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INFORMATIONEN Mitteilungsblatt des Deutschen Komponistenverbandes Urheber- und Vertragsrecht 13 42. Jahrgang Nr. 83 1/2012 Hinterlegung und andere vorbeugende Maßnahmen 13 zum Schutz der Urheberrechte Dr. Gernot Schulze Verlängerung der Schutzdauer im Bereich der Musik 15 Dr. Gernot Schulze
Aus den Landesverbänden und Fachgruppen 20 Mecklenburg-Vorpommern - Prof. Manfred Wolf 20 Sachsen - Prof. Matthias Drude 21 Sachsen-Anhalt - Prof. Thomas Buchholz 21 Fachgruppe DEFKOM - Micki Meuser 22
Stiftungen 25 Bericht des Förderungs- und Hilfsfonds über das Jahr 25 2011, Sabine Begemann Zuwendungen aus dem Förderungs- und Hilfsfonds 26 des Deutschen Komponistenverbandes Inhalt Prof. Harald Banter Ankündigung Ordentliche Mitgliederversammlung 2 Das Potsdamer Chansonfestival 27 Dr. Hans-Dieter Meyer zu Düttingdorf Editorial Prof. Lothar Voigtländer 3 Nachrichten aus dem Kultur- und Musikleben 29
Time to say „Auf Wiedersehen“ 4 ULTRASCHALL 2012 29 Jörg Evers Anna Schürmer Weimarer Frühjahrstage 2012 30 Bundesvorstand - Nachrichten und Positionen 5 Johannes K. Hildebrandt Zur Arbeit der Initiative Urheberrecht 5 Evers/Begemann Nachrichten aus dem Musik- und Kulturleben 31
Zur Arbeit des Fachausschusses Bildung 6 Wettbewerbe 33 im Deutschen Kulturrat Mitglieder 35 Rolf Rudin Zum 80. Geburtstag für Raimond Erbe 35 Zur Arbeit des Fachausschusses Medien 8 Prof. Karl Heinz Wahren im Deutschen Kulturrat Dr. Rainer Fabich Ladi Geisler zur Erinnerung 36 Prof. Karl Heinz Wahren ECSA - Beschwerde bei der Generaldirektion 8 Wettbewerb wegen Zwangsinverlagnahme Hannes Zerbe zum 70. Geburtstag 37 Walter Thomas Heyn 2. Creators Conference 11
Dr. Rainer Fabich Ehrungen und Preise 39 Deutschland - Europa - USA: 12 Uraufführungen 41 Zum Repertoire des Hörfunks Prof. Matthias Drude Neue Mitglieder/Impressum 44
DKV INFORMATIONEN 1/2012 Ankündigung 2
Ankündigung Ordentliche Mitgliederversammlung des Deutschen Komponistenverbandes
Montag, 25. Juni 2012 Beratung der Arbeitsgruppen GEMA- und Rechtsfragen GEMA Generaldirektion Bayreuther Str. 37, 10787 Berlin 10.00 Uhr
Kantine 13.00 Uhr GEMA-Generaldirektion Bayreuther Str. 37, 10787 Berlin Die Tagesordnung wird auf der Einladung bekannt gegeben. Verbandsarbeit Anträge sind dem Vorstand sechs Wochen vor der Versammlung 10.00 Uhr einzureichen und zu begründen. Wir empfehlen unseren Mitgliedern, GEMA-Generaldirektion rechtzeitig ein Hotelzimmer zu bestellen. Bayreuther Str. 37, 10787 Berlin
BUNDESWEITER AKTIONSTAG »WERT DER KREATIVITÄT« Rund um den 21. Mai 2012 finden unter diesem Motto Aktionen, Veranstaltungen, Diskussionen, Ausstellungen, Konzerte, Tage der offenen Tür, Demonstrationen und vieles andere mehr statt. DKV INFORMATIONEN 1/2012 3 Editorial
Editorial
Kulturpolitische Multiphonics Wir sollten sehr bewusst als Komponisten mit unserem („Spaltklänge“) Schaffen Stellung beziehen. Denn Funktionäre mit Multi-Tasking-Fähigkeiten haben uns bisher leider auch Jeden Tag hetzen Presse und Medien ein anderes nicht weiterhelfen können ... kulturelles Horror-Szenario durchs Land: Weder die Politik noch die Presse haben uns besser verstanden, wenn wir unsere Anliegen in der Kom- - Infragestellung, ja Aushebelung, des vor über plexität des Juristen-Deutschs oder kulturpolitischer einem Jahrhundert errungenen „europäischen Slogans vorgetragen haben. Lasst uns vielmehr direkter Urheberrechts“, die Sprache der Kunst und unseres musikalischen - grundsätzliche Infragestellung des Rechts am Handwerks nutzen, das ist zugleich eindeutig, euro- geistigen Eigentum, päisch, international und von großer Authentizität. - Urheberrechts-Wahrnehmungssysteme und Verwer- Die GEMA- Hauptversammlung im Sommer wird in der tungsgesellschaften werden von außen, aber auch tiefen Bedeutsamkeit der zu fassenden Beschlüsse an von innen (von den verunsicherten Mitgliedern) in diesem von mir beschriebenen „künstlerischen credo“ Frage gestellt, rütteln - oder eben eben ihre „kulturelle Werthaltigkeit“ - die Monster-Clouds scheinen unser aller „Big bewahren können. Brother“ zu werden, die uns eine allzeit sorgenlose Verfügbarkeit jedweder medialer Inhalte bei Soll die GEMA wie eine Agentur funktionieren - gleichzeitig gnadenloser Offenlegung unserer Pri- nämlich nach dem Motto : Inkasso = Ausschüttung vatsphäre versprechen - (was dann den Begriff „Solidargemeinschaft“ ad acta legen und einen Dogmenwechsel nach über 100 Jahren all dies und noch viel mehr spiegelt sich in den GEMA-Geschichte bedeuten würde), divergierenden und hoffnungslos überforderten Partei- wollen wir dem Postulat „Geld jetzt, hier und heute tags-Programmen der politischen Parteien wider. - Reichtum für alle (?) „nachgeben, wollen wir dem radikalen Begriff des „alles ordnenden Musikmarktes“ Von einer Abschaffung des Urheberrechts bis zu einer huldigen? Verschärfung der Kontrollmechanismen im Internet Oder denken wir vielmehr an die Bewahrung der Kultur reicht die Palette der empfohlenen Reaktionen. unseres Landes für nachfolgende Generationen und den Die verunsicherte deutsche Justizministerin verwei- kulturellen Auftrag, an den Begriff der solidarischen gert die Signierung des die Urheber schützenden Gemeinschaft aller Musikautoren, den uns unsere „ACTA“ - Abkommens, das EU-Parlament in Brüssel Altvorderen mit auf den Weg gegeben haben ? denkt nach ... Dies ist eine dringliche Bitte an alle, die GEMA- Die Indianer ritten in unruhigen Zeiten (kriegerische Jahresversammlung am 26. und 27. Juni 2012 in Berlin Auseinandersetzungen, Jagden) in rasendem Galopp zu besuchen und als eine künstlerisch existenzielle übers Land. Wenn sie glaubten, dass dies für ihre Notwendigkeit zu begreifen. Seele und ihren Geist zu schnell gewesen sein könnte, setzten sie sich in sicherer Distanz am Feuer nieder und Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe müssen wir die besannen sich ein paar Tage, um Geist und Seele Zeit Ereignisse um die Demission unseres DKV-Präsidenten zu lassen nachzukommen, und sich wieder mit dem zur Kenntnis nehmen (siehe Erklärung J. Evers). Wir Körper zu vereinen. sind ihm für seine Arbeit in unserem Verband zu Dank verpflichtet, insbesondere für das, was er im Bereich Ich möchte mit diesem Editorial gern auf eine solche der internationalen Beziehungen geleistet hat (ECSA). Zeit des notwendigen Besinnens auf die eigenen Stärken Alles andere wird er uns erläutern. und Werte hinweisen. Um die notwendige Arbeit im Vorstand in den nächsten Monaten gemeinsam leisten zu können, bedarf es Wir haben nämlich etwas anderes, was all den oben intensiver, vertrauensvoller Zusammenarbeit. Beteiligten fehlt: Wir haben den Geist, die Inhalte, wir haben das Werk, wir haben unser Schaffen, wir haben Darum bitte ich Euch herzlich all das, was Kultur und Werte überhaupt einmal be- gründen kann und erschafft. als Euer Die Verwertung und die Ver-Marktung sind nachfolgende Vorgänge, die wir freilich im eigenen Interesse je nach Lothar Voigtländer Genre entsprechend gewichten müssen.
DKV INFORMATIONEN 1/2012 Time to say „Auf Wiedersehen“ 4
Time to say „Auf Wiedersehen“ Obwohl an einen Berufsverband wie dem DKV bzgl. der Führungsebene nicht die gleichen Anforderungen Liebe Kolleginnen und Kollegen, gestellt werden, wie unter wahrnehmungsrechtlichen liebe Freunde und Wegbegleiter, Maßstäben an eine treuhänderische Verwertungsge- sellschaft wie die GEMA, so wollte ich doch aus Verant- manche von Ihnen haben die Nachricht meines Rück- wortlichkeit und Fürsorge schon im Vorfeld jeden An- tritts als Aufsichtsratsvorsitzender der GEMA und als schein einer möglichen Beeinträchtigung des DKV Präsident des Deutschen Komponistenverbands sicher- abwenden. Daher habe ich mich schweren Herzens lich überrascht und verwundert vernommen. Um Ihnen ebenfalls zum Rücktritt vom Amt des DKV-Präsi- keinen Anlass zu unnötiger Besorgnis und für beunruhi- denten entschlossen. gende Spekulationen zu geben, möchte ich Ihnen, liebe geschätzte Gefährtinnen und Gefährten, einige Hinter- Dieses Amt bekleiden zu dürfen war eine besondere grund-Informationen zu diesem, für mich schicksals- Freude und Auszeichnung, da ich mich getragen fühlen schweren Schritt geben und auf Ihr Verständnis hoffen. durfte von einer starken Woge des Vertrauens und des Zuspruchs der Mitglieder. Bei all jenen, die mir dieses In den letzten Jahren habe ich einen Großteil meiner Vertrauen gaben, möchte ich mich daher ganz herzlich Zeit, Kraft und Ressourcen mit Überzeugung der Sache bedanken und hoffe, dass ich sie bis heute nicht ent- des Urheberrechts und der Urheber gewidmet. Leider täuscht habe. habe ich dabei versäumt, meinen persönlichen, fami- Es steht mir nicht an, meine Arbeit im DKV einzuschät- liären, gesundheitlichen und finanziellen Grundlagen zen, doch hoffe ich, dass ich dieses Ehrenamt bisher zum ausreichend Raum zu geben. In der Folge davon haben nachhaltigen Wohle der Mitglieder ausüben und mit Le- nun steuerliche und unverschuldete Probleme mit einem ben erfüllen durfte. Immobilienfonds mich in eine missliche Lage gebracht, in der es angeraten erschien, sich aus der Exponiertheit Meinem statutarischen Nachfolger im Amt des Präsi- der oben genannten Ehrenämter zurückzuziehen. denten, Herrn Prof. Lothar Voigtländer, wünsche ich nun Das Bestreben, evtl. aus dieser Situation resultierende, eine glückliche Hand, insbesondere bei der kontinuier- negative Implikationen für die GEMA abzuhalten, ha- lichen Harmonisation und Integration der verschiedenen ben mich daher veranlasst, den Vorsitz im Aufsichtsrat Interessengruppierungen im DKV. der GEMA niederzulegen. Auf ausdrücklichen Wunsch der Aufsichtsrats-Mitglieder verbleibe ich jedoch wei- In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen im kol- terhin Mitglied des Aufsichtsrats und stelle - wie ge- legialen Kreis verbleibe ich mit herzlichen Grüßen und wünscht - mein Fachwissen und die internationalen Ver- den allerbesten Wünschen für den DKV. bindungen, insbesondere angesichts der geplanten inter- nationalen und globalen Projekte, gerne auch in Zukunft Ihr/Euer der GEMA zur Verfügung. Jörg Evers
DKV INFORMATIONEN 1/2012 5 Der Bundesvorstand - Nachrichten und Positionen
Wie bereits an anderer Stelle berichtet, arbeiten seit vielen Jahren Vertreter aus den Vorständen des Deutschen Komponistenverbandes in verschiedenen Arbeitsgruppen und Ausschüssen, z. B. des Deutschen Kulturrates und des Deutschen Musikrates, mit. Ziel aller dieser Gremien ist es, Handlungsempfehlungen gegenüber der Politik zu formulieren und auf gesetzge- berische Verfahren Einfluss zu nehmen. Nachfolgend berichten wir über die Tätigkeit in einigen dieser Gremien, in denen Vertreter des Deutschen Kompo- nistenverbandes tätig sind.
Zur Arbeit der Initiative Urheberrecht dungsebenen durchzusetzen, dass Kreativität auch ihren Preis hat, insbesondere dass professionell kreativ tätige Jörg Evers/Sabine Begemann Künstler in die Lage versetzt werden müssen, ihren Le- bensunterhalt von ihrer Arbeit bestreiten zu können. Die Initiative Urheberrecht wurde im Jahr 2006 gegrün- Die „Initiative Urheberrecht“ sieht deshalb ihre Aufga- det mit dem Ziel, die Interessen von UrheberInnen und be darin, eigene Standpunkte zu urheberechtlich aktu- ausübenden KünstlerInnen aller Sparten gegenüber der ellen Fragestellungen, Problemen im digitalen Zeitalter Politik zu vertreten. Anlass der Gründung der Initiati- zu entwickeln und andererseits das Gespräch, die Aus- ve war das Gesetzgebungsverfahren zum so genannten einandersetzung vor allem mit den Vertretern verschie- „Korb II“ des Urheberrechts in der Informationsgesell- dener Parteien zu suchen. schaft. So fand im Herbst vergangenen Jahres eine Veranstal- Damals machte sie sich für Veränderungen des vom tung unter dem Motto „Mehr Respekt für die Urheber!“ Bundesministerium für Justiz eingebrachten Entwurfs statt, zu der gemeinsam die „Initiative Urheberrecht“ des so genannten „Korbes II“ stark, der erhebliche Ver- und die „Deutsche Literaturkonferenz“ eingeladen hat- schlechterungen für die Urheber vorsah wie beispiels- ten. Über 150 Gäste aus Musik, Kunst, Film, Literatur weise die - wie inzwischen verdeutlicht wurde - imprak- und weiteren Bereichen der deutschen Kreativwirtschaft tikable Regelung von Vergütungsregeln, die zwischen sowie aus der Politik waren der Einladung in die Lan- den jeweiligen Nutzer- und Rechteinhaber-Verbänden desvertretung Sachsen-Anhalt gefolgt. Bernd Neumann, auszuhandeln wären. Die Sprecher der „Initiative“ ha- Staatsminister für Kultur und Medien, erläuterte seine ben während des Gesetzgebungsverfahrens die Urheber zwölf Thesen zum Thema Urheberrecht im digitalen bei Anhörungen im Bundestag vertreten. Zeitalter und sah den Schutz des geistigen Eigentums In der „Initiative Urheberrecht“ arbeiten Vertreter von als eine Herausforderung der kommenden Jahre an. In ca. 25 Urheberverbänden und der jeweils betroffenen einer anschließenden Podiumsdiskussion wurden aktu- Gewerkschaften. Der DKV, vertreten durch Jörg Evers, elle Fragen des Urheberrechts diskutiert, wie z. B. unan- Dr. Gernot Schulze und Sabine Begemann, war von An- gemessene Vergütung kreativer Leistungen, die Gratis- fang an dabei. mentalität für Inhalte im Internet sowie die Notwendig- Die „Initiative Urheberrecht“, die keinen rechtlichen Sta- keit der gesetzlichen Begleitung digitaler Entwicklungen tus besitzt, sondern aus aktuellem Grund tätig wird, hat auf europäischer und nationaler Ebene. im vergangenen Herbst ihre Arbeit wieder aufgenom- Eine weitere Veranstaltung fand im Januar diesen Jah- men. Anlass hierfür war der angekündigte „Korb III“, res statt, zu der die „Initiative Urheberrecht“ Herrn von der angekündigte Abschlussbericht der Enquete-Kom- Notz von den „Die Grünen“ und Frau Wawzyniak von mission Internet und digitale Gesellschaft und 10 Jahre „Die Linke“ eingeladen hatte. Beide Politiker sind Mit- Urhebervertragsrecht im Jahr 2012. glied der Enquete-Kommission „Internet und digitale Weder „Korb III“, der u.a. die Praxisnähe des Urheber- Gesellschaft“. In der Diskussion mit den Politikern, die vertragsrechts gewährleisten soll, noch der Abschlussbe- von beiden Seiten sehr leidenschaftlich und engagiert ge- richt der Enquete-Kommission liegen gegenwärtig vor. führt wurde, ging es vor allem um Fragen einer politisch Dennoch sieht die „Initiative“ akuten Handlungsbedarf, angedachten Schutzfrist - Verkürzung und den Abbau da quer durch alle Parteien und in unserem Land Kon- von Urheberpersönlichkeitsrechten. In der anschlie- zepte diskutiert werden, die eine Aufweichung des Urhe- ßenden Auswertung in der „Initiative“ wurde einerseits berrechts bedeuten. Jeder, der die Diskussionen verfolgt klar, dass die von beiden Politikern vertretenen Positi- kennt beispielsweise die Forderungen nach „Netzfrei- onen (sicher unterschiedlich gelagert) zum notwendigen heit“, die durch das gegenwärtige Urheberrecht behin- Interessenausgleich zwischen den so genannten Nutzern dert würde. Es besteht zwar allgemein ein Konsens darü- des Internets einerseits und den Urhebern andererseits ber, dass Kreativität auch einen Wert hat. Schwieriger ist nicht ausreichend in ihren negativen Auswirkungen auf allerdings auf allen maßgeblichen politischen Entschei- die Urheber geprüft sind. Andererseits wurde der „Initi-
DKV INFORMATIONEN 1/2012 Der Bundesvorstand - Nachrichten und Positionen 6
ative“ klar, dass nur auf die Argumente reagiert wurde, die die Politiker vertraten, und keine eigenen Konzepte proaktiv vorgeschlagen wurden. Die Schlussfolgerung aus dieser Veranstaltung war, nun verstärkt eigene Standpunkte und Vorschläge zu den un- terschiedlichen Fragestellungen zum Urheberrecht im digitalen Zeitalter zu erarbeiten. Deshalb wurden in der letzten Sitzung die von den einzelnen Mitgliedern der „Initiative“ ausgearbeiteten Papiere diskutiert. Hier ging es beispielsweise um die Themen: Urheberrecht im Netz: ein überholtes Modell?, Kulturflatrate, Schrankenrege- lungen, Verbraucherrecht, Schutzfristen, Urheberver- tragsrecht und Tätigkeit der Verwertungsgesellschaften. All diese Themen sind für den Deutschen Komponisten- verband und dessen Mitglieder von großer existentieller Bedeutung. In den nächsten Beratungen der „Initiative Urheber- recht“ werden einerseits die speziellen Fachfragen weiter untereinander diskutiert und von den einzelnen Verbän- Rolf Rudin den ausgearbeitet, um eine gemeinsame Linie zu finden und mit Nachdruck zu verfolgen. Natürlich wird es auch Fachausschussvorsitzenden zu wählen, sowie das Ar- darum gehen, mit gegenseitiger Unterstützung eine ge- beitsprogramm für die nächsten zwei Jahre festzulegen. zielte Öffentlichkeitsarbeit abzustimmen und durchzu- Herr Christian Höppner - vom Deutschen Musikrat ent- führen. sandt - wurde zum Vorsitzenden gewählt. Er hatte diese Wir werden unsere Mitglieder mit aktuellen Informa- Funktion auch schon in der letzten Legislaturperiode tionen zur Arbeit der „Initiative Urheberrecht“ auf dem inne, ist ausgebildeter Musiker und nach langjähriger Laufenden halten. Leitungsfunktion an einer Berliner Musikschule nun Generalsekretär des Deutschen Musikrates. Seiner Meinung nach hat das Thema der kulturellen Bildung Über die Arbeit im Fachausschuss „Bildung“ zur Zeit politisch Hochkonjunktur und auch in einem des Deutschen Kulturrates ersten persönlichen Gespräch mit mir im Anschluss wurde schnell klar, dass auch für ihn eine Nachhaltig- Bericht nach zwei Sitzungen von Rolf Rudin keit im kulturellen Leben gegenüber der momentan so „en vogue“ praktizierten Eventkultur anzustreben ist. Die Besetzungsliste des Fachausschusses „Bildung“ Eine Einstellung, die sicherlich mit Bestrebungen un- des Deutschen Kulturrates mit den Namen der Mitglie- serer Berufsgruppe deckungsgleich ist. der und der von ihnen vertretenen Verbände liest sich beim Erhalten des offiziellen Einladungsschreibens Im Anschluss an die Wahl gab es dann eine ganz offene hochinteressant. Etwas mehr als 30 Personen aus den Gesprächsrunde, bei der die Ausschussmitglieder aus verschiedensten kulturellen Bereichen findet man dort ihrer Sicht Arbeitsschwerpunkte und Themenfelder für versammelt und für mich als Vertreter von uns Kom- die nächsten Sitzungen artikulieren sollten. Sehr rege ponisten lassen sich viele Möglichkeiten zur gedank- wurden Ideen zusammengetragen und aus der Perspek- lichen Netzwerkbildung im Sinne einer Verbreitung tive der Urheber war hier hervorragend Gelegenheit, unserer Anliegen und Notwendigkeiten erahnen. Die auf die aktuellen Erfordernisse und die damit zusam- Fachausschüsse sind beratende Gremien ohne poli- menhängende existentielle Problematik hinsichtlich tische Funktion und sie erarbeiten Stellungnahmen und der Diskussionen um das Urheberrecht hinzuweisen. Positionen des Deutschen Kulturrates, die dann in einer Viele Ausschusskollegen konnte man neu dafür sensi- übergeordneten Gruppe, dem so genannten Sprecher- bilisieren und es wurde nachdrücklich hervorgehoben, rat, diskutiert und beschlossen werden, bevor die erar- dass die Stellung des Autors in unserer Gesellschaft beiteten Papiere den Weg in die Politik finden. wieder mehr Beachtung finden und insbesondere auch in den Mittelpunkt kultureller Bildung gerückt werden Die erste Sitzung am 16.11.2011 der nun anstehenden muss. Obwohl es auch einen Fachausschuss für das Ur- zweijährigen Legislaturperiode war als konstituie- heberrecht gibt, wies ich darauf hin, dass gerade dieses rende Sitzung gedacht. In dieser Sitzung galt es, nach Thema als ein Fachausschuss-übergreifendes Thema einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmer, den angesehen werden sollte.
DKV INFORMATIONEN 1/2012 7 Der Bundesvorstand - Nachrichten und Positionen
Im Folgenden sind nun die Themenfelder aufgelistet, Im Mittelpunkt der zweiten Sitzung am 13.02.2012 die als Arbeitsprogramm für die in den kommenden stand der Zwischenbericht Medienkompetenz der zwei Jahren anstehenden Sitzungen festgelegt wurden: Internet-Enquete. In der Tat war dieser Punkt ein wichtiger Bestandteil der Tagesordnung. Es fand ein - Kultur und Bildungseinrichtungen als Orte kultu- intensiver Austausch darüber statt mit verständlicher- reller Bildung (künstlerische Schulfächer - Bildungs- weise verschiedenen Stellungnahmen und Positionen. standards - Förderprogramme - Orte auch im Sinne Immerhin ist diese Untersuchung zum aktuellen Stand von Gebäuden) der Diskussion um das Internet und die mehr und mehr - Erwachsenenbildung (neue Arbeitsfelder - lebens- digital gestaltete Gesellschaft ein fast 60seitiges Kom- langes Lernen - Gesundheit - demographischer Wan- pendium mit weit umfassendem Fokus. Auch bei der del - Stadtbildung) nächsten Sitzung im Mai wird darüber noch weiter zu - Förderstrukturen (Projekte versus institutionelle reden sein, zumal sich herauszukristallisieren scheint, Förderung - Nachhaltigkeit von Förderung) dass im Sommer 2012 schon die Veröffentlichung die- - Gesellschaftliche Dimension (Wert der Kreativität - ses Enquete-Berichtes angedacht ist und der Deutsche kulturelle und religiöse Bildung - der Autor in der Kulturrat wahrscheinlich in Bälde mit einem Kommen- Gesellschaft - Rezeption) tar gefragt sein wird. - Medien (neue künstlerische Ausdrucksformen - Ver- mittlung der Medien - öffentlich- rechtlicher Rund- Neben Berichten aus den einzelnen Verbandssekti- funk) onen waren aus aktuellem Anlass andere Themen ebenfalls diskussionswürdig. So war ein weiterer Alle fünf Themenfelder sollen stets auch unter dem Schwerpunkt das UNESCO-Übereinkommen zur Aspekt der interkulturellen Bildung zu betrachten und Vielfalt kultureller Ausdrucksformen und dessen Um- zu bearbeiten sein. Ein weiteres, sechstes Themenfeld setzung in und durch Deutschland. Hierzu soll ein - Europa - wird in Anbetracht dessen, dass hierfür ein kurzer Bericht der Bundesregierung, der die Maßnah- eigener Fachausschuss existiert, nicht als Hauptpunkt men zur Durchführung der Konvention und deren Ef- in das Arbeitsprogramm aufgenommen, soll aber nie fektivität beschreibt, veröffentlicht werden, wozu der aus den Augen verloren werden und entsprechende re- Deutsche Kulturrat eine Stellungnahme im Vorfeld levante Beachtung finden. Ebenso werden Fragen der abgeben wird. Medien in den dafür eingerichteten Fachausschuss Schließlich war der 21. Mai, der so genannte jedes verortet. Auch hier wird ein Transfer der Debatte ge- Jahr sich am selben Datum wiederholende „Tag der wünscht. kulturellen Vielfalt“ ein Thema. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Wert der Kreativität“ - also er- Als termingebundene Themen wurden angesehen: der freulicherweise erstaunlich aktuell im Hinblick auf Zwischenbericht der Internet-Enquete-Kommission das momentane politisch-kulturelle Szenario. Zu zum Thema Medienkompetenz und der Nationale diesem Tag wird es die verschiedensten Veranstal- Bildungsbericht, der sich schon in Arbeit befindet, tungen geben - man hofft von Seiten des Deutschen so dass der Deutsche Kulturrat dann die im Sommer Kulturrats auf mehrere Hundert wie im Vorjahr. Nä- 2012 erscheinende Veröffentlichung kommentieren heres dazu auf der Webseite des Deutschen Kulturrats möchte. (http://www.kulturrat.de).
DKV INFORMATIONEN 1/2012 Der Bundesvorstand - Nachrichten und Positionen 8
liche Rundfunk, Fragen der Digitalisierung und die Konvergenz der Medien.
Weitere Aktivitäten des Kulturrates sind Aktionstage, wie „Kultur gut stärken“, deren Höhepunkt der 21. Mai sein wird. Der 21. Mai ist der UNESCO-Welttag der kulturellen Vielfalt. Durch hunderte von Veran- staltungen in ganz Deutschland „soll ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung für Kunst und Kultur als zentraler Bestandteil der Gesellschaft gesetzt werden“, wie es in einer Pressemitteilung heißt: „In diesem Jahr ist das Thema „Wert der Kreativität“ Dreh- und An- gelpunkt des Aktionstages. Der Aktionstag „Kultur gut stärken“ mitsamt seinen zahlreichen Veranstaltungen soll zu Fragen und Diskussionen bezüglich des (Stel- len-)Wertes von geistigem Eigentum in Zeiten der Digitalisierung anregen. Wie ist es mit dem Respekt um künstlerische Leistungen in unserer Gesellschaft bestellt und was kann einer vermeintlichen Gratiskul- tur im Netz entgegengestellt werden, damit Künstler und Kulturschaffende auch weiterhin von ihren Werken leben können? Diese und weitere Fragen gilt es gesell- schaftlich wie politisch in naher Zukunft zu beantwor- Dr. Rainer Fabich ten, um zu einem angemessenen Umgang mit Kunst und Kultur digital wie analog zu gelangen.“ Deutscher Kulturrat - Fachausschuss Medien Weitere Infos: www.kulturrat.de Dr. Rainer Fabich
Der Deutsche Komponistenverband entsendet seit vie- ECSA - Beschwerde bei der Generaldirektion len Jahren Vertreter (s.u.) in den Deutschen Kulturrat, Wettbewerb wegen Zwangsinverlagnahme dem Spitzenverband der Bundeskulturverbände. Dieser gemeinnützige Verein (Geschäftsführer: Olaf Zimmer- Der in Brüssel ansässige Dachverband der Euro- mann) mit Sitz in Berlin ist Ansprechpartner der Politik päischen Komponisten ECSA hat am 17. Januar 2012 und Verwaltung des Bundes, der Länder und der Euro- eine formelle Beschwerde wegen Zwangsinverlagnah- päischen Union. me (Coercion) bei der Auftragsvergabe in der Musik eingereicht. In seinen Fachausschüssen: Arbeit und Soziales, Bil- dung (für den DKV: Rolf Rudin), Europa/Internati- Wir veröffentlichen die dazu von ECSA herausgege- onales (Prof. Helmut Erdmann), Medien (Dr. Rainer benen Erklärungen: Fabich), Steuern (Michael Sell) und Urheberrecht (Jörg Evers), werden von Expertinnen und Experten Emp- EU-Sendeanstalten im Visier wegen Zwangsprak- fehlungen und Stellungnahmen zu kultur- und medien- tiken bei Komponistenrechten: politischen Problemfeldern benannt und Handlungs- ECSA legt bei der Generaldirektion Wettbewerb perspektiven aufzeigt. Zahlreiche Publikationen und formelle Beschwerde ein Pressemitteilungen belegen dies. Pressekonferenz Brüssel, 29. Februar, 09:30 Uhr Im Fachausschuss Medien unter ihren Vorsitzenden Prof. Dr. Lothar Mikos (Erich Pommer Institut) sind Die Zwangsinverlagnahme bei der Auftragsvergabe für 24 Delegierte u. a. Filmemacher, Künstler, Schrift- Musik ist eine üble und immer weiter um sich greifende steller, Drehbuchautoren, Komponisten, Musiker und Geschäftspraktik im audiovisuellen und Medien-Pro- Schauspieler vertreten, die sich 2 bis 3mal jährlich duktionsbereich, bei dem von Komponisten als Vorbe- treffen. dingung für eine Auftragserteilung verlangt wird, die Wichtige aktuelle Themen fürs Jahr 2012, die bearbei- ganzen oder Teile der sog. „Musikverlagsrechte“ abzu- tet werden, sind u.a. die Internet-Enquete, der öffent- treten.
DKV INFORMATIONEN 1/2012 9 Der Bundesvorstand - Nachrichten und Positionen
ECSA (die European Composer and Songwriter Alli- auch von zahlreichen bekannten unabhängigen und ance) macht geltend, dass die Bedingungen der Ver- großen Verlagen, von der Internationalen Musiker- lagsverträge, in die Komponisten von einigen der größ- Föderation (FIM) und von einigen der weltweit aner- ten und bekanntesten europäischen Sendeanstalten ge- kanntesten Komponisten, unter ihnen Benny Anders- zwungen werden, weit weniger fair sind als das, was in son (ABBA), Cristiano Minellono („Felicita“, „Un Ita- einem wahrhaft freien und offenen Markt zu erzielen liano“), Lorenzo Ferrero (Marilyn, La figlia del mago) wäre. und viele andere.
ECSA mit Sitz in Brüssel hat am 17. Januar 2012 eine formelle Beschwerde eingereicht, die die Generaldi- EU-Sendeanstalten im Visier wegen Zwangs- rektion Wettbewerb von der behaupteten Verletzung praktiken bei Komponistenrechten: von Artikel 101 und/oder 102 des Vertrages über die ECSA legt bei der Generaldirektion Wett- Arbeitsweise der Europäischen Union unterrichtet. Zu bewerb formelle Beschwerde ein den in der Beschwerde genannten Sendeanstalten und den angeschlossenen Produktionsgesellschaften gehö- Fragen und Antworten: ren: TF1, ZDF Digital Medienproduktion GmbH, RTL Group, SAT 1, ARD, Rat Pack Filmproduktions GmbH, Kann ECSA bei der Kommission eine Beschwerde in The Studio Hamburg Group, Grundy UFA TV Pro- Sachen Wettbewerb einreichen? duktions GmbH, Rai Radiotelevisione Italiana S.p.A., Mediaset S.p.A., NTR, RTL Netherland, DDB Amster- Ja, ECSA kann hinsichtlich einer Verletzung von Ar- dam, British Sky Broadcasting Group plc, Sky1, ITV tikel 101 und/oder Artikel 102 des Vertrages über die Studios Limited, ITV plc und Zodiak Media Group. Arbeitsweise der Europäischen Union1 bei der Europä- ischen Kommission (im folgenden: „die Kommission“) Am Mittwoch, dem 29. Februar 2012, veranstaltet Beschwerde einlegen. Artikel 7 (2) der Verordnung Nr. ECSA um 09:30 Uhr (MEZ) im Silken Berlaymont 1/20032 des Rates besagt, dass jede natürliche oder ju- Hotel (untere Ebene) eine Pressekonferenz, auf der die ristische Person, die ein berechtigtes Interesse darlegt, Hauptpunkte der Beschwerde genauer besprochen wer- befugt ist, bei der Kommission Beschwerde über eine den; dazu gehören Berichte aus erster Hand von Betrof- Zuwiderhandlung gegen diese Artikel einzureichen. fenen dieser Geschäftspraktiken. Es ist offenkundig, dass ECSA ein berechtigtes Inte- „Diese Beschwerde zeigt, was für die unabhängige resse hat, da es das wichtigste Ziel von ECSA ist, die Gemeinschaft von Komponisten und Songschreibern Rechte der europäischen Komponisten und Songschrei- auf dem Spiel steht, nicht nur, was die Komponisten ber auf nationaler, europäischer und internationaler angeht, sondern auch hinsichtlich der Qualität und der Ebene mit allen rechtlichen Mitteln zu verteidigen. Au- Vielfalt von Talenten unter den jüngeren, weniger be- ßerdem ist ECSA berechtigt, die Interessen ihrer Mit- kannten Komponisten und Songschreibern, die durch glieder zu vertreten, und die Beschwerde zeigt, dass die solche Praktiken bedroht werden“, sagte der ECSA- Komponisten, die Mitglieder von ECSA sind, infolge Vorsitzende Alfons Karabuda. der Zuwiderhandlung unmittelbar und zu ihrem Nach- teil betroffen sind oder betroffen sein werden. Auf der Pressekonferenz werden zusammen mit Herrn Karabuda (der zugleich Vorsitzender der Swedish So- Was möchte ECSA mit dieser Beschwerde erreichen? ciety of Popular Music Composers ist) und ECSA- Generalsekretär Patrick Ager einige betroffene Kom- Artikel 7 (1) der Verordnung 1/2003 des Rates besagt, ponisten zugegen sein, die bereit sind, sich in dieser dass die Kommission befugt ist, Unternehmen zu ver- Sache offen zu äußern, insbesondere Chris Smith pflichten, Zuwiderhandlungen gegen Artikel 101 und/- (UK), Johan van der Voet (NL), Örjan Strandberg (SE) oder Artikel 102 des Vertrages über die Arbeitsweise und Luís Ivars (ES).
Bei einer fruchtbaren Zusammenkunft mit dem Vize- präsidenten der Europäischen Kommission Joaquín Alumnia am 30. November 2011 hatte ECSA die Eu- 1 Konsolidierte Fassung des Vertrages über die Arbeitsweise der ropäische Kommission von dieser vorschriftswidrigen Europäischen Union, Amtsblatt C 115/47 vom 9. Mai 2008. 2 Verordnung (EG) Nr. 1/2003 des Rates vom 16. Dezember 2002 Vorgehensweise erstmals informiert. Seither hat ECSA zur Durchführung der in den Artikeln 81 und 82 des Vertrages erfreulicherweise Unterstützung nicht nur von Kom- niedergelegten Wettbewerbsregeln, Amtsblatt L 1/1 vom ponistenverbänden aus ganz Europa erfahren, sondern 4. Januar 2003.
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der Europäischen Union abzustellen. Die Kommission Würden diese Beschränkungen beseitigt, so hätten die kann ihnen hierzu alle erforderlichen Abhilfemaß- Rechteinhaber einen Anreiz, sich für eine Marktunter- nahmen verhaltensorientierter oder struktureller Art stützung von einem traditionellen Musikverleger ihrer vorschreiben, die gegenüber der begangenen Zuwider- Wahl auf der Grundlage vieler Kriterien, vor allem der handlung verhältnismäßig und für eine wirksame Ab- Kostenelemente und der Qualität der Dienstleistung, zu stellung der Zuwiderhandlung erforderlich sind. entscheiden.
ECSA ersucht die Kommission um folgendes: (I) eine In unserer Beschwerde haben wir uns dafür entschie- Zuwiderhandlung gegen Artikel 101 und/oder 102 des den, der Europäischen Kommission alles uns zur Ver- Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Uni- fügung stehende Beweismaterial im Rahmen der bei- on durch die betreffenden Sendeanstalten und/oder den EU-Wettbewerbs-Artikel des Vertrages über die Produktionsgesellschaften festzustellen und (II) diese Arbeitsweise der Europäischen Union vorzulegen. Wir Unternehmen anzuweisen, ihre Zwangspraktiken ab- hoffen sehr, dass die Europäische Kommission unsere zustellen. Angelegenheit von allen Seiten gründlich untersuchen und als die bei der Durchsetzung von Wettbewerb füh- Was ist Zwangsinverlagnahme? rende Behörde in der Welt entscheiden wird, welches die beste Vorgehensweise ist, um diese Praktiken in Zwangsinverlagnahme bezieht sich auf die Verhaltens- ganz Europa abzustellen. weise in der Musikindustrie, durch welche eine Sen- deanstalt oder eine Produktionsgesellschaft die Abtre- Weshalb verstößt die Zwangsinverlagnahme gegen tung von Musikverlagsrechten an einem musikalischen Artikel 101 des Vertrages über die Arbeitsweise der Werk als eine Vorbedingung für eine Auftragserteilung Europäischen Union? fordert. Artikel 101 (1) des Vertrages über die Arbeitsweise der Ein typischer Ablauf sieht wie folgt aus: Europäischen Union besagt, dass alle Vereinbarungen zwischen Unternehmen, Beschlüsse von Unternehmens- vereinigungen und aufeinander abgestimmte Verhaltens- von deren vertraglich verpflichteter Produktions- weisen, welche den Handel zwischen Mitgliedstaaten zu gesellschaft eingeladen, für ein Fernsehprogramm beeinrächtigen geeignet sind und eine Verhinderung, Kompositionen im Wettbewerb mit anderen vorzu- Einschränkung oder Verfälschung des Wettbewerbs in- stellen. nerhalb des Binnenmarktes bezwecken oder bewirken, mit dem Binnenmarkt unvereinbar und verboten sind. die benötigte Musik für das Fernsehprogramm zu schaffen. Um jedoch den Auftrag zu erhalten, muss Die Bedingungen dieses Artikels sind erfüllt: (I) Er be- der Komponist zunächst einen Vertrag abschlie- trifft eine vertikale Vereinbarung zwischen einem Kom- ßen - der ausgegeben wird als „Verlagsvertrag“ -, ponisten und einer Sendeanstalt und Musikverlagen. mit dem alle Rechte an der Musik an eine Gesell- (II) Er betrifft zwischen Sendeanstalten und Kompo- schaft abgetreten werden - dies ist zuweilen, aber nisten abgeschlossene Vereinbarungen, die als Verein- nicht immer, ein Musikverlag -, die entweder eine barungen zwischen Unternehmen klassifiziert werden Tochterfirma der beauftragenden Sendeanstalt oder können, und (III) diese Vereinbarungen schränken den eine Produktionsgesellschaft ist, und zwar zu Be- Marktwettbewerb zwischen Komponisten um die Be- dingungen, die ganz offenkundig nachteilig sind. reitstellung musikalischer Werke ein, und sie schränken den Marktwettbewerb zwischen nicht mit den Sendean- Gibt es ein Wettbewerbsproblem? stalten verbundenen Musikverlegern um die Erbringung von Dienstleistungen für Rechteinhaber ein. Nach unserer Auffassung gibt es in zweierlei Hin- sicht ein Wettbewerbsproblem. Zu allererst schränkt Weshalb verstößt die Zwangsinverlagnahme gegen die Zwangsinverlagnahme den Wettbewerb zwischen Artikel 102 des Vertrages über die Arbeitsweise der Komponisten ein. Komponisten, die es ablehnen, als Europäischen Union? Vorbedingung ihre Rechte abzutreten, werden vom Wettbewerb um den Auftrag von vornherein ausge- Artikel 102 (1) des Vertrages über die Arbeitsweise der schlossen. Zweitens wird zwischen nicht mit der Sen- Europäischen Union besagt, dass die missbräuchliche deanstalt verbundenen Musikverlegern der Marktwett- Ausnutzung einer beherrschenden Stellung auf dem bewerb um die Erbringung von Dienstleistungen für Binnenmarkt oder auf einem wesentlichen Teil des- die Rechteinhaber eingeschränkt. selben durch ein oder mehrere Unternehmen mit dem
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Binnenmarkt unvereinbar und verboten ist, soweit dies dazu führen kann, den Handel zwischen Mitgliedstaa- ten zu beeinträchtigen.
Die Bedingungen dieses Artikels sind gleichermaßen erfüllt: (I) Viele Sendeanstalten und Musikverleger ha- ben auf ihren nationalen Märkten eine beherrschende Stellung, und (II) diese Sendeanstalten und Musikver- leger haben diese Stellung missbräuchlich ausgenutzt, indem sie die Rechte und Chancen der Komponisten, sich auf einem offenen Wettbewerbsmarkt zu betätigen, eingeschränkt haben.
Weshalb haben Sie entschieden, in der Beschwerde nur sechs Mitgliedstaaten zu nennen? Patrick Ager, Alfons Karabuda, Johan van der Voet, Chris Smith und Luis Ivars ECSA hat der Kommission Beweismaterial in bezug auf die Zwangsinverlagnahme durch Sendeanstalten und Filmproduzenten in Dänemark, Frankreich, Deutsch- kussionsrunden vorzutragen, bzw. sehr kontrovers land, Italien, den Niederlanden und dem Vereinigten Kö- zu diskutieren. Für die deutschen Verbände sprachen nigreich vorgelegt, weil ECSA für diese sechs Mitglied- dort Jörg Evers (DKV) und John Groves (CC). Da- staaten über das überzeugendste Beweismaterial verfügt. rüber hinaus waren auch Autoren aus dem Filmbusi- ness anwesend. Bemerkenswert kritisch setzte sich Es ist sehr schwierig, Beweismaterial von Komponisten Robert Levine, Autor von „Free Ride“ (Doubleday), zu bekommen, da ihr Lebensunterhalt von den Sende- in seiner Rede mit aktuellen Themen der digitalen anstalten und Filmproduzenten abhängt, und einige Ära auseinander und sprach von einem Krieg zwi- Verträge enthalten sogar eine Vertraulichkeitsbestim- schen Kreativindustrie und Internetkompanien, dem mung, die die Komponisten davon abhält, den Vertrag wir gerade beiwohnen. Diese Auseinandersetzung zu diskutieren und eventuell Rechtshilfe von ihrer Ge- erinnere an die Diskussion während der Gründung sellschaft, ihrem Verband oder von Originalmusikver- von Amerikas Urhebergesellschaft „Ascap“ im Jah- legern zu bekommen. re 1919, als man damals schon die Autorenrechte in Frage stellte und meinte, die Musiker sollten doch ECSA möchte betonen, dass diese Zwangspraktiken in froh für die Promotion sein, die ihnen ein öffentlicher den anderen 21 Mitgliedstaaten und in Drittländern an- Auftritt gewähre. Seiner Ansicht zeige sich hier, wie gewandt werden. wenig sich in den Köpfen der Verwerter seit damals (Übersetzung Peter Kleinhempel) verändert habe. Letztendlich war die Veranstaltung ein voller Er- folg, auch im Hinblick darauf, Kreative und Ent- 2. Creators Conference, scheidungsträger auf höchster politischer Ebene Brüssel 2012 miteinander ins Gespräch zu bringen und aktive Lobbyarbeit für die Anliegen der Komponisten zu Dr. Rainer Fabich betreiben.
Am 2. und 3. Februar 2012 trafen sich in Brüssel im Im Anschluss an die Konferenz trafen sich die Vertreter Theatre de Vaudeville Komponisten und Songwriter von ECSA und ihrer 3 Säulen zur jährlichen General- aus Europa, den USA und Afrika zur 2. Creators Con- versammlung bzw. zu ihren Vorstandssitzungen. Den ference. Der Kongress begann am Vorabend mit einem DKV vertraten in diesen Gremien Prof. Helmut W. Konzert europäischer Musikensembles verschiedenster Erdmann (ECF), Jörg Evers (APCOE) und Dr. Rainer Stilrichtungen. Fabich (FFACE).
Eingeladen waren auch Vertreter der Musikin- Weitere Infos: http://creatorsconference.org/ dustrie, der EU-Kommission sowie Politiker des eu- http://www.composeralliance.org/ ropäischen Parlaments, um ihre Standpunkte zum Thema Kreativität und Urheberrecht im digitalen Netzzeitalter in verschiedenen Vorträgen und Dis-
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Deutschland - Europa - USA: - Einen festen Platz hat in allen untersuchten EU- Zum Repertoire des Hörfunks Staaten das jeweilige nationale Repertoire. In keinem der untersuchten Länder ist allerdings der Prof. Matthias Drude Stellenwert des einheimischen Repertoires mit ca. 10% der Rundfunkausstrahlungen und ca. 15 % der In der letzten Ausgabe der INFORMATIONEN (Seite Downloads derart gering und das Übergewicht des 30) hatten wir aktuelle Zahlen zum urheberrechtlich anglo-amerikanischen Repertoires derart erdrü- geschützten Repertoire in den Hörfunkprogrammen ckend wie in Deutschland. Zum Vergleich: In Fran- ausgewählter Sendeanstalten der ARD veröffentlicht kreich liegt der nationale Musikanteil im Hörfunk und zugleich eine politische Aktion mit dem Ziel einer bei ca. 30 %, in Spanien und Schweden noch etwas Erhöhung des inländischen Anteils an E- und U-Musik darüber. im Sinne des Kulturauftrags des öffentlich-rechtlichen Diese Zahlen haben uns überrascht und erschüttert. Rundfunks angekündigt: Hierzu gebe ich Ihnen nach- Denn im öffentlich-rechtlichen Rundfunk liegt der folgend einen Zwischenbericht. Anteil des inländischen U-Musik-Repertoires zwi- schen 2005 und 2010 durchschnittlich bei immerhin Am 20. Januar kamen auf Einladung des Deutschen 28,3 % (INFORMATIONEN 2/2011, Seite 30). Das Komponistenverbands der Generalsekretär des Deut- legt den Schluss nahe, dass die Situation deutscher schen Musikrates Christian Höppner und Vorstands- Musik im privaten Hörfunk nur als katastrophal be- mitglieder aller Musikautorenverbände in Berlin zu- zeichnet werden kann. sammen, um über ein abgestimmtes Vorgehen zu bera- ten. Das Gespräch war sehr konstruktiv und von einem Im Februar hat Jörg Evers die EMO-Studie dem guten kollegialen Geist geprägt. Staatsminister für Kultur Bernd Neumann vorgestellt. Minister Neumann sieht durchaus Handlungsbedarf Zu diesem Zeitpunkt war gerade die vom European und hat uns Unterstützung für eine mit ihm abge- Music Office & Eurosonic Noordeslag herausgege- stimmte politische Initiative zugesagt. Zunächst soll bene Studie von Emmanuel Legrand mit dem Titel ihm noch aktuelles Zahlenmaterial der GEMA, das „Monitoring the cross-border circulation of European auch das Jahr 2011 umfasst, vorgelegt werden. Danach music repertoire within the European Union“ (Januar wird über geeignete Maßnahmen entschieden. 2012) erschienen, durch die das Treffen in Berlin eine besondere Aktualität erhielt. Das sind die wichtigsten Es ist deutlich geworden, dass neben dem öffent- Ergebnisse der so genannten EMO-Studie, die sich aus- lich-rechtlichen Rundfunk, dessen Kulturauftrag schließlich auf U-Musik bezieht: im Rundfunkstaatsvertrag festgelegt ist, auch der - Die öffentlich-rechtlichen und privaten Hörfunk- private Rundfunk in den Blick genommen werden programme aller Mitgliedsstaaten der EU werden muss. Zugleich sollen aber auch die durchaus anders von US-amerikanischer Musik dominiert. Mit deut- gelagerten Probleme der E-Musik (Vorherrschaft des lichem Abstand folgt europaweit auf Platz 2 Musik historischen Repertoires) berücksichtigt werden. aus Großbritannien. - Innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten findet kaum ein Sobald wir gemeinsam mit den Partnerverbänden und grenzüberschreitender Austausch statt, d. h. konti- dem Deutschen Musikrat eine politische Initiative zur nentaleuropäische Künstler haben kaum eine Chan- Stärkung des Musikstandortes Deutschland starten, wer- ce auf Sendungen außerhalb ihres Heimatlandes. den wir Sie in geeigneter Form darüber informieren.
DKV INFORMATIONEN 1/2012 13 Urheber- und Vertragsrecht
Hinterlegung und andere vorbeugende Maß- in einer bestimmten Werkform vorlag, bietet es sich an, nahmen zum Schutz der Urheberrechte dieses Werk bei einer als Zeuge in Betracht kommen- den Person zu hinterlegen. Im Streitfall könnte dann Dr. Gernot Schulze diese Person bestätigen, dass es das konkrete Werk an einem bestimmten Tag bereits gegeben hat. Anders als im Patentrecht, Markenrecht und weiteren Schutzrechten, die erst nach einer Anmeldung z. B. Grundsätzlich könnte dies jede x-beliebige Person be- beim Deutschen Patent- und Markenamt entstehen und zeugen, also auch ein Familienangehöriger oder ein für die laufend nicht unerhebliche Gebühren bezahlt Freund. Je näher die Person jedoch familiär oder werden müssen, sieht das Urheberrecht keine Forma- freundschaftlich mit dem Urheber verbunden ist, de- lien vor. Der Urheberrechtschutz entsteht mit der Er- sto eher könnte der Argwohn entstehen, diese Person schaffung des Werkes. Weder muss es angemeldet werde nachträglich aus Gefälligkeit zu Gunsten des noch muss hierfür eine Gebühr entrichtet werden. Dies Urhebers aussagen. Um diesem Verdacht zuvor zu wissend, kann der Urheber sein Werk Verlegern, Film- kommen, wird es sinnvoll sein, das Werk bei einer produzenten oder sonstigen Verwertern grundsätzlich möglichst neutralen Person zu hinterlegen; beispiels- gefahrlos präsentieren; denn ohne Erwerb der erfor- weise bei einem Notar oder bei einem Rechtsanwalt. derlichen Rechte dürfen sie sein Werk nicht nutzen. Meistens ist dies mit Kosten verbunden. Um Kosten In manchen Fällen bekommt der Urheber allerdings zu vermeiden, wurde auch der Weg gewählt, das Werk von ihnen zu hören, Ähnliches oder sogar Gleiches in einen gut verschlossenen Briefumschlag zu stecken habe man auch schon gemacht. Doppelschöpfungen und sich selbst per Post - ggf. per Einschreiben - zu- sind zwar möglich, aber grundsätzlich die Ausnahme, zuleiten, um mit dem Poststempel die Priorität nach- es sei denn, dass es sich um ein weitgehend technisch weisen zu können. Natürlich muss der Poststempel bedingtes oder sonstwie vorgegebenes und deshalb an das Absendedatum eindeutig erkennen lassen. Das ist der Grenze der urheberrechtlichen Schutzfähigkeit lie- heute wohl nicht immer garantiert. gendes Werk handelt. Jedenfalls könnte es hier bedeut- sam sein, nachweisen zu können, wann was erstmals Mittlerweile gibt es auch Dienstleister, die anbieten, geschaffen worden ist. Werke auf ihrer Online-Plattform zu registrieren. In den Werbematerialien dieser Dienstleister ist zu lesen, Mitunter erhält der Urheber sein Manuskript, sein De- dass auf diese Weise Ideen geschützt und die Urheber- mo-Band oder den Entwurf seines Werkes von einem schaft nachgewiesen werden könnten. Es ist jedoch potentiellen Interessenten mit der Bemerkung „Kein fraglich, ob derartige Versprechungen im Streitfall tat- Interesse“ wieder zurück, um später gleichwohl fest- sächlich weiterhelfen. stellen zu müssen, dass sein Werk unter einer anderen Urheberbezeichnung erscheint. Dann läuft er sogar 2. Erfahrungen in der Praxis Gefahr, dass zu Gunsten desjenigen, der dann - mög- licherweise fälschlich - auf den Vervielfältigungsstü- Es mag durchaus sein, dass in dem einen oder ande- cken des erschienenen Werks als Urheber bezeichnet ren Fall aufgrund der Hinterlegung der Nachweis der ist, vermutet wird, er sei der wahre Urheber. Er kann Priorität erbracht und ein Streit vermieden oder zu sich auf die sog. Urhebervermutung stützen, die in Gunsten des Urhebers geklärt werden konnte. Hin und § 10 UrhG geregelt ist. Danach wird bis zum Beweis wieder hatten Urheber auch in meiner Anwaltskanzlei des Gegenteils derjenige als Urheber des Werkes an- Manuskripte, insbesondere von Drehbüchern oder dgl. gesehen, der auf den Vervielfältigungsstücken eines hinterlegt, um ggf. die Priorität nachweisen zu können. erschienenen Werkes in der üblichen Weise als Urheber Mir ist jedoch kein Fall bekannt, bei dem von dieser bezeichnet wird. Der wahre Urheber müsste nun also Nachweismöglichkeit tatsächlich Gebrauch gemacht nachweisen, nicht der auf den Vervielfältigungsstücken werden musste. Das schließt nicht aus, ggf. doch diesen Bezeichnete, sondern er sei der wahre Urheber. Dieser Nachweis führen zu müssen und ihn über eine Hinter- Nachweis kann schwierig sein. legung leichter führen zu können.
Es stellt sich deshalb die Frage, wie man dieser Beweis- 3. Begrenzte Wirkung der Hinterlegung not vorbeugen kann. Bei Urheberrechtstreitigkeiten geht es in der Regel 1. Hinterlegung jedoch weniger um die Priorität, sondern eher um die urheberrechtliche Schutzfähigkeit des betreffenden Geht es allein um die Frage der Priorität, also welches Werks sowie um die Urheberschaft hieran und um die Werk zu welchem Zeitpunkt bereits geschaffen war und Frage der rechtsverletzenden Übernahme oder Verwer-
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tung des fremden Werks. Diese Streitfragen werden ließ, um etwas Eigenes zu schaffen. Die hiermit ver- durch eine Hinterlegung nicht geklärt. bundenen Beweisfragen und Unwägbarkeiten lassen sich durch eine Hinterlegung nicht vermeiden. Mit der Hinterlegung kann nur der Nachweis der Prio- rität erbracht werden, nämlich dass eine bestimmte Per- Darüber hinaus wird man nicht ausschließen können, son einen bestimmten Gegenstand (Manuskript, Foto dass der Verletzer argumentiert, die hinterlegte Form etc.) an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Zeit des Werkes habe es schon früher in gleicher oder ähn- beim Hinterleger registriert oder dort hinterlegt hat. licher Weise gegeben. Im Bereich der Musik ist hier Sollte also jemand einen vergleichbaren Gegenstand von wandernden Melodien die Rede. Das betrifft wie- erst danach vorgelegt haben, wird man nachweisen derum die evtl. nur begrenzte Urheberschaft des Hin- können, dass es diesen Gegenstand schon vorher gab. terlegers, nämlich seinerseits auf schon Bestehendes zurückgegriffen zu haben. Offen bleibt aber, wer diesen Gegenstand geschaffen hat. Der Hinterleger muss nicht zwangsläufig etwas 4. Frage des Einzelfalls hinterlegt haben, was er selbst geschaffen hat. Wenn also die Gegenseite die Urheberschaft des Hinterlegers Es bleiben also diverse Fragen offen, die sich durch eine bestreitet, muss er den erforderlichen Nachweis führen. Hinterlegung nicht klären lassen. Deshalb wird sich der Die Tatsache, dass er das Werk dort hinterlegt hat, mag Urheber im Einzelfall überlegen müssen, ob sich eine zwar indizieren, er habe es seinerzeit auch geschaffen. Hinterlegung und die damit verbundenen Kosten für Ein hinreichender Nachweis ist dies, soweit ersichtlich, ihn tatsächlich lohnen. aber noch nicht. Die oben erwähnte in § 10 UrhG ge- regelte Vermutung der Urheberschaft greift erst dann, Es kommt sicher auch auf das konkrete Werk an. Üb- wenn der Urheber auf Vervielfältigungsstücken eines licherweise ist der Gestaltungsspielraum so groß, erschienenen Werkes in üblicher Weise bezeichnet dass zwei unabhängig voneinander arbeitende Urhe- worden ist. Das setzt aber bereits den Schritt an die ber etwas Verschiedenes schaffen. Wer zeitlich später Öffentlichkeit voraus. Zum einen fehlt es hieran i.d.R. schafft, müsste schon konkret darlegen, weshalb er Zum anderen wäre nach der Veröffentlichung eine Hin- genau das Gleiche geschaffen hat. Je mehr sich aller- terlegung ohnehin überflüssig. dings die Schöpfungshöhe auf einen bestimmten Trend beschränkt oder an der Grenze der Schutzlosigkeit zu Das schließt nicht aus, den Nachweis der Urheberschaft liegen kommt, desto eher können sog. Doppelschöp- auf andere Weise erbringen zu können; z. B. durch Zeu- fungen entstehen, nämlich dass zwei voneinander un- gen, die bestätigen können, dass sie beim Schaffens- abhängige Urheber das Gleiche schaffen. Einerseits vorgang des Werkes dabei waren. Die Hinterlegung könnte es dort eher sinnvoll sein, den Nachweis der allein erbringt diesen Nachweis nicht. Priorität zu erbringen und hierfür eine Hinterlegung in Betracht zu ziehen. Andererseits ist dort der Schutzum- Außerdem bedarf die Frage der urheberrechtlichen fang auch gering, so dass nicht ausgeschlossen werden Schutzfähigkeit dessen, was hinterlegt worden ist, kann, beide Urheber hätten unabhängig voneinander in jedem Falle einer üblichen Überprüfung. Sie kann gearbeitet und genössen nun jeweils Urheberrechts- durch die Hinterlegung nicht ersetzt werden. Beweis- schutz (mit geringem Schutzumfang). pflichtig hierfür bleibt der Urheber. Das betrifft ins- besondere Ideen, Konzepte oder andere nur im Ansatz Darüber hinaus kommt es auf die Umstände der jewei- vorhandene Werkformen. Häufig bleiben solche Ideen ligen Situation an. Wer nicht nur die Idee des Urhebers, schutzlos, solange sie nicht in konkret ausgestalteter sondern auch dessen weitere Mitwirkung benötigt, oder Form vorliegen. Außerdem bleibt es jedem unbenom- wer auf Dauer mit dem Urheber zusammenarbeiten will, men, die zugrunde liegende Idee ohne die konkrete wird sich vermutlich seriös verhalten und die Urheber- ausgearbeitete Form zu übernehmen. Darüber hilft eine rechte wahren, zumal er etwaige spätere Rechtsverlet- Hinterlegung nicht hinweg. zungen durch Dritte möglichst zusammen mit dem Urhe- ber abwehren will. Manche Interessenten oder Vertrags- Schließlich geht es bei Urheberrechtsverletzungen häu- partner sind jedoch unseriös. Wird ihnen etwas präsen- fig nicht um eine vollständige und identische Übernah- tiert, lehnen sie es ab, um es letztlich dann selbst ohne den me des fremden Werks, sondern um dessen Nutzung Urheber auf den Markt zu bringen. Wo diese Befürchtung in abgewandelter Form. Hier muss im Einzelfall wei- besteht, der Urheber aber - wie man so sagt - die Katze aus terhin geprüft und entschieden werden, ob der Verlet- den Sack lassen, also sein Werk, Konzept etc. präsentieren zer Schutzfähiges in verletzendem Maße übernommen muss, kann es sinnvoll sein, sich den Nachweis der Priori- hat oder ob er sich von dem fremden Werk nur anregen tät durch eine Hinterlegung zu sichern.
DKV INFORMATIONEN 1/2012 15 Urheber- und Vertragsrecht
5. Andere vorbeugende Maßnahmen tern, beutet er aber die Unterlagen gleichwohl für sich aus und behindert dadurch den Urheber, seine Leistun- Soll dem Interessenten und potentiellen Vertragspart- gen anderweitig auszuwerten, könnte dies treuwidrig ner eine Idee, ein Konzept, ein Entwurf oder auch ein oder wettbewerbswidrig sein. Mit diesen Beweismit- vollständiges Werk präsentiert werden, wäre es sinn- teln kann sich die Position des Urhebers verbessern. voll, mit ihm vorweg eine Vereinbarung zu schließen, Bei manchem Interessenten können sie eine gewisse wonach sich dieser Interessent verpflichtet, das präsen- Hemmschwelle entstehen lassen, die ihm offenbarten tierte Werk nur nach Abschluss einer schriftlichen Ver- Ideen, Konzepte und Vorschläge nicht ohne Mitwir- einbarung mit dem Urheber zu nutzen, es im Übrigen kung des Urhebers zu nutzen. geheim zuhalten und auch Dritten nicht zugänglich zu machen. Einerseits mag dieses Ansinnen verständlich sein; denn der Urheber muss sich absichern, bevor er Verlängerung der Schutzdauer im Bereich der Dritten seine möglicherweise schutzlosen Ideen, Kon- Musik zepte und Vorstellungen offenbart. Andererseits liegen manche Ideen und Konzepte auch in der Luft. Nicht Dr. Gernot Schulze immer ist garantiert, dass der Urheber tatsächlich als erster diese Ideen und Konzepte hatte. Deshalb wird Im Jahre 2008 hatte die EU-Kommission einen Richt- sich mancher Vertragspartner auf die vom Urheber linienvorschlag zur Änderung der EU-Schutzdauer- gewünschten Verpflichtungen jedenfalls nicht im Vor- Richtlinie vorgelegt. In erster Linie sollte die Schutz- hinein einlassen; denn er allein wäre dann vertraglich dauer für Darbietungen der ausübenden Künstler und gebunden, obwohl Dritte diese anderweitig schon kur- deren Aufnahmen auf Tonträgern von 50 Jahre auf sierende Idee aufgreifen könnten. Der Urheber wird 95 Jahre verlängert werden. Die Kommission orien- deshalb i.d.R. nicht davon ausgehen können, dass sein tierte sich dabei an dem Schutz für Tonträger in den Vertragspartner zu einer entsprechenden Vereinbarung USA. Dort genießen „sound recordings“ grundsätzlich bereit ist, bevor er weiß, um was es sich handelt. uneingeschränkt Urheberrechtsschutz, also 70 Jahre post mortem auctoris. Entstehen sie aber als „works Dann sollte der Urheber zumindest diejenigen Vorkeh- made for hire“ beträgt die Schutzdauer 95 Jahre ab der rungen treffen, die er von sich aus ohne Mitwirkung ersten Veröffentlichung oder 120 Jahre ab Entstehen, des Vertragspartners veranlassen kann. Überlässt er je nachdem, welche Frist zuerst abläuft. Bedenkt man, ihm Unterlagen, sollten sie seinen vollständigen Na- dass die bereits bestehende Schutzdauer-Richtlinie so- men sowie den Hinweis enthalten, dass hieran etwaig wohl für die Leistungen der ausübenden Künstler als bestehende Urheberrechte oder sonstige Rechte beim auch für die Leistungen der Tonträgerhersteller einheit- Urheber liegen. Auf diese Weise wird der Interessent lich eine Schutzdauer von 50 Jahren nach der Darbie- zumindest darauf aufmerksam gemacht, dass etwaige tung, deren Aufzeichnung sowie ihrer Veröffentlichung Rechte zu beachten sind. Gegebenenfalls kann sich der oder öffentlichen Wiedergabe EU-weit vorsieht, stellte Urheber den Erhalt dieser Unterlagen vom Interessen- sich u.a. die Frage nach dem innerhalb der EU erfor- ten bestätigen lassen. Sollte Letzterer hierzu nicht be- derlichen Harmonisierungsbedarf. Der Richtlinienvor- reit sein, könnte der Urheber ihm seinerseits schriftlich schlag blieb nicht ohne Kritik. Er war allzu sehr auf die mitteilen, dass er ihm die konkreten Unterlagen am je- Interessen der Tonträgerindustrie ausgerichtet. weils einschlägigen Tage zu treuen Händen überlassen hat und erwartet, dass diese Unterlagen nicht weiterge- Darüber hinaus sollte die Schutzdauer von Verbin- geben und nur mit seiner Zustimmung genutzt werden. dungen einer Musikkomposition mit Text vereinheit- Gleichzeitig könnte auch eine Rückgabe der Unterla- licht werden. Insoweit besteht EU-weit noch keine ein- gen zu einem bestimmten Zeitpunkt erbeten werden. heitliche Regelung. Das kann zu Beschränkungen des Einerseits wird man in manchen Fällen nicht verhin- Binnenmarkts führen und sollte deshalb vereinheitlicht dern können, dass sich der Interessent die Unterlagen (harmonisiert) werden. kopiert hat, bevor er sie zurückgibt. Andererseits wird eine Rückgabe dieser Unterlagen immerhin deren vor- Drei Jahre später hat die EU am 27.09.2011 die Richt- herigen Erhalt bestätigen. linie 2011/77/EU erlassen und auf diese Weise einzel- ne Vorschriften der Richtlinie 2006/116/EG über die Auf diese Weise werden zumindest Beweismittel ge- Schutzdauer des Urheberrechts und bestimmter ver- schaffen, die indizieren, dass der Urheber seine Un- wandter Schutzrechte geändert. Wie schon im Richt- terlagen dem Interessenten im Rahmen von Vertrags- linienvorschlag vom Jahre 2008 vorgesehen, wurde verhandlungen oder Vertragsanbahnungen anvertraut auf diese Weise die Schutzdauer der Rechte der aus- habe. Lässt Letzterer die Vertragsverhandlungen schei- übenden Künstler und Tonträgerhersteller verlängert,
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aber nur auf 70 Jahre. Außerdem wurde die Schutzdau- dessen öffentlichen Wiedergabe (z.B. im Rundfunk) er von Musikkompositionen mit Text EU-weit dahin- geschützt. Künftig sollen sie 70 Jahre geschützt sein. gehend vereinheitlicht, dass sich die Schutzdauer nach Auf diese Weise soll vermieden werden, dass ein dem Tode des längstlebenden Urhebers der hier verbun- Künstler im Alter zusehen muss, wie Aufnahmen denen Werke richtet. aus seiner Jugendzeit (nach Ablauf von 50 Jahren) bereits frei werden, obwohl sie nach wie vor auf dem Die Mitgliedstaaten der EU müssen diese Regelungen Markt erhältlich sind. Mit einer Schutzdauer von 70 bis spätestens 1. November 2013 in jeweils nationales Jahren wird in etwa die zu erwartende Lebenszeit Recht umsetzen, soweit das nationale Recht von den eines Künstlers abgedeckt. Vorgaben dieser Richtlinie bisher abweicht. Einerseits ist derzeit noch offen, wie der deutsche Gesetzgeber Parallel hierzu verlängert sich auch die Schutzdauer die einzelnen Vorgaben der Richtlinie konkret umsetzt. des Tonträgerherstellers, der die Aufnahme produ- Andererseits lässt sich schon jetzt in etwa vorhersehen, ziert hat. Dessen Schutz dauert bislang ebenfalls 50 was an der bestehenden deutschen Gesetzeslage geän- Jahre. Er soll in gleicher Weise wie beim Künstler dert werden muss. Das sei wie folgt skizziert: auf 70 Jahre verlängert werden. Voraussetzung hier- für ist aber, dass der Tonträgerhersteller nach Ab- 1. Verlängerung der Schutzdauer bei den Rechten lauf der bisherigen 50 Jahre Kopien des Tonträgers der ausübenden Künstler und Tonträgerhersteller in ausreichender Menge zum Verkauf anbietet oder den Tonträger online zugänglich macht. Sein Schutz Von dieser Verlängerung sind die Komponisten nicht verlängert sich nur dann, wenn er sich auch um die betroffen; denn Musikwerke bleiben nach wie vor weitere Vermarktung des Tonträgers hinreichend unverändert 70 Jahre nach dem Tode des Urhebers kümmert. Macht er dies nicht, kann der ausübende geschützt. Soweit Komponisten jedoch selbst als In- Künstler den Vertrag, mit dem er seine Rechte dem terpreten (Musiker oder Dirigent) an Musikaufnah- Tonträgerhersteller eingeräumt hat, kündigen. Zuvor men mitwirken, kann die Schutzdauerverlängerung muss der Künstler dem Tonträgerhersteller die Kün- auch für Sie bedeutsam sein. digung für den Fall androhen, dass er nicht binnen eines Jahres den Verkauf des Tonträgers weiterhin Die Richtlinie unterscheidet zwischen Aufzeich- anbietet oder ihn online zugänglich macht. Dieses nungen von Darbietungen nicht auf einem Tonträger, Kündigungsrecht ist unverzichtbar. die weiterhin nur 50 Jahre geschützt sein sollen, ei- nerseits und Aufzeichnungen von Darbietungen auf Enthält ein Tonträger die Aufzeichnung der Dar- einem Tonträger, die künftig 70 Jahre geschützt sein bietungen mehrerer ausübender Künstler, soll sich können, andererseits. Es fragt sich, worin sich die das Kündigungsrecht nach bisherigen nationalen Aufzeichnungen unterscheiden; denn jede Aufzeich- Rechtsvorschriften richten können. Insoweit bleibt nung ergibt bereits einen Tonträger. Was nicht auf ei- den Mitgliedstaaten ein Regelungsspielraum. Bei- nen Tonträger aufgezeichnet wird, verflüchtigt sich spielsweise kann bestimmt werden, dass die Künst- mit der Darbietung. Nach Sinn und Zweck der Richt- ler eines Orchesters bei der Ausübung ihres Kündi- linie wird man wohl in der Weise differenzieren gungsrechts im Interesse einer optimalen Verwer- müssen, dass die Aufzeichnung der Darbietung auf tung aufeinander Rücksicht zu nehmen haben. einem Tonträger von einem Tonträgerhersteller (ge- gebenenfalls in Personalunion mit dem darbietenden Bietet der Tonträgerhersteller nach Ablauf von 50 Künstler) in für die Öffentlichkeit hinreichender Jahren den Tonträger nicht in hinreichendem Um- Vielzahl hergestellt und angeboten wird, während fang an und reagiert er auch auf eine entsprechende die nicht auf einem Tonträger erfolgte Aufzeich- Mitteilung des Künstlers nicht, erlöschen seine nung der Darbietung letztere zwar ebenfalls kör- Rechte. Dann bleibt es bei der 50jährigen Schutz- perlich festhält (aufzeichnet), so dass sie sich nicht dauer für die Rechte des Tonträgerherstellers. Die verflüchtigen kann. Sie wird aber der Öffentlichkeit Rechte an der Darbietung des Künstlers bleiben wei- nicht in hinreichender Stückzahl angeboten. Dem- terhin - bis zu 70 Jahren - bestehen. Er könnte nun nach kommt eine Verlängerung der Schutzdauer nur die Aufnahme seiner Darbietung selbst vermark- in Betracht, wenn die Aufzeichnung vor Ablauf der ten oder dies Dritten gestatten, ohne auf die (erlo- bisher maßgeblichen 50 Jahre bereits als Tonträger schenen) Rechte des Tonträgerherstellers Rücksicht in hinreichender Anzahl erschienen war. nehmen zu müssen.
Bisher sind diese Aufzeichnungen grundsätzlich Bietet der Tonträgerhersteller nach Ablauf von 50 Jahre nach Erscheinen des Tonträgers oder nach 50 Jahren den Tonträger in hinreichendem Umfang
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an oder macht er ihn online zugänglich, sei es ohne Musik komponiert, Texte verfasst oder Bilder gemalt oder nach entsprechender Aufforderung durch den hat. Werden die Werke von verschiedenen Urhebern Künstler, verlängert sich sein Recht an der Aufnah- geschaffen, liegt es nahe, deren Schutzdauer nach me auf 70 Jahre. dem Tod des jeweiligen Urhebers unterschiedlich zu berechnen. Das bereitet kein Problem, wenn es sich Vor dem 1. November 2013 (also bis zur Umsetzung um jeweils selbständige Werke handelt. Anders ver- der Richtlinie) abgeschlossene Verträge zwischen hält es sich, wenn die Werke gemeinsam geschaffen dem Künstler und dem Tonträgerhersteller bleiben oder zu einer einheitlichen Verwertung verbunden grundsätzlich auch für den Verlängerungszeitraum werden. Wird ein Werk von mehreren Urhebern in wirksam. Der Tonträgerhersteller darf die Aufnah- einer Weise gemeinsam geschaffen, dass sich die men also weiterhin verbreiten oder online zugäng- einzelnen Beiträge nicht gesondert verwerten lassen, lich machen. z.B. bei Teamwork an einem Architekturentwurf oder bei einem Filmwerk, in welchem die schöpfe- Hat der Tonträgerhersteller den Künstler für die bis- rischen Leistungen des Regisseurs, Kameramanns herige Nutzung der Aufnahme pauschal abgegolten, und Cutters untrennbar ineinander verwoben sind, muss er ihn im Anschluss an das 50. Jahr jährlich für spricht man von Miturheberschaft. Die Schutzdau- jedes vollständige weitere Jahr vergüten, und zwar er eines in Miturheberschaft geschaffenen Werkes in Höhe von 20% der (Brutto-)Einnahmen, die der endet 70 Jahre nach dem Tod des längstlebenden Tonträgerhersteller für die weitere Verbreitung des Miturhebers. Das ist innerhalb der EU schon seit Er- betreffenden Tonträgers im jeweiligen Jahr erzielt. lass der Schutzdauer-Richtlinie einheitlich geregelt Dieser Vergütungsanspruch für die weitere Verwer- worden und entspricht seit langem der deutschen tung nach dem 50. Jahr ist unverzichtbar. Er soll Gesetzeslage. Werden jedoch die Werke mehrerer durch eine Verwertungsgesellschaft wahrgenom- Urheber zu einer gemeinsamen Verwertung mitei- men werden. nander verbunden und lassen sich diese Werke auch unabhängig voneinander einzeln verwerten, spricht Sieht der zwischen dem Künstler und dem Tonträger- man von einer Werkverbindung. Nach derzeitiger hersteller getroffene Nutzungsvertrag eine laufende Gesetzeslage berechnet sich die Schutzdauer für Beteiligung des Künstlers an den Erlösen aus der derartige Werkverbindungen, z.B. Lieder, Opern, Tonträgerverwertung vor, ist diese Beteiligung nach Operetten und andere Verbindungen aus Musik und dem 50. Jahr entsprechend fortzusetzen. Bereits er- Text, nicht einheitlich, sondern sie richtet sich nach brachte Vorschüsse oder vertraglich festgelegte Ab- dem Tod des jeweiligen Urhebers. Ist beispielsweise züge dürfen hiervon nicht abgezogen werden. Darü- das Libretto des Rosenkavaliers Ende 1999 frei ge- ber hinaus kann der Mitgliedstaat bestimmen, dass worden, weil Hugo von Hofmannsthal schon im Jah- eine unangemessene Beteiligungsregelung auf ein re 1929 gestorben ist, wird unabhängig hiervon die angemessenes Niveau anzupassen ist. von Richard Strauss komponierte Musik erst Ende 2019 frei, da Richard Strauss erst im Jahre 1949 ge- Auf diese Weise soll nicht nur Solisten, sondern auch storben ist. Während die Schutzdauer nach bisher in Studiomusikern eine weitere Beteiligung an ihren Deutschland geltender Gesetzeslage für den Kom- Aufnahmen garantiert werden, wenn sie länger als ponisten und den Textautor unabhängig voneinander 50 Jahre auf dem Markt sind. Im gleichen Zuge sol- endet, sehen andere Länder, z.B. Frankreich, ähn- len die Tonträgerhersteller ein entsprechend verlän- lich wie bei Miturhebern eine einheitliche Schutz- gertes Exklusivrecht an diesen Aufnahmen besitzen, dauer vor. Sie läuft bis 70 Jahre nach dem Tode des wenn sie die Aufnahmen weiterhin am Markt anbie- längstlebenden Urhebers der verbundenen Werke. In ten. Die Schutzdauer endet sowohl für die Künstler Frankreich ist also nicht nur die Musik, sondern auch als auch für die Tonträgerhersteller 70 Jahre nach der das Libretto des Rosenkavaliers noch geschützt. erstmaligen Veröffentlichung des Tonträgers oder dessen erstmaliger öffentlicher Wiedergabe. Derartige Unterschiede können den freien Binnen- markt beeinträchtigen. Deshalb sah sich die EU- 2. Einheitliche Schutzdauer bei Musik- Kommission aufgerufen, die Schutzdauer auch in kompositionen mit Text diesem Bereich zu harmonisieren. Sie tat dies auf hohem Schutzniveau, indem nun alle Mitgliedstaa- Werden verschiedene Werke von ein und demselben ten eine Regelung vorsehen müssen, wonach die Urheber geschaffen, endet die Schutzdauer für alle Schutzdauer einheitlich länger zu berechnen ist. Art. Werke einheitlich 70 Jahre nach dem Tode des Ur- 1 Abs. 7 der Schutzdauer-Richtlinie wurde wie folgt hebers. Hierfür ist es gleichgültig, ob der Urheber ergänzt:
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„Die Schutzdauer einer Musikkomposition mit der Musik innerhalb des betreffenden Films. Ge- Text erlischt - unabhängig von den ausgewiesenen stattet der Komponist eine Nutzung seiner Musik Miturhebern - siebzig Jahre nach dem Tod des letz- außerhalb des Films, berechnet sich die Schutz- ten Überlebenden folgender Personen: Verfasser dauer nach dem Tod des Komponisten, nicht hin- des Textes und Komponist der Musikkomposition, gegen nach dem Tod des möglicherweise länger sofern beide Beiträge eigens für die betreffende Mu- lebenden Hauptregisseurs, Drehbuchautors oder sikkomposition mit Text geschaffen wurden.“ Dialogeschreibers.
Diese Regelung muss spätestens bis zum 1. Novem- c) Musikkomposition mit Text ber 2013 in das jeweilige nationale Recht der Mit- gliedstaaten umgesetzt werden, sofern dort bisher In Erwägungsgrund 18 der Richtlinie werden bei- eine andere Regelung gilt. Das deutsche Urheber- spielhaft Opern, Jazz, Rock und Pop genannt. Fer- rechtsgesetz muss entsprechend geändert werden. ner zählen hierzu Operetten, Musicals, Lieder, Ora- Wie dies konkret geschieht, ist derzeit noch offen. torien, Kantaten, Chorwerke, Schlager, Rap-Songs, Folgendes wird man schon jetzt sagen können: Werbesongs und alle weiteren Kombinationen aus Musik und Text. a) Gegenstand der Regelung d) Schutzfähigkeit von Musik und Text Die Richtlinie befasst sich nur mit der Schutzdau- er von Musikkompositionen mit Text. Werkverbin- Eine verlängerte Schutzdauer kann es nur geben, dungen gibt es aber nicht nur dort, sondern z.B. wenn der länger lebende Urheber (Textautor oder auch bei der Kombination von Text und Bild, z.B. Komponist) etwas Schutzfähiges geschaffen hat, Illustrationen in einem Kinderbuch. Auch dort sei es die Musik oder sei es den Text. Wird die könnte es sinnvoll sein, die Schutzdauer einheitlich Musik nur mit la-la-la … oder dergleichen dar- zu regeln. Die EU-Kommission macht insoweit kei- geboten, so dass für den Text kein eigenständiger ne Vorgaben. Der deutsche Gesetzgeber könnte die Schutz entsteht, läuft die Schutzdauer 70 Jahre erforderliche Umsetzung zum Anlass nehmen, die nach dem Tod des Komponisten ab. Umgekehrt Schutzdauer nicht nur bei Musikkompositionen mit kann dasselbe gelten, wenn ein Text z. B. mo- Text nach dem Tode des letzten Überlebenden zu be- noton immer mit dem gleichen Ton dargeboten rechnen, sondern z.B. auch bei der Kombination von wird. Die Grenzen sind fließend, sei es, dass ne- Text und Bild. ben der Monotonie ein individueller Rhythmus geschaffen wird, sei es, dass surreale Texte zwar b) Filmmusik keinen sogleich zugänglichen Sinngehalt haben, aber sprachlich doch etwas aussagen, oder sei es Eine Kombination aus mehreren Beiträgen und auch, dass Sprachelemente zu textlichen Klang- Werkarten entsteht auch beim Film. Dort kommt körpern werden. neben Musik und Text noch das Bild hinzu. Ei- nerseits gehen Beiträge des Regisseurs, Kame- e) Eigens für die Werkverbindung geschaffen ramanns, Cutters etc. im Film untrennbar inei- nander auf. Insoweit besteht Miturheberschaft. Nicht jede Kombination aus Musik und Text Andererseits lässt sich die für die Herstellung kommt in den Genuss einer längeren Schutzdauer, des Films benutzte Musik häufig auch außer- wenn einer der Urheber der beiden Beiträge spä- halb des Films verwerten, so dass man hier von ter stirbt. Vielmehr müssen sie eigens für diese einer Werkverbindung sprechen kann. Für die Kombination geschaffen worden sein. Der Schutz Schutzdauer von Filmwerken gibt es bereits eine eines schon vorbestehend und gemeinfreien Ge- einheitliche, auf der Schutzdauer-Richtlinie ba- dichts wird nicht länger oder lebt gar wieder auf, sierende, Sonderregelung. Sie bemisst sich nach wenn er nachträglich vertont wird. Es wird zwar dem Tode des letzten Überlebenden folgender kein gemeinsames Schaffen im Sinne der Mitur- Personen: Hauptregisseur, Urheber des Dreh- heberschaft verlangt, zumal dort die Schutzfrist buchs, Urheber der Dialoge und Komponist der schon jetzt erst 70 Jahre nach dem Tod des längst- für das betreffende Filmwerk komponierten Mu- lebenden Miturhebers erlischt (§ 65 Abs. 1 UrhG). sik (§ 65 Abs. 2 UrhG). Demnach ist die Filmmu- Textautor und Komponist müssen aber zu ihren sik 70 Jahre nach dem Tode des Längstlebenden Lebzeiten ihren Beitrag ausschließlich im Hin- der vier genannten Personen geschützt. Das gilt blick auf diese Kombination geschaffen haben. grundsätzlich aber nur hinsichtlich der Nutzung Das muss m.E. nicht gleichzeitig geschehen sein.
DKV INFORMATIONEN 1/2012 19 Urheber- und Vertragsrecht
Anhaltspunkt ist die erstmalige Veröffentlichung. wird, bleibt auch hinsichtlich der Schutzdauer un- Wird einer der beiden Beiträge schon früher ver- abhängig voneinander. öffentlicht, ist grundsätzlich davon auszugehen, dass dieser Beitrag nicht eigens für die Musik- h) Geltungsbereich komposition mit Text geschaffen worden ist. Die bis spätestens 1. November 2013 geschaffene f) Bearbeitung Neuregelung soll nicht nur für Musikkomposi- tionen mit Text gelten, die ab dem 01.11.2013 ge- Das schließt nicht aus, ein vorhandenes Werk im schaffen werden, sondern auch für diejenigen, von Hinblick auf eine Musikkomposition mit Text zu be- denen zumindest die Musikkomposition oder der arbeiten. Beispielsweise ließe sich ein gemeinfreies Text in mindestens einem Mitgliedstaat der EU am Märchen oder ein sonstiger bereits freier Stoff zu 1. November 2013 noch geschützt sind. War der einem schutzfähigen Libretto bearbeiten, welches eine Beitrag bereits gemeinfrei, der andere aber am wiederum mit der eigens hierfür geschaffenen Mu- 01.11.2013 noch geschützt, lebt die Schutzdauer für sik zu einer Oper verbunden wird. Ist die Bearbei- den gemeinfreien Beitrag wieder auf. Im Beispiel tung selbständig schutzfähig und wird sie eigens für des Rosenkavaliers wird die Musik am 01.11.2013 die Kombination von Musik und Text geschaffen, noch geschützt sein. Infolgedessen lebt die für das insbesondere erstmals mit dem anderen Beitrag ver- Libretto zu diesem Zeitpunkt bereits abgelaufene öffentlicht, kann insoweit die verlängerte Schutz- Schutzdauer wieder auf. dauer in Betracht kommen. Sie erfasst aber nur die Bearbeitung und erstreckt sich nicht auf das bear- i) Übergangsregelung beitete Werk. Lebt eine Schutzdauer wieder auf, fragt sich, was g) Nutzung außerhalb der Werkverbindung für bis dahin begonnene Nutzungshandlungen gelten soll. Für Nutzungshandlungen, die vor dem Ein eigens für die Musikkomposition mit Text 1. November 2013 stattgefunden haben, gilt die geschaffener Beitrag kann auch ohne den anderen bisherige Regelung. Was wegen noch andauernder Beitrag oder mit einem anderen Beitrag genutzt wer- Schutzdauer weiterhin geschützt war, durfte nur mit den. An der einmal gewonnenen Rechtsposition der Zustimmung des Urhebers (oder Rechtsinhabers) ge- ggf. verlängerten Schutzdauer ändert dies grund- nutzt werden. Was wegen Ablaufs der Schutzdauer sätzlich nichts. Wer diesen Beitrag unerlaubt allein nicht mehr geschützt war, konnte und kann bis zum oder in anderem Zusammenhang nutzt, begeht eine 1. November 2013 ohne Zustimmung des Urhebers Urheberrechtsverletzung; denn er nutzt den schutz- (oder Rechtsinhabers) genutzt werden, es sei denn, fähigen Teil einer nach wie vor geschützten Musik- der deutsche Gesetzgeber setzt die Richtlinie schon komposition mit Text. vor dem 01.11.2013 um. Daran wird festgehalten. Für die Zeit nach Wiederaufleben des Schutzes sol- Gestattet der Urheber (oder Rechtsinhaber) jedoch len die Mitgliedstaaten die notwendigen Bestim- eine Nutzung des einzelnen Beitrags, kommt es da- mungen treffen, um insbesondere die erworbenen rauf an, ob diese Nutzung noch im Rahmen der ur- Rechte Dritter zu schützen. Sinnvollerweise wird im sprünglichen Werkverbindung (Musikkomposition Beispiel des Rosenkavaliers der Verlag, der ohnehin mit Text) stattfindet oder nichts mehr mit ihr zu tun noch die Musikrechte besitzt, künftig auch wieder hat. Das Textbuch zur Oper wird man als eine die die Rechte am Libretto erhalten, zumal ein Drit- Werkverbindung Oper noch begleitende Nutzung ter ohne die Musikrechte die Oper nicht verwerten anzusehen haben. Es ist auch mehr als 70 Jahr nach könnte. Für die weitere ab 01.11.2013 stattfindende dem Tode des Textautors geschützt, wenn der Kom- Nutzung sollte sinnvollerweise eine angemessene ponist entsprechend später gestorben ist. Wird der Vergütung zu zahlen sein; in der Regel diejenige Be- Text mit Zustimmung des Urhebers hingegen un- teiligung, die der Urheber vor Ablauf der Schutzdau- ter einem anderen Titel, in Verbindung mit einem er dieses Beitrags erhalten hatte. anderen Werk oder auf andere Weise so benutzt, dass eine Verbindung zu der ursprünglichen Mu- sikkomposition mit Text nicht mehr erkennbar ist, Insgesamt betrachtet ist diese Regelung für die Kom- kann sich der Urheber (oder Rechtsinhaber) inso- ponisten vorteilhaft. Zunächst wird man abwarten weit nicht auf die ggf. verlängerte Schutzdauer die- müssen, wie der deutsche Gesetzgeber die Richtlinie ser Werkverbindung berufen. Was mit Zustimmung konkret umsetzt. der Rechtsinhaber unabhängig voneinander genutzt
DKV INFORMATIONEN 1/2012 Aus den Landesverbänden und Fachgruppen 20
Landesverband Mecklenburg-Vorpommern ein Teil des Philharmonischen Konzerts war und so im ganz normalen Turnus insgesamt drei Mal präsen- Prof. Peter Manfred Wolf tiert wurde. Zur gleichen Zeit, an zwei aufeinander folgenden Tagen kam im Konzert des Orchesters der Wie die Vorjahre, so stand auch das Jahr 2011 für Hochschule für Musik und Theater Rostock, unter der den Landesverband Mecklenburg-Vorpommern wieder Leitung des Rektors, Prof. Christfried Göckeritz, die ganz im Zeichen der Präsentation und der Vermittlung sehr selten gespielte 2. Abgesangsszene zur Auffüh- Neuer Musik, u.a. auch solcher, die von Mitgliedern un- rung, mit der fantastischen Aukse Petroni (Vilnius/ seres Landesverbandes komponiert wurde. Rostock) als Mezzo-Sopranistin. Nicht alle Konzert- ereignisse dieser überreich gefüllten Woche können 2011 wurden wiederum zwei Mitgliederversamm- hier genannt werden, Orgelwerke (mit dem hervorra- lungen durchgeführt, am 03.06. und am 25.11. Sehr genden Organisten-Ehepaar Christina und Birger Pe- langsam, aber eben doch stetig, steigt die Mitglieder- tersen) waren ebenso Teil des Festivals wie zwei der zahl des Landesverbandes (gegenwärtig sind 28 Kom- „Fremden Szenen“ (Klaviertrios) in brillanter Inter- ponisten im LV Mecklenburg-Vorpommern gemeldet). pretation des Morgenstern-Trios. Im Mittelpunkt stand auch 2011 wieder das Festival „Brücken“ für Neue Musik in Mecklenburg-Vorpom- International war die Gruppe der Studierenden, die mern, das vom 19. - 27. November 2011 gemeinsam als Teilnehmer am Meisterkurs bei Wolfgang Rihm vom Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des angereist waren. Unterstützt durch das Hochschul- DKV, dem Verein für Neue Musik M.-V. und der netzwerk ABAM (Association of Baltic Academies Hochschule für Musik und Theater Rostock veran- of Music) nahmen 19 junge Komponisten aus 8 Hoch- staltet wurde. schulen die Gelegenheit wahr, ihre Werke im Mei- Wiederum expandierte das Festival und präsentierte sterkurs zu präsentieren. In drei Studio-Konzerten insgesamt 13 Konzerte, hinzu kamen drei Studio- brachte dann ein junges Hochschulensemble unter konzerte, Lectures und eine öffentliche Probe. der Leitung des Rostocker Kompositionsstudenten Composer in residence war 2011 mit Wolfgang Rihm Konstantin Heuer diese Werke in hervorragenden In- der vielleicht berühmteste lebende deutsche Kom- terpretationen zur Aufführung. ponist, der ganz sicher als einer der wichtigsten Tonschöpfer und Musikphilosophen unserer Zeit gelten darf. Wichtige Werke seines kammermusika- lischen Oeuvres wurden in zwei repräsentativen Kon- zerten durch das „ensemble recherche“ (Freiburg) ex- emplarisch und kongenial zur Aufführung gebracht, unvergesslich bleibt, für jeden der dabei war, die In- terpretation der „Musik für drei Streicher“ (1977). Fabelhaft präsentierten auch Studierende der Hoch- schule für Musik und Theater in einem „Langen Wolf- gang Rihm Abend“ nicht weniger als 30 Werke Rihms. Gleich am zweiten Tag des Festivals brachte ei- ner der engsten Weggefährten Rihms, der Pianist und Musikwissenschaftler Siegfried Mauser, einen repräsentativen Querschnitt des Rihm’schen Kla- Prof. Wolfgang Rihm vierwerks in einem moderierten Konzert zu Gehör. Mit bewegendem, langem Applaus wurden Pianist Das Festival gewinnt immer mehr Freunde und An- und Komponist gefeiert - ein früher Höhepunkt der hänger, immer größer wird der Zuschauerzuspruch und Festivalwoche. von Jahr zu Jahr bewerben sich immer mehr Ensembles Bewegend waren auch die Orchesterkonzerte am Er- und Solisten um eine Mitwirkung bei dem Festival. öffnungstag, sowie an den beiden Folgetagen (tatsäch- Wie in den Vorjahren kamen in zwei eigenen Kon- lich kam es erstmals bei „Brücken“ zu einer Über- zerten im prominenten Rahmen des Festivals Werke schneidung von Veranstaltungen). Die Norddeutsche von Mitgliedern unseres Landesverbandes zur Auf- Philharmonie mit ihrem neuen GMD Florian Krum- führung, glänzend und mit Hingabe interpretiert pöck beteiligte sich in wunderbarer Weise bereits zum durch das Ensemble „mv-connect“ unter der Leitung zweiten Male am „Brücken“-Festival und steuerte mit der Pianistin Ulrike Mai. „Nähe fern I“ ein erst wenige Monate zuvor kompo- Das erste dieser Konzerte bildete ein großes Abend- niertes Werk bei. Besonders schön war, dass dieses konzert im Kammermusiksaal der Rostocker Hoch-
DKV INFORMATIONEN 1/2012 21 Aus den Landesverbänden und Fachgruppen schule und präsentierte Werke von Reinhard Lippert, LV Sachsen Mathias Husmann, Peter Manfred Wolf, Dongdong Personelle Veränderung im LV Sachsen Liu und Sven Daigger. Als Gast der HMT Rostock weilte der amerikanische Komponist Don Bowyer Prof. Matthias Drude unter den Zuhörern, und es war besonders schön, dass „mv-connect“ sowohl im ersten als auch im Der bisherige stellvertretende Vorsitzende Dr. Johannes zweiten Konzert mit Werken des DKV-Landesver- S. Voit musste kurzfristig sein Amt niederlegen, da er bandes auch je ein Werk Bowyers zur Aufführung als Referent für Musikvermittlung und PR an die Phil- brachte. harmonie Köln berufen wurde. Prof. Matthias Drude, 1. Vorsitzender des LV Sachsen, dankte ihm für seine Das zweite Konzert mit Komponisten des Landes- engagierte und ideenreiche Arbeit und wünschte ihm verbandes, das mit einer Sonntagmorgen-Matinee für seine neue berufliche Aufgabe alles Gute. Auf der am 27. November das Abschlusskonzert des Festivals Mitgliederversammlung des LV Sachsen am 3. März darstellte fand an einem ungewöhnlichen, nunmehr 2012 in Leipzig wurde als sein Nachfolger zunächst aber bereits bestens eingeführten Ort, einem Au- für ein Jahr bis zum nächsten turnusgemäßen Wahlter- tohaus am östlichen Rande Rostocks statt. Die hier min Tobias Schick einstimmig gewählt. Tobias Schick präsentierten Werke von unseren Mitgliedern Lutz ist Diplomand im Studiengang Komposition an der Gerlach, Peter Tenhaef, Malte Hübner und Benjamin Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Lang und eben einem Werk Don Bowyers wurden Im vergangenen Jahr wurde er mit dem Förderpreis ergänzt durch eine Ehrung an unseren composer in für junge Komponisten und Musikwissenschaftler des residence, die Hölderlin-Fragmente für Gesang und Sächsischen Musikbunds ausgezeichnet. Die Wieder- Klavier von Wolfgang Rihm. belebung des Arbeitskreises „Junge Komponisten“ mit einem Kammermusikprojekt und die Verbindung zum Doch nicht nur das Brücken-Festival mit seinem Sächsischen Musikbund e.V. (Verein zur Förderung festen Termin im November prägte die Aktivitäten zeitgenössischer Musik) werden seine voraussicht- des Landesverbandes im letzten Jahr. lichen Arbeitsschwerpunkte im Landesvorstand sein. Im „Composers Concert“ wurde die Idee, „Kom- ponisten präsentieren ihre Werke in Selbstauffüh- rungen“ fortgesetzt und etliche Mitglieder unseres LV Sachsen-Anhalt Landesverbandes folgten der Einladung, so dass die Neuer Vorstand und neue Aufgaben noch relativ neue Konzertreihe mit einer Veranstal- tung am 3. Juni im Konservatorium „Rudolf Wag- Bericht von Prof. Thomas Buchholz ner-Régeny“ der Hansestadt Rostock mit Werken von Birger Petersen, Malte Hübner, Peter Manfred Am 21. Dezember vergangenen Jahres hat sich der Landes- Wolf, Peter Tenhaef, Chanhee Lim und Derik Liste- verband einen neuen Vorstand gewählt, da der bis dahin mann, die selbst spielten und erläuterten, erneut mit amtierende Vorsitzende Bernhard Schneyer von Beginn reichem Applaus eines ausgesprochen interessierten seiner Amtszeit an darum gebeten hatte, den Vorsitz nur und aufgeschlossenen Publikums bedacht wurde. interim zu übernehmen, bis ein neuer Vorsitzender gefun- den wird. Dennoch waren die Mitglieder der Auffassung, Bereits zum zweiten Male fand 2010/11 das Koope- auf die Kompetenz von Bernhard Schneyer, der unter an- rationsprojekt des Landesverbandes M.-V. mit dem derem eine überaus erfolgreiche Komponistenklasse am Sächsischen Musikbund und dem Landesverband Magdeburger Konservatorium leitet, nicht zu verzichten. Sachsen des DKV statt, das mit zwei Konzerten im Am besagten Wahltermin entschied sich die Mitglieder- Mai in der Musikschule Stralsund und der Hochschule versammlung nun für Herrn Prof. Thomas Buchholz als für Musik und Theater Rostock die Veranstaltungen Vorsitzenden und Herrn Bernhard Schneyer als Stellver- des Vorjahres aus Bautzen und Hoyerswerda wieder- treter. Mit Thomas Buchholz wurde ein mit der Vereinsa- holte. rbeit seit vielen Jahren vertrauter und erfahrener Kollege 2012 geht dieses wunderbare, Mecklenburg-Vorpom- gewonnen, der zudem als Komponist und als langjähriger mersche und Sorbische Komponisten präsentieren- künstlerischer Leiter der Hallischen Musiktage in Mittel- de Konzertprojekt, das durch unser Mitglied Malte deutschland einen guten Namen hat. Buchholz ist seit An- Hübner ins Leben gesetzt wurde, in die dritte Runde; fang der 90er Jahre Mitglied im DKV. „Fernweh III“, wird den Kirchenraum und die Orgel zum Thema haben. Unruhe kann man unter den Mitgliedern des Landes- Man darf gespannt sein. verbandes ausmachen, wenn man die jüngste Entwick- lung verfolgt. So wurde am 14. Januar 2012 der Vize-
DKV INFORMATIONEN 1/2012 Aus den Landesverbänden und Fachgruppen 22
präsident des Landesmusikrates Bernhard Schneyer in Das derzeitige Domizil des Landesverbandes, das auch einer außerordentlichen Mitgliederversammlung aus den Förderverein LVDK und den Hallische Musiktage seiner Funktion abgewählt. Ursache waren unlösbare e.V. beherbergt, wird seitens der Stadt Halle zum Jah- Differenzen zwischen dem Präsidenten Herrn Prof. resende aufgekündigt. Auch die bisherige Praxis, dass Wolfgang Kupke und Herrn Schneyer über die Förde- die Stadt sich an den Mietkosten beteiligte, ist einge- rung von Komponistinnen und Komponisten aus Sach- stellt worden, so dass die Vereine auf den Kosten sitzen sen-Anhalt im Wirkungsbereich des Landesmusikrates. bleiben. Gegen Ende des Jahres droht die Kündigung Eine besondere Rolle dabei spielte das seit wenigen und damit die Auflösung eines ganzen Künstlerhauses Jahren neu installierte Festival IMPULS. Anstehende in Halle. Damit setzt die Stadt den aus Sparzwängen Neuwahlen des gesamten Präsidiums des Landesmusi- begonnenen Abbau der Kultur fort. Es bleibt abzuwar- krates im Herbst werden die derzeitige Entscheidung ten, was eine Vollversammlung am 21.03.2012 mit Ver- entweder bestätigen oder korrigieren. tretern des Kulturbüros der Stadt Halle bringen wird.
Am 08. Februar 2012 berief der neue Vorstand die erste Mitgliederversammlung nach Magdeburg ein. DEFKOM (die Geschichte bis jetzt…) In der Folge werden die Versammlungsorte zwischen Halle und Magdeburg turnusmäßig wechseln, so dass Micki Meuser alle Mitglieder in den Genuss einer längeren Anrei- se kommen. Wesentliches Thema war die nach der Die DEFKOM (Deutsche Filmkomponistenunion), Abwahl von Herrn Schneyer entstandene Situation. offiziell gegründet als Fachgruppe im DKV, ist jetzt Inwieweit sich die Mitglieder des Landesverbandes gerade mal 9 Monate alt. In dieser Zeit ist viel passiert, des DKV durch den Landesmusikrat als landesinter- und wir freuen uns, heute schon von zahlreichen DEF- nen Dachverband vertreten fühlen können, wird eine KOM-Aktivitäten berichten zu können. interne schriftliche Anfrage an das derzeitige Präsi- dium zu klären versuchen, so der derzeitige Beschluss. Nachdem die Idee zur Gründung der DEFKOM im Das Ergebnis wird abzuwarten sein. Im Brennpunkt September 2010 in einer Filmkomponistenrunde stehen dabei selbstverständlich die sich mit neuer Mu- um Prof. Enjott Schneider entstand, trafen sich am sik präsentierenden Festivals in Sachsen-Anhalt. Das 12. Januar 2011 nach der außerordentlichen Mitglieder- neue Festival IMPULS, das insgesamt, an den Publi- versammlung der GEMA ca. 60 Filmkomponistinnen kumszahlen gemessen, sehr erfolgreich die Orchester und Filmkomponisten, um über die Gründung einer des Landes zum Spielen neuer Musik anregt und da- Deutschen Filmkomponistenunion zu diskutieren. bei deren Potentiale nutzt, fußt auf einer Idee des der- zeitigen Intendanten Hans Rotman. Veranstalter ist Ein „vorläufiges Leitungsgremium“ wurde zusammen- der Landesmusikrat. Andererseits haben es etablierte gestellt, Arbeitsgruppen wurden gegründet, ein DEF- Festivals wie die „Hallischen Musiktage“ (seit 1955) KOM-Internet - Forum mit reger Beteiligung wurde oder das Tonkünstlerfest (seit 1991) schwer zu beste- aufgebaut und schon nach kurzer Zeit konnte man per hen, da diese bei einer drastischen Reduzierung der Antrag DEFKOM-Mitglied werden. öffentlichen Förderung bisherige Aufgaben nicht mehr in dem früheren Umfang wahrnehmen können. Für die Komponistinnen und Komponisten bedeutet das einen dramatischen Einschnitt an Aufführungsmöglichkeiten in ihrem Wirkungsumfeld. Der DKV Landesverband wird hier auch gegenüber dem Kultusministerium den Finger in die Wunde legen müssen. Denn zu einer gu- ten Kulturpolitik gehört auch, dafür zu sorgen, dass die Künstler im eigenen Lande über ausreichende Arbeits- möglichkeiten verfügen. v.l.n.r. Im November 2012 werden die nächsten Hallischen Jochen Schmidt-Hambrock, Ali Askin, Musiktage unter dem Thema MUSIK.NOTEN statt- Markus Lehmann-Horn, Christian Heyne, finden. Unsere Mitglieder werden dabei die Möglich- Marcel Barsotti, Micki Meuser, Helmut Zerlett, keit haben, sich mit Kammermusikwerken zu präsen- Hans Peter Ströer, Dr. Rainer Fabich, Dr. Ralf Weigand, tieren. Da die Planung noch im Fluss und die Finan- Mario Lauer, Detlef Petersen, Oliver Heuss, zierung nur zu 80 % gesichert ist, können jetzt noch vorn: keine konkreten Termine benannt werden. Philipp Kölmel, Dieter Schleip, am 22.06.2011
DKV INFORMATIONEN 1/2012 23 Aus den Landesverbänden und Fachgruppen
Nach einem halben Jahr Vorbereitungsarbeit stimmte Schmidt-Hambrock zum ersten Stellvertreter gewählt. dann am 20. Juni 2011 die Mitgliederversammlung Beide nahmen die Wahl dankend an. des DKV in München zur großen Freude der DEF- KOM-Mitglieder einer Satzungsänderung zu und er- In der Folge waren die DEFKOM-Fachgruppenleitung möglichte Fachgruppen. Noch am gleichen Tag grün- oder DEFKOM-Mitglieder unter anderem auf fol- dete sich die DEFKOM offiziell und als Fachgruppe genden Veranstaltungen präsent und haben die Belange im DKV. Wiederum ca. 60 anwesende Filmkomponis- der Komponisten und speziell der Filmkomponisten tinnen wählten 13 Kollegen in den Vorstand. Es wurde formuliert und vertreten: siehe Tabelle. ein DEFKOM-Jahresbeitrag von 100 € (ermäßigt 50 €) beschlossen. Die DEFKOM war in 2011 aktiv in diversen kulturellen und politischen Diskussionen, im letzten Halbjahr aus Damit ging‘s los. aktuellem Anlass vor allem zum Thema Urheberrecht, essentiell für alle Komponisten und mehr als nur ein Nachdem schon in der Gründungsphase von Januar juristisches Werk, denn es stellt unser Bezahl- und Ho- bis Juni 2011 drei DEFKOM-Newsletter veröffent- norierungssystem dar. Wenn die Politik daran „dreht“, licht wurden, ging die DEFKOM-Website defkom. geht es um unsere Lebensgrundlage. de online, und es erschienen weitere, nun offizielle DEFKOM-Newsletter, ab November 2011 sogar in 14tä- So waren fünf DEFKOM-Mitglieder bei der Initia- giger Frequenz, der 2 / Wochen-Takt. tive Urheberrecht, haben unsere spezifischen, „film- musikalischen“ Urheberrechtsprobleme formuliert. Am 23. Juni 2011 gab DEFKOM-Vorstandsmitglied Wir haben, wie der DKV und andere Verbände, dem Micki Meuser auf der C‘n‘B Convention in Köln ein „Netzpolitischen Leitantrag“ der Grünen vehement wi- Statement von Seiten der Urheber zum Thema Urhe- dersprochen und den Dialog mit den Parteien und der berrecht ab und stellte den neu gegründeten Verband Wirtschaft, bis hin zu den Piraten und dem Google fi- vor. Eingeladen hatte die c/o Pop. nanzierten „Collaboratory“ gesucht.
Vom 25. Juni bis 2. Juli 2011 war die DEFKOM mit Es gab dazu immer Links zu Stellungnahmen des mehreren Vorständen und vielen Mitgliedern auf der DKVs, außerdem zu den beruflich verbundenen Regie- FilmTonArt in München vertreten. und Drehbuchautorenverbänden und ihren Reaktionen.
Am 21. Juli 2011 wählte der DEFKOM-Vorstand, der sich seit der offiziellen Gründung als DKV-Fachgruppe Aktivitäten im Jahr 2012 „Fachgruppenleitung“ nennt, in einer Skype-Konfe- renz seine Vorsitzenden. Mit einstimmigem Votum Auch in diesem Jahr gab es schon eine Reihe von DEF- wurden Micki Meuser zum Vorsitzenden und Jochen KOM-Aktivitäten.
- 07.07.2011 Berlin Initiative Kreativwirtschaft, im BMWI - 06.09. - 09.09.2011 Berlin Berlin Music Week - Popkomm - 20.09.2011 Berlin Social Media Week - Collaboratory (Google) - 17.09. - 23.09.2011 Wien International Film Music Days Vienna - 10.10.2011 Berlin „Die Linke“ - Urheberrecht für das digitale Zeitalter (Expertenrunde im Bundestag) - 10.10.2011 Berlin Piratenpartei - erstes informelles Treffen, weitere Gespräche vereinbart - 17.10.2011 München Persönliches Treffen der Fachgruppenleitung - 22.10.2011 München Nacht der Filmmusik - 26.10.2011 Berlin Initiative Urheberrecht - Staatsminister Neumann - 03.11. - 06.11.2011 Köln SoundTrack_Cologne 8.0 - 09.12.2011 München DKV-Sitzung des erweiterten Vorstandes
Tabelle: Veranstaltungen der DEFKOM-Fachgruppenleitung oder DEFKOM-Mitglieder
DKV INFORMATIONEN 1/2012 Aus den Landesverbänden und Fachgruppen 24
20 Kollegen, die den Weg in den Lindenbräu am Pots- damer Platz gefunden hatten. In der zweiten Märzwoche nutzte die DEFKOM außer- dem die Möglichkeit zu einem Statement zum Urhe- berrecht aus Sicht der Urheber in der Zeitschrift Mu- sikwoche.
Es ist also schon viel passiert seit Gründung der DEF- KOM und ein paar Dinge wurden schon bewegt. Durch die aktuellen Ereignisse waren wir in unserer Arbeit in den ersten Monaten ziemlich urheberrechtslastig. Die aktuelle Diskussion um „unser“ Urheberrecht ist allerdings so essentiell, dass jede Stimme aus Urheber- kreisen zählt. Hier kann es nicht genug Statements und Verbreitung unserer Position geben.
Wir haben uns vorgenommen, im kommenden Jahr mehr auf die speziellen Belange von Filmkomponisten und auf kulturelle Themen zu fokussieren. Allerdings Prof. Enjott Schneider können wir auch aus Sicht der Filmkomponisten die zum Teil bedrohlichen Entwicklungen in Politik, Presse Am 31.01.2012 fanden in Hamburg zum ersten Mal die und Öffentlichkeit nicht unkommentiert lassen. Hier zie- „Kamingespräche“ statt, eine für alle Komponisten hen alle Komponisten und alle Urheber an einem Strang. offene DEFKOM-Diskussionsrunde um die Vorstände Oliver Heuss und Detlef Petersen, die sich in Zukunft Wir alle im DEFKOM-Leitungsgremium sind auch im alle zwei Monate treffen wird Nachhinein davon überzeugt, mit der Positionierung der DEFKOM als Fachgruppe innerhalb des DKV die Während der Berlinale gab es erwartungsgemäß meh- richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die reich- rere Treffen und äußerst interessante Gespräche. Her- haltige Bilanz der vergangenen Monate zeigt deut- vorheben möchten wir das gut besuchte „Get Together“ lich, dass die von uns lebhaft genutzten Spielräume der Verbände der Medienkomponisten am 13.02.2012 in nicht nur für uns und unsere Mitglieder, sondern auch einer Location am Potsdamer Platz. Am folgenden Tag für die weiteren Fachgruppen und für die gesamte hatte die DEFKOM ihre bei der Berlinale anwesenden Mitgliedschaft des DKV nützlich sind. Gleichzeitig Mitglieder zu einem lockeren Austausch eingeladen. wird das wachsende Bewusstsein für den notwen- DEFKOM-Vorsitzender Micki Meuser begrüßte über digen Zusammenhalt aller Komponisten im gesamten Spektrum immer deut- licher spürbar. Wir sind zuversichtlich für ein weiteres Gedeihen dieser fruchtbaren und höchst notwendigen Ansätze.
Die DEFKOM bekennt sich ausdrücklich zum kulturellen Wert von Filmmusik und zu der Notwendigkeit, Kultur in Deutschland durch öffentliche und poli- tische Arbeit zu för- dern.
Helmut Zerlett
DKV INFORMATIONEN 1/2012 25 Stiftungen
Förderungs- und Hilfsfonds des Deutschen Konzertprojekt 14x14, Benjamin Schweitzer Komponistenverbandes 20 Jahre die Neue Brücke, Kurt Richter Tätigkeitsbericht 2011 2. Hörfest Neue Musik, Initiative Neue Musik Ostwestfalen Lippe e.V. Das Kuratorium tagte im Jahr 2011 5mal. Auf der Landschaft für Goldmann, Dr. Stefan Amzoll Tagesordnung der Stiftung standen die Prüfung der Stiftung durch das Finanzamt, Satzungsänderungen Preisgeld für „Jugend musiziert“, Landesmusikrat sowie die vorliegenden Anträge. Thüringen e.V. Randspiele - Festival für zeitgenössische Musik, Im Jahr 2010 hatte das Finanzamt der Stiftung für Sankt-Annen-Kirchengemeinde Zepernick die Jahre 2006 bis 2008 die Gemeinnützigkeit erteilt. Konzerte des Sächsischen Musikbundes e.V. Bei einer nochmaligen Prüfung durch das Finanzamt wurde dann bemängelt, dass die Stiftung in diesen Doppel-CD mit Werken zeitgenössischer Kom- Jahren Projekte von Körperschaften gefördert habe, ponisten aus Sachsen, Sächsischer Musikbund e.V. die selbst nicht gemeinnützig sind. Im Jahr 2004 Konzerte mit zeitgenössischer Musik „Transits“, gab es eine Gesetzesänderung, die aber genau das Modern Art Ensemble nicht mehr erlaubt. Die Stiftung war aber weder bei „Brücken“ - Festival für Neue Musik in einer vorhergehenden Prüfung durch das Finanzamt Mecklenburg-Vorpommern 2011, Verein für Neue im Jahr 2006 noch durch die Steuerbüros auf diese Musik Mecklenburg-Vorpommern e.V. Gesetzesänderung hingewiesen worden. Das hatte für die Stiftung leider Steuernachzahlungen zur Folge. Weimarer Frühjahrstage und ARTMUSFAIR. Das Kuratorium hat daraus sofort Schlussfolgerungen education, via nova - zeitgenössische Musik in gezogen. Vom Kuratorium werden nur noch Anträge von Thüringen e.V. Körperschaften bearbeitet, die schriftlich den aktuellen Kammermusikabend, Freunde der Tonkunst und Freistellungsbescheid des Finanzamtes vorlegen. Musikerziehung e.V. Festival für zeitgenössische Musik „Spinnerei VI“, Im vergangenen Jahr wurden in den Sitzungen auch Musik Projekt Sachsen e.V. Satzungsänderungen beschlossen und vorbereitet. In der Ordentlichen Mitgliederversammlung des DKV Konzert der Gruppe Neue Musik Berlin wurde im Juni 2011 eine Namensänderung der Stiftung Potsdamer Chansonfestival, Dr. Hans-Dieter Meyer beschlossen. Die Stiftung heißt nun Förderungs- und zu Düttingdorf Hilfsfonds des Deutschen Komponistenverbandes. Diese Falk Zenkers Magische Gedankenreise, Antragsteller: Namensänderung hatte das Kuratorium der Stiftung der via nova - zeitgenössische Musik in Thüringen Mitgliederversammlung aufgrund der Zustiftung durch das Ehepaar Brüsewitz beschlossen. Da nun größere Jazzorchester Propopätz, Hannes Zerbe Vermögen von zwei Komponisten in der Stiftung sind, Nacht der Filmmusik, Hochschule für Musik sollte nicht nur ein Name im Stiftungsnamen erscheinen. München Kleinfestival „Surroundings - Elements und Vom Finanzamt wurde das Kuratorium der Stiftung Dynamics“, musik21 e.V. aufgrund einer geänderten Gesetzeslage zu einer weiteren Satzungsänderung aufgefordert, die das Kuratorium „JAZZ MEETS KIDS“, Hannes Zerbe der Mitgliederversammlung in diesem Jahr vorlegen Konzertreihe des via nova - zeitgenössische Musik wird. Die Satzung ist dahingehend zu ändern, dass die in Thüringen e.V. über die Mittelvergabe entscheidenden Gremien nicht Pyramidale Festival für Neue Musik und identisch sein dürfen mit dem Vorstand des Deutschen interdisziplinäre Kunstaktionen, Susanne Komponistenverbandes. Die Vorbereitungen zu dieser Stelzenbach, Ensemble pianoplus Satzungsänderung wurden in Sitzungen im Jahr 2011 begonnen. Klänge vernetzt, Musik21 e.V. (Antrag aus dem Jahr 2010, erst 2011 ausgezahlt) Wie in jedem Jahr lagen auch im Jahr 2011 wieder Stipendium für Aspen Musikfestival in den USA für zahlreiche Anträge vor. Leider konnte das Kuratorium einen Filmmusikstudenten nicht alle eingereichten Projekte berücksichtigen, da die " Mittel nur in einem gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen eine Unterstützung gewährt werden. für Satzungszwecke ausgegeben werden dürfen.
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Zuwendungen aus dem Förderungs- bei Krankheit, Unfall, oder bei unverschuldet erlittenen, und Hilfsfonds des Deutschen die Einnahmen beeinträchtigenden Ereignissen, und Komponistenverbandes auch bei Einnahmeverlusten die im Zusammenhang $" ' " $ " * Prof. Harald Banter gesellschaftliche Veränderungen stehen.
Laut Satzung des Förderungs- und Hilfsfonds dient Das Stiftungsvermögen von Helmut Brüsewitz kann das Zweckvermögen ausschließlich und unmittelbar nach ähnlichen Kriterien wie das von Paul Woitschach ge-meinnützigen Zwecken im Sinne der §§ 51 ff der für in Not geratene Kolleginnen und Kollegen, die Abgabenordnung. Aufgabe des Zweckvermögens ist auf dem Gebiet der Unterhaltungsmusik tätig sind, eingesetzt werden. Darüber hinaus sind Zuwendungen die Förderung der Tonkunst, insbesondere durch für Projekte vorwiegend der Unterhaltungsmusik, z. B. zweckgebundene Zuwendungen für die mit der für Konzerte, Kompositionswettbewerbe, Stipendien künstlerischen Tätigkeit unmittelbar oder mittelbar und Preise, möglich, wie dies ausdrücklich vom Stifter zusammenhängenden, angemessenen Aufwendungen bestimmt wurde. für musikalische Produktionen, Pilotprokekte, Wett- bewerbe und Publikationen Falls Sie Hilfe benötigen, zögern Sie nicht, gut die Verleihung von Preisen zur Förderung musika- begründete Anträge mit entsprechenden Nachweisen an lischen Schaffens unsere Geschäftsstelle einzureichen. Wir sichern Ihnen die Unterstützung von Komponisten und deren An- absolute Diskretion zu. gehörigen bei Bedürftigkeit. An dieser Stelle sei noch einmal angemerkt, dass alle Die dem Fonds z. Zt. zur Verfügung stehenden Mittel Mitglieder unseres Verbandes überlegen sollten, z. B. im setzen sich aus dem Nachlassvermögen zwei unserer Falle von fehlenden Erben, die Möglichkeit zu prüfen, ehemaligen Mitglieder zusammen: von Paul Woitschach dem vorbildlichen Beispiel der bisherigen Stifter zu und Helmut Brüsewitz. Beide Komponistenkollegen folgen und durch Zustiftungen zum Förderungs- und haben in ihren testamentarischen Verfügungen ge- Hilfsfonds des Deutschen Komponistenverbandes naue Anweisungen erteilt, nach welchen Kriterien Zu- das Stiftungsvermögen zu erhalten und zu mehren. wendungen erfolgen sollen. Sie würden damit dazu beitragen, für bedürftige Kolleginnen und Kollegen Hilfe zu gewähren und Das Stiftungsvermögen von Paul Woitschach ist Unterstützung für förderungswürdige Projekte zu lt. dessen Verfügung dazu geschaffen, älteren, in Not ermöglichen. geratenen Kollegen aller Musikgenres zu helfen. Eine solche Notlage, in denen das durchschnittliche " " Situationen gegeben:
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Die Gewinnerinnen „Grün & Huth“
Das Potsdamer Chansonfestival Ein kleiner Zeitsprung, nur drei Jahre weiter:
Dr. Hans-Dieter Meyer zu Düttingdorf Es ist November 2011. Das Licht im barocken, vollbesetzten Schlosstheater geht aus, das Murmeln des Irgendwann an einem sommerlichen Tag im Jahr 2008 Publikums senkt sich. Die Scheinwerfer gleißen. TV- saßen Juan Carlos Risso von der Berliner Agentur JR Star Andrea Kathrin Loewig eröffnet das Potsdamer Promotions und der Chansonnier HADI im Potsdamer Chansonfestival musikalisch mit Ausschnitten aus Schlosshotel Cecilienhof mit der dortigen Direktorin ihrem aktuellen Bühnenprogramm, dann beginnt der zusammen. Alle drei sinnierten über Musik, über die Wettbewerb. Von Weinheim über Köln bis Hamburg Freude am Chanson und an schönen Texten. War das kamen die Beiträge und kämpfen um die Trophäe, die Geburtsstunde des Potsdamer Chansonfestivals? um den Potsdamer Chansonpreis. Hinter der Bühne Vielleicht. Auf jeden Fall wurde der Keim für die Idee geht es freundschaftlich zu. Ja, natürlich kann nur dazu dort gelegt. Schnell war ein Konzept entworfen, einer gewinnen, aber das gemeinsame Erlebnis zählt. die Hoteldirektorin gab grünes Licht, Zimmer für Am Ende eines langen musikalischen Abends, der Musiker zur Verfügung zu stellen, mit viel Mühe wurde den Höhepunkt eines fast über ein Jahr dauernden ein Ort gefunden und dann eine Pressemitteilung Wettbewerbes markierte, erhält ein junger Musiker aus verfasst: „Musiker gesucht!“ Ehe sie sich versahen, Tuttlingen die Trophäe und den vom Förderungs- und hatten die drei „Sommerfrischler“ ein Chansonfest Hilfsfonds des Deutschen Komponistenvernbandes ins Leben gerufen. Alles basierte auf Freundschaft + <