LMBV Leipziger Neuseenland.Pdf
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Mitteldeutsches Braunkohlenrevier Wandlungen und Perspektiven Wasserlandschaft im Leipziger Neuseenland Wasserlandschaft im Leipziger Neuseenland 1 Mitteldeutsches Revier Wallendorfer See L Bad Lauchstädt up Raßnitzer See pe B6 e rh Pa B6 E l s t Merseburg e r B181 b e c Brandis Günthersdorf k e n Beuna Leuna Kötzschau Leipzig A14 Mücheln Geiseltalsee B91 Kulkwitzer Runstedter A9 See See Bad Dürrenberg Markranstädt Markkleeberg B87 Braunsbedra Großkaynaer B186 See Markkleeberger Naunhof Elster- Cospu- stausee dener See B176 See le a Lützen a B186 S Hassesee A38 Freyburg Zwenkauer RHB See Stöhna Störmthaler See Zwenkau Weißenfels Sachsen-Anhalt Werbener See Sachsen B87 Böhlen Stausee B95 B2 Rötha A72 Pegau Kitzscher B176 Kahns- dorfer See B87 Bad Lausick BERLIN Hainer See en B176 P leiß Speicher Hohenmölsen e SACHSEN- Potsdam Groitzsch Witznitz Naumburg B176 ANHALT Großstolpener See Borna Helmstedt B91 Mondsee Speicher Biotop Teuchern RL Deutzen Lobstädt Bockwitz Magdeburg BRANDENBURG RL Kamerad RL Vollert-Nord RL Groitzscher Dreieck Bockwitzer Regis- Speicher See Lucka Borna RL Südkippe RL Vollert-Süd Breitingen Aschersleben RL Hauptwasserhaltung B88 r RL Luckenau-Südost te B93 Harthsee Quedlinburg Dessau ls Haselbacher Osterfeld E e RL Neue Sorge ß RL Westausfahrt RL Hemmendorf See ei RL Streckau W RL Biotop Phönix-Nord RL Reußen 397 RHB Regis- Halle Leipzig RL Groitzschen Zeitz Serbitz RL Rusendorf-Nord (Saale) B180 RL Zipsendorf Süd Meuselwitz Frohburg SACHSEN Thüringen B7 Droyßig Talsperre Windischleuba Dresden Hainbergsee Erfurt Penkwitzer See Jena B180 Gera Chemnitz Altenburg THÜRINGEN B2 Zwickau RL Zechau Wasserlandschaft im Leipziger Neuseenland Landschaften und Industriestandorte im Wandel Der Raum zwischen Leipzig und Altenburg ist schon von Weiße Elster und Pleiße waren durch die Einleitung von jeher durch Wasser geprägt. Bis vor wenigen Jahrzehnten Industrieabwässern so verschmutzt, dass das meiste gab es südlich von Leipzig keine größeren Seen, dafür aber Leben in ihnen abgestorben war. Die ursprüngliche Auen- ein weit verzweigtes Netz von Flüssen, Fließen und Gräben. landschaft entlang der Pleiße und der Weißen Elster sowie Heute bilden die Tagebauseen in diesem Gebiet einen wich- rund 60 Ortschaften mussten den gewaltigen Tagebau- tigen Baustein des Leipziger Neuseenlands, einer Wasser- gruben, die bis über 100 Meter in die Tiefe reichten, wei- landschaft, entstanden aus den stillgelegten und schließlich chen. Durch die erforderliche Absenkung des Grundwas- gefluteten Braunkohletagebauen im Mitteldeutschen Revier. sers wurde auch außerhalb der Gruben in das Ökosystem Rund 800.000 Menschen leben in dieser Region, die zwar eingegriffen. einem gravierenden Wandel unterworfen ist, aber dennoch Nachdem ab 1990 die Mehrzahl der Tagebaue stillgelegt nicht ihre Bedeutung als Bergbau- und Energiestandort ver- und die karbochemische Industrie völlig aufgegeben wor- loren hat. Das Gebiet, das noch Mitte des 19. Jahrhunderts den waren, stand die Sanierung der Gruben und der brach- der Inbegriff einer „harmonischen Landschaft“ war, wurde gefallenen Industrieflächen an. Hierbei ging es in erster durch die einsetzende Industrialisierung, den raumgreifen- Linie um die Entwicklung einer weitgehend nachsorgefreien den Braunkohletagebau und die damit einhergehende Land- Bergbaufolgelandschaft und um die Beseitigung von Um- schaftszerstörung zu einem Synonym für Umweltbelastung. weltschäden und Sicherheitsrisiken. Doch die Beendigung Viele Fließgewässer mussten zugunsten der Tagebaue ver- des Bergbaus eröffnete auch völlig neue Perspektiven. Die legt und teilweise gänzlich aufgegeben werden. Flutung der Tagebaurestlöcher und die Revitalisierung des historischen Fließgewässernetzes sowie der Neubau von Verbindungskanälen und Schleusen lassen den Gewässer- verbund im Leipziger Südraum Wirklichkeit werden. Ein herzliches Glückauf! Dr. Ing. Mahmut Kuyumcu Vorsitzender der Geschäftsführung der LMBV Wasserlandschaft im Leipziger Neuseenland 1 2 Wasserlandschaft im Leipziger Neuseenland GESTERN Landschaftswandel Elstermühlgraben im Ranstädter Steinweg in Leipzig, 1875 Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts grub man südlich von Leipzig nach Braun- kohle. Ab 1850 setzte der für den Raum Rositz-Meuselwitz typische Abbau der Braunkohle im Tiefbau ein. 1873 wurde bei Gorma (Rositz) die erste Brikett- fabrik im Revier gebaut; viele weitere folgten. Eingriffe in die Landschaft gab es zu dieser Zeit jedoch kaum. Erst die einsetzende Industrialisierung, geprägt durch den rasch anwachsenden Brennstoffbedarf der Textil- und Eisenindustrie bei gleichzeitiger Verknappung der Holzvorräte sowie die Verfügbarkeit der Dampf- maschine, führten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem rasanten Aufschwung des Braunkohlebergbaus – auch im Süden von Leipzig. Da die Braunkohlelagerstätten südlich von Leipzig unter anderem in den Auen der Flussgebiete von Weißer Elster und Pleiße, im so genannten Weißelsterbecken, lagen, hatte der Abbau dieser Flöze in industriellem Maßstab gravierende Folgen für das natürliche Gewässernetz und die Landschaft. Blieben die Auswirkungen des Bergbaus in der Zeit der Bauerngruben und des Braunkohlentiefbaus noch recht überschaubar, ergaben sich mit dem Aufkommen der Großtagebaue im Süden von Leipzig etwa ab 1925 einschneidende Konsequenzen für den Wasser- haushalt und das Fließgewässernetz. Badevergnügen am Elsterflutbecken im Freizeitbad „Lido“ nahe der Zeppelinbrücke in Leipzig, um 1930 Wasserlandschaft im Leipziger Neuseenland 3 Harmonische Landschaft zwischen Pleiße und Weißer Elster Wasser spielte in der Kulturlandschaft bei Leipzig schon immer eine bedeutende Rolle. Die Flussauen von Weißer Elster, Pleiße und ihren Nebenflüssen bildeten bereits vor tausenden von Jahren bevorzugte Siedlungsplätze und wurden später zum Inbegriff der „harmonischen Landschaften“. Mühlgräben begleiteten die Flussläufe fast durch- gehend. Ein weit verzweigtes Floßgrabensystem diente über 250 Jahre dem zuverlässigen Transport von Brennholz. Nur Seen suchte man südlich von Leipzig vergeblich. Vor Beginn von Industrialisierung und großflächigem Braun- Seit dem 16. Jahrhundert nutzte man zwischen dem „Holz- „Klein Venedig” an der Pleiße kohlebergbau wurde die Region größtenteils agrarwirt- land“, dem Raum Gera/Krossen, und den Holzabnehmern schaftlich genutzt. Bis 1930 betrieb man in der Pleiße sogar Leipzig und Bad Dürrenberg ein Floßgrabensystem zum Leipzig trägt zu Recht den Beinamen „Wasserstadt“, denn Fischfang. Von einigen Ausnahmen, wie der Harth, abge- Transport. Auch auf der Pleiße wurde bis 1733 Holzflößerei die Metropole kann auf eine lange Tradition der Wasser- sehen, gab es kaum noch große zusammenhängende Wald- betrieben, um Siedlungen, Handwerk und Gewerbe mit nutzung zurückblicken. „Klein Venedig“ wurde das Handels- flächen. Diese waren durch den enormen Brennstoffbedarf Brennstoff zu versorgen. Die im 18. Jahrhundert aufkei- zentrum einst genannt. Leipzigs Innenstadt und Außenbe- vor allem Leipzigs fast gänzlich abgeholzt. Handwerk, Klein- mende noch recht bescheidene Braunkohleförderung in zirke waren von kleinen Flüssen, Kanälen und Mühlgräben gewerbe sowie erste Anfänge der Lohnarbeit in kleinen den Bauerngruben passte sich harmonisch in die Region durchzogen. Ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Industriebetrieben und Braunkohlegräbereien zählten zu ein. In diesen nur saisonal betriebenen „Minitagebauen“ wuchs zunächst die Bedeutung der Gewässer. 1835 wur- den typischen Erwerbszweigen. gruben die Bauern im Nebenerwerb nach Kohle, die an- den vom Leipziger Rat vier öffentliche Badeplätze einge- schließend zu Handstreichsteinen, den Vorläufern der richtet. Als erste Flussbadeanstalt Deutschlands öffnete Bereits seit dem 14. Jahrhundert nutzten die Menschen hier Briketts, verarbeitet wurde. 1842 die Neubertsche Schwimmanstalt, und es entstanden die Wasserkraft der Flüsse. Mitte des 18. Jahrhunderts gab Die regelmäßige Überflutung von Pleiße, Weißer Elster und Bootshäuser, Rudervereine und Bootsverleihstationen. es rund 60 Wassermühlen allein entlang der Pleiße. Wehre ihrer Nebenfließe sorgte seit jeher für einen nährstoffreichen 1888 wurde die erste Motorbootstation eingerichtet. Ein und flussbegleitende Mühlgräben lassen noch heute vieler- Boden im Süden von Leipzig. Die Auenwälder, Ergebnis jahr- reger Freizeitbootsverkehr auf der Weißen Elster und der orts die damaligen Nutzungen erkennen. Die Mühlgräben, hundertelanger Wechsel von Überschwemmungen und Pleiße kam auf. Noch in den 1930er Jahren lag am Pleiße- wie der Elster- und der Pleißemühlgraben, zogen sich auch Ruhepausen, waren Naturrefugien und Erholungsräume mühlgraben gegenüber des Germaniabades ein Bootsver- durch das Stadtgebiet von Leipzig. Letzterer wurde bereits zugleich. Ab 1860 wurden erste Regulierungsmaßnahmen leih am anderen. um das Jahr 1100 angelegt. Als Mühlgraben diente er so- an Pleiße, Weißer Elster und Parthe durchgeführt, zumeist wohl der Nutzung der Wasserkraft als auch der Verteilung um die umliegenden Dörfer und die Stadt Leipzig vor dem des Wassers. Im Laufe der Zeit wurden die Gräben mehr Hochwasser zu schützen, aber auch um weitere Siedlungs- und mehr zu Kanälen, die sich in das Bild der wachsenden und Landwirtschaftsflächen zu gewinnen. 1867 wurde zu Stadt einfügten. Notüberläufe und Spülwasserentnahme- diesem Zweck beispielsweise der Bau der Pleißeflutrinne stellen waren mit dem städtischen Kanalisationsnetz ver- im Connewitzer Wald in Angriff genommen. knüpft. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde eine Reihe von Die Region stand zu