Kunst des 19. Jahrhunderts Frühjahr 2019 303 Kunst des 19. Jahrhunderts 29. 2019 Mai Louis Gurlitt. Detail. Los 131 Richard Müller. Detail. Los 224 Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019, 15 Uhr

19th Century Art 29 May 2019, 3 p.m.

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Ausgewählte Werke

München Ausgewählte Werke: 3. und 4. Mai 2019 Kunst des 19. Jahrhunderts: 14. und 15. Mai 2019 Grisebach Türkenstraße 104 80799 München Hamburg 7. Mai 2019 Dr. Anna Ahrens Frida-Marie Grigull Galerie Commeter +49 30 885 915 48 +49 30 885 915 84 Bergstraße 11 [email protected] [email protected] 20095 Hamburg Dortmund 8. und 9. Mai 2019 Galerie Utermann Silberstraße 22 44137 Dortmund Zürich 13. bis 15. Mai 2019 Grisebach Bahnhofstrasse 14 8001 Zürich Düsseldorf 18. Mai 2019 Grisebach Bilker Straße 4–6 40213 Düsseldorf Sämtliche Werke

Berlin 24. bis 28. Mai 2019 Grisebach Fasanenstraße 25, 27 und 73 10719 Berlin Freitag bis Montag 10 bis 18 Uhr Zustandsberichte Dienstag 10 bis 15 Uhr Condition reports [email protected]

Grisebach — Frühjahr 2019

100 Ludwig Emil Grimm Die vorliegenden vier Blätter von Ludwig Emil Grimm (Lose Hanau 1790 – 1863 Kassel 100–102, 105) sind subtile Zeugnisse aus dem Seelenleben eines Romantikers. Sie erzählen von Fernenlust und Heimat- liebe, sie sind akribische Naturabschriften und stilisierte „Ansicht von Goßfelden bei Marburg“. 1829 Überhöhungen zugleich, sie ergehen sich in der Andacht Aquarell über Bleistift, mit Pinsel in Grau an drei zum Unbedeutenden und erfassen im selben Moment das Seiten gerahmt, auf dünnem, bräunlichem Whatman- Monumentale, Zeitlose. Velin. 18 × 15,9 cm (7 ⅛ × 6 ¼ in.). Auf dem Unterla ge- Weit lässt Grimm im August 1829 den Blick aus seinem papier unten links mit Bleistift monogrammiert, Zimmer über die Fachwerkhäuser und Felder in Goßfelden datiert und bezeichnet: L G. im August. 1829 del. schweifen (Los 100). Was auf den ersten Blick so ganz und gar Unten mit Feder in Schwarz bezeichnet; in der Mitte: kunstlos wirkt, ist ein komplex strukturiertes Fensterbild der meine Ausicht in Gosfelden; rechts: muß schöner Romantik, wie wir es auch von Caspar David Friedrich ken- abgeschnitten werden [über „schöner“ ein Bleistift- nen. Der grau getuschte Rahmen markiert die Begrenzung kreuz, das sich oben rechts und an den beiden Seiten des Bildes, er ist zugleich der materielle Fensterrahmen, unten wiederfindet]. Werkverzeichnis: Koszinowski/ durch den der Zeichner auf die Natur blickt. Wohl kalkuliert Leuschner L 231. Am Rand auf Papier geklebt. Zwei ist der tief liegende Horizont, der dem eigentlich unspekta- leichte Knickfalten, die Ecke unten links abgeschrägt kulären Landschaftsausschnitt eine gewisse Monumentalität mit Textverlust. [3214] verleiht. Provenienz Das saftige Grün des Aquarells und die präzis gezeich- Ehemals Sammlung Eugen Roth, München neten Fachwerkhäuser besitzen ihre kunsthistorische Refe- renz in Dürers Aquarell der „Drahtziehmühle“ (Berlin, Kupfer- EUR 3.000–4.000 stichkabinett): Der Romantiker blickt aus dem Fenster und USD 3,370–4,490 erkennt die stille Poesie der heimatlichen Landschaft. Wie ein Crescendo wirkt dagegen das zweite Land- schaftsblatt (Los 101), welches weit früher, nämlich 1816, gezeichnet wurde. Auch wenn Grimm hier den weichen Bleistift wählt, atmet das Blatt den Geist südlich-antiker Erhabenheit. Auf seiner Italienreise von 1816 besuchte Grimm auch die Stadt Neapel. Eine der am häufigsten darge- stellten Sehenswürdigkeiten war das sogenannte Grab des Vergil, dem sich Grimm auf unkonventionelle Weise annä- hert. Weniger die Grotte oder das Monument an sich, son- dern der Blick durch den Felsspalt auf die sich dahinter an die Hügel anlehnenden Häuser und eine üppig wuchernde Natur interessieren ihn als Zeichner. Die „Frau in Tracht aus Orferode“ (Los 102) besticht durch ihre frische Farbigkeit. Sie ist gleichermaßen Charak- terstudie wie Zeugnis romantischer Ethnografie. Gleich nebenan, direkt vor der Tür entdeckten die Zeichner der Romantik das Besondere, Seltene, Charakteristische, das sie als Archivare der Wirklichkeit mit Bleistift und Pinsel fixieren wollten. Michael Thimann

Originalgröße

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101 Ludwig Emil Grimm 102 Ludwig Emil Grimm Hanau 1790 – 1863 Kassel Hanau 1790 – 1863 Kassel Provenienz Ehemals Sammlung Eugen Roth, München

„Grab des Virgil bei Neapel“. 1816 Provenienz „Frau in Tracht aus Orferode“. 1825 EUR 3.000–4.000 Bleistift auf Papier. 21,5 × 18,8 cm (25,3 × 18,8 cm) Ehemals Sammlung Eugen Roth, München Bleistift, aquarelliert, auf Papier. 23,4 × 20,8 cm USD 3,370–4,490 (8 ½ × 7 ⅜ in. (10 × 7 ⅜ in.)). Im Unterrand mit Bleistift (9 ¼ × 8 ¼ in.). Unten rechts bezeichnet: Chatrina bezeichnet; links: gez. den. 19t. July. 1816. zu. Neapel; EUR 3.000–4.000 Elisabeth Fassauer. von Orferode am Meisner del Ausstellung in der Mitte: Grab des Virgils. Werkverzeichnis: USD 3,370–4,490 adviv 26t July. 25 in den Soden bei Allendorf. Ludwig Emil Grimm 1790–1863. Maler, Zeichner, Koszinowski/Leuschner L78. In den Ecken auf graues Rückseitig unten mit Bleistift beschriftet: L. E. Grimm. Radierer (= 200 Jahre Brüder Grimm, Band 2). Kassel, Papier geklebt. [3214] Werkverzeichnis: Koszinowski/Leuschner G 129. Museum Fridericianum, und Hanau, Schloß Steinheim, Die Ecken mit Japan hinterlegt. [3214] 1985, Kat.-Nr. 114, mit Abbildung

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103 Carl Philipp Fohr Kurpfälzisches Museum, 1968, erwähnt unter Kat.-Nr. 1795 – 1818 Rom 112 (nicht ausgestellt) / Jens Christian Jensen: Carl Philipp Fohr in Heidelberg und im Neckartal. Landschaften und Bildnisse. Karlsruhe, Verlag „Bildnis Ludwig Sigismund Ruhl“. 1816 G. Braun, 1968, S. 38, S. 111, Nr. 50, u. S. 68, Abb. 22 / Feder in Schwarzgrau über Bleistift auf Papier (Was- Brigitte Rechberg-Heydegger: Ludwig Sigismund Ruhl serzeichen: [Signet] Tiara). 17,9 × 13,7 cm (7 × 5 ⅜ in.). (1794–1887). Leben und Werk. Giessen, Univ., Diss. Rückseitig die Stempel Lugt 5100 und Lugt 1969b 1973, Nr. B 6 / Marianne Bernhard (Hrsg.): Deutsche sowie der Entwidmungsstempel des Kupferstich- Romantik. Handzeichnungen. 2 Bände, hier Bd. 1: kabinetts Berlin. Werkverzeichnis: Märker Z 748. Carl Blechen (1798–1840) bis Friedrich Olivier (1791– Mit Feder in Schwarz gerahmt. Entgegen der Beschrei- 1859). München, Rogner & Bernhard, 1973, hier Bd. 1, bung im Werkverzeichnis ist das Blatt lediglich leicht Abb. S. 303 gebräunt und am Rand minimal fleckig. [3021] Provenienz Die Zeichnung wird im ausdrücklichen Einvernehmen mit Karl Mayer, (spätestens 1926) / Staatliche den Erben nach Karl Mayer angeboten. Karl Mayer hatte in Museen, Kupferstichkabinett, Berlin (Inv.-Nr. F III Darmstadt einen Eisenwarengroßhandel betrieben und 2873, SZ Fohr 15; 1941 auf der Versteigerung bei musste 1933 emigrieren. Seine Fohr-Zeichnung gelangte in Boerner erworben, 2019 an die Erben nach Karl Mayer den Kunsthandel und wurde 1941 von den Berliner Museen restituiert) erworben. Im Rahmen eines Provenienzforschungsprojekts des Kupferstichkabinetts wurde sie nun an die Nachfahren EUR 25.000–35.000 Karl Mayers restituiert. USD 28,100–39,300

Ausstellung Deutsch-römische Malerei und Zeichnung, 1790–1830. Wenn gleich mehrere Zeichnungen von Carl Philipp Fohr, dem Leipzig, Museum der bildenden Künste und Leipziger früh verstorbenen Wunderkind der deutschen Romantik, in Kunstverein, 1926, Kat.-Nr. 97 / Deutsche Bildnisse einer Auktion angeboten werden, dann darf man das sicher 1800–1960. Ausstellung der Lucas-Cranach-Kommis- einen glücklichen Zufall nennen. Insbesondere, wenn sie so sion beim Ministerium für Kultur. Berlin (Ost), Staatli- eng miteinander verbunden sind wie hier, denn die drei Blätter che Museen zu Berlin, Nationalgalerie, 1962, S. 17, sind allesamt in der frühen Münchner Studienzeit um 1815/16 Abb. 10 / Karl Philipp Fohr, 1795–1818. a.M., entstanden und zeigen eine enge Verbindung zu Fohrs Künst- Städelsches Kunstinstitut, 1968, Kat.-Nr. 66 / Von lerkollegen und Freund Ludwig Sigismund Ruhl (1794–1887). Caspar David Friedrich bis Adolph Menzel. Aquarelle Fohr und Ruhl hatten sich in Rom eine Herberge geteilt, und Zeichnungen der Romantik. Aus der National- bis es, wohl im Streit über Ansprüche an dem gemeinsamen galerie Berlin/DDR. Wien, Kunstforum Länderbank, Bernhardinerhund Grimsel, zum großen Zerwürfnis kam, das 1990, Kat.-Nr. 79, Abb. S. 157 / Ahnung und Gegen- in einem mit Pistolen ausgefochtenen Duell gipfelte. Ein Jahr wart. Zeichnungen und Aquarelle der deutschen darauf, am 29. Juni 1818, ertrank Fohr mit nur 22 Jahren beim Romantik im Berliner Kupferstichkabinett, Berlin, Baden im Tiber, und der Verlust dieses „ausgezeichnetsten 1994/95, Kat.-Nr. 30, Abb. S. 69 Talents, was in seinem Fach hier war“ (Karoline von Humboldt), Literatur und Abbildung stürzte die Gemeinschaft der Deutschrömer in verzweifelte Ernst Scheyer: Aus Carl Fohrs künstlerischer Hinter- Trauer. Große Teile seines Nachlasses wurden noch in Rom lassenschaft. Zu zwei unbekannten Arbeiten des unter den Künstlern selbst versteigert, die alles daransetz- Künstlers aus schlesischem Besitz. In: Neue Heidel- ten, sich eines seiner Werke für ihre eigene Sammlung oder berger Jahrbücher, Neue Folge, 1932, S. 82-90, hier als Mustervorlage zu sichern. S. 84 / Versteigerungskatalog 204: Deutsche Hand- Das ganze Genie Fohrs als Zeichner offenbart auch Originalgröße zeichnungen des XIX. Jahrhunderts aus verschiede- unser Bildnis des Freundes Ruhl, das ganz am Anfang seiner nem Besitz, dabei eine Partie von Zeichnungen aus Porträtkunst steht und dabei doch schon auf die berühmte der nachgelassenen Sammlung des Prinzen Johann Serie der Bildnisse seiner Künstlerkollegen in Rom verweist, Georg, Herzog zu Sachsen [...]. Leipzig, C. G. Boerner, die er für ein geplantes Gruppenbild der deutschen Künstler 8.5.1941, Kat.-Nr. 95 („Bildnis eines jungen Mannes“), im Café Greco zeichnete. Äußerst elegant gekleidet, in alt- Abb. Tf. 9 und auf dem Vorderumschlag / Paul Ortwin deutscher Tracht, sitzt der junge Ruhl betont nachdenklich Rave: Das Antlitz der Romantik. Die Sammlung am Tisch, auf dem ein Buch liegt, das auf seine literarischen Parthenon. Neue Folge. O. O., o. J. (um 1943), Abb. Interessen hindeutet. Durch die rahmende Stellung der Tf. XXII / Hans Geller: Die Bildnisse der deutschen Arme ist die Komposition ganz auf die Bildmitte mit dem Künstler in Rom 1800–1830. Berlin, Deutscher Verein halb aufgefalteten Brief konzentriert. Das Zentrum des Blat- für Kunstwissenschaft, 1952, Nr. 303 / Ausst.-Kat.: tes ist aber zweifellos der leicht geneigte Kopf mit dem Carl Philipp Fohr, 1795–1818. Skizzenbuch der - lockig gewellten Haar und dem suggestiven Blick, der diese gegend. Badisches Skizzenbuch. [...]. Heidelberg, Zeichnung wie eine Ikone früher romantischer Bildniskunst erscheinen lässt. MM/FMG

Grisebach — Frühjahr 2019 13 12 Wir danken Dr. Peter Märker, Berlin, für freundliche Hinweise zur Zeichnung.

104 Carl Philipp Fohr Das beeindruckende Blatt ist eine von mehreren zeichneri- Heidelberg 1795 – 1818 Rom schen Vorarbeiten für eine Lithografie von Fohr, die in den Umkreis der Illustrationen zu Fouqués „Zauberring“ gehört. Unser Blatt ist die ausgeführteste Vorzeichnung und stimmt „Begegnung auf der Falkenjagd“. 1816 (?) mit der Lithografie in vielen Details überein. Unter den Linien Feder in Schwarz, teilweise über Bleistift, auf Velin der teils sehr schnell ausgeführten Federzeichnung zeigt sich (Wasserzeichen: R. SCHMID). 42,5 × 33,4 cm allerdings eine bislang nicht beachtete Bleistiftvorzeichnung, (16 ¾ × 13 ⅛ in.). Werkverzeichnis: Märker Z 688 c. die in sehr vielen Details abweicht und eindeutig den Ent- Rückseitig mit Bleistiftskizzen, u.a. von der Burg. wurfscharakter des Blattes belegt. Es handelt sich um die Eine vertikale und zwei horizontale Mittelfalten. entscheidende Ausarbeitung dieser Komposition, bevor sie Etwas braunfleckig. [3214] Fohr seitenverkehrt auf den Lithografiestein zeichnete. Provenienz Mit überbordender jugendlicher Fantasie zeigt uns Ehemals Sammlungen Remmele und Eugen Roth, Fohr hier im Vordergrund eine vornehme Reitergesellschaft München bei einer Falkenjagd und im oberen Bildteil eine mittelalterli- che Burganlage auf felsigem, bewaldetem Hang. Wie ein Spin- EUR 10.000–15.000 nennetz legt er die verschiedenen zeichnerischen Strukturen USD 11,200–16,900 über das gesamte Bildfeld und entwickelt je eigene Formeln für Wolken, Bäume und Figuren, die der Zeichnung insgesamt Ausstellung einen sehr poetischen Charakter verleihen. Gezeichnete Kunst. Der Blick auf das Ich. Frankfurt Unsere Zeichnung und ebenso das Blatt zu Tiecks a.M., Hans W. Fichter, Kunsthandel, 1993, S. 50, Abb. „Melusine“ (Los 106) haben große formale und inhaltliche S. 51 Ähnlichkeiten mit den etwa zeitgleich in München entstande- nen Gemälden „Der verirrte Ritter“ und „Die Ritter vor der Köhlerhütte“ aus der Sammlung der Berliner Nationalgalerie. Die Anregungen zu den mittelalterlichen Märchengeschich- ten hat Fohr sicher aus dem Umfeld der Heidelberger Roman- tiker empfangen und von den Besuchen in der berühmten Heidelberger Sammlung mit altdeutscher und altniederländi- scher Kunst der Brüder Boisserée, wobei ihn hier besonders das Bild Albrecht Altdorfers „Heiliger Georg“ (heute München, Alte Pinakothek) beeindruckt haben dürfte. Die erwähnten Gemälde schenkte Fohr seiner Gönne- rin, der Erbprinzessin Wilhelmine von Hessen-Darmstadt. In seinem Widmungsbrief erwähnt er ausdrücklich die Anre- gungen, die ihm sein Künstlerfreund Ludwig Sigismund Ruhl (Los 103) bei diesen ersten Versuchen in der Ölmalerei gegeben hat: „Der junge Ruhl aus Kassel … hat mir die Behandlung der Ölfarben mitgeteilt und mich hierdurch in den Stand gesetzt, den Gebilden meiner Phantasie einen kräftigen und bleibenden Eindruck zu geben.“ MM

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105 Ludwig Emil Grimm 106 Carl Philipp Fohr (?) Hanau 1790 – 1863 Kassel Heidelberg 1795 – 1818 Rom

„Jungfer Meil“. 1825 Illustration zu Tiecks „Melusine“: Die Fahrt zur Hochzeit Provenienz Wie uns Ludwig Sigismund Ruhl (Los 103) rückblickend Bleistift auf Papier. 16,5 × 13 cm (6 ½ × 5 ⅛ in.). Raimunds und Melusines. Anfang 1816 Ehemals Sammlungen Anton Maximilian Pachinger, berichtet, beschäftigten sich beide Künstlerfreunde 1815/16 Oben links datiert und bezeichnet: 1820 adviv Feder in Grau und Schwarz, teilweise über Bleistift, Linz/München/Wien, und Eugen Roth, München mit Illustrationen zu Ludwig Tiecks „Melusine“ und wollten 11. Jan 1825 Jungfer Meil 80 Jahre alt. Werkverzeich- auf Transparentpapier. 24 × 31 cm (9 ½ × 12 ¼ in.). diese anschließend als Umrissradierungen veröffentlichen. nis: Koszinowski/Leuschner G 126. Am Rand punktuell Unten links mit Bleistift beschriftet: Fohr. K. [..]. EUR 4.000–6.000 Weiter berichtet Ruhl von einer eigenhändigen Radierung auf graues Papier aufgeklebt. Leicht fleckig. [3214] Rückseitig unten links auf dem Unterlagepapier der USD 4,490–6,740 Fohrs mit unserem Motiv, von der sich leider kein Exemplar Provenienz Stempel Lugt 2010. Werkverzeichnis: Nicht bei Märker erhalten hat, und schreibt: „denn alles muss so gezeichnet Ehemals Sammlung Eugen Roth, München (vgl. Z 674). In den Ecken auf blaues Bütten geklebt. Ausstellung sein, dass es sich gut als Radierung auf die Kupferpatte über- Etwas braunfleckig. [3214] Aus der Sammlung Eugen Roth, München. München, tragen lässt“. Diese Überlieferung passt sehr gut zu unserer EUR 1.200–1.500 Staatliche Graphische Sammlung, 1955, Kat.-Nr. 17 Zeichnung auf Transparentpapier, die man als vorbereitende USD 1,350–1,690 Studie gut in diesen Werkprozess einbinden könnte, auch wenn das Verhältnis von eigenhändigen und fremden Paus- Wir danken Dr. Peter Märker, Berlin, für freundliche Hinweise. zeichnungen hier noch nicht abschließend geklärt ist. MM

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108 Ludwig Persius 1803 – Potsdam – 1845

Ideale gotische Architektur. 1835 Öl auf Holz. 25,8 × 21 cm (10 ⅛ × 8 ¼ in.). Unten links monogrammiert: L.P. Unten rechts monogrammiert und (schwach lesbar) datiert: L.P. 35/18. [3357] Gerahmt.

EUR 3.000–4.000 USD 3,370–4,490

Das auf 1835 datierte Gemälde von Ludwig Persius zeigt ein gotisches Architekturensemble. Anleihen bei dem Kirchen- bau auf der rechten Seite dürfte der Architekt beim Dom zu Königsberg gemacht haben. So erinnern die Situation des Turms und dessen Haube sowie der Fries des Langhauses an das für Preußens Könige bedeutsame Bauwerk. Karl Friedrich Schinkel, mit dem Persius seit den frühen Dreißigerjahren unter anderem am Schloss Babelsberg und an der Nikolai - kirche in Potsdam zusammenarbeitete, hatte Königsberg auf seiner Inspektionsreise im Sommer 1834 besucht und dabei auch den Dom in Begleitung von August Rudolf Gebser be sichtigt. Gebser war der Herausgeber des 1833 erschie- nenen und mit Lithografien prachtvoll ausgestatteten Bandes zum Königsberger Dom. Persius besaß ein Exemplar dieses Werks. Neben den historischen Reminiszenzen verweist das Gemälde aber auch auf die für Persius charakteristischen Formen zeitgenössischer Architektur im Stil der Neogotik: klare stereometrische, meist zweigeschossige Baukörper, die in einer strengen Ordnung zueinander stehen, und offene Vorhallen als verbindende Elemente zwischen Innen- und Außenräumen, zudem Zinnenkränze, hinter denen die Dach- an sätze verborgen bleiben und die als horizontale Glie de- rungs elemente die Baukörper abschließen. Schloss Babelsberg wurde im Januar 1835 feierlich

107 Georg Schöbel eingeweiht. Allerdings entsprach die Bauausführung nicht 1860 – Berlin – 1930 ganz den Ideen Prinz Wilhelms, sodass er mit der Erweiterung des Gebäudes nicht mehr Schinkel, sondern Persius beauf- tragte. Noch bevor dieser mit den Planungen begann, zeich- Rüstungen (Studie). nen sich in dem hier vorliegenden Gemälde Baugedanken Gouache auf graugrünem Velin, auf Karton und -ornamente ab, die später in Babelsberg wieder aufge- aufgezogen. 46,7 × 27 cm (18 ⅜ × 10 ⅝ in.). griffen werden. In beiden Fällen führen Treppenaufgän ge Unten rechts signiert: G. Schöbel. [3072] Gerahmt. zu Terrassen mit identischem Maßwerk der Balustraden und erschließen rechter Hand gotische respektive neo- EUR 1.000–1.500 gotische Vorhallen. Auch die Balustraden über dem Erd- USD 1,120–1,690 geschoss weisen mit ihren Vierpässen im Bild sowie an dem später ausgeführten Schlossbau sehr ähnliche Ornamente auf. So verbindet Persius historisch-sakrale mit aktuellen profanen Stilformen und Bauaufgaben. Reinhard Wegner

Grisebach — Frühjahr 2019 19 18 N 109 Deutsch, 110 Deutsch, um 1830/40 um 1825/35

Ruine an einem See bei Mondschein. Ruine über einem Fluss im Mondschein. Öl auf Papier auf Leinwand. 18,3 × 16,8 cm Öl auf Holz. 28,7 × 23,4 cm (11 ¼ × 9 ¼ in.). (7 ¼ × 6 ⅝ in.). [3007] Unten links (kaum lesbar) monogrammiert: F. P[?]. Kleine Retuschen. [3167] EUR 1.000–1.500 USD 1,120–1,690 EUR 3.500–4.500 USD 3,930–5,060

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111 Henry Raeburn lichen weißen Punkt bekommt, etwas breiter als der Nasen- 1756 – Edinburgh – 1823 strich. Tritt man zurück, so schließen sich die einzelnen Striche harmonisch zusammen. Wir haben zwei Quellen, die relativ gleichlautend von Porträt eines jungen Mannes. Um 1810/20 Raeburns Malprozess berichten, eine von einem unbekann- Öl auf Leinwand. Doubliert. 74,5 × 62,5 cm ten „sitter“, eine von Sir Walter Scott, den Raeburn viermal (29 ⅜ × 24 ⅝ in.). Auf dem Keilrahmen rechts unten gemalt hat. Raeburn begann den Prozess sogleich mit Pinsel mit Kreide beschriftet: DR. LUZ. Retuschen. und Farbe auf der Leinwand ohne jede vorhergehende [3174] Gerahmt. zeichnerische Anlage. Hatte er ein Gesicht in groben Stri- Provenienz chen angelegt, trat er mehrfach weit zurück, betrachtete Robert von Mendelssohn, Berlin (spätestens 1908, bis längere Zeit den „sitter“, um dann in schnellen Schritten, 1917) / Giulietta Giordigiani, Witwe des Vorbesitzers, ohne auf sein Modell weiter zu achten, zur Leinwand zu Berlin/Florenz / Dr. W. A. Luz, Berlin / Privatsamm- schreiten, um unmittelbar dem optisch Erfahrenen male- lung, Schweden (1967 bei Spik erworben) risch Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. In der Entfernung hatte er nur die für die Erscheinung des Gesichts relevanten EUR 8.000–12.000 Hauptformen im Licht wahrnehmen können. Ihre Wieder- USD 8,990–13,500 gabe allein gab „Ähnlichkeit“ – das ist so etwas wie ein wahr- nehmungspsychologisches Gesetz. Ausstellung Das Verfahren hat eine gewisse Verwandtschaft mit Ausstellung aelterer englischer Kunst. Berlin, Gainsboroughs Vorgehen, das schon am Ende des 18. Jahr- Königliche Akademie der Künste, 1908, Kat.-Nr. 51 hunderts überliefert wurde. Gainsborough verdunkelte den (als „Unbekannter Künstler“) / Berliner Sammler- Malraum, arbeitete ebenfalls ohne Vorzeichnung direkt in Tradition. Berlin, Bezirksamt Tiergarten, Abt. Volks- Farbe, zudem mit einem extrem langen Pinsel und relativ bildung, Amt für Kunst und Verband der Berliner dünnflüssiger Farbe. Dabei ordnete er sein Modell und die Kunst- und Antiquitätenhändler e.V. im Haus am Staffelei so an, dass sie etwa gleich weit von ihm entfernt Lützowplatz 9, 1950, Kat.-Nr. 186 a (als Henry Raeburn) waren. Aufgrund der Verdunkelung konnte er ebenfalls nur Literatur und Abbildung die entscheidenden Gesichtszüge wahrnehmen und entspre- Weltkunst, XXXVII. Jg., Nr. 10, 15.5.1967, Abb. S. 485 chend wiedergeben. Auch bei der von Vasari für Tizian über- (Annonce für die folgende Auktion] / Auktion 460: lieferten Form, die später nach dem Vorbild Tizians auch für Gemälde, Graphik, Möbel [...] aus verschiedenem Rembrandt galt, schlossen sich die Pinselstriche wie durch Besitz. Berlin, Leo Spik, 26./27.5.1967, Kat.-Nr. 194, ein Wunder zusammen. Ebendies stellte Reynolds, der diese Abb. Tf. 43 (als „Sir Henry Raeburn zugeschrieben“) Tradition kannte, auch für Gainsborough fest. Alles dieses findet sich bei unserem Porträt in über- zeugender Weise wieder. Halsbinde und Jabot, strahlend Wir danken Helen Smailes, Senior Curator of British Art at weiß, sind mit groben, rasanten Strichen angelegt. Weitere National Galleries of Scotland, Edinburgh, für freundliche Eigenheiten sprechen ebenfalls für die Eigenhändigkeit. Hinweise zur Datierung. Wie Reynolds setzte auch Raeburn seine „sitter“ auf ein flaches Podest, sodass wir den Kopf in minimaler Unter - sicht sehen; wir schauen ein wenig in die stark verdunkel- Geht man sehr nah an dieses Porträt eines jungen Mannes ten Nasenlöcher. Dadurch gewinnt der Dargestellte eine heran, so erkennt man, was der Malerkollege Sir David Wilkie gewisse Überlegenheit. für Henry Raeburn den „square touch“ genannt hat: eine Raeburn verwendet für Brustporträts ein Standardfor- extreme Malweise, bei der der einzelne, zum Teil dick aufge- mat: 30 x 25 Inches, also etwa 76 x 64 Zentimeter, das ent- tragene Pinselstrich für sich stehen bleibt und nicht mit den spricht in etwa dem sogenannten KitKat-Format. Ferner pflegt danebenliegenden Pinselstrichen vermischt wird. In beson- er bei diesem Typus den Hintergrund bei weiblichen Porträts derem Maße gilt dies für die leuchtende Farbe Weiß. zumeist mit einer ganz schwach angedeuteten Landschafts- In Raeburns Gesichtern wird dieses Verfahren regel- staffage zu versehen; bei den männlichen Porträts ist der mäßig an drei Partien deutlich: auf der Nase, unter der Hintergrund dagegen einfarbig in dunklem Braun oder Brau- Nase, in dem Bereich, auf den das starke, von schräg links nocker, vor dem sich das Gesicht und die weiße Hemdbrust einfallende Licht sich konzentriert und, geradezu brutal, in umso deutlicher abzeichnen, zumal auch das Gewand selbst einem dicken, spachtelartig gezogenen Strich auf der dunkel gefasst ist. Die Lichter auf den Metallknöpfen bei unse- erleuchteten Stirnseite. Diese Alabastergesichter werden rem Porträt finden sich beinahe identisch bei Raeburns besonders bei jungen Leuten mit Rosa abgetönt, in den Porträt von James Cochrane of Edinburgh – wie auch all die Schattenzonen mit Grau oder Braunschwarz. Das dicke anderen genannten Eigenheiten. Die Datierung ist schwierig. Impasto findet sich zudem auf der sichtbaren Ohrmuschel, Raeburn hat sich, als er seine Form gefunden hatte, wenig hier als durchgehender knapper Halbkreis. Charakteristisch entwickelt. Dennoch wird man aufgrund der besonders sou- für Raeburns Porträts ist der durchgehende Nasenrücken- veränen Malweise mit den unverbundenen Strichen auf um strich, der auf der Nasenspitze zumeist noch einen zusätz- oder bald nach 1810 spekulieren müssen. Werner Busch

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112 Gustav Adolph große, hängende Ohrringe in Blütenform schmücken ihr Antlitz. Dazu der rote Kaschmirschal, der ihren zarten Hals Hennig sanft umspielt und dem Kupferton ihrer zum hohen Knoten geflochtenen Haare schmeichelt. Bei aller Hingabe für die Dresden 1797 – 1869 Leipzig reduzierte, aber zugleich kostbare und überaus aktuelle Kleiderwahl scheinen die Seidenrobe, der auffällige große Bildnis der Anna Thecla Kraft mit rotem Schal. (Vor) 1836 Goldschmuck und der kaminrote Schal jedoch nur einer Öl auf Leinwand. 30,8 × 25,8 cm (12 ⅛ × 10 ⅛ in.). Aufgabe zu dienen: die unendlich weichen Gesichtszüge, die Auf dem Keilrahmen mit Feder in Schwarz beschriftet, zarte, elfenbeinfarbene Haut, die leicht rosigen Lippen und oben: Anna Thecla Kraft geb. von Haugk. + 6 Febr. 1836 Wangen und vor allem die gütigen, großen Mandelaugen Leipzig; rechts: gemalt von Hennig. Mit einer Exper- würdig zu rahmen. tise von Dr. Hildegard Heyne, der langjährigen Die weiche, ovale Gesichtsform und die auffallend Kustodin am Leipziger Museum der bildenden Künste, großen Augen lassen Hennigs hervorragende Kenntnisse der vom 2. März 1952. [3206] Gerahmt. nazarenischen Porträtkunst erkennen, etwa von Schnorr von Carolsfeld oder Friedrich Overbeck und dessen EUR 3.000–4.000 berühmtem Bildnis seines Freundes Franz Pforr (Alte Natio- USD 3,370–4,490 nalgalerie, Berlin). Auch hier sitzt eine Frau im Hintergrund, die in der Bibel liest. Sie trägt die Farben Mariens, Blau und Rot, so wie unsere Anna. Eine solche Anspielung auf Fröm- Man schaut ihr zuerst in die Augen. Diese riesigen, mandelför- migkeit über Farben entsprach der christlichen Tradition migen Augen. Taubenblau, wach, blitzgescheit schaut sie uns und erfüllte für die Nazarener zugleich die Funktion, die an. Ein wenig schüchtern, vorsichtig-skeptisch, warmherzig, Szene zu verinnerlichen und zu vergeistigen, Ruhe und neugierig, vielleicht ahnend. Wir sind mit ihr im Hier und Jetzt. Ernsthaftigkeit zu vermitteln. Es scheint der Moment, in dem sie physisch vor uns sitzt – oder Anna von Haugk, Tochter einer vornehmen Leipziger dem bekannten Maler Gustav Adolph Hennig Modell. Kaufmanns- und Handelsfamilie, hatte 1834 Peter Robert Hennig kam gebürtig aus Dresden, das mit so wohl- Kraft geheiratet, ebenfalls aus Leipzig und Sohn des Besitzers klingenden Namen wie Anton Raphael Mengs, Anton Graff, der Steinkohlewerke Kraft & Lücke (vgl. das Porträt im Stadt- Gerhard von Kügelgen, Philipp Otto Runge, Carl Vogel von geschichtlichen Museum Leipzig, Inv. Nr. L/1/2007/13). Sie Vogelstein eine starke Tradition in der Porträt- und Bildnis- verstarb bereits zwei Jahre später. Die merkwürdig versteck- malerei vorzuweisen hatte. An der ortsansässigen Akademie ten und scheinbar nicht zu Ende gemalten Hände mögen ein hatte Hennig selbst bei dem Vater von Letzterem, Christian Hinweis darauf sein, dass das Hochzeitsbild verfrüht und Leberecht Vogel, studiert sowie bei Friedrich Matthäi, der möglicherweise abrupt zu einem Erinnerungsbild wurde. unter anderem auch ausbildete. Von Dresden Anna Ahrens nach Italien schien es gedanklich nicht weit, und so zog es den begabten jungen Künstler von 1822 bis 1826 und noch einmal 1832/33 zum Studium in das zitronenbaumreiche Sehnsuchtsland – zu Fuß. Der erste Aufenthalt sollte ihn prä- gen. Hennig hatte sich seinem Landsmann Julius Schnorr von Carolsfeld angeschlossen, dessen „nazarenische Prägnanz der Linie“ ihn so sehr begeisterte, dass „seine Bildnisse bei aller malerischen Zurückhaltung oft eine kultivierte Sinnlich- keit ausstrahlen“ (Neidhardt, Dresdner Malerei, S. 328). Das Porträt der Anna wird kurz nach dem zweiten Italienaufenthalt entstanden sein. Hennig war als Professor an die Leipziger Akademie berufen worden, der er ab 1840 als Direktor vorstand. Als Bildnismaler war er schnell außer- ordentlich erfolgreich. Dabei hatte er „Wesentliches für sei- ne Kunst“, so Neidhardt, „seiner nazarenischen Schulung zu verdanken“. Schauen wir auf unser Bild, so scheint es die Stimmung der damaligen Zeit, sprich Mitte der 1830er-Jahre, auf ebenso qualitätvolle wie wunderbare Weise genau zu treffen und ihr zugleich einen ganz individuellen Ausdruck zu verleihen. Das Halbfigurenporträt zeigt die junge Frau, auf einem Lehnstuhl sitzend, in einem eleganten, schulterfreien Kleid aus taubenblauer Seide mit betonter Taille und auffällig aus- ladenden Schinkenärmeln – eine Mode, die Mitte der 1830er-Jahre hochmodern ist. Eine goldene Brosche und

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113 Franz Kobell 114 Franz Kobell Mannheim 1749 – 1822 München Mannheim 1749 – 1822 München

Abhang. Bäume am Wiesenrand. Von ungewöhnlicher Modernität erscheinen uns heute Pinsel in Grau und Schwarz auf Bütten. 16,7 × 20,4 cm Pinsel in Grau und Schwarz auf dünnem Velin. solche flott ausgeführten Tuschpinselzeichnungen von (6 ⅝ × 8 in.). Beigabe: Südliche Küstenlandschaft. 16,7 × 21,4 cm (6 ⅝ × 8 ⅜ in.). Rückseitig unten rechts Franz Kobell, die schon um 1800 entstanden. Die Licht- Feder in Braun mit Rahmenlinie auf Bütten. 18 x 21,3 mit dem Stempel Lugt 1012. [3528] Gerahmt. wirkung in der Bildmitte ist grandios eingefangen und läßt cm. Etwas stockfleckig, leicht gebräunt. Provenienz die Vegetation an der Stelle geradezu aufleuchten. [3206] Gerahmt. Ehemals Fritz Hasselmann, München (gest. 1894)

EUR 800–1.200 EUR 1.200–1.500 USD 899–1,350 USD 1,350–1,690

Wir danken Thomas Herbig, München, für die Bestätigung der Wir danken Thomas Herbig, München, für die Bestätigung Authentizität der Zeichnung und freundliche Hinweise. der Authentizität der Zeichnung und freundliche Hinweise.

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115 Wilhelm von Kobell Mannheim 1766 – 1855 München

plätze sind vertraut: Sie zeigen das Münchner Umland mit den „Nach der Jagd“. 1839 berühmten Seen und Blicken auf die Stadtsilhouette oder die Aquarell über Bleistift auf Papier, mit Bleistift Berge. Die Figuren aber wirken isoliert, seltsam in ihrer Pose gerahmt. 19 × 23,6 cm (7 ½ × 9 ¼ in.). Unten links verharrend und weit entfernt von allem Alltäglichen. Sie sind signiert (ligiert) und datiert: Wilhelm v Kobell 1839. mit zarten, klaren Konturen deutlich voneinander abgesetzt, Werkverzeichnis: Wichmann 1556 (datiert „1836“). ihre Silhouetten in bunter Folge vor den hohen Himmel und Eine schwache Falte am linken Rand. [3614] Gerahmt. das klare Blau des still liegenden Sees gesetzt. Provenienz Ihre zeitlose, fast surreale Präsenz verstärkt der Ein- Privatsammlung, Deutschland (1930 von der Galerie druck, als seien die Gestalten „entstofflicht“, als könnten wir Carl Nicolai erworben, bis mind. 1970) durch sie hindurchsehen. Die filigranen, formgebenden Lini- en sind trotz ihrer hohen Präzision porös, wodurch sie eine EUR 40.000–60.000 außergewöhnliche Illusionskraft entwickeln. Sie sind das USD 44,900–67,400 „Grammgewicht“ der Komposition (Wichmann, S. 83) und bestätigen Kobell als den Meister der Kontur. Zugleich sind Literatur und Abbildung Transparenz, Glanz und Schönheitswert der Farben so leuch- Versteigerungskatalog CLXXII: Originalhandzeichnun- tend und klarsichtig wie jener dargestellte Föhntag, der die gen [...]. Radierungen, Holzschnitte, Lithographien einzelnen Gegenstände bis in die äußerste Ferne noch gut [...]. Leipzig, C. G. Boerner, 29.4.1931, Kat.-Nr. 66, erkennen lässt. Abb. Tf. II Dieses unverwechselbare „Kobell-Licht“, das die aus hintereinander gelagerten Prospekten gebaute Bildwelt bestimmt, ist das auffälligste und eigenwilligste Merkmal Zwei fulminante Ausstellungen feierten die Wiederent- des Künstlers: Der Vordergrund, der sich kobelltypisch als deckung des Biedermeier im neuen Jahrtausend: „The Spirit kuppelartige Anhöhe ausformt, ist merkwürdig scharf aus- of an Age“ (Berlin/Washington, 2001) und „Die Erfindung der geleuchtet und präsentiert sich als vorgelagerte Raumellipse, Einfachheit“ (Berlin/Wien/Paris/Milwaukee, 2007). eine Art Bühne im Scheinwerferlicht. Sie ist die eigentliche Der frische Blick und die kluge Objektwahl (Malerei, Stätte der Begegnung. Tiere und Menschen sind aufeinander Möbel, Glas, Porzellan, Silber) öffneten die Augen für Schön- ausgerichtet, doch sind es vor allem die langen, schmalen heit und Modernität jener hochkultivierten Kunstrichtung, die Schattenwürfe, die sie miteinander verbinden. Der Fern- dem nachnapoleonischen Europa eine neue ästhetische Vision raum hingegen erscheint im allseitigen Freilicht. Die Zonen, verlieh. Die Wertschätzung der Materialien und ein neuer Sinn in denen diese beiden Extreme zusammentreffen, zeigen für Praktikabilität verbanden sich mit einer anspruchsvollen jenes Kombinationslicht, das die Gegenstände so merkwür- Suche nach schlichten und klaren Formen. Das Gegenmodell dig entkörperlicht, ihnen aber eine Wirkung verleiht, die zum ausschweifenden Luxusstil des ausgehenden 18. Jahrhun- über ihre Daseinsgröße hinausgeht. derts leistete sich eine neue, eine „moderne“ Bescheidenheit, Das Erzielen einer solchen Wirkung, die kunstphiloso- die auf Qualität statt Quantität setzte. phischen Forderungen der Zeit entspricht, beruht bei Kobell Als einer der wichtigsten Maler des Biedermeier wur- auf realen Beobachtungen: Das Kombinationslicht belebte de Wilhelm von Kobell mit Künstlern wie Hummel, Kersting die damals beliebten Guckkästen (seitliches Kerzenlicht mit und Gaertner gewürdigt, deren Bedeutung in eine Reihe dem reduzierten allseitigen Tageslicht der Stube). Das Studi- gestellt wurde mit den frühen Romantikern, aber auch den um der Veränderung von Farbwerten in der Natur durch das deutschen Impressionisten und Symbolisten – bis hin zu den Medium Luft war eine aktuelle und fortdauernde Herausfor- Künstlern des Bauhauses. derung für die Maler des 19. Jahrhunderts. Schatten sind Unser Blatt zeigt den „späten“ Kobell, dessen reicher schon bei Kobell keine Dunkelwerte mehr, sondern vertiefte künstlerischer Erfahrungsschatz in Komposition und Aus- Farben. Dem gegenüber steht die artifizielle, kommaartige führung eingeflossen ist. Aufgewachsen im aufgeklärten Strichführung in lockerer, fast „ostasiatischer“ Manier Künstlermilieu der kurpfälzischen Residenzstadt Mannheim (Wichmann). Die teppichhafte Wiese des Vordergrundes ist (sein Onkel war Franz Kobell, vgl. Los 113 und 114), lebte durch ein Pinselpunktsystem gegliedert, die Materie etwa in Wilhelm seit 1793 als Hofmaler in München. Ab 1815 entwi- Form von Baumstümpfen porträthaft hervorgehoben. ckelte er mit dem „Begegnungsbild“ einen eigenen Bildtypus Eine puristische, alles auf einen Nenner bringende und leistete damit einen bedeutenden Beitrag für die Kunst- Formvorstellung wird über einen Oberflächenkult der Mate- geschichte des 19. Jahrhunderts. rialien zelebriert und zeigt zugleich eine vollendete Ord- Es handelt sich bei Kobells Begegnungsbildern vorwie- nung: Allen Objekten und allen Erscheinungen im Naturraum gend um kleinformatige Gemälde und Aquarelle, die das – Landschaft, Mensch, Tier – wird gleichberechtigt dieselbe Leben der Gegenwart in „zufälligen“ Zusammentreffen meist Aufmerksamkeit zuteil. „Eine heitere Gegenwart“, so Kobells von Reitern, Jägern, Bauern und Tieren thematisieren - ohne Zeitgenosse Adalbert Stifter, „soll alles umstrahlen und ver- jedoch im eigentlichen Sinn erzählerisch zu sein. Die Schau- schönern.“ Anna Ahrens

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116 Deutsch, um 1800

Porträt eines Jünglings. Öl auf Leinwand. Doubliert. 45,5 × 38 cm (17 ⅞ × 15 in.). [3389] Gerahmt.

EUR 2.500–3.500 USD 2,810–3,930

Originalgröße

„Darum sauge dich voll, o Seele, voll Luft, Licht 117 Johann Christian und Sonnenschein, voll Formen und Bilder und Reinhart trage einen reichen, nie alternden Schatz der Hof 1761 – 1847 Rom Ideallandschaft mit Ziegenhirten. 1841 glücklichsten Erinnerungen über den Berg und Öl auf Holz. 16,2 × 20,2 cm (6 ⅜ × 8 in.). Rückseitig mit seinen Wolkensteg nach Hause.“ Pinsel in Schwarz signiert, bezeichnet und datiert: Joh: Chr: Reinhart fec. Romae 1841. aetatis suae, Karl Stieler, Italien - Eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna, 1876 anno 80mo. [3448] Gerahmt. EUR 6.000–8.000 USD 6,740–8,990

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118 Gustav F. Papperitz 1813 – Dresden – 1861

Blick von Civitella bei Olevano auf den Monte Serrone und Der Betrachter blickt in den mittelalterlichen Klosterkreuz- die Volkser Berge. gang hinein, in das von Bäumen und blühenden Büschen – wohl Öl auf Papier auf Holz. 27,5 × 37,7 cm (10 ⅞ × 14 ⅞ in.). Oleander – bestandene und durch die hochstehende Sonne Retuschen. [3153] Gerahmt. erhellte Quadrat des Innenhofes hinüber auf die sich im rech- ten Winkel anschließende Seite des Kreuzgangs. EUR 2.500–3.500 Rechts, im Durchblick durch die Doppelsäulen, ist die USD 2,810–3,930 Apsis einer kleinen, sich an den Kreuzgang anschließenden Kapelle aus Bruchstein zu sehen. Zwischen den beiden vorde- ren Doppelsäulen befindet sich ein Durchgang in den Hof, über den man über drei flache Stufen gelangt. Im Hof fliegen zwei weiße Vögel, wohl Tauben. Rechts daneben sitzt auf einer Bank

119 Franz Ludwig Catel ein bärtiger Kartäusermönch in weißer Kutte und liest in einem Berlin 1778 – 1856 Rom Buch. Der rechte Bildrand zeigt eine geschlossene Wand mit Originalgröße einer Tür, die wohl zur erwähnten Kapelle führt; daneben ein Andachtsbild. Vor der Tür stehen zwei Pilger in brauner Klei - Im Klosterhof von San Domenico in Palermo. 1843 dung, einer trägt einen Kreuzstab als Zeichen der Pilgerschaft. Öl auf Zinkblech. 17,5 × 13,8 cm (6 ⅞ × 5 ⅜ in.). Beide scheinen im Begriff zu sein, die Kapelle zu betreten. Die vorliegende kleinformatige Ölmalerei auf Zink- trast zwischen Hof und Kreuzgang sowie die nur skizzierten Unten rechts monogrammiert und datiert: F. C. 43. Es handelt sich, wie oft bei Catel, um die Wiedergabe blech stammt zweifellos von der Hand des Berliner Malers Staffagefiguren der beiden stehenden Mönche in Rücken- Rückseitig auf einem Aufkleber mit Feder in Schwarz eines konkreten Ortes, nämlich des Klosterkreuzgangs der Franz Ludwig Catel, der ab Ende 1811 bis zu seinem Tod 1856 ansicht tragen eindeutig die Handschrift des erfahrenen (vom Künstler?) beschriftet: Im Klosterhof Franz Catel Kirche San Domenico in Palermo. Am selben Standort hatte in Rom lebte und arbeitete. Gegen Ende seines Lebens Künstlers. Das Bild ist mit seiner freien und duftigen Pinsel- 1843. Das Gemälde wird aufgenommen in das Werk- bereits der Engländer William Leighton Leitch, der 1833–37 schuf er immer wieder bereits über Jahrzehnte erprobte führung und dem kleinen Format wie eine plein air entstan- verzeichnis der Gemälde Franz Ludwig Catels von in Italien war, den Kreuzgang gezeichnet. Leitchs Zeichnung und höchst erfolgreiche Landschafts- und Architekturbilder dene Ölstudie gestaltet, wird jedoch aufgrund des Bildträgers Dr. Andreas Stolzenburg, Hamburg (in Vorbereitung). wurde dann von John Henry Le Keux um 1840 radiert. Catel in verschiedensten Formaten, in denen Mönche in allen Zinkblech eher als Erinnerungsbild für einen unbekannten [3066] Gerahmt. war mehrfach selbst in Palermo (u. a. 1819), doch ist die Varianten als Staffagefiguren eingesetzt wurden. Romreisenden im römischen Atelier Catels an der Piazza di Motivwahl dem Stich bis auf die Anlage der mönchischen Sowohl die Pinselführung mit der partiell pastos auf- Spagna entstanden sein. Die Beschriftung auf der Rückseite EUR 4.000–6.000 Staffagefiguren so ähnlich, dass durchaus auch denkbar getragenen Ölfarbe und den typischen streifigen Pinselpar- des Zinkblechs könnte dabei der Handschrift nach durchaus USD 4,490–6,740 wäre, dass die Radierung dem Künstler als Vorlage diente. tien wie auch die Lichtführung mit ihrem Hell-Dunkel-Kon- vom Künstler selbst stammen. Andreas Stolzenburg

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120 Deutsch, 1817 121 Heinrich Reinhold Gera 1788 – 1825 Rom

„Tasso-Eiche in Rom“. 1817 Das oben links auf Italienisch mit deutschem Datum bezeich- Bleistift auf Velin. 25,1 × 35,3 cm (9 ⅞ × 13 ⅞ in.). nete Blatt hatte der Kunstkenner und Sammler Eugen Roth Italienische Landschaft (Olevano). Den Sommer 1822 verbrachte Heinrich Reinhold in Olevano. Oben links bezeichnet und datiert: La Quercia di dem begabten Johann Christoph Erhard zugeschrieben. Das Bleistift und Pinsel in Grau, mit Rahmenlinie in Blei- Ludwig Richter, der ebenfalls dort war, berichtet, wie Tasso. al Monastero di S. Honoffrio. d 27 Jan: 1817. wohl authentische Datum macht eine solche Autorschaft stift, auf Transparentpapier. 24,4 × 33,2 cm Reinhold „fast jeden Nachmittag, ohne sich von der Seite zu Unten links beschriftet: Tasso Eiche in Rom. [3214] jedoch unwahrscheinlich: Erhard kam erst 1819 nach Rom, wo (9 ⅝ × 13 ⅛ in.). Unten rechts im Rand (schwer lesbar) rühren, bis spät zum Abend saß“. Dabei habe er „trefflich Provenienz er schon 1822 viel zu früh verstarb. Die qualitätvolle Zeich- beschriftet: fra Reinhold – olevano – [?]. Kleine, die Standorte zu wählen verstanden, wo sich das Motiv mit Ehemals Sammlung Eugen Roth, München nung, die mit dem 27. Januar 1817 den Tag genau benennt, an sorgfältig restaurierte Randeinrisse. [3214] Ferne, Vor- und Mittelgrund zu einem Ganzen zusammen- dem Goethes umsungene „Tasso-Eiche“ besucht wurde, mag Provenienz schloß“. Zurück in Rom zeigte Reinhold den Künstlerkolle- EUR 2.500–3.500 ihren wahren Schöpfer also noch preisgeben. Ehemals Sammlung Eugen Roth, München gen vor Ort sein reiches Portefeuille der Zeichnungen, die in USD 2,810–3,930 der Serpentara entstanden waren – Schnorr von Carolsfeld, EUR 2.500–3.500 Catel, alle waren voll Bewunderung. USD 2,810–3,930 Die meist großformatigen Blätter aus Olevano sind Wir danken Prof. Dr. Hermann Mildenberger, Weimar, Höhepunkte seiner Zeichenkunst. Vergleichbare Arbeiten fin- für freundliche Hinweise. den sich etwa in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Wir danken Dr. Petra Kuhlmann-Hodick, Dresden und Kupferstichkabinett (Inv. C 1963–1693) und in Privatbesitz Dr. Hinrich Sieveking, München, für freundliche Hinweise. (Ausst. Kat. Spurenlese 2017, Nr. 78).

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122 Carl Wagner Andreas Andresen in seiner Enzyklopädie „Die deutschen Roßdorf in der Rhön 1796 – 1867 Meiningen Maler-Radierer des 19. Jahrhunderts“ (1864–74). Tatsächlich hielten sich die Freunde insgesamt min- destens zehn Tage in Amalfi auf und füllten ihre Mappen mit „Amalfi“. 1823 Zeichnungen und Ölstudien, die der Lauf der Zeit in Privat- Öl über Bleistift auf Bütten. 32,9 × 23,6 cm sammlungen und Museen auf der ganzen Welt spülte. Einige (13 × 9 ¼ in.). Rückseitig unten rechts mit Bleistift dieser Blätter aus Wagners Hand sind in einem Aufsatz von bezeichnet und datiert: Amalfi 30 Juli 23. Vergleiche Otto H. Förster aus dem Jahr 1935 abgedruckt. Darunter Carl Wagners Ölstudie „Amalfi“ von 1823, in: eine Ölstudie – „Amalfi. 1823“ –, die das Motiv unseres Blat- Otto H. Förster: Der Maler Carl Wagner. tes in ein Querformat überführt. Die sich nach vorn ausbrei- In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwis- tenden Maueranbauten fehlen in diesem Zwillingsblatt, und senschaft, Band 2, Jg. 1935, S. 274-283, hier S. 280, auch an anderen Stellen finden sich kleinere Abweichungen. Abb. 9. Drei kleine Randeinrisse. [3079] Das Querformat weist keine Partien unausgeführter Malerei auf und wirkt durch die Panorama-Perspektive insgesamt EUR 5.000–7.000 etwas konventioneller. Und doch stammen die beiden Blät- USD 5,620–7,870 ter unverkennbar aus der gleichen Hand. Mit dem Selbstverständnis eines Künstlers, der sich als Maler, nicht nur als Zeichner begreift, spürt Wagner dem süd- Wir danken Prof. Dr. Johannes Grave, Jena, und Prof. Dr. lichen Farb- und Lichtklang nach, mischt in der für ihn cha- Helmut Börsch-Supan, Berlin, für die Bestätigung der rakteristischen Weise Grün-Nuancen in die Schattenpartien Authentizität der Studie und für freundliche Hinweise. und setzt strahlende Lichtsäume um Felsen und -Bäume, schmilzt den Himmel in zartestem Blau auf das Papier und nutzt sonnenwarmes Ocker und Braun, um die Architekturen Am 21. Oktober 1822, seinem ersten Tag in Rom, pochte dem mit geradezu kubistisch anmutender Klarheit aufzuschichten. jungen Carl Wagner aus Dresden das Herz gewaltig, im Die Studie „Amalfi. 1823“ sei „ein wirkliches Bild“, befand Anblick der Schönheiten, die sich vor seinen Augen ausbrei- Förster, und dies gilt uneingeschränkt auch für unser Blatt: teten. „Endlich nach vieljährigem Sehnen, Hoffen und Wün- „wunderbar reich ist dieses Bild ... mit seinen sich durch- schen ... In Rom! In Rom! Ist es denn wahr oder ein Traum?“, kreuzenden Richtungen und Achsen, seinem phantastisch schreibt er in Erinnerung an diesen Moment. Seine ahnungs- reizenden Spiel von Enthüllen und Verstecken“. vollen Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden. Wie für Am 28. September traf die Reisegesellschaft wieder in seinen Herzensfreund Ludwig Richter und so viele andere Rom ein, und Wagner führte seinen Freund Richter in die wurde das Italienerlebnis auch für Wagner zu einem Wende- Technik der Malerei mit Öl auf Leinwand ein, die selbigem punkt, an dem all die „Rätselfragen an Kunst und Leben“ bis dahin noch fremd war. Bei aller Virtuosität, die Wagner (Ludwig Richter) eine vorläufige Antwort fanden (oder bei auf diesem Gebiet an den Tag legte, waren es doch vor allem Sang und Wein im heiteren Zusammensein der Künstler seine Ölstudien, die den jüngeren Richter schwärmerische zumindest temporär in Vergessenheit gerieten). Lobeslieder singen ließen, in die wir mit Blick auf die Amalfi- Wagner blieb insgesamt drei Jahre in Rom. Neben Studie heute nur umso lauter einstimmen können: Wagner Richter gehörten dort Carl Götzloff, Heinrich Reinhold, hielt „sich an die Natur und suchte das auf dem Papier zur , Ernst Ferdinand Oehme und Schnorr Anschauung zu bringen, was in der Natur sein Auge sah und von Carolsfeld zu seinem engeren Kreis. Gemeinsam unter- vor allem sein Herz erfreute. ... Der Eindruck dieser Studien- nahmen die Künstler Fahrten in die römische Campagna, blätter ... war mir wie ein fernes Sternbild, nach dem man durchstreiften die Albaner und Sabiner Berge und bespra- das Schifflein lenkt.“ Frida-Marie Grigull chen die entstandenen Studien in einer wöchentlichen Ver- sammlung. Gut möglich, dass auch unser Blatt in diesem Plenum der Besten diskutiert wurde. Es datiert auf eine Reise an den Golf von Neapel, zu welcher der damals 26-jährige Wagner im April 1823 (nicht im Mai 1823, wie in der Literatur fälschlich angegeben wird) in Begleitung von Götzloff, Florian Grosspietsch, Johannes Thomas aus Frank- furt und Maximilian Roch aus Breslau aufgebrochen war. „Der Vesuv ward bestiegen, eine Seefahrt nach Ischia gemacht, die Kunstschätze von Neapel in Augenschein genommen und der liebenswürdige, bescheidene alte Kniep besucht [der Goethe auf dessen legendäre „Italienische Reise“ begleitet hatte und dabei in Neapel hängengeblieben war]. Auf Capri und in Amalfi wurde fleissig gezeichnet, in Sorrent gemalt und Meerstudien gemacht“, überliefert

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123 Jean-Auguste- Dominique Ingres Montauban 1780 – 1867 Paris

Römische Straßenecke mit Bildhauerwerkstatt. Bleistift auf Velin. 21,8 × 28,8 cm (8 ⅝ × 11 ⅜ in.). Rückseitig oben in der Mitte mit Bleistift beschriftet: Jean Auguste Dominique Ingres (1780–1867). In der Ecke unten rechts von anderer Hand mit Bleistift beschriftet: Ingres?. Zwei leichte Knicke, etwas fleckig. Kleine Randmängel. [3087] Provenienz Privatsammlung, Norddeutschland

EUR 10.000–15.000 USD 11,200–16,900

Die vorliegende Zeichnung dem Oeuvre Ingres zuzuordnen, Gruppe gesellte sie den Notnamen „Maître des jardins de la mag auf den ersten Blick überraschen – nicht so auf den Villa Medici“ bei (datiert auf vor 1816). Sie sind in der Tat zweiten. In unserer Vorstellung sind Ingres' Zeichnungen per- steif, mit dem Lineal konstruiert und wirken seltsam leblos. fekt im Lineament, vollkommen in der Form, die endgültig zu Eine zweite Gruppe bekam den Namen des „Maître aux sein scheint, keine Reuezüge, auch kein zeichnerisches petits points“. Sie erscheint sehr viel überzeugender und ist Umkreisen, wie bei seinem Antipoden Delacroix. für uns von größtem Interesse. Denn auf diesen Zeichnungen Dieser Typus beherrscht die Ausstellungen und Buch- finden sich Hunderte von kleinen Punkten - ein Phänomen, publikationen zu Ingres, gelegentlich begleitet durch einige dessen Klärung relativ einfach ist: wenige, fast ausschließlich mit der Feder angelegte erste Wie schon die etwas unnatürlich wirkenden Verkürzun- Ideenskizzen. Sie zielen, sehr im Gegensatz zu den ausgeführ- gen, vor allem von Mauern, die sich vom Vordergrund bis in ten Bleistiftzeichnungen, nicht auf Schönheitlichkeit, im den Hintergrund erstrecken, deutlich machen – sie wirken Gegenteil, sie entwickeln fortschreitend einen festen Typus, wie mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen – , benutzte bei dem die Gegenstände bloß abstrahierend markiert sind. Ingres optische Hilfsmittel, und zwar wohl primär die Camera Übersehen wird bei dieser Form der Präsentation der Zeich- lucida. Während der Kasten der Camera obscura, wie sie nungen Ingres', dass es ungezählte zeichnerische Zwischen- etwa Canaletto benutzt hat, einen festen Stand hat und der stufen gibt, Modell- oder Gewandstudien, Gegenstands- Blick durch den Apparat auf eine milchige Platte projiziert aufnahmen, Reisenotizen. Sie haben benennbare Funktionen, vom Künstler nachgezeichnet werden kann, (was zumeist können weiterverwendet werden, zielen nicht auf Vollendung. einen etwas zittrigen Strich, aber auch gewisse optische Ver- Sie erscheinen selten auf dem Markt. Es genügt ein Blick in zerrungen gegenüber dem unbewaffneten menschlichen den von George Vigne 1995 publizierten Bestandskatalog der Auge bewirkt) ist die Camera lucida einfacher strukturiert, Zeichnungen Ingres' in Montauban. Er führt sage und schreibe braucht allerdings in der Benutzung einige Übung. 4505 Arbeiten auf, und die bei Weitem meisten gehören dem Sie wurde 1806 von William Wollaston patentiert, war Fenstern und Türen anwendet und der sich so offenbar nur Zeichnung - die ansatzweise zu Figuren bearbeiteten großen genannten Zwischenbereich an. aber schon einige Jahre früher in Gebrauch. Sie besteht aus bei ihm findet. Ingres setzt einen Punkt unten rechts und Steinblöcke vor der Werkstatt lassen auf eine solche schlie- Ingres ist primär Historien- und Porträtmaler/-zeich- einem bloßen, auf einem Stab montierten Prisma, das das einen oben links und kann so die genaue Erstreckung in Höhe ßen. Entscheidend dabei ist eine winzige, etwas paradoxe ner, doch es gibt auch eine nicht unbeträchtliche Gruppe Abbild des Gesehenen auf dem Zeichenbogen widerspie - und Breite auch ohne den Blick durchs Prisma festhalten, wie Eigenheit, die uns an den Rädern beider Zeichnungen von Landschaftszeichnungen, genauer von Stadtansichten. gelt. Im Gegensatz jedoch zur Camera obscura, bei der der auch auf der frontalen großen Häuserwand unserer Zeich- begegnet: Der Nabe des jeweiligen Rades ist eine winzige Sie entstehen so gut wie ausschließlich in Italien, überwie- identische Blick problemlos erneut eingenommen werden nung zu sehen ist. Spiralform eingeschrieben, als wollte der Künstler die gend in Rom. 1806, nach drastischer Kritik an seinen stark kann, ist der Blick durch das Prisma der Camera lucida Doch es gibt weitere Phänomene auf dieser Zeichnung, Beweglichkeit des Rades andeuten. stilisierten Porträts, reiste er nach Rom, um seine Studien in durch die leichteste Abweichung verzerrt. Es kommt also die sich so nur bei Ingres finden: etwa die sonderbaren Das Motiv ist so ungewöhnlich, dass Ingres sich hier der Villa Medici fortzusetzen, und blieb – bis 1820. Von 1820 darauf an, exakt die immer gleiche Position vor dem auf- Schwärzungen, die Schattenzonen andeuten sollen und sich geradezu „verraten“ zu haben scheint. Betrachtet man bis 1824 hielt er sich in Florenz auf, um dann nach Paris zunehmenden Gegenstand einzunehmen. Um dies tun zu wiederholt starkem Druck des Bleistifts verdanken. Dutzend- zudem, wie Ingres Leitersprossen zeichnet, wie er halbrun- zurückzukehren. Als 1834 erneut ein Salonbeitrag von der können, ist es für die Wiedergabe insbesondere von Archi- fach lassen sie sich in seinem Oeuvre nachweisen (vgl. Best. de Dachziegeln andeutet oder – auf unserer Zeichnung ganz Kritik abgelehnt wurde, bewarb er sich enttäuscht an der tekturen und ihren Details hilfreich, die jeweilige Erstre- Kat. Montauban. Nr. 2187, 2828, 2920, bes. 3083). Betrachten unten links – auf Holztüren Beschläge zeichnet, winzige Académie de France in Rom und wurde ab 1835 deren Direk- ckung etwa einer Häuserkante oder eines Fensterrahmens wir zudem eine späte Zeichnung von 1839, die Raffaels Schatten durch Verstärkung des Bleistiftstriches an oberen tor in der Villa Medici. In der ersten Phase bis 1824, kaum in beim ersten Blick oben und unten mit einem Punkt zu mar- Geburtshaus in Urbino darstellt (Nr. 3138), fällt neben besag- und vor allem unteren Rändern von Türen markiert, dann der Villa Medici installiert, begann er mit zeichnerischen kieren und so den identischen Blick wieder zu erreichen. ten Phänomenen außerdem ein großes, auf eine Unterlage scheint es wenig Zweifel an der Authentizität unserer Zeich- Aufnahmen seines unmittelbaren Umfelds. Die Forschung Dieses Punktesystem findet sich auch auf unserer Zeich - montiertes Holzrad ins Auge, das so gut wie identisch ist mit nung geben zu können. Sie dürfte eine entschiedene Berei- hat sich mit diesen Zeichnungen schwergetan. Einer ersten nung – ebenso wie ein Trick, den Ingres bei der Fixierung von dem Wagenrad der Karre vor der Bildhauerwerkstatt unserer cherung von Ingres' Oeuvre darstellen. Werner Busch

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124 Deutsch, 125 Pasquale Mattej Formia 1813 – 1879 Neapel um 1840/50 Aufstieg zum Krater des Vesuvs. Um 1850 Die Küste vor Taormina. Öl auf Leinwand. Doubliert. 61,5 × 74,8 cm Öl auf Papier. 27,2 × 41,4 cm (10 ¾ × 16 ¼ in.). (24 ¼ × 29 ½ in.). Unten rechts signiert: P. MATTEJ. Am unteren Rand bezeichnet (in die nasse Farbe Auf dem Spannrahmen ein Etikett der Galleria geritzt): Taormina. Diagonale Falte. Randmängel. Simonetti, Rom. Craquelé, wenige Retuschen. [3087] Gerahmt. [3253] Gerahmt.

EUR 2.500–3.500 EUR 6.000–8.000 USD 2,810–3,930 USD 6,740–8,990

Pasquale Mattej gehörte zum Kreis der Scuola di Posillipo, Bild, und das buchstäblich, denn das Zentrum der Komposi- die Anfang der 1820er-Jahre von dem niederländischen tion ist der sich in fantastisch bunten Farben malerisch aus- Maler Anton Sminck van Pitloo in Neapel begründet worden breitende Rauch aus dem Krater des Vesuvs. Mattejs offen - war und beeinflusst vom Stil Corots und Turners eine neue, kundige Begeisterung für dieses mächtige Naturspektakel freiere Form der Landschaftsmalerei entwickelte. Die findet ein Echo in der Besuchergruppe mit dem Mann am Bezeichnung „Scuola di Posillipo“ wurde zunächst als Kraterrand, der vor Aufregung die Arme in die Luft wirft und Schmähbegriff verwendet (ähnlich wie später in Frankreich im Vergleich so nichtig klein erscheint, dass man sich an die das Wort „Impressionismus“), denn die Künstler der Gruppe Worte des deutschen Zeitgenossen Carl Gustav Carus erin - verstießen in vielerlei Hinsicht gegen den akademischen nert fühlt, der im Jahr 1828 selbst auf den Vesuv gestiegen Kanon. Sie malten bevorzugt „plein air“, also im Freien, und war: „Tritt denn hin auf den Gipfel des Gebirges ... und welches bewusst spontan, schnell und mit lockerem Pinselduktus. Gefühl ergreift Dich? ... Dein Ich verschwindet, Du bist nichts, Der Geist dieser Kunstauffassung weht auch durch unser Gott ist alles.“ („Briefe über Landschaftsmalerei“, 1831) FMG

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126 Deutsch, um 1820 Das aus der Sammlung Schäfer stammende und vormals Heinrich Reinhold zugeschriebene Gemälde beeindruckt Der Sibyllentempel in Tivoli. durch seine Farbigkeit und die Qualität der malerischen Öl auf Leinwand. 109 × 87 cm (42 ⅞ × 34 ¼ in.). Rück- Handschrift. seitig auf der Leinwand und auf drei Seiten des Keil- Die dargestellte Gegend des am Rand der Sabiner rahmens der Stempel Lugt 292a. Auf dem Keilrahmen Berge gelegenen Tivoli hat von jeher als Sehnsuchtsort der oben rechts ein Etikett der Sammlung Georg Schäfer, Italienreisenden fasziniert, denn dort verbinden sich Anti- Schweinfurt. [3006] Gerahmt. kenverehrung und Naturerfahrung zur symbiotischen Ein- Provenienz heit. Der von eleganten korinthischen Säulen umschlossene Unbekannte Privatsammlung (bis 1939) / Kunsthalle, Rundtempel der Vesta galt bis ins 19. Jahrhundert hinein als Bremen (Inv.-Nr. Inv. 490-19191/4; erworben 1939 als Tempel der legendären Tiburtinischen Sibylle. Er thront Geschenk eines Kunstfreundes, 1953 abgegeben) / hoch über der steilen Felsschlucht mit den verzweigten Anselm Gedon, München (1953) / ehemals Sammlung Wasserfällen des Aniene. Georg Schäfer, Schweinfurt (Inv.-Nr. 2064; erworben Indem sich das fragil wirkende Bauwerk und die dra- 1953 bei A. Gedon, München, bis 2000) matisch nach unten stürzenden Wasserkaskaden zum Sinn- bild von allem Zeitlichen verbinden, drückt das Gemälde EUR 18.000–24.000 idealtypisch das existenziell berührende Tivoli-Erlebnis aus, USD 20,200–27,000 das Goethe in der „Italienischen Reise“ als „eins der ersten Naturschauspiele“ beschrieb: „Es gehören die Wasserfälle Ausstellung dort, mit den Ruinen und dem ganzen Komplex der Land- Heinrich Reinhold (1788–1825). Italienische Land- schaft zu den Gegenständen, deren Bekanntschaft uns im schaften. Zeichnungen, Aquarelle, Ölskizzen, Gemälde. tiefsten Grunde reicher macht“. (16. Juni 1787) Eine Ausstellung aus Anlaß seines 200. Geburtstages. Bei der Frische und Lockerheit des Farbauftrags muss Gera, Kunstgalerie, 1988, Kat.-Nr. 183, Abb. S. 267 besonders erstaunen, dass das um 1820 entstandene Gemäl- Literatur und Abbildung de einer Landschaft des Dresdner Malers Christian Wilhelm Versteigerungskatalog: Gemälde aus der Sammlung Ernst Dietrich, genannt Dietricy, folgt. Von den beiden eigen- Dr. Georg Schäfer. Düsseldorf, Christie's, 31.1.2000, händigen Fassungen in Berlin und Sankt Petersburg kommt Kat.-Nr. 24, m. Abbildung das hier vorliegende Werk der 1845 im Kunsthandel erwor- benen Variante in der Berliner Gemäldegalerie in den moti- vischen Details besonders nahe. Wir danken Prof. Dr. Reinhard Wegner, Heidelberg, und Gegenüber der pastos gemalten und stark gefirnissten Dr. Markus Bertsch, Hamburg, für freundliche Hinweise zum Vorlage erweist sich jedoch der Schöpfer des vorliegenden Gemälde, sowie Prof. Dr. Dorothee Hansen, der stellvertre- Bildes als Meister der romantischen Neuinterpretation: Der tenden Direktorin der Kunsthalle Bremen, für Auskünfte zur vormals durch starke Hell-Dunkel-Gegensätze geprägte Provenienz. Bildaufbau wird übersetzt in eine neue Farbigkeit. Varian- tenreich überzeugen die dünn aufgetragenen Farbschichten mit bezaubernden Valeureffekten und den hiebartig gesetz- ten, expressiven Wasserspritzern im Bildvordergrund. Auch wird die Statik von Dietricys Komposition gelockert, indem sich die harte Konturierung der Gegenstände in einen aus- fransenden, die Dinge untereinander verwebenden Farb- auftrag auflöst. Die erhabene Landschaftserfahrung des 18. Jahrhunderts verbindet sich mit dem romantischen Farb- und Naturempfinden um 1820 und der Souveränität des virtuos geführten Pinsels. Johannes Rößler

Grisebach — Frühjahr 2019 43 42 „Abends kamen wir ans Coliseo, da es schon dämmrig war. Wenn man das ansieht, scheint wieder alles andre klein, es ist so groß, daß man das Bild nicht in der Seele

127 Französisch, um 1840 128 Deutsch/ behalten kann.“

Italienisch, 1851 Johann Wolfgang von Goethe, Italienische Reise, Besichtigung des Kolosseums in Rom. 1829 (?) 11. November 1786 Öl auf Leinwand auf Pappe. 48 × 40,5 cm (18 ⅞ × 16 in.). Unten links unleserlich bezeichnet. Rückseitig unten links schwer lesbar mit Feder in Blau Blick auf das Kolosseum in Rom. 1851 beschriftet: G. F. CLOSSON „VISITE AU COLYSÉE“ 1829. Aquarell über Bleistift auf Papier. 26,6 × 37,7 cm Retuschen. [3171] Gerahmt. (10 ½ × 14 ⅛ in.). Unten links datiert: 15 Gen 1851. Farben leicht geblichen. Randmängel. [3505] Gerahmt. EUR 3.000–4.000 USD 3,370–4,490 EUR 1.500–2.500 USD 1,690–2,810

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129 Französisch, 130 Deutsch, um 1850 um 1860 Giacomo Orlandi di Subiaco. Öl auf Leinwand. Doubliert. 40 × 40 cm (15 ¾ × 15 ¾ in.). Retuschen. [3544] Studie aus Ariccia. Öl auf Leinwand auf Pappe. 12,7 × 24,8 cm EUR 4.000–6.000 (5 × 9 ¾ in.). Retuschen. [3584] Gerahmt. USD 4,490–6,740

EUR 2.000–3.000 USD 2,250–3,370 Was einer Momentaufnahme gleicht, ist bis ins letzte Detail Jean-Léon Gérôme, der zwischen 1843–1844 gleich drei durchkomponiert. Schließlich gesellt sich der uns heute Porträts von ihm anfertigte. Zeitlich folgten eine Zeichnung unbekannte Maler zu einer Reihe bedeutender Künstler, die Johannes Niessens, datiert auf das Jahr 1847 (Grisebach, das gefragteste Modell jener Zeit porträtierten. Der zu Sammlung Bernd Schultz, 2018), sowie ein Gemälde, ent- diesem Zeitpunkt gerade einmal 20-jährige Römer heißt standen um 1857/58 von Anselm Feuerbach. Die letzten drei Giacomo Orlandi di Subiaco und muss bei den auslän- uns heute bekannten Studien stammen von Edgar Degas aus dischen Künstlern eine Art „Topmodel“, das römische Ideal- den Jahren 1856 bis 1859. gesicht schlechthin gewesen sein. Die markanten Gesichts- Unser Porträt zeigt das Modell auf dem Höhepunkt züge des jungen Mannes und das wilde Lockenhaar waren seines Erfolgs. Es hält den flüchtigen Augenblick der Jugend sein Aushängeschild und animierten diverse Künstler zu fest, bevor der Ruhm und das ekstatische Leben im Künst- einer Reihe von Porträts und Studien. lerkreis ihren Tribut forderten: Degas konnte Giacomo nur Die frühesten uns bekannten Bildnisse des jungen noch als einen Mann mit eingefallenen Gesichtszügen zeich- Giacomo Orlandi stammen von dem französischen Maler nen. Einzig das Strahlen der Augen blieb. Patrick Golenia

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131 Louis Gurlitt Altona 1812 – 1897 Naundorf/Sachsen

Albaner Berge. Um 1845 Öl auf Leinwand. Doubliert. 27,8 × 46,5 cm (11 × 18 ¼ in.). Unten links bezeichnet: Ricordo. 18 Ottobre 1851 Roma. Rückseitig mit Feder in Braun beschriftet: Diese Skizze malte Arnold Boecklin am 18 October 1851 in Frascati bei Rom. Studie zu Louis Gurlitts Gemälde „Albaner Berge“ (1850) in der Nationalgalerie, Berlin. [3075] Gerahmt. Provenienz Wolfgang Gurlitt, Berlin/München (in der Familie Gurlitt als ein Werk und Geschenk Böcklins bis mindestens 1962)

EUR 18.000–24.000 USD 20,200–27,000

Wir danken Dr. h.c. Hans Holenweg, Muttenz, für freund- liche Hinweise zur Zuschreibung und Datierung.

Im Winter 1924/25 kam in Chicago ein Konvolut von 31 Land- schaftsstudien in den Handel. Die Folge wurde alsbald Arnold Böcklin zugeschrieben, im April in Zürich ausgestellt, dann von der Kunsthandlung Hugo Perls in Berlin übernom- men. Fast alle der Studien sollten um 1851 in Italien entstan- den sein. Im Sommer 1925 zeigte die Nationalgalerie den spektakulären Fund. Mit Sondermitteln konnten drei der Arbeiten teuer erworben werden. Aber es gab auch Zweifel an Böcklins Autorschaft und öffentlich ausgetragene Fehden, immerhin ging es um viel Geld. Im Zusammenhang dieses späten Hypes um Böcklin könnten die fälschlichen Angaben auf Vorder- und Rückseite der vorliegenden Studie angebracht worden sein. Heute gilt keines der Werke mehr als von Böcklins Hand. Eindeutig dagegen handelt es sich bei der vorliegen- den Studie um ein herausragendes Werk von Louis Gurlitt: 1843 reiste der Künstler erstmals nach Italien. Während der Sommerwochen im Albaner Gebirge 1844 und 1845 entstan- den wunderbare Landschaftsstudien, die ihm noch Jahre später in Deutschland als Anregung zu Gemälden dienten. Während des anschließenden Aufenthaltes in Berlin entwi- ckelte Gurlitt im Gespräch mit Alexander von Humboldt und ermutigt von König Friedrich Wilhelm IV. den Plan zu einem Zyklus großformatiger europäischer Landschaftsbilder. mit dessen Sammlung später in die Nationalgalerie. In bei - gegeben ist. Der in der Grundierung belassene Vorder - Als Vorlage für eines der beiden ersten, 1848 vollen- den Fällen ist die linke Baumgruppe genau übernommen, grund lenkt den Blick auf das Eigentliche, die unendliche deten Bilder verwendete Gurlitt die vorliegende Studie mit der Rest ist frei variiert. Der beiden Bildern zugrunde lie - Ferne unter einem hohen Himmel. Die wohl nach Zeich - der mächtigen Gruppe aus Zypressen und Pinien. Die Revo - gende Entwurf mit der weiten, dunstigen Abendlandschaft nungen später im Atelier mit Sorgfalt ausgeführte Studie lution vereitelte den Plan, Gurlitt verließ Berlin. Das riesige in feinst abgestuften roten, blauen und gelben Tönen hin- verblieb in der Familie. Sie ging in den Besitz des Enkels Bild, nach Ansicht des Sohnes Ludwig „das schönste, was ter dem breiten Streifen aus grünem Laubwerk, der sich zu Wolfgang Gurlitt über, der die Berliner Kunsthandlung ich von meinem Vater kenne“, gelangte in Hamburger Privat- der besagten Baumgruppe am linken Rand emporschwingt, seines Vaters Fritz Gurlitt, der einst zu Böcklins spätem, besitz. (Abb. in: Ludwig Gurlitt, „Louis Gurlitt“, Berlin 1912, gehört zweifellos zu den schönsten Studien Gurlitts. Wir großem Ruhm beitrug, weiterführte - was den fälschlichen S. 177). Eine kleinere Variante, datiert 1850, erwarb Konsul sehen über flaches Land bis zu der fernen Bergkette, die Bezug auf Böcklin zusätzlich erklären mag. Wagener aus der Berliner Akademieausstellung. Sie gelangte bei allen drei Werken aus einem etwas anderen Blickwinkel Angelika Wesenberg

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132 Adolf Senff 133 Adolf Senff Halle a.d. Saale 1785 – 1863 Ostrau Halle a.d. Saale 1785 – 1863 Ostrau

Blumengerahmtes Nest mit Eiern. 1860 Knabe mit Wanderstock. Öl auf Pappe. 27,8 × 42,9 cm (11 × 16 ⅞ in.). Öl auf Leinwand. Doubliert. 51 × 43 cm Unten links signiert, unten rechts bezeichnet (20 ⅛ × 16 ⅞ in.). [3524] und datiert: Adolf Senff Ostrau. 1860. Retuschen. Provenienz [3530] Privatsammlung, Süddeutschland

EUR 10.000–15.000 EUR 18.000–24.000 USD 11,200–16,900 USD 20,200–27,000

Wir danken Dr. Bärbel Kovalevski, Berlin, für die Bestätigung Wir danken Dr. Bärbel Kovalevski, Berlin, für die Bestätigung der Authentizität des Gemäldes. der Authentizität des Gemäldes.

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134 Adolf Senff Halle a.d. Saale 1785 – 1863 Ostrau

Sitzender weiblicher Akt. 1844 jungen, auf einem Steinsockel sitzenden Frau erinnert kaum Bleistift auf Papier. 42,8 × 35,7 cm (16 ⅞ × 14 in.). zufällig an Vorbilder aus Antike und Renaissance. Ihr andro-

Unten links mit Bleistift beschriftet: Prof. Senff. gyner Körper ist mit kristallin-zartem Bleistift modelliert – 135 Ernst F. Oehme Rückseitig oben links mit Bleistift (vom Künstler?) eine Oberfläche wie die einer Marmorskultur. Ihr Gesicht 1797 – Dresden – 1855 signiert, bezeichnet und datiert: Senff – Rom 1844. aber mit der gescheitelten Hochsteckfrisur trägt deutlich Leicht gebräunt und stockfleckig. Randmängel. [3471] individuelle Züge. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um die Aussicht vom Monte Mario auf Rom. 1829 (?) Wir danken Dr. Petra Kuhlmann-Hodick, Dresden, EUR 2.500–3.500 gerade 19-jährige Malerin Emma Gaggiotti-Richards (vgl. ihr Aquarell über Bleistift, mit etwas Deckweiß gehöht, Dr. Andreas Stolzenburg, Hamburg, und Dr. Markus USD 2,810–3,930 Selbstporträt, Royal Collection Hampton Court Palace, Lon- auf grauem Papier. 27,6 × 22 cm (10 ⅞ × 8 ⅝ in.). Bertsch, Hamburg, für freundliche Hinweise. don). Adolf Senff, der nach seiner Dresdner Ausbildung bei Unten rechts mit Feder in Braun signiert: E Oehme. Gerhard v. Kügelgen 1816 nach Rom übersiedelte und im Werkverzeichnis: Neidhardt Nr. 77 erwähnt eine dem Der hohe Stellenwert, den die frühen Deutschrömer der Künstlerkreis um Thorvaldsen und Alexander v. Humboldt gleichnamigen Gemälde von 1829 zugrunde gelegte freien, selbstständigen Zeichnung beimaßen, zeigt sich nir- lebte, hatte schon 1819 ihre Mutter Angelina porträtiert aquarellierte Zeichnung. Gebräunt. [3134] Gerahmt. gends deutlicher als in ihren Studien nach der Natur und (Staatl. Galerie Moritzburg, Halle). Bärbel Kovalevski vermu- nach dem lebenden Modell. Entsprechende Bedeutung tet, dass Senff die junge Emma in Rom aufwachsen sah EUR 2.000–3.000 wurde dem Aktstudium beigemessen. Die Haltung unserer (Kovalevski 2009, S. 2). USD 2,250–3,370

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136 Carl Gustav Carus Für seine kleine Vegetationsstudie mit dem Weiden- Leipzig 1789 – 1869 Dresden stamm im Unterholz wählte der Maler einen nahsichtig erfassten Ausschnitt der Natur, der jedoch kaum zufällig erscheint, sondern allem Anschein nach diskret kalkuliert „Weidenstamm mit Unterholz“. Um 1820 ist, sodass ein weitgehend bildmäßiger Eindruck entsteht. Öl auf Papier auf Karton. 12,6 × 15,6 cm (5 × 6 ⅛ in.). Auch die Abfolge der Bildebenen vom äußersten Vorder - Werkverzeichnis: Prause 391 (dort datiert 1835/40). grund über die dichtere Raumschicht mit Baumstamm und [3004] Gerahmt. Strauchwerk bis in den diffusen Hintergrund bestätigt die- Provenienz sen bildmäßigen Aufbau. Bei der Wiedergabe im Einzelnen Johann Friedrich Lahmann, Dresden-Weißer Hirsch / versucht der Maler so genau wie möglich zu sein. Das Privatsammlung, Süddeutschland betrifft die Detailformen der Vegetation ebenso wie die farbliche Differenzierung etwa der Grüntöne, die dem EUR 25.000–35.000 Maler in der Natur mannigfach vorgegeben sind. Lichtwir- USD 28,100–39,300 kungen werden durch Weißhöhungen und helle Grüntöne ins Bild gesetzt, und die Hell-Dunkel-Kontraste in Blatt- Literatur und Abbildung fläche, zarter Linie eines Halmes oder dichter Ballung von Versteigerungskatalog 2122: Nachlaß Johann Friedrich Blättern rhythmisieren zugleich die Gesamtheit der Bild- Lahmann, Weißer Hirsch-Dresden. Gemälde und erscheinung. Das radiale Auseinanderstreben von Weiden- Handzeichnungen alter und neuer Meister, Möbel, ruten hinter dem mächtigen Baumstamm konterkariert in Teppiche, europäisches und ostasiatisches Kunstge- geschickter Weise den Anschein wohlgeordneter Natur, werbe. Berlin, Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, und mit der sich abzeichnenden Kreisform – fast an das 27.-29.4.1938, Kat.-Nr. 36 („Vegetationsstudie“) Rad eines Pfaus erinnernd – wird dem Naturbild ein über- raschendes Formelement hinzugefügt. Viele der Studien von Carus, die eine unmittelbare Eine kleine Ölmalerei von Postkartengröße, wenig spektaku- Seherfahrung voraussetzen, werden in die Zeit um 1835/40 lär im Motiv, doch von besonderer Anziehungskraft. Die Art datiert, wofür vor allem biografische Gründe ausschlagge- der Naturauffassung und die Malweise sind so charakteris- bend sind. Nachdem Carus 1827 zu einem der Königlichen tisch, dass trotz fehlender Bezeichnung die Einordnung in Sächsischen Leibärzte ernannt worden war, hatte er oft in das Werk von Carl Gustav Carus vollkommen überzeugt. der Sommerresidenz Schloss Pillnitz Dienst zu tun und Carus, ein „Universalgelehrter“ noch ganz im Sinne von erwarb deshalb 1832 ein Landhaus am Rande des Dorfes. Goethe und Alexander von Humboldt, hatte in Leipzig Ausgedehnte Wanderungen in die Umgebung ergaben ver- Naturwissenschaften, Philosophie und Medizin studiert, mehrt Gelegenheit zur intensiven Wahrnehmung der Natur. Originalgröße allerdings niemals eine Kunstakademie besucht, sodass er Im vorliegenden Fall stellt sich allerdings die Frage, ob die sich selbst als Dilettant und Autodidakt bezeichnete. Den- Arbeit nicht schon früher, zu Anfang der 1820er-Jahre, ent- noch war er einer der bemerkenswertesten Maler seiner standen sein könnte. In Malweise und bildlicher Auffassung Zeit. Neben Caspar David Friedrich und Johan Christian Dahl vergleichbar erscheint ein kleines Ölbild, „Gartentor mit ist er als dritter Hauptmeister romantischer Landschafts- Kürbisranken“, 1821 datiert und 1822 zusammen mit drei malerei in Dresden anerkannt worden. Seine künstlerische weiteren Arbeiten von Carus an Goethe nach Weimar Prägung durch den zeitweise engen Freund Friedrich ist gesandt. Ein „Waldstück mit Baumstamm“ in der Dresdner bekannt. Doch heute will es scheinen, als ob gerade jene Galerie, entstanden vermutlich 1820, kann ebenfalls zum zahlreichen Naturstudien, die Carus schuf, die persönlichen Vergleich herangezogen werden. Intentionen des leidenschaftlichen Naturforschers und Die Studie ist auf dem Bildträger von einer schmalen geistreichen „Erdlebenbild“-Suchers noch viel besser zur goldenen Zierkante umgeben, die aus perlstabähnlich gepräg- Geltung bringen konnten. Denn auch von Dahl ist Carus ter Pappe besteht. Diese Form einer aufwertenden Einfas- schon früh beeinflusst worden. Er hatte den norwegischen sung ist auch bei anderen Arbeiten von Carus zu finden. Sie Wahl-Dresdner bereits 1820 im Atelier besucht und bewun- weist wohl darauf hin, dass der Maler das Werk besonders derte „die Wahrheit vieler einzelner Gegenstände, beson- schätzte und möglicherweise zu verschenken beabsichtigte. ders die Vorgründe in seinen Bildern“. 1822 saß Carus nach Mit großer Wahrscheinlichkeit gehörte die Studie mit Wei- eigener Mitteilung selbst „unter Pflanzen und Bäumen“ vor denstamm später zur legendären Sammlung von Johann der Stadt „viele Stunden lang“, um seine Natureindrücke in Friedrich Lahmann in Dresden und wurde 1938 aus dessen malerischen Studien festzuhalten. Paul Ferdinand Schmidt Nachlass versteigert. Lahmann hat nicht nur für die Rezep- hat 1928 festgestellt: „Man legt wohl zu viel Nachdruck auf tion des Werks von Christian Gille, sondern auch für das den Einfluß, den er [Friedrich], der Reifere, der berufsmäßi- malerische Oeuvre von Carl Gustav Carus bahnbrechende ge Künstler, auf den dilettierenden Arzt ausübte. ... Carus ist Arbeit geleistet. Durch sein Engagement als Sammler in allem Naturnach ahmenden als ernsthafter Schüler von konnten 1920 die Gemälde von Carus erstmals in größerem Klengel und weit mehr im Wettstreit mit Dahl und Öhme als Umfang, und zwar als langfristige Leihgabe, Eingang in die mit Friedrich zu achten.“ Dresdner Gemäldegalerie finden. Gerd Spitzer

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137 Carl Gustav Carus Silhouette des Waldes und dem hellen Blau des Himmels wie Leipzig 1789 – 1869 Dresden auch Formmuster in den Ballungen dichten Laubwerks oder beim Aufstreben paralleler Zweige. Die lockere, rasch notie- rende Pinselschrift betont das Erfassen aus dem unmittel- „Tannen“. Um 1840 baren, gleichwohl kontrollierten Augeneindruck heraus. Öl auf Papier auf Pappe. 14,8 × 11 cm (5 ⅞ × 4 ⅜ in.). Als künstlerisches Dokument erhält die Studie Rückseitig oben mit Feder in Braun beschriftet: Aus zusätzlichen Reiz durch die nachweisbare Herkunft aus der dem Skizzenbuch meines Urgroßvaters C. G. Carus. Familie des Malers, in der sie über Generationen weiterge - Rietschel Oberregierungsbaurat. Werkverzeichnis: reicht worden ist. Laut einer rückseitigen Beschriftung Prause 394. [3298] Gerahmt. stammt das Werk aus dem Besitz des Dresdner Oberregie- Provenienz rungsbaurats Franz Adolph Rietschel, der ein Urenkel von Franz Rietschel, Urenkel des Künstlers, Dresden / Carl Gustav Carus gewesen ist. Sophie Charlotte, die ältes- Privatsammlung, Friedberg (1968) / Privatsammlung, te Tochter von Carus, hatte 1836 den Dresdner Bildhauer Berlin Ernst Rietschel geheiratet, dessen erste Frau jung gestor- ben war. Doch auch der zweiten Ehe von Rietschel war nur EUR 18.000–24.000 eine kurze Zeitspanne vergönnt, da Sophie Charlotte, geb. USD 20,200–27,000 Carus, bereits am 12. Mai 1838 in Dresden starb. Der Sohn Wolfgang, der am 28. August 1837 als einziges Kind aus die- ser Verbindung hervorgegangen war, wurde zum Ahnherrn Als Carl Gustav Carus in den 1820er-Jahren an den „Briefen aller Nachfahren von Carl Gustav Carus, weil von dessen über Landschaftsmalerei“ arbeitete, die zu seiner bedeu- insgesamt elf Kindern keine weiteren Nachkommen ausgin- tendsten kunsttheoretischen Schrift werden sollten, nahm gen. Der Urenkel Franz Adolph Rietschel, der sich auf der er die Begriffe „Erdlebenbild“ und „Erdlebenbildkunst“ zu Rückseite der Studie selbst als Besitzer ausweist, wurde Hilfe, um den erweiterten Anspruch an das Landschaftsbild am 8. Mai 1869 geboren, wenige Wochen bevor sein Urgroß- in der künftigen Malerei besser umschreiben zu können. vater Carl Gustav Carus am 28. Juli desselben Jahres Carus betonte dabei, dass keineswegs nur große Kom- verstarb. Der Großvater Ernst Rietschel dagegen ist im positionen oder erhabene Szenerien zum Erdlebenbild Alter von 56 Jahren bereits 1861 gestorben. So führt uns geschaffen wären, sondern dass „jede, auch die stillste und die Herkunft dieses kleinen Bildchens zugleich in die einfachste Seite des Erdlebens, wenn nur ihr eigentlicher Geschichte der miteinander verbundenen Dresdner Künst- Sinn, die in ihr verborgene göttliche Idee richtig erfaßt ist, lerfamilien Carus und Rietschel ein. Gerd Spitzer ein würdiger und schöner Gegenstand der Kunst“ sei. Und noch genauer erläuterte er: „Der stillste Waldwinkel mit sei- ner mannigfach treibenden Vegetation, der einfachste Rasenhügel mit seinen zierlichen Pflanzen ..., wird das schönste Erdlebenbild gewähren können, welches, sei es nun in kleinem oder großem Raume ausgeführt, wenn nur mit Seele erfaßt, nichts zu wünschen übrig lassen wird.“ Obwohl es selbstredend immer problematisch bleibt, Originalgröße die theoretischen Erwägungen eines praktizierenden Künst- lers mit den von ihm geschaffenen Werken in Kongruenz bringen zu wollen, wird man doch im Falle der kleinen Wald- studie von Carus mindestens die grundsätzliche Zielstellung als Maßstab anlegen können. Der malende Naturbeobachter widmet sich in der annähernd handtellergroßen Studie einem kleinen, ganz nah gesehenen Ausschnitt der Natur, der – und das ist fast wört- lich zu nehmen – in den Fokus des Blicks genommen ist. Die Unschärfen an den Rändern im unteren Bildteil scheinen diese optisch fixierende Sicht zu bestätigen. Obwohl das ausgewählte Waldstück, das pars pro toto, von der Art sei- ner Erscheinung her wahrhaft unspektakulär ist, bietet es ausreichend Gelegenheit, die authentischen Eindrücke eines genauen Naturstudiums in die malerische Form zu übertragen. Beobachtet werden im Einzelnen etwa die Staf- felung der unterschiedlich hohen Bäume, die verschiedenen Helligkeitsstufen ihrer Schichtung von der Tiefe bis in den nahen Vordergrund hinein, die Reflexe des Lichts auf den Blättern und Zweigen, der Kontrast zwischen der dunklen

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138 Carl Haller von Hallerstein Hiltpoltstein b. Nürnberg 1774 – 1817 Ampelakia/Thessalien

Griechische Landschaft (Panorama). 1810/17 Aquarell (wohl nachträglich) über Bleistift auf vier aneinandergefügten Bögen Bütten (Wasserzeichen: VAN DER LEY und Signet „Fortuna“ über VDL]. 44,5 × 113,5 cm (17 ½ × 44 ⅝ in.). Am oberen Rand mit Bleistift bezeichnet: weisliche klare Wolken. Rück- seitig unten links quer mit Bleistift beschriftet: Haller von Hallerstein Aquarell–Original Griechen- land. Vertikale Knickfalten. Minimal fleckig. Kleine Randmängel. [3214]

EUR 2.000–3.000 USD 2,250–3,370

Wir danken Prof. Dr. Hansgeorg Bankel, München/Lauf an der Pegnitz, für die Bestätigung der Authenzität der Zeichnung

und für den Hinweis auf die wohl nachträgliche Kolorierung. 139 Dresden, um 1850

Am Waldesrand. Virtuos verbinden sich Nah- und Fernsicht in dieser klei- Öl auf Papier auf Pappe. 26,5 × 34,8 cm nen Waldstudie, die unseren Blick vogelgleich über Busch- (10 ⅜ × 13 ¾ in.). Rückseitig oben rechts mit Feder in und Baumkronen hinweg in die Weiten der Laubhänge lockt Schwarz bezeichnet und (schwer lesbar) datiert: und zugleich festhält im lustvollen Farbenspiel der Grün- No 73 Dresden 1850[?]. [3066] Gerahmt. töne, die unmittelbar vor uns so famos und nuancenreich den jüngeren Baum- und Pflanzenwuchs charakterisieren. EUR 3.000–4.000 Die frühlingshafte Natur streckt sich selbstbewusst dem USD 3,370–4,490 trüben Himmel entgegen – so wie eine Gruppe kahler, sch- mal auslaufender Baumstämme, die wie Pfähle senkrecht und unverrückbar ihren Standort behaupten. AA Wir danken Dr. Gerd Spitzer, Dresden, für freundliche Hinweise.

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140 Anton Radl Wien 1774 – 1852 Frankfurt a.M.

Kronberg im Taunus. Um 1830 Aquarell über Bleistift auf Bütten. 16,3 × 38 cm (6 ⅜ × 15 in.). Unten rechts mit Bleistift signiert: RADL. Rückseite mittig mit Bleistift beschriftet: Anton Radl, Kronberg i. Taunus. Ein auf 1830 datiertes Gemälde (65,5 x 95 cm) in der Gegensicht auf Kron- berg befindet sich in der Staatsgalerie Stuttgart (Inv.-Nr. 1995). [3214] Provenienz Ehemals Sammlung Eugen Roth, München

EUR 2.000–3.000 USD 2,250–3,370

Ausstellung 142 Jakob Becker Aus der Sammlung Eugen Roth, München. München, Dittelsheim b. Worms 1810 – 1872 Frankfurt a.M. Diese schöne Ölstudie ist ein ebenso seltenes wie kostbares Staatliche Graphische Sammlung, 1955, Kat.-Nr. 40 Beispiel im Werk von Jakob Becker, der uns heute eher durch seine sorgfältig komponierten Genrebilder bekannt Gewitterlandschaft und Reisende mit Planwagen. Um ist. Als Professor für Genre und Landschaftsmalerei an der 1840/50 Frankfurter Städelschule unterrichtete er ab 1842 eine gan- Öl auf Malpappe. 18 × 27,7 cm (7 ⅛ × 10 ⅞ in.). Rück- ze Generation angehender Maler, von denen einige später

141 Deutsch, um 1820 seitig oben auf einem Aufkleber mit Feder in Schwarz die berühmte Kronberger Malerkolonie gründeten. (vom Künstler?) beschriftet: Becker von Worms [...]. Im Gegensatz zu seinen ausgeführten Kompositionen Retuschen. [3529] geht unsere Studie auf einen unmittelbaren Natureindruck Mädchen mit Pelzkappe. zurück und zeigt in der frischen und realistischen Darstel- Bleistift auf bräunlichem Papier. 17,4 × 10,8 cm EUR 3.000–4.000 lungsweise Ähnlichkeiten mit den Landschaftsstudien seines (6 ⅞ × 4 ¼ in.). [3210] USD 3,370–4,490 befreundeten Künstlerkollegen Carl Friedrich Lessing. MM

EUR 800–1.200 USD 899–1,350

Grisebach — Frühjahr 2019 61 60

143 Friedrich Preller d. Ä. Vorstudien. Die frühesten eigenen Entwürfe zum Buch Ruth Eisenach 1804 – 1878 Weimar stammen aus dem Jahr 1874. In sieben bis Mai 1876 entstan- denen Zeichnungen kündigt sich bereits eine zyklische Behandlung an, die von dem Leipziger Kunstverleger In der römischen Campagna (Ruth und Boas). 1875 Alphons Dürr erst im Sommer angeregt worden sein soll. Im Öl auf Leinwand. Doubliert. 100,5 × 148,5 cm Herbst hatte Preller alle fünf als Holzschnitt auszuführen - (39 ⅝ × 58 ½ in.). Unten rechts monogrammiert (das den Szenen gezeichnet, doch kam eine Veröffentlichung nie „F“ spiegelbildlich), datiert und bezeichnet: 18 FP 75 zustande. Weimar. Dort erneut monogrammiert (das „F“ spiegel- Im Zentrum dieser Chronologie steht unser 1875 im bildlich) und datiert: 18 FP 75. Das Gemälde wird von Auftrag des Weimarer Verlagsbuchhändlers Hermann Böhlau Uwe Steinbrück, Jena, in das Verzeichnis der Werke entstandenes Gemälde, das im Katalog der 1879 in Berlin Friedrich Prellers d. Ä. aufgenommen. Retuschen. veranstalteten Preller-Retrospektive als „Landschaft aus [3334] Gerahmt. der römischen Campagna. Motiv sogen. Valle di Pussino“ Provenienz aufgeführt ist. Es handelt sich also um jenen nördlich von Hermann Böhlau, Weimar (1875 im Auftrag von Böhlau Rom gelegenen Landstrich, der seit Poussin ganze Maler- gemalt, bis 1900) / Helene Böhlau, Tochter von generationen inspirierte. Obwohl Prellers Wahl als Reminis- Hermann Böhlau, Weimar (1900 bis 1940) / Privat- zenz an große Vorbilder zu verstehen sein dürfte, setzt seine sammlung, Thüringen (seit 2015) Version neue Akzente. Spielt die Szene bei Koch stets in weiten, lichtdurch- EUR 8.000–12.000 fluteten Mittagslandschaften, scheinen die Schnitter in USD 8,990–13,500 unserem Bild ihr Tagwerk bereits verrichtet zu haben. Links bewegt sich eine Krugträgerin auf unter dichten Laubbäu- Ausstellung men lagerndes Landvolk zu, während am gegenüberliegen- Ausstellung von Werken des Professors Friedrich den Flussufer ein Hirte seine Herde zusammentreibt. Das Preller (1804-1878). Berlin, Königliche National- kühle Blau des Himmels wird unaufhaltsam von tief aufzie- Galerie, 1879, Kat.-Nr. 166 henden Wolkenformationen verdrängt. Hell- bis dunkelgrau Literatur und Abbildung übereinanderliegende Farbschichten erzeugen eine gerade- Otto Roquette: Friedrich Preller. Ein Lebensbild. zu sphärische Verdichtung, welche sich in dem Kolorit der Frankfurt, Rütten & Loening, 1883, S. 329 / Friedrich von einer Flussbrücke, Gesindehütten und allerlei Baum- von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahr- und Strauchwerk rhythmisierten Landschaft schablonen- hunderts. 4 Bände. Dritter, unveränderter Nachdruck, haft widerspiegelt. Die hier vorherrschenden Erdtöne Hofheim am Taunus, H. Schmidt & C. Günther, 1979 harmonieren mit den gedeckt gehaltenen Farben der (zuerst Fr. v. Boetticher's Verlag, Dresden 1891–1901), Gewänder: Nichts ist Effekt, alles ist einer Gesamtwirkung hier Zweiter Band (Erste Hälfte), S. 313, Nr. 105 / Julius verpflichtet, die im Betrachter das Gefühl von Erhabenheit Gensel: Friedrich Preller d. Ä. Bielefeld und Leipzig, evoziert. Hierzu trägt auch die etwas düster anmutende Verlag von Velhagen & Klasing, 1904 (= Künstler- Hintergrundarchitektur bei, deren blockhafte Form den monographien, hrsg. v. H. Knackfuß u.a., Bd. LXIX), Blick an sich bindet. S. 128 / Ina Weinrautner: Friedrich Preller d. Ä. Angesichts des Bauvolumens kommt in der Gegend (1804–1878). Leben und Werk. Münster, LIT Verlag, nördlich von Rom einzig das heutige Luxushotel „Castello di 1997 (= Bonn, Univ., Diss., 1996), Nr. 354 Torcrescenza“ in Betracht. Preller verarbeitete das in Maler- kreisen „Fabbrica di Poussino“ genannte Gebäude bereits in einer dem vorliegenden Bild sehr ähnlichen Kohlezeichnung, Friedrich Preller verarbeitet in dem großformatigen Gemäl- die den Abschluss des 1858 auf der „Großen Deutschen de die alttestamentarische Begebenheit der ersten, schick- Kunstausstellung“ in München gezeigten Odyssee-Zyklus salhaften Begegnung des wohlhabenden Grundbesitzers (ehemals Kupferstichkabinett Berlin) bildete. Erscheint das Boas mit der verwitweten Ruth, die ihrer Schwiegermutter Anwesen hier noch mit seinem charakteristischen Zinnen- von Moab nach Bethlehem gefolgt war. Der die Schnitter kranz, ist in unserem Gemälde alles Pittoreske den kubi- beaufsichtigende Knecht berichtet seinem Herrn von Ruths schen Formen einer orientalischen Festungsarchitektur Bescheidenheit, woraufhin ihr großherzig die Gnade des gewichen. Das römische Motiv tritt idealistisch stilisiert in Ährenlesens sowie Speis und Trank gewährt werden. Erscheinung, um ein historisches Ereignis bedeutungs- und Es ist jene Szene, die schon Nicolas Poussin in sein charaktervoll in Szene zu setzen. - Ein wahrhaft großes großes Sommerbild (Louvre, Paris) einband und die später Gemälde mit einer biblischen Landschaft, aus der die durch Joseph Anton Koch und andere Deutschrömer in gereifte Meisterschaft Prellers in zeitlos klassischer Ästhetik klassizistische Gestaltungstopoi überführt wurde. Preller zu uns spricht. Uwe Steinbrück wird keines der allesamt vor 1828 entstandenen „Ruth und Boas“-Gemälde Kochs gesehen haben, doch belegt eine während der Sichtung von dessen Nachlass um 1859/60 gefertigte Transparentpapierkopie die genaue Kenntnis von

Grisebach — Frühjahr 2019 63 62 Nahezu alle Berliner Maler von Blechen bis Menzel waren fasziniert von den dynamischen Drehungen, Kurven und Spiralen, die es sowohl in der Gotik, dann aber auch später im Barock gab. Diese Begeisterung bestand nicht zuletzt des- halb, weil in den außergewöhnlichen Strukturen früherer Stile immer auch gegenläufige Formbildungen zu Geraden, zu Ach- sen und zu strengen Symmetrien vorlagen. Auch Carl Graeb hat es virtuos verstanden, solche Formbildungen für seine Kunst zu nutzen. Als Fundus boten sich ihm süddeutsche Kirchen an, wo es gotische, aber auch barocke Kanzeln zuhauf gab, die gewendelte Treppen- verläufe aufwiesen. In der Kirche St. Georg im schwäbischen Nördlingen war er auf diese spätgotische Kanzel gestoßen, die von einem ausladenden barocken Schalldeckel über- wölbt wird. Graeb zeigt sie uns aus ungewöhnlicher Perspektive: Die Kanzel wird zum Betrachter hin von einem mächtigen Pfeiler verdeckt, um den herum die Treppe mäandert. Wie eine abstrakte, fast haptisch erfahrbare Skulptur windet sich die Stiege mit ihren Seitenwangen mit schlingenartigem Vier- passmuster in mehrfach sich wiederholenden rhythmischen Drehungen nach oben. Den ornamenthaften, abstrakt-geometrischen Ele-

144 Nach K. F. Schinkel menten stellt Graeb ein genrehaftes und davon spannungs- Neuruppin 1781 – 1841 Berlin voll abgehobenes Moment gegenüber, welches die Silhouet- te überaus pittoresk belebt: Der Pfarrer scheint sich links vorne mit einer Kirchenbesucherin zu unterhalten, während Entwurf für das Große Atrium in Schloss Orianda (Krim). unmittelbar hinter ihm offenbar gerade die eiserne Tür Aquarell über Bleistift auf Papier. 21,8 × 27,7 cm geöffnet wurde als Zeichen dafür, dass er die Kanzel eben (8 ⅝ × 10 ⅞ in.). Auf dem Unterlagepapier unten links verlassen hat oder sie demnächst besteigen wird. Auch links mit Bleistift beschriftet: Orianda. Leicht gebräunt. im Hintergrund zeichnen sich in der Entfernung die Umrisse [3618] einiger Kirchenbesucher auf der Empore ab, die ihrerseits von zahlreichen buntfarbigen Wappenschilden und Epita- EUR 1.000–1.500 phien umgeben sind, wie sie in einer lutherischen Kirche USD 1,120–1,690 häufig vorkommen. In der Folge springt der Blick regelrecht zwischen den Ausblicken in die weite und lichte Architektur der gotischen Halle im Hintergrund und der im dunklen Grau verbliebenen, verschatteten Zone mit der Kanzel im Vorder- grund hin und her.

145 Carl Graeb Carl Graeb war ein Schüler Carl Blechens, der als Pro- 1816 – Berlin – 1884 fessor für Landschaftsmalerei an der Berliner Akademie ab 1831 wirkte. Sowohl bei Blechen als auch bei seinem eigenen Schwiegervater, dem Hoftheatermaler Johann Gerst, hatte Die Kanzel von St. Georg in Nördlingen. 1876 Graeb ein möglichst effektvolles Arrangieren ineinander Aquarell auf Papier. 44,5 × 32,5 cm (17 ½ × 12 ¾ in.). übergehender Außen- und Innenräume bei stark sich vonein- Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert, bezeich- ander unterscheidenden Helligkeitsgraden darzustellen net und datiert: Carl Graeb. Berlin 1876. Kleine gelernt. Mit unserem Blatt hat er einmal mehr gezeigt, wie Randmängel. [3086] eine eher stoische Architekturkulisse durch einen bühnen- Provenienz haften Beleuchtungswechsel sowie eine geschickt eingefügte Dr. Th. Wagener, Berlin (1884) Personenregie neu belebt werden kann. Kilian Heck

EUR 4.000–6.000 USD 4,490–6,740

Ausstellung Neunzehnte Sonderausstellung: Werke von Karl Graeb, Otto Günther und Albert Berg. Berlin, National- Galerie, 1884/85, Kat.-Nr. 560

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146 Ferdinand Küss 147 Deutsch, unverstellt und mit heiterem Blick aus dem Bild heraus, so Wien 1800 – 1886 Pörtschach wendet sich die älteste schamhaft zur Seite und präsentiert um 1825/30 sich in geputzt-frisierter Schönheit. Zweifellos sind diese Bildnisse in Deutschland ent- Pflaumen. standen und waren vermutlich häufig angeschaute Objekte Öl auf Leinwand, auf Karton aufgezogen. familiärer Erinnerung. Es fällt schwer, einen Namen für den 16,5 × 26,5 cm (6 ½ × 10 ⅜ in.). Rückseitig in der Mitte Zwei Mädchen. Zeichner oder die Zeichnerin zu bemühen. Große Ähnlich- mit dem blauen Nachlassstempel: FERDINAND KÜSS Jeweils Bleistift auf Papier. Jeweils 18,5 × 14,7 cm keiten bestehen hinsichtlich Porträtauffassung und Zeichen- 1800–1886. [3201] Gerahmt. (7 ¼ × 5 ¾ in.). Etwas gebräunt. [3087] Gerahmt. weise zu den Mädchen- und Damenporträts des romanti- schen Malers August Lucas aus Darmstadt; auch die subtilen EUR 800–1.200 EUR 1.000–1.500 zeichnerischen Gesichtsabschriften von Friedrich Wasmann, USD 899–1,350 USD 1,120–1,690 der sein Leben zwischen Hamburg und Meran pendelnd ver- brachte, kommen dem Kunsthistoriker in den Sinn. Gerade weil die Kultur des Porträtzeichnens in Deutschland um Die vier Bleistiftzeichnungen (Los 147 und 148) sind spre- 1830 so qualitätsvoll war, wären viele Namen mit unseren chende Zeugnisse der romantischen Porträtkultur, auch namenlosen Schönheiten zu verbinden. Further research is wenn wir ihren Schöpfer, oder ihre Schöpferin, nicht ken- required ... Michael Thimann nen. Fraglos besitzen die Zeichnungen eine hohe künstleri- sche Qualität, indem sie das Wesen der Dargestellten, die wir auch nicht kennen, auf je eigene Weise einfangen. Ein Unbekannter, oder eine Unbekannte, zeichnet vier Unbekannte. Das wäre ein schönes Rätsel für eine romanti- sche Novelle von, sagen wir, E.T.A. Hoffmann; für den Kunst- historiker bedeutet es leider eher einen Endpunkt gesicher- ter Erkenntnis. Ihrem Alter und Entwicklungsstadium entsprechend hat der oder die Zeichnerin die Kinder und jungen Damen erfasst. Blickt die jüngste von ihnen frontal,

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148 Deutsch, um 1825/30

Zwei Mädchen. Jeweils Bleistift auf dünnem Velin (Wasserzeichen:

C & H HONIG). Jeweils ca. 19,6 × 15,1 cm (7 ¾ × 6 in.). 150 Franz Ludwig Catel Etwas gebräunt. [3087] Gerahmt. Berlin 1778 – 1856 Rom

EUR 1.000–1.500 USD 1,120–1,690 Ruine Trimburg (2 Blatt). 1834

149 Deutsch, Jeweils Aquarell und Feder in Schwarz auf Papier. 18 × 23,5 cm bzw. 18 × 22,5 cm (7 ⅛ × 9 ¼ in. bzw. Wir danken Prof. Dr. Michael Thimann, Göttingen, um 1840/50 7 ⅛ × 8 ⅞ in.). Jeweils unten rechts mit Feder in für freundliche Hinweise. Braun über Bleistift signiert und datiert: F. Catel 1834. Jeweils rückseitig mit Bleistift (vom Künstler?) bezeichnet: Burg Trimburg. Gebräunt und leicht Schloss Schönhausen an der Elbe. fleckig. [3134] Gerahmt. Öl auf Leinwand. 24 × 29 cm (9 ½ × 11 ⅜ in.). Auf dem Keilrahmen ein älterer, mit Scheibmaschine beschrif- EUR 600–800 teter Aufkleber: Schloss Schönhausen an der Elbe, USD 674–899 Fürst Bismarcks Wohnsitz. [3307] Gerahmt.

EUR 1.200–1.500 Wir danken Dr. Andreas Stolzenburg, Hamburg, für die USD 1,350–1,690 Bestätigung der Authentizität der Aquarelle.

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153 Friedrich Wasmann Hamburg 1805 – 1886 Meran

Wolken über einem Gebirge in Tirol. 1832 Öl auf Velin. 30,5 × 35 cm (12 × 13 ¾ in.). Rückseitig unten rechts mit Bleistift beschriftet: Friedrich Wasmann Itali[e]n Tirol. Dort auch mit Feder in Braun datiert: May[?] 3/6 32. Kleine Randmängel.

151 Friedrich Wasmann 152 Friedrich Wasmann [3066] Gerahmt. Hamburg 1805 – 1886 Meran Hamburg 1805 – 1886 Meran EUR 3.500–4.500 USD 3,930–5,060 Berg in Tirol. 1832 Tiroler Gebirgslandschaft. 1832 Öl auf Velin. 16,4 × 28,2 cm (6 ½ × 11 ⅛ in.). Rückseitig Öl auf Bütten. 22 × 36,5 cm (8 ⅝ × 14 ⅜ in.). Rück- unten rechts mit Bleistift beschriftet: Friedrich seitig unten rechts mit Bleistift beschriftet: Friedrich Wir danken Dr. Markus Bertsch, Hamburg, für freundliche Wasmann Italien, Tirol. Dort auch mit Feder in Wasmann Italien Tirol. Dort auch mit Feder in Hinweise. Schwarz datiert: Maj 4/6 32. [3066] Gerahmt. Schwarz datiert: Maj 4/6 32. [3066] Gerahmt.

EUR 2.500–3.500 EUR 3.500–4.500 USD 2,810–3,930 USD 3,930–5,060

Grisebach — Frühjahr 2019 71 70

154 Louis Gurlitt 155 Deutsch, Altona 1812 – 1897 Naundorf/Sachsen um 1830/40 Waldweg. 1851 (?) „Es offenbart sich in Gurlitt eine seltene Mischung aus Natu- Öl auf Holz. 22,4 × 28,6 cm (8 ⅞ × 11 ¼ in.). Unten ralismus und der stilistischen Richtung, deren er sich kaum rechts unleserlich monogrammiert und datiert: bewusst sein mag, denn er malt die Natur gerade so, wie er Baumstudie. „Aber wer nur einmal versucht einen Eichenstamm mit G 51[?]. [3307] Gerahmt. sie in sich aufnimmt, wie sie ihm und gerade ihm erscheint, Öl auf Papier. 25,1 × 25,9 cm (9 ⅞ × 10 ¼ in.). Minimale all seiner individuellen Wahrheit nachzubilden ..., einen Provenienz daher auch seine Bilder den eigentümlichen Wert haben: Farbverluste. [3066] Gerahmt. Baumgipfel nach allen Lichtern und Schatten und Wider- Privatsammlung, Norddeutschland Kopien der Natur und Ideale seiner Künstlerseele zu sein“ scheinen, die durch Äste und Zweige schleichen, und (Adolph Stahr, Leipzig 1856). EUR 2.500–3.500 dadurch Charakter und Form bilden ... und auf so ver- EUR 2.000–3.000 USD 2,810–3,930 schiedenen Wegen, nach allen Tages- und Jahreszeiten: USD 2,250–3,370 für den wird das Willkürliche verschwinden“. (Johann H. Merck, Über die Landschafts-Mahlerey, 1777)

Grisebach — Frühjahr 2019 73 72 Oft und gerne wird er zu den Franzosen gezählt, dabei ist

156 Charles Hoguet Hoguet ein waschechter Berliner (wenn auch mit hugenotti- 1821 – Berlin – 1870 schem Hintergrund, sein Vater war Ballettmeister am Königstädtischen Theater). Hoguet spielte eine bedeutende Rolle für die Einfüh- Rast am Waldrand. 1858 (?) rung der französischen Malkultur in Preußen. Neun Jahre Öl auf Leinwand. 31,5 × 41,5 cm (12 ⅜ × 16 ⅜ in.). (1839-48) lebte er in Paris, studierte bei Eugène Isabey, der Unten links signiert und (in der letzten Ziffer undeut- ihn künstlerisch sicher am meisten beeinflusste, und wahr - lich) datiert: C Hoguet. 58. Randdoubliert. Kleine scheinlich auch bei Jean-Victor Bertin, dem Lehrer Corots, Retuschen. [3211] sowie bei Paul Delaroche. Regelmäßig waren seine Land- schaften auf der großen Kunstausstellung der Berliner Aka- EUR 2.000–3.000 demie als auch im Pariser Salon zu sehen. Wie viele französi- USD 2,250–3,370 sche Landschafter seiner Generation studierte er gerne in

den Wäldern von Fontainebleau, auf der Île-de-France und in 157 Französisch, um 1830 der Normandie, wo er auch später immer wieder hinreiste. Unsere „Rast am Waldesrand“ zeigt das hohe maleri- sche Können des „Berliner Franzosen“, den bereits die Brü- Schlucht (Studie). der Goncourt in ihren berühmten Salon-Besprechungen Öl auf Leinwand. 21,5 × 20 cm (8 ½ × 7 ⅞ in.). Unten würdigten. Wir spüren Hoguets Nähe zur französischen rechts monogrammiert: D F. [3238] Gerahmt. Maltradition und den Künstlern von Barbizon, die gerade jetzt, zur Zeit der ersten Pariser Weltausstellung 1855, und EUR 4.000–6.000 damit in etwa der Entstehungszeit unseres Bildes, ihren USD 4,490–6,740 Durchbruch feierten. AA

Grisebach — Frühjahr 2019 75 74

158 Gottlieb Biermann 1824 – Berlin – 1908

Studie aus Sizilien. Um 1853 Öl auf Leinwand auf Pappe. 36,5 × 50 cm (14 ⅜ × 19 ⅝ in.). Unten links signiert: G Bierman[n]. Rückseitig unten auf einem Aufkleber alt mit Feder in Braun (vom Künstler?) bezeichnet: Sicilien. [3329] Gerahmt.

EUR 1.500–2.000 USD 1,690–2,250

159 Carl Hummel 160 Emil Lugo 1821 – Weimar – 1907 Stockach 1840 – 1902 München

Felsenstudie bei Bagaria (Bagheria). 1840 Gewitterwolken. 1891 Bleistift, Tusche und Deckweiß auf bräunlichem Öl auf Leinwand. 56 × 76 cm (22 × 29 ⅞ in.). Unten Papier. 38,4 × 51 cm (15 ⅛ × 20 ⅛ in.). Unten links rechts signiert („EL“ ligiert, das E spiegelbildlich) und signiert: C. Hummel. Unten links bezeichnet, datiert: ELugo 1891. Retuschen. [3175] Gerahmt. datiert und monogrammiert (ligiert): Baggaria 18. August 40 CH. Ecke unten links mit Feuchtig- EUR 4.000–6.000 keitsspur. [3659] USD 4,490–6,740 Provenienz Aus dem Nachlass des Künstlers (bis 1993 im Schlossmuseum Weimar verwahrt)

EUR 800–1.200 USD 899–1,350

Grisebach — Frühjahr 2019 77 76

161 Christian 162 Jules Coignet Morgenstern 1798 – Paris – 1860 Hamburg 1805 – 1867 München Das Rheintal bei Bingen. 1829 Diese Ölstudie von dem weit gereisten französischen Land- Öl auf Bütten auf Pappe. 20,5 × 39,1 cm schaftsmaler Jules Coignet zeigt einen der schönsten Abendrot. (8 ⅛ × 15 ⅜ in.). Variante eines signierten, datierten Landschaftsausschnitte des Rheintals mit dem Blick von Bingen Öl auf Papier. 13,3 × 21 cm (5 ¼ × 8 ¼ in.). Rückseitig und mit Ortsangabe bezeichneten Bildes in Schweizer in Richtung Wiesbaden. Mit sicherer Auffassungsgabe und mit Bleistift beschriftet: C[h]ristian Morgenstern um Privatbesitz. Retuschen. [3528] Gerahmt. Gespür für dramatische Zuspitzung gelingt es Coignet hier, 1830. [3066] Gerahmt. einen fast unendlich wirkenden Bildraum vor uns auszubreiten. EUR 6.000–8.000 Die brillante Malerei mit der genauen Beobachtung EUR 3.000–4.000 USD 6,740–8,990 der vielfältigen Farbschattierungen von Blau-, Grün und USD 3,370–4,490 Brauntönen erinnert auch an Studien von Carl Blechen, der die Werke von Coignet aus Paris gut kannte. Von unserem Motiv existiert eine weitere Fassung mit deutlich engerem Wir danken Dr. Markus Bertsch, Hamburg, für freundliche Landschaftsausschnitt, die von Coignet signiert, ortsbe- Hinweise. zeichnet und datiert ist. Weitere Ölstudien von Coignets Rheinreise 1829 befinden sich im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud in Köln und in der grandiosen Ölstudi- ensammlung der Fondation Custodia in Paris.

Grisebach — Frühjahr 2019 79 78 N 163 Adolph Menzel Was aus einer einfachen Körperwendung werden kann, Breslau 1815 – 1905 Berlin sobald die Beine sich dem Impuls widersetzen: Der Rumpf dreht sich, so weit er vermag, der Kopf schwenkt noch weiter um seine Achse, um den beunruhigten Blick auszu- „Herr in Rokokotracht, in einem Sessel sitzend“. Um 1850 senden, Schulter und Ellbogen rucken noch ein wenig wei- Pastell auf braunem Papier. 24,2 × 19 cm ter rückwärts. Das alles begleitet von den aufschwellenden (9 ½ × 7 ½ in.). Werkverzeichnis: Tschudi 233. [3003] Kurven und dem überschwänglichen Rocaille-Ornament Provenienz des Armlehnstuhls, dessen Breite und Tiefe von der Bewe - Frau Etatsrat (Helene) Donner, Altona (spätestens gung ganz ausgefüllt wird. Und als wäre dies nicht genug 1896 bis 1911, seitdem in Familienbesitz) der Raumhaltigkeit und des Motivreichtums, zeigt sich der Rock mehrfach umgelegt im Wechsel von Ober- und EUR 25.000–35.000 reflektierendem Futterstoff, und wiederum nicht genug: USD 28,100–39,300 An die eine, zuerst ins Auge fallende große S-Kurve schlie - ßen mehrere kleinere an. Ausstellung Und die Logik der Figur? Dem Zeichner mag die Häu- Menzel-Ausstellung. Hamburg, Kunstverein, in der fung der Stoffe willkommen gewesen sein, um über den Kunsthalle, 1896, Kat.-Nr. 131 („Sitzender Staatsmann“, riskanten Angelpunkt der Hüftdrehung hinwegzukommen. 1852) / Ausstellung von Werken Adolph von Menzels. Entstanden ist ein regelrechtes „Bild“ auf Papier, wozu über Berlin, Königliche National-Galerie, 1905, II. Auflage, den Papierton hinaus erstaunlich wenige Farben ausrei- Kat.-Nr. 227 („Sitzender Mann in Rokokotracht“) chen: neben der schwarzen und der weißen Kreide ein Malventon, ein lichtes Blau und Gelb. Diese Gestalt meint man zu kennen und kennt sie doch nicht – nicht so. Sie gehört zu den „Freunden und Gesell- schaftern“ Friedrichs II. auf dem seit 1945 verschollenen Bild der „Tafelrunde“ (1850, ehemals Berlin, Nationalgalerie). Es ist der geistvolle Philosoph Marquis Jean-Baptiste d’Argens, Verfasser Dutzender Bände und dennoch in Spottversen sei- nes königlichen Beschützers zum Faulpelz und Langschläfer gestempelt. Die „Tafelrunde“ zeigt ihn ganz vorn, doch in Rückansicht: Die polsterlose Rückenlehne seines Stuhls mar- kiert die Mittelachse des Bildes. In der wohl 1848 entstande- nen Ölskizze ist er entschiedener ins Profil gerückt, das Bein schon weit außen, als wolle er sich nicht seinem Gesprächs- partner Julien Offray de La Mettrie zuwenden, sondern auf- stehen und den Raum verlassen. Dass diese Figur bei der Ausführung im großen Format am stärksten verändert worden ist, erklärt sich wohl aus ihrer delikaten Rolle als Repoussoir: Die Hauptprotagonisten, der König und Voltaire, befinden sich viel weiter hinten. Und umgekehrt erklärt die besondere Beschäftigung mit ihr, dass der Künstler sie sich auch in anderer Ansicht vor Augen führen wollte: Tatsächlich zeigt das Pastell dieselbe Haltung, um 180 Grad gedreht und in einem üppigen Armlehnstuhl, wie er an einer Speisetafel kaum brauchbar wäre. Das charaktervolle zeitgenössische Gesicht des nachlässig verkleideten Modells interessiert den Künstler sichtlich. Die Modellstudie, sonst eine Vorarbeit zu vorgegebener Komposition, erhebt sich über ihren Zweck und beansprucht Eigenwert. Demgemäß ist sie in allen Teilen ausgeführt und setzt, so von vorne gesehen, zu einer ganz anderen Geschichte an – einer Geschichte von Erschrecken und Zorn –, deren Zusammenhang jedoch so rätselhaft bleibt wie die Figur mit ihren fehlenden Füßen unbeendigt endet: als Fragment. Claude Keisch

Adolph Menzel, König Friedrichs II. Tafelrunde in Sanssouci, Farbstudie, 1848, Öl auf Papier, Berlin, Nationalgalerie

Grisebach — Frühjahr 2019 81 80 N 164 Adolph Menzel Ein Glücksfall: nach kaum drei Jahren das Zwillingsstück. Im Breslau 1815 – 1905 Berlin November 2016 sah man bei Grisebach (Auktion 262, Los 176) den „Österreichischen Offizier im Profil“ mit weißem Kavalleriemantel, ein Pastell, das wenige Tage vor oder nach „Österreichische Offiziere“. 1852 dem hier vorgestellten entstand. Für beide Blätter finden Pastell auf grünbraunem Papier. 32,3 × 23,7 cm sich die anschauungsfrischen Urbilder in einem Skizzenbuch (12 ¾ × 9 ⅜ in.). Unten rechts datiert: 26 October (Nr. 13 im Berliner Kupferstichkabinett, S. 82 und 74, siehe 1852. Werkverzeichnis: Tschudi 305. [3003] Abb.), das der Künstler im Nachhinein, auf „1853/54“ datiert Provenienz hat. Zutreffend ist jedoch 1852, zumal unser Pastell sein Frau Etatsrat (Helene) Donner, Altona (spätestens Entstehungsdatum auf den Tag genau verrät. Die Skizzen- 1896 bis 1911, seitdem in Familienbesitz) blätter geben die Figuren, teils mehrfach variiert, jede für sich wieder, und erst das Pastell ordnet sie zur Gruppe. EUR 30.000–40.000 Wie uns die auch von Menzel gründlich studierte Uni- USD 33,700–44,900 formkunde lehrt, gehören der mittlere und der rechte Offi- zier zur Reiterei: unter dem röhrenförmigen, schwarzen Ausstellung Lederbesatz, der die Steghosen unten umschließt, erkennt Menzel-Ausstellung. Hamburg, Kunstverein, in der man die Sporen. Der mittlere mit dem weißen Kavallerie- Kunsthalle, 1896, Kat.-Nr. 130 („Österreichische mantel (auf den Skizzen ist es noch ein Cape) muss ein Soldaten“) / Ausstellung von Werken Adolph von Dragoner sein, der rechte mit der goldenen Verschnürung, Menzels. Berlin, Königliche National-Galerie, 1905, dessen tiefdunkle Rockfarbe wohl als Grün gemeint ist, ein II. Aufl., Kat.-Nr. 229 („Drei österreichische Offiziere“) Ulane, während der halb verdeckte links, mit grünem zwei- reihigen Waffenrock, wohl einem Jägercorps (also der Infanterie) angehört. Alle drei tragen die außerdienstlich vorgeschriebene Feldmütze. Menzel zögert nicht, die orangerote Kragenfarbe des Ulanen mit seiner geliebten lachsfarbenen Kreide wiederzu- geben, die auch am unteren Rand des Rockes pointierend wiederkehrt. Mit dem helleren Rot im Inkarnat, dem lichten Blau, viel tiefem Schwarz und weichem Grau und vor allem dem aufstrahlenden Weiß in der Mitte entsteht ein Klang von großer Frische, und stellenweise hat die schwarze Kreide letzte akzentuierende Striche gesetzt. Geistvoll wechselt die Gegenstandswiedergabe zwischen großzügiger Andeu- tung und plötzlicher Detaillierung: in Gesichtern, in den fal- tigen Schuhen, namentlich aber in der Beziehung zwischen den drei etwas beiläufig aus der Kavaliersperspektive beob- achteten Figuren. Sie ist nicht ohne Spannung. Schwerlich könnte die Unterschiedlichkeit der Charaktere größer sein. Das Hinzutreten des jungen Ulanen bewirkt nur eine Blick-, nicht eine Körperwendung. Als diese Improvisation – halb Zeichnung, halb „Bild“ – entstand, war Menzel erst seit einer Woche von einer ers- ten großen Sommerreise zurückgekehrt, die ihn und seine Schwester Emilie diesmal zweieinhalb Monate durch Süd- deutschland, Böhmen und Österreich geführt hatte. Noch hing sein jüngstes Werk, das „Flötenkonzert“, in der akade- mischen Ausstellung, doch ehe er sich dem nächsten der Friedrich-Bilder zuwandte, verarbeitete er in mindestens acht Pastell-„Kompositionen“ seine Eindrücke des zeitge- nössischen Treibens – in einer Pendelbewegung zwischen Beobachtung und Fiktion, die nicht aufhören sollte, sein Werk zu prägen. Claude Keisch

Adolph Menzel, Skizzenbuch 13, 1852/54, S. 73/74, Berlin, Kupferstichkabinett

Grisebach — Frühjahr 2019 83 82

165 Wilhelm Klein Düsseldorf 1821 – 1897 Remagen

Abhang mit Steinen. Öl auf Leinwand, auf Pappe aufgezogen. 16,5 × 24,6 cm (6 ½ × 9 ⅝ in.). Unten links signiert (in die Farbe geritzt): W Klein. Rückseitig oben rechts ein mit Schreibmaschine beschrifteter Aufkleber: W. Klein. Aus dem Nachlasse des Malers. Darunter ein mit Feder in Braun numme- rierter Aufkleber: 41. Kleine Fehlstellen am Rand. [3176] Gerahmt.

EUR 3.500–4.500 USD 3,930–5,060

166 Janus Andreas 167 Oswald Achenbach Bartholin la Cour 1827 – Düsseldorf – 1905 Timgård b. Ringkøbing 1837 – 1909 Odder Baumstumpf am Gebirgssee. 1843 Öl auf Bütten auf Karton, auf Holz aufgezogen. „Hedevej“ (Heideweg). 1873 18,8 × 32,2 cm (7 ⅜ × 12 ⅝ in.). Unten links signiert, Öl auf Leinwand auf Karton. 19,6 × 32,8 cm (7 3/4 bezeichnet (etwas verwischt) und datiert: Osw × 12 7/8 in.). Unten rechts datiert und monogram- Achenbach [Königsee?] 15. Sept. 1843. miert: 12 OK 73 l. C. Rückseitig mit dem Nachlass- [3540] Gerahmt. stempel des Künstlers. Werkverzeichnis: Magnussen 329. [3511] Gerahmt. EUR 3.000–4.000 USD 3,370–4,490 EUR 3.000–4.000 USD 3,370–4,490

Grisebach — Frühjahr 2019 85 84

168 Hermann August Theodor Tunica 1826 – Braunschweig – 1907 170 Charles Branwhite Bristol 1817 – 1880 Westfield Park b. Bristol Die Teufelsmauer im Harz. Öl auf grau grundiertem Bütten. 35 × 49,4 cm (13 ¾ × 19 ½ in.). Unten rechts mit Bleistift signiert: Felsen im Bach. H Tunica. Kleine Randmängel. [3531] Öl auf Leinwand. Doubliert. 31,7 × 55,8 cm (12 ½ × 22 in.). Auf dem Spannrahmen oben links mit Bleistift sig-

EUR 1.200–1.500 169 Friedrich Maurer niert: C. Branwhite. Unten links ein gebräunter, mit USD 1,350–1,690 Ludwigsburg 1812 – 1906 München Feder in Schwarz beschrifteter Aufkleber: No 110 / by C. Branwhite. [3511]

Hof in Brannenburg (Oberbayern). 1847 EUR 2.000–3.000 Öl auf Papier auf Holz. 37,2 × 37,6 cm (14 ⅝ × 14 ¾ in.). USD 2,250–3,370 Unten links signiert, bezeichnet und datiert: Friedrich Maurer Bran[n]enburg 1847. [3087] Gerahmt.

EUR 1.500–2.000 USD 1,690–2,250

Grisebach — Frühjahr 2019 87 86

171 Carl Robert Kummer 172 Walter Leistikow 1810 – Dresden – 1889 Bromberg 1865 – 1908 Berlin

„Felsen vor Capri“. Um 1833 An der Küste von Särö. Um 1900 „Dass Sehen und Empfinden im Prozess der Betrachtung als ausgingen – denn obwohl er der märkischen Landschaft Öl auf Papier auf Karton. 12,5 × 16,2 cm Öl auf Leinwand. 75 × 100 cm (29 ½ × 39 ⅜ in.). Einheit wahrgenommen werden, ist eines der besonderen eine besondere Liebe bewahrte, suchte er, um der Verfla- (4 ⅞ × 6 ⅜ in.). Rückseitig unten rechts mit Unten rechts signiert: W. Leistikow. [3012] Verdienste von Leistikows Malerei“, schrieb Markus Bertsch, chung auszuweichen, nach immer neuen Motiven. Mit wie Feder in Braun signiert: Robert Kummer. Provenienz Kunsthalle Hamburg, über das Gemälde „Heimkehr“ aus frischer Schaffenslust wanderte er damals über Felder und [3538] Gerahmt. Per Ludvig Collijn, Stockholm (kurz nach 1900 dem Jahr 1903 (Grisebach 2017, Auktion 278, Los 220). Wie- Klippen, bis der rechte Punkt gefunden und die Leinwand erworben, seitdem in Familienbesitz) der blicken wir von einem (leicht) erhöhten Standpunkt in platziert war, und wie erquickend wirkte seine naturbur - EUR 2.000–3.000 eine Meeresbucht, diesmal der schwedischen Insel Sarö. schenhafte Fröhlichkeit, wenn wir am Abend auf der Veran- USD 2,250–3,370 EUR 18.000–24.000 Leistikows Freund, der Journalist Theodor Wolff, erin- da bei dem aus Göteborg geholten Punsch saßen! Es war USD 20,200–27,00 nert sich: „Ich sehe ihn in diesen Tagen der Freude und des eine Zeit des jubelnden Glücks, des emsigen Schaffens, der Erfolges, hoch im Norden von Jütland und auf der schwedi- frohen Hoffnungen und Entwürfe“ (Theodor Wolff, Vater- Wir danken Dr. Elisabeth Nüdling, Fulda, für die freund- schen Insel Sarö, wo wir gemeinsam auf Entdeckungsreise Tagebuch, 1906-1913). liche Bestätigung der Authentizität und für die Datierung des Bildes.

Grisebach — Frühjahr 2019 89 88 Seit seiner ersten Reise an den Chiemsee 1872 war Joseph

173 Joseph Wopfner Wopfner fasziniert von der dortigen Landschaft und ihren 174 Carl Friedrich 175 Osmar Schindler Schwaz (Tirol) 1843 – 1927 München Bewohnern. Immer wieder begleitete er die Fischer der Burkhardtsdorf 1867 – 1927 Dresden-Wachwitz Fraueninsel auf ihrer täglichen Arbeit, studierte deren Heinrich Werner Handlungen ebenso wie ihr Arbeitsgerät. Dabei baute er zu Weimar 1808 – 1894 Leipzig „Fischernetze und Kahn (Studie)“. deren urtümlichem Gefährt, dem aus einem Stamm heraus- Blick auf einen Berg. 1905 Öl auf Leinwand auf Karton. 21,3 × 34,3 cm gearbeiteten Einbaum, eine besondere Verbindung auf. Als Öl auf Pappe. 24,8 × 35 cm (9 ¾ × 13 ¾ in.). Unten (8 ⅜ × 13 ½ in.). Werkverzeichnis: Holz/Rauch 150. die letzten drei dieser Exemplare 1881 außer Dienst gestellt Blick auf Venedig. 1854 rechts datiert: 26. Apr. 05. Rückseitig der Stempel in [3283] wurden, übernahm Wopfner eines zu Studienzwecken, Aquarell auf genarbtem Papier. 26,3 × 50,4 cm Schwarz: NACHLASS Prof. Osmar Schindler 1867–1927. bevor er es 1890 dem Bayerischen Nationalmuseum in Mün- (10 ⅜ × 19 ⅞ in.). Unten links signiert und datiert. [3475] Gerahmt. EUR 1.500–2.000 chen übergab. C. Werner. f. 1854. [3215] Gerahmt. USD 1,690–2,250 Diese besondere Beziehung kommt auch hier zum Aus- EUR 700–900 druck. Vor dem sacht abfallenden Ufer der Fraueninsel liegt EUR 3.000–4.000 USD 787–1,011 das Gefährt an Land. Im Hintergrund sind über eine lange USD 3,370–4,490 Stange die Netze der Fischer zum Trocknen aufgehängt. Kein Mensch ist zu sehen, das Tagwerk scheint vollbracht. Obwohl die Studie in einigen Bereichen nur lose angelegt ist, lässt sich der individuelle Charakter des Einbaums bereits deut- lich an seiner Oberfläche ablesen. Detailliert hat der Künst- ler den Bug ausgearbeitet. Zahlreiche rostige Klammern und ein durch ebenso rostige Nägel aufgebrachter Flicken zeu - gen von der beständigen Nutzung des Bootes. Wopfners intensive Auseinandersetzung mit diesem Motiv führte 1887 zu seinem allegorischen Gemälde „Der letzte Einbaum“.

David Grube, Kurator der Ausstellung „Josef Wopfner - Land- schaftsmalerei zwischen Naturidylle und Dramatik“, Museum Georg Schäfer Schweinfurt, 26. Mai bis 1. September 2019

Grisebach — Frühjahr 2019 91 90

176 Eduard F. Pape 1817 – Berlin – 1905

Ausblick auf eine Gebirgslandschaft. Öl auf Papier auf Pappe. 31,6 × 49,5 cm (12 ½ × 19 ½ in.). Unten rechts signiert: E Pape. [3206] Gerahmt.

EUR 2.500–3.500 USD 2,810–3,930

177 William Hummel 178 Hans Lietzmann Berlin 1872 – 1955 Torbole

Die Kreidefelsen auf Rügen. 1880 Aquarell auf leichtem Karton. 27,8 × 40 cm Am Ufer des Gardasees. 1900 (11 × 15 ¾ in.). Unten links signiert und datiert: Gouache auf Karton. 68,7 × 51 cm (27 × 20 ⅛ in.). W. Hummel. 80. Aus dem Nachlass des Vaters Unten rechts signiert und datiert: H Lietzmann. 00. Carl Hummel (bis 1993 im Schlossmuseum [3215] Gerahmt. Weimar verwahrt) [3659] EUR 2.000–3.000 EUR 2.500–3.500 USD 2,250–3,370 USD 2,810–3,930

Grisebach — Frühjahr 2019 93 92 Marie-Amélie zu Salm-Salm Fritz von Uhdes Näherinnen und die Suche nach Spiritualität im Alltäglichen

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, in Zeiten der aufblühenden Industrie, wurden in Europa Stimmen gegen die Macht der Maschine und die serielle Massenproduktion laut. Die damit einhergehende Rückbesinnung auf die Qualitäten des Handwerks spiegelte sich auch in der Motivwahl vieler Gemälde. Insbesondere das Motiv der Näherin fand vor diesem Hintergrund Verbreitung. Künstler wie Vincent van Gogh, Édouard Vuillard, Max Liebermann und eben Fritz von Uhde widmeten sich diesem beliebten Sujet. Zeitgleich hatte die Genremalerei, die im 17. Jahrhundert in den Niederlanden ihre erste Blüte erlebte, ein Revival. So erlangten die Inszenierung des Alltags sowie die Bedeutung von Textilien und Licht mit den Freilichtmalern im 19. Jahrhundert eine erhöhte Aufmerksamkeit und neue Erscheinungsform. In dem Gemälde „Holländische Nähstube“ aus dem Jahr 1882 von Fritz von Uhde verschmelzen ein Genre und ein Interieur mit dem Motiv der Näherin. In stille Arbeit versunken, sitzen im Vordergrund des Ölgemäldes vier Frauen, die nähen, um einen Tisch in einer lichtdurchfluteten Stube. Eine blickt von der Arbeit auf und wendet sich einer stehenden Frau zu, die vom linken Bildrand angeschnitten ist. Rechts im Bild öffnet sich der Blick auf ein Nebenzimmer, in dem eine weitere Näherin – umgeben von weißen Textilien – am Tisch sitzt. Das Auge des Betrachters ertastet die einzelnen Elemente des Bildes: die Figuren, den Krug auf dem Wandschrank mit seinen Lichtreflexen, den Vogelkäfig, die Blu- menarrangements, die Katze, die Schuhe und die weißen Stoffmassen. Die Kom- position wirkt wie ein Stillleben, in dem jedes Element seinen Platz hat und doch in der Gesamtheit zu verschwinden scheint. So wie sich auch das Individuum in der Gemeinschaft der kollektiven Arbeit verliert. Wer näht, schafft etwas Neues oder repariert etwas Altes, in diesem Sinne kann Nähen auch sinnbildlich für ein Streben nach Ganzheit und Heilung gesehen werden. Das Bild von Uhde zielt zudem auf koloristische Werte. Das durch das Fenster scheinende Sonnenlicht erleuchtet nicht nur den Innenraum und wirft Lichtstreifen an die Wand, sondern lässt auch die weißen, durch den Raum verteilten Wäschestücke hell aufschim- mern. Das Fenster gewährt zudem einen Blick in die Natur und verbindet somit die Außen- mit der Innenwelt. Uhde, der heute für seine Szenen des „gewöhnlichen“ Lebens, religiöse The- men und Kinderporträts bekannt ist, kam über Umwege zur Malerei. Nach einem ersten Lehrjahr an der Akademie in Dresden schlug er eine zehnjährige Offiziers - laufbahn beim Militär ein. Als später seine Versuche scheiterten, bei Makart in Wien und bei Piloty in München zu studieren, beschloss er, sich selbst künstlerisch weiterzubilden, und studierte die Werke der alten Holländer in den Museen. 1878 reiste er nach Paris, wo er zwei Jahre im Atelier des Ungarn Mihály von Munkácsy, der der Schule von Barbizon nahestand, tätig war. Seit 1880 lebte Uhde in München, wo er Liebermann kennenlernte und Mitbegründer der Münchener Secession (1892) wurde und ab 1899 ihr erster Vorstand. Als königlicher Professor erhielt er einen Lehrauftrag an der Kunstakademie. Uhde verwitwete früh und war alleinerziehen - der Vater von drei Töchtern, die ihm oft als Inspiration für seine Bilder dienten. Das Bild „Holländische Nähstube“ jedoch soll unter anderem durch Gemälde Liebermanns von Näherinnen inspiriert worden sein, noch bevor Uhde im Som - mer 1882 auf Anraten des Kollegen nach Holland reiste und vor Ort die Motive studierte. Uhde stellte dieses Gemälde der Näherinnen auf dem Pariser Salon aus und erhielt dafür positive Kritik. Neben Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt zählt Fritz von Uhde heute zu den Protagonisten der impressionistischen Richtung in Deutschland. Obgleich die französischen Impressionisten, die ihnen als Vorbilder dienten, die Pleinairmalerei bevorzugten, sind bei Vertretern des deutschen Impressionismus auch Interieur-Darstellungen zu finden. Allen gemein ist das Interesse an der atmosphärischen Wirkung des Lichts.

Grisebach — Frühjahr 2019 95 94 N 179 Fritz von Uhde werke des neunzehnten Jahrhunderts. 4 Bände. Wolkenburg 1848 – 1911 München Dritter, unveränderter Nachdruck, Hofheim am Taunus, H. Schmidt & C. Günther, 1979 (zuerst Fr. v. Boetticher's Verlag, Dresden 1891–1901), hier 2. Band Holländische Nähstube. 1882 (Zweite Hälfte), S. 907, Nr. 8 / Fritz von Ostini: Uhde. Öl auf Leinwand. Doubliert. 101,5 × 136,5 cm Bielefeld/Leipzig, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902 (40 × 53 ¾ in.). Oben rechts signiert: F Uhde. (= Künstler-Monographien, hrsg. v. H. Knackfuß, Bd. [3244] Gerahmt. LXI), S. 25-26 / Official Illustrations of Selected Works Provenienz in the Various National Sections of the Department of Privatsammlung, England (1886) / L. Christ Delmonico, Art. St. Louis, Universal Exposition, Art Palace, 1904, New York (1893) / Museum of Fine Arts, Saint Louis doppelseitige Abb. vor S. 31 / Anton Springer u. Max (erworben 1894, wohl bis 1982) / Privatsammlung, Osborn: Handbuch der Kunstgeschichte. V. Das 19. Deutschland Jahrhundert. Leipzig, Verlag von E. A. Seemann, 3. Aufl. 1906, S. 321 (Abb. von Uhdes Federzeichnung EUR 40.000–60.000 seines Gemäldes) / Hans Rosenhagen (Hg.): Uhde, des USD 44,900–67,400 Meisters Gemälde in 285 Abbildungen. Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlags-Anstalt, 1908 (= Klassiker Ausstellung der Kunst, Zwölfter Band), Abb. S. 35 / Philip Skrainka: Catalogue illustré du Salon. Quatrième année. Paris, St. Louis: Its History and Ideals. St. Louis 1910, S. 90 u. Salon, 1882, Kat.-Nr. 2557 (betitelt „Les couturières“) 98 / Richard Hamann: Die deutsche Malerei im 19. / Katalog der [...] Kunstausstellung. Dresden, König- Jahrhundert. Leipzig u. Berlin, Verlag von B. G. Teubner, liche Akademie der bildenden Künste, 1889, 6. Auflage, 1914, S. 322 / Catalogue of Paintings. Saint Louis, City Kat.-Nr. 372 (betitelt „Näherinnen“) / Catalogue. Loan Art Museum, 1915, S. XI, Abb. S. 172, S. 195, Nr. U I, u. Exhibition. New York, Fine Arts Society Building, 1893, S. 228 / Wilhelm Waetzoldt: Deutsche Malerei seit S. 49 (Paintings. Modern Masters), Kat.-Nr. 127 (beti- 1870. Leipzig, Verlag von Quelle & Meyer, 1918, S. 9 / telt „Sewing-Bee in Holland“) / Loan Collection. Richard Hamann: Die deutsche Malerei vom Rokoko Foreign Masterpieces owned in the United States. bis zum Expressionismus. Leipzig u. Berlin, Verlag von Chicago, World's Columbian Exposition, 1893, Kat.-Nr. B. G. Teubner, 1925, S. 415 / Ulrich Thieme und Felix 119 / Official catalogue. Part X. Art Galleries and Becker (Hrsg): Allgemeines Lexikon der bildenden Annexes. Department K. Fine Arts, Painting, Sculp- Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bde. ture, Architecture, Decoration. Chicago, World's Leipzig, Verlag E. A. Seemann, 1907–1950, hier Bd. 33, Columbian Exposition, 1893, Kat.-Nr. 2985 / Eleventh 1939, S. 546 / Anne Mochon: Fritz von Uhde and plein- Annual Exhibition. Catalogue of the Art Department, air painting in , 1880–1900. New Haven, Yale 97 Illustrated. Saint Louis, Saint Louis Exposition and University, Phil. Diss., 1973, S. 57 / Ludger Alscher u.a. Music Hall Association, 1894, Kat.-Nr. 467, Abb. S. 20 / (Hg.): Lexikon der Kunst. 5 Bde. Leipzig, VEB E. A. Official Catalogue of Exhibitors. St. Louis, Universal Seemann, 1968-1978, hier Bd. V, 1978, S. 298 / Ver- Exposition, 1904, S. 70, Nr. 18 steigerungskatalog. Detroit, DuMouchelles, 21.5.1982, Literatur und Abbildung Kat.-Nr. 1 / Bettina Brand: Fritz von Uhde. Das religiö- F(ranz) Reber: Fritz von Uhde. In: Die Kunst für Alle, se Werk zwischen künstlerischer Intention und Jg. 1, 1885/86, H. 16, 15.5.1886, S. 219-223, hier S. 220 Öffentlichkeit. Heidelberg 1983 (= Heidelberg, Univ., / Amedée Pigeon: Le mouvement des arts en Allema- Phil. Diss., 1978), S. 6, 29 u. S. 232, Anm. 60 / Albert gne. In: Gazette des Beaux-Arts, Bd. 37, 1888, S. 251- Peter Bräuer: Fritz von Uhde. Dresden, VEB Verlag der 259, hier S. 258 / N. N.: Die akademische Ausstellung Kunst, 1985, S. 7 / Ausst.-Kat.: Fritz von Uhde. Vom zu Dresden. In: Die Kunst für Alle, Jg. 5, 1889/90, H. 2, Realismus zum Impressionismus. Bremen, Kunsthalle; 15.10.1889, S. 26-28, hier S. 26 / Otto Julius Bierbaum: Leipzig, Museum der bildenden Künste, und München, Fritz von Uhde. München, E. Albert & Co., 1893, S. 35 Neue Pinakothek, 1998/99, S. 78, unter Kat.-Nr. 8 u. 74 / P. Hann: New-Yorker Kunstbericht. In: Die erwähnt und abgebildet (nicht ausgestellt), u. S. 192 / Kunst für Alle, Jg., 1892/93, H. 17, 1.6.1893, S. 260-262, E. Bénézit u.a.: Dictionary of Artists. 14 Bde. Paris, hier S. 262 / Richard Muther: Geschichte der Malerei Editions Gründ, 2006, hier Bd. 13, S. 1330 im XIX. Jahrhundert. 3 Bände. München, G. Hirth's Kunstverlag, 1893/94, hier Bd. 3, S. 637 / Brockhaus Konversationslexikon. Leipzig/Berlin/Wien, F. A. Brockhaus, 14. Auflage 1894-1896, hier Bd.16, S. 40 (unter „Uhde“) / Antoine de La Mazelière: La peinture allemande au XIXe siècle. Paris, Plon-Nourrit et Cie., 1900, S. 329 / Franz Hermann Meissner: Fritz von Uhde. Berlin/Leipzig, Schuster & Löffler, 3. Aufl. 1900, S. 41-42, Abb. S. 21 / Friedrich von Boetticher: Maler-

96 Grisebach — Frühjahr 2019 „Im Atelier mit gelernten Modellen ist es bequemer. Und doch ist dies Arbeiten wirklich nach der Natur das Richtige, es ist Alles wunderbar und schön und originell, was sich so von selbst gibt, es gehört nur viel Zeit und Geduld dazu, Originalgröße es darstellen zu können.“ Fritz von Uhde, Zandvoort, den 6. Sept. 1882

180 Deutsch, um 1840 181 Deutsch, 1836 Originalgröße

Ein Künstleratelier. Blick über die Dächer (2 Wolkenstudien). Öl auf Leinwand. Doubliert. 23,8 × 39,5 cm Jeweils Aquarell auf Papier auf Karton. 6,4 × 10,8 cm (9 ⅜ × 15 ½ in.). Kleine Retuschen. [3201] Gerahmt. bzw. 5,9 × 10,9 cm (2 ½ × 4 ¼ in. bzw. 2 ⅜ × 4 ¼ in.). Die Bilder rückseitig mit Bleistift numeriert: 26 bzw. EUR 1.000–1.500 27. Bild 2 am Oberrand vom Künstler bezeichnet und USD 1,120–1,690 datiert: Abendhimmel den 24 März 36. Beide Bilder etwas stockfleckig. [3066] „Benutzest du fleißig die Aussicht EUR 2.000–3.000 USD 2,250–3,370 von deinem Zimmer in die offene Luft? Eine schöne, glücklich gewählte Luft hat Einfluß auf alles.“ Salomon Geßner an seinen Sohn Conrad, 1788

Grisebach — Frühjahr 2019 99 98

182 Dänisch, um 1850 183 Deutsch, um 1850

Bäume hinter Dächern. Kopfstudie. Öl auf Bütten. 30,7 × 42 cm (12 ⅛ × 16 ½ in.). Kleine Öl auf Papier auf Pappe. 25,9 × 24,1 cm Randmängel. [3584] (10 ¼ × 9 ½ in.). [3528] Gerahmt.

EUR 2.500–3.500 EUR 1.500–2.000 USD 2,810–3,930 USD 1,690–2,250

Grisebach — Frühjahr 2019 101 100

184 Christian F. Gille Ballenstedt am Harz 1805 – 1899 Dresden

Landschaft bei Dresden. Um 1850

Öl auf Papier. 22 × 26,4 cm (8 ⅝ × 10 ⅜ in.). Rückseitig 185 Osmar Schindler Wir danken Dr. Heike Biedermann, Dresden, und Prof. Dr. unten rechts mit Kopierstift beschriftet: Dahl. Die Burkhardtsdorf 1867 – 1927 Dresden-Wachwitz Holger Birkholz, Dresden, für freundliche Hinweise zum Werk. Ölstudie wird aufgenommen in das Verzeichnis der Werke Christian Friedrich Gilles von Dr. Gerd Spitzer, Wir schauen mit Schindler aus einem Fenster des Meisterteliers Dresden. Kleiner Papierverlust in der Ecke unten Blick auf die Dresdner Frauenkirche. seines Lehrer Hermann Prell in der Dresdner Akademie – und links. [3006] Gerahmt. Öl auf Leinwand. 45 × 38,5 cm (17 ¾ × 15 ⅛ in.). zwar in Richtung Westen, geradezu auf die Kuppel der Frauen- Rückseitig oben in der Mitte und auf dem unteren kirche mit ihrer anmutigen, luftig-hohen Laterne. Es ist früher EUR 8.000–12.000 Spannrand der Stempel in Schwarz: NACHLASS Abend, zwanzig vor sechs, wie die Turmuhr anzeigt. Die Sonne USD 8,990–13,500 Prof. Osmar Schindler 1867–1927. [3213] umschmeichelt die kupferbedeckte Kirchenkuppel mit letzten wärmenden Strahlen. Flüchtige Wolken tanzen vom Tag zer- EUR 1.800–2.400 zaust durch das Blau über den Dächern der Stadt. Zeit nach Wir danken Dr. Gerd Spitzer, Dresden, für die Bestätigung USD 2,020–2,700 Hause zu gehen - und genau diesen wunderbaren Eindruck mit- der Authentizität der Ölstudie. zunehmen, den der Moment des Schauens hervorbrachte. AA

Grisebach — Frühjahr 2019 103 102

186 Hermann Prell 187 Osmar Schindler Leipzig 1854 – 1922 Dresden-Loschwitz Burkhardtsdorf 1867 – 1927 Dresden-Wachwitz

Landschaft bei Sestri Levante. 1906 Porträtstudie Hermann Prell in seinem Atelier. 1912 Öl auf Karton. 60,7 × 41,5 cm (23 ⅞ × 16 ⅜ in.). Unten Öl auf braunem Karton. 50,1 × 35,6 cm (19 ¾ × 14 in.). rechts signiert, bezeichnet und datiert: H. PRELL Rückseitig unten links der Stempel in Schwarz: NACH- SESTRI 1906. Kleine Retuschen. [3215] LASS Prof. Osmar Schindler 1867–1927. Studie zum Porträt in der Städtischen Galerie, Dresden. Knicke in EUR 2.000–3.000 den Ecken links. [3213] USD 2,250–3,370 EUR 1.200–1.500 USD 1,350–1,690

Grisebach — Frühjahr 2019 105 104

188 Deutsch, um 1870/80

Morgenrot. Himmel über der Stadt. Öl auf Leinwand auf Pappe. 27 × 65,8 cm (10 ⅝ × 25 ⅞ in.). Retuschen, zwei kleine Farbverluste.

[3066] Gerahmt. 190 Deutsch, um 1860/80

EUR 3.500–4.500 USD 3,930–5,060 Gewitterhimmel über Baumkronen (Studie). Öl auf Pappe. 18,9 × 29,3 cm (7 ½ × 11 ½ in.). [3066]

EUR 3.000–4.000 USD 3,370–4,490

189 Carl Hummel 1821 – Weimar – 1907

„Kormoranswald bei Heringsdorf“. 1863 Öl auf Leinwand. 36,2 × 54,2 cm (14 ¼ × 21 ⅜ in.). Unten links mit Feder in Schwarz signiert, datiert und bezeichnet: C Hummel 1863. Kormoranswald bei Heringsdorf. Nicht aufgespannt. [3659.03 3659] Provenienz Aus dem Nachlass des Künstlers (bis 1993 im Schloss- „Gerade war der Himmel noch blau …“ museum Weimar verwahrt)

EUR 2.500–3.500 USD 2,810–3,930

Grisebach — Frühjahr 2019 107 106

191 Gotthardt Kuehl Lübeck 1850 – 1915 Dresden

Fluss mit Brücke und Dampfschiff (Paris). Pastell auf Papier auf Pappe. 37,8 × 50,5 cm (14 ⅞ × 19 ⅞ in.). Unten links signiert: G. Kuehl. Kleine Retusche oben rechts. [3217] Gerahmt.

EUR 6.000–8.000 USD 6,740–8,990

Man meint, Gotthardt Kuehl inzwischen gut zu kennen. Seine Interieurs, die er in der Tradition der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts malte und zugleich mit dem Geist des Impressionismus belebte, sind einem bestens vertraut. Und doch überrascht einen dieser zwischen Lübeck, München, Dresden und Paris aktive Künstler immer wieder – hier mit einer dramatischen winterlichen Szenerie. Kuehls Landschaften sind vor allem Stadtlandschaf- ten. In den Dresdner Jahren ab 1895 wird die Brücke zu einem seiner wichtigsten Motive: Die Augustusbrücke bei Schnee und bei Regen, die Carolabrücke im Sonnenschein – Jahreszeiten und Wetterwechsel im impressionistischen Prinzip der Serie. „Mitgebracht“ hat er das Motiv und die moderne Bild- sprache aus Paris, wo er zwischen 1879 und 1889 lebte. Dort entstand wohl auch das vorliegende Blatt. Dieses großforma- tige Pastell zeigt nun nicht das großstädtische Treiben im Sonnenschein auf den Pariser Straßen, wie es Kuehl mit dem Pastell „Pont-Royal in Paris“ (Museum der bildenden Künste Leipzig) ebenfalls festhielt. Hier blickte er wohl vom Ufer der Seine auf den Pont Royal, und dabei interessierte ihn das Naturdrama innerhalb der Stadt: der Dampf des Schiffes, der sich mit dem Nebel und den Wolken verbindet, das Licht der Sonne, das sich dahinter Bahn brechen will und dem Himmel gelbe und orange Töne einfügt. Die Wellen und die Strömung des Wassers bringen ein dynamisches Bewegungsmoment ins Bild, dem die dunkle Stadtkulisse im Hintergrund unverrück- bar entgegensteht. Alexander Bastek

Grisebach — Frühjahr 2019 109 108

192 Franz Skarbina Schreibt die junge Dame mit dem rötlichen Haar in Skarbinas 1849 – Berlin – 1910 Pastell „De quoi écrire“ einen Brief, oder ist es gar ein Stück fiktiver Literatur, das sie verfasst? Franz Skarbina beschrei- tet zu Beginn der 1890er-Jahre künstlerisches Neuland, „De quoi écrire“. 1892 wenn er die Schreibende seiner Caféhausszene nicht im Pastell auf braunem Papier (Wasserzeichen: Vidalon- häuslichen Rahmen zeigt, sondern an einem für das pulsie- Les-Annonay Canson & Montgolfier) auf Karton. rende Großstadtgetriebe signifikanten Ort konzentriert an 45,9 × 30 cm (18 ⅛ × 11 ¾ in.). Unten rechts signiert einem Text arbeiten lässt. Nicht nur präsentiert uns der als und datiert: F. Skarbina 1892. Unten links betitelt: „Maler der Frauen“ bekannte Künstler die Cafébesucherin „De quoi écrire“. [3408] Gerahmt. dabei als elegant gekleidete, modebewusste Frau, sondern auch als Schreibende und somit als Denkende. Damit, d.h. EUR 9.000–12.000 mit dem Selbstbewusstsein der jungen Frau, vermittelt USD 10,110–13,500 Skarbina auch einen Eindruck seiner eigenen Modernität als Künstler und Bürger. Ausstellung Früh studierte Franz Skarbina in Paris den Impressio- II. Ausstellung der „Vereinigung der XI“. Berlin, Kunst- nismus seiner französischen Kollegen und verwandelte ihn handlung Eduard Schulte, 1893, Kat.-Nr. 67 sich auf originäre Weise an. So lassen die gestische Hand- Literatur und Abbildung schrift und das Spiel des Künstlers mit dem Licht die vorlie- Deutsche und Österreichische Malerei und Zeichnun- gende Arbeit wie eine zufällig beobachtete Momentaufnahme gen nach 1800. München, Sotheby's, 22.6.1999, Kat.- aus dem mondänen Großstadtleben wirken und geben Skarbina Nr. 146, m. Abbildung / Sabine Meister: Die Vereini- als jenen virtuosen Koloristen und Luministen zu erkennen, gung der XI. Die Künstlergruppe als Keimzelle der als der er bereits seinen Zeitgenossen galt. organisierten Moderne in Berlin. Freiburg i. Br., Univ., Entsprechend hieß es in Bezug auf die Präsentation vor- Diss., 2005 (http://www.freidok.uni-freiburg.de/voll- liegenden Pastells auf der zweiten Ausstellung der Künstler- texte/2769; Abfrage am 29.3.2019), S. 157, S. 340 gruppe „Vereinigung der XI“ (bestehend aus Max Liebermann, u. S. 375 Leistikow, Skarbina u.a.) 1893 im „Deutschen Reichsanzeiger“: Die kleine Café-Szene zeigt „den Künstler im Vollbesitz seiner Siehe auch die gleichnamige Lithografie im Ausst.-Kat.: reichen Gaben“. Durch den raffinierten Einsatz von Licht- und Franz Skarbina, Berlin, Bröhan-Museum, 1995, Abb. 74 Farbakzenten lenkt Skarbina sein Augenmerk gezielt auf die in der Mitte des Cafés Sitzende, die völlig in ihre Schreibarbeit versunken scheint. Unwillkürlich ist der Betrachter geneigt, an die Künstlerin Franziska zu Reventlow (1871–1918) zu den- ken, die sich als Autorin von konventionellen Rollenzuschrei- bungen zu befreien wusste. Durch ihr Schreiben im öffentli- chen Raum sprengt auch Skarbinas Cafébesucherin die Fesseln tradierter Weiblichkeitsmuster. So nimmt es nicht wunder, dass die Herren im Café und ihre Kleidung lediglich schemenhafte Kulisse bleiben. Miriam-Esther Owesle

Grisebach — Frühjahr 2019 111 110 N 193 Pancraz Körle 1823 – München – 1875

Frau mit Karten im Rokoko-Boudoir. Öl auf Holz. 18,2 × 13,5 cm (7 ⅛ × 5 ⅜ in.). Unten rechts signiert: P. Körle. [3244] Gerahmt. Provenienz Privatsammlung, Deutschland (1983 bei Neumeister erworben)

EUR 2.000–3.000 USD 2,250–3,370

Literatur und Abbildung Auktion 217: Fayence, Glas, Möbel, Skulpturen, Gemälde, Graphik, Bücher. München, Neumeister, 14./15.9.1983, Kat.-Nr. 1180

194 Friedrich Stahl München 1863 – 1940 Rom

Festgesellschaft. Deckfarbe (Grisaille) über Bleistift auf Papier, auf Karton aufgezogen. 21,8 × 17,7 cm (8 ⅝ × 7 in.). Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert: FRIED. STAHL. Mit Bleistift gerahmt. Stellenweise leicht gewellt. Kleine Randmängel. [3471] Gerahmt.

EUR 2.000–3.000 USD 2,250–3,370

195 Hugo von Habermann Dillingen a. d. Donau 1849 – 1929 München

Atelierstudie. Öl auf Pappe. 66,5 × 55,8 cm (26 ⅛ × 22 in.). Unten links signiert: Habermann. [3540] Gerahmt.

EUR 3.000–4.000 USD 3,370–4,490

Grisebach — Frühjahr 2019 113 112 N 196 Adolph Menzel Menzel – radikal real“, München 2008). Dieses Blatt gibt den Breslau 1815 – 1905 Berlin weiten Blick in das Kirchenschiff frei, in dem sich eine wim- melnde Schar von Gläubigen zum Besuch einer Messe einge- funden hat. Unsere Zeichnung hingegen ist still und schein- Inneres der Stiftskirche zu Einsiedeln. 1881 bar unbevölkert. Sie zeigt die Gewölbezone des Unteren Bleistift, gewischt, auf Velin, auf Japan aufgezogen. Chors mit seiner reichen Ausstattung, Fresken von Franz 42 × 28,8 cm (16 ½ × 11 ⅜ in.). Unten rechts mono- Anton Kraus und einem geschmiedeten Deckenleuchter grammiert: A. M. [3580] Gerahmt. oder Weihrauchschwenker, der in Wirklichkeit sehr viel fili- Provenienz graner und „schwereloser“ im Raum hängt, als Menzel es Privatsammlung, Basel (1943) / Achim Moeller Fine uns hier glauben lässt. Art, New York (1988) / Privatsammlung, Schweiz Mit den Verwischungen und Dunkel-Nuancierungen ist der linke, untere Teil unserer ungewöhnlich großformatigen EUR 60.000–80.000 Zeichnung insgesamt „koloristischer“ aufgefasst als die USD 67,400–89,900 rechte Seite, wo der Bleistift die fein mäandernde Orna- mentik des Dekors präziser nachvollzieht. Schärfenstaffe- Ausstellung lungen dieser Art sind typisch für Menzel. Sie werden von Kunstwerke des 19. Jahrhunderts aus Basler Privat- der jüngeren Forschung als eine quasi-wissenschaftliche besitz. Basel, Kunsthalle, 1943, Kat.-Nr. 211, mit Abbil- Betätigung des Berliner Ausnahmekünstlers gefeiert, der dung / Looking at Drawings. New York, Achim Moeller Forscher-Koryphäen wie Hermann von Helmholtz zu seinem Fine Art, 1988, Kat.-Nr. 1, mit Abbildung Bekanntenkreis zählte. Menzels Hand vollzieht den natürli- Literatur und Abbildung chen Sehprozess nach, in dem zwei Eindrücke nicht gleich F(rançois) G(uillaume) Dumas: Adolphe Menzel. Paris, deutlich in einer Einstellung erfasst werden können. Sie Baschet, 1885 (= Maîtres modernes), Abb. 16 / Max gleitet über manches hinweg und haftet sich an anderes. Jordan: Das Werk Adolph Menzels. Eine Festgabe zum Das Einsiedeln-Blatt spiegelt diese Erfahrung und hebelt achtzigsten Geburtstage des Künstlers. München, sie im nächsten Moment schon wieder aus, denn den leeren Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, 1895, S. 71 oder summarisch behandelten Partien wird eine Überfülle („Inneres der Wallfahrtskirche zu Einsiedeln“) / Georgine kleiner Beobachtungen und Details entgegengestellt. Ein Kalei- Oeri: Kunstwerke des neunzehnten Jahrhunderts aus doskop aus Schnörkeln, das den Großteil der Bildfläche ein- Basler Privatbesitz. Basel, Holbein-Verlag, 1944, Nr. 24, nimmt und in dem sich jeder Blick verirrt und verstrickt. Über- Abb. S. 85 fordert, ja dissoziiert, aber vor allem fasziniert bleiben wir zurück und können uns fragen, ob wir mit dieser Erfahrung vielleicht ganz nah herangekommen sind an den Menschen Wir danken Dr. Claude Keisch, Berlin, für freundliche Menzel und sein Seherlebnis im industrialisierten Europa und Hinweise zur Zeichnung. Berlin gegen Ende des langen 19. Jahrhunderts. Die Welt war schnell geworden im Jahr 1881 und forder- te das Sehen heraus, umso mehr für Menzel, der mit seinen „Ja, ich bin auch ein fleißiger Kirchenbesucher“, erklärte Adolph zwergenhaften 1,50 Meter Körpergröße und noch dazu kurz- Menzel dem kaiserlichem Oberhofprediger Dryander im sichtig, bekanntermaßen nicht in Lage war sich einen großen Gespräch, „aber vielleicht nicht in dem von Ihnen gewünsch- Überblick über die Dinge zu verschaffen. In seiner gezeichne- ten Sinne; ich stecke gewöhnlich im Hochsommer hinter den ten Welt reicht er dieses Gefühl an uns weiter und erhebt sich Altären, mache mir da mit meiner Malerei zu schaffen und schließlich buchstäblich darüber hinaus, denn wir blicken glaube auch damit Gott zu dienen.“ nicht von unten, sondern von ganz oben in den Chor, oder wie Tatsächlich zog es Menzel immer zuerst in die großen Werner Busch es formulierte: „In tieferem Sinne ist Zeichnen und kleinen Rokoko- und Barockkirchen, wenn er auf seiner für Menzel Weltbewältigung oder ... eine Form des Stand- jährlichen Sommerfrische in der Alpenregion unterwegs haltens. Der Zwerg streckt sich. ... Womöglich konnte er nur war. Das überbordende architektonische Dekor, die Stucka- beim Zeichnen er selbst sein.“ Frida-Marie Grigull turen mit Putten und arabesken Ranken, die üppigen Fres- kierungen und Vergoldungen, das geradezu biblisch-thea- trale Spiel von Licht und Schatten weckte den Ehrgeiz des Berliner Künstler-Solitärs, der die Klaviatur des Zeichnens mit Bleistift, Kohle und Kreide zu spielen wusste wie kaum ein zweiter Künstler seiner Zeit. Die Stiftskirche Unserer Lieben Frau im schweizeri- schen Einsiedeln hatte ihm bei seinem Besuch im Sommer 1881 in dieser Hinsicht besonders viel zu bieten. Der ein- drucksvolle Bau mit seinem formvollendeten Barock-Interieur reizte Menzel so sehr, dass er ihn gar in einer zweiten Zeich- nung verarbeitete (Privatbesitz, Nr. 131 in Ausst. Kat. „Adolph

Grisebach — Frühjahr 2019 115 114

197 Anton von Werner 198 Paul Meyerheim Frankfurt (Oder) 1843 – 1915 Berlin 1842 – Berlin – 1915

Figurenstudien (2 Studienblätter). Um 1870/80 bzw. 1879 Löwenpaar im Gehege. Bleistift auf graublauem Papier bzw. Bleistift auf Öl auf Leinwand. 56 × 82 cm (22 × 32 ¼ in.). Unten bräunlichem Bütten. 48 × 23,2 cm bzw. 31,8 × 48,7 cm rechts (schwer lesbar) signiert: Paul Meyerheim. (18 ⅞ × 9 ⅛ in. bzw. 12 ½ × 19 ⅛ in.). Blatt 1: Unten [3081] Gerahmt. links monogrammiert: AvW. Rückseitig der Stempel in Violett: AvW Anton von Werner Nachlaß. Bl. 2: Unten EUR 2.000–3.000 rechts monogrammiert und datiert: AvW 1879. USD 2,250–3,370 Rückseitig in der Mitte mit Bleistift von der Frau des Künstlers beschriftet: Eigentum Malvine von Werner. Blatt 2 etwas stockfleckig. [3531]

EUR 600–800 USD 674–899

Grisebach — Frühjahr 2019 117 116

199 Karl Stauffer-Bern Trubschachen 1857 – 1891 Florenz

Selbstbildnis mit Zigarette. 1883 Bleistift auf braunem Papier. 26 × 23,5 cm (10 ¼ × 9 ¼ in.). Unten rechts mit Bleistift datiert und signiert: 7 Febr. 83 Donnerst. K. Stauffer v. Bern. Rückseitig oben rechts mit Bleistift der Besitzer- vermerk: Rud. Mosse Leipzigerplatz 15. [3593] Provenienz Rudolf Mosse, Berlin (spätestens 1891, bis 1920) / Emilie Mosse, Berlin (1920–1924) / Hans u. Felicia Lach- mann-Mosse, Berlin (1924–1934) / Julius Freund, Berlin–London (1934–1941) / Kunstmuseum, Winterthur (Erw. 1941. Restituiert an die Erben nach Rudolf Mosse)

EUR 2.500–3.500 USD 2,810–3,930

Ausstellung Ausstellung der Werke von Karl Stauffer-Bern. Berlin, Königliche National-Galerie, 1891/92, Kat.-Nr. 85 Literatur und Abbildung Katalog der Sammlung Rudolf Mosse. Berlin 1921, S. 12 / Katalog 2075: Kunstsammlung Rudolf Mosse, Berlin. Berlin, Rudolph Lepke‘s Kunst-Auctions-Haus, 29./30.5.1934, Kat.-Nr. 92 / Rudolph Lepke, Berlin, 29.-30. Mai 1934, Slg. Rudolf Mosse. In: Die Weltkunst, Jg. VIII, Nr. 22, 3.6.1934, S. 3 / Mosse Art Research Initiative (MARI; https://www.mari-portal.de/ details/1055; Abfrage am 3.4.2019)

Die Zeichnung wird im ausdrücklichen Einvernehmen mit den Erben nach Rudolf Mosse und mit den Erben nach Julius Freund angeboten.

einem sanften Grauschleier melancholisch nuanciert wer- Künstlerin war 1888 ihrem Lehrer Karl Stauffer-Bern nach

200 Deutsch, um 1890 den. Unbekleidet und vor einem monochromen Hintergrund Rom gefolgt, der zu Klinger ein freundschaftliches Verhältnis ist sie jedem kulturellen Zusammenhang enthoben, ganz als pflegte, und stand den beiden Künstlern mehrfach Modell. Mensch gezeigt. Als Mensch, der in sich gekehrt dennoch Vor diesem Hintergrund lassen sich hinsichtlich Stil und Kom- Weiblicher Studienkopf. präsent ist und, aus der Untersicht gesehen, stolz das nahezu position zwar keine Parallelen zwischen dem „Studienkopf“ Öl auf Leinwand. Doubliert. 43 × 38 cm (16 ⅞ × 15 in.). quadratische Bildformat ausfüllt. und Werken Klingers herstellen, sehr wohl aber zu Bildnissen Leicht fleckig. [3061] Gerahmt. Das Bild wurde 1929 als Werk Max Klingers in der Kunst- Stauffer-Berns. Insoweit ist es möglich, dass die unsignierte handlung Del Vecchio in Leipzig gekauft. Dass der 1920 ver- Studie aus der Hand Stauffer-Berns in Klingers Besitz gelang- EUR 4.000–6.000 storbene Klinger tatsächlich der Urheber des Bildes ist, te und dort verblieb, hatte dieser doch kurz nach dem gegen- USD 4,490–6,740 erscheint mit Blick auf den Malstil aber eher unwahrschein- seitigen Kennenlernen begonnen, tiefere Gefühle für Paczka- lich. Es gibt allerdings eine andere Verbindung zwischen dem Wagner zu empfinden, und ihre Züge auch in später Bild und dem Leipziger Künstler, dessen Geburtshaus nur entstandene Bilder immer wieder integriert. „Nirgends, Geliebte, wird Welt sein, als innen.“ Die Worte Rilkes unweit der Kunsthandlung lag. 1892 malt Max Klinger in Rom Handelt es sich bei der vorliegenden Studie also tat- könnten zu jenem Bild gesprochen sein, auf dem eine unbe- das Bildnis einer jungen Frau, das sich heute in der Ostdeut - sächlich um das Bildnis einer Künstlerin? Ohne Zweifel um kleidete junge Frau gedankenversunken ins Unbekannte schen Galerie Regensburg befindet und die Künstlerin Cornelia das einer Denkenden, deren Porträt nicht nur handwerklich blickt. Was sie sieht, bleibt ihr Geheimnis. Allein das Gesicht Paczka-Wagner zeigt. Tatsächlich bestehen zwischen der überzeugt, sondern auch durch die subtile Inszenierung des spricht von einer ebenso zarten wie starken Frau, deren träu- Frau auf dem Bild aus unbekannter Hand und Klingers Porträt Naturells im Spannungsfeld von Zartheit, Stolz und Geheimnis mende Augen, geschlossener Mund und warmes Inkarnat von von Paczka-Wagner bemerkenswerte Ähnlichkeiten. Die besticht. Max Pommer

Grisebach — Frühjahr 2019 119 118

201 Nikolaus Geiger 202 Luis Ricardo Falero Lauingen 1849 – 1897 Berlin-Wilmersdorf Granada 1851 – 1896 London

„Bertha“. 1883 Ägypterin mit Harfe. 1874 Öl auf Leinwand. 105,5 × 165,5 cm (41 ½ × 65 ⅛ in.). Öl auf Holz. 40,5 × 24,7 cm (16 × 9 ¾ in.). Unten links Oben rechts monogrammiert: N. G. 83. Oben links signiert, unten rechts datiert: L. Falero 1874. Adelssohn Falero hatte seine Marinelaufbahn in Granada Hintergrund. Ähnlich operierte Falero bei einer ganzen auf dem japanischen Schirm (Wagasa) bezeichnet: [3195] Gerahmt. abgebrochen und war 1868 nach Paris gegangen. Er schrieb Reihe von ägyptisierenden Darstellungen (z.B. „Isisgebet“, BERTHA. Retuschen. [3334] Gerahmt. sich an der École des Beaux-Arts ein und wurde Schüler von 1883), die seinen Erfolg in Paris begründeten: 1889 wird ihm EUR 6.000–8.000 Gabriel Ferrier. Neben den exotischen, oft orientalischen die Ehrenmedaille des Salons verliehen. Doch Falero war EUR 6.000–8.000 USD 6,740–8,990 Sujets sind die Spuren seines Lehrers in Faleros präziser, nicht nur ein begnadeter Porträt- und Historienmaler. Er USD 6,740–8,990 bisweilen surreal anmutender Behandlung des menschli- interessierte sich auch für den wissenschaftlich-techni- chen Inkarnats auszumachen, die seine zahlreichen Aktdar- schen Fortschritt im Zeitalter der Weltausstellungen, Orientalisierende (Frauen-)Darstellungen beflügelten vor allem stellungen prägt. studierte Elektrotechnik und betrieb eigenständige natur- in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Fantasie und das Gleich einer lebendig gewordenen Marmorskulptur wissenschaftliche Experimente. Als herausragend ist hier Fernweh der Europäer. Das erotische Kapital dieser Bilder war lagert unser weiblicher Akt mit einer bogenähnlichen Harfe seine Zusammenarbeit mit dem Astronomen Camille ausgesprochen groß, da sie erlaubten, Sinnlichkeit und Deka- auf einem Sockel, umgeben von ägyptisierenden Architek- Flammarion zu bezeichnen, für den er das Erfolgswerk denz des (imaginierten) Morgenlands auf die Leinwand zu turfragmenten. Der Lichteinfall von links unterstreicht das „L’Astronomie Populaire“ (1880) mitillustrierte. Naturwis- bannen (vgl. etwa Delacroix, „Der Tod des Sardanapal“, 1828, bühnenhafte Arrangement der Szene, ebenso wie der Farb- senschaft, Kunst und Archäologie gehen in Faleros Oeuvre oder Ingres, „Das Türkische Bad“, 1862). Der spanische akkord von leuchtendem Sonnengelb der Decke und dunklem eine einzigartige Symbiose ein. Oliver Sukrow

Grisebach — Frühjahr 2019 121 120

203 Rudolf Schick 1840 – Berlin – 1887

„Kürbislaube bei Torbole“. 1864 Öl auf Leinwand auf Pappe. 34,5 × 30 cm (13 ⅝ × 11 ¾ in.). Unten rechts bezeichnet und datiert (in die Farbe geritzt): Torbole October 1864. Rücksei- tig mit Feder in Braun oben links betitelt, bezeichnet und datiert: Kürbislaube bei Torbole Gardasee. 1864. Unten rechts signiert: Rud. Schick. [3066] Gerahmt.

EUR 2.000–3.000 USD 2,250–3,370

Ausstellung XXV. Sonderausstellung: Werke von G. Meyer von Bremen, R. Schick, K. Hausmann u. A. Behrendsen. Berlin, Königliche National-Galerie, 1887, Kat.-Nr. 236

205 Osmar Schindler 204 Osmar Schindler Burkhardtsdorf 1867 – 1927 Dresden-Wachwitz Burkhardtsdorf 1867 – 1927 Dresden-Wachwitz

Rückenansicht einer Frau im antiken Gewand. 1887 Das weiße Tuch. Öl auf Leinwand. 44,2 × 34,1 cm (17 ⅜ × 13 ⅜ in.). Öl auf Leinwand. Ca. 35 × 21,5 cm (13 ¾ × 8 ½ in.). Unten rechts (um 90° gedreht) mit Feder in Schwarz Rückseitig der (schwach lesbare) Stempel in Schwarz: datiert und undeutlich bezeichnet: 1887 [...]. Rück- NACHLASS Prof. Osmar Schindler 1867–1927. seitig mit dem Stempel in Schwarz: Nachlass Osmar Nicht aufgespannt. Etwas knittrig. [3213] Schindler 1867–1927. Nicht aufgespannt. [3213]

EUR 1.500–2.000 EUR 1.500–2.000 USD 1,690–2,250 USD 1,690–2,250

Grisebach — Frühjahr 2019 123 122

206 Osmar Schindler Burkhardtsdorf 1867 – 1927 Dresden-Wachwitz

Wolken am Nachmittag. 1905 Öl auf braunem Karton. 25 × 35 cm (9 ⅞ × 13 ¾ in.). Unten rechts mit Bleistift datiert und bezeichnet: 13.11.05 NACHM. 5. ERINNERUNG. [3213]

EUR 800–1.200 USD 899–1,350

207 Osmar Schindler Burkhardtsdorf 1867 – 1927 Dresden-Wachwitz

Seitenansicht eines Kruzifix vor Abendhimmel. Öl auf Pappe. 23,4 × 28,4 cm (9 ¼ × 11 ⅛ in.). Rück- seitig oben rechts der Stempel in Schwarz: NACHLASS Prof. Osmar Schindler 1867–1927. [3213]

EUR 800–1.200 USD 899–1,350

208 Deutsch, um 1880

Wolkenfeuer. Öl auf Leinwand, auf Pappe aufgezogen.

24,8 × 35,5 cm (9 ¾ × 14 in.). Kleine Retuschen. [3066] 209 Ludwig von Hofmann Darmstadt 1861 – 1945 Pillnitz EUR 2.000–3.000 USD 2,250–3,370 Idyll. Um 1896 Pastell auf Papier. 49,3 × 36,5 cm (19 ⅜ × 14 ⅜ in.). Fest auf Pappe montiert. [3166] Gerahmt.

EUR 3.000–4.000 USD 3,370–4,490

Grisebach — Frühjahr 2019 125 124

210 Alfred Schwarzschild Frankfurt a.M. 1874 – 1948 London

Venus und Amor. 1933 Öl auf Karton. 75 × 89,6 cm (29 ½ × 35 ¼ in.). Unten rechts signiert und datiert: A. Schwarzschild. 1933. Glänzende Partien, kleine Retuschen.

[3540] Gerahmt. 211 Max Pietschmann 1865 – Dresden – 1952 EUR 4.000–6.000 USD 4,490–6,740 Pan und Nymphen beim Versteckspiel. 1921 Öl auf Leinwand. 82 × 67 cm (32 ¼ × 26 ⅜ in.). Unten rechts signiert und datiert: Max Pietschmann - 1921. Auf dem Keilrahmen oben rechts der Stempel in Schwarz: Prof. Max Pietschmann / Niederpoyritz / b. Dresden. [3202] Gerahmt.

EUR 6.000–8.000 USD 6,740–8,990

Grisebach — Frühjahr 2019 127 126

212 Ludwig von Hofmann Darmstadt 1861 – 1945 Pillnitz

Junge in einer Felslandschaft. Öl auf Leinwand, auf Pappe aufgezogen. 44,4 × 24,5 cm (17 ½ × 9 ⅝ in. ). Unten rechts monogrammiert: L v H. [3570] Gerahmt.

EUR 4.000–6.000 USD 4,490–6,740

213 Cuno Amiet Solothurn 1868 – 1961 Oschwand/Seeberg

Porträt von Rosa Suter. Um 1896 Farbkreide auf Bütten (Wasserzeichen: PL BAS). 44,3 × 23,6 cm (17 ½ × 9 ¼ in.). Oben rechts mit Kreide signiert: C. Amiet. Die Zeichnung ist registriert unter der Nr. 23220 im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich. Dargestellt ist Rosa Suter, die Cousine der Ehefrau des Künstlers. Kleine Retuschen. [3093] Gerahmt. Provenienz Ehemals Privatsammlung, Zürich

EUR 8.000–12.000 USD 8,990–13,500

Ausstellung Jubiläumsausstellung Cuno Amiet 1868–1961. Giovanni Giacometti, 1868–1933. Werke bis 1920. Bern, Kunstmuseum, 1968, Kat.-Nr. 112 („Mädchenbildnis“) / Cuno Amiet. Frühe Arbeiten auf Papier. Solothurn, Kunstmuseum, 2005, Kat.-Nr. 46, Abb. Tf. XXVIII

Grisebach — Frühjahr 2019 129 128 N N 214 Odilon Redon 215 Alfred Seifert Bordeaux 1840 – 1916 Paris Praskolesy 1850 – 1901 München

„Nature morte“. 1861 Liebespaar in antiken Gewändern. Aquarell, Gouache und Bleistift auf Papier (Wasser- Provenienz Öl auf Holz. 64,2 × 49 cm (25 ¼ × 19 ¼ in.). Unten zeichen: J WHATMAN TURKEY MILL 1844). J.N.H. Eisenloeffel, Laren / E.J. van Wisselingh, rechts signiert: A Seifert. Kleine Retuschen. 54,3 × 45,7 cm (21 ⅜ × 18 in.). Unten links signiert und Amsterdam (erworben 1955) / J.P.H. Nikkels, Was- [3244] Gerahmt. datiert: Odilon Redon 1861. Rückseitig mit Bleistift senaar (erworben 1955) / Privatsammlung, Schweiz Provenienz von der Tochter des Künstlers bestätigt. Werkver- Privatsammlung, Deutschland zeichnis: Wildenstein 2020. Leicht geblichen. EUR 30.000–40.000 [3105] Gerahmt. USD 33,700–44,900 EUR 5.000–7.000 USD 5,620–7,870

Grisebach — Frühjahr 2019 131 130

216 Pablo Salinas Madrid 1871 – 1946 Rom täten und Kunsthandwerksgegenstände. In unserem Bild trifft diese biografische Notiz mit Salinas Gespür für das Merkwür- dige im scheinbar Gewöhnlichen kongenial zusammen. Es Atelierecke. Vor 1904 zeigt eine Ecke, wohl seines römischen Ateliers, wo er die Öl auf Holz. 22,2 × 15,8 cm (8 ¾ × 6 ¼ in.). Unten links meiste Zeit seines Lebens als Mitglied der spanischen Künst- signiert: Salinas. Rückseitig mit Feder in Schwarz lerkolonie verbrachte. Bilder mit und ohne Rahmen sind an beschriftet: Rincón del estudio. Boceto de Solinas den Wänden angebracht oder stehen angelehnt auf Möbeln. Este madro fue comprado al centro[?] con objetos de Ein prächtiger Goldrahmen im Rokoko-Ornament ist das arte Somarruga en Febrero de 1904. – Luis Juan Herzstück und verweist auf die Rolle der Kunst in diesem Fajda[?]. Kleine Retuschen. [3195] Gerahmt. Haushalt. Gemeinsam mit dem unterhalb abgelegten Mantel

und dem Hut sowie der pinselbestückten Vase rechts erhält 217 Max Klinger EUR 4.000–6.000 das Bild ein kompositorisches Dreieck. Die hintere Wand ist Leipzig 1857 – 1920 Großjena b. Naumburg USD 4,490–6,740 nur noch angedeutet, mehr Skizze als Malerei. Auf engstem Bildraum wird hier großes Können in Komposition und Rhyth- mus vorgeführt. Die neue Salome. Um 1903 Das Oeuvre dieses bedeutenden Vertreters der spanischen Salinas hat etliche Fêtes Galantes im Stile Watteaus Bronze mit schwarzer Patina. 69 × 21 × 22 cm Malerei reicht von Genrekunst mit andalusischen und folklo- gemalt. Seine „Atelierecke“ könnten wir also durchaus als (27 ⅛ × 8 ¼ × 8 ⅝ in.). Am Sockel rechts monogram- ristischen Themen bis hin zu einer opulenten Phase des Fingerzeig auf Watteaus Hauptwerk „Das Ladenschild des miert (ligiert): MK. Rückseitig am Sockel mit der Jugendstils, mit Einflüssen der Japan-Mode und des Neo- Kunsthändlers Gersaint“ (1720–21, Berlin, Schloss Charlotten- Gießermarke: AKT-Ges-Gladenbeck-Berlin. Dort auch Rokokos. Salinas ökonomischer Erfolg, der sich schon bald burg) lesen, denn beide spielen auf das Thema des Bildes im die gestempelte Nr.: D 6438. Etwas fleckig. [3585] nach seinen Studienjahren in Madrid, Rom und Paris einstell- Bild an. Obwohl von kleinstem Format, besticht die Skizze in te, erlaubte ihm eine aufwendige Haushaltsführung. Er sam- Ausführung und Geisteswitz. Oliver Sukrow EUR 20.000–30.000 melte, wie so viele andere Künstler um 1900, Möbel, Antiqui- USD 22,500–33,700

Grisebach — Frühjahr 2019 133 132 N 218 Edward Burne-Jones 219 Franz von Stuck Birmingham 1833 – 1898 London Tettenweis 1863 – 1928 München

Weibliches Modell, sich die Haare bindend. Tänzerin. 1897/98 Schwarze Kreide und Rötel auf leicht genarbtem Bronze mit brauner Patina. 63 × 33 × 22 cm Papier. 26,3 × 14 cm (10 ⅜ × 5 ½ in.). Unterhalb der (24 ¾ × 13 × 8 ⅝ in.). Am Sockel unterhalb des linken Darstellung rechts monogrammiert: EB J [„EB“ Fußes signiert: FRANZ STUCK. Am Sockel unterhalb ligiert]. In der Ecke unten rechts (teils unleserlich) des rechten Fußes mit dem Gießerstempel: C. LEYRER mit Widmung bezeichnet: E. B·J to C. D.[?] H. MÜNCHEN. Guss vor 1906. [3244] [3195] Gerahmt. Provenienz Privatsammlung, Deutschland EUR 4.000–6.000 USD 4,490–6,740 EUR 18.000–24.000 USD 20,200–27,000

Grisebach — Frühjahr 2019 135 134

220 Osmar Schindler Hier sehen wir einen Helden aus den nordischen Sagen nach Burkhardtsdorf 1867 – 1927 Dresden-Wachwitz vollbrachter Tat. Und was ihn offenbar gerade besonders berührt, ist Fassungslosigkeit. Der Unglaube, dass er es tat- sächlich gewesen sein könnte, der den Drachen Fafner tötete, „Siegfried“. versetzt ihn in grenzenloses Erstaunen - nur so ist die auf den Öl auf Leinwand. 138 × 78 cm (54 ⅜ × 30 ¾ in.). ersten Blick etwas seltsam wirkende Geste zu erklären, mit der Auf dem Keilrahmen oben mit blauem Stift betitelt: er sich mit der rechten Hand an den linken Arm fasst. Siegfried. [3213] Im Originalrahmen. Dieser junge Mann, dessen athletischem Körper Provenienz Osmar Schindler bei der Ausführung seines Gemäldes größte Aus dem Nachlass des Künstlers Aufmerksamkeit schenkte, hat in der Überlieferung viele Namen. Im Epos „Fáfnismál“ der altisländischen Liederedda EUR 18.000–24.000 und in der ebenfalls isländischen „Völsunga saga“ heißt er USD 20,200–27,000 Sigurd. Im mittelhochdeutschen Nibelungenlied, von dem man annimmt, dass es um das Jahr 1200 in der Gegend von Passau erstmals schriftlich niedergelegt wurde, wird er Siegfried genannt. Und natürlich kannte Osmar Schindler, an der Dresdner Kunstakademie zunächst umfassend ausgebil- det und dann ab 1902 selbst zum Professor berufen, diese Sagen ganz genau. Obwohl sein Gemälde in erster Linie eine mit viel Freude am jugendlich-muskulösen Modell ausge- führte Aktdarstellung zu sein scheint, lässt sich der erzähle- rische Moment, den Schindler eben auch schildert, in den Vorlagen ziemlich genau bestimmen. Den Mythologien nach liegt Fafnir oder Fafner, wie er sich im Nibelungenlied nennt (was übersetzt so viel bedeu- tet wie „Der Umarmer“ oder „Der Greif“), vom Schwert des ihm unbekannten jungen Helden tödlich getroffen im Ster- ben als auch ihn Ungläubigkeit befällt - und er Siegfried mit letzter Kraft fragt, wer er sei, dass er es wage, einem eigent- lich unbezwingbaren Gegner wie ihm, dem Hüter des Nibe- lungenschatzes, entgegenzutreten. In dieser Parallelität der malerischen Ereignisse liegt zu einem nicht unerheblichen Teil der Reiz dieses Bildes: Da ist zum einen der Held in seiner strahlenden Jugendlichkeit, dessen sinnlich ausgestalteter, vollständig nackter Körper die Leinwand schon allein zur Gänze auszufüllen scheint. Osmar Schindler wandte sich in der Zeit nach der Jahrhundertwende dem Jugendstil zu, und alles an diesem Gemälde - die Kompositi- on, die Umrisslinien, die starken Hell-Dunkel- Kontraste - liefert Indizien, die in diese Rich- tung weisen. Da ist zum anderen aber auch die Texttreue, mit der sich der Maler seiner Schöpfung näherte. Die Lust an der ornamen- talen Ausgestaltung, die sich mit einer festen Verankerung in der Tradition in einem Bild ver- eint - darin liegt die besondere Qualität von Osmar Schindlers „Siegfried“. Ulrich Clewing

Osmar Schindler in seinem Atelier, um 1926.

Grisebach — Frühjahr 2019 137 136 N 221 Pierre Olivier Joseph auch in Begleitung einer Bonne, die meisten sehr schön, witzig, belesen, lebhaft und einschmeichelnd. Wissen äuße- Coomans ren Anstand zu heucheln, so dass der junge, lüsterne, reiche Fremdling leicht in ihre Netze fällt“. Brüssel 1816 – 1889 Boulogne-sur-Seine (Boulogne-Billancourt) Pariser Demimonde-Fantasien beflügelten Künstler wie Betrachter und mischten sich mit Erlebnissen und Liebesgeheimnis. 1857 Schlagzeilen von Exkursionen in exotisch ferne Länder und Öl auf Leinwand. 125 × 105,5 cm (49 ¼ × 41 ½ in.). archäologischen Entdeckungen alter Kulturen. Eine der Unten links signiert und datiert: Joseph Coomans wichtigsten Ausgrabungsstätten war das antike Pompeji, wo 1857. Kleine Retuschen. [3244] Gerahmt. nach und nach (auch) alte Paläste mit eindeutig zweideuti- Provenienz gen Wandmalereien freigelegt wurden. Die antiken Fresken Privatsammlung, Deutschland (1983 bei Neumeister schienen lustvolle Darstellungen nackter Körper kultur- erworben) historisch zu legitimieren und moderne Interpretationen salonfähig zu machen. Künstler wie Couture, Gérôme, EUR 10.000–15.000 Bougouereau, die dem akademischen Realismus zugerech- USD 11,200–16,900 net werden, schufen malerische Bravourstücke, die sie weltweit berühmt machten. Damals wie heute verführt ihre Literatur und Abbildung Malerei mit reizvollen Themen und einem atemberaubenden Auktion 217: Fayence, Glas, Möbel, Skulpturen, malerischen wie kompositorischen Können, dessen Licht- Gemälde, Graphik, Bücher. München, Neumeister, führung und Regie oft kaum zufällig ans zeitgenössische 14./15.9.1983, Kat.-Nr. 1093, Abb. Tf. 178 Theater erinnern. „Die Kameliendame“, die Alexandre Dumas 1852 auf die Bühne brachte, war in aller Munde. Nur Der Schriftsteller Théophile Gautier, einer der Hauptakteure ein Jahr später hatte Guiseppe Verdi der erotisch-tragi- der Pariser Boheme, schrieb für die Zeitschrift „L´ Artiste“ schen Liebesgeschichte zwischen einem noblen Bourgeois im Januar 1858, also ziemlich genau zu der Zeit, in der unser und einer Pariser Kurtisane mit der Oper „La Traviata“ ein Bild entstand, über seine Eindrücke beim Flanieren durch musikalisches Denkmal gesetzt. das Pariser Opernviertel: Der Belgier Pierre Joseph Coomans ist genau in diesem „Die Rue Laffitte ist eine Art ständiger Salon, eine aufregenden Paris um die Jahrhundertmitte zu verorten, Ausstellung für moderne Malerei, die das ganze Jahr geöff- das sich mit selbstbewussten Schritten in Richtung Moderne net ist“. In dem Quartier, das 1875 mit der prachtvollen aufmachte. In Brüssel aufgewachsen hatte er in Antwerpen Opéra Garnier den damals größten Theaterbau der Welt fei- bei den Historienmalern Nicaise de Keyser und Gustave ern sollte, sprossen Galerien für moderne Kunst wie Pilze Wappers Malerei studiert. Auch er kam in die Seine-Metro- aus dem Boden. Allein in der Rue Laffitte würden fünf, sechs pole, um zu bleiben – unterbrochen von Reisen nach Italien, Boutiquen hinter verglasten Schaufenstern Werke von Griechenland und die Türkei, ja sogar bis nach Algerien. Delacroix, Ingres, Marilhat, Salvatore Rosa und zahllosen Später reiste er auch in die USA, wo seine Kunst große Wert- weiteren Künstlern präsentieren. Und dies sei nur das, was schätzung erfuhr, weshalb seine Werke dort noch heute in diese eine Straße den Passanten an nur einem Tag offerier- vielen bedeutenden Sammlungen vertreten sind. 1857, in te, so Gautier. Schon am nächsten Morgen würden neue jenem Jahr, in dem Coomans unser Bild malte, hatte er Werke jene vom Vortag ersetzen! Pompeji besucht und zu der verführerischen Malerei gefun- Mehr denn je ging es um Aufmerksamkeit, um in der den, die ihn berühmt machte. Anna Ahrens Masse des Dargebotenen nicht zu verschwinden. Die jähr- lichen Salon-Ausstellungen, wo die Bilder an meist dunklen Wänden sieben bis achtreihig, Rahmen an Rahmen, bis unter die Decke hingen, hatten die Künstler eine solche Lektion gelehrt. Aus der ganzen Welt strömten sie nach Paris, jene Stadt, die Jules Montigny damals als das Zentrum des Mittelpunktes des Universums bezeichnete: „alles außerhalb ist Nachahmung - hier ist das Model!“ Die Modellhaftigkeit von Paris zeigte sich nicht zuletzt in ihren großstädtischen Parallelwelten. Scharen der ele - gantesten Damen und Herren präsentierten sich auf den Boulevards und den gasbeleuchteten abendlichen Kolonna- den des berühmten Palais Royal, dem „Feenschloß“, mit seinen fast 350 Läden, unzähligen Cafés, Restaurants, The- atern und Spielhäusern. In den Stunden bis Mitternacht wurde dieser magische Ort selbst zur rauschenden Theater- bühne: Dann schwirrten die „Damen der Wollust mit Schmetterlingseitelkeit“ herum, „meist zwei und zwei, oft

Grisebach — Frühjahr 2019 139 138

222 Heinrich Maria Seck-Carton Flörsheim 1888 – 1972 Finthen

Der Traum. 1920 223 Deutsch, um 1890 Öl auf Leinwand. 121 × 161 cm (47 ⅝ × 63 ⅜ in.). Unten in der Mitte signiert und datiert: H. SECK-CARTON 1920. [3507] Gerahmt. „Alle Landschaften haben Das Haupt der Medusa. von Dr. h.c. Hans Holenweg, Muttenz, Arnold Böcklins Pastell und Deckfarbe auf Bütten, auf Papier aufgezo- Sohn Carlo zugeschrieben. Sorgfältig restauriert. EUR 6.000–8.000 Sich mit Blau gefüllt.“ gen. 30 × 27 cm (11 ¾ × 10 ⅝ in.). Auf der Rückpappe [3009] Gerahmt. USD 6,740–8,990 ein Etikett der Rahmenhandlung Maison Gonthier, Georg Heym, Träumerei in Hellblau, 1911 Brüssel. Nach Arnold Böcklins „Medusenhaupt“ von EUR 15.000–20.000 ca. 1878, heute im Germanischen Nationalmuseum USD 16,900–22,500 Nürnberg, Inv.-Nr. Gm2096. Unser Bild wurde 2016

Grisebach — Frühjahr 2019 141 140

224 Richard Müller Tschirnitz/Böhmen 1874 – 1954 Dresden-Loschwitz

„Fuchs im Hühnerhof“ (Der Hühnerdieb). 1926 Öl auf Leinwand. 120 × 201 cm (47 ¼ × 79 ⅛ in.). Oben in der Mitte datiert und monogrammiert (ineinander- gestellt): 1926 RM. Auf dem Keilrahmen der Stempel in Schwarz: Nachlaß Prof. Rich. Müller Dresden. Außer- dem ein Etikett der Galerie Brockstedt, Hamburg. Werkverzeichnis: Wodarz M 1926.01. [3202] Gerahmt. Provenienz Aus dem Nachlass des Künstlers

EUR 50.000–70.000 USD 56,200–78,700

Ausstellung Richard Müller. Ölbilder, Zeichnungen, Radierungen. Hamburg, Galerie Brockstedt, und Berlin, Galerie Pels-Leusden, 1974/75, Kat.-Nr. 18, m. Abbildung Literatur und Abbildung Zeitmagazin, Nov. 1974, m. Abb. / Rolf Günther: Richard Müller. Leben und Werk mit dem Verzeichnis der Druckgraphik. Dresden, Neumeister, 1995, Abb. S. 47

In den Höhlen aus prähistorischer Zeit waren Tiere die Hel- den, und auch später hat man sie noch oft gemalt. Häufig sit- zen oder stehen sie einfach nur da, so wie der Hase bei Dürer und die Pferde von Stubbs. Ansonsten sieht man sie zumeist im Kampf. Löwen stürzen sich auf Antilopen, Hirsche werden von Menschen gejagt. Um 1900 kommen Tiermaler an die Akademien, und Franz Marc will die Welt mit den Augen eines blauen Fohlens sehen. Das ist alles ziemlich ernst, und lustig wird es erst, wenn Frans Snyders seine Vögel im Chor singen lässt. Er ist ein direkter Vorläufer des Malers Richard Müller, dem wir eine Reihe von Bildern verdanken, in denen Tiere eine tragende Rolle spielen. Theatralisch ist das allemal, und bühnenartig angelegt ist auch das große Gemälde von 1926, das einen dramati- schen Vorfall auf dem Hühnerhof zeigt. Durch die Diagonale, die von links oben nach rechts unten verläuft, teilt sich das Bild in zwei Hälften. Die eine ist bis ganz nach vorn gefüllt und dermaßen mit Stroh und Mist und hektischen Hühnern voll- gestopft, dass sich die Figuration schon fast auflöst. Die andere Hälfte öffnet sich dagegen vor einer gemalten Land- schaft ins Luftige und Freie. Hier streckt sich der Fuchs, um und der Fuchs ist sichtlich nur ein Vorbote von Größerem. seine eindrucksvolle Pose einzunehmen. Er hat den Hahn am Gerade deshalb aber kleidet sich das Menetekel noch ein- Kopf gepackt, und so entsteht aus Schnauze, Kamm und mal wild entschlossen in eine elegante Federboa-Art-déco- Schnabel ein neuer Kopf für beide Tiere, und ebenso verei- Ästhetik, die sich so unterkühlt und selbstironisch gibt wie ein „… ein Prachtstück aus den Roaring Twenties, nen sich auch ihre Körper zu einer hybriden Kreatur mit Chanson, das nachts in einem Varieté zu hören ist. Als Ganzes rotem Fell und bunten Flügeln, die wie ein chinesischer Dra- ist das Bild preziös, wie seine deutlich sichtbar aufgemalte ein Travestie-Spektakel, bei dem die Fetzen und che durch die Luft flattert. Da müssen unten auf der Erde Signatur, gleichzeitig aber schwungvoll wie die Nummer einer auch die beiden weißen Hennen zu einem Fantasiegeschöpf Cabaret-Revue: ein Prachtstück aus den Roaring Twenties, ein die Federn fliegen …“ verschmelzen, das nun zwei Köpfe hat sowie vier Flügel. Travestie-Spektakel, bei dem die Fetzen und die Federn In diesen surrealistischen Anklängen kommt eine unbe- fliegen, ein fulminanter Auftritt und ein fabelhaftes Bild. stimmte Bedrohung zum Ausdruck. Gewalt liegt in der Luft, Karlheinz Lüdeking

Grisebach — Frühjahr 2019 143 142 Grisebach Partner und

Repräsentanzen Grisebach Berlin and Representatives

Stefanie Busold Dr. Arnulf Herbst Anne Ganteführer-Trier Norddeutschland Hessen Nordrhein-Westfalen/Benelux [email protected] [email protected] [email protected] T +49 40 4600 9010 T +49 175 408 5399 T +49 170 57 57 464

Grisebach Berlin Fasanenstraße 25 10719 Berlin T +49 30 885 915 0 F +49 30 882 41 45 [email protected] grisebach.com Diandra Donecker Micaela Kapitzky Benny Höhne Sophia von Westerholt Dr. Annegret Funk [email protected] [email protected] Nordrhein-Westfalen/Benelux Nordrhein-Westfalen/Benelux Baden-Württemberg T +49 30 885 915 27 T +49 30 885 915 32 [email protected] [email protected] [email protected] T +49 211 8629 2199 T +49 211 8629 2197 T +49 711 248 48 57

Dr. Markus Krause Bernd Schultz Jesco von Puttkamer Moritz von der Heydte Urs Lanter [email protected] [email protected] Süddeutschland/Österreich/Italien Bayern Schweiz T +49 30 885 915 29 T +49 30 885 915 0 [email protected] [email protected] [email protected] T +49 89 227 633 T +49 89 227 632 T +41 44 212 8888

Wilfried Utermann Aurélie Tanaqui Maureen Sarro [email protected] Frankreich New York, USA/Kanada T +49 231 4764 3757 [email protected] [email protected] T +33 603 20 36 27 T +1 212 308 0762

Grisebach — Frühjahr 2019 Frühjahrsauktionen in Berlin 29. Mai bis 1. Juni 2019 Spring Auctions in Berlin, 29 May – 1 June 2019

30. Mai 2019 304

bauhaus forever! Frühjahr 2019 Photographie

Moderne und

Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 Zeitgenössische Photographie 29. Mai 2019 Ausgewählte Werke 30. Mai 2019

Kunst des 19. Jahrhunderts Moderne und Zeitgenössische Photographie ORANGeRIe bauhaus forever! Ausgewählte Werke Mittwoch, 29. Mai 2019, 15 Uhr Mittwoch, 29. Mai 2019, 18 Uhr Donnerstag, 30. Mai 2019, 14 Uhr Donnerstag, 30. Mai 2019, 18 Uhr

Third Floor

Moderne Kunst 31. Mai 2019 Zeitgenössische Kunst 31. Mai 2019 Schätzwerte bis 3.000 Euro 1. Juni 2019

Moderne Kunst Zeitgenössische Kunst Third Floor Katalogbestellung unter grisebach.com Freitag, 31. Mai 2019, 11 Uhr Freitag, 31. Mai 2019, 18 Uhr Samstag, 1. Juni 2019, 11 Uhr/15 Uhr Order catalogues at grisebach.com

Grisebach — Frühjahr 2019 Hinweise zum Katalog Catalogue Instructions Noch Fragen?

1 1 Wir bieten Ihnen Hilfe und • Dokumentation und Aufarbeitung Alle Katalogbeschreibungen sind online und auf Anfrage in englisch Descriptions in English of each item included in this catalogue are erhältlich. available online or upon request. Unterstützung in allen Fragen von Sammlungen 2 2 Basis für die Umrechnung der eUR-Schätzpreise: The basis for the conversion of the EUR-estimates: rund um die Kunst – auch USD 1,00 = eUR 0,89 (Kurs vom 4. April 2019) USD 1.00 = EUR 0.89 (rate of exchange 4 April 2019) außerhalb der Auktionen. • Schätzungen für Versicherungen 3 3 Bei den Katalogangaben sind Titel und Datierung, wenn vorhanden, The titles and dates of works of art provided in quotation marks und Erbteilungszwecke vom Künstler bzw. aus den Werkverzeichnissen übernommen. Die - originate from the artist or are taken from the catalogue raisonné. se Titel sind durch Anführungszeichen gekennzeichnet. Undatierte Undated works have been assigned approximate dates by Grisebach Werke haben wir anhand der Literatur oder stilistisch begründbar based on stylistic grounds and available literature. • Suche nach Restauratoren, Rahmern, zeitlich zugeordnet. 4 4 Dimensions given in the catalogue are measurements taken in cen - Fotografen, Lagermöglichkeiten Alle Werke wurden neu vermessen, ohne die Angaben in Werkver- timeters and inches (height by width by depth) from the actual zeichnissen zu übernehmen. Die Maßangaben sind in Zentimetern works. For originals, the size given is that of the sheet; for prints, the und Inch aufgeführt. es gilt Höhe vor Breite vor Tiefe. Bei Origina- size refers to the plate or block image. Where that differs from the • Provenienzrecherche len wird die Blattgröße, bei Drucken die Darstellungsgröße bzw. size of the sheet on which it is printed, the dimensions of the sheet Plattengröße angegeben. Wenn Papier- und Darstellungsmaß nicht follow in parentheses ( ). Special print marks or printed designations annähernd gleich sind, ist die Papiergröße in runden Klammern an- for these works are not noted in the catalogue. Signatures, designa- • Private Sales gegeben. Bei druckgrafischen Werken wurde auf Angabe der ge- tions and foundry marks are mentioned. “Bezeichnung” (“inscrip- druckten Bezeichnungen verzichtet. Signaturen, Bezeichnungen tion”) means an inscription from the artist’s own hand, in contrast to und Gießerstempel sind aufgeführt. „Bezeichnung“ bedeutet eine “Beschriftung” (“designation”) which indicates an inscription from eigenhändige Aufschrift des Künstlers, im Gegensatz zu einer „Be- the hand of another. schriftung“ von fremder Hand. 5 5 When describing paper, “Bütten paper” denotes machine-made Bei den Papieren meint „Büttenpapier“ ein Maschinenpapier paper manufactured with the texture and finish of “Bütten”. Other mit Büttenstruktur. ergänzende Angaben wie „JW Zanders“ oder designations of paper such as “JW Zanders” or “BFK Rives” refer to „BFK Rives“ beziehen sich auf Wasserzeichen. Der Begriff „Japan - respective watermarks. The term “Japan paper” refers to both hand papier“ bezeichnet sowohl echtes wie auch maschinell hergestell - and machine-made Japan paper. tes Japanpapier. 6 6 All sale objects may be viewed and examined before the auction; Sämtliche zur Versteigerung gelangenden Gegenstände können vor they are sold as is. The condition of the works corresponds to their der Versteigerung besichtigt und geprüft werden; sie sind ge- age. The catalogues list only such defects in condition as impair the braucht. Der erhaltungszustand der Kunstwerke ist ihrem Alter overall impression of the art work. For every lot there is a condition entsprechend; Mängel werden in den Katalogbeschreibungen nur report which can be requested. erwähnt, wenn sie den optischen Gesamteindruck der Arbeiten 7 beeinträchtigen. Für jedes Kunstwerk liegt ein Zustandsbericht Those numbers printed in brackets [ ] refer to the consignors listed vor, der angefordert werden kann. in the Consignor Index, with [E] referring to property owned by 7 Grisebach. Die in eckigen Klammern gesetzten Zeichen beziehen sich auf die 8 einlieferer, wobei [e] die eigenware kennzeichnet. Only works already framed at the time of consignment will be sold 8 framed. Laura von Bismarck Sophia von Westerholt es werden nur die Werke gerahmt versteigert, die gerahmt einge- liefert wurden. +49 30 885 915 24 +49 211 862 921 99 [email protected] [email protected] Fasanenstraße 25 Bilker Straße 4 10719 Berlin 40213 Düsseldorf

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Grisebach — Frühjahr 2019 Versteigerungsbedingungen des Bieters während der Versteigerung abgegeben. Das von dem 30 %. Auf den Teil des Hammer preises, der eUR 500.000 über- Bieter genannte Gebot bezieht sich ausschließlich auf den Ham- steigt, wird ein Aufgeld von 25 % berechnet. Auf den Teil des merpreis, umfasst also nicht Aufgeld, etwaige Umlagen und Um- Hammer preises, der eUR 2.000.000 übersteigt, wird ein Aufgeld der Grisebach GmbH satzsteuer, die hinzukommen. Das Gebot muss den Kunstgegen- von 20 % berechnet. In diesem Aufgeld sind alle pauschalen Ge- stand, auf den es sich bezieht, zweifelsfrei und möglichst unter bühren sowie die gesetzliche Umsatzsteuer enthalten (Differenz- Nennung der Los-Nummer, des Künstlers und des Titels, benennen. besteuerung nach § 25a UStG). Sie werden bei der Rechnungstel- Telefonische Gebote können von Grisebach aufgezeichnet lung nicht einzeln ausgewiesen. werden. Mit dem Antrag zum telefonischen Bieten erklärt sich der Käufern, denen nach dem Umsatzsteuergesetz (UStG) im Bieter mit der Aufzeichnung einverstanden. Die Aufzeichnung wird Inland geliefert wird und die zum Vorsteuerabzug berechtigt sind, spätestens nach drei Monaten gelöscht, sofern sie nicht zu Be- kann auf Wunsch die Rechnung nach der Regelbesteuerung gemäß weiszwecken benötigt wird. Absatz B. ausgestellt werden. Dieser Wunsch ist bei Beantragung d) Gebote über das Internet § 1 3. der Bieter nummer anzugeben. eine Korrektur nach Rechnungs- Der Versteigerer Grisebach bestimmt Ort und Zeitpunkt der Versteigerung. Gebote über das Internet sind nur zulässig, wenn der Bieter von stellung ist nicht möglich. Sie ist berechtigt, Ort oder Zeitpunkt zu ändern, auch wenn der Grisebach zum Bieten über das Internet unter Verwendung eines b) Bei Kunstwerken mit der Kennzeichnung „N“ für Import handelt es 1. Auktions katalog bereits versandt worden ist. Benutzernamens und eines Passwortes zugelassen worden ist und sich um Kunstwerke, die in die eU zum Verkauf eingeführt wurden. Die Versteigerung erfolgt im Namen der Grisebach GmbH – nach- die Versteigerungsbedingungen als verbindlich anerkennt. Die Zu- In diesen Fällen wird zusätzlich zum Aufgeld die verauslagte ein- folgend: „Grisebach“ genannt. Der Auktionator handelt als deren lassung erfolgt ausschließlich für die Person des Zugelassenen, ist fuhrumsatzsteuer in Höhe von derzeit 7 % des Hammerpreises also höchst persönlich. Der Benutzer ist verpflichtet, seinen Be- Vertreter. er ist gem. § 34b Abs. 5 GewO öffentlich bestellt. Die § 3 erhoben. Versteigerung ist somit eine öffentliche Versteigerung i. S. § 474 Durchführung der Versteigerung nutzernamen und sein Passwort Dritten nicht zugänglich zu ma- B. Bei im Katalog mit dem Buchstaben „R“ hinter der Losnummer ge- Abs. 1 S. 2 und § 383 Abs. 3 BGB. chen. Bei schuldhafter Zuwiderhandlung haftet er Grisebach für kennzeichneten Kunstgegenständen berechnet sich der Kaufpreis 2. 1. Bieternummer daraus entstandene Schäden. wie folgt: Die Versteigerung erfolgt in der Regel für Rechnung des einliefe- Jeder Bieter erhält von Grisebach eine Bieternummer. er hat Gebote über das Internet sind nur rechtswirksam, wenn sie a) Aufgeld rers, der unbenannt bleibt. Nur die im eigentum von Grisebach die Verstei gerungsbedingungen als verbindlich anzuerkennen. hinreichend bestimmt sind und durch Benutzernamen und Pass- Auf den Hammerpreis berechnet Grisebach ein Aufgeld von 25 %. befindlichen Kunstgegenstände werden für eigene Rechnung ver- Von unbekannten Bietern benötigt Grisebach zur erteilung wort zweifelsfrei dem Bieter zuzuordnen sind. Die über das Inter- Auf den Teil des Hammerpreises, der eUR 500.000 übersteigt, wird steigert. Sie sind im Katalog mit „e“ gekennzeichnet. der Bieternummer spätestens 24 Stunden vor Beginn der Verstei- net übertragenen Gebote werden elektronisch protokolliert. Die ein Aufgeld von 20 % berechnet. Auf den Teil des Hammerpreises, 3. gerung eine schriftliche Anmel dung mit beigefügter zeitnaher Richtigkeit der Protokolle wird vom Käufer anerkannt, dem jedoch der eUR 2.000.000 übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % berech- Die Versteigerung erfolgt auf der Grundlage dieser Versteigerungs- Bankreferenz. der Nachweis ihrer Unrichtig keit offensteht. net. bedingungen. Die Versteigerungsbedingungen sind im Auktionska- Nur unter einer Bieternummer abgegebene Gebote werden Grisebach behandelt Gebote, die vor der Versteigerung über b) Umsatzsteuer talog, im Internet und durch deutlich sichtbaren Aushang in den auf der Verstei gerung berücksichtigt. das Internet abgegeben werden, rechtlich wie schriftliche Gebote. Auf den Hammerpreis und das Aufgeld wird die jeweils gültige Räumen von Grisebach veröffentlicht. Durch Abgabe eines Gebots 2. Aufruf Internetgebote während einer laufenden Versteigerung werden gesetzliche Umsatzsteuer erhoben (Regelbesteuerung mit „R“ erkennt der Käufer diese Versteigerungsbedingungen als verbind- Die Versteigerung des einzelnen Kunstgegenstandes beginnt mit wie Gebote aus dem Saal berücksichtigt. gekennzeichnet). Sie beträgt derzeit 19 %. lich an. dessen Aufruf durch den Auktionator. er ist berechtigt, bei Aufruf 4. Der Zuschlag c) Umsatzsteuerbefreiung von der im Katalog vorgesehenen Reihenfolge abzuweichen, Los- a) Der Zuschlag wird erteilt, wenn nach dreimaligem Aufruf eines Ge- Keine Umsatzsteuer wird für den Verkauf von Kunstgegenständen Nummern zu verbinden oder zu trennen oder eine Los-Nummer bots kein höheres Gebot abgegeben wird. Der Zuschlag verpflich - berechnet, die in Staaten innerhalb der eU von Unternehmen er- tet den Bieter, der unbenannt bleibt, zur Abnahme des Kunstge- § 2 zurückzuziehen. worben und aus Deutschland exportiert werden, wenn diese bei Katalog, Besichtigung und Versteigerungstermin Der Preis wird bei Aufruf vom Auktionator festgelegt, und genstandes und zur Zahlung des Kaufpreises (§ 4 Ziff. 1). Beantragung und erhalt ihrer Bieter nummer ihre Umsatzsteuer- zwar in euro. Gesteigert wird um jeweils 10 % des vorangegangenen b) Der Auktionator kann bei Nichterreichen des Limits einen Zuschlag Identifikations nummer angegeben haben. eine nachträgliche Be- 1. Katalog Gebots, sofern der Auktionator nicht etwas anderes bestimmt. unter Vorbehalt erteilen. ein Zuschlag unter Vorbehalt wird nur rücksichtigung, insbesondere eine Korrektur nach Rechnungs- Vor der Versteigerung erscheint ein Auktionskatalog. Darin werden 3. Gebote wirk sam, wenn Grisebach das Gebot innerhalb von drei Wochen stellung, ist nicht möglich. zur allgemeinen Orientierung die zur Versteigerung kommenden a) Gebote im Saal nach dem Tag der Versteigerung schriftlich bestätigt. Sollte in der Keine Umsatzsteuer wird für den Verkauf von Kunstgegen- Kunst gegen stände abgebildet und beschrieben. Der Katalog ent- Gebote im Saal werden unter Verwendung der Bieternummer ab - Zwischenzeit ein anderer Bieter mindestens das Limit bieten, er- ständen berechnet, die gemäß § 6 Abs. 4 UStG in Staaten außerhalb hält zusätz lich Angaben über Urheberschaft, Technik und Signatur gegeben. ein Vertrag kommt durch Zuschlag des Auktionators zu - hält dieser ohne Rücksprache mit dem Bieter, der den Zuschlag der eU geliefert werden und deren Käufer als ausländische Abneh- des Kunst gegen standes. Nur sie bestimmen die Beschaffenheit stande. unter Vorbehalt erhalten hat, den Zuschlag. mer gelten und dies entsprechend § 6 Abs. 2 UStG nachgewiesen des Kunst gegen standes. Im übrigen ist der Katalog weder für die Will ein Bieter Gebote im Namen eines Dritten abgeben, hat c) Der Auktionator hat das Recht, ohne Begründung ein Gebot abzu - haben. Im Ausland anfallende einfuhr umsatz steuer und Zölle trägt Beschaffenheit des Kunstgegenstandes noch für dessen erschei- er dies mindestens 24 Stunden vor Beginn der Versteigerung von lehnen oder den Zuschlag zu verweigern. Wird ein Gebot abge- der Käufer. nungsbild (Farbe) maß gebend. Der Katalog weist einen Schätzpreis Grisebach unter Vorlage einer Vollmacht des Dritten anzuzeigen. lehnt oder der Zuschlag verweigert, bleibt das vorangegangene Die vorgenannten Regelungen zur Umsatzsteuer entsprechen in euro aus, der jedoch lediglich als Anhaltspunkt für den Ver- Anderenfalls kommt bei Zuschlag der Vertrag mit ihm selbst zu- Gebot wirksam. dem Stand der Gesetzgebung und der Praxis der Finanzverwaltung. kehrswert des Kunst gegen stan des dient, ebenso wie etwaige An- stande. d) Der Auktionator kann einen Zuschlag zurücknehmen und den Änderungen sind nicht ausgeschlossen. gaben in anderen Währungen. b) Schriftliche Gebote Kunst gegenstand innerhalb der Auktion neu ausbieten, 2. Fälligkeit und Zahlung Der Katalog wird von Grisebach nach bestem Wissen und Mit Zustimmung von Grisebach können Gebote auf einem dafür – wenn ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot von ihm über- Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Gewissen und mit großer Sorgfalt erstellt. er beruht auf den bis vorgesehenen Formular auch schriftlich abgegeben werden. Sie sehen und dies von dem übersehenen Bieter unverzüglich bean - Der Kaufpreis ist in euro an Grisebach zu entrichten. Schecks zum Zeitpunkt der Versteigerung veröffentlichten oder sonst all- müssen vom Bieter unterzeichnet sein und unter Angabe der Los- standet worden ist, und andere unbare Zahlungen werden nur erfüllungshalber ange- gemein zugänglichen erkenntnissen sowie auf den Angaben des Nummer, des Künstlers und des Titels den für den Kunstgegen- – wenn ein Bieter sein Gebot nicht gelten lassen will oder nommen. einlieferers. stand gebotenen Hammerpreis nennen. Der Bieter muss die Ver- – wenn sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen. eine Begleichung des Kaufpreises durch Aufrechnung ist nur Für jeden der zur Versteigerung kommenden Kunstgegen- steigerungsbedingungen als verbindlich anerkennen. Übt der Auktionator dieses Recht aus, wird ein bereits erteilter mit un be strittenen oder rechtskräftig festgestellten Forderungen stände kann bei ernstlichem Interesse ein Zustandsbericht von Mit dem schriftlichen Gebot beauftragt der Bieter Grisebach, Zuschlag unwirksam. zulässig. Grisebach angefordert und es können etwaige von Grisebach ein - seine Gebote unter Berücksichtigung seiner Weisungen abzuge- e) Der Auktionator ist berechtigt, ohne dies anzeigen zu müssen, bis Bei Zahlung in ausländischer Währung gehen ein etwaiges geholte expertisen eingesehen werden. ben. Das schriftliche Gebot wird von Grisebach nur mit dem Betrag zum erreichen eines mit dem einlieferer vereinbarten Limits auch Kursrisiko sowie alle Bankspesen zulasten des Käufers. Die im Katalog, im Zustandsbericht oder in expertisen ent- in Anspruch genommen, der erforderlich ist, um ein anderes Ge - Gebote für den einlieferer abzugeben und den Kunstgegenstand 3. Verzug haltenen Angaben und Beschreibungen sind einschätzungen, keine bot zu überbieten. dem einlieferer unter Benennung der einlieferungsnummer zuzu- Ist der Kaufpreis innerhalb von zwei Wochen nach Zugang der Garantien im Sinne des § 443 BGB für die Beschaffenheit des Kunst- ein Vertrag auf der Grundlage eines schriftlichen Gebots schlagen. Der Kunstgegenstand bleibt dann unverkauft. Rechnung noch nicht beglichen, tritt Verzug ein. gegenstandes. kommt mit dem Bieter durch den Zuschlag des Auktionators Ab eintritt des Verzuges verzinst sich der Kaufpreis mit 1 % Grisebach ist berechtigt, Katalogangaben durch Aushang am zustande. monatlich, unbeschadet weiterer Schadensersatzansprüche. Ort der Versteigerung und unmittelbar vor der Versteigerung des Gehen mehrere gleich hohe schriftliche Gebote für denselben § 4 Zwei Monate nach eintritt des Verzuges ist Grisebach be- betreffen den Kunstgegenstandes mündlich durch den Auktionator Kunst gegenstand ein, erhält das zuerst eingetroffene Gebot den Zu- Kaufpreis, Zahlung, Verzug rechtigt und auf Verlangen des einlieferers verpflichtet, diesem zu berichtigen oder zu ergänzen. schlag, wenn kein höheres Gebot vorliegt oder abgegeben wird. Name und Anschrift des Käufers zu nennen. 2. Besichtigung c) Telefonische Gebote 1. Kaufpreis Ist der Käufer mit der Zahlung des Kaufpreises in Verzug, Alle zur Versteigerung kommenden Kunstgegenstände werden vor Telefonische Gebote sind zulässig, wenn der Bieter mindestens 24 Der Kaufpreis besteht aus dem Hammerpreis zuzüglich Aufgeld. kann Grise bach nach Setzung einer Nachfrist von zwei Wochen der Versteigerung zur Vorbesichtigung ausgestellt und können be - Stunden vor Beginn der Versteigerung dies schriftlich beantragt Hinzu kommen können pauschale Gebühren sowie die gesetzliche vom Vertrag zurücktreten. Damit erlöschen alle Rechte des Käu- sichtigt und geprüft werden. Ort und Zeit der Besichtigung, die und G riseba ch zugestimmt hat. D er Bieter muss die Versteigerungs- Umsatz steuer. fers an dem erstei gerten Kunst gegen stand. Grisebach fest legt, sind im Katalog angegeben. Die Kunstgegen- bedingungen als verbindlich anerkennen. A. a) Bei Kunstgegenständen ohne besondere Kennzeichnung im Kata- Grisebach ist nach erklärung des Rücktritts berechtigt, vom stände sind gebraucht und werden in der Beschaffenheit verstei- Die telefonischen Gebote werden von einem während der log berechnet sich der Kaufpreis wie folgt: Bei Käufern mit Wohn- Käufer Schadensersatz zu verlangen. Der Schadensersatz umfasst gert, in der sie sich im Zeit punkt der Versteigerung befinden. Verstei gerung im Saal anwesenden Mitarbeiter von Grisebach sitz innerhalb des Gemeinschaftsgebietes der europäischen Union insbe sondere das Grisebach entgangene entgelt (einliefererkom- entgegen genommen und unter Berücksichtigung der Weisungen (eU) berechnet Grisebach auf den Hammerpreis ein Aufgeld von mission und Aufgeld), sowie angefallene Kosten für Katalogabbil-

Grisebach — Frühjahr 2019 dungen und die bis zur Rückgabe oder bis zur erneuten Versteige- § 7 § 8 Informationen rung des Kunst gegen standes anfallenden Transport-, Lager- und Haftung Schlussbestimmungen Versicherungs kosten. Wird der Kunstgegenstand an einen Unterbieter verkauft 1. Beschaffenheit des Kunstgegenstandes 1. Nebenabreden für Bieter oder in der nächsten oder übernächsten Auktion versteigert, haf- Der Kunstgegenstand wird in der Beschaffenheit veräußert, in der Änderungen dieser Versteigerungsbedingungen im einzelfall oder tet der Käufer außerdem für jeglichen Mindererlös. er sich bei erteilung des Zuschlags befindet und vor der Versteige - Nebenabreden bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Schriftform. Grisebach hat das Recht, den säumigen Käufer von künftigen rung besichtigt und geprüft werden konnte. ergänzt wird diese 2. Fremdsprachige Fassung der Versteigerungsbedingungen Ver stei gerungen auszuschließen und seinen Namen und seine Beschaffen heit durch die Angaben im Katalog (§ 2 Ziff. 1) über Ur- Soweit die Versteigerungsbedingungen in anderen Sprachen als Adresse zu Sperrzwecken an andere Auktionshäuser weiterzugeben. heberschaft, Technik und Signatur des Kunstgegenstandes. Sie be - der deutschen Sprache vorliegen, ist stets die deutsche Fassung ruhen auf den bis zum Zeitpunkt der Versteigerung veröffentlich- maßgebend. ten oder sonst allgemein zugänglichen erkennt nissen sowie auf 3. Anwendbares Recht § 5 den Angaben des einlieferers. Weitere Beschaffen heits merkmale es gilt ausschließlich das Recht der Bundesrepublik Deutschland. Die Verteilung der Bieternummern erfolgt eine Stunde vor Beginn der Nachverkauf sind nicht verein bart, auch wenn sie im Katalog beschrieben oder Das Abkommen der Vereinten Nationen über Verträge des interna - Auktion. Wir bitten um rechtzeitige Registrierung. Nur unter dieser erwähnt sind oder sich aus schriftlichen oder mündlichen Aus- tionalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung. Nummer abgegebene Gebote werden auf der Auktion berück- Während eines Zeitraums von zwei Monaten nach der Auktion kön- künften, aus einem Zustands bericht, expertisen oder aus den Ab- 4. erfüllungsort sichtigt. Von Bietern, die Grisebach noch unbekannt sind, benötigt nen nicht versteigerte Kunstgegenstände im Wege des Nachver- bildungen des Katalogs ergeben sollten. eine Garantie (§ 443 BGB) erfüllungsort und Gerichtsstand ist, soweit dies rechtlich verein- Grisebach spätestens 24 Stunden vor Beginn der Auktion eine kaufs erworben werden. Der Nachverkauf gilt als Teil der Verstei - für die vereinbarte Beschaffenheit des Kunstgegenstandes wird bart werden kann, Berlin. schriftliche Anmeldung. gerung. Der Interessent hat persönlich, telefonisch, schriftlich nicht übernommen. 5. Salvatorische Klausel Sie haben auch die Möglichkeit, schriftliche oder telefonische Gebote an oder über das Internet ein Gebot mit einem bestimmten Betrag 2. Rechte des Käufers bei einem Rechtsmangel (§ 435 BGB) Sollte eine oder mehrere Bestimmungen dieser Versteigerungs- den Versteigerer zu richten. ein entsprechendes Auftragsformular abzugeben und die Versteigerungsbedingungen als verbindlich an- Weist der erworbene Kunstgegenstand einen Rechtsmangel auf, bedingungen unwirksam sein oder werden, bleibt die Gültigkeit liegt dem Katalog bei. Über www.grisebach.com können Sie live zuerkennen. Der Vertrag kommt zustande, wenn Grisebach das weil an ihm Rechte Dritter bestehen, kann der Käufer innerhalb der übrigen Bestimmungen davon unberührt. Anstelle der unwirk- über das Internet die Auktionen verfolgen und sich zum online-live Gebot innerhalb von drei Wochen nach eingang schriftlich an- einer Frist von zwei Jahren (§ 438 Abs. 4 und 5 BGB) wegen dieses samen Bestimmung gelten die entsprechenden gesetzlichen Vor- Bieten registrieren. Wir bitten Sie in allen Fällen, uns dies bis nimmt. Die Bestimmungen über Kaufpreis, Zahlung, Verzug, Abho- Rechts man gels vom Vertrag zurücktreten oder den Kaufpreis min- schriften. spätestens zum 28. Mai 2019, 15 Uhr mitzuteilen. lung und Haftung für in der Versteigerung erworbene Kunstgegen- dern (§ 437 Nr. 2 BGB). Im übrigen werden die Rechte des Käufers 6. Streitbeilegungsverfahren Die Berechnung des Aufgeldes ist in den Versteigerungsbedingungen stände gelten entsprechend. aus § 437 BGB, also das Recht auf Nach erfüllung, auf Schadener- Die Grisebach GmbH ist grundsätzlich nicht bereit und verpflich- unter § 4 geregelt; wir bitten um Beachtung. Die Versteigerungsbe- satz oder auf ersatz ver geblicher Aufwendungen ausgeschlossen, tet, an Streitbeilegungsverfahren vor einer Verbraucherschlich- dingungen sind am ende des Kataloges abgedruckt. Die englische es sei denn, der Rechts mangel ist arglistig verschwiegen worden. tungsstelle teilzunehmen. Übersetzung des Kataloges finden Sie unter www.grisebach.com. § 6 3. Rechte des Käufers bei Sachmängeln (§ 434 BGB) Grisebach ist Partner von Art Loss Register. Sämtliche Gegenstände in entgegennahme des ersteigerten Kunstgegenstandes Weicht der Kunstgegenstand von der vereinbarten Beschaffenheit diesem Katalog, sofern sie eindeutig identifizierbar sind und einen (Urheberschaft, Technik, Signatur) ab, ist der Käufer berech tigt, Schätzwert von mindestens eUR 1.000 haben, wurden vor der 1. Abholung innerhalb von zwei Jahren ab Zuschlag (§ 438 Abs. 4 BGB) vom Ver- Versteigerung mit dem Datenbankbestand des Registers individuell Der Käufer ist verpflichtet, den ersteigerten Kunstgegenstand spä - trag zurückzutreten. er erhält den von ihm gezahlten Kaufpreis (§ 4 abgeglichen. testens einen Monat nach Zuschlag abzuholen. Ziff. 1 der Verstei gerungsbedingungen) zurück, Zug um Zug gegen Grisebach ist jedoch nicht verpflichtet, den ersteigerten Rückgabe des Kaufgegenstandes in unverändertem Zustand am Kunst gegen stand vor vollständiger Bezahlung des in der Rechnung Sitz von Grisebach. Ansprüche auf Minderung des Kaufpreises ausgewiesenen Betrages an den Käufer herauszugeben. (§ 437 Nr. 2 BGB), auf Schadens ersatz oder auf ersatz vergeblicher Das eigentum geht auf den Käufer erst nach vollständiger Be- Aufwendungen (§ 437 Nr. 3 BGB) sind ausgeschlossen. Dieser Haf- gleichung des Kaufpreises über. tungsausschluss gilt nicht, soweit Grisebach den Mangel arglistig 2. Lagerung verschwiegen hat. Bis zur Abholung lagert Grisebach für die Dauer eines Monats, Das Rücktrittsrecht wegen Sachmangels ist ausgeschlossen, gerech net ab Zuschlag, den ersteigerten Kunstgegenstand und sofern Grisebach den Kunstgegenstand für Rechnung des einliefe- versichert ihn auf eigene Kosten in Höhe des Kaufpreises. Danach rers ver äußert hat und die größte ihr mögliche Sorgfalt bei ermitt- hat Grisebach das Recht, den Kunstgegenstand für Rechnung des lung der im Katalog genannten Urheberschaft, Technik und Signa- Käufers bei einer Kunst spedition einzulagern und versichern zu tur des Kunst gegenstandes aufgewandt hat und keine Gründe lassen. Wahlweise kann Grise bach statt dessen den Kunstgegen- vorlagen, an der Richtigkeit dieser Angaben zu zweifeln. In diesem stand in den eigenen Räumen ein lagern gegen Berechnung einer Falle verpflichtet sich Grisebach, dem Käufer das Aufgeld, etwaige monatlichen Pauschale von 0,1 % des Kaufpreises für Lager- und Umlagen und die Umsatz steuer zu erstatten. Versicherungskosten. Außerdem tritt Grisebach dem Käufer alle ihr gegen den ein- 3. Versand lieferer, dessen Name und Anschrift sie dem Käufer mitteilt, zuste- Beauftragt der Käufer Grisebach schriftlich, den Transport des er- henden Ansprüche wegen der Mängel des Kunstgegenstandes ab. steigerten Kunstgegenstandes durchzuführen, sorgt Grisebach, Sie wird ihn in jeder zulässigen und ihr möglichen Weise bei der sofern der Kaufpreis vollständig bezahlt ist, für einen sachgerech- Geltendmachung dieser Ansprüche gegen den einlieferer unter- ten Transport des Werkes zum Käufer oder dem von ihm benann- stützen. ten em pfän ger durch eine Kunstspedition und schließt eine ent- 4. Fehler im Versteigerungsverfahren sprechende Transportversicherung ab. Die Kosten für Verpackung, Grisebach haftet nicht für Schäden im Zusammenhang mit der Ab- Versand und Versicherung trägt der Käufer. gabe von mündlichen, schriftlichen, telefonischen oder Internet- 4. Annahmeverzug geboten, soweit ihr nicht Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Holt der Käufer den Kunstgegenstand nicht innerhalb von einem Last fällt. Dies gilt insbesondere für das Zustandekommen oder Monat ab (Ziffer 1) und erteilt er innerhalb dieser Frist auch keinen den Bestand von Telefon-, Fax- oder Datenleitungen sowie für Auftrag zur Versendung des Kunstgegenstandes (Ziffer 3), gerät er Übermittlungs-, Über tragungs- oder Übersetzungsfehler im Rah- in Annahme verzug. men der eingesetzten Kommunikationsmittel oder seitens der für 5. Anderweitige Veräußerung die entgegennahme und Weitergabe eingesetzten Mitarbeiter. Für Veräußert der Käufer den ersteigerten Kunstgegenstand seiner- Missbrauch durch unbefugte Dritte wird nicht gehaftet. Die Haf- seits, bevor er den Kaufpreis vollständig bezahlt hat, tritt er be- tungsbeschränkung gilt nicht für Schäden an der Verletzung von reits jetzt erfüllungshalber sämtliche Forderungen, die ihm aus Leben, Körper oder Gesundheit. dem Weiterverkauf zustehen, an Grisebach ab, welche die Abtre- 5. Verjährung tung hiermit annimmt. Soweit die abgetretenen Forderungen die Für die Verjährung der Mängelansprüche gelten die gesetzlichen Grisebach zuste henden Ansprüche übersteigen, ist Grisebach ver- Verjährungsfristen des § 438 Abs. 1 Ziffer 3 BGB (2 Jahre). pflichtet, den zur erfüllung nicht benötigten Teil der abgetretenen Forderung unverzüglich an den Käufer abzutreten.

Grisebach — Frühjahr 2019 Conditions of Sale c) Phoned-in absentee bids and the auctioneer is furthermore authorized to knock down the Bids may permissibly be phoned in, provided that the bidder applies work of art to the Consignor, citing the consignment number. In such in writing to be admitted as a telephone bidder, and does so at the event, the work of art shall go unsold. of Grisebach GmbH latest twenty-four (24) hours prior to the auction commencing, and furthermore provided that Grisebach has consented. The bidder must acknowledge the Conditions of Sale as being binding upon it. Section 4 Bids phoned in will be taken by a Grisebach employee present Purchase Price, Payment, Default at the auction on the floor, and will be submitted in the course of the auction in keeping with the instructions issued by the bidder. The 1. Purchase price bid so submitted by the bidder shall cover exclusively the hammer The purchase price consists of the hammer price plus buyer’s pre- price, and thus shall not comprise the buyer’s premium, any allo- mium. Additionally, lump sum fees may be charged along with stat- Section 1 Grisebach, will be set out in the catalogue. The works of art are used cated costs that may be charged, or turnover tax. The bid must un- utory turnover tax. The Auction House and will be sold “as is”, in other words in the condition they are in at ambiguously designate the work of art to which it refers, and must A. a) For works of art that have not been specially marked in the cata- the time of the auction. wherever possible provide the lot number, the artist and the title of logue, the purchase price will be calculated as follows: 1. 3. the work. For buyers having their residence in the community territory of The auction will be implemented on behalf of Grisebach GmbH – Grisebach will determine the venue and time at which the auction is Grisebach may make a recording of bids submitted by tele- the European Union (EU), Grisebach will add a buyer’s premium of referred to hereinbelow as “Grisebach”. The auctioneer will be act- to be held. It is entitled to modify the venue and the time of the auc- phone. By filing the application to be admitted as a telephone bid - 30 % to the hammer price. A buyer’s premium of 25 % will be added ing as Grisebach’s representative. The auctioneer is an expert who tion, also in those cases in which the auction catalogue has already der, the bidder declares its consent to the telephone conversation to that part of the hammer price that is in excess of EUR 500,000. A has been publicly appointed in accordance with Section 34b para- been sent out. being recorded. buyer’s premium of 20 % will be added to that part of the hammer graph 5 of the Gewerbeordnung (GewO, German Industrial Code). Unless it is required as evidence, the recording shall be de- price that is in excess of EUR 2,000,000. This buyer’s premium will Accordingly, the auction is a public auction as defined by Section leted at the latest following the expiry of three (3) months. include all lump sum fees as well as the statutory turnover tax (mar- 474 paragraph 1 second sentence and Section 383 paragraph 3 of Section 3 d) Absentee bids submitted via the internet gin scheme pursuant to Section 25a of the German Turnover Tax Act). the Bürgerliches Gesetzbuch (BGB, German Civil Code). Calling the Auction Bids may be admissibly submitted via the internet only if Grisebach These taxes and fees will not be itemized separately in the invoice. 2. has registered the bidder for internet bidding, giving him a user Buyers to whom delivery is made within Germany, as defined As a general rule, the auction will be performed on behalf of the 1. Bidder number name and password, and if the bidder has acknowledged the Con- by the German Turnover Tax Act, and who are entitled to deduct in- Consignor, who will not be named. Solely those works of art owned Grisebach will issue a bidder number to each bidder. Each bidder is ditions of Sale as being binding upon it. The registration shall be put taxes, may have an invoice issued to them that complies with the by Grisebach shall be sold at auction for the account of Grisebach. to acknowledge the Conditions of Sale as being binding upon it. non-transferable and shall apply exclusively to the registered par- standard taxation provisions as provided for hereinabove in para- Such items will be marked by an “E” in the catalogue. At the latest twenty-four (24) hours prior to the start of the ty; it is thus entirely personal and private. The user is under obliga- graph B. Such invoice is to be requested when applying for a bidder 3. auction, bidders as yet unknown to Grisebach must register in writ- tion to not disclose to third parties its user name or password. number. It is not possible to perform any correction retroactively The auction shall be performed on the basis of the present Condi- ing, providing a written bank reference letter of recent date, so as Should the user culpably violate this obligation, it shall be held lia- after the invoice has been issued. tions of Sale. The Conditions of Sale are published in the catalogue to enable Grisebach to issue a bidder number to them. ble by Grisebach for any damages resulting from such violation. b) Works of art marked by the letter “N” (for Import) are works of art of the auction and on the internet; furthermore, they are posted in At the auction, only the bids submitted using a bidder number Bids submitted via the internet shall have legal validity only if that have been imported from outside the EU for sale. In such an easily accessible location in the Grisebach spaces. By submit- will be considered. they are sufficiently determinate and if they can be traced back to event, the import turnover tax advanced, in the amount of cur- ting a bid, the buyer acknowledges the Conditions of Sale as being 2. Item call-up the bidder by its user name and password beyond any reasonable rently 7 % on the hammerprice, will be charged in addition to the binding upon it. The auction of the individual work of art begins by its being called doubt. The bids transmitted via the internet will be recorded elec- buyer’s premium. up by the auctioneer. The auctioneer is entitled to call up the works tronically. The buyer acknowledges that these records are correct, B. For works of art marked in the catalogue by the letter “R” behind the of art in a different sequence than that published in the catalogue, but it does have the option to prove that they are incorrect. lot number, the purchase price is calculated as follows: Section 2 to join catalogue items to form a lot, to separate a lot into individual In legal terms, Grisebach shall treat bids submitted via the in- a) Buyer’s premium Catalogue, Pre-Sale Exhibition and Date of the Auction items, and to pull an item from the auction that has been given a lot ternet at a point in time prior to the auction as if they were bids Grisebach will add a buyer’s premium of 25% to the hammer price. number. submitted in writing. Bids submitted via the internet while an auc- A buyer’s premium of 20 % will be added to that part of the hammer 1. Catalogue When the work of art is called up, its price will be determined tion is ongoing shall be taken into account as if they were floor bids. price that is in excess of EUR 500,000. A buyer’s premium of 15 % will Prior to the auction date, an auction catalogue will be published. by the auctioneer, denominated in euros. Unless otherwise deter- 4. Knock down be added to that part of the hammer price that is in excess of EUR This provides general orientation in that it shows images of the mined by the auctioneer, the bid increments will amount to 10 % of a) The work of art is knocked down to the winning bidder if, following 2,000,000. works of art to be sold at auction and describes them. Additionally, the respective previous bid. three calls for a higher bid, no such higher bid is submitted. Upon b) Turnover tax the catalogue will provide information on the work’s creator(s), 3. Bids the item being knocked down to it, this will place the bidder under The hammer price and the buyer's premium will each be subject to technique, and signature. These factors alone will define the char- a) Floor bids obligation to accept the work of art and to pay the purchase price the statutory turnover tax in the respectively applicable amount acteristic features of the work of art. In all other regards, the cata- Floor bids will be submitted using the bidder number. A sale and (Section 4 Clause 1). The bidder shall not be named. (standard taxation provisions, marked by the letter "R"). Currently, logue will not govern as far as the characteristics of the work of art purchase agreement will be concluded by the auctioneer bringing b) Should the bids not reach the reserve price set by the Consignor, the this amounts to 19 %. or its appearance are concerned (color). The catalogue will provide down the hammer to end the bidding process. auctioneer will knock down the work of art at a conditional hammer c) Exemption from turnover tax estimated prices in EUR amounts, which, however, serve solely as Where a bidder wishes to submit bids in the name of a third price. This conditional hammer price shall be effective only if No turnover tax will be charged where works of art are sold that are an indication of the fair market value of the work of art, as does any party, it must notify Grisebach of this fact at the latest twenty-four Grisebach confirms this bid in writing within three (3) weeks of the acquired in states within the EU by corporations and exported out- such information that may be provided in other currencies. (24) hours prior to the auction commencing, submitting a corre- day of the auction. Should another bidder submit a bid in the mean- side of Germany, provided that such corporations have provided Grisebach will prepare the catalogue to the best of its knowl- sponding power of attorney from that third party. In all other cases, time that is at least in the amount of the reserve price, the work of their turnover tax ID number in applying for and obtaining their bid- edge and belief, and will exercise the greatest of care in doing so. once the work of art has been knocked down, the sale and purchase art shall go to that bidder; there will be no consultations with the der number. It is not possible to register this status after the invoice The catalogue will be based on the scholarly knowledge published agreement will be concluded with the person who has placed the bidder to whom the work of art has been knocked down at a condi- has been issued, and more particularly, it is not possible to perform up until the date of the auction, or otherwise generally accessible, bid. tional hammer price. a correction retroactively. and on the information provided by the Consignor. b) Written absentee bids c) The auctioneer is entitled to refuse to accept a bid, without provid- No turnover tax shall be charged for the sale of works of art Seriously interested buyers have the opportunity to request Subject to Grisebach consenting to this being done, bids may also ing any reasons therefor, or to refuse to knock down a work of art to that are delivered, pursuant to Section 6 paragraph 4 of the Um- that Grisebach provide them with a report outlining the condition of be submitted in writing using a specific form developed for this pur- a bidder. Where a bid is refused, or where a work of art is not satzsteuergesetz (UStG, German Turnover Tax Act), to destinations the work of art (condition report), and they may also review any ex- pose. The bidder must sign the form and must provide the lot num- knocked down to a bidder, the prior bid shall continue to be valid. located in states that are not a Member State of the EU, provided pert appraisals that Grisebach may have obtained. ber, the name of the artist, the title of the work of art and the ham- d) The auctioneer may revoke any knock-down and may once again that their buyers are deemed to be foreign purchasers and have The information and descriptions contained in the catalogue, mer price it wishes to bid therefor. The bidder must acknowledge call up the work of art in the course of the auction to ask for bids; proved this fact in accordance with Section 6 paragraph 2 of the in the condition report or in expert appraisals are estimates; they the Conditions of Sale as being binding upon it. the auctioneer may do so in all cases in which German Turnover Tax Act. The buyer shall bear any import turnover do not constitute any guarantees, in the sense as defined by Section By placing a written bid, the bidder instructs Grisebach to – The auctioneer has overlooked a higher bid that was submitted in tax or duties that may accrue abroad. 443 of the Bürgerliches Gesetzbuch (BGB, German Civil Code), for submit such bid in accordance with its instructions. Grisebach shall a timely fashion, provided the bidder so overlooked has immedi- The above provisions on turnover tax correspond to the legis - the characteristics of the work of art. use the amount specified in the written bid only up to whatever ately objected to this oversight; lative status quo and are in line with the practice of the Tax and Grisebach is entitled to correct or amend any information amount may be required to outbid another bidder. – A bidder does not wish to be bound by the bid submitted; or Revenue Authorities. They are subject to change without notice. provided in the catalogue by posting a notice at the auction venue Upon the auctioneer knocking down the work of art to a writ- – There are any other doubts regarding the knock-down of the work 2. Due date and payment and by having the auctioneer make a corresponding statement im - ten bid, a sale and purchase agreement shall be concluded on that of art concerned. The purchase price shall be due for payment upon the work of art mediately prior to calling the bids for the work of art concerned. basis with the bidder who has submitted such written bid. Where the auctioneer exercises this right, any knock-down of a being knocked down to the buyer. 2. Pre-sale exhibition Where several written bids have been submitted in the same work of art that has occurred previously shall cease to be effective. The purchase price shall be paid in euros to Grisebach. All of the works of art that are to be sold at auction will be exhibited amount for the same work of art, the bid received first shall be the e) The auctioneer is authorized, without being under obligation of giv- Cheques and any other forms of non-cash payment are accepted prior to the sale and may be viewed and inspected. The time and winning bid, provided that no higher bid has been otherwise sub- ing notice thereof, to also submit bids on behalf of the Consignor only on account of performance. date of the pre-sale exhibition, which will be determined by mitted or is placed as a floor bid. until the reserve price agreed with the Consignor has been reached, Payment of the purchase price by set-off is an option only where the At its choice, Grisebach may instead store the work of art in its own the reimbursement of futile expenditure (Section 437 no. 3 of the Information claims are not disputed or have been finally and conclusively deter- premises, charging a monthly lump-sum fee of 0.1 % of the purchase German Civil Code) are hereby contracted out. This exclusion of li- mined by a court’s declaratory judgment. price for the costs of storage and insurance. ability shall not apply should Grisebach have fraudulently con- Where payment is made in a foreign currency, any exchange 3. Shipping cealed the defect. for Bidders rate risk and any and all bank charges shall be borne by the buyer. Where the buyer instructs Grisebach in writing to ship to it the work The right to rescind the agreement for material defects shall 3. Default of art acquired at auction, subject to the proviso that the purchase be contracted out wherever Grisebach has sold the work of art for In cases in which the purchase price has not been paid within two price has been paid in full, Grisebach shall procure the appropri- the account of the Consignor and has exercised, to the best of its (2) weeks of the invoice having been received, the buyer shall be ate shipment of the work of art to the buyer, or to any recipient the ability, the greatest possible care in identi fying the work’s creator(s), deemed to be defaulting on the payment. buyer may specify, such shipment being performed by a specialized technique and signature listed in the catalogue, provided there was Upon the occurrence of such default, the purchase price shall fine art shipping agent; Grisebach shall take out corresponding no cause to doubt these statements’ being correct. In such event, accrue interest at 1 % per month, notwithstanding any other claims shipping insurance. The buyer shall bear the costs of packaging and Grisebach enters into obligation to reimburse the buyer for the buyer’s premium, any allocated costs that may have been charged, to compensation of damages that may exist. shipping the work of art as well as the insurance premium. Bidder numbers are available for collection one hour before the auction. and turnover tax. Two (2) months after the buyer has defaulted on the purchase 4. Default of acceptance Please register in advance. Only bids using this number will be Moreover, Grisebach shall assign to the buyer all of the claims price, Grisebach shall be entitled – and shall be under obligation to Where the buyer fails to pick up the work of art within one (1) month included in the auction. Bidders previously unknown to Grisebach vis-à-vis the Consignor to which it is entitled as a result of the de- do so upon the Consignor’s corresponding demand – to provide to (Clause 1) and fails to issue instructions for the work of art to be must submit a written application no later than 24 hours before the fects of the work of art, providing the Consignor’s name and address the Consignor the buyer’s name and address. shipped to it (Clause 3), it shall be deemed to be defaulting on ac- auction. to the buyer. Grisebach shall support the buyer in any manner that Where the buyer has defaulted on the purchase price, ceptance. We are pleased to accept written absentee bids or telephone bids on the is legally available to it and that it is able to apply in enforcing such Grisebach may rescind the agreement after having set a period of 5. Sale to other parties enclosed bidding form. At www.grisebach.com you can follow the claims against the Consignor. grace of two (2) weeks. Once Grisebach has so rescinded the agree- Should the buyer, prior to having paid the purchase price in full, sell auctions live and register for online live bidding. All registrations for 4. Errors in the auction proceedings ment, all rights of the buyer to the work of art acquired at auction the work of art it has acquired at auction, it hereby assigns to bidding at the auctions should be received no later than Grisebach shall not be held liable for any damages arising in con- shall expire. Grisebach, as early as at the present time and on account of per- 3 p.m. on 28 May 2019. nection with bids that are submitted orally, in writing, by telephone Upon having declared its rescission of the agreement, formance, the entirety of all claims to which it is entitled under such Regarding the calculation of the buyer’s premium, please see the Condi- or via the internet, unless Grisebach is culpable of having acted Grisebach shall be entitled to demand that the buyer compensate it onward sale, and Grisebach accepts such assignment. Insofar as tions of Sale, section 4. The Conditions of Sale are provided at the with intent or grossly negligently. This shall apply in particular to the for its damages. Such compensation of damages shall comprise in the claims so assigned are in excess of the claims to which Grisebach end of this catalogue. The English translation of this catalogue can telephone, fax or data connections being established or continuing particular the remuneration that Grisebach has lost (commission to is entitled, Grisebach shall be under obligation to immediately re- be found at www.grisebach.com. in service, as well as to any errors of transmission, transfer or trans- be paid by the Consignor and buyer’s premium), as well as the costs assign to the buyer that part of the claim assigned to it that is not Grisebach is a partner of the Art Loss Register. All objects in this catalogue lation in the context of the means of communications used, or any of picturing the work of art in the catalogue and the costs of ship- required for meeting its claim. which are uniquely identifiable and which have an estimate of at errors committed by the employees responsible for accepting and ping, storing and insuring the work of art until it is returned or until least 1,000 Euro have been individually checked against the register’s forwarding any instructions. Grisebach shall not be held liable for it is once again offered for sale at auction. database prior to the auction. Where the work of art is sold to a bidder who has submitted a Section 7 any misuse by unauthorized third parties. This limitation of liability lower bid, or where it is sold at the next auction or the auction after Liability shall not apply to any loss of life, limb or health. that, the original buyer moreover shall be held liable for any 5. Statute of limitations amount by which the proceeds achieved at that subsequent auction 1. Characteristics of the work of art The statutory periods of limitation provided for by Section 438 para- are lower than the price it had bid originally. The work of art is sold in the condition it is in at the time it is knocked graph 1 Clause 3 of the Bürgerliches Gesetzbuch (BGB, German Grisebach has the right to exclude the defaulting buyer from down to the buyer, and in which it was viewed and inspected. The Civil Code) (two years) shall apply where the statute of limitations of future auctions and to forward the name and address of that buyer other characteristic features of the work of art are comprised of claims for defects is concerned. to other auction houses so as to enable them to exclude him from the statements made in the catalogue (Section 2 Clause 1) regarding their auctions as well. the work’s creator(s), technique and signature. These statements are based on the scholarly knowledge published up until the date of Section 8 the auction, or otherwise generally accessible, and on the informa- Final provisions Section 5 tion provided by the Consignor. No further characteristic features Post Auction Sale are agreed among the parties, in spite of the fact that such features 1. Collateral agreements may be described or mentioned in the catalogue, or that they may Any modifications of the present Conditions of Sale that may be In the course of a two-month period following the auction, works of garnered from information provided in writing or orally, from a made in an individual case, or any collateral agreements, must be art that have gone unsold at the auction may be acquired through condition report, an expert appraisal or the images shown in the made in writing in order to be effective. post auction sales. The post auction sale will be deemed to be part catalogue. No guarantee (Section 443 of the Bürgerliches Gesetz- 2. Translations of the Conditions of Sale of the auction. The party interested in acquiring the work of art is to buch (BGB, German Civil Code)) is provided for the work of art hav - Insofar as the Conditions of Sale are available in other languages submit a bid either in person, by telephone, in writing or via the in - ing any characteristic features. besides German, the German version shall govern in each case. ternet, citing a specific amount, and is to acknowledge the Condi- 2. Buyer’s rights in the event of a defect of title being given (Section 435 of 3. Governing law tions of Sale as being binding upon it. The sale and purchase agree- the German Civil Code) The laws of the Federal Republic of Germany shall exclusively apply. ment shall come about if Grisebach accepts the bid in writing Should the work of art acquired be impaired by a defect of title be- The United Nations Convention on the International Sale of Goods within three weeks of its having been received. cause it is encumbered by rights of third parties, the buyer may, shall not apply. The provisions regarding the purchase price, payment, de- within a period of two (2) years (Section 438 paragraph 4 and 5 of 4. Place of performance fault, pick-up and liability for works of art acquired at auction shall the Bürgerliches Gesetzbuch (BGB, German Civil Code)), rescind the Insofar as it is possible to agree under law on the place of perfor- apply mutatis mutandis. agreement based on such defect of title, or it may reduce the pur- mance and the place of jurisdiction, this shall be Berlin. chase price (Section 437 no. 2 of the German Civil Code). In all other 5. Severability clause regards, the buyer’s rights as stipulated by Section 437 of the Ger- Should one or several provisions of the present Conditions of Sale Section 6 man Civil Code are hereby contracted out, these being the right to be or become invalid, this shall not affect the validity of the other Acceptance of the Work of Art Purchased at Auction demand the retroactive performance of the agreement, the com- provisions. Instead of the invalid provision, the corresponding statu- pensation of damages, or the reimbursement of futile expenditure, tory regulations shall apply. 1. Pick-up unless the defect of title has been fraudulently concealed. 6. Dispute settlement proceedings The buyer is under obligation to pick up the work of art at the latest 3. Buyer’s rights in the event of a material defect being given (Section 434 Grisebach GmbH is not obliged nor willing to participate in dispute one (1) month after it has been knocked down to the buyer. of the German Civil Code) settlement proceedings before a consumer arbitration board. However, Grisebach is not under obligation to surrender to Should the work of art deviate from the characteristic features the buyer the work of art acquired at auction prior to the purchase agreed (work’s creator(s), technique, signature), the buyer shall be price set out in the invoice having been paid in full. entitled to rescind the agreement within a period of two (2) years Title to the work of art shall devolve to the buyer only upon the after the work of art has been knocked down to it (Section 438 para- purchase price having been paid in full. graph 4 of the Bürgerliches Gesetzbuch (BGB, German Civil Code)). 2. Storage The buyer shall be reimbursed for the purchase price it has paid Grisebach shall store the work of art acquired at auction until it is (Section 4 Clause 1 of the Conditions of Sale), concurrently with the picked up, doing so at the longest for one (1) month, and shall insure return of the purchased object in unaltered condition, such return it at its own cost, the amount insured being equal to the purchase being effected at the registered seat of Grisebach. price. Thereafter, Grisebach shall have the right to store the work of Claims to any reduction of the purchase price (Section 437 art with a specialized fine art shipping agent and to insure it there. no. 2 of the German Civil Code), to the compensation of damages or Service Service Einliefererverzeichnis Impressum Imprint Consignor Index

Zustandsberichte [3003] 163, 164 [3004] 136 [3006] 126, 184 [3007] 109 [3009] 223 Herausgegeben von Dr. Miriam-esther Owesle, Markenentwicklung und -gestaltung Condition reports [3012] 172 [3021] 103 [3061] 200 [3066] 119, 139, 151, 152, 153, 155, Grisebach GmbH Guthmann Akademie, Berlin Stan Hema, Berlin [email protected] 161, 181, 188, 190, 203, 208 [3072] 107 [3075] 131 [3079] 122 Fasanenstraße 25 Max Pommer, Friedrich-Schiller- +49 30 885 915 0 [3081] 198 [3086] 145 [3087] 123, 124, 147, 148, 169 [3093] 213 10719 Berlin Universität Jena Produktion [3105] 214 [3134] 135, 150 [3153] 118 [3166] 209 [3167] 110 Dr. Johannes Rößler, Nora Rüsenberg Schriftliche und telefonische Gebote [3171] 127 [3174] 111 [3175] 160 [3176] 165 [3195] 202, 216, 218 Geschäftsführer Universität Bern Absentee and telephone bidding [3201] 146, 180 [3202] 211, 224 [3206] 112, 113, 176 [3210] 141 Diandra Donecker Dr. Marie-Amélie zu Salm-Salm, Database-Publishing [email protected] [3211] 156 [3213] 185, 187, 204, 205, 206, 207, 220 [3214] 100, 101, Micaela Kapitzky Frankfurt a.M. Digitale Werkstatt +49 30 885 915 24 102, 104, 105, 106, 120, 121, 138, 140 [3215] 174, 178, 186 [3217] 191 Dr. Markus Krause Dr. Gerd Spitzer, Dresden J. Grützkau, Berlin [3238] 157 [3244] 179, 193, 215, 219, 221 [3253] 125 [3283] 173 Rigmor Stüssel Dr. Andreas Stolzenburg, Rechnungslegung, Abrechnung [3298] 137 [3307] 149, 154 [3329] 158 [3334] 143, 201 [3357] 108 HRB 25 552, erfüllungsort Kunsthalle Hamburg Herstellung, DTP & Lithographie Buyer’s/Seller’s accounts [3389] 116 [3408] 192 [3448] 117 [3471] 134, 194 [3475] 175 und Gerichtsstand Berlin Uwe Steinbrück, Friedrich- Königsdruck GmbH [email protected] [3505] 128 [3507] 222 [3511] 166, 170 [3524] 133 [3528] 114, 162, Schiller-Universität Jena +49 30 885 915 36 183 [3529] 142 [3530] 132 [3531] 168, 197 [3538] 171 [3540] 167, Auktionatoren Dr. Oliver Sukrow, Gedruckt auf 195, 210 [3544] 130 [3570] 212 [3580] 196 [3584] 129, 182 Dr. Markus Krause Technische Universität Wien Maxisatin, 135 g/qm Versand und Versicherung [3585] 217 [3593] 199 [3614] 115 [3618] 144 [3659] 159, 177, 189 Nina Barge Prof. Dr. Michael Thimann, Shipping and Insurance Dr. Stefan Körner Georg-August-Universität Schriften [email protected] Lena Winter Göttingen Fugue, Radim Pesko +49 30 885 915 54 Prof. Dr. Reinhard Wegner, Aperçu Pro, Colophon Foundry Katalogbearbeitung Friedrich-Schiller-Universität Dr. Anna Ahrens Jena Abbildung auf dem Umschlagtitel: Frida-Marie Grigull Dr. Angelika Wesenberg, Berlin Carl Philipp Fohr, Los 103 Die bibliographischen Angaben Stefan Pucks zu den zitierten Werkverzeichnissen Text-Lektorat unter www.grisebach.com/de/ Provenienzrecherche Matthias Sommer, Berlin Auktionen/Kataloge/WVZ_303 Dr. Sibylle ehringhaus Stefan Pucks Photobearbeitung Ulf Zschommler Textbeiträge Dr. Anna Ahrens (AA) Photos Dr. Alexander Bastek, Fotostudio Bartsch Museum Behnhaus Drägerhaus, Karen Bartsch, 2019 Lübeck Recom GmbH & Co. KG, Berlin Prof. Dr. Werner Busch, Grisebach GmbH Freie Universität Berlin Abb. zu Los 164: © bpk / Kupfer- Ulrich Clewing, Berlin stichkabinett, Staatliche Museen Patrick Golenia, Berlin zu Berlin Frida-Marie Grigull (FMG) Trotz intensiver Recherche David Grube, Museum Georg war es nicht in allen Fällen Schäfer Schweinfurt möglich, die Rechteinhaber Prof. Dr. Kilian Heck, ausfindig zu machen. Bitte Universität Greifswald wenden Sie sich an auktionen@ Dr. Claude Keisch, Berlin grisebach.com Prof. Dr. Karlheinz Lüdeking, Universität der Künste, Berlin Michael Mohr (MM) Künstlerverzeichnis Index of Artists

Achenbach: 167 Haller von Hallerstein: 138 Schick: 203 Amiet: 213 Hennig: 112 Schindler: 175, 185, 187, 204-207, Hofmann: 209, 212 220 Becker: 142 Hoguet: 156 Schinkel, nach: 144 Biermann: 158 Hummel, Carl: 159, 189 Schöbel: 107 Branwhite: 170 Hummel, William: 177 Schwarzschild: 210 Burne-Jones: 218 Seck-Carton: 222 Ingres: 123 Seifert: 215 Carus: 136, 137 Senff: 132-134 Catel: 119, 150 Klein: 165 Skarbina: 192 Coignet: 162 Klinger: 217 Stahl: 194 Coomans: 221 Kobell, Franz: 113, 114 Stauffer-Bern: 199 Cour: 166 Kobell, Wilhelm von: 115 Stuck: 219 Körle: 193 Dänisch, um 1850: 182 Kuehl: 191 Tunica: 168 Deutsch, 1817: 120 Kummer: 171 Deutsch, 1836: 181 Küss: 146 Uhde: 179 Deutsch/Italienisch, 1851: 128 Deutsch, um 1800: 116 Leistikow: 172 Wagner: 122 Deutsch, um 1820: 126, 141 Lietzmann: 178 Wasmann: 151-153 Deutsch, um 1825/30: 147, 148 Lugo: 160 Werner, Anton von: 197 Deutsch, um 1825/35: 110 Werner, Carl Friedrich Heinrich: Deutsch, um 1830/40: 109, 155 Mattej: 125 174 Deutsch, um 1840: 180 Maurer: 169 Wopfner: 173 Deutsch, um 1840/50: 124, 149 Menzel: 163, 164, 196 Deutsch, um 1850: 130, 183 Meyerheim: 198 Deutsch, um 1860/80: 190 Morgenstern: 161 Deutsch, um 1870/80: 188 Müller: 224 Deutsch, um 1880: 208 Deutsch, um 1890: 200, 223 Oehme: 135 Dresden, um 1850: 139 Pape: 176 Falero: 202 Papperitz: 118 Fohr: 103, 104 Persius: 108 Fohr (?): 106 Pietschmann: 211 Französisch, um 1830: 157 Prell: 186 Französisch, um 1840: 127 Preller d. Ä.: 143 Französisch, um 1860: 129 Radl: 140 Geiger: 201 Raeburn: 111 Gille: 184 Redon: 214 Graeb: 145 Reinhart: 117 Grimm: 100-102, 105 Reinhold: 121 Gurlitt: 131, 154 Habermann: 195 Salinas: 216

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Kunst des 19. Jahrhunderts Frühjahr 2019 303