Kreisgruppe -Friedberg 2016 1 Inhaltsverzeichnis

Grußwort des Vorsitzenden der Kreisgruppe 03 Ansprechpartner/innen in den Ortsgruppen 05 Jahreshauptversammlung: Bilanz 06 Jahreshauptversammlung: Neuwahl 08 Ortsgruppe Aichach 10 30 Jahre Ortsgruppe Eurasburg 13 Ortsgruppe Eurasburg: Neuwahl und Ausflug 14 Kindergruppe Kissing 16 Ortsgruppe Lechrain: Ferienprogramm 17 Ortsgruppe 18 Baum des Jahres 2015 im Wittelsbacher Land 21 Ortsgruppe Pöttmes: Pflege der Lindenallee 22 Kindergruppe Pöttmes 23 In die Schule GEH ich gern 28 40 Jahre KG: Grüner bunter Abend 30 40 Jahre KG: Ehrungen der langjährigen Mitglieder 32 40 Jahre KG: Pressebericht 34 Keine Autobahn durch die Lechauen 36 Klimagipfel in Paris 39 Grünes Land – Unterwegs im Ecknachtal 43 Landraub 44 Wohin soll sich die Landwirtschaft in Bayern entwickeln? 45 Demo in Berlin: „Stop TTIP und CETA!“ 48 Fläche, Land und Boden ohne Lobby! 51

Impressum:

Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgruppe Aichach-Friedberg Geschäftsstelle: Sudetenstr. 4a, 86438 Kissing Tel: 08233/849171 [email protected] www.bn-aic.de März 2016 Redaktion: Petra Hofberger Fotos Titelseite: Siegfried Bless Auflage: 3.000 Exemplare Druck: Flyerstore www.flyer-store.de Johannes-Haag-Str. 28, 86153 Augsburg

Klimaneutraler Druck

2 Liebe Naturfreunde!

Seit genau einem Jahr bin ich nun tätig als Kreisvorsitzender der Kreisgruppe Aichach-Friedberg im Bund Naturschutz Bayern e.V. und frage mich: Sind wir zukunftsfähig? Wie wollen wir in Zukunft leben? Der Druck, den wir Menschen durch unsere Art zu leben und zu wirtschaften auf die Natur und auf das Klima ausüben, wird immer größer. Die Konsequenzen dieser Übernutzung der natürlichen Ressourcen kann man seit vielen Jahren sehen und messen. Weltweit gehen jährlich 13 Millionen Hektar Wald verloren. Der Klimawandel wird zunehmend eine ernsthafte Bedrohung – für Entwicklungsländer ist er schon jetzt eine Katastrophe. Alleine in Deutschland erleben wir eine ungebremste Bodenversiegelung. Wir überbauen täglich 81 Hektar (0,7 – 1,0 Hektar = 1 Fußballfeld). An der Spitze der Bundesländer steht Bayern, mit ca. 25 überbauten Feldern pro Tag (!). Zusammen mit den vielen Aktiven im Umwelt- und Klimaschutz fragen wir: Ist uns dieser Wahnsinn bewusst? Können wir retten, was oft nicht mehr zu retten ist?

2015 wurde die Welten- gemeinschaft gleich zweimal von höchster Instanz auf- gerüttelt und aufgerufen dem sich beschleunigenden Res- sourcen- und Energievebrauch entgegenzustellen.

So bittet Papst Franziskus in seiner erschienenen Umwelt- Enzyklika erstmals die Um- weltverbände dieser Welt noch aktiver zu sein. Darüber hinaus fordert uns sein an die gesamte Mensch- heit gerichteter Appell auf, die Umwelt-, Energie- und Sozial- probleme zusammen zu betrachten, einen schonenden Ressourcenverbrauch herbei- zuführen und weltweite Klima- Ernst Haile, Vorsitzender der KG Aichach-Friedberg bei gerechtigkeit herzustellen. seiner Rede zur 40-Jahr-Feier

3 Damit liegt Papst Franziskus auf einer Linie mit den Vereinten Nationen (UN). Von denen 196 Nationen auf der Klimakonferenz im November 2015 in Paris für die rasche Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas (auch Uran) stimmten und einen nachhaltigeren Umgang mit unseren endlichen Naturgütern Wasser, Boden und Luft einforderten.

Wir können nur hoffen, dass alle zusammen jetzt schnellstens anpacken. Viele unserer BN-Mitglieder in den Ortsgruppen ziehen bereits seit Jahrzehnten an jenem Strang, an dem es nun mit aller Macht in eine Richtung zu ziehen gilt. Die Berichte der Kreis- und Ortsgruppen in diesem Heft zeigen was 2015 bereits wieder angepackt wurde. Es liegt an uns die Zukunft zu gestalten, zum Wohle unseres Klimas, unserer Natur, für uns und unsere folgenden Generationen.

Ich danke allen Aktiven und richte meinen Appell an alle Menschen im Kreis Aichach-Friedberg: Zusammenhänge zu erkennen, dringend notwendigen Natur- und Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen und gemeinsam mit dem BN an einer lebenswerten Zukunft zu arbeiten!

Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und für dieses Jahr schönste Erlebnisse in der Natur!

Ihr Ernst Haile

4 Ansprechpartner/innen :

Kreisvorsitzender : Ernst Haile, Schwedenstr. 9, 86554 Pöttmes  08253/92925 [email protected] Ortsgruppe / Matthias Sailer, Lärchenweg 1 a, 86559 Adelzhausen  08258/928337 [email protected]

Ortsgruppe Aichach Helga Fritscher, Carl-Orff-Str. 4, 86551 Aichach  08251/ 51983 [email protected]

Ortsgruppe Bitzenhofen Bernhard Kreutmayr, St. Nikolausweg 8, 86495 Bitzenhofen  08205/1434 [email protected]

Ortsgruppe Eurasburg Ilona Schätzle, Fichtenstr. 10, 86495 Eurasburg  08208/ 770 [email protected]

Ortsgruppe Friedberg Otfried Horn, Herzog-Rudolf-Str.10, 86316 Friedberg  0821/ 24278243 [email protected]

Ortsgruppe / Thomas Beck, Gartenweg 10, 86570 Inchenhofen  08257/ 515

Ortsgruppe Kissing Petra Hofberger, Sudetenstr. 4a, 86438 Kissing  08233/6577 [email protected]

Ortsgruppe Kühbach/Schiltberg Petra Zimmermann, Wiesenstr.12, 86556 Kühbach  08251/ 6035

Ortsgruppe Merching Martina Flörchinger, Landsberger Str. 19, 86504 Merching  08233/ 795369 [email protected]

Ortsgruppe /Ried Doris Gerlach, Am Sandberg 8, 86415 Mering  08233/ 9093 [email protected]

Ortsgruppe Lechrain Martin Golling, Weichenberg 14, 86447  08237/ 5266 [email protected]

Ortsgruppe Pöttmes Ernst Haile, Schwedenstr. 9, 86554 Pöttmes  08253/92925 [email protected] ______Kreisgruppen-Geschäftsstelle Sudetenstr. 4a, 86438 Kissing  08233/849171 [email protected] Geschäftsstellenleiterin: Petra Hofberger, Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage www.bn-aic.de

5 Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe: Bilanz

Die Kreisgruppe Aichach- dass die naturschutzpolitische Ar- Friedberg des Bund Naturschutz beit immer wichtiger werde: „Was (BN) stand nach dem Tod ihres nützt es, wenn eine Ortsgruppe 20 Vorsitzenden Michael Bettinger im Jahre lang die Artenvielfalt in ei- vergangenen Jahr unter Schock. nem Biotop hoch hält, und dann Dennoch lief die Arbeit weiter. Do- pflastern Bund oder Freistaat eine ris Gerlach und Stephan Kreppold Straße drüber“, fragte Kreppold leiteten die Kreisgruppe vorüber- rhetorisch und verlangte von der gehend. Gesellschaft eine „Auseinander- setzung mit den Methoden der in- tensiven Landwirtschaft“. Die Ar- tenvielfalt sei durch Bodenversie- gelung genauso gefährdet wie et- wa durch die 120 000 Kilogramm hochwirksamer Chemikalien auf den rund 40 000 Hektar Ackerland im Landkreis Aichach-Friedberg. Auf dem Weg zu einer naturver- träglicheren Landwirtschaft nannte Kreppold als wichtigstes Ziel das „Herauslösen aus dem Kreislauf der Agrargifte“. Der Biobauer wei- ter: „Unser Aufgabe als BN- Doris Gerlach und Stephan Kreppold, stell- Kreisverband ist es, für eine natur- vertretende Vorsitzende, leiteten ein Jahr verträgliche Landnutzung zu wer- lang die Kreisgruppe kommissarisch ben und eine gute Gesprächsebe- ne zu finden mit den besonnen Für diese Zeit, in der vieles umge- und nachhaltig wirtschaftenden setzt worden war, was Bettinger Bauernfamilien.“ Unter ihnen seien kraftvoll angestoßen hatte, zog der jene 450 Milchviehbetriebe zu fin- Biolandbauer aus Wilpersberg eine den mit 40 bis 100 Kühen im Stall, beeindruckende Bilanz. Sein Dank deren Haltungsbedingungen dem galt den Ortsgruppen, „welche die Tierwohl noch am nächsten ent- naturschutzpraktische Arbeit leis- sprächen. Als „Heuchelei“ empfin- ten“. Kreppold machte im Folgen- det der Biobauer das Vorhaben den aber unmissverständlich klar, von Heimatminister Söder, das

6 Bauen im Außenbereich noch Menschen bei der Wir-haben-es- mehr zu erleichtern. „So ist das ‚in- satt-Demo in Berlin die Agrarwen- ternationale Jahr des Bodens‘ in de einfordern, so gelten sie zu- den Wind gesprochen“, rief Krep- sammen als mächtiger Anwalt der pold den 80 Anwesenden im Bau- Natur. Jeder sollte froh sein, wenn ernmarkt zu. er in einer solchen Bewegung mit- arbeiten darf.“ Zum Transatlantischen Freihan- delsabkommen (TTIP) stellte Kreppold fest: „Wenn diese Ver- einbarungen zustande kommen, werden die Interessen der Bürger, des Umwelt- und Naturschutzes und der bäuerlichen Landwirtschaft auf der Strecke bleiben. Ich frage mich immer wieder, warum Merkel, Seehofer und Co bereit sind, das letzte Quäntchen Gestaltungsmög- lichkeit der Politik in den Chefeta- gen der Wirtschaftsverbände ab- zugeben.“

Der Biobauer hatte in seiner Zeit als Interims-Kreisvorsitzender eine gewisse Frustration unter den BN- Mitgliedern festgestellt und zeigte Stephan Kreppold sorgt sich um das Tier- Verständnis dafür: „Die Schweine- wohl genauso wie um die bäuerlichen Familienbetriebe. Bei der BN-Jahreshaupt- ställe werden immer größer, das in versammlung machte er den Mitgliedern Berlin fehlgerechnete Nitratprob- Mut. lem wird buchstäblich ins Trink- Martin Golling wasser gespült, die Luft wird schlechter, der Artenschwund nimmt zu.“ Wer Stephan Kreppold kennt, weiß, dass er bis in die poli- tischen Spitzen gut vernetzt ist.

Aus diesen Erfahrungen heraus versicherte er, für Resignation be- stehe kein Grund: „Es ist vieles in Bewegung geraten. Wenn 50 000

7 Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe: Neuwahl

Die Kreisgruppe des Bund Natur- Der Hobby-Imker Haile rief die schutz (BN) wählte den Pöttmeser Anwesenden auf zu „menschli- Ernst Haile zum neuen Vorsitzen- chem Miteinander, denn ohne das den im Landkreis Aichach- werden wir es nie schaffen, große Friedberg. Die außerturnusmäßige Aufgaben zu bewältigen“. Der Wahl war nötig geworden, weil neue Vorsitzende machte den An- Hailes Vorgänger Michael Bettin- wesenden Mut: „Wenn wir im BN ger im Jahr 2014 völlig überra- zusammenstehen, können wir schend verstorben war. Die Wahl auch den Mächtigen Paroli bieten.“ selbst ist für Haile bereits das erste Wer den Saal im Bauernmarkt in Erfolgserlebnis als neuer BN- betrat, der konnte unmög- Kreis-Chef, denn bis auf eine lich die beiden Kerzen am ersten Stimme (Enthaltung) votierten alle Tisch übersehen. Sie brannten für anwesenden 59 BN-Mitglieder im Michael Bettinger und Jürgen Bauernmarkt Dasing für jenen Czermak. Der Vorsitzende der Mann, der derzeit auch noch die Ortsgruppe Merching war ebenfalls Ortsgruppe Pöttmes führt und dort im vergangenen Jahr überra- im Landkreisnorden seit zehn Jah- schend verstorben. Czermak hatte ren offiziell Engagement für die sich für seine Arbeit als Biotop- Natur zeigt. Kartierer und als Amphibien- und Vogelkenner hohe Achtung erwor- ben. Mit einer Schweigeminute gedachten die Anwenden der bei- den Verstorbenen. Doris Gerlach und Stephan Kreppold erinnerten als stellvertretende Vorsitzende an die Verdienste der beiden Natur- freunde.

Die BN-Kreisgruppe gewann im vergangenen Jahr 500 neue Mit- glieder hinzu, womit sich die Zahl der namentlich registrierten Unter- stützer im Landkreis auf rund 2500 Ernst Haile, Vorsitzender der OG Pöttmes und neuer Kreisvorsitzender erhöhte. Auch aus diesem Grund konnte Kassier Siegfried Bless die

8 finanzielle Lage der BN- Insgesamt konnte er einen Umsatz Kreisgruppe als „stabil“ bezeich- von 25000 Euro vermelden. Per- nen. Einer der größten Ausgaben, sönlichen Dank richtete Bless an immerhin rund 10000 Euro, tätigte die Familie des verstorbenen der BN im Jahr 2014 für die Be- Kreisrats und BN-Kreisvorsitzen- schaffung neuer Amphibienzäune. den Michael Bettinger. Seine Fa- Der Kassenwart rechnet bei die- milie hatte statt Blumen und Krän- sem Posten allerdings mit einem ze um eine Spende an den BN ge- hohen Zuschuss seitens der Re- beten. Fast 2000 Euro waren zu- gierung von Schwaben. sammengekommen.

Doris Gerlach (links) und Stephan Kreppold (rechts) führten die BN-Kreisgruppe seit dem Tod von Michael Bettinger. Auf der Jahreshauptversammlung wurde Ernst Haile nun gewählt. Er steht neben Petra Hofberger, die das Kreisbüro des BN in Kissing leitet.

9 Ortsgruppe Aichach

Das Jahr der Aichacher Natur- uns im Vorjahr berichtet, dass viele schützer begann mit dem Aufbau Amphibien hier überfahren worden eines Krötenzaunes an der Straße seien, dem wollten wir mit dem zwischen Oberwittelsbach und Un- Zaun ein Ende setzen; dank vieler termauerbach: Anwohner hatten freiwilliger Helfer gelang das auch.

In welchem Abstand sollen die Erdnägel Hört der denn gar nicht mehr auf?? noch mal stehen?

Doch, und jetzt gibt´s Brotzeit!

10 Im Sommer feierten wir unser 30- Weiter ging`s zum Biobauernhof jähriges Ortsgruppenjubiläum: Im unseres Mitgliedes Peter Schmid Juni griffen wir eine alte Tradition in Walchshofen, der uns in einer wieder auf und luden zu einer Fa- kleinen Hofführung die Prinzipien milienradtour ein, zu der sich etwa seiner Arbeitsweise erklärte. Für 30 Teilnehmer einfanden. Unsere die Kinder war der Besuch im Stall erste Station war die Streuobst- bei den Kühen der erste Höhe- wiese bei Oberbernbach – umge- punkt des Ausfluges. ben von intensiv genutzten land- wirtschaftlichen Flächen ist sie ein Rückzugsort für viele Arten gewor- den.

Wer radelt muss auch rasten

11 Unser eigentliches Ziel war das Beim Boandlbräu in Oberbernbach Rossmoos bei Inchenhofen, wel- fand unser Jubiläumsausflug einen ches dank einer Bürgerinitiative gemütlichen Ausklang mit einer immer noch eine naturnahe Moor- Halben Bier aus heimischer Pro- landschaft ist. Hier trafen wir auf duktion. Kreisvorsitzenden Ernst Haile, der uns unter freiem Himmel zu unse- Johanna Wunderle-Lenz und Eva rem Jubiläum beglückwünschte. Mannweiler beteiligten sich am Fe- Rainer Roos führte die Gruppe nun rienprogramm der Stadt Aichach: durch das Rossmoos und brachte Etwa 12 Kinder befassten sich mit uns auf informative und humorvol- dem Thema, was man aus Äpfeln le Art die Pflanzenwelt dieser alles machen kann, zum Beispiel Landschaft näher. Zum Kaffetrin- kann man selbst Apfelsaft mit ken ging es zum Waglerhof bei Ai- Muskelkraft und einer alten Saft- nertshofen, wo nicht nur für das presse herstellen – eine klebrige leibliche Wohl gesorgt war. Bauer Angelegenheit, aber wohlschme- Gamperl ließ es sich nicht neh- ckend und mit viel Spaß verbun- men, uns seinen Hof und seine den. Arbeitsweise beim Spargelanbau vorzustellen. Helga Fritscher

Weiterbildung im Rossmoos

12 30 Jahre Bund Naturschutz Ortsgruppe Eurasburg 2015

Zum 30jährigen Bestehen der Daran können sich Eurasburger Ortsgruppe wurde beschlossen, 30 Bürger mit einer Baumpatenschaft Bäume im Gemeindegebiet zu oder einem Geschenkbaum be- pflanzen. Dazu wurde das Gene- teiligen. rationenprojekt „Mein Freund, der So wird jeder neu gepflanzte Baum Baum“ ins Leben gerufen. zu einem individuellen und nach- haltigen Teil der Eurasburger Flora. Der Spender erhält eine Urkunde und auf Wunsch wird ein Namenschild am Baum ange- bracht. Schon in den ersten Wochen wurde die Hälfte der angestrebten 30 Bäume vergeben. Je nach Standort werden entweder Obstbäume oder andere, für Vögel und Insekten wertvolle Bäume aus- gewählt und von der Ortsgruppe im Frühjahr eingepflanzt. Einpflanzen von Obstbäumen am Ortsrand Freienried Ilona Schätzle

Ausgrasen der Ausgleichsflächen

13 Ortsgruppe Eurasburg

Neuwahlen im Herbst 2014

Lore Wolff wollte nach 23 Jahren Der 2. Vorsitzende Helmut Reindl Tätigkeit als 1.Vorsitzende der und der Kassenwart Hans Stangel- Bund-Naturschutzgruppe Euras- meier wurden in ihren Ämtern burg nicht mehr bei den Vor- bestätigt. standswahlen antreten. So wurde Die Ortsgruppe bedankte sich bei ein(e) neue(r) Kandidat(in) ge- Lore Wolff für ihren langjährigen sucht. Nahezu einstimmig fiel die unermüdlichen Einsatz mit einem Wahl auf Ilona Schätzle. Präsent.

BN-Ausflugswochenende ins Murnauer Moos

An einem Samstag im Juni trafen das gesamte Spektrum an sich Mitglieder der Ortsgruppe typischen Moorbiotopen. Eurasburg am Eingang zum Mit über 1000 Arten an Blüten- Murnauer Moos. pflanzen, Farnen und Moosen Das Murnauer Moos ist mit seinen kommt etwa ein Drittel der in angrenzenden Mooren das größte Bayern heimischen Flora vor. und bedeutenste Alpenrandmoor Die Zahl der Tierarten wird auf Mitteleuropas. Es repräsentiert fast 4000 geschätzt.

Die Ortsgruppe Eurasburg am Eingang zum Murnauer Moor

14 Unter der fachkundigen Führung Übernachtet wurde dann in einem von Stephan Bergmeister, einem „Heuhotel“ in Unterammergau, für ansässigen Kenner des Moores, viele ein ganz neues Erlebnis. wanderte die Gruppe mehrere Nach einer sonnigen Wanderung Stunden durch dieses einzigartige auf das Hörnle am nächsten Tag Moor mit seinen Streuobst- und waren sich alle einig, dass es ein Nasswiesen. wunderschönes und lehrreiches Nach einer kräftigen Mahlzeit im Wochenende war. idyllischen Biergarten des Cafe Ähndl am Rande des Moores Ilona Schätzle machte sich die Gruppe zu einer weiteren Begehung auf und erkundete auf eigene Faust das angrenzende Hochmoor „Langer Filz“.

Stephan Bergmeister zeigt der Eurasburger Wandergruppe die Besonderheiten des Murnauer Mooses

15 Kindergruppe Kissing

Bereits seit einigen Jahren bietet Unter der Leitung von Gabriele die Ortsgruppe Kissing eine Kin- Heinze erlebten die Kinder eine dergruppe an, die von der Dipl.- spannende Zeit im Wald – zu jeder Biologin Gabriele Heinze geleitet Jahreszeit und bei jedem Wetter! wird. Unter dem Motto „Der Natur Da Frau Heinze ab Februar 2016 auf der Spur“ erforschten auch ein Sabbatical macht, gibt es für 2015/2016 die Kinder wieder ein- 2016/2017 leider keine Kinder- mal im Monat die Natur: Wald, gruppe in Kissing. Wiese und Teich. Petra Hofberger Foto: Gabriele Heinze

Die Kinder verabschieden sich von Gabriele Heinze

16 Ortsgruppe Lechrain: Ferienprogramm Unter dem Motto „ Auf den Spuren Die Kinder lernten auch, warum der Tiere in den Lechauen“ trafen Vögel eigentlich fliegen können sich im Ferienprogramm der BN und wie man Spuren liest. Danach Ortsgruppe Lechrain elf Kinder konnten die Forscher auf der Seil- zwischen sechs und zwölf Jahren winden-Seilbahn fliegen wie ein an den Sander Seen, um zu „for- Vogel. Zuvor durften sie mit dem schen“. Begleitet von zwei jugend- Bulldogg-Anhänger vom Land- lichen Helfern und 4 Erwachsenen schaftsschutzgebiet zum „Einsatz- wurde durch das Dickicht ge- ort“ anreisen. pirscht, leise durch die Biberrut- schen geschlichen und dem Ge- Aichacher Nachrichten 27.08.2015 sang der Bachstelze gelauscht.

Auf dem Weg zum Abenteuer „Ferienprogramm“ Foto: Franz X.Leopold

17 Ortsgruppe Merching

Nach der Krötenbetreuung in Im Rahmen des Ferienprogramms Hofhegnenberg im Frühjahr 2015 der Gemeinde boten wir diesmal fand der nächste wichtige Pro- einen Besuch des Naturmuseums grammpunkt der OG Merching in Königsbrunn, anschließend die wieder im August statt: Besichtigung des Fischlehrteichs und Spaß am Lechstaubecken an. Mit 11 Kindern hatte sich die Teil- nehmerzahl vom Vorjahr erfreu- licherweise mehr als verdoppelt.

Geschafft! Der Krötenzaun in Auf dem Weg ins Naturmuseum Königs- Hofhegnenberg ist aufgebaut. brunn

Das Naturmuseum in Königsbrunn bringt den Kindern die Ökologie der Lechauen näher

18 Unsere neue Vorsitzende, die Der Höhepunkt war dann ein Naturpädagogin Martina Flör- abschließendes Basteln von chinger übernahm die Leitung der Papier-Schmetterlingen, die die Exkursion. Im Naturmuseum wurde Kinder als Andenken mitnehmen dann die Betreuung durch zwei durften. Der Ausflug wurde mit Museumsdamen verstärkt, die im einem Abstecher zur Hütte des überaus kindgerecht gestalteten Fischereivereins fortgesetzt, wo es Museum die interessante Er- u.a. im Lehrfischbecken lebendige kundung der Lechuferexponate Fische (darunter meterlange Störe) vermittelten. zu besichtigen gab.

Die Kinder basteln Papierschmetterlinge

Eine Teilnehmerin präsentiert stolz ihren gebastelten Schmetterling

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Besuch beim Fischereiverein

Abschließend ging es ans Lech- Nachdem alle Kinder heil und staubeckenufer, wo zur Gaudi aller gesund und munter wieder daheim ein großer Baumstamm ins Wasser ankamen, hoffen wir damit den transportiert und platschend zum TeilnehmerInnen Anregungen zum Schwimmen gebracht wurde. künftigen Naturschutz vermittelt zu haben.

Franz Hottenroth

Gemeinsam wird ein Baumstamm ins Wasser gehieft

20 Baum des Jahres 2015 im Wittelsbacher Land

Im Wittelsbacher Land wurde letz- Jahren einen Blitzschlag über- tes Jahr der Baum des Jahres ge- stehen, auch einige Äste wurden sucht. Unter den Bewerbern aus im Laufe der Jahre entfernt. 22 Bäumen fiel die Wahl auf eine Aber sie hat dies gut überstanden noch recht „jugendliche“ Eiche und ist natürlich die Heimat vieler aus Hochdorf in der Gemeinde Insekten und Vögel. So sind u.a. Merching. Buntspechte und auch ein Grün- Sie steht auf dem Anwesen der specht immer wieder anzutreffen. Familie Friedl und ist genau 140 Jahre alt. Frau Friedl erzählte, Wir sind der Familie Friedl dank- dass der Vater ihres 90-jährigen bar, dass sie die Eiche trotz des Mannes im Jahre 1876 als 10- nicht unbeträchtlichen Aufwandes jähriger Bub mit geholfen hat, die auf Grund der unmittelbaren Nähe Eiche zu pflanzen. zum Wohnhaus pflegt (man denke Mittlerweile ist diese stattliche Ei- nur an das viele Laub im Herbst), che ca. 30 Meter hoch und hat um sie auch zumindest für die einen Stammumfang von 5,40 Me- nächste Generation zu erhalten. tern. Leider musste sie vor ca. 20 Astrid Richter

Die 140 Jahre alte Eiche auf dem Anwesen der Familie Friedl wurde Baum des Jahres 2015

21 Ortsgruppe Pöttmes Pflege der Lindenallee zum Gumppenberg

Aus Dankbarkeit und zur Erinne- Die Aktionsgemeinschaft hatte sich rung an die Rettung des Gump- mit Einstellung der Planungen zur penbergs durch die Aktionsge- Hausmülldeponie Ende 1990 auf- meinschaft „Rettet den Gumppen- gelöst und die Ortsgruppe Pöttmes berg“ unterstützt durch die Bund im Bund Naturschutz e.V. seither Naturschutz Ortsgruppe Pöttmes die Aufgabe der Alleepflege über- vor einer drohenden Hausmüllde- nommen. Daher wurde auch dieses ponie findet eine alljährliche Pflege Jahr wieder eine große Rechenak- des Alleestreifens rechts und links tion durchgeführt. zur Auffahrt zum Gumppenberg statt. Die Alleebäume, insgesamt Anschließend gab es im Hof von 52 Stück und fast ausschließlich Ute und Helmut Schenke eine def- Sommerlinden, gepflanzt vor 24 tige Brotzeit, die heuer wieder von Jahren, haben sich prächtig entwi- der Hofmetzgerei Ottillinger gestif- ckelt und bedürfen alljährlicher tet wurde. Pflegemaßnahmen. Ernst Haile

Heurechen am Gumppenberg

22 BN Kindergruppe Pöttmes

Februartreffen im Seeanger Kindergruppe besucht im März Krankheitsbedingt traf sich die die Klötzchenbaustelle Kindergruppe am letzten Samstag Am letzten Samstag im März tra- im Februar im kleinen Kreis. fen sich die „neugierigen Kaul- Insgesamt waren 7 Kinder im quappen“ im Sportheim des SV Seeanger dabei. Als erstes wurde Echsheim im Rahmen der Klötz- gemeinsam die Schafherde der chenbaustelle. Gemeinsam wur- Familie Soòs-Schupfner auf die den aus den zahlreich vorhande- Weide getrieben. Dort hatten die nen Klötzchen Türme und Brücken Kinder die Möglichkeit ein kleines gebaut. Dabei wurde in Einzel- Schnucken-Milchlamm mit der Babyflasche zu füttern. Die Kinder, und Gruppenarbeit gearbeitet und aber auch die teilnehmenden konstruiert. Am Ende hatten die Mamas waren sichtlich begeistert, Kinder großen Spaß ihre Bauwer- vor allem weil das kleine Lämm- ke einstürzen zu lassen. chen nach dem Füttern gar nicht mehr von unserer Seite wich.

Birkenallee im Seeanger

Als Nächstes widmeten sich die Kinder der Birkenallee im See- anger. Die Kinder hörten inter- essiert zu und erfuhren z.B., dass die Birke als Baum des Lebens, der Liebe und des Lichts gilt und warum sie einen weißen Stamm hat. Abschlussaufgabe war es beim Spaziergang alle Birken der Allee zu zählen. Wer wissen Der Klötzchenturm möchte, wie viele es sind, ein Spaziergang lohnt sich!

23 Im April ging's für die Kinder Boote aus Naturmaterialien im hoch hinaus Mai Auf der Streuobstwiese der Familie Im Mai bauten die Kinder kleine Soós-Schupfner gibt es so man- Boote aus verschiedensten Mate- chen Baum, auf dem die Kinder rialien. Vor dem Bauen mussten super klettern können. Vor allem wir im Wald erst mal unsere Bau- die kleine Birke war sehr beliebt. materialien zusammensuchen. Im Anschließend bastelte jedes Kind Wald angekommen, wurde alles aus verschiedensten Naturmateria- Mögliche gesammelt, was für ein lien und Ton seine eigene Wiesen- Boot benötigt werden konnte z.B. fee oder einen Waldgeist. Leider fing es eine Stunde vor Ende zu Fichtenzapfen, Rindenstücke und regnen an. Aber das störte die Stöcke. Zurück am Hof wurde flei- Gruppe gar nicht, sicher vor dem ßig gearbeitet: Es wurden Stöcke Regen saßen alle zusammen und gesägt, Segel aus mitgebrachten lauschten einer Geschichte, die Reststoffen ausgeschnitten, es vorgelesen wurde. wurde gehämmert, geklebt und

Klettern auf der Streuobstwiese

24 vieles mehr. Am Ende musste je- Muster geschnitzt. Im Anschluss des Boot durch den „Schwimm- wurde der Stockbrotteig um den test“. Leider bestanden nicht alle oberen Teil der Stöcke gewickelt diesen Test, aber alle sahen super und über das Lagerfeuer gehalten. aus. Allen hat es gut geschmeckt und zum Schluss gab es noch eine kleine Foto-Diashow der letzten Treffen von März 2014 – Mai 2015.

Ausflug zum Haus im Moos Am Samstag, den 25.07.2015 be- suchte die Kindergruppe gemein- sam mit Eltern und Geschwistern das Haus im Moos in Kleinhohen- ried. Als Erstes wurde im Museum die Kartoffelausstellung besichtigt.

Anhand von alten Aufnahmen und

Maschinen wurde dort erklärt, wie die Donaumoos-Bauern früher ihre Kartoffeln ernteten.

Die Kinder präsentieren ihre selbst Anschließend ging es nach drau- gebastelten Boote ßen: Als „lange Schlange“ schlän- Stockbrotbacken am Lagerfeuer gelte sich die Gruppe durch den im Juli Weidentunnel. Die Kinder hatten Nachdem am letzten Samstag im dabei einen riesen Spaß, für die Juni das Wetter nicht so richtig Erwachsenen war es etwas müh- mitspielte, traf sich die Kinder- samer, sie mussten sich „klein“ gruppe am 11.07.2015 gemeinsam machen. mit Eltern und Geschwistern am Nächste Station waren die alten Jugendtreff Pöttmes. Bei schöns- Mooshäuser im Freilichtmuseum. tem Sonnenschein und warmen Interessant war zu sehen, wie die Temperaturen wurde dort gemein- Menschen damals im Donaumoos sam Stockbrot gebacken. Zualler- lebten und arbeiteten. So ganz an- erst mussten jedoch die Stöcke ders als heute: Ohne Strom und dafür geschnitzt werden. Unter fließendes Wasser, die Kinder Mithilfe der Eltern arbeiteten die mussten sich ein Zimmer teilen Kinder ganz eifrig mit dem und zur Schule immer zu Fuß lau- Schnitzmesser an den vorbereite- fen, egal bei welchem Wetter. Be- ten Haselnussästen. Dabei wurde sonders erstaunt war die Gruppe, in so manchen Stock sogar ein als sie erfuhren, dass im Kanal-

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Ausflug zum Haus im Moos

haus eine Korbflechter Familie in Basteln mit Naturmaterialien im nur einem Raum zusammen lebte. Oktober Auf der Wisent-Beobachtungs- Nach einer langen Sommerpause brücke hatte die Gruppe leider kein gab es endlich wieder ein Treffen Glück. Die Tiere hielten sich zu der Kindergruppe. diesem Zeitpunkt gerade auf einer Schönstes Herbstwetter erwartete die Kinder am letzten Samstag im Weide weit vom Aussichtspunkt Oktober. Bei angenehmen 20° entfernt auf. So konnten die Wi- konnten die Kinder draußen vor sente nur auf verschiedenen Fotos dem Jugendtreff bastelten: Es bestaunt werden. wurden mit getrockneten Blättern und dem selbstgemachten Mehl- Der Ausflug endete auf der Bio- kleber wunderschöne Herbstkunst- topbrücke, dort hätte die Gruppe werke geklebt. Als Aufgabe sollten die Frösche hören können, wäre die Kinder verschiedene Tiere der Wind nicht so stark gewesen. formen. So entstanden z.B. eine Fledermaus, ein Fisch, ein

Schmetterling und vieles mehr.

26 Nach dem Basteln wurden bei Nach der anstrengenden Abstim- einem kleinen Spaziergang die mung genossen die Kinder zum Blätter der Bäume genauer Abschluss noch die Sonne und die betrachtet und bestimmt. milden Temperaturen bei einem Als gemeinschaftlicher Abschluss kurzen Spaziergang. wurde von allen Kindern eine Blätterspirale gelegt.

Die Kinder legen eine Blätterspirale

Letztes Treffen im Dezember Im Dezember trafen sich die Kin- der zu einer kleinen Weihnachts- feier wieder im Jugendtreff. Bei Kinderpunsch und selbstgebacke- nen Waffeln feierten wir einen ge- Die Gruppe hat einen neuen Namen: mütlichen Jahresabschluss, lasen „Die neugierigen Biber“ dabei kleine Adventsgeschichten und sprachen über den Bund Na- Janine Baumer turschutz mit seinen Aufgaben und Zielen.

Anschließend überlegten sich die Kinder einen neuen Namen für die Gruppe. Viele Vorschläge und Ab- stimmungen später fand sich dann auch ein Name, der allen gut ge- fiel: Die BN-Kindergruppe Pöttmes heißt ab 2016 „Neugierige Biber“.

27 Mitmachaktion: In die Schule GEH´ ich gern

Wie schon in den letzten Jahren haben auch im Oktober 2015 wieder meh- rere Grundschulen im Landkreis an der BN-Mitmach-Aktion „In die Schule GEH´ ich gern“ teilgenommen.

Ziel ist es die Kinder zu motivieren, den Schulweg zu Fuß zurückzulegen: . für mehr Freude auf dem Schulweg . für mehr Sicherheit durch weniger Autoverkehr . für aktiven Klimaschutz in der Gemeinde Die Eltern wurden im Vorfeld ausführlich über das Anliegen der Aktion in- formiert.

Kinder der Ludwig-Steub-Grundschule beim täglichen Stempeln. Stempel und Stempelkissen stellt der BN den teilnehmenden Schulen zur Verfügung.

28 Die meisten Gemeinden kennen ja auf einem Plakat ein Blatt stem- das Problem, dass am Morgen und peln, so dass der zu Beginn kahle mittags rings um die Schule der Baum jeden Morgen mehr bunte Bring- und Holverkehr und die Blätter bekam. überall parkenden Autos die Situa- Auch die Lehrer durften stempeln, tion für die Schüler unübersichtlich wenn sie zu Fuß oder mit dem und gefährlich machen. Fahrrad kamen. Die Kinder freuten Jedes Kind, das zu Fuß zur Schule sich über jedes Blatt – täglich wur- oder zur Bushaltestelle kam, durfte de das Laub dichter!

Petra Hofberger Fotos: Ludwig-Steub-Grundschule

Stolz präsentieren die Kinder ihren bunten Baum

29 40 Jahre Kreisgruppe Aichach-Friedberg Grüner bunter Abend

Die Mehlprimeln und der Bund Na- Wie Aesop verseln sie übers ras- turschutz (BN) passen gut zu- sistische Tierreich, wo jeder jeden sammen, hatten sich die Verant- frisst und stellen am Ende ironisch wortlichen der BN-Kreisgruppe ge- fest: „Der Mensch nur ist human, dacht und die Panitz-Brüder für ihr so steht‘s im Schöpfungsplan.“ 40-jähriges Gründungsjubiläum Die Folgen der globalen Erder- verpflichtet. Die Zeit der scharfen wärmung personalisieren sie „am Rebellen-Texte in ihren Liedern letzten Eisbär - zumindest hier im und Gedichten scheint zwar für Eismeer“ und lassen die untätigen Reiner und Dietmar Panitz vorbei Mächtigen stammeln - „Merkel und zu sein, dennoch bleibt ihre Art der Obama: welch ein Drama“. Reiner Unterhaltung modern. Nicht mehr schwadroniert über den Hitze- mit dem Schwert, sondern leicht- sommer 2015: „Ich hatte Angst, füßig- elegant mit dem Florett wer- dass dem normalen Mitteleuropäer fen sie lässig feine Spitzen gegen das Hirn unter der Schädeldecke Establishment, Finanzwelt und ge- verdampft.“ Mit der Vergreisung gen Auswüchse der Gesellschaft. der Gesellschaft packen die Alten Geradezu liebevoll umhegen sie den Fitness-Wahn aus: „Alt ist ein wort- und sinnreich in der Chris- Mensch, der sich jeden Tag fit hält; toph‘schen Pflanzhalle in Wei- jung ist, wer mit dem Alter nicht chenberg aktuelle Missstände. mehr mithält.“

Reiner und Dietmar Panitz passen gut zum BN

30 Selbst wenn die Panitzbrüder mit Jahre wider. Und siehe da: Flücht- Worten ätzen, klingen sie spöt- lingsproblematik, Krieg in Nahost, tisch-versöhnlich: „Wir betonieren Flucht aus Afrika wegen Völker- in Bayern täglich 18 Hektar Land mord - alles schon mal dagewesen zu, das sind 25 Fußballfelder. Für und längst zu derbem, bayeri- Menschen, die aus dem Urlaub zu- schem Humor verreimt. rückkommen, gibt es künftig Füh- rungen, damit sie sich in ihrer Heimat wieder zurechtfinden.“ Reiner und Dietmar versprechen den Fußballfans: „Für die WM in Katar revanchieren wir uns mit ei- ner Winter-WM auf der Zugspitze!“

Am Rednerpult verkörperte und entlarvte Stephan Kreppold den Abgeordneten der staatstragenden Partei

Hohem Besuch der staatstragen- den Partei galt es ebenfalls zu lau- schen. Stephan Kreppold war in die Figur geschlüpft, und drosch eben jene Phrasen, die jedem all- zu oft zu Ohren kommen. Nur nannte Kreppold Ross und Reiter, verteidigte TTIP, brach Lanzen für die Agrarherrscher Kali + Salz, Monsanto und Syngenta. Am Ende seiner Rede hatte er die Partei derart entlarvt, dass so mancher Kurt Heine erzählt, was dieser Maßkrug mit Lacher schlicht stecken blieb - bis seinen Gstanzln zu tun hat. die Mehlprimeln wieder musizier- ten. Am Ende stellten die 300 Gäs- Kurt Heine ist nicht nur Geschäfts- te übereinstimmend fest: Die BN- führer der Jugendorganisation des Kreisgruppe hat sich mit einem BN (JBN), er ist vor allem durch abwechslungsreichen, selber mit- seine Gstanzln im Radio bekannt. gestalteten Programm reich be- So gab es in Weichenberger BN- schenkt. BN und Mehlprimeln pas- Geburtstagskabarett fast keine sen gut zusammen. Pause. Heines Verse spiegelten Martin Golling das Weltgeschehen der letzten 20

31 40 Jahre KG Aichach-Friedberg Ehrung der langjährigen Mitglieder

Bei der Feier ihres 40. Gründungs- Stephan Kreppold und Doris Ger- jubiläums zeichnete die Kreisgrup- lach konnten zudem die Urkunden pe des Bund Naturschutz jene Mit- an 21 Privatpersonen überreichen. Es sind dies aus Mering Sabine glieder aus, die von Anfang an da- Kaiserswerth, Paul Hargesheimer, bei waren. Unter den Kommunen Christlinde Bötticher, Dörte und im Landkreis sind dies: die Stadt Bernhard Jaud, Wolfgang Donner, Friedberg, die Märkte Aindling und aus Friedberg Dr. Werner Harke Inchenhofen, die Verwaltungsge- Wolfgang Meyr und Hans Engel, meinschaft Mering, die Gemeinden aus Reinhold Emmer- Hollenbach, Petersdorf, Dasing ling, aus Kühbach Dr. Gerhard Hofmann und Rudolf Aidlsburger, und Sielenbach. Ernst Haile dank- aus Aindling Karl Christoph, aus te ihnen als erster Vorsitzender der Aichach Nicole Pauly, aus Kissing Kreisgruppe. Als Verein findet sich Peter und Rosemarie Claus und seit 40 Jahren der Touristenverein Barbara Ehnle, aus Baar Dr. Theo Naturfreunde Lechhausen in den Weichenberger, aus Listen der BN-Kreisgruppe. Doch Jens Rauschmayer und aus Reinhard Bugany. Ernst Haile und seine Stellvertreter

Der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe, Ernst Haile (rechts), rahmt zusammen mit seinen Stellver- tretern Stephan Kreppold (links) und Doris Gerlach die Jubilare ein: Für den Markt Inchenhofen Karl Metzger, für Hollenbach Theresia Isele-Juraske, der Vertreter der Veraltungsgemeinschaft Mering, die BN-Jubelmitglieder Nicole Pauly (Aichach -Klingen), Karl Christoph (Aindling- Weichenberg) und Peter und Rosi Claus aus Kissing.

32 Eine ganz besondere Ehrung hatte Völlig überrascht und sichtlich ge- sich die derzeitige Vorstandschaft rührt nahm das Pöttmeser Natur- der BN-Kreisgruppe für ihren schutz Urgestein diese Auszeich- langjährigen ersten Vorsitzenden nung entgegen. Helmut Schenke ausgedacht: Sie ernannte ihn zum Ehren- Martin Golling vorsitzenden der BN-Kreisgruppe.

Hubert Weiger (Mitte) überreicht als Bundes- und Landesvorsitzender des Bund Naturschutz die Urkunde an Helmut Schenke (links), die den Pötmeser zum Ehrenvorsitzenden der Kreisgruppe Aichach-Friedberg ernennt. Der Kreisvorsitzende Ernst Haile spricht die Worte dazu.

33 Bund Naturschutz hat sich Respekt verschafft

Geburtstagsfeier: Die Kreisgruppe bekommt zum 40. Geburtstag viel Lob – nicht nur vom Ober-Naturschützer Weiger

Bericht von Johann Eibl in den Aichacher Nachrichten vom 21.09.2015

Man könnte ihn den obersten Na- schehen hinaus: „Wir müssen die- turschützer Deutschlands nennen: sen Prozess der gnadenlosen Hubert Weiger, der vor vier Jahr- Ausbeutung der weltweiten Res- zehnten den Bund Naturschutz sourcen beenden.“ Ferner pran- mitgründete. Auch heute noch ist gerte er Gütertransport kreuz und er mit großem Engagement bei der quer durch Europa an. Mit Bezug Sache. Das konnte man gestern auf die Debatte über Windräder erleben, als er zum 40-jährigen forderte Weiger: „Bitte beendet Bestehen der Kreisgruppe diese unselige 10H-Regelung. Wir Aichach-Friedberg in Weichenberg brauchen eine übergeordnete Pla- (Aindling) gratulierte. In seiner 40- nung.“ minütigen Festrede gab er sich Wiederholt bedachten die Gäste gewohnt kämpferisch. seine Worte mit Beifall. Den Flä- Auf dem Gelände der Baumschule chenverbrauch bezeichnete er als Christoph fand der Jubilar ein pas- größtes Problem: „Es muss ein sendes Ambiente mit viel Grün vor. Ende des Straßenbaus in unserem Weiger fand deutliche Formulie- Land geben. Beendet den Wahn- rungen: „Wir sind alle verantwort- sinn der Einkaufszentren auf der lich.“ Die Gründung der Kreis- und grünen Wiese. Beenden wir den Ortsgruppen sei deshalb sehr Krieg gegen die Natur.“ Auch das wertvoll gewesen, weil so viele Thema TTIP sparte der Gast nicht Mitstreiter gewonnen wurden. Ei- aus: „Wir wollen keinen amerikani- ner seiner markantesten Sätze lau- schen Genfraß auf den Tellern ha- tete: „Ihre Kinder und Enkel wer- ben.“ den Sie nicht an dem messen, was Ernst Haile, Vorsitzender der Sie an Geld hinterlassen, sondern Kreisgruppe, rief eingangs die Mit- an Lebensqualität und Lebenssi- glieder dazu auf, in ihrem Enga- cherung.“ gement nicht nachzulassen: „Wir Weiger hielt ein eindeutiges Plä- brauchen stetigen Druck und steti- doyer für den Biber, dem man links ge Aktivität: Leute, geht’s auf die und rechts von den Gewässern Demos, unterschreibt auf den Lis- Flächen geben müsse: „Der Arten- ten.“ In den vergangenen Jahren reichtum wächst beinahe um den habe man im Landkreis positive Faktor zehn durch die Tätigkeit Themen umgesetzt. Haile nannte des Bibers.“ Dann blickte der Red- die Kissinger Heide, das Ecknach- ner weit über das regionale Ge- tal, die Rettung des Roßmoos’ in

34 Inchenhofen und des Gumppen- Metzger sprach ferner von einer bergs in Pöttmes. Unter den über „unglaublich guten Arbeit des Bund 100 Zuhörern befand sich auch ei- Naturschutz“. ne Reihe von Bürgermeistern. Wie Peter Tomaschko ausführte, „Ich bemühe mich, all das zu ver- hat diese Organisation im Land- stehen, was mir meine hochkom- kreis 2493 Mitglieder, in der Orts- petenten Damen und Herren in der gruppe rund 250. Der CSU- Unteren Naturschutzbehörde er- Landtagsabgeordnete, der die klären“, sagte Landrat Klaus Metz- Kreisführung in den Landtag ein- ger. Er betonte: „Natur- und Um- lud, sagte: „Ein Erfolgsrezept ist, weltschutz ist eine Aufgabe, von dass Sie die Probleme klar und der sich niemand verabschieden deutlich ansprechen.“ kann.“ Man habe im Landkreis ei- nen Ausschuss für Umwelt, Klima und Energie gegründet.

Hubert Weiger (rechts) gratuliert der Kreisgruppe Bund Naturschutz zum 40-jährigen Bestehen. Mitte: Ernst Haile (Kreisvorsitzender). Links: Thomas Frey (Regionalbeauftragter für Schwaben). Foto: Johann Eibl

35 Keine Autobahn durch die Lechauen

Seit vielen Monaten geht ein Ge- Deshalb horchten viele Bürger auf spenst um östlich von Augsburg. als sich im letzten Frühjahr eine Es heißt „Osttangente“ und er- Reihe lokaler Politiker zusammen- regt die Gemüter der Menschen getan hatten, um für das Projekt zwischen Königsbrunn und Fried- „Osttangente“ zu werben. Die Ost- berg. Was ist passiert? Die bayeri- tangente ist eine vierspurige, auto- sche Landesregierung, unter Fe- bahnähnliche Bundesstraße, die derführung des staatlichen Bauam- von der B17 bei Oberottmarshau- tes in Augsburg, hat eine Reihe sen und Königsbrunn bis zur A8 von Projekten für den „Bundesver- bei Derching und Friedberg führen kehrswegeplan 2015 (BVWP soll. Erklärtes Ziel ist es, den über- 2015)“ angemeldet. Dieser Plan regionalen Verkehr zu bündeln und beinhaltet alle Verkehrsprojekte, auf dieser Trasse zu konzentrie- die vom Bund in den nächsten 15 ren. Daneben verfolgen Bauamt Jahren umgesetzt werden sollen. und Politiker erklärtermaßen weite- Mit der Aufnahme eines Projektes re Ziele mit diesem Vorhaben: Es in diesen Plan ist zwar noch kein soll für Kissing eine Ortsumfahrung Baurecht geschaffen, sie stellt geschaffen werden, für Friedberg aber eine wichtige Weichenstel- eine Entlastung der B300 erfolgen, lung für das Projekt dar und die Gewerbe und Industrie sollen ent- Behörden dürfen mit der Planung lang der Straßen angesiedelt wer- beginnen. den und insgesamt sollen beste- hende Straßen wie die B2 und die B17 entlastet werden. Außerdem wird argumentiert, dass der Ver- kehr ständig wächst und deshalb Straßen erweitert bzw. neu gebaut werden müssen. Die Veröffentli- chung des BVWP 2015 sollte be- reits letzten Herbst erfolgen. Of- fenbar gibt es aber noch erhebli- chen Klärungsbedarf, so dass die- ser Termin immer wieder verscho- ben wurde. Zur Zeit ist der 14. März 2016 im Gespräch. Danach wird es sechs Wochen lang die Möglichkeit für die Bürger geben, sich zu äußern. Anschließend wird der Plan neu bewertet, im Bundes- kabinett verabschiedet und dem Bundestag zur Entscheidung vor- Der Verlauf der vierspurigen „Osttangente“ gelegt.

36 Durch die Osttangente würde qua- Dabei führt sie nur wenige Meter si ein Autobahnring östlich von an wichtigen Naturschutzgebieten Augsburg entstehen, der große wie Kissinger Heide und Kissinger Verkehrsströme auf der Ost-West- Bahngruben vorbei. Die Nachteile Achse zwischen Lindauer Auto- dieses Wahnsinnsprojektes sind bahn (A96) und Stuttgarter Auto- offensichtlich: bahn (A8) sowie Richtung In- Wichtige Naturschutzgebiete wä- golstadt über die Osttangente lei- ren gefährdet, der geplante Bio- ten würde. Der Verlauf der Osttan- topverbund entlang des Lech wäre gente führt durch sehr sensible nicht mehr umsetzbar, der Naher- Gebiete. Südlich von Königsbrunn holungsraum am Lech würde mas- quert sie ein großes Wasser- siv beeinträchtigt, die Trinkwasser- schutzgebiet, das Augsburg und versorgung wäre gefährdet, eine die Region mit Trinkwasser ver- große Zahl von Bauern würde ihre sorgt. Weiterhin würde sie mitten Ländereien und damit ihre Exis- durch eine Streusiedlung mit Bau- tenzgrundlage verlieren, die Regi- ernhöfen und Reiterhöfen führen. on würde durch Großgewerbe- und Insgesamt ist dieses Gebiet unver- Industrieansiedlungen massiv an zichtbar für die Naherholung der Lebensqualität verlieren, die Stra- Königsbrunner. In ihrem weiteren ße würde erheblich mehr Verkehr Verlauf quert die Osttangente dann als bisher durch unsere Region lei- entlang des Naturschutzgebietes ten mit allen Nachteilen und es Augsburger Stadtwald den Lech würden mindestens ca. 200 ha bei der Staustufe 23 Richtung Me- Boden versiegelt werden. ring und führt dann an Mering, Kis sing und Friedberg vorbei nach Derching auf die A8.

Der stellvertretende BN-Vorsitzende Stephan-Kreppold (mit Schild) bei der Demo vor dem Kissinger Rathaus, weiter links Erich Schuster von der AG Lechleite

37 Aus diesen Gründen hat die BN Sprecher des Bündnisses sind Kreisgruppe Aichach-Friedberg im Wolfhard von Thienen (Biologe Mai 2015 eine Reihe von Organi- aus Mering) sowie Stephan sationen nach Kissing eingeladen Kreppold (Landwirt aus Aichach). mit dem Ziel sich zu einem ge- Kontaktaufnahme über unsere In- meinsamen Bündnis zusammen- ternetseite: zuschließen. Entstanden ist das www.keine-osttangente.de oder „Aktionsbündnis Keine Osttan- [email protected]. gente (A-KO)“ um den Wider- Wie können Sie uns unterstützen? stand in der Region gegen die Ost- Machen Sie mit bei unseren Aktio- tangente zu organisieren und zu nen, die über die Presse bzw. un- bündeln. Mitglieder sind AG Lech- sere Homepage und über Face- leite, Bund Naturschutz, Bürgerini- book sowie in den Infobriefen des ative Keine Autobahn Königs- BUND angekündigt werden. brunn, Bündnis 90/Grüne, Klima- Nehmen Sie Kontakt mit Politikern schutz Merching, Lechallianz, ÖDP vor Ort auf und sagen Sie ihnen, und die Unabhängigen. Es wurden was sie von dem Projekt halten. insgesamt mehr als 10.000 Unter- Machen Sie Einwände gegen das schriften gegen das Projekt ge- Projekt geltend, sobald die Bürger- sammelt. Sobald der BVWP 2015 beteiligungsphase beginnt. Sie veröffentlicht ist, werden diese Un- können dies schriftlich oder per In- terschriften an den Bundesver- ternet tun. Wir werden hierzu kehrsminister und den Verkehrs- rechtzeitig Handlungsempfehlun- ausschuss des Bundestages über- gen geben. Führen Sie Protestak- geben und entsprechende weitere tionen an Ihrem Wohnort durch, Protestaktionen durchgeführt. wir helfen Ihnen gerne dabei.

Wolfhard von Thienen

Eine Menschenkette stellt die Breite der geplanten 4spurigen „Osttangente“ dar.

38 Ein langer Weg: „Der Klimagipfel in Paris 2015“

Eine lange Reihe von internationalen Umwelt-, Natur- und Klimaab- Abkommen pflastern den Weg zu kommen vereinbart. einem bewussten und verbindlichen Wiederum erst im Jahr 1997 im Umwelt- und Klimaschutz. Waren es japanischen Kyoto beschlossen insge- in der ersten Hälfte des 20ten samt 158 Staaten mit dem sogenann- Jahrhunderts eher wirtschaftliche ten „Kyoto-Protokoll“ umfassende Gründe um die Übernutzung inter- Regelungen zur Reduzierung soge- nationaler Natur-Ressourcen wie z.B. nannter Treibhausgas–Emissionen. den Wal- und Fischfang zu regle- Von den 158 Staaten mussten erst mentieren, zeichnete sich die zweite noch 55 Staaten, die wiederum für Hälfte des vorigen Jahrhunderts dann 55% der Kohlenstoffdioxid-Emis- durch die sich verstärkende Zunahme sionen aus dem Jahr 1990 verant- klimawirksamer Umweltverschmut- wortlich sind, in den nationalen zung durch die Verbrennung von Öl, Parlamenten dem Abkommen zu- Gas und Kohle aus. Hinzu kam die stimmen. massive und unkontrollierte Emission giftiger Industriegase und Abwässern. Erst ab 2004 und mit der Ratifizierung durch Russland trat das Kyoto- Erst im Jahr 1985 in Wien beschloss Protokoll als international bindendes die Staatengemeinschaft der Welt die Klimaschutzabkommen in Kraft. In Emission von ozonschädlichen Sub- der ersten Verpflichtungsperiode des stanzen und Gasen zu untersagen. Für Kyoto-Protokolls bis 2012 wurden die die Überwachung dieser Resolution festgelegten Klimaziele von den sind die Vereinten Nationen (UN) Unterzeichnerstaaten im Verlauf dann zuständig. Seitdem wurden nahezu wiederum nur sehr unzureichend jährlich mehr oder weniger wirksame umgesetzt.

Die dreiköpfige BN Delegation Hubert Weiger, Antje von Broock, Richard Mergner (nicht im Bild) mit dabei im Klima-Sonderzug der Bundesregierung Berlin – Paris.

39 Mit großem Zittern nach den Misserfolgen der Klimaschutz-Kon- ferenzen 2009 in Kopenhagen und 2012 in Katar, traten 2015 insgesamt 196 Staaten in Paris zusammen. Frankreich war als einziges Gast- geberland bereit diese Konferenz auszurichten. Sie dauerte 14 Tage und am Der BN Kreisvorsitzende Ernst Haile auf 12.12.2015 wurde das Ergebnis dieser dem Weg zu den Protestaktionen 21sten Klimaschutz Conference of the Parties (kurz COP 21) bekannt Das Ergebnis ist das sogenannte Paris- gegeben. In diesen zwei aufregenden Abkommen 2015 (COP 21), das die Verhandlungswochen gaben sich über menschengemachte Klimaerwärmung 40.000 Konferenzteilnehmer die auf unserem Planeten auf durch- Klinken zu den Konferenzsälen schnittlich max. 2 Grad Celsius gegenseitig in die Hand (alleine 2.000 begrenzen soll und die Teilnehmer- Wissenschaftler, dabei überwältigend staaten dazu auffordert mit allen viele Staatschefs und/oder deren Mitteln und im selben Zeitraum den Wirtschafts- und Umweltminister Anstieg auf unter 1,5 Grad Celsius sowie Umweltverbände aller Teil- begrenzt zu halten. nehmerstaaten).

Eine von vielen dezentralen Aktionen – hier vor dem Eifelturm

40

Protestaktion der bayerischen Delegation vor dem Theater Moulin Rouge

Vor dem Hintergrund der einge- sein jedes einzelnen Menschen auf tretenen Verzögerung bis zum dieser Welt weiter zu erhöhen und Zustandekommen des Paris-Ab- international koordinierte Handlungs- kommens und dass die großen optionen anzubieten. Wirtschaftsnationen USA, Kanada, Australien und Indien dem Ab- Über internationale Kommunikations- kommen „noch“ gar nicht beigetreten netze müssen wir den Druck auf die sind, blicken die Umweltverbände nationalen Länder-Parlamente und auf weltweit zusammen mit dem Bund weltweit agierende Industriekonzerne Naturschutz Bayern e.V. sehr besorgt aus allen Zivilgesellschaften heraus in die Zukunft. Aufgrund unserer deutlich und für alle erkennbar Erfahrungen, Erkenntnissen und der erhöhen, damit die geforderten weiteren Zunahme der Klimaver- Klimaschutzziele anerkannt und die schmutzung müssen wir davon vereinbarten Klimaziele mit der ausgehen, dass der endgültige Beitritt gebotenen Beschleunigung umgesetzt der 196 Nationalstaaten zum Pariser werden. Abkommen und die Umsetzung der Zwischen den industrialisierten Ver- darin beschlossenen Maßnahmen so ursacherstaaten und den unter den nicht eingehalten und die erwünschten Klimaveränderungen leidenden Ent- Klimaziele verfehlt werden. wicklungsländern ist Klimagerechtig- Es bleibt deshalb nichts anderes übrig keit herzustellen. als das Klima- und Umweltbewusst-

41 Jeder einzelne ist gefordert an der oder müssen über länderübergrei- Erreichung der geforderten Klimaziele fende Treibhausgas-Kompensationen mitzuwirken. ausgeglichen werden! Langfristig sind die innerhalb der Nur so sichern wir eine lebenswerte eigenen Staatsgrenzen emittierten Zukunft auf unserem Planeten Erde Treibhausgase zukünftig auf der für uns, unsere Kinder und unsere eigenen Staatsfläche zu kompensieren, Kindeskinder! Ernst Haile

Friends of the Earth, Bund Naturschutz Bayern e.V. am 12.12.2015 in Paris von links: Benno Frey, Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer BN-Geschäftsstelle München, Ferdinand Frey, Ernst Haile, Vorsitzender BN-Kreisgruppe Aichach-Friedberg, Thomas Frey, BN-Regionalreferent Schwaben und Rudi Nützel, Geschäftsführer BN-Geschäftsstelle München

42 „Grünes Land – Unterwegs im Ecknachtal“ Kinofilm von Günter Heidemeier

Die BN-Kreisgruppe Aichach- Ecknachtal unterwegs. Der mit Friedberg zeigte mit Unterstützung Spannung erwartete neue Film von Cineplex Betreiber Werner fand großen Zuspruch und wurde Rusch erstmals am 13.12.2015 im Nachhinein an einer Vielzahl den Film „Grünes Land – Unter- von Sonntagen im Cineplex-Kino wegs im Ecknachtal“. Aichach gezeigt. Mit Entdecker- freude, Geduld und Akribie schildert Günter Heidemeier darin die Landschaft des Ecknachtals im Lauf der Jahreszeiten, beobachtet den oftmals überraschenden Reichtum an selten gewordenen Tieren und Pflanzen und begleitet

Menschen im Tal. Mal schweift der Blick des Betrachters aus der Luft über Wasserläufe und blühende Wiesen, mal dringt er vor in Bruthöhlen und Unterwasserver- stecke. Ein Film, der dazu beiträgt und an-

regt, die Ecknach und ihr Tal mit Die Ecknach: Sie entspringt in ei- Umsicht zu schützen und für die nem schattigen Erlensumpf bei Zukunft zu bewahren. Landmannsdorf, schlängelt sich Wer sich persönlich für das Eck- durch ein von sanften Hügeln ge- nachtal engagieren möchte, kann säumtes Wiesental, vorbei an dies im Rahmen des seit 1999 lau- schmucken Dörfern, der weithin fenden BayernNetzNatur-Projekts bekannten Wallfahrtskirche Maria tun. Gern geben auch die Projekt- Birnbaum und dem romantischen koordinatorin Hildegard Wessel Schloss Blumenthal. Nach kaum (08258-449) oder Thomas Kaeuf- 20 Kilometern Wegstrecke mündet fer von der unteren Naturschutz- die Ecknach bei Aichach in die behörde (Tel: 0825192152) Aus- Paar. kunft. Oder über die Internetseite: Mehr als zwei Jahre lang war der www.ecknachtal.info passionierte Naturfilmer Günter Ernst Haile Heidemeier, dessen Film "Die Paar" ebenfalls im Jahr 2015 im Aichacher Kino zu sehen war, im

43 „LANDRAUB“ Kinofilm von Kurt Langbein und Christian Brüser „Kaufen Sie Land, es wird keines Der Film schildert eindrucksvoll mehr gemacht.“ Dieser provokati- und grausam: Wer das Land be- ven Aufruf an die Finanz- sitzt, dem gehört die Zukunft. Denn Investoren dieser Welt folgte der seit der Finanzkrise hat das Fi- Film „LANDRAUB“, den die BN- nanzkapital die Äcker der Welt als Kreisgruppe als der besondere Geschäftsfeld entdeckt. Statt Bau- Film am Sonntag den 15.11.2015 ern bestimmen Profitinteressen im Cineplex-Kino in Aichach mit über Böden und Anbauflächen. besonderer Unterstützung von Ki- Mehr als 200 Millionen (!) Hektar nobetreiber Werner Rusch zeigen wurden seit 2008 bereits an Agrar- konnte. Investoren verkauft. Der Film LANDRAUB zeigte dem Aichacher Kinopublikum eindrucksvoll wie In- vestoren die Bauern mit dem Ver- sprechen zu mehr Wohlstand in zum Teil grausamer und unwürdi- ger Weise von ihrem angestamm- ten Land vertreiben und verskla-

ven.

Die im Anschluss an den Film ge- führte Diskussion zeigte einmal mehr die Betroffenheit aber auch den Willen, dieses menschenver- achtende Streben nach immer mehr Landbesitz durch Finanzin- vestoren zu stoppen.

Als geeignete Handlungsempfeh- lung an uns Konsumenten von landwirtschaftlichen Produkten wurde aufgerufen, so oft als mög- lich biologisch und regional er- zeugte Nahrungsmittel beim Kauf zu bevorzugen !

Ernst Haile

44 Wohin soll sich die Landwirtschaft in Bayern entwickeln?

Fragen und Thesen zur Weiterentwicklung naturverträglicher, bäuerlicher Landwirtschaft

Bäuerliche Landwirtschaft hat Zukunft, sagt nicht nur der Landwirtschafts- minister Helmut Brunner und verweist auf die Erfolge des bayerischen Weges. Auch wir im BN und der AbL z.B. sind prinzipiell von dieser These überzeugt und versuchen, dafür in Wort, Bild und Tat zu werben.

Wie zeigt sich die Realität ?

Das konventionelle landwirtschaftliche Produktionssystem ist derzeitig weitgehend standardisiert über alle Betriebs- und Stallgrößen. Geschätzte 95% der 28 Millionen Schweine in der BRD stehen mit kupierten Schwänzen auf max. 1.0 m² Vollspaltenböden, fressen gentechnisch ver- ändertes Soja und werden anteilig ähnlich medikamentiert. Im Rahmen der Konzentration in der Schlachthofstruktur kommen auch die Tiere aus vielen kleineren Stallanlagen zum Schlachten in Groß-Schlachthöfe. Von einer stressarmen Schlachtkultur ist dort nicht die Rede. Genauso verhält es sich bei Kühen und Bullen. In den meisten Fällen hat das Fleisch vom Metzger und Bauern „um die Ecke“ die „gleiche Vergangenheit“. Auch der konventionelle Feldfrucht- und Gemüsebau wird in Groß-,Mittel- und Kleinbetrieben mit denselben Pestiziden, Regulatoren und in ähn- lichem Aufwand mit Düngemitteln abgewickelt.

Auf Grund dieser weitgehend standardisierten Erzeugungsart bedienen fast alle konventionellen Betriebsgrößen der Landwirte den gleichen Markt und erlösen damit entsprechend einen gleichen Preis. Entsprechend der Produktionskostenvorteile der Großbetriebe ist die „Ausmerzung“ vieler kleinerer Bauernhöfe vorgezeichnet, nachdem dieser Wettbewerbsnachteil nicht dauerhaft zu bestehen ist. Der Erhalt eines Großteiles der heutigen Klein- und Mittelbauern kann nur durch eine klare Unterscheidung in der Produktqualität erreicht werden. Die Sicherung der Existenz der bayerischen Familienbetriebe kann mittel- und langfristig nur über ein stark ökologisiertes Produktionssystem erreicht werden, welches einen entsprechend höheren Produktionspreis ermöglicht bzw. rechtfertigt. Die betrieblichen Buchführungsauswertungen der Ökobetriebe zeigen, dass für den Einkommenswettbewerb mit konventionellen Betrieben ein Produktpreis von 1:2 gegenüber konventionell bei Konsumgetreide und ein Aufschlag von ca. 80% z.B. bei Schlachtschweinen notwendig ist. Bei Mastgeflügel liegt der Preisaufschlag bei ca. 300%.

45 Welche Zielvorstellungen haben wir als BN - Verantwortliche im Bereich der naturnahen Lebensmittelerzeugung auf dem Acker und im Stall?

1. Die möglichst optimal ökologisierte landwirtschaftliche Produktion. Damit ist der Verzicht auf Agrarchemie und riskante Medikamentierung der Nutztiere durch Antibiotika und Hormone gemeint.

2. Der höchstmögliche Schutz unseres Fließ- und Trinkwassers vor landwirtschaftlich und gesellschaftlich bedingtem Schadstoffeintrag, in Form von Nitrat und Rückständen der Agrarchemie.

3. Die Wiederherstellung intakter, strukturmäßig vernetzter Landschaften. Dies gilt besonders in kilometerweit ausgeräumten Gunstlagen. Die Wiederherstellung von Lebensbedingungen für Feldvögel, Insekten und Schmetterlingen.

4. Die Haltung, Fütterung, Betreuung der Nutztiere in einem System, welches den Bedürfnissen und der Würde der Tiere in einem hohen Maße entspricht. Dies bedeutet, die grundsätzliche Verbesserung der Auf- stallungsbedingungen, Liegeflächen auf Strohunterlage, Auslauf ins Freie und das Unterlassen vom Kupieren der Schwänze bei Schweinen und der Schnabelspitzen bei Geflügel. Gegenwärtig diskutierte „Tierwohl“- Maßnahmen reichen bei Weitem nicht aus. Darüber hinaus ist die Fütterung weitgehend auf eine inländisch und generell gentechnikfreie Futterbasis umzustellen.

5. Die Bewirtschaftung des Betriebes ist im Ziel auf die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern auszurichten. Alle genannten Zielvorstellungen bedeuten eine wesentliche Verteuerung der Erzeugung.

Unter welchen Voraussetzungen werden diese Teuerungen des Einkauf-Korbes vom größeren Teil der Gesellschaft angenommen?

 Wichtiges Ziel dabei ist eine umfassende gesamtgesellschaftliche Information über die Gemeinwohlleistung dieses alternativen Land- wirtschaftsmodells, bzw. über die externen Kosten der intensiv- chemieorientierten Landwirtschaft. Die Sicherung der Existenzen von einem Großteil der bäuerlichen Familienbetriebe wird nur gelingen über den Aufbau eines regio- nalen Qualitätsmarktes, welcher sich klar von der Prozessqualität des Massenmarktes für den Export unterscheidet. Ökologische und naturverträgliche Produkte können nicht gut und gleichzeitig billig erzeugt werden.

46  In Verbindung damit tut Not eine Darstellungskultur nach dem Prinzip Wahrheit und Klarheit. Die Kuh mit dem Gänseblümchen im Maul auf der Milchflasche wäre schon froh, wenn sie nur einmal echtes Gras zwischen die Zähne bekommen würde. Und in der ALDI-Wurst „Bauernglück“ steckt weder das Glück der Schweine, noch die Zufriedenheit des Bauern und auch nicht das Glück des rumänischen Lohnschlachters, der unter ausbeu- terischen Bedingungen für die Konzerne arbeitet.

Was verstehen wir unter bäuerlicher Landwirtschaft?

Prinzipiell ist dies auch eine Frage der Dimensionen im Stall und auf dem Feld – denn die optimal fürsorgliche Betreuung der Nutztiere, sowie die schonende und angepasste Bodenbewirtschaftung ist ab gewissen Größenordnungen nicht mehr zu gewährleisten.

Naturschutzfachlich bedeutet die Bewirtschaftung einer Gemeindeflur durch mehrere bäuerliche Betriebe anstelle eines Großbetriebes eine größere Vielfalt an Kulturen, Hecken und Feldrainen als Lebensräume für Insekten, Schmetterlinge und Feldvögel. Der BN arbeitet seit vielen Jahren an dem Ziel, möglichst vielen landwirtschaftlichen Betrieben in Bayern zum Anschluss an die Zukunft zu verhelfen. In diesem Bemühen sollte der BN nicht als potentieller Gegner sondern als Mitstreiter verstanden werden.

Stephan Kreppold

Intakte Landschaft

47 Großdemo in Berlin: 250.000 Menschen fordern "Stoppt TTIP und CETA!"

Unter dem Motto „TTIP & CETA Auf der Berliner Kundgebung for- stoppen - Für einen gerechten derten Redner die EU-Kommis- Welthandel“ haben am 10. Oktober sion, die Bundesregierung, den etwa 250.000 Menschen gegen die Bundestag und die anderen EU- beiden Freihandelsabkommen pro- Mitgliedsstaaten auf, die Forde- testiert. Nie zuvor sind in Europa rungen der Demonstranten aufzu- mehr Menschen zu diesem Thema greifen. Internationale Verträge auf die Straße gegangen. Die Zahl müssten transparent verhandelt der Teilnehmer übertraf die Erwar- werden und den Schutz von De- tungen der Veranstalter deutlich. mokratie und Rechtsstaat gewähr- Zur Demonstration aufgerufen hat- leisten. Sie dürften sich nicht an te ein breites zivilgesellschaftliches Konzerninteressen ausrichten. Bündnis. "Heute ist ein großer Tag für die Gemeinsam forderten die Demons- Demokratie", erklärten die Organi- trierenden die Sicherung und den satoren. Von der Demonstration Ausbau von Arbeitnehmerrechten gehe eine klare Botschaft aus: "Wir sowie von Sozial-, Umwelt- und stehen auf gegen TTIP und CETA. Verbraucherstandards. Nur mit ei- Gemeinsam verteidigen wir unsere nem fairen Welthandel könnten ein Demokratie und gehen für gerech- sozialer Ausgleich, umweltgerech- ten Handel auf die Straße. Die tes Wirtschaften und kulturelle Verhandlungen zu TTIP auf Vielfalt durchgesetzt werden. Grundlage des jetzigen Mandates Von 25 Motiv- und Lautsprecher- müssen gestoppt werden. Der vor- wagen begleitet, bewegte sich ein liegende CETA-Vertrag darf so bunter Demonstrationszug vom nicht ratifiziert werden", hieß es Hauptbahnhof am Reichstagsge- weiter. bäude vorbei bis zur Siegessäule.

Bei der Schlusskundgebung spra- chen u.a. der BN- und BUND- Vorsitzende Hubert Weiger, der DGB-Vorsitzende Reiner Hoff- mann, die Präsidentin der Hum- boldt-Viadrina-Governance-Plat- form Gesine Schwan, der Präsi- dent des Deutschen Kulturrates Christian Höppner sowie der Hauptgeschäftsführer des Paritäti- „I have a dream…..“ schen Wohlfahrtsverbandes Ulrich Schneider.

48 „Mit einem bis dahin in seiner zivil- Aus Bayern kamen über 100 Bus- gesellschaftlichen Breite noch nie se und ein Sonderzug. "Bis letzten dagewesenen Bündnis haben die Dienstag haben wir mit einem gro- Menschen eindrucksvoll bewiesen, ßen Bündnis über 300.000 Unter- dass sie diese Freihandelsab- schriften in Bayern gegen TTIP kommen ablehnen. Diese Abkom- gesammelt und nun waren wir mit men haben keinen fairen Handel Tausenden Umwelt-, und Verbrau- zum Ziel, sondern dienen aus- cherschützern, Landwirten und schließlich kurzfristigen Gewinnin- Gewerkschaftern in Berlin. Beson- teressen von Konzernen. Es ist ein ders die Auswirkungen auf die unüberhörbares Signal an Horst bayerische Landwirtschaft und den Seehofer und die bayerische Verbraucherschutz lassen den Staatsregierung endlich aus den Protest gegen die so genannten vermeintlich roten Linien eine klare Freihandelsabkommen in Bayern Ablehnung zu machen“, bekräftigte flächendeckend immer größer Hubert Weiger, Landesvorsitzen- werden“, erklärte der BN-Landes- der des BUND Naturschutz in beauftragte Richard Mergner. Bayern (BN) und Bundesvorsit- zender des BUND.

TTIP: Transatlantic Trade and Investment Partnership , ist ein aktuell verhandeltes Freihandels- und Investitionsschutzabkommen zwischen der Europäischen Union und der USA. CETA: Comprehensive

Economic and Trade Agreement, ist ein geplantes europäisch-kanadisches Freihandelsabkommen.

49 Ein breites Bündnis von mehr als Bereits am Mittwoch wurden der 170 Organisationen aus fast allen EU-Kommission mehr als drei Mil- gesellschaftlichen Bereichen hatte lionen Unterschriften übergeben, zur Demonstration aufgerufen: die innerhalb eines Jahres euro- Umwelt-, Entwicklungs- und Sozi- paweit gegen TTIP und CETA ge- alpolitik, Demokratie, Kultur, Bür- sammelt worden waren. Die Un- ger- und Verbraucherrechte und terschriftensammlung erfolgte im Gewerkschaften. Zum engeren Rahmen der Europäischen Bürger- Trägerkreis zählen u.a. der Bund initiative "Stop TTIP". Sie war ei- für Umwelt und Naturschutz genständig organisiert worden, Deutschland (BUND) mit seinem nachdem die EU-Kommission eine bayerischen Landesverband, dem offizielle Europäische Bürgerinitia- BUND Naturschutz in Bayern (BN), tive abgelehnt hatte. der Deutsche Gewerkschaftsbund, Mit drei Millionen Unterschriften Attac, der Deutsche Kulturrat, hat "Stop TTIP" mehr Unterzeich- Campact, der Paritätische Wohl- ner als jede andere Europäische fahrtsverband, foodwatch, Mehr Bürgerinitiative. Demokratie, Brot für die Welt, Greenpeace, der WWF und die Text: www.bund-naturschutz.de NaturFreunde Deutschlands. Fotos: Winfried Drexel, Delegierter der KG AIC

„Yes we can – Stop TTIP“

50 Fläche, Land und Boden ohne Lobby!!

Die Konkurrenz um Flächen steigt Die Flächen teilen sich auf: bei uns täglich. Das Ziel der Nach-  Siedlungs - und haltigkeitsstrategie für Deutsch- Verkehrsflächen land, bis 2020 die Flächennutzung  Landwirtschaftliche auf 30 Hektar pro Tag zu verrin- Flächen gern, kann wohl nicht mehr er-  Waldflächen reicht werden. Der Artikel zeigt  Wasserflächen Ihnen zuerst die grundlegenden  Sonstige Flächen Daten zum Flächenverbrauch und Zusätzlich sind die besonderen danach, was wir in den Kommunen Flächen wie Naturschutz- und selbst für das Flächensparen tun Landschaftsschutzgebiete vorhan- könnten. den. Es wird immer wieder fruchtbares Die Siedlungs- und Verkehrsflä- Ackerland für den Straßenbau, chen steigen bundesweit bis zum Gewerbegebiete oder Wohngebie- Jahr 2030 auf etwa 5 Millionen te verwendet. Fläche ist eine end- Hektar an. Die Flächeninan- liche Ressource und ist nicht ver- spruchnahme wird dann voraus- mehrbar.

Diese Fläche übernimmt lebens- sichtlich bei rund 45 Hektar täglich wichtige Funktionen wie Wasser- in Deutschland liegen. In der EU speicherung beim Hochwasser- zählt Deutschland zu den Spitzen- schutz oder die Nahrungsmittel- reitern im Versiegeln von Fläche. produktion. Der Flächenverbrauch in Bayern

51 betrug im Jahr 2013 18,1 ha pro kommunalen Konkurrenz um Ein- Tag (ca. 18 Fußballfelder, je wohner und Gewerbe.“ 10.000 m² oder 1 ha). Pro Jahr Beispielhaft sehen Sie nachfol- wurden 2013 in Bayern etwa 6.600 gend den Flächenverbrauch in un- ha Freifläche verbraucht - das ent- serem Landkreis an Hand von sta- spricht fast 42 mal dem Mandicho- tistischen Daten des Bayerischen see, der eine Seenfläche von 160 Landesamtes für Statistik. ha besitzt.

1: Siedlungs- und Verkehrsflächen, 2: Landwirtschaftliche Flächen (LF)

Durch die Umstellung der Daten- Im Landkreis Aichach-Friedberg grundlage sind die neueren Daten sind die Siedlungs- und Verkehrs- ab 2011 leider nicht mehr mit den flächen von 8,8 % (1980) auf 12,3 alten Werten vergleichbar. % im Jahr 2013 gestiegen. Im glei- chen Zeitraum ging der Anteil der Der bayerische Flächenver- landwirtschaftlichen Flächen von brauchs-Bericht 2015 (Stand 65,3 % auf 60,9 % zurück. Die 31.12.2014) beschreibt die Gründe Ackerflächen sind bei uns meis- für den nach wie vor zu hohen Flä- tens intensiv bewirtschaftet. Sie chenverbrauch. „Sie liegen in der dienen nicht nur der Erzeugung konjunkturell bedingten regen Bau- von Nahrungsmitteln und Energie- tätigkeit, dem Bevölkerungswachs- pflanzen, sondern vor allem auch tum in den Ballungsräumen, der für Futtermittel. Zunahme der individuellen Wohn- Die gleichzeitig steigenden Tier- flächen, dem Ausbau der Ver- zahlen verursachen eine steigende kehrsinfrastruktur sowie der inter- Nachfrage nach Futtermitteln. So

52 wächst aber auch der Flächenbe- Wird beispielsweise die Osttan- darf, sei es für den Anbau von Soja gente durch das Lechfeld gebaut, in Brasilien oder für Futtermais in dann fallen nicht nur die verbauten Deutschland. Erhöhte Flächen- Flächen für die landwirtschaftliche nachfrage bewirkt erhöhte Pacht- Nutzung weg, sondern zusätzlich preise. Für Biogemüse fehlen in- muss (berechtigterweise) für den zwischen die Flächen. Zugleich Naturschutz eine Ausgleichsfläche bauen Landwirte Futtermittel für als Kompensationsfläche ausge- Schweine an, deren Fleisch zu- wiesen werden. So wird weiterer nehmend exportiert wird. wertvoller fruchtbarer Boden der

Flächenintensiver Straßenbau landwirtschaftlichen Nutzung ent- im Landkreis zogen. Kommen wir auf den Flächenver- Wenn der geplante teilweise vier- brauch in unserem Landkreis zu- streifige Neubau der Osttangente rück. Als Beispiel dient hier die ge- (31 m breit) kommt, werden pro plante Ostangente von der A 8 bis Kilometer ca. 31.000 m² Fläche zur B 17 Oberottmarshausen oder und Boden verbraucht und versie- der Dasinger Krake. Diese bauli- gelt. Dies entspricht einem Ver- chen Maßnahmen entnehmen der brauch von ca. 3 Fußballfeldern landwirtschaftlichen Nutzung we- pro Kilometer. Auch beim Straßen- sentliche Flächen. bau sollte mehr Wert auf Ausbau anstatt Neubau gelegt werden.

Die Krake bei Dasing

53 Moderne Mobilitätskonzepte, wie sammenhang eine sehr wichtige mehr wohnortnahe Arbeitsplätze Rolle. In der Kommune werden und verstärkte Einbindung des öf- neue Gewerbegebiete oder Neu- fentlichen Nahverkehrs, können baugebiete ausgewiesen. Die die Verkehrsbelastung reduzieren. Kommunen müssen ihrer Pla- nungshoheit in Form einer nach- Vierstreifiger Neubau der B 300 haltigen Bauleitplanung gerecht bis Dasing werden und sich dem Flächenspa- Hier wurde aus verständlichen ren widmen. Gründen der Ausbau des Gallen- bacher Berges in Angriff genom- Ohne fundierte Analyse keine men. Dies war sinnvoll, da es hier sinnvolle Planung zu häufigen Unfällen gekommen Eine nachhaltige Bauleitplanung ist. Aber statt einem nachhaltigen benötigt eine fundierte Analyse der Ausbau der bestehenden B 300 Situation. Die Chancen, aber auch wurde ein vierstreifiger Neubau in die Risiken einer neuen Bauland- Angriff genommen. Alternative entwicklung, müssen genau be- Konzepte, wie dreistreifiger Aus- dacht werden. Sehr wichtig ist es, bau mit zwei Streifen nach oben eine fundierte Kosten-Nutzen- und einen nach unten, wurden in Analyse anzufertigen, die nicht nur keinster Weise betrachtet. Auch mögliche finanzielle Gewinne einer dies hätte die Flächennutzung we- Bebauung aufzeigt, sondern auch sentlich verringert. Hierbei sind die ehrlich alle Kosten genau erfasst notwendigen Betonbauten (Brü- (von der Erstellung über den Be- cken, Unterführungen) noch gar trieb bis zur Instandhaltung). Denn nicht berücksichtigt. Im Straßen- nur, wer alle Innenentwicklungspo- bau ist mittlerweile ein Umden- tenziale seiner Kommune kennt, kungsprozess im Gange, der aber kann verantwortlich über Flächen- anscheinend bei manchen Politi- nutzung entscheiden! kern noch nicht angekommen ist. Oft werden gerade an verkehrs- Im nachfolgenden Teil sehen Sie, technisch gut angebundenen was man heute schon auf kommu- Standorten vorschnell Gewerbeflä- naler Ebene gegen hohen Flä- chen für sehr viel Geld erschlos- chenverbrauch unternehmen kann. sen. Diese erfüllen dann oft die in sie gestellten Erwartungen nicht. Regionale Planung und kommu- Lediglich Logistikfirmen oder un- nale Planungshoheit erwünschtes Gewerbe wie Spiel- Der Straßenverkehr ist nur eine casinos siedeln sich dann dort an. Seite der Flächennutzung. Die Diverse Folgekosten- und Folge- nachhaltige Flächennutzung (Flä- einnahmerechner bieten hier wert- chensparen) ist das Ziel einer volle Hilfe, beispielsweise der Fol- nachhaltigen Raumplanung. Die gekostenschätzer des Bayerischen Kommunen spielen in diesem Zu- Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr.

54 Innenentwicklung vor Außen- Im Flächenmanagement werden entwicklung verschiedene Werkzeuge zusam- Viele Kommunen weisen bei Be- menfasst. darf neue Wohngebiete aus, ohne zu überprüfen, ob und wie diese Flächenmanagement als Ausweisungen auch Sinn machen. Königsweg So könnten viele Neuausweisun- Flächenmanagement ist die gen vermieden werden, wenn man Grundvoraussetzung für eine mo- Gebäude im Ortskern bei Nicht- derne, nachhaltige und selbstbe- nutzung neuen Nutzungen über- stimmte Kommunalentwicklung. führen würde. Innenentwicklung ist Mit dem Flächenmanagement, zu ein wichtiges landes- und kommu- dem Bayern eine kostenlose Da- nalpolitisches Ziel. tenbank bereitstellt, ist ein Leer- Viele Kommunen in Bayern und standmanagement und das Führen Österreich beschäftigen sich be- eines Baulückenkatasters vorhan- reits in Eigeninitiative oder im den. Es ist in den Kommunen ein Rahmen staatlicher Förderpro- Umdenken erforderlich, um zu er- gramme mit der Umsetzung des kennen, welche Folgen der anhal- Ziels „Innen- vor Außenentwick- tend hohe Flächenverbrauch hat. lung“. Das Bayerische Flächen- Hier ist ein deutliches Wissensde- spar-Forum bietet Kommunalver- fizit vorhanden. tretern, Planern und Behördenmit- arbeitern Information, Diskussion Sparen liegt voll im Trend. und Erfahrungsaustausch zum Warum nicht bei den Flächen? Vie- Flächenmanagement und zur In- le Städte und Gemeinden in Bay- nenentwicklung. In unserem Land- ern haben oft derart große Innen- kreis ist mir keine Kommune be- entwicklungspotenziale, dass kannt, die dies macht. Neubaugebiete eigentlich über- Die Gemeinde Freyung mit ca. flüssig wären. 7.000 Einwohner hat eine kommu- In Bayern und auch in unserem nale Entwicklungsstrategie entwor- Landkreis ist noch keine grundle- fen, um eine sinnvolle Leerstand- gende Trendwende beim Flächen- entwicklung und ein verdichtetes verbrauch erkennbar. Es sind zwar Bauen zu generieren. viele Mechanismen vorhanden, aber es fehlt leider in meinen Au- Ziele der aktuellen Entwicklung in gen nach wie vor der Wille zum Freyung sind: Flächensparen.  Zentrum stärken  Verkehrsentlastung Klaus Becker  Innen- statt Außen- entwicklung Ein weiteres Handwerkszeug der geplanten kommunalen Entwick- lung ist das Flächenmanagement.

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