Urner Kirchen- und Kapellenführer

Kein schöner Land für Gottes Kinder Urner Gotteshäuser entdecken

30 KIRCHEN 3 KLÖSTER 82 KAPELLEN SPONSOREN VORWORT

Vielen Dank an die Sponsoren Der Kirchen- und Kapellenführer des Urner- lands wird von der Firma Baumann & Fryberg AG aus eigener Initiative herausgegeben. Er Dätwyler Stiftung vermittelt mit prägnanten Texten und präch- tigen Bildern einen ausgezeichneten Einblick in Uris Sakralkunst. Jedes Dorf ist geschmückt Elektrizitätswerk Altdorf AG von seiner Kirche, und jeder Weiler hat eine Ka- pelle zur Zier. Die Heiligtümer begleiten Stras- Otto Gamma Stiftung sen und Wege, halten Wache an Schluchten und Brücken, stehen schützend in den weiten Alpen. In seinem Stilreichtum von der Roma- Kanton Uri nik bis in die Gegenwart kündet die Urner Sakralkunst von der Offenheit des Landes für Kapellenverein Mariahilf neue Kulturströmungen. Die Völkerstrasse über den Gotthard wirkte befruchtend. Korporation Uri Die Gotteshäuser erzählen von der Glaubens- tiefe des Volkes. Mit Opfergeist und Tatkraft erbaute es die Kirchen und Kapellen. Die Pfar- Korporation Ursern reien und Kaplaneien sind stolz auf ihre Heilig- tümer, in denen Gott eine Wohnstätte hat und SBB Fachstelle für Denkmalschutzfragen wo die Gläubigen zu Gebet und Gottesdienst zusammenströmen. Hans Z‘graggen-Stiftung Für alle Menschen, die hier wohnen, zur Erho- lung weilen oder durchreisen, sind die Kirchen und Kapellen Künder von Gottes Schönheit Baumann & Fryberg AG und Treue. Sie sprechen zu allen Menschen, gleich welchen Glaubens und welcher Konfes- Gisler Druck AG sion sie sind, und laden ein zu stiller Einkehr oder kurzem Gedenken. Gotthard Raststätte AG Möge die Schrift beim Volk eine freudige und breite Aufnahme fi nden und allen, die Ferien geniessen oder das Land fl üchtig durchque- ren, Orientierung und Besinnung schenken.

Dr. Hans Stadler-Planzer Präsident des Kleinen Landeskirchenrats

Impressum: Der Kirchen- & Kapellenführer wird von Baumann & Fryberg AG, CH-6460 Altdorf, herausgegeben. Verlags-, Redaktions- und Inserateadresse: Baumann & Fryberg AG, Gitschenstrasse 9, CH-6460 Altdorf, Telefon +41 (0)41 874 16 99, Fax +41 (0)41 874 16 98, [email protected], www.baumann- fryberg.ch Text: Stefan Fryberg Redaktioneller Beirat: Dr. Hans Stadler Fotos/Bezugsquellen: Heinz Baumann, Lisbeth Betschart, Daniel Regli, Felicitas Schweizer, Dr. Hans Stadler, Paula Traxel Konzept/Rea- lisation: Baumann & Fryberg AG Belichtung und Druck: Gisler Druck AG, Altdorf INHALT

Kirchen, Kapellen und Klöster in Uri Bauen 19c 19a 19b 6 a Pfarrkirche St. Idda 15 a Pfarrkirche St. Theodul Bristen 15 b Kapelle St. Jakob 19d 15 c Betrufkapelle Gitschenen 21a 7 a Pfarrkirche Maria vom Guten Rat Bauen 6a 21b 7 b Kapelle St. Anton, Vorderbristen 7 c Kapelle Heilig Kreuz, Maderanertal 16 a Pfarrkirche Heilig Kreuz 8n 15a 11c 7 d Kapelle Bruder Klaus, Golzern 16 b Kapelle Herz Jesu Isenthal 11a Flüelen 8m 11b 7 e Kapelle St. Josef, Frentschenberg 16 c Kapelle Maria-in-der-Aegerten 15b 8l 15c 16 d Kapelle St. Josef Altdorf 8i Urnerboden Bürglen 24a Bürglen 18b 1a-1q 8d 8k 16 e Kapelle Maria Hilf, Tiefenbach 18a10a 8b Seedorf 8c 8f 8a Pfarrkirche St. Peter und Paul 8e 8g 22b 8a 22a 23a/d 17d 8h 22c 23h 4a 17a/b 17c 23b 23c 8b Tellskapelle 23g 4b Schattdorf 17e 23e 8c Kapelle St. Antonius 17 a Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit Unterschächen 4d 9e 8d Spiss-Kapelle und Maria Himmelfahrt 8e Totenkapelle 17 b Friedhofkapelle 9g 9c 9f 23f 10c 9d 8f Loretokapelle 17 c Waldbruder-Maria-Hilf-Kapelle 9a 9b 8g Schrannen-Kapelle 17 d Crivellikapelle 20d 17 e Kapelle Maria Einsiedeln, Haldi 20g 8h Wallfahrtskapelle Maria Riedertal 20e 20a/b 8i Beigenkapelle Seedorf 20f 20c 7d 7c 8k Kapelle St. Apollonia, Trudelingen 2a 2c 18 a Klosterkirche St. Lazarus Amsteg5a 7e 5b 7a 8l Kapelle Bruder Klaus, Biel 18 b Pfarrkirche St. Ulrich und Verena 7b 13h 2b Bristen 8m Kapelle St. Antonius und Wendelin Seelisberg 13d 8n Kapelle Maria Heimsuchung 13g 19 a Pfarrkirche St. Michael 13f 25d 13a Erstfeld 19 b Wallfahrtskapelle Maria Sonnenberg 13b 25b 13e 13c 9a Pfarrkirche St. Ambrosius & St. Othmar 19 c Kapelle St. Anna, Volligen 25c 9b Jagdmattkapelle 19 d Schlosskapelle Beroldingen 25a 9c Hofstettenkapelle Silenen 25e 9 d Kapelle St. Leonhard 20 a Pfarrkirche St. Albin 9 e Ort der Besinnung, Autobahn A 2 20 b Totenkapelle 12bGöschenen 9 f Neuapostolische Kirche 12a 20 c Vierzehn-Nothelfer-Kapelle 12c 10b 9 g Kapelle St. Antonius & St. Wendelin Uri 20 d Kapelle St. Ursula, Ellbogen 12d Evangelisch-reformierte Kirchen 20 e Kapelle St. Antonius, Dägerlohn 3b 3a 3d 10 a Ev.-ref. Kirche Altdorf 20 f Bruderhausen-Kapelle 10d 3c 10 b Ev.-ref. Kirche Göschenen 20 g Efi bach-Kapelle 14b 14a 10 c Ev.-ref. Kirche Erstfeld 14c Sisikon 16a/b 16d 10 d Ev.-ref. Talkirche Ursern Realp 21 a Pfarrkirche St. Josef 16c Flüelen 21 b Tellskapelle 16e 11 a Pfarrkirche Herz Jesu Spiringen 11b Alte Kirche St. Georg und Nikolaus 22 a Pfarrkirche St. Michael 11 c Zeissig-Kapelle 22 b Kapelle St. Wendelin, Witterschwanden Göschenen 22 c Kapelle Sieben Schmerzen Mariä 12 a Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt Unterschächen Altdorf Amsteg 12 b Alte Kirche Mariä Empfängnis 23 a Pfarrkirche St. Theodul 1 a Pfarrkirche St. Martin 2 a Pfarrkirche Heilig Kreuz 12 c Kapelle St. Matthias 23 b Kapelle Maria Hilf, Äsch 1 b Ölbergkapelle 2 b Kapelle St. Eligius, Ried 12 d Kapelle zur Schmerzhaften Mutter 23 c Kapelle Bruder Klaus, Klausenpass 1 c Kapelle St. Anna 2 c Wegkapelle Resti 23 d Lourdesgrotte, Unterschächen 1 d Kapelle zum Unteren Heiligen Kreuz Gurtnellen Andermatt 23 e Badkapelle 1 e Zwyerkapelle 13 a Pfarrkirche St. Michael, Dorf 3 a Pfarrkirche St. Peter und Paul 23 f Brunnialp-Kapelle 1 f Kapelle St. Josef 13 b Pfarrkirche St. Josef, Wiler 3 b Kolumbanskirche 23 g Kapelle St. Josef, Ribi 1 g Kuonsche Kapelle 13 c Kapelle St. Anna 3 c Kapelle Maria Hilf 13 d Kapelle Maria Hilf 23 h Kapelle St. Anna, Schwanden 1 h Dreifaltigkeitskapelle 3 d Kapelle St. Wendelin 1 i Kapuzinerkloster zu Allerheiligen 13 e Steibenwaldkapelle Urnerboden 1 k Kapuzinerinnenkloster St. Karl Attinghausen 13 f Fellital-Kapelle 24 a Kirche St. Erhard 13 g Marienkapelle 1 l Kirche Bruder Klaus 4 a Pfarrkirche St. Andreas Wassen 4 b Kapelle St. Onophrio 13 h Kapelle zur Schmerzensmutter 1 m Kapelle Maria Hilf 25 a Pfarrkirche St. Gallus 4 c Kapelle St. Wendelin 1 n Missionshaus Mariannhill Hospental 25 b Kapelle St. Margaretha, Meien 1 o Kollegiums-Kapelle Arni 14 a Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 25 c Kapelle St. Rochus, Husen 1 p Suworow-Kapelle 5a Seekapelle EWA 14 b Kapelle und Pfrundhaus St. Karl 25 d Kapelle St. Johannes Nepomuk 1 q Marienkapelle, Eggberge 5b Kapelle Heilige Muttergottes 14 c Kapelle St. Nikolaus, Zumdorf 25 e Kapelle St. Josef, Wattingen ALTDORF

Pfarrkirche St. Martin Ölbergkapelle Um 1500 wurde das Bauwerk erneuert. Die heutige Kapelle datiert von 1656/57 und wur- de 1661 zu Ehren der heiligen Drei Könige und der Heiligen Johannes, Martin, Erasmus und Fridolin geweiht. Die Ausstattung ist beacht- lich. Einzigartig ist der Zyklus des bedeutenden Mailänder Malers Antonio Busca (1625-1686). Das Hauptbild des Altars zeigt Christus am Ölberg. Ergänzt wird dieses zentrale Ölberg- Thema durch drei weitere Bilder: das letzte Abendmahl, die Gefangennahme Christi und Christus vor Kaiphas. An der Schiffswand über dem Eingangsportal befi ndet sich eine Darstel- lung der Anbetung der Heiligen Drei Könige – möglicherweise ein Werk des einheimischen Malers Theobald Schröter. Die vierzehn Sta- tionentafeln stammen wahrscheinlich vom Bürgler Maler Karl Meinrad Triner. In der Kapelle, die heute als Totenkapelle dient, befi ndet sich das Grab des Waldbru- ders Niklaus Zwyer von der Ribi. Er lebte in der 1a Hinter der Pfarrkirche steht die Ölbergkapelle. nahe gelegenen Ribi und soll sich anerboten 1369 machte eine Frau von Rudenz die Stiftung, haben, mit dem Reformator Ulrich Zwingli in Die Geschichte der Pfarrei St. Martin geht bis ins gotischen Kirche. 1602 beschloss die Gemein- «es solle alle Freitage nach Vesperzeit im Ölberg Zürich eine Feuerprobe zu bestehen. Er starb geläutet werden zu Gedächtnis des bitteren 7. Jahrhundert zurück. Bereits im dritten Viertel de, eine neue Kirche zu errichten. Sie wurde am Leidens und Sterbens unseres Erlösers Jesus im Rufe der Heiligkeit 1546. des 7. Jahrhunderts wurde die erste Kirche ge- 1. Oktober 1606 eingeweiht. Das Gotteshaus Christus». baut. Das belegt das Grab eines alemannischen war reich ausgestattet. Beim grossen Dorfbrand 1b Adligen. Es wurde bei der letzten Renovation der von 1799 wurde die gesamte Innenausstattung Kirche 1969/70 entdeckt und kann heute im Hi- zerstört. Stehen blieben die Steingewölbe des storischen Museum in Altdorf besichtigt werden. Chors und der Sakristei. Sogleich ging man da- Kapelle St. Anna ran, die Kirche wieder in Stand zu stellen. Damit Am Eingang zum Pfarrkirchenbezirk steht Im 9./10. Jahrhundert wurde eine zweite Kirche beauftragt wurde der Baumeister Josef Rey von rechter Hand die St.-Anna- oder Beinhauska- errichtet. Eine dritte Kirche baute man zur Zeit Muri. Unter seiner Leitung entstand ein wunder- pelle. Sie wurde 1595/98 an Stelle einer Vor- der Romanik im 12. Jahrhundert. Zwei Jahrhun- barer klassizistischer Kirchenbau. gängerkapelle von Kirchenvogt Caspar Roma- derte später kam es zum Bau einer grösseren nus Bessler in spätgotischem Stil erbaut. Sie Wer die Kirche betritt, ist überrascht von der Höhe besteht aus einer Ober- und einer Unterkirche. und Weite dieses grossartigen Innenraums. Die Sie wurde 1966 umfassend restauriert. Der Kirchenschatz klassizistische künstlerische Ausstattung ist von Im Pfrundhaus an der Tellsgasse gleich neben hoher Qualität. Vornehm zurückhaltend vereini- Die Oberkirche besitzt eine schlichte, liturgisch dem alten Spittel befi ndet sich das Kirchen- gen sich die kühlen Weiss- und Grautöne mit angepasste Chorpartie und ein einfaches Schiff schatzmuseum. Der Altdorfer Kirchenschatz der Weite des Kirchenschiffs. Der Hochaltar ist mit freier Bestuhlung. Links an der Wand hängt gehört zu den reichsten und kostbarsten der ein Werk des Italieners Carlo Andrea Galetti, die Statue des heiligen Karl Borromäus, rechts ganzen Urschweiz. Er umfasst goldene und diejenige des heiligen Antonius. An der West- silberne Kultgeräte, Kruzifi xe, Reliquien- der während der Arbeiten starb. Seine Söhne schreine und Kerzenstöcke aus der Zeit von Carlo und Antonio vollendeten den Altar. Das wand ist das ehemalige Altarbild – ein Werk 1550 bis ins frühe 19. Jahrhundert. Die Hochaltarbild wurde von Josef Anton Messmer des holländischen Meisters Dionys Calvaert Vielfalt der zu besichtigenden Gegenstände ist geschaffen, von dem auch die Deckenbilder in (1540 – 1619) – zu bewundern. Es stellt die erstaunlich, umso mehr, wenn man bedenkt, der Kirche Schattdorf gemalt wurden. Die gross- Grablegung und Beweinung Jesu dar. dass die Kirche mehrmals ein Raub der Flam- zügig konzipierten Deckengemälde der Altdorfer Die Unterkirche erstreckt sich lediglich auf men wurde. Den Hauptteil der Sammlung Pfarrkirche wurden zwar auch von ihm entwor- bildet eine grossartige Gruppe gotischer Ar- das Langhaus der oberen Kapelle. Den Altar beiten. Ihr Prunkstück ist eine Turmmonstranz fen, doch ausgeführt wurden sie schliesslich schmückt eine stilvolle Pietà. Das Chorgitter des Zürcher Goldschmieds Nikolaus Müller von vom Tessiner Maler Giovanni Battista Bagutti. ist aus 1596 und ein prachtvolles Zeugnis ein- 1511. Renaissance und Barock setzen weitere Das Hauptgemälde zeigt die Aufnahme des hei- heimischen Kunsthandwerks. Es wurde aus Akzente. Ebenso bemerkenswert sind die ligen Martin in den Himmel. Urner Eisen aus dem Maderanertal angefertigt. Messornate und Messgewänder aus kostbaren Gegenüber dem Eingang zur Krypta besagt ein Seidenstoffen mit prächtigen Stickereien. Fast ebenso grossartig wie die Ansicht gegen den Hochaltar ist der Blick zurück gegen die Sinnspruch: «Hie richt Gott nach dem Rechten, Wer den Kirchenschatz besichtigen möchte, Orgel mit dem hochaufstrebenden Orgelpro- die Herren liegent by den Knechten». wende sich an das katholische Pfarramt, das sich gleich neben der Kirche befi ndet. spekt. Geschaffen hat das Werk Anton Carlen von Gluringen. 2d1c ALTDORF

Kapelle zum Unteren Heiligen Kreuz Zwyerkapelle Die Kapelle liegt auf halbem Weg zwischen Altdorf und Attinghausen und wurde 1598/99 von C. R. Bessler erbaut. Der Altar stammt von Theobald Marti, der auch den Altar in der Beinhauskapelle erstellt hatte. Im 17. Jahrhundert erwarb das Grundstück Oberst Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach, ein einfl ussreicher Solddienstunternehmer und Politiker, der 1648 zusammen mit dem Basler Bürgermeister Johann Rudolf Wettstein die Eidgenossenschaft bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden vertrat. 1e Kapelle St. Josef Entlang des Dorfbachs am Fussweg nach Bürglen steht knapp vor der Gemeindegren- ze die Kapelle St. Josef, erstmals 1703 be- legt. 1902 wurde sie nach den Plänen des Schwyzer Architekten Clemens Steiner erbaut. 1927 übernahm der Mariannhiller Missions- verein mit dem Erwerb des Anwesens auch die Kapelle. 1937/38 wurde sie renoviert. Dabei wurde von Josef Heimgartner das Schiff aus- 1d gemalt. Auf dem Bild an der Eingangswand sind links die alte und rechts die neue Kapelle 1629 wütete in Uri die Pest. Da gelobten die Pest mit den jeweiligen Stifterfamilien zu sehen. Altdorfer, zur Abwendung der grausamen Seuche 1976/77 wurde die Kapelle restauriert. dem Pestheiligen und Schutzpatron Sebastian Altdorf besass einst drei Pestkapellen: Die eine Kapelle zu bauen und stets an dessen Kapelle zum Oberen Heiligen Kreuz im Süden, 1f die Kapelle zum Unteren Heiligen Kreuz am Festtag, am 20. Januar, eine Bittprozession zur nördlichen Dorfende und die zwischen Flüelen Kapelle durchzuführen. Bereits 1648 wurde das und Altdorf gelegene Jakobskapelle. In ihnen Kuonsche Kapelle Gotteshaus erstmals umgebaut. Es erhielt eine wurden die Pestheiligen Antonius, Sebastian Die Kapelle liegt auf der ehemaligen Kuon- Vorhalle, und der rechte der Doppeltürme wurde und Rochus verehrt. Bei Seuchengefahr empfahl schen Matte an der Hellgasse, links neben dem abgebrochen. In den folgenden Jahrhunderten man sich ihrer Fürbitte und erhoffte sich so, Hotel Höfl i. 1798 wird das kleine Gotteshaus erlebte die Kapelle mehrere bauliche Verände- vor dem Pestzug verschont zu bleiben. erstmals erwähnt. 1932 malten Erna Schillig, rungen. Sie wurde letztmals 1988/89 umfassend Europa wurde immer wieder von Pestzügen Tochter des damaligen Besitzers der Liegen- restauriert. heimgesucht. Das wohl schlimmste Pestjahr war schaft, und August Babberger das Innere aus. 1348, als in einzelnen Gegenden bis zur Hälfte Bemerkenswert ist vor allem das Wandbild Das Innere der Kapelle ist schlicht. Das Bild des der Bevölkerung dahingerafft wurde. Auch für Hauptaltars zeigt Christus am Kreuz. Es wurde das 16. Jahrhundert sind mehrere Epidemien mit eingesetzten Glasmosaiksteinen der sechs wie dasjenige des heiligen Aloisius am linken Sei- bezeugt. Im 17. Jahrhundert wütete in unseren singenden Engel auf der linken Seitenwand tenaltar vom Nidwaldner Künstler Melchior Paul Gegenden der «schwarze Tod» 1628 bis 1640 von Erna Schillig. Deschwanden geschaffen. Auf dem Hauptbild und 1663 bis 1670. Seither blieb die Schweiz des rechten Seitenaltars ist der heilige Jakobus von der Pest verschont. 1629 starben in Altdorf 1g d. Ä. dargestellt. Das Bild stammt vom Stanser und Flüelen 1800 Personen an der Pest. Kein Alter oder Geschlecht blieb verschont, Reich Dreifaltigkeitskapelle Maler Heinrich Kaiser. Die Altäre sind das Werk und Arm wurde hinweggerafft. Wen wundert‘s, von Ferdinand Köb. dass die Bevölkerung angesichts der brutalen An der Hellgasse auf dem Areal der Dätwyler Holding AG begegnen wir der Wegkapelle, die Früher fanden in der Kapelle Christenlehre und Seuche völlig demoralisiert war. Zufl ucht wurde der Dreifaltigkeit geweiht ist. Sie wird 1709 Religionsunterricht statt. Während des Ersten bei Gott und den Heiligen gesucht. Man rief die Pestheiligen an und ordnete Landeswallfahrten erstmals schriftlich belegt. Ihre Erbauung dürf- Weltkriegs diente sie als Lebensmitteldepot der an. Man schrieb die Pest der ungünstigen Kon- te bis ins späte 17. Jh. zurückreichen und von Gemeinde. 1915 wollten die Reformierten die stellation der Sterne zu oder betrachtete sie als einem Mitglied aus der Altdorfer Oberschicht Kirche erwerben. Seit 1963 wird die Kapelle vor- Geissel Gottes, die über die sündige Menschheit gestiftet worden sein. In den Zwanzigerjahren nehmlich für Gottesdienste der fremdsprachigen gekommen war. Die den Pestheiligen geweihten drohte ihr der Abbruch. Doch 1932 entschied Bevölkerung benutzt. Kirchen sollten Abwehr schaffen. Und reuige Büsserscharen zogen im Land umher und riefen sich der Kirchenrat, die Kapelle zu renovieren. die Bevölkerung zur Umkehr auf. 1h ALTDORF

Kapuzinerkloster zu Allerheiligen Kapuzinerinnenkloster St. Karl

1k Das äussere südliche Ende Altdorfs markierte der Schulbesuch freiwillig und unentgeltlich. in früheren Zeiten ein Kreuz, das besonders 1874 wurde der Unterricht für alle Kinder obli- verehrt wurde. An seine Stelle wurde in der gatorisch. 1900 wurde ein eigener Schultrakt ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Weg- an das Kloster angebaut. Bereits vier Jahre 1i kapelle errichtet. 1611 wurde sie durch einen später erfolgte ein zweiter Erweiterungsbau. Brand zerstört. 1615 – 1616 wurde die Kapelle 1972 wurden erstmals gemischte Klassen Das von weitem gut sichtbar über dem Dorf ge- wieder aufgebaut und den heiligen Karl Bor- geführt. Und 1990 gaben die Schwestern den Die Kapuziner in Uri legene Kapuzinerkloster ist eines der markanten romäus sowie den beiden Pestheiligen Rochus Schuldienst auf. Wahrzeichen von Altdorf und seit jeher ein be- Mit den Kapuzinern verbinden Uri seit Jahrhun- und Sebastian geweiht. Nach dem Bau der Un- Wie viele andere Klöster der Schweiz erlebten liebter Aussichtspunkt. Es wurde 1581 gegrün- derten enge Bande. Im Sommer 1581 stiegen die teren-Heilig-Kreuzkapelle 1629 bürgerte sich ersten Kapuziner über den Gotthard, um sich in auch die Schwestern von St. Karl gegen Ende det und ist die älteste Niederlassung des Ordens der Name zum Oberen-Heilig-Kreuz ein. Altdorf niederzulassen. Sie bezogen ein verlas- des 20. Jahrhunderts einen Nachwuchsman- des heiligen Franziskus nördlich der Alpen. 1799 senes Holzhäuschen neben der Allerheiligen- wurde das Kloster beim verheerenden Dorfbrand 1677 wurde die Kirche den Kapuzinerinnen gel und damit einhergehend eine Überalterung kapelle unter dem Bannwald. Ritter Walter von als Klosterkirche übergeben. Nachdem ihr der Schwestern. Neue Wege wurden gesucht. vollständig zerstört. Der heutige Bau stammt aus Roll und andere einfl ussreiche Persönlichkeiten 1608 in Attinghausen gegründetes Kloster Doch keine der Lösungen befriedigte, so dass dem Jahr 1806. Das Kapuzinerkloster gehört riefen die Kapuziner nach Altdorf, um den der Korporation Uri und wird den Mönchen un- römisch-katholischen Glauben in der Reforma- 1676 einer Brandkatastrophe zum Opfer fi el, sich 2002 die Schwestern schweren Herzens entgeltlich zur Nutzung überlassen. Aus Mangel tionszeit zu stärken. Seit 1688 wird auch die siedelten die 38 Schwestern des Ordens nach entschliessen mussten, ihre Gemeinschaft an Ordensnachwuchs sieht sich die Schweizer Pfarrei Andermatt von den Kapuzinern betreut. Altdorf über, wo sie zunächst bei Bekannten aufzulösen. Die letzte Schwester verliess im Provinz allerdings gezwungen, auf den Sommer Bis 1967 führten sie hier die Sekundarschule. und Verwandten unterkamen. Bereits am 20. November 2004 das Kloster St. Karl. 1735 kamen die Kapuziner ebenfalls als Pfarrer Januar 1677 stimmte die Altdorfer Dorfge- 2009 hin das Kloster zu verlassen. Im Mai 2004 wurde eine Kirchliche Stiftung ge- nach Realp. Aus Mangel an Nachwuchs mussten meinde einer Schenkung der Liegenschaft an gründet. Ihr Zweck ist, die Ziele des bisherigen Die Kirche erlebte in den vergangenen zwei sie 2006 die Pfarrei jedoch aufgeben. Und von die Schwestern zu. Jahrhunderten mehrere einschneidende Erneu- 1683 bis 1841 oblag den Kapuzinern auf dem Frauenklosters auch weiterhin zu verfolgen und erungen. Zum letzten Mal wurde sie im Innern Gotthardpass die Betreuung und Beherbergung Am 24. Mai 1694 zerstörte erneut ein Brand die Klosterräumlichkeiten nach Möglichkeit im der Passanten. 1958/60 vollständig neu gestaltet. Der Architekt das Kloster. Nur die Kirche, die Sakristei und der franziskanischen Sinn zu nutzen. Die Stiftung Moritz Raeber aus Luzern erhielt den Auftrag, Die Kapuzinerinnen liessen sich 1608 in Keller blieben verschont. Auch diesmal wurden verwaltet die Kirche, das Klostergebäude und eine schlichte, dem Bettelorden verpfl ichtete Attinghausen nieder. Nachdem das Kloster 1676 die Nonnen von den Altdorfern unterstützt und das ehemalige Klosterland. vollständig durch einen Brand zerstört worden Ausstattung zu entwerfen. Die Ausschmückung konnten dank ihrer Hilfe ein grösseres Kloster war, siedelten sie sich in Altdorf an. Hier waren errichten. Während der Franzosenzeit 1798/99 Kirche St. Karl der Kirche beschränkt sich im Wesentlichen auf sie bis 1990 im Schuldienst tätig. Reliefs. An der Chorwand ist der verklärte Chris- diente das Kloster als Wachtlokal und Lazarett. Der Chor der Kirche besteht aus einem harmo- Nachdem 2004 das Kapuzinerinnenkloster auf- tus dargestellt, der von jenen Heiligen umgeben Beim fürchterlichen Dorfbrand 1799 blieb es nischen Ensemble von drei Stuckmarmoraltären. gelöst und 2006 der Pfarrer von Realp abgezogen Sie sind von höchster Qualität. Auch wenn sie ist, die in Altdorf hoch verehrt werden. An den unversehrt. Die Klosterkirche und der Innere wurde und auf 2009 auch das Kapuzinerkloster Chor wurden zur Pfarrkirche. Zudem wurden nicht zur gleichen Zeit geschaffen wurden, Seitenaltären fi nden wir links Maria Himmelfahrt in Altdorf aufgehoben wird, verbleibt nur noch bilden sie in ihrer Architektur und Ausstattung und rechts den heiligen Antonius von Padua mit ein einziger Kapuziner im Kanton Uri – der in den Räumen Rats- und Gerichtssitzungen abgehalten. Und auch die Kapuziner fanden eine Einheit. Der Hochaltar ist einer der wenigen einer Schar Hilfsbedürftiger dargestellt. An der Pfarrer von Andermatt. erhalten gebliebenen Altäre des Einsiedler Nordwand ist ein Kreuzweg als fortlaufender hier für sieben Jahre eine Unterkunft. Klosterbruders Caspar Moosbrugger von 1703/04. Fries zu sehen. Die in Gusstechnik hergestell- Als Gegenleistung für das Gastrecht mussten Zur gleichen Zeit dürfte das Chorgitter entstanden ten Reliefs wurden von August Bläsi aus Luzern sich 1677 die Schwestern verpfl ichten, eine sein. Bemerkenswert sind auch vier Wappen- scheiben, die vier Äbte darstellen. geschaffen. Mädchenschule zu führen. 200 Jahre lang war ALTDORF

Kirche Bruder Klaus Kapelle Maria Hilf

1m Die kleine, unscheinbare Kapelle liegt an der Die Kapelle beherbergt mehrere Votivtafeln. Bahnhofstrasse auf der anderen Seite des Sie gehen teilweise bis in die Bauzeit zurück Staatsarchivs. Sie wurde um 1730 von Land- und weisen in lebhaften Bildern auf die wun- ammann Jost Antoni Schmid von Ury gegrün- dersame Hilfe durch die Gnadenmutter hin. det. Schnell entwickelte sie sich zu einer An- 1l dachtsstätte, und das Maria-Hilf-Bild erfreute sich grosser Beliebtheit. Beim verheerenden 1963 wurde das Pfarreirektorat Bruder Klaus Dorfbrand 1799 blieb die Kapelle verschont. errichtet. Die «Filiale» der Pfarrei St. Martin wur- de 1981 selbstständige Pfarrei und ist damit Die Kapelle war längere Zeit im Privatbesitz die jüngste der Urner Pfarreien. 1963 beschloss der Familien Lusser. Der 1996 gegründete die Altdorfer Kirchgemeinde, neben der Mutter- Kapellenverein Maria Hilf beschaffte die fi nan- kirche eine zweite Kirche zu bauen, und zwar ziellen Mittel für Renovation und zukünftigen an der Attinghauserstrasse inmitten des nach Unterhalt und ermöglichte so eine Schenkung dem Zweiten Weltkrieg entstandenen neuen an die katholische Kirchgemeinde Altdorf. Wohnquartiers. Die Pläne für die so genannte Die Kapelle gehört in die Reihe der in Uri häufi g Fastenopferkirche schuf der Zuger Architekt anzutreffenden Wegkapellen, die üblicherwei- Hanns A. Brütsch. se nicht betreten werden können, deren Inne- Die Chorwand der hellen, modernen Kirche res aber durch ein vergittertes Fenster an der Votivtafeln Eingangsfront bewundert werden kann. Be- schmückt eine eindrucksvolle Kreuzigungsgrup- An den Wänden der kleinen Kapelle «Maria Hilf» merkenswert ist der Holzaltar, der um 1740/45 pe. Sie stand früher auf dem Chorbogenbalken hängen eindrucksvoller Votivtafeln. in der 1657 erbauten Ölbergkapelle in Altdorf. geschaffen wurde. Nach der Restaurierung ist der reich verzierte und vergoldete Altar wieder Der Brauch, einem Wallfahrtsort Votivtafeln zu Die Gruppe stammt aus dem zweiten Viertel des schenken, ist seit dem Mittelalter bekannt. Wird in voller Pracht zu bewundern. Das Altarblatt 17. Jahrhunderts und gibt dem sonst recht küh- jemandem vor einem Gnadenbild die Erfüllung len Raum die nötige Wärme. Auffallend ist auch zeigt eine Kopie des Gnadenbilds «Maria Hilf» seiner Bitte gewährt – ob es nun als Wunder Fastenopferkirchen der Tabernakel, der vom St. Galler Künstler Willi mit Passauer Schleier. Die Muttergottes wird bezeichnet wird oder nicht – schenkt er oft Das Fastenopfer der Schweizer Katholiken wurde Buck verziert wurde. Die Tabernakeltür schmü- umgeben von einem Wolkenkranz mit Engels- dem Gnadenbild eine plastische oder gemalte 1961 gegründet. Die religiös-soziale Bewegung cken eine Ähre und Trauben – die Symbole der köpfen. Im Oberblatt befi ndet sich ein Mono- Abbildung dessen, was ihm gewährt wurde: sammelt Geld, um Projekte in der Dritten Welt Eucharistie. gramm der heiligen Maria. eine Krücke für ein geheiltes Beinleiden, ein zu unterstützen. Daneben setzt sie ihre Mittel Herz für ein geklärtes zwischenmenschliches auch für pastorale Aufgaben im Inland ein. In Seit 1970 schmücken eine Bronce-Statue des Auf dem Altar stehen links eine Statue des Problem oder ein volkstümlich gemaltes Bild den Sechzigerjahren wurden mit ihrer fi nanziellen heiligen Bruder Klaus und ein Brunnen den Platz heiligen Wendelin und rechts eine des heiligen von einem überstandenen Unfall. Die Votivtafeln Hilfe in der Schweiz mehrere Kirchen erbaut. Die vor der Kirche. Beide sind ein privates Geschenk Jost. Sie sind aus Lindenholz geschnitzt und sind nicht nur ein eindrückliches Zeugnis tief Bruder-Klaus-Kirche in Altdorf war die vierte Fas- und wurden von Willi Buck geschaffen. wurden um 1760/65 von einem unbekannten empfundener Volksfrömmigkeit. Sie geben uns tenopferkirche im Land und die erste im Bistum Meister geschaffen. Das Standkruzifi x ist auch Einblick in die Sorgen und Nöte früherer Chur. Die Architektur der Fastenopferkirchen ist ebenfalls aus Holz und wurde um 1800 an- Generationen. Sie gelten deshalb als Quellen ersten Ranges, wenn man sich ein Bild über das überall gleich, so dass Kenner ein Gotteshaus gefertigt. Die zwei Kerzenstöcke stammen aus schnell als Fastenopferkirche erkennen. Alltagsleben der einfachen Leute machen will. dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. ALTDORF

Missionshaus Mariannhill, St. Josef Suworow-Kapelle Die Marianhiller haben ihren Namen von Ma- wurden die beiden Urner Gymnasien zu einer Direkt neben dem stattlichen und prächtigsten riannhill, einer Missionszentrale in Südafrika. kantonalen Mittelschule Uri zusammenge- Bürgerhaus Altdorfs, dem so genannten Su- Sie wird 1885 vom Voralberger Franz Pfanner schlossen. Bis 1995 führten die Mariannhiller worow-Haus, an der Hellgasse befi ndet sich gegründet. Schon früh waren Mariannhiller- ein Internat. Heute leben nur noch wenige die reizvolle Kapelle. Sie dürfte um 1730 von Missionare in der Schweiz tätig. Bereits 1887 Ordensleute in Altdorf. Sie sind als Aushilfs- der Familie Jauch erbaut worden sein. Der sendete Abt Franz Pfanner einen Bruder nach priester in der Seelsorge tätig. Grundriss bildet ein leicht unregelmässiges Altdorf. Später fanden die Mönche geistliche Sechseck. Weil die Eingangsseite schwach Aufnahme in Attinghausen. ausgebogen und die Altarseite apsishaft ge- rundet sind, entwickelt sich der Bau zu einem Nach dem Ersten Weltkrieg wollte der Missi- Längsoval – eine Bauform, die für Privatka- onsorden in der Schweiz eine grössere Nie- pellen in Uri und der Innerschweiz sonst nicht derlassung errichten. Nachdem verschiedene bekannt ist. Standorte geprüft worden waren, entschied sich die Ordensleitung für Altdorf. 1927 Die verspielte Kapelle war bis vor kurzem von konnten sie die Josefsmühle an der Grenze einem exotischen Mammutbaum versteckt. zwischen Altdorf und Bürglen erwerben. Man Seit der Baum aus Altersgründen entfernt ist, wollte eine Schule errichten, um Nachwuchs bildet die Kapelle zusammen mit dem Bür- für die Mission heranzubilden. Der Plan liess gerhaus und dem Garten eine harmonische sich aber erst 1933 verwirklichen. Zu Beginn Einheit. Das Kleinod wurde 2008 aussen mussten die Schüler die letzten zwei Klassen renoviert. Die einstigen Inneneinrichtungen im Kollegium Karl Borromäus besuchen. 1964 wurden im Laufe der Jahrhunderte entweder verlieh der Kanton dem Mariannhiller-Gym- ins Herrenhaus gebracht oder nach auswärts nasium das Recht, die kantonale Maturitäts- verkauft. prüfung selber abzunehmen. Im Herbst 1972 Die Kapelle steht im Garten des so genannten Die Aufnahme der Kapelle wurde noch vor Suworow-Hauses. Das mächtige spätgotische Bür- 1n gerhaus mit Treppengiebeln wurde um 1550 von der Renovation gemacht. Nach Abschluss der der in fremden Kriegsdiensten reich gewordenen Renovationen steht die Kapelle vor allem für Familie Jauch erbaut. Im September 1790 bezog Hochzeiten zur Verfügung. Kollegiums-Kapelle der russische General Suworow in dem stattlichen Im Oktober 1906 begann das erste Schuljahr geben und ins Mutterkloster zurückzukehren. Haus für eine Nacht Quartier. 1p des Kollegiums Karl Borromäus. Die Urner Damit ging eine 75-jährige Schultradition zu Landsgemeinde hatte 1902 grünes Licht Ende. für die Führung eines eigenen Gymnasiums Marienkapelle, Eggberge Die Studentenkapelle wurde 1906 an die gegeben. Die Leitung wurde nach langen Die Eggberge sind ein beliebtes Erholungs- Das Innere birgt eine holzgeschnitzte Mut- Rückseite des bestehenden Gebäudes ange- Verhandlungen mit mehreren Ordensgemein- und Wandergebiet oberhalb Altdorf. Auf die tergottesstatue mit dem Jesuskind und den baut. Seit den umfassenden Um- und Anbau- schaften dem Benediktinerkloster Mariastein Sonnenterrasse mit einer herrlichen Aussicht Bauernpatronen Antonius und Wendelin. Der ten der kantonalen Mittelschule am Ende des im Kanton Solothurn übergeben. Als Schul- über den Urnersee und die Urner Bergwelt Altar und der Tabernakel sind das Werk von 20. Jahrhunderts wird die Kapelle auch für gebäude und Internat diente die ehemalige führt eine Luftseilbahn. Die Talstation befi ndet Alois Spichtig aus Sachseln. kulturelle Zwecke benutzt. Sie ist heute nicht Kaserne auf dem «Schächengrund». sich zwischen Altdorf und Flüelen. mehr öffentlich zugänglich. Aufgrund der har- In den Sommermonaten werden hier regel- Aus Mangel an Nachwuchs entschlossen monischen Ausstattung mit dem Hauptaltar, Die Kapelle, die der heiligen Muttergottes mässig an den Sonn- und Festtagen Got- sich 1979 die Benediktiner, auf das Ende des dem Marienaltar links und dem Benediktaltar geweiht ist, wurde im Dezember 1968 ein- tesdienste gefeiert, die von den Älplern und Schuljahrs 1981 die Leitung der Schule aufzu- rechts, verdient die Kirche Beachtung. geweiht. Die Pläne stammen von Josef Utiger. Feriengästen gerne besucht werden.

1o 1q AMSTEG

Pfarrkirche Heilig Kreuz Kapelle St. Eligius, Ried

Der Altar ist das Werk des Urner Bildhauers Lukas 1661 wurde im Ried eine Kapelle zu Ehren Regli. Er hat in Uri vor allem in kleineren Kirchen des heiligen Eligius geweiht. 1777 wurde die und Kapellen Meisterwerke hinterlassen. heutige kleine Kirche gebaut. Eligius ist der Das Altargemälde stellt die Muttergottes mit dem Patron der Schmiede und Fuhrleute – und Jesuskind dar. Der Chor wird vom Schiff durch ein somit auch der Säumer. Hier führte in früheren kräftiges Steckgitter getrennt. Das Eisen stammt Jahrhunderten der Saumpfad über den Gott- von den Windgällen im Maderanertal, wo vom hard durch. 15. bis zum 18. Jahrhundert in mühsamer Arbeit 2a Erz abgebaut wurde. 2b Als Amsteg 1788 eine grosse Feuersbrunst und Paulus. Das Gemälde zeigt die Kreuzigung erlebte, brannte auch die Dorfkapelle nieder. Christi. So wie der Hochaltar heben sich auch Wegkapelle Resti Doch es ging über fünfzig Jahre, bis Amsteg die Seitenaltäre sowie die Kanzel und der Südlich des SBB-Kraftwerks befi ndet sich eine neue Kirche erhielt. Die Pfarrkirche wurde Taufstein im schwärzlichen Schliffmarmor klar am Weg nach Ried die Wegkapelle Resti. Sie nämlich erst 1859/60 erbaut. Baumeister war vom hellen Kirchenraum ab. Von hoher Qualität wurde 1926 von Regierungsrat Franz Loretz Franz Josef Oehri, der aus dem Fürstentum sind auch die verschiedenen Holzarbeiten wie erbaut. In den Zwickeln der Front sind heute Liechtenstein stammte und sich in Amsteg in das Chorgestühl, die Sakristei- sowie die Kir- noch die Stifterwappen Loretz und Walker zu die Tochter des damaligen «Sternen»-Wirts chentüren und die Bankdocken. sehen. Die schlichte Kapelle ist geschlossen verliebte, die er schliesslich auch heiratete. und kann nicht besichtigt werden. Im ge- Sein spätbarocker Stil ist stark von den be- Eine Gemeinde – drei Pfarreien wölbten Innenraum steht ein spätbarockes rühmten Kirchenbaumeistern der Singer und Die Gemeinde Silenen besteht politisch aus den Altarretabel, das aus der alten Kapelle in Int- Purtscher Schule geprägt. 1970/72 wurde drei Filialgemeinden Silenen, Amsteg und Bristen. schi stammt. die Kirche einer umfassenden Renovation Sie ist fl ächenmässig mit Abstand die grösste unterzogen. Urner Gemeinde. Franz Loretz wurde 1862 in Silenen geboren. 1898 verehelichte er sich mit Anna Walker. Er Betritt man die Kirche, wird man vom hellen Silenen, die lang gezogene Streusiedlung, bildet führte neben dem landwirtschaftlichen Hof Innern überrascht. Die Decke zieren vier Ge- mit rund 1100 Einwohnerinnen und Einwohnern die Wirtschaft «Zum Baumgarten», die 1975 mälde, die 1898 vom Stanser Maler Georg die grösste Siedlung. Dann folgt Bristen mit gut 500 und Amsteg mit 400 Einwohnerinnen und abgebrochen wurde. Um einen Parkplatz zu Keyser im spätnazarenischen Stil gemalt wur- Einwohnern. errichten, erwarben die SBB, die das nahe ge- den. Den Hochaltar mit den seitlichen Durch- legene Kraftwerk betreiben, die Liegenschaft. gängen umrahmen die Apostelfürsten Petrus Auch wenn die drei Fraktionen politisch eine Gemeinde bilden, haben die Dörfer bis heute Bei diesem Verkauf ging auch die kleine Ka- ihren eigenständigen Charakter bewahrt. Jedes pelle in den Besitz der SBB über. Dorf führt eine eigene Primarschule. Auch das Vereinsleben wird in den einzelnen Dörfern gross Einmal mehr begegnen wir in Uri einer Kapelle, geschrieben. Strom für die Bahn die auf eine private Stiftung zurückgeht. Franz Bis ins Spätmittelalter bildete die Pfarrei Um die Bahnlinie mit eigenem Strom bedienen Loretz war eine einfl ussreiche Persönlichkeit. Silenen nebst Altdorf und Bürglen eine der drei zu können, bauten die SBB von 1918 bis 1923 Er war begütert und gehörte von 1915 bis Landespfarreien. Die Pfarrei reichte von Silenen das Kraftwerk Amsteg. Zwischen 1993 und 1998 1920 der Urner Regierung als Baudirektor bis nach Göschenen. 1439 lösten sich Wassen wurde das Werk zum grössten Teil erneuert und an. Er starb 1925. Ein Jahr später wurde zu und Göschenen von Silenen ab. 1903 wurden ausgebaut. Es produziert heute im Jahresdurch- seinem Gedenken die Kapelle erbaut. Gurtnellen, Amsteg und Bristen selbstständige schnitt rund 460 Millionen Kilowattstunden Pfarreien. Bahnstrom. 2c ANDERMATT

Pfarrkirche St. Peter und Paul Kolumbanskirche Am nördlichen Dorfausgang steht die alte ka- tholische Talkirche St. Kolumban. Hier befand sich die ursprüngliche Siedlung. Der Turm und das Kirchenschiff stammen aus dem 13. Jahrhundert. Der Chor wurde 1508 eingeweiht und zeugt von der spätgotischen Blütezeit des Hochtals am Gotthard. Besonders sehenswert sind im Innern das gotische Sakramentenhäuschen und der steinerne Ambo aus dem Ende des 16. Jahrhunderts.

Das Wahrzeichen der Kolumbanskirche ist der «schiefe Turm». Seine Grundmauern reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück. 3b Kapelle Maria Hilf Auf einem Hügel oberhalb des Dorfs thront die Wallfahrtskapelle Maria Hilf. Nach einem schweren Winter brachte 1720 der damalige 3a Pfarrer ein Madonnabild an einer Tanne an. Schnell fasste die Bevölkerung Vertrauen zu Die Grundsteinlegung für die imposante Bildhauer Johann und Jodok Ritz. Einzigar- diesem Bild. Vier Jahre später wurde eine Tal- und Pfarrkirche erfolgte am 12. Septem- tig im nördlichen Alpengebiet ist die an der kleine Kapelle gebaut. Um den zunehmenden ber 1601. Als Baumeister wurde Johannes Westwand angebrachte illusionistische, die Pilgerstrom aufnehmen zu können, wurde Schmid bestimmt, der 1583 auch das Rathaus barocke Orgel optisch erweiternde Architek- 1736 eine grössere Kapelle gebaut. 1908 von Ursern erbaut hatte. Bereits 1694 wurden turmalerei. Die Orgel ist ein Werk von Josef wurde sie umfassend restauriert. nach den Plänen des Hospentaler Architekten Bossert aus dem Jahr 1696. Der Taufstein Bartholomäus Schmid der Chor neu gebaut trägt die Jahreszahl 1582 und stand früher in Die bei den Einheimischen beliebte Kapelle und das Langhaus erhöht. 1748 wurde das der Kolumbanskirche. ist das Werk des einheimischen Architekten Langhaus erneut neu gebaut. Nun erhielt die Bartholomäus Schmid, der in Ursern zahl- Im Chor fi nden sich reiche Stuckkartuschen Kirche die heutige Grösse, die seither – abge- reiche kirchliche und weltliche Gebäude er- mit Deckenmalereien von Johannes Danner. sehen von Renovationen – keine wesentlichen richtet hat. Die Malereien im Langhaus schufen Josef Veränderungen mehr erlebte. Heimgartner und Georges Troxler. Sie alle Wer das Innere der Kirche betritt, ist nicht nur wurden 1904 angebracht. 3c über den weiten festlichen Raum, sondern auch über die reiche barocke Ausstattung Kapelle St. Wendelin überrascht. Von besonderer Pracht ist der Die kleine unscheinbare Kapelle aus dem dreistufi ge Hochaltar aus dem Jahr 1716. Er Spätmittelalter steht an der alten Wegscheide, zählt zu den besten Werken der Oberwalliser wo sich die Saumpfade auf die Oberalp und in die Unteralp trennten. Hier wurden jeweils die Bischöfe von Chur und andere hohe Per- Felix und Regula sönlichkeiten, nachdem sie die Oberalp über- Die Pfarrkirche von Andermatt beherbergt in schritten hatten, mit einem Willkommtrunk zwei kostbaren Reliquienschreinen die Häupter begrüsst. der Zürcher Stadtheiligen Felix und Regula. Die beiden Schädel wurden während der Reformation Nachem die Kapelle lange nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt wurde, erhielt sie auf abenteuerliche Art und Weise nach Andermatt Unmittelbar neben der Pfarrkirche steht die Toten- gebracht und so vor der Zerstörung gerettet. kapelle St. Michael. Sie wurde 1643 geweiht. Das nach einer umfassenden Renovation 1983 Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, Innere enthält illusionistische Architektur- und wiederum die kirchliche Weihe. Sie ist dem in dass der Schädel von Felix einem jüngeren Mann Retabelmalereien aus dem Hochbarock. In der Bauernkreisen hochverehrten heiligen Wen- gehörte, der um das Jahr 1000 gelebt hatte. Der Altar nische befi ndet sich eine eindrückliche Pietà delin geweiht. Kopf von Regula besteht aus einem geschnitzten aus dem 17. Jahrhundert. Aus der gleichen Zeit Lindenkopf und Schädelbruchstücken zweier stammen auch die beiden Statuen der Mutter- Häupter aus römischer Zeit. gottes und des heiligen Johannes. 3d ATTINGHAUSEN

Pfarrkirche St. Andreas Kapelle St. Onophrio Die Kapelle steht oberhalb des Dorfes, wo 400 nach dem Vorbild der Wüstenväter in der der Aufstieg zu den Bergheimwesen und zum Einsamkeit. Später wurde er in verschiedenen Surenenpass beginnt. Unmittelbar daneben Anliegen angerufen. In unseren Gegenden gilt fl iesst der wilde Kummetbach – ein Gewässer, er vor allem als Fürbitter bei drohenden Ge- das immer wieder über die Ufer tritt. fahren wie Hochwasser und Überschwem- mungen, bei Seuchen und Trockenheit. Die Kapelle ist einem hierzulande kaum be- kannten Heiligen geweiht. Onophrio lebte um Gut möglich, dass die Kapelle ein Bildstöck- chen ersetzte. 1710 erlaubte der Konstanzer Bischof, auf einem beweglichen Altar die heilige Messe zu feiern. Die heutige Kapelle wurde im frühen 18. Jahrhundert erbaut und 1723 eingeweiht. 1985 wurde das schmucke Gotteshaus restauriert. Die Felderdecke im Innern ist reich mit un- terschiedlichsten pfl anzlichen Ziermotiven bemalt. Bemerkenswert ist auch der Altar mit dem Bild des heiligen Onophrio.

4b

Kapelle St. Wendelin, Waldnacht 4a Die schmucke Kapelle wurde 1931/32 von Die Pläne der Kapelle schuf der Altdorfer Ar- Das Dorfbild von Attinghausen wird von drei Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche erneut den Älplern der Waldnacht gebaut. Die Kapelle chitekt Josef Utiger. Der barocke Altar aus imposanten Bauwerken bestimmt: der Pfarr- vergrössert und im gotischen Stil renoviert. ist dem Bauernheiligen Wendelin geweiht. dem Jahr 1647 stand ursprünglich im See- kirche St. Andreas, der Burgruine der Frei- 1659 liess die Pfarrei die Kirche durch den lisberger Beinhaus. Das Hauptbild zeigt die Die Alp Waldnacht ist einige der wenigen Ur- herren von Attinghausen und dem Schweins- ursprünglich aus dem süddeutschen Raum Pietà, umgeben von den Heiligen Nikolaus von ner Eigenalpen. Sie wird seit dem Mittelalter berg. Sie alle stammen aus dem Mittelalter stammenden Maler Friedrich Schröter neu Mira und Barbara. Flankiert wird der Altar von bestossen. Auf Initiative der Älpler wurde und sind Zeugen der bewegten Zeit zwischen ausmalen. den Bauernheiligen Antonius und Wendelin. 1931/32 die Kapelle gebaut. Sie ist dem hei- dem 11. und 14. Jahrhundert. Gut hundert Jahre später, 1755 – 1760, wur- ligen Wendelin geweiht, der auch im Alpse- Während der Alpzeit dient die Kapelle den Älp- Die ältesten Fundamente der heutigen Pfarr- de die Kirche unter der Leitung des bekannten gen als Schutzpatron der Älpler und Bauern lern, Sennen und Touristen als beliebter Treff- kirche reichen bis ins 11./12. Jahrhundert zu- Baumeisters Caspar Moosbrugger im Stil des angerufen wird. punkt. Anfänglich wurde sie von einer eigens rück. Kurz nach 1200 wurde der romanische Barock umgestaltet. Sie wurde vergrössert, errichteten Stiftung unterhalten. Heute unter- Turm mit den rundbogigen Blendarkaden und erhielt eine Oberkirche mit Orgel, und die go- steht sie der Kirchgemeinde Attinghausen. Schallarkaden errichtet. In der zweiten Hälf- tische fl ache Decke wurde durch ein Tonnen- te des 14. Jahrhunderts wurde die Kirche gewölbe ersetzt. Gleichzeitig verzierte man vergrössert – der beste Beweis dafür, dass das Innere reichlich mit Stuckaturen, Gesim- die Gemeinde immer grösser wurde und an sen, Kapitellen und Lisenen. Die alten Bilder Kapellen im Privatbesitz Bedeutung gewann. wurden übermalt oder gar gänzlich zerstört. Der Unterhalt der Kirchen und Kapellen obliegt Doch bereits 1769 fi el die Kirche einer Brand- heute fast ausschliesslich den Kirchgemeinden. katastrophe zum Opfer. Schnell machte man Caspar Moosbrugger Es gibt nur noch wenige Gotteshäuser, die im sich an den Neubau nach den Plänen von privaten Besitz sind. Dies war im Mittelalter wurde 1656 in Voralberg geboren. 1682 trat er Jakob Signer, und schon 1770 konnte die anders: Der Bau vieler Kirchen und Klöster ging nach einer Steinmetzlehre als Laienbruder in das Kirche bezogen werden. auf private Initiative zurück. Die so genannten Kloster Einsiedeln ein. Schon bald erhielt er be- Eigenkirchen oder Eigenklöster brachten Verdienst deutende architektonische Aufträge, die ihn zum In den folgenden Jahrhunderten wurde die und Einfl uss. Und auch für das Seelenheil war für bedeutendsten Schweizer Barockarchitekten mach- Kirche zwei Gesamtrenovationen unterzogen: den Stifter gesorgt. ten. Seine Hauptwerke sind die Klosterkirchen 1895 wurde das Gotteshaus im Beuroner Stil Ganz anders waren die Motive, die bis vor in Disentis, Fischingen und Muri sowie die Abtei erneuert. 1980 wurde die Kirche wieder in den wenigen Jahrzehnten Älpler und Feriengäste Einsiedeln. Mit der Klosterkirche Einsiedeln schuf ursprünglichen Zustand zurückversetzt. dazu bewegt haben, in der Bergwelt Kapellen er eines der bedeutendsten Werke des Barock. zu bauen. Sie wollten ihren religiösen Pfl ichten Caspar Moosbrugger war auch massgeblich beim auch in den Sommer- und Ferienmonaten nach- Bau einiger Kirchen in Uri beteiligt – so in See- kommen. Bis heute werden in diesen Kapellen an dorf. Er starb 1723 in Einsiedeln. Sonn- und Feiertagen heilige Messen gelesen. 4c ARNI BAUEN

Seekapelle EWA Pfarrkirche St. Idda Auf einem sanften Hügel wenige Meter neben Sie ist eine typische Bergkapelle, wie wir sie Bereits 1360 wird in Bauen eine Kapelle ge- dem See fi nden wir die Seekapelle des Elektri- recht häufi g auf den Urner Alpen antreffen. Sie nannt. Nach alter Überlieferung soll sie neben zitätswerks Altdorf AG (EWA). Sie wurde 1986 besitzt keine Türe und ist nach aussen offen. Maria auch der heiligen Idda geweiht gewesen von Architekt Felix Arnold, Altdorf, entworfen. Ein Gitter schützt den Altarraum. Den schlich- sein. Urkundlich belegt ist das Idda-Patrozini- ten Altar ziert eine Muttergottes-Statue – ein um 1561. Ungewöhnlich für diese Zeit, dass 5a Werk des Flüeler Künstlers Toni Walker. bis in das späte 16. Jahrhundert der Kult der noch nicht heiliggesprochenen Idda fast aus- Im Sommer fi nden hier regelmässig Gottes- schliesslich auf Fischingen im Kanton Thurgau dienste statt. Dies war bereits vor dem Bau der beschränkt blieb. Die heilige Idda lebte im Kapelle der Fall. Der Altar befand sich in einem 12./13. Jahrhundert und war die Frau des grossen Schrank, der für die Messe geöffnet Grafen Diethelm IV. von der Toggenburg. Nach und geschmückt wurde. dem Tod ihres Gatten zog sie sich zurück aus Der Ort, wo die Kapelle steht, hat etwas Mys- der Welt in die Nähe des Klosters Fischingen, tisches an sich. Inmitten wuchtiger Tannen wo sie bis zu ihrem Tod ein gottesfürchtiges lädt die kleine Kapelle zur stillen Einkehr und Leben als Einsiedlerin führte. zum Gebet ein. Bis 1802 gehörte Bauen kirchenrechtlich zu Seedorf. Nach der Erlangung der kirchlichen Der idyllische Arnisee, der in den Sommermonaten Selbstständigkeit wollte man das auch mit ei- Tausende von Wanderern und Erholung Suchende Eine Besonderheit des Kirchenbezirks bildet das ner neuen Kirche zeigen. Zunächst wurde ein anlockt, ist ein Stausee und wurde 1908/1910 von so genannte Plauderdächlein. Der kleine Durch- eigener Friedhof angelegt. Dann ging man an gang mit je einer Sitzbank auf beiden Seiten der Elektrizitätswerk Altdorf AG erbaut. Er sammelt die Errichtung der Kirche, die in Etappen von das Wasser des Leutschach- und Intschialpbachs. diente früher als Treffpunkt der Einheimischen vor und nach der heiligen Messe. Hier wurden die 1808 bis 1812 dauerte. Die Pläne stammten Neuigkeiten ausgetauscht und über Gott und von Bruder Jakob Natter, Peter Müller und die Welt geplaudert. Andreas Infanger. Die Kirche präsentiert sich Kapelle Heilige Muttergottes in schlichtem Spätbarock, der von frühklassi- 5b zistischen Formen beeinfl usst ist. Zeugen tiefster Volksfrömmigkeit Pater Alberik Zwyssig Wer in Uri abseits der Autobahn und des Talbo- dens Erholung und Stille sucht, fi ndet zahlreiche Wohl die wenigsten Schweizer kennen sämtliche Gegenden, die nicht nur landschaftlich einmalig, Strophen des Schweizerpsalms, unserer National- sondern auch weitgehend noch unberührt sind. hymne «Trittst im Morgenrot daher». Und es Sehr oft stösst er dabei auf Bildstöcklein, dürften nicht viele sein, die den Komponisten Weg- und Gipfelkreuze oder kleine Kapellen. Sie kennen. Es ist Pater Alberik Zwyssig. Er wurde zeugen von dem einst tief verwurzelten Glauben am 17. November 1808 in Bauen geboren. 1821 der Urnerinnen und Urner an Gottes Allmacht. kam er als Schüler ins Zisterzienserkloster nach Sie luden nicht nur ehrfurchtsvoll zum Gebet und Wettingen, wo er später auch eintrat. Er wirkte zur stillen Einkehr ein. Von ihnen erhofften sich dort als Priester, Lehrer und Sekretär des Abts unsere Vorfahren auch den Schutz und Schirm sowie als Kapellmeister. vor Lawinen, Steinschlag und Hochwassern. Nach der Aufhebung des Klosters mussten die Sie sollten zudem das Vieh und die Älpler und Mönche 1841 den Kt. Aargau verlassen. Es folgten Sennen vor Krankheiten und Unfällen bewahren. Jahre der Wanderschaft. 1854 fanden sie schliess- Kurz: Man stellte die Gegend und die Leute lich im vorarlbergischen Mehrerau Gastrecht. unter den Machtschutz Gottes und war sich der Pater Alberik Zwyssig schuf zahlreiche geistliche schützenden Hand Gottes sicher. und weltliche Kompositionen. Sein berühmtestes Wir heutige Menschen haben diesen vertrauenden Werk ist zweifellos der Schweizerpsalm. 1901 2002 hat die Elektrizitätswerk Altdorf AG, in Glauben grösstenteils verloren. Für uns sind erhielt Alberik Zwyssig in Bauen in der Nähe 6a deren Besitz die Kapelle war, diese der Kirch- die kleinen Kapellen, Bildstöcklein und Kreuze der Kirche ein Denkmal. Unmittelbar dahinter gemeinde Amsteg geschenkt. meist nur noch Zeugen einer längst vergangenen befi ndet sich das so genannte Zwyssighaus, Die Pfarrkirche von Bauen besitzt ein Kleinod Zeit. Wir vergessen dabei nur allzu gern, dass wo Alberik Zwyssig auf die Welt kam und seine sakraler Kunst: das Hochaltarbild von Johann sie unseren Vorfahren weit mehr waren: in Stein Jugendjahre verbrachte. Michael Feichtmayer. Forschungen haben er- Die Kapelle zu Ehren der heiligen Muttergot- erbaute Zeichen tiefsten Glaubens, der ihnen geben, dass das Altarbild wohl ursprünglich tes befi ndet sich auf Arni in einer Waldlich- Trost, Sicherheit und einen festen Halt in einem für die St.-Idda-Kapelle in Fischingen be- tung, etwas oberhalb des Wanderwegs nach wahrlich nicht immer leicht zu bewältigenden stimmt gewesen war. Nachdem dort 1708 die Gurtnellen. Die Wegkapelle wurde 1885 in Alltag gewährte. Altarkonzeption geändert worden war, hatte Fronarbeit erstellt. Nach der vor einigen Jah- man für das Bild keine Verwendung mehr. ren erfolgten Renovation wurden stirnseitig Malereien aufgetragen. Sie zeigen zwei be- Johann Michael Feichtmayer malte 1706 das tende Engel. Bemerkenswert sind zudem die Gemälde. Es stellt die heilige Idda dar, wie sie rot bemalten und laubgesägelten Trauf- und auf ihrem Kirchgang dem Hirschen mit dem Ortverkleidungen. Licht tragenden Geweih begegnet. BRISTEN

Pfarrkirche Maria vom Guten Rat Kapelle Heilig Kreuz, Maderanertal Die auf einem kleinen Hügel südöstlich des im Jahre 1864 erbauten Hotels gelegene Kapelle wurde vom Schwyzer Architekten Joseph Blaser entworfen und 1886/87 er- baut. Eingeweiht wurde sie allerdings erst im Juli 1888. Da es sich anfänglich vorwie- gend um englische Gäste handelte, die in dem für damalige Verhältnisse grosszügig ausgebauten Hotelkomplex auf der Balmen- egg ihre Sommerferien verbrachten, wurden bis zum Ersten Weltkrieg in diesem reizvoll ausgestatteten Kleinod auch anglikanische Gottesdienste gefeiert. Die Kapelle wurde im Laufe der Jahre mehr- mals renoviert, zum letzten Mal 1997. Dabei wurde die Eternitschieferbedachung durch originalgetreue Lärchenschindeln ersetzt. Im 7a Innern wurden der Hochaltar mit dem Altarbild sowie der Seitenaltar restauriert und ein neuer 1782 wurde Bristen eine eigenständige Adolf Gaudy und der Beuroner Barock Zelebrieraltar angeschafft. Eigentümerin der Kaplanei. Im gleichen Jahr wurde auch mitten Kapelle ist die Hans Z’graggen-Stiftung mit im Dorf die Kapelle zu Ehren der Muttergottes Adolf Gaudy (1872–1956) zählte bis in die Sitz in Altdorf. Sie unterstützt Umweltprojekte gebaut. Dreissigerjahre des 20. Jahrhunderts zu den erfolgreichsten Schweizer Architekten. Er plante, im Maderanertal und in den umliegenden Am Ende des 19. Jahrhunderts machte man baute und renovierte rund hundert Kirchen, Tälern. sich in Bristen immer mehr Gedanken über Dutzende von Schulhäusern, Bankgebäuden und den Bau einer neuen, grösseren Kirche. Im Villen. Und dennoch ist er heute weitgehend Mai 1906 war es endlich so weit: Die Kirch- vergessen. Die Zeit hat ihn überholt und fast in 7c gemeinde unterstützte einstimmig den Antrag Vergessenheit geraten lassen. Viele seiner Kirchen wurden umgestaltet, verstümmelt und purifi ziert. des Kirchenrats, Mittel und Wege für einen Kirchenneubau zu fi nden. 1908 erhielt der Doch seit einiger Zeit erlebt sein Baustil, der Kapelle Bruder Klaus, Golzern damals bekannte Architekt Adolf Gaudy aus so genannte Beuroner Barock, eine Wieder- und In Hinterbristen führt eine Seilbahn zur Son- Neuentdeckung. Bis ins späte 19. Jahrhundert Rorschach den Auftrag, eine neue Kirche nenterrasse Golzern, von wo man in einer galt der Barock als überholte Stilrichtung. Beliebt noch weitgehend unberührten Berglandschaft für 400 Personen zu planen und die Kosten waren die Antike und das Mittelalter. Kurz vor zahlreiche Wanderungen unternehmen kann. zu berechnen. Der erste Kostenvoranschlag der Jahrhundertwende wurde der Barock immer betrug nicht ganz 200 000 Franken – eine mehr hoffähig. Grosses Vorbild wurde dabei die Beim Golzernsee liegt auf einer leichten An- Summe, die den Bristnern zu hoch erschien. Beuroner Kunst – ein im Kloster Beuron ent- höhe die von weitem sichtbare Bergkapelle Schliesslich einigte man sich auf einen Betrag wickelter Stil, der sich bewusst von den süss- zu Ehren des Bruder Klaus. Sie wurde 1948 von 160 000 Franken. lichen Schöpfungen des Kunstgeschmacks des erbaut. Hier fi nden in den Sommermonaten 19. Jahrhunderts absetzte. fast jeden Sonntag Gottesdienste statt, die Bereits 1911 war die Kirche bezugsbereit, Adolf Gaudy hinterliess auch in Uri seine Spuren. von den Feriengästen und den Älplern gerne und zwei Jahre später erfolgte die eigentliche Er schuf die Pläne für die Gotteshäuser in Bristen besucht werden – nicht zuletzt deshalb, weil Weihe. 1980 – 82 wurde die Kirche umfas- sowie in Gurtnellen (St. Josef) sowie für die man dann wieder einmal Verwandte und Be- send renoviert. Kapelle auf dem Klausenpass. kannte trifft. 7d Kapelle St. Anton, Vorderbristen Kapelle St. Josef, Frentschenberg Nach einer kurvenreichen Fahrt von Amsteg Frentschenberg liegt am nördlichen Hang nach Bristen begegnet man in Vorderbristen oberhalb von Bristen. Hier ging früher der der kleinen Kapelle St. Anton. Von hier aus steile Weg von Bristen nach Amsteg vorbei. weitet sich der Blick in die grossartige Berg- Die St.-Josefs-Kapelle ist nachweislich das landschaft. Leider präsentiert sich das heutige älteste Gotteshaus in Bristen. Im Giebel der Innere der Kapelle äusserst karg. Die einstige Vorfront ist die Jahrzahl 1668 zu lesen. Das reiche Ausstattung wurde bereits im 19. Jahr- Innere birgt ein schmuckes Altärchen im hundert lieblos «entsorgt». Renaissancestil. 7b 7e BÜRGLEN

Pfarrkirche St. Peter und Paul Tellskapelle Unterhalb der Pfarrkirche, am alten Fussweg weise wollte man mit dem Bau einer Kapelle nach Altdorf, befi ndet sich die Tellskapelle. die Wertschätzung Tells vorantreiben. Sie wurde 1582 vom späteren Landammann Bei der Renovation der lieblichen Kapelle im Peter Gisler an der Stelle errichtet, wo angeb- Jahr 1949 wurden die Fresken entdeckt. Sie lich Wilhelm Tell wohnte. Wilhelm Tell wurde stammen sehr wahrscheinlich von Heinrich bekanntlich nie heiliggesprochen. Möglicher- Gessner – einem Maler, der ursprünglich aus Einsiedeln stammte und 1622 in Bürglen ver- starb. An der Aussenwand erblicken wir den Pestheiligen Rochus sowie die Heiligen Wil- helm und Sebastian, den bis heute in Schüt- zenkreisen hochverehrten Märtyrer-Patron. Darunter sind Wilhelm Tell und Bruder Klaus zu erkennen. Im Innern wird die Geschichte Wilhelm Tells erzählt. Die Bilder zählen zum ältesten erhaltenen Zyklus über Wilhelm Tell. An der Rückwand über dem Altar mahnt eine Uhr die Eidgenossenschaft zur Einheit. Neben der Kapelle erinnern der malerische Dorfbrunnen mit der 1786 von Josef Benedikt Curiger geschaffenen Tellstatue und dem im alten Meierturm untergebrachten Tellmuseum daran, dass Wilhelm Tell in Bürglen seinen Wohnsitz hatte und hier 1354 angeblich bei der Rettung eines Kindes im wilden Schächen ertrank. 8a 8b

Bürglen, am Eingang des Schächentals gele- Die heutige Kirche wurde 1682 – 84 gebaut. Kapelle St. Antonius gen, wird erstmals 857 urkundlich erwähnt. Die Pläne stammen von Pfarrer Johann Jacob Dort, wo der Weg von der Pfarrkirche in die König Ludwig der Deutsche schenkte die Scolar, der auch die Klosterkirche in Seedorf Kantonsstrasse führt, steht die Antonius-Ka- Kapelle in Bürglen samt allem, was dazu ge- entworfen hatte. Wer die Kirche betritt, wird pelle. Sie wurde im 17. Jahrhundert errichtet hörte, dem Priester Berold als lebenslängliche von der lichtvollen Weite und der Pracht der und dem bis heute in katholischen Kreisen Pfründe. Aus dieser Zeit stammt die noch Ausstattung überrascht. Die frühbarocken sehr beliebten Volksheiligen aus Padua ge- heute bestehende Krypta. Das zweite Gottes- Stuckaturen stammen aus der Bauzeit. weiht. Er ist auf dem Altarbild zusammen mit haus wurde im 13. Jahrhundert im roma- Der Blick wendet sich unweigerlich zum Chor dem Jesuskind dargestellt. Der heilige Antoni- nischen Stil errichtet. Ein Zeuge dieser Epoche mit der Kuppel und dem mächtigen Hochaltar. us wird vor allem dann angerufen, wenn man ist der Glockenturm. Im 15. Jahrhundert wur- Links und rechts sind die Kirchenheiligen Pe- etwas verloren hat. Dafür entrichtet man ihm de im gotischen Stil die dritte Kirche erbaut. trus und Paulus platziert. In der Mitte befi ndet einen Obolus, der wiederum den Notleidenden Davon erhalten geblieben ist die Sakristei. sich die blaugrundierte Nische mit der Reliquie zugute kommt. des heiligen Maximus. Sie ist meist hinter dem 8c Der mittelalterliche Turm grossen Altarbild verborgen – einem Werk des Luzerner Künstlers Josef Balmer aus dem Wohl keine andere Urner Kirche wird derart Jahr 1873. Die Seitenaltäre standen früher in Spiss-Kapelle vom Turm geprägt wie diejenige von Bürglen. Der Spiss liegt am sehr sonnigen nördlichen Er erhebt sich majestätisch auf der Nordseite der Kapelle im Riedertal und kamen 1937/38 Hang oberhalb von Bürglen. Auf dem Weg zur zwischen Schiff und Chor. Er stammt aus dem in die Pfarrkirche. Die Deckengemälde wur- Mittelalter. Auffallend sind auf der Dorfseite den um 1800 geschaffen. Eine Eigenart bildet Kapelle kommt man im unteren Spiss im stei- die alten Fresken, die intarsienartig vom neuen die bei der letzten Renovation (1996) wieder len Wald an einer Lourdes-Grotte vorbei. Die Verputz umgeben sind: der heilige Christophorus, entdeckte Chororgel von Victor Ferdinand Spiss-Kapelle wurde 1648 erbaut. Sie geht Patron der Reisenden und Beschützer vor einem Bossart aus dem Jahr 1756. auf ein Gelübde von zwei Soldaten zurück, die jähen Tod. Darüber erkennen wir Wilhelm Tell unversehrt aus französischen Kriegsdiensten mit seinem Sohn Walter auf der einen und einen Der unmittelbar neben der Kirche gelegene nach Hause kehrten. Deshalb wird sie auch Landsknecht auf der anderen Seite. Gekrönt Friedhof besitzt zwei kleine Kapellen, die 1693 «Franzosen-Chäppeli» genannt. Sie wurde wird das Bild mit dem stolzen Spruch «Gott und von Johann Jacob Scolar erbaut wurden. Das 1984 restauriert und mit einem Flügelaltär- Fryheit». Über den Fensteröffnungen thront der Beinhaus birgt einen spätgotischen Flügel- chen versehen, das einst im Riedertal stand. kaiserliche Doppeladler als Symbol der Reichs- altar, die Ölbergkapelle eine spätgotische freiheit des alten Landes Uri. Ölberggruppe. 8d BÜRGLEN

Totenkapelle Wallfahrtskapelle Maria Riedertal Wenige Schritte vom Dorfplatz entfernt be- fi ndet sich die Totenkapelle. Sie wurde 1981 eingeweiht. Das Innere birgt ein Osterbild des Künstlers Hans Schilter. Es zeigt, wie der auf- erstandene Jesus die Toten zu neuem Leben ruft. Hans Schilter lebte von 1918 bis 1988 als frei schaffender Künstler in Goldau. Er zählt zu den bedeutendsten Malern der Innerschweiz. Bekannt wurde er mit seinen Wandbildern und Scheibenzyklen.

8e Loretokapelle Am Pilgerweg ins Riedertal steht die Loretoka- 15. Jahrhundert verehrt. Über der westli- pelle. Sie wurde 1659/61 gebaut als getreue chen Tür befi ndet sich eine ausdrucksstarke Nachbildung des Wohnhauses der heiligen Kreuzigungsgruppe. Familie, das nach einer alten Legende von Die obere Kapelle besitzt an den Seitenwän- Engeln aus Nazareth nach Loreto bei Anco- den Bruchstücke alter Votivbilder nach dem na übertragen wurde. Die Kapelle wurde von Vorbild jener von Loreto. Aus spätgotischer Rudolph Loy gestiftet, einem Flüchtling und Zeit stammt die schwarze Madonna. Über dem 8h Priester aus dem Elsass. Holzgitter stellen prachtvolle Barockstatuen Die Kapelle ist zweigeteilt. In der unteren Ka- die Verkündigungsszene dar. Die Kapelle wur- Auf einem Stationenweg gelangt man nach pelle wird eine Muttergottesfi gur aus dem de 1959 stilgerecht restauriert. einem einstündigen Fussmarsch zum ältesten Wallfahrtsort in Uri. Für Gehbehinderte ist eine Zufahrt möglich. Die Kapelle zur schmerz- haften Mutter steht einsam am Waldrand. Ihr Äusseres ist einfach und wirkt behäbig. Ihr Bau stammt in der heutigen Form aus dem Jahr 1535. Bis 1645 wurde das Gotteshaus mehrmals vergrössert. Umso erstaunter ist man, wenn man die Ka- pelle betritt. Über und über sind die Decke und Wände des Kirchenschiffs mit Malerein aus der Renaissancezeit bedeckt. Der Chor ist der schönste noch vollständig erhaltene gotische Innenraum Uris. Er besitzt ein prachtvolles Rippengewölbe – ein Meisterwerk mittelalter- licher Steinmetzkunst. Mittelpunkt des Chor- Schiff aus der Renaissance raums ist das in seiner Schlichtheit ergreifen- Aus der Zeit der Renaissance stammt das Schiff. 8f de Gnadenbild der schmerzhaften Mutter. Die Es wird überspannt von einem weiten Tonnen- Pietà wurde um 1340/50 von einem unbe- gewölbe, auf dem sich ein einziges gewaltiges Schrannen-Kapelle kannten Künstler geschaffen. In strenger Gemälde befi ndet – eine Darstellung des Himmels Auf dem wildromantischen Weg ins Riedertal Würde sitzt die Gottesmutter da, hoch aufge- mit Engeln und Heiligen, die um ein mächtiges richtet. Auf ihrem Schoss hält sie liebevoll den Kreuz gruppiert sind. Auf der Rückwand ist das steht zu Beginn des Riedertaler Waldes die jüngste Gericht dargestellt. Die Seitenwände Schrannen-Kapelle. Sie birgt eine Kopie des Leichnam ihres Sohnes, der so klein darge- zeigen Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu. berühmten Maria-Hilf-Gemäldes von Lucas stellt wird, als wäre er noch ein Kind. In den Stichkappengewölben fi nden wir Darstel- Cranach aus dem 17. Jahrhundert. Hierher Die Seitenaltäre stammen aus der Zeit kurz lungen der törichten und klugen Jungfrauen und pilgerten früher die Urnerinnen und Urner, nach 1500. Das Chorgitter wurde um 1600 links und rechts des Chorbogens Mariä Verkün- wenn sie unter Hautausschlägen, unreinem digung. Die Ausmalung der Wallfahrtskapelle ist geschmiedet. Die Wände zieren zahlreiche das Werk von Heinrich Gäsner und Felix Schröter Blut, Ausschlägen oder Furunkeln und ähn- Votivtafeln, die teils bis ins 17. Jahrhundert lichen Krankheiten litten. um 1600. Der Kunsthistoriker Adolf Reinle hat zurückreichen. den Innenraum als «Sixtina des Kantons Uri» Die Muttergottes der Riedertaler-Kapelle wird bezeichnet. bis heute von vielen Urnern und Urnerinnen 2003 wurde die Riedertal-Kapelle kunstgerecht 8g um Hilfe und Trost angefl eht. restauriert. BÜRGLEN

Beigenkapelle Am steilen Weg zum Rietlig stossen wir auf die Beigenkapelle aus dem 17. Jahrhundert. In ihr fi nden sich neben alten Votivtafeln aus- drucksvolle Statuen der Muttergottes, der Kir- chenpatrone Petrus und Paulus sowie der bis heute hochverehrten Bauernheiligen Antonius und Wendelin. 8i Kapelle St. Apollonia, Trudelingen An der Klausenstrasse bei Trudelingen be- fi ndet sich das «Zändwee-Chäppeli», wie es der Volksmund seit jeher liebevoll nennt. Es ist der heiligen Apollonia geweiht, die als Patronin gegen das Zahnweh verehrt wird. Die Kapelle birgt ein Muttergottesbild aus der Renaissancezeit. 8k Kapelle Bruder Klaus, Biel Hinter Bürglen führt eine Seilbahn auf die Sonnenterrasse Biel – im Sommer Ausgangs- punkt herrlicher Bergwanderungen, im Win- ter ein Skiparadies für Klein und Gross. Hier wurde 1969 in Fronarbeit eine stattliche Berg- kapelle errichtet und dem heiligen Bruder Klaus geweiht. 8l Kapelle St. Antonius und St. Wendelin, Chinzig Chulm Auf dem Chinzigpass, dem Übergang vom Schächental ins Muotatal, befi ndet sich eine kleine Kapelle. Sie wurde 1924 auf Initiative der Älpler und Sennen gebaut und den Bau- ernheiligen Antonius und Wendelin geweiht. Die Ausmalung stammt vom bekannten Urner Künstler Heinrich Danioth. 8m Kapelle Maria Heimsuchung, Galtenebnet Das Urner Gebiet zieht sich weit über die Wasserscheide ins Bisistal hinab. Aus diesem Grund gehört die für ihren Alpkäse bekannte Alp Galtenebnet zu Bürglen. Sie ist vom Bisis- tal über eine raue Bergstrasse oder vom Chin- zig Chulm in zweieinhalb Stunden erreichbar. Die Berkapelle Maria Heimsuchung wurde 1981 eingeweiht. 8n ERSTFELD

Pfarrkirche St. Ambrosius und St. Othmar Jagdmattkapelle Nach der Legende soll ein heidnischer Jäger einen stattlichen Hirsch durch unbewohnte Einöden verfolgt haben. Plötzlich wandte sich das Tier dem Jäger zu. Da erblickte dieser im Hirschgeweih ein Tuch mit dem Antlitz Christi. Sogleich bekehrte sich der Jäger zum Christentum und errichtete an dem Ort der wunderbaren Erscheinung eine Kapelle. Die Gründungslegende ist auf dem Frontbild im Vorzeichen dargestellt. Erstmals erwähnt wird die Jagdmattkapelle 1339. Schon früh erhielt sie den Rang einer Landeswallfahrtskapelle. Immer am 25. April, dem Markustag, pilgerten Behörde und Volk von Uri zur Jagdmattkapelle, wo nach der kirchlichen Feier auch eine Bezirksgemeinde abgehalten wurde. Hier wurden die Traktan- den vorberaten, die dann eine Woche später an der Landsgemeinde endgültig verabschie- det wurden. Auf dem Vorplatz wurde am 26. April 1799 auch beschlossen, den Kampf mit den Franzosen aufzunehmen, der mit einer blutigen Niederlage der Urner endete. Die Kapelle zählt zu den bedeutendsten Kir- chen Uris. Sie wurde 1637/38 durch Tes- siner und italienische Bauleute erbaut. Das 9a Innere wirkt seit der letzten Restaurierung (1978/80) wieder einheitlich und grosszügig. Es zeigt den originalen Zustand der Bauzeit – Zu Ehren der Götter Die Kirche wird erstmals 1318 erwähnt. In den darauf folgenden Jahrhunderten erlebte bereichert mit Ausstattungsstücken, die Über die engen Landesgrenzen hinaus bekannt die Kirche mehrere Ausbauten, Erneuerungen hauptsächlich aus der Renovationszeit von wurde Erstfeld 1962, als zwei italienische Gast- und Überarbeitungen. Im Jahr 1870 wurde 1790/91 stammen. Die Deckenbilder sind arbeiter zufällig bei Bauarbeiten im vorderen ein Werk von Karl Meinrad und Franz Xaver Teil des Lochertals auf der rechten Talseite vier die Pfarrkirche abgebrochen. 1872 wurde die neue Kirche, nachweisbar die dritte Erstfelds, Triner. Hans Peter Kluser schuf den Hochaltar wertvolle goldene Hals- und drei Armringe aus aus dem Jahr 1689. Die Bilder sind von Karl der Keltenzeit um 400 v. Chr. entdeckten. eingeweiht. Baumeister dieser neuen Kirche war der Liechtensteiner Josef Spalt, der sie Leonz Püntener (1667–1720), der auch das Die mit einer reichen Ornamentik versehenen Wandbild an der westlichen Seitenfront des Schmuckstücke sind heute im Landesmuseum in nach den Plänen von Ludwig Isidor Sutter Telldenkmals in Altdorf schuf. Zürich zu bewundern. Im Historischen Museum schuf. in Altdorf befi nden sich getreue Reproduktionen 1956 – 58 wurde die Kirche durchgreifend 9b aller sieben Goldringe. Fachleute bezeichnen die Ringe als bedeutendsten Fund aus der Keltenzeit, renoviert. Dafür verantwortlich zeichnete der der je in der Schweiz gemacht worden ist. Schwyzer Architekt Josef Steiner. Er verlänger- Hofstettenkapelle Anfänglich meinte man, ein von Räubern ver- te das Kirchenschiff, baute einen neuen Chor, folgter Händler hätte den Goldschmuck in und auch der Turm wurde völlig neu errichtet. Auf einem durch Murgänge gebildeten Schutt- aller Eile im Boden vergraben. Heute geht man Im Rahmen der Renovation weichen mussten fächer nördlich von Erstfeld steht die kleine davon aus, dass die wertvollen Goldringe eine auch das Hochaltarbild von Josef Heimgartner Kapelle, die der schmerzreichen Muttergottes Opfergabe an eine keltische Gottheit gewesen und die Seitenaltäre von Paul Melchior von De- geweiht ist. Sie wurde um 1800 gebaut und sein müsse. schwanden. Heute zieren die beiden Seitenal- zog bald viele Gläubige an. In der Kapelle Die Ringe sind in Uri die ältesten Zeugen eines täre zwei Barockstatuen (Maria mit dem Kind wurde auch die heilige Apollonia verehrt, die Glaubens an eine höhere Macht. Im 7. Jahrhun- und Antonius der Einsiedler) aus der Werkstatt als Nothelferin gegen Zahnweh gilt. Der Volks- dert wurde die alemannische Schweiz nach und des Johann oder des Jodok Ritz. Sehr wertvoll mund nannte die Kapelle deshalb bald auch nach christianisiert. Doch bis tief ins Mittelalter, ist auch das grosse Kruzifi x an der rechten liebevoll: «Zändwee-Chäppeli». 2003 wurde ja bis in die Neuzeit hinein wurde das Denken Seitenwand aus dem 16. Jahrhundert. die Kapelle, nachdem sie bei einem Unwetter und Fühlen der Urnerinnen und Urner von uralten Schaden erlitten hatte, restauriert. magischen Vorstellungen bestimmt. Der Urner Das Historische Museum in Altdorf besitzt eine Arzt und Volkskundler Eduard Renner hat diese Kostbarkeit aus der ehemaligen Pfarrkirche Welt in seinem Buch «Goldener Ring über Uri» von Erstfeld: eine frühgotische Statue des meisterhaft dargestellt. Dorfpatrons Ambrosius aus Holz. 9c ERSTFELD

Kapelle St. Leonhard Neuapostolische Kirche Dicht an der , am alten Gotthardsaum- St. Leonhard war Einsiedler und lebte im weg, steht die Wegkapelle St. Leonhard. Die 6. Jahr hundert. Er wurde als Patron der Säu- Seit 1932 besteht in Erstfeld die Gemeinde kleine Kirche dürfte um 1490 erbaut worden mer und Reisenden früher hoch verehrt. Vor der Neuapostolischen Kirche. Die Glaubens- sein. Sie wurde 1993/94 renoviert. Sie war einiger Zeit hat ihn der heilige Christophorus gemeinschaft beruft sich auf das Urchristen- lange Zeit im Privatbesitz und ging um 1700 verdrängt, der als Schutzpatron der Autofah- tum, auf die Zeit eben der Apostel. Die Heilige an die Pfarrei über. Sie beherbergt im Innern rerinnen und -fahrer gilt. Schrift und das zeitgemäss geistgewirkte zwei kostbare spätgotische Statuen von den Wort bilden gemeinsam die Grundlage der beiden Heiligen Leonhard und Markus. Lehre. Sie ist darauf ausgerichtet, den Erlö- sungsplan Gottes zu verkünden und gläubige Menschen auf die verheissene Wiederkunft Christi vorzubereiten. Die Neuapostolische Kirche ist klar gegliedert. Die Gemeinde Erstfeld gehört zum Bezirk Lu- zern. Das Zentrum des kirchlichen Lebens sind die einzelnen Gemeinden, wo das Wort Gottes verkündet wird. Heute bekennen sich weltweit rund 11 Millionen Menschen zum neuapostolischen Glauben. 1944 errichtete die neuapostolische Kirche in Erstfeld an der Leonhardstrasse eine Kapelle. 1981 wurde der Kirchensaal modernisiert und eine Aussenrenovation vorgenommen. Heute fi nden jeden Sonntag (9.30 Uhr) und am Don- nerstag (20.00 Uhr) Gottesdienste statt. 9f 9d Kapelle St. Antonius und St. Wendelin, Ort der Besinnung, Autobahn A2 Blackenalp Eine Wegkapelle aus heutiger Zeit ist der Ort Auf einer kleinen Krete über dem Stierenbach der Besinnung bei der Gotthard-Raststätte an steht die Bergkapelle St. Antonius und St. der A2. Sie ist das Werk des Kantons Uri Wendelin. Das Kirchlein dürfte am Ende des und zahlreicher Spenderinnen und Spender. Mittelalters oder zu Beginn der Neuzeit gebaut Sie ging 1996 aus einem Projektwettbewerb worden sein. Die architektonische Grundform hervor, den das Architekturteam Pascale Gui- der Kapelle weist auf die Gotik. Aus dieser gnard und Stefan Saner gewann. Zeit stammen auch die Figuren der Heiligen Das Äussere präsentiert sich als einfacher Ku- Antonius und Laurentius, die sich heute im bus. Schlicht und einfach ist auch das Innere. Pfarrhaus bzw. in der Pfarrkirche befi nden. Allein die Fenster sind es, die eine geradezu Das erste Glöcklein stiftete das Kloster En- mystische Atmosphäre schaffen. gelberg – eine freundnachbarliche Geste, die nicht selbstverständlich ist, befanden sich doch Uri und das Kloster über Jahrhunderte im teilweise heftigen Streit wegen der Besitz- verhältnisse der Alpen jenseits der Surenen. Nachdem die Kapelle mehrmals restauriert worden war, erlebte sie 2004/05 die letzte umfangreiche Renovation. Bauernheilige Nach längeren Verhandlungen einigte man Die beiden Heiligen Antonius und Wendelin sich 1929, dass die Kirche zum Verwaltungs- zählen zu den beliebtesten Heiligen der bäuer- gut der Kirchgemeinde Erstfeld geschlagen lichen Bevölkerung. Sie werden auch im Betruf wurde. Die Korporation Uri und die Surener um Schutz und Schirm der Alpen, des Viehs Hirtekommission müssen aber ebenfalls für und der Älplerinnen und Älpler angerufen. den Unterhalt der Kapelle das Ihre beitragen. Noch heute wird der Betruf jeden Abend auf 9e den Urner Alpen gesungen. 9g EV.-REF. LANDESKIRCHE URI

Evangelisch-reformierte Kirche Altdorf Evangelisch-reformierte Kirche Erstfeld

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Die Evangelisch-reformierte Kirche an der Bahn- Schlichtheit. Das leere Kreuz über der Kanzel hofstrasse in Altdorf, die das Unterland der Ev.- steht im Mittelpunkt. Rechts und links zeigen ref. Landeskirche repräsentiert, besticht durch zwei Kabinettscheiben von Christoph Stooss bi- 10c ihre feingliedrige, in die Umgebung hinein ge- blische Motive. Die Hörer sind in den Bankreihen Im heutigen Dorfzentrum von Erstfeld lädt die Die drei Glocken A-Cis-E der Kirche tragen bettete Bauart. Der schmucke Sakralbau wurde auf das Wort Gottes ausgerichtet. Ev.-ref. Kirche an der Gotthardstrasse (so- folgende Inschriften: Friede sei mit euch! (Lu- am 25. Mai 1924 mit der Einweihungsfeier fertig Neben der Kanzel steht der Taufstein. Über dem zusagen «auf dem Weg zum Gotthard») zum kas 24,36), Sei getreu bis in den Tod, so will gestellt. Der Aufzug der vier Glocken erfolgte Kreuz fi ndet sich das biblische Motto: Nichts Gottesdienst ein. Der neugotische Sakralbau ich dir die Krone des Lebens geben. (Offen- 1929. Der Innenraum, der im Jahr 2006 reno- kann uns scheiden von der Liebe Gottes. (Rö- weist in seiner architektonischen Konzeption barung 2,10), Die Liebe hört nimmer auf (1. viert wurde, erfreut sich einer ausgezeichneten mer 8,38-39) Am Bettag 2007 konnte ein Ori- auf das Heilshandeln des dreieinigen Gottes Korinther 13,8). Akustik. Entsprechend wurde 1977 in eine neue ginalbild des Schweizer Künstlers Samuel Buri in der Vergangenheit, der Gegenwart und Zu- Orgel investiert. Das Innere der Kirche ist von Auf dem Vorplatz der Kirche befi ndet sich in eingeweiht werden, das in der neuen Zürcher kunft hin. ergreifender, auf das Wesentliche konzentrierter der Pfl asterung seit 2008 ein begehbares, Bibel (2007) abgedruckt ist. Auf der Orgelseite Als im Zusammenhang mit dem Gotthard- rundes gotisches Kirchenlabyrinth, das die fi nden sich die Symbole der vier Evangelisten: bahnbau Bahnangestellte aus reformierten Besucherinnen und Besucher einlädt, sich Mensch, Löwe, Stier und Adler. Die Holzdecke ist Kan tonen in Erstfeld wohnhaft wurden, konnte aufzumachen, auf dem Weg zu bleiben, sich durch eine vielfältige Symbolik geschmückt. Die dieses erste ev.-ref. Kirchengebäude im Urner- zu besinnen, sich zu wenden und schliesslich Aussenfassade wurde im Jahr 2007 renoviert. land 1899 eingeweiht werden. anzukommen. Das äussere Gesamtareal mit Kirche, Pfarrhaus und Kirchgemeindehaus (eingeweiht 1982) darf, zusammen mit dem prächtigen Garten, als Bijou Evangelisch-reformierte Talkirche Ursern bezeichnet werden. Die am 12. Dezember 1915 eingeweihte Kirche in Andermatt wurde unter Mithilfe des Militärs errichtet. Spenden der Gotthard- besatzung und anderer Gönner sowie die da- Evangelisch-reformierte Kapelle Göschenen mals grösste schweizerische Konfi rmanden- Die vierte Ev.-ref. Kirche des Kantons Uri wur- gabe halfen das «Soldatenkirchlein» bauen. de am 10. Dezember 1961 eingeweiht. Die Die Umfassungsmauer aus Bruchstein stammt Einwohnergemeinde Göschenen spendete die aus dem Jahre 1923. Glocke aus der Giesserei Rüetschi in Aarau. 1938 erhielt die Kirche eine zweite Glocke Sie wird noch heute von Hand geläutet. im neuen Dachreiter. Das anmutig runde Im April 1967 fand die Einweihung der von der Kirchenfenster in der Apsis zeigt einen ver- Kirchgemeinde Meilen gestifteten Maag-Orgel trauend-betenden Engel im unerschaffenen statt. Den Kirchenraum schmückt ein kleines Licht Gottes. Eine grösstenteils von Zürcher dreieckiges Glasfenster des bekannten Bünd- Kirchgemeinden gespendete Strassburger- ner Glasmalers Gian Casty: Jesus Christus Orgel wurde 1968 eingeweiht. Nach Aussen- als König, Hirte und Priester. In den Balken und Innenrenovationen 1975 und 1995 wurde über der Eingangstür sind Zwingli-Worte ein- 2002 der Turm saniert und der Wetterhahn geschnitzt: Der Herr beschirmpt sin Kirchen. neu vergoldet. 10b 10d FLÜELEN

Pfarrkirche Herz Jesu Alte Kirche St. Georg und Nikolaus Doch für einen Abbruch fehlte das Geld. Und schon bald wurde die Kirche für weltliche Dinge genutzt. Im Ersten Weltkrieg diente sie dem Militär dazu, hier zur Beschäftigung der deutschen Internierten eine Bürstenfabrik einzurichten. Später diente der leerstehende Raum einzelnen Dorfvereinen für die unter- schiedlichsten Zwecke. Während des Zweiten Weltkriegs wurden hier Truppen einquartiert. Und später fanden in der leeren Kirche sehr häufi g politische und andere Versammlungen statt. Gleichzeitig konnten viele Flüelerinnen und Flüeler die alte Kirche nicht mehr wegdenken. Vor allem der in Flüelen wohnhafte Urner Ma- ler und Dichter Heinrich Danioth vermochte immer mehr Leute für den endgültigen Erhalt und eine Renovation der alten Dorfkirche zu begeistern. Auf der anderen Seite wurde auch der Ruf nach einem Abbruch immer lauter: Der jäm- merliche Zustand der Kirche wurde immer 11a mehr zum Ärgernis, und auch für die geplante Umfahrungsstrasse bildete die Kirche ein Hin- Über Jahrhunderte prägten zwei markante Im Jahr 1900 fasste die Kirchgemeindever- Als 1912 die neue Kirche eingeweiht wurde, dernis. Doch die Anhänger des eigentlichen Gebäude das idyllische Dorfbild von Flüelen: sammlung den Bau einer neuen Kirche ins war das Schicksal der alten, 1663/64 er- Wahrzeichens von Flüelen liessen sich nicht das zierliche Schlösschen Rudenz und der Auge. Nach längerem Hin und Her über den bauten alten Kirche recht unbestimmt. Zwar unterkriegen. Sie gründeten am 20. Juni 1954 schlanke Bau der alten Pfarrkirche St. Georg idealen Standort beschloss man 1902, die war man sich mehr oder weniger einig, dass die «Vereinigung Alte Kirche» mit dem Ziel, und Nikolaus aus dem 17. Jahrhundert mit neue Dorfkirche auf dem oberen Grundbühl man zumindest den Turm mit Rücksicht auf das die Kirche vor der Zerstörung zu retten und ihrem spitz aufragenden Turmhelm. Doch am zu errichten. Mit dem Bau wurde der damals Landschaftsbild erhalten müsse. Doch 1912 die notwendigen Mittel für eine gründliche Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich bekannte Rapperswiler Architekt Adolf Gaudy ordnete der Diözesanbischof den Abbruch des Renovation zu sammeln. Im Oktober 1954 das Dorfbild durch den Bau der Eisenbahn beauftragt. Doch das Projekt vermochte nicht Kirchenschiffs an. Er befürchtete, dass der beschloss die Einwohnergemeinde, die Kirche wesentlich. Hinzu kam, dass die alte Kirche vollends zu überzeugen. Die Baukommission Weiterbestand die Seelsorge gefährde. Auch zu unterhalten und unter den Schutz der Eid- zu klein geworden war und die Gottesdienste schrieb einen Wettbewerb aus, den schliess- war ihm – und wohl auch anderen – ein Dorn genossenschaft stellen zu lassen. Nachdem durch den zunehmenden Lärm von Strasse lich der aus Uri stammende Paul Siegwart für im Auge, dass die Kirche für weltliche Zwecke sie 1975/76 aussen renoviert wurde, konnte und Bahn immer mehr gestört wurden. sich entschied. genutzt werden sollte. Kaum war die neue sie 1981/83 auch innen vollständig restau- Im August 1910 erfolgte die Grundsteinle- Kirche eingeweiht, wurde die alte entweiht riert werden. Der Kirchenraum wird heute für Aus der Zeit des Jugendstils gung, und bereits Ende Jahr konnte der First- und für den Abbruch frei gegeben. kulturelle Anlässe genutzt. baum erstellt werden. Paul Siegwart gelang mit dem Bau der neubaro- 11b cken Kirchenanlage im Beuroner Stil ein Meister- Am 6. August 1912 schliesslich weihte der werk. Auf einer Anhöhe gelegen, präsentiert sich damalige Churer Bischof Georgius Schmid die Kirche als wehrhafte Gottesburg. Sie verbindet Zeissig-Kapelle gleichzeitig die alten und neuen Dorfteile aufs von Grüneck die Kirche feierlich ein. Vortreffl ichste miteinander. Am Aufstieg des alten Axenwegs steht die 1978 erfolgte eine gründliche Aussen- und Zeissigkapelle. Sie wird erstmals 1835 er- Als die Kirche eingeweiht wurde, galt sie als von 1987 bis 1989 eine Innenrenovation. wähnt. Der querrechteckige Holzbau mit der Vorzeigeobjekt moderner, zukunftsweisender Architektur. In der «Frankfurter Allgemeinen» offenen Eingangsseite und einer umlaufenden wurde sie als «erste sezessionistische Dorfkirche» Bank gleicht eher einer Schirmhütte als einer bezeichnet, «deren äussere Aufmachung und Kapelle. An der Rückseite befi ndet sich eine innere Ausgestaltung ganz nach modernen kleine Pietà aus Holz. Sie stammt aus dem Grundsätzen erfolgten». Die Flüeler Kirche ist in 17. Jahrhundert und erlebte im Laufe der der Schweiz einige der wenigen Kirchen aus der Jahrhunderte zahlreiche Übermalungen. Zeit des Jugendstils, die in ihrer Gesamtaus- stattung bis ins kleinste Detail vollständig und Im Frühsommer 2008 wurde die Zeissig- unverändert erhalten geblieben ist. Kapelle renoviert. Sie erhielt ein neues Dach und neue Bänke.

11c GÖSCHENEN

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt Alte Kirche Mariä Empfängnis Nahe der alten Zollbrücke befi ndet sich die älteste Kirche Göschenens. Sie wird bereits 1341 urkundlich erwähnt. Die Kirche dürfte aber älter sein und könnte auf die Urbanisie- rung des oberen Reusstals durch die Wettinger Zisterzienser zurückgehen. 1511 erfolgte ein Neubau. 1690 wurde die Kirche nach einem Brand erneut vollständig neu errichtet. Nachdem 1900 die neue Dorfkirche einge- weiht worden war, wurde das Gotteshaus profaniert. 1987 bis 1990 wurde die Kirche restauriert. Seither wird sie für Ausstellungen und kulturelle Anlässe genutzt.

12b

Kapelle St. Matthias Die Kapelle zu Ehren des Lawinenpatrons Matthias steht in Abfrutt. Bestimmt nicht von ungefähr wurde dieser Heilige als Schutzpat- ron gewählt. In unmittelbarer Nähe donnern auch heute noch die mächtigsten Lawinen zu Tale. Die erste Kapelle wurde 1608 erbaut und 12a 1880 durch eine grössere ersetzt.

1876 beschlossen an einer gemeinsamen Sit- Kurz darauf wurde mit dem Bau der drei- zung der Gemeinderat und der Kirchenrat den schiffi gen Kirche im romanisierenden Stil be- Bau einer neuen Dorfkirche. Der Kirchenkom- gonnen. Die Pläne stammten vom St. Galler 12c mission gehörte auch der Ingenieur Ernest Architekten Hardegger. Am 16. September Stockalper an, der beim Bau des Eisenbahn- 1900 weihte der Churer Bischof Johannes tunnels durch den Gotthard technischer Leiter Fidelis Battaglia das Gotteshaus feierlich ein. Kapelle zur schmerzhaften Mutter, der Nordseite und nach dem Tod Louis Favres Göscheneralp des ganzen Gotthardtunnels war. Heftig um- 1750 wird erstmals für die Göscheneralp eine stritten war die Frage, wo die Kirche zu stehen Kapelle nachgewiesen. 1909 wurde eine neue kommen soll. Während die einen die neue Kir- Kirche gebaut, die dem Bau des Stausees che neben dem Friedhof bauen wollten, sahen weichen musste. andere wiederum als idealen Standort die alte Kirche oder einen Platz auf der Rösslimatte. Im Die heutige Kapelle im Gwüest wurde 1956 März 1897 beschloss die Gemeindeversamm- vom Kraftwerk Göschenen errichtet. Im Chor lung schliesslich den heutigen Standort – befi ndet sich der wertvolle Barockaltar von im Schnittpunkt des Tals. Jakob Ritz aus dem Jahr 1724, der einst in der Dorfkapelle Göschenen und später in der ehemaligen Göscheneralp-Kapelle stand. Von Filialdorf von Wassen grossem historischem und künstlerischem Göschenen war über Jahrhunderte ein Filialdorf Wert sind die beiden links und rechts vom von Wassen. 1875 – inmitten des Baus des Chorbogen aufgestellten gotischen Figuren. Gotthardbahntunnels (1872 – 1882) – erfolgte die politische Loslösung von Wassen. Die übrige künstlerische Ausschmückung ist das Werk des Kunstmalers Hans Schilter Während der Bauarbeiten des damals längsten Eisenbahntunnels zählte das verträumte Bergdorf aus Goldau. Besonders bemerkenswert ist zeitweise über 3000 Einwohnerinnen und die Darstellung des Jüngsten Gerichts an der Einwohner – 25 Mal mehr als zuvor. Erstaunlich, Rückwand. dass es nicht zu grösseren Spannungen zwischen den Fremdarbeitern und der einheimischen Bevölkerung gekommen war. 12d GURTNELLEN

Pfarrkirche St. Michael, Dorf Pfarrkirche St. Josef, Wiler Bis 1903 gehörte Gurtnellen zur Pfarrei Sile- Unter der Leitung des damals bekannten Kir- nen. 1917 dann trennte sich Gurtnellen-Wiler chenarchitekten Adolf Gaudy wurde 1924 – von Gurtnellen-Dorf und wurde eine selbst- 1926 die Kirche erbaut. Einiges zu reden gab ständige Pfarrei. Nun wurde der Wunsch der der Standort der Kirche. Schliesslich einigte Bevölkerung von Gurtnellen-Wiler immer man sich auf ein Grundstück in der Nähe grösser, eine eigene Pfarrkirche zu besitzen. der Reuss – einem Ort, wo man sich von der Wilerplanggen-Lawine sicher fühlte. Beim Eine Besonderheit hat die Pfarrkirche St. Josef der Hochwasser 1987 wurde das Gotteshaus bei- notgedrungenen Sparsamkeit zu verdanken: nahe ein Opfer der wild über die Ufer tretenden Ihr Geläut ist nicht aus Bronze, sondern aus Stahl. Reuss. Mit ihrem hellen, stählernen Ton heben sich die Glocken von Gurtnellen-Wiler deshalb aus dem Die Kirche besticht durch ihre schlichte Ar- dumpfen, ehernen Chor ihrer Nachbarn hervor. chitektur. Die drei neugotischen Altäre sind Ausdruck der damaligen vorherrschenden Kunstauffassung. Einzigartig in Uri ist der beim Hochaltar angebrachte Baldachin. Er stand ursprünglich in der Pfarrkirche in Benken (SG) und wurde von Gurtnellen käufl ich erworben. 13a Bei den Unwettern 1987 wurde der Kirchen- bezirk arg in Mitleidenschaft gezogen. Das Bereits für 1504 ist in Gurtnellen-Dorf eine Bemerkenswert ist die gedrungene Form des an die Kirche angebaute Pfarrhaus und ein erste dem heiligen Michael geweihte Kirche Turms. Sie trägt der in früheren Zeiten recht Teil des Friedhofs versanken in den wilden nachgewiesen. Bereits 1586 wurde die Ka- häufi g zu Tale donnernden Geissberg-Lawine Fluten der Reuss. pelle erweitert. Gut zweihundert Jahre später, Rechnung. Betritt man die Kirche, überkommt 1781, wurde mit dem Neubau der dritten einen eine eigentümliche Ruhe. Der Raum Kirche begonnen. Die ganze Bevölkerung half besticht durch die in sparsamen Barock ge- 13b mit: Männer trugen Steine herbei, und die staltete Innenausstattung. Frauen schleppten mühsam den nötigen Sand Der Blick wendet sich sogleich zu den drei in Rückenkörben von der Reuss herauf. 1783 Kapelle St. Anna prachtvollen Altären, die höchst wahrschein- wurde die neue Kirche eingeweiht. Gleich neben der Gotthardstrasse befi ndet hard säumten. Sie boten den Reisenden in lich ein Werk des Urner Altarbauers und Bild- sich die St.-Anna-Kapelle. Sie wurde 1661 doppeltem Sinn Schutz. Zum einen gewährten hauers Lukas Regli sind. Wir begegnen dem erbaut. Sie ist wohl die eingenwilligste und sie mit ihren Vorzeichen, unter denen der Die Künstlerfamilie Triner Bildhauer aus Ursern in mehreren Kirchen und bekannteste Wegkapelle, die in früheren Saumweg – wie bei der St.-Anna-Kapelle, Kapellen des Urner Oberlands. Eine Eigenart Karl Meinrad Triner (1735 – 1805) war das erste Zeiten zahlreich den Fussweg über den Gott- wo er bis heute erhalten geblieben ist – direkt Mitglied dieser aus Arth stammenden Künstler- ist auch die malerische Ausschmückung der hindurchführte, dem Wanderer ein willkom- familie. Bereits 1756 ist er als Maler in Uri Kirche. Die Decken-, Wand- und Altarbilder Markant bei der St.-Anna-Kapelle ist das Vordach. menes Obdach. Hier konnte er sich ausruhen, nachzuweisen. 1775 übersiedelte er mit seiner bilden eine Einheit und stammen von Karl Beim Bau der Fahrstrasse 1821 wurden ihre beiden hier erwartete ihn an schwülen Sommertagen Familie nach Bürglen, von wo aus er als vielsei- Meinrad Triner und seinem Sohn Franz Xaver. Dachträgerpfosten um gut einen Meter zurück- ein schattiges Plätzchen, und hier fand er tiger Maler tätig war. Ab Mitte der 1780er-Jahre Das Deckengemälde zeigt die Anbetung der versetzt. Die Kapelle birgt in ihrem Innern einen auch bei starkem Regen oder Schneegestö- wurde er tatkräftig von seinem Sohn Franz Xaver Hirten und die Himmelfahrt Marias. Am Chor- reizvollen Altar des Urner Altar- und Bildhauers unterstützt. Allein oder zusammen mit seinem ber einen trockenen Unterstand. Zum anderen bogen ist Mariä Verkündigung, an der Decke Lukas Regli von 1771. Die Unterseite des breiten Sohn schuf er in Uri das Hochaltarbild in der markierten die Kapellen jene Bezirke, in denen des Chors der Sündenfall dargestellt. Neben Vordachs ist mit hübschen Blumen- und Früchte- Pfarrkirche Silenen (1770) sowie die Altar- und die an allen Ecken und Enden lauernden Ge- motiven bemalt. 1989 wurde die Kapelle umfas- Deckenmalereien in der Pfarrkirche Gurtnellen dem Hochaltar sehen wir auf zwei Wandge- fahren und Bedrohungen gebannt waren. So send restauriert. (1786/87) sowie der Jagdmattkapelle in Erstfeld mälden das Opfer Abrahams und Jesus am weit der Klang des Glöckleins einer Kapelle (1790/91). Ölberg sowie im Oberfeld des Hochaltars Ma- schallte, reichte der Schutz. Dann folgte der Franz Xaver Triner (1767 – 1824) machte sich riä Empfängnis. nächste Rayon, den man mit einer Kapelle als Landschaftszeichner und Vedutenmaler Auf dem linken Seitenaltar ist der Tod des wiederum einem oder gar mehreren Heiligen einen Namen. 1792 wurde er Schulmeister und heiligen Josef und auf dem rechten Seite- anvertraut hatte. So reihte sich auf dem Weg Organist in Bürglen. Im gleichen Jahr heiratete naltar die Kreuzigung Jesu dargestellt. Das auf die Passhöhe eine Kapelle an die andere. er die Bürglerin Maria Josepha Arnold, mit Selbst in den abgeschiedensten Gegenden, der er vierzehn Kinder hatte. Er hinterliess ein Hochaltargemälde zeigt, wie der Kirchenpa- umfangreiches Werk: Hunderte von Zeichnungen tron, der heilige Michael, mit der Hilfe Gottes wie etwa im Felli- oder Isental, baute man und Aquarellen, die zum grossen Teil die urne- einen Furcht erregenden Dämonen tötet. Das Kapellen, um so den Schutz eines Heiligen rischen Landschaften und Dörfer der damaligen Gemälde wurde Ende des 19. Jahrhunderts zu erbitten. Wo das Geld fehlte oder der Bau Zeit festhalten, zeugen von seiner immensen durch ein Werk des Stanser Künstlers Paul einer Kapelle dann doch zu mühselig erschien, Schaffenskraft. Zahlreiche seiner Werke wurden von Deschwanden ersetzt. Bei der letzten behalf man sich gerne mit einem einfachen als druckgraphische Blätter – so genannte Renovation 1984/85 kam es jedoch glückli- Holzkreuz oder einem Bildstöcklein. «Stiche» – in Büchern oder als Einzelblätter cherweise wieder an seinen angestammten weit verbreitet. Platz zurück. 13c GURTNELLEN

Kapelle Maria Hilf Knapp eine halbe Wegstunde von Gurtnellen- Dorf stossen wir in Richligen auf die viel be- suchte Maria-Hilf-Kapelle. Sie wurde in Dank- barkeit für eine glückliche Heimkehr aus dem Villmerger Krieg im Jahr 1712 von Thomas Baumann und seinen drei Söhnen gestiftet. Die heutige Kapelle wurde 1859 neu gebaut und 1967 restauriert. 13d Steibenwaldkapelle Hoch auf einer einsamen Felskanzel und um- rahmt von hochstämmigen Föhren befi ndet sich die Steibenkapelle. Hier stand früher eine alte Föhre mit einem Muttergottesbild. Als der Baum zu dürren begann, errichteten die Gläubigen 1910 um den Föhrenstock herum die Kapelle. Er bildet noch heute den Altar und beherbergt das Muttergottesbild. Die Wallfahrtskapelle wurde zum Schutz gegen die Wilerplanggen-Lawine errichtet. 13e Fellital-Kapelle Am Eingang zum Fellital steht die kleine Fel- lital-Kapelle. Mit ihrem schützenden Vordach lädt sie die Älpler und die Bergwanderer zum Verweilen ein. Bei den Einheimischen wird die Kapelle auch Waldbruder-Kapelle genannt. Einst soll hier ein Waldbruder gehaust haben. Fraglich ist allerdings, ob die Errichtung der Kapelle tatsächlich mit der 1746 nachgewie- senen Einsiedelei in Zusammenhang steht. 13f Marienkapelle Südlich von Meitschligen stand bis zum Bau der Fahrstrasse 1820 die so genannte Kapelle «zur Tafeln». Ihren Namen bekam sie von einem Holztafelgemälde, das Maria mit dem Kind darstellte. Nach dem Strassenbau wurde die jetzige schlichte Wegkapelle errichtet. 13g Kapelle zur Schmerzensmutter Seit 1815 besass auch Intschi (ein kleiner Weiler zwischen Amsteg und Gurtnellen) eine eigene Kapelle. Sie musste 1922 der neuen Strasse weichen. An ihrer Stelle wurde östlich der Strasse die heutige Kapelle gebaut. Leider wurde von der Innenausstattung des alten Gotteshauses beinahe nichts übernommen. 13h HOSPENTAL

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt Kapelle und Pfrundhaus St. Karl Das vollendetste Werk von Bartholomäus Die Kirche zeigt sich nach der letzten um- Schmid ist die phantasievoll gegliederte Bau- fangreichen Restauration von 2002/03 wie- gruppe des Pfrundhauses und der St.-Karls- derum in voller barocker und neubarocker Kapelle. Sie zählt zu den reizvollsten Barock- Pracht. Reich sind die Stuckaturen, die um bauten des ganzen Kantons Uri. 1900 übermalt und vergoldet wurden. Die Deckenbilder schuf der Altdorfer Kunstmaler Die heutige Anlage entstand 1717/18. In Josef Heimgartner. Der neubarocke Altar ist dieser Zeit wurde auch die Bruderschaft der das Werk des Wiler Altarbauers August Mül- Offi zianten der unbefl eckten Empfängnis Ma- ler. In der Mitte thront der Kirchenpatron, der riens – die Offi zibruderschaft – gegründet. Sie heilige Karl Borromäus. nimmt bis heute verschiedene Pfl ichten im kirchlichen und sozialen Leben der Gemein- Der Spruch über dem Eingang weist auf den de wahr und verwaltet die von Bartholomäus geografi sch besonderen Ort und markiert so Schmid gegründete Pfrund zu St. Karl. etwas wie den «Mittelpunkt der Welt».

14a

Erstmals wird 1448 eine Kapelle in Hospen- die Seitenaltäre sind höchst wahrscheinlich tal erwähnt, das bis 1886 kirchenrechtlich ein Werk der Familie Ritz. Bemerkenswert ist zu Andermatt gehörte. 1669 erlitt sie beim auch die Konstruktion der Empore und der Dorfbrand schwersten Schaden. Von 1706 schlanken, hoch gerichteten Orgel. Sie ver- bis 1708 erbauten die Hospentaler eine neue leihen der Kirche eine gewisse Leichtigkeit 14b Kirche. Die Arbeiten leitete der einheimische und Verspieltheit. Baumeister Bartholomäus Schmid. Typisch für seinen Baustil ist die Fassadengestaltung mit Kapelle St. Nikolaus, Zumdorf Pilastern und Blendbogen. Oberhalb der Furkastrasse liegt auf halbem Weg nach Realp der Weiler Zumdorf. Domi- Wer das Innere der Kirche betritt, ist über niert wird die kleine Siedlung von dem Wal- die überaus festliche Ausstattung überrascht. serhaus und der Kapelle. Wegen der zu Tale Zunächst staunt man über die eleganten Stu- donnernden Lawinen ist sie gegen den Hang ckaturen. Nicht – wie vielfach üblich – Ge- gestellt und der Chor nicht wie üblich nach mälde, sondern grossfl ächige Reliefbilder Der aus Hospental Osten, sondern nach Süden gerichtet. schmücken die Decke. Sie sind von höchster stammende Architekt und Qualität und zeigen Stationen aus dem Leben Baumeister Bartholomäus Erbaut wurde die Kapelle, wie auf dem Bogen der Muttergottes. Schmid lebte von 1660 bis 1738. über dem Eingang zu lesen, 1591. 1718 wur- Er hat mit seinen Bauten der de die Kapelle erneuert oder gar neu gebaut. Überaus prachtvoll präsentiert sich auch der Talschaft Ursern einen unverwech- Vierzig Jahre später, 1758, machte man sich Hochaltar aus der Werkstatt der bekannten Al- selbaren Stempel aufgedrückt. Er erneut daran, die kleine Kirche vollständig tarbauer- und Bildschnitzerfamilie Ritz. Auch entwarf und baute nebst einzelnen neu auszustatten. Nun kam ein nicht mehr Privathäusern die Pfarrkirche benötigter Seitenaltar aus der Pfarrkirche Talgemeinde und die Maria-Hilf-Kapelle in Andermatt in das Gotteshaus. Der zweige- Andermatt, die Pfarrkirche und die Immer am dritten Sonntag im Mai versammeln Kapelle mit dem Pfrundhaus in schossige Altar ist unverkennbar ein Werk des sich vor der Kirche die Bürgerinnen und Bürger Hospental. Seine Hand lässt sich Walliser Altarbauers Jodok Ritz. Besonders der Korporation Ursern zur Talgemeinde. Bei vor allem an den Fassaden der bemerkenswert sind die um die Figurennische schlechtem Wetter fi ndet die Versammlung im Gebäude ablesen. Er umzieht die des heiligen Nikolaus angebrachten Hinter- Innern der Kirche statt. Baukörper sehr oft mit hohen, glasmedaillons. Sie zeigen Stationen aus Die Geschichte der Korporation Ursern geht bis schlanken, toskanischen Pilastern. dem Leben des Heiligen und stellen ihn als ins Jahr 1203 zurück. Heute obliegen ihr die Sie sind mit grossen rundbogigen Schutzpatron gegen Lawinen, Bergsturz und Verwaltung und Pfl ege des umfangreichen Grund- Blendarkaden verbunden, die Feuersbrunst dar. besitzes – vornehmlich der Alpweiden und Wälder. der Fläche eine spannungsreiche Sie ist auch im Besitz des Kraftwerks Ursern. plastische Note verleihen. 14c ISENTHAL

Pfarrkirche St. Theodul Kapelle St. Jakob

15a 15b

Wie kaum in einer anderen Urner Gemeinde Hofkirche eingebaut. 1908 wurde die Kirche Mit der zunehmenden Nutzung der Weiden 1859 begann man mit dem Bau der neuen bestimmt die Pfarrkirche das Dorfbild. Sie renoviert. Dabei erhielt sie auch einen neuen und Alpen des hinteren Grosstals kam der Kapelle. Sie wurde 1862 eingesegnet. erhebt sich auf einem künstlich errichteten Boden und eine neue Orgel. Zur Dreihun- Wunsch nach einer eigenen Kapelle auf. 1684 In den letzten Jahren hat sich die Kapelle kleinen Hügel am unteren Eingang des Dorfs. dertjahrfeier der Pfarrei erfolgte 1921 durch wurde auf Betreiben des damaligen Pfarrers zu einer regelrechten Hochzeitskapelle ent- Gebaut wurde das Gotteshaus 1820/21. Sie Kunstmaler Josef Traub eine gründliche die kleine Kapelle St. Jakob gebaut. Als Stand- wickelt. Hier wird aber auch weiterhin in der ist die vierte Dorfkirche, die die Isenthaler im Innenrenovation. Dabei liess man sich sehr ort wählte man eine Weide rund Dreiviertel- Sommerzeit für die Älpler und ihre Familien Laufe der Jahrhunderte errichtet haben. Die stark vom Zeitgeschmack leiten. stunden hinter dem Dorf. Geweiht wurde die regelmässig Gottesdienst gefeiert. Pläne für die Kirche im spätklassizistischen Eine kunstgerechte Rückführung der Kirche kleine Kirche dem heiligen Apostel Jakobus Stil hatte der Einsiedler Klosterbruder Jakob in den ursprünglichen Zustand erfolgte dann dem Älteren sowie den Bauernheiligen Anto- Melchior Paul von Deschwanden Natter geschaffen. nius und Wendelin. jedoch wieder 1987 bis 1990, indem man Die Altarbilder stammen von Melchior Paul von Bemerkenswert sind die Deckengemälde und die Kirche erneut einer Gesamtrenovation Da die Kapelle nahe am Grosstalbach stand, Deschwanden – einem Stanser Künstler, dessen Kreuzstationen von Josef Anton Messmer, unterzog. wurde sie bei Hochwasser immer wieder Werke in vielen Urner Kirchen zu bestaunen ferner die drei Altäre, die Kanzel und die Al- unterspült. Erneuerungsarbeiten und Schutz- sind. tarblätter der Künstler Johann Josef Moos- bauten waren erforderlich. 1857 schliesslich Deschwanden wurde 1811 geboren. Nach seinen brugger und Nikolaus Bütler. beschloss die Dorfgemeinde, eine neue St.- Lehr- und Wanderjahren in Zürich und München Jakobs-Kapelle hangaufwärts zu errichten. kam er in Florenz in Kontakt mit dem deutschen In den folgenden Jahrzehnten wurde die Maler Friedrich Overbeck – einem so genannten Kirche immer wieder erneuert und erweitert. Nazarener Künstler. Die Begegnung war für 1845 wurde die Chororgel aus der Luzerner Melchior Paul Deschwandens kirchlich-religiöses Sendungsbewusstsein entscheidend. Fortan Alter Pfarrhof widmete er sein Leben und seine Arbeit der religiösen Kunst. Der alte Pfarrhof liegt am südwestlichen Ende des Friedhofs. Sein Kern stammt aus dem 15. Nach der Rückkehr in die Schweiz erhielt er zahl- Jahrhundert und ist das mit Abstand älteste, voll reiche Aufträge, Altarbilder zu schaffen. erhaltene Bauwerk des Dorfes. Im 17. Jahrhun- Bald zählte er zu den begehrtesten Künstlern dert wurde in der Rückfront das Bischofszimmer für Sakralmalerei. Handwerklich brillant schuf er einfache Bildkompositionen mit ausdrucks- und im frühen 18. Jahrhundert ein Schulraum Auf der Südseite neben der Pfarrkirche befi ndet angebaut. Das ehemalige Schulzimmer ist mit starken Figuren in erbaulichem Stil. Während rund sich die Beinhauskapelle. Sie wurde anlässlich vierzig Jahren prägte er die gesamte kirchliche seiner einzigartigen Vertäfelung ein regelrechter der letzten Gesamtrenovation der Pfarrkirche Prunkraum. Kunst in der Schweiz. Seine Bilder erfreuten sich gebaut. Das alte Beinhaus war in den 1820er grosser Popularität und gelangten als lithografi er- Auch das Bischofszimmer ist für damalige Jahren abgebrochen worden. Es besass eine te Heiligenbildchen massenweise unters Volk. Verhältnisse reich ausgestattet. Einen ausserge- äusserst kunstvolle Darstellung von Anna Selb- wöhnlichen Luxus stellte sicher der Einbau einer dritt. Die Plastik ist ein Werk der Frührenaissance Melchior Paul Deschwanden starb 1881. Seine Toilette dar – ein Komfort, den sich sonst nur die und befi ndet sich heute im Landesmuseum in Kunst wird heute vielfach als zu süss und zu Bauherren von Palästen leisten konnten. Zürich. fromm empfunden. ISENTHAL

Betrufkapelle Gitschenen

15c

Dass auch in der heutigen Zeit der Säku- Dieses Ansinnen ist vollends geglückt, stellt larisation und Entfremdung von der Kirche doch die Betrufkapelle Gitschenen in ver- Kapellen gebaut werden, zeigt die Betruf- schiedenster Hinsicht etwas Besonderes dar. kapelle Gitschenen. Sie wurde 1993/94 auf Allein schon die Lage ist ausserordentlich. Die Initiative eines eigens gegründeten Vereins Kapelle fügt sich harmonisch in die Bergwelt gebaut. Ziel war, auf Gitschenen, das sich seit ein. Von überall her wirkt sie als Fixpunkt. Sie den Sechzigerjahren immer mehr zu einem steht mit der Landschaft im Gespräch und kleinen Ferienparadies entwickelt hatte, einen erinnert uns daran, dass Berge Symbole des besonderen Ort des Betens und der Besin- Ewigen sind. Das Motiv des Gebirges nimmt nung zu errichten. auch die Architektur auf. In der aufsteigenden Form des Dachs und im Turm spiegeln sich die Formen der Berge. Die spitze Kante des Turms zeigt genau zum Zingelhang am Rise- tenstock, von wo aus oft die Lawinen zu Tale donnern.

Betruf Die kunstvoll geschriebenen Texte auf den Aussenwänden weisen auf den Betruf hin – ein seit uralten Zeiten gepfl egtes Abendgebet auf den Alpen. Das zentrale Sinnbild des Alpsegens, der Goldene Ring, begegnet uns schon hier. Er fi ndet sich auch wieder auf zwei Bildern auf der hinteren Innenwand. Wer die Kapelle betritt, ge- rät gleich in ihren Bann. Der Blick wird durch die zusammenlaufenden Wände nach vorn und nach oben gelenkt. Vier Fenster in vier verschiedenen Grundfarben brechen das Licht. Die zwei grossen erinnern an die Bitten des Vaterunsers. Glaube und Liebe sind die Botschaften der hinteren Dem Architekten Kurt Stalder und dem künst- Fenster. lerischen Gestalter Paul Diethelm ist mit der Kapelle Gitschenen ein Werk gelungen, das in An den Seitenwänden sind – anstelle von ihrer Einfachheit und Klarheit besticht und von Bildern – 18 Steine mit kurzen Denkanstössen dem eine wohltuende Wirkung ausgeht. angebracht. REALP

Pfarrkirche Heilig Kreuz Kapelle Herz Jesu Die Friedhofskapelle wurde 1886 eingeweiht. Sie ist dem göttlichen Herzen Jesu geweiht, das immer am ersten Freitag eines Monats besonders verehrt wird. Hier wurde 1920 auch von Bischof Georg Schmid von Grüneck die Bruderschaft vom leidenden Herzen Jesu errichtet.

16b

Kapelle Maria in der Aegerten Das kleine Gotteshaus liegt am alten Saum- weg über die Furka im Gut «Aegerten». Es ist eine Privatkapelle im spätgotischen Stil und war ein Wegzeichen über den Pass. Nach alter Überlieferung soll in der Kapelle ein Muttergottesbild hoch verehrt worden sein. Noch heute erinnern Votivtafeln an die Gebetserhörungen. 1921 wurde die Kapelle renoviert. Julius Simmen, ein nach Solothurn ausgewanderter Realper, stiftete das Marienbild und den Altar. 16a 16c Bereits 1448 ist in einer Urkunde von einer 1877 erhielt Realp, das bis 1882 kirchen- Kapelle «ze Realp» die Rede. 1494 wurde die rechtlich zu Andermatt gehörte, einen eigenen Kapelle erneuert und am 12. Oktober 1500 Friedhof. Bereits zwei Jahre später machte Kapelle St. Josef zu Ehren des Heiligen Kreuzes eingesegnet. man sich an den Neubau einer Kirche. 1880 Sie wurde 1685 als Wegkapelle gestiftet und 1591 wurde sie, wie die Zahl über dem Portal wurde der Grundstein gelegt. Dieses Datum 1695 von Bischof Ulrich Federspiel einge- zeigt, von Grund auf in spätgotischem Stil ist über der inneren Kirchentür eingemeisselt. weiht. Die Barockkapelle besitzt ein seitlich mit drei Altären erneuert. Zu Beginn des 19. Und schon ein Jahr später, am 21. August geschlossenes Vordach und zierliche Fenster Jahrhunderts wurde die Kirche verschönert. 1881, wurde das neue Gotteshaus feierlich an den Fassaden. Auf offenem Feld im «Lieg» Doch immer mehr geriet das Gotteshaus in eingeweiht. gelegen, ist die Kapelle durch einen Lawinen- einen bedenklichen Zustand. schutzkeil gegen Lawinen abgesichert. Architekt der im neugotischen Stil errichteten Kirche war Josef Spalt. Er stammte aus dem Die kleine Kapelle wurde 1974/75 kunstge- liechtensteinischen Ruggell und war in Uri recht restauriert. Dabei wurden das Bogen- bekannt als Erbauer der Filialkirche in Meien gewände aus der Sakristei und das Sakra- und der Pfarrkirche Erstfeld. Die Gesamtkos- mentenhäuschen aus der 1972 infolge der ten beliefen sich auf 55 000 Franken. Das Strassensanierung abgebrochenen Dorfka- Geld wurde zum allergrössten Teil durch aus- pelle eingemauert. wärtige Spenden aufgebracht. Die Realper leisteten Frondienste, indem sie Steine und 16d Sand auf den Bauplatz schleppten. Bereits nach 20 Jahren musste die Kirche ei- ner Renovation unterzogen werden. Es zeigte Maria Hilf, Tiefenbach sich, dass Josef Spalt die Kirche nicht auf In Erfüllung eines Gelübdes wurde die Berg- Fels, sondern auf Alluvialschutt gebaut hatte. kapelle 1927 in massivem Granitstein der Der Boden hatte sich zum Teil gesenkt. Durch Umgebung gebaut. das Läuten der Glocken bekam die Kirche Sie war zunächst in Privatbesitz und wurde Risse und Schäden, die nur mit Mühe behoben erst 1953 eine kirchliche Stiftung. werden konnten. 1961 erfolgte eine weitere Aussenrenovation. 1992 wurde die Kirche zum letzten Mal gründlich renoviert. 16e SCHATTDORF

Hl. Dreifaltigkeit und Maria Himmelfahrt Friedhofkapelle 1520 erfolgte die feierliche Einweihung eines ersten urkundlich erwähnten Beinhauses. Die Kapelle wurde zu Ehren des heiligen Frido- lin geweiht, jenes Heiligen, der das Glarner Wappen ziert. Die heutige Kapelle wurde um 1730 erbaut. Der spätgotische Türsturz stammt aus der alten Pfarrkirche. Die Urner und Zürcher Wappen erinnern daran, dass Uri einst unter der Herrschaft der Fraumünsterabtei Zürich stand. Der Deckenstuck stammt aus der Bau- zeit. Der Altar mit einer spätgotischen Kreuzi- gungsgruppe wird Lukas Regli zugeschrieben, der in Schattdorf wohnte. 2004 wurde die Kapelle restauriert.

17b 17a

Die Pfarrkirche von Schattdorf steht leicht Wer die Pfarrkirche betritt, ist überrascht erhöht über dem Dorf und thront majestä- vom hellen Licht des Raums, den kunstvoll Waldbruder-Maria-Hilf-Kapelle tisch über das untere Reusstal. Nach alter aufgebauten Altären und den prächtigen De- Überlieferung soll Schattdorf 1020 mitsamt ckengemälden mit den feinen Stuckaturen der Kirche durch einen Bergsturz vollkommen von Johann Josef Moosbrugger. Die Decken- zerstört worden sein. Grabungen haben tat- bilder stammen von Josef Anton Messmer. sächlich eine gewaltige Übersaarung zu Tage Die Altäre, die Kanzel sowie die Beicht- und gebracht. Chorstühle sind das Werk von Jodok Ritz. Die Schattdorfer Kirchenausstattung ist das letzte Im 12. Jahrhundert besass Schattdorf eine Werk, das der Meister in Uri geschaffen hat. im gotischen Stil erbaute Kapelle. Sie wird Mittelpunkt des ganzen Ensembles ist das alte 1270 urkundlich erwähnt. Im 16. Jahrhundert Gnadenbild «Mariä Krönung», eine spätgo- trennte sich die Gemeinde kirchenrechtlich tische Bildschnitzerei, die Jodok Ritz aus dem von Bürglen und wurde eine selbstständige alten Altar übernahm und auf harmonische Pfarrei. 1724 wurde Johann Prosper Isen- Art in die Gesamtkomposition miteinbezog. mann als Pfarrer nach Schattdorf berufen. Er Der rechte Seitenaltar ist dem heiligen Josef, war ein inniger Marienverehrer und konnte der linke der Muttergottes geweiht. Mit der die Schattdorfer begeistern, an Stelle des Innenausstattung der Schattdorfer Pfarrkir- baufälligen und viel zu kleinen Kirchleins ein che erreichte der Barock in Uri seinen letzten neues Gotteshaus zu bauen. Zielstrebig ging eindrücklichen Höhepunkt. man ans Werk. Nach einigem Hin und Her entschied man sich für einen neuen Bauplatz 1958/59 wurde die Kirche renoviert und beid- unterhalb des Waldrands. 1728 wurde mit seitig erweitert. 2002 wurde eine gründliche 17c dem Baumeister Josef von Brüell der Vertrag Aussenrenovation vorgenommen. unterzeichnet. Und bereits 1733 fand die fei- Die Kapelle Maria-Hilf ist idyllisch im Bann- liebter Kraftort, wo Einheimische und Fremde erliche Einweihung statt. wald oberhalb Schattdorfs gelegen. Bereits Trost und Rat bei der Muttergottes suchen. im frühen 16. Jahrhundert sind für Schatt- Im späten Mittelalter zogen sich da und dort dorf Einsiedler bezeugt, die im Wald gewohnt Messacher Männer und Frauen in Einsiedeleien zurück. haben sollen. Ob die Kapelle aus dieser Zeit Der bekannteste ist sicher der heilige Niklaus Jeden Freitagnachmittag wird in der Pfarrkirche stammt, ist fraglich. 1924 wurde die Kapelle von Flüe, der sich als Vater von zehn Kindern der so genannte Messacher-Segen erteilt. Durch mit privater Hilfe restauriert. Doch schon bald die Aufl egung eines aus dem 13. Jahrhundert 1467 in der Ranftschlucht niederliess. Hier führte der lehmige Gleithang wieder zu Rissen stammenden Messgewands erbitten die Gläubigen führte er als Bruder Klaus ein gottesfürchtiges und Spalten, ja sogar zum Einsturz der Bruch- die Fürbitte der Muttergottes. Das Gnadenbild, Leben, wobei er bald von vielen als Ratgeber steinmauer des Vorplatzes. der Messacher und die zahlreichen Votivtafeln aufgesucht wurde. Auf seinen Ratschlag hin erinnern daran, dass die Pfarrkirche Schattdorf 1959 renovierten Schüler des Kollegiums in wurde 1481 das «Stanser Verkommnis» ge- auch seit alters her ein beliebter Marienwall- fahrtsort ist. mühseliger Fronarbeit das Gotteshaus erneut. schlossen, womit ein Bürgerkrieg verhindert Bis heute ist die Wallfahrtskapelle ein be- werden konnte. SCHATTDORF

Crivellikapelle Die Entstehung der Crivellikapelle geht bis wurde. 1962 verschob man die Kapelle in- ins 15. Jahrhundert zurück. Die heutige Ka- folge der Verbreiterung der Gotthardstrasse. pelle wurde von Sebastian Heinrich Crivelli 1973/74 wurde die Kapelle aussen renoviert, (1597 – 1664), Landammann und Oberst und seit 1980 ist die Kapelle im Besitz der eines Schweizer Regiments, als Dank für die Kirchgemeinde Schattdorf. unversehrte Rückkehr aus verschiedenen Ge- Der schmucke Barockaltar der Schächenka- fahren bei seiner Reise als Gesandter König pelle, wie die Kirche im Volksmund genannt Philipps IV. von Spanien gestiftet. wird, stammt aus der Bauzeit. Das Altarbild Die als Grabkapelle für seine Familie gedachte wurde von Anton Bütler um 1850 geschaf- Kirche ist den Heiligen Sebastian und Adri- fen. Der Wandgemäldezyklus ist von Augustin an geweiht. 1666 errichteten die fünf Söhne Meinrad Bächtiger 1966 angebracht worden. Crivellis eine geistliche Pfründe, deren Ver- In einer Art Krypta befi ndet sich die Bestat- waltung 1930 der Pfarrei Altdorf übertragen tungsnische Crivellis.

17d Kapelle Maria Einsiedeln, Haldi Die aus Holz errichtete Kapelle befi ndet sich 1993). In der Vorhalle schuf sie das Sgraffi to auf einer leichten Anhöhe. Das in ihrer Form Mariä Verkündigung, und im Innern der Kapel- an eine norwegische Stabkirche erinnernde le können wir von ihr den Kreuzweg bewun- Gotteshaus wurde 1932 nach einer dreijäh- dern. rigen Bauzeit eingeweiht. Es ist eine typische Die Dekorationsmalereien stammen vom Zür- Alpkapelle und wurde zu Ehren der Mutter- cher Künstler Eduard Gubler (1865 – 1948), der gottes geweiht. sich in seinem künstlerischen Wirken intensiv An der Ausstattung massgeblich mitgewirkt mit Themen und Motiven der Urner Landschaft hatte die Urner Künstlerin Erna Schillig (1900 – und Lebensweise auseinandersetzte.

17e SEEDORF

Klosterkirche St. Lazarus Pfarrkirche St. Ulrich und Verena

18a 18b Die Kirche in Seedorf wurde 1283 erstmals mauern einer ersten steinernen Kapelle aus Die Kirche des Benediktinerinnenklosters St. Frauenkloster Lazarus ist ein Wunderwerk des Hochbarock. schriftlich erwähnt. Sie muss bereits damals dem 12./13. Jahrhundert zutage gefördert. Die Sie wurde 1695/96 nach den Plänen des Das Kloster St. Lazarus wurde 1197 von Adolf eine stattliche Grösse gehabt und auch den Kirche erlebte im Verlaufe der Jahrhunderte von Brienz gegründet. Die Familie besass Bürgler Pfarrers Johann Jakob Scolar erbaut. Gläubigen von Isenthal und Bauen als Dorfkir- zahlreiche Ausbauten und Erneuerungen. Im Güter im Berner Oberland, in der Urschweiz, che gedient haben. Grabungen haben Grund- ausgehenden 13. Jahrhundert dürfte der ro- Die Kirche bietet mit ihrer eigenwillig gestal- am Neuenburgersee und im Wallis. Arnold von teten Kuppel und den beiden Glockentürm- Brienz war ein glänzender Ritter und soll sich manische Glockenturm errichtet worden sein. chen einen beinahe orientalisch anmutenden nach einer späteren Legende auf einer Fahrt ins Um 1690 wurde die Kirche neu gestaltet. Die Anblick – ein durchaus gewollter Effekt, der Heilige Land heldenhaft im Kampf gegen die Mauern des Schiffs wurden erhöht, und die auf die mittelalterliche Gründungslegende des Muslime bewährt haben. Von seiner prunkvollen Kirche erhielt ein Holzgewölbe. Gleichzeitig Klosters anspielt. Rüstung hat sich der Reiterschild erhalten. dürfte der Chor neu gebaut worden sein. Sie Er kann im Schweizerischen Landesmuseum in erhielt dadurch die im Wesentlichen bis heute Das Innere der Kirche steckt voller Überra- Zürich bewundert werden. gültige architektonische Form. 1974 wurde schungen. Licht und Schatten, unerwartete Das von ihm gegründete Kloster war ein Doppel- die Kirche umfassend renoviert. Durchblicke und Raum bildende Überschnei- kloster. Sowohl die Nonnen als auch die Mönche dungen verkörpern das Grundgefühl des Ba- lebten nach der Regel des heiligen Augustinus rocks und erfüllen das Ziel, den Himmel auf und widmeten sich vor allem der Beherbergung Der mittelalterliche Turm Erden – oder zumindest dessen Vorahnung – und Betreuung von Durchreisenden, Kranken Die Romanik hat in Uri wenige Spuren hinterlas- Das Innere der Kirche wird bestimmt durch nachzubilden, auf das Vortreffl ichste. Für die und Armen. Das Männerkloster schloss im 15. sen. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, das feine Zusammenspiel der Stuckaturen und Innenausstattung wurden die besten italie- Jahrhundert seine Tore. Die Schwestern wirkten dass in den benachbarten Kantonen Tessin, Wallis weiter, bis sie 1526 ebenfalls ausstarben. gemalten Dekorationen. Die Wandmalereien und Graubünden zahlreiche Bauten des Früh- und nischen Stuckateure beigezogen. Sie erzielten gehören fünf Stilstufen an – eine im Kanton 1559 zogen Benediktinerinnen aus Claro TI Hochmittelalters erhalten geblieben sind. mit ihrer phantasievollen und einfühlsamen Uri einzigartige Erscheinung. Bemerkenswert ist in die verlassenen Gebäude. Sie bauten in Überlebt hat die romanische Architektur in Uri Arbeit eine künstlerisch einzigartige Wirkung. das Fresko des Harfe spielenden Engels an der verschiedenen Bauetappen von 1682 bis 1724 vor allem in den Kirchtürmen. Südwand des Chors von 1611/12. Zum schönsten Barockbau des Urnerlands die heutige Klosteranlage. Das Kloster ist heute Auch wenn in späteren Jahrhunderten die wird die Kirche auch dank der Kuppel, die noch belebt, und bis vor kurzem führten die Aus dem späten 17. Jahrhundert stammt das Kirchtürme umgebaut wurden, so blieben doch da sich über dem Chor öffnet und den Blick un- Schwestern eine eigene Schule für junge Urner Fresko seitlich des Chorbogens: die Verkündigung und dort die Unterbauten mit den Mauervertie- ausweichlich in die Höhe zieht. Im Hauptaltar Bäuerinnen. Mariens. Die Deckenfresken im Chor stellen Mariä fungen und den Rundbogenfriesen erhalten. So in ist das Bild des fl ämischen Meisters Dionys Himmelfahrt und die Krönung dar und wurden Attinghausen, Bürglen und bei der alten Talkirche Calvaert von 1592 zu bewundern. 1750/60 von einem süddeutschen Meister St. Kolumban in Andermatt. Ein eindrückliches geschaffen. Beispiel romanischer Baukunst stellt auch der Mit der Klosterkirche in Seedorf erreichte die Das Deckengemälde im Schiff zeigt die Kirchen- Turm der Pfarrkirche St. Ulrich und Verena dar. Barockarchitektur in Uri ihren künstlerischen patrone Ulrich und Verena und ist ein Werk von Während die ersten drei Geschosse aus dem Höhepunkt. Nachdem die Kirche in den Gotthard Hilzinger um 1763. Es wird umrahmt ausgehenden 13. Jahrhundert stammen, wurde Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts aus- von je sechs Medaillons, die Stationen aus dem das oberste Geschoss wohl um 1600 errichtet. sen restauriert worden war, ging man nach Leben der beiden Heiligen verbildlichen. Die fein Auf dem Friedhof ist auf einem Zementsockel eine 1972 daran, auch das Innere nach und nach verzierte Kanzel und der Taufstein stammen aus Glocke aus der Zeit des romanischen Turmbaus aufgestellt. aufzufrischen. der Zeit des Rokoko um 1760. SEELISBERG

Pfarrkirche St. Michael Wallfahrtskapelle Maria Sonnenberg Im 16. Jahrhundert entdeckte ein Ziegen hü- tender Knabe im Wald ein Marienbild. Es wur- de zunächst in einen Bildstock gestellt. Später wurde eine Kapelle errichtet. Die Kapelle Maria Sonnenberg ist kein Sonderfall. Auch anderswo gibt es Marienkapellen, die ihren Ursprung in einem im Wald gefundenen Bild haben. Die erste Kapelle war aus Holz. 1588/89 erfolgte der Neubau einer zweiten, gemauerten Kapelle. Weil die Kapelle den zunehmenden Strom von Pilgerinnen und Pilgern nicht mehr aufnehmen konnte, wurde 1666 eine grössere Kapelle ge- baut. Aus dem Jahr 1745 stammt das ansehn- liche Vorzeichen – ein Vorbau, der bei vielen Wallfahrtskirchen anzutreffen ist. 19a Die Kapelle liegt über der zum Rütli steil abfal- Die Kapelle besitzt eine reichhaltige lenden Fluh. Hier zog einst unmittelbar der Weg Bereits um 1270 wird erstmals eine Kirche Hochaltar gelenkt. Die Rückwand zeigt einen Ausstattung. Den Hochaltar ziert das vom Dorf zum Seelisbergersee. Seit die 1872 in Seelisberg erwähnt. Die Gemeinde gehörte mächtigen Christus, der mit ausgebreiteten Bild der dreifachen Krönung Mariens. gebaute Strasse unterhalb der Kapelle durch- damals kirchenrechtlich noch bis zum Ende Armen über den Urnersee schreitet. Er ist der Maria erhält je eine Krone von Gottvater, führt und grosse Bauten sich in unmittelbarer des 15. Jahrhunderts zu Altdorf. König und hält seine schützende Hand über Jesus und dem Heiligen Geist – eine äus- Nähe erheben, hat das Gotteshaus seine einst Heimat und Volk. Der linke Seitenaltar ist der serst seltene Darstellung in der sakralen Die Kirche erlebte im Verlaufe der Jahrhun- dominierende Stellung verloren. Muttergottes geweiht. Auf dem rechten Sei- Kunst. Das Gnadenbild in einer Nische derte verschiedene bauliche Veränderungen. auf dem Hochaltar zeigt eine thronende tenaltar ist der heilige Josef als Zimmermann 1935 stellte der damalige Pfarrer Alois Herger Maria mit Kind. Sie ist ein Werk der den Antrag, die Kirche abzureissen und durch und Patron der Handwerker dargestellt. Die Gotik und dürfte um 1350 geschaffen eine neue zu ersetzen. Bereits vier Monate eindrückliche Bilderfolge ist das Werk des St. worden sein. Bemerkenswert ist auch später begann man mit dem Abbruch. Ende Galler Malers und Grafi kers Augustin Meinrad das Chorgitter von 1697. 19b September 1935 erfolgte die Grundsteinle- Bächtiger. gung und gut ein Jahr später konnte die neue Kapelle St. Anna, Volligen Kirche eingeweiht werden. Auf dem Weg von Seelisberg nach Treib Die Pläne schuf Josef Steiner – ein auf den kommt man in Volligen bei der kleinen Kapelle Bau und die Renovation von Kirchen und Ka- St. Anna vorbei. Die über dem Vierwaldstätter- pellen spezialisierter Architekt aus Schwyz. see gelegene Kapelle wurde 1880/81 gebaut. Die Seelisberger hatten ihm den Auftrag Das Altarbild des Stanser Künstlers Melchior gegeben, eine neuzeitliche, jedoch schlich- Paul Deschwanden stellt die Mutter Anna dar, te Bergkirche zu entwerfen. Diesem Auftrag wie sie Maria das Lesen beibringt. Mit solchen kam Josef Steiner vollumfänglich nach. Die und ähnlichen Bildern wollte man am Ende Grundmauern und Turmecken sind in Natur- des 19. Jahrhunderts die bäuerliche Bevölke- Quadersteinen ausgeführt, was der Kirche rung aufrufen, auch den Mädchen eine gute einen Bergcharakter verleiht. Der Maler Augustin Meinrad Bächtiger war in der Schuldbildung zu ermöglichen. So wie das Äussere ist auch das Innere der Zwischenkriegszeit einer der meist beschäftigsten religiösen Monumentalmaler der deutschen 19c Kirche äusserst schlicht. Der Blick des Be- Schweiz. Geprägt durch eine streng katholische suchers wird unausweichlich sofort auf den Erziehung, zielte er mit seinem Schaffen auf eine Erneuerung der sakralen Kunst. Er wollte, wie er Schlosskapelle Beroldingen Verlangen nach Schutz und Trost einmal schrieb, «den Betrachter durch das Bild Am Weg nach Bauen liegt auf einer Anhöhe Die Dreissigerjahre des 20. Jahrhunderts – jene zum Herrgott führen». Bächtiger vermied alles hinter dem Seelisbergersee das verträumte Zeit also, als die Kirche von Seelisberg gebaut Überschwengliche und Süssliche. Seine biblischen Schlösschen Beroldingen. An der Südseite wurde – waren für die Schweiz schlimme Krisen- Gestalten stellte er in zeitgenössische Aufma- befi ndet sich die kleine Kapelle, die für Be- chung vor örtlich bekannte Landschaften. jahre. Die Wirtschaft stagnierte, und die Zahl sucherinnen und Besucher zugänglich ist. Die der Arbeitslosen war hoch. Die Stimmung war Heute ist Augustin Meinrad Bächtiger weitgehend Decke zieren liebliche Rokoko-Stuckaturen. schlecht. Und von Deutschland ging eine Gefahr vergessen. Schon zu Lebzeiten war er nicht Von besonderem Reiz ist auch der Flügelaltar aus, die immer bedrohlicher wurde. Viele suchten unumstritten. Den einen war er zu modern. bei der Kirche Schutz und Trost. Diese Sehnsucht Andere wiederum sahen in ihm einen Repräsen- von 1618. Maria wird fl ankiert von Katharina nach der schützenden Hand Gottes wird in keiner tanten vergangener Epochen. Seinen letzten und Barbara, und auf den Flügeln sind Petrus Urner Kirche so eindrücklich dargestellt wie in der sakralen Monumentalauftrag erhielt er 1966 und Paulus dargestellt. Pfarrkirche Seelisberg. von Altdorf. 19d SILENEN

Pfarrkirche St. Albin Totenkapelle

Die Beinhauskapelle mit dem Altar zu Ehren der Heiligen Nikolaus, Sebastian und Rochus wurde 1511 eingeweiht. Die Heiligen Sebas- Auffallend ist, dass der Eingang zur Kapelle nicht tian und Rochus wurden als Pestpatrone hoch in der Mitte ist – ein Hinweis auf die unterschied- verehrt – ein Hinweis darauf, dass der Bau lichen Bauetappen. Das Prunkstück der Kapelle ist der Altar aus dem frühen 16. Jahrhundert. Der 20a der Kapelle im Zusammenhang mit einem Aufbau mit Predella, geschlossenem Haupt- und Pestzug stehen könnte. Silenen war im Mittelalter – gleich wie Altdorf auch diese Kirche 1347 durch eine Lawine ikonostaseartigem Oberteil trägt Stilelemente der 1716 wurde das Heiligtum erneuert und zu Spätgotik wie der Renaissance. Auf der Predella ist und Bürglen – eine Landespfarrei. Ihr Gebiet zerstört wurde, baute man die dritte Kirche. eindrucksvoll das Fegefeuer dargestellt. erstreckte sich bis in die Schöllenen und in alle 1481 war ein weiterer Neubau nötig. Ehren der schmerzhaften Jungfrau geweiht. 20b Seitentäler des Oberlands. Nach und nach lös- 1745 wurde die Kirche wiederum durch ten sich einzelne Gemeinden von Silenen ab: Naturgewalten schwer beschädigt. Erneut Vierzehn-Nothelfer-Kapelle 1439 Wassen, von dem sich 1875 Göschenen drängte sich ein Neubau auf. Damit beauf- Das Dörfl i war ein wichtiger Etappenort des den. Dies ist der Grund, weshalb wir hier bis trennte. 1903 wurden Gurtnellen, Amsteg und tragt wurde der seiner Zeit wohl bekannteste alten Säumerverkehrs über den Gotthard. heute herrschaftliche und technische Anlagen Bristen selbstständige Pfarreien. Kirchenarchitekt der Innerschweiz, Johann Hier mussten die Waren von den Karren oder wie einen Turm, eine Sust, einen Spittel, Ställe Die Pfarrkirche St. Albin ist das grossartige Jakob Singer. Der aus dem Tirol stammende Schlitten auf die Saumpferde umgeladen wer- und eben auch eine Kapelle fi nden. Zeugnis der einstigen mächtigen Landespfar- Architekt schuf ein Meisterwerk. Der Innen- Urkundlich erstmals erwähnt wird die Kapel- rei. So wie die meisten Urner Kirchen kannte raum ist zweifellos der erhabenste aller Urner Wer die Kapelle betritt, ist über die reiche Aus- le 1339. 1501 wurde die Kapelle mit zwei auch sie Vorgängerbauten. Bereits für 857 ist Barockkirchen. Die ganze Architektur scheint stattung überrascht. Über dem Chorbogen ist die Altären zu Ehren der Jungfrau Maria neu ge- für Silenen eine Kirche bezeugt, die eine durch in Bewegung zu sein. In züngelnden Flammen Verkündigung Marias dargestellt – ein Werk weiht. 1616 erfolgte eine Vergrösserung des Unwetter zerstörte Kirche ersetzte. Nachdem überspielen bewegte Rokostuckaturen Decke, aus dem frühen 17. Jahrhundert. Die Altäre aus Chors. In den folgenden Jahrzehnten erlebte Gewölbe und Wandpfeiler. Die Deckenfresken dem Ende des 18. Jahrhunderts werden Lukas das Gotteshaus mehrere Feuersbrünste, was im Chor stammen von Johann Melchior Eg- Regli zugeschrieben. An den Wänden fi nden wir Erster verschiedene Restaurationen erforderte. Kommandant der gimann, jene im Langhaus von Johann Josef den Zyklus der vierzehn Nothelfer. Schweizergarde Weiss. Von seiner Hand sind auch die Wand- 1505 bat Papst Julius II. die Tag- bilder, die Szenen aus der Passionsgeschichte satzung um ein Kontingent von Jesu erzählen. Söldnern zu seinem persönlichen Der Hochaltar stammt aus der Vorgänger- Schutz. Am 22. Januar 1506 trafen kirche und ist das Werk von Jodok Ritz. Er die Söldner unter Führung ihres Hauptmanns Kaspar von Silenen ein. Über den Campo de wurde 1758 von Lukas Regli in den neuen Fiori marschierten sie zum Vatikan, wo der Papst Chorraum eingepasst und von Karl Mein- von der Loggia aus ihnen den Segen erteilte. rad Triner neu gefasst und mit Altarblättern Kaspar von Silenen stammte aus vornehmem versehen. Die Seitenaltäre und die Kanzel in Geschlecht und erhielt in Frankreich seine mili- Stuckmarmor dürften von Jakob Moosbrugger tärische Ausbildung. 1505 stellte er sich in die geschaffen worden sein. Bemerkenswert sind Dienste des Papstes. Zehn Jahre später fi el er auch das kunstvoll in Nussbaum geschnitzte in einer Schlacht und wurde in Rom begraben. Chorgestühl und der kostbare Taufstein, bei- Kaspar von Silenen war der Neffe des mächtigen Bischofs von Sitten, Jost von Silenen. de aus der Zeit um 1760 und Lukas Regli zugeschrieben. 20c SILENEN

Kapelle St. Ursula, Ellbogen Wann diese Wegkapelle am alten Gotthard- weg gebaut wurde, ist ungewiss. Um 1620 wurde sie vom Urner Maler Friedrich Schröter mit Szenen aus dem Leben der heiligen Ursula ausgemalt. Und 1790 erhielt das Gotteshaus einen neuen Altar. Er dürfte aus dem späten 18. Jahrhun- dert von Lukas Regli geschaffen worden sein. In der Nische befi ndet sich die heilige Ursula, die fl ankiert wird von den Heiligen Sebastian und Antonius. Die Kapelle wurde 1996/97 restauriert. 20d Kapelle St. Antonius, Dägerlohn Am alten Weg zur Pfarrkirche steht die Kapelle St. Antonius. Sie war eine Stiftung der Besitzer der benachbarten Hofstatt. Wann die Kapelle gebaut wurde, ist unbekannt. 1948 schenkte der damalige Besitzer, Josef Arnold-Zberg, die Kapelle der Kirchgemeinde Silenen. Das Innere schmückt ein Bild des heiligen Antonius Eremita. Es wurde 1949 vom Silener Künstler Ludwig Lussmann (1911 – 2003) geschaffen. 20e Bruderhausen-Kapelle Bruderhausen ist eine Waldlichtung unterhalb der Chilcherbergen. Hier hauste einst ein Waldbruder. Die Kapelle mit dem polygonal schliessenden Chor dürfte im 16. Jahrhundert gebaut und dem heiligen Andreas geweiht worden sein. Das Eisen für das Steckgitter, das den kleinen Vorraum vom Chor trennt, wurde in den von der Familie Madrano im Maderanertal betrie- benen Bergwerken gewonnen. 20f Efi bach-Kapelle Auf dem Weg zum Efi tal, am Ende des Efi - bachquartiers, befi ndet sich diese kleine Ka- pelle. Sie wurde von der Familie Senn um 1977 errichtet, nachdem ihr Bauvorhaben ohne Unfälle geglückt war. Im Inneren befi ndet sich eine hübsche Darstellung der Jungfrau Maria mit dem kleinen Jesus. Die Kapelle wurde nie geweiht. 20g SISIKON

Pfarrkirche St. Josef Tellskapelle

21b

Nach alter Überlieferung soll sich der Schwei- Schattdorf und Erstfeld Charakterköpfe für zer Nationalheld Wilhelm Tell bei der Tells- seine Figuren aus. 1880 begann er mit den platte durch einen mutigen Sprung aus dem Malerarbeiten in der Kapelle. Diese dauerten Schiff des Landvogts Gessler gerettet haben. bis ins Jahr 1883. Sie wurden von der Öf- Bereits 1388 soll hier eine Kapelle erbaut fentlichkeit mit grossem Interesse verfolgt. worden sein. Im 16. Jahrhundert wurde die bis Zahlreiche Personen suchten die Kapelle 21a heute gepfl egte Tellenfahrt eingeführt. Jeweils auf, darunter so berühmte Leute wie König am Freitag nach Auffahrt, dem so genannten Bereits im 13. Jahrhundert muss in Sisikon hiess sie ein abgeändertes Projekt gut, das Ludwig II. von Bayern, Gottfried Keller oder Tellenfreitag, begeben sich die Behörden, die eine kleine geweihte Kapelle bestanden ha- den Abbruch der Kirche vorsah. Nur der Turm Conrad Ferdinand Meyer. Geistlichkeit und das Volk nach der Tellsplatte ben. 1387 wurde die dem heiligen Ägidius sollte bestehen bleiben. Auf die 700-Jahr-Feier der Schweizerischen und gedenken in einer feierlichen Messe der geweihte Kapelle umgebaut und erweitert und Eidgenossenschaft wurde die verträumte Ka- Die grossen Bemühungen der Natur- und in den Schlachten gefallenen Urner. zur Kirche erhoben. Gleichzeitig erhielt sie Heimatschutzkommission Uri und der Eidge- pelle am See 1990/91 restauriert. einen Glockenturm. In den folgenden Jahr- 1589/90 wurde die Kapelle neu gebaut. Der nössischen Denkmalpfl ege blieben fruchtlos: hunderten erlebte die Kirche mehrere Erwei- einheimische Künstler Karl Leonz Püntener 1968 wurde die alte Kirche mit Ausnahme des terungsarbeiten und Renovationen. erneuerte 1719 den Wandgemäldezyklus, der Turms abgebrochen und die neue Kirche nach Szenen aus der Befreiungsgeschichte dar- 1963 tauchten erstmals Pläne auf, eine neue den Plänen von Richard P. Krieg gebaut. stellte. Teile dieser Gemälde sind heute im Dorfkirche zu bauen und die alte stehen zu Schloss A Pro in Seedorf zu besichtigen. lassen. Doch die Kirchgemeinde war 1966 Walter Hauser anderer Ansicht. Auf Antrag der von Pfarrer Sisikon hat es zu einigem Ruhm in der Schweizer Die Kapelle war mit den Jahren sehr baufällig Josef Dietrich präsidierten Baukommission Literaturgeschichte gebracht. Hier wirkte von geworden. 1872 beschloss der Landrat, den 1939 bis zu seinem Tod der bekannte Lyriker Architekten Ludwig Isidor Sutter aus Luzern mit dem Projekt eines Neubaus zu beauftra- Urnersee und Dichterpfarrer Walter Hauser (1902 – 1963). Der aus Näfels stammende Hauser zählt zu den gen. Gleichzeitig tauchte im Schweizerischen Über ferne Felsen rinnt bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikern des Kunstverein die Idee auf, das geplante Bau- Des Abends goldener Wein, 20. Jahrhunderts. Seine Gedichte haben einen werk durch die Ausschmückung mit Tellfres- Unsäglich duftend. zweifachen Kern: Gott und Land. Die Landschaft ken zu einem nationalen Denkmal zu machen. Schatten stehen wie Bäume auf Uri verbindet sich in ihnen auf geheimnisvolle In blauen Gewändern, Weise mit inneren Stimmungen und Gefühlen. 1876 schrieb er einen Wettbewerb aus, an Und der leuchtende See Sie wird zur Seelenlandschaft. Die Natur wird dem sich sechzehn Künstler beteiligten. Der Auf der Hauptwand der Kapelle werden Erlischt. Hauser zum Gleichnis Gottes, und das mythische erste Preis wurde Ernst Stückelberg, einem «Tells Sprung» und «Gesslers Tod» dargestellt. Wie wirst du dunkel klingend, Gotteserlebnis fi ndet in den Gedichten einen Künstler aus Basel, zugeschrieben. Am 9. Juli Auf der linken Seite sehen wir den «Apfelschuss» Mein Land, sprachgewaltigen Ausdruck. 1878 begann er mit den Vorarbeiten. Er be- und rechts gegenüber «Der Rütlischwur». Auf diesem Bild übrigens hat sich Ernst Stückelberg Wie Sang der Glocke, zog im alten Meierturm in Bürglen ein Atelier. in der Gestalt jenes Eidgenossen, der das Schwert Schwingend im Glockengebälk Sonntag für Sonntag suchte er sich während Der ewigen Liebe. aus der Scheide zieht, verewigt. der Gottesdienste in den Kirchen von Bürglen, SPIRINGEN

Pfarrkirche St. Michael Kapelle St. Wendelin, Witterschwanden Unterhalb von Spiringen liegt der Weiler Wit- terschwanden. Wie die lateinische Inschrift am Altar besagt, wurde die Kapelle 1621 ge- baut und zu Ehren der Jungfrau Maria und der beiden Äbte Antonius und Wendelin geweiht. Im Laufe der Jahrhunderte hat das kleine Gotteshaus mehrere Veränderungen erlebt. Das Deckengemälde im Chor, die Gemälde über dem Eingang und über dem Chorbogen sowie die verschiedenen Heiligenbilder in den Stichkappen und Fensterleibungen stammen aus der Zeit um 1627. Der prächtige Barockaltar mit der Marienfi gur im Hauptschrein stammt aus dem Jahr 1766. Und 1914 schliesslich entstanden die fi gür- lichen Malerien der Kassettendecke. Die Fresken an der Aussenfassade wurden 1955 angebracht. Das schmucke Gotteshaus wurde 2002 restauriert. 22a

Eine im Pfarrarchiv aufbewahrte Urkunde aus angebracht wurden. Leider wurde das Got- dem Jahre 1290 berichtet ausführlich über teshaus 1950 abgebrochen. Bereits 1914 die Gründung und den Bau der ersten Kirche hatte die Dorfgemeinde einen Neubau der 22b von Spiringen. Als Stifter des Gotteshauses Kirche beschlossen. Doch das Unterfangen werden zahlreiche Bauern des Schächentals verzögerte sich. Erst eine Generation später, genannt, allen voran Walter von Spiringen. am 2. April 1950, stimmte die Gemeindever- Die Kirche wurde dem heiligen Michael ge- sammlung dem Vorhaben des Pfarrers Alois Kapelle Sieben Schmerzen Mariä, Getschwiler weiht. Er galt als Schutzpatron gegen Lawi- Herger zu, die alte Kirche abzureissen und an Ungefähr vierzig Wegminuten oberhalb Spi- nen, Wildbäche und Rüfen. Auch wurde er ihrer Stelle für 600‘000 Franken eine neue ringen liegt in einer geschützten Mulde der als Helfer gegen Krankheiten bei Mensch und zu bauen. Am 23. September 1951 weihte Weiler Getschwiler. Vieh angerufen. der Churer Bischof Christianus Caminada die Eine erste Kapelle wurde 1571 gebaut. Schnell neue Kirche ein. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde eine entwickelte sich das Gotteshaus zu einem be- neue Kirche im gotischen Stil erbaut. Sie muss Das Innere der Kirche ist sehr schlicht. Das liebten Wallfahrtsort. Bereits 1595/99 wurde bunt ausgemalt gewesen sein. Fraglich ist Altargemälde wurde von Augustin Meinrad eine zweite, grössere Kapelle gebaut. allerdings, ob die Fresken aus der Neubauzeit Bächtiger (siehe Pfarrkirche von Seelisberg) 1609 kam die Kapelle in den Besitz eines herrührten oder bei späteren Renovationen geschaffen und zeigt Christus als den Guten wertvollen Altarbildes. Es stellt den Leichnam Hirten. Rechts von ihm steht der heilige Bruder Jesu auf dem Schoss Mariens dar, umrahmt Klaus, der von einem Kind ein paar Alpenro- von dem trauernden Johannes und Maria sen geschenkt erhält. Links vom Guten Hirten Magdalena. Auf der linken Seite erkennen wir ist der Patron der Schützenbruderschaft, der das Porträt des Stifters Azarias Püntener. Er heilige Sebastian, dargestellt. Vor ihm kniet hatte das Kunstwerk bei keinem Geringeren ein den Heiligen um Hilfe anfl ehender Berg- als dem holländischen Meister Dionys Cal- bauer mit einem kranken Geisslein. Den lin- vaert bestellt, der auch das Hochaltargemäl- ken Seitenaltar ziert ein Bild der Muttergottes. de in der Klosterkirche Seedorf geschaffen Der rechte Seitenaltar ist dem heiligen Josef hatte. Totenkapelle geweiht. Nachdem die Kapelle mehrmals renoviert Ebenfalls ein Werk des St. Galler Künstlers Au- Seit 1990 besitzt auch Spiringen eine Toten- worden war, wurde sie letztmals 1995/96 kapelle. Die Pläne stammen von Erwin Scheiber, gust Meinrad Bächtiger sind die Kreuzwegsta- einer Gesamtrestauration unterzogen. Schattdorf. Über dem Katafalk ist das alte tionen. Tabernakel, Altarskreuz sowie Leuch- Karfreitagskreuz aus der Pfarrkirche angebracht. ter wurden von Anton Stockmann geschaffen. Den Sarg oder die Urne der Verstorbenen bewa- Zwei Engel halten eine Krone über das Kreuz chen Statuen der Heiligen Michael und Josef. und ehren Christus als König. An der rechten Die kunstvolle Eingangstür mit den Farbfenstern ist das Werk der Ingenbohler Schwester Maria Seitenwand des Chors hängt eine Ampel mit Raphaela Bürgi. dem ewigen Licht. Sie ist ein Werk Kaspar Fridolin Tschudis aus dem Jahr 1713. 22c UNTERSCHÄCHEN

Pfarrkirche St. Theodul Kapelle Maria Hilf, Äsch Die idyllische Alpsiedlung Äsch liegt gut eine diese Zeit erinnert das Vordach, das 1983 nach Stunde Fussmarsch hinter Unterschächen. dem Vorbild alter Wegkapellen angebracht Im Hintergrund ergiesst sich über eine steile wurde. Solche Vorzeichen boten den Reisen- Felswand der Stäubifall. den und den Älplern willkommenen Schutz. Hier konnte man sich ungestört ausruhen, und Die Maria-Hilf-Kapelle ist ein Kirchlein von bei starkem Regen oder Schneegestöber bot eigenwilligen Proportionen. Sie hat bis heute der Platz einen trockenen Unterstand. ihr ursprüngliches Gesicht bewahren können. Auffallend ist ihr Vorzeichen, das sogar noch Im Innern der kleinen Kapelle ist ein im ba- ein wenig grösser ist als die Kapelle selbst. rocken Stil geschaffener Altar zu bewundern. Unmittelbar neben der Kapelle führte früher Er birgt eine schmucke Maria-Hilf-Statue aus der alte Saumweg über den Klausen vorbei. An der Barockzeit.

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Die kirchlichen Anfänge Unterschächens rei- chen bis um 1500 zurück. Damals dürfte auch die erste Kapelle erbaut worden sein. 1570 erfolgte der Bau einer grösseren Kirche, die dem heiligen Theodul, dem Landespatron 23b des Kantons Wallis, geweiht wurde. 1681 wurde sie durch ein grösseres Gotteshaus ersetzt. 1779, zur Zeit des Urner Hochbarocks, erhielt das Innere eine kunstvolle Ausschmü- Kapelle Bruder Klaus, Klausenpass ckung. Gut hundert Jahre später, 1884/85, Bereits 1717 ist eine Schirmkapelle auf dem wurde das Kirchenschiff vergrössert. 1904 Klausenpass bezeugt. 1924 ergriffen die Alp- wurde das Innere vollkommen überholt. Die genossen vom Urnerboden die Initiative zum alten Fresken wurden teils gänzlich übermalt. Bau einer neuen Kapelle. Ideell und fi nanziell Die letzte umfassende Restauration 1971/72 unterstützt wurden sie dabei von der Korpora- stellte die ursprüngliche Ausstattung weit- Beinhauskapelle tion Uri, dem Bund und dem Kanton sowie von gehend wieder her. 1998 wurde die Kirche privaten Gönnerinnen und Gönnern. Die Pläne Bescheiden versteckt hinter der Pfarrkirche fi nden erneut innen restauriert. wir die 1701 errichtete Beinhauskapelle – ein schuf der St. Galler Architekt Adolf Gaudy. Kleinod volkstümlicher Kunst. So bescheiden sich Das Innere der malerisch auf dem Bielhügel 1937/38 wurde der Bau ausgeführt, und am die Kapelle aussen gibt, so überreich ist sie im gelegenen Kirche wird durch den lebhaften 10. Juli 1938 wurde die Kapelle zu Ehren des Innern ausgestattet. Dabei ist in der Kapelle nur Stuck bestimmt. Er und die Schliffmarmor- heiligen Niklaus von Flüe eingeweiht. ein bescheidener Teil der Ausstattung verblieben. kanzel wurden von den Gebrüdern Jakob und Die sechs prachtvollen Glasfenster sind auf verschlungenen Um- und Irrwegen ins Schweize- Johann Georg Scharpf und von Anton Patz um 23c rische Landesmuseum nach Zürich gelangt. 1799 geschaffen. Ein hervorragendes Bei- spiel für die bildhafte Umsetzung volkstüm- Die Fresken rufen dem Betrachter die Vergäng- lichkeit des Daseins eindrucksvoll vor Augen. Die lichen Erzählguts sind die aus der selben Zeit Lourdesgrotte, Unterschächen Deckenbilder sind ein grossartiger Zyklus über stammenden Gewölbemalereien von Joseph 1914 wurde in der nördlichen Senke des die sieben Todsünden. Dargestellt sind sieben Anton Schuler. In zwei grossen Hauptfresken Kirchenhügels die schöne Lourdesgrotte mit Menschen, die den Hauptlastern wie Faulheit, und acht Medaillons wird auf eindrückliche Maria und Bernadette errichtet. Unkeuschheit, Zorn oder Stolz frönen. Alle Bilder Art und Weise das Leben des heiligen Theodul sind von lehrhaften Sprüchen begleitet, die geschildert. Nachdem 1858 der vierzehnjährigen Berna- zusammen mit den ausdrucksvollen Bildern den dette Soubirous in einer Grotte in Lourdes gläubigen Betrachter zur Umkehr anhalten. die Muttergottes erschienen war, wurden In einem zweiten Themenkreis werden an den an vielen Orten getreue Nachbildungen der Wänden im Schiff die leidvolle Lage der Armen- Grotte errichtet, wo die Muttergottes hoch seelen und ihre Bitten um Gebet und gute Werke verehrt wurde. dargestellt. Eindrückliche Sprüche schildern ihre Qualen und ihr Verlangen nach Erlösung. 23d UNTERSCHÄCHEN URNERBODEN

Badkapelle Kirche St. Erhard Am Eingang ins Brunnital steht die kleine Bad- kapelle. Sie gehörte zum ehemaligen Heilbad, das vom 15. bis Ende des 18. Jahrhunderts in Betrieb war und sich zeitweise höchster Beliebtheit erfreute. Die Kapelle dürfte im 18. Jahrhundert errichtet worden sein. Der Altar enthält ein Maria-Hilf-Bild. Von den an den Seitenwänden hängenden Bildern sticht ein Porträt des heiligen Karl Borromäus hervor – jenes Heiligen aus Mailand, der bis heute in Uri sehr verehrt wird. 23e Brunnialp-Kapelle Hinten in der Brunnialp steht seit 1945 die kleine Kapelle Maria – Hüterin des Glaubens. Das Gotteshaus wurde von privater Seite er- baut und auch fi nanziert. Das Innere ist ganz in Holz geschaffen. Der Altar ist mit dem Bild «Mariä Himmelfahrt» und mit Gemälden der Bauernpatrone Antonius und Wendelin ge- schmückt. Sie stammen vom Altdorfer Maler Franz Bär, der im Volksmund «Bär von Uri» genannt wurde. 24a 23f Die kirchlichen Anfänge auf dem Urnerboden Die Eigentümlichkeiten reichen bis ins Mittelalter zurück. Der Gene- Kapelle St. Josef, Ribi des Urnerbodens ralvikar des Bistums Konstanz, zu dem der Der Urnerboden liegt bekanntlich jenseits des alte Teil Uris damals gehörte, erlaubte schon Dicht neben dem alten Weg nach Schwanden Klausenpasses. Er weist auch noch andere Beson- 1437 am niedersten Wang einmal im Jahr die und Äsch befi ndet sich die St.-Josefs-Ka- derheiten auf. So gehört er politisch nicht zur heilige Messe zu lesen. pelle. Das Gotteshaus verdankt seinen Bau benachbarten Gemeinde Unterschächen, sondern dem tragischen Unfall des Landesstatthalters zur weit entfernteren Gemeinde Spiringen. Dies Um 1600 wurde in der unteren Spittelrütti Hans Kuon. Als er 1573 zu seinen Gütern in könnte mit der kirchlichen (1687) und später neben dem heutigen Hotel Tell eine grössere Schwanden ritt, wurde er hier von einem Berg- auch politischen (1713) Loslösung Unterschä- Kapelle erbaut. Sie wurde dem heiligen Erhard sturz überrascht und getötet. Zur Erinnerung chens von Spiringen zu tun haben. Sie erfolgte geweiht und ist heute profaniert. 1756 erhielt nicht ohne Widerstände. Und so wird Spiringen an ihn errichteten die Unterschächner am Ort der Urnerboden ein neues, drittes Gotteshaus, an das abtrünnige Unterschächen nur das abge- seines tragischen Todes eine Kapelle. Der treten haben, was es unbedingt musste. und zwar auf dem Kapellenport gegenüber winzige Innenraum wurde 1985 fachgerecht dem heutigen Friedhof. Ihre besondere Geschichte hat auch die ganz- restauriert. Er ist mit einem kleinen St.-Josef- jährige Bewohnbarkeit des Urnerbodens. Früher 1915 – nach dem Bau der Klausenstrasse und Altar ausgestattet. durfte der Urnerboden nur im Sommer bewohnt der grossen Zunahme der Ganzjahressiedler – 23g werden. Erst ein Bundesratsentscheid im Jahr wurde eine neue Kirche nach Plänen von Au- 1877 ermöglichte es den Familien, das ganze Jahr gust Hardegger im neubarocken Stil gebaut. auf dem Urnerboden zu bleiben. Während 1935 Kapelle St. Anna, Schwanden gut 250 Personen auf dem Urnerboden lebten, Die alte Kirche wurde später abgebrochen. sind es heute noch knapp 35. Ganz anders sieht Um 1580 erbaute Landvogt Bartholomä- Das Kircheninnere ist auf die drei Altäre aus- es in den Sommermonaten aus. Über fünfzig us Megnet die erste St.-Anna-Kapelle. Von gerichtet. Der Hochaltar ist Christus, dem gu- Bauern ziehen dann mit ihren Familien über ten Hirten geweiht. Ihn zieren rechts Johannes diesem Bau ist unter anderem ein Flügelal- den Pass und nutzen in verschiedenen Etappen tärchen erhalten, das über dem Chorbogen den üppigen Graswuchs der Alp. Hinzu kommen der Täufer und links der Kirchenpatron St. angebracht ist. Der heutige Bau wurde um zahlreiche Feriengäste und Touristen. An die fünf- Erhard. Der rechte Seitenaltar ist dem Bau- 1646 von Bartholomäus Megnet, einem Enkel hundert Personen leben dann auf dem Urnerboden ernpatron Antonius, der linke der Muttergottes des ersten Stifters, erbaut. Im Innern fällt das und verwandeln den sonst verschlafenen Weiler geweiht. Die fi gürlichen Malereien sind das prächtige Gitter auf, das das Schiff vom Chor in ein pulsierendes Dorf. Werk des Kunstmalers Josef Heimgartner, der trennt. Der Hochaltar enthält ein Gemälde mit in Uri mehrere Kirchen malerisch ausgestat- den Heiligen Anna, Joachim und Maria. tet hat. 1959/60 wurde die Kirche renoviert. Gleichzeitig wurde an das Gotteshaus das 23h Pfrund- und Schulhaus angebaut. WASSEN

Pfarrkirche St. Gallus Kapelle St. Margaretha, Meien In Meien, das bereits um 1246 erstmals er- wähnt wird, dürfte bereits im Spätmittelalter eine Kapelle gestanden haben. Von 1702 bis vor wenigen Jahren wurde der Weiler von einem eigenen Kaplan betreut. Die heutige Kapelle wurde 1866/67 erbaut und ersetzte den Vorgängerbau, der 1877 in ein Schulhaus umgebaut wurde. Die Pläne schuf Martin Gis- ler, und die Ausführung übernahm Josef Spalt, der auch die Kirchen in Erstfeld, Göschenen und Realp errichtete.

Innen ist die Kapelle sehr schlicht. Ihr Stil ist neuromanisch. Das Hochaltarbild stammt von Melchior Paul von Deschwanden. Bemerkenswert ist das Bild des rechten Seitenaltars, das ein Werk des Einsiedler Paters und Malers Rudolf Blättler (1891) zeigt. Eine je nach Lichteinfall unter- schiedliche Stimmung verschaffen die bemalten 25a Glasfenster, die 1933 in die Kirche gelangten. 25b Wohl kaum eine Kirche in Uri ist so bekannt sogleich auf die prachtvollen Altäre gelenkt. Kapelle St. Rochus, Husen wie das «Chileli von Wassen». Nach der Er- Sie stellen einen deutlichen Kontrast zu den öffnung der Gotthardbahn 1882 wurde die weissen Wand- und Gewölbefl ächen dar. Sie Am Eingang des Meientals befi ndet sich der Kirche zu einem neuen Wahrzeichen auf sind Meisterwerke des aus dem Wallis stam- Weiler Husen. Die Kapelle ist dem heiligen der Fahrt in den Süden und zu einem Fix- menden Altarbauers Jost Ritz. Bemerkenswert Rochus geweiht. Er lebte zu Beginn des 14. punkt in der verwirrenden Linienführung der ist auch die stilistisch in die Renaissancezeit Jahrhunderts. Kurz nach seinem Tod wurde Gotthardbahn-Kehrtunnel. reichende Kanzel, die wohl aus der alten Pfarr- er heiliggesprochen und gilt als Patron gegen kirche übernommen wurde. Pest und Cholera. Hoch verehrt wurde er auch 1734 wurde die Pfarrkirche dem heiligen Gal- in Bauernkreisen und besonders bei Viehseu- lus geweiht. Betritt man die Kirche, öffnet sich chen als Nothelfer angerufen. ein festlicher Raum voller Überraschungen, der der Bezeichnung «Chileli» überhaupt nicht Die jetzige Kapelle wurde 1959 gebaut. Im Turm gerecht wird. Zur Festlichkeit trägt vor allem hängen zwei Glocken – eine stammt aus dem der zierliche Stuck bei. Doch der Blick wird alten Geläute der Pfarrkirche Wassen und ist über 700 Jahre alt. 25c Kapelle St. Johannes Nepomuk, Färnigen Färnigen ist die letzte Siedlung auf dem Weg zum Sustenpass. Die Kapelle ist dem heiligen Johannes Nepomuk geweiht und birgt einen prächtigen Altar aus der Werkstatt des Urner Altarbauers Lukas Regli um 1780. Leider feh- len die barocken Statuen. Sie wurden im 19. Jahrhundert durch Schnitzfi guren aus dem Lukas Regli Tirol ersetzt. Lukas Regli war ein bedeutender Urner Bild- Die Totenkapelle schnitzer. Leider wissen wir von seinem Leben 25d recht wenig. Auch ist heute nicht mehr genau Wohl gleichzeitig mit der Pfarrkirche wurde die auszumachen, welche Werke er schuf. Er wurde schmucke Rundkapelle mit dem Zwiebelhelm er- St. Josef, Wattingen 1711 in Andermatt geboren und zog später nach richtet. Zusammen mit der Pfarrkirche trägt auch Schattdorf. Regli war ein Schüler des berühmten sie zum malerischen Bild des Kirchenhügels bei. Südlich von Wassen, am westlichen Ufer der Altarbauers Johann Jodok Ritz. Nachweislich zu Auch hier ist man vom Innern überrascht. Der Reuss, befi ndet sich die Kapelle St. Josef. den Werken Reglis zählen nebst dem Altar in der Raum wird von einem prächtigen Altar be- Ursprünglich führte der Saumpfad unter ihrem Friedhofskapelle von Wassen die Altäre in den herrscht – ein Werk des Urner Altarbauers Vordach hindurch. Auch diese Kapelle besitzt Kapellen von Wattingen und Färnigen sowie in der Lukas Regli. Das Altarbild zeigt Christus am einen Altar von Lukas Regli aus dem letzten Pfarrkirche St. Michael und der St.-Anna-Kapelle Ölberg. Auf dem Altar steht eine ausdrucksvolle Viertel des 18. Jahrhunderts. in Gurtnellen. Schmerzensmaria. 25e