Sehnsuchtsort Der Künstler Ausstellungen Zum 125-Jährigen Jubiläum Der Künstlerkolonie Ahrenshoop / Von Büsing & Klaas
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issn 2190-5851 Zeitkunst üBER 200.000 Monatszeitung für Kunst & Kultur • MÄRZ 2017 Kostenlos exEmplare spezial: Heilig: Vielfältig: Humorvoll: abstrakte sonderthema Die Barlach Halle K Der Mäzen Bildwelten sakrale Kunst in Hamburg Walter Kames seite 6 seite 9 seite 12 seite 15 SEHNSucHtSort dEr küNStlEr ausstellungen zum 125-jährigen Jubiläum der Künstlerkolonie ahrenshoop / Von Büsing & Klaas SALVADOR DALÍ 3.3.-15.4. Die schönsten Originalgrafiken von Salvador Dalí direkt aus der Sammlung des ehem. Dalí-Museums Mallorca! Exklusiv in der Galerie Kellermann Düsseldorf, Cheruskerstr. 105, Tel. 0211-41662792, www.galerie-kellermann.de Wolfgang Beltracchi MetaMorphose ab 30.3.17 Martin körte, „Blick in den Wintergarten des Ahrenshooper Hauses dorfstraße 26“, nach 1897, Öl auf leinwand, 63 x 82,5 cm, Privatbesitz kunst AM WALL Am Wall 182 28195 Bremen as Ostseebad Ahrenshoop zeich- Luft, Freiheit – 125 Jahre Künstlerkolonie institutionalisieren und im öffentlichen www.kunstamwall.de net sich nicht nur durch seine Ahrenshoop“, die ab dem 25. März zu sehen Bewusstsein zu verankern. Deinmalige geografische Lage auf ist, bringt rund 90 Werke aus der Samm- Wir sprechen also vom Jahr 1892, wenn der malerischen Halbinselkette Fischland- lung des Hauses, aber auch aus Beständen jetzt das 125-jährige Bestehen der Künst- Darß-Zingst aus, sondern auch durch sei- der Gemeinde Ahrenshoop, des Förderkrei- lerkolonie Ahrenshoop gefeiert wird. Im ne lange Tradition als Sehnsuchtsort von ses Ahrenshoop, aus Museen in Oldenburg, selben Jahr bildeten sich übrigens auch die Künstlern und Kunstliebhabern. Hierher, Schwerin und Rostock sowie aus etlichen Künstlervereinigungen Berliner Secession weitab von jeder städtischen Agglome- Privatsammlungen zusammen. Katrin Ar- und Münchner Secession, und der franzö- ration, zogen sich seit dem Ende des 19. rieta, die Künstlerische Leiterin des Muse- sische Maler Paul Gauguin brach, der eu- Jahrhunderts immer wieder Künstler zum ums, hat zwar Hinweise darauf gefunden, ropäischen Zivilisation überdrüssig gewor- Malen und Leben zurück. Der idyllisch ge- dass die ersten Künstler bereits etwas frü- den, erstmals in die Südsee auf. legene Ort mit heute knapp 700 Einwoh- her vor Ort waren, sie geht aber ganz auf Die weitere Entwicklung der Ahrens- nern in unmittelbarer Nähe zum National- Nummer Sicher, indem sie 1892 als das hooper Künstlerkolonie schritt maßvoll, park Vorpommersche Boddenlandschaft offizielle Jahr der Gründung der Künstler- aber stetig voran: 1894 wurde im Ort die gilt bis in die Gegenwart als wichtigster kolonie definiert: „Wann genau der erste erste Malschule gegründet. Zwischen 1892 Hotspot für Kunstliebhaber an der meck- Maler in Ahrenshoop gewesen ist, lässt sich und 1897 kamen mit Friedrich Wachenhu- lenburgischen Ostseeküste. Die zentrale nicht mit Sicherheit bestimmen. 125 Jahre sen, Elisabeth von Eicken, Friedrich Grebe, Anlaufstelle für alle Kunstinteressierten ist es her, dass die ersten Künstler ihre Häu- Hugo Richter-Lefensdorf und Martin Kör- bildet das im Spätsommer 2013 eröffnete ser hier errichteten. Paul Müller-Kaempff te fünf weitere Maler in das Dorf, die sich Kunstmuseum Ahrenshoop. Der außerge- und Anna Gerresheim, etwa zeitgleich und ihre eigenen Häuser bauten. Doch es sollte wöhnliche Bau des Berliner Büros Staab unabhängig voneinander.“ Die „Legende“, noch bis 1909 dauern, bis dann mit dem Architekten hat bereits zahlreiche Archi- so Katrin Arrieta, habe den ursprünglich „Kunstkaten“, der bis heute existiert, auch tekturpreise erhalten. aus Oldenburg stammenden Maler zum eine erste Galerie eröffnet wurde. Um diese SALZBURG Mit gleich mehreren Ausstellungen „Gründervater“ der Künstlerkolonie erho- Zeit zogen mit Theobald Schorn und Franz contemporary begeht die Institution in diesem Jahr das ben. Und das sicherlich zu Recht, denn es Triebsch auch noch zwei Nachzügler nach 22 – 25 juni 2017 125-jährige Bestehen der Künstlerkolonie. war Müller-Kaempffs Verdienst, den klei- Ahrenshoop. www.art-salzburg-contemporary.com Die zentrale Jubiläumsausstellung „Licht, nen Ort am Meer als Künstlerkolonie zu Fortsetzung auf Seite 2 2 Zeitkunst i ausstellungen 03:2017 IM SINNE dEr kuNSt liebe leserinnen, liebe leser, kannten Künstlers ernst Barlach. im 360 Quadratmeter großen Halle nicht erfahren sie im interview. ich wünsche Jahr 1995 hatte Hans Barlach die Bar- nur ausstellungen gezeigt, sondern es ihnen eine spannende lektüre! außer- bedeutende städte – so auch Hamburg lach Halle K von der stadt gemietet finden auch andere Veranstaltungen dem hoffe ich, dass es mehr Menschen – brauchen Menschen mit besonderem und sie auf eigene Kosten renoviert wie Vorlesungen, Konzerte und tagun- wie elvie Barlach gibt, die nicht nur eine engagement für Kunst und Kultur. nicht um sie als galerist mit präsentationen gen statt. immer steht das gemeinsame passion für die Kunst haben, sondern selten kommen diese personen aus ei- unterschiedlichster art bespielen zu erleben der Besucher im Mittelpunkt. auch im sinne der Kunst handeln und nem der Kultur fremden Bereich, ent- können. Vor etwa einem Jahr eröffne- einige spannende präsentationen ha- sie für viele andere Menschen zugäng- scheiden sich aber dafür, die deutsche te seine Witwe elvie Barlach, die heute ben bisher schon stattgefunden, so zum lich machen. Das würde unsere Kunst- und internationale Kunstszene mit einer als vielseitige unternehmerin aktiv ist, Beispiel die eröffnungsschau zu den as- szene nachhaltig befruchten. stiftung oder einer neu eingerichteten gemeinsam mit ihren zwei stiefsöhnen phalt-Bildern des informel-Künstlers al- institution zu bereichern. so auch el- nikolaus und Johann Barlach nach einer bert scopin. ZEITKUNST hat mit elvie vie Barlach, die Witwe des 2015 ver- renovierungsphase die Barlach Halle K Barlach gesprochen und sie zur entste- Ihr storbenen Medienunternehmers Hans neu. attraktiv in der Hamburger Muse- hungsgeschichte und künftigen projek- Manfred Möller Barlach. Dieser war der enkel des be- umsmeile gelegen werden in der rund ten der Barlach Halle K gefragt. Mehr Verleger Fortsetzung von Seite 1 Beeinflusst von der Tradition heimatet, hat der 1942 geborene Maler Michael Morgner der Freilichtmaler von Bar- nach einem ersten Ahrenshoop-Aufenthalt im Jahre 1975 bizon und der Weimarer Malerschule strebten die Maler den Ort von 1978 bis 2014 jeden Sommer wieder besucht. ins Freie. Werke der Landschaftsmalerei dominieren da- Seinen 75. Geburtstag im April 2017 nimmt das Kunstmu- her auch die Auswahl in der Ausstellung. Eigentlich auf seum Ahrenshoop nun zum Anlass, ihm eine umfangrei- der Suche nach unberührter Natur und der wilden, un- che Einzelausstellung zu widmen. Bekannt ist Morgner gezähmten Ursprünglichkeit einer nahezu unbesiedelten für seine oft sehr großformatigen Tuschezeichnungen. Landschaft trugen die Zuzügler aber auch das Ihrige dazu Den körperlichen Einsatz, der zu ihrer Herstellung not- bei, den Charakter des Dorfes sanft zu verändern. Ein Wi- wendig ist, sieht man den Werken förmlich an. Aufge- derspruch, mit dem es sich offenbar gut leben ließ. Denn, baut sind sie aus etlichen Papierschichten und schwarzer so Katrin Arrieta: „Dass der Bauboom jener Jahre das Dorf Tusche, die auf die Leinwand aufgebracht werden, aber einschneidend verwandelte, schien die Künstler nicht sehr im Laufe der Produktion immer wieder durch partielles zu stören. Sie bauten in komfortablen Abständen zuein- Abreißen des Papiers und das Auswaschen der Farbe in ander ihre eigenen Reiche und besetzten damit nicht nur Décollage-Technik verändert und „durchgearbeitet“ wer- den Ort, sondern auch jenes natürliche Umfeld, das sie in den. Katrin Arrieta beschreibt die Arbeitsweise des Künst- ihrer Malerei aufgriffen.“ Die Beobachter veränderten also lers folgendermaßen: „An seiner Kunst arbeitet Morgner nach und nach das Beobachtete, indem sie selbst Teil da- sich ab. Sein imponierendes handwerkliches Vorgehen, von wurden. Aus der reinen Naturidylle wurde mehr und die bewegungsintensive Aktion aus Collage, Tuschlavage mehr eine Kulturlandschaft. und allmählichem Herausschälen einer definitiven Bildlö- So zeigt etwa das 1883 entstandene Gemälde von Her- sung, der sich seine großformatigen Werke seit den späten mann Eschke „Der Nordstrand in Prerow“ nur auf den ers- 1980er-Jahren verdanken, gibt ihm die Möglichkeit, sich ten Blick eine vollkommen unberührte Dünenlandschaft. in eine Arbeit förmlich zu vergraben, mental und physisch, Während im Bildvordergrund der Sand und der Strandha- schaffend darin unterzugehen und mit der malträtierten fer dominieren, zeichnet sich kurz unterhalb der Horizont- Bildhaut bei jedem gelungenen Davonkommen auch die Michael Morgner, „Mann am Meer – Ahrenshoop“, 1985, linie eine Gruppe auf dem Strand liegender Segelboote eigene Haut zu retten.“ Und sie weist noch auf eine weitere Pinsel, tusche, lavage, 32 x 24 cm ab, und ganz im Hintergrund sind reetgedeckte Katen zu Besonderheit im Werk Morgners hin, die unmittelbar mit entdecken. Fast alle Gemälde der Jubiläumsausstellung seiner Arbeit am Meer zusammenhängt: „Beim Arbeiten weisen solche diskreten Zivilisationsspuren auf. Häufig in den Wintergarten des Ahrenshooper Hauses Dorfstraße am Strand entdeckt der Künstler zufällig, dass er zu üppig sind inmitten der Natur bäuerliche Gebäude zu sehen. 26“, nach 1897 entstanden, kommt mit spärlicherer Möb- aufgetragene Tusche mit Meerwasser wieder auswaschen Mal taucht ein Friedhof auf, mal eine Windmühle, ebenso lierung, freundlicheren Farben und viel Sonnenlicht zwar kann. Es ergeben sich dabei ätherische