Ausgabe 2011
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IMPRESSUM Dokument A - Berliner anarchistisches Jahrbuch Nr. 5 (2011) - ISSN 2193-7850 Redaktion Dokument A (V.i.S.d.P.) c/o Anarchistische Föderation Berlin im Stadtteilbüro im New Yorck/Bethanien Mariannenplatz 2a 10997 Berlin E-Mail: [email protected] Herausgeber_in: Anarchistische Föderation Berlin afb.blogsport.de Verlag, Bestellungen und Abonnement: Verlag Edition AV Postfach 1215 35420 Lich Tel.: 0 64 04/65 70 763 Fax: 0 64 04/66 89 00 E-Mail: [email protected] Für den Inhalt der Texte sind die einzelnen Gruppen bzw. Autor_innen selbst verantwortlich. Eigentumsvorbehalt: Nach dem Eigentumsvorbehalt ist diese Zeitung solange Eigentum des Absen- ders, bis sie der_dem Gefangenen persönlich ausgehändigt ist. »Zur-Habe-Nah- me« ist keine persönliche Aushändigung im Sinne des Vorbehalts. Wird die Zeitschrift der_dem Gefangenen nicht persönlich ausgehändigt, ist sie dem_ der Absender_in mit dem Grund der Nichtaushändigung zurückzusenden. Wird die Zeitschrift der_dem Gefangenen nur teilweise persönlich ausgehän- digt, so sind die nichtausgehändigten Teile, und nur sie, der_dem Absender_in mit dem Grund der Nichtaushändigung zurückzusenden. EDITORIAL EDITORIAL chon lange nicht mehr standen gebrochene Aktualität ihrer mehr · Die im letzten Jahr verwandte dem Anarchismus in Deutsch- als 150jährigen Ideentradition ver- Doppelbezeichnung »2010/2011« Sland so viele Türen offen wie weisen: Anders als bei rechten und erscheint uns mittlerweile selbst heute, emanzipatorische Ideen und linken »Archist_innen« zielen anar- als verwirrend — das Dokument Überzeugungen reichen inzwischen chistische Ideen nicht auf die Erobe- A wird jetzt wieder mit dem Jahr bis weit in die »Normalgesellschaft« rung politischer Herrschaft, sondern bezeichnet, aus dem die Texte hinein. Zum Teil ist das jenen zahl- auf Selbstbestimmung, Emanzipati- stammen. Um unseren Wirkungs- reichen »Autoritäten« aus Politik und on und föderalistische Organisati- grad über den Buchhandel zu ver- Wirtschaft zu danken, die durch kon- onsmodelle. »Archist_innen« aller größern, erscheint das neue Heft tinuierliche Affären und Blamagen Richtungen predigen Über- und Un- zudem erstmals unter der ISSN heute als abgewirtschaftet gelten — terordnung — wir vertreten egalitä- 2193-7850 und in einem Verlag. sie haben im Bewusstsein der Gesell- re Gemeinschaftsformen. Sie wollen Wir danken der Edition AV für die schaft erfreulicherweise viel Strahl- regieren — wir setzen auf Selbstver- Kooperation! kraft verloren. waltung. Emanzipatorische Werte entsprechen dem Lebensgefühl einer · Und schließlich wird jetzt auch Aber die Veränderungen reichen tie- wachsenden Anzahl von Menschen. durch die Aufmachung der von fer: Nicht mehr nur diese oder jene Ginge der Anarchismus in die Offen- uns beabsichtigten Offenheit Politiker, Regierungen und Wirt- sive, würde er höchstwahrscheinlich Rechnung getragen: weniger dir- schafts-Eliten haben ihren Glanz ein- ganz oben auf der Agenda stehen. ty-style, aber auch nicht bieder gebüßt — viel mehr Leute als früher oder Pop-Art, sondern klar struk- sehen Herrschafts-Systeme an sich Mit dem neuen Dokument A, das turiert mit dem Schwerpunkt auf nicht mehr als Lösung für die sozialen jetzt schon im fünften Jahrgang er- Lesbarkeit. Herausforderungen der Gegenwart, scheint, ist hierfür eine gute Gele- sondern als Teil des Problems aus genheit: Strömungsübergreifend und Beim letztgenannten Punkt geht es Demokratiedefiziten, Abgehobenheit pluralistisch haben wir erneut Ber- allerdings nur in zweiter Linie um der Macht und fehlender Basisnähe. liner anarchistische Wortmeldungen ästhetische Fragen, sondern vor al- Zur Unterwerfung unter überliefer- zahlreicher Richtungen und Facetten lem darum, den Anarchismus raus te Hierarchien bekennt sich hierzu- zusammengetragen, die eingehend aus der Nische und in die Mitte der lande kaum noch jemand. Nicht nur gelesen zu werden verdienen. Um un- Gesellschaft zu bringen. Wir haben Libertäre wenden sich heute von den ser Konzept zu optimieren, weist das im neuen Dokument A wieder einen autoritären Denk- und Handlungs- neue Dokument A zudem eine Reihe beeindruckenden Querschnitt anar- Gewohnheiten ab, die seit jeher von von Neuerungen auf: chistischer Wortmeldungen zusam- oben vorgegeben worden sind. Immer mengetragen — auch Außenstehende größere Kreise der Bevölkerung mei- · Mittels einer Liste Berliner an- könnten davon profitieren. Also ran nen statt dessen, dass sie ihre Inter- archistischer Veranstaltungen an Eure Kolleg_innen, Verwandten, essen selbst besser vertreten können haben wir erstmals die zahllo- Bekannten! Das neue Dokument A ist und nehmen sie in die eigenen Hände sen @-Basisaktivitäten in Berlin als Lektüre für jede_n gedacht, An- — unter anderem jene Akteur_innen, dokumentiert, und zwar in einer archismus ist keine Frage des Alters, die von der Presse gern als »Wutbür- beeindruckenden Vielzahl und des Berufes, der Haarfarbe. Anarchis- ger« diffamiert werden: Bisher eher Vielfalt, die wir selbst zuvor nicht mus ist eine Sache der Haltung. im Fahrwasser der Politiker und ih- für möglich gehalten haben. Lest rer Verlautbarungen, setzen sie ihre selbst auf S. 60 ff.! Dank an alle, die dieses Dokument A Hoffnungen wie viele andere nicht möglich gemacht haben! mehr auf Parteien und Parlamente, · Neu ist ferner eine Liste anarchis- sondern suchen nach einer anderen tischer Publikationen aus Berlin, Eure Dokument A - Redaktion Qualität politischer Praxis. Zeitschriften und Bücher, unter anderem des anarchistischen Ka- Beim Anarchismus könnten sie fün- rin Kramer Verlages, der seit mehr dig werden. Unbelastet von rechter als 40 Jahren auf Sendung ist. Auf und linker »Regierungs-Kriminali- S. 66. tät«, können Libertäre auf die un- 3 InhALTSvERzEIchnIS 6 Tilman Leder DIE zwEITE SERIE DER BERLInER AnARchISTISchEn zEITSchRIfT „DER SOzIALIST“ (1895–1899) 10 Jochen Knoblauch A B g ESAng AUf zwEI TOTE LITERATEn: hADAyATULLAh hüBSch UnD PETER-PAUL zAhL 11 Anarchosyndikalistische Jugend Berlin SchwARzES KLEEBLATT 12 Anarchosyndikalistische Jugend Berlin DAS PROBLEM DER STELLvERTRETER_InnEnPOLITIK 13 Tempest Library Collective EInE DISKUSSIOn üBER DIE jüngSTEn EREIgnISSE In nORDAfRIKA UnD DEM nAhEn OSTEn 14 Ralf G. Landmesser SOnnE UnD fREIhEIT 15 Anarchosyndikalistische Jugend Berlin wOhIn DEnn MIT DEn gAnzEn jUgEnDLIchEn? 15 Ralf G. Landmesser gERMAn ROULETTE 17 Anarchistische Föderation Berlin vIA KAPITULATIOn KAPITALISMUS InS jEnSEITS BEföRDERn! 20 Bibliothek der Freien AnARchISTISchER »BREnnPUnKT« 24 Anarchosyndikalistische Jugend Berlin LASST DIE TOTEn RUhn, ERfüLLT IhRE hOffnUngEn 25 Anarchistische Föderation Berlin gAME OvER? ... LIEBER nIchT! zUSAMMEn AUSwEgE EnTwIcKELn 29 Einige Anarchist_innen DER BRUch MIT DER AUTORITäT - UnD SEInE TöDLIchEn fOLgEn 30 Unbekannte Autor_innen üBER gREnzEn DER BEhERRSchUng UnD DIE fREUDEn DER SUBvERSIOn 31 Wahllos Glücklich!?-Bündnis wAhLPROgRAMM? STIMMEnfAng! 33 Unbekannte Autor_innen AThEn BREnnT! SchLäfT BERLIn? 4 InhALTSvERzEIchnIS 34 Not Welcome-Bündnis nOT wELcOME! DEn PAPSTBESUch In BERLIn zUM DESASTER MAchEn 38 North East Antifascists „QUO vADIS, BEnEDIKT? ABfAhRT nAch REchTS!“ 40 Mietenstopp-Bündnis jETzT REIchT‘S: MIETEnSTOPP - gEgEn MIE T E R höhUng, vER DR än gUng UnD ARMUT 41 Anarchistische Initiative AnARchIE? 42 Tempest Library Collective fERAL UK On fILM 43 A-Laden Experience SySTEMcRASh. REvOLUTIOn AUf DER TAgESORDnUng? 47 Ralf G. Landmesser wAS TUn MIT KOMMUnISMUS? 49 Mark Harda wAS TUn MIT KOMMUnISMUS! 53 Bibliothek der Freien BUch DES jAhRES 2011 54 Philippe Kellermann MARx UnD BAKUnIn: zUM „URKOnfLIKT“ vOn MARxISMUS UnD AnARchISMUS 57 Anarchist_innen EIn REISEBERIchT AUS TUnESIEn 58 Anarchistische Gruppe Neukölln EIn jAhR AnARchISTISchE gRUPPE nEUKöLLn 58 Anarchosyndikalistische Jugend Berlin jUng UnD BILLIg: gEMEInSAM gEgEn AUSBEUTUng IM MInIjOB 59 Anarchist Black Cross Berlin hInTER vERSchIEDEn vERgITTERTEn fEnSTERn… 60 Veranstaltungsverzeichnis 66 Veröffentlichungen 67 Gruppenporträts 5 ach der Einstellung des ers- ten „Sozialist“ im Januar 1895 DIE zwEITE SERIE DER nvergehen die nächsten Mona- te mit den Planungen zur Gründung eines Ersatzblattes, das entweder in BERLInER AnARchISTISchEn London, Holland oder der Schweiz oder doch wieder in Deutschland und dort entweder in Berlin oder Stutt- zEITSchRIfT „DER SOzIALIST“ gart erscheinen soll. Hauptakteur der Planung in Berlin ist der aus der Haft entlassene Adolf Löhr, Expedient des (1895 –1899) alten „Sozialist“, der aber so ener- gisch die Fäden in der Hand behalten will, daß er seinen Genossen nicht Tilman Leder einmal angibt, wer das neue Blatt drucken und als Redakteur zeichnen haltenen Inhalts. Insgesamt stößt der dem Umfeld dieser Gruppe gehen die soll. Unter diesen Umständen wollen Inhalt der ersten Nummer nicht auf nächsten Jahre beständig Angriffe die Berliner Genossen Löhr kein Geld sonderlich viel Gegenliebe, wie die gegen den „Sozialist“ und seine Leiter für die Zeitung bewilligen und er läßt Politische Polizei zu berichten weiß. hervor. Die Konsumgenossenschaften das Projekt erbost fallen. Das weite- Vielen Genossen stößt Landauers als sind dabei das Dauerbrennerthema. re Vorgehen bleibt bei Richard Weiß zahm empfundene Schreibweise und Den ersten größeren Krach gibt es (ebenfalls ehemaliger Expedient des seine Propaganda für die Konsum- bereits im Oktober 1895 als eine an- „Sozialist“) und dem früheren Redak- Genossenschaften sauer auf, zudem archistische Versammlung mit dem teur Gustav Landauer, der zu dieser hält man es für einen taktischen Feh- Thema „Der sozialdemokratische Zeit in Bregenz/Österreich