IG Farben – Der Weg Eines Monopols Durch Die Geschichte (Zusammenfassung Der Ausstellung)
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IG Farben – Der Weg eines Monopols durch die Geschichte (Zusammenfassung der Ausstellung) Die Ausstellung „IG Farben …von Anilin bis Zwangsarbeit“ wurde Anfang der 90er Jahre auf einer Bundesfachtagung von studentischen Vertretern der Fachschaften für Chemie entwickelt. Anlass dafür gaben die Rückforderungen westdeutscher Industrieunternehmen, unter anderem der „IG Farben in Auflösung“, auf Besitz in dem Gebiet der ehemaligen DDR Anlässlich des diesjährigen 60. Jahrestages der Beendigung des NS-Regimes wurde die Ausstellung durch den AStA der TFH Berlin überarbeitet und aktualisiert. Auch 60 Jahre nach Ende des Krieges kämpfen ehemalige Zwangsarbeiter und deren Angehörigen auf Entschädigung durch die nun insolvente IG Farben. Eine bedeutende Wende für die Entwicklung der chemischen Industrie in Deutschland stellte 1856 die Entdeckung der ersten synthetischen Anilinfarbe Mauvein dar. Damit konnte man aus dem als Abfallprodukt anfallenden Steinkohleteer weitere wertvolle Produkte gewinnen, was zu einer Vielzahl von Firmenneugründungen und dem Aufbau einer chemischen Industrie in Deutschland führte. Viele Unternehmen richteten Anfang des 20. Jahrhunderts eigene Laboratorien ein und arbeiteten eng mit Wissenschaftlern und Universitäten zusammen. So gelang zum Beispiel 1909 die Synthese von Ammoniak durch Fritz Haber, welche bis 1913 von Carl Bosch zur Serienreife gebracht wurde. Mit Beginn des 1. Weltkrieges 1914 sollten sich diese Investitionen bezahlt machen, da nun große Mengen an Salpeter, dem Grundstoff zur Munitionsherstellung gebraucht wurden. Nach dem Einsatz von Chlorgas plante Fritz Haber weitere Versuche mit Giftgas im Dienste des Vaterlandes, nicht im Dienste der Menschheit. Während dieser Zeit beherrschte die deutsche Chemieindustrie bereits den Weltmarkt, was zu erbitterten Machtkämpfen untereinander führte. 1916 schlossen sich die Firmen Bayer, BASF, AGFA, Hoechst, Casella und Kalle zur „Interessensgemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken“ zusammen. Die „kleine IG“ war geboren. In den folgenden Nachkriegsjahren wurde die Monopolstellung der Firmen durch die Gefahr der Demontage und die starke Beeinflussung der Siegermächte geschwächt. Deshalb kam es am 2.12.1925 auf Drängen von Carl Duisberg zur Fusion aller in der „kleinen IG“ vertretenen Firmen. Dies war der Endpunkt eines jahrelangen Konzentrationsprozesses der chemischen Industrie, die „IG Farben“ war geboren. Sie wurde zum damals größten Konzern Europas, sowie zum größten Chemieunternehmen der Welt. Im Laufe der Jahre vergrößerte sich die IG Farben rasch und wurde zu einem weltweit operierenden Unternehmen ausgebaut. Als sich 1933 die Machtübernahme Hitlers ankündigte, suchten die Firmenbosse die Nähe zur NSDAP, um nicht weiterhin Ziel der Angriffe auf die große Zahl der jüdischen Arbeiter zu sein. Man finanzierte Hitlers Wahlkampf und schloss im Gegenzug den Benzinpakt. Dieser beschleunigte den Aufstieg der IG Farben und führte zu einer Verflechtung der Nazi- Ideologie mit der Firmenideologie. Durch Beginn des 2. Weltkrieges wurde die Produktion von synthetischem Kautschuk von extremer Bedeutung, weshalb seitens der IG Farben bald nach einem neuen Produktionsort gesucht wurde. Man entschied sich für Auschwitz, eine kleines polnisches Dorf mit guter Verkehrsanbindung und einem nahe liegenden Konzentrationslager. So begann 1941 der Bau eines riesigen Bunawerkes (Buna – synthetisches Kautschuk) auf Kosten von Zehntausenden von Häftlingen und Auschwitz-Insassen. 1942 entschied man sich für ein eigenes Konzentrationslager, genannt Monowitz, um den Zwangsarbeiter lange Märsche zu ersparen und so ihre Arbeitsfähigkeit zu erhöhen. Jedoch wurde in diesem Werk niemals Buna produziert und auch nur eine kleine Menge Öl. Wesentlich besser verlief dagegen der Verkauf des „Zyklon B – Gases“ durch die Tochtergesellschaft Degesch der IG- Farben. Im Rahmen der „Endlösung der Judenfrage“ konnte diese Degesch ihre Erträge verdoppeln. Ebenfalls wurde im Konzentrationslager Buchenwald eine Fleckfieberstation eingerichtet, um Medikamente an Lagerhäftlingen zu erforschen und die langwierigen pharmakologischen Untersuchungen zu umgehen. Es wurde jedoch lediglich Profit und keine nennenswerten Entdeckungen gemacht. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 24 leitende Mitarbeiter der IG Farben vor Gericht gestellt, jedoch nur 13 zu Strafen zwischen 1,5 und 8 Jahren verurteilt und bald wieder frei gelassen. Den Restlichen konnte man gar keine Schuld nachweisen. Im Zuge des Potsdamer Abkommens wurde festgelegt, die IG Farben in mehrere kleine Einheiten zu teilen und so die Interessensgemeinschaft zu entflechten. Ende 1951 ergaben sich daraus die „Farbenwerke Hoechst AG“, die „Farbenfabriken Bayer AG“, sowie die „Badische Anilin und Sodafabrik Ag“. Einige weitere kleinere Firmen wurden bald von den großen übernommen. Außerdem gab es nun die „I.G. Farben AG in Liquidation“ Den drei großen gelang es, in den folgenden Jahren international wie national wieder einzusteigen und riesige Geschäfte und Profite zu machen. Bis Ende der 80er Jahre konnte auch die IG Farben, bis auf wenige Entschädigungsansprüche ehemaliger Opfer, relativ unbehelligt vor sich hin wirtschaften und einen Teil des Vermögens zurück erlangen. Da große Teile der ehemaligen Produktionsstätten auf dem Gebiet der ehemaligen DDR lagen, ergab sich mit der Maueröffnung für die IG Farben in Auflösung eine völlig neue Möglichkeit, alte Besitztümer wieder zu erlangen. Obwohl man schon an endgültige Auflösung der IG Farben gedacht hatte, stiegen quasi über Nacht, also innerhalb eines Jahres, die Aktien der IG Farben von 12 DM auf 31 DM. Erst als 1995 die Liegenschaftsansprüche auf dem Gebiet der DDR vom Bundesverwaltungsgericht in letzter Instanz abgewiesen wurden, begann der Kurs der Aktien zu sinken. Von 1948 bis 1957 zahlte die IG Farben i.A. jährlich etwa 30 Millionen Mark an ehemalige leitende Angestellte. In den 60er Jahren erstritt Norbert Wollheim, ein ehemaliger Zwangsarbeiter vor Gericht, etwa 30 Millionen Mark als Entschädigung für etwa 6500 Zwangsarbeiter. Dies ergab jedoch pro Person nur einmalig etwa 2500 bis 2000 Mark. Über weitere Entschädigungen sollte bei der endgültigen Auflösung der IG Farben entschieden werden. Die heutige Sachlage präsentiert sich jedoch folgendermaßen: „Am 10. November 2003 wird die Insolvenz bekannt gegeben. Zuvor war noch eine Stiftung mit einem Grundkapital von 500.000 DM gegründet wurden. Aber an Entschädigung durch die IG Farben AG i. L. ist nicht zu denken. Das liquide Restvermögen wird auf 21.000 Euro geschätzt. Der Aktienwert sank um 23%.“ .