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Andrei Vasilyev Siebzehn flammende Tage

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ls glänzender Gastgeber der ersten Europaspie- Sofort fiel ins Auge: Diejenigen Touristen, die für das le hat Aserbaidschan seine organisatorischen Sportereignis zum ersten Mal nach Baku gereist waren, AFähigkeiten, sein ökonomisches Potenzial, seine verließen die aserbaidschanische Hauptstadt überwäl- Offenheit und seine Bereitschaft zur internationalen Zu- tigt von ihren neuen Eindrücken. Diese Stadt erstaunte, sammenarbeit vor der ganzen Welt unter Beweis stellen sie eroberte die Herzen ihrer Gäste auf feinsinnige Art können. und Weise. So wuchs das Gefühl leichter Zuneigung,

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das sich unweigerlich bei einem so fröhlichen Ereignis gagentur Skytrax verlieh dem Internationalen Flugha- wie dem Sportfest einstellte, schon bald zu einer Liebe fen Heydar Aliyev mit „vier Sternen“ eine hohe Katego- fürs ganze Leben heran – wen wundert es! rie. Im Übrigen ist auch die Fluggesellschaft AZAL für Bereits der erste Eindruck – die Ankunft an den lufti- ihren Service mit „vier Sternen“ ausgezeichnet worden. gen Toren Bakus, dem Internationalen Flughafen Heydar Der Flughafen war für die Gäste der Europaspiele je- Aliyev – blieb für lange Zeit in Erinnerung. Hier wurden doch nur eine Ouvertüre, während die eigentliche „Baki- Anfang Juni die Sportler begrüßt, und nach dem Ende nische Symphonie“ erst nach einer halbstündigen Reise der Wettkämpfe wieder verabschiedet. auf dem großzügigen Highway erklang, der durch end- Der Flughafen von Baku gehört zu Recht zu den los scheinende Olivenbaumplantagen vom Flughafen besten der Welt. Er ist schön, weitläufig und komforta- in die Stadt führt. Schwer zu glauben, dass diese Ebene bel, und von den unterirdischen Technikräumen bis hin noch drei Jahre zuvor als Ödland brachlag, übersät mit zu den Büros in der vierten Etage ausgestattet mit der von einem dunklen Film überzogenen Wasserlachen – modernsten Technik, die die Abfertigung von Fracht- den traurigen Überresten der 150 Jahre dauernden Öl- stücken und die Verabschiedung von Passagieren in die förderung auf der Abscheron-Halbinsel. ganze Welt ermöglicht. Dutzende internationale Flug- Die Gastgeberstadt der ersten europäischen Spiele gesellschaften nutzen ihn als Verkehrsknotenpunkt für und Hauptstadt von Aserbaidschan ist eine erstaunliche Fluggäste und Güter auf der Durchreise. Hier parken die Metropole mit einer langen und rätselhaften Geschich- Passagiermaschinen der nationalen Fluggesellschaft te und einer strahlenden Gegenwart. Ganze Stadtviertel Airlines (AZAL) neben den riesigen Fracht- hochmoderner Bauten erheben sich vor dem Amphi- flugzeugen der größtenT ransportgesellschaft in der theater der blau-grünlich schimmernden Bucht von Region, Silk Way West Airlines. Die britische Consultin- Baku, das von der längsten Seepromenade in Europa

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eingefasst wird. Straßen und Plätze wechseln sich mit angelegt worden ist. Die Bevölkerung von Baku ist auf begrünten Parks und Gärten ab, in denen Tag und Nacht dieses Monument sicherlich nicht weniger stolz wie die unzählige Springbrunnen plätschern. Die Museen und Menschen in Pisa auf ihren berühmten „Schiefen Turm“; Bibliotheken Bakus bewahren einzigartige Schätze, auf lange Zeit galt der Jungfrauenturm als das einzige und den Bühnen der Theater und Konzertsäle treten die be- unvergleichliche Symbol der Stadt. Bis vor einigen Jah- rühmtesten Künstler der Welt auf, die Kunstgalerien stel- ren unter der Leitung Zaha Hadids ein fantastischer len die Werke begabter Maler und Bildhauer vor. Palast errichtet wurde – das Heydar Aliyev Center, das Das Herz Bakus bildet die „Alte Stadt“, icheri sheher. unter Spezialisten sofort als ein Wunder der Architektur- Eine Stadtmauer mit siebzig hohen Türmen umgibt die kunst galt. Nun hat die Hauptstadt von Aserbaidschan mittelalterliche Stadt. Sie ist so gut erhalten und histo- zwei Symbole – ein traditionelles und ein modernes, risch so wertvoll, dass sie in die Liste des UNESCO Welt- zwischen denen die zweieinhalbtausendjährige Ge- kulturerbes aufgenommen worden ist, zusammen mit schichte Bakus liegt. dem ebendort gelegenen Palast der shirvan shahs. Na- Baku, das ist auch eine Reihe moderner, internatio- hezu jedes Haus in den engen Gassen der Altstadt be- naler Hotels, das sind Hunderte Supermärkte und Bou- herbergt ein kleines Café oder Restaurant, in dem man tiquen, breite Straßen mit bequemen Verkehrskreuzen, den unvergleichlichen aserbaidschanischen Kebap und effiziente öffentlicheV erkehrsmittel und eine außerge- würzigen Pilav probieren, oder sich bei einer Tasse star- wöhnlich schön gebaute Metro. Der Beweis, dass die ken, aromatischen Tees erholen kann. Anschließend Stadt in den letzten zehn Jahren eine vielschichtige besucht man gleich nebenan die kleinen Läden, die bis touristische Infrastruktur entwickelt hat und nun in der unter die Decke angefüllt sind mit traditionellen Sei- Lage ist, Zehntausende Gäste aufzunehmen, wurde be- dentüchern, farbefrohen Teppichen, Tongeschirr und reits 2012 erbracht. Damals kamen während des „Euro- anderen Mitbringseln, die den Besuch Bakus in der Hei- vision Song Contest“ rund 40.000 Fans und Musikbegei- mat belegen können. sterte nach Baku. Sie alle waren zufrieden mit dem Emp- Die dem Meer zugewandte Seite der Alten Stadt fang, der Unterbringung und Verpflegung, die die Stadt wird vom sogenannten „Jungfrauenturm“ (qiz qala- für sie bereithielt. Auch in der Durchführung von Sport- si) geschützt, der bereits im ersten Jahrtausend v. Chr. veranstaltungen hat Baku bereits einige Erfahrung: Seit

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2002 fanden in Aserbaidschan ganze 36 internationale den Atmosphäre, die jeden Gast im Stadion erreichte. Wettbewerbe statt. Die Bedeutsamkeit und Feierlichkeit der Zeremo- Doch die Europaspiele! – das war eine ganze andere nie wurden durch solch hohe Gäste auf den Tribünen Größenordnung! Allein 6000 Sportler wurden erwartet, unterstrichen wie den türkischen Präsidenten Recep ganz zu schweigen von den Zuschauern. Dabei blieben Tayyip Erdogan, den russischen Präsidenten Vladimir Pu- für die ganze Vorbereitung des Wettbewerbs gerade tin, den Präsidenten von Belarus Alexander Lukashenko, mal etwas mehr als zwei Jahre. Der Zeitraum, der für Fürst Albert II von Monaco, den Präsidenten des Inter- die Organisation eines Sportereignisses vom Format nationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, den der Olympischen Spiele benötigt wird, beträgt in der Vorsitzenden des Europäischen Olympischen Komitees, Regel mindestens sieben Jahre. Doch Baku unterbot Patrick Hickes, sowie viele andere offizielleV ertreter eu- alle denkbaren und unvorstellbaren Rekorde. Das Olym- ropäischer und asiatischer Länder, politischer und zivil- piastadion in Baku, das Tofiq Bahramov Republikstadion, gesellschaftlicher Organisationen. Sie wurden begrüßt die Heydar Aliyev Arena, die Nationale Turnarena, das vom Präsidenten der Republik Aserbaidschan, Ilham Ali- Zentrum für Wassersport – insgesamt sind 18 großarti- yev, und der Vorsitzenden des Organisationskomitees ge Sportstätten von Null an erbaut oder generalsaniert „Baku 2015“, Mehriban Aliyeva, deren Bemühungen die- worden, von denen jede eine wundervolle Verbindung ses herausragende Sportforum zu verdanken war. zwischen Architekturkunst und modernen Bautechno- Die Fackel der ersten Europaspiele wurde unter logien darstellt. tosendem Applaus der Zuschauer von einem der be- Damals, vor zwei Jahren, hat Aserbaidschan eine rühmtesten Sportler der Welt hereingetragen – dem große Verantwortung auf sich genommen – den Be- zweifachen Goldmedaillengewinner der Paraolympi- ginn eines neuen, internationalen Sportprojekts, mit schen Spiele, zweifachen Weltmeister und fünffachen Standards, die nicht niedriger, sondern bestenfalls sogar Europameister Ilham Zakiyev. Danach begann die Para- höher sein sollten als die bereits existierender regiona- de der Athleten, nach der Tradition angeführt von der ler Wettbewerbe – der Panamerikanischen, Asiatischen oder Afrikanischen Spiele. Und das Land schafft es. „Das war ein Ereignis, an dem sich alle weiteren europäischen Spiele orientieren werden“ – so wurde „Baku 2015“ vom Präsidenten des Europäischen Olympischen Komitees, Patrick Hickey, bewertet. Am 26. April entzündete der Präsident der Republik Aserbaidschan, Ilham Aliyev, im historischen Tempel Ateshgah die erste Olympische Fackel in der Geschichte der Europaspiele an einer Feuerstelle, die hier seit vie- len Jahrhunderten brennt. Nach 5.500 Kilometern und einer Reise durch alle Regionen Aserbaidschans erreich- te das Heilige Feuer am 12. Juni das Olympiastadion in Baku, wo es von fast 70.000 Zuschauern mit Applaus begrüßt wurde. Die Eröffnungszeremonie der ersten Europaspiele in Baku stand den besten Olympischen Spielen in nichts nach, auch nicht – wie einige Augenzeugen berichte- ten – dem kurz zuvor durchgeführten Sportereignis in Sotschi. Das Fest war nicht nur ein Erfolg: Es war grandi- os, farbenfroh und begeisterte mit einer herzerwärmen- www.irs-az.com 9 Sport

Schließlich brach der historische Moment an. Präsi- dent Ilham Aliyev erklärte die ersten Europaspiele für eröffnet. Und nun begann eine atemberaubende Show, die von über 2000 Menschen und über 300 Künstler- kollektiven aus 28 Ländern auf die Beine gestellt wurde. Dieses in seinen Dimensionen einzigartige Ereignis griff in vielen Elementen auch auf die reiche aserbaidschani- sche Geschichte und Kultur zurück. So bildeten Tänzer eines traditionellen Tanzensembles mit ihren bunten Kostümen die filigranen Muster der in der ganzenW elt bekannten aserbaidschanischen Teppiche. Und natür- lich erschienen auf der Bühne auch Helden aus Werken des bedeutendsten aserbaidschanischen Dichters, Ni- zami Gandzhevi, der mit seinem literarischen Werk ein weltweit angesehenes Kulturerbe hinterließ. Die bezaubernden Klänge des Mugham, einer tra- ditionellen aserbaidschanischen Musikform, in der Ausführung des berühmten Sängers (hanende) Alim Gasimov, begeisterten das Publikum; die Melodien der berühmtesten Komponisten des 20. Jahrhunderts, Us- eir Gadzhibeyli, Kara Karayev, Fikret Amirov, füllten die Arena. Und dann reifte über dem Stadion ein riesenhaf- ter Granatapfel heran – ein Symbol für Reichtum und Fruchtbarkeit, für die Einheit aller Völker, die auf dieser Erde leben. Die Frucht öffnete sich, und daraus ergossen sich Hunderte rubinroter Kerne – Luftballons, die in den Mannschaft aus der Heimat der Olympischen Spiele, Himmel davonschwebten. Und der Himmel, als würde Griechenland, und geschlossen von der aserbaidschani- er der Botschaft der Menschen antworten, erglühte im schen Delegation. Welch wunderbare junge Menschen magischen Licht des Feuerwerks. durchschritten an diesem Tag die Arena! Welch glück- Die Zuschauer, die sich an diesem Tag im Stadion liche Gesichter der Sportler, die aus ganz Europa nach versammelt hatten, erlebten den Wechsel wundervoller Baku gekommen waren! Bilder: die Felsen Gobustans, wo sich schon vor 20.000 Die größten Mannschaften der ersten Europaspie- Jahren Menschen ansiedelten; unterirdische Flammen, le stellten neben dem Gastgeberland Aserbaidschan die Aserbaidschan unter den Reisenden des Antike den Russland und Deutschland auf: mit Delegationen aus Namen „Land des Feuers“ einbrachten; die Wasser des jeweils 289, 359 und 266 Sportlern. Viele ihrer Mitglie- Kaspischen Meeres – des strengen khazar, dessen Ufer der trugen bereits wichtige Titel von Europa- und Welt- Heimat vieler mächtiger Staaten und Imperien waren. meisterschaften sowie den Olympischen Spielen. Doch Die Schale des Stadions war bis zum Rand gefüllt mit es gab auch junge Sportler, für die „Baku 2015“ eine bezaubernden aserbaidschanischen Melodien, und Chance darstellte, sich auf großer Bühne einen Namen zum Abschluss tanzten Hunderte junger Menschen zu machen. Insgesamt passierten 6.000 Athleten aus Hand in Hand den womöglich ältesten Tanz der Welt – 50 europäischen Staaten sowie Israel die Tribünen der den yalla. Arena, unter ihnen 150 olympische Medaillengewinner Die Meinung der Medien, der Stadionbesucher und sowie 200 Weltmeister. der Millionen Fernsehzuschauer, die das Fest auf der

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ganzen Welt verfolgten, fiel einheitlich aus:D ie Eröff- Dieser Sieg stellte sich als symbolisch oder gar zu- nungszeremonie der ersten europäischen Spiele wird kunftsweisend für den weiteren Verlauf der Wettkämpfe noch lange in Erinnerung bleiben. Doch schon am heraus. Es waren gerade die Kampfsportarten, in denen nächsten Tag waren die Sportler an der Reihe. aserbaidschanische Athleten nicht nur sich selbst be- An Medaillen mangelte es bei den ersten Europä- weisen, sondern auch ihre Überlegenheit demonstrie- ischen Spielen nicht – immerhin waren in Baku ganze ren konnten. Die Wettbewerbe zeigten deutlich: Es gibt 253 Medaillensätze in 20 Disziplinen zu entscheiden. in Aserbaidschan noch Kampfsportler in der Tradition Nichtdestotrotz war eine Goldmedaille für jede Mann- großer pekhlevan. schaft wichtig und begehrenswert. Den Anfang unter Seit der frühen Antike wurde die Kampfkunst in den Sportarten machten Mountainbike und der Triath- Aserbaidschan kultiviert und verehrt. Die pekhlevan, lon der Frauen, in denen, wie sich herausstellte, blieben so der traditioneller Name der Sportler, waren bekannt die Schweizer in diesen Disziplinen außer Konkurrenz. und erhielten mehr Aufmerksamkeit als so mancher Die Enttäuschung für die aserbaidschanischen Fans Musikstar heutzutage. Ihre Wettkämpfe, die sogenann- währte glücklicherweise nicht lange. Noch am selben ten zorkhana, fanden in eigens zu diesem Zweck er- Tag, der für die Schweiz so erfolgreich begonnen hatte, richteten Hallen statt, mit strengen Regeln und unter erkämpfte das Gastgeberland seine erste Goldmedaille. dem wachsamen Auge des Schiedsrichters (murshid). Die Karate-Wettkämpfe der Männer in der Gewichts- Die Bedeutung des Kampfsports, sozusagen selbst auf klasse unter 75 Kilogramm entschied der vierfache Regierungsebene, lässt sich exemplarisch an einer hi- Weltmeister und neunfache Europameister Rafael Ag- storischen Tatsache ablesen: In der Epoche der Safawi- hayev klar für sich. den (14. – 18. Jh.), die eine bis dahin nie dagewesene

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Verwaltungshierarchie aufgebaut hatten, existierte das nicht anders sein, dass Aserbaidschan zur Heimat vieler Regierungsamt des pekhlevanbashi, des Obersten der herausragender Kampfsportler wurde. Seit der Mitte des pekhlevan. So war das erste Amt eines Sportministers in 20. Jahrhunderts machten sich die aserbaidschanischen der Geschichte der Menschheit entstanden. pekhlevan einen immer größeren Namen bei internatio- Unter so günstigen Bedingungen konnte es gar nalen Wettkämpfen, standen immer häufiger auf dem

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Siegertreppchen bei Europa- und Weltmeisterschaften daille erreichten Niyazi Aliyev und Ilaha Gasimova. In und den Olympischen Spielen. Hier sollen auch die be- den -Wettkämpfen setzte sich Ayhan Tagiz- merkenswerten Erfolge der Frauen in verschiedenen ade gegen die Konkurrenz durch und gewann die Gold- Kampfsportarten besonders hervorgehoben werden, medaille, Silber ging an Farida Azizova, und Bronze an die in den letzten Jahren den Männern in nichts nach- die junge Sportlerin . stehen. Die Liste der Erfolge setzten die Sambo-Kämpfer Ein hohes technisches Niveau und den unbedingten Nazakat Khalilova, Islam Gasimov, Amil Gasimov und Siegeswillen zeigten die aserbaidschanischen Sportler Vasif Safarbayov fort, die jeweils den zweiten Platz be- auch bei den ersten Europaspielen in Baku deutlich, legten. ganz in der Tradition der Väter und Großväter. Im grie- Im Boxen war Tayfur Aliyev der erste aus der aserbaid- chisch-römischen Ringen erreichten schanischen Mannschaft, der einen Medaillenplatz bele- und Elvin Mursaliyev Gold, RafiqH useynov und Sabah gen konnte: Er erreichte Bronze. Unterstützung seitens Shariati Silber; die Bronzemedaillen gingen an Hasan seiner Kollegen aus dem Team des Gastgeberlandes kam Aliyev und Elman Mukhtarov. in Form von Goldmedaillen für , Col- Auch im Freistil fiel die Leistung der aserbaidschani- lazo Sotomayor, Albert Selimov, Elvin Mamishzada, Parviz schen Ringer erfolgreich aus. Gold ging hier an Toghrul Bagirov und Abdulkadir Abdullayev; Silber für Orkhan Sa- Asgarov, Khetag Gazyumov, Harchegani, farov und Xaybula Musalov; Bronze für Anna Alimarda- Maria Stadnik und Angela Dorogan. , nova, Yana Alekseeva und . Eine , Jamaladdin Magomedov und Natalya Sinis- solche Fülle an Talenten war in der Geschichte des aser- hin erreichten Bronze. baidschanischen Sports noch nicht gesehen! Im Karate siegten Aykhan Mamayev, Firdovsi Farza- Natürlich galt da die Aufmerksamkeit der bakini- liyev, Rafael Aghayev und Irina Zaretska; die Bronzeme- schen Sportfans vor allem den Wettkämpfen im Boxring www.irs-az.com 13 Sport

und auf der Tatami-Matte, doch auch in anderen Arenen sehr starke Konkurrentinnen durchzusetzen hatten. So ging es nicht minder spannend zu. war eine Platzierung auf dem Treppchen neben tradi- Die Strecken in Mingachevir, auf denen die Wett- tionell erfolgreichen Fechtnationen wie Frankreich oder kämpfe der Ruderer und Kanufahrer ausgetragen wur- Italien ein ehrenhaftes Ergebnis. den, erwiesen sich für die aserbaidschanischen Was- Wahrscheinlich war das Resultat der Europaspiele sersportler als ein schwierigeres Terrain. Obwohl die in Baku ebenso wie ihr gesamter Verlauf eine Überra- meisten Teilnehmer jung waren, ging es beim Kampf schung selbst für erfahrene Sportexperten. Während für um die Medaillenplätze kompromisslos zu. Schnell war Russland und andere große Sportnationen zahlreiche klar: Im Rudersport sind die ungarischen Sportler außer Medaillenplätze in verschiedenen Disziplinen voraus- Konkurrenz. Ihnen gelang es, die meisten Medaillen zu gesagt wurden, hätte das von Aserbaidschan niemand erringen, dicht gefolgt von der deutschen Mannschaft, erwartet. Doch seit den ersten Tagen der Veranstaltung die ebenfalls einen erfolgreichen Wettbewerb absol- begann die Mannschaft, Medaillen zu sammeln, die vierte. Konkurrenten mit ihrem unbedingten Siegeswillen zu Es wäre sicherlich naiv gewesen zu erwarten, dass es bezwingen. Aserbaidschan gelingen könne, sich in jeder der bei den Fünf, neun, zwölf Medaillen… Und schon erreicht Europaspielen vertretenen Disziplinen durchzusetzen. ihre Zahl die Zwanzig… dann die Dreißig… die Vier- Immerhin sind keine Anfänger nach Baku gekommen, zig… die Fünfzig... „Erstaunlich“, schrieben einige inter- sondern erfahrene Spitzensportler, die die Medaillen- nationale Journalisten. „Durchaus zu erwarten“, merkten plätze niemandem kampflos zu überlassen gedach- jene an, die mit der Situation des sich schnell entwic- ten. Umso größer war die Begeisterung der Zuschauer, kelnden Landes besser vertraut waren. In den letzten als Sevil Bunyatova im Säbelfechten Silber und Sevinc Jahren sind hier immerhin 40 olympische Sportzentren Bunyatova Bronze gewann. Dieser Sieg war zweifelsoh- eingerichtet, Dutzende Sportstätten nach internationa- ne einer der größten Erfolge der aserbaidschanischen len Standards, neue Stadien und Arenen gebaut wor- Mannschaft, da sich die beiden Sportlerinnen gegen den. Es wurde also eine solide Basis geschaffen, um die

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Entwicklung des Massensports voranzutreiben. Dieser letzten Jahren deutlich ausbauen können. wiederum ermöglichte es, talentierte junge Menschen Der unbestrittene Fortschritt im aserbaidschani- auszumachen und sie professionell auszubilden. Diese schen Sport wurde auch währen der europäischen konnten die auf ihnen ruhenden Erwartungen immer Spiele bestätigt. Die Athleten erreichten in der Gesamt- mehr erfüllen, wie die Statistik der Olympischen Spiele wertung den zweiten Platz mit 56 Medaillen, von de- demonstriert: Jahr für Jahr verbessern sich dort die Er- nen 21 Goldmedaillen, 15 Silbermedaillen und 20 Bron- gebnisse der aserbaidschanischen Mannschaft. zemedaillen waren. Dieses bemerkenswerte Ergebnis Im Jahre 2004 waren noch 36 aserbaidschanische erscheint umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Athleten nach Athen gereist, in Peking 2008 waren es bei den Spielen auch so große europäische Sportnatio- 44, in London 2012 schon 53. Diese Entwicklung spie- nen wie Russland, Großbritannien, Deutschland oder gelte sich auch in den olympischen Erfolgen. In Athen Frankreich vertreten waren. gewann die aserbaidschanische Mannschaft fünf Me- Die Medaillen waren jedoch nicht die eigentlichen daillen, in Peking waren es sieben und in London zehn, Höhepunkte des Sportfests. davon zwei Goldmedaillen. Insgesamt erreichte Aser- Die ersten Europaspiele in Baku werden als ein denk- baidschan bei der Londoner Olympiade den 30. Platz, würdiges Ereignis in die Geschichte des Sports einge- beziehungsweise den 15. unter den europäischen hen. Siebzehn Tage Fest für Fans und Sportbegeisterte Ländern. Bei der letztes Jahr durchgeführten Jungen- aus der ganzen Welt. Siebzehn Tage spannenden Wett- dolympiade verbesserte sich die aserbaidschanische kampfs und glänzender Siege. Siebzehn flammende Mannschaft mittlerweile auf den zehnten Rang. In man- Tage im Land des Feuers. chen Disziplinen gehören Aserbaidschaner bereits zu den Besten, in anderen haben sie ihre Reputation in den

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