Ausgabe 2/2020
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Caritasverband Rhein-Sieg e.V. Sozialcourage 2 | 2020 1 Caritasverband regional 4 Impressum: Genähte Herausgeber Bedürftige Menschen gibt es im (v.i.S.d.P.Ges): Rhein-Sieg-Kreis genug, das wis- Nächstenliebe Caritasverband sen die Mitarbeitenden der neun Rhein-Sieg e.V. Caritas-Pflegedienste sehr gut. Sie 5 Harald Klippel Kreis-Caritasdirektor sind kreisweit unterwegs und kom- Wilhelmstraße 155 - 157, men in so manches Haus, in dem es Die Türen sind zu, 53721 Siegburg am Nötigsten fehlt. Zum Osterfest Redaktion und hat der Verband ihnen deshalb eine die Telefone offen Grafik/Layout: kleine Aufmerksamkeit zugedacht: Dörte Staudt Dinge des alltäglichen Bedarfs, 6 ff Kaffee und Kekse, Honig und ein wenig Saft. Auch eine Osterkerze packten Fundraiserin Monika Vog Jahresrückblick, und Claudia Gabriel, Fachdienst Transparenzbericht Gemeindecaritas, mit ein. Die ins- gesamt 90 Geschenktüten wurden aus Spenden an die Pflegestatio- nen finanziert. (Foto: Staudt) < Caritasverband Rhein-Sieg e.V. Caritasverband Rhein-Sieg e.V. 2 Sehr geehrte Leserinnen und Leser, seit Mitte März ist unser Lebensalltag von den Maßnahmen zur Ein- dämmung des Corona-Virus bestimmt. Social distancing ist das neue Schlagwort – dies wirkt sich gerade auf unsere Arbeit, die so sehr auf dem persönlichen Kontakt fußt, dramatisch aus. Die Beratung der Suchtkrankenhilfe, des Fachdienstes Integration Lichtblicke und Migration, der Krebs- und der Kurberatung finden aktuell aus- schließlich per Telefon, E-Mail oder online statt. Trotz oder Die stationären Einrichtungen gleichen einer Festung in der Hoff- nung, dass wir eine Infektion der Bewohnerinnen und Bewohner wegen Corona möglichst lange verhindern können. Ein Zeichen der Verbundenheit, das ist Wir erleben Abhängigkeiten bei der Beschaffung von Pflegemateria- ein Regenbogen am Fenster: Eine Bot- lien, die wir uns in den Zeiten vor Corona nicht ansatzweise vorstel- schaft, dass sich auch hinter diesem Glas len konnten. ein freundliches Gesicht nach Gemein- Und es wird für uns alle immer deutlicher, dass wir mit Corona nicht schaft sehnt. Und wer in seinem Sehnen nur Wochen, sondern mindestens Monate leben werden müssen. nicht allein ist, fühlt sich nur halb so einsam. Auch die Bewohnerinnen und Mich lehrt diese Krise zweierlei. Dass außergewöhnliche Zeiten Bewohner des Haus Nazareth haben mit- auch einen besonderen Einsatz hervorrufen und einen Gemein- gemacht und das bunte Signal an die Tür schaftsgeist (wieder) wecken, der vermeintlich verschüttet war. geklebt. Mut machende Zeichen gibt es auch für Wie flexibel, immer noch gut gelaunt unsere Mitarbeiterinnen und die Menschen im Haus Elisabeth Alten- Mitarbeiter sind, die in den Wohn- und Altenheimen, aber auch heim: Eine Mutter aus dem Ort bastelte in der Ambulanten Pflege unter erschwerten Umständen arbeiten mit ihren eigenen beiden Kita-Kindern, müssen. Wie kreativ manche Lösung ist, wenn Beratung aus dem aber auch mit befreundeten Müttern Homeoffice heraus so effektiv sein soll wie ein Face-to-Face-Ge- und deren Rasselbanden, kleine Osterge- spräch. schenke für die Seniorinnen und Senio- ren. Ich danke allen fleißigen Näherinnen, die für den Caritasverband An Palmsonntag segnete der Leiter des aus Bettlaken, Hemden, und ähnlichem einen Mund-Nase-Bede- Seelsorgebereichs Hennef-Ost, Pfarrer ckungen fertigten, die die Mitarbeitenden tragen, um andere zu Christoph Jansen, in der online übertra- schützen. Und nicht zuletzt: Wie sehr die Arbeit des Caritasverbands genen Messe Körbe voller Palmzweige wahrgenommen wird, wenn neuerdings Passanten den Wagen unse- für die Klienten des Eitorfer und Hen- res Ambulanten Pflegedienstes anerkennend zuwinken. nefer Pflegedienstes. „Auch Osterkerzen haben unsere Senioren auf diese Weise Und wie froh wir sein können, dass uns Corona erst zu einer Zeit bekommen“, erzählt Stationsleitung Da- trifft, in der mit Hilfe der digitalen Technik zumindest ansatzweise niela Janßen. „Vielleicht wird das ja eine menschliche Nähe geschaffen werden kann – ich denke hier zum Tradition, so dass man auch von etwas Beispiel an die Möglichkeit der Videotelefonie, die den Bewohner- Gutem sprechen kann in Zeiten, in de- innen und Bewohnern unserer Einrichtungen ermöglicht, mit ihren nen die Welt still zu stehen scheint.“ Angehörigen zu sprechen und sie zumindest via Kamera auch zu Osterkörbchen erhielten die Kinder aus sehen. dem CariNest von ihren Erzieherinnen als wandelnde Osterhasen in diesem Dass wir das Positive aus diesen Wochen und Monaten auch in der Jahr im „Lieferservice“. Und der Chor „Zeit danach“ beibehalten werden, wünsche ich für krebserkrankte Menschen und ihre uns allen. Angehörigen singt unverdrossen weiter: Über einen kostenlosen Videochat-An- bieter lädt Chorleiterin Bärbel Kükens- höner die Mitglieder ein und gibt per Mikro den Ton an. Eine jede und ein jeder kann zu Hause mitsingen und als Zeichen für die Anderen gestisch mittun. (dst, Foto: Cuesta) Caritasverband Rhein-Sieg e.V. Sozialcourage 2 | 2020 3 25-jähriger Lehrerfahrung zeigt, dass Pflege mit Ruhe mit Ruhe und Zeit auch viele zunächst für eine Pflegekraft zu schwer erschei- nende Haltegriffe nun gut alleine zu und Körpergefühl schaffen sind. Die Teilnehmenden sind fasziniert vom lebhaften Unterricht, den Ulrike Busch- mann im Auftrag des Projekts WEG – Wissen-Erfolg-Gesundheit – sieben Gruppen à 14 Personen erteilt. Text Dörte Staudt diejenigen der Menschen, die auf Pflege „Ich mache mir jetzt wieder ganz neu Ge- angewiesen sind. danken bei der Pflege“, resümiert Lydia RHEIN-SIEG-KREIS. Was haben Arme „Wenn wir früher einen Menschen im Brotsmann. Eine Kollegin ergänzt: „Frü- und Beine mit der Atmung zu tun? Er- Bett aufrichten sollten, bekamen wir her hätte ich für manche Dinge eine Kol- wachsene, alle miteinander erfahrene beigebracht: Achtet auf den geraden Rü- legin gesucht und dann für die eigentli- Pflegekräfte, erkunden es auf der Gym- cken und aktiviert die Bauchmuskeln“, che Pflegehandlung mit ihr gemeinsam nastikmatte am eigenen Körper: Wie schildert eine Teilnehmerin. Dank Ki- zwei Minuten gebraucht. Heute kann sehr schon das nur leichte Aus- oder Ein- naesthetics, übersetzt der Lehre der ich diese Dinge alleine tun. Ich brauche drehen der Arme den Brustkorb weiten Bewegungswahrnehmung, ist dieses dann fünf Minuten, aber ich habe nicht oder einengen kann. Oder wie viel wohl- Hauruckverfahren aber passé. Ulrike erst nach Kollegen rufen müssen, son- tuender für das Körpergefühl spiralige Buschmann zeigt, wie viel schonender dern kann mir die Arbeit ganz alleine statt statischer Bewegungen sind. sich spiralige statt parallele Bewegungs- und in aller Ruhe einteilen.“ Kleine Übungen, mit denen Kinaes- muster bei den Behandelten auswirken. thetics-Trainerin Ulrike Buschmann Wie eine Pflegekraft die Patienten sanft das Körpergefühl ihrer Teilnehmerin- zu eigener Bewegung motivieren kann nen und Teilnehmer sensibilisiert. Für und schließlich nur noch unterstützend Ulrike Buschmann die eigenen Bedürfnisse ebenso wie für Hand anlegen muss. Die Trainerin mit „Die Pflegenden lernen auf ihren Körper zu achten und sich vor zu hoher Belastung zu schützen. Sie bekommen durch dieses kreative Handlungskon- zept ein Handwerkszeug mit, die Bewohner respektvoll in ihrer Eigenbewegung anzuleiten und zu unterstützen. Dadurch werden die Ressourcen tatsäch- lich gefördert und bewusst mit einbezogen. Pflegende erfahren wieder mehr Freude und Zu- friedenheit an ihrer Tätigkeit und werden zu einem Team mit ihren Bewohnern.“ Kinaesthetics-Trainerin < Ulrike Buschmann (Bildmitte) zeigt Mitarbeiterinnen aus ver- schiedenen Teams am Patienten- bett Handgriffe, die alltäglich verwendet werden können. Das Projekt „Wissen-Erfolg-Gesundheit“ wird im Rahmen des Programms rückenwind+ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Caritasverband Rhein-Sieg e.V. Caritasverband Rhein-Sieg e.V. 4 v Weiß, gestreift oder bunt: die selbstgenähten Gesichtsmasken. (Foto: Staudt) < Übergabe vor der Tür des Alten- zentrums Helenenstift: Mitarbeite- rin Roswitha Moll bedankt sich bei Jürgen Steck, Bote der Quiltgruppe „Die Nadelstiche“, die eifrig genäht hatte. (Foto: Harth) Genähte Nächstenliebe Text Dörte Staudt Tage nicht mehr ab. Nähen, so ist festzu- ner ins Spiel: Als Boten für die fertig ge- stellen, können trotz der fast ausschließ- nähten Atemschutz-Schmuckstücke. „Wer nähen kann, kann lichen Textilfertigung in Indien, China „Wir sind ein Team“, erzählte eine Sieg- oder Bangladesch hierzulande immer burger Hobbynäherin von den perfekten helfen“, so lautete der noch viele Menschen. Und helfen, ja hel- Zuschnitten ihres Mannes, die sie an der Titel eines Aufrufs: fen wollen so unglaubliche viele. Frauen, Maschine gleich weiterverarbeitete. die Corona-bedingt zur Kurzarbeit ver- Wer kann helfen, die donnert sind und vor lauter verordne- Ein jedes Modell ein Unikat Pflegeteams des Cari- tem Nichtstun fast die Wände hoch ge- hen. Frauen, deren Immunsystem wegen Während die einen die eigentliche Fa- tasverbandes – wenn einer Krankheit so zart ist, dass sie sich brikation immer weiter perfektionier- schon Professionelle- nicht mehr aus dem Haus trauen und ten, erwachte bei den anderen der Erfin- nach Abwechslung dürsten. Frauen, die dungsgeist: Ein Abnäher hier oder dort, res nicht zu haben ist nicht ohnmächtig darauf warten wollen, Gummi oder Schrägband, eine jede Nä- - wenigstens mit einer bis die unsichtbare Bedrohung sich in herin findet zu ihrem ganz persönlichen Deutschland ausbreitet, sondern „bitte, Schnittmuster. Und wenn das Material Mund-Nasen-Bede-