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Das Magazin des Deutschen Olympischen Sportbundes FAKTOR [SporT ] Sotschi Spezial

Im Rausch der Rinne [ Das Duo Wendl/Arlt und die Feinheiten des Rodelns ] Ganz bei sich [ Erfolgsregisseur Christian Petzold und der Dreh des Sports ] Ktontrollier er Aufstieg [ Das IOC und die Entwicklung der Marke Olympia ]

Vorgestellt: Maria Höfl-Riesch und weitere deutsche Medaillenkandidaten für die Winterspiele Favoriten wie Sie Alles für den Auf zu Olympia – vote für Deinen entscheidenden Lieblingsathleten und gewinne Moment eine Reise nach Sotschi!

Hervorragende Technik und die Leidenschaft, alles zu geben, wenn es darauf ankommt, das verbindet uns mit Sportlern und Athleten. Deshalb unterstützen wir seit über 10 Jahren als Partner und offi zieller Versicherer die Deutsche Olympiamannschaft.

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Konstantin Schad, Olympiateilnehmer Snowboard

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2013_10_18_AZ_210x297_KSchad.indd 1 03.12.13 13:58 Faktor Sport [ Editorial ] 3 „Ein prall gefülltes Heft, das Ihnen Lust auf die Olympischen Winterspiele in Sotschi machen soll“

Chef de Mission: DOSB-Generaldirektor Michael Vesper

Liebe Sportfreunde,

es ist ein einfaches Symbol: fünf Ringe, die ineinander verschlungen in fünf Farben für weltweite Verbundenheit stehen sollen; für ein friedli- ches Fest der Verständigung. Das versteht jeder. Auch deshalb sind die Olympischen Ringe das bekannteste Markenzeichen überhaupt. Olympische und Paralympische Spiele sind die größten Auffüh- rungen des Sports, und sie folgen einer eigenen Dramaturgie. Um im Bilde zu bleiben, haben wir uns in dieser Spezialausgabe von „Faktor Sport“ der Begrifflichkeiten des Theaters bedient und das Geschehen in fünf Akte aufgeteilt (siehe Inhalt): im Mittelpunkt natürlich die Dar- steller, die Athleten. Aktuelle wie Maria Höfl-Riesch (Ski alpin), Eric Frenzel (Nordische Kombination), die paralympische Langläuferin An- drea Eskau. Oder ehemalige, die das olympische Hochamt ausgeübt und als Fahnenträger die deutsche Mannschaft ins Stadion geführt haben. Langläufer Jochen Behle, Biathletin Kati Wilhelm oder Bobfah- rer André Lange. Namen, die jeder Sportfan kennt. Sportfan, das ist auch Christian Petzold. Im Interview ergründet der Erfolgsregisseur die Augenblicke der Schönheit. Für ihn gilt, im Sport wie beim Filmemachen: dass man über die Arbeit zu etwas Er- habenem gelangt. Interessant ist natürlich auch die Verpackung, des- halb ist ein solches Großevent zugleich Modenschau, Stichwort Requi- site. Wir präsentieren eine unterhaltsame Bildergeschichte über die Teambekleidung der vergangenen 60 Jahre. Und immer wichtig, was backstage passiert. Ein Blick ins Berliner Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten, wo Bobs, Schlitten und andere Geräte ihren Erfolgsschliff verpasst bekommen. Auszüge aus einem prall ge- füllten Heft, das Ihnen Lust auf die Spiele machen soll. Wir vergessen nicht: Manches, was sich in und um Sotschi herum getan hat, ist kritikwürdig. Und so hat zur Vorbereitung auch gehört, viele Gespräche zu führen, unsere Position vorzutragen und auf Ein- haltung olympischer Regeln zu drängen. Und so gehen wir davon aus, dass wir Wettkämpfe nicht nur in imposanten Arenen, sondern vor al- lem in olympischer Stimmung erleben werden.

Große Aufführung: die Darsteller, Viel Spaß dabei, Slalom-Spezialist sowie die Bobpiloten und Alexander Mann (mit ihrem nagelneuen Arbeitsgerät „208“). Und die Bühne, der Olympische Park

Credit: picture-alliance Credit: in Sotschi (v. o. n. u.) 4 [ Inhaltsverzeichnis ] Faktor Sport Inhalt

Eric Frenzel und andere olympische Hier trifft man sie: Athleten Kunst auf Kufen: Erfolgsregisseur und Sportfan: Christian Medaillenkandidaten Seite 10 im Deutschen Haus Seite 20 die deutschen Rodler Seite 28 Petzold im Gespräch Seite 36

Foyer 28|Mit Dampf in der Rinne Bühne Das Doppel Tobias Wendl/Tobias Arlt 36|Leerstellen-Liebhaber und die deutsche Rodeldominanz 08|Auf Tuchfühlung Der preisgekrönte Filmregisseur Christian Eine Mannschaft, viele Fans – und Petzold über Sportdramaturgie 42|Wo bleibt Behle? das Motto: „Wir für Deutschland“ Die schwarz-rot-goldenen Fahnenträger 72|Druckabfall der vergangenen Winterspiele 16|Frontfiguren Humorberater Jonathan Briefs hilft Der neue DOSB-Chef Alfons Hörmann / Athleten gegen ihre Angst vorm Versagen 46|Grün war die Hoffnung die Moderatoren von ARD und ZDF Traurig-schön: wie Biathlet Peter Angerer sich an Sarajevo erinnert 18|Blockbildung Darsteller Verwandtschaften im Team und die 60|Großer Sport ganz einfach Geografie der Sportarten. Ein Einblick 10|Treppchensteiger und das Wintermärchen Kurzporträts der deutschen von 24|Sport kompakt Medaillenaspiranten Olympia und Paralympics konzentrieren 74|Ein Norweger in XXL sich auf zwei Zentren Der erfolgreichste Langläufer aller Zeiten: Bjørn Dæhlie Credit: picture-alliance, imago-sportfoto imago-sportfoto picture-alliance, Credit: Faktor Sport [ Inhaltsverzeichnis ] 5 L olympische und Paralympische spiele sind große aufführungen. Wir haben deshalb eine begriffliche anleihe beim theater genommen. [ ein heft in fünf akten. ]

Zeigt her eure Kleider: die Outfits Nur mit Schikane: was eine Alte Strukturen, neue Erfolge: Jugend- Echte Erfolgsgeschichte: das IOC und des Olympiateams Seite 50 Abfahrtsstrecke braucht Seite 54 förderung in Russland Seite 62 die Ringe Seite 66

26|Für Faktenfreunde BaCKstaGe 66|Vom Wert des Wachstums Was Sie zu den Spielen gewusst Wie das IOC die fünf Ringe zum haben sollten 20|Die Sport-WG Bestseller machte Im Deutschen Haus treffen sich 32|Schon angekommen? Athleten, Förderer und Medien Slopestyle zwischen Spektakelsport reQUIsIte und höheren Weihen 48|Ticken sie noch richtig? Der Uhren-Experte Peter Hürzeler 06|Eine Frage der Haltung 34|Lass Bilder sprechen über Zeitnahme bei Olympischen Spielen Skeleton: wie man kopfüber den Sotschi, mal ohne große Worte Durchblick behalten kann 56|Die Erfolgsschrauber 40|Er will sich trauen Besuch im Berliner Institut für Forschung 50|Und was trägst du? Wie Verena Bentele TV-Moderator Markus und Entwicklung von Sportgeräten Eine kleine Geschichte der deutschen Othmer bei den Paralympics helfen soll Mannschaftsbekleidung 62|Alte Stärken 54|Der Hang zum Gefälle Die Nachwuchsförderung in Russland Zwischen Hahnenkamm und Trampolin. profitiert von ehemaligen Sowjettrainern Über Streckenprofile perfekter Abfahrten 73| Termine und Impressum 6

[ Requisite ]

Erhobenen Hauptes tung zumAusdruck zubringen. js] innerhalb der Regeln eine Menge Möglichkeiten seine Hal- finden, ter. Das sehen auch die Aktiven. Wer seinen eigenen Kopf hat, wird sich geht. Es gibt einiges zu kritisieren an diesem Olympiaausrich- vor Eisröhre der links und rechts was sähen, nicht grundsätzlich Sportler dass nicht, aber heißt Das will. erfüllen Traum pischen olympischen Bob- und Schlittenbahn in Krasnaja Poljana den olym- ken lassen. Schon gar nicht, wenn er oder sie sich (wie hier) auf der ablen- Fahrer kein natürlich sich sollte Dabei rasen. bergab kanal bäuchlings auf ihren Schlitten werfen und tollkühn durch den Eis- Faktor Sport W Sportsoldatin Katharina Heinz nach kurzem Sprint kurzem nach Heinz Katharina Sportsoldatin bei der Sportart Skeleton, in der sich Athleten wie die Etwa sein. hilfreich recht Tunnelblick ein kann mal manch- Klar, verlieren. Überblick den zwangsläufig nicht muss stürzt, Aufgabe eine in kopfüber sich er

Credit: picture-alliance Faktor Sport [ Requisite ] 7 Strand geht, Schnee kommt – „Wir für Deutschland“ 8 [ Bühne ] Faktor Sport bleibt: Die Einkleidung der Deutschen Olympiamann- schaft 2014 bot Anlass für die symbolische Übergabe des Slogans. Julius Brink (l.) und Jonas Reckermann (r.), Ge- winner von Beachvolleyball-Gold in London 2012, reich- ten eine Fahne an Monique Angermüller (Eisschnelllauf, 2. v. l.), Benedikt Mayr (Freeski, M.) und Andrea Rothfuss (paralympischer Skisport, 2. v. r.) weiter. In London hing sie im Olympischen Dorf. Und in Sotschi? Mal sehen.

Drei Wörter für den guten Geist

Ein Land, ein Team: Bei den Spielen von London trat die Olympiamann- schaft erstmals unter der Devise „Wir für Deutschland“ an. Für Sotschi gilt das gleiche Motto, aber es wird breiter kommuniziert. Text: Nicolas Richter

1 3 Teamgedanke bei Olympischen Spielen? Nach Website samt Social Hub und – neu – Fotoblog sind auch Knotenpunkt der verbreiteter Wahrnehmung war das früher auf olympischen Kommunikation. Wobei  www.deutsche-olympiamannschaft.de einzelne Sportarten beschränkt. Deshalb hat von immer mehr Angeboten ergänzt wird, neuerdings einer App. Auch sie bietet der DOSB vor den Spielen von London den Slo- Zugriff auf den Social Hub, setzt die User mit Athleten in Kontakt und informiert gan „Wir für Deutschland“ initiiert. Die dop- etwa über die von ihnen via Twitter und Facebook verbreiteten Trainings- oder pelte Botschaft: Die „Deutsche Olympiamann- Wettkampferlebnisse. Sportler werden in Steckbriefen vorgestellt, zudem ver- schaft“ ist nicht nur ein Team, sondern dein sammelt die App Wissen über olympische Sportarten und enthält eine soge- Team. Auf digitalen und sozialen Plattformen nannte Fancorner – Olympiabegeisterung erwünscht. bündelte sich der Austausch zwischen den Ath- leten und ihrem Publikum nicht nur, er vertief- 4 te sich auch. Gerade während der Spiele: 1,5 Millionen Aufrufe der Website, bis zu Letzteres gilt ebenso und ganz gezielt für ein wei- 300.000 User des Twitter-Hashtags #WirfuerD, um zwei Zahlen zu nennen. Sotschi teres Webangebot, das der DOSB und die Stiftung 2014 ist dem Verband nun Anlass, „Wir für Deutschland“ auf den Wintersport zu über- Deutsche Sporthilfe mit Blick auf Sotschi auf den tragen – und mehr als das. Weg gebracht haben. Bei www.anfeuern.de ist der Name Programm: Auf 160 Zeichen, Format der Ge- 2 neration Twitter, sollen Anhänger der Olympiamann- So tritt auch die Deutsche Paralympische Mannschaft unter dem Claim schaft Glück wünschen, Mut zusprechen, Rücken- auf. Als digitale Verlängerung hat der Deutsche Behindertensportverband wind geben. Und Rückenwind, so hofft der DOSB, (DBS) eine Website eingerichtet, die unter  www.deutsche-paralympi- soll auch Bundespräsident Joachim Gauck geben, sche-mannschaft.de Themen rund um das Team sammelt. Ein Kernelement der zwar bekanntlich nicht nach Sotschi reist, die ist ein Online-Magazin, das vor allem eines möchte: Geschichten erzäh- Einladung zur Willkommensfeier der Deutschen len, und zwar über die deutschen Athleten. Die Seite richtet sich erstens Olympiamannschaft am Münchener Flughafen (24. an multiplizierende Leser wie Medien- und Verbandsvertreter, zweitens Februar) aber annehmen will. Manchmal geht es

an den sogenannten Endkonsumenten, der in diesem Fall Sportfan ist. eben noch um physische Präsenz. picture-alliance Credit: 1000 km Training für 49 schnelle Schritte.

Sportler brauchen Unterstützung. Nicht erst im entscheidenden Moment des Wettkampfs, sondern schon weit im Vorfeld. Auf dem langen und mühsamen Weg der Athleten zum Erfolg. Genau hier können wir einen hilfreichen Beitrag leisten. Wir unterstützen hoffnungsvolle Talente, fördern den Behinderten- und Breitensport sowie die sportlichen Aktivitäten im eigenen Unternehmen. Und wir fliegen – höher, schneller, weiter – deutsche Teams zu den großen Sportveranstaltungen weltweit. Alles für diesen Moment.

lufthansagroup.com/sport 10 [ Darsteller ] Faktor Sport Hoffnung im Dutzend Die einen lassen es auf sich zukommen, die anderen wollen Gold und nichts als Gold: Wer nach deutschen Medaillenkandidaten für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2014 sucht, kommt an sieben Frauen, vier Männern und einem Paar nicht vorbei. Text: Jochen Büttner

Rodeln Bob Natalie Francesco 1 Geisenberger 2 Friedrich Sie fasste es selbst kaum: „Was für eine unglaubliche Fährt Francesco Friedrich bald in den Spuren eines Saison.“ In sechs von neun Weltcuprennen ganz vorne, André Lange? Oder tut er es schon? Ist ja gar nicht natürlich Gesamtsiegerin, dazu Welt- und Europameis- so einfach: Bei der vergangenen Junioren-WM hat terin: Der vergangene Winter hatte es für Natalie Gei- der Sportsoldat im Zweier- und Viererbob die Gold- senberger in sich – und dieser begann nicht schlechter. medaille gewonnen. Um dann in St. Moritz, bei den Vier Siege in den ersten vier Rennen. Es ist schon er- „Großen“, als jüngster Bob-Weltmeister (im Zwei- staunlich: Das deutsche Team dominiert seit Jahren er) aller Zeiten Sportgeschichte zu schreiben, na- die Weltspitze, und die 1,83 Meter große Bundespo- türlich mit Anschieber Jannis Bäcker. Im Oktober lizistin ragt aus diesem Team noch heraus. Klar, die war er wieder Nachwuchsmann, als die Deutsche Olympischen Spiele sind das Wichtigste, und da hat Sporthilfe ihn und Gino Gerhardi zu Siegern der sie jetzt Druck. Wobei: Sie selbst sprach vor diesem Mannschaftswertung bei der Wahl zum „Junior- Winter von „viel Selbstvertrauen, Spaß und Moti- sportler des Jahres 2013“ kürte. Mit den Olympi- vation“, die ihr die Erfolge gäben, „endlich“, sag- schen Spielen in Sotschi erwarten ihn nun seine te sie, als es losging, sei die eislose Zeit vorbei. ersten Olympischen Spiele, die ganz große Büh- Die Bahn in Sotschi macht ihr keine Sorgen, sie ne. Er hat Druck, was sonst, aber nicht den ganz kam in der vergangenen Saison gut damit zu- gewaltigen, weil er ja nicht der einzige deutsche recht. „Sie hat aber einige schwierige und un- Trumpf ist unter Piloten wie Thomas Florschütz und gewöhnliche Stellen. Es gibt unter anderem . Mal schauen, was geht, beson- drei Bergauf-Passagen“, schildert die kaum ders im Zweier, für den der neue „208“ bereitsteht 26-Jährige (Geburtstag am 5. Februar) ihre (siehe Seite 56). Klar ist nur dies: Wer dort gewinnt, Eindrücke. Aber auf dem Weg nach oben wird Nachfolger von André Lange, dem Olympiasie- 1 darf es ruhig auch mal bergauf gehen. ger von . Faktor Sport [ Darsteller ] 11

Nordische Kombination Eric 3 Frenzel Als Nordischer Kombinierer hat Eric Frenzel ziemlich spe- zielle olympische Erfahrungen. Die eine ist natürlich die Bronzemedaille mit dem Team 2010 in Vancouver. Die andere stammt vom Sommer 2012, als der zweifache Weltmeister als Tourist zu den Sommerspielen reiste, um mit Freundin Laura ein paar Wettkämpfe und in aller Ruhe die Londoner Sehenswürdigkeiten an- zuschauen. Am Buckingham Palace gerieten sie in den Trubel enthusiastischer Fans, beim Frau- enmarathon ging es gerade um die Medaillen. Ziemlich cool für den Sportsoldaten, mal die Gegenperspektive zu erleben – auch beim Langlauf stehen die Zuschauer ja an der Strecke und feuern die Athleten an. In Sotschi wird Frenzel wieder zu Letzteren gehören. Und wenn alles optimal läuft, wie Anfang dieses Winters, als er drei der ersten vier Weltcuprennen ge- wann, kann er sich dann richtig fei- ern lassen. An der Strecke und im sächsischen Geyer sowieso: Sei- ne Heimatstadt hat dem 25-Jäh- rigen bereits ein Denkmal ge- setzt. In einer Glasvitrine im Rathaus ist die Frenzel-Er- folgsstory dokumentiert. 3

2 Ski alpin Maria 4 Höfl-Riesch Die Queen von Whistler bestreitet in Sotschi definitiv ihre letzten Olympischen Spiele. Spätestens nach der WM 2015 in Vail will Maria Höfl-Riesch ihre Karriere beenden. Es wird ein Einschnitt werden, für sie und den Verband. Aber Moment, das ist Zukunft, die Gegenwart gleicht eher Anfang als Ende. Mit 29 Jahren haben andere Rennläuferinnen ihre Skier schon längst in die Hütte gehängt – Maria Höfl-Riesch hängte sich noch mal richtig rein. Sie begab sich in die Hände des Fitness-Gurus Heinrich Bergmüller, Spitzname „Schinderheini“. Der Österreicher formte seinerzeit Hermann Maier zum Powerpaket der Pisten, und von ihm, Maier, kam auch der Rat, es doch mal zu probieren mit dem Coach. Gesagt, gequält. Nach der Aus- dauer-, auch Kraftausdauerphase bat Bergmüller zum Training der Rumpfmuskulatur und koordinativer Fähigkeiten, bevor – relativ spät, wie er sagt – die Schnellkraft zu ihrem Recht kam. Am Ende fühlte sich die zweifache Weltmeisterin bestens vorbereitet auf ihre letzte Olympia-Saison. Nur der „Schinderheini“ muss sich zu Hause fragen las- sen, warum er die Konkurrenz seiner Landsfrauen stärkt.

Eiskunstlauf 4 Aljona Savchenko & 5 Robin Szolkowy Bronze bei Olympischen Spielen: ein Misserfolg? Immer noch frustriert saßen Aljona Savchenko und Robin Szolkowy eine Woche nach dem drit- ten Platz 2010 in Vancouver in einem Fernsehstudio und suchten nach einer Erklärung für das verpasste Mehr. Sie waren nach der Siegereh- rung abgereist, hatten daheim trainiert, um extra für das Schaulau- fen zurückzukehren. So ganz schienen sie nicht lassen zu können von Vancouver, und in ihren Augen blitzte erster Trotz auf: dann eben vier Jahre später in Sotschi! Jetzt, wo es so weit ist, wirkt es tatsächlich, als habe dieser Gedanke, dieser Trotz sie vier Jahre angetrieben. „Wir haben das Beste vorbereitet. Damit wollen wir Gold“, sagten die vierfachen Paarlauf-Weltmeister auf ei- 5 ner Pressekonferenz vor dem Saisonstart. Sowohl in ihrem Kurzprogramm als auch in ihrer Kür bieten sie eine Höchst- schwierigkeit, die kein anderes Duo der Welt beherrscht: den dreifachen Wurfaxel. Im Übrigen wird es für sie, die in Sotschi 30 sein wird, und ihn, den 34-Jährigen, dar- auf ankommen, nicht an Kanada gestern zu denken, sondern an Russland heute. Eine Stütze kommt aus den Lautsprechern: Die Nussknacker-Suite von Pe- ter Tschaikowsky liefert den Soundtrack für ihre letzte olympische Kür. 7 6 Faktor Sport [ Darsteller ] 13

Ski alpin Felix 6 Neureuther Eigentlich bringt den Routinier so schnell nichts aus der Ruhe. Und als sich Felix Neureuther im Sommer ein Überbein am linken Sprungge- lenk entfernen ließ, postete er noch ein lustiges Krankenhaus-Foto durch die Welt. Schließlich lag er mit seinem Spezi Bastian Schweinsteiger in Zü- rich auf einem Zimmer, und die OP schien reine Routi- ne zu sein. War sie aber nicht. Arglistige Streptokokken nisteten sich ein, es entstand totes Gewebe, die Wun- de heilte nicht. Und das ausgerechnet vor dem Olympia- Winter und nach einer Saison, die dem Slalom-Spezialisten drei Saisonsiege und WM-Silber beschert hatte, plus die An- näherung an die Weltspitze im Riesenslalom. Mit dem Alter – Ende März wird er 30 – immer besser, immer konstanter gewor- den, galt der Garmisch-Partenkirchener als olympischer Medaillen- anwärter. Und jetzt? Pechvogel-Stimmung? Von wegen. Der alpine Sonnyboy macht sich keinen Stress, er weiß inzwischen ja, wie weit ihn sein Talent bringen kann, wenn er es machen lässt, statt ständig zu fordern. Sein Fuß steckt in einem Spezialschuh: „Wenn ich drin bin, geht’s“, sagt er. Wie gut, das wird man sehen.

Ski alpin Langlauf Georg Andrea 7 Kreiter 8 Eskau Seit vier Jahren, seit sein Kollege Martin Braxenthaler mit dem Es war im September 2012, Brands Hatch in London: Monoski in Vancouver von Goldmedaille zu Goldmedaille raste, Eine 1971 geborene Diplompsychologin aus dem thü- hat Georg Kreiter das Ziel vor Augen. „Wenn ich so weitermache ringischen Apolda fegte mit ihrem Handbike über die Zielli- 8 wie bisher, wird mein Traum wahr, in Sotschi für mein Heimatland nie: als Erste, zweimal binnen ein paar Tagen, im Zeitfahren wie im zu fahren“, sagte der damals 25-Jährige. Nach einem Motorrad- Straßenrennen. Und an was dachte Andrea Eskau mit den beiden Goldme- unfall querschnittgelähmt, saß der Thanninger (Bayern) im März daillen um den Hals? An die Paralympischen Winterspiele. „Ab jetzt heißt das 2006 erstmals auf einem Monoski. „Ich war von Anfang an be- große Ziel Sotschi 2014“, erklärte sie und richtete sich nicht nur gedanklich geistert“, sagt er. 2007 nahm er an einem Kurs „Einführung in den auf den Wintersport ein. Noch im gleichen Monat begann sie mit der Vorbe- Skirennlauf“ teil, zwei Wochen später flatterte die erste Einladung reitung. Sie ist ein sportlicher Tausendsassa, aber Talent und Begeisterung für einen Sichtungslehrgang des Deutschen Paralympic Skiteam würden ihr noch keine paralympischen Medaillen bringen. Andrea Eskau will alpin auf den Tisch. Nun ist er Deutscher Meister im Slalom und einfach sehr viel und sie ist bereit, alles dafür Erforderliche zu tun, sprich: Riesenslalom. Die Vorbereitungen auf die Paralympischen Winter- Sie reißt einen Trainingskilometer nach dem anderen ab, ihrem von dem US- spiele bestimmten den Tagesablauf der vergangenen Monate. In- Rennfahrer Mario Andretti entliehenen Motto folgend. „Wenn alles unter ternational lief die Saison 2012/13 für den Mediengestalter zwar Kontrolle zu sein scheint, dann bist du noch nicht schnell genug!“ Schnell nicht rund, aber die bisherigen Vorbereitungslehrgänge inklusive genug, das wäre in diesem Fall nur der erste Platz. Nach dreimal Gold im Materialtests stimmen optimistisch. Mal sehen, ob Georg Kreiter Sommer möchte sie auch im Winter ganz oben stehen. Silber (im Skilanglauf) in Sotschi Braxenthalers Spur erwischt. und Bronze (im Biathlon) hat sie ja schon, mitgebracht 2010 aus Vancouver. 14 [ Darsteller ] Faktor Sport

Ski alpin Andrea 9 9 RothfuSS Das Highlight? Ganz klar: Sotschi 2013. „Super-Kombination abgesagt – damit hab ich die Gesamtweltcup-Wertung zum ersten Mal gewonnen! Juhuu!“, jubelte Andrea Rothfuss im März auf ihrer Facebook-Seite. Am Tag zuvor war sie schon zur besten Sla- lom- und Riesenslalomfahrerin der Saison gekürt worden, die Abfahrt gewann sie au- ßerdem, es waren vorolympische Juhu-Tage für die 24-Jährige aus Mitteltal. Sotschi 2014? Seit Herbst kann man sagen, dass Andrea Rothfuss von Kopf bis Fuß auf die Winterspiele eingestellt ist; da präsentierte die Behindertensportlerin des Jahres 2009 nebst anderen Athleten in Düsseldorf den farbenfrohen Mannschaftszwirn der Paralympischen Mannschaft. Rein sportlich? Sie bringt schöne Erinnerungen mit und hoffentlich eine gute Form, der Rest hängt wohl auch von Nervenstärke ab. Denn da ist ihre Rivalin: Marie Bochet. Ihr musste sich Rothfuss bei der WM 2013 in La Molina gleich viermal geschlagen geben. In der Abfahrt, im Slalom, in der Super-Kombination und im Riesenslalom hatte die Französin jeweils die Nase vorn, für die Deutsche gab’s viermal Silber. Bei Olympia soll sich das än- dern. Wenn’s geht, viermal.

Ski alpin Anna 10Schaffelhuber So eben 21, aber schon ganz genau wissen, wie es geht. So ist das bei Anna Schaffelhuber. „Wenn man die Dinge halb/halb macht, kommt nix Gescheites bei raus“, sagt die 1,50 Meter kleine Pow- erfrau, und wer das nicht glauben will, der kann sie ja selbst fra- gen, die vierfache Weltmeisterin. Vielleicht spricht sie dann vom „Zwei-Welten-Prinzip: Wo ich gerade bin, gebe ich Vollgas“, so hat sie das mal formuliert. Das Prinzip führte sie zum Beispiel zum Abitur 2011: Im Winter gewann Anna Schaffelhuber drei WM-Titel, erst dann konzentrierte sie sich auf die Schule. Er- gebnis der Reifeprüfung: 1,6. Zwei Jahre später hat die Mo- noskifahrerin aus dem niederbayerischen Bayerbach für die Mutter Konzepte zur Barrierefreiheit entwickelt, drei Sie- ge im Gesamtweltcup eingefahren und Jura in München studiert. Bei der WM 2013 im spanischen La Molina ver- teidigte sie ihren Titel im Slalom, stand zudem im Rie- senslalom und Super-G (beide Silber) sowie in der Su- per-Kombination und in der Abfahrt (beide Bronze) auf dem Stockerl. Auch eine paralympische Medaille hat sie schon, Bronze 2010, als 17-Jährige. Damals hatte sie der „Mittelbayerischen Zeitung“ vor den Spielen gesagt: „Längerfristig muss auch

mal eine Goldene her.“ Anna Schaffelhuber, www.photo-hartmann.de picture-alliance, Credit: 10 man traut es ihr zu, jetzt, in Sotschi. Faktor Sport [ Darsteller ] 15

Ski alpin Anna-Lena 11 Forster Mit 14 Jahren bei Paralympischen Winterspielen: Diesen Traum erfüllte sich vor vier Jahren Anna- 11 Lena Forster. Die junge Skifahrerin kämpfte in Vancouver allerdings nicht um Medaillen, sie nahm am ersten Paralympischen Winter-Jugendlager teil. Zahlreiche Nachwuchssportler hatten sich be- worben, und Anna-Lena Forster gehörte zu den glücklichen 13, die in den Flieger nach Westka- nada steigen durften. Und jetzt, 2014? Sie zählt zur Weltspitze auf dem Monoski, insbesondere im Slalom, bei der WM in La Molina 2013 wurde sie da Zweite. Eine Entwicklung, die sich früh abzeichnete. Das Mädchen wurde ohne rechtes Bein geboren, das linke Bein ist nicht kom- plett. Doch die skibegeisterten Eltern nahmen sie an die Piste mit, und Anna-Lena hatte einfach keine Lust, mit der Oma in der Hütte zu sitzen. So erhielt das Kind einen Monoski mit spezieller Sitzschale. Ab ging’s. Vergangenes Jahr gab sie ihr Weltcup-Debüt. Und nun also wieder Paralympische Spiele. Sie wird diesmal als Aktive dabei sein, sie wird sogar um Medaillen kämpfen.

Biathlon Vivian 12 Hösch Das vergangene Jahr hätte für Vivian Hösch kaum besser begin- nen können. Die 22-Jährige aus dem Schwarzwald feierte im US- amerikanischen Cable über fünf Kilometer Skating ihren ersten Weltcup-Sieg. Zwei Monate später machte sie Bekanntschaft mit der Paralympics-Strecke und freundete sich gleich mal mit ihr an. Im Biathlon-Sprint über sechs Kilometer lief sie überraschend auf den dritten Platz. Jetzt steht sie vor der Verwirklichung eines Traums: der Teilnahme an Paralym- pischen Spielen. Die Freiburgerin erblindete im neun- ten Lebensjahr, aber das schmetterte sie nicht nieder, sie war bereits sehbehindert zur Welt gekommen, sie kannte es nicht anders. Hösch machte das Abi- tur, nahm die computergestützte Arbeit als Verwal- tungsfachangestellte der Stadt Freiburg auf. Wer ihr beim Training im Schwarzwald begegnet, der glaubt kaum, dass sie nichts sieht. Dicht hinter ihrem Guide rauscht sie durch die Kurven der Langlaufstrecke und folgt seinen Komman- dos. Das Gehör ist entscheidend. Sie schil- derte mal, wie sie am Geräusch der Ski die Schneebeschaffenheit erkennen könne. Vivians Gespür für Schnee: Hoffentlich funktioniert es auch in Sotschi. 12 16 [ Bühne ] Faktor Sport

Vom DSV- zum DOSB-Chef: Wie ändert sich Ihr Terminkalender für Sotschi? Fragen an Vorher wäre es wahrscheinlich zu 90 Prozent Schnee gewesen und zu zehn Prozent anderes. Nun wird das Alfons Hörmann Verhältnis, schätze ich, eher 50 zu 3 50 sein. Ich werde mich verstärkt um ls die Wahl vorbei war, wur- Sportpolitik und um Gäste im Deut- de die Heimat hörbar. Mit ei- schen Haus kümmern. Die Rolle wird nem „Vergelt’s Gott“ bedankte allgemeiner. Aber ich freue mich da- sich Alfons Hörmann bei der rauf. DOSB-Mitgliederversammlung Ain Wiesbaden, die den Allgäuer mit Welchen Wettkampf wollen Sie keines- 94,6 Prozent der Stimmen zum neu- falls verpassen? en Präsidenten des Dachverbandes Ich werde versuchen, so viele wie mög- gekürt hatte. Er fühle sich gestärkt, lich zu besuchen, insbesondere natür- mit einem starken Präsidium den Ma- lich die Medaillenentscheidungen un- rathon anzugehen, den seine neue seres Teams. Aufgabe darstelle, sagte der Nachfol- ger von Thomas Bach. Um im Bild zu Wäre die Abfahrt von Rosa Chutor bleiben: Der bisherige Präsident des eine Herausforderung für Sie? Deutschen Skiverbandes hat sehr viel Ich kenne sie nur vom Fernsehen, von Grundlagentraining hinter sich: Drei den Testwettkämpfen und kann sie Jahrzehnte in Spitzenpositionen von daher nicht so ohne Weiteres einord- mittelständischen Unternehmen hät- nen. Es kommt darauf an, wie sie prä- ten ihm „wertvolle Erfahrungen in pariert ist. Bei griffigem Schnee wä- den Themen Strategie, Führung und ren auch die Kandahar und die Streif Organisation“ vermittelt, sagt er. In in Kitzbühel kein so großes Problem. Sotschi wird der 53-Jährige seinen ers- Aber bei spiegelblankem Eis, geglät- ten großen Auftritt in neuer Position tet und gehärtet wie im Wettkampf – haben. nein danke, dann lieber nicht. js ] Zu 90 Prozent im Schnee: Bei den Winterspielen 2010 in Vancouver saß Alfons Hörmann dem DSV vor, in Sotschi repräsentiert er den DOSB – Sportpolitik wird wichtiger

Stunden berichten ARD je direkt von den Winterspielen: 240 Stun- und ZDF live von den den sind es in der Summe. Hinzu kommen vier 240 Olympischen Spielen. Routine hinter Glas Livestreams im Internet mit einem Volumen von Stunden Berichterstat- rund 500 Stunden. Mit erfahrenen Moderatoren-Duos tung sind bei ARD und Es ist Usus geworden, dass die Sender gestalten ARD und ZDF 240 Stunden ZDF für die Paralympi- ihre Reporter nicht alleine lassen und Exper- olympisches Live-Programm. schen Spiele vorgesehen. ten verpflichten. Für die Spiele in Russland sind 21 Über sein Outfit, besonders über das Karo-Sak- das die früheren Top-Athleten Sven (Bi- Erstmals gemeinsam und nicht im ko von London, kann man geteilter Meinung athlon), Marco Büchel aus Liechtenstein (Ski al- International Broadcasting Center: sein. In seinem Hauptfach, dem Moderieren pin), Katarina Witt (Eiskunstlauf), Kati Wilhelm ARD und ZDF teilen sich in Sotschi von Sportsendungen, bietet Michael Antwerpes (Biathlon), Dieter Thoma (Skispringen), Markus ein Studio mit einheitlichem Büh- aber wenig Angriffsfläche – ihm geht einfach Wasmeier (Ski alpin) und Peter Schlickenrieder nenbild. Der 10 x 10 Meter große wenig daneben. In Sotschi steht der 50-Jähri- (Langlauf). Wie in London tritt zudem der als Glaswürfel steht direkt im Olym- ge nebst Gerhard Delling als sogenannter An- Mentaltrainer der Fußball-Nationalmannschaft pischen Park. chor-Moderator vor der ARD-Kamera. So erwar- bekannt gewordene Sportpsychologe Hans-Die- ten es die Zuschauer inzwischen: Seit 1994 hat ter Hermann auf. rk Antwerpes alle Sommer- und Winterspiele be- gleitet. Auch das Zweite vertraut auf ein bewähr- tes Duo: Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne werden „ZDF Olympia live“ abwechselnd aus dem Panoramastudio im Olympic Parc von Sotschi moderieren.

Live ist das Stichwort: Die öffentlich- picture-alliance Credit: rechtlichen Sender übertragen 2014 mehr denn Wann ist ein Kreditinstitut gut für Deutschland?

Wenn es nicht nur Vermögen aufbaut. Sondern auch Talent fördert.

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Sparkassen. Gut für Deutschland.

RZ-AZ_A4-Sport_breitensport.indd 1 22.11.13 12:58 18 [ Bühne ] Faktor Sport Ortsbande

Fußball funktioniert auf fast jedem Untergrund, Eisschnelllauf oder Ski alpin eher nicht. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft re- krutiert gerne einen Spieler aus Schleswig-Holstein. Aber ein Nord- licht auf der Skisprungschanze? Wohl bis auf Weiteres unvorstell- bar. In einer anderen Wintersportart aber schreiben Hanseaten nun Geschichte: Mit der Deutschen Curling-Nationalmannschaft vom CC Hamburg um Skip John Jahr qualifizierte sich erstmals ein Team aus der Hafenstadt für Olympische Winterspiele. Feiert ein deutscher Wintersportler Erfolge, fällt es meist nicht schwer, seine Herkunft geografisch zuzuordnen. Eisschnelllauf zum Beispiel: Hier liegt man mit ziemlicher Sicherheit bei Berlin, Erfurt oder Inzell richtig. Rodeln, Bob und Skeleton zentrieren sich um die vier Bahnen in Deutschland: Altenberg in Sachsen, Berchtesgaden am bayerischen Königssee, Oberhof in Thüringen und Winterberg in Nordrhein-Westfalen. Ähnlich verhält es sich mit den Skispringern: Die Athleten kommen in der Regel aus dem Thüringer Wald, dem Erz- Quattro-Antrieb: die vier STEPHANIE, PATRICK, gebirge, dem Schwarzwald, dem Allgäu oder Oberbayern. Beckert-Geschwister – Pedro, Jessica, Stephanie JESSICA UND PEDRO Ski alpin konzentriert sich verlässlich auf die Alpen. Doch es und Patrick (v. l. n. r.) – gab mal eine sehr erfolgreiche Sportlerin, die ausnahmsweise nicht bei der Deutschen Meis- am Fuße der Alpen zur Welt kam: die dreifache Olympiasiegerin Kat- terschaft im Eisschnell- BECKERT laufen, Ende Oktober ja Seizinger (siehe S. 60), geboren in Datteln (NRW). 2013 Zugegeben, es gibt Sportarten, da fällt es nicht ganz so leicht, sie auf der Landkarte einzusortieren. Im Eiskunstlaufen etwa. Die NEUREUTHER RIESCH LOCH BERG aktuelle deutsche Meisterin Nathalie Weinzierl lebt in Mannheim, Aljona Savchenko und Robin Szolkowy sind Chemnitzer – aus dem Ruhrpott stammen Rudi Cerne (Wanne-Eickel) und Dagmar Lurz (Dortmund), die früher die nationale Szene bestimmten. Der ehe- malige Erfolgsläufer Norbert Schramm wiederum hatte seine sport- liche Heimat in . Eishallen gibt es über das ganze Land verstreut. Da ist die Lage bei den Biathleten und Langläufern schon Familienbande wieder überschaubarer – woran auch ein Event auf Schalke nichts ändert. Trainiert wird dort, wo schon immer trainiert wurde. Und Verwandtschaft hält zusammen. Eine Bande, die im Kleinen wie im gro- gleich nebenan wohnen dann meist die Sportler. jb ßen Ganzen funktioniert, zum Beispiel in der Deutschen Olympiamann- schaft. In Erfurt drücken Stephanie und Patrick Beckert ihre Schlitt- schuhkufen ins Eis, beide haben ihr Ticket für Sotschi gebucht. Dahinter Hamburg machen sich zwei jüngere Geschwister bereits für 2018 warm: Jessica und Pedro tragen gleichfalls den Talentierten-Stempel. Die Anlage ha- ben die vier Zöglinge offenbar von der Mutter Angela Beckert: Sie war Eisschnellläuferin beim ESC Erfurt. Berlin Vorfreude auf Sotschi herrscht auch im Hause Loch. Felix Loch, Ro- del-Olympiasieger in Vancouver, vertraut den Ratschlägen seines Vaters Norbert. Der muss es als Bundestrainer schließlich wissen. Einen Traum haben sich Luca und Paul Berg erfüllt. Schwester und Bruder treten bei- de im Snowboardcross an. NRW Schwesterliche Hilfestellung können sich auch die Riesch-Sisters Sachsen geben. In Vancouver gingen Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch Thüringen und Susanne Riesch gemeinsam an den Start. Für die ältere Maria ist Sot- schi wohl der letzte olympische Einsatz, während die Jüngere nach einer langen Verletzung noch um den Anschluss an die Weltspitze kämpft. Den Ringen folgte bereits ein anderer in der Familie: Onkel Wolfgang Zim- merer gewann Gold im Zweierbob 1972 in sowie einmal Silber (1976 im Zweierbob) und zweimal Bronze (1972 und 1976 im Vierer). Ba-Wü Bayern Eine sehr erfolgreiche, mittlerweile auch bekannte Familienge- schichte schreiben die Neureuthers. Vater Christian siegte bei sechs Welt- cup-Rennen im Slalom. Ehefrau wurde als Gold-Rosi Norddeutscher 1976 in Innsbruck mit zwei Olympiasiegen zur deutschen Ski-Legende. Ausreißer: eine Auswahl an Wintersportstandorten Kein Wunder, dass Sohn Felix den Weg auf die Piste fand, im Slalom und

in Deutschland Riesenslalom. jb picture-alliance Credit: Ab Januar 2014 wieder bewerben! Wir fördern junge Talente. Das „Grüne Band“ prämiert Sportvereine für vorbildliche Talentförderung.

Mit dem Wettbewerb „Das Grüne Band für vorbildliche Talent förderung im Verein“ unterstützt die Commerzbank junge Athleten seit 28 Jahren auf ihrem Weg in den Spitzensport. In Zusammen- arbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund fördern wir die Begeisterung für den Sport, setzen ein Zeichen dafür, dass Erfolge mit fairen Mitteln möglich sind und belohnen engagierte Nachwuchsarbeit. Mehr Informationen unter www.dasgrueneband.com

Eine gemeinsame Initiative von

COBA_Sportsfreund_210x297_V1.indd 1 21.11.13 15:45 20 [ Backstage ] Faktor Sport Zu Hause auf Reisen Wenn die Deutsche Olympiamannschaft zu den Spielen reist, nimmt sie das „Deutsche Haus“ mit. Sein Ursprung liegt in Calgary 1988, in Sot- schi folgt die 15. Ausfertigung. Was DOSB-Generaldirektor Michael Ves- per einst das Wohnzimmer der Athleten taufte, hat viele Funktionen: Veranstaltungsort, Hospitality-Angebot, Interview-Zone und Schaufens- ter für die Wirtschaft. Seit 2010 in Vancouver wird der Schlüssel an die Paralympische Mannschaft weitergereicht. Sie zieht 14 Tage nach Ende der Olympischen Spiele in das Deutsche Haus Paralympics ein. Text: Marcus Meyer

Funkenflug unterm Gipfel

Willkommen auf 600 Meter Höhe. Wer weiß, dass die Deutsche Olympiamannschaft bei Winterspielen tra- ditionell die meisten Medaillen in den Bergen abräumt, der ahnt, dass der Standort des Deutschen Hau- ses in Krasnaja Poljana nicht ganz schlecht gewählt sein kann. Um das russische Skizentrum inmitten des sogenannten „Mountain Clusters“ gruppieren sich alpine und nordische Wettkampfstätten ebenso wie Bob- und Rodelbahn. Keine zehn Kilometer trennen Haus und Sport. Durch die Nähe zum Bahnhof „Kras- naja Poljana Hub“ und der neuen Hauptverkehrsstraße ist zudem eine zügige Anbindung an die Stadien in Sotschi gegeben. „Man fährt an der Skisprunganlage vorbei, Biathlon und Bob sind nicht weit, da springt bereits bei der Anfahrt zum Haus der olympische Funke über“, sagt Axel Achten, Geschäftsführer der Deut- schen Sport-Marketing. Die DOSB-Vermarktungstochter scoutet seit 1992 mögliche Domizile in den olym- pischen Austragungsorten und ist verantwortlich für Konzeption und Umsetzung des Projektes. Seit 2000 in Sydney wird sie dabei durch die Messe Düsseldorf unterstützt. Einen Platz in der Hütte gefunden hat auch wieder das „Kufenstüberl“ des Bob- und Schlittenverbandes. Als häusliche Edelmetallschmiede sozusagen. In Vancouver betrug ihr Ausstoß zehn Medaillen.

Zwischen Sotschi und Himmel: Das Deutsche Haus liegt am Berg, in direkter Nähe der meisten Wettkampfstätten Faktor Sport [ Backstage ] 21

Feiern und Fern-Kuscheln

Louis van Gaal hat während der Olympischen Spiele noch niemand im Deutschen Haus gesichtet. Für den Ex-Trainer von Bayern München, besser bekannt als Feierbiest, haben sich aber standesgemäße Vertreter gefunden. Sie stam- men zwar aus einer anderen Sportart, aber im Partymachen sind sie in jedem Fall ebenbürtig. Gemeint sind die Hockeydamen (Gold in Athen 2004) und Hockeymänner (Gold 2008 in Peking, 2012 in London). Ihre Feten mit spontanem Möbelrücken im „Wohn- zimmer der Athleten“ (DOSB-Generaldirektor Michael Ves- per) ragen aus dem Anekdotenschatz des Hauses heraus. Natürlich geht es nicht immer so hoch her im Treffpunkt der Deutschen Olympiamannschaft, aber nirgendwo sonst im deutschen Spitzensport sind Athleten so zahl- reich und so hautnah zu erleben wie an diesem Ort. Unter dem Claim „Wir für Deutschland“ hat sich die Mannschaft seit London 2012 auch im Web zusam- mengefunden (siehe S. 8), in Sotschi wird die Kom- munikation nun um einige Aspekte erweitert. „Soci- al Media Corner“ heißt die digitale Kuschelecke im Deutschen Haus, in der die Aktivitäten in den sozia- len Netzwerken gebündelt werden, ob auf Facebook, Blogs, Twitter oder – fast klassisch – im Videochat.

Achtung Möbelrücker: Wenn Ho- ckeyspieler was zu feiern haben, wird das Deutsche Haus gern mal zum Partyraum – bei Winterspielen geht’s tendenziell geordneter zu

Marken in Action: Das Wohnzimmer der Athleten ist auch Showroom der Wirt- schaftspartner. Einige gestalten neben der Einrichtung auch das Unterhaltungspro- gramm mit Der Mehrwert der Nähe

Das Deutsche Haus ist, salopp gesprochen, nicht allein Hotspot der Athleten, die nach erfolgreichen Wettkämpfen die Stimmung anfachen. Es ist im Kern auch eine Hospitality-Veranstaltung, ein Haus nicht nur des Sports, sondern ebenso der Wirtschaft. Die vollständig privat finanzierte Einrichtung wird maßgeblich von den Partnern der Deutschen Olympiamannschaft und den Förderern des Paralympi- schen Teams getragen – sie geben Geld, sie bauen mit, sie gestalten aus. Als Business-Plattform ist sie gleichermaßen Kontaktbörse wie Veranstaltungsort und Showroom. Viele der Unternehmen nutzen die olympische Aufmerksamkeit im Allgemeinen und die dieses Ortes im Speziellen, um Produkte (Adidas, Audi, Sioux, Felix Schoeller) oder Dienstleistungen (Lufthansa, Dertour) vorzustellen und die Besucher an Aktivstationen anzusprechen. Wie es in Sotschi die Sparkassen-Finanzgruppe mit einer Fotostation oder die Zurich Versicherungen mit einem Gewinnspiel für Vereine tun. Keine Frage, hier entsteht Auf- merksamkeit für Marken. Hier entsteht aber ein eigenes Ambiente, in dem sich neben den Athleten und den Unternehmensvertretern auch Personen der Medien, der Politik, der Kultur empfangen fühlen. 22 [ Backstage ] Faktor Sport Unverwechselbar ähnlich

Das Deutsche Haus ist eine reisende Einrichtung. Eine Marke. An wechselnden Orten soll sie einer- seits wiedererkennbar die Niederlassung der Olym- Tor zur Öffentlichkeit piamannschaft sein, andererseits den Charakter der jeweiligen Gastgeber aufnehmen. Mal bezieht man Es beginnt mit einem knackigen Zitat: „Das Format, in dem wir statt- Lager in einer Universität (2010), mal in einem Ho- finden, heißt Olympia. Und findet Olympia nicht statt, finden wir tel (2008) oder, wie zuletzt in London (2012), in ei- auch nicht statt.“ Wer das sagt? Na klar, Robert Harting, bekannt für nem Museum. Bei den Spielen 2006 in Turin war klare Kante. Der Olympiasieger im Diskuswerfen spielt auf die Situ- der olympische Sport gar Vorreiter des Deutschen ation der Sommersportler an, die außerhalb des Ringe-Events kaum Fußball-Bundes und seiner Pläne für 2014: Man über Medienpräsenz verfügen. Im Winter mag das besser aussehen, zog sich im Bergdorf Sestriere sein eigenes Do- beinah jedes Wochenende übertragen ARD und ZDF von den Weltcups mizil hoch. auf Eis und Schnee, dennoch gilt: Die 16 olympischen Tage bestimmen Deutsche Häuser sind also eine knifflige das öffentliche Profil (maßgeblich) und die kommerzielle Ausbeute (in Aufgabe, aus gestalterischer Sicht allemal. Ob Maßen) der Athleten – und Verbände (siehe „Faktor Sport“, Ausgabe karg wie in der Uni oder historisch wie im Muse- 04/2013). um, die Herausforderung sei, „aus dem Bestand Sportlicher Erfolg ist die Basis, aber es bedarf des Megafons. Me- etwas zu zaubern“, sagt Ricarda Kawe. Die dienarbeit ist eins. Nach Sotschi reisen rund 140 schreibende Journalis- 43-Jährige ist seit 2004 als Architektin (schulte- ten und 40 Fotografen aus Deutschland, nicht eingerechnet Redakteure concept) an Bord des Projektteams, verfügt wie der TV-Anstalten und Hörfunkstationen. Insgesamt sind etwa 2800 in- die Messe Düsseldorf über reichlich Erfahrung ternationale Presseleute beim Organisationskomitee akkreditiert. Mög- beim Bau der temporären Sport-Botschaft. Der lichst viele von ihnen gilt es zu erreichen. In der öffentlichen Kommuni- Standort 2014 in Krasnaja Poljana biete ins- kation des DOSB (und des Deutschen Behindertensportverbandes bei den gesamt gute Voraussetzungen, sagt sie. „Das Paralympics) nimmt das Deutsche Haus eine zentrale Rolle ein. Hier finden ist schon recht gemütlich.“ Kern des Hauses täglich die Pressekonferenzen mit den Medaillengewinnern des Vortages sind die „Datscha“ und das zweigeschossi- statt, hier haben ARD und ZDF eine Fläche für Sportler-Interviews. Von hier ge „Chalet“, alles in allem stehen rund 700 werden die PKs per Livestream auf die Webseiten der Olympiamannschaft Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Keines- ( www.deutsche-olympiamannschaft.de) und die Sportplattform des DOSB wegs zu viel, der Pressekonferenzraum zum ( www.splink.tv) gespielt. Und hier stehen den Journalisten Arbeitsplätze Beispiel dient mangels Alternativen auch als zur Verfügung, mit großer Nähe zur Mannschaft. Wer das Team als Fahnenträ- Veranstaltungsort. Während Olympia wird ger beim Einlauf ins Stadion anführt, das verkündet der DOSB im Übrigen am täglich mit rund 350 Hausbesuchern ge- 6. Februar, dann im sogenannten Showcase der Volkswagen Gruppe im Olym- rechnet, bei den Paralympics mit etwa 100. piapark von Sotschi (in dem sich auch Audi präsentiert). Bis dahin lässt sich auf Seite 42 schon mal über die Vorausgeher der letzten sechs Winterspiele blättern.

Megafon der Olympiamannschaft: Im Deutschen Haus finden täglich Pressekon- ferenzen mit Medaillengewinnern statt, die danach Einzel-Interviews geben. Wie 2010

der Nordische Kombinierer picture-alliance Credit: Faktor Sport [ Backstage ] 23

Sie hat sich ihr Leben lang vorbereitet. Doch die Reise hat erst begonnen.

Wir glauben an den Erfolg von langfristigem Einsatz. Deshalb unterstützen wir mehr als 40 ambitionierte Nachwuchssportler auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen. In langfristigem Einsatz steckt Energie 24 [ Bühne ] Faktor Sport DIE HOTSPOTS DER SPIELE

Postkarte auf zwei Ebenen: Der Olympiapark (l.) liegt auf Höhe des (Schwarzen) Meeres, der „Estonian Tube“, Teil der Abfahrtsstrecke der Männer, in den Bergen bei Krasnaja Poljana

KRASNAJA POLJANA 600 m NN

öffnungs- und der Abschlussfeier. Etwa 40.000 SOTSCHI Zuschauer passen hinein. Vier Jahre später wird 30 m NN das Stadion im Übrigen eine der Spielstätten der Fußball-Weltmeisterschaft sein. In dem Galitsino Malyy Akhun Park, direkt am Schwarzen Meer, befinden sich die Hallen für die Indoor-Wettkämpfe. Zwei da- von, die Schaiba- und die Bolschoi-Arena, ste- Khosta Kazachiy Brod hen ausschließlich den Eishockeyspielern zur Kudepsta Verfügung. Der Ice Cube Curling Center verrät selbst, was in ihm stattfindet. Die Eisschnellläu- fer gehen in der Adler-Arena an den Start, Eis- Moldovka kunstläufer und Shorttracker im Iceberg Ska- ting-Palast. Und in den Bergen? Schnee-, Bob- und Rodelwettbewerbe werden auf den Schanzen, Pisten und Bahnen rund um Krasnaja Poljana Palmen, Strand und Wintersport: Auf den ersten „Schöne Lichtung“, und die ist ein Bergdorf, 70 ausgetragen. Der Ort liegt auf etwa 600 Me- Blick passt das Ambiente des russischen Bade- Kilometer entfernt in den Bergen des Kaukasus, ter Höhe. Acht Kilometer entfernt befindet sich paradieses am Schwarzen Meer nicht wirklich Schauplatz der meisten Medaillenentscheidun- Rosa Chutor mit den neu erbauten Skisprung-, zu einem alpinen Sportprogramm. Gut, dass es gen (69 von 98). Alpin- sowie Freestyle- und Snowboard-Cen- ein Motto gibt: „Hot. Cool. Yours.“ Was so viel tern. In Zehn-Kilometer-Distanz von der Berg- bedeutet wie: Wenn es zu heiß hergeht, immer Und wo findet was statt? dorf-Zentrale liegt der Pseschako-Kamm mit schön cool bleiben. Es liegt ganz an dir. dem Laura Biathlon- und Langlaufzentrum. Un- Aber die Olympischen Winterspiele finden Auf Höhe des Meeresspiegels sieht es so aus: weit davon, in Rschanaja Poljana, haben die nicht nur in Sotschi, sondern auch in Krasna- Im Olympiapark von Sotschi steht das Olympi- Gastgeber die Bob- und Rodelbahn Sanki in den

ja Poljana statt. Übersetzen könnte man es mit sche Dorf und das Olympiastadion – Ort der Er- Berg gesetzt. jb picture-alliance Credit: supernova glide boost™

erlebe laufen neu Der neue Supernova Glide BOOST™ ist neben seinen bewährten Technologien nun auch mit der revolutionären BOOST™ Dämpfungstechnologie ausgestattet. BOOST™ ermöglicht dir mehr Energierückgewinnung und bietet dir somit ein völlig neues Laufgefühl. Verändere deinen Lauf. Mehr Infos zum neuen Supernova Glide BOOST™ auf adidas.com/running © 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

+130872_Supernova_Glide_Boost_SS14_M_H10123_210x297_R.indd 1 26.11.13 15:30 26 [ Bühne ] Faktor Sport Einsatz nahe Fünf Ringe, viele Fakten den Wurzeln Vertraute Sprache, fremdes Land: Viele Teilnehmer dieses Projekts unternehmen eine Reise zu ihren Wurzeln. Bei den Goldmedaillen gibt es in der Winterspielen von Sotschi kommt eine deutsche Gruppe Küstenregion in Sotschi zu von Volunteers ex-sowjetischer Herkunft zum Einsatz, die sich mit Unterstützung des Programms „Integration durch gewinnen, 69 in den Bergen Sport“ im Landessportverband Baden-Württemberg und im in Krasnaja Poljana. Landessportbund Brandenburg auf diesen Job vorbereitet ha- 29 ben. Die insgesamt 61 (relativ) jungen Männer und Frauen Bei den Paralympischen Winterspielen werden in absolvierten in den vergangenen Monaten ein strammes Pro- 72 Wettbewerben Medaillen vergeben. gramm: halfen bei den Special Olympics Baden-Württemberg oder dem Baden-Marathon, nahmen an von Mitarbeitern des deutsche Athleten traten 2010 in Van- Organisationskomitees SOCOG geleiteten Mehrtagessemina- couver an. In Sotschi werden es mehr ren teil und hatten Online-Tests in Englisch und Skype-Inter- sein, voraussichtlich 165. Dass Eisho- views zu bestehen. In Sotschi werden sie – das Gros kommt ckeymänner und die Curlingfrauen aus Baden-Württemberg (36), Brandenburg (8) und Rhein- an der Qualifikation scheiterten, wird land-Pfalz (8) – an den Wettkampfstätten eingesetzt, dolmet- 153 durch die neuen Sportarten zahlen- schen oder begleiten offizielle Delegationen. Das Fern- und mäßig kompensiert. Die paralympi- Kernziel des von der Deutschen Olympischen Gesellschaft sche Mannschaft reist mit 15 Athletin- (DOG) unterstützten Projekts: Ehrenamtliche mit Migrati- nen und Athleten in den Kaukasus. onsgeschichte für den organisierten Sport zu gewinnen. nr ] Aktive aus 45 Nationen nehmen an den Paralympischen Winterspielen in Sotschi teil.

Nachwuchs schnuppert olympische Luft: 40 Sportler und zehn Betreuer reisen in das Deutsche Olympi- Zuwachs in Eis sche Jugendlager. Das dritte Mal führt DOSB-Generaldirektor Michael und Schnee Vesper die Deutsche Olympiamannschaft nach Pe- king 2008 und London 2012 als Chef de Mission an. Sein Pendant beim Deutschen Behindertensportver- Das Unterhaltungsangebot der Olympischen Spiele in Sot- band, Karl Quade (Vizepräsident Leistungssport), schi wird um ein Dutzend Sportarten erweitert gegenüber kommt bereits auf zehn Einsätze. den Spielen 2010 in Vancouver. Die Zahl der Wettkämpfe steigt von 86 auf 98 an. Sehr erfreulich aus deutscher Sicht Das Deutsche Haus im Restaurant Polyanka, der ist der neue Teamwettbewerb im Rodeln – hier winkt Gold. Treffpunkt für Athleten, Wirtschaft, Politik und Me- Auch im Eiskunstlaufen steht ein Mannschaftskampf im Pro- dien rund um die Deutsche Olympiamannschaft, gramm, allerdings ohne deutsche Frauen, die die Qualifikati- steht nicht in Sotschi, sondern im Bergdorf Krasnaja on verpassten. Im Biathlon erproben sich erstmals die Mixed- Poljana (siehe S. 20). Es wird sowohl zu den Olympi- Staffeln unter olympischen Bedingungen. Durchgesetzt schen wie Paralympischen Spielen geöffnet sein. haben sich die Damen in der Fliegerszene: Sie dürfen von der Normalschanze um Gold, Silber und Bronze springen. der deutschen Sportfans er- Und wer glaubte, dass Skier in der Halfpipe eher ungeeig- net sind, der erhält exzellenten Anschauungsunterricht bei warten laut einer SID-Umfrage der Trendsportart für Männer und Frauen. Apropos Trend: In 2 von der Olympiamannschaft diese Kategorie gehören natürlich auch die Slopestyle-Wett- bewerbe für Ski (siehe S. 32) und Snowboard sowie der Snow- einen Platz unter den besten board-Parallelslalom für Männer und Frauen. 3 drei Nationen. Und wenn schon vom Snowboard die Rede ist: Bei den Paralympischen Winterspielen gibt es nun Medaillen für die Erstmals werden bei Paralympischen Winterspielen „Boarder“. Männer und Frauen starten beim Snowboardcross Snowboard-Wettkämpfe ausgetragen. Frauen und – also vier Starter gleichzeitig gegeneinander. Das verspricht Männer starten in der stehenden Klasse. Der Sieger heiße Rennen auf kaltem Grund. jb ] steht nach drei Läufen fest. DOSB Die Die App nehmen Dich Deine Stars mit auf ihre olympische Reise: der Deutschen Olympiamannschaft Deutschen der Erlebe die Faszination Olympia direkter als je zuvor. In der App der derDeutschen App In Olympiamannschaft Training, Wettkämpfe, Spiele. Olympische Sei immer und überall dabei! lSportbewegt!

© picture alliance 28 [ Darsteller ] Faktor Sport In der Erfolgs- spur

o schnell kann sich ein Mensch ver- ändern. Vor drei Stunden hing der 26-Jährige lässig im Sessel und er- zählte mit fettem Grinsen, wie er als Kind das erste Mal zum Rennro- Sdeln ging. In der Grundschule wurde ein Schnupperkurs angeboten, „und alles war besser als Unterricht“. Also rutschte er den Eiskanal runter. Jetzt geht Tobias Wendl kerzengera- de wie ein Musterschüler. Er schielt we- der nach links noch nach rechts, die erns- ten Augen unter dem orangeroten Helm schauen konzentriert auf die flachen Stu-

fen einer Stahlgittertreppe. Sie führt zum Schweikle Johannes Text: Starthaus. Ein paar Schritte hinter ihm folgt To- bias Arlt, ebenfalls 26, aber sechs Zentime- ter kleiner. Er geht nicht ganz so aufrecht, denn er trägt den 30 Kilo schweren Schlit- ten. Stellt ihn aufs Eis und legt sich rück- lings in die ungepolsterte Glasfaser-Schale. Dann wuchtet sich Tobias Wendl auf ihn. Jeder ruckelt ein bisschen, bis beide ihre Position gefunden haben. In der Startliste stehen sie als Wendl/ Arlt, in der Mannschaft heißen sie „die To- bis“. Wenn nichts schiefgeht, treten die bei- den Rodler in Sotschi im Doppelsitzer für Deutschland an. Sehr gut möglich, dass sie

eine Medaille holen. --› Disziplin am Beispiel des Sportart in Deutschland. Das soll auch Sotschi so bleiben. Einblick eine kleine, feine olympische die erfolgreichste ist Rodeln Arlt. und Tobias Wendl Doppels Tobias Faktor Sport [ Darsteller ] 29

An den beiden Athleten lässt sich zei- selben Bahn ein. Als die beiden zwölf wa- gen, warum das Rodeln die erfolgreichs- ren, schaute sich Norbert Loch, damals te olympische Sportart in Deutschland bayerischer Landestrainer, die Eltern an ist – wozu sowohl Männer wie Frauen und befand, die beiden Jungs könnten ein beitragen. Seit 1964 gehört diese Diszi- gutes Doppel werden. Der Blick auf die El- plin zum olympischen Programm. Seither tern galt der Körpergröße, die ihre Söhne hat Schwarz-Rot-Gold fast zwei Drittel al- mutmaßlich erreichen würden. Und die ler Medaillen gewonnen. Und weil Rodeln Prognose des Trainers traf ein: Wendl wur- so viel Edelmetall auswirft, sind viele Na- de 1,84 Meter groß, Arlt hörte bei 1,78 mit men aus der Vergangenheit (Georg Hackl, dem Wachsen auf. Das ist wichtig für den Silke Kraushaar, Sylke Otto, Patric Leitner Doppelsitzer: Der Hintermann muss klei- und Alexander Resch) wie aus der Gegen- ner sein als sein Partner. wart (Felix Loch, David Möller, Natalie Gei- Harmonie ist das Stichwort, auch ab- senberger, Tatjana Hüfner) auch über den seits der Rinne muss es passen. Die beiden Kreis der Kufenfans hinaus bekannt. verbringen mehr Zeit miteinander als die meisten Ehepaare. Im Winter teilen sie sich Vier Bahnen, viel Erfolg ein Doppelzimmer. An freien Tagen fahren sie gemeinsam Ski oder Snowboard. Selbst Doch worin liegt der Erfolg begründet? ihre Bärte sind ähnlich. Bundestrainer Norbert Loch nennt zwei Der kleine Tobi ist der ruhigere. Aller- Gründe: „Wir haben in Deutschland vier dings seien sie beide gleich risikofreudig, Bahnen und traditionsreiche Vereine, die heißt es. Was unbedingt notwendig ist, gute Arbeit leisten.“ Die Bob- und Rodel- wenn sie mit mehr als 140 Stundenkilo- bahnen in Winterberg und am Königs- metern durch die Eisrinne fegen. Im Blind- see liegen in Westdeutschland, Altenberg flug. Der hintere Mann sieht nichts – so we- und Oberhof stammen aus dem Erbe der nig wie der vordere. Er muss den Kopf flach DDR. Eine Auswahl, die einmalig ist auf nach hinten strecken, jeder Blick in den der Welt. Kurven wäre der Aerodynamik abträglich. Tobias Arlt fing als Vierjähriger Am Start klatschen sich die beiden am Königssee mit dem Rodeln an, der an- dreimal mit der rechten Faust ab. Der dere Tobi stieg zwei Jahre später auf der- vordere Tobi bekreuzigt sich. Der hintere --› 30 [ Darsteller ] Faktor Sport

kann das nicht – schließlich liegen da die te, rauscht die Rinne runter, aber das Tem- 91 Kilo seines Partners. Die Ampel springt po seines Sports ist kaum zu erkennen. Es auf Grün. Wendl packt die beiden Griffe gibt auch keinen spektakulären Start wie an der Bahn und schiebt den Schlitten an. bei den Bobfahrern, die bullige Kraft mit Dann machen sie mit beiden Händen drei der Akrobatik von Turnern vereinen. Dem Pinguinschläge. Die Stahldornen an den Zuschauer bleibt verborgen, dass die Athle- Handschuhen kratzen auf dem Eis. Mehr ten so viel Mut brauchen wie Abfahrer am Möglichkeiten hat ein Rodler nicht, sei- Steilhang. nen Schlitten zu beschleunigen. „Startzeit: „Ski fahren kann jeder“, sagt Tobias 3,02“, sagt der Streckensprecher. Arlt. „Wer einen Kurs macht, schafft es ir- gendwie den Berg runter.“ Man hört, dass Groß fährt schnell er oft von der Seite angemacht wurde. Von Jungs, die sich für coole Hunde auf zwei „Schnell fahren können viele“, sagt der Brettern halten. Denen hält er ein Selbst- Bundestrainer, „auf den Start kommt es bewusstsein entgegen, das in unzähligen an.“ Deshalb haben sich die Rodler verän- Fahrten gewachsen ist: „Das Rodeln musst dert. Sie müssen viel Kraft und Muskel- du schon als Kind lernen. Sonst hast du kei- masse mitbringen. Sie trainieren nicht nur ne Chance.“ die Arme und den Rücken, sondern auch Zum Steuern im Eiskanal gibt es kein die Beine, obwohl ein Rodler die kaum Hilfsmittel. Das muss der Athlet allein mit braucht. „In den Oberschenkeln lässt sich seinem Körper hinkriegen. Der hintere am meisten Muskelmasse unterbringen“, muss auf die Hundertstelsekunde genau sagt Loch lapidar. Am Oberkörper setzt die wissen, wann er mit der Schulter Druck Aerodynamik Grenzen – das breite Kreuz gibt auf den Schlitten, dessen Schale sich eines Bodybuilders hätte zu viel Luftwider- dann leicht verzieht. Der andere drückt stand. Und groß müssen sie sein, die Welt- mit dem Bein vorn gegen den Aufbug der klasserodler. Wegen der Hebelwirkung der Kufe. Das muss ohne Kommando funkti- Arme. Der gedrungene Georg Hackl, mit onieren, reden geht nicht während der fünf olympischen Medaillen und seiner Fahrt. bayerischen Art jahrelang das Gesicht des Hinterher erklärt Tobias Arlt, wie sich deutschen Kufensports, könnte heute nicht das anfühlt, wenn die Lenkbewegungen mehr vorne mithalten, sagt Norbert Loch. nicht exakt waren: „Wie wenn du mit dem Hackl betreut die beiden Tobis als Auto von trockenem Asphalt auf Schnee- Trainer und Mechaniker. Sechs Stunden matsch kommst – du fährst wie auf Brei.“ vor dem Start geht er in einem Konferenz- Ein Rodler tastet sich bei jeder Fahrt raum des Mannschaftshotels in die Knie im Eiskanal an den Grenzbereich heran. und untersucht die Kufen des Doppelsit- Auch Weltklasseathleten stürzen. Meist zers. Kneift ein Auge zu, schaut mit dem geht das glimpflich ab. Tobias Wendl zeigt anderen auf das Spurverlaufsmessgerät am linken Ellbogen eine kleine Narbe – ein und fährt wie in Zeitlupe die Schiene aus Andenken an Kurve 14 von Whistler. Edelstahl ab. Wendl holt ein Paar aus einer Diesmal geht alles glatt. 44,35 Sekun- Schaumstoffhülle, Arlt schaut in seinem den – sieben Hundertstel schneller als die Smartphone nach und sagt: „Die Nullfünf- schärfsten Konkurrenten. Im Ziel sprin- ziger sind wir in Oberhof im zweiten Lauf gen beide vom Schlitten, klappen die Vi- gefahren.“ siere hoch und diskutieren aufgekratzt. Es riecht nach Azeton, auf der Schrau- „Wahnsinn – plötzlich ging’s da runter in benkiste liegt Panzerband. Hackl und die ein Loch“, sagt Wendl. Dann hören sie sich Tobis diskutieren über das richtige Materi- über Funk an, was die beiden Trainer zu al bei den herrschenden Wetterbedingun- kritisieren haben. „Die Neun seid ihr zu gen. Ein Gespräch auf Augenhöhe zwischen flach angefahren“, sagt Hackl. Trainer und Sportler. Als sie sich geeinigt Sie seien ständig auf der Suche nach haben, klebt Tobias Wendl hingebungsvoll dem perfekten Lauf, sagt Tobias Arlt. Um einen zwei Millimeter breiten Streifen Kle- sich diesem Ideal zu nähern, haben sie beband auf die Rückseite der Schiene. Der im Sommer sogar Reaktionsübungen ge- verändert den Winkel, mit dem sie auf die macht, stellten sich mit dem Gesicht zur Kufe geschraubt wird. Eine Winzigkeit, zu- Wand, Abstand zwei Meter. Hinter ihrem gegeben, jedoch eine entscheidende im Rücken warf der Trainer Tennisbälle, die Kampf um Sekundenbruchteile. plötzlich im Blickfeld auftauchten, gegen Ein Rodler muss nicht nur geduldi- die Wand prallten – und die sie fangen ger Tüftler sein. Er braucht eine Hinga- mussten. be an den Sport, der für Laien schwer ver- Wären die beiden Tobis auch gute Tor-

ständlich ist. Unter allen Randsportarten hüter im Handball? Da grinst Wendl: „Wenn imago-sportfoto picture-alliance, Credit:

„Ski fahren kann jeder“, rodeln eher nicht: Das Duo Tobias Arlt und Tobias Wendl harmoniert gut auf und neben dem Schlitten – auch in seiner – auch in seiner harmoniert gut auf und neben dem Schlitten Wendl Arlt und Tobias „Ski fahren kann jeder“, rodeln eher nicht: Das Duo Tobias für Deutschland (BSD) des Bob- und Schlittenverbandes in Sotschi zu den Medaillenkandidaten gehören Die Weltmeister Risikofreudigkeit. des Winters betreibt er die randständigs- ich nicht so Angst vor dem Ball hätte.“ ] So sehen Sieger aus – und wir fördern sie!

Wir sind Förderer des Schulsports in Deutschland und leisten damit einen Beitrag zur Integration von Menschen mit Behinderungen. Als neuer Hauptsponsor der Schulsportwettbewerbe Jugend trainiert für Olympia und Jugend trainiert für Paralympics möchten wir nicht nur sportliche Talente, sondern auch die Integration von Schülerinnen und Schülern mit Behinderung über den Sport in die Gesellschaft fördern. Das ist uns eine Herzensangelegenheit – und eine große Herausforderung für die Zukunft! Mehr über das Engagement der DB unter www.deutschebahn.com/jugend-trainiert DB. Zukunft bewegen.

JTFO_A4_4c.indd 1 22.01.13 10:09 32 [ Bühne ] Faktor Sport Der Bonus des Andersseins Die Spektakeldisziplin Slopestyle wird in Sotschi doppelt olympisch, Snow- boarder gehen ebenso an den Start wie Freeski-Fahrer. Die damit verbunde- nen Diskussionen spiegeln die Dynamik des winterlichen Trendsports wider. Text: Christoph Leischwitz

s ist ein ziemlich kalter Hotspot, was auch dynamisch, hier geht es außer um Leistung auch sonst. Breckenridge, Colorado, die Erde bie- um Lebensgefühl, weswegen sich die Szene stets die tet kaum bessere Orte, um sich auf ein wichti- Frage stellt, ob Neuerungen wirklich Fortschritt be- ges Snowboard-Event vorzubereiten. Trockene deuten oder nur Anpassung. Die nationalen Verbän- Luft, tiefe Temperaturen, beste Ausstattung de müssen diesen beiden Gesichtspunkten gerecht Eder Pisten. In den ersten Wochen der Olympia-Sai- werden und sie mit ihren Möglichkeiten und Gren- son trainieren hier Dutzende Athleten. Fast alle zen abgleichen. Die Breckenridge-Anekdote deutet der üblichen Verdächtigen sind da, man kennt und an, was sich daraus etwa für den SVD und seine mag sich, man tauscht sich aus. So ist das beim Slopestyle-Sparte ergeben kann. Wobei „Slopestyle“ Snowboarden: Voneinander lernen, an Tricks und nicht nur eine Snowboard-Disziplin bezeichnet, Grabs arbeiten, sich was abschauen, den Sport ge- sondern auch einen Freeski-Wettkampf – und auch meinsam weiterentwickeln, diese Aspekte sind oft der hat in Sotschi Olympia-Premiere. genauso wichtig wie die Suche nach dem Besten. Aber im Breckenridge des beginnenden Win- Athleten betonen die Chancen ters 2013/14 zeigt sich noch etwas: Die Sportart steht am Scheideweg. Das ist etwa im Gespräch mit Aber zunächst noch mal zu den breiten Brettern. Silvia Mittermüller rauszuhören. Die Münchnerin Drei Snowboard-Disziplinen waren bereits olym- ist gekommen, um sich auf die Slopestyle-Rennen pisch, 2011 wurden vom IOC zwei weitere aufge- der Saison vorzubereiten, mit Sotschi als geplan- nommen: neben dem Parallelslalom eben auch das tem Höhepunkt – dass sie die Spiele verpassen wird, spektakuläre Slopestyle, im Prinzip eine Königs- weiß sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sie er- disziplin. Es gilt, einen aufwendig errichteten Par- zählt von den informellen Tipps, die sie sich von cours zu bewältigen, mit Kickern (Schanzen), Rails den amerikanischen Kolleginnen abhole. „Zum Bei- (Geländern), Half- und Quarterpipes. Aufgenom- spiel bei einem neuen Sprung, bei dem ich immer men wurde es, weil es vielerorts schon sehr beliebt stürze. Dann kann ich schon mal fragen: ,Hey, was ist. Doch spätestens mit Slopestyle in Sotschi stellt glaubst du, was ich besser machen kann?‘“, sagt sie. sich die Frage: Wie sehr darf und kann man eine Und doch hat sich etwas verändert. Das US-Team Sportart verändern, die von Freigeistern ins Leben macht nun sein eigenes Ding – und Mittermüller gerufen wurde? staunt: „Jeder Sprung, jeder Trick wird gefilmt, die Stefan Knirsch sieht beide Seiten der Medail- Fahrerinnen stehen mit den Trainern in Funkver- le. Der Geschäftsführer des SVD hat einen Interes- bindung. Und wenn sie wieder im Lift nach oben sen-Spagat zu bewältigen. „Da sind einerseits die sitzen, haben sie ihre letzte Fahrt schon als Video strukturellen Möglichkeiten des Verbands. Und an- auf dem Smartphone und können sich selbst ana- dererseits eine Sportart, die völlig ohne Strukturen lysieren.“ etwas von Wert geschaffen hat“, sagt er. Die meis- Das kann die 30-Jährige nicht – und gerade ten Mitglieder sähen in Olympia eher eine Chance, deshalb wäre ihr Start in Sotschi so wichtig gewe- kein Korsett: „Wir müssen ein tragfähiges Gesamt- sen. Doch die Hoffnungsträgerin des Snowboard konzept erarbeiten. Es geht erst einmal um Konso- Verbands Deutschland (SVD) verletzte sich in Co- lidierung, nicht um Medaillen“, sagt er. Der Ausfall lorado schwer, Achillessehnenriss, Operation statt Mittermüllers sei natürlich „ein Schock“. Eine an- Olympia. Ein schwerer Schlag, nicht nur für sie per- dere Weltklasse-Athletin im Slopestyle hat der Ver- sönlich. Die deutsche Szene, und gerade das relativ band nicht. junge Slopestyling, braucht Botschafter im eigenen Und dabei geht da gerade die Post ab, siehe Land. Weltklasse-Athleten, die den Sport populärer Breckenridge. Durch die international größere Auf- machen, populär genug, dass die Budgets schwellen merksamkeit, sagt Mittermüller, nehme „die Leis- und Strukturen ähnlich denen der USA oder skan- tungsdichte immer mehr zu“. Die Schanzen werden dinavischer Länder ermöglichen – und zumindest steiler und die Sprünge spektakulärer – allerdings Mittermüllers Nachfolgerinnen einmal mit Funk unter den Besten oft auch immer ähnlicher. Das und Video arbeiten können. deutsche Aushängeschild hat daher das Gefühl, Olympische Spiele sind für alle Sportarten dass die Kampfrichter neuerdings verstärkt die Leis- eine Zäsur – und für Trendsportarten ganz beson- tung an den Rails in Augenschein nehmen, die frü-

ders. Hier entwickeln sich Strukturen besonders her eher als Beiwerk zwischen den Sprüngen ange- imago-sportfoto Credit: Faktor Sport [ Spiegelbild ] 33

Die Stöcke wie Flügel: Egal, wo sein Kopf gerade ist, Slopestyler Benedikt Mayr will immer nach oben, auch in Sotschi

beiten, das funktioniert nicht. Der Schlüssel zum Erfolg ist die Gruppendynamik. Dass man über den Spaß neue Tricks lernt – mit einem guten Gefühl im Bauch.“ So einer ist Bundestrainer? Klingt, als könne im Freeskiing die Versöhnung gelingen: zwischen Leistung und Lebensgefühl. Zumal das IOC den ex- tremen Skisport ja nicht trotz, sondern wegen sei- ner Wildheit geadelt hat. Hlawitschka sieht die sehen wurden. Es wird also genauer hingesehen, es Möglichkeiten, die Olympia dem noch nicht lan- geht an die Details – Fortschritt oder Anpassung? ge bestehenden Nationalteam trotz Erfolgsdrucks Mittermüller betont, es sollte auch in Zukunft kei- bietet: „Normalerweise haben wir während des ne Pflichtsprünge mit kategorisierten Haltungsno- Wettkampfs neue Tricks gelernt. Neu ist, sich in ten geben. Ein Slopestyle-Ritt ist für ihresgleichen der Vorbereitung weiterzuentwickeln.“ Das mache ein Gesamtkunstwerk, ohne Kreativität kommt es den Sport besser. Zumal Olympia die Professiona- nicht zustande. lisierung beschleunigt: Freeskier werden fast aus- schließlich von Sponsoren und Ausrüstern bezahlt, Aufbruchstimmung auf Skiern ihre Reisen, den Tages- und Trainingsablauf orga- nisieren sie weitgehend selbst. Dank Sotschi sind Die Freeskier werden in Sotschi erst olympisch – Kooperationen mit Skigebieten möglich, so wie es abgesehen vom Skicross, das beim Deutschen Ski- Hlawitschka respektive das von ihm mitgegründete verband (DSV) eigenständig ist –, und sie werden es Freeski Network mit dem Stubaital organisiert hat. zweifach: mit Halfpipe und, wie gesagt, Slopestyle. Obendrein gibt es seit 2013 einen Trainingsstütz- „Anders zu sein, bedeutet einen Bonus“, findet des- punkt für den Nationalkader, die Sportschule Puch sen Repräsentant Benedikt Mayr. Der 24-Jährige ist bei Fürstenfeldbruck, und etwa sportmedizinische für den Olympiakader ebenso fest eingeplant wie Untersuchungen. seine kaum volljährige Kollegin Lisa Zimmermann. Ob Freeski oder Snowboard: Die Slopestyle-Pro- „Noten würden den Sport langweilig machen“, sagt tagonisten folgen der gleichen Logik. Es geht um er. Mayr ist ein typischer Vertreter seiner Zunft: höher, schneller oder weiter, aber auch um Ästhe- Filmaufnahmen, für die er über Hausdächer oder tik und Eigenheit – Unterschied als Selbstwert. Sie Treppengeländer slidet, machen ihm genauso viel sind überzeugt, dass ihre Disziplin nur so lange äs- Spaß wie die Teilnahme an den X-Games oder dem thetisch bleibt, wie man rumspinnen und auspro- Weltcup. Freeskier wollen das Abseitige, das Nicht- bieren darf. „Solange es dabei bleibt, können beide zu-Fassende ihrer Sportart erhalten. Seiten voneinander profitieren“, sagt Bene Mayr. Er Mayr hat dafür den passenden Betreuer: Tho- selbst freut sich ungemein auf Olympia. Der Bob- mas Hlawitschka vom Deutschen Skiverband enga- anschieber Alexander Mann habe ihm gesagt, dass gierter, aber externer Bundestrainer, ist mit 27 Jah- man das Flair, die Verbundenheit der Sportler im ren schon von der alten Schule, einer von jenen, Olympischen Dorf nie vergessen werde. Und das ist „die sich das selbst aufgebaut haben“, wie er sagt. eine Stelle, an der die Freestyler nichts anderes wol- „Einfach einen Trainingsplan erstellen und abar- len als andere Athleten. ] pischen Dorf(u. r.). aus aller Welt wie der Ski- und Biathlonkomplex im Olym- und Rodelbahn(2. v. u. M. undr.) ebensoaufdie Athleten Krasnaja Poljana wartendieSprungschanzeundBob- Olympiastadion „Fisht“(u. l.)strahlt, nichtnurnachts. In kas, russischgroß imOlympiapark(2. v. o. r.), indemdas niedlich wird dieStadtindenunvermeidlichen Matryosch- Blick (o. l.)denCharmeseinerLageoffenbart. Russisch urban wirktundanderStrandpromenade mitKaukasus- auch anderSchnellstraße „BlueHorizons“(2. v. u. l.)ultra- haben vorSotschisFlughafenPlatzgenommen(o. r.), das Von obenbisuntenaufdieSpieleeingestellt: DieRinge Blau, weiß, groß 34

[ Bühne ]

Faktor Sport nr

Credit: picture-alliance Als offizieller Partner und Nationaler Förderer des Deutschen Behinderten- sportverbandes wünscht die Allianz dem deutschen Team viel Erfolg bei den XI. Paralympischen Winter- spielen in Sotschi.

Anna Schaffelhuber Paralympionikin in der Disziplin Ski alpin

0713_01_AZD_AZ_Paralympics_Action_210x297_ISO39.indd 1 19.12.13 11:31 36 [ Foyer ] Faktor Sport Mit dem Rücken zum Alltag

Allzu viele Interviews mit Sportzeit- schriften dürfte Christian Petzold noch nicht geführt haben, obwohl er das Rüstzeug dafür mitbringt: pro- funde Sachkenntnis. Der 53-Jährige ist einer der renommiertesten Kino- regisseure Deutschlands, vielfach ausgezeichnet für Filme wie „Die in- nere Sicherheit“, „Wolfsburg“ oder „Barbara“. Arbeiten, die durch stilis- tische Klarheit und Kargheit beein- drucken und wie sprachentrümpelt wirken. An diesem kalten Wintervor- mittag in einem Berliner Restaurant argumentiert Petzold äußerst wort- reich. Er begeistert sich für Sport; al- lerdings weniger für dessen Vermark- tung und mediale Präsentation. Ein Gespräch über die Schnittmenge zwi- schen Kino- und Stadionbesuch und die richtige Mischung: von Langewei- le und künstlicher Dramaturgie bei Sportübertragungen.

Interview: Marcus Meyer Faktor Sport [ Foyer ] 37

oder Fußballer ist. Der Film hat eine eige- liche Kreativität abspreche. Aber in dem ne Form des Melodrams, die des Sports ist Augenblick, in dem ich mit dem Spot eine andere. Das Kino braucht das nicht. etwas verkaufen will, darf es keine Lan- geweile mehr geben. Sonst wäre mein Würden Sie bei Sportübertragungen gern Produkt ja nicht attraktiv. So kann der mal in die Regie eingreifen? Zuschauer nicht mehr auf Entdeckungs- Nein, die ist in der Regel schon okay. Man reise gehen. kann erkennen, ob jemand den Sport be- greift. Ein guter Regisseur muss viele Sie meinen die Aufbereitung des Sports, Events dieser Art gesehen haben, dann das Drumherum, das Ausdeuten durch Ex- weiß er, wann die Perspektive wechseln perten und Co-Kommentatoren? muss. Ich mag die klassische Grammatik Doppelmoderationen sind das Schlimms- zwischen Nähe und Ferne. te: wenn zwei sich unterhalten und das Eigentliche, nämlich der Sport, in den Etwa so wie beim Biathlon? Hintergrund rückt. Ich bin für Reflexion. Ein gutes Beispiel. War früher keine popu- Aber sie darf nicht den Gegenstand ver- läre Sportart, hätte man vorm Fernseher nichten, sondern muss ihn bereichern. nicht ertragen. Erst die neuen Regeln und Ich mag Analysen der Trainer oder so eine Techniken haben die Übertragung span- Sendung wie sie der von mir nicht gelieb- nend gemacht. te Sender Sport1 am Montagabend bringt. Thomas Helmer empfängt zwei Fußballer, Ein kleiner Parcours, schön regelmäßig sie sitzen vor dem Monitor und bespre- an den Fans vorbei, wie in der Formel 1. chen anhand von Spielszenen eine Par- So kann der Zuschauer verfolgen, wie der tie des Wochenendes. Das ist manchmal technische Aspekt und die Ausdauer in ei- fantastisch. Was ich nicht mag, sind Inter- nem permanenten Widerstreit stehen. Es views, in denen Athleten wie Feuerwehr- gewinnt der Athlet, der die Balance am leute nach dem Einsatz reden: vorsichtig, Herr Petzold, wenn Sie als Regisseur und besten halten kann. Wenn er zu schnell langweilig. Keiner dabei, der wie Sigmar Filmkenner Ihre zehn liebsten Bewegt- ist, zittert er womöglich und schießt da- Gabriel einfach mal raushaut. bildszenen aufzählen sollten, würden neben. Schießt er gut, aber läuft zu lang- dazu auch Momente der Sportgeschichte sam, verliert er. Dieser Gegensatz wird Hat diese Vielfalt, das Hin- und Hersprin- zählen? durch die Übertragungsmöglichkeiten gen zwischen den Sportarten bei Olympia- Auf jeden Fall. Zum Beispiel Olympische wunderbar transportiert, die Digitalka- Übertragungen, eine eigene Dramaturgie? Spiele 1972, Ulrike Meyfarth bei ihrem meras, die Splitscreens. Man hat Schüt- Zunächst wird Olympia ja aufbereitet wie goldenen Sprung oder der Sieg der 4 x 100- ze wie Scheibe im Blick, sieht den Rauch ein Produkt: Es gibt ein Corporate Bran- m-Staffel mit Heide Ecker-Rosendahl – beim Abfeuern des Schusses und gleich- ding, gleiche Farben, dieselben Geträn- oder etwas abstrakter beim Bobfahren: zeitig das Aufprallen der Kugel auf der ke, vorgegebene Kamerapositionen. Aber Deutschland I und Deutschland II, Namen Scheibe. dieses Produkt bietet weiterhin Durch- wie Hoppe, Langen, Lange. Das ist Legen- lässigkeit. Für mich ist das interessant. de. Auch der Gewichtheber, der vor den Gibt es Sportarten, bei denen Ihnen in Man schaltet den Fernseher ein und sieht Olympischen Spielen in Peking seine Frau der Darstellung Verbesserungen einfallen Sportarten, die man nicht kennt. Dann er- verloren hatte, gehört dazu. würden, oder ist das Spiel ausgereizt? klärt ein guter Reporter, was zum Beispiel Ich denke vor allem: Wenn man die Wer- an Freestyle Ski oder Skeleton wichtig ist. Matthias Steiner. bung rausschmeißen würde, wäre schon So gerät man an Themen, mit denen man Genau. Die Szene, als er vor laufender Ka- viel gewonnen. Mehr Zeit zwischen den sich sonst nicht beschäftigt. Die Lange- mera das Bild seiner verstorbenen Frau Geschehen macht das Ereignis schöner. weile, die bei stundenlangen Übertragun- zeigte, nachdem er die Goldmedaille im Das Tollste beim Gewichtheben sind doch gen natürlich entsteht, hat dann eine ei- Gewichtheben gewonnen hatte. In die- die Sekunden nach dem gelungenen oder gene Dramaturgie. sem Augenblick dachte ich, es hat sich ge- misslungenen Versuch. Wenn der Ge- lohnt, Olympia zu gucken. wichtheber von der Bühne abgeht, seine ... wie beim Skispringen. Hände sauber macht und der Trainer ihm Bis es von RTL übertragen wurde. Dabei Waren Sie berührt? das Handtuch über die Schultern legt. liebe ich die Leerstellen zwischen den Sehr. Weil es ein Moment war, der nicht In diesem Moment wird auch die archa- Durchgängen, man kommt der Essenz des hergestellt wurde. Das hat mich daran ische, durchaus brutale Beziehung zwi- Sports und des Lebens nah. Müßiggang erinnert, was Sport alles sein kann: eine schen Coach und Athlet sichtbar. gehört dazu, es muss diese Inseln der klassische Tragödie. Dass man für einen Nichtverwertbarkeit geben, sonst stirbt Moment ganz bei sich ist. Werbeunterbrechungen dürften eher ein alles ab. Der wahre Sport und Geld pas- Problem des Fußballs sein, weniger der sen nicht zusammen. Trotz solcher Momente findet der Sport olympischen TV-Übertragungen, bei de- im Kino nicht statt. nen nicht in jeder Pause Spots gezeigt Leerstellen werden heute meist ausge- Sportlerfilme sind das Langweiligste, was werden. blendet, durch Kameraschwenks auf brül- es gibt. Man glaubt dem Schauspieler ein- Das stimmt. Es ist auch nicht so, dass ich lende Zuschauer, Nägel kauende Trainer fach nicht, dass er ein guter Skiläufer den Leuten, die Werbung herstellen, jeg- oder stoische Schiedsrichter. In einem Ma- --› 38 [ Foyer ] Faktor Sport gazin-Beitrag über den im TV gezeigten Schlichterprozess zu Stuttgart 21 haben Sie gelobt, wie dicht man an Protagonis- ten und Inhalten geblieben sei. Im Kinobereich hat diese Vereinheitli- chung in der Darstellung und Dramatur- gie Ende der 80er-Jahre eingesetzt, als Scriptdoktoren aus Amerika kamen und an deutschen Akademien lehrten. Plötz- lich sahen alle Filme gleich aus: ähnlicher Musikeinsatz, ähnliche Form von Identi- fikationsmustern, Mitleidskino. Eine ste- reotype Aufbereitung, die mittlerweile in MAL REGIE, MAL REHA vielen Gesellschaftsbereichen zu beobach- ten ist. Es muss Liebe sein: Rund zweieinhalb Jahre seines Lebens habe er schon auf Krücken verbracht, sagt Christian Petzold: zweimal die Kreuzbänder gerissen, zweimal den Meniskus, ebenso oft waren die Sprunggelenke gebrochen. Und Weil sie den Publikumsgeschmack trifft? immer war der Fußball schuld. Trotzdem will der 53-Jährige noch drei, vier Jah- Ich glaube, dass das die Leute nervt. re im Verein spielen.

Zerstört das die Einmaligkeit der von Ih- Petzold, dem laut eigener Aussage eine Begegnung mit der algerischen Nati- nen beschriebenen Momente? onalmannschaft sein beschränktes fußballerisches Talent vor Augen geführt hat, gehört außerhalb des Sports zu den erfolgreichsten deutschen Regisseu- Denken Sie an Bob Beamon, als er bei den ren. Er wird der sogenannten Berliner Schule zugerechnet, einer Gruppe von Olympischen Spielen 1968 in Mexiko den Filmemachern, die sich auf nüchtern-analytische Weise vor allem mit der deut- Weltrekord im Weitsprung aufgestellt hat schen Geschichte beschäftigen. Das berühmte New Yorker Museum of Modern (8,90 Meter, die Red.). Was wäre aus dieser Art (MoMA) widmete der Bewegung im vergangenen Herbst sogar eine filmi- Szene geworden? Das Unglaubliche der sche Retrospektive. Leistung hat man erst viel später begrif- Zu den bekanntesten Werken Petzolds zählen „Die innere Sicherheit“, „Toter fen. Heutzutage folgen Reflexion und Be- Mann“, „Wolfsburg“ und „Barbara“; er wurde unter anderem mit dem Grim- greifen dem Ereignis auf dem Fuß. Und me-Preis, dem Silbernen Bären (oben bei der Preisverleihung 2012) und dem die Sportler haben sich dieser Dramatur- Helmut-Käutner-Preis ausgezeichnet. Die Drehbücher schreibt er oft gemein- gie zu fügen. Da ist der Zauber weg. sam mit Harun Farocki, seinem ehemaligen Lehrer an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Petzolds Lebensmittelpunkt liegt in Berlin- Kreuzberg, wo er zusammen mit seiner Frau, der Dokumentarfilmregisseurin Und was ist mit dem Zauber von Matthias Aysun Bademsoy, und seinen Kindern lebt. mm Steiner? Ja, der Sport ist anscheinend robust und schafft es, sich partiell seiner Verwert- barkeit zu widersetzen. An diesen nicht entzauberten Resten halte ich mich gern Und umgekehrt: Animiert der Sport Sie Genau, das macht Spaß. Ich finde die zum auf. Wahrscheinlich bin ich aber Teil des bei Ihren Filmen? Aufklappen gedachten Fotos leerer Stadi- Problems, wenn ich als Angehöriger einer Eine Direktübersetzung funktioniert en fantastisch. Beim Playboy sind es nack- eventsüchtigen Gruppe ins Stadion gehe. nicht. Aber beim Fußball mache ich fol- te Frauen, hier sind es leere Stadien. Da gende Erfahrung: In jedem Spiel, auch denkt man an Elias Canetti (Schriftsteller, Sie könnten verzichten. den schlechten, gibt es Momente der die Red.), der sagte: „Ein Sportstadion ist Ich habe eine Zeit lang probiert, den Fern- Schönheit, die nicht aus dem Zufall ent- ein Ort, an dem jeder mit seinem Rücken seher nicht einzuschalten oder aus ökolo- stehen, sondern aus Arbeit – und die sie zum Alltag sitzt.“ Ich bin allein, dadurch gischen Gründen kein Auto mehr zu fah- zugleich überwinden. Das gilt im Sport dass ich meinem Alltag den Rücken zu- ren. Aber man kann sich nicht abwenden, wie beim Filmemachen: dass man über kehre. Zugleich bin ich mit anderen zu- eine individuelle Entscheidung führt kei- die Arbeit zu etwas Erhabenem gelangt. sammen, die wiederum auch allein sind. ne gesellschaftlichen Veränderungen her- In dieser Konstellation entwickelt sich et- bei. Funktioniert Sport für Sie auch in ge- was, das wie ein Versprechen wirkt. schriebener Form, etwa in der Zeitung? Hat die Präsentation des Sports Auswir- Ja. Der Rücken zum Alltag, da denkt man an kungen auf Ihre Arbeit, weil Zuschauer das Sommermärchen 2006. Fühlten Sie sich an Darstellungsformen aus dem Fuß- Ist das gleichberechtigt mit dem Schau- sich vom Nationalgefühl angesprochen, ball oder bei Olympia gewöhnt haben? en? als es sich während des Turniers von sei- Ich glaube, ja. Wenn man Filme produ- Nacherzählung ist für mich das Leben. ner braunen Vergangenheit löste? ziert, laufen diese ja nicht nur im Kino. Deswegen war „11 Freunde“ gleich so er- Unbedingt. Und ich fand es nicht okay, Die meisten meiner Arbeiten werden vom folgreich, weil es zum ersten Mal eine wenn andere blöde Witze darüber ge- Fernsehen kofinanziert und müssen sich Zeitschrift gab, die die alten Mythen auf- macht haben. Meine Freunde, meine Fa- daher in Beziehung setzen zum Rest des leben lässt. milie und ich haben in diesen Wochen Programms. Dass die Dauer eines Spiel- unheimlich viel Spaß gehabt. Mein Ge-

films und die Länge eines Fußballspiels Von einem Fußball, den es so gar nicht fühl war: Von diesem Land wird niemals picture-alliance Credit: identisch sind, ist kein Zufall. mehr gibt ... wieder ein Angriffskrieg ausgehen. ] /DeutscherBehindertensportverband ǁǁǁ͘ĚĞƵƚƐĐŚĞͲƉĂƌĂůLJŵƉŝƐĐŚĞͲŵĂŶŶƐĐŚĂŌ͘ĚĞ

www.deutsche-paralympische-mannschaft.de

„Für mich gibt es nur ein Handicap:

zu wenig Schnee.“ŶŶĂ^ĐŚĂīĞůŚƵďĞƌͮDŽŶŽƐŬŝ

,ĞƌnjůŝĐŚĞŶĂŶŬĂŶƵŶƐĞƌĞŶĂƟŽŶĂůĞŶ&ƂƌĚĞƌĞƌ͗ 40 [ Bühne ] Faktor Sport Grüße vom Blind Date m Ende der Olympi- TV-Moderator Markus Othmer steht vor sei- Medaillengewinner wie Mat- schen Spiele wird Mar- thias Berg und Gerd Schönfel- kus Othmer es halten ner Paralympics-Premiere – und will sich der stehen als Co-Kommenta- wie alle Kollegen von „trauen, jede Frage zu stellen“. toren zur Verfügung. „Sie sind enorm wichtig, weil sie einen ARD und ZDF; Koffer Text: Roland Karle Apacken, ab nach Hause. Mit ei- Zugang zu den Sportlern her- nem Unterschied: Schon zwei stellen“, sagt Othmer. Wochen später kehrt er zu- Er meint das in zweifa- rück. Am 7. März beginnen die cher Hinsicht: Der Kontakt von Paralympics, dann schlägt Oth- Journalisten zu Athleten mit mers Stunde als Frontmann Handicap ist punktueller als der ARD. zu den Olympiateilnehmern, Die Frage nach Unter- die persönliche Bande zwi- schieden und Ähnlichkeiten schen Experten und Aktiven zwischen Olympia und Pa- wirkt da hilfreich. Mehr aber ralympics – das ist alles viel- zählt, dass Schönfelder und fach strapaziert worden. Eher Co „die Leistung der Sportler ungeübt wirkt der Blick auf besser einschätzen und einord- die andere Seite, auf Medien- nen können“. schaffende wie Othmer. Des- Was Othmer unbedingt sen beruflichen Alltag prägen vermeiden möchte: Wissenslü- Fußball-Bundesliga und Win- cken. Wer wenig über die Ath- tersport sowie Moderationen leten weiß, stellt die immer von Sportsendungen und Mu- gleichen Fragen; die erste zum sikspektakeln („Night of the Wettkampf, die zweite zur Be- Proms“). Sportler mit Handi- hinderung. Er will mehr: „Ich cap zu begleiten, ist für ihn gehe generell offen auf andere zwar nicht neu, aber wesent- Menschen zu und traue mich, lich ungewohnter. Was nichts jede Frage zu stellen. Es darf an seinem journalistischen kein Tabu geben. Das sagt auch Selbstverständnis ändert: „Für Verena.“ mich steht die sportliche Leis- Verena, das ist Verena tung im Vordergrund. Aber wir Bentele, von Geburt an blind, wollen über den Wettkampf eine überragende Biathletin hinaus, egal ob Behinderten- Keine Beschönigung oder Betroffenheit: Das TV-Team Markus Othmer und Ve- und Skilangläuferin. Sie star- oder Nichtbehindertensport, rena Bentele will ohne Tabus von den Paralympics berichten tete vier Mal bei Paralympics, etwas über den Menschen er- gewann zwölf Goldmedaillen. fahren.“ In Sotschi wird auch sie dem Ein schmaler Grat: hier den Moderator zur Seite stehen. In Leistungssportler zu bewerten, da die Person zu beschreiben – den vergangenen Monaten haben die beiden gemeinsam geübt. ohne in die Mitleidsfalle zu tappen. Peter Kaadtmann, gemeinsa- Wie das aussieht, erzählte Bentele in München bei der Präsenta- mer Teamchef von ARD und ZDF bei den Paralympics, formuliert tion der TV-Teams für die anstehenden Spiele: „Ich werde Mar- den Fernsehauftrag so: „Unser Ziel ist eine Gleichbehandlung kus die Augen verbinden und ihn auf die Loipe schicken.“ Natür- nicht behinderter und behinderter Teilnehmer der Olympischen lich bei laufender Kamera. und der Paralympischen Spiele.“ Soll heißen: konsequentes Weg- Othmer hätte so eine Aktion vielleicht vermieden. Wie das lassen von Beschönigung und Betroffenheit. Ob das klappt? so ist, wenn sich Nichtbehinderte im Fangzaun politischer Kor- Sportlich befindet sich die deutsche Paralympics-Mann- rektheiten verheddern. Ihn einzureißen, fällt der gleicherma- schaft im Umbruch. Rund ein Dutzend Athleten treten in Sot- ßen klugen wie schlagfertigen Bentele leichter. Nachdem Oth- schi an, nachdem Curling und Sledgeeishockey die Qualifika- mer sie mal gefragt hatte, wie sie eigentlich flirte, fand er später eine SMS von ihr auf seinem Handy. Mit kurzem Gruß: „Dein

tion verpasst und etliche erfolgreiche Athleten ihre Karriere picture-alliance Credit: beendet haben. Das hat für Fernsehleute auch Vorteile. Einstige Blind Date“. ] Schnee, Wind, Kälte:

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210x297_quattro2013_Kaelte_Faktor1_15020_39L.indd 1 17.12.13 20:44 42 [ Darsteller ] Faktor Sport Die Vorläufer Der gewisse Moment kommt zu dir, vielleicht. Er kommt nicht von allein, alles andere als das, aber du kannst ihn nicht heraufbeschwören: Es ist schon erstaunlich, wie eigen, wie verschieden die Karrieren der bundesdeutschen Fahnenträger bei den Winterspielen seit 1992 verlaufen sind – und wie sie doch erst im Paket erahnen lassen, was es auf sich hat mit dem Geheimnis des olympischen Erfolges, mit dem Geist der großen Sportler. Sprechen Kati Wilhelm und Jochen Behle von Ehrlichkeit und treffen sich Mark Kirchner und André Lange in der Ruhe, so betonen die Geschichten von und Hilde Gerg den Faktor Selbst- disziplin. Am Ende bleibt überdies die nicht neue Erkenntnis: Ohne Glück und Selbstglauben geht nichts.

Text: Peter Stützer

Wolfgang Hoppe, Bob. Doppelgold 1984 in Sarajevo. Mark Kirchner, Biathlon. Doppelgold 1992 in , Fahnenträger 1992 in Albertville Staffelgold 1994. Fahnenträger 1994 in Lillehammer

Gold? Wolfgang Hoppe erzählt von der Glasvitrine zu Hause, Glas, damit Still ruhte der See, denn der Wind schwieg an diesem goldenen Tag in Lille- es jeder sehen kann, das erste und das zweite Gold bei Olympischen hammer. Das war schon mal nicht schlecht, sagt Mark Kirchner, für den die Spielen. Hoppe hat beides 1984 aus Sarajevo mitgebracht. Sah aus Spiele 1994 sowieso toll begonnen hatten, mit einer Eröffnungsfeier, bei wie geplant. War es aber nicht. Da spielen ja auch noch ein paar an- der er die deutsche Fahne getragen hatte. Und an jenem Tag kam die Stille dere mit, Kollege Zufall, Abteilung Glück, keine Ahnung, sagt er, ohne dazu, das war ein bisschen so, als hätte ihm schon jemand geflüstert, dass die geht nichts. „Olympia-Gold kannst du nicht bestellen und auch er heute Olympiasieger werden würde, mit der Staffel, zum insgesamt drit- nicht planen, das kommt zu dir, wenn die Zeit reif ist.“ Und selbst ten Mal. Ein bisschen muss er sich an der Stelle mal selbst loben. „Gold dann sind noch viele Fragen offen, das Wetter, die Bahn, die Vorberei- holt nicht jeder“, was gäbe das auch für ein Gedränge. „Und Fahnenträger tung, die Form, die Gegner, der Rücken und auch die Vergangenheit. bei Olympia, das wird erst recht nicht jeder.“ Kirchner, der Biokraft-Tanker. Die einen haben Hoppe schnell den vaterländischen Verdienstorden in Auch als Bundestrainer Herren wirkt der Thüringer gern mal so, als ob er Gold umgehängt. Das roch nach Schwierigkeiten mit den anderen, die gut über den Weltfrieden parlieren könnte, um die lauten Fragen nach den gab es dann auch mit Verspätung. Er verweist auf seinen ganz spezi- Medaillen beiseitezuschieben, bis der Druck schwindet. Aber oft wollen die ellen Druck jenseits der Bobbahn. Damals. „Klappe halten, Olympia- Jungen ja selber wissen: Wie werde ich Olympiasieger? Dann zählt er auf: sieger werden“, das schien ihm das Beste, es wurde noch mal Silber Training, Schlaf, Disziplin, Konzentration. Von allem reichlich. Und Ruhe, in Albertville und Bronze in Lillehammer, aber etwas anderes zählte die volle Dröhnung Ruhe. Was Kirchner auch sagt: „Es gibt Gold nicht auf mehr: Sie haben ihm die Hand gereicht, er hat sie genommen. 1992. Rezept.“ Selbstvertrauen muss man halt mitbringen, oft macht das den Unter- Hoppe führte die erste gesamtdeutsche Olympiamannschaft ins Sta- schied. Damals, zu seiner aktiven olympischen Zeit, rief er immer seinen dion. „Das war mir eine Ehre, egal was manche sagen.“ Zumindest in Plan auf. Nichts Besonderes, das genau nicht; es war der Standardplan, diesem Moment wusste er alle Kollegen und Funktionäre hinter sich. alles wie immer. Begonnen beim ruhigen Bierchen am Abend davor. Salt Lake City und die gemischten Gefühle: Hilde Gerg trug 2002 die Fahne, sportlich hatte sie bei diesen Spielen reichlich Pech

Jochen Behle, Skilanglauf. Keine Olympiamedaille. Fahnenträger 1998 in Nagano

Ja, da ist er doch, Behle, Jochen Behle. Verlustig gegangen im tiefen Wald, das fürchtete einst der stilbildende, leider kürzlich verstorbene ZDF-Reporter Bruno Moravetz, rief immer wieder „Wo ist Behle?“ ins Mikro. So wurde der Läufer berühmt und 1998 deutscher Fahnenträger, diesmal einer ohne golde- ne Vorgeschichte. Aufgetaucht aus Wald und Finsternis wurde er Bundestrai- ner. „Aber es wurde mir nichts geschenkt.“ Nie hatten sie hier einen besse- ren, einen erfolgreicheren, Behle wurde großartiger Langlauf-Bundestrainer. Und dann war er plötzlich weg, wirklich plötzlich. Nach zehn Jahren schmiss er hin, so muss man das sagen. Er und seine Athleten, was hatten sie nicht geschafft: Gold in Vancouver für Evi Sachenbacher und Claudia Nystad, die Männer holten viermal den Gesamtweltcup, die ganze Sportart schien wieder- belebt. Aber irgendwann wollten die Kollegen vom Biathlon auch schnelle Langläufer, und vor allem wollten die Langläufer selbst nicht mehr vereint trainieren. Behle, impulsive Seele, kritischer Geist, war anderer Meinung als Verband und Athleten, sprach von verlorenem Vertrauen und Abnutzung und ging. Er arbeitet mit dem Nachwuchs, führt eine Stiftung zugunsten von Kindern unter der Armutsgrenze. Manchmal fragt jemand: Wie bitte geht’s zum Gold? Dann zählt Behle auf: „Ehrgeiz, Wille, Talent, Ehrlichkeit und ein gutes Umfeld.“ Und den richtigen Trainer, möchte man anfügen. 44 [ Darsteller ] Faktor Sport

Hilde Gerg, Ski alpin. Gold 1998. Kati Wilhelm, Biathlon. Doppelgold 2002, Gold 2006. Fahnenträgerin 2002 in Salt Lake City Fahnenträgerin 2006 in Turin

Nicht jede Karriere verläuft linear, schnurstracks geradeaus. Für Ein pralles Leben. Und nicht eben unauffällig, das Schunkellied kriecht ins Hilde Gerg, zum Beispiel, sollte das Leben immer neue, immer tra- Ohr: „Sie hat die Haare schön!“ Schön rot, dazu dieses Dauerlachen – doch, gischere Fallstricke parat haben. Auf und ab, auf und ab, auf der doch, Kati Wilhelm ist eine Persönlichkeit und, da waren sich 2006 alle einig, Piste und abseits davon. Sie holte Slalomgold in Nagano, ihr Trai- eine ideale Besetzung des Fahnenträger-Jobs. Man kannte sie, mochte sie, ner war Wolfgang Graßl. Als die beiden auch privat gemeinsame unabhängig vom Erfolg, da blieben ja das Lachen und die Frisur, manchmal Sache machten, erfuhr die Gerg schmerzhaft, was Bruch im Team wirkte es, als habe der Sport nichts zu bestellen gegen das Rot, gut so: „Sonst und Stutenbiss bedeuten. Er: Rücktritt. Sie: immer weiter, immer erkennt mich ja keiner mehr.“ Weil sie reden kann, klug, schön und erfolgreich weiter. Beide: Hochzeit, Anna und Wolfgang, die Kinder. Ihre Welt ist, wird sie auch als Ex-Athletin häufig zu Vorträgen gebeten, am liebsten er- war, wie sie sein sollte, auch ohne den Sport, den sie 2005, nach zählt sie dann von Olympia, das so anders ist als all die anderen Wettbewerbe. dem zweiten Kreuzbandriss, aufgab. Aber dann, 2010, wurde ihr „Nichts reicht an die Spiele heran, als Sportler würde ich immer wieder alles Wolfgang mit Aortariss tot im Auto gefunden, was für eine Tra- daransetzen, dabei zu sein.“ Dass sie es dreimal geschafft hat (1998 noch als gödie. Von da an war nichts mehr klar, verschoben sich alle Maß- Langläuferin) und so oft so weit vorn landete, in Salt Lake City sogar zweimal stäbe. Sie sagt nicht viel, „für mich war die Zeit stehen geblie- ganz vorn, macht sie dankbar. „An jeder Medaille haben so viele Menschen ben“. Alles ist relativ. Nach dem größten Triumph befragt, nennt einen Anteil, die Trainer, die Physios, der Freund, die Familie. Ich bin in dieser Hilde Gerg „den ersten Abfahrtssieg nach meinem Unterschen- Kette nur zufällig diejenige, die dieses Goldstück um den Hals hängen hat.“ kelbruch“. Nicht etwa Olympia, keine Rede von dem Tag 1998, Das soll jeder wissen, der nach oben will, alleine bist du nichts, in einem guten an dem sie Gold holte, sie hat ihn fast vergessen. Wie so vieles in Team kannst du alles sein. Sie war und ist vieles, Abiturientin, Hauptfeldwe- den letzten Jahren, in denen auch ihr Cousin starb, bei einem Sil- bel bei der Bundeswehr, Studentin in International Management, Mitglied der vesterunfall. Den Kindern gilt ihre Liebe, ihre Zuversicht. Wer so Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten, bald zweifache Mutter, viel erlitten hat, der weiß, welche Gedanken seine Freunde sind. Co-Moderatorin im Fernsehen. Das alles, sagt sie, „kannst du nur schaffen, Über Wolfgang sagt sie: „Seine Zeit war einfach abgelaufen.“ wenn du zuverlässig bist, ehrlich, fleißig und ein charakterstarker Mensch.“

„Nichts reicht an die Spiele heran, als Sportler würde ich immer wieder alles daransetzen, dabei zu sein“ Kati Wilhelm Credit: picture-alliance Credit: Faktor Sport [ Spiegelbild ] 45

André Lange, Bob. Gold 2002 und 2010, Doppelgold 2006. Fahnenträger 2010 in Vancouver

Der Thüringer an sich gilt als gesellig, witzig und trinkfest. So gese- hen ist André Lange ein würdiger Vertreter seiner Heimat, eine ganze, ereignisreiche und erfolgreiche Karriere lang. Wenn der Bobfahrer auf Medaillenjagd ging, war er kaum zu überhören, zu übersehen ohne- hin nicht. Dreimal Gold hatte er schon in der Tasche, angefangen 2002 in Salt Lake City, ehe es Richtung Vancouver ging. Oben, in Whistler, zum Ende der Karriere, kam dann noch eins dazu, diesmal im Zweier- bob. Er hatte ja immer beides drauf, auch den dicken Vierer-Schlitten schob er immer mit dieser fast unverschämten äußerlichen Ruhe an den Start, um ihn genauso durch die Eisbahn zu steuern. Die Ruhe des jetzt und auch schon vorher voll auf diesen Moment Konzentrierten, der alles getan hatte, was zu tun gewesen war, nach der Devise „Ar- beit, Arbeit, Arbeit“ von Anfang an. Wobei er hart, aber fröhlich gear- beitet hat, und hinterher genauso gefeiert. Er lacht. Ein jeder müsse seinen Weg alleine bestimmen, die deutliche Ansprache gehört bei ihm dazu, drum herumreden sollen andere. „Ein geiler Lohn für die Schufterei und die Entbehrungen“, sei das Gold, vom ersten bis zum letzten, und das Fahnetragen sowieso, das hat ihn stolz gemacht. Und damit das auch keinem verborgen blieb, begab es sich, dass die deut- sche Delegation bei den Olympischen Spielen in Vancouver einem Vorläufer mit wasserstoffblond gefärbten Haaren folgte.

Der große Wasser- stoffblonde mit den schwarzen Schuhen: André Lange führt die Deutsche Olympia- mannschaft 2010 an 46 [ SpiegelbildDarsteller ] ] Faktor Faktor Sport Sport

In weiter Ferne, so nah

Bei den Olympischen Winterspielen in Sarajevo erlebte Peter Angerer die schönsten Tage seines Sportlerlebens. Er gewann Gold, Silber, Bronze und wurde zum erfolgreichsten Teilnehmer der Bundesrepublik. Heute sind nur noch Ruinen von den Sportstätten übrig.

Text: Frank Heike

Stil- und schusssicher: Im grün-weiß-roten Outfit eilt Biathlet Peter Angerer zur Silbermedaille über zehn Kilometer bei den Olympischen Winterspielen 1984

die Spiele von Sarajevo. „Gold, und das über die lange Strecke, war das Schönste“, sagt er. An der Strecke standen damals nur eingefleischte Olym- s ist nicht ganz einfach, Peter Angerer ans Telefon zu piafans. „Vielleicht ein paar Hundert Zuschauer“, sagt Angerer. bekommen. Spuren im Internet führen ins Leere, der „Man kann das mit heute, mit Ruhpolding oder Oberhof, nicht Deutsche Skiverband hat nur eine Postadresse, und die vergleichen. Biathlon, das war damals Randsportart.“ Handynummer, die der Vorsitzende seines Heimatver- Sarajevo ist für Angerer aus einem anderen Grund un- eins in Hammer (Chiemgau) bereithält, ist eine falsche vergesslich: Der Ort seines größten Erfolges und des sport- Fährte. Doch Bernhard Kübler hat einen Tipp parat: „Ru- E lich-friedlichen Zusammentreffens der Nationen wurde zum fen Sie im Hotel Seekarhaus in Obertauern an, da arbeitet er.“ Symbol des Bosnienkrieges. „Ich habe in den Medien immer Und plötzlich hat man Peter Angerer an der Strippe, gerade verfolgt, was aus Sarajevo wurde. Die Sprungschanze war zer- zurück von einem Einsatz im Marketingstab des Snowboard- stört, das Olympische Dorf zerbombt. Schlimm.“ Die düstere Weltcups. Das ist neben dem Hotel der Schwiegereltern sein Zukunft war im Februar 1984 allerdings für niemanden abseh- zweites Standbein. bar. „Kleine, gemütliche Spiele waren das“, erinnert Angerer, Der 54-Jährige schwärmt kurz vom Traumwetter in Ös- „kein Vergleich mit dem heutigen Gigantismus.“ terreich, ehe er in den Erinnerungsmodus schaltet: Sarajevo Von Olympia hat Angerer damals wenig mitbekommen – 1984. Olympische Winterspiele in Jugoslawien. Vucko, das Mas- ein Eishockeyspiel der siegreichen sowjetischen Startruppe kottchen, der Wolf mit rotem Schal, der „Sarajevo“ im Fernseh- um Sergej Makarow und Wladimir Krutow hat sich in der Erin- Trailer mit lang gezogenem „o“ heulte. „Der Vucko müsste als nerung verfangen. „Unsere Wettkämpfe haben sich über neun Plüschtier noch in irgendeiner Kiste im Keller liegen.“ Tage erstreckt. Da wollte ich meine Ruhe“, sagt er. „Eigentlich Für Angerer war 1984 ein unvergessliches Jahr. Es steht ist es ganz weit weg. Aber wenn man drüber spricht, ganz nah. für die erfolgreichste Phase seiner Sportlerkarriere. Er reiste in Sarajevo, das ist eine schöne Erinnerung. Aber was danach jenem Winter nach zwei Weltcupsiegen als Favorit nach Bosni- passierte, ist furchtbar.“ Nach Olympia ist er nie mehr dort en. Frank-Peter Roetsch aus der DDR und der Norweger Eirik gewesen. Die Bilder von Einschusslöchern am Sprungturm, Kvalfoss waren seine härtesten Konkurrenten. Im 20-Kilometer- von der überwucherten und mit Graffiti übersäten Bob-Bahn, Rennen ließ er sie hinter sich, über zehn Kilometer siegte Kval- die kein Mensch mehr braucht – Angerer empfindet sie als ] foss. In der Staffel gewann er mit Walter Pichler, Ernst Reiter „bedrückend“. und Fritz Fischer hinter der UdSSR und Norwegen Bronze: Der

komplette Medaillensatz war voll, und so diktierte Angerer im picture-alliance Credit: grün-weißen Ski-Anzug die bundesdeutschen Erinnerungen an Faktor Sport [ Spiegelbild ] 47 Telekom für Deutschland.

Telekom für Deutschland Deutschlands Sportlerinnen und Sportler begeistern mit ihren Erfolgen. Unterstützen auch Sie die deutschen Nachwuchs- und Spitzenathleten im Trainingsalltag und bei Wettkämpfen und tragen Sie mit dazu bei, dass wir uns gemeinsam über zahlreiche Erfolge freuen dürfen. Weitere Informationen unter www.sporthilfe.de Eine Spendenaktion der Deutschen Sporthilfe. Eine Spendenaktion der Deutschen

DSH_AZ_TFD_LaeuferT_210x297.indd 1 22.05.13 09:55 48 [ Backstage ] Faktor Sport

Über die Vermessung der Zeit

Das Schweizer Unternehmen Omega ist seit 1932 für die Zeitnahme bei Olympischen Spielen verantwortlich. Uhren-Experte Peter Hürzeler über zu große Genauigkeit von Tausendstelsekunden, warum beim Start im Eisschnelllauf das Auge entscheidet und sen, wie es mit dem Startblock in der Leichtathletik möglich ist. über die Relativität seiner Arbeit. Ob also ein Fehlstart vorliegt oder nicht, entscheidet sich nach Interview: Klaus Janke menschlichem Ermessen.

Als oberster Zeitnehmer bei internationalen Wettkämpfen ha- ben Sie Zugriff auf alle Daten. Verraten Sie uns ein Geheimnis: Herr Hürzeler, Omega präsentiert zu den Spielen meist techni- Die beiden Franzosen Jérémy Stravius und Camille Lacourt sche Innovationen. Was dürfen wir in Sotschi erwarten? haben sich 2011 den Weltmeistertitel über 100 Meter Rücken Weiterentwicklungen gibt es vor allem in der visuellen Darstel- geteilt – für beide wurden 52,76 Sekunden ausgewiesen. Wer von lung der Zeitdaten. Beim Eisschnelllauf werden wir eine Linie den beiden hat – bei mikroskopischer Betrachtung – als Erster einblenden können, die zeigt, wo sich der bislang Schnellste angeschlagen? nach Ablauf der jeweils aktuellen Sekundenzahl befunden hat – Das weiß ich nicht. man sieht also, wie ein Läufer der bisherigen Bestzeit hinterher- fährt oder sie hinter sich lässt. Warum nicht? Omega kann doch problemlos nicht nur Hunderts- tel-, sondern auch Tausendstel- und mittlerweile sogar Millions- Die Zeitnahme bei den Spielen ist mittlerweile extrem ausge- telsekunden messen. dehnt. Ständig werden individuelle Zeiten der Teilnehmer, Zwi- Das haben wir in Schanghai aber nicht getan. Wir messen das, schenzeiten, Vergleichszeiten oder bisherige Rekordzeiten ein- was vom Organisationskomitee gewünscht und von den Statuten geblendet. Fürchten Sie nicht, dass Olympia zum Zahlenwerk vorgegeben wird. Und das sind in diesem Fall Hundertstel, zwei mutiert? Stellen nach dem Komma. Genauere Daten gibt es nicht – auch Nein. Natürlich darf man es nicht übertreiben. Aber Sie müs- wenn mich vor allem die französische Presse bestürmt hat, den sen auch sehen, dass viele Sportarten für die Fernsehzuschauer „eigentlichen“ Sieger zu verraten. sehr langweilig sein würden, wenn es keine Zwischen- oder Ver- gleichszeiten gäbe. Die Daten sorgen vor allem bei Ausdauerdis- Wieso konnten Sie eine solche Aussage dann 1984 bei den Olym- ziplinen erst für die richtige Dramatik. Und die Athleten und pischen Spielen in Los Angeles treffen? Die Amerikanerinnen Trainer sind dankbar. Für sie kann es nicht genug Daten geben. Carrie Steinseifer und Nancy Hogshead schwammen die 100 Me- ter Freistil in 55,92 Sekunden und bekamen beide Gold. Es wur- Die allermeisten Messungen sind heute computerisiert. Wo wird de aber bekannt, dass Steinseifer bei einer Tausendstel-Messung in Sotschi das menschliche Auge noch eine Rolle spielen? vorn gelegen hätte.

Beim Start im Eisschnelllauf. Hier ist es bislang nicht möglich, Und genau diese öffentlichen Diskussionen will man nicht mehr. Omega picture-alliance, Credit: den Startzeitpunkt der einzelnen Läufer automatisch zu erfas- Daher wird heute nur so genau gemessen, wie auch gewertet wird. Faktor Sport [ Backstage ] 49

Den Hundertstelsekunden auf der Spur – seit Jahrzehnten: Uhren-Ex- perte Peter Hürzeler

Wo finden Sie denn feinere Messungen sinnvoll? Es kommt immer auf die Geschwindigkeit an, mit der sich Sport- ler bewegen – und damit auf die zurückgelegte Distanz pro Se- kunde. Beim Langlauf wird nur nach Zehnteln gestoppt, in der Formel 1 aber nach Tausendsteln. Zeit und Raum sind immer im Zusammenhang zu sehen.

Was waren für Sie die größten Meilensteine in puncto Zeitnahme? Was spricht denn dagegen, auf drei Stellen hinter dem Komma Als Quantensprung gilt das Jahr 1962, als wir erstmals bei TV- zu stoppen? Live-Übertragungen die Zeiten einblenden konnten. Seit den Ein einziges Mal, bei den Spielen 1972 in München, wurde dies Spielen 2004 in Athen ist es zudem möglich, den Zielfilm in der im Schwimmen praktiziert. Der Goldmedaillengewinner über Leichtathletik direkt im Fernsehen zu zeigen. Beim Schwimmen 400 Lagen (Gunnar Larsson aus Schweden, die Red.) war genau war die Einführung der Zeitmessung über die automatischen An- zwei Tausendstelsekunden schneller als der Zweitplatzierte. Da- schlagmatten in Mexiko 1968 sehr bedeutsam. nach rückte man wieder davon ab, weil Tausendstel im Schwim- men zu genau sind. Gerecht wäre eine solche Messung nur, wenn Ist Olympia ein Techniktreiber? alle Teilnehmer auf derselben Bahn schwimmen würden. Das Ja. Wir planen immer von Olympia zu Olympia. Allerdings dau- tun sie nicht, und die Bahnen sind bis zu fünf Millimeter unter- ert es eine gewisse Zeit, bis eine Innovation wirklich bei Wett- schiedlich lang, hier liegt die Toleranzgrenze. Eine Tausendstel- kämpfen eingesetzt wird. Die Verbände sind in dieser Hinsicht sekunde entspricht beim Schwimmen aber einer Länge von le- sehr langsam. Omega konnte 1948 bereits die vollelektronische diglich rund 1,7 Millimetern. Also ist sie als Zeiteinheit zu genau. Messung der Spiele anbieten, Realität wurde sie aber erst 1968 in Mexiko. Was wir einsetzen, entscheidet sich immer erst kurz Ausrichter und Öffentlichkeit wollen aber eindeutige Sieger. vor den Spielen. Ja, was aber teilweise zu problematischen Entscheidungen führt. Nehmen Sie den Triathlon der Damen 2012 in London. Zwei Frau- Omega betreibt für Olympia einen großen Aufwand. Dieser wird en liefen auf die Hundertstelsekunde gleich schnell. Da die Hun- zum größten Teil vom IOC getragen, trotzdem bleiben millionen- dertstel die geltende Währung ist, hätten beide Gold bekommen schwere Kosten für den Konzern. Lohnt sich der Aufwand? müssen. Dennoch entschied man sich per Fotofinish für eine der Diese Frage war in den 80er-Jahren auch intern umstritten. Doch beiden. So etwas ist nicht in Ordnung. Nicolas Hayek, der Gründer des Swatch-Konzerns, setzte sich da- mals durch. Er bestand darauf, das Engagement bei internationa- Gibt es ein Missverhältnis zwischen der Gerechtigkeit, die eine len Sportwettkämpfen weiterzuführen. extrem genaue Zeitnahme ermöglicht, und den Ungerechtigkei- ten durch nicht beeinflussbare physikalische Umstände wie Ge- Es geht Omega um den Imageeffekt. Interessiert sich die Öffent- genwind, blendende Sonne, Bahnbeschaffenheit? lichkeit überhaupt für das Thema Zeitmessung? Ja. Diese Ungerechtigkeiten wird man nie komplett beseitigen Ein großer Teil der Zuschauer weiß, dass Omega für die Messung können. Wir kommen zwar immer ein Stück weiter – etwa in- zuständig ist. Aber es ist wie bei so vielen Dingen: Das Thema in- dem wir beim Skispringen die Windeffekte in die Weiten ein- teressiert vor allem dann, wenn etwas schiefläuft. rechnen. Aber eine endgültige Gerechtigkeit wird es nicht geben. Ein Beispiel: Wenn der Eisschnellläufer beim Zieleinlauf die Kufe Haben Sie im Laufe Ihrer Tätigkeit etwas Neues über Zeit gelernt? nicht komplett auf dem Eis hat, sondern ein wenig anhebt, hat Vor allem eines: dass Zeit von jedem anders erlebt wird. Zeit ist er einen minimalen Nachteil. Die Zielantenne misst nämlich die relativ. Wie sagte Maurice Chevalier: „Eine schöne Uhr zeigt die Berührung mit der Ziellinie. Zeit. Eine schöne Frau lässt sie vergessen.“ ] 50 [ Requisite ] Faktor Sport

1952 Dress for Success Olympia ist nicht allein eine Leistungsschau, sondern auch eine der Mode. Seit vielen Jahren pflegen Partner wie Adidas, Bogner und Sioux enge Bande mit der Deutschen Elegant und gleichzei- Olympiamannschaft – und mittlerweile auch mit dem tig dezent präsentiert sich ein gut gelauntes Pendant aus dem paralympischen Bereich. Schon 1928 in deutsches Damenteam. Amsterdam trugen Athleten Spezialschuhe aus der Werk- Deutschland darf erst- mals nach dem Krieg statt von Adi Dassler, acht Jahre später in Garmisch-Par- wieder an Spielen teil- tenkirchen sorgte Bogner erstmals für das Mannschafts- nehmen – und stellt eine Gold-Gewinnerin: Outfit und Sioux machte 1972 in Sapporo Bekanntschaft Die legendäre, nie be- mit den Ringen. Ein (nicht ganz vollständiger) Rückblick zwungene Ria Baran gewinnt mit Paul Falk auf Mode, Medaillen und olympische Märchen. im Eiskunstlauf. Danach Text: Klaus Janke ruft Holiday on Ice.

1968 1972

grenoble Jetzt sind Streifen ge- Sapporo fragt, unter anderem Bei Disziplinen wie von Angelika Dün- Bobfahren kann die haupt-Duballa, Bron- richtige Kleidung für ze-Gewinnerin im den entscheidenden Rodel-Einsitzer, und Vorsprung sorgen. Kombinationsfahrer Im Zweierbob set- Ludwig „Luggi“ Leit- zen sich Wolfgang ner. Für den Goldme- Zimmerer (l.) – der daillengewinner von Onkel von Maria Innsbruck reicht es Höfl-Riesch – und Pe- diesmal nur für Platz ter Utzschneider für fünf. Dafür darf er ein das deutsche Team Jahr später Bond-Dar- durch. In Sapporo steller George Lazenby hat Schuh-Ausstatter „Im Geheimdienst Ih- Sioux seinen ersten rer Majestät“ doubeln. Olympia-Auftritt. Faktor Sport [ Requisite] 51

1960 1964

Squaw Valley Mehr Funktionalität, Innsbruck mehr Farbe – so sieht Zum dritten und letzten die Kleidung von Gold- Mal bei Winterspielen Gewinnern wie Heidi zieht ein gesamtdeut- Biebl (Abfahrtslauf) und sches Team aus Athle- (Nordi- ten der Bundesrepublik sche Kombination) nun und der DDR ein – an- aus. Bogner, seit 1936 geführt von Fahnen- Ausstatter, steuert nicht träger Georg Thoma. nur Outfits bei. Willy Die Ausstattung wird Bogner junior, Firmen- brüderlich geteilt: Die chef in spe, fährt im Sla- Sportler tragen Män- lom mit – und verpasst tel aus dem Westen, die im zweiten Lauf die gro- Mützen kommen aus ße Gold-Chance. volkseigener Produktion.

1976 1980

Innsbruck Ganz in Weiß ziehen Lake Placid die deutschen Damen Die stilbewussten 80er ein, in Kontrast zu den beginnen: Irene Epp- schwarz gewandeten le, Silber-Gewinnerin Herren. Verbindendes im Riesenslalom, prä- Element: der rote Schal. sentiert sich als „Lady Der Sportanzug hängt in Red“, und Abfahrt- noch heute bei Rosi Spezialist Michael Veith Mittermaier im Schrank, beweist, dass man zum die nach den Spielen taubenblauen Skian- nur noch „Gold-Rosi“ zug durchaus ein grau- heißt: Gold in der Ab- es, mit Längsstreifen fahrt, Gold im Slalom aufgepepptes Casual- und Silber im Riesen- Jackett tragen kann. slalom. Anything goes. 52 [ Requisite ] Faktor Sport

1984 1988

Calgary Selbst die Ohren ver- Sarajevo hüllen einige deut- Im Erscheinungsjahr des sche Sportler beim Filmklassikers „Ghost- Einzug im McMahon busters“ treten auch die Stadium. Man hät- deutschen Wintersport- te wissen können, ler im futuristischen dass es im Februar Dress auf – wie bereit extrem kalt in der ka- für waghalsige Einsät- nadischen Stadt ist. ze. Helfen tut das nicht: Den Temperaturen Das deutsche Team lan- trotzt unter anderem det nur zweimal ganz Katarina Witt, aller- vorn – durch Biathlet dings in der Halle. Sie Peter Angerer (siehe S. wird nach Sarajevo 46) und das Rodelduo zum zweiten Mal die Hans Stanggassinger Queen des Eiskunst- und Franz Wembacher. laufs.

2006 2010

Turin Vancouver Tradition trifft Moder- Auf eine Stippvisi- ne: Der Biathlet Sven te ins Deutsche Haus Fischer peppt seine kommt Eishockey-Le- Funktionskleidung mit gende Wayne Gretz- Edelweißmotiven auf. ky, auch bekannt als Dazu passt das Gold „The Great One“. am roten Band für den Da ihm die weißen Sieg im 10-Kilometer- Trainingsjacken des Sprint perfekt. Wer so deutschen Teams so viel Sinn für Optik hat, gut gefallen, freut er der muss zum Fernse- sich natürlich, dass er hen. Fischer tritt 2007 eine abstauben kann. als Co-Moderator beim Gern geschehen,

ZDF an. Wayne. Bogner picture-alliance, Credit: Faktor Sport [ Requisite] 53

1992 1998

Nagano Ein Biathlet hat viel Albertville zu schleppen: Deshalb Bobfahrer Wolfgang schwört Mark Kirch- Hoppe führt das erste ner (l.), aufgrund sei- gesamtdeutsche Team ner Leistungen auch nach der Wiedervereini- „der Außerirdische“ ge- gung als Fahnenträger nannt, auf die geräu- ins „Theatre des Cere- mige Sporttasche von monies“. Die Athleten Adidas. Weil Edelme- ziehen sich mit Pelzkra- tall fehlt, wird sie auch gen und Kappen warm auf dem Rückflug aus an, müssen sie aber Japan nicht bis zum Äu- nicht: Die Konkurrenz ßersten strapaziert, so ist zahm, die meisten wenig wie beim Nordi- Medaillen gehen nach schen Kombinierer Jens Deutschland. Deimel (r.).

2014

Sotschi Ohne Zweifel wissen „An der Farbe lässt sich die Sportler selbst am besten, was eine gute Mütze ausmacht. Des- die Sinnesweise, an dem halb hat Biathletin und Hobby-Strickerin Mag- dalena Neuner (l.) für Schnitt die Lebensweise Sotschi gleich selbst eine Linie für Adidas des Menschen erkennen“ entworfen. Paralympi- Johann Wolfgang von Goethe onikin Andrea Roth- fuß besitzt bereits eine Neuner-Modell – und macht damit eine gute Figur. 54 [ Bühne ] Faktor Sport

Piz Nair: steilster Start 100 % Gefälle

Lauberhorn: schnellsteAbfahrt 160 km/h

Russian Trampoline: weitester Sprung 70 m

Mausefalle: weitester Sprung 80 m

Die perfekteLinie Credit: picture-alliance Credit: Faktor Sport [ Bühne ] 55

Es ist die spektakulärste Disziplin des Skisports: die Abfahrt. In Sotschi haben die Organisato- ren eine gänzlich neue Piste in den Berg gehauen. Das legt die Frage nahe, wie der ideale Hang eigentlich aussieht. Erkundungen unter den Klassikern der Szene.

Text: Johannes Schweikle

or ein paar Jahren flog Bernhard Russi über ei- zum Inbegriff einer Mutprobe geworden. Kurz nach dem nen Urwald im Kaukasus. Das Gebirge war unbe- Start, wenn die Läufer auf Tempo gekommen sind, sprin- rührt und wild, der riesige Hubschrauber fand gen sie über eine Kante ins Nichts. Auch für die Helfer, keinen Platz zum Landen. Also sprang Russi aus die sich mit Steigeisen an den Stiefeln fest an den Stre- ein paar Metern Höhe ab. Mit Landkarte, Kom- ckenrand krallen, ist der Tiefblick ins Tal beeindruckend: Vpass und Taschenlampe kämpfte er sich durch Nebel Weit unten liegt Kitzbühel, links ragen die Felswände und Gestrüpp den Berg hinunter. des Wilden Kaisergebirges in den Himmel. Die Sprünge Im Unterholz machte Russi Notizen. Dann rück- an der Mausefalle gehen 80 Meter weit, und selbst die ten die Holzfäller an, später kamen die Bagger. Aus den Hasardeure des Skisports müssen sich auf diesem Flug Schneisen im Urwald wurde die 3,5 Kilometer lange Pis- gewaltig zusammenreißen. Wenn alles gut geht, schwär- te „Rosa Chutor“. Dort werden die Abfahrer im Februar men sie hinterher von der Überwindung, die es für ihre um olympische Medaillen kämpfen. Disziplin braucht. Und der Schnellste der Mutigen be- Bernhard Russi ist 65 Jahre alt und stammt aus kommt ein schwebendes Denkmal: Sein Name wird auf der Schweiz. 1972 gewann er das olympische Abfahrts- einer Gondel der Hahnenkammbahn verewigt. rennen von Sapporo, vier Jahre später holte er in Inns- bruck Silber hinter Franz Klammer. Mitte der 80er-Jahre Reine Schikane wechselte er auf die andere Seite des Fangzauns. Seit- Linie her entwirft der gelernte Bauzeichner an den Bergen die- Das Lauberhorn steht im Berner Oberland, genauer ge- ser Welt neue Pisten für die schnellste Disziplin des Ski- sagt bei Wengen. Fürs Fernsehen liefert es die perfekten sports. Bilder: Die Abfahrer rasen vor dem Hintergrund von Ei- ger, Mönch und Jungfrau ins Tal. Und sie sorgen verläss- Was also braucht es für eine gute Abfahrt? lich für zwei Superlative, die sich eigentlich zu wider- sprechen scheinen. Auf dieser klassischen Strecke sind Von null auf 130 sie am schnellsten unterwegs – die Höchstgeschwindig- keiten liegen bei knapp 160 Stundenkilometern. Gleich- Als St. Moritz den Zuschlag für die Skiweltmeisterschaf- zeitig müssen die Athleten hier die größte Ausdauer be- ten 2003 erhielt, war klar: Die eher langweilige Stre- weisen. Die Strecke ist 4,5 Kilometer lang, länger als alle cke am Piz Nair musste spektakulärer werden. Klar war anderen Abfahrten. In der Regel brauchen die Schnells- auch, dass die Baggerfahrer im Engadin nicht so hem- ten um die zweieinhalb Minuten. mungslos wühlen durften wie im Kaukasus. Also ließ Lange Gleitstücke wechseln sich ab mit bizarren Bernhard Russi eine schlichte Stahltreppe mit 187 Stu- Schikanen. An einer Stelle führt die Strecke durch ei- fen bauen, die von der Bergbahn hinauf zum Starthaus nen schmalen, niedrigen Tunnel, der die Schienen der führt, und der Superlativ war fast schon fertig: der steils- altehrwürdigen Zahnradbahn unterquert. Kurz vor die- te Start aller Abfahrtspisten. 100 Prozent Gefälle, in sie- sem Nadelöhr ist der Schweizer Bruno Kernen brutal ben Sekunden beschleunigen die Skifahrer von null auf ins Fangnetz geknallt, seither heißt diese Passage „Ker- 130 Stundenkilometer. nen-S“. Wer es schafft, muss noch durchs „Österreicher- „Ich hatte am Start die Hosen gestrichen voll“, gibt Loch“. Hier haben die Wellen in der Piste unter anderem der Österreicher Rainer Schönfelder zu. Er ist gelernter Toni Sailer abgeworfen. Slalomfahrer, und in solchen Fällen lästern die gelern- ten Abfahrer gern über die Kollegen, die halt langsam Russian Trampoline um viele Stangen kurven. Doch der Pistenbauer Bern- hard Russi nimmt ihn vor der Häme der Tempobolzer in So heißt einer der großen Sprünge, die Bernhard Russi in Schutz. „Beim Blick aus dem Starthaus muss man schlu- die Piste von Sotschi eingebaut hat. Bislang wurde sie erst cken“, sagt Russi, „das ist wie der erste Kopfsprung vom einmal in einem Weltcuprennen getestet. Vor dem Start Fünfmeterbrett.“ war der Pistenbauer nervös. „Ich hoffe, dass nicht hirnlos auf die Sprünge zugefahren wird“, sagte Russi. Die Mausefalle Die Abfahrer flogen 70 Meter weit. Das Trampolin warf keinen böse ab. Aber das war nicht jedem recht. Trotz aller Erdbewegungen, die Bernhard Russi auf ver- Nach dem Rennen beschwerte sich der Amerikaner Bode schiedenen Kontinenten veranlasst, ist das Hahnen- Miller über zu viele Tore auf der Piste. Sie nähmen das kammrennen in Kitzbühel immer noch die spektaku- Tempo und das Risiko und somit die Würze aus der Ab- lärste Abfahrt der Welt. 1931 wurde dieser Klassiker fahrt. „Keiner stürzt“, motzte Miller, „so nimmt man zum ersten Mal ausgetragen, seither ist die Mausefalle dem Sport das Herz.“ ] 56 [ Backstage ] Faktor Sport Wider den Widerstand

Olympische Spiele. Für das FES in Berlin bedeutet das einen langen Wettlauf mit der Zeit. Vor Sotschi haben die Techniker zwei Jahre an den neuen Bobs „208“ und „408“ gefeilt. Auch in der letzten Phase vor den Spielen fliegt der Staub und fallen die Späne – nur feiner. Text: Frank Heike

Fehlt da einer? Die Bobfahrer Francesco Friedrich und der abgetauchte Partner Alexander Mann testen ihr neues Arbeitsgerät im Windkanal

m Allerheiligsten des deutschen Sports sitzt jeder Handgriff. sche Details und zeitliche Winzigkeiten, die im Medaillenkampf Ein Mitarbeiter im Blaumann laminiert eine vordere Bobhau- entscheiden können – und es in der Vergangenheit oft zuguns- be, Schicht auf Schicht verklebt er konzentriert mit Harz; er ten der Deutschen taten. Das FES genießt einen glänzenden, ja behandelt das Gerät wie eine Kostbarkeit. Ein Radio dudelt, sagenumwobenen Ruf. Die von Oberschöneweide ausgelieferten übertönt das Rauschen der Lüftung. Seine junge Kollegin im Geräte haben deutschen Sportlern seit 1962 zu einer Flut von IT-Shirt, warm genug ist es hier, schmirgelt ein paar Tische weiter Medaillen verholfen. Die Ehrentafel der Sieger unten im Gebäu- an einem Stück Rodel, pinselt die Späne vom Tisch. Weiter geht’s. deflur ist fünf Meter breit und anderthalb Meter hoch, bald wird Es sind Schlitten, die bei Weltcups fuhren und ausgebessert sie zu klein sein. An den Aufgängen hängen zig Bilder, auf de- werden. Und zwar in Handarbeit, schließlich ist dies das Berli- nen Anni Friesinger, oder Birgit Fischer den FES- ner Institut für die Forschung und Entwicklung von Sportgerä- Technikern danken: „In jeder kniffligen Situation ist auf euch ten (FES). Wer ihm und seinen Mitarbeitern auf die Finger schaut, Verlass“, haben Ruderinnen draufgeschrieben. bekommt auch als Techniklaie eine Vorstellung davon, woher der Der technisch aufwendige Bobsport ist ein gutes Beispiel zu gute Ruf deutscher Ingenieurskunst rührt. Erst recht, wenn er zeigen, woher der Ruf und der Ruhm des FES rühren. Im Raum dafür diese Phase wählt, die der Vorbereitung auf Olympische neben dem Radio lagern Kufen in einer Holzkiste. Schwere Stahl- (Winter-)Spiele. schienen sind das, an den Enden leicht gebogen. Sie werden ein- Es ist ein Wettbewerb der Nationen, in dem sich das FES be- mal einen deutschen Viererbob tragen. Aber nicht so. Vor der hauptet. Ein Wettbewerb um kostbare Kleinigkeiten, um techni- Montage stehen drei Tage der Verfeinerung. Erst wird die Kufe Faktor Sport [ Backstage ] 57

Abholen, ausprobieren

Zwei Städte, Leipzig und Berlin, zwei Institute, IAT und FES; dazwischen ein enger Aus- tausch, um die Entwicklung von Sportgeräten und deren Einsatz durch die Athleten op- timal aufeinander abzustimmen.

Eric Frenzel eignet sich sehr gut als Werbefigur. „Ohne die Arbeit von IAT und FES wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin“, sagt der 25 Jahre alte Athlet aus Annaberg-Buchholz. Nach seiner Bronzeme- daille bei den Olympischen Spielen in Vancouver will Frenzel in der Nordischen Kombination am 12. Februar 2014 zwei Plätze höher klettern. Im Vertrauen auf sich, auf andere und auf das bewährte Zusammenspiel zweier Institute. Seit Wochen arbeitet das Leipziger Institut für Angewandte Trai- ningswissenschaft (IAT) daran, das optimale Tempo Frenzels für den Absprung zu errechnen. In Berlin-Oberschöneweide feilen die Ingenieure und Techniker des Instituts für Forschung und Ent- wicklung von Sportgeräten (FES) an seiner Bindung, dem Stück zwischen Stiefel und Ski. Eine ganz alltägliche Zusammenarbeit der beiden Einrichtungen des deutschen Spitzensports, die rechtlich vom gemeinsamen Trägerverein IAT/FES e. V. des DOSB getragen und aus Mitteln des Bundesinnen- ministeriums finanziert werden. Trotz der räumlichen Entfernung sind sie eng genug miteinander verzahnt, dass ihr Arbeiten ineinandergreift: In Berlin bekommen die Sportler ihr Gerät. In Leipzig wird ihnen gezeigt, wie sie es am aussichtsreichsten einsetzen.

Seit 1992 wirken am IAT vor allem Sportwissenschaftler und Sportmediziner daran, die Leistungs- möglichkeiten deutscher Athleten durch bestes Training und beste Wettkampfbegleitung auszu- schöpfen. Die Zusammenarbeit mit den Olympiastützpunkten ist eng. Das IAT unter der Leitung von Professor Arndt Pfützner unterstützt mit seinen über 100 Mitarbeitern etwa 1000 Sportler und ihre Trainer in 18 Sommer- und sechs Wintersportarten. Oft geht es um Biomechanik, also um möglichst ideale Bewegungsabläufe.

Das FES existiert inklusive seiner Vorgängerformen seit 1962. Hier werden modernste Geräte für die Sportarten Rad, Kanu, Rudern, Leichtathletik, Bob, Rodeln, Skeleton, Ski, Segeln, Eisschnelllauf, Schießen, Schwimmen, Triathlon und paralympisches Segeln entwickelt. Vor allem durch den Bob- und Rodelbau ist das FES unter der Leitung von Harald Schaale bekannt geworden. fei

von einer CNC-Fräse vollautomatisch gefräst, immer wieder, im- Der 48 Jahre alte Maschinenbauer mit dem Kinnbart und mer feiner, beäugt vom zuständigen Techniker. Der legt am Ende dem „Eisern-Union“-Schlüsselband arbeitet seit 1992 hier. Ein selbst Hand an und feilt und schmirgelt, bis der Kufenschwung Ost-Berliner, seine Antworten auf ein paar Grundsatzfragen ma- ihn befriedigt. Das nennt man Feinschliff. 30.000 Euro können chen es hörbar. Kufen einbringen, auf denen jemand Weltmeister wurde. Kost- bare Kleinigkeiten. Ist die Konkurrenz härter geworden? Der Wettbewerb ist hart und regt immer wieder Debatten Nitsch: „Man kann nicht sagen, die anderen hätten aufgeholt, deshalb an, was legal und legitim ist, man kennt das aus der Formel 1. sei es schwieriger für uns. Es ist eher so, dass andere Hauruckprojekte Der Stahl zum Beispiel: Er kommt aus Schweden, aber das stört machen. Die Italiener hatten für Turin 2006 aufgerüstet, dann weniger Michael Nitsch nicht. Dass er allerdings über die Schweiz vertrie- gemacht, jetzt haben sie wieder angefangen mit dem Ferrari-Bob. Bei uns ben und dann als Rohling an alle Bobnationen verkauft wird, läuft es sehr zentral und kontinuierlich. Kontinuität spart Geld. Wir wer- findet der FES-Projektleiter Bob schlecht. Die Schweizer Piloten den auch gefragt: Wie macht ihr das? Nicht die technische Lösung, son- sind Konkurrenten der Deutschen. Im Übrigen legt Nitsch Wert dern die Organisation interessiert die Konkurrenten.“ auf die Feststellung, dass beim FES alles mit rechten Dingen zu- geht. „Von uns ist noch kein Bob wegen eines Regelverstoßes he- 6,2 Millionen Euro hauptsächlich aus Mitteln des Bundesinnen- rausgenommen worden. Das könnten wir uns gar nicht leisten ministeriums beträgt das Budget des FES in diesem Jahr. Die als staatliche Einrichtung.“ knapp 70 Mitarbeiter des Instituts betreuen 13 Sportarten. In- --› 58 [ Backstage ] Faktor Sport genieure, Physiker, Bootsbauer, Elektroniker und Werkzeugma- ren Flure. Früher, zu DDR-Zeiten, war hier ein Maschinenhandel, cher arbeiten hier. Die Verwaltung besteht nur aus fünf Perso- Keilriemen, Kolben, Motoren, so etwas. Heute sind alle Türen ver- nen. Bei allen neidischen Vergleichen aus Österreich, Kanada, schlossen. Fremde kommen nur herein, wenn sie erwartet wer- der Schweiz oder den USA sind Kopierversuche der Organisati- den. Das hat weniger mit Spionage zu tun als mit einigen Ein- onsform bislang gescheitert. brüchen vor Jahren. Hier sind die Bobs und Schlitten für Sotschi entstanden. Wird von FES-Technik abgekupfert? „208“ und „408“ heißt der Stolz der Techniker; sechs „208er“ und Nitsch: „Unsere Geräte werden bei Weltcups und Titelkämpfen ständig of- drei „408er“ werden zu den Spielen fliegen. Die Flotte ist nagel- fen transportiert. Da kann jeder draufschauen. Aber wir können nur ver- neu, im Windkanal erprobt und praktisch getestet, unter ande- muten, ob jemand etwas abschaut und nachbaut. Allerdings haben wir rem auf der Olympiabahn. bei fremden Bobs in letzter Zeit unseren angeschärften oberen Haubenkiel Zum ersten Mal werden alle Gefährte des Bob- und Schlit- gesehen oder die Kontur unserer vorderen Abweiser.“ tenverbands für Deutschland (BSD) vom FES kommen; früher stammte öfter mal eines vom Rosenheimer Konkurrenten Sin- Gab es Abwerbeversuche bei Ihren Kollegen? ger – André Langes Wechsel in dessen Viererbob sorgte 2008 für Nitsch: „Nein. Hier ist personalmäßig kein Abfluss, die Leute gehen bei Schlagzeilen. Das war nicht gut für das FES, aber beste Werbung uns in Rente. Das ist auch eine Stärke.“ für Singer: Für Langes Bob wurden 100.000 Euro geboten. Michael Nitsch sagt: „Für den Verband ist eine so große, Hektik ist in dem viergeschossigen Bau mit Spreeblick nicht zu gleiche Flotte eine kribblige Sache. Er steht komplett in der Ver- spüren. Fröhliches Pfeifen klingt mehr als einmal über die lee- antwortung, was die Bobs betrifft. Früher hatten die Piloten ver-

Groß aufgefahren: Otto Bock stellt als Serviceprovider des Pa- ralympischen Organisationsko- mitees zwei Werkstätten und 26 Techniker zur Verfügung Routiniers des Schnelleingriffs

Seit 1988 begleitet das Medizintechnikunternehmen Otto Bock Olympische Spiele. Ein Dienst an den Athleten, nicht nur den deutschen – und ein Akt des Marketings.

Es werde Hunderte von Reparaturfällen geben, sagt Rüdiger Herzog, und er spricht aus Erfahrung. Der Sprecher von Otto Bock hat seit 2004 alle Paralympics erlebt, er weiß, dass in Sotschi zwar nicht so viele Aufgaben anfallen wie bei Olympischen Sommerspielen, aber immer noch reichlich. Das Unternehmen aus dem Eichsfeld hat vom Organisationskomitee wieder den Zuschlag als sogenannter Technischer Serviceprovi- der erhalten. Nicht nur die deutschen Athleten versorgen die Duderstädter, sondern die aus der ganzen Welt. So wie immer, seit Otto Bock 1988 paralympische Premiere feierte. Bereits am 1. März, eine Woche vor der Eröffnungsfeier, nimmt eine Mannschaft von 26 Orthopädietechnikern die Arbeit in Sotschi auf. Sie leisten in je einer Werkstätte in den beiden Athletendörfern Dienst, aber auch mit einer mobilen Einsatzeinheit an den Rennstrecken. „Wir haben zehn Nationalitäten im Team, damit wir die meisten Athleten in ihrer Mutterspra- che betreuen können“, sagt Herzog. Fünf russische Techniker stelle die Tochtergesellschaft in Moskau.

Eine EDV-gesteuerte Lagerlogistik soll gewährleisten, dass alle Ersatzteile jederzeit verfügbar sind. Und was nicht ausgetauscht werden kann oder muss, kommt unter das Schweißgerät. An den Schlitten der Sledge-Eishockeyspieler etwa bricht sehr schnell mal etwas, zudem hat das Team „immer viel mit den Roll- stühlen zu tun“, wie Herzog sagt. Otto Bock gehört zu jenen Unternehmen, auf die der viel zitierte Begriff des „Partners“ viel besser passt als der des „Sponsors“. Man kann es glauben, wenn Herzog sagt, „dass pa- ralympischer Leistungssport ohne den Werkstattservice vor Ort gar nicht möglich wäre“. Zudem treibt der Medizintechnik-Spezialist die Entwicklung der Geräte voran – nicht nur unter Leistungsgesichtspunkten. In Sotschi etwa kommt eine gerade erst markteingeführte Sportprothese zum Einsatz, die natürliche- re und stabilere Bewegung ermöglichen soll als der Monoski. Über einen Entriegelungsmechanismus ist sie

schnell zu öffnen. Ein- und Aussteigen, etwa am Lift, wird so komfortabler. Auch abseits der Spiele haben picture-alliance Credit: oberschenkelamputierte Snowboarder und Alpin-Skifahrer nun die Auswahl. fei Faktor Sport [ Backstage ] 59 schiedene, zum Teil selbst gebaute Bobs. Der Verband konnte bei Das war ein wertvoller Impuls. Im Herbst 2009 hatte das FES wieder Problemen mit dem Material auf sie verweisen.“ Die enge Zu- einen starken Vierer. 2011 wurde der Potsdamer da- sammenarbeit habe mit André Lange begonnen. Das Thema wirft rin Weltmeister. weitere Fragen auf. Nitsch und seine Leute warten gerade sehnsüchtig auf die Rück- meldung der Crew um den jungen Viererbob-Weltmeister Francesco Wie groß ist der Anteil des Athleten am Erfolg? Friedrich. Er gilt als innovativ und fleißig und ist ehrlich genug, Nitsch: „Die Komponente Sportler ist hochvariabel. Plus/minus zwei Zehn- schlechte Fahrten auf seine Kappe zu nehmen. Nitsch über Friedrich: telsekunden pro Fahrt hat der Pilot in den Händen. Wenn einer viermal „Der fettet noch mal die Achsen vor der Fahrt, der nimmt das Schmir- schlecht fährt, heißt es gern: Das Material ist schlecht. Wenn alle Rahmen- gelpapier heraus. Andere denken: Was aus Berlin kommt, wird schon bedingungen und die Leistungen der Sportler gleich wären, gewinnt der schnell sein.“ Es ist der Idealfall von Geben und Nehmen zwischen In- mit dem besten Material.“ genieur und Pilot. In der Olympiasaison teilen die Fahrer – per Skype, Telefon oder Mail – ihre Erfahrungen der ersten Weltcups in Übersee Macht Erfolg träge? mit. Zurück in Berlin, werden die Bobs dann perfektioniert, um beim Nitsch: „Das ist kompliziert. Viel Erfolg bedeutet entspanntes Arbeiten, Höhepunkt das bestmögliche Fahrzeug zu haben. Kurvenlage, Lenk- ansonsten hat man eher Druck. Aber selbst wenn die Geräte gut lau- fähigkeit, immer geht es darum, was Nitsch so beschreibt: „Unsere fen, muss man innovativ bleiben. Es sind ja immer Wellenbewegungen. Hauptaufgabe ist es, Widerstand zu vermindern.“ 2007/2008 hatten wir im Viererbob den Anschluss an die Weltspitze ver- Hinten, in der Halle mit den Kufen, stehen zwei Mitarbeiter an passt. André Lange hat es mit dem Hintern gespürt: Leute, irgendetwas einem Kanu. Es ist ein Prototyp für Rio 2016. Wenn der erste Schnee stimmt hier nicht.“ fällt, hat in Oberschöneweide die Sommersaison längst begonnen. ] Euro 6,- Euro Euro 6,- Euro

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2 × „Faktor Sport“ EVI SACHENBACHER-STEHLE UND ANDREA ESKAU SUCHEN DEN ANDEREN ERFOLG DUALE 59 SCHNELLE FRAGEN AN THOMAS BACH KARRIERE DER ANDERE zum Kennenlernen PRÄSIDENT STEILE HAARE, STEILES WACHSTUM [ BBL-Chef Jan Pommer im Interview ] WÄRMENDE QUOTE [ Wintersportverbände, ihre Vermarktung und Olympia ] IMPORT, EXPORT [ Über Trainer, die von außen kommen ] PAPA UND PROFI [ Wie Torsten Jansen und Johannes Bitter Familie leben ] ECHOLOS [ Sport-PR fi ndet selten Gehör, sagt Experte Michael Schaffrath ] BUNT IST BEAUTIFUL [ Die beherzte Öffnung der TSG Reutlingen für Migranten ]

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„Mensch, was ist denn hier los“ Nicht viel Gedöns: Auch bei der Das Sommermärchen kennen wir, es gibt aber auch eines im Schnee: Abschlussfeier war der Sport ganz bei Wer von unvergleichlichen Olympischen Winterspielen schwärmt, sich – und in Gedenken an die im Krieg zerstörte bosnische Hauptstadt Sarajevo, nennt den Namen Lillehammer. Vor 20 Jahren gewann Katja Seizinger in der 1984 die Olympischen Winterspiele dort Abfahrtsgold. Einer Legende auf der Spur. stattgefunden hatten (siehe S. 46)

Text: Roland Karle

Als ob sie sich für dieses Fest entschuldigen müsste, sagte Aase Kleve- Seizinger ist an diesem 19. Februar 1994 die Schnellste. Sie gewinnt land: „So sind wir Norweger doch eigentlich gar nicht.“ Die Kulturmi- ihr erstes olympisches Gold. Als fast noch überwältigender als die Freude nisterin hatte Mühe, ihre Landsleute wiederzuerkennen, damals bei den darüber empfindet sie das Erlebnis bei der Siegerehrung. „Bjørn Erlend Olympischen Spielen in Lillehammer. Menschen, die als ruhig, in sich ge- Dæhlie, der norwegische Superstar im Langlauf, hatte das Verfolgungs- kehrt, eigenbrötlerisch galten, gelang Unerwartetes: aus Olympia 1994 rennen für sich entschieden. Er und die anderen Medaillengewinner im ein Wintermärchen zu machen, von dem Sportler und Besucher bis heute Langlauf waren nach uns an der Reihe. Das Publikum, das alle Sportler schwärmen. eine enorme Wertschätzung spüren ließ, war jetzt noch aufgedrehter und Katja Seizinger tut das auch. Sie war in den 1990er-Jahren eine der begeisterter als sonst. 25.000 glückstrunkene Menschen bei der Sieger- weltbesten Skiläuferinnen, gewann 36 Weltcup-Rennen und zwei Mal die ehrung – das war sensationell. Selbst mein Trainer Alois Glaner, der schon Gesamt-Veranstaltung, startete bei den Olympischen Spielen in Albert- seit Jahrzehnten dabei war, fand das ,einzigartig‘.“ ville, Lillehammer und Nagano und kehrte mit drei Gold- und zwei Bron- Was war dieses Einzigartige an Lillehammer? Warum wird dieser zemedaillen zurück. In Norwegen ging Seizinger als Top-Favoritin auf die Olympia-Ort mit so vielen Superlativen – die spannendsten Wettbewer- Abfahrt. Sie dominierte die Disziplin seit einigen Wintern, entsprechend be, die tollsten Wettkampfstätten, das herrlichste Wetter, das beste Pu- gewaltig waren die Erwartungen. Auch an sich selbst: „Ich spürte diese blikum – überhäuft? „Es hat wirklich alles gepasst. Die Begeisterung der Anspannung. Es war Olympia, und ich wollte natürlich den Sieg. Vier Tage Leute war echt und spontan, zugleich sind sich die Norweger in ihrer typi- zuvor im Super G war ich ausgeschieden, das machte die Situation nicht schen Bescheidenheit und Naturverbundenheit treu geblieben. Der Sport, gerade einfacher.“ so empfand ich es, war auf das Wesentliche, auf sich selbst reduziert, und Das bezaubernde Flair, von dem heute noch alle reden, wenn es um zwar im positivsten Sinne.“ das gerade mal 26.000 Einwohner zählende Lillehammer geht, erfasste Oslo hat sich für die Olympischen Spiele 2022 beworben. Die Haupt- auch die Athleten. „Als aktiver Sportler ist man sehr auf seinen Wettkampf stadt Norwegens, gerade mal 180 Kilometer von Lillehammer entfernt. konzentriert und bekommt von dem ganzen Drumherum meist nur wenig „Klar, es hat auch nach 1994 tolle Olympische Winterspiele gegeben. Über mit. Bei Olympia 1994 war das genauso – und doch anders. Ich kann mich Vancouver zum Beispiel höre ich viel Gutes. Für mich bleibt Lillehammer an das Schlussstück auf der Abfahrt erinnern. Es ging die letzten 15 Sekun- deshalb ein leuchtendes Beispiel, weil es Sport, Natur und Menschen auf den fast nur geradeaus und aus den Augenwinkeln habe ich die vielen, vie- ursprüngliche Weise verbunden hat. Sollte Oslo für 2022 den Zuschlag be-

len Leute an der Strecke wahrgenommen. ,Mensch, was ist denn hier los‘, kommen, ist für mich die spannendste Frage, ob es den Norwegern noch picture-alliance Credit: habe ich gedacht. Mitten im Rennen! So etwas ist mir sonst nie passiert.“ mal gelingt zu zeigen, dass großer Sport ganz einfach sein kann.“

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JMT_ANZ14_Olympia_FaktorSport_210x297.indd 1 17.12.13 11:01 62 [ Backstage ] Faktor Sport

Freude auf Schlittschuhen: Die 14-jährige Eiskunstläuferin Yelena Radionowa gehört zu den großen russischen Talenten

Kraft der Vergangenheit

Russland hat zu Olympia viel Geld investiert, nicht allein in Infrastruktur, sondern auch in die Talentförderung. Der Nachwuchs allerdings profitiert noch von Trainern sowjetischer Schule, die vor allem aus Liebe zum Sport arbeiten. Text: Stefan Scholl Faktor Sport [ Backstage ] 63

lückliche Kinder können langwei- Das Eis ist makellos, Luftfeuchtigkeit len die Welt beeindrucken. Sie hoffen auf lig aussehen, vor allem, wenn sie und Temperatur steuert ein Computer, die die Schubkraft erfolgreicher Spiele. Trotz- Leistungssport betreiben. Die Flut- Mädchen des „Kinder- und Jugendsport- dem werden die 17 olympischen Tage den lichter unter der Hallendecke schei- zentrums für Wintersportarten der Stadt russischen Wintersport nicht auf den Kopf nen auf dem blau umrandeten Eis- Sotschi“ üben in einer der hochmodernen stellen. Zumindest das Nachwuchssystem Gspiegel wider, darüber schweben drei, Trainingshallen des Olympischen Parks nicht, das vorher schon funktionierte und vier Mädchengestalten. Sie kurven, krei- am Schwarzen Meer. Vermutlich wären die dessen Pädagogen sich mit wenig Geld zu- sen und wirbeln sehr anmutig, kein Zwei- Kinder auf einem weniger perfekten Eis ge- friedengeben. fel, hier laufen talentierte Kinder Schlitt- nauso glücklich. Aber sie gehören zu der schuh. Aber ihre Gesichter sind ernst und ersten Athleten-Generation, die von der Füllhorn für den Sport konzentriert, man muss ihre Blicke ein- olympischen Infrastruktur profitiert. fangen, Blicke, die vor Eifer lodern, um zu Man kann die Eisbahnen am Schwarz- Was sie aber schätzen, die Pädagogen, ist sehen, wie glücklich Schlittschuhlaufen meerufer, wo es im Sommer auf 40 Grad die Stabilität, die unter Staatschef Wla- machen kann. hochkocht, als russischen Anachronis- dimir Putin zurückgekehrt ist. Dass Ge- mus betrachten. Die Kühlaggregate der hälter regelmäßig überwiesen und Gerä- Schnelllaufarena und des kleineren Ho- te, Wettkampfreisen und Trainingslager ckeystadions sollen nach Olympia in Eis- finanziert werden. Abgesehen von der hallen anderer Städte montiert werden. kräftigen Finanzspritze für die Spiele in „Aber die neuen Übungsbedingungen sti- Sotschi, steckt die Regierung jährlich (um- mulieren die Kinder“, sagt Trainerin Anas- gerechnet) knapp 4,5 Milliarden Euro in tasija Chripkowa. Vorher hätten sie auf den Sport. Vor elf, zwölf Jahren trampel- einer kleineren, von Hockeyspielern zer- ten sibirische Skilehrer die Skatingpisten furchten Eisbahn geübt. Verständlich da- für ihre Schützlinge auf breiten Jagdski- her ihre Hoffnung, dass die Trainingshal- ern platt, jetzt gibt es wieder Benzin für len bleiben. Motorschlitten. „Auf lokaler Ebene“, sagt Russlands Elite, seine sportlichen Or- Natalja Nitschtschun, Direktorin des „Kin- ganisationen, das ist unübersehbar, wol- der- und Jugendsportzentrums“, „kehren wir zum sowjetischen System zurück.“ Damals konnten Schüler diese Ein- richtungen in der Freizeit besuchen, sich in allen möglichen Disziplinen versuchen und als künftige Leistungssportler emp- fehlen. Man veranstaltete Schul-, Stadt- und Regionalmeisterschaften, aus deren Sieger Gebietsauswahlen formiert wurden. Die stärksten Athleten bildeten die „olym- pische Reserve“. Parallel dazu teilte man in Leistungskategorien ein: „Wettkämpfer der 3., der 2. oder 1. Kategorie“, „Kandida- ten zum Meister des Sportes“ oder „Meister des Sportes“. Jugendliche mit überdurch- schnittlichen Ergebnissen wurden in über- regionale Sportinternate aufgenommen, danach in die Clubs von Armee, KGB, Ei- senbahn oder Gewerkschaften, als „Staats- amateure“, oder genauer: als staatliche Be- rufssportler. Jetzt arbeiten in Sotschi 16 „Kinder- und Jugendsportschulen“, eine davon ist Natalja Nitschtschuns „Kinder- und Jugend- sportzentrum“. 14 verschiedene Winter- sportarten gehören zum Angebot, das wie zu Sowjetzeiten kostenlos ist. Die Trainer sind meist von sowjetischen Lehrern aus- gebildet worden, etwa Anastasija, ehe- malige ukrainische Paarlaufmeisterin. So schaffen die Kinder- und Jugendsportschu- len wieder die Grundlage der meisten rus- sischen Sportkarrieren. Vier jugendliche Eishockeyspieler hat das Zentrum an das Sportinternat von „Kuban Krasnodar“ ab- gegeben, einer spielt für den „HC Dimit- row“ bei Moskau. --› 64 [ Backstage ] Faktor Sport

Andere vielversprechende Talente machen andere Gründe die beste Förde- sind zum „Nachwuchszentrum für Winter- rung zunichte: Beim Kampf um National- sportarten“ der Region Krasnodar gewech- mannschaftsplätze kam es zu Intrigen der selt. Dessen Geschicke leitet Direktor Pe- Regionalverbände, die einige Ausnahme- tros Gasparjan und er glaubt nicht an die athletinnen ins sportliche Exil trieben. Wiedergeburt des sowjetischen Systems. Darunter Darja Domratschewa, zweimali- „Das Selektionssystem funktioniert nicht ge Weltmeisterin im Biathlon. Sie startet so wie früher, es gibt keine regelmäßigen nun für Weißrussland. Meisterschaften mehr auf allen regionalen Ebenen. Sport ist auch in Russland eher Die Kader entscheiden alles Freizeitbeschäftigung. Trotzdem werden wir den Westen überflügeln. Wir können Beim Nachwuchs von Juri Golubjenko, Ski- viel Geld in den Sport stecken, dadurch sprungtrainer in Gasparjans Nachwuchs- wird das System professioneller werden.“ zentrum, ist indes nichts vom Geldfluss Diese staatlichen Finanzspritzen ha- angekommen. Zwar wurden im alpinen ben zur Kräftigung des Sportsystems bei- Wettkampfort Krasnaja Poljana für ins- getragen, auch durch Einkauf von Know- gesamt 270 Millionen Dollar zwei hoch- how. Selbst in russischen Domänen wie moderne Wettkampfschanzen errichtet – Langlauf oder Biathlon arbeiten mittler- für die Erwachsenen, nicht für die Klei- weile Trainer aus Deutschland, Norwe- nen. „Vielleicht werden die nach Olympia gen oder der Schweiz. Zusätzlich über- noch gebaut“, sagt Springertrainer Golub- nehmen Staatskonzerne die Patenschaft jenko. Und wenn nicht? Dann legt er eben über Sportarten, Gazprom etwa sponsert selbst Hand an, so wie vor ein paar Jahren die russischen Biathleten. Manchmal aber im Badeort Kudepsta am Schwarzen Meer, als er eine 20-Meter-Sommerschanze zim- merte und sie mit DDR-Kunstgrasmatten belegte. Die Lagerreste hatte er aus der 2500 Kilometer entfernten Skisprungme- tropole Tschaikowski mit dem Kleinlaster herbeigeschafft. Solche Trainingsanlagen seien wichtig. „Entscheidende Fertigkei- ten wie Sprungkraft und Beweglichkeit erlernen Kinder ja auf kleinen Schanzen“, sagt Golubjenko. Die 16-jährige Alina zum Beispiel gehört für die olympischen Sprin- gen in Krasnaja Poljana zum erweiterten Kandidatinnenkreis. In den chaotischen 90er-Jahren fuhr Golubjenko Taxi, jetzt verdient er 700 Euro, erfüllt gleichzeitig die Funktio- nen eines Sportschullehrers sowie eines Trainers des regionalen Nachwuchszent- rums. Er gehört zu jenen Pädagogen, die wie zu Sowjetzeiten oftmals nicht wegen des Geldes, sondern für das Glück der Kin- der arbeiten. „Manchmal hast du einen

Countdown für Olympia: Für einen Einsatz in Sotschi ist der Nachwuchs zu jung, aber die besondere Trainer und nichts passiert“, sagt Petros Atmosphäre lässt sich schnuppern Gasparjan. „Dann fängt ein anderer an, und plötzlich sind Erfolge da.“ Oder wie es einst sehr sowjetisch hieß: „Die Kader ent- scheiden alles.“ Golubjenko trainiert mehr Mädchen als Jungs. Sie tragen schwarze Springe- ranzüge und schleppen riesige alte „Ger- manika“- oder „Fischer“-Ski durchs Unter- holz zum Startturm. Oben geht Irma, elf, in die Abfahrtshocke, entschlossen, nicht allein die Schwerkraft, sondern auch die Angst zu überwinden. Tatjana, zwölf, die nächste in der Reihe, lächelt selbstsicher. „Wir“, verkündet sie, „fahren nach Südko-

rea.“ Die Winterspiele in Pyeongchang be- picture-alliance Credit: ginnen am 7. Februar 2018. ] Faktor Sport [ Backstage ] 65

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23155_GS_AZ_A4_Biathlon_RZ.indd 1 18.11.13 17:08 66 [ Backstage ] Faktor Sport Markenwerte und Meilensteine Anfang 1894, Aufbruch 1981: Durch kontrollierte Kommerzialisierung hat das IOC die Olympischen Spiele auch wirtschaftlich zum Großereignis gemacht.

Text: Roland Karle

Einmarsch Schwarz in Weiß: Die ersten Olympi- schen Spiele der Neuzeit wurden 1896 im rekonstru- ierten Olympiastadion der m kommenden Juni wird das Internationale Olympische Komitee (IOC) Antike eröffnet, bürgerli- cher Name „Panathinaiko- 120 Jahre alt. Aus kleinen Anfängen hat sich die Dachorganisation der Stadion“. Dunkel gekleide- Olympischen Spiele zu einem globalen Netzwerk entwickelt. Die größte te Offizielle begrüßten etwa Sportveranstaltung der Welt hat in den vergangenen Jahrzehnten wirt- 250 bis 300 ausschließlich schaftliche Rekorde erzielt – einen nach dem anderen. Dazu beigetra- männliche Athleten (die Igen haben unter anderem die Beschränkung auf einen exklusiven Kreis von Zahlenangaben schwanken) in dem Halbrund aus hellen Partnern, der konsequente Schutz der Marke „Olympia“ und das strikte Wer- Tribünen – die nicht mar- beverbot für Athleten. Wesentliche Lokomotive des enormen Umsatzwachs- morn waren wie geplant, tums ist das Fernsehen: Das Spektakel Olympische Spiele fesselt Milliarden sondern hölzern, ein von der knappen Zeit erzwun- Menschen am Bildschirm, und diese Attraktivität als TV-Lagerfeuer lässt sei- genes Provisorium nen Marktwert weiter steigen. Faktor Sport [ Backstage ] 67

Die Anfänge: Coubertins Initiative

Als im Jahr 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen statt- fanden, wurde damit nicht nur ein Ereignis der Antike wiederbelebt. Den Initiatoren um Baron Pierre de Coubertin ging es um mehr: Der Sport sollte durch seine Völker verbindende Kraft dazu beitragen, nationale Egoismen zu schrumpfen und internationales Miteinander zu stärken. Zwei Jahre zuvor war der Grundstein dafür gelegt worden: Auf dem in- ternationalen Sportkongress an der Sorbonne in Paris entstand das Comité International Olympique (CIO), das sich um die Vorbereitung und Organisa- tion der Spiele kümmern sollte. Das geschah am 23. Juni 1894, der daher als Gründungstag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gilt. Sieben aus sechzehn: Einige Mitglieder des 1894 gegründeten IOC stellen sich dem Fotografen, darunter der Deutsche Willi- bald Karl August Gebhardt (l. außen), der französische Impuls- geber Pierre de Coubertin (3. v. r.) und der erste IOC-Präsident Dimitrios Vikelas aus Griechenland (2. v. r.)

Die Struktur: Präsident, Board, Kommissionen, Session

Das IOC ist die höchste Instanz der Olympischen Bewegung. Es fungiert als eingetragener Verein nach Schweizer Recht mit Sitz in Lausanne und koor- diniert die Zusammenarbeit mit und zwischen den Nationalen Olympischen Komitees (NOK), den Internationalen Sportverbänden (IF), den Athleten, den Organisationskomitees für die Olympischen Spiele (OCOG), den internatio- nalen Wirtschaftspartnern, den Medien und den Organisationen der Ver- einten Nationen. Schaltzentrale des IOC ist das 1921 konstituierte Executive Board (EB), bestehend aus dem Präsidenten – seit September Thomas Bach – den Vize- präsidenten (die Marokkanerin Nawal El Moutawakel, der Brite Craig Reedie Das kantige Heim der Ringe: Das IOC hat sein Hauptquartier und der Australier John Coates) und zehn weiteren IOC-Mitgliedern. Das EB in Lausanne, es ist ein eingetragener Verein nach Schweizer wird alle vier Jahre auf einer IOC-Session von den 115 Mitgliedern des Komi- Recht tees gewählt. Die IOC-Session ist vergleichbar einer Generalversammlung, findet jährlich statt und entscheidet unter anderem darüber, welche der kandidierenden Städte zum Gastgeber von Olympischen Spielen wird. Wichtiger Bestandteil des IOC sind die derzeit 22 Kommissionen, die sich jeweils aus IOC-Mitgliedern sowie externen Experten und Vertretern von Sportorganisationen zusammensetzen. Jede Kommission beschäftigt sich mit Fragen zu einem Thema, zum Beispiel Ethik, Finanzen, Athleten, Medien, Medizin, Olympisches Programm.

Shakehands, Mr. President: Eisschnellläufer Erhard Keller lässt sich von Avery Brundage zu 500-Meter-Gold bei den Winter- spielen 1972 gratulieren – Zeiten der lupenreinen Amateure und leeren IOC-Kassen Die Entwicklung: Vom Kleinbüro zur Weltfirma

Bis in die 1970er-Jahre hinein stand das IOC finanziell auf mageren Beinen. Präsident Avery Brundage erledigte einen Großteil der anfallenden Arbeiten über sein privates Büro in Chicago, während am IOC-Sitz in Lausanne nur eine Halbtagssekretärin und ehrenamtliche Mitarbeiter tätig waren. Die ge- zielte Vermarktung von Sponsoren- und Medienrechten an den Olympischen Spielen? Unter Brundage war das kein Thema. --› 68 [ Backstage ] Faktor Sport

Der Umbruch: Abbau der Amateurschranke

Auf dem Olympischen Kongress 1981 in Baden-Baden wurde ein Ende der finanziellen Selbstbeschränkung beschlossen. Zu jener Zeit nahm weltweit die Bereitschaft von Städten ab, sich für die Ausrichtung der Spiele zu bewer- ben. Der Grund: knappe Kassen, steigende Kosten, geringe Vermarktungser- löse. Dann folgte, was Olympia zum wirtschaftlichen Großereignis machte und die Ausrichtung so attraktiv wie nie: Der damalige IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch beschwor „kommerzielle Ehrlichkeit“. Olympia wur- de offensiv und professionell vermarktet, Spitzenfunktionäre und Sportler durften nun richtig Geld verdienen. Zuvor waren die Ansprüche kollidiert: jener, dass die Olympische Bewegung dem Amateurideal folge, mit jenem, Alles neu macht Baden-Baden: Der vom damaligen Bundes- dass sich bei Olympischen Spielen die sportlich Besten treffen und messen präsident Karl Carstens eröffnete Olympische Kongress von sollen. 1981 hebt die Amateurschranke. Die Spiele werden wertvol- Der Mainzer Sportökonom Holger Preuß wertet die Abschaffung des ler, sportlich und kommerziell Amateurparagrafen als „richtige und wegweisende Entscheidung“ des IOC. Seither sind die besten Athleten der Welt am Start, „das interessiert die Menschen und damit auch Medien und Sponsoren“. Außerdem attestiert der Olympia-Forscher dem IOC, sehr innovativ zu sein, wenn es darum geht, die Rechte der Partner zu schützen und exklusive Sponsorenpakete anzu- bieten. --›

Begehrte Bilder

Umsatz durch den Verkauf von TV-Rechten an Olympischen Spielen seit 1960 Erlöse in Mio. US-Dollar

1279,5 2569,0 831,0 WIntErSPIELE 736,1

352,9 1739,0 102,7 8,5 1494,0 0,1 1331,6 Squaw Sapporo Sarajevo Lille- Salt Lake Turin Vancouver Valley 1972 1984 hammer City 2006 2010 1960 1994 2002

SOMMErSPIELE 636,1

286,9

1,2 17,8

Rom München Los Barcelona Sydney Athen Peking London Quelle: IOC 1960 1972 Angeles 1992 2000 2004 2008 2012 1984 Faktor Sport [ Backstage ] 69 70 [ Backstage ] Faktor Sport

Die Sponsoren: Wert der Exklusivität

Wer Partner des IOC ist, sichert sich einen Platz im Olymp der Werbung. Der Preis ist hoch, die Lage in der Sponsorenloge dafür exklusiv. Zehn Un- ternehmen bilden derzeit „The Olympic Partner (TOP) Programme“: Coca- Cola, Atos, Dow, General Electric, McDonald’s, Omega, Panasonic, Procter & Gamble, Samsung, Visa. Für die Olympiade 2009 bis 2012 flossen aus die- sem Kreis 950 Millionen US-Dollar in die IOC-Kasse. Das ist fast zehn Mal so viel wie vor 24 Jahren, als die damals neun Firmen zusammen 96 Millionen Dollar zahlten. Die Gelder der TOP-Partner machten in diesem Zeitraum rund zwölf Prozent der olympischen Gesamteinnahmen aus (siehe Tabelle). Fast die Er läuft und läuft und läuft: Der Vertrag zwischen Coca-Cola und dem IOC wurde 2008 um sage und schreibe zwölf Jahre Hälfte der Erlöse stammt aus der Vermarktung der Medienrechte, während verlängert. Der ausdauerndste Olympische Partner fördert die die nationalen Sponsoren aus den Ländern der Gastgeberstädte in der letz- Spiele seit 1928 ten Olympiade knapp 23 Prozent beisteuerten und der Ticketverkauf auf ei- nen Anteil von 15 Prozent kam.

Die Medienrechte: Explosion der Preise

1972 in München tröpfelten gerade mal 17,8 Millionen US-Dollar aus dem Verkauf der TV-Rechte aufs IOC-Konto, während es 1984 in Los Angeles schon 287 Millionen Dollar waren – eine Versechzehnfachung. Im Lichte der Ge- genwart erscheint dieser damals so gewaltige Sprung eher wie ein kleiner Hüpfer: Für die Übertragungsrechte an den Olympischen Spielen 2012 in London wurde die Rekordsumme von 2,57 Milliarden US-Dollar bezahlt – und mit 3,6 Milliarden Menschen in 220 Ländern eine neue Höchstreich- weite im TV erzielt. Die Explosion der Preise erfordert bisweilen Zugeständnisse und Entge- genkommen des Sports. Dass beispielsweise Beachvolleyball ins Programm Strand und kein Schatten: Olympiasieger wie Julius Brink (vorne) und Jonas Reckermann strahlen immer heller, der me- der Spiele von Atlanta 1996 aufgenommen wurde, hatte auch damit zu tun, diale Fortschritt macht’s möglich. Und die Preise ziehen mit dass der übertragende US-Sender NBC daran gesteigertes Interesse hatte. Und in Peking 2008 fanden die quotenstarken Sportarten Schwimmen und Turnen am Vormittag statt, um in den USA zur Hauptsendezeit übertragen werden zu können. Die „kontrollierte Kommerzialisierung“, wie IOC-Präsident Thomas Bach diese Entwicklung schon vor Jahren nannte, deckt sich durchaus mit der Olympischen Charta, dem Grundgesetz für die Spiele. Darin wird das IOC verpflichtet, eine komplette Berichterstattung über die unterschiedlichsten Medien und die größtmögliche weltweite Reichweite zu garantieren. Ein Ende des Umsatzwachstums scheint nicht in Sicht. Durch neue di- gitale Medienkanäle und Plattformen steigen Reichweite und die Zahl der Die bisherigen IOC-Präsidenten Verbreitungswege – erfreuliche Perspektiven für den Sport.

1894 – 1896 Dimitrios Vikelas, Griechenland 1896 – 1916 Pierre de Coubertin, Frankreich 1916 – 1919 Godefroy de Blonay, Schweiz (kommissarisch) Die Geldempfänger: 1919 – 1925 Pierre de Coubertin, Frankreich Wer vom Wachstum profitiert 1925 – 1942 Henri de Baillet-Latour, Belgien Rund 90 Prozent seiner Einnahmen schüttet das IOC an Organisationen der 1946 – 1952 Sigfrid Edström, Schweden Olympischen Bewegung aus. So landet die Hälfte der Vermarktungseinnah- 1952 – 1972 Avery Brundage, USA men aus dem TOP-Programm plus ein Drittel bis ein Viertel der Mediener- 1972 – 1980 Lord Killanin, Irland löse bei den OCOGs. 1980 – 2001 Juan Antonio Samaranch, Spanien Die NOKs haben in der Olympiade 2009 bis 2012 zusammen die Rekord- 2001 – 2013 Jacques Rogge, Belgien summe von 819 Millionen US-Dollar erhalten. An die 28 internationalen Fach- verbände (IFs) der olympischen Sommersportarten 2012 (London) wurden 519 Seit 2013 Thomas Bach, Deutschland

Millionen US-Dollar überwiesen, an die sieben IFs der Winterspiele 2010 (Van- picture-alliance Credit: couver) 209 Millionen. ] Nur Ticketing stagniert 8046

Einnahmen aus der Vermarktung Olympischer 5450

Spiele, nach Umsatzsäulen (47,9 %)

Erlöse je Olympiade in Mio. US-Dollar 4187

(in Klammern Prozentanteil) 3850 3770 (47,2 %) (53,3 %) 2630 2570 2232 (48,9 %) (22,8 %) (28,5 %) 1845 1838 (15,4 %) (47,6 %) 1555 (11,8 %) 1238 1251 (15,9 %) (19,0 %) 950 866 (17,4 %) (15,8 %) 796 (20,3 %) (15,4 %) (16,6 %) (17,1 %) (9,8 %) 655 663 534 579 625 (10,6 %) (5,0 %) 451 411 (4,4 %) (3,4 %) (2,1 %) 279 274 (1,7 %) (2,1 %) 115 66 87 185 170

1 2* 3 4 5 6 1 2* 3 4 5 6 1 2* 3 4 5 6 1 2* 3 4 5 6 1 2* 3 4 5 6 1993 bis 1996 1997 bis 2000 2001 bis 2004 2005 bis 2008 2009 bis 2012

1 TV-Rechte 2 TOP-Programm* 3 Sponsoren-Programm im Gastgeberland 4 Ticketing 5 Lizenzen 6 Summe * Weltweite Exklusiv-Sponsoren Quelle: IOC

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Engagement verbindet.

Ihr Ziel haben sie schon lange im Visier: die Paralympischen Winterspiele 2014 in Sotschi. Die Chancen auf paralympische Medaillen sind gut für die beiden Athletinnen im Nordic Paralympic Ski Team Deutschland. Denn ob Biathlon oder Langlauf – den Freundinnen ist bei Weltcups und Meisterschaften in jüngster Zeit fast immer ein Platz auf dem Siegertrepp- chen sicher. Mit viel Optimismus, der richtigen Portion Ehrgeiz und einem starken Team an ihrer Seite sind sie in die harte Trainingssaison gestartet. Da können wir uns gemeinsam mit ihnen heute schon auf die Wettkämpfe in Sotschi freuen! Vivian Hösch (links) und Anja Wicker, Nationalmannschaftslehrgang in Oberhof, Oktober 2013

Weitere Informationen zu unserem Engagement unter: http://www.neumannmueller.com/de/unternehmen/partnerschaften/paralympics

20131125_nm_az_paralympic_oberfhof_faktor_sport_210x148.indd 1 25.11.13 12:17 72 [ Foyer ] Faktor Sport Der Sprung als

Viele Sportler leiden unter dem Druck, im entscheidenden Augenblick nicht ihre optimale Leistung abrufen zu können. Kunstwerk Jonathan Briefs gewährt Einblicke in den humorvollen Umgang mit der Angst vorm Versagen und der Suche nach dem Flow.

Text: Klaus Janke

otschi: der Endpunkt, auf gefangen hat. Dort haben sie den sich die Wintersport- die verschüttgegangene Begeis- ler vier Jahre physisch terung wieder freigelegt. An- und gedanklich vorberei- dreas Kofler war dabei. Er hat- tet haben. Alles vergeb- te danach nur Misserfolge, Slich, wenn es jetzt hakt – diese war frustriert, hat sich aber Vorstellung kann lähmen. Hu- anscheinend an diese Trai- morberater Jonathan Briefs, der ningsmethode erinnert und unter anderem die österreichi- ist mit seinem Stützpunkttrai- schen Skispringer coachte und ner wieder zur Kinderschanze ge- sich heute als „Freund der Mann- gangen, um bei null anzufangen. schaft“ bezeichnet, weicht nicht 2010 gewann er dann die Vier- aus, sondern sieht den Tatsachen schanzentournee. lieber ins Auge. Oder Felix Neureuther, je- mand, der unbedingt positive „Jeder spürt den Druck, und es ist Stimulanz braucht, sonst fährt sinnlos, ihn wegzureden. Er gehört er nur auf Sicherheit, um Fehler dazu. Man kann daraus sogar etwas zu vermeiden. Er erzählte mir, „Ich habe keine Lösung … aber ich bewundere das Problem.“ Positives machen. Manche Sportler Jonathan Briefs coacht Sportler mit Humor dass seine bisherige Erfahrung schaffen es, von der Konzentration war, dass er pro Saison zweimal auf das Ergebnis zur Freude am Er- aufs Treppchen fahre. ,Nun stand lebnis zu kommen. Sie betrachten den ich schon zweimal drauf und wir Skisprung nicht als unvermeidliche sind erst am Anfang des Welt- Pflichterfüllung, sondern als Kunstwerk. Der Sprung ist – unabhängig cups. Ich kann also gar nicht mehr gewinnen.‘ Eine Regel, wie in Stein von der Weite – etwas sehr Schönes, Erhabenes. Sie schaffen dieses Schöne, gemeißelt; sie war selbst gebaut und natürlich durch Erfahrung zemen- wie ein Künstler es tut. Der Künstler genießt es, seine Fähigkeiten zu zei- tiert, sodass er blockiert hat. Das ist Selbstdemontage, ,Mindfuck‘, wie gen. Sie springen nicht weit, weil sie müssen, sondern weil sie es können.“ eine Kollegin sagt. Aber damit kann man natürlich umgehen. Man kann provozieren, zuspitzen, Widerstand und Energie erzeugen und damit eine Briefs arbeitet hauptberuflich auch mit Führungskräften, die konstruktive neue Regel schaffen.“ Schwierigkeiten im Berufsalltag haben. Seine Methode nennt er „provokatives Coaching“, weil er die Probleme nicht kleinre- Bei Jonathan Briefs gibt es viel zu lachen. Sein letztes Buch det, sondern aufbläst, dramatisiert. Das regt zum Widerspruch heißt „Ich habe keine Lösung … aber ich bewundere das Prob- an und motiviert zum Handeln. Briefs selbst treibt weder Leis- lem“. Das wirkt befreiend. Der Briefs-Humor ist aber keiner der tungssport noch kennt er sich damit aus. Als Exot wendet er bei Distanz – er will die Sportler nicht dazu bringen, über die Dinge den Sportlern Techniken an, gegen die sie nicht immun sind. zu lachen und damit auch über ihnen zu stehen. Es geht im Ge- Stellt Fragen, die ihnen noch niemand gestellt hat. genteil darum, mit spielerischer Leichtigkeit einfacher in den „Flow“ zu kommen – jene Befindlichkeit, über die so viel gere- „Von Athleten, die nur Druck, aber keinen Spaß mehr empfinden, will det wird, die sich aber doch so selten einstellt. ich wissen: Warum hast du als kleines Kind angefangen, auf Skiern zu stehen? Erinnerst du dich an die Sehnsucht, die damit verbunden „Das ist der Zustand, in dem ein Sportler völlig konzentriert ist. Er ist war? Diese Faszination, die nichts mit Leistung zu tun hatte? Das Trai- nicht unter-, aber auch nicht überfordert. Es geht nur noch ums Tun,

nerteam und ich haben die österreichischen Skispringer zum Beispiel nicht mehr um das Ergebnis. Der ,Flow‘ kann sich beim Eisschnelllauf GQ picture-alliance, Danny Frede, Credit: dazu gebracht, auf eine Kinderschanze zu gehen, dahin, wo alles an- einstellen, beim Abwaschen oder bei der Büroarbeit. Oder auch nie.“ ]

Faktor Sport [ Spiegelbild ] 73

Geangeltes Wachstum Termine Impressum

2013 stieg die Zahl der DOSB-Mitgliedschaften Herausgeber erneut an – wie stets seit 2005 –, und zwar um Grünes Band bezieht Publikum ein Deutscher Olympischer Sportbund 218.000 auf 27,992 Millionen. Das relativ starke Das Grüne Band wird breiter: Ein Publikumspreis Otto-Fleck-Schneise 12 | D-60528 Frankfurt am Main AG Frankfurt | VR 13581 Plus verdankt sich neben dem Zuwachs in einigen ergänzt den etablierten Wettbewerb (2013 zum Generaldirektor Fachverbänden der Fusion zwischen dem Verband 27. Mal) für leistungsorientierte Nachwuchsförde- Dr. Michael Vesper Deutscher Sportfischer (VDSF) und dem bisher rung im Verein. Bis zum 1. März können Online- Deutsche Sport-Marketing GmbH nicht im DOSB organisierten Deutschen Anglerver- Wähler ihre Stimme für einen der Preisträger des Schaumainkai 91 | D-60596 Frankfurt am Main AG Frankfurt | HRB 26615 | USt-IdNr. DE114139775 band (DAV), der 159.365 Mitglieder mitbrachte. Die vergangenen Jahres abgeben. An der Abstimmung Geschäftsführer Zahl der Vereine sank 2013 leicht, von 91.080 auf unter  www.dasgrueneband.com kann jede Axel Achten 90.784. und jeder teilnehmen, also auch Mitglieder und Anhänger der 50 Kandidaten. Die Bewerbungsfrist Redaktionsleitung für das Grüne Band 2014 läuft noch bis zum 31. Marcus Meyer (DSM) E-Mail: [email protected] Fairplay-Preis März – interessierte Vereine oder Vereinsabteilun- Jörg Stratmann (DOSB) gen richten sich an ihren Spitzensportverband. an Storls Retter E-Mail: [email protected] Gleichstellung bleibt das Ziel Bildnachweis Andrej Schukow hat im August in Moskau „nur Fast 20 Jahre ist es her, dass bei der ersten Konfe- picture-alliance | imago-sportfoto | Danny Frede | GQ | meinen Job gemacht“, sagt er – für David Storl renz dieser Art die „Brighton Declaration on Wo- www.photo-hartmann.de | Omega war’s Gold wert. Der russische Kampfrichter hat für men and Sport“ verkündet wurde. Von mehr als seinen unbürokratischen Einsatz bei der Leichtath- 380 Sportorganisationen unterzeichnet, wurde sie Autoren letik-WM, als er den zunächst ungültig gegebenen nur bedingt in Praxis umgesetzt. Die Gleichstel- Jochen Büttner (jb) | Frank Heike (fei) | Klaus Janke (kj) | Roland Karle (rk) | Christoph Leischwitz | Marcus Meyer (mm) | Versuch des Kugelstoßers nachträglich wertete, den lung der Geschlechter ist im Sport auf vielen Ebe- Peter Stützer | Nicolas Richter (nr) | Stefan Scholl | von DOSB, Bundesinnenministerium und Verband nen Ziel, nicht Realität, Stichwort Führungspositi- Johannes Schweikle | Jörg Stratmann (js) | Michael Vesper Deutscher Sportjournalisten erstmals verliehenen onen. Wie damit umzugehen ist, wird die sechste „Fairplay-Preis des Deutschen Sports“ erhalten – Weltkonferenz „Frauen und Sport“ vom 12. bis Konzeption, Realisation, Druck, Vermarktung gemeinsam mit Kai Pfaffenbach. Der deutsche Fo- 15. Juni 2014 in Helsinki erörtern. Medienfabrik Gütersloh GmbH Carl-Bertelsmann-Straße 33 tograf hatte den Versuch aufgenommen und die 33311 Gütersloh Bilder Storl und Schukow gezeigt. Neben Storls Ret- Telefon: 05241 23480-0 | Telefax: 05241 23480-215 tern wurde in Wiesbaden der VfB Oldisleben mit ei- www.medienfabrik.de nem Sonderpreis geehrt. 23. Januar Gestaltung Frankfurt Janine Fischer, Jan Gläsker, Andrea Welge DOSB-Neujahrsempfang Bildbearbeitung Adriane Anhuth 7. – 23. Februar Lektorat Sotschi www.sprachenfabrik.de

Olympische Winterspiele Wir vermitteln über die QR-Codes als technische Referenz nur den Zugang zu fremden Inhalten, die allein in der 7. – 16. März Verantwortung des jeweiligen Anbieters liegen. Wir machen Sotschi uns diese nicht zu eigen. Paralympische Winterspiele Mit freundlicher Unterstützung der Versuchsanordnung: Kampfrichter, Fotograf 13. – 16. März Fotoagentur dpa Picture-Alliance GmbH und Athlet prüfen den richtigen Stoß Harrachov, Tschechien Skiflug-WM 14. – 16. März Engagierte Köpfe Montreal, Kanada Shorttrack-WM Hannelore Kraft und Peter Terwiesch: Nordrhein- 21. – 23. März Westfalens Ministerpräsidentin und der Vorstands- Heerenveen, Niederlande vorsitzende des Unternehmens ABB, Partner von Eisschnelllauf-WM Mehrkampf Special Olympics Deutschland, haben vom DOSB den Preis „Pro Ehrenamt 2013“ erhalten – erst- 24. – 30. März mals ging er an zwei Personen. Kraft habe die Ab- Saitama, Japan sicherung des gemeinwohlorientierten Sports in Eiskunstlauf-WM Nordrhein-Westfalen zur Chefsache gemacht, sagte 1. – 4. April Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident Sportent- Vantaa, Finnland Nicht leicht, aber in diesem Fall selbstverständlich. wicklung, in seiner Laudatio. Gleiches gilt für Ter- Ringer-EM So kommentierten Julius Brink und Jonas Recker- wiesch: Er setzt das Engagement von ABB selbst mann in Interviews („Süddeutsche Zeitung“, „Spie- um. Seit 2000 fördert der Konzern der Energie- und 24. – 27. April gel Online“) den Kuss, den sich die Beachvolley- ball-Olympiasieger kürzlich gaben: Teil der Aktion Automatisierungstechnik den Sport von Menschen Montpellier, Frankreich „Mundpropaganda – Gentlemen gegen Homopho- mit geistiger Behinderung. Judo-EM bie“. Siehe  www.gq.de/mundpropaganda 74 [ Darsteller ] Faktor Sport Norweger in Übergröße

indermund tut Wahrheit kund. „Skilaufen ist, wenn Papa gewinnt und die an- deren ihm alle hinterherlaufen“, sprach der kleine Dæhlie, einer der zwei Söhne des großen, des übergroßen. Acht olympische Goldmedaillen, neun Weltmeister- titel und einiges edles Metall mehr haben ihn zum erfolgreichsten Wintersport- ler der Welt gemacht. Und das, obwohl er die letzten geplanten Triumphe noch Kverpasste, im Sommer vor den Winterspielen 2002 in Salt Lake City verletzte er sich auf Rollerskiern, das Karriereende. Seine Landsleute liebten den Bodenständigen, lieben ihn bis heute, da sie den Gründer eines Herstellers von Funktionsbekleidung meist in der Werbung sehen oder vor der Kamera. Bjørn Dæhlie, 46 Jahre alt, ein Sportler der Un- sterblichkeit? Wenn einer alles gewinnt außer einem ganz bestimmten Rennen, dann

kann Bewunderung endlos sein. Und Dæhlie, der Norweger, hat tatsächlich nie am Hol- picture-alliance Credit: menkollen in Oslo gewonnen. ps/nr ] Faktor Sport [ Spiegelbild ] 75

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