Riccardo Chailly Hilary Hahn Recomposed
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www.klassikakzente.de • C 43177 • 3 • 2005 Riccardo Chailly WELCOME TO LEIPZIG Hilary Hahn MOZART-JAHR ERÖFFNET Recomposed REMIXER IM ARCHIV DER DEUTSCHEN GRAMMOPHON Die CECILIA BARTOLI verbotene Oper INHALT EDITORIAL INTRO 3 Salzburger „La traviata“ ECHO Klassik TITEL Andreas Kluge 4 Cecilia Bartoli: Guerilla der schönen Künste Liebe Musikfreundin, lieber Musikfreund, INTERVIEW die Salzburger Festspiele haben das Mozart-Jahr 2006 mit zwei 8 Hilary Hahn: Fliegender Start kontrovers diskutierten Opernproduktionen eingeläutet: Dirigent Marc Minkowski und Regisseur Günter Krämer präsentierten das MAGAZIN Frühwerk „Mitridate, re di Ponto“ im Residenzhof, während das Team Riccardo Muti und Graham Vick im Großen Festspielhaus ihre 10 Yundi Li: Von Mao zu Mozart Lesart von Mozarts populärster Oper vorstellten: „Die Zauberflöte“. 12 Recomposed: Aus der (ganz) neuen Welt Beide Inszenierungen sind Teil des ambitionierten Mozart-Projek- 14 Renée Fleming: Fleming hoch drei tes der Salzburger Festspiele, im Jubiläumsjahr 2006 alle 22 Büh- 16 Klassischer Spaß für Kinder nenwerke des Salzburger Meisters an der Salzach aufzuführen. 18 Arvo Pärt: Umspielen, umschlingen Eine Schallplattenfirma, in deren Archiv sich einige der maßstäb- 20 Jessye Norman: Kernschmelze von Klang lichen Mozart-Einspielungen finden – wie etwa Erich Kleibers 21 Die unmerkliche Metamorphose „Le nozze di Figaro“, die Klavierkonzerte mit Rudolf Serkin und 22 Fritz Wunderlich: Einmalig und unersetzlich Claudio Abbado oder Alfred Brendels Sonaten-Zyklus, ganz zu 23 Der klassische Fragebogen, schweigen von der singulären Mozart-Gesamtaufnahme im Ka- beantwortet von Janine Jansen talog –, kann angesichts einer solchen Herausforderung wie dem 24 Riccardo Chailly: Questo Challenge 250. Geburtstag des neben Bach beliebtesten Komponisten der 26 Neue DVDs: Finnen im Land des Lächelns Musikgeschichte natürlich nicht abseits stehen. Zur Galionsfigur 28 Relaunch: www.KlassikAkzente.de des Mozart-Jahres bei Universal Classics, das unter dem Motto „mozart forever“ steht, wurde Anne-Sophie Mutter gewählt, die NEUE CDs bereits 1978 mit Herbert von Karajan ihre legendäre Aufnahme der Violinkonzerte vorgelegt hatte und in dieser Saison nun Mo- 30 Alle neuen Veröffentlichungen zarts komplettes Œuvre für Violine auf Deutsche Grammophon ausführlich vorgestellt präsentiert. Kaum ein Universal-Classics-Star, der sich anno 34 Veröffentlichungsregister 2006 nicht mit Mozarts Musik beschäftigen würde: Hilary Hahn veröffentlicht bereits im September eine Auswahl von Violinsona- SERVICE ten, die Pianisten Mikhail Pletnev und Maurizio Pollini ziehen im Frühjahr mit ausgewählten Sonaten beziehungsweise Konzerten 38 Live-Termine • Der Tournee-Tipp nach. Claudio Abbado veröffentlicht eine neue „Zauberflöte“, 39 KulturSPIEGEL-Klassik-CD-Bestsellerliste Concerto Köln wartet mit einem Raritäten-Programm auf und Vorschau Magdalena Kozˇ ená sowie Anna Netrebko huldigen dem Wolferl mit Arien-Recitals. Nicht zu vergessen John Eliot Gardiners weg- weisende Einspielungen des Mozartopern-Kanons von der „Ent- führung aus dem Serail“ bis „La clemenza di Tito“, die als „Essen- tial Mozart Opera“-Box wieder aufgelegt werden. Es gibt also in den kommenden Monaten in Sachen Mozart auf Universal Classics einiges zu entdecken. Achten Sie deshalb be- sonders auf das Logo „mozart forever“, das Ihnen den richtigen Weg zu Mozart weisen wird ... Und wenn ich Ihnen noch einen Lesetipp in Sachen Mozart mit Titelfoto: FerdinandoDECCA Scianna/ auf den Weg geben darf – Wolfgang Hildesheimers „Mozart“ ist immer wieder eine Lektüre wert. KlassikAkzente wird herausgegeben von In diesem Sinne verbleibt mit herzlichen Spätsommer-Grüßen, Ihr Andreas Kluge 2 KlassikAkzente Intro Anne-Sophie Mutter Foto: Lillian DGBirnbaum/ Salzburger „La traviata“ Der Höhepunkt der diesjährigen Salzburger Festspiele war zweifelsohne die mit Spannung erwartete Premiere der Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Oper „La traviata“. Anna Netrebko, die mit ihrer Schlüsselrolle bereits an der Wiener und der Bayerischen Staatsoper triumphierte, ge- lang ein musikalisch und darstellerisch überzeugendes Porträt der Pariser Edelkurtisane in der exzellenten Regie von Willy Decker. Publikum und Presse feierten die bereits seit Monaten restlos ausverkauften Aufführungen mit nicht enden wollenden Ovationen für eine Sängerriege, die heut- zutage ihresgleichen sucht: Neben Anna Netrebko sangen der mexikanische Shootingstar Rolando Villazón und der amerikanische Starbariton Thomas Hampson die Partien von Vater und Sohn Germont. Und am Pult der Wiener Phil- harmoniker stand Carlo Rizzi. Die Deutsche Grammophon hat diese Produktion live mitgeschnitten und wird die CD- Version der Gesamtaufnahme sowie einen Highlights- Sampler bereits im Oktober auf den Markt bringen, wäh- rend die Veröffentlichung der DVD-Version für 2006 vorgesehen ist. Anna Netrebko und Rolando Villazón ECHO Klassik Am 16. Oktober ist es wieder so weit. In München findet die dies- jährige ECHO Klassik-Gala statt, wie immer vom ZDF mit- geschnitten und am selben Abend ausgestrahlt. Mit 13 ECHO- Trophäen hat Universal Classics auch in diesem Jahr die Nase vorn. Anna Netrebko, neben Anne-Sophie Mutter, Andreas Scholl und Hélène Grimaud live auf der Bühne der Philharmonie zu erle- ben, gewinnt in den Kategorie „Sängerin des Jahres“ sowie mit ihrem bereits „vergoldeten“ Album „Sempre libera“ auch in der Kategorie „Bestseller des Jahres“. Auch Anne-Sophie Mutter wird zweifach dekoriert: als „Instrumentalistin des Jahres“ sowie mit Henri Dutilleuxs „Sur le même accord“ in der Kategorie „Welt- Ersteinspielung“. Die Pianisten Hélène Grimaud und Lang Lang erhalten ebenso einen ECHO Klassik wie die Dirigenten Claudio Abbado und Pierre Boulez. Der „Klassik-ohne-Grenzen“-ECHO geht in diesem Jahr an Andreas Scholl für sein Projekt „Der Kai- ser und die Nachtigall“, und ein ECHO für die „Editorische Leis- tung des Jahres“ erhält die Sammlung „Musik … Sprache der Welt“ mit maßstäblichen Aufnahmen der 50er Jahre aus den Ar- chiven der Deutschen Grammophon. Die Gewinner in allen Kate- gorien finden Sie unter www.echo-deutscher-musikpreis.de. Foto: Klaus Lefebrve KlassikAkzente 3 Titel GUERILLA DER SCHÖNEN KÜNSTE Ende des 17. Jahrhunderts ließ der Heilige Stuhl die letzten römischen Theater abreißen und verhängte einen Bann gegen die Oper. Wahre Künstler ließen sich nicht abschrecken. Cecilia Bartoli hat sich mit ihrer neuen Aufnahme dieses spannenden Themas angenommen. Singt die verbotene Oper: CECILIA BARTOLI Ferdinando Scianna/Decca Foto: 4 KlassikAkzente Rom, anno 1677. Ein unbeschreiblicher The- neues Album widmet sich unter dem Titel „Opera proibita“ genau aterskandal erschüttert die ewige Stadt, die jenen Komponisten, die in der Hochzeit des päpstlichen Opernver- sich gerade im alljährlichen Karnevalstaumel diktes unter zum Teil eigentümlichen Umständen einen Ausweg aus wiegt. Mit den üblichen musikalischen Auf- dem Dilemma fanden, pikanterweise sogar mit Hilfe des römischen führungen in Theatern, Tavernen und auf Klerus. Oratorium heißt das Zauberwort, und wo Einfallsreichtum der Straße. So unaussprechlich muss die- und Gespür für musikalische Zwischentöne und Subtexte gefordert ser Skandal gewesen sein, dass die Chro- war, haben viele Komponisten Erstaunliches zuwege gebracht. nisten peinlich berührt den Mantel gnädi- Doch zunächst muss hier mit einer viel und gern kolportierten gen Schweigens darüber ausbreiten. Einer Legende aufgeräumt werden. Das Opernverbot beförderte zwar die jedoch in der Heiligen Stadt reagiert um- Entwicklung und Verbreitung des Oratoriums, allein es war nicht der gehend. Papst Innozenz XI., wegen seiner Grund für seine Entstehung. Rom war schon früher für seine meis- Tugend und Sittenstrenge berühmt wie be- terhaften Oratorien bekannt, sie waren quasi eine römische Instituti- rüchtigt und vom Volk wegen seines notori- on par excellence. Immerhin stammt eines der frühen Meisterwerke schen „Nein!“ nur Papa Minga genannt, erlässt dieser Gattung aus Rom, Emilio de’ Cavalieris „Rappresentatione augenblicklich einen päpstlichen Bann gegen di Anima, et di Corpo“ aus dem Jahre 1600. Die Unterschiede zwi- Opernaufführungen in der Stadt. 1686 dann be- schen Oper und Oratorium waren marginal: Während man im Ora- kräftigt er noch einmal das päpstliche Auftrittsverbot torium von einem Ersten und einem Zweiten Teil sprach, gliederte für Frauen in der Musik, das Klemens IX. bereits 1667 sich die Oper in drei Akte. Und im Gegensatz zur Oper verzichtete verhängt hatte. Innozenz XII. schließlich geht noch einen das Oratorium gänzlich auf Bühnenaktion. Alles andere war aus- Schritt weiter und lässt gegen Ende des 17. Jahrhunderts tauschbar: Sujets, Kompositionsstil, Besetzung. Nach und nach die drei noch existierenden öffentlichen Theater Roms, das entledigte sich das Oratorium auch der lateinischen Sprache und Teatro Tordinona, das Teatro Capranica und das Teatro della wandelte sich zum „oratorio volgare“ in italienischer Sprache. Auch Pace zerstören, um Sittenverfall und Glaubensschwäche ein für übernahm man gewisse Kunstgriffe aus der Oper wie etwa das Be- allemal den Nährboden zu entziehen. Und in der päpstlichen Welt decken der Kirchenwände mit roten Taffetas. Und letzten Endes hat dieser Nährboden einen Namen: „la musica profana“. Erst 1717 verzichtete man auf den Erzähler, der die Handlung erläuterte und öffnet das Teatro delle Dame wieder seine Pforten für die allgemeine kommentierte, und verlieh den dramatischen Elementen größeres Unterhaltung. Kein allzu günstiges Betätigungsfeld für die