Geschäftsbericht 2012

Mitglieder des Vorstands der Deutschen Bundesbank

Dr. Jens Weidmann Präsident der Deutschen Bundesbank

Sabine Lautenschläger Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank

Dr. h. c. Rudolf Böhmler (bis 15. Juli 2012, ab 23. Juli 2012)

Dr. Andreas Dombret

Dr. Joachim Nagel

Carl-Ludwig Thiele

Wir beklagen den Verlust der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Karl-Wilhelm Rosendahl 18. März 2012

Rico Backhauß 18. März 2012

Dr. Thomas August Vogel 23. Mai 2012

Gebhard Greimel 26. Mai 2012

Andreas Beuchert 5. Juli 2012

Adam Thomas Gussmann 25. Juli 2012

Franz Grießer 8. August 2012

Wolfgang Germann 25. August 2012

Wolfgang Scherz 3. September 2012

Klaus Heinz August Wenzel 30. Oktober 2012

Andrea Ingeborg Brust 31. Oktober 2012

Renate Schmitt 10. November 2012

Hartmut Zieße 27. November 2012

Wir gedenken auch der im Jahr 2012 verstorbenen ehemaligen Angehörigen der Bank.

Ihnen allen ist ein ehrendes Andenken gewiss.

DEUTSCHE BUNDESBANK Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Deutsche Bundesbank Wilhelm-Epstein-Straße 14 60431 Frankfurt am Main

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Fernruf 069 9566-0 Durchwahlnummer 069 9566- . . . . und anschließend die gewünschte Hausrufnummer wählen. Der Geschäftsbericht erscheint im Selbstverlag Telefax 069 9566-3077 der Deutschen Bundesbank, Frankfurt am Main, und wird aufgrund von § 18 des Gesetzes über Internet http://www.bundesbank.de die Deutsche Bundesbank veröffentlicht. Er wird an Interessenten kostenlos abgegeben. Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.

ISSN 0070-394X (Druckversion) ISSN 1861-5686 (Internetversion) Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Inhalt

Vorwort des Präsidenten der Deutschen Bundesbank...... 13

Geldpolitik und Wirtschaftsentwicklung...... 19

I. Internationales Umfeld...... 20 1. Weltwirtschaft ohne Schwung...... 20 2. Wechselkurse unter dem Einfluss der Krise und der Maßnahmen zu ihrer Bewältigung.... 26 3. Kapitalmärkte im Spannungsfeld von Staatsschuldenkrise und Zentralbankmaßnahmen... 29

II. Wirtschaftliche und monetäre Entwicklung im -Währungsgebiet...... 33 1. Anhaltende Konjunkturschwäche und weitere Verschlechterung der Arbeitsmarktlage.... 33 2. Geldpolitik und Geldmarktentwicklung...... 41 3. Entkopplung von Geldmengen- und Kreditwachstum...... 50

III. Wirtschaftsentwicklung in Deutschland...... 53 1. Deutliche Konjunkturabschwächung...... 53 2. Im Jahr 2012 staatlicher Gesamthaushalt leicht im Plus, aber Anstieg der hohen Schuldenquote...... 61 3. Vermögensbildung und Finanzierung...... 64

Finanz- und Währungssystem...... 81

I. Aktuelle Fragen des Finanzsystems...... 82 1. Internationales Finanzsystem...... 82 2. Stabilität des deutschen Finanzsystems...... 83 3. Ertragslage der deutschen Banken...... 84

II. Internationales Finanz- und Währungssystem – Internationale Kooperationen...... 86 1. Internationales Währungssystem und IWF-Fragen...... 86 2. Internationale Kooperation...... 89

Bankenaufsicht...... 93

I. Weiterentwicklung internationaler Aufsichtsstandards...... 94 1. Auswirkungsstudie zu Basel III...... 94 2. Überprüfung der Umsetzung der Baseler Standards...... 94 3. Baseler Grundsätze für eine wirksame Bankenaufsicht...... 95 4. Neue Standards für systemrelevante Banken...... 95 5. Liquidity Coverage Ratio (LCR)...... 96 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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II. Europäische Arbeiten...... 97 1. CRR und CRD IV...... 97 2. Krisenmanagement...... 97 3. Rekapitalisierungsumfrage und EU-weiter Stresstest...... 97 4. Bankenunion...... 98

III. Fortentwicklung der nationalen Aufsichtsstandards...... 99 1. CRD IV-Umsetzungsgesetz...... 99 2. Drittes Finanzmarktstabilisierungsgesetz...... 100 3. Anpassung der Mindestanforderungen an das Risikomanagement...... 100 4. Entwurf eines Rundschreibens zu MaSan...... 101

IV. Laufende Überwachung der Banken...... 101 1. Aktuelle Entwicklungen...... 101 2. Prüfungswesen...... 102 3. Meldewesen...... 103

Bargeld...... 107

Unbarer Zahlungsverkehr und Wertpapierabwicklung...... 111

Statistik...... 117

Bildung...... 121

Sonstige Aktivitäten...... 125

I. Forschungszentrum...... 126

II. Dienstleistungen der Deutschen Bundesbank für die öffentliche Hand...... 127

III. Eigenportfolio und Verwaltung der Währungsreserven...... 129

IV. Management finanzieller Risiken...... 131

Personal...... 135

I. Personal...... 136

II. Mandate der Vorstandsmitglieder der Deutschen Bundesbank...... 137 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Strategie 2016...... 139

1. Zielsetzung der Strategie 2016...... 140 2. Entwicklungsprozess der Strategie 2016...... 140 3. Kernaussagen der Strategie 2016...... 140

Der Jahresabschluss der Deutschen Bundesbank für das Jahr 2012..... 143

I. Bilanz der Deutschen Bundesbank zum 31. Dezember 2012...... 144

II. Gewinn- und Verlustrechnung der Deutschen Bundesbank für das Jahr 2012...... 146

III. Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers...... 147

IV. Allgemeine Angaben zum Jahresabschluss...... 150

V. Erläuterungen zu den einzelnen Bilanzpositionen...... 152 1. Aktiva...... 152 2. Passiva...... 158

VI. Erläuterungen zur Gewinn- und Verlustrechnung...... 163

Übersichten und Erläuterungen

. 1 Zur wirtschaftspolitischen Koordinierung in der Europäischen Union...... 37 2. Geldmarktsteuerung und Liquiditätsbedarf...... 43 3. Refinanzierungund notenbankfähige Sicherheiten...... 48 4. Chronik der Wirtschafts- und Währungspolitik...... 72 5. Maßnahmen zur Stärkung des Finanzsystems...... 90 6. Unbarer Zahlungsverkehr...... 113 7. TARGET2-Salden...... 115 8. Entwicklung der Goldreserven der Deutschen Bundesbank...... 130 9. Übersicht über die Grundsätze zur Rechnungslegung der Deutschen Bundesbank...... 148 10. Die Bundesbank in Zahlen...... 170 11. Filialen der Deutschen Bundesbank am 1. April 2013...... 172 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Tabellen

. 1 Makroökonomische Eckdaten ausgewählter Volkswirtschaften...... 22 2. Zur wirtschaftlichen Entwicklung im Euro-Raum...... 35 3. Monetäre Entwicklung in der EWU...... 52 4. Grunddaten zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland...... 54 5. Preisentwicklung auf verschiedenen Wirtschaftsstufen...... 60 6. Der Staat in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen...... 63 7. Haushaltsentwicklung der Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen...... 64 8. Laufende Überwachung der Institute...... 102 9. Evidenzzentrale für Millionenkredite...... 103 10. Euro-Bargeldumlauf des Eurosystems...... 108 11. Von der Bundesbank registrierte Banknoten- und Münzfälschungen, die im deutschen Zahlungsverkehr angefallen sind...... 108 12. Beim Nationalen Analysezentrum der Bundesbank zur Erstattung eingereichte Banknoten und Münzen in DM- und Euro-Währung...... 109 13. Entwicklung des DM-Bargeldumlaufs...... 109 14. Personal der Deutschen Bundesbank am 31. Dezember 2012...... 136 15. Goldbestände nach Lagerstellen...... 152 16. Forderungen an den IWF...... 153 17. Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen, Auslandskredite und sonstige Auslandsaktiva...... 154 18. Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte...... 157 19. Rückstellungen...... 161 20. Ausgleichsposten aus Neubewertung...... 162 21. Nettozinsertrag...... 164 22. Nettoergebnis aus Finanzoperationen, Abschreibungen und Risikovorsorge...... 165 23. Nettoertrag aus Entgelten und Provisionen...... 166 24. Personalaufwand...... 167 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Schaubilder

. 1 Globale Industriekonjunktur...... 20 2. Weltmarktpreise für Rohöl, Industrierohstoffe sowie Nahrungs- und ­Genussmittel...... 21 3. Veränderung der Beschäftigung in den USA seit dem jüngsten zyklischen Hoch. 23 4. Reales Bruttoinlandsprodukt in ausgewählten Schwellenländern...... 25 5. Wechselkurs des Euro...... 27 6. Rentenmarkt...... 30 7. Aktienmarkt...... 32 8. Reales Bruttoinlandsprodukt im Euro-Raum und in ausgewählten Mitglieds­ ländern...... 34 9. Arbeitsmarkt in der EWU...... 36 10. Notenbankzinsen und Geldmarktsätze...... 42 11. Liquiditätssteuerung des Eurosystems...... 47 12. Wachstum der Geldmenge M3 und der Buchkredite an den privaten Sektor in der EWU...... 51 13. Gesamtwirtschaftliche Produktion und Nachfrage...... 56 14. Arbeitsmarkt...... 58 15. Arbeitsentgelte...... 59 16. Kennziffern der öffentlichen Haushalte...... 62 17. Buchkredite deutscher Banken nach ausgewählten inländischen Sektoren...... 67 18. Bank Lending Survey – Umfrage zum Kreditgeschäft in Deutschland...... 68 19. Bankzinsen in Deutschland...... 70 20. Ertragslage großer, international tätiger deutscher Banken...... 85 21. Liquidität und Kreditvergabe des IWF...... 86 22. Ausstehende und zugesagte IWF-Kredittranchen...... 87 23. Gesamtkennziffer und Kernkapitalquote der zur Solvabilitätsverordnung ­meldenden Institute des gesamten Bankensektors...... 104 24. Liquiditätskennzahl der zur Liquiditätsverordnung meldenden Einzelinstitute...... 105 25. Strategieentwicklungsprozess...... 140 26. Strategie 2016...... 141 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Abkürzungen und Zeichen

p vorläufigeZahl r berichtigte Zahl s geschätzte Zahl ts teilweise geschätzte Zahl … Angabe fällt später an . Zahlenwert unbekannt, geheim zu halten oder nicht sinnvoll 0 weniger als die Hälfte von 1 in der letzten besetzten Stelle, jedoch mehr als nichts – nichts vorhanden

Differenzen in den Summen durch Runden der Zahlen. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Vorwort des Präsidenten der Deutschen Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Vorwort

Auch das abgelaufene Jahr – das fünfte der sinnvoll und in sich stimmig austariert werden. ­Finanzkrise und das dritte der Staatsschulden- Dies gilt sowohl zwischen europäischer und krise – stellte sowohl für die Europäische Wirt- ­nationaler Ebene als auch im Finanzsystem. schafts- und Währungsunion (EWWU) als auch für die Deutsche Bundesbank und ihre Mit- Die Zentralbanken des Eurosystems, also die arbeiterinnen und Mitarbeiter eine Bewäh- EZB und die nationalen Zentralbanken der Mit- rungsprobe dar. Die Bundesbank hat sich dabei gliedsländer, haben von Beginn an erheblich in ihrer praktischen Arbeit und in der Öffent- dazu beigetragen, die Krise einzudämmen. Die lichkeit weiterhin konsequent dafür eingesetzt, Bundesbank bewertet allerdings einige der dass die von der Politik und den Notenbanken Maßnahmen kritisch, da sie zu einer zu starken ergriffenen Maßnahmen im Einklang damit ste- Vermischung der Verantwortlichkeiten von hen, die Währungsunion als Stabilitätsunion zu Geld- und Finanzpolitik führen. Die eigentlichen­ bewahren und zu stärken. Krisenursachen können die Notenbanken nicht beseitigen. Die primäre Verpflichtung der euro- Denn die Staatsschuldenkrise ist im Kern eine päischen Geldpolitik ist vielmehr nach wie vor, Vertrauenskrise, und diese lässt sich nur dann den Geldwert stabil zu halten. Dies ist eine überwinden, wenn das notwendige Vertrauen wichtige ökonomische, aber gleichzeitig auch sowohl in die Solidität der Staatsfinanzen als eine zutiefst soziale Aufgabe. An der Entschlos- auch in die gemeinsame Währung dauerhaft senheit, diese Aufgabe zu erfüllen, dürfen auch zurückgewonnen wird. Dazu sind unverändert durch das Krisenmanagement keine Zweifel beträchtliche Anstrengungen nötig, und zwar aufkommen. sowohl auf der Ebene der Mitgliedstaaten als auch in Bezug auf den gesamten Ordnungs­ Die Krise im Euro-Raum war im Jahr 2012 nicht rahmen der EWWU. Keinesfalls darf die Ent- der einzige Belastungsfaktor für die Weltwirt- spannung auf den Finanzmärkten dazu führen, schaft, die nur mit verhaltenem Tempo wuchs. dass die nötigen Reformanstrengungen nach- Unter anderem wirkte auch der deutliche An- lassen. stieg des Rohölpreises im Winter letzten Jahres dämpfend. In entwickelten Wirtschaftsräumen Auf der einen Seite kommt es für die mit Pro- stagnierte das reale Bruttoinlandsprodukt oder blemen kämpfenden Mitgliedstaaten darauf legte nur moderat zu, und die Aktivität in den an, ihre Bankensysteme zu sanieren und so- Schwellenländern war im historischen Vergleich wohl die Staatshaushalte als auch die hohe nur unterdurchschnittlich. Im laufenden Jahr Verschuldungsposition im privaten Sektor zu dürfte sich die globale Konjunkturlage wieder konsolidieren. Gleichzeitig gilt es, verloren bessern, ohne dass es bereits zu einem dyna­ ­gegangene Wettbewerbsfähigkeit wiederzu­ mischen Aufschwung kommt. gewinnen. Vor dem Hintergrund der relativ schwachen Auf der anderen Seite gilt es, das Rahmenwerk weltwirtschaftlichen Entwicklung hat auch die der Währungsunion so weiterzuentwickeln, deutsche Konjunktur im Jahr 2012 an Schwung dass die zutage getretenen Schwachstellen be- verloren, was sich insbesondere in einem Rück- seitigt werden. Um die Statik der EWWU dauer- gang der Industrieproduktion niederschlug. Die haft zu festigen, muss insbesondere das Ver- Exporte legten weiter zu, wenn auch nicht hältnis von Kontrolle und Haftung, also von mehr so dynamisch wie zuvor. Auf dem Arbeits- Entscheidungsfreiheit und dem Einstehen für markt setzte sich der Beschäftigungsaufbau die Konsequenzen eigenen Handelns, wieder ­jedoch erfreulicherweise fort, die registrierte Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Arbeitslosigkeit ging weiter zurück. Die deut- erhöht. Hierzu haben 38 Mitgliedsländer oder sche Volkswirtschaft bleibt strukturell in guter deren Notenbanken dem Fonds temporäre Verfassung und dürfte im Verlauf des Jahres bila­terale Kreditlinien zugesagt; die Bundes- konjunkturell wieder kräftiger Tritt fassen. bank hat dem Fonds eine Kreditlinie in Höhe von 41,5 Mrd € eingeräumt. Damit soll sicher- Eine unabdingbare Voraussetzung für nachhal- gestellt werden, dass der IWF im Rahmen sei- tig stabiles und kräftiges Wachstum ist jedoch, nes Mandats seine Rolle angemessen wahrneh- dass das Finanzsystem in seiner ganzen Breite men kann. widerstandsfähiger wird. Auf diesem Feld wur- den im abgelaufenen Jahr einige Fortschritte Die wohl größte Änderung in der Finanz­ erzielt. architektur dürfte aber das Projekt einer euro- päischen Bankenunion sein, das 2012 beschlos- Auf internationaler Ebene ist die von den G20- sen wurde. Eine solche Union umfasst eine ge- Staaten initiierte Reform des Regelwerks für die meinsame Bankenaufsicht, die nach möglichst internationalen Finanzmärkte weiter voran­ einheitlichen Regeln und hohen Standards gekommen. Während für den Umgang mit arbeitet. Zusätzlich muss jedoch auch ein Ab­ international systemrelevanten Nichtbanken wicklungs- und Restrukturierungsmechanismus und mit dem Schattenbankensystem zunächst Bestandteil einer Bankenunion sein. Richtig noch konzeptionelle Arbeiten zu leisten sind, ausgestaltet stärkt die Bankenunion die Finanz- werden die neuen Eigenkapitalregeln und die stabilität im Euro-Raum. Sie schließt dann eine OTC-Derivate­reformen Schritt für Schritt umge- offene Flanke der Währungsunion und trägt so setzt. Auch wurde der Finanzstabilitätsrat (FSB), dazu bei, diese als Stabilitätsunion zu sichern. der mit der Koordinierung der Arbeiten am Deshalb unterstützt die Bundesbank das Pro- Regel­werk betraut ist, Anfang des Jahres 2013 jekt der Bankenunion ausdrücklich und wird ins­titutionalisiert; er besitzt nun eine eigene den Aufbau einer effektiven gemeinsamen Auf- Rechtspersönlichkeit und mittels eines Ab­ sicht konzeptionell und personell weiter tat- kommens mit der Bank für Internationalen kräftig unterstützen. Eine Bankenunion zu er- Zahlungsausgleich­ größere finanzielle Auto­ richten, ist aber ein institutionelles Großprojekt nomie. und eine sehr komplexe Aufgabe. Bei der Umset­zung müssen der Zeitplan und die ver- Die Bundesbank wirkt insbesondere im Rah- wendete Sorgfalt dieser Komplexität Rechnung men des Baseler Ausschusses für Bankenauf- tragen. sicht und der European Banking Authority (EBA) daran mit, Regulierungs- und Aufsichtsstan- Laut Beschluss des EU-Finanzministerrats vom dards weiterzuentwickeln. Ein wichtiger Mei- Dezember 2012 soll die EZB unter Beteiligung lenstein war hierbei das Überarbeiten der der nationalen Aufsichtsbehörden einen ein- ­Baseler Grundsätze für eine wirksame Banken- heitlichen Aufsichtsmechanismus errichten, der aufsicht. In der Praxis wird die Aufsicht nun seine Arbeit 12 Monate nach Inkrafttreten der rich­tigerweise stärker­ auf Banken mit syste­ entsprechenden Verordnung aufnimmt. Die mischer Relevanz fokussiert. Darüber hinaus hierbei gewählte konkrete Ausgestaltung soll wurden die systemrelevanten Banken dazu auf- ohne Änderung der EU-Verträge auskommen. gefordert, Sanierungs- und Abwicklungspläne Dies führt jedoch zu komplizierten Entschei- zu erstellen. dungsprozessen. Mit dem zusätzlich zum eigentlichen Bankenaufsichts-Rat errichteten Vor dem Hintergrund der anhaltenden Anspan- Vermittlungsausschuss werden die Verantwort- nungen im Finanz- und Währungssystem wur- lichkeiten verwischt, da nicht deutlich wird, den im Jahr 2012 zudem die finanziellen Res- dass die aufsichtliche Letztverantwortung sourcen des Internationalen Währungsfonds weiterhin­ beim EZB-Rat liegt. Die damit ver­ Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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bundene Gefahr von Interessenkonflikten mit Im Kerngeschäftsfeld des unbaren Zahlungs­ geldpolitischen Entscheidungen gilt es nun in verkehrs wiederum hat das -Projekt der Praxis möglichst umfassend einzudämmen. TARGET2-Securities (T2S) im Berichtsjahr be- deutende Fortschritte erreicht. Hierzu hat die Über die genannten Maßnahmen hinaus ist die Bundesbank als mitentwickelnde Zentralbank Einrichtung einer laufenden makroprudenziel- maßgeblich beigetragen. Mit T2S soll eine ge- len Überwachung ein weiteres wichtiges Ele- meinsame europäische Abwicklungsplattform ment, um die Finanzsystemstabilität zu stärken. für Wertpapiertransaktionen geschaffen wer- In Deutschland ist das Gesetz zur Stärkung der den. Bis Ende Juni 2012 haben nahezu alle Zen- Finanzaufsicht (Finanzstabilitätsgesetz) am tralverwahrer des Euro-Raums sowie weitere 1. Januar 2013 in Kraft getreten. Es bildet die fünf Zentralverwahrer außerhalb des Euro- gesetzliche Grundlage für die makropruden- Währungsgebiets den T2S-Rahmenvertrag mit zielle Überwachung in Deutschland und weist dem Eurosystem unterzeichnet und sich damit der Bundesbank dabei wichtige Aufgaben zu. zur Teilnahme an T2S verpflichtet. Mit diesem Sie soll für die Finanzstabilität maßgebliche ­soliden vertraglichen Fundament steht nun- Sachverhalte analysieren, Gefahren identifizie- mehr im Mittelpunkt, T2S erfolgreich zu imple- ren, Warnungen und Empfehlungen vorschla- mentieren. gen sowie deren Umsetzung bewerten. Der neue Ausschuss für Finanzstabilität (AFS), des- Neben den Fortschritten bei T2S wird auch der sen Mitglieder aus dem Bundesministerium der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA) Finanzen, der Bundesanstalt für Finanzdienst- Wirklichkeit. Die sogenannte SEPA-Verordnung leistungsaufsicht (BaFin) und der Bundesbank ist am 31. März 2012 in Kraft getreten. Ab dem kommen, nimmt seine Arbeit im laufenden Jahr 1. Februar 2014 lösen einheitliche Standards auf. Er soll die Zusammenarbeit im Bereich der und Verfahren für Überweisungen und Last- Finanzstabilität stärken und insbesondere War- schriften im nationalen und grenzüberschrei- nungen und Empfehlungen bei Gefahren für tenden Euro-Zahlungsverkehr die nationalen die Finanzstabilität abgeben können. Verfahren ab. Die Umstellung auf die SEPA-Ver- fahren für Überweisungen und Lastschriften Eine stabile Währung, die das Vertrauen der verläuft in Deutschland bisher noch schlep- Menschen genießt, muss sich auch im täg­ pend. Für den erfolgreichen Abschluss der lichen Gebrauch bewähren. Um dies sicher­ Migra­tion im gesetzlich vorgegebenen Zeit­ zustellen, sind ein zuverlässiger barer und un- rahmen sind deshalb noch erhebliche Anstren- barer Zahlungsverkehr ebenfalls Kernaufgaben gungen aller Beteiligten im Zahlungsverkehr der Bundesbank. erforderlich.

Bargeld ist weiterhin das meistgenutzte Zah- Eine lebendige Stabilitätskultur in einer Wäh- lungsinstrument in Deutschland. Dies hat die rungsunion setzt nicht nur entsprechendes im Oktober 2012 veröffentlichte zweite Bun- Handeln der Politik und der Notenbanken desbank-Studie „Zahlungsverhalten in Deutsch- ­voraus, sie muss auch von der Bevölkerung ver- land“ gezeigt. Damit Bargeld weiter höchsten standen werden und in ihr fest verankert sein. Ansprüchen an Fälschungssicherheit genügt, Die Bundesbank hat daher auch die ökono­ hat das Eurosystem im Jahr 2012 auch die mische Bildung als eines ihrer strategischen Arbeiten an der neuen Euro-Banknotenserie Ziele herausgestellt. Vermittelt werden sollen mit verbesserten Sicherheitsmerkmalen fort­ grundlegende geldpolitische Zusammenhänge geführt. Ab dem 2. Mai 2013 wird mit der und Hintergründe zur andauernden Finanz- ­Ausgabe der 5-Euro-Banknoten begonnen. Die und Staatsschuldenkrise. ­übrigen Denominationen folgen in aufsteigen- der Reihenfolge in den kommenden Jahren. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Der konsequente und vielfältige Einsatz der aber auch ganz persönlich, für ihren Einsatz, Bundesbank für die Stabilität des gemeinsamen ohne den die Bundesbank den Herausforderun- Geldes kann nur dank des großen Engage- gen des vergangenen Jahres nicht in dieser ments und der hohen Motivation der Mit­ Weise hätte gerecht werden können. Den Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern geleistet wer- gliedern der Beschäftigtenvertretungen bin ich den. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit danke ich im Namen des gesamten Vorstands, dankbar.

Frankfurt am Main, im März 2013

Dr. Jens Weidmann Präsident der Deutschen Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

18 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Geldpolitik und Wirtschaftsentwicklung

Trotz zunächst günstiger Signale zum Jahresauftakt 2012 blieb die Expansion der Weltwirtschaft im weiteren Verlauf des Jahres verhalten. Dies dürfte zum Teil den Entwicklungen im Euro-Raum, die sich mehrfach krisenhaft zuspitzten und über das ganze Jahr hin im Fokus des öffentlichen Interesses standen, sowie ihren Ausstrahleffekten auf andere Länder geschuldet gewesen sein. Vor dem Hintergrund der an Einfluss verlierenden bremsenden Effekte in den Fortgeschrittenen Volkswirtschaften und der sich graduell verstärkenden Dynamik in den Schwellenländern ist in diesem Jahr mit einer leichten Besserung der globalen Konjunktur zu rechnen.

Die Staatsschuldenkrise im Euro-Raum sowie die geldpolitischen Maßnahmen seitens der großen Zentralbanken in einem gedämpften konjunkturellen Umfeld prägten im vergangenen Jahr auch das Bild an den Kapital- und Devisenmärkten.

Vor dem Hintergrund sich eintrübender Konjunkturperspektiven beschloss der EZB-Rat Anfang Juli 2012, die drei Leitzinssätze um jeweils ¼ Prozentpunkt abzusenken. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt damit aktuell auf dem Rekordtief von 0,75%, der Satz für die Nutzung der Einlagefazilität gar bei 0%. Daneben wurden weitere Beschlüsse zu geldpolitischen Sondermaßnahmen gefasst, darunter vor allem ein neues Programm für geldpolitische Outright-Geschäfte (Outright Monetary Transactions: OMT) an den Sekundärmärkten für Staatsanleihen im Euro-Währungsgebiet. Käufe von Staatsanleihen eines Mitgliedslandes der Währungsunion im Rahmen dieses Programms kön- nen zeitlich und quantitativ unbegrenzt durchgeführt werden, jedoch nur unter der Vorausset- zung, dass das Mitgliedsland ein Anpassungsprogramm durchläuft und die damit verbundene Konditionalität vollständig einhält. Bisher wurden im Rahmen des neuen Programms noch keine Staatsanleihen erworben.

Auch in Deutschland hat die gesamtwirtschaftliche Expansion im Jahr 2012 an Schwung ein­ gebüßt. Das reale Bruttoinlandsprodukt ist im Berichtszeitraum mit 0,7% nur moderat gestiegen, nach sehr kräftigen Zuwächsen von 4¼% und 3% in den Jahren 2010 und 2011. Das Wirtschafts- wachstum blieb damit zuletzt unter der Potenzialrate, die auf 1¼% geschätzt wird. Gleichwohl hat sich die gesamtwirtschaftliche Aktivität im Korridor der Normalauslastung bewegt, und die Unternehmen meldeten überwiegend eine gute oder zumindest befriedigende Wirtschaftslage. Der Anstieg der Verbraucherpreise, zu dem Energie und Nahrungsmittel weiterhin überproportio- nal beitrugen, flachte sich ein wenig ab und zwar auf 2,0% in nationaler Abgrenzung (VPI) und auf 2,1% in der harmonisierten Definition (HVPI).

Die konjunkturelle Verlangsamung schlug sich in Deutschland jedoch nicht in den Staatsfinanzen nieder, da die hierfür wichtige Entgelt- und Arbeitsmarktentwicklung im Jahresdurchschnitt stabil war. Der staatliche Gesamthaushalt hat im Jahr 2012 mit einem leichten Plus von 0,2% des Brutto­inlandsprodukts abgeschlossen. Dabei wurde ein immer noch spürbares Defizit bei den Gebietskörperschaften durch einen Überschuss der Sozialversicherungen verdeckt. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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I. Internationales Umfeld

1. Weltwirtschaft für die Sorte Brent im Jahresdurchschnitt sogar ohne Schwung noch leicht ihr Rekordniveau­ von 2011. Die US- Wirtschaft blieb hingegen trotz der Verunsiche- Wachstum Trotz zunächst günstiger Signale zum Auftakt rungen aufgrund der intensiven Diskussion durch spezifische des Jahres 2012 blieb die Expansion der Welt- über die Staatsfinanzen auf ihrem moderaten Probleme ­gedämpft wirtschaft im weiteren Jahresverlauf verhalten. Wachstumskurs. Retardierenden Einflüssen sei- Dies dürfte zum Teil den Entwicklungen im tens der Fiskalpolitik wirkte hier unter anderem Euro-Raum, die sich mehrfach krisenhaft zu- ein neuer Aufschwung im Wohnungsbau ent- spitzten und über das ganze Jahr hin im Fokus gegen. Als bemerkenswert niedrig im histo­ des öffentlichen Interesses standen, sowie rischen Vergleich erwies sich die Dynamik in ihren Ausstrahleffekten auf andere Länder ge- den Schwellenländern. Nach einer Phase rasan- schuldet gewesen sein. Die Volkswirtschaften ter Expansion, die im Anschluss an die globale Großbritanniens und Japans konnten sich Wirtschaftskrise von Normalisierungs- und ebenfalls rezessiven Tendenzen nicht entzie- Aufhol­prozessen ­sowie wirtschaftspolitischen hen, wozu jedoch länderspezifische Probleme Stimuli getragen worden war, hat es nicht nur maßgeblich beigetragen haben. Ein wichtiger eine zyklische Beruhigung gegeben, sondern und zudem global wirksamer Bremsfaktor war das Wachstum in einigen Volkswirtschaften die erneut deut­liche Verteuerung von Rohöl im dieser Ländergruppe scheint auch an seine Winter 2012. Ungeachtet der globalen Kon- strukturellen Grenzen gestoßen zu sein. junkturflaute übertraf die US-Dollar-Notierung

Globale Industriekonjunktur Schaubild 1

saisonbereinigt, vierteljährlich

115 Industrieproduktion % 2008 = 100, log. Maßstab (Veränderung gegenüber Vorquartal) + 6 110 1) Weltindustrieproduktion Fortgeschrittene Volkswirtschaften + 3

105 0

Durchschnitt 2003 bis 2007 – 3 100

– 6

95 – 9

Schwellenländer Durchschnitt + 6 90 2003 bis 2007 + 3 nachrichtlich: 85 Welthandelsvolumen 0

– 3

80 – 6

2008 2009 2010 2011 2012 2008 2009 2010 2011 2012

Quelle: Centraal Planbureau. 1 OECD-Raum ohne Türkei, Mexiko, Südkorea, Polen, Slowakische Republik, Tschechien und Ungarn. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Weltmarktpreise für Rohöl, Industrierohstoffe Schaubild 2 sowie Nahrungs- und Genussmittel

US-Dollar-Basis, 2008 = 100, Monatsdurchschnitte, log. Maßstab

140

120

Nahrungs- und 100 Genussmittel Industrierohstoffe

80

60

50 Rohöl (Brent)

40

2008 2009 2010 2011 2012 2013

Quellen: Thomson Reuters und HWWI. Deutsche Bundesbank

Leichte Vor dem Hintergrund der langsam an Einfluss durchschnitt legte die weltweite Erzeugung in konjunkturelle­ verlierenden bremsenden Effekte in den Fort- der Industrie lediglich um 3½% zu und unter- Besserung in diesem Jahr geschrittenen Volkswirtschaften und der sich schritt so die mittlere Wachstumsrate in der zu erwarten graduell verstärkenden Eigendynamik in den Aufschwungphase der Jahre 2003 bis 2007 um Schwellenländern ist in diesem Jahr mit einer 1¾ Prozentpunkte. Dabei konnten zwar die leichten Besserung der globalen Konjunktur zu aufstrebenden Volkswirtschaften ihren Ausstoß rechnen. In seiner aktuellen Prognose vom noch ganz erheblich steigern (+ 6%), während ­Januar hat der IWF eine Zunahme des realen die Produktion in den Industrieländern kaum Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Welt um 3½% mehr nach oben ging (+ ½%). Allerdings fiel veranschlagt. Damit wäre das Wachstum um der Rückstand der Expansionsrate gegenüber ¼ Prozentpunkt höher als im Jahr 2012. ihrem früheren Trend in den Schwellenländern spürbar größer aus. Dies ist ein weiterer Beleg Ausgeprägte Die Konjunkturflaute des vergangenen Jahres dafür, dass die dortige Wachstumsverlangsa- Flaute in der war im Verarbeitenden Gewerbe besonders mung nicht allein auf die Schwäche der Nach- globalen Industrie und ausgeprägt, das typischerweise stärkeren zyk­ frage aus den Fortgeschrittenen Volkswirt- im Welthandel lischen Ausschlägen unterliegt als die Gesamt- schaften und speziell aus dem Euro-Raum zu- wirtschaft. In den Wintermonaten 2012 konnte rückgeführt werden kann. Ausgehend von den die globale Industrieproduktion zunächst noch asiatischen Schwellenländern mehrten sich recht schwungvoll expandieren. Ausschlag­ aber zum Jahresende 2012 die Hinweise auf gebend hierfür waren aber wohl temporäre eine allmählich anziehende Dynamik im globa- Faktoren wie die Erholung nach den Über­ len Verarbeitenden Gewerbe. Mit einer höhe- flutungenin Thailand im Herbst 2011, sodass ren Gangart in diesem Sektor dürfte auch das der Schub alsbald wieder nachließ. Im Jahres- Welthandelsvolumen an Waren wieder etwas Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Makroökonomische Eckdaten ausgewählter Volkswirtschaften Tabelle 1

Reales Brutto- Verbraucher- Leistungsbilanz- Arbeitslosen- inlandsprodukt preise 1) saldo quote 2) 2011 2012 2011 2012 2011 2012 ts) 2011 2012 ts) Land bzw. Wirtschaftsraum Veränderung gegenüber Vorjahr in % in % des BIP in % EWU 1,4 – 0,6 2,7 2,5 0,1 1,2 10,2 11,4 Großbritannien 0,9 0,0 4,5 2,8 – 1,4 3) – 3,3 8,0 3) 8,1 USA 1,8 2,2 3,2 2,1 – 3,1 3) – 3,1 8,9 8,1 Japan – 0,6 1,9 – 0,3 0,0 2,0 1,0 4,6 4,4 China 9,3 7,8 5,4 2,6 2,8 2,6 . . Indien 7,5 4,1 9,6 9,7 – 3,4 3) – 3,8 .. Brasilien 2,7 0,9 6,6 5,4 – 2,1 – 2,4 6,0 5,5 Russland 4,3 3,4 8,4 5,1 5,2 4,1 6,6 5,7

Quellen: IWF, EZB, Eurostat, nationale Statistiken. 1 Für EWU und Großbritannien Harmonisierter Verbraucherpreisindex. 2 Arbeitslosen- quote nach nationaler Defi nition; für EWU und Großbritannien standardisierte Quote.3 Vorausschätzungen des IWF (World Economic Outlook, Oktober 2012). Deutsche Bundesbank

stärker wachsen, das im Berichtsjahr nur um tion der Situation am Persischen Golf sind wohl 2¼% ausgeweitet wurde. für den zeitweise deutlichen Preisanstieg­ maß- geblich gewesen. Die im letzten Jahresdrittel zu Divergierende Als Barometer der globalen Konjunkturlage beobachtende Stabilisierung der Notierungen Preisentwick­ ­haben sich erneut die Preise für Industrie­ auf erhöhtem Niveau dürfte vor allem auf die lungen an den internationalen rohstoffe erwiesen. Der entsprechende HWWI- Förderkürzungen Saudi-­Arabiens zurückzufüh- Rohstoffmärkten Industrieländerindex auf US-Dollar-Basis ist in- ren sein. folge der allgemeinen Nachfrageschwäche im Durchschnitt des abgelaufenen Jahres um Ausgehend von 2,7% im Jahr 2011 verminderte Beruhigung 15¾% eingebrochen. Analog stellt seine spür- sich die Teuerungsrate auf der Verbraucher- des Preisklimas auf der Ver- bare Erholung zum Jahreswechsel 2012/2013 stufe der Industrieländer im vergangenen Jahr braucherstufe in einen Reflex auf die wieder günstigere Ein- auf 2,0%. Dabei stiegen die Preise für Energie- Industrie­ländern schätzung der aktuellen Situation im Verarbei- träger nur noch um 3,6% gegenüber 2011 an, tenden Gewerbe dar. Demgegenüber spiegeln als sie um 12,3% nach oben geschnellt waren. die Entwicklungen an den internationalen Zumindest ist der reale Einkommensspielraum Märkten anderer Rohstoffklassen auch spe­ der privaten Haushalte in den Fortgeschritte- zifische Einflüsse wider, die zumeist von der nen Volkswirtschaften durch die Beruhigung jewei­ligen Angebotsseite ausgingen. So haben des Preisklimas nicht mehr in dem Maße ein- sich Nahrungs- und Genussmittel 2012 nur um geschränkt worden wie zuvor. Der Warenkorb 5% verbilligt, vor allem weil eine schwere Dürre der Konsumenten ohne die volatilen Kompo- in den USA die Ernteaussichten im Sommer er- nenten Energie und Nahrungsmittel hat sich heblich eintrübte und einen vorübergehenden 2012 fast genauso moderat verteuert wie im Preisschub auslöste. Rohöl der Sorte Brent ver- Vorjahr (+ 1,6%). teuerte sich sogar noch leicht; mit 111½ US-$ musste im Durchschnitt des vergangenen Jah- Im Gegensatz zu anderen Industrieländern US-Wirtschaft res so viel für ein Fass gezahlt werden wie nie konnte die amerikanische Volkswirtschaft 2012 hält Wachstums- kurs zuvor. Insbesondere die Einschränkung der ihren moderaten Expansionskurs halten. Mit ­iranischen Ölexporte durch das Embargo der einem Plus von 2¼% legte das reale BIP noch EU und durch zusätzliche Sanktionen der USA kräftiger zu als im Vorjahr, in dem nicht zuletzt sowie das Risiko schwerwiegender Angebots­ die Auswirkungen des schweren Erdbebens in beschneidungen im Fall einer weiteren Eskala- Japan auf die Automobilindustrie und die starke Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Veränderung der Beschäftigung*) in den USA Schaubild 3 seit dem jüngsten zyklischen Hoch

gegenüber Dezember 2007, Anzahl in Mio, saisonbereinigt

+ 1 Öffentlicher Dienst 1) 0

– 1 Verarbeitendes Gewerbe und Bergbau

– 2

– 3 Baugewerbe

– 4

– 5

– 6 Private Dienstleistungen

– 7 Insgesamt 1)

– 8

– 9

–10

2008 2009 2010 2011 2012 2013

Quelle: Bureau of Labor Statistics (BLS) und eigene Berechnungen. * Zahl der abhängig Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft. 1 Ohne Angestellte des Volkszählungsprogramms 2010. Deutsche Bundesbank

Ölverteuerung die Wachstumsrate auf 1¾% ­Gewerbe konnte sich im vergangenen Jahr gedrückt hatten. Geschuldet war die anhal- den Auswirkungen der globalen Nachfrage- tende gesamtwirtschaftliche Erholung vor ­allem schwäche nicht entziehen, sodass hier sowohl der robus­ten Expansion des privaten Konsums, das Investitionswachstum als auch der Arbeits- die sich wiederum auf reale Einkommenssteige- platzaufbau zeitweise stockten. Zudem konnte rungen stützen konnte. Dazu hat beigetragen, die Beschäftigung im Baugewerbe noch nicht dass sich bei weiterhin nur verhaltenen nomi- vom Einsetzen der Erholung am Wohnungs- nalen Lohnsteigerungen die Teuerungsrate, ge- markt profitieren. Schließlich wurden im Rah- messen am Verbraucherpreisindex, von 3,2% men der notwendigen fiskalischen Konsolidie- im Vorjahr auf 2,1% ermäßigte. Wichtiger noch rung im öffentlichen Dienst weiter Stellen ge- dürfte aber die Fortsetzung der Erholung am strichen. Bis Januar 2013 rutschte die Erwerbs- Arbeitsmarkt gewesen sein. So wurden 2012 losenquote auf 7,9%. Damit unterschritt sie per saldo 2¼ Millionen neue Stellen außerhalb ihren Höchststand vom Oktober 2009 um gut der Landwirtschaft in abhängigen Beschäf­ 2 Prozentpunkte. Gleichwohl nahm die Federal tigungsverhältnissen geschaffen. Der bei Wei- Reserve das nach wie vor recht hohe Maß an tem größte Teil der zusätzlichen Arbeitsplätze Unterbeschäftigung 2012 zum Anlass, ihre ist in privaten Dienstleistungsunternehmen ent- geldpolitischen Stimulierungsbemühungen standen. Abgesehen vom Bergbau, zu dem fortzusetzen und ihre Kommunikationsstrategie auch die derzeit stark wachsende Öl- und Gas- zur Steuerung der Erwartung auf eine ausge- förderung zählt, ist dies der einzige große Wirt- dehnte Phase expansiver Politik zu verfeinern. schaftsbereich, dessen Stellenzahl mittlerweile wieder ihren Vorkrisenstand erreicht hat. Das In Japan nahm die gesamtwirtschaftliche Er- Japans Erholung international eng vernetzte Verarbeitende zeugung im Jahresschnitt 2012 durchaus be- strauchelt Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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trächtlich (+ 2%) gegenüber der Vorperiode zu. nen neun Monate in nur einem Quartal wett- Dahinter stehen jedoch allein die sehr kräftigen gemacht. Maßgeblich dafür waren allerdings Zuwächse in der zweiten Hälfte 2011 und zum Sonderfaktoren, insbesondere die Olympischen Auftakt des Berichtsjahres. Ausschlaggebend Spiele sowie kalendarische Einflüsse. Nach hierfür war vor allem der Normalisierungspro- einem erneuten Rückgang des realen BIP im zess nach dem Aktivitätseinbruch im Zuge der Schlussquartal vom erhöhten Sommerniveau schweren Naturkatastrophen vom März 2011. aus ergibt sich nun das Bild einer konjunkturel- Hinzu kamen die einsetzenden Bemühungen len Seitwärtsbewegung. Im Schnitt war die ge- um den Wiederaufbau, aber auch zusätzliche samtwirtschaftliche Erzeugung 2012 unverän- fiskalische Stimuli, insbesondere staatliche An- dert gegenüber dem Vorjahr. Einen wichtigen reize zum Pkw-Kauf. Im Frühjahr 2012 konnten Beitrag zur Stabilisierung der Konjunktur dürfte diese jedoch keine neuen Impulse mehr für die die robuste Entwicklung am Arbeitsmarkt ge- Konjunktur setzen, und als sie im zweiten Halb- leistet haben. Die harmonisierte Erwerbslosen- jahr schließlich ausliefen, trugen sie zur starken quote tendierte bereits seit Oktober 2011 nach Kontraktion des realen BIP im Vorperiodenver- unten; binnen 13 Monaten reduzierte sie sich gleich bei. Der zyklische Rückschlag im dritten um 0,7 Prozentpunkte auf zuletzt 7,7%. Zudem Jahresviertel ging allerdings in erster Linie vom rutschte die Inflationsrate, die auf Basis des Außenhandel aus, der vor allem unter der Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) schwachen Nachfrage aus China litt. Der berechnet wird, im Jahresdurchschnitt auf Arbeitsmarkt blieb von der strauchelnden Kon- 2,8%, nachdem sie sich im Jahr 2011 noch auf junktur im Wesentlichen unberührt; die Er- 4,5% belaufen hatte. Das Ziel von 2% wurde werbslosenquote war im Januar 2013 mit damit allerdings weiterhin verfehlt. 4,2% um ¼ Prozentpunkt niedriger als ein Jahr zuvor. Ungeachtet der Anzeichen für eine In den neuen EU-Staaten insgesamt (EU-7)1) ist Erholung in den Stabilisie­rung der Wirtschaft beschloss die neue die gesamtwirtschaftliche Erholung im Jahr EU-7 ins Stocken geraten Regierung zum Jahresbeginn 2013 abermals 2012 ins Stocken geraten. In jahresdurch- temporäre Stützungsmaßnahmen. Unter ho- schnittlicher Betrachtung erhöhte sich das reale hem politischem Druck verkündete die Noten- BIP insbesondere wegen des kräftigen Wachs- bank ein Inflationsziel von 2%, nachdem sie tumsüberhangs Ende 2011 noch um ¾%, ver- bereits zuvor ihr Kaufprogramm für Anleihen glichen mit + 3¼% im Jahr zuvor. Polen, die mehrfach ausgeweitet hatte. Die Verbraucher- größte Volkswirtschaft der Region, erzielte preise ­waren 2012 insbesondere aufgrund der gegenüber 2011 mit + 2% nur ein halb so Verteuerung von Energie unverändert, nach- ­hohes Wachstum. Zu der Verlangsamung hat dem sie in den Vorjahren gesunken waren. nicht zuletzt der Abschwung in der Bauwirt- schaft beigetragen, deren Aktivitäten zuvor Britische Wirt- Die britische Wirtschaft hatte das Jahr 2012 in durch die Vorbereitungen auf die Fußballeuro- schaft mit einer milden Rezession begonnen. Dabei war pameisterschaft beflügelt worden waren. rezessiven Tendenzen die leicht rückläufige Tendenz der gesamtwirt- Tschechien und Ungarn sind dagegen vor allem schaftlichen Erzeugung vor allem einer schar- aufgrund ihrer exponierten außenwirtschaft­ fen Korrektur im Baugewerbe geschuldet, in lichen Position und der engen Verflechtung mit der sich wohl auch die kontraktiven Effekte der dem Euro-Raum in die Rezession abgeglitten. fiskalischen Konsolidierung niederschlugen. Als Gegen den regionalen Trend setzte sich die aktivitätsdämpfende Einflüsse spielten zudem gesamt­wirtschaftliche Erholung in Litauen und die global angelegte Schwäche im Verarbeiten- Lettland mit hohem Tempo fort. Der Verbrau- den Gewerbe sowie der steil abwärtsgerichtete Trend in der Öl- und Gasförderung eine Rolle. Im Sommer 2012 wurden dann die gesamtwirt- 1 Der Länderkreis umfasst die 2004 und 2007 der Europäi- schen Union beigetretenen Staaten, sofern sie nicht schon schaftlichen Outputverluste der vorangegange- zur EWU gehören. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Reales Bruttoinlandsprodukt in ausgewählten Schwellenländern Schaubild 4

Veränderung gegenüber Vorjahr in %

15 China Indien 15

12 12

9 9

6 6

3 3

0 0

2010 2011 2012 2010 2011 2012

15 Brasilien Russland 15

12 12

9 9

6 6

3 3

0 0

2010 2011 2012 2010 2011 2012

Deutsche Bundesbank

cherpreisanstieg (gemessen am HVPI) hat sich im Jahresdurchschnitt 2011 noch 8,4% betra- in den EU-7 leicht auf 3,7% ermäßigt. Der gen hatte, ist im vergangenen Jahr auf einen schwächere Inflationsdruck hat es einigen historischen Tiefstand von 5,1% gefallen. Hierzu Noten­banken erlaubt, den geldpolitischen Kurs hat in erster Linie der geringere Anstieg der zu lockern. Preise von Nahrungsmitteln beigetragen.

Gesamtwirt- Die russische Wirtschaft hat ihr Expansions- In China schwächte sich das gesamtwirtschaft- Wachstums- schaftliche tempo im vergangenen Jahr im Vergleich zu liche Wachstum im Verlauf des Jahres zunächst moderation Gangart in Russ- in China land spürbar 2011 spürbar gedrosselt. Zu dem Anstieg des deutlich ab. Dahinter stand nicht nur eine vermindert realen BIP um schätzungsweise 3½% trug vor ­flachere Aufwärtstendenz bei den Exporten, allem ein lebhaftes Wachstum der Binnennach- die mit der gedämpften Konjunktur in wich­ frage bei, während die Exporte, die zum Groß- tigen Bestimmungsländern, allen voran im teil aus Erdöl und Erdgas bestehen, in preisbe- Euro-Raum, zusammenhing. Noch schwerer reinigter Betrachtung nur verhalten zulegten. wog, dass auch die chinesische Binnennach- Russland ist im August 2012 Vollmitglied der frage an Schwung einbüßte. Insbesondere bei Welthandelsorganisation (WTO) geworden, nach- den Investitionen ließ die Dynamik nach, wozu dem sich die Verhandlungen mit den Partner- die Abkühlung am heimischen Immobilien- ländern über 18 Jahre hingezogen hatten. Der markt maßgeblich beitrug. Vor diesem Hinter- Beitritt könnte die Exportchancen für gewerb­ grund ergriffen die chinesischen Behörden in liche ­Waren mittelfristig verbessern und dabei den Sommermonaten eine Reihe von konjunk- helfen, die notwendige Diversifizierung der rus­ turstützenden Maßnahmen. Zum einen wur- sischen Volkswirtschaft weg von der Gas- und den zusätzliche staatliche Infrastrukturvor­haben Ölförderung zu forcieren. Die Inflationsrate, die beschlossen. Zum anderen wurden in zwei Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Schritten die regulierten Kreditzinssätze, an gen und eine deutliche Aufwertung der Lan- denen sich Geschäftsbanken orientieren müs- deswährung hervorgerufen wurde. Darüber sen, reduziert. Zum Jahresende hin hat sich die ­hinaus wird die gesamtwirtschaftliche Entwick- konjunkturelle Gangart wieder etwas erhöht. lung in Brasilien auch von strukturellen Hemm- Das jahresdurchschnittliche Wachstumsziel der nissen, insbesondere durch eine überlastete chinesischen Regierung von 7½% wurde mit Infrastruktur, gebremst. Zur Bekämpfung der 7¾% leicht übertroffen; es war gleichwohl der Konjunkturflaute hat die brasilianische Noten- niedrigste Anstieg seit 1999. Vor allem auf- bank den Leitzins von Mitte 2011 bis Oktober grund der recht stabilen Nahrungsmittelpreise 2012 um insgesamt 525 Basispunkte auf 7,25% hat sich der Inflationsdruck auf der Verbrau- und damit auf einen historischen Tiefstand cherstufe im Jahresverlauf deutlich abge- ­gesenkt. Im Jahresdurchschnitt war die Teue- schwächt. Im Gesamtjahr betrug die Teue- rungsrate mit 5,4% um gut 1 Prozentpunkt rungsrate 2,6%, verglichen mit 5,4% im Jahr niedriger als 2011, aber immer noch relativ zuvor. hoch.

Deutlich Die indische Wirtschaft hat im abgelaufenen gebremste­ Jahr ihr Expansionstempo erneut gedrosselt. Expansion­ 2. W echselkurse unter in Indien Das reale BIP stieg um 4% gegenüber 2011, als dem Einfluss der Krise noch ein Zuwachs von 7½% erreicht worden und der Maßnahmen war. Vor allem die Investitionsnachfrage ent­ wickelte sich schleppend. Hier könnte eine zu ihrer Bewältigung­ Rolle gespielt haben, dass das hohe staatliche Im Jahr 2012 waren die Verschiebungen der US-Dollar per Haushaltsdefizit und die geringen Fortschritte Wechselkursrelationen zwischen den wichtigs- saldo etwas schwächer bei überfälligen Strukturreformen das Ver- ten Währungen durch die unterschiedliche trauen in- und ausländischer Investoren beein- wirtschaftliche Entwicklung im fünften Jahr trächtigt haben. Ende 2012 hat die indische nach Ausbruch der Krise sowie durch die wirt- Regierung jedoch eine Reihe von Reformmaß- schaftspolitischen, vor allem geldpoli­tischen, nahmen auf den Weg gebracht, um die er- Maßnahmen zur Unterstützung der konjunktu- lahmten Wachstumskräfte zu stärken, darunter rellen Erholung geprägt. In diesem Umfeld die Öffnung einzelner Sektoren für auslän­ ­blieben kurzzeitige Auf- oder Abwertungs- dische Direktinvestitionen. Die indische Zentral- schübe oft ohne nachhaltigen Einfluss auf den bank hat im Frühjahr 2012 den Leitzins gesenkt, Wert der betreffenden Währungen. So geriet angesichts einer hartnäckig hohen Inflations- der US-Dollar Anfang des Jahres zwar vorüber- rate – gemessen am landesweiten VPI lag sie gehend unter Druck, als sich der Offenmarkt- im Jahresdurchschnitt bei 9,7% – wurde der ausschuss der Federal Reserve im Januar darauf Lockerungskurs erst Anfang 2013 fortgesetzt. verständigte, die Leitzinsen perspektivisch noch bis 2014 nahe null zu belassen. Im Mai gewann Geringes In Brasilien hat die gesamtwirtschaftliche Dyna- der US-Dollar aber wieder merklich an Wert. Wachstum mik im abgelaufenen Jahr nochmals erheblich Dabei profitierte er davon, dass die Anleger in Brasilien nachgelassen. Das reale BIP stieg nur noch um Mittel vor allem aus einigen Peripherieländern 1% gegenüber dem Vorjahr, als es um 2¾% des Euro-Raums abzogen. Doch auch diese zugelegt hatte. In der Industrie ist die Erzeu- Aufwertungsphase endete abrupt, als ausge- gung sogar merklich zurückgegangen. Die Ab- sprochen schwache Arbeitsmarktzahlen An- kühlung der Weltkonjunktur ist hierfür nur eine fang Juni die weitere konjunkturelle Erholung Erklärung. Bedeutender dürfte die in den letz- in den USA infrage stellten. Im Spätsommer ten Jahren eingetretene markante Verschlech- büßte der US-Dollar seine Wertzuwächse suk- terung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit zessive wieder ein, insbesondere nachdem das gewesen sein, die durch hohe Lohnsteigerun- Sitzungsprotokoll der amerikanischen Noten- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Wechselkurs des Euro Schaubild 5 log. Maßstab

US-$ 1,60 Wochendurchschnitte

1,50 Wechselkurs des Euro gegenüber dem ...

1,40

1,30

1,20

1,10 ... US-Dollar

1,00 £ 1,00 0,90 0,95 0,90

0,80 0,85

0,80

0,75

... Pfund Sterling 0,70

0,65

0,60

0,55 ¥ 170

160

150

140

130 ... Yen

120

110

100

90

Effektiver Wechselkurs des Euro 1) 120 1. Vj. 1999 = 100, Monatswerte 2) real 110

nominal 100

90

80

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

1 Nach Berechnung der EZB gegenüber den Währungen von 20 Ländern. 2 Auf Basis der Verbraucherpreisindizes. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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bank im August die Marktteilnehmer auf wahr- wieder spürbar an Wert, als die oben erwähn- scheinliche weitere geldpolitische Lockerungs- ten krisenhaften Entwicklungen in Europa Kapi- schritte hingewiesen hatte. Tatsächlich be- talflüsse nach Japan auslösten. Die Entwicklung schloss die Federal Reserve Mitte September wurde noch durch überraschend starke Wachs- unter anderem ein drittes Anleihekaufpro- tumszahlen aus Japan unterstützt. Seit dem gramm. In der Folge blieb der Wert der ame­ Hochsommer verdichteten sich jedoch die An- rikanischen Währung vergleichsweise stabil. zeichen einer neuerlichen konjunkturellen Ab- Über das ganze Jahr gesehen gab der US-Dollar schwächung in Japan. Im Herbst weitete die gemessen am von der Federal Reserve­ publi- japanische Zentralbank in mehreren Schritten zierten breiten Dollar-Index um 1½% nach. ihr Ankaufprogramm für Wertpapiere aus und geriet gegen Ende des Jahres unter massiven Kursgewinne Die beschriebenen Faktoren prägten auch den Druck der neuen Regierung, weitere Locke- des Euro Euro-US-Dollar-Kurs. Bis Ende Februar verzeich- rungsmaßnahmen zu beschließen. So gewann gegenüber­ dem US-Dollar … nete der Euro gegenüber der amerikanischen der Euro in der zweiten Jahreshälfte gegenüber Währung zunächst einen Kursanstieg. Von dem Yen spürbar an Wert. Zum Jahreswechsel Ende April an verlor er aber wieder spürbar an notierte er schließlich bei 114 Yen und damit Wert, als das Vertrauen der Anleger in einige 13½% stärker als ein Jahr zuvor. Peripherieländer des Euro-Raums unter ande- rem aufgrund zunehmender Sorgen um die Der Wechselkurs zwischen dem Euro und dem … bei Stabilität des spanischen­ Bankensektors nach- Pfund Sterling wurde 2012 stark von Nachrich- ­Kursverlusten gegenüber dem ließ. Im Spätsommer verhalfen die erwähnten ten aus dem gemeinsamen Währungsraum be- Pfund Sterling Erwartungen auf eine – Mitte September letzt- einflusst. So verlor der Euro von März bis Juli lich auch voll­zogene – geldpolitische Lockerung gegenüber dem Pfund an Wert, als die Anspan- in den USA dem Euro zu spürbaren Kursgewin- nungen an den Finanzmärkten des Euro-Raums nen. Ein weiterer Aufwertungsschub für den zunahmen; er erholte sich vor dem Hintergrund Euro setzte im November nach den Präsident- der ergriffenen Maßnahmen zur Bewältigung schaftswahlen in den USA ein, als ein Sitzungs- der Krise im weiteren Verlauf des Jahres aller- protokoll der Federal Reserve erneut Erwartun- dings wieder etwas. Mit einem Jahresendstand gen auf eine weitere Ausweitung ihrer Anleihe- von 0,82 Pfund notierte der Euro gleichwohl käufe schürte und als sich die Aufmerksamkeit 2½% schwächer als vor Jahresfrist. der Marktteilnehmer auf die drohende „fiska­ lische Klippe“ richtete, die ohne einen Haus- Im gewichteten Durchschnitt gegenüber 20 Euro in haltskompromiss zu Beginn des neuen Jahres Handelspartnern verlor der Euro 2012 per saldo effektiver Rechnung zu drastischen Einschnitten bei den amerika­ ½% an Wert. Moderate Kursverluste verzeich- ­annähernd nischen Staatsausgaben geführt hätte. Zum nete er dabei unter anderem gegenüber Wäh- ­unverändert Jahresende notierte der Euro bei 1,32 US-$, rungen von Ländern, deren Anleihen die was einer Aufwertung um 2% im Jahresverlauf höchste Bonität aufweisen (Australien, Kanada, entspricht. Betrachtet man hingegen Jahres- Schweden und Norwegen). Der Schweizer durchschnittswerte, lag der Euro 2012 mit 1,28 Franken notierte trotz zeitweise erheblicher US-$ um 7½% unter seinem Wert vom Vorjahr. Netto-Kapitalzuflüsse in die Alpenrepublik recht konstant knapp oberhalb des von der … und dem Der Wechselkurs des Euro zum Yen war im Jahr Notenbank­ festgelegten Mindestkurses von Yen … 2012 größeren Schwankungen unterworfen als 1,20 Franken pro Euro. Eine Aufwertung des beispielsweise der Euro-US-Dollar-Kurs. So setz- Franken verhinderte die Schweizerische ten unkonventionelle geldpolitische Locke- National­bank mithilfe umfangreicher Devisen- rungsschritte der Bank von Japan den Yen marktinterventionen, im Rahmen derer sie schon in den Wintermonaten unter Druck. Im Franken verkaufte. Die Wechselkursentwick- Frühjahr verlor der Euro gegenüber dem Yen lung des Euro gegenüber Währungen von Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Schwellenländern wurde im vergangenen Jahr eines erleichterten Kapitalmarktzugangs spür- stark von der Stimmung an den globalen bar sanken. Die beiden Programmländer Por­ Finanzm­ ärkten bestimmt. So wertete sich der tugal und Griechenland konnten von dieser Euro gegenüber diesen Währungen im Winter Entwicklung allerdings nicht profitieren. Mit in der Regel noch ab, als sich im Zuge einer Blick auf Portugal wuchsen die Zweifel, ob die leichten Belebung der Weltkonjunktur Entspan- gestiegene Staatsverschuldung auf Dauer trag- nungstendenzen an den Finanzmärkten durch- bar sein werde. Bezogen auf Griechenland be- setzten. Im Frühjahr jedoch trübte sich die unruhigte die Marktteilnehmer, dass wesent­ Finanz­marktstimmung merklich ein, und der liche Ziele des vereinbarten Hilfsprogramms Euro verzeichnete gegenüber vielen dieser verfehlt zu werden drohten. Zudem erwiesen Griechischer Währungen Kurszuwächse. Im weiteren Ver- sich die Verhandlungen Griechenlands mit Anleihe­tausch sorgt für keine lauf des Jahres verlor er dann oftmals wieder ­privaten Gläubigern über einen möglichen For- nachhaltige an Wert. Dem beschriebenen Muster folgten derungsverzicht als schwierig. Unter dem ­Entspannung auch die Euro-Kurse der Währungen der mittel- Druck, die Voraussetzung für ein erforderlich europäischen EU-Länder Polen, Tschechien und gewordenes zweites Rettungspaket zu erfüllen, Ungarn sowie der Euro-Rubel-Kurs. All diese kam es aber schließlich im März 2012 zu einer Währungen notierten zum Jahresende 2012 Einigung, bei der der griechische Staat bis gegenüber dem Euro stärker als vor Jahresfrist. ­dahin umlaufende eigene Anleihen gegen neue Die Währungen der großen Schwellenländer griechische Anleihen mit bis zu 30-jähriger Brasilien, Indien, China und Südafrika, die zu- Laufzeit und EFSF-Anleihen mit kürzerer Lauf- sammen mit Russland mit dem Akronym zeit tauschte. Allerdings sorgte die dadurch er- „BRICS“ zusammengefasst werden, haben reichte Reduktion der griechischen Staatsver- 2012 hingegen zum Euro per saldo an Wert schuldung für keine nachhaltige Beruhigung, verloren. Der Renminbi Chinas orientierte sich da weiterhin Zweifel unter den Marktteilneh- dabei weiterhin relativ eng am US-Dollar. Die mern bestanden, inwieweit sie ausreichen weltweiten Devisenreserven nahmen im ver- würde. Verstärkt wurde die Unsicherheit durch gangenen Jahr mit 7% etwas langsamer zu als die Parlamentswahlen im Mai, die zu keiner 2011 und beliefen sich Ende 2012 auf 10 922 regie­rungsfähigen Mehrheit führten, sodass im Mrd US-$. Juni erneut gewählt werden musste. Dazu rückte die Besorgnis über das spanische Ban- kensystem und die dortigen öffentlichen Haus- 3. Kapitalmärkte im halte in den Blickpunkt, wodurch sich in der Spannungs­feld von Folge die Finanzierungsbedingungen aller Peri- Staatsschuldenkrise­ und pherieländer spürbar verschlechterten. Ange- „Safe haven“- sichts der zunehmenden Unsicherheit ver- Flüsse drücken Bundesanleihen Zentralbankmaßnahmen stärkte sich die Präferenz für liquide, erst­ auf historischen Tiefstand Staats­schulden­ Die Entwicklung an den Kapitalmärkten wurde klassige Anlagen; „Safe haven“-Flüsse drückten krise und im Jahr 2012 vor allem durch die Staatsschul- die Renditen in Deutschland, den USA und Zentral­bank­ maßnahmen denkrise im Euro-Raum einerseits sowie durch ­Japan. So rentierten zehnjährige Bundesanlei- prägen Finanz­ markt­geschehen geldpolitische Maßnahmen seitens der großen hen Anfang Juni auf einem neuen historischen Zentralbanken andererseits geprägt. Dazu ka- Tiefstand bei knapp über 1,0%. Entsprechend men im Jahresverlauf zunehmende Konjunktur- nahm die Spreizung der Anleiherenditen im sorgen. Die Aussicht auf ein weiteres dreijäh­ Euro-Raum in dieser Phase weiter zu. Ohne riges Refinanzierungsgeschäft des Eurosystems Berück­sichtigung der aufgrund des Anleihe- sorgte an den Kapitalmärkten zu Jahresbeginn tauschs reduzierten griechischen Rendite er- zunächst für Entspannung, was sich besonders reichte die BIP-gewichtete Streuung der Ren­ auf die Staatsanleiherenditen der europäischen diten zur Jahresmitte einen neuen Höchststand Peripherieländer auswirkte, die in Erwartung (vgl. Schaubild auf S. 30). Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Rentenmarkt Schaubild 6

Wochendurchschnitte

%-Punkte 36 Renditeabstände zehnjähriger Staatsanleihen ausgewählter 34 EWU-Mitgliedsländer gegenüber laufzeitgleichen Bundesanleihen 32 Griechenland 30 Portugal Irland 28 Spanien 26 Italien Frankreich 24 1) 22

20

18

16

14 2)

12

10

8

6

4

2

0 %

Implizite Volatilität 3) des Bund-Future 12 11

10

9

8

7

6

5

4

%-Punkte 12 Renditeabstände sieben- bis zehnjähriger europäischer Unternehmensanleihen mit A-Rating gegenüber laufzeitgleichen Bundesanleihen 4) 10

8 Unternehmensanleihen des finanziellen Sektors 6 Unternehmensanleihen insgesamt 4

2

0 Unternehmensanleihen des nichtfinanziellen Sektors

2008 2009 2010 2011 2012 2013

1 Schuldenschnitt vom 9. März 2012. 2 Bekanntgabe der Konditionen für das griechische Schuldenrückkaufprogramm am 11. Dezem- ber 2012. 3 Erwartete zukünftige Volatilität berechnet aus Preisen von Optionen. 4 Quelle: iBoxx und eigene Berechnungen. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Trendumkehr Ende Juli 2012 kam es zu einer Trendumkehr an ren – gemessen an den Anleiheindizes von Ende Juli den Anleihemärkten. Ausschlaggebend waren iBoxx – im Jahresvergleich um knapp 270 Basis- Äuße­rungen von EZB-Präsident Draghi, im Rah- punkte auf 2,4%. Dabei fiel der Rückgang bei men des geldpolitischen Mandats alles Erfor- den ausschließlich im Finanzsektor angesiedel- derliche zu tun, um den Euro zu erhalten. In ten Unternehmen mehr als doppelt so hoch der Folgezeit, in der das geplante Anleihe­ aus wie bei den Unternehmen des nichtfinan- kaufprogramm des Eurosystems (Outright ziellen Sektors, sodass sich der Renditeabstand Monetary Transactions: OMT) weiter konkre­ von Anleihen ­zwischen den beiden Unterneh- tisiert wurde und auch die amerikanische und menssektoren von durchschnittlich 310 Basis- die japanische Notenbank Anleihekaufpro- punkten Ende 2011 auf weniger als 70 Basis- gramme ankündigten, sanken die Renditen der punkte Ende 2012 deutlich einengte (vgl. Peripherieländer deutlich. Zugleich nahm auch Schaubild auf S. 30). Wesent­liche Gründe dafür die Verunsicherung an den Rentenmärkten ab, dürften die von den Marktteilnehmern wahrge- sodass die implizite Volatilität auf Bund-Future- nommene Beruhigung in der Schuldenkrise Optionen wieder unter ihren fünfjährigen Mit- und die Rekapitalisierung angeschlagener Kre- telwert fiel (vgl. Schaubild auf S. 30). Die Be- ditinstitute gewesen sein. Zuvor hatte sich sorgnis der Marktteilnehmer über die Nachhal- ­gerade das Engagement in riskanten EWU- tigkeit der Staatsfinanzen in einigen Ländern Staatsanlei­hen in deutlich ungünstigeren Finan­ und über die Verflechtung von Staats- und zierungs be­ dingungen für Banken und andere Bank­risiken trat in dieser Zeit etwas in den Hin- finanzielle Unternehmen niedergeschlagen. Die tergrund. Die Renditen der europäischen Kern­ nichtfinanziel­ len Unternehmen aus dem Euro- länder und der USA stiegen bis zum Jahresende Raum nutzten die verbesserten Konditionen wieder leicht an, lagen aber immer noch unter und erhöhten ihr Netto-Emissionsvolumen im den Werten zu Jahresbeginn. Die Renditen Vergleich zum Vorjahr erkennbar. Auch in den zehnjähriger Bundesanleihen und entsprechen- Periphe ri­estaaten des Euro-Raums, ins­beson­ der US-Titel ermäßigten sich im Jahresverlauf dere in Italien, haben sich die Finanzie­ ­rungs­ insgesamt um gut 60 beziehungsweise knapp bedingungen für die Unternehmen im Jahres- 20 Basispunkte auf 1,2% beziehungsweise vergleich deutlich entspannt. 1,8%. Zinsdämpfend dürften auch die im Jahres­verlauf schwächeren Konjunkturperspek- An den international bedeutenden Aktienmärk- Deutliche Kurs- tiven gewirkt haben. Gemäß Consensus Fore- ten kam es 2012 vor dem Hintergrund der gewinne an den internationalen cast reduzierte sich die Erwartung für das reale ­akkommodierenden Geldpolitik per saldo zu Aktienmärkten BIP-Wachstum in Deutschland für das Jahr kräf­tigen Kursgewinnen. So verbuchten der 2013 um 0,8 Prozentpunkte und für den Euro- japa­nische Nikkei Aktienindex und der amerika­ Raum um 1 Prozentpunkt. Revisionen in ver- nische S&P 500 im Jahresverlauf Gewinne von gleichbaren Größenordnungen gab es auch für 23% beziehungsweise 13%. Auch in der EWU die USA und Japan. stiegen trotz der Staatsschuldenkrise die Notie- rungen der im Dow Jones Euro Stoxx gelisteten Verbesserte Angesichts anhaltend niedriger Notenbankzin- Unternehmen, und zwar im Ergebnis um durch- Finanzierungs­ sen und eines in der zweiten Jahreshälfte ge- schnittlich knapp 16%. Die deutschen Aktien bedingungen der Unter- stiegenen Risikoappetits der Investoren sind die schnitten noch deutlich besser ab und ver­ nehmen am Kapitalmarkt Finanzierungskosten für Unternehmen am teuerten sich – gemessen am marktbreiten Kapital­markt deutlich zurückgegangen; sie Aktien­index CDAX – im Schnitt um 25% (vgl. ­haben zum Jahresende historische Tiefstände Schaubild auf S. 32). Sie dürften vor allem von erreicht. Per saldo sanken beispielsweise die der Exportstärke heimischer Firmen in den Renditen von europäischen Unternehmens­ wachstumsstarken Regionen profitiert haben, anleihen der „Investment Grade“-Ratingklasse A was sich anders als für die im EuroStoxx gelis­ mit einer Restlaufzeit von sieben bis zehn Jah- teten Unternehmen auch in gestiegenen Ge- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Aktienmarkt Schaubild 7

Monatsendstände

120 31. Januar 2008 = 100, log. Maßstab Kursindizes 110

100 S&P 500

90 CDAX

80

70

Nikkei 225 60

Dow Jones Euro Stoxx

50

Monatsdurchschnitte, lin. Maßstab % 1) Implizite Volatilität des DAX und des S&P 500 70

60

50

40 VDAX-NEW 2) 30

3) 20 VIX

10

140 31. Januar 2008 = 100, log. Maßstab, verkleinert 130 Kursentwicklung des Dow Jones Euro Stoxx 120 insgesamt und in ausgewählten Sektoren 110 Konsumgütersektor 100 90 Insgesamt 80

70

60

50 Finanzsektor

40

30

2008 2009 2010 2011 2012 2013

Quelle: Thomson Reuters und eigene Berechnungen. 1 Erwartete zukünftige Volatilität berechnet aus Preisen von Optionen. 2 Basie- rend auf Optionen auf den DAX 30. 3 Basierend auf Optionen auf den S&P 500. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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winnerwartungen für die nächsten 12 Monate auf die spanischen Banken, die sowohl durch ablesen lässt. Das Bewertungsniveau für deut- den Preisverfall am dortigen Immobilienmarkt sche Aktien ist gemessen am Kurs-Gewinn-Ver- als auch durch Zweifel an der Tragfähigkeit der hältnis zum Jahresende auf 11,0 gestiegen und öffentlichen Finanzen in Bedrängnis geraten liegt damit leicht über dem fünfjährigen Durch- waren. Zum Ende der ersten Jahreshälfte setzte schnitt, der allerdings stark durch die Finanz- dann eine Gegenbewegung an den Aktien- krise im Euro-Raum geprägt wurde. Verglichen märkten ein, die zunächst von der Erwartung mit dem längerfristigen Durchschnitt seit Be- einer Rekapitalisierung angeschlagener spa­ ginn der Europäischen Währungsunion (13,9) nischer Banken getragen wurde. Darüber­ erscheint die aktuelle Bewertung moderat. ­hinaus stützten die Regierungs­ bildung­ in Grie- chenland, die Hoffnung auf eine gelockerte Ähnlich wie an den Rentenmärkten dominier- US-Geldpolitik sowie die in Aussicht gestellten ten im Verlauf des Jahres 2012 vor allem die Hilfsmaßnahmen des Eurosystems die Aktien- Staatsschuldenkrise und die geld­poli­tischen kurse. Unter diesen Einflüssen nahm auch die Maßnahmen der großen Zentralbanken die Unsicherheit an den Aktienmärkten beständig Entwicklung an den internationalen Aktien- ab, was sich in den gesunkenen Werten der im- märkten. So sorgte die Aussicht auf einen wei- pliziten Volatilitäten von Aktienoptionen wider- teren Dreijahrestender durch die EZB zu Jahres- spiegelte (vgl. Schaubild auf S. 32). Lediglich in beginn insbesondere bei den Finanztiteln für den USA stieg die Unsicherheit am Ende des eine positive Einschätzung. Ungünstiger­ e Kon- Jahres nochmal kurzzeitig auf das zur Jahres- junkturaussichten und die zuvor bereits ange- mitte erreichte Niveau an, was auf die dro- sprochene Verschärfung der Schuldenkrise hende „Fiskal­klippe“ und die Sorge einer sich führten dann aber im zweiten Quartal zu star- daraus ergebenen Konjunkturabschwächung ken Kursrückgängen. Das besondere Augen­ zurückzuführen war. merk der Marktteilnehmer richtete sich dabei

II. Wirtschaftliche und monetäre ­Entwicklung im Euro-Währungsgebiet

1. Anhaltende Konjunktur- liche Erzeugung im Euro-Raum um ½%, nach- schwäche und weitere dem sie 2011 um 1½% expandiert hatte. Der Verschlechterung der Rückstand gegenüber dem – zyklisch jedoch überhöhten – Vorkrisenniveau weitete sich auf Arbeitsmarktlage 3% aus. Zudem hat die Unterauslastung der Anhaltende Die konjunkturelle Schwäche im Euro-Raum, gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten im Jahres- rezessive die nach einer wenig schwungvollen, nur zwei durchschnitt 2012 wieder zugenommen. Tendenzen im Jahr 2012 Jahre währenden Erholung im Herbst 2011 ein- gesetzt hatte, hielt das ganze Jahr 2012 an; im Sektoral betrachtet war der Rückgang des BIP Mehrzahl der letzten Jahresviertel 2012 hat sie sich noch breit angelegt. Im Jahr 2012 sank die Brutto- Branchen und der Nachfrage- spürbar verstärkt. Ausschlaggebend für die wertschöpfung in der Bauwirtschaft im Vor- komponenten ­ungünstige Entwicklung waren sowohl die jahrsvergleich um 3½% und im Produzieren- betroffen europäische Staatsschulden- und Bankenkrise den Gewerbe (ohne Bau) um 1½%. Betroffen als auch die Abkühlung der Weltwirtschaft. Im waren auch mehrere Zweige des Dienstleis­ ­ Jahresdurchschnitt sank die gesamtwirtschaft­ tungs­sektors; hier fielen die Rückgänge jedoch Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Reales Bruttoinlandsprodukt im Euro-Raum Schaubild 8 und in ausgewählten Mitgliedsländern

letzter BIP-Höchststand vor der Krise (1. Vj. 2008) = 100, saisonbereinigt

102 Deutschland 101

100 Frankreich 99

98 EWU 97

Spanien 96

95 Italien

94

93

92

2008 2009 2010 2011 2012

Deutsche Bundesbank

schwächer aus. Die unternehmensnahen Dienst- keit. Von den Rohölpreisen, die im Jahresdurch- leistungen konnten das Niveau des Vorjahres schnitt 2012 in Euro gerechnet vor allem ab- immerhin halten. Im Hinblick auf die Verwen- wertungsbedingt nochmals merklich stiegen, dungsseite war die rezessive Entwicklung auf gingen ebenfalls zusätzliche Belastungen aus. die anhaltende Kontraktion der Inlandsnach- Positive Impulse kamen nur vom Export, der frage zurückzuführen (im Jahresdurchschnitt ­jedoch w­ egen der langsameren Gangart der – 2¼%). Am stärksten schrumpften hier die Weltwirtschaft mit 2½% nicht einmal halb so Brutto­anlage­­investitionen, wobei der Rück- kräftig zulegte wie ein Jahr zuvor. Nimmt man gang bei den Ausrüstungen noch kräftiger aus- den moderaten Rückgang der r­ealen Importe fiel als bei den Bauten. Auch der private Ver- mit ins Bild, so belief sich der rechnerische brauch gab spürbar nach. Dämpfend auf die Wachstumsbeitrag des Außenhandels gleich- inländische Nachfrage wirkten in erster Linie wohl auf 1½ Prozentpunkte. die weiterhin erheblichen Anstrengungen zur Konsolidierung der öffentlich­ en Haushalte Hinter der BIP-Kontraktion im Euro-Raum ver- Weiterhin starke – vor allem in den Peripherieländern – und die bargen sich erneut starke Unterschiede zwi- Konjunkturunter- schiede zwischen Bestrebungen der privaten Haushalte in einigen schen den Mitgliedsländern. Etwa die Hälfte den EWU-­ Mitgliedstaaten, ihre zum Teil sehr hohe Ver- der Staaten sah sich mit einem Rückgang der Mitgliedsländern schuldung abzubauen. Hinzu kamen zumindest Wirtschaftsaktivität konfrontiert, darunter zeitweise erhöhte Finanzierungsrestriktionen neben der Mehrzahl der Krisenländer auch die für Unternehmen in den Krisen­ländern sowie Niederlande, Belgien und Finnland. In der negative Vertrauenseffekte­ aufgrund der Zu- Gruppe der südlichen Peripherieländer erlitt spitzungen der Finanzkrise im Euro-Raum und Griechenland erneut den schärfsten Einbruch der vielerorts rasch zunehmenden Arbeitslosig- (– 6½%); Ende letzten Jahres lag die Wirt- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Zur wirtschaftlichen Entwicklung im Euro-Raum Tabelle 2

Reales Brutto- inlandsprodukt Verbraucherpreise 1) Arbeitslosenquote 2) 2011 2012 2011 2012 2011 2012 Ländergruppe/Land Veränderung gegenüber Vorjahr in % in % Euro-Raum 1,4 – 0,6 2,7 2,5 10,2 11,4 Belgien 1,8 – 0,2 3,5 2,6 7,2 7,3 Deutschland 3,0 0,7 2,5 2,1 5,9 5,5 Estland 8,3 3) 3,6 5,1 4,2 12,5 10,1 Irland 1,4 4) 0,7 1,2 1,9 14,7 14,8 Griechenland – 7,1 – 6,4 3,1 1,0 17,7 5) 24,1 Spanien 0,4 – 1,4 3,1 2,4 21,7 25,0 Frankreich 1,7 – 0,1 2,3 2,2 9,6 10,2 Italien 0,4 3) – 2,2 2,9 3,3 8,4 10,7 Zypern 0,5 3) – 2,3 3,5 3,1 7,9 12,1 Luxemburg 1,7 4) 0,2 3,7 2,9 4,8 5,0 1,6 4) 1,0 2,5 3,2 6,5 6,5 Niederlande 1,0 – 0,9 2,5 2,8 4,4 5,3 Österreich 2,7 0,7 3,6 2,6 4,2 4,3 Portugal – 1,6 3) – 3,2 3,5 2,8 12,9 15,9 Slowenien 0,6 – 2,3 2,1 2,8 8,2 9,0 Slowakei 3,2 2,0 4,1 3,7 13,6 14,0 Finnland 2,7 – 0,2 3,3 3,2 7,8 7,7

1 Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI). 2 Standardisierte Arbeitslosenquote. 3 Berechnung auf Basis von saisonbereinigten Daten. 4 Vorausschätzungen der EU-Kommission (Winterprognose, Februar 2013). 5 Januar bis November 2012. Deutsche Bundesbank schaftsleistung dort um fast ein Viertel unter ­erzielen. In Frankreich blieb das reale BIP prak- dem Stand vom Herbst 2008. Des Weiteren tisch unverändert. schrumpfte die gesamtwirtschaftliche Erzeu- gung in Portugal um 3¼%, in Zypern um In den letzten Monaten haben sich die Perspek- Etwas bessere 2½%, in Italien um 2¼% und in Spanien um tiven für den Euro-Raum zwar leicht gebessert. Aussichten für das Jahr 1½%. ­Dabei standen in Spanien und Portugal Insbesondere die umfragebasierten Frühindika- 2013 dem starken Rückgang der Inlandsnachfrage toren zeigen seit Herbst 2012 wieder nach merkliche­ Exportsteigerungen gegenüber. In oben. In den Produktionsdaten waren spürbare den übrigen Ländern konnte das Niveau ent- Auftriebskräfte aber bisher noch nicht zu er- weder gehalten oder noch gesteigert werden, kennen. Mit einer konjunkturellen Wende ist allerdings ließ die Dyna­mik auch in den Län- deshalb wohl erst im weiteren Jahresverlauf zu dern mit zunehmender Produktion im Jahres- rechnen, und auch dann dürfte die Erholung verlauf durchweg deutlich nach. Im Schluss- zunächst nur schleppend vorankommen. Vor quartal sank das reale BIP in 12 der 14 Länder, diesem Hintergrund geht der EZB-Stab in seiner von denen erste Ergebnisse vorliegen, darunter März-Prognose im Jahresdurchschnitt von einer auch in Deutschland. Alles in allem hat aber weiteren Kontraktion des realen BIP im Euro- die deutsche Wirtschaft die Konjunktur im Raum um ½% (Mitte des Projektionsintervalls) Euro-Raum im Jahr 2012 merklich gestützt. aus. Dabei wird vorausgesetzt, dass es nicht zu Ohne Deutschland gerechnet ist die gesamt- einer Verschärfung der Staatsschulden- und wirtschaftliche Erzeugung des Euro-Raums Bankenkrise in der EWU kommt, die Lage an um 1% gesunken. ­Zuwächse konnten auch den Rohölmärkten ruhig bleibt und die seit ­Estland, die Slowakei, Öster­reich und ­Irland Herbst letzten Jahres zu beobachtende Bele­ bung der Weltwirtschaft anhält. In allen Pro- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Arbeitsmarkt in der EWU Schaubild 9

saisonbereinigt

Mio log. Maßstab

150

149 Erwerbstätige

148

147

146 % 12 lin. Maßstab Arbeitslosenquote (standardisiert) 11

10

9

8

7

0

2008 2009 2010 2011 2012 2013

Deutsche Bundesbank

gnosen für den Euro-Raum wird derzeit den Quoten reichte hier Ende 2012 von 11,3% in Abwärtsrisiken ein stärkeres Gewicht beige- Italien bis 27,0% in Griechenland (November). messen als den Chancen für eine günstigere Die Erwerbslosigkeit in der Gruppe der Jugend- Entwicklung. lichen unter 25 Jahren war in manchen dieser Länder sogar mehr als doppelt so hoch. Die Arbeitsmarkt Die hartnäckige Rezession und die strukturellen schwierige Arbeitsmarktlage in den Krisenlän- durch Rezession Anpassungen in den Krisenländern haben auf dern und die allgemeinen Wohlstandsverluste und strukturelle Anpassungen den Arbeitsmärkten in den Ländern des Euro- haben die Akzeptanz­ der von den Regierungen belastet Raums tiefe Spuren hinterlassen. So ist die Zahl ergriffenen Konsolidierungs- und Reformmaß- der Beschäftigten in den ersten drei Quartalen nahmen in den Bevölkerungen zwar teilweise des Jahres 2012, für die Angaben vorliegen, um deutlich vermindert, letztlich ist es aber noch in 929 000 beziehungsweise 0,6% unter den keinem Land zu einer grundsätzlichen Abkehr Stand der entsprechenden Vorjahrszeit gesun- vom eingeschlagenen Anpassungskurs gekom- ken, wobei sich dieser Rückgang auf die Krisen- men. länder konzentrierte. Damit ging ein kräftiger Anstieg der Arbeitslosigkeit einher. Ende 2012 Der Anstieg der Verbraucherpreise hat im Euro- Weiterhin lag die Zahl der Erwerbslosen mit 18¾ Millio- Raum im Jahr 2012 nur wenig nachgelassen. ­deutlicher Preis­ anstieg auf der nen um fast 2 Millionen höher als ein Jahr zu- Im Jahresdurchschnitt belief sich die Teuerungs- Verbraucherstufe vor. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote er- rate gemäß dem Harmonisierten Verbraucher- reichte im November/Dezember mit 11,8% den preisindex (HVPI) auf 2,5%, nach 2,7% im Jahr höchsten Stand seit Beginn der Währungs- zuvor. Aufgrund des spürbar schwächeren union. Besonders stark waren wiederum die Wechselkurses gegenüber dem US-Dollar Peripherie lä­ nder betroffen; die Bandbreite der ­zogen die Rohölpreise in Euro gerechnet deut- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Zur wirtschaftspolitischen Koordinierung in der Europäischen Union

Mit der Staatsschulden- und Bankenkrise vorgelegten Stabilitäts- und Konvergenz- wurde offensichtlich, dass die bestehenden programme sowie Reformprogramme ab- Koordinierungsinstrumente der Europäi- steckten. Nach Bewertung dieser Pro- schen Währungsunion (EWU) nicht aus- gramme nahm der Rat im Juli 2012 länder- reichend waren und zudem die Umsetzung spezifi sche Empfehlungen und Stellungnah- der existierenden Regeln nicht konsequent men an. genug erfolgte. In den letzten Jahren sind daher eine Reihe von neuen Mechanismen Im Jahreswachstumsbericht 2013, der im und Verfahren eingeführt worden, wie das November 2012 vorgestellt wurde und der Verfahren zur Überwachung und Korrektur den Beginn des laufenden Europäischen makroökonomischer Ungleichgewichte, Semesters markiert, hebt die Kommission über das inzwischen erste Erfahrungen vor- das ungünstige gesamtwirtschaftliche Um- liegen. Im Jahr 2012 sind weitere Regelun- feld hervor. Dennoch seien beim Abbau der gen und Initiativen hinzugekommen, deren makroökonomischen Ungleichgewichte, vollständige Umsetzung noch aussteht. darunter der Leistungsbilanzdefi zite, und der Verbesserung der internationalen Wett- EU-Semester: Integrierte Leitlinien und bewerbsfähigkeit der Krisenländer Fort- Haushaltsüberwachung schritte erzielt worden. Die fünf vorran- gigen Handlungsbereiche des vorange- In ihrem Jahreswachstumsbericht für 2012, gangenen Jahreswachstumsberichts sollen mit dessen Veröffentlichung im November weiterhin Geltung haben. Bericht und 2011 das zweite Europäische Semester ein- Empfeh lungen der Kommission wurden geleitet wurde, kritisierte die Europäische vom Europäischen Rat auf seiner Tagung Kommission eine Umsetzungslücke hin- im Dezem ber 2012 gebilligt. sichtlich früherer wirtschaftspolitischer Empfehlungen. Die Kommission schlug da- Ungleichgewichtsüberwachung her fünf vorrangige Handlungsbereiche vor: erstens länderspezifi sche wachstumsfreund- Im Februar 2012 hatte die Europäische liche Haushaltskonsolidierungen, zweitens Kommission ihren ersten Frühwarnbericht das Wiederherstellen normaler Kreditbedin- im Rahmen des neuen Verfahrens zur Über- gungen für die Wirtschaft, drittens die För- wachung und Korrektur makroökono- derung von Wettbewerbsfähigkeit und mischer Ungleichgewichte vorgestellt. Wachstum unter anderem durch Maßnah- Irland, Griechenland, Portugal und Rumä- men zur Vervollständigung des Binnen- nien, die sich bereits unter verstärkter Über- markts und durch gezielteren Einsatz der wachung aufgrund von Anpassungs pro- EU-Haushaltsmittel, viertens die Bekämp- gram men mit Finanzhilfen befi nden, wur- fung der Arbeitslosigkeit und der sozialen den nicht untersucht. Für 12 EU-Länder, Auswirkungen der Krise und schließlich darunter die Euro-Staaten Belgien, Finn- fünftens die Modernisierung der öffent- land, Frankreich, Italien, Slowenien, Spa- lichen Verwaltung. nien und Zypern, ergab eine vertiefte Analyse der Kommission, dass zwar keine Der Bericht wurde von den europäischen übermäßigen Ungleich gewichte vorlägen, Staats- und Regierungschefs auf ihrem die ein Aus lösen des Ungleichgewichtsver- Frühjahrstreffen im März 2012 gebilligt. Er fahrens rechtfertigen würden. Allerdings bildete die Grundlage der allgemeinen bestehe Korrekturbedarf; dies gelte ins- horizontalen Leitlinien, die den Rahmen für besondere für Spanien und Zypern, für die die nachfolgend von den Mitgliedstaaten von der Kommission sehr ernste Ungleich- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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gewichte festgestellt wurden. Dabei hätte pakt“ setzt primär auf den Staat zur Wachs- die Datenlage für beide Länder auch die tumssteuerung. Dabei dürften Mitnahme- Eröffnung eines Ungleichgewichtsverfah- und Verdrängungseffekte bei den EIB- rens gerechtfertigt. Die Korrekturempfeh- Krediten und den Strukturfondsmitteln die lungen wurden im Sommer 2012 in die Wachstumseffekte schmälern. länderspezifi schen Leitlinien sowie die Rats- stellungnahmen zu den Stabilitäts- und Der mit dem Ziel der Stärkung der Haus- Konvergenzprogrammen integriert. haltsdisziplin entworfene Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in Im November 2012 legte die Kommission der Wirtschafts- und Währungsunion, der ihren zweiten regelmäßigen Frühwarn- auch den Fiskalpakt beinhaltet, wurde am bericht vor. Die Kommission kündigte an, 30. Januar 2012 von allen EU-Ländern außer für 14 EU-Mitgliedstaaten eine vertiefte Tschechien und dem Vereinigten Königreich Analyse vorzunehmen. Intensiver geprüft fertiggestellt und am 2. März 2012 unter- werden, neben den Ländern, für die eine zeichnet. Nach Hinterlegung der Ratifi zie- solche Untersuchung erstmals im Frühjahr rungsurkunden durch 12 EWU-Staaten trat 2012 vorgenommen wurde, auch Malta der Vertrag am 1. Januar 2013 in Kraft. Der und die Niederlande. Die Ergebnisse wer- Vertrag beinhaltet die Selbstverpfl ichtung den im Frühjahr 2013 vorgelegt. für Ratsmitglieder, bei allen Entscheidungen im Defi zitverfahren des Stabilitäts- und Neue Gesetzgebung und Wachstumspakts (SWP) bezüglich einer Ver- weitere Initiativen fehlung des Defi zitkriteriums die Empfeh- lungen und Vorschläge der Kommission zu Auf ihrer Tagung am 29. Juni 2012 be- unterstützen, es sei denn, eine quali fi zierte schlossen die europäischen Staats- und Mehrheit spricht sich dagegen aus. Darüber Regie rungschefs einen „Pakt für Wachstum hinaus sind die teilnehmenden Länder ins- und Beschäftigung“ mit Aktionen der Mit- besondere verpfl ichtet, die vereinbarten Be- gliedstaaten und der Europäischen Union stimmungen zur Budgetgrenze binnen Jah- zur Förderung von Wachstum, Investitionen resfrist in ihren nationalen Gesetzen zu ver- und Beschäftigung sowie zur Steigerung ankern, was im Zweifel durch den Europäi- der Wettbewerbsfähigkeit Europas. Die Mit- schen Gerichtshof geprüft wird. So ist das gliedstaaten bekräftigten darin ihre Ent- auch im SWP enthaltene mittel fristige Haus- schlossenheit, auf nationaler Ebene die not- haltsziel eines strukturell annähernd ausge- wendigen Sofortmaßnahmen zur Verwirk- glichenen Haushalts oder Überschusses im lichung der Strategie „Europa 2020“ zu er- nationalen Recht zu verankern. Bei deut- greifen und insbesondere die länderspe- lichen Zielverfehlungen soll ein vorher fest- zifi schen Empfehlungen umzusetzen. Der gelegter Korrekturmechanismus einsetzen, Beitrag der Gemeinschaft besteht vor allem wobei hier keine Überprüfung durch euro- in der weiteren Vertiefung des Binnen- päische Institutionen, wie zum Beispiel den markts und in der raschen Verbesserung Europäischen Gerichtshof, mehr erfolgt. Die des Zugangs der Wirtschaft zu Finanzmit- Zielsetzung des Fiskalpakts ist zu begrüßen. teln. In diesem Zusammenhang billigte der Falls es durch die stärkere rechtliche Ver- Europäische Rat Vorschläge zur Einführung ankerung gelänge, die Einhaltung des mit- von Projektbonds im Rahmen eines Pilotvor- telfristigen Haushaltszieles zum Regelfall zu habens, zur Umwidmung und Mobilisierung machen, wäre dies ein wichtiger Beitrag zur von im Finanzrahmen 2007 bis 2013 noch Sicherung der Tragfähigkeit der öffentlichen vorhandenen Strukturfondsmitteln des Ge- Finanzen. Die gemeinsamen Vorgaben für meinschaftshaushalts und zur Erhöhung des die nationalen Regeln sind jedoch außer- eingezahlten Kapitals der Europäischen ordentlich weit gefasst. Der Erfolg des Fis- Inves titionsbank (EIB). Der „Wachstums- kalpakts – also insbesondere die Gewähr- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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leistung tragfähiger Staatsfi nanzen – hängt der EZB in regelmäßigen Missionen in dem letztlich von der Umsetzung und Anwen- Mitgliedstaat überwacht wird. Sind weitere dung im nationalen Kontext ab. Trotz einer Maßnahmen erforderlich und drohen nega- potenziellen Stärkung der Fiskalregeln wird tive Auswirkungen auf die Finanzstabilität mit dem Fiskalpakt keineswegs eine Fiskal- des Euro-Währungsgebiets, soll die Kom- union mit weitreichender Übertragung von mission vorschlagen und der Rat mit qua- Haushaltssouveränität auf eine zentrale lifi zierter Mehrheit beschließen, dass das Ebene eingeführt. Land ein gesamtwirtschaftliches Anpas- sungsprogramm erarbeiten soll. Die Kom- Auch durch zwei weitere, den SWP ergän- mission überwacht – in Zusammenarbeit zende Regulierungen („twopack“), wird mit der EZB – die Umsetzung und kann bei kaum Entscheidungsgewalt auf die Ge- Abweichungen vom Programm dem Rat meinschaft übertragen. Die Europäische vorschlagen, die Nicht einhaltung festzustel- Kommission hatte am 23. November 2011 len. Der Rat entscheidet hierüber mit qua- zwei Verordnungsvorschläge unterbreitet, lifi zierter Mehrheit – die Folgen einer sol- über die in den Trilog-Verhandlungen am chen Feststellung bleiben in den Regeln 20. Februar 2013 eine Übereinkunft erzielt jedoch ungeklärt. Die Verordnung verankert wurde. Der erste Verordnungsvorschlag damit im Prinzip großenteils die zwischen- bezieht sich auf eine allgemeine verbesserte staatlich verfassten Hilfsmaßnahmen des Überwachung der Haushaltspolitik der Mit- Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) gliedstaaten. Dazu soll insbesondere – wie im Unionsrecht. Das Verhältnis dieser Ver- schon im Fiskalpakt festgelegt – das mittel- ordnung zum ESM-Vertrag, in dem die Be- fristige Haushaltsziel in den nationalen Ge- dingungen zur Inanspruchnahme von fi nan- setzen verankert werden. Darüber hinaus ziellen Hilfen geregelt werden, ist aber nicht soll durch öffentliche Stellungnahme der geklärt. Dies ist problematisch, da beispiels- Kommission bereits auf die Haushaltspla- weise die Abstimmungsmoda litäten im Rat nung der Mitgliedsländer Einfl uss genom- (qualifi zierte Mehrheit) von denen im ESM men werden. Zudem kann die Kommission (im gegenseitigen Einvernehmen, d. h. ohne bei ernsthafter Missachtung der Haushalts- Gegenstimme) abweichen. regeln ein Land auffordern, einen revidier- ten Haushaltsentwurf vorzulegen. Sanktio- Am 8. Oktober 2012 trat der ESM-Vertrag in nen für den Fall anhaltender Missachtung Kraft. Damit wurde ein permanenter Krisen- sind jedoch nicht vorgesehen. Auch Länder, lösungsmechanismus eingerichtet, der die sich in einem Verfahren bei einem über- unter Aufl agen Hilfen an Staaten vergeben mäßigen Defi zit befi nden, können strenger kann, wenn die Finanzstabilität des Euro- kontrolliert werden. Eine direkte Einfl uss- Raums und seiner Mitglieder gefährdet sein nahme auf das nationale Budget ist aber sollte. Das gesamte Kapital beläuft sich auf weiterhin nicht möglich. Der zweite Verord- 700 Mrd €. Davon sind 80 Mrd € von den nungsvorschlag sieht ein im EU-Recht ver- EWU-Staaten einzuzahlen. Die ersten bei- ankertes Verfahren für Länder vor, die ernst- den Tranchen (je 20%) wurden 2012 fällig, hafte Schwierigkeiten im Hinblick auf die die nächsten beiden Tranchen sind 2013 Finanzstabilität haben oder diesbezüglich und die letzte Tranche 2014 zu überweisen. gefährdet sind. Je größer die Schwierig- Das maximale effektive Ausleihvolumen keiten eines Landes oder je umfangreicher beläuft sich auf 500 Mrd €. Entgegen den die fi nanziellen Hilfen sind, umso intensiver ursprünglichen Absichten wurde beschlos- soll die Überwachung ausfallen. Mit dem sen, die bis zum Frühjahr 2012 eingegan- Land, das von der Kommission der erweiter- genen Verpfl ichtungen der Europäischen ten Überwachung unterstellt wird, werden Finanz stabilisierungsfazilität (EFSF) gegen- Maßnahmen vereinbart, deren Umsetzung über Irland, Portugal und Griechenland in von der Kommission in Zusammenarbeit mit Höhe von insgesamt 200 Mrd € nicht auf Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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die ESM-Kapazität anzurechnen. Die Zinsen gleich zu den Forderungen des Quad riga- der ESM-Kredite sollen praktisch nicht über Berichts ist dieser Auftrag allerdings deut- die Deckung der Refi nanzierungs- und Ver- lich weniger ambitioniert. Das Schwerge- waltungskosten hinausgehen. Neben Kre- wicht der Weiterentwicklung liegt auf der diten sollen – ebenso wie für die EFSF – vor- kurzfristigen Umsetzung technischer Maß- sorgliche Kreditlinien eingeräumt, Interven- nahmen, von denen man sich Beiträge zur tionen am Primär- und Sekundärmarkt Überwindung der Krise und zur Förderung durchgeführt und zweckgebundene Mittel von Wachstum und Beschäftigung erhofft. an Staaten zur Rekapitalisierung dortiger Hierzu gehören die vollständige Umsetzung Finanz institute vergeben werden können. des Ende 2011 in Kraft getretenen Gesetz- Darüber hinaus wurde in Aussicht gestellt, gebungspakets zur wirtschaftspolitischen auch eine direkte Rekapitalisierung von Steuerung („sixpack“) und des „twopack“ Banken zu ermöglichen, sobald ein wirk- sowie die Verwirklichung der einheitlichen samer einheit licher Aufsichtsmechanismus europäischen Bankenaufsicht (siehe hierzu geschaffen ist. Problematisch ist unter die Ausführungen auf S. 98 f.). Die Prä- anderem der Verzicht auf Zinsaufschläge, sidenten von Europäischem Rat und Kom- weil durch eine solche umfassende Zins- mission erhielten den Auftrag, bis zur subvention die Anreize zu einer eigenstän- Jahresmitte 2013 mögliche Maßnahmen digen Finan zierung verringert werden. und Umsetzungsfristen für eine Ex-ante- Umso wichtiger ist es, diese Fehlanreize Koordinierung wichtiger Reformvorhaben durch klar formulierte Bedingungen und in den Mitgliedstaaten sowie vertragliche deren strikte Einhaltung zu begrenzen. Reformverein barungen zwischen den Re- gierungen und EU-Organen zusammen- Der Quadriga-Bericht: Vorschläge zustellen. Im Gegen zug soll die Einführung für die Ausgestaltung einer künftigen von „Solida ritäts mechanismen“ zur fi nan- Wirtschafts- und Währungsunion ziellen Unterstützung der Reformumsetzun- gen geprüft werden. Die in den Berichten Die Präsidenten von Europäischem Rat, von Quadriga und Kommission enthaltenen Eurogruppe, Kommission und Europäischer Überlegungen zu einem gesonderten EWU- Zentralbank haben den europäischen Haushalt zur automatischen Stabilisierung Staats- und Regierungschefs auf ihrer diver gierender konjunktureller Entwicklun- Tagung am 29. Juni 2012 einen Bericht vor- gen – etwa in Form einer europäischen gelegt, in dem vier Bausteine für die künf- Arbeitslosenversicherung – wurden in den tige Wirtschafts- und Währungsunion skiz- Schlussfolgerungen nicht aufgegriffen. ziert werden: Das Finanzsystem solle ebenso wie die nationalen Finanz- und Wirtschafts- politiken jeweils einem integrierten Rahmen unterworfen werden. Gleichzeitig solle die demokratische Legitimität und Verantwort- lichkeit gestärkt werden. Die Gruppe erhielt das Mandat, bis zum Jahresende „einen spezifi schen Fahrplan mit Terminvorgaben für die Verwirklichung einer echten Wirt- schafts- und Währungsunion auszuarbei- ten“. Auf Grundlage dieses Abschluss- berichts haben sich die europäischen Staats- und Regierungschefs auf ihrer Tagung am 13./14. Dezember 2012 auf einen konkreten Arbeitsauftrag für die Wei- terentwicklung der EWU geeinigt. Im Ver- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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lich an; in der Folge zahlten die Konsumenten dass Strukturreformen in Gang gekommen für Energie 7,6% mehr als im Vorjahr. Nah- sind, wenngleich zumeist weiterhin ein erheb­ rungsmittel verteuerten sich mit 3,1% wie im licher Handlungsbedarf besteht. Die zu erwar- Vorjahr ebenfalls überdurchschnittlich kräftig. tenden Wachstumsimpulse sind allerdings bis- Auch hier spielten Preisimpulse von den inter- her noch nicht erkennbar. Dies dürfte zum nationalen Märkten eine Rolle. Der Preisanstieg einen daran liegen, dass die ­kritische Masse an bei Industriewaren (ohne Energie) verstärkte Reformen mancherorts noch nicht erreicht ist sich auf + 1,2%. Den dämpfenden Effekten der und die ­bisher ergriffenen Maßnahmen noch konjunkturellen Abschwächung dürften dabei nicht lange genug in Kraft sind, um Wirkungen nicht nur der schwächere Euro entgegen­ zeigen zu können. Zum anderen werden der- gewirkt haben,­ sondern auch die weitere An- zeit mögliche positive Effekte, die von den hebung indirek­ter Steuern in einigen Mitglieds- Refor­men ausgehen, durch die schwere Rezes- ländern. Hiervon waren unter anderem die sion überlagert. Erfahrungsg­ emäß werden sie Preise von Dienstleistungen betroffen, die sich erst im Gefolge einer zyklischen­ Erholung deut- um 1,8% und damit etwa ebenso stark wie im lich zutage treten. Jahr zuvor erhöhten. Im Verlauf des Jahres 2012 flachte sich die allgemeine Preistendenz ab. Zu Jahresende lag die Vorjahrsrate des HVPI 2. Geldpolitik und nur noch wenig über 2%. Im Februar 2013 Geldmarktentwicklung­ ­waren es nach der ersten Schätzung + 1,8%. Angesichts der anhaltenden Spannungen an EZB-Rat senkt Leitzinsen auf Beachtliche Die nach wie vor ungünstige konjunkturelle einigen Staatsanleihemärkten des Euro-Raums Rekordtief … Erfolge beim Entwicklung in den Peripherieländern des Euro- und der Notwendigkeit von Konsolidierungs- Abbau­ der Leistungs­bilanz­ Raums sollte nicht die Fortschritte beim Abbau maßnahmen in den betroffenen Mitgliedslän- defiziteund Fortschritte bei makroökonomischer Ungleichgewichte ver­ dern setzte sich die konjunkturelle Schwäche Struktur­reformen decken. Die hohen Leistungsbilanzdefizite vor im Euro-Währungsgebiet im Berichtszeitraum der globalen Rezession, die einen wesentlichen fort. Vor diesem Hintergrund beschloss der Auslöser der Krise in den Peripherieländern EZB-Rat Anfang Juli 2012, die drei Leitzinssätze ­darstellten, sind in den letzten ­Jahren deutlich um jeweils ¼ Prozentpunkt abzusenken. Aus- kleiner geworden und in Irland sogar schon in schlaggebend für diese Entscheidung war die eine Überschussposition umgeschlagen. Für Einschätzung, dass die fortgesetzte Eintrübung das laufende und das nächste Jahr werden der Konjunkturaussichten den Inflationsdruck ­weitere Verbesserungen erwartet. Vieles spricht über den geldpolitisch relevanten Horizont ge- dafür, dass es sich dabei vor­rangig um eine dämpft habe, was sich auch in der verhaltenen nachhaltige und nicht nur um eine zyklische, Grunddynamik der monetären Expansion zeige. das heißt kurzlebige, Anpassung handelt. Zum einen hängt der Rückgang der Importe mit Allerdings ging die anhaltende Konjunktur- Potenzialverlusten im Gefolge der Krise und mit schwäche noch nicht mit einem deutlichen dem konsolidierungsbedingten dauerhaften Nachlassen des Inflationsdrucks im Berichtszeit- Zurückdrängen der Inlandsnachfrage zusam- raum einher. Vielmehr mussten die Inflations- men. Zum anderen sind die Exporte trotz prognosen für 2012 und 2013 angesichts stär- ­mäßigem Marktwachstum vielfach deutlich ge- ker als erwartet gestiegener Energiepreise und stiegen. Dahinter stehen sowohl die Suche des schwächeren Wechselkurses im Laufe des nach expandierenden Absatzmärkten ange- Berichtsjahres erneut nach oben revidiert wer- sichts einer trüben Binnenkonjunktur als auch den. Vor diesem Hintergrund ergriff der EZB- Fortschritte bei der Verbesserung der preis­ Rat nach der Zinssenkung von Anfang Juli keine lichen Wettbewerbsfähigkeit in einigen Peri- weiteren zinspolitischen Maßnahmen. Der pherieländern. Positiv ist zudem zu werten, Hauptrefinanzierungssatz liegt damit aktuell Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Notenbankzinsen und Geldmarktsätze Schaubild 10

Tageswerte

% 2,5 Spitzenrefinanzierungssatz

2,0

1,5 2)

Festzinssatz 1) 1,0

0,5

Einlagesatz 0 Tagesgeldsatz () Basispunkte 150 EURIBOR / EUREPO-Spread 2) 100

50

0

2011 2012 2013

1 Zinssatz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte. 2 Laufzeit drei Monate. Deutsche Bundesbank

auf dem Rekordtief von 0,75%. Über-Nacht- 2011 beschlossenen dreijährigen Refinanzie- Kredite in der Spitzenrefinanzierungsfazilität er- rungsgeschäfte geprägt, die im Dezember 2011 halten die Geschäftspartner des Eurosystems und im März 2012 durchgeführt wurden. Mit für 1,5%, während Guthaben der Banken in der starken Nachfrage von insgesamt über der Einlagefazilität mit 0% unverzinst bleiben. 1 Billion € in diesen beiden Operationen stieg Für die geldpolitischen Geschäftspartner des auch die Überschussliquidität auf ein Rekord- Eurosystems ergibt sich daraus die besondere niveau an (siehe Schaubild auf S. 47 sowie die Situation, dass in der Einlagefazilität vorgehal- Erläuterungen auf S. 43 ff.). tene überschüssige Liquidität nicht mehr höher verzinst wird als Überschussreserven, die auf Nachdem der EZB-Rat bereits im August ein Girokonten bei den nationalen Zentralbanken neues geldpolitisch motiviertes Anleiheankauf- gehalten werden. Daher wurde die Einlage­ programm in Aussicht gestellt hatte, beschloss fazilität seit der am 7. August abgelaufenen er im September 2012 Modalitäten für die Reserveperiode­ in geringerem Maße als bisher Durchführung von geldpolitischen Outright- genutzt und die Einlagen der Institute auf Giro- Geschäften (Outright Monetary Transactions: konten beim Eurosystem erhöhten sich ent- OMT) an den Sekundärmärkten für Staatsanlei- sprechend. hen im Euro-Währungsgebiet. Mit diesem Pro- gramm sollen eine ordnungsgemäße geldpoli­ … und be- Daneben wurden im Jahr 2012 vorhergehende tische Transmission und die Einheitlichkeit der schließt weitere Beschlüsse des EZB-Rats zu geldpolitischen Geldpolitik sichergestellt werden. Käufe von geldpolitische Sondermaß- Sondermaßnahmen umgesetzt und weitere Staatsanleihen eines Mitgliedslandes der Wäh- nahmen ­Beschlüsse gefasst. Die erste Jahreshälfte war rungsunion im Rahmen dieses Programms kön- insbesondere durch die beiden im Dezember nen nur unter der Voraussetzung durchgeführt Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Geldmarktsteuerung und Liquiditätsbedarf

Im Mittelpunkt der Geldmarktsteuerung des Starke Liquiditätsnachfrage Eurosystems stand weiterhin die großzügige beim zweiten Dreijahrestender Liquiditätsversorgung durch die nun seit prägte die erste Jahreshälfte 2012 mehr als vier Jahren bestehende Festzins- und Vollzuteilungspolitik. Dies führte insbe- Durch das große Interesse auch am zweiten sondere nach der Zuteilung des zweiten Dreijahrestender – der ebenfalls mit der Dreijahrestenders Anfang März zu einem Option einer vorzeitigen Rückzahlung nach starken Anstieg der bereitgestellten, vor einem Jahr ausgestattet war – kam es unter allem sehr langfristigen Zentralbankliquidi- Berücksichtigung aller Tender zu einem Netto- tät. Aus den Ankaufprogrammen wurde da- Liquiditätszufl uss von 305 Mrd € (verglichen gegen wenig neue Liquidität zugeführt. mit 213 Mrd € beim ersten Dreijahrestender Wie im Vorjahr lag die Nachfrage deutlich per 22. Dezember 2011). Der Anteil dieser über dem rechnerischen Liquiditätsbedarf, beiden außergewöhnlich langfristigen Ope- wobei die Halbierung des Reservesolls von rationen an allen Tendergeschäften betrug 2% auf 1% zu Beginn des Jahres 2012 nunmehr 90%. Das Volumen der Haupt- durch einen Anstieg der autonomen Fakto- tender stieg zu Ende des ersten Halbjahres ren mehr als kompensiert wurde, das heißt an, war aber ansonsten hauptsächlich der rechnerische Liquiditätsbedarf sich ins- von der vorübergehenden Substitution der gesamt zum Vorjahr etwas vergrößerte. Bei- Liquiditätsbereitstellung im Rahmen geld- des, die verringerte Tendernachfrage, die politischer Refinanzierungsoperationen sich insbesondere nach dem Beschluss zu durch die Gewährung von Liquiditätshilfen OMT (Outright Monetary Transactions) am (Emergency Liquidity Assistance: ELA) ge- 5. September bemerkbar machte, sowie die prägt (in erster Linie nachdem in der Reser- höheren autonomen Faktoren, reduzierte veperiode Mai/Juni 2012 einige griechische die durchschnittliche Überschussliquidität Banken nach erfolgter Rekapitalisierung von rund 800 Mrd € im Frühjahr auf rund wieder als Geschäftspartner für die geld- 620 Mrd € am Jahresende (Zentralbankgut- politischen Geschäfte des Eurosystems zu- haben minus Reservesoll plus Netto-Ein- gelassen wurden). Damit blieb die Nach- lagefazilität). Neu war, dass die Überschuss- frage nach Zentral bankliquidität bei den liquidität nicht nur in die Einlagefazilität Refi nanzierungsgeschäften anhaltend hoch; fl oss, sondern aufgrund der erstmaligen das Volumen erreichte Ende Juni 2012 ein Nullverzinsung der Einlagefazilität nach der Allzeithoch von rund 1 260 Mrd €. Die Zinssenkung ab Mitte Juli auch zur Bildung Einlage fazilität wurde in den auf die Zutei- von hohen Überschussreserven auf den lung des zweiten Dreijahrestenders folgen- Zentralbankkonten führte. Wie in den Vor- den Reserveperioden des ersten Halbjahres jahren wurden wöchentliche Feinsteue- mit durchschnittlich rund 770 Mrd € in rungsoperationen durchgeführt, um die aus Anspruch genommen, verglichen mit circa den SMP-Ankäufen zufl ießende Liquidität 450 Mrd € zu Jahresbeginn. Dass der Liqui- wieder zu absorbieren. Lediglich beim letz- ditätsbedarf aus autonomen Faktoren stieg ten Absorptionstender mit Laufzeit über das (am 25. Juni 2012 auf 467 Mrd €), lag haupt- Jahresende kam es zu einer geringfügigen sächlich an höheren Einlagen öffent licher Unterbietung. In der im Januar 2012 enden- Haushalte. Im Rahmen des Programms für den Reserveperiode wurde erstmals die an- die Wertpapiermärkte (SMP) kam es von sonsten übliche eintägige, absorbierende Januar bis zum 9. Februar 2012 zu einigen Feinsteuerungsoperation am Reserveultimo Käufen, von Mitte März bis Ende Dezember ausgesetzt. 2012 ruhte das Programm jedoch, und das Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Portfolio war weitgehend von Fälligkeiten senkung mit Wirkung vom 11. Juli führte zu und vierteljährlichen Neubewertungen ge- einem nochmaligen Absinken der Interban- prägt. Das galt ganzjährig auch für das ken-Tagesgeldsätze. Das Erfüllungsverhalten erste Ankaufprogramm für gedeckte der Banken veränderte sich ab diesem Zeit- Schuldverschreibungen (CBPP). Dagegen punkt, weil es wegen der Nullverzinsung der fanden im Rahmen des zweiten Ankauf- Einlagefazilität keinen Unterschied mehr für programms (CBPP2) Käufe bis Anfang Ok- sie machte, ob sich die überschüssige Liqui- tober statt; der bilanzielle Bestand stieg um dität auf den Zentralbankkonten oder in der 13,3 Mrd € auf 16,4 Mrd €. Trotz der erheb- Einlagefazilität befand. Dennoch hielt ein lichen Überschussliquidität wurde der unbe- guter Teil der Banken aus internen Gründen sicherte Interbanken-Tagesgeldsatz EONIA an der teilweisen Nutzung der Einlage- nur leicht niedriger fi xiert und lag in den fazilität fest, sodass sich im Durchschnitt des drei Perioden von März bis Juni insgesamt zweiten Halbjahres der aggregierte Über- stabil zwischen durchschnittlich 0,33% und schuss zu 40% in der Einlagefazilität und zu 0,36% und somit 64 bis 67 Basispunkte 60% auf den Girokonten befand; diese unter dem Hauptrefi nanzierungssatz von Praxis variierte jedoch von Land zu Land. 1,00%; der besicherte Durchschnitts-Over- Das zuvor bekannte Frontloading der night-Satz bei GC Pooling (ECB Basket) lag Reserveerfüllung spielte im Grunde keine in der Regel rund 10 Basispunkte unter Rolle mehr. Der Durchschnittswert der Inan- EONIA und damit häufi g unter dem Satz spruchnahme der Spitzenrefinanzierung der Einlagefazilität von 0,25%. Nach der nahm in der zweiten Jahreshälfte 2012 ab Zuteilung des Dreijahrestenders gingen am und betrug 1,6 Mrd €, verglichen mit durch- Interbankenmarkt die Umsätze bei EONIA schnittlich 2,3 Mrd € in der ersten Hälfte des und insbesondere auch im besicherten Jahres. Die teilweise höheren Inanspruch- Overnight-Geldmarkt bei GC Pooling deut- nahmen gegen Ende 2012 hingen mit der lich zurück; in beiden Segmenten etwa um Wiederanerkennung griechischer Sicher- 30%. Die Bieterzahlen beim Haupttender heiten ab dem 21. Dezember zusammen. waren ebenfalls rückläufi g. Kurz- und längerfristige Geändertes Erfüllungsverhalten der Geldmarktzinsen Banken aufgrund der Null verzinsung der Einlagefazilität EONIA nahm in der zweiten Jahreshälfte nach dem Einmaleffekt der Zins senkung Auch die zweite Jahreshälfte war von der (– 19 Basispunkte) von etwa durchschnittlich beachtlichen Liquidität aus den beiden Drei- 10 Basispunkten in der Juli/ August-Reserve- jahrestendern bestimmt (insgesamt wurden periode auf bis zu 6 Basispunkte zum Ende rd. 1 019 Mrd € zugeteilt), wobei das Ge- des Jahres ab, wobei es am Jahresultimo samtvolumen der Refi nanzierungsgeschäfte 2012 einen üblichen Anstieg gab. Damit im Jahresverlauf abnahm. So halbierten sich orientierte sich EONIA stärker an der Verzin- zum Beispiel die Hauptrefi nanzierungsge- sung der Einlage fazilität als im Halbjahr da- schäfte von 180 Mrd € zu Anfang der zwei- vor, wobei dies unter anderem auch die Er- ten Jahreshälfte auf 90 Mrd € zu Jahres- wartung einer weiteren Zinssenkung refl ek- ende, und durch das Auslaufen des letzten tierte. Die starke Inter mediärsfunktion des 12-Monatstenders fl ossen 7,7 Mrd € aus Eurosystems führte dazu, dass die EONIA- dem Markt. Dennoch blieb die Überschuss- Umsätze von bereits niedrigen durchschnitt- liquidität aber auf hohem Niveau, sodass lichen 27 Mrd € im ersten Halbjahr auf sich die Tagesgeldsätze weiterhin am Satz 22 Mrd € im zweiten Halbjahr nachgaben. der Einlagefazilität orientierten. Die Zins- Demgegenüber stiegen die besicherten Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Overnight-Umsätze auf der elektronischen daraus resultierenden Liquiditätsbedarf sehr Handelsplattform Euro GC Pooling von deutlich um 49,0 Mrd € erhöhten (siehe durchschnittlich 6,9 Mrd € auf 9,3 Mrd €. Tabelle auf S. 46). Ebenso erhöhte der um Insgesamt blieb EONIA sehr stabil; die Vola- 39,8 Mrd € gestiegene Banknoten umlauf tilität, gemessen als Standardabweichung den Liquiditätsbedarf, ein ähnlicher Anstieg der Spreads zwischen EONIA und dem wie im Vorjahr. Damit stieg die Bargeld- Hauptrefi nanzierungssatz, war mit 3 Basis- nachfrage weiterhin bemerkenswert, wobei punkten beziehungsweise 2 Basispunkten sie ab September 2012 offenbar im Zuge für das zweite Halbjahr sehr gering. der konjunkturellen Abschwächung in etlichen Ländern schwächer geworden war; Die längerfristigen Geldmarktzinsen sanken nicht jedoch in Deutschland. Am 28. De- seit Jahresbeginn stetig; einen größeren zember 2012 erreichte der Banknotenum- Rückgang gab es nur am Tag der Zinsent- lauf einen Höchststand seit Einführung des scheidung (– 9 Basispunkte auf 0,550% Euro von 913,7 Mrd €. Seine durchschnitt- beim Dreimonats-EURIBOR). Am Jahres- liche Wachstumsrate im Euro-Raum war ultimo stand der Dreimonats-EURIBOR bei 2012 mit 4,7% fast genauso hoch wie im 0,187%, das heißt 116 Basispunkte unter Vorjahr (4,8%). Schließlich fl ossen über die dem Stand zu Jahresanfang. Der EURIBOR/ Veränderung der Netto-Währungsreserven EUREPO-Spread für Dreimonatsgeld ver- sowie der sonstigen Faktoren per saldo engte sich im Jahresverlauf deutlich um 23,0 Mrd € aus dem Markt. nahezu 100 Basispunkte auf 20 Basis- punkte. Auch wenn diese Entwicklung auf Vor dem Hintergrund der Dreijahrestender einen Rückgang der Risiken der unbesicher- sowie der insgesamt gestiegenen auto- ten Kreditgewährung zwischen sogenann- nomen Faktoren erhöhten sich die Haupt- ten „prime banks“ hindeutet (auf die die und längerfristigen Refinanzierungsge- EURIBOR-Defi nition sich bezieht), hat sich schäfte im Jahresdurchschnitt kräftig um an der Segmentierung des Interbanken- 591,2 Mrd € (Vorjahr: – 143,5 Mrd €); die markts im Grundsatz nichts geändert, denn sonstigen Geschäfte (Feinsteuerungsopera- die Überschussliquidität sammelte sich tionen inkl. SMP-Absorptionstender sowie schwerpunktmäßig bei einer anderen Ankaufprogramme) stiegen per saldo um Gruppe von Banken und Ländern als jener, 9,0 Mrd €. Die Inanspruchnahme der Ein- die auf die Refi nanzierung durch das Euro- lagefazilität, die nach der Zuteilung des system angewiesen war. zweiten Dreijahrestenders zunächst nach oben schnellte, dann aber im zweiten Halb- Entwicklung der jahr wegen der Nullverzinsung der Einlage- liquiditätsbestimmenden Faktoren fazilität wieder zurückging, nahm in jahres- durchschnittlicher Rechnung um 391,6 Der reguläre Liquiditätsbedarf der Kredit- Mrd € auf 493,7 Mrd € zu. Die durchschnitt- institute betrug im vergangenen Jahr im liche Nutzung der Spitzenrefi nanzierung be- Jahresdurchschnitt insgesamt 483,9 Mrd €. trug 1 941 Mio € und war wenig verändert Er setzte sich aus dem Mindestreservesoll zum Vorjahr (1 872 Mio €). von 110,7 Mrd € (Vorjahr: 208,3 Mrd €) und den autonomen Faktoren von 373,2 Mrd € Die Zentralbankguthaben der Kreditinstitute (Vorjahr: 261,5 Mrd €) zusammen. Zum lagen wegen der Nullverzinsung der Einla- deutlichen Anstieg des Bedarfs aus den gefazilität im Jahresdurchschnitt 2012 um autonomen Faktoren um insgesamt 111,7 96,8 Mrd € über dem Vorjahrsniveau. Das Mrd € trugen zum einen die höheren Ein- Reservesoll schrumpfte im Jahresvergleich lagen öffentlicher Haushalte bei, die den angesichts der Absenkung des Mindest- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Liquiditätsbestimmende Faktoren EWU

Mrd €; Veränderungen der Jahresdurchschnittswerte zum Vorjahr

Position 2011 2012 I. Bereitstellung (+) bzw. Absorption (–) von Zentralbankguthaben durch Veränderungen der autonomen Faktoren Banknotenumlauf (Zunahme: –) – 38,7 – 39,8 Einlagen öffentl. Haushalte beim Eurosystem (Zunahme: –) + 37,6 – 49,0 Netto-Währungsreserven 1) + 75,9 + 121,1 Sonstige Faktoren 1) + 11,8 – 144,1 Insgesamt + 86,6 – 111,8 II. Geldpolitische Geschäfte des Eurosystems Offenmarktgeschäfte Hauptrefi nanzierungsgeschäfte + 27,6 – 61,6 Längerfristige Refi nanzierungsgeschäfte – 171,1 + 652,8 Sonstige Geschäfte + 9,3 + 9,0 Ständige Fazilitäten Spitzenrefi nanzierungsfazilität + 1,2 + 0,1 Einlagefazilität (Zunahme: –) + 43,8 – 391,6 Insgesamt – 89,1 + 208,6 III. Veränderung der Guthaben der Kreditinstitute (I. + II.) – 2,5 + 96,8 IV. Veränderung des Mindestreservesolls (Zunahme: –) + 3,6 + 97,6

1 Einschl. liquiditätsneutraler Bewertungsanpassungen zum Quartalsende.

reservesatzes von 2% auf 1% im Januar des Mindestreservesatzes ergab sich im Jah- 2012 naturgemäß stark um 46,8%. Berei- resdurchschnitt ein Wachstum des Reserve- nigt um den Sondereffekt der Absenkung solls von 1,7% (Vorjahr: – 1,7%).

werden, dass das Mitgliedsland ein Anpas- Refinanzierungsgeschäfte genutzt werden kön- sungsprogramm durchläuft und die damit ver- nen (siehe Erläuterungen auf S. 48 f.). Sämt­ bundene Konditionalität vollständig einhält. liche geldpolitische Sondermaßnahmen haben Bislang wurden im Rahmen des neuen Pro- temporären Charakter und sind daher nicht gramms noch keine Staatsanleihen erworben. als dauerhafter Bestandteil des geldpolitischen Instru­mentariums anzusehen. Das bisherige Programm für die Wertpapier- märkte (Securities Markets Programme: SMP) Die zinspolitischen Entscheidungen und die Be- Entwicklung der wurde mit der Ankündigung der OMT offiziell schlüsse zu den geldpolitischen Sondermaß- Geldmarktsätze durch hohe eingestellt. Im Jahr 2012 waren im Rahmen des nahmen des EZB-Rats vor dem Hintergrund des Überschuss- liquidität SMP lediglich im ersten Quartal nennenswerte Verlaufs der Finanz- und Staatsschuldenkrise ­geprägt Wertpapierkäufe in einem vergleichsweise ge- wirkten sich auch auf die Geldmarktsätze aus. ringen Umfang durchgeführt worden. Unbesicherte Sätze gingen über das gesamte Jahr 2012 stark zurück. So lag der umfrage­ Des Weiteren wurde das zweite Programm zum basierte (EURIBOR-)Satz für unbesichertes Drei- Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen monatsgeld zum Jahresende 2012 nur noch bei (Covered Bond Purchase Programme 2: CBPP2) knapp 0,2%, nachdem er bei angespanntem wie geplant zum 31. Oktober 2012 beendet. Finanzmarktumfeld zum Jahreswechsel 2011/​ Das anfangs anvisierte Programmvolumen 2012 noch bei über 1,3% notiert hatte. Aus- wurde dabei deutlich unterschritten. schlaggebend für den Rückgang der unbe­ sicherten Geldmarktsätze war neben der Leit- Zudem wurden die Zulassungskriterien für zinsentwicklung insbesondere der Rückgang Sicher­heiten abgesenkt, die für geldpolitische der Zinsdifferenz zwischen den von den Institu- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Liquiditätssteuerung des Eurosystems Schaubild 11

Mrd €, Tageswerte

600 Zentralbankguthaben 450 der Kreditinstitute

300 Reservesoll

150

0

Refinanzierungsgeschäfte, Feinsteuerungsoperationen, + 1 6501650 Inanspruchnahme der Fazilitäten und Ankaufprogramme

Spitzenrefinanzierungsfazilität + 1 5001500 Ankaufprogramme 1) + 1 3501350 Liquidität bereitstellende Feinsteuerungsoperationen Reserve- perioden- + 1 2001200 Hauptrefinanzierungs- tender geschäfte + 1 0501050

12-Monatstender + 900 Sechs- monats- Überschussliquidität 2) tender + 750 Dreimonatstender + 600

+ 450

+ 300 Dreijahrestender + 150

0 Liquidität absorbierende Feinsteuerungsoperationen (einschl. SMP-Absorptionen) – 150

– 300 Einlagefazilität – 450

– 600 Einlagen auf Girokonten über dem Reservesoll 3) – 750

– 900

– 1 0501050

JFMAMJJASONDJFM 2012 2013

1 Programm für die Wertpapiermärkte (SMP), Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP), Neues Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP2). 2 Zentralbankguthaben minus Reservesoll plus Einlagefazilität minus Spitzenrefinan- zierungsfazilität. 3 Erst ab 11. Juli 2012 dargestellt. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Refi nanzierung und notenbankfähige Sicherheiten

Der EZB-Rat hatte bereits im Oktober 2011 den ersten beiden Monaten des Jahres beschlossen, liquiditätszuführende geldpoli- 2012 durchgeführt. Die dadurch zugeführte tische Geschäfte von Oktober 2011 bis Juli Liquidität wird weiterhin absorbiert. Mit 2012 weiterhin als Mengentender mit voll- Ankün digung von zukünftig möglichen ständiger Zuteilung durchzuführen. Im Juni geldpolitischen Outright-Geschäften durch 2012 wurde diese Regelung bis über den den EZB-Rat im September 2012 wurde das Jahreswechsel 2012/2013 hinaus verlän- SMP eingestellt. Im Rahmen des zweiten gert. Ankaufprogramms für gedeckte Schuldver- schreibungen (Covered Bond Purchase Die Liquiditätsbereitstellung an Geschäfts- Programme 2: CBPP2) wurden bis zu des- partner über befristete Transaktionen wurde sen Beendigung am 31. Oktober 2012 im Jahr 2012 von den beiden Geschäften Wertpapiere im Gesamtwert von rund mit dreijähriger Laufzeit und Kündigungs- 16,4 Mrd € erworben, deutlich weniger als option dominiert, von denen das erste be- das ursprünglich geplante Volumen von reits im Dezember 2011 durchgeführt 40 Mrd € (jeweils Nominalwerte der Käufe). wurde. Mit der Durchführung des zweiten Zurückzuführen ist dies nicht zuletzt darauf, Geschäfts dieser Art Anfang März 2012 dass im Zuge der Refi nanzierungsgeschäfte stieg der Anteil der längerfristigen Refi nan- mit dreijähriger Laufzeit einerseits die Neu- zierung im Verhältnis zur Gesamtrefi nanzie- emission von gedeckten Bankschuldver- rung des Eurosystems mit circa 1 019 Mrd € schreibungen zurückging und andererseits auf über 97%, zum Jahresende betrug er die private Nachfrage nach diesen Papieren rund 92%. Die Liquiditätsnachfrage über zugenommen hat. die regel mäßig durchgeführten Haupt- refi nanzierungsgeschäfte verringerte sich im Die durch die Vollzuteilungspolitik indu- Gegenzug ab März auf durchschnittlich zierte durchgehend hohe Überschussliqui- 93,6 Mrd €. Auch bei den Refi nanzierungs- dität führte zu einer hohen Beteiligung bei geschäften mit der Laufzeit einer Mindest- den zur Neutralisierung der durch das SMP reserveperiode fi el die Liquiditätsnachfrage zugeführten Liquidität durchgeführten Ten- gering aus. So beteiligten sich hier im Jah- dern. An den SMP-Absorptionsoperationen resdurchschnitt lediglich 26 Bieter im Euro- nahmen durchschnittlich 74 Bieter teil, mit system mit durchschnittlich 17,8 Mrd €, rund 28 Bietern kam mehr als ein Drittel der wobei bei den letzten sieben der 12 Ge- Teilnehmer aus Deutschland. In 51 Opera- schäfte keine Bieter aus Deutschland teil- tionen konnte das jeweils angestrebte Volu- nahmen. Über die 12 regulären längerfris- men absorbiert werden. Lediglich im letzten tigen Refi nanzierungsgeschäfte mit drei- Tender des Jahres konnte das ausstehende monatiger Laufzeit wurden im Durchschnitt SMP-Volumen in Höhe von 208,5 Mrd € pro Tender 14,4 Mrd € bereitgestellt, die nicht vollständig absorbiert werden, da sich sich auf 30 bis 55 Bieter im Eurosystem ver- das Gebotsvolumen hier nur auf 197,6 teilten. Mrd € belief. Gemäß Beschluss des EZB-Rats vom 8. Dezember 2011 wurden im Jahr Wertpapierkäufe im Rahmen des Pro- 2012 keine eintägigen liquiditätsabsorbie- gramms für die Wertpapiermärkte (Secur- renden Tenderoperationen am Mindest- ities Markets Programme: SMP) wurden in reserveultimo durchgeführt. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Mit Senkung des Leitzinses im Juli 2012 von legten Termineinlagen auf 130 Mrd € er- 1,00% auf 0,75% und entsprechender höhte (Vorjahr: 86 Mrd €), ging die Ein- Anpassung des Zinses der Einlagefazilität reichung übriger notenbankfähiger Sicher- von 0,25% auf 0,00%, hat sich die Nut- heiten auf 498 Mrd € (Vorjahr: 544 Mrd €) zung der Einlagefazilität zugunsten von zurück. ebenfalls unverzinsten Überschussreserven stark verringert. Lag die durchschnittliche Die vom EZB-Rat im Verlauf des Jahres 2012 Nutzung von Anfang 2012 bis zur Zinsände- beschlossenen Erweiterungen des Sicher- rung noch bei 681,6 Mrd € im Eurosystem heitenrahmens des Eurosystems wurden und bei 228,6 Mrd € für Kreditinstitute aus von den Geschäftspartnern der Bundesbank Deutschland, so ist sie für die zweite Jahres- nur in einem sehr geringen Umfang in An- hälfte auf durchschnittlich 286,3 Mrd € für spruch genommen. Zu den wesentlichen das Eurosystem und 88,4 Mrd € für deut- Erweiterungen gehören die Absenkung sche Banken gesunken. Die Inanspruch- des Bonitätsschwellenwerts für bestimmte nahme der Spitzenrefi nanzierungsfazilität Asset-Backed Securities (ABS) und die betrug im Eurosystem im Jahresdurchschnitt Akzeptanz bestimmter Fremdwährungs- 1,9 Mrd €. sicherheiten in US-Dollar, Yen und Pfund Sterling. Von der in der EZB-Ratssitzung am Wie auch im letzten Jahr führte das Euro- 8. Dezember 2011 beschlossenen Möglich- system Tender zur Liquiditätsbereitstellung keit, spezifi sche Notenbankfähigkeitskrite- in US-Dollar durch. Die Beteiligung deut- rien für Kreditforderungen auf Ebene der scher Banken fi el bei diesen Geschäften mit nationalen Zentralbanken einzuführen, sieht maximal 12 Bietern pro Operation und im die Bundesbank unverändert ab. Durchschnitt 388,8 Mio US-$ bei Tendern mit einwöchiger Laufzeit und 2,3 Mrd US-$ Zum Jahresende 2012 entfi elen 67% der bei bei Tendern mit dreimonatiger Laufzeit ge- der Bundesbank eingereichten Sicherheiten ring aus. Die Operationen in US-Dollar wer- auf marktfähige Titel. Dabei verringerte sich den gemäß Beschluss des EZB-Rats vom der Anteil der ungedeckten Bankschuldver- 13. Dezember 2012 auch im Jahr 2013 wei- schreibungen von 22% auf 17%, während terhin durchgeführt werden. In diesem Zu- sich der Anteil der Staatsanleihen von 16% sammenhang wurden auch die gegen- auf 18% erhöhte. Der Anteil der Pfand- seitigen Swap-Abkommen mit den Zentral- briefe blieb mit 17% fast konstant, wo- banken Kanadas, Großbritanniens, Japans gegen sich der Anteil der ABS von knapp und der Schweiz bis Anfang 2014 verlän- 7% auf 5% verringerte. Der Anteil sonstiger gert, um sicherzustellen, dass im Bedarfsfall marktfähiger Sicherheiten betrug unverän- die jeweilige Währung zur Verfügung ge- dert zum Vorjahr 10%. Kreditforderungen stellt werden kann. machten 12% der gesamten Sicherheiten aus, Termineinlagen 21%. Der Gesamtwert der bei der Bundesbank eingereichten Sicherheiten sank im Ver- gleich zum Vorjahr leicht von 630 Mrd € auf 628 Mrd € (Jahresendbestände in Markt- werten). Davon wurden 197 Mrd € in einem anderen Mitgliedsland verwahrt und somit grenzüberschreitend genutzt. Während sich der Umfang der bei der Bundesbank hinter- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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ten gemeldeten unbesicherten EURIBOR- und das Jahr betrachtet fast vollständig für den besicherten EUREPO-Sätzen (Depo-Repo-Spread), ­Anstieg von M3 verantwortlich. In dieser Ent- zu dem nicht zuletzt die sehr hohe Überschuss- wicklung spiegelte sich eine zunehmende Prä- liquidität beitrug. Bis zum Jahresende 2012 ferenz des geldhaltenden Sektors für hoch­ ging dieser Zinsabstand im Dreimonatsbereich liquide Einlagen wider, die durch die hohe deutlich um 100 Basispunkte auf lediglich noch Unsicherheit­ und das niedrige Zinsniveau ge­ 20 Basispunkte zurück. Angesichts der weiter- fördert wurde. Der ausgeprägte Aufbau von hin starken Segmentierung des Interbanken- Sichteinlagen durch nahezu alle Sektoren führte geldmarkts ist der Depo-Repo-Spread jedoch zu einem Anstieg der Jahreswachstumsrate von weiterhin nur sehr eingeschränkt als repräsen- M1 von 1,8% Ende 2011 auf 6,2% zum Ende tative Risikoprämie interpretierbar. des Berichtsjahres.

Dagegen ließ das Wachstum sonstiger kürzer- 3. Entkopplung von fristiger Bankeinlagen (M2 – M1), die in den ­Geldmengen- und Wintermonaten noch von der relativ zu länger- ­Kreditwachstum fristigen Anlagen günstigen Verzinsung profi- tiert hatten, im zweiten und dritten Quartal Fortschreitende Die im Frühjahr 2010 einsetzende Erholung des deutlich nach. Von Abflüssen betroffen waren Entkopplung von Geldmengenwachstums, die im zweiten Halb- dabei insbesondere die kurzfristigen Termin­ Geldmengen- und Kredit- jahr 2011 temporär zum Stillstand gekommen einlagen, die über alle Anlegerklassen hinweg wachstum war, setzte sich im Berichtsjahr per saldo fort, an Attraktivität verloren. Besonders ausgeprägt wobei die monatlichen Bewegungen teilweise waren die Abflüsse bei sonstigen Finanzinstitu- von erhöhter Volatilität geprägt waren. Wäh- ten und nichtfinanziellen Unternehmen. Die rend zu Beginn des Jahres noch alle Kompo- traditionell von den privaten Haushalten gehal- nenten zum Anstieg der Geldmenge M3 bei- tenen Spareinlagen verzeichneten hingegen trugen, war ihr Wachstum ab der Jahresmitte insbesondere in Ländern mit steuerlicher Be- fast ausschließlich von M1 getragen. Im Ergeb- günstigung beziehungsweise relativ attraktiver nis beschleunigte sich die 12-Monatsrate des Verzinsung dieser Anlageart in allen Quartalen breiten Geldmengenaggregats M3 von 1,5% Zuflüsse. Aufgrund des fortgesetzten Aufbaus Ende 2011 auf 3,3% zum Ende des Berichts- kurzfristiger Spareinlagen fiel die Jahreswachs- jahres. Gleichzeitig aber nahm die Kreditver- tumsrate von (M2 – M1) mit 2,1% zum Ende gabe der Banken an private Nichtbanken im des Berichtsjahres sogar leicht höher aus als im Jahresverlauf deutlich ab. Eine ähnliche Ent- Vorjahr (1,9%). kopplung des Geldmengenwachstums von der Buchkreditvergabe war zuletzt in den Jahren Per saldo abgebaut wurden – wie bereits 2001 bis 2003 zu beobachten. In diesem Zeit- im Vorjahr – die marktfähigen Instrumente raum war das Wachstum der Geldmenge vor (M3 – M2), zu denen neben Repo-Geschäften dem Hintergrund ausgeprägter Unsicherheit kurzfristige Bankschuldverschreibungen und von starken Portfolioumschichtungen des geld- Geldmarktfondsanteile zählen. Zwar verzeich- haltenden Sektors zugunsten von M3 getrieben neten diese Anlageformen im ersten Vierteljahr worden. 2012 noch einen Anstieg. Dieser Zuwachs war jedoch fast vollständig darauf zurückzuführen, Entwicklung von Auch im Berichtsjahr prägten Portfolioum- dass die umfangreiche Bereitstellung von Zen- M3 geprägt schichtungen der privaten Nichtbanken zu- tralbankliquidität im Rahmen der beiden Drei- durch Portfolio- umschichtungen gunsten von Sichteinlagen und kurzfristigen jahresgeschäfte des Eurosystems Anleger dazu Spareinlagen die fortgesetzte Erholung von veranlasste, Mittel in kurzfristige Bankschuld- M3. Hierdurch erhöhte sich der Wachstums­ verschreibungen umzuschichten. In den folgen- beitrag von M1 sukzessive und zeichnete über den Quartalen ging die Nachfrage nach dieser Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Wachstum der Geldmenge M3 und der Buchkredite Schaubild 12 an den privaten Sektor in der EWU

saisonbereinigt, Veränderung gegenüber Vorjahr

% +12

+10

+ 8 M3 + 6

+ 4

+ 2 Buchkredite an den privaten Sektor 1)

0

– 2

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

1 Ab 2010 bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen. Deutsche Bundesbank

Anlageform zunehmend zurück. Bei den Geld- Unter den Gegenposten der Geldmenge M3 Verhaltene marktfondsanteilen, die zu Jahres­beginn noch wuchs die Gesamtkreditvergabe der MFIs an Gesamt­ kreditvergabe leichte Zuwächse verzeichneten, dominierten heimische Nichtbanken im Berichtsjahr mit bei starkem Anstieg­ der – dem Zinsumfeld geschuldet – im weiteren 0,4% schwächer als im Vorjahr (0,9%). Positive ­Ausleihungen Jahresverlauf ebenfalls die Abflüsse. Die dritte Wachstumsimpulse gingen dabei allein von der an öffentliche Teilkomponente, die Repo-Geschäfte, waren Kreditvergabe an öffentliche Haushalte aus, Haushalte hingegen insbesondere in der ersten Jahres- ­deren Jahresrate von 3,2% Ende 2011 auf hälfte rückläufig. Per saldo verringerte sich die 5,8% Ende 2012 hochschnellte. Ursächlich für Jahreswachstumsrate von (M3 – M2) ­damit von diesen Anstieg waren umfangreiche Staats­ – 1,1% im Vorjahr auf – 7,6% im ­Berichtsjahr. anleihekäufe durch Geschäftsbanken, die im Zusam­menhang mit der Mittelbereitstellung Repo-Geschäfte Zur Entwicklung der marktfähigen Instrumente durch die Dreijahrestender standen. Die Wert- mit zentralen ist anzumerken, dass Repo-Geschäfte (und papierkäufe des Eurosystems im Rahmen des Kontrahenten seit August 2012 ­Reverse-Repo-Geschäfte), die monetäre Finanz- SMP kamen dagegen zum Anfang des Berichts- nicht mehr in M3 enthalten institute (MFIs) mit zentralen Kontrahenten ab- jahres praktisch zum Erliegen. Im Gegensatz zu schließen, seit August 2012 aus der Berech- den Wertpapier­krediten war die Buchkreditver- nung von M3 und ihren Gegenposten ausge- gabe des Bankensektors an öffentliche Haus- nommen sind. Der Grund ist, dass es sich bei halte im Jahresverlauf rückläufig. Ihre Jahres- diesen Geschäften typischerweise um be­ wachstumsrate betrug Ende 2012 – 0,4%. sicherte Geldmarktgeschäfte zwischen Banken handelt, bei denen der zentrale Kontrahent Im Gegensatz zu den Krediten an öffentliche Im Jahresverlauf ledigli­ch zwischengeschaltet ist. Daher stellen Haushalte waren im Berichtsjahr sowohl die rückläufige Buchkredite an diese Transaktionen größtenteils keinen Mittel- besicherten als auch die unbesicherten Auslei- den Privatsektor zufluss für den geldhaltenden Sektor dar und hungen an den Privatsektor rückläufig. Einen sind deshalb für die monetäre Analyse nicht großen Abbau erfuhren die Wertpapierkredite ­relevant. Eine Bereinigung der M3-Daten um (ohne Aktien), die damit ihren Ende 2009 be- solche Repo-Geschäfte war erforderlich gewor- gonnenen rückläufigen Trend beschleunigt den, weil sie die kurzfristige Geldmengen- und Kreditentwicklung zuletzt erheblich beeinflusst 2 Einzelheiten hierzu siehe: Europäische Zentralbank, Be- hatten. Die betroffenen Zeitreihen wurden reinigung der monetären Statistik um Repogeschäfte mit zentralen Kontrahenten, Monatsbericht, September 2012, rückwirkend bis Juni 2010 revidiert.2) S. 30 ff. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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schon bei den Angaben zur Geldmenge ist Monetäre Entwicklung Tabelle 3 in der EWU auch für die Buchkredite an finanzielle Unter- nehmen die zur Jahresmitte erfolgte Berei­

Veränderungen im Jahresverlauf 1) nigung um (Reverse-)Repo-Geschäfte mit zen- traler Gegenpartei zu beachten (siehe Anmer- Position 2011 2012 kungen auf S. 51). in % I. Wachstum der Geldmengenaggregate Geldmenge M1 2) 1,8 6,2 Geldmenge M2 3) 1,8 4,4 Die Jahreswachstumsrate der Buchkredite an Geldmenge M3 4) 1,5 3,3 private Haushalte blieb mit 0,7% zwar im posi- Mrd € tiven Bereich, drittelte sich jedoch im Vergleich II. Geldmenge im Bilanzzusammenhang Geldmenge M3 (=1+2–3–4–5) 143,9 315,9 zum Vorjahr fast. Dabei beschränkte sich die davon: Bargeld und täglich fällige Einlagen 82,7 297,9 Ausweitung dieses Teilaggregats wie bereits im Übrige kürzerfristige Bankeinlagen 71,3 81,3 Vorjahr ausschließlich auf die Kernländer der Marktfähige Finanzinstrumente – 10,1 – 63,2 Währungsunion. Getragen wurde die Zunahme Bilanzgegenposten 1. Kredite an Nicht-MFIs im wiederum von den Wohnungsbaukrediten, die Euro-Währungsgebiet 145,0 69,9 mit 1,3% jedoch eine deutlich geringere Stei- davon: Kredite an öffentliche Haushalte 94,8 181,3 gerung erfuhren als im Vorjahr. Dagegen ­waren Kredite an private Nicht-MFIs im Euro-Währungsgebiet 5) 50,2 – 111,4 die Konsumentenkredite wie schon im Jahr 2. Nettoforderungen gegenüber Ansässigen außerhalb des ­zuvor per saldo rückläufig, auch die sonstigen Euro-Währungs gebiets 162,7 98,8 Ausleihungen an Privatpersonen gingen etwas 3. Einlagen von Zentralstaaten – 1,5 – 4,3 zurück. 4. Längerfristige fi nanzielle Verbind- lichkeiten gegenüber anderen Nicht-MFIs im Euro-Währungsgebiet 210,9 – 125,2 5. Andere Gegenposten von M3 6) 45,6 17,7 Bei den Buchkrediten an nichtfinanzielle Unter- Buchkredite an nehmen verzeichneten die kurzfristigen Aus­ nichtfinanzielle 1 Saisonbereinigt. 2 Bargeldumlauf sowie die von EWU-Ange- Unternehmen hörigen bei MFIs im Euro-Währungsgebiet gehaltenen Bestände leihungen per saldo leichte Zuwächse, wobei rückläufig an täglich fälligen Einlagen. 3 M1 zzgl. der übrigen kurzfristigen Bankeinlagen von EWU-Angehörigen bei MFIs im Euro-Wäh- diese Entwicklung wie schon im Vorjahr zum rungsgebiet (Einlagen mit einer vereinbarten Laufzeit von bis zu zwei Jahren und Einlagen mit einer vereinbarten Kündigungsfrist Teil damit zusammenhängen dürfte, dass von bis zu drei Monaten). 4 M2 zzgl. der von EWU-Ansässigen gehaltenen marktfähigen Finanzinstrumente (Repogeschäfte Unternehmen in den von der konjunkturellen der MFIs mit Nicht-MFIs im Euro-Währungsgebiet, Geldmarkt- Abschwächung besonders betroffenen Län- fondsanteile sowie Schuldverschreibungen mit einer Ursprungs- laufzeit von bis zu zwei Jahren der MFIs im Euro-Währungs- dern stärker auf Bankkredite zur Finanzierung gebiet). 5 Bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen. 6 Als Restgröße berechnet. ihrer Betriebsmittel zurückgriffen. Allerdings Deutsche Bundesbank konnte der äußerst moderate Anstieg im kurz- fristigen Laufzeitensegment den merklichen fortsetzten. Mit – 4,9% lag ihre Jahreswachs- und mehr oder weniger kontinuierlich über das tumsrate Ende 2012 noch einmal knapp Jahr anhaltenden Rückgängen im mittleren und 3½ Prozentpunkte unterhalb des negativen längerfristigen Laufzeitenbereich nichts ent- Vorjahrswertes. Daneben gingen auch die gegensetzen. Insgesamt lag die 12-Monatsrate Buchkredite an den Privatsektor 2012 per saldo der Buchkredite an nichtfinanzielle Unterneh- zurück. Mit – 0,2% lag die Wachstumsrate der men im Jahresverlauf bei – 1,3%, nachdem sie (um Kreditverkäufe und -verbriefungen berei- im Vorjahr noch + 1,4% betragen hatte. Dahin- nigten) Buchkredite an den Privatsektor zum ter stand eine über die einzelnen Mitglieds­ ersten Mal seit Einführung des Euro am Ende länder des Euro-Raums sehr heterogene Ent- eines Kalenderjahres im negativen Bereich. Ur- wicklung. Während in Ländern mit anhaltend sächlich hierfür waren Nettotilgungen bei den hoher Bonität tendenziell Kreditausweitungen Krediten an nichtfinanzielle Unternehmen, die zu ­beobachten waren, beschleunigte sich in durch Zuwächse der Ausleihungen an private den von der Staatsschuldenkrise besonders Haushalte und an finanzielle Unternehmen nur betrof­fenen Ländern der Kreditabbau. In diesen zu zwei Dritteln ausgeglichen wurden. Wie Ländern wird die Buchkreditvergabe an den Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Privatsektor­ derzeit nicht nur durch die – wie schon im Jahr 2011 – von den Transaktio- Netto-Auslands- ­schwache Konjunktur, sondern auch durch nen des MFI-Sektors mit dem Ausland aus. Der position mit ­erkennbaren ­größere strukturelle Anpassungsprozesse erneute Anstieg der Nettoforderungen der ­expansiven ­gedämpft. Banken im Euro-Raum gegenüber Ansässigen ­Impulsen außerhalb des Euro-Währungsgebiets resul- Merklicher Neben den Wertpapierkrediten an öffentliche tierte aus Netto­zuflüssen ab der Jahresmitte, Abbau­ des Haushalte trug der spürbare Abbau des Geld- die sich im Schlussquartal noch einmal deutlich Geldkapitals­ kapitals den größten Teil zum Wachstum der beschleunigten. In dieser Entwicklung spiegelte Geldmenge bei. Die 12-Monatsrate der länger- sich – neben zunehmenden Leistungsbilanz- fristigen finanziellen Verbindlichkeiten fiel im überschüssen – die Umkehr der bis Mitte 2012 Jahresverlauf zum ersten Mal seit Einführung anhaltenden Netto-Kapitalexporte im Wert- des Euro in den negativen Bereich und stand papierverkehr des Euro-Raums mit dem Aus- Ende 2012 bei – 1,6%. Der Rückgang des Geld- land wider. Insbesondere erwarben gebiets- kapitals war im Wesentlichen auf eine deut­ fremde Anleger in der zweiten Jahreshälfte in liche Verringerung der langfristigen Termin­ größerem Umfang von inländischen Nicht­ einlagen und der langfristigen Bankschuld­ banken begebene Wertpapiere. verschreibungen zurückzuführen, die im Zu- sammenhang mit Portfolioumschichtungen hin Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die mone- Monetäre zu liquideren Anlageformen standen. Einzig täre Grunddynamik – also jenes Geldmengen- Grunddynamik signalisiert keine ­Kapital und Rücklagen, als ein weiterer Be- wachstum, das letztlich inflationsrelevant ist – Gefahren für die standteil des Geldkapitals, verzeichneten um- in den ersten neun Monaten des Berichtsjahres Preisstabilität fangreiche Zuflüsse, die möglicherweise im zwar etwas angezogen hat, per saldo jedoch Zusam­menhang mit den höheren Eigenkapital­ weiterhin gedämpft verläuft. Aus monetärer anforderungen (Basel III) an den Bankensektor Sicht ergeben sich mittelfristig somit keine aus- stehen. geprägten Gefahren für die Preisstabilität im Euro-Währungsgebiet. Erkennbar expansive Impulse auf die monetäre Entwicklung gingen im abgelaufenen Jahr auch

III. Wirtschaftsentwicklung in Deutschland

1. Deutliche gute oder zumindest befriedigende Wirt- Konjunkturabschwächung­ schaftslage. Zurückzuführen ist die Abschwä- chung des Wirtschaftswachstums zum einen Deutsche Die Konjunktur in Deutschland hat im Jahr 2012 auf den Abschluss des Aufholprozesses nach Konjunktur­ an Schwung eingebüßt. Das reale Brutto­ der schweren Rezession 2008/2009 und der unter dem ­Einfluss der inlandsprodukt (BIP) ist im Berichtszeitraum mit damit verbundenen Normalisierung des Expan- Finanzkrise 0,7% nur moderat gestiegen, nach sehr kräf­ sionstempos. Hinzugekommen ist als beson­ tigen Zuwächsen von 4¼% und 3% in den derer Belastungsfaktor das schwierige inter­ Jahren 2010 und 2011. Das Wirtschaftswachs- nationale Umfeld. Hierzu zählen die mit den tum blieb damit zuletzt unter der Potenzialrate, Schuldenkrisen verbundene hohe Unsicherheit die auf 1¼% geschätzt wird. Gleichwohl hat und die schweren Anpassungsrezessionen in sich die gesamtwirtschaftliche Aktivität im Kor- Teilen des Euro-Gebiets. Die deutsche Wirt- ridor der Normalauslastung bewegt, und die schaft konnte sich aufgrund ihres hohen Offen- Unternehmen meldeten überwiegend eine heitsgrades diesen Widrigkeiten trotz einer gu- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Grunddaten zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland Tabelle 4

Veränderung gegenüber Vorjahr in %

Position 2009 2010 2011 2012 Wachstum (real) 1) Private Konsumausgaben + 0,1 + 0,9 + 1,7 + 0,6 Konsumausgaben des Staates + 3,0 + 1,7 + 1,0 + 1,4 Ausrüstungen – 22,5 + 10,3 + 7,0 – 4,8 Bauten – 3,2 + 3,2 + 5,8 – 1,5 Sonstige Anlagen – 2,9 + 3,3 + 3,9 + 3,2 Inländische Verwendung – 2,5 + 2,6 + 2,6 – 0,4 Exporte 2) – 12,8 + 13,7 + 7,8 + 3,7 Importe 2) – 8,0 + 11,1 + 7,4 + 1,8 Bruttoinlandsprodukt – 5,1 + 4,2 + 3,0 + 0,7 Beitrag zum BIP-Wachstum in Prozentpunkten Inländische Verwendung (ohne Vorräte) – 1,5 + 1,9 + 2,2 + 0,2 Vorratsveränderungen – 0,7 + 0,6 + 0,2 – 0,5 Außenbeitrag – 2,9 + 1,7 + 0,6 + 1,0

Beschäftigung Erwerbstätige 3) + 0,1 + 0,6 + 1,4 + 1,1 Durchschnittliche Arbeitszeit je Erwerbstätigen – 2,7 + 1,7 – 0,0 – 0,7 Arbeitsvolumen – 2,7 + 2,3 + 1,4 + 0,4 Arbeitslose (in Tausend) 4) 3 415 3 238 2 976 2 897 desgleichen in % der zivilen Erwerbspersonen 8,1 7,7 7,1 6,8

Preise Verbraucherpreise + 0,3 + 1,1 + 2,1 + 2,0 Erzeugerpreise gewerblicher Produkte 5) – 4,2 + 1,6 + 5,7 + 2,1 Baupreise 6) + 1,2 + 0,9 + 2,9 + 2,8 Einfuhrpreise – 8,6 + 7,8 + 8,0 + 2,1 Ausfuhrpreise – 2,2 + 3,4 + 3,7 + 1,7 Terms of Trade + 6,8 – 4,0 – 4,0 – 0,4 Defl ator des Bruttoinlandsprodukts + 1,2 + 0,9 + 0,8 + 1,3

Produktivität und Lohnkosten Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigenstunde 1) – 2,5 + 1,8 + 1,6 + 0,3 Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmerstunde 3) + 3,5 + 0,3 + 2,9 + 3,1 Lohnkosten je reale Wertschöpfungseinheit in der Gesamtwirtschaft 7) + 6,2 – 1,5 + 1,2 + 2,8

Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit. 1 Preisbereinigt und verkettet (2005 = 100). 2 Waren- und Dienstleistungs- verkehr mit dem Ausland. 3 Inlandskonzept. 4 Nach Defi nition der Bundesagentur für Arbeit.5 Inlandsabsatz. 6 Eigene Berechnung unter Verwendung von Angaben des Statistischen Bundesamtes. 7 Quotient aus dem im Inland entstandenen Arbeitnehmerentgelt je Arbeit- nehmerstunde und dem realen Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigenstunde. Deutsche Bundesbank

ten strukturellen Verfassung nicht entziehen. Die deutsche Industrie, die bereits im Jahr 2011 Abschwächung Insbesondere die Unternehmensinvestitionen den Vorkrisenstand erreicht hatte, konnte im vor allem in der Industrie wurden über den Vertrauenskanal in Mitleiden- vergangenen Jahr ihre Produktion nicht weiter schaft gezogen. Hingegen profitierte der Woh- steigern. In der zweiten Jahreshälfte 2012 fiel nungsbau von der Ver­unsicherung. Der private sie sogar wieder dahinter zurück. Hierzu haben Konsum setzte seine verhaltene Aufwärtsten- die gedämpfte Auslandsnachfrage und die denz fort. Stützend erwiesen sich dabei die schwache heimische Investitionstätigkeit maß- weiter zunehmende Erwerbstätigkeit und der geblich beigetragen. Die Abkühlung der Indus- kräftige Anstieg der Effektivverdienste. Wäh- triekonjunktur strahlte auf zahlreiche Dienstleis- rend sich die binnenwirtschaftlichen Teuerungs- tungssparten aus. So wurde die Wertschöpfung impulse verstärkten, ließen die außenwirt- im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe schaftlichen nach. Der Anstieg der Verbrau- merklich verhaltener ausgeweitet. Die Unter- cherpreise, zu dem Energie und Nahrungsmittel nehmensdienstleister bekamen die Verlang­ weiterhin überproportional beitrugen, flachte samung ebenfalls zu spüren, schnitten im sek- sich ein wenig ab. toralen Vergleich aber noch gut ab. In der Bau- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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wirtschaft standen Anstößen von der Woh- Die Ausrüstungsinvestitionen wurden im Jahr Starker nungsnachfrage dämpfende Einflüsse vom 2012 erheblich zurückgenommen. Sie blieben ­Rückgang der Unternehmens­ gewerblichen und öffentlichen Bau gegenüber, um 4,8% hinter ihrem Vorjahrsvolumen zurück. investitionen sodass im Ergebnis das Aktivitätsniveau des Vor allem die erhöhte Unsicherheit infolge der Vorjahres nicht gehalten werden konnte. Der Euro-Schuldenkrise hat die Investitionsbereit- öffentliche Dienstleistungssektor expandierte schaft der Unternehmen stark belastet. Aber erneut in gemäßigtem Tempo. auch die schwächere Nachfrage im In- und Ausland spielte eine Rolle. Insbesondere in der Gespaltene Die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen Industrie sahen viele Firmen angesichts der Export­konjunktur erhöhten sich 2012 mit 3,7% deutlich verhalte- ­Abschläge bei der Auslastung der Produktions- ner als im Jahr zuvor (+ 7,8%).3) Dies lag vor anlagen und der nach unten korrigierten Ab- allem an dem spürbaren Rückgang der Liefe- satzperspektiven wenig Anlass, ihre Kapa­zitäten rungen in den Euro-Raum, in den rund zwei aufzustocken. Möglicherweise wurden Inves­ Fünftel der deutschen Exporte gehen. Erheb­ titionsprojekte aber auch nur zurückgestellt. Sie liche Einbußen waren insbesondere in Italien, könnten vergleichsweise rasch realisiert wer- Spanien, Portugal und Griechenland zu ver- den, wenn sich die Stimmung wieder verbes- zeichnen. Andererseits wurden die Exporte in sert. Die Einschränkung der Unternehmens­ Drittländer trotz sich im Jahresverlauf verlang- investitionen erstreckte sich auch auf Bauten. samender globaler Konjunktur erneut kräftig ausgeweitet. Vor allem die Geschäfte mit Kun- Hingegen sind die Aufwendungen im Woh- Lebhafter den in den USA florierten. Ausgesprochen nungsbau im Jahr 2012 mit 0,9% von einem Wohnungsbau dyna ­misch entwickelten sich auch die Ausfuh- erhöhten Niveau aus erneut gestiegen. Die ren in die OPEC-Staaten, nach Japan, Groß­ Nachfrage wurde weiterhin von den vorteilhaf- britannien, Russland und in die südostasia­ ten Finanzierungskonditionen und den zuver- tischen Schwellenländer. Die Lieferungen nach sichtlichen Einkommenserwartungen stimuliert. China haben allerdings im Vergleich zum rasan- Die Verlagerung der Bauaktivitäten auf den ten Wachstum der letzten beiden Jahre erheb- Neubau von Geschosswohnungen ist als Indiz lich an Schwung eingebüßt. Zudem stiegen die zu werten, dass auch Kapitalanlageaspekte die Ausfuhren in die mittel- und osteuropäischen Wohnungsnachfrage motiviert haben. Dem- EU-Mitgliedstaaten nur wenig. gegenüber gab es bei den Bauinvestitionen der öffentlichen­ Hand nach dem Auslaufen der Weiterhin besonders gefragt waren 2012 im während der Rezession im Winterhalbjahr Ausland Kraftwagen und Kraftwagenteile so- 2008/2009 aufgelegten Konjunkturprogramme wie Maschinen aus deutscher Produktion, einen beträchtlichen Rückpralleffekt. wenngleich nur ein moderates Absatzplus ver- zeichnet wurde. Die Hersteller von Datenver- Die privaten Verbrauchsausgaben wurden im Privater Konsum arbeitungsgeräten sowie elektronischen und Jahr 2012 preisbereinigt um 0,6% ausgeweitet. zugenommen optischen Erzeugnissen­ konnten ihren Aus- Im Vergleich zur Stimmungseintrübung bei den landsabsatz hingegen deutlich erhöhen. Beson- Unternehmen haben sich die Staatsschulden- ders stark stiegen die Exporte von Luft- und krise im Euro-Raum und die damit verbundene Raumfahrzeugen. Nur wenig wurden insge- samt die Lieferungen von Vorleistungsgütern 3 Hierbei ist zu beachten, dass der Nachweis der Aus- und ausgeweitet. Allerdings hoben sich die Aus- Einfuhren in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im Gegensatz zur Außenhandelsstatistik auch nicht grenz- landsgeschäfte der che­mischen und pharma- überschreitende Transaktionen zwischen Gebietsansässigen zeutischen Industrie positiv davon ab. Die Aus- und Gebietsfremden umfasst. Dazu gehören ebenfalls Ge- schäfte mit Strom und Gas (mit Übergabepunkt im Inland fuhren von Konsumgütern,­ die aber nur ein oder im Ausland), deren Volumen zuletzt erheblich zuge- Sechstel der Gesamtexporte ausmachen, sind nommen hat. Der Befund, dass die Ausfuhren deutlich ge- stiegen sind, ergibt sich jedoch auch aus der Außenhan- ebenfalls kräftig ­gewachsen. delsstatistik. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Gesamtwirtschaftliche Produktion und Nachfrage Schaubild 13

2005 = 100, preis- und saisonbereinigt, halbjährlich

112 log. Maßstab 110 Bruttoinlandsprodukt 108

106

104

102

100

98 % lin. Maßstab + 4 Veränderungen gegenüber Vorjahr + 2

0

– 2

– 4

– 6

log. Maßstab 140 Ausgewählte Verwendungskomponenten 130

120

110 Maßstab verkleinert 100 Unternehmens- investitionen 1)

90 Importe

80 Exporte 120 private Wohnungsbauinvestitionen 110

100

114

112

110

108

106

104 öffentliche Nachfrage 2) 102

100

98 privater Konsum

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

1 Private Investitionen in Ausrüstungen und sonstige Anlagen sowie gewerbliche Bauinvestitionen. 2 Konsumausgaben des Staates und öffentliche Bruttoanlageinvestitionen. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Verunsicherung kaum auf die Konsumdisposi- Gesundheits- und Sozialwesen am stärksten tionen der privaten Haushalte ausgewirkt. Ge- aus. Demgegenüber wurde im besonders kon- stützt wurde der private Verbrauch durch die junkturreagiblen Bereich der Leiharbeit ein Vergrößerung des Ausgabenspielraums im Rückgang verzeichnet. Andere Beschäftigungs- Zuge der verbesserten Arbeitsmarktlage und formen, vor allem geringfügige Arbeitsverhält- steigender Effektivverdienste, die den teue- nisse und Ein-Euro-Jobs, haben erneut abge- rungsbedingten Kaufkraftverlust überwog. Ins- nommen, und die konjunkturell bedingte Kurz- gesamt legte der private Konsum etwas stärker arbeit wurde im Jahresdurchschnitt weiter zu- zu als die verfügbaren Einkommen, sodass die rückgeführt. Die Zahl der Selbständigen blieb Sparquote leicht auf 10,3% zurückging. Das etwa auf dem Stand des Vorjahres. Das Arbeits- passt ins Bild einer hohen Anschaffungsneigung­ volumen erhöhte sich jedoch nur noch leicht, und optimistischer Erwartungen hinsichtlich da sich die durchschnittliche Arbeitszeit je Er- der Einkommensentwicklung. Die sehr gerin- werbstätigen verringerte, was vor allem mit gen Guthabenzinsen könnten aber auch eine dem Abbau von Arbeitszeitguthaben und Über- Rolle gespielt haben. stunden in Zusammenhang stand.

Importe wegen Im Berichtszeitraum nahmen die Einfuhren mit Der kräftige Beschäftigungsanstieg im Jahr Arbeitsangebot schwacher 1,8% nur moderat zu.4) Dies ist vor allem der 2012 wurde zu einem erheblichen Teil aus der durch Gesamt­ ­Zuwanderung nachfrage heimischen Investitionsschwäche geschuldet. Zuwanderung gespeist. Es zogen mehr Per­ ausgeweitet nur verhalten ausgeweitet Hinzu kamen vorsichtigere Vorratsdispositionen sonen als im Vorjahr zu, aber auch deutlich der Unternehmen. Positive Impulse gingen da- ­weniger Personen fort. Insgesamt dürfte der gegen aufgrund der Verflechtungen im inter- Wanderungssaldo mit rund 350 000 Personen nationalen Produktionsverbund vom Export- das bereits sehr hohe Ergebnis von 279 000 wachstum aus. In regionaler Hinsicht schnitten Personen im Jahr 2011 deutlich übertroffen die Wareneinfuhren aus der EWU insgesamt ­haben. Den bislang vorliegenden Informatio- etwas besser ab als die Importe aus Drittlän- nen zufolge entfiel mit etwa einem Drittel der dern. Damit hat Deutschland erneut einen größte Teil des Wanderungsüberschusses auf ­Beitrag zum Abbau der außenwirtschaftlichen die acht mittel- und osteuropäischen EU-Mit- Ungleichgewichte innerhalb des Euro-Raums gliedstaaten, deren Staatsangehörigen zum geleistet. Gleichwohl hat sich der Außenhan- 1. Mai 2011 die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit delsüberschuss insgesamt bei nur geringfügig gewährt worden war. Trotz noch fehlender verschlechterten Terms of Trade deutlich er- Arbeitnehmerfreizügigkeit war die Zuwande- höht. Infolgedessen stieg auch der Überschuss rung aus Rumänien und Bulgarien per saldo mit in der Leistungsbilanz um 0,8 Prozentpunkte einem Anteil von rund einem Fünftel beträcht- auf 7,0% des BIP an. lich. Zudem ist der Migrationsüberschuss gegenüber Griechenland, Italien, Spanien und Beschäftigung Die Beschäftigung ist im Jahr 2012 erneut kräf- Portugal angesichts der dort schwierigen wirt- erneut stark tig gestiegen. Die Zahl der im Inland erwerbs- schaftlichen Verhältnisse gestiegen und dürfte ­gestiegen tätigen Personen nahm um 449 000 bezie- inzwischen ebenfalls ein Fünftel des Gesamt- hungsweise 1,1% zu. Wie schon im Vorjahr ergebnisses ausmachen. wurden vor allem sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. Im Berichtszeitraum Die Arbeitslosigkeit hat sich im Berichtszeit- Arbeitslosigkeit haben 531 000 Personen mehr in einem sol- raum weiter ermäßigt, und zwar um 79 000 leicht gesunken chen Normalarbeitsverhältnis gestanden, das auf 2,90 Millionen Personen oder 6,8% der Er- entspricht einem Plus von 1,9%. Der Zuwachs werbspersonen. Allerdings war im Verlauf des fiel zahlenmäßig bei den wirtschaftlichen Dienstleistern (ohne Arbeitnehmerüberlas- 4 Dabei ging der Anstieg zum großen Teil auf den Strom- sung), im Verarbeitenden Gewerbe sowie im und Gashandel mit Übergabepunkt im Inland zurück. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Arbeitsmarkt Schaubild 14

halbjährlich

106 saisonbereinigt, 1. Hj. 2002 = 100, log. Maßstab Erwerbstätige 104

102 insgesamt 100

98

96

darunter: 94 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Tsd

lin. Maßstab + 1 2001200 Veränderung der Erwerbstätigen gegenüber Vorjahr + 800

+ 400

0

– 400

Jahreswerte Veränderung gegenüber Vorjahr nach Sektoren1) % Dienstleistungsbereich + 3 Produzierendes Gewerbe + 2

+ 1

0

– 1

– 2

– 3

Tsd

% saisonbereinigt 5 2005200

12 4 8004800 Arbeitslose 3) (rechte Skala) 11 4 4004400

10 4 0004000

9 3 6003600

8 3 2003200

2) 3) 7 Arbeitslosenquote 2 8002800 (linke Skala) 6

0

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

1 Säulenbreite proportional zu den Anteilen an den Erwerbstätigen insgesamt. 2 Arbeitslose in % der zivilen Erwerbspersonen. 3 Defini- tion der Bundesagentur für Arbeit. Ab Januar 2004 ohne Teilnehmer an Eignungsfeststellungs- und Trainingsmaßnahmen. Ab Januar 2005 einschl. erwerbsfähiger Sozialhilfeempfänger. Ab Mai 2009 ohne Personen, mit deren Vermittlung Dritte neu beauftragt wurden. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Arbeitsentgelte Schaubild 15

115

112 2005 = 100, log. Maßstab

109

106

103 Effektivverdienste 1) 100 %-Punkte 97 + 2,0 Tarifverdienste 2) + 1,5

+ 1,0 lin. Maßstab, vergrößert + 0,5 Lohndrift 3) 0

– 0,5

– 1,0

– 1,5

– 2,0

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

1 Löhne und Gehälter je Arbeitnehmer. 2 Tarifentgelte auf Monatsbasis. 3 Abweichung der Veränderungsraten zwischen Effektivver- diensten und Tarifverdiensten. Deutsche Bundesbank

Jahres ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit drift blieb nahezu neutral, da wie im Vorjahr zu verzeichnen. Die Unterbeschäftigung, die reichlich Prämien gezahlt wurden. Auf Stun- neben den Arbeitslosen­ auch die in arbeits- denbasis legten die Effektivverdienste wegen marktpolitischen Maßnahmen stehenden Per- des leichten Rückgangs der Arbeitszeit je Er- sonen einschließt, ging im Jahresdurchschnitt werbstätigen sogar um 3,3% und damit ein stärker als die registrierte Arbeitslosigkeit zu- wenig mehr als im Vorjahr zu. Wegen der kon- rück. Dies hing vor allem mit der deutlichen junkturbedingt gedrückten Produktivität stie- Rückführung der Förderung von Selbständig- gen die Lohnstückkosten im Jahr 2012 gleich- keit und der Arbeitsgelegenheiten in der Mehr- wohl mit 2,8% mehr als doppelt so stark wie aufwandsvariante (Ein-Euro-Jobs) zusammen. 2011. Infolgedessen schrumpften die Gewinn- margen im Berichtszeitraum trotz einer merk­ Effektiv­ Die Tarifentgelte wurden 2012 um 2,5% ange- lichen Verteuerung der gesamtwirtschaftlichen verdienste hoben. Der im Vergleich zum Vorjahr verstärkte Wertschöpfung um 1,3% deutlich. kräftig erhöht Anstieg spiegelte die gute Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage wider. Überwiegend wurden Der Preisauftrieb hat sich im Jahr 2012 nicht Preisauftrieb dauerhafte prozentuale Lohnanhebungen ver- mehr wesentlich abgeschwächt. Zwar fielen die leicht ­abgeschwächt einbart. Hingegen spielten pauschale Einmal- jahresdurchschnittlichen Preissteigerungsraten zahlungen kaum eine Rolle. In den Industrie- auf allen Absatzstufen geringer aus als im Jahr bereichen wurden in der Regel ein kräftiges zuvor. Dies hing aber damit zusammen, dass Entgeltplus bei eher kürzeren Vertragszeiten der Durchschnitt des Jahres 2011 noch stark und in den Dienstleistungsbranchen vornehm- von den Aufholprozessen nach der Wirtschafts- lich stufenweise moderate Lohnsteigerungen krise 2008/2009 geprägt war. Während die mit längeren Laufzeiten vereinbart. Die Lohn- Rohölnotierungen im Jahresmittel 2012 anders Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Preisentwicklung auf verschiedenen Wirtschaftsstufen Tabelle 5

Veränderungen gegenüber Vorjahr in %

2011 2012 Position 4. Vj. 1. Vj. 2. Vj. 3. Vj. 4. Vj. Einfuhrpreise 5,5 3,4 2,0 2,0 1,0 Ausfuhrpreise 2,7 2,0 1,5 1,6 1,5 Terms of Trade – 2,7 – 1,4 – 0,3 – 0,3 0,4 Gewerbliche Erzeugerpreise 4,8 3,3 2,1 1,4 1,5 Baupreise 3,1 3,2 2,8 2,6 2,5 darunter: Wohngebäude 2,9 2,8 2,7 2,5 2,5

Preise für selbstgenutztes Wohneigentum laut vdp 2,3 2,5 3,5 2,7 3,4 Verbraucherpreise 2,2 2,2 1,9 2,1 2,0 davon: Energie 10,1 7,3 4,9 6,3 4,4 davon: Mineralölprodukte 9,8 7,6 4,0 7,0 3,9 Gas, Strom und Umlagen 7,6 5,8 5,4 5,1 4,3 Nahrungsmittel 2,5 3,3 3,1 3,0 4,1 gewerbliche Waren (ohne Energie) 1,1 1,2 1,4 1,1 1,3 Dienstleistungen (ohne Mieten) 1,0 1,3 1,2 1,3 1,7 Wohnungsmieten 1,3 1,3 1,2 1,2 1,2 Nachrichtlich: Defl ator des Bruttoinlandsprodukts 0,8 1,2 1,2 1,4 1,5 Defl ator der inländischen Verwendung 1,7 1,7 1,5 1,7 1,7 Defl ator importierter Waren und Dienstleistungen 3,7 2,2 1,7 1,7 1,3

Deutsche Bundesbank

als in den Jahren unmittelbar zuvor kaum an- 2012 in nationaler Abgrenzung (VPI) um 2,0% gestiegen sind, wertete der Euro gegenüber und in der harmonisierten Definition (HVPI) um dem US-Dollar spürbar ab. Dies wirkte sich bei 2,1% und damit etwas weniger stark als im Jahr Energie auf allen Absatzstufen preissteigernd zuvor. Zu Jahresbeginn 2013 ermäßigten sich aus. Besonders stark war der Effekt bei den Ein- die Vorjahrsraten auf 1½% (VPI) beziehungs- fuhren. Da sich andere importierte Waren aber weise 1¾% (HVPI). nur moderat verteuerten, hielt sich der Anstieg der Einfuhrpreise insgesamt in recht engen Der kräftige Preisauftrieb für Wohnimmobilien Anhaltender Grenzen. Ähnliches galt auch für die Preise der setzte sich im Berichtszeitraum fort. So ist der Anstieg­ bei Immobilien­ Industrie im Inlandsabsatz. Im Auslandsabsatz Häuserpreisindex für 125 Städte – berechnet preisen konnte die Industrie zwar Preisanhebungen auf Basis von Angaben der BulwienGesa AG – durchsetzen. Sie blieben wegen der geringeren im Jahr 2012 mit 5¼% praktisch genauso Bedeutung der Energie jedoch hinter der Erhö- ­kräftig wie im Jahr zuvor gestiegen. Nach hung der Einfuhrpreise zurück, sodass sich die ­Angaben des Verbandes deutscher Pfandbrief- Terms of Trade geringfügig verschlechterten. banken (vdp) lagen die Preise für selbst­ Auf der Verbraucherstufe schlug neben dem genutztes Wohneigentum um 3% über dem weiterhin kräftigen Anstieg der Energiepreise Vorjahrs­stand. Wie schon 2010 und 2011 fielen – der allerdings nur etwa halb so stark ausfiel die Preisanhebungen bei Eigentumswohnun- wie im Jahr zuvor – eine spürbare Verteuerung gen in Ballungsräumen weit überdurchschnitt- von Nahrungsmitteln zu Buche. Der Preis­ lich aus, da diese Objekte auch wegen fehlen- anstieg bei anderen Waren sowie Dienstleistun- der rentabler oder als sicher empfundener gen verstärkte sich merklich. Im Jahresdurch- Anlage­alternativen weiterhin sehr begehrt schnitt erhöhten sich die Verbraucherpreise ­waren. Demgegenüber blieb der Preistrend bei Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Wohnimmobilien in ländlichen Gebieten nach Die staatliche Einnahmenquote nahm spürbar Einnahmen- wie vor moderat. Die Erstellung von Wohn­ um 0,6 Prozentpunkte auf 45,2% zu. Aus- quote steigt wegen immobilien verteuerte sich ähnlich stark wie im schlaggebend war dabei, dass der Anstieg der dynamischer Entwicklung Vorjahr. Die Mieten in Neuverträgen ­zogen den Steuereinnahmen deutlich stärker ausfiel, als es des Steuerauf- Schätzungen der BulwienGesa AG zufolge die üblicherweise verwendete makroökono­ kommens und günstiger ebenfalls spürbar an. Demgegenüber setzte mische Bezugsgröße hätte erwarten lassen. Wachstums- sich bei den Wohnungsmieten insgesamt – wie Hinzu kam eine günstige Wachstumsstruktur, struktur sie im Verbraucherpreisindex erfasst wer­ den – welche die für die Steuern und Sozialbeiträge die verhaltene Aufwärtstendenz fort. wichtigen makroökonomischen Aggregate stärker steigen ließ als das BIP im Nenner der Quote. Rechtsänderungen verringerten die 2. Im Jahr 2012 staatlicher Quote geringfügig, vor allem aufgrund der Ab- Gesamthaushalt leicht senkung des Rentenbeitr­ agssatzes. Dem stand im Plus, aber Anstieg aber eine Quoten­erhöhung durch den Fiscal drag in etwa gleichem Umfang gegenüber. der hohen ­Schuldenquote

Staatlicher Der staatliche Gesamthaushalt hat im Jahr 2012 Die Ausgabenquote ist leicht auf 45,0% zu- Ausgabenquote Gesamthaushalt mit einem leichten Plus von 0,2% des BIP ab- rückgegangen (2011: 45,3%). Neben niedrige- leicht rückläufig 2012 mit kleinem Über- geschlossen (2011: Defizitquote von 0,8%). Da- ren Zinsausgaben trug hierzu auch bei, dass die schuss, aber Wiederanstieg bei wurde ein immer noch spürbares Defizit bei Arbeitsmarktausgaben weiter sanken und Kon- der bereits den Gebietskörperschaften durch einen Über- junkturstützungsmaßnahmen im Zusammen- hohen Schulden- quote schuss der Sozialversicherungen verdeckt. Die hang mit der Finanz- und Wirtschaftskrise konjunkturelle Verlangsamung schlug sich noch 2008/2009 ausliefen. Diese Faktoren über­ nicht in den Staatsfinanzen nieder, da die hier- wogen insbesondere die Belastungen durch für wichtige Entgelt- und Arbeitsmarktentwick- Vermögenstransfers im Zuge der WestLB-Auf- lung im Jahresdurchschnitt stabil war. Die Sal- lösung. doverbesserung ging zum einen darauf zurück, dass das Steueraufkommen erneut deutlich Das Defizit der Gebietskörperschaften in der Haushaltslage stärker zunahm als sich rechnerisch aus der haushaltsmäßigen Abgrenzung ist von 24½ der Gebiets- körperschaften Konjunktur ergibt. Zum anderen stiegen die Mrd € im Jahr 2011 wohl nur moderat zurück­ zwar verbessert, aber beim Bund konjunkturbereinigten Ausgaben nur mäßig. gegangen und dürfte 2012 weiter oberhalb verzerrter Die Zinsausgaben sanken angesichts der weiter von 20 Mrd € gelegen haben. Die Kernhaus- ­Ausweis der strukturellen sehr vorteilhaften Finanzierungskonditionen so- halte der Länder und Gemeinden konnten die Neuverschul­ gar. Insgesamt waren die Bedingungen für die Defizite im vergangenen Jahr ausgehend von dung 2012 Staatsfinanzen damit günstig. Nach Abzug der 12 Mrd € voraussichtlich zwar mehr als halbie- konjunkturellen Effekte dürfte noch ein – wenn ren. Im Haushalt des Bundes war aber ein Wie- auch begrenztes – Defizit bestehen. Für die deranstieg auf 23 Mrd € zu verzeichnen. Das Schuldenquote liegen noch keine Jahresergeb- Soll des erst im November 2012 verabschiede- nisse vor. Sie erhöhte sich von dem mit 80,5% ten zweiten Nachtrags wurde damit gleichwohl bereits sehr hohen Vorjahrsniveau aus bis zum deutlich um 5½ Mrd € unterschritten, was Ende des dritten Quartals wieder auf 81,7%, nicht zuletzt auf niedriger als geplanten arbeits- und zum Jahresende zeichnet sich eine ähn­ marktbedingten Ausgaben sowie Zinsaufwen- liche Größenordnung ab. Ursächlich für den Anstieg sind per saldo die Stützungsmaßnah- 5 Quotensenkend wirkten dagegen der kleine Überschuss men im Rahmen der EWU von insgesamt rund und das BIP-Wachstum im Nenner. Darüber hinaus kam es zu verschiedenen finanziellen Transaktionen bei den dem 45 Mrd € (EFSF-Hilfskredite, ESM-Kapitalzufüh- Staatssektor zugerechneten Abwicklungsbanken (beschleu- rung).5) nigter Abbau bestehender Portfolios einerseits und weitere Übernahme von Verbindlichkeiten sowie Forderungen im Zuge der WestLB-Abwicklung andererseits). Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Kennziffern der öffentlichen Haushalte *) Schaubild 16

in % des Bruttoinlandsprodukts

49 Ausgabenquote 48

47

46

45 Einnahmenquote

44

43

42 Abgabenquote 1) 41

40

39

Defizitquote 4

3

2

1

0

– 1 2) 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

* Staatssektor in der Abgrenzung der VGR. 1 Steuern und Sozialbeiträge zzgl. Zöllen und Mehrwertsteueranteil der EU. 2 Ohne Berücksichtigung der außerordentlich hohen Erlöse aus der UMTS-Versteigerung (2,5 % des BIP). Deutsche Bundesbank

dungen gründete. Im Vorjahrsvergleich stieg 0,35% des BIP. Allerdings unterzeichnet nicht das Steueraufkommen des Bundes um 3%. Die zuletzt der im Rahmen einer vereinfachten Kon- Ausgaben wuchsen vor allem durch hohe junkturbereinigung zum Haushaltsabschluss in Kapital­einzahlungen beim ESM, aber auch bei Abzug gebrachte sehr hohe negative zyklische der EIB spürbar um insgesamt 3½%. Im Rah- Effekt von 7 Mrd € den tatsächlich noch ver- men der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnun- bliebenen Anpassungsbedarf beim Bundes- gen (VGR) werden diese Einzahlungen als haushalt spürbar. Die Extra­haushalte des Bun- finanziel­ le Transaktionen klassifiziert und wir- des (ohne die Bad Banks) schlossen das Jahr ken sich damit nicht auf das ­Defizit aus. Die 2012 mit einem Plus von 2½ Mrd € ab, nach strukturelle Nettokreditaufnahme des Bundes einem hohen Überschuss von 6 Mrd € im Vor- wurde Mitte Januar vom Bundesfinanzminis­ jahr, der durch eine (ebenfalls in den VGR nicht terium mit 0,32% des BIP (8 Mrd €, nach defizitrelevante) hohe Kapital­rückzahlung an 20½ Mrd € im Jahr davor) ausgewiesen und den Sonderfonds Finanz­marktstabilisierung er- ­damit etwas niedriger als die erst ab dem Jahr zielt wurde. 2016 ­geltende Grenze der Schuldenbremse von Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Der Staat in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen *) Tabelle 6

2010 2011 2012 ts) Position 2010 2011 2012 ts) Veränderung gegenüber Vorjahr in Mrd € in % Ausgaben 1 191,0 1 174,5 1 189,9 4,0 – 1,4 1,3 darunter: Sozialleistungen 633,0 633,3 644,9 1,6 0,0 1,8 Arbeitnehmerentgelte 195,3 199,7 203,2 2,3 2,3 1,8 Zinsen 63,4 65,9 65,0 – 0,3 3,9 – 1,3 Bruttoinvestitionen 41,9 42,7 39,5 0,8 2,0 – 7,5 Nachrichtlich: Alterssicherung 1) 304,0 306,7 312,6 1,5 0,9 1,9 Gesundheit 2) 180,0 185,0 191,1 2,8 2,8 3,3

Einnahmen 1 087,4 1 154,9 1 194,1 1,5 6,2 3,4 darunter: Steuern 548,8 589,5 618,7 0,2 7,4 4,9 Sozialbeiträge 421,1 436,9 448,7 2,5 3,7 2,7

in Mrd € Saldo – 103,6 – 19,7 4,2 – 30,6 83,9 23,9

Nachrichtlich „Maastricht-Abgrenzung“: in % Schuldenstand 3) 2 059,0 2 088,0 … 16,4 1,4 …

in % des BIP in Prozentpunkten Schuldenstand 3) 82,5 80,5 … 8,0 – 1,9 … Finanzierungssaldo 4) – 4,1 – 0,8 0,2 – 1,1 3,4 0,9

* Gemäß ESVG 1995. 1 Insbesondere Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung und Pensionen. 2 Ausgaben der gesetzlichen Kran- kenversicherung und Beihilfe. 3 Ergebnisse für das Jahresende 2012 liegen noch nicht vor. Zum Ende des dritten Quartals 2012 belief sich der Schuldenstand auf 2 150,5 Mrd € und die Quote auf 81,7% des BIP. 4 Im Unterschied zum Finanzierungssaldo in den VGR wird der Saldo in der „Maastricht-Abgrenzung“ unter Berücksichtigung der Zinszahlungen aus Swapgeschäften und Forward Rate Agreements berechnet. Deutsche Bundesbank

Haushalte Die Sozialversicherungen verzeichneten im Jahr Bereits im laufenden Jahr dürfte sich gesamt- Ausblick: 2013 der Sozial­ 2012 nochmals einen sehr hohen Überschuss staatlich wieder ein Defizit ergeben. Dafür ist wohl wieder versicherungen ­Defizit vor nochmals von 16 Mrd €. Maßgeblich hierfür waren die wesentlich, dass aus heutiger Sicht mit dem allem wegen mit hohem Konjunktur­ Überschuss deutlichen Entgeltsteigerungen und der wei- Abbau der im vergangenen Jahr noch positiven verlangsamung, tere Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Konjunkturkomponente zu rechnen ist. Der um aber rückläufige Beschäftigung. In der Krankenversicherung konjunkturelle Einflüsse bereinigte Saldo dürfte Schuldenquote kam es von dem außerordentlich hohen sich demgegenüber nur wenig ändern. Zwar ist Vorjahrsniveau­ aus lediglich zu einem leichten der Rentenbeitragssatz zu Jahresbeginn deut- Rückgang des Überschusses. Die Entwicklung lich gesenkt worden, was die staatlichen Ein- war hier in erster Linie deshalb besser als ge- nahmen drückt. Allerdings dürften die güns­ plant, weil sich die Ausgaben schwächer ent- tigen Finanzierungskonditionen bei den Zins- wickelten. Die gesetzliche Rentenversicherung ausgaben weiter entlastend wirken. Bei der übertraf trotz der Senkung des Beitragssatzes Schuldenquote ist ein Rückgang angelegt, da um 0,3 Prozentpunkte zu Jahresbeginn und der die staatlichen Bad Banks ihre Verbindlichkeiten stärkeren Rentenanpassung zur Jahresmitte (und Risikoforderungen) verringern­ dürften und (West: + 2,18%, Ost: + 2,26%) ihren hohen das Haushaltsdefizitim Vergleich zum nomina- Vorjahrs­überschuss etwas. Bei der Bundes- len BIP-Wachstum aus heutiger Sicht niedrig agentur für Arbeit wurde der Überschuss sogar ausfallen sollte. Anders als im Vorjahr dürften kräftig ausgeweitet, was insbesondere auf diese Faktoren gewichtiger sein als derzeit kon- einen weiteren Rückgang bei den Maßnahmen kretisierte Belastungen im Zusammenhang mit der aktiven Arbeitsmarktpolitik zurückzuführen der Stabilisierung der EWU und einer etwaigen war. In der sozialen Pflegeversicherung wurde Stützung deutscher Finanzinstitute.­ Die Un­ nur noch ein kleiner Überschuss erzielt. sicherheit ist allerdings nicht zuletzt aufgrund Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Haushaltsentwicklung der Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen *) Tabelle 7

2010 ts) 2011 ts) 2012 ts) 2010 ts) 2011 ts) 2012 ts) Position in Mrd € Veränderung gegenüber Vorjahr Gebietskörperschaften 1) in % Ausgaben 732,7 737,2 747,5 1,6 0,6 1,5 darunter: Bund (Kernhaushalt) 332,4 324,8 335,5 4,8 – 2,3 3 Länder (Kernhaushalte) 286,7 296,7 298 0,0 3,5 0,5 Einnahmen 650,5 712,4 725 3,0 9,5 1,5 darunter: Steuern 530,6 573,4 601 1,3 8,1 5

in Mrd € Saldo – 82,2 – 24,7 – 23 7,3 57,5 2 darunter: Bund (Kernhaushalt) – 44,4 – 17,7 – 23 – 9,9 26,7 – 5 Länder (Kernhaushalte) – 20,8 – 10,2 – 5,5 6,3 10,5 4,5

Sozialversicherungen in % Ausgaben 513,0 511,8 520 1,4 – 0,2 1,5 Einnahmen 516,9 526,5 536 5,1 1,9 2

in Mrd € Saldo 3,8 14,6 16 17,8 10,8 1,5 darunter: Rentenversicherung 2,0 4,7 5 1,9 2,7 0,5 Krankenversicherung 3,7 9,2 8,5 4,9 5,5 – 0,5 Bundesagentur für Arbeit – 2,6 0,4 3 10,9 3,0 2,5

* Die hier verwendete fi nanzstatistische (im wesentlichen haushaltsmäßige) Darstellung weicht von der Systematik des Staatskontos der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ab. 1 Ohne Bad Banks. Deutsche Bundesbank

der andauernden europäischen Schuldenkrise So stieg insbesondere die Geldvermögensbil- … insbesondere erheblich. dung des Staates deutlich an. Dieser erhöhte beim Staat, … seine Finanzaktiva per saldo um knapp 89 Mrd € und legte damit netto gut 76 Mrd € mehr an 3. Vermögensbildung Finanzmitteln an als im Vorjahrszeitraum. Ver- und Finanzierung antwortlich dafür war insbesondere eine er- hebliche Zunahme der Kreditvergabe, die von Deutlicher Gemäß den Angaben der Finanzierungsrech- knapp 2 Mrd € auf rund 48 Mrd € zulegte. Dies Anstieg­ der nung ist die Geldvermögensbildung der inlän­ ist im Wesentlichen auf den Anteil Deutsch- Geld­vermögens­ bildung im dischen nichtmonetären Sektoren in den ersten lands an der Kreditvergabe der Europäischen Vergleich­ zum Vorjahrs­ drei Quartalen des Jahres 2012 gegenüber dem Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) sowie auf zeitraum … ent ­sprechenden Vorjahrszeitraum spürbar ge- die Übertragung weiterer Aktiva auf die Erste stiegen.6) Sie belief sich auf 537 Mrd €, ver­ Abwicklungsanstalt (EAA) im Zuge der WestLB- glichen mit 451 Mrd € im Vorjahr. Dieser An- Abwicklung zurückzuführen. Letzteres hat stieg ist auf eine höhere Geldvermögensbildung­ unter anderem zu umfangreichen Mittelzuflüs- des Staates, der nichtfinanziellen Kapitalgesell- sen bei den Bankeinlagen (einschl. Bargeld) schaften sowie der privaten Haushalte zurück- ­geführt, die mit 29 Mrd € um 9 Mrd € stärker zuführen; die finanziellen Kapitalgesellschaften dotiert wurden als im ohnehin starken Vor- (ohne monetäre Finanzinstitute: MFIs) reduzier- jahrszeitraum. ten hingegen ihre Geldvermögensbildung im Vergleich zum Vorjahr.

6 Die Daten der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrech- nung liegen bis zum dritten Quartal 2012 vor. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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… aber auch Auch die Geldvermögensbildung der nicht­ gen. Im Gegensatz zum Vorjahr verzeichneten bei den nicht- finanziellen Kapitalgesellschaften legte zu und nicht nur die langfristigen Termin- und Sparein- finanziellen Kapitalgesell- belief sich auf per saldo 149 Mrd €, gegenüber lagen, sondern auch die kurzfristigen Termin- schaften und privaten Haus- 127 Mrd € im entsprechenden Vorjahrszeit- einlagen Abflüsse zugunsten eines starken halten raum. Die Dynamik bei den einzelnen Finanz- ­Anstiegs der Sichteinlagen. Diese Portfolio­ instrumenten fiel jedoch unterschiedlich aus. umschichtungen gingen insbesondere auf die Während etwa die sonstigen Forderungen, zu Anlageentscheidungen privater Haushalte und denen auch Handels- und Lieferantenkredite nichtfinanzieller Unternehmen zurück. Die gehören, zulegten, kam es im Bereich der ­damit zum Ausdruck kommende hohe Liqui­ Kredit­forderungen innerhalb des Unterneh- ditätspräferenz und Risikoaversion dürften menssektors zu einem spürbaren Rückgang. unter anderem auf das historisch niedrige Zins- Letzteres dürfte zum einen mit der schwäche- umfeld, vor allem bei den Termineinlagen, so- ren Entwicklung der Gewinne – eine wichtige wie die allgemeine Unsicherheit im Rahmen der Grundlage der konzerninternen Finanzierung – Schuldenkrise in Europa zurückzuführen sein. zusammenhängen. Ein weiterer Grund könnte Der Trend zu liquideren Einlageformen zeigte darin liegen, dass nichtfinanzielle Unternehmen sich im Berichtsjahr auch bei finanziellen Kapi- sich aufgrund der günstigen Finanzierungskon- talgesellschaften (ohne MFIs), welche in gro- ditionen verstärkt über Bankkredite finanzier- ßem Umfang langfristige Termineinlagen und ten. Schließlich legte auch die Geldvermögens- weniger stark auch kurzfristige Termineinlagen bildung der privaten Haushalte leicht zu. In den abbauten und durch den Aufbau von Sicht­ ersten drei Quartalen 2012 wurden Finanztitel einlagen teilweise substituierten. Dabei fiel im Umfang von per saldo knapp 121 Mrd € ­allerdings der Einlagenabbau für diesen Sektor erwor­ben, 8 Mrd € mehr als im entsprechen- weitaus höher aus als die Zuflüsse in kurz­ den Vorjahrszeitraum. Zuflüsse gab es mit fristige Einlagen, sodass per saldo ein Mittel­ 63 Mrd € vor allem bei den Bankeinlagen abzug resultierte. (einschl. Bargeld) sowie mit 47 Mrd € bei den Forderungen gegenüber Versicherungen. Wert- Neben dem fortgesetzten Aufbau von Bank­ Vermögens- papiere wurden hingegen im Umfang von einlagen weiteten die inländischen nichtmone- bildung der Nichtbanken am netto 13 Mrd € verkauft. tären Sektoren im vergangenen Jahr auch ihr Kapitalmarkt Engagement an den Kapitalmärkten deutlich Geldvermögens- Demgegenüber fiel die Geldvermögensbildung aus. Im Zentrum des Interesses standen dabei bildung der finanziellen Kapitalgesellschaften (ohne Anlagen in Investmentfonds. So erwarben in- finanzieller Kapitalgesell- MFIs) schwächer aus. Sie erwarben Finanztitel ländische Anleger 2012 für 119 Mrd € Fonds- schaften (ohne MFIs) schwächer im Wert von insgesamt 178 Mrd €, knapp anteile, nach 45 Mrd € im Jahr 2011. Gefragt 20 Mrd € weniger als im vergleichbaren Vor- waren dabei vor allem Spezialfonds, die Mittel jahrszeitraum. für institutionelle Investoren, also beispiels- weise Versicherungen, Pensionskassen, kirch­ Anhaltender Insgesamt entfiel ein Gutteil der Geldvermö- liche Verbände oder Stiftungen, verwalten. Zu- Trend zu gensbildung der inländischen nichtmonetären dem kam es im Jahr 2012 zu einer Ausweitung kürzerfristigen Einlageformen Sektoren auf die bei Banken gehaltenden des Engagements in Rentenwerten um 56½ ­Depositen. So stiegen die Einlagen dieser Mrd €. Dabei erwarben die nichtmonetären ­Sektoren bei deutschen Banken 2012 insge- Sektoren im Berichtsjahr per saldo ausschließ- samt per saldo um 59 Mrd € beziehungsweise lich ausländische Schuldverschreibungen. Einen um 2%; die Einlagendynamik war damit spür- Großteil der Käufe haben Kapitalanlagegesell- bar schwächer als im Vorjahr (95 Mrd € bzw. schaften getätigt. Der Aktienerwerb fiel mit 3½%). Wie schon 2011 war die Einlagenent- 7½ Mrd € dagegen deutlich niedriger aus wicklung insbesondere von der hohen Nach- ( ­Vorjahr: 30 Mrd €). Auch hier lag das Interesse frage nach kurzfristigen Einlageformen getra- vor allem bei ausländischen Werten. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Zunahme Auf der Passivseite lag das Volumen der Außen- kredite entgegen. Der Anstieg der Buchkredite der externen finanzierung der inländischen nichtmonetären an den Privatsektor resultierte aus einer erwei- Mittelaufnahme des Staates Sektoren gemäß den Angaben der Finanzie- terten Buchkreditvergabe an nichtfinanzielle und privater Haushalte rungsrechnung in den ersten drei Quartalen Kapitalgesellschaften und private Haushalte, 2012 bei knapp 380 Mrd € und fiel damitetwas ­ während Ausleihungen an finanzielle Unter- höher aus als im entsprechenden Vorjahrszeit- nehmen nur marginal zulegten (siehe Schaubild raum (360 Mrd €). Eine stärkere Nachfrage auf S. 67).7) Dieser leichte Anstieg beschränkte nach Finanzierungsmitteln gab es insbesondere sich weitestgehend auf sonstige Finanz­ins­ vonseiten des Staates. Dessen Mittelaufnahme titute, die Kreditbestände von Ver­sicherungs­ summierte sich netto auf knapp 85 Mrd € und unternehmen und Pensionsfonds hingegen bestand vor allem in der Emission langfristiger blieben annähernd unverändert. festverzinslicher Wertpapiere. Auch die priva- ten Haushalte fragten mit per saldo 12 Mrd € Der Zuwachs bei den Buchkrediten an nicht­ Positive Buch- mehr externe Mittel nach als im Jahr zuvor finanzielle Unternehmen fand überwiegend im kreditdynamik durch nicht- (8 Mrd €). Die Finanzierung fand dabei primär langfristigen Laufzeitsegment statt. Getragen finanzielle in Form von Wohnungsbaukrediten statt, was durch die Kreditvergabe von Sparkassen und Unternehmen … mit der recht dynamischen Entwicklung auf Genossenschaftsbanken, wuchsen die Auslei- den Immobilienmärkten zusammenhängen hungen an diesen Sektor mit 1,7% etwas stär- dürfte. ker als im Vorjahr (1,3%). Vor dem Hintergrund der schwachen Entwicklung der Ausrüstungs- Außen- Die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen investitionen deutet dies auf ein verändertes finanzierung von Kapitalgesellschaften ging hingegen zurück. Sie Finanzierungsverhalten hin, was im Zusammen- Unternehmen und finanziellen betrug im Berichtszeitraum knapp 115 Mrd € hang mit den günstigeren Kreditzinsen stehen Kapitalgesell- schaften (ohne und lag damit unter dem Niveau des ent­ könnte. MFIs) schwächer sprechenden Vorjahrszeitraums (134 Mrd €). Die Fristigkeitsstruktur verschob sich dabei Neben den Buchkrediten an nichtfinanzielle … und private leicht in Richtung längerfris­tiger Finanzierung. Unternehmen weiteten deutsche Banken im Haushalte ­getragen Darüber hinaus änderte sich die Gläubiger- Berichtsjahr auch ihre Buchkreditvergabe an struktur zugunsten von Banken; Nichtbanken inländische­ private Haushalte aus. Dabei be- trugen zwar weiterhin zur Finanzierung bei, schleunigte sich das Wachstum der Ausleihun- ­jedoch in deutlich geringerem Ausmaß als noch gen im Vergleich zum Vorjahr um 70 Basis- im Jahr 2011. Auch die Mittelaufnahme der punkte auf 1,4%. Zu dem erneuten Anstieg der finanziel­ len Kapitalgesellschaften (ohne MFIs) Buchkredite trugen insbesondere Genossen- ging zurück. Mit per saldo 169 Mrd € fiel schaftsbanken, Regionalbanken und Sparkas- sie rund 20 Mrd € niedriger aus als im ent­ sen bei. Wie schon 2011 war die Zunahme fast sprechenden Vorjahrszeitraum. ausschließlich auf die Wohnungsbaukredite zu- rückzuführen, deren Wachstum sich erneut er- Kreditgeschäft Das Kreditgeschäft (Buch- und Wertpapier­ kennbar erhöhte. Insbesondere in der zweiten deutscher kredite) deutscher Banken mit inländischen Jahreshälfte legten die Ausleihungen in diesem Banken im ­Inland erholt Nichtbanken erholte sich im Berichtsjahr nach Bereich noch einmal merklich zu, sodass für sich einem deutlichen Rückgang im Vorjahr. Der 2012 mit einer Jahreswachstumsrate von 1,9% moderate Zuwachs von 1,1% ging gleicher­ der höchste Anstieg seit 2004 zu verzeichnen maßen auf eine Zunahme der Kredite an den war. Im Gegensatz dazu entwickelten sich die Privat­sektor wie auch an öffentliche Haushalte zurück. Dabei waren die Wertpapierkredite an 7 Wie auch für den Euro-Raum wird für Deutschland die den inländischen Privatsektor wie schon in den Kreditvergabe der Banken an finanzielle Unternehmen für vergangenen zwei Jahren rückläufig und wirk- den Zeitraum ab Juni 2010 um Reverse-Repo-Geschäfte mit zentralen Gegenparteien bereinigt. Für weitere Details ten somit dem deutlichen Zuwachs der Buch- siehe S. 50. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Buchkredite deutscher Banken nach ausgewählten inländischen Sektoren Schaubild 17

saisonbereinigt, Monatsendstände

+ 4,5 Wachstumsrate 1) in % + 4,0 Wachstumsbeiträge in %-Punkten

Private Haushalte + 3,5 Finanzielle Unternehmen 2) + 3,0 Nichtfinanzielle Unternehmen 3)

+ 2,5

+ 2,0

+ 1,5

+ 1,0

+ 0,5

0

– 0,5

– 1,0

– 1,5

2008 2009 2010 2011 2012 2013

1 Veränderungsrate gegenüber Vorjahr. 2 Ab Juni 2010 um Reverse-Repogeschäfte mit zentralen Gegenparteien bereinigt. 3 Nicht- finanzielle Kapitalgesellschaften und Quasi-Kapitalgesellschaften. Deutsche Bundesbank

Konsumentenkredite mit einem Zuwachs von den befragten Bankmanagern spürbar ausge- 0,3% noch einmal etwas schwächer als im Vor- weitet. Die Maßstäbe für die Mittelvergabe an jahr, während die sonstigen Kredite nach einem private Haushalte entwickelten sich im Wesent- Rückgang 2011 wieder leicht anstiegen. lichen analog zum Firmenkundengeschäft. Nur die Margen für durchschnittlich riskante Auslei- Kreditangebots- Nach den Ergebnissen der Umfrage zum Kredit- hungen in diesen beiden Segmenten wurden bedingungen geschäft (Bank Lending Survey) für Deutsch- zu Beginn des Jahres zunächst noch weiter ver- wieder leicht ­anziehend … land zogen die Kreditstandards im Geschäft mit engt, bevor dieser Trend im Laufe des Jahres nichtfinanziellen Unternehmen im Jahr 2012 bei den Wohnungsbaukrediten zum Stillstand wieder leicht an, verblieben allerdings weiter- kam und sich bei Ausleihungen zu Konsum- hin auf einem niedrigen Niveau (siehe Schau- zwecken umkehrte. bild auf S. 68). Kleine und mittlere Unterneh- men profitierten dabei jedoch in der ersten Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten … bei Jahreshälfte unter anderem aufgrund der entwickelte sich im Jahr 2012 bei den an der ­rückläufiger Nachfrage durch Konkurr­enzsituation der Kredit vergebenden Umfrage teilnehmenden Banken leicht rück­ Unternehmen und hohem Banken untereinander noch von geringfügigen läufig, da die Unternehmen unter anderem ­Bedarf an Lockerungen der Kreditvergaberichtlinien. Das Möglichkeiten zur Innenfinanzierung nutzten. Wohnungs­ Gesamtgeschäft mit Unternehmen wurde aber Wohnungsbaukredite hingegen waren auf- baukrediten von restriktiven Faktoren dominiert, hier führ- grund der weiterhin guten Aussichten auf dem ten vor allem die Eigenkapitalkosten sowie die Wohnungsmarkt und des hohen Verbraucher- Risikoeinschätzung der Institute zu leichten vertrauens auch im Jahr 2012 stark nach­ Verschärfungen der Kreditstandards. Auch die gefragt, was die Angaben hinsichtlich des An- Margen für Unternehmenskredite wurden laut stiegs der ausgegebenen Kredite für diesen Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Bank Lending Survey Schaubild 18 Umfrage zum Kreditgeschäft in Deutschland

Veränderungen Veränderungen der Kreditrichtlinien der Margen für Kredite 1)... % („credit standards“) für die 1) % Gewährung von Krediten ...... an Unternehmen + 60 + 100 ... an Unternehmen + 50 risikoreichere Kredite + 80

+ 40 + 60 + 30 + 40 + 20 + 20 + 10 2) 0 0 – 20 – 10 – 40 – 20 durchschnittliche Kredite – 60 ... an private Haushalte

– 80 + 40 Wohnungsbaukredite

+ 30 ... an private Haushalte 2) + 20 Wohnungsbaukredite + 80

+ 10 + 60

0 + 40

– 10 + 20

– 20 0

– 30 – 20 – 40 – 40

Konsumentenkredite – 60 + 30

+ 20 Konsumentenkredite + 40 + 10 2) + 20 0

0 – 10

– 20 – 20

– 30 – 40

– 40 – 60

2002 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 2012

1 Saldo aus der Summe der Angaben „deutlich verschärft“ und „leicht verschärft“ und der Summe der Angaben „etwas gelockert“ und „deutlich gelockert“ in % der gegebenen Antworten. 2 Erwartungen für das 1. Vj. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Verwendungszweck stützt. Demgegenüber be- Einlagen – um 99 Mrd € reduzierten (2011: richteten die Interviewpartner von einer weit- – 47 Mrd €). Im Vordergrund standen erneut gehend stagnierenden Nachfrage nach Kon­ Nettotilgungen der flexibel gestaltbaren Sons­ sumentenkrediten. tigen Bankschuldverschreibungen (51½ Mrd €) sowie Öffentlicher Pfandbriefe (40½ Mrd €). Unternehmen Die Angaben der im Bank Lending Survey Aber auch Hypothekenpfandbriefe und Schuld- berichten befrag­ten Banken hinsichtlich ihrer Vergabe­ verschreibungen der Spezialkreditinstitute wur- über gute Finanzierungs- kon­ditionen für Unternehmenskredite werden den netto getilgt (4 Mrd € bzw. 2½ Mrd €). bedingungen von Umfragen unter nichtfinanziellen Unter- Der Umlauf Öffentlicher Pfandbriefe sinkt nehmen bezüglich ihres Zugangs zu Bank­ ­bereits seit Jahren, da sich staatliche Stellen krediten gestützt. So bewegte sich beispiels- weniger über Bankkredite finanzieren und sich weise die Kredit­hürde des ifo Instituts das ge- wichtige Emittenten aus dem Markt zurück­ samte Jahr 2012 über auf historisch niedrigem gezogen haben. Die Nachfrage nach Sonstigen­ Niveau. Analog zu den Angaben der Bank­ Bankschuldverschreibungen, die häufig mit manager im Bank Lending Survey berichteten derivativen­ Elementen ausgestattet sind, hat jedoch auch die Unternehmen in der zweiten während der Finanzkrise deutlich nach­gelassen. Jahreshälfte von tendenziell etwas verschlech- terten Finanzierungsbedingungen. Dennoch ist Die Unternehmen tilgten am inländischen Kapi- Nettotilgungen beiden Umfragen zufolge die Unternehmens­ talmarkt Papiere in Höhe von 8½ Mrd €. Dies von Unternehmens­ finanzierung in Deutschland trotz der Staats- ist im Ergebnis ausschließlich auf sonstige anleihen schuldenkrise und der negativen Auswirkungen Finanz­institute zurückzuführen, die ihre Kapital- auf die Kreditvergabe in den meisten anderen marktverschuldung um 30 Mrd € reduzierten Ländern des Euro-Währungsgebiets weitge- (nach 6½ Mrd € im Jahr 2011). Insbesondere hend unbeeinträchtigt. zu Beginn der Finanzkrise, in den Jahren 2008 bis 2010, hatten diese in größerem Umfang Bankzinsen Vor dem Hintergrund stark rückläufiger Re­ Schuldverschreibungen emittiert. Zum Teil ebenfalls auf finanzierungskosten deutscher Banken sanken ­handelte es sich dabei um Verbriefungstrans- sehr niedrigem Niveau die Zinsen im Kreditneugeschäft mit inlän­ aktionen zugunsten des Bankensektors. Nicht­ dischen privaten Haushalten und nichtfinanziel- finanzielle Unternehmen nutzten dagegen die len Unternehmen deutlich und erreichten neue weiterhin günstigen Kapitalmarktbedingungen historische Tiefststände (siehe Schaubild auf und emittierten Schuldverschreibungen in S. 70). So beliefen sich die Zinsen für Unter­ Deutschland für per saldo 18 Mrd €. nehmenskredite mit einer Zinsbindungsfrist von mehr als fünf Jahren auf 2,6% für großvolumige­ Die öffentliche Hand nahm den Kapitalmarkt Gestiegene Ausleihungen beziehungsweise 2,7% für klein- dagegen mit netto 86 Mrd € in Anspruch (2011: Mittelaufnahme der öffentlichen volumige. Für Wohnungsbaukredite mit einer 59½ Mrd €). Ein Großteil hiervon entfiel auf Hand Zinsbindung von über fünf bis zehn Jahren ver- den Bund und die ihm zugerechnete Abwick- langten die Banken am Jahresende mit 2,8% lungsanstalt. Der Bund selbst emittierte vor ebenfalls deutlich weniger als zu Jahresbeginn. ­allem fünfjährige Obligationen (21 Mrd €) und Auch langfristige Konsumentenkredite verbillig- 30- sowie zehnjährige Anleihen (12½ Mrd € ten sich im Jahresverlauf und kosteten im bzw. 9½ Mrd €). Die Länder weiteten ihre Dezem­ber 4,9%. Kapital­marktverschuldung um netto 31½ Mrd € aus. Hierbei spielte als Emittentin auch Nettotilgungen Am inländischen Rentenmarkt tilgten inlän­ die statistisch den Ländern zugerechnete EAA am Rentenmarkt dische Schuldner 2012 per saldo Anleihen für eine wesentliche Rolle. vor allem durch die 21½ Mrd €. Ausschlaggebend hierfür waren Kreditinstitute­ ­getrieben die inländischen Kreditinstitute, die ihre Kapital- Die Emissionstätigkeit am deutschen Aktien- marktverschuldung – bei kräftig wachsenden markt war 2012 sehr verhalten. Inländische Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Bankzinsen in Deutschland Schaubild 19

% p.a., Neugeschäft 1)

Kurzfristige Zinsen Längerfristige Zinsen 6,5 6,5

6,0 Konsumentenkredite 5) 6,0

5,5 5,5

5,0 5,0 Unternehmenskredite ...6)

4,5 4,5 2) Unternehmenskredite ...... bis ... bis 1 Mio € 4,0 1 Mio € Woh- 4,0 nungs- bau- 3,5 kredite 7) 3,5 ... über 1 Mio € 3,0 ... über 3,0 1 Mio €

2,5 2,5

2,0 Spar- nachrichtlich: 2,0 3) Einlagen einlagen 4) Rendite von Anleihen privater Haushalte der öffentlichen Hand 8) 1,5 1,5

1,0 1,0

täglich fällige 0,5 Einlagen nachrichtlich: 0,5 privater Haushalte Dreimonats- EURIBOR 0 0

2008 2009 2010 2011 2012 13 2008 2009 2010 2011 2012 13

1 Gemäß harmonisierter EWU-Zinsstatistik. 2 An nichtfinanzielle Unternehmen mit anfänglicher Zinsbindung bis ein Jahr. 3 Einlagen des nichtfinanziellen privaten Sektors mit vereinbarter Kündigungsfrist bis drei Monate. 4 Mit vereinbarter Laufzeit bis ein Jahr. 5 An private Haushalte mit anfänglicher Zinsbindung von über einem Jahr bis fünf Jahre. 6 An nichtfinanzielle Unternehmen mit anfänglicher Zins- bindung von über fünf Jahren. 7 An private Haushalte mit anfänglicher Zinsbindung von über fünf Jahren bis zehn Jahre. 8 Restlaufzeit von über fünf Jahren bis sechs Jahre. Deutsche Bundesbank

Kaum Aktien- Kapital­gesellschaften nahmen mit 5 Mrd € Offene Immobilienfonds (3½ Mrd €) und Ren- emissionen am weitaus weniger Aktienkapital auf als im Jahr tenfonds (1½ Mrd €) zusätzliche Anteilscheine deutschen Markt zuvor (21½ Mrd €). Von den Emissionen entfiel ab. Demgegenüber verzeichneten besonders etwas mehr als die Hälfte auf börsennotierte Aktienfonds, aber auch Geldmarktfonds Mittel- Unternehmen (3 Mrd €). Überwiegend han- abflüsse (2 Mrd € bzw. 1 Mrd €). delte es sich dabei um Kapitalerhöhungen be- reits bestehender Gesellschaften. Anders als im Vorjahr ist das deutsche Netto- Deutsches Auslandsvermögen im Jahr 2012 wieder gestie- Netto-Auslands- vermögen Hohes Mittel­ Die heimische Investmentfondsbranche ver- gen. In den ersten drei Quartalen des Jahres, aufkommen bei zeichnete 2012 ein vergleichsweise hohes Mit- für die bislang Angaben aus dem Auslandsver- Investmentfonds telaufkommen in Höhe von 90 Mrd €, nach mögensstatus vorliegen, hat es um 168½ 45 Mrd € im Jahr zuvor. Die neuen Mittel flos- Mrd € zugenommen. Ausschlaggebend für die- sen zum größten Teil den Spezialfonds zu, die sen Anstieg waren fast ausschließlich Zahlungs- Anteile für 88 Mrd € am Markt unterbrachten. bilanztransaktionen (161 Mrd €), während Unter den Publikumsfonds setzten vor allem Marktpreis- und Wechselkurseffekte bis Sep- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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tember 2012 im Ergebnis keine bedeutende endwert war mit 751½ Mrd € für Deutschland Rolle spielten. Für das Gesamtjahr 2012 lag der beziehungsweise 1 093 Mrd € für das Euro­ Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands bei system insgesamt 8) im August zu verzeichnen. 185½ Mrd €; er fiel damit höher aus als im Jahr Seitdem haben sich die TARGET2-Salden unter davor (161 Mrd €). erheblichen Schwankungen zunächst stabi­ lisiert und zum Ende des Jahres etwas zurück- TARGET2-Saldo Zu dem Anstieg der deutschen Netto-Auslands- gebildet. Am 31. Dezember 2012 lagen die deutlich position hat der höhere TARGET2-Saldo der TARGET2-Forderungen der Bundesbank gegen- gestiegen­ Bundesbank maßgeblich beigetragen. Dieser über der EZB bei 655½ Mrd €. weitete sich im Jahresverlauf um 192½ Mrd € aus. Die Zunahme erfolgte im Wesentlichen in der ersten Jahreshälfte, in der mit Italien und Spanien zwei große EWU-Länder in den Fokus 8 Summe aller TARGET2-Forderungen bzw. aller TARGET2- Verbindlichkeiten der nationalen Zentralbanken gegenüber der Finanzmärkte rückten. Der höchste Monats­ der EZB. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Chronik der Wirtschafts- und Währungspolitik

1. Januar 2012 produkts (BIP) in der Maastricht-Abgren- zung. Der Beitragssatz zur gesetzlichen Renten- versicherung wird von 19,9% auf 19,6% 27. Februar 2012 gesenkt. Der Deutsche Bundestag stimmt dem zwei- 2. Januar 2012 ten Griechenlandprogramm, mit dem (zu- sätzliche) Hilfskredite durch die Europäische Benoît Cœuré und Jörg Asmussen treten ihr Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) gewährt Amt als neue Mitglieder des Direktoriums werden sollen, unter Bedingungen zu. der Europäischen Zentralbank an. 28. Februar 2012 31. Januar 2012 Im Zusammenhang mit der beschlossenen Ein „Fiskalpakt“ für nationale Haushalts- Privatsektorbeteiligung und der Ratingent- regeln (Vertrag über Stabilität, Koordinie- wicklung in Griechenland beschließt der rung und Steuerung in der Wirtschafts- und EZB-Rat, von Griechenland begebene oder Währungsunion) wird von allen EU-Staaten vollständig garantierte Anleihen vorläufi g (außer Vereinigtem Königreich und Tsche- nicht mehr als Sicherheit für geldpolitische chien) beschlossen. Der Pakt tritt in Kraft, Geschäfte zu akzeptieren. wenn mindestens 12 Euro-Länder ihn rati- fi ziert haben. Das Bundesverfassungsgericht entscheidet, dass die in § 3 III Stabilisierungsmechanis- 2. Februar 2012 musgesetz verankerte Übertragung der Mitwir kungsrechte des Bundestages an Die Botschafter der Länder des Euro-Raums Hilfsmaßnahmen im Rahmen der EFSF auf in Brüssel unterzeichnen den Vertrag zur ein Sondergremium gegen die in der Ver- Errichtung des Europäischen Stabilitäts- fassung verankerten Abgeordnetenrechte mechanismus (ESM). verstößt. Lediglich Entscheidungen über Sekun därmarktkäufe von Staatsanleihen 9. Februar 2012 dürfen auf das Sondergremium übertragen werden. Der EZB-Rat genehmigt für einige Länder spezifi sche nationale Zulassungskriterien 29. Februar 2012 und Risikokontrollmaßnahmen bezüglich der temporären Hereinnahme zusätzlicher Im Rahmen des zweiten Dreijahrestenders Kreditforderungen als Sicherheiten für die vergibt das Eurosystem Liquidität im Um- Kreditgeschäfte des Eurosystems. fang von 529 Mrd €.

24. Februar 2012 1. März 2012

Das Statistische Bundesamt meldet für das Die Abweichung zwischen dem Ist des Jahr 2011 ein gesamtstaatliches Finanzie- strukturellen Defi zits des Bundes für das rungsdefi zit von 1,0% des Bruttoinlands- Haushaltsjahr 2011 und der nach der Schul- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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denbremse vorgesehenen Obergrenze wird gene Einzahlungen in den ESM in Höhe von dem Kontrollkonto gutgeschrieben. Bei 8,7 Mrd € ermöglicht werden soll. Die ge- einem Ist-Wert von 20 Mrd € und einer von plante Nettoneuverschuldung steigt danach der Bundesregierung auf 45½ Mrd € taxier- um diesen Betrag von 26,1 Mrd € auf 34,8 ten Grenze ergibt sich eine Gutschrift in Mrd €. Belastungen vor allem durch die Höhe von 25½ Mrd €. niedriger als veranschlagt ausgefallene Ge- winnausschüttung der Bundesbank und ge- 8. März 2012 ringere Darlehensrückfl üsse werden ins- besondere durch Absenkung der Zinsaus- Nach Aktivierung eines Rückkaufprogramms gabenansätze aufgefangen. Da die ESM- (Buy-Back Scheme) zur Absicherung der Einzahlung und die Darlehensrückfl üsse als Risiken, die mit von Griechenland begebe- fi nanzielle Transaktionen klas sifi ziert werden nen oder vollständig garantierten Anleihen und auch die Wachstumsannahmen gerin- verbunden sind, akzeptiert das Eurosystem ger als bisher veranschlagt sind, fällt das wieder von Griechenland begebene oder strukturelle Defi zit um 1½ Mrd € niedriger vollständig garantierte Anleihen als Sicher- aus als im bisherigen Haushalt. Gegenüber heit für geldpolitische Geschäfte. Diese dem Ist 2011 ergibt sich nicht zuletzt wegen Ausnahmeregelung gilt nur für die Laufzeit zahlreicher Abstriche beim Konsolidierungs- des Rückkaufprogramms bis Ende Juli 2012. paket vom Juni 2010 aber immer noch ein Anstieg um 4 Mrd €. 13. März 2012 Darüber hinaus werden im Rahmen eines Die Bundesbank legt ihren Jahresabschluss Top-down-Verfahrens Eckwerte für den für das Geschäftsjahr 2011 vor. Der Gewinn Bundeshaushalt 2013 und den Finanzplan von 643 Mio € wird vollständig an den bis 2016 beschlossen. Kürzungen bei den Bund abgeführt. Zuweisungen an Sozialversicherungen sol- len den Bundeshaushalt vor allem im Jahr Der im Rahmen des zweiten Hilfsprogramms 2013 entlasten. Insbesondere die nun gerin- für Griechenland beschlossene Schulden- ger als in der letztjährigen Finanzplanung schnitt gegenüber privaten Gläubigern (auf angesetzten Zinslasten ermöglichen die freiwilliger Basis) wird abgeschlossen. Damit Aufl ösung der bisher ab 2014 veranschlag- ist eine Bedingung für die Auszahlung wei- ten globalen Minderausgaben von 5 Mrd € terer Tranchen der fi nanziellen Hilfe an Grie- ohne Konsolidierungsschritte, und die chenland erfüllt. Nettokreditaufnahme soll bis 2016 auf 1 Mrd € zurückgeführt werden. 21. März 2012 30. März 2012 Die nationalen Zentralbanken des Euro- systems müssen Bankschuldverschreibun- Die Eurogruppe beschließt die Erhöhung gen nicht mehr als Sicherheiten akzeptie- des Kreditvolumenrahmens von ESM und ren, die von Ländern garantiert werden, die EFSF von zusammen 500 Mrd € auf 700 sich in einem Anpassungsprogramm befi n- Mrd €. den. 18. April 2012 Das Bundeskabinett beschließt den Entwurf für einen Nachtrag zum Bundeshaushalt Das Bundeskabinett legt eine Aktualisierung 2012, mit dem insbesondere die vorgezo- des deutschen Stabilitätsprogramms vor. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Darin werden ein Anstieg des realen BIP um 11. Mai 2012 0,7% für das Jahr 2012, 1,6% für 2013 und je 1½% für die Folgejahre bis 2016 unter- Das zweite Gesetz zur Änderung des Sta- stellt. Für 2012 wird eine Defi zitquote von bilisierungsmechanismusgesetzes passiert 1% und für 2013 von ½% geschätzt. Ab den Bundesrat. Damit werden die Mitwir- 2014 soll der staatliche Gesamthaushalt kungsrechte des Bundestages bei Entschei- ausgeglichen sein. Die für das Jahr 2011 auf dungen der EFSF entsprechend den Vor- 0,7% bezifferte strukturelle Defi zitquote soll gaben des Bundesverfassungsgerichts vom ebenfalls bis 2014 abgebaut sein. Die Schul- 28. Februar 2012 ausgeweitet. denquote soll 2012 wieder auf 82% anstei- gen, da im Zuge der zur Jahresmitte anste- 24. Mai 2012 henden Abwick lung der WestLB die Über- nahme weiterer Passiva und Risikoaktiva in Der Stabilitätsrat stellt bei der Überprüfung den Staatssektor erwartet wird. Bis 2016 der Konsolidierungsberichte der Länder Ber- soll die Quote danach schrittweise auf 73% lin, Bremen, Saarland, Sachsen-Anhalt und zurückgeführt werden. Schleswig-Holstein fest, dass diese ihre Ver- pfl ichtungen zur Verringerung ihrer struktu- 23. April 2012 rellen Haushaltsdefi zite im Jahr 2011 erfüllt haben. Damit können zum 1. Juli an diese Im Rahmen des europäischen Haushalts- Länder Konsolidierungshilfen der bundes- überwachungsverfahrens werden die (im staatlichen Gemeinschaft in Höhe von ins- Zusammenhang mit der Frühjahrs-Notifi ka- gesamt 800 Mio € ausgezahlt werden. tion erhobenen und durch Eurostat validier- ten) gesamtstaatlichen Defi zit- und Schul- 6. Juni 2012 denstandszahlen der EU-Mitgliedstaaten von der Europäischen Kommission ver- Das Vollzuteilungsverfahren in den Haupt- öffentlicht. Demnach lagen in Deutschland refi nanzierungsgeschäften und in den regu- im Jahr 2011 die Defi zitquote bei 1,0% und lären monatlichen Dreimonatsgeschäften die Schuldenquote bei 81,2%. Für 2012 wird vom EZB-Rat um sechs Monate bis notifi ziert die Bundesregierung eine ge- Januar 2013 verlängert. In den regelmä- plante Defi zitquote von 0,9% und einen ßigen Refi nanzierungsgeschäften mit der (Wieder-)Anstieg der Schuldenquote auf Laufzeit einer Mindestreserveperiode wird 82,0%. das Vollzuteilungsverfahren bis auf Weiteres beibehalten. 6. Mai 2012 14. Juni 2012 Die vorgezogenen Parlamentswahlen in Griechenland führen zu keinen klaren Mehr- Der Bundestag verabschiedet den Nach- heitsverhältnissen, sodass keine Regierung tragshaushalt 2012. Das Soll für die Netto- gebildet werden kann. Die Umsetzung der kreditaufnahme ist gegenüber dem Entwurf Aufl agen des zweiten Hilfspakets kommt vor allem wegen höherer Steuereinnah- weitgehend zum Erliegen. Für 2012 ge- menansätze um gut 2½ Mrd € auf 32,1 plante weitere Hilfszahlungen fl ießen für Mrd € abgesenkt. Das strukturelle Defi zit mehrere Monate nicht. wird auf 21½ Mrd € beziffert und fällt da- mit noch immer um fast 1½ Mrd € höher aus als das Ist 2011. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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17. Juni 2012 gabenentwicklung ohne zusätzliche Konso- lidierungsmaßnahmen – einen vollstän- Nach erneuten Parlamentswahlen in Grie- digen Abbau der Nettoneuverschuldung chenland erklärt die neue Regierung, die bis 2016 vor. Vereinbarungen des zweiten Hilfspro- gramms einhalten zu wollen. Für die Wie- 29. Juni 2012 deraufnahme der Hilfszahlungen wird aber ein positiver Bericht der Troika (IWF, Euro- Der Europäische Rat beschließt, die Mög- päische Kommission und EZB) vorausge- lichkeit einer gemeinsamen Europäischen setzt. Bankenaufsicht zu prüfen, die Vorausset- zung für die direkte Rekapitalisierung von 22. Juni 2012 Finanzinstituten durch den ESM sein soll. Außerdem wird vereinbart, die zu verein- Durch Lockerung der Zulassungskriterien barenden Bedingungen für die Vergabe von sowie Herabsetzung des Bonitätsschwellen- Hilfen durch den ESM zu lockern. werts für bestimmte Asset-Backed Secur- ities (ABS) erhöht der EZB-Rat die Verfüg- Bundestag und Bundesrat stimmen jeweils barkeit von Sicherheiten für geldpolitische mit einer Zweidrittelmehrheit den Gesetzen Geschäftspartner. zur Ratifi zierung des ESM und des Fiskal- pakts zu. Die Unterschrift des Bundesprä- 27. Juni 2012 sidenten wird nach öffent licher Aufforde- rung durch das Bundes verfassungsgericht Das Bundeskabinett beschließt den Entwurf bis zu einer Entscheidung zurückgestellt. für den Bundeshaushalt 2013 und den Finanzplan bis 2016. Danach plant der Bund 1. Juli 2012 für 2013 eine Nettokreditaufnahme von 18,8 Mrd €. Vor dem Hintergrund vorgese- Die WestLB wird abgewickelt. Kernpunkte hener hoher Kapitaleinlagen beim ESM sind sind die Herauslösung des Verbundbank- dabei Nettobelastungen von 6 Mrd € für geschäfts, das von der Helaba übernom- fi nan zielle Transaktionen veranschlagt so- men wird, die Übernahme des wesentlichen wie – trotz zahlreicher Indizien für eine eher Teils der noch vorhandenen Aktiva durch günstige gesamtwirtschaftliche Lage – eine die Erste Abwicklungsanstalt (EAA) und der rechnerische konjunkturbedingte Belastung Verbleib des Portfolio- und Servicegeschäfts von 3½ Mrd €. Die von der Schulden- einschließlich des rest lichen Personalstocks bremse limitierte strukturelle Nettokredit- in der WestLB-Rechtsnachfolgerin Portigon. aufnahme beläuft sich damit auf gut 9 Mit der „Nachbefüllung“ der EAA im Zuge Mrd €, womit die erst für 2016 vorgesehene der WestLB-Abwicklung werden weitere Grenze von 0,35% des BIP erreicht wäre. Bilanz positionen in den Staatssektor über- Der gegenüber dem Soll des Nachtrags für nommen. Der Effekt auf die staatliche 2012 geplante Rückgang des Defi zits beruht Schuldenquote von bis zu 2 Prozentpunk- neben einem höheren Steueraufkommen ten ist zu einem Teil bereits im Vorjahr ent- und geringeren Zinsausgaben vor allem auf halten, da mit Blick auf die Übertragung diskretionären Kürzungen bei den Zuwei- bereits vorsorglich Verbindlichkeiten zur sungen an die Sozial versicherungen. Der Liqui ditätsbeschaffung aufgenommen wur- Finanz plan sieht – gestützt auf die Erwar- den. tung eines anhaltenden spürbaren Steuer- aufkommensanstiegs und gedämpfter Aus- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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3. Juli 2012 halb ihres Mandats bereit, „alles Erforder- liche zu tun, um den Euro zu erhalten“. Per Beschluss des EZB-Rats wird der gegen- Darauf hin sinken die Staatsanleiherenditen wärtige Umfang der Eigennutzung staatlich von Italien und Spanien deutlich. garantierter Bankschuldverschreibungen als Sicherheit in geldpolitischen Geschäften je 2. August 2012 Geschäftspartner auf dem aktuellen Stand eingefroren. Überschreitungen sind aber Auf der Pressekonferenz führt EZB-Präsident nach vorheriger Zustimmung durch den Draghi aus, Risikoprämien, die auf der Sorge EZB-Rat möglich. einer Umkehrbarkeit des Euro beruhten, seien inakzeptabel und müssten fundamen- 5. Juli 2012 tal angegangen werden; der Euro sei un- umkehrbar. In der Pressekonferenz stellt Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die EZB-Präsident Draghi auf Nachfrage klar, Hauptrefi nanzierungsgeschäfte – begin- dass Bundesbank-Präsident Weidmann Staats- nend mit dem am 11. Juli 2012 abzu- anleihekäufen kritisch gegenübersteht. wickelnden Geschäft – um 25 Basispunkte auf 0,75% zu verringern. Im Gleichschritt 1. September 2012 sinken die Zinssätze für die Spitzenrefi nan- zierungsfazilität und die Einlagefazilität auf Die Gutschrift auf dem Kontrollkonto im 1,50% beziehungsweise 0,00%. Rahmen der Schuldenbremse wird aufgrund eines etwas höher als zuvor bezifferten 10. Juli 2012 nomina len Wirtschaftswachstums auf 25,2 Mrd € revidiert. Die Buchung für 2011 ist Das Bundesverfassungsgericht berät in damit abgeschlossen. mündlicher Anhörung über Eilanträge gegen den ESM und den Fiskalpakt. 6. September 2012

20. Juli 2012 Der EZB-Rat beendet das 2010 geschaffene und zuletzt ruhende Programm für die In einer Sondersitzung stimmt der Bundes- Wertpapiermärkte (Securities Markets Pro- tag dem Hilfsantrag Spaniens auf Kredite gramme: SMP). Gleichzeitig beschließt er zur Unterstützung seines Bankensektors zu. im Grundsatz die Einführung eines neuen Programms zum Kauf von Staatsanleihen 25. Juli 2012 auf dem Sekundärmarkt im Euro-Währungs- gebiet (Outright Monetary Transactions: Nach Auslaufen des Rückkaufprogramms OMT) und legt erste Moda litäten fest. (Buy-Back Scheme) akzeptiert das Euro- system von Griechenland begebene oder 12. September 2012 vollständig garantierte Anleihen bis auf Weiteres nicht mehr als Sicherheit für geld- Das Bundesverfassungsgericht lehnt meh- politische Geschäfte. rere Anträge auf Erlass einer einstweiligen Anordnung ab, die insbesondere darauf 26. Juli 2012 gerich tet sind, dem Bundespräsidenten vorläufi g zu untersagen, die am 29. Juni EZB-Präsident Draghi erklärt in einer Rede beschlos senen Gesetze zum ESM und zum vor Investoren in London, die EZB sei inner- Fiskalpakt auszufertigen. Die Ratifi zierung Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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des ESM-Vertrages sei aber nur dann zuläs- 22. Oktober 2012 sig, wenn völkerrechtlich sichergestellt ist, dass ohne Zustimmung des deutschen Ver- Im Rahmen des europäischen Haushalts- treters in den ESM-Gremien die Haftung überwachungsverfahrens werden die (im Deutschlands 190 Mrd € nicht überschrei- Zusammenhang mit der Herbst-Notifi kation tet. erhobenen und durch Eurostat validierten) gesamtstaatlichen Defi zit- und Schulden- Ein Vorschlag der Europäischen Kommission standszahlen der EU-Mitgliedstaaten von für einen einheitlichen Aufsichtsmechanis- der Europäischen Kommission veröffent- mus (Single Supervisory Mechanism: SSM) licht. Für Deutschland werden die Defi zit- wird von der EZB als wichtiger Schritt hin und die Schuldenquote 2011 mit 0,8% be- zur Schaffung einer Finanzmarktunion be- ziehungsweise 80,5% etwas niedriger aus- grüßt. gewiesen als bei der Frühjahrs-Meldung. Für 2012 notifi ziert die Bundesregierung Der EZB-Rat verlängert die im Dezember angesichts des Basiseffekts und der güns- 2010 getroffene Swap-Vereinbarung mit tigen unterjährigen Entwicklung ein etwas der Bank of England um ein weiteres Jahr. niedrigeres geplantes Defi zit von 0,5%, während die Schuldenquote mit 82,2% nun 21. September 2012 geringfügig höher ausfallen soll.

Das Pfl egeneuausrichtungsgesetz passiert 31. Oktober 2012 den Bundesrat. Darin sind Leistungsauswei- tungen insbesondere für Demenzkranke Das zweite Programm zum Kauf gedeckter vorgesehen, die durch eine Anhebung des Bankschuldverschreibungen (CBPP2) endet Beitragssatzes von 1,95% auf 2,05% (je- planmäßig nach einem Jahr. Das Ankauf- weils zzgl. 0,25% für Kinderlose) fi nanziert volumen beträgt im Umfeld einer gestiegenen werden sollen. privaten Nachfrage und eines gesunkenen Angebots 16,4 Mrd € und damit weit weniger 26. September 2012 als die ursprünglich vorgesehenen 40 Mrd €.

Das Bundeskabinett beschließt den Entwurf 7. November 2012 für einen zweiten Nachtragshaushalt 2012 insbesondere zur Finanzierung einer Kapital- Der Sachverständigenrat zur Begutachtung aufstockung der Europäischen Inves- der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung titionsbank, zu der Deutschland in Form erwartet in seinem Jahresgutachten 2012/ einer fi nanziellen Transaktion 1½ Mrd € bei- 2013 für das Jahr 2013 keine Beschleu- tragen soll, sowie zur Aufstockung des Son- nigung des Wachstums. Das reale BIP dervermögens zum Ausbau der Kleinkinder- werde nur um 0,8% steigen. Vom Außen- betreuung um ½ Mrd €. Gegenfi nanziert handel wird anders als in den vergangenen werden die Belastungen vor allem durch Jahren kein positiver Wachstumsbeitrag er- geringere Ansätze für die Zinsausgaben. Das wartet. Auch die Ausrüstungsinvestitionen strukturelle Defi zit 2012 wird auf 20 Mrd € würden mit einem Plus von 0,2% kaum zu- und damit in Höhe des Ist 2011 taxiert. nehmen. Die Bauinvestitionen sollen da- gegen um 2,1% wachsen, wobei vom Wirt- 8. Oktober 2012 schaftsbau und den öffentlichen Bauinves- titionen nur geringe Impulse ausgehen wür- Der ESM-Vertrag tritt in Kraft. den, während der Wohnungsbau um 3,2% Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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expandieren werde. Die privaten Konsum- 6. Dezember 2012 ausgaben sollen infolge der robusten Arbeitsmarkentwicklung und der steigen- Der EZB-Rat legt die Einzelheiten zu den den verfügbaren Einkommen um 0,8% zu- Tenderverfahren und Modalitäten für die nehmen und der Staatskonsum um 1,0% Refi nanzierungsgeschäfte bis zum 9. Juli ausgedehnt werden. Die Erwerbstätigkeit 2013 fest. Insbesondere beschließt er, diese werde geringfügig zunehmen und die Geschäfte auch weiterhin im Vollzuteilungs- Arbeitslosenquote mit 6,9% leicht höher verfahren durchzuführen. ausfallen als im Jahr 2012. 13. Dezember 2012 21. November 2012 Der Rat der EU-Finanzminister verständigt Der Bundestag verabschiedet den zweiten sich auf den Zeitplan zur Einführung einer Nachtragshaushalt für das Jahr 2012. Bei gemeinsamen Bankenaufsicht. Bis März einem vor allem wegen nochmals höherer 2013 sollen die rechtlichen Grundlagen be- Steueraufkommenserwartungen weiter ab- schlossen sein, und bis März 2014 soll die gesenkten Nettokreditaufnahme-Soll von bei der EZB angesiedelte Bankenaufsicht 28,1 Mrd € wird ein strukturelles Defi zit von ope rativ tätig werden können. Eine direkte 15½ Mrd € ausgewiesen. Gegenüber dem Bankenrekapitalisierung durch den ESM soll Ist 2011 bedeutet dies einen Rückgang um möglich sein, sobald ein wirksamer einheit- 5 Mrd €, der freilich mehr als vollständig licher Aufsichtsmechanismus eingerichtet ist. durch die – ungeachtet rückläufi ger Arbeits- losenzahlen und deutlich steigenden Steuer- EZB-Präsident Draghi begrüßt die politische aufkommens – ungünstigere Bewertung Übereinkunft über den einheitlichen Auf- des konjunkturellen Einfl usses erklärt wird. sichtsmechanismus (SSM), mit dem unter dem Stichwort „Bankenunion“ die Kontrolle 23. November 2012 über die Banken in der Währungsunion ver- einheitlicht und verbessert werden soll. Der Der Bundestag verabschiedet den Bundes- EZB-Rat verlängert außerdem die liquiditäts- haushalt für das Jahr 2013. Gegenüber dem zuführenden Swap-Vereinbarungen mit an- Entwurf vom Sommer wird das Nettokredit- deren Zentralbanken um ein Jahr. aufnahme-Soll mit 17,1 Mrd € um 1,7 Mrd € abgesenkt. Das strukturelle Defi zit bleibt Der beschlossene Rückkauf von griechischen dagegen bei 9 Mrd €. Staatsanleihen wird abgeschlossen, womit die Auszahlung der nächsten Tranche an 27. November 2012 Hilfszahlungen freigegeben werden kann.

Die Eurogruppe einigt sich mit dem IWF auf 13./14. Dezember 2012 eine Anpassung des Hilfsprogramms für Griechenland. Der Europäische Rat verständigt sich im Wesentlichen auf die Möglichkeit, Verträge 30. November 2012 zwischen EU-Mitgliedstaaten und den EU- Institutionen zu schließen, die eine Selbst- Der Deutsche Bundestag stimmt dem ange- verpfl ichtung zu Reformmaßnahmen ent- passten Griechenland-Programm zu. Die halten. Bei Einhaltung werden Mittel aus Zielvorgaben sind gelockert, und es sollen einem neu zu schaffenden Fonds in Aus- zusätzliche Transfers gewährt werden. sicht gestellt. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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18. Dezember 2012 lisierungsgesetzes bis zum Ende des Jahres 2014 verlängert. Bei Verlusten aus neuen Nach seinem Amtsantritt als Mitglied des Stabilisierungsinterventionen soll künftig zur EZB-Direktoriums übernimmt Yves Mersch Begrenzung der Belastung der Steuerzahler die Zuständigkeit unter anderem für das auch auf Mittel des Restrukturierungsfonds Risikomanagement und gemeinsam mit zurückgegriffen werden. EZB-Vizepräsident Vitor Constâncio für das Projekt Bankenunion. Der einkommensteuerliche Grundfreibetrag wird um 126 € auf 8 130 € angehoben. Für 19. Dezember 2012 2014 ist eine weitere Erhöhung um 224 € auf 8 354 € vorgesehen. Hintergrund ist die Nach der positiven Beurteilung im Rahmen verfassungsrechtlich gebotene Steuerfrei- der ersten Prüfung des zweiten griechischen stellung des Existenzminimums. Die dem- Anpassungsprogramms akzeptiert das Euro- nach ebenfalls erforderliche Anhebung des system wieder von Griechenland begebene Kinderfreibetrags ab 2014 soll zu einem oder vollständig garantierte Anleihen als späteren Zeitpunkt beschlossen werden. Sicher heit für geldpolitische Geschäfte, der üblicherweise geltende Bonitätsschwellen- 15. Januar 2013 wert ist bis auf Weiteres ausgesetzt. Der Bundeshaushalt 2012 wurde nach dem 1. Januar 2013 vorläufi gen Ergebnis mit einer Nettokredit- aufnahme von 22,5 Mrd € abgeschlossen. Der Fiskalpakt tritt in Kraft, nachdem Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies zwar 12 Mitgliedstaaten der EWU den Vertrag einen Wiederanstieg um 5 Mrd €, gegen- ratifi ziert haben. Die vorgesehenen nationa- über dem Soll des zweiten Nachtrags fällt len Regelungen müssen binnen Jahresfrist das Ergebnis damit aber um 5½ Mrd € eingeführt werden. günstiger aus. Minderausgaben fi elen vor allem bei den laufenden Zuweisungen und Der Beitragssatz zur gesetzlichen Renten- Zuschüssen an, aber auch bei den Zins- und versicherung sinkt von 19,6% auf 18,9%, Personalkosten. Mit am gleichen Tag ver- und der der sozialen Pfl egeversicherung öffentlichten BIP-Zahlen des Statistischen steigt von 1,95% auf 2,05% (zzgl. 0,25 Pro- Bundesamtes errechnet sich auf der Grund- zentpunkte für Kinderlose). Gleichzeitig lage des vereinfachten Konjunkturberei- werden die Pfl egeleistungen insbesondere nigungsverfahrens der Bundesregierung für Demenzkranke ausgeweitet. und deren Defi nition der auszuklammern- den fi nanziellen Transaktionen eine struktu- Die Zuweisungen des Bundes an den Ge- relle Neuverschuldung des Bundes von sundheitsfonds werden um 2,5 Mrd € und 0,32% des BIP. Die erst für die Zeit ab 2016 an die gesetzliche Rentenversicherung um im Grundgesetz verankerte Grenze von 1 Mrd € gesenkt. Außerdem wird die Praxis- 0,35% ist nach dem Datenstand bereits gebühr für die ambulante ärztliche Ver- eingehalten. sorgung abgeschafft. 16. Januar 2013 Die für das Jahr 2012 geschaffenen Mög- lichkeiten, Maßnahmen zur Stabilisierung In ihrem Jahreswirtschaftsbericht erwartet des Finanzsektors zu ergreifen, werden mit die Bundesregierung im Jahr 2013 eine Wie- Inkrafttreten des dritten Finanzmarktstabi- deraufnahme des Wirtschaftswachstums. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Der Anstieg des realen BIP soll sich aber („twopack“) geeinigt, die die Kommission aufgrund des schwachen Winterhalbjahrs 2011 initiiert hatte. 2012/2013 auf 0,4% beschränken. Getra- gen werde das Wachstum vornehmlich von 22. Februar 2013 der Binnenwirtschaft. Die Exporte sollen nur moderat zunehmen, während sich die Das Statistische Bundesamt meldet für Importe dynamischer entwickeln. Daraus das Jahr 2012 einen gesamtstaatlichen resultiert rechnerisch ein leicht negativer Überschuss von 0,2% des BIP (Maastricht- Wachstumsbeitrag des Außenhandels. Die Abgren zung). privaten Konsumausgaben und die Woh- nungsbauinvestitionen sollen spürbar zu- 12. März 2013 nehmen, wohingegen die Ausrüstungs- investitionen nochmals merklich gekürzt Die Bundesbank legt ihren Jahresabschluss werden. für das Geschäftsjahr 2012 vor. Der Gewinn von 664 Mio € wird vollständig an den 20. Februar 2013 Bund abgeführt.

Die Finanzminister der Euro-Länder, Euro- päische Kommission und Europäisches Par- lament (Trilog-Verhandlungen) haben sich weitgehend über zwei Verordnungen zur stärkeren Überwachung der Finanzpolitiken Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Finanz- und Währungssystem

Die von der europäischen Staatsschuldenkrise ausgehenden Anspannungen und Unsicherheiten prägten auch im Jahr 2012 über weite Strecken das Geschehen im europäischen Finanzsystem. Erst im Verlauf der zweiten Jahreshälfte zeigten sich Anzeichen einer Stabilisierung, die sich bis in die jüngste Zeit fortgesetzt hat. Ausschlaggebend hierfür waren neben verschiedenen politischen Weichenstellungen für eine stärkere Integration in Europa vor allem weitere massive geld- und finanzpolitische Maßnahmen, deren Nebenwirkungen sich jedoch als Hypothek für die künftige Finanzstabilität erweisen könnten. Für ein dauerhaft stabiles Finanzsystem und eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung sind geordnete Staatsfinanzen, die Durchführung notwendiger Struktur- reformen und die Bereinigung fragiler Bankbilanzen unerlässlich.

Die fortgesetzte Staatsschuldenkrise und das anhaltende Niedrigzinsumfeld stellen für Banken und Versicherer eine zunehmende Herausforderung dar. Die deutschen Kreditinstitute haben ihre Risikotragfähigkeit im vergangenen Jahr zwar weiter erhöht, allerdings dürften die Erträge künftig vor dem Hintergrund eines raueren Marktumfelds und struktureller Belastungsfaktoren unter Druck geraten. Der Versicherungssektor zeigt sich insgesamt robust. Innovative Anlagestrategien und das Vordringen in neue Geschäftsfelder zur Kompensation rückläufiger Erträge aus traditio- nellen Kapitalanlagen erfordern jedoch ein adäquates Risikomanagement.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat im Jahr 2012 seine Finanzierungskapazität nochmals erheblich verstärkt, um seiner syste­mischen Rolle in der Weltwirtschaft weiterhin gerecht zu wer- den. Die Bundesbank hat hierzu mit einer Kreditlinie in Höhe von 41,5 Mrd € beigetragen. Darüber hinaus hat der IWF seine Krisen­präventionsfunktion durch eine umfassendere Berücksichtigung von Fragen der Finanzstabilität und eine stärker länderübergreifende Perspektive seiner Surveil- lance verbessert. In diesem Zusammenhang hat er einen differenzierteren Rahmen für die Bewer- tung von Maßnahmen zur Steuerung von Kapitalflüssen vorgestellt, der unter bestimmten Bedin- gungen auch die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen anerkennt. Bei den Reformen im inter- nationalen Finanzsystem liegt der Schwerpunkt inzwischen bei der Implementierung bereits beschlossener Maßnahmen. Dabei ist wichtig, dass die politische Unterstützung des Reform­ prozesses, insbesondere im Rahmen der G20, nicht nachlässt. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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I. Aktuelle Fragen des Finanzsystems

1. Internationales Mrd € zu unterstützen, konnte die Anspannun- ­Finanzsystem gen nicht nachhaltig lindern.

Vorübergehende Die Risikolage im europäischen Finanzsystem Viele Investoren trafen Vorsichtsmaßnahmen, Zunehmende Entspannung wurde auch im Jahr 2012 maßgeblich durch die um für Extremereignisse, wie weitere Schulden- Frag­men­tie­ durch außer- rungs­ten­den­zen gewöhnliche Staatsschuldenkrise im Euro-Raum geprägt. schnitte bei Staatsanleihen, vorbereitet zu sein. im Finanzsystem Eurosystem-­ Refinanzierungs­ Zwei großvolumige Refinanzierungsoperatio- Finanzielle Mittel flossen vorrangig in als be- operationen, … nen des Eurosystems mit dreijähriger Laufzeit sonders sicher geltende Papiere wie Bundesan- im Dezember 2011 und März 2012 trugen zu- leihen. Die Reduzierung grenzüberschreitender nächst zu einer zuversichtlicheren Grundstim- Aktivitäten ist ein Beispiel für Tendenzen einer mung bei. Mit der großzügigen Liquiditätsbe- zunehmenden Fragmentierung im internatio- reitstellung verringerten sich nicht nur die aku- nalen Finanzsystem. Zeitweilig bestand die ten Refinanzierungsnöte zahlreicher Banken im ­Gefahr einer über die notwendige Korrektur Euro-Raum. Zugleich sank auch die Wahr- voran ­gegangener Übertreibungen bei der Kre- scheinlichkeit für ein durch eine mögliche Liqui- ditvergabe und den Schuldenquoten hinaus­ ditätsknappheit bewirktes unzureichendes Kre- gehende Eigendynamik. ditangebot an den Privatsektor. In diesem Um- feld führte zudem der Schuldenschnitt für die Ab Mitte letzten Jahres beruhigte sich die Lage Beruhigung der privaten Gläubiger Griechenlands im März an den Finanzmärkten wieder, was nicht zuletzt Märkte durch Ankündigungen 2012 nicht zu den zuvor vielfach befürchteten auf die Ankündigung des Eurosystems zurück- des Eurosystems negativen Ansteckungseffekten. zuführen war, unter bestimmten Bedingungen und der Politik Stützungskäufe von Staatsanleihen einzelner … aber Die Stimmungsaufhellung reichte jedoch kaum Länder in grundsätzlich unbegrenztem Umfang ­anhaltende über das erste Quartal 2012 hinaus. So trugen durchzuführen. Darüber hinaus signalisierte der Unsicher­heiten im ersten politisch bedingte Verzögerungen des notwen- EU-Gipfel im Juni den politischen Willen, Initia- Halbjahr­ 2012 digen wirtschaftlichen Reformprozesses in Grie- tiven in Richtung einer stärkeren Integration chenland erheblich zu neuer Unsicherheit an – wie eine gemeinsame Bankenaufsicht – den Märkten bei. In Spanien verschärften sich voranzutr­ eiben. Diese Ankündigungen redu- die Probleme im Bankensystem. Zudem zeigte zierten in der Wahrnehmung der Marktteilneh- sich nach Zuteilung der langfristigen Refinan- mer entscheidend die Gefahr des Eintretens zierungsgeschäfte des Eurosystems, dass zahl- extremer Szenarien. In der Folge bildeten sich reiche spanische und italienische Banken ver- die Mittelabzüge, wie etwa aus Spanien, zu- stärkt Anleihen des eigenen Staates in die rück. Risikoaufschläge für Aktiva aus den be- ­Bücher nahmen und so die gegenseitige Ab- sonders anfälligen Ländern engten sich ein. hängigkeit zwischen Staats- und Bankenrisiken Zum Jahresende wurden diese Entspannungs- weiter erhöhten. Dagegen agierten auslän­ tendenzen durch weitere Maßnahmen unter- dische Investoren sowohl bei Engagements stützt: Die internationalen Geldgeber einigten gegenüber den betreffenden Staaten als auch sich auf eine weitergehende Unterstützung des den dort beheimateten Banken und Unter­ Anpassungsprozesses in Griechenland; Spanien nehmen zurückhaltend. Auch der auf Antrag errichtete eine „Altlastenbank“ zur Bereinigung Spaniens im Juni von den Regierungen der der Bankbilanzen und erhielt die beantragten Euro-Staaten getroffene Beschluss, die Restruk- Hilfsgelder zur Rekapitalisierung angeschlage- turierung des spanischen Bankensektors mit ner Institute. Gemeinschaftsmitteln in Höhe von bis zu 100 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Tief greifende Die Lage für das europäische Finanzsystem antizipierten Eigenkapitalregeln nach Basel III Deutlich erhöhte Reformen bleibt indessen anfällig für Rückschläge. Hierzu haben zu einer deutlichen Verbesserung der Risikotragfähig- unerlässlich­ keit der Banken tragen Unsicherheiten hinsichtlich eines Hilfs- Risikotr­ agfähigkeit der deutschen Banken bei- programms für Zypern, Risiken für Banken und getragen. Die Rekapitalisierungsempfehlung Staaten aus einer fortgesetzten Konjunktur- der EBA wurde von den Instituten fristgerecht und Wachstumsschwäche sowie politische zum 30. Juni 2012 erfüllt beziehungsweise Reformwiderstände­ bei. Gleichwohl kommt es übererfüllt. So liegt das harte Kernkapital nach aus fundamentaler Perspektive vor allem auf EBA-Definition der Gruppe der großen, inter­ weitere Reformen zur dauerhaften Stärkung national tätigen deutschen Kreditinstitute um der Wachstumskräfte und zur Sanierung der insgesamt 15,5 Mrd € über der EBA-Vorgabe. öffentlichen Finanzen in den einzelnen Mit- Die Kernkapitalquote dieser Gruppe hat sich gliedsländern an. Andernfalls drohen immer von 12,2% der risikogewichteten Aktiva im wieder Zweifel an der Schuldentragfähigkeit Jahr 2011 auf 14,1% zum Ende des Berichts- und dem Zusammenhalt der Währungsunion jahres erhöht. Dies erfolgte überwiegend durch aufzukommen, was in Europa der Realisierung den Aufbau von Kernkapital. von Vorteilen einer stärkeren wirtschaftlichen Integration unter Einschluss der Finanzmärkte Die deutschen Banken halten weiterhin bedeu- Weiter entgegenstehen würde. tende Forderungen gegenüber Schuldnern in ­bestehende Risiken im Wert- Spanien und Italien. Trotz eines erkennbaren papierbestand Auch USA und Richtungsweisende finanzpolitische Entschei- Abbaus dieser Forderungen bestehen damit Japan benötigen dungen sind auch in den Vereinigten Staaten noch immer hohe Risiken im Falle einer erneu- nachhaltige Finanzpolitik und Japan erforderlich. Ein Vertrauensverlust in ten Verschärfung der Staatsschuldenkrise. Zu- die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen dem belasten Altbestände forderungsbesicher- Schulden in diesen Ländern könnte zu erheb­ ter Wertpapiere (u. a. Residential Mortgage lichen Verwerfungen im internationalen Finanz- Backed Securities: RMBS, Collateralised Debt system führen. Risiken für eine effiziente grenz- Obligations: CDO) das Bankensystem. Zwar überschreitende Kapitalnutzung können zudem ­haben die großen, international tätigen deut- von protektionistischen Maßnahmen ausge- schen Institute ihre Bestände an diesen Wert- hen. Daher ist es wichtig, dass auf internatio- papieren deutlich verringert. Die Kreditqualität naler Ebene weiterhin daran gearbeitet wird, der verbleibenden Papiere hat sich jedoch ver- im Graubereich zwischen sinnvoller nationaler schlechtert. Finanzmarktregulierung und schädlichem Pro- tektionismus möglichst klare Grenzen zu zie- Vor dem Hintergrund des in Deutschland ­hohen Bisher keine hen. Darüber hinaus tragen eine auf internatio- Anteils von Immobilienkrediten an der Ver- Finanzstabilitäts- risiken aus naler Ebene abgestimmte Regulierung und de- schuldung privater Haushalte ist ein besonde- steigenden Wohn- ren konsistente Umsetzung wesentlich dazu res Augenmerk auf die Immobilienmärkte zu immobilien- bei, die regionale Fragmentierung der Finanz- legen. Die Wohnimmobilienpreise stiegen in preisen systeme möglichst gering zu halten. An der den letzten Jahren in den deutschen Ballungs- zwischen den G20-Ländern vereinbarten Regu- räumen beschleunigt an. Ein rascher Aufbau lierungsagenda sollte auch aus diesem Grund von Risiken für die Finanzstabilität ist derzeit festgehalten werden. aber nicht zu erkennen. Diese sind aufgrund der im europäischen Vergleich moderaten Ver- schuldung der privaten Haushalte und der ge- 2. S tabilität des deutschen ringen Wachstumsrate der Immobilienpreise in Finanzsystems Deutschland zwischen 1996 und 2008 be- grenzt. Zudem tragen die konservativen Kredit- Die Vorgabe der Europäischen Bankenauf- vergabestandards zu dieser Einschätzung bei. sichtsbehörde (EBA) und die bereits teilweise Der Volumenanstieg bei Wohnungsbaukrediten Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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ist mit einer Jahreswachstumsrate von 2% im zuletzt aufgrund der günstigen Bedingungen langfristigen Vergleich noch immer moderat. am Arbeitsmarkt sowie der anhaltenden Im- pulse vom Wohnungsbau – noch stabilisierend Versicherungs­ Der deutsche Versicherungssektor ist insgesamt wirkte, hinterließen die globale Konjunktur­ unternehmen robust. Die Risikotragfähigkeit erweist sich abschwächung und die sich zeitweise verschär- noch robust, aber … weiterhin­ als angemessen. Alle Lebens- und fende Staatsschuldenkrise deutliche Spuren in Krankenversicherer haben einen von der Bun- der Ertragsrechnung. desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) durchgeführten Stresstest zu den Aus- Ein sichtbares Zeichen hierfür war, dass sich die … durch wirkungen eines Einbruchs auf den Aktien-, Risikovorsorge im Kreditgeschäft innerhalb der steigende Risiko- vorsorge und Renten- und Immobilienmärkten bestanden. Gruppe der großen, international tätigen deut- zurückgehende operative Bei Schaden- und Unfallversicherern sowie schen Banken, die in den Jahren 2010 und ­Erträge Pensions­kassen, die den Stresstest nicht be- 2011 noch deutlich rückläufig gewesen war, standen, hat die BaFin Maßnahmen zur Verbes- von Januar bis September 2012 im Vergleich serung der Risikotragfähigkeit eingeleitet. zur entsprechenden Vorjahrsperiode um 1,8 Mrd € auf 4,4 Mrd € erhöhte (siehe Schaubild … Heraus- Die deutschen Lebensversicherer sind jedoch auf S. 85). Als spezieller Faktor schlug hier das forderungen aus spürbar von dem anhaltenden Niedrigzinsum- aktuell erhöhte Ausfallrisiko bei Schiffsfinanzie- Niedrigzins- umfeld feld betroffen. Dies spiegelt sich in den rück- rungen besonders stark zu Buche. Die opera­ läufigen Ergebnissen aus der Kapitalanlage tiven Erträge reduzierten sich im Neunmonats- ­sowie einer sinkenden Überschussbeteiligung vergleich noch moderat um 0,6 Mrd € auf wider. Ein Trend zu einer verstärkten Risiko- 48,3 Mrd €. Dabei wurde ein spürbarer Rück- übernahme, um die hohen Verpflichtungen aus gang im Zinsüberschuss, der hauptsächlich mit den garantierten Zinsversprechen gegenüber den anhaltend niedrigen Geld- und Kapital- den Kunden erzielen zu können, zeichnet sich marktzinsen und der flachen Zinsstrukturkurve bisher nicht ab. Gleichwohl gibt es Anzeichen erklärt werden kann, durch einen deutlichen für eine vorsichtige Neuausrichtung. Es werden Anstieg im Handelsergebnis mehr als ausge­ neue Geschäftsfelder wie die Finanzierung von glichen. Letzteres profitierte von den Entspan- Infrastruktur- und Immobilienprojekten sowie nungstendenzen an den Finanzmärkten vor die direkte Kreditvergabe erschlossen und aus- ­allem als Folge besonderer geldpolitischer gebaut. Dabei treten die Versicherer verstärkt Maßnahmen des Eurosystems. Auch wegen in einen Wettbewerb mit Banken. Aus Sicht der der immer noch ausgeprägten Kaufzurück­ ­ Finanzstabilität ist wichtig, dass die Risiko­ haltung und Risikoaversion besonders im Privat­ managementsysteme der Versicherer mit dieser kundengeschäft fiel der Provisionsüberschuss Entwicklung Schritt halten. von Januar bis September 2012 mit 13,9 Mrd € um 0,8 Mrd € geringer aus als im Vergleichs- zeitraum des Vorjahres. Das sonstige Ergebnis 3. Ertragslage der aus Finanzinstrumenten, das im Jahr 2011 noch deutschen Banken erheblich durch Veräußerungsverluste­ und einen hohen Wertberichtigungs­bedarf beim Komplexe Das deutsche Bankgewerbe stand im Jahr 2012 Staatsfinanzierungsportfolio belastet gewesen Umfeld­ zunehmend vor der Herausforderung, unter war, verbesserte sich dagegen deutlich. Insge- bedingungen wirken sich auf anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen samt reduzierte sich im Neunmonatsvergleich die Ertragslage aus … die Rentabilitätsansprüche mit den gestiegenen bei rückläufiger Bilanzsumme das Ergebnis vor Anforderungen bei der Sicherung der Kapital- Steuern um 0,9 Mrd € auf 9,1 Mrd €. basis, der Kreditqualität und der Liquidität in Einklang zu bringen. Während hierbei die all- Das flachere Konjunkturprofil sowie anhaltend gemeine Wirtschaftslage in Deutschland – nicht niedrige Zinsmargen dürften auch im Jahr 2013 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Ertragslage großer, international tätiger deutscher Banken *) Schaubild 20

Mrd €

Operative Erträge 1) + 20

+ 15

+ 10

+ 5

0

– 5

– 10 Sonstiges Ergebnis aus Finanzinstrumenten Ergebnis vor Steuern Handelsergebnis 2) – 15 Risikovorsorge im Kreditgeschäft Provisionsüberschuss – 20 Zinsüberschuss

– 25

2008 2009 2010 2011 2012

* Die Angaben umfassen 11 (bzw. 12 bis zum 3. Quartal 2010) große, international tätige deutsche Banken (Großbanken sowie ausge- wählte Institute der Gruppe der Landesbanken und Realkreditinstitute) und basieren auf den veröffentlichten unterjährigen Konzernab- schlüssen nach IFRS. 1 Summe aus Zinsüberschuss, Provisionsüberschuss und Handelsergebnis. 2 Einschl. Ergebnis aus zum Fair Value klassifizierten finanziellen Vermögenswerten/Verpflichtungen. Deutsche Bundesbank

Ertragspotenzial die Ertragsmöglichkeiten begrenzen. Zudem ist deutscher Banken mittelfristig unter Druck. auch zukünftig mit einem verstärkten Wettbewerb um Kun- Dies gilt zum Beispiel im Bereich der Unterneh- begrenzt deneinlagen im klassischen Retailbanking zu mensfinanzierung und im Hinblick auf den rechnen. Die Erfahrungen aus der Vertrauens- Wettbewerb mit Versicherungsunternehmen in krise am Interbankenmarkt und die Suche nach angestammten Geschäftsfeldern. Neben Kos- alternativen kostengünstigen beziehungsweise tensenkungen, etwa im Personal- und Ver­ stabilen Refinanzierungsquellen – nicht zuletzt waltungsbereich, dürften daher vor allem vor dem Hintergrund der zukünftig einzuhal- Umstrukturierungsmaßnahmen­ zur Anpassung tenden Liquiditätsanforderungen – machen der Geschäftsmodelle an Bedeutung gewin- dieses Geschäftsfeld zunehmend zu einer zen- nen, auch wenn der dadurch entstehende tralen Größe. Darüber hinaus setzen verschie- Restrukturierungsaufwand­ kurzfristig ergebnis- dene strukturelle Entwicklungen die Ertragslage schmälernd wirkt. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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II. Internationales Finanz- und Währungs- system – Internationale Kooperationen

1. Internationales Währungs- vorsorgliche Verstärkung der IWF-Mittel zur system und IWF-Fragen Bewältigung­ der globalen Finanz- und Schul- denkrise zu verstehen. Auf mittlere Sicht soll Vorsorgliche Der IWF hat im Jahr 2012 seine Finanzierungs- der IWF seine Finanzhilfen wieder ausschließ- Stärkung der kapazitäten nochmals erhöht, um auch künftig lich aus Quotenmitteln finanzieren und nur im IWF-Mittel seine Aufgaben erfüllen und der potenziellen Notfall auf die multilateralen Neuen Kredit­ Nachfrage seiner Mitglieder nach Finanzhilfen vereinbarungen (NKV) zurückgreifen. begegnen zu können. Insgesamt 38 Mitglieds- länder beziehungsweise deren Notenbanken Ende 2012 standen dem Fonds für die Vergabe Liquiditätslage haben rund 460 Mrd US-$ im Wege zusätz­ neuer Kredite – wie bereits ein Jahr zuvor – des Fonds komfortabel licher bilateraler Kreditlinien zugesagt. Bis zum ­insgesamt rund 250 Mrd Sonderziehungsrechte Jahresende 2012 wurden Kreditlinien in Höhe (SZR) für die nächsten 12 Monate zur Ver­ von rund 360 Mrd US-$ vereinbart. Die Bun- fügung (siehe unten stehendes Schaubild). Da- desbank trägt hierzu durch Gewährung einer rin enthalten sind die seit dem Jahr 2009 ab- Kredit­linie an den IWF in Höhe von 41,5 Mrd € geschlossenen bilateralen Kreditlinien mit dem mit einer maximal vierjährigen Laufzeit bei. IWF und die multilateralen NKV, die seit April Diese neuen bilateralen Kreditlinien sind als 2011 ohne Unterbrechung aktiviert sind. Nicht eine außergewöhnliche und zeitlich befristete, eingeschlossen sind die im Jahr 2012 vereinbar-

Liquidität und Kreditvergabe des IWF Schaubild 2021

Mrd SZR, Jahresendstände

270

240 Kreditzusagekapazität des IWF (FCC) 1) ausstehendes Kreditvolumen 2) 210 vereinbartes Kreditvolumen darunter: FCL 3) 180

150

120

90

60

30

0

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 4)

Quelle: IWF. 1 Die One-Year Forward Commitment Capacity (FCC) umfasst die zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbaren Finanzmittel aus den Quotenmitteln, Neuen Kreditvereinbarungen (NKV) und bilateralen Kreditzusagen abzüglich eines Sicherheitsabschlags. 2 Hohe Kreditvergaben 1998 an Brasilien, 1999 an die Türkei, 2000 an Argentinien, 2002 an Brasilien und die Türkei, 2003 an Argentinien, 2008 an Ungarn und Island, 2010 an Griechenland und Irland, 2011 an Portugal, 2012 an Griechenland. 3 Vereinbarung Flexibler Kre- ditlinien (FCL) mit Mexiko, Polen und Kolumbien. 4 Kreditzusagekapazität ohne die 2012 zugesagten und zu einem erheblichen Teil be- reits vereinbarten bilateralen Kreditlinien sowie ohne die 2010 beschlossene, aber noch nicht wirksame Quotenerhöhung und Absen- kung des NKV-Volumens. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Ausstehende und zugesagte IWF-Kredittranchen Schaubild 22

Stand: Ende 2012

Relative Anteile der Relative Anteile des zugesagten ausstehenden IWF-Kredite1) IWF-Kreditvolumens im Rahmen von IWF-Anpassungsprogrammen 2)

sonstige 12% Pakistan Griechenland sonstige Griechenland 4% 21% 17% 30% Ungarn 5%

Ukraine Irland 8% 24% Portugal 21% Rumänien 11%

Irland Portugal 18% 29%

Quelle: IWF und eigene Berechnungen. 1 Summe der ausstehenden Kredittranchen aus laufenden und beendeten Programmen. 2 Be- träge aller laufenden Kreditprogramme aus dem Allgemeinen Konto zum 31. Dezember 2012, aus denen noch Auszahlungen von Kre- dittranchen erfolgen können. Nicht eingeschlossen sind die Kreditlinienzusagen im Rahmen der Flexible Credit Line (FCL), da diese nicht mit einem Anpassungsprogramm verbunden sind. Deutsche Bundesbank

ten zusätzlichen bilateralen Kreditlinien,­ da ber 2012 betrug ihre Netto-Forderungsposition diese erst bei einem Absinken der IWF-Liquidi- gegenüber dem IWF 8,3 Mrd €. tät unter 100 Mrd SZR in Anspruch genommen werden dürfen. Die Ratifizierung der im November 2010 vom Ratifizierung der IWF-Gouverneursrat verabschiedeten Verdopp- Quoten- und Governance- Ausstehendes Die Ausweitung des IWF-Kreditgeschäfts hat lung der IWF-Quotensumme und der Reform Reform von IWF-Kredit- sich im Jahr 2012 deutlich verlangsamt. Das des Verfahrens zur Besetzung des IWF-Exeku- 2010 nicht volumen kaum ­abgeschlossen erhöht ausstehende Kreditvolumen stieg angesichts tivdirektoriums (Governance-Reform) konnte von Rückflüssen in Höhe von mehr als 12,2 bis Ende 2012 nicht abgeschlossen werden. Die Mrd SZR netto nur noch um rund 2,7 Mrd SZR Reformen werden in Kraft treten, sobald die auf 90 Mrd SZR. Allerdings wurde damit zu- Zustimmung von Mitgliedsländern vorliegt, die gleich ein neuer historischer Höchststand er- zusammen 85% der Stimmrechte auf sich ver- reicht. Die gesamten Mittelzusagen sind gegen- einigen. Deutschland hat – wie die meisten an- über dem Vorjahr um mehr als 10 Mrd SZR deren EU-Staaten – beide Maßnahmen fristge- zurückge­gangen, nachdem einige Programme recht ratifiziert. Für Deutschland wird die Ver- beendet wurden. Von den derzeit laufenden dopplung der IWF-Quotensumme zu einem 18 IWF-Programmen entfallen fast 60% des Anstieg der Quote – und damit der Einzah- Ausleihevolumens auf die drei größten IWF- lungsverpflichtung der Bundesbank beim IWF – Kredit­nehmer (Griechenland, Portugal und von 14,6 Mrd SZR auf 26,5 Mrd SZR führen. ­Irland; siehe oben stehendes Schaubild). Die Dagegen wird der Quotenanteil Deutschlands Bundesbank hat zur Finanzierung der IWF-Kre- im IWF von 6,1% auf 5,6% zurückgehen. dite 7,5 Mrd SZR beigetragen. Am 31. Dezem- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Erneute Über- Ziel der im Rahmen der Quoten- und Govern- Darüber hinaus legte der IWF im Laufe des Jah- Neue prüfung der ance-Reform ebenfalls beschlossenen Überprü- res eine Reihe neuer Publikationen mit dem Ziel Surveillance-­ IWF-Quoten- Berichte des IWF formel und fung der IWF-Quotenformel ist es, die Position vor, zukünftig insbesondere die länderübergrei- 15. Allgemeine Quotenüber- der Mitgliedsländer in der Weltwirtschaft durch fende Analyse zu fördern und ein kompaktes prüfung die ermittelten Quoten besser zu reflektieren. und konsistentes Bild der wirtschaftlichen Ent- Dieses zunächst eher technisch anmutende wicklungen sowie seiner Empfehlungen zu ge- Thema kann weitreichende politische Implika- ben. So hat der IWF beispielsweise die Kern­ tionen haben, da die Gestaltung der Quoten- aussagen seiner globalen Analyseprodukte formel die Quotenanteile und damit die Finan- (World Economic Outlook, Global Financial zierungs- und Stimmrechtsanteile im IWF be- ­Stability Report, Fiscal Monitor) in einem zusätz­ einflusst. Eventuelle Änderungen der IWF-­ lichen Bericht konsolidiert, der auch geschäfts- Quotenformel könnten sich bereits bei der politische Aspekte des IWF enthält (IMF Man- anstehenden 15. Allgemeinen Quotenüber­ aging Director´s Global Policy Agenda). Zudem prüfung, die bis Januar 2014 abgeschlossen wurde ein Bericht über grenzüberschreitende werden soll, auf die Quotenanteile der Mit- Auswirkungen nationaler Wirtschaftspolitiken gliedsländer auswirken. und der wirtschaftlichen Entwicklung für eine Reihe ausgewählter Länder und den Euro-Raum Stärkung der Der IWF hat im Verlauf des Jahres 2012 weitere veröffentlicht­ (Spillover Report). Auch eine neu- wirtschafts- Schritte zur Stärkung seiner wirtschaftspoli­ artige länder­über­greifende Analyse der exter- politischen Überwachungs- tischen Überwachungsfunktion (Surveillance) nen Stabilität wichtiger Volkswirtschaften (Pilot und Beratungs- funktion des IWF unternommen, die als Kernaufgabe des IWF External Sector Report) wurde erstellt. Um die beschlossen dem Ziel der Krisenprävention dient. Auf Basis Überwachung des Finanzsektors zu stärken, der Ergebnisse der im Oktober 2011 durch­ verabschiedete der IWF im September 2012 geführten allgemeinen Überprüfung der Sur- eine diesbezügliche Strategie (Financial Surveil- veillance (Triennial Surveillance Review) verab- lance Strategy). Kernziele dieser Strategie sind schiedete das Exekutivdirektorium im Juli 2012 eine Stärkung des analytischen Fundaments eine neue Richtlinie für die Surveillance (Deci- der sogenannten makrofinanziellen Risikoana- sion on Bilateral and Multilateral Surveillance). lyse, die Weiterentwicklung der Finanzsektor- Damit wurde im Lichte der Erfahrungen aus der Surveillance sowie eine bessere Durchsetzung Finanzkrise die rechtliche Grundlage der wirt- der Empfehlungen des IWF. schafts- und stabilitätspolitischen Analyse und Beratung des IWF angepasst. Die neue Richt­ Im Herbst 2012 veröffentlichte der IWF seine Neue Sichtweise linie ist eine Fortentwicklung der bilateralen Vorstellungen für den Umgang mit Kapitalflüs- des IWF zum Umgang mit Surveillance-Richtlinie aus dem Jahr 2007 und sen (Institutional View on Capital Flows). Hier- Kapitalströmen bezieht nun Aspekte der Finanzstabilität sowie durch soll für die IWF-Surveillance ein konsis- eine länderübergreifende Perspektive stärker in tenter Rahmen zur Bewertung der Maßnahmen die bilaterale Surveillance mit den einzelnen einzelner Länder zur Steuerung von Kapital­ Mitgliedsländern ein. Hervorzuheben ist, dass strömen bereitgestellt werden. Das dient dem gleichwohl kein Land aufgefordert werden Ziel, die Stabilität des internationalen Wäh- kann, seine inländische Stabilität dem Ziel der rungssystems zu stärken. Der neue Ansatz des globalen Stabilität unterzuordnen. Damit wird IWF fordert, dass zum Einsatz kommende Maß- die besondere Bedeutung der binnenwirt- nahmen transparent, zielgerichtet, befristet und schaftlichen Stabilität und der darauf ausge- soweit wie möglich nicht diskriminierend sein richteten nationalen Wirtschaftspolitik unter- sollen. Maßnahmen zur Steuerung von Kapital- strichen, auf die die Bundesbank in den Diskus- flüssen sollen aber nicht als Ersatz verwendet sionen großen Wert gelegt hatte. werden, um notwendige Wechselkurskorrek­ turen oder inlän­dische wirtschaftspolitische Anpas­sungen zu vermeiden oder zu verzögern. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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2. Internationale und -Notenbankgouverneure im November ­Kooperation 2012 bereits eine Einigung auf Indikatoren zur Bewertung der Politikumsetzung in den Be­ Neuer G20- Unter dem Vorsitz Mexikos haben sich die G20- reichen der Fiskal-, Geld- und Wechselkurs­ Aktionsplan für Länder im Jahr 2012 darum bemüht, akute politik erreicht werden. Wachstum und Beschäftigung ­Risiken im internationalen Finanzsystem einzu- verabschiedet dämmen und zugleich die langfristigen Bedin- Der Finanzstabilitätsrat (FSB), der auch die G20- Implemen­ gungen für Wachstum und Prosperität zu ver- Finanzsektor-Reformagenda koordiniert, arbei- tierung und Überwachung bessern, um auf diesem Weg neues Vertrauen tet weiterhin daran, das Finanzsystem robuster der vereinbarten Finanzsektor- an den Finanzmärkten aufzubauen. Beim gegenüber systemischen Risiken zu machen reformen G20‑Gipfel in Los Cabos wurde ein neuer und die Kosten möglicher Krisen zu begrenzen. Aktionsplan­ für Wachstum und Beschäftigung Der Schwerpunkt liegt dabei zunehmend auf verabschiedet. Dieser legt ein wesentliches der Implementierung der einzelnen Reformen Augenmerk­ auf kurzfristige Risiken für die und deren Überwachung. In den EU-Mitglieds- Weltwirtschaft. Für den Fall einer signifikanten ländern erfolgt die Umsetzung überwiegend Verschlechterung der Wirtschaftslage wollten über den Zwischenschritt europäischer Richt­ verschiedene Länder auch zusätzliche Maßnah- linien und Verordnungen. men zur Stützung der Nachfrage nicht aus- schließen. Mit Blick auf die fiskalpolitischen Die Überführung der neuen internationalen Umsetzung Konsolidierungsziele des G20-Gipfels von 2010 Eigenkapitalregeln für Banken (Basel III) in der neuen Eigen­kapital­ in Toronto erfolgte eine ausdrückliche Ver- nationales­ Recht ist zwar nicht weltweit frist- regeln und der Derivatemarkt­ pflichtung der Industrieländer auf die mittelfris- gerecht zum Jahresbeginn 2013 gelungen. In reformen tigen Ziele zur Stabilisierung der Schuldenquote Europa befindet sie sich aber in einem fort­ kommt voran und deren Fortschreibung für die Zeit nach geschrittenen Stadium. Um die Transparenz auf 2016. Daneben wurden unter anderem markt- außerbörslichen Derivatemärkten zu erhöhen bestimmte Wechselkurse zum Abbau externer und diese durch Reduzierung der Adressenaus- Ungleichgewichte sowie wachstumsfördernde fall- und operationellen Risiken sicherer zu Strukturreformen gefordert. Deutschland warb ­machen, müssen Marktteilnehmer ihre außer- in den Diskussionen für eine auf Reformen und börslichen Transaktionen künftig zu einem gro- tragfähige öffentliche Finanzen ausgerichtete ßen Teil über Zentrale Gegenparteien (Central Politik, auch zur Wiederherstellung des Ver­ Counterparties: CCPs) abwickeln und an zen- trauens in der kürzeren Frist. Eine Stärkung der trale Transaktionsregister melden. In Europa binnenwirtschaftlichen Nachfrage müsse ferner werden diese Ziele der G20 durch die EU-Ver- über marktgetriebene Prozesse und eine ordnung zur Regulierung der außerbörslichen wachstumsfreundliche Wirtschaftspolitik erfol- Derivate­märkte (EMIR) umgesetzt (siehe auch gen. Die Arbeiten am „G20-Rahmenwerk für die Erläuterungen auf S. 90). robustes, nachhaltiges und ausgewogenes Wachstum“ („Framework“) wurden fortgesetzt. Noch in der Entwicklung sind Empfehlungen Öffentliche zum regulatorischen Umgang mit dem soge- Konsultation zur Regulierung des Stringenteres Neben dem Aktionsplan wurde die Einrichtung nannten Schattenbankensystem. Während zur Schattenbanken- Beurteilungs­ eines stringenteren Verfahrens zur Überprü- Regulierung von Geldmarktfonds bereits Emp- systems verfahren von Politikzusagen fung getroffener Politikzusagen verabredet. fehlungen vorliegen, muss der FSB die Regeln eingeleitet Dieses soll helfen, die gegenseitige Überwa- für Verbriefungen noch annehmen und an die chung als Teil des „Framework“-Prozesses zu G20 weiterleiten. Konkretisierungsbedarf be- verbessern und Fortschritte bei der Erfüllung steht vor allem noch bei der regulatorischen der Zusagen und Ziele anhand einheitlicher In- Behandlung weiterer Fondstypen und Finanz- dikatoren regelmäßig zu bewerten. Hierzu unternehmen, die dem Schattenbankensystem konnte beim Treffen der G20-Finanzminister zugeordnet werden, bei der regulatorischen Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Maßnahmen zur Stärkung des Finanzsystems

Am 25. Oktober 2012 hat der Deutsche Bun- Daneben regelt MiFID den Hochfrequenz- destag das Finanzstabilitätsgesetz beschlos- handel. Im Vorgriff darauf hat die Bundes- sen. Darin wird dem Ausschuss für Finanz- regierung 2012 ein Gesetz zur Vermeidung stabilität (AFS) die makroprudenzielle Über- von Gefahren und Missbräuchen im Hoch- wachung in Deutschland übertragen. Er setzt frequenzhandel auf den Weg gebracht. sich aus jeweils drei Vertretern des federfüh- renden Bundesministeriums der Finanzen, Die weitere Verbesserung von Rating- der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs- urteilen war ein Anliegen der zum zweiten aufsicht, der Bundesbank und einem stimm- Mal überarbeiteten EU-Verordnung über rechtslosen Vertreter der Bundesanstalt für Ratingagenturen. Die Unabhängigkeit von Finanzmarktstabilisierung zusammen. Der Ratingagenturen wird verstärkt, die Trans- Bundesbank wird eine zentrale Rolle übertra- parenz von Ratings erhöht und die G20- gen. Sie übernimmt die laufende Analyse der Vereinbarung zur Reduzierung der Bezug- Stabilität des Finanzsystems und kann bei be- nahme auf externe Ratings umgesetzt. stehenden Risiken Warnungen und Empfeh- lungen zu deren Abwehr vorschlagen, über Durch die seit dem 1. November 2012 gel- die der AFS entscheidet. tende EU-Verordnung über Leerverkäufe und bestimmte Aspekte von Kreditausfall- Daneben wurden im Rahmen der G20 seit swaps (CDS) müssen Netto-Leerverkaufs- Ausbruch der Krise zahlreiche Maßnahmen positionen in Aktien und Staatsanleihen zur Stärkung des internationalen Finanz- täglich gemeldet werden. Außerdem wer- systems beschlossen, deren Umsetzung den ungedeckte Leerverkäufe dieser Wert- 2012 durch europäische Legislativmaßnah- papiere sowie ungedeckte CDS auf Staats- men fortgesetzt wurde. anleihen untersagt.

Die EU-Verordnung über außerbörsliche Die EU-Kommission führte 2012 zur Umset- (Over-the-Counter: OTC) Derivate, Zentrale zung einer entsprechenden G20-Verein- Gegenparteien und Transaktionsregister barung eine Konsultation über einen mög- (EMIR) wurde am 4. Juli 2012 verabschie- lichen Rechtsrahmen für die Sanierung und det. Diese sieht die Einschaltung Zentraler Abwicklung von anderen systemrelevanten Gegenparteien sowie die Meldung von Finanzinstituten als Banken durch. Ziel ist Derivate geschäften an zentrale Transak- deren Abwicklung zu ermöglichen, ohne tionsregister vor, um bestehende syste- die Stabilität des Finanzsystems zu gefähr- mische Risiken im OTC-Derivatehandel zu den oder die Steuerzahler zu belasten. reduzieren und einen besseren Einblick in den Markt zu erhalten. Trotz umfangreicher Regulierungsvorhaben hat das Vertrauen in das Finanzsystem auch Zusätzliche Transparenz ist auch ein Anlie- 2012 wieder Rückschläge erlitten. Ange- gen der Überarbeitung der Finanzmarkt- sichts der Vorwürfe um Manipulationen bei richtlinie MiFID. Daher wird das Transparenz- den LIBOR- und EURIBOR-Sätzen hat die regime von Aktien auf weitere Finanzinstru- EU-Kommission ihre ursprünglichen Ent- mente ausgeweitet und eine neue Handels- würfe für eine Verordnung und eine Richt- platzkategorie eingeführt. Außerdem wird linie über Insidergeschäfte und Markt- die G20-Vereinbarung, standar disierte OTC- manipulation am 25. Juli 2012 erweitert Derivate auf Börsen oder elektronischen und den Straftatbestand der Manipulation Handelsplattformen zu handeln, umgesetzt. von Benchmarks eingeführt. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Ausgestaltung von Wertpapierleihgeschäften schläge wollen sie zusammen mit einer Liste sowie bei der Interaktion zwischen regulären global systemrelevanter Versicherungsunter- Geschäftsbanken und dem Schattenbanken­ nehmen im April 2013 veröffentlichen. Bis zum system. Im November hat der FSB hierzu Regu- Herbst sollen auch Regeln zur Identifizierung lierungsvorschläge zur öffentlichen Konsulta- und Regulierung systemrelevanter Finanzins­ tion gestellt und wird bis September 2013 ein titute vorliegen, die weder Banken noch Ver­ Gesamtpaket von Empfehlungen zur Regulie- sicherer noch Marktinfrastrukturen sind. rung des Schattenbankensystems vorlegen. Im Juni 2012 hatte die G20 bei ihrem Gipfel in Institutiona­ lisierung des FSB SIFI- Die Übertragung des Rahmenwerks für den Los Cabos die Vorschläge des FSB für seine Rahmenwerk Umgang mit systemrelevanten Finanzinstituten Institu­tionalisierung und erweiterte finanzielle wird auf weitere Akteure über- (SIFIs) kommt voran. Im vergangenen Jahr hat Autonomie gebilligt. Anfang des Jahres hat der tragen die G20 eine Rahmenregelung des Baseler Aus- FSB nun mittels Gründung eines Vereins nach schusses für den Umgang mit national system- Schweizer Recht eine eigene Rechtspersönlich- relevanten Banken angenommen. Die Aufseher keit erlangt und mit der Bank für Internatio­ für das Versicherungswesen haben eine Me- nalen Zahlungsausgleich (BIZ) ein Finanzie- thodik zur Identifizierung von global system­ rungs- und Dienstleistungsabkommen abge- relevanten Versicherern sowie erste Regulie- schlossen; dies gewährleistet eine auch weiter- rungsoptionen vorgelegt. Endgültige Vor- hin enge Anbindung des FSB an die BIZ. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

92 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Bankenaufsicht

Auf globaler Ebene schloss der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (Basel Committee on Bank- ing Supervision: BCBS) verschiedene Arbeiten ab. Um die wichtigsten Lehren aus der Finanzkrise zu ziehen, überarbeitete der BCBS die Baseler Grundsätze für eine wirksame Bankenaufsicht, die als eine Art Grundgesetz für die Bankenauf­seher in einem Dokument zusammengefasst wurden. Sie sollen zur Finanzstabilität beitragen, etwa indem die Regierungen der Staaten sicherstellen, dass makroprudenzielle Erkenntnisse mit der Institutsaufsicht verknüpft werden. Das „Grundge- setz“ der Bankenaufsicht sieht außerdem eine stärkere aufsichtliche Fokussierung auf systemrele- vante Banken, auch unter Einschluss eines wirksamen Abwicklungsverfahrens als Bestandteil des Krisenmanagements vor. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht hat zudem ein Rahmenwerk zum Umgang mit Banken erstellt, die auf nationaler Ebene als systemrelevant eingestuft werden. Es sieht vor, dass nationale Behörden die Systemrelevanz jährlich bewerten und, falls nötig, Kapi- talaufschläge in hartem Kernkapital festsetzen.

Bei den Arbeiten auf europäischer Ebene gab es drei Schwerpunkte: Erstens die Verabschiedung der Capital Requirements Regulation (CRR) und der Capital Requirements Directive IV (CRD IV). Nach intensiven Verhandlungen haben sich der Rat und das Europäische Parlament (EP) Ende Februar 2013 auf ein politisc­ hes Kompromisspaket geeinigt, das die bis zuletzt strittigen Punkte Vergütung, Möglichkeiten zum nationalen Einsatz makroprudenzieller Instrumente (sog. Flexibili- tätspaket), Kapitalpuffer für systemrelevante Institute, länderbezogene Offenlegungspflichten und Rechte der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (European Banking Authority: EBA) umfasst. Zweitens wurde für eine Bündelung der aufsichtlichen Zuständigkeiten die Grundlage für eine europäische Bankenaufsicht als Bestandteil einer umfassenden Bankenunion geschaffen. Die EZB soll dabei unter Beteiligung der nationalen Aufsichtsbehörden einen einheitlichen Aufsichts­ mechanismus errichten und dadurch zu einer effektiven Aufsicht und zur Stärkung des Vertrauens in die Kreditinstitute der Währungsunion beitragen. Drittens hat die EU-weite Rekapitalisierungs- umfrage 2012 der EBA Kapazitäten gebunden. Letztlich haben alle 12 deutschen Institute, die an der Umfrage teilgenommen­ haben, die Mindestquote von 9% Core-Tier-1-Kapital zum 30. Juni 2012 überschritten.

National trug die Bundesbank zu den Vorbereitungen für die Umsetzung der oben genannten CRR und CRD IV in das Gesetz über das Kreditwesen bei. Schwerpunkte waren der aufsichtliche Über- prüfungs- und Evaluierungsprozess, eine angemessene Eigenkapitalausstattung der Banken sowie die Corporate Governance. Als eine Lehre aus der Krise hat die Bundesbank ihre Arbeiten bei der laufenden Überwachung präventiver und zielgerichteter auf Banken mit systemischer Relevanz ausgerichtet. Die Bundesbank führte auch im Jahr 2012 die laufende Überwachung von insgesamt mehr als 2000 Banken, rund 1500 Finanzdienstleistungsinstituten sowie 33 Zahlungs- und E-Geld- Instituten durch, wertete alle eingehenden Informationen über die Institute aus, führte 251 Prü- fungen vor Ort durch, erstellte Risikoprofile über alle von ihr beaufsichtigten Banken und infor- mierte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) über mögliche Gesetzesverstöße und Missstände. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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I. Weiterentwicklung internationaler Aufsichtsstandards­

1. Auswirkungsstudie Für die Ebene 2 hat ein Prüfungsteam des Base- Ebene 2 zu Basel III ler Ausschusses in diesem Jahr die rechtliche Umsetzung in den USA, in Japan und in der EU Basel III- Um die voraussichtlichen Auswirkungen der begutachtet. Die Umsetzung in Japan wurde Monitoring Basel III-Anforderungen auf die Kreditwirtschaft insgesamt als „compliant“ eingestuft; in der fortlaufend zu analysieren, werden seit Anfang Terminologie des BCBS bedeutet eine Einstu- 2011 halbjährlich Daten erhoben (Basel III-­ fung als „compliant“, dass die nationale Um- Monitoring), an denen sich derzeit 33 deutsche setzung die international vereinbarten Vorga- Kreditinstitute auf freiwilliger Basis beteiligen. ben im Wesentlichen umsetzt. Die Bundesbank ist bei den Baseler Arbeits- gruppen an der Erstellung der Ergebnisberichte Da die jeweiligen Umsetzungsgesetze weder in beteiligt und führte parallel für die EBA die der EU noch in den USA in 2012 fertiggestellt Analysen in der EU aus. Gleichzeitig betreut sie werden konnten, hat der Baseler Ausschuss für die deutschen Institute und wertet die nationa- diese Jurisdiktionen kein Gesamturteil erlassen. len Ergebnisse aus. Die anonymisierten Ergeb- Der vorläufige Bericht für die EU kommt zu nisse werden halbjährlich veröffentlicht. dem Ergebnis, dass die Umsetzung in 12 von 14 Teilkriterien inhaltlich weitgehend den Base- ler Vorgaben entspricht. In zwei Teilbereichen 2. Überprüfung – nämlich bei der Kapitaldefinition und bei der der Umsetzung­ Verwendung interner Modelle – könnten je- der Baseler Standards doch möglicherweise bedeutende Abweichun- gen bestehen. Eine Gesamteinschätzung wird Überprüfung Mittels einer Vergleichsanalyse will der BCBS der Baseler Ausschuss nach Abschluss des der Umsetzung sicherstellen, dass die mittels Basel II, Basel II.5 europäischen beziehungsweise US-amerika­ der Baseler Standards auf und Basel III vereinbarten Regeln auch als glo- nischen Gesetzgebungsverfahrens vornehmen. drei Ebenen baler Standard und für alle globalen Banken mit gleicher Intensität gelten. Die drei Ebenen Auf Ebene 3 untersucht der BCBS, wie und in Ebene 3 der Untersuchung sind: welcher Höhe die Banken ihre risiko­gewichteten Aktiva (RWA) bei der Anwendung der Regeln Ebene 1 Ebene 1: Selbstangabe der Mitgliedstaaten, ob ermitteln. Zu diesem Zweck wird für ausge- und wann die Regeln umgesetzt wurden. wählte, international tätige Banken nach den Gründen für verschieden berechnete RWAs so- Ebene 2: Untersuchung, ob die rechtliche Um- wohl im Handels- als auch im Bankbuch ge- setzung in den Jurisdiktionen den inhaltlichen sucht. Unterschiede in den RWAs wären dann Vorgaben der Baseler Vereinbarungen ent- nicht akzeptabel, wenn sie auf einer unter- spricht und schiedlichen Regelauslegung oder -anwendung und nicht auf tatsächlich unterschiedlichem Ebene 3: Untersuchung, welche Auswirkungen Risiko­gehalt der Positionen basieren. Für die Anwendung der Regeln in den Banken und Deutschland nehmen zwei Institute teil. durch die Aufsicht auf die Berechnung der Ka- pitalquote der Banken hat. Für die Untersuchung beider Bücher einer Bank liegen erste, zum Teil noch vorläufige Ergeb- nisse vor. Es zeichnet sich ab, dass zwar ein er- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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heblicher Teil der beobachteten Unterschiede Einhaltung der aufsichtlichen Normen zu ver- risikobasiert, und damit ökonomisch, begrün- gewissern. Vielmehr muss die Aufsicht fortlau- det ist. Dennoch bleiben für einen Teil der fend die Risikosituation­ dieser Banken bewer- untersuchten Positionen nicht erklärbare Ab- ten und höchste Anforderungen an das bank- weichungen zwischen Instituten. Nun muss interne Risikomanagement­ stellen. Drittens ver- untersucht werden, inwieweit diese Bandbreite langen die neuen Baseler Grundsätze, dass die noch durch die internationalen Standards ge- Staaten entsprechend den vom Financial Stabil- deckt ist. ity Board (FSB) entwickelten Kernelementen eines wirksamen Abwicklungsverfahrens Vor- Eine gleichartige Untersuchung führt die EBA bereitungen für das Krisenmanagement treffen auch auf europäischer Ebene durch. und die Verantwortungsbereiche der Banken- aufsicht, der Finanzministerien, der Zentralban- ken und der Abwicklungsbehörde eindeutig 3. Baseler Grundsätze für eine festlegen. Dabei müssen Eingriffsbefugnisse wirksame Bankenaufsicht klar formuliert werden, um die Auswirkungen der Abwicklung einer Bank auf den Finanzsek- Lehren aus der Im Anschluss an die International Conference tor und die Realwirtschaft abschätzen und damit Finanzkrise − of Banking Supervisors in Istanbul traten im begrenzen zu können. Da die Finanzkrise erneut überarbeitete Baseler Grund- September 2012 die überarbeiteten Baseler gezeigt hat, dass Banken mit einer schwach sätze Grundsätze für eine wirksame Bankenaufsicht entwickelten Unternehmenskultur und Män- in Kraft. Der BCBS hat damit die aus der Finanz­ geln in der Geschäftsführung sich selbst und krise gezogenen Lehren in allgemeingültige das Finanzsystem­ als Ganzes gefährden kön- Prinzipien für Bankenaufsicht und Kreditins­ nen, betonen die Baseler Grundsätze viertens titute übersetzt. Unabhängig von der Größe die Bedeutung einer ordnungsgemäßen Ge- und der Komplexität der Geschäftsmodelle der schäftsführung für die Solidität und Stabilität Banken sowie den wirtschaftlichen und recht­ einer Bank. Die bislang bestehenden Kriterien, lichen Rahmenbedingungen sind die Baseler die das Thema Unternehmensführung an ver- Grundsätze für alle Aufseher und die von ihnen schiedenen Stellen in den bisherigen Baseler beaufsichtigten Banken maßgeblich. Möglich Grundsätzen aufgegriffen haben, wurden in wird dieser universelle Ansatz durch konse- einem einzigen, neuen Grundsatz zusammen- quente Anwendung des Proportionalitätsprin- geführt und mit den Empfehlungen des BCBS zips. Auch wenn die Überarbeitung der Baseler zu den Grundsätzen einer ordnungsgemäßen Grundsätze letztlich alle aufsichtlich relevanten Geschäftsführung aus dem Jahr 2010 ergänzt. Themenbereiche betraf, lassen sich vier Schwer- punkte identifizieren. Erstens soll die Finanzsta- bilität besser geschützt werden, indem durch 4. Neue Standards für die Regierungen sicherzustellen ist, dass makro­ system­ relevante­ Banken­ prudenzielle Erkenntnisse besser in die Instituts­ ­ aufsicht­ einfließen. Auch ohne dass ein eigener Nachdem das Rahmenwerk zum Umgang mit Auftrag zur Grundsatz für systemrelevante Banken (System- global systemrelevanten Banken (G-SIBs) im Erweiterung­ der SIB-Standards ically important banks: SIBs) geschaffen wor- Herbst 2011 veröffentlicht worden war, erhielt den ist, machen die neuen ­Baseler Grundsätze der BCBS auf dem G20-Gipfel am 3. und 4. No- zweitens deutlich, dass sich die Intensität und vember 2011 in Cannes den Auftrag, ein Regu- der bankaufsichtliche Ressourceneinsatz sowie lierungskonzept für SIBs auf nationaler Ebene die an die jeweilige Bank gerichteten Anfor­ zu entwickeln. derungen an deren Risikoprofil und syste­ mischer Relevanz ausrichten müssen. Insbeson- Dieser Prüfauftrag mündete im Juni 2012 in dere genügt es bei SIBs nicht, sich allein der einem Konsultationspapier des Ausschusses Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Rahmenwerk zum Umgang mit Banken, die auf nationaler gen komplettieren zum einen die noch nicht zum Umgang Ebene systemrelevant sind (D-SIBs). Die Regeln vollständigen Regeln aus dem Jahr 2010 und mit nationalen SIBs sehen vor, dass nationale Behörden die System- sind zum anderen Ergebnis der Beobachtungen relevanz lokaler Institute jährlich bewerten und, und Analysen aus der damals beschlossenen falls nötig, Kapitalaufschläge in hartem Kernka- Überprüfungsperiode. Sie sollen die praktikable pital festsetzen sollen. Wie beim G-SIB-Rah- Anwendung und friktionsfreie Implementie- menwerk stellt die Bewertung der Systemrele- rung der neuen Regeln durch Banken und Auf- vanz auf die mögliche Schadenshöhe im Falle sichtsbehörden sicherstellen und unerwünschte eines Zusammenbruchs ab. Sie orientiert sich Implikationen (z. B. auf die Kreditversorgung an den Kategorien Größe, Vernetztheit, Substi- der Realwirtschaft) vermeiden. Die Einigung auf tuierbarkeit und Komplexität. Allerdings ist im eine stufenweise Einführung des neuen Stan- D-SIB-Regelwerk die Bezugsbasis nicht das glo- dards trägt dieser Sorge Rechnung. Überarbei- bale, sondern das jeweilige nationale Finanz- tet wurden zudem sowohl die regulatorisch ge- beziehungsweise Wirtschaftssystem. Ein weite- forderte Liquiditätsreserve als auch die Berech- rer Unterschied zum G-SIB-Rahmenwerk be- nung der damit abzudeckenden Netto-Zah- steht darin, dass die D-SIB-Regulierung natio- lungsverpflichtung. Der BCBS hat darüber nalen Behörden bei der Umsetzung Spielräume hinaus explizit festgestellt, dass die Liquiditäts- einräumt: Zur Berücksichtigung nationaler Be- reserve in Stressphasen von den Instituten ge- sonderheiten können sowohl die Parameter der nutzt werden kann, das heißt, die aufsichtliche Identifizierungsmethodik als auch Art und Um- Mindestanforderung unter bestimmten Voraus- fang der aufsichtlichen Maßnahmen für identi- setzungen temporär unterschritten werden fizierte D-SIBs angepasst werden. kann.

Umsetzung bis Das finale D-SIB-Rahmenwerk wurde zur G20- Im Jahr 2013 werden noch einzelne Aspekte Arbeiten 2014 angestrebt Finanzministerkonferenz am 4. und 5. Novem- der LCR, vor allem die Ausgestaltung der Markt- im Jahr 2013 ber 2012 in Los Cabos veröffentlicht. Es soll bis kriterien für liquide Aktiva und die Offen­ zum 1. Januar 2014 umgesetzt werden. Künftig legungsregeln, näher spezifiziert. Zudem wird wird eine noch intensivere internationale Ko- der Ausschuss noch weiter untersuchen, wel- operation und Abstimmung insbesondere bei che Interaktionen im Grenzbereich zwischen den Banken, die den D-SIB-Status in mehreren aufsichtlichen Liquiditätsregeln und den welt- Ländern haben, notwendig sein. weit verschiedenen geldpolitischen Regimen auftreten. Davon abgesehen wird sich der ­Fokus der Arbeiten auf die endgültige Spezifizie­ 5. Liquidity Coverage Ratio rung der zweiten Mindestanforderung im Base- (LCR) ler Liquiditätsrahmenwerk, der sogenannte Net Stable Funding Ratio (NSFR), ­richten. Überarbeitung Am 14. Dezember 2012 hat der BCBS einige des Rahmen- Anpassungen an dem Liquiditätsrahmenwerk werks von 2010 von Basel III 1) in Bezug auf die sogenannte LCR beschlossen und damit das entsprechende Re- 1 Basel III: International framework for liquidity risk meas- urement, standards and monitoring, Dezember 2010 gelwerk weitgehend finalisiert. Die Anpassun- (BCBS188). Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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II. Europäische Arbeiten

1. CRR und CRD IV für die Sanierung und Abwicklung von Kredit- Kommissionsvor- instituten und Wertpapierfirmen soll zur euro- schlag für eine Richtlinie zum Trilog-Verhand­ Nachdem der Rat und das EP (hier Ausschuss paweiten Umsetzung der internationalen Stan- Thema „Krisen- management“ lungen zwischen für Wirtschaft und Währung) im Mai 2012 dards des FSB zu Abwicklungsregimen 2) beitra- Rat und Europäischem ihre jeweiligen Positionen zu den Vorschlä- gen. Das seitens der Kommission vorgeschla- Parlament gen der EU-Kommission vom Juli 2011 fest­ gene Rahmenwerk umfasst drei Säulen: gelegt hatten, begannen die Trilog-Verhand­ Vorbereitung/Prävention, Frühzeitiges Eingrei- lungen zur Capital Requirements Regulation fen sowie Abwicklung. Die Schwerpunkte in (CRR) und Capital Requirements Directive IV der Vorbereitungsphase liegen bei der Sanie- (CRD IV). rungs- und Abwicklungsplanung sowie der Er- leichterung der Abwicklungsfähigkeit von Insti- Politische Im Jahr 2012 konnte keine Einigung in den tuten, zum Beispiel auch durch organisatori- Einigung erreicht ­Trilog-Verhandlungen erreicht werden. Rat und sche Eingriffe. Des Weiteren soll der Katalog EP verständigten sich jedoch Ende Februar der frühzeitigen Eingriffsmaßnahmen zum Bei- 2013 auf ein Kompromisspaket zur CRR und spiel um die Möglichkeit der Sonderverwaltung CRD IV. Dieses umfasst die bis zuletzt strittigen ergänzt werden. Im Bereich der Abwicklung Punkte Vergütung, Möglichkeiten zum natio­ finden sich unter anderem Regelungsvor- nalen Einsatz makroprudenzieller Instrumente schläge zu den Voraussetzungen einer Abwick- (sog. Flexibilitätspaket), Kapitalpuffer für sys- lung, möglichen Abwicklungsinstrumenten wie temrelevante Institute, länderbezogene Offen- Bail-in-Kapital, Brückenbanklösungen oder Ab- legungspflichten und Rechte der EBA. Vor einer wicklungsbefugnissen der offiziellen Stellen. endgültigen Verabschiedung durch Rat und EP Zudem wird die Einrichtung eines Europäischen sind noch weitere technische Arbeiten not­ Systems von Finanzierungsmechanismen vorge- wendig. schlagen, nach dem die nationalen Restruktu- rierungs- und Abwicklungsfonds sich gegensei- Weitgehende Mit einem technischen Durchführungsstandard tig unterstützen sollen. Die EBA hat bereits Harmonisierung der EBA, dem Implementing Technical Standard erste Arbeiten mit Blick auf die zukünftige prak- des bankauf- sichtlichen (ITS) on Supervisory Reporting Requirements tische Anwendbarkeit aufgenommen: 2012 Meldewesens durch die EBA for Institutions, erfolgt eine weitgehende Har- wurde ein erstes Diskussionspapier zu Sanie- monisierung des bankaufsichtlichen Melde­ rungsplänen konsultiert. wesens zu Solvenz, Finanzinformationen, Groß- krediten, Verlusten in durch Immobilien be­ sicherten Positionen, Liquidität und Verschul- 3. Rekapitalisierungsumfrage dung (leverage). Auf Grundlage der CRR wird und EU-weiter Stresstest die EBA einheitliche Meldeformate, -frequen- zen und -fristen sowie IT-Lösungen ausarbei- Im abgelaufenen Geschäftsjahr war die Bun- EU-weite ten, die nach Verabschiedung des ITS durch die desbank gemeinsam mit der BaFin an der von Rekapitalisie­ rungs­umfrage Kommission grundsätzlich für alle CRR-Institute der EBA koordinierten Abschlusserhebung zur 2012 verpflichtend sein werden. EU-weiten Rekapitalisierungsumfrage 2012 be- teiligt. Alle 12 teilnehmenden deutschen Insti- tute hatten zum Stichtag 30. Juni 2012 die 2. Krisenmanagement Mindestquote von 9% Core-Tier-1-Kapital nach

Der am 6. Juni 2012 veröffentlichte Kommis- 2 Key Attributes of Effective Resolution Regimes for Finan- sionsvorschlag zur Festlegung eines Rahmens cial Institutions, Oktober 2011. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Abzug des sogenannten Sovereign Capital darstellen und deren institutionellen Rahmen Europäische ­Buffer erreicht; der Sovereign Capital Buffer ist stärken. Sie ist auch mit Blick auf die ausgepräg- Bankenaufsicht als Bestandteil der Kapitalpuffer für Zeitwertverluste von For- ten finanziellen, länderübergreifenden Verflech- einer ­umfassenden derungen gegenüber Mitgliedstaaten des Euro- tungen der europäischen Institute sinnvoll und Bankenunion päischen Wirtschaftsraumes zum Stichtag schafft die Möglichkeit, auf Basis umfassender 30. September 2011. Die Quote betrug im Informationen Risiken, die das Bankensystem Durchschnitt 10,7%, wodurch die teilnehmen- bedrohen oder von ihm ausgehen, frühzeitig den deutschen Institute zusammen genommen und besser zu erkennen. Der Anreiz, aus natio- die Mindestkapitalanforderungen der EBA um nalen Erwägungen Banken zu schonen, entfällt. 15,5 Mrd € übertrafen. Die teilnehmenden deutschen Institute haben im Rahmen der Re- Die einheitliche Aufsicht als Kernelement einer kapitalisierungsumfrage unter Berücksichtigung umfassenden Bankenunion birgt gleichwohl das von Portfolioänderungen ihre Kapitalbasis um Risiko einer Vergemeinschaftung der Folgen insgesamt circa 22 Mrd € gestärkt, die teilneh- wirtschaftspolitischer und fiskalischer Fehlent- menden Banken für die gesamte EU um mehr wicklungen, insbesondere einer übermä­ßigen als 200 Mrd €. Finanzierung des Staates durch die nationalen Bankensysteme und fehlgeleiteter nationaler Wirtschaftspolitiken. Ein Unterlaufen der Nicht- 4. Bankenunion Haftungsklausel der Europäischen Verträge auf diesem Wege sollte jedenfalls verhindert wer- Die Schaffung einer Bankenunion 3) soll laut EU- den. Dazu ist eine adäquate Regulierung erfor- Kommission zur Lösung der Finanzkrise und Stär- derlich, die übermäßige Risiken im Bankensek- kung der Finanzstabilität in Europa beitragen. tor verhindert, nicht zuletzt bei der Finanzierung von Staaten. Darüber hinaus muss durch einen Einigung im Rat Als ersten Schritt auf dem Weg zu einer Ban- Restrukturierungs- und Abwicklungsmechanis- der EU-Finanz- kenunion hat sich der Rat der Finanzminister mus sicher gestellt werden, dass in erster Linie minister nach intensiven der EU in seiner Sitzung vom 13. Dezember die Eigenkapitalgeber und Gläubiger der Ban- Verhandlungen­ erzielt 2012 in Brüssel, bestätigt am Folgetag von den ken die Risiken übernehmen. Für den Fall gra- Staats- und Regierungschefs, auf eine Position vierender Fehlentwicklungen auf nationaler zur Schaffung einer europäischen Bankenauf- Ebene mit erheblichen länderübergreifenden sicht (Single Supervisory Mechanism: SSM) als Auswirkungen wären Eingriffsmöglichkeiten der System bestehend aus EZB und nationalen Ban- europäischen Ebene in die nationale Finanz- kenaufsichten geeinigt. Diese allgemeine Aus- (und Wirtschafts-)politik wichtig. Schließlich ist richtung des Rates bildet die Grundlage für es notwendig, dass Rat und EP in ihren weiteren Verhandlungen mit dem EP. Ziel ist es, einen Verhandlungen die einheitliche europäische entsprechenden Rechtsrahmen möglichst zügig Aufsicht als starken und wirksamen­ Mechanis- zu verabschieden. Die volle Funktionstüchtig- mus für die Beaufsichtigung der Institute aus- keit der neuen europäischen Bankenaufsicht gestalten, wozu auch bedingt durch den engen soll möglichst bis zum 1. März 2014 hergestellt Zeitplan eine starke Einbindung der nationalen sein. Nach Einrichtung der gemeinsamen Ban- Bankenaufsichten unumgänglich ist. Kontrapro- kenaufsicht soll der Europäische Stabilitäts­ duktiv in diesem Sinne wäre es, die einheitliche mechanismus (ESM) die Möglichkeit erhalten, Aufsicht lediglich als Mittel zum Zweck zu er- unter bestimmten Bedingungen not­leidende richten, um den Banken direkten Zugang zu Banken aus EWU-Staaten, die am SSM teilneh- ESM-Mitteln zu verschaffen. Im Sinne von Haf- men, direkt zu rekapitalisieren.

Eine einheitliche Aufsicht kann grundsätzlich 3 Vgl. die Vorschläge der EU-Kommission sowie der EZB vom Juni 2012: European Commission, The Banking Union, eine sinnvolle Ergänzung der Währungsunion MEMO/12/413 vom 6. Juni 2012. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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tung und Kontrolle ist es konsistent, eine euro- dem EZB-Rat zustehen. Zudem besteht trotz päische Haftungsübernahme frühestens für der organisatorischen Hilfskonstruktionen wei- neue Risiken, die nach Einführung der gemein- terhin die Gefahr, dass geld­politische und auf- samen Aufsicht und der neuen Regulierung ent- sichtliche Entscheidungen nicht unabhängig standen sind, zu begründen. voneinander getroffen werden.

Vermeidung In dem politischen Bestreben, sehr zeitnah und Aus Sicht der Bundesbank ist es unumgänglich, von Interessen- ohne Änderung des EU-Primärrechts eine euro- dass die europäische Bankenaufsicht – inner- konflikten macht Anpassung des päische Bankenaufsicht zu errichten, wählte halb oder außerhalb der EZB – bald auf eine EU-Primärrechts erforderlich der Rat an einigen Stellen Hilfskonstruktionen. bessere Rechtsgrundlage gestellt wird. Dazu Damit sollen die offensichtlichen Konflikte sind Anpassungen des EU-Primärr­echts erfor- ­zwischen einer weitgehenden Übertragung derlich. bankaufsichtlicher Funktionen auf die EZB und dem Ziel einer strikten Trennung geldpolitischer Neben dem einheitlichen Aufsichtsmechanis- Sicherung des und aufsichtlicher Funktionen unter Wahrung mus ist ein gleichberechtigt wichtiges Element Gleichlaufs von Haftung und der Unabhängigkeit der EZB und ihrer Entschei- der Bankenunion ein gemeinsamer Ab­wick­ Kontrolle durch einen gemein­ dungsorgane entschärft werden. Gleichzeitig lungs- und Restrukturierungsmechanismus, der samen sollen die Interessen der nicht dem Euro-Wäh- – so die Staats- und Regierungschefs – bis zum Abwicklungs- und Restruk­ rungsgebiet angehörenden Mitgliedstaaten be- Ende der Wahlperiode des EP 2014 ebenfalls turierungs­ rücksichtigt werden. Die gewählten Hilfskons- europarechtlich verankert sein sollte. Aus Sicht mechanismus truktionen führen zu komplizierten und recht- der Bundesbank ist dieser zeitliche Gleichlauf lich teilweise problematischen Entscheidungs- von zentraler Aufsicht und Abwicklung wichtig, prozessen, bei denen neben den betroffenen um Haftung und Kontrolle als Einheit auf glei- nationalen Aufsehern im Krisenfall mehrere cher Ebene zu erhalten. Der Abwicklungs- und Gremien in kürzester Zeit zu einer Entscheidung Restrukturierungsmechanismus der europäi- gelangen müssen. Darüber hinaus verwischen schen Ebene sollte dabei ­wegen möglicher fis- sie die Verantwortlichkeiten, da mit der Einrich- kalischer Folgen solcher Entscheidungen nicht tung eines Vermittlungsausschusses nicht deut- bei der EZB angesiedelt sein, um Interessens- lich wird, wer das Letztentscheidungsrecht hat. konflikte und eine zu hohe Machtkonzentra- Dieses muss nach geltendem EU-Primärrecht tion zu vermeiden.

III. Fortentwicklung der nationalen ­Aufsichtsstandards

1. CRD IV-Umsetzungsgesetz Mit der Novellierung des KWG wird auch der Aufsichtlicher aufsichtliche Überprüfungs- und Evaluierungs- Überprüfungs- und Umsetzung der Mit dem CRD IV-Umsetzungsgesetz wird die prozess gestärkt. Wesentlich ist dabei die Aus- Evaluierungs- internationalen CRD IV in das Gesetz über das Kreditwesen (KWG) richtung auf eine präventive Aufsichtstätigkeit. prozess Vorgaben in das KWG umgesetzt. Außerdem wird das KWG um die Die neue Regelung, mit der auch die internatio- Regelungsgehalte bereinigt, die mit dem Inkraft- nalen Vorgaben an eine bei systemrelevanten treten der CRR unmittelbar geltendes Recht in Instituten intensivierte Aufsicht umgesetzt wer- den EU-Mitgliedstaaten werden. Aus diesem den, trägt den Erfahrungen der Finanzkrise mit Grund soll das CRD IV-Umsetzungsgesetz zeit- systemrelevanten Institute und deren Bedeu- gleich mit der CRR und der CRD IV in Kraft treten. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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tung beziehungsweise Risiken für die Finanzsta- oder das Zweifache des aus dem Verstoß er- bilität Rechnung. langten Mehrerlöses steigen. Gegen Institute oder Geschäftsleiter verhängte bestandskräf- Angemessene Wegen der unmittelbar geltenden Regelungen tige Maßnahmen und Bußgelder werden auf Eigenmittel­ der CRR in Deutschland werden die Vorgaben der Internetseite der BaFin bekannt gemacht. ausstattung des KWG zur angemessenen Eigenmittelaus- stattung auf das erforderliche Mindestmaß ge- kürzt. Neu hinzugekommen sind jedoch Anfor- 2. Drittes Finanzmarkt­ derungen an die Bildung von Kapitalpuffern, stabilisierungsgesetz die gewährleisten, dass Institute über das vor- handene Mindestkapital hinaus über einen Puf- Vor dem Hintergrund der anhaltenden Finanz- Verlängerung fer verfügen, der in schwierigen Zeiten mög­ und Staatsschuldenkrise in der EU soll der des Schutzes gegen licherweise auftretende Verluste auffangen Finanzm­ arktstabilisierungsfonds (SoFFin) bis systemische Bankenkrisen – kann. zum 31. Dezember 2014 die befristete Möglich- stärkere Kosten- keit haben, Maßnahmen nach dem Finanz- beteiligung der Finanzwirtschaft Corporate Die übermäßige Risikoballung im Finanzsystem, marktstabilisierungsfonds-Gesetz zu erlassen. Governance die maßgeblich zum Zusammenbruch der Der SoFFin soll im Bedarfsfall auf Antrag eines Finanz­märkte im Herbst 2008 beigetragen hat, Kreditinstituts Mittel zur Verfügung stellen. war zum Teil einer Reihe von Corporate-Gov- Eine wichtige Neuerung des Gesetzes ist, dass ernance-Schwachstellen und -Fehlern zuzu- bei künftigen Rettungsmaßnahmen auch die schreiben. Mit der KWG-Novelle werden daher Beiträge der Bankenabgabe für mögliche die Anforderungen an die Geschäftsleiter erst- ­Verluste aus diesen Maßnahmen genutzt mals positiv formuliert. Die mit ihrer Gesamt- ­werden können. Reichen die Mittel des Re- verantwortung für das Institut bestehenden strukturierungsfonds nicht zum Verlustaus- Pflichten werden explizit benannt. Zudem wird gleich aus, soll der Restrukturierungsfonds bei das Verwaltungs- oder Aufsichtsorgan stärker den beitragspflichtigen Instituten Sonderbei- in die Pflicht genommen. Unter anderem wird träge zur Erfüllung der Ausgleichsverpflichtung festgelegt, dass das Aufsichtsorgan die Ge- erheben. schäftsleiter im Hinblick auf die Einhaltung der bankaufsichtlichen Regelungen überwachen muss. Zu seiner Unterstützung hat es aus seiner 3. Anpassung der Mindest- Mitte grundsätzlich einen Risikoausschuss, anforderungen an das einen Prüfungsausschuss, einen Nominierungs- Risiko­management ausschuss und einen Vergütungskontrollaus- schuss zu bestellen. Dem Proportionalitätsge- Mit der Überarbeitung der Mindestanforderun- Weiter- danken wird dabei Rechnung getragen, zum gen an das Risikomanagement (MaRisk) hat die entwicklung der Anforderungen Beispiel indem Institute, deren Aufsichtsorgan Bankenaufsicht schwerpunktmäßig internatio- an das Risiko- weniger als sechs Personen zählt, von der nalen Regulierungsvorgaben Rechnung getra- management Pflicht zur Bildung der Ausschüsse ausgenom- gen: Die neu eingeführte Risikocontrolling- men werden oder die Aufsicht ein Institut auf Funktion beinhaltet im Kern Aufgaben und begründeten Antrag hiervon befreien kann. Prozesse, die bereits in den bisherigen MaRisk verankert sind. Tatsächlich neu ist die Anforde- Sanktionen Der Sanktionskatalog wird darüber hinaus er- rung, die Leitung dieser Funktion einer Person heblich erweitert. Ordnungswidrigkeiten kön- auf einer ausreichend hohen Führungsebene zu nen künftig mit einer Geldbuße von bis zu übertragen, die diese dann in Abhängigkeit 5 Mio € (bislang maximal 500 000 €) belegt vom Proportionalitätsprinzip exklusiv ausfüllt. werden, für juristische Personen kann dieser Durch deren Beteiligung bei wichtigen risiko- Betrag auf bis zu 10% des Jahresnettoumsatzes politischen Entscheidungen der Geschäftslei- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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tung soll die Risikosicht ausreichendes Gewicht 4. Entwurf eines Rund­ erhalten. schreibens zu MaSan

Mit den neuen Anforderungen an die Compli- BaFin und Bundesbank haben einen Entwurf Konsultation ance-Funktion soll auf die Implementierung eines Rundschreibens zu Mindestanforderun- der MaSan wirksamer Verfahren zur Einhaltung der für das gen an die Ausgestaltung von Sanierungsplä- Institut wesentlichen rechtlichen Regelungen nen (MaSan) erarbeitet und im November 2012 und Vorgaben hingewirkt werden. Die differen- konsultiert. Die Sanierungsplanung dient als zierter ausgestalteten Anforderungen an Sys- Vorbereitung für die Bewältigung künftiger teme zur bankinternen Verrechnung von Liqui- Krisen­situationen und soll die Widerstands­ ditätskosten, -erträgen und -risiken sollen die fähigkeit des Kreditinstituts stärken. Die Sanie- Institute anhalten, in diesem Bereich die not- rungsplanung ist auch ein wesentlicher Be- wendige Transparenz zu schaffen und so Fehl- standteil des entsprechenden internationalen anreize in der Unternehmenssteuerung zu ver- Standards 4) sowie europäischer Regulierungs- meiden. Insgesamt tragen die Anforderungen vorhaben wie der Richtlinie zur Festlegung an ein internes Verrechnungssystem für Liquidi- eines Rahmens für die Sanierung und Abwick- tätskosten, -nutzen und -risiken so dem Pro- lung von Kreditinstituten und Wertpapier­ portionalitätsprinzip stärker Rechnung. firmen.

Des Weiteren wurden die Anforderungen an den Kapitalplanungsprozess ausgeweitet, um die frühzeitige Identifizierung von Kapitalbedarf 4 Key Attributes of Effective Resolution Regimes for Finan- sicherzustellen. cial Institutions, Oktober 2011.

IV. Laufende Überwachung der Banken

1. Aktuel le Entwicklungen einer Erhöhung der Aufsichtsintensität bei sys- temisch relevanten Instituten aus, auf die Optimierung der In 2012 wurden die Arbeiten zur Optimierung neben erhöhten Berichtspflichten auch ein Aufsichts­ der Aufsichtsprozesse fortgesetzt. Ziel ist es, die Großteil der Aufsichtsgespräche entfällt. prozesse: Auf- sicht wird risiko­ Aufsicht effektiver und effizienter auszugestal- orientierter, … ten. BaFin und Bundesbank identifizieren be- Eine wesentliche Lehre der Finanzkrise besteht … organisa­ reits seit drei Jahren über das gemeinsame darin, den Aufsichtsansatz präventiver und zu- torisch und inhaltlich Risiko­komitee systemische Risiken und haben kunftsgerichteter auszurichten. Dies betrifft präven­tiver, … damit verbunden die Verzahnung von mikro- ­aktuell natürlich die enge Begleitung der und makroprudenzieller Aufsicht sichergestellt. ­Basel III-Umsetzungsplanungen der Banken. Die dort gewonnenen Erkenntnisse werden bei der regelmäßig aktualisierten Aufsichtsstrategie Dies gilt aber auch für die organisatorischen und -planung einbezogen und stärken auch Rahmenbedingungen zum Krisenmanagement den risikoorientierten und zukunftsgerichteten bei den von meist international besetzten so- Charakter der Aufsicht. Die effiziente Nutzung genannte Crisis Management Groups. Dort von themenbezogenen Quervergleichsunter­ steht derzeit insbesondere die Entwicklung und suchungen erlaubt zudem eine schnelle, flexible­ Diskussion von Sanierungs- und Abwicklungs- und bedarfsgerechte Risikoanalyse. Die Risiko- plänen für die Kreditinstitute auf der Agenda. orientierung drückt sich nicht zuletzt auch in Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Laufende Überwachung der Institute Tabelle 8

Anzahl der bearbeiteten Vorgänge

Position 2010 2011 2012 Anzeigen, Monatsausweise und Meldungen Einzelanzeigen nach §§ 13 bis 14 KWG 85 140 91 396 86 159 In Sammelanzeigen nach §§ 13 bis 14 KWG aufgeführte Kreditnehmer 2 157 927 2 208 220 2 270 199 Anzeigen nach §§ 24 und 24a KWG 26 398 44 502 32 847 Monatsausweise und weitere Angaben nach § 25 KWG 30 598 30 023 29 457 Meldungen nach der Solvabilitäts verordnung 8 584 8 388 8 156 Meldungen nach der Liquiditätsverordnung 25 752 24 964 24 468 Prüfungs- und Rechenschaftsberichte 6 137 5 707 5 723 Aufsichtsgespräche 1 957 2 738 2 977 Bankgeschäftliche Prüfungen 214 225 212 Prüfungen nach dem Einlagen sicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz 32 37 39

Deutsche Bundesbank

Im derzeitigen Zinsumfeld spielt für eine prä- Verbesserung der aufsichtlichen Zusammen- ventivere Aufsicht auch der „Baseler Zins- arbeit außerhalb bilateraler Kontakte bei. schock“, der in Artikel 124 der Richtlinie 2006/48/EG seine europarechtliche Grundlage Zum präventiven Aufsichtsansatz von BaFin Verstärkter hat, eine gewichtige Rolle. Nach einer ange- und Bundesbank gehört, dass die Bankenauf- Fokus auf Geschäfts­ nommenen Parallelverschiebung der Zinsstruk- sicht ihr Augenmerk künftig neben der Einhal- modelle turkurve um ± 200 Basispunkte wird unter- tung regulatorischer Vorgaben verstärkt auf die sucht, wie stark sich das Kapital einer Bank ver- Tragfähigkeit der Geschäfts­modelle von Kredit- ändert. Die Bundesbank beobachtet, analysiert instituten lenken wird. Zwar liegt die Verant- und wertet die so ermittelten Zinsänderungs­ wortung für ein tragfähiges Geschäftsmodell risiken im Anlagebuch aus. Die Auswertung er- bei der Geschäftsleitung der Banken. Die Auf- folgt auf Basis einer vierteljährlichen Melde­ sicht wird jedoch die Geschäftsmodelle sowie frequenz grundsätzlich für alle Institute. Zusam- die zugrunde liegenden Annahmen häufiger men mit den Vorgaben der MaRisk zum Zins- und kritischer hinterfragen. Dies bedeutet auch, änderungsrisikomanagement und der gesetzlich dass die Aufsicht erwartet, dass die derzeit verankerten Sanktionsmöglichkeit einer über- mehr als 2000 Kreditinstitute ihre Geschäfts- mäßigen Risiko­nahme verfügt die Aufsicht über modelle fortlaufend überprüfen und sie dem ein wirkungsvolles Instrumentarium, um Zins- Markt- und Wettbewerbsumfeld­ anpassen änderungsrisiken im Anlagebuch frühzeitig zu ­sowie eine dem Geschäftsmodell angepasste erkennen und gegebenenfalls präventiv han- Risiko­strategie verfolgen. deln zu können.

… und nicht Eine Konsequenz zunehmender grenzüber- 2. Prüfungswesen zuletzt­ inter- schreitender Verflechtungen im Bankensystem nationaler ist darüber hinaus die zunehmende Internatio- Auf der Basis von § 44 Absatz 1 Satz 2 KWG Mindest- nalisierung der Aufsicht. Bei der laufenden führte die Bundesbank im letzten Jahr 156 Prü- anforderungen an das Risiko- Überwachung kommt dies insbesondere in der fungen durch, die die Ordnungsmäßigkeit der management deutlich intensivierten Arbeit in den Aufsichts- Geschäftsorganisation gemäß § 25a Absatz 1 kollegien zum Ausdruck. Die diesbezüglichen KWG zum Gegenstand hatten. Im Fokus der Arbeiten des Baseler Ausschusses wie auch auf Aufsicht standen dabei insbesondere die Be- europäischer Ebene tragen zu einer weiteren urteilung bankinterner Risikotragfähigkeitskon- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Evidenzzentrale für Millionenkredite Tabelle 9

Anzahl der angezeigten Millionenkredit volumen Millionenkredite Anzahl der anzeigenden Jeweils Stand Veränderung Veränderung Finanzunter- Versiche- im 3. Quartal Mrd € in % Stück in % Institute 1) nehmen rungen

2006 8 067 2,86 507 839 0,72 2 491 1 360 615 2007 8 622 6,88 504 095 – 0,74 2 405 981 619 2008 9 989 15,85 518 331 2,82 2 328 982 634 2009 9 375 – 6,15 517 339 – 0,19 2 322 959 622 2010 9 267 – 1,15 527 375 1,94 2 446 965 606 2011 9 446 1,93 537 423 1,91 2 411 940 596 2012 9 130 – 3,35 554 089 3,10 2 391 898 590

1 Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute. Deutsche Bundesbank

zepte sowie die Aufbau- und Ablauforganisa- 2012 veröffentlichten EBA-Leitlinien zur Berech- tion im Kredit- und Handelsgeschäft. Entspre- nung des Krisen­risikobetrages und des zusätz- chend dem risikoorientierten Aufsichtsansatz lichen Ausfall- und Migrationsrisikos.­ lag ein Prüfungsschwerpunkt bei systemrele- vanten und größeren Instituten: Gegenüber Im Jahr 2012 wurden insgesamt vier Nach- Operationelles dem Vorjahr stieg die Zahl der Prüfungen bei schauprüfungen im Bereich fortgeschrittener Risiko; Fort- geschrittene den Instituten mit einer Bilanzsumme von mehr Messansätze für operationelle Risiken durchge- Messansätze als 5 Mrd € um rund 10%, sodass ein Drittel führt. der Prüfungen auf diese Banken entfielen, da- runter waren insgesamt 28 Prüfungen bei sys- Ferner hat die Bundesbank 39 Finanzdienstleis- Prüfungen auf temrelevanten Banken. tungsinstitute auf Anordnung der Entschä­ Basis des EAEG digungseinrichtung der Wertpapierhandels- Kreditrisiko; auf Im Jahr 2012 wurden bei insgesamt 47 bank- unternehmen (EdW) auf Basis des Einlagen­ internen Ratings geschäftlichen Prüfungen IRBA-Verfahren durch sicherungs- und Anlegerentschädigungsgeset- basierender ­Ansatz (IRBA) die Bundesbank geprüft. Da ein Großteil der zes (EAEG) geprüft. Gemäß § 9 Absatz 1 EAEG IRBA-Institute mit Jahresultimo 2012 respektive soll die EdW regelmäßig und bei gegebenem 2013 das Ende ihrer Umsetzungsphase erreicht Anlass bei den ihr zugeordneten Unternehmen hat beziehungsweise erreichen wird, bilden Prüfungen veranlassen, um die Gefahr des Ein- Nachschauprüfungen sowie Erweiterungen tritts des Entschädigungsfalles einschätzen zu und wesentliche Änderungen an bereits abge- können. Da die EdW kein eigenes Personal für nommenen Ratingsystemen sowie Verfahren derartige Prüfungen vorhält, hat der Gesetz­ und Module für Restportfolien zum Erreichen geber in § 9 Absatz 4 EAEG festgelegt, dass die des erforderlichen Abdeckungsgrades die Bundesbank diese Prüfungen übernimmt. Schwerpunkte der Prüfungen.

Marktpreisrisiko; Im Bereich der aufsichtlich genehmigten bank- 3. Meldewesen bankinterne internen Marktrisikomodelle fanden im Jahr Risikomodelle 2012 fünf Nachschauprüfungen statt. Einen Die durchschnittliche Gesamtkennziffer, die das Eigenmittelaus- weiteren Schwerpunkt bildeten Aufsichtsge- Verhältnis zwischen allen unterlegungspflich­ stattung deutlich angestiegen spräche zur Beurteilung der Konformität der tigen Risikopositionen und den Eigenmitteln deutschen Modellebanken mit den im Jahr abbildet, beträgt für alle meldepflichtigen Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Gesamtkennziffer und Kernkapitalquote der zur Solvabilitätsverordnung Schaubild 23 meldenden Institute des gesamten Bankensektors *)

Stand: Dezember 2012

% 24 Kernkapitalquote 1) 21 Gesamtkennziffer 2)

18

15

12

9 3)

6 4) 3

0 Groß- Regional- Landes- Spar- Kredit- übrige alle banken banken banken kassen genossen- Banken- Institute 6) schaften 5) gruppen

* Einzelinstitutsmeldungen der Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute zzgl. Meldungen der Instituts- und Finanzholdinggruppen, die Parent-Waiver-Institute gem. § 2a Abs. 6 KWG sind, abzgl. der Einzelinstitutsmeldungen der Institute, die einem Parent-Waiver-Institut nachgeordnet sind (vorgenannte Definition bildet den „gesamten Bankensektor“ ab). 1 Kernkapitalquote = (Kernkapital gesamt für Sol- venzzwecke / Eigenmittelanforderungen für Adressrisiken, Marktrisiken und das operationelle Risiko nach SolvV)•8. 2 Gesamtkennziffer = (Eigenmittel insgesamt / Eigenmittelanforderungen für Adressrisiken, Marktrisiken und das operationelle Risiko nach SolvV)•8. 3 Die Mindestquote der Gesamtkennziffer nach SolvV beträgt 8%. 4 Die Mindestkernkapitalquote nach § 10 KWG beträgt 4%. 5 Ohne Ge- nossenschaftliche Zentralbanken. 6 Einschl. Genossenschaftlicher Zentralbanken. Deutsche Bundesbank

­Ins­titute zum 31. Dezember 2012 17,94%. § 14 KWG vierteljährlich anzuzeigenden Millio- Die durchschnittliche Kernkapitalquote, die al- nenkredite zum 30. September 2012 im Ver- len unterlegungspflichtigen Risikopositionen gleich zum entsprechenden Vorjahrsquartal das Kernkapital gegenüberstellt, beläuft sich weiter zugenommen hat, ist das Volumen der auf 14,20%. Einbezogen sind alle Einzel­ angezeigten Millionenkredite wieder gesunken. institute – ­sofern sie nicht gemäß § 2a KWG von der Einzelinstitutsaufsicht befreit worden Mit der nationalen Umsetzung von CRR und sind – und Ins­tituts- und Finanzholdinggrup- CRD IV wird das Millionenkreditmeldewesen pen, auf deren übergeordnetes Unternehmen künftig in wesentlichen Teilen modifiziert. Dies § 2a KWG Anwendung findet (siehe Definition beinhaltet zum einen eine strikte meldetech­ „gesamter Bankensektor“ im oben stehenden nische Trennung vom Großkreditmeldewesen Schaubild). und zum anderen eine stufenweise Modernisie- rung des Meldeverfahrens. Im letztgenannten Liquiditätskenn- Gemäß den Anforderungen der Liquiditätsver- Projekt wird zunächst die Millionenkreditmel- zahl leicht ordnung haben die Institute die jederzeitige degrenze stufenweise auf 1 Mio € abgesenkt angestiegen­ Zahlungsbereitschaft durch die Liquiditätskenn- und eine eigenständige Definition der Kredit- zahl von mindestens eins nachzuweisen. Die nehmereinheit eingeführt. In einem weiteren Liquiditätskennzahl beträgt zum 31. Dezember Schritt wird durch die Ausweitung des für die 2012 im Durchschnitt 1,63. Millionenkreditmeldung maßgeblichen Kredit- begriffs und durch neue Millionenkreditmelde- Millionenkredit- Im Millionenkreditmeldewesen waren im ver- formate mit einer stärkeren Untergliederung meldewesen gangenen Jahr zwei gegenläufige Effekte zu der Betragspositionen eine verbesserte Daten- verzeichnen. Während die Anzahl der nach grundlage für mikro- und makroprudenzielle Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Liquiditätskennzahl der zur Liquiditätsverordnung meldenden Einzelinstitute *) Schaubild 24

Stand am Jahresende

2,75

2,50 2011

2,25 2012

2,00

1,75

1,50

1,25 1) 1,00

0,75

0,50

0,25

0 Groß- Regional- Landes- Spar- Kredit- übrige alle banken banken banken kassen genossen- Banken- Institute 3) schaften 2) gruppen

* Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute auf Einzelinstitutsbasis (Meldeformat LiqV). Liquiditätskennzahl = Summe der Zah- lungsmittel / Summe der Zahlungsverpflichtungen. 1 Der Mindestwert nach Liquiditätsverordnung beträgt für die Liquiditätskenn- zahl 1,0. 2 Ohne Genossenschaftliche Zentralbanken. 3 Einschl. Genossenschaftlicher Zentralbanken. Deutsche Bundesbank

Analysen geschaffen. Schließlich ist zum Zweck Der Startschuss für diese Projekte hängt maß- der Prozessbeschleunigung auch noch die voll- geblich vom Inkrafttreten des CRD IV-Umset- ständige elektronische Abwicklung des Millio- zungsgesetzes ab, das wiederum an den Zeit- nenkreditmeldewesens vorgesehen. plan der CRD IV/CRR gekoppelt ist. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

106 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Bargeld

In ihrem Kerngeschäftsfeld Bargeld strebt die Bundesbank weiterhin eine angemessene Beteili- gung am Bargeldkreislauf an und beabsichtigt in ihren Filialen jährlich rund 15 Milliarden Bank- noten zu bearbeiten. Wie in den Jahren zuvor ist das Banknoten-Recycling durch Kreditinstitute weiter gestiegen. Daher wird die Bundesbank die Entwicklung der privaten Bargeldbearbeitung wie bisher aktiv begleiten und die Einhaltung der Anforderungen durch geeignete Prüfungen überwachen. Zudem hat das Eurosystem die Arbeiten an der neuen Euro-Banknotenserie fort­ gesetzt. Diese wird am 2. Mai 2013, beginnend mit der Ausgabe der 5-Euro-Note, eingeführt. Für die hierzu notwendigen Anpassungen bieten die Bundesbank und die anderen Notenbanken des Eurosystems den Herstellern von Banknotenbearbeitungsmaschinen Tests ihrer eingesetzten Sys- teme an. Erfolgreich gestartet ist auch das vom Vorstand der Bundesbank im Jahr 2011 beschlos- sene Projekt zur Errichtung einer neuen Filiale im Raum Dortmund. Nur geringfügig angestiegen ist im Jahr 2012 das von der Bundesbank registrierte Falschgeldaufkommen für Banknoten. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Euro-Bargeldumlauf des Eurosystems Tabelle 10

Entwicklung; Mio €

Jahresende Bargeldumlauf Banknotenumlauf Münzumlauf 1) 2010 861 973 839 702 22 271 2011 911 702 888 629 23 073 2012 936 251 912 593 23 658

Struktur am Jahresende 2012

Banknotenumlauf Münzumlauf Banknoten zu € Mio € Anteil in % Münzen zu € Mio € Anteil in % 500 293 733 32,2 2 9 866 41,7 200 36 847 4,0 1 6 465 27,3 100 170 614 18,7 0,5 2 670 11,3 50 321 859 35,3 0,2 1 915 8,1 20 59 768 6,5 0,1 1 241 5,3 10 21 707 2,4 0,05 828 3,5 5 8 065 0,9 0,02 411 1,7 0,01 262 1,1 Insgesamt 912 593 100,0 Insgesamt 23 658 100,0

1 Umlauf an Euro-Umlaufmünzen ohne Gedenkmünzen. Deutsche Bundesbank

Euro-Bargeld- Der Banknotenumlauf im Eurosystem stieg im Die Anzahl der im deutschen Zahlungsverkehr Fälschungen umlauf des Verlauf des Jahres 2012 um 2,7% auf 912,6 angehaltenen und von der Bundesbank regis- Euro Eurosystems Mrd €. Der Münzumlauf erhöhte sich im Jah- trierten falschen Euro-Banknoten fiel etwas resverlauf um 2,5% auf 23,7 Mrd €. ­höher aus als im Vorjahr (siehe Tabelle 11). Bei den falschen Euro-Münzen wurde dagegen ein Im Geschäftsjahr 2012 hat die Bundesbank leichter Rückgang verzeichnet. 15,6 Milliarden Euro-Banknoten im Wert von 495,2 Mrd € ausgezahlt. Im gleichen Zeitraum Erstmalig hat die 20-Euro-Note mit einem hat sie von ihren Kunden Einzahlungen über ­Anteil von 46% die 50-Euro-Note (34%) als 14,7 Milliarden Stück Euro-Banknoten im Wert den am häufigsten gefälschten Notenwert in von 458,1 Mrd € erhalten. Deutschland abgelöst.

Neben den bestehenden Schulungen zur Falschgeld­ Falschgelderkennung für den Einzelhandel und prävention die Kreditwirtschaft wurde das Angebot der Von der Bundesbank Tabelle 11 Bundesbank in Absprache mit den Kultusminis- registrierte Banknoten- und terien der Länder gezielt auf Berufsschulklassen Münzfälschungen, die im in den entsprechenden Fachrichtungen ausge- deutschen Zahlungsverkehr dehnt. Insgesamt konnten bundesweit rund angefallen sind 2 250 Schulungen mit über 44 000 Teilneh- mern durchgeführt werden, was eine deut­ liche Steigerung gegenüber den Vorjahren dar-

stellt. Banknoten Münzen

Jahr Tsd Stück Tsd € Tsd Stück Tsd € Im Geschäftsjahr 2012 gingen im Nationalen Beschädigtes Bargeld 2010 60 3 381 67 121 Analysezentrum für beschädigtes Bargeld rund 22 000 Anträge (Vorjahr: 21 000) ein. Mit die- 2011 39 2 085 53 90 sen Anträgen wurden Noten und Münzen in DM- und Euro-Währung laut nachstehender 2012 42 2 174 52 91 Tabelle zur Erstattung eingereicht: Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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von verbess­ erten Sicherheitsmerkmalen wur- Beim Nationalen Analyse- Tabelle 12 zentrum der Bundesbank den die Bank­noten allerdings geringfügig zur Erstattung eingereichte ­modifiziert. Banknoten und Münzen in DM- und Euro-Währung Die Bundesbank hält an ihrer Strategie für den Strategie 2016 baren Zahlungsverkehr fest. Ihr Kernziel ist es, im Kern- geschäftsfeld eine effiziente Bargeldversorgung einschließlich Bargeld Notfallvorsorge, eine hohe Qualität des umlau- Banknoten Münzen fenden Bargeldes sowie die Falschgeldpräven- Jahr Tsd Stück Mio € Tsd Stück Mio € tion und -bekämpfung zu gewährleisten. Hierzu

2010 547 23,2 124 0,04 strebt die Bundesbank eine angemessene Be- teiligung am Bargeldkreislauf an und beabsich- 2011 857 32,3 115 0,03 tigt in ihren Filialen circa 15 Milliarden Bank­ noten jährlich zu bearbeiten, was in etwa dem 2012 839 32,1 94 0,05 Bearbeitungsvolumen der vergangenen Jahre Deutsche Bundesbank entspricht. Im Fokus stehen zudem die gesamt- wirtschaftliche Effizienz und Sicherheit des Bar- DM-Bargeld- Der DM-Bargeldumlauf hat sich zum Jahres- geldkreislaufs. umlauf ende 2012 auf 13,2 Mrd DM reduziert (siehe Tabelle 13). Davon entfielen rund 6,3 Mrd DM Auf der Grundlage des im Dezember 2011 ge- Neue gesetzliche auf Banknoten und rund 6,9 Mrd DM auf änderten Gesetzes über die Deutsche Bundes- Rahmen- bedingungen ­Münzen. bank ist am 1. Januar 2013 die Verordnung zum Banknoten- über die Prüfung von Bargeld (BargeldPrüfV) in Recycling Neue Bank- Ab dem 2. Mai 2013 wird mit der Ausgabe der Kraft getreten. Somit sind die europäischen notenserie ES2 5-Euro-Banknoten der zweiten Euro-Serie (ES2) Rege­lungen für die Prüfung und Wiederaus- begonnen. Die anderen Denominationen gabe von Euro-Banknoten vollständig in deut- ­sollen stufenweise über mehrere Jahre hinweg sches Recht umgesetzt worden. in aufsteigender Reihenfolge ersetzt werden. Das Leitmotiv, die Hauptfarben und die Das Volumen des privaten Banknoten-Recy- Privates Bank- ­Stückelungsstruktur der ersten Euro-Serie clings ist im Jahr 2012 erneut gestiegen. Die noten-Recycling ­wer­den beibehalten.­ Durch die Integration deutsche Kreditwirtschaft setzt circa 11 000 kundenbediente und circa 4 400 beschäftig- Entwicklung des Tabelle 13 tenbediente Systeme zum Recycling von Euro- DM-Bargeldumlaufs Banknoten ein.

Die Planungen der Bundesbank zur Errichtung Neue Bundes- einer modernen Filiale mit circa 200 Beschäftig- bank-Filiale im Raum ten im Raum Dortmund schreiten voran. Ein Dortmund − hoher Automatisierungsgrad mit höchster Pro- Projektverlauf Mio DM zess- und Ausfallsicherheit soll gute infrastruk- Bargeld- Banknoten- turelle Voraussetzungen schaffen, um Bargeld- Jahresende umlauf umlauf Münzumlauf transaktionen zügig und sicher abzuwickeln.

2010 13 435 6 509 6 926 Das Dienstleistungsangebot der Bundesbank im baren Zahlungsverkehr wird sich in der 2011 13 290 6 394 6 896 neuen Filiale nicht von dem der bestehenden Filialen unterscheiden. 2012 13 159 6 290 6 869

Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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CashEDI-Pflicht Nach einer mehrjährigen Übergangsfrist wurde Die erstmalig von der Bundesbank durchge- Internationale ab 2013 und CashEDI (Cash Electronic Data Interchange) führte Bargeldkonferenz brachte unter dem und nationale DECS Veranstaltungen zum 1. Januar 2013 für Bargeldgeschäftspart- ­Titel „The usage, costs and benefits of cash: der Bundesbank im Bargeld- ner verpflichtend. Seitdem sind Geldbestellun- ­Theory and evidence from macro and micro bereich gen und Einzahlungen bei den Bundesbankfilia- data“ eine internationale Runde von Noten- len elektronisch zu avisieren. Zudem ermöglicht bankern und Akademikern zusammen. Ferner das vom Eurosystem entwickelte DECS (Data lud die Bundesbank zu ihrem ersten Bargeld- Exchange for Cash Services) seit dem 1. Okto- symposium Vertreter der Kreditwirtschaft, des ber 2012 den grenzüberschreitenden elektroni- Handels und weiterer bargeldverbundener Be- schen Datenaustausch für Bargeldgeschäfte bei reiche ein. Die Veranstaltungen werden zukünf- den nationalen Notenbanken. Zugangsportal tig etwa alle zwei Jahre stattfinden. für Kreditinstitute in Deutschland ist CashEDI. Im Oktober 2012 veröffentlichte die Bundes- Fortsetzung der Studie zum Gemeinsames Die Bundesbank und die spanische Notenbank bank die Fortsetzung ihrer Studie „Zahlungsver- Zahlungsver- Testcenter der haben vereinbart, ab 2013 das Know-how ihrer halten in Deutschland“. Demnach ist Bargeld, halten in spanischen Deutschland Notenbank und Testzentren für Bargeldbearbeitungssysteme zu wie auch schon in der 2009 veröffentlichten der Bundesbank nutzen und anderen Zentralbanken Beratungs- Studie, das meistgenutzte Zahlungsinstrument dienstleistungen anzubieten. in Deutschland. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Unbarer Zahlungsverkehr und ­Wertpapierabwicklung

Entsprechend ihrem gesetzlichen Sorgeauftrag für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Inland und mit dem Ausland sowie im Einklang mit ihren strategischen Zielen ist die Bundesbank im unbaren Zahlungsverkehr und in der Wertpapierabwicklung bestrebt, ein Höchstmaß an Abwick- lungssicherheit und Effizienz zu erreichen. Diese Ziele verfolgt sie zum einen im Rahmen ihrer Katalysatorfunktion in nationalen und internationalen Gremien, zum anderen ist sie selbst Betrei- berin leistungsfähiger und wettbewerbsneutraler Interbanken-Zahlungssysteme. Schließlich ist die Bundesbank für die Überwachung von Zahlungsverkehrs- und Wertpapierabwicklungssystemen sowie von Zahlungsverkehrsinstrumenten auf Basis internationaler Standards verantwortlich.

Ein wesentlicher Schwerpunkt der Bundesbank-Aktivitäten im Zahlungsverkehr lag auch im Jahr 2012 in der Umsetzung des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraumes SEPA (Single Euro Pay- ments Area). Angesichts der noch geringen Nutzung von SEPA-Verfahren in Deutschland sind aber noch erhebliche Anstrengungen bei allen Beteiligten im Zahlungsverkehr notwendig, um die gesetzlich vorgegebene Migration zum 1. Februar 2014 zu vollenden. Große Fortschritte konnten im Projekt TARGET2-Securities erzielt werden, das ab Juni 2015 wesentlich zur weiteren Integration der europäischen Finanzmarktinfrastruktur beitragen wird. Die Bundesbank ist – zusammen mit drei anderen Eurosystem-Zentralbanken – an der Entwicklung und künftig am Betrieb von ­TARGET2-Securities beteiligt. Neben der laufenden Überwachung von Zahlungs- und Abwicklungs- systemen hat die Bundesbank vor allem an der Erarbeitung von neuen internationalen Über­ wachungsstandards für Marktinfrastrukturen mitgewirkt. Die Schwerpunkte der Forschungs- und Analysetätigkeiten lagen im Bereich des Individualzahlungssystems TARGET2. Überdies führte die Bundesbank eine Studie zum Zahlungsverhalten in Deutschland durch. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Europäischer Der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum vor allem die Nutzung von Internetzahlverfah- Binnenmarkt im (SEPA) wird Wirklichkeit. Die Verordnung (EU) ren, die auf den Onlinehandel zugeschnitten Zahlungsverkehr wird Wirklichkeit Nr. 260/2012 zur Festlegung der technischen sind, deutlich erhöht. Gleichwohl verbleibt der Vorschriften und der Geschäftsanforderungen Einsatz von Internetzahlverfahren in der Ge- für Überweisungen und Lastschriften in Euro samtbetrachtung auf sehr niedrigem Niveau. und zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. Durch die steigende Bedeutung des E-Com- 924/2009 ist am 31. März 2012 in Kraft getre- merce in Deutschland dürfte dort aber noch er- ten. Ab dem 1. Februar 2014 lösen einheitliche hebliches Wachstumspotenzial vorhanden sein. Standards und Verfahren für Überweisungen Weitere Neuerungen, wie etwa Kontaktloszah- und Lastschriften im nationalen und grenzüber- lungen an Ladenkassen, spielen bislang in schreitenden Euro-Zahlungsverkehr die bisheri- Deutschland keine Rolle. Wie die Studie zeigt, gen nationalen Verfahren ab. Mit dem deut- ist hier bei den potenziellen Nutzern – unter schen SEPA-Begleitgesetz, das voraussichtlich anderem im Hinblick auf die Sicherheit – noch im ersten Quartal 2013 in Kraft tritt, ermöglicht weitere Überzeugungsarbeit zu leisten. der deutsche Gesetz­geber Verbrauchern aus- nahmsweise bis zum 1. Februar 2016 die Wei- Zu ähnlichen Ergebnissen kam ein Bericht zu CPSS- ternutzung von nationalen Kontokennungen Innovationen im Massenzahlungsverkehr, der Arbeitsgruppe zu Innovationen an der Kunde-Bank-Schnittstelle. Auch das in unter Vorsitz der Bundesbank von einer Arbeits- Deutschland bewährte und stark genutzte Elek- gruppe des Committee on Payments and tronische Lastschriftverfahren (ELV) kann bis Settlement Systems (CPSS) bei der Bank für zum 1. Februar 2016 weiter verwendet werden. Internationalen Zahlungsausgleich erstellt Derzeit verläuft die Umstellung auf die SEPA- wurde. Basierend auf einer Erhebung von rele- Verfahren für Überweisungen und Lastschriften vanten Neuerungen in den Mitgliedsländern in Deutschland noch sehr schleppend. Der An- wurden internationale Trends herausgearbeitet, teil der SEPA-Überweisungen am gesamten positive und negative Einflussfaktoren für die Überweisungsverkehr in Deutschland liegt Entwicklung von Innovationen analysiert und noch unter 10%; die SEPA-Lastschrift wird mögliche Interessenbereiche von Zentralban- praktisch kaum genutzt. Vor diesem Hinter- ken identi­fiziert. grund bedarf der Informationsstand zu SEPA in der Bevölkerung sowie bei Unternehmen noch Mit dem SEPA-Clearer im Elektronischen Mas- Eigenes SEPA- einer deutlichen Verbesserung. Der Deutsche senzahlungsverkehr ermöglicht die Bundes- Leistungs­ angebot der SEPA-Rat unterstützt den SEPA-Prozess in bank die aktive Verwendung der SEPA-Verfah- Bundesbank Deutschland, unter anderem mit gemeinsamen ren durch Kreditinstitute und öffentliche Ver- Kommunikationsmaßnahmen. Unter dem Vor- waltungen. Nicht zuletzt wegen steigender sitz der Deutschen Bundesbank und des Bun- Migrationsaktivitäten öffentlicher Stellen und desministeriums der Finanzen treffen im SEPA- des nun feststehenden Auslauftermins für Rat die wichtigsten an der Umstellung auf SEPA natio­nale Überweisungen und Lastschriften am beteiligten Interessengruppen zusammen, um 1. Februar 2014 ist das Abwicklungsvolumen die effiziente und reibungslose Umstellung bis im SEPA-Clearer im Vorjahrsvergleich angestie- zum 1. Februar 2014 zu gewährleisten. gen. Zum Jahresende wurden arbeitstäglich rund 224 000 SEPA-Transaktionen abge­wickelt. Unbare Unbare Zahlungsinstrumente werden zuneh- Im Vergleich zum Jahresende 2011 entspricht Zahlungs- mend häufiger für die Bezahlung von Waren dies einer Steigerung von fast 65%. Der nach instrumente stärker gefragt und Dienstleistungen am Point-of-Sale einge- wie vor geringe Anteil von knapp 2% an den setzt. Dieses war eines der Ergebnisse der von gesamten über die Bundesbank abgewickelten der Bundesbank veröffentlichten neuen Studie Massenzahlungen unterstreicht aber nach- zum Zahlungsverhalten in Deutschland. Neben drücklich den noch bestehenden Handlungs­ der Nachfrage nach Kartenzahlungen hat sich bedarf in der Wirtschaft. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Unbarer Zahlungsverkehr

Das im Auftrag des Eurosystems von der titute einschließlich Filialen und Niederlas- Bundesbank zusammen mit der Banque de sungen erreichbar. France und der Banca d‘Italia betriebene Echtzeitbruttosystem TARGET2 konnte am Insgesamt sind 238 Institute aus Deutsch- 19. November 2012 auf seine ersten fünf land und dem Europäischen Wirtschafts- erfolgreichen Betriebsjahre zurückblicken. raum direkt, sowie 2 521 Institute ein- TARGET2 ist ein wesentlicher Pfeiler der schließlich Filialen indirekt, über die deut- Finanz marktinfrastruktur für den Euro mit sche Komponente an TARGET2 angebun- hoher Kundenakzeptanz und hoher Be- den. Auch hier war ein leichter Volumen- triebsstabilität. Im Berichtsjahr verlief der anstieg gegenüber dem Vorjahr zu verzeich- TARGET2-Betrieb mit einer hundertprozen- nen. Während bei den Stückzahlen der tigen Verfügbarkeit sehr stabil. Infolge der deutsche Anteil an TARGET2 weiterhin bei Finanzkrise konnte TARGET2 im längerfris- circa 50% liegt, ist der betragsmäßige Anteil tigen Zeitraum 2007 bis 2012 die ursprüng- im Jahr 2012 von 34% auf 31% leicht ge- lich angestrebte Wachstumsrate in den sunken. Grund hierfür sind primär metho- Stückzahlen von durchschnittlich 6% pro dologische Anpassungen in der TARGET2- Jahr nicht erreichen. Allerdings setzte sich Statistik. Der Anteil von betragsmäßig eher die bereits schon im Jahr 2011 erkennbare kleineren Kundenzahlungen an den Stück- leichte Erholung auch im Berichtsjahr fort. zahlen der deutschen Komponente liegt So verarbeitete TARGET2 in 2012 im arbeits- nahezu unverändert bei etwa 61%. täglichen Durchschnitt rund 354 000 Zah- lungen im Wert von 2 477 Mrd €, und da- Die Bundesbank ist zudem im deutschen mit sowohl hinsichtlich der Anzahl der Interbanken-Clearing – komplementär zu Transaktionen als auch betraglich etwas anderen Dienstleistern – mit ihrem EMZ- mehr als im Vorjahr. Über TARGET2 können System (Elektronischer Massenzahlungsver- eilbedürftige Zahlungen zwischen insge- kehr) für die Abwicklung von Massenzah- samt circa 1 100 direkten Teilnehmern ab- lungen im nationalen DTA-Format sowie gewickelt werden. Weltweit sind über das dem SEPA-Clearer für Massenzahlungen im TARGET2-System rund 55 000 Finanzins- SEPA-Format aktiv.

Unbarer Zahlungsverkehr der Deutschen Bundesbank

2011 2012 Verände- Verände- Position Mio Stück Mrd € Mio Stück rung in % Mrd € rung in %

Individualzahlungsverkehr 44,8 212 995 45,3 1,1 198 145 – 7,0 TARGET2-BBk 44,4 209 911 45,0 1,2 195 589 – 6,8 national 33,2 149 857 33,1 – 0,5 139 549 – 6,9 grenzüberschreitend 11,2 60 054 11,9 6,1 56 039 – 6,7 Sonstige 1) 0,4 3 084 0,4 – 8,4 2 557 – 17,1

Massenzahlungsverkehr 2 694,0 2 414 2 821,1 4,7 2 513 4,1 EMZ 2 690,1 2 412 2 817,1 4,7 2 511 4,1 national 2 658,8 2 319 2 775,5 4,4 2 360 1,8 grenzüberschreitend 2) 0,4 1 SEPA-Überweisungen 3) 30,7 90 40,4 31,5 145 61,7 SEPA-Lastschriften 3) 0,1 3 1,1 . 6 . Sonstige 4) 3,9 2 4,0 3,1 2 5,4 Insgesamt 2 738,8 215 409 2 866,4 4,7 200 658 – 6,8

1 Insbesondere HBV: Hausbankverfahren (Zugang zu TARGET2-BBk, Korrespondenzbankverfahren). 2 Das für die Abwicklung genutzte Verfahren wurde zum 5. Dezember 2011 eingestellt. 3 Nationale und grenzüberschreitende Zahlungen über den SEPA-Clearer. 4 Ausschließlich MASSE: Verfahren für grenzüberschreitende Massenzahlungen öffentlicher Kassen. Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Eurosystem- Im Berichtsjahr haben sich nahezu alle Zentral- Zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit und zur ISO 20022- Projekt TARGET2- verwahrer des Euro-Raums sowie fünf Zentral- Förderung einer weiteren Harmonisierung im Strategie in Securities TARGET2 nimmt verwahrer außerhalb des Euro-Raums zu einer Zahlungsverkehr plant TARGET2 die stufen- konkrete Gestalt Teilnahme an TARGET2-Securities (T2S) vertrag- weise Einführung des neuen ISO 20022 Nach- an lich verpflichtet. Damit ist eine solide politische, richtenstandards, der auch im SEPA-Zahlungs- rechtliche und wirtschaftliche Grundlage für die verkehr Anwendung findet. Die Nutzung in weitere Integration der europäischen Wert- TARGET2 ist zunächst für die Anbindung an papierabwicklung geschaffen. In der T2S-Pro- T2S vorgesehen. In einem zweiten Schritt sollen jektarbeit wurden im vergangenen Jahr die alle Zahlungsverkehrsnachrichten in TARGET2 Nutzerfeinspezifikationen aktualisiert (User auf den neuen Standard umgestellt werden. ­Detailed Functional Specifications Version 1.2.1) Nach einer umfassenden Nutzerkonsultation und weitere wichtige Meilensteine erreicht mit den Banken in Europa soll der zweite Schritt (z. B. Ver­öffentlichung des T2S-Benutzerhand- in Form einer vollstän­digen Umstellung zu buchs Version 1.0). Auf Basis dieser Dokumente einem Zeitpunkt („big bang“) mit dem Ziel­ können die Zentralverwahrer, Notenbanken termin 2017 erfolgen. und weitere direkt an T2S angeschlossene Teil- nehmer ihre IT-Systeme und internen Prozesse Die Zahlungsverkehrsanalyse entwickelt sich TARGET2- für das reibungslose Zusammenspiel mit T2S zunehmend zu einem zentralen Werkzeug der Analyse anpassen. Auch die Arbeiten zur Anwendungs- Überwachung (Oversight). Ihr Schwerpunkt entwicklung kommen gut voran. Die Kernfunk­ ­ lag im Berichtsjahr auf der Zahlungsverkehrs- tiona­litäten von T2S wurden mittlerweile imple- analyse von TARGET2. So wurden im Rahmen mentiert. Nun rücken die Testaktivitäten in den der im Eurosystem festgelegten Arbeitspläne ­Fokus. Bei den T2S-Projektarbeiten koordiniert die Vorhaben der damit befassten eurosystem- die Bundesbank wichtige Bereiche und wird weiten Gruppe von Überwachern unter Nut- mit der geplanten Inbetriebnahme im Juni 2015 zung des sogenannten TARGET2-Simulators – wie bereits bei TARGET2 – eine operative aktiv unterstützt. Nach der Entwicklung und Rolle übernehmen. Implementierung des TARGET2-Simulators wur- den im Berichtsjahr erste Analysen mit dem Verlagerung der Voraussichtlich zum 24. Juni 2013 verlagert die Simu­lator erstellt. Bankenkonto- Bundesbank die Kontoführung für Banken in- führung und ­Anbindung der klusive damit verbundener Funktionalitäten Daneben wurde in einem separaten For- Kein „Trittbrett- Sicherheiten­ (z. B. Mindestreservehaltung, Buchung der schungsprojekt das Ausmaß des „Trittbrettfah- fahren“ großer verwaltung an deutscher Teil- TARGET2 Offen­marktgeschäfte) aus dem bisherigen bun- rens“ in TARGET2 untersucht. Dabei ging es nehmer in desbankeigenen Kontoführungssystem KTO2 darum, zu ermitteln, ob sich einzelne Institute TARGET2 auf die technische Plattform von TARGET2. Da- bei der Ausführung ihrer TARGET2-Zahlungen mit wird zum einen der Vorgabe des Euro­ in „ungebührlichem“ Maße auf Liquidität ande- systems Rechnung getragen, nach der Offen- rer stützen. Die Analyse des Zahlungsverhaltens marktgeschäfte in TARGET2 abzuwickeln sind. von neun Teilnehmern aus Deutschland legt die Zum anderen soll die Effizienz im Liquiditäts­ Schlussfolgerung nahe, dass nicht zuletzt auf- management weiter verbessert werden. Die grund des Marktdrucks „Trittbrettfahren“ keine Verlagerung erfordert auch die Anbindung des Rolle spielt. Insoweit kann von expliziten ­Regeln bundesbankinternen Sicherheitenmanage- zur frühzeitigen Einlieferung von Zahlungen ab- ment-Systems, insbesondere der aus den gesehen werden. Sicherheitenpools­ generierten Kreditlinie, an TARGET2. Konten, die speziell für Bargeld­ Die Bundesbank war an der Erarbeitung der Mitwirkung bei geschäfte benötigt werden, verbleiben in KTO2. von CPSS und IOSCO (International Organiza- gemeinsamen Arbeiten von tion of Securities Commissions) Mitte April ver­ CPSS und öffent­lichten Prinzipien für Finanzmarktinfr­ a­ IOSCO … Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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TARGET2-Salden

Die TARGET2-Salden sind im Verlauf des Anleger aus einzelnen Ländern sowie von Jahres 2012, vor allem in der ersten Jahres- den Schwierigkeiten ihrer Bankensysteme, hälfte, kräftig angestiegen. Den über die sich am Markt zu refi nan zieren. Bundesbank an TARGET2 angeschlossenen Kreditinstituten fl ossen aus grenzüber- Seit Mitte Juni hat sich die Dynamik der schreitenden Zahlungen per saldo 192½ TARGET2-Salden etwas beruhigt, seit No- Mrd € mehr zu als sie grenzüberschreitend vember sind sie rückläufi g. Eine weitere überwiesen. Dadurch erhöhten sich die Rückbildung der Salden setzt Kapitalfl üsse TARGET2-Forderungen der Bundesbank aus Ländern mit positiven Salden in Länder gegenüber der EZB von 463 Mrd € auf mit negativen Salden voraus. Die Rück- 655½ Mrd €. Die EZB ihrerseits hatte Forde- gewinnung von Vertrauen in die Fiskal- rungen an andere nationale Zentralbanken politik und in die Bankensysteme der von des Eurosystems in Höhe von 981 Mrd €. der Krise besonders betroffenen Staaten Dieser Betrag überstieg den Vorjahrswert sowie eine verbesserte Wettbewerbsfähig- um 139 Mrd €. Der Anstieg der TARGET2- keit ihrer Volkswirtschaften tragen hierzu Forderungen der Bundesbank sowie der bei. TARGET2-Salden bergen in einer Wäh- EZB vollzog sich im ersten Halbjahr 2012 mit rungsunion mit unverändertem Teilnehmer- ähnlicher Dynamik wie seit Mitte 2011, zeit- kreis keine eigenstän digen Risiken, können weise erheblich beschleunigt im Zusam- aber als Indikator für Anspannungen in den menhang mit der Valutierung der Dreijah- nationalen Bankensystemen sowie außen- restender zur langfris tigen Liquiditätsversor- wirtschaftliche Ungleich gewichte innerhalb gung. Der Aufbau der TARGET2-Salden des Euro-Raums gedeutet werden.1) wurde getrieben von einer breit angelegten Disinvestition internationaler und nationaler 1 Zur Risikobewertung vgl. S. 133.

TARGET2-Forderungen

Tageswerte

Mrd € 1 1001100

1 0001000

900

800

700

600 Summe aller Forderungen 500

400

300 Forderungen der Bundesbank 200 Anteil der Bundesbank in % 80

60

40

20

0

2011 2012

Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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strukturen (PFMI) beteiligt. Die PFMI stellen die zentrale Gegenparteien und Transaktionsregis- Basis für die Überwachungsaktivitäten der Zen- ter (European Market Infrastructure Regulation: tralbanken beziehungsweise Wertpapierauf- EMIR) durch regulatorische technische Stan- sichtsbehörden dar. Sie ersetzen und verschär- dards spezi­fizierte. fen die bisherigen Empfehlungen für systemisch bedeutsame Zahlungssysteme, Wertpapierab- Im Rahmen der kooperativen Überwachung Überwachung wicklungssysteme, Zentralverwahrer und zen- des globalen Devisenhandelsabwicklungssys- von Individual- zahlungsver- trale Kontrahenten. Die Prinzipien berücksich­ tems Continuous Linked Settlement (CLS), der kehrssystemen tigen erstmalig auch Transaktionsregister. europäischen Individualzahlungsverkehrssys- und SWIFT teme TARGET2 und EURO1 sowie des Finanz- … sowie bei Im Rahmen gemeinsamer Arbeiten von CPSS kommunikationsdienstleisters SWIFT war die gemeinsamen­ und BCBS (Basel Committee on Banking Super- Bundesbank in die generelle Risikobeurteilung Arbeiten von CPSS und BCBS vision) hat die Bundesbank an der Entwicklung sowie in die Bewertung laufender Geschäfts­ von Kennzahlen zur Steuerung und Messung aktivitäten eingebunden. des untertägigen Liquiditätsrisikos mitgearbei- tet. Die Kennzahlen sollen die bisher nur quali- Die eurosystemweiten Arbeiten an der Über- Überwachung tativen Regelungen des BCBS für international wachung von Kartensystemen wurden fortge- von Zahlungs- instrumenten tätige Banken ergänzen. Ferner war sie an der setzt. Ergebnisse aus der statistischen Erhebung Überarbeitung der Richtlinien des BCBS für das veröffentlichte die EZB im Juli 2012 in ihrem Management von Risiken beteiligt, die im Zu- ersten Bericht zum Kartenbetrug, der von der sammenhang mit der Abwicklung von Devisen- EZB und den 17 nationalen Zentralbanken des transaktionen entstehen. Euro-Währungsgebiets erstellt wurde. Im Er- gebnis ist – nicht zuletzt durch die Umstellung Mitwirkung an Im Jahr 2012 begann auf Ebene der Europäi- von der Magnetstreifen- auf die Chip-Tech­ der Legislativ- schen Union die Arbeit an einer Verordnung für nologie – eine rückläufige Betrugsentwicklung arbeit zur CSD- Regulierung und Zentralverwahrer (Central Securities Depositor- zu verzeichnen. EMIR ies: CSD), an der die Bundesbank gemeinsam mit dem Bundesministerium der Finan­zen und Darüber hinaus ist die Bundesbank im Europäi- Europäisches der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs­ schen Forum zur Sicherheit im Massenzah- Forum zur Sicherheit im aufsicht mitgewirkt hat. Die Bundesbank in lungsverkehr (SecuRe Pay Forum) vertreten. Die Massen- ihrer Über­wachungsfunktion war zudem in daraus resultierenden Empfehlungen zur Sicher­ zahlungsverkehr einer gemeinsamen ESCB-ESMA (European heit von Internetzahlungen wurden im Januar ­Securities and Markets Authority) Task Force 2013 veröffentlicht. Zur selben Zeit wurden die vertreten, die zahlreiche Regelungsbereiche der Empfehlungen für den Kontozugang von Dritt- am 16. August 2012 in Kraft getretenen Verord­ anbietern mit Frist bis April 2013 zur öffent­ nung über OTC (Over-the-Counter)-Derivate, lichen Konsultation gestellt. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Statistik

Im Zuge der anhaltenden Finanz- und Staatsschuldenkrise hat insbesondere der Informations­ bedarf unter systemischen Aspekten stark an Bedeutung gewonnen. Dies gilt sowohl hinsichtlich des Umfangs und Detaillierungsgrades als auch im Hinblick auf die Frequenz der zu erhebenden und aufzubereitenden Daten. Hierbei standen im Jahr 2012 vor allem detaillierte Angaben über das Engagement der deutschen Finanzwirtschaft in den europäischen Peripherieländern im Fokus. Zudem stellte sich die Herausforderung, Veränderungen in den Interbankbeziehungen und Banken­gruppen, die aus der Finanzkrise resultieren, statistisch so abzubilden, dass auch die Spu- ren, welche die Schließung, Abwicklung oder Fusion einzelner Banken hinterlassen, im Zahlenbild erkennbar bleiben.

Die Bankenstatistik konnte zur Erfüllung dieser Aufgaben auf bewährte Erhebungen der monat­ lichen Bilanzstatistik, des Auslandsstatus und der Wertpapierstatistiken zurückgreifen. So gewährt die Statistik über Wertpapierinvestments einen tiefen Einblick in die Wertpapierengagements deut- scher Anleger in den europäischen Problemländern. Ein umfassendes Bild über die Kreditgewäh- rung nach Schuldnerländern, Sektoren und Währungen ermöglichen die Angaben aus dem Aus- landsstatus der inländischen Banken, ihrer Auslandsfilialen und Auslandstöchter.

Einen weiteren Schwerpunkt der statistischen Arbeiten bildete auch im vergangenen Jahr die Weiter­entwicklung des Berichtswesens. In den weltweiten Prozess zur Linderung beziehungsweise Behebung des Datenmangels hat sich die Bundesbank in vielfältiger Weise eingebracht und unter anderem ihren Beitrag zur Erweiterung der Informationsbasis über das „Funding Risk“ der Institute an die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) übermittelt. Die BIZ, die eine heraus­ ragende Rolle bei der Aufbereitung und Analyse internationaler Bankenstatistiken spielt, beab- sichtigt, das weltweite Geflecht der Refinanzierungsbeziehungen zwischen einzelnen Bankensys­ temen und innerhalb einzelner Institutsgruppen in einer konsistenten Systematik abzubilden. Außerdem hat die Bundesbank ihr eigenes Instrumentarium zur Beobachtung der Bankenrefinan- zierung ausgebaut. Im Rahmen der erweiterten multilateralen Überwachung zur Beurteilung makroökonomischer Ungleichgewichte stellt die Bundesbank für die EU seit dem vergangenen Jahr auch eine Reihe nationaler Daten, vor allem aus dem Bereich der Außenwirtschaftsstatistiken,­ bereit. Angaben zur Entwicklung des Auslandsvermögens einer Volkswirtschaft spielen hierbei mit Blick auf die Tragfähigkeit von Verschuldungspositionen und deren Implikationen für die wirt- schaftliche Stabilität eines Landes eine zentrale Rolle. Zudem wurde im vergangenen Jahr die statistische Aufbereitung vierteljährlicher Konzernangaben im Bereich der Realwirtschaft erheblich erweitert. So konnten im Dezember 2012 erstmals Resultate für das Niveau und die Dynamik der Sachanlagen- und Eigenkapitalquote der rund 70 nichtfinanziellen Unternehmensgruppen im DAX und MDAX vorgelegt werden.

Wichtige Impulse haben die Bemühungen zur Verbesserung der Datenbasis zudem durch das neue Gesetz zur Stärkung der deutschen Finanzaufsicht erhalten, in dem das makroprudenzielle Mandat in Deutschland der Bundesbank übertragen worden ist und zugleich Voraussetzungen für die Beschaffung und Nutzung notwendiger Informationen geregelt wurden. In diesem Kontext ist auch ein enger Datenaustausch mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vorgesehen. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Bankenstatistik: Im Bereich der Bankenstatistik erwiesen sich die über der Bundesbank jeweils gesondert anzu- aktueller Daten- etablierten Erhebungen der Bilanzstatistik, des zeigen haben. Gleichzeitig lässt sich im Bilanz- bedarf unter systemischen Auslandsstatus und der Wertpapierstatistiken zusammenhang der monatlichen Bilanzstatistik Aspekten in vielerlei Hinsicht als sachgemäße und zuver- nachvollziehen, aus welchen Quellen die ange- lässige Quellen, um auch den wachsenden An- legten Mittel stammen und wohin die aufge- sprüchen an Umfang, Detaillierungsgrad und nommenen Mittel fließen. Ergänzt durch Infor- Termingerechtigkeit der Datenwünsche zu be- mationen aus dem Auslandsstatus lässt sich so gegnen. Hierbei ging es vordringlich um zusätz- ein hochauflösendes Abbild der nationalen und liche Anforderungen für Zwecke der Über­ grenzüberschreitenden Interbankbeziehungen wachung des Finanzsystems. Informationsbe- erzeugen. darf bestand vor allem im Hinblick auf das En- gagement der deutschen Institute in den Die erwähnten Veränderungen im institutionel- … und europäischen Peripherieländern. In den Fokus len Gefüge der Bankengruppen resultierten im ­Bankengruppen rückte darüber hinaus das sich verändernde Jahr 2012 vor allem aus der Schließung, Ab- Muster der Interbankbeziehungen innerhalb wicklung oder Fusion einzelner Banken. Deren wie außerhalb des Euro-Währungsgebiets. Zu- statistische­ Abbildung stellt insofern eine be- dem verschob sich durch größere Zu- und Ab- sondere Herausforderung dar, als erkennbar gänge die institutionelle Zusammensetzung der bleiben muss, welche Spuren derartige Akti­ Bankengruppen, wodurch sich neue, für die vitäten im Zahlenbild hinterlassen. Die Bilanz- Funktion des Finanzsystems bedeutsame Kon- statistik mit ihrem direkten Bezug zum Rech- stellationen ergaben. Die Statistik war gefor- nungswesen der Banken erwies sich einmal dert, die jeweils relevanten Daten zu erheben, mehr als geeignete Referenz zur Kennzeich- aufzubereiten und rasch einer Analyse zugäng- nung und Überbrückung der unvermeidlichen lich zu machen. Bruchstellen. Die enge, langjährige vertrauens- volle Zusammenarbeit mit den betreffenden Einsatz Dabei konnte sie auf bewährte Instrumente zu- Instituten erleichterte zudem die Dokumen­ ­bewährter rückgreifen. So gibt beispielsweise die Statistik tation der Vorgänge erheblich. Instrumente über Wertpapierinvestments umfassend Aus- kunft über das Wertpapierengagement deut- Die Bemühungen um eine zielgerichtete Wei- Weiterent­ scher Anleger in den europäischen Problem­ terentwicklung des Berichtswesens bildeten wicklung des Be- richtswesens in ländern. Die Daten gewähren einen tiefen Ein- einen weiteren Schwerpunkt der statistischen internationaler blick in die Eigen- und Depotbestände inlän­ Arbeiten im Jahr 2012. Die hartnäckige Finanz- ­Kooperation … discher Banken bis auf die Ebene des einzelnen und Staatsschuldenkrise hat ein Schlaglicht auf Wertpapiers und stehen seit Anfang 2013 nicht eine Reihe empfindlicher Datenlücken gewor- nur vierteljährlich, sondern auch monatlich zur fen und in vielen Teilen der Welt konkrete Maß- Ver ­fügung. Diese Informationen werden er- nahmen zur Behebung oder Linderung des gänzt durch detaillierte Angaben aus dem Aus- Datenmangels forciert. Die Bundesbank ist in … im Bereich landsstatus der inländischen Banken, ihrer Aus- diesen Prozess auf vielfältige Weise eingebun- der Banken- statistik … landsfilialen und Auslandstöchter, aus denen den und hat sich zuletzt verstärkt in Aktivitäten sich ein guter Überblick über die Kreditgewäh- eingebracht, welche die Informationsbasis über rung nach Schuldnerländern, Sektoren und das „Funding Risk“ der Institute verbreitern. So Währungen gewinnen lässt. wurden unter anderem der BIZ umfangreiche, aus der Bilanzstatistik und dem Auslandsstatus Erfassung Die veränderten Muster der Interbankbezie- abgeleitete Daten über das Aktiv- und Passiv- veränderter­ hungen finden vor allem in den Aggregaten geschäft in Deutschland ansässiger Banken zur Interbank- beziehungen … der monatlichen Bilanzstatistik ihren Nieder- Verfügung gestellt, die je nach Nationalität der schlag, da die Institute ihre Positionen gegen- erfassten Institute in Gruppen gegliedert ­waren. über in- und ausländischen Banken und gegen- Die BIZ, die eine führende Rolle bei der Auf­ Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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bereitung und Analyse internationaler Banken- stellen waren, sind nunmehr zusätzlich auch statistiken spielt, plant, den deutschen Beitrag Daten in rein nationaler Abgrenzung zu liefern, mit den Daten anderer großer Industrieländer die eine differenzierte und umfassende Analyse und Finanzzentren in einem vergleichbaren der außenwirtschaftlichen Situation der einzel- Rahmen zusammenzuführen. Im Ergebnis würde nen EU-Mitgliedsländer erlauben sollen. damit das weltweite Geflecht der Refinan­ zierungsbeziehungen zwischen einzelnen Ban- Mit dem Bedeutungsgewinn nationaler Daten kensystemen und innerhalb einzelner Instituts- gehen erhöhte Anforderungen nicht nur an gruppen in einer konsistenten Systematik­ er- ­deren Qualität und Aktualität, sondern auch an kennbar. das analytische Potenzial einher. Besonderes Augenmerk richtet die Bundesbank in diesem Darüber hinaus hat die Bundesbank ihr eigenes Zusammenhang auf die Erweiterung der statis- Instrumentarium zur Beobachtung der Banken- tischen Informationen zur Entwicklung der refinanzierung verfeinert. Insbesondere wurde grenzüberschreitenden (Netto-)Vermögens- Mitte vergangenen Jahres eine Neufassung der positionen. Im Zuge der Globalisierung und seit Meldepflichten zur Emissionsstatistik über der Euro-Einführung sind nicht nur die gesam- Schuldverschreibungen beschlossen, die es zu- ten Auslandsforderungen und -verbindlichkei- künftig ermöglicht, der zunehmenden Komple- ten der deutschen Volkswirtschaft, sondern xität der in Umlauf gebrachten Finanzinstru- auch die in Fremdwährung denominierten mente in weitaus größerem Umfang Rechnung Gläubiger- und Schuldnerpositionen stark an- zu tragen als bisher. Zusätzliche Angaben zur gestiegen. Aufgrund dieser hohen Volumina Refinanzierung der Banken sieht auch die er- können selbst relativ moderate Wechselkurs- weiterte Erhebung zum Auslandsstatus ab Ende schwankungen den Wert des deutschen Netto- 2013 vor. Dabei geht es vor allem um eine Auslandsvermögens und die aus einem Aus- ­detaillierte Darstellung der Passivpositionen von landsengagement resultierenden Einkommens- Auslandsfilialen und Auslandstöchtern deut- ströme und dessen Gesamtrentabilität erheb- scher Institute. Bei diesen Instituten werden lich beeinflussen. künftig auch Angaben über verbriefte Verbind- lichkeiten und Verbindlichkeiten aus derivativen Die Bundesbank ist bestrebt, diese Wechsel- Finanzinstrumenten erhoben. kurseffekte nicht nur im Rahmen der quartals- weisen Aufstellung des Auslandsvermögens­ … und der Auf europäischer Ebene sind nicht zuletzt durch status zu ermitteln, sondern sie durch die Kon- Außenwirt- das von der EU-Kommission eingeführte Ver- zeption eines mit Auslandsvermögensbestän- schaftsstatistik fahren zur Überwachung und Beurteilung den gewichteten effektiven Wechselkurses makroökonomischer­ Ungleichgewichte (Score- auch für die makroökonomische Analyse be- board-Konzept) die nationalen Statistiken der reitzustellen. Hierbei handelt es sich um ein Sys- einzelnen Mitgliedsländer wieder in den Fokus tem von effektiven Wechselkursen, das die des wirtschaftspolitischen Interesses gerückt. Währungs-, Sektor-, und Instrumentenstruktur Bei der Betrachtung der realwirtschaftlichen des deutschen Auslandsvermögens getrennt und finanziellen Verflechtungen der EU-Länder nach Aktiv- und Passivpositionen aufnimmt. untereinander, aber auch mit Ländern und Dieser disaggregierte Ansatz erlaubt Aussagen Regio­nen außerhalb der Gemeinschaft, stehen über die Auswirkungen von Wechselkursände- Daten zur Leistungsbilanz und zum Netto- rungen auf die Vermögens- und Schuldpositio- Auslands­vermögen einer Volkswirtschaft an nen in sektoraler und instrumentaler Hinsicht prominenter Stelle. Während diese Statistiken auch im Rahmen von Sensitivitätsberechnun- den europäischen Institutionen bislang als gen. „Länderbausteine“ für die jeweiligen EU- bezie- hungsweise Euro-Raum-Aggregate bereitzu- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Erweiterung der Die statistische Aufbereitung vierteljährlicher Gesetz zur Stärkung der deutschen Finanzauf- Datenaustausch vierteljährlichen Kennzahlen über die Erträge, das Vermögen sicht erhalten, in dem die makroprudenzielle mit der BaFin Angaben für börsennotierte und die Finanzierung börsennotierter Unter- Überwachung in Deutschland der Bundesbank nichtfinanzielle Konzerne nehmensgruppen wurde im Geschäftsjahr 2012 übertragen worden ist und zugleich entspre- ebenfalls für den Bereich der Realwirtschaft chende Voraussetzungen für die Beschaffung weiter ausgebaut. So konnten im Bundesbank- beziehungsweise Nutzung der notwendigen Monatsbericht Dezember 2012 neben Anga- Informationen geschaffen wurden. In diesem ben über das Ergebnis vor Gewinnsteuern erst- Zusammenhang war von Beginn an ein enger mals aggregierte Resultate für das Niveau und Datenaustausch mit der BaFin vorgesehen. Die die Dynamik der Sachanlagen- und Eigenkapi- beiden Institutionen haben deshalb frühzeitig talquote der circa 70 nichtfinanziellen Unter- ein Verfahren etabliert, mit dem alle relevanten nehmensgruppen im DAX und MDAX, die Daten identifiziert und die Moda­litäten ihrer mehr als 90% des Umsatzes aller börsennotier- Verfügbarkeit im Rahmen der rechtlichen Vor- ten Konzerne des Realsektors aus­machen, vor- gaben geklärt werden konnten. Während im gelegt werden. Diese Auswertungen kon­ Bereich bankaufsichtlicher Daten seit jeher eine solidierter Daten erlauben – trotz bestehender gemeinschaftliche Nutzung seitens der BaFin Unterschiede bei der Rechnungslegung und und der Bundesbank die Regel ist, wird die dem Stichprobenumfang – auch eine erste Bundesbank in Zukunft vor allem im Bereich Tendenzabschätzung­ für die hochgerechneten der Versicherungen und Wertpapiertransaktio- Angaben aus den Einzelabschlüssen des gro- nen erstmals Zugang zu den für Fragen der ßen Firmenkreises für 2012, die aufgrund lan- Finanzstabilität­ unverzichtbaren Aufsichtsinfor- ger gesetzlicher Aufstellungsfristen für kleine mationen erhalten. Für die Bundesbank wird und mittlere Unternehmen erst mit einem Zeit- der Zentralbereich Statistik die Funktion eines verzug von 12 Monaten nach dem Ende des Drehkreuzes übernehmen, indem er die BaFin- Geschäftsjahres im Monatsbericht der Bundes- Daten empfängt, aufbereitet und zur Analyse bank dargestellt und analysiert werden kön- an die mit den Aufgaben der makroprudenziel- nen. Darüber hinaus fließen die vierteljährlichen len Überwachung betrauten Stellen weiter­ Ergebnisse der Konzernabschlussstatistik schon leitet. Gleichzeitig werden Daten aus der jetzt in die Berechnung der gesamtwirtschaft­ Bundesbank,­ die der Erfüllung der Aufsichts- lichen Finanzierungsrechnung ein. aufgaben dienen, den anfordernden Stellen in der BaFin in einem bewährten Modus zur Wichtige Impulse haben die Bemühungen zur ­Verfügung ­gestellt. Verbesserung der Datenbasis durch das neue Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Bildung

Die Bildungsarbeit der Bundesbank ist zum einen nach innen gerichtet, auf die Aus- und Weiter- bildung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum anderen nach außen und damit ins- besondere auf die deutsche Öffentlichkeit sowie die Beschäftigten anderer Zentralbanken. Gene- rell setzt die Bundesbank darauf, dass eigene Beschäftigte ihre Bildungsangebote entwickeln und präsentieren, denn dies sorgt für hohe fachliche Kompetenz sowie für Glaubwürdigkeit in der Vermittlung.

Im Rahmen der im Berichtsjahr beschlossenen „Strategie 2016“ hat die Bundesbank die Vermitt- lung von „Zentralbankwissen“ als eines ihrer strategischen Ziele definiert. Denn vor dem Hinter- grund der andauernden Finanz- und Staatsschuldenkrise stellt sich der Bundesbank verstärkt die Aufgabe, in der breiten Öffentlichkeit das Bewusstsein für den Wert einer nachhaltigen Stabilitäts- politik zu schärfen und das Verständnis für die Positionen der Bundesbank zu vertiefen.

Mit Blick auf die kompetente Erfüllung ihrer Kernaufgaben blieb die Bildungsarbeit der Bundes- bank darauf gerichtet, den Wissens- und Bildungsstand ihrer Beschäftigten auf hohem Niveau zu halten und den Zufluss von qualifizierten Nachwuchskräften zu gewährleisten. Auch hier steht die Bildungsarbeit vor neuen Herausforderungen, weil die Krise eine Vielzahl von Reformen ausgelöst hat, deren Auswirkungen die Aus- und Weiterbildung aufnehmen muss, um die Beschäftigten zur Wahrnehmung ihrer gewandelten Aufgaben zu befähigen – zum Beispiel in der Bankenaufsicht oder im Aufgabenfeld Finanzstabilität, für das die Bundesbank im Berichtsjahr das gesetzliche Mandat erhalten hat. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Bundesbank- Zentrale Aufgabe der Aus- und Weiterbildung desbank als Reaktion auf die Dienstrechtsneu- Fachleute geben ist es, das notenbankspezifische Fachwissen, ordnung abgeschlossen. ihr Wissen weiter das sich derzeit krisenbedingt insbesondere in den Bereichen Bankenaufsicht und Finanzsta­ Die Bundesbank unterhält als einzige Zentral- Hochschule der bilität, aber auch in der operativen Geldpolitik, bank im Eurosystem eine eigene Hochschule. Deutschen Bundesbank dem Zahlungsverkehr und dem Bargeldma- An ihr wird im Rahmen eines dualen Studien- nagement rasch weiterentwickelt, den Bank­ gangs der Nachwuchs im mittleren Manage­ angehörigen zu vermitteln, und zwar vorwie- ment der Bundesbank und der Bundesanstalt gend durch die eigenen Fachleute. Den Grund- für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) theo- stein der nach innen gerichteten Bildungsarbeit retisch ausgebildet; die Praxisstudien werden in bildet dementsprechend der Wissenstransfer den Dienststellen der Bundesbank und der an die eigenen Nachwuchskräfte aller Lauf- ­BaFin durchgeführt. Mit der Umbenennung bahngruppen. Daran schließt sich eine karriere- von Fachhochschule in „Hochschule der Deut- begleitende fachliche und persönliche Kompe- schen Bundesbank“ (HDB) wurde im Jahr 2012 tenzentwicklung an, die sich am Bedarf der − nach der Umstellung des Studiengangs vom Fachbereiche orientiert und zudem den Heraus- Diplom- auf den Bachelorabschluss im Jahr forderungen einer erhöhten internen Mobilität ­davor − ein weiterer Meilenstein gesetzt. Die der Beschäftigten gerecht werden muss. Um neue Hochschulbezeichnung spiegelt den eine umfassende Expertise in Theorie und Pra- Wandel in der europäischen Bildungslandschaft xis zu gewährleisten, engagiert die Bank zudem und die Annäherung der Fachhochschulen an externe Referentinnen und Referenten für ihre die Univer­sitäten wider. Sie soll dazu beitragen, Lehrgänge und Seminare. die Reputation und Attraktivität einer Ausbil- dung bei der Bundesbank in einem geänderten 537 Personen Der Ausbildungsbedarf der Bundesbank be- Umfeld, insbesondere in dem sich verschärfen- in Ausbildung wegte sich im vergangenen Jahr auf einem an- den Wettbewerb um gute Abiturientinnen und haltend hohen Niveau; insgesamt befanden Abiturienten, zu stärken. sich 537 Personen in Ausbildung. Fast die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen aller Aus- Im Berichtsjahr nahmen 118 Anwärterinnen Bachelor- bildungsgänge fanden ihre erste Anstellung im und Anwärter des gehobenen Bankdienstes ihr Studiengang Zentralbank- gehobenen Dienst. Die weitaus meisten von dreijähriges Studium zum Bachelor of Science wesen / Central ihnen studierten an der Hochschule der Bun- in der Fachrichtung „Zentralbankwesen/Central Banking desbank in Hachenburg (Rheinland-Pfalz), die Banking“ auf. Insgesamt waren zum Ende des anderen, die speziell im IT-Bereich eingesetzt Berichtsjahres 311 Studierende an der HDB ein- werden, an der Dualen Hochschule in Baden- geschrieben, davon 30 Studierende der BaFin. Württemberg. Die zweitgrößte Gruppe bilden An der HDB lehrten im Berichtsjahr 16 haupt- die Nachwuchskräfte, die für den mittleren amtliche sowie über 100 nebenamtliche Lehr- Dienst, zum Beispiel für die Geldbearbeitung kräfte, ferner engagierten sich mehr als 500 ausgebildet werden. Beschäftigte im höheren Tutorinnen und Tutoren in den Praxisstudien. Dienst haben am Ausbildungskontingent einen Im Geschäftsjahr 2012 haben insgesamt 97 Anteil von einem Zehntel; hierbei ist zu beach- Prüflinge ihre Abschlussprüfungen erfolgreich ten, dass die Bundesbank für Aufgaben dieser absolviert. Laufbahn zu einem Teil auch externe Fachleute rekrutiert. Für die Laufbahn des höheren Diens- Der Weiterbildungsbedarf ist insbesondere in Weiterbildungs- tes sind im Jahr 2012 neue Regelungen erlassen den Kerngeschäftsfeldern der Bundesbank wei- bedarf weiter gestiegen worden, welche die Ausbildungsgänge zeitlich ter gestiegen. Er konnte zum größten Teil wie- und inhaltlich straffen. Damit ist die Moder­ der mit internen Maßnahmen gedeckt werden. nisierung der Laufbahnausbildung in der Bun- Insgesamt wurden über 18 700 Teilnahmen an mehr als 2 200 internen Seminaren realisiert. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Rund 2 700 Mal wurden externe Angebote ge- dem Fachwissen der Bundesbank auf nahezu nutzt. Nach Köpfen gezählt sind im Jahr 2012 allen Feldern des modernen Notenbankwesens. rund 80% der Beschäftigten mit gezielten Mit ihrer Technischen Zentralbank-Kooperation Maßnahmen weitergebildet worden. (TZK) antwortet die Bundesbank auf die Be- dürfnisse ihrer Partner-Zentralbanken und wird Europäische Gleichzeitig hat die Bundesbank die Zusam- damit ihren stabilitätspolitischen Interessen ge- Aktivitäten­ menarbeit im Europäischen System der Zentral- recht. Bei ihrer Arbeit steht die Bundesbank in ausgebaut­ banken (ESZB) und im Rahmen der European regelmäßigem Dialog mit dem Auswärtigen Supervisor Education Initiative (ESE) weiter aus- Amt. gebaut. Zu den gemeinsamen Bildungsaktivitä- ten im ESZB hat die Bundesbank im Berichtsjahr Wie in den Vorjahren war auch im Berichtszeit- Unverändert mit neun Seminaren beigetragen. Parallel orga- raum die Nachfrage nach Ausbildungs- und Be- hohe Nachfrage nach bilateraler nisierte die ESE im Jahr 2012 – dem vierten Jahr ratungsleistungen der TZK unverändert hoch. Zusammenarbeit ihres Bestehens – 22 Seminare zu 13 Themen- Mit nahezu 90 Notenbanken wurden über 300 schwerpunkten, an denen rund 370 Fachleute Aktivitäten im In- und Ausland organisiert. An aus der Bank-, Versicherungs- oder Wertpapier- den Veranstaltungen haben insgesamt mehr als aufsicht von 41 Zentralbanken und Aufsichts- 3 000 Zentralbankangehörige in aller Welt teil- behörden teilgenommen haben. An der ESE genommen. Inhaltlich standen vor allem die beteiligen sich neben der Bundesbank die Zen- fünf Kerngeschäftsfelder der Bundesbank tralbanken Österreichs und Luxemburgs, die – Bargeld, Finanz- und Währungssystem, Geld- BaFin sowie die Goethe Business School (Uni- politik, Bankenaufsicht und unbarer Zahlungs- versität Frankfurt); die Bundesbank nimmt Vor- verkehr – neben Fragen zur Good Governance sitz und Sekretariat wahr. Mit ihren Seminaren im Zentrum des Interesses. Erwartungsgemäß leistet die ESE einen wichtigen Beitrag zum ge- verharrte angesichts der andauernden Finanz- meinsamen Verständnis einer europäischen und Staatsschuldenkrise die Nachfrage nach Finanz­aufsicht. Unterstützung in den Bereichen Finanzstabili- tät, Bankenaufsicht und Risikomanagement auf Central Banking Unter der Themenstellung „Shaping the stabil- ausgesprochen hohem Niveau. Geografisch Workshop ity of financial infrastructures for tomorrow“ standen wie in den Vorjahren die EU-Beitritts- hat die Bundesbank ihre „Central Banking länder und -Kandidaten, die Länder der EU- Workshops“-Reihe für Fachleute aus europäi- Nachbarschaftspolitik, die Nachfolgestaaten schen Zentralbanken und Aufsichtsbehörden der ehemaligen Sowjetunion und wichtige auch im Jahr 2012 fortgeführt, diesmal in Ko- Schwellenländer im Vordergrund des Engage- operation mit der Frankfurt School of Finance ments der Bundesbank. In Lateinamerika, and Management. Afrika und Asien führte der Ausbau der Zusam- menarbeit auf regionaler Ebene für die Bundes- TZK-Erfahrungs­ Die nun schon seit Jahren andauernde Finanz- bank zu erheblichen Synergieeffekten. austausch findet und Staatsschuldenkrise hat bei vielen Zentral- Anklang banken den Bedarf an einem vertieften Gedan- Die extern orientierte Bildungsarbeit der Bun- Breites Angebot ken- und Erfahrungsaustausch weiter wachsen desbank zielt im Inland darauf ab, der breiten zur öko- nomischen lassen. Krisenbezogene Themen stoßen auch Öffentlichkeit grundlegende Kenntnisse über Bildung der ­allgemeinen bei Zentralbanken in Schwellen- und Entwick- ökonomische Sachverhalte aus den Bereichen Öffentlichkeit lungsländern, die von den Auswirkungen der Geld, Währung und Zentralbank als Teil der Verwerfungen nicht direkt betroffen sind, auf wirtschaftlichen Allgemeinbildung zu vermit- Interesse. Für sie ist die Bundesbank wegen teln. Um möglichst früh anzusetzen, richtet sie ihrer jahrzehntelangen konsequenten Stabili- sich insbesondere an Schülerinnen und Schüler tätsorientierung eine gefragte Gesprächspart- sowie an Lehrende. Die Bundesbank unter- nerin. Hinzu kommt eine große Nachfrage nach stützt die Lehrenden durch ein umfangreiches Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Angebot an Unterrichtsmaterialien sowie durch An der diesjährigen Frankfurter Goethe-Fest- Goethe-Fest- Seminare für Lehreraus- und -weiterbildung. woche mit dem Thema „Goethe und das Geld“ woche 2012: „Goethe und Insgesamt haben im Berichtsjahr 876 Gruppen beteiligte sich das Geldmuseum mit einer Son- das Geld“ mit rund 31 700 Teilnehmerinnen und Teilneh- derausstellung unter dem Titel „Goethe. Auf. mern, darunter vorwiegend Schülerinnen und Geld.“ Rund 3 000 Besucher sahen diese Prä- Schüler, die Vortragsveranstaltungen in der sentation von Münzen und Geldscheinen aus Zentrale und den Hauptverwaltungen der Bun- der numismatischen Sammlung mit Motiven, desbank besucht. Im Frühjahr 2012 erschien die sich auf Person oder Werke Goethes bezo- die Neuauflage des Schülerbuchs „Geld und gen. Reges Interesse fand auch der zu dieser Geldpolitik“, das auf die neueren Entwicklun- Sonderausstellung erschienene Begleitband. gen im Zuge der Finanz- und Staatsschulden- krise eingeht und diese anschaulich erläutert. Die Archive, die Dokumentation und die Biblio- Vermehrte Es wird begleitet durch ein wachsendes Ange- theken widmeten sich im Rahmen des Infor­ ­Anfragen nach dem bot von Bildungsmaterialien auf der Internet- mationsmanagements der Aufgabe, das in der Informations­ seite. Bank selbst sowie außerhalb produzierte Wis- freiheits­gesetz sen zu sammeln, aufzubereiten und verfügbar Geldmuseum Das Geldmuseum fungierte im Berichtsjahr in zu machen. Das historische Archiv verzeichnete als Lern- und seiner bewährten Rolle als geldgeschichtlicher im Berichtsjahr neben den zahlreichen amt­ Erlebnisort­ und ökonomischer Lern- und Erlebnisort. Mit lichen, wissenschaftlichen und publizistischen gut 38 000 Besuchern war der Publikums­ Archivbenutzungen und Anfragen ein vermehr- zuspruch in etwa so stark wie in den Vorjahren. tes Aufkommen von Auskunftsersuchen nach Parallel zur inhaltlichen und technischen Pflege dem Informationsfreiheitsgesetz. Die Bibliothek der aktuellen Dauerausstellung wurden die Pla- in der Zentrale, die mit über 225 000 Medien- nungen für eine grundlegende Umgestaltung einheiten Deutschlands führende Bibliothek für des Geldmuseums vorangetrieben. Die von der alle Publikationen rund um die Themen „Zen- Münz- und Geldscheinsammlung organisierten tralbanken“ und „Geld“ ist, hat ihre Bestände Vorträge zur Geldgeschichte im Geldmuseum auch im Berichtsjahr weiter ausgebaut. und die dazugehörige Publikationsreihe stießen auf hohe Resonanz. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Sonstige Aktivitäten Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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I. Forschungszentrum

Evaluation des Das Forschungszentrum hat zwei wesentliche in anderen Zentralbanken, den Universitäten Forschungs- Aufgaben: Es unterstützt die Entscheidungsträ- und ähnlichen Forschungseinrichtungen auf zentrums ger in der Bundesbank durch wissenschaftliche der anderen Seite ist wichtig und erfolgt ins- Analysen, und seine Mitarbeiter nehmen an der besondere über vier Kanäle. Als erster Kanal wissenschaftlichen Diskussion teil, etwa durch nimmt das Forschungszentrum aktiv an Netz- wissenschaftliche Veröffentlichungen und werken teil, in denen Bundesbankmitarbeiterin- durch die aktive Teilnahme an Konferenzen. Im nen und -mitarbeiter mit externen Wissen- vergangenen Jahr hat eine Gruppe von exter- schaftlern zusammenarbeiten. Diese Netzwerke nen, unabhängigen Experten die Arbeit des wurden zum Teil von der Bundesbank organi- Forschungszentrums begutachtet. In ihrem siert und zum Teil von anderer Seite initiiert. Evaluationsbericht haben die Experten beschei- Unter anderem gehören dazu drei Forschungs- nigt, dass das Forschungszentrum seit seinem verbünde im Rahmen des ESZB. Das Netzwerk Bestehen beachtliche Fortschritte gemacht hat. „Finanzen und Konsum der privaten Haushalte“ Gleichzeitig haben sie eine Reihe von Verbesse- hat in den vergangenen Jahren in den aller- rungsvorschlägen gemacht. Die Bundesbank meisten Ländern der Währungsunion harmo­ hat diese Vorschläge weitgehend übernommen nisierte Befragungen zu diesem Fragenkomplex und bereits einen großen Teil davon umgesetzt. durchgeführt. Das Jahr 2012 wurde vor allem Sowohl der Evaluationsbericht als auch die dazu genutzt, diese Daten statistisch aufzube- Reak­tion der Bundesbank sind veröffentlicht reiten und erste Erkenntnisse aus diesen Befra- worden. gungsdaten zu gewinnen. In der Folge sind nun tiefer gehende Analysen erforderlich. Schwerpunkte Die Forschungsschwerpunkte lagen auch im Gleichzeitig muss die nächste Befragungswelle der Forschung vergangenen Jahr bei den Themen Geldpolitik vorbereitet werden. Ein weiteres Netzwerk zur und ihrem makroökonomischen Umfeld, Entwicklung von Methoden, Indikatoren und Finanzstabilität­ und Bankenregulierung. Dabei Modellen, die eingesetzt werden können, um waren Fragestellungen und Entwicklungen, die die makroprudenzielle Finanzstabilität zu ver- sich vor dem Hintergrund der anhaltenden bessern, ist fortgesetzt worden. Hier wurden Krise ergaben, wieder von besonderem Inte- von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowohl resse. In diesem Zusammenhang wurden Fort- Frühindikatoren für Blasen an den Aktienmärk- schritte bei der Modellierung des Zusammen- ten entwickelt, als auch ein Modell vorangetrie- hangs zwischen Realwirtschaft und Finanzsek- ben, das dazu geeignet ist, die Auswirkungen tor erzielt und neue Erkenntnisse über die mög- verschiedener makroprudenzieller Instrumente lichen tieferen Ursachen der Krise gewonnen. zu untersuchen. Schließlich haben Mitarbeite- Andere Arbeiten beschäftigten sich mit Frage- rinnen und Mitarbeiter des Forschungszen- stellungen im Zusammenhang mit der Wider- trums zu einem ESZB-Netzwerk beigetragen, standsfähigkeit des Finanzsystems. Dazu ge­ das das Verständnis der Unterschiede in der hören verbesserte Modelle, die bei Stresstests Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Wäh- eingesetzt werden können, oder eine Studie rungsunion verbessern soll. Unter anderem darüber, unter welchen Umständen die Ver­ wird dabei der grenzüberschreitende Handel öffentlichung von Stresstestergebnissen selbst von Dienstleistungen untersucht. Wie in den sich positiv auf die Finanz­stabilität auswirken Vorjahren unterstützten Forscher aus der Bun- kann. desbank im Rahmen der Research Task Force des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht die Forschungs­ Der Austausch zwischen dem Forschungszen- Weiterentwicklung der internationalen Banken- netzwerke trum auf der einen Seite und Wissenschaftlern regulierung durch ihre Forschungsarbeiten, Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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diesmal insbesondere durch Arbeiten über schaftler für begrenzte Zeit die Bundesbank be- Stresstests für Liqui­ditätsrisiken. Gleichzeitig suchen können. In diesem Rahmen haben sich wurde die erfolgreiche Beteiligung am Marie- 2012 mehr als 100 Wissenschaftler und Prak­ Curie-Netzwerk der EU „Risk Management and tikanten, vorwiegend Promovenden, im For- Risk Reporting“ aus den Vorjahren durch die schungszentrum aufgehalten. Aufnahme von Gastforschern und Promotions- studenten erfolgreich weitergeführt. Schließlich wird die Interaktion mit der akade- Forschungs­beirat mischen Welt durch Forschungsprofessoren und Forschungs- professoren Konferenzen und Ein zweiter Kanal, über den das Forschungszen- und durch einen wissenschaftlichen Beirat ge- Workshops trum den Kontakt mit anderen Wissenschaft- fördert. Im vergangenen Jahr sind Klaus Adam lern hält, ist der Besuch von Konferenzen und (Universität Mannheim) und Christian Leuz die Organisation von Konferenzen, Workshops (University of Chicago) neu zu Forschungspro- und Seminaren durch die Bundesbank selbst. fessoren ernannt worden. Thomas Laubach Im Jahr 2012 hat die Bundesbank acht Konfe- (Universität Frankfurt) ist ausgeschieden. Dem renzen und Workshops veranstaltet, darunter wissenschaftlichen Beirat gehören seit 2012 die Frühjahrskonferenz (zusammen mit der Fed- ­Richard Clarida (Vorsitzender, Columbia Univer- eral Reserve Bank von Philadelphia) zum Thema sity), Axel Börsch-Supan (Max-Planck-Institut „Geldpolitik, Inflation und internationale Zu- für Sozialrecht und Sozialpolitik), Markus Brun- sammenhänge“ und die Herbstkonferenz (zu- nermeier (Princeton University), Wolfgang Büh- sammen mit dem CESifo, München) zu „Ban- ler (Universität Mannheim) und Eric Leeper kensektor und Staat“. Das Forschungszentrum ( ­Indiana University) an. organisiert drei wöchentliche Seminarreihen, eine davon zusammen mit der EZB und der Das Forschungszentrum hat im vergangenen Universität Frankfurt. Jahr 36 Diskussionspapiere publiziert. Die meis- ten Diskussionspapiere werden später in wis- Einen dritten Interaktionskanal mit der Wissen- senschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Im schaft bilden Fortbildungsveranstaltungen für vergangenen Jahr wurden nahezu 50 wissen- den eigenen Stab sowie ein Besucherpro- schaftliche Artikel von Mitarbeitern ver­öffent­ gramm, in dessen Rahmen externe Wissen- licht oder zur Veröffentlichung angenommen.

II. Dienstleistungen der Deutschen ­Bundesbank für die öffentliche Hand

Mitwirkung bei Die Bundesbank führt im Auftrag der Bundes- form „Bund Bietungs-System“ (BBS). Im Jahr der Begebung republik Deutschland – Finanzagentur GmbH 2012 wurden 70 Auktionen (2011: 68 Auktio- von Bundeswert- papieren die Auktionen der Einmalemissionen des Bun- nen) durchgeführt, darunter sieben Auktionen des durch und betreibt die Marktpflege für die von inflationsindexierten Emissionen. Das Zu- börsennotierten Bundeswertpapiere an den teilungsvolumen belief sich dabei auf 214,2 deutschen Präsenzbörsen. Die Einmalemissio- Mrd € (2011: 239,3 Mrd €). Weder bei den nen des Bundes werden im Auktionsverfahren Emissionsgeschäften des Bundes noch bei den über die Bietergruppe Bundesemissionen bege- Sekundärmarktgeschäften mit Bundeswert- ben. Die technische Durchführung der Auktio- papieren gewährt die Bundesbank dem Bund nen erfolgt über die von der Bundesbank be- einen Kredit oder nimmt Bundeswertpapiere in reitgestellte elektronische Primärmarktplatt- den eigenen Bestand. Die Bundesbank war im Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Berichtsjahr letztmalig in den Verkauf der als ten, Bundesrichter und Berufssoldaten. Das Daueremission begebenen Bundesschatzbriefe Spektrum der vom Bund zugelassenen Anlage- und Finanzierungsschätze des Bundes über instrumente umfasst neben Bundeswertpapie- Kreditinstitute eingeschaltet, da der Bund den ren auch andere in Euro deno­minierte Schuld- Vertrieb der Daueremissionen zum Jahresende verschreibungen bester Bonität. Für den Ver- 2012 eingestellt hat. sorgungsfonds hat der Gesetzgeber zudem die Möglichkeit einer indexorientierten Anlage von Zusammenarbeit Die Bundesbank leistet operative Unterstützung bis zu 10% des Vermögens in Aktien vorgese- mit der Euro- bei den Emissionsgeschäften der Europäischen hen. pean Financial Stability Facility Finanzstabilisierungsfazilität (European Finan- cial Stability Facility: EFSF). Im Jahr 2012 wur- Zum Jahresbeginn 2008 wurde die Pensions- … für die den neben der Abwicklung von im Syndikats- vorsorge der Bundesagentur für Arbeit aus der Bundesagentur für Arbeit, … verfahren begebenen EFSF-Schuldverschreibun- des Bundes ausgegliedert und neu geregelt. gen auch 23 Auktionen von EFSF-Schuldver- Die Bundesbank wurde per Gesetz als Vermö- schreibungen über die EFSF Market Group gensverwalterin eingesetzt. Für dieses Portfolio operativ durchgeführt. Die technische Durch- finden die Anlageregelungen des Versorgungs- führung der Auktionen erfolgte über die von fonds des Bundes Anwendung. der Bundesbank bereitgestellte elektronische Primärmarktplattform „EFSF Bietungs-System“. Die kapitalgedeckte Pensionsvorsorge für die … für die Beamten der Bundesanstalt für Finanzdienst- Bundesanstalt für Finanzdienst- Vermögens­ Die Bundesbank erbringt in ihrer Rolle als Fis- leistungsaufsicht findet ebenso außerhalb des leistungsauf- verwaltung … kalagent auch Leistungen in der Vermögens- Versorgungsrücklagegesetzes des Bundes statt. sicht, … verwaltung für Bund und Länder. Sie verwaltet Gleichwohl hat das hierzu von der Bundesbank diese Vermögen im Rahmen eines passiven verwaltete Portfolio eine ähnliche Struktur wie Strategieansatzes. das Portfolio des Versorgungsfonds des Bun- des. … für den Die Vermögensverwaltung für den Bund um- Bund, … fasst mehrere Pensionsportfolios und das Port- Seit Oktober 2012 ist die Bundesbank mit der … für die folio der Stiftung „Geld und Währung“. Mit In- Verwaltung des Sondervermögens „Restruktu- Finanzmarkt­ stabilisierungs­ krafttreten des Versorgungsrücklagegesetzes rierungsfonds für Kreditinstitute“ beauftragt. anstalt … des Bundes im Jahr 1999 wurde die Bundes- Die Verwaltung der Mittel erfolgt auf der bank als Verwalterin dieser Versorgungsrück- Grundlage einer Verwaltungsvereinbarung, von lage eingesetzt. Die Rücklage wird aus Teilen Anlagerichtlinien und Weisungen der Finanz- von Besoldungserhöhungen gespeist und dient marktstabilisierungsanstalt. zum Ausgleich erhöhter Pensionsbelastungen des Bundes in den Jahren 2018 bis 2032. Im Darüber hinaus erbringt die Bundesbank bei … und für Jahr 2007 wurde die Bundesbank zudem mit der Verwaltung einer Reihe von Versorgungs- Bundesländer der Verwaltung des neu eingerichteten Versor- rücklagen und Versorgungsfonds der Bundes- gungsfonds des Bundes betraut. Er dient zur länder Dienstleistungen in unterschiedlichem Kapitaldeckung der Pensionsansprüche aller ab Ausmaß. dem Jahr 2007 neu eingestellten Bundesbeam- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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III. Eigenportfolio und Verwaltung der ­Währungsreserven

Euro-Finanz­ Die Bundesbank investiert in Euro-denominierte von der Bundesbank betreuten Teils der EZB- anlagen … Finanzanlagen als bilanzielle Gegenposten zu Reserven erfolgt über vom EZB-Rat und vom den eigenen Pensionsrückstellungen für Bun- EZB-Direktorium festgelegte Benchmarks (für desbankbeamte, dem Grundkapital, der ge- US-Dollar und Yen). Das Anlagemanagement setzlichen Rücklage und der Rückstellung für kann bei seinen Entscheidungen in einer engen allgemeine Wagnisse. Dieses Eigenportfolio Bandbreite von der jeweiligen­ Benchmark ab- wird im Rahmen einer Strategie des Kaufens weichen, um damit ein besseres Ergebnis als und Haltens bis zur Endfälligkeit in gedeckte das Musterportfolio zu erzielen. Schuldverschreibungen investiert. Als Anlageinstrumente sind neben US-amerika- … sowie ­zugelassenen … zur Wert- Bestände dieses Euro-denominierten Portfolios nischen, japanischen und australischen Staats- Anlage- papierleihe sowie der im Rahmen des Covered Bond Pur- anleihen in begrenztem Umfang festverzins­ instrumenten bereitgestellt chase Programmes (CBPP 1 und 2) angekauften liche Wertpapiere von supranationalen Schuld- Papiere stellt die Bundesbank mittels der Leihe- nern höchster Bonität zugelassen. Zudem erfol- fazilität des Zentralverwahrers Clearstream zur gen Anlagen in Geldmarktprodukten. automatisierten Wertpapierleihe bereit. Damit wird das Ziel verfolgt, die Liquidität des Cov- Im Rahmen der Verwaltung der Goldreserven Goldverkäufe im ered-Bond-Markts zu verbessern und Abwick- verkauft die Bundesbank dem Bundesamt für Rahmen des Goldmünz- lungsfehlern zu begegnen. zentrale Dienste und offene Vermögensfragen programms seit 2002 jährlich geringe Mengen zur Ausprä- Verwaltung der Die Verwaltung der Währungsreserven der gung von Gold­münzen. Im Jahr 2012 verkaufte Währungs- Bundesbank beinhaltet die Anlage der Devisen- sie im Rahmen der Ausprägung der 100-Euro- reserven … reserven, die Führung der IWF-Position sowie Goldmünze „UNESCO-Welterbe − Dom zu die Verwaltung der Goldreserven. Neben den Aachen“ und der 20-Euro-Goldmünze „Deut- eigenen Währungsreserven verwaltet die Bun- scher Wald − Fichte“ insgesamt rund 4,9 Ton- desbank auch einen Teil der EZB-Devisenreser- nen Gold. Die Verkäufe fanden innerhalb des ven. unter den Zentralbanken des Euro­systems, der Schweiz und Schwedens im August 2009 er- … auf Basis Den Rahmen für die Verwaltung der Devisen- neuerten Goldabkommens statt. Bei den Gold- von Muster- reserven der Bundesbank und der EZB bilden reserven der Bundesbank handelt es sich um portfolios … Musterportfolios (Benchmarks) für den jeweili- physische Bestände in nummerierten Goldbar- gen Währungsbereich. Diese Benchmarks spie- ren. Deren Lagerung erfolgt in eigenen Treso- geln das langfristig angestrebte Risikoniveau ren der Bundesbank sowie bei drei Notenban- wider und dienen als Vergleichsmaßstab. Die ken im Ausland, der Federal R­ eserve Bank of Benchmarks für die bundesbankeigenen Reser- New York, der Bank of England und der Ban- ven (US-Dollar, Yen und seit dem vierten Quar- que de France (vgl. auch die Erläuterungen auf tal 2012 australische Dollar) werden jährlich S. 130 f. sowie Tabelle 15 auf S. 152). vom Vorstand vorgegeben. Die Steuerung des Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Entwicklung der Goldreserven der Deutschen Bundesbank

Die Bundesbank hält per 31. Dezember 2012 tragen. Seither nimmt der Goldbestand jähr- mit 3 391 Tonnen (109 Mio Feinunzen) lich ledig lich in geringen Mengen zur Prä- weltweit den zweitgrößten Goldbestand gung von Goldmünzen des Bundes ab. Die nach den Vereinigten Staaten. Das Gold Bundesbank folgt damit einer konservativen lagert derzeit in New York (45%), Frankfurt Strategie, die ganz weit gehend durch den (31%), London (13%) und Paris (11%). Verzicht auf Käufe oder Verkäufe von Gold am Markt gekennzeichnet ist. Die 1949 gegründete Bundesrepublik Deutschland besaß nach dem 2. Weltkrieg Sowohl aus praktischen als auch aus Sicher- keine Goldreserven. Der Bestand entstand in heitsgründen wurde die Lagerung der Gold- den fünfziger und sechziger Jahren während reserven vor dem Hintergrund des poli- der Zeit des Golddevisenstandards von tischen Umfelds des Ost-West-Konfl ikts Bretton-Woods. Er wuchs der Deutschen lange Zeit möglichst am Ort ihres Zufl usses Bundesbank zunächst durch Goldübertra- in den USA, Großbritannien und Frankreich gungen von Zahlungsbilanzdefi zitländern im beibehalten. Bis 1997 lagerten lediglich Rahmen der Europäischen Zahlungsunion 77 Tonnen Gold in Deutschland, das waren zu, später dann durch britische Reserve- gut 2% des Gesamtbestandes. Erst in den ziehungen beim Internationalen Währungs- Jahren 2000/ 2001 wurden größere Men- fonds, die über Goldabgaben an die Bun- gen Gold (rd. 930 Tonnen) von London desbank fi nanziert wurden. Die Goldüber- nach Frankfurt verbracht, was der Reduzie- tragungen fanden physisch an den traditio- rung der Lagerkosten und der Nutzung frei nell großen Goldhandelsplätzen in New gewordener Lagerfl ächen in Frankfurt ge- York, London und Paris statt, wo die deut- schuldet war. schen Goldreserven konsequenterweise ge- lagert wurden. Ende der sechziger Jahre er- Die Überprüfung des Lagerstellenkonzeptes reichten die deutschen Goldreserven mit führt künftig zu einer Konzentration auf nur 4 034 Tonnen (129,69 Mio Feinunzen) ihren noch drei Lagerorte und einer stärkeren Höchststand, der kurz darauf im Jahr 1969 Gewichtung der Lagerstelle Frankfurt. Die durch einen Verkauf von 409 Tonnen Bundesbank wird bis 2020 schrittweise (14 Mio Feinunzen) an das amerikanische 300 Tonnen Gold von New York nach Schatzamt redu ziert wurde. In den siebziger Frankfurt verlagern und die Lagerstelle Paris Jahren pendelte sich der Goldbestand bei mit 374 Tonnen Gold zugunsten von Frank- knapp 3 700 Tonnen (rd. 117 Mio Fein- furt ganz aufl ösen. In Frankfurt werden unzen) ein. Nennenswerte Abgänge erfolg- dann rund 50% der deutschen Goldreser- ten erst wieder 1979 im Rahmen der Grün- ven lagern, gefolgt von New York (37%), dung des Europäischen Währungssystems in dem führenden Finanzplatz für die nach wie Höhe von 740 Tonnen (23,8 Mio Feinunzen), vor dominierende Welt-Reservewährung die mit dessen Aufl ösung Ende 1998 wieder US-Dollar, sowie London (13%) als weltweit zurückübertragen wurden. Mit der Grün- größtem Goldhandelsplatz. Mit den Ver- dung der Europäischen Währungsunion wur- lagerungen wird zum einen geänderten den Anfang 1999 gemäß dem EZB-Kapital- Rahmenbedingungen Rechnung getragen, schlüssel neben Devisen auch 232 Tonnen zum anderen die Nutzung weiterer frei (7,46 Mio Feinunzen) Gold an die EZB über- gewordener Tresorkapazitäten in Frankfurt Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Die Goldbestände der Deutschen Bundesbank

Mio Feinunzen

140

120

100

80

60

40

20

0

1951 55 60 65 70 75 80 85 90 95 00 05 12

Deutsche Bundesbank

ermöglicht. So sind die Gründe, möglichst keit, Gold in Partnerländern des Euro-Raums viel Gold westlich und weit entfernt vom zu halten, und der Abschluss der Euro- Eisernen Vorhang zu lagern durch die Be- Bargeld einführung, die viele Jahre große endigung des Ost-West-Konfl ikts entfallen. Tresor- und Personalkapazitäten in An- Durch die Einführung einer gemeinsamen spruch nahm, eröffnet nun neue Verlage- Währung in Europa entfi el die Notwendig- rungsmöglichkeiten.

IV. Management finanzieller Risiken

Finanzielle Bei der Wahrnehmung ihrer gesetzlichen Auf- Analyse und interne Kommunikation von Ge- Risiken gaben ist die Bundesbank verschiedenen finan- schäftsrisiken erfolgt durch die Abteilung ziellen Risiken ausgesetzt. Neben den damit für ­Risiko-Controlling, die organisatorisch bis ein- die einzelnen Aktiva in der Bilanz verbundenen schließlich der Vorstandsebene von den ­Risiko Adressenausfallrisiken, Marktrisiken, Zinsrisiken nehmenden Einheiten des Marktbereichs ge- und Liquiditätsrisiken sind auch Reputations­ trennt ist. Die Messung der verschiedenen risiken infolge finanzieller Verluste zu beachten. Risiko ­arten erfolgt unter Nutzung anerkannter Methoden zur Ermittlung von Risikokennzahlen Risikosteuerung Die Verantwortung für die Risikosteuerung ob- wie Value-at-Risk (VaR) und Expected Shortfall. der eigenen liegt grundsätzlich dem Vorstand. Er entschei- Dazu treten Sensitivitätsanalysen und Stress- ­Anlagen … det über die Höhe und Zusammensetzung der tests. Ein differenziertes Limitsystem reguliert Währungsreserven und der in Euro denominier- die Geschäftstätigkeit gegenüber den einzel- ten Finanzanlagen ebenso wie über die inter- nen Adressen in den verschiedenen Geschäfts- nen Regelwerke, welche die Risiko begrenzen- arten. Die Bonität der Kontrahenten und Wert- den Vorschriften für die eigenen Portfolios papieremittenten wird fortlaufend überwacht. ­sowie weitere Geschäftsbereiche (insbesondere Die Ergebnisse der Risikoüberwachung werden Devisenhandel und Zentralbankdienstleistun- in regelmäßigen Berichten des Risiko-Control- gen) enthalten. Die Überwachung, Messung, ling an den Vorstand dokumentiert. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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… und der Die Risikosteuerung der Forderungen aus geld- von den Kreditinstituten zu hinterlegenden geldpolitisch­ politischen Operationen sowie der geldpolitisch Sicher­heiten und die Verlängerung der Laufzei- motivierten Forderungen begründeten Wertpapierportfolios erfolgt hin- ten der Offenmarktkredite. Des Weiteren ist in gegen durch Vorgaben des Eurosystems, die Bezug auf einen Teil der geldpolitischen Ge- auf Entscheidungen des EZB-Rats beruhen. Zur schäftspartner insbesondere in den Peripherie- Beurteilung der Risikosituation bei den Forde- ländern des Euro-Währungsgebiets auf die un- rungen an Kreditinstitute aus geldpolitischen günstigere finanzielle Lage, die sich unter ande- Operationen sowie des im Rahmen des Secur- rem in Ratingherabstufungen ausdrückt, zu ities Markets Programme (SMP) aufgebauten verweisen. Abhängigkeiten zwischen den Kre- Wertpapierportfolios sind nicht zuerst die Ein- dit nehmenden Banken und den von ihnen ein- träge in der Bundesbankbilanz zu beachten, gereichten Sicherheiten spielen ebenfalls eine sondern die im Eurosystem in diesem Bereich zunehmende Rolle bei der Risiko­bewertung. insgesamt bestehenden Forderungen. Die Bun- desbank müsste für eventuell auftretende Ver- Bei der Verwaltung der Währungsreserven stellt Marktrisiken luste in der Regel gemäß ihrem Kapitalanteil an die Bundesbank hohe Anforderungen an die dominieren bei den Währungs- der EZB von rund 27% einstehen. Sicherheit ihrer Anlagen. Der Begrenzung von reserven Ausfallrisiken dient die starke Konzentration auf Hingegen wären Verluste in Bezug auf die im Staatsanleihen aus den Ländern, deren Wäh- Rahmen der beiden Covered Bond Purchase rungen gehalten werden. Dies sind im Wesent- Programmes des Eurosystems erworbenen lichen US-Dollar sowie Yen und australische Wertpapiere von den haltenden Zentralbanken Dollar. In begrenztem Umfang sind des Weite- jeweils selbst zu tragen. Während die Bundes- ren festverzinsliche Wertpapiere ausgewählter bank beim Portfolioaufbau vorhandene Frei- supranationaler Emittenten mit sehr hoher räume bei den Anlageentscheidungen genutzt ­Bonität sowie Anlagen bei der Bank für Inter- hatte, ist sie bei der Veräußerung von Papieren nationalen Zahlungsausgleich zulässig. Dane- im Bestand bei Unterschreiten von Mindest­ ben sind kurzfristige Geldmarktgeschäfte mit bonitätsanforderungen an die Vorgaben des ausgewählten Geschäftsbanken möglich. Sie Eurosystems gebunden. werden seit mehreren Jahren nur noch gegen Stellung von Sicherheiten hoher Qualität durch- Risiken aus der Die Analyse der Risiken aus geldpolitisch moti- geführt. Geldpolitik vierten Operationen zeigt einen nochmaligen nochmals erhöht­ Anstieg der Adressenausfallrisiken im Jahr Die dominierende Risikoart bei den Währungs- 2012. Dazu trug insbesondere das ausgewei- reserven sind die Marktrisiken in Form des tete Kreditvolumen bei. Hier standen Ende Goldpreisrisikos und des Wechselkursrisikos. Sie 2012 Refinanzierungskredite in Höhe von werden im Wesentlichen durch die Höhe des 1 126,0 Mrd € zu Buche (Ende 2011 863,6 Goldbestandes beziehungsweise durch den Mrd €). Für das SMP war das im Eurosystem Umfang der Devisenportfolios und ihrer Anla- aggregierte Volumen im Jahr 2012 dagegen gewährungen determiniert und sind insofern leicht rückläufig (208,7 Mrd € Ende 2012 unmittelbare Folge der Entscheidung, Wäh- gegenüber 211,9 Mrd € Ende 2011). rungsreserven zu halten. Ein bilanzieller Verlust in Bezug auf das Goldpreisrisiko ist gegenwär- Zu den Faktoren, die für das hohe Risikoniveau tig aufgrund der vorhandenen Neubewer- der geldpolitisch bedingten Forderungen ver- tungsposition sehr unwahrscheinlich. Bei der antwortlich sind, zählen die in den vergange- Steuerung des Zinsänderungsrisikos der Devi- nen Jahren zu beobachtende Konzentration der senportfolios wird auf das Konzept der modi­ Kreditaufnahme auf bestimmte Länder und fizierten Duration zurückgegriffen, die ein Maß Banken sowie die im Zuge der Finanzkrise er- dafür ist, wie sich Änderungen des Zinsniveaus folgte Absenkung der Anforderungen an die auf den Marktwert der Anlagen auswirken. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

133

Euro-Finanz­ Das in Euro denominierte Eigenportfolio der Mrd € auf 655,7 Mrd € anwuchs, ist letztlich anlagen vor- Bundesbank, das einen aktivischen Gegenpos- Folge der dezentralen Bereitstellung von nehmlich in Pfandbriefe ten zu verschiedenen Positionen auf der Passiv- Zentralbankli­quidität und der bestehenden investiert­ seite der Bilanz bildet, ist ausschließlich in ge- Ungleich­gewichte beim Liquiditätsbedarf der deckte Schuldverschreibungen (Covered Bonds) Bankensysteme­ in den einzelnen Ländern. Die investiert, die auf einer gesetzlichen Grundlage Liquiditätsbereitstellung erfolgt im Wesent­ emittiert wurden. Diese Wertpapierart bietet lichen über die geldpolitischen Refinanzierungs- einen doppelten Ausfallschutz, da die An­ geschäfte des Eurosystems, daneben aber auch sprüche der Gläubiger bei Zahlungsunfähigkeit über den Aufbau von Wertpapierbeständen des Emittenten aus einer Deckungsmasse be- und Geschäfte in eigener Verantwortung der friedigt werden können. Sowohl für die zuläs­ nationalen Zentralbanken. Über die Ausgestal- sigen Emittenten als auch für die Covered tung der geldpolitisch motivierten Operationen Bonds wurden Mindestbonitätsanforderungen entscheidet der EZB-Rat im Rahmen seines festgelegt. Deutsche Pfandbriefe, die einen be- geldpoli­tischen Mandats. sonders hohen Gläubigerschutz aufweisen, machen den größten Teil des Portfoliovolumens Da die TARGET2-Forderungen und -Verbindlich- … und ihre aus. keiten der nationalen Zentralbanken im Euro- Risikobewertung system stets gegenüber der EZB bestehen, Aufstockung der Zur Risikovorsorge für Bilanzrisiken wurde mit könnte die Bundesbank indirekt als Anteilseig- Risikovorsorge dem Jahresabschluss 2012 eine zusätzliche ner der EZB von Risiken betroffen sein, denen Dotierung­ der Rückstellung für allgemeine die EZB in diesem Zusammenhang ausgesetzt Wagnisse in Höhe von 6 671 Mio € vorgenom- ist. Ein finanzieller Nachteil für die Bundesbank men (nähere Informationen finden sich in könnte sich in einem Szenario materialisieren, den Erläuterungen zu den Bilanzpositionen im in dem ein Land mit einer TARGET2-Verbind- Berichts­teil über den Jahresabschluss der lichkeit den gemeinsamen Währungsraum ver- ­Deutschen Bundesbank, S. 165). lässt und dessen Zentralbank ihre Verbindlich- keit gegenüber der EZB nicht begleicht. Da die TARGET2- Gesondert zu betrachten sind aus Risikosicht Bundesbank nicht von dem Eintreten dieses Salden … die Forderungen innerhalb des Eurosystems Szenarios ausgeht, sind bei der Betrachtung und hier insbesondere der TARGET2-Netto- der TARGET2-Forderungen letztlich die Risiken saldo, der eine Forderung der Bundesbank ausschlaggebend, die sich aus den Operatio- gegenüber der EZB begründet. Der positive nen zur Liquiditätsbereitstellung ergeben. TARGET2-Saldo, der im Jahr 2012 von 463,1 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

134 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Personal Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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I. Personal

Attraktivität Im Spannungsfeld zwischen einer zunehmend antwortung kommt neben der fachlichen Qua- weiter steigern schwierigeren Wettbewerbssituation auf dem lifikation insbesondere der Führungskompetenz Arbeitsmarkt und einem gleichzeitig steigen- eine hohe Bedeutung zu, die durch geeignete den Rekrutierungsbedarf, insbesondere von Maßnahmen gefördert wird. Zur Erhöhung des hochqualifizierten achkräften,F ist es notwen- Anteils von Frauen in Führungspositionen wird dig, die Attraktivität der Bundesbank als Arbeit- 2013 ein Mentoringprogramm eingeführt, das geber weiter zu stärken. Die Sicherstellung ge- weiblichen Nachwuchskräften die Möglichkei- eigneter interner Rahmenbedingungen hierfür ten bieten soll, von den Erfahrungen ihrer Men- wurde als ein Ziel der Strategie 2016 festge- torinnen und Mentoren zu profitieren. schrieben, zum Beispiel durch eine Verbesse- rung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie Der beträchtliche Konsolidierungserfolg der Gemäßigter und ein demografieorientiertes Gesundheits- vergangenen Jahre wird auch angesichts des Personalabbau management. sich abzeichnenden Personalbedarfs im Strate- giezyklus bis 2016 nicht infrage gestellt wer- Förderung des Im Rahmen einer vorausschauenden Personal- den. Allerdings wird sich der Personalabbau Führungskräfte- planung ist es zudem notwendig, gezielt Nach- auch wegen des hohen Einstellungsbedarfs nachwuchses wuchskräfte für spätere Führungspositionen, aufgrund neuer Aufgaben, zum Beispiel im unter anderem auch für den Filialbereich, auf- Rahmen des makroprudenziellen Mandats, zubauen. Bei der Übernahme von Leitungsver- stark verlangsamen.

Personal der Deutschen Bundesbank am 31. Dezember 2012 *) Tabelle 14

Personal 1) Veränderungen gegenüber Vorjahr Hauptver- Hauptver- Position Insgesamt waltungen Filialen Zentrale Insgesamt waltungen Filialen Zentrale Beamte 5 417 1 548 1 370 2 499 17 10 – 129 136 Tarifbeschäftigte 5 408 1 451 1 769 2 188 – 52 29 – 204 123 zusammen 10 825 2 999 3 139 4 687 – 35 39 – 333 259 darunter: in Ausbildung 537 143 0 394 – 15 – 28 0 13 verbleibt: Stammpersonal 10 288 2 856 3 139 4 293 – 20 67 – 333 246 nachrichtlich: Stammpersonal nach Zeitanteilen (Vollzeit-Äquivalent) 9 543,2 2 624,1 2 893,8 4 025,3 – 16,5 65,9 – 307,1 224,7

Ende 2012 Ende 2011 * Im Bestand nicht enthalten: im Fremddienst tätige Mitarbeiter/innen 153 163 ohne Bezüge beurlaubte Mitarbeiter/innen 335 379 in der Freistellungsphase der Altersteilzeit 502 456 1 Darunter: Teilzeitbeschäftigte 2 068 2 041 Darunter: befristet Beschäftigte 117 154 Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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II. Mandate der Vorstandsmitglieder der Deutschen Bundesbank

Der Vorstand der Deutschen Bundesbank hat in – Dr. Andreas Dombret: seiner Sitzung am 12. Juli 2012 in Abstimmung Mitglied des Verwaltungsrates der BIZ; mit dem Beauftragten für Corporate Govern- Mitglied des Verwaltungsrates der LIKO- ance den Verhaltenskodex für die Mitglieder Bank (bis zum 27. April 2012);2) des Vorstands der Deutschen Bundesbank Mitglied der Börsensachverständigenkom- ­aktualisiert. Teil dieses Kodex ist weiterhin die mission des BMF; Offenlegung der Mitgliedschaft von Vorstands- Stellvertretendes Mitglied des Stiftungsrates mitgliedern in Aufsichtsräten oder vergleich­ der Stiftung „Geld und Währung“ baren Kontrollgremien von Wirtschaftsunter- nehmen im Geschäftsbericht. – Dr. Joachim Nagel: Stellvertretendes Mitglied des Verwaltungs- Die Vorstandsmitglieder nehmen folgende rates der BIZ;1) Mandate wahr: 1. Stellvertretender Vorsitzender des Verwal- tungsrates der LIKO-Bank;2) – Dr. Jens Weidmann, Präsident: Stellvertretender Vorsitzender des Kreditaus- Mitglied des Verwaltungsrates der BIZ;1) schusses der LIKO-Bank;2) Stellvertretendes Mitglied des Verwaltungs- Ständiger Gast beim Zentralen Kapitalmarkt- rates der LIKO-Bank (bis zum 27. April 2012) 2) ausschuss

– Sabine Lautenschläger, Vizepräsidentin: – Carl-Ludwig Thiele: Stellvertretendes Mitglied des Verwaltungs- Stellvertretendes Mitglied des Verwaltungs- rates der LIKO-Bank (bis zum 27. April 2012);2) rates der LIKO-Bank (seit dem 28. April 2012);2) Mitglied des Verwaltungsrates der LIKO- Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Bank (seit dem 28. April 2012) 2) „Geld und Währung“

– Dr. h. c. Rudolf Böhmler: Mitglied des Aufsichtsrates der ARADEX AG, Lorch; Stellvertretendes Mitglied des Verwaltungs- rates der LIKO-Bank (seit dem 28. April 2012);2) Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung 1 Ex officio. „Geld und Währung“ 2 Gesellschaftsvertrag. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

138 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Strategie 2016 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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1. Zielsetzung Maastricht-Verträgen verankerten Grundlagen der Strategie 2016 der Währungsunion als unverzichtbar an.

Orientierungs- Der Vorstand hat im Juli 2012 die Strategie Zur weiteren Vorbereitung der Strategie wur- Strategieprozess rahmen nach 2016 der Bundesbank beschlossen, die nach den vom Vorstand Arbeitskreise für die Kern- breit in der Bank außen und verankert innen außen und innen wieder einen Orientierungs- geschäftsfelder, die Kommunikation und die rahmen für die kommenden Jahre schafft. Dies internen Rahmenbedingungen eingerichtet. ermöglicht den zielgerichteten Einsatz der Die Leitungen der zuständigen Fachbereiche finan­ziellen und personellen Ressourcen und und Präsidenten/Präsidentin der Hauptverwal- die Bewertung von Maßnahmen im fachlichen tungen wurden sowohl in die Arbeitskreise als und zeitlichen Gesamtzusammenhang. auch in die Führungskonferenzen mit dem Vor- stand einbezogen. Der Strategieentwicklungs- prozess wurde damit breit in der Bank veran- 2. Entwicklungsprozess kert. der Strategie 2016 Die Arbeitskreise hatten die Aufgabe, die über- Konsistentes Zielsystem aus Szenarioanalyse Die Entwicklung der Strategie 2016 begann mit geordneten strategischen Ziele aus dem letzten Zielen und Maß- einer Szenarioanalyse, in der für die Kernge- Strategiezyklus zu überprüfen sowie gegebe- nahmen schäftsfelder mögliche Entwicklungsszenarien nenfalls neue strategische Ziele zu formulieren. unter realistisch-optimistischer und risikoorien- Zudem wurden konkretere Entwicklungsziele tierter Betrachtungsweise untersucht wurden. und Maßnahmen erarbeitet, um die Strategie Diese bildeten die Basis für die weiteren Strate- operationalisierbar zu machen. Besonderes giearbeiten. Augen­merk wurde zudem auf die Messbarkeit der Zielerreichung gerichtet. Grundlinien Dabei bilden die gesetzlich vorgegebenen Auf- der Strategie gaben einen klaren Handlungsrahmen für die Bundesbank. Zudem wurden vom Vorstand 3. Kernaussagen Top-down-Grundlinien für die Strategie 2016 der ­Strategie 2016 festgelegt. Das Handeln der Bundesbank ist vorrangig auf die Bewahrung von Preisniveau- Im Folgenden werden einzelne Kernaussagen stabilität ausgerichtet. Dabei sieht sie die in den aus der Strategie 2016 vorgestellt. Diese sollen

Strategieentwicklungsprozess Schaubild 25

Arbeitskreise zur Entwicklung von strategischen Zielen, Entwicklungszielen, Führungskonferenz Maßnahmen und Vorstandsbeschluss Messgrößen

Juli bis August Dezember Mai 2011 2012 2013 Oktober bis März Juli

Szenarioanalyse Vorstandsbeschluss Führungskonferenz

Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

141

Strategie 2016 Schaubild 26

Deutsche Bundesbank Stabilität sichern

Finanz- Unbarer und Banken- Geldpolitik Bargeld Zahlungs- Währungs- aufsicht verkehr system

Kommunikation Internationale Kooperation Forschung Wirtschaftspolitische Analyse

Deutsche Bundesbank

verdeutlichen, welche Zielsetzungen die Bun- maßgeblichen Beitrag zur Wahrung der Finanz- desbank insbesondere in den Kerngeschäfts­ und Währungsstabilität. Um Gefahren für die feldern in den nächsten Jahren verfolgen will. Finanz- und Währungsstabilität vorzubeugen, abzuwehren oder zu mildern, ist es Aufgabe Geldpolitik Die Bundesbank wird ihre geldpolitische Kom- der Bundesbank, aufbauend auf der Analyse petenz durch wissenschaftlich fundierte Ana- und Bewertung Handlungsoptionen zu erarbei- lyse und solide Forschungsergebnisse weiter ten und diese im Ausschuss für Finanzstabilität stärken und für ihr vorrangiges Ziel der Wah- einzubringen. rung der Preisniveaustabilität in der geldpoli­ tischen Diskussion eintreten. Die Bundesbank Die Bundesbank verfolgt über ihre maßgebliche Bankenaufsicht verfolgt dabei unverändert einen stabilitäts- Einbindung in die Bankenaufsicht das Ziel, die orientierten, risikoadäquaten und marktorien- Stabilität und Funktionsfähigkeit der Kredit- tierten geldpolitischen Handlungsrahmen. und Finanzdienstleistungsinstitute zu gewähr- leisten. Bei der Reform von Aufsichtsstandards Finanzstabilität Ein Schwerpunkt im Kerngeschäftsfeld Finanz- auf internationaler Ebene strebt die Bundes- stabilität wird die Ausgestaltung der makropru- bank eine richtungsweisende, der Stabilität des denziellen Überwachung sein, die der Bundes- deutschen Finanzsystems dienliche Rolle an. bank mit dem im Oktober 2012 beschlossenen Mit dem Gesetz zur Stärkung der deutschen Gesetz zur Stärkung der deutschen Finanzauf- Finanz­aufsicht wird die bewährte Arbeitstei- sicht übertragen worden ist. Als nationales lung in der Bankenaufsicht zwischen der Bun- Kompetenzzentrum für Finanzstabilität leistet desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht die Bundesbank mit ihrer Analyse und Bewer- und der Bundesbank beibehalten. Durch die tung von Risikofaktoren im Finanzsystem einen kontinuierliche Weiterentwicklung des Auf- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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sichtsansatzes und die verstärkte Einbeziehung ligung am Bargeldkreislauf strebt die Bundes- makroökonomischer Erkenntnisse soll eine stär- bank ein jährliches Banknotenbearbeitungs­ ker risikoorientierte und präventive Instituts- volumen von rund 15 Milliarden Stück Bank­ überwachung erreicht werden. noten an, was in etwa der jährlichen Bearbei- tungsleistung der vergangenen Jahre entspricht. Unbarer Die Bundesbank trägt zur Sicherheit und Effi- Zahlungsverkehr zienz im Zahlungsverkehr und in der Abwick- Neben der Weiterentwicklung der internen Kommunikation lung bei. Zusammen mit dem Kreditgewerbe Kommunikation soll die externe Kommunika- wird die Bundesbank im nächsten Jahr die Ver- tion noch zielgruppengerechter gestaltet wer- wirklichung eines europäischen Zahlungsver- den. Hierzu soll beispielsweise die direkte Bür- kehrsraumes (SEPA) weiter vorantreiben. Im gerkommunikation, unter anderem auf der Mittelpunkt der operativen Rolle der Bundes- Bundesbank-Website „WissenWert“, weiter bank steht die Bereitstellung von sicheren und ausgebaut werden, um gerade in Krisenzeiten effizienten Marktinfrastrukturen (z. B. TARGET2, dem Bedarf der Bevölkerung an fundierten zeit- TARGET2-Securities in Kooperationen mit Part- nahen und zuverlässigen Informationen noch nerzentralbanken). Zudem engagiert sich die besser gerecht zu werden. Bundesbank in der Überwachung der Zah- lungsverkehrs- und Abwicklungssysteme sowie Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Interne Rahmen- der Zahlungsverkehrsinstrumente zur Förde- Strategie 2016 wurden im Rahmen einer Auf- bedingungen rung des Vertrauens in die Währung. gabenkritik in allen Fachbereichen die be- stehenden Aufgaben kritisch hinterfragt und Bargeld Die Bundesbank erfüllt im Bargeldbereich ihren erwarteter Personalbedarf analysiert. Im Ergeb- Sorgeauftrag in Form effizienter Bargeldversor- nis kann das Personalziel von 9 000 Stellen gung einschließlich Notfallvorsorge, durch durch Repriorisierungen trotz neuer Aufgaben Sicherstel­ lung einer hohen Qualität des Bar- bis 2016 beibehalten werden. Des Weiteren geldumlaufs sowie Falschgeldprävention und wird sich die Bundesbank den Herausforderun- -bekämpfung. Damit leistet sie einen wichtigen gen durch den demografischen Wandel stellen, Beitrag zur Stärkung des Vertrauens in die ihn durch Instrumente im Bereich Wissens­ Währung. Die Bundesbank nimmt ihre Verant- management begleiten und ihre Attraktivität wortung hierfür im Dialog mit der Kreditwirt- als Arbeitgeber weiter stärken. schaft, dem Handel sowie den Geld- und Wert- dienstleistern wahr. Sie trägt zur Entwicklung Im jährlichen Strategiereview wird der Erfolg Jährliche des Bargeld-Recyclings durch Dritte bei, soweit der Maßnahmen evaluiert und bei gegebenen- Evaluierung die Erfüllung ihres Sorgeauftrags gewährleistet falls geänderten Rahmenbedingungen besteht ist und sie angemessen in den Bargeldkreislauf in diesem Zusammenhang auch Raum für not- eingebunden bleibt. Zur angemessenen Betei­ wendige Strategieanpassungen. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Der Jahresabschluss der Deutschen Bundesbank für das Jahr 2012 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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I. Bilanz der Deutschen Bundesbank zum 31. Dezember 2012

Aktiva

31.12.2011 Mio € Mio € 1 Gold und Goldforderungen 137 513 132 874 davon: Goldforderungen 377 281,70 € ( 0)

2 Forderungen in Fremdwährung an Ansässige außerhalb des Euro-Währungsgebiets 2.1 Forderungen an den IWF 22 344 ( 22 296) 2.2 Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen, Auslandskredite und sonstige Auslandsaktiva 28 774 ( 29 433) 51 118 51 730

3 Forderungen in Fremdwährung an Ansässige im Euro-Währungsgebiet 3 341 18 128

4 Forderungen in Euro an Ansässige außerhalb des Euro-Währungsgebiets – –

5 Forderungen in Euro aus geldpolitischen Operationen an ­Kreditinstitute im Euro-Währungsgebiet 5.1 Hauptrefinanzierungsgeschäfte 2 855 ( 8 635) 5.2 Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte 69 651 ( 47 112) 5.3 Feinsteuerungsoperationen in Form von befristeten ­Transaktionen – ( –) 5.4 Strukturelle Operationen in Form von befristeten ­Transaktionen – ( –) 5.5 Spitzenrefinanzierungsfazilität 587 ( 49) 73 093 55 797

6 Sonstige Forderungen in Euro an Kreditinstitute im Euro-Währungsgebiet 1 442 8 464

7 Wertpapiere in Euro von Ansässigen im Euro-Währungsgebiet 7.1 Wertpapiere für geldpolitische Zwecke 67 487 ( 66 981) 7.2 Sonstige Wertpapiere – ( 4 886) 67 487 71 867

8 Forderungen an den Bund 4 440 4 440

9 Forderungen innerhalb des Eurosystems 9.1 Beteiligung an der EZB 2 038 ( 1 722) 9.2 Forderungen aus der Übertragung von Währungsreserven an die EZB 10 909 ( 10 909) 9.3 Forderungen aus der Verteilung des Euro-Banknotenumlaufs ­innerhalb des Eurosystems – ( –) 9.4 Sonstige Forderungen 654 948 ( 463 263) 667 895 475 894

10 Schwebende Verrechnungen 2 3

11 Sonstige Aktiva 11.1 Scheidemünzen 838 ( 805) 11.2 Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte 909 ( 938) 11.3 Finanzanlagen 12 125 ( 10 472) 11.4 Neubewertungsposten aus außerbilanziellen Geschäften 46 ( –) 11.5 Rechnungsabgrenzungsposten 2 840 ( 2 506) 11.6 Sonstiges 2 219 ( 3 725) 18 977 18 447

1 025 306 837 643 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Passiva

31.12.2011 Mio € Mio € 1 Banknotenumlauf 227 231 221 264

2 Verbindlichkeiten in Euro aus geldpolitischen Operationen ­gegenüber Kreditinstituten im Euro-Währungsgebiet 2.1 Einlagen auf Girokonten 129 607 ( 76 408) 2.2 Einlagefazilität 40 470 ( 66 069) 2.3 Termineinlagen 129 885 ( 86 395) 2.4 Feinsteuerungsoperationen in Form von befristeten Transaktionen­ – ( –) 299 962 228 873

3 Sonstige Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Kreditinstituten im Euro-Währungsgebiet – –

4 Verbindlichkeiten in Euro gegenüber sonstigen Ansässigen im Euro-Währungsgebiet 4.1 Einlagen von öffentlichen Haushalten 11 870 ( 745) 4.2 Sonstige Verbindlichkeiten 28 059 ( 4 756) 39 929 5 501

5 Verbindlichkeiten in Euro gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets 83 284 46 552

6 Verbindlichkeiten in Fremdwährung gegenüber Ansässigen im Euro-Währungsgebiet 3 7

7 Verbindlichkeiten in Fremdwährung gegenüber Ansässigen ­außerhalb des Euro-Währungsgebiets 76 –

8 Ausgleichsposten für vom IWF zugeteilte Sonderziehungsrechte 14 058 14 311

9 Verbindlichkeiten innerhalb des Eurosystems 9.1 Verbindlichkeiten aus der Ausgabe von EZB-Schuldverschreibungen – ( –) 9.2 Verbindlichkeiten aus der Verteilung des Euro-Banknotenumlaufs innerhalb des Eurosystems 200 308 ( 170 489) 9.3 Sonstige Verbindlichkeiten – ( –) 200 308 170 489

10 Schwebende Verrechnungen 1 1

11 Sonstige Passiva 11.1 Neubewertungsposten aus außerbilanziellen Geschäften – ( 418) 11.2 Rechnungsabgrenzungsposten 397 ( 641) 11.3 Sonstiges 2 919 ( 2 486) 3 317 3 545

12 Rückstellungen 18 898 12 046

13 Ausgleichsposten aus Neubewertung 132 577 129 411

14 Grundkapital und Rücklage 14.1 Grundkapital 2 500 ( 2 500) 14.2 Gesetzliche Rücklage 2 500 ( 2 500) 5 000 5 000

15 Jahresüberschuss 664 643 1 025 306 837 643 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

146

II. Gewinn- und Verlustrechnung der Deutschen Bundesbank für das Jahr 2012 2011 Mio € Mio € 1.1 Zinserträge 11 001 ( 8 556) 1.2 Zinsaufwendungen – 2 742 ( – 3 786) 1 Nettozinsertrag 8 259 4 770

2.1 Realisierte Gewinne/Verluste aus Finanzoperationen 832 ( 617) 2.2 Abschreibungen auf finanzielle Vermögenswerte und -positionen – 52 ( – 3) 2.3 Zuführung zu/Auflösung von Rückstellungen für allgemeine Wagnisse, Preis- und Währungsrisiken – 6 671 ( – 4 141) 2 Nettoergebnis aus Finanzoperationen, Abschreibungen und Risikovorsorge – 5 891 – 3 527

3.1 Erträge aus Entgelten und Provisionen 63 ( 67) 3.2 Aufwendungen aus Entgelten und Provisionen – 21 ( – 19) 3 Nettoertrag aus Entgelten und Provisionen 42 48

4 Erträge aus Beteiligungen 195 240

5 Nettoergebnis aus Monetären Einkünften – 689 323

6 Sonstige Erträge 185 96

Nettoerträge insgesamt 2 100 1 950

7 Personalaufwand 706 614

8 Sachaufwand 324 306

9 Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte 113 107

10 Notendruck 91 71

11 Sonstige Aufwendungen 203 209

Jahresüberschuss 664 643

Frankfurt am Main, den 12. Februar 2013

DEUTSCHE BUNDESBANK Der Vorstand

Dr. Weidmann Lautenschläger

Dr. h. c. Böhmler Dr. Dombret Dr. Nagel Thiele Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

147

III. Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers

Wir haben den Jahresabschluss – bestehend und rechtliche Umfeld der Deutschen Bundes- aus Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung – bank sowie die Erwartungen über mögliche unter Einbeziehung der Buchführung der Deut- Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung schen Bundesbank für das Geschäftsjahr vom werden die Wirksamkeit des rechnungs­ 1. Januar 2012 bis 31. Dezember 2012 geprüft. legungsbezogenen internen Kontrollsystems Die Buchführung und die Aufstellung des sowie Nachweise für die Angaben in Buchfüh- Jahresabschlusses­ nach den Grundsätzen ord- rung und Jahresabschluss überwiegend auf der nungsmäßiger Buchführung und den aufgrund Basis von Stichproben beurteilt. Die Prüfung § 26 Absatz 2 Bundesbankgesetz vom Vorstand umfasst die Beurteilung der angewandten beschlossenen Grundsätzen zur Rechnungs­ Bilan­zierungsgrundsätze und der wesentlichen legung der Deutschen Bundesbank liegen in Einschätzungen durch den Vorstand sowie die der Verantwortung des Vorstands der Deut- Würdigung der Gesamtdarstellung des Jahres- schen Bundesbank. Unsere Aufgabe ist es, auf abschlusses. Wir sind der Auffassung, dass der Grundlage der von uns durchgeführten unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grund- Prüfung eine Beurteilung über den Jahres­ lage für unsere Beurteilung bildet. abschluss unter Einbeziehung der Buchführung abzugeben. Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt. Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deut- Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht schen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschluss- der Jahresabschluss den gesetzlichen Vorschrif- prüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung ten und den ergänzenden Bestimmungen der so zu planen und durchzuführen, dass Unrich- Grundsätze zur Rechnungslegung der Deut- tigkeiten und Verstöße, die sich auf die Darstel- schen Bundesbank und vermittelt unter Beach- lung des durch den Jahresabschluss unter Be- tung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buch- achtung der Grundsätze ordnungsmäßiger führung ein den tatsächlichen Verhältnissen Buchführung vermittelten Bildes der Vermö- entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- gens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich aus- und Ertragslage der Deutschen Bundesbank. wirken, mit hinreichender Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung der Prüfungshand- lungen werden die Kenntnisse über die Ge- Eschborn/Frankfurt am Main, schäftstätigkeit und über das wirtschaftliche den 26. Februar 2013

Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Müller-Tronnier Kuhlmann Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüferin Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Übersicht über die Grundsätze zur Rechnungslegung der Deutschen Bundesbank

Allgemeine Rechnungslegungsprinzipien Pensionsgeschäfte Wiedergabe eines den tatsächlichen Verhält- Ein Pensionsgeschäft (Repo) ist als besicherte nissen entsprechenden Bildes der Vermö- Kreditaufnahme auf der Passivseite der Bilanz gens-, Finanz- und Ertragslage; Vorsichtsprin- auszuweisen, während auf der Aktivseite der zip; Berücksichtigung von bilanzbeeinfl ussen- Bilanz weiterhin die Vermögensgegenstände den Ereignissen, die nach dem Bilanzstichtag gezeigt werden, die als Sicherheiten dienen. eintreten; Wesentlichkeit; Going-Concern- Ein umgekehrtes Pensionsgeschäft (Reverse Prinzip; Prinzip der Periodenabgrenzung; Prin- Repo) ist in Höhe des Darlehensbetrages auf zip der Stetigkeit und Vergleichbarkeit. der Aktivseite der Bilanz als besicherter Kredit auszuweisen. Erfassung von Kassageschäften Kassageschäfte in Gold und Fremdwährungen Im Falle von Leihegeschäften verbleiben die werden ab dem Handelstag für die Ermittlung Vermögensgegenstände weiterhin in der der durchschnittlichen Anschaffungskosten Bilanz des Übertragenden. beziehungsweise der realisierten Gewinne und Verluste berücksichtigt. Grundlage für die Gewinnermittlung bilanzielle Erfassung dieser Kassageschäfte so- Realisierte Gewinne und Verluste können nur wie von Kassageschäften in Wertpapieren ist bei Transaktionen entstehen, die zu einer Ver- der Zahlungszeitpunkt (Erfüllungstag). minderung von Wertpapier- beziehungsweise Währungspositionen führen. Sie ergeben sich Bewertungsregeln aus dem Vergleich des Transaktionswertes mit Die Bewertung von Gold, Fremdwährungen, dem nach der Durchschnittsmethode ermittel- Wertpapieren und Finanzinstrumenten erfolgt ten Anschaffungswert; sie müssen in der Ge- zu den Marktmittelkursen und -preisen zum winn- und Verlustrechnung erfasst werden. Bilanzstichtag. Wertpapiere, die bis zur End- fälligkeit gehalten werden, und nicht markt- Unrealisierte Gewinne und Verluste entstehen gängige Wertpapiere werden zu fortgeführ- bei der Neubewertung durch Vergleich des ten Anschaffungskosten bewertet. Marktwerts mit dem nach der Durchschnitts- methode ermittelten Anschaffungswert. Un- Beim Gold werden Preis- und Kursbestandteile realisierte Gewinne dürfen nicht erfolgswirk- bei Neubewertung nicht gesondert behan- sam vereinnahmt werden; sie sind auf einem delt. Der sich insgesamt aufgrund von Preis- passivisch ausgewiesenen Neubewertungs- und Kursänderungen ergebenden Neubewer- konto zu buchen. tung beim Gold liegt der Preis in Euro per Ge- wichtseinheit zugrunde, der sich aus dem Unrealisierte Verluste müssen in der Gewinn- Euro/US-Dollar-Wechselkurs zum Bilanzstich- und Verlustrechnung erfasst werden, wenn tag ergibt. sie vorangegangene unrealisierte Gewinne, die auf dem Neubewertungskonto ausgewie- Die Neubewertung umfasst bei Fremdwäh- sen wurden, übersteigen. In Vorjahren in der rungen die gesamte Position in einer Wäh- Gewinn- und Verlustrechnung erfasste unrea- rung (einschl. außerbilanzieller Geschäfte). lisierte Verluste werden bei unrealisierten Ge- winnen in den Folgejahren nicht reversiert. Bei Wertpapierbeständen umfasst die Neube- Unrealisierte Verluste aus einer Wertpapier- wertung jeweils die gesamte Position in einer gattung, einer Währung oder Gold dürfen Wertpapiergattung (alle Wertpapiere mit der- nicht gegen unrealisierte Gewinne aus ande- selben Wertpapier-Kennnummer). Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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ren Wertpapieren, anderen Währungen oder – EDV-Ausstattung und entsprechende Hard- Gold verrechnet werden. ware/Software sowie Kraftfahrzeuge: vier Jahre, Bei Vermögensgegenständen, die Kurs- und/ – Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie oder Preisschwankungen unterliegen, ist für Einbauten: zehn Jahre, die Berechnung der Anschaffungskosten die – Gebäude und aktivierter Herstellungsauf- Durchschnittsmethode täglich anzuwenden. wand: 25 Jahre, Die durchschnittlichen Anschaffungskurse be- – Grundstücke werden nicht abgeschrieben. ziehungsweise -preise der Vermögensgegen- stände werden durch unrealisierte Verluste, Sachanlagen und immaterielle Vermögens- die zum Jahresende in der Gewinn- und Ver- gegenstände, deren um die Mehrwertsteuer lustrechnung erfasst werden, vermindert. reduzierter Anschaffungswert unter 10 000 € liegt, werden im Anschaffungsjahr voll abge- Das Disagio oder Agio beim Kauf von Wert- schrieben. papieren wird als Teil des Zinsertrags behan- delt und nach der internen Zinsfußmethode Rückstellungen amortisiert. Für die Bilanzierung von Rückstellungen gel- ten – mit Ausnahme der Rückstellungen für Rechnungsabgrenzungsposten zu Fremdwäh- geldpolitische Operationen des Eurosystems – rungsbeständen werden geschäftstäglich zum die Vorschriften des Handelsgesetzbuches. Mittelkurs umgerechnet und verändern die Die Bildung einer Rückstellung für allgemeine jeweilige Währungsposition. Wagnisse im Inlands- und Auslandsgeschäft ist gemäß § 26 Absatz 2 BBankG möglich. Buchhaltungsregeln für außerbilanzielle Geschäfte Übergangsregelungen Devisentermingeschäfte, die Terminseite von Die Vermögensgegenstände und Verbindlich- Devisenswaps und andere Währungsinstru- keiten, die in der DM-Schlussbilanz zum mente, bei denen ein Tausch zwischen zwei 31. Dezember 1998 ausgewiesen werden, Währungen an einem zukünftigen Termin ver- sind zum 1. Januar 1999 neu zu bewerten. einbart wird, werden ab dem Handelstag in Unrealisierte Gewinne, die vor oder am die Währungsposition einbezogen. 1. Januar 1999 entstehen, sind von den un- realisierten Gewinnen zu trennen, die nach Zinsswaps, Zinsfutures, Forward Rate Agree- dem 1. Januar 1999 entstehen. Die Markt- ments und andere Zinskontrakte werden ein- kurse/-preise, die von der Bundesbank in der zeln verbucht und bewertet. Euro-Eröffnungsbilanz zum 1. Januar 1999 angewandt werden, gelten als die durch- Gewinne und Verluste aus außerbilanziellen schnitt lichen Anschaffungskurse/-preise zum Geschäften müssen analog zu entsprechen- 1. Januar 1999. Die Neubewertungsposten für den Ergebnissen aus Kassageschäften behan- unrealisierte Gewinne, die vor oder am delt werden. 1. Januar 1999 angefallen sind, werden nur im Zusammenhang mit Wertminderungen Sachanlagen und immaterielle und bei Abgängen nach dem 1. Januar 1999 Vermögens gegenstände auf gelöst. Sachanlagen und immaterielle Vermögens- gegenstände werden zu Anschaffungskosten vermindert um Abschreibungen angesetzt. Die planmäßigen Abschreibungen werden linear über die erwartete wirtschaftliche Nut- zungsdauer vorgenommen. Dabei wird wie folgt unterschieden: Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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IV. Allgemeine Angaben zum Jahresabschluss

Rechts­ Die Rechtsgrundlagen zum Jahresabschluss Die Differenz zwischen dem Wert der Euro- … aus Bank- grundlagen und zur Gewinnverteilung sind § 26 und § 27 Banknoten, der jeder Zentralbank des Euro­ notenverteilung resultierenden des Gesetzes über die Deutsche Bundesbank systems gemäß dem Schlüssel für die Vertei- Intra-Euro- (BBankG). Nach den Bestimmungen über die lung der Euro-Banknoten zugeteilt wird, und system-Salden Rechnungslegung in § 26 Absatz 2 Satz 2 dem Wert der Euro-Banknoten, die diese Zen- BBankG besteht für die Bundesbank die Mög- tralbank tatsächlich in Umlauf gegeben hat, lichkeit, die Rechnungslegungsgrundsätze der führt zu verzinslichen Intra-Eurosystem-Sal- EZB zu übernehmen. den.3) Liegt der Wert der tatsächlich ausgege- benen Euro-Banknoten über dem Wert nach Grundsätze zur Der EZB-Rat hat gemäß Artikel 26.2 der ESZB- dem Verteilungsschlüssel, entsteht in Höhe der Rechnungs- Satzung Grundsätze für den Jahresabschluss Differenz eine Intra-Eurosystem-Verbindlichkeit, legung der Deutschen der EZB beschlossen. Die Deutsche Bundesbank die in der Bilanz unter der Passivunterposition Bundesbank hat entschieden, diese entsprechend als 9.2 „Verbindlichkeiten aus der Verteilung des „Grundsätze zur Rechnungslegung der Deut- Euro-Banknotenumlaufs innerhalb des Euro­ schen Bundesbank“1) zu übernehmen. Eine systems“ ausgewiesen wird. Liegt der Wert der Übersicht über die Rechnungslegungsgrund- tatsächlich ausgegebenen Euro-Banknoten sätze ist vorstehend abgedruckt. unter dem Wert nach dem Verteilungsschlüs- sel, wird die Differenz unter der Aktivunterposi- Ausweis der Die EZB und die nationalen Zentralbanken der tion 9.3 „Forderungen aus der Verteilung des Euro-Banknoten Euro-Länder, die zusammen das Eurosystem bil- Euro-Banknotenumlaufs innerhalb des Euro­ und … den, geben auf Euro lautende Banknoten aus. systems“ ausgewiesen. Die Verzinsung dieser Für den Ausweis des Euro-Banknotenumlaufs Salden erfolgt zum jeweils geltenden Zinssatz in den Finanzausweisen der einzelnen Zentral- des Hauptrefinanzierungsinstruments. banken des Eurosystems ist folgendes Vertei- lungsverfahren beschlossen worden:2) Die je- Im Jahr der Bargeldumstellung und in den fol- weiligen Anteile am Gesamtwert des Euro- genden fünf Jahren werden die Intra-Euro­ Banknotenumlaufs für die Zentralbanken im system-Salden aus der Verteilung der Euro- Eurosystem werden am letzten Geschäftstag Banknoten im Eurosystem angepasst, um we- jedes Monats nach dem Schlüssel für die Ver- sentliche Veränderungen der laufenden rela­ teilung der Euro-Banknoten ermittelt. Auf die tiven Einkünfte der nationalen Zentralbanken EZB entfällt ein Anteil von 8% des Gesamt- im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren werts der jeweils umlaufenden Euro-Bank­ auszugleichen. Grundlage dieser Anpassung noten; 92% der Euro-Banknoten werden auf sind die Unterschiede zwischen dem Durch- die nationalen Zentralbanken entsprechend ihren Anteilen am eingezahlten EZB-Kapital ver- teilt. Im Berichtsjahr hat die Bundesbank einen 1 Veröffentlicht als Neufassung in den Mitteilungen der Deutschen Bundesbank Nr. 10002/2013 vom 21. Februar Anteil am voll eingezahlten EZB-Kapital von 2013. 27,1%, somit ergibt sich ein Schlüssel für die 2 Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 13. Dezem- ber 2010 über die Ausgabe von Euro-Banknoten Verteilung der Euro-Banknoten von 24,9%. Der (EZB/2010/29). Anteil der Bundesbank an den vom Eurosystem 3 Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 25. Novem- ber 2010 über die Verteilung der monetären Einkünfte der insgesamt ausgegebenen Euro-Banknoten wird nationalen Zentralbanken der Mitgliedstaaten, deren Wäh- auf der Passivseite der Bilanz unter Position 1 rung der Euro ist (EZB/2010/23), geändert durch Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 3. November 2011 „Bank­notenumlauf“ ausgewiesen. (EZB/2011/18). Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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schnittswert der im Referenzzeitraum im Um- rückstellung erfolgt.4) Für das Geschäftsjahr lauf befindlichen Banknoten jeder nationalen 2012 wurden von den genannten Einkünften Zentralbank und dem Durchschnittswert der der EZB 575 Mio € (im Vorjahr: 652 Mio €) als Banknoten, die ihnen nach dem Kapitalschlüs- Vorabgewinnausschüttung für die Gewinn- sel der EZB in diesem Zeitraum jeweils zugeteilt und Verlustrechnungen 2012 der nationalen worden wären. Die Anpassungen werden bis Zentralbanken im Januar 2013 verteilt. Der An- zum ersten Tag des sechsten Jahres nach dem teil der Bundesbank in Höhe von 156 Mio € (im Jahr der Bargeldumstellung in jährlichen Schrit- Vorjahr: 176 Mio €) ist in der GuV-Position 4 ten zurückgeführt. Ab dann werden die Ein- „Erträge aus Beteiligungen“ enthalten. künfte aus den Euro-Banknoten zwischen den nationalen Zentralbanken vollständig entspre- Der Vorstand hat den Jahresabschluss der Aufstellung chend den jeweiligen Anteilen am eingezahlten Deutschen Bundesbank für das Geschäftsjahr und Prüfung des Jahres- EZB-Kapital verteilt. Im Berichtsjahr resultierten 2012 am 12. Februar 2013 aufgestellt. Der abschlusses die Anpassungen aus dem Beitritt der slowe­ ­Jahresabschluss ist von der Ernst & Young nischen Zentralbank in 2007, der maltesischen GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Esch- und zypriotischen Zentralbank in 2008, der born/Frankfurt am Main, geprüft worden, die ­slowakischen Zentralbank in 2009 und der der Vorstand am 25. November 2008 nach ­est­nischen Zentralbank in 2011. Zum 31. De- § 26 Absatz 3 BBankG zum Abschlussprüfer be- zember 2012 endete die Anpassung bezüglich stellt hat. Der Abschlussprüfer hat in seinem des Beitritts der slowenischen Zentralbank; die Bestätigungsvermerk vom 26. Februar 2013 un- weiteren Anpassungen werden entsprechend eingeschränkt bestätigt, dass der Jahresab- zum 31. Dezember 2013, 2014 und 2016 aus- schluss 2012 der Deutschen Bundesbank – be- laufen. Die sich aus der Verzinsung der Intra- stehend aus Bilanz und Gewinn- und Verlust- Euro­system-Salden ergebenden Zinsaufwen- rechnung – den gesetzlichen Vorschriften und dungen und Zinserträge werden mit der EZB den ergänzenden Bestimmungen der Grund- verrechnet und sind in der Gewinn- und Ver- sätze zur Rechnungslegung der Deutschen lustrechnung der Bundesbank in der Position 1 Bundesbank entspricht und ein den tatsäch­ „Nettozinsertrag“ enthalten. lichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage vermit- Vorabgewinn- Die Einkünfte der EZB aus der Übertragung von telt. Der Vorstand hat nach Kenntnisnahme des ausschüttung 8% des Euro-Banknotenumlaufs auf die EZB Bestätigungsvermerks die Veröffentlichung des der EZB sowie aus den im Rahmen des „Securities Mar- Jahresabschlusses und die Gewinnausschüt- kets Programme“ von der EZB erworbenen tung an den Bund für den 12. März 2013 be- Wertpapieren stehen den nationalen Zentral- schlossen. banken des Eurosystems in dem Geschäftsjahr, in welchem sie anfallen, als Vorabgewinnaus- schüttung zu, es sei denn, dass der Netto­ 4 Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 25. Novem- gewinn der EZB des betreffenden Geschäfts­ ber 2010 über die vorläufige Verteilung der Einkünfte der Europäischen Zentralbank aus dem Euro-Banknotenumlauf jahres niedriger als diese Einkünfte sein sollte und aus im Rahmen des Programms für die Wertpapier- oder dass aufgrund eines Beschlusses des EZB- märkte erworbenen Wertpapieren (EZB/2010/24), geändert durch Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 19. De- Rats ein Einbehalt zur Dotierung einer Wagnis- zember 2012 (EZB/2012/33). Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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V. Erläuterungen zu den einzelnen ­Bilanzpositionen

1. Aktiva nen Forderungen an den IWF ausgewiesen, die aus der Mitgliedschaft der Bundesrepublik 1 Gold Zum 31. Dezember 2012 hält die Bundesbank Deutschland im IWF resultieren. Die Forderun- und Gold- 3 391 364 kg oder 109 Mio Unzen Feingold gen in Höhe von insgesamt 19 167 Mio SZR forderungen (ozf) in physischen Beständen (Barren). Weiter- (22 344 Mio €) setzen sich zusammen aus den hin bestehen im Umfang von 9 kg Goldforde- Ziehungsrechten in der Reservetranche, den rungen, die aus dem Spitzenausgleich im Rah- Sonderziehungsrechten und Krediten im Rah- men von Goldtransaktionen resultieren. Die men der Neuen Kreditvereinbarungen (NKV). Bewertung des Goldes erfolgt zum Marktpreis am Jahresende (1 kg = 40 547,85 € oder 1 ozf Die Ziehungsrechte in der Reservetranche ent- = 1 261,179 €). Im Berichtsjahr hat sich der sprechen den im Rahmen der deutschen Quote Goldbestand um 4 929 kg oder 0,2 Mio ozf in Gold, Sonderziehungsrechten, Devisen und verringert. Diese Abnahme beruht auf der Ver- Landeswährung beim IWF tatsächlich einge- äußerung von Gold zum jeweiligen Marktpreis zahlten Beträgen. Der Bestand an Ziehungs- an den Bund für die Ausprägung von Gold- rechten ergibt sich als Differenz aus der deut- münzen. schen Quote von 14 566 Mio SZR (16 980 Mio €) und dem am Jahresende zur Verfügung 2 Forderungen Diese Position beinhaltet die Forderungen an des IWF stehenden Euro-Guthaben in Höhe in Fremdwäh­ den Internationalen Währungsfonds (IWF) so- von 11 757 Mio € (10 085 Mio SZR). Im Jahr rung an Ansäs­ sige außerhalb wie die Guthaben bei Banken, Wertpapieranla- 2012 hat sich per saldo eine Zunahme des Be- des Euro- Währungsgebiets gen, Kredite und sonstige Fremdwährungsfor- standes an Ziehungsrechten in der Reserve- derungen an Ansässige außerhalb des Euro- tranche um 234 Mio SZR auf 4 480 Mio SZR Währungsgebiets. (5 223 Mio €) ergeben.

2.1 Forderungen In der Unterposition 2.1 werden die von der Die Sonderziehungsrechte, mit denen jederzeit an den IWF Bundesbank finanzierten und von ihr gehalte- konvertible Währungen beschafft werden kön-

Goldbestände nach Lagerstellen Tabelle 15

31.12.2012 31.12.2011 Veränderung gegenüber Vorjahr in Tonnen Mio € in in Lagerstelle Tonnen Mio € Tonnen Mio € in % in % Deutsche Bundesbank, Frankfurt 1 036 42 013 1 036 40 537 – – 1 476 3,6

Federal Reserve Bank, New York 1 536 62 298 1 536 60 109 – – 2 189 3,6

Bank of England, London 445 18 047 450 17 606 – 5 – 1,1 441 2,5

Banque de France, Paris 374 15 154 374 14 621 – – 532 3,6

Insgesamt 3 391 137 513 3 396 132 874 – 5 – 0,1 4 639 3,5

Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Forderungen an den IWF Tabelle 16

31.12.2012 31.12.2011 Veränderung gegenüber Vorjahr Mio SZR Mio € Position Mio SZR Mio € Mio SZR Mio € in % in % Deutsche Quote 14 566 16 980 14 566 17 285 – – – 306 – 1,8 abzüglich: Euro-Guthaben 10 085 11 757 10 319 12 246 – 234 – 2,3 – 489 – 4,0

Ziehungsrechte in der Reservetranche 4 480 5 223 4 246 5 039 234 5,5 184 3,6

Sonderziehungsrechte 11 652 13 583 11 897 14 118 – 245 – 2,1 – 535 – 3,8

Neue Kreditvereinbarungen 3 034 3 537 2 645 3 139 390 14,7 399 12,7

Insgesamt 19 167 22 344 18 788 22 296 379 2,0 47 0,2

Deutsche Bundesbank nen, wurden in Höhe von 12 059 Mio SZR un- wertung erfolgt auf der Grundlage des von entgeltlich zugeteilt. Hierfür ist in der Passiv- der EZB für alle am ­ystem teilnehmenden position 8 ein „Ausgleichsposten für vom IWF Zentral­banken berechneten Referenzkurses zum zugeteilte Sonderziehungsrechte“ eingestellt. Jahresende von 1 SZR = 1,1657 € (im Vorjahr: Der Bestand an Sonderziehungsrechten ist im 1 SZR = 1,1867 €). Jahr 2012 um 245 Mio SZR auf 11 652 Mio SZR gesunken. Die in der Unterposition 2.2 ausgewiesenen 2.2 Guthaben Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen, Kre- bei Banken, Wertpapier- Die NKV sind multilaterale Kreditlinien des dite und sonstigen Fremdwährungsforderun- anlagen, Auslands­kredite Fonds, die als Notfallreserve für systemische gen belaufen sich Ende 2012 auf 28 774 Mio € und sonstige Krisen geschaffen wurden und die seit 1. April gegenüber 29 433 Mio € zum 31. Dezember Auslandsaktiva 2011 aktiviert sind. Eine Inanspruchnahme ist 2011 (siehe Tabelle auf S. 154). Sie beinhalten ausschließlich für IWF-Vereinbarungen mög- fast ausschließlich US-Dollar-Bestände in Höhe lich, die nach Aktivierung der NKV beschlossen von 34 098 Mio US-$ (25 844 Mio €), die sich werden. Die Kreditlinie der Bundesbank im gegenüber dem Vorjahr um 1 375 Mio US-$ Rahmen der NKV beläuft sich auf 25,4 Mrd SZR. verringert haben. Enthalten sind ferner Be- Zum Ende des Berichtsjahres bestehen hieraus stände in Yen (201 830 Mio ¥ im Gegenwert Forderungen gegenüber dem IWF in Höhe von von 1 777 Mio €) und in australischen Dollar 3 034 Mio SZR (3 537 Mio €). IWF-Programm- (1 449 Mio AU-$ im Gegenwert von 1 140 vereinbarungen, die vor dem 1. April 2011 ge- Mio €) sowie in geringem Umfang in sonstigen schlossen wurden, werden weiterhin über die Währungen. Die Bestände sind zinsbringend bereits seit 2009 bestehende bilaterale Kredit- angelegt. Unter Einbeziehung aller aktivischen linie finanziert und die daraus resultierenden und passivischen Posten in der Bilanz beträgt Forderungen taggleich in die NKV überführt. die Nettoposition in US-Dollar zu Marktpreisen Zum Jahresende bestehen daher keine Forde- 34 109 Mio US-$ gegenüber 35 611 Mio US-$ rungen aus bilateralen Krediten. im Vorjahr, die Nettoposition in Yen zu Markt- preisen 201 957 Mio ¥ gegenüber 201 041 Mio ¥ Unter Einbeziehung aller aktivischen und pas­ im Vorjahr und die Nettoposition in austra­ sivischen Posten in der Bilanz beträgt die Netto- lischen Dollar 1 455 Mio AU-$. Die Bewertung position in Sonderziehungsrechten 7 108 Mio SZR der Fremdwährungsbestände erfolgt jeweils gegenüber 6 731 Mio SZR im Vorjahr. Die Be- zum Marktkurs am Jahresende; dieser beträgt Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Guthaben bei Banken, Wertpapieranlagen, Auslandskredite Tabelle 17 und sonstige Auslandsaktiva

31.12.2012 31.12.2011 Veränderung gegenüber Vorjahr Position Mio € Mio € Mio € in % Guthaben auf laufenden Konten und täglich fällige Gelder 626 676 – 50 – 7,4

Forderungen aus Pensionsgeschäften 3 377 3 802 – 425 – 11,2

Fest- und Kündigungsgelder 385 – 385 .

Marktgängige Wertpapiere Staatsanleihen 23 655 22 512 1 143 5,1 Supranationale Organisationen 620 2 321 – 1 701 – 73,3

Sonstiges 110 122 – 12 – 9,6

Insgesamt 28 774 29 433 – 659 – 2,2

Deutsche Bundesbank

für die US-Dollar-Position 1 € = 1,3194 US-$ (im Ende des Berichtsjahres belaufen sich die ent- Vorjahr: 1 € = 1,2939 US-$), für die Yen-Posi- sprechenden ausstehenden geldpolitischen Ge- tion 1 € = 113,61 ¥ (im Vorjahr: 1 € = 100,20 ¥) schäfte des Eurosystems auf 1 126 019 Mio € und für die Position in australischen Dollar 1 € (im Vorjahr: 863 568 Mio €), davon entfallen = 1,2712 AU-$. 73 093 Mio € (im Vorjahr: 55 797 Mio €) auf die Bundesbank. In Übereinstimmung mit 3 Forderungen Diese Position beinhaltet US-Dollar-Forderun- ­Artikel 32.4 der ESZB-Satzung werden Risiken in Fremd- gen gegenüber Kreditinstituten in Höhe von aus diesen Geschäften, sofern sie sich realisie- währung an ­Ansässige 3 341 Mio €, die aus Refinanzierungsgeschäf- ren, nach Maßgabe der jeweils geltenden An- im Euro- Währungsgebiet ten im Zusammenhang mit der befristeten teile am Kapital der EZB unter den nationalen Swap-Vereinbarung mit der Federal Reserve Zentralbanken des Eurosystems aufgeteilt. Ver- resul ­tieren (im Vorjahr: 18 128 Mio €). Zu ihrer luste entstehen nur dann, wenn der Geschäfts- Durchführung erhält die EZB von der Federal partner eines geldpolitischen Geschäfts ausfällt Reserve auf Basis dieser Swap-Vereinbarung und sich die von ihm gestellten Sicherheiten bei US-Dollar gegen Euro, die sie den nationalen einer Verwertung als unzureichend erweisen. Zentralbanken zur Weitergabe an die Kredit­ Der EZB-Rat hat allerdings für bestimmte Arten institute im Euro-Währungsgebiet zur Ver­ von Sicherheiten, die die nationalen Zentral- fügung stellt. Die aus den Swapgeschäften zwi- banken in jeweils eigener Verantwortung als schen der EZB und der Bundesbank resultieren- Sicherheiten akzeptieren können, eine Risiko- den TARGET2-Verbindlichkeiten verringern die teilung ausgeschlossen. in der Aktivunterposition 9.4 „Sonstige Forde- rungen“ enthaltene TARGET2-Forderung Bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften han- gegenüber der EZB. delt es sich um regelmäßig stattfindende Trans- aktionen zur Bereitstellung von Liquidität in 5 Forderungen Diese Position zeigt Volumen und Struktur der wöchentlichem Abstand mit einer Regellaufzeit in Euro aus von der Bundesbank im Rahmen des Euro­ von einer Woche. Im Berichtsjahr wurden die geldpolitischen Operationen an systems durchgeführten liquiditätsbereitstellen- Hauptrefinanzierungsgeschäfte als Mengenten- Kreditinstitute im Euro- den geldpolitischen Operationen (Haupt- und der mit vollständiger Zuteilung zu einem Fest- Währungsgebiet längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, liqui­ zinssatz durchgeführt. Am Jahresende liegen ditätszuführende Feinsteuerungsoperationen die Hauptrefinanzierungsgeschäfte mit 2 855 sowie Spitzenrefinanzierungsfazilität). Zum Mio € um 5 780 Mio € unter ihrem Stand vom Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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31. Dezember 2011. Im kalendertäglichen hungsweise 6. Oktober 2011 beschlossen hat, Durchschnitt betrugen die Hauptrefinanzie- sind in der Unterposition 7.1 „Wertpapiere für rungsgeschäfte 2 126 Mio € (im Vorjahr: 17 390 geldpolitische Zwecke“ ausgewiesen. Die im Mio €). Vorjahr in der Unterposition 7.2 „Sonstige Wertpapiere“ enthaltenen anderen Bestände Die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte von in Euro denominierten gedeckten Schuld- wurden im Berichtsjahr mit einer Laufzeit zwi- verschreibungen wurden im Berichtsjahr in die schen der Dauer einer Mindestreserve-Erfül- Unterposition 11.3 „Finanzanlagen“ übertragen lungsperiode und drei Jahren durchgeführt; sie (vgl. Unterposition 11.3 „Finanzanlagen“). dienen der Bereitstellung längerfristiger Liqui­ dität. Die Geschäfte wurden als Mengentender Die im Rahmen des CBPP gehaltenen Wert- mit vollständiger Zuteilung zum Hauptrefinan- papierbestände der Bundesbank belaufen sich zierungssatz durchgeführt. Das Volumen dieser zum Jahresende auf 12 591 Mio € (im Vorjahr: Geschäfte liegt mit 69 651 Mio € zum Jahres- 14 827 Mio €). Der Bilanzwert der Bestände ende 2012 um 22 539 Mio € über dem Vor- des CBPP2 hat sich durch die im Jahresverlauf jahrsstand. Im kalendertäglichen Durchschnitt 2012 von der Bundesbank neu erworbenen ergab sich für die längerfristigen Refinanzie- Wertpapiere um 3 306 Mio € auf 4 325 Mio € rungsgeschäfte ein Bestand von 69 488 Mio € erhöht. (im Vorjahr: 34 718 Mio €). Zum Jahresende belaufen sich die Bestände des Die Spitzenrefinanzierungsfazilität steht zu SMP der nationalen Zentralbanken des Euro­ einem vorgegebenen Zinssatz zur Verfügung systems auf 192 608 Mio € (im Vorjahr: 194 155 (ständige Fazilität). Zum Jahresende 2012 be- Mio €), wovon die Bundesbank 50 570 Mio € läuft sich die Inanspruchnahme auf 587 Mio € (im Vorjahr: 51 135 Mio €) hält. In Übereinstim- (am Vorjahrsende: 49 Mio €). Im kalendertäg­ mung mit Artikel 32.4 der ESZB-Satzung wer- lichen Durchschnitt betrug sie 126 Mio € (im den alle Risiken aus diesen Geschäften, sofern Vorjahr: 64 Mio €). sie sich realisieren, nach Maßgabe der jeweils geltenden Anteile am Kapital der EZB unter den 6 Sonstige Diese Position in Höhe von 1 442 Mio € (im nationalen Zentralbanken des Eurosystems auf- Forderungen Vorjahr: 8 464 Mio €) beinhaltet insbesondere geteilt. Der EZB-Rat hat entschieden, dass zum in Euro an Kreditinstitute bei Kreditinstituten getätigte Zeitgeldanlagen, 31. Dezember 2012 für die in den SMP-Bestän- im Euro- Währungsgebiet die aus im Rahmen des Zentralbankservice ent- den enthaltenen Anleihen der Hellenischen gegengenommenen Geldern resultieren (vgl. Repu­blik kein Wertberichtigungsbedarf be- Passivposition 5 „Verbindlichkeiten in Euro steht. Für diese Einschätzung war zum einen gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro- maßgeblich, dass weder der im Februar 2012 Währungsgebiets“). durchgeführte Austausch griechischer Anleihen (hierbei haben alle Eurosystem-Zentralbanken 7 Wertpapiere Diese Position umfasst in Euro denominierte ihre griechischen SMP-Anleihen gegen neue, in Euro von gedeckte Schuldverschreibungen sowie Anlei- nicht in die Schuldenrestrukturierung einbezo- Ansäs­sigen im Euro- hen staatlicher Emittenten im Euro-Währungs- gene Griechenland-Anleihen mit gleicher Aus- Währungsgebiet gebiet, die bis zur Endfälligkeit gehalten und zu stattung ausgetauscht) noch die im Dezember fortgeführten Anschaffungskosten bewertet 2012 durchgeführten Rückkaufe griechischer werden. Käufe im Rahmen der Eurosystem- Anleihen (daran haben die Eurosystem-Zentral- Ankaufpr­ ogramme „Covered Bond Purchase banken nicht teilgenommen) für die Euro­ Programme“ (CBPP), „Securities Markets Pro- system-Zentralbanken zu Verlusten (oder Ge- gramme“ (SMP) und „Second Covered Bond winnen) geführt haben. Zum anderen wird Purchase Programme“ (CBPP2), welche der trotz bestehender Unsicherheiten bezüglich der EZB-Rat am 7. Mai 2009, 9. Mai 2010 bezie- Umsetzung der makroökonomischen Anpas- Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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sungsprogramme in Griechenland erwartet, derungen“) an die EZB übertragen. Die Betei­ dass weiterhin alle Zahlungsverpflichtungen der ligung der Bundesbank an der EZB erhöhte sich in den SMP-Beständen der Eurosystem-Zentral- entsprechend von 1 722 Mio € auf 2 038 banken enthaltenen Anleihen der Hellenischen Mio €. Republik vereinbarungsgemäß geleistet wer- den. In der Unterposition 9.2 werden die in Euro deno­minierten Forderungen der Bundesbank 8 Forderungen In dieser Position werden die Ausgleichsforde- aus der Übertragung von Währungsreserven an an den Bund rungen an den Bund und die unverzinsliche die EZB ausgewiesen. Anfang 1999 hatten die Schuldbuchforderung wegen Berlin ausgewie- am Eurosystem teilnehmenden Zentralbanken sen, die auf die Währungsreform im Jahr 1948 gemäß Artikel 30 der ESZB-Satzung Währungs- zurückgehen. Sie bilden den bilanziellen Gegen- reserven an die EZB übertragen (davon 15% in posten für die damals in bar gezahlten Kopf- Gold und 85% in Devisen). Anpassungen des und Geschäftsbeträge sowie für die Erstaus- Schlüssels zur Zeichnung des Kapitals der EZB stattung der Kreditinstitute und öffentlichen führen auch zu Anpassungen der Forderungen Körperschaften mit Zentralbankgeld. Die Aus- der Bundesbank aus der Übertragung von gleichsforderungen werden mit 1% pro Jahr Währungsreserven an die EZB. Zum 31. Dezem- verzinst. Im Zusammenhang mit Artikel 123 ber 2012 betragen diese Forderungen 10 909 AEUV (Lissabon-Vertrag) ist festgelegt worden, Mio €. Sie werden im Hinblick auf die Unver- dass die Ausgleichsforderungen und die Schuld- zinslichkeit des übertragenen Goldes mit 85% buchforderung ab dem Jahr 2024 in zehn Jah- des jeweils geltenden Zinssatzes des Haupt­ resraten getilgt werden. refinanzierungsinstruments verzinst.

9 Forderungen Die Forderungen der Bundesbank sowohl Die Unterposition 9.3 „Forderungen aus der innerhalb des gegenüber der EZB als auch gegenüber den Verteilung des Euro-Banknotenumlaufs inner- Eurosystems übrigen am Eurosystem teilnehmenden Zentral- halb des Eurosystems“ beinhaltet die Forderun- banken sind in dieser Position zusammenge- gen, die sich aus der Anwendung des Schlüs- fasst. sels für die Verteilung der Euro-Banknoten er- geben. Zum Jahresende besteht wie im Vorjahr In der Unterposition 9.1 wird die Beteiligung keine Forderung, sondern eine Verbindlichkeit, der Bundesbank an der EZB ausgewiesen. Nach die auf der Passivseite in der Unterposition 9.2 Artikel 28 der ESZB-Satzung zeichnen die natio- „Verbindlichkeiten aus der Verteilung des Euro- nalen Zentralbanken des ESZB das Kapital der Banknotenumlaufs innerhalb des Eurosystems“ EZB. Entsprechend den Regeln des Artikel 29.3 ausgewiesen wird. der ESZB-Satzung wurde der Schlüssel zur Zeichnung des Kapitals der EZB zum 1. Januar Aus dem Individualzahlungssystem des Euro- 2009 angepasst. Seitdem ist die Bundesbank systems, TARGET2, ergeben sich aus grenz- mit 18,9% am gezeichneten Kapital der EZB überschreitenden Zahlungen Verrechnungs­ beteiligt. Gemäß Beschluss des EZB-Rats 5) salden zwischen den Zentralbanken im ESZB, wurde das Kapital der EZB mit Wirkung vom aus denen am Tagesende ein Nettosaldo 29. Dezember 2010 um 5 Mrd € erhöht. Die gegenüber der EZB gebildet wird. In 2012 ist Einzahlung des Kapitals durch die nationalen wie schon im Vorjahr dem deutschen Banken­ Zentralbanken des Eurosystems erfolgte in drei system über TARGET2 in erheblichem Umfang gleichen Jahresraten. Die Kapitaleinzahlung der Zentralbankgeld zugeflossen, zum Jahresende Bundesbank betrug insgesamt 947 Mio €, zum 27. Dezember 2012 wurden als dritte und letzte Rate wie im Vorjahr 316 Mio € als TARGET2- 5 Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 13. Dezem- ber 2010 über die Erhöhung des Kapitals der EZB Zahlung (vgl. Unterposition 9.4 „Sonstige For- (EZB/2010/26). Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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ergibt sich daher eine um 192 536 Mio € auf staatlichen Münzstätten zum Nennwert für 655 670 Mio € gestiegene Nettoforderung der Rechnung des Bundes übernommen, dem das Bundesbank gegenüber der EZB, welche in der Münzregal zusteht. Unterposition 9.4 „Sonstige Forderungen“ aus- gewiesen wird. Der Nettosaldo wird (mit Aus- Die Unterposition 11.2 „Sachanlagen und im- nahme der aus den Swapgeschäften zwischen materielle Anlagewerte“ beläuft sich auf 909 der EZB und der Bundesbank resultierenden Mio € gegenüber 938 Mio € im Vorjahr; sie unverzinslichen Intra-Eurosystem-Salden, vgl. umfasst Grundstücke und Gebäude, Betriebs- Aktivposition 3 „Forderungen in Fremdwäh- und Geschäftsausstattung sowie DV-Software. rung an Ansässige im Euro-Währungsgebiet“) zum jeweils geltenden Zinssatz des Haupt­ Die Unterposition 11.3 „Finanzanlagen“ beträgt refinanzierungsinstruments verzinst. Im kalen- 12 125 Mio € gegenüber 10 472 Mio € im Vor- dertäglichen Durchschnitt betrug die verzins­ jahr. Sie enthält festverzinsliche Euro-Anlagen liche Nettoforderung 675 765 Mio € (im Vor- in Höhe von 12 036 Mio € als Gegenposten jahr: 367 835 Mio €). Weiterhin beinhaltet zum Grundkapital, zur gesetzlichen Rücklage, diese Position Verbindlichkeiten in Höhe von zur Rückstellung für allgemeine Wagnisse und 877 Mio € aus der Verteilung der monetären zu den Pensions- und Beihilferückstellungen. Einkünfte zwischen den nationalen Zentralban- Die Euro-Anlagen sind in gedeckte Schuldver- ken (vgl. GuV-Position 5 „Nettoergebnis aus schreibungen, größtenteils deutsche Pfand- Monetären Einkünften“) und die Forderung briefe, investiert, werden bis zur Endfälligkeit gegenüber der EZB in Höhe von 156 Mio € aus gehalten und zu fortgeführten Anschaffungs- der Vorabgewinnausschüttung (vgl. „Allge- kosten bewertet. Der Bilanzwert der Euro-­ meine Angaben zum Jahresabschluss“). Anlagen hat sich im Berichtsjahr wegen der Übertragung der im Vorjahr in der Unterposi- 10 Schwebende Diese Position beinhaltet die aktivischen Posten tion 7.2 „Sonstige Wertpapiere“ ausgewiese- Verrechnungen aus innerhalb der Bundesbank unterwegs be- nen Euro-Wertpapiere um 1 652 Mio € erhöht. findlichen Zahlungsvorgängen. Daneben sind in dieser Position die Beteiligun- gen der Bundesbank in Höhe von 89 Mio € 11 Sonstige In der Unterposition 11.1 „Scheidemünzen“ ausgewiesen. Die Beteiligung an der BIZ, Basel, Aktiva wird der Euro-Münzbestand der Bundesbank beträgt zum Jahresende 2012 unverändert ausgewiesen. Neue Münzen werden von den 50 Mio €; die Bundesbank hält 50 100 Aktien.

Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte Tabelle 18

Mio €

Anschaf- fungs-/ Herstellungs- Kumulierte Abschrei- kosten Abschrei- Buchwert Buchwert bungen Position 31.12.2011 Zugang Abgang bungen 31.12.2012 31.12.2011 2012 Grundstücke und Gebäude 2 368 15 – 27 – 1 611 745 798 – 58

Betriebs- und Geschäfts ausstattung 721 76 – 53 – 585 159 135 – 49

DV-Software 126 5 – 0 – 126 5 5 – 6

Insgesamt 3 215 96 – 81 – 2 322 909 938 – 113

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Der Bilanzwert der Beteiligung an der Liqui­ den am letzten Geschäftstag jedes Monats ditäts-Konsortialbank GmbH, Frankfurt am nach dem Schlüssel für die Verteilung der Euro- Main, beträgt wie im Vorjahr 38 Mio €; aus Banknoten auf die einzelnen Zentralbanken des dieser 30%-Beteiligung besteht für die Bundes- Eurosystems aufgegliedert (vgl. „Allgemeine bank eine Nachschusspflicht von unverändert Angaben zum Jahresabschluss“). Nach dem maximal 300 Mio €. Die Beteiligung an der Ge- zum 31. Dezember 2012 gültigen Schlüssel ent- nossenschaft SWIFT, La Hulpe (Belgien), hat fällt auf die Bundesbank ein Anteil von 24,9% sich im Berichtsjahr aufgrund der satzungsmä- des Gegenwerts der insgesamt umlaufenden ßigen Neuverteilung der Anteile um 0,4 Mio € Euro-Banknoten. Während des Berichtsjahres auf 1,1 Mio € erhöht. ist der Banknotenumlauf des Eurosystems von 888 628 Mio € auf 912 592 Mio € gestiegen; Die Unterposition 11.4 „Neubewertungsposten dies entspricht einer Zunahme um 2,7%. Ge- aus außerbilanziellen Geschäften“ enthält im mäß dem Verteilungsschlüssel weist die Bun- Wesentlichen das Ergebnis aus der Bewertung desbank zum Jahresende umlaufende Euro- der US-Dollar-Terminverbindlichkeiten aufgrund Banknoten in Höhe von 227 231 Mio € gegen- der Euro/US-Dollar-Swap-Vereinbarung mit der über 221 264 Mio € Ende 2011 aus. Der Wert EZB (vgl. Aktivposition 3 „Forderungen in der von der Bundesbank tatsächlich ausgege- Fremdwährung an Ansässige im Euro-Wäh- benen Euro-Banknoten ist im Berichtsjahr um rungsgebiet“) in Höhe von 46 Mio €. Im Vor- 9,1% von 391 753 Mio € auf 427 538 Mio € jahr überstiegen die zu Marktkursen bewer­ gestiegen. Da er über dem zugeteilten Wert teten US-Dollar-Terminverbindlichkeiten die liegt, wird die Differenz von 200 308 Mio € (im gegenläufigen Euro-Terminforderungen, sodass Vorjahr: 170 489 Mio €) in der Passivunterposi- der Ausweis unter der Unterposition 11.1 auf tion 9.2 „Verbindlichkeiten aus der Verteilung der Passivseite in Höhe von 418 Mio € erfolgte. des Euro-Banknotenumlaufs innerhalb des Eurosystems“ ausgewiesen. Die Unterposition 11.5 „Rechnungsabgren- zungsposten“ enthält die zum 31. Dezember Die Unterposition 2.1 „Einlagen auf Girokon- 2 Verbindlich- 2012 ermittelten antizipativen und transito­ ten“ enthält die Einlagen der Kreditinstitute in keiten in Euro aus geld- rischen Rechnungsabgrenzungsposten. Es han- Höhe von 129 607 Mio € (im Vorjahr: 76 408 politischen Operationen delt sich hierbei im Wesentlichen um das ab- Mio €), die auch der Erfüllung der Mindest­ gegenüber geschlossene Geschäftsjahr betreffende, im reservepflicht und der Abwicklung des Zah- Kreditinstituten im Euro- neuen Geschäftsjahr fällige Zinserträge aus lungsverkehrs dienen. Für die Erfassung der Währungsgebiet Wertpapieren, aus der Refinanzierung der Einlagen in dieser Unterposition ist maßgeblich, Kredit­institute und aus der verzinslichen dass die jeweiligen Geschäftspartner im Ver- TARGET2-Forderung gegenüber der EZB. zeichnis der Institute, die den Mindestreserve- vorschriften des Eurosystems unterliegen, auf- Die Unterposition 11.6 „Sonstiges“ enthält zum geführt sind. Die Mindestreserveguthaben wer- 31. Dezember 2012 wie im Vorjahr im Wesent- den zum durchschnittlichen Zinssatz der Haupt- lichen den Nominalwert der Forderungen refinanzierungsgeschäfte der Erfüllungsperiode gegenüber einem ausgefallenen Geschäftspart- verzinst. Im kalendertäglichen Durchschnitt er- ner aus geldpolitischen Operationen des Euro- höhten sich die Einlagen auf Girokonten von systems. 52 537 Mio € im Vorjahr auf 105 286 Mio €.

Bei der Unterposition 2.2 „Einlagefazilität“ in 2. Passiva Höhe von 40 470 Mio € (im Vorjahr: 66 069 Mio €) handelt es sich um Hereinnahmen von 1 Banknoten- Die von den Zentralbanken des Eurosystems Übernachteinlagen zu einem vorgegebenen umlauf insgesamt ausgegebenen Euro-Banknoten wer- Zinssatz (ständige Fazilität). Im kalendertäg­ Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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lichen Durchschnitt betrug die Einlagefazilität tergeleitet werden (vgl. Aktivposition 6 „Sons- 161 951 Mio € gegenüber 28 696 Mio € im tige Forderungen in Euro an Kreditinstitute im Vorjahr. Euro-Währungsgebiet“).

In der Unterposition 2.3 „Termineinlagen“ wer- Diese Position enthält Einlagen auf US-Dollar- 6 Verbindlich- den liquiditätsabsorbierende Feinsteuerungs- Konten von im Euro-Währungsgebiet ansäs­ keiten in Fremd- währung gegen- operationen in Höhe von 129 885 Mio € aus- sigen Banken sowie des Bundes. über Ansässigen im Euro- gewiesen (im Vorjahr: 86 395 Mio €). Sie wur- Währungsgebiet den im Berichtsjahr zur Neutralisierung der liqui­ditätszuführenden Effekte des „Securities In dieser Position werden die Verbindlichkeiten 7 Verbindlich- Markets Programme“ als Zinstender mit in Fremdwährung gegenüber Banken außer- keiten in Fremd- währung gegen- Höchstbietungssatz abgewickelt. Im kalender- halb des Euro-Währungsgebiets erfasst. Es han- über Ansässigen außerhalb täglichen Durchschnitt betrugen die Termin­ delt sich um Verbindlichkeiten in US-Dollar aus des Euro- einlagen 136 835 Mio € (im Vorjahr: 61 144 Pensionsgeschäften (Repos) in Höhe von 76 Währungsgebiets Mio €). Mio € (im Vorjahr: kein Bestand).

4 Verbindlich- In der Unterposition 4.1 „Einlagen von öffent­ Der Ausgleichsposten zu den vom IWF unent- 8 Ausgleichs- keiten in Euro lichen Haushalten“ werden die Guthaben des geltlich zugeteilten Sonderziehungsrechten posten für vom gegenüber IWF zugeteilte sonstigen Bundes, seiner Sondervermögen, der Länder entspricht den Zuteilungen an die Bundesrepu- Sonderziehungs- Ansässigen­ rechte im Euro- und anderer öffentlicher Einleger erfasst. Die blik Deutschland in den Jahren 1970 bis 1972, Währungsgebiet Einlagen anderer öffentlicher Einleger betreffen 1979 bis 1981 sowie 2009 über insgesamt Guthaben von Sozialversicherungsträgern und 12 059 Mio SZR (vgl. Aktivunterposition 2.1 Gemeinden. Am 31. Dezember 2012 betragen „Forderungen an den IWF“). die Einlagen von öffentlichen Haushalten ins- gesamt 11 870 Mio € (im Vorjahr: 745 Mio €). Die Verbindlichkeiten der Bundesbank sowohl 9 Verbindlich- Die Erhöhung resultiert insbesondere aus ge- gegenüber der EZB als auch gegenüber den keiten innerhalb des Eurosystems stiegenen Einlagen des Gesundheitsfonds der übrigen am Eurosystem teilnehmenden Zentral- gesetzlichen Krankenversicherungen. banken sind in dieser Position zusammenge- fasst. Die Unterposition 4.2 „Sonstige Verbindlichkei- ten“ beträgt 28 059 Mio € gegenüber 4 756 In der Unterposition 9.1 sind „Verbindlichkeiten Mio € zum 31. Dezember 2011. Sie enthält im aus der Ausgabe von EZB-Schuldverschreibun- Wesentlichen die Einlagen von Finanzinterme- gen“ auszuweisen. Im Berichtsjahr hat die EZB diären und Privatpersonen. Die Erhöhung be- keine Schuldverschreibungen begeben. ruht vorwiegend auf gestiegenen Einlagen der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität Die Unterposition 9.2 „Verbindlichkeiten aus (EFSF) und des Europäischen Stabilitätsmecha- der Verteilung des Euro-Banknotenumlaufs in- nismus (ESM). nerhalb des Eurosystems“ beinhaltet die Ver- bindlichkeiten, die sich aus der Anwendung 5 Verbindlich- Bei dieser Bilanzposition in Höhe von 83 284 des Schlüssels für die Verteilung der Euro-Bank- keiten in Euro Mio € (im Vorjahr: 46 552 Mio €) handelt es noten ergeben (vgl. Passivposition 1 „Bank­ gegenüber Ansässigen­ sich um Guthaben von Zentralbanken, Wäh- notenumlauf“). Zum Jahresende besteht eine außerhalb des Euro- rungsbehörden, Geschäftsbanken und interna- Verbindlichkeit von 200 308 Mio € (im Vorjahr: Währungsgebiets tionalen Organisationen, die unter anderem zur 170 489 Mio €). Abwicklung des Zahlungsverkehrs dienen. Da- runter fallen auch im Rahmen des Zentralbank- In der Unterposition 9.3 „Sonstige Verbindlich- service hereingenommene Zeitgeldanlagen von keiten“ wäre eine Nettoverbindlichkeit aus den Zentralbanken, welche in den Geldmarkt wei- sonstigen Forderungen und Verbindlichkeiten Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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innerhalb des Eurosystems auszuweisen. Zum Banknotenumlauf zum 31. Dezember 2012 mit Jahresende ergibt sich eine Nettoforderung für 1 979 Mio € ausgewiesen. die Bundesbank, die auf der Aktivseite in der Unterposition 9.4 „Sonstige Forderungen“ ge- Die Rückstellung für allgemeine Wagnisse wird 12 Rück- zeigt und erläutert wird. nach den Vorschriften über den Jahresabschluss stellungen der Bundesbank gemäß § 26 Absatz 2 BBankG 10 Schwebende Diese Position beinhaltet die passivischen Pos- gebildet. Sie dient zur Absicherung allgemeiner Verrechnungen ten aus innerhalb der Bundesbank unterwegs Wagnisse im Inlands- und Auslandsgeschäft. befindlichen Zahlungsvorgängen. Die erforderliche Dotierung der Wagnisrück- stellung wird jährlich, auch unter Heranziehung 11 Sonstige Die Unterposition 11.1 „Neubewertungsposten von Value-at-Risk- und Expected-Shortfall-Berech­ Passiva aus außerbilanziellen Geschäften“ weist Ende nungen, überprüft. Hierbei werden die Be- 2012 keinen Bestand aus (im Vorjahr: 418 stände an risikotragenden Aktiva, deren Risiko- Mio €). Im aktuellen Geschäftsjahr erfolgt der gehalt, die erwartete finanzielle Situation im Ausweis auf der Aktivseite in der Unterposition kommenden Jahr sowie der Umfang der ge- 11.4. setzlichen Rücklage in Höhe von 2,5 Mrd € be- rücksichtigt. Unter Einbeziehung der genann- Die Unterposition 11.2 „Rechnungsabgren- ten Faktoren ist eine höhere Dotierung der zungsposten“ enthält die zum 31. Dezember Risiko ­vorsorge als im Vorjahr notwendig. Diese 2012 ermittelten antizipativen und transito­ Aufstockung ist insbesondere zurückzuführen rischen Rechnungsabgrenzungsposten. Es han- auf die höheren Risiken aus geldpolitischen Ge- delt sich hierbei vor allem um auf das abge- schäften (nähere Informationen finden sich im schlossene Geschäftsjahr entfallende, im neuen Berichtsteil der Sonstigen Aktivitäten unter Geschäftsjahr fällige Zinsaufwendungen aus IV. Management finanzieller Risiken). Die mo- der Verteilung des Banknotenumlaufs innerhalb dellgestützt ermittelten Adressenausfallrisiken des Eurosystems. des „Securities Markets Programme“ und der Refinanzierungskredite haben sich durch den In der Unterposition 11.3 „Sonstiges“ wird im gestiegenen Risikogehalt, aber auch durch den Wesentlichen die Verbindlichkeit aus dem DM- ausgeweiteten Umfang der Refinanzierungs­ Banknotenumlauf ausgewiesen. Die DM-Bank- geschäfte des Eurosystems deutlich erhöht. Für noten sind keine gesetzlichen Zahlungsmittel die Aufstockung der Wagnisrückstellung war in mehr. Die Bundesbank hat jedoch öffentlich er- den Vorjahren ein Dreijahreszeitraum bis Ende klärt, noch umlaufende DM-Banknoten zeitlich 2012 vorgesehen. Aufgrund der aktuellen unbefristet einzulösen. Der DM-Banknotenum- Risiko­bewertung ergibt sich zum 31. Dezember lauf setzt sich zusammen aus den Serien BBk I/Ia 2012 demgemäß für den dritten Schritt eine und BBk III/IIIa. Er beträgt zum Jahresende 3 216 Erhö­hung um 6 671 Mio € (vgl. GuV-Unterposi- Mio €; davon entfallen 1 241 Mio € auf die Serie tion 2.3 „Zuführung zu/Auflösung von Rück- BBk I/Ia (im Vorjahr: 1 251 Mio €) und 1 975 stellungen für allgemeine Wagnisse, Preis- und Mio € auf die Serie BBk III/IIIa (im Vorjahr: 2 018 Währungsrisiken“). Mio €). Im Jahr 2004 wurde ein Teil der Ver- bindlichkeit aus dem DM-Banknotenumlauf der Die Rückstellung für geldpolitische Operationen Serie BBk I/Ia in Höhe von 1 237 Mio € erfolgs- wird seit 2008 aufgrund einer Entscheidung wirksam ausgebucht, da für diesen Teilbestand des EZB-Rats im Hinblick auf konkrete Risiken mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus dem Ausfall von sechs Eurosystem-Ge- nicht mehr mit einer Inanspruchnahme zu rech- schäftspartnern gebildet. In Übereinstimmung nen ist. Unter Berücksichtigung dieser Teilaus- mit Artikel 32.4 der ESZB-Satzung wird diese buchung wird die Verbindlichkeit aus dem DM- Rückstellung von jeder nationalen Zentralbank des Eurosystems entsprechend ihrem im Jahr Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Rückstellungen Tabelle 19

31.12.2012 31.12.2011 Veränderung gegenüber Vorjahr Rückstellungen für Mio € Mio € Mio € in % Allgemeine Wagnisse 14 380 7 709 6 671 86,5 Geldpolitische Operationen 91 279 – 188 – 67,3 Unmittelbare Pensionsverpfl ichtungen 3 080 2 770 310 11,2 Mittelbare Pensionsverpfl ichtungen (VBL-Versorgung) 417 403 14 3,5 Beihilfeverpfl ichtungen 597 542 55 10,1 Altersteilzeit 91 97 – 7 – 7,1 Personalanpassungsmaßnahmen 194 208 – 14 – 6,7 Sonstiges 47 37 10 27,9

Insgesamt 18 898 12 046 6 852 56,9

Deutsche Bundesbank des Ausfalls des Geschäftspartners geltenden trend von 1,75% für die Beamtenversorgung Kapitalanteil dotiert. Gemäß den Rechnungs­ und 1% für die VBL-Versorgung sowie ein Kos- legungsgrundsätzen des Eurosystems hat der tentrend von 2,25% für die Beihilfeverpflichtun- EZB-Rat unter Berücksichtigung des Vorsichts- gen angesetzt. Nach der Umsetzung der Vor- prinzips die Angemessenheit dieser Rückstel- gaben des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes lung überprüft und im Hinblick auf die erfolg- (BilMoG), insbesondere unter Berücksichtigung reiche Verwertung der seinerzeit von den Ge- künftiger Kostensteigerungen, bestehen zum schäftspartnern gestellten Sicherheiten be- 31. Dezember 2012 Pensions- und Beihilfever- schlossen, den Gesamtbetrag in Höhe von 949 pflichtungen in Höhe von 4 287 Mio €. In den Mio € zum 31. Dezember 2011 um 638 Mio € Rückstellungen zum 31. Dezember 2012 sind auf 310 Mio € zum 31. Dezember 2012 zu ver- davon 4 095 Mio € erfasst. Es ist vorgesehen, ringern. Der Anteil der Bundesbank an dieser die Dotierung des verbleibenden Betrages von Rückstellung beträgt 91 Mio € (im Vorjahr: 279 190 Mio € zum Abschluss des Jahres 2013 vor- Mio €). Für die Bundesbank ergibt sich in 2012 zunehmen. Die Rückstellungen für Altersteilzeit- aus der Verringerung ein Ertrag in Höhe von verpflichtungen und für Zahlungsverpflichtun- 188 Mio € (vgl. GuV-Position 5 „Nettoergebnis gen aus zum Bilanzstichtag bereits durchgeführ- aus Monetären Einkünften“). ten Personalanpassungsmaßnahmen sind unter Anwendung eines Rechnungszinses von 3,85% Die Bewertung der Rückstellungen für unmittel- (im Vorjahr: 3,93%) auf der Grundlage versiche- bare Pensionsverpflichtungen, für mittelbare rungsmathematischer Gutachten nach dem Pensionsverpflichtungen wegen der Einstands- Barwertverfahren bewertet; wie bereits im Vor- pflicht der Bundesbank für Versorgungszahlun- jahr wird dabei ein Gehaltstrend von 1,75% be- gen aus der Zusatzversorgung der Arbeitneh- rücksichtigt. Aufwendungen aus der Aufzinsung mer des öffentlichen Dienstes (VBL-Versorgung) der angeführten Personalrückstellungen (einschl. und für Beihilfeverpflichtungen erfolgt auf der Auswirkungen aus der Änderung der Rech- Grundlage versicherungsmathematischer Gut- nungszinsen) in Höhe von 275 Mio € sind in der achten nach dem Teilwertverfahren, wobei im GuV-Unterposition 1.2 „Zinsaufwendungen“ Berichtsjahr ein Rechnungszins von 4,9% ange- enthalten. Zuführungen aufgrund des Über- wendet wird (im Vorjahr: 5,0%). Für das Ge- gangs auf die Vorschriften des BilMoG in Höhe schäftsjahr 2012 wird ein Gehaltstrend von von 190 Mio € erfolgen zulasten der GuV-Posi- 1,75%, ein Karrieretrend von 0,5%, ein Renten- tion 11 „Sonstige Aufwendungen“. Weitere Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Veränderungen der Rückstellungsbestände füh- nicht ausschüttungsfähig, werden aber bei Vor- ren per saldo zu einer verbrauchsbedingten Ent- liegen bestimmter Voraussetzungen aufgelöst. lastung von 91 Mio € in der GuV-Position 7 Neben einer Auflösung bei Bewertungsverlus- „Personalaufwand“ und in Höhe von 15 Mio € ten in der Gold-Position wird eine anteilige Auf- zu einem auflösungsbedingten Ertrag in der lösung auch bei Nettoabgängen vorgenom- GuV-Position 6 „Sonstige Erträge“. men, wenn der Goldbestand am Jahresende unter dem niedrigsten Jahresendbestand seit Die sonstigen Rückstellungen sind für nicht rea- 1999 liegt. lisierte Urlaubsansprüche, geleistete Überstun- den und Gleitzeitguthaben sowie für unge- Durch die Verringerung des Goldbestandes um wisse Verbindlichkeiten gebildet worden. 0,2 Mio ozf ergibt sich für das Berichtsjahr ein erfolgswirksamer Auflösungsbetrag in Höhe 13 Ausgleichs- Diese Position enthält die aufgedeckten stillen von 27 Mio €. Dieser ist in der GuV-Unterposi- posten aus Reserven aus der Anfangsbewertung beim tion 2.1 „Realisierte Gewinne/Verluste aus Neubewertung­ Übergang auf die Marktpreisbewertung zum Finanz­operationen“ enthalten. 1. Januar 1999 (Neubewertungsposten „alt“) sowie die aus der Marktpreisbewertung zum In den Neubewertungsposten „neu“ wird beim Neubewertungs- 31. Dezember 2012 resultierenden unrealisier- Goldbestand, bei den Nettopositionen je posten „neu“ ten Gewinne (Neubewertungsposten „neu“). Fremdwährung und bei den Wertpapierbestän- den jeweils der positive Unterschiedsbetrag Neubewertungs- Ein Neubewertungsposten „alt“ besteht nur zwischen deren Marktwert am 31. Dezember posten „alt“ noch für die Gold-Position. Er stellt den Unter- 2012 und deren Wert zu den ab dem 1. Januar schiedsbetrag zwischen dem Wert des Goldes 1999 fortgeschriebenen durchschnittlichen An- zu Marktpreisen zum 1. Januar 1999 und dem schaffungskosten ausgewiesen. Wert der Gold-Position zu dem bis dahin gel- tenden niedrigeren Wertansatz dar. Der Wert- Für Gold betragen diese Anschaffungskosten ansatz in der Bilanz zum 31. Dezember 1998 1 ozf = 246,370 €. Zum Jahresende 2012 über- betrug 1 ozf = 143,8065 DM (73,5271 €), der steigt der Marktwert der Gold-Position deren Wertansatz zu Marktpreisen zum 1. Januar Anschaffungswert, sodass ein Neubewertungs- 1999 belief sich auf 1 ozf = 246,368 €. Bewer- posten in Höhe von 110 650 Mio € (im Vorjahr: tungsgewinne aus der Anfangsbewertung sind 105 972 Mio €) entsteht. Auch bei der US-Dol-

Ausgleichsposten aus Neubewertung Tabelle 20

Neubewer- Neubewer- tungsposten tungsposten Insgesamt Insgesamt „alt“ „neu“ 31.12.2012 31.12.2011 Veränderung gegenüber Vorjahr Position Mio € Mio € Mio € Mio € Mio € in % Gold 18 846 110 650 129 496 124 845 4 651 3,7

US-Dollar – 2 303 2 303 3 023 – 721 – 23,8

SZR – 195 195 376 – 181 – 48,2

Yen – 109 109 349 – 239 – 68,6

Wertpapiere – 475 475 818 – 344 – 42,0

Insgesamt 18 846 113 731 132 577 129 411 3 166 2,4

Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

163

lar-, der SZR- und der Yen-Position liegen die tung bis zur Endfälligkeit zu fortgeführten An- Marktwerte zum Jahresende über den Anschaf- schaffungskosten bilanziert. fungswerten (1 € = 1,4510 US-$, 1 € = 0,8784 SZR bzw. 1 € = 121,07 ¥), sodass sich Neube- Das Grundkapital beträgt gemäß § 2 BBankG 14 Grundkapital wertungsposten ergeben. Bei der Position in 2,5 Mrd € und steht dem Bund zu. Die gesetz- und Rücklage australischen Dollar liegt der Marktwert zum liche Rücklage entspricht der in § 27 Nr. 1 Jahresende unter dem entsprechenden An- BBankG festgelegten Obergrenze von ebenfalls schaffungswert (1 € = 1,2225 AU-$), sodass 2,5 Mrd €. sich ein Bewertungsverlust ergibt (vgl. GuV- Unterposition 2.2 „Abschreibungen auf finan- Die Gewinn- und Verlustrechnung für das Jahr 15 Jahres- zielle Vermögenswerte und -positionen“). 2012 schließt mit einem Jahresüberschuss von überschuss 664 Mio € ab. Er wird gemäß § 27 BBankG in Die in der Bilanz ausgewiesenen Bewertungs- voller Höhe an den Bund abgeführt, da die ge- gewinne aus Wertpapieren resultieren fast aus- setzliche Rücklage zum Jahresende ihrem schließlich aus US-Dollar-Anlagen. Die Euro- Höchststand von 2,5 Mrd € entspricht. Wertpapiere werden im Hinblick auf die Hal-

VI. Erläuterungen zur Gewinn- und ­Verlustrechnung

1 Netto­ In dieser Position werden die Zinserträge ab- Mio € gesunken. Ursächlich hierfür ist das im zinsertrag züglich der Zinsaufwendungen ausgewiesen. Jahresdurchschnitt niedrigere Zinsniveau bei Der Nettozinsertrag in Höhe von 8 259 Mio € den US-Dollar-Anlagen sowie der SZR-Position. hat sich gegenüber dem Vorjahr um 3 489 Die Zinserträge in Euro haben sich im Vergleich Mio € erhöht. Ursache hierfür ist insbesondere zum Vorjahr um 2 521 Mio € auf 10 626 Mio € das starke Wachstum der eurosystemrelevan- erhöht. Die Erträge aus der TARGET2-Forde- ten Bilanzpositionen. Im Jahresdurchschnitt be- rung gegenüber der EZB haben um 1 273 Mio € trachtet haben sich auf der Aktivseite die SMP- zugenommen. Maßgeblich hierfür ist die im Wertpapierbestände um 101%, die verzinsliche Jahresdurchschnitt um rund 308 Mrd € höhere TARGET2-Forderung gegenüber der EZB um TARGET2-Forderung, die die niedrigere durch- 84% und die geldpolitischen Refinanzierungs- schnittliche Verzinsung (von 0,9% gegenüber geschäfte um 37% erhöht, auf der Passivseite 1,3% im Vorjahr) mehr als ausgleicht. Die Er- sind die Nettoverbindlichkeiten aus der Vertei- träge aus Wertpapieren (SMP-Portfolio, CBPP- lung des Banknotenumlaufs um 11% und die Portfolien und Finanzanlagen) sind insbeson- Verbindlichkeiten aus geldpolitischen Operatio- dere aufgrund des im Jahresdurchschnitt um nen um 184% gewachsen. Letzteres führt auch 26 Mrd € höheren Bestandes des Eurosystem- zu einer deutlich höheren Abführung mone­ Ankaufprogramms „Securities Markets Pro- tärer Einkünfte an die anderen nationalen Zen- gramme“ um 1 327 Mio € gestiegen. tralbanken im Eurosystem (vgl. hierzu auch GuV-Position 5 „Nettoergebnis aus Monetären Die Zinsaufwendungen haben gegenüber dem 1.2 Zinsauf- Einkünften“). Vorjahr um 1 043 Mio € auf 2 742 Mio € ab- wendungen genommen. Im Euro-Bereich ergibt sich gegen- 1.1 Zinserträge Die Zinserträge in Fremdwährung sind gegen- über dem Vorjahr eine Abnahme von 1 039 über dem Jahr 2011 um 76 Mio € auf 375 Mio € auf 2 687 Mio €. Die Aufwendungen für Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Nettozinsertrag Tabelle 21

Veränderung 2012 2011 gegenüber Vorjahr

Position Mio € Mio € Mio € in %

Zinserträge in Fremdwährung IWF 24 76 – 53 – 68,9 Reverse Repo-Geschäfte 7 4 4 95,0 Wertpapiere 295 364 – 69 – 18,8 Forderungen wegen Bereitstellung von Fremdwährungsliquidität 41 5 35 . Sonstige 8 2 6 284,9

Zusammen 375 451 – 76 – 16,9

Zinserträge in Euro Hauptrefi nanzierungsgeschäfte 19 202 – 182 – 90,5 Längerfristige Refi nanzierungsgeschäfte 618 428 189 44,2 Sonstige Refi nanzierungsgeschäfte 2 1 1 42,3 TARGET2-Forderung gegenüber der EZB 5 981 4 708 1 273 27,0 Staatsanleihen (SMP-Portfolio) 2 874 1 518 1 356 89,3 Gedeckte Schuldverschreibungen (CBPP- und CBPP2-Portfolio) 484 609 – 125 – 20,6 Forderungen aus der Übertragung von Währungsreserven an die EZB 83 117 – 34 – 29,3 Forderungen aus Zentralbankservice 17 82 – 65 – 79,7 Finanzanlagen (einschl. sonstiger gedeckter Schuldverschreibungen) 483 386 97 25,0 Sonstige 66 53 13 24,7

Zusammen 10 626 8 105 2 521 31,1

Zinserträge insgesamt 11 001 8 556 2 445 28,6

Zinsaufwendungen in Fremdwährung IWF 15 54 – 39 – 72,0 Verbindlichkeiten wegen Bereitstellung von Fremdwährungs liquidität 41 5 35 . Sonstige 0 0 0 .

Zusammen 56 60 – 4 – 6,2

Zinsaufwendungen in Euro Mindestreserve 263 649 – 387 – 59,5 Einlagefazilität 305 151 154 102,3 Termineinlagen 210 505 – 295 – 58,4 Verbindlichkeiten aus der Verteilung des Euro-Banknotenumlaufs 1 616 2 068 – 452 – 21,9 Verbindlichkeiten aus Zentralbankservice 10 76 – 65 – 86,4 Aufzinsung Personalrückstellungen 275 270 5 1,8 Sonstige 8 7 1 10,1

Zusammen 2 687 3 726 – 1 039 – 27,9

Zinsaufwendungen insgesamt 2 742 3 786 – 1 043 – 27,6

Nettozinsertrag 8 259 4 770 3 489 73,1

Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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die Verzinsung der Intra-Eurosystem-Salden aus Der Nettoertrag aus Entgelten und Provisionen 3 Nettoertrag der Verteilung der Euro-Banknoten haben sich wird mit 42 Mio € gegenüber 48 Mio € im Vor- aus Entgelten und Provisionen aufgrund der im Jahresdurchschnitt niedrigeren jahr ausgewiesen (siehe Tabelle 23 auf S. 166). Zinssätze (von 0,9% gegenüber 1,3% im Vor- jahr) trotz der um 18 Mrd € gestiegenen Ver- Diese Position enthält die Erträge der Bundes- 4 Erträge aus bindlichkeiten um 452 Mio € vermindert (vgl. bank aus ihren Beteiligungen an der EZB, an Beteiligungen „Allgemeine Angaben zum Jahresabschluss“). der BIZ und an der Liquiditäts-Konsortialbank Die Zinsaufwendungen für Verbindlichkeiten GmbH. Die Gesamterträge von 195 Mio € (im aus geldpolitischen Geschäften (Mindestre- Vorjahr: 240 Mio €) enthalten insbesondere serve, Einlagefazilität und Termineinlagen) den Anteil der Bundesbank an den Gewinn­ ­haben ebenfalls bei im Jahresdurchschnitt rund ausschüttungen der EZB für die Geschäftsjahre 262 Mrd € höheren Verbindlichkeiten aufgrund 2011 und 2012. Der Anteil an der Vorab­ niedrigerer durchschnittlicher Verzinsung (von gewinnausschüttung der EZB für das Geschäfts- 0,2% gegenüber 0,9% im Vorjahr) um 527 jahr 2012 beträgt 156 Mio €, weitere 21 Mio € Mio € abgenommen. sind auf die im März 2012 erfolgte (restliche) Gewinnausschüttung für das Geschäftsjahr 2 Nettoergebnis Die Nettoerträge in der Unterposition 2.1 „Rea- 2011 zurückzuführen (vgl. „Allgemeine Anga- aus Finanz- lisierte Gewinne/Verluste aus Finanzoperatio- ben zum Jahresabschluss“). operationen, Abschreibungen nen“ belaufen sich auf 832 Mio € gegenüber und Risiko- 5 Nettoergebnis vorsorge 617 Mio € im Jahr 2011. In dieser Position ergibt sich in 2012 insgesamt ein Aufwand in Höhe von 689 Mio € gegen- aus Monetären Einkünften Die Abschreibungen in der Unterposition 2.2 über einem Ertrag in Höhe von 323 Mio € in ergeben sich im Wesentlichen aus Währungs- 2011. Aus der Risikovorsorge für geldpolitische beständen in australischen Dollar. Operationen des Eurosystems (vgl. Passivposi- tion 12 „Rückstellungen“) resultiert ein Netto- Die Unterposition 2.3 „Zuführung zu/Auflösung ertrag in Höhe von 188 Mio € (im Vorjahr: von Rückstellungen für allgemeine Wagnisse, 370 Mio €), der Aufwand aus der Verteilung Preis- und Währungsrisiken“ enthält die Erhö- der monetären Einkünfte beläuft sich per saldo hung der Rückstellung für allgemeine Wagnisse auf 877 Mio € im Vergleich zu 48 Mio € im um 6 671 Mio € (vgl. Passivposition 12 „Rück- Vorjahr. stellungen“).

Nettoergebnis aus Finanzoperationen, Abschreibungen und Risikovorsorge Tabelle 22

Veränderung 2012 2011 gegenüber Vorjahr Position Mio € Mio € Mio € in % Realisierte Gewinne/Verluste Gold 204 170 34 19,9 Fremdwährungen 299 145 154 106,3 Wertpapiere 329 302 27 8,8 Zusammen 832 617 215 34,8

Abschreibungen Fremdwährungen – 46 – 0 – 46 . Wertpapiere – 6 – 3 – 3 – 101,1 Zusammen – 52 – 3 – 49 .

Zuführung zu/Aufl ösung von Rückstellungen für allgemeine Wagnisse, Preis- und Währungsrisiken – 6 671 – 4 141 – 2 530 – 61,1 Insgesamt – 5 891 – 3 527 – 2 364 – 67

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Nettoertrag aus Entgelten und Provisionen Tabelle 23

Veränderung 2012 2011 gegenüber Vorjahr Position Mio € Mio € Mio € in % Erträge Unbarer Zahlungsverkehr 25 25 – 0 – 0,7 Barer Zahlungsverkehr 12 15 – 3 – 19,5 Wertpapier- und Depotgeschäft 9 9 1 6,7 Sonstige 17 18 – 1 – 7,6 Zusammen 63 67 – 4 – 5,8

Aufwendungen Wertpapier- und Depotgeschäft 16 14 2 13,4 Sonstige 5 4 1 20,7 Zusammen 21 19 3 15,0 Insgesamt 42 48 – 7 – 13,9

Deutsche Bundesbank

Die Verteilung der monetären Einkünfte der na- gebiet“, Aktivunterposition 7.1 „Wertpapiere tionalen Zentralbanken des Eurosystems richtet für geldpolitische Zwecke“, Aktivunterposition sich nach einem Beschluss des EZB-Rats.6) Seit 9.2 „Forderungen aus der Übertragung von dem Jahr 2003 erfolgt die Bemessung des Be- Währungsreserven an die EZB“, Aktivunterposi- trages der monetären Einkünfte jeder nationa- tion 9.3 „Forderungen aus der Verteilung des len Zentralbank auf Grundlage der tatsäch­ Euro-Banknotenumlaufs innerhalb des Euro­ lichen Einkünfte, die sich aus den gesondert systems“, die in der Aktivunterposition 9.4 erfassten Vermögenswerten ergeben, die sie „Sonstige Forderungen“ enthaltene TARGET2- als Gegenposten zu ihrer monetären Basis hält. Forderung und einem begrenzten Teil der Gold- bestände der nationalen Zentralbanken ent- Die monetäre Basis beinhaltet insbesondere fol- sprechend ihrem Anteil am voll eingezahlten gende Positionen: Passivposition 1 „Bank­ Kapital der EZB. Dabei wird davon ausgegan- notenumlauf“, Passivposition 2 „Verbindlichkei- gen, dass mit dem Gold keine Erträge erwirt- ten in Euro aus geldpolitischen Operationen schaftet werden und die im Rahmen des gegenüber Kreditinstituten im Euro-Währungs- „Covered Bond Purchase Programme“ als auch gebiet“, Passivunterposition 9.2 „Verbindlichkei- des „Second Covered Bond Purchase Pro- ten aus der Verteilung des Euro-Banknotenum- gramme“ erworbenen Wertpapiere Erträge in laufs innerhalb des Eurosystems“ und die in der Höhe des jeweils geltenden Zinssatzes des Passivunterposition 9.3 „Sonstige Verbindlichkei- Hauptrefinanzierungsinstruments erzielen. ten“ enthaltene TARGET2-Verbindlichkeit. Alle Zinsaufwendungen, die von einer natio­nalen Liegt der Wert der gesondert erfassten Vermö- Zentralbank auf die aufgeführten Positionen der genswerte einer nationalen Zentralbank über monetären Basis geleistet wurden, verringern oder unter dem Wert ihrer monetären Basis, wird den Betrag der abzuführenden monetären Ein- die Differenz verrechnet, indem für den Diffe- künfte der jeweiligen nationalen Zentralbank. renzwert der jeweils geltende Zinssatz des Haupt-

Die gesondert erfassten Aktiva einer nationalen Zentralbank setzen sich aus den folgenden 6 Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 25. Novem- ber 2010 über die Verteilung der monetären Einkünfte der Positionen zusammen: Aktivposition 5 „Forde- nationalen Zentralbanken der Mitgliedstaaten, deren Wäh- rungen in Euro aus geldpolitischen Operatio- rung der Euro ist (EZB/2010/23), geändert durch Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 3. November 2011 nen an Kreditinstitute im Euro-Währungs­ (EZB/2011/18). Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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refinanzierungsinstruments zugrunde gelegt ken mit überproportional hohem Anteil an (im wird. Die Summe der abgeführten monetären Vergleich zum Zinssatz für das Hauptrefinanzie- Einkünfte aller nationalen Zentralbanken wird am rungsinstrument höher verzinslichen) SMP-­ Ende eines jeden Geschäftsjahres unter den na- Beständen und/oder (niedriger verzinslichen) tionalen Zentralbanken entsprechend ihren An- Termineinlagen ergibt sich ein höherer Netto- teilen am voll eingezahlten EZB-Kapital verteilt. zinsertrag und ­damit verbunden eine höhere Abführung von monetären Einkünften. Im Falle Bei den monetären Einkünften ergibt sich für der Bundesbank ergibt sich der Umverteilungs- die Bundesbank per saldo ein Aufwand von effekt aus dem hohen Anteil von 64,5% (im 877 Mio €. Dieser setzt sich zusammen aus Jahresdurchschnitt) an den Termineinlagen des einer Abführung von monetären Einkünften an Eurosystems­ im Vergleich zum Anteil am voll den gemeinsamen Pool in Höhe von 7 237 eingezahlten EZB-Kapital in Höhe von 27,1%. Mio € sowie – entsprechend dem Anteil der Bundesbank am eingezahlten EZB-Kapital – Die sonstigen Erträge belaufen sich auf 185 6 Sonstige einem Anspruch der Bundesbank an dem ge- Mio € gegenüber 96 Mio € im Vorjahr. Im Ge- Erträge­ meinsamen Pool in Höhe von 6 360 Mio €. schäftsjahr 2012 wurden 51 Mio € aus dem an- teiligen deutschen Ausschüttungsbetrag aus Der in 2012 gestiegene Aufwand resultiert pri- den „Windfall Gold Sales Profits“ des IWF (die- mär aus dem im Jahresdurchschnitt deutlich ser Betrag wurde im Berichtsjahr über den Bun- gestiegenen SMP-Portfolio und dem bilanziel- deshaushalt zur Verwendung für Kredite an len Gegenposten hierzu, den Termineinlagen Entwicklungsländer an den IWF zurückübertra- aus den SMP-Absorptionstendern. Der sich aus gen) vereinnahmt. Weitere 26 Mio € entfallen diesen beiden Bilanzpositionen ergebende Net- auf Mieterträge, 25 Mio € auf die Kostenbei- tozinsertrag findet im Rahmen der Verteilung träge der ESZB-Zentralbanken insbesondere für der monetären Einkünfte zwischen den natio- Entwicklung und Betrieb von TARGET2 und nalen Zentralbanken gemäß Kapitalschlüssel 17 Mio € auf die Auflösung von Rückstellun- am Jahresende Berücksichtigung. Da sich gen, insbesondere des Personalbereichs (vgl. ­weder die SMP-Bestände noch die Terminein- Passivposition 12 „Rückstellungen“). lagen auf die Bilanzen der nationalen Zentral- banken gemäß Kapitalschlüssel verteilen, erge- Der Personalaufwand hat sich gegenüber dem 7 Personal­ ben sich Umverteilungseffekte. Für Zentralban- Vorjahr von 614 Mio € auf 706 Mio € erhöht. aufwand

Personalaufwand Tabelle 24

Veränderung 2012 2011 gegenüber Vorjahr Position Mio € Mio € Mio € in %

Bezüge 515 493 22 4,6

Soziale Abgaben 84 81 3 3,3

Aufwendungen für die Altersversorgung 107 41 67 164,1

Insgesamt 706 614 92 14,9

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Insbesondere bei den Zuweisungen zu den Dienstaufwandsentschädigung in Höhe von ­Personalrückstellungen (vgl. Passivposition 12 2 556,48 €, insgesamt jeweils 245 935,35 €. „Rückstellungen“) ergeben sich gegenüber dem Vorjahr per saldo um 69 Mio € höhere Die Gesamtbezüge der amtierenden und ehe- Aufwendungen; darunter 58 Mio € für die maligen Mitglieder des Vorstands beziehungs- Alters ­versorgung und 11 Mio € für die Bezüge. weise des Direktoriums der Deutschen Bundes- Ausschlaggebend hierfür war vor allem die all- bank und der Vorstände der Landeszentral­ gemeine Tarif- und Besoldungserhöhung. Der banken einschließlich ihrer Hinterbliebenen be- Personalbestand ist im Vergleich zum Vorjahr liefen sich im Jahr 2012 auf 11 725 543,44 €. nahezu unverändert. Der Sachaufwand hat gegenüber dem Vorjahr 8 Sachaufwand Die Vergütungen der Vorstandsmitglieder wer- um 18 Mio € (5,8%) auf 324 Mio € zugenom- den gemäß Nr. 8 des „Verhaltenskodex für die men. Neben den allgemeinen Sach- und Be- Mitglieder des Vorstands der Deutschen Bun- triebsaufwendungen werden in dieser Position desbank“ im Geschäftsbericht veröffentlicht. insbesondere die Aufwendungen für Dienst­ Der Präsident hat für das Jahr 2012 ruhegehalt- gebäude (85 Mio €) und für DV-Hard- und fähiges Gehalt in Höhe von 328 937,54 €, eine -Software (83 Mio €) erfasst. Die Erhöhung des nicht ruhegehaltfähige besondere Vergütung in Sachaufwands ist zum überwiegenden Teil auf Höhe von 76 693,78 € sowie eine pauschale IT- beziehungsweise Bau-Projekte zurückzufüh- Dienstaufwandsentschädigung in Höhe von ren. 5 112,96 € erhalten, insgesamt 410 744,28 €. Die Vizepräsidentin bezog für das Jahr 2012 Die Abschreibungen auf Grundstücke und Ge- 9 Abschrei­ ruhe­gehaltfähiges Gehalt in Höhe von bäude, Betriebs- und Geschäftsausstattung so- bungen auf Sachanlagen 263 150,02 €, eine nicht ruhegehaltfähige wie DV-Software belaufen sich auf 113 Mio € und immaterielle beson ­dere Vergütung in Höhe von 61 355,03 € gegenüber 107 Mio € in 2011 (vgl. Aktivunter- Anlagewerte und eine pauschale Dienstaufwandsentschä­ position 11.2 „Sachanlagen und immaterielle digung in Höhe von 3 067,80 €, zusammen Anlagewerte“). 327 572,85 €. Ein mit Ablauf des 15. Juli 2012 aus seinem Amt ausgeschiedenes und mit Wir- Die Aufwendungen für den Notendruck haben 10 Notendruck kung vom 23. Juli 2012 wiederbestelltes Vor- sich aufgrund eines höheren Beschaffungsvolu- standsmitglied bezog für das Jahr 2012 ruhe- mens gegenüber dem Vorjahr um 20 Mio € gehaltfähiges Gehalt in Höhe von 193 628,91 €, (28,6%) auf 91 Mio € erhöht. eine nicht ruhegehaltfähige besondere Vergü- tung in Höhe von 45 121,51 € sowie eine pau- Die sonstigen Aufwendungen belaufen sich auf 11 Sonstige schale Dienstaufwandsentschädigung in Höhe 203 Mio € gegenüber 209 Mio € im Vorjahr Aufwendungen­ von 2 508,37 €, insgesamt 241 258,79 €. Die und beinhalten insbesondere die Zuführungen drei weiteren Mitglieder des Vorstands erhiel- zu den Personalrückstellungen aufgrund des ten für das Jahr 2012 jeweils ruhegehaltfähiges­ Übergangs auf die Vorschriften des BilMoG Gehalt in Höhe von 197 362,60 €, eine nicht (vgl. Passivposition 12 „Rückstellungen“) in ruhegehaltfähige besondere Vergütung in Höhe von 190 Mio € sowie Aufwendungen für Höhe von 46 016,27 € sowie eine pauschale Wohngebäude in Höhe von 11 Mio €. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

169 Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Die Bundesbank in Zahlen

Personal 1) 2011 2012 Stammpersonal auf Vollzeitbasis 9 560 9 543 – Rückgang seit 31. Dezember 2001 2) 5 240 (= 35,4%) 5 257 (= 35,5%)

Standorte / Stammpersonal auf Vollzeitbasis 1) 2011 2012 Zentrale 1 / 3 801 1 / 4 025 Hauptverwaltungen 9 / 2 558 9 / 2 624 Filialen 47 / 3 201 41 / 2 894

Jahresabschluss 1) 2011 2012 Jahresüberschuss 643 Mio € 664 Mio € Nettozinsertrag 4 770 Mio € 8 259 Mio € Bilanzsumme 837 643 Mio € 1 025 306 Mio € Währungsreserven (gesamt) 184,6 Mrd € 188,6 Mrd € – davon Devisen 29,4 Mrd € 28,8 Mrd € – davon Forderungen an den IWF 22,3 Mrd € 22,3 Mrd € – davon Gold (3 396 t) 132,9 Mrd € (3 391 t) 137,5 Mrd € Verteilung nach Lagerstätten: Frankfurt (1 036 t) 40,5 Mrd € (1 036 t) 42,0 Mrd € New York (1 536 t) 60,1 Mrd € (1 536 t) 62,3 Mrd € London (450 t) 17,6 Mrd € (445 t) 18,0 Mrd € Paris (374 t) 14,6 Mrd € (374 t) 15,2 Mrd €

Kapitalschlüssel bei der EZB 3) 2012 Anteil am gezeichneten Kapital 18,9373% Anteil am eingezahlten Kapital 27,0647% Betrag der Beteiligung an der EZB 4) 2,04 Mrd € Übertragung von Währungsreserven an die EZB 10,91 Mrd €

Geldmarktgeschäfte (Hauptrefi nanzierungsgeschäfte) 2011 2012 Teilnehmende Banken im Eurosystem (Ø) 192 95 – davon über Bundesbank 69 11 Ausstehender Haupttenderbetrag im Euro-Raum 5) 160 Mrd € 98 Mrd € – davon Geschäftspartner der Bundesbank 17 Mrd € 2 Mrd €

Barer Zahlungsverkehr 2011 2012 Euro-Banknotenumlauf (Eurosystem) 1) 888,6 Mrd € 912,6 Mrd € Münzumlauf (Eurosystem) 1) 23,1 Mrd € 23,7 Mrd € Gegenwert der DM / Euro-Umtausch-Transaktionen 109,5 Mio DM 97,5 Mio DM Ausstehendes DM-Bargeld 13,30 Mrd DM 13,16 Mrd DM

Falschgeldanfall in Deutschland 2011 2012 Euro-Banknoten 39 000 Stück 41 500 Stück Euro-Münzen 52 700 Stück 52 000 Stück

1 Stand: 31. Dezember. 2 Stammpersonal auf Vollzeitbasis zum 31. Dezember 2001 (Jahr vor der Strukturreform): 14 800. 3 Seit 1. Januar 2011. 4 Seit 27. Dezember 2012. 5 Kalendertäglicher Durchschnitt. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Unbarer Zahlungsverkehr 2011 2012 Zahlungen über die Deutsche Bundesbank (Anzahl) 2 738,8 Mio Stück 2 866,4 Mio Stück – darunter über EMZ 2 690,1 Mio Stück 2 817,1 Mio Stück – darunter über TARGET2-BBk 44,4 Mio Stück 45,0 Mio Stück Zahlungen über die Deutsche Bundesbank (Wert) 215,4 Billionen € 200,7 Billionen € – darunter über EMZ 2,4 Billionen € 2,5 Billionen € – darunter über TARGET2-BBk 209,9 Billionen € 195,6 Billionen € Anteil von TARGET2-BBk am EU-weiten TARGET2-System in Stück ~ 50% ~ 50%

Bankenaufsicht 2011 2012 Zahl der zu beaufsichtigenden Institute 3 558 3 582 Bankgeschäftliche Prüfungen 225 212 Bearbeitete Monatsausweise und weitere Angaben nach § 25 KWG 30 023 29 457 Bearbeitete Prüfungsberichte 5 707 5 723 Meldungen zum Eigenkapitalgrundsatz (Solvabilitätsverordnung) 6) 8 388 8 156 Meldungen zum Liquiditätsgrundsatz (Liquiditätsverordnung) 24 964 24 468 Aufsichtsgespräche 2 738 2 977

Kooperationen mit ausländischen Notenbanken 2011 2012 Ausbildungs- und Beratungsveranstaltungen 306 308 – Teilnehmerinnen und Teilnehmer (gesamt) 3 494 3 764 – Teilnehmende Länder (gesamt) 110 87

Ausgewählte Veröffentlichungen aus dem Bereich Volkswirtschaft (Anzahl / Aufl age) 2011 2012 Geschäftsbericht 1 / 16 000 1 / 16 000 Finanzstabilitätsbericht 1 / 15 700 1 / 9 500 Monatsbericht 12 / 13 000 12 / 8 600 Statistische Beihefte 52 / 2 600 52 / 1 500 Diskussionspapiere des Forschungszentrums 53 / 398 36 / 300 Veröffentlichungen in Fachzeitschriften/-büchern 57 / 4 47 / –

Öffentlichkeitsarbeit 2011 2012 Besucher des Geldmuseums 40 110 37 914 Schriftlich erteilte Auskünfte 19 706 16 061 Pressenotizen 340 341 Besuche des Internetauftritts (www.bundesbank.de) 7 422 338 7) 4 716 951 Schulungen zur Falschgeldprävention 1 700 2 200 – Teilnehmerinnen und Teilnehmer 35 000 44 000

6 Seit 2009 nur noch Quartalsmeldungen. 7 Während des Relaunches der Bundesbank-Internetseite im Mai 2012 wurde ein Systemwechsel in der statistischen Erhebung der „Anzahl der Besuche“ vorgenommen. Deutsche Bundesbank Geschäftsbericht 2012

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Filialen der Deutschen Bundesbank am 1. April 2013

Orts-Nummer Bankplatz Orts-Nummer Bankplatz 720 Augsburg 570 Koblenz 370 Köln 773 Bayreuth 1) 100 Berlin 860 Leipzig 480 Bielefeld 545 Ludwigshafen 430 Bochum 230 Lübeck 2) 290 Bremen 1) 810 Magdeburg 870 Chemnitz 550 Mainz 700 München 440 Dortmund 850 Dresden 2) 150 Neubrandenburg 300 Düsseldorf 760 Nürnberg

820 Erfurt 280 Oldenburg 360 Essen 265 Osnabrück

500 Frankfurt/M 750 Regensburg 680 Freiburg 640 Reutlingen 130 Rostock 513 Gießen 2) 260 Göttingen 590 Saarbrücken 600 Stuttgart 450 Hagen 200 Hamburg 630 Ulm 250 Hannover 694 Villingen-Schwenningen 660 Karlsruhe 210 Kiel 1) 790 Würzburg

1 Schließungstermin 30. September 2015. 2 Schließungstermin 31. März 2015.