HC16081.Booklet.Uhlig. Schumann Vol. 10 19.09.16 19:21 Seite 1 Schumann and the Sonata II 8 Allegro op. 11 Sonate fis-Moll op. 22 Sonate g-Moll op. Schumann und die Sonate II

Florian Uhlig Piano HC16081.Booklet.Uhlig.Schumann Vol. 10 19.09.16 19:21 Seite 2

Robert Schumann Diese auf 15 CDs angelegte erste wirkliche Gesamtaufnahme der zweihändigen Kla- Sämtliche Klavierwerke 10 vierwerke von Robert Schumann durch 1 Allegro op. 8 (1831/32 • erschienen 1834) 9:54 Florian Uhlig versucht erstmals, mit the- (à Mademoiselle la Baronne Ernestine de Fricken) Seit etwa 60 Jahren sind immer wieder Ver- matisch sinnvoll konzipierten CDs (z.B. suche unternommen worden, Robert Schu- „Robert Schumann und die Sonate“, „Der (Grande) Sonate fis-Moll op. 11 (1832-36 / erschienen 1836) 32:35 manns Gesamtwerk für Klavier zu zwei junge Klaviervirtuose“, „Schumann in (Clara zugeeignet von Florestan und Eusebius) Händen, einen faszinierenden Kosmos Wien“, „Schumann und der Kontrapunkt“, von großer Vielfältigkeit und Bandbrei- „Variationen“) alle originalen Klavierwerke 2 I. Introduzione: Un poco Adagio – Allegro vivace 13:01 te zwischen hochvirtuosen Stücken für zwischen 1830 (Abegg-Variationen op. 1) 3 II. Aria: Senza passione, ma espressivo 3:00 den Konzertsaal und wertvoller Literatur und 1854 (Geister-Variationen) nach den für den Klavierunterricht, auf Tonträgern 4 neuesten textkritischen Ausgaben und/

DEUTSCH III. Scherzo e Intermezzo: Allegrissimo – Più Allegro – festzuhalten. Diese ebenso reizvolle wie oder Erstausgaben zu präsentieren. Mehre- Intermezzo: Lento alla burla, ma pomposo 5:17 schwierige Aufgabe wurde leider, ganz ab- re dieser CDs enthalten auch Erstaufnah- 5 IV. Finale: Allegro un poco maestoso 11:17 gesehen von rein künstlerischen Mängeln, men. Die Booklets von Joachim Draheim, nicht immer mit der gebotenen Sorgfalt der einige der Werke entdeckt und/oder

Sonate (Nr. 2) g-Moll op. 22 (1830-37 / erschienen 1839) 17:16 angegangen, so dass keine dieser Aufnah- ediert hat, erhellen die biographischen und DEUTSCH (Madame Henriette Voigt geb. Kunze zugeeignet) men das Prädikat „Gesamtaufnahme“ zu musikgeschichtlichen Hintergründe der je- 6 Recht trägt. Da Schumann eine Reihe von weiligen Werkgruppe. I. So rasch wie möglich – Schneller – Noch schneller 6:08 Werken (Impromptus op. 5, Davidsbündler- 7 II. Andantino (Getragen) 4:22 tänze op. 6, Symphonische Etüden op. 13, Schumann und die Sonate 8 III. Scherzo: Sehr rasch und markiert 1:32 Concert sans Orchestre bzw. Sonate f-Moll 9 IV. Rondo: Presto – Prestissimo 5:10 op. 14 und op. 16) in zwei In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhun- mehr oder weniger divergierenden Fassun- derts geriet die hochangesehene Königs- Ursprüngliches Finale zur Sonate Nr. 2 g-Moll op. 22 6:04 gen publiziert hat, ist es unstatthaft, unter gattung der Klaviermusik, die viersätzige dem Etikett „Gesamtaufnahme“ nur eine 0 Presto: Passionato (1835 / erschienen 1866) Klaviersonate, zu der neben und nach dieser Fassungen einzuspielen oder die der Trias der Wiener Klassiker Haydn, Fassungen gar miteinander zu verquicken. Mozart und Beethoven noch Clementi, Dabei wurden auch an entlegenen Stellen Dussek, Hummel, Weber, Moscheles und Florian Uhlig, Klavier veröffentlichte oder unveröffentlichte Wer- nicht zuletzt gewichtige ke sowie Fragmente, die sich ohne wag- Beiträge geleistet hatten, in eine schwere halsige Spekulationen leicht ergänzen Krise. Im Blickpunkt des Interesses von lassen, bisher nur in Ausnahmefällen be- Komponisten und Publikum standen nun rücksichtigt. eher brillante Variationszyklen, lyrische

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Charakterstücke, etwa Impromptus oder te „ihren Lebenskreis durchlaufen“ habe Charakterstücks, formale, harmonische und Clara Wieck schon sehr früh, spätestens „Lieder ohne Worte“, stilisierte Tänze und die mit dem Satz endet: „Also schreibe satztechnische Experimente von außer- aber mit der Sonate fis-Moll op. 11 zur (Polonaisen, Mazurken, Walzer) oder Etü- man Sonaten oder Phantasien (was liegt ordentlicher Kühnheit, die wenig mit der für Schumann unverzichtbaren Lebensge- den, die weniger zur Übung, sondern zum am Namen!), nur vergesse man dabei die altbekannten Form der Sonate zu tun fährtin und künstlerischen Partnerin auf Vortrag bestimmt waren. 1839 bemerk- Musik nicht, und das andere erfleht von haben, aber in die Nähe von suitenartigen Augenhöhe wurde – was aus Ignoranz te der aufmerksame Beobachter Robert eurem guten Genius.“ Werken aus dieser Zeit wie den Papillons oder ideologischer Verblendung bis heute Schumann, dass die Sonate eine „Musikart“ op. 2, den Intermezzi op. 4 oder den immer noch gelegentlich geleugnet wird. sei, „die in Frankreich nur mitleidig be- Während auf der ersten CD unserer Ge- Davidsbündlertänzen op. 6 weisen. lächelt, in Deutschland selbst kaum mehr samtaufnahme (Robert Schumann und die Die Sonate fis-Moll op. 11 ist auch das erste als geduldet wird“. Sonate I, hänssler Classic CD 98.603) das Zudem sind alle drei Werke durch ein ho- Werk, das Schumann seiner späteren Frau Concert sans orchestre f-Moll op. 14 und hes Maß an pianistischer Virtuosität ge- im Druck widmete, dem noch die Myrthen Dennoch hat sich Schumann, der seine die Fantasie C-Dur op. 17 enthalten sind, kennzeichnet und dann auch drei Pianistin- op. 25 (zur Hochzeit 1840), das Klavierquin- DEUTSCH Karriere als Komponist mit Variationen, bei denen der Titel „Sonate“ erst bei der nen gewidmet, deren Können allerdings tett Es-Dur op. 44 (1843) sowie die Ouver- Charakterstücken, Etüden und neuartigen zweiten Ausgabe als „Grande Sonate“ er- sehr unterschiedlich war. Während das Alle- türe zu Goethes „Hermann und Dorothea“ Suitenformen begann, zwischen 1831 und scheint bzw. vor der Herausgabe getilgt gro op. 8 Schumanns erster Verlobter Er- op. 136 (1857) folgen sollten, sowie zahl- 1839 intensiv und nicht ohne Schmerzen wurde, sind auf dieser CD zwei Werke zu nestine von Fricken, einer wohl nur durch- reiche weitere Werke, die ihr nur in hand-

und Mühen mit der Form der Sonate aus- hören, die diese so wichtige Gattungsbe- schnittlich begabten Klavierschülerin Frie- schriftlichen Quellen zugedacht sind. Was DEUTSCH einandergesetzt. Es erschienen drei Sona- zeichnung von Anfang an tragen. Das Alle- drich Wiecks, zugeeignet wurde, ist die Schumann am 5. September 1839 in einem ten im Druck: fis-Moll op. 11 (1836), f-Moll gro op. 8 wurde in einer Notiz auf dem Sonate fis-Moll op. 11 von Anfang an für Brief an seinen ehemaligen Lehrer Heinrich op. 14 (1836, allerdings zunächst unter Handexemplar des Erstdrucks von Schu- Clara Wieck bestimmt, die 1835 16 Jahre alt Dorn äußerte, darf somit auch auf viele dem Titel Concert sans Orchestre) und mann selbst als „1ster Sonatensatz“ be- war, aber bereits zu den prominentesten andere Werke übertragen werden: „Gewiß g-Moll op. 22 (1839). Das Allegro op. 8 zeichnet. Die drei Werke, entworfen, kom- Musikern ihrer Zeit zählte, nicht nur als mag von den Kämpfen, die mir Clara geko- (1834) ist der Torso, d.h. der erste Satz poniert und publiziert zwischen 1830 und Pianistin, sondern auch als Komponistin. stet, manches in meiner Musik enthalten einer nicht vollendeten Sonate. Eine So- 1839, also dem gesamten Zeitraum, in dem Die Sonate g-Moll op. 22 ist Henriette Voigt und gewiß auch von Ihnen verstanden wor- nate Nr. 4 f-Moll (1836/37) blieb eben- Schumanns revolutionäre frühe Klavierwer- gewidmet, einer Musikmäzenin und hoch- den sein. Das Concert [op. 14], die Sonate falls unvollendet und ist derzeit nur in ke entstanden, haben viel gemeinsam. begabten Amateurpianistin, Schülerin von [op. 11], die Davidsbündlertänze [op. 6], schwer zugänglichen unveröffentlichten Unter der scheinbar gesicherten konventio- Ludwig Berger, dem wichtigsten Klavierleh- die Kreisleriana [op. 16] und die Novellet- Bruchstücken greifbar. Dass die Fantasie nellen Form einer viersätzigen Sonate mit rer Mendelssohns und seiner Schwester ten [op. 21] hat sie beinah allein veran- C-Dur op. 17 (1839) ursprünglich als Sonate einem schnellen Satz in Sonatensatzform, Fanny. Damit sind auch die drei Frauen ge- laßt.“ geplant war und der fünfteilige Faschings- einem liedhaften langsamen Satz, einem nannt, die in dem Jahrzehnt zwischen 1830 schwank aus Wien op. 26 (1841) sich der spritzigen Scherzo mit langsamerem Trio und 1840 für Schumann die größte Bedeu- Allegro op. 8 Sonatenform annähert, aber als Fantasie- und einem meist rondoartigen Finale ver- tung hatten. Ernestine von Fricken und bilder publiziert wurde, bestätigt Schu- bergen sich Elemente der Improvisation, Henriette Voigt verschwanden durch Tren- Das Allegro op. 8, vielleicht schon Ende manns Bemerkung von 1839, dass die Sona- Ausflüge in die Welt des Tanzes und des nung bzw. Tod aus seinem Leben, während 1830 entworfen, aber in jedem Fall zwi-

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schen Ende 1831 und Februar 1832 been- Schumann seit dem Januar 1833 bei ver- fest antworten: diese.“ Als er von den un- Wille.“ Auf dem Handexemplar (Robert- det, bildete ursprünglich den ersten Satz schiedenen Leipziger Musikverlagen, den klaren familiären Verhältnissen seiner Schumann-Haus Zwickau) steht nur: „ einer Sonate, die Ignaz Moscheles (1794- ersten Satz als Allegro bzw. Allegro di Braut erfuhr und sich im Laufe des Jahres 1831. (War ein 1ster Sonatensatz, den ich 1870) gewidmet werden sollte. Eine flüchti- bravura zu publizieren, was allerdings nicht 1835 immer mehr seiner Neigung zu Clara nicht herausgeben hätte sollen.)“ ge Begegnung mit dem damals gefeierten gelang. Erst Ende 1834 erschien das Wieck bewusst wurde, löste er die Verbin- Komponisten und Klaviervirtuosen 1818 in Werk bei Robert Friese, dem Verleger sei- dung mit Ernestine. Diese nahm die Tren- Schumanns kokette Geringschätzung seines Karlsbad, wo der Knabe Schumann ihn nur ner im April 1834 gegründeten Leipziger nung mit außerordentlicher Noblesse hin Werks, der sich viele seiner Biographen, an in einem Konzert sah, aber gar nicht spie- Neuen Zeitschrift für Musik, wobei sich und stellte sich in den folgenden Ausein- ihrer Spitze der unsäglich verständnislose len hörte, war für ihn ein wichtiger Anstoß, der Komponist an den Kosten beteiligen andersetzungen mit Claras Vater Friedrich Wilhelm Josef von Wasielewski, eilfertig sich der Laufbahn eines Pianisten zu wid- musste und nur einige Freiexemplare er- Wieck ganz auf die Seite der Liebenden. und unbedacht anschlossen, ist unbegrün- men. Das Allegro op. 8, von Schumann hielt. Eines davon erhielt Clara Wieck mit Das gute, ja beinahe herzliche Verhältnis, det. Nach dem Vorbild von Johann Nepo- auch treffend Allegro di bravura genannt, der aufschlussreichen Widmung „Für Claris- auch zu Clara Wieck, spiegelt sich auch dar- muk Hummels großartiger Klaviersonate DEUTSCH gehört somit zusammen mit der Toccata sima R. Schumann“. in wieder, dass Schumann Ernestine, die fis-Moll op. 81 (1819), die er nachweislich op. 7 und den Paganini-Etüden op. 3 und 1838 den Grafen Wilhelm von Zedtwitz- gut kannte, studierte und schätzte, gelingt 10 zu jenen Virtuosenstücken, die der jun- Die gedruckte Widmung „à Mademoiselle Schönbach heiratete und nach wenigen es dem jungen Komponisten, der zu die- ge Schumann für sich selbst schrieb und die la Baronne Ernestine de Fricken“ ist der Monaten Witwe wurde, 1841 noch ein sem Zeitpunkt noch als Klaviervirtuose

er dann wegen der Lähmung seiner rech- Tatsache geschuldet, dass sich Schumann Werk widmete, die Drei Gesänge op. 31 glänzen möchte, überbordenden virtuosen DEUTSCH ten Hand später nicht mehr spielen konnte. im Lauf des Jahres 1834 in Ernestine von nach Texten von Adalbert von Chamisso. Schwung und explosive Brillanz mit der Fricken (1816-1844), die Adoptivtochter strengen, aber nicht schematisch gehand- Am 5. Januar 1832 notierte Schumann in eines begüterten Musikliebhabers und Mä- Das Allegro op. 8 gehört zu den wenigen habten Form eines Sonatenhauptsatzes der ihm eigenen Euphorie, bei der er Wer- zens aus Asch in Böhmen, des Barons Ignaz Werken des Komponisten, zu denen er zu verbinden. Dabei stehen kadenzartige, ke, an denen er gerade arbeitete oder die von Fricken (1787-1850), dem Schumann schon bald nach der Publikation und später frei improvisierte Abschnitte ohne Takt- er plante, bereits fertig sah, obwohl dies auch das Thema zu seinen Symphonischen noch deutlicher auf Distanz ging. Am 24. striche am Anfang und in der Mitte neben kaum zutraf, in seinem Tagebuch: „In der Etüden op. 13 verdankte, verliebt hatte November 1834 schickte er ein Exem- polyphoner Arbeit, brillantes Passagen- Sonate war ich sehr selig – der letzte Satz und sich mit ihr verlobte. An seine Mutter plar des Drucks an Henriette Voigt und werk, das auch die von Schumann später fehlt noch – doch bin ich sehr angegriffen schrieb Schumann am 2. Juli 1834 über sie: schrieb dazu: „Meine Mutter erlaubt sich, eher gemiedenen höheren Lagen des Kla- u. wüst.“ In seinem ersten erhaltenen Brief „…ein herrlich reines, kindliches Gemüth, ihren Wünschen [zum Geburtstag] Bulwers viers miteinbezieht, neben subtilen motivi- vom 16. Januar 1832 an die damals 12-jäh- zart und sinnig, mit der innigsten Liebe an Werke, Ernestine und ich das Allegro beizu- schen Verknüpfungen. Es ist wohl auch rige Clara Wieck heißt es sogar: „…außer- mir und allem Künstlerischen hängend, legen – letzteres mit der Versicherung, daß kein Zufall, dass das Werk vielleicht vor dem ist eine große Sonate in H moll u. ein außerordentlich musikalisch – kurz ganz so, der Verfasser mehr tauge als sein Werk und dem Kompositions- und Kontrapunktunter- Heft ‚Papillons‘ [op. 2] fertig…“ – letzteres wie ich mir etwa meine Frau wünsche – weniger als die, der es zugeeignet ist.“ richt bei Heinrich Dorn (Juli 1831 bis April stimmte. Von einer „fertigen“ Sonate und ich sage Dir, meiner guten Mutter, in’s Zu seinem Jugendfreund Theodor Töpken 1832) begonnen und während und nach konnte allerdings nicht die Rede sein, auch Ohr: richtete die Zukunft an mich die Fra- bemerkte er in einem Brief vom 6. Februar dieser Zeit vollendet wurde und dass Schu- nicht in der Folgezeit, und so bemühte sich ge: wen würdest du wählen – ich würde 1835: „Es ist wenig daran, als der gute mann in der Coda auf die Fragment geblie-

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benen „Variationen zum Glöckchenthema“ Die fis-Moll-Sonate ist im engsten Kontakt einen wohl schon 1832 entworfenen, aber das Scherzo „auf Mendelssohns besonderes („La Campanella“ von Paganini!, 1831/32) zur damals 16-jährigen Clara Wieck ent- nicht abgeschlossenen Fandango in fis-Moll Verlangen“ am 13. September 1835 bei ih- zurückgriff. standen und ausgearbeitet worden, also in zurück. Es scheint also eher so zu sein, dass rem 16. Geburtstag, der in großem Freun- der Zeit ab Sommer 1835, als sich beide ih- die zufällige thematische Ähnlichkeit durch deskreis gefeiert wurde, und am 27. Sep- Sonate fis-Moll op. 11 rer großen Liebe bewusst wurden. Lange die Einbeziehung des Tritonus bzw. Quint- tember 1835 bei Chopins erstem kurzen Be- wurde behauptet, dass Schumann im Alle- motivs von Schumann absichtlich akzentu- such in Leipzig – die beiden letzten Male Nach dem gescheiterten Projekt einer „gro- gro vivace des ersten Satzes zwei Motive iert wurde, um die romantische Seelenver- natürlich auch in Anwesenheit des Kompo- ßen“ Klaviersonate h-Moll ist die Sonate aus Clara Wiecks Scène fantastique „Le wandtschaft der beiden jungen Musiker, nisten. Ignaz Moscheles traf am 1. Oktober fis-Moll op. 11 Schumanns erstes vollen- Ballet des Revenants“, die Nr. 4 aus den die sich eben nicht nur menschlich, sondern 1835 aus London kommend in Leipzig ein detes Werk der Gattung und damit ein im September 1836 erschienenen Quatre auch musikalisch nahe waren, zu akzentu- und besuchte das Haus Wieck; seiner Frau Meilenstein in seinem Schaffen, der fast Pièces caractéristiques op. 5 zitiert und ver- ieren. Ein weiteres Rätsel dieses Satzes schrieb er noch am selben Tag: „...habe mir gleichzeitig mit der Sonate g-Moll op. 22 arbeitet hätte, ein nach unten abspringen- birgt der Titel „Fandango“. Dieser spani- von Clara recht viel vorspielen lassen, u.a. DEUTSCH begonnen wurde. Während diese erst 1839 des Wechselnotenmotiv (bei Clara Wieck sche Tanz, bekannt u.a. aus einer Szene im eine Manuskript-Sonate von Schumann, die im Druck erschien, wurde die Sonate fis- Tritonus = Diabolus in musica, passend zum Finale des 3. Aktes von Mozarts Figaros sehr gesucht, schwer und etwas verworren, Moll im Sommer 1835 abgeschlossen, aber „teuflischen“ Inhalt des Stücks, bei Schu- Hochzeit, steht in der Regel im 3/4- oder jedoch interessant ist. Ihr Spiel war vor- erst im Juni 1836 veröffentlicht, nachdem mann eine Quinte) und ein eher rhyth- 3/8-Takt, aber nicht im 2/4-Takt. Ernst Hert- trefflich und gediegen.“ Über Schumann

erste Versuche zur Herausgabe gescheitert misch als melodisch profiliertes Motiv, das trich vermutet, dass Schumann dies nicht urteilte er damals, dass er „ein stiller und DEUTSCH waren. Der langsame Satz mit dem außer- an das „Rüpeltanz-Thema“ aus Mendels- ganz klar war und er „mit der Fandango- doch interessanter junger Mann“ sei. gewöhnlichen, aber hier sehr passenden sohns Ouvertüre zum Sommernachtstraum Idee auch das Bild der 13-jährigen Mignon, Titel „Aria“ weist sogar in den Sommer 1828 erinnert. Clara erwähnt ihr Stück in Briefen die vor Wilhelm Meister ‚den bekannten Nachdem erste Versuche, die Sonate an zurück, auf das am 31. Juli 1828 kom- an Schumann bereits am 13. Juli 1833 und Fandango tanzt’ (im 8. Kapitel des 2. einen Verleger, u.a. Breitkopf & Härtel in ponierte (bzw. ins Reine geschriebene) Lied dann wieder am 31. August 1835, als sie Buches von Goethes Wilhelm Meisters Leipzig, zu verkaufen, scheiterten, wandte An Anna nach einem Text des von gerade Schumanns Sonate erhalten hatte. Lehrjahre)“ verband. sich Schumann an Friedrich Kistner in Leip- Schumann hochgeschätzten Justinus Ker- Es ist also sehr wahrscheinlich, dass er ihren zig, der seine Opera 1 (Abegg-Variationen) ner, die Phantasmagorie eines sterbenden „Doppelgängerchor“ oder „Danse de Fan- In jedem Fall aber war Clara Wieck die und 2 (Papillons), zwar mit finanzieller Soldaten auf dem Schlachtfeld, der an tômes“, wie sie das Stück in den beiden erste Interpretin der technisch so schwieri- Beteiligung von seiner Seite, aber zu seiner seine Heimat und seine Geliebte denkt. Das Briefen nennt, kannte, zumal die romanti- gen Sonate. Sie schrieb am 31. August Zufriedenheit veröffentlicht hatte, und Lied ist von F-Dur nach A-Dur transponiert sche Idee vom „Doppelgänger“ in den er- 1835, kurz nachdem sie das fertige Werk in schrieb am 14. März 1836: „Ich möchte die und pianistisch reich, aber nicht allzu sten Briefen der beiden eine große Rolle einer Handschrift erhalten hatte, an Schu- Sonate, welche Sie, wie ich glaube, als spektakulär transkribiert sowie mit Moti- spielt. Doch das zweite Motiv steht bei mann: „Eben wand ich mich wie ein Wurm Hr. Moscheles hier war, von Clara gehört ven der langsamen Einleitung zum er- Clara im Bass und in h-Moll und ist ohne durch Ihre Sonate, welche 2 Herren aus haben, unter diesem Titel herausgeben: sten Satz angereichert, wo bereits Bruch- Auftakt, bei Schumann in der rechten Hand Hannover gern hören wollten...“ Sie spielte Sonate f. d. Pianoforte. stücke der Melodie auftauchen. und in fis-Moll und hat einen Achtelauf- das Werk in privatem Rahmen am 1. Sep- Clara zugeeignet takt, geht zudem sehr wahrscheinlich auf tember 1835 im Hause Wieck in Leipzig, von Eusebius u. Florestan.

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Das Räthselhafte des Titels wird gewiß gegensätzliche Künstlercharaktere zu erfin- nach einem Entwurf des bekannten Bona- greifenden Romantismus“ würdigte und manche anziehn. Jedenfalls sollen die Ko- den, von denen Florestan und Eusebius ventura Genelli (1798-1868) ist eines der auch einige kritische Bemerkungen machte. sten herauskommen. Dafür will ich sorgen. die bedeutendsten waren, zwischen denen schönsten und aufwändigsten in Schu- Er schreibt u.a.: „Sie ist sicher das Product Hätten Sie Lust sie zu verlegen, so würde vermittelnd Meister Raro stand. Diese Da- manns Erstdrucken – ein geflügelter Genius e i n e s Geistes, obgleich der Titel zwei Na- ich Sie nur um 30 Freiexemplare angehn. vidsbündlerschaft zog sich, wie ein rother mit zwei Greifen trägt das Schild mit dem men als Verfasser angibt. So wie Florestan Schönen Druck und Papier urgire [= ver- Faden, durch die Zeitschrift, ‚Wahrheit und Titel. Bedingt durch die Eile der Herstellung und Eusebius sich oft in ihren Schriften mit lange] ich nicht, da dies bei Ihnen garantirt Dichtung’ in humoristischer Weise verbin- blieben in der Ausgabe zahlreiche Fehler Einwendungen begegnen, um dadurch ih- ist, mehr jedoch einen etwas aparten, aber dend.“ Nach der Definition des Schumann- stehen, die zunächst durch eine Anzeige in ren Ansichten ein weiteres Feld zu eröff- zarten Titel mit etlichen Emblemen, worü- Forschers Jansen ist Eusebius „der zartbe- der Neuen Zeitschrift für Musik im August nen und humoristischen Spielraum zu ge- ber sich jedoch noch sprechen ließe, vor saitete, sanfte Jüngling, der sich stets 1836 korrigiert wurden und dann bei den winnen, so scheint auch hier diese Doppel- allem aber Eile der Herausgabe, da ich sie bescheiden im Hintergrund hält“, Flores- nächsten Auflagen beseitigt wurden. Aber brüderschaft gewählt, um die in der Sonate zum gewissen Zweck schon im Juny fertig tan „dagegen der brausende, übermüthige erst im Juni 1840 wurde, nach mehrfachem contrastirenden Elemente zu motiviren. DEUTSCH haben möchte.“ Sturmläufer, – grundehrlich, aber oft- Drängen Schumanns, der „rätselhafte Die Einleitung in Fis-Moll fesselt durch mals den seltsamsten Grillen hingegeben.“ Titel“ ausgetauscht. Inzwischen war Schu- liebathmende Schwärmerei und Sehnsucht; Schumann wollte also, wenn man den Brief Neben dieser Spaltung des eigenen Ichs, mann mit Clara Wieck verlobt, so dass man dieser Ton ist darin durchgängig festgehal- richtig interpretiert, sich selbst zu seinem die dem Zwillingspaar Walt und Vult aus den Nachnamen nicht mehr verschweigen ten. Das sich daran schließende Allegro

26. Geburtstag am 8. Juni ein Geschenk den Flegeljahren seines literarischen Idols musste, sie war in Wien zur k.k. Kam- vivace (2/4 T.) ist voll Leidenschaft und Be- DEUTSCH machen und zugleich der geliebten Clara Jean Paul abgelauscht ist, zählte Schumann mervirtuosin ernannt worden, und das wegung, ein stürmisch aufgeregter Charak- huldigen, mit der er nach dem Kontaktver- als weitere „Davidsbündler“ seine Freunde als Protestantin und Ausländerin, und so ter herrscht vor, in den sich als Gegensatz, bot ihres Vaters Friedrich Wieck seit Febru- und Mitarbeiter in der Neuen Zeitschrift lautet der Titel der Nouvelle Edition: die Stimme der Sehnsucht bald klagend, ar 1836 keine persönliche Begegnung mehr für Musik, aber auch ferner stehende ver- Grande Sonate / pour le / Pianoforte / bald besänftigend mischt. hatte. Außerdem ist dies ein weiterer Ver- wandte Geister, z.B. Mendelssohn oder composé et dédiée / à Mademoiselle Clara Ein Satz unter dem Titel: ‚Aria’ folgt – von such, die Idee des „Davidsbundes“, die bis- Berlioz, schließlich gar die großen Meister Wieck / Pianiste de S. M. l’Empereur d’Autriche. großer Innigkeit, Sprache der Seele. Liebe- her vor allem in seinen Kritiken und Essays der Vergangenheit wie Bach und Mozart. volle Ergebung und selige Ruhe nach eine große Rolle gespielt hatte, auf eine Da Schumann sich in seiner Neuen Zeit- durchgestrittenem Kampfe der Leiden- Komposition zu übertragen. In der Einlei- Zwar wurde die Widmung an „Eusebius schrift für Musik nicht gut selbst rezensie- schaften sind die Farben dieses vortreff- tung zu seinen Gesammelten Schriften und Florestan“ bezeichnenderweise noch ren konnte, aber diese Sonate nicht zu Un- lichen Satzes. Das Scherzo allegrissimo malt über Musik und Musiker schreibt er 1853: umgedreht (wie in den 1837 erschienenen recht für eines seiner wichtigsten Werke den Uebermuth jugendlicher Kräfte, die je- „Und hier sei noch eines Bundes erwähnt, Davidsbündlertänzen op. 6), so dass der ak- hielt, bat er den von ihm geschätzten doch nicht in unedle Polterei ausarten... der ein mehr als geheimer war, nämlich tivere Teil seines Doppel-Ich an die erste Moscheles am 30. Juli 1836 um eine Kritik. Das Intermezzo ‚alla burla ma pomposo’ nur in dem Kopf seines Stifters existirte, Stelle rückte, aber sonst wurden Schu- Moscheles meisterte diese heikle Aufgabe, überschrieben, hat eine parodirende Ten- der Davidsbündler. Es schien, verschiede- manns Bitten diesmal erstaunlicherweise indem er das Werk in größerem Zu- denz; ich denke mir, um mit Florestan dem ne Ansichten der Kunstanschauung zur alle erfüllt, und er musste sich nicht einmal sammenhang als „ein ächtes Zeichen des in Schriftsteller zu sprechen, ein Paar muntere Aussprache zu bringen, nicht unpassend, an den Kosten beteiligen. Das Titelblatt unsern Tagen erwachten und um sich Gesellen, die durch einen Zauberer in ein

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früheres Jahrhundert, auf einen Tanzsaal Tonarten verliert (im 1. Satz z.B. von fis- 1828 entstand, in stark modifizierter Form man doch eigentlich schreibt, verstehen unserer Altvordern versetzt werden, wo ih- Moll nach es-Moll, f-Moll und gis-Moll) und (6/8-Takt statt 2/4-Takt, C-Dur statt Es-Dur, das nicht. Nicht wahr, Du nimmst mir das nen ein ehrbares Paar mit Haarbeutel und der Form, bei der die Grenzen zwischen rhythmische Struktur) aufgegriffen und zu nicht übel, Du schriebst mir ja, ich sollte Dir Reifrock entgegen tanzt. Nachdem sie sich den Formteilen im Sonatensatz oder im drei klangschönen Variationen mit einer meine Meinung schreiben als wärst Du eine Weile in einem kurzen Recitative darü- Rondo verschleiert werden. Auch in der ruhig ausklingenden Coda verarbeitet mein Mann.“ Überraschenderweise ging ber belustigt haben, – sogar mit Nasen- Raffinesse der Rhythmik mit ihren Hemi- wird. Der erste Satz (mit der Tempoanga- Schumann auf diese Kritik ein und antwor- rümpfen, was die Stelle ‚quasi Oboe’ an- olen und Synkopen und dem Aussparen be „So rasch wie möglich“ und den oft, tete am 18. März: „Mit dem letzten Satz deuten mag – lassen sie sich rasch entzau- von Taktschwerpunkten geht Schumann über aber zu Unrecht belächelten Vorschriften der Sonate hast Du so Recht, er mißfällt mir bern und kehren in ihr gewohntes Element alle Zeitgenossen hinaus, was dazu führt, „Schneller“ und „Noch schneller“) ist ein im hohen Grad (bis auf einzelne leiden- zurück... dass viele seiner ersten Klavierwerke nur glänzendes Virtuosenstück, dessen anmuti- schaftliche Augenblicke), daß ich ihn ganz Das Finale stellt das Streben und Schaffen zögernd und vor allem von der Fachwelt ger, synkopisierter Seitengedanke aus dem verworfen. Auch den ersten Satz habe ich eines regen Geistes dar, der Vieles, der wie den Kollegen Moscheles, Liszt oder Hauptthema entwächst, und wurde ebenso gelaßen, wie ich ihn das erstemal erfunden DEUTSCH Alles umfassen möchte. Was im ersten Alle- Clara Wieck geschätzt wurden. wie das knapp gefasste Scherzo, das bur- – also nicht so, wie Du ihn kennst. Er wird gro jugendlich leidenschaftlich erschien, ist leske und tänzerisch-elegante Züge trägt, Dir aber zusagen.“ Im Dezember 1838 hier männlich entschlossen, was dort Sehn- Sonate g-Moll op. 22 im Juni 1833 niedergeschrieben. Den Schluss- schrieb Schumann in Wien denn auch einen sucht, ist hier Zuversicht. Dennoch treten Ursprüngliches Finale zur Sonate g-Moll satz, ein atemlos dahinjagendes Presto neuen Schlusssatz, ein durchaus weniger

uns hier die Ausbrüche eines unstäten, mit Passionato von unerhörter rhythmischer originelles Perpetuum mobile in Rondo- DEUTSCH sich selbst nicht einigen Sinnes entgegen; Schumanns letzte Klaviersonate g-Moll Vertracktheit im Wechsel zwischen Duolen form, das nur zweimal von einer lyrischen als wollte sich das Werk selber an dem op. 22 – die drei pädagogisch motivierten und Triolen, komponierte Schumann im Episode unterbrochen wird und sich am Muthwillen des Verfassers rächen, der als Klaviersonaten für die Jugend op. 118 Oktober 1835. Ende in einer Quasi Cadenza auf einer ein Doppelgänger oder Entzweiter auftritt, (1853) gehören in eine andere Kategorie – Folge verminderter Akkorde zu einem sehe ich Zwiespalt, aber keine Versöh- hat eine lange und komplexe Entstehungs- Am 3. März 1838 schrieb ihm Clara aus impressionistischen dämonischen Wirbel nung.“ geschichte, wirkt aber wie aus einem Wien: „Auf die 2te Sonate freue ich mich steigert. „Er ist sehr simpel, paßt aber inner- Guss. Sie zählt wegen ihrer knappen und unendlich, sie erinnert mich an viele lich gut zum ersten.“, meinte Schumann Die Ausführungen von Moscheles haben konzisen Gestalt und ihres mitreißenden glückliche und auch schmerzhafte Stunden. selbst am 29. Dezember 1838 hierzu in kaum etwas von ihrer Gültigkeit verloren. Schwungs, wohl auch wegen ihrer ver- Ich liebe sie, so wie Dich, Dein ganzes einem Brief an Clara aus Wien und nahm Was die fis-Moll-Sonate auszeichnet, auch gleichsweise konventionellen Form, zu den Wesen drückt sich so klar darin aus, auch ist ihn in die im September 1839 bei Breitkopf gegenüber den besten Werken der Zeitge- beliebtesten Klavierwerken Schumanns. sie nicht all zu unverständlich. Doch eins: & Härtel erschienene Erstausgabe auf, nach- nossen, ist die Kühnheit des Klaviersatzes, Umso erstaunlicher mag es erscheinen, dass willst Du den letzten Satz ganz so lassen dem er allerdings auch den ersten Satz, der alle Facetten zwischen orchestraler ihre musikalische Substanz aus einem wie er ehemals war? Ändere ihn doch entgegen seiner Ankündigung, noch er- Fülle, kontrapunktischer Komplexität und Zeitraum von mehr als zehn bzw. zwölf lieber etwas und erleichtere ihn, denn er ist heblich umgearbeitet hatte. Das verwor- brillantester Pianistik abdeckt, der Harmo- Jahren stammt. Als erstes wurde im Juni doch gar zu schwer. Ich versteh ihn schon fene Presto Passionato wurde 1866 von nik, die sich, teilweise durch barockisieren- 1830 das Andantino komponiert, in dem und spiele ihn auch zur Noth, doch die Leu- Johannes Brahms veröffentlicht, allerdings de Modulationen, bis in die entferntesten das Kerner-Lied Im Herbste, das im Sommer te, das Publikum, selbst die Kenner, für die aufgrund einer unzureichenden Vorlage in

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fehlerhafter Form. Die von Schumann in- ebenfalls eine Klaviersonate in g-Moll mit längst voraus. Grüßen Sie meine zweite Schostakowitsch, Klavierkonzerte von Ravel, tendierte erste Fassung erschien erst 1981 einigen motivischen und atmosphärischen Heimath [Berlin], o wäre ich ein Stündchen Poulenc, Françaix, Debussy und Penderecki, im Druck. Reminiszenzen gewidmet ist. Als Henriette mit dort! – doch nein, so krank nicht, da sowie das Gesamtwerk für Klavier solo von Voigt ein Exemplar der Ausgabe erhielt, muß erst ein neuer Phönix ersteigen. Leben Ravel und Schumann. Insgesamt 15 CDs Die Sonate ist Henriette Voigt (1809-1839) schrieb die Todkranke am 17. September Sie wohl, bester Freund, und verzeihen Sie sind für den Schumann-Zyklus geplant, 9 sind gewidmet, die wenige Wochen nach Er- 1839, einen knappen Monat bevor sie starb, der Kranken alle Mängel dieses Briefes, sie bislang erschienen. scheinen des Werks an der Tuberkulose an Schumann: kann nicht anders. starb. Sie war eine hervorragende Pianistin Ihre treue Freundin Florian Uhlig wurde in Düsseldorf geboren und dem jungen Schumann seit 1834 „Mein theurer Freund! Henriette Voigt.“ und gab mit zwölf Jahren seinen ersten in herzlicher Freundschaft verbunden, die Sie haben meine so leidende Einsamkeit so Klavierabend. Er studierte am Royal Colle- Vertraute seines heimlichen Verlöbnisses liebevoll zu mildern und zu zerstreuen ge- Joachim Draheim ge of Music und an der Royal Academy of mit Ernestine von Fricken; er stand mit ihr sucht durch die genialen Werke der Franzo- Music in London, wo er seine Ausbildung DEUTSCH aber auch in regem Gedankenaustausch sen [wohl eine Noten- oder Büchersen- *** mit dem Konzertexamen abschloss. Weitere über musikalische Fragen. Schumann nann- dung], und nun kommt auch noch die wun- wichtige Impulse erhielt er durch die Arbeit te sie einmal seine „As-Dur-Seele“, gab ihr derschöne Sonate dazu, so daß ich, wenn Florian Uhlig mit Peter Feuchtwanger und durch seine den Davidsbündlernamen „Eleonore“ und auch mit zitternder Hand, Ihnen danken Promotion an der University of London

widmete ihr 1839 in der Neuen Zeitschrift muß. Wäre ich nur nicht so krank mehr, ich „Florian Uhlig spielt meisterhaft. Die Inter- über die Rolle des Interpreten im Kontext DEUTSCH für Musik einen liebevollen Gedenkartikel schriebe Ihnen einen langen Dankesbrief, pretationen lassen sich mit allerhöchsten des musikalischen Gattungsbegriffs. Bei Flo- (Erinnerung an eine Freundin), in dem auch aber – ach, Sie sehen es ja leider selbst, wie Beispielen vergleichen. Bei dieser erstaun- rian Uhlig verbinden sich Gegensätze auf Auszüge aus ihrem Tagebuch veröffentlicht sauer die Feder sich fortbewegt, wie die lich originellen CD handelt es sich um ein ungewöhnliche Art und Weise. Einerseits wurden. Henriette Voigt hatte Ludwig Schrift von meiner sonstigen nicht wieder Ereignis.“ ist er in der deutschen Musiktradition ver- Schuncke (1810-1834), Schumanns besten zu erkennen ist. Trotz meiner entsetzlich (Süddeutsche Zeitung) wurzelt, mit der man Ernsthaftigkeit, Stil Jugendfreund und Mitbegründer der Neu- geschwollnen Füße schleppte ich mich doch und Struktur verbindet. Andererseits ent- en Zeitschrift für Musik, der auch an Tuber- mit meinem goldnen Hefte, das ja die So urteilte der Kritikerpapst Joachim Kaiser wickelte er während seines jahrelangen kulose litt, bis zu seinem Tod aufopfernd Farbe der Hoffnung trägt, ans Instrument über eine im Jahr 2009 erschienene Ein- Aufenthaltes in London einen individuelle- gepflegt. Diesem herausragenden Klavier- und war glückselig über dem Reichthum – spielung mit Beethovens Klaviervariationen ren Umgang mit dem musikalischen Werk virtuosen war die haarsträubend schwere ach, leider konnte ich ihn noch nicht er- für das Label hänssler CLASSIC. Seitdem als auf dem „Kontinent“ üblich: pointierte Toccata op. 7 gewidmet, die er nach Schu- schöpfen, denn es griff mich an , weil es veröffentlichte Florian Uhlig bei diesem Freiheiten, exzentrische Repertoire-Kom- manns Bericht nach dem Gehör spielen mich ergriff, und so mußte ich auch von Label rund 15 weitere Aufnahmen, die von binationen und Neugier auf musikalische konnte. Schumann revanchierte sich damit dieser Freude wieder scheiden, zu meinem der internationalen Fachpresse hoch gelobt Raritäten. für die Widmung der gleichfalls anspruchs- vegetirenden Princip zurückkehren und in und mit Auszeichnungen bedacht wurden vollen Grande Sonate g-Moll op. 3. Es ist Geduld auf bessere Zeiten verhoffen. Neh- (z.B. Preis der Deutschen Schallplatten- Sein Orchesterdebüt gab Florian Uhlig 1997 vielleicht kein Zufall, dass Henriette Voigt, men Sie jetzt meinen innigen Dank im kritik): das Gesamtwerk für Klavier und Or- im Londoner Barbican. Seitdem führt ihn der Freundin und Pflegerin Schunckes, Geist, den in der Wirklichkeit haben Sie chester von Robert Schumann und Dmitri eine rege Konzerttätigkeit in die bedeu-

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tendsten internationalen Säle. Er konzer- Im Jahr 2009 rief Florian Uhlig in Südafrika Robert Schumann: works for solo piano. On CDs sensibly con- tiert mit Orchestern wie dem BBC Sym- das Johannesburg International Mozart Complete Piano Works 10 centrating on different themes (e.g. phony Orchestra, dem Beijing Symphony Festival ins Leben. Als Künstlerischer Leiter “Robert Schumann and the sonata”, “The Orchestra, der Deutschen Radio Philharmo- lenkt er seitdem die Geschicke dieses young virtuoso”, “Schumann in ”, Schumann and the Sonata II nie, der Dresdner Philharmonie, der Hong zweiwöchigen Festivals, das zusätzlich zu “Schumann and the counterpoint”, “Varia- Kong Sinfonietta, dem Polnischen Radio- hochkarätig besetzten Symphonie-, Chor-, tions”), the pianist for the first time Several attempts have been made over the Sinfonieorchester, dem Simón Bolívar Youth Kammer- und Solokonzerten wichtige attempts to present all the original piano last sixty years or so to record all Robert Orchestra of Venezuela, dem National Sym- Impulse im Bereich interdisziplinärer künst- works between 1830 (Abegg Variations op. Schumann’s works for solo piano, a fascina- phony Orchestra of Taiwan, dem Kam- lerischer Projekte, zeitgenössischer Musik, 1) and 1854 (Theme and Variations in E flat ting cosmos full of variety that ranges from merorchester des Bayrischen Rundfunks, sowie Jugendförderung und gesellschaft- Major), using the latest critical editions extremely virtuosic pieces for the concert dem Stuttgarter Kammerorchester und dem licher Integration setzt. and/or first editions. Several of those CDs hall to valuable literature for piano tuition. Wiener Kammerorchester. Seine künst- include first recordings. The introductory

DEUTSCH This attractive but difficult quest has unfor- lerische Zusammenarbeit verbindet ihn mit Zum Sommersemester 2014 wurde Florian notes written by Joachim Draheim, who tunately been marked by a lack of the Dirigenten wie Krzysztof Penderecki, Josep Uhlig auf eine Professur für Klavier an der has discovered and/or edited a number of necessary care, not to mention purely Caballé, Claus Peter Flor, Eivind Gullberg Hochschule für Musik Carl Maria von the works, throw light on the biographical artistic deficiencies, so that none of the Jensen, Kristjan Järvi, Michael Sanderling Weber berufen. Er gibt Meister- and historical backgrounds of the respec- releases deserves the name “complete und Gerard Schwarz. kurse in Deutschland, Großbritannien, tive groups of works. ENGLISH recording”. Since Schumann published se- Kanada, Hong Kong, Südkorea, China und veral works (Impromptus op. 5, Davids- Einladungen zu Festivals führten Florian in der Schweiz. The early decades of the nineteenth cen- bündlertänze op. 6, Symphonic Studies Uhlig u.a. zu den Beethovenfestivals in tury were a time of severe crisis for that op. 13, Concert sans Orchestre or Sonata in und Warschau, zu Lorin Maazels Im Mai 2015 wurde Florian Uhlig in London heretofore highly regarded, noble genre of F Minor op. 14 and Kreisleriana op. 16) in Castleton Festival, zum Menuhin Festival die Ehrenmitgliedschaft der Royal Academy piano music, the fourmovement piano two more or less different versions, it is not Gstaad, zum Hong Kong Arts Festival, zu of Music verliehen. sonata, which had seen major contri- legitimate in a “complete recording” to den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, butions not only from the Big Three of include only one of the versions, let alone France Musique Paris, zum Schleswig- www.florian-uhlig.com Viennese Classicism – Haydn, Mozart and to amalgamate two of them. Moreover, Holstein Musik Festival, zu den Schwetzin- Beethoven – but also from Clementi, works published at remote places as well as ger Festspielen und den Wiener Festwo- Dussek, Hummel, Weber, Moscheles and, unpublished works and fragments that chen. last but not least, Franz Schubert. Now the could easily be completed without too interest of composers and audiences was *** much speculation, have so far been taken Neben seiner solistischen Tätigkeit ist turning rather to brilliant variation cycles, into account only in exceptional cases. Florian Uhlig ein vielgefragter Kammer- lyrical character pieces such as impromptus musiker und Liedpianist. Er war der letzte or “songs without words”, stylized dances Florian Uhlig’s 15-CD set is the first genuine Partner des legendären Baritons Hermann (polonaises, mazurkas, waltzes) or etudes complete recording of Robert Schumann’s Prey. intended more for performance than prac-

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tice. Robert Schumann, who was also an Whereas the first CD of our complete cycle All three works are moreover distinguished ted in print to his wife-to-be; it was to be attentive observer, remarked in 1839 that (Robert Schumann and the Sonata I, hänss- by a high degree of pianistic virtuosity followed by Myrthen Op.25 (for their the sonata was a “kind of music which in ler Classic CD 98.603) couples the Concert and are nevertheless dedicated to three wedding in 1840), the Piano Quintet in E France draws at best a pitying smile, and in sans orchestre in F Minor Op.14 and the female pianists of widely differing abilities. flat Major Op.44 (1843) and the Overture Germany itself is hardly more than tolera- Fantasie in C Major Op.17, in which the Whereas Schumann composed the Allegro to Goethe’s “Hermann and Dorothea” ted”. title “sonata” appeared only in the second Op.8 for his first betrothed Ernestine von Op.136 (1857) and by many other works edition as “Grande Sonate” or, in the latter Fricken, a piano pupil of Friedrich Wieck offered to her in manuscript form. What Nonetheless Schumann, whose career as a case, was expunged, this CD presents two who displayed only average talent, the So- Schumann said on September 5, 1839, in a composer began with variations, character works which from the beginning were nata in F sharp Minor Op.11 was from the letter to his former teacher Heinrich Dorn, pieces, etudes and novel forms of the suite, assigned to this important genre. The very start intended for Clara Wieck, who in may thus be applied to many other works: took up the form of the sonata intensively, Allegro Op.8 was annotated by Schumann 1835 at the age of 16 was already one of “Certainly much from the struggles that and not without some pain and effort, himself on his copy of the first edition as the most prominent musicians of her day, Clara cost me may be present in my music

ENGLISH between 1831 and 1839. Three sonatas “1st Sonata movement”. The three works, whether as a pianist or as a composer. The and have been so understood by you. The appeared in print: F sharp Minor Op.11 conceived, composed and published bet- G minor Sonata Op.22 is dedicated to Concerto [Op.14], the Sonata [Op.11], the (1836), F Minor Op.14 (1836, albeit under ween 1830 and 1839, that is to say in the Henriette Voigt, a patron of the musical Dances of the League of David [Op.6], the the title of Concert sans Orchestre) and decade in which Schumann wrote his revo- arts and a highly talented amateur pianist, Kreisleriana [Op.16] and die Novellettes

G Minor Op.22 (1839). The Allegro Op.8 lutionary early piano works, have much in who took lessons from Ludwig Berger, the [Op.21] were almost solely inspired by her.” ENGLISH (1835) is the torso, that is, the first move- common. Hidden beneath the seemingly most important piano teacher of Felix ment, of an unfinished sonata. A Sonata assured conventional form of a four-move- Mendelssohn and his sister Fanny. These Allegro Op.8 No. 4 in F Minor (1836–37) also remained ment sonata with a fast movement in are the three women who meant the most incomplete and is currently only found in sonata form, a songlike slow movement, a between 1830 and 1840 to the young The Allegro Op.8, which may have been unpublished fragments difficult to access. lively scherzo with a slower trio and a ge- Robert Schumann. Ernestine von Fricken sketched out as early as the end of 1830 The Fantasie in C Major Op.17 (1839) was nerally rondo-like finale are to be found and Henriette Voigt took their leave of him but was certainly completed by February originally planned as a sonata and the five - elements of improvisation, excursions into through separation or death, while Clara 1832, was to have been the first movement part Faschingsschwank aus Wien (Carnival the world of dance and the character Wieck proved herself with the F sharp of a sonata dedicated to Ignaz Moscheles Prank from Vienna) Op.26 (1841) approxi- piece, and formal, harmonic and technical minor Sonata Op.11, if not even earlier, to (1794-1870). A fleeting encounter with the mates sonata form but was published as experiments of exceptional boldness that be an indispensable partner and colleague celebrated composer and piano virtuoso in Fantasiebilder (Fantasy Pictures), confir- have little to do with the long established to Robert – which to this day, whether out 1818 in Karlsbad, where Schumann as a ming Schumann’s remark of 1829 that the form of the sonata but rather suggest an of ignorance or ideological stubbornness, boy had merely seen him in a concert but sonata had “run through its life cycle”, affinity with the suite-like works of that still tends to be denied or at least not fully not heard him play, prompted him ending with “So keep writing sonatas or period such as Papillons Op.2, the Inter- acknowledged. to commit himself to the life of a pianist. phantasies (what’s in a name!), but do not mezzi Op.4 or the Davidsbündlertänze Op.6. The Allegro Op.8, tellingly dubbed by forget about the music when you do and The Sonata in F Minor Op.11 is at the same Schumann Allegro di bravura, thus joins implore the rest from your good genius.” time the first work that Schumann dedica- the Toccata Op.7 and the Paganini Studies

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Op.3 and 10 among the virtuoso pieces Baronne Ernestine de Fricken” is due to the The Allegro Op.8 is one of the few works freely improvised, bar-free passages at the that the young Schumann wrote for him- fact that in the course of 1834, Schumann that Schumann composed from which he start and in the middle contrast with poly- self and then could no longer play after he had fallen in love with and become enga- distanced himself soon after its publication phonic elaboration; brilliant passage-work had injured his right hand. ged to Ernestine von Fricken (1816-1844), and more decidedly later. On November 24, – venturing into the higher registers that adopted daughter of a wealthy music-lover 1834, he sent a printed copy to Henriette Schumann later shunned – alternates with On January 5, 1832, Schumann expressed in and patron from Asch in Bohemia, Baron Voigt, writing: “My mother sends her subtle motivic association. It is surely no his diary the euphoria he regularly applied Ignaz von Fricken (1787-1850), to whom [birthday] greetings and encloses Bulwer’s coincidence that the work may well have to works he was just writing or planning Schumann also owed the Theme of his works, Ernestine and I enclose the Allegro – been begun before his lessons in compo- and saw as already finished long before Symphonic Studies op. 13. On July 2, 1834, with the assurance in our case that the sition and counterpoint with Heinrich Dorn the event: “In the Sonata I was very happy Schumann described her to his mother: “… author is worth more than his work and (July 1831 to April 1832) and was com- – the last movement is still to come – but I a wonderfully pure, childlike spirit, tender less than she to whom it is dedicated.” To pleted during and after that time and that am quite exhausted and in disarray.” In his and thoughtful, attached with the sincerest his boyhood friend Theodor Töpken he in the coda, Schumann drew upon his

ENGLISH first surviving letter to the then 12-year-old love to me and all that is artistic, exceptio- noted in a letter of February 6, 1835: fragmentary “Variationen zum Glöckchen- Clara Wieck of January 16, 1832, he even nally musical – in a word just as I should “There is little in it other than good will.” thema” (Paganini’s famous “La Campanel- says: “… apart from that there is a Sonata wish my wife to be – and a word, dear On his personal copy (Robert-Schumann- la”) of 1831/32. in B minor and a volume of ‘Papillons’ Mother, in your ear: should the future pose Haus Zwickau) he wrote simply: “Leipzig

[Op.2] finished …” – of which the latter me the question: who would you choose – 1831. (Was a 1st Sonata movement which Sonata in F sharp Minor Op.11 ENGLISH really was. There could be no question of a I should confidently answer: this one.” I should never have published.)” “finished” sonata, even later, and so Schu- When he learnt of the uncertain antece- Following the failed project of a “great” mann approached various Leipzig music dents of his betrothed and found himself Schumann’s playful dismissal of his work, piano sonata in B Minor, the Sonata in publishers from January 1833 in a vain drawn ever more strongly to Clara Wieck in which many of his biographers, chief F sharp Minor Op.11 is notable as Schu- attempt to get the first movement in print the course of 1835, he broke off the enga- among them the unspeakably insightless mann’s first completed work in the sonata as Allegro or Allegro di bravura. Not till the gement to Ernestine. She accepted the Wilhelm Josef von Wasielewski, have genre, commenced almost simultaneously end of 1834 did the work appear from the separation with great dignity and was hastily and unthinkingly subscribed to, is with his G Minor Sonata Op.22. The latter house of Robert Friese, the publisher of his wholeheartedly on the side of the lovers in unfounded. Following the model of did not appear in print till 1839, whereas Leipziger Neue Zeitschrift für Musik, foun- the ensuing dispute with Clara’s father ’s great Piano the F sharp Minor Sonata was finished in ded in April 1834, although the composer Friedrich. The good, indeed heartfelt Sonata in F sharp Minor Op.81 (1819), the summer of 1835 and eventually found had to contribute to the cost of printing friendship, which extended to Clara Wieck, which Schumann demonstrably knew well a publisher in June 1836. The slow move- and was given only a few complimentary is reflected in the fact that in 1841 and had studied and esteemed, the young ment with the unusual but here highly copies. One of these was presented to Schumann dedicated a further work to composer and aspiring keyboard virtuoso appropriate title “Aria” looks back to the Clara Wieck with the revealing dedication Ernestine, widow of Count Wilhelm von succeeded in combining exuberant virtu- summer of 1828, and the song “To Anna” “For Clarissima R. Schumann”. Zedtwitz-Schönbach within months of her osic zest and explosive brilliance with the composed (or written out as a fair copy) to marriage in 1838, the Three Songs op. 31 strict yet not schematically executed form a text by one of Schumann’s favourite The printed dedication “à Mademoiselle la to texts by Adelbert von Chamisso. of a first sonata movement. Cadenza-like, poets Justinus Kerner on July 31, 1828, the

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vision of a dying soldier on the battlefield her two letters, particularly as the composer. On October 1, 1835, Ignaz printing and paper I do not call for, as this recalling his home and his beloved. The Romantic idea of the “Doppelgänger” or Moscheles arrived in Leipzig from London is assured with you, rather a somewhat song is transposed from F Major to A Major alter ego plays a major role in the early and visited the Wieck family, writing that striking, yet tender title page with various and is highly pianistic yet not unduly letters between them both. However, Clara day to his wife: “... have heard Clara play emblems, which remains to be discussed, spectacular in its transcription, being sets the second motif in the bass and in B quite a lot, including a manuscript sonata but above all a speedy publication, as I enriched with motifs from the slow intro- Minor with no upbeat, while Schumann by Schumann that is very recondite, should like to have it ready in June for a duction to the first movement, where has it in the right hand and in F sharp difficult and somewhat confused, but very certain purpose.” fragments of the melody emerge. Minor with a preceding quaver, most likely interesting. Her playing was admirable and drawing on a Fandango in F sharp Minor dignified.” His judgement of Schumann Schumann was thus desirous, if the letter is The F sharp Minor Sonata was composed assumed to have been drafted in 1832 but was that he was “a quiet and yet intere- rightly so understood, of making a present and elaborated in close collaboration with never finished. It seems then to be the case sting young man”. of it to himself for his 26th birthday on Ju- the then 16-year-old Clara Wieck, in the that Schumann deliberately accented the ne 8 and at the same time honouring his

ENGLISH period towards the end of the summer of coincidental thematic similarity by the After the failure of early attempts to sell beloved Clara, with whom he had had no 1835, when the two realized they were inclusion of the tritone or fifth, to em- the sonata to a Leipzig publisher such as further personal encounter since contact to deeply in love. It was long claimed that in phasize the Romantic affinity of the two Breitkopf & Härtel, Schumann tried Fried- her was forbidden him in February 1836 by the Allegro vivace of the first movement young musicians, who were close as human rich Kistner in Leipzig, who had pub- her father Friedrich Wieck. This is also a

Schumann quoted and adapted two motifs beings as well as in their music. lished his opp. 1 (Abegg Variations) and further attempt to apply the idea of the ENGLISH from Clara Wieck’s Scène fantastique 2 (Papillons) to his satisfaction, albeit with “League of David”, which up to now had “Le Ballet des Revenants”, the fourth of Clara Wieck was in any case the first inter- a financial contribution on his part; he been prominent in his reviews and essays, her Quatre Pièces caractéristiques Op.5 of preter of this technically difficult sonata. wrote on March 14, 1836: “I should like the to a musical composition. September 1836, a descending-interval mo- She wrote to Schumann on August 31, sonata, which you, as I believe, heard from tif (in Clara Wieck a tritone, the “devil in 1835, shortly after she had received the Clara when Hr. Moscheles was here, to be The dedication by “Eusebius and Florestan” music”, fitting the “diabolical” content of finished work in manuscript: “I have just brought out under this title: was significantly to be reversed (as in the the piece, in Schumann a fifth) and a motif wended my way like a worm through your Sonata Davidsbündlertänze Op.6 of 1837), so that of rhythmic rather than melodic profile sonata, which 2 gentlemen from Hanover for the Pianoforte. the more active part of his double persona- recalling the “rude mechanicals’ dance wished to hear ...” She played the work Dedicated lity should come to the fore, but for the theme” from Mendelssohn’s Overture to A privately at home in Leipzig on September to Clara rest, Schumann’s requests were this time Midsummer Night’s Dream. Clara mentions 1, 1835, the scherzo “at Mendelssohn’s by met without exception, nor did he even her piece in letters to Schumann as early as particular request” on September 13 for Eusebius & Florestan. have to bear any of the costs. The title age July 13, 1833 and again on August 31, her 16th birthday, which was celebrated “The puzzling nature of the title will surely to a design by the estimable Bonaventura 1835, as soon as she had received Schumann’s among a wide circle of friends, and on have some appeal. At any rate the costs Genelli (1798-1868) is one of the finest and sonata. It is thus highly likely that he knew September 27 on the occasion of Chopin’s should be covered. I will attend to that. most elaborate among Schumann’s first her “choir of ghostly doubles” or “Danse first brief visit to Leipzig – the latter two Should you fancy publishing it, I would ask editions – a winged Genius with two claws de Fantômes”, as she calls the piece in occasions, of course, in the presence of the you only for 30 complimentary copies. Fine bears the title-panel. Because the edition

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was produced in such haste, it contained pronounced bar structure take Schumann structions “Faster” and “Even faster”) is a have left the first movement as I originally numerous errors, which were initially cor- beyond all his contemporaries, with the dazzling virtuoso piece, whose gracious, conceived it – not as you know it. It will rected in an advertisement in the Neue consequence that many of his early piano syncopated secondary idea grows out of appeal to you, though.” In December 1838, Zeitschrift für Musik in August 1836 and works were only reluctantly accepted and the principal theme, and was committed to in Vienna, Schumann accordingly wrote a eliminated in subsequent printings. But it were principally appreciatedin professional paper, like the brief Scherzo with its burles- new closing movement, a far less original was not till June 1840, at Schumann’s repea- circles and by such colleagues as Moscheles, que and elegantly dancing characteristics, “perpetuum mobile” in rondo form, inter- ted urging, that the “puzzling title” was Liszt and Clara Wieck herself. in June 1833. Schumann composed the rupted by a lyrical episode only twice and finally changed. Schumann was now enga- final movement, a breathlessly scurrying finally culminating in a Quasi Cadenza ged to Clara Wieck, so that there was no Sonata in G Minor Op.22 / Presto Passionato of inordinate rhythmical through a series of diminished chords to an further need to conceal her surname, she Original finale to the Sonata in G Minor perversity in its alternation between duple impressionist demonic whirlwind. “It is very had been appointed Imperial and Royal and triple time, in October 1835. simple, but within the work it matches the Chamber Virtuosa in Vienna, even though Schumann’s last Piano Sonata in G Minor first very well.” Such was Schumann’s own

ENGLISH she was a Protestant and a foreigner, hence Op.22 – the three “Piano Sonatas for On March 3, 1838, Clara wrote to him from verdict on December 29, 1838 in a letter to the title of the Nouvelle Edition: Grande Young People” Op.118 (1853) belong in a Vienna: “I delight immensely in the 2nd Clara from Vienna, and he included it in Sonate / pour le / Pianoforte / composé et separate category – had a long and com- Sonata, it reminds me of many happy and the first edition published by Breitkopf & dédiée / à Mademoiselle Clara Wieck / plex gestation, but is heard to be all of a also painful hours. I love it as I love you, Härtel in September 1839, though contrary

Pianiste de S. M. l’Empereur d’Autriche. piece. Its brief, concise outlines and capti- your whole nature is so clearly expressed in to his earlier statement he considerably ENGLISH vating verve, coupled with its relatively it, and it is not so very difficult to under- revised the first movement as well. The What distinguishes the F sharp Minor conventional form, have made it one of stand. Just one thing: will you leave the discarded Presto Passionato was published Sonata, even among the best works of Schumann’s best loved piano works. It may last movement altogether as it was before? in 1866 by Johannes Brahms, in a faulty Schumann’s contemporaries, is the bold- be considered all the more surprising, then, Do alter it a little and make it easier, for it edition based on an inaccurate manuscript. ness of piano writing encompassing all that its musical substance evolved over a is far too difficult. I understand it very well The version Schumann intended did not facets from orchestral richness through period of more than ten years or twelve. and will play it if I must, but people, the appear in print till 1981. contrapuntal complexity to brilliant key- The first movement to be composed was audience, even the connoisseurs for whom board technique, of harmony that departs the Andantino in June 1830, in which the we actually write, will not understand it. Is The sonata is dedicated to Henriette Voigt into the most distant keys not without the Kerner song Im Herbste (in autumn), it not so, you will not hold it against me, (1809-1839), who died of tuberculosis a use of modulations indebted to the written in the summer of 1828, is picked up you wrote to me, I should write to you few weeks after the work’s publication. Baroque (in the first movement, for exam- in heavily modified form (6/8 time instead with my opinion as if you were my She was an excellent pianist and since 1834 ple, from F sharp Minor to E flat Minor, F of 2/4, C Major in place of E flat Major, husband.” Surprisingly, Schumann respon- a dear friend of the young Schumann, privy Minor and G sharp Minor) and of form rhythmical structure) and worked into ded to this criticism and replied on March to his secret engagement to Ernestine von blurring the boundaries between formal three euphonious variations with a gently 18: “As for the last movement of the Fricken; he regularly corresponded with sections in sonata form or rondo. The subsiding coda. The first movement (with sonata, you are so right, I dislike it strongly her on musical matters. Schumann once sophistication of the rhythm with its the tempo indication “As fast as possible” (except for certain passionate moments), called her his “A flat major soul”, gave her hemioles and syncopes and avoidance of and the frequently and falsely derided in- that I have altogether rejected it. And I the League of David name “Eleonore” and

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wrote an affectionate tribute to her in Florian Uhlig context of musical genre. Florian Uhlig re- Festival, France Musique Paris, the Schles- 1839 for the Neue Zeitschrift für Musik conciles contradictions in an unusual man- wig-Holstein Music Festival, the Schwetzin- (“Memory of a Friend”), including extracts “Florian Uhlig plays in masterly fashion. His ner. On the one hand, he is rooted in the gen Festival and the Vienna Festwochen. from her diary. Henriette Voigt had interpretations bear comparison with the German music tradition, which is associated In addition to his solo activities Florian sacrificed herself to care for tuberculosis- very best. This astonishingly original CD is a with seriousness, style and structure, while Uhlig is much in demand as a chamber sufferer Ludwig Schuncke (1810-1834), real event.” on the other, his many years in London musician and lieder pianist. He was the Schumann’s best friend from boyhood and (Süddeutsche Zeitung) have led him to develop more of an indivi- last partner of the legendary baritone the co-founder of the Neue Zeitschrift für dual approach to musical works than is Hermann Prey. Musik. This remarkable piano virtuoso was That was the assessment published by the usual on the “continent”: pointed liberties, In 2009, Florian Uhlig founded the Johan- the dedicatee of the fiendishly difficult doyen of music critics, Joachim Kaiser, of eccentric combinations of repertoire and nesburg International Mozart Festival in Toccata op. 7, which Schumann reported the recording of Beethoven’s piano variations curiosity about rare works. South Africa. As Artistic Director, he has he could play by ear. This was Schumann’s released on the hänssler CLASSIC label in Florian Uhlig made his orchestral debut at since then guided the fortunes of the two-

ENGLISH response to the dedication of the equally 2009. Since then, Florian Uhlig has recor- the Barbican in London in 1997. Since then week music festival, which presents sym- challenging Grande Sonate in G minor ded some 15 other releases on the same he has appeared at leading concert halls phony and choral concerts as well as cham- op. 3. It is surely no coincidence that label, all of which have received high across the world, performing with orches- ber and solo recitals featuring top-class Henriette Voigt, Schuncke’s friend and praise in the international journals and tras like the BBC Symphony Orchestra, the ensembles and artists, additionally exerting

carer, also has a G minor piano sonata won awards (e.g. German Record Critics’ Beijing Symphony Orchestra, the Deutsche important influences in the fields of inter- ENGLISH dedicated to her, with its own motivic and Prize): complete works for piano and or- Radio Philharmonie, the Dresden Philhar- disciplinary projects, contemporary music, emotional reminiscences. chestra of Robert Schumann and Dmitri monic, the Hong Kong Sinfonietta, the the promotion of young artists and social Shostakovich, piano concertos by Ravel, Polish Radio Symphony Orchestra, the integration. Joachim Draheim Poulenc, Françaix, Debussy and Penderecki, Simón Bolívar Youth Orchestra of Venezue- Beginning with the summer semester of and Ravel’s and Schumann’s complete la, the National Symphony Orchestra of 2014, Florian Uhlig was appointed Pro- *** works for solo piano. 15 CDs are scheduled Taiwan, the Bavarian Radio Chamber Or- fessor of Piano at the Musikhochschule Carl for the Schumann cycle, 9 of which have chestra, the Chamber Orchestra Maria von Weber in Dresden. He holds already been released. and the Vienna Chamber Orchestra. He has master classes in Germany, Great Britain, Florian Uhlig was born in Düsseldorf and worked with conductors like Krzysztof Canada, Hong Kong, South Korea, China gave his first piano recital at the age of Penderecki, Josep Caballé, Claus Peter and Switzerland. twelve. He studied in London at the Royal Flor, Eivind Gullberg Jensen, Kristjan Järvi, Florian Uhlig was accorded Associateship of College of Music and the Royal Academy of Michael Sanderling and Gerard Schwarz. the Royal Academy of Music in London in Music, finishing with the concert diploma. Florian Uhlig has performed at the Beet- May 2015. He was also influenced by working with hoven Festivals of Bonn and Warsaw, Lorin Peter Feuchtwanger and by his research Maazel’s Castleton Festival, the Menuhin www.florian-uhlig.com towards a PhD thesis at the University of Festival in Gstaad, the Hong Kong Arts London on the role of the performer in the Festival, the Mecklenburg-Vorpommern

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Aufnahmedatum / Recording dates: 26. - 28.08.2015 Aufnahmeort / Recording venue: Menuhin Hall, Yehudi Menuhin School, Stoke d'Abernon, Cobham, Surrey, Großbritannien Tonmeister / Producer and Editor: Mike Purton Tontechniker / Recording Engineer: Tony Faulkner Konzeption und Texte: Dr. Joachim Draheim Instrument: Steinway D Foto / Photo: Marco Borggreve English Translation: Janet and Michael Berridge

Design: Birgit Fauseweh

ൿ & Ꭿ 2016 by hänssler CLASSIC / Profil Medien GmbH [email protected], www.haensslerprofil.de Manufactured in Austria

HC16081 HC16081.Inlay.Uhlig.qxp_PH05034_VS+RS-Inlay_Klass Kopie19.09.1619:22Seite2 SÄMTLICHE WERKE FÜR KLAVIER SOLO VOL. 10 HC16081.Inlay.Uhlig.qxp_PH05034_VS+RS-Inlay_Klass Kopie 19.09.16 19:22 Seite 1 HC16081

und die Sonate II Schumann HC16081 and the Sonata II Florian Uhlig Piano Schumann und die Sonate II Florian Uhlig Robert Schumann (1810-1856)

01. Allegro op. 8 9:54 VOL. 10 VOL. (Grande) Sonate fis-Moll op. 11 32:35 02. I. Introduzione: Un poco Adagio – Allegro vivace 13:01 03. II. Aria: Senza passione, ma espressivo 3:00 04. III. Scherzo e Intermezzo: Allegrissimo – Più Allegro – Intermezzo: Lento alla burla, ma pomposo 5:17 05. IV. Finale: Allegro un poco maestoso 11:17 Sonate (Nr. 2) g-Moll op. 22 17:16 06. I. So rasch wie möglich – Schneller – Noch schneller 6:08 07. II. Andantino (Getragen) 4:22 08. III. Scherzo: Sehr rasch und markiert 1:36 09. IV. Rondo: Presto – Prestissimo 5:10 Ursprüngliches Finale zur Sonate Nr. 2 g-Moll op. 22 6:04 10. Presto: Passionato (1835 / erschienen 1866) Total Time: 66:03 VOL. 10

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