LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/2572 6
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LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/2572 6. Wahlperiode 13.12.2013 GROSSE ANFRAGE der Fraktion der NPD Linksextremismus in Mecklenburg-Vorpommern und ANTWORT der Landesregierung Der Verfassungsschutzbericht 2011 des Landes Mecklenburg- Vorpommern verzeichnet anhaltend bedrohliche Entwicklungen im Bereich Linksextremismus. Zwar wird diese im öffentlichen Diskurs kaum wahr genommen respektive nur am Rande thematisiert, dennoch entfaltet die „antifaschistische“ Szene eine massive, kriminelle Energie und scheut auch nicht vor Brandanschlägen sowie der Ausübung psychischer und physischer Gewalt zurück. Gegenwärtig werden der linksextremistischen Szene 400 Personen zuge- rechnet, davon 350 im gewaltbereiten, linksextremistischen Spektrum. Das entspricht einem Anstieg von jeweils 50 Personen gegenüber dem Vorjahr, die Tendenz ist also steigend. Linksextremisten wollen die freiheitlich demokratische Grundordnung beseitigen und durch ein nicht klar definiertes sozialistisches, kommu- nistisches oder anarchistisches System etablieren. Zur Verbreitung ihrer Ideologien sind sie bemüht, möglichst viele Themenfelder zu besetzen und auch bürgerliche Protestbewegungen zu unterwandern. Der Übergang ist mitunter fließend. Das Hauptbetätigungsfeld der Linksextremisten ist jedoch der sogenannte Antifaschismus. Dieser ist zumeist gewaltorientiert ausgerichtet, was sich in Übergriffen auf NPD-Mitglieder, deren Sympathisanten oder sonstige als „nichtlinks“ klassifizierte Menschen und deren Besitz, aber auch auf öffentliche Institutionen, z. B. Eigentum der Bundeswehr oder der Polizei, manifestiert. Das besorgniserregende Auftreten militanter Linksextremisten, insbeson- dere in den Hansestädten Rostock und Greifswald, die die dauerhafte Etablierung verschiedener linksextremer Zentren im Land und taktische Neuorientierungen des linksextremen Lagers machen es erforderlich, eine Große Anfrage an die Landesregierung zum Linksextremismus in Mecklenburg-Vorpommern zu richten. ___________________________________________________________________________ Der Chef der Staatskanzlei hat namens der Landesregierung die Große Anfrage mit Schreiben vom 13. Dezember 2013 übermittelt; federführend ist das Ministerium für Inneres und Sport. Drucksache 6/2572 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Inhaltsverzeichnis I. Grundlegendes über die Auseinandersetzung mit Linksextremismus in Mecklenburg-Vorpommern II. Linksextreme Parteien, parteinahe Jugendorganisationen und andere parteinahe Organisationen in Mecklenburg-Vorpommern III. Verfassungsfeindliche Bestrebungen linksextremer Parteien in Mecklenburg-Vorpommern IV. Organisationen, Vereine und Gruppierungen des linksextremen Spektrums in Mecklenburg-Vorpommern V. Hegemoniebestrebungen des organisierten Linksextremismus in Mecklenburg-Vorpommern VI. Linksextreme Veranstaltungen, Versammlungen, Demonstrationen und Aufmärsche in Mecklenburg-Vorpommern VII. Linksextremismus unter Frauen in Mecklenburg-Vorpommern VIII. Linksextremismus unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Mecklenburg-Vorpommern IX. Linksextremismus an allgemein bildenden Schulen, berufsbildenden Schulen und Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern X. Linksextremismus in der Musikszene in Mecklenburg-Vorpommern XI. Printmedien und Publikationen mit linksextremen Hintergrund in Mecklenburg-Vorpommern XII. Linksextremismus im Internet XIII. Immobilienkäufe und Nutzungsverhalten der extremen Linken XIV. „Dresscodes“ in der linksextremen Szene von Mecklenburg-Vorpommern XV. Linksextremismus im Sport in Mecklenburg-Vorpommern XVI. Linksextreme Bestrebungen gegen Bundeswehr, Polizei, Bundesgrenzschutz (BGS) und andere staatliche Einrichtungen an Standorten in Mecklenburg-Vorpommern XVII. Linksextremismus in Justizvollzugsanstalten in Mecklenburg-Vorpommern XVIII. Linksextreme Kräfte in den kommunalen Vertretungen von Mecklenburg-Vorpommern XIX. Politisch links motivierte (Gewalt-) Straftaten in Mecklenburg-Vorpommern XX. Ausstieg aus dem linksextremen Spektrum XXI. Länderübergreifende Kontakte, Aktivitäten sowie Zusammenarbeit linksextremer Strukturen XXII. Auseinandersetzung mit linksextremen Tendenzen sowie Projekte und Maßnahmen der Landesregierung gegen Linksextremismus 2 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/2572 I. Grundlegendes über die Auseinandersetzung mit Links- extremismus in Mecklenburg-Vorpommern 1. Welche Begriffsdefinition legt die Landesregierung der Ausein- andersetzung mit dem Linksextremismus zugrunde? Zur Erfüllung ihrer Aufgaben sammeln und werten die Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder vornehmlich sach- und personenbezogene Daten unter anderem über Bestrebungen aus, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung oder den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes gerichtet sind [§ 5 Absatz 1 des Gesetzes über den Verfassungsschutz im Lande Mecklenburg-Vorpommern - Landesverfassungs- schutzgesetz (LVerfSchG M-V)]. Die Begriffe Bestrebungen, freiheitliche demokratische Grundordnung, Handeln für einen Personenzusammenschluss sowie Gewalt werden in § 6 LVerfSchG M-V im Einzelnen legal definiert. Die Verfassungsschutzbehörden bezeichnen Bestrebungen als extremistisch, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung oder den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes gerichtet sind. Alternativ findet der Begriff der verfassungsfeindlichen Bestrebungen Anwendung. In der Praxis werden die Begriffe „extremistisch“ und „verfas- sungsfeindlich“ synonym verwendet. 2. Hat es seit Bestehen des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern erkennbare Veränderungen im linksextremen Spektrum in seiner sozialen Zusammensetzung, nach Altersgruppen, Geschlecht, Bildungsgrad, religiöser oder organisatorischer Bindung usw. gegeben? Bei der Erfassung von Erkenntnissen über die Angehörigen des linksextremistischen Spektrums erfolgt keine systematische Erhebung von Daten hinsichtlich sozialer Zusammen- setzung, Bildungsgrad oder religiöser Bindung. Statistische Vergleiche sind zu diesen Punkten daher nicht möglich. Bezüglich der Veränderungen bei der „organisatorischen Bindung“ wird auf diverse Antworten zu Fragen, die die Mitgliederzahlen betreffen, verwiesen. Aufgrund gesetzlicher Löschungsfristen ist eine Auflistung der dem Linksextremismus zuzurechnenden Personen nach Alter und Geschlecht seit Bestehen des Bundeslandes nicht möglich. Hierzu sind nur aktuelle Angaben möglich. Der Anteil von Frauen liegt im gesamten Bereich des Linksextremismus bei circa 20 %. Die Altersstruktur der dem Linksextremismus in Mecklenburg-Vorpommern zuzurechnenden Personen stellt sich aktuell (Stand: 05/2013) wie folgt dar (Gliederung nach Geburtsjahren): 3 Drucksache 6/2572 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Geburtsjahre Anteil (in %) 1920 – 1950 3,1 1951 – 1960 6,4 1961 – 1970 4,9 1971 – 1980 15,5 1981 – 1990 59,5 1991 – 1995 10,6 3. Welche Faktoren und Bedingungen begünstigen bzw. erschweren nach Ansicht der Landesregierung heute in diesen Statusgruppen die Übernahme linksextremen Denkens, ein entsprechendes Wahlver- halten oder die Betätigung in linksextremen Zusammenhängen? Ohne entsprechende wissenschaftliche Erhebungen, unter anderem aus der empirischen Sozialforschung, sind hierzu keine belastbaren Aussagen möglich. 4. Welche grundsätzlichen Veränderungen der Hauptthemen und Argu- mentationen hat es in der linksextremen Agitation gegeben? 5. Was ist der Landesregierung über eine taktische oder strategische Neuorientierung der linksextremen Szene bekannt? 6. Welche Tendenzen sind gegenwärtig in der Theorie- und Ideologie- entwicklung innerhalb des linksextremen Spektrums feststellbar? Zu 4, 5 und 6 Ideologien, Theorien, Aktionsfelder und Strategien von Linksextremisten orientieren sich an revolutionär-marxistischen oder anarchistischen Vorstellungen. Das allen Strömungen gemeinsame Ziel ist die Abschaffung der freiheitlichen demokratischen Gesellschaftsordnung und die Schaffung eines sozialistischen beziehungsweise kommunistischen Systems oder einer vorgeblich herrschaftsfreien anarchistischen Gesellschaft. 4 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/2572 Die Verfassungsschutzbehörden unterscheiden dabei zwei Richtungen: den dogmatischen und den undogmatischen Linksextremismus. Wie bereits der Terminus „dogmatisch“ nahelegt, berufen sich diesem Bereich zuzurechnende Organisationen auf „klassisch“ linksextremistische Quellen. Dazu zählen vor allem Marxisten-Leninisten, Maoisten, Stalinisten und Trotzkisten (vergleiche Fragenkomplex zu linksextremistischen Parteien). Zum undogmatischen Bereich zählen insbesondere Autonome, Anarchisten und sonstige Sozialrevolutionäre, die zumeist in losen Zusammenhängen ein „herrschaftsfreies“ Leben ohne jegliche staatliche Autorität anstreben. Eine geradlinige Entwicklung von Linksextremisten in Bezug auf deren „Hauptthemen und Argumentationen“ und eine daraus resultierende „taktische oder strategische Neuorien- tierung“ beziehungsweise „Theorie- und Ideologieentwicklung“ (vergleiche Fragestellungen 4-6) ist in Mecklenburg-Vorpommern nicht erkennbar. Während die festgelegten Grundvor- stellungen und das Rekurrieren auf Thesen von Marx, Lenin oder Stalin im dogmatischen Linksextremismus eine wesentliche (inhaltliche) Weiterentwicklung verhindern, sind im undogmatischen Linksextremismus weder ein geschlossenes Weltbild noch eindeutige konzeptionelle Ziele erkennbar, die sich fortentwickeln könnten. Linksextremistische Aktivitäten werden verschiedenen Hauptaktionsfeldern zugerechnet, die - je nach aktuell- politischem