Wien, 06 07 2012

Zusammenstellung der Medienberichte zu HBM und Antikorruption1

AV-Medien

1.1. HÖRFUNK

13.07.09 12:00 Ö1 Mittagsjournal

Abwehramt: Ermittlungen wegen Geheimnisweitergabe an FPÖ

Theiretzbacher Christian (ORF) Sind die Handys von Nationalratsabgeordneten tatsächlich rechtswidrig von der Polizei überwacht worden? Haben sich Abgeordnete mithilfe der Polizei gegenseitig bespitzelt und welche Rolle haben dabei ausländische Geheimdienste gespielt? Diesen drei Fragen soll der am Freitag von allen Parteien überraschend eingesetzte sogenannte Spitzeluntersuchungsausschuss des Parlaments nachgehen. Fraglich ist noch, ob der Ausschuss auch eine offenbar undichte Stelle im Abwehramt untersuchen soll. Von dort, aus der Spionageabwehr des Bundesheeres, sollen vertrauliche Informationen weitergegeben worden sein. SPÖ-Verteidigungsminister bestätigt im Ö1-Mittagsjournal-Interview, dass es in diese Richtung Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gibt. Das Justiz- und das Innenministerium hingegen wollten zu den Vorwürfen uns gegenüber bisher nicht Stellung nehmen. Susanne Schnabl mit den Details.

Schnabl Susanne (ORF) Zwei Ministerien sind derzeit von den Vorwürfen betroffen, die im Untersuchungsausschuss unter die Lupe genommen werden sollen: Das Justiz- und das Innenministerium. U.a. geht es dabei um die Frage, ob die Staatsanwaltschaft im Büro für interne Angelegenheiten rechtmäßig den Auftrag erteilt hat, das Handy von FPÖ-Mandatar Peter Westenthaler vorigen Sommer zu überprüfen und ob Peter Westenthaler tatsächlich der einzige Abgeordnete war, der ohne die Zustimmung des Parlamentes von der Polizei überwacht wurde. Geklärt werden soll auch, inwiefern

1 Ausgewertete Mediensparten: Rundfunk, Fernsehen und Zeitungen. 1

Geheimdienste versucht haben sollen, Abgeordnete zu beeinflussen. Denn derzeit kursieren dazu ja nur Gerüchte. Der Verfassungsschutzbericht ist noch nicht veröffentlicht worden. Weder die dafür zuständige Innenministerin noch die Justizministerin Claudia Bandion-Ortner wollten dazu aber heute Stellung nehmen. Ein drittes Ministerium, nämlich jenes von Verteidigungsminister Norbert Darabos, könnte jetzt ebenfalls Gegenstand parlamentarischer Untersuchungen werden, denn angeblich, so die Vorwürfe, sollen im dortigen Militärgeheimdienst, dem Abwehramt, vertrauliche Informationen an Politiker geflossen sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, bestätigt jetzt auch Verteidigungsminister Norbert Darabos.

Darabos Norbert (SPÖ) Es ist so, dass die Staatsanwaltschaft ermittelt. Das sind allerdings Fälle, die aus den Jahren 2000, 2001 herrühren, also lange vor meiner Ministertätigkeit. Aber es ist in Richtung Datenabfluss da ermittelt worden und wird nach wie vor ermittelt.

Schnabl Susanne (ORF) Jetzt gibt es Gerüchte, wonach es um Beamte gehen soll, die angeblich vertrauliche Informationen an FPÖ-Politiker weitergegeben haben sollen. Stimmt das?

Darabos Norbert (SPÖ) Das kann ich nicht sagen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wir haben vom Verteidigungsministerium aus im April dieses Jahres bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet, weil es eben Indizien dafür gegeben hat. Aber es gilt natürlich die Unschuldsvermutung für die Beamten. Die sind mittlerweile auch nicht mehr in diesen Funktionen, die sie früher hatten. Ich habe einen neuen Leiter des Abwehramtes eingesetzt nachdem ich Minister geworden bin. Und ich kann sagen mit ruhigem Gewissen, dass wir sukzessive dort aufgeräumt haben und dass diese Frage jetzt sich für die Staatsanwaltschaft stellt, was damals tatsächlich passiert ist.

Schnabl Susanne (ORF) Sie sagen, Sie haben dort aufgeräumt. Heißt das, es ist an den Vorwürfen was dran?

Darabos Norbert (SPÖ) Das weiß ich nicht. Das muss die Staatsanwaltschaft beurteilen, aber alleine der Verdacht der Datenweitergabe veranlasst natürlich den Leiter des Abwehramtes dazu, von den Mitarbeitern Abstand zu nehmen, die sind jetzt nicht mehr im Abwehramt.

Schnabl Susanne (ORF) Wo arbeiten diese Beamten jetzt?

Darabos Norbert (SPÖ)

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Die sind in andere Dienststellen versetzt worden im Rahmen des Österreichischen Bundesheeres. Aber ich möchte jetzt keine Namen nennen, weil, wie gesagt, es gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung.

Schnabl Susanne (ORF) Um wie viele Beamte handelt es sich denn dabei?

Darabos Norbert (SPÖ) Es sind einige Beamte, aber auch das ist ein Bereich, den man jetzt nicht diskutieren sollte, sondern den kann man dann diskutieren, wenn die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abgeschlossen hat.

Schnabl Susanne (ORF) Herr Minister, können sie ausschließen, dass es im Abwehramt, das ja ihrem Ministerium untersteht, undichte Stellen gibt?

Darabos Norbert (SPÖ) Bin jetzt ziemlich sicher, dass es keine undichten Stellen gibt. Das ist eben auf die Arbeit des neuen Chefs des Abwehramtes zurückzuführen. Aber grundsätzlich ganz ausschließen kann man das nie, denn man kann ja nicht in die Menschen hineinschauen. Jetzt ist die Staatsanwaltschaft in diesem Fall aus dem Jahr 2000, 2001 am Zug und ich bin gespannt, wie dieses Verfahren ausgeht.

Schnabl Susanne (ORF) Herr Minister, im Nachrichtenmagazin Profil wurde im Frühjahr berichtet, dass ein pensionierter Agent des Abwehramtes auch Informationen für kasachische Behörden besorgt haben soll. Können sie das bestätigen?

Darabos Norbert (SPÖ) Nein. Ich kann es weder bestätigen noch dementieren. Auch das ist natürlich Gegenstand von Untersuchungen.

Schnabl Susanne (ORF) Das heißt, auch in diese Richtung laufen Ermittlungen?

Darabos Norbert (SPÖ) Wir werden auch noch in den nächsten Tagen mit der Staatsanwaltschaft auf verfassungsmäßiger Basis Kontakt aufnehmen und versuchen, auch diesen Hinweisen nachzugehen. Aber das kann ich jetzt aus meiner Sicht nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren.

Schnabl Susanne (ORF) Jetzt fallen diese Vorfälle, von denen sie berichten, unter die Amtszeit ihres Vorgängers, des damaligen FPÖ-Verteidigungsministers Herbert Scheibner. Sollen

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diese Vorwürfe im Untersuchungsausschuss, der sich ja schon nächste Woche konstituieren soll, untersucht werden?

Darabos Norbert (SPÖ) Ich glaube, dass es jetzt einmal an der Zeit ist, dass die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abschließt, und wenn die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abschließt, dann kann man natürlich auch bewerten, ob es einer parlamentarischen Behandlung zugeführt werden soll oder nicht.

Schnabl Susanne (ORF) Sagt der Verteidigungsminister über Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen mittlerweile versetzte Beamte des Abwehramtes.

Theiretzbacher Christian (ORF) Keinen undichten Stellen also heute unter dem neuen Chef des Heeresabwehramts, sagt der Verteidigungsminister. Nur über einen Fall davor, aus der Zeit seines FPÖ- Vorgängers Scheibner, wird ermittelt. [OT/Presse]

20.07.09 12:00 Ö1 Mittagsjournal* 20.07.09 18:00 Ö1 Abendjournal (ges. 1 min 1 sek)

Spitzelvorwürfe: Kaum Informationen nach Sicherheitsratsitzung (ges. 3 min 35 sek)

Arnim-Ellissen Hubert (ORF) Ganz geheim ist das, was da heute im Bundeskanzleramt passiert - die Öffentlichkeit darf wissen, darf nicht wissen. Die Öffentlichkeit darf wissen, dass auf Antrag der FPÖ der Nationale Sicherheitsrat tagt, aber alles, was da besprochen wird, das ist geheim und darf nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Es geht um die heiße Frage nach Politikern und Journalisten, die vom Geheimdienst Kasachstan beeinflusst worden sein sollen. In diesem Zusammenhang ist FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky mehrfach in den Medien genannt worden, Vilimsky selbst hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Eva Haslinger meldet sich aus dem Bundeskanzleramt.

Haslinger Eva (ORF) Es müsse endlich Klarheit geschaffen werden, sagt FPÖ-Mandatar Harald Vilimsky. Wer sind die Abgeordneten, die vom kasachischen Geheimdienst eingespannt worden sein sollen?

Vilimsky Harald (FPÖ) Also ich erwarte mir, dass die Frau Innenminister und die zuständigen Stellen der Bundesregierung heute diese Schmierenkomödie endlich beenden und die Fakten auf den Tisch legen. 4

Haslinger Eva (ORF) Vilimsky selbst bleibt bei jener Linie, die er seit Lautwerden der Vorwürfe vor einer Woche vertritt.

Vilimsky Harald (FPÖ) Was mich betrifft kann ich ausschließen, durch irgendjemand gesteuert worden zu sein. Ich kann ausschließen, irgendein Geld erhalten zu haben und diese Klarstellung will ich hier haben.

Haslinger Eva (ORF) So wie es aussieht dürfte der Wunsch Vilimskys erfüllt werden.

Darabos Norbert (SPÖ) Ich erwarte mir, dass wir von der Regierung her, also von dem Innenministerium und Justizministerin her, dem Antrag des Kollegen Vilimsky nachkommen und hier mal einen Bericht abliefern und dann die gesamte Geschichte noch einmal durchdiskutieren.

Fekter Maria (ÖVP) Wir werden im Nationalen Sicherheitsrat Aufklärung darüber geben bezüglich der Textpassagen, die im Verfassungsschutzbericht drinnen sind.

Haslinger Eva (ORF) Sagt auch Innenministerin Maria Fekter. Ob davon aber etwas an die Öffentlichkeit kommt, ist ungewiss. Denn die Inhalte der Sitzung sind vertraulich. Das Treffen ist wohl ein Vorgeschmack auf den Spitzeluntersuchungsausschuss. Die einzelnen Parteien nutzen die Gelegenheit ihre Themen vorzubringen.

Westenthaler Peter (BZÖ) Wir werden natürlich auch die Abhörgeschichte und die Überwachungsgeschichte thematisieren, die Justiz- und Innenministerin haben erstmals die Möglichkeit, uns detailliert Auskunft darüber zu geben und nicht schwammig und nicht mit irgendwelchen nebulosen Erklärungen, welche Abgeordneten noch abgehört worden sind.

Haslinger Eva (ORF) Grün-Mandatar Peter Pilz sieht vor allem bei der FPÖ Aufklärungsbedarf.

Pilz Peter (Grüne) Ich habe einige Hinweise, die wir verfolgen müssen. Es wird keine Vorverurteilung geben, es wird keinen Vorfreispruch geben. Aber es werden einige freiheitliche Abgeordnete als Zeugen aussagen müssen. 5

Haslinger Eva (ORF) Ob heute viel herauskommt, beziehungsweise ob etwas aus der geheimen Sitzung an die Öffentlichkeit durchsickert, ist ungewiss. An sich ist der Nationale Sicherheitsrat lediglich dazu da, die Regierung in Sicherheitsfragen zu beraten. Die wahre Aufklärungsarbeit wird wohl erst im Untersuchungsausschuss stattfinden.

Arnim-Ellissen Hubert (ORF) Zu erreichen ist jetzt noch einmal Eva Haslinger, die sich zu Beginn des Mittagsjournals gemeldet hatte aus dem Bundeskanzleramt und uns einige Stimmen vor der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates gebracht hat - und jetzt sind natürlich alle neugierig, was nach dem Nationalen Sicherheitsrat herauskommt, aber wie gesagt, es war ja alles geheim. Also, Eva Haslinger, erfährt man etwas?

Haslinger Eva (ORF) Wer sich nach der Sitzung nähere Informationen über die Inhalte erwartet hat, wurde enttäuscht. Treffen des Nationalen Sicherheitsrates seien vertraulich, das ist die Standardantwort, die die wartenden Journalisten zu hören bekommen. An Innenministerin Maria Fekter prallen sämtliche Fragen zum Inhalt ab.

Fekter Maria (ÖVP) Der Nationale Sicherheitsrat ist ein vertrauliches Gremium und daher kann ich darüber keine Auskunft erteilen.

OFF Sprecher (ORF) Welche Fragen stellen sich für Sie in dieser Causa?

Fekter Maria (ÖVP) Die Ermittlungsbehörden ermitteln und melden strafrechtliche Tatbestände an die Staatsanwaltschaft - und es wird der parlamentarische Untersuchungsausschuss sich auch mit dieser Causa noch intensiv auseinandersetzen.

Haslinger Eva (ORF) Einberufen wurde die Sitzung auf Initiative der FPÖ. Der Freiheitliche Abgeordnete Harald Vilimsky deutet nur kurz sein Resümee an:

Vilimsky Harald (FPÖ) Ich kann nur atmosphärisch für mich jetzt mit auf den Weg geben: Die Sache ist für mich noch ominöser geworden, sie ist noch breiter geworden, sie ist noch aufklärungsbedürftiger geworden - inhaltlich, materiell kann und darf ich Ihnen leider nichts sagen.

Haslinger Eva (ORF) Und was Ihre Person betrifft, dürfen Sie das sagen?

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Vilimsky Harald (FPÖ) Ich darf auch nicht berichten, was meine Person anbelangt. Es ist aber in einem breiten Personenkreis heute diskutiert worden, das kann ich schon sagen.

Haslinger Eva (ORF) Für den grünen Sicherheitssprecher Peter Pilz stellen sich derzeit vor allem zwei Fragen:

Pilz Peter (Grüne) Die erste Frage lautet: Wer hat eigentlich diese freiheitlichen Anfragen geschrieben? Haben sie freiheitliche Abgeordnete geschrieben oder sind sie vom kasachischen Nachrichtendienst geschrieben worden? Und die zweite Frage, die ich mir stelle: Ist hier Geld geflossen?

Haslinger Eva (ORF) Das müsse man im Spitzelausschuss klären, so Pilz. [OT/Presse]

07.02.2010 13.00 Ö1 Sonntagsjournal

Bundesheer: Desolater Zustand der Gebäude

REISS Christl (ORF) Der Anteil der teils gesundheitlich desolaten Stellungspflichtigen wird immer größer. Sie sind untauglich vor allem weil sie zu oft zu dick sind. Die Waage überschreitet oft die 100-Kilogramm-Marke. Andere Sorgen hat die Volksanwaltschaft in Sachen Bundesheer. Sie kritisiert, dass zu wenig Geld für die dringend notwendige Sanierung der teils desolaten heimischen Bundesheerkasernen ausgegeben wird. Verteidigungsminister DARABOS sagt meiner Kollegin Barbara KROMMER für das Sonntagsjournal: klare Priorität habe die Infrastruktur.

KROMMER Barbara (ORF) Abgewohnte Gebäude, 36-Betten-Unterkünfte mit Duschräumen im Nebenhaus und keine Aufzüge für verletzte Soldaten im Feldspital - die Volksanwaltschaft zeichnet ein dramatisches Bild vom teilweise desolaten Zustand der Bundesheerkasernen. Verteidigungsminister Norbert DARABOS kontert, allein in seiner Amtszeit seien in den letzten drei Jahren mehr als 300 Millionen Euro in die Sanierung der Kasernen investiert worden. Doch er habe ein schweres Erbe übernommen, die Verbesserung gehe nur Schritt für Schritt.

DARABOS Norbert (SPÖ) Meine oberste Priorität als Minister ist eben in die Infrastruktur zu investieren, das Geld zur Truppe umzuschichten, das ist das wichtigste Ziel, denn zufriedene 7

Kadersoldaten, zufriedene Grundwehrdiener sichern auch ein zufriedenes österreichisches Bundesheer insgesamt.

KROMMER Barbara (ORF) Die Hälfte des Budgets sei aber für Personalkosten gebunden.

DARABOS Norbert (SPÖ) Der Anteil der Sanierungsmaßnahmen der Infrastrukturkosten liegt schätzungsweise bei zehn bis 15 Prozent, wobei man auch dazu sagen muss, man muss natürlich auch das Gerät erneuern, man muss die Kampanzüge erneuern. Also man muss hier auch einen Ausgleich schaffen.

KROMMER Barbara (ORF) Für bessere Infrastruktur müsse auch in Zukunft genug Geld zur Verfügung stehen, betont der Verteidigungsminister.

REISS Christl (ORF) DARABOS nahm auch zur Causa MENSDORFF-POUILLY Stellung, gegen den die Londoner Justiz die Korruptionsvorwürfe fallen gelassen hat. DARABOS übt Kritik daran. Er sei erschüttert, dass es möglich sei, sich in einem Korruptionsverfahren freizukaufen und er hoffe, dass die laufenden Verfahren gegen MENSDORFF- POUILLY in Österreich nicht eingestellt werden. [OT/Presse]

07.02.2010 17.00 Ö1 Journal um fünf

Norbert DARABOS übt Kritik an der Einstellung des Verfahrens MENSDORFF- POUILLY

ZUPAN Agathe (ORF) Norbert DARABOS übt heftige Kritik an der Übereinkunft zwischen der britischen Anti-Korruptionsbehörde und dem Rüstungskonzern BAE, auf deren Grundlage das Verfahren den österreichischen Waffenlobbyisten Alfons MENSDORFF-POUILLY eingestellt worden ist. DARABOS sagt er sei erschüttert, dass es möglich sei sich in einem offensichtlichen Korruptionsverfahren frei zu kaufen. Barbara KROMMER.

KROMMER Barbara (ORF) Umgerechnet 320 Millionen Euro hat der britische Rüstungskonzern BAE als Bußgeld an die Behörden in Großbritannien und den USA bezahlt, im Gegenzug stellen beide Länder ihre Verfahren rund um Bestechung bei Rüstungsgeschäften ein. Davon hat auch der österreichische Waffenlobbyist MENSDORFF-POUILLY profitiert. Verteidigungsminister DARABOS ist empört.

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DARABOS Norbert (SPÖ) Ich weiß, dass in diesem Bereich sehr viele, auch Provisionsgelder fließen, aber dass ist einfach unglaublich für mich, dass ein Konzern mit einem Umsatz von 15 Milliarden Dollar jährlich mit 105000 Mitarbeitern sich einfach frei kauft von einem Verdacht und damit auch MENSDORFF-POUILLY ermöglicht, sozusagen rein gewaschen zu werden.

KROMMER Barbara (ORF) DARABOS hofft, dass die laufenden Verfahren gegen MENSDORFF-POUILLY in Österreich nicht eingestellt werden.

ZUPAN Agathe (ORF) Vorwürfe der Volksanwaltschaft, viele Kasernen des österreichisches Bundesheeres seien schmutzig, oder sogar desolat kontert der Verteidigungsminister mit einer Auflistung von Investitionen - 311 Millionen Euro seien bisher in Bauvorhaben investiert worden, und es gäbe auch weiter die Priorität des Um- und Aufbaus neuer Kasernen. [OT/Presse]

3.6.2010 07:00 Ö1 Morgenjournal

Darabos schränkt Nebenjobs seiner Geheimdienst-Mitarbeiter ein (1,40 min)

Kofler Martina (ORF) Nach Österreich. Im Zuge des sogenannten Spitzeluntersuchungsausschusses im Vorjahr ist auch eine Debatte entbrannt über zweifelhafte Nebentätigkeiten von Geheimdienstleuten und Polizisten. Die Rede ist etwa von privaten Detektivarbeiten oder sensiblen Sicherheitsüberprüfungen. Verteidigungsminister Norbert Darabos hat jetzt per Verordnung die Nebentätigkeiten seiner Spione stark eingeschränkt. Er hofft dass die Innenministerin nachzieht. Klaus Webhofer:

Webhofer Klaus (ORF) Bei der Genehmigung von Nebentätigkeiten müsse ein strenger Maßstab angelegt werden, das forderte das Parlament nach Ende des Spitzelausschusses. Und es müsse verhindert werden, dass Erkenntnisse aus dem dienstlichen Bereich für private Nebentätigkeiten genutzt werden. Für seine Spione, die Mitarbeiter der beiden militärischen Geheimdienste, hat Verteidigungsminister Norbert Darabos nun eine Verordnung erlassen, die Detektivjobs, Beratungstätigkeiten, Sicherheitsanalysen ab sofort genauso verbietet, wie zum Beispiel private Tätigkeiten in den Bereichen Kommunikationselektronik sowie Jobs für Inkasso- Institute oder im Sprengungs- oder Waffengewerbe.

Darabos Norbert (SPÖ) 9

Ich bin der Meinung, dass Personen des Österreichischen Bundesheeres, die eben mit sehr sensiblen Daten auch beruflich täglich konfrontiert sind, nicht in (unverständlich) kommen sollten hier möglicherweise gebraucht oder missbraucht zu werden und deswegen auch meine Entscheidung diese Nebentätigkeiten verbieten. Im Sinne von Transparenz und Sauberkeit halte ich das für die beste Lösung.

Webhofer Klaus (ORF) Der im Sommer pensionierte frühere Geheimdienst-Chef Wolfgang Schneider hatte die Nebentätigkeit in Verwandten Bereichen kritisiert. Darabos sagt heute er nehme die Ergebnisse und Aufforderungen des Untersuchungsausschusses eben ernst. Das Nebentätigkeitsverbot betrifft rund 100 Personen aus dem Heeresabwehramt und dem Heeresnachrichtenamt. Die Notwendigkeit das Verbot auf alle Heeresbedienstete auszuweiten sieht er vorerst nicht. Wohl aber erwartet sich Darabos, dass man auch im Innenministerium ähnliche Maßnahmen setzt. Im U- Ausschuss wurde in der Tat der Fall eines Polizisten behandelt, der für einen Grünen Abgeordneten tätig war und das hat viel Staub aufgewirbelt. Im Innenministerium hieß es auf Anfrage, es werde an einer Regelung gearbeitet. [OT/Presse]

08.02.10 12:00 Ö1 Mittagsjournal

Causa MENSDORFF-POUILLY: Weiteres Vorgehen in Österreich (2,54 min)

ARNIM-ELLISSEN Hubert (ORF) Der Deal der Londoner Justiz, gegen eine Strafzahlung in Höhe von 320 Millionen Euro durch den britischen Rüstungskonzern British Aerospace, das Verfahren gegen den Lobbyisten Alfons MENSDORFF-POUILLY einzustellen, dieser Deal sorgt in Österreich für Aufregung. Als Ablasshandel bezeichnete etwa Verteidigungsminister Norbert DARABOS die Entscheidung der Briten und Bundeskanzler fordert, dass die österreichische Justiz den Fall restlos aufklären müsse. Aber ob das auch tatsächlich möglich ist, dass muss jetzt die Staatsanwaltschaft in Wien prüfen. Petra PICHLER berichtet.

PICHLER Petra (ORF) Knackpunkt ist Artikel 54 des Schengener Durchführungsübereinkommens. Denn dieser Vertrag verpflichtet die unterzeichnenden Länder, dass jemand, der in zwei Staaten von der Justiz verfolgt wird, wegen derselben Straftat nur einmal verurteilt oder freigesprochen werden darf, sagt Strafrechtsexperte Helmut FUCHS.

FUCHS Helmut (Universität Wien) Also es gibt ein Verbot der Doppelbestrafung und der Doppelverfolgung für den Fall, wenn die Sache entschieden worden ist in einem anderen Staat.

PICHLER Petra (ORF) 10

Allerdings muss der Wortlaut der britischen Entscheidung genau geprüft werden, denn, so FUCHS:

FUCHS Helmut (Universität Wien) Der Artikel 54 Schengener Durchführungsübereinkommen setzt voraus, dass die Tat abgeurteilt worden ist. Also das kann ein Schuldspruch sein, das kann ein Freispruch sein, das kann auch eine Einstellung sein wenn es eine materielle Befassung mit der Sache ist, und wenn etwas Sanktionsähnliches ausgesprochen wurde, also wie zum Beispiel unsere Diversion. Und das müsste man prüfen, ob das in diesem Fall vorliegt.

PICHLER Petra (ORF) Außerdem muss festgestellt werden ob die britische Entscheidung alle Vorwürfe umfasst, die in Österreich ermittelt werden, oder ob bei der Staatsanwaltschaft in Wien noch darüber hinausgehende Ermittlungen laufen. Um in der Causa MENSDORFF-POUILLY entscheiden zu können, ob das Verfahren in Österreich fortgesetzt wird oder nicht, muss die Staatsanwaltschaft Wien deshalb auf den genauen Wortlaut der britischen Entscheidung warten. Wann die schriftliche Ausfertigung vorliegt, hängt von britischen Behörden ab, sagt Sprecher Gerhard JAROSCH. MENSDORFF-POUILLYs Anwalt Harald SCHUSTER ist jedenfalls optimistisch, dass das Verfahren gegen seinen Mandanten eingestellt wird. Er will auf jeden Fall alle Rechtsmittel ergreifen, sagt SCHUSTER. Dass in London vergangenen Freitag überraschend die Entscheidung gefallen ist, das Verfahren gegen eine Millionenzahlung einzustellen, ist übrigens im angelsächsischen Justizsystem eine nicht unübliche Vorgangsweise, sagt Strafrechtsexperte FUCHS.

FUCHS Helmut (Universität Wien) Ja das ist ein anderes Rechtssystem und da gibt es die Möglichkeit, das Verfahren auch einzustellen, weil kein öffentliches Interesse an einer Verfolgung besteht. Das ist eine Möglichkeit die es im österreichischen und auch im deutschen, im kontinental-europäischen Recht nicht gibt. Da muss man alle Straftaten verfolgen und das öffentliche Interesse sozusagen besteht bei einer Straftat immer.

PICHLER Petra (ORF) Für Anti-Korruptionskämpfer ist das eine pragmatische, aber unbefriedigende Vorgangsweise, die sich im internationalen Bereich immer mehr durchsetzt, um sich langwierige Gerichtsverfahren, mit politischen und diplomatischen Verwicklungen zu ersparen. Bereits vor einigen Jahren hatte der damalige Premierminister Toni Blair Korruptionsermittlungen gegen British Aerospace mit dem Verweis auf die nationale Sicherheit unterbunden. In gewisser Weise eine Zwei-Klassen-Justiz, bei der man sich theoretisch Freikaufen kann, sagt ein Korruptionsbekämpfer. MENSDORFF- POUILLY selbst hat übrigens gestern London verlassen und ist wieder in Österreich. [OT/Presse] 11

12.05.2011 12:00 Ö1 Mittagsjournal

Darabos präsentiert Verhaltenskodex für Bundesheer

Arnim-Ellissen Hubert (ORF) Der sozialdemokratische Verteidigungsminister Norbert Darabos hat heute einen Verhaltenskodex für die Beschäftigten des Bundesheeres vorgelegt. Lobbyismus und Korruption im Heer sollen durch Richtlinien für Nebenbeschäftigungen und Beschaffung künftig deutlich erschwert werden. Katja Arthofer:

Arthofer Katja (ORF) Kaum einem Geschäft haftet derart der Stallgeruch von Korruption an, wie Waffen- oder Panzerkäufen und anderen Heeresbeschaffungen. Österreich ist da, Stichwort Eurofighter auch keine Ausnahme. Zu groß sind offenbar die Verlockungen. Schließlich geht es um Geschäfte in Millionenhöhe - auch in Österreich. Jährlich investiert das Bundesheer 800 - 900 Millionen Euro. Um Korruption dabei künftig zumindest zu erschweren hat Verteidigungsminister Norbert Darabos von der SPÖ jetzt einen Verhaltenskodex für alle Mitarbeiter des Bundesheeres erlassen.

Darabos Norbert (SPÖ) Dieser Kodex beschreibt und definiert den Bereich der Korruption. Er beschreibt den Bereich der Geschenkannahme. Und er regelt den Begriff des Lobbying für Angehörige des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport.

Arthofer Katja (ORF) Der Verhaltenskodex umfasst zum einen Richtlinien für den Beschaffungsablauf von Fahrzeugen, Gütern und auch Dienstleistungen. Hier gilt etwa das Vier-Augen-Prinzip. Auftragserfüllung und Kontrolle werden getrennt. Und zum anderen regelt der Kodex Nebenbeschäftigungen für Bundesheerbedienstete.

Darabos Norbert (SPÖ) Eine Nebenbeschäftigung eines Beamten ist laut dieses Verhaltenskodex schon dann unzulässig, wenn in der Bevölkerung der Eindruck erweckt wird, dass sich der Beamte bei der Versehung seines Dienst nicht völliger Unbefangenheit versichern kann. Es reicht schon aus, dass die Gefahr der Befangenheit als hinlänglich konkret gilt. Es ist nicht notwendig, dass eine tatsächliche Befangenheit vorliegt.

Arthofer Katja (ORF) Der Verhaltenskodex regle also auch den gesetzlich nicht eindeutig beschriebenen Bereich, denn nicht alles was rechtlich möglich ist, sei moralisch auch vertretbar, so Darabos. Graubereiche wie bei der umstrittenen Eurofighterbeschaffung sollen dadurch vermieden werden.

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Darabos Norbert (SPÖ) Ja, ich sehe das schon so, dass die Eurofighterbeschaffung genau in diesen Graubereich hineingefallen ist, auch wenn es rechtlich keine Verurteilung gibt. Aber sozusagen das Naheverhältnis zu Anbietern in verschiedenen Bereichen würde diesem Verhaltenskodex widersprechen. Und natürlich kann es Konsequenzen geben. Arthofer Katja (ORF) Und zwar disziplinarrechtliche Konsequenzen von der Versetzung bis zur Entlassung, so Darabos. Eines ist aber auch dem Minister klar. Bei Millionenbeschaffungen wie im Heer wird es das Problem von Korruption immer geben. [OT/Komm]

1.2. FERNSEHEN

11.04.07 00:00 ORF1 ZIB

Eurofighter: Suspendierung WOLFs - Ausstieg realistischer (ges. 4 min)

LORENZ Lou (ORF) Die Hoffnung stirbt zuletzt, lautet ein altes Sprichwort, eine, das die Eurofighter- Gegner sich in den vergangenen Jahren oft gesagt haben dürften. Heute haben sie Aufwind bekommen, Grund dafür ist der Geldfluss eines Eurofighterlobbyisten an die Ehefrau von Ex-Luftwaffenchef Erich WOLF. 88.000 Euro sind auf ihr Firmenkonto gewandert, ohne sichtbare Gegenleistung. WOLF wurde deshalb heute vorläufig vom Dienst suspendiert.

KONRAD Gaby (ORF) Fertig machen zur Landung, heißt die Parole im Fliegerhost Hinterstoisser in Zeltweg, hier sollen die Eurofighter ab Sommer stationiert sein, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, unbeeindruckt vom Untersuchungsausschuss. Dort hoffen ja viele noch auf einen Ausstieg und gewissermaßen ihr neuer Hoffnungsträger ist Ex- Luftwaffenchef Erich WOLF. Er war mitverantwortlich für die Typenentscheidung Eurofighter und er ist jetzt ins Zwielicht geraten, durch ungeklärte Zahlungen von Eurofighterlobbyisten an seine Ehefrau. Es war kein Schmiergeld, sagt WOLF.

ADROWITZER Roland (ORF) Schließen Sie völlig aus, dass die Typentscheidung für den Eurofighter mit diesem Geld etwas zu tun hat?

WOLF Erich (Verteidigungsministerium) Also ich schließe das völlig aus und das hat keinen wie immer gearteten Zusammenhang aus meiner Sicht.

KONRAD Gaby (ORF)

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Trotzdem hat Verteidigungsminister DARABOS WOLF vorläufig suspendiert. Und auch Vertragsexperten halten den Geldfluss an WOLFs Frau für durchaus relevant. Es liege jetzt jedenfalls an EADS zu beweisen, dass das Geld nichts mit der Typenentscheidung Eurofighter zu tun habe.

KLETECKA Andreas (Universität Wien) Wenn sich kein eindeutiges Urteil finden lässt, dann geht der Prozess zu Lasten dessen aus, den die Beweislast trifft und das ist nach dem Vertrag ganz eindeutig EADS.

KONRAD Gaby (ORF) Aufwind also für Eurofighter-Gegner, wie SPÖ-Ausschussmitglied Günther KRÄUTER, der schon von Alternativen spricht.

KRÄUTER Günther (SPÖ) Ich bin ja der Ansicht man sollte weiterhin Flugzeuge leasen, das wäre eindeutig der billigere Weg für die Bevölkerung.

KONRAD Gaby (ORF) Billiger, aber auch möglich? Und Geld zurück für die Eurofighter? Weitere Runden jedenfalls dreht die Eurofighter-Geschichte. Über die Landeerlaubnis ist noch nicht entschieden. [OT/Presse]

22.10.08 13:00 ORF2 Zeit im Bild

Verteidigungsminister Norbert DARABOS lässt Beschaffung der Eurofighter prüfen (ges. 1 min)

Moderator: Verteidigungsminister Norbert DARABOS lässt noch einmal die Eurofighter-Beschaffung prüfen. Insbesondere die Rolle der Bewertungskommission. Anlass sind die Ermittlungen gegen den Rüstungslobbyisten Alfons MENSDORFF- POUILLY wegen angeblich illegaler Geldflüsse bei der Eurofighter-Beschaffung. Ein Eurofighter wird schon bald in der Wiener Innenstadt zu sehen sein.

Redakteur Stefan DAUBRAWA: Am Wiener Heldenplatz laufen derzeit die Vorbereitungen für die Bundesheer-Schau am Nationalfeiertag. Mit dabei – ein 1:1 Modell des von der SPÖ ungeliebten Eurofighters. Dessen Beschaffung wird derzeit unter die Lupe genommen. Wieder einmal.

Verteidigungsminister Norbert DARABOS: Es geht um Auffälligkeiten was Mitglieder der Bewertungskommission betrifft. Aber ich sage auch jetzt offen, es hat aus meiner Sicht im Haus keine Auffälligkeiten gegeben. 14

Red: Die österreichische Justiz ermittelt ja bereits, bei Alfons MENSDORFF- POUILLY gab es eine Hausdurchsuchung. Er selbst wurde am Sonntag von britischen Behörden befragt. Der Verdacht – Geldwäsche und Bestechung – falsch und haltlos, so sein Anwalt. [OT/Presse]

13.07.09 13:00 ORF2 Zeit im Bild (ges. 3 min 7 sek) 13.07.09 17:00 ORF2 Zeit im Bild (ges. 1 min 21 sek) 13.07.09 19:30 ORF2 Zeit im Bild* 13.07.09 22:00 ORF2 Zeit im Bild (ges. 10 min 40) 13.07.09 00:00 ORF2 Zeit im Bild (ges. 8 min 4 sek) 14.07.09 09:00 ORF2 Zeit im Bild (ges.

Untersuchungsausschuss – Spitzelaffäre im HNA (ges. 6 min 13 sek)

Moderator: Der Sommer hat sein innenpolitisches Dauerthema gefunden und zwar den parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der sich mit Spionage und Bespitzelung von Nationalratsabgeordneten befassen wird. Er soll schon bald seine Arbeit aufnehmen und er hat einiges vor, etwa zu klären, wie Peter WESTENTHALERS Handy abgehört worden ist, dann sollen Grüne die FPÖ bespitzelt haben und die FPÖ soll vom Kasachischen Geheimdienst instrumentalisiert worden sein. Klingt alles sehr aufregend muss es aber gar nicht werden.

Redakteur Jörg HOFER: Die Klubchefs von Rot und Schwarz demonstrieren bei einem gemeinsamen Pressegespräch Gelassenheit und Einigkeit. Der U-Ausschuss sei ein wichtiges parlamentarisches Instrument und werde in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Im aktuellen Fall stünden die Themen fest. Die neue Affäre rund um das Heeres-Abwehramt und die FPÖ sei vorerst kein Untersuchungsgegenstand.

Karlheinz KOPF/Klubobmann ÖVP: Im Moment habe ich den Eindruck, die letzten Tage, jetzt wird versucht auf allen Seiten oder von vielen Seiten Nebelbomben zu werfen. Das hat ja keinen Sinn. Wichtig ist, dass die Unterlagen … dass jemand den Ausschuss strukturiert, dass er konstituiert wird.

Josef CAP/Klubobmann SPÖ: Man soll jetzt nicht schon konstituieren, wieder einen Mega-Untersuchungsausschuss, der im Endeffekt nur auf Vermutungen oder Gerüchte aufgebaut ist. Wichtig ist jetzt einmal die Sacharbeit und da ist dann auch damit jede Tätigkeit damit in Verbindung zu bringen.

Red.: Für Peter PILZ von den Grünen ist das nicht nachvollziehbar.

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Peter PILZ/Sicherheitssprecher: Ich bin der Meinung, dass wir auch diesen Fall im Rahmen dieses Untersuchungsausschusses uns genau anschauen müssen und werde bei den Beweisthemen auch diesen Bereich vorschlagen.

Red.: Uneinigkeit gibt es auch über den Vorsitz. Die ÖVP hat den ehemaligen Wirtschaftsminister vorgeschlagen, die SPÖ hält das für einen gangbaren Weg. Nicht einverstanden ist die Opposition. Da mit Innen- und Justizministerium zwei ÖVP-Ressorts untersucht werden.

Mod.: Unter wessen Vorsitz auch immer soll eine Sache jedenfalls nicht untersucht werden: Die undichten Stellen im Heeres-Abwehramt, womit der Verrat von Amtsgeheimnissen gemeint ist. Aber die Staatsanwaltschaft wird sich dieser brisanten Sache annehmen. Das Heeres-Abwehramt ist der militärische Inlandsgeheimdienst. Es ist für den Eigenschutz des Bundesheeres zuständig, für die Abwehr von Spionage und die Abwehr von Sabotage und unterstellt ist das dem Verteidigungsministerium. In den Jahren 2000 und 2001 sollen Mitarbeiter des Abwehramtes vertrauliche Informationen weitergegeben haben – wie es heißt an die FPÖ. Die Vorfälle, die 8 bis 9 Jahre zurückliegen fallen in die Amtszeit des damaligen Verteidigungsministers Herbert SCHEIBNER, damals bei der FPÖ. Öffentlich geworden ist das alles aber erst jetzt, nachdem Verteidigungsminister DARABOS von der SPÖ auch den Leiter des Abwehramtes ausgewechselt hat.

Red.: Stefan GEHRER: Welche Informationen aus diesem grauen Gebäude im 3. Wiener Gemeindebezirk an die FPÖ geflossen sein sollen, das ist nicht bekannt. Einige Mitarbeiter des Abwehramtes wurden jedenfalls strafversetzt. Der Verteidigungsminister bestätigt zumindest, dass Daten weitergegeben wurden.

BM Norbert DARABOS: Es geht um Datenabfluss in Richtung dritte Personen. Ich möchte jetzt niemanden beschuldigen, keine politische Partei. Das ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft, das zu überprüfen.

Red.: Und das tut die Staatsanwaltschaft auch. Sie geht zwei Anzeigen nach, eine hat das Ministerium selbst eingebracht. Der Verteidigungsminister aus dem Jahr 2000 gibt heute kein Interview, aber vom BZÖ heißt es, man habe mit der Sache nichts zu tun. Die FPÖ will den nationalen Sicherheitsrat einberufen und ist sicher, alle Vorwürfe entkräften zu können.

Harald VILIMSKY/GenSekr FPÖ: Da wird überhaupt nichts bleiben und das einzige, was hier Thema ist, ist eine gigantische Intrige des Innenressorts gegen Mandatare der Opposition, die bespitzelt werden, die belauscht werden, gegen die vorgegangen wird.

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Red.: Die Ermittlungen laufen jetzt unter der Leitung des zivilen Verfassungsschutzes. Konkret Ergebnisse gibt es noch keine.

Mod.: Unter der Leitung des zivilen Verfassungsschutzes wird also ermittelt. Sie haben das Thema für die Zeit im Bild in den letzten Tagen sehr genau verfolgt. Warum wird das kein Thema im U-Ausschuss werden?

Roland ADROWITZER: Vorläufig wollen das vor allem SPÖ und ÖVP nicht. Peter PILZ von den Grünen glaubt, dass es ohnehin schon durch die jetzige Aufgabenstellung des Ausschusses gedeckt wäre. Er hofft auch, dass der mediale und politische Druck so groß wird, dass SPÖ und ÖVP das doch auch untersuchen lassen. Ihm ist es sicher nicht unangenehm, dass auch diese sogenannte Affäre ÖLLINGER und so, Weitergabe von Daten, Bespitzelung überdeckt wird. … [Auszug OT/Presse]

13.07.09 22:00 ORF2 Zeit im Bild

Heeres-Abwehramt: Geheime Adressen stehen im Amtskalender

Wolf Armin (ORF) Und zum Schluss nochmal ganz kurz zurück zu den angeblichen Geheimdienst- Affären in Österreich. Wir wollten heute natürlich beim Heeresabwehramt und beim Heeresnachrichtenamt filmen - aber das Verteidigungsministerium wollte uns die Adressen nicht verraten. Die seien nämlich aus Sicherheitsgründen geheim. Jetzt hoffen wir, dass die Herausgeber des offiziellen Amtskalenders der Republik keine Schwierigkeiten kriegen: dort stehen die beiden Adressen, im 14ten und im dritten Wiener Bezirk, nämlich auf Seite 228 rechts unten. [OT/Presse]

09.02.2010 22.00 ORF2 Zeit im Bild

THURNHER Ingrid (ORF) Und im Studio begrüße ich jetzt Verteidigungsminister Norbert DARABOS. Guten Abend.

DARABOS Norbert (SPÖ) Guten Abend.

THURNHER Ingrid (ORF) Herr Minister, Sie haben heute gesagt, sechs Wochen Möglichkeit Asylwerber mit einer Aufenthaltspflicht zu belegen, das sei auf jeden Fall zu viel. Aber was denn dann? Geht es um fünf Wochen oder vier Wochen oder geht es um das Prinzip?

DARABOS Norbert (SPÖ)

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Es geht um das Prinzip. Es geht um die Frage, ob man Menschen, die nichts getan haben, auch einsperren darf und einsperren soll. Ich bin dagegen. Es ist auch vom Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes und vom Verfassungsexperten Heinz Mayer derzeit so beurteilt worden, dass das auch verfassungswidrig ist und das sollte man auch akzeptieren. Wir werden uns natürlich den Entwurf anschauen, der uns gestern in der Nacht erst zugestellt wurde.

THURNHER Ingrid (ORF) Aber Sie wissen ganz genau, dass drinnen steht, was die Ministerin vorhat. Nämlich fünf bis sieben Tage zuerst einmal in einer ersten Phase, und wenn dann die wichtigsten Daten nicht geklärt sind, dann bis zu sechs Wochen. Also könnte die SPÖ, wenn es wirklich um das Prinzip geht, auch gleich sagen, nein, das kommt auf gar keinen Fall in Frage, tut sie aber nicht.

DARABOS Norbert (SPÖ) Ich halte die Meinung, sodass wir eine Jein-Position haben, für falsch. Wir haben keine Jein-Position. Wir haben jetzt den Entwurf der Innenministerin bekommen, gestern in der Nacht. Heute vor dem Ministerrat wurden wir darüber befragt, das ist auch eine Vorgangsweise, die zu hinterfragen ist, aber gut, das ist jetzt in der Politik offensichtlich so üblich. Aber ich halte die sechs Wochen auf jeden Fall für zu lang, denn die Menschen haben ja nichts getan. Jetzt gibt es die Möglichkeit, schon im Gesetz, im Fremdenrecht, das wir gemeinsam beschlossen haben, dass man bis zu 72 Stunden festhalten kann, wenn man den Verdacht hat, dass man sich einem Verfahren entzieht. Ich...

THURNHER Ingrid (ORF) Das finden Sie ausreichend oder...

DARABOS Norbert (SPÖ) Das finde ich ausreichend, denn es ist ja so, es nützt ja keine Sieben-Tage-Frist, Acht-Tage-Frist oder Sechs-Wochen-Frist. Man kann sich ja theoretisch auch danach einem Verfahren entziehen. Und insofern ist diese Frage eine aufgelegte, die auch aus meiner Sicht dazu dienen soll, von dem Erstaufnahmezentrum in Eberau abzulenken.

THURNHER Ingrid (ORF) Ja, gut aber dann könnte die SPÖ ja gleich sagen, nein, wir brauchen eigentlich gar kein neues Gesetz, wir brauchen da keine neue Regelung, wenn die 72 Stunden, die bis jetzt geregelt sind, eh genug sind.

DARABOS Norbert (SPÖ) Es ist so, das...

THURNHER Ingrid (ORF) Worüber denkt die SPÖ dann noch nach?

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DARABOS Norbert (SPÖ) Es ist so, dass wir in Fairness gegenüber dem Koalitionspartner jeden Vorschlag prüfen, den der Koalitionspartner auf den Tisch legt. Es ist aber so, das muss man auch dazusagen, dass wir im Jänner des Jahres 2010 einen Rückgang von 33 Prozent an Asylwerbern hatten gegenüber dem Vorjahr. Dass Traiskirchen, das angesprochen wurde im Beitrag, jetzt eine Belegung hat von 480. Das entspricht dem berühmten Pakt zwischen Erwin PRÖLL und Maria FEKTER. Und man muss sich eben fragen, ob man andere Maßnahmen braucht. Wir werden uns jedenfalls nicht sozusagen treiben lassen. Das hat nichts mit Bremsen zu tun, sondern wir werden das genau prüfen und dann auch mit dem Koalitionspartner gemeinsam entscheiden.

THURNHER Ingrid (ORF) Gut, dann frage ich anders herum: Schließen Sie es aus, dass die SPÖ dem Entwurf trotzdem zustimmen könnte?

DARABOS Norbert (SPÖ) Aus heutiger Sicht schließe ich aus, dass man diesem Entwurf zustimmt.

THURNHER Ingrid (ORF) Sie haben heute - kurz noch ein anderes Thema - der ÖVP vorgeworfen, sie mache den Eindruck, als wolle sie Alfons MENSDORFF-POUILLY schützen. Wovor denn soll die ÖVP MENSDORFF-POUILLY schützen?

DARABOS Norbert (SPÖ) Ich habe gesagt, dass ich die Vorgangsweise auch der Justizministerin nicht in Ordnung finde, dass wir einen Rüffel bekommen, der Herr Bundeskanzler und ich, wenn wir die Hoffnung hegen, dass in Österreich das Verfahren weiter läuft. Denn es ist einfach für alle Österreicherinnen und Österreicher unverständlich, dass man mit einem Ablasshandel, mit einer Ablasszahlung von 400 Millionen Euro Korruption vom Tisch wischt. Eine Behörde, die gegen Korruption kämpft in Großbritannien, lässt sich das abgelten mit Geld. Das ist völlig absurd, aber das muss ich zur Kenntnis nehmen. Nur, ich finde nicht, dass man zur Kenntnis nehmen muss, dass man in Österreich diesen Fall nicht weiter verfolgt, und zu dem stehe ich.

THURNHER Ingrid (ORF) In einem Interview mit der Tageszeitung „Österreich“ haben Sie auch gesagt, dass Sie nicht ausschließen können, dass wegen dieser ganzen Angelegenheit, der Eurofighter-Kaufvertrag nichtig sein könnte. Welche Hinweise haben Sie denn darauf?

DARABOS Norbert (SPÖ)

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Ich habe keine Hinweise, aber es ist so, dass natürlich neben Saab Gripen und neben Eurofighter sich auch andere Firmen beworben haben. Und ich werde sicherlich in der Öffentlichkeit nichts sagen, das mich sozusagen in ein Problem bringt. Denn wenn es Korruption gegeben hat in diesem Fall, dann muss diese Korruption auch durchleuchtet werden. Und wenn ein Bewerber aufgrund von Korruptionszahlungen ausgeschieden wurde, was ich nicht weiß, dann muss ich das natürlich auch politisch prüfen. Es hat sich nichts ergeben im Eurofighter-Ausschuss, es hat sich auch aus meinen Akten im Ministerium nichts ergeben. Aber es ist natürlich interessant, dass die besagte Firma, British Aerospace, sowohl an Saab als auch an Gripen beteiligt ist und damit - ich sage das salopp - dieser Firma es offensichtlich egal war, wer da zum Zug kommt damals beim Eurofighter-Kauf. Ich möchte diese Causa nicht neu aufrollen, nur wenn irgendetwas rauskommt, dann muss ich natürlich auch die politischen Konsequenzen daraus ziehen.

THURNHER Ingrid (ORF) Also viele Wenns und Abers noch in dieser Frage, aber wenn wir noch einmal zu dem Asylthema und zu den Tönen zurückkommen, die da in der Koalition herrschen. Täuscht der Eindruck, dass von der anfänglich zu Schau gestellten Harmonie im Moment nicht mehr viel übrig ist?

DARABOS Norbert (SPÖ) Nein, ich muss sagen, dass die Ministerratssitzungen in einem Diskurs ablaufen, durchaus auch kritischem Diskurs ablaufen. Aber es ist nichts zu spüren von den Verwerfungen in der letzten Koalition, der ich ja auch angehört habe.

THURNHER Ingrid (ORF) Allgemeine Nervosität vor diesem wichtigen Wahljahr oder... Kann man das so sagen?

DARABOS Norbert (SPÖ) Das würde ich nicht sagen, es gibt unterschiedliche Auffassungen. Ich sage aber noch einmal, wie gesagt, in dem Fall hoffe ich, dass die Justiz hier unabhängig prüft und das hat ja nichts mit politischen Verwerfungen zu tun, sondern mit politischen Meinungen, die man auch äußern kann und das muss auch in einer Koalition möglich sein.

THURNHER Ingrid (ORF) Minister DARABOS, vielen Dank für das Gespräch.

DARABOS Norbert (SPÖ) Danke auch. [OT/Presse]

21.02.2010 11.05 ORF2 Pressestunde*

Pressestunde mit HBM Norbert DARABOS (53 min) 20

BÜRGER Hans (ORF) Eurofighter - noch einmal das Tempo drücken. Zwei Zitate, das eine von Ihnen selbst: Ich hoffe, dass die österreichische Justiz die Ermittlungen MENSDORFF- POUILLY in Ruhe zu Ende führt und nicht in der Mitte abbricht, und die ÖVP erweckt derzeit den Eindruck, dass sie MENSDORFF-POUILLY beschützen will. Ich fühle mich da als Staatsbürger betroffen. Da gab es dann eine ganz harte Replik von Fritz KALTENEGGER, Generalsekretär der ÖVP: Der Verteidigungsminister soll der Anwesenheitspflicht für Asylwerber zustimmen, die Kasernen sanieren, anstatt eine parteipolitische Schlammschlacht zu führen. Die Kasernen zerfallen, die Moral der Truppe ist auf einem Tiefpunkt. Während er sich auf Sportveranstaltungen, Society- Events herumtreibt, bröckelt den Rekruten der Putz auf den Kopf. Mit dieser Partei regieren Sie aber. Das können Sie nicht als Zwischenruf aus dem Bundesheer abtun.

DARABOS Norbert (SPÖ) Nein, das halte ich auch für unqualifiziert, denn es ist so, dass wir ein Budget gemeinsam beschlossen haben mit der ÖVP, dass wir auch gemeinsam regieren und möglicherweise ist es ja kein Zufall, dass diese ganzen Dinge jetzt an die Öffentlichkeit kommen. Ich werde mir den Mund aber nicht verbieten lassen, was die Causa MENSDORFF-POUILLY betrifft. Ich werde mir auch den Mund nicht verbieten lassen, was die Asylfrage betrifft, denn bei MENSDORFF-POUILLY geht es mir weniger um die Person, sondern einfach finanzielle.

BÜRGER Hans (ORF) Was vermuten Sie da in dieser Situation? Oder ist es ein Gefühl?

DARABOS Norbert (SPÖ) Nein, ich, es ist ein Gefühl, das ich offensichtlich dann jetzt auch angegriffen wurde in der Öffentlichkeit, weil ich in diesem Fall MENSDORFF-POUILLY Kritik geäußert habe, und weil ich auch in der Asylfrage eine sehr pointierte Meinung habe.

BÜRGER Hans (ORF) Halten wir es auseinander: Halten Sie es für möglich, dass das Verfahren aufgrund der Entscheidung in Großbritannien auch in Österreich gegen MENSDORFF- POUILLY eingestellt wird und wenn ja, wer könnte da aus Ihrer Sicht dahinter stecken?

DARABOS Norbert (SPÖ) Also ich hoffe nicht, dass es eingestellt wird, weil die Österreicherinnen und Österreicher hier auch Klarheit erwarten dürfen. Ich würde nicht sagen, dass wer dahinter steckt, aber ich hoffe, dass die Justiz...

BÜRGER Hans (ORF) 21

Aber Sie haben es ja gesagt, nicht. Sie haben ja gesagt: Die ÖVP erweckt den Eindruck, dass sie MENSDORFF-POUILLY beschützen will.

DARABOS Norbert (SPÖ) Ja, das ist eine persönliche Einschätzung meinerseits, was die Person MENSDORFF-POUILLY betrifft, nachdem er ja mit der ehemaligen Frauenministerin verheiratet ist und der ehemaligen ÖVP-Generalsekretärin.

BÜRGER Hans (ORF) Ein harter Vorwurf eigentlich.

DARABOS Norbert (SPÖ) Nein, ich würde das nicht als harten Vorwurf sehen, sondern noch einmal gesagt: Es geht ja hier nicht um die Person an sich, sondern es ist eine Frage gewesen, die British Aerospace betroffen hat, die sich frei gekauft haben vom Vorwurf der Korruption, indem sie hunderte Millionen Euro gezahlt haben. Und ich habe die Hoffnung geäußert und dieser Hoffnung gebe ich nach wie vor meinem Ausdruck, dass in Österreich so ein Verfahren nicht so niedergeschlagen werden kann und dass man sich auch nicht zurückziehen kann auf die Position, dass man sagt, wenn jemand in einem Land schon sozusagen unter Beobachtung steht, unter juristischer oder unter Justizbeobachtung, dann kann er sich, dann kann er...

BÜRGER Hans (ORF) Das ist dieses Doppelbestrafungsverbot.

DARABOS Norbert (SPÖ) Ja, nur er ist ja nicht bestraft worden, sondern das Verfahren ist gegen ihn nicht weiter verfolgt worden. Also insofern hoffe ich, dass in Österreich dieses Verfahren weiter geführt wird, und ich bin sicher, dass ich da 95 Prozent der Österreicher auch hinter mir habe.

BÜRGER Hans (ORF) Daraus hoffen Sie oder kommt die Hoffnung, dass der Eurofighter-Deal möglicherweise rückabgewickelt werden kann?

DARABOS Norbert (SPÖ) Nein, das habe ich nie gesagt. Ich habe nur gesagt, dass, es hat ja mehrere Anbieter gegeben, neben Saab Gripen, Eurofighter auch Lock Hit. Und ich habe gesagt, wenn sich irgendwer benachteiligt fühlt und es stellt sich heraus, dass da etwas schief gelaufen ist, dann muss ich das neu bewerten. Das ist die einzige Aussage, die ich getroffen habe. Derzeit habe ich keine Indizien dafür, dass es hier Korruption gegeben hat, die in Richtung des Eurofighter-Deals gegangen ist. Wir haben in Österreich lang und breit im Untersuchungsausschuss diese Frage erörtert. Es hat einige interessante, ja, Erkenntnisse gegeben, dass eine Pressekonferenz um 96 000 Euro verkauft wurde und andere Dinge, aber es ist kein Verdacht auf Korruption 22

zu erhärten gewesen. Insofern halte ich mich auch an die Gesetzeslage. Nur ich hoffe, dass das Justizministerium, das ist kein Zuruf, sondern das ist eine Meinung als Staatsbürger, diese Causa weiter verfolgt, so, in diese Richtung oder diese Richtung. Wie es ausgeht, geht es aus, aber weiterverfolgen sollte man auf jeden Fall, weil es aus meiner Sicht keine Niederschlagung dieses Prozesses in Großbritannien gegeben hat.

PATTERER Hubert (Kleine Zeitung) Was würde der Verteidigungsminister machen, wenn Österreich jetzt aus einem solchen Anlass aussteigen würde aus einem solchen Vertrag. Was würden Sie dann tun?

DARABOS Norbert (SPÖ) Das ist eine ganz schwierige Frage, das gebe ich zu. Also wir haben diese 15 Eurofighter jetzt. Ich stehe dazu. Und ich stelle mir die Frage dann erst, wenn es eine gesetzliche Handhabe geben sollte. Aber noch einmal gesagt: Aus meiner Sicht gibt es derzeit keinen Verdacht auf Korruption in diesem Geschäft. Und insofern stehe ich weiter zu diesem von mir ausverhandelten Vertrag, der sich eine Reduzierung von 15 Eurofightern, der eine Reduzierung von 15 Eurofightern zugrunde liegt.

12.05.2011 13:00 ORF2 Zeit im Bild (1,04 min)

Neuer Kodex: Verteidigungsministerium muss sich an strengere Regeln halten

Fenderl Birgit (ORF) Das Verteidigungsministerium muss sich künftig an strenge Regeln halten, die möglicher Korruption vorbeugen sollen. Minister Norbert Darabos hat heute einen Codex präsentiert, in dem vor allem Bestimmungen zu Nebenbeschäftigung und zu heeresinternen Beschaffungsvorgängen enthalten sind. Der Codex gilt sowohl für Ministeriumsbeamte als auch Angehörige des Bundesheeres.

Hofer Jörg (ORF) In Sachen Abschaffung der Wehrpflicht läuft es für Norbert Darabos derzeit nicht so gut, und mit der Offiziersgesellschaft ist er nach wie vor übers Kreuz. Ungeachtet dessen möchte der Minister beweisen, dass er das Verteidigungsministerium im Griff hat. Mit dem neuen Codex für Verhalten und Beschaffung könne unmoralischer Lobbyismus, wie beim Eurofighter-Kauf, ausgeschaltet werden.

Darabos Norbert (SPÖ) Die Firmen sollten aus meiner Sicht eher investieren in günstigere Angebote. Durch Lobbying kann auch Korruption gefördert werden.

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Hofer Jörg (ORF) Der zweite zentrale Punkt im Codex regelt die Nebenbeschäftigungen. Sie sind künftig untersagt, wenn es Anzeichen für Befangenheit oder Unvereinbarkeit gibt. [OT/Komm]

09.10.2011 11.05 ORF2 Pressestunde*

Pressestunde mit Verteidigungsminister Norbert Darabos (52,41 min)

Stoppacher Robert (ORF) Ermittelt wird ja auch in einer anderen Sache, nämlich gegen einen Spitzenbeamten Ihres Hauses. Da geht es laut Tiroler Tageszeitung um die Beschaffung von gepanzerten Fahrzeugen. Ein bisschen - ich will das gar nicht jetzt im Detail ausbreiten, weil wir die Zeit nicht haben - aber bisher hat man den Eindruck, Ihr Ministerium ist so ein Intrigantenstadl.

Darabos Norbert (SPÖ) Ja, das kann man so nicht sagen. Es gibt sehr viele Spitzenbeamte, die ordentliche Arbeit leisten. In dem Fall ist es so, dass es eine Ausschreibung gegeben hat für die so genannten Allschutztransportfahrzeuge. Diese Ausschreibung ist abgewickelt worden. Der zuständige Sektionschef hat sich mokiert über Vorgänge in der, in der Kommission, die diese Entscheidung zu treffen hatte damals. Das ist mir bekannt geworden. Ich musste von meiner Seite aus und habe das auch natürlich gerne gemacht, weil bei mir gibt es null Toleranz, was Korruption im Haus betrifft, das der Staatsanwaltschaft übermitteln. Der Sektionschef hat selbst sozusagen dieses Verfahren ins Rollen gebracht und man wird sehen, was dabei herauskommt. Die Bestellung ist ja nicht erfolgt dieser Fahrzeuge, nachdem wir aus budgetären Gründen davon auch abgegangen sind. Trotzdem ist es klar, dass dieser Vorgang transparent und schonungslos aufgedeckt werden muss. Er kommt aus dem Jahr 2008.

Stoppacher Robert (ORF) Haben Sie den Eindruck, dass Korruption bei Ihnen im Verteidigungsministerium ein großes Thema ist?

Darabos Norbert (SPÖ) Ich hoffe nicht. Es ist so, dass Beschaffungsvorgänge immer sehr schwierige Vorgänge sind und wenn ich hier aus meiner Vergangenheit auch erzählen kann. Als ich Minister geworden bin 2007 sind bei jeder Veranstaltung wie die Motten ums Licht einige Waffenlobbyisten um mich herumgeschwirrt, die bekannten Namen, die auch in der Öffentlichkeit immer wieder...

Stoppacher Robert (ORF) Zum Beispiel?

Darabos Norbert (SPÖ) Ja, Sie kennen den Namen.

Stoppacher Robert (ORF) Nein. Sagen Sie. 24

Nowak Rainer (Die Presse) (Unverständlich).

Darabos Norbert (SPÖ) Naja, es gibt halt so Waffenlobbyisten in Österreich von...

Stoppacher Robert (ORF) Meinen Sie den Herrn Mensdorff-Pouilly?

Darabos Norbert (SPÖ) Der war nicht dabei, nein.

Stoppacher Robert (ORF) Na, bitte.

Darabos Norbert (SPÖ) Andere, ja. Plattner und...

Stoppacher Robert (ORF) Ja.

Darabos Norbert (SPÖ) ...andere Kollegen, die auch da jetzt in dieser Geschichte dabei sind. Bergner von Eurofighter und so weiter. Aber für mich war wichtig, einfach auch zu signalisieren: Ich rede mit denen nicht. Ich habe mit denen nie geredet in diesen viereinhalb Jahren in meiner Ministertätigkeit und die haben auch relativ schnell...

Stoppacher Robert (ORF) Aber vielleicht andere (unverständlich).

Darabos Norbert (SPÖ) Die haben relativ schnell aufgegeben auch hier zu lobbyieren. Gegen Lobbyismus ist ja grundsätzlich noch nichts einzuwenden, aber wenn er in das Kriminelle geht, wie offensichtlich in einigen anderen Fällen in Österreich, dann ist er natürlich verfolgungswert und ich gehe davon aus, dass die Beschaffungsvorgänge in der Vergangenheit auch den Gesetzen entsprochen haben. Man kann in den Menschen nicht hineinschauen.

Nowak Rainer (Die Presse) Reden wir ganz kurz über den Fall.

Darabos Norbert (SPÖ) Ja, Entschuldigung, nur einen Satz noch. Wir haben die interne Revision, wir haben die Disziplinarabteilung. Also jeder Vorgang wird natürlich auch begleitet und ich gehe davon aus, dass das alles mit rechten Dingen zugeht.

Stoppacher Robert (ORF) Glauben Sie wirklich, dass bei einem Beschaffungsvorgang von der Größe der Eurofighter mit fast zwei Milliarden Euro nicht geschmiert worden ist?

Darabos Norbert (SPÖ) Das kann ich nicht sagen, das weiß ich nicht.

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Nowak Rainer (Die Presse) Was machen Sie, wenn herauskommt, dass an den Vorwürfen - etwa gegen Ihren Vorgänger Herbert Scheibner - was machen Sie, wenn da etwas dran ist an den Vorwürfen?

Darabos Norbert (SPÖ) Das ist eine ganz interessante Frage, denn in den Vertrag Eurofighter wurde ja ein Passus hineingenommen, der besagt, dass der Vertrag dann obsolet wäre, wenn Bestechung nachgewiesen werden kann. Dieser Passus wurde abgeschwächt mit der Passage „nur dann, wenn es um die Eurofighter Jagdflug GesmbH geht“. In dem Fall, was jetzt sozusagen ich aus den Medien erfahren habe, ist es ja so, dass Herbert Scheibner offensichtlich Geschäfte mit dieser besagten Gesellschaft gemacht hat. Wenn das als Korruption eingestuft wird, da sind jetzt die Gerichte am Zug, dann wäre ein Ausstieg aus dem Euro-Vertrag möglich.

Nowak Rainer (Die Presse) Würden Sie (unverständlich) zurückgeben?

Stoppacher Robert (ORF) Würden Sie zurückgeben?

Darabos Norbert (SPÖ) Das könnte eine der Konsequenzen sein, ja.

Stoppacher Robert (ORF) Das heißt, wenn, dann muss aber ein Gerichtsurteil da sein.

Darabos Norbert (SPÖ) Dann muss ein Gerichtsurteil da sein.

Stoppacher Robert (ORF) Wenn ein Gerichtsurteil bestätigt, dass hier bei diesem Geschäft Korruption im Spiel war steigen Sie aus dem Eurofighter-Vertrag wieder aus?

Darabos Norbert (SPÖ) Wir müssen das prüfen. Wir werden sehen, aber grundsätzlich...

Nowak Rainer (Die Presse) Geht das rechtlich überhaupt? Er ist ja schon in Kraft getreten und Sie haben das Material schon längst und haben es ja vermutlich auch schon benutzt und...

Darabos Norbert (SPÖ) Nein, das ist... Ich darf über das auch reden heute. An und für sich ist das ein geheimer Vertrag, aber nachdem das schon einmal in einer Zeitung im Jahr 2006, also vor meiner Amtszeit gestanden ist, darf ich über das reden. Das ist eine Passage auch aus diesem Vertrag, die, die klar...

Stoppacher Robert (ORF) Zeigen Sie uns, zeigen Sie uns das...

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Darabos Norbert (SPÖ) Nein, zeige ich Ihnen nicht.

Stoppacher Robert (ORF) Sie machen so viele geheim, Geheimnisse rund um diesen Vertrag.

Darabos Norbert (SPÖ) Na, es gibt, ich kann Ihnen sagen, um was es geht. Es geht um Verhaltensregeln betreffend die Geschäftstätigkeit. Und da gibt es in Punkt vier dieser Verhaltensregeln die klare Festlegung, dass es, wenn vom Bieter selbst diese verfolgenswerten Dinge, also Stichwort Bestechung, durchgeführt werden sollten, es gilt die Unschuldsvermutung, ich weiß es ja nicht, ich habe ja keinen Einblick, was die Staatsanwaltschaft derzeit gegen Scheibner oder gegen wen auch immer ermittelt, dann ist es möglich aus diesem Vertrag auch auszusteigen.

Stoppacher Robert (ORF) Wie geht das konkret? Jetzt steigen Sie aus aus dem Vertrag, wir geben die Flieger zurück, kriegen zwei Milliarden aufs Budgetkonto überwiesen, oder wie geht das?

Darabos Norbert (SPÖ) Das wird man sehen.

Nowak Rainer (Die Presse) Minus Abschlag für die Benutzung?

Darabos Norbert (SPÖ) Das ist dann eine Verhandlungsfrage, die dann noch zu treffen ist, aber grundsätzlich ist ein Ausstieg möglich.

Nowak Rainer (Die Presse) Jetzt einmal nur, das ist ein sehr konstruierter Fall, aber sollte der eintreten, was machen Sie eigentlich nachher? Gibt es dann keine Luftüberwachung mehr, oder...?

Darabos Norbert (SPÖ) Gibt es natürlich. Wir haben uns ja dazu verpflichtet, diese Luftraumüberwachung auch durchzuführen. Es gibt auch den Passus, aber das ist wie gesagt Zukunftsmusik, dass Eurofighter dafür sorgen müsste, hier für uns sozusagen Ersatzgerät bereit zu stellen. Aber, wie gesagt, so weit sind wir noch nicht.

Stoppacher Robert (ORF) Das heißt, Sie würden dann wieder, wenn wir die zurückgegeben haben, wieder Eurofighter kaufen?

Nowak Rainer (Die Presse) Modernere?

Darabos Norbert (SPÖ) Das muss nicht sein. Sie müssten Kosten ersetzen für ein anderes Gerät, beispielsweise. Aber das ist Zukunftsmusik, ich möchte nur hier heute festhalten, dass wenn Bestechung in Richtung Eurofighter oder von

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Eurofighter Jagdflug GesmbH nachgewiesen werden kann in Richtung der handelnden Personen oder nachgewiesen wird, dann ist ein Ausstieg möglich.

Stoppacher Robert (ORF) Und Sie würden den dann auch betreiben und diesen Passus schlagend werden lassen?

Darabos Norbert (SPÖ) Müsste man sich dann anschauen in der, in der Praxis, ob das sinnvoll ist, aber grundsätzlich, ja.

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”Die Presse” vom 11.10.2011 Seite: 4 Ressort: Inland Von: red Österreich, Abend, Österreich, Morgen Eurofighter - bei Korruption retour

Analyse. Wie die “Schmiergeldklausel” in den Eurofighter-Vertrag hineinreklamiert - und dann auf Betreiben des Anbieters entscheidend abgeschwächt wurde. von Martin Fritzl (Wien) Lässt sich der Eurofighter-Vertrag tatsächlich noch auflösen? Verteidigungsminister Norbert Darabos hatte am Sonntag in der “Pressestunde” angekündigt, dies zu versuchen, falls seinem Amtsvorgänger Herbert Scheibner Korruption nachgewiesen werden könne. Gegen Scheibner ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft, er hat Jahre nach seiner Ministertätigkeit 60.000 Euro von Eurofighter erhalten. Tatsächlich bietet der Eurofighter-Vertrag eine Handhabe: Er räumt dem Auftraggeber im Korruptionsfall das Recht ein, gänzlich oder teilweise vom Vertrag zurückzutreten. Um diese “Schmiergeldklausel” gab es im Zuge der Vertragserrichtung etliche Diskussionen. Im ursprünglichen Vertragsentwurf des Verteidigungsressorts war Derartiges überhaupt nicht vorgesehen, erst die Beamten des Finanzministeriums reklamierten einen “Code of Business Conduct” hinein. Dieser war recht umfassend formuliert: Die Bieterseite sagt darin zu, Schmiergeldzahlungen zu unterlassen und garantiert dies auch für Dritte, die dem Einfluss des Bieters unterliegen. In Punkt drei der Vereinbarung werden auch Schmiergeldzahlungen bei Rechtsgeschäften, die im Zusammenhang mit dem Auftrag stehen - etwa Gegengeschäfte - 28

untersagt. Der letzte Punkt ging Eurofighter zu weit, und so wurde ein Punkt vier in die Vereinbarung hineinreklamiert, der Punkt drei de facto wieder aufhebt: Punkt drei gilt demnach nur für Rechtsgeschäfte, die vom Bieter selbst abgeschlossen werden - was ja bei Gegengeschäften zumeist nicht der Fall ist. Keine Zeit für Prüfung Diese Abschwächung der Schmiergeldklausel wurde vom Verteidigungsressort akzeptiert - und am Finanzressort praktisch vorbeigeschummelt. Man habe den Text erst am Tag der Vertragsunterzeichnung bekommen und innerhalb von drei Stunden 1600 Seiten Vertragstext begutachten müssen, so der zuständige Beamte Herbert Hillingrathner im Jahr 2007 im Eurofighter- Untersuchungsausschuss. “Ich habe sicher nicht die Zeit gehabt, mich in diese Anlagen zu vertiefen”, so Hillingrathner damals. Diese abgeschwächte Schmiergeldklausel machte aber schon im Jahr 2007 einen Ausstieg aus dem Eurofighter-Vertrag zu einem riskanten Unterfangen. Schon damals waren nämlich dubiose Zahlungen aufgetaucht, die aber nicht von Eurofighter selbst, sondern vom Mutterkonzern EADS ausgingen. Darunter etwa die Zahlungen des EADS- Lobbyisten Erhard Steininger an die Firma der Ehefrau von Luftwaffenchef Erich Wolf. Gehört nur Eurofighter zur “Bieterseite” oder auch der Eigentümer EADS? Eine Frage, die nur gerichtlich zu klären - und damit mit erheblichem Risiko verbunden wäre. Im Fall Scheibner fiele das weg, da kommt das Geld direkt von Eurofighter. Allerdings dementiert der Ex-Minister vehement, dass es sich hier um Schmiergeld handelt, und verweist auf Aufträge des Flugzeugherstellers im arabischen Raum.

”Die Presse” vom 10.10.2011 Seite: 3 Ressort: Inland Österreich, Abend, Österreich, Morgen Eurofighter: Darabos erwägt Rückgabe

Ausstieg. Sollte Korruption nachgewiesen werden können, sei eine Rückabwicklung möglich, betont Minister Norbert Darabos. Jurist Kletecka warnt aber vor offenen rechtlichen Fragen. Von Philipp Aichinger (Wien) “Obsolet” sei das Geschäft mit Eurofighter, wenn Korruption 29

nachgewiesen werden könne. Ein dementsprechender Passus finde sich im Kaufvertrag, deswegen sei eine Rückgabe der Flieger für ihn nach wie vor denkbar, erklärte Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) in der ORF-”Pressestunde” am Sonntag. Er verwies auf die laufenden Ermittlungen gegen seinen Amtsvorgänger Herbert Scheibner. Dieser hatte nach seiner Amtszeit Geld von der Eurofighter Jagdflugzeuge GmbH erhalten. Für Präsentationen im arabischen Raum, wie Scheibner betont. Die Staatsanwaltschaft aber ermittelt gegen den BZÖ-Mandatar wegen Korruptionsverdachts. Im Falle einer Verurteilung Scheibners sei “grundsätzlich ein Ausstieg aus dem Vertrag” möglich, erklärte Darabos. Auf Nachfrage, wie Österreich das Geschäft mit den bereits gebrauchten Fliegern rückabwickeln könnte, wollte Darabos keine konkreten Antworten geben. Man werde das alles noch prüfen. Im Fall des Falles müssten einige Fragen gerichtlich geklärt werden, erklärt Andreas Kletecka, Zivilrechtsprofessor an der Uni Salzburg, im Gespräch mit der “Presse”. Etwa ob Österreich trotz der Rückabwicklung etwas zahlen müsse, weil man die Flieger jahrelang verwendet hat. Andererseits habe Eurofighter den bereits gezahlten Kaufpreis zur Verfügung gehabt und so Zinsen lukrieren können. In solchen Fällen, in denen beide Seiten in der Zwischenzeit einen Nutzen hatten, würde die Rechtsprechung dazu neigen, keine gegenseitigen Rechnungen zuzulassen, sagt der Jurist. Österreich würde also schlicht die Flieger zurückgeben, und Eurofighter den vollen Kaufpreis zurückzahlen. Einstige Klausel noch gültig? Doch ganz so einfach wird es nicht, schließlich muss Österreich zuvor überhaupt eine gerichtliche Feststellung, dass man den Vertrag rückabwickeln darf, erreichen. Zudem verweist Kletecka darauf, dass Darabos im Jahr 2007 bereits einen Vergleich mit Eurofighter schloss. Damals handelte Österreich nach Korruptionsvorwürfen einen neuen Vertrag aus, so wurde etwa die Stückzahl der Flieger von 18 auf 15 reduziert. Man müsste prüfen, ob die einstige Ausstiegsklausel durch den Vergleich nicht hinfällig geworden ist, meint Kletecka. Von einem Ausstieg hatte Darabos damals - obwohl einst im Wahlkampf versprochen - abgesehen. Begründet wurde das mit einem Gutachten des Juristen Helmut Koziol, wonach die Auflösung “nicht zum Nulltarif” möglich gewesen wäre. Eine damals strittige Ansicht, zumal der EADS-Lobbyist Erhard Steiniger der Firma der Frau des für die Eurofighter-Einführung zuständigen Generalmajors Erich Wolf 87.600 Euro gezahlt hatte. Darabos erklärte jedoch am Sonntag, der nun entscheidende Unterschied sei, dass das Geld für Scheibner von Eurofighter direkt gekommen sei. Und nur dann könne die Ausstiegsklausel greifen. 30

Momentan ermittelt die Justiz aber auch gegen Darabos selbst. Es geht um den Verdacht des Amtsmissbrauchs, weil ein besser geeigneter Bewerber für einen Posten im Ministerium übergangen wurde. Der Bewerber hat vor Gericht Recht bekommen. Darabos, erklärte, er habe nicht selber über die Reihung der Kandidaten entschieden, sondern nur die Entscheidung des Sektionschefs und Generalstabschefs bestätigt. ”Bin der Sheriff von Nottingham” Generalstabschef Edmund Entacher war von Darabos ja aus anderen Gründen - er hatte sich gegen Darabos’ Richtungswechsel hin zu einem Berufsheer ausgesprochen - abgesetzt worden. In dieser Causa sieht sich Darabos weiterhin im Recht, wenngleich eine Berufungskommission festhielt, dass die Abberufung ohne Zuweisung eines neuen Postens für Entacher rechtswidrig war. Überhaupt missfalle ihm die öffentliche Darstellung in dieser Causa, so Darabos. Entacher werde zu einer Art “Robin Hood” hochstilisiert. “Und ich bin der Sheriff von Nottingham”, sagte Darabos verärgert. Er sei weiterhin für ein Berufsheer und peile eine Volksbefragung an. Auf einen Blick Werde Herbert Scheibner wegen Korruption verurteilt, könne man den Eurofighterkauf rückabwickeln, betont Minister Darabos. In Scheibners Amtszeit fiel die Entscheidung der Regierung für Eurofighter (2002). Nach seiner Amtszeit erhielt Scheibners Firma 400.000 Euro von rüstungsnahen Firmen. Auch die Eurofighter GmbH überwies Geld. Scheibner bestreitet alle Vorwürfe.

”Kleine Zeitung” vom 24.02.2010 Seite: 5 Ressort: POLITIK Von: WOLFGANG SIMONITSCH Steiermark,Kärnten POLITIK INTERN Darabos und die “Pressestunde”

Ein parlamentarisches Nachspiel wird die ORF-Pressestunde vom Sonntag mit Norbert Darabos haben. Der Grüne Peter Pilz hat auch zugeschaut und meint, Darabos hätte versucht, “den Schrottplatz Bundesheer” und die “Beschaffungskorruption” beim Eurofighter-Kauf schönzureden. Außerdem habe Darabos auf die Frage von Kleine-Chefredakteur Hubert Patterer nach dem Zustand der Militär-Jets geflunkert: Darabos erklärte, Österreich 31

habe Jets gekauft, “die nicht einmal 50 Stunden in der Luft” waren. Pilz sagt, sechs der 15 Eurofighter seien mit 150 bis 322 Flugstunden von der deutschen Armee übernommen worden und jetzt nahe an einem teuren, monatelang dauernden 400-Stunden-Service. Der Grüne ist als Ex- Vorsitzender des Eurofighter-Untersuchungsauschusses auch sauer, weil Darabos erklärt hatte, es gäbe keine Hinweise auf Korruption beim Eurofighter-Erwerb. Dabei habe Darabos selbst etwa Luftwaffenchef Erich Wolf wegen des Verdachts suspendiert, dieser habe dubioses Geld von Eurofighter-Lobbyisten genommen (was immer noch ungeklärt ist). Zudem ermittle die Justiz gegen Alfons Mensdorff-Pouilly wegen Bestechungsverdachts. Pilz hat eine parlamentarische Anfrage an Darabos gerichtet. WOLFGANG SIMONITSCH

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”Neue Vorarlberger Tageszeitung” vom 24.02.2010 Seite 5 Von: WOLFGANG SIMONITSCH POLITIK INTERN Darabos und die “Pressestunde”

Ein parlamentarisches Nachspiel wird die ORF-Pressestunde vom Sonntag mit Norbert Darabos haben. Der Grüne Peter Pilz hat auch zugeschaut und meint, Darabos hätte versucht, “den Schrottplatz Bundesheer” und die “Beschaffungskorruption” beim Eurofighter-Kauf schönzureden. Außerdem habe Darabos auf die Frage von Kleine-Chefredakteur Hubert Patterer nach dem Zustand der Militär-Jets geflunkert: Darabos erklärte, Österreich habe Jets gekauft, “die nicht einmal 50 Stunden in der Luft” waren. Pilz sagt, sechs der 15 Eurofighter seien mit 150 bis 322 Flugstunden von der deutschen Armee übernommen worden und jetzt nahe an einem teuren, monatelang dauernden 400-Stunden-Service. Der Grüne ist als Ex- Vorsitzender des Eurofighter-Untersuchungsauschusses auch sauer, weil Darabos erklärt hatte, es gäbe keine Hinweise auf Korruption beim Eurofighter-Erwerb. Dabei habe Darabos selbst etwa Luftwaffenchef Erich Wolf wegen des Verdachts suspendiert, dieser habe dubioses Geld von Eurofighter-Lobbyisten genommen (was immer noch ungeklärt ist). Zudem ermittle die Justiz gegen Alfons Mensdorff-Pouilly wegen Bestechungsverdachts. Pilz hat eine parlamentarische Anfrage an Darabos gerichtet.

"Kurier" vom 07.02.2010 Seite: 2 Ressort: Innenpolitik Von: patricia haller Länder, Morgen Interview "Das klingt nach Ablasshandel" SPÖ-Heeresminister Darabos kritisiert den Deal mit dem Rüstungskonzern BAE und hofft, dass in Österreich das Verfahren gegen Mensdorff nicht eingestellt wird. Verteidigungsminister Norbert Darabos hofft, dass die Verfahren, die in Österreich gegen den Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly noch laufen, nicht wie in Großbritannien eingestellt werden. Gegen Mensdorff-Pouilly wird seit September 2008 wegen des Verdachts der Bestechung und der Geldwäsche im Zusammenhang mit dem Eurofighter-Kauf ermittelt - es gilt die Unschuldsvermutung. Unglaublich 33

Darabos ist entsetzt über den Deal der britischen Anti-Korruptionsbehörde und der US-Behörden mit dem Rüstungskonzern BAE Systems (siehe unten). BAE ist zu 20 Prozent an Saab/Gripen beteiligt und zu 33 Prozent an der Eurofighter GmbH. "Das klingt nach Ablasshandel. Damit hat sich der Milliarden-umsatz-starke Konzern von einer Schuld, die er zugegeben hat, freigekauft. Entweder gab es Korruption oder nicht. Aber so etwas mit Millionen Euro vom Tisch zu wischen, ist unglaublich", sagt der SPÖ-Minister im KURIER-Interview. Zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien sagt er: "Als Staatsbürger wünsche ich mir nicht, dass die Gerichte das zu Grabe tragen, nachdem die Briten das niedergeschlagen haben. Ich hoffe, dass die österreichische Justiz die Ermittlungen in Ruhe zu Ende führt und nicht in der Mitte abbricht." Schon in der Eurofighter-Causa habe sich gezeigt, dass es bei Rüstungsgeschäften um sehr viel Geld gehe. "Ich hoffe, dass der Druck nicht zu stark ist, um das abzudrehen", sagt Darabos mit Verweis auf mögliche bilaterale Bereinigungen der Sache. Skandal-Video Abdrehen wird der Minister künftige Irrwege in Kommunikation und Marketing in seinem Ministerium. Auslöser ist das sexistische Video, mit dem das Bundesheer auf seiner Homepage für sich geworben hat. Darabos setzt einen Schritt, den es sonst in keinem Ministerium gibt: "Alle nach außen gerichteten Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen werden in Zukunft mit dem Ministerbüro abgestimmt und von der Gleichbehandlungsbeauftragten geprüft." Für diese "undurchdachte, hirnlose Aktion" könne er sich "nur bei allen Frauen in Österreich entschuldigen". Über personelle Konsequenzen werde es in zwei bis drei Wochen Klarheit geben. Konsequenzen würde Darabos auch für den Fall prüfen, dass der wegen Dopings in Verruf geratene Trainer Walter Mayer bei den Olympischen Spielen in Vancouver auftaucht. Eine Reise dorthin hat dieser öffentlich überlegt. Der Heeres-Bedienstete ist derzeit im Krankenstand. Darabos, der auch Sportminister ist: "Das wäre eine Provokation der Sonderklasse und ein immenser Imageschaden für den österreichischen Sport." Mit Doping-Fällen rechnet er nach dem verschärften Anti- Doping-Gesetz nicht: "Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass das Wirkung gezeigt hat. Und dass es für uns saubere Spiele werden."

”Österreich” vom 16.06.2007 Seite: O8, O9 Ressort: ipo Eurofighter könnte auch bei Korruption kommen

Die Top-Juristen Heinz Mayer, Josef Aicher und Andreas Kletecka arbeiten mit Hochdruck an den Ausstiegs-Gutachten für den U-Ausschuss. Wien. Bis Ende Juni haben die drei Juristen Zeit, ihre Expertise an den 34

Ausschuss-Vorsitzenden Peter Pilz zu übermitteln. Für Verteidigungsminister Norbert Darabos könnte sich daraus bei einem Nachweis von Korruption die Verpflichtung zu einem Ausstieg aus dem Eurofighter-Vertrag ergeben, bestätigte Mayer gegenüber ÖSTERREICH - allerdings mit einer Einschränkung: “Eine Verpflichtung zum Ausstieg gibt es nur über die Wirtschaftlichkeit”, so Mayer. 13 Fragen. Die grün-rot-blaue Mehrheit im Untersuchungsausschuss hat 13 Fragen zu Gründen für einen Rücktritt vom Eurofighter-Vertrag gestellt. Im Mittelpunkt steht dabei die sogenannte “Schmiergeldklausel”. Diese besagt, dass ein Ausstieg möglich ist, wenn Schmiergeld geflossen ist. Mögliche Ansatzpunkte dafür hat der Ausschuss bisher in der 87.600-Euro- Zahlung des Lobbyisten Erhard Steininger an die Frau von Erich Wolf gefunden. Anonymer Brief. Pilz geht in der Zwischenzeit aber auch einem weiteren Verdacht nach. Er verfügt über einen anonymen Brief, laut dem ein weiterer Heeres-Angehöriger - Eurofighter-Chefverhandler Edwin Wall - in der fraglichen Zeit “Vermögenszuwächse” gehabt haben soll. Pilz will den Brief der Staatsanwaltschaft übermitteln. Aber auch im Verteidigungsministerium wartete man auf den Brief. Bisher ist Wall von der Disziplinarkommission noch nicht einvernommen worden. Wall selbst dementiert in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber ÖSTERREICH die Vorwürfe und spricht von “Diskreditierung”. Einer Ladung vor den U- Ausschuss werde er folgen. ”Keine Strafe”. Sollte der Nachweis für einen Verstoß gegen die Schmiergeldklausel gelingen, hänge ein möglicher Ausstieg an der Wirtschaftlichkeit, erläuterte Mayer. Das lasse sich aus der Bundesverfassung ableiten: “Wenn sich herausstellen sollte, dass der Eurofighter trotzdem die billigste Variante ist, die die Republik kriegen konnte, muss Darabos nicht aussteigen. Der Ausstieg aus dem Vertrag ist ja keine Strafe.” Verhandlungslösung. Dara-bos verhandelt derzeit mit Eurofighter über eine Verbesserung des Vertrags - hofft bei Vorliegen illegaler Geldflüsse aber noch immer auch auf einen Ausstieg zum Nulltarif.(saw)

”Österreich” vom 02.05.2007 Seite: R4, R5 Ressort: TT2 Minister Darabos: “ Wenn illegale Gelder geflossen sind, dann steigen wir

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aus !

ÖSTERREICH: Herr Minister, die Medien werfen Ihnen vor, Sie seien in der Causa Eurofighter auf Tauchstation gegangen. norbert darabos: Davon kann keine Rede sein, ich bemühe mich nur um Seriosität. Ich veröffentliche keine halbfertigen Gutachten, solange Gutachter und U-Ausschuss keine endgültigen Ergebnisse haben. Und ich lasse mich auch nicht unter Druck setzen. Weder von der ÖVP, die mir dauernd in den Rücken fällt, noch von Eurofighter noch von irgendwelchen verlogenen Diskussionen\ u2009... ÖSTERREICH: Damit meinen Sie was? darabos: Damit meine ich diese verlogene Diskussion um die Software- Lizenzen. Ich kann nur sagen: Ohne diese sogenannten Kryptoschlüssel ist der Eurofighter nicht flugfähig. Und diese Lizenzen gibt es nicht - weder jetzt noch in absehbarer Zeit. Und damit wird es im Mai ganz sicher keine flugfähigen Eurofighter geben. ÖSTERREICH: Die ÖVP sieht das anders. darabos: Die ÖVP behindert meine Arbeit in Sachen Eurofighter immens, weil Vertreter dieser Partei offenbar mit Eurofighter hinter meinem Rücken ausgedealt haben, dass der Vertrag so bleiben soll, wie er ist. Das heißt, mein eigener Regierungspartner fällt mir in den Rücken und versucht, meine Verhandlungserfolge zu konterkarieren. ÖSTERREICH: Vizekanzler Molterer sagt, Sie seien kein Verteidigungs- sondern ein Vertragsverhinderungsminister. darabos: Darauf kann ich nur sagen, Molterer sollte in meinen Augen eigentlich Finanzminister sein und nicht Steuergeldvernichtungsminister, als der er sich derzeit in dieser Causa präsentiert. ÖSTERREICH: Molterer weigert sich ja, die Steuerakte Steininger ungeschwärzt dem U-Ausschuss zu übergeben. DARABOS: Das halte ich für völlig inakzeptabel. Ich fordere den Herrn Vizekanzler dringend auf, die Akten ungeschwärzt ans Parlament zu übergeben. Es ist für die Untersuchung dieser Causa enorm wichtig, dass die geschwärzten Stellen lesbar sind. Darunter kann sich die Vertragsauflösung verbergen. ÖSTERREICH: Warum? darabos: Weil Steininger offenbar mehr Geld für Lobbying ausgegeben als 36

er offiziell eingenommen hat. Und da ich weder annehme, dass er ein Samariter noch dass er ein Depp ist, muss man wissen, an wen er wie viel bezahlt hat. ÖSTERREICH: Sie wollen, dass der Lobbyist Steininger vor dem U- Ausschuss aussagt? darabos: Ich fordere ihn dringend auf, auszusagen. Er hat ein wochenlanges Versteckspiel inszeniert und ist jetzt endlich in Österreich aufgetaucht. Er hat in handschriftlichen Notizen an seinen Anwalt mehrfach betont, dass er nichts zu verbergen hat und vor dem Ausschuss alles aussagen will. Wenn er jetzt unter Berufung auf Ermittlungen gegen Airchief Wolf die Aussage verweigern will, dann ist das ungeheuerlich, dann stellt das natürlich den ganzen Vertrag in Frage. Steininger muss klar aussagen, in welcher vertraglichen Beziehung er zu Eurofighter gestanden ist. Es deutet ja alles darauf hin, dass diese Verbindung eine sehr enge war. ÖSTERREICH: Warum steigen Sie nicht einfach aus dem Vertrag aus, wenn da so viel Korruption im Spiel war? darabos: Weil ich das seriös angehe. Ich sage hier deutlich: Die Ausstiegschance lebt - mehr denn je. Wenn vom Ausschuss nachgewiesen wird, dass illegale Gelder geflossen sind, dann ist der Vertrag obsolet und dann werden wir aussteigen!

”Neue Kärntner Tageszeitung” vom 13.04.2007 Seite: 2 Roter Alleingang bei Jet-Storno möglich

Darabos schließt Szenario nicht mehr aus: “Das wäre das Ende der Koalition.” Rückendeckung von roten Länderchefs. Fraktionsführerin der VP spricht erstmals von “Korruption”. Für Grüne Vertrag “nichtig”. WIEN. Der Eurofighter-Streit geht quer durch die Parteien. Zunächst schloss gestern Verteidigungsminister Norbert Darabos ent- gegen seinen Aussagen vom Mittwoch einen Alleingang der SPÖ beim Ausstieg aus dem Jet-Vertrag nicht mehr aus. “Das kann durchaus möglich sein, aber das wäre natürlich das Ende der Koalition, und das ist eine Entscheidung, die nicht allein ich treffen kann”, sagte Darabos vor Beginn des Parteivorstandes. Nach der Sitzung schwächte dies Parteichef wieder ab: Der Alleingang sei eine “hypothetische Frage”. 37

Fall fürs Hohe Haus Für die ÖVP sind Ausstiegsverhandlungen kein Thema, so Parteichef . Differenzierter äußerte sich die schwarze Fraktionsvorsitzende im Unter- suchungsausschuss, Maria Fekter: Sie sprach erstmals von “Korruption”, die von der ÖVP “nicht geduldet” und “in allen Formen ab- gelehnt” werde. Zivilrechts-experte Helmut Koziol soll bis zum Wochenende ein Gutachten zum Vertrag erstellen. Die Grünen sehen diesen angesichts des Geld- flusses an die Firma des suspendierten “Airchiefs” Erich Wolf und seiner Frau als “nichtig” an und forderten Darabos zum Handeln auf. Andernfalls werde sich das Hohe Haus mit einer Nichtigkeits- erklärung befassen müssen. Wenn EADS die Verwendung der an den Rüstungslobbyisten Erhard Steininger geflossenen EADS- Gelder (kolportiert wurden 1,5 Millionen Euro) nicht belegen kann, ist für Grünen- Chef Alexander Van der Bellen und Ausschussvorsitzenden Peter Pilz ein Vertragsausstieg keine politische Entscheidung, sondern “ein Muss”. Sollte es die rechtliche Möglichkeit für einen Storno geben, fordern die SPÖ- Länderchefs Franz Voves (Steiermark) und Michael Häupl (Wien) einen Ausstieg. “Ich glaube, dass die ÖVP, wenn die Rechtslage klar ist, gar keine andere Entscheidung treffen kann, als mit uns den Weg des Ausstiegs zu gehen”, so Voves. Laut einer aktuellen OGM-Umfrage wollen auch 61 Prozent der Befragten, dass Österreich versucht, den Eurofighter- Kauf rückgängig zu machen. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache beschuldigte SPÖ und ÖVP, “keinerlei Interesse” daran zu haben, das Geld für den “österreichischen Steuerzahler zu retten”. In der Regierung “und speziell in der ÖVP” habe man sich offenbar darauf verständigt, “zu mauern und zu blockieren”, so Strache. Rudolf Fußi, Intitiator des Abfangjäger-Volksbegehrens, forderte wiederum die handelnden Parteien auf, “ruhig und besonnen auf Basis der Fakten die Lage zu be- urteilen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen”. Mehrere Experten und die Grünen fordern Verteidigungsminister Norbert Darabos ob der Eurofighter-Affäre zum Handeln auf. Sollte EADS nicht nachweisen, dass die Gelder an Steininger rechtens waren, ist der Ausstieg ein Muss. Ausschussvorsitzender Peter Pilz Die Lieferung des Eurofighters verzögert sich auf November. Das Lizenz- ansuchen wurde - wie das Pentagon bestätigte - im März, zu spät, gestellt. Zivilrechtsexperte Koziol er-stellt das Vertragsgutachten.

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”Oberösterreichische Nachrichten” vom 13.04.2007 Seite: 3 Ressort: zu Seite Eurofighter in rot-schwarzen Turbulenzen

WIEN. In der Frage, ob das Aus für den Eurofighter unmittelbar bevorsteht, setzt der Kanzler auf Zurückhaltung. Dafür gab es ein erstes Lebenszeichen eines abgetauchten EADS-Lobbyisten. Wie von Verteidigungsminister Norbert Darabos (SP) angekündigt, ist am Donnerstag bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Anzeige gegen “Airchief” Erich Wolf wegen des Verdachts der falschen Zeugenaussage und der verbotenen Geschenkannahme eingelangt. Es geht um 87.600 Euro, die im Jahr 2002 vom EADS-Lobbyisten Erhard Steininger an eine Firma Wolfs überwiesen worden sind. Gestern hat Steininger, der seit Wochen in Thailand abgetaucht ist, über seinen Anwalt eine Stellungnahme zu diesen Vorwürfen übermittelt: Demnach habe die aufgedeckte Zahlung, von der Wolf erst vor wenigen Tagen erfahren haben will, “nichts mit EADS, Eurofighter oder dem damit verbundenen Beschaffungsvorgang zu tun”. Das Geld betreffe ein künftiges Marketingkonzept und komme zur Gänze der “seinerzeit in finanzielle Schwierigkeiten geratenen” Werbefirma des Ehepaares Wolf zu, so deren Trauzeuge Steininger in dem Brief. Der SP-Fraktionsführer im Eurofighter-Untersuchungsausschuss, Günther Kräuter bezeichnete das “Lebenszeichen” als “völlig unglaubwürdige, offensichtlich zurechtgezimmerte Schutzbehauptung”. Sein VP-Gegenüber, Maria Fekter, sprach erstmals von “Korruption”, die in ihrer Partei “nicht geduldet und in jeder Form abgelehnt” werde. , ebenfalls VP-Ausschussmitglied, forderte im OÖN-Gespräch die Verantwortlichen von EADS auf, “endlich ihr Schweigen zu brechen”. Es gehe “um die Reputation des gesamten Geschäfts”. EADS müsse deshalb “die Beziehung zu Steininger offenlegen, dessen Tätigkeit und den Provisionenfluss erklären”, so Mitterlehner. SP-Alleingang Für Aufregung sorgte Minister Darabos, der heute ein Rechtsgutachten über die Ausstiegsmöglichkeiten erhalten soll. Falls die Rechtslage eindeutig sei, wäre für ihn nun doch auch die Aufkündigung des Eurofightervertrages ohne Zustimmung der VP vorstellbar. “Das wäre 39

natürlich das Ende der Koalition”, so Darabos, weshalb die SP diese Entscheidung gemeinsam zu treffen hätte, so Darabos. Kanzler Alfred Gusenbauer (SP) schwächte allerdings kurz danach ab. Die Organisation der Luftraumüberwachung sei eine “Frage der gesamten Regierung.” Die Frage, Ausstieg oder nicht, stelle sich heute nicht. Vizekanzler Wilhelm Molterer (VP) pochte auf Vertragstreue, Ausstiegsverhandlungen seien “kein Thema”. Sollten sich straf- oder disziplinarrechtliche Verfehlungen herausstellen, werde man überlegen, was zu tun sei. Kein Verständnis für den Regierungskurs zeigten Grüne und FP. Beide wollen den Ausstieg. (luc) Ausstiegspflicht Keine Wahl sieht Verfassungsrechtler Heinz Mayer für Verteidigungsminister Darabos in der Eurofighter-Frage. Sollte sich ein Ausstiegsgrund ergeben, müsse der Minister “nach den Grundsätzen der Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit” entscheiden. Darabos könne nicht sagen, “Molterer und Gusenbauer lassen mich nicht”. ” Das kann möglich sein, aber das wäre natürlich das Ende der Koalition. “ Norbert Darabos Verteidigungsminister (SP), zum Eurofighter-Ausstieg ” Das ist hypothetisch. Es besteht kein Grund für größere Aufregung.” Alfred Gusenbauer Bundeskanzler (SP), Richtung Verteidigungsminster ” Korruption wird nicht geduldet und in allen Formen von uns abgelehnt.” Maria Fekter VP-Sprecherin im Eurofighter-Ausschuss, zur Lage Über das mögliche Abdrehen der Abfangjäger will die Koalition später reden. Foto: REUTERS

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”profil” Nr. 24/11 vom 10.06.2011 Seite: 40,41,42,43,44 Ressort: Wirtschaft Von: Michael Nikbakhsh und Ulla Schmid Schema EF

Die Justiz rollt nach neun Jahren den Ankauf der Eurofighter unter Karl- Heinz Grasser auf. Es geht um mutmaßliche Korruption, Geldwäsche und Amtsmissbrauch. Die Parallelen zur Buwog-Privatisierung sind nicht von der Hand zu weisen. Bisher war die Geschichte allenfalls eine politische, medial in jedem Fall gut verwertbar. Eine schwarz-blaue Koalition, regierungsnahe Lobbyisten, sündhaft teure Kampfflugzeuge. Der Stoff, der einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss ein halbes Jahr lang beschäftigte und für Hunderte Schlagzeilen gut war. Seit wenigen Tagen ist es nicht mehr nur eine Story, sondern - endlich - auch ein Fall. Neun Jahre nach der Entscheidung für den Ankauf der Eurofighter, kurz EF, rollt die Staatsanwaltschaft Wien die Causa auf. Mitte vorvergangener Woche ließ die Justiz Hausdurchsuchungen bei drei Verdächtigen vornehmen: den Waffenhändlern Alfred P. und Walter S. sowie dem früheren EADS-Manager Klaus-Dieter B. Die Verdachtsmomente: Bestechung, Geldwäsche, möglicherweise auch Amtsmissbrauch durch frühere Regierungsmitglieder. Täterkreis: derzeit noch unbekannt. “Die Ermittlungen stehen am Anfang, was sich daraus ergibt, wird sich weisen“, so Thomas Vecsey, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ermittler konzentrieren sich vorerst auf die Rolle des Londoner Briefkastens Vector Aerospace, der nunmehr dem EF-Lieferanten EADS zugerechnet wird. Über Vector und dessen Handlungsbevollmächtigten Gianfranco Lande, einen seit Kurzem wegen Anlagebetrugs in italienischer U-Haft sitzenden Entrepreneur, sollen zwischen 2004 und 2009 gut und gern 87 Millionen Euro “umgesetzt“ worden sein. Dabei könnte es sich auch um Schmiergelder gehandelt haben, die zu österreichischen 41

Empfängern flossen. Noch unabhängig davon wird seit Längerem gegen den österreichischen Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly ermittelt, unter anderem wegen “aggressiver Zahlungen an Entscheidungsträger“. Mensdorff bestreitet die Vorwürfe. Auch der mittlerweile pensionierte frühere “Airchief“ des Heeres Erich Wolf, beim Eurofighter-Deal an vorderster Front engagiert, ist wieder ins Visier der Staatsanwaltschaft Wien geraten - er wird der Bestechlichkeit verdächtigt. Auch er hat jedwede Verfehlung vehement in Abrede gestellt (profil berichtete ausführlich). Es mussten also neun Jahre vergehen, ehe die Justiz sich des größten Rüstungsauftrags in der Geschichte der Zweiten Republik annahm. Früher oder später wird sie damit bei jener Frage landen, deren Beantwortung einstige Regierungsmitglieder bisher konsequent zu verhindern wussten: Haben politische Entscheidungsträger unter ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel an dem 2-Milliarden-Geschäft mitverdient? Es war vor allem ein Regierungsmitglied, das sich - obschon formell gar nicht zuständig - ab 2001 ostentativ für den Eurofighter begeisterte und dessen Anschaffung letztlich auch durchsetzte: Karl-Heinz Grasser, Finanzminister der Republik Österreich von Februar 2000 bis Jänner 2007. Der Mann steht bekanntlich bereits im Zentrum der Ermittlungen rund um die größte Immobilienprivatisierung in der Geschichte der Zweiten Republik: 2004 kaufte ein Konsortium um die Immofinanz-Gruppe knapp mehr als 60.000 Bundeswohnungen (Buwog) um nicht ganz eine Milliarde Euro. Der Deal soll nach Aussage von Grassers ehemaligem Kabinettsmitarbeiter Michael Ramprecht ein “abgekartetes Spiel“ gewesen sein - von der Auswahl des Investmenthauses Lehman Brothers über die Ausschreibung hin zum Zuschlag. Tatsache ist, dass Grassers Spezi Karlheinz Muhr bei Lehman Brothers unter Vertrag stand; Tatsache ist, dass die von Grasser selbst eingerichtete “Vergabekommission“ erst nach Rücksprache mit dem Minister für Lehman votierte (obwohl der Mitbieter CA IB um ein Drittel billiger war); Tatsache ist weiters, dass die Immofinanz erst in einer von Lehman Brothers kurzfristig eingeschobenen “Last and final offer“-Runde die rivalisierende CA Immo um Haaresbreite überbot; Tatsache ist schließlich, dass zwei der engsten Grasser-Freunde, Walter Meischberger und Peter Hochegger, von der Immofinanz fast zehn Millionen Euro “Erfolgsprovision“ einstreifen durften. Sollte die Justiz ihre Untersuchungen im Eurofighter-Komplex gewissenhaft durchführen, wird sie an den erstaunlichen Parallelen zwischen dem Rüstungsauftrag und der Immobilienprivatisierung nicht einfach 42

vorbeigehen können. In gewisser Weise ist das Buwog-Geschäft eine Blaupause des Eurofighter-Deals. Da wie dort wurden im Vorfeld klammheimlich Kontakte geknüpft, Ausschreibungskriterien adaptiert, befreundete Lobbyisten in Stellung gebracht - und Entscheidungen in letzter Minute umgedreht. Und stets mittendrin: Karl-Heinz Grasser. profil liegt eine umfangreiche Dokumentation der Eurofighter-Anschaffung vor, darunter interner Schriftverkehr des Finanzministeriums und Protokolle des parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Allein die Chronologie der Ereignisse wirft die Frage auf, warum die Justiz nicht schon längst tätig geworden ist: Um den Jahreswechsel 2000/2001 laufen die Vorbereitungen für den Ankauf neuen Fluggeräts an, weil die musealen schwedischen Saab- Draken spätestens 2004 verschrottet werden müssen. Verteidigungsminister der im Februar 2000 gebildeten schwarz-blauen Regierung ist Herbert Scheibner, Finanzminister Karl-Heinz Grasser. In den Wochen darauf werden Hersteller wie Dassault, Boeing und Lockheed um unverbindliche Angebote ersucht. Eine Anfrage an EADS unterbleibt, da der Eurofighter zum damaligen Zeitpunkt gar nicht lieferbar ist. Heeresintern gilt der Draken-Nachfolger Gripen als Favorit. Am 6. Juni 2001 beordert Grasser den Chef der Budgetsektion Gerhard Steger, einen der ranghöchsten Beamten des Ministeriums, zu sich. Steger notiert akribisch die Weisungen seines Ministers. “Scheibner will in 14 Tagen Entscheidung. Kompensationsgeschäfte: anschauen, was Scheibner auf dem Tisch hat. BMLV (Bundesministerium für Landesverteidigung, Anm.) sachlich kontern.“ Am 11. Juni 2001, also vier Monate bevor die Republik überhaupt offiziell Anbote für Abfangjäger einzuholen beginnt, verfügt sich Grasser in aller Diskretion nach Deutschland, genauer: nach Bayern. Ziel der Reise: das EADS-Werk in Manching nahe München. Später wird Grasser sagen, er habe sich bei EADS-Manager Manfred Bischoff, damals Aufsichtsratschef von EADS, über das EF-Programm “informieren“ wollen. Wieso ein Finanzminister auf eigene Faust einen Rüstungsbetrieb besucht - und das ohne militärische Berater im Schlepptau -, ist bis heute sein Geheimnis. Bei den Vorbereitungen zum Buwog-Verkauf wird KHG ein Jahr später ähnlich diskret vorgehen. Er wird seinen Freund Karlheinz Muhr - natürlich unverbindlich - fragen, welche Investmentbanken denn infrage kämen, eine Transaktion dieser Art zu begleiten. Muhr wird wenig überraschend Lehman Brothers ins Spiel bringen. Am 13. Juni stellt EADS-Repräsentant Bischoff Grasser brieflich eine “Paketlösung zum Vorhaben Abfangjäger“ in Aussicht. Soll heißen: Bis zur 43

Verfügbarkeit der Eurofighter soll Österreich ersatzweise mit gebrauchten russischen MiG-Jets der Deutschen Bundeswehr auskommen. Am 17. Juli notiert Gerhard Steger nach einem Gespräch mit Grasser: “Nach Controlling-Gespräch mit Scheibner sagt HBMF (Herr Bundesminister für Finanzen, Anm.) zu mir: Russen nicht einladen zu Anbotseinholung ist falsch.“ Ab da scheint klar: Grasser denkt in Richtung Eurofighter - und erwägt als Übergang die ursprünglich gar nicht vorgesehene Zwischenlösung mit russischen MiGs. Am 23. Juli ereilt Grasser im Urlaub ein SMS seines Kabinetts: Kanzler Schüssel und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer würden die MiGs ablehnen - wie im Übrigen Grasser selbst auch. Der repliziert via SMS: “1. MiGs von mir niemals ausgeschlossen! 2. nochmals klar: am ende des verfahrens sollen es 18 stück sein ... volle unterstützung!“ 18 Stück Eurofighter? Zu diesem Zeitpunkt war offiziell immer von 24 Jets die Rede, die Reduktion auf 18 sollte erst nach dem Jahrhunderthochwasser 2002, also ein Jahr später, erfolgen (tatsächlich wurde die Anzahl unter dem amtierenden Verteidigungsminister Norbert Darabos 2007 auf 15 reduziert, der gesamte Kaufpreis dadurch von zwei Milliarden auf 1,6 Milliarden Euro verringert). Vier Tage darauf, am 27. Juli, hat Grasser die EADS-Paketlösung MiG/Eurofighter schriftlich vorliegen: Der Rüstungskonzern bietet 23 MiG- 29-Flieger als Interimslösung an, ab 2007 sollen dann 18 Eurofighter Typhoon geliefert werden. Kosten inklusive Zusatzausrüstung: 1,98 Milliarden Euro - also fast genau jene Summe, die später im Budget 2003 festgeschrieben wird. Der Verteidigungsminister? Erfährt davon nichts. Am 14. August 2001 erteilt Grasser eine Weisung, die Steger so notiert: “Aufgrund einer tel. RS mit HBMF soll der Punkt, Alternativanbot‘ mit dem Hinweis der Zulässigkeit von nicht fabriksneuen Flugzeugen als Alternativangebot ergänzt werden.“ Grasser will also dezidiert in der Ausschreibung lesen, dass auch gebrauchte Flugzeuge angeboten werden können. Die MiGs der deutschen Luftwaffe etwa? 12. September: Grasser diktiert Steger, was im Anbot zu stehen hat: “HBM will Punktuation mit Scheibner. Inhalt: zugeschlagen werden, wenn überhaupt 18+6 (18 Abfangjäger plus Übungsflieger, Anm.), nicht 24+6; Eurofighter nicht ausschließen.“ Kriterien also, die ganz auf die - dem Heeresressort nach wie vor unbekannte - Paketlösung zugeschnitten sind. Sollte diese Bedingung nicht erfüllt werden, will das Finanzministerium der Beschaffung nicht zustimmen. 44

Am 10. Oktober 2001 beginnt die Regierung offiziell mit der Anbotseinholung für 24 Kampfjets. Grasser fährt nach außen hin eine Linie, die sich so gar nicht mit seiner internen Betriebsamkeit zu decken scheint. Er pocht zu diesem Zeitpunkt öffentlich auf Budgetdisziplin und will, wenn schon Abfangjäger, dann die billigste Variante: US- amerikanische F-16-Jets aus zweiter Hand (von denen wiederum weder Verteidigungsminister Scheibner noch dessen Militärs etwas wissen wollen). Im Jänner 2002 liegen drei Offerte vor: vom schwedischen Konzern Saab mit dem JAS Gripen, vom EADS-Konsortium mit dem Eurofighter Typhoon und vom US-Produzenten Lockheed-Martin mit der F-16. Mit Ausnahme von EADS kann jeder Konzern eine “Übergangslösung“ bis zur endgültigen Lieferung der Luftflotte anbieten. Im Februar 2002 verkündet die 33- köpfige “Bewertungskommission“ des Verteidigungsministeriums überraschend, dass die Zwischenlösung nun nicht mehr relevant sei - alle Bieter mögen ein neues Angebot legen. Die F-16 scheidet wegen technischer Mängel beim Radarsystem aus. Nun sind nur noch Gripen und Eurofighter im Rennen. Eines scheint zu diesem Zeitpunkt bereits klar. Der britische Rüstungskonzern BAE, der sowohl am Eurofighter-Hersteller EADS als auch an Saab beteiligt ist (zu je 33 bzw. 20 Prozent), wird auf jeden Fall als Gewinner vom Platz gehen - je nachdem, ob sich das Heeresministerium, das den Gripen favorisiert, durchsetzt oder das Finanzressort, das offensichtlich in Richtung EADS arbeitet. Die Berechnung der Betriebskosten ergibt schließlich, dass der Eurofighter deutlich über dem Gripen zu liegen käme. Also wird auch dieses Kriterium - wie zuvor schon die Zwischenlösung - kurzerhand aus dem Bewertungskatalog gestrichen. Schlag nach bei Buwog: Im September 2003 international zum Verkauf ausgeschrieben, sollten im Juni 2004 nur mehr zwei Bietergruppen übrig bleiben. Die CA Immobilien Anlagen auf der einen Seite, die Immofinanz- Gruppe (mit dabei auch Wiener Städtische und Raiffeisenlandesbank Oberösterreich) auf der anderen. Wie der Rechnungshof später ermittelte, lag die CA Immo mit 795 Millionen Euro zunächst klar über dem Immofinanz-Gebot von 706,6 Millionen Euro (die damals bestehenden Forderungen des Bundes an die insgesamt fünf Bundeswohngesellschaften nicht eingerechnet). Doch statt dem Bestbieter CA Immo den Zuschlag zu erteilen, wurde die Angebotsfrist unvermittelt um mehrere Tage verlängert, um beiden Interessenten die Möglichkeit eines “Last and Final Offer“ zu geben. Und siehe da: Am Ende lag die Immofinanz mit 830,58 Millionen um gerade einmal 1,19 Millionen Euro vor dem Mitbewerber (das tatsächliche 45

Transaktionsvolumen unter Einrechnung der Buwog-Schulden lag bei 961 Millionen Euro). Es deutet vieles darauf hin, dass die zwischengeschalteten Lobbyisten Walter Meischberger und Peter Hochegger die Immofinanz gezielt mit Informationen der Gegenseite versorgten. Lobbyisten waren auch beim Eurofighter-Geschäft zugange. Und das nicht zu knapp. Alfons Mensdorff-Pouilly für BAE, das FPÖ-nahe damalige Werberpaar Gernot und Erika Rumpold (erst für Saab, dann für EADS) sowie der ebenfalls von Saab zu EADS gewechselte Erhard Steiniger. Allein die Rumpolds kassierten nach heutigen Erkenntnissen insgesamt 6,6 Millionen von EADS. Wofür, ist unklar. Am 1. Juli 2002, einen Tag vor der entscheidenden Ministerratssitzung zum Jet-Ankauf, wird Grasser von Budgetsektionschef Steger mit dem Dringlichkeitsvermerk “sofort“ schriftlich geraten, “aus budgetären Gründen“ überhaupt auf die Anschaffung von Abfangjägern zu verzichten. Sollte dies nicht möglich sein, werde “der Präferenz für die kostengünstigste Variante F-16 beigepflichtet“. Der Notiz beigefügt ist die Bewertung der Beamten, in welcher der Eurofighter als zu teuer und zu unausgereift qualifiziert wird. Infrage komme dieser nur, “soferne Geld keine Rolle spielt“. Dieser Zusatz wird anschließend allerdings gestrichen: und zwar auf Wunsch von Grassers damaligem Sprecher Matthias Winkler. Am 2. Juli um 12.44 Uhr verkündet die Presse Agentur via “Eilt“- Meldung: “Eurofighter macht Rennen um Draken-Nachfolge.“ Im Lichte der öffentlichen Wortspenden zuvor eine durchaus bemerkenswerte Wendung. Scheibner hatte sich bis zuletzt für den Gripen starkgemacht, Grasser zumindest nach außen hin für die F-16. Wie konnte also das Fluggerät Eurofighter Typhoon, das aus Kostengründen eigentlich keiner wollte, schlussendlich das Rennen machen? Es ist bis heute unklar, was sich da hinter verschlossenen Türen im Bundeskanzleramt abspielte. Faktum ist aber, dass mit EADS jener Konzern obsiegte, den Grasser zuvor hofiert hatte. Oder wie es Budgetsektionschef Gerhard Steger bei seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss 2006 formulierte: “Retrospektiv gesehen habe ich den Eindruck, dass das Finanzministerium jedenfalls die Tür für den Eurofighter aufgemacht hat.“ Grasser als Strippenzieher - ein Motiv, das auch die Buwog-Privatisierung prägt. Bis heute verteidigt sich KHG mit dem Hinweis, der Buwog-Verkauf sei von zwei “unabhängigen Kommissionen“ entschieden worden: eine für die Auswahl der beratenden Investmentbank Lehman Brothers und eine für den eigentlichen Verkauf der Bundeswohngesellschaften. Beides geht, vornehm ausgedrückt, an den Tatsachen vorbei. Als es im 46

September 2002 um die Mandatierung des Investmenthauses ging, musste die Sitzung der elfköpfigen “Vergabekommission“ unterbrochen werden, weil Vorsitzender Michael Ramprecht “Rücksprache“ mit dem Minister halten wollte, um “politische Argumente in die Entscheidung miteinzubeziehen“. Jene Kommission wiederum, die 2004 mit dem eigentlichen Buwog-Verkauf befasst war, hatte überhaupt nur beratende Funktion. Sie konnte also gar nicht entscheiden, wer das 60.000 Wohnungen umfassende Paket bekommen sollte. Das oblag ausschließlich einem Mann: Karl-Heinz Grasser. Und der ließ die Immofinanz zum Zuge kommen. Zwei Geschäfte der Republik - ein Muster? Mitarbeiter: Martin Staudinger

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”Kleine Zeitung” vom 24.02.2010 Seite: 5 Ressort: POLITIK Von: WOLFGANG SIMONITSCH Steiermark,Kärnten POLITIK INTERN Darabos und die “Pressestunde”

Ein parlamentarisches Nachspiel wird die ORF-Pressestunde vom Sonntag mit Norbert Darabos haben. Der Grüne Peter Pilz hat auch zugeschaut und meint, Darabos hätte versucht, “den Schrottplatz Bundesheer” und die “Beschaffungskorruption” beim Eurofighter-Kauf schönzureden. Außerdem habe Darabos auf die Frage von Kleine-Chefredakteur Hubert Patterer nach dem Zustand der Militär-Jets geflunkert: Darabos erklärte, Österreich habe Jets gekauft, “die nicht einmal 50 Stunden in der Luft” waren. Pilz sagt, sechs der 15 Eurofighter seien mit 150 bis 322 Flugstunden von der deutschen Armee übernommen worden und jetzt nahe an einem teuren, monatelang dauernden 400-Stunden-Service. Der Grüne ist als Ex- Vorsitzender des Eurofighter-Untersuchungsauschusses auch sauer, weil Darabos erklärt hatte, es gäbe keine Hinweise auf Korruption beim Eurofighter-Erwerb. Dabei habe Darabos selbst etwa Luftwaffenchef Erich Wolf wegen des Verdachts suspendiert, dieser habe dubioses Geld von Eurofighter-Lobbyisten genommen (was immer noch ungeklärt ist). Zudem ermittle die Justiz gegen Alfons Mensdorff-Pouilly wegen Bestechungsverdachts. Pilz hat eine parlamentarische Anfrage an Darabos gerichtet. WOLFGANG SIMONITSCH

”Format” Nr. 06/10 vom 12.02.2010 Seite: 14 Ressort: Story der Woche Der Mensdorff-Skandal

Alfons Mensdorff-Pouilly soll laut FORMAT vorliegenden Akten für British Aerospace Schmiergelder verteilt haben. Zwar ließen die Briten „Graf Ali“ laufen. Doch in Österreich droht ihm weiterhin eine Anklage. Im Match Geld gegen Gerechtigkeit steht es eins zu null. Der Rüstungskonzern British Aerospace (BAE) zahlt Großbritannien, den USA 48

und der Republik Tansania rund 350 Millionen Euro. Dafür stellen das britische Serious Fraud Office (SFO) und das US-Justizministerium ihre jahrelangen Korruptionsermittlungen gegen British Aerospace (Konzernumsatz: 20 Milliarden Euro; 105.000 Mitarbeiter weltweit) mit sofortiger Wirkung ein. Von dem teuren Generalvergleich profitiert auch ein Österreicher: nämlich der Waffenlobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly, den das SFO als zentrale Figur im BAE-Schmiergeldsystem „Red Diamond“ führte (FORMAT 16/09 berichtete exklusiv). Seit das Gegengeschäft vor einer Woche bekannt wurde, steht der Ehemann von Ex-VP-Gesundheitsministerin Maria Rauch- Kallat in den Schlagzeilen. „Denn“, so Mensdorffs Anwalt Harald Schuster, „wir gehen davon aus, dass das Doppelbestrafungsverbot auch in Österreich gilt und das Strafverfahren eingestellt wird.“ Ganz so einfach dürfte es freilich nicht sein. Denn einerseits hat sich der Mensdorff-Skandal zum brandheißen Polit-Thema entwickelt, das bei Bundeskanzler Werner Faymann und Verteidigungsminister Norbert Darabos ganz oben auf der Prioritätenliste steht. Andererseits ist die Anklagebehörde nicht gewillt, die „Akte Ali“ widerstandslos zu schließen. Gerhard Jarosch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien: „Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Bevor wir nicht die Inhalte des Vergleichs kennen, passiert gar nichts.“ Zudem erhärten FORMAT exklusiv vorliegende Gerichtsdokumente, darunter SFO-Berichte, die US-Anklage gegen BAE und Einvernahmeprotokolle, den Bestechungs- und Geldwäsche-Verdacht gegenüber Mensdorff (siehe Faksimile). Trotz der harten Faktenlage gilt für Mensdorff die Unschuldsvermutung. „BAE leistete über verschiedene Wege Zahlungen an Mensdorff-Pouilly für Beratertätigkeiten in Osteuropa“, heißt es in einem SFO-Papier. „Die von British Aerospace für Marketingleistungen gezahlten Gelder wurden in bar an Dritte verteilt; nachträglich wurden Berichte und Vertreterverträge erstellt, um diese Zahlungen zu rechtfertigen. Mensdorff manipulierte korrupt den politischen Prozess zugunsten von BAE.“ Das Netzwerk an Briefkastenfirmen in der Schweiz, in Liechtenstein oder auf den British Virgin Islands diente laut SFO nur einem Zweck: „Korruption“. „Das SFO hat gute Gründe zur Annahme, dass BAE mithilfe von Mensdorff als ihrem Vertreter die Beschaffungsvorgänge in Österreich korrumpierte.“ Rund 14 Millionen Euro sollen über Mensdorff-Konten geflossen sein. Die Staatsanwaltschaft hat die Geldströme im Inland zum Großteil nachvollzogen. Demnach landete ein Großteil der mutmaßlichen Schmiergelder auf Konten von Bawag PSK, Hypo Tirol oder der Bank- 49

Austria-Tochter Schoellerbank. Überweisungen an die LGT-Bank in Liechtenstein wurden ebenfalls entdeckt. Die Begünstigten sind Staatsanwalt Michael Radastics aber noch nicht bekannt, weil das Fürstentum die Informationsweitergabe bremst. „Es liegen Beweise vor, dass Filialleiter einiger Banken ‚erweicht‘ und gebeten wurden, das Geld ‚durchlaufen‘ zu lassen“, heißt es im SFO-Bericht. Eine glatte Verletzung der Geldwäscheregeln: „Das von diesen Konten abgehobene Geld wurde höchstwahrscheinlich zur Bezahlung von Schmiergeldern verwendet“ (SFO). Cash is King. Tatsächlich hantierte der Graf mit ungewöhnlich viel Bargeld. Nicht selten rannten in Wien Emissäre von Mensdorff-Pouilly zur Bank, holten das Geld ab und reichten es nach einem genauen Prozedere weiter: So erfolgten die Geldkofferübergaben nur nach Nennung des Codeworts „Katalina“ – so heißt Mensdorffs Cousine. „Ich wollte die Gelder nicht selbst abholen, da mein Name/Gesicht allgemein bekannt ist“, gibt Mensdorff gegenüber der Polizei zu Protokoll. Den Sachverhalt bestreitet er prinzipiell nicht. Er weist aber entschieden zurück, dass die Geschäfte unsauber waren. Doch Aussagen von Alfons Mensdorff-Pouilly sind ohnedies mit Vorsicht zu genießen. So sagte er vor dem Parlament unter Eid aus, dass weder er noch seine Firma in die österreichische Eurofighter-Beschaffung des Jahres 2002 involviert waren. Das SFO sieht das anders und bezieht sich auf Dokumente aus dem Jahr 2003: „Am 27. Januar faxte Mensdorff einen Bericht (…) über die Arbeit, die er im Auftrag von BAE in Österreich ausgeführt hatte: MPA übte Druck aus, dass die erste Ausschreibung storniert und eine neue Ausschreibung ausgestellt wurde. (…) Im Anschluss an die aggressive Zahlung von Erfolgsprämien an wichtige Entscheidungsträger (…) gab Österreich einen Auftrag in Höhe von 1,79 Milliarden Euro für den Eurofighter Typhoon bekannt.“ Hintergrund: BAE ist zu 33 Prozent am Eurofighter-Hersteller EADS beteiligt. In Justizkreisen gilt ein Prozess wegen falscher Zeugenaussage vor dem Eurofighter-U-Ausschuss als sehr wahrscheinlich. Vermutlich ist dies das einzige Verfahren, das mit 100-prozentiger Sicherheit vom Generalvergleich nicht betroffen ist. Ähnliches gilt für die ertappten Geldempfänger. Die wären sehr wohl ein Fall für den Strafrichter. In einer Anklageschrift des „US District Court for the District of Columbia“ wird mehrfach betont, dass das BAE-Schmiergeldsystem ohne den Einsatz einer gewissen „Person A“ – „A“ wie Alfons – nicht funktioniert hätte. Mensdorff-Advokat Schuster: „Ich kenne die Anklageschrift nicht, daher kann ich nicht dazu Stellung nehmen. Grundsätzlich möchte ich aber 50

festhalten, dass bei British Aerospace wahrscheinlich Tausende Personen arbeiten, deren Namen mit ‚A‘ beginnen.“ Da mag Schuster sogar Recht haben. Fakt ist aber, dass Mensdorff als Osteuropa-Berater für BAE fungierte. Laut US-Anklageschrift arrangierte „Person A“ für Beschaffungsvorgänge in Tschechien und Ungarn umgerechnet mehr als 21 Millionen Euro, die für den Abschluss von Leasingverträgen für Gripen-Abfangjäger reserviert waren („Lease of Gripen Fighters to the Czech Republic and Hungary“). Weil die Briten den US-Behörden die Tätigkeit von „Person A“ verschwiegen haben, wurde der Staatsanwalt aktiv. Die amerikanische BAE-Tochter BAE Systems, Inc. mit Sitz in Rockville, Maryland, wurde wegen Verletzung des „Foreign Corrupt Practices Act“ und der OECD-Antikorruptionsregeln („Convention on Combating Bribery of Foreign Public Officials in International Business Transactions“) angezeigt. Mehr als 200 Millionen Dollar sollen dem US- Staat durch die Betrügereien von British Aerospace unter Zuhilfenahme von Agent „A“ entgangen sein. Den doppelten Betrag muss BAE nun als Wiedergutmachung an die US-Regierung abführen. Nachdem BAE mehr als 20 Jahre jeden Korruptionsvorwurf von sich gewiesen hat, kommt der Vergleich einem Schuldeingeständnis gleich. Offensichtlich war die Angst vor einem allfälligen Ausschluss von US- Rüstungsgeschäften zu groß. Das wäre die wirtschaftlich schmerzvolle Konsequenz einer Verurteilung in den USA gewesen. Mit dem Vergleich ist alles vergeben und vergessen. Ob auch für „Waffen-Ali“ (Mensdorffs Spitzname in der Wiener U-Haft) die Schmiergeldaffäre abgeschlossen ist, wird sich in den nächsten zwei Wochen weisen. – Ashwien Sankholkar

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”News” Nr. 06/10 vom 11.02.2010 Seite: 22 Ressort: Politik Von: Hubert Wachter Der Korruptions-Jäger spricht Klartext

Franz Fiedler zum Image von Justiz & Politik. Plus: Was ging in London vor? Als „untersuchenswert“ fand Franz Fiedler unlängst im TV-Interview zur Buwog-Affäre die Rolle von Exfinanzminister Karl-Heinz Grasser. Ganz generell geißelte der Exrechnungshofpräsident zudem die Vermengung von Politik und Wirtschaft, „da ist es leider in Österreich nicht zum Besten bestellt“. Auch den jüngsten Fall rund um Waffen-Graf Alfons Mensdorff- Pouilly hält Fiedler für höchst bedenklich. Überhaupt: Österreichs Justiz und deren Eindruck, den sie bei den sich zuletzt so massiv häufenden „glamourösen“ Fällen, so Fiedler im Gespräch mit NEWS, erwecke: „Wirklich nur mehr peinlich!“ London gibt zu denken. Einigermaßen fassungslos sieht Korruptionsjäger Fiedler aktuell die Causa Mensdorff: Ethisch sei es höchst bedenklich, dass sich ein Konzern mit Geld von strafgerichtlicher Verfolgung loskaufen könne. Dass Kanzler Faymann und Minister Darabos deswegen von „Ablasshandel“ sprechen, „verstehe ich, das deckt sich mit meiner Meinung, zumal die britischen Anti-Korruptionsleute die Fußfesseln samt Kaution sicherlich stark begründet verhängt haben“. Daher seien die Briten dringend zu ersuchen, die Hintergründe offenzulegen, warum nur 24 Stunden danach alles anders war. Sollte ein „Flächenbrand“ durch mögliches Insiderwissen von Mensdorff verhindert werden? War britisches Staatsinteresse im Spiel? Fiedler: „Die Vorgangsweise, diese kurzzeitliche Abfolge, gibt zu denken. Die Umstände, die sich da von einem Tag auf den andern abgespielt haben, sollten raschest und präzise geklärt werden.“ Das Gewissen der Nation. Was seine jüngsten TV-Auftritte – Stichwort: Korruption, Hypo Alpe Adria, Buwog – angeht, legt Fiedler, einst selbst Staatsanwalt und Richter, noch zu: „Ich habe einiges offen angesprochen, weil ich im letzten Jahr den Eindruck gewonnen habe, dass man gerade in Österreich, was die Korruptionsbekämpfung betrifft, einen Schritt zurück gemacht hat.“ Etwa sei nach kaum zweijähriger Gesetzesdauer das „Anfüttern“ nicht mehr strafbar, nur mehr totes Recht. Es komme dazu, dass Österreichs Justiz immer ungeschickter agiere, „siehe Hypo- Klagenfurt, wo man erst die Staatsanwälte zusammenkratzen musste, hingegen die Bayern uns zeigen, wie man diese Dinge angeht“. Es fehle an Personal und fachlicher Qualität. Sein Beispiel: „Österreichs Anti 52

Korruptions-Staatsanwaltschaft ist mit sieben Staatsanwälten besetzt, die Schweiz hat 40, inklusive Sachverständiger. Die wir um teures Geld jeweils beiziehen müssen, damit etwa bei Hausdurchsuchungen überhaupt geklärt werden kann, was zu beschlagnahmen ist. Abgesehen davon, dass die Korruptions-Staatsanwälte bei uns längst weisungsfrei zu stellen wären.“ Und überhaupt: „So viele Prozesse sind unerledigt, siehe Bawag, Elsner, liegen auf Eis. Es tut sich nichts. Alles schleppt sich nur endlos dahin.“ Es läuft enorm viel Geld. Fiedler spricht von „Strickmustern“ an der Nahtstelle von Politik und Wirtschaft, wo „enorm viel Geld“ laufe: Seinerzeit schon bei Haselgruber und Krauland, heute bei Buwog, Eurofighter, Hypo Klagenfurt. „Es ist viel zu wenig Bewusstsein und Sensibilität bei jenen, die politische Macht haben, herausgebildet, was man noch und was man nicht mehr tun soll und darf.“ Dies und dazu die „gefühlte“ Schieflage der Justiz trügen dazu bei, dass die zunehmend zornig werdende Bevölkerung immer direkter von „Bananen- oder Marillenrepublik“ rede. Daher, so Fiedler: „Eine wache Beobachtung der Legislative, der Exekutive und der Judikative durch Bevölkerung und Medien ist angebracht.“ Dass ihn selbst die Österreicher als Korruptionsjäger zunehmend schätzen, „gibt Genugtuung, weil ich dadurch weiß, dass ich auf meinem Weg nicht allein bin. Das gibt Rückhalt, auch wenn man ihn von der Politik, auch von meiner Partei, nicht bekommt.“

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”Kleine Zeitung” vom 10.02.2010 Seite: 5 Ressort: POLITIK Von: WOLFGANG RÖSSLER Steiermark,Kärnten Darabos schließt Schmiergeld bei Eurofightern nicht aus

Sollte es zu Klage kommen, will SPÖ-Minister Vertrag nicht verteidigen. “Gehe dafür nicht ins Kriminal.” WIEN. Hat der britische Rüstungskonzern BAE auch österreichische Politiker bestochen? Während die Staatsanwaltschaft von einem “dünnen Substrat” spricht, ist der Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz überzeugt, dass bei der Eurofighter-Bestellung geschmiert wurde: “Die Frage ist: Wer hat das Geld genommen?” Daher solle Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) eine Auflösung des Eurofighter-Vertrags prüfen. Bei nachgewiesener Korruption sei das möglich. Darabos will von sich aus nicht aktiv werden. Dass möglicherweise Schmiergeld geflossen sei, schließt er aber auch nicht aus. Sollte die unterlegene Konkurrenz dann klagen, werde er für den Vertrag “nicht ins Kriminal gehen”. Wurde der doch 2002 von ÖVP und FPÖ geschlossen. Zugleich bekräftigt Darabos seine Forderung, dem Waffen-Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly in Österreich den Prozess zu machen. Die englische Justiz hat ihn frei gelassen, weil BAE 300 Millionen Euro “Ablass” geleistet hatte. Trotz Doppelbestrafungs-Verbot sei ein neues Verfahren möglich, glaubt Darabos: “Es gab keinen Freispruch, sondern die Niederschlagung eines Verfahrens.” WOLFGANG RÖSSLER

”Neue Vorarlberger Tageszeitung” vom 10.02.2010 Seite 4,5 Darabos schließt Schmiergeld bei Eurofightern nicht aus Sollte es zu Klage kommen, will SPÖ-Minister Vertrag nicht verteidigen. “Gehe dafür nicht ins Kriminal.”

WIEN. Hat der britische Rüstungskonzern BAE auch österreichische 54

Politiker bestochen? Während die Staatsanwaltschaft von einem “dünnen Substrat” spricht, ist der Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz überzeugt, dass bei der Eurofighter-Bestellung geschmiert wurde: “Die Frage ist: Wer hat das Geld genommen?” Daher solle Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) eine Auflösung des Eurofighter-Vertrags prüfen. Bei nachgewiesener Korruption sei das möglich. Darabos will von sich aus nicht aktiv werden. Dass möglicherweise Schmiergeld geflossen sei, schließt er aber auch nicht aus. Sollte die unterlegene Konkurrenz dann klagen, werde er für den Vertrag “nicht ins Kriminal gehen”. Wurde der doch 2002 von ÖVP und FPÖ geschlossen. Zugleich bekräftigt Darabos seine Forderung, dem Waffen-Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly in Österreich den Prozess zu machen. Die englische Justiz hat ihn frei gelassen, weil BAE 300 Millionen Euro “Ablass” geleistet hatte. Trotz Doppelbestrafungs-Verbot sei ein neues Verfahren möglich, glaubt Darabos: “Es gab keinen Freispruch, sondern die Niederschlagung eines Verfahrens.” WOLFGANG RÖSSLER

”Tiroler Tageszeitung” vom 10.02.2010 Seite 11 SPÖ will “Ablasshandel” verhindern Causa Mensdorff: Kanzler denkt notfalls an Änderung im EU- Recht.

Wien - Die SPÖ drängt darauf, den Fall des Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly von der österreichischen Justiz abhandeln zu lassen. Bundeskanzler Werner Faymann sagte gestern, er würde notfalls auch die EU einschalten. Der SPÖ-Chef: “Sollte es so sein, dass man sich wegen Korruption in einem Fall freikaufen kann und das auch bei uns wirkt, sehe ich auf europäischer Ebene Handlungsbedarf.” Verteidigungsminister Norbert Darabos kritisierte den “Ablasshandel”. Am Freitag hatten die britischen Behörden ein Verfahren gegen Mensdorff- Pouilly eingestellt. Möglich war dies dank eines Vergleichs des Mensdorff- Auftraggebers BAE Systems mit der Justiz. Gegen eine Strafe von rund 330 Millionen Euro für geringere Vergehen wurden die Korruptionsermittlungen gegen den Rüstungskonzern eingestellt - davon profitierte Mensdorff. Sein Anwalt geht davon aus, dass wegen des Doppelbestrafungsverbots auch das Verfahren in Österreich einzustellen ist. Die Staatsanwaltschaft Wien prüft aber noch. Der Grüne Peter Pilz sieht wegen der Korruptionsvorwürfe in 55

Großbritannien eine Möglichkeit, den österreichischen Eurofighter-Deal rückgängig zu machen. BAE Systems ist am Eurofighter-Konsortium beteiligt. (sabl)

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”Österreich” vom 10.02.2010 Seite 10 Mutation: Tirol, Vorarlberg Von: Interview: Josef Galley Tirol, Vorarlberg Darabos prüft Eurofighter-Ausstieg

Knalleffekt im Verfahren um den Waffen-Grafen: Der Verteidigungsminister muss den Eurofighter zurückgeben, wenn Mensdorff verurteilt wird. Wien. Als “Staatsbürger” verlangt SP-Verteidigungsminister Norbert Darabos, dass die Justiz unabhängig und ohne Bevormundung die Korruptionsvorwürfe gegen Alfons Mensdorff-Pouilly prüfen solle - und nennt im ÖSTERREICH-Interview eine mögliche Konsequenz: Den Ausstieg aus dem Eurofighter-Deal. ÖSTERREICH: Gestern wurden Sie von der VP- Justizministerin gerüffelt, weil Sie für weitere Ermittlungen gegen Mensdorff-Pouilly sind. Ihre Reaktion darauf? noRbERT DaRaboS: Die ÖVP erweckt derzeit den Eindruck, dass sie Mensdorff-Pouilly schützen will. Ich fühle mich da als Staatsbürger betroffen. ÖSTERREICH: Kann das Verfahren überhaupt nach dem Freikauf in London weiter geführt werden? DaRaboS: Das hoffe ich sehr. Denn am sogenannten Stammtisch hört man nicht ganz zu Unrecht, dass durch so einen Freikauf der Eindruck entsteht, dass der Diebstahl einer Wurstsemmel härter verfolgt wird als Korruption in Millionenhöhe. ÖSTERREICH: Sie wollen also, dass in Österreich weiter ermittelt wird? DaRaboS: Ja. Die Justiz soll völlig unabhängig und ohne inhaltliche Zurufe von außen ermitteln. Denn durch die Akten, die das britische SFO der Staatsanwaltschaft nach Wien übermittelt hat, gibt es ja Verdachtsmomente, die das rechtfertigen. ÖSTERREICH: Kennen Sie den “Code of Business Conduct” von Professor Aicher? DaRaboS: Natürlich. ÖSTERREICH: Darin steht, dass der Eurofighter-Vertrag nichtig ist, wenn der Bieter bei der Auftragsvergabe Schmiergeld zahlte ... DaRaboS: Ich sehe das gelassen. Aber eine Nichtigkeit des Vertrags könnte - mit sehr vielen Konjunktiven behaftet - auf mich zukommen. ÖSTERREICH: Laut SFO-Akt wurden vor der Neuausschreibung 2001 “aggressive Zahlungen an Offizielle” geleistet. Danach war der US-Flieger 57

F 16 plötzlich Letzter. DaRaboS: Klar ist, dass ich wegen des Eurofighter- Vertrags, der lange vor meinem Amtsantritt von der schwarz-blauen Regierung abgeschlossen wurde, sicher nicht ins Kriminal gehe. Jetzt ist die Justiz am Zug. Danach bewerten wir alles andere.

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”Kurier” vom 09.02.2010 Seite: 2 Ressort: Innenpolitik Von: nicholas bukovec philipp hacker Wi, Abend, Länder, N.Ö., Morgen Causa Mensdorff Gilt Briten-Deal in Österreich? Nachdem in London alle Vorwürfe fallen gelassen wurden, ist es fraglich, ob die Justiz in Wien gegen den Grafen vorgehen darf.

Maria Rauch-Kallat ist “froh, dass der Albtraum vorbei ist - zumindest der in England”. Sonntagabend ist ihr Mann, der Waffenlobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly, von London nach Wien zurückgekehrt. In Großbritannien saß er sechs Tage in U-Haft. Die Behörden warfen ihm “Verabredung zur Korruption” bei Rüstungsdeals vor. Mensdorff soll 17 Millionen Euro vom britischen Rüstungskonzern BAE erhalten haben - offiziell für Marketingberichte, laut Verdacht der Ermittler für Bestechungszahlungen. Vergangenen Freitag wurden die Vorwürfe überraschend fallen gelassen. Der Grund: BAE zahlt eine Millionenstrafe an britische und US- amerikanische Behörden; dafür wurde das Verfahren beendet. Mensdorff hatte schon vor dem Deal alle Korruptionsvorwürfe zurückgewiesen. Ob der “Albtraum” für ihn damit auch in Österreich ein Ende hat, ist noch nicht klar. Auch hierzulande wird gegen den 56-Jährigen ermittelt - wegen Bestechung, Geldwäsche und falscher Zeugenaussage im Eurofighter-U- Ausschuss. Anklage wurde noch nicht erhoben. Unter Umständen ist das auch nicht mehr möglich. Zwischen Österreich und Großbritannien gilt das “Schengener Durchführungsabkommen”: Wer in einer Strafsache in einem Land abgeurteilt wurde, darf dafür in einem anderen Land nicht mehr verfolgt werden. Ob das Abkommen in der Causa Mensdorff zum Tragen kommt, ist noch unklar. Es müsse erst geprüft werden, “ob die Entscheidung in Großbritannien urteilsähnlichen Charakter hat und welche Fakten davon umfasst sind”, sagt Staatsanwalt Gerhard Jarosch. Es geht darum, welche Qualität der Londoner “Deal” hat: Ist das Verfahren abgeschlossen oder nur vorläufig eingestellt? Ende ”In England gibt es keine Möglichkeit, das Verfahren wieder aufzunehmen”, sagt dazu ein Sprecher der Londoner Anti- Korruptionsbehörde (SFO) zum KURIER. Bleiben dürfte der heimischen Justiz vermutlich die Ermittlung wegen falscher Zeugenaussage. Die wurde von den Briten nicht verfolgt. Justizministerin Claudia Bandion-Ortner rügte 59

gestern Norbert Darabos und Werner Faymann. Die beiden hatten die Hoffnung geäußert, dass die heimische Justiz aktiv bleibt. Bandion: In einem Rechtsstaat werde auf Basis von Fakten entschieden und nicht auf öffentlichen Zuruf.

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”Oberösterreichische Nachrichten” vom 09.02.2010 Seite: 4 Ressort: Meinung Der Preis der Unschuld

Leitartikel Von Dietmar Mascher Es war ein Deal, wie es ihn im österreichischen Strafrecht nicht geben würde: Der größte Rüstungskonzern Europas kramt 327 Millionen Euro aus der Portokassa hervor und kauft sich und seine Proponenten vom Vorwurf der Korruption frei. Auch Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly kommt auf diese Art ungeschoren davon. Er kann davon ausgehen, auch in Österreich unbehelligt zu bleiben. Der an sich richtige Grundsatz “ne bis in idem”, wonach niemand zweimal für dieselbe Tat bestraft werden darf, kommt hier wahrscheinlich zur Anwendung. Da aber im angelsächsischen Recht Prozessabsprachen erlaubt sind, wird es wohl weder eine noch zwei, sondern gar keine Bestrafung geben. Daran werden auch die Wortmeldungen der Herren Faymann oder Darabos nichts ändern, die eine Fortführung des Verfahrens in Österreich fordern. Das ist zwar emotional nachvollziehbar, allerdings eine Verkennung der in diesem Land nach wie vor gültigen Gewaltenteilung und daher überflüssig. Freilich kommt das angelsächsische Strafprozessrecht Konzernen wie BAE entgegen. Deals mit den Justizbehörden sind Teil dieses Systems. Man gibt ein wenig zu, zahlt etwas und kommt weitgehend ungeschoren davon. Wenn man liest, dass beim Waffenverkauf an Saudi-Arabien allein an eine Person 1,5 Milliarden Pfund an Provisionen geflossen sein sollen, kann man die Dimension der 327 Millionen Euro ganz gut einschätzen. Überraschend kommt so etwas nicht. Weltweit schützen Staaten ihre Rüstungsfirmen vor dem Zugriff der Justiz und den Korruptionsermittlungen. In vielen Ländern wird erst gar nicht ermittelt. Dabei ist Korruption im internationalen Waffenhandel fixer Bestandteil der meisten Geschäfte. Geheimhaltungsrichtlinien der Staaten und Diskretionswünsche von Lobbyisten treffen hier aufeinander und bilden den perfekten Schleier für Intransparenz. Die Unschuld ging, so jemals vorhanden, schon lange verloren. Sie hat keinen Marktwert mehr. E-Mail: [email protected]

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”Oberösterreichische Nachrichten” vom 09.02.2010 Seite: 11 Ressort: Wirtschaft Empörung über Rüstungsfirma BAE Mensdorff will Unschuld beweisen

LONDON/WIEN. Mit 327 Millionen Euro hat sich Europas größter Rüstungskonzern BAE von Strafverfahren freigekauft und damit auch seinem Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly aus der Patsche geholfen. Die Empörung darüber ist groß. Mensdorff-Pouilly ist sämtliche Verfahren in London und auch die Fußfesseln los. Er kehrte nach Österreich zurück und sagt, er wolle hier seine Unschuld beweisen. Diese Beweisführung kann er mit einer gewissen Gelassenheit antreten. Denn vermutlich müssen die Verfahren in Österreich gegen ihn eingestellt werden. Zumindest darf Mensdorff-Pouilly nicht wegen desselben Sachverhalts angeklagt werden. “In Österreich gibt es diese Form der Prozessabsprache nicht. BAE könnte sich hier so nicht freikaufen, das ist eine Besonderheit des angelsächsischen Rechtssystems. Allerdings ist das für das österreichische Verfahren irrelevant”, sagt Alois Birklbauer, Strafrechtsprofessor an der Universität Linz. Ist das Verfahren in London rechtskräftig beendet, wirkt sich das auch auf Österreich aus. Wie berichtet, bekennt sich BAE einiger kleiner Verfehlungen und Unregelmäßigkeiten für schuldig. Dafür werden sämtliche Ermittlungen der britischen Antikorruptionsbehörde SFO und des US-Justizministeriums eingestellt. Die Konsequenz: BAE ist nicht der Korruption schuldig und kommt auch nicht auf eine schwarze Liste der Rüstungskonzerne. In Folge dieser Übereinkunft geht auch Lobbyist Mensdorff-Pouilly straffrei aus. Hätte BAE nicht gezahlt, wäre Mensdorff-Pouilly laut der britischen Tageszeitung “Guardian” mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert gewesen. ”Ausgeklügeltes Netzwerk” Die Ermittler der britischen Antikorruptionsbehörde sahen demnach den Rüstungslobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly im Zentrum eines “ausgeklügelten” mitteleuropäischen Netzwerks, das mit Millionen- Bestechungen versucht hat, Rüstungsentscheidungen in Mitteleuropa zugunsten des britisch-schwedischen Konsortiums Gripen zu beeinflussen. Quelle der Zeitung sind offensichtlich Protokolle aus den 62

Voruntersuchungen gegen Mensdorff-Pouilly aus den vergangenen 14 Tagen. Mensdorffs Anwalt, Harald Schuster, war vorerst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Laut den Ermittlern des Serious Fraud Office (SFO) hat der britische Rüstungskonzern BAE Systems “von 2002 an korrupte Praktiken eingesetzt, um an lukrative Verträge für Kampfjets in Mitteleuropa zu kommen”. In einer “ausgeklügelten und und genau geplanten Operation”, an der hohe BAE-Manager beteiligt gewesen seien, habe sich BAE mit Mensdorff “verschworen”, mehr als zehn Millionen englische Pfund (heute 11,45 Millionen Euro) in eine Bestechungskampagne in Österreich, Tschechien und Ungarn zu stecken, berichtet die Zeitung unter Berufung auf SFO- Ermittler. Für Mensdorff-Pouilly gilt die Unschuldsvermutung. BAE und Mensdorff hätten “Bestechungsgelder an Amtspersonen/Funktionäre (officials)” gezahlt, um Offerte von Gripen-Jets zu “begünstigen”. In der Schweiz seien dafür drei “Offshore-Gebilde” ins Leben gerufen worden, um die Zahlungen vor Strafverfolgern besser geheim halten zu können. Ihr Hauptzweck sei es aber gewesen, “Geld an Funktionäre weiterzuleiten”. 70 Prozent des BAE-Gelds, das an Mensdorff gegangen sei, sei schließlich auf österreichischen Konten gelandet. Nach wichtigen Beschaffungsentscheidungen sei es binnen Tagen und Wochen zu “bedeutenden Cash-Abzügen” gekommen. Millionen für “Marketing” Insgesamt seien 17 Millionen Pfund an Mensdorff gegangen, offiziell habe er dafür “Marketingberichte” geliefert. Nicht nur in Großbritannien herrscht Aufregung darüber, dass das Verfahren eingestellt wurde. Auch in Österreich wird heftige Kritik geübt. Bundeskanzler Werner Faymann und Verteidigungsminister Norbert Darabos verlangen, dass das Verfahren in Österreich fortgesetzt wird. Was ihnen eine Rüge der Justizministerin einbrachte, sie mögen laufende Verfahren nicht kommentieren.

”Tiroler Tageszeitung” vom 09.02.2010 Seite 9 Mensdorff will Unschuld beweisen Die Entscheidung, ob der Waffenlobbyist in Österreich weiter verfolgt wird, könnte am Europäischen Gerichtshof fallen.

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Wien - Der britische Guardian hat am Wochenende berichtet, welche Vorwürfe in London gegen den britischen Rüstungskonzern BAE Systems und dessen früheren Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly erhoben wurden. Laut der Betrugsbekämpfungsbehörde “Serious Fraud Office” (SFO) habe das Unternehmen seit dem Jahr 2002 “korrupte Praktiken” eingesetzt, um in Tschechien, Ungarn und Österreich an lukrative Aufträge für Kampfjets zu kommen. Verkauft werden sollte der in Schweden produzierte “Gripen”. An Mensdorff-Pouilly - für ihn gilt die Unschuldsvermutung - seien zu diesem Zweck insgesamt 17 Millionen Pfund gezahlt worden, offiziell habe er “Marketingberichte” geliefert. Abgewickelt worden seien die Transaktionen über Konten in Österreich und mit Hilfe von “Offshore- Gebilden” in der Schweiz. So weit die Vorwürfe, der Guardian zitiert offenbar aus Protokollen der Voruntersuchung gegen Mensdorff-Pouilly. Die Vorwürfe werden aber nicht weiter verfolgt. BAE Systems zahlt in England und den USA insgesamt 286 Millionen Pfund Strafe für geringere Vergehen, dafür werden alle Korruptionsverfahren eingestellt. Mensdorff-Pouilly selbst weist diese Vorwürfe zurück. Er wolle beweisen, dass er unschuldig ist, sagte er nach seiner Rückkehr nach Österreich. Sein Anwalt Harald Schuster geht außerdem davon aus, dass dank internationaler Verträge und des Doppelbestrafungsverbots offene Verfahren wegen Korruption und Geldwäsche auch in Österreich eingestellt werden müssen. So weit ist die Staatsanwaltschaft Wien allerdings noch nicht. Zuerst müsse die britische Verfahrenseinstellung genau geprüft werden, ob sie “urteilsähnlich” sei, hieß es gestern auf Anfrage der TT. Außerdem sei die Frage, ob alle Tatbestände von der Einstellung betroffen seien. Die Frage könnte sogar den Europäischen Gerichtshof beschäftigen, sagen Experten. Zumindest Bundeskanzler Werner Faymann und Verteidigungsminister Norbert Darabos (beide SPÖ) haben sich die Meinung schon gebildet. Sie sind über die Art und Weise der Einstellung in London empört und hoffen auf eine Fortsetzung. (sabl, APA)

”Wiener Zeitung” Nr. 26 vom 09.02.2010 Seite: 1 Ressort: Titelseite Die Justiz als Waffe der Politik Waffenlobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly dank britischem Deal zurück in Wien. Wiegt Staatsinteresse höher als Kampf gegen Korruption? 64

Wien/London. Der Waffenlobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly ist seit Sonntag als freier Mann wieder in Österreich. Zu verdanken hat er dies einem Deal seines Auftraggebers, des britischen Rüstungskonzerns British Aerospace Systems BAE, mit der britischen Anti-Korruptionsbehörde SFO und dem US-Justizministerium. Der Grund: Wahrung höher gestellter nationaler Interessen. BAE bezahlt für die Einstellung der Untersuchungen insgesamt 328 Millionen Euro, obwohl die SFO - laut der britischen Zeitung “Guardian” - den Österreicher im Zentrum eines “ausgeklügelten” mitteleuropäischen Netzwerks sieht, das mit Millionen-Bestechungen versucht hat, Rüstungsentscheidungen zugunsten des britisch-schwedischen Konsortiums Gripen zu beeinflussen. Offen ist nun, welche Auswirkungen die Niederschlagung des britischen Verfahrens auf die Ermittlungen der österreichischen Staatsanwaltschaft hat. Eine Einstellung erscheint möglich, weil der Grundsatz “ne bis in idem”, wonach gegen niemanden wegen ein und desselben Sachverhalts ein zweites Strafverfahren in derselben Sache geführt werden darf, zur Anwendung gelangen könnte. Mensdorffs Anwalt Harald Schuster ist überzeugt, dass sein Mandant wegen des Doppelbestrafungsverbots nicht mehr verfolgt werden kann. Das letzte Wort könnte dem Europäischen Gerichtshof zufallen. Während sich Justizministerin Claudia Bandion-Ortner nicht zum laufenden Verfahren äußern wollte, zeigten sich Bundeskanzler Werner Faymann und Verteidigungsminister Norbert Darabos über den Deal von BAE empört. Mensdorff-Pouilly will nun laut eigener Aussage beweisen, dass er sich nichts zuschulden kommen habe lassen. Bericht - Seite 5

”Kurier” vom 08.02.2010 Seite: 2 Ressort: Innenpolitik Von: - Karin Leitner Wi, Abend, Länder, Morgen ”Das hat etwas von einem Bananenstaat” Causa Mensdorff - Nach SPÖ-Darabos kritisiert auch die Opposition den Deal scharf

”Das klingt nach Ablasshandel.” So hat Heeresminister Norbert Darabos (SPÖ) den Deal von britischen und US-Justizbehörden mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems im KURIER qualifiziert. Insgesamt 321 Millionen Euro Bußgeld ist BAE das Ende der Ermittlungen wegen Korruption wert. Ein Umstand, dem auch der heimische Waffenlobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly, für den die Unschuldsvermutung gilt, die Freiheit 65

verdankt. Er saß in London in U-Haft. Nicht nur Darabos erzürnt dieser Deal. Das BZÖ ortet einen “Justizskandal”. FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky befindet: “Das hat etwas von einem Bananenstaat, wenn derart massive Vorwürfe im Raum stehen - und sich jemand freikauft.” Der Grüne Peter Pilz spricht vom “seltsamen Privileg” im angelsächsischen Recht, “dass sich große Konzerne, wenn es nicht um Mord und Totschlag geht, freikaufen können”. Er sieht aber auch die Chance, nun Österreichs Eurofighter-Vertrag für nichtig zu erklären: “Wenn es in dem Material aus London Hinweise auf Korruption gibt, dann ist dieser Vertrag geplatzt.” Vilimsky befürchtet, dass das Verfahren, das hierzulande gegen Mensdorff läuft (wegen des Verdachts der Bestechung, der Geldwäsche und der falschen Zeugenaussage vor dem Eurofighter-Ausschuss), auch eingestellt wird: “Die Nähe des zu Untersuchenden zur ÖVP - er ist mit Ex-Ministerin Rauch-Kallat verheiratet, und die Justizministerin ist von der ÖVP - lässt die Sorge aufkommen, dass das genauso vertuscht wird wie viele andere Skandale im Umfeld dieser Partei.” Replik der ÖVP: “Uns berührt der Herr Mensdorff nicht. Und wir gehen davon aus, dass er wie jeder andere von der Justiz behandelt wird.”

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”Salzburger Nachrichten” vom 08.02.2010 Seite: 2 Ressort: Innenpolitik Verfahren in Wien läuft weiter

Mensdorff-Deal. Staatsanwalt: Freikauf gilt voraussichtlich nicht für Wiener Ermittlungen. Peter Pilz sieht im BAE-Geschäft Basis für möglichen Ausstieg aus Eurofighter-Vertrag. Wien (SN-schli). Während sich Heeresminister Norbert Darabos entsetzt über den Deal des britischen Antikorruptionsamts und der US-Behörden mit dem Rüstungskonzern British Aero Systems (BAE) zeigte, macht das dezente Schuldeingeständnis, das zur Freilassung des Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly führte, dem grünen Abgeordneten Peter Pilz sogar Hoffnung. Pilz am Sonntag zu den SN: “Ob der Jäger Mensdorff in Zukunft ansitzt oder einsitzt, interessiert mich weniger. Das Gute ist, dass wir jetzt ein Schuldeingeständnis des Konzerns haben.” Pilz, ehemaliger Vorsitzender des Eurofighter-Untersuchungsausschusses, sieht Ausstiegsgründe aus dem Eurofighter-Vertrag zum Greifen nahe. Der Grüne betont, er habe stets gesagt: “ Wir müssen nicht bei der Eurofighter-GmbH suchen, wir müssen bei BAE suchen. Und wenn Korruption irgendwann beim Zustandekommen des Vertrags eine Rolle gespielt hat, dann ist der Vertrag nichtig.” Pilz will in den nächsten Wochen Unterlagen und Informationen besorgen und dazu vielleicht sogar nach London reisen. Die Schuldeinsicht des Konzerns hält sich allerdings formal in engen Grenzen. BAE musste sich in dem Deal, der den Konzern 330 Mill. Euro Bußgeld kostete, nicht zur Korruption bekennen, sondern “unzureichende Buchführung in den Jahren vor 2002” zugeben. BAE ist zu 20 Prozent an Grippen beteiligt und zu 33 Prozent an der Eurofighter-GmbH. Frühere Gespräche über einen Deal zwischen BAE und der britischen Antikorruptionsbehörde, Korruptionsermittlungen gegen Zahlungen von 200 bis 300 Mill. Pfund einzustellen, waren nach Medienberichten gescheitert, weil BAE nur zwischen 6,6 und 18 Mill. Pfund zahlen wollte. Die Verhaftung des umtriebigen österreichischen Lobbyisten Mensdorff am 29. Jänner in London dürfte zum Meinungsumschwung bei BAE massiv beigetragen haben. Mensdorff stand unter Verdacht, an Schmiergeldzahlungen des BAE Rüstungskonzerns in Tschechien, Ungarn und Österreich beteiligt gewesen zu sein. Mit dem Deal legten die britischen Behörden auch den Fall Mensdorff ad acta. 67

Mensdorffs Anwalt, Harald Schuster, erwartet nun auch die Einstellung der Verfahren in Österreich, da es unter den Schengen-Staaten ein eigens vereinbarten Doppelbestrafungsverbot gebe. Schuster. Die Justiz in Österreich ermittelt wegen Geldwäsche, Bestechung und falscher Zeugenaussage vor dem Eurofighter-Ausschuss gegen Mensdorff. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, Gerhard Jarosch, bestätigte den SN am Sonntag, es gebe gegen Mensdorff weiter “ein offenes Ermittlungsverfahren in Österreich”. Jarosch geht jedenfalls nicht davon aus, dass der Londoner BAE-Deal zu einer Einstellung der Verfahren in Österreich führt. Es handle sich schließlich nicht um eine inhaltliche Entscheidung in der Sache, sondern um eine bloß formelle Einstellung, “weil Geld geflossen ist”. Zudem sei zu klären, ob England überhaupt Schengen-Vollmitglied sei. Dies alles werde in den nächsten Tagen geprüft werden.

”Vorarlberger Nachrichten” vom 08.02.2010 Seite: A6 Ressort: Politik Freispruch lässt Fragen offen

Causa Mensdorff: Bundeskanzler und Verteidigungsminister für Fortsetzung des Österreich-Verfahrens. Das klingt nach Ablasshandel, nach freigekaufter Schuld. norbert darabos wien. Nachdem die britische Anti-Korruptionsbehörde Serious Fraud Office (SFO) das Verfahren gegen den österreichischen Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly in London eingestellt hat, prüft nun die Staatsanwaltschaft in Österreich, wie sich diese Entscheidung auf das hier laufende Verfahren auswirkt. Mensdorff-Pouillys Anwalt Harald Schuster rechnet jedenfalls damit, dass das Verfahren auch in Österreich eingestellt wird. Schuster verwies auf das im Schengener Durchführungsübereinkommen verankerte Doppelbestrafungsverbot. Das bedeutet, wenn ein Verfahren in einem Schengen-Staat eingestellt ist, dann müsse es auch in den anderen Schengen-Staaten eingestellt werden, sofern es sich um den gleichen Sachverhalt handelt. Ob eine solche “Sachverhalts- Identität” in diesem Fall gegeben sei, müsse nun der Staatsanwalt in Wien prüfen. Ich denke, dass das Verfahren in Österreich eingestellt wird. 68

harald schuster, anwalt wien. Verteidigungsminister Norbert Darabos übt heftigte Kritik an dem Deal der britischen Anti-Korruptionsbehörde Serious Fraud Office mit dem Rüstungskonzern BAE Systems, auf dessen Grundlage das Verfahren gegen den österreichischen Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly in London eingestellt wurde. Auch Bundeskanzler Werner Faymann hofft, dass das in Österreich laufende Verfahren gegen Mensdorff-Pouilly nicht eingestellt wird. ”Unglaublich” ”Das klingt nach Ablasshandel. Damit hat sich der Milliarden-umsatzstarke Konzern von einer Schuld, die er zugegeben hat, freigekauft. Entweder gab es Korruption oder nicht. Aber so etwas mit Millionen Euro vom Tisch zu wischen, ist unglaublich”, sagt Darabos. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien gegen den Ehemann der früheren Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) sollten nach Ansicht des Ministers fortgesetzt werden. “Als Staatsbürger wünsche ich mir nicht, dass die Gerichte das zu Grabe tragen, nachdem die Briten das niedergeschlagen haben. Ich hoffe, dass die österreichische Justiz die Ermittlungen in Ruhe zu Ende führt und nicht in der Mitte abbricht.” Schon in der Eurofighter-Causa habe sich gezeigt, dass es bei Rüstungsgeschäften um sehr viel Geld gehe. “Ich hoffe, dass der Druck nicht zu stark ist, um das abzudrehen”, erklärt Darabos mit Verweis auf mögliche bilaterale Bereinigungen der Sache. 321 Millionen Euro gezahlt Der britische Rüstungskonzern BAE Systems wird nicht nur die im Zusammenhang mit der Enthaftung von Alfons Mensdorff-Pouilly bekanntgewordenen 30 Millionen Pfund (34,4 Mill. Euro) bezahlen, sondern fast das Zehnfache: Im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen hat BAE eine Strafzahlung von insgesamt 280 Millionen Pfund (321 Mio. Euro) akzeptiert. BAE Systems teilte mit, das Unternehmen habe mit dem US- Justizministerium und der britischen Antikorruptionsbehörde eine generelle Übereinkunft erreicht. Die Übereinkunft bedeute jedoch nicht, dass das Unternehmen Schmiergeldzahlungen einräume. BAE sprach lediglich von “Versäumnissen”. Rüstungsgeschäfte Hintergrund der Zahlungen sollen angebliche Unregelmäßigkeiten bei Rüstungsgeschäften mit Saudi-Arabien, Tansania, Südafrika, Ungarn und Tschechien sein. Die USA und Großbritannien haben die Geschäfte jahrelang untersucht. 69

In einem der Fälle soll es sich um den sogenannten Yamamah-Deal handeln. Dabei ging es um den Verkauf von Kampfflugzeugen nach Saudi- Arabien im Jahr 1985. Das Geschäft soll einen Umfang von 40 Milliarden Pfund gehabt haben. Auch ging es um den Verkauf eines Radarsystems nach Tansania im Jahre 1999. VN

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”Kleine Zeitung” vom 07.02.2010 Seite: 10 Ressort: POLITIK Steiermark,Kärnten Konzern zahlt 321 Millionen

LONDON/WIEN. Nach der kurzfristigen Freilassung des österreichischen Waffen-Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly stellt sich die Frage, wie es in Österreich weitergeht. Das Verfahren in England wurde nach der Zahlung von 34 Millionen Euro durch den Rüstungskonzern BAE eingestellt, insgesamt hatte der Konzern 321 Millionen bezahlt. Während der Anwalt von Mensdorff-Pouilly davon ausgeht, dass das in Österreich laufende Verfahren nun ebenfalls eingestellt wird, hofft Verteidigungsminister Norbert Darabos auf das Gegenteil: “Entweder gab es Korruption oder nicht. So etwas mit Millionen Euro vom Tisch zu wischen, ist unglaublich”, so Darabos im Kurier. Er hoffe, dass die Justiz in Österreich “nicht in der Mitte abbricht”.

”Kurier” vom 07.02.2010 Seite: 2 Ressort: Innenpolitik Von: patricia haller Länder, Morgen Interview ”Das klingt nach Ablasshandel” SPÖ-Heeresminister Darabos kritisiert den Deal mit dem Rüstungskonzern BAE und hofft, dass in Österreich das Verfahren gegen Mensdorff nicht eingestellt wird.

Verteidigungsminister Norbert Darabos hofft, dass die Verfahren, die in Österreich gegen den Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly noch laufen, nicht wie in Großbritannien eingestellt werden. Gegen Mensdorff- Pouilly wird seit September 2008 wegen des Verdachts der Bestechung und der Geldwäsche im Zusammenhang mit dem Eurofighter-Kauf ermittelt - es gilt die Unschuldsvermutung. Unglaublich Darabos ist entsetzt über den Deal der britischen Anti-Korruptionsbehörde und der US-Behörden mit dem Rüstungskonzern BAE Systems (siehe unten). BAE ist zu 20 Prozent an Saab/Gripen beteiligt und zu 33 Prozent an der Eurofighter GmbH. “Das klingt nach Ablasshandel. Damit hat sich 71

der Milliarden-umsatz-starke Konzern von einer Schuld, die er zugegeben hat, freigekauft. Entweder gab es Korruption oder nicht. Aber so etwas mit Millionen Euro vom Tisch zu wischen, ist unglaublich”, sagt der SPÖ- Minister im KURIER-Interview. Zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien sagt er: “Als Staatsbürger wünsche ich mir nicht, dass die Gerichte das zu Grabe tragen, nachdem die Briten das niedergeschlagen haben. Ich hoffe, dass die österreichische Justiz die Ermittlungen in Ruhe zu Ende führt und nicht in der Mitte abbricht.” Schon in der Eurofighter-Causa habe sich gezeigt, dass es bei Rüstungsgeschäften um sehr viel Geld gehe. “Ich hoffe, dass der Druck nicht zu stark ist, um das abzudrehen”, sagt Darabos mit Verweis auf mögliche bilaterale Bereinigungen der Sache. Skandal-Video Abdrehen wird der Minister künftige Irrwege in Kommunikation und Marketing in seinem Ministerium. Auslöser ist das sexistische Video, mit dem das Bundesheer auf seiner Homepage für sich geworben hat. Darabos setzt einen Schritt, den es sonst in keinem Ministerium gibt: “Alle nach außen gerichteten Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen werden in Zukunft mit dem Ministerbüro abgestimmt und von der Gleichbehandlungsbeauftragten geprüft.” Für diese “undurchdachte, hirnlose Aktion” könne er sich “nur bei allen Frauen in Österreich entschuldigen”. Über personelle Konsequenzen werde es in zwei bis drei Wochen Klarheit geben. Konsequenzen würde Darabos auch für den Fall prüfen, dass der wegen Dopings in Verruf geratene Trainer Walter Mayer bei den Olympischen Spielen in Vancouver auftaucht. Eine Reise dorthin hat dieser öffentlich überlegt. Der Heeres-Bedienstete ist derzeit im Krankenstand. Darabos, der auch Sportminister ist: “Das wäre eine Provokation der Sonderklasse und ein immenser Imageschaden für den österreichischen Sport.” Mit Doping-Fällen rechnet er nach dem verschärften Anti-Doping-Gesetz nicht: “Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass das Wirkung gezeigt hat. Und dass es für uns saubere Spiele werden.”

”Neue Vorarlberger Tageszeitung” vom 07.02.2010 Seite 6 AKTUELL Konzern zahlt 321 Millionen

LONDON/WIEN. Nach der kurzfristigen Freilassung des österreichischen Waffen-Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly stellt sich die Frage, wie es in 72

Österreich weitergeht. Das Verfahren in England wurde nach der Zahlung von 34 Millionen Euro durch den Rüstungskonzern BAE eingestellt, insgesamt hatte der Konzern 321 Millionen bezahlt. Während der Anwalt von Mensdorff-Pouilly davon ausgeht, dass das in Österreich laufende Verfahren nun ebenfalls eingestellt wird, hofft Verteidigungsminister Norbert Darabos auf das Gegenteil: “Entweder gab es Korruption oder nicht. So etwas mit Millionen Euro vom Tisch zu wischen, ist unglaublich”, so Darabos im Kurier. Er hoffe, dass die Justiz in Österreich “nicht in der Mitte abbricht”.

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”Die Presse am Sonntag” vom 07.02.2010 Seite: 4 Abend, Morgen Mensdorff-Pouilly frei: Rüstungskonzern weiter im US-Geschäft Der Fall ist für London London abgeschlossen. BAE kaufte sich um 450 Mio. $ frei; der Börsenkurs stieg prompt. @LR von axel reiserer

London. Empörung unter Aktivisten gegen Waffenhandel und Korruption, doch Erleichterung an der Londoner Börse: “Empört und geschockt” zeigte sich gestern, Samstag, etwa die “Campaign Against Arms Trade” über die Einigung zwischen dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems (British Aerospace) und den Justizbehörden in den USA und Großbritannien. An der Börse stieg der Kurs entgegen dem Markttrend um 1,59 Prozent. Nach Ansicht der Wirtschaft ist BAE mit der Zahlung von 450 Millionen Dollar für die Einstellung aller Ermittlungen glimpflich davongekommen. BAE beschäftigt weltweit 107.000 Mitarbeiter und stellt alles her, was in der Welt der Rüstungsgüter gut und teuer ist. Vom Kampfflugzeug bis zum Unterseeboot reicht die Palette des zweitgrößten Rüstungskonzerns der Welt. Bei einem Jahresumsatz von umgerechnet 21,5 Mio. Euro im Jahr 2008 kann das Unternehmen die Ausgleichszahlung wohl aus der sprichwörtlichen Portokasse berappen. Im Vergleich: Siemens einigte sich vor zwei Jahren mit den US-Behörden nach Betrugsermittlungen auf die Zahlung von 1,3 Mrd. Dollar. Mindestens ebenso wichtig für den Rüstungskonzern ist aber, dass sich BAE Systems in der Einigung nicht zur Korruption bekennen musste. Stattdessen erfolgte die Zahlung nun ausdrücklich nur wegen “unzureichender Buchführung in den Jahren vor 2002”. Zu einem Schuldeingeständnis in Sachen Korruption, Bestechung und Schmiergeldzahlungen konnte BAE Systems nicht bewegt werden. Das ist von entscheidender Bedeutung: Bei einem Eingeständnis der Korruption wäre BAE Systems etwa in Zukunft von Ausschreibungen in den USA, dem größten Rüstungsmarkt der Welt, ausgeschlossen gewesen. Der Großteil der umgerechnet 328 Mio. - Ausgleichszahlungen fließt nun an das US-Justizministerium. Die britische Antibetrugsbehörde SFO schaffte es nach acht Jahren Ermittlungen nur, dem Unternehmen umgerechnet 34 Mio. Euro “für wohltätige Zwecke” in Tansania abzuknöpfen. Rüstungsgeschäfte mit dem afrikanischen Land sowie in 74

Rumänien, Tschechien, Ungarn und Südafrika standen im Zentrum der SFO-Ermittlungen. Neben Geld sollen auch Prostituierte zur Geschäftsanbahnung zum Einsatz gekommen sein. Doch über all das wird nun der Mantel des Schweigens gebreitet. Der “Daily Telegraph” spottete gestern: “Es ist nicht einmal gelungen, einen Verdächtigen mit dem reizenden Namen Graf Alfons Mensdorff-Pouilly festzunageln.” Darabos: “Ablasshandel”. Offen ist, ob die in Österreich gegen Mensdorff- Pouilly laufenden Ermittlungen ebenfalls eingestellt werden. Sein Anwalt geht davon aus. Verteidigungsminister Norbert Darabos argumentiert für eine Fortsetzung: “Das klingt nach Ablasshandel. Damit hat sich der Konzern von einer Schuld, die er zugegeben hat, freigekauft. Entweder gab es Korruption oder nicht. Aber so etwas mit Millionen Euro vom Tisch zu wischen, ist unglaublich”, sagt Darabos zum “Kurier”. Mensdorff-Pouilly selbst wartete gestern noch auf seinen Reisepass, ohne den er nicht nach Österreich einreisen kann. @LU

”Österreich” vom 07.02.2010 Seite 4 Mutation: Wien Wien 328 Mio. Euro damit Graf schweigt

Mit der größten Strafzahlung in der Geschichte kaufte sich der BAE- Waffenkonzern von Schmiergeld-Ermittlungen frei - mittendrin als einziger Verhafteter im Skandal: Alfons Mensdorff-Pouilly. London/Washington/Wien. War es ein gewaltiger Agententhriller? Oder doch nur eine weltweite Schmierenkomödie? Seit Freitagnacht streiten die Polit-Beobachter zwischen Washington, London, Stockholm und Budapest, was da in London wirklich abgelaufen ist: BAE gesteht Schuld und zahlt Rekordstrafe Tatort 1: Die Elm Street in London. Seit fünf Jahren hatte das britische “Serious Fraud Office” (SFO) gegen den Weltkonzern British Aerospace (BAE) ermittelt - wegen globaler Korruption in gewaltigem Ausmaß bei praktisch allen Waffengeschäften des letzten Jahrzehnts. In einer dürren Erklärung ließ SFO-Boss Richard Alderman eine Bombe platzen: “Alle Ermittlungen gegen Individuen, darunter auch gegen Count Alfons Mensdorff-Pouilly, und den BAE-Konzern, sind eingestellt.” Das SFO und das US-Justizministerium haben sich nach jahrelanger Jagd rund um den Globus mit dem Waffenkonzern BAE geeinigt: BAE bekennt sich schuldig und zahlt die Rekordstrafe von 328 Millionen Euro - darunter in den USA, Großbritannien und in so fernen Ländern wie Tansania. 75

Waffen-Graf aus Luising war Geisel im Megapoker Tatort 2: Zwischen dem Verhandlungssaal von Richter Timothy Workman in Westminster und dem Prentonville-Gefängnis in London läuft indes die hoch spannende Parallelhandlung zu diesem weltweit umstrittenen Deal - der weltweit einzige Verhaftete in der BAE-Affäre kämpft um seine Freilassung. Vergangenen Freitag war der österreichische Graf Alfons Mensdorff-Pouilly (56) bei einem Verhör in London kurzerhand festgenommen worden. Offenbar als Faustpfand und Geisel für die Verhandlungen der SFO und der US-Justiz mit BAE - denn der schillernde Graf ist laut Ermittlern eine der Zentralfiguren in mehreren schweren Korruptionsfällen in Europa: 107 Millionen Euro soll Mensdorff verteilt haben, darunter 18 Millionen in Österreich. Für Mensdorff gilt die Unschuldsvermutung. Bekommen hat er das Geld von Brigadier Timothy Landon, behaupten die SFO-Ermittler in einem Bericht an die Wiener Staatsanwaltschaft, die daraufhin Mensdorff Anfang 2009 in U-Haft nahm. Der mittlerweile verstorbene Landon gilt laut Kronzeugen Mark Cliff als Schlüsselfigur weltweiter Rüstungsdeals, in die Mensdorff zumindest in Einzelfällen involviert war - man war schließlich verwandt: Landon war mit Kata Esterhazy, einer Cousine des Grafen verheiratet. Jetzt erklären internationale Geheimdienstexperten, dass die Briten BAE gedroht haben sollen, dass Mensdorff auspacken würde. Dann habe BAE mit sensationellen 328 Millionen Euro das Schweigen des Grafen erkauft. Damit wäre er der teuerste Defraudant der Weltgeschichte. Ansonsten wäre Mensdorff nur ein Glückspilz der Sonderklasse. Licht ins Dunkel der Affäre soll jetzt die Wiener Justiz bringen: SP-Minister Norbert Darabos fordert, dass hier weiter ermittelt werden müsse. J. Galley

”Kurier” vom 23.10.2008 Seite: 2 Ressort: Innenpolitik Wi, Abend, Wi, Bgld/Nord, Länder, Morgen Verteidigungsministerium Darabos lässt Eurofighter-Deal intern prüfen Bestechungsvorwurf - Kommission sucht nach “Auffälligkeiten” beim Jet-Ankauf

Verteidigungsminister Norbert Darabos will eine ministerielle Bewertungskommission einsetzen, die mögliche “Auffälligkeiten” beim Ankauf der Eurofighter bis zurück ins Jahr 2002 neuerlich untersuchen soll. 76

Dabei geht es um den Verdacht der Bestechung und Korruption. Das Verteidigungsministerium ist nach der Wiener Staatsanwaltschaft und dem britischen “Serious Fraud Office” (Betrugsbekämpfung) bereits die dritte Stelle, die neue Verdachtsmomente prüfen soll. Die Causa kam in Bewegung, nachdem die Büros des Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly, Gatte von ÖVP-Frauenchefin Maria Rauch-Kallat, durchsucht worden waren und Mensdorff-Pouilly von den britischen Behörden einvernommen worden war. Dessen Anwalt betonte, die Anschuldigungen seien haltlos. Darabos schränkte für seine Kommission allerdings ein, dass es bisher keinerlei Auffälligkeiten gegeben habe. Dem widerspricht Peter Pilz. Der ehemalige Vorsitzende des Eurofighter-Untersuchungsausschusses spricht von vielen “Puzzleteilen eines Beeinflussungsnetzwerkes”, die Darabos längst übermittelt worden seien. Laut dem Grünen geht es zudem um illegale Geldflüsse in Höhe von 55 Millionen Euro. Und er schließt einen neuerlichen U-Ausschuss zur Causa nicht aus.

SCHLUSS

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