Carmen-Francesca Banciu Ein Land Voller Helden Wieder Auf, Bald 20 Jahre Nach Seinem Ersten Erscheinen Bei Ullstein Berlin
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
PalmArtPress Vorschau I 2019 Catalogue I 2019 EDITORIAL Sehr geehrte Leser und Leserinnen, Im November 2008 erschien das erste PalmArtPress Buch. Unser Jubiläum, Zehn erfolgreiche Jahre, feierten wir am 18. November mit Autoren, Musikern und zahlreichen Gästen – bis tief in die Nacht. Die Installation (s.u.) zeigt wie lebendig mein Verlagsleben ist – ein immer weiter wachsendes Gesamtkunstwerk, aus mittlerweile 80 Einzelwerken. PalmArtPress liebt Bücher! Warum? Bücher helfen verstehen, rütteln wach, trösten, lassen uns lachen, weinen und geben auch Impulse, wie man die Welt in Umschlagfoto: Emily Lea Emily Borgmann Umschlagfoto: diesen unruhigen Zeiten vielleicht ein klein wenig besser machen kann. Dass wir den Nerv der Zeit treffen, zeigt die Nominierung für den Deutschen Buchpreis im Sommer 2018. Unter den 20 ausgewählten Werken auf der Longlist fand sich zu unserer großen Freude und Überraschung auch Carmen-Francesca Bancius Neuerscheinung: Lebt wohl, Ihr Genossen und Geliebten! In unserem aktuellen Programm erscheint nun ihr Roman Ein Land voller Helden. In eindringlich poetischer Sprache und mit hintergründigem Humor erfasst die Autorin die „Wende“ und die Folgen am Beispiel der Rumänischen Revolution und versucht, die Frage nach der Möglich- keit von Zukunft zu beantworten. In der Novelle Venus AD überwindet Albrecht Dürer im Zorn Raum und Zeit. Er landet im Jahr 2019 vor der Neuen Nationalgalerie in Berlin zu Füßen der Doktorandin Nele Rosenbach: Ein Flirt mit einem Genie ist das erzählerische Debüt von Gabriele Borgmann um den Raub der Venus. In Ihrem Prosawerk Im Mangoschatten - von der Vergänglichkeit bietet die Autorin Bianca Döring eine Collage aus Beobachtungsfetzen, Erinnerungen, zwischenmenschlichen Begegnungen, inneren Bildern und Reflexionen über Leben und Sterben, Hinfälligkeit allen Daseins sowie ein darin leidenschaftlich nach Verortung suchendes Ich. Zwei Bücher mit Kurzprosa sind ebenfalls im Programm. Raimund Petschners Kurze Entfernung aus dem Gespräch sind Miniaturen mit ebenso viel Lust am Gedanken wie am Bild. Wer an diesem Spiel teilnimmt, wird gefangen – und befreit durch eigene Antworten und den eigenen Blick. Ingolf Brökel ist mit seinem fünften Buch bei PalmArtPress Hannah Habil oder 137 Ansätze in den Frühstunden des Tages erwacht und hat ein Kaleidoskop entwickelt, das über das bloße Spiel mit Worten hinausgeht und ästhetisch Vorläufiges bietet für einen anderen Weg. Anlässlich des 80. Geburtstages der Künstlerin Gerda Lepke bringt Sibylle Badstübner-Gröger ein Buch heraus, Briefe an Freunde, mit einer Auswahl privat formulierter Briefe skizziert von der Künstlerin. Im englischen Teil unseres Programms ist endlich die originale englische Ausgabe Surferboy von Kevin McAleer mit an Bord (zuerst als deutsche Übersetzung im Mare Verlag erschienen). Mit Elan und Leichtigkeit erzählt Surferboy eine Geschichte von Freundschaft, vom Erwachsenwerden in den 70ern in Kalifornien und von der Faszination des Surfens. Ganz nebenbei wird ein profunder Wissensschatz vermittelt, der es mit jedem Surfratgeber aufnehmen kann. Auf der anderen Seite des Pazifischen Ozeans lebt der Amerikaner Reid Mitchell. Sein LyrikbandSell Your Bones (mit einem Nachwort von Wolfgang Kubin) ist hauptsächlich von verschiedenen Orten in China inspiriert, wo der Autor als Professor arbeitet und lebt. Ich lade Sie herzlich ein, in unseren Berliner Verlagsräumen in der Pfalzburger Straße 69 vorbeizuschauen. Hier können Sie in dem Gesamtprogramm stöbern und die Galerie des Verlages besichtigen. Ebenso lade ich Sie ein, die regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen zu besuchen. Herzliche Grüße Catharine J. Nicely Verlegerin Installation von Wolfgang Nieblich 80 Bücher in 10 Jahren PalmArtPress FRÜHLING 2019 Seite 4-5 Seite 6-7 Seite 8-9 Seite 10-11 Seite 12-13 Seite 14-15 Seite 16 Seite 17 FRISCHE BACKLIST Seite 18-25 LIEFERBARE TITEL Seite 26-27 Alle lieferbaren Titel: www.palmartpress.com/buecher 3 NEUERSCHEINUNGEN Lucas Cranach gehen die Ideen aus. So stiehlt er kurzerhand eine Skizze von Albrecht Dürer: die Venus mit Amor. Dieses Motiv, denkt Cranach, wird ein Knaller in der Kunst und wird ihm Ruhm bescheren. Cranach malt nach, was Dürer ersann, nämlich die Liebesgöttin, lasziv und nackt, auf Kiefernholz. Als Albrecht Dürer diesen Diebstahl entdeckt, gerät er außer sich. Die Venus ist seine Schöpfung! Sie muss sein Monogramm tragen. Und in seinem Zorn überwindet er Raum und Zeit. Er landet im Jahr 2019 vor der Neuen Nationalgalerie in Berlin, vor den Füßen der Doktorandin Nele Rosenbach. Die reagiert geistesgegenwärtig und nimmt den Meister mit in ihre Mansardenwohnung, um zu erfahren, was der Kunstwelt bis- lang verborgen blieb. Ein Flirt mit einem Genie und ein erzählerisches Debüt um den Raub der Venus. Auszug aus dem Buch: Die Autorin steht für Lesungen zur Verfügung Draußen dämmerte es, zu früh für einen Abend im August. Die letzten Lichtstrahlen fanden kaum mehr durch die Fensterschächte. Er mochte den schleichenden Übergang vom Tag in die Nacht, wenn das Licht mit dem Schatten verschmolz zu einem dichten Vorhang. In diesen Stunden erfasste ihn ein leichtes Schütteln, gemischt aus Müdigkeit und Lust. Kurz zögerte Albrecht – und griff nach einem Fetzen Papier und dem Kohlestift. Er tanzte mit den Fingern in der Luft, atmete tief und setzte an, auf dem Fetzen zu stricheln. Feine Poren fügte er zur Haut, zur Silhouette, zu einer schön gerundeten Frau. Die Brust klein und stehend, apfelgleich. Die Scham ihm zugewandt, die Lippen geöffnet zu einem Versprechen. Albrecht legte seinen linken Arm im Halbrund auf den Tisch, als wollte er das Papier schützen, die gezeichnete Frau abschirmen vor Blicken oder vor Staub. Dabei saß er, wie so oft, einsam in seiner Werkstatt und keine Menschenseele sah zu, was er ersann. Dennoch raste sein Herz, stolperte fast. Schweiß perlte auf der Stirn. Alles in ihm wallte hoch, das Blut, der Ehrgeiz, die Freude. Nur seine Hände schienen unberührt von diesem Sturm der Gefühle. Sie zitterten nicht. Sie führten selbstsicher die Linien zur Kontur. Er genoss die Geburt seiner Idee, aus der Großes erwachsen würde. Für Albrecht löste sich die Zeit auf. Alles war Segen und Zukunft, alles eine Hoffnung, seine Kunst würde begeistern in der Art, wie er sie empfand. In diesem Moment gab es keine Pflicht für ihn, schon gar nicht das Schmalzbrot in der Küche, wo Agnes wahrscheinlich ungeduldig wartete. Mittlerweile war es nahezu dunkel im Raum, lediglich die Lampe warf einen trüben Schein auf das Blatt, und als er seinen Kopf zurückbog, es mit Abstand betrachtete, da schluckte er mehrmals – er hatte jenseits der sakralen Kunst die Nacktheit gemalt! Albrecht rieb sich die Augen, vor Erschöpfung und auch vor Staunen. Kein Künstler nördlich der Alpen hatte bislang diese Offenherzigkeit gewagt. „Das muss die Venus sein!“, rief er laut und fast schämte er sich für seinen erotischen Sinn. Mit flotten Linien fuhr er über diese Haut auf Papier, wischte mit dem linken Daumen über die Kohle, um zu verdecken, was anrüchig war. Aber nichts verschwand, nicht die Brust und nicht die Scham, auf den Lippen noch immer die Verführung. Als hätte ich ein Stück Gaze über sie geworfen, dachte Albrecht und zeichnete, nun mit dem Schalk im Nacken, einen Amor hinzu. Nie fühlte er sich erfüllter, nie glücklicher als jetzt, da er diesen Papier gewordenen Traum hochnahm und an sich drückte. Albrecht schwor, diese Venus bald schon in Öl auf Holz zu malen. Lebensgroß sollte sie sein und voller Bewe- gung. Aber noch war die Zeit nicht reif. „Erst den Fugger“, entschied er. Sechzig Gulden hatte dieser mächtige Mann im Voraus bezahlt. Agnes würde zufrieden sein. 4 BELLETRISTIK / PROSA Gabriele Borgmann Venus AD Novelle 190 Seiten Hardcover mit farbigem Vorsatzpapier Lesebändchen 12,5 x 21 cm Deutsch ISBN: 978-3-96258-024-7 März 2019 ca. 22 EUR auch als E-Book erhältlich Die Autorin steht für Lesungen zur Verfügung ISBN 978-3-96258-024-7 9 783962 580247 Ein origineller Plot, eine verwickelte Geschichte quer durch die Zeiten bis in die Gegenwart der deutschen Hauptstadt mit ihren kulturpolitischen Kämpfen und Eitelkeiten. Das ist spannend und vergnüglich zu lesen. - Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a. D. Lucas Cranach: Venus mit Amor, 1509 Gabriele Borgmann lebt in Berlin. Sie studierte Kunstgeschichte, arbeitete in Zeitungsverlagen und war 16 Jahre in einer politischen Institution im Medienbereich sowie im Referat internationale Beziehungen tätig. Seit mehr als zehn Jahren konzipiert und schreibt sie Unternehmens- und Sachbücher, begleitet Autoren und Autorinnen vom Exposé bis zur Veröffent- lichung. Venus AD ist ihr literarisches Debüt. © Marijuana©Janine Gheorghiu Guldener 5 NEUERSCHEINUNGEN „Ein Land voller Helden“ aktueller den je! Dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer und nach der Wende in Osteuropa, steht die Welt erneut vor einem Scheideweg. Brauchen wir eine neue Revolution? Was passiert mit einer Gesellschaft nach einer historischen Erschütterung und nach dem Zusam- menbrechen der alten Strukturen? Was können wir aus Büchern lernen. Können Bücher uns helfen die Zukunft friedlich zu gestalten, besser zu leben? Im Sinne dieser Frage legt PalmArtPress den Roman von Carmen-Francesca Banciu Ein Land voller Helden wieder auf, bald 20 Jahre nach seinem ersten Erscheinen bei Ullstein Berlin. Auf der Suche nach der Antwort: War es Kitsch, Putsch oder Revolution führt ein rätselhafter junger Journalist, der sich „der Sammler“ nennt, durch das Labyrinth der Lebensgeschichten einer Gruppe von Gegner des Regimes, beobachtet sie, sammelt ihre