Sagogn, Bregl da Haida : Hoc est curtem meam in Secanio : zur Frage des Standortes von Tellos Haupthof. Die Ergebnisse der Radarmessungen

Autor(en): Gredig, Arthur

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Jahresberichte des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Denkmalpflege Graubünden

Band (Jahr): - (2006)

PDF erstellt am: 24.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-821200

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http://www.e-periodica.ch , Bregl da Haida: Hoc est curtem meam in Secanio.20 Arthur Gredig Zur Frage des Standortes von Tellos Haupthof. Die Ergebnisse der Radarmessungen

LK 1194, 739 300/184 100, 820 m ü. M. Unter Historikern hat sich daraufhin die Auffassung verbreitet, der im Tellotesta- Vorgeschichte ment erwähnte Haupthof befinde sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur ergrabenen Die Ausgrabungen in der Burganlage Kirche St. Columban.23 Sagogn, Schiedberg, in den Jahren 1965/67 Nach Müller weist eine einzige Textstelle und die gleichzeitige Endeckung einer im Testament auf eine direkte Nachbarschaft Kirchenruine auf dem Gelände von Bregl da zur Kirche St. Columban hin «..ad 20 Boscardin Maria Letizia/ Haida (Abb. 16) haben der Geschichtsforschung sanctum Columbanum», die weiteren Meyer Werner: ßurgenfor- neue Erkenntnisse zu den von Erwähnungen sind in der Form «...ad sancti schung in Graubünden. Schweizer Beiträge zur Bischof Tello Tello- Columbani» und werden (759-765) im sogenannten gehalten von Kulturgeschichte und Archäologie testament dem Kloster vermachten Müller so interpretiert «...dass sie einfach des Mittelalters, Band 4, Ölten 1977, 51-175. - Bundi erbracht.20 So konnte die deren Besitzungen in Sagogn nicht auf Kirche selbst, sondern auf Martin: Zur Besiedlungsund glaubhaft dargelegt werden, dass ein Besitztum hindeuten». Die Textstelle Wirtschaftsgeschichte Graubündens im Mittelalter, archäologisch ins 8. Jahrhundert zu datierendes mit dem direkten Bezug zur Kirche bezieht , 1982. - KdmGR IV, Gebäude mit Nebenbauten dem im sich auf einen Acker/ein Feld ad 95-96. - Müller Iso: Die «...agrum Schenkungen des Bischofs Testament als in castro sala muricia bezeichneten Buliu...alia parte ad sanctum Columbanum».24 Tello an das Kloster Disentis im 765. Haus entspricht. Jahre JHGG 69, 1939, 1-138.-Müller Iso: Die Ausgrabungen auf Bregl da Haida zeigten, Der archäologische Nachweis eines Gutshofes Zur Raetia Curiensis im Frühmittelalter. Schweizerische dass Hess zur Zeit Tellos auf Sagogner auf Bregl da Haida sich aus den Zeitschrift für Geschichte Boden zwei bedeutende Kirchen standen. Neben in den 1960er Jahren ergrabenen Befunden (SZG) 19, 1969, 281-325. - Sennhauser Hans Rudolf der heute noch bestehenden Kirche St. im Bereich der Kirchenruine St. Columban (Hrsg.): Frühe Kirchen im Mariae Himmelfahrt bei Vitg Dadens war nicht erbringen. östlichen Alpengebiet.Von der Spätantike bis in ottonische es nahe liegend, die neu entdeckte Kirche Nachgetragen sei, dass Hans Rudolf Senn- Zeit. 2 Bände (Bayerische der Wissenschaften, nahe Vitg Dado mit der mehrfach erwähnten hauser vom Kunsthistorischen Institut der Akademie Philosophisch-Historische Kirche St. Columban zu identifizieren. Universität Zürich 1993 auf Bregl da Haida Klasse, Abhandlungen, Neue Heft Bis dahin wurde ein Patroziniumswechsel Folge, 123/1-2) München 2003, 157-158. - von Columban zu Maria postuliert und die Simonett Christoph: Die Bauernhäuser des Kantons im Testament ebenfalls mehrfach erwähnte Bregl da Haida nach Schorta Andrea: Graubünden. Band 1. Hrsg.: Schweizerische Gesellschaft Marienkirche entweder mit der Kirche in Rätisches Namenbuch, Bern 1964, 54. Bregl, Etymologisch für Volkskunde, Basel 1965, mit Begl, Bulium, Buliu (erstmals im Tel- oder der Churer Kathedrale St. Mariä 94-95. - Wieser Constant: lotestament urkundlich belegt) verwandt Testaments Himmelfahrt in Verbindung gebracht.21 Häuser und Höfe des «Trog», insbesondere Brunnentrog, Futtertrog. von Bischof Tello (765) der der in Nach Entdeckung Kirchenruine Haida im Sinne von «Heidekorn» (Polygonum nach den Schriftquellen und archäologischen Funden. BM den Jahren 1965/67 wurde vorerst die fagopyrum) Buchweizen. Der früher häufig 1986, 246f. angebaute Buchweizen heisse und Betrachtungsweise umgekehrt. So wurde in bevorzugt 21 Müller 1969, wie Anm. 20. trockene Anbaugebiete, wie es die Bregl da Haida Simonett, wie Anm. 20. der neu entdeckten Kirche die im Tellotes- - - ist. Früher als Grundnahrungsmittel der KdmGR IV, 95-96. 22 Janosa Manuel: Die Kirche tament erwähnte Mariakirche vermutet. armen Leute weit verbreitet, wird es heute in der St. Mariae Himmelfahrt in Schweiz kaum noch angebaut, in der Die 1987 durchgeführten Grabungen in der Sagogn, 298-303. AiGR, Kirche St. Mariae Himmelfahrt22 erbrachten Zwischenzeit haben Speisen aus Buchweizenmehl Chur1992,298-303. (Puschlaver Pizzoccheri) den Weg in die 23 Boscardin/Meyer, wie Anm. dann jedoch den Nachweis, dass im 8. Restaurantküche geschafft, das Ausgangsprodukt muss 20. - Bundi, wie Anm. 20. - Wieser, wie Anm. 20. Jahrhundert gleichzeitig zwei grosse importiert werden. 24 Müller, wie Anm. 20, Kirchen auf Sagogner Boden bestanden. 285-286.

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Abb. 16: Sagogn, Bregl da Haida. Der östlichste Bereich der Cruob. Sagogn mit den Dorfteilen Vitg Dadens (1), mit der Kirche St. Mariae Himmelfahrt (2) und Vitg Dado (3) mit der terrassier- ten Wiese Bregl da Haida (4), der Kirchenruine St. Columban (5), der Burganlage Schiedberg (6) und dem Val da Mulin (7). Blick gegen Norden.

jekt Landschaftsnutzungskonzept Platta Pussenta27 nahm die Idee auf und formulierte in ihrem Projekt 2002-2006 zu den 25 Jb ADG DPG 1993, 126. eine Feldwoche mit Studentinnen Kulturdenkmälern unter anderen als Ziel 26 Leckebusch Jürg: Die Anwendung durchführte.25 des Bodenradars (GPR) in Dabei wurde bestimmten Mit Magnetmessungen die Lage der Mauern der archäologischen Prospektion. Fragestellungen im Bereich der bereits ergrabenen im Bereich des [im Tellotestament Internationale Archäologie: Naturwissenschaft und Technologie; Kirchenruine St. Columban gezielt aufgeführtenI Herrenhofes und der ehemaligen Band. 3); VML GmbH, nachgegangen, indem an Schlüsselstellen Siedlung ermitteln. Zu diesem Vorhaben Rahden/Westf. 2001. zu 27 Landschaftsnutzungsprojekt Grabungsflächen geöffnet wurden. Der Autor bestand eine Offerte der Firma terra Platta Pussenta, 2002-2006: hat 1994 diese Bereiche der Eindeckung Vermessung ag18, die auf den Angaben zu der, Aus den Zielsetzungen gemäss vor Infobroschüre: «18% des dokumentiert. von Sennhauser/Leckebusch 1993 Projektgebiets liegen heute brach, ausgeschiedenen ein erheblicher Teil davon sind Messfläche (Parzellen), im wertvolle Moore und Das Projekt folgenden als Fläche Süd bezeichnet, beruhte. Trockenstandorte. Kulturobjekte die Magnetmessungen zerfallen und Fusswege werden Im Sommer 2006 wurden zum Teil nicht mehr Schon nach Abschluss der Grabungsarbeiten auf Bregl da Haida, begleitet vom unterhalten... vom Wald erobert und von Wurzeln gesprengt...will 1967 bestand das Bedürfnis, in der ADG, durchgeführt. dieser Rückeroberung des Waldes Umgebung der Kirchenruine St. Columban Während der Messungen in der Fläche Süd vorbeugend begegnen: die landschaftliche Eigenart bewahren, mittels Prospektionsmethoden nach den war auch , Chut, als Mitglied wertvolle Biotope aufwerten, dort vermuteten Gebäuderesten des Gutshofes der Arbeitsgruppe Landschaftsnutzungskonzept den weiteren Zerfall von Kulturobjekten stoppen, und der dazu gehörigen Siedlung zu Platta Pussenta vor Ort. Dabei Rückzugsgebiete für Wild erhalten - suchen. Ende der dass ein kleiner und alle diese wenig beachteten 90er Jahre hat Hans stellte er fest, nur Bereich Kleinode den Einheimischen Rudolf Sennhauser zusammen mit Jürg des Geländes von Bregl da Haida durch die und Besuchern nahe bringen, Leckebusch damit sie ihnen auch künftig im Gelände den Bereich Messungen abgedeckt wird. Er selbst Sorge tragen.» Internetadresse: eingegrenzt, in dem solche Strukturen am vermutete aufgrund seiner eigenen Ortskenntnisse www.plattapussenta.ch. ehesten den 28 terra Vermessungen ag, Zürich. zu erwarten sind. Jürg Leckebusch ist und Forschungen Standort des 29 Unter den Geophysikalischen Archäologe und war wesentlich bei der Gutshofs sehr viel weiter nördlich, ausserhalb Prospektionsmethoden hat sich in jüngerer Zeit der Einsatz von Entwicklung von Georadar (Magnetmessungen) der festgelegten Messfläche. Aufgrund Georadar als und präziseste als für die der beschränkten finanziellen Mittel und effizienteste Prospektionsmethode Prospektionsmethode etabliert. Schweizer Archäologie beteiligt.26 Das Pro- den bereits im Vorfeld der Messungen

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getätigten Vorarbeiten (Koordination der ner Sendeantenne ab der Oberfläche in den Pächter, Mähen der Parzellen) war es nicht Untergrund gesandt. Die Wellen werden an möglich, die Georadar-Prospektion auf die Objekten oder Schichtgrenzen (Reflektoren) ganze Fläche von Bregl da Haida auszuweiten. zurückgeworfen, wobei Unterschiede Einzig die von Bundi angegebene, 120 in der elektrischen Leitfähigkeit der Meter weiter nordwestlich gelegene Parzelle Bodenmaterialien als solche interpretiert werden. Nr. 734 konnte zusätzlich untersucht Eine Empfangsantenne zeichnet neben den werden. Dafür wurde am nördlichen Rand Wellen der Sendeantenne die reflektierten Abb. 17: Sagogn, Bregl da der in der Offerte bestimmten zusammenhängenden Wellen auf (Abb. 18). Anhand der Zeit, Haida. Luftaufnahme von Fläche auf ein Geländestreifen welche die reflektierte Welle benötigt, um Sagogn mit den Dorfteilen verzichtet (Abb. 17). vom Empfänger aufgezeichnet zu werden, Vitg Dadens, Vitg Dado, der kann die Tiefe der Reflektoren ermittelt terrassierten Wiese Bregl da Georadar als Prospektions-Methode29 werden. Werden Impulse entlang einer Haida, der Kirchenruine St. Linie aufgezeichnet, enthält man ein Radarprofil, Columban, der Burganlage Als Methode wurde Georadar (GPR Ground durch eine dichte Anordnung von Schiedberg und dem Val da Penetrating Radar), also Bodendurchdringender Radarprofilen lässt sich zum Beispiel die Mulin. Die mit Ceoradar Radar eingesetzt. Elektromagnetische Topographie eines bestimmten Reflektors untersuchten Flächen sind gelb Wellenimpulse werden mittels ei¬ bestimmen und nachzeichnen. markiert. Mst. 1:5000.

Parzelle Nr. 734 Val da Mulin

Bregl da Haida

Fläche Süd

-tfli Vitg Dado Kirchenruine St. Columban Vitg Dadens

Burganlage Schiedberg

Kirche St. Mariae Himmelfahrt Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA071428)

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Abb. 18: Sagogn, Bregl da Haida. Folgende Mess-Parameter lassen sich dem Funktionsprinzip Ceoradar, schematische Bericht von Jürg Leckebusch30 entnehmen: Darstellung.

- Elektromagnetische Wellenimpulse im 400-MHz-Bereich wurden auf einer Linie in Abständen von 2,5 cm ausgelöst, die aufgezeichneten Reflexe wurden in Abb. 19: Sagogn, Bregl da Haida. ein Radarprofil umgesetzt. Parallele GPS-Aufzeichnung einer gefahrenen Strecke Radarprofile wurden im Abstand von 25 anlässlich einer Testfahrt auf Parzelle Nr. 734. cm (bei Parzelle Nr. 734 50 cm) angelegt.

- Der untersuchte Bereich im Süden |Fläche Süd] betrug 9241 m2, die gemessene

Abb. 20: Sagogn, Bregl da Haida. Fläche auf der von Bundi angegebenen Landeskoordinatennetz mit Parzellenplan und Parzelle Nr. 734 mass 512 m2. berechneten Messlinien (links im Bildschirm).

- Die maximale Signallaufzeit von >80 ns entspricht einer maximalen Eindringtiefe von 3,6 m, tiefer liegende Strukturen wurden nicht erfasst.

Abb. 21 : Sagogn, Bregl da Haida. Die wurden Als einigermassen geländegängiges Transportmittel - Messungen am 20./21. Juni wurde ein den Bedürfnissen entsprechend bei schönem, trockenem Wetter, also bei ausgebauter Quad eingesetzt. idealen Messbedingungen durchgeführt.

- Zur Lokalisierung der einzelnen Messwerte, respektive der sich aus der Summe derselben ergebenden Radarprofile, Abb. 22: Sagogn, Bregl da Haida. wurde DGPS (Differential Global Blick in die Kabine des Quad mit der elektronischen Ausrüstung für die Georadar-Messungen. Positioning System) eingesetzt.

Vorgehen im Feld

Vorgängig der Messungen wurde vom Ingenieurbüro Cavigelli und Partner AG, Ilanz, Abb. 23: Sagogn, Bregl da Haida. Ebenso Exaktes Abfahren der berechneten Messlinien. ein Parzellenplan angefordert. wurden vom ADG der steingerechte Gesamtplan der Grabungsbefunde 1965/67 mit lokalem Vermessungsnetz und dessen vermessungstechnischen Grundlage an Jürg Leckebusch abgegeben. Der Grabungsgrenzen-

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plan konnte erst im Nachhinein gescannt spielhaft erkennbar ist dies in den in der werden; dies hatte dann auch auf die ersten Interpretation (Abb. 24) erfassten Interpretation der Messdaten einen Einfluss. Struktur [21J. Nachdem wir den Plan mit Die vorhandenen Unterlagen wurden mit den Grabungsgrenzen georeferenziert in die der GIS-Software erfasst, ebenso konnten Unterlagen projiziert hatten, erkannten wir, die GPS-Daten in Echtzeit im GIS-System dass es sich beim Befund [21 ] um Sondiergräben dargestellt werden. Damit liess sich jederzeit aus den 60er Jahren handelt. Inter- der Standort des Radar-Messsystems pretatorische Unterscheidungen zwischen überprüfen (Abb. 19). Nach einer groben «Boden» und «Niveau» stammen aus den Orientierung im Gelände wurde eine Grabungsunterlagen und können allein Bezugslinie definiert. Die GIS-Software anhand der Messwerte nicht definiert werden. berechnete nach Vorgabe der gewünschten Profilabstände Parallelen (Abb. 20). Diese Die geologischen Voraussetzungen31 Linien wurden als Leitlinien für die Erstellung der einzelnen Radarprofile verwendet. Die Bezeichnung Geologie kann in der Als Transportmittel für die umfangreichen Interpretation anhand der Grabungsergebnisse elektronischen Systeme Georadar, nicht überprüft werden. Form und Grösse Positionsbestimmung, Koordination der der Strukturen lassen am ehesten auf unterschiedlichen Quelldaten und deren grosse Steinblöcke schliessen. Solche Blöcke

Energieversorgung wurde ein Quad eingesetzt sind im oberen, nördlichen Bereich der (Abb. 21, Abb. 22). Bregl da Haida an der Oberfläche sichtbar.

Die Feldarbeit bestand darin, die vorgegebenen Im kirchennahen Bereich allerdings sind an Linien zur Erzeugung der Radarprofile der Oberfläche keine Steinblöcke sichtbar. möglichst exakt abzufahren, eine Das dürfte mit der geologischen Konzentrations- und Fleissarbeit (Abb. 23). Entstehungsgeschichte zusammenhängen. 30 terra Vermessungen ag, Be¬ Ich beziehe mich hier auf eine gute Darstellung richt vom 29.6.2006. 31 Von Poschinger Andreas/ Zur der Messungen der Interpretation jüngeren geologischen Haas Ulrich: Der Flimser Entstehungsgeschichte im Zusammenhang mit Bergsturz als Staudamm in: Bulletin für angewandte Die kritische der Prospektionsmethode dem Flimser Analyse Bergsturz (Europas grösster Geologie, Volume 10/1, 2005, stand nicht im Vordergrund, bot sich Bergsturz) und seinen Folgen. Die von 35-46. Die Darstellung wird kontrovers diskutiert, Andreas aber an, da die Strukturen aus dem von Poschinger publizierte Karte insbesondere was die Datierung Grabungsbereich 1965/67 bekannt waren. zeigt deutlich die westlichste Zunge der der Ereignisse betrifft. Die geologische Situation im Die grafisch umgesetzten Messwerte weisen Sturzmasse des Flimser Bergsturzes, welche Bereich Bregl da Haida/Schiedberg ist daraus aber gut abzuleiten keine unterscheidbaren Merkmale bis reicht.32 Westlich der Hauptmasse qualitativ und in dieser Hinsicht auf, d. h. sie enthalten keinerlei Informationen des Bergsturzmaterials, welche den nicht zu beanstanden. - Die neuesten Ergebnisse zur Datierung: hinsichtlich der Materialien der Reflektoren. Staudamm entstand der Ilanzer See. bildete, Augenstein Clemens: In der Summe lassen die Anomalien Die Hauptmasse des Felssturzmaterials ist Gibt es Spuren des Flimser Bergsturzes oder des gestauten jedoch Strukturen erkennen, welche durch die enorme Energie des Ereignisses Ilanzersees im Dachlisee interpretierbar sind. Im Bereich Archäologie ist es zu feinkörnigem Gesteinsmehl geworden. (Obersaxen)? Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft vielfach nahe liegend, längliche, rechtwinklig Einzig die obersten Bereiche zeigen die für Graubünden (in aufeinander treffende Strukturen bestimmter Felsstürze typische Strukturierung: grobe Vorbereitung). 32 Von Poschinger, wie Anm. Breite etwa als Mauern anzusprechen. Bei¬ Blöcke in lockerer Lagerung. 31,34.

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Abb. 24: Sagogn, Bregl da terra te Haida. Die der mit georadar ermessungenrra Deutung Georadar erfassten Strukturen

durch Jürg Leckebusch Sagogn, Bregl da Haida karolingische Saalkirche (terra Vermessungen ag) im Georadar 3367.000 20.-21.6.2006 Bericht vom 29.6.2006. Mst. 1:1000. Interpretation nummeriert

Messflaeche Mauer H Boden M Konstruktion Leitung Niveau 33 Dabei handelt es sich um den Geologie 1:750 nach den Grabungen 1965/67 neu gemauerten Grundriss 40 Meter der Kirchenanlage. 739320

ALG 42 Bewilligung vom 5.7.2007 Sagogn, Bregl da Haida: Hoc

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Nun werden im Bereich des sich anschliessend bungsgrenzen vorwiegend entlang der gebildeten Ilanzer Sees Sedimente über aufgedeckten Mauern gezogen wurden. Das der Felssturzmasse aufgebaut. So besteht restliche Areal nahe der Grabung wurde der ganze Hügel, auf welchem die Burganlage mit Sondiergräben prospektiert. Schiedberg steht, aus Seesedimenten. Im Bereich der 1965/67 freigelegten Mauern Von Poschinger nimmt eine länger sind die Differenzen zwischen den bestehende Seespiegelhöhe um 820 m ü. M. an. damals gezeichneten Mauern und den jetzt Dies entspricht ziemlich genau der Höhe mit Georadar festgestellten Strukturen zum der Kirchenruine St. Columban. Der in den Teil massiv. Leckebusch führt dies auf Grabungen als gewachsen bezeichnete möglicherweise «verzerrte» Grabungspläne Grund besteht denn auch aus kiesigem zurück. Wir konnten anlässlich der Feldwoche Material. Bei den Strukturen, welche in der 1993 dokumentieren, dass die heute im Interpretation (Abb. 24) mit «Geologie» Areal sichtbaren, nach 1967 erstellten, angesprochen werden, kann es sich durchaus sogenannten Schaumauern33 keineswegs um Blöcke der Bergsturzmasse handeln. Ein genau über den Befundmauern erstellt worden Abb. 25: Sagogn, Bregl da Blick von Planezzas aus gegen den erodierenden sind. Wir haben deshalb nach der Haida. Blick ins Val da Mulin. Westhang des Val da Mulin Abgabe des Berichts von Jürg Leckebusch die An der westlichen (Abb. 25) scheint diesen Eindruck zu Schaumauern eingemessen. Im Vergleich Talflanke sind unter leicht bestätigen. Ob die Interpretation zutrifft, zum steingerechten Mauerplan zeigen die abfallenden Seesedimentschichten kann allerdings nur durch eine gezielte Schaumauern Abweichungen in der Flucht (1) grosse Grabung überprüft werden. um bis 40 cm (Südmauer Kirche), ein falsch Felsbrocken (2) auf der rekonstruierter Mauerstandort (Ostmauer Oberfläche des Bergrutschmaterials Die Interpretation der Georadar- der Gruft im Nordwesten) oder eine (3) zu erkennen. Dieselbe Messungen im Bereich des Grabungsareales schiefwinklig statt rechteckige Raumform Schichtung ist auch an

196S/67 (Nordannex). Die Schaumauern sind deckungsgleich der östlichen Talseite zu mit den Strukturen, welche Lecke- sehen (im Bild links unten). Jürg Leckebusch schreibt in seinem Bericht: «Ein Vergleich zwischen den Grabungsdaten und den Georadar-Messungen zeigt, dass zwischen diesen Plänen zum Teil

Differenzen bestehen. Da es sich dabei jedoch nicht um systematische Fehler handelt, muss man annehmen, dass die Grabungspläne verzerrt sind. Da die Datenqualität äusserst gut ist und sich die vorhandenen Mauern sehr gut abzeichnen, muss davon ausgegangen werden, dass sich innerhalb der Messfläche tatsächlich keine weiteren archäologischen Strukturen mehr befinden.»30 Dem Grabungsgrenzenplan von 1967 (Abb. 26) ist zu entnehmen, dass die Gra¬

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busch ab einer Messtiefe von 0,000 ohne Schaumauern; als Referenz dienen der

Metern, also ab der Terrainoberfläche erfasst steingerechte Befundplan und der hat. Grabungsgrenzenplan, beide ergänzt mit den Blenden wir diese Strukturen aus der Resultaten der Feldwoche 1993. Darstellung aus, so sind die Differenzen Abb. 27 zeigt unsere Interpretation der zwischen Befund und Messungen etwas geringer. Messresultate, welche wir, basierend auf Abb. 26 zeigt die Tiefeninterpretation den Grabungsunterlagen 1967, den Resul-

Abb. 26: Sagogn, Bregl da 739 250 Haida. Die mit Ceoradar er- fassten Strukturen (farbig) nach Höhen sind auf dem Plan in der

Überlagerung der steingerechten Mauer- und

Gräberbefunde der Grabungen 1965/67 und 1993 eingezeichnet. Grau: rekonstruierter Mauerverlauf. Mst: 1:750.

Messfläche Georada Grabungsgrenze 1965/67, 1993

nach Höhe

0.101-0.341 m 0.342-0.500 m 0.501-1.000 m 1.001-1.455 m Graben

Bewilligung ALG vom 5.7.2007

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taten der Feldwoche 1993, den Einmessun- Frage zu beantworten, ob sich noch weitere gen der Schaumauern und den von Räume an den Südannex und die Kirche Leckebusch nachgelieferten Elementen angliedern. Hinweise auf weitere Anbauten darstellen. 1993 öffneten wir im Rahmen der konnten nicht gefunden werden. Feldwoche drei Flächen an der Südseite der Die Südmauer des Südannex war nicht Kirche. Dabei sollte Form und Grösse des mehr erhalten. Anhand der noch in geringen Südannex geklärt werden, zudem war die Resten im Fundamentbereich nach-

da 739 250 Abb. 27: Sagogn, Bregl Haida. Die Deutung der mit Georadar erfassten Strukturen durch den ADG. Dem Plan mit den Strukturen ist die steingerechte Abbildung der Mauerbefunde und der Grabungsgrenzen hinterlegt. Mst: 1:750.

Messfläche Grabungsgrenze I Mauer Boden HIE Grabung 1965/67 Leitung Niveau Geologie M Schaumauer Interpretation unklar Graben 20 m Profil Graben (1967)

Bewilligung ALG vom 5.7.2007

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weisbaren Südostecke im Innern des Baus Resultaten auch vorerst unverständliche kann dessen Ausdehnung bestimmt werden Strukturen erfasst worden, von welchen (Abb. 28,C). Erstaunlich ist, dass die Geor- wir glauben, sie erklären zu können. Im adar-Messungen in diesem Bereich keine Folgenden legen wir unsere Deutung der Resultate erbrachten, d.h. keine Strukturen Strukturen vor, die stellenweise von der erkannt wurden. Leckebusch hat auf Interpretation durch Jürg Leckebusch (Abb. Anfrage die Daten nochmals geprüft und die 24) abweicht (Abb. 27).

Strukturen [ 101,102,103] im fraglichen Bereich mit der Bemerkung «... diese sind mit Die Interpretation der Georadar-Messungen einer grossen Unsicherheit behaftet.» versehen. aus der Sicht des ADG (Abb. 27) Nun stellt sich die Frage, ob Unterschiede inner- und ausserhalb der Strukturen innerhalb des Grabungsareals Grabungsgrenzen hinsichtlich der Qualität der 1965/67 Messungen festzustellen sind und wenn ja,

wodurch diese entstanden sein können. Folgende Strukturen (Abb. 24 und 27) setzen Das Gelände von Bregl da Haida ist eine wir mit den Schaumauern gleich, was traditionell als Wies- und Ackerland durch die Überprüfung der Lage gesichert genutzte Landwirtschaftszone. Durch das ist:([ ]: mit Georadar erfasste Struktur) Pflügen dürfte eine Schicht entstanden sein, welche im ganzen Gelände bis in die Reichweite - [12,13,25,26,27,31,36,39,40,41,42,45, der Pflugschar, also ca. 30 cm tief, 46,47|: Könnten diese Schaumauern ähnlich ist. Erst unter dieser Schicht sind dafür verantwortlich sein, dass darunter unberührte Strukturen zu erwarten. Seit liegende Mauerreste durch GPR nicht dem Kauf des Geländes durch den Kanton erfasst worden sind? Folgende Georadar- in den 1960er Jahren haben keine Strukturen weisen darauf hin: [381: landwirtschaftlichen Bodeneingriffe in und um die entspricht der Kirchennordmauer, ist aber Kirchenruine mehr stattgefunden. Im nur im Osten erfasst, weil im Westen die Bereich der Grabungsfläche, welche nach der Schaumauer darüber liegt. (481: Grabungstätigkeit wieder eingefüllt worden entspricht der südlichen Verblendung der ist, sind somit andere Verhältnisse Umfassungsmauer im Bereich, wo sie anzutreffen. Wie der Bau der Schaumauern, nicht von der Schaumauer überlagert wurden auch die Arbeiten zur Wiederherstellung wird. des Geländes nach den Grabungen nur rudimentär dokumentiert, dies belegt Weitere Georadar-Strukturen, welche nicht der Tagebucheintrag vom 18. September im Bereich der Schaumauern liegen und 1967: «Wir beginnen mit der Eindeckung. sich Befunden in der Grabung oder den 2 Arbeiter von legen um die Mauern anschliessend erfolgten Geländewiederherstellungen und über die empfindlichsten Stellen ein nach den Grabungen 1965/67 Steinbett und schützen diese so vor Raupen zuordnen lassen, sind: des Trax, wie vor den später darüberfahrenden 34 Tagebuch des örtlichen Gra¬ Pflügen».34 innerhalb der Kirche die Mauern bungsleiters Werner Stöckli, - 1967, 37. Wohl deshalb sind neben den erwarteten [32,34,36], wobei zu [36] eine Höhe an-

46 gegeben ist, welche der auf den lie wird als unbestimmte «Konstruktion» Schaumauern gemessenen entspricht; interpretiert. Die Grabungspläne zeigen [33] entspricht einem Mörtelboden, [43] einen gegenüber den nordwestlich dem Altarfundament (Abb. 28,S); dokumentierten Mörtelböden bis 60 cm tieferen innerhalb des Nordannex begrenzt die Eingriff; Mauer [30] zwei als «Boden» interpretierte, - [22] als unbestimmte «Konstruktion» unterschiedliche Flächen [28] und interpretiert. Dabei könnte es sich aber [29|. Im Grabungsbericht des Rätischen um die Westmauer des Südannex Museums aus dem Jahre 1965 schreibt handeln, allenfalls in Kombination mit Adolf Gähwiler: «Im Raum G ist kein Einfüllmaterial des freigelegten Bereichs um Boden mehr festzustellen.» Der Plan diese Mauer; zeigt dort zwei, in der Tiefe um 20 cm - [23] scheint sich deutlich an der westli¬ voneinander abweichende Grabungseingriffe, chen Grabungsgrenze zu orientieren. deren Niveaus den Unterkanten Auch hier kann die Struktur von der Ein- der Georadar-Messwerte entsprechen; füllung des Grabungsfeldes stammen; somit scheinen diese Grenzflächen eher - [16] könnte entsprechend der Interpreta¬ die damalige Grabungstiefe anzugeben. tion der dort in der Grabung erfassten Um was es sich bei den darauf liegenden, Mauer entsprechen; mit Georadar gemessenen Materialien - [11] ist mit der Mörtelfläche Q aussen handelt, kann allenfalls mit weiteren, an der «Umfassungsmauer» zu identifizieren. anhand der Grabungsunterlagen nicht zu Von Leckebusch als «Niveau» interpretierenden Georadar-Strukturen interpretiert; (siehe unten) erklärt werden; - [21] zeigt sich klar als Abbild der dorti¬ [37] ist mit den oben aufgeführten gen Sondierungen 1965/67; Georadar-Strukturen vergleichbar. Leckebusch - [15] könnte ebenfalls ein nachträglich interpretiert diese Strukturen erweiterter, zeichnerisch nicht mehr unbestimmt als «Konstruktion». Gemäss ergänzter Sondiergraben sein. Grabungstagebuch 1967 bestanden zwar Bodenreste in diesem Bereich, diese wurden Strukturen ausserhalb des Grabungsareals wie auch die innerhalb des Annex vorhandenen Mauern abgetragen. Somit Grundsätzlich war es der Bereich ausserhalb ist auch hier eher die Sohle der Grabung des Grabungsareals, welcher im erfasst worden; Hinblick auf den gesuchten Standort des Haupthofes [35] ist ein seltsames Gebilde ohne von Bischof Tello interessierte. Die vergleichbaren Befund in den Grabungsunterlagen. Georadar-Strukturen sind zwar nicht Dessen Höhe ist mit den Befunden zahlreich, aber trotzdem sehr interessant: [37,28,29] vergleichbar, Leckebusch interpretiert die Struktur unbestimmt als - |4,5,6,7,20,24] sowie weiter im Norden «Konstruktion»; [3] (Abb. 24) und eine Anomalie 11] auf [44] in der Südostecke der Kirche greift der Parzelle Nr. 734 werden von Leckebusch tiefer und ist höher als die oben als «Geologie» interpretiert, wir aufgezählten Strukturen. Auch diese Anoma¬ haben im Moment keinerlei Anhalts- Sagogn, Bregl da Haida: Hoc est curtem meam in Secanio

punkte, welche diese Interpretation schnitte gegen Westen zeigten ein bestätigen oder widerlegen. Die oben annähernd identisches Bild eines bis 1,7 m aufgeführten Angaben zur Geologie der unter die Grasnarbe reichenden Region lassen eine solche Interpretation Eingriffs, welcher mit Humus verfüllt ist aber als plausibel erscheinen. (Abb. 27, Abb. 29). Eindeutig musste - [17,18,19]: Diese Strukturen sind aus dieser als künstlicher Eingriff in den der Grabung in dieser Form nicht gewachsenen Kiesuntergrund angesprochen bekannt. Zwar werden die Strukturen [17] werden, dieser liegt nur gerade 50 und [18] von Leckebusch als «Mauer» cm unter der Grasnarbe. Auch wenn das interpretiert, [19] als unbestimmte Ausgangsniveau der Abtiefung nicht «Konstruktion». In einem Profil von 1967 des eindeutig zu bestimmen ist, verbleibt ein nördlichen Sondiergrabens gegen Mindestaushub von mindestens 1,5 m in Westen ist genau an jener Stelle ein ca. der Tiefe. Die Messungen zeigen eine 40-50 cm breiter, ca. 30 cm tiefer, kies- Grabenbreite zwischen min. 3,6 m bis verfüllter Graben eingezeichnet. Wir lassen max. 7,2 m auf. Die Grabungsprofile die Interpretation offen (Struktur bestätigen diese Masse. Leider hat man nur Undefiniert). Wie die nachfolgend beschriebenen im südlichen Sondiergraben bis auf die Strukturen zeigen, gehören diese Grabensohle sondiert und dort einen Elemente aber auf jeden Fall noch zu den ausserordentlichen Befund dokumentiert

Bauresten der Kirchenruine : (Abb. 27, Abb. 29), welcher mit der - [8]: «Die Signale der Anomalie [8] sind Struktur [9] gleichzusetzen ist: Der ebenfalls sehr schwach, so dass keine Grabungsleiter schrieb dazu: «...Da wir im weitere genauere Aussagen gemacht südlichen der beiden Grabenschnitte in werden können.»35, schreibt Leckebusch der untersten Schicht verbrannten Lehm in seinem Bericht. Tatsächlich ist gemäss gefunden haben, der für die Gegend ein der Messwerte in einer Tiefe von 50-60 Importprodukt darstellt und wohl zur cm eine ca. 10 cm hoch erhaltene Struktur Abdichtung gegen Wasser verwendet dreier im rechten Winkel zueinander wurde, dürfen wir annehmen, der Graben stehender Elemente zu erkennen. Sollte sei mit Wasser gefüllt gewesen...» es sich um Reste eines Gebäudegrundrisses «... Zuunterst in dem Graben vermischt handeln, würden die Mindestmasse mit etwa faustgrossen Kieselsteinen der von 9,5x11 m doch einen stattlichen Bau oben erwähnte rot verbrannte Lehm, der ausweisen. Allerdings kann Art und Alter möglicherweise zur Abdichtung des Grabens der Struktur nur durch eine Grabung verwendet wurde».36 festgestellt werden. [101,102,103]: Die Struktur [101] ist - [9,10] und «Graben». Die Struktur [ 101 anhand der Grabungsunterlagen nicht ist bei den Grabungen 1965/67 nicht interpretierbar, allenfalls zeichnet sich tangiert worden. Ein Graben, welcher dort eine Grabungsgrenze oder eine der Struktur «Graben» entspricht, wurde Struktur, welche mit der Geländewiederherstellung 1965/67 aufgrund der Befunde in drei nach der Grabung Sondierungen vermutet. Ein Sondier- zusammenhängt ab. 35 wie Anm. 30. 36 Wie Anm. 34,28. schnitt gegen Norden und zwei Sondier¬ [102]: die Nord-Süd verlaufende Struk-

48 tur stimmt sehr gut mit der 1993/94 Ergänzende Bemerkungen zu den dokumentierten Mauer des Südannexes Grabungsergebnissen von 1965/67 zusammen. Die daneben sich abzeichnende aufgrund der Beobachtungen während der Struktur deckt sich mit einer Grabgrube Fcldwoche 1993 an dieser Stelle. - [103] ist wie [101] aus der Grabungsdokumentation Südannex nicht zu interpretieren. Der Mauerbefund von 1965/67 in der Zusammenfassend kann gesagt werden, Südwestecke der Kirche konnte bestätigt werden, dass nur wenige bisher unbekannte Strukturen die Westmauer (Abb. 28,B) des Südannex in den mit Georadar untersuchten (Abb. 28,A) ist an die Kirche angesetzt Flächen festgestellt werden konnten. Im und ist nicht im Mauerverband mit dieser. Bereich der Ausgrabungen 1965/67 zeigten Die Westmauer des Annexbau liess sich nur sich verschiedene, nicht in jedem Fall zu als Stumpf, die Ostmauer mit einem Rest deutende Strukturen. Dass die so genannten der südöstlichen, inneren Ecke (Abb. 28,C) Schaumauern festgestellt werden konnten, fassen. Die Ausdehnung des Raumes nach vermag nicht zu verwundern, da diese Süden ist somit trotz des Fehlens des an der Oberfläche zu sehen sind. Wirklich südwestlichen Gebäudeteiles bestimmt. Die identifizierbare Reflektoren unter diesen Indizien sprechen dafür, dass die Länge der Mauern Hessen sich aber nicht klar fassen. Südannex zwei Drittel der Länge der Kirche Die grösste Anzahl der Anomalien sind der betrug, die Breite von 4 m Innenmass Grabungstätigkeit zuzurechnen, seien es entspricht jener des Nordannex (Abb. 28,R). Sondiergräben oder bei der Einfüllung der Die dokumentierten Mauerteile wurden im Grabung eingebrachte Steinpakete zum Gesamtplan ergänzt. Der rekonstruierte Schutz der Originalmauern. Verlauf der Südmauer ist grau eingezeichnet Dass trotz der idealen Verhältnisse nur (Abb. 28). Durch die Ostmauer des Annex wenige eindeutige Ergebnisse zustande kamen, wird ein Grab (Abb. 28,D) gestört, vermag doch zu verwundern. Hierbei spreche welches sich an der Südmauer der Kirche ich vor allem die gut dokumentierten orientiert. Damit liegt ein weiterer Hinweis Sondiergräben an. Nur gerade die Strukturen darauf vor, dass der Südannex jünger als [21] und [15] sind als Befunde ansatzweise die Saalkirche datiert. Drei weitere

zu identifizieren. Strukturen, die im Bestattungen (Abb. 28,E,F,G), welche die Georadar als «sehr schwach fassbar» Ostbzw. Westmauer des Südannex berücksichtigen, bezeichnet werden wie [102], sind nur mit belegen das Weiterbestehen der Kirche grossen Einschränkungen als mögliche nach und mit diesem Anbau. Befunde bestimmt worden. Es stellt sich die Frage, ob die grosse Unsicherheit auch für Die «Umfassungsmauer» jene Strukturen gilt, deren Georadar-Signal im Bericht als «schwach» bewertet wird? Nördlich der Kirche verläuft die

Könnte es sich etwa bei der Struktur [8] «Umfassungsmauer». Es handelt sich dabei um (Abb. 27) um Grundrissreste des gesuchten eine von Westen nach Osten verlaufende, Gutshofes von Bischof Tello handeln? bis 1,8 m breite Mauer, die aus zwei, an der Sagogn, Bregl da Haida: Hoc est curtem meam in Secanio

Abb. 28: Sagogn, Bregl da Haida. Steingerechter Plan mit den Befunden der

Grabungen 1965/67 und 1993. A Südannex

B, C, H, I, P Mauern

D, E, F, G Bestattungen

J, K Holzkonstruktion

L Anbau M Raum

N Lehmschicht 0 Unterteilter Raum mit Mörtelboden Q Mörtelschicht

R Nordannex

S Altar

M st. 1:200.

Knickstelle zusammen gefügten Mauern H noch stand, angebaut. Die südliche Flucht und I bestellt (Abb. 28,H,I). Der kürzere, von Mauer I verläuft im Westen auf den westliche Mauerzug H besitzt über die ersten 6 m schnurgerade, es fehlen in diesem ganze Länge eine regelmässige Stärke von Bereich eigentliche Blendsteine. Erst weiter knapp 1,5 m und weist beidseitig sauber im Osten ist Mauer I beidseitig verblendet, versetzte Blendsteine auf. Die östliche Stirnseite der Raum zwischen den beiden Schalen ist scheint die Ecke eines nicht mehr mit kleinen und kleinsten Steinen gefüllt. nachweisbaren Gebäudes zu berücksichtigen. Auffällig ist der unruhige Verlauf der Die nördliche Seite von Mauer H war Fluchten im mittleren Bereich, der zur verputzt. Vermutung Anlass gibt, dass Mauer I nicht Die östliche Mauer I wurde erst später, aber einheitlich ist, d. h. in mehreren Etappen/Phasen sicher zu einem Zeitpunkt, als das Gebäude entstanden sein kann.

50 Sagogn, Bregl da Haida: Hoc est curtem meam in Secanio

Den Befunden nördlich der Kirchenruine ist den erwähnten Holzbefunden J und K bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt sowie der Graben und die Lehmschicht N worden. Einzelne Befunde wurden laut scheinen einen direkten Bezug zueinander Grabungstagebuch aber bereits während den zu haben (Abb. 28). Das zeitliche Verhältnis Ausgrabungen 1965/67 in Zusammenhang zum Kirchengrundriss ist nicht geklärt. mit der Lagerung oder Vorratshaltung von Ebenso wenig liegt eine absolute Datierung Wasser gesehen. Zu nennen sind: der einzelnen Bauteile vor.

- die Holzkonstruktionen J und K in der Fazit Mörtelfläche Q ausserhalb der

«Umfassungsmauer» (Abb. 28); Ein Nachweis, dass der Haupthof von - der nördliche Teil M des an den Nordannex Bischof Tello auf dem Gelände von Bregl da angebauten Flügelraums L; Haida stand, konnte mit den Georadar- - der Graben resp. der Lehmbefund N an Messungen, zumindest für den untersuchten der Grabensohle (Abb. 28); Bereich, nicht erbracht werden. Ausser - der Raum O innerhalb des Kirchengrundrisses, einer Struktur [8| (Zitat Leckebusch: «Die welcher in einer sekundären (pro- Signale sind sehr schwach») fanden fanisierten?) Phase erstellt worden ist sich im ganzen, nördlich der 1965/67 und durch drei mit Holzwänden ausgegrabenen Kirchenruine gelegenen Gelände unterteilten Mörtelflächen auffiel; nur Strukturen geologischer Natur. - das längliche Mauergebilde P im Nordannex Es verbleibt ein grosses Gebiet, welches im (Abb. 28). Rahmen dieses Projektes nicht untersucht werden konnte. Nachzutragen ist, dass auf Spekulativ wurden einige dieser Befunde als der Parzelle Nr. 734 zwei Anomalien festgestellt Gräber/Gruften gedeutet, andere als wurden, wovon eine als Geologie Mörtelwannen, also Anmachstellen für Mörtel, interpretiert worden ist. Bei der anderen Struktur interpretiert. könnte es sich um eine Mauer handeln. Die Mauern H, I, die Mörtelfläche Q mit Immerhin ist aufgrund der Ergebnisse der

Abb. 29: Sagogn, Bregl da Haida. Ausschnitt des 1967 aufgenommenen Nordprofils im Schnitt durch den Graben mit der Lehmschicht N. Mst. 1:50.

Graben

51 Georadar-Messungen im untersuchten ten die Messungen überraschende Resultate, Gelände nicht mit wesentlichen archäologischen welche einer neuen Interpretation bestimmter Strukturen zu rechnen, auf die Befunde ausserhalb der Kirchenruine Parzellen, in welchen Strukturen nachgewiesen St. Columban neuen Raum lassen. sind, wird man ein besonderes Augenmerk Was den tatsächlichen Standort des Haupthofes richten. von Bischof Tello betrifft, gilt Einerseits vermissen wir Strukturen, welche abschliessend folgendes zu bedenken: Würde wir von der Methode her eigentlich erwarten Tellos Hof auf Bregl da Haida gestanden würden. Zu erwarten gewesen wäre haben, so hätte Tello im Testament wohl eher beispielsweise, dass sich die Sondiergräben der Acker bei (meinem) Hof als der Acker deutlicher abzeichnen. Andererseits erbrach¬ bei der Kirche St. Columban geschrieben.