Vulgärlateins
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DER VOKALISMUS DES VULGÄRLATEINS. VON HUGO SCHUCHARDT. DRITTER BAND. NACHTRÄGE UND REGISTER. LEIPZIG, DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER. 1868. Vorbemerkung. Gegen Nachträge und Berichtigungen herrscht ein all gemeines Vorurtheil. Dieses ist ungerecht. Dem Verfasser kann höchstens der Vorwurf gemacht werden, dass er sein Buch nicht umsichtig genug ausgearbeitet h abe; dass er nachträgt und berichtigt, zeigt immer, wenn auch verspätete, Gewissenhaftigkeit. Ich übrigens hoffe diesem Vorwurf zu entgehen, indem mein Buch die Spuren wiederholter Sorgen tragen dürfte. Wenn sich während des Drucks der beiden ersten Bände aus weiter zugänglich gewordenen Quellen frischer Stoff ansammelte, meine Ansichten über Manches sich fester ausprägten oder sich abänderten, so ist dies begreiflich. Der Werth des Neugewonnenen ergab sich als verschieden: die Mittheilung von Einem erschien unumgänglich, die von Anderem wünschenswerth, die von noch Anderem allerdings entbehrlich, aber immerhin nützlich. Eine freiere Form dieser Nachträge war der Beschaffenheit des Ganzen nach unmöglich. Die Unbequemlichkeit der Benutzung ist demgemäss eine nothwendige; sie ist aber keineswegs eine so grosse, wie man gewöhnlich annimmt, wenn man daraus eine Beschwerde gegen den Verfasser schmieden kann. Der Druck dieses dritten Bandes hat sich in Folge ver schiedener Umstände lange hingezogen; daher der grösste Theil der l i tterarischen Erscheinungen dieses Jahres — zumal da ich mich seit geraumer Zeit im Auslande befinde — keine Berücksichtigung hat finden können. Die Anfertigung des Registers (ein alphabetisches erwies sich als undurchführbar) bot grosse Schwierigkeiten dar. Das gegebene ist unvollkommen; es zeigt aber wenigstens, was unter dem beiläufig Angeführten zu finden ist. IV Von der französischen Akademie wurde meinem Buche eine ehrenvolle Erwähnung zu Theil. Eine Kritik durfte ich vor völligem Abschluss nicht erwarten; einer aner kennenden Anzeige bin ich in den Heidelberger Jahrbüchern, einer sehr kühlen im Centralblatt begegnet. Manchen scheint die aufgestellte Kontinuität zwischen Lateinisch und Romanisch zu stören; er möchte beide, die doch éine und dieselbe Sprache sind, möglichst weit aus einanderhalten; — mit welchem Rechte? Andere sehen die Handschriften als eine zu unlautere Quelle an, um aus ihr in dem Grade, wie ich gethan, Erkenntniss der Sprache zu schöpfen; — mit welchem Rechte? Noch Andere werden sich an noch Anderem stossen; aber durch Verneinungen wird Nichts erreicht. Es sei hier nachdrücklichst wieder holt, dass mein erster Zweck das Zusammentragen und Aufschichten von Bausteinen war; ich habe lieber manchen untauglichen aufnehmen, als einen tauglichen zurücklassen wollen. Ich hege die Ansicht, dass, wo es sich um Anbau eines neuen Gebiets handelt, allzu strenge Kritik der Wissen schaft mehr schadet, als nützt; die Grundlage der Forschung muss eine breite sein. Die Befolgung dieses Prinzips er heischt oft ein persönliches Opfer; denn nicht immer stehen die Namen derjenigen, die einer Wissenschaft umfassende Dienste geleistet haben, in deren Jahrbüchern an einem glänzenden Platze. Genf, December 1867. Dr. Hugo Schuchardt. Berichtigungen und Nachträge. Zum ersten Band. Die Doktordissertation von G. Schmilinsky ‛ De pro VIII, 29 fgg. prietate sermonis Plautini usu linguarum Romani IX, 30 fgg. carum illustrato’ (Halle 1866) verdient genannt zu werden. 2, Anm. Die hier ausgesprochene Beobachtung finde ich nachträg lich bei Müller Vorl. üb. d. Wiss. d. Spr. übers. v. Böttger II. Ser. S. 31 fgg. weiter ausgeführt. 3, 25 . Lies ‛p r obavit ’. 5 , 5 — 8 . Füge hinzu: volum tas Le Blant I. Chr. 698 (Vienne). 10— 14 . Füge hinzu: ‛ volum ptas per m et p (scribitur)’ Isid. IV, 505. 509 (App. III, 14. 31) Arev. volumptatem Vat. 2. Aug. Serm. 114, 6. volumptariae Sang. Ed. Rothar. 75, 14. 16— 2 3. Füge hinzu: voluptas Bob. Aug. Serm. 12, 10. voluptates ebend. 12, 11. voluptarium2 Darmst. Victor. 260, 37. Umgekehrt: voluntatum Vat. 2. Aug. Serm. 127, 19. Sess. Aug. Spec. 62, 28. voluntatis Sess. Aug. Spec. 115, 17. voluntate Bern. Euseb. 2, 27. 26— 27 . Füge hinzu: „ arcus „ arquus Non. 288, a, 13 fgg. G. 39. Vgl. Charis. 95, 7 fg. K. Schuchardt, Vokalismus d. Vulg.-Lat. Nachtr. 1 2 6 ,27 . Lies ‛é iner’ . 7 fgg. Man vergleiche Mar. Victor. S. 2458 P.: ‛ — ut apparet ex libris antiquis foederum et ex legum, qui etiam si ex frequenti transcriptione aliquid mutarunt, tamen retinent antiquitatem.’ 9, 24 . Lies ‛ videtur’ . 1 0 ,22 fg . ‛Wie die Autoren selbst schrieben, lässt sich gar nicht mehr ermitteln’ Bergk Ztschr. f. Alterthumsw. 1852 S. 341. Anm. In den beiden Hauptinschriften b ei Kellermann Vigil. Rom. lat. d., von denen die eine dem Jahre 210 n. Chr. ange hört, die andere einige Jahre älter ist, werden die Sol daten derselben Kohorte aufgezählt; man sehe, wie vielfach die Schreibungen derjenigen Namen, welche hier dieselben Personen, wie dort, bezeichnen, von einander abweichen. 11, 33— 35 . Da ich mir während des Drucks verschiedene Werke verschaffte, die mir vorher nicht zugänglich gewesen waren, so sind diejenigen Citate, die ich nicht selbst nachsehen konnte, nur ganz vereinzelt. 1 2 , 2— 4 . Dies bezieht sich nicht auf Werke, welche Inschriften eines bestimmten geographischen Gebietes enthalten, wie Boissieu Inscriptions de Lyon; falls nicht auch in solche (z. B. in Mommsen’s lnscriptiones regni Neapolitani unter der Rubrik ‛ originis externae’) Denkmäler auswärtiger Pro venienz in Berücksichtigung des jeweiligen Aufbewahrungs ortes aufgenommen worden sind. Anderseits finden wir z. B. in Rossi lnscriptiones christianae urbis Romae In schriften aus Ostia, Velitrae u. s. w., nach dem von ihm praef. S. XXXIX ausgesprochenen Prinzip: ‛inscriptiones omnes intra trigesimum fere ab Urbe lapidem sitas cum Romanis recepi.’ 25 . S. Frölich De numis monetariorum veterum culpa vitiosis (Quattuor tentamina Viennae 1737). 13, 27 . Ueber den Forojuliensis, welcher mit den zu Venedig und zu Prag befindlichen Fragmenten ein Evangeliarium bildet, das sich einst zu Aquileja befand, macht genauere Angaben v. Arneth Denkschr. d. Wien. Ak. Phil.-hist. Kl. XIII, I , 98 fgg. Er sagt S. 102: ‛ Der Annahme, dass das Evan geliarium von Cividale aus den Zeiten Karls d. Gr. her rühre, steht vielleicht Nichts im Wege.’ 3 1 4 , 21— 26. Hierzu kommt noch der Puteaneus (oder, wie ihn Pertz nennt, Augusteus), dessen Varianten Ribbeck Prolegg. S. 265— 270 bietet. 1 5 , 19 fg. Fragm. iur. antei. Vat. sind neu herausgegeben von Mommsen Ph. u. hist. Abh. d. Berl. Ak. 1859 S. 266— 377. 2 7 fg. Die Digesten werden jetzt von Mommsen neu heraus gegeben; ich habe die ausserordentlich gewissenhafte Mit theilung der Florentiner Lesarten für die ersten 17 Bücher noch zu Rathe ziehen können. Anm. Inschriftliche Beispiele dieses gothischen Namens: V viliarit Rossi I, 1028 (532 n. Chr.). Vviliaric ebend. 1126 (589 n. Chr.). V iliaric Le Blant I. Chr. 386 (Saint-Laurent-de-Mûre). Weiteres bei Mar. pap. dipl. Note 34) zu CXIX. 1 7 , 16 fg g. Vgl. W. Schmitz Tironiana. Nach Sickel ist der Cassel lanus in die 2. Hälfte d. 8. Jahrh. zu setzen. Anm. Nachträglich von mir benutzte Kodices sind: Bobiensis, Sessorianus*), zwei einander er gänzende Vaticani von Sermones des Au } (6. od. 7. Jahrh.) gustin bei Mai Nov. Sessorianus von Speculum des Augustin*) bibl. patr. I. Sessorianus von Capitula de genesi des Augustin Veronensis der Vita S. Martini, der Briefe und der Dialoge des Sulpicius Severus (7. Jahrh.; Abschr. eines 519 n. Chr. geschr. Kod.), herausg. v. Halm im I. Bd. des Wiener Corp. scr. eccl. lat. Wiener (Bob .) und Römer Palimpsestfragmente des Lukan, herausg. v. Detlefsen Phil. XIII, 323— 338. XV, 529— 532. Amandinus (7. Jahrh.) und Bernensis (zwischen 627 u. 699 n. Chr.) des latein. Eusebius, herausg. von A. Schöne. Darmstadtiensis (7. Jahrh.), enthaltend den Censorinus (her ausg. v. Jahn), Augustinus De dialectica (herausg. von Cre celius Progr. v. Elberfeld 1857) und rhetorische Schriften von Fortunatianus, Augustinus, Victorinus (in Halm’s Rhetores latini minores). *) W ie ich zu spät durch Reifferscheid Ber. d. Wien. Ak. Phil.-hist. Kl. L, 739. 753 erfahre, hat Mai das Alter der Sessoriani zu hoch angesetzt und stammt der erstere aus dem 7.— 8., der andere aus dem 8.— 9. Jahrh. 1* 4 Salmasianus des Pseudoapulejus (7. Jahrh.) im V. Bd. der Sillig’schen Pliniusausgabe S. XXII— XLI (nach Kodexseiten citirt). Sangallensis des Edictum Rotharis (7. Jahrh.) in der Ausgabe der langob. Ges. von Baudi a Vesme. Vaticanus (Palimpsest) des Gellius (5. Jahrh.); Varianten sind mitgetheilt von Hertz Ztschr. f. Allerthumsw. 1846 S . 69 5 fgg. Golhanus (7. Jahrh.), Victorius De ratione paschae, Dionysii Canones ecclesiastici und Capitula Nicaeni concilii enthal tend, von mir durchgesehen (citirt: ‛ Goth. Vict.’ ). Gothanus der Evangelien (7. Jahrh.); s. I, 185 Anm. Bononiensis des Laktanz (7. Jahrh.); s. I, 238 Anm. 1 8 ,15— 32 . Vgl. p a lp h ebrïs Sess. Aug. Spec. 27, 12. 40, 34. 46, 32. 66, 19. 67, 3. palph ebr a e ebend. 50, 1. p a lfe bris Laur. Oros. 241, 8. p a lfeb ra e Darmst. Fortun. 133, 8. 1 9 ,10— 17 . Mussafia Mon. ant. d. dial. it. S. 10: ‛ Poi per falsa analogia alla i italiana risponde l anche in alcune voci, ove il latino non ne dava l’esempio; cosi la parola ciera si riproduce nelle forme c la ra e clera.11).’ ‛ 11) Cfr. in Bon vesin e Bescapè habluto (abbiuto), debla (debbia), sapla (sappia), sapluto (sappiuto).’ fürL i zwischen Konsonant und Vokal setzen auch die Bewohner von Ban de la Roche, wenn sie französisch sprechen wollen (während sie sonst in gleicher Stellung l durch i wiedergeben), z. B. p loch e = p io che, p lo nnie r = p ion n ier (Oberlin Essai S. 99). Tobler Appenz. Sprachschatz Einl. S. XXXIV fg., Anm. ‛Das Lesen solcher Schnitzer ist nicht minder widerlich, als das An hören jener Dialektleute, welche gerade sich vertappen, indem sie recht fein auftreten wollen. So sagen diese P a reis statt P a ris, Preisa (Prise), reicha (r iechen), abso laute (absolute).’ 20— 32. Vgl. absungia Salm. Pseudoapul. 268, 11; laptuca ebend. 278, 25; altfr.