
Kunst des 19. Jahrhunderts Frühjahr 2019 303 Kunst des 19. Jahrhunderts Jahrhunderts 19. des Kunst 29. Mai 2019 29. Louis Gurlitt. Detail. Los 131 Richard Müller. Detail. Los 224 Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019, 15 Uhr 19th Century Art 29 May 2019, 3 p.m. 4 Experten Specialists Vorbesichtigung der Werke Sale Preview Ausgewählte Werke München Ausgewählte Werke: 3. und 4. Mai 2019 Kunst des 19. Jahrhunderts: 14. und 15. Mai 2019 Grisebach Türkenstraße 104 80799 München Hamburg 7. Mai 2019 Dr. Anna Ahrens Frida-Marie Grigull Galerie Commeter +49 30 885 915 48 +49 30 885 915 84 Bergstraße 11 [email protected] [email protected] 20095 Hamburg Dortmund 8. und 9. Mai 2019 Galerie Utermann Silberstraße 22 44137 Dortmund Zürich 13. bis 15. Mai 2019 Grisebach Bahnhofstrasse 14 8001 Zürich Düsseldorf 18. Mai 2019 Grisebach Bilker Straße 4–6 40213 Düsseldorf Sämtliche Werke Berlin 24. bis 28. Mai 2019 Grisebach Fasanenstraße 25, 27 und 73 10719 Berlin Freitag bis Montag 10 bis 18 Uhr Zustandsberichte Dienstag 10 bis 15 Uhr Condition reports [email protected] Grisebach — Frühjahr 2019 100 Ludwig Emil Grimm Die vorliegenden vier Blätter von Ludwig Emil Grimm (Lose Hanau 1790 – 1863 Kassel 100–102, 105) sind subtile Zeugnisse aus dem Seelenleben eines Romantikers. Sie erzählen von Fernenlust und Heimat- liebe, sie sind akribische Naturabschriften und stilisierte „Ansicht von Goßfelden bei Marburg“. 1829 Überhöhungen zugleich, sie ergehen sich in der Andacht Aquarell über Bleistift, mit Pinsel in Grau an drei zum Unbedeutenden und erfassen im selben Moment das Seiten gerahmt, auf dünnem, bräunlichem Whatman- Monumentale, Zeitlose. Velin. 18 × 15,9 cm (7 ⅛ × 6 ¼ in.). Auf dem Unterla ge- Weit lässt Grimm im August 1829 den Blick aus seinem papier unten links mit Bleistift monogrammiert, Zimmer über die Fachwerkhäuser und Felder in Goßfelden datiert und bezeichnet: L G. im August. 1829 del. schweifen (Los 100). Was auf den ersten Blick so ganz und gar Unten mit Feder in Schwarz bezeichnet; in der Mitte: kunstlos wirkt, ist ein komplex strukturiertes Fensterbild der meine Ausicht in Gosfelden; rechts: muß schöner Romantik, wie wir es auch von Caspar David Friedrich ken- abgeschnitten werden [über „schöner“ ein Bleistift- nen. Der grau getuschte Rahmen markiert die Begrenzung kreuz, das sich oben rechts und an den beiden Seiten des Bildes, er ist zugleich der materielle Fensterrahmen, unten wiederfindet]. Werkverzeichnis: Koszinowski/ durch den der Zeichner auf die Natur blickt. Wohl kalkuliert Leuschner L 231. Am Rand auf Papier geklebt. Zwei ist der tief liegende Horizont, der dem eigentlich unspekta- leichte Knickfalten, die Ecke unten links abgeschrägt kulären Landschaftsausschnitt eine gewisse Monumentalität mit Textverlust. [3214] verleiht. Provenienz Das saftige Grün des Aquarells und die präzis gezeich- Ehemals Sammlung Eugen Roth, München neten Fachwerkhäuser besitzen ihre kunsthistorische Refe- renz in Dürers Aquarell der „Drahtziehmühle“ (Berlin, Kupfer- EUR 3.000–4.000 stichkabinett): Der Romantiker blickt aus dem Fenster und USD 3,370–4,490 erkennt die stille Poesie der heimatlichen Landschaft. Wie ein Crescendo wirkt dagegen das zweite Land- schaftsblatt (Los 101), welches weit früher, nämlich 1816, gezeichnet wurde. Auch wenn Grimm hier den weichen Bleistift wählt, atmet das Blatt den Geist südlich-antiker Erhabenheit. Auf seiner Italienreise von 1816 besuchte Grimm auch die Stadt Neapel. Eine der am häufigsten darge- stellten Sehenswürdigkeiten war das sogenannte Grab des Vergil, dem sich Grimm auf unkonventionelle Weise annä- hert. Weniger die Grotte oder das Monument an sich, son- dern der Blick durch den Felsspalt auf die sich dahinter an die Hügel anlehnenden Häuser und eine üppig wuchernde Natur interessieren ihn als Zeichner. Die „Frau in Tracht aus Orferode“ (Los 102) besticht durch ihre frische Farbigkeit. Sie ist gleichermaßen Charak- terstudie wie Zeugnis romantischer Ethnografie. Gleich nebenan, direkt vor der Tür entdeckten die Zeichner der Romantik das Besondere, Seltene, Charakteristische, das sie als Archivare der Wirklichkeit mit Bleistift und Pinsel fixieren wollten. Michael Thimann Originalgröße Grisebach — Frühjahr 2019 9 8 101 Ludwig Emil Grimm 102 Ludwig Emil Grimm Hanau 1790 – 1863 Kassel Hanau 1790 – 1863 Kassel Provenienz Ehemals Sammlung Eugen Roth, München „Grab des Virgil bei Neapel“. 1816 Provenienz „Frau in Tracht aus Orferode“. 1825 EUR 3.000–4.000 Bleistift auf Papier. 21,5 × 18,8 cm (25,3 × 18,8 cm) Ehemals Sammlung Eugen Roth, München Bleistift, aquarelliert, auf Papier. 23,4 × 20,8 cm USD 3,370–4,490 (8 ½ × 7 ⅜ in. (10 × 7 ⅜ in.)). Im Unterrand mit Bleistift (9 ¼ × 8 ¼ in.). Unten rechts bezeichnet: Chatrina bezeichnet; links: gez. den. 19t. July. 1816. zu. Neapel; EUR 3.000–4.000 Elisabeth Fassauer. von Orferode am Meisner del Ausstellung in der Mitte: Grab des Virgils. Werkverzeichnis: USD 3,370–4,490 adviv 26t July. 25 in den Soden bei Allendorf. Ludwig Emil Grimm 1790–1863. Maler, Zeichner, Koszinowski/Leuschner L78. In den Ecken auf graues Rückseitig unten mit Bleistift beschriftet: L. E. Grimm. Radierer (= 200 Jahre Brüder Grimm, Band 2). Kassel, Papier geklebt. [3214] Werkverzeichnis: Koszinowski/Leuschner G 129. Museum Fridericianum, und Hanau, Schloß Steinheim, Die Ecken mit Japan hinterlegt. [3214] 1985, Kat.-Nr. 114, mit Abbildung Grisebach — Frühjahr 2019 11 10 103 Carl Philipp Fohr Kurpfälzisches Museum, 1968, erwähnt unter Kat.-Nr. Heidelberg 1795 – 1818 Rom 112 (nicht ausgestellt) / Jens Christian Jensen: Carl Philipp Fohr in Heidelberg und im Neckartal. Landschaften und Bildnisse. Karlsruhe, Verlag „Bildnis Ludwig Sigismund Ruhl“. 1816 G. Braun, 1968, S. 38, S. 111, Nr. 50, u. S. 68, Abb. 22 / Feder in Schwarzgrau über Bleistift auf Papier (Was- Brigitte Rechberg-Heydegger: Ludwig Sigismund Ruhl serzeichen: [Signet] Tiara). 17,9 × 13,7 cm (7 × 5 ⅜ in.). (1794–1887). Leben und Werk. Giessen, Univ., Diss. Rückseitig die Stempel Lugt 5100 und Lugt 1969b 1973, Nr. B 6 / Marianne Bernhard (Hrsg.): Deutsche sowie der Entwidmungsstempel des Kupferstich- Romantik. Handzeichnungen. 2 Bände, hier Bd. 1: kabinetts Berlin. Werkverzeichnis: Märker Z 748. Carl Blechen (1798–1840) bis Friedrich Olivier (1791– Mit Feder in Schwarz gerahmt. Entgegen der Beschrei- 1859). München, Rogner & Bernhard, 1973, hier Bd. 1, bung im Werkverzeichnis ist das Blatt lediglich leicht Abb. S. 303 gebräunt und am Rand minimal fleckig. [3021] Provenienz Die Zeichnung wird im ausdrücklichen Einvernehmen mit Karl Mayer, Darmstadt (spätestens 1926) / Staatliche den Erben nach Karl Mayer angeboten. Karl Mayer hatte in Museen, Kupferstichkabinett, Berlin (Inv.-Nr. F III Darmstadt einen Eisenwarengroßhandel betrieben und 2873, SZ Fohr 15; 1941 auf der Versteigerung bei musste 1933 emigrieren. Seine Fohr-Zeichnung gelangte in Boerner erworben, 2019 an die Erben nach Karl Mayer den Kunsthandel und wurde 1941 von den Berliner Museen restituiert) erworben. Im Rahmen eines Provenienzforschungsprojekts des Kupferstichkabinetts wurde sie nun an die Nachfahren EUR 25.000–35.000 Karl Mayers restituiert. USD 28,100–39,300 Ausstellung Deutsch-römische Malerei und Zeichnung, 1790–1830. Wenn gleich mehrere Zeichnungen von Carl Philipp Fohr, dem Leipzig, Museum der bildenden Künste und Leipziger früh verstorbenen Wunderkind der deutschen Romantik, in Kunstverein, 1926, Kat.-Nr. 97 / Deutsche Bildnisse einer Auktion angeboten werden, dann darf man das sicher 1800–1960. Ausstellung der Lucas-Cranach-Kommis- einen glücklichen Zufall nennen. Insbesondere, wenn sie so sion beim Ministerium für Kultur. Berlin (Ost), Staatli- eng miteinander verbunden sind wie hier, denn die drei Blätter che Museen zu Berlin, Nationalgalerie, 1962, S. 17, sind allesamt in der frühen Münchner Studienzeit um 1815/16 Abb. 10 / Karl Philipp Fohr, 1795–1818. Frankfurt a.M., entstanden und zeigen eine enge Verbindung zu Fohrs Künst- Städelsches Kunstinstitut, 1968, Kat.-Nr. 66 / Von lerkollegen und Freund Ludwig Sigismund Ruhl (1794–1887). Caspar David Friedrich bis Adolph Menzel. Aquarelle Fohr und Ruhl hatten sich in Rom eine Herberge geteilt, und Zeichnungen der Romantik. Aus der National- bis es, wohl im Streit über Ansprüche an dem gemeinsamen galerie Berlin/DDR. Wien, Kunstforum Länderbank, Bernhardinerhund Grimsel, zum großen Zerwürfnis kam, das 1990, Kat.-Nr. 79, Abb. S. 157 / Ahnung und Gegen- in einem mit Pistolen ausgefochtenen Duell gipfelte. Ein Jahr wart. Zeichnungen und Aquarelle der deutschen darauf, am 29. Juni 1818, ertrank Fohr mit nur 22 Jahren beim Romantik im Berliner Kupferstichkabinett, Berlin, Baden im Tiber, und der Verlust dieses „ausgezeichnetsten 1994/95, Kat.-Nr. 30, Abb. S. 69 Talents, was in seinem Fach hier war“ (Karoline von Humboldt), Literatur und Abbildung stürzte die Gemeinschaft der Deutschrömer in verzweifelte Ernst Scheyer: Aus Carl Fohrs künstlerischer Hinter- Trauer. Große Teile seines Nachlasses wurden noch in Rom lassenschaft. Zu zwei unbekannten Arbeiten des unter den Künstlern selbst versteigert, die alles daransetz- Künstlers aus schlesischem Besitz. In: Neue Heidel- ten, sich eines seiner Werke für ihre eigene Sammlung oder berger Jahrbücher, Neue Folge, 1932, S. 82-90, hier als Mustervorlage zu sichern. S. 84 / Versteigerungskatalog 204: Deutsche Hand- Das ganze Genie Fohrs als Zeichner offenbart auch Originalgröße zeichnungen des XIX. Jahrhunderts aus verschiede- unser Bildnis des Freundes Ruhl, das ganz am Anfang seiner nem Besitz, dabei eine Partie von Zeichnungen
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