV 2017: Grafikdaten der Landschaftsbildeinheiten (Landschaftsbildbewertung) aus dem Fachbeitrag des Naturschutzes und der Landschaftspflege, Stand: März 2017 23 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Der Änderungsbereich selbst ist landschaftsbildlich überwiegend von der landwirt- schaftlichen Nutzung dominiert. Gliedernd wirken die bestehenden Gehölze (Wäldchen, Gehölzstreifen entlang eines Feldweges sowie entlang der Autobahn). Vorbelastungen des Landschaftsbildes bestehen durch die Verkehrswege an den Rändern der Fläche. Insbesondere durch die Autobahn ist der Bereich stark lärmbelastet. Die Fläche wird zudem überspannt von einer Stromleitung. Relevante visuelle Beziehungen zu den hochwertigen Flächen der Netteniederung bestehen derzeit nicht. Allerdings besteht durch die Nähe zu den hochwertigen Flächen ein erhöhtes Risiko bezüglich großvolu- miger Bebauung mit starker Höhenentwicklung.

Mit der Darstellung als gewerbliche Baufläche wird eine großflächige Versiegelung und Bebauung des Bereichs vorbereitet. Hiermit sind umfangreiche technische Überprägun- gen, großvolumige Bebauungen sowie weitere Lärmbelastungen verbunden. Land- schaftsbildlich wird der noch landwirtschaftlich geprägte Streifen zwischen Dülkener Straße und Autobahn dem bestehenden Gewerbegebiet westlich der Dülkener Straße zugeschlagen. Zum Ortsteil Lötsch bleibt nur ein merklich reduzierter Ackerstreifen erhalten. Durch eine wirksame Ein- und Durchgrünung können die Auswirkungen voraussichtlich ge- mindert werden. Durch den Erhalt der Wäldchen bleibt die abschirmende Wirkung zur Dülkener Straße erhalten. Zum Ortsteil Lötsch hin sind bei der Planung der Eingrünung ggf. die Ergebnisse der faunistischen Kartierungen zu berücksichtigen. Genauere Aus- führungen erfolgen auf der Ebene der verbindlichen Bauleitplanung. Von den östlich der Autobahn gelegenen Bereichen des Landschaftsschutzgebietes aus ist das Plangebiet nicht sichtbar. Im Zuge der verbindlichen Bauleitplanung ist diesbe- züglich die zukünftige zulässige Höhenentwicklung gewerblicher Gebäude zu prüfen.

2.9 Fläche Beim Schutzgut Fläche handelt es sich um ein nicht vermehrbares, endliches Gut, das eine Vielzahl an Funktionen für Mensch und Naturhaushalt beinhaltet und für das un- terschiedlichste Nutzungsansprüche konkurrieren. Derzeit steht auf der Fläche der landwirtschaftliche Nutzungsanspruch im Vordergrund, kleinflächig sind Bereiche für den Natur- und Landschaftsschutz sowie für die Waldnut- zung reserviert. Im südlichen Bereich gelten die Ansprüche des Wasserschutzes zur Trinkwassergewinnung. Mit der 25 KV-Leitung besteht eine linienhafte Funktion für die Stromversorgung. Eher untergeordnet fungiert die Fläche daneben weiterhin aber auch noch als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, als Erholungsraum für den Menschen, als Kaltluftentstehungsfläche, als Standort schutzwürdiger Böden und überschütteter Zeugnisse vorangegangener Besiedlungen sowie auch außerhalb des Wasserschutzge- bietes als Wasserrückhalte-, -filter- und Versickerungsfläche. Bisher befinden sich im Änderungsbereich keine Versiegelungen. Mit der 10. Änderung des Flächennutzungsplanes wird auf der Ebene der vorbereiten- den Bauleitplanung die Umnutzung von Flächen für die Landwirtschaft zu gewerblicher Baufläche bzw. auf der Regionalplanebene Allgemeine Freiraumdarstellung zu gewerb- lich/industriellem Bereich vorbereitet. Bei Umsetzung der geplanten Entwicklung ist

24 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung insgesamt mit Flächenversiegelungen/Flächenverbrauch von rund 8 ha (bei einer später verwirklichten Grundflächenzahl (GRZ) im verbindlichen Bebauungsplan von zwischen 0,8 und 0,9 GRZ) zu rechnen. Hier gehen zugunsten der gewerblichen Entwicklung die Funktionen für den Naturhaushalt, für die Landwirtschaft und die Naherholung nahezu vollständig verloren. Die Waldflächen bleiben erhalten (rd. 1 ha), hinzu kommen randli- che Eingrünungsflächen (rund 1,5 ha), die von Bodenversiegelungen frei zu halten sind. Auf das gesamte Stadtgebiet bezogen, werden diese Flächeninanspruchnahme auf den Ebenen der Regionalplanung, der Flächennutzungsplanung und schließlich der verbind- lichen Bauleitplanung durch einen Flächentausch (Ringtausch) ausgeglichen: an anderer Stelle im Stadtgebiet ist ein gewerblich/industrieller Bereich zukünftig als Allgemeiner Siedlungsbereich deklariert und – wiederum an anderer Stelle im Stadtgebiet – noch nicht entwickelter Allgemeiner Siedlungsbereich wieder dem Agrar- und Freiraum zuge- schlagen worden. Eine weitere Rücknahme des Allgemeinen Siedlungsbereichs in der Nähe zum Änderungsbereich steht noch aus; das Planverfahren ist bereits eingeleitet. Mit der gültigen Neufassung des Regionalplans wird daher nicht nur ein neuer gewerb- lich/industrieller Bereich (GIB) an der Dülkener Straße dargestellt, sondern im gleichen Zuge der GIB an der Niedieckstraße in Lobberich zu Allgemeinem Siedlungsbereich (ASB) umgewandelt und eine Darstellung von ASB im Stadtteil Breyell zurückgenommen (Nördlich Schmaxbruch und südlich Christian-Rötzel-Allee). In den Darstellungen des Flächennutzungsplans der Stadt Nettetal wird dieser Ring- tausch in mehreren Verfahrensschritten entsprechend nachvollzogen. Zwei Änderungs- verfahren wurden bereits durchgeführt: die schon wirksame 14. Änderung für den ehe- maligen Bereich der Firmen Nie Dieck und Langliefe in Lobberich und die 16. Änderung nördlich des Schmaxbruch am Hohlweg in Breyell. Beide Änderungen sind zudem durch die Aufstellung von Bebauungsplänen planerisch untermauert (Bebauungspläne Lo-250 „Niedieckpark“, Lo-251 „Niedieckstraße / Longlife-Areal“, Lo-255 „Färberstraße / Van- der-Upwich-Straße“ und Br-257 „Hohlweg“). Nach Umsetzung des Ringtausches werden in vergleichbarer Größenordnung in der durch die 10. Änderung des Flächennutzungsplanes Flächen für die Landwirtschaft zu- gunsten von Bauflächen aufgegeben werden, Acker- und Grünlandbereiche an anderer Stelle im Stadtgebiet vor einer baulichen Nutzung bewahrt und planungsrechtlich gesi- chert.

2.8 Wechselbeziehungen und kumulative Wirkungen Zwischen den Schutzgütern des Naturhaushalts besteht stets ein weitläufiges Netz aus Wechselwirkungen in Form von Stoffkreisläufen (z. B. Wasser, Nähr- und Schadstoffe) und eine enge Abhängigkeit von Lebensräumen und ihren Besiedlern (Boden, Pflanzen, Tiere, etc.). Auch die Aspekte Nutzungs- bzw. Vegetationsstruktur, Landschaftsbild und naturbezogene Erholung sind eng miteinander verbunden. Im Untersuchungsraum sind die Wechselwirkungen innerhalb des Naturhaushaltes durch menschliche Aktivitäten (intensive landwirtschaftliche Nutzung, Zerschneidung durch Infrastrukturanlagen etc.) bereits stark beeinflusst. Für die naturbezogene Erholung liegt keine durch besondere Ausprägung der Schutzgüter bedingte hervorzuhebende Bedeutung des Raumes vor.

25 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

Die relevanten Wechselwirkungen der Schutzgüter untereinander sind schutzgutbezo- gen berücksichtigt. Bei Umsetzung der Planung ergibt sich im Bereich westlich Breyell mit Autobahn, Ge- werbe östlich und westlich der Dülkener Straße kumulativ eine Dominanz stark verdich- teter Bebauung und Versiegelung. Bezogen auf das gesamte Stadtgebiet werden über den Ringtausch (s. o.) jedoch auch andernorts Flächen wieder extensiviert bzw. der Landwirtschaft zugeschlagen.

2.9 Abfall- und Energiebewirtschaftung Bisher besteht im Änderungsbereich keine Abfall- bzw. Energiebewirtschaftung. Mit ei- ner gewerblichen Nutzung entstehen entsprechende Anforderungen an die Abfall- und Energiebewirtschaftung. Eine planerische Hürde für das nachgeschaltete Bebauungsplanverfahren ist nicht zu erwarten. Informationen über eine Nutzung erneuerbarer Energien in relevantem Umfang oder die sparsame Nutzung von Energie über den Stand der Technik hinaus liegen derzeit nicht vor. Grundsätzlich bestehen weder besonders förderliche Standorteigenschaften noch Ein- schränkungen für die Nutzung erneuerbarer Energien wie z. B. der Sonnenenergie.

3. Geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich nachteili- ger Auswirkungen Die 10. Änderung des Flächennutzungsplanes verfolgt planerisch das Ziel, in der im Na- turschutzrecht vorgezeichneten Rangfolge Eingriffe in und auf Boden, Natur und Land- schaft nach Möglichkeit zu vermeiden, zu mindern und schließlich zu kompensieren. Im Zusammenhang mit dem Ziel „Vermeidung von Eingriffen“ sind auf der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung in erster Linie der Erhalt der Wäldchen sowie die vorge- sehenen randlichen Grünflächen zu nennen. Weitere Vorgaben, die z. B. die bauliche Ausnutzbarkeit des Gewerbegebietes, die Hö- henentwicklungen, die zulässigen Gewerbearten, die Fundamentgründungen und ande- re konkrete Planinhalte betreffen, werden nicht auf der Ebene der Flächennutzungspla- nung geregelt. Im Zuge der nachfolgenden verbindlichen Bauleitplanung sind konkrete Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Auswirkungen zu konzipieren und der nicht vermeidbare naturschutzfachliche Eingriff der geplanten Nutzung zu bilanzieren und vorrangig im betroffenen Naturraum auszugleichen. Hierbei sind auch die Vorgaben des speziellen Artenschutzrechts zu berücksichtigen. Für den Ausgleich der unvermeidbaren Eingriffe in Boden, Natur und Landschaft, der in einem separaten Landschaftspflegerischen Fachbeitrag ermittelt wird, ist grundsätzlich die Anrechnung von bis zu 90.000 ökologischen Wertpunkten aus dem Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplanes Le-220 "Heidweg" aus dem Jahr 2006 in Nettetal- Leuth möglich.

26 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

4. Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung der Flächennutzungsplan-Änderung („Nullvariante“) Ohne die Darstellung als Gewerbegebiet ist auf der Fläche eine Fortführung der aktuel- len Nutzung als Ackerfläche bzw. Grünland anzunehmen. Hierdurch ist zunächst nicht mit maßgeblichen Veränderungen des Umweltzustands zu rechnen. Die Einwirkungen der intensiven ackerbaulichen Nutzung mit entsprechend andauernden Auswirkungen auf den Naturhaushalt würden sich mittel- und langfristig weiter fortsetzen.

5. Anderweitige Planungsmöglichkeiten Auf der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung sind auch anderweitige Planungs- möglichkeiten in Form von Standortalternativen zu betrachten. Bei der Standortsuche für die Erweiterung gewerblicher Nutzungen in Nettetal sind ins- besondere die Darstellungen des Regionalplans für den Regierungsbezirk Düsseldorf relevant. Im gültigen neuaufgestellten Regionalplan für den Regierungsbezirk Düsseldorf (RPD) wird der überwiegende Teil des Änderungsbereichs in die Gebietskategorie „Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzungen“ (GIB) dargestellt. Im Vorfeld erfolgte auf der Regionalplanebene bzw. auf der Ebene der Flächennut- zungsplanung (FNP) die Prüfung eines „Ringtausches“ von Gewerbe-, Siedlungs- und Landwirtschaftsflächen. Da sich größerflächige Gewerbeansiedlungen auf den im Vor- läufer-Regionalplan GEP 99 und im FNP dargestellten gewerblichen Flächen in Breyell nicht verwirklichen ließen, wurden Standorte geprüft, die nicht als gewerbliche Flächen dargestellt sind, aber die erforderlichen Rahmenbedingungen erfüllen. Ausgewählt wurde der Geltungsbereich der 10. FNP-Änderung. Die Umweltprüfung zum „Ring- tausch“ kam zu dem Ergebnis, dass aufgrund seiner optimalen Verkehrsanbindung an Autobahn und Landesstraße, seiner Nähe zum bestehenden Gewerbegebiet ‚Specker- feld‘ bei gleichzeitiger Randlage zum Siedlungsbereich Breyells und des vergleichswei- se eingriffstoleranten Plangebietes kein besser geeigneter Standort für die geplante Gewerbeansiedlung besteht. Als weitere in Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeit wird im Zuge der vorliegenden Umweltprüfung der Prognose-Nullfall betrachtet (s. o. Beibehaltung der bisherigen Darstellungen von Flächen für die Landwirtschaft).

6. Beschreibung der Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Umweltauswir- kungen Zur Überwachung der Umweltauswirkungen von Planungen können verschiedene Maß- nahmen angeraten sein. Im Zuge der verbindlichen Bauleitplanung sollten Monitoring- Maßnahmen formuliert werden, die insbesondere auf die folgenden Aspekte abzielen: · Erhalt/Schaffung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse, · Vermeidung artenschutzrechtlicher Konflikte, · Erhalt der Waldflächen und umliegender Gehölzstrukturen,

27 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

· Einhaltung bodenschonender Maßnahmen in der Bauphase, · Schutz des Grundwassers, · Berücksichtigung archäologischer Belange, · Vermeidung von visuellen Effekten auf den landschaftsbildlich hochwertigen Raum der Netteniederung, · vollständige Umsetzung und wirksame Ausführung von gebietsinternen und – externen Maßnahmen zur Vermeidung und zum Ausgleich des Eingriffs in Natur und Landschaft sowie ggf. des Artenschutzes. Auswirkungen auf die Fauna und Flora der umliegenden Schutzgebiete und schutzwür- digen Flächen sind nach derzeitigem Wissensstand als so unwahrscheinlich anzuneh- men, dass diesbezüglich kein Erfordernis für Monitoring-Maßnahmen besteht.

7. Allgemeinverständliche Zusammenfassung Für eine bereits 2012 für die Ansiedlung eines großflächigen Gewerbebetriebes vorge- sehenen Fläche in Nettetal-Breyell soll – nachdem sich die seinerzeit geplante Ansied- lung zerschlagen hat – nun anlässlich einer konkreten Nachfrage nach einer größeren zusammenhängenden Gewerbefläche das Verfahren zur Änderung des Flächennut- zungsplanes wiederaufgenommen werden. Planungsziel ist die eine Gewerbeansiedlung vorbereitende geänderte Darstellung einer landwirtschaftlichen Fläche in eine gewerb- liche Baufläche. Der Umweltbericht fasst die Ergebnisse der hierzu bindend erforderlichen Umweltprü- fung zusammen. Dabei werden die Erkenntnisse über den derzeitigen Umweltzustand zusammengetragen und bewertet. Der Änderungsbereich ist wegen seiner Lage zwi- schen der Autobahn A 61, der Anschlussstelle Breyell und der Landesstraße L 29 sowie dem angrenzenden Gewerbegebiet Speckerfeld einerseits stark vorbelastet (Lärm, visu- elle Effekte, Armut der Biodiversität) andererseits so gut als Gewerbestandort geeignet, dass er bei der Suche nach potentiellen Gewerbestandorten für die Ansiedlung großflä- chiger Betriebe in Breyell deutlich am besten abgeschnitten hat. Auch hinsichtlich der untersuchten und erfassten Umweltmedien ist der Änderungsbe- reich überwiegend vergleichsweise eingriffstolerant. Sensibilitäten der Schutzgüter der Umweltprüfung bestehen bezüglich der südlich gelegenen Wohnbebauung von Lötsch, der vorliegenden schutzwürdigen Böden, der bereichsweisen Lage im Wasserschutzge- biet sowie möglicherweise vorkommender planungsrelevanter Feldvogelarten und ar- chäologischer Fundstellen. Die mit der späteren Planumsetzung verbundenen Umweltauswirkungen werden - so- weit auf der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung möglich – prognostisch erfasst und in Bezug auf die derzeitige Umweltsituation gesetzt. Die erheblichen Umweltaus- wirkungen resultieren dabei in erster Linie aus der Versiegelung und Überbauung. Konkrete Vorgaben und Maßgaben zur Vermeidung und Minderung der Auswirkungen werden im Zuge der nachfolgenden Verfahren festgelegt. Der Umweltbericht skizziert zunächst Maßnahmen zur Minderung der unvermeidbaren Eingriffe wie den Erhalt vorhandener Gehölzstrukturen und eine Eingrünung der Rand- bereiche. Nach derzeitigem Kenntnisstand können die negativen Umweltauswirkungen der Planung bei der Konkretisierung auf den Ebenen des nachgeschalteten Bebauungs-

28 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung planes und schließlich der Planumsetzung nach den Vorgaben der einschlägigen Geset- ze und Verordnungen ausgeglichen werden. Auswirkungen auf die Fauna und Flora der umliegenden Schutzgebiete und schutzwür- digen Flächen sind nach derzeitigem Wissensstand als unwahrscheinlich anzunehmen.

29 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

8. Quellenverzeichnis

8.1 WMS-Dienste LINFOS NRW WMS-Server: http://www.wms.nrw.de/umwelt/linfos? [Abfrage Dezember 2017] Dop20 NRW WMS-Server, https://www.wms.nrw.de/geobasis/wms_nw_dop20? [Abfrage Januar 2018] DTK NRW WMS-Server https://www.wms.nrw.de/geobasis/wms_nw_dtk? [Abfrage Januar 2018]

8.1 Literatur und Gutachten ARCHÄOLOGIE.DE (2010): Abschlussbericht zur archäologischen Sachverhaltsermittlung, Nettetal-Breyell, Am Kreuzweg, Duisburg

BEZIRKSREGIERUNG DÜSSELDORF (1999): GEP 99

BKR AACHEN (2017): Artenschutzrechtliches Gutachten zur Artenschutzprüfung Stufe 1 (Vorprüfung) zur Änderung des FNP und Aufstellung des Bebauungsplans „Östlich Dülkener Straße“, Nettetal

DIPL.-GEOL. VERONIKA STEINBERG (2009): Gutachten zu den Boden- und Grundwasserver- hältnissen, Gutachten Nr. VS 09.03.05, Grefrath

GEOLOGISCHER DIENST NRW (2014): Karte der schutzwürdigen Böden. – Auskunftssystem Bodenkarte von Nordrhein-Westfalen, Bearbeitungsmaßstab 1:50 000, digitale Karte

KREIS – UNTERE NATURSCHUTZBEHÖRDE (1984): Auszug aus dem Landschaftsplan LP 2 Mittlere Nette / Süchtelner Höhen (Auszüge mit Stand Dezember 2017)

LANDESAMT FÜR NATUR, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ NORDRHEIN-WESTFALEN – LANUV (2008): Numerische Bewertung von Biotoptypen für die Bauleitplanung in NRW, Recklinghausen, Stand März 2008

LANDESAMT FÜR NATUR, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ NORDRHEIN-WESTFALEN – LANUV (2016): Alleenkataster, http://alleen.naturschutzinformationen-nrw.de/, Abfrage Januar 2018

LANDESAMT FÜR NATUR, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ NRW – LANUV (2017): Fachinfor- mationssystem Geschützte Arten in Nordrhein-Westfalen; Vorkommen, Erhal- tungszustand, Gefährdungen, Maßnahmen, http://www.naturschutzinfor- mationen-nrw.de/ artenschutz/de/start, Abfrage September 2017

LANDSCHAFTSVERBAND RHEINLAND UND LANDSCHAFTSVERBAND WESTFALEN-LIPPE – LVR, LWL (2009): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein- Westfalen, November 2007, Korrekturfassung September 2009

30 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

MINISTERIUM FÜR KLIMASCHUTZ, UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, NATUR- UND VERBRAUCHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN – MKULNV (2015): Geschützte Arten in Nordrhein- Westfahlen

MINISTERIUM FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ, LANDWIRTSCHAFT UND VERBRAUCHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN – MUNLV NRW / heute MKULNV (2007): Schutzwür- dige Böden in NRW - Bodenfunktionen bewerten

MINISTERIUM FÜR KLIMASCHUTZ, UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, NATUR- UND VERBRAUCHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALLEN (2016): ELWAS-WEB - Wasserinformationssystem http://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf, Abfrage Dezember 2017

NATURPARK MAAS-SCHWALM NETTE GRENSPARK: Homepage des msn http://www.naturpark- msn.de/, Abruf Januar 2018

STADT NETTETAL (2004): Flächennutzungsplan der Stadt Nettetal

TRAUTMANN, W. (1973): Vegetationskarte der Bundesrepublik Deutschland 1:200 000 – Potentielle natürliche Vegetation – Blatt CC 5502 Köln, Bundesanstalt für Vege- tationskunde, Naturschutz und Landschaftspflege Heft 6, -Bad Godesberg

9. Rechtsgrundlagen BauGB – Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 3. November 2017 (BGBl. I S. 3634) BauNVO – Baunutzungsverordnung Verordnung über die bauliche Nutzung der Grundstücke (Baunutzungsver- ordnung) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. Januar 1990 (BGBl. I S. 132), in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. November 2017 (BGBl. I S. 3786) BBodSchG – Bundes-Bodenschutzgesetz Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten vom 17. März 1998 (BGBl. I S. 502), das zuletzt durch Artikel 3 Absatz 3 der Verordnung vom 27. September 2017 (BGBl. I S. 3465) geändert worden ist BNatSchG – Bundesnaturschutzgesetz Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 15. Sep- tember 2017 (BGBl. I S. 3434) geändert worden ist DIN – 18005 – Deutsche Norm Schallschutz im Städtebau Berücksichtigung des Schallschutzes im Städtebau, Ausgabe Mai 1987 - RdErl. d. Ministers für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr v. 21.7.1988 - I A 3 - 16.21-2 (am 01.01.2003: MSWKS)

31 STADT NETTETAL Begründung zur 10. FNP-Änderung

DSchG NRW – Denkmalschutzgesetz Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein- Westfalen; vom 11. März 1980 (GV. NW. S. 226, ber. S. 716), zuletzt geändert durch Artikel 5 G vom 15. November 2016 (GV. NRW. S. 934) Klimaschutzgesetz NRW – Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes in Nordrhein- Westfalen vom 29. Januar 2013 (GV. NRW. 2013 S. 33) LNatSchG NRW – Landesnaturschutzgesetz. Gesetz zum Schutz der Natur in Nord- rhein-Westfalen. Vom 21.Juli 2000, neu gefasst durch Artikel 1 des Gesetzes vom 15. November 2016 (GV. NRW. S. 934), in Kraft getreten am 25. Novem- ber 2016. LWG NRW – Landeswassergesetz Wassergesetz für das Land Nordrhein-Westfalen; in der Fassung vom 25. Juni 1995 (GV. NW. S. 926), neu gefasst durch Artikel 1 des Gesetzes vom 8. Juli 2016 (GV. NRW. S. 559), in Kraft getreten am 16. Juli 2016, zuletzt geändert durch Artikel 15 des Gesetzes vom 15. November 2016 (GV. NRW. S. 934) TA Lärm – Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm, Sechste Allgemeine Ver- waltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz vom 26. August 1998 (GMBl. Nr. 26 vom 28.08.1998 S. 503) VV-Artenschutz Verwaltungsvorschrift zur Anwendung der nationalen Vorschriften zur Um- setzung der Richtlinien 92/43/EWG (FFH-RL) und 2009/147/EG (V-RL) zum Artenschutz bei Planungs- oder Zulassungsverfahren (Runderlass des Minis- teriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW vom 06.06.2016) WHG – Wasserhaushaltsgesetz WHG – Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz), Gesetz vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 18. Juli 2017 (BGBl. I S. 2771) geändert worden ist.

32